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drei Hypothesen
1. Gesten des Zeigens sind erste Form der menschlichen kooperativen Kommunikation
2. Psychologische Infrastruktur der geteilten Intentionalität als Wesensmerkmal menschlicher
kooperative Kommunikation
a) sozio-kognitive Fertigkeiten: gemeinsame Absicht und gemeinsame Aufmerksamkeit
b) prosoziale Motive (+Normen) des Helfens und Teilens mit anderen
3. Basis für konventionelle Kommunikaition
a) natürliche Gesten inkl. Infrastruktur geteilter Intentionalität
b) Fertigkeiten des kulturellen Lernen und der Nachahmung → gemeinsame kommunikative
Konvention und Konstruktion → schaffen und weitergeben
teils genetisch (Displays) festgelegt, jedoch auf teils gelernt: intentional bei sozialen Aktivitäten:
spielen, Betteln, Stillen, Fellpflege – emotional weniger aufgeladen (evolutionär weniger dringlich)
viele und große individuelle Unterschiede der Gesten innerhalb der selben Art und der selben
Gruppe sogar ideosynkratische Gesten
dieselbe Geste für verschieden Zwecke + verschiedene Gesten für den Zweck
Gesten werden erst bei Aufmerksamkeit des Gegenübers produziert und Reaktion wird beobachtet
(Antworterwartung)
=> Geste > > Vokalisation als Parallele zu menschlichen Kommunikation = absichtlicher + flexibler
Gebrauch von Kommunikationssignalen
2.2.1 zwei Typen von Gesten
1) Intentionsbewegungen:
a) Bsp.: Zähne blecken → ritualisiertes Verhalten b) gelernt
nur den ersten Schritt der Verhaltenssequenz vollziehen (auch per Display möglich)
Lernprozess
a) Geste ist Teil der Aktion
b) Auf Grund der Wiederholung wird Aktion an Geste antizipiert
c) Vorwegnahme der Antizipation Geste und Abwarten auf Reaktion
=> Lernen durch Ritualisierung statt Imitation, da
- viele individuelle Unterschiede
- Geste ohne Vorbild und ideosynkratische Gesten
- Jungtiere ohne Eltern bei Menschen lernen miteinander
- keine Übertragung zu Gruppen
Bsp: Schimpansen: Arm heben, Rücken berühren, Betteln mit Hand, ruckartige Bewegung des
Kopfes
2) Aufmerksamkeitsfänger
Bsp.: Auf den Boden schlagen, Anstupsen, etwas werfen
Aufmerksamkeit einfachgen → auf Kommunikationsdisplays lenken
soziale Intention → referentielle Intention (Aufmerksamkeit lenken)
Bsp.: Spiel-Display (Körperhaltung, Mimik) + klopfen; Sex-Display (erigierte Penis) + Blätter
zerschneiden; Furcht-Display (Grimasse) + (-) verbergen mit Händen
teilweise triadisch Gegenstandsbezogen
Angebot des Gegenstands (Körperteil, Essen), dann wegziehen zum Spielen
2.2.2 Die Aufmerksamkeit (eigene) auf die Aufmerksamkeit des anderen
richten
Stimmliche Kommunikation: keine Überwachung der fremden Aufmerksamkeit → nur Ausdruck
der individuellen Emotion
Gestische Kommunikation: Geste erfordert (visuelle) Aufmerksamkeit, da sie sonst keinen Effekt
hat
Jedoch: keine eindeutige Abfolge von a) Aufmerksamkeitsfänger → b) Intentionsgeste
Jedoch jedoch: explizit ins Blickfeld des anderen gehen, um dort die Intentionsgeste zu machen
2.2.3 Zusammenfassung
1) → gestisch → Objektiv : individuell/flexibel
vokalisch → emotional → Subjektiv
2) Aufmerksamkeit beobachten
2.5 Schlussfolgerung
Geste → Intentionale Kommunikation → missing link?
