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KEINE GESELLSCHAFT OHNE SPRACHE, KEINE SPRACHE OHNE GESELLSCHAFT
Grenzen zwischen Sprachformen sind fließend NATÜRLICHE SPRACHEN
• Sprachwissenschaft (historisch gesehen) eine junge Wissenschaft • Deutsch, Englisch, Chinesisch etc.
• Zusammenhang zwischen sozialer Sphäre & bestimmten Konzept von Sprache • Unbekannte Entstehung, ein hohes Alter
• Wechselwirkung von Gesellschaft & Sprache • die Planung setzt in einem bestimmten Zeitpunkt ein →
• Aussage: „Keine Sprache ohne Gesellschaft, keine Gesellschaft ohne Sprache“ Standardisierung/Kodifizierung → durch sprach-politische
• Das Sprachliche braucht immer das Soziale Maßnahmen, homogenisierte Form der Sprache
• Vielfalt und Veränderung der Sprache als Reflex auf die Veränderung und Vielfalt der Gesellschaft • Wo sind sie entstanden? →In Afrika → aus klimatischen
• Sprachwandel – in der Gesellschaft negativ angenommen Gründen
• Sprache & Gesellschaft – Wechselwirkung • Die wahrscheinlichste Erklärung → zu Gestik als
• Die Welt, wie wir sie wahrnehmen, gibt es nicht ohne Sprache Kommunikation Laute formen
→ Das, was wir als Wirklichkeit wahrnehmen ist ein Chaos aus Sinnesreizen • heterogen – von jeder natürlichen Sprache gibt es
→ Wir erleben die Welt durch den Filter der Sprache verschiedene Formen (Switchen, Dialekt, Jugendsprache,
→ Die Wirklichkeit wird von uns mitkonstruiert Fachsprache etc.)
→ Wirklichkeit als soziales Konstrukt, und Sprache spielt eine Schlüsselrolle • Ununterbrochen in Wandlung, ständige Veränderung
• Denken als stummes Sprechen • Natürliche Sprachen → der Filter, durch den wir das erleben,
• Sprache ist ein Medium, um soziale Bedeutungen zu transportieren was wir Wirklichkeit nennen
• INDEXIKALITÄT von Sprache – Stereotype/Vorstellungen in Verbindung mit Sprache
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Unterschiede zwischen Natürlichen Sprachen und Plansprachen & Formalsprachen
Werbung und die Werbekommunikation
PLANSPRACHEN
→ bewusst inszenierte Sprachformen (sehr oft Dialekt) • z.B. Esperanto
→ Dialekt hat eine soziale Bedeutung in Österreich • man weiß, wann sie entstanden sind
• Negative Assoziation mit Dialekt → nicht seriös, wertlos etc. • Viele Gemeinsamkeiten mit den natürlichen
• Hierarchie in der Sprache – Standardsprache ist oben, alles andere als Abweichung → Sprachen
Vorurteile in der Gesellschaft, Beurteilung aufgrund des Sprachgebrauchs • Esperanto von der Struktur her typologisch und
• Man kann jedoch mit allen Spracherscheinungsformen gleich denken strukturell als natürlich
• Sprachformen als das Produkt fortwährender Veränderungen – eine Momentaufnahme im
ständigen Fluss der Zeit
• Sprache stirbt, wenn sie aufhört, sich zu wandeln
• Kommunikation – Erzeugung und Gebrauch von Zeichen
SOZIOLINGUISTISCHE GRUNDLAGEN
KOMMUNIKATION / SEMIOSE UND DIE SOZIALE SPHÄRE
(NIKLAS LUHMANN, CHARLES S. PEIRCE ) „Es gibt keine Gesellschaft/Kultur ohne sprachinklusive
Kommunikation/Semiose und
• Sprache als gesellschaftliches und soziales Phänomen keine sprachinklusive Kommunikation/Semiose ohne Gesellschaft/Semiose “
• Kommunikation/Semiose soziale Sphäre/soziale Systeme
• Charles S. Peirce – das Konzept der Semiose als Prozess: KOMMUNIKATIVE/SEMIOTISCHE EVOLUTION
o der Konstruktion von Zeichen
o der Übermittlung von Zeichen
o des Gebrauchs von Zeichen
o der Interpretation von Zeichen GESELLSCHAFTLICHE/KULTURELLE EVOLUTION
FUNKTIONALE DIMENSIONEN VON NATÜRLICHEN SPRACHEN
• Zeichen - soziale Konstrukte
• N. Luhmann – radikaler Konstruktivismus
(keine objektive Beobachtung in der Wissenschaft)
FORMALE SPRACHEN
• Kommunikation – die soziale Sphäre erzeugt und aufrechthält diese • Programmiersprachen
• Grammatik, Syntax, Semantik, die auf der formalen Logik aufbauen
• Von Antike bis Mitte 20. Jhd. → Systeme mengentheoretisch definiert • Maschinen & Computer, Computer-Software programmieren
• Menge - ein bestimmter Zusammenhang aus Elementen • formal logisch → besitzen einen Code (wahr oder falsch; eins oder null)
→ Ein System besteht aus einer bestimmten Menge von Elementen, • nicht so schichtig → keine Fähigkeit der Ironie, Lügen etc.
