Sie sind auf Seite 1von 5

Universität Hanoi Seminar: Linguistik 2

Abteilung für Deutsche Sprache Leiterin: Đang Thi Thu Hien


Referenten: Nguyễn Phương Oanh,
Ngô Quang Huy, Vũ Thị Chi
Gruppe: 2 (Referat 11) Jahrjang: K2021
Datum: 02/04/2024

THEORIE DER KONVERSATIONELLEN IMPLIKATUR NACH GRICE

1. Implikaturtheorie von Grice


- H. Paul Grice (1913 – 1988): Sprachphilosoph
- Implikaturtheorie = Wie benutzt Menschen die Sprache (Theorie des
Sprachgebrauchs)
- Das Gesagte = Proposition (wörtliche Bedeutung)
- Das Gemeinte = Implikatur (Sprecherbedeutung)
2. Implikaturentypen
2.1. Konventionelle Implikatur
Implikatur, die auf der konventionellen Bedeutung von Wörtern basiert.
z.B:
Nur mein Bruder kann Deutsch sprechen.
→ keiner außer mein Bruder kann Deutsch sprechen.

Er ist reich, aber unglücklich


→ aber = Kontrast
→ soziale Annahme: Geld macht glücklich.

2.2. Konversationelle Implikatur


Konversationelle Implikaturen entstehen, weil Kommunikation (Konversation)
eine kooperative, regelgeleitete Aktivität ist.

2 Konversationelle Implikatur - Typen


Partikularisierte konversationelle Implikaturen (PKI)
→ in hohem Maße kontextabhängig

zB:
A: Kommst du zur Feier?
B: Ich mag keinen Lärm
→ “B will nicht zur Feier kommen”.

Generalisierte konversationelle Implikaturen (GKI)


→ relativ kontextunabhängig

zB: Ich habe Herr Peter mit einer Frau getroffen


→ “Sie ist nicht seine Frau.”
3. Kooperationsprinzip und Konversationsmaximen
3.1. Kooperationsprinzip
 Kommunikation ist kooperatives Handeln. (Sprecher und Hörer kooperieren in einer
Kommunikationssituation miteinander)
 Kooperationsprinzip = Grundlage des Führens von Gesprächen.
 Die Gesprächsteilnehmenden …
- … verhalten sich kooperativ
- … beachten dieses allgemeine Prinzip
- … erwarten dessen Einhaltung von den anderen Beteiligten

→ Kooperationsprinzip regelt, welche Gesprächsbeiträge akzeptabel sind.


→ Es geht um 4 Kategorien der Kooperativität (= 4 Konversationsmaximen)

3.2. 4 Konversationsmaximen

Konversationsmaximen sind eine Reihe von Prinzipien, die vom Philosophen Paul Grice
vorgeschlagen wurden, um zu erklären, wie Sprecher und Zuhörer zusammenarbeiten, um
eine erfolgreiche Kommunikation zu schaffen.

Maxime der Quantität (Menge an Informationen)


 Mache deinen Beitrag so informativ wie nötig (genug)
 Mache deinen Beitrag nicht informativer als nötig (nicht zu viel)

Maxime der Qualität (Wertigkeit/ Wahrheit der Informationen)


 Sage nichts, was du für falsch hältst
 Sage nichts, wofür dir angemessene Begründungen fehlen (keine Evidenz)

Maxime der Relation (Relevanzmaximen - sei relevanz)


 Gesprächsbeitrag muss in die Kommunikationssituation passen.
 (Gesprächsbeitrag muss zum Gesprächsthema passen)

Maxime der Modalität (Art und Weise eines Gesprächs Beitrags, Klarheit der Information)
 Sei klar (Vermeide unklare Ausdrucksweise).
 Vermeide mehrdeutige Ausdrucksweise
 Sei kurz, nicht kompliziert (vermeide unnötige Weitschweifigkeit)
 Verwende die richtige Reihenfolge.

4. Entstehung der konversationellen Implikatur durch Verletzung oder Befolgung der


Konversationsmaximen.

4.1. Verletzung der Maximen.

Verletzung der Quantitätsmaxime:


A: Warum kann ich nicht so gut singen wie Lisa?
B: Du bist du und Lisa ist Lisa.
→ “Zwei verschiedene Menschen haben nicht die gleichen Talente”

Tautologien: “x ist x, y ist y” → immer wahr deshalb uninformativ.


