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Jakob Böhmss SY?
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fämmtliche Werk/
herausgegeben

von

K.W.Schiebler.

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Vom dreifachen Leben des Menfchen
Von der Geburt und Bezeichnung aller Wefen.
Von der Gnadenwahl.

Mit einer lithogcapbicten Tafel.

Leipzjg,1842.
Verlag von Johann Ambrofius Barth.
Guß und Dcuck von Feiedriäp Nie. in Leipzig.
Jnhaltsanzeige.

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Seite
oder hohe und tiefe Gründe_ vom dreifachen Leben des Menfcben
durch die drei Principia. . . . . . I

Vom dreifachen Leben des Menfchen.


Trikes Kapitel. - Vom uckund des Lebensz item von der ewigen
Geburt des göttlichen Wefens. . . . . OU'
Zweites Kapitel. - Vom Grunde dee ewigen Gebäretin. . p..
Drittes Kapitel. - Von der fechsten Geftalt der Nature auch
eine Anweifung zur göttlichen Erkenntniß. . . 32
Viertes Kapitel* - Von der fiebenten Gefialt der Natur. der
Wefenheit oder Leibliclykeit. Item von drei Perfonen in der
Gottheit. . . . . . . .
Fünftes Kapitel. - Von der theuetn und hoehedlen Jungfrau der
Weisheit Gotteß und der englifckxen Welt. Die andere Porte
in Ternacium Sanctum, hoch zu betrachten. . .
Seehfies Kapitel. - Die andere Porte der Welt, und auch des
Paradeifes, hoch zu betrachten. . . . .
Siebentes Kapitel. - Wie wir das Verlorne wieder fachen müfien. 100
Lichtes Kapitel. - Daß außer diefem irdifchen Leben noch ein ander
Leben in uns fei. . . . . . . 112
Neuntes Kapitel. - Vom dreifachen Leben, und nom Trieb und
gan en Regiment des Menfchen in diefer Welt-Z hoch zu be
trachten. . . . . . . . 123
Zehntes Kapitel. - Weiter von dee Schöpfung aller Wefenz und
wie fich der Menfch fnehen und finden fell, und wie er mag
auc? Heimlichkeit findeni bis in die neunte Zahl und höhe!:
ni t. . . . . . . . 142
Eilftes Kapitel. - Von rechter Erkenntnis des Menfckyen. . 153
Zwölftes Kapitel. - Vom chrifilicizen Leben und Wandel; was
dem Menfchen zu thun fei in diefem Iammerthah daß ec
Gottes Weck wirke, und alfo dadurch erlange das ewige
_ hdchfie Gut. . . . . . . 183
Dreizehntes Kapitel. *- Von Ehrifti hochwürdigen Teitamenten,
das fchdne Perlenkränzlein des edlen hochtheuern Steine
Myfterii Ma ni und Lapidis Philofophorum„ da die anti
chciltifche Kir e um tanzet, und den immer fuchet, aber nicht
auf rechtem Grunde und Stelle. . . . . 196
Vie-zehnte!? Kapitel. *- Vom breiten Wege dfefet Welt weleher
in Abgrund führetz und dann von dem fehmalen Steige in
Gottes Reich. . . . *-7* . . . L11
17
Seite
Fünfzehntes Kapitel. -- Von der vermifäiten _Welt und ihrer
Vosheitz wie fie ißo fiehet, und wie fie ihr Regiment ißo
treibet: ein Spiegelt da fich ein Jeder mag befcdauen und
[ich prüfen, weß Geifies Kind er fei. Aus dem Spiegel der
Wunder. e . . . . . . 227
Sechzehntes Kapitel. - Vom Beten und Fafien, und _rechter Zu
bereitung zum Reiche Gottesz was das Beten fei oder ver
bringe; was feine Kraft und endlicher Nuß fei. - Der rechten
wahren einfältigen Chriitenheit zum Unterricht und zum
Trofie. und uns felber zu fieter Aufwertung. daß wir mögen
würdig werden, zu hören die Stimme des edlen Vräutigams,
der feine Braut rufet. und fie heimfuhren will. - Die gar
fehr liebliche Pforte. . . .k .- . _ e 233
Siebzehntes Kapitel. - Vom Segen Gottes in dieier Welt, eine
gar fehr gute Offenbarung für den fehwaclpglaubiaen Menfchen. 254
Achtzehntes Kapitel. -- Vom Tode und Sterben. Wie einem [ei,
wenn er ftirbt, und wie ihm im Tode fci. Eine große Wunder
Pforte. . . . . . . - 259

l).

11v Ijxuatuto [len-und,


oder von der Geburt und Bezeichnung aller Wefen. . 269

Von der Geburt und Bezeichnung aller Wefen.


Vorrede des Autoris an den weisheitlic-benden Lefer. . 271
Erfies Kapitel. - Wie alles fiumm und ohne Verfiand ifi, was
von Gott geredet wird ohne Erkenntniß der Signatur; und
im menichliclyen Gemüth die Signatur nach dem Wefen
. aller Wefen liegt. . . . . . 273
Zweites Kapitel. - Von der Widerwartigkeit und dem Streit in
dem Wefen aller Weien. . . 277
Drittes Kapitel. - Vom großen Myiterio aller Wefen. . .
Viertes Kapitel. - Von der Geburt der vier Elemente und Sterne
in der Metalle und kreatürlickpen Eigenfebaft. . . 293
Fünftes Kapitel. - Vom fulphurifcizen Sterben, und wie der ge
fiorbene Leib wieder lebendig, und in feine erite Herrlichkeit
gefeßt_ werde. . . . . , . . 303
Se chftes Kapitel. - Wie fich ein Waffer und Oel gebare, und vom
oegetabilifchen Leben und Wachfen. . . . 307
Siebentes Kapitel. - Wie Adam im Paradeis und Lucifer ein
fchdner Engel war„ und wie fie durch Imagination und
Erhebung find verderben. . . . . . 314
Lichtes Kapitel. - Vom fulphurifelyen Sude der Erdez wie das
'Ylcißpofen in der Erde fei„ und auch die Scheidung der Ge
e ter. . 332
Neuntek Kapitel. - Von *der Signatur; wie das Innere dad '
Aeußere bezeickxnet. . .
_Zehntes Kapitel, - Vini derimxem und äußern Kne- des Nenn-hen: 361
X7
Seite
Eilftes Kapitel. - Vom Proceß Chrifii in feinem Leiden, Tod
und Auferfiehenz vom Wunder des feäzsten Reichs .in der
'Mutter aller Wefen, wie das Confummatum if*: vollendet
werden. und wie es im philofophifwen Werke in der Gleicdheit
“ B zu Ende läuft. . f . . . . .
Zwdlftes Kapiiel. -- Von der fiebenten Geftalc im Reiche der
* Muttem wie das fiebence Reich, als das Reich der Sonnef
wieder eröffnet und lebendig gemacht werdez im Gleichniß
- von Chrifii Auferfievung dargefiellec. . . .
Dreizehntes Kapitel. - Von des Geifies und Körpers Wider
willen, und von derer Kur- und Heilung. . . ,
Vierzehntes Kapitel. - Vom Rade Sulphnriß Mercier-ii und
Salisz von der Gebärung Gutes und Böfes, wie fich eines
ins andre verwandeltz und wie eines im andern feine Eigen
fcbaft offenbarel, und bleiben doch in der erften Schöpfung
irn Wunder Gottes zu feiner Seldfiofienbarung und Herr.
lichkeit flehen. . . . . . . 423
Fünfzehntes Kapitel. - Von dern- Willen des großen Myfletii
in Gutem und Vöfemz wopon ein guter und böfec Wille
urfiände, und wie fick einer in andern einführe. . .
Sechzehntes Kapitel. - Von der ewigen Signatur nnd himm
lifcizen Freude, warum alle Dinge in 2863 und Gut find
eingeführec worden. . . . . : . . 452

[ll.

11v Kleotiooe [Mafia-o,


oder*von der Gnadenwahlf oder dem Willen Gottes über die
Menfehen. . . . . . . . 463
Von der Gnadenwahl.
Vorrede des Autoris an den Lefer. . . . . 465
Erft es Kapitel. - Von dem einigen Willen Gotteß und von. Ein
Yhruxig feines Wefens feiner Offenbarung. Was der einige
otc ei. '. . . . . . . 467
Zweites Kapitel. - Vom urfiand Gottes ewigfprewenden Wortes,
und von der Offenbarung göttlicher Kraftf als von Natur
und Eigenfchafc. . . . . . . 474
Drittes Kapitel. -_- Von der Einführung der feurifclyen Scienz in
Geftaltniß zur Natur und zum Wefenz wie fich die Scienz
in Feuer einführe, was das fei, und wie die Vielfältigung
entfieve. . . . . . . .
Viertes Kapitel. - Vom urftande der Creation. . . 493
Fünftel". Kapitel. - Vom urfiand des Menfchen. . . 503
Sechfles Kapitel. - Vom Falle des Menfcben und feinemWeibe. 513
Siebentes Kapitel. -- Von der chierifcifcn Ofienbarung im Menfchen.
wie Adam und Eva ihre Augen aufgethan worden, und wie
das im Grunde zu verfiehen fei, . . . . 524
Lichtes Kapitel. - Von den Sprüchen heiliger Schrift, wie diefelben
gegen einander fiehen, wie man fie foll verfiehen; und dann
von dem Baum des Lebens, und der Erkenntniß Gutes und “
Vöfes. . . . . 539
Äl

Seite
Ncuntes Kapitel. - Vom Gegenfag der Sprüche in der Schrift,
als vom rechten Vecflande der Scbcift. . . . 564
Zehntel? Kapitel. - Kurze Verfafiung der Schrift - Einwücfe,
?veßclye die Vernunft gefangen halten- wie fie zu verftehen
m . . . . . . . . 590
Eilftes Kapitel. - Weitere Vergleichung und Erklärung der Spcüäxe
von der Wahl, , . . . . . 603
Zwölftes Kapitel. -- Kurzer Verichtetlicher Fragem welche die
Vernunft icren„ darinnen fie meinet„ Gott verfiockte den
Menfchen aus einem fonderliclpen fürgefeßien Willenz wie die.
felben zu verliehen find. . . . . 614
Oreizehnces Kapitel. - Summarifcber Schluß aller diefec Fragen. 629
])8 tkjpliaj. ?ita bömjoj8,
.-„.
oder

hohe und tiefe Gründe

vom dreifachen Heben des Menfchen


durch die drei Principia, h.

in welchen klärlich angezeiget wird beides-das Ewige und


auch das TödtliGe, und warum Gdtt (das höchfie Gut)
Alles hervor an das Licht gebracht habe„ warum auch
immer Eines wider das Andere laufe und felbiges verderbe,
und dann„ was wahr oder falfch fei und wie fich das Eine
von dem Ändern fcheidez
Worin vornehmlich die drei Principia gegründet find,
welche dann der einige Urfprnng oder Quelle find, 'aus'
welcher die Dinge aus-fließen und erhoren werdenz
Woraus zumale-n auch klärlich zu erkennen die man
cherlei Glaubensmeinungen, warum und aus was Urfache
fo vielerlei Meinungen unter den Menfchenkindern vom'
Wefen oder Willen Gottes entfiehenz was auch dem Men?
fchen nöthig und nüizlick) zu thun fei, damit er des höch
fien *oder ewigen Gutes möge theilhaftig werden; und
1* „

„r kA* ...*. U* -5 z. r*--W:-q-


dann auch zugleich von dem Ausgange und Ende allen
. Dinge, warum alle Dinge in einer folchen Eigenfchaft
oder Wefen erfchienen und hervorgekommen find.
Zu ?roft der armen, verwundeten und kranken menfch
lichen Seele und zu Wiederaufbauung der wahren Thrifi
lichen Religion, worin* der WidercHrifi ganz bloß und
offenbar fiehet.
x
Gefiellet für uns felbfien zum Ingedenk und Auf
richtung in diefer vcrwirreten, elenden und trübfeligen Zeit,
im Jahr x620.
Votn dreifachen .Leben des *Menfch/en.

Vom Urtund des Lebensz item von der 'ewigen


Geburt des göttlichen Wefens. /

/
d
So wir uns entfinnen unfers Lebens Anfang, und wollen das
halten gegen das ewige Leben, welches wir in der Vecheißung
haben: fo können wie nicht fagen oder finden» daß wir in diefem
äußerliäzen Leben daheim find, denn wir fehen des äußerlichen Le
bens Anfang und Ende, ,dazu die ganze Zerbrechung und endliche
Verwefung unferer Leider: gmehr fehen und wiffen wir von keiner
Wiederkunfc in diefes Leben. haben deffen auch keine Verheißung
vom hbchften und ewig n Gute. -
2. So denn nun M in Leben irxxins ifi, welches ewigc un_z_e-_r_
bre ich ifi„ mit weläyem wie trachtenwnejj_ dem höchfien Gute;
und uch ein Leben von diejer Welx welches endlich und zecbcechlicf)
ifi'. un au ein e en„ darin die Zuall und ukfiickze des Lebens
fiehet „'77"- 'weläjefii- die hbÜfle Fährlichkeit des ewigen Verderbenß
Iammers und Elendes flehetz fo ift uns Noch zn entfinnen des
Lebens Anfang, wovon folches alles herrühre und fich alfo urkunde.
3. und [o wir uns denn nun des Lebens entfinnem was das
fei7 [o finden wir„ daß es ein brennend Feuer feii das da zehretz
und fo das nicht mehr zu zehren hat- -erlifcht es, wie das an allen
Feuetn zu fehen ift. Denn das Leben hat feine Zehe-ung vom Leibe,
und der Leib von der Speife: denn fo der Leib ni>7t mehr_ Speife
hat, fo verzehret ihn das Lebensfeuer, daß er verwelket und verdir
bet. als eine Wiefenblum» f0 die nicht Waffer hat, umfällt.
4. So aber* noch ein Leben im Menfchen ifi. das .da ewig und
...5...
unzerbremlicb iii. als die Seele: welche auch ein Feuer ifif und
muß eben fowohl Zehrung haben, als das elementifche tödtliche Leben:
fo ift uns feine Quall und Speife zu entfinnem was da fei. das
ihm immer Speife gebe, daß es in Ewigkeit nicht erlöfche.
5. und dann zum dritten„ fo befinden wir in unferm Seelen
leben. daß nba) ein großer Hunger darinnen fei nach einem an.
dern höhern und beffern Leben, als nach dem höchften Gut, wel
ches das göttliche Leben genannt wird, daß fich die Seele nicht läßt
an ihrer eigenen Speife begangen; fondei-n begehrec mit großem Seh
-nen und Verlangen das hbchfie und befte Gut, nicht allein zu einer
Wonne, fondern im Hunger zu einer Speife.
6. So ift nun in großem Wiffen und wahrer Erkenntniß„ daß
ein jedesLeben, begehret feiner Mutter, daraus das Leben erbo
ren wird, zu einer Speifez als das Holz ift des Feuers Mutter.
deffen begehret das Feuerx und fo es von feiner Mutter getrennet
wieda fo erlifchet das. So ift die Erde aller Bäume und Kräuter
Mutter 7 und die begeht-en ihr; und das Waffer mit den andern
Elementen ift der Erde Mutter. fonft [kunden fie im Tode, und
wüäife darinnen und daraus weder Metall noch Bäume. auch kein
Kraut und Gras.
7. Wir fehen vornehmlich daß das elementifrhe Leben in einem
Sude fiehet, daß es ein Sieden ift; und fo es nicht mehr fendt,
erlifchets. Auch fo wiffen win daß das» Geftirn die Elemente an
zimdetz und find die Sterne der Elemente Feuer 7 und die Sonne
zündet die Sterne an. daß alfo ein Quallen und Sieden in einan
der ifiz aber das elementifche Leben ift endlich und zerbrechlith, und
das Seelenleben ifk ewig. '
8. So es denn nun» ewig ift. fo muß es auch von dem Ewi
gen fein, wie denn der theure Mofes- gar recht davon fchreibt: Gott
habe dem Menfmen den lebendigen Odem eingeblafen, fo fei der
Menfct) eine lebendige Seele geworden. Gen. A 7.
9. Wir können aber nicht fagen, dieweil *der Menfch in einem
dreifachen Leben fiehet„ daß jedes Leben befonders ftehe„ mit_einec
fonderlimen Gefialtz fondern wir befinden. daß es in einander*ift>
und hat doch jedes Lebenfeine Wirkung in feinem Regiment, als
in feiner Mutter. Denn gleichwie Gott der Vater ifi alles (denn
es urftändet fich alles von ihm. und ift aller Orten gegenwärtig,
und ift die Fülle aller Dinge, und das Ding begreift ihn doch nicht,
und ift auch das Ding nicht Gott, weder feines Geiftes, noä) des
rechten göttlichen Wefensz daß man gar von keinem begreiflichen
Dinge fagen kann: das ift Gott. oder allhie ifi Gott vor andern
Oerternz und ift doch wahrhaftig gegenwärtig. Er hält das Ding„
und das Ding ihn nicht; Er begreift das Ding, und das Ding
ihn nicht. dem' Er wohnet nicht in dem Dinge„ fondern in fich
felber. in einem andern Principio):
...- 7 _

10. Alfo auch ift die Seele des Menfckien von Gott 'einge
blafen: die wohnet in dem Leibe „ die ift mit dem Sternen- und
Elementen-Gent umfangen, nieht allein wie ein Kleid den Leid be
detketz fondern ift mit dem Sternen- und elementifmen Geift in
ficiretf gleichwie die Pefiilenz oder eine andere Krankheit den ele
*mentifchen Geift inficiret, daß er feinen Leib vergiftet, hinfällt und
fiirdec, da fich dann auch die Sternen-Quan 'von der Seele lirichß
und' felber veezehret: dieweil die elementifwe Mutter zerbrichw fo
hat der Sternengeiftaucl) keine Speife mehr, verzehret fich derowe
gen felbftz die Seete aber dleibet rohef dieweil fie von einer andern
Speife lebet. '
11. Alfo verflehet uns in dem Wege: obgleich die Seele alfa
ift mit dem _Sternen- und elementifmen Geifi gefangenf daß diefelbe
Quall in der Seele wohnetz fo hat doch die Seele eine andere Speife(
und lebet in einem andern Principiof ift auch eines andern Wefens:
denn ihre Effentien find nicht aus dem Geftirne, fondern haben
ihren Anfang und körperliche Vereinigung aus dem ewigen Bandef
aus der ewigen Natur „ welches ifi Gottes des Vaters' vor dem
Licht feiner Liebe; indem er in fich felber eingehet und machet
ihm felber das zweite Principinm in feiner Liebe, daraus er fein
ewiges Wort und Herz von Ewigkeit in Ewigkeit immer gebieret
da *fich denn der heilige Name Gottes immer *ui-kunden und be- _
hält feine göttliche Natur, als ein Geift im andern Principio in
fi>7 felber, und wohnet in Nichts als nur blos in fich felber.
12. Denn obgleich das Band der ewigen Natur in ihm ift,
fo ift doch der göttliche Geift dem Bande nicht unterworfen; denn
der Geift zündet das Band der Natur an, daß es mit des Lichtes
Kraft in der Liebe und im Leben des Werts des Herzens Gottes
erleuchtet und quellend wird„ daß es fei eine heilige Wonne und
Parade-is des Geiftes„ fo Gott genannt ift.
13. Alfo auch die Seele des Menfchen ifi aus dem Bande des
ewigen hlltkundes: darinnen ewig fiehend„ und begehret in fich felber
ins andere Principium zu Gott einzudringen und fich zu *erfättigen
an Gottes Kraft. . :
14. Diewei( fie aber alfo mit ganzem Wefen, mit ihren eige
nen Effentien, niehtkann ins Licht und Kraft Gottes eingehen
[fo wenig als die ewige Natur kann ins Licht Gottes eindringen,
daß fie _das Licht eigenthiimlicl) in eigener Gewalt hättet fondern
das Licht fcheinet aus der Liebe in feinem Principio in der ewigen
Natur: daß» alfa das Licht ein Here der ewigen Natur bleiben die. -
weil es die ewige Natur nicht ergreifen fondern erfreuet fich *in dem
Lichte und bringet hervor feineWunder in des Lichtes Kraft und
Verftand, da fie dann offenbar*: werden]: .
15. Alfa auch kann die Seele des Menfchen nicht*mit ihren
Effentien ins Licht Gottes eindringen„ daffelbe zu bewältigen-z fondern
x

muß in fich felber, als in ein ander Principium zu Gott eindrin


gen in feine Liebe: _denn du mußt allhie eine andere neue Geburt
in der Seele verfiehen, denn fie muß nicht allein aus dem Ster
“nen- und elementifchen Leben ausdringen, fondern auch aus ihrer
eigenen Lebens-Quelle und ihren Willen fciwpfen im Leben Gottes,
darinnen zu fein; und derfelbe gefchdpfte Wille wird von Gott ange
nommen, und Gott wohnet in demfelben Willen. Alfo kommt das
göttliche *Leben und Licht in die Seele, und ift Gottes Kind: denn
fie fiehet in ihrer Quali und Leben als Gott felber in der Qual(
der ewigen Natur. *-*.'* *
16. Allhier verftehen wir nun , daß außer idem Lichte .Gottes
des zweiten Principii in der ewigen Natur eine ängfilime Qual!
. fei: denn des Lebens Band fiehet im Feuer; wann aber daffelbige
Feuer von der' heiligen göttlichen Liebe inficiret undgefangen wird,
fo gehet das Leben in fich felber aus in ein andere Quali, denn
ihm wird ein ander Principium aufgefchloffem allda innen lebet
es , und ifi das Leben in Gott; gleichwie Gott in fich felber woh
net, und ifi doch wahrhaftig felbec alles„ es ifi alles von feiner
Natur berge-kommen. Du mußt aber verftehem nicht alles aus der
ewigen Natur, allein die Seele und die englifcizen Geiftcrz fondern
von feinem gefchöpften Willen, welcher einen Anfang hat. als vom
Aeußern: darum find auch alle Wefen diefer Welt vergänglicly.
17. Und befinden wir hierinnen unferer Seele erfchrecklichen
großen Fall unferer erfien Eltern, daß fie ift in Geift diefer Welt
eingegangen in eine fremde Herbergq und hat verlaffen das gött
liche Licht. darinnen fie ein Engel und Kind Gottes war. Darum
muß fie wieder ausgehem aus dem Geifte der Sterne und Elemente
in eine neue Geburt ins Leben Gottes.
18. Weil aber daifelbe der Seele nicht möglich war, fo kam
das Leben Gottes aus Liebe und Gnaden zu uns ins Flejfäl- und
nahm unfere menfchliche Seele wieder _in fich- in das göttliche Le
'bem in des Lichtes Kraft, daß wir allhier können in demfelben Leben
zu Gott in eine neue Geburt eindringen.
19. Denn gleichwie wir mit Adams Seele find-alle aus dem
Leben Gottes ausgegangen, und die falfche Sucht von der Seele
unferer Eltern (als aus Einem Baume alle erzeuget) geerdet haben:
alfo hat uns das Leben Gottes in Ehrifio wieder neugeborem daß '
wir im Leben Ehrifti können :bieder ins Leben Gottes eingehen.
20. und fo es nun ifi, daß unfre Seele im Bande des ewi
gen Urkundes fiehet mit dem Geifie diefer Welt inficiret, und vom
Grimme des Urkundes im Leben des ewigen Feuers, als in der
ewigen Natur gefangen; fo miiffen wir rnit unferen Seelen, ein
jeder fiir fich felber, ins Leben Ehrifti zu Gott eindringen in die
neue Wiedergeburt, ins Leben und Geift Ehrifii: und hilft allhie
keine Heucheleig Scheinheiligicit oder eigene Werke-der Verdienfiez
x .
_ 9 '_..

denn anders kann-der armen Seele nicht gerathen werdem fie gehe


denn in fich felber, als in einen neuen gefchöpften Willen mit gro-'
ßem befiändigen Ernfi ins Leben Chrifti ein: da wird fie mit gar
großen Ehrewvon Gott und feinen Kindern_ im andern Principio
empfangen, und wird ihr gegeben der edle theure Schah„ als das Licht
des ewigen Lebens, welches die Qual( des Seelenfeuecs im erften
Principim darinnen fie mit ihren Effentien wefentlich ewig fiehet.
erleuchtet, und aus Angft Liebe machet, aus Auffteigen und Bren
nen, als des Feuers eigen Rechtf ein deminhig lieblich Lachen in
fanfter Wonne. , x_
L1. und ift die Seele alfo in einer Wonne im göttlichen Le
ben- wie ich es etwa vergleichen möchte einem angezündeien Lichte,
da der Stock der Kerzen brennet, und giebt einen wonnefamen SGein
von fich; da in dem Schein kein Quali iii, fondern eine lichte, Wonne
und bleibet doch die brennende Glut: jedoch mußt du es verftehem
als wenn in der Glut keine Wehe empfunden wurde. fondern nur
alfo eine ucfache des Lebensfcheins fei, wie man denn kein Feuer
kann mit dem göttlichen vergleichen; denn die göttliche Natur, dar
aus das göttliäye Lebensfeuer brennet„ ift 'mit der Liebe Gottes in
ficiretf » daß das Licht Gottes ein ander Principium in fich felber
mawet, darinnen keine Natur empfunden wjrd„ denn es ift der Na
tur Ende.
22. Darum kann die Seele in ihren eigenen Effentien das
Licht Gottes nicht fahen zu bewältigen, denn fie ifi ein Feuer in
der ewigen Natur und erreichet nicht der Natur Endez denn fie
bleibet in der Natur , als in eine gefäzafiene Creatur aus der ewi
gen Naturz und da doch keine Begreiflichkeit ifi, fondern ein Geifi:
in fiebenerlei Geftalt: und da doch im Urkund nicht fieben, fondern
nur vier erkannt werdem welche das ewige Band halten,: und 'find
die Quall in der Angftf darinnen fiehet das ewige, und daraus
werden die andern Geftalten alle erbocen, darinnen Gott und Hirn
melreich ftehetz und in *den vier Gefialten die Angft und das Wehe:
fo die bloß und allein ftehen, fo verftehen wir darinnen das höllifwe*
Feuer-und den ewigen Zorn Gottes. ,J
23. Und ob wir nicht wiffen des göttlichen Wefens Urkundh
denn es hat keinenz fo wiffen wir doch die ewige Gebucw die nie
keinen Anfang gehabt hat. -So fie denn keinen Anfang gehabt,
*fo ifi fie noch heute als fie von Ewigkeit je_ gewefen iftz darum
dürfen wir wohl das angreifem das wir heute fehen, und im Lichte
Gottes erkennen: und foll uns darum Niemand für unwiffend ach
tent daß uns Gott zu erkennen' giebt_fein eigen Wefenf loc-laws wir
niwt können und follen verleugnen, bei Verlierung des göttlichen
Lichts und unfers ewigen Heilsz fintemal es auch keinem Menfchen
f möglich ifi zu nehmen, es werde ihm denn aus Gottes Gnade in
feiner Liebe gegeben. und fo es ihm denn wird gegeben, fo fiehet
-10...
die Seele in der Erkenntniß in den Wundern Gottes, die redet nicht
von fernen oder fremden Dingen. fondern von denen Dingen, da
rinnen fie fiehet, und von fich felber: denn fie wird in Gottes Licht
fehend, daß fie fich kann felber kennen.
24. Daß nun folches kann fein„ fo denketz- daß der Seele
Effentien fiehen im Urkunde im erfien Principio, und daß das gött
liche Licht fcheinet in fiä) felber, und macht das andre Principiumi
alfo find derer zwei. und fiehet die Seele in der hohen Erkenntniß
vom Lichte des andern Principii. welches in ihr fcheiner. Warum
foll fie denn nicht von ihrem Vaterlande reden„ darinnen fie lebet?
und du 7 tolle Weiß im dritten Pcincipio, im Geifte der Sterne x
und Elemente , willfi ihr das verbieten. die du doch an Gott blind,
und im ewigen Zorne und im Qual( des Urklcndes gefangen liegeft?
25. So denn dem alfo iftxfo wollen wir den Grund des ewi
gen Bandes fehen zu einem Spiegel dem. der da begehret zn fehen,
wiewohl es ift, daß er es von uns nicht mag erlernen. er trete denn
felber in die neue Geburt. ins Leben Iefu Chrifii, daß das gött
liche Licht felber in ihm-Rheine. fonfi find wir ihm hifiorifcl) und
nicht verftanden. -
26. So wir aber reden vom Qual( des Feuers und feiner An
zilndung, wel>)e wir vom Feuer des Lebens verliehen, fo wifien wir
gewiß, daß daffelbe im Urkunde. vor derAnzimdung des Feuers, nur
in zweien Geftalten ftehetz und hat nur eine einige Mutter, die
ifi herbe. und zeucht an fich- und da fie doch auch in fia) felber
'niäzts ift als ein Wille des ewigen Vatersf in der ewigen Natur,
welchen er gefeht hat in fich felber, 'fich zu offenbaren und feine
Wunder zu zeigen. *
27. Nun ift decfelbe Wille ewig und herciihret aus nichts als
nur ans fich felber: und fo der nicht wäre, fo wäre alles ein Nichts,
weder Finfterniß noch Licht; und fo dennEtwas ifi, fo ift es der
ewige Wille. der ifi herbe und begehrend. als ncimliä) die Wunder
der Schöpfung. So denn nun ein Begehren ift. ,fo zeucht das
Bege ren in fich. und das Angezogene ins Begehren marhet den
Will voll„ daß das Begehren voll wird: denn der Wille ift dünne
als ein Nichts. und das Angezogene im Willen machet den Wi(
len dick. und ift feine Finfternißz alfo ftehet das ewige Begehren
in der Finfierniß.
28. So nun der Wille im Begehren an fich zeucht, fo ift
das Anziehen ein Stachel dcr Regung, denn der Wille ifi dünne
als ein Nichts, und ificfiille 'als ein Nichts. So denn nun der
Wille ein ewiges Begehren iii, fo zeucht er auch ewig in fich: und
da er doch nichts hat nnzuziehen, fondern er zeucht fich felber. und
fchwängert fich. daß aus dem Nichts eine Finfierniß wird; und
das Anziehen machet*den Stachel der erfien Efientien, daß alfo
eine Regung fei und ein urkund der Beweglichkeit.
x
- -11
a. 29. Nun aber kann auch der Wille das Anziehen mit der Schwäne
gerung nicht leiden: denn er will frei fein, und mag doch nicht,
denn er ift begehrendz und fo er denn nicht mag frei werden, gehet*
er mit dem Anziehen in fich„ und fafiet in fich einen andern Wil
len„ aus der Finfierniß auszugehen in fich felber: und derfelve an
dere gefafiete Wille ifi das ewige Gemüth, und gebet in fich felherx
als ein fchneller Blilz, und zerfprenget die Finfierniß, und gehe: in
fich felber aus, und wohriet in fichfelber, und machet ihm alfo ein_
ander Principium anderer' Quali', denn der Stachel der Regung
bleibet in der Finfierniß. -
30. So miiffen wir nun von den Gefialten in der herben
finfiern Natur redenz denn auf folche Eigenfchaft und Art urkun
det fich die Natur. Denn wir verfiehen, daß fich die Finfierriiß
fehnet nach dem Lichtm welches ewig gegen ihr fieheh aber in einem
andern Principio. . *
31, Denn die zwei Gefialten: als Herde und Bitterfiachliclyh
find der Urkund alles Wefens, und der ewige Wille ifi die Murten
in der fie fich gebären: und ift uns zu vcrfiehem daß die Herbig
kei( mit dem Fafien des Willens-immer an fich _zen-cht, und das
Anziehen
mag ifi“ der Denn
erdulden. Stacheldie der Regung„begehret-ßdas
Hecbigkeit welches' dieherbe
Herbigkeit-nicht
firenge Ein
fchließen irn Tode 7 und die ftaclylichte Bitterkeit ifi der Auffchließerz
und da es doch in fich nichts wäre ohne den Willen.
Z2. So nun die Herhigkeit atio ficenge anzeucht, "o kann es
der Stachelr als des Herden eigen Anziehen nicht dulden, [andern
reget fich viel fehreh_ und die Herbigkeic kann das Regen auch nicht
duldenr denn fie begehret den fiillen Tod. Alfi) ifi das eine Kette
und Band. das fich immer felber machen und hat keinen Macher.
33- So nun diefes alfo gefchwind in einander gehet als ein
fchneller_ Gedanke- rs begehret der_ Stachel aus der Herbigkeit, und
kann doch auch nicht, denn die Herbjgkeit _qu-bietet und hält ihn auch:
und fo er dannniäzt über fich kannx fo wird er dri-hend als ein
Raw und zecfprenget alfo die angezogene :iycrbigkeit: und machet
eine fiete Verwirrung und Vermifchung , in welchem das Brechen
oder Wehe fiehetz wiewohl allhie keine Filhlungifi, fondern nur
Gefkälte der Oiatur. Und verliehen wir hierinnen die Fühlungx und
da es doch nicht ifi, dennhes ifi keine Materia, fondern des Gei
fies„ oder der ewigen' Natur Urkundlichkeit in dem ewigen Willen:
denn das herbe Begehren zeuclyt und macht geradcq fo zerfprengets
die Bitcerkeit im drehenden Rabe, daß atio die Vielfältigung der
Effeniien entfiehet, und ifi gleich einer Unfinnigkeit, oder wie ich_
fagen möchte im Gleiihniß eine Verwirrung derewigen Beweglich
keitr eine Urfache derxEffencien.
34. Solches muß der ewige Wille in fich leiden„ darum faf
fit er ihn-i einen :andern Willen, aus diefem Rude zu entfliehenr
y
-124
/
und mag doeh auch nicht; denn es ift fein eigen Wefen: und fo er
nicht mag, und doch auch fein ewig Begehren und Sehnen nicht
mag laffen; fo hält und zeucht er doch an fich, daß alfo die Effen
tien immer geboren werden, und doch außer dem Begehren ein Nichts
find. und fiehet alfo die ganze Gefialt im Schaum und heißet
Mar: und fo der Wille denn nicht mag frei fein, geräth er in
große Angfi (nach menlctzliwem Verftande alfo zu reden, auf daß
der Lefer den Sinn ergreife und die Tiefe); denn der Wille ifi die
Ftiffnng, und das Gefaffete im Willen ift feine Finfierniß und
das Begehren ift die Effentia; und der Widerwille ift das Rad der
Vielfälcigung der Effentien; alfo daß allda innen keine Zahl funden
wird„ fondern als nach der Beweglichkeit ift die Menge.
e 35. Diefe zwei Gefialten find die ewigen Effentien, und das
ewige Band; das fich felber machet, und kann anders nicht thun;
denn die große Weite ohne Ende begehret der Enge und eine Ein
- faßliwkeit; darinnen fie fich mag offenbaren. Denn in der Weite
und Stille wäre keine Offenbarung„ fo muß 'ein Anziehen und ein
Ejnfchließen fein„ daraus die Offenbarung erfcheine.
36. Auch fo muß ein Widerwille fein; denn ein heller und
ftiller Wille ift wie ein Nichts, und gebieret nichts. Soll aber
ein Wille gebären, fo muß er in Etwas fein, darinnen er forma
nnd in dem Dinge gebäre; denn Nichts ifknichts, fondern eine
ewige Stille ohne Regung, da weder Finfierniß noch Licht if!, auch
x weder Leben-noch Tod. '
37. So wir aber denn klar fehen, daß Licht und Finfierniß_ i|„
dazu eine ewige Beweglichkeit und Formirung- das nicht allein im
Loco diefer Welt fein niag„ als weit unfere Sinne reichen„ fondern
ohne Ende und Zahl; da denn die englifwe Welt rein er[cheinet„
und doch nicht in der Einfchließung der Finfterniß: fo i| unfer
Sinn zu erheben nach der englifchen Welt; und weläie doch auä)
nicht außer diefem Loco ifk„ fondern in einer andern Quall, und
im ewigen Lichte; und da doch kein Licht fein möchte, es fei denn
eine Gebärerin. ' '
Z8. Soll es nun aus der Gebärerin erfclyeinen, “fo muß es
aus der Gebärerin ausgehen: denn die Gebcirerin ifi eine Finfier
nifi, und da fie doch auch nichts wäre, fo nicht das ewige Wort
Fkünde; welches den ewigen Willen fäiöpfet; und in dem Säibpfen
ift die Geburt des ewigen Wefens. Davon fagt St. Johannes K.
1- 1. L. 3. Im Anfang war das Wow und das Wort war bei
Gott; und Gott war das Wort, dafielbige war im Anfang bei
„Gott, Alle Dinge find durch daffelbe gemacht, und ohne daffelbe
ift niwts gemachß was gemacht ifi..
39. Allhier, mein liebes Gemiith- bedenke„ woher Licht und
Finfierniß komme 7 dazu Freude nnd Leid, Liebe und Feindfclyaft;
..13..
dazu Himmel- und Höllenreiclp Gut und Böfes, Leben und Cin
fciyließen des Todes. 7
40. Du fpriäzfi: Gott hat folches geichaffen. Ia recht; warum
bifi du aber blinde und erkennefi das nicht, fo du doch Gottes
Gleichheit hifi? Warum redeft du vdn Gott mehr als du weißt,
oder dir geoffenbaret ift? Warum machft du Gefehe von Gottes
Willem davon du nichts weißt, fintema( dn ihn nicht kenneft?
Oder warum fchließeft du dein Leben in Tod, fo du doch wohl leben
und Gott erkennen magfii welcher in di.: wohnet? Denn du hö
reft auch das vom St. Iohannm daß alle Dinge find durchs Wort
g ernachc.
41. So aber Gott das Wort iii, das alle Dinge hat gemacht,
fo muß er in allen Dingen fein gewefenz denn ein Geiff ift nicht
ein gemacht Wefen, fondern ein geboren Wefen in fich felber, wel
ches das Centrum der Geburt in fich felbec hat„ fonft wäre er zer
brechlich.
42. So muß nun das Centrum in dem ewigen Macher fkehen,
fonft wäre es vergänglich. und da von Ewigkeit nichts gewefen tft
als allein das Worm und das Wort i| Gott gewefen: fo muß
es ja fein eigener felbft-ewiger Macher fein„ und muß fich als ein
Wort aus fich fklbfke als aus feinem Macher felbfi alesfpreclxnz
denn wo ein Wort ifi, da ift auch ein Sprecher, der es 'fpriehh
So nun das fein Vater i|„ der es fprichn und das Wort fein
Sohn, welches aus dem Centro des Vaters gefprolhen wird, und
der Vater in feinemCentro fich ein verzehrend Feuer nennetz der
Sohn, als das Wort aber, ein Licht der Liebe„ Demuth„ Sanft
muth, Reinigkeiu Heiligkeit, und der Vater des Worts in der
ganzen Schrift auch alfo erkannt und genannt wird: fo ift uns ia
zu betrachten des Feuers Quell im Centro des Vaters , fintemal
der Vater und das Wort eins* iff, und nur in zweien Gefiältenz
und auch der Grimm und Zornf mitfammt der Höllen Abgrund,
im Centro des Vaters ftehetz denn St. Johannes faget: Von und
durch ihn find-alle Dinge, und ohne ihn ifl nichts gemacht. K. H3.
43. Denn da das Wort wollte machen, und der Vater durch.
Wem fo war allda keine Materia, daraus er machte; denn es
war alles ein nichts, weder Böfes noch Gutes, weder Licht noch
Finfierniß fondern das Centrum ftund allda„ und das war der ewige
Willy und der Vater ifi das Centrum , und der Wille ift fein
Herz, Sohn und Wort: das ifi allein das ewige Wefeni nnd das
Band, das fich felber machte. und da man doch die Gottheit nicht
alfo ergreifen mag, [internal das Wefen einen Unterfcheid giebt,
und in zweien Principien erfcheinet: alfo wollen wir euch den Grund
vorlegeni als wir denn folches gewißlich erkennen.
44. und gelanget tmfer Schreiben und Fixrnehmen zu dem
Lindei daß ihr fehet, wie ihr alfo blind ohne Erkenntnis handelt: wann
l *"* *" f

ihr folche große Auslegung der Schriften der Heiligen machet. von
Gottes Wefen und Willen. und erkennet ihn doch nicht.
45. Ihr verfolget einander. fchmähet und fchändet einander.
richtet Krieg und Empörung an. verwitftet Land und Leute um der
wahren Erkenntniß Gottes und feines Willens. und feid doch fo
blind an Gott als ein Stein. Ihr kennet euch felber nicht; noch
feid ihr fo rafend. und ftreitet um Gott. dee ein Macher. Erhal
ter und Träger aller _Dinge ifi. der in allen das Centrum iii:: fo
fireitet ihr um fein Licht. das doch im Zorn und- in der Bosheit
in Ewigkeit nicht erfcheinetz fondern in der fanften Liebe und De
muth gehet fein Centrum auf: und ihr feid alfo rafend und toll.
und vermeinet. ihr habts alfo auf eurer Zunge im Streite der Bos
heit. Ihr habts nicht. fondern nur die Hifioriam der Heiligen.
welche das Licht haben aus ihrem Centro frheinend gehabt z darum
haben fie aus dem h. Geifte. welcher aus dem Lichte ausgehet. gere
det; ihr aber nehmer ihre Worte. und eures Herzens Centrum ift _
veft zu. laufet und rennet in den vier Geftalten der Bosheit.
46. Als will ich euch anzeigen den Grund der zwei ewigen
Principien aus einem Centro. daß ihr doch fehend werdet. wie ihr
im Reiche des Teufels laufet. ob ihr vielleicht euch wollet bekehren.
und von eurer Hoffart ablaffen. und in euch felbft eingehen. und
alfo erlangen das höchfie und ewige Gut. :
47. So will ich auch zeigen. was wir in Leib und Seele find.
auch was Gott. Himmel und Hölle fei. Das nehmet euch für kei
nen Tandz denn es bewähret fich an allen Dingen. und ift nichts
'zu klein. es fiehet darinnen offenbar. und nur verblendet euch nicht
mit der leidigen Hoffart in eurem Dunkel! Forfclyet nach dem Grunde
der Natur. fo erfahret ihr alle Dinge. und -gehet nicht alfo toll auf
d'en bloßen Buchfiaben der Hiftorien. und machet nicht alfo blinde
Gefeße nach euerm Dunkel. damit ihr einander verfolget: ihr feid
hierinnen blinder als die Heiden.
48. Forfrhet nach der Schrift Herzen und Gei-fie. daß er in
_euch geboren werde. und euch das Centrum der gigtlimen Liebe auf
-gefchloffen werde. fo möget ihr Gott erkennen. und recht von ihm
reden; denn aus der Hiflqrie foll fich keiner einen Meifler. Erken
ner und Wiffer des göttlichen Wefens nennen. fondern aus dem h.
Geiffe. welcher in einem andern Principio erfcheinet. im Centro
desMenfckzen Lebens. und dem rechten ernfilichen Sucher erfchei
netz wie uns denn Chriftus bei feinem Vater. als im Centro des
Lebens. mit rechter ernfier begehrender Demuth heißer anklopfen
und fuchen.*fo werden iuinfinden.
49. Denn Niemand kann Gott feinen Herrn erkennen. recht *
furhen und finden ohne den h. Geift. welcher aus dem demirthigen
'fie-henden Herzen ausgehet und das Gemüth erleuchtet. daß die Sinne
erleuchtet und die Begierde zu Gott gewendet wird. Der findet
_._ l _

allein die theure Jungfrau der Weisheit Gottes. welche ihn leitet auf
rechter Straße. und firhret ihn zum frifmen Waffer des ewigen Lebens.
und erquickxet feine Seele; und alfo wächfet der neue Leib der Seele
hin Chrifto. davon wir hernach hochtheuer fehen wollen.
50. Wir erinnern den gottliebenden und fuchenden Lefer. diefes
von Gott zu erkennen . daß er nicht fein Gemüth und Sinne zu
fammenraffe. und die pure Gottheit allein hoch über den Sternen,
freche. in einem Himmel allein wohnend.- welcher alfo nur mit fei
nem *Geifte und Kraft in diefer Welt regiere. gleichwie die Sonne
in' der hoheitTiefe fiehet. und mit ihren Strahlen allenthalben in -
der ganzen Welt wirket: Nein.
51. Die pure Gottheit ift überall ganz gegenwärtig aller Or
ten und Enden. Es ift überall die Geburt der heiligen Dreizahl in
einem Wefenz. und die englifche Welt reichet an allen Enden. wo
du hinfinnefi. auch mitten in der Erde. 'Stein und Felfen. Alfo
auch die Hölle". oder das Reich' des Zorns Gottes ift auchiiberall.
_ 52. Denn das Grimmenreich im Zorn der Finfierniß ift im
Centro. und behält feine Qual( und Regiment in der Finfternißz
und die Gottheit gehet im Centro in fich felber aus. und maehet
ihm die Wonne* in _fich felbec der Finfterniß unerforfmlith oder un-'
begreiflich. denn fie fchließet auf ein ander Principium.
53. Denn dati-ewige Wort ift der ewige Wille. und eine m:
fache der ewigen Natur. und die ewige Natur ifi der ewige Vater.
in dem alle Dinge durchs Wortifind gefchaffen (verfiehe in der ewi
gen Natur): und fo der ewige Wille nicht einen andern Willen in
fich felder fchöpfte. in fich felber auszugehen (als ein fcheinend Licht
aus einer Kerze drennet. vo? der Feri? nißmt wecilßlyexxhätio,
ware der acer einig. un eine renge m erni z au o te
diefe Welt. als das dritte Principium. nicht mögen erfchaffen werden.
54. So aber der Vater die ewige Natur in feinem Wefen in
fich hält. und ift der ewige Wille felber. und gebieret aus fich "el
*-- der einen anderen Willen. welcher auffchließet in dem-erfien ewigen
Willen (welcher ift der Vater) das Principium des Lichtes. darin
nen der Vater mit den ewigen Effentien in feinem ewigen urkund
li>)en Willen lieblich. freundlich. mild. rein und fanft wird: fo ift
der Vater nicht in der Qual( der Finfkerniß. denn der iviedergefaf
*F* fete Wille. der aus dem Centro ausgehet und zerfprengec die Fin
fierniß. der ift fein Herz. lind wohnet in fich felber. und erleuchtet
den Vaterz und derfelbe Wille ift des ewigen Vaters Wort. das
* aus den ewigen Effentien erboren wird. und i| billig eine andere
Perfon. denn er wohnet in fich felber in des Vaters Effentien und in
des Vaters Licht. Und diefes Wort oder Wille hat alle Dinge gefchaffen.
verftehe aus des Vaters Effentien. denn es ift die ewige Allmacht. finn
mal es mit den :ewigen Effentien nicht mag ergriffen werden z denn _es
'
_ 16 .

zerfprenget die ewigen Efientiem und wohnet in fich felber, und fcheiten
' aus den Efien-tjen, und fo es doch ift„ daß es von den Effentien
nicht kann weichen, fo wenig der Glanz vom Feuer weichet.

Das 2. Kapitel.
Vom Grunde der ewigen Gebärecin.

So wir euch denn einen folchen Grund gezeigetz fo wollen


wir euch ferner den Grund der Gebärerin zeigen. Denn wir fehen
das klar an diefer Welt im Regiment der Elemente» ,und noch viel
mehr in uns felber„ in unferm Gemüthen daraus die *Sinne entfie
hen, dadurch des Menfchen Laufem Wandel und alle fein Thun '
verrichtet wirdr daß eine Gebärerin ift„ die das giebt. Soll
nun eine Gebärerin fein, fo muß ein Centrum oder Lebens-Enkel
fein „ darinnen die Gebärerin ihr Regiment nimmt: denn Nichts
bewege-t fich nicht; da aber eine Bewegung ift„ die alles Leben be
weget, fo muß das nicht fremde fein, fintemal es in allen Dingen
fein Geift und Leben ifi„- in den Wachfenden und Stummen fowohl
als in den Lebendigen. .
2. Nicht laß dich bethören die Gleißnerr die nur _Hiftorien
Gelehrte find, und prangen einher mit fremden Sprachen- und wol
len damit geehret fein- welche fie doch nicht in dem wenigften ver
fiehenz fie verfiehen nicht ihre Mutter-Sprache (in der Mutter
Sprache erkennet man die Natur). Verfiünden fie die recht und die
Geifier der Buchftaben, fo erkenneten fie darinnen die Natur.
3. Es ifi eine Hofiart, die dir das Suchen verbeut„ auf daß
du nicht findeft, und fie (die Hoffart) dagegen in ihrem gekröneten
Hütlein möge als eine fiolze Frau über den Wundern Gottes fchwe
benz denn alfo will es der Teufel habew daß er nicht erkannt werde:
fie find blinder als die einfältigen Laien.
4. Willft du fuehen, fo klopfe an, daß dir die rechte Thür
aufgethan werdez und fuche in der Furcht und Liebe Gottes, du
wirft wohl finden: laß dich die Läfierung* der Hoffärtigen nicht irren!
* Denn fo dir die rechte Thür aufgethan wird, fo fiehefi du- wie fie
alfo blind find„ ihre Hoffart hat die Welt geblendet/ daß Jedermann
nur auf die Kunfi der Wohlredenheit in fremden Sprachen fiehetx
und meinen, fie verfiehens. Alfo regieren fie fiber die Seelen der
Menfchen, und da doch ihr Wifien in eitel Zweifel fiehet, wie das
an ihrem Gezänke zu fehen ifi.
*1
*.17*

5. So fage ich noch. es foll Einer feine Seele nicht Menfchen


der Gleißnerei vertrauen: denn die Seele fiehet nicht in diefer Welt.
fondern im Urkunde des “Wefens aller Wefen. und ift im Centro
des ewigen Bandes. darinnen Gott. Himmel: und Höllenreicl)
fiehetz und mag. fo fie Gottes Liebe im Lichte erreichet (welches in
ihrem Centro wohnet). wohl die ewige Natur. dazu Gott. Him
mel- und Höllenreicl) fchauen. Sie laffe fich nur nicht blendenz es ifi
nicht fchwer. es ifi nur nm die Wiedergeburt aus der Finfterniß ins Licht
zu thun. ohne welche du die Tiefe im Centro nicht magfi erreichen.
6. So wir nun wollen vom Centro oder Lebenscirkel reden. fo
betrachten wir die Gebarerin. die ifi das Centrum und ift das Wefen aller
Wefen. Aus dem ewigen Centro find alle Dinge erboren. und aus dem
Gebornen find gefchaffen alle Dinge. fo im Wefen find. und wie
wir euch haben den Grund vorgeleget. daß im Anfang als im Cen
tro fei gewefen das ewige Wort. und das Wort ift Gott. und der
ewige Wille ifi .daffelbige Wort: denn der ewige Gott hat denfelben
Willen in. fich. und ift fein Herz. und nach demfelden wiedergefaf
_feten Willen in dem ewigen Vater aller Dinge hat die Gottheit
ihren Namen Gott. ' *
7. Denn wir können nicht fagen. daß Gott einen Macher
habe; fo haider Wille auch keinen Macher: denn er machet fich
von Ewigkeit immer felber. und da es doch kein Machen ift. fon
dern eine ewige Geburt. das Wort im Vater; und der Geift. fo. in
der Kraft ausgehet. ift das Leben der Gottheit. '
8. Nun fehen wir aber. daß der Zweck im Centro fiehet: denn
Gott ifi auch ein zorniger eiferiger Gott. und ein verzehrend Feuer;
und .in derfelben Quali fkehet der Hölle Abgrund. und der Zorn und
Bosheit aller Teufel. fowohl die' Gift aller-Kreaturen. Und befin
det fich. daß ohne Gift und Grimm kein Leben tft. und daher ur
kundet fich die' Widerwcirtigkeit aller Streitez .und befindet fich. daß
das Screngefie und Grimmefie das Nüßlichfie ifi. denn es machet
?lle Dinge. und ifi die einige Urfache der Beweglichkeit und des
edens.
9. Denn wie vorne gemeldet. fo ift das ewige Wort. als der
ewige Wille des Vaters. der Schöpfer aller Dinge: und der ewige
Vater ift das Wefen des Willens -. daraus das Wort hat alles ge-*
fchaffen. Nun find die Effentien das Wefen. welche den Willen
urfachenz denn hie verfiehe: Es find zween Willen in einem Wefen.
und verurfachen zwei Principiaz eines ift* die Liebe. das andre der
Zorn. oder die Qual( der Grimmigkeit.
10. Der erfie Wille heißer nicht Gott. fondern Natura; der
andere Wille heißet A und O2 Anfang und Ende. von Ewigkeit
in Ewigkeit. Und in dem erfien Willen wäre_ die Natur nicht of
fenbar; der andere machet fie offenbar. denn er ifi die Kraft in der
Stärke . und ware einer ohne den andern nichts.
17. - 2g
-- 18 - .
F

11. Weil aber des Vaters Wille in Ewigkeit der erfte iftz fo
ift er auch die erfie Perfon in der Dreizahl. als das Centrum fel
ber. So ifi nun dieß der Wille oder Centrum. als nämlich begeh
ren. das Wort oder das Herz zu gebärenz denn es ift fonfl nichts.
mag auch nichts ehers genannt werden als das Begehren im Willen.
12. So gründen wir im tiefen Sinn im Gemirthe. und be
finden. daß das Begehren herbe und anziehend ift: denn es ift-die
firengfie Macht. als nämlich nicht an einem Ende._fondern überall.
die Weite in Enge. und fich zu offenbaren, 'denn in der ganzen
Tiefe wäre fonft nichts und erfcizien nichts. fondern wäre ewig fiille.
13.-' So zeucht das Begehren an fich. und da es doch nichts
hat als fich felber, und das Angezogene ift des Begehrens Schwän
gerung. und rnachet das Begehren vollz und da es doch nichts ift
als eine Finfierniß. denn das -Angezogene ift dicker als der Wille.
darum ifis des dünnen Willens Finfterniß: denn der Wille ift dünne
als ein Oiichts. und ganz fiille. aber das Begehren machte ihn voll.
Und das Anziehen im Begehren find die Cffentien als ein Stachel
der Empfindlichkeit. welches wider die Cinfchließung ftreitet. welches
dann das Begehren auch nicht mag dulden. und zeucht viel heftiger
an fich z" alfo wird der Stachel größer.„ und wiithet wider das An
ziehen. und mag doch auch nicht daraus kommen: denn das Begeh
ren gebäret ihn. und mag ihn doch auch man. denn es iit eine
Feindfchaft. gleichwie Hihe und Kalte.
14. So denn das Begehren. welches in fich ein Sehnen [fi.
durch fein Sehnen einen folchen Wiither erwerket. welcher in dem
fiilien Willen alfo flieht. fo wird das Sehnen alfo herbe und firenge
anziehend. den Stachel zu halten. von welchem. er. als ein Leben
der Reizung. Beweglichkeit giebt: in welchem das Sehnen den erfien
Schrack des Zitterns bekommt. davon eine widerwärtige Angft ent
fiehet. denn in der Angfi des Sehnens im harten Anziehen urfa
chet fich die firenge Kalte; und das! Ziehen ift ihr herber. bittrer
Stachel. alfo daß es eine erfäyrecklime flrenge Macht giebt. welches
der Stachel nicht mag dulden( und will iibenausreißen. und kann
doch auch nicht: denn er wird von feiner eigenen Mutter. die ihn
gebäret. gehaltenz und fo er dann nicht kann über fich ausreißen.
fo wird er drehend als ein Rad. und zerfprenget die Herbigkeit. da
von die Cffentien der Vielheit entfiehen.
15. und das ift das rechte Centrum: denn in dem Rude ent
fiehet die Natur der Beweglichkeit und der Effeniien. und ift ein
Band des Geifies. wiewohl ohne Firhlung oder Verfiand. fondern
heißer in diefer Gefialt nur bloß das Centrum; denn es ift des Lebens
-Cirkel. was das Begehren aus der fiillen Weite in eine Enge ge
fchloffen hat. und wiewohl es nicht umfaßlich ift. fondern überall
alfo. nur Geifi und Gefiälte der Natur.
16. So denn nun der Wuther alfo ein fiachlichtes. -bittres

1.
"D194,
Rad in der herben Kälte machet, fo ift das Centrum i alfo erfchrecklich7
gleich einer großen Angfi- du immer das Leben zerbrochen und durch
die Effentien auch auf folcheArt erbauet wird; und gleicher fich dem
Leben und Tode. _
17. Die Philofophi und hohen Naturkundiger fchreiben, wie
daß die Natur in dreien Dingen befiehe„ als in Sulphure. Mer
curio und Sale. Es ifi gar rechtz aber der Einfältige wird darin.
nen nichts verliehen: und wieivohl es den Weifin ift offen gefian
den in der Vegreiflichkeit7 fo verfiehet doch ilzt der wenigfie Theil
.das Centrum, fondern habens in der Hifioriex gleichwie auch die
Theologiam von der Apofiel Munde, welche alfo ihund auch nur
als eine Hifioria gehet, ohne Kraft und lebendigen Gei|„ welcher
bei den Apofieln gewefen ifi, wie es ihr Zankbuchfiabe und Mund
gefchrei eröffnet und fie überzeugen * - *
18. So wir denn aus göttlicher Gnade das Licht erreichen und
das Centrum mögen erkennen, ivelches unfers Lebens Geburt ifi: fo
haben wir Macht, das anzuzeigen, was in den dreien Worten, Sul
phur, Mercurius und Sal„ begrifien und verfianden wird. Nicht
daß wir der Unwiffenden Blindheit daniit fpotten, fondern als ein
Chrifi ihnen das Licht gern gönnen und zeigen wollen. Und ob -
unfere Rede zwar gar einfältig erfäzeineß fo ifi doch unfere Erkennt
nißr Sinn und Begriff gar tief, darf fich derhalben Keiner an der
einfältigen Rede ärgern, als hätten wir nicht den tiefen Begriffz
er lefe es nur mit rechtemCi-nfie und denke ihm in Gottesfurcht
ernfilich nach„ er wird wohl finden, weß Geifies .Kind wir gewefen
find in unferm Auffcoreiben: wir wollen ihn trenlicl) vor den Spin
_tecn und Gleißnern gewarnet haben.
19. Wie bemeldet vom Sulphure: fo heißer das Centrum bil
lig Phurz fo aber das Liän erboren wird, fo heißet das fcheinende
Licht aus dem Phur Sul, denn es ift feine Seele7 als wie ich von
dem finfiern Centro, darinnen das göttliche Licht erboren wirdr rede;
alfo auch von der Natur: wiewohl es eines ifiß miiffen aber alfo
reden. ob wir den Lefer möchten in Sinn bringen, daß er fein Ge
müth zum Lichte aneigne und es alfo empfahe.
20. Denn diefe zwo Gefialtenr als herbe7 kalt und bitterfiach
licht„ welche fich in dem ewigen Willen durch das Sehnen gebciren,
halten das Centrum, und machen das Rad der Efientienr darinnen
die Sinne' und auch die Fühlungder Beweglichkeit immer und ewig
entfiehet. "
21. Nun fiehen diefe beide Gefiälte in "ehr großer erfcln-ecklicher
Angfi in fich felber, außer den andern Gefiälten, welche aus ihnen
erboren werden. Denn die Herbigkeit gleicher fich den harten Stei
nen, und der Stachel des Anziehens ifi der Hei-digkeit Zerbrecher,
alfo gehts als ein Rad, und heißer billig Phur„ wie das die Na
turfpracize in der Sylbe giebt.
2*
120
22. So denn die zwo Gefiälte alfo erfchrecklich in fich gehen
in dem Willen. und den Willen in der Finfierniß halten. fo mag
er nicht gefangen fein. denn fein eigen Recht ift. fanft und fiille
fein: und daffelbe mag er auch in den zweien Geftalten nicht ver
lieren. denn er ift unfaßlich. und da er doch in den zweiewGefial
ten fein muß. und wohnet in dem Stachel. und ifi fein Blih;
denn die zwo Gefiälte find in fich felber finfier. und der Wille nicht.
denn" er ifi in fich felber frei; aber die zwo Gefialten nehmen ihn
in ihre Eigenfchaft. denn er ift ihr Vater. und fchärfet fich in ihren
Eigenfchaften. daß er in fiä) felber als ein Blitz erfcheinet.
23. Denn Herbe machet finfier. und der bittere Stachel im
Rabe zerfprenget die Finfierniß. Alfo erfcheinet des f'tillen Willens
Freiheit in dem Rabe in der Wirkung als ein Feuerblibz denn von
der Herbigkeit fchärfet er fich alfo_. 'daß er alfo fireng wird. denn
es ift gleieh als würden Stein und Stahl in einander gerieben. daß
es Feuer gäbe. '
24. Denn zwei Dinge werden mit dem-»Feuer verfianden. als
die Freiheit außer der Natur. und die Strengigkeit der Natur. als
ihr ein Erempel an einem Steine habet. daraus man Feuer fchlä
get. Denn fo man auf des Sleines Schärfe fchläget. fo fchärfet
fich der bittre Stachel der Natur. und wird _aufs hbchfke ergrimmet;
denn die Natur wird in der Scharfe zerfprenget. daß die Freiheit
erfcheinet als ein Blitz. Und das fehet ihr an dem. daß es wahr
feiz denn fobald als die Freiheit erfcheinet. fo verzehret fie die Fin
fierniß. und daher ift Gottes des Vaters Schärfe ein verzehrend
* Feuer. Denn fobald der Blih in der Schärfe etwas ergreifet. das
da" wefentlich ift. fo verzehret ers augenblicklich. daß alfo keine Natur
mehr da bleiben * -
25. Und daß der Bliß alfo gefchwinde verlifchet. entfiehet da
her. daß ihn die Schärfe nicht halten kann. denn er ift von der
Natur frei. und wird nur in der Zerfprengung erfehen.
26. Und geben euch diefes zu verfiehen. daß diefe Freiheit au
ßer der Natur fei Gott der Vater. und die Natur wird alfo in ihm
erboren. das er alfo ift ein Allmächtiger der Natur. gleichwie des
Menfciyen Gemuth über die Sinne: denn es hat alles einen Urkund.
wie wir euch hernach zeigen wollen.
27. Ferner. von der Geburt der Natur geben wir euch diefes
zu verftehen. aber als ein Gleichniß. So der Blitz in der herben
Angfi fo erfcheinet. fo ift es ein fehr großer Schrack. welchen die Her.
digkeit fänget. und viel fehrer erfchrecketz denn ihr finfier Recht im
herben Tode wird augenblicklich ertbdtet. daß fie ihr fireng Recht
- verlieret und zuritckfinket. und kann nicht mehr' alfo firenge anziehen.
'Auch fo gehet der Blih gerade durch den Stachel der Wittherei des
drehenden Rades.' da denn der Stachel muß zu beiden Seiten fich
* :ausgeben. und der Blitz fahrer mitten durchz alfo wird aus dem
_21..
Rabe ein *i* und kann fich nicht mehr drehen. fondern fiehet zit
ternd in der fcharfen Macht des Willens der ewigen Freiheit. *wel
cher ift Gott der Vater.
28. So nun die ftrenge Herbigkeit den Blih der Freiheit hat
gefangen. daß fie ihr Recht verlieret. fo ift die vierte Gefialt ge
boren. als der Salzgeifi; denn die grimme Härtigkeit wird vom
Feuer und Schra>weich. und behält doch feine Schärfe. Alfa ift
diefe_ Gefialt gleich als ein fcharfec Waffergeifi. und der Blih als
der Schrack ift die dritte Gefialt. der macht in fich felber in der
herben ertddteten Angft einen Schwefelgeift.
29. Denn fo die firenge Herbigkeic' ihr erfies ditrres Recbtver
lieret. fo "dll fie fanft fein. und kann doch nicht. denn fie ift fehreck
[im fchatf. und allhie ift das Ziel des ewigen Todes; denn das
Begehren aus dem freien Willen ag nicht mehr-alfo ziehen. denn
es fiehee in der Angft des Sehr s. und behält doch fein Recht im
Ziehen:
30. Denn eine jede Angfi hat Willen. aus der Quali auszu
gehen. Und das ift der Angft natiirlich Recht. aus fich austreiben.
da es doch nicht kann; fondern' die.Quaal *wird nur dadurch aus
dehnend und größer. wie man das an einem wüthenden ängfilichen
Schaden verfiehet. da das Glied in den Effentien arbeitet. die Quaal
von fich zu thun. und wird in derfelben Arbeit der Effentien nur
größer) und blähet fich die Quaal im Schwefelgeifie nur auf; je
mehr fich die Effentienwehren. je größer wird das ,Rad der Angft:
gebe ich den Sinnen zu bedenken.
31. Alfo gebe ich euch zu bedenken *die Natur. welches. fo ihr H
euch befinnet. nicht kbnnet widerreden: denn das ifi in allen Din
gen. und hat fein Geburtreazt alfo; und ftehec die Natur alfo im
Centro in vier Gefialten.
32. Als erfilich im herben. iii-engen Anziehemidas heißer Herbe. _
33. undin dann
und machet zumandern.
fich felber fo ifi das Ziehen-feiwStachel. f
'firenge Kälte.

der wiithet in der Herbigkeit. und zerbricht in der Härtig-keit. und


masiet das Rad der unzählbaren Effentien. darinnen die Wunder
erboren werden, - e ,
34. Aber der Bliß der Freiheit des ewigen Willens. welcher
fich in der Herbigkeit fchäcfet. und ein verzehrend Feuer wird. bricht
ihm fein Rad. indem er als ein Blih augenblicklich durchdringen
und erfchrecket feine Mutter als die Herbigkeit. welche ihr hartes
Recht verlieret. und in eine *Schärfe gleich dem Salze genaturet
wird: und in diefer Schärfe verlieret der Stachel auch fein eigen
Recht. und wird bitter. denn er hat“ zwei Gefialten inficb. als
Winden .und auch den Feuerblih; die vergleichen fich dem Schwefel.
und ift die Macht des Feuers Anziindung. denn des Feuers Quan(
fiehet darinnen. “
122

35. So verfiehet uns nun reäyti-Der Feuerblih aus der Schärfe


macht die dritte Gefialt in der Natur; denn er machet in der Her
bigkeit und aus dem Witcher den bittern Stachel. ' in der herben
Angfi einen Schwefelgeifb in dem der Bljh fiehetz und ift die Seele
oder- das ewige Leben der vier Gefialten. Denn die Angft macht
wieder in fich felber ein Begehren, aus .der Angfi zu fliehen, und
da doch nichts ift. das fliehen magz fondern alfo ifis im Centro.
und heißer allhier nicht mehr das Centrum.
36. Die vierte Geftalt ift die Verwandlung der harten Herbig
keit, als der Sän-ack des Blilzes die finftere Herbigkeit erfchrecket.
daß fie weich und wie tobt überwunden wird» da fie zu Sal wirdh
und behält doch 'das Recht des herben -Anziehens.
37. Alfo heißen die vier Geftalten der Natur ißt nicht mehr
das Centrum, ob fie gleich das Aurum in fich in ihrem Urkunde
haben, fondern Sulphur, Mercu s und Sal( Denn der Schwe
felgeifi ift die Seele der vier Gefialten. denn er hat das Feuer in
fich. und die Angfc machet einen andern Willen in fitbr alfo daß
'die vier Gefialten einen ewigen Willen in fich felber haben. der ihr
eigen ift. Denn derfelbe Wille iftt aus den vier Gefialten über
»auszufliehen Über die Natur. und die Natur im Feuer anzufierken.
und alfo .in erfchreckliwer Macht zu fein, wie das an den Teufeln
zu erfinnen ifi. welche in diefem Willen leben. wie wir hernafl)
feßen wollen. *
38. Alfo verftehet uns recht, was die alten Weifen mit diefen
drei Worten x Sulphur. Mercurius und Sal verftanden haben: ob
fie wohl des hohe Licht nicht haben alle mögen ergreifen. fo haben
fie doch deffen gnugfam im Verfiande gehabt im Lichte diefer Welt.
als im dritten Principio. welches alles einerlei Verfiand und Be
griff hat; allein daß fie die Principia nicht verfianden. fonfien hät.
ten fie Gott erkannt. Aber alfo find fie als Heiden im Lichte die:
fer Welt mit ihrem Verfiande bliebenz denn fie haben die vier Ge.
„fialten im Lichte der Sonnenkraft erfunden. und weiter ift ihnen das
andere Principium nicht offenbar-et worden. ,
39. Da die Seele im ewigen Bande ftehet, und da im Kreuz
der Natur aus dem urkundlichften ewigen Willen das ewige Wort
geboren wird. welches der Schöpfer und Macher in der Natur ift:
diefes ifi ihnen verborgen gewefen, wiewohl noch auf heute; aber
es erdfinets die Zeit, da es fiehet zu einem Panier, davon an fei
nem Ort. „
40. Alfo hat die finnreiche Vernunft gar helle in unferer Be.
fchreibung, was Sulphur. Mercurius und Sal fei: denn Sul ift
die Seele, und ift even der Scirwefelgeifi, welcher den Feuerblih mit
allen Gefialten in fich hat. So aber der Sonne Kraft und Licht
in dem wirket. dieweil die Seele im Fleifch und Blut fiehet. fo
wirket fie aus dem herben_ Salzgeifie mit ihren freundlichen Strahlen
,.. 23..
ein Oel. das zündet das Feuer an: alfo brennet der Schwefelgeifi.
und ifi ein Licht in den Effentien. und wird aus dem ängfiliclfen
Willen das Gemiith. und aus dem Rade der Effentien die Gedan
» kenz denn die Kraft der Sonne hat auch das Gemiith. _daß es
*nicht in der Angft fiehet. fondern freuet, fich nicht in der Kraft
des Lichts.
41. Alfo ift Su( die Seele: in einem Kraut ifis ein Oel. und
im Menfcifen nach dem Geifte diefer Welt im dritten Principio auch.
welches immer aus der Angft des Willens im Gemitth erboren wirdz
und der Schwefelwurm ift der Geifi. der das Feuer hat. und_
brennet. Phur ift das herbe Rad an ihm felber. fo es verurfachet.
42. Mercurius begreifet alle vierGefialten. wie das Leben
aufgehet. und hat doch feinen Anfang nicht im Centro. wie Phar;
fondern nach dem Feuerbliße. als die herbe. harte. finfiere Gefialt
erfchrickt. da fiä) die Härtigieit in die weiche Schärfe verwandelt.
da der andere Wille. als der Wille der Natur. wel>7er Angfi hei
ßet. entftehet. da hat der ONercurius feinen Urftand. Denn Mer
ift das zitternde Rad. ganz erfcifrecklich. fcharf und giftig. feindig.
welches fich in der Herbigkeit im Feuerbliß alfo nimmt. daß das
grimme Leben entftehet. Die Sylbe Cu ift der Druck aus dem firen
gen ängfilicizen Willen des Gemiithes der Natur. der ift auffteigend
und will oben aus. Ri ift die Faffung des Feuerblißes. welches
im Mer einen hellen Ton und Klang giebt: denn'der Bliß* machet
den Klang', alfo wird der Salzgeift der Small. und ift feine Ge
fialt griesliclot. gleich dem Sande: und hierinne entftehen Stimmen.
Hall und Lauten. alfo daß Cu den Blitz begreifet; fo i| der Druck
gleich als ein Wind. der Über fich ftößet. und giebt dem Blibe ei
nen Geift. daß er ledet und brennet: alfo heißet die Sylbe Us das
brennende Feuer. weläfes mit dem Geifte immer von fich treiber;
und die Sylbe Cu dringet immer auf den Blih.
. 43. und das dritte Wort Sal ift der Salzgeifi: /dieweil die
alten Weifen haben gefehen. wie die Natur alfo'in viel 'karten zer
theilet ift. da alfo eine jede Gefialt der Natur feine fonderliche Ma
teriam in diefer Welt hat“. als das in der Erde zu fehen ifiz und
fonderlich der Salzgeifi das größefte ifi in den körperlichen Wefen.
denn es erhält das Corpus. aß es nicht verwefetz fo haben fie diefe
Porten. als die Mutter der * atur. billig allein gefehet: denn aus
diefer Gefialt ift in der Schöpfung worden die Erde. Steine. Waf
fer und alle Metalle. jedoch mit Einmifchung der andern Geftalten.
wie ihr hernach fehen werdet, Alfo. mein lieber Lefer. verfiehe uns
nach unferm Sinn und Begriff. ' "
44. Die vier Geftalten in fich felber find der Zorn und Grimm
Gpttes in der ewigen Natur; und find in fich felber nichts als nur
eine folche Quali und Geburt. die fiehet in der Finfterniß. und ifi
nichts Materialifwes. fondern der Urkund des Geifies. fonft wäre

K*"
*
124 ...
nichtsz denn diefe Gefialten find eine Urfachefaller Dinge. wie ihr
euch denn befinnet. daß alles Leben Gift hat. und die Gift felber
ifi das Leben. darum ift manch Gefchöpf alfo giftig böfe. daß es -
eines giftigen Urfkands ifi.
45, und ifi euch zu erfinnen. daß die Natur. ob zwar wohl'.
diefes die Haupturfacife der Natur ift. noch gar in vielen andern
Gefialten mehr ftehet. Denn das machet das Rad der Effentien.
welches unzählbare Gefialten machet. da in jeder Effenz wieder das
Centrum ifk. daß alfo mag eine ganze Geburt einer viel andern
Gefialt erfcheinenz darum ift die Macht Gottes unerforfchlim.
46. unfer Schreiben langet nicht dahin. daß wir wollen die
Gottheit in der ewigen Natur ausgründenz nein. das kann nicht
fein. fondern daß wir wollen dem Blinden den Weg weifen. wel
chen er 'felber gehen muß. Wir können nicht mit feinen Füßen gehen.
aber als ein Chrifi wollen.wir ihn gern leiten. und ihm nlitthei
len. was wir haben. nicht uns zu Ruhrne. fondern helfen pflanzen
* den großen Leib in Chrifio mit feinen Gliedern. davon wir euch
hernach wollen meldenz zu welchem Ende diefe gar hohen Dinge ge
meldet werden. daß wir euch mögen den rechten Zweck im Urkund
zeigen. auf daß ihr euch felber fehet und lernet vecftehen das Trei
ben diefer Welt. wie alles fo blind an Gott ifi. und was die ur
fachen. und dann auch fein Ende ifi. '
47. Wir fügen euch diefes. daß ihr euch wollet recht entfin
nen: denn diefe vier Geftalten find in allen Dingen. aber in die
fer Welt. als im dritten Principio. in ihren gar ernfken Effenlien
nicht verftanden. Dennc der Sonne .Kraft in den Elementen tem
periret alles. daß die Effentien nicht alfo im grimmen Quali fie
hen. daß 'es ifi eine Wonne eines freundlichen Lebensz gleichwie
das Licht aus dem andern Principio. welches ift das Licht aus dem
Worte und Herzen Gottes des Vaters. die vier Gefialcen im Centro
der knglifälen Geifter erleuchtet. daß fie in ihrem eigenen Centro der
Freudenreich lieblich und gar wonnefam find. .
48. und ihr wohl recht bedenken möget vom Fall der Teufel.
welche das Licht des Herzens Gottes verloren haben. welche nun
miiffen in den vier Geftalten des Urkundes ftehen in folcher ängft
lichen Quali. wie oben bemeldet.
49. Alfo ifi auch die Seele des Menfchen aus diefem ewigen
Bande in den Menfchen eingeblafen. und vom Lichte Gottes er
leuchtet: ifk aber im Fall Adams aus dem ewigen Lichte des Her
zens Gottes eingegangen in das Licht diefer Welt; und hat nun
dieß zu gewarten. daß. fo fie nicht wieder ins Licht Gottes eingehet.
und ihr dann das Licht diefer Welt zerbricht. daß fie muß bloß in
den vier Geftalten außer dem Lichte Gottes in der ernfien Lebens
geburt bleiben bei den Teufeln.
50. Denn die vier Gefialten ohne das ewige Treiben find der

* *r
„J-p. _ 1

..' 25...
Abgrund ,. der Zorn Gottes und die Hölle; und der erfchreckliche
Feuerbliß im Rabe der Breäiung im Aufgang Mercurih im Schwe
felgeifie lift ihr Licht„ welches fie in fich felber mitffen erweckeni fonfi
fiehet ihr Geifi in ewiger Finfterniß, uud ifi eine lebendige Gefialt
des Abgrundesf ein Regiment der ernfilichen Quali, welche alfo, im
Feuerbliß auffieiget- über Gott _und Hinimelreich, und das doch
nicht erreichet, weder fiehet noch fithlet: denn es ifi ein Principium,
welches weder diefe Welte noch die englifciye ergreifet, und ifi doch
in Ort und Stätte nit-hrabgetrennt. f, /
51. Denn wir geben euä) diefes zu entfinnen: gleithwie wir
Menfchen mit unfern Augen diefer Welt nicht können Gott und
Engel fehen, welche doch alle Augenblicke vor uns find, ja aucbdie
Gottheit in uns, und wir fie doch nicht mögen ergreifen, wir fehen
denn unfere Imagination und ernfiliäien Willen in Gott„ fo er.
fcheinet uns Gott im Willen, und erfiillet das Gemiith, da wir
dann Gott fühlen und mit unfern Augen fehen:
5L. Alfo auch ungleichen: fo wir nnfere Imagination und Wil
len in dieBosheit [chenf empfangen wir der Hölle Quali im Zorne,
und greifet uns der Teufel im Zorne Gottes ins Herz, und wir
fehen ihn nicht mit diefen Augenz allein das Gemüth und die arme
Seele in ewiger Quall des urkundes verfiehen das, und erzittern
vom Grimme, daß auch manche Seele verzaget, und fich felber
fiicrzet in die Quall des Urkundetw auch den Leib zum Tode, zum
Schwertf zum Stcicke und Waffer führer, damit fie nur diefer
Quall in diefem Lebenf verfiehe des dritten Principiif bald los wird,
denn fie fiehet zwifchen Hirnmet- und diefer Welt Reich im Spotte,
darum eilet fie in Abgrund. ,
53. Auch fo fügen wir euch diefes gar ernfilich zu bedenken,
daß Gott nicht eben eine Hölle und fonderliche Quaal habe gefchaf
fen„ da er wollte die Kreaturen 7,- als Engel und Menfchen inne
plagen. fintemal er ifi ein Gott, der niäit das Vdfe will, und foi
ches felber verbeuti auch fein Herz darum laffen Menfck) werdem
daß er den Menfihen aus der ewigen ängfilichen Quali hükfex fo ifi
uns ja recht zu bedenken die ernfiliche Quall des Abgrundeß welche
ewig ifi. - .
54. Darum fobald die Teufel ,aus dem Lichte Gottes ausgin
gen und wollten in der Feuersmacht iiber die Sanftmuth des Her
zens Gottes herrfäzena io waren fie gleich zur Stunde und Augen
blick in der Höllen Abgrundel und wurden von demfelben gehalten;
denn es ward ihnen keine fonderliche Quaal gemacht, fondern fie
blieben außer Gott in den vier Gefialten der ewigen Natur.
55. Alfo auch in gleicher Gefialt gehet es der Seele des Men
fchenr fo fie das Licht Gottes nicht erreichetz welches aber mit gro
*ßer Begierde gegen die Seele fiehet- und iii im Centro verborgen:
und ifi der Seele nur um diefes, daß fie ihren Willen, als einen
:.25:
Ausgang aus den vier Gefialten. wieder ins Licht Gottes fehet) da
fie dann wird wieder neu geboren im Willen und Leben Gottes.
56. Wir fügen aber dem lieben Lefer diefesx daß die Kreatur-Q'
ren. der Teufel, fowohl die verdammten Seelen nicht nur vier Ge
fialten in ihres Lebens Bande haben, fondern ihre Geflalten find
unendlich. gleicl)wie die Sinne des Menfchen unendlich find. und
mögen fich verwandeln in aller Kreaturen Gefialt. Aber es fiehen
ihr nicht mehr als vier offenbar. fowohl im Abgrunde derHblle
auch 7 aber fie mögen alle Gefialten aus der Matrix hervorbringen,
nur das Licht nicht; das Feuer ifi ihr recht Leben. und die Herbig
keit der Finfierniß ihre Speife.
57. Denn eine Effentia ncihret die andre, daß es alfo-ein ewig
* Band ifi: und finddie Teufel. fowohl die verdammten Seelen. *nur
lebendige Geifier in den *Effentien des ewigen Urkundes, find auch
daraus erfchaffen; denn diefe Matrix ift 'die .urkundlichfie Gebärerin.
die fich aus dem ewigen Willen immer gebieret. .
- 58. und nach diefer Gefialt nennet fich Gott einen eiferigen
und zornigen Gott Erod. 20. 5. und ein verzehrend Feuer Ede.
1L. 29. Denn das Feuer diefes Urkundes ift verzehrend, denn es
ift im 'Centro des ewigen Bandes. Darum. fo das in der herben
Schärfe entzündet wird. verzehret es alles) was in den vier Gefial
ten (verftehe, was. nicht aus ihrer Quali erboren ift; denn die Teu
i fel find diefer Quali. die kanns nicht verzehren, denn fie find roh
ohne Leib) wefentlicl) erfcheinet. wie das bei dem Opfer Mofis und
Iiraelis zu fehen. welche das Feuer verf>)lang Num. 16. 18.
35. fowohl bei dem Elia mit den zween Hauptmännern über 50
Mann. wie das Feuer Gottes beidemal die 50 verfchlang. als If
rael durchs Wort in des Vaters Quali gefuhret ward 2. Reg. 1)
10. 12. 8
59. So will ich euch nun ferner die Geftalt der Gottheit zei
gen, daß ihr den “Abgrund des ewigen Lebens ergriindet und verfie
hen lernet das ewige Gute. _und auch das ewige Bbfe. und auch
das Tödtliche von diefer Welt; und lernet gründen und kennen den
Willen des höchfien Gutes. und was Gott. Himmel, Hölle. Teu
. fe( und dann diefe Welt fei, und was euch hierinnen zu thun fei.
* 60.“ Johannes Evangelifia fchreibet recht, darin hoch und theuer.
daß im Anfang fei das Wort gewefen. und das Wort fei Gott ge
wefen. und alle Dinge find durch dafielbfie gemacht worden. denn
das Wort »machet die Gottheit offenbar, und gebieret, die englifche
Welt. ein Principium in fich felber. und das ifi in dem Weg zu
verfiehen.
61. Der erfte ewige Wille ifi Gott der Vater, feinen Sohn
zu gebären. das ift "ein Wort, nicht aus etwas anderen) fondern
aus fich felber. Nun haben wir euch berichtet von den Effentjen)
fo im Willen erboren werden) und dann. wie der Wille in den
Effentien in eine Finfterniß gefiellet werde. und wie die Finfierniß
im Rave der Aengfilichkeit durch den Feuerbliß zerfprenget werde;
und wie der Wille in vier Gefialten komme. welche im Urkunde
alle vier nur eines find. aber im Feuerblihe alfo in vier Gefialten
ericheinenz und dann wie fich der Feuerbliß urkunde. daß fich der
erfie Wille in der grirnmigen Herbigkeit fwärfet. daß die Freiheit
des Willens irn Blihe erfcheinet: da wir euch dann zu verliehen
haben gegeben. daß der erfte Wille im Bliß des Feuers erfcheinet.
und verzehrend fei. verfiehe von der ängfilichen Schärfe. da denn
der Wille in der Schärfe bleibet. und den andern Willen in fich
felber fafiehverfiehe im Centro der Schärfe. aus der Schärfe aus
zugehen und zu wohnen in fich felber. in der ewigen Freiheit ohne
Quaal.
62. So geben-wir euch nun zu erkennen. daß derfelbe andere
wiedergefafiete Wille. aus der Schärfe auszugehen und zu wohnen
in fich felber in der ewigen Freiheit ohne Quaal. von der Natur.
verfiehe ihre
felber. und Strengigkeit. frei iftz
behält alle Kraft unddenn er fiehet
Gefialten des i rCentri
Centro
ausinallen
fich

Effentienin fin) felberz denn es ifi die Kraft des erfien Willens


und wird erboren in dem erfien Willen. und machet in der Frei
heit des erfien Willens ein Centrum der Ausgeburt der vier Gefial
ten im erfien Willen unfaßlich. Und derfelbe andere erborne Wille
im erfien Willen ifi das Herz des erfken Willens. denn es ift das
ewige Centrum des erfien Willens. und ifi im erfien Willen als
ein Wort. das in fich felber fchwebet. und bleibet ewig in der Ge
burt des erfien Willensz denn es ift fein Sohn oder Herz. *und
wird darum unterfchieden vom erfien Willen. daß es ein fonderlich
Centrum in fich hält.
z 63. Nun ipricht .der Vater. als der erfie Wille) alle Dinge durch
dieß Wort. als aus dem Centro der Freiheit aus; und der Ausgang
aus dem Vater durchs Wort ifi der Geift der Kraft des Works im
Vater. der former das Ausgefprowene nas) Geifies Art. daß es als
ein Geifi: erfäieinet. -
64. Denn in der herben Matrix. als im Fiat. wird alles ge
fafiet. und der .Geift des Worts formts in dem Centro derfelben
Effenz. in welcher fich der Vater bewegt-t. und durchs Wort fpricht.
alfo daß es im Wefen ift und bleibet. Denn was aus dem Ewi
gen formiret wird. das ift Geift und ifi ewig. als die Engel und
die Seelender Menfchen.
65. So wir euch denn in diefer Vefchreibung möchten fiumm
und unverfiändig fein. denn der Begriff befiehet nicht im Geifie
dieier Welt: fo wollen wir euch zeigen die andern drei himmliichen
Gefialten. wie die erboren werden. darinneet vornehmlich Gott. »
Himmelreicl) und Paradeis. und die englifche Welt verfianden wird.
ob der Lefer möchte in Sinn gebracht werden.
/ - 128 1.-..

e
66. Nicht ift es zu verliehen. daß die Gottheit alfo einen An
fang und Aenderung nehme. nein; fondern ich fchteibe auf Art.
wie man das göttliche Wefen foll lernen verfiehen. denn wir k5n
nen nicht englifGe Worte führen: und ob wir die führeten. fo er
fcheinets doch in diefer Welt alles kreatürlich. darzu vor dem irdi
fehen Gemüthe irdifch. Denn wir find auch nicht mehr als ein
Particular aus dem Ganzen. und können nicht ganz reden. fon
dern Stückwerk: das foll der Lefer betrachten.
67. Denn das göttliche Gemüth im Herzen Gottes ift allein
ein Ganzes. und fon| nichts. denn es fiehet fon| alles in den
Effentien. und ift Gott allein frei. und fon| nichts; darum reden
wir vom Stückwerk. und faffen das Ganze im Gemüthe. denn
darzu haben wir keine Zunge auszufpremen; wir führen den Lefer
als auf einer Leiter.
68. So wir denn wollen recht von Gott fchreiben oder reden.
fo müffen wir vom Lichte und von der Flamme der Liebe reden.
denn darinnen wird. Gott verfianden.
69. Wir können nicht fagen. daß des Feuers Quaal das Licht
fei; allein wir fehen. daß es aus dem Feuer fcheine. Nun haben
wir euch berimtet-von des Feuers Urfiande. wie es im Rade der
Effentien in der harten ängfilicloen Swärfe erboren werde. und fei.
nen Blih nehme aus der ewigen Freiheit. da die Freiheit in der
Natur getrieben wird. alfo daß aus der Freiheit eine Quaal wird.
das ifi Feuer. * 7
70. So haben wir *euch auch berichtet. wie der Blitz firacks
hindurch dringet. durch das Rad der Effentien in der harten ängft.
lichen Schärfe. und ein *f* machet. da dann das Rad der Effen
tien nicht mehr im Drehen gehet. fondern fiehet zitternd im Schalle;
und nehmen alle Effentien ihre Kraft und Starke im Buße-des
Kreuzes. denn der Bliß dringet gerade durch. und zerfcheidet die
Effenrien des Rades. und die Effentien dringen quericht durch auf
den Bliß: denn der Blitz ift ihr Geifi. welcher in der Herbigkeit
eine Smwefelgefiirlt machet.
71. Alfo fiehet die Geburt quericht. gleich einem *[3 und hat,
von unten das Centrum zur Geburt. und oben aus den Bliß. der
treiber; und fiehet die ganze Geburt als ein Gewächs: da das Feuer
übertreibet. und die Effentien dem Fenergeifie nacheilen als ihrem
eigenen Geifie. der fie zeucht und begehret. denn fie find feine Speife
und Nahrung . und er ift ihr Leben. und ift eines ohne das an
dere nichts.
72. Nun verfiehet uns vom Feuerfchrack. der ifi fcbrecklicl)
und verzehrend. und überwindet alle Gefialten aller Effentien: denn
fobald der Blick gehet. fo werden alle Gefialten der Finfierniß ver
zehret. und erfchrickt die finfrere Herbigkeit. als der firenge Tod.
vor dem Leben. und weicht zurück als todt und überwunden. und
R
t'
_W

wird aus harte weis) und dünne. wird fsjwer als ein unmacht.
das nicht felber fir ift. und davon kommt das Gewicht der Natur;
denn die herbe 'Matrix wird dünne und licht. und ein Waffergeifi.
davon das Waffer ift erboren.
73. Nun ift der Schrack der Herbigkeit im finfiern Tode ein
Schrack großer Freuden. denn es wird aus Finfier Licht. und fo
fich nun der Blitz in der Herbigkeit des Stachels darinnen erblicket.
erfchrickt er viel fehrer als feine Mutter. die Herbigkeit. und ift aus;
nisjt ein feindlicher Sehr-ati. fondern ein gar freudenreicher Schrack
der Freuden. daß er feine Mutter alfo dünne. weich und fanft fin
det. von welcher er fein feurig Recht verlierec. und wird in der
ewigen Freiheit des ewigen Willens im Centro weiß. hell. licht.
lieblich und freudenreich; und gehet hiermit auf die fünfte Geftalt
der Natur. als die holdfelige Liebe. denn da begehret der Bits mit
großem Sehnen feine Mutter zu einer Speife. und ifi allhier des
Lebens rechter Urfiand; denn es ift die Anzimdung des Lichts_ in
der herben Matrix. -da fich die firenge Herbigkeit in eine Sanfte
verwandelt. "
74. und follts allhier recht verfiehen. nicht ganz im Centro
ihres Wefens. fondern. wie ich im Gleichniß reden möchte. als ob
fich ein Oel in der Sanftmuth erbiere. aus welchem das Licht fiand.
haftig fchiene uiid immer bliebe. indem der Bliß fein Recht verlie
ret: fo wird aus feiner Gefialt ein Licht. ein Schein. darinnen ein
fonderlis) Centrum fiehet. daraus die Freudenreich aufgehet. und
behalten dos; die erfien vier Gefialten ihr Centrum für fich; denn
die Finfiekniß bleibet als ein eingefaffet" Wefen. und das Licht fchei
net in der Finfierniß. und die Finfierniß begreift es nicht. '
75. Sind alfo zwei Principien. und das daher. dieweil fich
die Sanftmuth aus dem erften ewigen_ Willen urfiändet. welcher in
fich felber von der Natur frei ift. und iit dünne als ein Nichts. und
ift fiille: was nun fiille und ohne-Wefen in fichifi. das hat keine
Finfierniß in fich. fondern ift bloß eine fiille. helle. lichte Wonne
ohne -Wefen. und das ift die Ewigkeit ohne etwas. und heißer vor
allen andern Gott: denn es ift nichts Böfes darinnen. undifi ohne
. Wefen.
"Ö - 76. Alfa. verfiehet uns. ifi Gott der Vater in fich felber. aber
ohne Namen; denn er ifi in fich felber die_ lichte. helle und .klare
Ewigkeit. ohne Wefen. fo wir pur vom Lichte Gottes reden.
77. So er aber nicht ohne Wefen fein will. fo verfiehen wir fei
nen Willen. welchen__er in fis) faffet aus Nichts. nur bloß aus
und in-fich felber: und verfiehen wir in feinem Willen das Begeh
ren. und im Begehren das Centrum der Gebcirerin. darinnen das
Wefen geboren wird.
78. Nun begehret die ewige Gebärerin nichts als das Wort.
das in der Gebärerin fchaffe; denn die ewige. fiille und liszte Wonne
130 _.
fehaffet nichts. fondern iii bloß flille und' licht: denn wo keine Fin
fierniß ift..da ifi eitel Licht ohne Wandel. denn die Gedärerin im
Begehren macht die Anziehung. daß alfo eine Finfierniß ift. die
ewig ift. in welcher die Natur erboren wird. wie oben gemeldet.
79. Nun begehret die ewige Gebärerin im erften Sehnen die
Freiheit. verfiehe Gott. nicht die Finfierniß in fich. denn er will
ihrer nicht. fondern nur das Wort, das da im Sehnen der Gebä
rin fchaffez und mag auch keine Gebärerin fein. ohne ein Anzie
hen. roelmes fich felber im Willen fchwängert. in welcher Schwän
gerung das Centrum der Natur ftehet. und wäre auch kein Wort.
es fei denn die Natur. denn in der Natur urfiändet fich das Wort.
80. und geben euch alfo allhier ganz hoch und theuer zum
Erkenntniß. wie in der Natur zwei Worte erboren werden: eines
im erften Centro der Gebärerin. in der ftrengen Grimmigkeit. aus
zufprechen die ftcenge Macht der Mutter der ernften herben Grimmigkeit
im Feuer. welches allhier Gottes des Vaters Natur heißer. welche
er alfo in feiner ftillen Wonne. in der Faffung feines Willens. ohne
Berührung der Freiheit des Lichtes gebieret.
81. Und das andere Wort. welches er aus der Natur. aus
der Sanftmuth gebieret. verfiehe indem die ewige Freiheit des Lich
tes. fo Gott genannt wird. wel>ze aus der Natur ift. die finfiere
Natur erblicket. zwar im Feuer der Swärfe. wie vorne gemeldet.
und aber die Herbigkeit in ihrem eigenen finfiern Rechte erfchricket.
und ihr ffrenges Recht verlieret.
82. Denn der Bliß mamet die finfiere firenge Macht wieder
dünne. und gehet in ihr alfo ein Gewächs auf aus den unzahlba.
ren Effentienz und daffelde ift die Kraft des andern Centri: denn
in diefem Aufgehen ift ein Liebe-Begehren. und fänget das ewige
Licht die Freiheit außer der Natur: daß fich alfo die Freiheit außer
der Natur in diefer Liebe entzündet. und alfo ein brennend Licht
wird. in welchem der Glanz entfiehet.
- 83. Denn außer der Natur ift kein Glanz. obgleich eine lichte
fiille Wonne ift; fondern der Glanz urfiändet erfi von der_ Schärfe:
nun 'ifi aber in der Liebe Aufgehung keine Schärfe empfindlich“, und
ob fie gleich ift. fo ift es doch nur eine Geburt der Freuden. und
eine rechte Erfüllung des erften Willens. der Gottes ift. welchen'
er fehec ins Begehren. und alfo die Natur gedieret. und aus der
Natur das Gewächs der Liebe. .
84. Alfo wohnet das andere Wort oder Gewächs der Liebe in
dem erften Willen. und ift feine rechte Erfüllung. welche er begeh
retz denn es ift fanft. lieblich und freundlich. und ifi des erfien
Willens Kraft und Herz. von welchem das ewige Begehren immer
im Wefen und Willen »fiehet.
85. und alfo zerfprenget das Licht die Thore der Finfierniß.
und gehet das Liebegewäws aus der finfiern Natur aus .-- und
_.31_..

wohnet in der ewigen Stille des Vaters, und i| die Kraft des Va
ters„ und wird "ein Sohn genannt; denn der Vater gebieret ihn
aus feinem ewigen Willem und wird hierinnen des Vaters Glanz
offenbar, welcher fonfi im erfien Willen in der finfiern Natur nur
im Feuer erfäzeinet, aber im andern Centro in der Liebe im Lichte.
86. Und wird alihier betrachtet die Liebe und Feindicbaft» wie
die gegen einander fiehen; denn die Liebe ift der Grimmigkeit ihr
Tod, und nimmt 'der Grimmigkeit mit ihrem Blicke die Gewalt:
und ifi allhier recht zu betrachten die Macht Gottes in Liebe und Zorn.
87. Daß aber alfo die Liebegeblirt möge geboren werden, ur
fachet der erfie Wille aus der fiillen Wonne: denn die ftille und
helle Wonne ifi ohne Quaah die begehret nicht Grimmigkeiq und
machet aber doch Grimmigkeitz und fo die Grimmigkeit nicht wär»
fo wäre keine Scinirfe, fo möchte auch das andere Centrum der Liebe
nicht geboren werden„ aus welchem das übernaturliche Lian fcbeinend
wird: allda fich dann der Name Gottes des Vaters und desSohnes
urfiändet, _
88. Denn wenn die ewige Freiheit nicht das Wefen der Na
tur gedäre, fo wäre es kein Vater- fondern ein Nichts: fo es aber
das Wefen der Natur gebieret, fo wird der Gedärer Vater genannt,
aus dem er geboren wird.
89. Alfo fcheinet das Licht in der Finfierniß, und die Finfier
niß begreifet es nicht„ wie Johannes Evangelifia faget K. 17 4. 5.
und alfo i| Licht und Finfterniß gegen einander» und alfo ift das
Licht der Finfiernifi Heep und ifi ein ewig Band- da ein jedes ohne das
andere nicht zum Weft-n käme; und ift uns allhie recht zu betraunen die
Feindfchaft wider die Kraft im Lichte Gottest wie fich ein jedes urfiände.
90. Denn die Finiierniß hält in ihrem Centro herbe Grim
migkeit, fiachlictzte Angft im Schwefelgeifl- Wehe im Feuerblihq
große Ma>)t im Rabe der Brechungt Auffieigen der Effentien im
Bliß der Feuersrnacht: und ift doch kein Ausfliehen, fondern ma
chet zufammen einen folmen Willem und der ift ein Geifit und der
ifi das Vandder Natur- das Gott der Vater in [einem Willen er
bieret, mit welchem er fich offenbaret in der ewigen Stille, da fonfi
nichts wäre; und ifi Gott der Vater mit feiner Feuersfäzärfe, und
machet hiemit einen firengen eiferigen Gott, und ein verzehrend Feuer.
91. Laffets euch anzeigen, ihr Philofophi, was euch im fie
benten Siegel in Ternario Sanceo eröffnet wird aus Gottes Rath.
_ 92. So ifi der Brunn der Liebeeine Faffung und Haltung der
iii-engen Grimmigkeit, ja eine Ueberwindung der firengen Macht,
denn die Sanftmuth nimmt der firengen und herben harten Feuers
rnacht ihr Recht, und das Licht der Sanftmuth hält die Finfierniß
gefangen und wohne: in der Finfierniß. x
93. Alio will die ftrenge Macht nur Grimmigkeit und Ein
fchließen in Tod: denn die firenge Herbigkeit ifi der Einfchließer in
132 ...