die zusammenhängen: dieser Zusammenhang → die Struktur • logisch und wahrhaftig
• In der Mitte des 20 Jhd. abgelöst • keine Variationen/Heterogenität
• Neue Vorstellung – eine prozessuale Vorstellung
•
→ System keine Menge mehr, sondern ein Prozess (Aus Kybernetik)
Während der Kommunikation entstehen soziale Systeme
NATÜRLICHE SPRACHEN
• So lange kommuniziert wird, existieren die sozialen Systeme • drei funktionale Dimensionen, die ineinanderfließen
• Kommunikation – Interaktion auf Basis von Zeichen (Basis-)Kommunikation (mündlich, schriftlich)
• Kommunikation = Semiose (Wechselwirkend) ↕
• Sprache ermöglicht, aus dem unmittelbaren kommunikativ hinauszutreten Kognition (begriffliches Denken, Konzepte)
• Leistungssteigerung → komplexe soziale Systeme (Gesellschaft/Kultur) ↕
• Die Muttersprache hat einen wesentlichen Einfluss auf die Wahrnehmung Indexikalität hinsichtlich „sozialer Bedeutung“:
der Welt → daher ist die Wahrnehmung der Welt nicht universell → Indizierung von (oft stereotypem/Klischees) (Welt-)Wissen im Zusammenhang
• Neue Fremdsprachen lernen → die Welt neu/anders kennenlernen mit (Erscheinungsformen von) Sprache bzw. deren Gebrauch und Sprecher*innen
IKON → SYMBOL → INDEX HETEROGENITÄT/VARIATION/VIELFALT NATÜRLICHER SPRACHEN
• C. Pierce • Entstehung der Heterogenität:
• wesentlich für die Konstruktion/Interpretation von gesellschaftlicher Wirklichkeit → In Sprachgebrauch bringen wir außensprachliche Faktoren mit
sprachlichen Phänomenen in Verbindung
• Sprache als Zeichen → indexikalisch
• Außensprachliche Faktoren:
• Symbolische Ebene & indexikalische Ebene
o Konzeption ↔ Medialität (‘Planung‘ des
• Positive soziale Bedeutungen (echt, natürlich, aus der Heimat, von Bauern etc.)
Kommunikationsaktes/Erscheinungsform)
• Negative soziale Bedeutung (ordinär, primitiv etc.)