Stimme → Display Kommunikation
3.1.1 Zeigegesten
verschiedene Beispiele der Zeigegesten: Mann→ Glas; Flußquerer → Füller; Wartender → leerer
Raum; Passagier → Promi; Toillentbesucher → Toillette
3.1.3 Zusammenfassung
Geste: Überbrücken der inferentiellen Distanz zu konventioneller Sprache
3.2.4 Zusammenfassung
Kooperationsmodell Gemeinsamer Hintergrund und Kooperatives Handeln
gemeinsame Aufmerksamkeit
Inidividuelle Ziele Ausdruck: Stimme / Mimik Verstehen
Soziale Intentionen und Motive Diadische „Für dich“ Signale Kooperatives Schlussfolgern
Kommunikative Absicht=
Wahrnehmbar-machen der
sozialen Motive
Referentielle Absicht = Mittls Triadisches Zeigen auf Objekte Referenz
Aufmerksamkeitslenkung
3.3 Kommunikationskonventionen
Kodiert Vs „natürlich“
3.3.1 Sprachliche Kommunikation und die Infrastruktur geteilter
Intentionalität
→ manche Referenten auf Kontext angewiesen (Pronomen)
→ generelle Referenz nur im Kontext verstehbar
gleiche sozialen Motive des Forderns, Informieren, Mitteilen
referentielle Intention: was wird „in“ das Signal gelegt?
a) vorgegeben: gemeinsamer Hintergrund
b) neu und berichtenswert: → kommunikative Intention
3.3.2 Konventionen als geteilte Kommunikationsmittel
Konvention: jeder verwendet das gleiche Mittel zur Koordination von Aufmerksamkeit und
Handeln
Arbitrarität: sozial gelernt/imitiert => Bidirektionalität des Zeichens
→ Kodifizierung: jedoch erst möglich, sobald die „Infrastruktur der geteilten Intentionalität“
besteht
3.3.3 Zusammenfassung
Psychologische Infrastruktur der Kommunikation
a) Kommunikationsmotive
b) 1) Verstehen der Intention
2) Verstehen der Aufmerksamkeit
3) praktische Schlussfolgerung
c) Kommunikationsmittel
Affen: fordern → ritualisierte Signale = praktisch
Menschen: fordern, helfen, teilen → rekursives Erkennen von Intention => kooperatives
Schlussfolgern und wechselseitige Kooperationserwartung → ritualisierte Signale, Imitation und
Rollentausch (ikonische Gesten, bidirektionale Konventionen) = kooperativ
3.4 Schlussfolgerung
Geste → Aufmerksamkeitslenkung
ikonische Gesten → Ablösung vom Hier und Jetzt
Kooperationsmodell:
1) Gemeinsame Absicht, erfolgreich zu kommunizieren
2) Kommunikationsakte: in gemeinsamer Aufmerksamkeit und gemeinsamen situationalen
Verständnis verankert
3) Prosoziale Motive: Fordern, Helfen, Teilen
4) geteilte Erwartung (+ Normen) zur Kooperation
5) Sprachliche Konventionen: Verwendung der Konvention in gleicher Weise
4 Ontogenetische Ursprünge
Drei Leitfragen
1) Gleicht die vorsprachliche gestische Kommunikation von Kleinkindern der vollständigen
Struktur der kooperative Kommunikation der Erwachsenen?
2) Ist die Entwicklung kooperativer Kommunikation verbunden mit geteilter Intention und anderen
sozialen Interaktionen?
=> sozio-kognitive bzw. sozio-emotionale Infrastruktur der Kommunikation
3) Welche Parallelen gibt es zwischen vorsprachlicher-gestischer Kommunikation und früher
Erwerb + Gebrauch sprachlicher Konventionen? → welche Rolle spielt die Infrastruktur geteilter
Intentionalität bei beiden?
4.1.2 Kommunikationsmotive
Klassische Sicht: imperativ und deklarativ s.o.
