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a)

Siehe dazu Herbst/Stoll/Westermayr (1991: 167f) THOMAS HERBST/RITA STOLL/RUDOLF WESTERMAYR: Terminologie der Sprachbeschreibung,
26
>Zöfgen (1989: 785) Ismaning: Hueber, 1991.
27 WOLFGANG RETTIG: „Die Wortbildungszusammenhänge im allgemeinen cinsprachigcn Wör-
>
285
Zgusta (1971: 78)
Cobuild Überspannt den Bogen dabei, indem es auch fUr Homographe, die nicht terbuch" in: Franz Josef Hausmann/Oskar Rcichmann/Hcrbcrt Ernst Wiegand/Ladislav
gleichzeitig homophon sind, nur ein Lemma ansetzt wie im Fall vonpolish und Polish. Zgusta (Hrsg.), Wörterbücher - Dictionaries - Dictionnaires. Ein internationales Hand-
Collins Cobuild English Language Dictionary, herausgegeben von John Sinclair,, Lon- buch der Lexikographie, Band l, Berlin: De Gruyter, 1989, S. 642-649.
don, Glasgow: Collins, Stuttgart: Klett, 1987 (1703 S.) HERBERT ERNST WJEGAND: „Wörterbuchartikel als Text'* in: Gisela Harras, Das Wörterbuch.
29
> Brockhaus (1978: IX) Artikel und Verweisstrukturen. Jahrbuch 1987 des Instituts für deutsche Sprache, Düssel-
^ Brockhaus (1978: XI) dorf, 1988 (SdG LXXIV), S. 30-120.
3l)
Wegen des beschränkten Korpus ist es allerdings nicht möglich festzustellen, ob sich HERBERT ERNST WIEGAND: „Aspekte der Makrostruktur im allgemeinen einsprachigen
diese beiden Wörterbücher prinzipiell konsequent an die zugrundegelegte Anordnungs- Wörterbuch: alphabetische Anordnungsformen und ihre Probleme" in: Franz Josef
form halten oder ob dies nur zufällig bei den gewählten Beispielen der Fall ist Hausmann/Oskar Reichmann/Herbert Ernst Wiegand/Ladislav Zgusta (Hrsg.), Wörter-
bücher - Dictionaries - Dictionnaires. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie,
Band l, Berlin: De Gruyter, 1989, S. 371-409.
Bibliographie GERHARD Won AK: Untersuchungen zur Struktur der Bedeutung, Berlin: Akademie-Verlag,
1971.
ERHARD ACRICOLA: „Mikro-, Medio- und Makrostrukturen als Informationen im Wörter- LADISLAV ZGUSTA: Manual of Lexicography, Prag: Academia, 1971.
buch" in: Joachim Schiidt/Dieter Viehwegcr (Hrsg.)» Die Lexikographie von heute und LADISLAV ZGUSTA: „The Influence of Scripts and Morphological Language Types on thc
das Wörterbuch von morgen, Linguistische Studien Reihe A, Arbeitsberichte 109, Structure of Dictionaries" in: Franz Josef Hausmann/Oskar Rcichmann/Hcrbcrt Ernst
Berlin, 1983, S. 1-24. Wiegand/Ladislav Zgusta (Hrsg.), Wörterbücher - Dictionaries - Dictionnaires. Ein
FRANZ JOSEF HAUSMANN: Einführung in die Benutzung der neufranzösischen Wörterbücher, internationales Handbuch der Lexikographie, Band l, Berlin: De Gruyter, 1989,
Tübingen: Niemeyer, 1977. S. 296-305.
FRANZ JOSEF HAUSMANN/HERBERT ERNST WIEGAND: „Component Parts and Structures of EKKEHARD ZOFGEN: „Homonymie und Polysemie im allgemeinen einsprachigen Wörter-
General Monolingual Dictionaries: A Survey", in: Franz Josef Hausmann/Oskar Reich- buch" in: Franz Josef Hausmann/Oskar Rcichmann/Herbcrt Ernst Wiegand/Ladislav
mann/Herbcrt Ernst Wiegand/Ladislav Zgusta (Hrsg.), Wörterbücher - Dictionaries - Zgusta (Hrsg.), Wörterbücher- Dictionaries - Dictionnaires. Ein internationales Hand-
Diciionnaires. Ein internationales Handbuch der Lexikographie,.Band l, Berlin: De buch der Lexikographie, Band l, Berlin: De Gruyter, 1989, S. 779-787.
Gruyter, 1989, S. 328-360.

HANS J. VERMEER

Wie lernt und lehrt man Translatorisch(-)?


Auf die Majuskel kommt es an. (Den Bindestrich behandele ich Göhring 1978). Und zum translatorischen Handeln haben wir
später.) Ich meine nämlich nicht ein Adverb („auf die translatori- gesagt, man müsse schon eine ganz gehörige Portion Kultur- und
sche Art"), sondern ein Substantiv, so wie Englisch, Deutsch, Hot- Sprachkompetenz (in den jeweiligen Arbeitskulturen und -spra-
tentottisch usw. Ich meine ein (primär verbales) Verhalten - oder chen) mitbringen, ehe man das translatorische Handeln lernen und
überhaupt ein „translatorisches Handeln" (Holz-Mänttäri 1984 et betreiben könne. Das heißt: Man muß (1) sehr gut, sagen wir,
passim; zur Reichweite jetzt auch Witte 1992). Deutsch und Englisch können und (2) wissen, was man wie in
welcher Situation zu wem sagen kann, ehe man von Deutsch zu
Zunächst ein Wort zur Sprachkompetenz.
