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Pflichtlektüre 1. Sitzung
Ahrenholz: Erstsprache–Zweitsprache–Fremdsprache–Mehrsprachigkeit
Anliegen dieses Beitrags: Begrifflichkeiten, die im Feld DaZ verwendet werden, erklären
Muttersprache – Erstsprache
Bezeichnen beide die Sprache, die wir von Geburt an lernen
Muttersprache verzerrt das Bild, weil nicht nur Mütter beteiligt sind
Muttersprache haftet auch eine emotionale Dimension an, die der Begriff Erstsprache nicht erfasst
Deutschdidaktik als Muttersprachendidaktik problematisch, weil es bei ca. 30% der Kinder nicht
Muttersprachenunterricht, sondern Zweitsprachenunterricht ist
Mit Erstsprache wird indirekt auf mögliche Erlernen weiterer Sprachen verwiesen
Bilingualismus – Mehrsprachigkeit
Erstspracherwerb kann auch bilingual sein; Bilingualismus oder Zweisprachigkeit
Mehrsprachigkeit ist nicht auf Erwerbszeitraum begrenzt und wird zum Teil erst dann gesehen, wenn
mehr als zwei Sprachen gesprochen werden
Erstsprache – Zweitsprache
Ab 3./4. Lebensjahr wegen kognitiver Entwicklung früher Zweitspracherwerb
Zweitsprache manchmal als Begriff für alle Formen der Sprachaneignung nach der Erstsprache
Zweitsprache – Fremdsprache
Unterscheidung zwischen ungesteuertem und gesteuertem Zweitspracherwerb
Ungesteuert: Zweitsprache
Gesteuert: Fremdsprache
Zweitsprache – Tertiärsprache
Beim Erlernen einer dritten oder vierten Sprache können erworbenes Sprachwissen und entwickelte
Sprachstrategien übertragen werden
L1 – L2 – Interlanguage
Weg von Ausgangssprache zu Zielsprache erfordert lernerspezifische Kompetenz
Im Lernprozess tauchen Strukturen auf, die weder in Ausgangs- noch in Zielsprache vorkommen
(Interlanguage)
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Migrationshintergrund – Mehrsprachigkeit
SuS mit L1 nicht deutsch, statistisch gesehen geringerer Bildungserfolg
Mehrsprachige Kinder eher positiver Begriff, weil Kompetenzen der Person indiziert
Suggeriert, dass es nur eine Sprache gibt und ignoriert die gelebte Mehrsprachigkeit
Kulturalistische Beschreibungen setzen in Schule erst dann an, wenn die pädagogischen Bemühungen
nicht mehr zum Erfolg führen; vorher wird kulturelle Differenz ignoriert
Schule geht von Gleichartigkeits-Normalität aus; versteht Differenz und Heterogenität eher als
Störung
Interkulturelle Pädagogik/Bildung: ursprüngliche Idee von Wolfgang Nieke 1986 mit 3 Phasen
1. Phase: Ausländerpädagogik; kompensatorische Erziehung und Assimilationspädagogik
2. Phase: Kritik an der 1. Phase
3. Phase: Interkulturelle Erziehung für eine multikulturelle Gesellschaft
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Wäre Migration nicht mit der natio-ethno-kulturellen Differenz verknüpft, dann wäre es nicht
erforderlich Migrationsphänomene pädagogisch zum Thema zu machen
Ausländerpädagogik
Praxis aus 1970ern, die als Defizite verstandene Schwierigkeiten der Ausländerkinder in den Blick
nahm
Nur die deutsche Sprache wird zu Sprachfähigkeit gezählt; ein Teil der Bevölkerung wird zu Nicht-
Bevölkerung
Spezifisches Konzept „des und des Anderen“; bezieht sich auf AusländerInnen, MigrantInnen,
Menschen mit Migrationshintergrund
Interkulturelle Pädagogik/Bildung
Geht nicht von einem spezifischen Anderen aus, sondern universalisiert ihn
Interkulturelle Bildung als Schlüsselkompetenz für eine pluralisierte Gesellschaft und globalisierte
Welt; neue Allgemeinbildung, Integration
Unterschiede sind keine Defizite, sondern Differenzen; nicht unbedingt etwas Problematisches
