Sie sind auf Seite 1von 5

KOMMUNIKATION; ZUR KLÄRUNG EINES BEGRIFFES

2.1. Kommunikation als soziales Verhalten

mit dem Terminus Verhalten wird jede Regung eines Organismus bezeichnet.
Soziales Verhalten meint dagegen bereits den Umstand, dass sich Lebewesen im Hinblick
aufeinander verhalten (Reaktion auf das Verhalten anderer Lebewesen darstellt und selbst
wiederum die Reaktionen anderer Lebewesen beeinflusst)
Werden nun im Rahmen solcher sozialer Verhaltensweisen auch Bedeutungen vermittelt,
dann besitzen diese Verhaltensweisen auch kommunikativen Charakter.

„man kann nicht nicht kommunizieren“ (Watzlawick)

es soll hier davon ausgegangen werden, dass es dem Menschen sehr wohl möglich ist,
Kommunikation willentlich aufzunehmen oder auch abzubrechen.

Handeln ist als intentionales Verhalten, als ein Verhalten, welches bewusst oder absichtsvoll
auf ein Ziel hin ausgerichtet ist. Dabei ist einerlei, ob es sich um ein äußeres (motorische
Aktivitäten) oder innerliches Tun (Denken, Fühlen..)handelt; auch ein bewusstes Unterlassen
einer Aktivität oder ein bewusstes Dulden ist in diesem Sinn als menschliches Handel zu
begreifen.

Ist unser Handeln in seinem Ablauf nun auch noch an anderen Menschen orientiert, dann
spricht man von sozialem Handeln. Ein Mensch handelt dann sozial, wenn er das
Vorhandensein von anderen Menschen in sein Handeln mit einbezieht.

2.2. Menschliche Kommunikation als soziales Handeln

• Jeder kommunikativ Handelnde besitzt zunächst eine allgemeine Intention, nämlich:


den Mittleiungs-Charakter seiner kommunikativen Handlung verwirklichen zu wollen.
=> Verständigung

• Jeder kommunikativ Handelnde besitzt darüber hinaus auch eine spezielle Intention: er
setzt seine kommunikative Handlung aus einem bestimmten Interesse heraus. Die
Kommunikations-Interessen sind der Anlass jeglicher Kommunikationsversuche

 inhaltsbezogen: der Inhalt der kommunikativen Handlung erwächst


unmittelbar aus dem zu realisierenden Interessen.
Das zu realisierende Interesse an Kommunikation (= Beseitigung von Zugluft) bestimmt den Inhalt der
kommunikativen Handlung (schließ das Fenster)

 Situationsbezogen: der Inhalt der kommunikativen Handlung wird nicht


unmittelbar vor den zu realisierenden Interesse bestimmt.
Small Talk auf Parties: Interesse, über irgendwelche Inhalte mit seinem gegenüber in Beziehung zu
treten.

Grafik Seite 27

Kapitel 2 1 von
So wie wir nicht um des Handelns willen handeln, so kommunizieren wir auch nicht um des
Kommunizieren willen, sondern verfolgen neben dem konstanten Ziel der Verständigung mit
unserem Kommunikationspartner stets auch die Realisierung von Interessen.

 kommunikatives Handeln ist noch nicht Kommunikation.


Kommunikatives Handeln ist ein Anstoß, der Kommunikation entstehen
lassen kann – aber nicht entstehen lassen muss.

2.3. Kommunikation als soziale Handlung

Kommunikation ist ein dynamischer Vorgang, der zwischen mindestens zwei Lebewesen
abläuft. Damit Kommunikation stattfinden kann, müssen mindestens zwei Lebewesen
interagieren.

Soziale Interaktion: ein wechselseitiges Geschehen zwischen zwei oder mehreren


Lebewesen, welches mit einer Kontaktaufnahme beginnt und zu (Re-)Aktionen der in Kontakt
stehenden Lebewesen führt.

Kommunikation kann erst dann stattfinden, wenn sich (mindestens zwei) Lebewesen im
Hinblick aufeinander kommunikativ verhalten.

