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Die Kategorie des Modus im Deutschen

Im Deutschen unterscheidet man drei Modi: den Indikativ, den Imperativ und den Konjunktiv.
Der Indikativ ist der Hauptmodus der Aussage. Er charakterisiert die Aussage als real in positiver
oder negativer Form, in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, im Aktiv oder im Passiv. Der
Indikativ verfügt über 6 Tempusformen und 3 Personen.
Der Konjunktiv stellt die Aussage als irreal dar (unerfüllbar, möglich usw.). Er bezeichnet das
Unwirkliche im weitesten Sinne: eine Möglichkeit, eine Vermutung, einen Wunsch u. a. Der
Konjunktiv verfügt über 8 Tempusformen und 3 Personen.
Der Imperativ ist der Modus der Aufforderung und dient zum Ausdruck eines Befehls, einer
Aufforderung, eines Verbots, einer Bitte. Der Imperativ hat nur zwei Personen und keine
Tempusformen.

Bildung der Zeitformen des Konjunktivs


Das Zeitformensystem des Konjunktivs enthält dieselben Zeitformen wie das des Indikativs + 2
zusätzliche Formen (Konditionalis 1 und Konditionalis 2), aber ihre Bildung, Bedeutung und
Gebrauch sind anders.
Das Präsens. Das Präsens Konjunktiv aller Verben wird von dem Infinitivstamm mit dem Suffix -e
(Endungs-e) und den Personalendungen gebildet. Der Stammvokal bleibt unverändert. Die 1. und 3.
Person Singular weisen keine Personalendungen auf:
fahren → ich fahre, du fahrest, er fahre, wir fahren, ihr fahret, Sie fahren
haben → ich habe, du habest, er habe, wir haben, ihr habet, Sie haben
sein → ich sei, du sei(e)st, er sei, wir seien, ihr seiet, Sie seien
können → ich könne, du könnest, er könne, wir können, ihr könnet, Sie können
Das Präteritum. Die Formen des Präteritums Konjunktiv der schwachen Verben stimmen mit den
Formen des Präteritums Indikativ überein:
machen → ich machte, du machtest, er machte, wir machten, ihr machtet, Sie machten
Das Präteritum Konjunktiv der starken Verben wird vom Präteritumstamm des Indikativs mit dem
Suffix -e- und den Personalendungen des Präteritums gebildet. Die Stammvokale a, o, u erhalten
den Umlaut:
kommen → ich käme, du kämest, er käme, wir kämen, ihr kämet, Sie kämen
Manche starken Verben haben im Präteritum Konjunktiv Parallelformen:
Infinitiv Präteritum Indikativ Präteritum Konjunktiv
bergen barg bärge — bürge
helfen half hälfe — hülfe
sterben starb stärbe — stürbe
werben warb wärbe — würbe
werfen warf wärfe — würfe
gelten galt gälte — gölte
schelten schalt schälte — schölte
beginnen begann begänne — begönne
gewinnen gewann gewänne — gewönne
rinnen rann ränne — rönne
sinnen sann sänne — sonne
spinnen spann spänne — spönne
schwimmen schwamm schwämme — schwömme
befehlen befahl befähle — beföhle
stehlen stahl stähle — stöhle
heben hob höbe — hübe
Anmerkung. Die Formen mit ü bzw. ö werden vom Standpunkt der modernen Sprache als
unregelmäßig (veraltet) aufgefasst.
Die Hilfsverben lauten im Präteritum Konjunktiv: hätte, wäre, würde.
!!! Im Präteritum Konjunktiv gebraucht man heutzutage in der deutschen Sprache meistens nur die
Hilfsverben und Modalverben, alle anderen Verben gebraucht man im Konditionalis 1.
Die zusammengesetzten Zeitformen des Konjunktivs werden nach demselben Prinzip gebildet
wie die des Indikativs, nur steht das entsprechende Hilfsverb im Konjunktiv.
Das Perfekt Konjunktiv wird mit dem Hilfsverb haben oder sein im Präsens Konjunktiv und dem
Partizip II des entsprechenden Verbs gebildet:
ich habe … gemacht, ich sei … gefahren,
du habest … gemacht, du seist … gefahren,
er habe … gemacht, er sei … gefahren,
wir haben … gemacht, wir seien … gefahren,
ihr habet … gemacht, ihr seiet … gefahren,
Sie haben … gemacht. Sie seien … gefahren.
Das Plusquamperfekt Konjunktiv wird mit dem Hilfsverb haben oder sein im Präteritum
Konjunktiv und dem Partizip II des entsprechenden Verbs gebildet.
ich hätte … gemacht, ich wäre … gefahren,
du hättest … gemacht, du wärest … gefahren,
er hätte … gemacht, er wäre … gefahren,
wir hätten … gemacht, wir wären … gefahren,
ihr hättet … gemacht, ihr wäret … gefahren,
Sie hätten … gemacht. Sie wären … gefahren.
Das Futur I Konjunktiv wird mit dem Hilfsverb werden im Präsens Konjunktiv und dem
Infinitiv I des entsprechenden Verbs gebildet.
Das Futur II Konjunktiv wird mit dem Hilfsverb werden im Präsens Konjunktiv und dem
Infinitiv II des entsprechenden Verbs gebildet.
Futur I Konjunktiv Futur II Konjunktiv
ich werde … sagen / fahren ich werde … gesagt haben / gefahren sein
du werdest … sagen / fahren du werdest … gesagt haben / gefahren sein
er werde … sagen / fahren er werde … gesagt haben / gefahren sein
wir werden … sagen / fahren wir werden … gesagt haben / gefahren sein
ihr werdet … sagen / fahren ihr werdet … gesagt haben / gefahren sein
Sie werden … sagen / fahren Sie werden … gesagt haben / gefahren sein
Der Konditionalis I (oder würde-Form) wird mit dem Hilfsverb werden im Präteritum Konjunktiv
und dem Infinitiv I des entsprechenden Verbs gebildet.
Der Konditionalis II wird mit dem Hilfsverb werden im Präteritum Konjunktiv und dem Infinitiv
II des entsprechenden Verbs gebildet.
Konditionalis I Konditionalis II
ich würde … sagen / fahren ich würde … gesagt haben / gefahren sein
du würdest … sagen / fahren du würdest … gesagt haben / gefahren sein
er würde … sagen / fahren er würde … gesagt haben / gefahren sein
wir würden … sagen / fahren wir würden … gesagt haben / gefahren sein
ihr würdet … sagen / fahren ihr würdet … gesagt haben / gefahren sein
Sie würden … sagen / fahren Sie würden … gesagt haben / gefahren sein