Englisch oder umgekehrt translatorisch handeln kann. Und um
Man kann die Menge der „Fremdsprachenlehrenden und -lernen- dieses translatorische Handeln lernen zu können, müsse man sozusa-
den" grob in 3 Klassen einteilen: gen Situationstypenverhalten lehren und lernen. Wie das vor sich
Die einen machen es ganz traditionell (obgleich es sich hier bei gehen könne, wußte man nicht (und weiß ich heute noch nicht; aber
dem Ausdruck „traditionell" eher um ein abwertendes Qualifikans ich erlebe, daß man es lernen kann). Ich habe mir etwa vorgestellt,
als um eine historische Abfolge handelt): Sie lernen Grammatikre- daß eine natürliche menschliche Fähigkeit zur Analogiebildung hel-
geln und Vokabeln und bauen daraus allmählich immer komplizier- fen würde, das Gelernte von einer Situation auf eine als „ähnlich"
tere Sätze zusammen (vgl. z. B. die alte Methode Gaspey^Otto- erkannte Situation zu übertragen, so daß Interaktion und Kommuni-
Sauer, deren Verdienst darin lag, daß man am Ende recht gut über kation auch in der letzteren funktionierten. (Und was „ähnlich" sei,
sprachspezifisches Metawissen verfügte, aber eben nicht auf Xreden so hat es geheißen, sei das, was der jeweils Betroffene als solches
konnte). Am Ende sagen die Schüler dann fehlerfrei den Satz auf betrachte/glaube/meine.)
Obgleich meine Mutter zu Beginn des Tages keineswegs mit der
Zubereitung des Frühstücks zögert, habe ich doch einige Mühe, nach So weit so gut. Um die Diskussion erneut anzuregen und die
dem gründlichen Zähneputzen noch rechtzeitig den Bus zu erreichen, Erkenntnis vielleicht einen Schritt weiterzutreiben, will ich heute die
der mich pünktlich zur ersten Stunde in die ziemlich weit entfernte Sache umdrehen.
höhere Schule bringt. Das einzige Handicap bei solchem Lernen ist, Ich behaupte:
daß derartige Sätze äußerhalb der Schulstunde nie wieder gebraucht Man muß zuerst Translatorisch (mit Majuskel) lernen und lehren
werden. lernen, ehe man Translatorisch- (mit Bindestrich) lernen und lehren
Andere, die 2. Klasse, die ich meine, beginnen gleich mit „richti- lernen kann, ehe man ein spezifisches Fremdverhalten und darin
gen" Texten (die alte Toussaint-Langenscheidt-Methode - hatte eine Fremdsprache lehren und lernen kann.
man den schwierigen Einstieg mal gepackt, begann man tatsächlich Das soll Folgendes heißen:
auf X zu denken und zu radebrechen) ^ und bekommen daran die Das „richtige" Sprachverhalten in der sog. Muttersprache, so
jeweils anfallende Grammatik erklärt, die 'nach und nach auch nehme ich an, besteht darin, daß der Sprecher (und Hörer) „weiß",
systematisiert wiederholend dargestellt wird. Diese Leute sagen, wie welche sprachliche Äußerung in einer gegebenen Situation ange-
soeben erwähnt, recht bald ganze Stücke der klassischen Literatur bracht ist. (Das Wissen ist natürlich im allgemeinen nicht bewußt.)
auf und mühen sich dann ebenfalls darum, eine Situation zu finden, Das heißt: Ein Kind lernt seine Muttersprache, indem es, biologisch
auf die so etwas wie Dickens' Anfang des „Christmas Carol" paßt: zum Sprechen wie zum aufrechten Gang eingerichtet, aus seiner
Marley was dead, to begin with. (Die Eigennamen können ja beliebig Umgebung bestimmte Sprachäußerungen in gegebenen Situationen
ausgewechselt werden.) There is no doubt whatever about that. als für solche Situationen typisch aufnimmt und im Gedächtnis
(Solch ein Satz macht sich in vielen Situationen gut.) Old Marley was speichert. Man nennt dies Erfahrungssammeln durch Enkulturation
äs dead äs a door-nail. (Spätestens bei diesem Satz glaubt der (oder Sozialisation - auf das terminologische Etikett kommt es mir
Zuhörer dann allerdings, er tanze auf der falschen Hochzeit.) jetzt nicht an).2) Wird eine Äußerung nicht „typisch" gebraucht,
„Wir" vom translatorischen Handeln - und natürlich nicht nur setzt die Korrektur durch die Enkulturationsbehörden (Erzieher
wir, sondern viele andere - haben anders als die beiden Haupttypen und Spielkameraden usw.) ein. Anscheinend nimmt ein Kind etwas
der vorgenannten Sprachlehr- und -lernmethoden statt eines Fremd- in gegebener Situation auf und speichert es und übergeneralisiert
sprachenlehrens und -lernens ein Premdverhaltenslehren und -lernen Situationen dabei zunächst» und die erziehende Umgebung korri-
gefordert (noch zaghaft in Vermeer 1977 und 1978; entschieden in giert dann, wenn das Kind aus dem Bereich des Üblichen ausbricht.