Tod. und die Sanftmuth dringet aus als ein Gewäms. und grü:
net aus dem Tode. und. überwindet den Tod. und macht das ewige
Leben. und mamet aus Feindfmaft Liebe.
94. Das laffet euch. ihr Theologi. ein Licht fein. und betrach
tet die Schrift der Heiligen beffer. und fehet die Wunder Gottes
mit andern Augen an! Betramtet. was Gott in Liebe und Zorn
fei. und merket. wie zwei Principia offen fiehen. da ein jedes begeh
ret! Laffet ab von der natürlichen Weisheit diefer Welt. ,und be
tramtet die ewige Natur. fo findet ihr Gott und Himmelreim. Cure
Gefehe thuns nicht; es muß ein anderer Craft fein. wollet ihr Gott
erkennen. Ihr müffet aus Babel ausgehen. daß ihr das Centrum
des Sohnes Gottes erreimet. fo werdet ihr in der Sanftmuth und
Liebe geboren; dann möget ihr Chrifii Smafe weiden. fonft feid ihr
Mörder und Diebe. und fieiget ins Centrum der Grimmigkeit. da
ihr nur Chrifti Schafe freffet. und mit eurem hbllifmen Feuer auf
dlafet. Q wie fälfmlim handelt ihr gegen der Liebe! Wie wollt
ihr doch erfmeinen. fo die Sonne aufgehet. und ihr im Lichte fie
het? Soll euch hernam unter Augen geftellet werden. '

M_ “ „Das -3. Kapitel.


Von der fechsten Geftalt der Naturz auch eine
Anweifung zur göttlichen Erkenntniß.
x,

So wir nun die holdfelige Liebegeburt wollen erforfmen. wie


fich die erbäre. und wovon fie urkunde. fo milffen wir das Cen
trum inniglim ergriinden. und die femste Gefialt der Natur vor
uns nehmen. als den Mercurium. darinnen der Small erboren
wird; fo werden wir in der Liebegeburt den Ton. Klang und Ge
fang erfinden. darzu die fiinf Sinne. als Sehen. Hören. Riemen.
Smart-cken und Fichten. darinnen alsdann das Leben verfianden wird.
aum Pein und Quaal. fowohl Freude und Liebe. Begierde des Guten.
und aum Begierde des Bdfen. Wiewohl in fim felber in der Na
tur nimts Verwerflimes ifk. es muß beides fein. fonfi wäre Gott
nicht* offenbar, und wäre alles ein fiilles Nimts. und ifi das ganze
Wefen zufammen in dem einigen Gott: Niemand hat ihm etwas
gemacht. oder geboren. er allein in feinem ewigen Willen. der er
felber ift. mamet die Gebärerin.
2. Cr allein ift der ewige Anfang. und faffeedas Centrum zur Ge
därerin. welches mamet die ewige Mutter der Gebärerin des Wefens
X

aller Wefen: denn Gott hat keinen Anfang. und ift nichts EheresF
als 'etz' aber fein Wort hat einen ewigen ungritndlichen Anfang -
in“ ihm. und ein ewig ungritndlich Ende: da es doch nicht Ende.
fondern Perf on recht genannt wird. als des-Vaters Herz. denn er
wird-Lin denrfxewigen Centro erboren. nicht als eine Gefialt des
Centre. die' zum Centro _gehören fondern als ein Gewächs eines an
dern Cintri aus dem erfien Ewigen.
3. Darum ifi er des Erfien Sohn. und ift recht die Flamme
der Liebe. und der Glanz des Vaters im ewigen Willen. und ifi
die andere Mutter der Gebärerin. als nämlich die englifche Welt.
aus fich felber ein Principium. fo Gottes Barmherzigkeit genannt
wird: aus_ welchem Centro ausgehet die Jungfrau der ewigen Weis
heit Gottes. durch welche Gott diefe Welt. als das dritte Princi
pium. aus dem erfien erfchaffen hat. fammtallen Wefen und Kreaturen.
4. Und wollen den Lefer treulich vermahnet haben. daß er
unfern Sinn nicht in der Weisheit diefer Welt fuche. fondern im
Lichte der ewigen Natur. dahin wir ihn denn auch “wollen gewiefen
haben. als in die neue Wiedergeburt. ins Leben Chriftiz fonfi find
wir ihm fiumm und unverfianden: undmag er außer diefem diefe Schrif
ten wohl ungemeifiert laffen. oder wird der Speife des erfien Centri
effen. und fein Spott wird ihn im Feuer feines eigenen Lebensnagen.
.z 5. Wollen ihm das Licht gerne gönnen. um welches willen
diefe Hand die tiefen Geheimniffe alfo aufgefchrieben hatz ni>)t zu
ihrem Vortheil. den es vorhin hat. fondern um der Lilien und der
englifchen Welt willen.
6. Allhier merke nur eigentlich. du 'wirft fehen. was du feit
dem fchweren Fall Adams nicht gefehen haftr und bedeute nur da
bei. was folches bedeutet. und hiermit erfcheinet. Tritt nicht in der
|olzen Pharifäer Fußtapfen. die Chrifium kreuzigten und am Lichte
blind bliebenz 'es gehet dir fonfi auch alfo.
7'. Siehe auch nicht auf die Hand diefer Feder. fie vermag
nichts. fondern aufs Centrum. da das Licht aus fcheinet. Es fchei
net nicht allein aus diefer Hand. fondern in der ganzen Welt. als
ein aufgethanes Siegel in dem ewigen Centro. .es mag ein jeder
zugreifen; es ifi nicht allein außer ihm. fondern in ihm. und heißer
.nur auffälließen und grünen mit Iefu Chrifio. und zeugen eine
Blume aus diefer Welt in die englifche Welt. davon wirallhie re
den wollen. und euch zeigen das ewige Wefen.
8. Wir haben euch oben angezeiget die Geburt der vier Ge
ftalten der ewigen Natur. und darbei angedeutet. wie fie aus dem
ewigen unwandelbaren Willen der ewigen Freiheit Gottes erboren
werden: da wir euch dann angedeutet. wie ewige Freiheit außer der
Natur eine ftille lichte Wonne. jedoch ohne Glanz feiz haben auch *
angedeutet. wie fich die ewige lichte Freiheit in der herben harten
Strengigkeit fchärfe. daß fie als ein Feuerblih erfcheinet. da fie dann
l7. 3
i
134 ..
die Finfierniß zerfprenget. und der Strengheit die Macht nimmt.
und alfo den verzehrenden Feuerglanz bekommt. wegen der erfchreäi
linzen Schärfe; da dann die herbe Matrix zu einer ängfilin)en Ge
“ bcirerin' wird; und weil fie ohnmächtig wird. daß ihr der Bliß die
'Macht genommen. fo wird fie wefentlich. und empfähet der Blih
feine wefentliche Gefialt in der Angfi. als den Smwefelgeifi. wel
n)er des Blitzes Leib tft. daraus er brenner und fn)einet. 7
9. Und dann wie das Rad der Effentien mit dem Bliß der
herben Ueberwundenheit gehalten wird. und das Centrum als ein ,Kreuz
rad fiehet. und alles im Schalle der Effentien fiehet als ein Gee*
wächs. da das Rad zwar treiber. aber iiber fich: darum fieiget die
/ Feuersquaal fiber fich; denn alle Geftalten der Natur eilen dem
Feuer nach. und das Feuer fleucht von ihnen. denn'es will frei
fein. fintemal es fich aus der ewigen Freiheit urkundet und mag
doch auch nicht. denn die Natur hälts bei feiner Schärfe, welche
in der Natur fiehet. _ _
10. Und dann haben wir euch angedeutet. wie der Sn)ra> des
Feuers die herbe Matrix ertbdtet in ihrem ftrengen Recht. da fie
überwunden wird. und zurii>finket. davon das Gewinn der Natur
kommt. und die Materia alles Wefens: und dann wie fin) der
Bliß in der Ueberwundenheit erblicket. da er denn alfo fehr in der
Sanftmuth erfchrickt. daß 'er fein feurig Recht verlieret und helle
wird. weln)es der Schein feines Lichtes ift. da fin) der Glanz urftändet;
und wie alfo die ewige Freiheit der Stille den Glanz fiihrt. als fein*
Eigenthum. und der erfie Wille hierinnen erfiillet wird nach feinem*
Begehren. was er irn Urftande mit feinem Begehren wollte.
11. Sowird..
f tien erfiillet nun mit
das des
erfie Lichtes
Begehrenalfo
Glanz. mit den erbornen
fo fiehen Effen
alle Effentien.
fo das Licht gefangen. in dem erfken begeht-enden Willen: und der
Wille wird hierinne triumphirend und freudenrein). daß das Kind
des Lichts in ihm erboren wird; und gehet allhie das zweite Centrum
auf in der Freude. da die Liebe das/ Feuer des Centri ift; und des
erften Willens Liebe-Begehren zeun)t die Freude an fich. und das
Licht fcheinet aus der Freude: alfo bleibet diefe theure heilige Ge
burt auf dem Kreuze. da gehet das Rad der Effentien im Kreuze.
und die Freude. als der Feuerquall. fieiget über fin). und das Cen
trum hcilts.
12. Alfo gehet allda aus der neugeborne Wille mit Kraft und
Wunder. und befiätiget den erfien Willen der Freiheit des Vaters
mit dem Centro der Liebegeburt des Sohnes. Denn diefe Geburt
ift des Vaters Wort oder Herz. welches er aus feinen Effentien
ftiricht: und der Ausgang der Liebe ifi der Geift des Worts. der die
Effentien formt. und ift zufammen die Dreizahl in einem Wefen.
13. So aber nun das Centrum im Wort aufgehet in des
Lichts Kraft aus der Liebe. fo empfähet eine Geftalt die andere mit
'

...35...
gar freundlichen Vegierden: denn der erfie Wille ift begehrend und'
machet das Centrum. wie vorn vom Grimm gemeldet; alfo auch
in der Liebe. und ifi an Statt des Widerwillens ein eitel Gefchmack
und gerne Haben allda innen.
14. Denn wenn das Rad der Effentien im Schalle gehet. fo ift
die fechste Geftalt erboren: denn die Herbigkeit behält in der Schärfe
der Liebe gleichwohl ihre harte firenge Macht. aber ganz fanft. und
macht die fecloste Gefialt Stimmen. Ton und Klang. daß eine Ef
fentia die andere im Schalle höret. und mit des Rades Effentien
im Jnficiren fchmecket. und im Begehren der Liebe reucht. und
mit dem Durchbrechen des Qualles fithlet. und im Lichte fiehet;
und ift alfo ei'ne lebendige Gefialt des Geifies. welcher in allen
Geftalten ausgehet als ein Leben.. und ifi die Beweglichkeit der Sinne
in den Effentien. welche. die Sinne machen.
15.*Alfo gehet auf das rechte und überfclhwenkliche Liebe-Be
gehren in dem erften Willen. der Vater heißer: denn in des Soh
nes Centro wird der Glanz aus des Vaters Schärfe erboren. wel
cher ein gar freundlich Begehren ifi. als nämlich den Grimm in
die Liebe zu verwandeln; denn wann des Vaters Effentien" die
Sanftmuth im Lichte koften. fo werden fie alle rege. und ifi ein eitel
Liebe-Begehren. Wohlfchmecken. Sanftthun. Freundlichfein. und ift
die Gefialt Mercurius recht das Wort: welches im finfiern Centro
eine giftige Wehe und Angft ift. das ift in des Lichtes Kraft der
Freudenquall. und giebt Stimmen. Ton und Klang. aber gleich
einer Rede. nicht wie der Klang im Feuer im erfien Centro. *'
. 16. Alfo. mein liebes Gemitth. das du -diefes liefefi. verfkehe
uns recht. was wir mit diefer Befchreibung verftehen: wir meinen
nicht zween Götter. die wider einander find. fondern nur einen.
in einer Dreizahl feines Wefens. in feiner ewigen Geburt.
17. In dem Worte Ternarius verftehet man in der Natur
fpraehe recht die göttliche Geburt in fechs Geffalten in der Natur.
welche find fechs Siegel Gottes.
18. Wenn ich aber fage Ternarium Sanctum. fo habe ich .
hierinnen die Dreizahl in fieben Geftalten: denn die englifctze Welt
wird mit begriffen. welche fiehet in der fiebenten Gefialt der Geburt;
nicht nach der lateinifchen Sprache. fondern nach der Naturfprache. da
von alle Dinge ihren Namen haben empfangen. welche unfere Philo
fophi von der Schule des dritten Principiifdiefer Welt nicht“ verftehen.
19. Denn wenn ich rede von Gottes Grimm und Zorn. fo
meine ich nicht ein Wefen. das außer Gott fei; ich meine auch nicht.
daß es die lautere Gottheit fei. welche ohne Wandel ift. und_ in
Ewigkeit nur gut; und ifi niäit der Natur. fondern das Wort wird
aus der Natur des Vaters erboren. als ein ander Gewcichs. das
nicht in der Natur ergriffen wird: darum ift es auch eine andere
Perfon. und wird doch aus der erfien erborcn; verfiehe'. der erfte
3*
- -36_-,
Wille. der außer der Natur ifi. der ift frei von der Oiatur'. aber
die Natur wird in feinem Begehren geboren.
20. Nun ift der andere Wille. welcher aus dem erfien aus
der Natur. als ein eigen Centrum ausgehet. auch frei von der
Natur. denn er wohnet in dem erfien Willen. welcher Vater hei
ßer. in der lichten Ewigkeit. und ifider lichten Ewigkeit Glanz.
Kraft. Stärke und Wefenz fonfi wäre kein Wefen darinnen. fon
dern eine ftille lichte Wone. ohne Wandel und Wefen.
21. So aber daffelbe ewige Wefen hat wollen offenbar fein.
fo hat es miiffen einen Willen -fchhpfen. welcher begehrend ift; und
da aber nichts war zu begehren als nur .das kräftige Wort. und
daffelbe doch auch in der ftillen Ewigkeit nicht war. fo mußten die
fieden Geftalten der ewigen Natur erboren werden. welche find die
fieben Siegel des Sohnes Gottes. wie die Offenbarung Johannis
zeuget: und daraus ift von Ewigkeit erboren worden das kräftige
Wort. welches ift der fiillen Ewigkeit Kraft. Herz und Leben. und
feine Weisheit.
22. Und weil es aus den fieben Siegeln oder Geftalten der
Natur erboren ifi. fo ifi es auch der Schöpfer und Manier aller
Dinge. aus dem Wefen der Natur: denn es ift fonft nichts. das
die Natur kann bewältigen. als das kräftige Wort im Lichte. das
kann allein überwinden den Grimm; es hat allein den Schlüffel
aufzufäiließen und zu brechen die fieben Siegel der grimmen Na
tur des Vaters. und aufzurhun das Buch des Lebens dem. der
auf dem ewigen Stuhle filzet. Lies Apok. 5. es ift juft und recht.
Denn fo es den Grimm erblirket. fo ift es eine Zerfprengung der
Finfterniß. und nimmt der grimmigen Angfr die Gewalt. und hei
ßet recht Gottes Barmherzigkeit.
23. Denn Barm ift die Lichte-Erblickung im Centro aus der
lichten Ewigkeit. da der Blick die ftrenge. herbe. harte Kälte und
bittere Angfi fänget. und mit dem Blick erfchreckt. und die grimme
Gewalt nimmt. und verwandelt fie in Sänfte. Herz ift der Bliß.
der die vier Geftalten gefangen hat. da fie der Blick der Ewigkeit
hat gefchärfet. und nunmehr die vier Geftalten in fich hat; der
fchwebet im Centro auf dem Kreuze. und machet ein ander Centrum
in fich felber. Ig ift des Blihes Verwandlung ins Licht des Glan
zes. darinnen die fünfte und fechste Gefialt erboren wird. als die
Liebe und Freude. da denn der ganzen Natur Vermögenheit inne
ftehet; und wäre die Natur außer diefen zwo Geftalten ein grimmer
harter Tod. aber das Licht macht die Liebe. und auch das Begeh
ren der fechsten Gefialt. darinnen denn das Leben mit dem Ver
fiande fiehet. Keit ift der ewige Eingang und Erhöhung über die
Natur der vier Gefialten. und eine ewige Inwohnung der fiillen
Ewigkeit. und eine Erfüllung des erfien Willens. der Vater heißt.
24. Alfo heißer die andere Geburt Gottes Sohn. Gottes Wort.
' .- Z7
Gottes Wunder» Gottes Kraft, Gottes Lieber Gottes Leben, und
ifi felber das Wefen, das da offenbaret alle Wefen.
25. Du liebes fuchendes Gemüth, ich wollte dirs gern in dein
Herz fäyreiben, könnte ich nur! Siehe, es ift alles nur ein Gott.
Du fragefi aber, wovon das Böfe kommt? So hafi du diefes in
diefer hohen Befchreibung eine Erkenntnißz denn du fieheft in allen
Kreaturen Bosheit und_ Gift, und dann auch Liebe und Begierde:
fo denke nur, wie die Natur alfo ein ernfilicl) Wefen fei.
26. Aber gleichwie das Herz Gottes den ftrengen Vater in
feiner Natur fänftiget und freundlich machet, alfo auch das Licht
der Sonne in diefer Welt alle Dinge„ welches alles aus der ewi
gen Nacur feinen Urfiand hat.
27. Denn wenn die Strengheit nicht im ewigen Willen erbo
ren würde , fo wäre keine Natur, und würde auch ewig kein Herz
und Kraft Gottes erboren, fondern wäre eine ewige Stille. So
aber die Ewigkeit das 'Leben begehret, fo mags anders nicht erboren
werden: und fo es denn alfo erboren wird„ fo ift es ewiglicl) das
Liebfie. Darum kann und mag die ernftliche firenge Geburt in
Ewigkeit nicht aufhören, wegen des Lebens, welches ift der Geift
Gottes.
28. Darum fiehe dich und alle Kreaturen an, und betrachte dich,
auch betrachte Himmel und Hölle im _Zorn und Grimm Gottes, da findeft
du es alfo und gar nicht anders: wiewohl wir allhier eine englifche Zunge
bedirrften, und du ein englifch Licht im Gemirthe, fo wollten wir einan
der wohl verfkehen: diefe Welt begreifts nicht.

Von der fiebenten Geftalt der ewigen Natur,


die offenbare Porte des Wefens aller Wefen.
29. Mein lieber Lefer, wenn du die hohen Geheimniffe willfi
verfiehen, fo darffi du nicht erfi eine Academiam auf deine Nafe
feßen, und eine Brille brauchem und vieler Meifier Bücher lefen,
denn fie find nicht allein auf den hohen Schulen zu fuchen, zu fin
den und zu gründen. Es ift alles ein Tand ohne göttlichen Ver
fianly was die Vernunft in der Kunfi diefer Welt fuchetz fie fin
det nichts mehr als diefe Welt, und doeh noch nicht halb, fie ge WÜ4
het nur immer im Suchen, und findet endlich Hoffart und Gleiß- ,
nerei„ indem fie weltliche Weisheit findet.
30. Suche nur das Wort und Herz Gottesf welches Menfä)
worden ift, in der Krippe beim Ochfen im Stulle, in der finftern
Nacht. So du daffelbe finde-ft, fo findeft du Chriftum, als das
Wort im Vater» mitfammt dem Vater, Sohne und heiligen Geifie,
darzu die ewige Natur, auch die englifclye Welt und Paradeisz du
findefi deine blinde Vernunft, die dich 'alfo lange hat laumelnd als*
138

einen Trunkenen gefiihret. Du darfft dir nicht dein Gemitth mit


hohem Sinnen zerbrechen. du findeft mit hohem Sinnen und Tich
ten nicht den Grund. nur aneigene dein Gemieth und Sinnen mit
aller Vernunft in die Liebe und Barmherzigkeit Gottes. daß du in
dem Centro deines Lebens aus dem-Worte und Herzen Gottes geboren
werdeft. daß fein Licht in deines Lebens Licht fsoeine. daß du eines
feiff mit ihm!
Z1. Denn Iefns Chrifkus Gottes Sohn. das ewige Wort im
Vater. der da ift der Glanz und die Kraft der lichten Ewigkeit.
muß-in dir Mei-riet) geboren werden. willft du Gott erkennen: fonft
bifk du im finftern Stalle. und geheft nur fuchen und tappen. und
fucheft immer Chrifium zur rechten Gottes. und meineft. er fei
weit von dannen. Du willft deln Gemirth iiber die Sterne [einein
' gen und allda Gott fuchen. wie dich die Sophiften lehren. welhe
Gott weitqoon dannen in einen Himmel mahlen.
Z2. Aber gleichwie der Teufel über das Herz Gottes in feinem
Feuerquall fliegen will. und bleibet doeh nur in den vier Gefialten der
ewigen Natur in Finfternißz alfo gehets auch der blinden Vernunft.
' die im Finfiern -fißet und fuchet Gott in der Finfterniß. Willft du
ihn finden. fo fuche ihn in feiner Quall. die ift überall. alles voll
Gott und fcheinet in der Finfierniß: in deinem finftern Herzen ift
Gott. aberin einem andern Principle. klopfe an. fo wird dir aufgethan.
Z3. Der h. Geift Gottes ift der Smlitffel im_ Centro. gehe
aus der Begierde des Fleifches aus in eine rechte ernfte Buße. und
fehe allein deinen Willen mit Vernunft und Sinnen in die Barm
herzigkeit Gottes. fo wird das Wort Gottes. als fein liebes Herz
in dir eine Gefialt kriegen; dann fieheft du vor der Krippe. da
Jefus geboren ward. fo neige dich zu dem Kindlein. und opfere .
ihm dein Herz. fo wird Chriftus in die geboren werden. -
34. Alsdann“ mußt du erft in Jordan. fo wird dich der h.
Geifi taufen. da fiehet dir der Himmel offen. und der h. Geifi
fchwebet über dir: aber du mußt in die Wilfie und vom Teufel ver
“fuchet werden. Verfiehe es recht! Der Teufel wird fich an dir
verfuchen. und dich oft in die Wirften der Welt fuhren. und vor
deine Seele in dein fleifchlich Herz treten. und veft zuriegeln. da
g/ehöret Ernfi zu. dem Teufel fein Centrum zu zerfprengen. Du
wirft Chrifium oft nicht fehen. der Teufel wird dir ihn verleugnen.
er fei nicht in dir- Menfcl) worden: denn du fieheft alfo als ein
Licht im Centro mit der Finfterniß umgeben. und bifi ein Gewächs
im Leben Gottes. aus der finfiern ftrengen Natur.
35. Darum befinne dich. alsdann fiehe und fiehe veft. wie
Ehrifius that! Thue nicht wie Adam. der fich ließ gelitfien des
G-ifies diefer Welt. und fuhrete uns in die fleifchliche Finfkerniß.
36. Du mußt mit Chrifio verfolget. verfpottec und gehöhnet *
werden. willft du in den Wundern Gottes fsnvebenz und fo du in
x | . _ _

z.
„in ihm bleibeft, fo bleibet er in dir; fo magft du fuchen, was du
willft, du findefi was nur dein Begehrenift. Anders fuchefi du
vergebens in der Gottheit: und wenn du es gleich aufs Hbrhfie
btingefiz fo findeft du nur diefe Welt. Das fei dir zur Warnung
Igefaget-fodu willfi fuchen, finden und erkennem was hiernach ge
, 'Mfaglgben ift von den fieben Siegeln Gottes und des Lamms. _
.FLY-ZL Diuveil wir dem Lefer möchten fchwer zu verfiehenfeln,
*aber :doch dem aus Gott Gevornen gar leieht, und auch unfer Ffir
nehmen anders nicht ift, als dem Blinden den. Weg zu toeifenz
,fiebet fo wollen wir euch die Offenbarung Johannis mit den fieben
Geifiern und fieben Siegeln Gottes zeigen, welches ift die Offene
barung Iefu Chriftit da fich die ganze Gottheit hat in der Menfch
_heit offenbaren und neben der Perfon der Menfmheit angedeutet
_das Wefen der Dreizahl im Tel-nativ Sancto, da manfdie Gottheit
*nieht allein im Ternario fiehet, fondern aus) in der englifihen Welt.
38. und follen denen aus Gott Gebornen allhier recht die Au
gen geöffnet werdent es mame fich nur Niemand felber blind, denn
dieZeic kommt und ifi frhom da die fieben Siegel find aufgebro
chen„ und das Buch aufgethan dem„ der auf dem Stuhle fiber,
welche hat gebrochen das Lamm vom Haufe Ifrael, welches erwin
get ward und ewig lebet.
_ 39. und oh es ifi, daß die Offenbarung bis daher i| zuge
-fiegelt blieben und von keinem Menfchen im Grunde verfkanden
worden, das foll Niemand alfo annehmen und denken , daß es in
menfaylimer Macht fei gefiandenz denn es ift die Offenbarung Gor
tes und “hat fieben Siegel, welche zugefiegelt find gewefen, bis voll
endet würde der Zorn Gottesz und find die fieben Geifter Gottes
des Vaters, wie vorn in diefem Buche gemeldet, von den: Geftal
ten der Geburt der ewigen Natur, welche ift Gottes.
40. Nun ifi diefe Welt mit allem Wefen, fowohl auch der
Menfcl) aus der ewigen Natuw verfiehe aus den fieben Geifiern
der ewigen Natur. als eine Ausgeburt gefchaffen worden; und hat
Gott diefe Welt um keiner andern Urfache willen *erfchaffem als
daß er in feiner ewigen Weisheit will die Wunder, fo in der ewi
gen Natur find, ' offenbaren, daß fie follen zum Wefen kommen,
und am Lichte erfcheinen, zu feiner Freude 7 Ehre-und Herrlichkeit,
nicht allein in diefer Zeit der Verborgenheih fondern nach diefer Zeit.
41. Denn diefe Zeit ifi gleich einem Acker, welcher ift das fie
bente Siegel der ewigen *Nauru darinnen fich die fechs Siegel mit
ihren Kräften und Wundern eröffnen, und ihren Grimm ausfchüt
ten: daraus dann in diefer Welt ifi erboren und erfunden worden
Weisheit der Natur , Stimmenr Donner und Streit„ in welchen
man immer das Herz Gottes gefuthet hat„ und aber erfunden die
Wunder, aus welchen find ausgegangen Streife und Zwingung,
..
F
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140 -.
daß fim denn je ein Siegel nach dem andern erbffnethat. aber der
menfmlimen Vernunft. als den Kräften der Siegel. unverfianden.
42. Denn als die Menfchen nam der Apofiel Zeit von der
remten Liebe und Demuth gegen Gott abwimen. und fuchten ihre
eigene Weisheit. und mamten aus Chrifti Reim ein Reim der Mami.
Pracht und Herrlimkeit diefer Welt. fo entzog fich ihnen der Leuch
terz das ifl. fie gingen ein in des Vaters Natur. in die fieben
Siegel Gottes. und verließen die fieben giildenen Leumter. der fie
ben Siegel des Herzens Gottes. welches find die fieben Siegel des
Lamms. welme hell leuchteten aus des Vaters Natur; denn fie
waren in der Hand des Sohnes Gottes. der da war Menfm wor
den. wie du denn am Bilde in der Offenbarung fiehefi. daß der
Menfch Iefus Chrifius Gottes Sohn fieben Sterne in feiner Hand
hat. und fiehet zwifchen fieben güldenen Leuchtern. Apok. 1. 12-16.
43. Die fieben Sterne find die fieben Geifier Gottes des Va
-ters. welche verborgene Siegel find. 'wie ich euch vorn berimtet
habe. wie je eine Geftalt aus der andern erboren werde. und wie
eine jede ,Gefialt ohne die andere nichts warez und da fim je ein
Siegel nach dem andern aufthut. und fie haben die fieben Donner.
welmer Rede verfiegelt ift. denn fie find im Centro des Geiftesz
aber die fieben Siegel find im Wefen. denn durch die Menfchheit
Chrifii find fie offenbar worden: darum zeiget fie der Geift Gottes
in Gefialt fieben gicldener Leumter. und leuchten in dem Vater aus
des Sohnes Centro. ,
44. Denn da fehet>ihr ein gläfern Meer vor dem Stuhl des
Alten. welmer i| Gott der Vater: und das Meer ifi das fiebente
Siegel. aber aufgethan und nimt verfiegelt. denn darinnen ftehet die
englifme Weitz aber die fechs Siegel find die Geburt der ewigen
Natur. welme in des Vaters erften Willen erboren wird. daraus
das Herz oder Wort Gottes von Ewigkeit immer geboren wird. als
ein eigen Centrum. in dem Centro der fieben Geifter Gottes: und
wie wohl es ift. daß das fiebente Siegel aum im Vater ifi: und
gehbret zum Centro. fo wird es dom durms Wort zum Wefen ge
bracht. denn die englifme Welt ftehet darinnen. .
45. Darum. mein lieber Lefer. wiffe. daß alles. was von Gott
gefchrieben oder geredet wird. das ift Geifc. denn Gott ift Geifi. Er
wäre aber in fich nichtoffenbar. aber' die fiebente Gefialc macht ihn
offenbar. undxdarinnen ift die Smöpfung der englifmen Welt ergan
gen. denn fie heißet Ternarius Sanctusz denn die Dreizahl ift un
begreiflim. Aber das Wort mamet das gläferne Meer. darinnen die
Begreiflimkeit wird verftandenz und wird euch in der Figur des
Bildes in der Offenbarung recht vorgefiellet.
46. Denn ihr fehet dasBild mitten unter fieben Leumtern.
das find fieben Geifier der Gottheit. ftehenz und in der rechten
Hand hat es fieben Sterne. das find aum fieben Geifter der Gottheit
141

in des Vaters Centro. welches das Wort in feiner Macht hat. in


dem es die Grimmigkeit und Verzehrlichkeit in eine fanfte Wonne
in das gläferne Meer ftellet. in welchem das Licht Gottes des Werts.
das ifi. aus dem Worte fcheinet: und ftehen die fieben Geifter Got
tes nun im Centro des Worts. in brennender Gefialt. als fieben
Fackeln. Und ift euch die Gottheit hiermit in dem Bildeder Offen
barung abgemahlet. *
47. und wird euch auch ferner zu verfiehen gegeben. wie vorn
gemeldet. daß das Wort oder Herz des Vaters in feinen fieben leuch-. f
tenden Geiftern ifr im Vater. im Centro des Vaters. als fein Herz.
und hat die fieben Sterne. als die fieben Geftalten der ewigen Na
tur.'unter feiner Gewalt. darum fithret fie das Bild in der Hand.
48. Dieweil aber alle Dinge. was zum Wefen kommen foll.
fich mitffen aus des Vaters Natur urftänden. und wir auch wiffen.
wie folches auch Mofes bezeuget. daß Gott der Vater habe alle
Dinge durchs Verbum Fiat gemacht. als durchs Wort gefprochen.
und daß das Sprechen tft im Fiat geftanden. und das Fiat ift die
herbe Matrix in des Vaters erfien Willen. welche die Natur faffet
und hält. welche der Geift ervoren aus dem Mercurio formt. wel
ches ift der Geift Gottes. e
49. So nun alle Gefchöpfe im' Vater fieben. und er auch darum
Vater heißer. als aller Wefen Vater. und wir Menfchen auch als feine
Kinder. und aber mit Adam aus der Kraft des fieb_enten Geifies des
Works find abgewichen. mit unferer Imagination in dieAusgeburt des
Vaters. als in Geifi diefer Welt. der uns mit verderblichem Fleifch
und Blut bekleidet. und in fich gefangen hält: fo find wir nun in
der Kraft der fieben Sterne. oder der fieben Geifier des Vaters Natur.
die bringt ihre Wunder in uns zum ichte. Denn wir find das Ebene
bild der Gottheit. in welchem der eift Gottes feine Wunder eröff
net. Und laffet euch recht befcheiden: Gott *der Vater hat uns in
Chrifio wiedererboren. daß wir follen mit unferer Imagination wie
der ins Wort. als in feines lichtflammenden Herzens Centrum. ein
gehen. daß der h. Geift wieder aus uns ausginge. mit Kräften.
Wundern und Thaten. wie bei Chrifti Apofteln zu fehen.
50. Weil wir uns aber haben laffen die fieben firengen Geifier
des Vaters Natur aus feinem Centro halten. und find nicht mit
unferm Immanuel aus unferer Vernunft und Wiß ins Leben Chrifti
eingedrungen. daß das Wort in uns wäre Menfch worden: fo haben
auch alle fechs Geifier der Natur der Grimmigkeit ihre Macht und
Wunder in uns erzeiget._und haben uns in Babel laffen_ irre gehen.
daß wir alfo nicht in der Liebe des Works im Leben Chrifti haben
gewandelt. fondern in unferm eigenen Dirnkel. in erdichtetem gleiß
nerifchen Wefen von Gottes Willen; haben nicht in Chrifti Geift
gewandelt. fondern im Hoffart: fintemal die Sucher in des Vaters
._D
Natur haben Künfie erfunden. fo .haben fie die alberne Demuth
mit Füßen getreten.
51. Dieweil fie denn vom Herzen Gottes gewichen find in ih
rem Dünkel. und alfo ein irdifn) Himmelrein) erbauet zu ihrer Wol
lufiä fo haben auch billig alle fen)s Geifter der Grimmigkeit ihre
Macht unter ihnen gewirket.
52. Denn wenn glein) das Herz Gottes hat mit einem Geifie
aus feinem Centro gepofaunet und die Menfn)en zur Umwendung
gerufen; fo hat ihnen don) ihr fanftes Fleifn) allzeit lieber gefallen.
und haben mehr dem Teufel gefolget. welcher allezeit aus des Va
ters Zorn darwider gepofaunet. und Krieg und Blutvergießen ange
rin)tet., davon die Offenbarung in Bildern zeiget. Und hat der
Geift Gottes die Ofienbarung darum gedeutet. als einen hellen Spie
gel; und wiffets. was der Engel faget: Verfiegele. was die fieben
Donner geredet haben. Apot. 10. 4.
53. uns Menfchen follte billig verborgen fein die Stimme der
fieben Donner aus des Vaters grimmigen Effentien. fo wir nin)t
felber hinein imaginirten. und diefelben in uns eröffneten; denn in
des Sohnes Centro. in _der fanften Liebe. find fie nicht offenbar.
_ 54. Weil aber das Wort oder Herz Gottes iff Menfn) wor
den. und hat in fin) genommen eine menfnniche Seele. uns aus
dem grimmen Geftirn der Natur ins glciferne Meer. als in die
englifn)e Welt wieder einzuführen. in die Wunder der fieben gül
denen Leun)ter. und wir aber in den fieben Siegeln des Vaters
verborgen liegen: fo hat das ?ei-bum bei mit feiner angenomme
nen Menfchheit müffen in die grimme Matrix. in die Snnirfe des
Todes und Zorns eingehen; und allda hat der Menfch Chrifius ge
brocl)en die fieben Siegel in der menfchlin)en Seele.
55. Denn das ?ordnen bei oder Herz Gottes. welches Menfn)
ward. und die menfchliche Seele. weln)e aus den fieben Geifiern
Gottes dem Menfchen ward eingeblafen. vom Geift Mercurio. das
ift der Griff der fieben Siegel. [welcher im Worte der h. Geift
heißet. und aber von des Vaters Centro der Geift Mercurius. das
ifi. aus den fn)arfen Effentien. aus dem Feuerrade. wie rorn be
meldet. und aber in des Vaters Ausgebuct. durn) die Sänftigkeit
der Liebe im Worte in diefer Welt. als im dritten Centro. Luft
heißen] hat gebrochen die grimme Mann im Centro der Seele.
56. Denn als die Seele Adams aus dem _Worte ausging ins
dritte Centrum. als in Geifi diefer Welt. fo war der Seele Cen
trum ewiglin) in die Matrix der Grimmigkeit. in die fieben Geftal
ten der grimmen Natur des Vaters verfiegelt: und war Niemand.
der da hätte können diefe fieben Siegel brechen. weder im Himmel
in dem gläfernen Meer. oder in diefer Welt; es war nur allda
in der Seele der ewige Tod. in der fchrecklichen Angfi und Fin
ßerniß.
-__- 4Z -
. 57. :Alida ifi die Bannherzigkeit aus des_ Vaters Herz ausge
brochen und eingegangen in die menfchliclye Seelex und hat gebro
chenxdie fieben Siegel der Grimmigkeit, und in der Seele angezün
det das Licht, welches überwindet den Tod und Zorn.
58. ?Licht ift die Seele aus des Vaters Effentien ausgeriffen
w.orden„ daß fie nicht mehr in den fieben Geifiern der Natur wäre:
nein„ das kann nicht fein, es ftehet alles in den fieben Geifiern des
Vaters Natur „ auch das Herz Gottes felberz allein die Siegel des
Todes im Grimme find durch das Licht im Herzen Gottes im Een
tro der menfclylichen Seele gebrochen und aufgethan worden.
59. Das danken wir Gott dem Vater, in (Zhrifio Iefm der
da Menfch ward, und uns in ihm zum Lichte wiedergebar, und
erlöfete vom finfiern Grimmenquall im Eifer des Zorns in Ewigkeit.
60. Dieweil wir Menfmen _aber folche große Gnade und Licht
nicht erkannten. und das auch nicht achteten.“ fondern ließen uns
noch geliehen Adams Fleifch und die Luft diefer Welt) und da
wir gleieh fahen, wie Gott in Chrifto dem Menfchem fowohl nach
ihm in feinen Jiingerm und alle die ihm mit Ernfi anhingen in
der 'neuen Wiedergeburh große Wunder und Thaten that, fondern flie
ßen unfern Leuchter felber weg und lebten in Heucheleß in eigener
Gleißnereß in Tyranned und vetfolgeten Chrifium: fo ließ er uns
auch verffegelt. daß wir fein Licht nicht erkannten, fondern [achten
uns felber Wege zu Gott: und wollten durch unfern eigenen Wahn
zu Gott kommen. Das Reich diefer Welt geliebte runs mehr als
Gottes Reich„ trieben vor ihm nur Heuchelei, und unfer Herz war
fern von ihm. Alfo mußten wir auch in des Vaters_ Natur unter
den Siegeln bleibem bis der Geifc Mercurius alle feine Wunder in
uns erzeigete. _
61. und deutet uns die Offenbarung* kinn wie der Geift Mer
curius habe“ ein Siegel nach dem andern aufgethan, und alle Pla
gen und Greuel in uns ausgefchiittet, und nur eitel Kriege Zank
und Boy-heit, eitel Lift und Falfchheic, mit Wundern und_Kräften
in uns eröffnet; wie er uns denn fein abmahlet mit einem greuli
chen Thierm gleich einem Dramen mit fieben Häuptern und zehen
Hörnern, und auf feinen Fyäuptern fieben Kronenz und fitzet unfere
fromme Geifilichkeit oben auf dem Drachen 7 fein wohl gefchmixcket
und gekcönet. _
62. Da magft du dich befehem du fchöne Braut auf dem
Drachen. Siehe doch nur, worauf du reiteft! Iff das Chrifii
Efel in Demuthi oder ifi es der Teufel aus dem Abgrunde? Dein
'Thier ift deine eigene Gewalt und Auffieigen deiner tyrannifciyen
Macht, die du dir in Chrifii Reich erbaueß indem du eine gottlofe
Zwängung des Elenden haft aufgericlytet . und nur in Praazt und
Hochmuth lebefi. Dein geiftlich Herz if): die fehöne glänzende Braut
auf dem Thier.
- -44
j
63. Schaue. ich muß dirs fagen: befiehe dich. du fchbne Braut
voll Greuel der Verwüfiung. weil du dich fo fmön dünkefr zu fein.
Siehe. was haft du erbauet? Große glänzende Steinhäufer. da
gehefi du hinein. und treibefi Heuchelei nnd Smeinheiligkeit. Du
giebefi Gott gute Worte.. und dein Herz hänget am Dramen; du
verfchwendefi die Fertigkeit der Erde. und deine Heumler müffen
vor dem Thier und Dramen deiner tyrannifmen Gewalt niederfal
len. und_ dich anderen; fie müffen deine Hure auf deinem Thiere
anderen. oder dein Drame ermordet fie; was du feheft foll göttlim
heißen.
64. O! ,wie fmbn bift du abgemahlet; befiehe dich nur. es ifi
Zeit! Siehefi du nimt. wie dich der Engel mitfarnmt dem Drachen
in Abgrund wirft. in den Sthwefelpuhl? Oder kennefi du dich
noch nicht?
65. Weißt du nicht. daß wir müffen in Chrifio aus Gott
wiedergeboren werden und wandeln im Leben Iefu Chrifti? Weißt
du nimt. daß das Wort ift Menfm worden? Wir müffen in Chrifio
neu geboren werden. alfo daß die Seele fei Chrifii Glied; aus ei
nem Leibe. welmer ift Chriftus. müffen wir alle geboren werden.
anders können wir die fieben Leuchter Gottes in uns nicht fchauen.
66. Was heuchelft du dir viel mit Gleißnerei? Was nimmfk
du göttliche Gewalt in deine Gleißnerei? Du haft fie nicht: du
haft nur des Drachen. deines antimrifiifmen Abgotts Gewalt. Willft
du gbttlime Gewalt haben. fo mußt du im Leben Chrifii in Gott
fein. fo empfäheft du göttliche Gewalt zu wirken in denen. fo ihr
Herz zu Chrifio in Gott erheben: allda haft du des Himmelreimes
Schlüffel in der englifmen Welt.
67. Deine Gefeße. Concilia. Befmlüffe und eignet Wahn ift
Betrug. der Griff Chrifti in Gott läffet fich an kein Gefeh binden.
Alles. was du lehreft von eigener Gewalt im Himmel. fo du dir
felber zumiffefi. das ift außer der neuen Wiedergeburt in Chrifio
alles falfm und erlogen. und feine Kraft gehöret dem Dramen.
68. Kein Menfch hat eine Gewalt in Gott. er fei denn aus
Gott in Chrifio Iefu wiedergeboren. der kann dem anneigenden Her
zen. das fich in Chrifio Iefu zu Gott neiget. durch feine Stimme
und Wort. welches aus Gott fchallet. die fieben Siegel auffchließen
und pofaunen in das begehrende Gemüth.
69. Darum fiehe. befchaue bim in der Offenbarung in den
Bildern. indem du auf dem Dramen reitefi! Wie fchbn reitefi du
auf Erden. wie der Drame der alte Teufel in den fieben Siegeln.
welmer immer will über das Herz Gottes in Feuersmacht reiten.
und bleibet doch in den fieben Siegeln im finfiern Abgründe der
Ewigkeit. im Urkunde der Natur. in der firengen Matrix* verfiegelt.
70. Alfo auch du: wiewohl die Siegel in der menfmlimen
Seele im Tode Chrifli find gebrochen. fo hat dich doch Gottes_ Zorn
_45...
mit dem Geifte diefer Welt verfiegelt„ und fiihret dich„ daß er alle
feine Wunder an dir verbringe.
71. Siehe, du fiolze Hure auf dem Thiere, was haft du ge
fuchet feit der Apofiel Zeit, welche im Leben Chrifii wandelten und
nicht nach der Luft des grimmen Geifies in der Natur Urftand,
wie du? Befiehe dein prächtiges Reich, welches »du in der Welt
aufgerichtet haft, in dem man hat miiffen von Gott weichen und
deine Gefeße ehren und anbeten. . *
7L. Ehrifius betet feinen Vater* an , feine menfäzliche Seele
drang ins ?erbeten Domini, in die fieben gitldenen Leuchter. welche
find der brennende Liebegeift des Herzens Gottes im Vater in der
fiillen Ewigkeit: allda wirkete Chrifkus hie auf Erden in des Va
ters Quall große Wunder; denn er that auf die Siegel der Ver
borgenheit und trieb die unfaubern Geifier aus der grimmen Quali
der Seelen y und fäyallete mit feinem Worte im Centro der armen
gefangenen Seelenr daß fich alle Siegel bewegten. und ins Leben
Chrifii zu Gott eindrungen. Alida konnte der Teufel nicht wohnen.
denn er ift ein Geifi der Finfterttifi, wie wir ihn het-nach wollen
anzeigen. “
73. Du aber nimmfi das Reich Chrifti und die Gewalt Ehrifii
mit Gleißnerei und Betrug ein. Wo find deine Wunder? So
du göttliche Gefehe machefk, nur zu deinen weltlichen Ehren und
Betrug, daß du mögeft hetrfrhen über Silber, Gold-und Seelen
der Menfchen.
74. O du badelf>)e Hure! du bifi es , von der die Propheten
gefagt hadene welche haben gedeutet in den verborgenen Siegeln die
Wunder, fo in der ewigen Natur verborgen wären. In dir find
die Wunder ans Licht kommen, aber du verwiifteft den Baum des
Lebens, darum mußt du in den Pfahl, der mit Schwefel brennet.
Und darum faget der Geift in der Offenbarung: Gehe aus von ihr
mein Void auf daß du nicht theilhaftig werdeft ihrer Quaal. Apok.
18, 4.
75. Weil du denn aus dir felber in der grimmen Macht des
Zorns Gottes bift gewachien, und bifi nur ein Freffer. und haft
alle Wunder Gottes in Hof-fact gefaffet zu deinen thierifcizen Ehren:
fo find auch die Siegel in dir verfiegelt, bis der Zorn feine Macht
an dir bewcifet, und du dich felber friffefi.
76. Denn du haft' der Engel Pofaunen verachtet und verfol
get, die dir von Gott gefandt waren; du achtefi deinen Vauchgott
und Herrlichkeit vor alles. und läffeft dir heucheln.
77. Die Braut des Thiers fpricht: Ich bin dein Gott, [ehe
mich auf dich. reite wie du willfkz ich will rufen. daß die Fertigkeit
der Erde dein feie und man foll dich in mir anbeten» Furcht und
Schrecken fei in dem. der uns verachtet. Alfo reite ich aua; über
..45..
die gebogenen Knie und über die Seelen der Menfchen: wo ning
ein folä) Reich fein als wir haben?
78. Aber der Geifi Mercurius. welcher ausgehet aus. den fie
ben brennenden Fackeln. der da ift der Geifi der Braut Gottes.
deutet in Apokalypfi: wann aufgehet das fiebente Siegel. foll voll
endet werden das Geheimniß des Reiches Gottes.
79. Denn das Lamm. das erwürget war. nahm zur Zeit des
fiebenten Siegels das Buch aus der rechten Hand deß. der auf dem
Stuhl faß. und that fein Siegel aufz und die vier und zwanzig
Aeltefien fielen vor das Lamm nieder und fprachen: Du hafi auf
gethan das Buch und gebrochen feine Siegelz Preis. Ehre und
Lob feiGotc und dem Lamme. das würdig war zu nehmen das
Buch. und zu brechen feine Siegel. und die Hure ward mit dem
Drachen in den feurigen Phuhl geworfen. Apok. 5. 7. 8. Verfie
hefi du dieß nicht. fo bifi du unter dem Siegel.
80. Siehe. wann das fiebente Siegel aufgethan ifi. fo weidet
der Erzhirte feine Schafe felber auf feiner grünen Aue. er führer
fie zum frifchen Waffer. und erquicket ihre Seelen. und führer fie
auf feiner rechten Straße: der ift ein guter Hirte. und die Schafe
folgen ihm. u-nd er giebt ihnen das ewige Leben.
81. Zu der Zeit zerbricht Babel die große Stadt auf Erden
„in den Wundern. und gehen aus ihr alle Seelen der Menfwen. "o
im Buch des Lebens. im gläfernen Meer gefchrieben find. alle die
aus Gott geboren find. und es ifi eine Hütte Gottes bei de_n Men
fehenz denn der fie verführet hat. wird verfiegelt. das Licht vertrei
bet ihn. *
82. Darum merkets. ihr Schlafenden. und wachet auf. der
Tag bricht an. es ift hohe Zeit. daß euch nicht der Zorn in Babel
ergreifei Es ift großer Ernft vorhanden; laffet ab vom Zanke um
den Kelch Chriffi. ihr werdet vor Gott als Narren erfunden; es
lieget nicht an euren Swlüfien. daß ihr euch rottet und fchließet:
fo wollen wir glauben. fo wollen wirs haben. fo kann die Kirche
Gottes erhalten werdenz und die andre Part fpricht dawider. und
heißet einander Keßer. und führer alfo den blinden Laien in eurem
Teufelszanke in eurer Hoffarc gefangen. Ihr bindet den rechten
Verftand an eure Kunfiz wer nicht fiudiret hat. der foll nichts wif
fen von den Geheimniffen Gottes.
83. O ihr hoffärtigen blinden Menfchen. wie laffet ihr euch
den Dunkel ohne Gottes Geift verführen! Wie woliet ihr am Ge
richtstage Gottes mit euren verwirreten Schäflein befiehen. die ihr
alfo in Blindheit habet gefithret? Ihr habt fie voll Läfierung ge
fchftttet. und feid in eitel Gleißnerei. in Geiz. Hochmuth und fal
fcher Lehre auf dem Drachen geritten; ihr habt von außen geglif
fen. und inwendig feid ihr voll des Teufels gewefen.
84. Wo ift euer apofiolifcl) Herz? Habt ihr Chrifium. warum
_. 47 4.
*
.
xanketiihr sir-naja* ihn. und macht den Laien auch “zankendz da“
er doch nicht: weiß ._ was er thut. er fiedelt auf eurer Geige. und
liiflet e r das Leben als er vomIrrthum ausginge' ins Leben Chrifii.
[ . O' du' einfalrige Heiligkeit. warum nimmfi du-niwt' Chri- ,
filmt .einen treuen Hirten zum Hirten an. und_ laffefi die Wölfe
fahren?_ Du darffi um Chrifii Reich nicht zankenz die Wölfe ha
lien auch' kfirie Gewalt. dir daffelbe zunehmendder *zu geben. du
darfefi auch ni>it fragen. wo ifk Chrifius? ifi er im“ Abendmahl
und in der Taufe. ift er im Gehör' des Predigtamts. wie man denn
heute. fo hart darauf dringet? '
-86. Schaue nur zu. urid anneige dein Herz. Sinnen rind
Geniirth in Chrifio. daß Chriftus in dic geboren wird. fo' haft du
Chrifium. Taufe. Sakrament und den h. Griff an alienÖrten.- bu
haft ihn' im Gehör _desgWoi-ts. _
z 87. Die Bunde und Tefiamenta Chriiti. fo die ohne Glauben
lange gebrauchet werden, find nur verborgene Siegel. So du aber
in Ehrifto geboren wirft. fo find fie die aufgethanen Siegel in dei
nemg-Herzen. in deiner Seelez es ifk alles dein. Chrifius ifi in die.
andre: via in ihm. und Chriftus in aus) im Vater. und du in
Chrifto auch im Vater. und ,der h. Griff gehet aus dem Vater
in Chciflo aus. 'und auch in dirz das Wort des Lebens ifk' immer
in dir; was fuchefi du denn zu deiner Seligkeit? So du hbrefl
son Gott_ lehren. fo lehrer auch der Griff aus deinem Herzenz und
ift eine Liebe. ein Chrifius. ein Gott. eine Seligkeit an allen Or
ten. Wo du_ bifi. ifi die Himmelsporte. fie iii nicht allein im
Steinhaufen der Kirche. da man glänzet vor Hofiartz fondern wo
bußfertige reuige Menfchen bei einander find. die mit Begierde nach
Gottes Barmherzigkeit trachten. die da gern reden von der Liebe
und von den Wundern Gottes.
88. Höre. du blinde Babel. follte der h. Geifi in deinem
Worte kräftig wirken. fo du vor der Gemeine Gottes fiehefi. und
verachtefi deine Vorfahren wegen ihrer Blindheit in ihrem aufge
thanen Siegel. und du bifi felber eine bbfe falfche Natter. lehrefk
nur Aufruhr. Zank und Schwach; du gießefi in deine Zuhörer nicht
den h. Geifi. wie du 'riihme|. fondern den Zankgeifi: lehreft fie
Verachtung und nicht die Liebe. Was weiß der Laie von den Tod
ten vor taufend ahren. find fie doch in Gottes Gerichte. und
nicht in deiner ewalt. Du richtefi Munchen. der in der englifclyen
Welt ifk. follte dann der h. Geifi in deinem falfihen Richten in der
Menfäzen Herzen predigen? Nicht Chrifii Griff. fondern des Teu
fels Griff predigefi du in ihre Herzen. daß fie an deiner Fabel han.
gen und laffen das theure Wort Chrifti fahren.
89,. Siehe der ApofielGefchichte an Act. 2.. als fie bei einan
der waren ganz einmirthig, niit Begierde des Reichs Gottes. und
redeten von den großen Wundern und Thaten Gottes. und von
148 ..'

feiner Liebe gegen den Menfmen. wie fich die Erde unter ihnen hat
beweget. daß aum der h. Geift aus großer Freude hat das irdifche
Centrum beweget. Hätten fie aber gefeffen. und nur die Pharifcier
ausgeecket. ihrer gefpottet. fie veramtet. und ein höhnifch Spiel aus
ihnen getrieben. der heilige Geift wäre nimt fo kräftig unter ihnen
gewefen.
90. Darum thut cure Augen auf. ihr Kinder Gottes. und
gehet in Tempel Chrifii. und hanget nimt am Tempel der Gleiß
necei. an den Heumlern und Mördern. Nicht verbiete ich die flei
nernen Kirchen darum. fondern ich lehre den Tempel Chrifii an al
len Qrtenz in der Kirche wird die größe-fie Pcamt getrieben.
91. So du aber willft in Chrifti Tempel eingehen. fo mußt
du ein demüthiges. zerfchlagenes und zerbromenes Herz bringen. das
fim fehnet nam Gottes Reim: es muß nimt in Heuchelei fiehen.
da man mit den Gebärden fich heilig und andämtig erzeiget.' und
aber die arme Seele außer Chrifti Tempel läffet in den fieben Gei
ftern der Finfterniß. da nur der Mund ein-Chrift ift. und das
Herz im Zweifel. aum wohl in eitel Wollüfken des Fleifmes.
92. O ihr blinden Sophiften. was ?abe im mit euch zu thun.
daß ich von euren Wundern fchreiben mu ? Habe ich dom nicht
euren Weg gefumet. fondern das Herz Gottes. mim zu verbergen
in Chrifio. Ich wollte allein mit der Jungfrau in der Offenbarung
Kap. 12. 1-6.. welme auf dem Monde ftehet. in die Wüften
fliehen vor dem Dramen. und muß nun felber den Dramen anzei
gen: Herr. du thufi. was du willfi. deine Wege find eitel Wunder!

Das 4. Kapitel.
Von der fiebenten Gefialt der Natur. der
Wefenheit oder Leiblimkeit. Item von drei
Perfonen in der Gottheit.
1

So wir euch denn nun alfo den Weg des Limtes zeigen. fo
gelüftet den Geift nicht allein. alfo bloß als in einer Hiftorie zu
reden. fondern das Limt in der hbchften Tiefe in feinem Quall
brunn darzufiellen. daß ihr fehet als in ein aufgethan Siegel in
Ternarium Sanctum.
2. Denn fo in dem fiebenten Siegel foll das Geheimniß des
Reiches Gottes offenbar [Lehen. und das Lamm in feinen Smaflein
felber Hirte fein. fo muß es nicht zugefiegelt fein; denn wir haben
149
die Stimme der Pofaune des fiebenten Siegels im Ternario Sancto
.erkanrm und follen billig reden von unferm Vaterland. dahin wir
werben. - -
-.-..-' 3. Niemand foll uns für unwiffendachten. daß wir alfo tief
reden. Sähen wir nichts. und erkenneten das nicht.“ fogefmwiegen wir
Osche man faget: Weß das-Herz voll ift. deß gehet der Mund über.
Ein foläies ift von diefer Hand nicht gefuchet worden. aber es 1te-,
?het gefthrieben: Ich bin funden worden von denen. fo mich nicht
tfuchetenx'. und nach» mir nicht frageten. Iefai. 65. 1.
4. Ich *war wohl fo einfältig in den Geheimniffen als der al
Aerldenkgfte: aber. meine Jungfrau 'de-rWunder Gottes lehrer mich.
daß ich von feinen Wundern fchreiben muß; wiewohl mein Furfalz "
ift. mir zum :Memorialz und foll .doch alfo reden. als vor vielen.
das Gott bewußt ift, ,
.G-ZIxr-Z.. So wir nun wollen ,reden von *der fie-denten. Geftalt der
-Ratnr. fofehm wir vornehmlich. daß die Leiblichkeit darinnen fle
-het: denn ein» Geift ift rohe. ohne Leib; *da aber doch kein Ver
.fiand ohne Leib, ifi. undauch derGeifi in fich felber ohne Leib nicht
beftehet: denn eine jede Gefialtin dem Geifte iftiein Hunger. und
zein' fehnlimes Begehren. je eine Gefialt nach der andern.
jc-.it- -6..Den1r.alle Dinge fieben-im Willen. und werden im Wil
oleßu getrieben: denn fo ich keinen Willen fnffe...zu gehen. fo blei
.bef_., mein Leib-zftille ftehenz darum *träger mich mein Wille: und fo
ich nicht ein Begehren habe nacheinem Orte. fo ifi auch kein Wille
.in mir. So ich aber etwas begehre. -fo ifi das dtrEfientien Wille.
7. Nun begehren doch die Effentien nichts als die Erhaltung
und Bauung des Leibesz xdenn der_ Leib ift ihre Speife. und ift
dasy ganze Wefen aller Weft-n einhfieter Hunger. Erfüllen. und
datin- 'us dem Gefülleten »toiebefiGebäi-en.“ wie man das fiehet. .
8. Eine jede Gefialtkdes 'Geiftes begehret der andern im Hun
ger: und fo fie' die kriegt. fo wird aus ihr eine 'andere Gefialt. und
..vergehet doch die erfie nichtzN fondern die andere former fich' in der
3372|... in eine andere Queens. und behalten doch alle beide in .ein
-aander:eitie[ jede ihre Eigenfchaft: wie wir denn alfo haben von der Na
_awr-tiiy-fjäys Geftalten gefchrieben. wie je eine aus der anderen gehe.
*und wie: ie die eine Urfache der anderen fei. daß fie geboren werde.
und doch eine jede ihre Eigenfchaft in der andern' behaltez- und da
fie gleicht-nun .in fechs Geftalten in einander fieben. fo ift doch 'eine
Stätte der Ruhe. fondern ift ein fietes Begehren aller fechs Gee
falten. als ein großer Hunger-z daraus denn der -Wille immer ge
boren wird. und* da. aber nichts ifi. da Ruhe wäre. als die fiille
.Ewigkeiy und folchesrdocl) auch im Rade der feurigen Effentien niuzt
mag ergriffen oder gefunden werden: fo fuchet die hungrige Natur
in “ihrer Mucm;.als im Begehren der Herbigkeit. und die Herbig
keit fänget das Begehren der Effentien. und hälts. Alffftehen
17. j 4
*vo*

alle Effentien des Hunger-s in der herben Mutter gehalten. denn die ifi
ihre einige Ruhe. welche fie wieder _füllet mit dem. was in ihr iii.
als mit in) felber.
9. Hierinne fiebet das Regiment eines Geifies: denn die Na
tur fiehet nin)t allein in fieben Geftnlten. fondern es mag au' ie
dem Begehren wieder ein Wille erboren werden. darinnen wieder
die Effentien fiehen. aber veränderlin) nano deffelben Willens Be
gehren: und ftehet in diefeni die Ullmann. und die Wunder. deren
keine Zahl erfunden wird. wie du dieß an der Snwpfung der Welt
magfi fehen.
10. So aber denn das ewige Wefen ein gewiß Ziel und Maaß
begehret. dawider oder darüber es ninns höher-s. anders oder mehrer'
begehret: fo hats ihm erboren das Herz. das ift der Natur Ende.
und das Herz ifi die Erfüllung des Ewigen. -
11. Nun aber ift ,das Herz der Natur *auch ninit begteifiin).
und bleibet die Natur glein)wohl in Finfierniß in fin) felber. und
das Herz in fin) ielber im Lichte. und wäre keines offenbar: und
ifi don. ein iteter Hunger in beiden; denn die beiden haben von
Ewigkeit gewirket Linn und Finfierniß.
12. Nun fehen wir an der englilnien Welt. fowohl an diefer
Welt. daß die fiebente Gefialt der Natur eine wefentliche Gefialt
ift. daraus die Leibwerdung ift worden burn). Verbum Fiat; und
gründen. daß die auch in zweien Gefialten iiehet. eine in der Fin
fierniß. und die andere im Lichte. und gehören don) nicht zur Ge
burt der Finfierniß und des Lichtes. fondern find der Leib oder die
Begreiflimkeit.

Die mächtigfie Porte im Centro. hoch zu


betrachten. *
- a
13. Solches zeigen wir eun) an: Linn und Finfferniß; denn
wir können nin)t fagen. daß die Finfierniß die Quaal fei. fowohl
ann) das Licht. fondern die Finfterniß umfchleußt die Quaal und
urfachet. daß eine Quan( der Angft des Sehnens und Begehren'
in ihm fei: denn die Finfierniß hat kein Begehren. fondern das
Begehren wird in ihr geboren. und die Finfierniß urfan)et das Be.
gehren. daß ein Begehren entfiehet. als von der Finfterniß frei
zu fein. .
14. .So arbeitet nun das Begehren fo fehr nein) der Freiheit.
bis die Angfk in dem fn)arfen Begehren die Freiheit in fin) er
blinet. und da es don) ninit die Freiheit ifi; und ob fie das iii. fo
fiehet fie don) in der Snicirfe der Angfi. und wird Feuer genannt.
da das Begehren dann nin)t höher kann. fondern muß in fin) leider
erfiinen und in der Quaal finken: und die Swiirfe des Feuerblihes
a
..5(i..
in der fcharfen Freiheit behält das Recht, als eine fiille Quaal,
welehe in der Schärfe der Freiheit fiehet. und ift das Sinken der
Angfi alfo zu vergleichen wie ein Todl daraus das Feuerleben er
boren wird :l und derfelbe Tod giebt das Gewicht, denn: es ift gegen
dem Feuer der Freiheit als ein Erfinken in fich felberf und wird
in feinem Sinken die Angft materialifch„ alfo daß man in diefem
Tode die ganze Geftalt der Quan( begreiflich, oder empfindliche wie
ich fagen möchte, empfindet; und diefe Empfindlichkeit ifi die Leib
lichkeiten: Finflerniß und das Feuer der Freiheit im grimmen
Bliß ift fein Geift und Leben., und wird euch hiemit angedeutet,
daß ihr in euch felber gehet„ und fehet, daß das Feuer die Fühlung
in der Schärfe der todten' Leiblichkeit machetz denn ohne Feuer hat
kein Leib eine Fühlung. wie ihr dieß an der Erde und Steinen' fehet.
15. Nun wird euch ferner dargethan, daß der Leib oder' die
Wefenheit man alfo ein Tod fei, der nichts tauge, und nur ein
unnuh Ding fei: denn die Erfinkung treibe( feine Quaal unter fich,
und giebt Gewicht, und das Feuer über fich, und giebt Geifi, Le
ben und Beweglichkeit. -
16. Nun zwifehendiefen im Mitten ift das Centrum der be
gehcenden Angft. das ifi eine urfache des Oberm als des “Feuers
und auch des untern, als der Wefenheit: und fo aber das Centrum
nicht über fich kannf und auch nicht unter fich„ und doch mit dem
Begehren treibend ifi„ fo treibet es quericht„ und ftehet die ganze.
Geftalt als ein Baum im Gewcichfe. Denn es erfcheinet im Een
tro als ein *iv daraus »die Effentien des Begehrens ausdringen
gleich als ein Baum oder Gewächs, wie ich es deuten möchtet und
ift doch kein Wachfen, fondern ein *Austreiben aus fich felber, gleich
einem Stechen in der todten Wefenheit. _
17. Und geben euch hietinnen ernfilicl) zu verftehen, daß -die
Quaal im Centro (aus welcher das Feuer oben aus in der Wefenheit
geheta und der Tod unter fich finket, ' und die Effentien quericht)
gebäre einen andern Willen, den Tod und auch das Feuer in der
Selnirfe mit den Effentien xdes Willens in die Freiheit zu fetzen:
und derfelbe' Wille erlanget die Freiheit im Feuer und machet„ daß
das Feuer. licht fcheinet und machet _eine Wonne.
18.' und diefer andre gefaffete Wille heißer Tinctur, denn er
ift ein Glanz in der Finfierniß, und hat die Macht des Lebens„
und grüner durch den Tod der Wefenheit, und fiillet die Angfk(
Er hat aber keine Effentien in fich, fondern er ift die Zierde und
Kraft der Effentienz er ifi*die Wonne des Lebensz er kannvon der
tingfilirhen Schärfe nieht-weichen und die Schärfe hält ihn doch
auch nieht, denn -er ift frei und eine Blume des Lebensz er ift
nicht fanft oder fuß, fondern er gleichet fich einem brennenden
SGwefel„ da das Feuer einen Glanz bekommtl welches fonften im
Centro in der Angft fchwarz und finfter ift. *
4*
-e
.
....
052

19. Alfo befmeiden wir eum des Wefens in der Finfierniß:


und wiewohl wir alfo ganz fmwer zu verfiehen find. und uns auch
nimt Glauben geben werdet. fo haben wir doch deffen trefflimen
Beweis. nimtailein an den gefchaffenen Geiftern. fondern am Cen
tro der Erde. : fowohl am ganzen Principio diefer Welt. welches
alles auszuführen allhie zu lang fein wollte. wir entwerfen es aber
. mit kurzen und wenigen. dem Lefer die Verfiändniß. zu eröffnen.
20. Seher an das Centrum der Erde. welmes Gott durchs
Wort hat gefchaffen. _eben aus dem Centro der tiefen Ewigkeit. aus
der Finfierniß. aus dem Centro des begehrenden Willens. nicht
etwa aus einem fondern Orte. fondern aus der Weite und Tiefe;
fo weit fim das Wort hat in die Aether eingegeben. da ift an allen
Orten das Centrum gewefen. und ift noch alfo. und bleibet in
Ewigkeit alfo; denn es ift von Ewigkeit alfo gewefen: und ift dieß
der Anfang. daß das Wort hat einen Willen gefmopfet in der Fin
fierniß. die Finfierniß zu offenbaren mit allen ihren Gefialten der
Wunder Gottes des Vaters in feiner Natur. welche er erbieret in
feinem ewigen Willen im Begehren.
21. Und zeigen eum diefes: Seher an die Erde.- Steine und
'Metalle. die find allzumal als wären fie todt. und geben Gewicht.
darzu find fie im Finftern. und haben dom ihr Licht in fich. als
die edle Tinctur. welches ihr Licht und Leben ift. in welchem die
Erzfieine. als in denen die 'Tinctur mächtig ift. wamfen.
22. So fehet ihr auch. wie das Schwefelfeuer der Natur Be
wältiger iii. als in dem die Tinctnc entfrehet. und alfo durch den
Tod der Natur in Steinen und Metallen grüner. und in der Na
tur die Wefenheit des Smeines und Glanzes hervorbringet. wie an
Gold und Silber. fowohl an allen glinzenden Metallen zu fehen ift:
darinnen wir dann auch zugleich die giftige Angfi der Finfierniß er
fehen. auch den herben Tod der Finfierniß au der ftrengen Mate
ria der Vermifmung. wie folmes die verfiehen. die darmit umgehen.
23. Auch fo fehen wir. wie die Tinctur das Niedrigfie im
* Tode kann zu feiner hbchfien Zierde bringen. als ein geringes Me
tall in Gold. und das alles wegen-der großen Macht der Ewigkeit.
Darum ift auch den Alchhmifien die Tinctur verborgen. dieweil fie
fich aus dem Ewigen urkundet. und fie die aber irdifch fumen:
fumeten fie recht. fie fänden. fie wohl. als wir im Geifie erfun
den haben.
24. Noch viel größer haben wir deß/eine Erkenntniß an den
manmerlei Materien der Erde: da wir denn wiffen. daß folmes aus
den ewigen 'Effenrien als eine Ausgeburt gefchaffen. und alfo allda
im Wefen ift. als ein Bild der Effentien; da wir können fehen die
Veränderung des Gottes.
der der Allmacht Willens in den Effentien.
i und die großen Wun
25. Denn alle Dinge. fo zum Wefen kommen find. die find
- 53 - F

* aus* der ewigen Gebärerin gegangen, nicht unterfehiedlicherIeit, fon


dern auf einmal; aber unterfchiedlicher Zeit ifi die Formung des
Wefens im Ringen des Centri in der Figur oder Form gefianden,
und vom Herzen Gottes im Lichte gefehen worden z_ welche es end
lich gefchaffenz da fich dann die Zeit angefangen hat.
* 26. Denn die Gottheit hat gelitfierh die Wunder der ewigen
Natur) _der unzählbaren und der ewigen Effentien im Wefen und
körperlichen Dingen zu fehen.
27. Und geben euch dieß auch hoch und fcharf zu verftehen,
daß Gott alles ans Licht hat gefchafien, und nicht in die Finfter
niß: 'denn dem Tode 'im "Centro, als dem Leibe„ oder dem körper
lichen Wefen der Erdez hat _er erwecket die Tinctum daß,ift ihr
Gianzi Schein und Li>7t„ darinnen ftehet ihr Leben z und der Tiefe
über dem Centro hat er gegeben die Sonne„ welche ifl eine Tinctur
des Feuers„ und reichet mit ihrer Kraft in die _Freiheit außer der
Natur, in welcher fie auch ihren Glanz erhält, und ift des ganzen
Rades der Sterne ihr Leben, und ein Auffchließer des Todes in der
Angfikammer. denn alle Sterne find ihre Kinder: nicht daß fie
derer -Effentien habe» fondern ift ihr Leben, und aus ihrem Centro
find fie am Anfang gangen; fie find das Centrum des Obern in
der Freiheit des Lebens. und die Erde ifi das Centrum des untern
im Tode, und da doch' kein Sterben in keinem ift, fondern Ver
' änderung des Wefens in ein andres. -
28. Denn diefe Welt ftirbet nicht, fondern wird verändert wer
den in ein Wefen, fo es vorhin nicht war„ vecftehe der Effentienz
aberz der Schatten aller diefer _Wefen bleibet ewig fiehen, als eine
Figur zu Gottes Ehre, Freude und Wunderthat. „
29. und dann zum andern: fo fügen wir euä) von den Gei
fiern, welche auch alle-zum Lichte find erfchafien worden, denn fie
find die Effentien des Lebens, nicht aus der Leiblimkeit des Todes,
*fondern aus dem Centro der Effentietr, im Urfiand der Tinctur,
welche erreichet die Freiheit Gottes des Vaters„ die da ift licht und
eine Wonne der Ewigkeit, darinnen das Wort mit der englifazen
Welt fein Regiment hat: fie find alle aus der Schärfe der Blicke
im Rave der -Effentien gefchaffen, und ftehen in der Freiheit vor
dem Herzen Gottesi und find die Wunder in der Luft Gottes, welche
das Herz Gottes erblickten in-den Wundern der Kraftf darum es
denn den Wiilen feßete in das Fiati und die fchuf.
3_03'“Und verfiehen wir mit dem Worte Schuf eine Entfchei
dung/der Effentien im Centro in der» herben Matrice. Darum ift
“auch fo ein großer Unterfcheid, in den Geifierni als wie ein großer
Unterfcheid im Willen der Cffentien ifiz als wir deffen ein Exem
pel und Gleichniß an dem Willen unfers Gemirths haben, daraus
fo mancherlei Gedanken entfpringem und da ein jeder Gedanke wie
der das Centrum hat zu einem Willen, daß alfo aus einem gefaf
f c /

.._ 154
54 _ -
e i k .

feten Gedanken mag eine Subfianz werden. wie das der Vernünftige
wohl verfiehet.
* 31. Auf eine folche Art find alle Geifier aus dem Centro des
ewigen Gemüths gefchaffen worden. darum find fie auch ewige denn
was aus dem ewigen Gemüthe erboren ifi. das ifi ewig.
. ZL. Denn vor dem Fiat. ehe Gott das faffete. ging das Rad
der ewigen Effentien ohne Wefen im Wunder: aber _als Gott den
Willen ins Fiat feßete. fo gings im Wefen; und da hat fich an
gefangen die Zeit. die vor in Ewigkeit nicht war.
ZZ. Und geben wir euch hoch zu erkennen den fchweren Fall
Lucifers. der feinen Willen zurück in des Feurs Matrix im Centro
fafiete. und von dem Willen des ewigen Gemüths. welcher nur
zum Herzen Gottes gehet. abwendeie. und wollte in der Wurzel
der Tinrtur. als in der Feuersmatrir. über das Herz Gottes herr
fchen. Denn die firenge Feuersmawt geliebte ihm mehr als die
Sanftmifih in der fiillen Wonne; darum ward er auch zurück in
_ die finfiere Matricem. in das ängfilime Gemüth. in das Sinken
des Todes “gefioßem .
* 34. Dem hochfragenden Gemüth zu begegnen und zu erfüllen
einen Begriff. was doch den Lucifer habe darzu bewogen? geben
wir zu bedenken die Matricem der- Gebärerin. da findet er alle Ge.
ftälte. fo in der ganzen Natur mögen ergründet werden.
35. Denn er findet Herde. Grimm. Bitter, Finfter. Sauer.
Stachlicht. Neidig: welches alles im Centro der Gebärerin. in der
finftern Herbigkeit vor der Anzündung des Lichtes fiehet.
Z6. Als aber Gott den Willen im Fiat hatte. und wollte
Geifter fwaffen. fo war es anders. nicht als gleichwie Gott zur
Gebärerin des dritten Principii diefer Welt fprach: Es gehen hervor
allerlei Thiere. Vögel. Fifche und Würmer. ein jedes nas) feiner
Art. Gen. 1. L4. Verfiehe nach jeder Effentien Art ift der Leib
und auch das Wefen im Leibe. welwes fein Geifi ift. Gleich alfo
auch mit den hohen Geifiern: aus der ewigen .Matrix gingen aus
allen Effentien (welche ohne Zahl find vor uns zu rechnen) Geifter.
37. und wie wir euch angezeiget haben von den fieben Geftal- *
ten des Centri der ewigen Natur. da jede Gefialt ein fonderlicher
Quellbrunn der Natur ift. gingen aus jeder Gefialt. oder aus je
dem Quelibrunn. Geifter nach den mannigfältigerlei Effentien und
Eigenfchaften. ein jedes nach feiner Art. und kommt das oberfürfi
liche Regiment vom Hauptquell.*welcl)er ifi eine urfache der Viel
fältigung in ihm. gleichwie das Gemüth eine Urfache der Sinne.
Z8. Und fügen euch ernftlici) zu bedenken und zu betrachten
die Matricem. da ihr dann bald werdet erkennen den gefaffeten Wil
len des Lucifers. was er in feinem urfiand ifi wie die Kreatur
hat in die Matricem geimaginiret und fich laffen halten. und da
doch Gott alle Geifier ins Licht gefchaffen. .'
* -55 e

39. Denn die Tinctur der freundlichen Wonne leuchtete aus * *


alien. und das Herz Gottes fchien vor ihnen; da hinein follten fie
imaginiren. und ihren Willen und Kraft fcböpfen im ?ei-bo boinini.
40, Weil fie aber fahen. daß das ?erbaut ooidini im Centro
al' eine andere Geburt aus dem Centro war. und fie aus den Ef
fentien des großen Quelibrunns erboren waren. welcher ift die Na
tur der Ewigkeit. fo verachteten fie die Demuth. aus der die Liebe
und das Licht erboren wird. und wollten in der ftrengen Macht
über die Demuth herrfclten im Feuerquallz denn die Feuersmatrix
wollte das Regiment haben. '
41. Denn wir können anders nicht erkennen . als daß Lucifer
in der vierten Gefialt der Matrix fei erichaffen worden; denn da
feldfi fiehet Zorn und Liebe gegen einander. und i| der Streit der
uederwindung. da das Licht die Finfierniß überwindet und gefan
gen halt.
4L. Auch fo wollte Gottes Grirnmigkeit und Eifer der ewigen
Natur auch kreatiirlicl) fein. und "eine Wunder erzeigen: darum find .
fie im Queilbrunnen ihrer eigenen Natur gehalten. und haben die
Matrix der Grimniigkeit. Zorns und Neides entzundetz das ift nun
ihre ewige Wonne. ,
43- Die Tinrtur iii falfch worden in ihrem gefaffeten Willen.
indem fie aus geintmiger Hoffart wollten iiber die Demuth des Herzens
Gottes herrfchen. und darum aus dem obern Centro find ins untere als
ein Tod geworfen worden. da nur eitel Finfierniß ift. und mögen
das Licht Gottes nicht erreichen.
„ 44. Denn zum Lichte Gottes geböret eine Fafiung der De
muth. in weleher die Begierde der Liebe geboren wird. welche das
Herz Gottes ergreifet: und das ift im Lucifer nicht. fondern eitel
Zorn. Neid„ Hochmuth. irnmeriiber das Herz Gottes auszufliegen
und zu herrfaien in firenger Machtz darum ifi er aus dem göttli
chen Principle ausgefioßen worden ins Centrum der Finfierniß. das
ifi fein ewig Reich
45. .und wird den_ Theologen. die fich unterwinden. von Got
tes Willen zu predigen. allhier klar gezeiget. daß ihr Ticbten von
den Wegen zu Gott Fabeln find." da man Grfehe machet. damit
das Reich Gottes zu erreichen: es fiehet allein in dem. und liegt
an unlerer Imagination. _ daß wir unfern Willen in der Demuth
fthöpfen. darinnen die Liebe geboren wlrd. welche bringe: zum Hec
zen Gottes. als in ihr Eigenthum. da dann die menfcblictie Seele
in Gott geboren wird. daß fie Gottes Willen empfähet. zu thun.
was Gottes Wille ifi.
46. Denn alles Thun der Menfmen. außer Gottes Willen. ift
nur ein Scbnihwerk der natürlichen Kunfi, welches in der Angft
des Cencri* dleibet. und ifi ein Suaten. da nichts iii. gleich Einem.
der ein künfiiict) Werk machet. daran er ein Gefallen hat; alfo aus!
*_ 156
56 - _ Ü .r

fiehen folme Werke vor Gott als eine Figur. welche zwar inEwig
keit in der Figur bleiben. 11- mi..
47. Aber' zur- remten Wiedergeburt. das Herz Gottes» zu er.
reichen. gehöret nur der ernfie Wille und eine Einergebungz _da denn
die Vernunft laffet alles fahren. was fie gefchnißet hat. -und han.
get am hierin) oomini. als am Herzen Gottes. fo wird der Gel
in Gottes Liebe empfangen und geboren. --i
48. Wie wir euch denn klar haben angedeutet. wieballes We
fen aus dem Willen erboren iii. und hat alles Ding feine Wiederfort
pflanzung im Willen: denn der Wille ifi der Meifier aller Werke.
denn .er hat feinen erfien urfiand aus Gott dem Vater zuwNatur.
undgfähret ,durm die Natur zu feinem Herzen. welches iii der Na
tur Ende. das da wohnet in der ewigen fiillen Freiheit außer der
Natur und in der Natur. als ein eigen Principium in fim felber.
49. Alfo hat der Urftand der Natur das ander Principium.
daraus kommen nun Wefen. die da mögen verändert werden. aber
das Principium des Herzens Gottes nimt.
50. Darum fage im noch. und ift die theure Wahrheinealles.
was vom Wege zu Gott gefmnilzet und gelehret wird. fo das nimt
gehet auf die Sanftmuth der Liebe. und förder in der Faffung des
Willens zum Herzen Gottes. fo ift es alles nur ein Schnihwerk in
den Wundern Gottes. daß die großen Wunder ans Licht gebracht
werden. welme in den verborgenen Siegeln fiundenz und find die
Smniizer nur Arbeiter in den Wundern Gottes. am großen Gebäu
zu Gottes Herrlichkeit. welme wird in den Wundern erfmeinen in
Veränderung diefer Zeit. da alle Dinge wieder ins Aether gehen.
_ 51. Nicht rimte und verdamme im den begierigen Sucher. der
da in Blindheit fumet. und nimt weiß. was er thut. fintemal ec
am Gebäu der großen Wunder Gottes arbeitet. denn er wird feinen
Lohn am Ende finden. fintemal er im Willen ftehet. zu Gott ein
zudringen. und bleibet aber im Gebäu. “
- 52. So nun aber das Gebäu am Ende der Zeit vor Gott
erfmeinet. fo wird aum fein Werkmeifier vor Gott erfmeinen, Oder
fagen wir diefes allein? Sager nimt die Smrift in der Offenba
rung Jefu Chrifii. daß uns unfere Werk. follen namfolgen. da ein
-jeder foll erndten. was er gefciet hat? Apok. 14. 13.
x 53. Darum laffet ab vom Schmähen und Lciftern. und vom
' eigenen Tichten der Wege zu Gott. und gebet euch aus des Teu
fels Geize und Hommuth in dieWege der Liebe. welme fiehen in
der Demuth gegen dem Herzen Gottes in Chrifio Iefuz der da hat
die verborgenen Siegel wieder aufgethan. mit welchem wir in Adam
verfiegelt worden in den ewigen Tod. fo werdet ihr durm Chrifium
in Gott geboren. und kriege-t göttlichen Willen. _
54. Wir fügen euch in unferm Begriff und Erkenntniß nom
mehr in den Wundern Gottes: denn alles. was da lebet und weber.

.
ift-zu Gottes Ehe' und Wundern gefrhaffen; Es find noeh- viel
figiirlisjer Geifier. die niazt aus dem ewigen Queilbrunnm ihren _ci-rund
haben. fondern aus dem anfänglichen Willenzals da- findim Waf
fer. Luft. Erde und Feuer. fonderlicl) unter dem Firmament die
Afcendenten. derer viel und in- großen-Herren find. und haben auch
ihr Regiment. find aber vercinderlich: *dennihr Selpattew-bleibatläuck)
fiehen. und find fon-derliche .reine Geifter. die nicht ihr? Fortpflan
zung aus fith felber- haben'.- fondcrn' werden zu fondemZeitem durch
Wirkung der Natur. durch die 'Tinrtur der Himmel erboren. ver
ftehe die Obi-rn. * “ '*
*k 55. Aber die Irdifchen haben ihr Centrum aus dem unter
globo. *und die wäfierigen aus der Matrice des Waffersfl und die
haben unterfchiedene Himmel zum Regiment. vergehen aber alle zu
feinenZeiten. und ftehen zu Gottes Wunderthat.
.. O56.- Und geben euä) zu erkennen. daß vor den Zeiten der eng
lifchen Welt fei von Ewigkeit ein folch Regiment gewefen. daallein
die Erkenntniß und Verftändniß in Gott gewefen. aber mit der
englifchen Welt aus) in die Kreatur komme. . '
l

UF. .-*-' '"


'-24, Die Porte in Ternarium Sanctum.

