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Interaktive Verfahren

- Analyse des prozeßhaften Zustandekommens von Gesprächen


- Ambiguität des Begriffspaars ‚interaktive Verfahren‘:
• Rekonstruktion eines Gesprächsverlaufs in seinem Entstehen
• Wechselseitiges aufeinander bezogenes Kommunikationshandeln der
Gesprächsteilnehmer
Reflexivität
- Reflexivität der Sprache als Phänomen in der Antike bekannt:
• Antinomie vom Lügner: Ich bin ein Lügner.
▪ Satz ist nur dann wahr, wenn er falsch ist oder
▪ Satz nur dann falsch, wenn er wahr ist.
• Notwendige Trennung zwischen Objektsprache: Ich bin ein Lügner. und
Metasprache: Der Satz ‚ich bin ein Lügner‘ ist wahr.
- Geltungsbereiche von Objektsprache und Metasprache unterschiedlich.
- Leider kann man über Sprache nur in der Sprache reden → Holenstein (1980):
‚Unhintergehbarkeit der Sprache‘
- Zusätzliche problematisch: Vagheit der Alltagssprache und gleichzeitig kann die
Vagheit nur mittels Alltagssprache präzisiert werden Sprache = vage = ungenau
- Eco (1972: 77) ‚unendliche Semiose‘: Sprache ist ein‘ System, das sich aus sich selbst
heraus durch aufeinander folgende Systeme von Konventionen klärt, die sich
gegenseitig erklären‘
- Im Gegensatz zu den Vertretern der Philosophie einer idealen Sprache sehen z.B.
Wittgenstein diese Ungenauigkeit der Sprache als entscheidenden Vorteil an.
- Sprache ist also nur über Sprache deutbar. Mittel und Gegenstand der Sprachdeutung
ist dieselbe allgemein praktizierte Sprache.
- Die Metasprache der Gesprächsanalyse unterscheidet sich nicht von der
Alltagssprache der Gesprächspartner.
- Konversationsanalyse hat dieses Problem zur Methode gemacht.
- Die Verfahren der Partner in einem Gespräch sind dieselben, die auch bei der
Gesprächsanalyse zu benutzen sind.
- Ziel einer konversationsanalytischen Untersuchung: empirische Rekonstruktion
derjenigen Verfahren, die genutzt werden von den Teilnehmern eines Gespräches um
eine geordnete Interaktion herstellen zu können.
Indexikalität
- Zur Auflösung der Vagheit sprachlicher Äußerungen ständiger Versuch bei der
Gesprächspartnern Bezug zur aktuellen Situation herzustellen.
- ‚Sinn der Kommunikation‘ liegt also in den fortwährenden Bezügen zu situativen und
kontextuellen Gegebenheiten
- indexikalische Ausdücke nehmen Bedeutung an, wenn sie in der aktuellen Situation verankert sind

Ökonomieprinzip der Kommunikation


- Es sollte jede Problematisierung, die über die normalen Alltagsbelange hinausgeht,
vermieden werden.
- Allerdings funktioniert dieses Prinzip natürlich häufig nicht - dafür stehen den
Gesprächsteilnehmern sog. Reparaturverfahren zur Verfügung
- Sinnstiftung durch Bezug auf Handlungskontext und Situation:
• Äußerung enthält entsprechend den jeweiligen Belangen Genauigkeit und
Eindeutigkeit
• Konstituiert einen neuen Aspekt der Situation
- Methodologisches Grundprinzip der Gesprächsanalyse:
• → Analysiere nur die Gespräche, die du auf der Grundlage deines
Alltagswissens (deiner alltagssprachlichen Kompetenz) auch selber zu führen
in der Lage bist!
• → Ziel: Rekonstruktion des Sinnes, den die Gesprächspartner mit ihren
(non)verbalen Aktivitäten interaktiv gültig und verbindlich konstituieren.

Der Sinnbegriff
- Grundlegende Arbeit des Soziologen A. Schütz (1932)
- Hauptgedanke (basierende auf G. Simmel): Alle sozialen Phänomene können
letztendlich auf das face-toface- Verhalten zweier Menschen zurückgeführt werden.
- Konzentration auf die Analyse sinnhaften Handelns und Erklärung, wie beim Prozess
des Handelns der Sinn entsteht
- Sinn konstituiert sich im ‚sinnhaften‘ Erleben, dafür müssen nach Schütz zwei
Bedingungen gegeben sein:
• Es muss sich um ein ‚wohlumgrenztes Erlebnis‘ handeln.
• Wir müssen uns diesem aus dem allgemeinen Wahrnehmungs- und
Empfindungsstrom herausgehobenen Erlebnis ‚intentional-meinend‘ zuwenden
- bewusste, reflektierte Zuwendung ist also entscheidend für die Entstehung des Sinns
- Was besagt das für die Gesprächsanalyse?
• Ein Gespräch ist ein dialogisch ausgerichtete Folge von Äußerungen zu einem
thematischen Komplex
• Die thematische Konzentration entspricht der ‚intentional-meinenden‘
Zuwendung
- Der Sinnbegriff liegt zwischen dem bewusstseinsmäßigen Akten der intentional-
meinenden Zuwendung und den dialogischen Äußerungsakten themenorientierter
Gesprächsfokussierung
- 2 Sinnschwellen
• Untere Sinnschwelle: Nicht-Wissen bzw. Zustand des Nicht-im Bewusstsein-
vorhandenen Seins
im Bereich zwischen den beiden Extremen kann Sinn konstituiert werden