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So lange, bis die Korrektoren meinen, jetzt verhalte sich das Kind chenverhaltenlernen als Voraussetzung für das Erlernen des - pro-
„richtig" (oder „korrekt"). Und mit „Gebrauch" meine ich sowohl fessionellen (! - vgl. Holz-Mänttäri) - translatorischen Handelns.
das Hören-Verstehen mit zugehöriger Reaktion als auch das aktive Ausführlicher gesagt: Wer eine Fremdsprache beherrschen lernen
Verhalten-Reden. - Beispiel: Meine 3jährige Enkelin erzählt mir, will/soll - und „beherrschen" heißt hier: in gegebenen Situationen
sie habe 2 Spielzeugpferde, ein kleines und ein größeres, das könne erwartungskonform (oder mit Göhring auch: unter Einschätzung
schon von allein stehen. Ich habe das Gefühl, das ist die Mutter. Hier möglicher Konsequenzen bewußt erwartungswidrig) reden/schrei-
wurde also ein gehörter Ausdruck auf eine ungehörige Situation ben bzw, verstehen lernen -, so daß die Kommunikation „glückt",
(„ungehörig" nach Meinung der Enkulturationsbehörde) übergene- d. h. keinen Protest erregt (Vermeer 1983, 55 f.), der muß lernen,
ralisierend übertragen. Der Erwachsene lächelt, korrigiert - oder wie ein Fremdkultureller Situationen sieht und einschätzt (denn die
verwendet den Ausdruck im nächsten Aufsatz (auch eine Art zu „objektive Realität" ist für den Menschen zumindest im Bereich der
sagen, daß man ihn nicht für situationskorrekt hält; denn wäre er für Interaktion und Kommunikation irrelevant) und sich darin verhält.
den Erwachsenen nicht „markiert", würde er ihm nicht auffallen und Das Programm für das „Translatorisch'^Lernen fordert also jetzt
daher auch nicht wiederverwendbar sein). eine Methode, wie man kulturspezifisch (Adverb!) Situationen
Wir müssen also annehmen, daß eine Muttersprache lernen wie sehen und einschätzen lernt bzw. lehrt und wie man daraus lernt/
ein Mutterkulturverhalten lernen heißt, auf Grund einer biologi- lehrt, Situationstypen so zu bilden, daß man in der richtigen Weise
schen Disposition des Menschen Erfahrungstypen speichern und generalisieren lernt/lehrt.
abrufen können. Und dabei ist dann so etwas wie prototypische Es dürfte hoffentlich klar werden, daß ich mit den vorstehenden
Einprägung und (unbewußte) Merkmalanalyse im Spiel. Bemerkungen vom „so wörtlich wie möglich"-Übersetzen/Dolmet-
Erst viel später werden daraus übrigens zum Teil - und nur zum schen weg und zu zielsituationsadäquaten Formulierungen hin will.
Teil - „Regeln" als Abkürzungswege und Gedächtniserleichterun- Zwischenfrage: Wer hat weiterführende/korrigierende Anregun-
gen. Das sind nicht die Regeln des Fremdsprachenunterrichts in gen zur vorgenannten Hypothese bzw. Gegenhypothesen und, falls
Grammatiken und Vokabellisten, sondern vielleicht (?) Synapsen- die vorgetragene stimmt oder im wesentlichen stimmt, zur prakti-
verbindungen, die hergestellt werden und nun wie Abkürzungspfade schen Erarbeitung von „Situationstypenverhaltensmustern"?
in der Landschaft schneller zu einem angestrebten Ziel führen als die (Eine Konsequenz darf man aus den obigen Überlegungen übri-
breite Straße des Nachvollzugs einzelner Erfahrungen. Aber das gens nicht ziehen: Enkulturation geschieht, wie gesagt wurde, an
weiß ich nicht und ist auch nicht mein Arbeitsgebiet und Anliegen einer Menge von Beispielen, nicht an Hand abstrakter Regeln. Aber
hier. Enkulturation dauert auch lange, jahrelang, ein Leben lang. So viel
Wenn sich die Sache nun so oder ähnlich verhält, wie ich bis Zeit hat niemand, um translatorisches Handeln zu lernen. Da muß
hierher geschildert habe, wenn „eine Sprache beherrschen" (wobei also eine andere Methode her. Wie auch beim Fremdverhaitenleh-
ein Verhalten lernen in diesem Sinn wie das Sprachlernen vor sich ren und -lernen eines schon durch seine Primärenkülturation unwei-
gehen würde - ich argumentiere bewußt noch einmal von der gerlich geprägten Erwachsenen.)
Sprache und nicht vom weiter gefaßten Verhalten her) heißt, die Ehe ich nun zum professionellen translatorischen Handeln
„richtige", d. h. innerhalb eines Toleranzbereichs erwartungskon- komme, noch eine weitere Zwischenbemerkung: Wenn Kultur- und
forme, Äußerung tun (reden/schreiben) bzw. Reaktion zeigen Sprachkompetenz für dieses Handeln eine Voraussetzung ist (vgl.