Problem der Bezeichnung von „interkultureller Pädagogik“: suggeriert, dass Kultur die zentrale
Differenzdimension sei (politische, ökonomische, rechtliche Linien werden nicht beachtet)
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Erfahrungen von Zugehörigkeiten sind nur machbar, weil es eine politische, interaktive und
semantische Ordnung der Zugehörigkeiten gibt
Zugehörigkeiten operieren mit Vorstellungen und Regeln, die Mitgliedschaft, Wirksamkeit und
Verbundenheit betreffen
Alltagsweltlichen Sinn gewinnt Mitgliedschaft dadurch, dass bestimmte Formen von Partizipation
und Praxis zugestanden und andere verhindert werden (Wirksamkeit)
Beispiel Sprache: in monolingualitischer Gesellschaft sind alle angehalten diese eine dominante
Sprache zu sprechen; oft heißt es SchülerInnen mit Migrationshintergrund hätten ein geringes
Sprachvermögen; ABER!: in totalem Sinn ist eine Sprachinkompetenz meistens nicht gegeben
Subjektivierung/Bildung
In Zugehörigkeitskontexten erfahren sich Individuen als Gleiche unter Gleichen, entwickeln
Handlungsmächtigkeit
Ordnungen (wie die natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit) stellen meist für jeden eine etwas andere
Struktur dar
Kritische Migrationsforschung richtet sich auf Subjektivierungs- und Bildungsprozesse unter solchen
Bedingungen
Pflichtlektüre 2. Sitzung
Ehlich: Sprach(en)aneignung – mehr als Vokabeln und Sätze
Sprach(en)aneignung
Bild von Aneignung einer Sprache ist stark von schulischen Erfahrungen geprägt
Sprachliche Basisqualifikationen
Sprachaneignung bezieht sich auf Basisqualifikationen (BQ), die zusammen einen
Qualifikationsfächer bilden
Wenn das Kind sich die BQ aneignet, qualifiziert es sich für die Kommunikation in seinen
unterschiedlichen Umgebungen
Meistens erscheint Sprache als ein Werkzeug, mit dem man altersgerecht umgehen kann
Um Sprache und ihre Aneignung genauer zu erfassen, braucht es einen analytischen Zugang
Basisqualifikationen:
A Rezeptive und phonische Qualifikation
B pragmatische Qualifikation I
C semantische Qualifikation
D morphologisch-syntaktische Qualifikation
E diskursive Qualifikation
F pragmatische Qualifikation II
G I literale Qualifikation I
G II literale Qualifikation II
Mehrsprachigkeit
In heutigen Gesellschaften auch immer die Begegnung mit einer Mehrzahl von Sprachen
Kinder haben auch Fähigkeit Sprachen auseinanderzuhalten und parallel zueinander, synchron
mehrere Sprachen zu lernen und anzuwenden
Sprachliche Qualifikation heute fordert unterschiedliche Situationen meistern und sich schnell in
neue kommunikative Anforderungen einarbeiten zu können
Seiteneinsteiger: Gruppe von Kindern/Jugendlichen, die in einem anderen Land Schule waren und
dort den Schrift- und Spracherwerb durchlaufen haben; individuelle Unterstützung besonders wichtig
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Sprachaneignung ist mehr als nur die Produktion von Vokabeln und Sätzen
Normalitätsbewertungen nur zum Teil wissenschaftlich ausgearbeitet, verhindert aber nicht ihre
Wirksamkeit
Tests: Güterkriterien (Objektivität, Reliabilität, Validität) bestimmen wie leistungsfähig er ist; sind
allerdings einmalige Messungen, die genaugenommen wenig aussagen
Tatsächliche Verlaufsanalyse ermöglicht das Verstehen der Aneignungsprozesse des einzelnen Kindes
Gezielte Aufzeichnung von wichtigen Wendepunkten und Defiziten kann helfen über subjektiv-
momentane Einzelheiten hinauszuführen (Beobachtungstenografie)
