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Personalpronomen
Die Personalpronomen vertreten Personen und Sachen d.h. sie haben stets die Funktion
eines Stellvertreters. Sie können nach vier Kategorien bestimmt werden: Person, Genus,
Numerus und Kasus.
Deklination
Singular Plural
1. Person 2. Person 1. Person 2. Person
N. ich du wir ihr
G. meiner deiner unser euer
D. mir dir uns euch
A. mich dich uns euch
3 Person:
Maskulina Neutra Feminina Für alle
Geschlechter
N. er es sie sie
G. seiner ihrer ihrer
D. ihm ihr ihnen
A. ihn es sie sie
Wie aus den Tabellen ersichtlich, unterscheidet sich die Deklination der 3. P. Sg.
von der Deklination der 1. und 2. P. Sg. durch die Fähigkeit, alle drei Geschlechter
anzugeben. Die Deklinationsformen sind suppletiv, d.h. von verschiedenen Wurzeln
gebildet. Die Deklination der 1. und 2. P. hebt sich scharf von der Deklination der 3. P.
und der Deklination aller anderen Pronomen ab. Das Personalpronomen der 3. P. hatte
früher hinweisende Bedeutung und steht seiner Formenbildung nach den
Demonstrativpronomen nahe.
Bedeutung und Gebrauch. Die Personalpronomen begleiten die konjugierbaren
Formen des Verbs, falls das substantivische Subjekt fehlt. Die 1. Person ist die
sprechende Person (der Sprecher). Die 2. Person ist die angesprochene Person (der
Angesprochene, der Adressat); du im Sg., Ihr im Plural ist die vertrauliche 2. Person.
Sie ist die Höflichkeitsform, die für beide Zahlarten. Die 3. Person nimmt nicht
unmittelbar am Gespräch teil, dies ist die besprochene Person. Die 3. Person ersetzt
einen beliebigen substantivischen Begriff, der im vorhergehenden oder im
nachfolgenden Text genannt wird. Dann haben er, sie, es rückwärtsweisende oder
vorwärtsweisende Bedeutung: Gestern als ich im Keller aufräumte, fand ich ihn —
Großmutters Korb... Ich säuberte ihn...
Er, sie, es können auch durch unmittelbar angeschlossene Apposition
verdeutlicht werden: er, ein ehemaliger Gefreiter... Als ein besonderes Stilmittel
verwendet man die dritte Person am Anfang eines schöngeistigen Werkes, um eine
größere Spannung zu erzeugen. Erst im nachfolgenden Text erfährt der Leser, wer sich
hinter diesen er, sie, es verbirgt: Plötzlich wachte sie auf. Es war halb drei. Sie
überlegte, warum sieaufgewacht sei. Ach so! In der Küche hatte jemand einen Stuhl
gestoßen. Früher lautete die Genitivform mein, dein u. a. Heute gebraucht man die
volle Form meiner, deiner u. a. als Objekt, was auch archaisch wirkt: gedenke meiner!
erinnere dich meiner! Vom Genitiv aller Personen sind zusammengesetzte Adverbien
abgeleitet: meinetwegen, deinetwegen, seinetwegen u. a. Sie haben kausale Bedeutung:
Sie hat seinetwegen geweint. Meinetwegen hat außerdem die Bedeutung:„Schon gut, ich
habe nichts dagegen.“ Darf ich baden gehen? Meinetwegen ja.
Im Genitiv erscheinen die Formen dessen, deren in Bezug auf die Benennungen
der Nichtlebewesen: Behalte dein Geld, ich bedarf dessen nicht.. Die Genetivform des
Personalpronomens kommt fast nur noch in festen Redewendungen bei bestimmten
Verben vor: Sie rühmen sich meiner.
Der Genetiv des Personalpronomens und anderer Pronomen klingt heute eher veraltet.
Häufig benutzt man stattdessen einen präpositionalen Ausdruck. Wir schämen uns
dessen. – Wir schämen uns wegen dieser Sache.
