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i-Umlaut

Als i-Umlaut bezeichnet man in der historischen


Sprachwissenschaft einen Lautwandel, bei dem sich ein Vokale
Vokal einem nachfolgenden i-Laut (kurzes i, langes ī oder j) vorne zentral hinten
annähert oder ganz angleicht, indem er mit gehobener oder geschlossen i•y ɨ•ʉ ɯ•u
weiter nach vorn verlagerter Zunge gesprochen wird.
fast geschlossen ɪ•ʏ ʊ
Der i-Umlaut ist in den germanischen Sprachen in
verschiedenen Ausprägungen zu finden;[1] einzig im halbgeschlossen e•ø ɘ•ɵ ɤ•o
Gotischen ist er als eigene, von einer allgemeinen Hebung *e mittel ə
> i klar geschiedene Lautentwicklung unsicher.[2] Beispiele:
neuhochdeutsch König, mittelhochdeutsch künic < halboffen ɛ•œ ɜ•ɞ ʌ•ɔ
urgermanisch *kuningaz; neuhochdeutsch Lamm – Lämmer fast offen æ ɐ
< althochdeutsch lamb – lembir; nhd. sitzen, neuenglisch sit,
altsächsisch sittian < urgermanisch *setjan. offen a•ɶ ä ɑ•ɒ
Bei Symbolpaaren (u • g) steht das linke Symbol für den
Die umgelauteten Vokale wurden im Laufe der ungerundeten, das rechte Symbol für den gerundeten Vokal.
Sprachentwicklung auch auf Wörter und Formen übertragen,
in denen sie rein lautlich nicht erklärbar wären, und dienen
dabei zum Teil der Kennzeichnung grammatischer Kategorien,
zum Beispiel nhd. Schwan – Schwäne (statt älterem Schwanen)
nach Gast – Gäste als direkte Fortsetzung von ahd. gast –
gesti.[3]

Die Schreibweise von Langvokalen hängt von der Sprache ab,


siehe hierzu die Hinweise.

Inhaltsverzeichnis
Germanischer i-Umlaut
Hebung von germ. *e zu *i in anderen
Umgebungen
i-Umlaut im Hochdeutschen
Primär-, Sekundär- und Restumlaut Die Position etlicher Vokale des Protogermanischen wurde durch
den i-Umlaut verschoben
i-Umlaut von germ. *e
Rückumlaut
Funktionalisierung und gegenwärtige Situation im
Standarddeutschen und in den Dialekten
i-Umlaut im Englischen
Der i-Umlaut in den altenglischen Dialekten
Weitere Entwicklung der i-Umlautvokale hin zum
Mittel- und Neuenglischen
i-Umlaut im Isländischen
Abgrenzung von anderen Lautwandelprozessen
i-Umlaut im Altisländischen
„Ausnahmen“ vom i-Umlaut
iR-Umlaut, R-Umlaut und g/k-Palatalisierung
Morphologische Einbindung des Umlauts
Entwicklung zum Neuisländischen
Zur Schreibweise von Langvokalen
Siehe auch
Literatur
Allgemeine Handbücher und Grammatiken zu den
altgermanischen Sprachen
Spezialliteratur zum Umlaut, insbesondere zum i-
Umlaut
Sonstige verwendete Literatur
Einzelnachweise

Germanischer i-Umlaut
Als allen germanischen Sprachen[4] eigene Form des i-Umlautes wird der Umlaut von germanisch (germ.) *e zu germ. *i
angenommen. Im Gotischen ist dieser Lautwandel aber verdunkelt, weil dort germ. *e grundsätzlich als gotisch (got.) i erscheint –
außer vor den Konsonanten got. r, h und ƕ, wo es weiterhin als e (geschrieben ai) auftritt. So zum Beispiel in got. faíhu 'Vermögen'
im Vergleich zu althochdeutsch (ahd.) fihu 'Vieh'.[5][6]

Bei diesem Lautwandel wird ein germ. *e zu einem *i gehoben, wenn in der Folgesilbe, möglicherweise auch in der gleichen
Silbe,[7] ein i-Laut auftritt.[8] Beispiele:

Indogermanisch (idg.) *médhyos 'mitten' wird über *medjaz[9] zu germ. *midjaz. Diese Form ist erhalten z. B. in got.
midjis, altnordisch (an.) miðr, altenglisch (ae.) midd oder ahd. mitt.[10]
Idg. *bhéresi 'du trägst' bzw. *bhéreti 'er/sie trägt' wird über *berizi, *beriþi zu germ. *birizi, *biriþi, das wiederum zum
Beispiel in ae. birst, birþ oder in ahd. biris, birit, ja auch in neuhochdeutsch (nhd.) du gebierst, sie gebiert
(allerdings mit anderer Bedeutung) erhalten ist.[11]

Dieser Lautwandel betrifft auch den germ. Diphthong *eu, der vor i-Lauten als *iu erscheint.[10] Beispiel:

Idg. *néwios 'neu' wird zu einem germanischen *niwjaz, wie in got. niujis, ae. nīewe, ahd. niuwi.[10]

Hebung von germ. *e zu *i in anderen Umgebungen

Im Zusammenhang mit dem eben beschriebenen Lautwandel werden oft auch weitere Hebungen von germ. *e zu *i genannt.[12] So
wird ein germ. *e ebenfalls zu *i gehoben, wenn dem *e ein Nasal folgt, wobei entweder auf diesen ein weiterer Konsonant folgen
muss oder der Nasal im Wortauslaut steht (das heißt, wenn er in der Silbenkoda auftritt).[13] Beispiele dafür sind:

Idg. *en 'in' wird zu germ. *in.[13]


Idg. *pénkwe 'fünf' (vgl. altgriech. πέντε (pente)) wird im Germanischen zu *fimf.[13]
Spät-Idg. *h2weh1n̥ tós 'Wind' wird über *wentós zu germ. *windaz.[13]

Ein anderer Fall einer solchen Hebung ist im Althochdeutschen und Altsächsischen die Hebung von *e zu *i vor einem *u in der
Folgesilbe.[14] So steht beispielsweise einem ahd. sibun 'sieben' ein ae. seofon gegenüber.[15] Ähnliches gilt auch für die 1. Person
Singular Präsens Indikativ bei den starken Verben, zum Beispiel bei ahd. (ich) stilu '(ich) stehle' oder (ich) gibu 'ich gebe'[16] oder
auch in ahd. (ich) biru '(ich) trage',[17] das beispielsweise mit der altenglischen Form des Vespasian Psalters beoru bzw. mit dem
Nordhumbrischen bero[18] kontrastiert. In der neuhochdeutschen Standardsprache ist dieses Phänomen in der 1. Person Singular
Präsens Indikativ nicht mehr vorhanden, wohingegen zum Beispiel das Bairische die Hebung noch zeigt, wenn es heißt [iː kiːp]
(geschr.: i gib).

Analoges gilt auch hier wieder für den Diphthong germ. *eu. So heißt die 1. Person Singular Präsens Indikativ zum Verbum ahd.
klioban (germ. *kleubaną[19]) 'spalten, klieben' im Althochdeutschen (ich) kliubu.[20]

Auch wenn die Ergebnisse dieser Lautwandelprozesse dem Resultat des (gemein-)germanischen i-Umlauts gleichen, so sind sie
doch keine Fälle von i-Umlaut, da sie nicht durch einen i-Laut hervorgerufen wurden. Die Gesamtheit aller nicht aufs Gotische
beschränkten Lautwandel von germ. *e zu *i, egal welcher Herkunft, wird unter der Bezeichnung Nordwestgermanische Hebung
zusammengefasst.[12]

i-Umlaut im Hochdeutschen

Primär-, Sekundär- und Restumlaut


In der geschichtlichen Entwicklung vom Althochdeutschen zum Neuhochdeutschen sind umgelautete Formen zu verschiedenen
Zeiten überliefert. Man spricht bei den früheren Formen von Primärumlaut, bei späteren von Sekundärumlaut bzw. Restumlaut.

Innerhalb des Hochdeutschen wird der i-Umlaut von ahd. /a/ seit dem 8. Jahrhundert in
den Handschriften fassbar, während er in Glossaren davor oft noch fehlt.[21] Er
erscheint dabei durch das Schriftzeichen e. Betroffen davon sind die meisten /a/ vor
einem i-Laut; so zum Beispiel in folgenden Fällen:

im althochdeutsch Adjektiv festi 'fest' (vgl. engl. to fasten 'festmachen')[22]


im Komparativ althochdeutsch lengiro 'länger' (zu ahd. lang)[23]
in der Konjunktion enti 'und' (vgl. engl. and)[24]
bei den Substantiven beri 'Beere' (got. basi) und heri 'Heer' (got. harjis)[25]
in den ahd. Verben heften 'heften, binden' (got. haftjan)[26] und lezzen
'hemmen, hindern' (got. latjan)[27] usw.

