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Wintersemester 2011/2012
Bis in das erste vorchristliche Jahrhundert (Cäsars und Ciceros Zeit) bestand das lateinische
Alphabet aus den 21 Buchstaben: ABCDEFGHIKLMNOPQRSTVX. Dabei diente V zur
Bezeichnung des vokalischen u und des halbvokalischen v (Bsp.: VALLVM = vallum); das I
wurde für vokalisches i und halbvokalisches j verwendet (Bsp.: IVSTITIA = iustitia). Zur Zeit
des Augustus führte man Y und Z ein, um griechische Fremdwörter lautrichtig schreiben zu
können. Q wird heute nur noch in der Verbindung Qu verwandt; K kommt kaum noch vor.
Die Römer schrieben in Großbuchstaben (Majuskeln). Sie verwandten keine Satzzeichen, fast
keine Worttrennung oder Satztrennung und keine geregelte Silbenteilung.
Beispiel (Inschrift auf zwei Wasserleitungsröhren aus einem Haus bei Centumcellae (Civitavecchia) :
Wichtige Ausspracheregeln:
C wird heute im lateinischen Text - wie in der klassischen Stilepoche - ausgesprochen wie
„k“. Beispiel: Cicero [kikero], ius civile [jus kivile].
T ist stets t (und nicht z !), man spreche also aus: Horatius [horatius]. Im deutschen Text sagt
man aber [zizero], [horaz] etc.
S ist stets stimmlos, also scharf auszusprechen, insbesondere auch vor anderen Konsonanten.
Beispiel: Statim debetur, quod sine die debetur. [statim ...]
Die Betonung liegt grundsätzlich auf der vorletzten Silbe. Nur dann, wenn die vorletzte Silbe
kurz ist, wird die drittletzte Silbe betont. Eine Silbe, die einen kurzen Vokal enthält, ist
grundsätzlich kurz. Lang ist eine Silbe, die einen langen Vokal, einen Diphtong oder einen
kurzen Vokal, dem mehrere Konsonanten folgen (sog. Positionslänge), enthält.
A. Formenlehre
I. Nomen
Zu den Nomina zählen:
- Substantiv (Hauptwort)
- Adjektiv (Eigenschaftswort)
- Pronomen (Fürwort)
1. Kasus (Fall)
2. Numerus (Zahl)
3. Genus (Geschlecht) (sog. KNG-Regel!)
1. Kasus (Fälle)
Die lateinische Sprache kennt sechs Fälle:
2. Numeri (Zahlen)
- Singular (Einzahl)
- Plural (Mehrzahl)
3. Genera (Geschlechter)
2. Nomina bestimmt man mit den Angaben: Kasus, Numerus und (auch bei Adjektiven und
Pronomina) Genus (Bsp.: „domino = Dativ und Ablativ Singular von dominus“).
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Man unterscheidet:
Man unterscheidet:
4. Der Modus
Außer für Futur I und Futur II, die nur einen Indikativ haben, gibt es für jedes Tempus einen
Indikativ (Wirklichkeitsform) und einen Konjunktiv (Möglichkeitsform). Daneben gibt es den
Imperativ.
5. Genus verbi
2. Beim Vokabellernen merkt man sich neben dem Infinitiv (Grundform) die sogenannten
Stammformen. Beherrscht man erst einmal diese, so kann man regelmäßig alle Verbformen
bilden. Stammformen sind am Beispiel iudicare:
Aus Elementen des Nomens und des Verbs sind die Verbalsubstantive und die Verbaladjektive
zusammengesetzt.
1. Verbalsubstantive sind vor allem das Gerundium, d. h. Fälle des substantivierten (= als
Substantiv verwandt) Infinitivs und der substantivierte Infinitiv selbst:
Beispiel: das Richten (= iudicare)
2. Verbaladjektive sind
a. Partizipien (Mittelwörter)
- Partizip Präsens Aktiv (Bsp.: richtend)
- Partizip Perfekt Passiv (Bsp.: gerichtet)
- Partizip Futur Aktiv (gibt es im Deutschen nicht; daher etwa: „in Zukunft richtend“)
B. Syntax (Satzlehre)
Das Subjekt steht stets im Nominativ und gibt an, wer in dem Satz etwas tut. Das Prädikat ist
die Verbform, die angibt, was das Subjekt tut. Das Objekt antwortet auf die Frage „wem ?“
(Dativobjekt) oder „wen ?“ (Akkusativobjekt) und gibt an, mit wem das Subjekt etwas tut
oder was das Subjekt mit seiner Handlung beeinträchtigt.