Plural
N. meine Bücher, Bleistifte, Mappen
G. meiner Bücher, Bleistifte, Mappen
D. meinen Büchern, Bleistiften, Mappen
A. meine Bücher, Bleistifte, Mappen
Diese Deklinationsart unterscheidet sich von der typischen pronominalen
Deklination durch das Fehlen der Kasusendungen in Nominativ und Akkusativ Singular
bei Neutra und im Nominativ bei Maskulina,
Bedeutung und Gebrauch. Das Pronomen kann sowohl substantivisch als auch
adjektivisch gebraucht werden. Das adjektivisch gebrauchte Possessivpronomen wird
nur attributiv verwendet. Bei attributivem Gebrauch entsprechen seine
Deklinationsendungen im Plural denen eines starken Adjektivs, im Singular denen des
unbestimmten Artikels: mein Freund, deine Schwester, unser Haus.
Für den substantivischen Gebrauch stehen zwei verschiedene Formen zur
Verfügung, die sich in der Stilebene unterscheiden. Umgangssprachlich wird der
Nullartikel und die Endung der starken Adjektivdeklination verwendet: Wem gehört ...?
Das ist meiner\meine\mein(e)s. In gehobener Sprache kann auch der bestimmte Artikel
und die Endung -e gebraucht werden, wobei (schon archaische) Stammerweiterungen
auf -ig- auftreten können: Es ist der mein(ig)e\die mein(ig)e /das mein(ig)e; Es sind die
mein(ig)en.
Beginnt der Satz nicht mit es, sondern mit dem Substantiv, so bleibt das
Possessivpronomen undekliniert: Die Mappe ist mein. Das Fahrrad ist mein. Der Füller
ist mein.
Die Possessivpronomen haben zweifache Beziehungen. Einerseits beziehen sie
sich auf das Substantiv, dessen Begleitwort sie sind. Sie kongruieren mit diesem
Substantiv in Geschlecht, Kasus und Zahl, wie es aus der Tabelle ersichtlich ist.
Anderseits hängt ihre Wahl von dem Substantiv oder Pronomen ab, das den „Besitzer“
darstellt.
Die Possessivpronomen sind vieldeutig ebenso wie der Genitiv. Sie bezeichnen
alle Arten der Zugehörigkeit zwischen zwei Begriffen. Außerhalb des Kontextes ist die
genaue Bedeutung nicht festzustellen, die Fügung sein Buch kann z. B. drei
Bedeutungen besitzen: er ist im Besitz des Buches, er liest dieses Buch, er hat dieses
Buch geschrieben.
Die Bedeutungen der Possessivpronomen:
1) Die Bedeutung des Eigentums: mein Mantel.
2) Die Beziehung zwischen dem Menschen (bzw. Lebewesen) und seiner äußeren
Charakteristik: ihre schönen Augen, ihre schlanke Gestalt.
3) Die Beziehung zwischen dem Menschen (bzw. Lebewesen) und seiner inneren
Charakteristik: sein Charakter, ihre Freude.
4) Räumliche Beziehung: seine Stadt = die Stadt, in der er geboren ist oder in
der er lebt.
5) Die Beziehung zwischen dem Schöpfer und seinem Werk: seine Gedichte.
6) Die Beziehung zwischen dem Subjekt oder Objekt einer Handlung und der
Handlung selbst, die in der Form eines Verbalsubstantivs verkörpert ist: mein Studium,
dein Besuch, seine Reise, seine Entlassung, vgl.: ich studiere, du hast (mich) besucht, er
reist (hat gereist), man hat ihn entlassen.
7) Unterschiedliche Beziehungen zwischen den Menschen (Verwandtschaft,
soziale Lage u. a.): meine Eltern, Geschwister, mein Freund.
8) Zugehörigkeit zu einem Kollektiv: unsere Partei, seine Delegation, sein
Institut.
