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Institut für Römisches Recht


der Universität zu Köln
Direktor: Professor Dr. Martin Avenarius

website: www.uni-koeln.de/jur-fak/instroem
Materialien: http://www.uni-koeln.de/jur-fak/instroem/latein.html
e-mail: gdaniels@smail.uni-koeln.de oder Georg.Daniels@uni-koeln.de

Latein-(kurs) für Juristen

Wintersemester 2011/2012

Die lateinische Schrift

Bis in das erste vorchristliche Jahrhundert (Cäsars und Ciceros Zeit) bestand das lateinische
Alphabet aus den 21 Buchstaben: ABCDEFGHIKLMNOPQRSTVX. Dabei diente V zur
Bezeichnung des vokalischen u und des halbvokalischen v (Bsp.: VALLVM = vallum); das I
wurde für vokalisches i und halbvokalisches j verwendet (Bsp.: IVSTITIA = iustitia). Zur Zeit
des Augustus führte man Y und Z ein, um griechische Fremdwörter lautrichtig schreiben zu
können. Q wird heute nur noch in der Verbindung Qu verwandt; K kommt kaum noch vor.

Die Römer schrieben in Großbuchstaben (Majuskeln). Sie verwandten keine Satzzeichen, fast
keine Worttrennung oder Satztrennung und keine geregelte Silbenteilung.

Beispiel (Caesar, bell. Gall. VI 12,1):

CVMCAESARING Cum Caesar in Galliam Als Caesar nach Gallien


ALLIAMVENITA venit, alterius kam, waren der einen
LTERIVSFACTIO factionis Partei
NISPRINCIPESE principes erant Fürsten
RANTHAEDVIAL Haedui, alterius die Haeduer, der anderen
TERIVSSEQVANI Sequani. die Sequaner.

Oft wurden Abkürzungen verwendet, so z. B. bei Eigennamen.

Beispiel (Inschrift auf zwei Wasserleitungsröhren aus einem Haus bei Centumcellae (Civitavecchia) :

CNDOMITIAN Gnaei Domiti Des Gnaeus Domitius


NIVLPIANI Anni Ulpiani Annius Ulpianus

Die Überlieferung beschränkt sich oft auf Fragmente.

Beispiel (Inschrift am Colosseum in Rom, um 80 n. Chr.):

I T CAES VESPASI I[mp(erator)] T(itus) Kaiser Titus Vespasian


AMPHITHEATRV Caes(ar) Vespasi[anus ließ das neue Amphi-
MANVBIS Aug(ustus)] amphitheatru[m theater aus der Beute
novum] [ex] manubis [fieri errichten
iussit]
in eckigen Klammern […] stehen verlorene Lettern der Inschrift, in runden (…), die zur
Ergänzung der in der Inschrift verwandten Abkürzungen!
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Wichtige Ausspracheregeln:

C wird heute im lateinischen Text - wie in der klassischen Stilepoche - ausgesprochen wie
„k“. Beispiel: Cicero [kikero], ius civile [jus kivile].
T ist stets t (und nicht z !), man spreche also aus: Horatius [horatius]. Im deutschen Text sagt
man aber [zizero], [horaz] etc.
S ist stets stimmlos, also scharf auszusprechen, insbesondere auch vor anderen Konsonanten.
Beispiel: Statim debetur, quod sine die debetur. [statim ...]

Die Betonung liegt grundsätzlich auf der vorletzten Silbe. Nur dann, wenn die vorletzte Silbe
kurz ist, wird die drittletzte Silbe betont. Eine Silbe, die einen kurzen Vokal enthält, ist
grundsätzlich kurz. Lang ist eine Silbe, die einen langen Vokal, einen Diphtong oder einen
kurzen Vokal, dem mehrere Konsonanten folgen (sog. Positionslänge), enthält.

Beispiel: posséssor érgo dóminus

Übungssätze: nemo dominus membrorum suorum

servitus fundo utilis esse debet

affirmanti incumbit probatio, non neganti

commorientium non videtur alter alterum supervixisse


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Grundbegriffe der lateinischen Grammatik


- Übersicht -

A. Formenlehre

I. Nomen
Zu den Nomina zählen:

- Substantiv (Hauptwort)
- Adjektiv (Eigenschaftswort)
- Pronomen (Fürwort)

Die Beugung der Nomina nennt man Deklination.