(hören-verstehen), dann hat das für einen Fremdverhaltensunter- z. B. Ammann + Vermeer 1990), dann scheint es ökonomisch zu
richt folgende Konsequenzen: sein, bereits solchen Kompetenzerwerb auf das spätere translatori-
(1) Man muß Situationen über Kulturgrenzen hinweg als „ähn- sche Handeln auszurichten. Oder anders gesagt: Man lernt nicht
lich" einschätzen lernen (ich lasse das Lehren der Einfachheit halber einfach Fremdkultur und -spräche, man lernt sie auf ein Ziel hin,
weg; es gilt Analoges Können), d. h., man muß lernen, ob und wo z. B. das spätere professionelle translatorische Handeln. Auf mögli-
und wie Situationen überhaupt als vergleichbar und dann „ähnlich" che Methoden will ich an dieser Stelle wieder nicht näher eingehen.
gelten können. (Zu Schwierigkeiten vgl. Witte 1987 und 1989.) Um also zum professionellen translatorischen Handeln zu kom-
(2) Man muß lernen, d. h. auf Abruf speichern können, wie man men, bedarf es zweier weiterer Schritte.
sich bei kulturellen Grenzüberschreitungen verhalten (also auch - Doch zunächst noch eine Bemerkung zur Enkulturation. Enkul-
reden/schreiben bzw. verstehen) soll/darf. (Vgl. Göhring 1978 zu turation hat nach dem Vorstehenden zwei Bedeutungen: (1) eine
seiner Definition von „Kultur"!) Ein Beispiel (wobei es nicht darauf intransitive: lernen, die kulturadäquaten Sinneseindrücke zu bilden
ankommt, ob gerade dieses Beispiel genau stimmt): Jemand kommt und abrufbar zu speichern (der Ton liegt auf „kulturadäquat", daher
nach Hause und Mama/Freundin ruft beim Anblick eines beinahe der bestimmte Artikel; er ist hier kein Allquantorzeichen); (2) eine
kahl geschorenen Schopfes aus But... did you have your hair cut? transitive: die Bildung kulturadäquater Sinneseindrücke zu fördern
Antwort: Yaaas, how d'you like it? Das war in England. In Mitteleu- (die Aufgabe der „Erzieher", d. h. all jener, die an dieser Bildung
ropa spielt sich die „ähnliche" Szene verbal so ab, daß Mama/ mitwirken: Eltern, andere Erwachsene, z. B. Dozenten, Spielkame-
Freundin ruft O Gott, warst du beim Friseur? Antwort: [Schulterzuk- raden usw.). Enkulturation ist ein lebenslanger Prozeß. „Kultur" sei
ken] Na und, gefällt's dir nicht? in dem in früheren Arbeiten sooft genannten Dreierschema von
Angenommen, die Sache könnte so abgelaufen sein, dann heißt Para-, Dia- und Idiokultur verstanden. Die mentalen Repräsentatio-
das doch, daß Englisch did you have your hair cut? in diesem nen der Sinneseindrücke (und das sind nicht nur eidetischei) heißen
Zusammenhang auf Deutsch warst du beim Friseur? „heißt". Hier. „scenes" (Vermeer + Witte 1990). Die Ausdrücke der gespeicherten
In diesem Fall. Und mit dieser Intonation. Repräsentationen sollen „frames" heißen (ib.).
Der angehende Fremdsprachenfachmann muß dann also zuerst (!) Und nun zu den beiden Sehritten:
lerrien, wie man über kulturelle Verhaltensgrenzen hinweg ver- (1) Nach Witte (1987 und 1989) bildet jeder Mensch scenes und
gleicht. Das nannte ich oben, „Translatorisch" lernen. frames nach Maßgabe seiner jeweiligen Mütterkultur(en) - (der
Er muß danach (!) bewußt lernen, wie man sich in einer „engll· Plural bezieht sich auf die oben genannte Dreiteilung). Das
sehen" Situation mit einer „deutschen" vergleichend verhält. Das geschieht offenbar in einer Art „Prägung" (Lorenz 1935), so daß ein
meinte ich mit dem Bindestrich: Er muß im angenommenen Beispiel einmal geprägter Eindruck „unauslöschlich", wie man sagt (aber
„Translatorisch-Englisch" bzw. „Translatorisch-Deutsch" lernen. durchaus nicht allezeit abrufbar, was etwas anderes ist!), im
Erst dadurch (!) kann er Englisch bzw. Deutsch als Fremdsprache Gedächtnis verankert ist. Das hat eine „fatale" Konsequenz: Der
im Rahmen eines Fremdverhaltens lernen. geprägte Eindruck der Mutterkultur kann nicht oder kaum je durch
Und das wiederum heißt: Nicht (bloß) eine hervorragende Kom- einen anderen Eindruck ersetzt werden. Das heißt: Enkulturation ist
petenz in den jeweiligen Arbeitskulturen und -sprachen ist Voraus- ein einmaliger Vorgang; es gibt nicht zwei oder mehr Enkulturatio-
setzung für das Erlernen des translatorischen Handelns, sondern nen an derselben Stelle. Zwei Warnungen: Das hier Vorgetragene
translatorisch Handelnkönnen ist Voraussetzung für das Fremdspra- ist für mich als Nicht-Biologen Hypothese, die Terminologie ent-

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sprechend ungeschickt: Mit „an derselben Stelle" meine ich, daß bis zu einem gewissen Grad, wobei der Grad vom „Talent" (ein
sich ein Eindruck nicht durch einen anderen ersetzen läßt. (Lorenz' Verlegenheitswort) des Lernenden (und gewiß auch des Lehren-
Graugansküken können nicht zugleich auf ihre Mutter und seinen den - und hier nicht nur vom „Talent" ) abhängt.