Die letzten drei beispielhaft angeführten Wörter sind auch in einem Vers des ersten
Merseburger Zauberspruchs zu finden, wo es heißt: suma hapt heptidun / suma heri
lezidun ('einige hefteten / einige hemmten das Heer').[28]

Innerhalb eines Flexionsparadigmas können sich umgelautete und umlautlose Formen


ebenso gegenüberstehen:

Nominativ Singular gast 'Gast' – Nominativ Plural gesti[3]


Nominativ Singular hano 'Hahn' – oberdeutsch (obd.) Gen. Dat. Sg. Merseburger Zaubersprüche –
henin[29] Merseburger Domstiftsbibliothek, Codex
136, f. 85r, 10. Jahrhundert (Photodruck
Infinitiv faran 'fahren' – 2. Person Singular Präsens Indikativ feris 'fährst'[30] aus dem Jahr 1897, digital koloriert)

Auch manche althochdeutsche Lehnwörter zeigen diesen i-Umlaut, so beispielsweise

althochdeutsch engil 'Engel' aus altgriechisch ἄγγελος (aggelos) 'Bote'[31]


althochdeutsch kezzil 'Kessel' aus lateinisch catīllus[32]

Dieser Umlaut a zu e ist der einzige, der im größten Teil des Althochdeutschen belegt ist und wird auch als Primärumlaut
bezeichnet. Allerdings ist er in gewissen lautlichen Umgebungen unterblieben und wird hier erst zu einem späteren Zeitpunkt der
sprachlichen Entwicklung sichtbar. Diese so genannte Umlauthinderung kann in folgenden Fällen eintreten:[33]

zwischen a und dem i-Laut steht ein Konsonantencluster /xt/ (geschr. ht) oder /xs/ (geschr. hs):

Nominativ Singular maht 'Macht' – Nominativ u. Akkusativ Plural mahti 'Mächte'[34]


Infinitiv wahsan 'wachsen' – 3. Person Singular Präsens Indikativ wahsit 'wächst'[35]
zwischen a und dem i-Laut steht ein Konsonantencluster Cw (C steht dabei für einen beliebigen Konsonanten):

Infinitiv garwen (vgl. nhd. gerben) aus germ. *garwijaną 'bereiten'[36]


oberdeutsch auch: lC, rC und hh, ch aus germ. *k:

Infinitiv haltan 'halten' – 2. Person Singular Präsens Indikativ haltis (fränkisch (fränk.): heltis) 'hältst'[37]
Komparativform starchiro 'stärker'[37]
Infinitiv sachan 'streiten' – 2. Person Singular Präsens Indikativ sahhis 'streitest'[37]
der i-Laut steht in der übernächsten Silbe:

Nominativ Singular zahar 'Träne, Zähre' – Plural zahari oder zahiri Tränen[37]
aber: Nominativ Singular apful 'Apfel' – Plural epfili 'Äpfel'; Nominativ Singular nagal 'Nagel' – Plural negili
'Nägel'[37]

Ab ca. 1000 nach Christus ist vor allem in den Schriften Notkers der i-Umlaut von ahd. /ū/ grafisch als iu wiedergegeben. Dies rührt
daher, weil in den meisten althochdeutschen Dialekten der alte Diphthong /iu/ zu langem [ȳ] monophthongiert wird und somit
lautlich mit dem Umlautprodukt von ahd. /ū/ zusammenfällt.[38] Es steht somit für den Umlaut ein Schriftzeichen zur Verfügung.
Beispiele dafür:

Nominativ Singular hût 'Haut' – Nominativ Plural hiute 'Häute'[39]


Nominativ Singular chrût 'Kraut' – Plural chríuter 'Kräuter'[39]
Ab dem 12. Jahrhundert tauchen im Mittelhochdeutschen (Mhd.) auch schriftliche Repräsentanten für andere umgelautete Vokale
auf, allerdings keineswegs konsequent. So erscheint – zumindest im normalisierten Mittelhochdeutsch – ü aus u, ö aus o; iu aus ū; œ
aus ô; æ aus â; öu aus ou; üe aus uo und auch ä aus a in denjenigen Fällen, wo Umlauthinderung im Althochdeutschen eingetreten
ist.[40] Beispiele:

mhd. würfel 'Würfel' – ahd. wurfil[41]


mhd. öl 'Öl' (ahd. oli, ole) aus mittellateinisch olium[42]
mhd. hiute 'Häute'[43]
mhd. hœher (ahd. hōhir) 'höher' zu mhd. hôch 'hoch'[44]
mhd. swære 'schwer' – ahd. swāri[45]
Nominativ Plural löuber (ahd. loubir) – Nominativ Singular loup 'Laub, Blatt'[46]
mhd. büezen 'büßen' – ahd. buozen aus germ. *bōt-ja-[47]
Nominativ Plural zähere 'Tränen'[48]
Nominativ Plural mähte 'Mächte'[48]

Der Umlaut ä aus a wird oft auch mit dem Terminus Sekundärumlaut bedacht, da die schriftliche Wiedergabe später eintritt, im
Gegensatz zum Primärumlaut, der bereits im Althochdeutschen belegt ist. Die anderen Umlaute (u zu ü usw.) werden bei dieser
Lesart von Sekundärumlaut als Restumlaut bezeichnet. Allerdings kann sich der Ausdruck Sekundärumlaut auch auf alle i-Umlaute
außer dem ahd. Primärumlaut beziehen. Der Begriff ist also ambig.[49]

Einzelne Ortsnamenbelege erweisen das Vorhandensein des Sekundär- und Restumlautes allerdings schon für das frühe 9.
Jahrhundert, weshalb es wahrscheinlich ist, dass alle Umlauttypen tatsächlich bereits im Althochdeutschen vorhanden waren, auch
wenn sie in der Schrift nicht wiedergegeben wurden. Vermutlich sind sie bereits im frühen 8. Jahrhundert entstanden.[50] Ottar
Grønvik bekräftigt auch angesichts von Schreibungen des Typs ei, ui und oi in den frühen Belegen die alte Epenthesetheorie, die
den Ursprung der Umlautvokale in der Einfügung von /j/ nach hinteren Vokalen sieht, nicht nur im West-, sondern auch im
Nordgermanischen.[51]

i-Umlaut von germ. *e

Angemerkt sei noch, dass auch ein althochdeutsches, offenes /ë/ zu einem geschlossenen [e] umgelautet werden kann, wenn es vor i-
Lauten steht. Lautgesetzlich wäre dies zwar nicht möglich, da ein germ. *e (= ë) vor i-Lauten ja zu *i wird (vgl. Germanischer i-
Umlaut oben), allerdings kann ë zum Beispiel durch Analogie wieder vor i-Lauten eingeführt werden. Im Neuhochdeutschen ist dies
nicht mehr erkennbar, in rezenten Dialekten, die das Primärumlaut-e noch vom „alten“ (aus dem Germanischen ererbten) ë trennen,
hingegen schon noch. So lautet das Zahlwort nhd. sechs im Bairischen [seks] mit geschlossenem e-Laut, obwohl das Wort schon im
Germanischen einen e-Laut hatte (germ. *sehs[52]). Dagegen lautet das Wort für nhd. sechzehn im Bairischen [sɛxt͡sen] mit offenem
e-Laut, der dem germ. *e entspricht. Erklärt wird die Form [seks] nun so, dass sie aus der flektierten Form des Zahlworts, ahd. sehsi
/ sehsiu,[53] stammt, wo das offene ë vor einem i-Laut zu stehen kam und somit zu geschlossenem e gehoben wurde.[54]

Rückumlaut

Der aufgrund eines Irrtums von Jacob Grimm geprägte Begriff "Rückumlaut" bezeichnet einen Wechsel zwischen umgelauteter und
umlautloser Form bei bestimmten Verben mit einem j-Suffix.

