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Text Nr.

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A
Wenn Menschen kommunizieren, benutzen sie dazu Sprache oder andere Zeichensysteme.
Kommunikation ist eine soziale Handlung, bei der mit dem Ziel der Verständigung Zeichen
produziert und rezipiert werden. Kommunikation ist abgeleitet vom lateinischen Wort
communicare. Das bedeutet „ „teilen, mitteilen, teilhaben (lassen), gemeinsam machen“. Das
lateinische Wort communio bedeutet „Gemeinschaft“, das lateinische Wort communis bedeutet
„gemeinsam“. Kommunikation hat immer ein Ziel oder einen Zweck und soll zur Veränderung
eines Zustands oder einer Gegebenheit führen.

In der Signaltheorie versteht man unter Kommunikation das Übertragen von Signalen durch den
Raum. Kommunikation ist aus dieser Sicht eine Verbindung von technischen Geräten, die durch
Signale aufrechterhalten wird. Signale lösen Prozesse aus, z.B. erscheinen auf einem Display
Buchstaben oder ein Telefon klingelt. In der Mathematik berechnet man die Wahrscheinlichkeit,
mit der bestimmte Signale oder Signalkombinationen auftreten. Die Ergebnisse solcher
Berechnungen nutzt man unter anderem für die Bestimmung von Kapazitäten elektronischer
Datenkanäle und Datenspeicher. Eine zentrale Größe solcher Berechnungen ist die Zähleinheit Bit.

In der Biologie werden teilweise Prozesse zwischen Molekülen als Kommunikation betrachtet. Die
Forschungsergebnisse helfen zu verstehen, wie bestimmte Krankheiten entstehen.

Es gibt verschiedene Kommunikationsmodelle: Alltagstheoretische und deskriptive Modelle,


Ausdrucks- und Eindrucksmodelle, Medienwirkungsmodelle, Nachrichtenübertragungsmodelle,
soziologische Modelle und Funktionsmodelle. Beim Übersetzen und Dolmetschen helfen
Funktionsmodelle. Ein Funktionsmodell stammt von Friedemann Schulz von Thun. Er ist
Psychologe. Er spricht von den vier Seiten einer Nachricht. Ein bekanntes Beispiel ist die Äußerung
„Du, die Ampel ist grün.“ Ein Ehepaar sitzt im Auto, das an einer Ampel hält. Die Frau ist am
Steuer, der Mann sitzt daneben. Der Mann sagt: Du, die Ampel ist grün.“ Die Frau hat 4
Möglichkeiten, die Äußerung zu verstehen: Als Feststellung, dass grün ist und man losfahren kann.
Als Aufforderung. „Fahr los“. Als Selbstoffenbarung des Mannes: „Ich habe es eilig.“ „Ich bin
ungeduldig“. Als Kritik an ihren Fahrkünsten. Das Vier-Seiten-Modell hilft aus psychologischer
Sicht, die verschiedenen Aspekte und Interpretationsmöglichkeiten von Äußerungen bewusst zu
machen und die zwischenmenschliche Kommunikation zu verbessern. Friedemann Schulz von
Thun fokussiert in seinem Modell den Empfänger einer Nachricht. Sein Modell heißt auch Vier-
Ohren-Modell.

Die Übersetzungswissenschaftlerin Christiane Nord fokussiert das Kommunikationsziel. Sie nennt


solche Ziele kommunikative Funktionen. Diese Funktionen erkennt man an der Wahl der
sprachlichen Mittel, an der Textsorte und am Kontext. Es gibt vier Gruppen von kommunikativen
Zielen: Darstellende Funktion, appellative Funktion, expressive Funktion und phatische Funktion.
Wird eine Sache oder ein Objekt dargestellt, hat eine sprachliche Äußerung darstellende Funktion.
Soll eine Handlung oder Haltung ausgelöst werden, hat eine sprachliche Äußerung appellative
Funktion. Geht es um ein Gefühl oder eine Meinung des Senders, dann hat die sprachliche
Äußerung expressive Funktion. Soll die Äußerung die Beziehung zwischen Sender und Empfänger
regulieren, hat sie phatische Funktion. Die Identifikation der kommunikativen Funktionen ist
wichtig beim Übersetzen und Dolmetschen.