Stiefel geprägt werden.) Es gibt allenfalls andere Eindrücke „neben" Nehmen wir nun an, jemand habe einen hohen Grad von Zweit-
dem ersten. Das ist das Problem der Erlernung einer Fremdkultur enkulturation erworben, d. h., er bilde adäquate Fremdkulturscenes
mit all ihrem Drum und Dran (s. Witte 1987 und 1989). Mit anderen und -frames. („Adäquat" heißt hier: situationsbezogen so, daß
Worten: Eine einmal vorhandene Prägung legt das Individuum an Interaktion „glückt". - „Skoposadäquat" heißt beim translatori-
dieser Stelle unvermeidlich auf eine Kultur fest. Die sog. Bikulturel- schen Handeln zielkulturbezogen - s. unten; hier wird die Sache also
len haben demnach, wenn die Hypothese stimmt, nicht zwei Prägun- aus anderem Blickwinkel gesehen.) Dann steht für den (professio-
gen aus je verschiedenen Kulturen statt einer, sondern allenfalls nell) translatorisch Handeln-Wollenden das nächste Problem an:
zwei nebeneinander, wobei die eine „echt" und die andere nur von Offensichtlich kann man hier das.alte, in gewissem Sinn fälschlicher-
dort aus angelernt ist, oder eine andere Kultur (aus zwei Komponen- weise erst (das will ich jetzt auch nicht erklären) Schleiermacher
ten) da, wo ein Monokultureller seine („Mono"-)Kultur hat. Bikul- zugeschriebene Dilemma vom verfremdenden und assimilierenden
turelle haben also auch nur eine Enkulturation, aber eine andere als Übersetzen/Dolmetschen einordnen: Bei einer kulturellen Grenz-
Monokulturelle. Das ist mit anderen Worten das bekannte Phäno- überschreitung, also beim translatorischen Handeln, kann der Han-
men der bikulturell Aufgewachsenen, die trotzdem kaum oder delnde demgemäß zwischen Extremen (und allen dazwischenliegen-
schlechter übersetzen/dolmetschen können als Monokulturelle. den Mischformen) wählen: Entweder er bildet einen echt skopos-
Wandruszka hat gesagt, jeder Mensch sei plurilingual. Auf kultu- und damit zielkulturadäquaten frame, oder er bildet im Rahmen der
relle Aspekte bezogen heißt das u. a., daß die vorstehenden Ausfüh- Zielkultur (!) einen frame, der die scene der Ausgangskultur für
rungen auch jeweils für Kulturteile gelten (vgl. Reiß* Typenlehre; einen zielkulturellen Rezipienten soweit wie möglich evoziert, oder
Reiß 1976): Man kann in einem Bereich in einer und in einem er bildet einen frame, der einen Ausgangsframe formal möglichst
anderen Bereich in einer anderen Kultur enkuituriert worden sein. nachahmt, und nimmt dabei eine andere Zielscene (und -Wirkung) in
Was dann wiederum „eine" neue Kultur abgeben kann. (Vgl. das Kauf. Usw. Bei Gebrauchstexten sollte für deren „instrumenteile"
Problem des switching; zur Sprache vgl. hier Morath 1983 zum Indo- Verwendung wohl ersteres der Fall sein. (Welches wären hier die
Englischen. Die Nicht-Integrierbarkeit von Elementen aus verschie- Ausnahmen?) Bei literarischen Texten streiten sich die Geister.
denen Kulturen zu einer Kultur führt dann zum sog. Kulturschock Wohlgemerkt: Dieser Streit ist selbst wieder ein kulturspezifi-
und evtl. zur Schizophrenie. Integrierbarkeitshilfe, entweder zu scher. In der heutigen „westlichen" Kultur betont man die „Treue"
einer Ausgangs- oder einer Ziel- oder einer neuen Kultur, ist daher zum Ausgangstext (was sehr unterschiedlich interpretiert werden
ein wichtiger Teil des Enkulturationslernens.) kann; doch davon soll hier keine Rede sein; es ist fast immer die
Zum Nebeneinander heterokultureller Erfahrungen muß noch ein Oberflächenform gemeint; vgl. Vermeer 1988.) Immerhin existiert
Wort gesagt werden: Es gibt auf den drei Ebenen (Para-, Dia- und die Forderung nach einem frame derart, daß eine ausgangskulturelle
Idio-Ebene) unterschiedlich „offene" Kulturen für Fremderfahrun- scene (nach Maßgabe der Zielrezipienten) bildbar werde. (Noch
gen. (Man sagt den Deutschen nach - und hier ist es jetzt gleich, ob einmal Witte: Es ist klar, daß sich Japaner eine Geschäftsstraße
das Stereotyp zutrifft oder nicht; ich nenne nur ein möglicherweise voller Japaner anders vorstellen, als sich Mitteleuropäer eine
nicht zutreffendes Beispiel -, sie nähmen Fremdes leichter auf als Geschäftsstraße voller Japaner vorstellen. Chinesen malen das
z. B. US-Amerikaner; vgl. das Interesse an Fremdsprachen. - Jesuskind mit Schlitzaugen.) Verschiedene Translationsstrategien
Vielleicht gehört hierher auch eine Untersuchung zur Enkultura- sind offenbar legitim und praktikabel. Es kommt auf den „guten
tions- und Anpassungsintensität und -dauer.) Erfahrungen aus ver- Grund" an (Harras 1978).