Verletzung der Qualitätsmaxime:
A: Gestern habe ich A+ in Linguistik bekommen
B: Klar, und ich bin Bundeskanzler von Deutschland.
→ “B glaubt nicht, dass A gestern A+ in Linguistik bekommen hat”
→ Ironie

Verletzung der Relevanzmaxime:


A: Was denkst du über Lisas neuen Freund?
B: Ich lese gerade die Zeitung.
→ “B hat keine Kommentare, B will nicht darüber sprechen”

Verletzung der Modalitätsmaxime:


Papa: Sollen wir den Kindern was Süßes kaufen?
Mama: Aber kein E-I-S.
→ “Wenn die Kinder das Wort Eis hören, wollen sie gerade das. Die Mutter möchte
nicht, dass ihre Kinder Eis essen ”

4.2. Befolgung der Maximen.

Befolgung der Quantitätsmaxime


A: Einige Chinesen sind unhöflich.
→ “Nicht alle Chinesen sind unhöflich.”
→ Der Sprecher befolgt die Maxime und sagt nur so viel, wie er tatsächlich meint.

Befolgung der Qualitätsmaxime


A: Meine Freundin hat alle Bücher von Nguyen Nhat Anh gelesen.
→ “Seine Freundin ist Fan von Nguyen Nhat Anh.”
→“Der Sprecher glaubt, dass seine Aussage wahr ist und hat Gründe für ihre Wahrheit.”

Befolgung der Relevanzmaxime


A: Mir ist gerade das Benzin ausgegangen
B: Gleich um die Ecke ist eine Tankstelle
→ “Die Tankstelle hat geöffnet."

Befolgung der Modalitätsmaxime


A: Peter trank ein Glas Wein und ging in die Kneipe.
→ “Peter trank ein Glas Wein nicht in der Kneipe.”
B: Peter ging in die Kneipe und trank ein Glas Wein.
→ “Peter trank ein Glas Wein nicht in der Kneipe.”

5. Schlussfolgerungsprozess

Vorgang zum Ermitteln/ Bestimmen von konversationellen Implikaturen.

 Der 1.Schritt: Maximenverstoß (Verletzung der Kooperationsmaximen)


 Der 2.Schritt: Kooperativitätsannahme
 Der 3.Schritt: Konversationelle Implikatur
Beispiel:

Huy: Wie spät ist es?


Chi: Der Postbote war gerade da.

→ Das Gesagte von Chi: Der Postbote war gerade da.


→ Das Gemeinte von Chi: Es ist kurz nach 9.
(Achtung: Das Gemeinte ist von der bestimmten Situation abhängig)

Analyse des Schlussprozesses

Der 1.Schritt: Maximenverstoß (Verletzung der Kooperationsmaximen)


 Verletzung der Relevanzmaxime: die Antwort hat auf den ersten Blick nichts mit der Frage zu
tun.

 Verletzung der Quantitätsmaxime: Chi hat mehr gesagt, als nötig.

Aber: Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass Chi das Kooperationsprinzip bzw. Die
Konversationsmaximen verletzen wollte.
→ Huy stellt sich eine Frage: Warum Chi das gesagt hat? Was Chi mir damit sagen will?

Der 2.Schritt: Kooperativitätsannahme


 Huy weiß, dass der Postbote normalerweise um 9 Uhr die Post bringt und Huy weiß, dass Chi
das auch weiß. (Beide benötigen Kontextwissen)

 Huy nimmt an, dass Chi das Kooperationsprinzip einhalten will. Deshalb ist die Äußerung von
Chi mit der Situation relevant. Chi weiß nicht die genaue Uhrzeit, aber weiß, dass der Postbote
gerade da war.

Der 3.Schritt: Konversationelle Implikatur


 Chi weiß, dass Huy diese Implikatur herausarbeiten kann,und Chi hat Huy nicht daran
gehindert, es zu tun.

 Also nimmt Huy an, dass Chi implikatieren wollte, dass es so spät ist, wie immer wenn der
Postbote kommt.

6. Eigenschaften konversationeller Implikaturen (KI)


 Rekonstruierbarkeit: KI können mithilfe eines Schlussprozesses ermittelt werden.
(allgemeines Schema)

 Kontextabhängigkeit: KI sind kontextabhängig. Die gleiche Äußerung kann in verschiedenen


Kontexten unterschiedliche Implikaturen auslösen.

 Streichbarkeit: KI lassen sich durch einen Zusatz streichen, ohne dass die Aussage
widersprüchlich wird.

7. Literatur
 Brinker, Klaus/ Sager, Sven F. (2001): Linguistische Gesprächsanalyse. Eine
Einführung. Berlin: Erich Schmidt.
 Ernst, Peter (2002): Pragmalinguistik. Grundlagen, Anwendungen, Probleme.
London/ New York: de Gryter.
 Linke, Angelika (u.a.) (2004): Studienbuch Linguistik. Tübingen: Niemeyer.
 Meibauer, Jörg (2008): Pragmatik. Eine Einführung. Tübingen: Stauffenburg.
 Nguyễn Đức Dân (2000): Ngữ dụng học. Tập 1. NXB Giáo dục.
 Nguyễn Thiện Giáp (2009): Dụng học Việt Ngữ. NXB Đại Học Quốc Gia Hà Nội.

Das könnte Ihnen auch gefallen