Ausblick
Kenntnisstand in Bezug auf komplexe Prozesse der Sprachaneignung ist immer noch fragmentarisch
Pflichtlektüre 3. Sitzung
Döll, Fröhlich, Dirim: USB DaZ
Ausgangslage
Aneignung der für einen Bildungserfolg notwendigen Sprachkompetenz beansprucht 5-7 Jahre
Charakteristika
Für diagnostizierende Begleitung der Aneignung des Deutschen über mehrere Jahre hinweg eignen
sich Beobachtungsverfahren; sind in Unterricht integrierbar und lassen sich wiederholen
USB DaZ: für Primar- und Sekundarbereich; Erstellung von Kompetenzprofilen, die man dann als
individuelle Grundlage für Förderentscheidungen heranzieht
Nicht das Wissen über das Deutsche ist relevant, sondern die vorhandenen Fähigkeiten
Im Zentrum steht, welche sprachlichen von Phänomene von SuS beim freien Sprechen und Schreiben
aktiv verwendet werden
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Verfahrensarten
Schätzverfahren
Selbst- und Fremdeinschätzung anhand von Skalen
Zeitökonomisch
Bedenkliche Zuverlässigkeit, wegen subjektiven Urteilen
Fördert Fähigkeit über eigenen Sprachen, Kompetenzen und Lernfortschritte zu reflektieren
Beobachtungen
Sprachliches Handeln wird in verschiedenen alltäglichen Handlungssituationen mit einem
Beobachtungsbogen beobachtet
Ziel: Beschreibung von beobachtetem sprachlichen Handeln und nicht dessen Bewertung
Profilanalysen
Detaillierte Einblicke in sprachliche Kompetenzen und Schwierigkeitsbereiche
Grundlage für anschließende Sprachfördermaßnahmen
HAVAS 5 (Hamburger Verfahren zur Analyse des Sprachstands bei Fünfjährigen)
Bildergeschichte (Vogel und Katze) als Impuls, die Kinder zum Erzählen auffordert
Analysekriterien: Erzählfähigkeit, Bewältigung der Gesprächssituation, Wortschatz, einfache
Syntax, komplexe Syntax
Tulpenbeet (Übergang Prima in Sekundarstufe)
Bildergeschichte (Sturz ins Tulpenbeet) als Impuls um einen narrativen Text zu verfassen
Analysekategorien: Textbewältigung, Wortschatz, bildungssprachliche Elemente,
Satzverbindungen
Fast Catch Bumerang (Ende der Sekundarstufe I)
Analyse von Bewerbungsschreiben für Praktikum und Anleitung für Bau eines Bumerangs auf
Grundlage einer Bildfolge
Analysekriterien: Textpragmatik, Wortschatz, Bildungssprache und Syntax
Profilanalyse von Grießhaber: Profil erstellt auf Grundlage der Wortstellungsregeln für das Finite
und infinite Verb
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Test
In der Regel standardisiert und normiert
Referenzwerte zur Orientierung bei der Auswertung
C Test
Lückentest in dem die zweite Hälfte von jedem zweiten oder dritten Wort getilgt ist
Differenzierte, individuell passende Förderung hat höhere Erfolgschancen als ein allgemeines
Vorgehen
aber: sprachliche Erscheinungen sind Indikatoren und nicht Verursacher eines bestimmten sprach
Entwicklungsstandes
ABER: Sprachaneignung und sprachliches Lernen haben eine eigene Logik; folgen nur bedingt
Kategorien und Strukturen
Bei manchen Teilqualifikationen lässt sich voraussehen, welche Stufe das Kind als nächstes
erreichen wird
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Sprachdiagnose und Sprachförderung sollten nicht auf die Gruppe der SuS mit Migrationshintergrund
begrenzt werden
Je Größe das sprachliche Vermögen eines Probanden, desto besser wird der Test gelöst
Eigennamen und Ziffern werden bei Zählung übersprungen; bei Komposita wird nur die Hälfte der
letzten bedeutungstragenden Einheit getilgt;
Wenn das klassische 2er-Tilgungsprinzip zu schwierig ist, kann man auch nur jedes dritte Wort tilgen
