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Prof. Dr. Jörn Lamla, Fachbereich 05: Gesellschaftswissenschaften – Vorlesung „Soziologische Theorien“ (Wintersemester 2017/18) 06.02.2018 | 152
Instrumentelle Vernunft
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Kulturindustrie
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Rationalitätspotential der Moderne
• These: Moderne als unvollendetes Projekt (Entfaltung
und Vereinseitigung des Vernunftpotentials im
Rationalisierungsprozess)
Perspektivenwechsel von Produktions- oder Tausch-
(Marx bis Adorno, Arbeit/Ware) zu
Verständigungsverhältnissen (Kommunikation)
– Formalpragmatik Die Unterstellung rationaler Be-
gründbarkeit bei der Verwendung von Sprache wird als
universelle Form rekonstruiert (Telos der Verständigung)
– Koordinationsfunktion der Sprache im sozialen Handeln
kommunikatives (verständigungsorientiertes) Handeln
– Lebensweltliche Funktionen der (öffentlichen) Verständi-
gung und deren gesellschaftlicher Stellenwert (Kritik)
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Kommunikatives Handeln
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Handlungstypen, Weltbezüge und
Geltungsansprüche
Handlungstyp teleologisches normreguliertes dramaturgisches
Handeln Handeln Handeln
Weltbezüge objektive Welt objektive und privilegiert
soziale Welt zugängliche
Innenwelt
Außenwelt
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Verständigung: Geltungsansprüche
• Sprechakttheorie (Austin; Searle):
– konstative Äußerungen, propositonaler Bestandteil
– performativer Bestandteil (Vollzug einer Handlung, z.B. Taufe, Ja-
Wort, Versprechen)
– illokutionäre Kraft soziale Beziehung und Bindung durch
Sprache
• Bedingungen der Akzeptabilität (= illokutionärer Erfolg)
rational motiviertes Einverständnis, basierend auf der Gewähr des
Sprechers, kritisierte Geltungsansprüche durch Beibringen guter
Gründe ggf. einlösen zu können (oftmals implizit; explizit
Diskurs als Verfahren zur Einlösung von Geltungsansprüchen)
Geltungsansprüche sind die Konvergenzpunkte intersubjektiver
Anerkennung
Problem: Dissensrisiko (durch eingebaute Kritikmöglichkeit)
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Lebenswelt aus der
Teilnehmerperspektive
a. situationsbezogenes Horizontwissen:
Unterstellung übereinstimmender Deutungen der raum-zeitlichen
Kontexte der Situation
b. themenabhängiges Kontextwissen:
sachliche Kontexte; mobilisierbar für Begründungen (je nach
Bedarf); relativ leicht problematisierbar
c. lebensweltliches Hintergrundwissen:
unvermittelte Gewissheit; holistisch (LW als „Dickicht“); schwer
problematisierbar (methodische Anstrengung)
a. und b.: relativ vordergründiges unthematisches
Wissen, das die Last der Plausibilisierung trägt
LW ist immer nur ausschnittweise kritisierbar
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Rationalisierung der Lebenswelt
• Strukturelle Differenzierung der LW:
– Wissenschaft (Wahrheitsfragen); Recht/Politik
(normative Ordnung); Kunst (Ästhetik; Authentizität)
• „Versprachlichung des Sakralen“
Dissensrisiko nimmt im Zuge der Modernisierung zu
Frage: Gibt es alternative Mechanismen der
Handlungskoordinierung?
• Entlastung durch evolutionäre Entkopplung der
materiellen von der symbolischen Reproduktion!
Ausdifferenzierung von Teilsystemen (Staat und
Wirtschaft) über entsprachlichte Steuerungsmedien
Vernetzung von Handlungsfolgen (Systemintegration)
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Staat Wirt.
Ausdif-
Koloniali-
ferenzie-
sierung
rung
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Entkopplung: System & Lebenswelt
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Zivilgesellschaft & Öffentlichkeit
• Deliberative Demokratie und politischer Machtkreis-
lauf Möglichkeiten, Dominanzrichtung umzukehren?