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B

Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen im Studiengang Übersetzen,

in den kommenden zehn Minuten möchte ich euch etwas mitteilen. Ich möchte euch an etwas
Wissen teilhaben lassen. Ich möchte uns dieses Wissen gemeinsam machen. Wenn ihr das wissen
werdet, was ich schon weiß und mit euch teilen möchte, sind wir durch dieses gemeinsame Wissen
eine Gemeinschaft, sozusagen eine Wissensgemeinschaft. „Teilen“, „etwas Gemeinsames entstehen
lassen“ - das ist die ursprüngliche Bedeutung des lateinischen Worts communicare. Davon
abgeleitet sprechen wir heute von kommunizieren und Kommunikation. Genau darum soll es in
meinem Vortrag gehen: Um Kommunikation. Zuerst spreche ich über die Definition von
Kommunikation. Danach stelle ich euch zwei Kommunikationsmodelle vor. Vielleicht fragt ihr
euch, was das alles mit dem Übersetzen zu tun hat? Ich hoffe, dass wir am Ende meines Vortrags
oder in der anschließenden Diskussion eine Antwort darauf finden.

Ich komme zu Punkt 1: Was ist Kommunikation bzw. wie wird Kommunikation definiert?

Zu Beginn hatte ich euch schon dargestellt, woher der Begriff Kommunikation eigentlich kommt.
Nämlich aus dem Lateinischen. In der Bedeutung „teilen, mitteilen, teilhaben (lassen), gemeinsam
machen“ steckt eine soziale Handlung. Das heißt eine Handlung, an der mehrere Menschen beteiligt
sind. Das wird auch deutlich, wenn man sich das lateinische Wort für „Gemeinschaft“ anschaut.
Das heißt communio. Das lateinische Wort für „gemeinsam“ heißt communis. Kommunikation als
soziales Handeln hat immer Ziele bzw. Zwecke und soll zur Veränderung einer Gegebenheit oder
eines Zustands führen. Als Beispiel kann mein Vortrag dienen. Im Moment ist euer Wissen über
Kommunikation relativ klein. Am Ende des Vortrags werdet ihr mehr wissen. Am Zustand eures
Gesamtwissens wird sich also etwas verändert haben. Zumindest ist das der Zweck dieses Vortrags.

Man kann Kommunikation aber von einer ganz anderen Seite betrachten. In der Signaltheorie
versteht man unter Kommunikation das Übertragen von Signalen durch den Raum. Kommunikation
ist aus dieser Sicht eine Verbindung von technischen Geräten, die durch Signale aufrechterhalten
wird. Signale lösen Prozesse aus, z.B. erscheinen auf einem Display Buchstaben oder ein Telefon
klingelt. In der Mathematik berechnet man die Wahrscheinlichkeit, mit der bestimmte Signale oder
Signalkombinationen auftreten. Die Ergebnisse solcher Berechnungen nutzt man unter anderem für
die Bestimmung von Kapazitäten elektronischer Datenkanäle und Datenspeicher. Eine zentrale
Größe solcher Berechnungen, von der ihr vielleicht schon mal gehört habt, ist die Zähleinheit Bit. In
der Biologie werden teilweise Prozesse zwischen Molekülen als Kommunikation betrachtet. Die
Forschungsergebnisse helfen zu verstehen, wie bestimmte Krankheiten entstehen.

Aber für uns Übersetzer und Übersetzerinnen ist Kommunikation doch eher als soziale Handlung
relevant, nicht wahr? Es sei denn, wir arbeiten als technische Übersetzer oder sind auf biologische
Fachtexte spezialisiert. Wenn Menschen kommunizieren, benutzen sie dazu Sprache oder andere
Zeichensysteme. Man kann sagen: Kommunikation ist eine soziale Handlung, bei der mit dem Ziel
der Verständigung Zeichen produziert und rezipiert werden. Beim Sprechen, Schreiben, Zeichnen
oder Zeigen werden Zeichen produziert. Beim Hören, Lesen oder Betrachten werden Zeichen
rezipiert. Doch wie funktioniert nun Kommunikation und warum geht dabei manchmal auch
gehörig etwas schief? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, haben sich verschiedene
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen Kommunikationsmodelle ausgedacht. Es gibt
alltagstheoretische und deskriptive Modelle, Ausdrucks- und Eindrucksmodelle,
Medienwirkungsmodelle, Nachrichtenübertragungsmodelle, soziologische Modelle und
Funktionsmodelle.

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