• Obere Sinnschwelle: Erfahrungen, Empfindungen, Erlebnisse, die wir im


Bewusstsein haben, aber nicht bezeichnen, ausdrücken können, da wir sie nicht als
klar umrissene Konzepte erfassen können
- Der Prozess der Sinngebung besteht also im Sich-verfügbar- Machens von
Bewusstseinsbereichen
- Sinn ist alles das, worauf sich die Gesprächspartner im reflexiven Zugriff beziehen
können, indem es explizit zum Thema gemacht wird oder implizit mit ausgedrückt.
- Der phänomenologisch bestimmbare Inhalt von Gesprächen:
• Kognitives Konzept (Bewusstseinsinhalte)
▪ Das kognitive Konzept ist Gegenstand der Kognitionspsychologie
• Kommunikatives Konstrukt (Sinn)
▪ Das kommunikative Konstrukt ist Gegenstand der Gesprächsanalyse
• Konventionell-kulturelle Symboleinheit (Bedeutung)
▪ Die Bedeutung ist Gegenstand der Semiotik und Semantik
Unterscheidung von Sinn und Bedeutung nach Frege
- Tautologie
o „Eine Rose ist eine Rose“
• immer wahr
• enthalten nicht viel Information
• aber: „Der Abendstern ist der Morgenstern“
▪ = Tautologie, mit Information → bezeichnen beide Venus
• Sinn ↔ Bedeutung
am Abend leuchtend am Morgen leuchtend außerspr. Referenz
Das Konstitutionsmodell der Kommunikation
- Die gängigen Kommunikationsmodelle der Sprachwissenschaft: Struktur einer
Transferkette
- Reduktion der Kommunikation auf einen Prozess der Aktion und Reaktion, Vollzug
und Nachvollzug
- Die Entstehung eines Sinns, an dem alle Gesprächspartner beteiligt sind, wird nicht
erfasst
- Im Konstitutionsmodell geht man davon aus, dass alle Partner ihre kommunikativen
Aktivitäten dazu nutzen, ein gemeinsamen gestalthaftes Gebilde zu erschaffen.
- Kein Transfer von kommunikativen Einheiten von einem zum anderen, sondern
Aufbau dieser Einheiten in einem gemeinsamen kommunikativen Raum.
- Die kommunikativen Aktivitäten sind als Versuche zu verstehen, einen bestimmten
Sinnkomplex - der erstmal nur den Einzelnen als kognitives Konzept zur Verfügung
steht -aufzubauen, zu verändern, zu erweitern etc.
- Die Bestimmung des Inhalts ist damit eine Aufgabe, die allen Beteiligten zukommt.
- Vorteile
• Interaktive Natur von Kommunikation wird erfasst
• Darstellung des sukzessiven Entstehens eines gemeinsamen Gebildes aus den
sich zusammenschließenden Gesprächsbeiträgen
• Einzelne Redebeitrag in seiner Vagheit besser bestimmbar.
- Gesprächsverfahren
• Basisprinzipien:
▪ Grundfähigkeiten der Deutungskompetenz (müssen anthropologisch
fundiert sein)
▪ Was ist das Problem des Einzelnen, wenn er ein Gespräch konstituieren
möchte?
- Es erwächst eine kommunikative Absicht, die als Sinnkonzept
nur einem erstmal zur Verfügung steht oder die er hat.
- Damit dieses Sinnkonzept kommunikativ relevant wird, muss es
den anderen zur Verfügung gestellt werden.
- Jeder Gesprächsbeitrag ist und muss mit dem geteilten
Alltagswissen und Hintergrunderwartungen abgestimmt sein.
• gegeben ↔ untersch. Kulturen → clash

▪ Das Alltagswissen:
- brauchbare und notwendige Unterscheidungen, Typisierungen
und Wertungen
▪ Begriff der Ethnie in der Ethnomethodologie:
- jede Art von Gruppe von Personen, ‚die eine spezifische,
gemeinsame soziale Wirklichkeit hervorbringen,
aufrechterhalten und ihren Sinndeutungen und Handlungen
zugrundelegen‘. (Patzelt, 1987)
▪ Hintergrunderwartungen
- werden in manchen Arbeiten in Anlehnung an die Generative
Grammatik als ‚Tiefenstrukturen‘ bezeichnet – im Gegensatz zu
den ‚Oberflächenstrukturen‘ der Interaktionsszene
- Partner- und Selbsteinschätzung
- Handlungsroutinen und –normen
- Die Partner- und Selbsteinschätzung elementar für die
Entscheidung, welche Intentionen sprachlich überhaupt
ausgedrückt werden können. → Vorher-im-Kopf-durchspielen

- Legen die gängigen Beziehungsstandards fest.