Die Form eines Nomens wird bestimmt durch.

1. Kasus (Fall)
2. Numerus (Zahl)
3. Genus (Geschlecht) (sog. KNG-Regel!)

1. Kasus (Fälle)
Die lateinische Sprache kennt sechs Fälle:

- Nominativ Frage: wer?


- Genitiv Frage: wessen?
- Dativ Frage: wem?
- Akkusativ Frage: wen?
- Ablativ kennzeichnet zumeist Mittel und Werkzeug (sog. Instrumentalis)
- Vokativ Anredefall

2. Numeri (Zahlen)

- Singular (Einzahl)
- Plural (Mehrzahl)

3. Genera (Geschlechter)

- Maskulinum (männlich; abgekürzt (abg.) m.)


- Femininum (weiblich; abg. f.)
- Neutrum (sächlich; abg. n.)

Bitte beachten Sie:


1. Beim Vokabellernen merkt man sich
- bei Substantiven: Nominativ und Genitiv Singular und Genus; diese Angaben erlauben den
Schluß auf die Deklination (Bsp.: „dominus, domini, maskulinum = Herr“)
- bei Adjektiven: Nominativ Singular in allen drei Genera (Bsp.: „magnus, magna, magnum =
groß“)
- bei Pronomina: möglichst alle Formen, weil hier viele Unregelmäßigkeiten vorkommen.

2. Nomina bestimmt man mit den Angaben: Kasus, Numerus und (auch bei Adjektiven und
Pronomina) Genus (Bsp.: „domino = Dativ und Ablativ Singular von dominus“).
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II. Verb (Zeitwort, Tätigkeitswort)

Die Beugung eines Verbs heißt Konjugation.

Die Form eines Verbs wird bestimmt durch


1. Person
2. Numerus
3. Tempus
4. Modus
5. Genus verbi

1. und 2.: Person und Numerus

Man unterscheidet:

1. Person Singular = ich 1. Person Plural = wir


2. Person Singular = du 2. Person Plural = ihr
3. Person Singular = er/sie/es 3. Person Plural = sie

3. Das Tempus (Zeit)

Man unterscheidet:

a. Die Tempora der Präsensgruppe: b. Die Tempora der Perfektgruppe:


- Präsens (Gegenwart) - Perfekt (vollendete Gegenwart)
- Imperfekt/Präteritum (Vergangenheit) - Plusquamperfekt (vollendete
- Futur I (Zukunft) Vergangenheit)
- Futur II (vollendete Zukunft)

4. Der Modus

Außer für Futur I und Futur II, die nur einen Indikativ haben, gibt es für jedes Tempus einen
Indikativ (Wirklichkeitsform) und einen Konjunktiv (Möglichkeitsform). Daneben gibt es den
Imperativ.

Beispiel: iudico = ich richte (Indikativ)


iudicem = ich möge richten (Konjunktiv)

5. Genus verbi

Alle Verbformen gibt es in Aktiv (Tatform) und Passiv (Leideform).

Beispiel: iudico = ich richte (Aktiv)


iudicor = ich werde gerichtet (Passiv)

Bitte beachten Sie:


1. In der deutschen Sprache werden Futur Aktiv und Präsens Passiv mit „werden“ gebildet.
Daher liegt eine Verwechslung nahe.
Beispiel: ich werde richten = Futur Aktiv
ich werde gerichtet = Präsens Passiv
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2. Beim Vokabellernen merkt man sich neben dem Infinitiv (Grundform) die sogenannten
Stammformen. Beherrscht man erst einmal diese, so kann man regelmäßig alle Verbformen
bilden. Stammformen sind am Beispiel iudicare:

- Infinitiv (Grundform): iudicare:


- 1. Person Singular Präsens Indikativ
Aktiv, iudico,
- 1. Person Singular Perfekt Indikativ
Aktiv, iudicavi,
- Partizip Perfekt Passiv im Nominativ
Singular Neutrum iudicatum

3. Man bestimmt eine Verbform beispielsweise wie folgt:


iudico = 1. Person Singular Präsens Indikativ Aktiv von iudicare
abgekürzt: 1. Pers. Sg. Präs. Ind. Akt.