Bedeutung und Gebrauch des Konjunktivs


Die Zeitformen des Konjunktivs werden ihrer Bildung nach in zwei Gruppen eingeteilt: den
präsentischen Konjunktiv (Konjunktiv I) und den präteritalen Konjunktiv (Konjunktiv II).
Zum präsentischen Konjunktiv gehören Tempusformen, die vom Präsensstamm gebildet werden:
das Präsens, Perfekt und Futur.
Zum präteritalen Konjunktiv gehören Tempusformen, die vom Präteritumstamm gebildet werden:
das Präteritum, das Plusquamperfekt und der Konditionalis.

Anwendungsbereiche des Konjunktivs II


Die Tempusformen des Konjunktivs können absolut und relativ gebraucht werden.
Absoluter Zeitgebrauch Relativer Zeitgebrauch

Zeitstufe Tempusform Zeitstufe Tempusform

Vergangenheit Plusquamperfekt Konj. Vorzeitigkeit Plusquamperfekt Konj.


Gegenwart Präteritum Konj. Gleichzeitigkeit Präteritum Konj.
Zukunft Konditionalis I Nachzeitigkeit Konditionalis I
1. Der irreale Wunschsatz є
Man unterscheidet sowohl konjunktionale als auch konjunktionslose irreale Wunschsätze.
Der konjunktionale Wunschsatz wird durch die Konjunktion wenn eingeleitet und hat die Wortfolge
eines Nebensatzes (das finite Verb steht am Ende des Satzes): Wenn das Wetter heute doch schön
wäre! Wenn ich mich nur besser auf den Test vorbereitet hätte!
Der konjunktionslose irreale Wunschsatz beginnt mit dem finiten Verb (Spitzenstellung des finiten
Verbs): Wäre das Wetter heute bloß schön! Hätte ich mich nur besser auf den Test vorbereitet!
Im irrealen Wunschsatz gebraucht man gewöhnlich die Partikeln doch, nur, bloß.
2. Der irreale Konditionalsatz (Bedingungssatz) є
Konjunktional, konjunktionslos
Konjunktion: wenn
Der konjunktionale Konditionalsatz kann sowohl als Vorder- als auch als Nachsatz vorkommen:
Wenn ich gestern mehr Zeit gehabt hätte, wäre ich mit dir spazieren gegangen. (Vordersatz)
Ich wäre mit dir spazieren gegangen, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte. (Nachsatz)
Der konjunktionslose Konditionalsatz ist immer Vordersatz (steht vor dem Hauptsatz):
Hätte ich gestern Zeit gehabt, wäre ich mit dir spazieren gegangen.
3. Irreale Möglichkeit є
Oft wird das Modalverb können gebraucht.
Du könntest dich besser auf den Test vorbereiten.
Du hättest gestern alle Aufgaben machen können.
4. Unterbrochene Handlung є
Man gebraucht die Adverbialien fast, beinahe, um ein Haar und das Plusquamperfekt Konjunktiv:
Gestern hätte ich mich zum Unterricht fast verspätet.
5. Relativsätze nach der negierten Feststellung є
Ich kenne niemand, der fleißiger arbeiten würde, als Tobias.
6. Irreale Konsekutivsätze є
konjunktional,
Konjunktion: zu…, als dass…
Unsere Stadt hat zu viele Sehenswürdigkeiten, als dass man sie an einem Tag besichtigen könnte.
7. Konzessivsätze є
konjunktional,
Konjunktion: auch wenn
Auch wenn ich viel Zeit hätte, würde ich Max nicht besuchen.
8. Höfliche Aussage: Fragen, Bitten, Empfehlungen / Vorschläge, Ratschläge, milde Kritik є
