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Brjussow-Universität
JAHRESARBEIT
Zum Thema: Gebrauchsfelder des Konjunktivs I in der deutschen
Gegenwartssprache
Jerewan 2023
Der Modus
Der Indikativ
Der Indikativ (von lat. indicare,aussagen'), deutsch auch Wirklichkeitsform genannt, ist der
häufigste Modus des Deutschen und kann als die unmarkierte Form aufgefaßt werden.
Indikativische Verbformen sind beispielersweise ist, läuft oder hatte in Sätzen wie:
Drei und drei ist sechs.
Der Film läuft im ,,Jadran''.
Er hatte schlechte Laune.
Präsens : ich mache
Perfekt : ich habe gemacht
Präteritum : ich machte
Plusquamperfekt : ich hatte gemacht
Futur I : ich werde machen
Futur II : ich werde gemacht haben
Für den Indikativ gibt es einen Unterschied zwischen Aktiv und Passiv . Das Aktiv bezeichnest
du auch als Tätigkeitsform. Das Passiv kannst du auch Leideform nennen.
Der Konjuktiv
Der Konjunktiv der indirekten Rede wird in der gesprochenen Sprache nach Auffassung einiger
Autoren meist dann verwendet, wenn sich der Sprecher ausdrücklich von der wiedergegebenen
Äußerung distanzieren will:
Demgegenüber weisen Helbig/Buscha (1984: 196) darauf hin, daß ein Zusammenhang zwischen
der Distanz zur wiedergegebenen Außerung und dem Gebrauch des Konjunktivs nicht
nachweisbar sei.
In Bezug auf Tempus und Genus ist der Konjunktiv dem Indikativ formal völlig gleichgestelit,
d. h. er kann in sämtlichen Tempora (in jeweils beiden Genera) gebildet werden, z. B. (Aktiv):
Das Endungsmerkmal des Konjunktivs in allen Personen und Tempora ist ein -e: Die
Personalendungen lauten -e, -est, -e, -en-,-et, -en. Der Konjunktiv Präsens wird vom
Infinitivstamm des Verbs abgeleitet: gehen - sie gehe, nehmen - er nehme, usw.
Deshalb treten Umlaute und i/e - Wechsel im Konjunktiv nicht auf:er nimint
- er nehme, sie trägt - sie trage.
Schon im Konjunktiv Präsens stimmen bei fast allen Verben einige Formen (1. Person Singular
und Plural, 3. Person Plural; bei Verben mit -e - Erweiterung wie z. B. reden auch die 2. Person
Singular und Plural) mit dem Indikativ überein. Bei schwachen Verben ist überdies der
Konjunktiv Präteritum völlig homonym mit dem Indikativ.
Bei starken Verben ist der Konjunktiv Präteritum am -e der Personalendung in der 1. und 3.
Person Singular zu erkennen: ich ritt - ich ritte, sie schrieb - sie schriebe. Ist der Stammvokal des
Präteritumsstammes umlautfähig, so wird er umgelautet: bot - böte, kam - käme, trug- trüge.
Eine solche Umlautung wird auch beim Konjunktiv Präteritum der Hilfsverben vorgenommen:
war- wäre, hatte - hätte, wurde - würde. Der Konjunktiv Präsens des Hilfsverbs sein weicht
insofern von der Bildungsregel ab, als er zwar aus dem Infinitivstamm abgeleitet wird, jedoch
kein -e in der 1. und 3. Person Singular aufweist: Ich sei - er sei.
Bei der Bildung des Konjunktivs zusammengesetzter Zeiten wird die Konjunktivform des
entsprechenden Hilfsverbs in der gleichen Weise mit dem Partizip oder Infinitiv des Vollverbs
verbunden, wie dies beim Indikativ der Fail ist.
Konjunktiv Perfekt:
Konjunktiv Plusquamperfekt:
Konjunktiv Futur:
Modus und Tempus können im Deutschen nicht gleich stark in ein und derselben Verbform zum
Ausdruck gebracht werden: wenn ein Konjunktiv vorliegt, drängt er die Tempusfunktion in den
Hintergrund. Dieses Phänomen wird etwa beim Gebrauch des Konjunktivs Präteritum in
Wunschsätzen deutlich: Ich wünschie, er kame endlich und Ich wollte, ich wäre reich sind trotz
des vorliegenden Tempus Außerungen, die keinerlei Bezug zur Vergangenheit aufweisen,
sondern sich auf die Gegenwart (bzw.Zukunft) beziehen. Diese mehr oder weniger starke
Verdrängung der Tempusbedeutung durch den Konjunktiv stellt keine neuere Entwicklung dar,
sondern ist bereits im Mittelhochdeutschen voll ausgepragt.
Für das Neuhochdeutsche läßt sich feststellen, daß der Gebrauch des Konjunktivs Präsens,
abgesehen von der indirekten Rede, im wesentlichen auf einige
einige stark konventionalisierte Wunschtormein sowie auf handlungsanweisungen in bestimmten
Textsorten wie z. B. Rezepte, Gebrauchsanweisungen u. ä. beschrankt ist.
Wanschformeln:
Es lebe
Hol's der Teufel!
Wohl bekomm's!
Handlungsanweisungen:
Außerst formelhaft ist auch der Gebrauch des Konjunktivs Präsens zum Ausdruck der
Möglichkeit in Redewendungen wie:
In der indirekten Rede bildet der Konjunktiv Präsens zum Ausdruck der Gleichzeitigkeit
gegenüber dem Konjunktiv Präteritum dic stilistisch höherstehende Variante und wird daher in
der Schriftsprache bevorzugt. Er dient zur Wiedergabe einer Äußerung, die die zitierte Person in
direkter Rede im Präsens gemacht hat: Er sagte: „Ich bin müde". - Er sagte, er sei müde. In der
Umgangssprache wird der Konjunktiv Präsens in solchen Fällen häufig durch den Konjunktiv
Präteritum ersetzt (Er hat gesagt, er wäre müde); schriftsprachlich folgt diese Ersetzung immer
dann, wenn sich der Konjunktiv Präsens formal nicht vom Indikativ unterscheiden läßt: sie
sagten, sie kommen - sie sagten, sie kämen.