- Handlungsroutinen spezifizieren die Stationen des möglichen
weiteren Geschehens
- werden erst nach Verstoßen klar/bewusst
▪ Formale Eigenschaften von Gesprächsschritten:
- jeder muss seinen Beitrag hinsichtlich verschiedener
kommunikativ relevanter Momente markieren
- Indexikalität
• Thematische Indexikalität
▪ Situationsgemäße Verständlichkeit der
Beiträge
▪ Grundlegende Eigenschaft die ein
Gesprächsbeitrag haben muss, damit er als
sinnhaft eingestuft werden kann
• Personale Indexikalität
▪ Bezug zu den aktuell am Gespräch beteiligten
Personen
▪ Verdeutlichung der Absichten des Sprechers -
grundlegende Markierung und Absicherung
der Intentionalität
▪ An wen richtet sich der Beitrag? - Markierung
der Direktionalität
• Aktionale Indexikalität
▪ Verdeutlichung des Status eines Beitrags
bezüglich der aktuell laufenden
Interaktionsmuster
▪ Entweder haben die Beiträge grundsätzlich
Gültigkeit oder aber diese ist außer Kraft
gesetzt (scherzhafte, ironische,
hypothetische...Beiträge)
▪ Außerdem muss markiert werden, ob und
wann ein Gesprächsbeitrag wirklich so
gemeint ist, wie er ausgedrückt wurden (ob er
valide ist)
▪ Bedeutsamkeit oder Wichtigkeit des Gesagten
relativ zu einem bestimmten sozialen Bereich -
Stellenwert des Beitrags in der aktuellen
Interaktion
▪ Graduelles und qualitatives Ausmaß der
jeweiligen Gültigkeit eines Beitrags =
Relevanzeinstufung bzw. Relevanzmerkmal
- Die wichtigsten Merkmale der Gesprächsbeiträge:
• 1. Prägnanz
• 2. Intentionalität
• 3. Direktionalität
• 4. Validität
• 5. Relevanz
- Interpretationsverfahren
- Grundlegende Voraussetzungen für das Funktionieren von Gesprächen
• a) Reziprozität der Perspektiven
▪ Bezug der Gesprächspartner auf die formalen
Eigenschaften ihrer Beiträge
- Einrichtung der Beiträge so, dass die Merkmale für alle
erkennbar sind (ich mache etwas)

- Unterstellung, dass die Partner es ebenso mit ihren Beiträgen


halten (ich unterstelle GsP, dass er das auch macht)

- Ein Gesprächspartner unterstellt dem anderen Gesprächspartner,


dass dieser ihm unterstellt, dass die Beiträge diese Merkmale
aufweisen (GsP unerstellt mir, dass ich GsP unterstelle, dass er das auch macht)

• b) Unterstellung von Normalität und Rationalität des


Handelns
▪ Man geht davon aus, dass das Handeln und Denken aller Beteiligten
bestimmten allgemeingültigen Normalitäts- und Rationalitätsstandards
genügt.
▪ Normalität betrifft Aspekte der Typikalität, der Wahrscheinlichkeit und
Vergleichbarkeit, der Kausalität, der instrumentellen Effizienz und
auch der moralischen Notwendigkeit des Verhaltens
▪ Außerdem wird eine kongruente Übereinstimmung der
Wirklichkeitswahrnehmung unterstellt. ↔Synästitiker

▪ M.a.W. alles was man sagt oder tut, wird erst einmal hinsichtlich der
Rationalitäts- und Normalitätserwartung beurteilt.
• c) Das ‚et cetera‘ - Verfahren der Handlungsbeurteilung
▪ ‚et cetera - Prinzip‘ nach Cicourel (1975) - Annahme eines
unausgesprochenen Konsens zwischen den Gesprächsteilnehmern
- Versuch, dem Gesagten oder dem Handlungskontext alles
hinzufügen, was Lücken schließen kann, damit am Ende wieder
Beiträge entstehen, die den bereits genannten Erwartungen
entsprechen
- Einsatz von Präsuppositionen
• Voraussetzungen (Bedeutungskomponenten von Sätzen,
die durch die jeweiligen Sätze implizit vorausgesetzt werden)
o ‚mein‘ Auto ...
o bestimmter Artikel → Präsenz, eindeutige
Identifizierung