Könnten Sie mir sagen, wie ich zum Bahnhof komme? Könnten Sie mir bitte helfen? An deiner
Stelle würde ich tüchtiger arbeiten. Du könntest dich entschuldigen. Wie wäre es, wenn Sie
pünktlich zur Arbeit kommen würden? Ich würde nie in einer Kurve überholen.
9. Erstaunen є
Ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell kommen würdest.
10. Zweifelnde Frage є
Ob ich auch so schnell reagieren könnte?
11. Abschließende Feststellungen є
Das hätten wir geschafft. Damit wären wir am Ende.
12. Irreale Komparativsätze / irreale Vergleichssätze
Relativer Gebrauch der Tempusformen
konjunktional
Konjunktionen: als, als dass, als ob, als wenn, wie wenn
Wortfolge: Nach der Konjunktion als steht das finite Verb, dann steht das Subjekt, danach folgen
andere Satzglieder. Nach den Konjunktionen als dass, als ob, als wenn, wie wenn ist die Wortfolge
des Nebensatzes: das finite Verb steht am Satzende.
In den irrealen Komparativsätzen kann man auch den Konjunktiv 1 gebrauchen.
Gleichzeitigkeit: Er sagt es so, als ob er alles wüsste (wisse).
Er sagt es so, als wüsste (wisse) er alles.
Vorzeitigkeit: Er sieht so aus, als ob er die ganze Nacht nicht geschlafen hätte (geschlafen habe).
Er sieht so aus, als hätte (habe) er die ganze Nacht nicht geschlafen (geschlafen).
Nachzeitigkeit: Es sieht so aus, als ob es bald regnen würde (regnen werde).
Es sieht so aus, als würde (werde) es bald regnen (regnen).
13. Indirekte Rede є
Die Tempusformen werden relativ gebraucht.
In der indirekten Rede gebraucht man in erster Linie den Konjunktiv 1.
Der Konjunktiv 2 wird in der indirekten Rede in den folgenden Fällen gebraucht:
a) als Ersatzform des Konjunktivs 1, wenn die Tempusformen des Konjunktivs 1 mit denen des
Indikativs zusammenfallen: Olaf sagte, seine Geschwister hätten heute keine Möglichkeit dir zu
helfen.
b) wenn der Sprecher darauf hinweisen möchte, dass er die Richtigkeit der Aussage bezweifelt:
Wenn die Politiker behaupten, dass es keine Steuererhöhungen gäbe, glaubt das niemand.
c) wenn die direkte Rede den Konjunktiv 2 enthält.
Anwendungsbereiche des Konjunktivs I
Der Konjunktiv I hat solche Bedeutungen wie eine realisierbare Annahme, einen erfüllbaren
Wunsch, eine Anweisung, eine Absicht.
1) realisierbare Annahme (oft im Stil der Wissenschaft)
ABC sei ein gleichschenkliges Dreieck.
2) Anweisung (in ärztlichen Verschreibungen, Kochrezepten)
Man nehme 100 Gramm Butter.
3) Einräumung (in Konzessivsätzen)
Der Konjunktivgebrauch beschränkt sich in diesen Sätzen auf wenige einräumende Formeln: es sei
denn, wie dem auch sei, sei es auch.
Wie dem auch gewesen sei, ich bereue es nicht.
4) der erfüllbare Wusch (in den Losungen, in der Poesie)
Es lebe der Frieden!
5) Absicht (In Finalsätzen)
Der Professor stieg auf das Podium, damit man ihn besser sehe und höre.
6) indirekte Rede
Indirekte Rede ist nicht-wörtliche Wiedergabe fremder (seltener früherer eigener) Rede.
Die Tempusformen haben relative zeitliche Bedeutung.
Relativer Zeitgebrauch