57. So wir euch denn nun ein folches von der Leiblicljkeit und
Geiftern haben gezeiget. wiewohl die Geifier kreatürlici) und wefent
lich find. und aber doch fiir uns nicht begreiflich: fo wollen wir
euch ferner zeigen das Himmelreich mit feinen Geiftern und Gefial
tenz und nach diefem das menfchliche Reich. da denn die großen
Wunder Gottes im Lichte follen gezeiget werden. So mache fich
nur Niemand felber blind. es kann an allen Dingen erwiefen wer
den. was man nur anfiehet. vornehmlich an dem Menfchen. denn
der ift ein --Vild-und Gleichniß aller Wefen: darum heißet er die *
Gleisoniß Gottes. ,
58. Es ift keine Kreatur weder im Himmel noch in diefer
Welt. da alle drei Principia darinnen offen fiirnden. als im Men
fchenz fo aber feine Seele in Gott geboren ift. fo übertrifft er in
_den Wundern die Engel. wie ich hernach anzeigen will.
59. So aber diefer Text dem Lefer möchte fchwer fein im Ver
fiande. fo wollen wir ihn doch vermahnet haben. fiä) zu gedulden.
und nur fleißig zu lefen: obs ihm nicht möglich fei. zu ergreifen.
fo. wird es doeh hernach. wenn vom dreifachen Leben des Menfchen
gefchrieben ift. ihm fehrnußlicl) fein. und erft in diefen Verftand
recht kommen. daß ers ihm dann furl-in groß Kleinod achten mag.
60. Denn das Gemirth läffet nicht nach zu forfwen. bis es
auf den innerften Grund kommt. welcher allhie angezeiget ifi: fo
es aber den Grund nicht erreichet. fo -erfinket es doch in Grund. und
158
kann den nicht faffen. da kommt denn Zweifel. unglaube und Ver
achtung in das Gemüth. davor wir den Lefer wollen gewarnet ha
ben. mit dem hohen Geheimniß nin)t zu in)erzen; es' wird fonfi
der Geifi Gottes geläfiert.
61. Und gehet dem Gemütve wie dem Lurifer: da er fah die
grbßefien Gebeimnifie der Gottheit in einer lolnien Demuth fieben.
ärgerte er fin). und ging in die iirenge Feuersmacht. und wollte
aus eignet Wise über Gott herrfthen. Gott foute ihm unterthan
Tini er wollte der Bilder in der Natur fein. und ward darum ein
eufel.
62. Denn in der Sanftmuth und Demuth fiebet das Rein)
der Himmel mit der engiifchen Welt. und die .Kraft des Herzens
Gottes.
63. Denn das Licht liehet in der Sanftmutl): und ob es gleieh
aus dem Centro des Feuers. als der Snnirfe Gottes. fin) urkun
det. fo fteliets don) "ein Centrum in gar große Sanftmuth; denn
die Freiheit außer der Natur ift der Natur Ende. *und in der Frei
heit wohnet das Licht. als ein Glanz einer fiillen Wonne. und
das Wort aus den .Kräften der Natur tft des Lichtes Feuer. aus
welnnm der Sn)ein gehet. der die ganze Tiefe des Vaters erleuch
tet. daß es alfo ein Welen fei in einander. aber mit drei unter.
fchieden. da ein jeder unterfcbeid ein Centrum hat. und mag Pet
f on genennet werden.
64. Denn der Vater erbieret die Natur aus der ewigen [killen
Freiheit. die er felber ift. und in der Stille don) nicht Vater bei
ßet. fondern indem er begehrend ifi. und einen Willen in fin) faf
fet zur Gebärerin der Natur. da wird er ein Vater erkannt. aus
dem alle Wefen gehen. als aus feinem erfien Willen durch alle
Willen.
65. Gleinnvie des Menfnnn Gemüth nur ein Wille iii. der
ifi begehrend. und faffet aber in fin) aus dem einigen Willen un
zcihlig viel Willen. und gehet je einer aus dem andern; da wir
dann fehen und befinden. *daß der eriie Wille Meiftee ifi. und die
andern wiedergefaffeten Willen zum Lichte und Finfierniß fiihren,
zu Freude und Leid. alle. nan)dem er etwas Gutes oder Bofes in
fin) faffet. wie fin) die Vernunft wird defn)eiden: alfo ifi es aun) _
im Vater in der Natur. aber nicht in der Freiheit; denn daielbfl
ifi in fin) felber ninits als die lichte Ewigkeit.
66. So denn alfo zweierlei Faffungen *aus einem Willen ge
hen. als zu Freud und Leid. zu Liebe und Feindung. fo hat ein
jeder* feine Geburt zum Widerwillen aus einem in viel. _
67. Die Natur hat ihren Willen zur Schärfe der firengen Ge
beitung. und der erfie Wille des Vaters. welnier fin) aus der lin).
ten Ewigkeit urfiändet. zur fiillen Sanftmuth. wie denn die fijlle
Ewigkeit eine ftille fanfte Wonne ohne Wefen in fin) felber tft.
Alf. find zweierlei Triebe in einem Wefen. und werden auch zwei
Centra daraus erborenz eines eilet zur Sanftmuth. und das andre
zum Grimme. und find doch nicht getrennet: denn der Grimm in
der Natur ift das erfie. und aus dem ewigen Grimme wird erboren
die Sanftmuth. das ifi das andre. und wäre eines ohne das andre*
nichts. als nur eine ftille Ewigkeit.
68. So wird nun die Sanftmuth Gottes Sohn genannt. wel
cher wohnet in der fiillen Ewigkeit und fänftiget den Grimmz und
wird darum ein Sohn genannt. daß er aus des Vaters Natur er
'boren wird. und wird des Vaters Wort genannt. darum daß er
mit dem Blicke der ewigen Freiheit. aus der ewigen Freiheit. au'
dem Rabe der Effentien. aus den Geftalten der Natur. als das
Leben der Natur ausgefprochen wird in die Freiheit des Vatersz
und wird darum eine Perfon genannt. daß et ein felbfiftändiges
Wefen ift. das nicht zur Geburt der Natur gehbret. fondern ift
der Natur Leben und Veriiand: und wird darum des Vaters
Herz genannt. daß er die Kraft im Centro der Natur ift. und
ftehet in der Natur als ein Herz im Leibe. welches allen Gliedern
.Kraft und Verfiand giebt. und wird darum Gottes Licht genannt.
daß das Limt in ihm entzündet wird und feinen Ucfiand in ihm
nimmt. und wird darum der Glanz Gottes genannt. daß es in
der ewigen fiillen Freiheit einen Glanz mamet. welcher fich aus der
ewigen Natur. Schärfe urfiändet.. wie vorn gemeldet. und wird
darum des Vaters Liebe genannt. daß der erfte Wille des Vaters
zur GGärerin der Natur eben nur diefes fein liebes Herz begehret.
und das ift des Vaters Wille. das Liebfle über die Natur. welehe
dom fein Wefen ift. :und wird datum Wunder genannt, daß er
der Schöpfer aller Dinge ift, durch welchen alle Dinge aus dem
Centro des Vaters Effentien zum Lichte und ins Wefen gebtamt ifi
worden .'- daß des Vaters Natur alfo in großem Wunder fiehet.
69.x1.lnd dieß ifi der unterfcheid. daß der Vater und Sohn zwo
Perfonen genannt werden. und doch nur ein Gott in einem Wefen.
daß der Vater ift der Gebcirer der Natur. und in dem fie geboren
wird durch feinen Willen aus dem Begehren, und daß fich fein
Herz fcheidet von der Natur. und ift nicht mit der Natur begriffen.
und führer ein fonderliches Centrum. als Liebe. und der Vater Zorn.
In des Vaters Schärfe ift Feuer. und* in des Sohnes Schärfe ift
Licht; und ift doch in einander wie Feuer und Licht.
70. Aber gleichwie das Feuer' will frei fein. oder erfiicket. und
brenner doch au- dem finfiern grünen Holze; alfo ifi die göttliche
Natur frei von der grimmen Finfierniß: und ob es gleich aus vie
len Materien brenner. fo giebt es doch nur eine Quaal, als Hihe
und Licht.
71. Alfo verfiehet uns in dem Wege von der Gottheit auch:
der' Sohn i| in des Vaters lichter Ewigkeit und aueh in feinem
160
gefaffeten Willen. in feiner Natur. nur eine Quaal. die brenner
in Liebe und Licht. und ift des Vaters Glanz und Herrlimkeit. und
kann nimt vom Vater getrennt. oder mit dem Vater uneinig wer.
den; denn es i| nur ein Wille 'in ihm. der heißer das Begehren
der Barmherzigkeit. und ifi anzündend alles. was fim ihm aneignet.
72. Und der heilige Geift ift die dritte Perfon. den ich da
vorne habe in der göttlichen Natur den mercurialifmen Geift genen
net. wegen feiner Eigenfmaft; denn ihr fehet. daß ein jeder Wille
in fich felber fiille iii. und ein jedes Limr aum ftille. und der
Small macht den Willen offenbar. und ftehet alsdann vor dem
Willen. und machet ein ander Centrum; denn der Small wird ge
faffet und fortgerragen. und der Wille nimt: das fehet ihr an einem
Worte. wie das aufgefaffet und fortgetragen wird. welmes aus dem
Small erboren wird.
73. So wiffet ihr aum. wie dee Small feinen urfiand im Her
zen nimmt. und gehet aus den Effentien des Willens. und wird im
Munde gefaffet. und drückt fim aber aus dem Herzen. und fchal
let aus der ganzen Perfon. und zeiget an. was im Willen ift.
Und dann fo finden wir.' wie der Small der Aufwecker des Le
bens ifi. auch der Sinne. Vernunft und Verftandes Werkmeifter;
denn er iii das Gehör. und führer eine Effenz in die andre. dar
von der Rum und Schmuck urfiändet: auch fo ift er die Urfame
der Fühlung. daß er eine Effentiam in die andere führer. da eine
dieiandere fühlet. aum urfamet er-die Sinne; denn die E entien
faffen den Schall. daß alfo in jeder Effenz ein Wille ifi. nd in
dem Willen wieder das eingeführte Centrum zur Gebärerin vieler
Willen. -
74. Und dann zum andern fehen wir. wie die Luft vom Her
zen auffioßend den Small fänget. und im Munde ein Centrum ma
met: da dann der Wille das Wort former. und der Wille. fo vom
Herzen fiößet. führer den Small des Willens in dem gefaffeten Cen
tro. welmer im Munde urfiändet. aus demfelben Centro des Mun
des aus; und der ift fcharf und durmdringet des Herzens Willen.
Gemüth. und Sinn. denn er ifi ausgehend aus feinem' Centro in
ein ander Wefen. als in ein ander Gemüth. und führer daffelbe
mit feiner Smärfe in feinen Willen; oder da ihm derfelbe Wille
nicht gefällig ift. zerbricht er denfelben Willen und zerfiüret ihn. das
ift. er ftrafet das Gemüth. das nimt mit feinem Willen einig ift.
75. Alfo.- mein liebes. fumendes und begehrendes Gemüth.
.betrachte dich felber. fume bim und finde bim felber: du bifi Gottes
Gleichniß. Bild. Wefen und Eigenthum; wie du bifi. alfo ift aum
die ewige Geburt in Gott; denn Gott ift Griff. und dein Regiment
in deinem Leibe ifi auch Geift. und ift ausgangen und gefmaffen
werden aus Gottes Regiment.
76. Denn Gott hat fich im menfchlimen Geifie offenbaret.
...t 61 .4

beides in Liebe-zunb:-Zorn: es find -beide Centra daßinnenx und-dn'


dritte-rnit dem Ausgang des Geiftes ifi die Allmacht, fo" nicht der
Geifi diefer Welt. als das dritte Principium' „inLldaen, hätte fei
nen Riegeldarein .ge,|e>et„ welcher ,die Geburt Chrifti zerbroäzen
und zum Wunder gemacht, da er dann vor Gott als ein groß Wun
djr -fehau getragenwird. », ,i'-;
I.i.-.-*:'.'77..Alfo auch imglaichen erkennen wir die .dritte Perfon der
Gottheit, -die: vom Vater und Sohn ausgehetz denn ..zur der Geifi
desMundes Gottes,- und hat .feinen ucfiand nine in der-Zitatene
fondern er, ifiz der. Geift ?des erfjen .Willens zu der Naturw: a-ber
feine Seieäefi bekommt er- ,in der Natur-z daeumaifi- er der Former
undzBi-lderin der Nature als 'ein-Gmaltiger und-Allmäaztiger. .„
abe. .PQ-Denk er tführet .das Schwert derAllmathtäe-r i| :der Ge
bärere Leiter, Führer und _Zerbrecher der Bosheit, und ein 'Auf
fWWWermVerdorgenheitFer urftändet fich im Vater von Ewigkeit
ohne Anfang-n denn :ohne-ihn war der Vater nichts als eine ewige
Stillfiyfihjle. WÄffn-*NZ* :t . e*: *f-?ZZÖZNI IE3! BLV(
sie ->79.,Er ift-das Wefen des Willens., gleichwie gemeldet wor
den vom Feuer) ,aus welchem die- Luft urfiändet, welche* vom Feuer
ausgehet. Und wie ihr fehet. daß das menfrhlicife Leben und Veri
fiändniß inder' Luft ftehet, und die Luftdas Leben. regieret: . *alfo
verfiehet uns in dem Wege vom Geifie Gottes, der ift dieausge
hende-und -wallende -Waßtjaus dem Herzen und. Worte .Gottes :
31,--.. 80x-.DemrdaeiHeez ift das Wortund der Griff ifider For.
*fuer des Wortszgnirht_ daß er das Wort machet, fondern: er-zift--das
felbftfiändige Weft-ir.. Wenn das Rad der Effentien indes Vaters
Centro _im Triumph.-nls eine Gebärerin gehet, fo jflxk-f in-.dem
Rade. in-dein Briefe der. Freiheit, und eröffnet .die Gebcirerin in der
Finfiernißi und urfachet. das Sehnen des andern Willens, zum Cen- "*
rro. des: Worts. 7 - . - n. . .e
81. Er .ift der. Schlüffel in den Blicken ..des Willen' in den
Effentien und eröffnet die Matricem der Gebcirerinz er -ift von den
Effentien nichteegriffen und auch nicht vom Centro des. Woxts, fon
dern er entfchließet fich mit dem Worte und Herzen, und eröffnet
das Herz zum Drucke, daß der Wille des Vaters im Herzen abe
drucker-z, alsdann ift er in dem Abgedruckten, und former in-»feinem
eigenen Centro im Abgedruckten, und gehet mit der Kraft des Works
aus dem Herzen .aus und verrichtet-des Willens Gedanken, z.
82. Denn die Gedanke-n find die verborgenen Siegel in den
fieben Geftalten, die eröffnet der Geift, daß fie zum Willen kom
men, daß alfo aus einer Gefialt der Gebärerin viel Willen kommen.
und ausgehen ohne Zahl in unendliche aber in Eröffnung und Füh
rung' des Geiftes, und fiehen alle-Wunder ohne Zahl in der Er.
Öffnung des Geifies. Er ift es, der die Gottheit in der Natur
offenbaretz er breitet aus den Glanz der Majefiäw daß erx in den
...52..
-Wundern der Natur eriehen wird. Er ifi nicht *der Glanz felber.
fondern die Kraft des Glanzes. und führer den Glanz der Majefiät
Gottes im Triumph; er ift die Freude der Gottheit. und machet
das heilige Spiel mit feiner Eröffnung in den verborgenen Siegeln
der Efienrien. 1
83. Diefes gebe ich euch ein Gleichniß am menfchlichen Geifie
und Leben. Ihr fehet den Leib. der ift in fich felber ein finfter
und unverfiändig Wefen; er hat zwar die Effentien. aber von Er
öffnung des Geifies. weleher die Cffentien eröffnete und zum Wii
len bringet. fonfi wäre der Leib todt. fiille und ein nichtig Wefen.
84. So fehet ihr auch. wie der Geifi nicht der Leib ifi. fon
dern hat ein eigen Regiment. und fo der ausfähret vom Leibe. fo
verdirder der Leib; denn die Effentien bleiben im finfiern Tode. und
ift kein Verfiand.
85. Denn der Geift eröffnet die Gedanken aus den Effentien.
und dann fo fehet ihr. wie der Geifi nicht das Licht felber ifiz denn
das Licht urfirindet fich in der Tinctur. welche ift die Blume des
Feuersz aber der Geift ift der Aufblafer des'Feuers. wie ihr das
an der Luft fehet. welehe das menfchliche Feuer aufbleifet: und ha.
ben deffen genug Verfiandes an uns felber. fo wir uns nur felber
kennen und eröffnen durcl) unfern Geift. wie hernach foll angezeiget
werden.
86. Alfo verfiehet uns recht von der Dreizahl der Gottheit!
Wir meinen nur einen Gott in drei Perfonen. eines Wefens und
Willens; wir geben euch aber von der Dreizahl zu verfiehen. daß
darinnen find drei Centra. und die werden in der ewigen Natur
erkannt; aber außer der Natur werden fie nicht erkannt. -
87. Denn außer der Natur heißer die Gottheit Majefiät.
aber in der Natur heißer fie Vater. Sohn. h. Geift. Wun
der. Rath. Krafte denn das außer der Natur ift. hülf. mir
niwts. ich könnte das in Ewigkeit weder fehen. fühlen noci) grün
den. fintemal ici) in der Natur bin. und aus derfeiben erboren.
88, So aber die Majeftat hat die Natur-erboren und fich alfo
in drei Prrfonen darinnen eröffnet .'fo erfreue *ich mich in derfelden
Eröffnung als eine inwohnende Kreatur darinnen in Ewigkeit.
89. Weil ich denn aus Gottes Natur erboren bin.- io ifi fie
meine Mutter und meiner Seele Speifez und meine Seele ifi Got
tes Speife.- denn ich bin fein Lob. welches er *aufnimmt von mei
nem Geifie: denn meine Seele eröffnet feine Wunder durch feine
Wirkung. dafi alfo fei eine Freude im Ternario Sancto.
90. Nicht rede ich allein von mir. fondern von alien Men
frhen und Kreaturen. in welchen feine Wunder offen ftehen. beides
in feiner Liebe und auch in feinem Zorne; denn aua) die Teufel
fiehen in den Wundern Gottes. denn fie eröffnen die Siegel des
Zornes: und "fehet alles zu Gottes Freude und Herrlichkeit.
-..
63 '*' t

Das 5. ~.e..ic.c.
Bon der theuern und hochedlen Jungfrau der
Weisheit Gottes. und der englifchen Welt. Die
andere Porte in Ternarium Sanctum. hoch zu
betrachten.
x

Za. weiß. daß daß der Sophifi mir folcltes für eine Hoffart
.umeffen wird. daß ist als ein Niedriger und Geringer in diefer
Welt. alfo in die Tiefe oerfieige. Aber dir wird gefaget. daß du:
auf Weisheit diefex Welt fiehefi. ich aber der nichts achte. denn
fie giebt mir keine Freude: aber deffen erfreu' ich mich. daß meine
Seele ftbwedet in den Wundern zu Gottes Lobe. daß ich erkenne
feine Wundertltat. in welchem fiat meine Seele als in ihrer Mut
ter erlufiiqet. So redet nur ein jeder Geifi von feiner Mutter. von
deren Speife er iffet. und in deren .Quaal er lebet.
2. So ich nun die Wunder erkenne. foll ich denn fiumm fein?
Bin ich doch dat-zu geboren. wie denn auch alle Kreaturen. daß fie
fallen Gottes Wunder eröffnen; fo arbeite irrt nun in dem Meinen.
und ein andrer in dem Seinen. und du. fiolzer Sophifi. auch in
dem Deinen.
3. Wir fiehen alle im Acker Gottes und wachfen zu Gottes
Wunderthat und Herrlichkeit. der Gottlofe fowohl als der Fromme.
aber ein jedes Gewachs wacitfet in *feiner Quaal: wann der Schnit
ter wird abmahen. fo kommt ein jedes in feine Scheuren. und
empfähet jede Quaal das ihre. So wird dann offenbar der Acker
in feinen Effentien. daraus wir gewachfen find: denn es find zwei
Centro in der Ewigkeit. und ein jedes wird feine Frucht in fich
einerndten.
4. Darum. du Menfeh. bedenke. was du richtefi. daß du
nicht dem Griff Gottes ins Schwert falieik. und deine Werke wer
den irn Feuer des Zorns aufgeblafen! Denn fiehe an das Bild in
der Offenbarung: welches das Schwert in dem Munde führer. Apok.
1. 16. Es ifi wahrlich den Geifi Gottes bedeutend. davon Chri
fius fagt. wann er kommen wird. wird er die Welt firafen um die
Sünde. um die Gerechtigkeit und um das Gericht. Joh. 16.8-11.
5. um die Sünde. daß fie in Gleißnerei leben und dem Geifie
Gottes nicht gehorchen und glauben an ihn. daß er möchte himm
lifctte Wunder in ihnen eröffnen. fondern bleiben unter dem Zorn.
im erfien Centro. wollen nicht wiedergeboren werden. fondern eröff
nen nur die Wunder im Zorne in eitel Gleißnerei.
,i i'

x P-i
164
64
6. und um die Geremtigkeit. fprimt Chrifius. daß im zum
Vater gehe. Er hat deniLsdnzerbromen. 'und der Seele die Him
melsporten aufgefmloffen. und ift wieder zum Vater gangen. und
hat uns zu. fich .berufgnz undzgder Gleißner :will nimt. feine-:HNFM
ter Augen.“
geliebet ihm.7und
mehr:fiellet
darumihmfirafet
feinefalfche
ihn der Wege
Griff. ins
und Licht. daßir
fchilt ihn

Klient-foll. ,tt.u'.*..e.;. .. ;.:-r. . --; .*_ :nazis


7. Er_ aber fmlagt diej Wunder der Strafe zu Boden. bis ihn
der Geift um das Gerimt firafet. dieweil der Fürft diefer Welt ge.
rimtet ifi. welmer den Menfchen gefangen hielt. Und du. Sophifi.
lciuffi *wiffentlim um eignen Runes und zeitlicher Wollufi und Eh?
teti-itciillen' wieder zum-'Teixfelß- und mngfi nimt die 'd-fffierli Pforten
, fehen'. efo dbs-*öder Geifi-*zeigetz f0 firafet er dich. und “zeiget dir das
unter Augen. ' ' - - -*
*"k***'*i 8, iind fo dii jg-nicht willft. fo heißets: Wir haben euch ge
pfeifen. aber ihr' habet nicht_ _getanzt-tz
nzßziecd .acht zu uns-“eommeaz Luk. wir habenmich
7. 32. euch“_hat
gerufen.
nach 'aber
euch
g Hunger-tkz aber 'ihr habetmich nimt gefpeifetz 'ihr feid_nimt in
, iiieinem- Rofengaiten gewarhfen. darum feid ihr aumsncht meine
z Speife. Euer Herz ifi nimt in meinem Lobe' erfunden 'wordenTdarum
* feid ihr aum nicht meine Speife. Und diefer Bräutigam zeumt vor
über'. alsdann kommt der andere und fammeit in feine Stileuren.
was erfindet. Dem denket nach! ' 7 _* *“ 'j' *'
*' 9. So wir denn *nun alfo'von der h. Dreifaltigkeit." alsppir
'einem Einigen Gott in einemPEinigen _Wefen reden. 'to'_fagen"cdii
aber. der. h. Griff gehet vom-Vater und( Sohn. *aus.[,*“..Nun _fo
dennGdtt überall 'ifi.“ und felber' die Fülle alles Witwe 'der gan
*zen Tiefe: fd_ fraget dasjGeznüth'. wi) gehet erdenn hin? fintemal
er derGeift in) Gottes Mund' _ifiß 'undnum nur :allein in 'Gott
bleibet. _als ezzi-"Geia im". Leibe. * _ *' “
T10. .Da- izhe die Offenbarung Johannis an
da' wird vor d'em**Stlihl*des Alten gezeiget ein gläfern Meer. darin- "
ggn :ftehet der Stuhl mit den24 Aelteften. mit dem Lamme. das
erwürget ward. ,und ewig, lebet." und der Alte :aizfdem Stuhl ghgt
das Buchmit den -fieben .Siegeln., welmes das. erwürgxgteLamxn
aus feiner Hand nahnz-und feine Siegel_ brach. _ .. __„_._'; _r 7.
W11. Siehe. da -fiehefi du den -fiebenten, Grill der göttlichen
Hiatur. der da -ifi die Wonne der Majefiat._:in dem fim dieDrei
zahloffenbaret. und fieheft -remt die englifme Weitz denn das :Meer
ifi derWafiecgeifi. welcher im Urkunde der Natur die ftrenge Her
bigkeit ifi. und aber vom Limte Gottes einen Schrack bekommt.
da fim diefe Geftalt zertheilet. und der Sehne-ck »in der iFinfieeniß
in fim felber ein Sinken des Todes wird. :und- aber der gefangene
Smrack im Limte. welcher ncinFrrude- Wktvcnniiim-,Heiir-,Sinsm
...55..- -
. /
ift und in die Sanftmuth verwandelt wird„ darinnen das Licht fchei.
net, und ift 'gleich einem gläfernexrMeer„ 7
12.:Es ift aber die Leiblichkeit der göttlichen Natur. darinnen
ftehen alle Gefialten der ganzen Natur. und hie-rinnen find die fie
ben Geifier Gottes, als fieben brennende Fackeln offenbar. die hieß
der Engel in der Offenbarung fchreiben; aber die fieben Donner in
der finftern Matrice in der grimmen Natur hieß er verfiegeln und
nicht fchreiberez denn fie' follen nach einander eröffnet werden und
ihre Wunder ausgießenf welche Niemand follte erkennenf bis fie
vorüber wären, bis aufgethanrwürde das fiebente Siegel im Terna
rio Sancto: alsdann foll vollendet werden das Geheimniß des Rei
ches Gottes, wenn der fiebente 'Engel würdupofaunen. .
13. Da geben wir euch nun zu erkennen, was Mofes faget,
Gott fchuf den Himmel aus dem Mittel des Waffers. Gen. 1. 7. 8.
14. Siehe , du fuchendes Gemfithz diefes gläferne Meer, wel
ches ift der Waffergeift vor Gott. ift die Matrix. daraus das Ver
bum Fiat hat 'das Element Waffel! gefchaffenz denn das *Element
Waffertdiefer Welt ifi eine Ausgeburt aus der Matrice des Him
mels, da man fpricht: Gott wohnet im Himmel, und das ift wahr.
und derfelbe Himmel ift _der Begriff Gottes, darinnen *fich Gott
durch Kreaturen, als Engel und Seelen der Menfchen hat offenbaretz
denn in diefer fiebenten Geftalt fiehet des Vaters Natur in großer
Heiligkeit offenbar. nicht im Feuer, fondern das Wort ift das Feuer
diefer Quall. und der heilige Geift gehet durchs Wort allhie aus
in die englifche Welt. und former alle Gewächfe und Leben. denn
er ift der Geifi des Lebens in diefer Quali. Siehe, du furhendes
Gemini), ich zeige dir diefes nbch heller und klarer.
15. Gleichwie aus dem erften Willen des Vaters ift erboren
die Natur, welche in fich felber nur ein 'Geiff ift und eine Finfter.
nißl und aber vom Willen fo weit* getrieben wird bis in fieben Gefiälte,
und aus den fieben in unendlich, und aber die urfaclye der 'Natur
in den erfien vier Gefiälten fiehet; .als im herben Begehrem und
im Bitter-Stachlichten, und im Feuerblilxm da fich dann das Leben
urfiändet- und zum 'vierten vom Säirack- der MatricisÄür dem Feuer,
da unter-fich das Sinken des fchweren Todes und über fich das
Feuerleben erboren wi'rd„ da dann im Mitten das Centrum fiehet;
als ein Herz im Leibe 7 daraus fich die -Tinctur. als die fünfte Ge
-fialt vom Feuer urfiändet, welche ift das Liebe-Begehren: und daf
felbe Begehren ein durchdringender-Small in der fechsten Gefkalt. ifi',
und dringet- das Leben der Tinctur durch das Sinken des Todes,
da wir dann verftehen die Sanftmuth derTinctur, welche das Sin.
ken leiblich machet, welches ift die fiebente Geftalt, aus weleher
Left-lichkeit ift im Anfang diefer Welt erboren worden ie Erde,
Steine und Metalle„ und das ganze Centrum der Erdkugel: und
fiehet die Erdkugel in den fechs Geftalten der Natur mit ihrem
l7. * 5
066
- x '-* *
Regiment. und die fiebente* ifi die Begreifliwkeit. als Erde und
Steine. und ift der fechs Gefiälte Leib. darinnen fie ihre Wir
kung verbringen. als ein,Geift im Leibe. und die Oberglobul in
der Tiefe über der Erde eben foln) Regiment hat in fieben Geftal
ten. da_ dann die vier Elementa das Obercentrum halten. und das
Gefiirn das Rad der Effentien* des Willens. und die Sonne die
Tinctuc des Feuers. darinnen alles Leben diefer Welt ftehet.
16. Eben alfo ift aun) das innere Regiment im Ternario
' Sancto. nin)t von diefer Welt abgetrennet. fondern ein Principium z
fcheidet dieß nur; es ift keine Stätte oder Ort in diefer Welt. da- '
nicht das innere Regiment innen wäre. -
17. Denn diefe Welt ift aus des Vaters Natur., aus dem
Grimme. aus der fiebenten Gefialt leiblin) worden. da fie dann der
Sonnen Tinctur wieder lieblin) und wonnefam machet.
*. 18. Darum wird der Teufel ein Fürft diefer Welt genannt
Iozh. 12. 31.; denn er iii ein Fütft in der Grimmigkeit des Va
ters Natur; und die englifche Welt ift des Sohnes Natur. in gro
ßerLiebe. Freude. Wonne und Demuth: denn das Wort oder Herz
Gottes ifl das Centrum darinnen.
19. und der Blih. da fin) Linn und Finfterniß fn)eidet. ma
thet das Principium und fn)eidets in zwei Reiche. da ein Centrum
im Feuer brennet. und das andre in der Liebe. daraus das helle
Licht fn)einet. und wiffet. daß der grimme Blih das Sn)eideziel
ift. denn der ,ift der Schrack zum Leben und zum Tode. da fin)
Grimm und Liebe fcheidet. weln)es in) eun) hernan) bewähren will.
20. Alio geben wir enn) zu verliehen von der englifchen Welt;
des Vaters Eigenfn)aft ifi nin)t Finfterniß. fondern die Fiufietniß
wird im firengen Begehren erboren; und des Vaters Eigenfchaft ift
die lin)te freie Ewigkeit. die hat einen Willen zur Natur. und der
felde lin)te Wille ifi in der Natur der Blih in den Effentien_ und
fn)ärfet fin) in der grimmen harten Hei-digkeit. und treibet fin) bis
an die vierte Gefialt. da der Blitz der Freiheit in der Schärfe er
fn)einet. als Feuer; da fcheidet fich der Blih der Freiheit in zwei
Principia. einer vor fin) mit der firengen Macht des Feuers. der
andre in fin) in die Freiheit der lin)ten Ewigkeit. und giebt der
lichten Freiheit. Glanz. .
21. Und in diefer Scheidung man)et der Blitz das Kreuz. da
er alfo fthrecklin) durn) die finftere Herbigkeit dringet: alfo weicl)et
die Grimmigkeit mit feinem Centro über fich. denn das Feuer trei
bet über fin). und die Matrix der Herbigkeit finket als ein getbdte
tes Wefen vom Schrack unter fin) in Tod. und der Bliß auf dem Kreuz
fiehet wefentlin) fiille; denn er hat die Matricem erblicket. und fie
-hat ihn inficiret. der hält fie gefangen. und wandelt fich der grimme
Bliß in der Matrice in Sanftmuth. Denn der Blih krieget in
der erfn)ro>enen und überwundenen Matrice aun) einen Sn)ra>.
F
.
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*-'
"e l 167
67 _..

,gleieh als gbffe' man Waffel* ins Feuer. und da doch kein Waffe..
ifi. fondern *Geifi.
:IJ-- 22. Alfo erlifcljet die Grimmigkeit des Feuers auf dem Kreuz.
zzzzgdzgehet auf die Blume der ewigen Tinctur. auf tem Kreuze. wie
Zyom' gemeldet: und die Blume des Liibens in der Tinctur als ein
,freundlich Feuer fieiget auf als ein Gewächs. und der Schrack als
eine_ :Qhnmaehtfinket unter fichz und da doch kein Weichen von
ift. fondern alfo fiehet- die Gefialt der göttlichen Natur:
und das Sinken ift gleich einer Wonne. und nicht dem Geifte in
den feehszGefialten. welche unfaßlich find. denn das Sinken ift
_faßli-_Fjz dem Geifiez _und diefe Wonne hat. alle Gefialten des Gei
.zfßeszund ift _des Geifies feine Speife .und Erfüllung. denn es ur
zßändet .fich-aus der herben Matricez fo iffet ein jedes Leben von
:feiner Manier. _ g
[mhz ,_23.:„und wiewohl wir hie keineZunge haben. daß wir möch
itm diefes Geheimniß nach der Sprache unferer Zunge zum Ver
.ßande bringen. fo reden wir doch als ein Kind von feiner Ptutterz
:zähenn die zMutter- hat unfer Gemitth aufgenommen. und unfer Sinn
„fenket-fiß in( Sehooß. da wir dann im Lichte fehen und er
»xennen .unfer-ß futter. .und reden alfo von unferer Mutter Haus
und von ihrer Speife. x
z] 4*., Zexexuud ob wir die Sprache nicht wohl können. fo vetftehen
oijWjN-:fie .abet-im Sinn gar wohl; und urfaajet. daß wir die Sprache
..nicht haben. daß wir nach dem äußern Menfäjen gar ein fremder
„Mann .in .unferer Mutter Haufe find: denn der äußere Menfch ge
-z-.höret -nirljt hinein, darum hat er auch nicht die Mutterfpraclje. fon
zdern-_redet mit dem Sinn des innern Menfchen. welcher etreiehet
die ZNutter.
25. Darum werden wir allhier demjenigen. welcher nicht in
"T-Sort geboren ift. fiumm fein: denn wir find nach dern äußeren
Menfcijen in diefer Welt. und nach dem innern in Gott. darum
redet der Sinn des Gemiiths vom Himmelreiwz der äußere Geifi.
welcher vom Principio diefer Welt erboren ifi. redet von diefer Welt.
und der innere aus Gott geboren. redet von' der inneren Welt.
-.-,* 26. So wir denn aus beiden geboren find. fo reden wir aus
zweien Zungen: alfo werden wir auch von zweien Zungen verfian
_den werden. *da eine diefes wird fpotten. und die andre hoch belie
ben. dennein jeder Geift nimmt das Seine.
, 27. So wir aber mit unferer Seele.in einer fremden Her
berge in diefer Welt find. und aber gewiß wiflen. daß wir wandern
mirffen. entweder in Himmel zu Gott. oder in die Hölle zum Teu- _
fel. undzuns- aber der Teufel nicht beliebet: fo thun wir recht. daß
wir das Himmelreicl) fuchen. und unfern Sinn und Gemiith darin
--rerfenlenz denn da erlangen wir die fchöne Perlenkrone fiir die Krone
diefefiWeltzxvelche uns der Teufel mit der Sünde aufgefehet hat.
5 "l

...t
168
damit wir in -Hommuth. in eigener Mami. in Gleißnerei. in -die
fer Welt prangen; als wollen wir die fahren laffen. und reden von
unferer Mutter Krone in unferm Vaterlande.
28. Wir haben deffen. fo wir uns_ felber remt kennen. genug
fam Verfiands. und befinden das in Leib und Seele. dazu an
Form und Gefialt des Leibes. vornehmlim am Gemüthe: aber der
Geifi diefer Welt kennet fich felber nimt( es fei denn. daß ein an
der Limt in ihm fmeine. da _fich das Gemüth- innen fiehet und
kennen lernet. - *w*
29. Denn der Geift aus Gott geboren. der von Gott ausge
het in den göttlimen Sinn. der eröffnet dem Gemiithe-'die Ver.
fiändniß und Erkenntniß. daß fich der Menfm in den 'Banden die
fer Welt felber fiehet. aber feine Heiligkeit fiehet er nimt; fondern
er fmauet in Ternarium Sanctum. in die englifche Liselt.F dahin
arbeitet er mit großem Sehnen. und ift eine' fiete Unruhe in ihm.
30. Denn er wird von zweien gezogen. als vom Griffe Got
tes und vom Teufel. in welches Banden er nach dem äußern fün
digen Menfmen aum hanget; und fiehet fein Centrum remt auf
dem Kreuz. und ift in diefer Welt gleim einer Wage. da bald ein
Theil oben. bald unten ftehet. und find allhie nur-im Iammerthal.
in Angfi und Noch. -"-'
- 31. So uns denn Gott fo nahe ift. ja in uns-felberfifi. fo
wollen wir ihn fumen: und fo wir ihn dann finden- wollen-.fo
müffen wir von diefer Welt umkehren und werden_ als ein under.
fiändiges Kind. das nur an feiner Mutter hanget;* jund inGott
neugeboren werden. mit Sinn und Gemüthe: fon| können wie
ihn nimt fehen. wie uns Chrifius folches felber lehrer. daß fein
Licht in uns fmeinet. ' '
32. Wir müffen ganz aus unferer Vernunft ausgehen und_
nimt anfehen die gleißnerifme Kunft diefer Welt; fie ift uns nimts
nüße zu diefem Lichte. fondern ift nur eine Irrung und Zurück
haltung.
33. Solches fügen wir dem Lefer. daß er wiffe was er lie
fet. nimt eines verftändigen. fondern eines Kindes Schrift; und da
wir dom in unferer Mutter hiermit bekannt find als ein Kind der
Mutter. aber diefer Welt als ein Fremder.
3L. So reden wir von unferer Kinder-geburt in Gott. denn
unfer Anfang ift auf dem Kreuz. wir find auf dem Kreuze erfmaf
fen “nam unferen Seelen. Darum ifi aum der Leib ein Kreuz.
und das Centrum oder Herz iii mitten im Kreuze. und find mit
Adam ausgegangen von der Bildniß des Kreuzes in die Smlangen
bildnlß; es hat uns aber der Jungfrauen Sohn am Kreuz wieder
geboren zur himmlifmen Bildniß. '
35. Darum wollen wir reden und nimt fchweigen. was wir
fehen und im Grunde erkennen. Denn eine Kreuzgeburt hält
169

das Centrum im Ternario Sancto. verftehets recht. in der heiligen


"Dreizahh nicht in der Majeiiät. welche ift ohne Wefen. fondern in
dem unterfcheid der Dreiheit. da die Gottheit wird Vater. Sohn.
h. Geifi genannt. da fich die zwei Principia fcheiden. das heilige
und zornigez da machet der Blitz ein *f und auf dem Kreuz wird
erboren das Herz Gottes. und fiehet als ein Herz im Leibe. oder
als ein Wort Gottes des Vaters in feinem Centro. und machet al
fo ein ander Centrum in fich felber. denn es gehet in fich felber
ein. bis ins Licht der Freiheit des Vaters.
Z6. Darum ift es Gottes Herz. denn es ift die Kraft der
Majeftcit. und giebet der Majefieit Glanz. Kraft und Herrlichkeit.
37. Aus diefem Worte fpricht der Vater aus feinen- Geifk.
der gehet aus dem Worte aus in die Sanftmuth des Works. und
fiihret mit fich den Glanz der Majefiätz denn die Sanftmuth ur
ftändet fich mit dem Blitze. welcher ift das Scheideziel der zweien
Principien. da gehet der Grimm über fich. und die Sanftmuth un
ter fich. und find beide das Wefen der Leibliäykeit.
Z8. Denn* obgleich der Grimm im Bliße über fich weichet.
fowohl auch quericht. fo ift doch gleichwohl das Sinken des Todes
in ihm. denn der Blitz -ertödtet die harte ftrenge Macht. _wie man
fiehet. daß er die Finfterniß vertreibet und bleibet doch in ihm der
Stachel der Grimmigkeitz da dann kein Tod gefpiiret wird. fon
dern WefenheiÜohne* Verftand. fowohl im Sinken der gefangenen
Sanftmuth im Licht ift auch kein Verftand. fondern Wefenheitz und
hat aber die Tinctur. welche grünet in der Wefenheit. das ifi gleich
einem Wachfen: der Verfiand bleibet bloß im Centro auf dem
Kreuz und in der Dreizahl. * _
39. Alfo fagen wir. der heilige Geift gehet vom Vater und
Sohn aus: wo gehet er hin? In die Wefenheitmit dem Glanze
der Majefiät. darinnen fiehet die Gottheit offenbar. Diefe Pforte
heiße ich in allen meinen Schriften Ternarium Sanctumz denn ich
verfiehe* die Dreizahl in der Wefenheit. als in der englifchen Welt.
da fie fich in drei Perfonen hat geoffenbaret.
40. Nun fagen wir ganz recht. der Sohn ift des Vaters
Wort. das der Vater fpricht. Nun aget das tiefe Gemiith. wo
fpriart ers hin? Siehe. das Wort i *das Herz. und fchallt aus
den Effentien des Vaters. und das Herz fprichts im Munde des
Vaters. und im Munde faffets der h. Geift des* Vaters in feinem
Centro. und gehet alfo damit aus» in die Wefenheitz da fiehet es
mit dem Glanze der Majeftät in der Wefenheit als eine Jung-frau
der Weisheit Gottes in Ternario Sancto. _
41, Diefes Ausgefprochene ift ein Bildniß der h. Dreizahl.
und eine Jungfrau. aber ohne Wefen. fondern eine Gleichniß Got
tes: in diefer Jungfrau eröffnet der heilige Geifi die großen Wun
der Gottes des Vaters. welche find in feinen verborgenen Siegeln.
„.70"

42. Mehr eröffnet der heil. Geifi die aufgethanen Siegel des
Herzens Gottes im Glanz der Majefiät. weiche im Lichte fiehen.
und heißen _die fieben Geifier Gottes. u'
43. Alfo ftehet die Bildniß der Weisheit Gottes im Wefe
unter fieben brennenden Geifiern. welche im Lichte Gottes brennen:
denn fie find die göttliche Natur; und hat die fieben Sterne der
verborgenen Siegel. welche in des Vaters Zorn in feinem Centro
fieben. in feiner Hand; denn das Herz Gottes ift die Macht der
Dreizahl. wie euch die Offenbarung Johannis zeuget im 1. Kapitel
V. 12 -» 20.

Die hochthenre Porte. dem Menfchen


zu betrachten.
44. Die Weisheit Gottes ift eine ewige Jungfrau. nicht ein
Weib. fondern die Zuäjt und Reinigkeit ohne Makel. und fieher
als ein Bildniß Gottes. ift ein Ebenbild der Dreizahlz fie gebieret
nichts. fondern esxfiehen in ihr die großen Wunder. welche der h.
/Geifi erblicket. und das Wort des Vaters durch die herbe Matri
. cem. als durchs Fiat fchaffet. und ift die Wunderweisheit ohne
Zahl. In ihr hat der h. Geift erdlirket die Bildniß der Engel.
fowohl die Bildniß des Menfwen. welche das Verbum Fiat gefchaf
fen hat.
45. Sie ift die große Heimlichkeit im Rath Gottes. und ge
het ins andre Principium. welehe im Urfiand das erfte ift. als im
Zorn des Vaters. und eröffnet die Wunder in den verborgenen
Siegeln oder Geftalten der Natur im Grimme. und wird von nichts
ergriffen. denn fie ift eine Bildnif ohne Wefen der Gebärung.
Durch fie hat der heil. Geift das dritte Principium erblicket. wel
ches das Verbum Fiat aus beiden Matricibus. aus beiden Müttern
der Wefenheit. leiblich gefchaffen. welchem Wefen er: dann ein Ziel
im Centro der fieben Gefialten erblicket hat. da fie folien ins Aether
gehen mit ihrem körperlichenWefen. und aber die beiden Mütter fol
len in der Wefenheit. vor der Jungfrau der Weisheit. vor der
Dreizahl 'in der ewigen Figm. zu Gottes Wunderthat und Herrlich
keit fiehen. ' _
46. Darum fehet euch um. ihr Philofophi. wie Gott in fechs
Tagen habe diefe Welt gefchaffenz denn ein jedes Tagewerk ift ein
Gefchöpf eines Geifies jnTernario Sanctoz und der fiebente Tag
ift die Ruhe. der Sabbat Gottes. in dem fiebenten Geifie Gottes.
da die Jungfrau -der Weisheit innen fiehet. da kein Wirken der
Aengfiliwkeit mehr innen ift. fondern die ewige Vollkommenheit
der Ruhe.
47. Denn die fechs Geifier müfien ausgießen ihre Wirkung.
was in ihren Siegeln ifi. und werden ehe nicht erkannt. bis fie
4 71
ihre Schalen ihrer Kraft in dem Principio diefer Welt haben aus.
gegoffen. welches die Menfciten und Kreaturen "zum Wefen und
Werke bringen. gleich einem Gebäu zu Gottes ewigen Wunder
thaten. "..,-_*'i-" x *
48. Und wenn diefes vollendet ifi. fo gehen die verborgenen
Geifter Gottes unter den Siegeln wieder ins Aether. als in ihr
Centrum; und gehet an des fiebenten Siegels Zeit in der Wefen.
heit vor Gott. und wird vollendet das Geheimniß des Reiches Got
tes. wie die Offenbarung Jefu Chrifii bezeuget. und wir im Ter
nario Sancto erkannt haben. -
49. Diefe Weisheit Gottes. weinte ifi eine Jungfrau der
Zierheit und Ebenbild der Dreizahl. ift in ihrer Figur eine Bild
niß gleich den Engeln und Menfchen. und nimmt ihren Urftand im
Centro auf dem Kreuz. als eine Blume des Gewachfes aus dem
Griffe Gottes. *- “ .
50. Denn fie ifi des _Geifies Wefenheit. weiche der Geifi Got
tes an fich führet. als ein Kleid. mit welchem er fi>t offenbaret.
fonft würde feine Geftalt niätt erkannt. denn fie ift des Geifies
Leiblicitkeit: und» da fie doch nicht ein körperlich begreiflirh Wefen
ifi
abergleich uns Menfclten.
der Geifi aber ift.
nicht wefentliclt doch wefentliclt und fichtig ifii und

51. Denn wir Menfclten können vom Geifie Gottes in Ewig.


keit nicht mehr fehen. als den Glanz der xMajefiat. und feine herr
liche Kraft fühlen wir in uns. denn fie ift unfer LebenÖund füh
rer uns. c . _
52, Aber die Jungfrau erkennen wir an aller himmlifciten
Bildniß. da fie allen Früchten den Leib giebet: nicht ift fie die
_Leiblicltkeit der Früchte. fondern die Zierheit und Schöne.
53; Die Leiblicltkeit gehet aus der Wefenheit. welche nicht tft
der Griff. fondern eine Ohnmacht gegen dem Geifie zu achten. in
welchem die Dreizahl wohnet: und diefelbe Wefenheit ifi das Cle
ment Gottes. denn es ift ein Leben darinnen. aber ohne Verfiand.
und fiehet darinnen dasParadeis Gottes; denn die fieben Geifter -
Gottes wirken darinnen. und i| als ein Wachfen. und fiehen hier
innen die großen Wunder Gottes nackt allen Cffentien in unendlich.
54. Denn eine jede Gefkalt der Effentien bringet ihre Frucht
hervor. welche durch das Ringen des Rades feine hörhfte Zierheit
und Kraft bekommt. 'und aber mit der ueberwundenheit vergehetz
denn es ifi alles allhierinnen gleich wie ein Ringen. da je eines
oben und ,mächtig ift. und dann überwunden wird. und ein andres
aufgehe-t anderer Effentietiz ift ein heiliges Spiel. Früchte der En
gel. eine Erfüllung des _Willens alles Lebens.
55. Allhier dürften wir abermals eine Engelszunge'. denn das
Gemüth fraget immer wo oder wie? Wenn man redet von der
x * 172 '

Weite ohne Begriff und Zahl. fo verfiehet das Gemüth immer ein
körperlich Ding.
56. Wenn ich rede von der Jungfrau der Weisheit Gottes.
fo verftehe ich nicht ein Ding ein einem Ende. gleichwie auch von
der Dreizahl alfoz fondern ich verfiehe die ganze Tiefe der Gott
heit ohne Ende und Zahl. * .
57. Aber eine jede göttliche Kreatur- als da find Engel und
Menfäzenfeelen. haben die Jungfrau der Weisheit Gottes gleich ein
Bildniß ins Lebenslicht. verftehe in der Wefenheü des Geifies. dar
innen ifi die Dreizahl in fich felbfi wohnend.
58. Denn die Dreizahl begreifen wir in der Bildniß. als in
der Jungfrau der Weisheit für uns felber-z verfiehe außer unferer
Perfon fehen wir nur die Majefiät der Gottheit; denn die Kreatur be
greift niclg die Dreizahl im Augenfmein. aber der Geift der Seele.
welcher im göttlichen Centro ftehet, begreifcs. aber nicht vollkommen.
59. Denn ein Seelengeift ift aus einer Gefialc der Natur,
' und kann aber in -ihm alle Gefialten der Natur hervorbringeng
darum weil nichts ganz und vollkommen ifi. als nur all-ein die
Dreizahl, fo ifi das andre unterfchieden- wie denn vielerlei Eigen
fchaften der Engel find.
60. Alfo fiehen die Effentien* des Centri in Gott mit den En
gelsgeifiecn alle im Wunder. und ifi Gott mit der englifrtyen Welt
in kreaturlimer Gewalt offenbarz denn fie find alle aus Gottes
Wefen. i, _
61. Wir reden alfo nur von den Unterfeheiden „der großen
Wunder in Gott. Die Geifter der Engel find nicht aus der un:
verfiändigen Wefenheit erboren., fondern* aus dem Centro der fieben
Gefiäl-ce oder Geifier der ewigen Natur, aus jeder Gefialt_ ein
Thron, und aus dem Thron feine Engel und Diener; darum ha
ben fie ein ganz Regiment unter ihnen; und darum, find ihrer mit
Lucifer ein ganz Regiment gefallen.
62. und allhie urftändet fich das königliäze und fucfiliclye Re
giment diefec Welt; weil es ein eigen Principium bat, fo hat es
alle Formen der Himmel. Ob folmes die Gleißner der hohen Geifi
*lichkeit, wie fie fich nennen (welche fich Über Könige und Fiirfien
erheben). nicht glauben wollen:_.fo i| es doch wahr. *
63. Oenn die firenge Macht des Principii führe' feine Ord
- nung nach himmlifcher Form. Ob nun wohl die firengen Geifier
der-verborgenen Siegel hierinnen ihre Schalen des Zorns ausgie
ßen. und der Teufel einen großen Raub hierinnen erlangt-t: was
gehet das die Ordnung an? Haben wir doch Leben und Tod vor
uns. und mögen greifen zu welchem wir wollen. Wer will Gott be
fshuldigeu? Es mag ein jedefgehen, wo er hin will: wem er
ficb zum Knechte ergiebet in Geborfam, deß Knecht ifi er. in deffen
Reich wird er ewig fein, er fei Fürfi oder Knecht. '*
x *-779* 64. Ob* Einerßzlkiüfein ?Oberer und Führer in diefemÜörine
ciao-ia. fo hat erfdoch, keine göttliäye Gewalt, fondern er -ifi alfo)
desNPrinelpii Statthalter. und ift unter den Siegeln, welche ihre*
Wunder unterfeinem 'Regiment ans Licht bringen. t'
?'3- 65. Es fißet fo bald ein F-iirfi des Teufels zu warten in Ge
horfamFals ein elender" Hirtez es ift- allhie kein Unterfrheid, als
nur das Amt. fo er tr'äget„ das träger er Golfe, und che ihm
.felber. , ' _x t"- -'-"--_ -
66. Denn in der Fiirften und Könige Höfen werden die
Schalen des Zorns der-verborgenen Siegel oder Geifier ausgegofien.
davon Donnerf Bliß 'und Streit auf Erdenkommt, welche allezeit
aufblafen mit ihren Pofaunen die Gleißner der großen Hure zu
Babel. die auf dem Thiere der Furfienmacht reiten als ein-Gott,
vor welchen fich die Fiirfien hiiten follen. wollen fie nicht mit der'
Hure in den Schwefelpfuhl des Zorns Gottes gehen, wie in Apo
kalypfi zu fehen ift, Kap. 19. 20.
'I

Die Porte des Unterfcheids zwifchen der We


fenhe-it und zwifchen dem Elemenß und zwi
fchen dem Paradeis„ und auch des Himmels.
67. _Ein jedes Wefen hat feine Gefkalr: der Lefer möchte alfo
in diefen vier Gefialten nur eine verftehen, fo wollen wir ihm*den.
Unterfcheid zeigen. Der Himmel fiehet in der Matrice der Herbig
keit. welche in der Sanftmuth der Waffergeift heißer, und ift der
äußere Schluß/da fich die Principia fcbeiden.
68. Die Wefenhelt ift Himmel, und ift die Kraft oder Leiblicly
keit der fieben Geifier Gottes, und heißer der Leib Gottesz welchen un
fere Hände „auch nicht können greifen oder faffen, *und ift doeh im
Wefen. und vomGeifie begreiflich„ denn es ift des Geifies Leib,
auch unferer Seele Leib.» fo wir in Gott wiedergeboren: findz denn
es ift Chrifii Leibf den er uns im Glauben zu-effen giebt. wie in
feinem Tefiament zu fehen ift. und das Element führer das Prin
cipium darinnen., als ein Leben der Beweglichkeiu welches zwar
nicht der Griff Gottes felber ift', aber der Geifi Gottes hat dieß
“ Leben und die Wefenheit an fich als einen Leiv, und er ift erfi:
der Griff des Verfiandes und der Allmacht. '
' 69. Und das Paradeisiff das Grünen aus den Effentien in dem
Centro Gottes, das gehet durch alle Gefialre: es gehet durch das
Element, und durch die Wefenheit, _und auch durch den Himmel,
als ein Gewächs eines Lufigartens:' drum ift aua) Adam in diefer
Welt im Paradeis gewefen.
70. O ihr ,lieben Menfclyenkinder, verflirndet ihr dlefes, wie foll
174 “.

tet ihr dem Zan' der Sophifien mit Füßen -ttetenl Es fiecket viel
hierinnem fell euchl fo viel wir dürfen „ her-nach gezeiget werden;
mache fich nur Keiner felber blind wegen der Einfalt diefer Hand,
denn Kinder mufien wir werden, wollen wir ins HimmelreiG-einz
gehen 7 nicht Kluge und weife Weltverfiändige. Wir miiffen aus
unferer eigenen Vernunft ausgehem und nur in Gehorfam unferer
ewigen Mutter treten, fo ernpfahen wir auch der Mutter Griff und
Leben; alsdann erkennen wir aurh-.ihre Wohnung.
71. Kein eigen Wih erlanget die Krone des Geheimniffes
Gottes: fie ift wohl in den Schriften der Heiligen offenbnm aber
der Geifi diefer Welt ergreift das nithtz hierinnen hats keine Do
ctores, die genug fludiret haben.
72. Es hat Keiner eigene Macht, in der Tiefe Gottes etwas
zu ergreifen und Andere folches zu lehren; fondern find alle nur
.Kinder und ABC -Schixler. So wir gleich hoch davon fchreiben
und reden, fo ifi doch der Verfiand nieht unfer eigen, .fondern des
Geifies der Mutter, der redet aus feinen Kindern, was er will.
73. Er offenbaret fich in vielen Gefialcen. in einem anders
als im andern: denn feine Wunderweisheit ifi eine Tiefe ohne Zahl;
und dixrfet euch nichts wunderm daß die' Kinder Gottes nicht einer
lei Sprache und Worte fiihrenh denn ein jeder redet aus der Weis
heit der Mutter, welcher Zahl ohne Grund und Ende ifi. Aber das
Zielmaaß ifi das Herz Gottes , fie laufen alle dahin ,' und das ifi
auch die Probe, da ihr follt erkennen, ob der Geifi aus Gott rede„
oder aus dem Teufel. ' *
74. Denn der Teufel hat auch feine Matricem und darinnen
feine Kinder, die reden auch aus ihrer Mutter Geifi.
75. Da fehet an die Gleißneh Stolzen.'Ruhmhafcen„ die fich
Meifier *und genugfame Etienne: der Schriften der Heiligen nen- »
nen, die da fagen: wir haben in den Geheimnifien der Gefchriften
der Heiligen fiudiret. wir verfiehen fie genug und noch befierz die
da Schliiffe machen: fo wollen wir glauben, fo wollen wir die
Schrift verfiehen: und machen dariiber fchwere Säge und Strafe
über den, der ihren Sahm, welche fie unter weltlichen Arm brin
gem nicht will anhangen. Ia recht, das heißer fich über Gott er
heben in eigener Ehre und Lufie wie der Prophet Daniel faget vom
gleißnerifwen Wideräzrifi. Dan. 12, 1.
76. Vor denen hittet euch, ihr Kinder Gottes! Sie reden
aus fich felber und nicht aus dem Geifie Gottes; fie haben nicht
den Kindergeifi der Demuth in Gehorfam und Liebe gegen die
* Mutter, vielweniger gegen ihre Kinder„ die den Kindern ihr Brot
frefien, und nähe-en fich mit Trage. Sie find die rechten Mörder'
und Wölfe, welche in ihrer gefaffeten hoffärtigen Meinung Krieg
und Blutvergießen, fowohl alle Lafier und Greuel anrichtenz fie find
die große fiolze Hure zu Babel, die in der Fiirfien Herzen reiten.
... 75-...

Dutch fie wird ausgegoffen die Schale des Zorns Gottes. und nen
nen fich doch Schäflein Chrifii.
r* "77, O ihr Wölfe. wo habt ihr euer Kinderkleid? Habt ihr
die Geheimniß Gottes wohl und genug gelernet. fo-feid ihr keine
Kinder und Schiilerz lebet in den Wundern der Mutter. in ihrer
Demuth und Reinigkeit in Gottes Wunderthat. fo wollen wir euch
glauben! Ziehet euren ftolzen Rock aus.. und nehmer uns arme
ABE-Sainte.: auch zu euch in unfer Mutter Schooß. und lehrer
uns der Mutter Sprache. fo leben wie bei einander als Brüder.
78. Was foll man aber von euch fagen? .Der Mutter Geifi
deutet. ihr feid die ftolze Hure zu Babel. reitend auf dem Drachen
in der Offenbarung Jefu Chrifti. da ift dein Spiegel.
K

Die Porte diefer Welt.


79. Die Vernunft fraget immer: Woraus find denn die Erde
und Steine. fowohl die Elemente und das Gefiirn erboren? Diefes
wußten wir in der Vernunft und Kunfi diefer Welt nicht. könnten
das auch nicht aus der Doctoten Bücher lernen: allein in unferer
lieben Mutter erkennen wirs. in der Mutter Licht fehen wirs. aber
in diefer Welt wären wir hierinnen blind. und könntens auch von
Niemand lernen. - 2 '
80. Die Schriften der Heiligen und Kinder "Gottes fagen.
Gott habe diefe Welt durch feine Weisheit gefchaffen durch den
Geift feines Mundes. Jfi recht alfo. wir haben auch keine andere
Erkenntniß. als daß 'fich Gott in feiner Weisheit hat offenbaren
81. Diefe Welt ifi aber nicht feine Weisheit. fondern fie ift
eine Figur aus feiner Weisheit; fie hat die Weisheit Gottes nicht
begreiflich. fondern die Wunder der Weisheit; und ift diefe Welt
auch nichts anders als eine Gleichniß der ganzen Gottheit. in Liebe
und Zorn. in und außer der Natur.
82. Denn fehet an das Rad der Sterne. und dann förders die
fieben Planeten. auch die vier Elemente. Feuer. Luft. Waffer. Ee
de: fo findet ihr den Grund. daß es wahrhaftig eine Ausgeburt
der ewigen Natur ift. da fich die Gottheit inder Begreifliajkeit hat
offenbaren :
83. Denn in der Jungfrauen feiner Weisheit hat der Geifi
Gottes erblicket die Gleichniß Gottes und das Verbum Fiat hats
gefchafien.
84. Die Form diefer Welt ifi in Gottes Natur von Ewigkeit'
gewefen. aber unfichtbar. unmaterialifch.
85. So _faget die Vernunft: Was ift Gottes Schaffen gewe
fen? Das Wort Schuf hats in feinem eigenen Verftande nach
der Naturfprachez fo du diefelbe Sprache verliehen willft. fo merke
' l
.,.
476.'.

im Sinne, wie fich ein jedes Wort vom Herzen im Munde faffet,
was der Mund_und die Zunge damit thut, ehe es -der Geift weg
fiößet. Wenn du dieß begreifeft, fo vecfiehfi du alles in feinem
Namen x warum ein jedes Ding alfo heißet (aber den Begriff der
drei Principien mußt du haben zur Natrufpraclje); denn ihrer find
dreh die das-Wort bilden, als Seele, Geift und Leib.
86. Es wird in allerVölker Sprachen alfo erkannt, ein jedes
in der feinen: und eben an dem Orte lieget der fchwere Fall
Adamsf daß wir verloren haben, was wir in der Unfchuld harten
aber in der Wiedergeburt Iefu Chrifti nach dem neuen inwendigen
Menfcljen wiedererlangec haben. *
87. Siehe, merke, ob es wahr fei, was ich dir von der Na
turfpraclje fagez verfmhe es und denke ihm nach, nicht allein mit
diefem Worte Schuf, fondern mit allen Worten und Namen al
ler Völker Sprachen, ein jedes in feinem Verfiande. Cs ift dem
Menfcjjen wohl nicht gut, daß er es wiffen mußz weil er aber ift
aus dern Innern ins Aeußexe gangen, und fiehet nun im Su.
chen, fo muß er wieder ins Innere eingehem allda fchauet er die
Geheimniffe der Schöpfung.
88. Wenn du fageft Schuf, fo faffet fich der Geift im
Munde- und machet die Zähne zufarnmem und zifcht durch die
Zähne als ein angeziindetes Feuer, das da brenner, und machet
aber die Lippen auf„ -hrilt fie otfem alsdann gehet der Druck vom
Herzen, da fehmiegen fin) die obern Zähne in die untern Lippem
und die Zunge verkceucht fich, und fchmieget fich in untern Gau
men, und der Geifi fibßet die Sylbe Schuf durch die Zähne aus.
und das Wort des Unterfcheideß welches die Sylbe Schaf von
M) |ößet„ bleibet in feinem Sitz im Herzen: es weckt die herbe
Mutter in der firerrgen Macht nicht auf, daß fich kein Feuer ent
zündet. (Das N ifi der Charakter des Feuerqualles, denn ein
jeder Buchfiabe ift ein Geifh und eine Gefialt des Centriz wiewohl
fie durch die Umwendung und Verwechfelung das Wort verändern,
nba) hat ein jeder Buchfiabe einen Urfiand am Centro: aber es.i|
wundeclich: und wird doch im Sinn ergriffen, fo das Licht im Cen
tro fcbeinend ift.)
89. Siehe, der Menfch ift Gottes Gleichniß, denn feine Seele
ift aus dem Centro auf dem Kreuz„ da fich das ewige Wort erbie
rec* vom Geifie Gottes gefaffet worden und in die Bildniß oder
Gleichniß Gottes eingeblafen: da hat der Geift alle drei Principia
gefaffet und ins Corpus bracljtz als wir denn "r-hem wie der
Geift vom Innern und* darnach vom Aeußern lebet„ als vom Geifte
des Centci. und auch vom Geifie diefer Welt, als von der Luft,
90. Nun gleichwie der Geift der Ewigkeit hat alle Dinge ge
bildete alfo bildets auch der Menfchengeifi in feinem Worth denn es
urfiändet fich alles aus Einem Centro. Denn der menfctjliclje Geift

8
7| eine Form. :G-fiau und Gleichniß der Dreizahl der Gottheitz
was Gott in feiner Natur ift. das ift der Menfchengeifijn fich
felber: darum giebt er allen Dingen Namen. nach eines jeden Din
ges Geift und Form. denn das Innere fpricht aus dasAeußere.
7"*: 91. Gleichwie diefe Welt ift von Ewigkeit, in Gottes Natur
verborgen gewefen. und in der Weisheit geftanden. und ift. alfo zu
fagen. anfänglich und endlich vom Worte des Centri durch den aus
gehenden Geift des Centri ausgefprocizen worden. verftehe aus der
Wefenheit der Natur in ein begreiflieh Wefen. da diefe Welt als
ein Principium eigener Quali und Regiments erfcheinetäzalfo ift,
„auch zder Name und Gleiamiß Gottes. als diefe Welt. im Men
fchengeift verborgen. und der fpricht fie mit feinem Worte aus. auf
-eine Art wie fie in Gottes Natur vom Geifte Gottes in die Weis
heit-gefprochen worden. da fie dann ift im Lichte Gottes gefehen
worden. - 3-- *zi
92. Verfkehe es recht und hoch! Der menfeizliche Griff in fei
ner dreifachen Gefialt hat alle drei Principia. als Gottes Reich.
Hinten-Reich. und diefer Welt Reich-in fich-z und der fpriazt aus
fich felber aus die Quali. Form und; Gefialt allerWefen. es fei
himmlifch. .irdifch oder höllifch. wie _es-oon-Ewigeeic im- unfictnbaxen
Wefen der unfichtbaren Natur. als _eineFigur _oder dem -
Worte Gottes. durch den Geifi-Gottesmusgefprochen worden. und
ift ohne Wefengefianden. _bis zum A und O. und-im A und O.
in Anfang und Ende: alfo auch fprichtsdee Menfcheugeifiaus in
Anfang und Ende ohne Wefen. denn das .Wefen ift einmal ge
fchaffen worden in die Kreatur. _ _ t *
.,1 93. Alfo verftehet uns ferner -zvxn der Naturfprache. Wenn
wir fprechen: Im Anfang fchuf Gott Himmel und Erde:
-fo .nennen wir alles das. woraus Himmel und Erde ifi gefchaffen
worden und nennen auch .die Gefialt--und Form. wie es gefchaffen
worden. und das-verfiehet alli-inder Sinn im Lichte Gottes.
94. Denn :gleicbwie die Form-deßWelt ift im Lichte Gottes
gefehen worden vor dem Wefen: alfo fiehetzfie der Sinn im Lichte "
Gottes in .der Schöpfung. wie fieift ins Wefen gebracht worden.
Denn die Natur in des Menfchen Geifie und die Natur in Got
tes Geifie.- nach den drei Pcincipien. ift eines Wefens: der menfäz
liche Geift ift-ein idollkdmmener Funke daraus.
95. Aber wiffet. gleichwie die ewige Natur nicht den Glanz
-und Macht, der Mair-fiat in eigener Gewalt hat. daß fie mag die
Dreizahl in Ternario Sanctaergreifen (und obgleich die Dreizahl
im Centro der Natur wohnet) und ift ein Unterfcheid zwifchen den
-fieben Gefialtenn der Natur und der --Dreizahk alfo ift auch ein
Unterfcheid zwifchen, dem Seelengeifie der Natur und der Dreizahl
Gottes. daß der Seelengeifk. wenn er zurück indie Natur ins Cen
trum der Grimmigkeit imaginiret. die Majefieit verlieret. und im
j.

_ . Grimme über die Maiefirit ausfähret: da er- dann al. ein verwor
fener 'Teufel genannt wird. - --u
96. Alfo verftehet -der Sinn das Wort. und die Formung des
Works. Merke: Wenn der' dreifache Geift des Menfthen fprirht
Scherf. fo merket der Sinn auf die Form und Geburt des Werts.
. --'. -- 97;*Erftlicl) faffet der Geift das Wort im Munde und nicht
im Herzen. und machet die Zähne zufammen. und zifchet durch die
Zähne als ein angezündetes Feuer. das bedeutet den Begriff. denn
*die Lippin fperren fich auf. und das Zifctzen ift Feuer. und.. daraus
Die Luft. Das verftehet alfo: a. n.. .
::. -98. In Gott ift die Weit gewefen vor der Zeit. aber ohne
Wefen. Nun hat Lucifer. der Großfürfd aus dem Centro der Na
tur den Grimm und das Feuer erwecket und* entzündete- welcher in
der .Ewigkeit nie* erkannt wardz-denn er wollte in Feuersmawt über
Gott herrfchen. darum ward der Feuerquall feine Wohnung. nur.
99.-uno toeefiehen allhier das firenge Fiat. als die Mutter
der Natur'. 'die Herbigkeit und Härtigkeit: die i| in ihrer firengen
MGi-entzündet werden. und hat im Centro der Natur aus' den
unzählbat-en Effentien zufammengezogen die- Wefenheit der grimmen
z Matricis. daraus find worden-:Erde-und Steine. auch Metalle. denn
1*' Centrurn- war Sulphur. Mercurius und Sal. und war nur
ein Geift; aber im firengen Fiat wards im firengen grimmigen An
ziehen alfo hart zu Steinen. Metallen und Erden. alles nau) den
Effentien jeder Gefialt. * -. n.
i* 5i100. Es ift alles materialifcl) worden. Was vor Zeiten in
der Natur der finftern grimmigen Wefenheit nur ein Gefiübe wa'.
das ward 'alle' in dem Anziehen grob. derb und harte: und das
'wolktTGoft alfo particular vor der Majefiät (auf kieatürlia) alfo
geri-dt) nicht haben. und ift alfobald in felben Punct zufammenge
fhaffen worden-'izu einem eigenen Centro. 1.-
' 10|. und urfiänden fich allhier die drei Principia im unter:
feheid. welche vorhin nicht erkannt waren; denn die waren' in einem
Wefen und wurden nur- in der Weisheit mit ihrem Unterfcheid er
kannt im Lichte vor der Majeftät. Verfiehet den Sinn re>)t!
' 102. Wie der Mund das Wort Schaf fort-net. alfo ifi die
Schöpfung auch geformet worden; denn die Lippen thun fich auf.
und der Obergaumew-mit den Zähnen faffet “fich mit der untern
Lippe. und zifckret der Geift durch die Zähne. Das ifi alfo: wie
fiel) die Lippen. als der äußere Umfang. aufthun. alfo hat fich auf
gethan die Matrix der Gebcirerin. verfiehe in der Entzündung; das
Zifwen ift das Feuer. und aus dem Feuer die Luft.-als ein Geift
der Matrix. welcher ier erwetket ward. und zuvor im Centro nicht
erkannt ward. fondern allein in der Weisheit vor der Dreizahl.
- 103. Die Luft ifi niält der Geift der Dreizahl. fondern der
-erweckte Geift aus der Matrix. verfiehe aus dem Centro der Na
...- 79 '..
tur-z.- denn der Geifi .der Dreizahl ifiö eine-'urfatlle der Nature und
hat: jet-fich die Weisheit: diefer aber iii-ohne Verfdand gleithwie die
Wefenheit: und Fw-iefiei. das»- Feuer von der ewigen Freiheit urfiän
det. indem es die Schärfe. der Gcimntigkeit bekommt, alfo auch der
Luftgeift vom h. Geifie, welcher der Natur das Leben und Beweg
x lichkeit giebt. , e
(104. Alfo giebtdie Natur wieder den Geifh als die Luft aus
*ihxen-Kräften, verfiehe aus der fiummen Wefenheit. und urfländet
fich im-.Feui-r. und dann. "merkem-wie in dem Worte Schaf der
Geifi den Druck vom Herzen fiößetl welcher das angezündete Feuer
übereilec und gefangen hält: alfo Übereilet dere-Wafferquell das
Feuer, und hälts in fich gefangen. -l-,ck 13-- 77-7
,2-105. Denn das Waffer urffändet: von der Ueberwundenheit
und Wefenheitz und ifi Feuer: Luft, Waffer und Erde alles-aus
. dem Centro der Natur gegangen) und vor der Entzündung alles
in einem Wefen gewefen: aber mit der Entzündung? erkennet man
es in vier Gefialtenä: welche man vier -Elementa heißer, und find
doch noch in einander als eines, und- ifi auchnicht mehv-als eines.
Es find nicht vier Elementa im .ß-immehlfondern eineszinber es
liegen alle vier Gefiälte darinnen verborgene und mit der Entzün
dkng find fie qualificioend, worden , * und- fiehen ißtim_ äußern We
Waden-Kreaturen.: begreiflieh, 2 ..u - (NN-j
106. Alfo -verfiehet uns weiter: Gleichwie fich diexxuntere
Lippe nn die. .dhernZähne fidfiß und der Geifi im Munde bleibe-t,
n.. das Wert Schuf-:dui-Ü. die Zähne ausfiößeh da fiä) die Zunge
in untern Gaumeacxverkieaowh- und will nicht diefi Wort Sehuf bit'
den, fondern läfiets den Geifi durch die Zähne ausfioßen: all.»
merken, hat der Geifi Gottes die vier Elenienta, als »da :finde die
vier Gefialten, fo da find im-_Wefen erfäzienen, aus Ternario Sancto
ausgetrieben in das Aeußerg und einen. Schluß darein gemacht, wei.
eher Himmel heißer, „und bleibe:: er der h. Geift im Himmel-need
läflet den vier Gefialten ihr Regiment, da fie denn als ein Prini
cipium eigener Macht erfcheinen. - i1“.
.34 107. Denn die Zunge ifi den Geifi Gottes bedeutenw 7und
der Ausgang der vier Elemente den Geifi des Centci, mitfammt dem
Centro felber. . * x
108. Alfo verfiehen wir im Worte allhierinnen drei Pr-infcie'
pin, und da doch im Urkunde nur eines ifi; denn. wir- perfiehen
rnit der Entzündung das Centrum Naturae -an. dem Centro? der
Ecdkugel, wie: in der ONatric-e der Gebäreein gar -ein ernfilicl) "fiteng
Regiment fei, daraus Erde und Steine find worden, und darinnen
fiehet ein Principium.
4' 109. und dann zum andern verfiehen wir ein Regiment der*
Sanftmuth, welches den Grimm überwindet und gefangen hält, als
.wir am Wafferquell [eher-x wie es das Feuer gefangen hältl und
.. 80 ....
boch des Feuers Eigenfihaft. darinnen bleibet. mit feinem ganzen
Regiment aller Gefiälte des .vierten Hungers. darinnen der Abgrund
der Hölle im Zorn Gottes fiehet. Auw fo verfiehen wir den Srhlnß
zwifchen dieien beiden Principjen. der da Himmel heißer. beides mit
dem gefchl-ofienen Munde im Worte. und auch im äußerlichen We
fen. denn der Geifi Luft giebt dem äußern fanften Waffer ein Le
ben. wie er denn mit dem Drucke vom Herzen durch die Zähne
ausgehet im Worte. daß alfo ein Regiment und Leben im Aeußern
ifk. und welches doch vom Innern urkunbet. und aber boch das
Aeußere das Innere gefangen hält. '
.I 110. und alfo liegen die Geifter ber Finfierniß im Abgrunde
* im Zornquelle gefangen. und find nicht eigenmäcbtig diefer Welt:
und liegtzallhier des Teufels Lifi in des Feuers Macht zu Grund
kdrderzVerfmkung. . -3
. It. 111.1Allhier.- ihr Sucher. fuchet den Abgrund. darinnen die
Teufel .wohnen in. den Elementen. und 'hut die Augen im Gemü
the auf. tinte-nimt Abfentiam: in der Ferne. wie .ihr bisher gethan
habt: merket. was dieß fei. *. , -'-.
es . 112. und das dritte Principium verfiehen. wir auch im Worte.
und-rauch in der Macht des Schaffens. denn die Zunge fchmieget
fich-im untern Gaumen. und. laffet .die zwei Regiment hinfahren.
durch die Zähne aus. und behält ihrkRegi-nent ohne einige Auf
weekung-:des Herzens. ,.. *- .* , - i -- ,.
1 113. Alfo verfiehet den Zweck l Das zweite Principium. als
das Reich Gottes. ifi in beiden-Principim in Mitte-nz das ifi mit
der.: Anzündnng nicht erweckt .oder entzündet worden. denn es ifi
blieben als es von Ewigkeir war'.*unb ifi darinnen nichts geändert.
weder gemehret noch -gemindertwordenz es ifi ihm in der Schöpfung
nichts-ab: noch zugangen: und daffelbe hat den rechten Geifl der
Weisheit und des Verfiändnifies. der hat entfchieden das firenge
Grimmige. und das Sanfte. und ift jedem feinLeben erwecket
worden.. . .. 1. , .
114. Und geben euch dieß zum Verfianbe. daß es mit_.dem
Innern und auch Aeußern nicht gefangen noch auch eingefperret ifiz
es grünet in beiden. denn es ifi diefer beider Macht.
115. In dem Innern grüner es im Zorneifer mit großen
Wundern und Kräften. da denn-alle-Geficilte in der Wirkung fte
hen. darum dann in denfelben Kreaturen “alle Lift und Wilyfiecket
als in Teufeln. welche alle Wunder in der grimmen Matrice zum
Wefen bringen. wie es die- Hiftorien in der Welt von den Kindern
des Zorns bezeugen. und in_dem Aeußern grüner es durch die
Sanftmuth mit der lebendigen Kraft. welche vom Herzen Gottes
durch den Geifi Gottes ausgehetz und daffelbe Grünen heißer Pa
radeis. und ifi ein Gewächs in den Kindern Gottes. da die Seele
zugleich mitgrunetz denn in diefem Grünen wächfet der neue Leib
1

P .

der 'Seele im "Eleni-nc, in der 'Wefenheit 'vor der Dreizahl im Teri x


nario _Sancto. _ _ _
- 116. und geben euch_ dieß _im rechten Grunde zu verftehen.
als wirs"denn *gewiß erkennen. daß das Paradeis in diefer Welt
fei. und? _ciuih *außer diefer Welt. und daß Gott in diefer Welt
wohiiefiiend* Windel-all. und fcheidets nur die Quali.
-117H-7Deiin die englifche Welt ift im Paradeis offenbar. aber
fir“ wird nicht ergriffen, * als nur in_ paradeififcher Quali. als im
Genen-it.- undnicht im Ausgang. im' Regiment der vier Elemente.
f 118. Denn die“ vier :Elemente halten inne ein ander Princi
'piurrranderer Quali. auch eines andern Lichtes. als die Sonne:
über im reinen Element find die Wefen diefer Welt nur eine Fi
gur. welthe unbegreiflich ift; da find die vier Unterfcheide in einem.
und macht keine Finflerniß: allda -erfcheinet die Freiheit Gottes au?
ßer der Natur im-'Glanze der Majefiätz aber in den vier Ausgre
burten ift eine Finfierniß. denn die' Wefen find dit! und faßlich. '
-" 119. Denn der Himmel. welch-er ein Unterfchejd zwifGeicGot-r,
tes Reim und diefer Welt Reich ift. .der ift ein Firman-ient mit
allenGeftaltenlJer* Leiblicjzkeit. und ift die Decke ni_ unfern Augen Z
deli-n wir haben 'firrnamentifche Augen. darum fehen wir 'nicht Got-
*trs Reith; **- i 74“" ' ' *
'“ 120;»uiii>*-*ies_7i| -der füzwere Fall Adams. daß* feine 'Augen
'und Geifi in-'dasi Aeußere“. in die vier Elementa eingingen. in die
Vegreifliwkeit. 'als ni_ Tod( da waren fie an Gottes Reich blind.
121. Dennis-W Aeußere in den vier Ausgeburten aus dem
Element. als das Wefen der vier Elemente. ift anfänglich. endlich.
auch zerbrechlichz drum alles. .das darinnen lebet. muß zerbrechen.
denn das Principium der äußern Welt vergehet wieder: denn es hat
ein Ziel. daß es wieder ins Aether gehet. und die vier Elementa
wieder in einesz alsdann ift' Gott_ offenbar. und grüner die Kraft
Gottes als* ein Paradeis wieder in dem ewigen Element. ,
122.'Da kommen die Wefen der Vielheit wieder in eines.
aber die Figur von allem Wefen bleibet_ ftehen in dem einigen
Element.
123. Denn darum find alle Dinge zum körperlichen Wefen
kommen zu Gottes Wunderthat. daß* fie ewig von den Kreaturen
als Engel und Menfchen gefehen würden. welche' vor den Zeiten
der Welt nur in "der Weisheit in Gott offenbar waren. und nun
in der Wefenheit vor Gott ftehen werden.
124. Ihr lieben Kinder Gottes in Ehrifio. thut eure Augen
des Gembths auf. 'erhebet euren Sinn aus diefer Welt ins Ele
ment vor Gott: euch foll allhie recht die Schöpfung gezeiget wer
den7 laffer euch keinen Spiegelfechter und Sophifien narren.
-125. Denn das Paradeis. da der heiligen Kinder Seelen ein
fahren. wenn der Leib zerbricht. ift auf der Stelle. da der »Leib zer
17. 6
182 ..
'

bricht; es ifi auch in der Erde; es ift in allen -vierElement-m


nieht zertheilet, fondern ganz Überall. ' , .c

126. Denn in dem reinen Element, daraus diewier-*Elementa*


ausgehem ifi das Paradeis; es ifi ein Grünen aus der Wefenheit
vor Gott „ fein Leben und Verfiand ifi der heilige Geift der Drei
zahl Gottes, fein Licht ift der Glanz der Majefiät der Dreizahl: es
ifi nur um das Aeußere zu thun; wenn die vier Elementa am
Menfäzen zerbrechen, fo ift die Seele fchon im Paradeis, oderi im
Abgrunde des Eentii in der finfiern Matrice; alles nach dem, wor,
innen die Seele in diefer Zeit auf Erden _gewachfen ifi. -
, 127. Hat fie ihre Imagination in Gott gefeiert, fo ift fie im
Paradeis gewachfen, und hat fie nur der gefchwule finfiere Leib die
fer Zeit verdecket. I
128. Ift fie aber im grimmen Zorne gewachfen, in FalfG
heit, in Hochmuth iiber das Paradeis auszufliegen, fo fliegt fie in
Hochmuth in der grimmen Matrice iiber das Paradeis aus, und
kann nicht in die Sanftmuth hinein: da ifk fie in der Hölle bei
den fiolzen Teufeln. . z
f 129. Denn nach diefem Leben i| kein Wiedergebären mehr:
denn die vier Elementa mit dem äußern Principio :find weg „ dare
innen die* Gebärerin im Wirken und Schaffen fiund; ie hat nichts
mehr zu gewarten nach diefer Zeit, als wenn am Ende diefer Welt
diefes Principium wird ins Aether gehen.. daß_ dieWefenheit, fo
von Ewigkeit gewefen ifi, wird wieder frei fein, daß fie wird wie
der einen Leib aus ihrer eigenen Mutter ihrer Quali bekom
men: da dann alle ihre Werke werden in ihrer Mutter vor ihr
erfeheinen. ,
130. 'Denn der jüngfie Tag ifi anders nichts, als das Einge
fchlafene wieder erweckem und den Tod zerbrechen, weleher in den
vier Elementen ift: denn die Decke muß wege und muß alles wiee
der grünen und leben, was aus dem Ewigen geboren ift.
131. Was aber aus dem Tode; als aus den vier Elementem
geboren ifi„ als da ifi das Vieh und alles Leben der vier Elemente,
das bekommt keinen Leib mehr; auch fo ift fein Geift nur in den
vier Elementen geborem der zerbricht mit den vier Elementen auch,
und bleibet nur die Figur von dem elementifclyen Wefen, als von
den vier Ausgeburten.
132. Aber was aus dem Ewigen ifi, aus dem ewigen Le
benscentro, das ift und bleibe-t ewig: auch alle Worte und Werke,
fo aus dem Ewigen find erboren worden , bleiben im Wefen der
Figur; denn ewig im Geifie und Kraft können fie* nicht bleiben,
denn ein Wort des Geifies ift nicht von Ewigkeit herkommen, fon
edern hat fich im äußern Principio geurfiändet.
133. Drum wird ein jeder Geifi Freude und Leid in feinem
Werke und Worte in der Ewigkeit haben; alles nach dem er an
_ *_' l t

einem Orte iii in einer Qualle denn wenn fich der Geift wird be
denken feiner Quall. warum _er an diefem Orte ift. fo fteiget die
Quali feiner Werke und Worte in ihm auf. und giebt ihm Freude
und Leid. nachdem er an einem Orte und Quali i|. ein' jeder in .
dem feinen. . t1 e
134. Aber diefes wiffet . daß der Neugebornen in Chrifto ihre
Sünde und böfe Werke und Worte aus dem Tode Chtifti. darein
die Kinder Ehrifii aus ihren Sünden find wieder eingegangen. wer
den ausgrünen. und eine andere Quali empfangen haben werden.
in welchem Anfchauen und Betrachten der Geift einen Lobgefang
zu Gottes Dankfagung und Wunderthat machen wird. wie Efaias
fagt Kap. 1. 18.: Ob eure Sünden blutroth ivären. fo ihr umkeh
ret. fallen fie fchneeweis als Wolle werden. und wiffet. daß fie
doch in jenem Leben* erfcheinenwerden in der Figur. aber in an
derer Quali. Das merket. ihr Kinder Gottes. denn es fiecket viel
hietinnen.
135. Aus diefem Grunde wiffen wir. daß Adam in feiner Un
fchuld vor feinem Schlafe. welcher den Tod andeutet. als er hatte
in Geift der vier Elemente imaginiret. ifi in diefer Welt im Para
deis gewefen: follte aber wohl billig fagen. nicht in diefer Welt:
er war in diefer Welt auf dem Erdboden. aber in paradeifiicber
Quali im Regiment des Elements. und nicht in den vier Ele
menten.
136. Als er aber in die vier Elemente einging. fo ging er in
Tod. und ward fein Leib als ein Thier: da ward die Erde verflu
chet vom Herrn. daß fie nicht mehr paradeififclje Früchte trug.
Denn Adam ward ausgetrieben in das äußere Principium: da
mußte er irdifche Frucht effen und die Wunder des äußern Prin
tipii eröffnen. und ward alfobald irdifch. “
137. Denn fein Leib war von der Erde und aus der Erde
gefchaffen. aber er war nicht Erdez 'denn er war' aus der Matrice.
aus einer Mafia. verftehe aus der Wefenheit. daraus die Erde ur.
kündlich war erboren worden. gefchaffen: das reine Element ift auch
in der Erde. fowohl das Paradeis. und macht nur die Quall die
Veränderung. in welcher das Licht Gottes verhalten wird.
138. Adam wollte fein wie Gott in allen dreien Principien.
und die Schlange beredet auch dieß die Hevam: fo fie von der Erde
Frucht äße. fo würde fie Bhfes und Gutes erkennen; ja wohl Bä
fes genug. Kummer. Iammer und Elend im Tode der vier Ele
mente. -
139. Darum. weil die vier Elemente müffen zerbrechen. fo ifi
auch die Verwefung im Körper des Menfchenyunddie Seele. wel
che aus dem Ewigen ift genommen worden. bleibet im Ewigen.
und darum mußte wieder ein himmlifcher Körper kommen aus 'dem
reinen Element. aus der Wefenheit vor Gott. aus der Erde Ma
6.
..34....
trice„ wie der erfte Körper warin Adam„ und mußte unfere menfch
liche Seele in fich nehmen und in Tod gehen, und uns aus dem
Tode am Kreuze wieder' ins Element„ in die Wefenheit vor Gott,
in Ternarium Sanctum einführen: denn die Seele Adams ifi auf
dem Kreuze im ewigen Centro„ wo fich das HerzWottes von Ewig
- keit urffändey genommen, und ins gefchaffene Corpus Adams vom
Geifte Gottes eingeblafen worden; darum mußte Gottes Herz Menfch
werden.
140. und wie Adam war ins irdifehe Kreuz eingegangene in
Tod der vier Elemente, alfo mußte der neue Adam Chrifius fich
ans irdifcize Kreuz laffen hängen, und in den irdifchen elementifcljen
Tod eingehenz denn der Tod fiecket nicht* allein in der Erdez fon
dern auch in der Luft, und Adam begehrte auch mit feiner Ima
gination nicht in die Erde„ fondern in die Luft„ ihn lufterte nach
dem Geifte des Principii diefer Welt, und das fing ihn auch: alfo
fiel er auch in die Erde. '
141. Denn die vier Elementa find alle in einander; und ihr'
Grund„ darauf fie fiehem ift das Feuer des grimmen Zorns Got
tesl darinnen die Teufel wohnen, wie oben gemeldet.
142. Alfo mußte der neue Adam Chrifius in Abgrund der
vier Elemente, als ins höllifche Feuer des Grimmes„ und durch die
Hölle des Grimmes durch den Tod durchgehen, und die menfäjliche
Seele wieder ins Paradeis Gottes einführen.
143. und darum wurde-:der neue Adam Chrifius vierzig Tage
in der Wüfte verfuchm ob er könnte in paradeififcher Quali befie
hen, daß er allein äße -von patadeififcljer Frunzt, welche wächfet in
der Quali, aus den Effentien des Geifies Gottes: da aß er vierzig
Tage vom ?ei-bo Domini, und nichts von den vier Elementen.
144. Denn er trug auch zugleich das irdifche Bild; da mußte
das neue himmlifche das irdifcije überwinden: und die Seele mußte
wieder in den neuen himmlifeljen Leib eingehem daß ihr der irdlfche
nur anhinge. *
145. Alfo war Adam im Anfange auch gefchaffen: er follte *
vom Paradeis effen; diefelbe Quali follte iiber die irdifche herrfcizenz
ob er gleich in den vier Elementen war 7 follte er doch in dem rei
nen Element lebenr fo wäre er ewig bliebenz wenn gleich das äu
ßere Principium wäre zerbrochen worden, fo wäre er blieben.
146. Denn er war im Paradeis und nicht in den vier Elemen
enz da er da hineinging„ fo ging er in Tod„ und der Zorn Got
es im Abgrund nahm die Seele gefangem welche Chrifius wieder
_,_herausfiihrete. *
147. O ihr Menfcljenkinderz merket, was euch geoffenbaret
wird, haltets nicht für eine Fabel oder Hifioria: es ift in Terna
rio Sancto erkannt worden, in dem aufgethanen Siegel der fieben
ten Gefialt im Centro; und wiffet, was es ifi.
7 o i

. - .85- -
148. Euch wird hierunter oder hiermit die endliche Zerbre
chung des äußern Principii angekundiget. Smmucket eure Lampen.
der Bräutigam ifi geritfiet. feine Pofaune fchallet. der fiebente En
gel auf dem Thron des Himmels pofaunet. Die Geheimniffe des
*Reiches Gottes werden in Zeit feines Pofaunens vollendet. und ift
fiirbas keine Zeit mehr in den vier Elementenz fondern es gehet an
die ewige Zeit im Element. im Leben Gottes. und auch die Zeit
des Abgrundes. _ T' '
149. Gehet aus von 'dem Sprechen in Babel! denn wir re
'Jkn in Jerufalem alle nur Eine Sprache: Babel brennt in Feuer.
men. ,

Das 6. Kapitel.
Die andere Porte der Welt. und auch des Pa'
radeifes. hoch zu betrachten.

' Wir haben euch droben gezeiget den. Grund der Naturfprache.
wie Adam hat alien Dingen Namen gegeben. und tvoraus Gott
zu Adam hat geredet. als aus dem Leben der Geburt. wie wir noch
heute redenz fo wir uns nun derfelben entfinnen. fo findenwir al
len Grund im Himmel und in diefer Welt. und fehen das mit ir
difchen leiblichen Augen genug. daß es wahr fei: wir dürfen-kein
ander Zeugniß als das große Buch Himmels und der Erde. Sterne
und Elemente mit der Sonne. da wir dann die Gleirhniß der _Gott
heit genug erkennen. und noch viel hundertmal mehr in uns fei-
ber. fo wir uns felber kennen und betrachten.
2. Denn der Geift giebt jedem Dinge Namen. wie es in der
Geburt in fich felber fiehet. und wie es fich im Anfange hat ge
formet in der Schöpfung; alfo formets auch unfer Mund: wie es
ift aus dem ewigen Wefen ausgeboren worden. und zum Wefen
kommenz alfo gehet auch das menfmliche Wort aus dem Centro des
Geifies in Form. Quall und Gefialt hervor. und ift nichts anders.
als machte der Geifi ein folch Wefen wie die Smöpfung ift. wenn
er die GefiMn der Schöpfung ausfprictzt. '
3. Denn er former das Wort des Namens eines Dinges im
Munde. wie das Ding in der Schöpfung ift worden; und daran
erkennen wir. daß wir Gottes Kinder und aus Gott geboren find.
4. Denn wie Gott von Ewigkeit hat das Wefen diefer Welt
in feinem Worte gehabt. welches er immer in die Weisheit hat ge

d
..35..
fprochenz alfo haben wirs auch in unferm Worte, und fprechen es
in die Wunder feiner Weisheit.
5. Denn Gott ift felber das Wefen aller Wefen„ und wir
find als Götter in ihm, durch welche er fich offenbar-et.
6. Ihr feheß daß ein Vieh 'nicht' uusfpreGen kann, das man
gelt„ daß es nicht aus dem Ewigen i|„ als der Menfchz es bldket
und kirret als die Gefialt in der Ausgeburt der vier Elemente ifi,
und hat auch keinen höhern Geift als die Elemente find: wiewohl
ihre fliegenden Sinne aus dem Gefiirne finde ivelche doch fiunim
und ohne Begriff des Wefens find.
7. So wollen wir nun den Grund des Himmels, Sterne und
Elemente im Grunde fürfiellem daß ihr doch fehet, was himmlifci)
oder irdifch tft; was vergäirgliä) und tödt[ich„ und was ewig und
bleiblich ift: zu welchem Ende wir auch diefes Buch zu fchreiben vor
uns haben genommen; niäit zu unferm Ruhm unferer hohen Er
kenntniß, weläee in Gott ifi, und uns in diefer Welt nichts nützen
fondern aus Liebe in Ehrifto, als ein Knecht und Diener Ehrifii,
zu fuchen das verlorne Scbäflein vom Haufe Jirgel Gottes; denn
der Herr hat beides, das Wollen und das Thun, in feinen Hän
den: wir vermögen nichts„ auch verfiehet unfere icdifche Vernunft
nichts: wir find ergeben in der Mutter Schooß„ und thun alfo„
wie uns die Mutter zeigen von keinem andern wiffen_ wir nichts.
8- Wir find nicht damit aus der Weisheit diefer Welt erbe
ren„ verliehen die auch nicht; fondern was uns gegeben wicdf das
geben wir wiederx und haben ferner hir-rinnen keinen andern ge
fchöpften Willen, wiffen auch nicht genug, zu waferlei Ende, ohne
was uns der Geift zeige-t, welches wir auch feßenz arbeiten alfo in
. unferm Weinbergw darein uns der Hausvater gefeizet hat, verhoffen
der lieblichen Trauben auch zu genießen: welche wir denn gar oft
empfahen aus dem Paradeis Gottes.
9. Wollen doch alfo reden als vor Vielem und meinen doch,
wir frhreiben für uns felber, welches alles in Gott verborgen ifiz
denn der feurige Trieb will es alfo habem als wenn wir aus Vie
len redeten. und auch vor Vielem da ich denn nichts von weiß.
_ 10. Darum obs käme, daß es gelefen wurde, folls Niemand
für ein Werk der äußern Vernunft achten, denn es ifi aus dem in
nern verborgenen Menfrhen gemacht wordenz dem nach hat diefe
Hand gefrhrieben, ohne Jemands Anfehen.
11. Vermahnen demnach -den Lefer, er wolle in fich felber ge
hen und fich in dem inwendigen Menfciyen befchaue* fo werden
wir ihm gar fuß und lieb fein, fagen wir ohne Scherz in ganzem
Treuen.
12. So wir uns in diefer Erkenntniß recht entfinnrn, fo fe
hen wir klar- daß wir gleichwie eingefperret find bis daher gefüh
ret worden, und eben von den Klugen diefer Welt, die haben uns
e .