(gesprochen/geschrieben)
• Indexikalität von Sprache hat keine universelle Bedeutung
o geografischer Raum/Mobilität (Dialekte)
• Je nach gesellschaftlichem Kontext/Gruppe ist diese Bedeutung unterschiedlich o soziale Gruppe/Rolle
• Sprachgebrauch als Mittel für Positionierung (Jugendsprache/Wissenschaftssprache, Rolle eines Menschen)
o Alter, Geschlecht (Jugendsprache)
o Kommunikationssituation/-atmosphäre
HETEROGENITÄT / VARIATION & DYNAMIK VON (NATÜRLICHEN) • ~ 95 Millionen sprechen/schreiben Deutsch
SPRACHEN aber nicht alle sprechen/schreiben immer gleich
• Heterogenität/Variation – alle Sprachen existieren in einer komplexen • Idiolekte – individuelle Sprache
Koexistenz/Interaktion von Erscheinungsformen
• Dynamik - kontinuierlich im Wandel
• sind interagierend/wechselwirkend voneinander abhängig
• Plansprachen können heterogen sein (wenn sie aktiv verwendet werden)
• Politischer Eingriff in eine natürliche Sprache →
Kodifizierung/Standardisierung → zum Teil Plansprache
• Kunstsprachen aus der Populärsprachen (z.B. Klingonisch) → oft zu
natürlichen Sprachen
• Eine Sprache als Kommunikationsmittel in der Gesellschaft → heterogen &
dynamisch
• Jede Sprachform schließt eine Gruppe zusammen und andere Menschen aus
FOKUSSIERTE PERSPEKTIVE I FOKUSSIERTE PERSPEKTIVE II
„We shall first consider five major types of variation [i. e. region, • Die wesentlichsten Konzepte in Bezug auf die deutsche Sprache:
STANDARDVARIETÄT(EN)
social group, field of discourse, medium, attitude]. Any use of
language necessarily involves variation within all five types, „HOCHDEUTSCH“
although for purposes of analysis we may abstract individual STANDARDNAHE ‚UMGANGSSPRACHE‘
↑
varieties (a related set of variation within one type).“
(QUIRK [u. a.] 1995: 16) ‚UMGANGSSPRACHE‘
↓
• In einer bestimmten Situation konzentrieren wir uns auf eine bestimmte
Erscheinungsform der Sprache (Jugendsprache, Dialekt etc.) DIALEKTNAHE ‚UMGANGSSPRACHE‘
• Geschieht auf Basis der SALIENZ „DIALEKTE“/ „MUNDARTEN“
→ sozialpsychologisches Konzept BASISDIALEKTE
→ Auffälligkeit
→ bei der Wahrnehmung der Sprache wird ein Phänomen auffällig (z.B. • Die Extrempole: Standardvarietäten vs. Basisdialekte
lautliches Phänomen) → ein Phänomen als ein Signal • Die linguistischen Konzepte und die Bezeichnungen für bestimmte
• Einstellungen gegenüber der Sprache Erscheinungsformen der Sprache decken sich nicht 1:1 mit den
→ Wahrnehmung des Sprachgebrauchs als sympathisch/unsympathisch Konzepten/Bezeichnungen der nichtlinguistischen Menschen
bzw. positiv/negativ → andere Konzipierung der Sprachvariation
ETISCHE PERSPEKTIVE
DYNAMIK/EVOLUTION
• Veränderung der Sprache als negativ bewertet (Wohlstandsgesellschaften,
Idealisierung der Vergangenheit „gute alte Zeiten“, Kulturpessimismus etc.)
PERSPEKTIVE VON AUSSEN, WISSENSCHAFTLICHE PERSPEKTIVE
• Historische Dimension: dynamisches Kontinuum, fortwährend im Wandel,
EMISCHE PERSPEKTIVE
permanente Veränderung
• erlebte Dimension der Sprache - historisch „voraussetzungslos“, (intendiert)
statisch, homogen
• Idealisierung/nostalgische Verklärung von früheren Sprachzuständen („echter DIE PERSPEKTIVE VON INNEN, DIE PERSPEKTIVE
Dialekt“, „schönes Hochdeutsch“) → konservierende, puristische Aktivitäten DER AKTEURE IN DER SOZIALEN SPHÄRE
• Abbau einer Sprachform als Medium der Alltagskommunikation → Zunahme
der soziosymbolischen Bedeutung
• SPRACHLICHE ↔ GESELLSCHAFTLICH/KULTURELLE EVOLUTION
• Sprache „(über-)lebt“ nur dann, wenn sie sich ständig verändert
„KLASSISCH“ KORRELATIVE PERSPEKTIVE DER SOZIOLINGUISTIK INTERAKTIONAL-KONSTRUKTIVISTISCHE PERSPEKTIVE
• Klassische Soziolinguistik = korrelative Soziolinguistik
→ begründet von William Labov • Interaktionale Soziolinguistik – in der Interaktion in der Gesellschaft wird die
• KOOKKURRENZ -Verknüpfung von sprachlichen Merkmalen und soziale Wirklichkeit miterzeugt
außensprachliche Faktoren
• Durch diese entstehen → Varietäten („Lekte“) AUßERSPRACHLICHER KONTEXT ↔ SPRACHE (VARIATION)
• Außersprachlicher Kontext → Sprache (Variation)
• UNIDIREKTIONALE DETERMINATION • BIDIREKTIONALE DETERMINATION
→ weil der außersprachliche Kontext eine bestimmte Art & Weise hat, • Variation (Heterogenität) = kommunikative (pragmatische) Ressource
deshalb erscheint die Sprache in einer bestimmten Form (Region & Dynamische Gesellschaftsmodellierung
Dialekt etc.)