Zeitstufe Tempusform

Vorzeitigkeit Perfekt Konj.


Gleichzeitigkeit Präsens Konj.
Nachzeitigkeit Futur I

Die indirekte Rede (Непряма мова)


Konjunktiv I Konjunktiv II
Vorzeitigkeit Perfekt Konjunktiv Plusquamperfekt
Передчасність / Das Mädchen sagte, sie habe Konjunktiv
відносне минуле die Schule beendet. Die Kinder sagten, sie
hätten die Schule
beendet.
Gleichzeitigkeit Präsens Konjunktiv Präteritum Konjunktiv
Одночасність Das Mädchen sagte, sie heiße Die Kinder sagten, sie
Anna. hätten jeden Tag 7
Stunden in der Schule.
Nachzeitigkeit Futur I Konjunktiv würde-Form
Відносне майбутнє Das Mädchen sagte, sie werde Die Kinder sagten, sie
nächste Woche ins Ausland würden nächste Woche
fahren. ins Ausland fahren.

Der Konjunktiv ist in der indirekten Rede in den folgenden Fällen obligatorisch:
1) wenn die indirekte Rede in einem konjunktionslosen Satz mit der Wortfolge eines selbständigen
Satzes enthalten ist (якщо непряму мову містить безсполучникове речення з порядком слів
простого речення. Тобто якщо нема сполучника dass):
Er glaubte, er habe das richtig gemacht.
2) wenn die indirekte Rede der Einleitung vorangeht (якщо непряма мова стоїть перед словами
автора):
Er sei zwanzig, sagte Max.
3) wenn die indirekte Rede einen selbstständigen Satz ausmacht (якщо непряма мова має форму
самостійного речення. Тобто взагалі нема слів автора):
Er sei zwanzig, sagte Max. Sein Fach sei Germanistik.
4) wenn das Verb der Redeeinleitung (das Verb des Sagens) fehlt und an seiner Stelle ein anderes
Verb tritt (якщо слова автора не містять дієслово зі значенням повідомлення, а якесь інше
дієслово):
Otto wandte sich an seinen Nachbarn, wie alt er sei und wo er arbeite.

Zum Ausdruck der indirekten Aufforderung gebraucht man das Modalverb sollen im Präsens
Konjunktiv (Непряма вимога / непрямий наказ – SOLLEN (im Konjunktiv I):
Direkte Rede / Пряма мова:
Die Mutter sagte dem Sohn: „Räum endlich dein Zimmer auf!“
Indirekte Rede / Непряма мова:
Die Mutter sagte dem Sohn, er solle sein Zimmer aufräumen.

Zum Ausdruck der indirekten Bitte gebraucht man das Modalverb mögen im Präsens Konjunktiv
(Непряме прохання – MÖGEN (im Konjunktiv I):
Direkte Rede / Пряма мова:
Die Mutter bat den Sohn: „Hilf mir bitte in der Küche!“
Indirekte Rede / Непряма мова:
Die Mutter bat den Sohn, er möge ihr in der Küche helfen.

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