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in ihrer Vernunftkunfi gefperret gehabt. daß wir haben mixffen mit
ihren Augen fehen. beides in Philofophia und Theologia: und mag
diefer Gejfi. welcher uns alfo lange hat gefangen gefiihret. wohl
billig der Ancichrifi heißen. Ich finde im Lichte der Natur keinen
andern Namen. da ich ihn könnte mit nennen. als den Antichrifi
in Babel. Merket nur fleißig darauf. ihrwerdet ihn fehen reiten;
er foll euch recht gezeiget werden. ihr dürfet keine Brille darzu.
auch keiner Academia: er reitet über die ganze Welt in allen Schleif
fern. Städten und Dörfern. über Leib und Seele; darum heißer
uns der Engel 'in der Offenbarung von ihm ausgehen. Er ifi fo
hoffärcig., daß er über Himmel und Erde reitet. ja über-die Gott
hejt-z er iii ein König. reieend iiber das Principium diefer Welt.
und Über die Hölle. '
13. Wo idillfi du denn hinreiten. du fiolze Frau? Wenn dieß
Principium zerbricht. fo bift du außer Gott bei allen Teufelnz war
um bleibefi du nicht hinnen bei 'den Kindern? 1
>14. O Adam. wärefk du nicht auf das ftolze Thier gefeffen!
Wäreft du bei den Kindern Gottes im Paradris blieben! Was
hilfts- dich. daß du in einem fremden Principio reiteft über Gott?
Wärefi du nicht beffer in Gott? Was ifi dir der Wih der Sterne
nühe. daß du alfo als ein eigener Gott in Hoffart reitefi? Reiteft
du doch nur in Tod. wer will dich herausfiihren. fo du nicht von
deinem Thiere abfitzefi? Ifi doch Niemand. weder im Himmel noch
in diefer Welt. der dich mag herausfiihren. als nur ein demfithiges.
einfciltiges. erwiirgtes Lamm. das nicht die Witz diefer Welt trä
ger; wie willfl du herauskommen. fo du auf einem Drachen reitefi?
Das Lamm fleucht vor deinem Thierz es führer dich nicht heraus
auf feine Weide. '
15. So du abfißeft. und deinen Glanz auszeuchfi. und in
Kindergefialt zu dem Lamme geheft. fo fähefi du es. und es ge
het gern mit dir. fo du mit ihm kindifch fpielefi in Einfalt. du
magfl nicht auf ihm reiten. So du aber iiber daffeibe herreitefi.
fo fleucht es vor dir. und findeft nicht feine Weide. und magft
auch nicht vom Thiel-e abfihen. es läffet dich nicht. es hält die.;
du hörefi denn des Lammes Gefchrei. vor welchem das Thier er
fchrickt und zu' Boden fallet. dann magfi du fliehen. Verflehefl du
*dieß nicht. fo biit du wahrlich vom Thier gehalten und reiteft in
Babel. in der Verwirrung.
16. Mein liebes. fuchendes und hungeriges Gemülh. der du
gern des Thieres los warefk. betrachte. was wir dir allhier werden
zeigen. Wir wollen nicht Hörner auffeßen. und dich mit dem Dra
chen in Abgrund werfenz nur fieige ab. und neige deine Ohren
zur Stimme des Lammes: gehe aus deinem auswendigen Men
fehen in den inwendigen'. fo kommft du in dein recht Vaterland. in
Paradeis. *
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.488
_ 17. Viel fchwereDinge haben die begierigen Sucher erfunden“
und hervorgebraazt. und immer vermeinet. das Perlein. zu finden von
der Schöpfung diefer Welt: und wäre gar viel näher 'gefunden wor
den. allein die Zeit des fiebenten Engels war noch nicht dn. Die
fechs Engel mußten von erfi pofaunen und ihre Schalen- ausgießen.
18. Darum foll Niemand den andern fchrnähenxdenn er weiß
nicht. unter welcher Stimme ein jeder gewefen ift: es ifi nur das.
gefchehen. was gefchehen foll. - -i
19. Es ift aber einem jeden frei gefianden. vom Siegel aus
zugehen; denn vom Aufgange bis zum Niedergange hat geirhienen
die Sonne der Gerechtigkeit. Hat fich Jemand in die Finfterniß
vertiefet. defien ift Gott keine Schuld. Gottes Gefeh. ifi in unfere
Herzen gefcbrieben. und auch der Weg zum Leben.
20. Es liegt an Niemands Wähnen oder Wifien. auch an
keiner hifiorifcljen Meinung. fondern am Wohlwollen und am
Wohlthun. z
x 21. Der Wille führer uns zu Gott. und auch zum Teufel.
Es lieget nicht daran. ob du einen Chrifiennamen habefi. es fiecket
.keine Seligkeit darinnen; ein Heide und Türke ifi Gott fo nahe.
als du unter Ehrifii Namen. So du aber einen falfchen ungöt-t
lichen Willen in der That führefi. fo- bift du fowohl außer Gott als
ein Heide. der Gottes nicht begehret und den nicht will. und fo
ein Türke Gott fuchet. und das mit Ernfi. und ob er in Bünd
» heit wandelt. fo ifi er-doch unter dem Kinderhaufen. welche unver
fiändig find. und erreichet Gott mit den Kindern. welche nicht wif
fen. was fie reden-t denn es lieget am Willen. und nicht am Wif
fen. wir find alle blind an Gott.
22; So wir aber unfern ernfklicljen Willen in Gott felgen.
und den begehren. fo empfahen wir ihn in unferm Willen. alfo daß
wir in ihm in unferem Willen geboren werden; denn durch den
Willen ift diefe-Welt gemacht worden. und im Willen ftehet unfer
Leben. auch alles unfer Thun. :
. 23. Oder meinefi du. wir reden ohne Erkenntniß. oder allein?
Nein. das Buch der: Offenbarung Iefu Chrifi-i zeiget uns.. daß der
innere Chor (Vorhof) des Tempels foll herausgeworfen. und den
Heiden gegeben werden. die den Namen (Chrifii nicht kennen. aber
mit Ernfi in Gott eindringen; ba fie denn unwifientlici) zu ihm
kommen. Apok. 11. 2.
24. Und das ifi es. das Efaias fagt. K. 65. 1. Ich bin
funden worden von denen. bie nach mir nicht fragten. und mich
nicht fuihtenic. Denn mein Name Herr ifi ihnen nicht offen
bar ec. Erod. 6. 3. Alfofind fie nicht Kinder nach dem Namen. g
fondern nach dem Willen.
25. Wenn aber der Treiber hinge-het an feinen Ort. fo leben
wir bei einander als Kinder bei unferm Vater Adam in Chrifio.
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aus deffen Lenden. Leben und Geifi wir alle gezeuger. und durch
Ehrifium zum Leben
26. Oder geboren
riihmefi find. des Rufes.
du dich - du felfk Ehrifk oder ä

Jude? Ia fiehe. wandele auch darinnen. oder du bifi ein Heide


im Willen und Werken. Der den Willen feines Herrn weiß. und
den nicht thut. foll viel Streiche leiden. Luk. 12. 47. '
27. Oder weißt du nicht. was Ehrifius redet von zweien Söh
nen. da der* Vater faget zu dem einen. gehe hin und thue das.
und er fprach Ia. und der andre fprach Nein; und ,der erfke ging
hin. und thats nicht; der ander aber. der Nein fagete. ging hin
und that es: der erfüllete ja des Vaters Willen. und der erfte. der
unter dem Namen des Gehorfams war. that es niht. Match.
21. 28-31. . x -
28. Alfo find wir alle gegen einander. Wir haben Chrifti
Namen. find in feinem Bunde; wir haben Ia gefaget. welche es
- aber nicht thun. die find unnixlze Knechte. und leben außer des
Vaters Willen. So aber die Türken des Vaters Willen thun.
welche zu Ehrifto fagen Nein. und kennen ihn aber nicht. desglei
chen auch die Juden: wer ift nun der Richter. der fie aus des
Vaters Willen reißet? Ift nicht der Sohn des Vaters Herz? So
fie den Vater ehren. fo ergreifen fie auch fein Herz. denn außer
feinem Herzen ifi kein Gott.
29. Oder meinefi du. ich befiätige ihre Blindheit. daß fie fol
len alfo fahren? Nein. ich zeige dir deine Blindheit. der du Chrifti
Namen führeft. der du Andere richte-ft. und thuft eben das. was
du riwtefizund fuhreft Gottes Urtheil wiffentlich über dich. der da
fprach: Lieber eure Feinde. und thut wohl denen. die euch verfol
gen. Der lehrer-euch nicht richten noch fchmähen. fondern den fanft
müthigewWeg. Ihr follet ein Licht der Welt fein. daß die Hei.
den an euren Werken fehen. daß ihr Gottes Kinder feid.
30. Wenn wir uns nach dem rechten Menfchen entfinnen. we(
cher die rechte Gleichniß und Bildniß Gottes ift. fo finden wir Gott
in uns. und uns aber außer Gott. und lieget nun an dem. daß
wir wieder in uns felber in Gott eingehen. in unferen verborgenen
Menfchen. ,
31. So wir denn unfern Willen in reäiter ernfter Einfalt in
Gott fehen. fo gehen wir mit Ehrifio aus diefer Welt. aus den
Sternen und Elementen. in Gott ein. *
32. Denn im Willen der Vernunft find wir der Sterne und
Elemente Kinder. und herrfcbet der Geift diefer Welt über uns. So
wir aber aus diefer Welt Willen ausgehen. in den Willen zu Gott.
fo herrfchet der Geift Gottes in uns und beftätiget uns zu feinen
Kindernz auch fo wird der Seele das paradeififwe Kränzlein aufge
fehet. da fie dann ein unverfiändiges Kind wird in diefer Welt.
> 190
denn fie verlieret den Meifier diefer Welt. der fie zuvor in der Ver
nunft firhrete.
33. O Menfch. bedeute. wer dich leitet und fiihretl Denn
Ewig ohne Ende ifi lang; zeitliche Ehre und Gut ifi vor Gott nur
Koch: es fällt alles mit dir ins Grab. und, wird zu nichts; aber
in Gottes Willen fein. ifi ewig Reichthum und Ehre. da ift keine
Sorge mehr; unfere Mutter forget für uns. inderen Schooß wir
leben als die Kinder. .
34. Deine zeitliche Ehre ifk dein Fallfiri> und dein Elend in
göttlicher Hoffnung ifi dein Rofengarten." Geduld ifi ein edel Kraut.
Ö wie wirfi du fo fchön gekrönet! Was ift fchöner als die Sonne?
Und du wirfi fchöncr. du kriegeft ein Kränzlein in Ternario Sancto.
35. Oder meinefi du abermal. wir reden hifiorifm? Nein.
wir reden lebendig in eigener Erkenntniß. nicht im Wähnen aus
anderm Munde, fondern aus unferrn. Wir fehen mit eigenen Au
- gen. nicht riihmen wir uns deß. denn die Gewalt ift der Mutter.
36. Allein wir vermahnen. euch. daß ihr eingehet in der Mut
ter Sehooß, und lernet auch mit euren Augen fehen. Alldieweil
ihr euch laffet wiegen. und begehret fremder Augen. fo feid ihr
blind: fo ihr aber von der Wiege auffiehet und gehet zur Mutter.
fo fehet ihr die Mutter. und alle ihre Kinder. O wie gut ifi es.
fehen mit feinen Augen!
37. Ein Blinder. der das Licht der Welt nicht fiehet. wird
geachtet als ein Schlafender. der da träumet; denn er hbret wohl
von dem Säzmuck der Welt. aber er erkennet das nicht. Er hats
aus dem Gehör. und denket doch oft. ein Ding fei beffer oder är
ger; darum daß ers nicht fiehet. bildet ers ihm ein nach der Sage;
der aber felber das Licht fiehet. der faget von der Wahrheit. denn
er begreift das Wefen.
38. Alfo fage ich. find wir im äußern Menfchen alle fihlafend,
liegen in der Wiege und lafien uns die Vernunft wiegen. fehen
mit den Augen der Gleißnerei unferer Heuchler. welche uns Sä7el
len und Klingeln vor die Ohren hangen. daß wir nur fchlafen und
mit ihren Klingeln fpielen. daß fie alfo Herr im Haufe bleiben.
39. O blinde Vernunft! fiehe auf von der Wiege. biff du
doch ein Kind der Mutter. und ein Erbe der Gitter. dazu das
Kind und Herr im Haufe. Warum läffefi du deine Knechte alfo
mit dir umgehen? -
40. Ehriftus fpricht: Ich bin das Licht der Welt. wer mir
nachfolget. der wird das Licht des ewigen Lebens haben, Joh. 8.
12. Er weifet uns nicht zu den Heuchlern. Mördern und Zan
kern. fondern nur zu fich; in feinem Lichte folie-n wir fehen naeh
den inwendigen Augen. fo fehen wir ihn. denn er ift das Licht.
Wenn wir ihn nun fehen. fo gehen wir im Lichte: er ifi der Mor
_. 91 x

genfiern und_ wirdin uns_ geboren, er gehet in uns auf und fwei- t
net .in der Finfterniß unfers Leibäs."
41.* O ein großer ,Triumph der Seele! So der aufgehet, als(
dann fiehet der Menfci) mit feinen eigenen Augen und erkennet, daß
er in ,einer fremden Herberge ift. , *
' 42. Von dem wollen wir allhier fchreibem was wir im Lichte
fehen und erkennen. -
f 43. Wir find Kinder der Ewigkeit: diefe Welt* aber ift eine
Ausgedurt aus dem Ewigen, und ihre Begreiflichkeit urfiändet fich
im Zornez ihre Wurzelifi die ewige Natur, aber das Ausgeborne
weil es nicht von Ewigkeit ift alfo gewefen, _ift eine Zerbrecizung,
und muß alles wieder ins ewige Wefen gehen.
4,4. Die Sterne find aus dem Centro Natura: fie find die
Efientien der fieben Gefialten der Natur, da dann aus jeder Ge
fialt wieder ausgehet eine andere, alles von wegen des ringenden
Rades Natura. Darum find der fo viel ohne Zahl fiir uns zu
rechnenz weil ihr aber gleichwohl alfo eine gewiffe Zahl ift„ fo wif
fen wir daraus, daß fie müfien wieder ins Aether gehenz denn irn
ewigen Eentrb ift keine Zahlt fondern ift die A-llmachc im Aufgange
ohne Zahl: denn was fich zählen und greifen läffew das ift nicht
ewig., es hat' Anfang und Ende. Als wir denn erkennen 7_ daß des
Menfclyen Geifi und Seele keinen Anfang nnd Ende* hat„ und fi
-nicht zählen läffet: welches wir in unferm Gefiirne des Gemiithe
verftehem daraus die Sinne gehen- welche ohne Zahl findz, denn
aus einem Sinne mögenin Zeit mehr andere Sinne ausgehen, als
Sterne am Firmamente find, darinnen wir unfere Ewigkeit hoch.
erkennen 7 und uns hoch ecfreuem daß wir folches wiffen.
45. Verfiehet uns recht, wie diefe Welt im Grunde fei. Das 7
ewige Centrum des Lebens Geburt und der Wefenheir ift überall.
Wenn du einen kleinen Eirkel fcifieußt als ein kleines Körnlein, fo
ift darinnen die ganze Geburt der ewigen Natur„ und auch die
Dreizahl im Ternario Sancto. Du befchleußt aber nicht die ewige
Nature begreifeft fie auch nichtf viel weniger die Dreizahlz fondern
du faffeft die Ausgeburt aus dem Eentroz die ewige Natur ift un
faßliclp wie auch Gott.
46. Wenn ich etwas aufhebe und forttrage', fo trage ich nicht
dieEwigkeic fort, viel weniger Gott, und die Ewigkeit ift doch in
dem Dingel aber das Ding ift ausgeborenfund reget die Ewigkeit
und das Ausgeborne begreift die Ewigkeit nichtz aber die Ewigkeit,
begreift das Ausgeborne durch und durch 7 ohne Bewegung. Denn
die Ewigkeit rnicfamtnt der Gottheit ift an 'einem Orte als am
andern; denn es ift darinnen kein Och, fondern die Ausgeburt mache
Oct und State. Darum fpricht Gott: Ich bin A und O7 An
fang und Ende.
47. Diefe Welt macht Anfang, und Gott in der Dreizahl ift
* 192 -'-.
der Anfangz auch fo machet fie Ende. das ifi* die Ewigkeit. nnd
das ifi auch Gott. Denn vor diefer Welt war allein Gott voii;
Ewigkeit. und nach diefer Welt ift auch allein Gott irr Ewigkeit.
Daß wir aber folcljes-nicht begreifen. das ifi es. daß in 'Gott kein
Begriff ifiz denn wo ein Begriff ifi. da ift ein Anfang und Ende.
Darum find wir iu die Finfierniß befchloffen. daß wir arbeiten. und
Gott offenbaren. als wir euch gezeiget haben von den fieben Ge
ftalten der Natur'. welche eine ewige Arbeit darinnen fei. daß alfo
eine Gefialt die andere gebeire. bis fie alle zum Lichte gebracht were'
den. und das Ewige alfo in einer dreifachen Gefialt ofienbar fiehet.
welche fon| nicht erkannt wiirde. “
48. Wir zeigen euch diefes. daß das ewige Wefen gleich ift
einem Menfchen. und diefe Welt ift auch gleich einem Menfchen.
Die Ewigkeit gebieret auch fon| nichts als ihres gleichen; denn es:
ift fon| nichts darinnen. und fie ifi unwandelbar. fon| verginge
fie. oder würde ein andres aus ihr. welmes nicht fein kann.
49. Wie ihr nun fehet und empfindet. daß der Menfcl) ift.
alfo ift auch die Ewigkeit. Betrachtet den in Leib und Seele. in
Guten und Böfen. in Freude und Leid. in Licht und Finfierniß.
in Macht und Unrnacht. in Leben und Tod! Es ift Himmel.
Erde. Sterne und Elementa alles im Menfcinn. darzu die Dreizahl
der Gottheit. und kann nichts genannt werden. das nicht im Men
fchen wäre. Es find alle Kreaturen im Menfcljen. beides in diefer
Welt und in der englifcijen Weitz wir' find allzumal mit dem gane
zen Wefen aller Wefen nur Ein Leib in vielen Gliedern. da ein
jedes Glied wieder ein Ganzes ifi. und hat ein jedes Glied nur ein
ionderlicl) Gefcbcift. _ -
50. O Menfm. fuche dich. fo findefi du dich. Siehe. dein
*ganzer Menfih find drei"Principia. da keines ohne das* andre ifi.
»fir-hen nicht neben einander. oder über einander. 'fondern in einan
der als eines. und ift auch nur eines. aber nach der Schöpfung
, drei. Sprirhft du. wie ift das? Adams Seele war aus dem ewi
gen Willen. aus dem Centro Natura. auf dem Kreuz der Dreizahl. da
. fich Licht und Finfierniß fcheidet: verfiehe. es war nirhtein zertheileter
Funke. als ein Stück vom Ganzen. denn es ift kein Stück. fon
dern alles ganz; wie denn in einem jeden Punct ein Ganzes ifi.
Nun macht das ewige Centrum die ewige Wefenheit. als Sinken
und Auffieigen. von welchem das Bewegen des Elements entfiebet.
fowohl das Durchdringen und Vielfälligen. da doch nichts ift als
nur ein folcher Geifiz fo ifi die Wefenheit Leib. und eine Unmacht.
denn es ift ein Sinken. und das Auffieigen ift Griff.
51. Alfo nun hat der Geifi die Wefenheit gefthaffeti in eine
Bildniß. gleich dem Kreuz der Dreizahl. und eingeblafen den Geifl
der Dreizahl. als fich felberz allda ift die Bildniß gefianden. und
hatxilfobald aus der Wefenheit der Bildniß-gegriinet die Blume
/

193
_..
der Effentien. welche Paradeis heißer: alfo fiund die Bildniß in der
englifchen Welt.
-.,. 52. Nun ift in der Bildniß nichts wenigers gewefen als im Cen
tro Naturä. als der Urfiand der Herbigkeit. Grimmigkeit und des
Feuers. fowohl alle Geftalren der Natur; was von Ewigkeit :war
. in der Weisheit erfehen worden. das war alles in diefer Bildniß.
auch die Macht zum Licht und Finfierniß: und ftund die Weisheit
im Licht der Bildniß. da alle ewige Wunder inne ftunden. *die
Bildniß aller Kreaturen im Sinken des Todes. und im Quelle des
Paradeislebens. mit welchem wir verftehen die Matricem- der Gebä
rerin in der Finfierniß und im Lichte. als daraus find worden Eit
gel und Teufel. wie oben gemeldet. -
53. Diefer Quali war alles in der Bildniß. denn fie war ein
ganz Gleichniß des ewigen Wefens. wie Mofes davon fäzreibet.
Gott habe den Menfchen ihm zum Bilde gefchafienz als da man
den Menfchen im Paradeis fah fiehen. konnte man fagen: allhier
ift die ganze Ewigkeit in einer Bildniß offenbar. kreatlirlitiz alfo ge
redet. und doeh recht im -Verfiande. “
54. Nun gleichwie Lucifer imaginirete nach dem Ausfliegen in
Feuersquall. über die fiille fanfte Dreizahl. übers Kreuz in der
Majefiät der Ewigkeit. und erwerkete ihm alfd die feurige Matricem
in ihm felber. und entzundete die Matrieem Natura: _welchesEnt
zimden körperlich. und bald vom Verbo Fiat zufammen gefehaffen
ward. da denn aua) zugleich die andere Geftalt in der Materie als
die Sanftmuth der Wefenheit mitentzirndet ward. daraus Waffe'
'
ward. welches zu einem Himmel aefchaffen ward. welches das Feuer
gefangen hält. daraus denn die Sterne* find erboren. Alfo. verfte
hets. hat auch die Bildniß Gottes imaginiret nas) dem erweckten
Leben. als nach dem erweokten Geift der Luft. und ift auch alfo
bald von der *Luft der Ausgeburt gefangen worden. da dann die
Sterne und Elemente. Himmel. Hölle. Tod und Leben. alles in
ihm hat gewirket. (Die Luft ward ihm wohl mit eingeblafen. aber
der Geift des Centri follte über die herrfchen. wie der h. Geifi über
diefe Weitz denn er follte in der Kraft Gottes leben. und ein
Herr über die vier Elemente fein. aber im Falle find fie worden
fein Herr. Will er nun in Gott leben. fo muß er wieder in fich
?eingehem und gleichwohl den alten Leib der vier Elemente laffen.
und er muß in fich in Gott anders geboren werden.) .
55. Weil aber eine Vefie zwifchen Gott und diefer Welt Re- '
giment_ ward vom Geifte Gottes gefchaffen. als das Firmament.
fo ward der Menfch in drei Theile gefehet. als in drei Principia. ,
Eines ift die verborgene Gottheit. welche in der Vefie des Him
mels in fich inne fiehet. als ein eigen 'Principiumz und das andre
ift das Regiment diefer Welt. als der Sterne und Elemente; das
dritte ift der Abgrund der Blldniß und auch der Abgrund diefer
.....
94
Welte als der Grimm oder die Matrix Natura. daraus alle *We*
fen find gegangen.
„ 56. Nun ftehet die Bildniß, als der Menfäy, in Mitten. als
zwifäyen Gottes und der Hölle Reich, als zwifchen Liebe und Zorn:
welchem Geifie er fia) nun -eingeeigenec, deß ifi er. Obgleich der
Menfih fich in Zorn fiiirzet, fo gehet der Gottheit nichts abz denn
das erfie Einblafen, als der Geift Gottes felber, hat fein eigen
Principium für fich. und wird vom ,Zorn nicht ergriffen. Als denn
die: Dreizahl mitten im Zorn wohnet: und der Zorn reget fie nicht,
kennet fie auch nicht„ es ifk kein Fühlen noch Sehenz denn die
Vildniß erreget den Zornqualh und quället der erfie eingeblafene
Geifi in der Bildniß im Grimme der Hoffart auf, alles nach dem,
wie er in diefer Zeit -fich hat gebauetz und "gehec doch der erften
eingeblafenen -Gefialt nichts ab„ denn derfelbe Qual( ifi nicht in der
Bildniß. fondern tritt zurück in fein Principium mit der fmönen
Jungfrau der Weisheit. und wird aus der Menfclyenbildniß eine
Schlangenbildniß: denn wie der Griff ift, alfo ifi auch der Leib;
in was Willen der Geift fliegen mit folcher Form und Qual( figu
riret er auch feinen Leib.
F 57. So wiffen wir nun. daß Alles aus Einem Brunnen ift
herkommenz und das begreifliche Wefen diefer Welt hat fich gean
fänget, darum ifi es auch ein Tod: denn was nicht von Ewigkeit
ifi. das ift tödrliciz,
58. Daß aber die Menfayenbildniß befiimde, welche nach dem
Leibe auch einen Anfang hat, ift Gott Menfcl) worden, und woh
net wieder in der Seele, und hat die Seele wieder die erfie Bild
niß außer diefer Welt erlanget, aber nur die. -welche fich in Gott
eineignet mit dem Seelengeifie: und allhie heißets neugeboren
werdent. oder ewig in der Hölle von Gott verloren werden.
59. Alfo, fagen wir mit Grunde , ift der gefiirnete Himmel
als das dritte Principium diefer Welt auch gefchaffen worden als
ein ganz Eorpus„ welches einen Umfang hat, und ftehet aufrecht,
als das Centrum Natura. Was du in diefem großen Umfange
fiehefi, das ifi auch in dem kleinefien Zirkel: und ift das ganze
Principium diefer Welt im Aeußern anders nichts als eine Offenba
rung und Entdeckung der Ewigkeit in Gott.
60. Es hat feinen Aufgang, Innefiehen und Gebärung wie
die ewige Naturz und wie fich die ewige Natur von Ewigkeit in
Ewigkeit immer erbieret und urfiändet, alfo ift das fichtbare Regi
ment diefer Welt auch erboren und gefihaffen worden.
61. Denn es hat einen hohen runden Umfang, gleich einem
Zirkeh und daran ftehet das Geftirn: darnarh ift die große Tief»
das bedeutet die ewige Freiheit Gottes. Nun find in der Tiefe die
fieben Planeten, bedeuten die fieben Geifier Naturäz und die
Sterne die Effentien aus den Geifiern der Natur z und die Sonne
_95_

_ift das_ mitteifie unter den Planeten. die machet vier Oerter der
Weit. und fiehet im Puncte gleich als auf dem Kreuz. die bedeu
tet das Herz Gottes: ihr Glanz in der Tiefe bedeutet die Majeftät
Gottes; da Gott in fich felber wohnet. und von nichts ergriffen
wird. und wird auch von ihm nichts gefehen als die Majeflät: und
das Centrum Natura wird an aller himmlifchen Bildniß aus dem
Ewigen erkannt.
62. Die Erde bedeutet das Sinken des ewigenTodes in der
finfiern Matrice. und da doch kein Tod, innen ifi. fondern ein Grit
nen der grimmen Effentieu: alfo bedeutet fie eine -_Gefialt ,am Een
tro. und ein eigenes Reich. und ifi eine Figur der Hölle. als ein
verborgen Regiment in der Finfierniß. und wie die Erde gegen
dem obern Regiment gleichwie ein Tod zu achten ift.» alfo iff die
gti-nme Matrix des Zorns gleichwie ein Tod gegen Gott zu ach
ten. und da doch kein Tod in keinem ift. fondern das ewige _Leben
in zweierlei Quali. _
63. Nun fehen wir. daß die Sonne die große Tiefe über der
Erde lieblich. freundlich. fanft und wonnefam machet. fonfl wäre
kein ander Regiment in der Tiefe als in der Erde; denn wenn die
Sonne eriöfcize. fo wäre eine ewige Finfierniß. und die-_firenge
Herbigkeit machete alles hart. rauh und derb. und wäre eineewige
Kältez und wenn gleich alles .in einander führe als ein Rad. fo
wurde doch nichts mehr gefehen als ein Feuerbliß. .
. 64. Alfo geben wir euch zu verfiehen der Hölle Abgrund. der
ifi in diefer Weit. und ift die Sonne allein eine Urfache des Waf
fers. daß der Himmel in der Tiefe ift. Auch fo verftehet ihr an
der Sonne das Herz Gottes. aus weichem das Licht der Majeftät
fcheinet: denn das ganze Centrum der Ewigkeit wäre finfier. wenn
nicht das Licht aus dem Herzen Gottes fchiene.
65. Nicht hats eine Gefialc mit dem Herzen Gottes als die
Sonne. daß es aifo eine Kugel fei. an einem Orte allein liebend',
nein. es hat keinen Umfang oder Ort. auch keinen Anfang. und ift
doch-gleich einer rundewKugel. aber nicht eines runden Zirkelsz
fondern ift als theilig oder offen. denn es gleicher fich dem runden
(i). gleich dem ganzen Regenbogen. welcher doch zertheilt erfchei
net. denn das ganze Kreuz ifi feine Theiiung. und ifi doch ganz.
Aber das Centrum Natura als das ?erbaut Domini, das Wort
des Vaters ift alida auf dem Kreuz das (Zentrum (das Kreuz be
deutet überall dje Dreizahl); da denn von unten erfäieinet blau.
bedeutet die Wefenheit; in mitten roth. bedeutet den Vater in Feuer.
gianzz darunter gelb. bedeutet das Licht. Glanz. Mai-fiat des Soh
nes Gottesz und dann braundunkel mit Vermifmung aller Ge
fiälte. bedeutet das andre Reich der Finfierniß im Feuer. in wel
chem Lucifer über Gott ausfähret. und die Majefiät und das Herz '
nicht ergreifet. und auf einem foläyen Bogen wird Ehrifius. des
196
Menfrljetr* Sohn. mit dem leßteiiRGerimte erfeheinenz denn alfo ifl* 4
fein Sihen in der Majefiät der Dreizahl im Ternario Sancto. ver
fiehe die englifcije Welt und das Paradeis. * "Wii-i"
97,66. Alfo wiffet. daß alles diefes nicht zertheilet ifi und' an ei?
nem Orte allein alfo. fondern in feinem Principio erfcheinet über
all diefe Gefialt. Wenn du einen kleinen Zirkel. als ein Senf
körnlein. fchließefi. fo wäre doch das Herz Gottes ganz und völlig
alfo darinnen; und fo du in Gott geboren wirft. fo ift in dir fel
ber. in deinem Lebenszirkel. das ganze Herz Gottes unzertheilet.
Und fihet des Menfcijen Sohn Ehrifius alfo in deinem Lebenszirkel
auf dem Regenbogen in Ternario Sancto zur Rechten Gottes. und
bifi alfo fein Kind. ivelcijes er wieder in fich geboren hatz auch 'fein
Glied. fein Leib. darinnen er wohnet. fein Bruder. fein Fleifth. fein
Geifi. und Gottes .des Vaters Kind in ihmz Gott in dir. und du
in Gott. Kraft. Macht. Majefiät. Himmel. Paradeis. Element.
Sterne. Erde. alles ifi dein. Du bift in Ehrifio über Hölle und
Teufel. aber in diefer Welt bi| du mit dem irdifchen Leben unterm
.Himmeb Sternen und Elementen. und auch unter Hölle und Teu
fel; es herrfcljet alles in dir und über dich.
67. Darum befinne dich und gehe aus. es ift kein Scherz.
wir reden was wir wiffen. und was wir follenz denn *anders gezie
met uns nicht von der Ewigkeit zu reden. fonfi redeten wir von
Anfängen. und da doch in der Ewigkeit keiner ifl'.
68. Denker auch nicht. daß das menfcljliclje Gefcblecijt alfo ei
nen Anfang habe. wie wir von uns nach der Schöpfung müffen
reden; nein. die Bildniß ifi in der Jungfrau der Weisheit in Gott
in Ewigkeit erfäjienen. “aber nicht im Wefen. fondern gleichwie diefe
Welt. aber Gott fchufs zum Wefen. daß er alfo in Bildniffen of
fenbar wäre. Die Bildniß ift in Gott eine ewige Jungfrau in der
Weisheit Gottes gewefen. nicht eine Frau. auch kein Mann. aber
fie ifi beides gewefen) wie auch Adam beides war vor feiner He
oen. welche bedeutet den irdifchen Mbnfchen. darzu thierifch: denn-x
nichts befkehet in der Ewigkeit. was nicht ewig gewefen ifi. xi!?
69. Jhr Kinder Gottes. thut eure Augen des inwendigen
Menfajen auf. und fehet recht!
70. So ihr in Gott iviedergeboren werdet. fo ziehet ihr an
diefelbige ewige Bildnißz und der Pienfcl) Ehrifius ifi in diefer
Bildniß. als in der ewigen Jungfrau Menfch worden (denn keine
tddtliche Jungfrau ifi rein). und er ifi in einer reinen Jungfrau
empfangen vom h. Geifie. und auch in der tödtlicljen Jungfrau.
wegen unferer Seele. daß er die an fich nahme: denn Maria hatte
alle drei Principia in fich; und in dem Göttlichen und in der ewi
gen Wefenheit fiund die Bildniß der ewigen Jungfrau. wohl ohne
Wefen. aber im Menfchen Chrifio kam fie zum Wefen. -
71. Nicht fagen wir von der äußern Jungfrau Maria. daß fie
nicht fei Joachimi und Anuä Tochter gewefen. wie die Alten alfo'
geirret haben. denen das göttliche Licht nicht alfo gefclfienen. aus
Urfache. daß fie ihren Eigennuß darunter fucheten.
72. Maria ift von Joachimi und Annä Samen gezeuget wor
den. wie alle Menfchen. aber fie ward gebenedeiet unter den Wei
bern; in ihr eröffnet-e fich die 'ewige Jungfrau im Ternario Sancto.
welche von Ewigkeit ift gewefen. Nicht ift fie von außen in fie
eingefahren; nein. Menfkb. es ift ein andres: allhie ward Gott
und Menfch wieder eines; was Adam verlor. das that fich wie
der auf. _
73. Verflehe es rechte Es kam das ?erlitten b0n1ini.*das
Wort des Vaters auf dem Kreuz in Mariam. verfiehe in die irdi
fche Mariamz wo nun das Wort ift. da ift die ewige Jungfrau.
denn das Wort ift in der Weisheit. und die Jungfrau der Ewig
keit ift auch in der Weisheit. und ift keines ohne das andre. fonft
wäre die Ewigkeit zertheilet. ,
74. Da nun das Wort in Ma* in ihr* Fleifcl) und Blut
in ihre Matricem einging. fo fiund das Fiat in der Matrice. und
- fchuf nicht augenblicklich einen ganzen irdifchen Menfchen. auch nicht
einen himmlifchenz fondern es anfängete die Menfihwerdung: denn
der göttlichen Natur gehet nicht zu oder ab. fondern ift immer ganz,
75. Aber diefes wiffet; die ewige Jungfrau. welche ohne We
fen war. die gab fich mit in die Menfmwerdungz und ward die
rechte Seele Ehrifii aus Mariä Effentien in der ewigen Jungfrau
empfangen. und in der ewigen Jungfrau ward Gott Menfä). und
kam die ewige Jungfrau alfo zur Wefenheit." denn fie kriegte die
menfchliche Seele in fich. L
. 76. Alfo ftund' die menfchliche Seele in Ehrifio in den irdi
fchen Effentien. und in der Jungfrau der ewigen Weisheit. in Ter
nario Sancto. in der Dreizahl Gottesz denn das llerbum dominj
war in ihr. und ward Gott und Menfcl) Eine Perfon.
77. Ju diefer Perfon waren alle drei Principia offen. keines
getrennet. Die Jungfrau* in Ternario Sancto giebt himmlifckzen
Leib. und Maria irdifchen. und das Wort war im Eentro auf dem
Kreuz in der Dreizahlz denn wir fagen: das Wort ift Fleifch wor
den. und das ift wahr.
78. Siehe. die Jungfrau der Ewigkeit hatte-kein Fleifch. auch
von Ewigkeit nie gehabt. ausgenommen in Adam vorm Falle. wel
ches hernach irdifch ward. die nahm menfchlich Fleifch an fich.
79. Verftehe. das Wort mit der ganzen Gottheit war in der
Jungfrau; denn ohne das Wort war kein Verftand »in der ewigen
Jungfrau: denn der Geift Gottes *war im Worte. der war der
Verfiandz fie aber war als eine himmlifche Figur. eine Figur der
Dreizahl. aber nicht im Wirken. gleichwie auch das Fleifcl) nicht
wirket. fondern der Griff im“'Fleifche: und das lebendige Wort. in
* l7, 7
a.
_93....
derfelben ewigen Jungfrau wohnend. zog an fich das Fleifch Ma
riä. verfiehe- das Wort zog das Fleifch. als die Effentien aus Ma
ria Leibe. in die ewige Jungfrau. und ward alfo in neun Monaten
ein vollkommener Menfch. mit Seele. Geifi und Fleifch.
80. Alfo ward die verderbte Seele Adams in dem Leibe Ma
riä wieder in die ewige Menfchheit gefebet. denn das Wort wohnet.
in Ehrifii Fleifche. und hatte die Seele in na. genommen,
81. Nicht ifi _die Seele _und das Wort eines. Ein Wefen;
nein. die Seele ifi aus dem Centro Natura. aus den Effentien
erboren. undgehöret dem Leibe. denn fie gehet aus des Leibes Effen
_ tien aus. und zeucht Leib an fich: aber das Wort ift ,aus dem
Centro der Majefiät. und zeucht Majeftät an fich.
82. Das Wort ift ohne Wefen. und die Seele ift aus dem
Wefen; fie ift der Wefenheit Geift. aus des Vaters Centro. fonfi
hätte fie in Adam nicht können aus dem Worte gehen.
83. Nicht fiehet das rt und die Seele neben einander als
zwei Perfonen: nein. das t durchdringet die Seele. und aus
dem Worte fcheinet Majeftät. als des Lebens Licht. und die Seele
ift frei fur fich. denn fie ifi eine Kreatur.
84. Ich gebe diefes ein irdifch Gleichniß, Siehe an ein glü
hendes Eifen. das ift in fich felber finfier und fchwarz. und das
Feuer durchdringet das Eifen. daß es alles leuchtet.
85. Nun gefchiehet doch dem Eifen nichts. es bleibet Eifen.
und die Quali des Feuers behält ihr eigen Recht. fie nimmt nicht
das Eifen in fich; fondern fie duraodringet das Eifen. und ift das
Eifen einmal als das andre frei in fich. und auch die Quali des
Feuers. keines ift das andere.
86. Alfo ift die Seele in das Feuer der Gottheit gefehet. die
* Gottheit durcbfcheinet die Seele und wohnet in der Seele; aber die
Seele begreifet nicht die Gottheit. aber die Gottheit begreifet die
Seele. und verwandelt fie doch nicht. fondern giebt ihr nur göttliche
Quali der Majefiät. _
87. So fich nun die Seele in der göttlichen Quali eineignet.
fo bleibet fie in .der Majefiät Gottes; denn die Quali ifi das Wort
bedeutend. und der Glanz die Majefiät. und der Ausgang aus der
Quali. als die Hitze aus dem Eifen. den heiligen Griff bedeutend.
88. So fich nun das, glühende Eifen in ein Waffer wirft oder
fällt. fo erlifciyet des Feuers Quali. Glanz und Ausgang der Hitze.
alles zugleich. - ..
89. Alfo ifi es Adam auch gegangen. Er warf fich aus Got
tes Majefiät mit feinem Willen. in Griff diefer Welt. alfo ging er
aus Gott; nicht verlofch Gott in ihm. wie des Eifens Gluth: nein.
das kann nicht fein. er fcheinet ewig.
90. Gott blieb in feinem Princino. und Adam ging heraus:
wäre Adams Wille in_ Gott blieben. f wäre er Kind gewefen. und
' 799*

Gott wäre im Willen blieben 7 fo hätte die Majefteit den Willen


durchleuchtet. . *
91. So ging er aus dem Willen Gottes in diefe Welt; alfo
fing ihn diefe Welt, der Tod, Teufel und Höllm und wohWen in
Adam.
--k- 92. .Adam war in diefer elt, wohnete in den Elementen)
und Gott blies ihm auch die Luft in feine Nafez aber er folite
nicht feinen Willen darein fehen und von irdifcher Frucht effen',
welche irdifch Fleifch machet: das war fein Falk daß er aß von ir
difcher Frucht. Alfo wurden auch feine Effentien irdifch„ und ward
die Seele mit dem irdifchen Reirhgefangen.
93. Da fprach dasjilerbum Domini zur Seele: Adam wo
„hifi du? und fein Leib veriieckete fich, alfo fehr fchämete fich die
arme Seele. und Adam fprach: ich bin nackend und fürchte mich.
Ia recht nackendf es war verloren die theure himmlifche Jungfrau,.
welche fein Kleid war-x und war verloren das Licht der Majeftcitf
und Adam ftund außer dem Worte. Gen. 3„ 9. 10.
94. O fchrecklich ift das deny der es erkennet: es erzittert die
Seele darob und fürchtet fich wohl recht vor diefer Gefängniß, wenn
die arme Seele foll vom Teufel gefangen fein und in Gottes Zorn
baden: und das ift die *Urfache, daß Gott Menfch ward, daß er
uns wieder einfixhrete in Ternarium Sanctum, in die englifetye Welt.
95. und wie wir alle find mit Adam aus Gott gegangen
(denn wir haben alle Adams Seele und Fieifciy), alfo hat uns Gott
in Ehriffo alle wiedergeborenz und fiehet das göttliche Reich in Ehrifko -
offen, es mag hinein gehen, wer da will. ,
96. Wer feinen Willen aus fich felber in Ehrifium fehet und
läffet nur alle Vernunft diefer Welt fahrem fie gleiße wie fie wolle,
der wird in Ehrifto wiedergeboren: feine Seele krieger wieder das ewige
Fleifch, in dem Gott Menfch wardf ein unbegreiflich Fleifch der .
ewigen Wefenheit.
97. Nicht wird das alte adamifGe Fleifch des Todes zu himm
lifclyen Fleifche: nein, es gehöret in die Erde. in Tod; fondern in
dem alten irdifchen Menfchen ift das ewige Fleifch verborgem und
fcheinet in dem alten Menfchen wie das Feuer in einem Elfen. oder .
wie Gold in einem Steine.
98. Das ift der edle„ hochtheure Steiw Lapis Philofophorum,
den die Magi finden, der die Natur tingiret, und einen neuen
Sohn im alten gebieret: der ihn finden achtet ihn höher als diefe
Weitz denn der Sohn iii viel taufendmal größer als der Vater.
99. Ach, fchbne Perlenkronei bift du doch fchöner als die
Sonne, dir ift nichts gleich, und 'dift alfo offenbar, und alfo heitn- 8
lich, daß du unter *viel taufenden in diefer Welt nicht von einem
recht erkannt wirft, und wirft doch in vielen getragenf die dich nicht
kennen! , -
7"
i
...... 100 _ ..
100. Chrifius fpricht: Suchei. fo werdet ihr finden. Matti). 7. 7.
Er will gefuchet fei. fein Faulenzer findet ihn nicht: und ob er den *
bei fich träger. fo kennet er ihn nichtz dem er fich aber offenbaret. der
hat a 'n feine Freude daran: denn feiner Tugend ift kein Ende;
der ihkhac. giebt ihn nicht t.. und ob er ihn gäbe. fo ift er
doch dem Faulen nichts niiße. denn er erlernet nicht feine Tugend.
101. Aber der Sucher findet die Tugend mit dem Steine, daß.
wenn er ihn findet und erkennet. daß ers gewiß ift. ift größere
Freude in ihm als die Welt nicht vermag. das keine Feder fchreiben
mag. auch keine Zunge auf adamifche Art reden kann.
102. Er ift der allerfehlechtefie vor adamifchen Augen von al
len Steinen zu achten. und wird mit' Füßen getreten; denn er giebt
den Augen keinen Glanz. So man daran ftößet. wird er wegge
worfen. gleich als unnuhez Niemand fraget dem nach. und wird
.doch fo fehr in der Welt gefuchet. Es ift kein Menfch auf Erden.
er begehret ihn. alle Hohen und Weifen fuchen ihn: fie finden wohl
einen und vermeinen. er fei es. aber fie fehlen deßz fie fehen ihm
.Kraft und Tugend zu. und vermeinen zu erhalten fie haben ihn.
aber er ift es nicht. denn er darf keiner Tugend. es li.gen alle
Tugenden in ihm verborgen.
103. Der ihn hat und kennet ihn. fo der fuchet. mag er alles
finden. was im Himmel und Erde ifi. er findet das.
104. Das ift der Stein. der von den Bauleuten verworfen.
und ift ein großer Eckfiein. Match. 21. (2. 44. auf welchen er
fallt. den zerfäyellet er. und zündet ein Feuer in ihm an: alle ho
hen Schulen fuchen ihn. aber mit ihrem Suchen finden fie ihn
nicht. -Zu Zeiten findet ihn Einer. der ihn recht furhetz aber die
andern verachten ihn. und werfen ihn weg. alfo bleibet er verborgen.

. Das 7. Kapitel.
Wie wir das Verlorne wieder fuchen müffen rc.

uns Menfcljen in diefer Welt ifi daran am meifien gelegen.


daß wir das Verlorne wieder fuchen: fo wir nun wollen fuchen. fo
müffen wir nicht außer uns fuchen.
2. Wir dürfen keiner Heuchler und,Ohrenjurker. die uns trö
fien und viel guldene Berge verheißen. daß wir nur ihnen nachlau
fen. und fie gleißend machen.
3. und wenn ich alle mein Lebenlang fäße und hdrete Pre
- **
101
digt. und hörete immer vom Himmelreich und von der neuenWie
dergeburt predigen. fingen und klingen. und ließe es alfo dabei blei
ben. fo wäre ich doch einmal als das andre.
4. Wenn man einen Stein ins Waffer wirft und wieder her
auszeucht. fo ifis einmal ein harter Stein als das andre. und er
behält feine Gefialt; wenn man ihn aber ins Feuer wirft. fo kriegt
er eine andere Quall in fich felber.
5. Alfo auch du. Menfch. wenn du gleich in die Kirche lau
fefl'. und willfi auch als ein Diener Chrifii gefehen fein. dasift
nicht genug: fo du es dabei läffefi bleiben. fo bifi du einmal ,als
das andre.
6. Es ift auch nicht genug. daß du alle Bucher auswendig
lernefi: und wenn du Jahr und Tag fiirndeft und läfeft alle Schrif
ten. und könnteft gleich die Bibel auswendig. fo bifi du darmit
nichts beffer vor Gott als ein Säuhirte. der diefe Zeit die Seine gehu
tet hatz oder ein armer Gefangener in der Finfterniß. der des Ta
ges Licht diefer Zeit nicht gefehen hat.
7. Es hilft kein Schweißen. daß du viel weißt von Gott zu
reden. und verachtefi die Einfältigen. wie .die Heuchler auf des An
tichrifls Thier thun. welche dem Sehenden das Licht_ verbieten. wie
diefer Hand auch gefchehen ift. Es heißet. wie Chriftus fpricht:
Es fei denn. daß ihr umkehret und werdet als die Kinder. fonft
werdet ihr das Himmelreich nicht fehen ewiglichz ihr miiffet von
Neuem geboren werden. wollt ihr das Reich Gottes fehen: das ift
der rechte Zweck. Z
8. Es 'darf keine Kunft oder Wohlredenheit darunter fein. du
darfft auch weder Bücher noch Kunft darzu: ein Hirte ifi fo ge
fchickt darzu als ein Doctor. und noch vielmal beffer', denn er ge
het eher aus feiner eigenen Vernunft in Gottes Barmherzigkeit;
er hat nicht große weife Vernunft. darum berathfchläget er fich niazt
darmit. fondern gehet fchlecht mit dem armen »Zöllner 'in Tempel
Chrifli. da der Hochgelehrte noch wohl erft eine Academiam auf die
Nafe feßet. und befinnet fich erfi. in welcher Meinung er will in
den Tempel Chrifii eingehen. Er nimmt ihm erft Menfchenmei
nung vor. aus diefer oder jener Meinung willft du Gott fuchen:
einer in des Papfies Meinung. der andere in Luthers. der dritte in
Calvini. der vierte in Schwenkfelds. und fo fortan. es find der
Meinungen kein Ende.
9. Alfo fiehet- denn die arme Seele außer dem Tempel Chrifti
in Zweifel. klopfet und fnchet. und zweifelt doch auch immer. es fei
nicht der rechte Weg.
10. O du arme verirrete Seele in Babel! was macheft du?
.D laß ab von allen Meinungen. wie die in diefer Welt heißenz
es ift alles nur ein Streit der Vernunft. 1
11. Man findet die neue Wiedergeburt und den edlen Stein
K
.
--
102
*
nicht im Streife; auch in keiner weifen Vernunft: du mußt alles;
was in diefer Welt ifi, es fei horhglinzend wie es wolle„ fahren
laffen und in dich felber eingehen, und nur deine Sünde. in der
du gefangen bift, zufammen auf einen Haufen raffem und in die
Barmherzigkeit Gottes werfen und zu Gott fliehem “und den um
Verzeihung bitten, und um Erleuchtung feines Geifies.
12. Nicht lange difputiren, nur Ernfi; denn der Himmel muß
zerfpringen und die Hölle erzittern, und es gef>7ieht auch. Du
mußt alle Sinne mit Vernunft, und alles, was dir" in den Weg
kommt, darein felzem daß du nicht wolleft von ihm laffen, erfegne
dich denm wie Jacob die ganze Nacht alfo mit Gott rang. Wenn
gleich dein Gewiffen fagt lauter Neinq Gott will deiner nicht. fo
will ich aber feiner. ich lafie von dir nicht abe man trage mia)
denn ins Grab; mein Wille fei dein Will» ich will; was du,
Herr. willfi: und wenn gleich alle Teufel um dich fiünden und
fprächen: verzeuch, es ifi auf einmal genug; fo mußt "du fagen:
nein, mein Sinn und Wille foll nicht außer Gott kommen; er foll
ewig in Gott fein, feine Liebe ift größer als alle meine Sünde.
Habt ihr Teufel und Welt den iierblirhen Leib in eurem Gefäng
niß, fo hab' ich meinen Heiland und Wiedergebrirer in meiner
*Seelel der wird mir einen himmlifmen Leib geben; der ewig bleibet.
13. Verfilche es nur alio„ du wirft-Wunder erfahren; du
wirfi bald Einen in dich bekommen, der dit wird helfen ringen;
kämpfen und beten; und ob du gleich nicht viel Worte kannfi, lie
get nichts daram und du gleich nur das einige Wort des Zdllners:
Ach Gott; fei mir Sünder gnädig! kdnntefi. Wenn aber dein
Wille mit aller Vernunft und Sinnen in Gott gefehet fitjde von
ihm nicht abzulaffenz und follte gleich Leib und Seele zerfpringen;
fo hältefi du Goth und brichft durch Tod und Hölle, und Himmel;
und geheft in-Tenrpel Iefu Ehrifii ein, wider aller Teufel Wehren.
Gottes Zorn kann dich nicht haltem wie groß und mächtig der in
dir fei; und ob Leib und Seele im Zorne brenneten, und fiiinden
mitten in der Hölle bei allen Teufelm fo reifeft du doch raus, und
kommfi in Tempel Ehrifii, da bekommefi du das Perlenkränzlein,
verfehet mit dem edlen und hochwitrdigen Steine, [Mpjöv ybiloao
pbornm nnxulari. . -
14. Aber wiffef das Himmelreilh ift alfo in dich gefiiet, und
ifk klein als ein Senfkorn: du bekommft wohl große Freude ob dem
englifchen Kranze; aber fchaue zu„ fehe ihn nicht dem alten Adam
aufx oder es gehet dir wie Adam.
Halt, was du haft;
Nothleiden iii_ ein böfer Gafi. 3. Par. 24x 24. ,
15. Aus einem Zweiglein wächfet endlich ein Baum, fo der
; bleibet im guten Acker fiehen; es raufrhet mancher kalter, rauher
Wind iiber ein Zweigleim bis ein Baum daraus wächfet. Es ift
- 103
unbefiändig. du* mußt vor den Verfuchbaum. auch in _die'Wi1|e der
Welt Spott. Hälteft du nicht. fo haft du nicht. Reuteft du dein'
Zweigiein aus. fo thufi du als Adam thät. du wirft es fcbwerer
wieder erfehen. als zum erfienz jedoch wächfets im Rofenthal dem
alten Adam verborgen: denn es war eine lange Zeit von Adam bis
auf Chrifti Menfchheit (in weicher der Perlenbaum verborgen wuchs)
unter der Decke Mofis. und kam doch zu feiner Zeit als ein Baum
z. mit fchdner Frucht hervor.
16. Aifo. ob“ du gefallen wärefi. und hatteft verloren den fcbö
nen Kranz. verzage nicht. fuche. klopfe an. komm wieder. und thue'
wie zuerfi: fo 'wirft du erfahren. aus weichem Geifie diefe_ Hand
gefchrieben hat. Du wirft hernach einen Baum bekommen fiir ein
Zweiglein. und wirft fagen: ift doch mein Zweiglein ein Baum
worden in meinem Schlafe! Alsdann kenneft du erft den Stein der
Weifen. das merke! ' *

Die Pforte des firmamentifchen Himmels mit


den Sternen und Elementen. und vom dreifa
chen Leben des Menfchen: der edel Stein. von
den Magis recht ins Licht gefetzet geiftlich. x'
17. So wir wollen von dem edlen Steine reden und den ins'
Licht fiellen zu erkennen. fo mufien wir anzeigen die Finfterniß und
Ungefialt des Steines. daß er alfo nicht erkannt wird; denn fo wir
wiffen. daß der edle Stein in diefer Welt verborgen liegt und ifi
an allen Orten anzutreffen. und doch nicht erkannt wird. fo mbffen
wir nach den urfaclyen forfchen.
18. Es fpricht die Vernunft: fo diefe Weit dem Menfchen
' fthädlici) ift. warumhat denn Gott den Menfchen darein gefehet-Z
oder warum hat er fie gefchaffen?_ Alfo richtet fie auch vom Tetr
fel: Warum hat Gott den Teufel nach feinem Fall _nicht wieder zu
Nichts gemacht? '
19. Ia. liebe Vernunft. du haft den Stein funden. ich meine
aber einen Mauerfiein. den haft du funden. damit bauefl du dir
ein fieinern Haus zur Wohnung. Der edle Stein lieget in der
Ewigkeit: was ewig ifi. zerbricht nicht; was aber Anfang hat.
zerbricht. *
20. Die Teufel find ewig. darum zerbrechen fie nicht; nicht
in Geifies Geftalt find fie von Ewigkeit. aber ihre Effentien find
ewig. Nun haben fie ihren Willen in ihre Effentien gefehet. und
ihr Wille ift ewig". Gleichwie das Centrum Natura der firengen
Matricis ewig ifi. darein ihr Wille iii gangenM alfo find fie nur
ewige Geifier darinnen. auch zum Spiegel der andern Engel. fo
wohl der Seelen der _Menfchem
- 104
21. Daß aber Gott das dritte Principium folltegum des Men
fchen' Willen verwerfen. und wieder vor der Zeit der Vollendung
ins Aether felzen. das kann auch nicht fein; denn die Wunder. fo
von Ewigkeit find in der Weisheit gefehen worden ohne Wefen. die
rgneußten zum Wefen kommen. und alfo in der Zeit der Gefialten der
atur.
22. Denn Gott ift dreifaltig in Perfotien. und wollte fich auch
dreimal bewegen. nach jeder Perfon Eigenfchaft. und nicht mehr in
Ewigkeit. Zum Erfien bewegete fich das Centrum des Vaters Na
tur zur Smöpfung der Engel. und fort zu vieler Welt. Zum Am*
dern bewegete fich des Sohnes Natur. da das Herz Gottes Menfch
ward: und das wird in Ewigkeit nicht mehr gefihehenz und ob es
gefchiehet. fo gefchiehets dos) durch denfelben einigen Menfthen. der
Gott ift. durch viele und in vielen. Zum Dritten wird fiä) am
Ende der Welt des h. Geiftes Natur bewegen. da die Welt wird '
wieder ins" Aether gehen und die Todten auffiehen. So wird der
heilige Geifi der Beweger fein. der. wird die großen Wunder. fo in
Bieler Welt gcfcijehen find. alle in die ewige Wefenheit fiellen. zu
Gottes Ehren und Wunderthat. und zur Freude der Kreaturenz
und er wird der ewige (einige) Beweger der Kreaturen. als Engel
und Menfchen fein. denn durch ihn grüner wieder das Paradeis.
welches wir allhier verloren haben: alfo wiffet'. liegen uns die_ gro
ßen Wunder der Welt. welche haben müffen gefchehen. im Wege.
23. Diefe Welt ifi ein groß Wunder. und ware von den En
geln nie erkannt worden in der Weisheit Gottes: darum bewegete
fich des Vaters Natur zur Schöpfung des Wefens. daß die großen
Wunder offenbar würden; und dann werden fie in Ewigkeit von
Engeln und Menfchen erkannt werden. was es alles in feinem Ver
mögen hat gehabt. Und die Bildniß der Dreizahl. als die' ewige
Jungfrau. welche fiund im Ternario Sancto. in der ewigen Weis
heit. in der Wefenheit als eine Figur. wäre von den Engeln in
Ewigkeit nie erkannt worden. wenn nicht das Herz Gottes ware
Menfci) worden. Da fahen .die Engel den Glanz der Majefiät in
einer lebendigen' Bildniß. darein die'ganze Dreizahl war befchlofien.
"24, So wäre das Centrum Natura den Engeln auch in Ewig
keit nicht offenbar worden. viel weniger das Regiment des heiligen
Geifies. wenn nicht wäre diefe Welt mit den Sternen und Ele.
menten gefcijaffen worden. Alfo erkennen die Engel das ewige We
fen mit allen Gefialten an diefer Welt. und auch wir Menfchen.
und darum hat Gott die Bildniß der Dreizahl. als den Menfchen.
in diefe Welt gefchaffen. daß er foll alle Wunder eröffnen. und follte
erkennen den ewigen Gott. » *
25. Aber die Bildniß vergaffete fich darinnen . und imaginirte
darein. wie Lucifer in die grimme Matricem Natura; alfo ward
fie auch gefangen. Denn Adam follte ein Herr über Sterne und
--
105 * >
Elementefein. nichts follte ihn regen; er war aller mächtig.**er hätte
können Berge mit einem Worte verfehen. er war ei* " _ert über
Feuer. Luft. Waffer und Erde. denn es war kein * 'in ihmz
das Licht fchien in ihm; ,er war im Paradeis. ihm wuchs paradeififcize
Frucht: er war Ein Menfch. und nicht zween. er war der Mann
'und auch das Weib. und follte ein englifch Reich aus ihm_ gebä
ren.. .Und ,das -war möglich. denn er hatte nicht folch Fleifch und
Blut wie nach dem. Fall'. da :er fiä) deffen fchämete vor der Maje
fiät Gottes: er hatte Fleifch und Blut. aber_ himmlifcizz feine Effen
“ tien waren heiligz er konnte gebären. ohne Zerreißung feines Leibes.
ein Bild wie er war: denn er war eine Jungfrau. ohne weibliche
Gefialt. nach der Form der Ewigen. mit einem reinen. züchtigeu
Gemüthe. darzu keufch ohne Begehren z fein fBegehren war_ nur fei
nes gleirhen aus fich. er faßte feinen Willen in fich. und in-_ihm
war Gott. alfo war fein Wille in Gott. und*Gott in ihm. und
er im ParadeisF Er fah in ihm aber zugleich zwei Gefialten des .
göttlichen Wefens: eine außer ihm an diefer Welt. und eine in ihm an
der Paradeiswelt. welche er auch vor ihm hatte mit voller Genüge.
77,26. Darum kam das Gebot und fpra:h: Jß nicht von der
vermengeten Frucht. Böfe und Gut. fonfk fiirbeft du Gen. 2. 17.5
aber er imaginirte alfo lange. bis er gefangen ward. Er meinete
immer. er wollte von beiden effen. und ewig leben; das hatte er
vierzig Tage getrieben. fo lange der andre Adam in der Wüfie ver
fuchet ward. und Mofes auf dem Berge war. da Jfrael auch ver
fuchet ward. ob es möglich wäre. im Gehorfam und im Willen des
Vaters zu leben. 4 Alfo lange hat ers getrieben. bis er niederfank' in
Schlafz denn Mofes fagt: Gott ließ einen tiefen Schlaf auf ihn
fallen. als Gott fahe. daß es ihm nicht möglich war. denn die Luft
hatte ihn gefangen. ließ er ihn einfchlafenz das bedeutet den Tod:
da ward das Weib aus ihm gemacht; _und de'r Geifk diefer Welt
formete Adam zu einem Manne. als wir noch find. und Hevam
zu einem Weide. welches fie. als fie erwachten. noch nicht fahen.
denn fie waren noch im Paradeis. bis fie die irdifche Frucht aßen:
da nahm der Geifi diefer Welt die Seele gefangen. und wurden
zur Stunde ihre Effentien irdifch. und ihr Fleifch und Blut chie
rifrhz deß fchämeten fie fich. und wurden gewahr ihrer thierifchen
*Gefialt mit ihren Gliedern der männlichen und weiblichen Geftalt.
,g 27. Alfo wurden fie aus dem Paradeis ausgetrieben. und fiel
lete fich das ?ei-bum Domini. mit einer Verheißung vom Schlan
gentreter in ihres Lebens Licht. welches zuvor in ihm wohnete. und
in ihm herrfchete: das blieb nun in feinem Pcincipio. und die
Vildniß blieb im äußern Principio. und ward mit dem Sternen;
und elementifchen Geift gefangen. Das. Regiment diefer Welt woh
nete nun in diefem Menfchen. und wurden irdifch; da verfluchete
auch Gott die Erde. um des Menfchen willen. daß keine paradeifi
-- 106
q . fche Frucht mehr wuchs. Es war nale hin. bis 'auf Gottes M'

.und Var rzigkeit. die war noch übrig; *denn fie fiunden nun mi
der Welt ' runde im Abgrund der Hölle bei allen Teufelnj und
lebeten in Ohnmacht. als wir noih heute thun. zeugeten ihnen Kin
-der in zwei Reichen; denn der Zorn Gottesxhatte fie nun gefangen.
und wollte nun feine Wunder in ihnen erzeigen. So hatte fie der
Schlangentreter ins Lebensliazt auch gefangen'. und “wbllte feine
Wunder auch in ihnen erzeigen. Da war Streit und Unruhe. wie
an ihren Kindern zu fehen ifi; der erfie vom Weide geboren. weird
ein goftlofer Mörder. und 'begehrete Gottes Reich unterzudrücken,
*und _der andre ward ein heiliger frommer* Mann. In Summa.
“du *fiehefis durch die ganze heilige Schrift fonderlich bei Kain und
Abel. und bei Jfaak und Ismael. auch bei Efau und Jacob.
Reiche noch im Mutterleibe zanketen. um Gottes und der Hölle
eich. * .
28. Darum fprach Gott: Jacob habe ich geliebet und Efau
gehaffet. Rim. 9. 13. und daher urfiändet die Gnadenwahl über
die Kinder. die ihm anhangen. Die Andern nehmens nur ,für ei
nen Spott. was von Gott und Himmelreich gefaget wird. und die
finden nicht den edlen Stein Philofophornm; denn fie fuaien ihn
nicht recht. fie find nur Gleißner. wie der Teufel in Engelsgefialt;
aber Abel. Jfaak und Jacob funden ihn wohl. Jacob rang eine
ganze Nacht darum. und Jfaak trug fein Feuerholz felber. und
»wollte laffen die Finfierniß von feinem Steine freiwillig abbrennen.
denn er hatte den Stein im Mutterleibe bekommen. “
29: Siehe' den König und Propheten David an. wie er mit
dem Steine that. wie er ihn liebete; denn er fpraih: Wenn mir “
gleich Leib und Seele zerbricht.- fo bift du dennoch meines Herzens
Zuverficizt und mein Theil. Siebe Salomon in feiner großen Wun
derweisheit an. der aller Kreaturen. fowohl Kräuter Eigefifchaften
wußte. welche er niayt in einer Academia gelernet hatte; allein vom
edlen Steine. den er in feinem Herzen hatte. erkannt ers. Siehe
Mofem an. welches Wunder wirkete* er dura; den edlen Stein!
Siehe Eliam den Propheten an. der fchloß den Himmel ein vierte
halb Jahr. er bracht das Feuer im Zorn Gottes hervor. daß es
hundert* Mann verfchlang. Siehe alle Propheten an. welche Wun
der fie haben damit gewitkei; fie erkannten zukünftige Dinge.. in
Kraft diefes Steins. und wecketen Todte auf. macheten Kranke
gefund.
30. und derfelbige Stein ift Ehrifius. der lebendige Gottes
fohn. das bewahret fiä) an allen. die ihn fachen und finden. Welch
ein trefflia) Exempel haben wir an den Apofieln. welaze nur ge
ringe. ungelehrte Leute waren. wie _cfismit diefem Steine in Wun
dern. Kräften und That-en einhergingen. fowohl alle ihre Nach
folger. ' F
' - - .107 '
31. O! wie trefflich haben ihn die Vernunftweifen von der
Säntle diefer Welt zu allen Zeiten verfolgt. und noch heute! Sie
haben den glänzenden Stein mit den Schellen und vermeinen, es
fei der rechtez breitenfiä) alfo über den aus» und prangen "damit,
laffen fich darmit ehren als Götter: aber ihr Stein ift nur ein
Mauerftein, zum Gebciu der großen Wunder 'der Welt. in welchen
die fieben Siegel ihre Wunder verbringen. und unrerwelche die
fieben Geifier des Zorns Gottes ihre Schalen des Zorns und Greuls“
ausgießen, -..
32. Denn wir find mit Adam im Zorn befchloffen, der hält
uns gefangen; fo fiehet die Gnade auch gegen uns. und begehret
unfer. und ift ein großer Streit in uns. Das fehet ihr in Mofis
Schriften. wie-Gott gebot, daß ihm alle erfie Geburt. was männ
lieh war, foilte geopfert werden. Aber ihr fehet den heftigen Ge
genfireit feines Zorns, wie fich fein* Zorn hat eingedrängt. und oft
die erfie Geburt hinweggenommenz wie bei Kain und Abel, fowohl
Efau und Jacob, auch bei Jacobs Kindern, und durch die ganze
Schrif „ durch und durch zu fehen. wie der' Stein nicht hat wollen
auf dem erfien Adam ruhen. fondern auf dem andern. *
33. Ein groß Exempel „haben-wir an Ieffe feinen Kindern, als
der Prophet meinete, es follte der Aeltefie König werden. fo fiel die -
Wahl auf den Jitngfien, darum daß erden Stein hatte.
Z4. Diefe Wahl ifi nicht von Gott in Ewigkeit alfo befchlofi
fen gewefenz denn Adam war gut und vollkommen, darzn rein, aber
er ließ fich überwinden, denn der Zorn fiund im Abgrunde. und
war mit dem Prineipio diefer Welt verdecket. Und wifiet, daß der
Verfuchbaum Adams irn Paradeis, welcher doch nur im Abgrund
ftundi, ifi aus dem Zornquall gewachfen; und ward Adam verfu
cher, ob er wollte mit feinem Willen an Gott bangen. Oiiehts
zwang die Eva, daß fie davon aß als nur die Luft, welche der
Teufel im Zorne'in fie bracht. Hätte fie ihre Augen vom Baume
und der Schlange abgewandt, fie wäre im Paradeisx blieben: hatte
fie doch das Gebot; da fie aber dem Teufel folgetez und wollte klug
fein, da ward fie närrifch. .'
35. Alfa gehet es uns noch heute. Wir find mit dem Ab
grunde des Zorns gefangen; fo fiellt uns nun der Teufel die Gleiß
nerei diefer Welt für, die Pracht, Kunfk und Reichthum, daran bei
ßen wir: alfo werden wir auch aus dem Paradeis ausgetrieben. und
verlieren den edlen Stein. ' -
36. Ehrifius hat die Taufe eingefehet. als ein Bad, daß wir
den Zorn abbaden, und hat uns den edlen Stein, als das Waffer
des-ewigen Lebens. zum Pathengelde eingebunden, daß wir alfobald
in-unferer Kindheit aus dem Zorn können fchreitenz * aber die
Schlange fieliet fich vor uns. daß wir nach dem Verfuchbaum ima
giniren, wie folches vor Augen ftehet. Wenn die Zuger' ein we
a'

108
x - -
nig erwärhfet. fo kreucht fie in Pracht und gleißnerifchem Hochmuth.
F und fehet der Schlange das Paradeiskränzlein auf: alfo fpirlet die
Schlange mit ihnen. lehret fie allerlei ueppigkeit. und führer fie
aus dem Paradeis in diefe Welt. in Pracht und Hoihmuth. darzu
: gehbret Geiz. Falfchheit. daß man dem kann genug thun. Alfo
wird dann der edle Stein verarhtet: wo man einen Menfchen fiehet.
der .den Stein träger. der muß ihr Narr fein; urfache. fie haben
der Schlange Witz. und der den Stein hat. ift aldern ohne Witz.
gleich als ein Kind. fein Spiel fiehet in diefer Welt. in Kummer.
Roth. Verachtung und Elend; aber es fiehet gefchrieben: fie gehen
zwar dahin und weinen. aber fie tragen edlen Samen. Die Ewig
keit ift beffer als eine kleine Weile Augenluft. und hernach ewig
- Trauren.
37. Weil wir denn folches erkennen und im Grunde wiffen.
daß wir alfo in fchwerer Gefängniß gefangen liegen. fo wollen wir
denfelben Grund mit der Gefängniß allhier eröffnen. ob Jemand
wollte fehen. was er doch fei. Wir -wollen nicht hifiorifct) reden.
fondern was wir an uns felber in Leib und Seele erkennen. darzu
an der *Welt Grund fehenz aus unferm eigenen Lichte. welmes wir
aus Gnaden haben. wollen wir reden. und nicht aus einem Wäh
nen. da wir müffen zweifeln. ob es wahr fei.
38. Man fpricht: Was die Augen fehen. das glaubet das
Herz; mit eigenen Augen ift gut fehen. der aber mit fremden Au."
gen fiehet. zweifelt immer. ob der Geift recht oder falich fei. Darum
L. ifts gut. zu haben den edlen Stein. der giebet Gewißheit und zei
» get an die falfchen Magos. welche Hifiorien-Magi find. und mit
der Hiftorien einher prangen als eine Hure. die doch will Jung
frau genannt fein. und ift doch eines Kindes fchwanger. Alfo find
fie der Finfierniß und des Zorns fchwanger. und fchreien doch im
mer: HigKire-ize. hie ift Chrifius. laufet alle zu! Ja wohl. lau
fet nach der Hure zu Babelmdie der Hoffart fchwanger ifi. geber
ihr zum Kindelbette. daß fie ihren Hurenbalg kann mit mäfien.
und ihrer glinzenden fiinkenden Hoffart genug thun. Sie find als
die Huren. welche. wenn man faget. fie find Huren. wollen fie das
nicht leiden. fluchen und läfiern; alfo. wenn ihnen der Geifi der
Wahrheit unter die Augen tritt. fo fchreirn fie: O Ketzer. Ketzer!
Feuer her! O laufet. flirhet alle. denn der Teufel ifi da: alfo nen
nen fie den Geifi Gottes. weil fie ihn nicht kennen.
39. Solches fchreiben wir nicht aus Begierde. ihrer zu fpot
ten. denn wir erkennen das große Elend unferer Gefängnißz fon
dern zu dem Ende. weil der Einfältige alfo gar an ihren Worten
hanget und glaubet alles. was der Teufel im Zorn ausfchüttet. daß
ein jeder foll in na. felber eingehen und prüfen. obs die Wahrheit
fei. und nicht alfo in Blindheit mit dem Zorn und Neid eifern.
unerkantws Grundes und der Wahrheit.
- 109
40. Alfo haben wir genug aus der Erfahrung, daß *oft der p

h. Geifi ein Teufel genannt wicd„ und der Teufel ein guter Geifd
und folches gefchieht oft unwiffend: denn die Gleißner füllen den
Laien :die Ohren mit Wohlredem ziehen auch die Schriften nach
ihren Begierden. O ein ecfchreckliches Lafier ifisl daß Gottes Geift
muß von der Bildniß Gottes gefchändet werden; wiewohl wir niht
fagen, daß es die Bildniß thut, fondern die Säplange in der Bild
niß. Sobald das Gemüt() von Gott gewandt ift, fo hats die
Schlange gefangem die regieret das„ und fpeiet Läfterung wider Gott
und feine Kinder aus: darum merket den folgenden Text.
41. Gleiäzwie Gott der Vater felber alle Dinge iftz er ift die
Dreizahl der Gotthein er ift die Majeftäu er ift die fiille Ewig
keitf er ift die Natuh und darinnen Liebe und Zornz der Zorn ift
eine Urfache feiner Stärke u Macht 7 und auch eine urfache des
Lebens, und aller Beweglich* t7 wie auch im Menfclyen die Gift:
und die Liebe ift eine urfache feines Herzeneß feiner Majeftcit und
eine Urfache der Dreizahl und der drei Principien: und wie wir er
kennen* und vorne demeldet haben„ fo ift das Feuer eine Urfaehe
des Liäzts, und wäre kein Licht ohne Feuer, alfo wäre keine Liebe
ohne Licht, das Licht ift die Liebe„ denn es ift fanft und holdfelig:
und fehen wir 7 wie das Licht und das Feuer in zweierlei Quaal
fiehet, das Feuer ,ift fiachlicht, grimmig, freffend und verzehrend,
und das Licht ift lieblich, fiiß und fehnend, als eines Leibesz die
Liebe begehret Leib, und das Feuer begehret auch den Leib zu fei
ner Speife, aber es friffet ihn gar auf, und das Licht zeuaot ihn
auf 7 und begehret ihn zu füllen: es nimmt nichts von dem Leibe„
fondern zeucht ihn auf und macht ihn freundlich.
42. Alfo verfiehec uns vom ewigen Wefen: Alfo ift ein ewig
Wefen, und wenn das nicht wäre, fo wäre alles ein Oiichts, fon
dern eine ewige Stille ohne Wefem und das finden wir in allen
Dingen alfo. Alfo betrachten wir uns felber, woher ein grimmiger
und guter Wille entftehetz denn ihr fehet am Feuer, daß es zween
Geifter hat, einer ift der Ausgang der Fyiße, und der andre der
Ausgang des Lichts: nun ift die Hive der Natur und das Licht
' der ewigen Freiheit außer der Natur, denn die Natur ergreifet das,
Licht nicht. *
43. So verfiehet uns nun alfo von den zweierlei Willen in
Gott: Einer ift der Natur, der heißt nicht Gott, und ift doch
Gottes, denn er ift zornig- grimmig, fiachlichtl verzehrende alles
an fich ziehend und freffend„ immer über das Licht ausfliegem und
nicht können, wie das Feuer thut. Je höher es fleugt„ je höher
ift das Licht, und mögen wohl billig zwei Principia heißen; denn
das Licht begehret Wefenheit, und hält Wefenheit, und verzehret
die nicht, und das Feuer begehret alles zu freffem und ein Nichts
zu machenz und wenn es *das Nichts gemacht hat, fo wirds eine
- 110
Finfierniß. Darum hat Gott fich im Licht der Sanftmuth bewe i
get und die Sanftmuth angezogen. daß das Licht eine Wefenheit*
hat. das ift Waffer., oder in Ternario Sancto der Waffergeifi. der
heilt das Feuer gefangen. daß das Feuer alfo eine Finfierniß ifi
und nicht eckennet wird. es werde denn entzündet; und fiehet in fich
im Hunger in der ewigen Finfierniß. und ifi alfo ein |etes Bt
gehren. ..r _
44. Aus einem folchen Urkunde kommen die Teufel. denn es
ift der Grimm Gottes: und alles was falfch und bös ifi. urftändet
fich alfo aus diefer Matrice. und alle Gefihöpfe diefer Welt. es fei
Himmel. Sterne. Erde. und was es wolle; und hat alles eine zweifache
Quali. als Feuer und Waffer, In den Zweien fiehen alle Kör
per. hjmmliici) und irdifch: die himmlifchen fiehen in des Waffecs
Matrice. und haben das Feuer verbo- en in fish; denn die Waffers
matrix. welche nur ein Geifi fanftecßuall ifi. hält das Feuer ge
fangen. Alfo fcheinet die Majeficit in der Sanftmuth durch und
durch; und die irdifclfen fiehen im begreiflichen Wefen. denn das
Waffe.: ift in der Entzündung materialifri) worden. das haider Grimm
im Fiat zufammengezogen zu Steinen. und ein Theil zu Erden.
alles nach dem. wie die Natur in ihren fieden Gefialten ifi; und
hat das Wafier das Feuer gelöfcizet. daß alfo. der Grimm in der
Finfterniß fiehet als ein verborgen Feuer.
F45. Und da aber noch die Matrix ift blieben. welche alfo vom
begreiflichen Waffer nicht erlifchet. ifi fie gefchaffen worden zu Ster
nen; denn ein Stern ift anders nichts als Feuer und Waffer; daß
er aber nicht brenner. und auch vom Waffer nicht erlifcixet. fo ver
ftehen* wir. daß das Waffer nicht materialifcl) ifi. fondern ifi gleich
als ein Oel. in welchem ein Licht brennet. welches nicht Waffer
ifi. daß das Feuer auslizfcizet. .fondern hält ein fiets brennender'
Licht ohne große Quaal. Alfo find die Sterne eine Quinta Effen
tia. eine fünfte Gefialt der Elemente. und find gleichwie ein Leben
der Elemente. gleichwie :das Fette. eine Urfache ift in einer Kreatur.
daß das Quaalleben brenner; alfo ifi diefe Quinta Effentia eine Ur
fache des Sternenbrennens. y
46.. Die Sterne, haben aber alle Urfachen diefer Welt in fich;
alles. was lebet und weber. wird von ihrer Eigenfchaft erwecket
,und zum Leben bracht: denn fie find nicht allein Feuer und Waf
'fer (wiewohl Feuer und Waffer das vornehmfie in ihnen ifi). fon
dern auch hart. weis). finfier. bitter. fauer. füßz und alle Kräfte der
Natur haben fie in fich. alles was die Erde in fich hat: denn ein
jeder Stern hat eine fonderliche Eigenfchaft. alles nach den Effentien
des ewigen Eentri-Naturä. Es iii/alles in der Schöpfung ergrif
fen worden und zum Wefen kommen. alfo viel als Eigenfchaften zur
felben Stunde im Rave der Natur find offen gefianden. als fich
die Ewigkeit hat beweget zur Schöpfung: und die Luft ift der Griff.
_-2 111

.
mit alien Gefialten »oermifchen »Gleichwie die Hiße gas dem Feuer.
aufgehet. alfo gehet die Luft aus dem Feuer und allen Kräften im
mer aus: darum ift fie unbeftändig. bald .erwecket eine Gefialt im
Centro Naturä den Griff derLuft. gar bald eine andere. und. ifi_
immer ein Ringen. Siegen. und 'bald untenliegen. bald oben.
47. Die ganze Tiefe zwifchen Erde und Sternen ifi wie ein
Gemitth eines Menfchen; da die Augen bald etwas anfehen. und
einen Willen darin fchöpfen. und zum Wefen bringen. etwan nur
mit laufenden Gedanken. etwan auch in ein ganz Wefen. daß
Maul und Hände zugreifen. Alfo ift die Tiefe auch wie ein Ge
uhüib. bald vergaffet. fie fich an einem Sterne. bald am anderen.
Und die Sonne ifi _König und das Herz der Tiefe. die leuchtet und
wirket in der Tiefe. und machet alfo 'einLeben in der Tiefez gleich
wie das Herz im Leibe ift. alfo ifi auch die Sonne in der Tiefe.
und die andern fechs Planeten machen die Sinne und den Verfiand
inder Tiefe. daß es alles zufammen ifi als ein lebendiger Griff.
Dzas verfiehet ihr am Viehe. welches feinen Geift hierinnen fchöpfet.
fowohl an Vögeln. und auch. wir Menfchen nach dem adamifchen
Menfmen. Aber diefes Regiment und Griff hat nicht göttlichen
'* Verfiand und Witz. denn es hat Anfang und Endez was .nun An
fang und Ende hat. das ifk nicht geifilich oder göttlich. fondern na
turlich und zerbrechlich. wie ihr am Winde fehet. wie bald er an
einem Orte erwecket wird. und fiä) auch bald wieder legt. bald .am
andern. und fo fort. . '
48. Auch fo ift das Geftirn urfache aller Win. Kunft und
Lift. auch eine Urfache aller Ordnung und Regiment diefer Welt.
unter den Menfchen nach dem Falle. 'und auch unter den Thieren
und Vögeln. auch ifts eine Urfgche und erwecket alle Kräuter und
Metalle. _auchBäume. daß fiewachfenz denn in. der Erde lieget
alles das. was das Gefiirn in fich hat. und das Gefiirn zündet die
Erde an. und i| alles zufammen ein Geifi. ein Regiment. den
heiße ich das dritte Principium: denn es ift das dritte Leben in
Gott. das erweckte Leben. und nicht ein ewigeszl denn in diefem
Leben follen nur die großen Wunder. fo im Centro der ewigen
Natur liegen. ins fichtbare Wefen gebracht werden; welcher Figur
ewig bleibet. aber nicht _in den Effentien. die gehen alle wieder ins
Aetherz wie es war vor der Schöpfung. alfo wird es wieder am
Ende. Aber “es bleibet alles fiehen von diefer Welt in der ewigen
Natur mit feinen Farben und. Gefialt. gleich einem gemahlten We
fen. fonfi hätten die Kreaturen. als Engel und Menfchen. welche
ewig find. keine Freude. *
.*
49. Alfo werden fie alles mächtig fein. und wird doch ein
Grünen. Bliihen. Wachfen fein. aber ohne Erkenntniß des Grim
mes und des Feuers: denn die Effentien find nicht mehr ein We
fen. darum giebts kein Feuer z das Feuer ift eine ewige Finfierniß.
_ 112
eine Nagunginzficl) felber. und das heißer der ewige Tod. davon
die Schrift an allen Enden zeugetz und halts für keinen Tand.
denn es ift wahr. wir reden treuliih. was wir erkennen in unferer
Mutter Schooß, .

Das' 8. Kapitel. . i

Daß außer diefem irdifchen Leben noch ein an


der Leben in_ uns fei.

Wie nun ein Leben und geifilich Regiment in der Tiefe diefer
Welt an allen Enden ift. daß alfo alle Kreaturen gleici) als wie in
einem Leibe befchloffen find. der ihnen Leben. Nahrung. Witz und
Kunfk giebt in allen Gefchlechten. in Menfmen. Thieren. Vögeln.
Fifchen. Würmen. Bäumen und Kräutern. einem jeglichen nach fei
ner Effentien Art; alfo ift noch ein Leben in diefer Welt und au
ßer diefer Welt. in der Ewigkeit. welches der Geift diefer Welt
nicht ergreifet. das hat alle Eigenfchaften diefer Welt in fich. aber
nicht in fol>)en entzündeten Effentien. denn es hat kein Feuer: wie
wohl es doch ein mächtig Feuer hat. aber es brenner in anderer
. Quali. als im Begehren. Es ifi fanft und lind. ohne Wehe: es
verzehret auch nichts. fondern fein Geift ifi Liebe und Freude. fein
Feuer macht Majeftät und»Glanz. und das ift von Ewigkeit im
mer gewefen. Es hat keinen Grund: es hat fein Wachfen und
Blühen. aber nicht aus folcher Erde. und ift doch Erde. welche ich
in meinem ganzen Buche die Wefenheit heiße; denn es ift der ewige
Leib. ohne einigen Mangel. Es ifi keine Roth. Jammer oder
Elend darinnen. man weiß nichts davon. es ifi auch kein Tod.
Teufel oder Zorn darinnen erkannt. fondern ftehet alles in der Fin
fkerniß im erfien Principio verborgen.
2. Und diefe Welt. verftehe die englifclje Welt. heißen wir Tec-g
narium Sanctum. und ganz recht alfo. Obgleich die lateinifcije z
Sprache nur die Dreizahl damit verfiehet. fo degreifets doch die Na
turfprache zufammen als Einen Leib; denn gleichwie dieß Princi
pium diefer Welt alles zufammen nur ein Leib ift; alfo ifi Gott.
Himmelreich. Engel. Menfch und Paradeis mit allem himmlifmen.
göttlichen Wefen und Eigenfchaften. alles nur Ein Leib. der heißer
zufammen Gott. Majefiät und Ewigkeit. Denn die Majefiät ift
deffelben Leibes Limt. und der heilige Geift ift feine Luft und Le
bensgeiftz aber die Kreaturen haben ihren eigenen Lebensgeift
.,-> 113 *

aus fich felber: denn ein jeder Engel und Menfch ift gleichwie der
ganze-Gott. . _ . ,
3. Er hat in fich auch die Dreizahl. und der heilige Geift ge
het in ihm auch aus. .gleichwie ihr fehet im Gleichniß ein glühend
Elfen: das Eifen bedeutet die Kreatur. das Feuer darinnen bedeu
tet die Gottheit. die Hitze des Eifens der Kreatur eigenen Geift.
die Luft aus der Hiße. welche keine Quaal hat. bedeutet den heili
gen Geift. -
4. Alfo geben wir euchdiefe hohen Dinge in großer Einfalcgenug
zu erkennen: will nun Jemand blind fein. dem helfe Gott; und können
euch alfo mit rechtem Grunde darfiellen. was der Menfcl) vorm Fall
gewefen ift. und was erimFall worden ift. und was er in der neuen
Wiedergeburt _wieder wird. und was er nach diefem Leben fein wird.
- Denn wir wiffen. was er im Tode und im Leben ift. und wiffen auch.
was er in der Hölle ift; und folches nicht aus unferer Witz. welche grö
ßer fei_ als aller Lebendigen. fondern in der Mutter Schooß. in der
.Mutter Geift. Jch bin todt und als ein nichts. fo ich alfo rede
und fchreibe. und fchreibe nicht aus mir felber. fondern aus der
Mutter. aus ihrem Wifien und Sehen; und da ich doch lebe. gleich
allen Menfchen. in Angft. Mühe und Arbeit. in Furcl)t und Schrek- -
ken. in Anfechtungen als alle Menfchen: denn ich habe auch Adams
Pelz an. und lebe in der Hoffnung Jfraels.
5. Alfo wiffet nun: Auf diefen Bericht ift unfer Vater Adam
im Paradeis im Leibe Gottes gewefen. und ifi ausgangen in den
Leib diefer Welt. _in das Regiment der Sterne und Elemente. die
_haben nun* den Leib und auch den Geift gefangen. bis auf die
arme Seele. die ift in der Wurzel diefer Welt. zwifchen Himmel
und Hölle. Die Hölle und Zorn hat fie an die Finfierniß und
Zornquall hart angebunden an eine fefie Kette. die heißer Centrum
Natura: aber Gott ift-ihr wieder zu Hülfe kommen und ifi Menfch
worden. und hat die menfchliche Seele wieder in feinen himmlifcl)en
Leib genommen und wieder an fich. an Chrifto. veft_ angebunden.
Alfo fiehet die Seele in Mitten. unten im hbllifchen Feuer. und
oben in Gott im Himmel; wo fie nun ihren Willen hinfchwinget
und fich hin ergiebt. da ift fie. deß Knecht ift fie. aus der Hölle
ift kein Wiederrufen. -
6. Du große Hure zu Babel. haft du nun göttliche Gewalt.
*fo hilf dir felber und uns! Allhier befiehe dich mit deinen Träu
men! Kannft du. fo reiß die Kette. als das Centrum Naturä. ent
'zwei. Aber es heißer. ihr müffet neugeboren werden. das göttliche
Feuer, muß in euch entzündet werden. gleichwie ein Elfen glühet.
denn greifets der Bauer mit feinen Händen wohl nicht an. alfo
.aueh der Teufel die Seele ni>)tz denn er verbrennet fich. er hat
Finfterniß: fo er ans Licht käme. fo dürften wohl feine grimmigen.
neidifchen. böfen Stücke gefehen werden. er fchärnet fich deß. und
17. " - “ 8 - '
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verkceua)t fich in die ,Finfterniß. wie Adam und Eva hinter die
Bäume; der Biffenfchmecket ihm nia)t. er reucht nicht gern folci)
Feuer. denn es ift fein Gift. Wüßte er ein Bißlein oder Fünklein 4
folches, Feuers in feinem ganzen Haufe. er litte es niei)t. oder liefe
felber daraus. wie er denn aua) vom Menfann fliehen muß. wenn
das Feuer Gottes mit der neuen Geburt in ihn kommt. Owie
zaghaft und matt wird er. wenn die Seele anfänger fein Schloß zu
fiüreneni Wie hundert taufend Lift erdenket er. daß er die Seele
vom Sturm ableite! O! wie fa)meia)elt er. und ftreuet der Seele
Zucker auf. und miffet ihr große Heiligkeit zu. als habe fie gött
liche Gewalt. fie fei kein Sünder mehr. bis er fie möa)te auf die
Zinnen. des Tempels bringen. daß fie fich erhebet. O wie fazüret
er zu! Welche gute Gefellen führer er ihr zu. bis die guten Ge
felien anfahen. von eigener Heiligkeit-hund Macht zu fpielen. wie
die antichrifiifan Kira)e' zu Babel nun lange gethanz hat. Diefe
Zeit hat der Teufel Friede. Niemand fiürmet ihm die Hölle. und
er kriegt gute feifie Braten. die fa)icket er zu S. Petra miteinem
guten Paßport: wo nun Petrus im Abgründe ifi. fo wird er fie
wohl lefen; ift er aber nicht da. fo liefet fie der große Fürfi Luci
fer. dem dienet fie wohl. .
7. O lieben Kinder. fehet boa) nur. in was Elend'wir gefan
ge_n liegen. in welaier Herberge wir daheim find: denn wir find
vom Geifie diefer Welt gefangen. er ift unfer Leben. er nähret rind
führer uns. er regieret in uns in Mark und Bein._in Blut und
Fleifch; er hat unfer Fleifa) irdifa) gemacht. daß wir alfo im Tode “
gefangen liegen. wir fchwimmen im Waffer bis ans Maul. wie der
Prophet David faget: das Waffer gehet mir bis an die-Seele;
große Farren haben mia) umgeben. ich wohne unter Nattern und
Draa)en. Pf. 69. 2. und 22. 13.
8. Aa) du jämmerliches und elendes mühefames Leben. wie
bifi du alfo tobt! Sa)wimmeft du doa) nur im Waffe-r in einer
Hand voll Blut. und fiolzirefi aua) alfo? Was ifi nun deine
Saninheit. deine Pracht. Ehre und Gut? Betracbte dich doa) nur.
fuclje dich. und finde dich. gehe aus diefem gefährlichen Leben. von
den Nattern und Schlangen. in ein ewiges! Haft du das doa) in
voller Gewalt. Wer *anders lehrer und redet. der redet aus dem
» Teufel. welcher nicht wiil gefiehen. daß der Menfa) Maan habe.
Gottes Kind zu werden; da doch die Sanift faget. Gott hat den
Menfmen in Ehrifio Maait gegeben. Gottes Kinder zu werden.
Joh. 1. 12, Und Gott will. daß allen Menfa)en geholfen werde.
1. Tim. 2. 4. und du bift nicht ein Gott. der das Böfe will.
oder dem gottlos Wefen gefalle'. Pf. 5. 5. und wie Hezeanel K. 18.
23. So wahr ia) lebe. ich begehre nia)t den Tod des armen Sün
ders. fondern daß er fich bekehre und lebe.»
9. Denn es ifi kein anderer Wille in Gott. als felig zu ma
115 --'

chen. was verloren ifi. darum foll kein Menfcl) verzagen. Dennfo
fich der Seelengeifi recht erhebet. fo ift er fiärker als Gott. und
überwindet Gotcz denn der Zorn ift auch Gottes. 'und ift Gottes
größefie Macht. die *überwindet erz er ift fiärker als der Hölle.
Vgl-und. er kann Berge verfehen ohne Sturm. nur mit feinem
illen. * ,
- 10. Denn durch den Willen hat. Gott Himmel und Erde ge
fchaffen. Und ein folcber mächtiger Wille ifi auch in der Seele
verborgen. und fchwimmet nun da im Elende“. in großer Unmacht.
im Sinken des Todes angebunden. und lciffet fich fiihren als eine
arme gefangene Kreatur aus einem Schlamm in den andern. Jet
fielet fie der Teufel in diefem Pfahl. bald in einem andern. und
und fiehet aus wie ein beflecktesTuch. voll Unreinigkeit: alle Sterne
fchiitten ihren Gift in Leib und befudeln die arme Seele; fie muß
fich mit allen Thieren laffen befudeln. der Leib friffet der Thiere
Fleifch. damit wird die arme.Seele bekleidet.
11. Weißt du. warum Gott den Juden ehlicl) Fleifcl) verbot?
Zirnde ihr Fettes an. undbetraehte ihre Eigenfchaft. fo fieheft du
es. Die arme. Seele ift ein Feuer. das da brenner; wenn nun
eine folche Eigenfchaft *in der Seele Feuer kommt. was rneineft du.
- ob Gott allda innen wohnen werde? Darum [ehret uns Ehrifius
und faget: _Seid nüchtern und mäßig in Effen und Trinken! Wa
chet und betet. denn euer Widerfawer der Teufel gehet umher als
ein briillender Löwe. und fuchet. welchen er ,verfchlingen möge.
1. Petxß. 8.
12. Alfo fehet ihr. wie wir in einem dreifachen Leben ftehen.
Die Seele fiehet auf dem Abgrunde zwifchen zweien Principien. und
ifi* an beiden angebunden. und der Leib ift bloß in diefer Welt. der
lebet ?vorn Geifte diefer Welt. darum fuchet er auch nur Freffen
und Sau/fen. Macht und Ehre. denn er gehöret in die Erde. und
fraget wenig nach der armen Seele. welche *aus der Ewigkeit ift.
So follen wir nun den Leib zcihmen. ihm nicht Raum laffen. feine
Begierde, dämpfen. nicht füllen. wenn er will. fondern nur zur
Nothdurft. daß er nicht ein geiler Efel werde und den Teufel zur
Hexberge einlade. z
13. Die arme Seele foll wachen und beten. und fiets ihren
Willen in Gottes Willen fehenz fie foll dem Leibe nichts zulaffen.
fie habe fich denn zuvor Gott, ergeben: fie foll an aller ihrer Macht
keinen Gefallen haben. fondern fichfnur bloß in Gott werfen. als
wäre fie unmächtig und vermbchte _felber nichts. da fie doch fiark
ift. Sie foll ftecs aus fich felber ausgehen. aus ihrem natürlichen
Willen. und in Gottes Willen fallen. fo kann ihr der Teufel nichts
anhaben.
14. Es thut dem Leibe wohl fchmerzlich wehe. daß fein Wille*
und Begehren gebrochen wirdz aber es hilft nicht. ewig ift lange.
8*
--
116 -
der-Leib hat nur eine kurze Zeit. fo fähret er heim in feine Mut.
ter.»und weiß nicht. welchen Augenblick der Tod kommt. fo muß
der Leib fort in feine Mutter: alsdann läffet er die arme Seele
hinfahren. wo fie hin kann) er iff gar ein untreuer *Nachbar mit
der Seele.