III. Wörter zwischen Nomen und Verb

Aus Elementen des Nomens und des Verbs sind die Verbalsubstantive und die Verbaladjektive
zusammengesetzt.

1. Verbalsubstantive sind vor allem das Gerundium, d. h. Fälle des substantivierten (= als
Substantiv verwandt) Infinitivs und der substantivierte Infinitiv selbst:
Beispiel: das Richten (= iudicare)

2. Verbaladjektive sind

a. Partizipien (Mittelwörter)
- Partizip Präsens Aktiv (Bsp.: richtend)
- Partizip Perfekt Passiv (Bsp.: gerichtet)
- Partizip Futur Aktiv (gibt es im Deutschen nicht; daher etwa: „in Zukunft richtend“)

b. Gerundivum (entspricht etwa einem Partizip Futur Passiv)


Es gibt an, daß etwas getan werden muß oder (in der Verneinung) nicht getan werden darf. Im
Deutschen gibt es nichts Entsprechendes.
Auch diese Wörter werden dekliniert.

B. Syntax (Satzlehre)

Das Subjekt steht stets im Nominativ und gibt an, wer in dem Satz etwas tut. Das Prädikat ist
die Verbform, die angibt, was das Subjekt tut. Das Objekt antwortet auf die Frage „wem ?“
(Dativobjekt) oder „wen ?“ (Akkusativobjekt) und gibt an, mit wem das Subjekt etwas tut
oder was das Subjekt mit seiner Handlung beeinträchtigt.

Beispiel: Agricola servo librum dat - Der Bauer gibt dem Sklaven ein Buch.

Subjekt ist der Bauer (agricola); Prädikat ist „gibt“ (dat). Der Sklave (servo) ist Dativobjekt,
das Buch (librum) ist Akkusativobjekt.
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Einzelne Elemente der lateinischen Grammatik

A. Formenlehre

I. Das Nomen

a. Deklination der Substantive

Im Lateinischen werden insgesamt 7 Deklinationen unterschieden (die Zählung schwankt).


Welches Wort zu welcher Deklination gehört, muß auswendig gelernt werden. Wenn man die
Deklinationsschemata beherrscht, genügt es meist, sich den Nominativ und den Genitiv
Singular des jeweiligen Worts zu merken. Die anderen Formen lassen sich dann erschließen.

Für alle Deklinationen gemeinsam gilt:


- Der Genitiv Plural endet immer auf -um.
- Dativ und Ablativ Plural haben immer dieselbe Form.
- Beim Neutrum sind Nominativ und Akkusativ Singular immer formgleich. Auch Nominativ
und Akkusativ Plural sind immer gleich und enden stets auf -a.

Im Folgenden werden die Deklinationsschemata für den Regelfall vorgeführt. Daneben gibt es
zahlreiche unregelmäßige Substantive mit abweichenden Formen. Außerdem gibt es zu
einzelnen Formen Nebenformen, die hier nicht aufgeführt sind.

1. Die a-Deklination (sog. 1. Deklination)

Zur a-Deklination gehören fast nur Feminina.

Beispiel: villa, ae, f. = Landhaus

Singular Plural

Nom. villa villae


Gen. villae villarum
Dat. villae villis
Akk. villam villas
Abl. villa villis

Bei der a-Deklination sind also - über die in der Vorbemerkung genannten Formen hinaus -
gleich: Genitiv Singular, Dativ Singular, Nominativ Plural; der Schreibweise - nicht aber der
Aussprache nach ! - auch Nominativ und Ablativ Singular.

2. Die o-Deklination (sog. 2. Deklination)

Zur o-Deklination gehören Maskulina (Endung -us oder -r) und Neutra (Endung -um). Es gibt
wenige Ausnahmen.

Beispiele: dominus, i, m. = Herr, i. e. S. Eigentümer


templum, i, n. = Tempel
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Singular Plural

Nom. dominus templum domini templa


Gen. domini templi dominorum templorum
Dat. domino templo dominis templis
Akk. dominum templum dominos templa
Abl. domino templo dominis templis

Bei der o-Deklination sind also - über die in der Vorbemerkung genannten Formen hinaus -
gleich: Dativ und Ablativ Simgular; bei Maskulina auch Genitiv Singular und Nominativ
Plural.