"Bei den betreffenden schwachen Verben besitzen der Infinitiv und die Präsensformen den Umlaut, die
Präteritalformen weisen keinen Umlaut auf. In den Grammatiken findet sich für dieses Phänomen die
irreführende Bezeichnung 'Rückumlaut'; im Präteritum war nie ein Umlaut vorhanden."[55]

So lautet beispielsweise der Infinitiv zum Verbum für 'brennen' im Althochdeutschen brennen mit Primärumlaut (aus einem germ.
*brannijaną[56]), das Präteritum dazu aber in der 1. und 3. Person Singular Indikativ branta 'ich / es brannte' ohne Umlaut.[57] Im
Gegensatz dazu lautet das Präteritum des Verbums ahd. nerien 'retten' (aus germ. *nazjaną[58]) in der 1. und 3. Person Singular
Präteritum Indikativ nerita 'ich / sie rettete' mit i-Umlaut.[57] Erklärt wird dies so, dass bei den "rückumlautenden" Verben das i im
Präteritum schon ausgefallen war, bevor i-Umlaut eintrat.[59] Im Mittelhochdeutschen betrifft dies auch Verben wie hœren 'hören' mit
dem Präteritum hôrte 'hörte', künden 'verkünden' mit dem Präteritum kundte[59], die im Althochdeutschen diesen Wechsel noch nicht
zeigen, da der Umlaut in diesen Fällen ja noch nicht angezeigt worden war. Im Neuhochdeutschen sind die Fälle, wo der sogenannte
Rückumlaut noch sichtbar ist, auf wenige Verben beschränkt, zum Beispiel brennen – brannte; rennen – rannte; senden – sandte
usw., wobei bei senden bereits die (reguläre) Nebenform sendete vorhanden ist.[60]
Funktionalisierung und gegenwärtige Situation im Standarddeutschen und in den
Dialekten

Nach der Abschwächung der volltonigen Nebensilbenvokale des Althochdeutschen (zum Beispiel i zum Schwa-Laut [ə] (geschr. e)
wie in nhd. Gäste) zu Beginn des Mittelhochdeutschen erlangt der Umlaut zunehmend funktionale Bedeutung in der Wortbildung
und in der Markierung von bestimmten morphologischen Kategorien, wie zum Beispiel Plural, 2. und 3. Person Singular Präsens
Indikativ beim Verbum oder in der Steigerung der Adjektive. Der i-Umlaut wird sozusagen morphologisiert,[61] der Lautwechsel
wird abstrahiert und ist nun für bestimmte morphologische Kategorien charakteristisch. Bereits im Frühneuhochdeutschen wird der
Umlaut in der Pluralbezeichnung analogisch auf Substantive übertragen, die lautgesetzlich gar keinen i-Umlaut haben dürften, zum
Beispiel frühneuhochdeutsch (fnhd.) Nominativ Plural hälser (ahd. Nominativ Singular hals – Plural halsa).[62] Das nhd. Wort
Zögling zeigt ebenfalls Umlaut, obwohl es erst im 18. Jahrhundert gebildet wurde.[63]

Diese morphologische Funktionalisierung ist auch in der modernen Gegenwartssprache zu finden. Die Duden-Grammatik führt
beispielsweise Regeln an, wann ein Plural mit Umlaut gebildet wird. Unter anderem weisen feminine Substantive mit einem Plural
auf -e immer Umlaut auf, ebenso wie neutrale mit dem Plural auf -er, sofern der betonte Vokal überhaupt umlautfähig ist.[64] Gerade
der er-Plural zeigt die Ausweitung des Umlauts sehr deutlich, war diese Bildungsweise im Althochdeutschen doch nur auf eine
Flexionsklasse beschränkt (ahd.: lamb 'Lamm' – lembir; kalb 'Kalb' – kelbir; auch noch die Substantive ahd. huon 'Huhn', ei 'Ei',
farh 'Ferkel', blat 'Blatt' usw.).[65]

Natürlich zeigen auch die deutschen Dialekte Reflexe des phonetischen i-Umlauts sowie auch die Funktionalisierung. Obwohl von
lautlicher Seite her in den meisten hochdeutschen Dialekten die gerundeten Umlautvokale als ungerundete Vorderzungenvokale
erscheinen und somit gleichlautend mit dem alten i, e etc. sind,[66] so ist der Prozess der Umlautung darin trotzdem noch zu
erkennen. So lautet etwa das standarddeutsche Wort Schlüssel mit dem i-Umlautvokal ü (ahd. sluzzil[67]) im Bairischen [ʃlisl̩]
(geschr. Schlissl) mit zu i entrundetem ü.

Kennzeichnung von morphologischen Kategorien tritt in Dialekten ebenfalls ein. Der Plural wird häufig mit Umlaut gebildet, vor
allem deshalb, weil in den hochdeutschen Mundarten ein auslautendes e häufig apokopiert wird[68] und es somit zum Zusammenfall
von Singularform und Pluralform gekommen wäre (der Plural von standarddeutsch Gäste z. B. lautet im Bairischen [gest] (geschr.
Gest bzw. Gäst) ohne das -e der Standardsprache). Dabei ist die Funktionalisierung des Umlauts als Pluralmorphem vor allem in
jenen Gebieten zu finden, wo dieser Abfall des auslautenden e eintritt.[68] Einige deutsche Dialekte gehen sogar so weit, dass sie
Wörter, die immer schon ein i besessen haben, im Singular dieses zu einem u umbilden. Dadurch entsteht ein neues, „quasi
umlautendes“ Paradigma. So sind im Hessischen, Pfälzischen, Oberfränkischen und teilweise im Schwäbischen, Elsässischen und
Thüringischen Singularformen wie fuš für Fisch oder muk für Mücke belegt.[69]

i-Umlaut im Englischen

Der i-Umlaut in den altenglischen Dialekten

Einen einheitlichen Umlautprozess gibt es im Altenglischen nicht, da das Altenglische – wie auch das Althochdeutsche – dialektal
gegliedert war. Man unterscheidet dabei die vier Dialekte: das Sächsische, vor allem in seiner Ausprägung Westsächsisch, die
jütische Mundart Kentisch sowie die beiden anglischen Mundarten Merzisch und Nordhumbrisch.[70] Dementsprechend sind in der
Umlautung auch Unterschiede, wenn auch keine gravierenden, zwischen den Dialekten festzustellen. Neben dem i-Umlaut kennt
das Altenglische auch einen Velarumlaut, der hier aber nicht behandelt wird.[71]

Anders als im Althochdeutschen ist der i-Umlaut im altenglischen Gebiet bereits in den frühesten Texten voll nachweisbar.[72] Die
nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Umlautung in den verschiedenen altenglischen Dialekten.[73] Es sei aber noch die
Entwicklung des germ. *a und *ā im Altenglischen vorausgeschickt, da sie für das Verständnis der Umlautung dieser Vokale
wichtig ist. Germ. *a und *ā erscheinen im Altenglischen regelmäßig als æ und ǣ, wenn kein Nasal folgt.[74] Beispiele dafür sind
ae. dæȝ 'Tag' im Vergleich zu ahd. tag oder ae. lǣtan 'lassen' gegenüber ahd. lāzan.[74] Vor Nasal hingegen wurde der a-Laut
verdumpft und erscheint in der Schreibung als a oder o wie in ae. man od. mon 'Mann'.[74] Der Nasal kann mitunter auch
schwinden, so vor den Frikativen f, þ und s,[75] wie in ae. ȝōs 'Gans' im Vergleich zu ahd. gans.[76] Ebenso sei auf die Entwicklung
des germ. Diphthongs *ai zu ae. ā hingewiesen, wie in ae. stān 'Stein' (ahd. stein[77]).[78]
Die altenglischen Mundarten
Beispiele
Westsächsisch Kentisch Merzisch Nordhumbrisch

ae. a æ æ > e[79] æ / e[80] æ ae. læden 'Latein' aus lat. latinum[81]

ae. æ e e e e ae. here 'Heer' – got. harjis[82] [83]

Kurz- ae. strenȝra 'stärker' zu ae. stranȝ / stronȝ


ae. a/o + N æ>e æ>e æ>e æ>e
vokale 'stark'[84]

ae. o oe > e oe > e oe oe angl. oele, ws. ele 'Öl' aus lat. oleum[85]

ae. u y y>e y y ae. hunȝor 'Hunger' – ae. hynȝran 'hungern'[86]

ae. ā ǣ ē ǣ ǣ ae. hāl 'Heil' – ae. hǣlan 'heilen'[87]


ae. ō (aus ā) +
Lang-
ōē > ē ōē > ē ōē ōē ae. cwēn 'Frau' im Vgl. zu an. kván[88]
N
vokale
ae. ō ōē > ē ōē > ē ōē ōē ae. dōm 'Urteil' – ae. dēman 'urteilen'[85]

ae. ū ȳ ȳ>ē ȳ ȳ ae. cūð 'bekannt, kund' – ae. cȳðan 'künden'[89]


Anm.: Diese Tabelle soll nur eine grobe Übersicht über den i-Umlaut im Altenglischen bzw. den altenglischen Dialekten geben. Einige Ausnahmen, Abweichungen und
Sonderfälle bleiben deshalb unberücksichtigt. So bereitet beispielsweise der Vokalismus in den westsächsischen Formen bærnan 'brennen machen, anzünden'[90] und
ærnan 'rennen machen'[91] – Ableitungen zu ae. beornan 'brennen' und eornan 'rennen'[92] – mit obiger Tabelle Probleme. Bei beiden Formen liegt ein germ.
*brannijaną,[93] beziehungsweise *rannijaną[93] zu Grunde, das heißt: i-Umlaut von a/o vor Nasal zu æ und dann weiter zu e wäre zu erwarten. Da allerdings durch
Metathese das r vor den Nasal getreten ist, unterbleibt die Hebung zu e.[94] Ebenfalls würden gewisse andere, altenglische oder dialektale Lautwandelprozesse
berücksichtigt gehören, die ebenfalls mit dem i-Umlaut zusammenwirken. Im Westsächsischen lautet das Adjektiv 'alt' beispielsweise eald, der Komparativ dazu ieldra[95]
mit i-Umlaut von ea zu ie. In den anglischen Dialekten hingegen steht vor dem Konsonantencluster lC statt ea nur a,[96] dessen i-Umlaut æ ist[97] (so lautet der
Komparativ zu ald im Anglischen ældra[97] ).