– Soziale Bewegungen und freiwillige Assoziationen Kern
der zivilgesellschaftlichen Öffentlichkeit; verankert in der
Lebenswelt
– Einflussnahme auf die politische Problemverarbeitung
– materiale Anliegen
– demokratische Legitimationspflichten
– Verankerung von kommunikativer (im Unterschied zu
administrativer) Macht durch offene, egalitäre, diskursive
Prozeduren der Meinungs- und Willensbildung
auseinandergezogenes Modell von Volkssouveränität!
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Strukturalismus – Poststrukturalismus
Emile Durkheim Gabriel de Tarde
Ferdinand de Saussure
(*1858, †1917) (*1843 †1904)
(*1857, †1913)
Marcel Mauss
Claude Lévi-Strauss (*1872, †1950)
(*1908, †2009)
Norbert Elias
Roland Barthes
(*1897, †1990)
(*1915, †1980)
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Linguistik: Ferdinand de Saussure
• Sprache wird nun primär als langue (System), nicht als
parole (Sprechen) analysiert emergente sprachliche
Strukturen (unabhängig von einzelnen Verwendungen)
• Theorie des Zeichens:
– arbiträre, durch Konventionen geregelte Beziehung zwischen
dem Signifikant (Bezeichnendem, Lautbild) und dem Signifikat
(Bezeichnetem, Vorstellung)
– wie werden Bedeutungen festgelegt? Durch differentielle
Beziehungen zwischen den Signifikanten, nicht durch die
Signifikate (Gegenstände oder subjektive Vorstellungen)
• Bedeutungsstrukturen der Sprache konstituieren eine
unbewusste Ordnung des Denkens und Handelns
• [Kritik: z.B. Jacques Derridas Konzept der différance]
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Strukturale Anthropologie:
Claude Lévi-Strauss (*1908 †2009)
• unbewusste symbolische Ordnungen des
Denkens und Handelns lassen sich auch
auf anderen Ebenen finden:
– Tauschsysteme (strukturalistische Interpretation zum
Gaben-Essay des Durkheim-Neffen Marcel Mauss)
– Verwandtschaftssysteme (Inzestverbot als Tauschgesetz legt die
Variabilität von Heiratsregeln fest)
– archaische (und moderne) Mythen ermöglichen Kulturvergleich
• strukturale Analyse zielt noch auf universelle kognitive
Regelsysteme (anthropologische Konstanten) davon
insbesondere distanziert sich der Post-Strukturalismus
• [Exkurs: Semiologie bei Roland Barthes (Mythen des
Alltags, Sprache der Mode)]
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Post(moderne) fluidere Strukturen
Emile Durkheim Gabriel de Tarde
Ferdinand de Saussure
(*1858, †1917) (*1843 †1904)
(*1857, †1913)
Marcel Mauss
Claude Lévi-Strauss (*1872, †1950)
(*1908, †2009)
Norbert Elias
Roland Barthes
(*1897, †1990)
(*1915, †1980)
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Panopticon, Konzept von Jeremy
Bentham (*1748, †1832)
Literatur dazu: Foucault, Michel (1976): Überwachen und Strafen. Die Geburt
des Gefängnisses. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
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Genetischer Strukturalismus/Praxis:
Pierre Bourdieu (*1930, †2002)
• Jenseits von Objektivismus und Subjektivismus:
Regeln erfordern implizites Anwendungswissen
– Beispiele: Gabentausch, Ehre
– Folgen für das Theorie-Praxis-Verhältnis
• Habitus: strukturierte Struktur (opus operatum)
und strukturierende Struktur (modus operandi)
– generative Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsschemata
(auch: Klassifizierungsschemata)
– erworben durch praktisches Einüben/Inkorporieren (Sozialisation)
– Milieubezug (Lebensstil) kollektiver Habitus (Klassen-Habitus)
• Ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital
– weitere Differenzierung: inkorporiertes, objektiviertes und
institutionalisiertes kulturelles Kapital
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