Text sollte so umstrukturiert werden, dass sich in der Länge 20 Tilgungen gut ausgehen
Zur Festlegung von Referenznormwerten sollten Teiltests an 300-500 monolingualen SuS erfolgen
Für jedes vollständig richtig gelöste Item erhalten SuS einen R/F-Punkt (Richtig oder Falsch)
Wenn das zu ergänzende Wort erkannt wurde, erhalten SuS einen WE-Punkt (Worterkennungswert),
auch wenn Ergänzung orthographische oder morphologische Fehler enthält
Pflichtlektüre 4. Sitzung
Morek, Heller: Bildungssprache
Einleitung: „Bildungssprache in aller Munde“
Produktive und rezeptive sprachliche Fähigkeiten stellen eine Schlüsselqualifikation dar; ermöglichen
Partizipation an Unterrichtsgesprächen, Verstehen und Verarbeiten von Texten und Erstellung
eigener fachlicher Texte in allen Fächern
Früher der Begriff „elaborierte Codes“: Kinder aus Mittelschicht verfügen über elaborierten Code und
Kinder aus der Unterschicht aufgrund der schichtspezifischen Sozialisation bleiben auf
„restringiertem Code “ beschränkt
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Markierungskompetenz: Verfügbarkeit von Mittel, die Kohärenz herstellen und zur jeweiligen
Kontextualisierung passen
Bildungssprachliche Praktiken
Bildungssprachliche Praktiken: Verfahren der Wissenskonstruktion, die stets auch epistemische Kraft
entfalten und zugleich bestimmte bildungsaffine Identitäten indizieren
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Linguizismus: Manchmal werden Menschen nach ihrer Sprachigkeit in homogen gedachte Gruppen
eingeteilt und ungleich behandelt
Nicht nur Menschen, die Sprache in einer durch ihre Herkunft beeinflussten spezifischen Art und
Weise verwenden, sondern auch gegenüber Personen denen eine bestimmte Sprachverwendung
nur zugeschrieben wird (müssen gar nicht stimmen)
3. Ebene: eigene Position muss mitbedacht werden (gibt keinen Standpunkt außerhalb rassistischer
und linguizistischer Strukturen)
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Bildungssprache als Register, mit dessen Hilfe man sich mit den Mitteln der Schulbildung ein
Orientierungswissen verschaffen kann
Schüler, die Sprachvariante nicht außerhalb der Schule aneignen können, sind strukturell
benachteiligt; Benachteiligung in schulischen Routinen normalisiert und unsichtbar gemacht
Kinder und Jugendliche bringen unterschiedliche Erfahrungen mit Sprache in die Schule mit und diese
Erfahrungen konstituieren heterogene Lerngruppen
Sprache als soziale Komponente; Sprache ist Voraussetzung von sozialer Teilhabe und Wirksamkeit
Bildungssprache richtet Blick auf Schule als Handlungsfeld und auf sprachlichen Fähigkeiten die
erforderlich sind um sich darin als Schüler erfolgreich aufzuhalten
Pflichtlektüre 5. Sitzung
Rösch: Mitsprache Grundlagenband
Deutsch als Zweitsprache in der Sekundarstufe I
Schulsituation für DaZ-Schüler
Anhaltende Zuwanderung, multiethnische Schülerschaft, kulturelle Vielfalt und multilinguale
Sprachkompetenzen
Probleme: wenige Lehrkräfte haben eine entsprechende DaZ-didaktische Qualifikation oder fühlen
sich nicht verantwortlich
Antrieb, Motivation, Einstellungen zur Zielsprache, Zugang zur Zweitsprache, Tempo des
Zweitspracherwerbs, Sprachvermögen, Alter
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Register: grammatische und lexikalische Muster, die durch Verwendung in ähnlichen Situationen
geprägt werden; DaZ-Lernern mangelt es oft an Registern
Erstsprache im Unterricht?