Menschliche Kommunikation liegt er dann vor, wenn Individuen ihre kommunikativen


Handlungen nicht nur wechselseitig aufeinander richten, sonder darüber hinaus auch die
allgemeine Intention ihrer Handlungen (=Bedeutungsinhalten miteinander teilen wollen)
verwirklichen können und damit die Verständigung jeder kommunikativen Aktivität
erreichen.

In der Tat ist Kommunikation somit als ein Begriff anzusehen, den man genauso genommen
nur ex post, nach Vollzug des Kommunikationsaktes verwenden kann. Ex ante lässt sich
allenfalls ein Kommunikationsvorsatz oder –versuch feststellen.

Grafik Seite 33

2.4. Kommunikation als vermittelter Prozess

Kommunikation bedarf stets einer Instanz, über die das zwischen den Kommunikationspartner
Geschehene abläuft => das Medium ist ein unbedingter Bestandteil; das Medium ist das
Ausdrucksmittel

Medien sind als Transportmittel zu begreifen. Bienen benutzen mit ihrem Schwänzeltanz über in Medium.

Es gibt keine unvermittelte Kommunikation: alle Kommunikation bedarf des Mittels


oder Mediums, durch das hindurch eine Nachricht übertragen bzw. aufgenommen
wird.

Pross unterscheidet 3 Medien:

• primäre Medien: Medien des menschlichen Elementarkontaktes; Sprache und


nonverbale Vermittlungsinstanzen. Gemeinsam ist diesen Medien, dass kein Gerät
zwischen Sender und Empfänger geschaltet ist.

Kapitel 2 2 von
• sekundäre Medien: all jene Medien, die auf der Produktionsseite ein Gerät erfordern;
Flaggensignal bis zum Brief, Flugblatt, Plakat, Buch, Zeitung

• tertiäre Medien: jene Kommunikationsmittel, zu denen technische Sender und


technische Empfänger gehören. Telefon, Fernschreiber, Rundfunk, Schallplatte, Film,
Fernsehen…

die jeweiligen Medien stellen immer einen bestimmten Rahmen bereit, innerhalb dessen dann
jeweils ganz bestimmte Ausdrucksformen als Zeichen fungieren können.

2.5. Menschliche Kommunikation als symbolisch vermittelte Interaktion

Kommunikation verläuft immer medial, d.h. die Kommunikationspartner benötigen stets eine
Vermittlungsinstanz, mit deren Hilfe sie erst in der Lage sind, Bedeutungen miteinander zu
teilen.

Ein Zeichen ist eine materielle Erscheinung, der eine Bedeutung zugeordnet ist. Indem es
etwas bedeutet, verweist es auf etwas.

natürliche Zeichen: sie werden von dem Objekt, welches sie anzeigen, kausal verursacht. In
diesem Sinne sind natürliche Zeichen daher auch „Anzeichen“, Kennzeichen oder Symptome
der Objekte, auf die sie hindeuten.
Rauch ist ein (Kenn-)Zeichen für brennendes Feuer, das Erröten ein Symptom von Scham oder Verwirrung…

Künstliche Zeichen: all jene materiellen Erscheinungen, die zum Zweck der Kommunikation
entstanden bzw. geschaffen worden sind. Ihre Bedeutung ist das Resultat einer sozialen
Übereinkunft, einer Vereinbarung zwischen Menschen.

Als Signal tritt ein Zeichen auf, wenn seine Funktion in der unmittelbaren Einwirkung auf das
Verhalten anderer Lebewesen besteht; Zeichen, die zu einer Aktivität drängen; die eine
bestimmte Reaktion auslösen. Diese Reaktion kann durch eine Vereinbarung zwischen
Menschen vorherbestimmt worden sein; sie kann aber auch – vor allem bei Tieren – instinktiv
angelegt oder durch Lernprozesse bedingt sein.
Handzeichen des Polizisten erfüllen eine typische Signalfunktion.