• Stratifikatorische Gesellschaftsmodellierung
→ stratifikatorisch - nach Schichten (Ober-, Mittel-, Unterschicht) SPRACHE ALS ZEICHEN (INDEX)
SOZIALKONSTRUKTIVISTISCHER ANSATZ
→ zu problematisch, statisch
• Verknüpfungen der sozialen Bedeutungen mit Sprache
VARIABILITÄT ↔ VARIATION
VARIABILITÄT VARIATION
• Voraussetzung von Variation • Prozess der Realisierung/Aktualisierung von Variabilität
• Potenzial/Möglichkeit eines Systems, Heterogenität zu • Heterogenität von natürlichen Sprachen/mehrere
entfalten Erscheinungsformen
• Potential, Variation aufzuweisen
• Natürliche Sprachen sind gekennzeichnet von Variabilität
VARIABLE ↔ VARIANTE
• Varietät - Menge von Varianten
• Variante - Element einer Varietät
VARIANTE VARIABLE
Größe/Wert/Einheit/Element zur Belegung einer Variablen • „Platzhalter“ (auf) einer System-Position
• Sprachsystem als eine Gesamtmenge an Variablen (lautliche,
lexikalische, morphologische, syntaktische etc.)
SEMIOTISCHE GRUNDLAGEN
• 3 Komponenten:
•
SIGN OBJECT INTERPRETANT
Die Relation zwischen dem Zeichenträger und dem Objekt bewirkt
einen Effekt/Veränderung im Bewusstsein des Zeichenträgers
• Das Zeichen vermittelt eine Relation zwischen dem Objekt und
(Zeichenträger) (Effekt auf das Bewusstsein des Zeichenbenutzers)
dem Bewusstsein des Zeichenträgers
• Die Struktur des Zeichens mit diesen drei Komponenten – prozessual
• Das Zeichen entsteht im Bewusstsein
• Konstruktivistisches Modell
ZEICHENRELATIONEN
• Drei Basisrelationen:
O VERWEISUNG
o SUBSTITUTION – Ersetzung
o REPRÄSENTATION – ein abstrakter Inhalt durch einen sinnlichen Gegenstand repräsentiert
RELATIONALE ZUORDNUNG
BEZEICHNENDES - BEZEICHNETES
„Mit Verweisung, Substitution und Repräsentation sind drei klassische Formen von Zeichenrelationen genannt, die sich demselben Schema fügen, aber
Unterschiedliches nuancieren: Die Verweisung stellt eine Beziehung her, ohne dass klar sein muss, worauf sie sich bezieht: Sie gleicht einem Schlussschema der
Logik oder einem "Fingerzeig". Bei der Substitution sind Bezeichnendes und Bezeichnetes gleichermaßen bekannt und gegeben, nur entweder räumlich oder
zeitlich entfernt: Man könnte ihre Grundlage ontologisch nennen, insofern sie zwei getrennte Seinsregionen unterstellt, durch die die Zeichenbeziehung geknüpft
wird. Die Repräsentation wiederum vergegenwärtigt ein Immaterielles: Sie verleiht einem Unkörperlichen einen Körper, einer Idee einen plastischen Ausdruck.