Erstsprache hat eine wichtige Sozialisationsfunktion und sollte in der Schule akzeptiert und positiv
unterstützt werden; nicht auf die Funktion einer Hilfssprache reduzieren
Nähe beider Sprachen spielt eine Rolle: phonetische Nähe, semantische Nähe, strukturelle Nähe
Vorteil wenn Lehrkräfte die Erstsprache ihrer Schüler sprechen oder Grundwissen darüber haben
Transfer: einzelne Wörter oder größere Äußerungseinheiten aus der anderen Sprache in die gerade
verwendete Sprache integrieren; zum Beispiel Ausdrücke, die in einer Sprache nur mühselig
umschrieben werden können
Ethnolekt: deutscher Sprechstil mit systematischen Veränderungen im Bereich von Grammatik, Lexik
und Intonation, die auf einen Einfluss von Migrantensprachen zurückzuführen sind; vor allem von
Jugendlichen gebraucht
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Konzept der Mitteilungsbereiche: sprachliche Mittel erarbeiten, die notwendig sind um Kluft
zwischen Mitteilungsbedürfnis und Mitteilungsvermögen in der Zweitsprache zu schließen
4 sprachliche Fertigkeiten: hören, sprechen, lesen und schreiben; ergeben zusammen volle
Sprachkompetenz
Mündlicher Unterricht verlangt höhere Verstehensleistung als Arbeit mit schriftlichen Texten;
müssen gesprochene Beiträge verstehen und folgen können und eigene Intentionen verständlich
mitteilen
Unterrichtssprache: Sprache der Lehrkräfte hat Vorbildcharakter und liefert sprachlichen Input
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Ziel ist möglichst umfassende Methodenkompetenz der Lernenden, sodass diese nach und nach
selbst ihre Wege der Erkenntnis finden lernen
Hören: verschiedene Arten von Hörübungen (Texte, Textteile oder einzelne Elemente vorsprechen;
von Lehrpersonen oder mit Hörmedien oder Film/Video)
Lesen: antizipierende Verfahren für nachfolgenden Lesetext, texterschließende Verfahren bei der
Konfrontation mit Lesetext, textsichernde Verfahren nach dem ersten Verstehen des Textes
Aufgabenformate
geschlossene Aufgaben: nur einige richtige Lösung; mit Antwortvorschlägen
halboffene Aufgaben: lassen wenige Lösungen zu; Formulierung offen
offene Aufgaben: verschiedene Lösungswege und Formulierungen möglich
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Sprachen-Tandem: 2 Partner lernen je eine Zielsprache, die der andere Partner erstsprachig
beherrscht
Kniffka: Scaffolding
Scaffolding: „Baugerüst“
Schüler werden mit sprachlichen und fachlichen Anforderungen konfrontiert, die vom
Schwierigkeitsgrad her ein wenig über dem bereits erreichten Kompetenzniveau liegen
Scaffolding bedeutet Lücke zwischen dem, was der Lerner bereits kann und dem was mit
Unterstützung möglich ist, durch eine entsprechende Unterrichtsplanung zu überbrücken
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Durchgängige Sprachbildung
Einführung in die deutsche Sprache nicht mehr zentrale Aufgabe
Geht um Ineinandergreifen von sprachlichem und fachlichem Lernen
Prozesse der Aneignung der unterrichtsbezogenen Sprachfähigkeiten bei zweisprachigen und
einsprachigen Schülern ähnlich
Sprache nicht mehr als Unterrichtsgegenstand, sondern als Medium des Lernens
Bildungssprache erwerben:
aktive Nachahmung von Ausdrücken (gelingt nicht allen Schülern)
gezielte Förderung der bildungssprachlichen Fähigkeiten unmittelbar, wenn ein sprachliches
Problem im Fachunterricht auftaucht
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Lehrkräfte stellen allgemein- und bildungssprachliche Mittel bereit und modellieren diese
Lehrkräfte und Schüler überprüfen und bewerten Ergebnisse der sprachlichen Bildung
Kinder/ Jugendlichen im Vorschul- und Schulalter, die neu in deutschsprachiges Land kommen
benötigen Sprachförderung, um gute Kompetenzen in Deutsch zu erwerben
Kinder, die in deutschsprachigen Raum aufgewachsen sind oder in den ersten 3 Lebensjahren
eingereist sind, kommen meist auch ohne Sprachförderung aus
Spezifische Bedingungen des Lernens von Deutsch als Zweitsprache und didaktische
Folgerungen