Die Possessivpronomen sind imstande, die mannigfaltigsten Beziehungen
zwischen dem Menschen und seiner Umwelt festzulegen, ebenso wie wir es beim
Genitiv beobachtet haben.
Demonstrativpronomen
Mit den Demonstrativpronomina der, dieser, jener, derjenige, (ein) solcher,
derselbe, ebendieser wird deiktisch auf Gegenstände, Personen und Sachverhalte
verwiesen, die sich im Wahrnehmungsfeld der Sprecher und Hörer befinden. Sie
werden bei der Textproduktion für die thematische Wiederauf- und Fortführung
gebraucht. Sie flektieren nach Kasus und Numerus, im Singular auch nach Genus.
Alle Demonstrativpronomen außer es, selbst, selber werden nach der
pronominalen Deklinationsart gebeugt. Es, selbst, selber sind unveränderlich. Zahl,
Kasus und Geschlecht der deklinierbaren Pronomen richtet sich nach der Form des
Substantivs, dessen Begleitwort sie sind.
Die Pronomen dieser/diese/dies(es) kommt umgangssprachlich fast nur
adjektivisch vor, während es in einem gehobenen Stil sowohl adjektivisch als auch
substantivisch gebraucht werden kann: Er rief nach seiner Mutter, und diese
antwortete ihm sofort. Das Demonstrativpronomen der hat im Genitiv andere Formen
als der bestimmte Artikel der:
Singular
Maskulinum Neutrum Femininum
N. dieser Mann dieses Kind diese Frau
G. dieses Mannes dieses Kindes dieser Frau
D. diesem Mann diesem Kind dieser Frau
A. diesen Mann dieses Kind diese Frau
Plural
N. diese Männer, Kinder, Frauen
G. dieser Männer, Kinder, Frauen
D. diesen Männern, Kindern, Frauen
A. diese Männer, Kinder, Frauen
Das ist die typische pronominale Deklination, nach der auch der Artikel gebeugt
wird. Die meisten Kasus besitzen deutliche Kasusendungen, homonymische Formen
sind nicht zahlreich.
Im Nominativ und Akkusativ Neutra kann die verkürzte Form dies erscheinen. In
den zusammengesetzten Pronomen derjenige, derselbe wird der erste Teil der als
Artikel, der zweite Teil als schwaches Adjektivdekliniert:
Singular Plural
Maskulinum Neutrum Femininum
N. derjenige dasjenige diejenige diejenigen
G. desjenigen desjenigen derjenigen derjenigen
D. demjenigen demjenigen derjenigen denjenigen
A. denjenigen dasjenige diejenige diejenigen
In derselben Bedeutung wie dieser/diese/dies(es) als Demonstrativum kann der/die/das
verwendet werden.
Singular Plural
Maskulinum Neutrum Femininum
N. der das die die
G. dessen dessen deren deren, derer
D. dem dem der den
A. den das die die
Die alte Genitivform des ist nur in einigen Sprichwörtern erhalten geblieben: Wes das
Herz voll ist, des geht der Mund über.
Das Pronomen solcher ohne Artikel wird wie dieser dekliniert. Es kann auch mit
dem unbestimmten Artikel im Singular gebraucht werden, dann wird es wie ein
Adjektiv dekliniert: ein solcher Mensch, eine solche Überraschung, einem solchen
Menschen. Auch folgende Variante ist möglich: die vorangestellte unveränderliche
Form solch + unbestimmter Artikel: Solch ein Mensch! Solch eine Überraschung! solch
eines Menschen, solch einem Menschen u. a.
Bedeutung und Gebrauch. Alle Demonstrativpronomen weisen auf einen
vorhergenannten oder folgenden substantivischen Begriff hin, dementsprechend haben
sie rückverweisende (anaphorische) oder vorverweisende (kataphorische) Bedeutung.