Infolge dieses funktionellen Nebeneinanders verschiedener Konjunktiv-Formen gibt es im
Deutschen - im Unterschied zu vielen anderen Sprachen - auch keine eindeutige consecutio
temporum (lat.: ‚Zeitenfolge) in der indirekten Rede. Der Unterschied zwischen Vor und
Gleichzeitigkeit wird aber ausgedrückt. Bei Gleichzeitigkeit (die direkte Kede stand im Präsens)
wird Konjunktiv Präsens oder Präteritum, bei Vorzeitigkeit (die direkte Rede stand in einem
lempus der Vergangenheit) Konjunktiv Pertekt oder Plusgamperfekt verwendet. Der Unterschied
zwischen Konjunktiv Perfekt und Plusquamperfekt bei Vorzeitigkeit entspricht dem zwischen
Präsens und Prätertum bei Gleichzeitigkeit: Konjunktiv Pertekt ist die stilistisch hoherstehende
Variante, aber bei formaler Gleichheit von Konjunktiv und Indikativ (die bei Perfektbidungen
mit haben auftritt) wird auch schriftsprachlich ein Plusquamperfekt gesetzt. Umschreibungen mit
würde sind bei Gleich- und Vorzeitigkeit im allgemeinen nicht üblich, allerdings steht in der
Umgangssprache statt des Konjunktivs hautig ein Indikativ.
Gleichzeitigkeit:
Er sagt(e): „Sie schläft noch". - Er sagt(e), sie schlafe | schliefe noch.
(oder: - daß sie noch schlüfe | schliefe.)
- daß sie noch schläft. (umgangssprachlich)
Vorzeitigkeit:
Sie sagt: „ich habe lange geschlafen". -+ Sie sagt, sie habe | hätte lange geschlafen.|
( daß sie lange geschlafen habe , hätte.)
- daß sie lange geschlafen hat. (umgangssprachlich).
Nachzeitigkeit kann mit einem Konjunktiv Futur (werde + Infinitiv) als der stilistisch am
höchsten stehenden Variante eder aber mir einem Konjunktiv Präsens oder Präteritum
wiedergegeben werden: Sie sagt (e), sie werde kommen | komme | käme. Hier ist auch eine
Umschreibung mit würde möglich: Sie sagt(e), sie würde kommen.
Der sog. Konjunktiv des irrealen Vergleichs, der nach als und als ob steht, verhält sich in
bezug auf die gewählte Zeitstufe genauso wie der Konjunktiv der indirekten Rede. Vgl.:
Wie bereits erwähnt, tritt der Konjunktiv der indirekten Rede in der Umgangssprache eher selten
auf. In den meisten Fällen ersetzt der Sprecher ihn durch den Indikativ: Sie sagte, sie kommt um
drei | Er behauptet, daß er jetzt gar nichts mehr versteht. Die ungebräuchlichste Form ist dabei
der Konjunktiv Präsens; Formen wie er sei, sie verstehe, es freue ihn kommen außer in festen
Wendungen wie sei's drum u. ä. so gut wie nie vor. Dagegen kann der Konjunktiv Präteritum in
der indirckten Rede umgangssprachlich durchaus vorkommen: Er behauptet, daß sie keine
Ahnung hätte.
Wirklich gebräuchlich ist in der Umgangssprache aber nur der Konjunktiv Präteritum
bestimmter Verben. Es handelt sich dabei um die Modalverben (er müßte, sie könnte, wir dürften
usw.), sein (wir waren) und haben ( sie hätten) sowie gelegentlich in bestimmten Wendungen
kommen, gehen oder wissen (käm' das denn in Frage?, Das ginge ja noch, Wenn ich bloß
wüßte...). Da der Konjunktiv Präteritum der Hilfsverben sein und haben für die Bildung des
Konjunktivs Plusquamperfekt benutzt wird, läßt sich letzterer in der Umgangssprache bei allen
Verben beobachten: Wenn ich das geahnt hätte; hättest du mich doch angerufen usw.
Am häufigsten sind in der Umgangssprache Konjunktiv-Umschreibungen mit würde
anzutreffen. Sie können anstelle des optativen und potentialen Konjunktivs sowie zun Ausdruck
der Nachzeitigkeit bei indirekter Rede verwendet werden:
Die einzigen Formen, die auch umgangssprachlich gewöhnlich nicht mit würde umschrieben
werden, sind die Konjunktive Präteritum der Hilfsverben sein und haben; sehr selten sind auch
Umschreibungen der Konjunktive Präteritum der Modalverben.
Formen wie hätte, wäre oder müßte, sollte, könnte usw. sind so gebräuchlich, daß
Umschreibungen wie (?) Er würde sollen oder (?) Sie würde haben praktisch nicht vorkommen;
es gibt allerdings Ausnahmen, so etwa würde-Umschreibungen von wollen wie in:
Das würde ich nicht behaupten wollen. Entsprechend ist auch der Konjunktiv Plusquamperfekt
in Wunsch- und Konditionalsätzen , aber auch in der indirekten Rede umgangssprachlich
gebräuchlich: Sie hat gesagt, sie hätte die gange Zeit auf uns gewartet (nicht: sie würde die
ganze Zeit auf uns gewartet haben); ich wäre beinahe zu spät gekommen. (nicht: *Ich würde
beinahe zu spät gekommen sein).