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Richtungen der Psychologie I

psychoanalytische eorie
Das psychoanalytische Persönlichkeitsmodell

Schichtenmodell (umgangssprachlich Eisbergmodell)

Grundlegende Annahme der Psychoanalyse ist, dass bestimmte seelische Vorgänge und innere
Kräfte (z.B. verbotene oder bestrafte Wünsche, unangenehme Erlebnisse oder Probleme) dem
Bewussten verborgen, also “unbewusst” sind, sich jedoch auf das individuelle Verhalten und die
Entwicklung der Persönlichkeit nach ganz bestimmten Gesetzmäßigkeiten auswirken.

bewusst

vorbewusst = alle seelischen Vorgänge, die ein


Mensch nicht spontan weiß, die dem
Bewusstsein jedoch wieder voll
zugänglich gemacht werden können,
also bewusstseinsfähig sind.

unbewusst = alle seelischen Vorgänge, die nicht


bzw. nicht mehr in das Bewusstsein
dringen, also bewusstseinsunfähig sind,
das Erleben und Verhalten eines
Menschen aber maßgeblich
beein ussen.

Instanzen und Dynamik der Persönlichkeit

Über-Ich (Moralitätsprinzip)

= umfasst Werte und Normvorstellungen, führt das - bewertet die Wünsche des Es

Verhalte des Ichs im Sinne des geltenden Moral und - gibt Ich die Anweisung, ob diese
hat eine weiter gehende Vervollkommung zum Ziel. zugelassen werden oder nicht

Ich (Realistätsprinzip) ⟷ Realität

= bewusste Auseinandersetzung mit der Realität = Bescha enheit und Forderungen der
Außenwelt
- überprüft Realität

- vermittelt zwischen Über-Ich und Es

- verwirklicht zugelassene Wünsche

- wehrt nicht zugelassene Wünsche ab

Es (Lustprinzip)

= Instanz der Triebe, der Wünsche und der - kündigt bestimmte Wünsche und
Bedürfnisse Bedürfnisse beim Ich an
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Th

Formen der Ich-Schwäche


Das Ich muss versuchen den verschiedenen Ansprüchen und Forderungen des Es, des Über-Ichs
und der Realität gerecht zu werden.

Ich-Stärke = es herrscht ein Gleichgewicht zwischen den


Persönlichkeitsinstanzen und der Realität.

Ich-Schwäche = die einzelnen Persönlichkeitsinstanzen stehen zusammen


mit der Realität in einem Ungleichgewicht.
(1) Das Über-Ich siegt über das Ich
(Wünsche müssen weitgehend unterdrückt werden)
(2) Das Es siegt über das Ich

(Es kann “verbotene” Wünsche durchsetzen)


(3) Die Realität siegt über das Ich
(Ich ist beherrscht von den Forderungen der Realität)

⟶ Ein starkes Ich wird gefördert durch:

- angemessene Befriedigung der Bedürfnisse des Kindes bzw. des Es

- kindliches Neugierdebedürfnis wird entfaltet;

auf diese Weise kann das Kind lernen, Probleme der Welt wahrzunehmen

und selbstständig zu bewältigen.

- selbstständige und freie Entfaltung

- Kind besitzt einen Raum der Freiheit und der eigenen Entscheidung

- Setzung von notwendigen Grenzen;

erst durch das Aufzeigen von Grenzen ndet eine bewusste Auseinandersetzung

mit der Realität statt, die die Urteilsfähigkeit des Kindes zwischen Anpassung

und Durchsetzungsbereitschaft ausbildet.

- emotionale Bindungen, welche durch positive Gefühle, Respekt

und Unterstützung geprägt sind

- Kind wird zu kritischem Denken und Handeln angehalten;

um einer fraglosen Hinnahme und Übernahme von gewohnten Verhaltensvorschriften

und -erwartungen entgegenzuwirken und um zur Autonomie, verstanden als

Selbstbestimmung des Handelns, zu befähigen.