Auch die altenglischen Diphthonge können umgelautet werden. Der i-Umlaut der Diphthonge ae. ea und ēa lautet im
Westsächsischen ie bzw. īe, wie in ieldra 'älter' zu ae. eald 'alt'[98] oder in hīehra 'höher' zu hēah 'hoch'.[99] Dieses ie bzw. īe wird im
Westsächsischen später zu so genanntem „unfestem i/ī“, das als i od. y bzw. ī od. ȳ geschrieben wird.[98] In den übrigen Mundarten
erscheint der i-Umlaut zu ea und ēa als e bzw. ē.[98] Der andere Diphthong, io beziehungsweise īo, der Reflex des germanischen
Diphthongs *eu vor i-Lauten, zeigt als i-Umlaut im Westsächsischen wieder ie bzw. īe mit dem späteren „unfestem i/ī“, in den
anderen Dialekten erscheint er unverändert als io bzw. īo, das später teilweise zu eo bzw. ēo wird.[100]

Weitere Entwicklung der i-Umlautvokale hin zum Mittel- und Neuenglischen

Die weitere Entwicklung der Umlautvokale im Mittelenglischen ist unspektakulär. Ae. oe und ōē, wo sie erhalten geblieben waren,
wurden entrundet, am spätesten im Nordhumbrischen im 11. Jahrhundert, wie in dōēman 'urteilen' zu dēman.[101] Auch y und ȳ
werden im Spätaltenglischen bzw. Mittelenglischen zu i und ī entrundet, allerdings regional verschieden und zum Teil auch zu
u.[102] Ae. æ wurde zu a verändert und auch ǣ erfährt eine qualitative Veränderung.[103]

Im Unterschied zum Deutschen hat der i-Umlaut im Englischen nie eine wesentliche morphologische Bedeutung erfahren, wie zum
Beispiel die Singular-Plural-Differenzierung und dergleichen. Viktor Schirmunski gibt in einem Aufsatz aus den frühen 1960er-
Jahren einige Gründe dafür an: Bereits im Alt- und Mittelhochdeutschen bestand häufig die Differenz zwischen umlautloser
Singularform und umgelauteter Pluralform (vgl. das oben erwähnte Beispiel: ahd. gast 'Gast' – gesti 'Gäste'[3]), die später auch auf
andere Substantive ausgedehnt wurde, die normalerweise keinen umgelauteten Plural aufweisen sollten. Im Englischen war dies
nicht der Fall, da hier häufig sowohl Singular- als auch Pluralform umgelautet wurde. Es heißt im Altenglischen beispielsweise im
Singular wyrp 'Wurf', sleȝe 'Schlag' oder brȳd 'Braut' mit den dazugehörigen Pluralformen wyrpas, sleȝe und brȳde.[104] Im
Vergleich dazu lauteten die Beispielwörter in den deutschen Sprachstufen so: ahd. wurf mit dem Plural wurfi,[105] ahd. slag mit dem
Plural slegi[105] und ahd. brūt mit dem Plural brūti.[106] Lediglich eine kleinere Klasse von Substantiven wies auch im Altenglischen
Singular-Plural-Differenzierung mittels i-Umlaut auf, wie ae. fōt 'Fuß' mit dem Plural fēt. Diese Klasse weist auch im modernen
Englischen zum Teil noch Umlaut auf wie etwa ne. foot 'Fuß' – feet, tooth 'Zahn' – teeth; mouse 'Maus' – mice.[107] Überdies wurde
in mittelenglischer Zeit das Suffix -s zum allgemeinen Pluralkennzeichen, ein Suffix *-er, wie es im Deutschen produktiv wurde, war
somit im Englischen nicht nötig. Selbst im Falle seiner Durchsetzung hätte es keinen i-Umlaut bewirkt, da im Altenglischen eine
andere Variante des gleichen Suffixes als im Althochdeutschen vorherrschend war (vgl. ae. lomb 'Lamm' und der Pl. lombru im
Vergleich zu ahd. lamb – lembir).[108]

In anderen Kategorien wie zum Beispiel der 2. und 3. Person Singular Präsens Indikativ bei den starken Verben wurde der i-Umlaut
bereits im späteren Altenglischen analogisch ausgeglichen. So heißt es im früheren Altenglischen zwar (þū) fielst '(du) fällst' und (hē)
fealð '(er) fällt' zum Infinitiv feallan 'fallen', spätaltenglisch aber bereits fealst und fealð.[109] Die neuhochdeutschen Formen zeigen
hingegen Umlaut. Auch bei den so genannten Nomina agentis, den Täternomen, ist im Deutschen oft Umlaut zu erkennen wie in
nhd. Wächter (ahd. wahtāri.[110]) Im Altenglischen fehlt dieser Umlaut komplett, so etwa beim Substantiv ae. bōcere 'Gelehrter,
Schreiber' zu ae. bōc 'Buch'.[111] Das Englische glich also in seiner Sprachgeschichte häufig morphologisch bedingte Alternationen
zwischen umgelautetem und nicht umgelautetem Vokalismus aus, wenn überhaupt eine solche Alternation bestanden hatte. Der i-
Umlaut ist im Englischen zwar heute auch noch erkennbar in Wörtern wie ne. bride 'Braut' und dergleichen, allerdings ist er
morphologisch im Wesentlichen irrelevant.[112]

i-Umlaut im Isländischen

Abgrenzung von anderen Lautwandelprozessen

Auch das Isländische zeigt Wirkungen des Umlauts. Neben dem i-Umlaut (und dem germanischen a-Umlaut) ist dort aber auch ein
u-Umlaut eingetreten, bei dem zum Beispiel ein urnordisches (urn.) a zu einem offenen o-Laut [ɔ] verändert wurde, wie in
altisländisch (aisl.) hǫll 'Halle' oder aisl. vǫllr 'Feld', die sich aus germ. *hallō[113] bzw. *walþuz[114] über *hallu[115] bzw. (unter
anderem) *walþuR[116] zu den angegebenen Formen entwickelten. Im Laufe des Altisländischen ist dieser Vokal [ɔ] dann aber mit
dem i-Umlautprodukt aus urn. o, aisl. ø, in ø zusammengefallen.[117] Deshalb lauten die entsprechenden Wörter im modernen
Isländischen höll und völlur.[118]

Daneben ist aber noch ein weiterer Lautwandel im Altisländischen zu bemerken, die so genannte a- und u-Brechung. (Sie ist dafür
verantwortlich, dass aus einem germ. *hertōn 'Herz' (vgl. nhd. Herz, ahd. hërza usw.)[119] im Altisländischen ein hjarta[120]
wurde,[121] aus einem germ. *ferþuz[122] ein aisl. fjǫrðr 'Fjord'[123] wurde.[124]) Sie steht jedoch mit dem i-Umlaut in keinem
Zusammenhang.

i-Umlaut im Altisländischen

Der i-Umlaut erscheint bereits zu Beginn der handschriftlichen altisländischen Überlieferung. Die ersten erhaltenen Dokumente
werden auf das 12. Jahrhundert datiert, auch wenn man davon ausgeht, dass schon früher in dieser Sprache geschrieben wurde.[125]
Die Entstehung der Umlautvokale aus dem i-Umlaut im gesamten nordgermanischen Gebiet hingegen wird, grob gesagt, auf einen
Zeitabschnitt zwischen 550 und 1050 datiert, aus dem keine Originalhandschriften überliefert sind, sondern nur Formen in
fremdsprachigen Texten sowie Runeninschriften.[126] Im Ersten Grammatischen Traktat werden die Umlaute, also auch jene aus
dem u-Umlaut, jedenfalls bereits erwähnt. Der Autor schlägt darin vor, zu den fünf lateinischen Vokalzeichen <a>, <e>, <i>, <o>
und <u> noch vier hinzuzufügen, nämlich <ǫ>,[127] <ę>, <ø> und <y>. Dabei heißt es:

„Das ę wird geschrieben mit dem Haken des a, jedoch im Großen mit der Form des e, wie es denn auch aus beiden
gemischt ist, gesprochen mit weniger offenem Munde als das a, mit offnerem als das e.“
– GUSTAV NECKEL UND FELIX NIEDNER (ÜBERSETZER): Die jüngere Edda mit dem sogenannten ersten grammatischen
Traktat. Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf-Köln, 1966, S. 335