3. Die konsonantische Deklination (sog. 3. Deklination)

Zur konsonantischen Deklination gehören sehr viele Substantive. Der Häufigkeit ihres
Vorkommens nach ist sie die wichtigste Deklination. Es kommen Substantive aller drei
Genera vor. Die Endungen der Nominative sind sehr unterschiedlich. Der Nominativ weicht
im Hinblick auf die äußere Gestalt häufig von den übrigen Formen ab - deswegen ist es
besonders wichtig, den Genitiv mitzulernen.

Beispiele: praetor, oris, m. = Prätor


lex, legis, f. = Gesetz
genus, generis, n. = Geschlecht; i. e. S. auch: Gattung

Singular Plural

Nom. praetor lex genus praetores leges genera


Gen. praetoris legis generis praetorum legum generum
Dat. praetori legi generi praetoribus legibus generibus
Akk. praetorem legem genus praetores leges genera
Abl. praetore lege genere praetoribus legibus generibus

Bei der konsonantischen Deklination sind also - über die in der Vorbemerkung genannten
Formen hinaus - gleich: Nominativ und Akkusativ Plural in Maskulinum und Femininum.

4. Die u-Deklination (sog. 4. Deklination)

Zur u-Deklination gehören fast ausschließlich Maskulina (Endung -us). Es gibt wenige
Ausnahmen.

Beispiel: exercitus, us, m. = Heer

Singular Plural

Nom. exercitus exercitus


Gen. exercitus exercituum
Dat. exercitui exercitibus
Akk. exercitum exercitus
Abl. exercitu exercitibus
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Bei der u-Deklination sind also - über die in der Vorbemerkung genannten Formen hinaus -
gleich: Genitiv Singular; Nominativ und Akkusativ Plural; der Schreibweise - nicht der
Aussprache nach - ist auch der Nominativ Singular diesen Formen gleich.

5. Die e-Deklination (sog. 5. Deklination)

Zur e-Deklination gehören fast ausschließlich Feminina (Endung: -es).

Beispiel: res, rei, f. = Sache, Ding, i. w. S. auch: Angelegenheit


dies, diei, f. = Zeit, Termin, Frist (Achtung: „dies“ wird auch maskulin
gebraucht; dann in der Bedeutung „Tag“)

Singular Plural

Nom. res dies res dies


Gen. rei diei rerum dierum
Dat. rei diei rebus diebus
Akk. rem diem res dies
Abl. re die rebus diebus

Bei der e-Deklination sind also - über die in der Vorbemerkung gennten Formen hinaus -
gleich: Nominativ Singular, Nominativ Plural und Akkusativ Plural; ferner Genitiv und Dativ
Singular.

6. Die i-Deklination

Zur i-Deklination gehören einige wenige Feminina (Endung -is) sowie einige Neutra (Endung
-e, -al o. ä.). Ausnahme: Einige wenige Wörter auf -is sind Maskulina.

Beispiele: turris, is, f. = Turm


vectigal, is, n. = Abgabe

Singular Plural

Nom. turris vectigal turres vectigalia


Gen. turris vectigalis turrium vectigalium
Dat. turri vectigali turribus vectigalibus
Akk. turrim vectigal turres vectigalia
Abl. turri vectigali turribus vectigalibus

Bei der i-Deklination sind also - über die in der Vorbemerkung genannten Formen hinaus -
gleich: Dativ und Ablativ Singular; bei den Wörtern auf -is ferner Nominativ und Genitiv
Singular sowie Nominativ und Akkusativ Plural.
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7. Die Mischdeklination

Zur Mischdeklination gehören zahlreiche Feminina auf -s, es und -is sowie einige Maskulina.
Die Mischdeklination bildet den Singular wie die konsonantische Deklination, den Plural wie
die i-Deklination.

Übung: Bestimmen Sie die Formen der unterstrichenen Wörter !

Beispiel: Contra tabulas nulla valet usurpatio. (Akkusativ Plural von tabula, tabulae,
femininum = Tafel, Register)
Übungssätze: Communio est mater rixarum.

Tutor rem pupilli emere non potest.

Praesentia corporis tollit errorem nominis.


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b. Deklination der Adjektive

Die Adjektive gehören zu verschiedenen Deklinationen.