Beispiel: Agricola servo librum dat - Der Bauer gibt dem Sklaven ein Buch.
Subjekt ist der Bauer (agricola); Prädikat ist „gibt“ (dat). Der Sklave (servo) ist Dativobjekt,
das Buch (librum) ist Akkusativobjekt.
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A. Formenlehre
I. Das Nomen
Im Folgenden werden die Deklinationsschemata für den Regelfall vorgeführt. Daneben gibt es
zahlreiche unregelmäßige Substantive mit abweichenden Formen. Außerdem gibt es zu
einzelnen Formen Nebenformen, die hier nicht aufgeführt sind.
Singular Plural
Bei der a-Deklination sind also - über die in der Vorbemerkung genannten Formen hinaus -
gleich: Genitiv Singular, Dativ Singular, Nominativ Plural; der Schreibweise - nicht aber der
Aussprache nach ! - auch Nominativ und Ablativ Singular.
Zur o-Deklination gehören Maskulina (Endung -us oder -r) und Neutra (Endung -um). Es gibt
wenige Ausnahmen.
Singular Plural
Bei der o-Deklination sind also - über die in der Vorbemerkung genannten Formen hinaus -
gleich: Dativ und Ablativ Simgular; bei Maskulina auch Genitiv Singular und Nominativ
Plural.
Zur konsonantischen Deklination gehören sehr viele Substantive. Der Häufigkeit ihres
Vorkommens nach ist sie die wichtigste Deklination. Es kommen Substantive aller drei
Genera vor. Die Endungen der Nominative sind sehr unterschiedlich. Der Nominativ weicht
im Hinblick auf die äußere Gestalt häufig von den übrigen Formen ab - deswegen ist es
besonders wichtig, den Genitiv mitzulernen.
Singular Plural
Bei der konsonantischen Deklination sind also - über die in der Vorbemerkung genannten
Formen hinaus - gleich: Nominativ und Akkusativ Plural in Maskulinum und Femininum.
Zur u-Deklination gehören fast ausschließlich Maskulina (Endung -us). Es gibt wenige
Ausnahmen.
Singular Plural
Bei der u-Deklination sind also - über die in der Vorbemerkung genannten Formen hinaus -
gleich: Genitiv Singular; Nominativ und Akkusativ Plural; der Schreibweise - nicht der
Aussprache nach - ist auch der Nominativ Singular diesen Formen gleich.
Singular Plural
Bei der e-Deklination sind also - über die in der Vorbemerkung gennten Formen hinaus -
gleich: Nominativ Singular, Nominativ Plural und Akkusativ Plural; ferner Genitiv und Dativ
Singular.
6. Die i-Deklination
Zur i-Deklination gehören einige wenige Feminina (Endung -is) sowie einige Neutra (Endung
-e, -al o. ä.). Ausnahme: Einige wenige Wörter auf -is sind Maskulina.
Singular Plural
Bei der i-Deklination sind also - über die in der Vorbemerkung genannten Formen hinaus -
gleich: Dativ und Ablativ Singular; bei den Wörtern auf -is ferner Nominativ und Genitiv
Singular sowie Nominativ und Akkusativ Plural.
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7. Die Mischdeklination
Zur Mischdeklination gehören zahlreiche Feminina auf -s, es und -is sowie einige Maskulina.
Die Mischdeklination bildet den Singular wie die konsonantische Deklination, den Plural wie
die i-Deklination.
Beispiel: Contra tabulas nulla valet usurpatio. (Akkusativ Plural von tabula, tabulae,
femininum = Tafel, Register)
Übungssätze: Communio est mater rixarum.
1. Adjektive mit Endung -us, -a, -um (Beispiel: magnus, magna, magnum = groß)
-er, -era, -erum (Beispiel: liber, libera, liberum = frei)
2. Andere Adjektive
Fast alle anderen Adjektive folgen der Mischdeklination, mit der Ausnahme, daß der Ablativ
Singular (wie bei der i-Deklination) auf -i endet.
- 2-endige Adjektive
mit derselben Endung für den Nominativ Singular des
Maskulinums und des Femininums; für das Neutrum gibt
es eine eigene Endung (Bsp.: omnis, omnis, omne =
ganz)
- 1-endige Adjektive
mit derselben Endung für den Nominativ Singular in
allen drei Genera (Bsp.: clemens = milde)
ebenso wird das Partizip Präsens Aktiv dekliniert.