Ähnliches findet sich für die Buchstaben <ø> und <y>. Ersterer sei „gemischt aus dem Laute des e und dem des o“,[128] letzter
„besteht aus dem Laut des i und dem des u“.[128]

Lautlich gleicht der i-Umlaut im Nordgermanischen bzw. Altisländischen dem in den anderen germanischen Sprachen. Die folgende
Tabelle soll dies zeigen (zwischen i-Umlaut – im engeren Sinne, das heißt: ausgelöst durch kurzes i oder langes ī – und j-Umlaut –
ausgelöst durch den Halbvokal j – wird nicht unterschieden):[129]

Kurzvokale Langvokale Diphthonge


Altisländisch Beispiele Altisländisch Beispiele Altisländisch Beispiele
aisl. hleypa
aisl. mæla
aisl. verma '(jmd.) laufen
'sprechen' im
'wärmen' aus machen' im
urn. a /æ/ > /e/ urn. ā æ Vgl. zu aisl. urn. au ey
urn. Vgl. zu aisl.
mál
*warmijan[130] hlaupa
'Sprache'[131]
'laufen'[132]
aisl. dœma
aisl. sønir 'die
'urteilen' im
Söhne' im Vgl.
urn. o ø urn. ō œ Vgl. zu aisl. aisl. flýgr 'du
zu aisl. sonr
dómr
'Sohn'[133] fliegst' (aus
'Urteil'[134] urn. *fliugiR)
urn. eu im Vgl. zu aisl.
aisl. sýpr 'du ý
~ iu fljúga 'fliegen'
aisl. spyrja säufst' (aus
(aus urn.
'aufspüren' aus urn. *sūpiR) im
urn. u y
urn.
urn. ū ý
Vgl. zu aisl. *fleugan)[135]
*spurjan[135] súpa
'saufen'[135]
Ein Spezialfall tritt ein, wenn es zu einem kombinierten Umlaut aus i-Umlaut und u-Umlaut kommt. So lautet die 2. Person Singular
Präsens Indikativ vom Verbum für 'hauen' (aisl. hǫggva) aisl. høggr.[136] Der Infinitiv germ. *hawwaną[137] (vgl. auch nhd. hauen,
ahd. houwan, ae. hēawan[138]) wird im Altisländischen regulär mit der Verschärfung von germ. *ww zu aisl. *ggv[139] und u-
Umlaut (bzw. w-Umlaut) zu hǫggva. Die 2. Person Singular germ. *hawwizi[140] bzw. urn. *haggwiR[141] hingegen erfährt sowohl
u-Umlaut als auch i-Umlaut des *a zu aisl. ø.

„Ausnahmen“ vom i-Umlaut

Wie das Deutsche, so kennt auch das Altisländische Fälle, in denen der i-Umlaut eintreten hätte sollen, es aber nicht ist. Dieses
Phänomen steht in Zusammenhang mit dem Silbengewicht sowie der Synkope der Umlaut auslösenden *i, während ein *j immer
Umlaut auslöst.[142] Verben auf ein j-Suffix mit schwerer Stammsilbe, das heißt Verben, deren Stammsilbe auf Langvokal oder
Diphthong plus Konsonant ausgeht (zum Beispiel aisl. dœma: aus germ. *dōmijaną:[143] œ bezeichnet einen Langvokal, m
logischerweise einen Konsonanten), zeigen im Präteritum und Partizip Perfekt i-Umlaut (zum Beispiel dœma im Infinitiv, dœmða
'ich urteilte' im Präteritum).[144] Verben auf ein j-Suffix mit leichter Stammsilbe, das heißt Verben, deren Stammsilbe auf Kurzvokal
und höchstens einen Konsonanten (zum Beispiel aisl. velja 'wählen'[144]) bzw. Langvokal (zum Beispiel aisl. knýja 'schlagen'[144])
oder Diphthong (zum Beispiel aisl. þreyja 'sich sehnen'[144]) ohne folgenden Konsonanten auslautet, bilden Präteritum und Partizip
Perfekt ohne i-Umlaut (d. h.[145] velja – valða; knýja – knúða; þreyja – þráða).[144] Dieses Phänomen ist im Prinzip vergleichbar
mit dem Rückumlaut im Deutschen, wenngleich der i-Umlaut im Deutschen nicht in jenen Fällen unterbleibt wie im Altisländischen.
Grob gesprochen erscheinen im Deutschen die langsilbigen Verben ohne i-Umlaut (zum Beispiel mhd. hœren 'hören' – hôrte
'hörte'[146]), die kurzsilbigen hingegen mit i-Umlaut (zum Beispiel ahd. nerien 'retten' – nerita 'rettete'[147]). Die Situation im
Deutschen erscheint also „umgekehrt“ wie im Altisländischen.

Dieses Fehlen des i-Umlauts ist aber nicht nur auf Verben beschränkt, auch Substantive zeigen das Phänomen. Das germ. Wort
*katilaz[148] zeigt im Altisländischen im Nominativ Singular ketill[149] den erwarteten Umlaut vor erhaltenem i.[150] Der Nominativ
Plural katlar hingegen zeigt nicht-umgelautetes a[149], da das i synkopiert worden war[151] und eine leichte Silbe vorlag (kat- mit
Kurzvokal plus einfachem Konsonant).[149] Ein vergleichbares schwersilbiges Wort ist aisl. engill (wie ahd. engil Lehnwort aus gr.
ἄγγελος (xaggelos)[32]), das als Nominativ Plural englar hat.[152]

iR-Umlaut, R-Umlaut und g/k-Palatalisierung

Ein weiteres Phänomen verkompliziert den altisländischen Umlaut: Ein auslautendes urn. *-iR löst nach kurzer Silbe ebenfalls
Umlaut aus,[153] der regulär eigentlich zu unterbleiben hätte. Dieses Phänomen wird als iR-Umlaut bezeichnet. So lautet die 2.
Person Singular Präsens Indikativ von aisl. troða 'treten' nicht *troðr, sondern trøðr, da es auf urn. *trodiR zurückzuführen ist.[154]
Allerdings löst auch ein unmittelbar auf den Vokal folgendes urn. *R eine Art Umlaut auf, obwohl dabei kein i-Laut mehr im Spiel
ist (R-Umlaut).[153] So lautet das Wort für 'Sau' im Altisländischen sýr, das aus germ. *sūz über urn. *sūR zur entsprechenden, aisl.
Form wurde.[154]

Ein anderer Sonderfall liegt zum Beispiel im Dativ Singular des Wortes für 'Tag' vor, der degi lautet. Das i der Endung ist aber nicht
der Fortsetzer eines früheren i-Lautes, sondern es setzt den Diphthong *ai fort, der über urn. *ē und *e im Altisländischen zu i
wurde. Es ist also kein den i-Umlaut auslösender i-Laut, wie im Dativ Singular des Wortes für 'Arm', aisl. armi, ersichtlich wird.
degi weist dennoch „umgelauteten“ Stammsilbenvokal auf (Vgl. Nom. Sg.: dagr), da eine Lautgruppe g/k + diesem i-Laut einen
folgenden Vokal wieder „umlautet“ bzw. palatalisiert.[155]

Morphologische Einbindung des Umlauts

Die beschriebenen Lautwandelprozesse – verschiedene Umlaute und die beiden Brechungen – sind im morphologischen System des
Altisländischen tief verankert und führen zwischen den einzelnen Kategorien zum Teil zu erheblichen Unterschieden. Um dies
beispielhaft zu zeigen, seien drei Paradigmen aus der Nominalflexion angeführt:[156]
Singular Plural
aisl. aisl. aisl. aisl. aisl. aisl.
ketill Anm. vǫllr Anm. fjǫrðr Anm. ketill Anm. vǫllr Anm. fjǫrðr Anm.
'Kessel' 'Feld' 'Fjord' 'Kessel' 'Feld' 'Fjord'
i-Umlaut
unterbleibt
u- u- i- germ. i-
Nominativ ketill i-Umlaut vǫllr fjǫrðr katlar nach vellir firðir
Umlaut Brechung Umlaut Umlaut
leichter
Silbe
i-Umlaut
unterbleibt
a- a-
Genitiv ketils i-Umlaut vallar --- fjarðar katla nach valla --- fjarða
Brechung Brechung
leichter
Silbe
i-Umlaut
unterbleibt
i- germ. i- u- u-
Dativ katli nach velli firði kǫtlum u-Umlaut vǫllum fjǫrðum
Umlaut Umlaut Umlaut Brechung
leichter
Silbe
i-Umlaut
unterbleibt
u- u- u- u-
Akkusativ ketil i-Umlaut vǫll fjǫrð katla nach vǫllu fjǫrðu
Umlaut Brechung Umlaut Brechung
leichter
Silbe

Entwicklung zum Neuisländischen

Im Neuisländischen sind in der Schreibung die Umlautvokale nahezu unverändert. <ø> wird aber im modernen Isländischen wie im
Deutschen mit <ö> geschrieben, der Langvokal <œ> hingegen erscheint als <æ>.[157] Die Lautung wurde aber zum Teil radikal
verändert: <y> und <ý> repräsentieren wie <i> und <í> die Vokale [ɪ] und [i], <æ> präsentiert einen Diphthong [ai], <ey> steht wie
<ei> für [ei].[158] In der Formenlehre hingegen sind wiederum wenige Änderungen eingetreten. Das Paradigma von aisl. fjǫrðr hat
beispielsweise nur den Nominativ Singular auf nisl. fjörður sowie den Akkusativ Plural auf nisl. firði verändert.[159]

Zur Schreibweise von Langvokalen


Die Darstellung von Langvokalen variiert in der historischen Sprachwissenschaft oft von Sprache zu Sprache. Sehr häufig ist ein
Makron über dem entsprechenden Vokal zu finden: Ein langes a wird als ā dargestellt, ein langes e als ē usw.