Sie können als Begleitwörter eines Substantivs oder als dessen Stellvertreter erscheinen,
sie können sogar eine ganze Aussage ersetzen (dies, es, das). In einer konkreten
Situation dienen sie als Zeigewörter, oft von einer zeigenden Geste begleitet: Gib mir
jenes Buch im roten Einband!
Das Demonstrativpronomen der wird abweichend von dem bestimmten Artikel
betont; das -e ist lang und geschlossen. Sie betraten das Zimmer, ohne mit dem zu
sprechen, der ihnen die Tür öffnete.
Das leicht archaische Demonstrativum jener /jene/jenes verweist im Gegensatz
zu dieser/diese/dies(es) ursprünglich auf einen von der Sprecherin etwas weiter
entfernten Ort. Dieser Unterschied wird in Texten der Gegenwart noch genutzt, wenn
auf zwei nacheinander genannte Gegenstände oder Personen Bezug genommen werden
soll: Old Shatterhand saß neben Winnetou, und während dieser schweigend zuhörte,
berichtete ihm jener von den Ereignissen der letzten Tage. Mit dieser wird dann der im
Text näherliegende (also zuletzt genannte), mit jener der etwas weiter entfernte
Bezugspunkt bezeichnet. Außerhalb der Schriftsprache ist jener, das sowohl
adjektivisch als auch substantivisch gebraucht werden kann, so gut wie nicht
anzutreffen.
Derselbe kennzeichnet Identität einer Person oder eines Gegenstandes: Sie trägt
heute dasselbe Kleid, das sie gestern getragen hat.
Der gleiche kann Identität oder Ähnlichkeit bezeichnen. Im ersten Fall sind beide
Pronomen austauschbar, im zweiten nicht. Man kann also sagen: Sie trägt heule das
gleiche Kleid, das sie gestern getragen hat. Aber nur: Sie trägt das gleiche Kleid wie
ihre Schwester. Dasselbe würde heißen, dass beide Schwestern abwechselnd ein Kleid
anziehen.
Solcher antwortet auf die Frage was für ein? und verweist auf die Charakteristik
des Gegenstandes: Er ist tapfer, klug, Selbstbeherrscht, einem solchen Menschen kann
man vertrauen.
In einem Ausrufesatz können charakterisierende Beiwörter weggelassen werden:
Solch ein Mensch! Ein solcher Mensch! Nur die Situation, der Kontext und die
Intonation ergänzen die fehlende positive oder negative Charakteristik.
Drei Demonstrativpronomen sind Synonyme: es, das, dies Ich habe es (das, dies)
nicht gewusst. Es (das, dies) sind meine Freunde.
Die Verdoppelung der und der hat die Bedeutung ‚ein gewisser": an dem und dem
Tag, in der und der Stadt; der und der hat es gesagt.
Der Gebrauch von dessen, deren, derer, denen. Dessen, deren ersetzen die
Possessivpronomen sein, ihr, um die Beziehung zu verdeutlichen. Dessen, deren
beziehen sich auf den letztgenannten Begriff: ihre Freundin und deren Tochter (ihre
Tochter könnte ein Missverständnis hervorrufen). Er begrüßte seinen Freund und
dessen Begleiter. (seinen Begleiter könnte ein Missverständnis hervorrufen)
Dessen kann außerdem einen substantivischen Begriff im Genitiv ersetzen:
Ich erinnere mich dessen (= des Ereignisses) recht wohl.
Denen (= denjenigen) ersetzt einen substantivischen Begriff im Dativ Plural: Wir
helfen denen (denjenigen), die viel versäumt haben.
Derer gebraucht in an als Ersatzform im Gen. Plural, wenn ein Attributsatz oder
ein Genitivattribut den zu ersetzenden substantivischen Begriff bestimmen: Sie müssen
alle Anweisungen derer berücksichtigen (= derjenigen), die sich an der Besprechung
beteiligt haben. Erinnere dich meiner Worte und derer deiner Freunde.