- Dialogisches Ökonomieprinzip
• Gespräche werden solange fortgeführt, wie bestehende oder mögliche
Diskrepanzen nicht signifikant sind.
• Erst wenn das nicht mehr geht - Gespräche also problematisch werden - setzen
von allen Partnern getragene Verfahren ein, um die Normalität der
dialogischen Ordnung wiederherzustellen
- Die Konstituierungspraxis
• All die kommunikativen Handlungen, durch die sich die Gesprächsteilnehmer
gegenseitig den Sinns ihres Gesprächshandelns aufzeigen.
• In der Konversationsanalyse werden diese Praktiken ‚accounts‘ genannt.
• Accounts dienen dem:
▪ Hervorbringen
▪ Sichern von Sinn
▪ Wiederherstellen
• Die ‚accounts‘ können entweder in unmittelbar aufeindanderfolgenden
Gesprächsschritten relevant werden oder aber sie sind in längeren sequentiellen
Phasen zu beobachten.
- Lokales Management
• Diese Verfahren bringen die Mikrostrukturen eines Gespräches hervor.
• Der einzelnen Gesprächsschritt wird als ein offener Sinnkomplex aufgefasst.
• Es wird bei der Analyse nur dasjenige kommunikative Geschehen
berücksichtigt werden, das auch den Gesprächspartnern selbst zur Verfügung
steht.
• Ständiges Bemühen der Gesprächsteilnehmer, die sich in ihren Beiträgen
ausdrückende Indexikalität hervorzubringen, zu sichern oder ggf.
wiederherzustellen
• Klassifikation der dazu verwendeten Aktivitäten in
▪ Markierungs- und Setzungsaktivitäten
- dienen der Verdeutlichung der verschiedenen formalen
Eigenschaften, der Alltagswissensbestände und Handlungs- und
Bewertungsstandards. Sie werden verfügbar gemacht und zur
weiteren Bearbeitung durch die Interaktion angeboten
▪ Modifikationsaktivitäten
- beziehen sich auf die Veränderung bzw. Reformulierung bereits
gesetzter Eigenschaften, Wissensbestände oder
Handlungsnormen
▪ Suspendierungsaktivitäten
- zielt darauf, bestimmte Eigenschaften etc. vorübergehend oder
generell außer Kraft zu setzen
▪ Reinstallierungsaktivitäten
- dienen der wieder in Kraftsetzung bestimmter formaler
Eigenschaften oder der Geltung bestimmter Wissensbestände
• Grundsätzlich gilt, dass die interaktiven Verfahren je nach funktionaler
Perspektive unterschiedliche terminologische Erfassungen erlauben (bezüglich
der Relevanz können z.B. Markierungen als Relevanzaufdeckung und
Modifikationsaktivitäten als Relevanzhoch- bzw. -rückstufung aufgefasst
werden).
• Der interaktive Stellenwert eines einzelnen Verfahrens muss also sowohl vom
Gesprächspartner als auch dem Gesprächsanalytiker situationsadäquat
herausgearbeitet werden.

• = unbewusst
- Zusammenfassung der interaktiven Aktivitäten
• Der dialogisch relevante Sinn muss stets interaktiv ausgehandelt werden.
• Auch wenn ein Gesprächspartner mittels Setzungsaktivitäten bestimmte
kommunikative Vorgaben macht, werden diese erst gültig, wenn eine solche
Vorgabe interaktiv verarbeitet wird.
• Die Aushandlungsverfahren werden durch zweigliedrige Sequenzverfahren
beschreibbar.
• Wenn B auf A kommunikativ antwortet, wird für alle deutlich wie B A‘s
Beitrag aufgefasst hat und erst dadurch wird der Sinn von A‘s Beitrag
definiert.
• Allerdings kann A auch selbst den Sinn seiner Handlung/Äußerung
verdeutlichen.
• Unterscheidung zwischen selbstbezogener und partnerbezogener
Definitionspraxis
• Unterscheidung zwischen prospektivem und retrospektivem Definieren
▪ Beim retrospektivem Definieren sehr wichtig: Ratifizierungsaktivität
▪ Darauf kann eine Konsolidierungsaktivität folgen oder auch eine
Honorierungsaktivität
• Erfolgt in einer Gesprächssequenz auf die Initiantenvorgabe eine
grundsätzliche Bestätigung, dann wirkt diese gesprächssequenzeinschränkend.
• Sequenzexpandierend ist, wenn keine Ratifizierung auf die Initiantenpraxis
erfolgt.
• Von untergeordneter Bedeutung nach dem zu fragen, was mit einer Äußerung
‚gemeint war‘ - bleibt immer hypothetisch
• Aber es ist realisierbar, danach zu fragen, was alle Partner in ihrem
interaktiven Zusammenwirken als den gemeinsamen, als gültig akzeptierten
Sinn ihres Tuns aushandeln.
• Dieser Sinn erschließt sich als kommunikatives Konstrukt einer im lokalen
Management hervorgebrachten, gesicherten oder wiederhergestellten Ordnung:
‚‘interaktiv-semantische Gestalt‘