Für das Mittelhochdeutsche benutzt man hingegen gerne einen Zirkumflex: Ein langes a wird als â dargestellt, ein langes e als ê usw.
Bei langem ä, ö und ü weicht man davon ab: Langes ä wird als æ dargestellt, langes ö als œ und langes ü mit dem Digraphen iu. Zu
beachten ist, dass diese Symbole in anderen Sprachen für andere Laute stehen können. So kennzeichnet in einem altenglischen
Beispiel ein æ nicht ein langes ä, sondern den überoffenen e-Laut (IPA-Symbol: æ, z. B. englisch man, Aussprache: [mæn]), dessen
langvokalisches Pendant gerne als ǣ wiedergegeben wird.

Für das Altisländische werden lange Vokale durch einen Akut am entsprechenden Vokalzeichen sichtbar gemacht: Ein langes a
erscheint als á. Dieser Akut lässt keine Rückschlüsse auf den Wortakzent zu. Dagegen kennzeichnet der Akut in vielen anderen
Sprachen die Position des Wortakzents und sagt nichts über Länge oder Kürze des Vokals aus.

Siehe auch
Sprachwandel
Phonetik
Phonologie
Morphologie (Sprache)
a-Umlaut
ï

Literatur

Allgemeine Handbücher und Grammatiken zu den altgermanischen Sprachen


Hinweis: In diesen Werken wird der Umlaut mehr oder weniger detailliert dargestellt. Häufig ist weiterführende Literatur angegeben.

Wilhelm Braune, Frank Heidermanns (Bearb.): Gotische Grammatik. Mit Lesestücken und Wörterverzeichnis. Max
Niemeyer Verlag, Tübingen, 2004, 20. Auflage, ISBN 3-484-10850-9.
Wilhelm Braune, Ingo Reiffenstein (Bearb.): Althochdeutsche Grammatik I. Laut- und Formenlehre. Max Niemeyer
Verlag, Tübingen, 2004, 15. Auflage, ISBN 3-484-10861-4
Karl Brunner: Abriss der Mittelenglischen Grammatik. Max Niemeyer Verlag, Tübingen, 1962, 5. Auflage.
Karl Brunner: Altenglische Grammatik. Nach der Angelsächsischen Grammatik von Eduard Sievers. Max
Niemeyer Verlag, Tübingen, 1965, 3. Auflage.
Alistair Campbell: Old English Grammar. At the Clarendon Press, Oxford, 1959; Reprint: 2003, ISBN 0-19-811943-
7.
Siegfried Gutenbrunner: Historische Laut- und Formenlehre des Altisländischen. Zugleich eine Einführung in das
Urnordische. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg, 1951
Einar Haugen: Die skandinavischen Sprachen. Eine Einführung in ihre Geschichte. Helmut Buske Verlag,
Hamburg, 1984, autorisierte Übertragung aus dem Englischen von Magnús Pétursson, ISBN 3-87548-092-9
Hans Krahe: Germanische Sprachwissenschaft I. Einleitung und Lautlehre. Walter de Gruyter & Co., Berlin, 1960
[= Sammlung Göschen Band 238]
Hans Krahe: Germanische Sprachwissenschaft II. Formenlehre. Walter de Gruyter & Co., Berlin, 1961 [=
Sammlung Göschen Band 780]
Wolfgang Krause: Handbuch des Gotischen. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München, 1963, 2. Auflage
Robert Nedoma: Kleine Grammatik des Altisländischen. Universitätsverlag Winter, Heidelberg, 2006, 2. Auflage,
ISBN 3-8253-5175-0
Hermann Paul, Thomas Klein, Hans-Joachim Solms, Klaus-Peter Wegera (Bearb.): Mittelhochdeutsche
Grammatik. Max Niemeyer Verlag, Tübingen, 2007, 25. Auflage (Mit einer Syntax von Ingeborg Schröbler,
neubearbeitet und erweitert von Heinz-Peter Prell), ISBN 978-3-484-64034-4
Hans Ernst Pinsker: Historische englische Grammatik. Elemente der Laut-, Formen- und Wortbildungslehre. Max
Hueber Verlag, München, 1963, 2. Auflage
Oskar Reichmann, Klaus-Peter Wegera (Hrsg.): Frühneuhochdeutsche Grammatik. Max Niemeyer Verlag,
Tübingen, 1993, ISBN 3-484-10672-7
Don Ringe: From Proto-Indo-European to Proto-Germanic. A Linguistic History of English, Vol. 1. Oxford University
Press, Oxford, 2006 (paperback: 2008), ISBN 978-0-19-955229-0

Spezialliteratur zum Umlaut, insbesondere zum i-Umlaut


Fausto Cercignani: Early "Umlaut" Phenomena in the Germanic Languages. In: Language 56/1, 1980, S. 126–136.
Fausto Cercignani: Alleged Gothic Umlauts. In: Indogermanische Forschungen 85, 1980, S. 207–213.
Marcin Krygier: From Regularity to Anomaly. Inflectional i-Umlaut in Middle English. Peter Lang Europäischer
Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main, [u. a.], 1997
Studie zum i-Umlaut im Mittelenglischen in der Flexion. Beinhaltet auch eine Übersicht über die Wissenschaftsgeschichte und einen
Überblick über verschiedene theoretische Ansätze zum (i-)Umlaut.
Heinrich Lüssy: Umlautung in den deutschen Dialekten. In: Werner Besch, Ulrich Knoop, Wolfgang Putschke,
Herbert Ernst Wiegand (Hrsg.): Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung.
Walter de Gruyter, Berlin, New York, 1983, Zweiter Halbband, S. 1083–1088
Überblicksartikel zum Umlaut in den deutschen Dialekten.
Viktor Schirmunski: Der Umlaut im Englischen und Deutschen. Ein historisch-grammatischer Vergleich. In:
Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik. 9, 1961, S. 139–153. Aus: Вопросы Грамматики (Сборник статей к 75-
летию Академика И. И. Мещанинова). Изд. АН СССР, Москва-Ленинград 1960, pp. 310–330. Aus dem
Russischen übertragen von Klaus Hansen.
Vergleichende Studie zwischen dem i-Umlaut bzw. den Reflexen des i-Umlauts im Deutschen und Englischen.
Michael Schulte: Grundfragen der Umlautphonemisierung. Eine strukturelle Analyse des nordgermanischen i/j-
Umlauts unter Berücksichtigung der älteren Runeninschriften. Walter de Gruyter, Berlin [u. a.] 1998 (=
Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde 17)
Beinhaltet auch einen Überblick über die Wissenschaftsgeschichte sowie die vorhandenen theoretischen Ansätze.