schiedenen Kulturen können ineinandergreifen und sich gegenseitig - Um nun die Quintessenz zu ziehen: Professionell translatorisch
modifizieren. Dadurch entsteht eine neue Kultur. Dies kann sowohl handeln lernen und lehren heißt, die Möglichkeit(en) verschiedener
auf der Idio-Ebene als auch auf Dia- und Para-Ebene geschehen. scene- und frame-Bildungen bewußtmachen. (und abrufbar im
Die gegenseitige Beeinflussung kann von Werteinstellungen gegen- Gedächtnis speichern) und „skopos"adäquat einsetzen lernen und
über der einen oder anderen Kultur mitgesteuert werden. Jemand lehren. Von hierher ergibt sich noch eine Überraschung: Wenn mein
kann z. B. gegen gewisse kulturspezifische Gepflogenheiten eine Konzept irgendwie stimmt und wenn man auf diese Weise „transla-
Aversion haben - oder sie bevorzugen. Wenn Kulturen „Systeme" törisch handeln" lehren und lernen kann, dann wäre das, was heute
(oder „Systeme von Systemen") sind (wobei ich den Systembegriff noch weithin als „treue" Übersetzung durch die Welt geistert - die
hier nicht näher ausführen, sondern im Sinne des in der Linguistik überraschende andere Möglichkeit, die der Studierende auch noch
verwendeten Begriffs übernehmen will), dann gibt es in einer Kultur lernen würde.
nicht eigentlich unbesetzte Stellen (Z6ro-Punkte). Vielmehr werden Ich habe von scene- und frame-Bildung gesprochen. Jetzt muß ich
als unbesetzt betrachtbare Stellen (z. B. die heutige Indifferenz, zum „höheren" Kurs darin vorgehen: Es genügt für den professio-
gekochte Kartoffeln beim Mahl mit dem Messer zu schneiden, was nell translatorisch Handelnden nicht, sich irgendwie eine Straße
früher als Unsitte betrachtet wurde) durch die Umgebung besetzter voller Japaner vorzustellen. Auch nicht, zu wissen, daß Japaner sie
Stellen negativ definiert. (Vgl. das Problem der Individualsprache sich anders vorstellen. Beiderlei Wissen muß reflektiert werden,
bei Wittgenstein.) - Im Laufe der Zeit kann es durchaus zu einer damit man die Folgen seines translatorischen Handelns überschauen
Umschichtung von Kulturbereichen kommen. So macht Goetz oder ermessen kann. Erst dann handelt man (ethisch) verantwor-
(1974) darauf aufmerksam, daß sich über den traditionellen Einzel- tungsvoll.
kulturen eine generelle Weltkultur der gebildeten Schicht zu bilden Und weiters sollte man versuchen, einen „Perspektivenwechsel",
scheint. wie Müller es nennt, zu lehren und zu lernen: Sich - im Bewußtsein,
Was soeben zu den scenes gesagt wurde, gilt mutatis mutandis für daß es doch nie völlig gelingen wird - in die Lage eines anderen zu
die entsprechenden frames. versetzen suchen. Das sagt man sooft und leicht dahin. Es ist zu
(2) Wer tränslatorisch handeln will, muß also (nach Witte 1987 schwer, um wirklich erreichbar zu sein. Aber eine gute Strecke
und 1989) lernen, neben seiner/n eingeprägten Kultur(en) - zum vorwärtskommen kann man schon.
Plural s. oben - eine/mehrere weitere (Je nach der Zahl der ange- Perspektivenwechsel heißt nicht nur, die Straße der Japaner sozu-
strebten Arbeitsgebiete) hinzuzulernen. Es bleibt immer ein neben, sagen mit japanischen Augen sehen. Wichtiger ist, einschätzen zu
wie ich soeben darzulegen versucht habe. Das Problem ist also, lernen, wie andere scenes (und frames) bewerten. - Wenn eine
jemanden auf das andere, wie man heute zu sagen pflegt, einer Kultur ein System von Systemen ist, dann kann man diesen anderen
anderen Kultur aufmerksam zu machen und ihn soweit nur irgend Wert auch so ausdrücken: Den Stellenwert, den ein Phänomen in
möglich in diese andere Kultur und ihr Anderssein einzuführen (die einem Koordinatennetz der Kultur A einnimmt, mit dem Stellen-
Aufgabe der Dozenten). Und das geht, wie Witte gezeigt hat, nur wert des analogen Phänomens in der Kultur Z angeben können und/

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2)
oder angeben können, welches Phänomen die analoge Stelle des Die Enkulturation beruht auf biologischen Grundlagen (jeder normale Mensch lernt
gehen und sprechen), wird aber kulturspezifisch überformt (wie man geht, lernt man
Koordinatennetzes A im Koordinatennetz Z besetzt. augenscheinlich durch unbewußtes Nachahmen; Inderinnen gehen anders als Mitteleuro-
päerinnen, daher steht der Sari einem indischen Gang gut an, einem europäisch-
Zu verdröselt? Dann versuche ich ein einfaches Beispiel: der nordamerikanischen aber kaum).