Die rechte offene Pforte. . .


Wie fich ein Menfch fuchen und felber finden kann.
Woher er feinen Anfang habe. und was er endlich
* wieder werde.

15. Siehe Menfch. betra>)te dich. was du von deinem An


fang biff. und was du in deinem Ende wieder wirft. fo wirfi du .
gewiß finden. wo du -daheim biff. in welcher Herberge du gefangen
liegeff. Auch wirft du finden. wie du zugleiä) ein Menfch und ein
Thier biffz du wirft den fchweren Fall wohl fehen. ift aber ein
Fünklein aus Gottes Licht in dir. denn kein Thier begreifet das.
denn es urfiändet nur aus dem Leben diefer Welt. Und darum
erkennen wir. daß noch ein ander Leben in uns ifi. in dem wir
den Grund diefer Welt erkennen. Denn wenn wir aus dem Leime oder
Erde diefer Welt wären. fo wären wir Leim und Erde wie ein Vieh. das
keinen Verfiand hat. wir könntennicht den Grund diefer Welt erken
nen; denn ein Topf kennet nicht feinen Töpfer. und ein Werk den
Meiffer. alfo- erkennet auch das Vieh nicht feinen Meifier. es
hat auch keine Begierde nach ihm. denn es weiß nichts von ihm)
feine Begierde iff nur. fich zu füllen. nähren und mehren. wie das
Centrum Natura an ihm felber ift. welches keinen Verftand vom
höhern Wefen hat. Denn es hat feinen eigenen Griff. das es le
bet undwächfet. und dann fich wieder verzehret. und das thuts
einmal als das andere; denn ein folch Wefen iff das Band der
Ewigkeit. welches Natur heißer. f_ -
16. So haben wir Menfchen noch eine höhere Wiffene und Er
kenntniß. denn wir können allen Dingen ins Herz fehen. weß We
fen und Cigenfchaft es fei. Auch fo haben wir noch ein ander
Sehnen und Begehren nach einem andern Wefen 'und Leben. wel- »*
ches nicht thierifch und vergänglicl) iff. und auch nicht elementifci)er
irdifcher Speife begehret. _
17. So erkennen wir nun. daß ein jedes Leben begehret fei
ner Mutter. daraus es urfiändet. und darinnen es fiehet. als uns
zu erkennen iff. daß ein jedes Leben begehret das Befte. fo in fri
nem Centro ift. als das Herz oder Oleum. in welchem das Feuer
brenner. und das Leben offen fiehet. daß es ein Leben ift.
18. „Denn ein jedes Leben ift wie ein Feuer. und ift doch auch
-- ' 117 -
die Quaal des Feuers nicht das rechte Leben, fondern die Tinctur,
welche aus dem Feuer urfiändetz die ift eine liebliche Wonne, und
ifi die Freiheit der Natuq denn die Natur fiehet in großer Angfk,
und zwinget fich fo hart mit Begehren nach der Freiheit, bis fie
die erreichet: und wenn fie die erreichet, fo ift dieNatur eine Schärfe
in der Freiheit. und will immer die Freiheit in fis) freffen„ daß
fie mömte ganz- zu einer Freiheit werden, undkann doch nicht, je
mehr fie fich ergrimmet- und erhebet nach der Freiheit, je größer
wird die Tinctur der Freiheit; alfobleibet die Natur ein Feuer, und
die Freiheit ein Licht; was die Tinctur bauen das friffet das Feuerj
denn die Tinctur rnachet Wefenheit, ihr Centrum* ift fanft„ und
i| ein Sinken, gleichwie das Feuer ein Auffteigen.
19. Weil aber das Liäjtj als die Tinctuc, (Wefenheit machet
in“feinem Sinken, daß es eine Wefenheic gleich_ dem Waffe-r in dem
Lichte ift, und doch nicht Waffer, fondern folcher Geifi und Quaal,
fo friffet das Feuer diefelbe Wefenheit in fiäi- und davon erlifchet
fein Grimmj und fieiget auf* in der Wefenheit, und brennet gleich
als "ein Feuer im Oele: und das ift das rechte natürliche Leben al
ler Kreaturen und heißet Tinctur.
20. Nun ift aber dieß Leben zerbrerhlich. denn es anfänger
fiel» und' fiehet nur in vier Gefialcemq als in Feuer7 Luft, Wnffer"
und in der Wefenheit: welche Leib ift: und befcheiden wireuch noch
eines in diefem Tinrturleben, als ihr das natiirlich fehet, das aus
jedem Feuer eine Quaal ausgehet„ als Luft* das iii alfo gefialtet:
wenn das_ Feuer die Wefenheit in fich mit Gewalt friffet und an
zeucht, fo fleucht die Wefenheit auch wieder-mir Gewalt aus der
Quaal des Feuers, denn fie ift alfo fubtil, daß fie das Feuer nicht
kann halten, und ift alfo ein Anziehen und Wiederfliehen: denn das
Feuer will mit- Gewalt das, Fliehende wieder haben, und ift ein im
merwcihrender Streit. .
21. Alfo fehet ihr das- und ift ganz offen, wie das Lebens
* feuer die Luft von fiel) läffet, denn fie will auch nicht in des Feuers
Quaal bleiben* fondern fleucht mit Meicht, und des Feuers Quaal
zen-bt die immer: wieder in fich: alfo wird das Feuer aufgeblafen,
fonft. erfiickete est und wurde finfierz aus denen urfacloen -greifets
alfo nach der'Wefenheit als Lufm denn keine Quan( begehret das
. Einfchließen des Todes„ und das heißet auch Tod, wenn das Leben
eingefchloffen ift. Weiter ift kein Tod 7 denn in der Ewigkeit ift
nie kein Tod gewefem wird auch noch keiner feinz fondern das man
den ewigen Tod heißet, ift eine Einfchließung der Tinctum *da die
Tinctur weicher als eine Figum fo bleibet das (Zentrum als der
Feuerquall in der Finfierniß, und quillet in eitel Grimmigkeit in
fich felber„ und wollte gern wieder die Tinctur erreichen, und hat
doch auch reine Mach-t, denn die Tinctur ift allein die Machtj wel
che das Feuer aufdlcifet. - - .
.. 118
22. Allhie befinnet euch der Hölle und des ewigen Todes. denn
alfo iii er; und verftehet. daß die Teufel die Tinctur der Sanft.
muth verloren haben. welche nun ein grjmmiq Feuerquall ohne We
fenheit find. denn fie haben keinen Leib. Und dann zum Andern
befinnet euch des Elements Waffer; wie ihr erkennet. daß es fich
im Geifie der Kreatur urfirinde. alfo auch in der Tiefe der Welt.
welche auch ein Geift ifi. und hat .ein folch Leben wie eine Krea
tur. Und dann zum Dritten befinnet euch. wie zweierlei Feuer find.
ein hihiges und ein kaltes; denn was die Hitze mit Anziehen thut.
das thut auch die Kälte. die malhet Waffer zu Eis. und machet
ihm einen fremden Leib aus der Wefenheit. die nicht fein ifi.
23. Alfo geben wir euch durch diefes hochtheuer zu erkennen
den Fall Lucifers. welcher alfo auch ins Eentrum Natura griff. in die .
herbe Matrirem. und erweckete diefelbe. daß fie die Wefenheit zu
fammenzog. daß Erde und Steine find werden. Sprichft du.
warum ließ Gott das zu? Er war ein Fürft und Thron der En
gel. und ward mit der erfien Schöpfung gefchaffen. darum weil er
eine Urfache des dritten Principii. verfiehet der Ausgeburt. war. fo
nennete ihn auch Ehrifius einen Fürfien diefer Welt: denn er hat-te
einen freien Willen. wie wir Menfcizen. -
24. Wir machen auch oft Werke. die wider Gott find nur
zu unferer Pracht und Ehre. wie man da an den großen Schlöffern
und Haufern fiehet: alfo wollte Lucifer auch als ein Gott und
Schi' fer fein; welches alles ware hingegangen. denn. das ifi nicht
fein all. fondern das ift fein Fall. daß er des Feuers Matricem
erweckte. und wollte über die Sanftmuth des Herzens Gottes herr
fchen. Das ift nun feine Hölle. und hat Gott diefelbe Hölle mit
dem Himmel gefangen. als mit der Waffersmatrirez“ denn der Lo
tus diefer Welt follte ihm im Feuer hrennen. fo bewegtefich Gott
zur Schöpfung. und fchuf. fo ward Waffer. welches feine grimme
Hölle gefangen hält; und das ifi die Urfache- des Meets und der
großen ..mer-gründlichen Waffer. denn an denfelben Enden ifi die Ma
trix Natura alfo hart im Feuer entzündet geftanden. und geben euch
dieß zum Eren-pet. _
_ 25. Seher an Sodom und Gomorra! Als derer Sünde* groß
ward. und der Teufel allda wohnete. und wollte alfo ein Reich allda
erhalten. fo ließ es Gott» gefchehen. daß der Fürft diefer Welt diefe
fünf Königreiahe mit Feuer und Schwefel anzündete. in welchen der
Teufel vermeinete zu wohnen; aber gleichwie der Teufel vermeinete.
allda Herr zu fein und eine Wohnung zu haben. alfo _gedachte Gott
ihm feinen Hochmuth zu brechen. und ließ an diefelbe Orte Waffer
kommen. und legte feine Pracht.
26. Und haben wir deß ein herrliä) Exempel. wie Gott für
feine Kinder. welche ihm anhangen. forget. denn als er fahe den
Grimm. führete er Loth aus Sodom. Und zum Andern habt ihr
-.- "1-19 -
diefes ein groß Exempel 7 daß, wenn Gottes Zorn angebrannt ifi,
wie ers feinen_ Kindern zuvor anzeigeh daß fie follen fliehenr wie
ers Abraham und Loth amejgete und fie hieß fliehen , alfo hat er
von der Welt her .gerhard Gen. 19.
q L7. Denn die Propheten waren anders nichts, als daß fie
Gottes Zorn ankirndigten und hießen die Kinder Gottes fliehen, wie
dieß an Ierufalem und am jüdifchen Volke genug zu fehen ifi, und
-" von der Welt her bei allen Völkern immer gefchehen ift. Dar-urn
mache fich Niemand blindf und denke nur eben, was folche Anzei
gung und Offenbarung bedeute, fo *irc der Welt fürgefiellet wird:
es iff die Zeit des Untergangs des Drache-ns mit der Hure zu Ba.
bel, die foll hinunter in Abgrund. Wer nun nicht fliehen will, der
fei doch gewarnet; wer ihr Mahleeichen wird vors Licht bringenf
der wird deß großen Spott und Schande haben, reden wir, als
wir follen. .
* 28. Die Morgenröthe bricht an, die Sonne wird bald aufge
hen: halts für keinen Tand, es ifi befchloffen und erkannt worden
im Ternario Sancto. Seher die Schriftoffeirbarung an, welche die
Sophifien lieber aus der Bibel wurfenz aber ihr Verfiand wird bald
grünen: dann fiehen die Krämer des Thierry und der Hure in gro
ßen Schandenxund wird Niemand ihre Waare mehr kaufen.
L9. Es zerbricht die Hure kein Schwert, fondern ihr eignet
Mund erfiicket fie, denn es find nur Läfierungen und Lügen dar
innen, und da fie doch erfcheineh als wäre fie Gott. Darum fagen
wir, es habe ein jeder Acht auf feine Sachen, hebet eure Hauptei
auf, wie Chriftus fpricht, denn -die Zeit eurer Erlöfung ift nahe.
Luk. L1„ L8. Ihr feid mit Waffer getauft, aber der mit dem heiligen
Geiff kaufen wird„ _und mit Feuer feines. Zorns, ifi fchon auf der
-Bahn, blendet euchnur nicht. Joh. 1, L6, L7,
Z0. Alfo verftehet uns recht von des Menfmen Leben, wie wir'
ißt haben bemeldet. Diefes ißt bemeldete Leben ifk im Viehe ein
fach, denn es urffändet nur im Principio diefer Weltf in Matrice
Natura» welche allentfhalben ein folcher Geift ifi, und ein folch Le
ben in fich felber: und im Menfäfen zweifachz denn der Menfoh
hat auch das Leben diefes Principii in fich, erhbegehret aber noch
ein ander: Leben, .das da höher und beffer ifi als diefes, Wo nun
ein Begehren ifi, da i-ft eine Mutter, die das Begehren felber ifi,
denn kein Begehren kann fich felber maänn, es muß aus feinem
Willen entfpringen, und, der Wille aus der Tinctuc- welche des
-Willens Leben ifk.
31. Alfo wiffen und gründen wir, daß in der Tinctur des
Principii diefer Welt, als im Leben diefer Wein noch, eine andere
Tinctur ift: deß haben wir eine Erkenntniß in uns felber; wäre
keine »andere Tinctur- fo begehrete das Leben nicht mehr. Wir
können aber nicht -fagem daß das äußerliche Leben etwas _mehr be- ,

Ü.
-- 120
gehret: das begehret nur feiner Mutter. als des -Principii diefer
Welt. denn es ift nur auch 'ein Geifi darinnen; denn kein Princi- :
pium begehret ein andres.
Z2. Ein Principium ift ein,eigen Leben. und hat fein Cen
trum zur Natur. und .darum heißen wirs Principium. daß ein ganz
Regiment darinnen ift. als wie in der Ewigkeit; das nichts Höhres
noch Mehreres begehret. als nur dasjenige. was in feinem eigenen
Centro mag erboren werden: wie ihr dieß am Himmel- und Höl
lenreith gutnachdenken -habet. denn der Himmel begehret nur gött
liche Wefenheit. und die Hölle grimmige. mörderifwe. feurifche.,
herbe. hochfliegende.-hartgebärende. und was des Zorns Eigenfthaft
ifi im Feuer. -
33. Alfo dennoch 'ein Begehren in uns ift nach dem höchften
Gute und nach der* Ewigkeit; fo ift daffelbe Begehren aus dem
ewigen und höchfien Willen. aus dem höchfien Wefen. und fein
Leben ift aus der höchfien Tinctur: denn wo ein Begehren ift. da
ift Feuer. denn das Feuer begehret Wefenheit. daß es zu zehren
hat. und kann doch felber keine Wefenheit machen; fondern es ma
chet diedTinctur. und die Tinctur maci)er die Wefenheit. wie oben
demeldet worden. z
"34, Nun ift die Tinctur eine Kreatur. denn fie hat Leib. ob
wohl nicht faßlici). noch ifis eine Wefenheit. und ift der Verfiand
in der Tinctur. denn fie ift ein Ringen mit dem Feuer. und fleuchr
vorm Feuer. und kann doch auch nicht. denn das Feuer gebieret fie
und zeucht fie immer wieder in fich. und fie reißet immer mit der
Wefenheit aus dem Feuer. und ifi eine Gefialt wie der Menfcl)
Odem holet. '
35. So geben wir euch nun recht zu erkennen: Jhr fehet. wie die
.Tinctur fcheinet. und in dem Scheinen ift kein Bewegen. fondern ein
fieter Glanz. und ift doch alle Kraft im Glanze wie in der Tinctur. und
ifi eine ewige Stille. und die Tinctur ift das Bewegen. und auch das
Leben; alfo verfiehet uns recht und hoch. denn es ifi der tiefefte Grund
im Himmel. Das andre Begehren im Menfmen nach dem höchften *
Gut ift die Seele. denn fie _fiehet in der ewigen Mutter. denn ein
jedes Begehren urfiändet aus feiner Mutter: fo ift dieß ein Begeh
ren der Ewigkeit. und nicht der Ewigkeit. fondern der Tinctur der
Ewigkeit. und der Majefiat als des Glanzes in der fiillen Wonne.
- wie ihr bemeldet. So nun ein Geifi in feiner Mutter ift. fo be
gehret er nicht heraus. 'er will auch nichts mehr. als nur was in
der Mutter ifi. was in feinem Centro ift. Nun finden wir aber
und verftehen das in unferm Gemüthe. daß die "Seele aus diefer
Mutter will. darinnen fie ihr fiehet. und nicht allein diefesz fie be
gehret ihrer Mutter Haus. als ihre eigene Tinctur. und die Maje
fiät und die ewige Ruhe aus der Tinctur.
36. Alfo finden und gründen wir. und habens in .wahrer Er
-n 121 -
kenntniß. daß die arme Seele im Geifte und in der Tlncturdiefee
Welt gefangen liegt in einer fremden Herberge. und hat nicht ihr
Licht der Majefiät. Denn hätte fie das. fo ruhete fie und begeh
rete nichts mehrz und finden wir. daß fie im Tode gefangen lil-get
in großer Unmachtz denn hätte fie ihre Tinctur. fo fchiene die Ma
jeftät in ihr. in der fie ein Kind Gottes ift. '
37. Alfo. fagen wir. ifi die arme' Seele Adams vom Geifie
und Principle diefer Welt gefangen worden. und hat die Tinctur
diefer Welt in fich genommen. da denn alfobald die Majeftät und
Glanz Gottes ift in feinem Principio ftehen blieben: denn die Seele
feste ihren Willen mit dem Begehren in Geift diefer Welt. und
ging felber dareinz alfo fchloß Gott_ den Himmel in der Seele zu.
daß fie feine Majeftät nicht mehr erkannnte: da war Jammer und
groß Elend. eine ewige Kreatur gefangen zu fein in einerrßandern
Principio. in einem andern Centro. ' '
' 38. Allhier wurden der Seele die fieben Siegel vor das' Buch
des ewigenLebens gefchloffen: denn ihres Lebens Centrum war zu
gefchloffen und im ewigen Tode gefangen. fie konnte keine Gefialr
ihres Lebenscentri mehr regen z. fie lag in der Hölle wie ein 'Tod
tenbein. der Drache hatte fie im Rachen. denn fie war im Haufe
des Elends. da war Niemand. der helfen konnte. kein Engel. kein
Thronfürfi. keine Kreatur. und konnte ihm der Seele Centrum auch
nicht helfen. denn ihr Feuer war erlofcl)en. Der Geift diefer Welt
hatte es in fich gefchlungen. denn der Seele Willen war in den
Geift eingegangen. und hatte, fin) einvermählet; er war in, einer
andern MutterFais es noch heute ift. So nun* die Mutter-diefer
Welt wäre zerbrochen. als fie denn zerbricht. fo wäre die Seele im
ewigen Tode. in der Finfierniß geftandeit: allhier war der Rath
gar aus. die fchöne Kreatur war vom Reiche der Hölle gefangen.
die rriumphirte darüber. .

Die hochrheure Pforte. *.*“


Z9. Allhie war_ in der ganzen Gottheit kein Rath. es würde
denn das ewige Wort und Herz Gottes ein Menfch. und ginge ins
dritte Principium. ins menfchliche Fleifch und Blut ein. und nähme
eine Menfchenfeele in fich. und ginge in Tod zu der armen Seele.
und nähme dem Tod feine Gewalt. der die Seele gefangen hieltz -
und der Hölle ihren grimmigen Stachel. welcher in der atmen
Seele alfo flach; und führete die arme Seele aus -dern Tode und
aus der Hölle in fich felber aus.
40. Und fehet ihr allhie. nachdem das Wort Menfch gewor
den. hat fich derfelbe Menfcl) laffen ans Kreuz hängen. und ift am
Kreuz in Tod eingegangen: verftehe. der neue. lebendige Menfch aus

r_ -
-- 122 -
,_
Gott geboren ging in Tod und in Abgrunde und zerbrach den Tod
in der Seele. und eröffnete das Centrum der Seele; denn er brach
alle fieben Siegel des Centri Natura, daß die Seele wieder eigen
mächtig* ward, denn er ziindete wieder an das göttliche Feuer in der
Seele, daß die Seele wieder aus ihrem eigenen Feuer die ewige
Tinctur erreichete. ,
41. Allo kam fie wieder in *ihre erfie Mutter, in Kraft und
Maieftäm und der alte Adam hing am Kreuz als ein Fluch allen
Teufeln zu Spott. Da mochten fie nun mit maaien, konnten fie
viel, als fie denn gefchäftig waren bei den Sophifien und Antichri
ften, den Pharifäern: da liefen die Teufel nun mit_den anderen Li
fien “zu Winkel, und verdecketen die Auferfiehung durch die Dra
rhendienem die Pharifäec, welche doch wollten Gottes Diener feim
und dieneten aber dem Teufel in feinen Lugenz wie noch heute ge
fchiehen da man den Tod und die Kraft Chrifii einfchleußt und
verleugnet. ' * *
42. Diefes Kreuzhängen i| anders nichts„ als _wie die Seele
auf dem .Kreuze im Centro Natura urfiändet aus dem ?oi-do [10
rninj, da der Name der Dreizahlfiehet. Alida hat fich' das Wort
des Vaters beweget, und i| in die Menfmheit, wie vorn von der
Jungfrau gemeldew eingegangen, und ift auf dem Kreuz in der
ewigen und irdifGen Jungfrau Menfch worden, und hat den alten
Menfchen fammt alien Teufeln und ihren Hochmuth auf dem Kreuze
fchaugetragen, und den Tod am Kreuze erwiirget, und durch ihn
durchgebrochen, und alfo den adamifckyen Menfchen mit Fleifcl) und
Blute im Tode fchaugetragen, und von ihm alle Jrdigkeit gewor
fen, und mit Gewalt durch den Tod ins Leben braait: alfo ift er
in Gott neugeborem und fißet auf dem Regenbogen auf der We
fenheit und Farben der Ewigkeit, in der Kraft der ONajefiätf und
ift ein Herr Himmels und diefer Welt, und ein Ri>7ter der Höllm
und eine Macht fiber den Tod.
43, und habt ihr diefe-s einen gar gerechten Grund: die ihr
in Ehrifio wiedergedoren werdet: daß gleichwie Chrifius feinen Leibf
den er in Maria feiner Mutter empfing 7 *beides himmljfch und ir
difch, wieder aus dem Tode führete, und nur die irdifäfe Quall, als
den Geift diefer Welt, von fich warf: alfo mfiffen auch unfere Lei
ber in Kraft der Seelen, welche in ihm find, das ift in feinem
Worte und Herzen, welches überall i|„ am lehren Tage wieder her
vorgehen, und nur diefe Qual( und Geifi von fich werfen.
44. Denn in *dem ganz nerderbten Leibe fiehet keiner auf,
fondern in Chrifii Fleifch und Blut: aber der verderbte Geifi, wel
cher' in der irdiiaien Matrice in ihrer Tinctur bleibet, ioll vor Got:
tes Gericht erfcheinen am Ende derTagm-und wird allda die Sen
tenz und urtheil vom Richter* Chrifio» gefprowen werdenz und als
k *-123,-
dann nach dem Spruche gehet alles in fein Aether: denn diefes
wird der Geift Gottes. der die Welt frhuf. erequiren.
45. Daß ich aber nicht abermal falfche Deuter kriege. die die
fen Text verfälfwen. wie mic der Geifi zeigetz du follfi: wiffen. daß.
wenn die Seele' irn/Wort und Geifie Ehrifti neugeboren wird. auc!)
noch in diefer Zeit. fo wird auch die erfie Wefenheit. als der Seele
innerer Leib., den Adam im Paradeis hatte. aus der ewigen Jung
frau. in welcher er ein Menfcl) gefchafi-'en ward. neugeboren. und
krieget Ehrifti Fleifth. '
46. Diefer neue Leib. in welchem die neugeborne Seele fie- '
het. der fiecket im alten verderbten Fleifche. und ift unbegreiflich
und unfierblich: aber der alte Menfch vom Geifie diefer Welt em
pfangen. muß verwefen in der Erde; er gehet in, feine Mutter. die
wird ihn am leßten Tage mirffen zeigen und darfiellen: aber nach
der Sentenz Ehrifti gehet er ins-Aether. und ift nur als eine Fi
gur vor dem ewigen neuen Menfwenz' denn s folgen dem Men
fchen in derfelben Figur alle feine *Werke nax
47. Alfo auch die zur Stunde des lehren Gerichts noch leben.
denen fället auch der. alte Menfcl) mit Vergebung der Welt hin ins
Aether: denn es werden aller Gottlofen Leider in der Mutter dar
geftellet werden. als im Geifte diefer Welt. und werden die Seelen
ihre Sentenz hören; dann vergehen auch mit der Mutter ihre Lei
ber. und ftehen als eine Figur. und ihre' Werke folgen ihnen nach
in Abgrund. *

Das 9. Kapitel.
Vom dreifachen Leben. und vom Trieb und
ganzen Regiment des Menfwen in diefer Weitz
hoch zu betrachten.

Mir ift gezeiget. was der *Teufel im Sinn hat. als wie er
diefe werthen und hohen Schriften will verdecken: darum fehet euch
vor. ihr Kinder Gottes. gläubet den Soxhiften nicht zu viel. die
da fchreien: O Keher. Ketzer. Feuer ber! Es* ift nicht des heili
gen Geifies Stimme. fondern des Antichrifis und des Drachen:
denn diefe Schriften werden dem Teufel fein Rauchlocl) gewaltig of
fenbaren; und nicht allein diefes. fondern fie fiellen die Hure zu
Babel dar ganz offenbanials eine Hure am Pranger.
t -_ 124 -7 o

2. Darum. weil es den Mrnfchen des Geiffes diefer Welt


nur um den Bauch zu thun iff. daß fie nicht gern wollen ihre
Ehre und Gut verlieren. fondern viel lieber Gott und Himmelreich.
fo werden wir von der Hure durch des Teufels Trieb verfolget
werden. Da fehet euch vor. ihr Kinder Gottes. und fehet nicht
-auf das_ Hohe. das' Gewalt hat. fondern betrachtet eurer Seelen
Wohlfahrtz das laffen wir euch zur Lehe.
* 3. Chrifius fpricht: Niemand zündet ein Licht an. und ffecke-t
es unter eine Bank oder Scheffel. fondern fehet es auf den Tifch.
auf daß alle. die im Haufe find. davon fehen. Match. 5.15. Das
follen wir auch thun. und unfer Pfund. welches uns hochcheuer ge
geben iff. nimt in die Erde grabenz denn wir follen am Tage
Gottes Gerichts davon antworten. als uns der Mutter Geift zeiget.
4. Ins. daß die Erkenntniß diefes Geiffes mö>)te auf Jemand
fallen. der wird wohl erfahren. ivas das ift. wir dürfen keine Lob
briefe. Chrifius ifi unfer Brief. an dem gnüget uns. und darf
fich Niemand nach Meinem Namen nennen. Alle die wir Chri
ffum erkennen. die ziehen wir ihn an. und find alle feines Leibes
Glieder; wir nennen uns Chriffen und Gottes Kinder. und Brü
der und Schweffern unter einander.
5. So wir nun unfer Regiment unfers Lebens betrachten. fo
finden wir darinnen einen gewaltigen Streit. welchen der Teufel
mit der Seele heilt. und auch der Griff diefer Welt mit der Seele:
denn in dem Geifie diefer Welt iff auch ein Wiffen. zwar kein
göttlicher Verffand. aber es ift ein Wiffen in die Matricrm. als
ins Centrum Natura eingepflanzet. ' :
6. _Denn diefe Welt vor der S>)öpfung iff in der ewigen
Weisheit. als eine unficl)tbare Figur von Ewigkeit gefianden. und
die ift nun zu dem Ende als ein eigen Principium gefchaffen. daß
fie foll alle ihre Wunder und Werke zum Wefen bringen. daß fie
nach der Zeit erfcheinen in ihrer Figun r LÜfo iff ein natürlicher
Streit darinnen mit dem Menfchen. denn keine Kreatur kann der
Welt Wunder an Tag und Licht bringen. als der Menfch: darum
hat fich auch der Griff diefer Welt alfo fehr nach dem Yienfmen
gefehnet und denfelben an fich gezogen. daß er möge feine Wunder
in ihm erzeigen. daß der Menfch follte alle Kunfi und Sprachen in
ihm hervorbringen. darzu aus der Erde. arts den Metallen den
Griff und das Herz. als den edlen Stein leerpiciem kiiilogopiio
rum, welcher zwar felt Salamonis Zeit iff von wenigen erfunden
worden. aber doch ist am Ende' noch heller wird *erfunden werden.
als wir erkannt haben. . *
7. Denn wer unfere Schriften recht verfiehet vom Centro Na
turä. von feinem Trieb bis zur Dreizahl auf dem Kreuz.- und bis
zum Glanz der Majefiät. der kann ihn wohl in Metallen finden.
Es iff nicht fchwer. er lerne nur den rechten Eingang. fo hat er
1-1 125

das Ende nahe, davon wir allhie nichts melden follen, denn das
gehöret den Magie). welche Magi geboren find. .
8. Wir reden allein von der Natur Grund) und vom Geifte
diefer Welt) und zeigen euch diefes) daß der Geift diefer Welt rnit
einer folchen Inclinirung gefchaffen ift. daß er einen folchen natür
lichen Willen hat, fich mit aller Heimlichkeit zu offenbaren) wie das
vor Augen ift) was er gebauet hat, wie er ihm ein Regiment
und Reich auf Erden hat zugerichtet. Seher nur an den menfs).
lichen Lauf, vom höchften Stande bis auf den niedrigftem-diefe
ganze Ordnung hat der Geift diefer Welt fo gebauet) und Gott
hat das verhänget, denn Gott i| nicht ein Zerftörer, fondern ein
Erhalter. was feine Mami aufbauet) und hälts für feine Ordnung;
denn es wird nichts hervorbrawt) das nicht in der Ewigkeit geftan
den wäre.
9. Ihr müffets aber recht verftehen: Die Hölle und der Zorn
i| der Abgrund, und mifchet feine Wunder mit ein) als ihr diefes
fehet) wo ein guter Acker ift, und obgleich der Sämann guten „
Samen feier) fo wachfen doch Dorn und Diftel darunter; wie uns
denn Ehrifius ein folch Glelchniß vom Sämann giebet, da der Teu
fel Unkraut unter den Sarnen fäet. Match. 13x 24.* Wie nun
dieß im Menfmengemüthe ift) alfo ifts auch im Geift diefer Welt.
10. Ihr follet wiffen. daß alles böfe Unkraut von Dornen
und Difieln. auch von Schlangen) Kröten, böfen-Thieren und Wür
men feinen Urfiand von der grimmen Matrice hat. Denn in Zeit
der Scinüpfun ift alles) Vös und Gut) heroorgangen, ein jedes
nach feiner A? und Eigenfchaftz es ift in allen Dingen Böfes und
Gutesz und hat fich das Reich des Zorns gänzlich mit eingebildet)
darum ift die Frucht bbfe und gut) und follte Adam nicht davon effen.
11. Ich gebe euch dieß zu erkennen an den Früchten der
Erde) wie alles Bios und Gut unter einander fiehet) und hat jedes
feine Nußbarkeiß das Böfe fowohl als das Gute. Es fiehet alles
zu Gottes Wunderthat) und dienet dem Geifie diefer Weltz was
eines verderbet) das heilet das andre) und das ift auch Wunder.
12. Mehr fehen wir das große Myfierium an den Bäumen,
wiewohl die auch unterfchiedlicl) und vermifchet find, noch erkennen
wir die paradeififche Gefialt: denn fie tragen ihre Früchte auf Zwei
gen, und i| die Frucht ein andres als der Baumz der Baum ift
bitter) und die Früchte füß. Und geben wir euch dieß zu erken
nen) daß wir noch heute paradeififcl)e Bäume und Früchte haben)
wenn nur der Fluch nicht darinnen fteckte: das Paradeis ift dar
aus geflohenz und ift .die Frucl)t nun alle mit einander ein folch
Effen als der Apfel war) daran Eva den Tod fraß.
13. Und wiffet) daß fich das Reich des Zorns im Garten in
Eden mit eindrängete. welches einen Baum zeugete, welcher Frucht
trug als noch heute alle Bäumex welche wir effen. *
-- 126 . .
.. z - K

14. Allein diefes ift zu betrachten. daß dem Menfchen feine Frucht
nicht wächfet. er muß diefelbe pflanzen. wie ihr febet an allen Bäu
men. im Holz. und Hal-nen; und begehret der Menfcl; nicht gern
der Erde Effentien. es fei denn gar ein mild Kraut. fondern er
trachtet nach der andern Geburt aus der Erde. als nach dem Kerne.
So ifi das Obfi auch die andere Geburt von der Erde; daran wir
erkennen unfere Hoheit. '
15. Allein vor dem Fall hat das Paradeis durch alle Bäume
gegrünet. und durch alle Frucht. welche Gott dem Menfchenfchuf.
Als aber die Erde verfluchet ward. fo trat der Fluch in alle Frucht.
und war nun alles :Bös und Gut. in allem der Tod und das Fau
len. welches zuvor nur in dem einigen Bourne war. der da Bös
und Gut hieß; darum freffen wir an allen Früchten den Tod. und
herrf>)rt der Geift bös und gut in uns.
16. Es herrfchet der Geift diefer Welt in uns. und auch der
Teufel mit dem Zorngeift. und ein jedes erzeiget feine Wunder mit
dem Menfchen. Es ift ein großer Streit um des Menfchen Bild.
ein jedes Reich will das haben. Die Hölle im Zorne fpricht: Er
ifi aus Naturreäft mein. er ifi aus meiner Wurzel gezeuget. und
fiehet in meiner Wurzel. So fprimt der Geift diefer Welt: Ich
habe ihn in meinem Leibe. und gebe ihm Leben und Nahrung.
und ziehe ihn, auf. und gebe ihm alle meine Kraft und Wunder.
er ift mein! Und das Reich Gottes fpriclft: Ich habe mein Herz
daran gewandt. und habe ihn wiedergeboren: ec ift aus meinem
Reich ausgangen. ich habe ihn gefuchet und wiederfunden; er ifk
mein. er foll meine Wunder offenbaren.
17. Alfo ifi ein heftiger Streit im Menfchen und um den
Menfmen. Seher an feinen Wandel. was er thut; fein Begehren
fiehet vornehmlich in dreien Dingen. und das find drei Reiche. die
regieren ihn auch; und in welches er fällt. da liegt er. Er begeh
ret erftliclh Macht. Ehre und Herrlichkeit. daß ihn alles foll fürchj
ten und ehren. das ifi eben des Teufels Griff: alfo ift er auch ge
finnet. und dem thut er Genüge. fo viel er kann. Und dann zum
Andern fo 'begehret er Reichthum. Gut und Geld. viel zu freffen
und zu faufen. und wie er das auch krieger. darnach fraget er nichts:
das ift der Geifi diefer Welt. der begehret nur Hülle und Full..
,als ein Thier thut.
18. und dann zum Dritten fo begehret er auch das Himmel
reich. ächzet undwünfchet darnach. aber in großer Unmacht. und
fiehet immer im Zweifel. er feiein Sünder. Gott wolle fein nicht: den
noch feufzet er fehnlich darnach. und wollte gern felig werden; er
betet. und zweifelt doch auch; er hoffet und zaget; er hoffet der Ab
fiinenz und Erlöfung von einem Tage zum andern: er denket im
mer. morgen wirds gut fein. morgen wirfi du Kraft haben auszu
gehen in ein ander Leben. -- das treiber er immerdar.
* l
K

*- 127 *

19. Nicht reden wir alfozvon den Säumenfchenz welGei nur


im Dreck liegen, daß fie nimmermehr keinmal Abftinenz furhenz Ü
fondern wir reden vom armen Sünder zwifchen Himmel und Hölle,
welcher beider Trieb hat„ und- läffet fich dennoch halten.
L0. Nun fehet, was thut aber der Menfeh? Er folget allen
Dreien, er fuchet immer Macht und 'Ehre bis an fein Endez und
fuchet immer Geiz r Geld und Gutx Freffen und Saufenz und ob
er viel überlei hat„ fo hat er doch im Geiz. nicht genug/ er thut,
als follte er hie ewig leben. und dann zum Dritten fo eichzet er
ja: denn der armen Seele ifi fehr bange„ und fürchtet fich immer
dar vor dem Teufel und Gottes Zorm und wollte gern erlöfet fein;
aber die erfien zwei Reiche drücken fie niederf und fperren fie in ih
e ren Kerken daß fich manche arme Seele auch verwegetr und fich
in Abgrund fiürzet, und an Gottes Reich verzweifelt.
21. Man fpricht: derTeufel komme zum Menfchen in Engels
gefialtz und das ift wahr. Siehe, was thut er, daß er dennoch für
einen Engel und fromm ge_halten wird? Wenn die arme Seele fich
alfo unruhig erzeigew und dem Leibe oft den Tod und Gottes Zorn
unter die Augen fiellet, fo wehret er nicht, er läffet oft die arme
-Seele mit dem Leibe hinlaufen, in “Steinhaufem oder wo fie hin
will; am liebfien führer er fie in die Mauerkirchen, und fpricht
dann zur Seele, du bifi ja frommf du geheft gern in die Kirche.
L2. Was thuc er aber? » Wenn man in dem Tempel Ehrifii
lehrer von der neuen Geburt, fo feiet er andere Gedanken im Geift
diefer Welt in Menfchen, etwanfeinen Geiz, etwan wendet er ihm
die Augen auf Hoffart und fchöne Gefialt; etwan fänget er den
Geifi mit der Luft der Imagination gegen Männer und Weiden
nachdem er eines Gefchleclots ift„ und kieelt das Herz mit Brunfi,
etwan gar mit Schleife. -
L3. Wenn aber der Prediger ein Sophifi und boshaftjger Ehe
renrührer ifk. oder manchen um feinen Wohlverdienft guter Meinung
amtshalber firafet: o da thut der Teufel Thür und Thor auf und
kihelt das Herz„ und das Herz wünfchet noch immer mehrf immer bas„
das ift fein. Wenn nun derfelbe Menfci) aus der Kirche gehet, fo
kann man -alle Worte auswendig, und noch vie(_beffer„ was den
Leuten zur Schwach gehöret„ da friffet man fich eine ganze Woche
mit; der Teufel kihelt immer das Herz mit, es ift ihm lieber als
Gottes Wort.
L4. Siehe. das ifl! ein Teufel in Engelsgefialt, daß der Menfch
meinen wenn er nur in die Kirche läuft neben Andern, fo fei man
ja ein guter Chrifi. Aber wenn du nichts mehr als Spott und
Scherz* gelernet ha|„ und daffelbe den Deinen_ heimbrachtz fo hät
teft du beffer gethan, wenn du dich diefe Zeit hätteft in einem Mifi
pfuhle gefielen oder hätteft doch gefchlafen. fo hätte dir doch der
Teufel dein Herz nicht in der Mauerkirche verlehec mit Brunft
.*, - I

7-“ 128 *-

und Spotte. O wie 'einfeliger Schlaf ift das in der Kirche. fo


man in derfelben Zeit den Teufel ins Herz zu Gafr ladet! Beffer
gefchlafen. als in Brunfr geimaginiret. oder Läfierung eingefaffet.
25. O ihr Sophifieu. die ihr eure Predigt mit Lafferung der
Alten. die längft geftorben find. zubringet. die _ihr aus Neid und
Begierde _öfters fromme Herzen lcifiert. wie wollt ihr befiehen mit eu
ren Sclniflein. die ihr follet an grüner Aue weiden. und auf_
Chrifti Straßen führen zur Liebe. Keufchheit und Demuth. und
ihr fchüttet Läfierung in fie? Jhr wäretbeffer. mit eurer unbilligen
Lcifierung im Viehfialle als auf der Kanzel. fo verführet ihr doch
Niemand. f
26. Solche-s rede ich nicht aus Begierde. fondern thue. was ich
foll: ich fchmähe Niemand darmit. fondern decke nur des Teufels
Rauchloci) auf. daß man doch fehe. was am Menfmen ift. in ei
nem als im andern; er fei denn neugeboren. fo widerftehet der
Geifi dem Teufel. und ftößet ihn von fich.
27. Der andre Teufel ifi künfilimer als diefer. der ifi auch
alfo ein glinzender Engel mit Kühfüßen. Wann er fiehet. daß die
arme Seele zaget. und begehret Buße und Abfiinenz. der fpricht:
_ bete und fei fromm. thue einmal Buße; und wenn die Seele will
beten. fo fchlüpft er ins Herz. .und nimmt dem Herzen den Ver
fiand. und machet eitel Zweifel darinnen. als höre es Gott nicht;
er mahlet die Sünde dem Herzen vor. und fpricht: Morgen ifts ,
beffer. laß nur ab. du wirft ihr nicht erhöret. Da ftehet dann das
Herz. und zahlet die Worte des Gebetes. wie es etwan gelernet
hat. nach einander her. und der Teufel nimmt die Kraft vom_ Her
zen. daß die Seele nicht kann das Centrum Natura ergreifen mit
einem Mauerfiurm. wie Chriftus fpricht: Der Teufel nimmt das
Wort von euren Herzen. daß ihr -nicht gläubet und felig werdet.
Luk. 8e 12. ' 1 f *
28-. Alfo bleibe-ts abermal alfo fiehen. und heißer gebetet: aber
es ift nicht gebetet. fondern nur die Worte gefprochen. nicht im
Seelengeifi im Centro. da man das Feuer auffchläget. fondern im
Mundi. im Geifte diefer Welt. und fahrer in die Luft. als fonft
ein Wort. da man Gottes Namen vergebens* mit führer. Allhie
heißets: Du follft Gottes Namen im Munde nicht unnüßlick) füh
ren; denn Gott wird den nicht ungefirafet laffen. der feinen Na
. men unnühlicl) führer. Erod. 20. 7. Zum Beten gehöret Ernft.
denn Beten ift Gott rufen und ihn bitten. mit ihm reden. aus
der Sünde Haus in Gottes_ Haus gehen.
29. Wehret dir der Teufel. fo fiürme ihm die Hölle. fehe an
ihn als er an die). du wirft erfahren. »was „hier gefaget ifi. Jfr
er ftark. mache dich noch fiärker. du haft in Chrifio größere
Gewalt als er, Und daß du aber an Gottes Gnade zweifelft. deß
haft du auch große Sünde; er ift immer barmherzig. und ift fonft
K .
R
- 129 4
kein anderer' Wille in ihm als barmherzig fein: er kann fonfi an
ders nichts thun. feine Acme find Tag und Nacht ausgebreitet nach
dem armen_ Sünder: und fo einer kommt. und ftürmet alfo die
Hölle. fo ift größere Freude damit vor Gottes Engeln als für neun
undneunzig Fromme. die das nicht dürfen. wie uns Chrifius felber
lehrer. Luk. 15. 7. F
30. Es ifi mit einem folcl)en Teufel. der einem Menfwen das
Herz verdecker. nichts beffers zu thun. nur nichts von wegen der
Viele der Sünden mit ihm gedifputiret. fondern alle Sünde auf ei
nen Haufen geraffetz und wenn ihrer fo viel wären als Sand am
Meerz ,und dem Teufel auf feinen Hals geworfen. und im Herzen
gefprothen: Gehe hin. Teufel. du bifi _Urfache an alle diefem Uebel.
*die Sünde opfere ich dir. aber Gottes Barmherzigkeit und den Tod
.Chrifti mir. darin will ich mich vetwickelnz kannft du. fo friß mich!
Und nur vefie auf Chrifii Verheißung gefehet. und den Sturm
durchaus in Chrifti Tod und Wunden und Leiden und in feine
Liebe gefelxet: weiter nicl)t viel mit der Sünde gedifputiret. denn
der Teufel wickelt fich nur darein. und mulzet die Sünde auf. daß
du follfi zagen. _
31. Verfuche es alfo. du wirft bald einen andern Menfmen
fehen und fühlen. mit anderm Sinn und Willen: reden wir als
wir wiffen. und felber erfahren haben. und nicl)t in Wähnen oder
Meinen. oder aus Hifiorien. fondern von dem wir Grund haben.
und ein Kriegsmann weiß. wie er im Kriege iftz der es aber nicht
r. erfahren und nie darbei gewefen ifi. der denket immer anders, Soi
ches melden wir zur Lehre und Unterweifung aus Liebe. als ein
Geift. der da redet. wie es 'ihm ergangen ift. Andern zum Exem
pel; ob Jemand uns wollte nacl)fahren. der wird erfahren. obs
wahr fei. x

Die Pforte des tiefen Grundes des Menfmeir.


32. Von der Welt her ift ein Zank um diefes gewefen. weil
diefe Pforte mit Adam ifi verfenket gewefen. und wir in Finfteeniß
find gefangen gehaltenworden: weil es aber uns Gott gönnet und
eröffnet.. und auch einen ftarken Willen zum Auffchreiben giebt. fo
follen wir das thunz und danken das Gott dem Vater in Chrifio
Jefuin Ewigkeit. der uns erldfet hat aus der Finfierniß des Todes.
33. Wenn wir wollen wiffen. was ein Menfcl) ifi. und war
um ein folcl)er großer Unterfcheid unter den Menfchen ift. daß einer
nicht thut als der andre. auch daß einer in Form und Gefialt an
ders ift als der andre. fo müffen wir feinen innerfien Grund. von
der Menfmwerdung. vor uns nehmen und betrachten. fo finden
wir alles.
l7. 9
- 130 _-

34. Denn fo der Menfch in Gott wiedergeboren ift, daß er


* im Liane ftehet, und fo der von feinem llrftande anfänger zu for
fchen/ fo forfchet der Seelengeifi in allen dreien Principiem was er
'in einem jeden fei: als wir denn folcheswrkennenf und können an
der' nicht fagen, daß wir in der Bildniß des Geifies und aua) des
Leibes in allen dreien Principien nur einerlei Regiment in uns
haben,
35. Aber es fiehet in dreien Quallen: nach jedem Principio
wird der Geift und Leib getrieben; und nachdem ein Principium
im MenfGen die Oberhand krieget„ daß fiäy ihm der Menfch mit
feinem Willen eineignet, nach demfelben machet er "eine Werke, und
die andern_ hangen ihm nur am ohne genugfame Macht.
Z6. So wir aber von der Bildniß follen reden„ fo mfiffen wir
fehen, was fie im Grunde iii. Denn wir werden gefäet mit einem
Samen in einem Acker in die Matricem. Nun fiebe, betrachte
dich, was gehet vorher? Nichts als ein fehnlirher Wille Mannes
und Weibes zu der Vermifchung„ und wird doch nicht allezeit die
Frucht "begehret, als man das an Huren und Buben Exempel hat,
auch wohl in der Ehe.
37. Nun fraget fichs: Was ifi denn der Trieb im Männlein
und Weiblein aller Gefchlechte, fowohl im Menfcben? Sehet- in
der Ewigkeit i| alles in einem Wefen gewefenf als die Tinctum
welche ift das Centrum und Urfache des LebenD wie vorn naä)
der Länge gemeldet: und dann die Wefenheit, fo aus der Tinctur
erboren wird„ *welche auch alle Gefialt des Centri hat„ aber ohne
Feuerz denn fie ift ein Sinken: und kann das Leben in fich nicht
anzündem fie ifi leiblich und giebt Leib, aber nicht Lebem denn das
Feuer giebt Leben. '
38. Und geben wir euch .das in der Vermifchung zu verfie
hen: der Mann hat die Tinctur, das Weib die Wefenheit, als die
Matrix, fo aus der Wefenheit erboren ift. So fehet nun 7 in der
Ewigkeit war es in einander ,f und ftund diefe Welt darinnen als
eine Figur 7 denn die Weisheit hatte die Tinctur befchattet und in
fich genommen, wie der Leib den Geifi: und das mochte nicht zum
fiehtbaren Wefen vor den Engeln gebracht werden, Gott bewegte
denn die Ewigkeih denn die Engel find in feinem Wefen.
39. Nun fo fich Goth als die Dreizahlr bewegte, fo ward da
mit beweget das Centrum Natura in der Ewigkeim fo ward alles
fubfiantialifcki» wefentlichz die Tinctur ward wefentlin), und regieren
und die Wefenheit ward materialifch„ und ward aber auch nicht ge
trennet„ denn das kann nicht fein, es ifi Ein Wefen.
40. Als nun Gott das Fiat in die materialifclye Wefenheit
fetzte, oder wie ich rechter fagen möchte, erwecketa daß das Wort in
die Wefenheit fprach: Es gehen hervor allerlei Thiere und Ge
fchlerhte, jedes nach feiner Artz fo gingen aus der materialifclyeir
- 131
Wefenheit zwei Gefchlechte. und alles im Leibe: denn die Tinctue
nahm Wefenheit an fich durchs ?ordnen oomini; und der Griff
der Wefenheit nahm auch einen Körper an fich. und waren alfo
zwei Gefchlechte.
41. Der Körper der Tinctur hatte das Centrum des Lebens
in fich. und der Körper der Wefenheit hatte nicht das Centrum zum
Feuerauffchlagen: er hatte wohl das Leben. aber ein blödes Leben;
das zeigen wir euch recht zum Verfiande.
42. Seher an ein gluhend Elfen. das treiber zween Geifie von
fich. als einen hihigen. der hat das Centrum. und kann ein ander
Feuer anzitnden und erwecken'. und dann einen luftigen. aus wel
cl)em Wafier kommt. der hat auch alle Kraft des Feuers: aber die
Tinctur ift nicht Feuer darinnen. fondern es ift ein ewiger Schluß.
daß darinnen kein Feuer fein kann. und ift doch des Feuers Geifi.
welcher fich aus dem Feuer urficindet. und hat fein Leben gleich
dem Feuer. denn in der Ewigkeit ifi kein Todz darum kann im
weiblichen Gefchlerhte aus ihren Tincturen kein Leben kommen. die
Matrix muß vom Manne die Tinctur in feinem Samen be
kommen.
43. Alfo befcheiden wir euch des Grundes der zweierlei Ge
fchlechte. des männlichen und fräulicljen: denn als Gott das mate
rialifche Wefen f>)uf. fo gingen aller Effentien im Centro Natura
Gefchlecht hervor nach allen Eigenfchaftenz denn als ihr fehet die
Sterne. wie je einer eine andere Eigenfchaft hat als der andre.
welche alle aus dem Centro Natura nach der materialiichen Wefen
heit find erfchaffen worden; alfo find in der materialifwen Wefen
heit alle Effentien geftanden. und hat das Fiat alles an fich gezo
gen. nach dem Gefchbpfe der Erde: allda hat jede Gefialt der Tin
ctur und des Geifies des andern Gefchlechtes ein jedes feinen Leib
figurirt nach feiner Eigenfcl)aft. als zu Thieren. Vögeln. Wurmen.
Fifchen. Bäumen und Kräutern. auch zu Metallen und Erden. al
les nacl)dem ein Leben gewefen ift.
44. Und habt ihr diefes guten Verfkand am Unterfcheid der
Tagewerke. Denn den-erfien Tag fchuf Gott das materialifche
Waffer. welches ein unmciwtig Leben hat. und ein Riegel vor
das Feuer des Zorns ift. und dem Teufel vor fein Rauchlocl). in
dem er vermeinete. im brennenden Feuer über Gott herrfchen zu
wollenz und die Erde und Steinez daß alfo das Grobe weg.
käme. welches in tddtliwen und grimmigen Effentien fiund. daher
Lucifer vermeinete. König und Schöpfer darinnen zu fein.
45. Als nun diefes gefchah. fo fprach Gott: Gen. 1. Z. 4.
Es werde Licht; das ift. es thue fich auf das Licht der Tinctur.
und es ward licl)t. da fcheidete Gott das Licht von der Finfternißz
verftehe allhie recht: er verfchloß das grimmige Feuer. das Lucifer
erwecken. welches urfiändet aus der Finfierniß. und ließ brennen
9*
--132 -
die Tinctur in der Quinta [Dementia, als im Fetten des Waffergei
fies. als in einem Oele.
46. Alfo brannte das Leben in der Tinctur. und verwandelte
das Fette als das Oel in eine Quintain ldseentiaw, als Blut. und
brannte das Leben im Blute. denn darinnen fiehet die edle Tin- -
ctur; und hat Gott das Centrum zum Feuer in feiner Macht be
halten. denn er hats in die Finfterniß befchloffen.-als es von Ewig
keit in der Finfferniß geftanden. und fiehet alfo alles Leben in fei
ner Hand: denn fo er läffet das*Feuer in die Tinctur kommen. fo
ifi der Griff im höllifchen Feuer. .
47. Als nun das Licht aus der Tinctur fchien. da fcheidete er
. bie Tinctur in zwei Theile; als fie fich denn felber*- fcheidet. als in
das Fruerleben. und in das Luftleben. wie droben am nächfien
Blaue gemeldet worden; und fchuf die zwei Leben. das Feuerleben
zu einem Himmel. als eine Vefie zwifchen die heilige Sanftmuth.
als das Herz Gottes. und zwifchen den itnmäcljtigen Luftgeifi: und
gehet die Luft doch aus feiner Mutter der Tinctur. des Feuergei
fies. und wohnet Gott zwifchen diefen beiden.
48, Der Feuergeift der Tinctur hat die Ewigkeit in feiner
Wurzel. und der Luftgeiff hatdas materialifaje Leben. das fich alfo
mit der erweckten Wefenheit hat geurfiändet. und regieret. das (iu
ßerliche thierifme Leben. denn er iff das thierifche Leben aller Krea
turen. auch Bäume. Kraut und Gras; er hat auch eine Tinctur
in fich. aber nicht gnug/ mächtig.
49. Alfo fehet ihr. wie das Leben im Waffer fiehet. und hat
zwei Regiment. als Feuer und Luft ; und* fehet. wovon das Blut
urftändet. welcheseine Kreatur edler macht. als die des Bluts nicht
hat; die hat eine falfche Tinctur. und ift aus dem Willen des Teu
fels berkommen. als-ihr an Nattern und böfen Würmen fehet. die
haben nicht die edle Tinctur; fondern als der Teufel vermeinete.
ein Herr in der Tinctur zu fein. und wollte fchaffen. hat er in fei
nem Willen ein folch Leben erwecket. welches nun ist. doch nicht
alles. fein iff: wohl iff er derfelbkn Effentien. und die Teufel figu
riren fich auch in der Hölle nur zu folchen Schlangen. böfen Wür
men und fcheußlichen Thieren; denn anders können fie nicht in ih
rer eigenen Gefialt. wiewohl fie keinen Leid von der abgetheilten
Tinctur von ihrer Wefenheit haben. fondern aus dem Centro Na
tura. aus der firengen Matrice. aus der ewigen Wefenheit. aus der
_ Finfferniß. welches ein geifilicher Leib iff.
50. Als nun Gott die Erde gefci)affen hatte. fiund das Waf
fer auf der ganzen Erde: das zertheilete Gott. daß die Erde trocken
ward. und hieß das Waffer Meer. Gen. 1. 10. Das heißer in
der Naturfprache eine Verbeckung und Haltung der Grimmigkeit
des Teufels. ein rechter Spott des Teufels. daß feine Macht erfof
fen iff: zu welcher Erklärung gar fci)arfe Schriften gehören müffen.
133 -
l und der Menfcl) fchwerlich ergreifen möchte. Alfo grünete die Erde z

in ihren eigenen Effentien und Tinctur) welcl)e in der erften Schöp


fung mit ergriffen ward. _
51._Es wird euch auch recht gewiefen) was Mofes faget: Gott
habe das Waffel: über derVefie von dem Waffer unter der Vefke
gefchieden) das ift in Kreaturen) Waffer und Blut; denn das Waf
fer über der Vefte ift Blut) und darin beftehet die Tinctur) das
fcheidet der Himmel vom Waffer unter der Vefte) als vom elemen
tifchen Wafferz wie wir denn fehen) daß ein jedes feine eigene Woh
nung hat) und fein Regiment) davon an einem andern Orte weit
läuftig mag gehandelt werden.
52. Allein wir oerfiehen darinnen zwei Reiche) als im Blute
in der Tinctur wohnet die Seele) undim Waffer der Luftgeifi) wel- .
cher zerbrechlicl) ifi: denn er hat geanfänget) und die Seele nicht:
denn die Tinctur ift von Ewigkeit) und darum müffen auch aller
Gefchlechte Figuren in Ewigkeit bleiben. Das haltet nicht für Tand)
es if't wahr. ' _ z
53. Als nun Himmel) Erde und Element alfo formiret wa
ren) ftund die feurige Tinctur als ein fcheinend Licht, und war ein*
Firmament) das hieß Himmel) denn diefe Welt hatte fonfi kein
'.
Licht. Da ließ Gott das Centrum Nature? aufgehen in der gefchaf
fenen Wefenheit) denn dieß ganze Principium ward* nur ein Leib)
da brach fein Herz 'hervor) mit feinem eigenen ..Willen und Sin
nen) aus den Effentien) das ift die Sonne; und die Sterne find
ihre Effentien) und die fechs Planeten find die Geifter am Centro
des Herzens) und die Sonne ift ihr Herz) alles aufrecht) wie die
Gottheit ift von Ewigkeit gewefen.
54. Alfo kam ein recht Leben und Verftand mit Vernunft und
Sinnen) aber doch thierifch) in die äußere Tinctur) und in Geiffe
luft) und fiunden nun alfo die großen Wunder offenbar: denn Gott
hat fich offenbaret in _figürlicher Geftalt. Und fieheft du) daß es
wahr iii; betrachte) was wir vorn haben vom Centro der Natur
gefchrieben) bis zum Lichte der Majeftät) und von der Dreizahl) fo
. findeft du allhier in diefer_ Welt ein figürlicl) Gleichniß. Betrachte
die Planeten!
55. Saturnus der erfie und höwfie *ift herbe) kalt) dunkel)
und macl)et das Begehren und Anziehen) denn er ifi die Schärfe.
So du dieß-willft einezrechte Erkenntniß haben) fo mußt du die
Planeten verweehfeln. Erfilicl) nimm den Obern und dazu den Un.
tern) denn am Rude ifis überall oben und unten) verftehe am Rabe
des Lebensz und es drehet das Obere zum untern) wenn es umge
het) welches allein bei den wahnwjßjgen Menfchen und Thieren)
welchen das Rad Natura drehend wird) verftanden wird) denn das
Kreuz hälts. .
56. So fiehe recht: Saturnus zeucl)t an fich den Mond) der
*- 134
fiehet unten. 'urfachet in der Matrice der Kreatur die Leibwerdung.
als Fleifcl). denn Saturnus und 'Mond machen Sulphur; nun be
gehret Saturnus nur einzufchließen. er faffet und heilt. als den Li
quor zu einem Sulphur: nun hat er aber nicht Sul. denn Su(
ifi aus der Freiheit. fondern er hat Willen. und das Wollen hat
Sul. denn es urfiändet von Majefiät.
57. Nun fiehe. unter dem Saturno fiehet Jupiter. derifi aus
Kraft Solis als ein Herz des Saturni. fonft wäre kein Begehren.
kein Saturnus. denn die Natur begehret allein Herz und Solis;
wiewohl Jupiter nicht Sol ifi. fondern Hirn. Und merkts.
58. Das Rad Natura windet fich von außen in fich hinein.
denn die Gottheit wohnet im Inneren in fich. und hat eine folche
Figur. nicht daß mans kann mahlen. es ift nur ein natürlich
Gleichniß; gleichwie fich Gott in der Figur diefer Welt abmahlet.
daß Gott ift überall ganz. und wohnet alfo in fich felber.
59. Merke: das tiußerlirhe Rad ifi der Zodiacus mit dem Ge
fiirne; und hernach die fieben _Planeten bis auf Sol. nach Sol
Feuer. nach Feuer Tinctur. nach Tinctur Majeftät. nach Majefiiit
die Dreizahl mit dem Kreuze. Obwohl diefe Figur nicht genug ge
macht ift. fo ift es doch eine Nachdenkung: und könnte mans auf
einem großen Circul fein entwerfen. den weniger Verficindigeir zur
Nachdenkung.
60. Alfo merke. das Begehren gehet in fich hinein nach dem
Herzen. welches ifi Gott. wie du kannfi alfo mit einer folchen Figur_
namdenken. denn die Wiedergeburt gehet auch in fich zu Gottes Herzen.
61. Alfo merke es reiht. denn es ift das Centrum der äußern
Geburt. Jm achten Umkreis iii nach dem Zodiaco die Erdkugel.
dar-nach am Rade herum Saturnus. und wenn man am Rude her
umfähret. der Mond: und wiederum am Rade Jupiter; und wie
derum am Rade herum Mercurius; und wiederum Mars. und
dann Venus: und die Sonne in Mitten: und nach der Sonne das
Feuer. welches die Sonne giebt: und nach dem Feuer die andre
Welt. als die himmlifrl)e Tinctur: und nach der himmlifchen Tinctur
die Dreizahl. als das ewige Herz. und ift das ewige Centrum der ewigen
Natur: und in dem ewigen Centro ganz die Kraft der Majeftät
Gottes durch und durch. von Nichts gehalten oder eingefperret. auch
keines Wefens oder Natur. gleicl)wie der Sonne Glanz.
62. Alfo fehet ihr recht. was wir euch darfiellen: Der Zodia
tus mit dem Gefiirne ifi das Regiment des Gemüthes. beides in
der Tiefe diefer Welt und in der Kreatur; die zwölf Zeichen find
die zwölf Theile. welche das Kreuz im Centro machet. davon fich
das Regiment des Obern in zwölf Theile fcheidet: alfo auch das
Gemüth; denn die fechs Gefialten am Centro. außer Sole. die thei
len fich jedes in* zwei Theile. Sol theilet fich nicht. denn nur in
die Dreizahl oder Glanzfeuer. und in die Tinctur; eines nach der
-* 135 >
Tinctur, welche Leben hat.» das andre na>7 der Tinctur der Luft.
welche Geifi hat und. doch kein Leben machet. _
63. Alfo find der Zeichen zwölf. die fich fcheiden in zwei Re
giment. als in ein himmlifches nach der Tinctur. und in» ein irdifches
nach dem Geifie diefer Welte als Luft. und die-zwei Reiche find
.auch zweifach: als in der Feuerstinctur ifi ein eaglifcifes, und zu
rück ifi ein höllifajes. /Und das Reich im Geifre der Luft ift auch
zweifach. denn das Innere ifi Gottes Geifr, und das Aeußere der
Kreaturen Geift. wie David faget: Pf. 104. 3. Der Herr fähret
auf den Fittigen des Windesz das ift Gottes Geifi. -der feinem
Werke zu Hülfe kommt.
64. So machet
L des Geiftes-aus der Tincrur
der Tinctur, ReichdasinHerz
welches Gottund
fechsLeben
Zahlen; und
ifi. und
ifi Gottes Geifizauch fechs Zahlen, und ifi zufammen zwölf Zah
len. Dietrciget das' Weib in der Offenbarung, Kap. 12. 1. wel
ches der Drache freffen wollte. auf dem Köpfe mit zwölf Sternen:
denndie eine Sechszahl hat fie empfangen vom Geifie diefer Welt.
darinnen der heilige Geift das ewige Leben hältz und die andern
fechs Zahlen hat fie von der ewigen Tinctur aus dem ewigen Centro.
aus dem Worte. denn fie träger den englifciyen Zodiacum. und auch
den menfciylichen. und hat jedes Centrum fechs Zahlen. das machet
zwölf Zahlen. Die fiebente Zahl am Centro ift Wefenheit und das
Reich. denn Gott ward Medley- und brachte die zwei Reiche in
einsz denn Menfchen und Engel find in einem Reihe in Gott.
65. Alfo hat das Bild in der Offenbarung die zwölf 'Sterne
auf der Krone. Daß das Bild aber die Krone träger und die zwölf
Sterne auf der Krone, bedeutet, daß die Gottheit über die Menfciy
heit nr. und Maria nicht felber Gott ifiz fondern die Krone bedeu
tet Gott. und die Sterne die Geifler Gottesz fechs in der Gott
heit, und fechs in der Menfcizheit. denn Gott und Menfch ift eine
Perfon worden: darum träger fie auch Maria alle. denn wir find
Gottes Kinder.
66. Denn das Bild bedeutet Gottf es i| Gottes Gleichniß,
in dem er fich- offenbaret und in dem er wohnet. Die Krone he
deutet die Kraft der Majefiät Gottes, gleichwie ein König eine Krone
auftragen' welche das Reich und die Majefteit bedeutet.
67. Weil denn die zwölfte Zahlfzwei Reiche hält. mit doppel
ter *Zahlz als ein englifches und menfchliclyes/ jedes in fechs Zahlen,
daß es zlvölfpzufammen iftz fo haben die zwei Reiche noch andere
zwei Sechszahlen an fich. als das Feuer, das Reich des Abgrundes.
und die Luft. das Reich des Viehes und aller irdifchen Wefen. Das
* hat auch jedes am Centro feäys Zahlen4 nach den fechs Planeten ir
difch. und nach den fechs Planeten feurifchz das macht nun zufam
_men vierundzwanzig Zahlen: das find die vierundzwanzig Buchfia
ben in den Sprachen, daraus urfiänden fie. Und fiehet man. wie
x
l
'
- 136 -- *
h . ._
die Zunge Gutes' und Böfes redet. Himmlifches und Teuflifäze'.
nach den zwei Quallen der Buchfiaben. wie das ihre eigenen Na
men bezeugen nach der Naturfprache.
68. Wenn man nun die Zahl nach der Dreizahl. dreimal vier
undzwanzig zählet. als fich denn die Dreizahlalfo eröffnet mit dreien
Reichen und Perfonen. und nach der Dreizahl alles dreifach ift. und
nach den Kreaturen zweifach. fo hat man zweiundfiebenzig Zahlen:
das bedeutet und find die zweiundfiebenzig Sprachen. und bedeutet
Babel. eine Verwirrung und ein Wunder.
69. So wir allhier wollten naihfahren. fo wollten wir euch
die Hure und das Thier weifen. davon die Offenbarung faget. dazu
alle Wunder. die feit der Welt her gefchehen find. Es lieget das
größte Arcanum hierinnen. und heißer Myfierium Magnum; und
aller Streit wegen des Glaubens urkundet hieraus. auch alle Wil
len. bös und gut. - _
. 70. Diefieben Geifier. darinnen das Bild des Menfchen
fo_hnes in der Offenbarung ftehet. find fieben Geifter Natura.
Der eine ift das Reich. die fechs find Centrum Natura himmlifch.
Und wenn es nach der Menfwenzahl gefeßet wird. fo ift Zwölfzahl;
und nach zweien Reichen. als Gottes und diefer Welt Reich. da
die Gläubigen aus geboren werden. fo finds vierundzwanzig Geifter.
- das find die Aeltefren vor dem Stuhl Gottes. die da Gott und das
erwürgete Lamm anderen. Denker ihm nach!
71. Alfo melden wir weiter vom Centro Natura diefer Welt:
die Geburt des Lebens windet fich als ein Rad in fich hinein.; und
wenn es auf den Punkt kommt in das Jnnerfie. fo erreichets die
Freiheit. und doch nicht Gottes. fondern die Tinctur. daraus das
Leben brenner. Denn was Gott erreichen will. muß durchs Feuer;
denn keine Wefenheit erreichet Gott. fie befiehe denn im Feuer. ver
ftehe in feinem eigenen Feuer: wenn fich das 'anzündete. fo zer
fchmelzte die Welt. -
72. Wir verfiehen nicht das Feuer der Ausgeburt. welches kein
Feuer ift. fondern nur f>)arfer Grimm. der die äußere Wefenheit.
welche aus dem Waffer entfpringet. verzehret. als Holz und Fleifch.
und das innere Feuer in den Steinen nicht reger.
* 73. So merket nun: die Freiheit außer der Natur diefer Welt
ift allein die Ewigkeit ohne Wefen.
74. Nun wie fich das ewige Centrum felber aus dem Begeh
ren des ewigen Willens gebärer. wie vorn gemeldet: alfo hat fich
auch das andre Centrum des dritten Principii durchs Wort Fiat
in der Ausgeburt aus dem ewigen erboren. Denn von der erfien
Schöpfung des erften Tages hat firl) das äußere Centrum Natura.
verfiehe. ehe die Sonne und Sterne find körperlich gefchaffen wor
den. dreimal umgewunden. und hat fechs Gefialten bekommen. drei
obere und drei untere; und find je zwölf derer zu einer Geftalt des
-- 137 -- x
Eentri., da dann allezeit ein Zeichen ift; verftehe. die Zeichen in
dem achteften Umkreis an der Krone.
75. Saturnus mit feiner herben und firengen Anziehung und
Kälte ifi eine* Gefialt und Geifi am Eentro. der-befsfieußt den Ab
grund und macht Finfterniß in der Tiefe. und zeusn an fis) die
Wefenheit der äußern Kraft diefes Principii. und das Centrum wen
det fich als ein Rad; fo fiehet das Zufammengezogene als ein Rad
gegen dem_ Saturno über. und heißer Mond. wegen feiner Eigene
fcl)aft. weiche aufzufcl)reiben zu weit wäre. ' .
76. Dann drehet fich das Rad weiter in fis) hinein und ma
chet Jupiter; denn Saturnus begehret-mit feinem Anziehen die
Freiheit göttlis)en Wefens. und- mas)t aber Hirn: denn er fänget
mit feinem Begehren die Kraft der Freiheit. und nis)t die Freiheit
göttlicher Majeftat felber. welche ohne Wefen iii.
77. Weil aber in der Kraft Verfiand ift. und fie (die Kraft)
doch den Verftand nicht in eigener Macht könnte erwecken. fo be
gehret Jupiter ein Leben in der Kraft. und das ift am Rade here
uin Mercurius. M.
78. Denn das Rad ift immer im Drehen. und Mercurius 'ift
ein Reger. Smaller. Töner.: und hat aber dos) nicht das Leben.
denn es urftcindet im Feuer: alfo begehret er das grimmige und
fiürmige. das das Feuer auffchiage; und das ift am Rade herum" “ '
Mars. der ifi ein Witcher. Stürmer und Feuerauffchlager.
79. Nun können die vier Geftalten im Feuer auch nicht de
fiehen. denn fie haben Wefenheit. und das Feuer verzehret Wefen
heit. denn das Feuer befiehet felber nicl)t. fo es nis)t zu zehren hat;
diefelbe Wefenheit begehret Sanftmuth. und das ift am Rade her
um Venus: denn er ift der feiußerlichen Natur Sanftmuth'. und
maci)et Liebe; denn er ift der andern Gefialten begehrend.
80. Denn eine jede Geftalt windet fich in fis) hinein. und be
gehret der Freiheit Gottes. die ift fanft. fiiil. und gleich einem
Nichts. und da fie doch alles ifi. Und fo fie denn nun die Sanft
muth haben. welche auch Waffer machet. fo ift das Waffer dick.
und gleicher der Dunkelheit; das begehret Licht. und fehnet fich
trefflich nas) dem Lichte. und wird deß fchwanger. daß die Sanft
muth als Venus einen eignen (fonderbaren) Schein hat vor allen
Sternen am Firmament. denn das Begehren feihet das Licht.
81. Nun ift das Licht ohne Wefen. und nur fiill und fanft. f
das begehret Leben und Geift. und kann dos) aus dem Waffer undx _
Sanftmuth kein Leben noch Geift fszöpfen.
82. “So begehret die Venus mit ihrer Sanftmuth und Licht
Herz. das ifi aller Gefiaiten Kraft. und fie fiihrt Herz. das ift am
Rade herum in Puncto die Sonne. die ift aller fechs Gefialten
Herz. und fie find Geftalteti ihres Herzens. und ifi zufammen Ein
Leben.
- 138 -
83. Nun wäre das unbefiändig und verginge„ fo oft fich das
Rad einmal umwendet: und obs lange befifinde, fo währete das ein
Seculum (oder neunundzwanzig Iahrjz fo begehren die fieben Ge
fiälte Feuer„ e'in Feuer. das da bleibe, denn das Herz ift ohne Feuer
kein Leben z das begehret Leben. und das Herz fänget Feuer. und
das Feuer ifi grimmig und verzehrend. und verzehret alle fieben Ge
fialten des Centri mit ihrer Wefenheit.
84. Alfo ängftet fich das Herz in fich und aus fich z denn es
hat nichts mehr im wefentlichen Leben im äußern: wenn es gleich
fuchet„ fo findet es nichtsz und fuchet doch mit ängftlichem Sehnen.
und durchdringet alle fechs Geftalten, und fuehet Linderung des
Feuers. und kann fie doch auch alfo nicht finden.
85. Alfo empfahen alle fechs Geftalten des Herzens alle Kraft
der Sonne: denn fie dringet määztig in alle fechs Gefialten. und
furhet Ruhe und Linderung; und fo fie die nicht findet, fo dringet
fie in fich außer fich felber durchs Feuer, und begehret der ewigen
Freiheit, und fie erlanget die Freiheit durchs Begehren, und kann
doch nicht frei fein, denn des Feuers Schärfe ifi in ihrem Be
gehren.
86. Aber WFreiheit zeucht fich ins Begehren ins Feuer, denn
das Begehren dringet in fie; alfo fchärfet fich die Freiheit in dem
Feuer, und erfcheinet durchs Feuer als ein Bliszzdas i| der Sonne
Glanz und Schein. Und diefelbe -gefchcirfete Freiheit begehret ihrer
ewigen Wonne , alsihrer fanften fiillen Kraftz und dringet in fich
hinein in die Kraft“, und djefelbe ewige .Kraft in der Freiheit ift das
ewige Wortz und daffelbige Wort wird aus dem ewigen Herzen er
boren, und im Herzen ifi das Kreuz der Dreizahlz und ift der Na
tur Ende.- und im Ende ift Kraft und Glanz .der Freiheiß welche
aus dem ewigen Centro, aus dem Herzen auf dem Kreuze erboren
wird, und heißer Majeftät Gottes des ewigen Wefens. d
87. Nun fehet, gleichwie das äußere Begehren der äußere
*Natur hinein in na; gehet nach dem ewigen Herzen, welches Gott
iftz denn die äußere Natur fehnet fich wieder nach dem Wefen der
Freiheit, als es vor der Schöpfung war z daß fie möchte der Eitel
keit, als des Grimmes. los fein: alfo auch fehnet fich das innere
Herz nach der äußeren Natur, und wollte fich in dem Aeußeren in
figurlichen Gleichniffen offenbaren. und begehrte alfo das Innere des
Aeußern zu einer Figur. und das Innere fing das Aeußere im Be
gehrenz denn die Gleichniß des ewigen Centri war wohl vorhin vor,
der Sonne und Sterne Schöpfung in der äußern Wefenheit, es
war aber nicht figiirlicl) und angezündet. ,
88. Alfo feßete das Herz Gottes der Dreizahl" feinen Willen
ins herbe Fiat. in Matricem Natura, ins Herz der Ausgeburt. in
das firmamentifche Herz„ als in Locum Solis: und fchuf mit dem
Griffe feines Mundes durchs Fiat am Rade herum die fieben Gefialten
'

-- 139 -
des Centri Naturä: denn wie fich das "Rad drehete. alfo ging*- auch
das Fiat magifch. mitten im Willen des Drehens.
89. und weil "die Ausgeburt der Erde ein Sinken des Todes
war. fo wendet fich das Leben von demfelben Tode aufwärts: und .
fieheft du. wie die drei Planeten. als die Gefialten des Centri Na
turä. welche den Geift des Centri und das Haus des Geiftes ma
chen. über die Sonne hinauf fiehenz wie das Leben in feinem An
fange fich urfiändrt. und die drei zum ,Leibe und zur Beweglichkeit
unter der Sonne herunter einander nach. wie fich die Leibwerdung
urfiändet. und das Herz als die Sonne mitten inne; und fiehet die Ge
fialt aufrecht. aufwärts gegen dem Firrnament. als ein Menfch.
90. Das verfiehet alfo; Siehe über dem Herzen oder Sonne
fiehet Mars. der ifi ein Auffchläger des Feuers. und ein Entzün
der des Herzens. und ein Zerbrecher der Effentien. daß das dicke
Wefentliche nicht erfticket bleibe. fo zerbricht ersxdaß der Geift kann
die Sinne alfo erwecken. denn er machet in Sole Tincturam. *
91. Mars ift Gift und Zorn. bedeutet den Grim-m des Feuers.
wie vorn vom Centro bemeldet. Er ift die bitter wirthende Gefialt
im Rabe. und urfachet die Effentien im Feuers Blitzer er ifi eine
Urfache des Lebens.
.92. Die Sonne und Mars haben zufammen das Tincturleben.
und Venus mit dem _Mercurio und mit der Sonne haben das.Gei|
leben. als Luft. das 'ift das fräuliwe Leben. verfiehe die Matricem
'als ein Weiberleben aller Gefchlewte.
93. Und über Marte ftehet Jupiter. der ift die Kraft des Her
zens. dem giebt Mars fein Feuerleben. welches er aus dem Herzen
Solis empfähet. der macht Hirn. darinnen Mars wohnen kann.
94. und darüber Saturnus." der zeucht die Kraft zufammen.
und machet dem Geift ein Haus. als die Hirnfchalen: und machet
die Wefenheit als am Corpore die Haut. Alfo ift das äußere Leben
über der Sonne der Kopf. ein Haus des Geifter. welcher irn Her
zen irn Feuer urfiändet. und wohnet im Kopfe in den funf Sin
nen irn Luftleben. . -
95. und unter der Sonne hinunterwärts ifi Venus. der urfiän
det fich vom Ausdringen' aus dem Feuer. aus der Tinctur: darum
hat er eigen Schein; er machet Waffer und Liebe. und ifi ein
Sinken; denn er ift eine urfache der Wefenheit der Sonne. und
ein Anfänger des untern Leibes. Auch hat er die Tinctur. und ift eine
Urfache und 'Anfänger des Samens zu einem andern Centro zur Fort
pflanzung; denn er ftärket fich mit der obern Kraft. und nimmt mit des
Geifkes_ Gefialt beides vom Herzen und Hirn. Denn alle Gefiälte begeh
ren fein. und vermifchen fich mit ihm. denn er ift Liebe und fanft.
Alfo hat er niht Geftäite Kraft. und ift wohl ein luftiger Spiel
mann. denn er' 'finger ein Lied. das fie a_[le gern hören und fuh
len. wie dem wohl nachzudenken ifi.
x .

7 140 - '

96. Und unter Venus fiehet Mercurius. dem giebt Venus


feine Kraft mit feinem Sinken: darum fo iff er fo luftig. und re
det gern von aller Wih der Natur: er ift ein_ behender. fchneller
Aufwecker des Samens. den ihm Venus giebt. denn er will den
Leib aufwerken. und weil er viel weiß. fo will er in alles wan
dern. und giebt Sprachen dem Leibe. und wecker den auf. giebt
ihm Sinne. fonderlicl) ins Hirn und in die Matricem des Samens.
97. unter dem Mrreurio fiehet Luna. da bleibet das Sinken
fiehen. und ifi ein vermifcl)et Wefen aus allen: er giebt den Ma
denfack. und alles was darein gehöret. er nimmt alles an. und
machet das ganze Bild. als ein Thier; er ift die Leiblicl)keit: in _
ihm grrinnet Venus; er hält alles. denn rr lriffet nichts finken. und
und ffehet immer in Furajten vor dem Falle wegen der Erde. wel
che unter ihm fiehet: denn er fühlet den Zorn in der Erde. darum
fürchtet er fich. und lciffet nicht finken. fondern rennet und eilet. als
wäre er flüchtig; er iff falfch. denn er begehret des Obern und Un
tern; er heuchelt mit der Erde Centro und auch mit der Sonne Centro.
98. Alfo wie dieß Regiment in fich felber iff. alfo iff das Re
giment aller Kreaturen. und auch ihr Leben ffehet alfo. Und fehet
ihr. wie fich das Rad drehet. als das Centrum. und der Leib mit
den Effentien fiehet ffill.
99. Die fechs Planeten laufen um die Sonne. als um ihr
Herz. und geben dem Kraft.'und holen Kraft in der Sonne: alfo
auch das Leben windet fich alfo ums Herz. und dringet ins Herz;
denn das Geifileben dringet fich zur Seele. welche aus dem Her
zen. aus des Herzens Tinctur brenner als ein Licht: und dahinein
winden fie fich. und treiber immer einer den andern fort. und iff die
Gefialt wie ein drehend Rad. denn des Geiffrs Leben iff alfo vom
urffande. - '
100. Die da reden. ,daß die Sonne fortlaufe. die reden als
der Blinde von der Farbe. und haben noch nie Centrum Natura
erkannt: wiewohl man ihnen nichts zumeffen foll. denn es iff be
halten worden. bis fich der Sonne Siegel aufgethan zur fiebenten
Pofaune Schall. Merket diefes: es* ifi kein Schimpf oder Ruhm;
es gilt euch allen. oder ihr fferbet blind. daran Gott unfchuldig iff.
101. Die Welt iff nach dem Falle Adams einäugig gewefen.
denn fie hat unter den fechs Siegeln. verfiehe unter den fechs Pla
neten gelebet mit ihrer Erkenntniß; aber das fiebenteSiegel thut
fich auf. da werdet ihr mit Solis Augen fehen. Wir reden all
hier.: als wir erkennen und fehen. Alfo verffehetuns recht. wir
wollen euch den fchweren Begriff leichtem; fehets und merkets!
102. Das ganze Regiment diefer Welt in-allerlei Leben kommt
von dem Gefiirne. böfe und gut; denn fie find auch Urfache. daß
die vier Elemente. als Feuer. Luft. Waffer. Erde. efwecket werden.
fon| wäre -es in diefer Welt alles fiill.
/
_- 141 -
-a 103. So fehet ihr nun vornehmlich "an den. fieben Planeten
das Oberregiment) denn fie find des Geiftes Regimentn-und dafjelbe
zweifach: fie haben der Tinctur Regiment) als das Feuerleben)
und auch das Luftregiment als das Wafierleben. '
104. Die drei Planeten über der Sonne führen mit der Sonne
das Feuerleben und Regiment; und die drei unter der Sonne find
der Ausgang von des Feuers Tinctur und find ein Sinken) und
führen mit der Sonne das Luft Regiment) und haben das weib
licl)e Gefchiecht) denn fie haben der Matricis Wefenheit) und die
Obern haben Matrieis Tinrtur.
105. Die Tinetur heilt die Seele) »und die _untere Matrix Ve
neris den Geifi. Alfo begehret das Obere des Unter-n) und das
Untere des Obern; und ift zwar wohl ein Leib) denn Sol ift das
Herz und hat Glanz der Majeficit diefes Pcincipii: alfo verftehet ihr
die zwei Gefchlechte) männlich und weiblich. -
106. Der Mann ift das Haupt) und hat in fich das Ober
regiment mit der Feuerstinctur) und er hat in feiner Tinctur die
Seele) die begehret Venerem) als die leibliche Matricem) denn die
Seele will Geifi haben :und will Leib haben) und das hat die Ma
trix der Frauen. Und das Unterregiment ifi das weibliche) und,
ftehet ihr Regiment im Monde; denn Sol giebt ihr Herz) und
Venus Tinctur; und hat aber keine feurige) fondern wäfferige) darum
giebti107.
er ,denDarum
Griff Luft) undderftehet
muß fie Mannihre regieren)
Tinctur nicl)t
dennin des
der Feuers
Witze.

Tinctur ift die' fcharfe Probirung aller Wefen: Mercurius ift der
Aufwecker ihrer Tinctur) darum find fie fmwäßig; und der Mond
hat ihre Matricem) der ift aus allen Planeten) und ift furchtfam
vor der Erde) darum eilet er alfo) und nimmt im Rade von allen
Planeten und Sternen Kraft) wo er kann.
108. Er begehret heftig Solismdarunx zeucht er auch ihren
Schein an fich: und wie fick) der Mond nach der Sonne fehnet)
denn er ift irdifcher Art) und begehret himmlifch Herz; alfo fehnet
fich auch die weibliche ?Matrix nach des Mannes Herz) nachfeiner
Tinctur) als nach der Seele) denn die Seele ift das ewige Gut.
109. So fehnet fich nun die Natur nach dem Ewigen) und
wollte gern der Eitelkeit los fein: und alfo urfieindet das heftige
Begehren in dem weiblichen und männlichen Gefchlechte aller Krea
turen) daß-fich eines nach dem andern fehnet zu vermifchen; denn
der Leib verftehet das nicht) auch der Geift Luft nicht) allein die
zwei Tincturen) männliche und weibliche) verftehen das. '
110. Denn ein Vieh weiß nicl)t) was es thut) allein die Tin
cturen wiffen das) die treibens alfo. z Denn das Fiat fiecket in ih
nen; fie follen die großen Wunder Gottes offenbaren: denn der
Geift Gottes fchwebet auf dem Waffer der Matricis Veneris) und
in Iovis Matrice als in der Hirns Matrice) und führet das Fiat)
'

u..
- 142
denn das Herz hat Veneris Matricem. und das Hirn Jovis Ma
tricem.
111.* Alfo fahrer der Geifi Gottes auf den Fittigen des Win
des. in feinem Principle. und gehet aber vom Vater und Sehne
aus in der Smöpfung. und eröffnet die Wunder. fo in der Weise
heit find von Ewigkeit erfehen worden: darum ift er der Werkmeifier
aller Wefen. und von Gott darzu gefandt. .

Das 10. Kapitel.


Weiter von der Schöpfung aller Wefen; *und
wie fich der Menfcl) fuchen und finden foll.
und wie er mag alle Heimlichkeit finden. bis
in die neunte Zahl und höher nicht.