Angst, Angstabwehr und Verdrängung


Bei einem Ungleichgewicht zwischen den einzelnen Persönlichkeitsinstanzen,

kommt es zu Ängsten:

(1) Angst vor den Forderungen des Über-Ichs

Gewissensangst
= Ich “fürchtet” sich vor den Forderungen des Über-Ichs, was z.B. zu
Schuldgefühlen, Gewissensbissen oder Selbstvorwürfen führen kann
(2) Angst vor den Ansprüchen des Es

neurotische Angst
= Ich “fürchtet” sich die Kontrolle über das Es zu verlieren bzw. dass die
Ansprüche des Es zu übermächtig werden
(3) Angst vor der Realität

Realangst
= Ich “fürchtet” sich vor den Konsequenzen der Außenwelt, die auf die
Befriedigung von Wünschen folgen bzw. folgen würden

(z.B. Bestrafung, Verurteilung)


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Abwehrmechanismen
= sind Schutzmaßnahmen des Ichs, die bedrohliche und angstauslösende Erlebnisinhalte
ausschalten, unbewusst machen und somit drohende Kon ikte und Ängste vermeiden bzw.
reduzieren.

↳ Dabei werden Erlebensinhalte (z.B. Wünsche, Gefühle oder Bedürfnisse), die

der Mensch nicht wahrhaben will oder kann und die Angst auslösen,

in das Unbewusste abgeschoben.

= Verdrängung

Projektion = Eigenschaften, die man an sich selbst nicht wahrhaben will oder kann,
werden anderen Personen oder Objekten zugeschrieben.

(z.B. Angst, homosexuell zu sein ⟶ Homophobie)

(z.B. schlechte Noten ⟶ Lehrer macht schlechten Unterricht)

Reaktionsbildung = Man xiert sich auf das Gegenteil des zu Verdrängenden.

(z.B. unerwiderte Liebe ⟶ Hass)

Verschiebung = Wünsche und Bedürfnisse, die nicht am Original befriedigt werden


können, werden an einem Ersatzobjekt realisiert.

(z.B. wütend auf Chef ⟶ lässt Wut zu Hause raus)

Rationalisierung = unangemessene Bedürfnisse und Verhaltensweisen werden mit


“vernünftigen” Gründen gerechtfertigt, um die wahren Gründe, die man
nicht wahrhaben kann oder will, zu verdrängen.

(z.B. Fehler in der Erziehung ⟶ Lebenssituation ist Schuld)

Identi kation = die Abwehr der Angst gelingt durch die Gleichsetzung mit einer anderen
Person. (z.B. einer starken Persönlichkeit, einem Prominenten, etc.)
Widerstand = der Mensch wehrt sich gegen das Aufdecken verdrängter Inhalte und
Vorgänge. (z.B. Therapieabbruch)
Sublimierung = nicht zugelassene Wünsche und Bedürfnisse werden in Leistungen
umgesetzt, die sozial erwünscht sind.

(z.B. aggressive Triebimpulse ⟶ professioneller Boxer werden)

(z.B. Wunsch Menschen aufzuschneiden ⟶ Chirurg werden)

Fixierung und Regression

= das Verhaftenbleiben an entsprechenden Erlebens- und Verhaltensweisen einer


Entwicklungsphase bzw. das Zurückfallen auf in einer bestimmten Phase vorherrschende
Erlebens- und Verhaltensweisen

*Diese Verdrängung von Kon ikten und traumatischen Ereignissen kann sich neben der
psychischen auch auf die körperliche Gesundheit übertragen. Diese Art von Verdrängung
bezeichnet Freud als Konversion; die Umwandlung von verdrängten Belastungen in körperliche
Symptome.

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Erklärung psychischer Störungen auf der Grundlage
des psychoanalytischen Persönlichkeitsmodells
Fehlformen in der Erziehung
wie Ablehnung, Vernachlässigung, Überbehütung und Verwöhnung, zu autoritäre Erziehung u.a.

Traumatische Erlebnisse

Ungleichgewicht der einzelnen Persönlichkeitsinstanzen zusammen mit der Realität

= Ich-Schwäche

Auftreten von unangemessenen Ängsten


+ Einsatz von Abwehrmechanismen

innerpsychische Spannungen

innerer Kon ikt


Symptome als Merkmal einer psychischen Störung

+ realitätsunangepasstes Verhalten

Bedeutung für die Erziehung:

- Das Herstellen einer Bindung, die sich in einer emotionalen Beziehung zwischen Zu-
Erziehendem und einer Person o enbart, ist Voraussetzung für die Entstehung eines starken
Ichs. (Diese Beziehung muss sich einerseits durch positive Gefühle sowie andererseits durch
Respektieren und Unterstützen des kindlichen Explorationsbedürfnisses auszeichnen.)