Blickkontakt. Nach einem Auslandsaufenthalt in Portugal beschwe-
ren sich meine Studentinnen oft, sie würden von Portugiesen „ange-
macht", Portugiesinnen nicht. Gut, man sieht anders aus, das ist
interessant. Aber wie wehrt man sich? Zuerst ist da die Tatsache der Literatur
Anmache selbst. Sie hat für alle 4 (!) methodologisch Beteiligten AMMANN, MARGRET: Anmerkungen zu einer Theorie der Übersetzungskritik und ihrer
praktischen Anwendung, in: TEXTconTEXT 5, 1990, 209-250.
einen je anderen Stellenwert: für die deutsche Studentin, für einen AMMANN, MARGRET/VERMEER, HANS J.: Entwurf eines Curriculums für einen Studiengang
Deutschen, für den Portugiesen, für eine Portugiesin. Also muß man Translatologie und Translatorik; Heidelberg 1990 (= th 4).
GOETZ, HERMANN: Orientalistik im heutigen Zeitalter; in: Indo Asia 1974,1&-25.
als deutsche Studentin gegenüber Portugiesen anders (re)agieren, GOHRING, HEINZ: Interkulturelle Kommunikation: Die Überwindung der Trennung von
Fremdsprachen- und Landeskundeunterricht durch einen integrierten Fremdverhaltens-
als eine Portugiesin dies gegenüber einem Portugiesen zu tun pflegt. unterricht; in: Kongreßberichte der Jahrestagung der GAL; Heidelberg 1978, 4.9-14.
Das ist das eine. Den Stellenwert einschätzen und „adäquat" ver- HARRAS, GISELA: Kommunikative Handlungskonzepte, oder: Eine Möglichkeit, Hand-
lungsabfolgen als Zusammenhänge zu erklären, exemplarisch an Theatertexten; Tübin-
frame-n. Und zwar komplementär: die Deutsche und der Portugiese gen 1978 (= Reihe Germanistische Linguistik 16).
HOLZ-MÄNTTÄRI, JUSTA: Translatorisches Handeln. Theorie und Methode (Helsinki 1984)
bzw. die Portugiesin und der Deutsche. - Das zweite: Ein Unter- (= Annales Academiae Scientiarum Fennicae B 226).
schied zwischen einer Deutschen und einer Portugiesin liegt im LORENZ, KONRAD: Der Kumpan in der Umwelt des Vogels. Der Artgenosse als auslösendes
Moment sozialer Verhaltensweisen (1935); in: -: Über tierisches und menschliches
„translatorischen Handeln" gegenüber dem Anmacher. Die Deut- Verhalten. Aus dem Werdegang der Verhaltenslehre. Gesammelte Abhandlungen, Bd.
1; München (181984), 115-282.
sche möchte vielleicht freundlich sein, sie schaut ihn an, lächelt MORATH, ANGELIKA: The English language in India: Forras, concepts and publications;
vielleicht sogar und sagt etwas, sie reagiert auf die Anmache. Die Dipl.-Arb. Mainz-Geirmersheim 1983.
MÜLLER, BERND-DIETRICH: Zur Logik interkultureller Verstehensprobleme; in: Jahrbuch
Portugiesin hat da einen eigentümlich ausdruckslosen Blick, der Deutsch als Fremdsprache 6,1980, 102-119.
MOLLER, BERND-DIETRICH: Bedeutungserwerb - ein Lernprozeß in Etappen; in: (Hg.):
alles sieht und doch durch alles hindurchzugehen scheint. Keine Konfrontative Semantik. Zur Kritik am Fremdsprachenunterricht aus grundlagentheo-
Reaktion (wenn nicht dieser Blick hier als eine solche zählen soll). retischer Sicht kritischer Psychologie und sozialwissenschaftlicher Linguistik; Tübingen
- Weil der Stadt (1981), 113-154.
Den muß man lernen. Es gehört zum Translatorisch(-). MÜLLER, BERND-DIETRICH:Interkulturelle Verstehensstrategien - Vergleich und Empathie;
in: Neuner, Gerhard (Hg.): Kulturkontraste im DaF-Untemcht (München 1986) (=
Bei der Übersetzungskritik wurde folgende Methode ausgearbei- Studium Deutsch als Fremdsprache - Sprachdidafctik 5), 33-84.
tet (vgl. Ammann 1990): Zuerst die intratextuelle Analyse des Ziel-, REISS, KATHARINA: Texttyp und Übersetzungsmethode. Der operative Text; Kronberg/Ts.
1976 (= Literatur H- Sprache + Didaktik 11). - Heidelberg 21983.
dann die des Ausgangstexts und erst zuletzt der intertextuelle Ver- VERMEER, HANS J.: Bemerkungen zu einer ganzheitlichen Sprachlehifprschung; in: Bender,
Karl-Heinz/Berger, Klaus/Wandruszka, Mario (Hgg.): Imago Linguae. Beiträge zu
gleich. Läßt sich das auf das Lehren und Lernen von Translato- Sprache, Deutung und Übersetzen. Festschrift zum 60: Geburtstag von Fritz Paepcke;
risch(-) der involvierten Kulturen übertragen? Ich glaube, es wäre München (1977), 56^-580.