Daß du in den Sternen und Elementen fucheft und vermei


neft. die Heimlichkeit der Natur zu finden. ifi vergeblirl)e Arbeit.
und findeft nicht mehr als ein Auge. und fieheft einliugig; und
wenn du meineft. du habefi Salem. fo haft du kaum Lunam. nur
einen Glaft von Sole. und bifi weit vom Herzen. und läuffi nur
mit dem Monde ums Centrum.
2. Es ifi ein einiger Weg. den du gehen mußt. willfi du
' Myfierium Magnum finden; denn wenn du gleich dein Lebenlang
Zn Luna fuchefi. fo ift alles vergebens. dein Begehren bleibt nur
una.
3. Jm Mercurio mamefi du große und fchwere Arbeit. und
denkeft. der Stein liege darinnen: aber aus deiner Aläzymie wird
Kühmifi. .
4. Wenn du in Venerem kommft. fo meineft du. du habeft
Solem. es fei Gold; aber es ift das Weib. und hat nur eine waf
ferige Tinctur: ihr Leben ifi Luft. atio arbeitefi du in dem Leibe
vergeblich; fo du aber nun den Geift der Tinctur ergreifft. fo ge
heft du zwar auf einem Wege. auf welchem viel Solem haben ge
funden.
5. Aber fie find dem Wege nacl)gegangen. bis auf Solis Herz.
da hat fie der Geift der himmlifchen Tinctur gefangen. und in die
Freiheit in die Majeftät geführet: allda fie dann den edlen Stein.
laapiiiem ybilooopnorumz haben erkannt. und fich gleich entfehet vor
der menfchlichen Blindheit. und gefehen die vergebene Arbeit.
6. Willft du den edlen Stein finden. fiehe. fo wollen wir dir
7*- 143 -

ihn genug zeigen. bifr du ein Magus. und deß wei-th. _ fonfr blei'
befi du wohl blind: fo greif es alfo an. denn er hat nichts mehr
als drei Zahlen.
7. Erfilicl) zähle von einem bis auf zehen. I( das ifi zehen.
und ift eine Kreuzzahl. Von einem bis auf zehn ift eine Zahl. und
du haft nur über neun Zahlen Gewalt; vor-der zehnten follfi du
bleiben fiehen. denn fie ift der Natur Ende: das gebühret der Krea
tur nicht zu forfchenz fo fie unter dem Kreuz bleibt. fo bleibet fie
im Leibe des gefaffeten Willens Gottes.
8. Und dann hat er zehenmal Zehen. das ifr Hundert. und
dann zehenmal Hundert . das ifi Taufend: da liegt der Stein ohne
große Mühe. denn er ifk rein. und mit der irdifchen Natur nie _
beflecket.
9. Mache es alfo. wie ich drohen habe vom 'Centro gefclyrie
ben: verwechfele die Planeten am Rade herum. und nimm fie. ei
nen männlichen und dann_ einen fräuliwen. einen zum Seelengeifie.
und' einen zum Lufrgeifie. '
10. Um den Leib darffi du nicht forgen. denn ein jeder Pla
net machet ihm fein eigen Corpus. was fein Begehren ifi wohl
felber.
11. Fange am Saturno an. 'denn er .ifi der erfie an dem *
Feuerleben zu der edlen Tinetur: und dann fahre am Rade herum
zu Lunaz denn du mußt je einen Planeten zum Tincturleben neh
men. und dann einen zum Luftgeifi. denn es beftehet keines ohne
das andre. fonft kriegefi du Geift ohne Leib. einen Feuergeifi. wel
cher in einer Lucerne brennet. gleieh einem angezirndeten Feuer. aber
er giebt nichtsz es* ifr nur eine Hoffart. wollen ohne Leib fein,
1L. Fahre alfo am Rade herum bis auf Solem. das ifi die
Siebenzahl in der erfien Zahl. und wenn du nun dahin gelangefk.
fd meinefi du. du habeft den Stein. aber er befrehet nicht. Mars
zerbricht den.
13. Fahre weiter durchs Feuer der Sonne. welches die achte
Zahl iftz und wenn du durchkommfi. fo ergreif durch die Tinctur
die Ewigkeit. ifi die neunte_ Zahl. *und führe die aufs Kreuz auf
die zehenre Zahl. das ift der Natur Ende.
14. Da greif zu und-nimm den Stein. wie viel du willfk.
der zerbricht in keinem Feuer. er ift frei von der Grimmigkeit und
Ausgeburt: fein Glanz und Lichtfiehet in Kraft der Majefrätz fein
Corpus ifi aus der ewigen Wefenheir. feine Zahl ifi auf dem Kreuz
hundert. und in der Majefiäe raufend.
15. Diefes geben wir den Suchenden. denn keiner findet den
Stein in Luna. er komme denn auf das Kreuz in die zehenre Zahl
16. So ihn alsdann ferner ja lüfierr. diefe Welt zu fuchen.
und hätte alfo gern diefer Welt Glanz. und begehret den Stein
diefer Welt. als in Metallen. der gehe aus dem Innern ins Aeußere:
- 144 --

er gehe in Lunam. und flöße den in taufend Theilen. und gebe ihm
ein wenig' Solis; fo aber fein Geiz groß ifi. fo gebe er ihm den
fiebenten Theil Solis. fo ifis fchon gemacht. .
17. Denn es laufen alle_ Planeten und Sterne nach dem Her
zen. ein jeder nimmt Kraft vom Herzen. und macht ihm felber feinen
Leib: denn Luna ift aus allen fechs Planeten. und hat auch So
lem. aber nicht das Herz. denn er hat Solem nur in Begehren.
wie ihr fehet. daß-er mit Sole fcheinet. und nicht mit feinem ei
genen Glafi; darum muß ihm der Geifi des Herzens zugefeßet wer
den. welcher vorhin rein ift; dann laufen alle Planeten zu. ein je
der begehret das reine Kind. undbauet ihm fein Haus hinein.
18. Nun fiehe zu. und hüte dich vor Venere. daß er nicht eine
weibifche Tinctur hineinfctjwähe. denn er' erfcheinet licht und fchön;
aber er ift ein Weib. und rnachet einen finfiern Leib. und verfchlin
get bald Solem. ,
19. Behalre du den fchwarzen Saturnum mit Muttis Hitze.
fo wird dir endlich der gütige Jupiter erfcheinen. der ift freundlich.
und hat das Oberhaus. das Haus des Geifies. der Tinctur; wenn
der aus dem fchwarzen Saturno kommt. der ift der metallifche
Stein.
20. Aengfte dich nicht gar zu fehr in die Länge mit Feuer.
es giebt nichts mehr als es vermag. du zähleft fonfi zurück. in
Verluft. wohl nicht ins Verderben. fondern nur in Solem Hun
gariä: Venus freuet fich defio höher. aber deine geizige Hoffnung
nimmt ab. wiewohl du dia) billig ließeft in der zehenten Zahl ge- -
nügen; denn diefer Welt Reichthum ift Koch.
21. Und fo du die zehente Zahl erreicheft mit deiner Vorhinzu
bereitung. darfft du- dich nicht alfo harte um die Taufendzahl bekürn- '
mern. fie fiehet auf der Krone der Jungfrau. in welcher zwölf Sterne
verfehet find. fechs göttliche. und fechs menfchliche: die Krone hat
Taufendzahl. und die Jungfrau hundert.
22. Chrifius fpriwt: Sucher zum erfien das Reich Gottes. fo
wird euch das andre alles zufallen; es lieget alles im Willen. denn
der Wille maajt Begehren. und das Begehrennimmt. da nichts
ift: und wiewohl es dos) ift. aber uns Menfchen verborgen.
23. Es fei denn. daß ein Menfcl) habe den Stein auf dem
Kreuze erlanget. der findet. wo die Vernunft fpricht: es ift nicht
da; denn was nicht von Ewigkeit gewefen ift. das ift auch noch
nicht. und davon wiffen wir auch nichts; wir wiffen nur von dem.
das da ift. und je gewefen ift. obwohl nicht offenbar vor uns Men
fchen. aber doch aus Gott in [einer Weisheit von Ewigkeit.
24. Darum. ob wir reden von zwei Reichen. als von Gottes
- und diefer Welt Reich. mit folcher Gefialt. als fähen wir die mit
leiblichen Augen. laffet euch das nicl)t wundern: fo fich Gott* im
Menfcljen offenbaret. fo i| er in zweien Reichen. und fiehet mit
- 145 - K

doppelten Augen; und diefer Weg ift doch auch nicht alfo fchwer,
als ihn die Vernunft im Aeußern fuchet.
25. Es lieget alles am Willen; der äußerliche Wille muß in
inneren gehe-y er muß fich felber verleugnen, gleich als wäre er im
äußern todt, und hätte kein Leben im äußern- und da er doch le
bet: gleichwie Gott im Aeußern lebet und i|„ und das Aeußere ift
an ihm todt„ daß es ihn nicht kann faffenz alfo auch du, Menfch:
du bift mit deiner Seele im Inneren, aber deiner Seele Willen
hat fich mit Adam umgewandelt ins Aeußere.
26. Darum willfi du Gott und die Ewigkeit fchauen, fo wende
dich mit deinem Willen um ins Innere, fo bift du wie Gott fel
ber: denn alfo bift du auch im Anfange gefchaffen worden 7 und
alfo lebe-fi du nach dem inneren Willen Gotte und in Goitz und
nach dem Aeußern in diefer Welt, und haft beide Reiche zum Ei
genthum, und bifi wohl recht ein Bild und Gleichniß Goctesl du
erforfcheft alle Dinge; was im Verborgenen ift, findefi duz denn du
findeft das in der Ewigkein und fiehefi es zurück in der Ausgeburt
in der Figur "fehen.
27. Der Grund der Schöpfung diefer Welt ift dem innern
Menfchen in Gottes Willen viel leichter zu erkennen 7 als dem äu
ßern das fichtbare Wefen: der äußere erkennet das weniger„ das er
mit Augen fiehet und mit Händen greifet, mit Ohren höret„ mit
der Nafe reurht» und mit dem Munde fchrnecket, als der innere den
Grund und das Herkommen des Aeußern. Der innere fiehet wohl
das Gefchdpf in feinem Grundm aber er ift am Aeußern wie todt,
und da er doch lebet: und was er dem Aeußern lebet, das lebet er
Gotte um feiner Wunderthat willem daß er das eröffnet und ins
Wefen bringet, was in der Figur im Verborgenen fiehet. 7
28. Alfo fagen wir noch: Das Ewige fiehet im Willen, und
der Wille macht Begehren, und im Begehren fiehet des Willens
-Figury alfoifis gewefen vor der Zeit der Weitz als fich aber Gott
in feinem Willen bewegete„ fo fchuf er das Begehren, daß es im
Wefen ftund„ und anders erkennen wir nichts als nur daffelbige.
29. So ift nun das Begehren ein andres als das Wollen;
denn der Wille ift ohne Wefen, und das Begehren macht Wefen.
Alfo ift aus dem ewigen Nichts worden das da iftx und vorhin
nichts war als nur ein Wille; der war eine Jungfrau ohne Bild
niß7 und war doch eine Figur eines Bildes im Willen. Und die
felbe Figur hat der Geift erblicket und in eine Wefenheit gefchaf
fen„ als wir denn erkennen an der Form diefer Welt. Die Figur
hat den Geift geurfacloeß daß er hat ausgefprochen die Wunder in
der Figur, und das ift die Matrir der Gebcireriny und das i| der
Geift diefer Weiß denn anders konnte der Geift nichts ausfprechen
als ein Gleichniß nach ihm, denn es war fonft nichts.
30. So zeigemwir euch nun alfo an-die Schöpfungz denn
_ 17. 10
- 146 *
Schbpfen heißetein den Willen faffen dasjenige. was in der Figur
in dem Willen fiehet. Denn wenn ein Zimmermann will ein
Haus bauen. fo muß er ihm vorhin ein Modell in feinem Willen
pflanzen. wie er das bauen will. alsdann bauer er nach dem Mo
dell feines Willens.
31. Alfo hat ihm der Geift Gottes auch ein Modell nach fei
nes gleichen in feinen Willen gepflanzet. und das Modell alfo ge
fchaffen: denn das fehet ihr an diefer Weitz als der Geift durchs
Wort ?Fiat den erften Tag. die Ausgeburt irn Grimme fchuf. als
Waffer und Erde. fo faffete er in Willen die Figur. und das war
der Himmel. den fchuf er den andern Tag. und verfuchete den
dritten Tag das Werk. und ließ aus der Erde aufgehen Formen
und Bildniffe aus den Effentien. als Bäume. Kraut und Gras.
Das waren Bildniffe der Effentien des Begehrens. aber des Gei
fies Bildniß fiund noch verborgen. und war doch im Wefen. bis
am vierten, Tag; da verfiehe einen Tag ohne Sonne. ift eine Um
wendung des Rades Natura im Begehren des Willens. Und der
innere Wille hat fechs Zahlen nach den fechs Geiftern: und der
äußere im Begehren der Figur hat auch fechs Zahlen. nach der
Gleichniß des Geiftesz und die zwei Reiche machen mit ihren fechs
Zahlen vierundzwanzig. die theilen fich in vier Theile: als fechs vor
dem Mittage. und fechs nach dem Mittage. und fechs vor Mitternacht.
und fechs nach Mitternacht. bis zum Aufgange oder Anfange.
32. Nach diefem hat der Griff ins Begehren gefelzet ein Zei
chen und eine Rechnung. davon Zeiten und Jahre kommen. die zu
vor nicht waren. Denn jede Zwblfzahl. welche ift himmlifay. gött
lich und irdifch. meufchlicl) oder thierifch. hat ein Zeichen am Fir
mament. das fchuf der Geifk ins fichtbare Wefen mitfammt des
Centri Krone. welche ift der Umfang des Gefiirns.
ZZ. Und fügen dir dieß zu erkennen. daß das Schaffen des
Geiftes ifi ein Ausgang aus fich felber ins Aeußere: denn im Loco
Solis ift der Punkt. da der Geift die Gleichniß hat gefchaffenz
denn das Wort im Fiat fiund allda. und eröffnete fich. und ging
aus von der inneren zehenten Zahl. und*fchuf fort durch und durch.
bis auf Eins. das behielt die zehente Zahl als ein Corpus. das ift
Luna. denn in folurern Begriff war die Gefialt und Form der Tiefe
' ergriffen. und der Geifi ging aus. und trieb die Effentien des Cen
tri bis zur Krone: da faffet er die mit den Zeichen und allen Ge
fialten der Bildniß. welche in der Jungfrau in der Figur irn Wil
len ftunden. und das find die Sterne. und fchuf fie gleich als ei
nen Umfang des Geifies. und find alle ein Leiv des Geifies. wel
cher Sol heißer: denn allda hat der ewige Geifi die Gleichniß des
Geifies gefaffet. und die gehet alfo aus dem natürlichen Leibe diefer
Welt aus als ein Geifi. gleichwie der ewige Geifk aus dem ewigen
Centro Natura. aus der zehenten Zahl. Und wie fie fich haben
._.. 147 _

mit ihrem Umgange in den dreien Tagen geordnet. verfiehe vor der
Sonne: alfo find fie auch im Fiat blieben ftehen in der Ordnung.
und find nichts Materialifwes oder Begreifliwes. obs wohl gegen
der Ewigkeit ein matecialifcl) Wefen ift. aber gegen uns nichtz fon
dern fie find Kräfte. eine Ausgeburt aus dem ewigen verborgene-n
Centro. und eine Gleichnß des Ewigen. und haben Kraft und Ge
walt.- nach aller und 'jeder Sterne Eigenfchaften Leider und Bild
fnifien zu figuriren.
34. Alfo verftehet uns: Aus dem Loco Solis gehet aus die
Eröffnung aller Sterne und Elemente; und find alle Sterne der
Sonne Kinder. bis auf Saturnum. der ift das Haus des fechsfächi.
gen Geifiesz denn die Planeten find der Geift. und die Krone der
Obermder Leib. und ifi eine Gefialt. wie wir vorn vom Centro
Natura und vom Thron der Engel gemeldet haben. Gar große '
Dinge :find hierinnen. welche wir billig verfchweigen. wegen der Welt
Vosheit. welche. fo fie diefes wüßte. die Kräfte der Natur würde zu
ihrem Geize und Falfchheit mißbrauchen.
35. Darum fagen wir euch. dem die zehente Zahl eröffnet
wird. dem wird auch in feinem Willen gegeben nichts mehr zu re.
den. als was denWelt noch ifi . und folches zu allen Zeiten. wie
es die Noch erfordert und in Gott erkannt wird. Alfo verfjändi.
gen wir euch desGrundes. wie Gott am vier-ten Tage habe die
Sonne. und mit demfelben führenden Geifie die Sterne gefchaffen.
und was fie find. anders nichts als zufammen ein Leben nach der
Gleichniß Gottes. da fich die Ewigkeit hat in einem Wefen offen
barer.
Z6. Den fünften Tag hat Gott dieß Wefen und Leben be
weget und darein das Fiat gefehet. und allerlei Gleichniffe nas) je
der Geftalt im Geifie aus der Matrice gefchaffen. In diefe Schöp
fung hat fich nun das dritte Reich. als das Reich des Zorns hart
mit eingedränget. Da gingen hervor allerlei Thiere. Vögel. Fifche.
Würme. und was fich reget und lebet. das ging alles aus der äu
ßern Matrice. und fiund auf der Erde. Und in der Tief? gingen
hervor allerlei Geifter des Feuers. als da find die Afcendenten und
Phönirz und in der Luft auch allerlei Geifier. nach der Luft We K
fenheit; und im Waffer und Erde allerlei Geifter. ein jeder nach
feiner Mutter Eigenfchaft. Und ift die ganze Tiefe zwifchen dem
Geftirne. alfo weit fich das Wort zur Swöpfung hat eingegeben.
nicl)ts als ein Leben und Regen von Geifiern.
Z7. Nun fraget die Vernunft: Weil der Teufel in diefer
Welt wol)net. und hat fein"fürfilicl) Regiment. wo wohnet denn
der? Siehe. Menfch. betrachte dieß wohl! Es find in der ganzen
Tiefe nicht mehr als fieben Umgänge. die wälzen und drehen* fich
herum als ein Rad. oder wie fich das Leben um die Seele windet.
und das Herz ftehet in Mitten. als das Centrum. ftill. das ifi die
10'
- 148 -*

Sonne; und die Umgänge um die Sonne find die fechs Planeten.
als Geiffer am Centro: und der* fiebente Umgang ifi die Erde. die
drehet fich in vierundzwanzig Stunden einmal um. und läuft mit
den Planeten ein Jahr einmal ihren Lauf außer dem Monde. mit
um die Sonne. welches die andern auch thun. aber in kurzer und
auch viel längerer Zeit; als Salut-nus erff in neunundzwanzig Jah
ren wegen feines weiten Ganges. ausgenommen der Monde. welcher
zurückläuft. thuts alle Monden. ein Jahr zwölfmal. und fchrejtet
noch darüber.
38. Nun das machet zufammen das Rad der Geburt. darin
nen das Verbum Fiat fiehet. das hat den Teufel aus diefem Cir
_cul ausgrtrirben. und wohnet außer diefem Circul. und iff eine große
Finfferniß gegen der Krone der Sterne am Firmament. daß auch
viel Sterne an dem Firmament nicht gefehen werden wegen der
Finfferniß. Und hat auch fon| große Deutung wegen der Men
fchen. welches wir wollten melden. wenn bie Welt nicht alfo toll
wäre und fich ließe den Teufel treiben. welcher aller Offenbarung
fpottet. damit er die Menfchen blendet. ' Es foll zur Lilienzeit ffehen
den Kindern. die mit beiden Augen fehen.
39. Alfo wohnet uns der Teufel nahe.. und hat doch ein fürfi
lich Regiment noch viel tiefer. näher gegen dem Geffirne in der
Mitten. wo es am finfferfien i|: denn die Nähe des Glanzes von
Sternen mag er auch nicht; und iff alfo als ein Gefangener. und
darf die fieben Regimente des Verbi Fiat nicht berühren. und hat
keine Macht darinnen. und iff alfo die ärmfie Kratue in der Krone.
40. Diefes läffet fich wohl mit keinem Zirkel entwerfen. denn
die Sonne fiehet im innerffen Zirkel hinein. und die andern immer
weiter aufwärts bis auf die Krone: die fchleußt den äußern Himmel
und kann nicl)t verffanden werden. allein der Griff verfiehet das in
fich: wie er iff. fo iff auch diefer Zirkel. Man kann es auch nicht
fchreiben. denn das Leben windet fich hinein zu der Sonne: alfo
auch die Geiffer des Lebens im Menfchen hinein in die Seele. als
ihr vo-Mden dreien Principien möget nachfinnen. da das Aeußerfir
auch das Allerinnerfie ifi. welches der äußere Geifi unferer Vernunft
nicht kann faffen. denn rr iff nur Eines. und nicht Dreizahl. Aber
der Seele Griff. fo der umgewendet wird. daß er ins Innere fie
het mit feinen eigenen Augen. und mit diefer Welt Augen ins
Aeußere. der verfiehets; denn das iff das Geficht im Ezechiel. K.
1. 18. vom Geifie mit den inwendigen und auswendigen Augen.
da der Griff fchlechts vor fich gehet. und wo er auch hingehet.
41. Obwohl die weifen Magi und Mathrmatici haben eine
Sphäram gemacht. und das Rad entworfen. fo ifts doch nicht ge
nug. Es iff wohl den Unbegreifenden ein Weg. zu betrachten M1)
fferium Magnum. aber das Rad hat viel einen fubtilern Verfiaird.
und mag mit keinem Zirkel auf folche Weife gemacl)t werden; denn
4- 149
es gehet -in fich gegen dem Herzen Solis) und aus fich gegen der
Figur der Wefenheit: es treiber über fich und unter fich; denn der
Tinctur Geift) als das rechte Feuerleben) treibet über fich hinein
naci) der Freiheit Gottes) und begehret aber den Geifi der Wefen
heit) welcher unter fich treiber) denn ohne den befiehet das Feuer
leben nicht.
42. Alfo wendet fich der Feuergeift urn) gleicl)wie auf die
Seite) und greifet nach dem Geifie der Wefenheit) und der Geifi
der Wefenheit fleucht vor dem Feuer. Weil er aber aus dem Feuer
leben erboren wird) und mag nicht davon getrennet werden) fo wird
er mit dem Feuergeift gedrehet; denn wenn der Feuergeift fich zur
Rechten in die Quere wendet und greifet nach dem Geifte der We
fenheit) fo wendet fich der Geifi der Wefenheit auch in die Queer)
von unten auf der andern Seite hinaufwcirts) und das maci)et ein
Drehen) und eilet je eines dem andern nach: denn die Wefenheit
fleucht vor dem Feuer) und kommt doch aus dem Feuer) als ihr
fehet) wie Luft aus dem Feuer gehet) und aus der Luft wird Waf
fer) welches die Wefenheit ift.
43. Alfo begehret das Feuer) welches eine Angfi iii) Sanft
muth) und die Freiheit außer der Quaal) und greifet nach dem
Wafferquell. Und die Sanftmuth) als der Wafferquell) begehret Leib)
daß fie möchte vor dem Feuer frei und verdeckt fein) und eilet je
das Feuer nach dem Waffer) und das Waffer fleucht vor dem Feuer;
denn wenn das Feuer oben ausführe und das Waffer unten aus)
fo trürde eine weite Zertrennung) und in jedem der Tod und ein
Nichts. Weil fich aber das Feuer nach dem Waffer beuget) und
fiel) darinnen erquicket) fo- behält es fein Leben) und kann wieder
alfo den Geift Luft von fich geben) daß das Leben beftehet.
44. Alfo zeigen wir dir Myfteriurn Magnum an) daß du follfi
lernen verfiehen) wie weit du gehen follfk) wo deine Zahl und Ende
ift. Denn das Feuer ifi die acl)te Zahl) nach den fieben Geiftern
Natura) und ift eine Urfache der fieben Geifier. Nun befiehet aber
keine Kreatur im Feuer) denn das Feuer verzehret die Wefenheit)
.darinnen das natürliche Leben ftehet: nun aber ma>)et das Feuer
Tinctur) und dazu doppelt) eine in fiel) greifend nach der ewigen
Freiheit) nach der fiillen Sanftmuth ohne Wefen) und die andere
aus fich greifend nach der äußerlichen Wefenheit) als nach dem Oleo)
welches aus dem Waffer ift) welches von Venere ift) darinnen fein
außerlicher Glanz und Schein entfpringet: und in der innerlicl)en
Tinctur im Begehren der ewigen Freiheit entfpringet Majefiät der
Freiheit.
, 45. Alfo verfiehet uns recht: das Feuer hat die achte Zahl) und
die innerliche Tinctur hat die neunte Zahl. Alfoweitfollen wir ge
hen. denn die zehente Zahl ift das ewige Feuer Gottes) und hält
in der Mitte feiner Geburt das Kreuz) das theilet das Centrum der
[r

....
150
ewigen Natur in zwei Reiche. davon wir vorn haben gemeldet. und
welche Kreatur hindurch will fahren. die kommt durchs Reich Got
tes hindurch wieder in das Aeußerfie. aus Gott und außer diefer
Welt ins Feuerscentrum hinein. als in eine ewige Finfierniß. da
das Feuer fchwarz und ein immerwcihrender Hunger ifk.
46. Die Anzündung des Feuerlichts fiehet allein unter dem
Kreuze in der Sanftmuth. in der neunten Zahl. das ifi Eine Zahl:
Zehenzahl ift zwei Gezahl. die gebühret den Engeln und Menfmen.
aber nicht weiter ins Kreuzes Centrum zu greifen. fondern fie müf
fen allda vor dem Kreuz der Dreizahl fiehen, und ihr Gemüth un
ter fici) fchlagen in die Tinctur der Demuth. zurück in die neunte
Zahl. und vor fich in die zehente fehen. aber mit furchtfclmen Gemüthe. -
nimt Willen fchöpfen dder haben. in die zehente Zahl. als ins Centrum
des Feuers Gottes hinein zu gehen. fondern fich hoch vor der zehenten
Zahl ewig freuen'. und mit feinem Lobgefang vor der zehenten Zahl fin
gen; Heilig. heilig. heilig ift unfer Gott. der Herr Zebaoth; und
derfelbe Gefang ift eine Speife des göttlichen Feuers. davon aus
gehen in den göttlichen Effentien Wunder. Paradeis. Elemente und
himmlifche Wefenheit. und fiehet vor der Dreizahl als eine Jung
frau der ewigen Wine Gottes. und das ift Gottes Weisheit.
47. Denn in der Weisheit erfcl)einet aller göttlichen Effentien
Wefenheit. dazu wir allhier keine Zunge noch Feder zu fchreiben
mehr haben. Allein wir zeigen euch an. wie weit ihr in folrher
Offenbarung»forfchen follet; denn in der neunten Zahl fehet ihr alle
Dinge. denn es ifi des himmlifazen Lebens Tinetur. Jhr fehet die
hundertfke Zahl der_ Jungfrau der Weisheit. und aua) die taufendfie
Zahl der Krone der Ma-jeflät; allein ihr follet nicht weiter forfchen
in die zehente Zahl. darinnen den Abgrund zu erforfchen; ihr ge
het foaft außer Gott. wie Lucifer. welcher in der zehenten Zahl
wollte Schöpfer fein. und fucl)te das Feuer des ewigen Urkunde-s.
und allda innen muß er als im Tode in der Finfierniß ewig bleiben.
48. Darum fei der Lefer gewarnet. in diefen gar tiefen Schrif
ten nicht weiter zu gründen. und feinen Willen tiefer zu fanoingen.
als er begreifet. Er foll fich allezeit am Begriff laffen genügen; denn
im Begriff fiehet er noch in der Wefenheit. da irret er nicht. und
wie tief der Geift ihn auch immer fiihrete: denn Einem wird viel.
mehr gegeben als dem Andern; allein das ifi das Ziel. daß ein
jeder in der Demuth gegen Gott bleibe ftehen. und fich Gott ergebe.
daß er das Wollen und Thun mit ihm mache. wie er will, Wenn
du das thufi. fo bifi du in dir felber als todt. denn du begehrefi
nichts als Gottes Willen. und der Wille Gottes ifi dein Leben. der
gehet in fich hinein bis in die taufendfie Zahl. und forfrhet die Tiefe
der Gottheit mit allen Wundern; er führer deinen ihm ergebenen
Willen in die Jungfrau feiner Weisheit. daß du magfi alle Wunder
fchauen: aber du follfi nicht von ihm in die Wunder imaginiren;
.
., --
151 z .
fobald du das thuft. fo. gehefi du aus Gottes Wil* aus. welcher
die ewige Freiheit ift. und bi| in deiner-Imagination gefangen.
das merke! Denn eine jede Imagination macht Wefenheitz allda
innen fieheft du. und mußt wieder herausgehen. oder fchaueft Gott
nicht.
49. Darum lehrer uns Chrifius Demuth. Liebe. Reinigkeit
des Herzens. barmherzig fein. Match. 5. 1--5. und heißer uns
Gottes Willen fuchen und uns darein ergeben. Denn in Got
tes Willen vermögen wir allesz nicht unfere eigene Natur foll es
thun. fondern Gott eröffnet felber in uns. und er ifiunfer Thun.
fo wir etwas Wunder wirken: denn keine Menfchenfeele foll fagen
oder denken: ich will Wunder thun. nein. das kann auch nicht fein.
50, Denn die Wunder über die äußere Natur gehen allein
aus dem Centro der ewigen Natur. aus der zehenten Zahl. die
vermag die Kreatur nicht. Aber fo fie in Gottes Willen ergeben ifr.
fo thut Gott in der Kreatur Wunderz denn es ift feine Luft. fich
in den Schwachen zu offenbaren: denn der Starke fiarret in feinem
Willen. und will den nicht Gott ergeben; er trauer ihm in feiner
eigenen Wine. Alfo ift feiwWille außer Gott. undbermag nichts:
und fo er denn alfo aus fich felber von Gottes Wefen und Willen
redet. fo ifi er ein unwifiender Lügner. denn er redet nicht aus
Gottes Geift und Willenxfondern "aus fich felber. aus feinem Wahn.
in welchem eitel Zweifel iftz und daher urficinden die Streite des
Glaubens um die göttliche Wiffenfchaft. daß man Gott in feinem
eigenen Willen und Wiffen fuchet. Die Menfehen wollen Gott in
ihrem eigenen Willen finden. -und er ift nicht darinnen. denn er
wohnet' bloß_ in dem Willen. der fich ihm ganz mit aller Vernunft
und _Wiffen ergiebet. dem giebt er Erkenntniß und Kraft. fein We
fen zu erkennen.
51. Darum hebet eure Häupter auf. und merkts. es ifi in
keinem Zanke und Streit Gottes Wille. fondern der Menfch und
des Teufels Willez es ift des Zorns. -Wille. Laffet euch nicht ver
führen die Gleißner. die da einherprangen in der Hifkorie. und
fagen: wir haben Gottes Willen bei uns. wir find feine Diener.
fehet auf uns. wir find Gottes Amtleutez und ob wir gleich
böfe find. noch tragen wir das Amt und Willen recht. O ver
fluchte Kains- und Judasart. du bifi nicht in Gott geboren
oder erkannt. wie rühmefi du dich denn Gottes Willen? wie
magft du fagen. du trägefi Mhfierium Magnum Gottes. fo du
doch außer' Gott bift in einem fremden Willen. und in dir fel
ber? Du trägefi nicht Myfterium Magnum. fondern der arme
Sünder. der da umkehret. welcher vom Teufel ift gefangen worden.
und ift im Streife wider den Teufel. der zu Gott eichzet. feufzet
und fchreiet. der läuft in Reue und Abfiinenz zu dem Amt des
Myfierii Magni. welazes Chrifius feinen Jüngern und Kindern ge
*-*
152

geben hat; da im Willen Gottes find. die haben den rechten


Schlüffel zum immel und Hölle. Nun trägeft du. Sophifi. nicht
das Amt. weil du außer Gottes Willen bifi. fondern der arme buß
fertige Menfch bringet mit zu dir das Myfierium Magnum. und
ergiebt fich in die apoftolifche Gewalt. die du nicht haft. fondern
die Gemeine Chrifii. die in Gottes Willen find: alfo empfähet ein
Glaube den andern. und die Gemeine Chrifti abfolviret den büß
fertigen Sünder. und nicht du. Sophift. der du weder Kraft.
Macht. noch Wiffen haft vom Reicl)e Gottes. fondern vifi felber
ein Gefangener des Teufels. und filzefr in Gottes Zorn. Du bifr
nur die fiolze Hure zuBabel. und fchwebeft auf dem Amre My
fterii Magni. und bifr deß unfähig; du feiefi denn in Gottes Wil
len. fo bift du Chrifti Apofiel und trägeft das Kleid Aaronis. und
Gott fchleußt durch deinen Mund auf und zu. und auch nicht dein
natürlicher Wille. der muß allerwegen rodt fein. oder du bifi des
Amts nicht fähig. Du fiheft auch nicht im Amre Chrifti auf Pe
tri Stuhl in deinem eigenen Willen. fondern auf dem Stuhl der
Peftilenz. und bift der Antichrifi. als wir dich in der zweiundfieben
zigfien Zahl erkannt haben. die trägeft du; denn du bift im Zanke
um Chrifii Kelch. und du haft den nicht in deiner Gewalt. fondern
die Gemeine Chrifti. in Gottes Willen ergeben. hat den. Denn
die heilige Lade des Bundes ift bei ihnen zu Silo. und nicht in
deinem fectirifcljen Jerufalem. das.du haft voll Greuel der Läfterung
gemacl)et. '
52. Was foll aber der Geifi mehr von dir richten. weil du
ein ehebrüchig Weib bift. und haft den Glauben und Eid verloren.
Er hat dir Zeit gegeben zur Buße. und thuft keine Buße. fondern
hureft Tag und Nacht; darum will er dich in die Kelter feines grim
men Zornes ausfpeien. und Babel foll fich felber verbrennen. So
fpricht Chrifius: O Jerufalem. Jerufalem. wie oft habe ich deine
Kinder wollen verfammeln. als eine Kluckhenne ihre Küchlein unter
ihre Flügel. und du haft nicht gewollt; fiehe. euer Haus foll euch
wüfie bleiben! Match. 23. Z7. Das faget er ihr auch zu dir. du
verwüfretes Jerufalem in Babel. Es kommt die Zeit. daß die
Kinder Chrifti von dir ausgehen. und ift fchon.. und du mußt in
deiner Hurerei verfchmachten. Siehe. deine.Kaufleute werden von
ferne ftehen und fagen: Seher doch. Babel. in der wir reich worden
find und fett. ftehet wüfie. Apok. 18. 15.
1'
**
..--*
153
e'

Das 11. Kapitel.


Von rechter Erkenntniß des Menfchen.

Wir haben euch gezeiget, was das Wefen aller Wefen fei, und
was fein Geift und Leben fei„ und was die Matrix der Gebä
rerin fei, als nämlich, daß fie fiehet in dem etoigen Willenz *und
in demfelben ewigen Willen ift das Centrum Naturin und darinnen
die Dreizahl, welche das Herz ift, welche offenbaret die Ewigkeit in -
Kreaturen, Figurem Gleichniffenz und fonderlich mit dreien Reichen,
als mit dem himmlifchem englifcizen, und dann mit dem hdllifcizen.
feurigen, tcuflifäzen, und zum Dritten mit dem wefentlicloen Reiche
der Ausgeburw als mit diefer Welt.
2. Nun wiffet ihr gar wohl, was der theure Mann Mofes
faget in feinem erfien Buchm als daß Gott am fünften Tage habe
alle lebendige Kreaturen auf einmal gefchaffen. Das vfkfikhfte mit
einer Umwendung der Erde hat Gott aus dem Myfierio Magno ir-,
difch„ aus der Matrice des Geifies der irdifchen Eigenfchaft, als
eine Ausgeburt aus der ewigen Eigenfchaft, alle lebendige Kreaturen
gefchaffen, daß fie follen Bildniffe und Gleimnifie des ewigen We
fens fein.
3. Nun find fieaus dem irdifchen Myfterio Magno gefchafien
worden, und da der Geift doch nicht ganz irdifch ift, denn er i|
noch Luna, als wir denn fehen die Erde zunächft dem Monde fie
hen, und außer dem Monde. und wie_ ein jeder Eircul ift, alfo
auch fein Geift in feiner eigenen Selbftinclinirungr und des Rades
Eigenfchaft in demfelbigen Umgange.
4. Alfo ift der Eirculus zwifmen dem Mondeund Erde irdifch„
und auch lunarifch„ denn der Mond hat aller Sterne Eigenfäzafh
und ift als ein Sack oder Halter der Eigenfchaften der Sterne, die
frhuttet er in feinen Eircul immer aus: denn die Erde fehnet fich
trefflich nach dem Monde„ und darum zeucht fie den Mondenfchein
und Glanz an fich„ fowohl den Sonnenfchein, denn es fehnet fich*
alles nach dem Herzem und begehret der Freihcjtf von der Eitelkeit
los zu fein.
5. Alfo hat die Erde in ihrer Sucht den Geift des fiebenfämi
gen Rades an fich gezogem und hält den in fich als eine eigene“
Matrix Natura, und wollte immer gern in ihr felbft das Rad des
. Lebens erwecken. 'Darum drehet fie fich um, denn fie hat beide
Feuer, als das hißige und auch das kaum und will immer das
unterfte hinauf gegen der Sonne; denn von der Sonne empfahet
fie Kraft und Geift: darum wird fie alfo gedrehet, denn das Feuer
- 154
drehet fiez es wollte gern entzündet fein. daß es ein eigen Leben
hätte. So es aber im Tode bleiben muß. fo hat es doch gleich
wohl die Sucht nach dem obern Leben. und es zeucht das Oberle
ben an fich. und fperret fein Centrum noch immerdar auf nach der
Sonne Tinctur und Feuer.
6. Alfo gehet aus der Sucht gegen der Sonne das Auskeimen
und Wachfen aus der irdifchen Matricez denn die Effentien der Erde
fieigen mit dem gefangenen Leben aus dem obern Centro immer
uber fich aus der Erde heraus. und dehnen fich bis zu einem gro
ßen Baum und Halm; 'und fehet ihr gar recht. wie auf dem Baume
und Halm eine vermengete Frucht wächfet. halb irdifch und halb
nach dem obern Centro. und gehet die Frucht auch nicht eher in
die Fäule. fie habe denn des Obern fatt und genug. da ifi fie reif.
denn fie hat Venus Leib erlanget. Aber wie Veneris Leib unbe
fiändig ifi. und verginge bald. fo ihn nicht die Sonne mit Saturni
Kraft anhielte: alfo auch da ift es unbeftändig. und wird bald ein -
Ekel in fich felber. denn es mag nicht erhalten werden. denn das
Paradeis ift daraus.
' 7. Alfo fügen wir euch zu erkennen. daß alle Kreaturen find
aus dem untern und obern Leben gefchaffen wordenz der Erde Ma
trix gab den Leib und das Geftirn den Geifk. und ihr Leben reicher
reimt bis in die Sonne. denn die Erde hat der Sonne Kraft in
ihre Matricem gezogenza alfo haben alle Kreaturen der Sonne und
der Sterne Kraft bekommen. die auf Erden wohnen. e
* 8. Aber der Vögel Leib i| aus der Tiefe uber der Erde. dar
um fliegen fie auch in ihrer eigenen Matrice am liebften. Und fe
het ihr. wie alle Thiere ihr Angeficht und den Kopf vor fich und
unter fich wenden. und fehen nach ihrer Matrice. und begehren auch
nur derfelben Speifez denn ein jedes Leben begehret feiner Mutter.
Und werdet auch bald an den Vögeln merken können. welche der
Erde Matrici nahe find verwandt. die freffen Fleifch und find räu
berifch. denn fie find aus zweien Müttern in der Schöpfung woc
den. als aus der Obern. und aus der Sucht der Erde.
9. Die Erde ift ein eigen Centrum. darum ifi fie auch fon
derlich gefchaffen. am erften Tage. und ift aus der ewigen Wefen.
heit eine Ausgeburt. eine verderbte Matrix. Jn der Ewigkeit ift
die Jungfrau der Weisheit Gottes darinnen erkannt worden. dar
innen alle Wunder Gottes erfehen worden; und in der Schöpfung
und *auch hernach bis auf Adams Fall grimete das Paradeis durch
die Erde. und _zog alfo das* obere Centrum Naturä. als der Sonne
Herz. varadeififctfe Frucht aus der Erde. welche wohl von keiner Krea
tur auf englifche Art genoffenworden. als nur vom Menfchen. wie
wohl er nicht davon gegeffen hat: denn die Sucht des zweifachen
Lebens fing ihn baldz da fiund er bis zu feinem Schlaf in der
Proba. obs fein könnte. daß fein Wille in Gott_ bliebe. und er
» X
-4-
155 4 '
auf englifclye Weife äße? Aber der Ausgang weifet da97 wie er be
ftanden ift, daran wir wohl zu kauen haben, und darum Erde
freffem und endlich der Erde Speife werden miifien.
10. Alfo fehet ihr„ fo ihr euch entfinnet„ die *Schöpfung Got
tes, und wie Gott die Kreaturen vor dern Menfchen habe erfchaffeny
und fehet, wie aller Kreaturen Leben nur in der Matrice fikhkte
daraus fie find erfchaffen worden. .
11. Nun wiffet ihr', was Mofes faget: Gott habe in fich be
trachten ein Gleichniß' nach feinem Wefen zu fchaffen, ein Bild
, naeh ihm. das da berrfche uber alle Kreaturen diefer Wein iiber
Thierry Fifche und Vögel, und alles„ was lebet und webetz und
faget: Gott habe gefprochen: Lafiet uns Menfchen machen, ein Bild
nach unsz und Gott frhuf den Menfmen ihm zum Bilde„ ja zum
Bilde Gottes fchuf er ihn. Ei woraus? fpricht die Vernunft. So
faget Mofes: von dem Erdenkloß mcichete er dem Menfchen feinen
Leib. Gen. 1„ 26. 27.
12. Sieh» du liebe Vernunftf thue beide Augen auf, und
fiehe nicht einciugig, wie bis daher lange Zeit gefchehenifi in der
Verborgenheit der Menfchheit. Höreft du, was Mofes faget? Er
faßte den Menfckfen in den Garten in Eden, den er ,gemacht hatte,
daß er den bauete und bewahretez und das Paradeis' war darinnen.
Gen. 2. 8-16. Verfkehefi du nun des Menfchen Heimlichkeit?
Er ift im Paradeis gewefen in der Schöpfung, und iftin dem Pa
radeis gefchaffen worden, denn es grunete durch -die Erde: und von
derfelben Paradeiserde, darinnen die himmlifä). Quali war, ward 7
Adams Leid gefchaffen, denn alfo folite das feinr er follte ein Herr
der Erde fein„ und über alles„ was irdifch wan und follte der Erde
Wunder eröffnen; fonfi hätte ihm Gott wohl bald einen englifmen
Leib gegeben, aber das begreifliclye Wefen wäre mit feinen Wundern
nicht eröffnet worden: alfa gab er ihm einen begreiflichen Leid, aber
nicht fo finfier und derbthierifch, wie wir jeht find, fondern para
*eifiiäi- ' -
13. Du mußts alfo verfiehen: die ewige Jungfrau der Weis
. heit 'Lund alfo im Paradeis als eine Figur, in welcher alle Wun
der Gottes erkannt wurden; und die war in ihrer Figur eine Bild
--niß in fich felber, 'aber ohne Wefen_f gleich dem Menfchen: und
aus derfelben Jungfrau fchuf Gott der Erde Matricemf daß es ein
fichtlieh begreiflilh Bild im Wefen ware, darinnen Himmelr Erde
Sterne und Elemente im Wefen fiimdenz und alles. was lebet und
webetf das war in diefem einigen Bilde. > f
14. Die Matrix der Erde konnte ihn nicht blindigen» viel we
niger die äußern Elementef denn er war einen _Grad höher ale fie
aliez er hatte die unverwesliche Wefenheit mit der Jungfrau em
pfangen: nicht war die ,Jungfrau in das Bild gebrachw fondern
die Matrix der Erde war in_ das jungfräuliche Bild gebracht.

*i*
- -7
156
15. Denn die Jungfrau iff ewig. ungefchaffen und ungeboren:
fie iff Gottes Weisheit und ein Ebenbild der Gottheit im Ternario
Sancto nach der Dreizahl. und aller ewigen Wunder des ewigen a

Centri Naturäf' und wird in der Majeftät in den Wundern Got


tes erkannt; denn fie ifi. die da darfiellet ins Licht das Verborgene
der Tiefe der Gottheit. Alfo fehet ihr. lieben Menfchen. was ihr feid.
16. Nun faget Mofes: Und Gott blies ihm ein den lebendi
' gen Odem in feine Nafe. da ward der Menfch eine lebendige Seele.
Gen. 2. 7. Das iff der Grund. da tanzet um. liebe hohe Schu
len; könnet ihr was. hie feid Doctor. Magifker und Baccalaureus!
Seid ihr das. wie ihr euch denn felber alfo krauet. warum feid ihr
denn allhier blind? Warum laffet ihr euch Doctor nennen. und
da ihr doch im Grunde noch nie feid Schüler worden? Was ver
fiehet ihr mit dem Einblafen? Sager euch das nicht Mofes: Gott
habe dem Menfchen *den lebendigen Odem eingeblafen? Was ver
fiehet ihr allhier? Verffehet ihr allein die Luft? Das iff nicht al
lein Gottes Odem: denn die Luft hat er ihm zur Nafe eingeblafen.
wie Mofes faget; aber Gottes Ddem laffet fich nicht von außen hinein
blafen. denn Gott iff felber die Fülle aller Dinge. und iff fchon
da. wenn das Aeußerffe kommt.
17. Nun. damit ihr aber recht und gründlich. darzu wahre
haftig verfiändiget werdet. fo fehet. was wir vorn haben gemeldet.
wie fich Gott habe nach dem fichtbaren Wefen feines gleichen Bild
niffes grfehnrt. und die Bildniß der Jungfrau. darinnen feine Wun
der ffunden. hat ihn alfo geurfa>)et. daß alfo eine Imagination die
andere empfangen: wiewohl Gott ohne Wefen und Lufi iff. denn
feine Luft iff nurMajefiät und Freiheit; aber das Centrum Nm*
turä auf dem Kreuz der Wunder hat gelüfiert nach der Bildniß. fo
in der Jungfrau erfrhen worden. da der Griff Gottes ausgehrt in
die Weisheit. da die Weisheit Wefenheit urfachet.
18. Seher. ,alfo war Gottes Einblafen. Der Griff Gottes
fchwebete auf dem Waffer. und fuhr auf den Fittigen des Windes.
wie die Schrift faget. Pf. 104. 3. der hatte den Griff., das Re
giment diefer Welt. mit dem Verbo Fiat gefaffet. und blies den
in Adams Nafe. Nun blies der Griff die Luft von außen hinein
und fich felber von innen heraus ins Centrum des Herzens; denn
er wohnet nicht im Aeußern. fondern im Centro Naturä. und ge
het von innen aus der Gottheit aus in das Aeußere. und eröffnet
ein Bild track) ihm. verffehe nach dem Centro Naturä.
19. Wir haben euch vorn gefaget. wie fich das Rad der äu
ßern Natur hinein windet bis auf die Sonne. und fort durchs Feuer
in die Freiheit Gottes. darinnen es denn auch feinen Befiand er
hält: und die innere Lufi des ewigen Centri dringet mit dem Griffe
Gottes heraus ins Herz Solis. welches das große Leben und Feuer
c .
z 4 j - 157 -
ift) das Steine und Erde zerfchmelzet) darinnen die ewige Tinctur
hinein in der neunten Zahl erkannt wird.
- 20. Alfo verflehet auch das Einblafen. Das äußere Regi
ment des Geiftes diefer Welt) wels)er reichet bis in die Sonne)
ward ihm von außen eingeblafen) als ein äußeres Leben; und das
innere Regiment "aus dem innern Feuer in der acl)ten Zahl ward
ihm von innen heraus ins Herz geblafen. Denn daffelbe war aus
dem ewigen Feuer) wels)es greifet gegen dem Kreuz in die neunte
Zahl nas) feiner eigenen Tinctur) welche gegen der Dreizahl gehet)
als in die ewige Freiheit: daward der Menfs) eine lebendige Seele)
mit Griff und Seele; denn die Seele urficindet einen Grad tiefer
als die Sonne) aus dem ewigen Feuer) das 'im ewigen Willen
brennet) welcher Wille ifi) das Herz Gottes zu gebären) und den
Glanz der Majeffät zu erhöhen in die Wunder.
21. Alfo verftehet uns recht! Der heilige Geift Gottes hat
die lebendige Seele vom Centro der ewigen Natur auf dem Kreuze
erwecket als ein eigen Centrum) nicht aus der Dreizahl) fondern aus
der ewigen Natur) aus dem Feuer des Centri Nature'. in der fünf
ten Geftalt des Centri; da fich die zwei Reiche fcheiden) als Got
tes Liebe und Zorn) da hat der Geifi Gottes* die Seele erwecket
und von innen heraus in des äußeren Geifies Tinctur) ins Her
zensgeblüt) durs) fich felber eingeführet) das ift die Seele.
2L. Mein Herr Doctor) verftehets recht) und gehet nis)t alfo
hoffärtig mit fpazieren) .denn fie 'ift Gottes Kind. Ihr Wille foll
fiets in Gottes Willen in die zehente Zahl gefeßet fein) fo ift fie
ein Engel) und lebet in Gott) und iffet von Gottes Wort) von
Gottes Kraft und Leben. Sie foll nicht zurück in Geifi' diefer Welt
wenden) ins Feuer der Ausgeburt) fondern ins Feuer der Dreizahl)
in Ternarium Sanctum.
23. Nun alfo verfieheft du) was du bifi) und was du vor
dem Falle gewefen bift) denn du konnteft über Sonne und Sterne
regieren. Es war alles in deiner Gewalt) das Feuer) Luft und
Waffer mitfammt der Erde konnten dich nicht zähmen; kein außer
Feuer brannte dich) kein Waffer ertränkte dich) keine Luft 'erftickte
dis): alles) was lebete) fürcl)tete dis); du hatteft deine eigene Speife
an paradeififcher Frus)t dem äußern Leben zu geben) und dem in
nern Seelenleben das ?ordnu- borninj. Du hätte| ewig ohne Wehe
oder Fühlung einigerlei Krankheit gelebet in eitel Freude und Luft)
darzu ohne Mühe und Kummer; dein Gemüth wäre als eines Kin
des) das da mit den Wundern feines Vaters fpielet; keine Erkennt
niß des böfen Willens wäre in dir gewefen) kein Geiz) kein Hoffart)
kein Neid) kein Zorn) fondern alles ein Liebesfpiel.
24. Nun fiehe) daß du das doch faffefi! Gott nahm ihm
ein fonderlich Tagewerk vor mit dem Menfs)en; hätte er gewollt)
daß er follte irdifch) thierifcl) und fierblicl) fein) er hätte ihn wohl
. K. 158 58 '-. x *
am fünften Tage gefrhaflen, mit andern Thieren. und daß du*das
doeh wohl einnehmefi: er frhuf nur einen Nienfchen mit dem ganzen
-Kreuz in der Hirnfrhale. bedeutet die Dreizahlz er war ein Mann
und auch ein Weib, aber nicht ein Weib »zu verftehem fondern
eine Jungfrau, ganz rein in Zucht: er hatte den Tincturgeifk des
Feuers„ und auch den Tincturgeifi des Waffer. als der Veneris„ in
fich felber; er liebete fich felber, und durch fich Gottz er konnte
jungfräulich gebären aus feinem Willen, aus feinen Effentien, ohne
Wehe, ohne Zeereißnng, einen folchen Menfchen wie er warz denn
_ er hatte alle drei Centra in fich. Gleiehwie das Centrum der ewigen
Natur nicht zerriffen ward„ als der Geifi Gottes feine Seele auf
dem Kreuze faffete und in die Weisheit fuhrete, und auch der Geifi
diefer Welt nicht zerriffen ward; als der Geift Gottes ihm den Geift
diefer Welt einblies als ein außer Leben; alfo wäre er auch nieht
zerriffen worden„ denn er hatte einen Leib, der konnte durch Witwe
und Steine gehen: fo wäre er alfobald im Willen Gottes blieben„
denn er hätte ihn mit fich in die großen Wunder gefilhret. a
25. Der edle lmpjs ybilosopvornin wäre ihm fo leichtliel) als
ein Mauerfiein zu finden gewefem da hätte er das äußere Leben mö
gen mit Golde„ Silber und Perlen frhmückem alles zu feiner Freude
und zu Gottes Wunderthat. Er hätte der thierifchen Kleider nicht
bedurfte denn er ging nackend mit der Himmelstinctur bekleidet; er
hatte keine folche Gliedere derer er fich fchämet, wie es fein Fall
ausweifet.
L6. Sein Fall war diefer: feine Seele imaginirte nach dem
äußern Feuer der Ausgebuet, nach dem Geifie diefer Welte und
wandte fich von Gott ab und wollte in feiner eigenen Qual( leben x
und ein Herr fein z fein Wille wandte fin) aus Gottes Willen und
ward Gott ungehorfam, und begehrte der irdifchen Frucht, aus ir
difrhen Effentien, und urfachete Gott, daß er ließ den Verfuchbaum
warhfen, daß er doeh fähe, was fein Bild thun wurd» und verbot
'_ ihm den Baum.
27. Aber feine Luft war fort nach den irdifchen Efientien Böfe
und Gut, darzu half der _Teufew als er noch thut, gar wohl, bis
Adam »überwunden ward„ und von Gottes Willen ausging„ und
ließ fich den Geifi diefer Welt ganz fangen„ da war es gefehehen.
Das himmlifche Bild ward irdifrh, die Seele ward im Feuer Got
tes Zornes gefangenl fie hatte nicht mehr die himmlifGe Tinctur.
und konnte nicht mehr effen vom ?echo dominiz fie hatte fich mu
gewandt in Geift diefer Welt, und war aus Gottes Willen ausge
gangen in die Luft diefer Welt.
28. Alfo rnachece auch zur Stunde des Falls der Geifi diefer
Welt den Leib ganz irdifrh. Das Paradeis mit aller himmlifcher
Witze entwich in fich- und blieb die theure Jungfrau der Weisheit
in Trauern fiehen, bis das feel-nm bonn-ii wieder lame und blickete
..- 159

fie wieder an mit-der Verheißung vom Weibesfamenz da trat fie


ins Lebenslicljt. und warnet nun den Menfcizen des ungdttlicizen
Weges. wie wir in unfern vorigen Schriften nach der Länge haben
gemeldet. und auch von feinem Weide. Laffens hie weiter bleiben.
und zeigen euch nur ferner an unfere Fortpflanzung mit Leib und
Seele.
L9. Wir haben davorn gemeldet. wie die Luft zwifmen den
beiden Gefchlechten Mannes und Weibes. fich zu vermifchen. urfiän.
de. als nämlich aus zwei Regimenten eines Wc-*fensz denn als Adam
nicht konnte befrehen. fo ließ Gott einen Schlaf auf ihn fallen und
nahm das eine Regiment. als des Geifies Tinctur. von ihm. und
ließ ihm der Seele Tinctur. und bauete ein Weib aus ihm. Damit
fie aber auch eine Seele hätte. nahm er eine Ribbe von feinem
Leibe. mit feinem Fleifch und Blut. und darinnen die Seele ein
gefaffet. aber ohne Macht weiterer Fortpflanzung; denn ihre Seele
blieb in Venere des Mannes Seele begebrend. gleichwie das untere
Regiment der drei untern Planeten unter der Sonne (welche Griff
“und Fleifch machen) der drei Obern begehren zu ihrem Leben. wie
vorn bemeldet.
30. Alfo ift auch das Regiment im Mann und Werbe. Dee
Mann hat_die Feuerstinctur. darinne die Seele ftehet. in feinem
Samen. und das Weib hat des Geiftes diefer Welt (als der Ve
neris. alfo natürlich genennet) Tinctur in fich. in ihrem Samen
und Matriee. Wenn es der Tpötter nicht thäte. wollte ich euch
das fein weifen an den Gliedern ihrer Vermifchung: ihr follter euch,
wie billig. rerwundern. warum ein jedes alfo iftz foll auf ein ei
gen Papier enrworfen werden. denn nichts ifi ohne Urfache.
Z1. Die Natur hat ein eigen Maul; fo fie was begehret. ma.
cher fie ihr ein Maul darzn. und giebt dem Dinge Form. das fie
begehret. das fich ins Maul fchicke. wie es der Natur am liebfien
ifi; das merket. Wenn nun der Same gefeiet wird. fo feier nicht
allein der Sämann. fondern auch der A>er. der giebet feine Effen
rien auch darzu. Der Mann fäet Seele. das Weib fäet Griff. und
alle beide geben den Leib. keines ohne das andere; die Feuerstin
ctur hat auch Leib. aber er wäre in diefer Verderbung faft grim
mig: alfo muß ihm die Waffersnatur in Venere einen fanfcen Geift
darein geben. denn der Mann und das Weib find ein Leib.
32. Und Paulus faget: So du. Mann. ein ungläubig Weib
haft. oder du. Weib. einen ungläubigen Mann. fo fcheide fich eins
nicht vom andernz denn du. Mann. weißt nicht. ob du das Weib
wirft felig machen. oder du. Weib. den Mann. 1. Kor. 7. 127-.
16. gleichwie Adam feine Evam. welche den erfien Biß that. felig
machtez denn fie war ein Theil des Lebens aus feinem Fleifche und
Blute: und derfelbe Geifi und diefelbe Seele. fo Adam hatte.*und
feine Eva von Adam kriegte. ifi noch in uns beiden Gefchleclyten alfo.
'
*- 160
33. Darum auf diefes habet den Bericht: wenn ein Mann
"einen Samen fäet. fo fäet er Fleifch. Blut und die edle Tinctur
der Seele. und das Weib nimmt das an in ihre Matricem. und
die Matrix giebt zur Stunde des Mannes Samen darzu ihre Ve
neristinctur. darinnen fiehet der elementifche Geifi. das nimmt Sa
turnus an. und führets am Rabe :herum bis auf Sol . ba wird
das natürliche Leben mit der Seele Leben aufgefcljlofien. Denn_Sa
turnus giebts dem Monde. der brüret es aus. und machet in ei
nem Umgange aller Sterne Effentien darein. Alsdann entftehen die
Effentien. und winden fich feldft herum bis zum Marte. der fchläget
das Feuer auf. Da rechnet die Himmelszeichen. und wie viel Stun
den ein jedes hat. und duplicirer das mit zwei Reichen. fo habt ihr
den Grund der Menfchwerdung. was alle Stunden mit dem Sul
phute gefcl)iehr.
34. Denn der Menfch hat fich dem Geifie diefer Welt erge
ben. und ift ihm heimgefallen. Alfo machet derfelbe nun ein ir
difch elementifci) Kind. nach den Sternen und ihrem Regiment.
35. Wenn Gott nicht wäre Menfch worden. fo wären wir
nach dem Leibe ein Vieh blieben. und nach der Seele ein Teufel;
und fo wir nicht aus unferm! Sündenhaufe ausgehen. fo find wir
folthe.
36. Darum hat Gott feinen Bund in Chrifio mit uns ge.
macl)t. daß wir follen in Chrifio wieder neugeboren werden; denn
er hat fein Leben für uns in Tod xpgeben. und unfere Seele wie
der durchs ewige Feuer durchgefithret und umgewendet. daß wir kön
nen wieder in die zehente Zahl fehen. Paulus fpric[)t 1 Kor. 3.
13.: Es foll alles durchs Feuer bewähret werden; fehet zu. daß
nicht Jemandes Werke verbrennen. er wird fonfi deß Schaden
haben.
37. Wiffet diefes: am Ende. wenn diefe Welt wird wieder
ins Aether gehen. fo wird Gott das Feuer im Centro erwecken.
welches ift das Ewige. und wird diefe Tenne fegen; verftehe. es
ift der Seele Feuer. So nun' die Seele in Gottes Willen wird
gewandt fein. fo wird der heilige Geifi mit der göttlichen Tinctur
aus der Seele brennen. und wird der Seele Tinctur in der Ma
jefiät Gottes ergriffen fein. die zeucl)t die Seele wieder in fich. und
das wird ihre Kühlung und Labfal fein. und wird alfo können im
Feuer deffehen; welcl)e aber zurück in diefe Welt wird gewendet fein.
und fo diefer Welt Wefen wird im Feuer fiehen. fo wird die Seele
ohne Gott fein. _Denn im Abgründe diefer Welt ift das höllifche
Feuer. darein muß fie gehen und allda effen. was fie allhie geko
chet hat; denn einem Jeden folgen feine Werke nach.
38. Dann* werden fie fagen zu den klugen Jungfrauen: Ach.
geber uns Oel von eurem Oele! Aber die Klugen fagen: O nein.
daß wir nicht mit euch derben und mangeln; gehet hin zu den
._. 161_ - e

Krämern* diefer Weiß zu den Sophifien und kaufet euch Oel. Aber
ehe fie fin) werden können befinnen, wie das Oel zu kaufen fei, und _
wo eszu holen ift. wird die Thür des Himmels und Hölle gefchlof
fen feinz denn darauf folget die Ewigkeit und uergehet diefes Wefen.
* Diefes merket :* denn es ift dem Geifie diefer Offenbarung kein SGiMpfzt
es giltLeib und Seele. Wer fehen will, der fehez wer aber nicht*
will ,: der ift 'gewarnen '

Die Pforte des großen Ian-cmers und Elendes.


Wie die Bildniß im Mutterleibe, weil fie noch ein
Sulphur ift, verderbet wird, daß aus mancher Bild
niß nach dem Geifie ein Thien auGKrdte und Schlange
wird„ welches fich an feinem Wefem Wandel und
Willen hernach genug erweifetz und fo ihm nicht wie
der oon Gott in Ehrifio geholfen wurde, daß er wie
der neugeboren wirdz wohl in Ewigkeitin feiner Fi
gur alfo bleibet.

39. Lieben Kinder in Ehrifio, wir haben uns diefes nicht für
genommen zu offenbaren, das menfcizliche Gefchlemtdarmit zu fchmä.
henf es *ift die ganze Wahrheih wir habens hoch erkannt: darzu
faget folches auch der Mund der Wahrheit Ehriftus, der Herodem
einen Fums, Luk. 13, 32. und die Pharifäer Nattern und Schlan
gengerecke hieß; Match. 2Z„ ZZ. auch die Schrift fonften hin und
' wieder die Tyrannen Löwen, Bärem Wölfe und greuliche Thiere
heißer; auch die Offenbarung Johannis, fowohl Daniel und die
andern Propheten die gewaltigen Reiche diefer Welt nur mit böfen
grimmigen Thieren abmahlen: wahrlich fie haben nicht die Bildniß
Gottes damit gemeiner, denn das wäre ja unrechß wenn Gott feine
Bildniß, welche englifch ift, einem folchen greulichen Thiere verglei
chetet da er doch die Wahrheit felber i|„ und aus feinem Munde
kein Trug noch Falfches gehen auch keine Unwahrheit.
40. So er nun die Reiche diefer Welt hat alfo' geheißen, fo
gilts ja denfelben, die* 1e regierenz die. fiiften Krieg„ Mord und al
les Unglück in den eichen an, und find diefelbe reißende Wölfe,
Löwen, Bären, Füchfef Nattern und Schlangen, *denn *vor Gott
erfrheinen fie alfo. Ob fie äußerlich menfchliche Bildniß haben„ fo
ifi doch derSeelengeifi ein folcher, und hierauf foiget auch die Wahl
Gottes, wiewohl Gott will , daß allen Menfmen geholfen werde,
fo erkennet er doch wohlt' wer ihm will helfen laffen. Nicht fper
ren wir allhier die Gnade Gottes zu vor denem die umwenden und
17. , 11
. ...162_

neugeboren werden aus diefer thierifchen Art; denn Chrifius ift dar
um Menfcl) worden. daß er uns helfen will. daß wir wieder zur
Bildniß Gottes kommen follen. Er hat unfere menfcljlichen Seelen
darum in das, Feuer des Zorns Gottes eingefuhret. als in Abgrund
des Centri in die Hölle und in Tod (da unfere Seelen verfchloffen
lagen). und aus dem Tode und Hölle wieder in die zehente Zahl in
die ewige Tinctur Gottes auf das Kreuz. daher die Seele-von Ewig
keit entfianden war. welche vor den Zeiten der Welt in feiner Weis
heit erfchien.
41. Und follet ihr wiffen. daß eine jede Seele. weil fie noch
im Samen ifi. keine Kreatur ift. fondern fie ift im Feuer. oder
ein Feuer der Tinctur. und ift ein Wille zur Kreatur. und fiehet
noch in der Eltern Macht. die Kreatur zu erwecken. oder zu ver
derben. welches doch wider die Ordnung der Smöpfung läuft. und
vor Gott ein Greuel ift: und wird euch hiermit auch angedeutet.
daß wie der Baum ifi. auch eine folche Frucht wächfetz doch nicht
derogefialt. daß der Zwang ganz vollkommen fei. denn die zwei Rei
che. als Liebe und Zorn. ftehen bald im Samen gegen einander im
Ringen. denn Gott hat feine Liebe wieder in Chrifio in die Menfch
heit eingefuhret. darum fiehet fie gegen dem Zorn im Streit. _
42. Aber das wiffet. daß auch ein falfcher gottlofer Same wohl
kann verlaffen werden. und fo das gefchieht. fo figuriret die Natur
des Feuers oft eine greuliclje Gefialt des Seelengeiftes. welche in
der äußern Bildniß nicht erkannt wird. als nur am Wandel und
falfchen Willen. wie man nun fiehet. daß ein jeder wandelt aus
feinem Abgrundez alfo iff fein Seelengeift in der Figur. denn das
Jnnere gehet heraus. Was der Wille im Abgrunde ift. das thut
der Leibz darf er nicht öffentlich wegen fpöttifcher Strafe. fo thut
ers doch heimlich. und hat feinen Willen darzu. achtet ihm auch
das fur kein Lafier. denn er kennet fich felber nicht. er thut. da
er felber richtet. , "
43. und dann zum Andern geben wir euch diefes zu erkennen.
daß das äußere Regiment. als der Geift diefer Welt. auch mit im
Samen ifi. weil er noch ein Sulphur ift. und in demfelben hat
das Geftirn fein Regiment. und zeucht auch hinein die Conftellation
des Geftirns. wie es einander anfchauet und vergiftet. und auch
lieblich marhet. alles nach feiner Imagination zu allen Zeiten: denn
ein jeder Stern ift eine Sucht. ein BMW. als Wunder nach
feiner Eigenfchaft. ein jeder begehret ein Le . und der elementifche
Sulphur. welcher auch begehrt-nd ift. vergaffet fich an dem Begeh
ren der Sterne. zeucht oder läffet das in fich. und wird deß
fchwanger. .
44. Nun find doch in den Sternen alle Eigenfchaften diefer
Welt: was alle Kreaturen find. das find die Sterne. ein jeder hilft
zum Leben und zur Offenbarung der Wunder Gottes z denn darum
4. 163
find fie ins Wefen gebracht„ daß Gott wollte alle Gefialt der Na
tur eröffnen. 7
45. So machet mancher eine Hundeseigenfchaft im äußeren
Geifie diefer Welt f mancher eines Wolfes„ eines Bärem Löwen,
Fuchfes, Stier-es, Pfaues„|Hahnes„ auch Krötem Sthlangenr und
fo fort nach allen Kreaturen: und fo denn ein fol>)er Stern fix ift„
daß er der Sonne Kraft durch Einfiihrung des Geifies hat empfan
gen , fo ift, er mächtig, und dringet feine Imagination mit in Sa
mem davon einekriegt
folche Eigenfchaft Kreatur im elementifchen
im Menfchen fowohl Leben
als in und Geiftef eine
Thieren.
46. Eine folche bdfe Eigenfchaft verdecket denn oft die Seele„
und reißet fie von Gottes Willem daß fie von Gottes Willen aus
gehet; denn es gefchieht oft, daß in der Seele die Bildniß Gottes
ift, welche Gottes begehret„ und ift mit einem folchen äußerlichen
Geifte gefangenr der fie plaget und martert.
47. Das fehet und erkennet ihr an denjenigen, welche öfters
in grobe Untugend und Lafier fallen: denn der äußere Geift fiurzet
fie darein, und alsdann alfobald in folche Reue und Leid darüber
gerathen, daß fie ächzen und umwendem und zur Abftinenz laufen:
das ift ein gewaltiger Kampf der Seele gegen den Geift diefer Weltz
denn es thut oft einer ein* Dinge das er zuvor ins Gemiith nicht
gefaffet hatte, oiel weniger in Willen zu thum und wird doch alfo
bald üvereilet.
48. Denn wenn der Menfch ficher ift, und nicht immer in
Furcht und Zittern vor Gottes Zorn fiehet, fo fchlitpfet der Teufel
in Geiftf und fiehet eben, wenn eine böfe Eonftellation feiner Ei
genfchaft und Geftirne in ihm ift, und fiiirzet alfo den Menfchen
in einen unverfehenen Fall, in Zorn. Mord, Hurerei, Diebfkahl,
inGift und Tod„ das ift feine Kunft, der er fich am meifien be
fleißet: denn das äußere Leben ift dem Geftirne ganz heim gefallen.
49. Willft du dem widerfiehen. fo mußt du in Gottes Wil
len eingehenz alsdann ift es fein Spiegelfechten an dir, und kann
das nicht verbringem was es in Macht hat: es begehret das auä)
nicht 7 fondern nur der Teufel 7 denn die ganze Natur beuget fich
vor Gottes Willen; denn die Bildniß Gottes im Menfchen ift fo
mächtig und kräftig„ daß. wenn fie fich ganz in Gottes Willen wirft,
fie die Natur bändigetx daß ihr das Geftirn gehorfam ift, und fich
hoch in der Bildniß erfreuet: denn fein Wille ift auch von der Ei
telkeit los zu fein, und wird alfo in der Bildniß in Sanftmuth ent
ziinded deffen fich der Himmel freuet„ und wird Gottes Zorn in
dem Regiment diefer Welt alfo gelöfchetz- denn wenn der brennend
wird„ fo ifts der Menfchen Bosheit Schuld, daß fie in dem fich in
deinGeifte diefer Welt entzunden.
-50. Denn ein falfcher bdfer Menfch entzündet die Elementa,
denn er wirft feine bdfe Kraft und Falfwheit darein, welches der
11* *-
1 _ X
- 164 -*

Zorn des Abgrundes in fich ftblingetx und davon rege wirkend -


wird„ welchen fon| Gottes Liebe im fanften Leben aufhältz fo aber
der *mächtig wicd„ fo überwindet er diefe Welt.
51. So fpricht denn der Prophet aus Gottes Geifk: Ich will
meinen Grimm koinrnen laffen„ der foll euch auffreffen und verder
ben, denn Gott ift nichts als gung, und will nicht das Böfez er
wacnet die Menfchen zuvor, daß fie follen mit Umwendung und
Ausgehung aus dem Zorne den Zorn fiillen, Wenn es aber nicht
gefchieht, fo laffet ei: kommem was die Menfchen erwecket habem
als Kriege Hunger, Peftilenz: nun thut doch diefes nicht Gotta fon
dern der Menfch felber, der machet Kriege und der Himmel ent
zeucht feine Fruchtbarkeit, und der Geift diefer Welt entzündet fich
in der höllifchen Giftf im Grimmw daß alfo Krankheiten und Pe
fiilenz kommen „ daran Gott keine Schuld hat„ fondern die Men
fchen haben folches erwecket, das fciffet fie auch z' denn der Zorn
wird alfo gefchärfet, und kriege( eine Luft zu freffem denn die Men
fchen in ihrer Vosheit erwecken ihn und zunden-ihn an, da er fon|
„ wohl ruhte. -
52. Alfo vedfiehet uns in dem*Wege„ folches hat uns Adam
auf-*und angeerbet. Wäre er in Gottes Willen bliebenr fo hätte
ihn der Zorn in Ewigkeit nicht geregetf fo wäre der Teufel im Zorn
verfchloffen gewefenz darum hat er mit dem Menfchenbilde gerungen,
und ihn in Sünde gefiürzeß daß er den Zorn im Geifie diefer Welt
erweckt-tm in welchem der Teufel Großfiirft ift, und fein Reich mit
Menfchenfeelen mehrete: und alfo iitder Teufel ein Fücft diefer
Weiß fon| könnte er nicht eine Mucke rühren, oder ein Läublein
bewegen, wenn nichtder Menfch den Zornquali entzündetex wie ec
denn in Zeit„ wenn die Menfchen froxnrn find„ gar ohnmächtig iftz
und. darum treibet er mächtig zur Unzuchw er weiß wohl„ was er
allda erlangetf was das in der Menfchwerdung vermag„ was für
ein fchöner Gei| aus falfchem Willen gezeuget wird, zu welchem er
einen großen Zutritt und Gewalt hat.
53. Und denn zum Dritten geben wir euch zu erkennen aus
rerhtem Grunde die größefie Heimlichkeit des Zornes und Teufels,
denn wir zeigensfeuch alfo: dieweil zwei Regimente im Menfchen
find 7 auch weil er noch im Samen in Muttetleive verfchloffen lie
get„ als in zwei Tineturerw eine aus der ewigen Matrice, als der
Seele Tinctur, und dann eine aus dem Centro diefer Weiß als
vom Geifie und Leben diefer Welt, daß öfters eine ganz falfche
Seele nach des Teufels Willen figuriret wird, ivelche der Zorn fän
getz und dann fo figuriret der Geifl diefer Welt, fo es in einen'
guten Eonfiellation ift, zur Zeit des Geiftes Erweckung oft einen
gar freundlichen, lieblichen, äußerlichen Geift, der da kann gute
Worte ohne Geld geben, und feine Seele ift ein Teufel„ er giebt
gute fchleictzende Worte mit dem Mundq und feines Herzens Geift

"x,
-- 165 - x
ift Gift) und deutet nur Uebels zu thun) und das mit Glanz der
Gebärung eines Scheins zu verdecken( der wohnet in zweien Rei
chen) als in diefer Welt und beim Teufel; er gläubet nis)t an ei
nen Gott) denn er hält fich für Gott: und ob er als ein Gleißner
in der Hiftorie lebet) als wäre er Gottes Kind) das thut er zum'
Schein) und kilzelt ihm der Teufel alfo fein Herz) daß er meiner)
Ghttes Reis) fiehe alfo in der hiflorifchen Wiffenfmaft) daß) wenn
.iffe) daß ein Gott in dreien Perfonen fei) und daß Gott fei_
_ -fch worden) und habe feine Gnade uns zugewandt) fo fei er
ja Gottes Kind) und ein Chrift. * '
54. Etliche fs)reiben den Sophifien zu Macl)t) Sünde zu ver
geben) und welcher ein Sophift ift und ihm diefe Macht außer
Gottes Willen zumiffet) ohne Eingehung, feines Willens in Gott)
der ift des Teufels und Antichrifts Priefter) fowohl als der Heuch
ler) der an der/Hiftorie hänget und hält die Wiffenfchaft für Glau- *
ben. xNein) Fritz) aus Glauben muß Gerechtigkeit und Wahrheit
erfolgen) ein eiferiges Herz zur Gerechtigkeit und _Wohlwollen; und
ob der Teufel in dem äußern Geifie) weil er böfe ift) wegen feiner
Confiellation-dem Menfchen zufelzet) daß er fich oft vergreifet) noch
wünfchet das Herz alfobald wieder Gerechtigkeit und Wahrheit) .und
fchläget fich mit dem Teufel um der begangenen Sünde willen.x
, 55. Aber eine falfche Seele fraget nichts nach Gerechtigkeit;
wenn fie die Sünde nur kann verdecken) fo ift fie genefen; fie fuchet
eitel Trug unter dem äußern Glanze) den fie träger in dern gleißenden
Geifte diefer Welt. Ihre Heiligkeit ift Schein) und erkennetnimmer Got
tes Willen) fondern denket) das Reis) Gottes fiehe in Ceremonien; aber
die Ceremonien find in diefer Welt) und find nur ein Zeichen) daß der
alberne Laie dem follnarhdenken) was Gott mit Menfs)en zu thun habe.
Die Bünde der hochwürdjgen Teftamente) welci)er fich der Gleißner
zum Schein braucl)et) find ihm kein nüße) er erzürnet nur Gott
darmit) daß er Gott will zu einem Gleißner feiner FalfcbheitDeckelmacheu.
56. O du antichriftifche Welt) was haft du mit deinen Cere
monien angerichtet) daß du die an Gottes Statt gefeßet haft! Hät
tefi du dem .Sünder Gottes Zorn und Strafe 'und die falfche Luft
des Teufels angekündiget) wie er aus feinen Sünden müffe ausge
hen in Gottes Willen. und mit wahrer Reue und Buße in rechter
Zuverficht in Gott geboren werden) und wie Gott allein des Herzens
Abgrund) als die Seele) fuche und haben wolle) daß aller fal/fcher
Wille) Luft und Begehren rnüffe aus dem Herzen geräumet werden)
wie wohl hätceft du gelehretl Aber die Concilia find nurxdahin ge
_ richtet) daß du über Silber und Gold) und über der Menfchen:
Seelen und Gewiffen ein Herr feiftl- Alfo, bift du auch der Anti
chrift in deiner Gleißnerei) du haft Ceremonien geftiftet und gleißefi
in Aaronis Gefialt. Warum lebefi du nicht in Aaronis Gehorfam
gegen Got-t? Jedermann fi-ehet auf das Werk der Gleißnerei) und
-- 166 -" R
das Herz richtet fich gegen die Gleißnerei: und meinet, wenn es die
(Zeremonien hält, das fei die Verfbhnung Gottes Zorns; aber es
ift eine Abgöttereß welche das Herz fänget, und in der Gleißnerei
gefangen führer. Es wäre beffer, keine Eeremonieiy fondern nur
blos der Gebrauä) des ernfien Befehls Gottes, was er uns in fei
nem Bunde und Tefiament hat gelaffen; die Gemeine Ehrifii kann
gleichwohl von Chrifii Wunderthat fingen und klingenl aber m
befien in der Mutterfprawe, daß es ein jeder verfiehetz und
fein Herz und Seele darein erheben, da denn die ganze Gemeine
Ehriftß als ein Leib„ fich in Gott erheben und von den Wundern
Gottes fingetz welches doch Andacht erwerket, welches in fremder
Sprache nur Gleißnerei und Pracht ifi/ darmit die Hoffart will ge
fehen fein z denn fie erfrheinet allezeit gern im göttlichen Schein,
in Gleißnerei. Denn ein folcher Abgott ifi der Teufel , denn er
fpottet Gottes feines Schöpfers darmit, und mahlet alfo den Anti
chrifi vor Gottes Angeficht, daß Gott folle fehenz wie er alfo ein
gewaltiger Herr und Furfi fei, der auch könne gleißen; dieweil Got
tes Majefiät gleißet, fo machet er Gott zu Spotte auch alfo eine
Gleißnerei; und fiihret der Menfchen Seelen in die Gleißnerei.
57. O hofiärciger und geiziger Antichrifi, was hafi du gethan,
daß du dich und viel laufend Seelen haft von Gott in deinen eige
nen Glanz gefuhret? Wie willft du befiehen; fo das helle Ang:
ficht Gottes erfcheinet? Wo wird deine arme Seele hingewandt fie
hen in deiner Gleißnerei; wenn der Tag des Gerichts wird kommen ?
So alles muß durchs Feuergehem wo wird deine eigene Scheinheiligkeit
bleiben? Wird fie nicht im Feuer bleiben? Denn keine Seele mag Gott
erreichen, fie fei denn in Gottes Willen gewandt„ und fei in Gott
wiedergeboren: anders ift kein Befiehen im Feuer. Denn die Seele
muß durchs Feuer bewähret werden, und muß fonfi nirgendhin
gewandt fein. als in große Demuth in Gottes Liebe und Barm
herzigkeit; in die MenfGheit Iefu Chrifti; fie muß Ehrifti Leib
bringen und in Gottes Wefenheit fiehen, der muß ihr Leib fein,
fonfi wird fie nicht für Gottes Kind erkannt, denn fie muß alfo
rein fein„ als fie war, da fie auf dem Kreuz gefchaffen ward. Sie
muß auf Chrifii Kreuz wieder-geboren werden, und mit Chrifio in
Chrifii Fleifch und Blut, dura) Chrifii Tod, durch den Zorn Got
tes in die neunte Zahlt als in die Tinctur des ewigen göttlichen
Feuers eingehen; da fiehet fie als eine Kreatur vor der zehenten
Zahl, als vor der heiligen Dreizahl und demfrthiget fich vor der
Dreizahlz und die Majefiät der Dreizahl fänget fie als ein liebes
Kind; denn die Demuth ift der Majefilit Speife und Stärke; daraus
der Glanz ausgehet von Ewigkeit zu Ewigkeit. Wo willft du„ Heuch
ler, mit deinem Glanze bleiben, der aus Geiz und Hoffart geboren
ift? O gehet aus von diefer Hure, ihr Kinder Gottes, fie fiehet ans
Teufels Prangem und wird vom Teufeh Gott zu Spotte, fchaugetragen.
- 167 -

Die große offene Pforte des An-tichrifts.


58. Höre und fiehe. du arme Seele. wir wollen dir den rech
ten Antichrifi weifen. der über die ganze Welt herrfchet. den Gott
uns zu erkennen gegeben. daß du' doch ihn fehefi: denn du haft ihn
bishero für einen Gott gehalten. aber nun muß feine Schande an
' Tag kommen. denn er ifk fo heimlich. daß ihn Niemandken
ner. er fei denn wieder aus Gott geboren. daß er Gottes Wefen
und Willen ergreifet. fonfi bleibeter in allen Menfchen verborgen;
denn es ifi kein Menfch. er hat den. und träger den in feinem Her
zen: und wenn er gleich ein Kind Gottes ifi. und aber nicht die
tiefe Erkennrniß von Gott hat. noch hanget er ihm an.* denn der
Teufel hat fich in Engelsgefralt in ihn verwickelt.
59. Darum merket. was hernach folget. denn es ift des fie
benten Siegels Zahl. und verkündiget den ewigen Tag. “
60. Merket. ihr Kinder Gottes; denn ich habe ihn vor der Zeit
meiner hohen Erkenntniß auch alfo geehret. und vermeinete.Gottes Wille
wäre alfo. denn ich auch nicht anders gelehret war. Und die ganze Welt
'* ift in dem Wahn. wiewohl er den Unwiffenden nicht fchadet. und kann
wohl in feiner Einfalt' alfo felig werden; aber dennoch will ihn *Gott
in der lehren Zeit offenbaren: denn allhier wird der Teufel feinen
Stachel in den Kindern Gottes verlieren. denen diefe Erkenntniß
wird recht ins Herz fieigen. denn es ift das rechte Feuereifen. da
rnit Gottes Liebefeuer aufgefchlagen wird. und die Seele Chrifii
Leib empfähet. und in Gott geboren wird; denn die Seele darf kei
ner andern Geburt. fondern nur eine Umwendung .und Eingehung
in Gott. - *
61. Siehe. du ,arme verwundete Seele. du fieheft und betefk:
O Gott. vergieb mir meine Sünde. laß deinen Zorn finken. und
nimm auch mich zu Gnaden an! Das ifi gar recht alfoz du ver
fiehefi aber nicht. wie Gott den armen Sünder annimmt. Du
meineft. es fei alfo. als wenn du vor deinen Landesfürfien kommfr.
und haft dein Leben verwirket. und bittefi ihn. und er vergiebr dir
deine Miffethat aus Gnaden'. fo bift du ja quittz aber deine Sün
den fäjelren dich unter Augen. und dein Herz verklaget dich felber.
daß du der Strafe noch fchuldig bift. Siehe. alfo kommfi du auch
vor Gott und darmit werden alfo viel Heuchler geboren'. Du den
keft. Gott in feinem Wefen und Geifre nehme deine Sünde von
dir weg. Weißt du nicht. was die Schrift faget. daß alle unfere
Werke follen uns nachfolgen? Wenn es alfo zuginge. fo müßte
fich Gott um eines jeden Anrufenden willen bewegen und feine Sünde
von ihm wegwerfenz und da fich doch Gott von Ewigkeit nicht mehr
als zweimal beweger hat. eines mit der Schöpfung der Welt und
aller Kreaturen. und dann zum andern in der Menfchwerdung Chrifii.
da. hat fich das Herz Gottes .bewegen
...x58 _

62. Siebe, wenn Gott deine Siinde vergiebt, wenn du ihn


anrufeft, fo nimmt er nichts von dirz er fahrer auch nicht vom
Himmel herab in dich, denn er_ ift von Ewigkeit in deiner Seele
gewefen, aber in feinem Principio:: deine Seele ift nur von ihm aus
feinem Principio ausgegangem verftehe aus dem heiligen Willen der
Majefiät, in den Zorn; nun wareft du in dem Zorn im ewigen
Tod» ,und der Menfch Chrifius, welcher ift Gott und Menfchl hat
eine Bahn durch den Tod und Zorn zur Majefiät Gottes gemachet.
Du mußt nur umwendenf und durch diefelbe Bahn, durch den Tod
Chrifti, durch den Zorn in die Mair-fiat gehen, fo wirft du empfan
gen als der liebfie Engeh der nie keine Sünde gehabt hat“, es wird
auch keine Sünde an dir erkannn fondern nur Gottes Wunderthah
welche im Zorn mußte eröffnet werden „ denn die Liebe vermöchte
das im Feuer ni>7t„ fie menget fich auch nicht ins Feueq fondern
fleucht davor. '
63. Wenn du nun alfo betefi: O Gott, vergieb mir! fo zwei
felff du auch noch immer wegen deiner Sünde, ob dich Gott wolle
erhören und in dein Herz kommen. Siehe„ thue das nicht, denn
mit deinem Zweifel verachteft du die Majefiäh es ift auch Sünde;
fondern raffe alle deine Sünde ohne Zahl zu Haufe( und komme
mit deiner begehrenden Seele _nur getro| in Demuth zu Goth und
gehe in Gott ein, wende nur deine Seeleiurn aus diefer Welt Wi(
len in Gottes Willen, wirf dich mit aller Vernunft und Sinnen
in Gottes Willen! Und ob dein Herz* und der Teufel fpcerhen lau
ter Nein, fo mache deine äußere Vernunft todt, und gehe mit Ge
walt ein, und bleib ftehen, fiehe nicht zurück wie Lots Weib, welche
wieder zu einem Sulphur und Salzfäule ward; fondern fiehe, laß
den Teufel, fowohl den Geifi; diefer Weiß auch dein Herz mit Fleifch
und Blut zappeluz gieb der Vernunft keinemRaum! Wenn fie
fpricht* du dift außer Goit„ fo fprich: nein, ieh din in Gotw ich
bin im Himmel in ihn» und will ewig nicht von ihm weichenz der
Teufel mag meine Sünde behalten, und die Welt den Leib, ich
lebe in Gottes Willem, fein Leben foll mein Leben fein, fein Wille
foll mein Wille fein, ich will todt fein in meiner Vernunfv daß er
in mir lebe; alle mein Thun foll fein Thun fein. Ergieb dich ihm
in alle deinem Fiirhavenz was du anfängefii das befiehl ihm in fein
Regimeny daß alles in feinem Willen gefchehe.
64. Siehe„ fo du das thufi, fo weichen alle böfe Liifie von*
dir, denn du fiehefl fiets vor Gottes Angefieht, und die Jungfrau
feiner Weisheit leitet dich, und eröffnet dir den Weg zum ewigen
Ledenz fie wehret dir des falfchen Weges/ fie treiber immer zur Ab
fiinenz und zur Einergebung. - ..
65. Daß du aber alfo auf diefem Wege folche große Anftöße
vom Zweifel haft, das ifi der Streit der Seelen mit dem Teufel,
der leget fich in Weg als eine befudelte Sau; dem wirf deine Sünde
- 169 »
auf feinen Hals, und zweifle nicht. und ob du das. nicbtdannft
laffen, fo greif nur mit der Seele in Gott. denn Gott _iftin dirrz
Chriftus hat die Pforte zu feinem Vater aufgefchloffen. gehe nur
hinein, laß dur; nichts halten. und wenn Hinrmel und Erb.» und
alle Kreaturen fpremen, du kannft nicht; glaube es nicht, gehe vor
dich, fo wirft du- deß bald inne werden. Sobald du hinein kommft,
fo kriegfi du einen neuen Leib an die Seele4, das ift Chrifti Leib,
der da Gott und Menfch ift; Du wirft wohl hernach Löfung und
Linderung in deinem Herzen habenz du wirft wohl einen kriegen,
der dich zeucht, und dir das Falfclfe der Welt unter Augen ftellet,
und dich davor warnet. '
66. Alfo merket dießl Es denket mancher: Ich will beten.
daß _Gott meine Sünde von mir nimmt. daß ich der alten Sünde
los werde. Und wenn es dann kommt. daß er Gottes Liebe errei
chet, denket er. das Alte ift alles hin. es ifi vergeben. ich mag
nun auf ein Neues fündigenz iä) will hernacl) wieder einmal Buße
thun und die Greuel von mir werfen. Ia ,der Weg wäre wohl gut,
der Fürfah ift da: aber höre , wenn du aus Gottes Liebe ausgeheft.
fo haft du alle Sünden. die du dein Lebenlang gethnn haft, wieder
am Halfe, denn du geheft 'wieder ins Sündenhaus ein. und verläf
feft Gottz du geheft aus Gott ins Reich des Teufels. deine Werke
folgen dir nach. und wo du immer hingeheft. es hilft dir kein Für-T
fah. du mußt nur in Fürfah eingehen! Oder' fagen wirxdas allein?
Spricht doch Ehriftus: Wenn der unfaubere Geift dom Menfiben
ausfähret. fo durchwandelt er dürre Stätte. *fuchet Ruhe und findet
der nichtz alsdann kehret er wieder in fein Haus, und wenn er er.
Luk. 11. 24-27. Verfteheft du dieß? Du haft den Satan aus
getrieben, und haft dein Herzgefeget. und dein Sündenhaus gekeh
ret und wohl gefchmücket: fo du nun ficher bift, fo kommt der Teu
fel mit allen fieben Geftalten der Natun und fchlüpfet darein, und
fcheubet die alte Weltluft in dein Herz. daraus alle Lafter geboren
werden. denn er wohnec in denfelben fieben Geift-ern. und kihelt dir
dein Herz damit, und betreugt dich fiebenfeiltig, daß du ihm nach
gehefi. und fällft aus einer Sünde in die anderez da bindet er dann
die arme Seele an die Sünde fe| an. und läffet fie nicht zur Ab
|inenz laufen. fondern führer fie in fleifchlicheNLuftz und wenn die
Seele zappeln fo fpricht er: Morgen. morgenz alfo lange, bis er den
Braten kriegt. _
67. Darum heißets: Stehe fiille. denn der Teufel gehet herum
als ein brüllender Löwe, und fuchet. wen er verfchlingen magz
1 Petr. 5e 8. Er kommt alle Stunden vor deines Herzens Thür
und fiehet, ob er wieder hinein kann. denn es ift feine liebe Her
_ berge. In der Hölle hat er keine Ruhe, aber in des Menfchen
Seele hat er Freude und Luft. er kann allda feine boshaftigen Wunder
darinnen-eröffnen, damit er nach diefer Zeit auch ein Spiel habe,
....-.
170
darinnen er fich erlufiigez denn die Hölle und Gottes Zorn begeh
rer das. i
68. Zum Andern fiehefi du. wie fich die große Hure zu Be..
bel hat „in dieß Spiel der Vergebung gefelzetz fie rühmet. fie habe
den Schlüffel zum Ablaß. fie könne Sünde vergeben. und rühmet
fich des apofiolifchen Schlüffels. und verkauft die Sünde ums Geld.
und nimmt das aus Chrifii Worten: Welchen ihr die Sünde er
laffet 2c. Joh. L0. L3. *
' 69. Nun wollte ich gern wiffen. wie dem bußfertigen Sün.
der. der fich in Gottes Willen wirft. der aus diefer Welt Vernunft
ausgehet in Gottes Barmherzigkeit. feine Sünden zu behalten wären.
Roa) viel lieber wollte ich gern wiffen. wie ein fündiger Menfa)
den andern aus der Hölle führen könne ins Himmelreich. und da
er don) felber nicht hinein kann. und fiber nur dem Teufel zu ho
firen. wegen feines Geizes. indem er die Vergebung der Sünden
ums Geld verkaufet; fintemal alle Sünden in dem neuen Leibe Chrifii.
in Chrifti Fleifch und Blut erfäufet werden; und Efaias in Chrifti
Perfon faget: Jch allein trete die Kelter und tilge alle eure Sünde.
und Niemand ift mit mir. Jefai. 63. 3. So das wahr wäre. wie
der Antichrifi rühmet. “ fo müßte ein Teufel »den andern verjagen.
Und obs gefäicihe. wo bliebe denn die Wiedergeburt aus Chrifti Fleifch
und Blut. da unfere Seelen in Gott eingefühcet werden? Wenns
möglich wäre gewefen. daß Gott hätte Adam auf eine folcbe Weife
feine Sünde wegnehmen wollen.* fo wäre Gott nicht Menfch wor
den. und hätte uns in Gott wieder eingeführet: er hätte wohl Adam
feine Sünde vergeben. als ein Fürfi einem Mörder das Leben fehen
kei. Nein. Frih. du mußt felber aus der Sünde ausgehen. und
in Gottes Willen eingehen. denn Gott fiehet nicht da als ein Kö
nig. und vergiebt Sünde mit Worten: es muß Kraft fein. du mußt
aus dem Feuer ins Licht gehen. denn Gott ift nicht ein Bild. vor
den wir treten und gute Worte geben. fondern er ifi ein Geifi. und
durchdringet Herz und Nieren. das ifi. Seele und Geifiz er ift das
Liebefeuer. und fein Centrtum Nature'. ift fein Zornfeuerz du bift
bei Gott. und wenn du gleich bei allen Teufeln in der Hölle bift:
denn der Zorn ift auch fein. es ift fein Abgrundz wenn du aber
heraus geheft. fo geheft du in Gottes Liebe. in die Freiheit von der Quaal.
70. ,Es ift kein ander Sündenvergeben verftanden. als daß du
aus diefer Welt und deines Fleifcljes. fowohl aus des Teufels Wil
len ausgeheft in Gottes Willen. fo empfähet dich Gottes Wille. und
bift_ aller Sünden los. denn fie bleiben im' Feuer. und dein Wille
in der Tinrtur Gottes. welche die Majeftät erleuchtet. Es ift dir
alles nahez deine Sünden find dir nahe. aber fie rühren dich nicht.
denn wir haben dir vorn gemeldet. wie daß die fiille Ewigkeit eine
Freiheit fei. So denke nur nicht. daß fie deine Sünde. deine Greuel
und Lafier. werde von dir in fich nehmen. fondern fie gehören in
*-- 171 - x
Gottes Zorn. da müffen fie baden. und werden dem Teufel gefrhen
ketz aber fie ftehen unter dir im Centro. du bift als ein fchbn Ge
wächs. welches durch den Zorn ausgewachfen ftehet zu Gottes' Freude
und Wunderthat. Jft doch der Zorn auch in Gott. aber im Ab
grundez und da fich der Teufel erhub über Gott. fuhr er' in Ab'
grund." und ward Gottes Fußfchemel. *
71. Der Text Match. 16. 19. hat einen andern Verftand:
der Tempel Ehrifti. als die Kinder Ehrifti. find Ehrifti Braut. der
hat er feinen fchdnen Schmuck angehänget. daß gleichwie er uns
geliebet hat und durch' fich in Gott feinen Vater eingeführet. alfo
follen wir uns unter einander lieben. und wenn ein reuiger. buß
fertiger Sünder kommt. der fich will in die Gemeine Ehrifti einge
ben. der Ehrifium begehret. den foll die Gemeine aufnehmen. denn
Ehriftus hat ihn aufgenommen. fo find wir in Ehrifio alleEin Leib.
Undwie nun ein Glied das andere hält und liebet. alfo follen wir
uns aufnehmen. den armen verehrten Sünder in unfere Gemeine
nehmen. und ihm an Gottes Statt Vergebung der Sünden antim
digen. unfere Hände auf ihn legen. und ihn unfers Leibes und Ge
meinfchaft theilhafcig machen. (fo will auch unfer Geift und Kraft
auf ihm ruhen. wie bei Ehrifti Apofieln zu fehen ift.
72. Wenn wir ihn in Chrifti Gemeine nehmen. fo ift er unfer
Bruder. Wenn wir fagen. deine Sünden find dir vergeben. fo find fie
auch in Ehrifii Tod und Blut erfäufet. und er ift unfer Glied; wir
nehmen fie nicht von ihm. fondern Ehriftus in uns erfäufet fie durch
*unfern und feinen Glauben. in feinem Blut. Wenn wir die Hände
auf ihn legen und beten über ihn. fo dringen wir mit unferrn Wil
len. welcher in Gott ift. in feinen Willen. und führen ihn in un
ferm Willen. als in einem kLeibe in Ehrifio. zum Vater; fein Wille
wird unfer Wille. denn er ergiebt fich durch Chriftum in die Braut.
als in unfern Willen. welcher auch Gottes Wille ift. und wir nehmen
ihn billig in unfere Liebe in unfern Willen und fenden uns in ihm dura)
Ehriftum in Gott. alfo vergeben wir ihm feine Sünde: denn wir find die
Gemeine und Braut Ehrifti. welche er liebet. und was wir thun. das
thut Chriftus in uns. und Gott in Ehrifio. Es ift alles eins.
Ehriftus ift unfer. und Gott ift_'Ehrifti.- und der* bekehrte Sünder
"ift auch unfer. und auch Ehrifii. und auch Gottes. Wir leben in
einem Leibe. und haben Einen Geift. und find Ein Fleifchz und '
wenn wir in Gottes Willen eingehen. fo nehmen wir auch mit den
Bruderz die Sünde werfen wir hinter uns ins Zornfeuer. wir aber ,
leben und blühen in Gott. -
73. Wir 'haben den Schlüffel zum Himmel und Hölle: wenn
wir dem Gottlofen' feine Sünde ankündigen. und er will fich nicht*
bekehren. fo binden wir ihn in Abgrund. denn, wir gehen hindurch
und 'fchließen zu. fo muß er baden in feinen Sünden. da Kratzer
ihn der Teufel; wenn wir ihn nicht mehr ziehen mit unfern Wdrten.
-172-2
welches Kraft hat. fo zeucht ihn der Teufel: fo er fich aber endlicl)
bekehret. fo haben wir Macht. daß wir ihn dem Teufel wiederneh
men. und mit uns in unferem Geifie in Chrifto einführen in Gott.
74. Siehe. *eine folche Gewalt hat *die Braut Chrifii. und
keine andere. ,Und wenn es wäre. daß ein Menfcl) in einer Wild
niß wäre. da er nimmermehr keinen Menfchen fähe. und er bekehrte
fich aus der Sirnde in Chrifium. und wünfchete unfere Brüderfwaft.
weil er nicht bei uns fein könnte; und ob wir den nicht kenneten.
noch dennoch. dieweil er fich in unfere Brüderfrhaft befiehlet. fo nel):
men wir ihn mit durch Chrifium-zum Vater. und ftoßen feine Sünde
von ihm hinter ihn. und-blühen mit ihm alfo aus ,einem Acker:
denn Chrifti Leib ift unferet Seelen Acker. darinnen fie wächfet
und fchöne Frucht träger in Ternarium Sanctum.