Sie kann darum erkenntnistheoretisch heißen, weil die Verbindung, die das Zeichen stiftet, differenten Sphären wie dem Geistigen und dem Sinnlichen
entstammt.“
ZEICHENTYPOLOGIE (PEIRCE) DAS SPRACHLICHE ZEICHEN
• strukturalistischer Ansatz: Saussure
• Zwei Komponenten
INDEX (SYMPTOM)
• „Interpretant“ wird hier vorausgesetzt
Folge-Relation (wenn…dann…)
• ZEICHENINHALT – OBJEKT
IKON Abbild-Relation (Ähnlichkeitsverhältnis)
• ZEICHENAUSDRUCK - ZEICHENTRÄGER
• Zielsetzung: Akzentuierung der Evolution der Soziolinguistik (des Deutschen) WISSENSSOZIOLOGISCHE KONTEXTUALISIERUNG VON F. DE
• Hintergrund: mächtige linguistische Theoriebildungen des 20. Jahrhunderts: SAUSSURE
Konzepte/Etablierung einer grundlegenden (Allgemeinen) Linguistik „per se“ • (Überwundener) linguistischer Ausgangspunkt:
→ Soziolinguistik als „Bindestrich“-Linguistik einer „Angewandten o Historisch-vergleichende Sprachwissenschaft
Sprachwissenschaft“ o Historismus – historische Dimensionen, geschichtlich erklärt,
bzw. von einzelsprachlich-philologischen Linguistik-Disziplinen (z. B. Ursprache
„Germanistische Soziolinguistik“) o Junggrammatik (Historizismus – Vorstellung, dass die
• Sprachwissenschaft – allgemeine vs. Angewandte geschichtliche Entwicklung mit Naturgesetzen erklären kann –
Evolutionstheorie, Marxismus) + Sprachwandel
LINGUISTISCHE LEITTHEORIEN → 1. Und 2. Lautverschiebung
(Studium in Leipzig)
• 1. Hälfte des 20. Jh. Strukturalismus → Ausgangspunkt: Saussure • Konzeptioneller Einfluss:
• 2. Hälfte des 20. Jh. Generativismus → Ausgangspunkt: Chomsky o „klassische“ (prä-quantentheoretische → Einflüsse auf langue-
Modell)
SAUSSURE’SCHER („GENFER“) STRUKTURALISMUS o Chemie- und Physik – hat sein Strukturmodell stark beeinflusst
• 1916 - Cours de linguistique générale - Grundfragen der allgemeinen Valenztheorie – Syntaxtheorie – das Verb bindet Ergänzungen an
Sprachwissenschaft sich
→ Ziel: Linguistik als eine eigenständige wissenschaftliche Disziplin → einjähriges Studium in Genf
etablieren
SPRACHE ALS „SYSTEM“
• Drei Konzepte:
• Linguistische „Kernbereiche“ = Systemlinguistik
• Forschungsgegenstand
• Einstellungen und Wahrnehmungen von Sprecher gegenüber einzeln Sprachen oder verschiedene Varietäten
• Dimensionen sprachlicher Variation
• Aktive vs. passive Kompetenz bestimmter Sprache und Sprachvarietäten (Dialekt verstehen aber nicht sprechen)
o DIAPHASISCH – ein bestimmter sozialer Kontext, in welchen eine Sprechweise gebraucht wird wann, wo, wie, mit wem
o DIASTRATISCH – soziokorrekturelen Unterschieden in Gruppen spezifischen Sprechen zum Ausdruck kommen (Jugendsprache, Fachsprache,
Berufssprache)
▪ Schichtenmodelle/Gesellschaftsmilieu – moderne Soziologie - soziökonomischer Status (Beruf, Einkommen, Bildungsniveau)
o DIATOPISCH – räumlich bedingten Unterschiede in der Sprache (Dialekte/Regiolekte)
• SALIENZ – bestimmte Merkmale auffällig sind, Wahrnehmung von Auffälligkeit dem Bewusstsein zugänglich, Wahrnehmung der Auffälligkeit der
sprachlichen Phänomene
• PERTINENZ – Bestimmung des subjektiven Bedeutung eines Phänomens
SPRACHEINSTELLUNGEN
SPRACHERLEBEN
• Sprachliches Handeln – multifunktionaler Charakter
• Sprachliches Handeln – multimodal (das Verbale tritt nur
mit Verbindung mit anderen Modi auf, z. B. das
gesprochene Wort mit Mimik, Gestik etc.) • Schilderungen, wie sich Menschen selbst und durch die Augen anderer als sprachlich Interagierende
• Bedeutung entsteht im Zusammenspiel aller zum Einsatz wahrnehmen
gebrachten Modi & im wechselseitigen Prozess von • Spracherleben ist nicht neutral - mit emotionalen Erfahrungen verbunden & ob man sich in einer