- Regionales Management
• Prozesse der lokalen Sinnproduktion laufen in der Regel nicht bewusst ab,
sondern aufgrund unserer Alltagsroutinen fast automatisch.
• Im Gegensatz dazu sind uns regionale Sinnproduktionen (über größere
Gesprächsstrukturen hinweg) in der Regel bewusst(er).
• Analyseschritte bei der linguistischen Untersuchen eines
Gesprächs
▪ Wie kann man eine sinnvolle und systematische Gesprächsanalyse
gestalten?
- Einerseits Entwicklung sinnvoller Analysegesichtspunkte und -
konzepte
- Andererseits Zusammenfügung dieser Gesichtspunkte zu einer
einheitlichen Analyse
▪ Strukturelle Einheiten und interaktive Verahren stehen in einem
systemhaften Zusammenhang.
▪ Müssen in der analytischen Rekonstruktion aufeinander bezogen
werden.
▪ Angabe eines Orientierungsrahmen für das analytische Vorgehen
1. Zweck und Ziel der Analyse (spezifisch/praktisch und/oder
allgemein theoretisch)
2. Linguistische Beschreibung als Grundlagenanalyse verstehbar,
weitere Analysen mit spezifischen Zielen können darauf aufbauen
3. Generelles Ziel der linguistischen Gesprächsanalyse: das
Allgemeine im Besonderen
▪ Voraussetzungen
- Materialvoraussetzungen
▪ Welches Material wird benötigt?
▪ In welchem Ausmaß ist das Material zu bearbeiten?
▪ Welchen analytischen Stellenwert haben die
Datentypen? (Hilfsfunktion oder Zentrum der Analyse)
- Soziale Voraussetzungen
▪ Sozialen Rahmenbedingungen des Gespräches
▪ Welcher Gesprächstyp?
▪ Setting (Ort, Zeit, Personen) und soziale Situation
▪ Bestimmung der Handlungsdomänen, Intentionen etc.
- Kompetenzvoraussetzungen
▪ Individuelle kognitive Voraussetzungen
▪ Bedingungen für die Gesprächsführung
▪ Welche Einzelsprache? Welche Dia-, Sozio- und
Idiolekte?
▪ Spezielle Wissensbestände
- Deutungsvoraussetzungen
▪ Reflexion des eigenen Alltagsverständnisses und
▪ Rekonstruktion des Selbstverständnisses der
Gesprächspartner
▪ Erste Schritt auf eigene Voraussetzungen gerichtet, zweite Übergang
zur Materialanalyse
▪ Dabei stehen metakommunikative Äußerungen im Mittelpunkt;
▪ → Nach Abklärung der Voraussetzung bereits eine erste Kenntnis des
Gesprächsgeschehens
▪ Qualitative Gesprächsanalyse
- Explizite Formulierung von Hypothesen:
▪ Geordnete und systematische Auflistung
- Gibt es ein übergeordnetes Gesprächsziel? Gibt es eine
bestimmte soziale oder interaktive Funktion des Gespräches?
▪ Sind nur Einzelziele der Sprecher zu erkennen?
- Gibt es bereits bei der ersten Rezeption des Gespräches
auffällige Phänomene?
▪ Detailhypothesen müssen mit den Grundhypothesen in
Beziehung gesetzt werden.
- Operationalisierung der Hypothesen für weiteres Vorgehen
▪ Vor allem Bestimmung der sprachlichen Indikatoren für
die Überprüfung der Hypothesen
- Methodisches Postulat: Immer vom ganzen Gespräch hinzu den
konstituierenden Elementen und Prozeduren
▪ Zuerst Makrostrukturen ermitteln
▪ Dann Rekonstruktion der interaktiven Verfahren und
dadurch Festellung, wie diese Strukturen von den
Gesprächsteilnehmern hergestellt wurden
▪ Welche Phasen lassen sich abgrenzen?
▪ Wie werden diese Phasen konstituiert?
▪ Relation der Phasen zueinander
- Bestimmung der Gesprächsbeiträge sehr relevant;
- Grundsätzlich gilt: Man muss während der Analyse sowohl
‚nach oben‘ als auch ‚nach unten‘ schauen.
- Gesprächsausschnitte sind immer vor dem Hintergrund des
Gesamtgespräches auszuwerten. Zumindest der Stellenwert des
Ausschnittes für das Gesamtgespräch muss ermittelt werden.
- Beim Vorliegen ritualisierter Phasen (wie Eröffnung und
Beendigung) sind diese genau zu betrachten, um die Kernphase
heraustrennen zu können.
- Die ritualisierten Phasen eignen sich für die Untersuchung der
Partnerbeziehung
- Verschiedene Markierungs- und Definitionsaktivitäten der
Partner zu beobachten.
▪ Untersuchung der Kernphase
- Drei Problembereiche:
▪ Das Auftreten ritueller Sequenzen innerhalb der
Kernphase
▪ Interaktive Entfaltung der Makrostruktur
▪ Zusammenhang von Kernphase und rituellen Phasen
- Analyse der Makrostruktur auf zwei Ebenen:
▪ Auf der Handlungsebene durch Abgrenzung von
zielorientierten Teilphasen vor dem Hintergrund der
zentralen Handlungspläne
▪ Auf der thematischen Ebene durch Gliederung in
thematische Abschnitte aufgrund inhaltlicher Kriterien
▪ Durch welche sprachlichen Signale und Handlungen
grenzen die Gesprächspartner die einzelnen Phasen
voneinander ab?
▪ Welche Sequenzen werden realisiert?
▪ Welche Formen thematischer Progression sind
