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THEORETISCHE GRAMMATIK 2022 - 2023

THEMA 4 DAS VERB

1. Die allgemeine Charakteristik des deutschen Verbs.


2. Die strukturell-semantischen Klassen von Verben.
3. Die grammatischen Kategorien des Verbs.
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1. Die allgemeine Charakteristik des deutschen Verbs

1.1. Das Verb ist eine selbständige Wortklasse. Es bezeichnet Handlungen


(essen, gehen, malen ), Prozesse (schmelzen, rosten, erwachen), den Zustand
einer Person oder eines Gegenstandes (schlafen, sich erholen, liegen).

Das Verb tritt in der Sprache in verschiedenen Formen auf, die in zwei
Gruppen eingeteilt werden:
1) bestimmte Formen (lat. Verbum Finitum – „bestimmt”);
2) unbestimmte Formen (infinite – „unbestimmt”).

1. 2. Die bestimmten Verbformen drücken aus:


– eine Person oder die Zahl (Singular: ich singe, du singst, er singt; Plural: wir
singen, ihr singt, sie singen). Die 3. Person Plural wird als Höflichkeitsform verwendet: Sie
haben Recht. Was sind Sie von Beruf?

– 6 Zeitformen: Präsens: Er singt.


Präteritum: Er sang.
Perfekt: Er hat gesungen. Er ist gefahren.
Plusquamperfekt: Er hatte gesungen. Er war gefahren.
Futur І: Er wird singen. Er wird fahren.
Futur II: Er wird gesungen haben ... Er wird gefahren sein ...
– den Zustand: Aktiv: Er singt ein Lied.
Passiv: Das Lied wird von ihm gesungen.
– die Art und Weise: Indikativ: Er singt ein Lied.
Konjunktiv: Hätte er ein Lied gesungen!
Imperativ: Sing(e) ein Lied!

1. 3. Zu den unbestimmten Formen gehören: Der Infinitiv und das Partizip.


Der Infinitiv nennt die Handlung oder den Zustand des Gegenstandes (malen,
frieren). In solcher Form weist der Infinitiv nicht auf die Zeit, Person und Zahl hin.
Es gibt zwei Formen des Infinitivs: Infinitiv I (malen, lesen, gehen) und
Infinitiv II (gemalt haben, gegessen haben, gegangen sein).
Das Partizip hat auch zwei Formen: Partizip I (malen  malend, lesen 
lesend, gehen  gehend) und Partizip II (gemalt, gelesen, gegangen).

Infinitiv, Imperfekt und Partizip II heißen G r u n d f o r m e n des Verbs.


Sie dienen zur Bildung verschiedener Formen. Von dem Stamm des Infinitivs z.B.
werden die Zeitformen gebildet. Das Partizip II wird zur Bildung der
zusammengesetzten Zeitformen verwendet (Er hatte das Buch gelesen. Er wird
das Buch gelesen haben. Er ist nach Berlin gefahren).

2. Die strukturell-semantischen Klassen der Verben

Die Grammatiken weisen auf bestimmte strukturell-semantische Klassen von


Verben hin.

2.1. Persönliche und unpersönliche Verben

Die meisten Verben sind persönliche Verben. Sie sind mit dem Begriff des
Subjektes der Handlung verbunden. Persönliche Verben haben alle Personal - und
Zahlformen: Ich übersetze den Text. Sie liest ein Buch. Ich habe den Text
übersetzt. Sie wird ein Buch lesen.

Die Angehörigkeit der Verben zur Gruppe „unpersönliche Verben“ hängt


davon ab, ob ihre Persönlichkeit motiviert ist oder diese Bedeutung einen
idiomatischen Grund hat.

Die Verben, die meteorologische Erscheinungen bezeichnen, sind in der


Regel unpersönlich: es dämmert es friert draußen; es dunkelt – смеркає,
темніє.

Idiomatisch-unpersönliche Verben: Wie steht es um deine Arbeit? Worum


handelt es sich? Es gibt neue Bücher.

2. 2. Absolute (subjektive) und relative Verben

Nicht alle Vollverben nehmen den gleichen Anteil an der Bezeichnung des
Seins und des Geschehens teil. Solche Verben wie laufen, stehen, sitzen fordern
zur Bezeichnung des Vorgangs keine Ergänzungen. Diese Verben nennt man
subjektive oder absolute. Zum Beispiel: Ich laufe allein. Er steht am Haus.

Relative Verben fordern nach sich logisch-grammatische Ergänzung:


gratulieren (Wem? Zu?), warten (Auf wen?), stattfinden (Was?): Ich gratuliere dir
zum Geburtstag. Er wartet auf den Freund. Heute findet eine Versammlung statt.

2. 3. Transitive und intransitive Verben:

Transitive Verben in der deutschen Sprache fordern das Objekt im


Akkusativ; sie können an der Bildung der Konstruktionen des Passivs
teilgenommen werden.

übersetzen (перекладати): Er übersetzt den Satz; Der Satz wird übersetzt.

Bei intransitiven Verben fehlen diese Merkmale. Das ist eine wesentliche
Besonderheit der deutschen Sprache. Zum Beispiel: springen, erwachen, lachen.
Den deutschen Passivformen kann man nicht immer direkte
ukrainische syntaktische Äquivalente finden, und die deutschen
Passivsätze werden ins Ukrainische in den Formen der aktiven Sätze
(persönlicher oder unbestimmt-persönlicher Satz) übersetzt: Wir wurden
vom Lehrer gelobt. – Нас похвалив учитель. Wir wurden gelobt.

Unpersönliche Form des deutschen Passivs wird ins Ukrainische durch


den unbestimmt-persönlichen Satz übersetzt:

Es wird im Garten gesungen. – В саду співають


Am Nachmittag wird sich ausgeruht. – Після обіду відпочивають.

