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Kommunikation und Interaktion

Grundlagen

Soziale Kommunikation und Interaktion

= Unter sozialer Kommunikation versteht man die Vermittlung, die Aufnahme und den
Austausch von Informationen zwischen zwei oder mehreren Personen.

*Kommunikation = auch eine einzelne Mitteilung

*intrapersonale Kommunikation = Selbstgespräch

*Massenkommunikation = Aussagen werden ö entlich, technisch, indirekt & einseitig an Publikum gegeben

= Soziale Interaktion gilt als Bezeichnung für das wechselseitig aufeinander bezogene Verhalten
zwischen Menschen, für das Geschehen zwischen Personen, die wechselseitig aufeinander
reagieren sowie sich gegenseitig beein ussen und steuern.

*Interaktion = auch auf Gegenstände bezogen

Wer interagiert, kommuniziert gleichzeitig; wer kommuniziert, interagiert gleichzeitig.

Bereiche der Kommunikation (Ausdrucksebenen)

- verbale und nonverbale Kommunikation ( 7%; 38%; 55% )

= Der verbale Ausdruck meint das Was einer Mitteilung.

(auch Inhaltsaspekt genannt; nach P. Watzlawick)

*Das “Was” einer Mitteilung bzw. Information wird oft erst im

Zusammenhang mit para- und nonverbalem verständlich.

= Der paraverbale Ausdruck meint die Art und Weise einer Mitteilung.

(Stimmklang, Sprechtempo, Stimmstärke und Stimmlage; sprechen und artikulieren)

= Der nonverbale Ausdruck, oft auch Körpersprache, ergänzt eine Mitteilung durch
Blickkontakt, Mimik, Gestik, Körperhaltung und Bewegung.

*Zur Bewegung gehört auch interpersonale Nähe bzw. Abstand;

auch proxemisches Verhalten bzw. soziale Distanz genannt.

Distanzzonen: - Ansprachedistanz

(alle Zuhörer im Blickfeld ~ 3-4m)

- persönliche Distanz
(persönlichen Kontakt zum Gesprächspartner herstellen ~ 0,60-1,50m)

- Intimdistanz

(eine Überschreitung wird oft als aufdringlich empfunden ~ 0,50-0,60m)

- kongruente Kommunikation (= e ektive Kommunikation)

…wenn die 3 Ausdrucksebenen miteinander übereinstimmen.

- inkongruente Kommunikation (= weniger authentisch bzw. nicht e ektiv)

…wenn verbaler, paraverbaler und nonverbaler Ausdruck nicht übereinstimmen.

Entscheidender als der Inhalt ist, wie jemand etwas sagt und mit welcher
Körpersprache er das Gesagte begleitet.

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Soziale Kommunikation als Regelkreis

Soziale Kommunikation bildet immer ein System und stellt einen Regelkreis dar.

Ablauf des Regelkreises:

1. Sender —» Informationen; mit Absicht —» Empfänger

2. Sender —» Kodierung: Information

3. Übermittlung ↳ Medium = Code (Sprache, Mimik,…)

↳ Kanal = Sinnesorgan (Hören, Sehen, Fühlen,…)

↳ Mittel = Hilfsmittel (z.B. Telefon, Brief)

4. Empfänger —» Dekodierung: Information (if: gleiches Medium)

5. Empfänger —» Reaktion —» Sender


(ständiger Wechsel der Rollen)


Sender Empfänger

eventuell in Textform (S.307)



Menschen kommunizieren miteinander, um eine bestimmte Absicht,
ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
(das Erfüllen von Erwartungen, sowie die Befriedigung der

eigenen Bedürfnisse und die des anderen)

Erfolgreiche und gestörte Kommunikation

= Von einer erfolgreichen Kommunikation spricht man, wenn die an einer Kommunikation
beteiligten Personen durch diese ihr Ziel erreichen und die gewünschte bzw. beabsichtigte
Wirkung eintritt.

vs.

gestörte Kommunikation

= das Ziel der Kommunikation wird nicht erreicht und die gewünschte bzw. beabsichtigte

Wirkung bleibt aus.