1. Adjektive mit Endung -us, -a, -um (Beispiel: magnus, magna, magnum = groß)
-er, -era, -erum (Beispiel: liber, libera, liberum = frei)

folgen in Maskulinum und Neutrum der o-Deklination, im Femininum der a-Deklination.

Ebenso werden dekliniert - das Partizip Perfekt Passiv


- das Partizip Futur Aktiv
- das Gerundivum

2. Andere Adjektive

Fast alle anderen Adjektive folgen der Mischdeklination, mit der Ausnahme, daß der Ablativ
Singular (wie bei der i-Deklination) auf -i endet.

Es werden unterschieden: - 3-endige Adjektive


mit unterschiedlichem Nominativ Singular für jedes
Genus (Bsp.: acer, acris, acre = spitz, scharf)

- 2-endige Adjektive
mit derselben Endung für den Nominativ Singular des
Maskulinums und des Femininums; für das Neutrum gibt
es eine eigene Endung (Bsp.: omnis, omnis, omne =
ganz)

- 1-endige Adjektive
mit derselben Endung für den Nominativ Singular in
allen drei Genera (Bsp.: clemens = milde)
ebenso wird das Partizip Präsens Aktiv dekliniert.
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c. Deklination der wichtigsten Pronomina

1. Demonstrativpronomina (hinweisende Fürwörter)

- is, ea, id = der (da), die (da), das (da); er, sie, es

Singular Plural

Nom. is ea id ii/ei eae ea


Gen. eius eius eius eorum earum eorum
Dat. ei ei ei iis/eis iis/eis iis/eis
Akk. eum eam id eos eas ea
Abl. eo ea eo iis/eis iis/eis iis/eis

Ähnlich wird dekliniert: idem, eadem, idem = derselbe, dieselbe, dasselbe; hier wird
nur an jede Form die Silbe -dem angehängt. Im Akkusativ Singular und im Genitiv
Plural wird das dann entstehende -md- zu -nd- assimiliert.

-hic, haec, hoc = dieser, diese, dieses; der hier (bei mir)

Singular Plural

Nom. hic haec hoc hi hae haec


Gen. huius huius huius horum harum horum
Dat. huic huic huic his his his
Akk. hunc hanc hoc hos has haec
Abl. hoc hac hoc his his his

- ipse, ipsa, ipsum = er selbst, sie selbst, es selbst

Singular Plural

Nom. ipse ipsa ipsum ipsi ipsae ipsa


Gen. ipsius ipsius ipsius ipsorum ipsarum ipsorum
Dat. ipsi ipsi ipsi ipsis ipsis ipsis
Akk. ipsum ipsam ipsum ipsos ipsas ipsa
Abl. ipso ipsa ipso ipsis ipsis ipsis

Ebenso wird dekliniert: ille, illa, illud = jener, jene, jenes; der dort
und iste, ista, istud = dieser da, diese da, dieses da (bei dir).
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2. Personalpronomina (persönliche Fürwörter)

ego, tu, -- = ich, du, er/sie/es


nos, vos, -- = wir, ihr, sie

Singular Plural

Nom. ego tu -- nos vos --


Gen. mei tui sui nostri vestri sui
Dat. mihi tibi sibi nobis vobis sibi
Akk. me te se nos vos se
Abl. me te se nobis vobis se

Die Formen des Personalpronomens in der 3. Person beziehen sich zurück auf ein Subjekt
(refelexiv). Bezieht sich das Personalpronomen in der 3. Person auf ein Objekt werden die
Formen von is/ea/id benutzt!

3. Relativpronomina (bezügliche Fürwörter)

qui, quae, quod = welcher, welche, welches (der, die, das)

Singular Plural

Nom. qui quae quod qui quae quae


Gen. cuius cuius cuius quorum quarum quorum
Dat. cui cui cui quibus quibus quibus
Akk. quem quam quod quos quas quae
Abl. quo qua quo quibus quibus quibus

Ebenso werden dekliniert:


- dieselben Wörter, wenn sie Interrogativpronomina (fragende Fürwörter) sind.
(qui ?, quae ?, quod ? = welcher ?, welche ?, welches ? (adjektivisch))
- quis ? = wer ?; quid ? = was ? (subjektivisch).