Aufsätze

Elmer H. Antonsen: Germanic Umlaut anew. In: Language 37, 1961, S. 215–230
Elmer H. Antonsen: Zum Umlaut im Deutschen. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur
86, 1964, S. 177–196
Strukturalistische Sichtweise auf den i-Umlaut. Der i-Umlaut wird als gemeingermanisches Phänomen betrachtet, die Umlautung findet laut
Antonsen auf phonetischer Ebene bereits im Gemeingermanischen statt. Steht in der Diktion von Twaddell (1938).
Hreinn Benediktsson: Some Aspects of Nordic Umlaut and Breaking. In: Language 39, 1963, S. 409–431
Ingerid Dal: Über den I-Umlaut im Deutschen. In: Neuphilologische Mitteilungen. 68, 1967, S. 47–64
Hervorhebung der Morphologie bei der Entwicklung des Umlauts in der deutschen Sprachgeschichte. Die Morphologisierung des Umlauts
habe eine wichtige Rolle dabei gespielt, die Umlautvokale zu erhalten.
Einar Haugen: Phonemic Indeterminacy and Scandinavian Umlaut. In: Folia Linguistica 3, 1/2, 1969, S. 107–119
Axel Kock: Der I-Umlaut und der gemeinnordische Verlust der Endvocale. In: Beiträge zur Geschichte der
deutschen Sprache und Literatur 14, 1889, S. 53–75
Axel Kock: Zur Laut- und Formenlehre der altnordischen Sprachen. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen
Sprache und Literatur 15, 1891, S. 244–267
Axel Kock: Kritische Bemerkungen zur Frage nach dem I-Umlaut. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen
Sprache und Literatur. 18, 1894, S. 417–464
Axel Kock: Der I-Umlaut von E in den altnordischen Sprachen. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache
und Literatur 27, 1902, S. 166–190
Betrachtet den nordgermanischen i-Umlaut als Umlaut in drei Phasen. Es wird ein Zusammenhang mit der Synkope im Nordgermanischen
hergestellt.
William G. Moulton: Zur Geschichte des deutschen Vokalsystems. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen
Sprache und Literatur 83, 1961 u. 1962, S. 1–35
Strukturalistische Interpretation des i-Umlauts im Deutschen, wie auch bei Antonsen, Penzl und Twaddell.
Herbert Penzl: Umlaut and Secondary Umlaut in Old High German. In: Language. 25, 1949, S. 223–240.
Herbert Penzl: Zur Entstehung des i-Umlauts im Nordgermanischen. In: Karl Gustav Ljunggren, et al. (Hrsg.): Arkiv
för nordisk filologi (ANF). Folge 5, Band 10 (= Band 66 der Gesamtausgabe). C. W. K. Gleerups förlag, Lund 1951,
S. 1–15 (mehrsprachig, journals.lub.lu.se (http://journals.lub.lu.se/index.php/anf/issue/viewIssue/1826/146) [PDF]).
Strukturalistische Interpretation des i-Umlauts. Folgt im Wesentlichen den Ansichten von Twaddell (1938), auch wenn er in manchen
wichtigen Punkten von diesem abweicht.
Günther Schweikle: Akzent und Artikulation. Überlegungen zur ahd. Lautgeschichte. In: Beiträge zur Geschichte
der deutschen Sprache und Literatur 86, 1964, S. 197–265.
M. Streblin-Kamenskij: Concerning the Three Periods in the Scandinavian i-Umlaut. In: Karl Gustav Ljunggren, et
al. (Hrsg.): Arkiv för nordisk filologi (ANF). Folge 5, Band 18 (= Band 74 der Gesamtausgabe). C. W. K. Gleerups
förlag, Lund 1959, S. 105–111 (mehrsprachig, journals.lub.lu.se (http://journals.lub.lu.se/index.php/anf/issue/viewIs
sue/1835/154) [PDF]).
William Freeman Twaddell: A Note on Old High German Umlaut. In: Monatshefte für Deutschen Unterricht. Vol. 30,
1938, S. 177–181
Einer der zentralen Aufsätze zum deutschen i-Umlaut. Gilt als Begründer der strukturalistischen Interpretation des i-Umlauts (im
Deutschen). Er differenziert zwischen phonetischem Umlaut (Umlautvokale entstehen vor i-Lauten in der Nebensilbe, bleiben aber Allophone
der Ausgangsvokale) und phonologischem Umlaut (Umlautvokale werden zu eigenständigen Phonemen, wenn die i-Laute in den
Nebensilben abgeschwächt werden oder ausfallen). Er behandelt auch die Problematik, dass im Großteil der ahd. Schriften nur der
Primärumlaut angezeigt wird.
Joseph B. Voyles: Old High German Umlaut. In: Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung 90, 1977, S. 271–
289.
Joseph B. Voyles: Old Norse i-Umlaut. In: Linguistics 253/254, 1982, S. 267–285.
Joseph B. Voyles: A history of OHG i-umlaut. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 133,
1991, S. 159–194
Zum Teil fundamentale Gegenposition zu Twaddell. Hält sich in seiner Erklärung des Umlauts sehr stark an das überlieferte Material und
erklärt den Umlaut als einen Prozess, der zunächst in ganz bestimmten Fällen eintritt, sich dann aber auf andere (zum Beispiel
morphologische) Kategorien ausbreitet.

Sonstige verwendete Literatur


Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner,
Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0.
Duden. Die Grammatik. Dudenverlag, Mannheim [u. a.] 2005, 7. Auflage, [= Duden Band 4], ISBN 3-411-04047-5.
Stefán Einarsson: Icelandic. Grammar, Texts, Glossary. Johns Hopkins University Press, Baltimore, London 1945,
(11th impress.: 1994), ISBN 0-8018-6357-0.
Gustav Neckel und Felix Niedner (Übersetzer): Die jüngere Edda mit dem sogenannten ersten grammatischen
Traktat. Eugen Diederichs, Düsseldorf, Köln 1966.
Astrid van Nahl: Einführung in das Altisländische. Ein Lehr- und Lesebuch. Helmut Buske Verlag, Hamburg 2003,
ISBN 3-87548-329-4.
Peter Wiesinger: Rundung und Entrundung, Palatalisierung und Entpalatalisierung, Velarisierung und
Entvelarisierung in den deutschen Dialekten. In: Werner Besch, Ulrich Knoop, Wolfgang Putschke, Herbert Ernst
Wiegand (Hrsg.): Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung. de Gruyter, Berlin
/ New York 1983; Zweiter Halbband, S. 1101–1105.

Wörterbücher
J. R. Clark Hall: A Concise Anglo-Saxon Dictionary. With a Supplement by Herbert D. Meritt. Cambridge University
Press, 1960, 4. Auflage; Reprint: University of Toronto Press, Toronto [u. a.] 2006, ISBN 0-8020-6548-1.
Friedrich Kluge, Elmar Seebold (Bearb.): Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Walter de
Gruyter, Berlin, New York, 2002, 24. Auflage, ISBN 3-11-017473-1.
Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. Mit Nachträgen von Ulrich Pretzel. S. Hirzel
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1992, 38. Auflage, ISBN 3-7776-0493-3.
Rudolf Schützeichel: Althochdeutsches Wörterbuch. Max Niemeyer, 2006, 6. Auflage, ISBN 3-484-64031-6.
Geir Tómasson Zoëga: A Concise Dictionary of Old Icelandic. At the Clarendon Press, Oxford, 1910; Reprint:
Dover Publications, Inc., Mineola, New York 2004, ISBN 0-486-43431-1.