↳ Auswirkungen: individuelle und soziale Probleme


z.B. Schwierigkeiten im Umgang mit anderen, Kon ikte,
Auseinanderbrechen von Beziehungen, Aggressionen, Unzufriedenheit,
Schulversagen, Einsamkeit bis zu psychischen Störungen

Mögliche Ursachen von Kommunikationsstörungen:

- Persönlichkeitsmerkmale der Interaktions- und Kommunikationspartner


(Bedürfnisse, Erwartungen, Gefühle, Fähigkeiten, Erfahrungen, selektive Wahrnehmung)

- Ziel oder Absicht der Interaktion/Kommunikation


(Ziele sind unklar, unangemessen oder zu verschieden)

- Mangelnde Kodierungs- und Dekodierungsfähigkeit

(Unstimmigkeit zwischen verbalen und nonverbalen)

- Medium und Mittel der Kommunikation

(Medium ist mehrdeutig, Mittel erfüllt Zweck nicht)

- Art der Beziehung zwischen den Interaktions- und Kommunikationspartnern


(Wertschätzung bzw. Geringschätzung, Verständnis bzw. Verständnislosigkeit)

Besondere Formen einer Kommunikationsstörung


Paradoxie Doppelbindung
- eine Handlungsau orderung, die befolgt - Die Aussagen, die ein Sender in einer
werden muss, aber nicht befolgt werden darf, bestimmten Information bzw. in einer
um befolgt zu werden
Kommunikation macht, lassen sich nicht
miteinander vereinbaren.

- Zwischen Sender und Empfänger herrscht - Zwischen Sender und Empfänger herrscht
ein Abhängigkeitsverhältnis, das nicht ohne ein Abhängigkeitsverhältnis, das nicht ohne
weiteres verlassen werden kann.
weiteres verlassen werden kann

- Die widersprüchliche Situation kann nicht - Die widersprüchliche Situation kann nicht
durch eine Kommunikation gelöst werden. durch Kommunikation gelöst werden.
Beispiel: “Sei spontan!” Beispiel: Eltern wollen, dass ihr Kind
selbstständig wird, aber gleichzeitig geben sie
ihm in verschiedenster Weise mit ihrem
Verhalten zu verstehen, dass es nicht zu
selbstständigen Entscheidungen fähig sei.
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Kommunikationsmodell nach P. Watzlawick

Die Axiome der Kommunikation


↳ Annahmen, die keines Beweises bedürfen

1. Axiom:

In einer sozialen Situation kann man nicht nicht kommunizieren.

= jedes Verhalten in einer sozialen Situation hat Mitteilungscharakter,

d.h. alles Verhalten ist kommunikativ!

⟶ wer glaubt, nicht kommunizieren zu können, ruft Störungen hervor

2. Axiom:

Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt derart,


dass letzterer den ersten bestimmt.

= es kommt nicht nur darauf an, was man sagt, sondern auch wie man etwas sagt.

⟶ oftmals vernachlässigt man oder verwechselt man Ebenen

Inhaltsaspekt: = Kommunikation ist nicht nur Vermittlung

das Was einer Mitteilung und Austausch von Informationen, sondern

Beziehungsaspekt: immer auch Ausdruck der Beziehung der

das Wie eine Mitteilung Kommunikationspartner.

verstanden werden soll (emotionale Beziehung)

3. Axiom:

In einem Kommunikationsablauf ist das Verhalten des Einzelnen sowohl


Reaktion als auch Reiz auf das Verhalten des anderen.

= Interpretation vorangegangener Verhaltensweisen bzw. Mitteilungen werden als Ursache

für die Art und Weise der eigenen Kommunikation verstanden (= Interpunktion)

⟶ jeder legt die Ursache-Wirkungs-Folge ↳ beschreibt Gliederung des


auf seine Art und Weise fest Kommunikationsablaufes ***

4. Axiom:

Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten.

= Mitteilungen können auf zwei verschiedene Weisen (= Modalitäten) kodiert werden;

⟶ die emotionale Beziehung kann nur schwer allein

von digitaler Modalität ausgedrückt werden

Digital: Analog:

gesprochenes Wort, eher eindeutig Ausdrucksverhalten, eher mehrdeutig

(Zeichnung/Symbole/Körpersprache)

5. Axiom:

Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe können


symmetrisch und/oder komplementär sein.

= Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe werden durch die

gegebene Beziehungsform gekennzeichnet ⟶ bei starrer Komplementarität entsteht oft


Abhängigkeit, Unselbstständigkeit

Symmetrische Beziehungsform: und Fremdbestimmung

Tendenz, gleiche bzw. spiegelbildliche Beziehungen

zu erreichen und Ungleichheiten zu beseitigen

Komplementäre Beziehungsform:

Grundlage ist die Unterschiedlichkeit der Kommunikationspartner;

die auf Ergänzung ausgerichtet sind (hierarchisch)



Probleme zwischenmenschlicher Kommunikation:

Kommunikationsmodell nach F. Schulz von Thun

Das Vier-Seiten-Modell der Kommunikation


↳ ein und dieselbe Nachricht enthält eine Vielfalt an Botschaften;
Schulz von Thun spricht dabei von den Vier Seiten einer Nachricht

Sachinhalt: Worüber informiere ich?