erkennbar?
▪ ...
- Nach der Analyse der Makrostruktur der Kernphase, Frage nach
der Beziehung der Kernphase zu den Eröffnung und
Beendigung
▪ z.B. haben die Eröffnungsphase und die in ihr
verwendeten rituellen Mittel einen Einfluss auf den
Ablauf der Kernphase, insbesondere auf das
Beziehungsprofil?
- Konfrontation der Analyseergebnisse mit den Hypothesen
- Frage, ob auch eine quantitative Analyse sinnvoll
▪ Operationalisierung der kommunikationstheoretischen
Konzepte
▪ Theoretische Absicherung der Validität und Reliabilität
der Indikatoren
▪ Eigentliche statistische Erhebung
• Zusammenfassung der Analyseschritte
1. Reflexion über die Ziele der Analyse
2. Voraussetzungen für die Analyse
1. Materialvoraussetzungen
2. Soziale Voraussetzungen
3. Kompetenzvoraussetzungen
4. Deutungsvoraussetzungen
1. Reflexion des eigenen Alltagsverständnisses
2. Rekonstruktion des Selbstverständnisses der
Gesprächspartner
3. Die Gesprächsanalyse selbst
1. Hypothesen über den Sinn des Gesprächs
1. Allgemeines Ziel des Gespräches
2. Besonderheiten und Auffälligkeiten
2. Materialanalyse
1. Der Gesprächsschritt als Grundeinheit in Relation zu
den Makrostrukturen
2. Phasenanalyse
1. Dreiteilung des Gespräches
2. Rituelle Phasen und ihr sequentieller Aufbau
3. Kernphase
1. Rituelle Sequenzen innerhalb der
Kernphase
2. Makrostrukturen
3. Bezug zu den rituellen Phasen
3. Zusammenfassung der Ergebnisse und
Darstellungsform
4. Quantitative Analyse
Ethnomethodologische Konversationsanalyse
Begriffsbestimmung
• Die ethnomethodologische Konversationsanalyse (conversation analisis, KA) untersucht
empirisch die formalen Prinzipen und Mechanismen natürlicher Interaktion
• Teilnehmer benutzen formale Prinzipien und Mechanismen, um bei einem sozialen Geschehen
ihr eigenes Handeln, das Handeln anderer und die aktuelle Handlungssituation in ihrem Tun
sinnvoll zu strukturieren, zu koordinieren und zu ordnen
• Diese formalen Verfahren („Ethno-Methoden“) werden von den Gesprächs-teilnehmern lokal
eingesetzt, um den für ihr Handeln relevanten Kontext zu analysieren, die Äußerungen ihrer
Handlungspartner zu interpretieren und die Verständlichkeit, Angemessenheit und
Wirksamkeit ihrer eigenen Äußerungen zu produzieren
• KA beschäftigt sich mit den kommunikativen Prinzipien der (Re-) Produktion von sozialer
Ordnung in der situierten sprachlichen und nichtsprachlichen Interaktion, dabei beschränkt sie
sich nicht nur auf Unterhaltungen informeller Natur, sondern erstreckt sich auch auf die
Untersuchungen anderer Gesprächsarten, wie z. B. institutionenspezifischer Gesprächsarten
Entwicklungsgeschichte der KA
• Eigene soziologische Forschungsrichtung in den 60er und 70er Jahren, entwickelt aus der von Harold
Garfinkel (1967) begründeten Ethnomethodologie, die bis heute für das theoretische und methodische
Selbstverständnis der KA bestimmend ist
• Einfluss auch von den interaktionsanalytischen Arbeiten Erving Goffmans, der kognitiven
Anthropologie, der Ethnographie des Sprechens sowie der Philosophie des späten Wittgenstein
• Grundlegende Bedeutung für die Konzeptionalisierung: paradigmatische Arbeiten von Harvey Sacks,
Studien von Emanuel Schegloff, Gail Jefferson
• Seit Anfang der 70er Jahre auch außerhalb der USA rezipiert, Ausbreitung der KA aus ihren
soziologischen Fachgrenzen, Einbeziehung in andere wissenschaftliche Disziplinen (z.B. Linguistik)
• Zwei Entwicklungen in der gegenwärtigen Linguistik der 60er u. 70er Jahre:
1. Abwendung des in den 70er Jahren zunehmenden idealisierten Sprecher-Hörer-Modells von Noam
Chomsky; Beschäftigung mit der real gesprochenen Sprache
2. Etablierung neuer Ansätze, die auf der Sprechakttheorie, der Pragmatik und der Diskursanalyse
beruhen → Analyse von Sprachhandlungen
• Nachhaltiger Einfluss auf neuere Entwicklungen in der Sprachwissenschaft, da KA ein soziologisch
motiviertes Interesse an der Struktur und der Methodizität sprachlich realisierter sozialer Handlungen
zeigt, Beitrag zur dialogisch-konstruktivistischen Sichtweise
• Auch in der Rhetorik- und Kommunikationsforschung sowie in der Psychologie angewandt
Theoretischer Hintergrund
• Ethnomethodologische KA entstand als Versuch, auf die für die Soziologie zentrale Frage,
wie soziale Ordnung möglich ist, eine Antwort zu finden
• Entgegen dem bis in die fünfziger Jahre hinein vorherrschenden strukturalistischen Ansatz