- Erzieherverhalten, die geeignet sind, ein zu starkes Über-Ich aufzubauen, wie dies bspw. beim
autoritären und beim überbehütenden Erziehungsstil der Fall ist, sind zu vermeiden. (Je mehr
Gebote und Verbote, je mehr Lenkung in einer Erziehung vorhanden sind, desto stärker wird
sich das Über-Ich ausbilden.)

- Umgekehrt führt ein laisser-faires, ein indi erentes oder vernachlässigendes Erzieherverhalten,
zur Ausbildung eines zu schwachen Über-Ichs, sodass die Ansprüche des Es maßlos werden
können. (Je weniger Führung in einer Erziehung vorhanden ist, desto schwächer wird sich das
Über-Ich ausbilden.)

Das Ziel des psychoanalytischen Therapieverfahrens ist die Klärung unbewusster


Zusammenhänge sowie die emotionale Auf- und Verarbeitung der bewusst gemachten Kon ikte.

- Als Erstes folgt die Analyse, die die für den Psychotherapeuten wichtigen Erkenntnisse für die
Erforschung der unbewussten bedeutsamen Zusammenhänge liefert.

- Zur Aufdeckung unbewusster psychische Inhalte und Vorgänge bedient sich die Psychoanalyse
vornehmlich dreier Verfahrensweisen: der freien Assoziation, der Traumanalyse und der
Deutung.

- Dabei reagiert der Klient mit Widerstand, Abneigung gegen die Bewusstmachung unbewusster
psychischer Inhalte. Übertragung bezeichnet den Vorgang, Gefühle, die man gegenüber einem
Erlebnis, einer Person oder einer Beziehung aus der Vergangenheit hatte, auf den Therapeuten
zu projizieren.

- Die Übertragung zusammen mit der Gegenübertragung ist das Kernstück der klassischen
psychoanalytischen Psychotherapie

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Die psychoanalytische Trieblehre nach Freud

Die Psychoanalyse geht davon aus, dass jedes Verhalten durch Triebe erzeugt wird.

Grundlage von Trieben ist eine psychische Energie, die sich beim Kind noch ungerichtet und völlig
wahllos entlädt. Im Laufe der Entwicklung jedoch wird diese Entladung der Energie in ganz
bestimmte Bahnen gelenkt.

Voraussetzung für
gerichtet auf
Triebziel
Triebquelle
⟶ Trieb ⟶
Triebobjekt

Todestrieb (Thanatos)

Lebenstrieb (Eros)
gerichtet auf Au ösung und Zurückführung

gerichtet auf Selbst- und Arterhaltung,


des Lebens in den anorganischen Zustand;

Überleben, Weiterleben und Fortp anzung Selbsthass und -vernichtung, Destruktivität,

Aggression sowie Hass gegenüber der Umwelt

↑ ↑

Energie: Libido Energie: Destrudo

Ein Trieb ist eine angeborene, zielgerichtete psychische Energie, welcher durch eine Handlung
gekennzeichnet ist, die eine Triebbefriedigung bezweckt.

Ein Trieb ist dabei durch drei Merkmale gekennzeichnet:

- Triebquelle

= kennzeichnet den angeborenen bzw. körperlichen Reiz-/Mangelzustand

- Triebziel

= meint die Aufhebung des Reizzustandes bzw. die Befriedigung des Triebwunsches

- Triebobjekt

= Objekt, an dem sich die Befriedigung des Triebwunsches vollzieht

Der Lebenstrieb (Eros)


- hat als Ziel die Selbst- und Arterhaltung, das Überleben, Weiterleben und die Fortp anzung

- psychische Energie des Lebenstriebes —» Libido

(Die Ausrichtung der Libido auf andere Personen und Gegenstände bezeichnet die

Psychoanalyse als Objektbesetzung)

Der Todestrieb (Thanatos)


- hat als Ziel die Au ösung bzw. Zurückführung des Lebens in den anorganischen Zustand und
somit dessen Vernichtung

- psychische Energie des Todestriebes —» Destrudo

(entweder in Form von Selbsthass nach innen oder in Form von Aggression nach außen)

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Psychosexuelle Entwicklung (Entwicklung der Libido)

Das erste Lebensjahr

Die orale Phase


Triebquelle: Mundzone (Berühren, Saugen, Lutschen, Schlucken)
Triebwünsche: Wünsche des Einverleibens der Umwelt
Entwicklungsaufgabe: Entwöhnung