Input im ungesteuerten Spracherwerb: DaZ-Lernende erhalten dauernd Input – kann aber auch
fehlerhaft sein
Zeitdruck: DaZ unter großem Zeitdruck; sollte so intensiv wie möglich erfolgen
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Ansätze im Zweitsprachenunterricht:
kontrastiver Ansatz: Erstsprache wird miteinbezogen
kommunikationsorientierter Ansatz: Pragmatik
handlungsorientierter Ansatz: möglichst lebensnahe Handlungen in schulischer und
außerschulischer Wirklichkeit
integrativer Ansatz: Handlungsorientierung und Einklang mit sprachlichem Regelwissen
Jüngere Lernende und je besser deutsche Sprache beherrscht, desto eher ist Immersion-Konzeption
geeignet
Älterer Lernende und je weniger deutsche Sprache beherrscht, desto eher vorbereiten Maßnahmen
angebracht
Menge, Art und Intensität der sprachlichen Zuwendung durch Erzieher spielt entscheidendste Rolle
Vorbereitungsklassen
Keine/geringe Deutschkenntnisse in jahrgangsübergreifenden Vorbereitungsklasse; Grundlegende
Kenntnisse der Zweitsprache erwerben; so lange bis an Unterricht in Regelklasse teilnehmen können
Teilintegration: praktische Fächer werden in Regelklasse besucht; Gleitende Integration in Regelklasse
Pflichtlektüre 7. Sitzung
Stojanow: Bildungsgerechtigkeit Migrationshintergrund
PISA-Studien zeigen starke Herkunftsabhängigkeit von Schulkarrieren im deutschen Bildungssystem
verstößt gegen das Prinzip der Chancengleichheit; herkunftsbenachteiligt
Schulische Selektion ungerecht, wenn sich nicht nach Begabungen richtet oder wenn sie die
Verwirklichung ihrer als vorgegebenen angenommenen Leistungsfähigkeiten behindert
distributive Gerechtigkeit: alle Ungleichheiten ungerecht, für die der Einzelne nicht
vernünftigerweise für eigenverantwortlich gehalten werden kann
Anerkennungsgerechtigkeit: Respekt-Egalitarismus
Haupthindernis für die Ausnutzung der Begabung der Migrantenkinder läge in ihrer defizitären
sprachlichen und kulturellen Familiensozialisation
Pflichtlektüre 8. Sitzung
Dirim: Umgang mit migrationsbedingter Mehrsprachigkeit
Spracherwerbstheoretische Grundlagen
Alle Kinder lernen mit sprachlicher Heterogenität umzugehen (egal ob andere Sprache oder Dialekt)
Auch ohne Wissen über sprachliche Heterogenität eignen sich Kinder in der Kommunikation
interaktiv Mittel an, die in den jeweiligen Gesprächskontexten gültig sind
Kennzeichnend für Sprachgebrauch von migrationsbedingt mehrsprachigen Kindern ist Mischen von
Sprachen – funktional und Veränderung von Sprache unumgänglich
Begriffliche Zugänge
Kann nicht immer genau zwischen DaZ und DaF unterschieden werden; Verhältnisse können sich
verändern
Bildungssprache zur Vermittlung fachlicher Kenntnisse und Fähigkeiten; Unterstützung für alle Kinder
Sprachliche Bildungsmodelle
Monolingualität im Bildungssystem ist nicht einzige Möglichkeit
Monolingualität in der Schule ist nicht von heute auf morgen veränderbar:
Lehrkräfte beherrschen Sprache nicht, Frage der Gestaltung von Unterrichtsangeboten in
verschiedenen Sprachen
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Österreich: Recht auf Bildung in der Muttersprache für anerkannte Minderheiten, gilt aber nicht für
Migrationssprachen
Integrative Sprachförderung
Schüler im Klassenverband gefördert; sprachsensibler Fachunterricht
Scaffolding: Gerüst, das Schülern hilft die nächste Stufe in ihrem sprachlichen Entwicklungsprozess zu
erklimmen
Gleichstellung der Sprachen und Sprecher nur dann, wenn Deutsch und Migrationssprachen
gleichermaßen in Bezug auf ihr identitätsstiftendes Potential, ihre Rolle als Träger von Kultur und als
Instrumente der Vermittlung von fachlicher Bildung diskutiert werden
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Tauchen besser in fremde Kulturen ein und entwickeln sensibles Gespür für ein differenziertes
Bewusstsein von Sprache
Kinder bekommen Gespür dafür, dass Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Sprachen
existieren, weil sie täglich in dieser Sprachenvielfalt leben