4. Possessivpronomina (besitzanzeigende Fürwörter)

meus, a, um = mein
tuus, a, um = dein
suus, a, um = sein
noster, tra, trum = unser
vester, tra, trum = euer
suus, a, um = ihr

Sie werden dekliniert wie Adjektive auf -us, -a, -um bzw. -er, -era, -erum.
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II. Das Verb

Im Lateinischen werden 4 Konjugationen unterschieden. Neben den regelmäßigen Verben,


deren Konjugation nach einem dieser 4 Konjugationsschemata abläuft, gibt es eine große Zahl
unregelmäßiger Verben.

Welches Wort zu welcher Konjugation gehört, muß man auswendig lernen. Wenn man die
Konjugationsschemata beherrscht, genügt es meist, sich die Stammformen des jeweiligen
Worts zu merken. Die anderen Formen lassen sich dann erschließen.

Die 6 Tempora, über die das Lateinische verfügt, gehören teils zur Präsensgruppe, teils zur
Perfektgruppe (s. oben). Die Formenbildung verläuft in beiden Gruppen nach ähnlichen
Mustern: An einen Stamm - entweder den Präsensstamm (bei der Präsensgruppe) oder den
Perfektstamm (bei der Perfektgruppe) - wird eine Endung angehängt, durch die die Person
gekennzeichnet wird. Zwischen Stamm und Endung werden bei einigen Tempora Kennsilben
geschoben, durch die das Tempus näher gekennzeichnet wird. So vollzieht sich die
Formenbildung im Prinzip nach einem einfachen Baukastenschema:

Stamm (+ Kennsilbe) + Endung = Form

Das Erlernen der Formen wird weiter dadurch erleichtert, daß die Personalendungen in fast
allen Tempora dieselben sind.
So reduzieren sich die Schwierigkeiten bei der Formenbildung auf zwei Grundprobleme: die
Kenntnis des Stamms und das Erlernen der zur Form zusammenzufügenden Elemente.

Im folgenden werden die Schemata wie folgt angeordnet:

1. Person Singular
2. Person Singular
3. Person Singular
1. Person Plural
2. Person Plural
3. Person Plural

Als Beispielswörter dienen hier:

für die a-Konjugation: iudicare = richten


für die e-Konjugation: habere = haben
für die konsonantische Konjugation: colligere = sammeln
für die i-Konjugation: punire = bestrafen

Wo es möglich ist, wird das Konstruktionsprinzip für die einzelnen Formen vor der
Wiedergabe der Schemata kurz erläutert. Dabei ist zu beachten, daß gelegentlich einzelne
Formen von diesem Prinzip abweichen.
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a. Die Tempora der Präsensgruppe

Der Präsensstamm wird ermittelt, indem man von der 1. Person Singular Präsens Indikativ
Aktiv das -o abstreicht. Das gilt nicht für die Verben der a-Konjugation (Endung -are); hier
muß das -o durch ein -a ersetzt werden.

aa. Aktiv

Die Endungen sind im Aktiv aller Tempora der Präsensgruppe gleich. Sie lauten:
1. Person Sg.: -o oder -m
2. Person Sg.: -s
3. Person Sg.: -t
1. Person Pl.: -mus
2. Person Pl.: -tis
3. Person Pl.: -nt

Um das Sprechen zu erleichtern, wird häufig zwischen einen konsonantisch endenden Stamm
und die Endung ein Vokal eingefügt.

Konjugationsschemata

1. Präsens Indikativ

iudico habeo colligo punio


iudicas habes colligis punis
iudicat habet colligit punit
iudicamus habemus colligimus punimus
iudicatis habetis colligitis punitis
iudicant habent colligunt puniunt

Imperative (der 2. Pers. Präsens):

Sg.: iudica ! habe ! collige ! puni !


Pl.: iudicate ! habete ! colligite ! punite !