Äußerung und antwortendem Verstehen Sprache wohl fühlt oder nicht
• Sprache – auf der Grenze zwischen dem Eigenen und dem • sich mit einer Gruppe zu identifizieren, Wunsch, der Gemeinschaft anzugehören, nicht
Fremden ausgeschlossen zu werden
• Sprache ist kein Neutrum – mit fremder Intention besetzt • emotional besetzt (positiv, negativ, ambivalent)
• Sprachwahl Spracherleben • Konzept des Leib- (oder zwischenleiblichen) Gedächtnisses - in der Vergangenheit erlebte
• Sprachen/Sprechweisen verbunden mit Verletzungen, Situationen und soziale Interaktionen verdichten sich zu einer Art, die Welt wahrzunehmen, zu
Belastungen – Sprachen/Sprechweisen als Ressourcen handeln, zu kommunizieren
• „Superdiversity“ • Spracherleben entlang verschiedener Achsen:
o Selbstwahrnehmung /Fremdwahrnehmung
• ein Umzug als Problem bei der Sprachwahl → als
o Frage nach Zugehörigkeit/Ausgrenzung/Nichtzugehörigkeit
überraschende Wahrnehmung, dass das mitgebrachte
o Sprachmacht/Ohnmacht
eigene Sprachrepertoire nicht passt
• Out-of-place-Sein - sich mit der falschen Sprache am
•
falschen Ort zu befinden
Sprachliche Einstellungen – ein Automatismus –
SPRACHLICHES REPERTOIRE
Reflektieren – Urteile/Beurteilungen • sprachliches Repertoire – geprägt durch Redevielfalt
• Sprachliche Diskriminierung (Akzent, Dialekt, Varietät, • bildet eine heteroglossische Gesamtheit
Sprachstil/Sprechweisen) • wird in unterschiedlichen biographischen Kontexten angeeignet, ausgebaut oder umgebaut
• sprachliche Hierarchisierung - man fühlt sich unsicher und • Sprachen/Sprechweisen sind verknüpft mit relevanten Anderen, Räumen und Zeiten
in manchen Situationen kommt gar nicht mehr zu reden • unterliegt einer ständigen Neubewertung unter dem Einfluss von dominanten Sprachideologien
• Unterschied: Einstellung & Instinkt • im Sprechen greift man situationsbedingt auf das Repertoire zurück und positioniert sich
• EINSTELLUNG – wird erworben im Lauf der gegenüber dem Anderen und gegenüber Diskursen (keine statische Verknüpfung zwischen
Sozialisation, können sich verändern Sprachgebrauch und Gruppenzugehörigkeit)
• INSTINKT – Verhaltensdisposition, die genetisch • ist mit Spracherleben verbunden - leibliches und emotionales Erleben
enkodiert ist - angeboren (weniger modifizierbar)
3 DIMENSIONEN
DIE LEIBLICHE DIMENSION
• ein Perspektivenwechsel → von der beobachtenden Außenperspektive zur Subjektperspektive (von der 3. Person zur 1. Person)
• Unser Leib situiert und verortet das Subjekt in der Welt
• Unterschied zwischen:
o dem Körper als einem Objekt, das beobachtbar und messbar ist
o dem Leib als Subjekt des Fühlens/Erlebens/Agierens/Interagierens
• Sprechen - primär leiblich → Sprache zuerst ein Sich-in-Bezug-Setzen - Projektion hin zum anderen – erst dann ein kognitiver Akt von Repräsentation und Symbolisierung
• Sprache ist in der leiblich-emotionalen Gestik verankert & Teil der Intersubjektivität - Projektion von einem Ich zu einem Du
• Das sprachliche Repertoire ist nicht beliebig und nicht austauschbar
• Vergangenes Erleben bleibt dem Leib eingeschrieben und kann durch eine Körperhaltung, eine Geste unvermutet wieder gegenwärtig werden
• Eindruck, nicht im Leib zu sein & mit ihrem Leib zu sprechen, sondern in eine fremde Rolle, einen fremden Leib zu schlüpfen
PAROLE PARLANTE
sedimentiertem leiblich-emotionalem Erleben aufgespannt und
eingeschränkt wird
• bestimmte Sprechweisen mit emotionalen Konnotationen (sprechende Sprache) - eine prozesshafte Bedeutungsgebung, verortet im Sprechenlernen des
besetzt Kindes und in sprachlicher Kreativität
• Das Repertoire – auch, was nicht zur Verfügung steht:
