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LILIIA BEZUGLA

Deutsche
Sprachgeschichte:

Ein Vorlesungskurs,
6. Semester
LITERATUR
 Kluge, Friedrich. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache.
Bearb. von Elmar Seebold. Berlin, New York, 2002.
 Maxymtschuk, Bohdan; Petrashchuk, Natalija. Lehr- und Übungsbuch zur
Geschichte der deutschen Sprache. Lwiw, 2003.
 Moskalskaja O. Deutsche Sprachgeschichte. М, Л., 1969.
  Stedje, Astrid. Deutsche Sprache gestern und heute: Einführung in die
Sprachgeschichte und Sprachkunde. München, 1996.
  Zadorožnyi B. М. Geschichtliche Laut- und Formenlehre des Deutschen.
Lwiw, 1987. 
 Безуглая Л. Р. История немецкого языка в таблицах и схемах. Харьков,
2002.
 Бублик В. Н. Історія німецької мови. Вінниця, 2004.
 Левицький В. В. Історія німецької мови. Вінниця, 2007.
 Чемоданов Н. С. Хрестоматия по истории немецкого языка. – М., 1978.
VORLESUNGSPLAN
 Gegenstand und Grundbegriffe der Sprachgeschichte . –
V. 1.
 Die Deutsche Gegenwartssprache. Die deutsche
Dialektologie. – V. 2.
 Die vorliterarische Zeit. – V. 3.

 Hauptzüge der urgermanischen Sprache. – V. 4.

 Althochdeutsch. – V. 5-12.

 Mittelhochdeutsch. – V. 13.

 Frühneuhochdeutsch – V. 14.

 Neuhochdeutsch. – V. 15.
VORLESUNG 3: DIE VORLITERARISCHE
ZEIT

1. Die alten Germanen.


2. Das Frankenreich und das Werden der
deutschen Nationalität.
3. Herausbildung der deutschen Sprache.
1. DIE ALTEN GERMANEN.
Die Germanen lebten zwischen 3000-1000 v. u. Z. in der
Urgesellschaftsordnung, auf der unteren Stufe der Barbarei.
Die Entwicklung des germanischen Volkstums mag im 3.
Jahrtausend v. u. Z. begonnen haben, als die Vorfahren der
Germanen, die sog. Pragermanen aus Mitteleuropa in den
Raum von Südskandinavien, Ostseeküste, Jütland und
Elbmündung eingewandert waren.
Hier hat sich im Laufe der jahrtausendelangen
Sonderentwicklung, vermutlich zwischen 3000-1000 v.u. Z.
auch ein besonderer Sprachtyp, die germanische
Grundsprache oder das sog. Urgermanische herausgebildet.
EPOCHEN DER GESCHICHTE
DIE ENTWICKLUNG DES GERMANISCHEN
VOLKSTUMS
DIE PRAGERMANEN
Die Ausbreitung der germanischen Stämme nach dem Süden
begann um 800 v. u. Z.
Im Zeitraum von 800 v. u. Z. bis zum 300 v. u. Z. haben sich
infolge der Auswanderung eines Teils der Germanen aus
Skandinavien auf dem Kontinent zwei Gruppen von
germanischen Stämmen herausgebildet:
 die germanischen Stämme in Skandinavien

 die kontinentalen germanischen Stämme an der westlichen


Ostsee zwischen Oder- und Elbmündung.

Es geschah eine sprachliche Scheidung des Urgermanischen in


zwei Gruppen.
DIE PRAGERMANEN
DIE GERMANEN UM 100 U. Z.

1. Nordgermanen (Skandinavier).
2. Ostgermanen: Goten, Burgunden, Wandalen.
3. Westgermanen:
 Ingwäonen: Friesen, Juten, Angeln, Sachsen,

 Istwäonen: Bataver, Brukterer, Chamaven, Chatten,

Chanuarier, Ubier,
 Herminonen: Sweben, Markomannen, Langobarden,

Hermunduren.

Sie sprachen jeweilige Stammesdialekte.


DIE GERMANISCHEN STÄMME
SIEDLUNGSGEBIETE DER GERMANEN
DAS RÖMISCHE REICH (31 V. U. Z. – 480)
TEILUNG DES RÖMISCHEN REICHES 476
RÖMISCHE STÄDTE IN DEUTSCHLAND

Mit der Römerzeit werden die ersten Städte in Deutschland in


Verbindung gebracht.
Eine Stadt (ahd. burg „Burg, Stadt“, mhd. burc oder
stat „Standort, Stelle“) – eine größere zivile Siedlung, welche
die folgenden Merkmale aufweist:
 Zentralisierung,

 Abgrenzung zum Umland,

 eigene Verwaltungs- und Versorgungsstrukturen,

 Wasserversorgung,

 Lage im Mittelpunkt größerer Verkehrswege.