Selber und selbst gebraucht man als nachgestelltes Attribut im Gegensatz zu dem
vorangestellten Adverb selbst (= sogar): Der Professor selbst (selber) führte das
Experiment durch. Selbst der Professor... würde heißen „sogar der Professor“.
Interrogativpronomen
Unter dem Begriff Interrogativa (Sg. Interrogativum, von lat. interrogare
„fragen“) auch Fragepronomina genannt, fassen wir die eigentlichen
Interrogativpronomina wer, was, welcher sowie die Interrogativadverbien wo, warum,
wann usw. zusammen.
Das Charakteristikum der Fragepronomina wer, was, welch- ist ihre
systematische Polyfunktionalität: sie dienen als Interrogativ-Elemente zur Bildung von
Ergänzungsfragen (Was bedeutet das?) und Nachfragen (Das bedeutet was?), sie
fungieren als Einleite-Elemente von W-Sätzen (Ich weiß nicht, was es bedeuten soll.
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr), können indefinite Mengen
bezeichnen (Da sind noch welche. Psst, ich hab was gehört) und treten in Exklamativen
auf (Was das Hänschen nicht schon alles kann!). W-Pronomina dienen ferner der
Bildung von Relativsätzen (Die Person, welche er am 13. Dezember gesehen hat, ...).
Die Fragepronomen sind wer, was, welcher, was für ein. Welcher wird nach der
pronominalen Deklination gebeugt, was für ein nach der Deklination des unbestimmten
Artikels. Im Plural bleibt nur was für:
Was für ein toller Streich! Was für tolle Streichel!
Die Deklination von wer, was hat folgende Formen:
N. wer was
G. wessen wessen
D. wem
A. wen was
Bedeutung und Gebrauch. Das Pronomen wer verwendet man in Bezug auf
Personen, was in Bezug auf Tiere und Gegenstände, z. B.: Wer ist gekommen? — Unser
Freund. Was hast du gekauft? — Einen Kühlschrank. Man beachte die Verwendung von
was in der Frage nach dem Beruf: Was ist Ihr Vater? — Arzt (Elektriker, Flieger,
Agronom).
Wer und was verlangen als Antwort die Benennung der Personen und
Gegenstände. Welcher und was für ein verlangen die Charakteristik der Personen und
Gegenstände.
Der unbestimmte Artikel als Bestandteil des Fragewortes was für ein beeinflusst
dessen Bedeutung und Gebrauch. Man fragt nach einer genaueren Bestimmung eines
unbekannten oder unzureichend bekannten Gegenstandes. Was für ein Lied singt sie? —
Sie singt ein ukrainisches Volkslied.
Das Fragewort welcher kann sich im Gegensatz zu was für ein auf bestimmte,
bekannte Gegenstände beziehen, z. B. wenn man eine Wahl treffen soll: Welches Kleid
wirst du anziehen, das schwarze oder das blaue? — Das blaue.
Die Bestandteile des Fragewortes was für können distanziert werden: Was sind denn
das für Redensarten?! Was für Redensarten sind denn das?!
Die Fragepronomen stehen in unterschiedlichen Kasus in verschiedener syntaktischen
Positionen:
Subjekt: Wer (was) ist das?
Attribut: Wessen Kind ist es?
Objekt: Wem gehört das Buch? Wen (was) sehen Sie dort?
Prädikativ: in diesem Fall steht die Form welches für alle drei Geschlechter und
für beide Zahlarten, z. B.: Welches ist das neue Aufsatzthema? Welches sind die
wichtigsten Merkmale der Sprache?
Außer welch sind alle Interrogativa selbständig und können nicht adjektivisch
gebraucht werden. Welch- lässt sowohl substantivische als auch adjektivische
Verwendungen zu: Welcher gefällt dir besser? Welchen Anzug soll ich anziehen? Der
selbständige Gebrauch von welch- kann dabei als elliptisch aufgefasst werden: Hier
sind zwei Äpfel: Welchen willst du? (— Welchen Apfel willst du?)