2. Imperfekt/Präteritum Indikativ

Zwischen Stamm und Personalendung wird -ba- oder -eba- eingefügt:

iudicabam habebam colligebam puniebam


iudicabas habebas colligebas puniebas
iudicabat habebat colligebat puniebat
iudicabamus habebamus colligebamus puniebamus
iudicabatis habebatis colligebatis puniebatis
iudicabant habebant colligebant puniebant
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3. Futur I Indikativ

Bei der a - und der e - Konjugation wird -bi- oder -bu- zwischen Stamm und Personalendung
eingeschoben. Bei der konsonantischen und der i- Konjugation wird -e- bzw. -ie-
eingeschoben.

iudicabo habebo colligam puniam


iudicabis habebis colliges punies
iudicabit habebit colliget puniet
iudicabimus habebimus colligemus puniemus
iudicabitis habebitis colligetis punietis
iudicabunt habebunt colligent punient

4. Präsens Konjunktiv

Für die Bildung des Präsens Konjunktiv werden angehängt:

- an den Präsensstamm der e-, konsonantischen und i- Konjugation die Endungen

-am
-as
-at
-amus
-atis
-ant

also weitgehend die Endungen aus dem Präsens Indikativ, wie wir sie aus der a- Konjugation
kennen;

- an den Präsensstamm der a- Konjugation die Endungen

-em
-es
-et
-emus
-etis
-ent

also weitgehend die Endungen aus dem Präsens Indikativ, wie wir sie aus der e- Konjugation
kennen.

5. Imperfekt/Präteritum Konjunktiv

Hier werden an die Infinitive aller Konjugationen einfach die Endungen -m, -s, -t, -mus, -tis,
-nt angehängt.
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6. Futur I Konjunktiv?

Zum Futur I gibt es keinen Konjunktiv.

bb. Passiv

Auch im Passiv sind die Endungen aller Tempora der Präsensgruppe gleich. Sie lauten:

-r
-ris
-tur
-mur
-mini
-ntur

1. Präsens Indikativ

Die Endungen werden an den Präsensstamm angehängt. Bei einigen Formen werden aus
Aussprachegründen noch Vokale dazwischengeschoben.

2. Imperfekt/Präteritum Indikativ

Zwischen die Endungen und den Stamm wird die Silbe -ba- (bei der konsonantischen
Konjugation: -eba-) eingeschoben.

3. Futur I Indikativ

Bei der a- und e-Konjugation wird zwischen die Endung und den Stamm die Silbe -bi- (1.
Sing.: -bo-; 3. Pl.: -bu-) eingeschoben.

Bei der konsonantischen und der i-Konjugation wird zwischen Endung und Stamm der Vokal
-e- (1. Sing.: -a-) eingeschoben.
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b. Die Tempora der Perfektgruppe

Der Perfektstamm wird ermittelt, indem man von der 1. Person Singular Perfekt Indikativ
Aktiv das -i abstreicht.

Beispiel:

iudicav -i habu -i colleg -i puniv -i


amav -i vid -i monu -i audiv -i

aa. Aktiv

1. Perfekt Indikativ

Es wird gebildet, indem die Endungen


-i,
-isti,
-it,
-imus,
-istis,
-erunt
an den Perfektstamm angehängt werden.

2. Plusquamperfekt Indikativ

Es wird gebildet, indem die Endungen


-eram,
-eras,
-erat,
-eramus,
-eratis,
-erant
an den Perfektstamm angehängt werden.

3. Futur II Indikativ

Es wird gebildet, indem die Endungen


-ero,
-eris,
-erit,
-erimus,
-eritis,
-erint
an den Perfektstamm angehängt werden.
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4. Perfekt Konjunktiv

Es ist gleichlautend mit dem Futur II Indikativ (s. oben 3.); nur die 1. Person Singular weicht
ab: Sie hat die Endung -erim.

5. Plusquamperfekt Konjunktiv

Es wird gebildet, indem die Endungen

-issem,
-isses,
-isset,
-issemus,
-issetis,
-issent

an den Perfektstamm angehängt werden.

6. Futur II Konjunktiv?

Vom Futur II gibt es ebensowenig einen Konjunktiv wie vom Futur I.

bb. Passiv

Die Passivformen werden gebildet, indem neben das Partizip Perfekt Passiv (PPP) (bzw. den
Supinstamm) die konjugierten Formen des Präsensstamms von esse gesetzt werden.