Die hochtheure Pforte.


75. Nun fpricht die Vernunft: Wie kann Chrifii Leib unfer
Leib fein. ifi er doch eine Kreatur. wie können wir in Chrifii Leibe_
wohnen? Siehe. Menfäi. Adam war unfer Vater. auch unfere
Mutter: nun haben wir alle Adams Fleifcb. Seele und Geifi
denn wir find alle aus einem Fleifche. Seele und Geifi ge
zeuget. und find alle feine Glieder. gleicl)wie die Aefie des Baumes
Glieder find. und er führete-uns in Tod; er hatte die fchöne Jung
frau der Weisheit Gottes an fich. welche über alle und die Fülle
aller Dinge ift. wie Gott felber. die verlor erz er follte fie uns
anerben. und er ging von ihr aus. * - z
76. Aber der andre Adam. Chriftus. kam aus Gott. und
war Gottes Herz. und hatte die fchöne Jungfrau an fich: der nahm
' unfere Seele und ,Fleifch iii-feine Jungfrau. und ward Fleifch. Seele
und Geifi. ein Fleifcl) aus unferm Fleifcl). eine Seele aus unferer
Seele. und blieb doch Gott; unfer Fleifct) ftuud in Chrifto. in Ter
nario Sanctoäer nahm aus uns in die Jungfrau Gottes das ewige
Fleifch. und auch das irdifche. wiewohl nur die irdifche Quaal. denn
in Gott gehet nichts Zerbrechliches.
77. Als das Wort ins Fleifch kam. fo ward es himmlifch.
glei>)wie es in Adam war irdifcl) worden. Denn das Fleifch Ehrifii _
ward in den ewigen Willen ins Wort eingeführet. daß das Fleifeh
und Wort eine unzertrennliche Perfon ward: nun war es doch um
den ewigen Willen zu thun. daraus Adam war ausgegangen. und
Gott führete uns in Chriffi Seele wieder in denfelbigen Willen.
Alfo ift ihtdie Seele Chcifii unfere Seele. denn fie tft Adams Seele. '
.und Chrifti Fleifch unfer Fleifch. denn er nahms aus unferer Menfch
heit an fich: und die fchöne Jungfrau Gottes in Chrifio ift unfere
Jungfrau. denn Chriftus hat die unferer Seele angezogen: fo
* wir uns nun ganz in Chrifium ergeben. fo lebet Chriftus in uns.

a
K

- 1773 >
und wir in ihm. 'Ob uns gleicl) der äußere fierbliche Leib anhan
get. „fo lebet' doch Ehriftus in uns. und wird uns am Ende der
Welt ganz rein ohne Makel in feinem Fleifche darfiellen: wir find
in ihm alle Ein Leid. denn er i| unfer Leib in Gott. und Adam
_ift unfer Leib-in diefer Welt. i
78. In Gott ift kein folch tölpifmer Leib. fondern ein Leib in '
Kraft und himmlifcinm Fleifcl) und Blut; wo unfer Wille ifi. da
ifi auch unfer Herz. Gott ift in uns; wenn 'wir infeinen Willen*
eingehen. fo ziehen wir an feine Weisheit. und in der Weisheit ift
Chrlfius ein Menfu); alfo gehen wir in feine Menfchheit ein. und
werden ein neuer Menfcl) im Leben Ehrifti. in de: Seele Chri
,fti. im Fleifche Ehrifii. in der Tinctur Ehrifii. in der Majefiät
Ehrifti: und Ehrifius ift in feinem Vater. und fein Vater ift die
Ewigkeit. und der Natur Ende. Wo willfi du nun weiter hin. du
armer Menfch? Laß dich den Teufel und Anti>)ri| nicht narren!
79. Kein Menfch hat eine Gewalt in Gott. er fei denn in
Gottes Willen. in Gottes Liebe in Ehrifto. er habe denn Ehrifti
Seele und Flejfcbz hat er aber daffelbe. fu ift er nicht ein Geizhals.
ein Gleißner. und verkaufet das Himmelreicl) ums Geld. Als Si
mon Magus S. Petro Geld anbot. er follte ihm Macht geben. daß.
fo er Jemand die Hand auflegete. er auch den heiligen Geift ern
pfinge; fo_faget Petrus: Daß du verflumetwerdefi mit deinem Gelde!
Meinefi du. die Gaben Gottes werden ums Geld verkäufer? Art.
8. 18-24. Woher habt.ihr. Sophifien. denn folche Gewalt. daß
ihr das Himmelreicl) verkaufet und in eure Gewalt ziehet? Ihr feid
ni>)t Ehrifti Jünger. fondern des Antichrifis. der Hure zu Babel!
Kein Priefker ifi des Amts fähig. er fei denn in Gottes Willen z -'
fein Abfolviren' ift kein Abfoloiren. fondern die Gemeine Ehrifii ab
folviret ihn. deren er fich ergiebt. er ift der_ Kirche eben fo viel nüße.
als dem Wagen das fünfte Rad. Du Sophift. wie willfi du My
fkerium Magnum mittheilen. das du nicht hafi? Die Gemeine hat
das. und der bußfertige Sünder. der zu dir kommt. der hat das.
und du bifi ein Sophifiz wäreft beffer im Kühfiall. als in der Kir
chez wie mag der Teufel einen reuigen Menfchen abfolviren? Und
du dieneft nur deinem Abgottbaucl). -
80. O du blinde Welt. wie bifi du geblendet! Du vermeinefi. du '
dürfefi Myfierium Magnum nicht anrühren. du feift deß nicht fähig.
der Pfaffe fei deß allein fähig. So du in Ehrifio bifi. fo haft du
alles frei. du haft feinen Bund mit Taufe und Sacrament. und den
Leib und Blut Ehrifti darinnen“, gehöret doch der Bund den Gläu
bigen und nicht den Sophiften: haben doch Ehrifti Jünger. und wie
der ihre Jünger und Nachkommende getauft. und die gläubige Ge
meine hat das *Brot Ehrifii gebrochen in Häufern. und wo fie ge
konnt haben. und den Leib und das Blut Ehrifii getroffen; es war
überall der Tempel Gottes. wo Ehrifien beifammen waren.
F
- 174
l 81. Solches melden wir nicht. die Kirchen einzureißen. in
welchen man Chrifti Amt treiber. fondern wir zeigen euch die Heuch
ler. welche euch an fich binden. daß ihr von ihnen ausgehet zur
Gemeine Ehrifti. Gehet in die Gemeine Chrifii. und gehet in Tempel
Chrifii..und laffet euch nicht bloß an der Mauerkirche genügen. denn
fie ifi nur ein Steinhaufe und ift todt. aber Chriffi Tempel ift lebendig.
Ihr vertraget euch alle mit der Kirche und gehet darein. aber in
Tempel Chrifti will Niemand gehen. Gehet in Tempel Chrifii. fo
werdet ihr lebendig aus dem Tode: es ifi kein anderer Rath. we
der im .Himmel noch in diefer Welt. es muß fein . oder ihr bleibet
in Finfterniß. z
82. Nicht richten wir alfo ftreng: denn Gottes Wille fiehet
lien Menfchen offen. er fei weß Namens er wolle. -Es kann ein
Zyeide felig werden. wenn er fich zu dem lebendigen Gott wendet
und in rechter Zuverficin fich in Gottes Willen ergiebet. der kommt
ja unerkannter Wiffenfclyaft vom Reime Ehrifti in Gottes Willen;
und in Gottes Willen ift das Herz Gottes. und Chrifius hat das
Herz Gottes in fich. denn der Heide glaubet ja. Wird doch der
Stumme und Taube felig. der von Gott nie nichts gehöret hat. fo er
feine Imagination in Gehorfam und Willen Gottes und feine Ge
rechtigkeit fehet. Wer will den richten. du Sophift. der du aus
- Meinungen Glauben machefi? Was darffk du der Meinungen?
Meinungen find nicht der Geiff Chrifti. der da lebendig machet.
fondern Chrifti Geift giebt Zeugniß unferm Geifte. daß wir Gottes
Kinder find. Rom. 8. 16. Er ift in uns. was fuchen wir denn
lange Meinungen?
83. Wir fagen. daß in allen Meinungen Keßereien find und
der Antichrifi. Haft du doch Chrifium mit feinem Worte. hang
einfältig dran. nicht am Buchftaben allein. z fondern am lebendigen
Wort. das Gott und Menfch ift; das ift die Schrift. die du follft
lefen und predigen aus Chrifti Geift. und nicht aus Wähnen. Bifi
du aber deffelben unfähig. was lehreff du denn viel und erdenkeft
Meinungen? Meineft du. Gott fei ein Lügner wie du. er halte deine
erdichteten Meinungen für fein Wort. _da du dochtodt bift an Gott?
Wer da wrihnet. ob ein Ding alfo fei. der zweifelt: nun ift Zwei
fel kein Glaube. fondern ein Weg. der fährlich zu gehen ift.
84. Nun fpricht die betrübte Seele. welche alfo in Babel um
getrieben wird von einem Wahn und Meinung zur andern. wenn
fie fiehet. daß ein jeder fchreiet: Hie :ift Chrifius! laufet mir nach.
jener i| ein Keßerz und redet aus einem falfchen Geifte: zu wel
chem Part foll ich mich doch wenden. wo foll ich doch hingehen.
daß ich das rechte Evangelium höre predigen? Wo foll ich (Chri
ftum finden. fluchen fie doch alle. und richten einander. und ich
höre doch. wie ein jeder aus der Bibel redet und das 'Seine grün
det. und lehret den Weg Gottes: was foll ich doch* thun? ' und
c.
- 175 -

fehe auch) daß fie alfo giftig auf einander find) und in der Fürfien
Herzen reiten) und Krieg und Verfolgung um des Glaubens willen
anrichten) und einander dem Teufel geben) und fagen je) der Teu
fel cedet aus jenem) er ift ein Keßer) fliehet von ihm:

Die Pforte Immanuelis. N

85. Siehe) du liebe Seele) wie uns Chrifius fo treulichdor die


fer Zeit _warnet) in wels)er wir iht blind find gewefen, Wenn die
falfs)en) felbfigewawfenen Pfaffen werden fs)reien und fagen: Chri
fius ift in der Wüfie; item ein Anderer: er ift nicht in der Wü
fie) er ift in der Kammer) er ifi auf dem Felde; und der Andre:
nein) er ift da oder da; item er ift im Abendmahl und in der
Taufe; und der Andre wird fagen: er ift nis)t darinnen) es find
nur Zeichen! fo fpris)t Chrifius: Gläudet ihnen nis)t) gehet nis)t
hinaus; fondern wie der Bliß fcheinet vom Aufgange bis zum Nie
dergange) alfo wird aus) fein die Zukunft des Menfs)enfohns:
dcLin wo ein Aas ift) da fammlen fis) die Adler. Match. 24)
2 -28. - “
86. Chriftus fpris)t: Is) bin der Weg) die Wahrheit und
das Leben; Niemand kommt zum Vater) als durs) mis); Ioh.
14) 6. Is) bin die Thür zu den Ss)aafen) und bin ein guter
Hirte; die Andern aber) fo vor mir kommen find) aus fich felber)
in ihrem Namen) find alle Diebe und Mörder) und fus)en nur)
wie fie rauben und ftehlen mögen: denn fie fus)en ihre eigene Ehre;
is) aber fus)e nis)t meine Ehre) fondern mein Vater ehret mis))
und fie unehren mis). K. 10) 6-12. Is) bin das Licht der
Welt; wer mir nas)folget) der wird das Licht des ewigen Lebens
haben. K. 8) 12. Mein Vater will den heiligen Geifi geben de.
nen) die ihn darum bitten; wenn der kommen wird) der wird euch
in alle Wahrheit leiten: denn von dem Meinen wird ers nehmen)
und eus) verkündigen. K. 16) 13-15. Sorget nis)t für euer Le
ben) denn mein Vater forget für eus): denn wo euer Herz ift) da
ift aus) euer Schah. Match. 6) 21-25. Das heißet) laufet nis)t
den felbftgewachfenen Lehrern nach) loelche aus Hifiorien ohne Got
tes Geift lehren. Wenn fie ein wenig fremde Sprachen können) fo
wollen fie Lehrer fein) und lehren aus Kunft und Hoffart) und
Uebung der Wohlredenheit) da hilft ein Gleißner dem andern zu)
fonderlis) wo viel Geld und Ehre im Amte find.
87. Chriftus fpras): Ich fus)e nis)t meine Ehre; mein Reis)
ift nis)t von diefer Welt. Ioh. 8) 50. Sie aber lehren) Chrifii
Reis) fei in der Hifiorie. Chrifius fpras) zu feinen Jüngern: der
heilige Geijt wird es von dem Meinen nehmen und eus) verkündi
gen) und eus) erinnern alles deß) was is) geredet habe. Ioh. 16)
.... 176 'B
i5. Kap. L4. 26. Alfo. lieben Kinder_ Ehrifii. Niemand laufe dem*
Zanke nach. fie fagen einander die Wahrheit. denn fie find alle aus
einem Baume gewachfen. und find uneins über der Beute. über
dem Raabe des Antichrifis. welches Ende da ifi.
88. Wendet euer Herz und Gemüth von allem Zanke ab. und gehet
* ganz einfältig und demüthig zur Thür Ehrifii. in Ehr-ifii Schaafftall!
Surhet den in euren Herzen. ihr dürfet nicht viel Disputiren; bittet
Gott den Vater im Namen Iefu Ehrifii auf feine Verheißung. daß
er euch durch feinen heiligen Griff eure Herzen auffchließe! Wendet
euch mit ganzem Fleiß in ihn; lnffet alles fahren. was in dem
Steinhaufen glänzet. und gehet in Tempel Ehrifki. da entgegnet
euch der heilige Geifi. dem ergebet euch in Demuth. der wird euch
eure Herzen auffcljließen. und euch erinnern aller Wohlthat Ehrifii.
Er wird euch das Verficindniß aufthun. und euch erinnern alles deß.
was Ehrifius geredet hat; denn aus Ehrifio wird ers nehmen. und
euch verkündigenI Sorget auch nicht. wo die Stätte am befien fei.
da er euch wolle auffchließen; denn gleichwie die Sonne aufgehet
und fcheinet bis zum Niedergange. alfo fcheinet Ehrifius in alle Der. '
ter und Winkel. von feiner Menfchwerdung bis in Ewigkeit. Suche
keine Stätte vor der andern. er ifi überall: denn wo ein Aas ift.
da fammlen fich die Adler; Ehriftus ift überall. feine Kinder k5n
nen überall zu ihm kommen: und wenn wir in Ehriftum eingehen.
.fo find wir bei unferm Aas . und fattigen uns von feinem Fleifclje
und trinken von feinem Blut. Denn er fprach: Mein Fleifrh ift
die rechte Speife. und mein Blut ifi der rechte Trank; der mein
Fleifcl) iffet und mein Blut trinket. der bleibet in mir. und ich in
ihm: Joh. 6. 53. 54. Item. Vater. is) will. daß die. fo du mir
gegeben haft. feien. wo ich bin; fie waren dein. und du haft fie mir
gegeben. und ich gebe ihnen das ewige Leben. und ich werde fie am
jüngfien Tage aufwecken. So ihr in ,mir bleibet. fo bleiben meine
Worte in euch. Joh. 17. 24. -
89. So-ihr nunfehet. daß die Welt um Ehrifii Kelch zanket.
fo wiffet. daß fie den Schlüffel Myfterium Magnum verloren hat.
und find nicht in Ehrifto. denn in Ehtifio ifi kein Zank. fondern
Liebe. -Demuth. feines Nächften begehren zur Gerechtigkeit.
90. Wo wir find. da find wir in Ehrifio; wenn wir zufammen
kommen. fo follen wir alle einen Willen in die Gemeine bringen. als
namlich das Begehren Ehrifii; und fo wir ihn begehren. fo empfahen
wir ihn. und find in ihm Ein Leib. Er fpeifet uns mit feinem Leib und
Blut. Wenn wir den Gebrauch feines Tefiaments 'mit»dem letzten Abend
mahl halten. da fpeifet er uns mit feinem Fleifche und tränket uns mit
feinem Blute; er laufet* uns mit der Taufe zu einem Leibe in ihm.
Was fuchen oder forfchen wir lange? Gleichwie der Sonne Glanz die
ganze Welt erfüllet: alfo auch Ehrifii 'Leib und Blut. Sein We
fi-?n ifi die Ewigkeit. da kein Ort noch Stelle tft; er ifi in nichts
F,
k
i

- 177 -x
eingefchloffen. denn er ift im Vater. und der Vater ift in ihm.
und der heilige Geift gehet vom Vater und Sohn aus. Nun find
alle Wefen aus dem Vater gefchafien. und der Vater ift in allen.
und hält alles. Er gibt allem Leben und Wefen. und der Sohn
ift im Vater. und giebt allem Kraft und Licht; er ift unfer Licht.
ohne ihn 'kenn-en wir Gott nicht. wie wollen wir denn von ihm
recht reden? Wenn wir von' ihm recht reden wollen. fo müffen wir
aus feinem Geifie' reden. *denn der zeuget von Gott; fo wir' aber
aus der Nun-ft und Hifiorie reden. fo reden wir _aus uns felber.
und nicht aus Gott. und find Mörder und Diebe. und nicht Chrifti
Hirten. Ein Dieb kommt nur. daß er ftehlen und rauhen willz
alfo kommen die Zanker in ihrem Namen. nur daß fie wollen ein
groß Anfe-hen haben. und wollen reiche Pfründen _oder Präbenden
haben. die fchreien: Hie iii Ehriftus. Ehrißus wird alle-in von uns
durch fein Wort der Gemeine vorgetragen; dort find Keßer!
91. Lieben Kinder Chrifti. fiopfet eure Ohren zu. vor den Lä
fierwölfen. dann fie fehänden nicl)t allein fich unter einander. fon.
dern die Gemeine Ehrifii. welche überall in allen Landen' ifi. wo
bußfertige Menfmen find. Welche ihre Sünden- bereuen. u_nd aus
denfelben ausgeben. und fich in die Barmherzigkeit Gottes_ wenden.
die find in Ehrifio. und ob fie *Türken findz es ift kein Aufeheu
der Perfon oder Namens und Meinungen vor Gott. er fuchetdes
Herzens Abgrund. .
92. Der -Antichrifi ift Urfache daran. daß die Türken find in
eine eigene Meinung gerathen. denn des' Zanfes war kein Endez
daran cirgerten fich die Afianer, Shrek. Aeghpter. Mohren. Grie
chen und die Afrikaner. Die Indianer führen ein beffee. göttli
cher Leben in fchlechter Einfalt als derfAntichrifkz obwohl nicht alle;
noch find viel Sitten unter denfelben. welche andcichtiger» find als
die Hoffart der Hure. ,
93. Die Hure hält Ehrifii Reith auf. daß fich alle Völker an
ihr ärgern und fagen: Wie können die Gottes Volk fein. die nur
- Tyrannen. hoffeirtige. geizige. fiörrige. blutgierige Leute find. welehe
nur aaa) anderer Völker Gut erachten. und nur nach Macht und
Ehren? Sind doch die Heiden nicht fo arg; wir wollen uns ihrer
nicht theilhaftig machen. wohnec doch Gott überall. er i| fowohl
bei uns als bei ihnenz wir wollen ein ehrbar. züchtig.- andächtig
Leben führen. und den Einigen wahren Gott anrufen. der alle
Dinge gefchaffen hat. und von ihrem Zanke ausgehen. Wir wollen
in einer Meinung bleiben. fo bleiben auc!) unfere Länder mit Frie
denz wenn wir alle an .Einen Gott glauben. _fo ift kein Streit.
fondern wir haben alle Einen Willen. fo können wir auch in Liebe
unter einander leben.
94. Siehe. mein lieber Ehrift. das hat die Türken .erhöhet
und in die grdßefie Macht' gebt-W., daß ihre Mgmt i| gefiiegen
l7. e 12 -
- 178
bis in taufendYahl; fie herrfchen in einer Meinung und Liebe über
die ganze Welt. denn fie find ein Baum der Natur. welmer auch
vor Gott fiehet; aber er wächfet nicht höher als in taufend Zahl.
denn fo krieget fein wildes Herz ein Angeficht mit Augen. Du
Antichrift wirft ihn nicht freffen mit deinem Drachenmaul. wie in
* der Offenbarung zu fehen. 'er befihet fein Reich bis ans Ende; aber
wenn du bift in Pfahl gefahren.- daß Ehriftus feine Sihciflein fe(- *
der weidet. dann gehet er unter den Schaflein. wenn dein Mord
fchwert zerbricht. Nicht mit Spieß oder Stangen zerbrichft du. du
Heuchler. fondern deine Lügen erfticken dich. Wer den Antichrifi
will erfchlagcn. der ift .des Antichrifis Thier. darauf er reitet. er
wird-nur mämtiger im Zar-cke; denn die Herzen werden von der
Wahrheit abgewandt. und gehen aus Gott in Zank. da vergaffet
fictpJedermann an den Wundern des Zankes. und laufen den präch
tigen Reden' nach. und kommen alfo aus Chrifio/in die Meinun
gen, und*furhen Wege in den Finfiernizffen. da kein Licht ift: alfo
herrfchet der Teufel im Antichrifi. und führer die Kinder auf Men
fchenbahn in Menfchentand. und fehen nicht mehr in Ebrifti Licht.
95. Alfo gings den mächtigen Ländern auch. über welche der Al
koran herrfchet: 'da fie von Chrifio ausgingen in Meinungen. da
wuchs ihnen ein Baum aus der Natur in ihren Herzen. geriethen
in eine Meinung. lebeten alfo in dem wilden Baume. Aber das
antichrifiifme Rein) lebet in vielen Bäumen. fie laufen von einem
zum andern. und wiffen nicht. welcher der befie ift. denn fie find
aus dem Paradeis Ehrifii ausgegangen. Sie rühmen fich Chrifii
Lehre. und mit der Kraft verleugnen fie die. und bezeugen alfo.
daß Chriftus nicht in ihnen ift; fie wollen ihn auch nicht in ihnen ha
ben. fie fioßen ihn mit feinem Leibe und- Blut. mit feiner Menfchheit
aus der Gemeine. fie ivdllen nur ein Zeichen von ihm haben. damit fie
alfo können in ihrer Hoffart Ehrifii Stelle befihen. und alfo feine reiche
fette Bäuche fein. Denn Chriftus war auf Erden in diefem äußern Leben
arm. und hatte nicht. da er fein Haupt hinlegte; fie aber wollen an
Chrifi/i Statt fein reich und fett fein.. Sie fagen. er ift im Himmel. »
wir wollen ihm zu Ehren ein glinzend und prächtig Reich anrichten.
damit wir in feinem mte gute Zeit und Ehre erlangen; wir find die
Hdchfien der Welt. denn wir find Gottes Statthalter; wir treiben
*r Ehrifti Amt. undhaben das Myfierium Magnum; Troß der wider
uns rede. wir wollen ihn wohl fchweigen!
96. Ihr lieben Kinder Ehrifii. thut eure Augen auf. und fe
het don). laufet doch nicht alfo dem Teufel nach! Seher ihr nichts?
Werder doeh fehend! Seher ihr nicht. wie alles um Geldes willen
gefchiehet? Wer ihnen viel Geld giebt. den loben fie als einen from
men Chrifien. der fich gegen die Kirche dankbar halte. Ift einer
geftorben. ift er gleich fein lebenlang ein ungerechter. falfclyer Wu
cherer. Hurer. Mörder und Dieb gewefen. da fie das gleich wiffen.
- 179 -.i
giebt er nur viel oder die Seinigen: o wie preifet man ihn herrlich
und felig! Welche große Denl-'zettel machet "man doch. daß es ein
anderer ungerechter höre-t. und auch dem nachkommt. und denket:
Harte. fiecket das Reia) Gottes im Gelde. in des Pfaffen Munde.xes
foll dich auch nia)t dauern; da giebt denn die Kelter viel Blut. wie
in der Offenbarung Johannis fiehet. K. 14. 20. und wird verfüh
ret der Unfchuldige: denn wer nicht viel giebt oder zu geben hat.
der ift bei ihnen kein ehrbarer Mann; er ift auch nicht dankbar
gegen dem Minifierio. Weiß man einen Fehler an feinem guten
Leben. o wie muß-t man das auf. wie fibßet man ihn hinunter
und wünfchet doa) ja endlich einen großen andäwtigen Wunfa) hin
nach. daß es ihm doch Gott wolle vergeben.
97. Thut eure Augen auf. ihr Kinder Chrifti! Diefes ift der
Antiazrift. huret ihm nicht nähe Es ifi mancher ein Sünder ge
wefen. und hat fia) aber umgewandt von feinen Sünden und ift in
Ehrifium eingegangen. und feine Seele ift in Ehrifio ein Engel_
Gottes. Was darffi du. hoffärtiger Widerchrifi. die Engel Gottes
fa)erzen aus deinen Begierden? Du blinder Menfch. fiehefi du doch
nicht! Bift du Chrifti Hirte und Diener. und Gottes Statthalter;
haft du Myfterium Magnum bei dir. ift dein Amt Chrifti Amt.
wie du rühmeft. warum bifi du denn ein Lügner? -Du rühmeft
den Gottlofen um Geldes willen: hat das Ehrifius und feine Apo
fiel auch gethan? *
98, Höre. du Widerchrifl! Siehe der Apofiel Gefchichte an.
da einer feine Güter verkaufte. und legte das Geld zu der Apofiel
Füßen einen Theil. und ihn Petrus fragete: Habt ihr den Acker
alfo theuer verkaufet? Und da er Ja fpraa). und hatte ein falfa)
zweifelhaftig Gemüth. fpraa) Petrus: Du haft dem heiligen Geift
gelogen; fiehe. die Füße derer find vor der Thür. die dich wegtra
gen aus der *Gemeine der Wahrheit. Act, 5. 1ff. Was meinefi du
nun von dir? Ifi daß dem Laien und Zuhörer Petri gefchehen.
was würde wohl an S. Petro gefchehen fein. wenn er alfo mit Lü
gen hatte nach Gelbe getrachtet. und den heiligen Geift geläftert?
Du aber thufi alfo: du rühmeft einen Ungereanen. daß du nur
Geld kriegeft. und frageft nichts nach feiner Seele; du fragefi auch
nichts darnach." daß du deine Lügen in die Gemeine Chrifti fchüttefi.
Wie gar mancher fiehet oft und feufzet über feine Falfchheit und
Trug. in dem er den Elenden unbillig hat beleidiget. und aua) über
deine Gleißnerei und Lügen! .*
' 99. Höre. wird nicl)t der Name Chrifti hiermit geläftert. und
die Gemeine Ehrifii geärgert. wela)e fagen: O! faget doch der
Pfaffe auf der Kanzel um Geldes willen Lügen. wäre es Sünde.
er thäte es doch nicht. Wenn du gleich auch leugft und betreugfl
die Leute um Geld. Gut und Ehre. fiehe nur. daß du das kannft
mit einem Schein-zudecken! Wäre es fo große Sünde'. fo thate es
t 12.
--18l)

der Pfaffe nicht; du willfi wohl einmal daroor Buße thun, hat
doch der Pfaffe Gnade genug. *
100. Siehe, du falfcher Antichrifi, alfo leugfi du dem heili
ligen Geifie im Amte Chrifii, der dein Herz prirfet„ und leugfi
auch der Gemeine Chrifii, und ärgerft fie noch damit. und wäre
bielmal beffer„ fie hätte deiner! Lüge nicht zugehöret, fo wäre ihr
Herz mit Lügen nicht erfüllet worden. Wie kannfi du fagen„ du
treibeft Ehrifti Amt , fo du doch ein Lügner und Spötter Ehrifii
bift? Du bift nicht aus Ehrifto geborenz fondern aus der Lüge:
und wenn du die Lügen fageft, fo fageft du von deinem Thier,
darauf du reiteft in der Offenbarung; du fagefi von deinem Eigen
thum, von dem Geifte. der in dir ift, und willft auch Ehrifii
Schaafe weiden. Du folltefi fie auf grüner Aue im fetten Effen
Iefu Chrifii weiden, und ihnen die Wahrheit fagen; fo weideft du
fie auf des Teufels Felfenf auf den Bergen des Abgrundes in feinem
fetten Grafe.
101. Bift du Chrifii Diener. fo diene ihm im Geifie und in
der Wahrheit! Strafe Sünde ohne Jemandes Anfehen der Perfon;
fchone nichh erhebe deine Stimme als eine Pofanne! Strafe insge
mein alle Lafier des Obern und untern; lehre den Weg Ehrifii
recht! Lobe Niemand um Geldes und Ehre willen. Denn Chrifius
lobete nicht die Gewaltigen um Nuhr-ns willen“, er firafete fie auch
nicht aus Mißgunfi, um ihrer Gewalt und Ehre willenf denn er
. will Ordnung habem und fprach: Gebet dem Kaiferf was des Kai
fers ifir und Gott, was Gottes iii. Marc. 12, 13. Er firafet aber
die Heuchler, die Pharifriew daß fie lange Gebete vorwendetenr und
auf den Gaffen ftunden glinzen, und wollten vom Volk gefehen
fein, und fucheten nur ihren Ruhm. Ein folther ift der Antichrifi
auch. -
102. Darum fpricht der Geifi: Gehet aus von ihr„ mein
Volk, daß ihr nicht theilhaftig werdet ihrer Sünden. Apo'. 187 4.
Denn wer fich zur Sünde bekennete der ift ein Geift mit der
Sünde; wer einem Lügner feine Lügen aus Gunft befiättiget, 'der
ift derfelben Lügen und aller Laiter färuldig. Gott der Vater hat
uns in Ehrifto aus der Wahrheit wiedergeboren, wir follen nicht
der Lüge Knechte werden: denn wenn wir in die Lügen eingehem
fo gehen wir aus Ehrifim und find beim Teufel. der ift ein Vater
der Lügen', ein folcher iii auch der Antichrifi, und alle die ihm an
hangen und dienen. Beffer wei. davon, und Ehrifium ins Herz
eingebildetz als irn antichriiiifchen Amt Lügen hören.
103. Ich weiß, du böfes Thier wirft mich ausfchreien als ei
nen Mißgbnner, als ob ich dir nicht gbnnete, was dir gute Leute
geben; nein, das ift nicht mein Grund» denn Chrifius fpricht: Der
am Evangelio dienet, der foll fich vom Evangelio neihrenz du follfi
dem Ochfen, der da drifmet, nicht das Maul verbindenz er muß
k
-1814
_ effen. 1. Kot. 9.9. Sie hangen auch nicht alle am Antichrifi.
wir haben nur den falfchen Antichrift. der in der Menfchen Herzen
reitet. dargefiellet. Wir fchmähen Niemand in feinem guten Ge
wiffen; allein der Antichrifi foll bloß fiehen. zu einem Zeugniß aller
Völker. Er rei'tet über den Erdkreis in allen Landen; man meiner
int. man habe ihn ausgerottet. und man ift im Screite um ihn.
- ein jeder will ihn todt fchlagen. O du blinde Einfalt. du erfchläe
geft ihn nicht; gehe nur von ihm aus. gehe in Tempel Ehrifij ein.
und laß den Antichrift draußen fiehen. fo wird er felber fallen und
fich auf die Lehre feiner Greuel und Hurerei fchämen. Bete ihn
nur nicht an; beuge nicht deine Knie vor ihm; bete Gott an. thue
nur die Augen auf. Jft doch die ganze Welt voll Gottes. es ift
nur um das äußere Leben zu thun: im inneren wohnet Gott in
fich felber. das äußere Leben ifi auch Gottes. aber der Abgrund ift
darinnen. als das Centrum Naturä. in welchem das ernfte. firenge
Leben ifi. davor ift diefe Warnung.
' 104..Es find drei Principia. drei Reiche; zwei ewige. und ein
anfänglicher' und vergängliches: 'ein jedes begehret des Menfcloen.
denn der Menfch ift ein Bild aus allen dreien; und das Wefen
aller Wefen ifi eine Sucht. Sehnen und Begehren." das urfiändet
aus dem ewigen Willen. und der Wille ift die Ewigkeit.
105. In Gott ifi kein Regiment. fondern in den' dreien' Prin
cipien. in ihren Kreaturen. Es ift nici)t mehr in Gott als ein ei
niger Geifi. der kommt alle feinem Wefen zu Hülfe. im Waffer'
und im Feuer. woraus ein jedes ift. Er ifi kein Verderber. fon
dern ein Erhalter feines Wefens: ob was verdirbet. das iff des Re
giments der Natur Schuld; was aber aus dem Ewigen ift." kann
nieht verderben. fondern es verändert fich nur in eine andere Quali.
davor wir euch warnen, Und i| diefer Welt Lehren und Suchen
anders nichts. als daß wir-euch alle vor der ernfien Fenersquall
warnen. Es ift auch ein Leben darinnen. und befiehet keine Krea
tur . fie habe denn daffelbe Leben; aber wir Menfmen find nicht
zu demfelben Leben-gefclmffen worden; darum_ will'Gott eine jede
Kreatur in der Quali haben. darein er fie gefchaffen hat. auf daß.
fein ewiger Wille befiehe und nicht zerbrochen werde.
106. Ein jedes Ding hat feinen freien Willen. und in dem
feine Neigliwkeit nach feiner Eigenfchaft; und ift das ganze Wefci'
diefer Welt. fowöhl auch der eiiglifmen Welt. und auch der höiu.
fehen Welt. nur ein Wunder vor Gott. Er hat einem Jeden Licht
und Finfterniß fürgefiellc. er maq greifen. worzu er will. du wirft
Gott damit in feinem Wefen nicht bewegen; fein Geift gehet von
ihm aus. und entgegnet allen denen. die ihn'fuchenz er ifi Gottes
Sucht. in der Gott der Menfchheit begehret. denn fie ift fein Bild."
das er nach alle feinem Wefen gefchafien. in dem-er fich felber fe*
hen und erkennen will. und er wohnet auch im Menfchen. Was
- 182'
fuchen wir denn* lange? Laffet uns nur uns felber fuchen und ken
nenz wenn wir uns finden. fo finden wir alles. wir dürfen nirgend
hinlaufen. Gott zu fuchen. auch fo können wir ihm keinen Dienfk
thun. Wenn wir uns nur felber fuchen' und lieben. fo lieben wir
Gott: was wir uns felber unter einander thun. das thun wir Gott;
wer feinen Bruder und Swwefier fuchet und findet. der hat Gott
gefuchet und funf-en. Wir find in ihm alle Ein Leib in vielen
Gliedern. da ein jedes fein Gefcheift hat. fein Regiment und Thun.
und das ift Gottes Wunder. Wir. waren vor den Zeiten der Welt
in feiner Weisheit erkannt. und er fchuf uns ins Wefen. auf daß
ein Spiel in ihm fei. '
107. Die Kinder find unfere Lehrmeifter. wir find in unferer
Witze Narren gegen ihnen: wenn die geboren find.. fo ift das ihr
erfies. daß fie lernen mit fich felber fpielenz und wenn fie größer
find. fpielen fie mit einander. Alfo hat Gott von Ewigkeit in fei
ner Weisheit in unferer kindifclyen Verborgenheit mit uns gefpielet.
Da er uns aber in die Wiße faiuf. da follten wir mit einander
und unter einander fpielenz aber der Teufel mißgönnete uns das.
und machete uns in unferm Spiele uneins. darum zanken wir noch.
Wir haben fon| nichts. daß wir könnten zanken als in unferm
Spiel: wenn das aus ift. fo legen wir uns in die Ruhe und ge
hen heim. Dann kommen andere zum Spiele. und zanken fich auch
bis an Abend. bis fie fchlafen gehen in ihr Land. daraus fie gan
gen find: denn wir waren im Lande des Friedens. aber der Teufel
beredete uns zu gehen in fein unfriediges Land,
108. Lieben Kinder. was machen wir doch. daß wir dem Teufel
gehorrhen? Warum zanken wir um ein Hölzlein. das wir nicht ge
macht haben? Ift doch dieß Land nicht unfer. und auch dieß Kleid
nicht unfer: es ift unferer Mutter. und der Teufel hat das befu
deltz wir wollen das ausziehen. und zur Mutter gehen. daß fie uns
ein fchöners anziehe. fo dürfen wir nicht um das Röcklein. das be
fudelt ift. zanken. Wir zanken allhier um einen Rock. _daß ein
Bruder ein fchbner Rdrklein hat als der andre. Zeucht doch die
Mutter einem Jeden fein Rbdklein an; warum zanken wir mit der_
Mutter. die uns geboren hat? Sind wir doch alle ihre Kinder-z laf
fet uns nur fromm fein. fo wird fiezuns allen einem Jeden einen
neuen kaufen. fo wollen wir uns freuen. wir wollen des befudelten
alles vergeffen.
109. Wir gehen im Rofengarten. da find Lilien und Blumen
genugz wir wollen unferer Schwefier einen Kranz machen .i fo wird
fie fich vor uns freuen. Wir haben einen Reihentanz. daran
wollen wir alle hangen. Laffrt uns doch fröhlich fein, ift doch keine
Nacht mehr da. unfere Mutter .forget für uns. Wir gehen unter
dem Feigenbaum: wie ifi feiner Frucht fo viel. wie fchön find die

F
..._
183
Tannen im Libanon! Laffct uns freuen und fröhlich feine daß un
fere Mutter eine Freude an uns hat.
k 110. Wir wollen fingen ein Lied vom Treiber, der uns une
eins machen?: Wie ift er gefangen, wo ift feine Macht? Ift er
doch nirgend daz dazu hat er 'das befudelte Rbcklein nicht gekriegß
da wir uns um zankten, die Mutter hats inne behalten: wie ift er
fo arm! Er herrfihete iiber uns, und nun ift er gebunden: wie bift
du, große Machtf alfo zu Spott worden! Schwebtefi du doch über
die (Federn, und liegefi nun zu den Füßen, und bift fo unmächtig!
Freuet euch, ihr Himmel und ihr Kinder Gottesz der unfer Treiber
war, der uns plagete Tag und Namt, der i| gefangen! Freuet
erich- ihr Engel Gottes, die Menfchen find erlöfen die Bosheit ift
gefangen l

Das* 12. Kapitel.


Vom chrifilichen Leben und Wandel; was dem
Menfchen zu thun fei in diefem Iammerthal,
daß er Gottes Werk wirke, und alfo dadurch
erlange das ewige höchfie Gut.

Dem Menfchen ift in diefem 'Iammerthal auf Erden nichts


nöthiger und nützlicher, als daß er fich lerne felber erkennen, was
er fei. von wannen er fei, und wohin er wolle? was er werde,
und wo er hinfahre, wenn er fiirbet? Einem Jeden ift das am
nübljGfien zu wiffen. Denn der äußere Wandel bleibet in diefer
Weitz aber was-Nas Herz faffec, nimmt der Menfch mit.
2. Des Seelengeifies Wille ift ewig:. was in des Seelen
geifies Willen eingefaffet wird, das nimmt die Seele mit, wenn
fich Leib und. Seele fcbejdet. Darürn ift uns noth, daß wir nach
etwas Gutes trachten„ darinn dieSeele könne ihr ewig Spiel ver
bringen, und darinnen fie ihre Freude habe, denn unferer Seele
Werke folgen 11'116 nach, und der Hände und des äußern Gei
ftes- Werke*b[eiben in diefer Welt: denn die Seele ifi in der
Ewigkeit; was fie ihr allhier machet und einbildet„ das ftehet im
mer vor ihr, es fei dennf daß fie das wieder zerbrechm fo ift es
als ein zerbrechen Werk, daran fie kein Suchen mehr verbringetz
dann fie ift davon ausgegangen. Denn das Ewige fchnißet ein
ewig Modelw 'und das Zerbremliclye und Anfängliche fchnißet ein
*-*
184

zeebfremlim Modell; denn es werden alle Dinge diefer Zeit ein jedes
in feinem Modell fiehen; denn was der ewige Wille faffet. das
*krieger eine unzeebremlime Gefialt. f0 er das nicht felber zerbricht.
3. Darum tits dem 'Menfchen gut. daß er ihm in diefem Le
ben das Befte erwcihie. in welchem er mag ewige Freude haben:
denn wenn* du dir gleich wolltefi Schönheit und Ehre etwähien.“
oder Reimthum. fo bifi du doch deinem Bruder und Schwefier. -fo
im Elende diefer Welt ifi. damit unwerth. Denn Schönheit diefer
Welt »erachtet das Alberne.: und Reichthum dringet dem Elenden
feinen Schweiß ab. und große Macht dringet und drücket den Nie
drigen und Elenden: große Ehre verachtet das Alberne. und glei
chet fich nimt mit dem Dürftigen. '
4. So denn in jenem Leben viel alberne. elende und in die
fer Weit veramtete. arme und mühfelige Seelen erfcheinen werden. '
fo wird in ihren Gefiälten nicht viel Hochheit. Schönheit. Begeh
ren der Macht und Ehren eingefaffet fein: denn ihre Seelen haben
fich in diefem Iammerthal nur in die fanfte Liebe Gottes einge.
fmloffen. und fich in das Alber-ne und Niedrige eingegeben. und mit
' der Macht. Pracht und großen Ehren keine Gemeinfchaft dürfen
haben. denn dieß hat fich ihnen nie gegleimet. _
5. und fo es denn nun ift. daß die Seelen in jenem Leben
fallen Freude mit einander haben. und fich je eines des andern Ga
ben und Tugenden erfreuen; und aber der Seelen ihre hie einge
faßte Wefen in ihrem ewigen Willen al' eine Figur werden er
fcheinen: fo ift uns ja diefes ganz herzlich und inniglim zu betram
ten. daß wir dom in diefer Welt nicht Pracht und Hochmuth. darzu .
Geiz und Bedrängung des Elinden in unfere Herzen faffen; denn wir
können mit-diefem allem nicht in die Gemeine Ehrifii eingehen. fie
nehmen uns nicht in ihre Gefelifchaft. denn es ift ein wjderwäftjg Ding.
6. Im Himmelreim ift nichts als Liebe und Einträchtigkeit.
ein jedes aneignet dem andern feine Liebe und Gunft. und freuet
fich ein jedes des andern Gaben. Kraft und Schönheit. fo es aus
der Majefkä! Gottes etlanget hat; und danken alle Gott dem Va
ter in E-hrifio Jefu. daß er fie zu Kindern erwählet und angenom
men hat. denn die mächtige Kraft des Starken freuet ficb des
Schwamm. daß Gottes Geifi auch in ihm ift. daß er auch in den
Wundern im ewigen Willen ifi'.
7. Darum. lieben Kinder und Brüder in Ehrifko. l-affet uns
dom unfere Herzen. Sinne und Willen in Demuth) in eine Liebe
fmließen in diefer Welt. daß wir dom eines feien in Ehrifio! Bifk
du hoch erhabenzu Macht. Gewalt und' Ehren: fo fei demüthig.
verachte nicht das Alberne und Eiende! Denke. daß fie in jenem
Leben neben dir in einer Homheit find; quetfme nicht den Bedräng
ten. betrübe nicht den Betrübten. daß folche-s feine Seele nicht ein
-faffe. und fperre dir die Himmelspforten. Bift du fchön vou Leibe.
- 185 -

fei nicht fiolz; und verachte den nicht; der. nicht deines gleichen ifi;
daß deines aldernen Bruders und Srhwefier Seele einen Ekel an
dir habe; und dich aus feinem Gemirthe werfe; fei demirthig; daß
fich dein Bruder und Schwefier in dir freuen; und deine Schön- *
heit zu Gottes Lobe bringen; der alfo eine fchöne; zitchtige; und
demiithige Kreatur gefchaffen hat; fei ziichtig und freundlich mit
-Worten und Werken! Du Reicher; laß deine Bächlein in des Elen- _
den Haus fließen; auf daß feine Seele dich fegne! Du Gewaltiger;
beuge nicht das Gericht; dern Mächtigen zu gefallen; auf daß dich
der Vedrängte in deiner Gerechtigkeit fegne;* fo bift du auch in
Ehrifii Gemeine. Bift du hoch; laß deinem Herzen nicht Raum;
zu fliegen: demiithige dich in die Gemeine Ehrifii; fo 'wird dich die
Gemeine fegnen und wird dich in ihre Liebe faffen. _
8. O wie wohl gefchieht dem Reichen und Gewalfigen; wenn
ihn die geringe und alberne Gemeine Ehrifii lieber; und Gottes
Heil witnfchetl O wie wohl gefrhiehet einem Lehrer und Prediger;
der ein rechter Diener Ehrifii ift; der feine Schäflein; die ihm ver
trauet find; Ehrifii Speis und Trank git-bet; und fie damit er
quicket; daß fich ihre Seelen in feinen, Gehorfam geben; und ihn
von Herzen lieben; ihm alle Wohlfahrt wiinfchen! O wie felig und
leuchtend ift der in Ehrifio; wie gar ein fchöner Hirte ifi der; denn
feine Schäflein folgen ihm; und er führer .fie zum Erzhirtenl Ö
wie übe( beftehet der; dem fie aus Verdienfi in der Wahrheit flu
chen; von dem wird das fchöne Kleid weggenommen; un-d er' zeucht
eine Lafterlarve an! Aber der um Gerechtigkeit willen verfluchet
wird; der dringet aus; als das Gold aus dem Steine; und feßet
Ehrifti Marterkrone auf; in der fich alle heilige Seelen an jenem
Tage werden hoch erfreuen; daß er ein fiandhaftiger Junger Ehtifii
ifi geblieben; der nicht angefehen hat Ehre und Gewalt; oder Geld
und Gut; fondern hat Ehrifli Scbaafe recht geweidet.
9. Ihr lieben Brüder und Schwefiern in der Gemeine Ehrifii;
bertraget uns doch; laffet uns doch ein wenig mit euch ergöhen; lieben
wir euch doch und reden aus unferer Mutter Geifi; wir wollen freund-'
lich mit euch reden von unfrer Mutter und von unferm Vaterlande.
Wir wollen reden von großen Wundern; wie es uns allen unter einander
gehet: wir wollen uns alfo trbfien; denn wir find in einem frem
den Lande; wir wollen uns bereden und alle einig werden; und
wollen heim in unfer Land; zu unferer Mutter gehen. O; wie
wird fie fich freuen; fo fie ihre Kinder fiehet! Wir wollen ihr fa
gen von den großen Triibfalen; fo wir in Jericho gehabt; von der
großen Fahrlichkeit wollen wir reden; da wir unter viel böfen Thie
ren waren; wir wollen reden von dem Treiber; der uns alfo lange
gefangen hielt; und wollen reden; wie wir von ihm find ledig wor
den: laffet doch uns einig fein; daß unfere Mutter tticht betriibet
werde; und einen Ekel an uns habe.
- ' - 186
- 10. Freuet euch. ihr Himmel. mit uns. und du Erde jauclyz
ze. denn des Herrn Lob gehet über alle Berge und Hügel! Er thut
uns auf die Thür zur Mutter. daß wir eingehen; laffet uns freuen
und fröhlich fein. denn wir waren blind geboren. und find nun fe
hend worden! Thut* auf die Thore des Herrn. ihr Knechte Gottes.
daß die Jungfrauen mit ihrem Spieleinhergehen: denn es ift ein
Reihen. da wir uns follen mit den Jungfrauen freuen und fröhlich
fein. faget der Geifi des Herrn. Herrn.
11. O lieben Menfrhenkinder. alle die ihr von Adam herkom
men und geboren feid in allen Infuln und Landen. wo ihr da
wohnet. weß Namens ihr feid. merkets: der Gott Himmels und
der Erde. der uns alle *gefchaffen hat und gezeuget aus einem Leibe.
der uns Leben und Odem giebt. der uns erhält unfern Leid und
Seele. der rufet uns alle in Eine Liebe! Jhr feid weiland irre ge
gangen. denn ihr habet Menfchentand gefolget. und der Teufel hat
euch betrogen. daß wir uns unter einander haffen. ermorden und
anfeinden; thut eure Augen auf und fehet. habe.n wir doch alle ei
nen Odem. und find aus einer Seele geboren: wir haben alle einen
Gott. den wir ehren und anderen. derfelbe einige Gott hat *uns alle
gefchaffen; darzu haben wir einen Himmel. und der ift Gottes. und
Gott wohnet darinnen. wir werden an jenem Tage alle zufammen
kommen. die wir in Gott getrauet haben: was zanken wir lange
um Gott und feinen Willen? ' »
12. So wir unfer Herz in ihn »erheben und uns ihm in Ge
horfam ergeben. fo find wir alle in feinem Willen. es kann uns
Niemand daraus ftoßen; Wir fiehen allhier in diefem Leben in ei
nem Acker und wachfeir. und die Sterne und Elemente find der
Acker. darinnen wir wachfen: Gott hat uns hineingefciet. Adam ifi
das erfie Korn. das Gott felber fciete. und aus demfelben Korn
wachfen wir alle: wir find alle eines Samens. wir find allefamt
leibliäye Brüder und Schweftern. Aber der Teufel hat Unkraut un
ter uns gefäet: nicht hat er Menfchen gefäet. denn das kann er in
"Ewigkeit nicht; fondern er hat uns geblendec. und hat Hoffart. Neid.
Zorn. Geiz und böfen Willen in unfer Gemüth gefäet, damit er uns
verderbe. Denn er gbnnete uns die Ehre nicht. daß wir Gottes
Kinder find an feiner Statt. da er war; er ift durch Zorn. Hoffart
undNeid von Gott gefallen. *und hat fich abgewandt von Gott; darum
will er uns verführen. daß nur fein Reich' groß werde.
-13. O lieben Kinder Gottes. trauer dem Satan nicht. denn wo
Gott feinen guten Samen hinfäet. da gehet der Teufel hernach und
feier Unkraut darein. Das fehet ihr an Mofis und der Propheten
Lehre. fowohl an Ehrifii Lehre. die predigten alle den Weg Gottes
in einer Liebe. und weifeten uns zu dem lebendigen Gott. daß wir
follen, von unfern böfen Fleifcheslüfien. von Lügen und Falfchheit.
von Unreinigkeit. von Geiz und Mord und Diebftahl ausgehen. in
i - 187 -

ein rein„ züchtiges, demüthiges und gottflirchtlges Leben, und uns


ihm als feine Kinder gänzlich vertrauen; und ihn für unfern Va
ter erkennen; fo will eri uns geben Regen und Segen an Leib und
Seele, und will uns nach diefem Leben zu fich nehmen in fein
Reich. da wir alle* unfers Trübfals follen ewig erlöfet fein.
14. Alfo und nicht anders ift Mofis, aller Propheten r und
auch Chrifti Lehre, daß wir uns follen unter einander lieben; als»
ein Leben, und Gott in uns. Aber fehet, was hat _der antichrifii
fche Teufel darein gefäet? Er hat Hoffart; eigene Ehre, mit Macht
und Pracht darein gefäet: er hat fich auf Mofis und der Propheten
Stuhl, fowohl in Ehrifii Gewalt eingefeßeß und hat uns irre ge
machet; daß wir uns haben getrennet. Er hat eine Wahl aufge
worfen, und hat aus dem Geifie Gottes, der fich doch im Men
fchen oft mit Wundern und großen Thaten erzeiget hat, eine nei
dige Bosheit gemachet, als wenn er ein Volk liebete, und das an
dere haffete; als wenn er ein Gefchlecht wollte, und_ das' andre
niäxt, damit er (der Teufelchrifi und Satan genannt) nur ift in Eh
ren und Wollufien gefeffen. Er hat unter den Völkern Krieg an
gerichteh daß die Völker find uneins worden, und find in Meinun
gen/gerathen, und haben Gott erzürnet, denn fie find mit den
Meinungen von* Gott ausgegangen: alfo hat der /Zorn über fie ge
herrfäxet, und fie oft vertilget; denn wo nichts Gutes ift, das will
Gott in feinem Lande nimmer dulden; fondern er giebts dem Zorn;
wiewohl fie felber darein laufen„ und wehen das Schwert; daß alfo
ein Voll das andere hat gefreffen.
15. Von der Welt her ift aller Zank und Krieg; fowohl Neid
und Haß vom Antichrifi entfianden, welcher will als ein Gott in
Engelsgefialt geehret fein, und in ihm fie>et der Teufel : denfel
ben Antichrifi fehet ihr [Mn bei Kain und Abel, wie Kain feinen
Bruder erfcblug um des Glaubens willen; denn Abel hatte fein Herz
in Gott gefeßet, und hatte fich ihm ergeben; und den liebete Gott
und nahm fein Opfer an. Kain aber hatte fein Herz in diefe Welt .
geil-het; er wollte ein Herr aufErden fein: und fein Mund gab
Gott gute Worte, aber fein Herz fieckete in irdifcher Meinung; er
liebete den Geift des Mammons diefer Welt, und der Teufel f(hlof*)
in denfelben: alfo ward auch fein Opfer Gott nieht angenehm fon.
dern der Rauch fuhr zur Erde„ und der Teufel nahm fein Opfer an;
alfo erfchlug er feinen Bruder in des Teufels Eingebung und in
falfcher Meinung; er begehrte diefer Welt -Glanz und Ehren mit
der Gewalt, und Abel begehrte Gottes Liebe und Gnade,
16. Alfo fehet, ihr lieben Völker auf Erden: ihr feid alle ei
nes Fleifclpes; daß ihr euch aber habt zertrennet- das hat der Teu
fel im Antichrift angerichtet. Eure ,Gottesfurclyt ift zu manchen Zei
ten groß gewefen, und ihr habet den Menfchen allzu große Ehre an
*) d* 1'- ichlupf- lcblüpfte
4,...
188
gethan. zwar guter Meinung aus eurer Liebe. als dankbar-e Leute
gegen des heiligen Geifies Regiment; aber dieweil ihr habt Men
fchen folche Ehre, angethan. die Gott gehöret (wiewohl Gott zufrie
den wäre. wenn fie auch in Gottes Liebe in Demuth blieben): fo find
fie aus fich gegangen in Gelüfte zeitlicher Ehre'. und haben fich laffen
gelüften mit Lift und Trug über euer Gut und Seelen zu hecrfchen.
und die find euch zum Fallfirick worden. Denn der antichtiftifche
Teufel ift in fie gefchloffen. und der Geift Gottes ift von ihnen ge
wichen.. und haben nicht mehr aus Gottes Geifi geredet. fondern
aus Pracht und Kunft: es habens müffen fremde Sprachen thun.
die haben follen das Myfierium Magnum hervor-bringen.
17. Sehet doch nun. ihr lieben Brüder. wie gar diebifcl) haben
fie mit euch gehandelt! Sie haben fia) über die Erde gefehet. und
haben alle Gewalt. Macht und Ehre an fiel) gezogen; fie haben
Himmel und Hölle an fich gezogen. und ihnen alle Gewalt zuge
meffen. und haben euch mit Gleißnerei oerblendet. haben euch von
Gott auf Meinungen geführet. da gehet ihr nun irre. Sie haben
euch zu Zank und Krieg verhetzet. daß ihr einander habet ermordet.
und euer Vaterland verwüfiet; fie haben euch um Leiv und Seel-e.
darzu um Gut und Muth gebracht. und vorgegeben. ihr thut Gott
einen Dienft- daran. wenn ihr die anfeindet. welche nicht in eurer
Meinung find; und daihr doch alle alfo geblendet feid.
“ 18. Sehet. das find eure Seelenforger. eure Geifilicdenl Se
het an das Papfithnm: woraus ifi das gewachfen ?7 Aus dem Teu
fel zu Rom. der hat Afiam. Africacn. Syriam. Perfiam und
Griechenland verurfachet. daß fie von feinem Trug find gewichen:
denn der antichriftifche Pfaffenteufel hatte die ganze Welt gedien
det. und in eitel Tcaditiones und Meinungen gebt-acer. und fie von
der einhelligen Liebe abgewandt. Er hat' einen Orden und Men_
nung heiliger gemacht als die andre." und die Orden der hohen
Stände ums Geld verkaufet. Welcher Orden viel trug. der mußte
dem oderfien Teufel viel geben. daß er doch fett und ein Herr auf
Erden ward. Der einfältiqe Laie ward beredet. es wäre Heiligkeit.
und betete alfo vor dem Drachen in der Offenbarung. und. fuchete.
allda Ablaß. O. wie war der gemeine Mann an fie gebunden;
wer dawlder redete. der war ein Keßer geachtet. mit Feuer ver
brannte man den. Alfo that das einfältige Bolt. und trreineten.
fie thciten Gott einen Dienft daran. O du einfältige Heiligkeit. du
bifi nicht Schuld daran: es wird dir aun) an jenem Tage nicht zu
gerechnet werden. wiewobl du dai-mit bift blind gegangen. und dir
an jenem Tage die heiligen Märtyrer werden unter *Augen geftellet
werden; aber du haft blind urn Gott geeifert. Die them-en Mär
tyrer. fo das Licht Gottes gefehen haben. werden dich datum nicht
aus ihrer Gemeine verwerfen. fintemal du folcher! nicht erkannt haft.
fondern alfo blind geführet worden bift.
-189 -
'- z-.Jinj-'i 19. Seher den) und merkets. was der eiferige Wille vermag.
fo der Menfä) mit allen Begierden in Gottes Willen gehet; und
ob er den fchon nicht kennet. und eifert in fremder Meinung. und
fein Herz ifi aber in Gott gerichtet. und gläubet unwiffend ganz
vefiiglich. es gefalle Gott alfo, In diefer Meinung find unter des
Antichrifis Reiche große Wunder und Thaten gefchehen. denn dem
fiarken Glauben if't kein Ding unmöglich. In diefe Wunder hat
fich der Antichrifi eingewickelt. und fafi fo viel Meinungen gemacht
als Tage im Jahr find. da denn in den Gläubigen, welcl)e alfo in
Blindheit in ihrer Meinung gegläubet. auch Wunder find gefche
hen. Diefes hat der Antichrifi der Meinung zugefmrieben. und da
die Meinung doch nicht eine Mücke hat beweget. fondern der vefie
und liarke Glaube. der aus der Meinung in Gott ift gegangen. der
hat Wunde rwecket: denn der Geift Gottes ift im Glauben und
nicht in der einung. und der Glaube ifi aus Gott; denn die Seele rich
tet fich in der Meinung in Gott. und ergreifet Gottes Geift. Die“ Mei
nung ift das Feuer. aber die Seele bleibt nicht im Feuer. fondern
dringet heraus in Gott; fie blühet aus dem Feuer als eine f>)öne Blume.
„ix-- 20. Die Meinungen wären zu dulden gewefen in Gott. und
Gott verwarf fie nicht. Alfo lange die Seele durcl) die Meinung
Gott fir>)ete. alfo lange ftund auci) die Kirche Ehrifti in einem Re
giment; da aber der Teufel darein fchlof. und machete ihm ein
glinzend Reich daraus. daß die Pfaffen nur Ehre. Geift und Wol
luft darinnen furheren ., und die Menfci)en von Gott nur bloß in
ihre Werke führeten. fo wurden die Meinungen ganz blind. denn
fie gingen felber von Gott aus in ihrer Hände Werke. in erdichtete
Wege: darum ließ fi-e auch Gott gehen. dieweil fie fiä) feinen Geift
nicht wollten ziehen laffen. '
21. Und xft Afia und Africa. fowohl Griechenland felig darum
zu fciuilzen. daß fie aus Menfmenwerken wieder find in den Eini
gen Gott eingangen. Qb fie am Reiche Ehrifii nun wohl blind
find gewefen. fo ifi ihr Gemüth doch in dem Einigen Gott blie
ben. und fie in Einträmtigkeit; da man einander doch nicht alfo
heftig um des theuren Namens Ehrifti willen hat gefchmähet und
geläfiert . als eben die gethan. welche in der Finfierniß ihrer Werke
find blind geführet worden. Die haben nicht allein die gefrhmähet.
fo von ihnen find abgewi>)en; fondern fie felbft in ihren Meinun
gen haben fich gebiffen und geläftert als ein Hund um ein Bein.
und haben verführet den Laien. der im Finfiern tappen gehet. und
nicht weiß. welche Meinung am befien ifi. Alfo hanget ihr an der
Meinung. und feid Gott meineidig.
22. Wenn der einfältige Menfci) fierben foll. fo weiß er nicht.
wo er feine Seele foll hingeben; er hanget an feinen Werken und
“an der Meinung. und verläffec den Willen Gottes und bleibet alfo
außer Gott. Wo meinefi du nun. daß die arme Seele bleibe.
k .
k

-- -190 -
.wenn fie außer Gottes Willen ift? Siehe. wir wollen dirs fagen.
denn wir erkennen das gewiß. denn der Geift unferer Mutter eröff
net uns das. daß wir alfo mit beiden Augen fehen.
23. Siehe. Chrifius fpricht: Wo euer Schuh ift. da iii auch
euer Herz. Matti). 6. 21. Siehe. die Seele ift in die. Meinung
gewickelt. und läuft alfo darmit zu dem Patron. der fie alfo geleh
ret hat. und fuchet den; und fo fie den nicht findet. fo fiellet fie
fich leidig. und hat keine Ruhe. fcbwebet alfo zwifehen Himmel und
Hölle. und wollte dem Teufel gern entlaufen.
24. Darum hat fichs zugetragen. daß öfters die armen Seelen
find wieder in der Gemeine. oder fonft in Häufern. in Feldern. in
Kirchen erfchienen. und haben die Gemeine um Hülfe angerufen
mit ihrem Gebete. und fich in die Orden begeben. und vermeinet
(clio Linderung zu empfahen. davon das Fegfeuer iftNemacht wor
den: denn die Seele hat recht das Fegfeuer. fo fie nicht Gottes
Willen mag erreichen; und in folchem inbrünfiigen Eingeben in die
Meinungen ift fie erfunken durä) die Meinung. und doch in die
_fiille Ewigkeit kommen. Wir verfiehen aber di_efe Seelen. welche
alfo in ihren Meinungen haben nach dem Reiche Gottes geimagini
- ret. und nicht des Triegers Seelen: die ihren Nuh und Wolluft
darin gefuchet haben. diefelben find alle bei dem Antichrifi zu hu
ren. denn fie find ihm mit Eide verbunden'. und ob fie* im hölli
fchen Feuer bei ihm fihen zu huren. noch dennoch heucheln fie ihm.
und lcifiqn Gott. als thäte er ihnen Unrecht.
25. Denn was die Seele allhier in diefer Zeit machet. darin
. nen fie fich verwickelt. das fie in ihrem Willen nimmt. daffelbe
nimmt fie in ihrem Willen mit. und kann deffen nach Aenderung
des Leibes nicht los werden. denn fie hat hernach nichts mehr als
dafielbige: und wenn fie gleich in daffelbige fahrer. und entzündets.
und fuchet mit Fleiß. fo ift es nur eine Aufwickeluirg deffelben We
fens. und muß fich die arme Seele alfo genügen laffen: allein in
Zeit des Leibes kann fie ein Ding. das fie in ihren Willen hat
gewickelt. wieder zerbrechen. das fiehet hernach als ein zerbrochen
Rad. das zerbrochen und nichts nüße ift. und darein gehet keine
Seele mehr. fie fuchet auch nichts mehr darinnen,
26. Alfo fagen wir euch. daß die antichriftifcljen Seelen nach
Zerbrecljung des Leibes nicht_die Thür Chrifti funzen. denn fie wif
fen auch nichts davon. fie wiffen nur von dem. was fie allhier
eingefaffet haben: in diefelbe Meinung erfinken die Seelen in tiefe
fien Grund. viel tiefer als fie ihn hie gefaffet haben. Denn was
in derfelben Meinung 'in Vielen erkannt wird. was ihrer Viel oder
Alle in derfelben Meinung wiffen. das weiß die Seele alleinz denn
hie ifi fie ein Leib mit allen denen. die derfelben Meinungen find.
und haben ein Herz in vielen Gliedern. da ein jedes fein“G_ef(ijäft
treiber. Das fiehet alfo bis ins GerichtGdttes. der wirds hernach
*- 191
fcheidenz da denn alle Gefchlechte auf Erden vor ihm heulen und
weinen werden , wenn fie werden erkennen denjenigen Richten den
fie allhier verrichtet haben.
27. Höre, du oerfluchter Antichrifi, was willft du antworten
daß du die Völker vom Glauben an Gott, undvon der Rechtferti
gung des Leidens und Sterbens Iefu Ehrifii haft abgeführet in deine
*,betrugliehe Gleißnerei, in Meinungen, nur um deiner Hoffart und
Ehre willen, und um deines Geizes willen? Du haft fie beredey
daß fie fich, auch mancher in feiner Jugend und unoerfianw dir
haben verpflichtet. Was haft du gethan? Siehe, das haft du ge
than, was Ehrifius zu den Pharifäern fiiget: Wehe euch Pharifäerm
die ihr Land und Waffer umziehen bis ihr einen Juden und Ju
dengenofien machetz und wenn ihr den gemathet habt, fo machet ihr
ein Kind der Hölle aus ihm„ zroeifciltig mehr als ihr feid. Match.
23, 15. Das thut _auch der Antirhrift.
28. Man meinen man fei ißt vom Antiehrifi in Deutfchland
ausgegangen mit dem Streifen: aber es ifi noch nicht. Denn die
den Antiehrifi ihr verflucht-n und ihm feine Schande unter Augen fiel
len, find auch aus des Antirhrifis Baume-geroamfen, und find des
Antiehrifis Bären und Wölfe, die ihn ausfaugen und freffen, denn
der Geift diefes Principii hat fie das geheißen: fie miiffen das thun.
denn fie find eine Pofaune unter den fieben Engeln in der Offen
barungz aber fie blafen in Ein Horn, und fcimlien„ daß fich die
-Erde beweget: aber wenn derfelbe Donner wird hernamfolgen, fo
wird das Geheimniß des Reichs Gottes wieder offenbar, und thut
*fich unfre Gnadenthür in Ehrifto wieder aufe welehe der Antiäyrift
29. hat,
verfiegelt Die Meinungen
denn er wirdumin den Keith geftürzet.
Abgrund und PerfonMette
Ehrifi,
dieß! die f

ißt in Deutfchland gehene find auch aus dem antimrifiifciyen Baume


gewamfen, und find des Antimrifis Kindem die er fein fubtil ein
herfirhret. O wie ift der Teufel ein Kimfiler! Werder ihr nicht die
Augen aufthun, fo währets bis ans Ende.
30. Es wird dem Einfciltigen gefaget, daß er die Augen auf
thuez und fehe doch nicht auf Meinungen. Es fiecken lauter Keve
reien in Meinungenz und der da gleich in feiner Meinung eifert,
_ und in der Meinung zu Gott eindringen und alfo Gott und Him
melreich erlangen der hat doch einen Schwanz vom Antichrifi an
ihm hangeuz denn er eifert iiber andere, und läfiert und verfolget
die, die feiner Meinung nicht find. Das merke:: ihr Fürften und
Oberm [affet euch nicht verführen! Treiber die Lehrer in die Kir
chem und heißet fie den Willen Gottes aus feiner Liebe lehren, und
machet fie nicht zu gewaltigen Herren! Gefiattet ihnen nicht Auf.
feiße zu machen, denn fie hangen fonfi dem Geige an, denn in je-»
dem Geiz fiecket der Antichrifi; machs wie du willfiz* du hafi ihn
am Haife.
*(9x*

31. Sehet zu. ihr Fürfien. daß ihr Männer hör-et. welche
aus Gott gelehret find. und nimt 'allein aus Kunft; denn wo große
Kunft ift und nicht ein demüthig *Herz zu Gott geneiget. das eigene
Ehre fumet und den Geiz. da ift der allergewiffefie Antimrifi; denn
in der Kunfi flecket Hoffart und eigene Ehre. die will die Welt re
gieren und viel haben; denen trauet nicht. fie find nimt Ehrifij
Hirten. _
32. Werder ihr nicht folgen dem. das eum geofienbaret wird.
fo wird der lehre Antichrifi ärger fein als der erfie. und wird dar
zu kommen. daß ihn die Welt wird müffen auf einen-Haufen in
,Abgrund werfen. welches ihnen Daniel und die Offenbarung genug
zeiget. und wie wir auch erkannt haben. daß es ihnen alfo gehen,
wird: denn fie find iht ein Befem und Rüthen über den alten An
tichrifi ihren Großvater; aber ein anderer kommt. der fie auch gür
ten wird. und ihnen die Wahrheit darfiellen.
33. Merket es. ihr Kinder Gottes. das ift ein Zeichen des
leßten Antichrifis: in feinem Reime und Meinungen verleugnet man
den Leib und Blut Ehrifti. in welchem wir in Gott geboren wer- _
den. Hebet eure Haupter auf. und fehet doch. denn eure Erlöfung
nahet fich! Laffet euch nimt alfo führen und wiegen; fehet nicht
alfo mit fremden Augen. thut eure eigenen auf. und fliehetvom
Antichrifi in Geift Ehrifii: es ift nicht mehr als ein einiger_ Weg
in Ehrifii Reich einzugehen. der ifi alfo gethan. *

* Eine Pforte.
Der Weg durch diefe Welt in Gottes Reich. wie man
den wandeln foll.

34. Ihr müffet aus eurer Vernunft aus dem fleifmlimen Geifte
ausgehen. und eure Herzen. Sinne und Gemüth gänzlich in Ge
horfam Gottes einführen. und euren Willen in Gottes Willen er
geben. keine eigenen Wege durch die Vernunft dichten. oder fragen:
wo' ift Ehrifius? Rimtet euren Weg in Ehrifio. und denket gewiß.
daß er in eurem Herzen ifi. Ergebet euch dem in großer Demuth.
*werfet alle euer Thun und Fürhaben in feinen Willen und Gefal
len. und denket anders nicht. als daß ihr alle Zeit und Stunden
vor dem klaren Angefimte Gottes fiehet. und Ehrifius in cum auf
dem Regenbogen zu Rechten Gottes fiße; und denke-t. daß ihr alle
Augenbli>e vor der heiligen Dreizahl fiehet. daß Gott. die heilige
Dreizahl. eures Herzens Abgrund immer prüft-t und fiehet. Und
denket. daß ihr in keinen tiefen Sinn noch Forfmen wolle-t eingehen.
als nur blos in feine Liebe und Barmherzigkeit: auch fo denket. daß
ihr nimmermehr wollet davon ausgehxen. fondern ewig alfo darinnen
bleiben.
:-- 193 7
__;_; 35. lind_ dann zum Andern denket; daß ihr Gott den höchfien
Wohlgefallen thut; wenn ihr eure Bruder und Schweftern in die
fer Welt; wer die find; weß Namens oder Meinung fie find; mit
*eurer Liebe fuchct und in eure Herzen einfchließet; fiir fie helfet
- beten; und ihnen mit dem Teufel ringen; fie auch; fo es fein kann;
fein demiithig unterrichtet. So fie das aber nicht wollen annehmen;
f0 zii-het das Röcklein Ehcifti an; und gehet ihnen mit gutem Exem
pel vot; feid .ihnen dienfiwillig; vergcbet ihnen; fo fie euch beleidi
gen; wenn fie euch fcbelten; fo fegnet ihr fie; wenn fie Gewalt an
euch thnn; vermöget ihr das niäjt in Gutem zu wenden und, ihnen
' zu entfliehen; fo laffets fahren; und* denket; daß ihr allhier nur
,Gäfie feid. Entziehet _eure Liebe Niemand; denn euer Gott; .in
dem ihr lebet; entzeucht fich Niemand; der ihn nur fuchet undbe
gehret. Seid willfiirtig dem Widerfacher; wenn er fich dermaleins
bekehret; in Handel und Wandel habt Gerechtigkeit lieb; denket;
daß ihr eure Werke Gott treiber. Wir miiffen in diefer Welt in
diefem miihfeligen Iammerthal mit Werben und Werken umgehen;
wir follen nicht in Löcher; Klaufen und Winkel kriechen; denn Chri
fius fpricizt: Laffet euer Licht leuchten vor den Menfchen; daß fie
euren Vater preifen; in euren Werken. Match. 5; 16. Thutalles
von ganzem Herzen in reinem Gemiithe; denket; daß ihrs,Ehri|o
ihut; und daß es Ehrifii Geift in euch thut. * Seid alle Stunden:
bereit und gewärtig des Bräutigams: qebet eurem Herzen keinen
andern Raum; irgend auf eine andere Meinung zu finnen bder zu
forfchen; viel Wiffen ift euch kein nutze; lerne ein *jeder fein Werk;
damit er feinen Leib niihret; er fei ein Oberer oder ein Laie. _
36. Der Obere lerne Gerechtigkeit; und das Falfclye von dem
Reinen fmeiden; denn er ifi Gottes Amtmann: was er thut und
richtet; das richtet er Gott; und Goctdurch ihn. Der Laie fei
demiithig und fittig vor Gottes Ordnung: gefchiehet ihm Unrewt
mit Gewalt;»und daß es nicht mag anders fein; der denke; daß er
Unrecht leide um der Wahrheit willen; daß es ihm in Ehrifto vor
Gott eine große Ehre ifk.
37. Steller euch in allem euren Wefen; Wandel; Handel und
Thun allezeit das Gericht Gottes vor Augen; und denket ja; daß
ihr allhier unfchuldig lebet: denn diefe Zeit ifl* kurz; ihr fiehet all
hier in einem Acker im Wachfen; fehet zu; daß ihr *eine gute Frucht
Gottes werdet; an der alle Engel und Himmelsheere eingn Wohlgefal
len tragen! Traget auf Niemand keinen Haß; denn wer Haß tra
get; der ladet den Teufel zur Herberge ein. Seid nüchtern und
mäßig! Laffeteucl) nicht diefer Welt Sucht irbereilen; und obs
gefehähe; fo verharret nicht darinnen; gehet alle Stunden aus dem
Tode ins Leben; kreuziget euch felber in rechter Buße und Umkeh
rung von dem Böfen.
Z8. Wenn man euch fchmcihet um eurer Gottesfurcht willen
x
l7. 13
»eier-ay
und-euch übel narhredet. und fie daran lügen. fo freuet euih zum
hdchfien. daß ihr würdig feid worden. um Ehrifii Lehre und Ehre
willen Schwach zu leiden! Wenns euch übel gehet. fo zaget nicht;
*denken daß ihr in Gottes Wille-n feid. er wird euch nicht mehr
laffen auflegen. als ihr tragen rndget. ' Wendet eure Augen vom
Geize. von Holhmuth und Pracht. gaffet ihnen nicht gern nach.»
daß ihrniält gefangen werdet: denn der Teufel fiellet feinen Vd
geln mit Pracht und Hochmnrh. gehet nicht 'in fein Netz; feid alle
zeit vorficlytig und ?einmal ficher. denn derfelbe Vogelfieller gehet
"ters um euch und fiehet. wo er einen fangen mag.
39.' Wo man ehrliche Leute fsyerzer. da gehet nicht zu. ma'
chet euch nicht theilhaftigihrer Lafiec; [offers nicht zu euren „Ohren -
ein. daß der Teufel nicht me. Herzen mit Lachen der Thorheitkißele und
ihr alfo inficiret werdet! In Summa. ergebet euch Gott in *Ehei
flo. und betet Gott den Vater im Namen und auf die Verheißung
Ehrifii an um feinen heiligen Geifi. Begehret den auf Ehrifii Ver
heißung. fo empfahet ihr ihn. denn er ift wahrhaftig. der es -ver
heißen hat. er leugt nicht. ihr bekommt ihn gewiß! Nur ergebet
euch ihm gänzlich. das ifi 'das grbßefie und vornehmfie; fiellet Al
les in feinen Willen; wenn 'ihr den habet. der lehrer euch wohl.
was ihr thun und laffen follt. Er lehrer euch reden. er giebt euch
- Muth und Verftaud. wie ihr euch halten follet! Sorget nicht um
das Thun. wie ihr mit Leuten thun follet. fondern befehlet ihm
euer Thun. er.wird wohl in euch thun. was Gott gefällt. Und ob
er eiferte und Feuer vom Himmel vom Herrn Herrn bräclyte über
die Gottlofen. fo ifts ihm alfo gefällig. denn der Gotllofe hat das
erwecket.
40. Gebet nur einher in Gottes Kraft. fo ift all euer Thun
Gott wohlgefällig: denn daß fich “einer auf die Noch feines Feindes
wehret ohne andere Begierde. ift Gott nicht zuwider; denn wem
fein Haus brenner. der lbfayet es. Hat er doch Jfrael erlaubet. fich
zu-wehren. Wer einen Krieg anfänger und urfaehet. der ifi* des
Teufels Amtmann: denn alle_ Kriege treiber Gottes Zorn. darinnen
der Teufel wohnet. Gott hat keinen Krieg gefiiftet. denn er fchuf
uns in der Liebe. daß wir follten im Paradeis in freundlicher _Liebe
beifammen fein. als die lieben Kinder; aber der Teufel mißgönnece
uns das. und führete uns in Geift diefer Welt. welcher Kriege und
alles uebels im Zorne Gottes erwecket. daß wir uns felber feinden
und ermorden.
41. Dieweil wir denn in diefem Jammerthal alfo mit Feinden
umgeben find. und unter eitel Dornen und Difieln wachfen. fo md
gen wir unfer wohl wahrnehmen: denn wir follen uns auch vor dem
Feinde hüten. den wir im Bufen tragen. er ifi der ärgefie. als
- unfer Gemüth mit den Sinnen; der Teufel hat auch fein Raub
fehloß darinnen.. und gehöre-t große Mühe darzu. denfelben auszu
--
195
ireiben, Er fchlitpfet oft .in unfer Gemitth- und fithret uns auf
einem gleißenden Wege, daß mir meinen, wir find in Gott f unfer
Weg fei recht; da follen wir fiets den Probefiein bei uns haben,
das ift; die holdfelige Lie-be gegen Gott und Menfchen.
42. Wir follen nicht felber einen Wohlgefallen an uns tragen7
-fondern alfo wandelm daß Gott und Menfchen wegen unferer Tu
gend einen Wohlgefallen an uns tragen. und wenn wir alfo wan
deln in Gottes Liebe und Gerechtigkeit, und im Gehorfam des Glau
bens; fo ziehen wir Ehriftum an, der fehet uns auf die fchöne Per.
lenkrone, als nämlich die Krone ?Nyfterium Magnum. Er krbnet
uns mit feiner Weisheit, daß wir feine Wunder erkennen; die wir
zuvorhin blind darinnen waren, als es diefer Hand auch ergangen,
Xoelilfe out der :Zeit der Zrhenzahl, da fie noch in Einer war. fo
einfaitig in 'den *Myfierien war, als der allergeringfie, Aber wie
das Gold duräys Feuer muß bewahret fein„ alfo ift es ihr auch er
*gangi-n: es hat an Putrefactioir niä): gefehlet; ein Jeder wollte das
-änfälcige ?Kind mitFüßen tretem da ihm zum erftenmal ein Kränz
lein aufgefeßet "ward, O welche große Mühe hatte der Teufel; ob
ers möäite vefudeln, wie gefcbäftig war er! daß, fo ich mich befinne,
nur groß verwundete und billig Gott danke, der mich erhalten hat.
O wie trachtete er 7 daß er möchte das Kränzlein zerreißen! Wie
heßete er bei dem Antichrifi an, daß- er diefe Hand verfolgete; daß
ein jeder ein Greuel follte darob haben.
43, Aber es ging dem Teufel wie mit Ehrifim da er an den
pharifäifehen Antichrift feßte, daß fie Ehrifium kreuzigten: da dachte_
der Teufel, er ift ja weg, ich werde nun wohl Friede vor feiner
Lehre haben, welche mir mein Reich zerfköret hat, alfo auch allhie.
Aber er emeckte erfi den ernflen Sturm damit; Ehrifius fiürmete
ihm die Hölle, und nahm ihn gefangen in Zorn, alfo aueh mit
diefer Hand wird ihm er| fein Rauchiorl) aufgemachet, welches er
nicht wird können wieder zumachen* bis in fein Gerirht. Schreiben
wie dem Lefer zu einem Erempew daß er wiffe, ions er auf diefem
Weg-e zu gewartet-i habef anders nichts als Spott und Verachtung.
44. Doch feid nur getrofi„ ihr liebenKinder Gottes, helfet
nur getreulirh und ritterlich ringen! Denn wir ringen alle in die
fem Leben um eine Engelskrone, welche Herr Lucifer auf feinem
Kopfe hatte. Sollte der nicht zurnen, der Land und Königreich ver
loren han fo ein Anderer kommt und nimmt ihm feine Krone, und
fidßet ihn zu Boden und halt ihn gefangen? Ringer nur getrofk,
ihr lieben Bruder Ehrifii, es ift um eine kleine Zeit zu thun, fo
haben 'wir erlanget Scepter und Krone. Beffer ein Herr, als ein
gefangener Knecht; diefer Welt Leidenf fo es je fein foll; ift nicht
werth, daß es ein Leiden genannt wird„ gegen der großen Herrlich
keit: die an uns foll offenbar werden. Wir fie-hen allhier -zwifmen
Himmel und Hölle in einem Acker- entweder es wächfet ein Engel'
13*
--:
196
F

- oder. Teufel aus uns; wem nun das Himmelreich belieben und gern
ein Engel fein wollte, der mag wohl Acht auf fich haben: es iii:
bald um einen Menfmen gefchehen. Du haft freien Willen: wo du
hingeheft) da bift duz was du ausfäefi, das ,erndtefk du ein! Das
laß dir gefagt fein! '

' Das 18. Kapitel.


Von Chrifti hdchwiirdigen Tefiamentenß das
fchöne Perlenkränzlein des edlen hochtheuren
Steins Myfieikii Magni und Lapidis Philofoc_
phorum„ da die antichrifiifche Kirche um tan
zet), und den immer fuchet, aber nicht anf rech- *
tem Gxunde und Stelle.

In diefem Steine *liege perbocgen, was Gott und die Ewigkeit,


* darzu Himmel', Sterne und Elemente haben und vermögen: es ifi
kein befjerer noch köftlictier von Ewigkeic je gewefen, als eben diefer,
und det wird dem Menfchen 'von Gott angeboten und gefchenketz
es mag ihn ein Jeder haben, wer mix wilh er ift in alvernec Gefialc,
und hat die Kraft der ganzen Goccheit in fich. Ehriftus fpriclyt:
Ich habe Waffe: des ewigen Lebensz wen da dinfien dec komme zu
mir, und trinke es umfonft, es wird ihm in einen Brunn des ewi
gen Lebens quellenz und der das trinke!, den wicd nimmermehr-dür
fien. Joh. 4- 14.
2. Ehrifius beut uns an fein Fleifch zu einer Speifu und
fein Blut zu einem Trankez wir follen fein Fleifch effen, und fein
Blut trinken, fo will er in uns bleibe-m und wir follen in ihm
bleibenz wo er ift, da folien wir auch fein, wohl hie und dom denn
er will alle Tage bis an der Welt Enden bei uns fein. Er will uns
als feine Kindec nicht Waifen laffen; wie ein Vater für feine Kin
der forget, alfo forget' er auch für uns. und wenn gleich ein Va
ter fein Kind verließ» fo will er uns doch nimmermehr verlaffen,
. dem-fer hat uns in feine durchgrabene Hände geieichnet, und in
feine hohle Seite genommen , daraus Blut und Waffe.- rann: dem
follen wir glaubenund vertrauen, wie uns fein themes Wort hat
"zugefagew er ift der Mund der Wahrheit und» kdnn nicht (ligen.
3. Allhie, du werthe Chriftenheit. thue dein Gemüth anfl und
laß dich die Vecnunfte welche außer Golf ift. nicht irren, Bedenke
- 197 -
dieß wohl! Wir wollen euch den reehten Grund und Zweck zeigen
ohne Tand und Meinungen: wir wolle-ns euch gar-T rein ohne Flecken
und Makel darfiellenxund nur das zeigen, was Chrifiusfifi. Wir
wollen keinen Tandi von Menfciren erdichcet, darein fiihren, Jeman
des Meinung zu gefallen: wir wollens auch nicht von der Welt
Ausftreichen nehmen, wie fie das gloffiretz wir wollen redenz was
uns geoffgnbaret ifi aus dem Munde Ehrifii, und was feine Tefia
mente im Wefen find. Denn diefes ift'das Kleinod; der edle Stein
da die Kirche zu Babel um tanzen darum fie Krieg und Verfolgung
anrichtet. Wie gar vie( Schmah- und Schandbücher find darum
gefchrieben worden! Das ift der rechten mrifilicizen Gemeine Kleinod(
Als diefes die rdmifche Kirche verlor, fo ward eine Babel aus ihr.
und wich der Geift Gottes von ihr„ und wandten fich die mächtig
fien Länder gegen Morgen. Mittag und Abend von ihr, denn die
Offenbarung fagte ihnen das: wirft du nicht in meiner Liebe bleiben,
fo werde ich dir kommen und deinen Leuchter wegfioßen. Das ge
fchah alfo.
4. Europa behielt den Namen vom Kleinod, und Afia die
Farbe, die Tugend aber blieb beiden oerfiegelt, denn fie waren beide
davon ausgegangem fie gingen nur im Finfiern tappen. Sie wur
den fect, fiolz und prächtig, und ivollten des Kleinods Herren feinz
fie fuchten damit Menfchentage. große Ehre und Herrlichkeit. Sie
baueten ihnen ein glänzend und irdifch Reich darauff -wie das an
der römifchen Bade( zu fehen ifiz das thaten fie als Gleißner, daß
fie von der Gemeine ivollten, geehret und in großen Würden fein.
Was ihnen Paulus und die Apofie( hinterließen, daß die Gemeine
follte in Andacht und in der Liebe bleiben, und die Aelteffen, welche
wohl vorfteheni zweifacher Ehre werth halten (welches in der Gemeine
recht fiund denen zu thunr ioelcire wohl vorfiunden): das nahmen
fie fiir fin) felber in eigene Macht in Zioang„ man' mußte es ihnen
thun, und ob fie das gleich nieht werrh waren. und ob fie kein
ander Schwert fiigliel) brauchen durften, fo mache-ten fie ihnen doeh
ein falfä) Schwert, als den Bann, das follte ihrer Heiligkeit Andacht
fein„ daß fie ia nicht Blutrichter ivären, wie die Phärifäer auch, wel
che Chriftum Pilato überantroorteten, alfo thun fie auch. Sie find
zu andäGtig im Scbeim aber ihr Herz ift ein Teufel; fie hehen ,
die Obrigkeit iiber ihren Teufelsbann, die mirffen ihre Nachrichter
fein, und das ereqniren, was ihr Teufelsherz defchioflen hat,
-5. O ihr theuren Fiirfien, thut eure Augen auf! Euer Amt,
fo ihr das recht führer( ift doch in der Naturgegründet, aber ihr
Tand nicht: werdet nicht ihre Nachriäzter! Seher mit euren Au
gen, ihr follet und mirfiet an jenem Tage Rechenfchaft von eurem
Amte geb-en“, laffet euch nicht ohne Augen fiihren, ihr follct felber
fehen. ihr feid das rechte Haupt der Gemeine, eu>7 werden Chrifii
Schäflein vertrauen Die Priefier find nur Aeltefte in der Gemeine:
...(984
fo die recht und wohl voriiehen und der Gemeine mit guter Lehre.
Leben und Erempel vorgehen. fo foll man fie ehren. als die Aal
tefien in der Gemeine Chrifii, Nicht find fie über. die Gemeine
Herren. fondern Diener der Gemeine; fie follen den Geift Chrifii
haben. und die Gemeine fegnen. und die Gemeine foll fich mit
ihnen in eine Liebe. in einen Willen begeben. und alfo mit einan
der beten. fingen und von Gottes Liebe und Wundern reden. daß.
es alfo fei ein Geifi. ein Herz. in einem Willen. daß alfo dem
Schwachen mit des Starken Gebete nnd Glauben geholfen werde.
6. Die Gemeine foll“ ihre Ohren zu der Rede der Aeltefien
wenden. weche fiark im Geifte find. und follen mit Begierde* das
Wort des Geifies annehmen; die Aeltefien follen fanftinüthig lehren.
und mit der Gemeine umgehen. als mit ihren Kindern. fie fein
züchtig in Lehren und Strafen mit Vermahnen unterweifen; fie fol
'len nicht fpihffndige Herzen in die Gemeine bringen. Läfterungen
auszufchütten wider die Kinder der Schwachen. auf daß das Blöde
nicht furchtfam werde. Der aber die 'Gemeine Chrifii verachtet. nnd
vom chrifilichen Wege abweichet. den follen fie privatim warnen und
vermahnen: will er nicht. fo haben fie des Geifies Bann. daß fie
ihn in die Hölle in Gottes Zorn binden. daß der Satan fein Herz*
kriefclje *). bis er umkehre. Denn die Gemeine hat eine große Gee*
walt in Ehrifio: fie hat den Schlüffel auf- und zuzufcljließenz, aber
wie vorn bemeldet. nicht hat die Gewalt der Priefter allein. nein.
er hat die nicht allein. denn er ift nur ein Diener deuGemeine.
DerAllerkleinefie. fo er glciübig ift. hat fo viel Gewalt im Bann.
als der Allergrößefie. denn wir find alle Glieder am Leibe Ehrifii:
fo ihn der Kleinefie aus der Gemeine ausfchleußt in Bann. fo er
deß fchuldig ift. fo ,ift er in der *Gemeine Bann; aber fo ihm un
recht gefchiehet. fo ifi der im Bann. der ihm unrecht thut. der ihn
beleugt.
7. Darum fehet' zu. ihr Aeltefien. was ihr thut! Machet die
Gemeine Chrifii. welche Chrifius mit feinem Blut theuer erkauft
hat. nicht lciftern. ihr feid fonfi auch -felbft im Bann und außer
der Gemeine Chrifii. Forfchet und fehet zuvor. ehe ihr richtet. weß
Geiftes Kind der fei. den ihr richtet! Prirfet feinen Geifi zuvor.
denn mancher eifert mit Unverftand. den unterrichtet. und nehmer
ihn auf. Ihr wiffet nicht. was der Griff Gottes einem Jeden
giebt. denn er hat viel-Gaben. Richter alles auf den Weg der Liebe!
Pocher nicht. feid nicht wild und fiörrig; unterrichtet den Albernen
in Demuth. daß er auch feine Lcffi in die Gemeine fehe. Denn
folche find die Apoftel Chrifii. eure Vorfahren. gewefrn; alfo haben

*) Kriefchen. provinziell. für braten. fchmelzen. ausfchmelzen.