müssen, laut Harold Garfinkel, allgemeine Regeln notwendigerweise in das aktuelle
Interaktionsgeschehen hinein vermitteln; um handlungsrelevant zu werden, müssen diese
situiert werden
→ Vermittlung erreichbar durch Interpretation; Aufeinanderbeziehung der Regeln (Werte) und
der Situation durch Sinnbeschreibung und Deutung, Frage nach dem „Wie?“ rückt dabei in
den Vordergrund,
• Ethnomethodologische Frage nach der Genese von sinnhafter Ordnung in der Alltagspraxis
darf nicht „kognitiv“ verkürzt und auf die Frage beschränkt werden, wie der Sinn einer
Handlung in der subjektiven Wahrnehmung der Beteiligten hervorgebracht wird
→ Ordnungsleistungen der Sinnindikationen und -Offenbarungen, welche die Handelnden in
ihren Äußerungen dem Interaktionspartner als Verstehenshilfen mit auf den Weg geben, sind
die Untersuchungsobjekte der Ethnomethodologen
• Vorstellung, dass im Vollzug alltäglicher Handlungen und Handlungssituationen Methoden
erkennbar gemacht werden als „Zeichen-und-Zeugnisse-einer-sozialen-Ordnung“ genau dieser
Handlungen
• Prämisse: Die Handelnden bringen erst das als solche in ihren Handlungen und
Wahrnehmungen hervor, was sie im alltäglichen Handeln als vorgegebene soziale Tatsachen,
als unabhängig von ihrem Zutun existierende Realität wahrnehmen und behandeln
→ gesellschaftliche Tatbestände erhalten ihren Wirklichkeitscharakter ausschließlich über die
zwischen den Menschen ablaufenden Interaktionen; gesellschaftliche Wirklichkeit gleich
Vollzugswirklichkeit; die von den Interagierenden „lokal“ hervorgebracht und intersubjektiv
ratifiziert wird
→ erst in der sozialen Interaktion stellt sich die Objektivität von als „objektiv“
wahrgenommenen Ereignissen, die Faktizität von als „faktisch“ geltenden Sachverhalten her
• Vorgang der sinnvermittelnden Wirklichkeitserzeugung erfolgt methodisch und weist einzelne
formale Strukturmerkmale auf:
1. soziale Tatsachen (von Handelnden als solche wahrgenommen) sind nicht für allemal
fixiert: Wirklichkeit ist ein Geschehen in der Zeit → transformierbar und fragil
→ Abstimmen der Wirklichkeitsdefinitionen in jeder Interaktion
2. Im Handlungsvollzug setzen die Gesprächsteilnehmer Techniken und Verfahren ein, um
eben diese Handlungen als sinnvoll und vernünftig erscheinen zu lassen.
→ Handlungen werden noch während ihrer Ausführung identifizierbar, verstellbar,
beschreibbar, erklärbar („accountable“) gemacht
3. Der Sinnprozess ist „reflexiv“, die Handlung ist durch den dargestellten Sinn erklärbar,
der Sinn wird durch die vollzogene Handlung bestätigt, die in einer
Handlung mitlaufende Wirklichkeitsdefinition sorgt ihrerseits dafür, dass diese Handlung
als situationsangemessen, nachvollziehbar und rational erscheint
4. Interaktionsabläufe und Verstehensvorgänge in alltäglichen Handlungssituationen
sind durch eine spezifische Zeitökonomie gekennzeichnet,
→ Methoden der alltäglich-praktischen Sinnkonstruktion fungieren in dieser Situation als
ökonomisierende Abkürzungsverfahren, sie dienen dazu, unter prinzipiell unklaren
Entscheidungsbedingungen rationales, d.h. angemessenes, vernünftiges, effizientes
Handeln zu ermöglichen
5. Interaktive Erzeugung von sozialer Ordnung ist unausweichlich ein Prozess der
lokalen Produktion, sie ereignet sich immer unter spezifischen situativen, kontextuellen
Bedingungen („Indexikalität“),
→ die Handlungen und Interpretationen der Akteure sind prinzipiell auf diese
kontextuellen Bedingungen bezogen, in ihrer Ausführungsweise spiegeln sie diese
kontextuelle Orientierung wider (z. B. auf sprachlicher Ebene als deiktische Elemente),
alle Äußerungen erhalten durch diese Situierung in der KA einen „undexikalen“ Charakter
→ vieles von dem, was ein Sprecher meint, bleibt in dem, was er faktisch sagt,
unausgesprochen und ist als bloßer Verweisungshorizont präsent,
Äußerungen sind immer im höchsten Maße vorraussetzungsreich und daher ein vielerlei
Hinsicht intransparent,
→ die kontextuellen Bezüge der Äußerungen sind unverzichtbare Interpretations-
ressourcen, wenn soziale Interaktion nur als Ausführung von Verhaltensmustern (Rollen
etc.) konzipiert wird, ignoriert man ihren lokal produzierten, situierten Charakter,
→ vertraute soziale Szenen und intuitiv verständliche kommunikative Äußerungen als
Ausgangspunkt für Anwendung der formalen Verfahren, anhand derer sich im Handeln
der Akteure die Gebilde und Ereignisse der sozialen Welt als Bestandteil einer sozialen