Sprachen/Sprechweisen verbunden mit Verletzungen,
Belastungen
REACT - EINE PRAGMATISCH -KONSTRUKTIVISTISCHE KONTEXTSENSITIVES MODELL DER S PRACHEINSTELLUNGEN
EINSTELLUNGSTHEORIE • Tophinke/Ziegler (2006)
• Pragmatisch – soziales Handeln durch Sprache • Jede Einstellung hat einen Kontext (soziokulturelle, situative,
• Konstruktivistisch – Erkenntnistheorie, unsere eigene Normalität, Wie können interaktionale Faktoren)
wir Menschen die Welt wahrnehmen/erleben? • Hilfreich für Fragebogen/Interview
• Individuelle Beobachtungsperspektive gebunden • MAKROKONTEXT - Kultur – bestimme Sinn- Ordnungsstruktur,
• Wahrnehmen die Welt wie sie ist, ist nicht möglich , nur durch unsere Brille aus Normen, Werte, soziale Rollen, geprägt durch Sozialisation, bestimmt
unserer eigenen Sicht/Subjektperspektive (Konstruktivismus) unseres Weltbild, im Alltag am wenigsten wahrgenommen
• Evaluation - Routinisierte Urteile über Einstellungsobjekte (Dialekt etc.) • MESOKONTEXT – Soziale Situation – spezifische Rollenmuster,
o Wissensvorrat (nicht sichtbar) Nähe & Distanz, Beziehungen zu Menschen, öffentlich/privat,
• Aktivierung von diesem Wissen (abgerufen) formal/informal, Spontanität oder Reflektiertheit, Erwartungen,
o Kognitive Aktivierung ungeschriebene Gesetzte
• Bisherige Einstellungen – Grundlage für die weiteren Einstellungen • MIKROKONTEXT – Interaktion – persönliche Intention,
• Relevanz – Einstellungen sind zielgerichtet, spezifische Funktionen, bestimmte Selbstkonzept, Selbstdarstellung, Selbst & fremd
Zwecken
• Construction - ”Attitudes are relevance-driven targeting and
evaluation routines on a high level of activation that sediment in an
individual’s stock of knowledge and are situationally (re)constructed in
interaction“ (Purschke 2015: 49)
• Einstellungen sind dynamisch – Kontext ist zentral
• 4 ZENTRALE ASPEKTE, die bei der Hebung von Einstellungen zu berücksichtigen, Effekt auf das Interview
a. Der Aufnahmeort – Akustik: das Wetter, ein Kaffeehaus, Nebengeräusche, Aufnahmetechnik, Arbeitsplatz, häusliche Umgebung, eine intime Atmosphäre für
spezifische Themen, Herstellung von einer angenehmen Atmosphäre, Warm-Up Phase, Smalltalk, Künstlichkeit reduzieren
b. Die Personenkonstellation – Gruppendiskussion oder Einzelinterview, die Beziehung – wie gut kennen sie einander, Distanzverhältnis, Rollenmuster
c. „Hierarchieverhältnis“ – symmetrische oder asymmetrisches Verhältnis, Lebens- und Arbeitswelt, Siezen/Duzen
d. Die Herkunft aller Beteiligten – Regionen, Sprachgruppen, Dialektgruppen, Sprachstil behalten vor, während und nach dem Interview, Probe-Interviews
(Leitfaden, Outfit, Ort)
SUBJEKTIVITÄT
• Werlen (2002)
• Einstellungsdaten – nur subjektive Daten Einschätzungen und Wahrnehmungen erheben
1. SUBJEKTIVITÄT ALS UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND
(Laiensprecher)
2. SUBJEKTIVITÄT ALS KONTEXT DES UNTERSUCHUNGSGEGENSTANDES
(Einstellung müssen abgefragt werden, Einstellung ≠ Einstellungsäußerung, die Situation durch die Person und ihre eigene Interpretation/Sichtweise/Antwort
zu verstehen)
3. SUBJEKTIVITÄT DER FORSCHENDEN PERSON
(Begriffe, Definitionen, Fachbegriffe erklären, Auswahl der Quellen, Recherche, theoretische Verortung, an welche Quellen stütz man sich,
Schwerpunkte/Fokussierungen, Einschränkung, meine Auswahl begründen, Auswertung der Daten, Auswertung nach einer bestimmten Methode, Interpretation
der Ergebnisse, Darstellung, Betonung bestimmter Ergebnisse)
• Den gesamten Forschungsprozess dokumentieren (Kontext, Hintergrundinformationen, Notizen, persönliche Reflexionen etc.)