Den Träger der Handlung bezeichnet man im Deutschen durch das indirekte
Objekt im Dativ mit der Präposition von, seltener im Akkusativ mit der
Präposition durch. Die Präpositionalgruppe mit von weist auf die Person hin, die
aktiv auf das Subjekt wirkt; die Präpositionalgruppe mit durch weist auf den
Grund der Handlung hin:
Der Junge wurde von der Mutter erweckt.
Der Junge wurde durch die laute Musik erweckt.

ANMERKUNG:
Trefflich der Frage Transitivität / Intransitivität der deutschen Verben ist noch eine
Besonderheit zu bemerken. Es gibt eine Reihe von Verben, die sowohl transitive als
auch intransitive Bedeutung zeigen (die Konjugation bleibt unverändert!):
beginnen – починати
anfangen – починатися
baden – купати, мити; купатися
Einige Verben haben zweiartige (transitive / intransitive) Bedeutung, indem
sie sich durch starke und schwache Konjugationen unterscheiden.
hängen (hängte, gehängt) – вішати, повісити;
hängen (hing, gehangen) – висіти
erschrecken (te, t) – лякати
erschrecken (a, o) – злякатися
Infolge der gewissen semantischen Korrelationen bringen solche Verben für
Studierende gewisse Schwierigkeiten mit. Es kommen oft Fehler vor:
* Er erschrak (sich) … anstatt: er erschrak

* der Schnee schmelzte … anstatt: der Schnee schmolz

* die Suppe kochte sich … anstatt: die Suppe kochte

3. Die grammatischen Kategorien des Verbs

Das deutsche Verb hat folgende grammatische Kategorien: Die Kategorie der
Person, die Kategorie der der Zahl, die Kategorie der Zeit, die Kategorie der
Aussageweise (des Modus), die Kategorie der Handlungsrichtung (des Genus).
Anmerkung: Die Kategorie der Aktionsart wird im Deutschen (zum Unterschied
vom Russischen und Ukrainischen) nicht durch grammatische,
sondern durch lexikalische Mittel und Kontext ausgedrückt.

Die Kategorie der Person drückt das durch das Verb bezeichnete Verhältnis
des Sprechenden zum Geschehensträger aus. Im Deutschen gibt es drei Personen: die
1., oder sprechende Person (ich gehe, wir gehen), die 2., oder angesprochene Person
(du gehst, ihr geht), die 3., oder besprochene Person (er, sie, es geht, sie gehen). Das
Verb kann also durch seine eigene Form bezeichnen, ob das Subjekt des Satzes von
sich selber spricht oder angesprochen oder besprochen wird.

Die Kategorie des Numerus bezeichnet, ob der Vorgang einem oder mehreren
Gegenständen zugeschrieben wird. Dementsprechend unterscheidet man die verbalen
Formen des Singulars und des Plurals. Es gibt drei Personen des Singulars und drei
Personen des Plurals (Singular: ich, du, er / sie / es; Plural: wir, ihr, sie).

Die Kategorie des Tempus bestimmt die Zeit des Vorgangs in Bezug auf den
Augenblick des Sprechen» (er arbeitet, er arbeitete, er wird arbeiten) oder auch in
Bezug auf einen anderen Vorgang (Er arbeitete, bis es dunkel wurde).
Im ersten Fall geht es um die a b s o 1 u t e Zeit. Hier unterscheidet man drei
Zeitstufen: die Gegenwart, die Vergangenheit, die Zukunft. Im zweiten Fall spricht
man schon von der r e 1 a t i v e n Zeit. Hier sind solche Zeitabstufungen zu
unterscheiden: Gleichzeitigkeit, Vorzeitigkeit, Nachzeitigkeit.

Zur Bezeichnung aller dieser Zeitverhältnisse dienen 6 Zeitformen des Verbs:


Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt, Futurum I, Futurum II.

Die Kategorie des Modus zeigt die Stellungnahme des Sprechenden zur
Realität;] des Vorgangs oder Zustands an. Es gibt drei Modi (Aussageweisen) im
gegenwärtigen Deutsch: den Indikativ (die Wirklichkeitsform), den Konjunktiv (die
Möglichkeitsform), den Imperativ (die Befehlsform). Vgl.: Indikativ: Er trinkt
Limonade. Konjunktiv: Er würde Limonade trinken. Er sagt, er tränke Limonade.
Imperativ: Trinke lieber Limonade!

Die Kategorie des Genus bezeichnet die durch das Verb ausgedrückte Richtung
der Handlung. Geht die Handlung vom Subjekt des Satzes aus, so ist es „aktiv" und
das Verb steht im Aktiv, oder in der Tatform (er lobt; sie liest). Wird aber die
Handlung auf das Subjekt des Satzes gerichtet, so steht das Verb im Passiv, oder in
der „Leideform“ (Er wird gelobt. Das Buch wird gelesen).

LITERATUR:

Admoni W. Der deutsche Sprachbau. – Ленинград: Просвещение 1972.

Charitonowa. I. J. Theoretische Grammatik der deutschen Sprache. – Kiev, 1976.

Dreyer H., Schmitt R. Lehr- und Übungsbuch der deutschen Grammatik. – Verlag für Deutsch. –
Ismaning / München, 1985.

Duden. Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 5., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage.
Dudenverlag Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich, 1995.

Mamalyga L.M., Skljar L.L. – Мамалига Л.М., Скляр Л.Л. Граматика німецької мови. – Київ:
Вища школа. – 1972.

Moskalskaja O.I. Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. - Moskau: Hochschule 1979.

Schendels E. Deutsche Grammatik. Morphologie. Syntax. Text.- Moskau:Vyssaja Skola 1979.

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