Als Attribute können ferner wessen und wie viel(e) gebraucht werden, wobei letzteres
flektiert werden kann: Wessen Akte ist das? Wie viele Kinder hast du?
Wie solch kann auch welch vor dem unbestimmten Artikel gebraucht werden; es
bleibt dann unverändert, dient in solchen Fällen allerdings nicht zum Ausdruck einer
Frage, sondern eines Ausrufs: Welch ein Zufall! Der unbestimmte Artikel kann auch
fehlen, und der Satz kann dann als Ausruf oder als Frage verstanden werden. Welch
glücklicher Zufall! (Frage oder Ausruf). Vgl. aber: Welcher glückliche Zufall (führt dich
hierher)? (nur Frage).
Wie kann in Verbindung mit Adjektiven benutzt werden. Man fragt dann nach
dem Ausmaß der bezeichneten Qualität: wie weit?, wie lang? Wie und Adjektiv können
auch zum Ausdruck des Staunens verwendet werden: Wie schön sie ist!
Welch wird umgangssprachlich meist durch was für ein ersetzt: Was für ein
Gebäude ist das? Was für ein Zufall!
Relativpronomen
Die Relativpronomina bilden — rein formal gesehen — keine eigene Gruppe von
Wörtern. Als Relativpronomen dienen das Demonstrativpronomen der und die
Interrogativpronomina welcher, wer und was.
Die Relativpronomen erfüllen zugleich zwei Funktionen im Satz: als Satzglied und als
Bindewort zwischen dem Haupt- und Gliedsatz. Das Relativpronomen richtet sich in
Genus und Numerus nach seinem Beziehungswort, im Kasus hingegen nach seiner
Funktion in dem von ihm eingeleiteten attributiven Nebensatz: Der Baum, der im
Garten steht (Subjekt); Der Baum, den wir gepflanzt haben (Objekt). Wie das
Demonstrativum unterscheidet auch das Relativpronomen im Gen. Sg. Fem., und im
Gen. PI. zwischen derer und deren. Deren wird attributiv, derer in Satzgliedfunktion
gebraucht: Seine alte Großmutter, derer er sich kaum noch entsinnen konnte und deren
Tagebuch er nun in Händen hielt.
Welcher in der Funktion des Relativpronomens hat im Genitiv die Form des
bestimmten Artikels: Maskulina und Neutra dessen, Feminina deren, Plural deren.
Welcher ist veraltet, es wird immer mehr durch der verdrängt.
Im Nominativ erscheinen die Relativpronomen zugleich als Subjekt und
Bindewort: Wer nicht arbeitet, soll nicht essen. Alles, was hier erzählt wurde, ist wahr.
Im Dativ erscheinende Relativpronomen als indirektes Objekt und als Bindewort:
Wem nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfen. (Sprichwort)
Im Akkusativ erfüllen sie die Funktion des Bindewortes: Hier ist der Mann, den
Sie erwarten.
Im Genitiv sind sie Attribut und Bindewort: Anna Seghers, deren Werke den
Kampf gegen den Faschismus schildern, ist Nationalpreisträger.
Indefinitpronomen
Unter Indefinitpronomina versteht man eine Reihe von formal sehr
unterschiedlichen Pronomina, deren gemeinsame Funktion ist, dass mit ihnen auf
Personen, Gegenstände oder Sachverhalte verwiesen werden kann, ohne dass diese in
irgendeiner Weise näher charakterisiert oder für den Hörer identifizierbar würden.
Zu den Indefinitpronomen gehören: man, einer, mancher, jeder, jemand,
jedermann, etlicher, etwas, alle, viele, wenige.
Man ist ein eigenartiges Pronomen. Es ist syntaktisch eindeutig, semantisch aber
vieldeutig. Syntaktisch erfüllt es stets Funktion des Subjekts. Semantisch hat es,
mindestens drei Bedeutungen:
1) Verallgemeinernde Bedeutung, die alle Personen einbezieht, ersetzbar
durch: ein Mensch, der Mensch, die Menschen, Leute, jedermann.
