Sie sind auf Seite 1von 10

Diff VL 3

Psychoanalyse

• Starke Betonung auf intrapsychische Prozesse

• Intrapsychische Dynamik à beobachtbares Verhalten als Ergebnis

• „Psychoanalytisch“ in mehrfacher Bedeutung verwendet

a. Tiefenpsychologiesche Therapieform (analytische Psychotherapie)


è Heilung psychischer Störungen durch das Bewusstmachen unbewusster Ängste,
Wünsche und Konflikte
è Für dieses Bewusstmachen werden Techniken verwendet, wie die Deutung von
Träumen, von freien Assoziationen, von Fehlleistungen, von neurotischen
Symptomen und auch von kulturellen Leistungen

b. Psychoanalyse als Forschungsmethode

c. Psychoanalytische Lehre als Persönlichkeitstheorie

Sigmund Freuds Persönlichkeitstheorie

- Freud = Begründer der Psychoanalyse


- Hat theoretische Überlegungen im Laufe seines Lebens immer wieder verändert
- Viele Annahmen und Formulierungen konnten einer empirischen psychologischen
Überprüfung nicht standhalten
è Kaum eine andere Theorie so großen Einfluss auf so viele Teilgebiete der Psych. U
darüber hinaus auf andere Bereiche der Wissenschaft + Kunst
- Wichtige Werke:
è Traumdeutung 1900
è Das Ich und das Es

Das allgemeine Menschenbild der Psychoanalyse

• Der Mensch als Energiesystem:

è Freud hat Menschen als System aufgefasst, das über bestimmte


Energiemenge verfügt (Weil er beeindruckt von Erkenntnissen der
zeitgenössischen Physik war)
è Jede Aktivität braucht Energie -> die dann für andere Aktivitäten nicht mehr zur
Verfügung steht
è Psychische Energie kann in die verschiedensten Formen umgewandelt werden und
sich in unterschiedlichsten Aktivitäten niederschlagen

1
• Angeborene Triebe als Energie:

o ursprünglich: jede psychische Energie resultiert aus dem Sexualtrieb (Libido


als sexuelle Triebenergie)
à jedes Verhalten sei sexuell determiniert

o verschiedene Instanzen der Persönlichkeit & Anforderungen der sozialen


Umwelt
à können sexuelle Triebimpulse umgewandelt in sozial erwünschtes
Verhalten (Sublimierung)

o später: Aggressionstrieb (Kriegserfahrung Freuds)

• Determiniertheit des Verhaltens:

o Jedes Verhalten durch Triebimpulse determiniert à kein zufälliges Verhalten

o Verhaltensursachen für Individuum unbewusst

o Freudsche Fehlleistungen: unbewusste Motive kommen im Verhalten zum


Ausdruck
(LufthansaàLusthansa ausversehen das sagt: Auf den ersten Blick ein
Versprecher, doch was hat er wirklich im Kopf?)
o Unbewusste, triebgesteuerte Verhaltensdeterminanten als Gegenposition
zum zeitgenössichen Menschenbild des Menschen als vernunftgeleitetes
Wesen -> 3. Kränkung der Menschheit

• Lustprinzip:

o Jedes Verhalten durch Triebenergie determiniert (in psychoanalytischer Sicht)

o Organismus drängt auf Entladung dieser Triebenergie durch


Triebbefriedigung -> Entladung der Triebspannung

è Triebreduktion als lustvoll erlebt

o Jedes Verhalten tendiert zur Spannungsreduktion und Streben nach


Lustgewinn

o Konflikt: Lustprinzip mit gesellschaftlichen Anforderungen

àKonfliktbewältigung über dynamische Persönlichkeitskonzepte der


Psychoanalyse

àFolge: höchste kulturelle Leistungen aber neurotische Erkrankung

2
Strukturelle Konzepte der psychoanalytischen Persönlichkeitstheorie
• Drei Ebenen: Bewusste, Vorbewusste und Unbewusste
• Unbewussteàalle psychischen Inhalte (Wünsche, Vorstellungen, Erlebnisse,
Gefühle…), die nicht oder nur bewusst gemacht werden können durch Psychoanalyse
(àTraumdeutung etc.)
• Vorbewusste àjederzeit willentlich ins Bewusstsein heb baren
Inhalte/reproduzierbare Gedächtnisinhalte
• Bewusstseinà zu einem bestimmten Zeitpunkt subjektiv klar Gegebene

Freuds Instanzmodell

• Unbewusste nicht mehr Hauptrolle


• Drei Instanzen als strukturelle Konzepte der Persönlichkeit):

o Das ES:
§ Repräsentiert biologisches Substrat des Menschen
§ Psychische Repräsentation der gesamten Triebenergie (Sexual-&
Aggressionstrieb)
§ Vom Ich ins Unbewusste verdrängte Wünsche, Vorsdtellung Affekte
§ Inhalte, Funktionen des ES sind unbewusst
§ Aufgabe des ES: Triebspannung durch Triebbefriedigung zu lösen
§ Das ES funktioniert ausschließlich nach dem Lustprinzip

o Das Ich:
§ Entwickelt sich aus Rindenschicht des Es à indem diese mit
Außenwelt über Sinnesorgane direkt in Kontakt tritt
§ Bewusste Wahrnehmung des Ich unterwirft immer größere/tiefere
Schichten des Es
§ Primäre Funktionen: Wahrnehmung, Denken, Erinnern, Fühlen,
Willkürbewegungen
Sowie Vermittlung zwischen impulsiven Wünschen des Es und der
Realität à dabei dem moralischen, perfektionistischen Forderungen
gerecht werden
ð Konfliktlösung (Es &Über-Ich) durch Blockierung, Verzögerung,
Verteilung von Triebenergie
§ Funktioniert nach Realitätsprinipà rational & logische realistische
Lösungssuche

3
o Das Über-Ich:
§ Entwickelt sich aus dem Es (ab 3. Lebensjahr)
àdurch Verinnerlichung von Ge/verboten der Eltern (Vorbild), später
Erweiterung durch andere übernommene Vorstellungen von Gut&
Böse
§ Späteren Leben: kommen andere übernommene Vorstellungen von
Gut und Böse und anderen Vorbildern hinzu
§ Zwei Instanzen des Über-Ich:
ð Gewissen (einschränkend/Verbietend)
ð Ich-Ideal (Vorbilder orientiert, Lob&Anerkennung)
§ Über-Ich Kontrolle über das Ich bei Konflikt mit Es
ð Bestrafung durch Schuld-,Minderwertigkeitsgefühle,
Strafbedürfnis
ð Belohnung: Stolz, Selbstliebe

Eisbergmodell

Dynamische Konzepte der Psychoanalyse

- Zwei wesentliche Konzepte, die persönlichkeitstheoretisch relevant


erscheinen und eine große Rolle bei der Konfliktdynamik spielen:

Angst:
§ Ehemals: unterdrückte sexuelle Triebregungen umgewandelt in Angst
§ Neu: Gefahrensignal (Warnung des Ichs)
§ Formen von Angst:
ð Realangst: Auslöser reale Umweltreize
ð Neurotische Angst: verbotene Wünsche/Triebe aus dem Es
überfluten Ich à moralische Gründe verbieten Nachgeben

4
ð Kastrationsangst, Angst vor Liebesverlust oder Objektverlust
als Strafen für das vom Es gewünschten Verhaltens

Abwehrmechanismen:

§ Verdrängung:
è Bewusstseinsinhalte (Gedanken, Erinnerungen, Wünsche…) werden vom Ich ins
Unbewusste/Es verdrängt, falls Gefahrensignal Angst auslöst
è Verdrängung selbst geschieht unbewusst, erfordert jedoch andauernde Kräfte des
Ichs (die stärker sein müssen als die verdrängten Triebe damit Veränderung
erfolgreich ist)
ð daher fehlen dem Ich Kräfte für andere Funktionen (Denken,
Erinnern, willkürliches Handeln)
è Bei herabgesetzter Ich-Stärke (Alkohol, Ich-schwache Personen) können
verdrängte Es-Inhalte zu unkontrollierten Handlungen führen
è Schlaf: Ich-Stärke herabgesetzt
ð verdrängte Inhalte als Träume
è selbst bei vollständiger Verdrängung Es Inhalte als:
Fehlleistungen, neurotische & psychosomatische Symptome
Wirkung erzielen

§ Identifikation ( Erhöhung des Selbstwertgefühls durch Identifikation mit einer


Person hohen Rangs)
§ Kompensation (Verhüllung einer Schwäche durch Überbetonung eines
erwünschten Charakterzugs)
§ Projektion (Übertragung der Missbilligung eigener Unzulänglichkeiten und
unmoralischer Wünsche auf andere)
§ Rationalisierung (Der Versuch, sich einzureden, dass das eigene
Verhalten verstandesmäßig begründet ist)
§ Sublimierung (Befriedigung von Bedürfnissen durch Ersatzhandlungen)

5
Psychosexuelle Entwicklung (Freud)

Orale Phase: 1. Lebensjahr


è Triebbefriedigung durch Schleimhäute der Mundzone, Saugen, Beißen, Kauen
è Fixierung: oraler Charakter entsteht(Passiv, fordernd, nie-gebend, abhängig…)
è Saugakt ist ähnlich dem Sexualakt = Befriedigung
è Orale Phase Bedingt Bindung an Mutter(brust)
ð Abstillen als traumatisches Erlebnis
ð Heute: nicht das Stillen selbst, sondern der Kontakt ist
entscheidend

Anale Phase: 2.-3. Lebensjahr


è Reinlichkeitserziehung im Vordergrund
è Sexueller Lustgewinn durch Zurückhalten vs. Ausscheiden von Kot
è Fixierung durch Extreme im Umgang mit Reinlichkeitserziehung
(Folgen: Ordnungsliebe, Sparsamkeit,Eigensinn…)
è Studie von Kline,1968:
ð 46 Stunden Blacky Bildertest
ð Starke Reaktionen auf Situation wo Blacky kotet
= Analität
ð Ergebnis: Hohe Korrelation mit Zwanghaftigkeit
ð Problem: Zwanghaftigkeit wurde in Hinblick auf
Ablehnung gegenüber Dreck gemessen
(Tautologie: Wer keinen Dreck mag, mag auch
keinen Hundedreck)

Phallische Phase: 4.-5. Lebensjahr


è Lustgewinn auf Genitalien konzentriert (Ödipuskomplex/ Elektrakomplex)
è Junge Bedürfnis sexuell mit Mutter zu verkehren
ð Bedrohung durch Vater
ð Verdrängung der sexuellen Begierde
ð Identifikation mit dem Aggressor (Vater)
= stellvertretende Befriedigung)
è Psychol. Unterschiede zwischen Männer und Frauen hier Grundlage (Freud)
è Jeder Mensch ist bisexuell
è Frauen: Elektrakomplex

6
Latenzphase (6-13 Jahren) und genitale Phase (14.-Erwachsenenalter)
è Infantile Triebe sind sublimiert, Kind passt sich den Eltern an
è Entwicklung von Heterosexualität/Homosexualität
è Phasen von Freud nur peripher behandelt worden

Probleme bei der psychosexuellen Entwicklung


- Freud: spezifische Probleme in einer psychosexuellen Entwicklungsphase können
sich fixieren und die Entwicklung bis ins Erwachsenenalter beeinflussen

Regression auf eine frühere Phase


- Orale Persönlichkeit (Abhängigkeit, besessen auf Essen, Trinken, Rauchen)
- Anale Persönl. (Extreme Reinlichkeit/Sparsamkeit, Widerstand gg. äuß. Druck)
- Phallische Persönl. (geringes Moralverständnis, Schwierigkeit mit
Autoritätspersonen…)

Überprüfung psychoanalytischer Annahmen


• Grundlagen Freudschen Formulierungen Beobachtungen an Patienten
• Keine Reliabilität, Validität; nur subjektive Evidenzen , keine experimentelle Kontrolle
• Effizienz psychoanalytischer Therapie fraglich (Eysenck, 1952; 72% Besserung bei
Patienten der Kontrollgruppe)
• Metaanalysen zur Effektivität. Von Psychotherapie (Matt)
è 85 auswertbare Behandlungsvergleiche
è Effektstärke für Psychoanalyse
• Goldman-Eisler 1948:
è Hypothese:
ð Geringe Triebbefriedigung in der oralen Phase durch zu kurze
Stillzeit
= orale Fixierung damit oral- pessimistischer Charakter
ð Lange Stillzeit = oral optimistischen Charakter
= Optimismus, Lebensfreude, Geselligkeit, Fürsorglichkeit
è Selbstbeurteilungen auf 19 Skalen zum Oralcharakter u die Mütter der Probanden
wurden nach der Stillzeit befragt
=Hyphothese bestätigt
è Problem: Ex post facto Versuch: Bindungsstil der Mutter kann mit Stillzeit
konfundiert sein

7
• Sarnoff&Corwin 1959: Kastrationsangst;
è Entsteht im 4 o 5 Lebensjahr
ð Ausprägung der KA ist mehr oder minder stsrk und wird im
Laufe der weitern Entwicklung ins Unbewusste veränderung
è Hypothese: Bei Männern mit starker verdrängter KA wird durch sexuelle Reize
diese unbewusste KA aktiviert und wirkt sich auf das bewusste Erleben aus
è Organismusvariable: unbewusste Kastrationsangst
è Unabhängige Variable: sexuelle Stimulation
ð S+: Bilder nackter Frauen
ð S-: Bilder bekleideter Frauen
è Abhängige Variable: Veränderung der Todesangst

Kastrationstheorie wurde bestätigt


è Es sind jedoch alternative Interpretationen möglich
ð Ängstliche Personen (KA+) stimmen in informellen,
enstpannten Situationen (S+) vorgelegten Fragstellungen eher
zu als nichtängstlich (KA-) und als Personen in formellen
Situationen (S-)
ð Oder: Mehr Lebensfreude bei sexuell interessierten Männern
(KA+)

Carl Gustav Jung: analytische Psychologie und Persönlichkeitskomponenten


Komponenten der Persönlichkeit nach Jung:

• 1906 Kontaktaufnahme mit Freud; Umdeutung der Libido als Lebensenergie und
Bruch mit Freud; bis 1923 Aufstellung von Typologien, Mythologie, ethnologische
Forschungsarbeiten; bis 1961 Beschäftigung mit Religionswissenschaft

8
Ego, Bewusstsein:
- Identitätempfinden:Alles was Erinerrung, Wahrnehmug, Gedanken u Gefühle
bewusst ist

Persönliche Unbewusste:
- Material, das einmal bewusst was aber vergessen o verdrängt wurde
- „Sitzt“ der Komplexe, die nach Jung nicht unbedingt negativ sind, sondern alles
Konflikthafte der Persönlichkeit umfassen
- Der Inhalte der persönlichen Unbewussten können bewusst werden

Kollektiv Unbewusstes
- Neues Element der Tiefenpsychologie
- Besteht aus starken emotionalen Symbolen: ARCHETYPEN
è Kumultive Erfahrung unserer Vorgahren
è Angeborene Prädispositionen
è Manifestieren sich in Träumen, Phantasien, Sagen, Mythen, Phantasien, Kund u
Hallutinationen
è Emotionale Muste prädisponieren die Archetypen uns zu spezifischen
Reaktionsmusten auf bestimmte immer wiederkehrende Stimuli

Kollektiv Unbewusstes: Atchetypen


- Animus und Anima
è Animus: männliches Element in Frau
è Anima: weibliches Element im Mann
è Implizite Vorstellung davon was es bedeutet vom anderen Geschlecht zu sein

- Persona und Schatten


è Persona: sozial annerkante Fassade, die wir anderen präsentieren
è Schatten: dunkle und unakzeptierte Seite der Persönlichkeit
è Schamerfüllte Motive und Wünsche, die wir lieber nicht zulassen sollten

- Mutter: symbolisiet Generativität und Fruchtbarkeit


è Hervorgerufen von Mutter oder von Figurativem
è Kann gut oder böse sein oder beides (wie richtige Mutter)

- Held und Dämon


è Held: starke und gute Kraft, die gegen Feinde kämpft und uns beschützt
è Dämon: Gegenspieler des Helden, repräsentiert Grausamkeit u das Böse

Moderne Psychologie bezweifelt die Existenz des kollektiven Unbewussten: Wie können
Erinnerungen in userem Gehirn existieren

9
Typen nach Jung

- Lebensenergie (Libido) Jung kehrt sich nach:


è Außen = Extraversion
è Innen = introversion

- Jung kombiniert diese Typen mit Bewusstseinfunktionen:


è Empfindung (sensing): Ist da was
è Denken: Was ist das, das da ist?
è Fühlen (feeling): Was ist es wert?
è Intuition: Wo kommt es her und wo wird es hingehen?

- Denken und Empfinden = rationale Funktionen (bewerbar im Sinne richtig/falsch


oder angenehm/unangenehm)
- Fühlen und Intuition = irrationale Funktionen (ohne kognitive Bewertung)
- Nach Jung tendiert jeder Mensch entweder mehr zum Denken o mehr zum Fühlen
(gleiche Ausprägung schließt sich aus)#
- Alle Funktionen sind anlagebedingt, prägen sich aber mehr oder weniger aus
(superiore Funktion= wichtigstes Mekmale de

Die Typen fanden Niederschlag in einem Persönlichkeitsinventar:


Meyers-Briggs Type Indicator

Ursprünge seiner Theorie


- Studie von Gorlow, Simonson & Krauss
èErstellung einer Itemsammlung in der „Ich-Form“ im Sinne der Jungschen Typen
èÜbertragung der Items auf Kärtchen und Vorlage an 99 Stunden
èStudenten beantworten die Fragen in der Form „trifft besonders starkt vs
besonders wenig“ auf mich zu
èFaktorenanalyse -> acht Faktoren, von denen nur fünf den Typen annähernd
entsprachen

10

Das könnte Ihnen auch gefallen