Ein Symbol vertritt den Gegenstand, auf den es verweist.


Fahne

Als was ein Zeichen jeweils fungiert – als Signal oder als Symbol – hängt in erster Linie von
seinem Gebrauch ab, d.h. von dem Umstand, wie es verwendet wird.
Erst im Rahmen der menschlichen Kommunikation eröffnet sich dagegen die Möglichkeit,
Zeichen nicht mehr nur als Symbole, sondern auch – und vor allem – als Symbole
einzusetzen.

Dem Menschen ist es im Gegensatz zu den Tieren möglich, eine Haltung gegenüber den
Gegenständen in absentia einzunehmen, welche als „denken an“ oder „sich beziehen auf“
bezeichnet wird.
Die signalhafte Kommunikation im Tierreich ist nämlich immer sowohl zeit- aus auch
situationsgebunden.

Kapitel 2 3 von
Der Mensch kann via Symbolbilder natürlich auch abstrakte Vorstellungen in sein
Bewusstsein rufen; also Bereich der Wirklichkeit, die als konkret wahrnehmbare Gegenstände
ja überhaupt nicht existieren.
Das sprachliche Symbol „Freiheit“, olympische Fahne

Die Bedeutung eines Zeichens, das als Symbol fungiert, darf weder als etwas ein für
allemal Feststehendes betrachtet werden, noch als etwas, das bei verschiedenen
Menschen in genau gleicher Weise vorhanden ist. M.a.W., die Bedeutung eines
Symbols ist immer vom jeweiligen raum-zeitlichen Kontext bestimmt.

Der Symbolische Interaktionismus ist ein Konzept menschlichen Handelns, welches das In-
Beziehung-Treten des Menschen mit seiner Umwelt thematisiert.
Das handlungstheoretische Verständnis des Symbolischen Interaktionismus basiert im
wesentlichen auf folgenden drei Prämissen:

• Menschen handeln Dingen gegenüber auf der Grundlage von Bedeutungen, die diese
Dinge für sie besitzen

• Die Bedeutung dieser Dinge entsteht in/wird abgeleitet aus den sozialen Interaktionen,
die man mit seinen Mitmenschen eingeht.

• Diese Bedeutung werden im Rahmen der Auseinandersetzung mit ebendiesen dingen


in einem interpretativen Prozess benützt und auch abgeändert.

Im symbolisch.interaktionistischen Sinn existieren Dinge nicht als isolierte Entitäten, sie


besitzen keine geschichtslose Wesenhaftigkeit u.ä., sondern sie existieren ausschließlich
raum- und zeitgebunden.
Die Bedeutung eines Gegenstandes ist dann jeweils das Ergebnis mannigfaltiger Definitions-
und Interpretationsprozesse, die zwischen Menschen ablaufen, wenn diese im Hinblick auf
den jeweiligen Gegenstand handeln.

Ein signifikantes Symbol ist ein Zeichen, das eine dahinter stehende Idee (d.h. einen
bestimmten Vorstellungsinhalt) ausdrückt und diese Idee auch beim Kommunikationspartner
auslöst.

Kommunikation lässt sich daher als „gemeinsame Aktualisierung von Sinn“ begreifen und
nicht als ein Vorgang der Übertragung von Sinn oder Information.

Es wäre zweifellos eine Überinterpretation des theoretischen Ansatzes, wollte man aus diesem
ableiten, ein Symbol- bzw. Bedeutungsvorrat eines bestimmten Menschen sei ausschließlich
subjektgebunden und besitze mit ebendem eines anderen Menschen so gut wie überhaupt
keine Ähnlichkeiten.
Diverse Sozialisationsmechanismen und –Instanzen (von der Familie über Schule,
Arbeitsplatz bis zu den Massenmedien usw.) sorgen ja für weitreichende Ähnlichkeiten in der
Erfahrungs- und Denkwelt einer mehr oder weniger großen Sozietät.

Kapitel 2 4 von
Kapitel 2 5 von

Das könnte Ihnen auch gefallen