Mitteilung von Sachinhalten

Selbsto enbarung: Was gebe ich von mir preis?

Information über die Person des Senders

Appell: Wozu möchte ich dich veranlassen?

Ein ussnahme auf den Empfänger

Beziehung: Wie stehe ich zu dir? Was halte ich von dir?

Aufschluss über das Verhältnis zwischen Sender und Empfänger

Laut Schulz von Thun sendet der Empfänger immer gleichzeitig auf allen vier Seiten.
Auch die Rückmeldung auf eine Nachricht besitzt alle vier Botschaften.

Erfolgreiche und gestörte Kommunikation

Eine erfolgreiche Kommunikation ist dann wahrscheinlich, wenn der Sender alle vier Seiten der
Kommunikation bzw. einer Nachricht beherrscht.

Eine Beherrschung nur einer dieser Seiten führt zwangsläu g zu Kommunikationsstörungen.

Entsprechend muss natürlich auch der Empfänger imstande sein, alle vier Seiten der Nachricht
aufzunehmen. (i.d.R. nimmt er aber nur eine Seite der Nachricht wahr und reagiert auf diese.)

Störungen in der Kommunikation:

- Sender beherrscht nicht alle vier Seiten

- Sender übermittelt auf falscher Nachrichtenseite

- Empfänger kann nicht alle vier Seiten einer Botschaft aufnehmen

- Empfänger nimmt falsche Seite der Nachricht wahr

Sachinhaltsohr Beziehungsohr
Wie ist der Sachverhalt zu verstehen? Wie redet der mit mir?
Was hält der von mir?

Selbsto enbarungsohr Appellohr


Was ist das für einer? Was soll ich denken, fühlen, tun?
Was ist mit ihm?
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Interpretation einer Nachricht

Empfangsvorgang:

Nachricht mit den Sinnesorganen aufnehmen


Wahrnehmen
Bsp.: Mundverziehen

Reaktion
Wahrgenommenen eine Bedeutung zuschreiben
Interpretation Bsp.: “Willst du nicht,
Bsp.: “Er will meine Begleitung nicht”
dass ich mitgehe?”

auf das Wahrgenommene und Interpretierte mit


Fühlen bestimmten Gefühlen reagieren
Bsp.: enttäuscht sein

Der einseitige Empfang einer Nachricht:

Empfang auf dem das eig. Problem liegt auf einer anderen Seite, wird aber auf der
Sachinhaltsohr Sachebene ausgetragen

Empfang auf dem wer nur Aspekte der Selbsto enbarung aufnimmt, betrachtet
Selbsto enbarungsohr Partner als Objekt, das es zu analysieren gilt

Empfang auf dem man reagiert, ohne eigene Person einzubringen;

Appellohr Bedürfnisse des Empfängers “bleiben auf der Strecke”

Empfang auf dem Empfänger nimmt alles “persönlich”


Beziehungsohr

Empfangsohr erfolgreiche Kommunikation gestörte Kommunikation

Sachinhaltsohr “mehrseitiges” Kommunizieren Austragen von nicht sachbezogenen


Inhalten auf der Sachebene

Selbsto enbarungsohr nicht wertendes Hineinversetzen in die Betrachtung des anderen als ein zu
Gedanken- und Gefühlswelt des analysierendes Objekt
anderen

Appellohr Einbringen der eigenen Person, Versuch, ständig den Erwartungen der
Berücksichtigung auch der eigenen Mitmenschen zu entsprechen
Bedürfnisse

Beziehungsohr laufendes Sprechen über die Art und Verlagerung beziehungsneutraler


Weise, wie man miteinander Inhalte auf die Beziehungsebene
kommuniziert und über die Beziehung
selbst
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Förderliche Kommunikation

Aktives Zuhören

Ideale Kommunikation bedeutet, dass der Empfänger das versteht, was der Sender meint.

Aktives Zuhören ist keine Technik, sondern eine Grundeinstellung.

Regeln: - ehrliches, o enes Interesse

- Aufmerksamkeit zeigen

- Zuhören ohne zu werten, keine Lösungsvorschläge

- positive Körpersprache

- nicht ohne Notwendigkeit unterbrechen

- Störfaktoren ausblenden

- sich in die Welt des anderen einfühlen

Signale: verbal nonverbal

- “Ja”, “hm”, usw. - Körperhaltung des anderen spiegeln

- Nachfragen - Augenkontakt

- Kommentieren - Kopfnicken

- Interpretieren - Handbewegungen

- Gefühle ansprechen - leicht nach vorne neigen beim Sitzen

(≈ verbalisieren) - (Notizen machen)

Ich-Botschaften
Ich-Botschaften sind vor allem dann sinnvoll, wenn wir uns mit anderen im Kon ikt be nden oder
um Kritik zu äußern. Sie ermöglichen es o en und ehrlich seine Meinung zu sagen, ohne den
anderen zu verletzen oder zu provozieren.