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- is, ea, id = der (da), die (da), das (da); er, sie, es
Singular Plural
Ähnlich wird dekliniert: idem, eadem, idem = derselbe, dieselbe, dasselbe; hier wird
nur an jede Form die Silbe -dem angehängt. Im Akkusativ Singular und im Genitiv
Plural wird das dann entstehende -md- zu -nd- assimiliert.
-hic, haec, hoc = dieser, diese, dieses; der hier (bei mir)
Singular Plural
Singular Plural
Ebenso wird dekliniert: ille, illa, illud = jener, jene, jenes; der dort
und iste, ista, istud = dieser da, diese da, dieses da (bei dir).
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Singular Plural
Die Formen des Personalpronomens in der 3. Person beziehen sich zurück auf ein Subjekt
(refelexiv). Bezieht sich das Personalpronomen in der 3. Person auf ein Objekt werden die
Formen von is/ea/id benutzt!
Singular Plural
meus, a, um = mein
tuus, a, um = dein
suus, a, um = sein
noster, tra, trum = unser
vester, tra, trum = euer
suus, a, um = ihr
Sie werden dekliniert wie Adjektive auf -us, -a, -um bzw. -er, -era, -erum.
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Welches Wort zu welcher Konjugation gehört, muß man auswendig lernen. Wenn man die
Konjugationsschemata beherrscht, genügt es meist, sich die Stammformen des jeweiligen
Worts zu merken. Die anderen Formen lassen sich dann erschließen.
Die 6 Tempora, über die das Lateinische verfügt, gehören teils zur Präsensgruppe, teils zur
Perfektgruppe (s. oben). Die Formenbildung verläuft in beiden Gruppen nach ähnlichen
Mustern: An einen Stamm - entweder den Präsensstamm (bei der Präsensgruppe) oder den
Perfektstamm (bei der Perfektgruppe) - wird eine Endung angehängt, durch die die Person
gekennzeichnet wird. Zwischen Stamm und Endung werden bei einigen Tempora Kennsilben
geschoben, durch die das Tempus näher gekennzeichnet wird. So vollzieht sich die
Formenbildung im Prinzip nach einem einfachen Baukastenschema:
Das Erlernen der Formen wird weiter dadurch erleichtert, daß die Personalendungen in fast
allen Tempora dieselben sind.
So reduzieren sich die Schwierigkeiten bei der Formenbildung auf zwei Grundprobleme: die
Kenntnis des Stamms und das Erlernen der zur Form zusammenzufügenden Elemente.
1. Person Singular
2. Person Singular
3. Person Singular
1. Person Plural
2. Person Plural
3. Person Plural
Wo es möglich ist, wird das Konstruktionsprinzip für die einzelnen Formen vor der
Wiedergabe der Schemata kurz erläutert. Dabei ist zu beachten, daß gelegentlich einzelne
Formen von diesem Prinzip abweichen.
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Der Präsensstamm wird ermittelt, indem man von der 1. Person Singular Präsens Indikativ
Aktiv das -o abstreicht. Das gilt nicht für die Verben der a-Konjugation (Endung -are); hier
muß das -o durch ein -a ersetzt werden.
aa. Aktiv
Die Endungen sind im Aktiv aller Tempora der Präsensgruppe gleich. Sie lauten:
1. Person Sg.: -o oder -m
2. Person Sg.: -s
3. Person Sg.: -t
1. Person Pl.: -mus
2. Person Pl.: -tis
3. Person Pl.: -nt
Um das Sprechen zu erleichtern, wird häufig zwischen einen konsonantisch endenden Stamm
und die Endung ein Vokal eingefügt.
Konjugationsschemata
1. Präsens Indikativ
2. Imperfekt/Präteritum Indikativ
3. Futur I Indikativ
Bei der a - und der e - Konjugation wird -bi- oder -bu- zwischen Stamm und Personalendung
eingeschoben. Bei der konsonantischen und der i- Konjugation wird -e- bzw. -ie-
eingeschoben.
4. Präsens Konjunktiv
-am
-as
-at
-amus
-atis
-ant
also weitgehend die Endungen aus dem Präsens Indikativ, wie wir sie aus der a- Konjugation
kennen;
-em
-es
-et
-emus
-etis
-ent
also weitgehend die Endungen aus dem Präsens Indikativ, wie wir sie aus der e- Konjugation
kennen.
