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4 MAXIME:

Die Kommunikationsmaximen nach Grice, die in der Konversationsanalyse eine


wichtige Rolle spielen, sind vier Prinzipien, die darauf abzielen, wie Menschen in der
Kommunikation Informationen austauschen und interpretieren. Die vier Maximen der
Konversationslogik stellen eine Vereinbarung zwischen den Kommunikationspartnern
dar, die eine optimierte Kommunikation garantieren soll

Diese Maximen sind:

1. Maxime der Quantität: Äußere so viel Information wie nötig, aber nicht mehr.
2. Maxime der Qualität: Äußere keine falschen Informationen oder Dinge, von
denen du nicht sicher bist, dass sie wahr sind.
3. Maxime der Relation: Sei relevant und rede über das, worüber gerade
gesprochen wird.
4. Maxime der Modalität: Sei klar, vermeide Unklarheiten und drücke dich in
einer Art und Weise aus, die leicht verstanden werden kann.

Anwendung
Befolgen der Maximen

 Maxime der Quantität: „Hanna hat drei Kinder.“ → Hanna hat nicht mehr als drei
Kinder (sonst hätte der Sprecher das gesagt). Diese Art der Implikatur nennt man
auch skalare Implikatur. Dabei wird vom Hörer darauf geschlossen, dass kein
höherer Wert vorliegt.
 Maxime der Qualität: „Susanne ist zu Hause.“ → Der Sprecher glaubt, dass Susanne
zu Hause ist (der Satz: „Susanne ist zu Hause, aber ich glaube das nicht“ wäre
paradox).
 Maxime der Relevanz: A: „Ich habe kein Benzin mehr.“ – B: „Um die Ecke ist eine
Tankstelle.“ → A kann annehmen, dass B glaubt, dass die Tankstelle offen ist und
Benzin vorrätig hat.
 Maxime der Modalität (hier: Vermeide Ungeordnetheit): „Hanna heiratete und bekam
ein Kind“ wird so verstanden, dass sie erst heiratete und dann ein Kind bekam. Die
Konjunktion „und“ wird als „und dann“ interpretiert. Diese Schlussfolgerung tritt nicht
auf, wenn der Sprecher im gleichen Atemzug sagt: „Ich weiß allerdings nicht in
welcher Reihenfolge.“

VERSTOSS:
Ein Verstoß gegen eine oder mehrere der Kommunikationsmaximen von Grice kann
zu Missverständnissen oder Interpretationsproblemen in einer Kommunikation
führen.

Ein Verstoß der Konversationspartner gegen die einzelnen Maximen kann


bedeutungstragend sein und lässt sich dann als Implikatur beschreiben. Implikaturen
liegen vor, wenn mit einer Äußerung mehr gemeint ist, als in der wörtlichen
Bedeutung dieser Äußerung enthalten ist. Da jeder Gesprächsteilnehmer
grundsätzlich die Maximen befolgen will, das heißt, sich an das Kooperationsprinzip
hält, kann der Hörer des Gesagten sowohl bei einer Verletzung der Maximen als auch
einer augenscheinlichen Irrelevanz des Gesagten Schlussfolgerungen aus diesen
Verstöße ziehen, die zusätzliche Information wird also implikatiert.(vgl. Grice, 254 f.)

Hier sind Beispiele für Verstöße gegen jede Maxime:

1. Maxime der Quantität:


 Beispiel: Jemand stellt eine vage oder unvollständige Information zur
Verfügung, die für den Gesprächspartner nicht ausreichend ist. Zum
Beispiel: "Ich habe etwas Interessantes zu erzählen", ohne weitere
Details zu geben.
2. Maxime der Qualität:
 Beispiel: Jemand gibt falsche oder irreführende Informationen. Zum
Beispiel: "Ich habe noch nie einen Film gesehen", wenn die Person
tatsächlich einen Film gesehen hat.
3. Maxime der Relation:
 Beispiel: Jemand weicht vom Hauptthema ab und bringt irrelevante
Informationen ins Spiel. Zum Beispiel: In einer Diskussion über
Umweltschutz spricht jemand plötzlich über persönliche
Urlaubserlebnisse.
4. Maxime der Modalität:
 Beispiel: Jemand drückt sich unklar aus und verwendet mehrdeutige
Formulierungen, die zu Missverständnissen führen können. Zum
Beispiel: "Es wäre vielleicht nicht uninteressant zu überlegen, ob
vielleicht eine gewisse Verbesserung vorgenommen werden könnte."

Es ist wichtig zu beachten, dass in einigen Fällen ein Verstoß gegen eine Maxime
durchaus beabsichtigt sein kann, um bestimmte kommunikative Absichten zu
erreichen. Zum Beispiel könnte Ironie oder Humor oft auf einem Verstoß gegen die
Maximen basieren. In anderen Fällen kann ein Verstoß jedoch zu
Kommunikationsproblemen oder Konflikten führen, insbesondere wenn die
Gesprächspartner unterschiedliche Erwartungen an die Kommunikation haben.

Die Grice'schen Maximen dienen als nützliche Leitlinien, um eine klare und effektive
Kommunikation zu fördern. In der Praxis wird die Einhaltung oder der Verstoß gegen
diese Maximen jedoch stark von kulturellen, sozialen und individuellen Kontexten
beeinflusst.
KRTITIK:

Obwohl Grices Maximen als nützliche Richtlinien für erfolgreiche Kommunikation


gelten, wurden sie auch kritisiert. Einige der Kritikpunkte beinhalten:

1. Kulturelle Unterschiede: Kritiker argumentieren, dass die Maximen von Grice


auf westlichen Konzepten von Kommunikation basieren und möglicherweise in
anderen kulturellen Kontexten nicht genauso relevant oder anwendbar sind. In
einigen Kulturen können indirekte oder implizite Kommunikationsformen
bevorzugt werden.
2. Soziale Kontexte: Grices Maximen berücksichtigen nicht immer die sozialen
oder situativen Kontexte, in denen die Kommunikation stattfindet. In
bestimmten Situationen kann es notwendig sein, von den Maximen
abzuweichen, um sozial angemessen zu kommunizieren.
3. Unvollständige Theorie: Einige Kritiker argumentieren, dass Grices Maximen
eine unvollständige Theorie der Kommunikation darstellen. Sie fokussieren
sich vor allem auf die Ebene des Gesagten und vernachlässigen Aspekte wie
Nonverbales, Paraverbales und den Kontext, die ebenfalls entscheidend für die
Kommunikation sind.
4. Fehlende Berücksichtigung von Emotionen: Die Maximen von Grice
beziehen sich hauptsächlich auf den Informationsaustausch und
berücksichtigen möglicherweise nicht ausreichend den emotionalen Gehalt
von Kommunikation. Emotionale Nuancen und Ausdrücke könnten in seiner
Theorie unterrepräsentiert sein.
5. Dynamik der Kommunikation: Die Maximen erfassen möglicherweise nicht
vollständig die dynamische Natur der Kommunikation, insbesondere in
Interaktionen, in denen die Bedeutung kontinuierlich verhandelt wird.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Kritikpunkte nicht bedeuten, dass Grices
Maximen irrelevant sind. Vielmehr verdeutlichen sie, dass Kommunikation in ihrer
Vielfalt und Komplexität nicht vollständig durch eine einzige Theorie erfasst werden
kann. Forschende und Theoretiker der Kommunikation berücksichtigen daher oft
mehrere Ansätze, um ein umfassenderes Verständnis zu entwickeln.

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