Einzelnachweise
1. Siehe aber Fausto Cercignani, Early “Umlaut” Phenomena in the Germanic Languages. In «Language», 56/1,
1980, S. 126–136.
2. Siehe Fausto Cercignani, Alleged Gothic Umlauts. In: Indogermanische Forschungen 85, 1980, S. 207–213.
3. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 201
4. Ringe, 2006, S. 126 ff.
5. Braune/Heidermanns, 2004, S. 39
6. Krause, 1963, S. 71
7. Ringe (2006, S. 126 f.) zählt auch die Entwicklung von idg. *ey zu germ. *ī (z. B. in idg. *deywós 'Gott' zu germ.
*Tīwaz 'Tyr' (Ringe, 2006, S. 127)) zu diesem Lautwandel. Andere Autoren tun dies nicht (vgl. zum Beispiel die
Ausführungen in Krause, 1963, S. 47 zu diesem Lautwandel, wo er ihn abseits von *e > *i vor i-Laut behandelt,
oder ebenso Gutenbrunner, 1951, S. 32).
8. Ringe, 2006, S. 126
9. Germanische Form vor dem Eintreten des i-Umlauts von e zu i.
10. Nach Ringe, 2006, S. 127
11. Nach Ringe, 2006, S. 127; die nhd. Formen nach Duden-Grammatik, 2005, S. 493
12. z. B. Bußmann, 2002, S. 719
13. Ringe, 2006, S. 149
14. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 32
15. Brunner, 1965, S. 34
16. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 282 u. 284
17. Nach Braune/Reiffenstein, 2004, S. 282
18. Brunner, 1965, S. 284
19. Nach Ringe, 2006, S. 241
20. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 278
21. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 29
22. Braune, Reiffenstein, 2004, S. 224
23. Braune/Reiffenstein, S. 228
24. Braune, Reiffenstein, 2004, S. 55 u. Kluge, 2002, S. 941
25. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 192
26. Schützeichel, 2006, S. 152 u. Kluge, 2002, S. 400
27. Schützeichel, 2006, S. 211 u. Kluge, 2002, S. 954.
28. Stephan Müller (Hrsg.): Althochdeutsche Literatur. Eine kommentierte Anthologie. Philipp Reclam jun. Stuttgart,
2007, [= Reclam Universal-Bibliothek Nr. 18491], S. 270 f.
29. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 207
30. Braune, Reiffenstein, 2004, S. 286.
31. Kluge, 2002, S. 245.
32. Kluge, 2002, S. 485.
33. Nach Paul, 2007, S. 89 f. u. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 29 f.
34. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 203
35. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 29
36. Nach Braune/Reiffenstein, 2004, S. 30; Ringe, 2006, S. 254; Kluge, 2002, S. 348
37. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 30
38. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 43 u. 52 f.
39. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 43
40. u. a.: Paul, 2007, S. 72
41. Paul, 2007, S. 95
42. Kluge, 2002, S. 666
43. Paul, 2007, S. 101
44. Paul, 2007, S. 100
45. Paul, 2007, S. 97
46. Paul, 2007, S. 105 u. Lexer, 1992, S. 130
47. Kluge, 2002, S. 163
48. Paul, 2007, S. 89
49. Bußmann, 2002, S. 719
50. Adolf Gütter: Frühe Belege für den Umlaut von ahd. /u/, /ō/ und /ū/. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen
Sprache und Literatur. Band 133, Nr. 1, 2011, S. 1–13, doi:10.1515/bgsl.2011.002 (https://doi.org/10.1515/bgsl.201
1.002).
51. Ottar Grønvik: Untersuchungen zur älteren nordischen und germanischen Sprachgeschichte. Peter Lang, Frankfurt
1998, ISBN 3-631-33479-6.
52. Ringe, 2006, S. 287
53. Nach Braune/Reiffenstein, 2004, S. 235 f.
54. Paul, 2007, S. 90
55. Ursula Schulze (Freie Universität Berlin), Grammatische Erläuterungen (https://web.archive.org/web/20140728024
419/http://www.e-learning.germanistik.fu-berlin.de/mittelhochdeutsch-trainer/grammhtml.htm) (Memento vom 28.
Juli 2014 im Internet Archive) zur Einführung in die mittelhochdeutsche Sprache
56. Nach Ringe, 2006, S. 252
57. Nach Braune/Reiffenstein, 2004, S. 293
58. Ringe, 2006, S. 253
59. Paul, 2007, S. 260 ff.
60. Duden-Grammatik, 2005, S. 455
61. Paul, 2007, S. 73
62. Reichmann / Wegera, 1993, S. 185 u. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 186
63. Kluge, 2002, S. 1015
64. Duden-Grammatik, 2005, S. 186
65. Nach Braune/Reiffenstein, 2004, S. 188; Beispielwörter auch von dort
66. Wiesinger, 1983, S. 1102 f.
67. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 186
68. Lüssy, 1983, S. 1086
69. Lüssy, 1983, S. 1087
70. Brunner, 1965, S. 2
71. Brunner, 1965, S. 80–89
72. Brunner, 1965, S. 68
73. Nach Brunner, 1965, S. 14–28 u. S. 69–79 und Pinsker, 1963, S. 22–24
74. Pinsker, 1963, S. 19
75. Brunner, 1965, S. 150
76. Nach Brunner, 1965, S. 150 u. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 204
77. Schützeichel, 2006, S. 333
78. Pinsker, 1963, S. 20
79. Campbell, 1959, S. 122
80. Im merzischen Dialekt des Vespasian Psalters erscheint ebenfalls häufig e; vgl. Brunner, 1965, S. 40 u. Campbell,
1959, S. 74
81. Nach Brunner, 1965, S. 73
82. Nach Brunner, 1965, S. 72
83. Der Unterschied in der Umlautung von ae. here und ae. læden, obwohl beide Vokale auf ein a zurückgehen, erklärt
sich so, dass das Lehnwort latinum nicht mehr von der „Aufhellung“ *a zu æ erfasst worden war und somit der
Vokal a zu æ umgelautet wurde. (Vgl. Brunner, 1963, S. 72 f.)
84. Nach Brunner, 1965, S. 74
85. Nach Brunner, 1965, S. 76
86. Nach Brunner, 1965, S. 76 u. Hall, 1960, S. 201
87. Nach Brunner, 1965, S. 74
88. Nach Brunner, 1965, S. 76 u. Zoëga, 1910, S. 252
89. Nach Brunner, 1965, S. 77
90. Nach Hall, 1960, S. 32
91. Nach Hall, 1960, S. 10
92. beide Formen nach Campbell, 1959, S. 75
93. *brannijaną aus Ringe, 2006, S. 252; *rannijaną nach dem Typus *brannijaną angegeben
94. Brunner, 1965, S. 74 u. Campbell, 1959, S. 75
95. Nach Brunner, 1965, S. 77
96. Brunner, 1965, S. 56
97. Brunner, 1965, S. 73
98. Brunner, 1965, S. 77
99. Brunner, 1965, S. 78
100. Pinsker, 1963, S. 24 u. 26 u. Brunner, 1965, S. 78
101. Pinsker, 1963, S. 23 u. 27
102. Brunner, 1962, S. 15 f.
103. Brunner, 1962, S. 13 f.
104. Nach Schirmunski, 1961, S. 144; Bedeutungen nach Hall, 1960, S. 427 (wyrp), S. 309 (slege) u. S. 59 (brȳde)
105. Nach Braune/Reiffenstein, 2004, S. 201
106. Nach Braune/Reiffenstein, 2004, S. 43 u. Schirmunski, 1961, S. 144
107. Schirmunski, 1961, S. 144; Bedeutung von fōt nach Hall, 1960, S. 136
108. Schirmunski, 1961, S. 145
109. Nach Schirmunski, 1961, S. 146 f. u. Brunner, 1965, S. 258 u. 306
110. Nach Braune/Reiffenstein, 2004, S. 191
111. Nach Schirmunski, 1961, S. 153 u. Hall, 1960, S. 53
112. Schirmunski, 1961, S. 153
113. Nach Kluge, 2002, S. 385 f.
114. Nach Kluge, 2002, S. 969 f.
115. Nach Krahe, 1961, S. 12 f. u. S. 20
116. auch Gutenbrunner, 1951, S. 33, S. 43, S. 48 u. S. 74 f.
117. Nedoma, 2006, S. 36
118. Wortformen aus Einarsson, 1945, S. 375 u. 490
119. Kluge, 2002, S. 409
120. Nedoma, 2006, S. 55
121. Das durch auslautenden Nasal *n gedeckte, germ. *ō in germ. *hertōn entwickelt sich zu einem aisl. a, im
Gegensatz zu germ. *ō, das im absoluten Auslaut, wie in *hallō, stand und im Altisländischen als geschwunden
erscheint, jedoch vorher noch u-Umlaut ausgelöst hat. (Vgl. Krahe, 1960, S. 132)
122. Ringe, 2006, S. 274
123. Nedoma, 2006, S. 47 f.
124. Nedoma, 2006, S. 38 f.
125. Haugen, 1984, S. 235
126. Haugen, 1984, S. 173 u. 192 f.
127. Produkt des u-Umlauts von *a.
128. Neckel u. Niedner, 1966, S. 335
129. Tabelle nach Nedoma, 2006, S. 33
130. Gutenbrunner, 1951, S. 47
131. Zoëga, 2004, S. 288 f. u. 305 f.
132. Zoëga, 2004, S. 201 u. S. 202
133. Nedoma, 2006, S. 34; Der „o“-Vokalismus (o, ø) ist auf analogischem Wege entstanden. Lautgesetzlich wäre: sunr
~ synir, das so auch belegt ist (Vgl. Nedoma, 2006, S. 34).
134. Nedoma, 2006, S. 106 u. Zoëga, 2004, S. 89 f.
135. Nedoma, 2006, S. 34
136. Beide Formen (Infinitiv und 2. Sg.) aus Nedoma, 2006, S. 37
137. Ringe, 2006, S. 146
138. Formen aus Kluge, 2002, S: 396
139. Krahe, 1960, S. 96
140. Gebildet nach Ringe, 2006, S. 265
141. Nedoma, 2006, S. 37
142. Nedoma, 2006, S. 34 f.
143. Ringe, 2006, S. 267
144. Nedoma, 2006, S. 106
145. Alle Beispiele aus Nedoma, 2006, S. 106
146. Paul, 2007, S. 260
147. Braune/Reiffenstein, 2004, S. 292
148. Ringe, 2006, S. 296
149. Nedoma, 2006, S. 46
150. Nedoma, 2006, S. 34
151. Gutenbrunner, 1951, S. 42 f.
152. Zoëga, 2004, S. 114
153. Nedoma, 2006, S. 35
154. Beispiel aus Nedoma, 2006, S. 35
155. Der Absatz basiert auf: Nedoma, 2006, S. 34 f.; die Beispiele stammen ebenso von dort. Die Nom. Sg.-Form dagr
hingegen aus Zoëga, 2004, S. 84
156. Paradigmen aus Nedoma, 2006, S. 46 (ketill) u. S. 48 (vǫllr u. fjǫrðr)
157. van Nahl, 2003, S. 43
158. Nach Einarsson, 1945, S. 6 ff.
159. Einarsson, 1945, S. 36

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