RÖMISCHE STÄDTE IN DEUTSCHLAND
DIE SCHLACHT IM TEUTOBURGER
WALD
DIE GROßE VÖLKERWANDERUNG (4.-7.
JH.)
 Die skandinavischen Stämme nahmen an der Großen
Völkerwanderung nicht teil. Auf der Grundlage ihrer
Stammesdialekte entwickelten sich später das Schwedische,
Dänische, Norwegische, Isländische und Färöische (Island und die
Färöer wurden im 9. Jh. von Norwegen ausbesiedelt).
 Die Ostgermanen kamen schon im 2. Jh. u. Z. in Bewegung. Die
Goten → Südosten, Küste des Schwarzen und des Asowschen
Meeres → Ostgotenreich (3-4. Jh.).
 Nach dem Einbruch der Hunnen in Europa 375 u. Z.: die Ostgoten
→ Italien, die Westgoten → Südfrankreich und Spanien. Die
ostgermanischen Sprachen waren auf diese Weise ausgestorben.
Nur die gotische Sprache ist uns in schriftlicher Überlieferung
erhalten geblieben.
DIE GROßE VÖLKERWANDERUNG (4.-7.
JH.)
 Die Burgunden → Südfrankreich, gründeten ein Reich; hier
wurden sie romanisiert.
 Die Wandalen → Spanien , wo nach ihnen Andalusien benannt
ist; → Nordafrika, wo sie sich als selbständiger Stamm auflösten.
 Die Nordseegermanen vereinigten sich unter dem Namen der
Sachsen – Saclisi; → die Britischen Inseln.
 Die Hermunduren bildeten den Stamm der Thüringer.

 Die Chatten bildeten den Stamm der Hessen.

 Die Markomannen bildeten den Stamm der Bayern.


DIE WANDALEN PLÜNDERTEN UND
ZERSTÖRTEN ROM
DIE GROßE VÖLKERWANDERUNG (4.-7.
JH.)

 Die westgermanischen Stämme schlossen sich gegen das 3.


Jh. u. Z. in einige große Stammesverbände zusammen. Z.B.
bildete sich der mächtige Stammesverband der Franken –
Franci.
 Die Franken überquerten im 3. Jh. den Rhein und drangen
weiter nach Westen vor. Gegen Ausgang des 5. Jh. war fast das
ganze Gallien von ihnen besetzt.
DIE GROßE VÖLKERWANDERUNG (4.-7. JH.)
2. DAS FRANKENREICH UND DAS WERDEN
DER DEUTSCHEN NATIONALITÄT
Die deutsche Nationalität ist aus den westgermanischen
Großstämmen der Franken, Bayern, Alemannen, Thüringer und
Sachsen 5.-6. Jh. – 11. Jh. zusammengewachsen.
Eine führende Rolle dabei spielten die Franken.
486 – Gründung des Frankenreichs vom König Chlodwig aus dem
Geschlecht der Merowinger, der durch Mord und List die übrigen
salischen und ripuarischen Stammesoberhäupter beseitigte.
Entwicklung der feudalen Gesellschaft. Entstehung des
Privateigentums und Erbrechtes auf Grund und Boden. Zwei
Klassen: Feudalherren und Bauern.
496 – Annahme des Christentums. Die hohen Geistlichen bekleiden
im fränkischen Staat die wichtigsten Ämter. Die Sprache des
katholischen Gottesdienstes, das Latein, wird auch zur Amtssprache
des Staates.
2. DAS FRANKENREICH UND DAS WERDEN
DER DEUTSCHEN NATIONALITÄT
 496 – unterwarf sich Chlodwig die Alemannen.
 531-534 – Eroberung des Thüringischen Reiches und des
Burgundenreiches.
 Blütezeit in der spätfränkischen Zeit, unter Karl dem Großen
aus dem Geschlecht der Karolinger (742-814).
 773-774 – Eroberung des Langobardenreiches in Italien, eines
Teils Spaniens (Westgotische oder Spanische Mark).
 795-796 – Eroberung des Awarenreiches in Pannonien (das
heutige Ungarn) und Gründung der Pannonischen Mark.
 788 – Angliederung von Bayern.

 742-814 – sächsische Kriege, Angliederung von Sachsen.

 843 – Vertrag von Verdun.