Beziehungsaufbau: Beziehung mit der Umwelt


↳ optimistische Lebensgrundeinstellung durch positive
Erfahrungen

↳ pessimistische Lebensgrundeinstellung durch negative


Erfahrungen

(= Entwicklung von Urvertrauen)


Grundlegung von
optimistische bzw. pessimistische Lebensgrundeinstellung
Persönlichkeitsmerkmalen: ↳ Mut und Vertrauen bzw. Minderwertigkeitsgefühle und
Missvertrauen
Folgerungen für die Erziehung: - Herstellen einer tiefen emotionalen Bindung (Grundlage dafür
bildet Feinfühligkeit der Bezugsperson)

- Säugling benötigt Reize für eine gesunde Entwicklung

- angemessene, realitätsangepasste Befriedigung der oralen


Bedürfnisse (ebenso biologische Bedürfnisse wie intensiver
Hautkontakt)
Das zweite bzw. dritte Lebensjahr

Die anale Phase


Triebquelle: Afterzone (Ausscheidungsvorgang, -organ & -produkt)
Triebwünsche: Wünsche des Spielens mit dem Ausscheidungsprodukt

↳ Thematik des Hergeben und Behalten

(beein usst die Einstellung zur Leistung)


Entwicklungsaufgabe: Reinlichkeitserziehung
↳ positive bzw. negative Bewertung beein usst das
Selbstwertgefühl
Beziehungsaufbau: Beziehung zum Ich, zur eigenen Person
Grundlegung von
↳ O enheit, Freude an Leistung, Selbstständigkeit

Persönlichkeitsmerkmalen: sowie Durchsetzungsvermögen

↳ Geiz, Leistungsverweigerung, Schuldgefühle

sowie Zwangsverhalten; Scham- und Ekelgefühle

bzw. Aggressivität und Dominanzstreben


Folgerungen für die Erziehung: - warmes Erziehungsklima und ein weitgehend ungestörtes
Eltern-Kind-Verhältnis (ø übertriebener Ehrgeiz)

- Reinlichkeitserziehung sollte von viel Geduld und positiven


Erziehungsmaßnahmen geprägt sein

- kindliches Neugierdebedürfnis entfalten lassen


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Das vierte bzw. fünfte Lebensjahr

Die phallische Phase


Triebquelle: Genitalzone (Herzeigen des eigenen sowie Betrachten)
Triebwünsche: Wünsche des Spielens an und mit Geschlechtsteilen

sowie das Begehren des gegengeschlechtlichen Elternteils

(= Ödipuskon ikt)

↳ bezeichnet den Liebeswunsch dem

andersgeschlechtlichen und gleichzeitig den Todeswunsch

dem gleichgeschlechtlichen Elternteil gegenüber


Entwicklungsaufgabe: Überwindung des Ödipuskon iktes
(≠ Ödipuskomplex)

↳ kann zur Nichtbejahung der eigenen Geschlechtsrolle,

Liebesunfähigkeit sowie Neid und Eifersucht führen


Beziehungsaufbau: Beziehung zum Partner* und zur eigenen Sexualität
↳ bei “erfolgreicher” Entwicklung existiert eine aufrichtige
Interesse für andere und eine gereifte Sexualität
Grundlegung von
↳ Überlegen- bzw. Unterlegenheitsgefühle

Persönlichkeitsmerkmalen: (vor allem gegenüber des anderen Geschlechts);

↳ Erwerb der eigenen Geschlechtsrollle

↳ Exhibitionismus

(= Zurschaustellung der eigenen körperlichen Reize)


Folgerungen für die Erziehung: - eine harmonische und freundliche Beziehung der Eltern
sowie ein entspanntes und angstfreies Familienklima

- die Vorbildwirkung der Mutter bzw. des Vaters ist für die
Identi zierung der eigenen Geschlechtsrolle von großer
Bedeutung

- das Spielen mit Geschlechtsteilen sollte nicht bestraft oder


überbewertet werden
Das sechste bis zwölfte Lebensjahr

Die Latenzphase
hat keine spezi sche Triebquelle

Triebwünsche: Nähe des gleichen Geschlechts

Entwicklungsaufgabe: Entwicklung von Abwehrmechanismen

(scheinbare Pause der sexuellen Entwicklung;

sexuelle Regungen werden verdrängt)


Die Pubertät bzw. das zwölfte bis achtzehnte Lebensjahr

Die Genitale Phase


Triebquelle: Genitalzone

Triebwünsche: Hinwendung zum anderen Geschlecht

Entwicklungsaufgabe: Reife sexuelle Intimität

(Wiederau eben der Sexualität und normales Interesse daran)

*Ödipuskon ikt bezeichnet in der Psychoanalyse den Liebeswunsch dem andersgeschlechtlichen


und gleichzeitig den Todeswunsch dem gleichgeschlechtlichen Elternteil gegenüber.

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Entstehung psychischer Störungen durch
Kon ikte in der Libidoentwicklung

Erziehungsfehler oder traumatische Erlebnisse können auch dazu führen, dass die für die
Libidoentwicklung charakteristischen Triebwünsche entweder nicht bzw. nur unzureichend oder
aber über die Maße hinaus befriedigt werden, was ebenfalls seelische Fehlentwicklungen
bewirken kann.

= Triebfrustration bezeichnet das Erleben einer Enttäuschung, die auftritt, wenn die Befriedigung
wichtiger Bedürfnisse fortwährend verhindert wird.

autoritäre, vernachlässigende, verwöhnende, überbehütende,


laisser-faire Erziehung verzärtelnde Erziehung

↓ ↓
unzureichende Befriedigung exzessive Befriedigung
der Triebwünsche der Triebwünsche

Triebfrustration ↓


Fixierung
Verhaftetbleiben an Erlebens- und Verhaltensweisen, die in der jeweiligen Phase vorherrschen,
und/oder an Objekten, die in dieser Phase eine wichtige Rolle spielen
oder
Regression
Zurückfallen auf in einer bestimmten Phase vorherrschende Erlebens- und Verhaltensweisen

Bedeutung für die Erziehung:

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Die psychoanalytische Psychotherapie

Wissenschaftliche Grundlage: die psychoanalytische Theorie (Sigmund Freud)

Grundannahme: Bestimmte seelische Vorgänge und innere Kräfte bleiben dem


Bewusstsein verborgen, sind “unbewusst”, wirken sich jedoch auf das
individuelle Verhalten und die Entwicklung der Persönlichkeit nach ganz
bestimmten Gesetzmäßigkeiten aus.

Zielsetzung: - Klärung unbewusster Zusammenhänge

- emotionale Auf- und Verarbeitung von bewusst gemachten Kon ikten


Zur Klärung dieser unbewussten Zusammenhänge und der emotionalen Auf- und Verarbeitung
von bewusst gemachten Kon ikten bedient sich die Psychoanalyse dreier Vorgehensweisen:

Freie Assoziation
= Freies Assoziieren ist eine psychoanalytische Verfahrensweise, die daraus besteht, dass der
Klient aufgefordert wird, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen und alle Gefühle und Gedanken
zu äußern ohne Rücksicht darauf, wie unwichtig, persönlich oder beschämend sie ihm scheinen.

Beispiel zum methodischen freien Assoziieren:

Ein Klient soll zuerst einige Minuten ungelenkt Erleben, er soll seine Gedanken und Gefühle
gewähren lassen. Nun soll er einige Minuten unge ltert und so frei wie möglich von seinem
Erlebtem berichten — welche Gedanken kamen ihm? Wie hat er sich dabei gefühlt?

Traumanalyse
= Bei einer Traumanalyse wird der Klient dazu aufgefordert, von seinen Träumen zu berichten und
anschließend wieder frei zu assoziieren, was ihm zu bestimmten Ereignissen oder Personen im
Traum einfällt.

✦ Der manifeste Trauminhalt ist das Traumgeschehen, an das sich der Klient erinnert und wovon
er berichten kann.

✦ Der latente Trauminhalt dagegen stellt die unbewussten Bedürfnisse, Ängste und Kon ikte dar,
die hinter dem manifesten Trauminhalt verborgen sind.

Die Deutung
= Eine Deutung ist die dem Klienten mitgeteilte Interpretation über unbewusste
Sinneszusammenhänge.

Hierbei versucht der Therapeut den Inhalt aus den berichteten Träumen und dem frei Assoziiertem
zu “deuten”: er verweist auf mögliche Zusammenhänge und übersetzt bestimmte Symbole sowie
Au älligkeiten.

✦ Für diese Verfahrensweise ist es dabei von großer Bedeutung, ob der Klient bereits in der Lage
ist, die Deutung anzunehmen und zu verarbeiten. Andernfalls reagiert der Klient mit
Widerstand.

Im Laufe der analytischen Behandlung kommt es in der Regel zu einer starken emotionalen
Reaktion von seitens des Klienten auf den Therapeuten:

Die Übertragung
= bezeichnet den Vorgang, Gefühle, die man gegenüber einem Erlebnis, einer Person oder einer
Beziehung aus der Vergangenheit hatte, auf den Therapeuten zu projizieren.

Dieses Phänomen ermöglicht dem Therapeuten, die unbewussten Kon ikte des Klienten
unmittelbar zu beobachten, was beim Therapeuten ebenfalls Gedanken und Gefühle auslöst.

Durch diese sogenannte Gegenübertragung kann sich der Therapeut durch Analyse und
Selbstbeobachtung besser in seinen Klienten einfühlen und nachvollziehen.

Die Bearbeitung bzw. Analyse des Übertragungs- und Gegenübertragungsprozesses


ermöglicht die eigentliche emotionale Aufarbeitung.
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Bedeutung der psychoanalytischen Theorie

Die Tiefenpsychologie
= Der Begri Tiefenpsychologie fast alle psychologischen und psychotherapeutischen Ansätze
zusammen, die die Bedeutung von unbewussten seelischen Vorgängen (des Unbewussten)
hervorheben für die Erklärung von menschlichem Verhalten und Erleben.

“Das Unbewusste”

Als unbewusst bezeichnet die Tiefenpsychologie alle seelischen Vorgänge, die nicht bzw. nicht
mehr in das Bewusstsein dringen, also bewusstseinsunfähig sind, das Erleben und Verhalten
eines Menschen aber maßgeblich beein ussen.

Menschenbild der Tiefenpsychologie


bzw. Menschenbild der Psychoanalyse

Der Mensch wird in der Psychoanalyse als dynamisches System betrachtet, das von
verschiedenen Energien gesteuert wird. Das Menschenbild von Freud geht von einer
mechanischen Vorstellung vom menschlichen Erleben und Verhalten aus. Das Individuum ist ein
Energiesystem, das von sexuellen und aggressiven Impulsen gesteuert wird. Zudem zeigt die
Psychoanalyse eine pessimistische Grundhaltung im Sinne einer geringfügigen Machbarkeit
menschlichen Lebens.

Grundannahmen der Psychoanalyse


Der Mensch als ein festgelegtes Wesen:

- Bestimmte seelische Vorgänge sind dem Bewusstsein verborgen, bewusstseinsunfähig,


unbewusst, wirken sich jedoch auf unser Erleben und Verhalten aus.

- Menschliches Verhalten wird durch Triebe erzeugt und gesteuert. Die seelischen Kräfte und
Motive, die das Verhalten einer Person steuern, sind dieser in der Regel nicht bewusst.

- Jedes Verhalten ist seelisch bedingt — determiniert — und lässt sich nur aus der individuellen
Lebensgeschichte eines Menschen erschließen.

Kritik der Psychoanalyse (Kritik an Freud)

+ Die Psychoanalyse ist eine umfassende Theorie, die das komplexe menschliche Erleben und
Verhalten erschöpfend beschreiben und erklären kann.

+ Die Bedeutung des Unbewussten für die Erklärung menschliches Erleben und Verhalten

—» Unbewusstes hat größeren Ein uss auf unsere Erleben als das Bewusste

—» Bewusstes Ich hat nur wenig Einsicht in unsere Wünsche und Bedürfnisse

+ Sie hat auch große Bedeutung für die Erziehung, Beratung und Therapie.

- Die Sichtweise jedoch, dass Erleben und Verhalten von sexuellen oder aggressiven
Triebimpulsen gesteuert wird, ist sehr verengt.

- Ebenso ist die Annahme eines Todestriebes sehr umstritten.

- Auch der Erklärungsversuch, dass jedes Erleben und Verhalten eine Ursache hat und durch
früher gemachte Erfahrungen determiniert ist, ist nicht nachweisbar und wird infrage gestellt.

- In der Freud’schen Psychoanalyse wird dem Menschen keine Selbststeuerung und Autonomie
zugestanden, das Ich besitzt nur eine schwache Position.

- Zudem wird der Mensch als asoziales Wesen gesehen.

- Die Psychoanalyse ist zum Teil nicht wissenschaftlich fundiert; vor allem die Libidoentwicklung
wird auch von heutigen Psychoanalytikern abgelehnt.

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