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Disziplinen der Lexikologie

1. Onomasiologie (Bezeichnungslehre)
= Semantik
2. Semasiologie (Wortbedeutungslehre)

3. Etymologie (Wortgeschichte)

4. Phraseologie (Idiomatik)

5. Wortbildung

6. Onomastik (Namenkunde)
Disziplinen der Lexikologie und Aspekte der
Wortschatzbetrachtung
Onomasiologie (Bezeichnungslehre)

Wissenschaft von den Bennenungen (griech. Onoma – der Name)


(von Haus aus eine Forschungsrichtung der Semantik)

Die grundlegende Frage der Onomasiologie lautet: Wie heißt das?


Sie geht von den Gegenständen und Begriffen zu den
sprachlichen Ausdrücken.
Wie heißt das? ein (der) Traktor (-s, -en)
Disziplinen der Lexikologie und Aspekte der
Wortschatzbetrachtung
Onomasiologie (Bezeichnungslehre)

Auch die sprachgeschichtlichen (etymologischen) Momente können


erfragt werden:

Wie wurde der Begriff ‘Grenze’ um 1200 (mhd.) genannt?

Um 1200 (mhd.) hieß der Begriff ‘mark(e)’.


Onomasiologie (Bezeichnungslehre)
Wer eine neue Bezeichnung schaffen will, hat
prinzipiell drei Möglichkeiten:
1. ein schon vorhandenes Wort auch auf die zu benennende
Sache anzuwenden (= Bedeutungserweiterung)
z. B. Maus (Nagetier) > Maus (Computerzubehör)
2. die entsprechende Bezeichnung aus einer anderen Sprache zu
übernehmen (= Lehnwort)
z. B. lat. computare > engl. computer > dt. Computer)
3. mit eigenen schon vorhandenen Wörtern und Wortbausteinen
ein neues Wort bilden (= Wortbildung)
z. B. dt. rechn- + -er > Rechner oder weiß + Wein > Weißwein).
Onomasiologie (Bezeichnungslehre)
Durch das Aufstellen von Wortfeldern werden Bezeichnungen
systematisiert und graduelle Bedeutungsänderungen dargestellt.
Beispiel für ein Worfeld:

Welche Benennungen existieren im Deutschen zur Bezeichnung von


Institutionen zur Heilbehandlung?

Klinik, Krankenhaus, Sanatorium, Lazarett, Heilanstalt,


Arztpraxis, Heilbad, Ambulanz, Poliklinik

1. stationäre Behandlung: Krankenhaus, Klinik, Heilanstalt, Sanatorium,


Heilbad , Lazarett

2. ambulante Behandlung: Arztpraxis, Poliklinik, Ambulanz


Onomasiologie (Bezeichnungslehre)

Als lexikalische Disziplin befasst sich Onomasiologie mit dem


Inventar der Benennugseinheiten einer Sprache nach bestimmten
Grundsätzen bzw. Bennenungsprinzipien :

1. Die Ordnung zu Sachgruppen

2. Thematische Reihen

3. Onomasiologische Gruppen

4. Veränderungen im Benennungssystem
das Ergebnis sind:
Wörterbücher und Sprachatlanten (geordnet nach Sachgruppen bzw. Begriffs-
gruppen) Beispiel für die thematische ‘Druckerzeugnisse’:

Reihe I Merkmal ‘gebunden’ Sachmerkmale Sprachmerkmale


Buch +
Schwarte + ‘abgenutzt’ /salopp/
Schinken + ‘minderwertg’ /ugs., abwertend/
Schmöker + ‘zur Unterhaltung’ /ugs./
‘geheftet’
Reihe II Merkmal ‘broschürt’ Sachmerkmale Sprachmerkmale
Broschüre +
Zeitschrift +
Magazin + ‘bebildert’
Illustrierte + ‘bebildert’
Reihe III Merkmal (‘aus losen Blättern’) bebildert Standardsprache
Zeitung + +- +
Blatt - +- +-
Zeitschrift - +- +
Illustrierte - + +
Wissenschaftsgeschichtlich
• Anfang der 20er Jahre: „Wörter und Sachen“ von
Rudolf Meringer; das Ziel – die wechselseitige
Erhellung von Wort- und Sachgeschichte
• Die Hochblüte zu Beginn und Mitte der 20er Jahre
• In Marburg der Deutsche Sprachatlas (DSA); als
Basis für den Deutschn Wortatlas (DWA)
• 1951 – 1980 erschienen 22 Bände vom DWA mit
200 onomasiologischen Karten
Historische Wortgeographie
• Einbeziehung außerlinguistischer
Kenntnisse
• Beispiel: Berufs- und
Handwerkbezeichnungen
• Schlachter, Fleischer, Fleischhacker,
Fleischhauer, Metzger
• Schreiner, Tischler
Onomasiologie
• Polysemie (Arbeit = Tätigkeit); bildet ein semantisches
Feld (Bedeutungsfeld)
• Homonymie (Einnamigkeit)
• Wortfamilien: vom Feld zur Wortfamilie (basiert auf
etymologischer Sicht)
• Wortfeldtheorie (von Jost Trier, 1931); eine Gruppe von
sinnverwandten Wörtern einer Sprache, deren
Bedeutungen sich gegenseitig begrenzen und die lückenlos
einen bestimmten begrifflichen Bereich abdecken sollen
• Heute: 6000 Wortfelder im Deutschen
• Onomasiologische Wörterbücher?
Semasiologie (Wortbedeutungslehre)
Wissenschaft von Wortbedeutungen (griech. sema; semeion- ‘Zeichen’)
(ebenfalls Forschungsrichtung der Semantik)
die grundlegende Frage der Semasiologie lautet: Was bedeutet das Wort (das
Lexem)? Sie geht von den sprachlichen Ausdrücken aus.

Die Semasiologie erforscht, welche Bedeutung (Semantik) ein Wort im


System, in einem bestimmten Kontext oder in einer konkreten Situation hat.

das Ergebnis:
Wörterbücher (alphabetisch geordnete sprachliche Ausdrücke mit den dazuge-
hörigen Bedeutungen einzelner Stichwörter)
Kapelle: ‘kleineres Musikensemble’
Orchester: ‘größeres Ensemble von Instrumentalisten mit chorischer
Besetzung’
partielle Synonyme: Tanzkapelle-Tanzorchester; Stadtkapelle-Stadtorchester
Blaskapelle-Blasorchester;
Wie bedeutet das Wort Traktor ?
… meist durch Dieselmotor angetriebenes Schleppfahrzeug …
Etymologie und Wortgeschichte
(griech. etymos – ‘wahr’; (Etymos – die Urform und Urbedeutung
eines Wortes – seine historische Wurzel)
die grundlegende Frage der Etymologie lautet:
Warum trägt ein Objekt gerade diese seine Benennung?
Wie sind die Benennungen entstanden?
Die Etymologie ist die Wissenschaft von der Herkunft der
Wörter. Sie untersucht ihre Veränderungen und die
Entwicklung ihrer Bedeutungen und die Verwandtschaft mit
anderen Lexemen.

das Ergebnis:
Wörterbücher (alphabetische Zusammenstellung der formalen und
semantischen Entwicklungsgeschichte der Lexeme einer Einzel-
sprache oder Sprachfamilie)
Etymologie und Wortgeschichte
(nach F. Kluge) Bräutigam:
ahd. mhd. nhd.
um 800 um 1200 heute
brûtigomo briutegome Bräutigam

1. Grundbedeutung: ‘junger Ehemann am Hochzeitstag’

2. Wortbildungsmodell:
Zusammensetzung mit dem Bestimmungswort
Braut (ahd. brûti, mhd. briute) und
heute nicht mehr existierendes Grundwort gam
(ahd. gomo, mhd. -), das ursprünglich ‘Mann’
bedeutete’.
Etymologie und Wortgeschichte
(nach F. Kluge) Bräutigam:
ahd. mhd. nhd.
um 800 um 1200 heute
brûtigomo briutegome Bräutigam

3a. Genetisch engl. bridegroom (ae. brŷdguma), nl. bruidegom


verwandte (heute) schw. brudgum – dän./norw. brudgom –
Formen isl. brugumi (altnordisch brugumi)

3b. Genetisch ahd. gomo, ae. got. guma ‘Mann’ ist urverwandt
verwandte mit Formen (im Altertum) mit lat. homo,
Formen lit. žmogus (*žmuo) = ie. *gh(ə)mon
Wortbildungslehre
Die Wortbildungslehre ist eine sprachwissenschaftliche
Disziplin, die bei der Bildung eines neuen Wortes die dabei
wirkenden Gesetzmäßigkeiten, die entsprechenden Modelle und
die Analyse der Struktur einer Neubildung, untersucht.

Die Analyse der neuen Worbildungskonstrukte berücksichtigt:

Morphologische: Analyse
Semantische: Analyse
Syntaktische: Analyse
A Zusammensetzung (Komposition)
A1 determinativ ( s Befehlswort )
A2 kopulativ ( e Strumpfhose )

B Ableitung (Derivation)

B1 explizit – Suffixbildung ( e Mannschaft )


- Präfixbildung ( s Unglück )
- präfix – suffixale Bildung ( s Getue < ge + tu(n) + e )
- Präfixoidbildung ( s Sauwetter )
- Suffixoidbildung ( s Räderwerk )
B2 implizit- mit Vokalveränderung ( r Stich < stechen )
- ohne Vokalveränderung ( r Fang < fangen )

C Besondere Arten der Substantivbildung


C1 Wortkürzung ( e U-Bahn = Untergrundbahn )
C2 Reduplikation ( s Töfftöff = Auto )
C3 Kontamination ( e Heideweizen < Buchweizen + Heidekorn )
Phraseologie (Idiomatik)
(griech. phrasis – ‘Ausdruck’)
Phraseologie wird als Bestandteil der Lexikologie aufgefasst, die
feste Wortgruppen (Phraseologismen oder Phraseme) als
Einheiten des Lexikon beschreibt. Die Bedeutung einzelner
Phraseologismen entspricht der Bedeutung eines Lexems bzw.
eines Wortes und werden meistens als Paralexeme oder
Wortäquivalente bezeichnet.
Phraseologismen:
Während der Prüfung kam er ins Schwitzen. ‘in Schwierigkeiten’
Morgen mache ich blauen Montag. ‘nicht zur geregelten zur Arbeit gehen’
Er war immer ein schwarzes Schaf. ‘kann sich nicht einordnen’
Funktionsverbgefüge:
in Bewegung setzen ‘bewegen’ Hilfe leisten ‘helfen’
Frage stellen ‘fragen’
Onomastik (Namenkunde)
(zu gr. onomastikos < onoma “Name”)
Teildisziplin der Lexikologie, die die Eigennamen unter dem
Aspekt ihrer Entstehung und ihres Wandels untersucht.

Die Onomastik beschreibt (mit Hilfe der etymologischen Methode)


die spezifischen Eigenschaften der Eigennamen (Vornamen,
Familiennamen, Ortsnamen, Gewässernamen, Flurnamen,
Warennamen usw.).

Kaspar (Caspar) aus dem Persischen = Schatzmeister - mit den Kurzformen:


Jasper, Jasp, Käsper, Kapp, Käpp, Käsch, Kess. Kaspar ist einer der
Heiligen Drei Könige.
Wien aus dem Keltischen vindobona (> lat. vienna)
Beč aus dem Ungarischen Bécs (kr. Beč, seb. Беч, rum, Beç, türk. Beci); ung.
bécs und rum. beç bedeutet ‘Keller’.
Aktuelle Fragen zum Thema
6. Nennen Sie die wichtigsten Disziplinen der Lexikologie!
7. Die beiden Disziplinen aus der Fachrichtung Semantik Onomasiologie und
Semasiologie stellen grundlegend unterschiedliche Fragen im Bezug auf die
sprachlichen Zeichen. Wie lauten sie?
8. Um eine neue Bezeichnung schaffen zu können, gibt es prinzipiell drei
Möglichkeiten: Bedeutungserweiterung, Lehnwort und Wortbildung. Erläutern
Sie die Begriffe und führen Sie je ein Beispiel an!
9. Wie lautet die grundlegende Frage der Etymologie?
10. Die Lexikologie beschäftigt sich mit dem Wortschatz einer Sprache und
untersucht vor allem die sprachlichen Ausdrücke im Hinblick auf ihre interne
Bedeutungsstruktur und Zusammenhänge zwischen einzelnen Wörtern, bzw.
Lexikoneinträgen. Womit beschäftigt sich die Wortbildungslehre?
11. Erläutern Sie die Bedeutung eines Phraseologismus (eines Idioms) und
geben Sie ein Beispiel!
12. Erläutern an einem Beispiel das Funktionsverbgefüge!

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