KARL DER GROßE (768 – 814)
DAS FRANKENREICH
SPRACHSITUATION IM FRANKENREICH
Im Rahmen des Frankenreiches begann die Entwicklung zweier
europäischer Sprachen der Neuzeit – des Französischen und
des Deutschen.
 Die linksrheinischen Franken, die sich in Gallien ansiedelten,
vermischten sich mit der einheimischen Bevölkerung, eigneten
sich die höher entwickelte galloromanische Kultur an und
vertauschten ihre germanische Sprache gegen die romanische
Sprache Galliens, das werdende Altfranzösisch.
 Die östlichen Franken und die anderen germanischen Stämme,
die das Frankenreich zusammenfasste, sprachen ihre heimischen
germanischen Dialekte, aus denen sich die werdende
althochdeutsche Sprache zu entwickeln begann.
SPRACHSITUATION IM FRANKENREICH
ENTSTEHUNG VON DREI REICHEN DURCH
DEN VERTRAG VON VERDUN 843
Ein entscheidender Schritt zur Herausbildung der deutschen
Nationalität war die Aufteilung des Großreiches unter den
Enkeln Karls des Großen.
Durch den Vertrag von Verdun 843 entstanden drei Reiche:
1) Karl der Kahle erhielt das Westfränkische Reich (das
spätere Frankreich).
2) Ludwig der Deutsche erhielt das Ostfränkische Reich
(das spätere Deutschland).
3) Lothar erhielt das Mittelreich (Italien und das Gebiet
zwischen dem Rhein, der Schelde und der Rhön, das später
nach ihm Lotharingien benannt wurde.
 
VERTRAG VON VERDUN
VERTRAG VON VERDUN
DIE „STRASSBURGER EIDE“

 Nach der Aufspaltung des fränkischen Großreiches hatte sich


die sprachliche Teilung vollzogen.
 Während des „Bruderkrieges“ schlossen Ludwig der Deutsche
und Karl der Kahle ein Bündnis gegen Lothar. Dieses
Dokument wurde 842 in Straßburg in lateinischer Sprache
abgefasst.
 Damit aber beide Heere den Eid verstehen konnten, musste er
in zwei heimische Sprachen übertragen werden, und die beiden
Könige leisteten den Eid vor den Heeren in der Landessprache
des anderen.
DIE ABGRENZUNG DES KAROLINGISCHEN
GROßREICHES IN SPRACHGRUPPEN
DIE KONSOLIDIERUNG DER DEUTSCHEN
NATIONALITÄT IM 9.-11. JH.
Das ostfränkische Reich war der Ausgangspunkt zur Entstehung
eines deutschen Staates:

 10.-11. Jh. – Vollendung des Feudalisierungsprozesses.


 Entwicklung bei den Angehörigen der einzelnen Völkerschaften
eines Zusammengehörigkeitsgefühls.
 Verwandlung des Stammesbewusstseins in das
Gemeinschaftsbewusstsein.
 Herausbildung der deutschen Nationalität.

 962 – Herausbildung des „Heiligen Römischen Reiches der


deutschen Nation“. König Otto I. aus dem karolingischen
Ostfrankenreich (lat. regnum Teutonicorum)
HERAUSBILDUNG DES HEILIGEN
RÖMISCHEN REICHES DER DEUTSCHEN
NATION
Das „Alte Reich“ war kein Staat im modernen Sinne. Es hatte
keine systematische schriftliche Verfassung, kein geschlossenes
Territorium mit festen Grenzen, keine souveräne höchste Gewalt,
keine unabhängige Exekutive, kein stehendes Heer usw.
Es war vielmehr ein traditionaler, hierarchisch gegliederter, nur
lose integrierter Personen-, Rechts- und Leistungsverband sehr
unterschiedlicher Glieder mit dem gewählten deutschen König
bzw. Kaiser als Oberhaupt.
Unmittelbare Glieder des Reiches waren etwa 100
Territorialherren (Kurfürsten, Fürsten, Grafen, Herren, Prälaten,
Ritter) und etwa 50 Reichsstädte.
Hauptstadt: Rom (formal), Aachen (962-1346), Prag, Wien
(1483-1806).
DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH DER
DEUTSCHEN NATION
DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH DER
DEUTSCHEN NATION
KAISERLICHE DOME DEUTSCHLANDS
Der Hohe Dom St. Martin zu
Mainz, 10. Jh.

Der Dom St. Peter und St.


Georg, Bamberg, 1012
KAISERLICHE DOME DEUTSCHLANDS
Der Dom St. Peter zu Worms, 1200
Der Dom St. Bartholomäus,
Frankfurt am Main, 794
KAISERLICHE DOME DEUTSCHLANDS
Der Kaiser- und Mariendom zu
Speyer, 1030
Der Hohe Dom zu Aachen, 796
DER DOM ST. PETER UND ST. PAUL,
KÖNIGSLUTTER, 1135
DREI REICHE IN DER GESCHICHTE
DEUTSCHLANDS
DAS ZWEITE REICH (1871-1918)

Otto von Bismarck


(1815-1898)
DAS DRITTE REICH (1933-1945)
3. HERAUSBILDUNG DER DEUTSCHEN
SPRACHE
GERMANISCHE DIALEKTE
DIE HERAUSBILDUNG DER WESTGERMANISCHEN
SPRACHEN AUS DEN GERMANISCHEN
STAMMESDIALEKTEN
DANKE FÜR IHRE
AUFMERKSAMKEIT!

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