Du-Botschaften Ich-Botschaften
Äußerungen in denen über den anderen eine Äußerungen, die persönliche Emp ndungen,
Meinung/Mitteilung gemacht wird. Bedürfnisse, Gefühle und dergleichen ausdrückt.

↓ ↓
“Du redest einen Unsinn daher”
“Ich kann nicht verstehen, was du meinst”

“Du redest viel zu viel”


“Ich würde auch gerne etwas sagen”

“Du bist rücksichtslos” “Ich wünsche mir mehr Einfühlungsvermögen von dir”

Nachteile von Du-Botschaften:

- sie urteilen, verurteilen, werten, nörgeln, demütigen, beschuldigen, usw.

- verbergen die eigenen Bedürfnisse

- drängen den anderen in eine Verteidigungshaltung

- es wird vom eigentlichen Problem abgelenkt und das Gespräch wird auf eine Ebene

geleitet, die das Erreichen des tatsächlichen Ziels verhindert

Vorteile von Ich-Botschaften:

- man wird sich selbst der eigenen Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse etc. bewusst

- der Partner erkennt was in einem vorgeht, was man will/braucht und

kann so angemessen reagieren

- Gefühle des Senders stehen im Fokus —» wirken weniger angreifend

- Partner können sich Klarheit über ihre Beziehung verscha en

- sachbezogene Uneinigkeit wird nicht so schnell auf Beziehungsebene übertragen

- rufen keine Verteidigungshaltung, Abwehr, Widerstand, Schuldgefühle, Feindseligkeit,

Rückzug oder ähnliches hervor

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Feedback-Regeln

Häu g passieren Missverständnisse in der Kommunikation, weil man selbst nicht weiß, welche
Wirkung die eigene Person und das Verhalten auf andere hat. Veranschaulichen kann dieses
Problem das Johari-Fenster:

mir selbst bekannt mir selbst nicht bekannt

Bereich des Bereich des


den anderen bekannt
freien Handelns “blinden Flecks”

Bereich des Bereich des


den anderen nicht bekannt
Verbergens Unbewussten

In der sozialen Kommunikation geht es darum, diesen blinden Fleck so “klein” wie möglich
zu machen bzw. zu halten. Eine Möglichkeit besteht darin, von einem oder mehreren anderen
Menschen zu erfahren, welche Wirkung die eigene Person und das Verhalten auf ihn bzw. auf

sie hat (= Feedback).

Damit Feedback erfolgreich verläuft, sollten folgende Regeln beachtet werden:

- Feedback nur dann geben, wenn der andere es auch hören will

- Scha ung einer positiven, entspannten Gesprächsatmosphäre

- Vermittlung des persönlichen Eindrucks (Ich-Formulierung)

- Rückmeldungen auf beobachtbares Verhalten basieren, nicht analysieren/interpretieren

- Auseinanderhalten von beschreibender und bewertender Rückmeldung

- Berücksichtigung von positiven und negativen Rückmeldungselementen

- Beachtung des “Vieraugenprinzips” (Nur Beteiligte Anwesend)

- dialogisches Gespräch, keine Monologe, Zuhören können

- Feedback sollte darauf abzielen, Informationen zu geben,

nicht den anderen ändern zu wollen

Weitere Möglichkeiten erfolgreicher Kommunikation

Metakommunikation

Kommunikation über die Kommunikation über die Beziehung


Kommunikation der Kommunikationspartner

- Signalisieren von Kommunikationsbereitschaft

(Partner ehrlich mitteilen, wenn man gerade nicht in Stimmung ist)

- eine positive Atmosphäre ermöglichen (O enheit ermöglichen)

- aktiv und hilfreich Zuhören

- den anderen akzeptieren und verstehen

- die eigene Zielsetzung überprüfen (auf das Wahrnehmbare konzentrieren)

- Ich-Botschaften verwenden

- sich selbst aktiv einbringen und überlegen, wie man selbst

zur Lösung des Problems/Kon ikts beitragen kann

- sich der eigenen Ängste bewusst werden

- die Existenz von Kon ikten akzeptieren

- sich so geben, wie man wirklich ist


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