Man kann ohne Freude nicht leben.
2) Unbestimmt-persönliche Bedeutung, die eine oder mehrere unbestimmte,
unbekannte Personen einbezieht; ersetzbar durch jemand, einer, einige + Substantiv im
Plural: Man hat ihm den Koffer gestohlen.
Ob eine oder mehrere Personen gemeint werden, geht aus dem Kontext hervor.
3) Bestimmt-persönliche Bedeutung, wenn es sich um eine bestimmte, bekannte,
konkrete Person oder mehrere bestimmte Personen handelt. Man ist groß geworden.
Von allen Indefinitpronomen steht dem Pronomen man das Pronomen
einer am nächsten. Einer ersetzt man in den obliquen Kasus: Die Stadt Göttingen
gefällt einem am besten, wenn man sie mit dem Rücken ansieht.
Als Synonyme zu man erscheinen jedermann, jeder, jemand, alle, alles: Für jetzt
genügt es, dass jedermann sich erinnert, wie rasch eine Reihe von Tagen vergeht, die
man als Kranker im Bett verbringt.
Jemand (einer) und etwas stehen einander gegenüber: jemand (einer) bezieht
sich auf Personen, etwas auf unbelebte Begriffe: Hier steht jemand (einer). Hier steht
etwas (ein Koffer, ein Schrank u. a.). Erzähl mir etwas!
Etwas wird auch mit Stoffnamen attributiv gebraucht: Gib mir etwas Suppe. Ich
habe etwas Geld bei mir.
Nach etwas steht oft ein substantiviertes Adjektiv: etwas Angenehmes, mit etwas
Angenehmem.
Jemand kann wie der unbestimmte Artikel dekliniert werden, doch steht es meist
in unflektierter Form (außer Gen. jemandes) jemandes Freund sein: Hast du jemand(-
en) geschehen?
Jeder, jedermann (veraltet) sind Synonyme. Jeder wird substantivisch und
adjektivisch gebraucht: Jeder (jedermann, jeder Bürger) hat in unserem Land das Recht
auf Arbeit und Erholung.
Jedermann wird substantivisch gebraucht, es hat eine besondere Kasusform nur
im Genitiv Sg.: jedermanns, die attributiv gebraucht wird: Die Arbeit ist jedermanns
Pflicht und Bedürfnis.
Mancher wird wie jeder dekliniert und als substantivisches oder adjektivisches
Pronomen gebraucht:
a) Mancher erkundigt sich nach Ihrer Gesundheit.
b) Manche Arbeiter besuchen Abendkurse.
Viele, einige, etliche, alle, wenige verwendet man ebenfalls als substantivische
und adjektivische Pronomen:
a) Viele (wenige, einige, alle, etliche) Studenten haben ihre Prüfungen mit
„ausgezeichnet" bestanden.
b) Viele (alle) haben die Prüfung vorfristig abgelegt.
Viel und wenig verbinden sich in ihrer kurzen Form mit Stoffnamen und
Abstrakta: viel (wenig) Zucker, Brot, Fleisch; viel (wenig) Zeit, Freude, viel Geschrei
und wenig Wolle.
Reziprokpronomen
Das Reziprokpronomen weist auf eine wechselseitige Beziehung zwischen zwei oder
mehreren Personen oder Gegenständen. Dazu gehören das Wort einander und seine
Zusammensetzungen mit verschiedenen Präpositionen: miteinander, füreinander,
zueinander, aufeinander u.a.
Sie haben einander lange gekannt.
Die Gatten haben viele Jahre miteinander gelebt.
Das Reflexivum wird auch als Reziprokpronomen gebraucht. In diesen Fällen kann es
manchmal durch einander ersetzt werden: Sie liebten sich — Sie liebten einander.
Einander wird daher gelegentlich ebenfalls als Reziprokpronomen bezeichnet.
Quellen: