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Sprachwandel und Sprachgeschichtsforschung Sprachwandel:

 Das Interesse der Menschen und ihr Handeln in der Welt ändert sich und somit
auch die Sprachen (bewusster Wandel) der größte Wandel geschieht jedoch
unbewusst, wobei der Mensch die Änderungen zunächst kaum wahrnimmt.
 Sprachen lassen sich nicht von Sprecher trennen ( hängen unmittelbar von ihren
Sprechern ab..)
 Sprachen ändern sich, weil sie eine Form des menschlichen Handelns in der Welt
sind. Wenn sich die Anlässe und Absichten des Handelns ändern, ändern sich die
Sprachen. Dabei sind Sprachen nicht nur Ausdruck dieses Handelns, sondern auch
ihr Motor.
 Sprachen spiegeln nicht nur dieses Handeln, sie bedingen es, bringen es voran
und bewegen die Sprachgeschichte und die Geschichte des Denkens
 Neben dem bewussten und unbewussten Wandel gibt es außerdem den
systeminhärenten Wandel, welcher vom Menschen vollzogen wird, aber in
bestimmten Gegebenheiten des Sprachsystems angelegt ist (Bsp. „Amptmann“
„Amtmann“ )
 Sprache ist gemeinschaftsbildend = ohne Sprache gibt es keine menschliche
Gemeinschaft!

Sprachgeschichtsforschung
Aus der Geschichte lernen und gemachte Fehler in Zukunft vermeiden, Wissenschaft
sucht nach Erklärungen für Phänomene und versucht damit die Welt zu erklären

Gründe für die Beschäftigung mit Sprachgeschichte:


o Wir brauchen zum Betreiben von Geschichte und Sprachgeschichte das Wissen
darüber selbst, um auch die Gegenwart und Zukunft verstehen zu können
o Die Menschen interessieren sich für Geschichte, weil sie intellektuell neugierig
sind (zeigt sich z.B. in gut besuchten historischen Ausstellungen, der Fülle von
historischen Zeitschriften und der Präsenz von Geschichte im Fernsehen und
digitalen Medien)

Aktuelle Formen der Sprachgeschichtsforschung


 Erforschung der Geschichte des Sprachsystems
 Erforschung von historischen Phänomenen des Sprachsystems und der
Sprachverwendung in ihrem Verhältnis zu kulturellen Erscheinungen
 sprachliche Phänomene werden in einem Zusammenhang untersucht:
gesellschaftlichen, politischen, philosophischen, religiösen, ökonomischen,
technisch, naturwissenschaftlichen, ästhetischen und alltagsweltlichen.
Wissenschaft
 Jeder wissenschaftliche Befund ist durch ein Phänomen in der Welt geprägt und
durch eine an das Phänomen gestellte Frage
 Jede objektive Erkenntnis ist durch ein Subjektives (den Fragenden) mitgeprägt
 4-Stufeneinteilung ist eine Idealisierung, eine Vereinfachung der Forschung, die
lediglich für einen Überblick geeignet ist und einen Zugriff ermöglicht

Dennoch gibt es in der Forschung unterschiedliche Ansätze zur Einteilung der Stufen
des Deutschen je nach Forscher, Forschungszeit und verwendeter Korpora

Grundbegriffe; Indogermanisch, Germanisch


Faktoren die den Sprachwandel beeinflussen

1) Ökonomie:
 Verfestigung untrennbarer Präfixverben,
z.B. ich erkenne an ------ich anerkenne .
 komprimierende Zusammensetzungen-----
funktioniert nicht in allen Sprachen
 Deutsch als Wortbildungssprache, z.B.
Spitzenkandidat .
 Wortkürzungen, z.B. undesausbildungsförderungsgesetz---- --- BAFöG
 Interpunktion, z.B. Doppelpunkt
 Ebene der Texte/Funktionalstile: elliptischer Stil (Stichwörter), z.B. SMS----
multimodal Emojis

2) Innovation:
 Wortbildung, z.B. Benennung neuer Sachverhalte: Verkabelung, Internetseite
 Entlehnung (aus einer anderen Sprache entlehnen), z.B. checken --------
Wortendung ist Deutsch

3) Variation: z.B. :
 syntaktische Variation, z.B. wegen des Regens / weil es regnet--------
hervorheben oder kürzen.
 lexemische Variation (Variation im Wortschatz), z.B. Fahrstuhl / Aufzug / Lift
unbewusste Entscheidung von Sprechern eines zu präferieren
 Textsorten-Variation, z.B. Zeitungsannonce / Plakat / Rundschreiben / E-mail /
Flugblatt
4) Evolution:
 leitendes Prinzip des Sprachwandels, das den Faktoren des Wandels zugrunde
liegt.
 Sprachwandel ist ein Phänomen der dritten Art (invisible hand- Theorie, Rudi
Keller):
1. Nicht natürlich bedingt
2. Nicht intentional
Von Menschen herbeigeführt, aber unintentional

Charakteristik der Epoche

Zwischen dem Jahr 1350 und dem Jahr 1650 vollzieht sich der Übergang vom
Mittelhochdeutschen zum Neuhochdeutschen. Doch besitzt diese Zeit in der
Sprachenentwicklung eine gewisse Selbständigkeit. Deshalb ist.es üblich geworden,
diese Zeit als eigene Epoche der Sprachentwicklung anzusehen, als das
Frühneuhochdeutsche.

1) In diesen Jahren Setzt sich das Deutsche in den Kanzleien als Geschäftssprache
gegenüber dem Lateinischen durch.
2) In der protestantischen Kirche wird das Seutsche gnstette des Lateinischen
verwendet.
3) Auch in die Universitäten dringt es allmählich ein. Damit erweitert sich der
Anwendungsbereich der deutschen Sprache beträchtlich.
4) Um das Jahr 1440 erfand Johannes Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen
Lettern. Das ermöglichte eine größere Verbreitung der deutschen Schrift-sprache,
wenn sie auch zunächst noch nicht vereinheitlicht war. Aber die Buchdrucker
waren an einer einheitlichen Sprache interessiert, weil sie ihre Bücher in einem
möglichst großen Gebiet verkaufen wollten.
5) Das Streben nach einer Gemeinsprache wird durch religiöse und soziale
Strömungen in dieser Zeit verstärkt, die in der Reformation und im Humanismus
ihren Ausdruck fanden.
6) Luthers Deutschen wird durch seine Bibel übersetzung und durch seine anderen
Schriften weit Über Deutschland verbreitet und vermag sich als Grundlage einer
Gemeinsprache langsam durchzusetzen.
Sprachliche Neuerungen des Frühneuhochdeutschen
Beim Übergang vom Mittelhochdeutschen zum Frühneuhochdeutschen werden
die alten Langvokale i, û, iu(ü) zu den Diphthongen ei,au,eu (äu)

1) Diese Diphthongierung ergriff fast das gesamte hochdeutsche Sprachgebiet. Das


Niederdeutsche wurde davon nicht betroffen.
2) Diese Monophthongierung erfaβt nicht das ganze Sprachgebiet. Im
Oberdeutschen haben sich die Diphthonge zum Teil erhalten (Bayrisch: Buab (Bub),
Muetr (Mutter), Blüemli (Blümchen). Die mhd Diphthonge ie, uo und üe werden zu ī,
ū und ū monophthongiert.
3) Eine wesentliche Veränderungen gegenüber dem mhd. Sprachzustand brachten die
Qulitätsverschiebungen im Vokalismus.
A. Alte kurze Vokale in offener Tonsiibe (vokalisch auslautende, betonte Silbe)
wurden gedehnt.
B. Alte Längen in geschlossenen Silben wurden gekurzt (meist vor
Doppelkonsonant)
4) Seit dem 13. Jahrhundert ist die Ausstoβung des unbetonten e im Wortinnern oder
am Wortende feststellbar. Man unterscheidet bei diesem Vorgang, der durch die
Akzentverhältnisse hervorgerufen wurde, synkope (Ausstoβung des e im
Wortinnern) und Apokope (Abfall des e am Wortende).
5) Der Formenbestand wurde durch Formenausgleich vereinfacht. Z.B. wurde aus
mhd ich sanc - wir sungen nhd. ich sang -wir sangen.

Veränderungen im Wortschatz in frühneuhochdeutscher Zeit


Die deutschen Familienname
- Bis ins 12. Jahrhundert führt jede Person in der Regel nur einen Namen. Dann
wird es üblich, daB ein Beiname hinzugefügt wird, der spater in der Familie
beibehalten wird. Das ist zunachst - wie in aller Welt üblich-der Name des Vaters,
der auf die Nachkommen übertragen wird.
- Früh finden wir aber auch schon vereinzelte Namenzusätze, die den Träger des
Namens charakterisieren sollen/ So wurden im Kloster St. Gallen z.B. ein Notker
Balbulus (der Stotterer) und ein Notker Labeo (mit der Groβlippe) unterschieden.
- Es läβt sich nicht Immer eindeutig sagen, wenn ein Beiname zum Familien-
namen wird. Wird der Sohn wie sein Vater "Schmidt" genannt,obwohl der Bäcker ist,
wird der Nachname "Berliner" gerufen, obwohl ,er in Dresden geboren wurde - dann
sind die Beinamen zu Familienhamen geworden. Dieser Übergang vollzieht sich
zwischen dem 14. und 16. Jahrhundertdanach sind die Familiennamen im
allgemeinen auch Gesetz. Im abgelegenen Nordfriesland allerdings wùrden die
Familiennamen 'erst im 19. Jahrhundert zum Gesetz.
- Es ist kein Zufall,daβ die Entstehung der Familiennamen mit dem Wachstum der
Städte zusammenfällt. Man muβ nun viele Menschen bezeichnen, die auf einem
engen Raum wohnen. Ein einzelner Name, den viele tragen, genügt nun nicht mehr,
um Verwechslungen auszuschlieβen.

Die deutsche Familiennamen lassen sich in vier Hauptgruppen


einteilen:
1) Aus Rufnamenenstandene Familiennamen(Andreas- Andersen-Peter-Peters).
2) Familiennamen, die die Herkunft oder Wohnstätte bezeichnen (Berger - der am
Berge wohnt, Bamberger - jemand aus Bamberg).
3) Familiennamen, die auf den Stand oder den Beruf deuten (Müller, Meier,
Schmidt,Graf).
4) Familiennamen, die Eigenschaften bezeichnen oder Vergleiche sind
(Lange,Hase).

Dazu kommen viele Namen aus fremden Sprachen:

- Fontane_(französisch), Czech(slawisch), 01afson (skan.) u.a. Andererseits gibt es


auch viele ausländische Namen deutschen Ursprungs: amerikanisch Steinway
(Steinweg) Eisenhower(Eisenhauer), Ford (Fürth).
- Heue sind die Familiennamen Tradition. Sie sagen nichts mehr über denTräger
aus. Oft haben sie auch ihre Lautgestalt verändert. Vielfach lassen sich die Namen
überhaupt nicht mehr erklären, besonders, wenn sie fremder Herkunft sind. So
wurde die Namenkunde Tein eigener Zweig der Germanistik/ Wir beschränken uns
auf einige charakteristische Beispiele aus den Hauptgruppen.

Familiennamen, die aus Rufnamen entstanden sind

1) Der Familienname ist gleich dem Vornamen: Günther,Werner mann, Bernd,


Dietrich.
2) Dem Vaternamen wird „son“ oder „sen“ („Sohn“) angefügt :Andeten.Jakob-
hson, Paulsen, Mommsen, Thiessen.
3) Die Suffix -son / -sen weden zu -s verkürzt: Peters,Brahms (Abraham), Wilhelms,
Mertens (Martin).
4) Das Vater -Sohn-verhältnis kommt auch in folgenden Namen zum Ausdruck:
Junghans, Jungnickel , Kleinpaul.
Familiennamen, die die Herkunft oder Wohnstätte bezeichnen
Die Entstehung dieser Namen wird bei den mhd.Dichternamen deutlich: Wolfram von
Eschenbach, Hartmann von Aue,

1) Namen nach der Lage des Hauses: Berger,Lindner,Maurer,Amthor ,Imhof.


2) Namen nach Städten: Bamberger, Erfurth, Haller, Meiβner, Brager, Berliner,
Hamburger.
3) Namen nach Völkern :Deutsch, Deutschman, Dähne, Böhme, EngImann,
Holländer.
4) Namen nach den Häusern: Die Häuser trugen früher einen Namen, wie es heute
noch in Kurorten, bei Gasthäusern und Apotheken üblich ist: Kraut, Eichhorn,
Böcklin, Bär, Geier, Krebs, Rube,Wolf,Hirsch,Vogel, Baum.Diese Namen werden oft
fälschlich als Eigenschaftsnamen gedeutet.

Familiennamen, die den Beruf oder den Stand bezeichnen:


- Sie sind für uns besonders interessant, weil sie uns einen Einblíck in die
Gesellschaft des Mittelalters geben. Ursprünglich hatten dieser Namen den Artikel
bei sich (Wernher der Gartenaere,Ulrich der Schmied).
Das findet sich heute noch bei niederländischen Namen, z.B. de_Boor - (der) Bauer.
- Am häufigen sind die Gewerbe- und Handwerksnamen: Becker, Müller,
Schneider, Maurer, Brauer, Schmidt, Weber, Schulze. Alle diese häufigen Namen
haben lautlich und orthographisch zahlreiche Varianten: "Müller" erscheint z.B. als
Miller, Mühler Möller, Holzmüller, Bergmüller,Hofmüller usw.
- Ursprüngliche Standesbezeichnungen liegen in folgenden Familiennamen vor:
Kaiser, König, Graf, Hof(f)mann, Knappe, Vogt, Bürger, Mönch, Junker, Marschall
usw.

Familiennamen, die Eigenarten des Trägers bezeichnen:

Die Personen bekamen sogenannte "Übernamen", die auf charakteristische


Eigenarten hinwiesen, oft auch Ausdruck der Spottlust der Mitmenschen waren. Es
wurden bezeichnet:

1) körperliche Eigenschaften: Große,Lange, Starke, Kurz, Mager, Kahler, Dunkel,


Schiller (von Schieler), Huster, Stammler, Rothe, Voss (Fuchs), Weiβer
2) geistige und sittliche Eigenschaften: Biedermann, Edel, Fröhlich,
Gutermann,Herz, Liebermann, Zorn
3) Eigenschaften im Vergleich mit Tieren: Bär, Wölf, Vogel, Sperling, Falk, Frosch
(Das können aber auch Hausnamen sein!)
4) Der Reichtum an Münzen oder Geldstücken: Holler, Kreuzer, Güldenpfennig,
Zehner, Schilling, Pfund, Dreier
5) Namen nach Speisen und Getränke:Eigenbrodt, Kohl, Haberkorn, Zuckermann,
Bier, Dünnebier, kühlwein.
6) Wünsche oder Befehle in den Satznamen":Taugenichts, Waghals, Hauen-schildt,
Hebenstreit, Jagemann, Störtebeker (nd.), Sparbrot, Bleibtreu, Frühauf, Leberecht.
- Die Gelehrten des 16. und 17. Jahrhunderts übertrugen -der Mode folgend -ihre
Namen, ins Lateinische oder Griechische.So wurde aus Fischer, Kauf-mann,
Müller,Weber, Schmied - Piscator, Mercator, Molitor, Faber, Textor.
- Bekannt wurde das Beispiel Melanchthons, der eigentlich Schwarzerd hieβ.Mitunter
wurden die Namen auch nur durch die Schreibweise und durch Endungen
Latinisiert: Schulz zu Schultetus, Grotius, Kurz zu Curtius.

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