Ordnung konstituieren, generative Strukturen der menschlichen Sozialität
• Beherrschung der theoretischen Verfahren macht die interpretativen und interaktiven
Kompetenzen der Mitglieder einer Gesellschaft aus, keine quasi-natürliche Grundausstattung
des Menschen, aus der sich erst im Umgang mit anderen Handelnden Gesellschaftlichkeit
herstellt, vielmehr die Konstitution individuierter Subjekte selbst noch als Resultat der
Teilhabe an der Selbstreproduktion sozialer Strukturen.
Leitfrage der KA, an der sich der ethnomethodologische Charakter zeigt:
• Welches sind die generativen Prinzipien und Verfahren, mittels derer die Teilnehmer an einem
Gespräch in und mit ihren Äußerungen und Handlungen die charakteristischen
Strukturmerkmale und die „gelebte Geordnetheit“ (Garfinkel) des interaktiven Geschehens, in
das sie verwickelt sind, hervorbringen?
• KA will Interaktionsgeschehen von innen heraus beschreiben, keine Subsumierung sozialer
Vorgänge unter externen, vorgegebenen Kategorien
→ soziale Formen und Prozesse sollen in ihrer inneren Logik und Dynamik erfasst werden
und sich selbst als organisierende, reproduzierende und explizierende Strukturen untersuchen
• KA begnügt sich nicht damit, eine Äußerung als Exemplar eines bestimmten Sprechakttyps
(Vorwurf, Kompliment, etc.) zu identifizieren, sie vermeidet auch Spekulationen darüber,
welche Motivation ein Sprecher für seine Äußerungen hätte haben können
→ Erkenntnisziel: Rekonstruktion der Organisationsmuster und der formalen Mechanismen,
die von den Interagierenden eingesetzt werden, um den Handlungs- und Sinngehalt einer
Äußerung erkennbar zu machen
• Extrahierung formaler Prinzipien aus einem sozialen Interaktionsgeschehen, das
unvermeidlich indexikalischer Natur ist
• keine einfache Beseitigung der indexikalen Qualität von Äußerungen und Handlungen: der
Besonderungsprozess ist selbst wiederum bestimmt von allgemeinen Strukturprinzipien, die
als solche erfasst und beschrieben werden können, dabei sind die Gesprächsteilnehmer
kontextsensitive Akteure, die den Kontext ihres Handelns analysieren, mit Hilfe ihres
Alltagswissens interpretieren und ihre Äußerungen auf diesen Kontext einstellen
→ Prinzip der „lokalen Partikularisierung“:
• keine korrelative Aufeinanderbeziehung der situationsübergreifenden Regeln, statt dessen
wird der Kontext des Gesprächs als einen Kontext im Gespräch bestimmt
Methodische Prinzipien
1. Erhebungsverfahren:
- Devise der KA: „Zu den Sachen selbst.“ (Edmund Husserl)
- Gegenstandsadäquate Methodisierung (autogenetische und selbstexplikative Qualität
sozialer Sachverhalte)
- Rekonstruierender Konservierungsmodus (audiovisuelle Aufzeichnungen von
„natürlichen“ Interaktionen als primäre Daten)
2. Datenkonservierung:
- Transkription (Verschriftung von Gesprächen)
- Ordnungsprämisse: „Order at all points“-Maxime (Dialektismen, Intonationskonturen,
Versprecher, Pausen, etc.)
3. Analyse:
- Formale Mechanismen der Indexikalität (generatives Prinzip und reale
Orientierungsgrößen)
4. Interpretation:
- Verfahrensregeln:
▪ Kombination von Analyse und Synthese
▪ Arbeit an Kleinen Datensegmenten in Interpretationsgruppen
▪ Objektisolierung – und identifizierung
▪ Hypothesenbildung
▪ Datenkollektion zur Überprüfung der Hypothesen
- Implizites Wissen explizit machen
5. Gültigkeitsprüfung
- Kookkurrenz
- „abweichende Fälle“
- Nachfolgeäußerungen
Thematische Bereiche
1. Beteiligungsmechanismen
- „turn-taking“
- Sequentielle Organisation
2. Objekte unterhalb bzw. oberhalb des Redezugs
- Unterhalb: Hörersignale, Interjektionen, Partikel, idiomatische Redewendungen,
intonatorisch-paralinguistische Vorgänge, mimisch-gestische Verhaltensweisen
- Oberhalb: Erzählen von Geschichten oder Witzen, „trouble talk“, kommunikative
Gattungen (Kinderspiele, Abzählverse, Klatsch, etc.)
3. Deskriptive Praktiken
- Referenzierungstechniken (z.B.: „Membership Categorization Devices“)
- Partikularisierungsprinzip („Recipient Design“)
4. Interaktionskontext Literatur:
Interaktion und Kontextorientierung Bergmann, Jörg R. (1994): Ethnomethodologische
Konversationsanalyse. In: Fritz, G. und Hundsnurscher, F. (Hrsg.):
Handbuch der Dialoganalyse. Tübingen, Niemeyer.
Bergmann, Jörg R. (1981): Ethnomethodologische
Konversationsanalyse. In: Schröder, P. und Steger, H. (Hrsg.):
Dialogforschung. Düsseldorf, Pädagogischer Verlag Schwann.

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