Tomasello:
a) imperativ: Spektrum der Aufforderung: Befehl bist Vorschlagen einer Wahl
b) teilen: Information über Selbst
Studie 1: zufrieden bei 1) Aufmerksamkeit auf Gegenstand und 2) Übereinstimmung der
Einstellung (Freude)
Studie 2: helfen bei Gegenstandssuche → kein eigener Ausdruck
Studie 3: Fordern per individualistischen imperativen Gesten → soziale Werkzeuge
Helfen und Teilen: zentrale Motivationstypen der geteilten Intentionalität
4.1.6 Zusammenfassung
Bei Beginn der Zeigegeste: wichtigste Aspekte kooperativer Kommunikation:
- auf geistiger Ebene
- Kontext gemeinsamen begrifflichen Hintergrunds
- auf Grund kooperative Motive
=> sozial-kognitive Infrastruktur kooperativer Kommunikation
jedoch: noch keine Täuschung und Verbergen der Urheberschaft => offene kommunikative Absicht
4.5 Schlussfolgerung
Kooperationsmodell: drei spezifische Hypothesen
a) vollständige kooperative Infrastruktur ist mit ~ 12 Monaten vor Spracherwerb schon ausgebildet
(Gesten)
b) gemeinsamer Hintergrund + gemeinsame Aufmerksamkeit => gemeinsame Intentionalität
(Sozio-kognitive Infrastruktur der Kommunikation)
c) Sprachverstehen wird innerhalb eines sozial-pragmatischen Bedeutungsrahmen erworben
→ Zeigegesten verlaufen parallel zu
→ Ikonischen Gesten und konventionellen Sprachzeichen
5 Phylogenetische Ursprünge
Menschen: kooperative Kommunikation vs Affen: individualistische Kommunikation
Vorteil: → soziale Normen und Ruf/Selbstbilder als Gruppenfunktion
reziproke Kooperation: Ruf-basierter Zweck: der, der hilft, mit dem wird eher kooperiert
Ikonische Gesten: symbolischer, besser über Hier und Jetzt hinaus deutbar → teils auf Basis
gemeinsamen Hintergrund (Referenzobjekte, Referenzhandlung) → teils imitierbar: gleiche
Erfahrung, jedoch nicht gemeinsam
Phantasiestudie: zwei Kindergruppen. a) ohne Gesten (Arme gebunden) und b) ohne Laute (Mund
zugeklebt) -» Kinder tauber Eltern
Vorteile der Stimme: Entfernung überbrücken, im dichten Wald möglich, Hände frei, Augen
entlasten, öffentliches Publikum
Demonstativa der Sprache (deiktisches Zentrum) vs Inhaltswörter (Ikonisches, objektives Zentrum)
5.4 Schlussfolgerung
Tiere: Kooperationsbereiche (z.B. Herden)
Menschen: Schaffen von Sprache und kooperativer Institutionen (Ehe, Geld, Regierungen)
→ kognitive Grundlagen: geteilte Intentionalität → menschliche Kommunikation als eine
Manifestation
heutige Menschenaffen
gestikulieren wenn Aufforderungsmotive: verstehen intentionalen Handelns → praktisches
Schlussfolgern
Aufmerksamkeitslenkung zum Zweck sozialer Intention
→ aber keine soziale Bedeutung der Kommunikation, da kein gemeinsamer begrifflicher
Hintergrund und keine gegenseitige Erwartung und Normen
heutige Menschen
toleranter und großzügiger bei Beurteilung → rekursives Erkennen geistiger Zustände („Sie denken
über mein Denken“)
a) Mutualistische gemeinsame Tätigkeiten
- gemeinsame Ziele und Absichten schafft gemeinsamen Hintergrund und gemeinsame
Aufmerksamkeit
- gemeinsamer Hintergrund und gemeinsame Aufmerksamkeit ermöglichen gemeinsame Ziele und
Absichten
→ rekursives Erkennen geistiger Zustände
Auffordern
b) Wechselseitige Kooperationserwartung / Reziprozität
→ kommunikative Intention (tun, um als Sozialakteur zu entwickeln)
→ Imitation durch Rollentausch
Info anbieten→ öffentliche Sphäre der Kommunikation: Ruf aufbauen: win/sekundär win
=> Gebärde, ikonische Geste
Teilen
c) Kulturelle Gruppenselektion: Zugehörigkeit durch Ähnlichkeit → gleichen und mögen →
Normen → kommunikative Konvention
6.5 Schlussfolgerung
Ursprung der Grammatik
bereits Affen sequenzieren Ereignisse und Teilnehmer
für Informieren + Teilen: komplexere Strukturen nicht, da kultur-rekursiv entwickeln:
kognitiv-emotionale Basis: geteilte Intention, Aufmerksamkeit
2. Geteilte Intentionalität
vgl.: Menschenaffen / Menschen
→ Kleinkinder: Gesten erst ab Fähigkeit zur Intentionalität
→ wechselseitiges Wissen um Intention zu Kommunikation
7.3 Schlussfolgerung
Sprache als DAS elementare Kulturprodukt und gleichzeitig Kulturkatalysator wegen Fähigkeit
Pläne zu koordinieren