Bildung nicht als Gegenteil von Subjektivierung, sondern als auf sie verweisend/ mit ihr verkoppelt
Respekt und Anerkennung von Differenzen bilden einen zentralen Grundsatz für die pädagogische
Handlung in der interkulturellen Pädagogik
Migrationspädagogische Perspektive: Prinzip der Anerkennung von Differenzen als Möglichkeit für
Festigung der hegemonialen Ordnung problematisiert, weil dadurch „Andere“ hergestellt werden
Interkulturelle Ansatz zieht Aufmerksamkeit von strukturellen Problemen ab und lenkt sie auf
externe kulturelle Determinanten
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Pflichtlektüre 9. Sitzung
Messerschmidt: Distanzierungsmuster – Vier Praktiken im Umgang mit
Rassismus
Postnationalsozialistische Struktur rassistischer Normalität: Skandalisierung, Verlagerung in den
Rechtsextremismus, Kulturalisierung und Verschiebung in die Vergangenheit
Der Hinweis auf Erscheinungen als rassistisch wird als skandalös diffamiert
Rassismus ist stets ein Problem von anderen, die nicht „wir“ sind
Durch Extremismusbegriff erscheint die Mitte der Gesellschaft unproblematisch und demokratisch
integriert
Täterschematismus: es werden Übeltäter identifiziert, die man klar von sich selbst abgrenzen kann
Kulturalisierung
Kultur verspricht Zuordnung und Identität
Kultur dient als Fremdmacher und damit als Identitätsproduzent und Identitätsbehauptung
Vorstellung, man hätte nach der Demokratisierung auch die rassistischen Weltbilder überwunden
steht Auseinandersetzung mit alltäglichen Rassismen im Weg und behindert eine Aufarbeitung
der völkischen Gesellschaftsbilder in der nationalsozialistischen Ideologie
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Für ein Gespräch sollte man sich eine gute Zeit aussuchen; Kinder hören am besten zu, wenn sie
nebenbei etwas anderes tun; die Gefühle der Kinder akzeptieren
Vielfalt an Büchern, Spielzeugen, Bildern die People of Color positiv darstellen sind wichtig
Es sollten Diskussion über Rassismus geführt werden und auch die Themen von sozialer Gerechtigkeit
und race equality besprochen werden
Ziel: Kinder sollten in der Lage sein zu handeln, wenn sie Rassismus beobachten
Ziel: sollten in der Lage sein auf Rassismus hinzuweisen und anderen Fakten zu präsentieren
„Andersheit“ erklärt geringe Bildungserfolge dieser Kinder und zieht Bildungsinstitutionen aus der
Verantwortung
Texte in Schulbüchern sind sehr machtvoll da sie über große Autorität und Deutungshoheit verfügen
Menschen mit Migrationshintergrund vorwiegend in inferioren gesellschaftlichen Positionen
dargestellt
in Deutsch-Lehrwerken wird Migration kaum thematisiert
Werke von Kinder- und Jugendliteratur thematisieren Migration, Fremdheitserfahrung, inter- und
transkulturelle Begegnungssituationen und Umgang mit Vielfalt und Differenz
Gibt auch Texte, die reflexive Auseinandersetzung mit Thematik vermissen lassen und selbst
vorurteilsbehaftet und rassistisch sind
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Aufmerksamer und bewusster Umgang mit Literatur impliziert reflektive Auseinandersetzung mit
gesellschaftspolitisch relevanten Themen
Subjektivierungskritischer Deutschunterricht:
konfrontiert Schüler mit unterschiedlichen Formen der Literatur (besonders interkulturelle
und mehrsprachige Werke
arbeitet Fragen heraus, die an Texte gestellt werden müssen
Möglichkeit des Erkennens von Rationalisierungen und Inferiorisierungen
zeigt historische Entwicklung inferiorisierender Topoi
lässt Raum eigene Verwobenheit in hierarchisierenden Diskursen zu reflektieren
Dirim: Neo-Linguizismus
Zum Begriff Linguizismus
Linguizismus: spezielle Form des Rassismus mit Vorurteilen und Sanktionen gegenüber Menschen,
die eine bestimmte Sprache in einer durch ihre Herkunft beeinflusste, spezifische Art und Weise
verwenden
Sprache ist hervorstechendes Merkmal ethnischer und sozialer Differenz; Medium, durch das soziale
Klassen produziert und reproduziert werden
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Neo-Linguizismus in Deutschland?