VERMEER, HANS J.: Sprache und Kulturanthropologie. Ein Plädoyer für eine interdiszipli-
hilfreich. näre Zusammenarbeit in der Fremdsprachendidaktik; in: Jahrbuch Deutsch als Fremd-
sprache 4, 1978, 1-21.
Zum Problem des exemplarisch Lehrens und Lernens und VERMEER, HANS J.: Aufsätze zur Translationstheorie; Heidelberg 1983.
anschließenden Generalisieren-Lehrens und -Lernens will ich hier VERMEER, HANS J.: Zur Objektivierung von Translaten - eine Aufforderung an die
Linguistik; in: TEXTconTEXT 3,1988, 243-276.
keine Einzelheiten mehr ausbreiten. Für die Didaktik würde darauf VERMEER, HANS J./Wirre, HEIDRUN: Mögen Sie Zistrosen? Scenes & frames & channels im
translatorischen Handeln; Heidelberg (1990) (= TEXTconTEXT Beiheft 3).
hingewiesen (Ammann + Vermeer 1990). WITTE, HEIDRUN: Die Kulturkompetenz des Translators - theoretisch-abstrakter Begriff
oder realisierbares Konzept? in: TEXTconTEXT 2, 1987, 109-136.
!>
WITTE, HEIDRUN: Zur didaktischen Vermittlung translatorischer Kultur- und Sprachkompe-
Die folgenden Bemerkungen sollen die Methode nicht abwerten. Ich halte sie immer tenz - Ein kontrastives Modell; in: TEXTconTEXT 4, 1989, 205-231.
noch für so ziemlich das Beste, das an umfassenden Sprachlehren bisher produziert WITTE, HEIDRUN: Zur gesellschaftlichen Verantwortung des Translators - Anmerkungen;
worden ist. Schade, daß keine modernisierte Neuauflage versucht worden ist. in: TEXTconTEXT 7,1992, 119^129.

Englisch
HANS-JOACHIM KANN

Neues zu Blitzkrieg und Blitz im Englischen


Über die Entstehung von Nhd. Blitzkrieg bzw.1 Ne. blitzkrieglblitz 19. 4. 1940 Topeka Journal (Kansas/USA): a "blitz" come-
hat Anthony W. Stanforth ausführlich gearbeitet *. Seine Ergebnisse back, erster3) Gebrauch der Lehnkürzung/Schein-
(mit Zitaten bis 1973) seien hier kurz zusammengefaßt und durch entlehnung im übertragenen Sinne;
einige Belege des neuen OED von 1989 ergänzt: 9. 9. 1940 Daily Express (GB): Blitz bombing, erster Beleg
1920 Der englische Militärtaktiker Lideil Hart für die Lehnkürzung/Scheinentlehnung im militä-
(1895-1970) entwickelt eine neue Taktik des pan- rischen Sinne;
zergestützten Vorstoßes und nennt diese expan- 6. 12. 1940 Daily Express: blitzing als Gerundium/Nomen
ding torrent (= sich ausbreitende Wasserflut) und (nicht bei Stanforth, sondern im neuen OED von
bald darauf lightning warfare (Blitz-Kriegsfüh· 1989);
rung)\ 30. 12. 1940 War Illustr., S. 337: heayily blitzed site, erster
ca. 1932- Lehnübersetzung Blitzkrieg, möglicherweise Gebrauch als Perfektpartizip/Adjektiv (Beleg im
ca. 1935 durch Walther von Reichenau; begrenzte Geläu- neuen OED).
figkeit des Wortes in deutschen Militärkreisen; Neben einer Zusammensetzung wie blitz-babies (Kinder, die 1940
15. 9. 1939 Tagebucheintragung von Harold Nicolson: may in England geboren wurden; Erstbelegt 1944) erwähnt Stanforth
try a Blitzkrieg', auch noch die Scheinentlehnungen sitzkrieg (Zeit zwischen Polen
20. 9. 19392) The (London) Times: I [Hitler] hopedfor a Blitz- und Frankreichfeldzug; Erstbelegt Newsweek, USA, vom 4. 3.
krieg (lightning war); 1940), Spitzkrieg (Triumpf des siebenfachen Goldmedaillengewin-
19. 10. 1939 New York Daily News: blitzkrieg of puns (= ners Mark Spitz 1972 in München), Blisskrieg (Name), Blitzkrieg
Blitzkrieg der Wortspiele), erster Gebrauch in (gefüllter Pfannekuchen) sowie den Gebrauch von blitz im übertra-
übertragener Bedeutung; genen .Sinne von Angriff, Aufräumen, an Angriff nehmen in den
1939 (aber abgedruckt in American Speech, 1940, XV, Bereichen Sport, Politik und Werbung.
110/2): blitzing (Partizip Präsens), erster verbaler Erstbelege haben es an sich, daß sie von Zeit zu Zeit durch
Gebrauch; glückliche Funde rückdatiert45 werden können, und das dürfte auch-,
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