1. Perf. Ind. v. judicare, PPP = judicatus, -a, -um, 2. Perf. Konj.

iudicatus/-a sum PPP Sg. sim


iudicatus/-a es “ sis
iudicatus/-a/-um est n. nur 3. Pers.! “ sit
iudicati/-ae sumus PPP Pl. simus
iudicati/ae estis “ sitis
iudicati/-ae/-a sunt n. nur 3. Pers.! “ sint

3. Plusquamperf. Ind. 4. Plusquamperf. Konj.

iudicatus/-a eram PPP Sg. essem


iudicatus/-a eras “ esses
iudicatus/-a/-um erat n. nur 3. Pers.! “ esset
iudicati/-ae eramus PPP Pl. essemus
iudicati/-ae eratis “ essetis
iudicati/-ae/-a erant n. nur 3. Pers.! “ essent
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5. Futur II nur Indikativ!

iudicatus/-a ero, eris, erit (3. Pers. auch -um neutrum),

iudicati/-ae erimus, eritis, erunt (3. Pers. auch -a neutrm)

Wichtige Nominalkonstruktionen

III. Der accusativus cum infinitivo (a.c.i.)

Der a.c.i. wird als Objekt oder Subjekt bei vielen Verben gebraucht, wenn eine abhängige
Aussage dargestellt werden soll. Meistens wird er durch einen Nebensatz übersetzt, der mit
„daß“ eingeleitet wird. Der Akkusativ wird dann zum Nominativ-Subjekt, der Infinitiv zum
Prädikat. Durch den Infinitiv Präsens wird dabei Gleichzeitigkeit ausgedrückt, durch den
Infinitiv Perfekt Vorzeitigkeit.

Beispiele: Amici Gaium non valere putant. (Objekt)


Ab amicis Gaium non valere nuntiatum est. (Subjekt)
Castra Romana prope oppidum nostrum fuisse constat.

IV. Das Gerundium

Verbalsubstantiv mit aktivischem Charakter. Es vertritt die fehlenden Fälle des Infinitiv
Präsens Aktiv. Es erscheint häufig im Genitiv und Ablativ, im Akkusativ nur nach
Präpositionen. Es wird durch Adverbien und Objekte ergänzt.

Beispiele: ars rem publicam recte regendi


Diligenter discendo tibi prodes.

V. Das Gerundivum

Verbaladjektiv mit passivischer Bedeutung. Es bezeichnet eine Handlung, die getan werden
muß bzw. nicht getan werden darf. Es ist seinem Beziehungswort in Kasus, Numerus und
Genus angeglichen und wird durch Adverbien näher bestimmt. Die handelnde Person steht im
Dativ (sog. Dat. auctoris).

Beispiel: Hi libri mihi legendi sunt.


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VI. Der Ablativus absolutus (Ablativ mit Partizip)

Es handelt sich um eine grammatische Konstruktion, die aus je einem im Ablativ stehenden
Nomen und Partizip besteht. Der Ablativ ist dabei gewissermaßen vom Satzgefüge losgelöst
(absolutus). Auch hier dient das Partizip Präsens zur Bezeichnung der Gleichzeitigkeit, das
Partizip Perfekt zur Bezeichnung der Vorzeitigkeit. Der Ablativus absolutus dient der näheren
Bestimmung des Prädikatsvorgangs, indem er die Zeit, die Art und Weise oder den Grund
angibt.

In der Übersetzung muß der Ablativus absolutus durch einen Nebensatz oder einen
substantivischen Ausdruck wiedergegeben werden. Im Nebensatz wird dann das Partizip zum
Prädikat, das Nomen zum Subjekt.

Beispiele: Regibus regnantibus templum Capitolinum conditum est.


Mutato nomine de te fabula narratur.

Orgetorix M. Messala M. Pisone consulibus regni cupiditate inductus


coniurationem nobilitatis fecit et civitati persuasit, ut de finibus suis cum
omnibus copiis exirent.

VII. Fragesätze

Wortfragen werden im Lateinischen wie im Deutschen durch Fragepronomina eingeleitet (z.


B. quis ... ?).

Bei Satzfragen tritt dagegen eine Partikel an den Satzanfang. Die allgemeine Partikel -ne wird
an das betonte, an den Anfang des Satzes gesetzte Wort angehängt.

Beispiel: Visne emere Stichum servum?

Die Doppelfrage wird mit utrum ... an (ob ... oder) gebildet.

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