Neo-Linguizismus richtet sich gegen Menschen, die nicht die Nationalsprache eines Staates in
monolingualer Form und als native speaker sprechen
Ziel linguizistischer Handlungen: Sicherung der Nationalsprache, was zum Erhalt des Nationalstaats
beiträgt
Medien
Ethnolektales Deutsch wird in Medien thematisiert
Ethnolekt: bestimmter Satzrhythmus, Weglassen des Artikels; von Jugendlichen genutzt um
Zugehörigkeit zu erzeugen
Possenhafter Umgang mit ethnolektal gebrauchtem Deutsch wird kaum kritisch diskutiert
Bildungsadministration
Schrittweise Abschaffung des herkunftssprachliche Unterrichts
Wissenschaftliche Publikationen
Fazit
Merkmale von Neo-Linguizismus:
argumentiert mit Geboten statt Verboten
argumentiert mit Nutzen für die Anderen, für die „Beherrschten“
Deutsch wird nicht als „glänzende Krönung“ dargestellt, aber trotzdem zum unerreichbaren
Standard gehoben, die der sprachlichen Realität nicht entspricht
ignoriert multilingualer Realität der Gesellschaft und verkennt Potentiale verschiedener Sprachen
In letzten 3 Jahren haben nur 10% das gesetzlichen Kursziel erreicht; Gründe sind unrealistische Ziele
und mangelnde Qualität des Programms
1. Frage, wie unter den gegebenen Bedingungen die Politik „Integration durch Landessprache“
verbessert werden kann
Deutschkurse müssten freiwillig sein; Attraktivität aus Qualität; müssen individuelle Entwicklung
in unterschiedlichen Domänen der Sprache ermöglichen; andere Lernformen
3. Überlegung wie Gesellschaft mit real existierenden Vielfalt an Sprachen umgehen kann
Normalität von Viel- und Mehrsprachigkeit begreifen
Nicht nur staatsnationale, sondern auch kulturnationale Konzeption von Österreich; auch Sprache
spielt Rolle im Nationalbewusstsein
Vorstellung, dass eine gemeinsame Sprache für nationale Identität wichtige Rolle spielt; grenzt sich
von „Anderssprachigen“ ab
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WS 2021 Deutsch in der Migrationsgesellschaft Pflichtlektüre
Integration assoziiert man mit widersprüchlichen Konzepten wie „Inklusion“, „Assimilation“ oder
„Pluralität“
Konzept der Integration ermöglicht Staat rechtlich und institutionell verankerte Diskriminierung
bestimmter Personengruppen aufgrund des Merkmals Sprache und lässt dies legitim erscheinen
Politikerdiskurs
Sprachbezogene Wahlkampfmaterialien
Intertextuelle Verknüpfungen in der politischen Werbung zum Thema „Sprachigkeit“
Medialer Diskurs
Oft wird in Texten Sprache mit Deutsch gleichgesetzt