5. Imperfekt/Präteritum Konjunktiv
Hier werden an die Infinitive aller Konjugationen einfach die Endungen -m, -s, -t, -mus, -tis,
-nt angehängt.
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6. Futur I Konjunktiv?
bb. Passiv
Auch im Passiv sind die Endungen aller Tempora der Präsensgruppe gleich. Sie lauten:
-r
-ris
-tur
-mur
-mini
-ntur
1. Präsens Indikativ
Die Endungen werden an den Präsensstamm angehängt. Bei einigen Formen werden aus
Aussprachegründen noch Vokale dazwischengeschoben.
2. Imperfekt/Präteritum Indikativ
Zwischen die Endungen und den Stamm wird die Silbe -ba- (bei der konsonantischen
Konjugation: -eba-) eingeschoben.
3. Futur I Indikativ
Bei der a- und e-Konjugation wird zwischen die Endung und den Stamm die Silbe -bi- (1.
Sing.: -bo-; 3. Pl.: -bu-) eingeschoben.
Bei der konsonantischen und der i-Konjugation wird zwischen Endung und Stamm der Vokal
-e- (1. Sing.: -a-) eingeschoben.
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Der Perfektstamm wird ermittelt, indem man von der 1. Person Singular Perfekt Indikativ
Aktiv das -i abstreicht.
Beispiel:
aa. Aktiv
1. Perfekt Indikativ
2. Plusquamperfekt Indikativ
3. Futur II Indikativ
4. Perfekt Konjunktiv
Es ist gleichlautend mit dem Futur II Indikativ (s. oben 3.); nur die 1. Person Singular weicht
ab: Sie hat die Endung -erim.
5. Plusquamperfekt Konjunktiv
-issem,
-isses,
-isset,
-issemus,
-issetis,
-issent
6. Futur II Konjunktiv?
bb. Passiv
Die Passivformen werden gebildet, indem neben das Partizip Perfekt Passiv (PPP) (bzw. den
Supinstamm) die konjugierten Formen des Präsensstamms von esse gesetzt werden.
Wichtige Nominalkonstruktionen
Der a.c.i. wird als Objekt oder Subjekt bei vielen Verben gebraucht, wenn eine abhängige
Aussage dargestellt werden soll. Meistens wird er durch einen Nebensatz übersetzt, der mit
„daß“ eingeleitet wird. Der Akkusativ wird dann zum Nominativ-Subjekt, der Infinitiv zum
Prädikat. Durch den Infinitiv Präsens wird dabei Gleichzeitigkeit ausgedrückt, durch den
Infinitiv Perfekt Vorzeitigkeit.
Verbalsubstantiv mit aktivischem Charakter. Es vertritt die fehlenden Fälle des Infinitiv
Präsens Aktiv. Es erscheint häufig im Genitiv und Ablativ, im Akkusativ nur nach
Präpositionen. Es wird durch Adverbien und Objekte ergänzt.
V. Das Gerundivum
Verbaladjektiv mit passivischer Bedeutung. Es bezeichnet eine Handlung, die getan werden
muß bzw. nicht getan werden darf. Es ist seinem Beziehungswort in Kasus, Numerus und
Genus angeglichen und wird durch Adverbien näher bestimmt. Die handelnde Person steht im
Dativ (sog. Dat. auctoris).
Es handelt sich um eine grammatische Konstruktion, die aus je einem im Ablativ stehenden
Nomen und Partizip besteht. Der Ablativ ist dabei gewissermaßen vom Satzgefüge losgelöst
(absolutus). Auch hier dient das Partizip Präsens zur Bezeichnung der Gleichzeitigkeit, das
Partizip Perfekt zur Bezeichnung der Vorzeitigkeit. Der Ablativus absolutus dient der näheren
Bestimmung des Prädikatsvorgangs, indem er die Zeit, die Art und Weise oder den Grund
angibt.
In der Übersetzung muß der Ablativus absolutus durch einen Nebensatz oder einen
substantivischen Ausdruck wiedergegeben werden. Im Nebensatz wird dann das Partizip zum
Prädikat, das Nomen zum Subjekt.
VII. Fragesätze
Bei Satzfragen tritt dagegen eine Partikel an den Satzanfang. Die allgemeine Partikel -ne wird
an das betonte, an den Anfang des Satzes gesetzte Wort angehängt.
Die Doppelfrage wird mit utrum ... an (ob ... oder) gebildet.