• „Forschen heißt, sich fragend zu verhalten“
• Empirische Datenerhebung
• QUANTITATIV – Messen, Beschreiben, Erklären
• QUALITATIV – Verstehen und Nachvollziehen
• Quantitaves Forschen – Datenerhebung durch Online-Fragebogen
• Erhebungsmethode bestimmt sich aus der Fragenstellung – was passt am • 3-Kriterien (bei qualitativ zusätzliche Kriterien)
besten zur meinen Fragestellung o Objektivität – Elimination individueller Einflüsse der
• Optimal: Ergänzung durch andere Methoden (Mix-method Design) Forschungsperson
• Qualitativ - keine Strukturiertheit, keine Vorgabe als Extrem ▪ Standardisierte Fragen
• Quantitativ – maximale Struktur ▪ Man kennt die befragten nicht (anders beim Interview)
• Interview (Qualitativ), Fragebogen (Quantitativ) ▪ Subjektivität - Bei der Gestaltung involviert, nicht aber bei der
• Interview – bestimmte Spontanität, Offenheit Datenerhebung
• Vorbereitung ist wichtig o Reliabilität – Zuverlässigkeit
• Transkription und Auswertung ▪ Gleiche Messergebnisse erzielen
• Quantitativ – vorgegebene Antwortkategorien + Textfeld für eigenen o Validität – Gültigkeit
Formulierungen ▪ Wie hoch ist die Verlässligkeit der Messungen
• Offene Fragen + geschlossene Fragen ▪ Bestimmte Messfehler?
• Daten als Zahlen (Excel) ▪ Sind die Daten reproduzierbar
• Das Quantitative – ein größerer Blick ▪ Ist die Skala das adäquate Antwortformat
• Qualitativ – in die Tiefe gehen (einzelne Bäume) ▪ Mit welcher Antwortformat kann man bestmöglichen
Ergebnissen erzielen
• Quantitative – der Blick auf das Ganze (gesamter Wald)
• Benötigte Transformation – von mündlichen ins schriftliche
• Wie transkribiere ich das? Dialektnah, Standardnah
• Mix-Method-Design
o Verschiedene Möglichkeiten
o Die Fragestellung bestimmt den Weg
„QUANTITATIV DENKEN LERNEN“ DER FRAGEBOGEN
PRETESTS!!!
o Platz für Anmerkungen/Kommentar
o Kontaktdaten der Verantwortlichen
o Dank
• Offene Fragen – schwerer quantifizierbar
DATENSCHUTZ!!!
QUALITATIVES FORSCHEN DAS INTERVIEW
• Testwiederholung in qualitativen lässt sich nicht anwenden • Interview – ERHEBUNG VON VERBALEN DATEN
• Interviews können nicht identisch geführt werden • Unterschiedliche Arten von Interview (Problemzentrierte, online etc.)
• Qualitative daten sind komplex - lassen sich nicht so messen wie quantitativ • LEITFADEN INTERVIEW
o Regelgeleitetheit • Atmosphäre
o Intersubjektive Nachvollziehbarkeit – unabhängig von • → verstehen, nachvollziehen
Forschungsperson für alle Personen zugänglich und verständlich • „die Welt durch die Augen der anderer wahrnehmen“
(Dokumentieren des Forschungsprozesses theoretisch & methodisch, • subjektiv Bezogenheit – Subjekt – Mittelpunkt des Forschungsinteresses
Probleme, intensive Dokumentation - bessere Transparenz) • Offenheit/Flexibilität
o Reflektierte Subjektivität – Forschungsperson ist ein Bestanteil des • Leitfaden als Sicherheit, trotzdem offen!
Forschungsprozesses, eigene Subjektivität nicht verstecken • Kommunikation – kommunikative und soziale Kompetenz
• Episodische Interviews – vereint zwei Interviewtypen: das narrative • hineinfühlen, emotionales mitschwingen
autobiographische Erzählen (eigene Erfahrung, selbst erlebte Situationen) & • aktives Zuhören, PRÄSENZ
konkretes Nachfragen (konkrete Fragen) frei + konkret und strukturierte Fragen • mit Beispielen arbeiten
• Subjektivität bei qualitativ – Selbstreflexion • textgenerierende Fragen
• prozessorientierende Fragen
• Gelassenheit
• wo wann wie lange – zentral Fragen
•
DATENSCHUTZ!!!
Mögliche Probleme/Herausforderungen bei der Interviewführung
• Leitfaden Bürokratie
• Mögliche Einflussfaktoren
PRETESTS!!!! •
•
Einschätzung der Reaktionen – „vorausschauendes Agieren“
Fehlende Neutralität!!
• Fragen möglichst offen halten
• Belehrungen und Bewertungen (kein falsch oder richtig)
• ein Vertrauensverhältnis aufbauen
• Äußerliche Faktoren
• Stimmliche Faktoren (Intonation, Tempo)
• Status - Wie ist die Beziehung zu der Person
• Fremdheit und Vertrautheit in Bezug auf das Feld
• Soziale Fähigkeit, Gesprächsführung, eigene Rolle
– NICHT IM QUANTITATIV