199
fie geleheet, unde die Gemeine unterwiefen mit guten Erempeln) Leh
ren und Leben. i
8. Wenn fie (die erfien Ehrifken) find zufanrmengekommen und
haben des Herrn Wunder verkitndiget, und alfo mit einem inbrirnftigen
Geiffe bei einander gefeffen: f0 haben fie nach der Vermahnung des
Herrn lehtes Abendmahl) wie ers ihnen befohlen hatte, ausgetheilet;
haben das Brot genommen und gebrochen: und das gegeffen) und
dardurch und, hiermit den Tod des Herrn verkirndigetz desgleimen
haben _fie den Kelch genommen, und daraus getrunken) >und fein
Bluwergießen verkündigec) und je einerzum andern gefagt: _Nimm
hin 'und iß den Leib des Herrn- welcher am Stamrne des Kreuzes
-ifi für uns gegeben werden; desgleichen thaten fie auch mit dem
Kelche, nahmen den in ihre Hand und truuken daraus. Denn der
Oderfie der Gemeine fing das an, und fpracl) zu» dem. Anderer:
- Nimm hin den Kelch, ' und trink das Blut Ehrifii unfers Herrn,
welches er am Stamme des Kreuzes hat fiir uns vergoffen zur Ver
gebung der Sünden, und verkiindige feinen Tod und Blutvergießen
bis er wiederkommt zum Gerichte„ und uns zu ihm .einführen
9. Diefes, ihr lieben Chrifiem iii der rechte apofiolifme Brauch
gewefen) und ift auch das legte Abendmahi Ehrifti alfo gewefenz
denn als Chriitus feine Junger hatte unterwiefen und gelehret, fo
fing er nach_ dem Abendeffen, als fie das Ofierlamm hatten gegeffen)
das_ rechte Ofierlamniefien an, und gab ihnen das Ofterlamm zu 7
effen, deffen das erfte (bei ?Rufe eingefehet) nur ein Bild und*Schat
ten war. Denn er gab ihnen feinen himmiifchen Leib zu effen und
fein himmlifches Blut gu trinken, welches er in Martens Leibe in
die ewige unanfängliche himmlifthe Jungfrau Gottes, in die reine
züchtigei ohne Makel und Wefenheit hatte eingefithret, und aus fei
ner Mutter der irdifchen Marie hatte angenommen. -*
10. Du mußt dieß hoch verfiehen: *Er gab feinen Iüngern
nicht das irdifche Wefen. welches an Ehrifii Leib nur anhing) in
dem er den Tod erlittem welcher verfpottec, verfpeiet, gegeißelt und
getbdtet ward) *mit dem hätte er ihnen das tbdtliche Fleifth gegeben',
fondern er gab ihnen feinen heiligen Leib) fein heiliges Fleifck» wel
ches mit am Stamme des Kreuzes hing in dem tödtliwen Wefenz
und fein heilig Blut, welches mit vecgofien ward unter dem tbdt
lichen, als ein unfierblimes Fleifcl) und Blut) das die Junger em
pfingen in ihren Leib) welches _der Seele angezogen ward, als ein '
neuer Leib aus Ehrifii Leibe: [Ümit wurden die Jünger Ehrifii fci
_ hig, und waren Glieder an .feinem Leibe. Nicln follft du dieß ver
ffehen, daß die Jünger Ehrifii haben ein Stück vom äußern Leibe
(Ehrifti, als vom irdifchen Leibe, bekommen, und ins Maul genom
. men , und mit den äußern irdifmen Zähnen zerkauen und zerbiffen)
und in Bauchegefthlungenz nein, dieß weifet das aus, daß er fuß
bei ihnen am Tifche und zerriß fich nicht am äußern Leibe.
*L i1. Gleichwie die Gottheit in feinem Willen hat gefaffet das
Bild. das Gott fchuf in feine Jungfrau feiner Wunder und Wels
heit. und *führete das Fleifm und Blut mit der ewigen Tinctur (in
welcher die Seele lebet. :als das ewige Feuer. welches in die Gott
heit nach der Wefenheit der Majeffät greifet. und fich davon fanfti
get. füllet und fkcirkel). aus Maria in die Jungfrau. in Ternarium
Sanctum ein. indem fich das Wort darein ergab. als ein Leben in
.
der Tinctur der Ewigkeit. und ward deffelben Fleifmes (welches aus
der Tinctur deffelben 'Seelenfeuers quali) fein Geift. Leben und Kraft;
denn der Griff war im Worte. und das Wort war die Kraft. und
aus der Kraft fchien das Lime der Majefiiit. und hing ihm das
Reich mit der Kraft diefer Welt an. als auch fein Eigenthum. wel
ches aus der Jungfrau feiner Wunder und Weisheit aus dem ewi
gen Eentro Natura war ausgeboren worden. und auch Maria dar
innen fiund mit der äußern Kraft und Leben. mit dem äußern Fleifch
und Blut: alfo auf eine folche Weife hat aum Ehrifius., Gottes
wahrer Sohn. unfer Bruder. feinen Jüngern feinen Leib und Blut
zu effen und trinken gegeben. '
12. Gleichmie Gott in feiner himmlifmen Jungfrau. daraus
die 'himmlifche Wefenheit wird erfehen. und in des Feuers Tinctur
Wefen bekommt. ein Wefen ift_ (welches Wefen Gott mit dem
Worte und Herzen mit Einfaffung der Tinctur aus Mariens Blute.
in welcher-die Seele tvohnete. mit dem Verbo Fiat. als mit der
ewigen herben Matrice. faffete. und mit einander ließ zu Fleifch und
Blute werden. nach menfmlicher Art und Weife); verfiehet: gleich
wie fich die ewige Wefenheit mit der Weisheit als der ewigen Jung
fraufchaft hat in die verderbte Tinctur und Matricem Mariä einge
geben. darinneu das verheißene Wort war. welches fich mit in der
ewigen Wefenheit in die verderbte Tinctur eingab. und alfo ein neuer
. Menfm ward. der der irdifchen Natur fremd und unbekannt war.
13. Alfo hat fich derfelbe neue Leib Ehrifii. verfiehe der innere
Ehrifius. welchen der äußere Menfm. der da fterblich_ war. r-erdeckete.
unter Brot und Wein. als unter einem irdifchen Wefen in der
.Apoffel Seelentinctur eingegeben. und ift in den Apofieln in der
Seelentinctur Menfm worden; und das ift der neue Leib. den uns
*Ehriftus vom Himmel gebracht hat.
14. Daß wenn wir uns ihm ganz in feinen Willen in Ge
horfam ergeben. und mit unferm alten Willen aus uns ausgehen
in feinen Willen. und kommen in die Gemeine Ehrifii. und begeh
ren feines Fleifches und Blutes. mit allen feinen Wohlthaten. fo
giebt er uns diefen Leib und Blut zu effen und zu trinken. den
einpfähet der innere Menfm aus Gott geboren: denn derfelbe Leib
Ehrifii ift allwefend und allgegenwiirtig. er hält das andere Princi
.
pium inne. Denn daß du wollteft fagen. Ehrifius fpeifet die Seele
mit Geifi ohne Leib. das ift nicht wahr. der heilige Geifi' machet
y
- 201 -Y
kein Ptinripinm; 'fondern die ewige Wefenheit; in welcher der -heilige
Geifi wohnet; und na; -._ausgehet in eine Form der viel taufend
unzählbaren Effentiem* daffelbe Ausgegangene ifi die Jungfrau der
reinen Zucht; als die ewige Weisheit; in welcher alle Wunder die
fer Welt find von Ewigkeit erfehen worden, _
_ 15. Verfiehet tms recht- und theuer! Diefelbe Wefenheit; dar
innen die Jungfrau Gottes fiehet; hatte Adam an fich; denn der
Griff diefer Welt war ihm darein gegeben worden und eingeblafen;
aber die Effentien waren Paradeis; und. griineten durchs Element;
welches*die Wefenheit hielt; und diefelbe Wefenheitfing der Griff
diefer Welt in Adam in fich; in feine Gewalt. Erfilich: hatte die
himmlifche Wefenheit die Gewalt; hernach als Adam zurückwandte
mit feiner Luft in die irdifche; fo kriegte fie die irdifche: und das ifi es;
daß unfere verderbte himmlifche Wefenheit ifi irdifch worden; darum
mußte Gott mit der himmlifchen Wefenheit in uns OM-nfch werden.;
-und in der himmlifchen Jungfrau und in der irdifmen_ ift Gott
Menfch worden; und hat unfern Seelen wieder die himmlifche *We
fenheit angezogen; als feinen himmlifcheir Leib; cibenunfer irdifcher
muß verwefen; aber der himmlifche bleibet ewig befiehru.
16. Nun ifis ni>;t minder; wir find gefangene arme _Sünder
mit dem alten Adam; in welchem der Teufel einen Zutritt hat;
und gehen manchmalaus' der fchbnen Bildniß aus: verfiehe; die
Seele wendet ihren Willen oft in den äußeren Menfchen. So hat
uns Gott die Tefiamente gefiiftet; daß wenn wir wieder zu ihm
wenden; fo giebt er unfern Seelen wieder das neue Kleid; als den
himmlifchen Leiv; er berneuert es; und fpeifet es. Wer Ehrifii Leib
einmal bekommt; non dem weicher er nicht; er bei-derbe ihn denn *
wie Adam; allein er wird mit dem alten Adam verdecket. darzu
tritt er ins Myfierium; und ifi der Seele gar wohl möglich; davon
auszugehen; darum foll fie nicht ficher fein; fondern wachen.
17. Alfo wiffet: Chrifius hat feinen Junge-rn feinen wahrhafti
gen; allwefentlichen; ewigen; göttlichen Leib gegeben zu effen; und
fein Blut zu trinken; daraus der heilige Geift ausgehet; und der
innere Mund; der der. (empfing; "war ihrer Seelen begehrender
Wille: denn die SeelWes Menfchen hungert und dfirftet immer
von dem fchweren Falle nach folchem Fleifch und Blut; und fie
nahm das an als Gottes Kleid; denn die Seele ifi Geifi tin-d darf
Leib; da kriegte fie Leib; einen neuen ewigen ilnzerbremlimcn Leib
in dem alten adamifchen.
18. Alfo wiffet; das Brot; das Ehrifius feinen Jiingern gab;
das nahm das äußere Maul und gab es dem Bauch; aber das
Wort; da Ehrifius fprach: Effet; das ifi mein Leib! daffelbe Wort
war',aus Ehrifti ewigem Leibe; und *hatte himmlifcl; Fleifch und '
Blut an fich: das nahm die Seele an fich als einen neuen Leib;
alfo waren auf einmal in der Hand Ehrifli zwei Reiche; als ein
F x -f

hlmmrifäees und irdifches. Aber du nur. will-m.“ daß fichdas himm


lifcloe vom irdifcben nicht läßt faffen oder forttragen; denn der himzqe_ -
lifche Menfch. als der hinimlifaze Leib Ehrlfti. der in dem äußern
Chrifio war. der erfüllete zugleich auf einmal _und in Ewigkeit die
englifche Welt. als das andre7Principium Gottes. alfo daß außer
demfelben leiblichen Wefen kein Gott erkannt wird; denn die Kraft
der Gottheit hat fich darinnen offenbaret. und. bleibet_ doch das au.
ßere Bild fiehen. daß man im Himmel die menfchliche Kreatur faß
lich und begreiflicl) fiehet fiehen. in der Gefialt. als er hie auf Err»
den war. Du fiehefi nimts mehr an 'ihm-e als die Maiefiät der.
" Klarheit des Glanzes. -welche die ganze Welt erfüllet: und wo nun
die Majefiät ift. da ifi Ehrifii Wefenheit. den-n das Herz und Wort:
Gottes hat fich in die Wefenheit einvermählet. Wie. du nun denkefi..
daß das Wort überall ifi.- alfo ifi die Wefenheit des Worts Leib. wohl
ohne Bildung; dann die Kreatur hatallein die Bildung.
19. Siehe. ich gebe dir ein Gleicbniß. Siebe. alle Dingefind_
aus dem Waffe: gefchaffen. und in dem Waffer waralle Kraft;
“ denn du findefi. daß alles Waffe.: hat. wenns gleich ein Stein ift.
fo ifis Waffer. es fei Fleifih oder was es wolle; .aber der Sule.
phur ift darinnen mit Kraft der Natur. welche die. Wefenheit for
met. Nun fiehe. in der ganzen Tiefe ift nichts als Waffer. Luft
und Feuer. aus den dreien wird Wefen. als Leib oder Erde. Nun
fieheft du ia wohl. daß die einige Sonne das urfacher. die ifi auch
. die Kraft und Majefiät in diefem elerrrentifchen Wefen; es ifii alles.
der Sonne. und begehret alles der Sonne. und die Sonne giebt
rnit ihrer Kraft das Regiment. ,'
20. Siehe. alfo denke im. Gleichniß; Gott iii die ewige Sonne
im andern Principio. verftehe das Herz. Glanz. Kraft und Maje
fiät; und die Elemente Feuer und Waffer und Erde find Gott der
Vater. im Gleichniß alfo geredet: nun ftehet die Sonne allda als
ein Corpus. das- fie denn auch ifi. das bedeutet die Kreatur Ehrifii;
und das ganze Wefen der vier Elemente bedeutet die Wefenheit der
Kreatur. darinnen der Sonne Glanz 'leuiHfctZ die Sonne bedeutet das_
Wort und die: Majefiät. und die vier E te bedeuten die Kraft
des Leibes und den Vater. aus welchem Sohn leuchtet.
21. Alfo wiffe. im Himmel ifi überall des Vaters Kraft. und
in der Kraft das Wort. und das Wort hat Wefenheit'. das gebü
ret alles zu der Perfon Ehrifti: denn Ehrifius fiehet in feinem Va; ,
ter. ein Bild. als wie die Sonne in den Elementen. Wenn fich.
Gott wollte erbfinon. fo wäre die _ganze Welt ein eitel Sonne.
denn die Tiefe fähet »den Glanz der Sonne. Sonfi. wo kein_ folch
Wefen in der Tiefe wäre. als die Sonne. ift. fo finge fie nicht» das
Licht. alfo begehret fie nur ihres gleichen.; alfo ift es auch irn Himmel.
22. Der Sohn ift überall im Väter. und ift Menfch wor
* den: die ganze heilige Dreizahl ohne _Ende und Wefen.. hat_ fich in
..NJW q.

einem Bilde; im Wefm offenbaret; und das ifi Chrifius; und wir
feine Glieder; wir find Götter; fo wir in ihm bleiben: er ifi der
Brunn; unfer Licht; und wir find feine Sterne; er giebt uns fei
nen Leib und Kraft; und feinen Glanz zum Lichte. Alfo fpeifet er;
uns auf Erden; allhier im Abendmahl; und wo ,wir das begehren;
mit der Kraft feines Leibes; und mit dem Geift aus der Kraft;
denn derfelbe ifi der Kraftgeifi* und Leben. Wir empfahen die
ganze Dreizahl. Die Wefenheit; verftehe der Leib Chrifti; hat
Sulphur; das ifi der Vater. Sulphur ift des Vaters Eigenfthaft;
die Wefenheit ift der Leib Chrifti; und der Sulphur hat Kraft;
und in der Kraft iii des Lebens Liädt; als eine andere Perfon; und
aus der Kraft im Licht gehet der Ruth und Geift der Kraft aus;
und ift der Kraft nicht faßlich oder haltiich; und gehet doch aus der
Kraft; das ifi der heilige Geift Gottes.
L3. Alfo verfiehet uns doch recht: wir empfahen nicht im
Abendmahl eine andere Kreatur mit einer neuen Seele; nein; fon;
dern Chrifti Leib; der den Himmel rrfüllet; an unfere Seele; die
ift vorhin die ewige Kreatur: die Seele iffi-t Chrifti Fleifch und
trinket fein Blut; das den Himikl erfiillet; und aus drmfelben;
welches die Seeleannimmt und iffet; weicbfet ihr ein Leib; und in
demfelbe-n Leibe ift fie in Gottes Hand; und kann am Ende der Welt mit
demfelben Leibe durchs Feuer des Zorns Gottes gehen ohne Füh
lung. Gleichwie daffelbe Feuer nicht kann Ehrifium in der Drei
zahl ergreifen; alfo auch uns nicht; ,denn das Feuer empfähet von -
Gottes und .inferer Sanftmuth die Sanftmuth; und wird in uns
in ein Auffieigen des Begehrens der Liebe verwandelt; alfo daß
unfer Feuerfund Brennen in uns ein eitel Liebe-Begehren ift; denn
es wird zu einem Glanz der Majefieit; und alfo find wir in Gott
und Gottes Kinder. Halleluja; Halleluja; Hallen-ja!
p der; gleichwie
24. und diealfoSeele
hats inauch
zweieineDingen
Gefialtfiehet; *alsTaufe
mit der in Feuer und
der Kine

Waffer; denn das Blut hat zwei Gefialten; als Sulphur und Waf
fer; Sulphur giebt Tinctur und Leben; denn es giebt Licht; das_
ifi ein Brennen aus dem Phur; das ifi Leben: das Phur ift Feuer;
und das Su( ifi Licht; und aus dem Lichte gehet Sanftmuth ; das
zeucht das Phur wieder an fich; und löfclfet feinen Grimm damit;
und das Anziehen macht dieSanftmuth wefentlich; das ift Waffer; und
Mercurius machet darinnen das große Leben; als ein Leben im
Waffer; und Luna himmlifcb brlitets; daß es zu einem Liquor *wird
und zu Blut; darinnen ift Centrum Natura mit fieben Gefialten.
25. Nun fehet; wenn der Saamen gefeiet wird zum Kinde; fo
wird die Tinctur des Feuers als des Mannes Tinctur in Veneris
Tinctur gefäet; daraus wird ein zweifach Leben als ein Feuer-See
len-Leben; und in Venere ein Waffer-Geifi-Leben; das gehet mit
x! . K

' -*-. 204 a


einnnder auf, und wird ein Menfch. Alfo find nun beide Tinctu
ren in Adam verderbet ivordenz der Seele Tinctur fing Gottes
ewiger Zorn, darinne der Teufel war, und des Geifies Tine-tur
fing der Geifi Major-is Manni der Geifi diefer Weltwund wurden
beide vom Teufel gefangen, fo fich nicht hätte das Verbum Domi
ni, _welches endlich Fleifci) ward, ins Mittel gefehet.
26. Darum hat Gott durch Chrifium zwei Tefiamente aufge
richtet: eines den kleinen Kindern in dem heiligen Geifi, welcher
das Amt treibet, der das Oberarm fuhret in der Taufe, und ma
cher in der Seele Waffer ein Waffer des Lebens in feiner Kraft;
und dann eines den alten armen Sundern, -die es verftehenz im
-Wort des Lebens, als im Fleifch und Birth da das Wort, als das
Herz Gottes, das Obi-came führet. und fpeifet uns mit feinem
Leibe undtränket mit-feinem Blute. Das Tefiament .mit Fleifä)
und Blute fiehet der *Tinctur des Fetter-lebens als der Seele zu„
und das Tefiament des Waifers fiehet dem Geifileben _als der an.
dern Tinctur zu, und ift doch nur ein Menfchz allein der_Teufel
trieb vor Ehrifii Geburt große Schalkheit mit den Menfchem in
dem er fie geifilicl) befaßt, und a-hier ward ihm .das Handwerk ge
leget, denn Chrifius richtet den Kindern ein Bad der Wiedergeburt
im heiligen Geifi zu: denn ein Kind hat noch keinen Glauben
:auch fo lernet mancher wenig von. Glauben, daß doch alfo ein Te
fiament möchte den armen unverfiändigen Menfmen erhalten. Nicht
taufet allein der heilige Geift: er führer das Oberamt und nimmt.
die Kraft von der Drciznhll "damit er taufetz wenn der Täufer
ipricilt: Ich taufe dich i-m Namen des Vaters, und des Sohnes
_und des heiligen Geiftesz fo faffet fich der _heilige Geift in der Drei
zahb und laufet in der Seele Waffel) im Waffer des Lebens, welches
im Blut der Tinctur ifil welches das Geifileben h.i[t„ als das andere
Centrum Naturäz der Seelengeifi empfähet des heiligen Geifies
Kraft und Amel und allhier lieget Myfterium Magnum. Lieben
Bruder zu Babel, tanze( doch nicht von außen alfo ums Myfierium. *
27. Gehet hinein„ oder ihr feid nicht Chrifii Diener! Könner
ihr das nicht ergreifenf fo bleibet doeh_ im Glauben am Worte;
wenn ihr aber fprecht, Ehrifii Tefiamente find nur Zeichen und
nicht Wefen, fo feid ihr der Antilhrifi, und vecleugnet die Gottheih
und feid des Amts nicht fähig: ihr kbnnet kein Kind kaufen, fon
dern die Gemeine Ehrifii taufet das, die den Glauben hat. Ein
Schäfer oder Säuhirte laufet beffer in feiner Einfalt (der da eine
fältig glaubet„ daß' das das große Geheimniß feil da die heilige
Dreifaltigkeit taufe, und er nur ein Diener fei, der das äußere
Werk treibe): als eben ihr, ihr großen Schul-Rabbi und Meifier,
die ihr obenan filzet: Laffets enn; fagem es kommt Einer hernath,
der wird euch mit Feuer des Zorns kaufen, darum daß ihr feine
Kraft verleugnen Ihr habt einen frhweren Biffen an Ehrifii Te
* 205
fiamenten: werdet ihr nicht von euren Rathfcirlägen ausgehen in
Tempel Jefu Ehrifti. fo müffet ihr gar ausgeivorfen werden. Euer
waren vor alten Zeiten viel. denn ihr zeuget euch felber und nicht
Ehrifii Amt; ihr feid in Deutfchland dünne loorden. da ihr taufend
waren, find'der iht kaum hundert. Werder ihr nicht ablafien von
Menfchenwihe und Tand, fo wird euch Gott wegwerfen, dafi, wo
ihr ihr hundert find. werden euer nicht zehen fein und noch weni
ger. Wirchet auf von eurem Schleifer daß ihr nicht alfo hinunter
ins Vet-derben fahrer in Abgrund! Ihr faget„ wir frherzen eucbi
aber es ift nicht ohne. es fcherzet euch Einer, den wir kennen, der
es uns zeiget: er wird bald aufwachen, feid nicht alfo ficher. denket
dem nach. denn kein fMenfch nimmt ihm etwas; es werde ihm
denn gegebenz es wird auch nicht vergebens gefaget.
28. O du liebe werthe Ehrifienheit, merket doch: faget doch
nicht, wird uns unfer Lehrer nicht, recht fiihren. fo fehe er darum zu!
Nein, es gilt euch, es kofiet Leib und Seele. Die werthe Ehrifieir
heit ift aus allen apoftolifchen Orden oder Tugenden in Menfwenfag
hungen eingefiihret worden, und ifi aus Ehrifii Reich ein Prachtreirh .in
'Gieißnerei bei der Taufe und Abendmahl gemacht worden: man hat
Eereinonien zugefeßer. O hätte man den rechten Glauben und Ver
ftand behalten, und hätte den Menfchen den Weg Gottes in der treuen
Wiedergeburt gezeigec! Hätte man ihnen das klare Angcfimt Gotta-sege
zeiget, fo wären fie .von .Sünden ausgegangen in ein göttlich Leben;
aber dein Gen, o du Hure, hat alles oerblendet! So mir meine
Augen_ von Gott nicht aufgethan wärem was kennete ich dich, ich
dfirfte dich auch noch wohl anbeten.
i 29. Aber die Welt wird dich fuchen, und"endlich finden: als.
dann foll Europa eine Krone fein. und Afia der ?Raum und Africa
das Land, und ein einfälliger Hirte foll uns weiden.
30. Verfifindefi du das, du gingeft in dich und furhetefi dich;
aber du. wirft blind fein, bis du bezahlet wirfi. Wie du haft Leid
eingefchenket „ alfo folift du' Quaal austrinken, denn du haft deß zu
viel gemacht. und bift ein wilder Baum, du follfi abgebrochen wer
den; es ift kein Rath„ dein eigen Zorn wirft dich zu Boden: denn
du dift gewogen und zu leicht erfunden worden. faget der Geift der
großen Wunder.
Magia aus den großen Wundern.
Z1. Ein Ding, das aus einem Anfang wachfet, das hat An
fang und Ende, und wächfet ni>)t höher. als das Ding in feiner ,
Zahl hat, daraus es gewachfen ifi; was aber in einer Zahl ift. das
ift unzerbreckilich . denn es ifi nur eines und nichts rnehrz *es ift
nichts in ihm, das es zerbreche. denn kein Ding, das nur eins ifi,
feindet fich felber. Wenn aber Dinge in einem find. fo ift fchon
Widerwärtigieit und Streit, denn eines fireitet nicht wider fich
.H 206 -
felbft, fondern zeucht fich in fich und aus ficbi und bleibet eins:
.und ob es mehr in fich fuchet] fo findet es doch nicht mehr- und
das kann nimmermehr mit ihm felbfi uneins werden, denn es ift
ein Ding; -roo das hingehet: fo gehet es in einen Willen. Denn
wenn z-ween Willen find, fo ift Trennung, denn einer will öfters
in fich, und der andre aus fiel» und fo das Ding dann einen Leib
hacf fo' ift das Regiment in felbem Leibe uni-ins: und fo dann eines
ins andre gehet mit Anfeindung, fo ift der Widerwille (der ins andre
gehet, und darinnen wohnet) die dritte Zahlz und diefelbe dritteZahl
ift ein vermifchet Wefen aus den erfie-n beiden, und ift wieder alle
beide„ und will ein Eigner] "fein, und hat doch auch zween Willen in fich
von den *erfien zweien, da doeh einer zur Rennen, der andre zur Linken
will. Alfo fieiget das Ding auf -von zweien in vielf und jedes hat einen
eigenen Willen: und fo es nun in einem Corpus i|„ fd ifis mit ihm
felber uneinig denn es hat viel Willen und bedarf einen Rinnen der da
fchride und die Willen im Zwange halte. So aber die Willen fiat-k wer
den und fich den Richter iricht wollen bändigen laffen, fondern fahren
Über aus, fo werden aus einem Regiment zwei: denn das Ausge
Fahrne richtet fich felber nach feinem Willen , _und feindet das er-fle
an, daß es nicht in feinem Willen iii“, und ift alfo ein Stceih da
eines das andre begehret zu dämpfen, und fich allein in einem We
fen zu erhedenz und fo es das nicht vermag zu dämpfeni wie hef
- tig es auch darwider ftreicet, fo weithfet ein jedes in fich felber, bis
*in feine hbehfie Zahl, und ift immer im Streife wider das andre. und
fo es dann kommt 7 daß es in feine höehfie Zahl gewachfen iii» daß es
nicht weiter kann, fo gehet es in fich felber und fchauet fiel» warum
es nicht mehr wachfen kann; fo fiehet es der Zahl Endm und fehet
feinen Willen 'in der Zahl Ende, und will das Ziel zerbrechenrxund
in demfelven Willen, welchen es in der Zahl Ende fehen damit 'es
zervrewen wilh iii der Prophet geboren, und decift fein eignet Propheh
und weiffaget von den Irrungen im Willen, wie daß derfelbe nicht
mehr vor fich gehen kann, »und von 'der Zerbremung; denn er wird
in der hdchfien Zahl in der Krone am Ende des Ziels geboren, und
redet -von der Turba in feinem Reiche„ wie fich _daffelbe enden
foll„ und was die Urfaehen find, daß es niapc aus feiner eigenen
Zahl fchreiten kann. und dann weiffaget er von einem "neuen, das
aus der Zerbrechung wieder foll geboren werden: denn er ifi deffel
ben Reichs MMO 'und zeiget an den Widerivillen, wie daß das
Reich fei in einem Willen gewachfen, und fei aus eigener Begierde
aus fich felber ausgegangen in viel Willen; und decket auf des Rei
ches Hoffart, und feinen Geiz und Neid, indem das Reich nur
eine Wurzel hatte, daraus es war .gewaihfem fo zeiget er an die bd
fen Zweige, die aus der Wurzel gewaehfen find: die des Reichs
Irrungen und Tur-ba find, welche den alten Beium derdämpfen und
ihm feine Kraft und Saft nehmen 7 daß er verwefen muß. und
*

dnnn zeiget er an die Falfihheit der Zweige) welehe dem Vaume die
z-Kraft genommen haben) und drücken ihn nur zu Boden: fie fagen)
fie find ein neuer Baum und ein gutes Reich) und prangen) als
wären fie 'WW Gäfie) mit großem Witz und Frömmigkeit) und
-find doch nus dem-alten Baur-ne gei-oachfen) und find feine Kinder)
und freffen uiid ihr-en eigenen Vater; f0 faget der Prophet) daß fie
zeWdlfe und nicht Kinder find) ivelme kommen find zu morden und
airf-zufreffen) und ifiih an des alten Baumes Stelle *zu fehenz welche
shi-e Hoffart auch treiben bis an ihr Ziel) und dann wieder den
.Bren Kindern gefrefien werden, Diefes ift 'ihr eigener Prophet)
welcher auf ihrer Krone gewachfen ift) denn er zeiget an die Bos
heitder Wurzel) daraus der erfie Baum gewannen war: er zeiget f
_een den Gift) damit die Wurzel vergiftet weir) deß irlfo 'aus einem*
Willen viele Willen find gewathfen) aus welchen derStreit _und die'
Bosheit iifi enrfianden.
32. So denn nun die Turba in einem Dinge mit aufgewach
fen ift) welme aus Einem Viel machet) dn fiel) die Vielheit felber
efeindet) fo *zerbricht auch die Tui-ba die Vielheit) denn der erfie
Wifle Zu einem Dinge begehret nur daffelde einige Ding) welmes
fein Leib und feine Wonne ifi: aber die" Vielheit in einem Dinge
ma>)et eine Anfeindung) denn eines will immer über das andre
“akffieigem fo will es das andre niäit leiden z, daher kommt der Neid
*und Falfchheit) ?aus welehen der Zorn und Streit wämfet), daß 'ei
nes das nirdre begehret ndzubrewen und niederzuiverfen. und ob es
ifi) daß dei 'erfie Wine fein Riäner ifi) f0 ift doch die Trrrbn in
allen zweien mit aufgewachfen) welche den Gehdrfamz-erfiöret) daß
alfo ein jedes einen eigenen Weg will) und will na) nicht laffen
richten) fondern zeucht fich felber) und verachtet den Vater mit allen
Rindern) welche doch feine Bruder und SGwi-fiern find) und faget)
er *fei allein der Baum mit der Kraft) und da er doch ein abtritn
niger) eigenwilliger) fiolzer) falfcher Mörder ifi) der fich wider *den
erfien Wilken) als die Wurzel) leget. und fo es denn nun ifi)
W 'der Vater feine bbfen ungehorfamen .Kinder fiehet) fo fuchet er
das Heil) *wie “er das Zerbrothene heilen mdcfne. und geußt Oel in
die Wunden) aber es *befindet fich) daßihnen das Oel ein Gift ifi)
dene. fie ihren Wilien von dem erfben Willen) als von der Wurzel)
derer-s das Oel quiliet) abgewandt) und die Turba hat ihnen 'ein
“ander Oel in ihren Willen geboren; daß alfo diefem Reich kein
Rath *zum Heil iii) es muß fich nur in 'fich und .mit fich felber auf
ifreffen als ein bdfes Reich. Jedoch wäGfet es in feine hdchfte Zahl)
als in taufe-nd bis ans Ende; denn die Krone hat taufend Zahl:
-aksdann ifi kein Rath mehr) es werde denn ganz mit ihm felber
wieder eins) und gehe in erfien Willen .nieder ein) und gebe fich
in Gehorfam) und werde wieder *ein Ding) alsdann hevet es wieder
-an zu zählen) jedoeh ift es a-m erfien gut) weil es in wenigen ift.
x

--
208 *,
.Denn-arms ,Raum hat, das quetfehet fich nicht leichtlichz was _aber
eingefaffet und gefperret wird, das will immer :Über: (Ein Ziel aus,
und läffec fich dualen, feines Nachbars _Wohnung "ei aurh fein,
und will immer den Ring oder Band und Ziel abbrechenx und wie.
wohl es ift, daß alfo aus einem Dinge ein andres wächfetz fo es
aber dem erflen Willen , daraus es ifi urkundlich gewachfen, nicht
gemäß ift- fo ift es doch nicht fein rechter Sohn; fondern es _ift
-eikl _wilder Zweige :reicher wider die Mutter ift, welchen dieMut
„ter nicht lieber. denn er wachfet in feiner Bosheit: darum nimmt
ihn die Mutter nicht wieder in ihren erfien Willen. _ daß er ewig
defiehei fondern läffet ihn hinlaufen bis an fein Ziel.. -
Z3. Wenn aber die ,Mutter fiehet* daß alfo alle ihre Kinder
von ihr adtrimnig werden und fie verlafien, und. gleieh als fremd
iverden, fo tritt fie in Traurigfeiw hoffet der Befferung- *- und fie
kommt nicht, alsdann fucher fie felber die Turbaz denn fie feet ih
ren Willen wieder in fich- und fuchet die Gebärerin, da findet fie
.ein neues_ Kind in dem Liiienzweige, und giebt die adtrunnigen Kin
der der Turba, daß fie fich felber freffen und ermorden. Aueh geußt
fie ihre eigene Turba und Gift über fie aus, daß fie nur abgeräii
met“ werden, auf daß fie möge ihren jungen Sohn aufziehem der
in ihrem Haufe bleibei an dem fie Freude* mag haben.
34. Alfo wird dir gefaget, du großer *und breiter Baum, der
du im Anfange nur ein Zweiglein wareft: du wareft nur in einen
Willen -gefehaffen, alle deine Zweige follten deinen Willen haben;
aber der Teufel mißgönnete dir das, und fireuete Gift in deinen
Willem_ aus weichem die Turba wuchs. Alfo haft du alle deine
Kinder und Zweige damit verderben daß alfo in jedem Zweiglein die
Turda ift mit aufgewaehfen; du. gerjetheft in Hofiart, und gingefi
aus dem erfien Willen, den dir Gott gab, aus, in die großen
Wunder der großen Turbäi allda innen _haben fich alle deine Kin
der vergaffet und dich verlafien.. “
Z5. Darum fpriciyt die Mutter der Gebärerin: Mir ift AngftF
ici) hatte mir ein Bäumlein gezeuget, und wollte feiner guten Früäzee
effen, aber er hat viel wilde Feuchte getragen, die-ich nicht-effen
mag; ich wil( gebärem und mir einen jungen Sohn zeugen in mei
nem Alteri der in meinem Haufe bleibe und meinen Willen three,
auf daß ich doch Freude habe, dieweil mich alle meine Kinder ver
laffen. Ich will mich über meinen jungen Sohn tcöften- und er
foll in meinem Haufe bleiben, weil ich lebez der Satan foll ihn
nicht fichten. Ia) will ihm ein Klnderkleid anziehem er foll kindifcf)
und ganz einfältig bei mir wohnen. Siehe, aus der erfien Wur
zel will ich ihn zeugen, und will zerbrechen die Turbam„.denn ihre
Zahl if in der .Krone vollendet. . _.7
36. Was fuchet ihr viel, ihr wildenZi-oeige? Ihr faget- wir
find iiber die Mutter, wir haben Wie und Kauft. Was lüfiect
209
diexMortter euer Witz und Konfi? Sie will Gehorfam haben, fie
degehret. keine Kunfi noch Win, denn fie ift gar einfällig4 und zäh
let nur Eines. Wollet ihr der Mutter gefallen.- fo müffet ihr aus
der “Vieiheit wieder in Eines gehen, nicht durch Knnft und Win,
fondern aus eurer boffärtigen Turba. aus euch felber, in die alberne
Demuth, Ihr miiffet den Glanz der Eigenwiß aus der Turba ver
laffen, und werden als die Kinder, fonfi feid ihr nicht eurer erfien
Mutter angenehme Kinder, fondern der Turbcß die nimmt euch
auf; da fchetalsdann im wo ihr bleiben werdet, wenn Gott da6
Verborgene der Menichheit richten wird: wenn alles durchs Feuer
feines Zorns gehen wird- fnget der Geift der großen Wunder;
Ü?“ 37.*- Mukter' Eva iprachf als fie das erfie Kind gebar: Ich
habe den Mann-den Herrn- der folls thunz er foll der Schlange
den Kopf zertreten, und das Reich befißenz aber es war Kain„ ein
Mörder. Alfo fagfi du auch ißund: wir haben den Herrn gefnnderh
nun wollen wir alfo das Reich -befißen, .denn wir haben die wahre
Lehre gefunden, wir wollen alfo lehren, fo find wir Gottes Kinder.
Aber höre, du hafi wohl die Lehre gefunden, aber du bifi Kain,
du meine-ii' nur das Reich, und nicht die Kraft Abele? im Opfer.
Du wilifi nur in Fleifcizeslufl bleiben, und behälteft nur die Hülfe
vom Worte Gottes, welche keine Kraft hat: die Hifiorien behältefi
du. und fireitefi drum, verwiifiefl dein Land und Leute, und die
Kraft verleugnefi du“, du fprichft, wir find nahe beim Reiche Gottetß
und bifl noch nie ferner davon gewefen: das wird dein Ende dezen
gen. Was hilft dich-dein Wiffen? Der Teufel weiß das auch, das
du weißt, er thut es aber nicht; alfo auch du„ darum bleibet euch
beiden das Reich Gottes verborgen. Dein Wiffen ift dein Striclb
der dich' frlngetz wäreft du albern„ fo wäreft du nicht alfo iiolz.
Was weiß der Einfältige von der falfcben Lifi und Tfl-[Zg fo ers
nicht von der Wine der Turbä iernete? '* *
38. Sageft du, wir tragen Gottes Willen, und lehren den.
Bifi du nicht Kain: der Abel alle Tage ermordet? Schaue dich
nur recht anf du bifis ja. Abel lieget vor deinen Füßen und fle
het dir, aber du bifi das böie Thiem das Adel mit Füßen tritt,
du reitefi Über die gebogene Knie, und achteft den Albernen für
Staub, und friifefi doch feinen Schweiß und firllefi dich mit Trug
ohne Grund. Wie magft du denn fagen: Hie Kirche Ehrifii! O
du bifi Babel, eine Stadt der Hurerei und Falfchheit. Du weißt
Gottes Willem “und thufi nur deinen Willen, und fprichfi au wir
find von Babel ausgegangen, wir haben bei uns die wahre' hre,„
Ja hätteft du den Geifi der Gerechtigkeit und Wahrheiy und lie
Heft dich an wenig genügen, fo gäbe dir die Mutter immer genug,
du 'hättefi keinen Mangel; aber deine Pracht und Hochmuth ver
trauet Gott nicht, darum verläßt du dich nur auf Geiz. und willft
nur allein das Fette der Erde in dich freffen: du nimrnft das mit
l7. 14
'
- 210- -
Gewalt und nicht mit Recht. Das Rechh das du führe-fix hat dein
falfä) geizig Herz erdiäxtet, du lebeft nur in Trug; du beredefi und
betrugefi dich felber zu deinem eigenen Schaden. Wärefi du wißig,
fo fähefi du auf dein Ende„ und was nach diefem folget. Aber du
blendeft dich mit Hoffarc und fagefi doch: Hie güldene Zeit, viel
wollten gern gefehen haben. das wir fehem und hbrem das
wir hörenz und habens 'nicht gefehen noch gehöret. Ia höre, denn
es wird auch ein Zeugniß über dich fein, und dein urtheil defio
[chwerer rnachen.- Du bifi bis daher nicht befier, fondern ärger wor
denz darum wifie, was dir verkundiget ifi worden„ daf ift dein ei
gener Prophet gewefen, der hat dich aus deiner Hoffart wieder zurück
in die Mutter der Demuth gerufen; ,aber du bifi nur ärger worden,
du haft dem *Geifi fein Schwert zerbrochen. auf daß du thuft, was
du willfi. Aber er hat dich verlafien und der Turbä übergeben, die
foll dich auffrefien, wie vor alten Zeiten Ifrael gefchehen, Es hilft
kein Rathfchlag, deine Bunde find alle nichtig; weil du dich auf
fleifchlichen Arm verlcifiefd fo ift auch Gott von dir gewichen und
laffet dich machen , daß du dich felber friffefi. »
39. Oder, was nimmfi du den Bund Gottes in deinen Mund,
fo du doch Zucht hafiefi und nur Geiz fuchefi? Meinefi du, Gott
fei ein falfcher Heuchler und Lugner, als du bifi? Lafie nur ab
von deinem Gefchrei7 du bift Gott nicht angenehm du kehrefi denn
um, und gehefi von FalfGheit aus. _Es gehet dir jet, wie es die
Turba treiben die hat ihr Crgößen, daß fie alfo den Zorn Gottes
erfülle* daß der frefim was in [einem Reiäze gewachfeir ifi, und
du bifi dabei blind und fieheft nichts. - Was geizeft du viel. Gehe
nur aus! Siehefi du nicht, wie fich die edle Tinctur hat erhaben;
fie wird gar nahe ihre Blume geben, da wirft du Silber und Geldes
genug haben. n
40. Aber was foll man doch fagen? Du hafi difi) fchlafend
*gehuret: du fuhrefi eher lebendig in Abgrunw ehe du die Hure lie
ßefi fahren; darum folls dir auch gehen , was dir dein eignet Pro
phet zeuget, der dir fchon lange rnit "einer Pofaune gerufen hat; du
wartefl nur auf des Feuers Schwert, das wird dich auch fchneiden.
Oder rneinefi du: wir find toll* daß wir alfo reden? Ja wohh
aus dir find wir geboren, wir fehen und verfiehen die Klage unfe
rer Mutter, welche ihre Kinder firafet, denn fie zeiget an den Grimm
in der Turba, der da ift gewachfen bis in den grimmigen Zorn
Gottes. Wir reden, was uns gegeben iiil was wir erkennen im
Eifer* des Herrn. Was haben wir mit_ Babel zu thunz wir reden
mit uns felber, und mit unfers Leibes Gliedern, und denen, die
da wohnen in den Vorhbfen Gottesr rnit denen, fo ißt mit uns
traurig find„ welcher Traurigkeit foll in Freude verkehret werden.
_L11

Das 14. Kapitel.


Vom breiten Wege diefer Welt; welcher in Ab
grund führetzmnd dann von dem fchmalenSteige
'in Gottes Reich.

Lieben Kinder Gottes; laffet uns do>7 herzlich und ganz innig
na; betrachten; von wannen wir find; oder wo wir hin wollen;
und dann; was wir thun und vorhaben; damit wir doch nicht das
ewige und höchfie Gut verlieren.
2. Was erachten wir doch alfo nach zeitlicher Wolluft; nach;
Ehren; Geld und Gut; find wir doch allhier in diefem Leben nur
fremde Griffe und dazu Pilgersleitte; die alle Stunden müffen war
ten; wenn fich diefes Leben, endet, Sind wir doch nicht zur Wol
luft diefes Lebens gefchaffen worden; fondern zur paradeififchen Freude
und zu einem einfältigen Kinderleben. Wir foilten von keiner Praazt
und Hochmuth wiffen; fondern als die Kinder bei einander leben in
einem Freudenfpiel. Wir find ausgegangen aus unfrer rechten rei
nen paradeififmen Mutter; darinnen wir follten in ihr als liebe
Kinde-kleben; wir find in die Mutter; welche die bbfen Thiere ge
bieret; gefchlofien; und haben thierifche Eigenfchaft empfangen. Wir
thun anders nicht als die bbfen Thierry wir haben uns einer' frem
den Mutter ergeben; die unfer pfleget; und uns an ihren Seilen
gefangen führer. Nun mirffen wir doch den äußeren Menfmen der
irdifäfen Mutter laffen; wir mögen nicht aus ihr fliehen; denn fie
hat uns im Fleifch und Blut gefangen; fie zeucht uns in ihr auf;
und hält uns für ihre Kinder: aber wir haben gar ein *theures
Kleinod darinnenverborgen; mit welchem wir Gottes Kinder find;
damit laffet uns fireben nach dem höchften Gut; auf daß wirs er.
langen.
3. Lieben Kinder; unfer Streit um das höchfke Gut fiehet nicht
in Schwert und Schlag; daß wir um Gottes Willen und Reich
kriegen und uns verfolgen und ermordenz auch nicht in viel Wif
fen; fondern bloß in einem einfältigen; kindlichen Gehorfam; daß
wir aus unfers Fleifches Willen; welcher thierifch ift; darinnen der
Teufel wohnec; ausgehen in Gottes Willen. Es lieget 'an Nieman
des Meinen oder Wiffen; denn der Geift Gottes giebt einem Jeden
* zu wiffen aus den Wundern; daraus er geboren ifi. Ihr fehet; wie
wir dem Geifie der großen Welt unterworfen find; denn wenn ein
Kind im Mutterleibe gefäet ifi; fo ift er fchon da; und bildet das
nach dem Rade der äußern Natur. Er giebt ihm Sitten und
Willen; er zeiget ihm die Wunder feiner Heimlirhkeit; und eröffnet
14* X
/ g - F.

-.. 212 '


ihm den Weg feines Willensz er führer ihn in Eingang feiner Mut
ter, und aus der Mutter durch diefe Welt; _er gibet feinen Leib
der Erde und feine Seele der Hölle, So wir denn folcheswiffen,
fo* follen wir uns in unferm Seelengeifie erhebenl und allein wi
-_ der denfelben_ böfen irdifttzen Gel-ft kriegen, ung uns mit Seele und
Leib wider ihn feßem und nicht wider unfere Bruder und Slhweftern.
' 4. Wir können den Teufel nicht mit Disputiren und viel Wif
fen iiberwindenz auch fo können wir Gottes Wort nicht mit Krieg
und Schwert erhalten, fondern mit einem einfeiltigen gehorfamen
Leben Gottes, da wir uns laffen an wenig geringem _und gehen aus
der böfen Hoffartsfueht, aus in ein demüthig Kinderlebety da ein
„jeder fein Werk mit *ganzem Fleiß feinem Bruder und Sehwefier zu
nuhe machet, alfo daß er gedenket Gott feinem Schöpfer hiemit zu
dienen, und feinem Bruder zu gefallen, da. man nieht futhet eigene
Ehre, fondern daß nean alfo wohlthue, daß uns der Bruder und
Schwefier liebe, und alles Gutes_ wunfäie. Willfi du Gott dienen„
* fo gieb Niemand Aergerniß, auf daß dein Gutes nicht verhindert -
werde. Röm. 14x 16. Laß dem Satan nicht, Gewalt überÜ-?dein
Herz, daß er dich fiehte; wehre den böfen Gedanken und Einflieffen,
denn der Satan wickelt fich in die Einflirffe vom Geift diefer Welt,
und befihet dir dein Gemitch. Sei fiets marker, und ftreite wider
ihnl wirf ihm die falfchen Einflitffe auf feinen Kopie und laß ihn
damit hingehen! Gedenkm daß du zwifchen Himmel und Hölle
- auf einem fchmalen Steig ivandelfi in gar großer Gefahr. Sei_
keine Stunde ficher, denn du weißt nicht, wenn der Geift diefer
Welt das Seine von dir nimmt, denn dein Ziel wird dir in Mut
terleibe geflecketl das, magft du nicht übergehen, und weißt auch
-nicht den Tag und Stundw da dich der Geift diefer Welt verläffet;
fo fiehet alsdann deine arme Seele ganz nacket, hungrig und bloß:
und fo die dann nicht Chrifii Leib an ihr hat, fo wird fie vom
Teufel gefangen. ' .
5. Liebe Kinder, es ifi gar ein fehr enger Weg in Gottes
Reich: wer den in diefem Leben wandeln willx der muß fich zur
Trubfal fchicken, denn es ift alles wider ihnv, der Teufel ift ganz
wider ihn; fein Fleifch nnd Blut fehet fich ernfilick) _wider ihn, denn
der Geift diefer Welt_ im Fleifä) und Blut fuchet nur das Wefen
und Regiment diefer Welt, der Teufel verheßet feine Kinder und
Diener immer wider ihn: er muß nur in der Quetfche und im
Sperre bleibenr er wird in diefer Welt nicht erkannt, daß er ein“
Kind Gottes lit.
6. Lieben Bruder, fehet euch ißt in diefer Welt wohl vor, man
führet euth iht auf gleißnerifclyen Wegenz man riihmec. viel vom
Glauben, und fiihret den Menfmen in den hifiorifchen Glauben,
welcher nur eine Wiffenfchaft iftz man lehrer euch die Wiffenfrhaftl
und welcher nicht dem anhangetf wird fiir einen Keher gehalten. O
- 213 - __
wie todt ift der ißige Glaube! Es bleibet bei der-Wiffenfmafc: man
meinet. wenn man viel wiffe von Gott zu reden. von Ehrifii Ver
dienff. Leiden und Tod für das menfcizliche Gefrhlecht, *und .ich deß
tröfte. das fei der Weg zum ewigen Leben. O nein. das alles' hilft
reißt. daß du es weißt und dich damit kiizelfi. Der rechte Glaube
,inEhi-ifio ift gar ein ander Ding. er lieget nicht alfo bloß in der
Hifioria und im Buchfiabeni_ der Buchfiabe ift nicht das Wort. er
ift nur eine Leiter und llnterweifung des Works: das Wort ift le
bendig -und hat Geift. Der rechte Glaube ifi der rechreWille. der
da in das lebendige Wort eingehen So du dich lange des Leidens Chrifii
trdfieft. und dein Wille bleibet ein Schal?, fo ifi doch der Geift.
der aus deinem W' en ausgehet. ein Dieb und Mörder: anders
lehreft du. anders 'i' ft du. Gott begehret keinen Fyeuchler. fondern
einen e/rnfien Willen. der zu ihm in Gehorfam eingehet. das ifi*
Glauben im heiligen Geift: da ifi das Wort und der Tod Ehrifti
fruchtbar. Ehrifius faget: Ihr mirffec umkehren und werden als
die Kinder.. die noch von der Falfchheit nichts iviffen. und mirffet'
in :Ehrifio durch Ehrifii Tod und :aus feinem Fleifch und Blut ge
boren werden. wollet ihr das Himmelreieiz fehen. Matth. 18 .- 3.
Denn wer nicht iffec das Fleifch des Menfchenfohns und trinket
fein Blut. der hat kein Theil an ihm. Joh. 6. 53.
7. Lieben Brüder. es fieckee nicht allein in der Hofiia. die ihr
ausfpendet. und in dernfelben Kelch. nein; fondern wenn die Seele
umwendet'. und den Leib ziihmet. und ergiebt fich ganz in Gehor
fam Gottes. in feinen Willen. und begehret Ehrifii Eingang zum
Vater. fo gehet fie aus diefer Welt Leben aus und gehet mit Ehrifid in
Vater. der giebt ihr Ehrifti Fleifch und Blut“, denn fie iffet vom
Verbo Domini an Gottes Tifch. und krieger Ehrifii Fleifaz zu ei.
nern Leibe. und Ehrifii Blur zu einer Wonne. Denn die Seele
wohnet im Herzen. und brenner aus dem Herzensblut als ein an
gezündet Licht. und hat ihr furftlimes Regiment im Kopfe im Hit-ne.
Da hat fie fiinf offene Pforten. da fie mit ihrem Geifileben .inne
regieretz ift nun die Tinctur in der Seele im Herzensgeblflt in
*Ehriffi Willen eingegangen. fo regieret auch derfelbe Wille den Geift
der Seele im Kopfe. Ob es wohl viel Anfiöße vom irdifehen viehi
fehen Geifie hat. fowohl vom Teufel. welcher den irdifchen Geift.
fo oft die Seele nur fichet ifi. inficiret. und in Lufi des Fleifches
führ-et; noch dennoch. wenn nurdie Seele die irdifchen viehifcheu
Gedanken und Einfliiffe verwirfc. fo bleibet fie doeh ln Ehrifio:
denn es ift dem Teufel ein harter Biffen. den Leib Ehrifti. welchen
die Seele träger. zu überwinden; aber noch ein viel härterer Biffen
ifis der Seele. fick) von dem Geifie diefer Welt umzuwenden und
in Gehorfam Gottes einzugehen.
8. Lieben Brüder. es gehöret niäzt eine Handvoll hifiorifchen
Glaubens darzu. da man nur das Verdienft Ehrifii an die Spihe
* --214 -
fiellet: es muß Ernft fein; du mußt mit Craft ins Verdienfi Chrifii.
durch Tod, Teufel und Hölle eingehen; du mußt den Geift diefer
Welt überwinden. Dein Wille muß fich ganz mit aller Vernunft
und Sinnen in Gottes Willen einwenden, da wirft du wohl fehen,
was die Hiftoria der Wiffenfchaft thue. Wirfi du nicht den T*
fe( aus dem Herzen austreiben, fo laffet er dich nicht in Gottes_
Willen eingehenz wirft du den Smalk der Falfchheit im Herzen be
halten, und alfo nur mit Chrifti Verdienfi mit ihin fechtenr fo
wirft du wohl gehalten werden r denn der Teufel leget fich heftig
darwiderr er fireitet mit der Seele, weil er kannz er laffet fie nicht
eher los„ fie laffe ihm denn alles Irdifche auf feinem Halfe- und
gehe daraus aus. Wenn fie das thutz fo gehet, fie ihm aus feinem
Land» fo ift er überwunden. Aber o wie häke- ihr das immer
wieder vor! Als ein Vogelfieller gehet er immer nach: vermag er
nur, fo zeucht er ihr das irdifche Kleid wieder anz wie gar einen
fchweren Streit muß doch die arme Seele mit dem Teufel ausfie
hen! Da ifi Ehrifti Verdienfb Leiden und Tod gut: wenn der Teu
fel die arme Seele wieder gefangen hat„ und will fie nicht loslaffen,
fondern fahrer mit ihr hinunter in Abgrund in die Verzweiflung.
da mufi die Seele Ehrifii Leiden und Tod ergreifem und mit dem
Teufel durch die Hölle in Tod Chrifii einwandeln, und aus /Chrifii
Tod mit Chrifio in Gott wieder ausgrirnen. Das ift eine Line,
die der* Teufel nicht gern reucht. Aber daß du willfk an der Hifto
ria hangem und dir _alfo Chrifii Verdienfir Leiden und Tod zueig
nem und den falfchen Teufel in deiner Seele zur Herberge behalten,
das iff eine Schwach Ehrifii.
9. Was hilfet- dichs, daß du betefi, Gott folie dir um Cbrjfii
' Willen vergeben, und du vergiebefi nicht, dein Herz iiecket voll Rache
und Riiubereiz du gehefi in die Kirche, in die Gemeine Chrifii, und
- firhrefi einen falfchen Heuchler, Liignew Geizigen, Zitrnec, Hure-r,
und hoffärcigen Menfchen und Seele hinein, und alfo auch wieder
heraus. Was Nußes haft du davon?
10. Du geheft in der Gemeine zum Abendmahl Chrifii, und
begehrefi Ehrifii Fleifch und Blut, und haft den fchwarzen Teufel
noch in dir zur Herberge. Was meinefi du wohl? Du ernpfäheft
anders nichts als den ernfien Zorn Gottes. Wie willfi du Chrifii Fleifch
und Blut nießem fo deine Seele nicht mit ganzem Ernfte in Gott ein
gewandt ift? Meineft dur Chrifii Fleifrh und Blut wohne alfo im irdi
fchen Elemenh daß du es mit deinen Zähnenfaffefi? O neinr Gefelle!
es iii viel fubtiler: die Seele muß ihn faffen, der Seele Mund muß
ihn einnehmen. Wie will fie ihn _aber nehmen, fo der Teufel noeh
in ihr ift? Sie muß in Gottes Willen feinr will fie von Gott
effen; fie kann auch alle Stunden von Chrifii Fleifch effen„ fo fie
in Chrifii Fleifche lebet', denn ein_ jeder Geifi iffet von feinem Leibe.
11. Das Tefiament ift zu dem Ende geordnew daß wir allda
*- 215 -- h
in der Gemeine follen Chrifti Fleifci) und Blut effen und trinken,
daß wir follen darbei feinen Tod verkündigem und folches unfere
Kinder lehren, was Chrifius für uns gethan habe, auf daß wir in
einem Sinn und Willen erhalten werden, und daß wir ein Leibe
feien in Chrifio. und in einer Liebe wandeln. Darum follen wir
auch von einem Brot effen. und-aus einem Kelche trinken, und
erkennen. daß uns Chrifius wieder zu einem Leibe in ihm geboren
hat 7 und daß er uns durch [einen Tod durch die Hölle und Gottes
Zornfeuer zu feinem Vater in ihm wiedergeboren und wieder einge
fithret hat, daß wir follen allefammt unfern Willen in feinen Wil
len fehem und uns in ihm lieben und freuen( und in der Gemeine
von feinen Wohlthaten fingen, reden„ klingem und dem Teufeh der
uns gefangen hielt. hiermit adfagem und ihn mit Füßen treten in
unferm Gemiithe.
12. Das ift der rechte katholifäye Weg des rechten Glaubens:
wer anders lehret nnd lebet, der ift von Chrifio niäzt eingefeßet zum
Hirten; fondern ifi ein felvfigewachfener Hirte aus "einer Vernunft
kunfbkwelche im Reiche Chrifii nach dem äußern Menfchen allewege
todt-ifein muß, auf daß Ehrifius in uns lebe. Keiner ifi Ehrifii
rechter-Hirt über Chrifii Schafe, er habe denn den Gei| Chrifiiz '
fo er den-nicht hat, fo hat er aueh nicht die apofiolifche Gewalt mit
dem Bann. Er muß den Schliiffel zum Himmel und Hölle haben
im Geifie Chrifiiz fo er den nicht hat, fo ifi er eine Larva„ und
ein Bild ohne Leben. Was kann der in Chrifti Gemeine richten,
der vom Teufel gefangen ifi? Sol( fein Wort und Gebot Gottes
Wort fein„ da er doch nur aus einem falfchen Geifi redet?
13. O ihr falfmen Bifchöfe von den hohen Schuler» wie hat
euch der Hoffartsteufel geblendetl daß ihr Hirten über Chrifii Schäf
lein fehet nach eurer Gunfi und Anfehen! Lehrer euch das St.
Paulus? So lefet ihr den doch nur', welche fchwere Rechenfäyaft
follet ihr geben! Es foll bei euch nur Kunfi gelten„ und in Chrifii
Reich ift .Kunfi nur Koch: Gott fithret ein reines Herz mit feinem
Geifte, das fich zu ihm naher, und in feinen Willen ergiebt, das
(ehret er himmlifche .Kunfiz die Gemeine Chrifii foll in einem Wil
len fein, und ihr Hirte foll der Gemeine Geifi und Willen haben.
14. Es ift nicht fo ein fchlecht Ding„-den Rock Ehrifii anzie
hen, wie mancher meinen der nur Geiz und Ehre darin fuchet:
er findet auch wohl Gottes Zorn darinnen. Oder was foll man fa
gen? Der Pfaffenteufel hat *das Reich Chrifii geblendet. daß die
Gemeine Chrifii fiockblind ift, da* man meiner: fie feien Götter und -
lehren aus dem heiligen Gei|e„ obgleich in Falfihheit ihre eigene
Ehre und Geiz geiuchet wird. Man fiehet, welch groß Unglück fie
in der Welt haben angerichtet, welch mana) Land fie haben verwir
ftet., und mit ihrer falfchen Meinung vie( hunderttaufend Menfchen
ermordet, *und nur dem Teufel in Chrifii Roc! gedienet. Wenn
- 216
die Gemeine doch fcihe) fo wiirden fie das _inne werden. Das kommt
alles daher) daß man dem Geifi Chrifti niwt die Ehre gönnetz .man
will felber Hirten wählen ) und da doeh der Teufel in aller Men
fchen Wahl ifi) wenn es Gottes Ehre und Lehre antrifitgDie felbft
_qewacbfenen nach Gunfi erwcihlten Bifchöfe ohne Gottes Geifi find
der Welt fo viel nutze als dem Wagen das fünfte Rad) »ohne daß
fie die Gemeine irren) läftern und zanken machen) wie das ihre
Schmähbiicher darthun) da in manchen fo viel Gottesfurwt und
Liebe zum Nächfien ift) als ihr der Teufel in der Hölle hat: Blut
-pauken find fie) des Teufels *Heertrommeh damit* fpotret er der ein
fälcigen Gemeine Chrifti.. ..c
15. O lieben Kinder) thut eure Augen weit auf) gehet aus
vom Pfaffenzank) und tretet in den Streit wider den Teufel)
wider euer wolliifiiges Fleifrl) und Blut. Ein Chrifi ift nicht ein
zorniger Kriegsmann) der das Reich diefer Welt begehret) denn
Chriftus fyraih: Mein Reich ifi nicht von diefer Welt) fon|
wiirden meine Diener darum kämpfen. Job. 18) 36. Sr. Pau
lus faget: Suchet) was droben ifi.* da ,Ehrifius ift. Kol. 3, 1.
Wir find von Ehrifio aus diefer Welt berufen) daß wir alfo* mit
der Seele Gott, dienen) und in Chrifio find; aber mit dem irdifchen
Leibe in diefer Welt) daß wir dem muffen Nahrung geben. So
gebithretdem irdifchen Leben) daß es wirke und arbeite) und feinen
Leib nähre) aber die Seele foll fein Herr fei_n und ihn regierenz
fie foll dem Sternengeift nicht zulaffen) daß er Falfehheit treibe und
fich mit Liegen und Trug fülle) denn ein folches wird in die Seele
eingefuhret. > h_
16. Die arme Seele ift allhie in diefem Leben in gar großer
Gefahr) da ihr der Hölle Rachen immer bis ans Maul reicher: denn
fie ift mit dem Sternen- und Elementengeifie inficiret) die fieeiten
Tag und Nacht wider fie. Betramte dich nur) liebes Gemüth) und
denke) in was Gefäße du deine Seele) als deinen beften Scheiß)
liegen haft: du wirft wohl aus dem Sehlafe des viehif>)en Lebens
aufwachen; und denke) was nach diefem irdifchen werden wird) wenn
dich der Sternen- und Elementengeifi verlaffen wird“, wo alsdann
dein befies Kleinod) das du felber bifi) bleiben wird) in was fiir
.Quaal du ewig ohne Ende fein wirfi.
17. Denn wir wiffen) daß die Seele im Herzen wohnet: ihr
eigen Wefen ift das Centrum der fieben Geifter der Natur; feeds
Geifier find das Regiment des Lebens) und der fiebente ift die Tin
ctur der Wefenheit) denn ihre Wefenheit ift_ Blut und Fleifch, das
machet die Tinctur) wiewohl die Tinctur nicht Blut und Fleifch ift)
fondern eine Jungfrau ohne Gebären: aber die fechs Geifier in der
Tinctur gebciren je einer den andern) wie vorn vom Centro Natura
gemeldet worden. Aber die Scininheit der edlen Perle der Seele wird
vornehmlich in der Tinctur erkannt) denn darinnen erlanget fie Gottes
- 217 -

Kraft und Geifh und bekommt alida ihren rechten Name-n, Seele.
Denn gleichwie Gott uber die Natur ifk, welche ihn nicht kann fai
fen: alfo iii* die Jungfrau in der Tinctur ein Geifi über die Gei
fier der Natur, welche zum (Centro gehören„ und ware doch auch
die Jungfrau ohne die Geifter der Natur nichts, fowohl als die
Dreizahl Gottes ohne die ewige Natur nieht erkannt wurde: alfo
auch die Seele.
18. Die feckfs Geifier Natura halten innen das ewige Centrum,
mit welchem die Finfierniß und Gottes Zorn ergriffen wirdl denn es fie
het der Urkund der Beweglichkeit darinnen: denn das Feuer urfiälÜ
det darinnen, wiewohl es nur in vier Geftalten fiehen und in der
fünften das rechte Liebeleben aufgehet, und in der femsten der Ver
fkandz fo ift es doch in der fiebenten erfi ein anderer Geifh
welcher nicht das Centrum in der Angfiquaal iii, denn in der fie
benten Gefialt wird eine andere Quaal. Wohl regieren die crflen
fechs Gefialten darinnen, und find der Quan( Leben. und-eine Ur
fache des Lebens; aber fie machen zufammcn einen Geifi, der iedet
im Blum Waffer und Luft: und wiewohl es ifiq daß wir durch
den fchweten Fail Adams find in das äußere Regiment eingeführet
Zworden, daß die Seele im begreiflirhen Waffer fchwimmet, fo iii
doch das ewige Waffer (als des Waffers Mutter) im äußeren ver
borgen, darinnen die Seele ein Engel ifi.
19. Wir verftändigen euch, daß die Seele ifi ein Geifh gleich.
wie Gott der heilige Geifi, *der vom_ Vater und Sohn ausgehen
und ift die Beweglichkeit *der Gottheiß denn der Vater fiehet fülle,
und hat fich nur einmal beweget, als in der Schöpfungz aber der
Griff, der hat das Wort des Vaters, der verrichtet alle Dinge durchs
Wort. Alfo ift auch die Seele ein Geift erboren worden aus dem ewigen
Centro Natura, aus ihren eigenen Geifiern ihrer eigenen Natur,
nichts fremdes: die hat das Wort, welches fich in der fechsten Gefkalt der
Natur auf dem Rade des Kreuzes faffet, und verrichtet alle Dinge
durchs Wort, denn fie ifi des Wortes Geifr und Leben, und fäh
ret auf den Fittigen des Windes als ein Vliß“. fie former das Wort
und führer das, und die fechs Geifier find ihre Reiche, wiewohl
ihrer nur fünf find, denn die fechste Geftalt iii die Gefialt des
Worts felberz die fitnfe aber halten inne die fiinf Sinne.
20. Da wir denn 'leider befindem und mit großen Schwer en
klagen mitffen, wie uns unfer Vater Adam das böie giftig» irdiiiäre
Regiment hier eingefiihret hat, daß alfo die arme Seele mit dem
Geift diefer Welt ganz und gar gefangen i|„ welcher in der Seele
Regiment qualiet und kräftig wirket, daß alfo aus unferer Seele
Worte oft und fiiindlich die Bosheit des Abgrundes *hervorbriGt, in
welches fich der Teufel einmifchet, und uns unfere Herzen im (Ü.
ßeren, und dann auch im alierinnerftem als in den erften vier Ge.
fialten der Natur- befilzet, und von Gottes Willen abwendet in alle
- 218
Lafier und Bosheit, die in-ihm find: und wie er nun fiehet“, daß
ein Menfch qualificiret ifi„ daß welcher Geifi nach dem äußern Re
giment feines Leibes Herr ift, nach demfelben ficht er ihn immer
an , und treiber folche große Ssyalkheit mit der Seele „ daß es kein
Mund reden kann. - "
21. Denn es find auch fieben Gefialten im äußern Regiment,
als die fieben Planeten, roelche den äußern Menfchen regieren und
greifen in die Seele hinein, fo fich die nicht ohne Unterlaß wehret
und die böfen Einfliiffe verwirft: in demfelbigen hat der Teufel ei
nen mächtigeir Zugang zu der Seele; aber daffelbe Reginrent hat er
nic-hm und» auch keine ganze Gewalt darinnen, Turba Magna fei
denn im Zorne Gottes entzündet, fo ift er Scharfrichter. Aber das
"innere Regiment der vier Gefialten zum Feuerleben hat er„ die
'kann err fo oft fiäz die Seele darinnen vertiefet, befihen: krieger er
fie allda, o wie halt er fie, und will mit ihr gänzliä) hinein, denn
es ift fein Reis). Merket uns theuer!
22. Dievier Gefialten halten inne den ucftand der Natur:
als da erfilicl) im begehrenden Willen die Finfierniß mit dem An
ziehen ins Begehren tritt z' und dann fo wird das Begehren fireng.
herd und hart und kalt, und das Begehren macht ein Anziehen
und Regen in der fir-engen Herbigkeit, welches zwei Gefialten find.
und die dritte Gefialt ifi die große Angfir daß das Begehren will
frei fein„ welches das ängftliche Rad der Natur erwecken und end
, lich den Feuerblilzz der vierten Gefialtr wie vorn nach der Länge ge
meldet worden. Nun mamet daffelbe herbe Anziehen im Begehren
des Willens in der äußern Natur diefer Welt einen großen Geiz,
da das Gemiith will alles an fich ziehen und allein befißen, und ob
es das nicht freffen kann ,- noch will es das befißem und will Nie
mand gern was laffen oder gönnen. Das ifi eine Wurzel des Ab
grundes der Hölle, in der der Teufel der Seele heftig zufeßeh daß
fie nicht foll ausgehen und zum Lichte Gottes kommen. '
23. Die andre Wurzel ift die Bitterkeit der Natur» die ift in
der Herbigkeit ein feindlicher Stachel, und will fich nicht laffen
bandigen: ie fehrer man der wehret , je größer wird der Stachel.
Diefes ifi die andere Gefialh welche in der äußern Natur ein fein
dig„ fiachlicht. neidig, bitter Gemüth' machet„ da fich der Teufel
aus) darein wickelt, und der Seele Willen mit fpihfindigem„ flach
lichtem„ neidigem Wefen anftecken daß der Wille immer im Neide
brennen und nimmermehr was Gutes redetr fondern eitel Leicht
fertigkeitr welche ,dem Teufel dienet: dahero kommen die Lügner,
Verleumder, uebelbeuter, falfcloe Herzen. Gott fei es geklaget un
fer_ großes Elend, darein wir vertiefet find!
s' 24. Die dritte Wurzel -iff das ängffliche Rad des Gemüths,
daraus die Sinne enrfiehen und geboren werden: das hält vornehm
liä) in fich das elende Trauerhaus, und ift doch auch das Haus des
- 219
, .
Lebens Aufgang; diefes ift vornehmlich des Teufels fein Sie; da
hinein fehet er fiehe es ififein Stuhl und erweckec immer daffelbe
tTrauerhaus; daß die Seele kleinmuthig» wird; und zweifelt an Got
tes Gnade und am Liäzte des ewigen Lebens. Er wirft immer die
zwei erfien Gefialten; als Geiz und Neid; hinein; und drehet das
e Rad des Geminhes mit derfelben Gift um; und machet eine Wir
K" kung' in den Effentien der Gedanken; und vermifchet immer Geiz
und Neid unter einander; daß ihm nur fein Sitz bleibe. Wenn
, - xdann die arme Seele überaus will; und will daraus, fliegen; fo
fperret er fie in die Angfikammer; und quetfmet fie; daß fie möchte
und foll verzweifeln; denn die Angfikammer hat noch die Finfier
niffe; da fcinäget er fie nieder; daß fie nicht foll auf dem Rude
fahren; fie möchte fonfl das Feuer erblicken; fo wurde er erkannt.
“i377 25. Die vierte Wurzel ift der Feuerbliß: wenn der Teufel fe
nieht kann erhalten; daß die Seele im Trauerhaufe bleibet; fondern
greifet nach dem Bliß des Lichts der Freiheit Gottes; fo fchleufet
er in Bliß; und fuhret die Gedanken im Wort der Seelen uber
das Kreuz hinaus in Hommuth; das fie iiber die Sanftmuth aus
fährer und fich erhebet; wie er gethan hat, De *wie wir euch
haben vorn gemeldet; fo kriegt die Natur in de, itndung des
Feuers zwei Reiche; als eines in des Feuers Grimme; welches über
das Centrum ausfeihret mit den vier grimmigen ängfiliciren Gefial
ten; und dann das andere im Lichte der Sanftmuth; welches blei
bet unbeweglich fiehen ; und hat auch alle Kraft des Centri; in
weläzer Kraft der Geift der Gottheit und der ?Najefiät erkannt
wird; da_ dann der Bogen mit dem Kreuz der Dreizahl innen fie
het. _Denn die Majefiät ift allhier der*Glanz der Gottheit: und
allhier krieger die ewige Freiheit außer der Natur; welche nur einen
Willen hat; die Kraft; Stärke; Majeficit und Herrlichkeit; denn
, wird die Ewigkeit offenbar; welche fonfi ein fiilles Nichts wäre
ggzen der Kreatur alfo zu achten. .
-“ 26. Ueber diefe fiille fanfte DemuW fuhret der Teufel des
Menfmen Seele in ihrem Willen überaus im Feuerbliße: denn
nach dem Geifie diefer Welt fiehet hierinnen der Sonne Regiment;
welche dem äußern MenSwzen giebt Macht und Starke; darzu 2in7:
und Kraft den äußern innen; daß die Vernunft fehend wird; daß
der äußere Geift große äußerliche Witze und Weisheit nam dem Re
giment diefeWelt bekommt; .auch alle Lifien der Effentien und
Sinne eröffnen fich darinnen: das merket der Teufel eben. Ift
einer im Oberregitnent nach dem Geifie diefer Welt ein Sonnen
kind; fo fchleufet er ihm im Centro Natura ohne Unterlaß im
Feuerbliß der Seele; da fich das Feuer und Hitze urfiändet; und
fichret die andern drei giftigen Gefialten im Urkunde immer hinein: er
führer die Seele über das Kreuz über die Sanftmuth der Maiefiät im '
grimmen Feuerbliße überaus; daß fie fiolz; frech und firenge wird; er
K
_ t
.....
220
o
mache-t, daß fie die Sanftmuth und Demuth verachten und fahret in
eigener Wihe im Grimme des Vlilzes iiber Gott und Himmelrelcl) aus.
27. und dieß ifts, lieben Brüder zu Babeli daß euch die
göttliche Wiße gebrimti daß. ihr in eurer eigenen Wihe auf dem
Rade Natura fahret. Ihr follet auf dem Kreuz in der Demuth
bleiben„ und eure Seele foll in die fanfte Majefiät Gottes einge
*(71,*
wandt fein; fo fahret ihr auf dem Feuerrade in eurer Hofiart iiber xxl*

die Gottheit aus, und das thut euch der Teufel zur Schalkheit,
daß er enn) alfo fiihrett damit Gottes Reith nicht erkannt wird.
Ihr fuchet Gottes Reich in Kunfi, aber die Kunfi hat die ferhste
Gefialt des Rades der Natur: die Gottheit hat auf dem Kreuz ein
ander Centrum, denn der göttliche Geifi fcheidet fich vom Feuerz
es ifi wohl nicht getrennet, aber er machet ein ander Principium,
das fiehet in Sanftmuth, in eitel Liebe und Freude, die Geflälte*
der Natur find darinnen ein eitel Liebe-kraft, denn es ifi eine Ee
fitllung des ewigen Willens, aus tvelchem die Natur urftiindet:
und das grimme-Reich ifi eine Erfirllung des ewigen Hungen? und
Durfies, und kann in Ewigkeit ni>7t anders fein, denn alfo i| das
Wefen aller en. : z.
28. dieß ifi ja uns genug erkenntlich, fintemal Gott
allein gut ift, daß er nichts Böfes hat gefchaffem denn wo von
* Ewigkeit nichts gewefen ifr, da ift auch in der Schöpfung niaits
worden. Gott hat keine Hölle gefchaffen: auch keinen Teufeh fon
dern Engel', allein Lucifer hat .fich von der Sanftmuth abgewandt
und ifi über das Kreuz der Dreizahl über ausgefahren, und hat
ihm das Zornfeuer im Blitze erwecken tvelclyes von Ewigkeit ifk ver
borgen geftanden: das ift nun feine Hölle und feine Wohnung; der
kann nun nichts als geizig, neidig, ängftlieh und zornig fein; es ifk
kein andere Quaal in ihm, denn feine eigene Murten daraus er ift
erweckt-t und gefchaffen worden, die heilt ihn nun, daß er ein Te*
fel ift mitfammt feinen ionen. '
29. Darum, lieben indem weil wir folches wiffen, daß wir
alfo mit der Hölle und Teufeln in Gottes Zorn umgeben find, fo
ift uns ja höchlich nocht in die Sanftmuth zu fliehen: darum fo
lehrer uns Chriftus mit fo gar ernfien Worten die Sanftmutb,
Liebe und Barmherzigkeit, daß wir uns -follen unter einander lieben,
und follen nicht nach dem Geifte diefer Welt alfo fehr trachten
denn der Teufel fchleuft darein, und verfirhret uns; ij: follen uns
huren vor Hoffarh denn der_ Teufel fleugt darinnen; und vor Zorm
denn es ift des Teufels Schwert , damit er mordet.
30. Ach, daß doch die arme Seele alfo geblendet wit-dz daß
fie nicht kennet die fthweren Bandw darinnen fie gefangen lieget.
Das höllifche Feuer gehet ihr bis an das Maul; die ganze Welt ifi
voll Fallfirirkei welche der Teufel hat geleget, zu fangen die arme
Seele. Wenn dem äußern Menfazen feine Augen möchten aufge
L
'
*- 221
than werben. fo wiirde er fich fchreckliä) entfehen: alles. was der
:Menfch nur angreifet oder anfiehet. da ifi ein Neh und Strich -des
Teufels darinnen; und wenn das' Verbum Domini. wei ift
Menfch worden. nicht im Mittel wäre. daß alfo die ver _ e
'ewige Wefenheit des Werts Leib ifi. fo würde kein Menfcl) felig..
der Teufel finge und verfchlünge alle Seelen. 9.,
31. Darum. lieben Kinder. faget Ehrifius uns recht. das
Reich Gottes fei in uns klein als ein Senfkorn. Matt. 13. 31..
der aber mit Ernfie darein wallet und darnach ftrebet. dem wächfet
,es groß als ein Baum. den der Teufel wohl muß frehen laffen:
und ob er gleich manchmal einen Zweig davon abwirft. noch blei
bet der Stamm frehen. Ehrifius warnet den reichen Jüngling vor
dem Geize. und faget ihm. daß ehe ein Kameel werde durch ein
.Nadeiöhm als ein Reicher ins Himmelreici) eingehen. Yiatt. 19.
24. Das i| alles die urfache. daß die Seele in Lufbund ins
Regimentdiefer Welt eingehet. und von Gottes Willen ausgehet:
denn fo die Seele fich gänzlichins Regiment und Luft diefer Welt
einergieber. ' fo ficht fie der Teufel nicl)t fo frrenge an. fondern» er
führer fie auf feinem Brautwagen. aus einem Lafier und Falfchheit
in die andere; fein Wagen ift die Venus. als die Liebe des Flei
- fches. da erachtet die Seele immer nach reitlicher Macht und Eh
ren. nach Reichthum und Schönheit. und nach llnzu-cht des Flei
flhes.- nach der viehifchen Vermifmung und Unordnung. wiewohl
die Seele das fo heftig nicht begehret. fie fei denn ganz inficiret.
»Allein das ifis: die Seele hat fich in Adam deß laffen gelüfien.
und ift damit gefangen worden. daffelbe machet der Teufel nun im
'e mer rege. er kifzeit die Seele immer damit. daß fie folle nur gey
* trofi anbeißen an die verbotene Frucht.
"i- 32. Wir befinden. daß das menfmlicize Leben dreifach ift. mit
dreien Geifiern in einander. als ware es nur ein Geift. und i|
„auch nur ein Leben; aber es hat :drei Negimente. da jedes eine
„BWL-nur hat. die das giebet. Das Centrum Natura mit feinen Ge
fialten ifi das ewige Leben. denn es ifi das Feuerleben; und der
Geift. fo aus dem Centro Natura erboren wird und ausgehet. der
inder Tinctur wohnet. ift das ewige Seelenleben; und der Luft
geifi mit der Qualität des Srernenregiments in das anfängliche und
endliche zerbrecblime Leben. das ift das viehifche Leben.
33. Nun ift dieiSeele nur aus den beiden erfien erboren. und das
dritte ift ihr eingeblafen worden: nicht daß fie foll da eingehen. und
fich darein ergeben. wie fie in Adam gethan hat. fondern daß fie foll
mächtig über daffelbe herrfchen. und die großen Wunder Gottes. fo von
Ewigkeit in der Weisheit Gottes erfehen worden. darinnen eröffnen;
denn das dritte Regiment ifi aus dem erfien erboren und gkicimffen
worden. Und das andre Regiment follte in feinem Sihe in der edeln
Tinctur im Paradeis bleiben. und follte in dem dritten die großen
.“ -
-- F*
--
f. ' x '
222

Wunder eröffnen.: darum war der Menfch ein Herr über alle Dinge;
er hatte die Tinctur der*Erde in feiner Hanf» und wäre ihm Gold und “
Si( ' fo leicht zu finden gewefen als andere fichtbare Dinger' :Die
Tinc ur der Erde war fein Schmuck und Spiel, alles kindlich ohne
*i Geiz: kein ander Kleid war ihm noch; gleichwie das Gold rein
ohne Makel ift, alfo war auch fein kindlich Gemuth. Aber der
Teufel hat ihm Sulphur darinnen eiwerket, und hat ihm den vie
hifthen Griff zum Oberregenten gefeßet', iiber den der Menfch follte
herrfchent derfelbe herrfchet über ihn, und das ift fein Fall.
Z4. Alfo hat der Teufel nun Macht gekriegt: dieweil das (iu.
ßere Regiment aus dem innern ift erborem und er im innern woh
net, fo fchleufet er aus dem innern ins äußere, und entzündet das
äußere im Gemiithe, davon entfiehet die falfche Sucht und böfe
Luft. daß alfo zwei Regimente wider das Seelenregiment* ftreitenrz
und 'iift' die arme Seele* in Mitten zwifchen diefer Welt Regiment
und zwifcizeti der höllifchen Quaal Regiment , da fiehet fie vor der
Himmelspforte in einer großen Tiefe _, in großer Gefahr. Ihre
Wurzel iff Gottes Zorn und das höllifche Feuer. und ihr Obergeifi
ift das Regiment diefer Welte da ftehet fie-in des Feuers Tinctur
in Mitten: wo fie nun hingreifet. da hinein gehet fiez ift es in
die Luft diefer Welt. fo fiehet fie darinnen, und wird vom Teufel
gefangen', ift es aber in fich hinein in Gott„ fo fchlciget der Teufel
auf fie zuz denn fie ift ihr in feinem Lande. Aber wenn fie Chri
fii Fleifch zu einem neuen Leibe kriegt. fo ift fie nicht in feinem
Lande: das ift ihm ein Baum, der fein Gift und Tod ifi, dem
ift er gram und ruhret den nicht gern an; aber feine Diener ver
heßet er wider den äußern Leib„ der muß Schmach und *Spott tra
gen, damit er ia diefen Baum zudecke, daß er nicht erkannt werde
er möchte fon| mehr Zweiglein zeugem und diirfte ihm wohl auf
die lehre die Hölle' zu enge werdenl darum wehret er, weil er kann'.
35. Wenn fich nun die arme Seele von ihm abbrichtr und
mit ihrem lieben Bräutigam Ehrifio zu Gottes Liebe wendetf daß
fie durch ernfie Buße _und Einwendung in Gott in Gottes Willen
tritt, fo hat er noch fieben Fallftticke: da er fie mit jedem hält,
ehe er fie, losläfiet: da muß fie fich durch alle fieben loswlnden.
und ihm feine Seile nur ganz laffenz zum achten muß fie durchs
Feuer gehen, da ifi die ernfie Proba. und wenn fie allda durch
kommt. fo erlanget fie himmlifche Tinctur in der neunten Zahl,
und in der zehnten Zahl auf dem Kreuze erlanget fie Chrifii Leib,
daß fie ein Engel im Himmel ifir und ein Goff auf Erden in
diefem Huttenthal. _- -* * -
Z6. Die fieben Stricke, dam-it die Seele angebunden ifle find
die fieben Geifier der äußern Natur, des Regiments diefer Welt,
durch die muß fie fich winden und durch fie durchdringem und alle
hinter fich werfen; und in der achten Zahl fiehet Mofes mit fei
.
.
a

F
- 223 _
*nem Gefeße, da wird der Seele erfi vorgelefen,'*was*-fie für-ein
fcböner Vogel ift gewefenz da kommt der Teufel mit feinem Re
" gifter und liefet ihr„ was fie ift„ und Zeiger an feine Gerechtig
- keit zu ihr. Da heißet es: bürke dich, und ergreif die Wunden
und das Leiden Chrifiil Hie ifi noch, daß der arme Sünder das
Verdienfi und den Tod Ehrifti nimmt, und fich vefi darein wickelt,
* denn aus diefer Windel kann der Teufel die Seele nicht reißen, er _
.darf fie auch nicht anrühren, und an diefem Orte muß der Teufel
die 'Seele verlaffen, denn Ehriftus fiehet in des Vaters Zornfeued
und ift die Erfüllung des Gehorfams: allda wird die Seele in die
neunte Zahl eingeführen in die Tinctur des einigen Lebens, da wird
fie mit Gottes Majefiat umfangem und entgegnet ihr die f>)öne
.holdfelige Jungfrau der Weisheit Gottes mit ihrem Perlenkranz,
und krönet die Seele zu einem Himmelsritter.
. 37. Was allhie für Freude vor Gottes Engel fei, und was
,die Seele für Freude allda erlange„ haben wir keine Feder zu fchrei
dem haben auch fonft in diefer Welt keinen Mund. folches zu re
den. Allein wir wimfchen dem Lefer und allen Menfchen, daß fie
es felber erfahren möchten, um welcher urfachen willen wir alfo mit
. vieler Mühe und tiefer Arbeit mit diefem Auffchreiben umgehen, denn
wir frhreiben, was wir felber erkannt haben und mit geifiliäzen Au
gen gefehen. Nicht fagen wirs uns zum Ruhm, fondern daß der
Lefer wiffe, fo er uns will naehfahrem was er dafür zu gewarten
habe„ dieweil er fonften fiehet, daß die Welt an Gottes Kindern
nur eine Eule hntz- aber wir wollen uns doeh nach diefem kurzen
»Leben wohl ergölzen. So ift uns aua) dieß Kränzlein lieber als die
ganze Wein obs uns wohl manchmal verdeckt wird; es fiirbet *aber f
nichtz denn gleimwie der rauhe Winter die grüne Erde verdeckeh da
die Vernunft fpritht, es ifi- alles todt; aber wenn der Frühling wie
der kommtl fo hebet fie an zu grünen und zu blühen: alfo ifis aua)
mit dem edlen und fthönen Kränzlein Ehrifii gethanl wenn das wie- '
der grüner, fo bringets Lilien ohne Zahl, und alle Frühlinge, fo
das Gemüth wieder in Ehrifto verneuert wird, zehnfäwtig.
Von Beiwohnung der heiligen Engel.
Z8. Als wir Menflhen allhier in diefer Welt, fo wir anders
Kinder Gottes find„ einander in Nöthen und unfall beifpringen: und
einander gern von Leid und Trübfal erretten; alfo ifis auch um die
Kinder Gottes im Himmel. Dieweil die Seele in der Engel Ge
fellfchaft gehöret, fo halten fie fich gar gern zu den gottesfürriptigen,
frommen und zücbtigen Menfchen, und wohnen denen in Nöthen
bei. Denn die Schrift faget auch: Sie find allzumal dienfibare
_ Geifieg ausgefandt zum Dienfie derer, die das Reich Gottes ererben
. follen; fie fangen gar oft auf die feurigen Strahlen des Vöfewirkyts.
Was Unglück wurde nicht der Teufel auf Erden oft anrichten, wenn ihn
_ - .224 0- *
nicht von den' Thronfitrften der Legionen Widerfiand gethan wiirde?
Wie oft wurde er die Menfchen erfchrecken und fiiirzenl Aber die
Engel fiadunfere Diener und Wächter) fo wir aber Chrifien und
nicht Thiere find) wiewohl der Teufel den Ehrifien am meiften nach.
trachtet. -Wie gar oftwiirde mancher ertrinken) oder fich zu Tode
fallen) der gar eine wunderliwe Errettung von Engeln empfeihet. Sie
find gern um Leute) die von Gott fingen und rede-nz fie haben ihre
Freude mit den unmiindigen Kindern) daß fie fiä) auch wohl einem
Kinde dürfen offenbaren und mit ihm fpielen) fo das ein Kind Got
tes ift. Wie gar viel Exempel find doch in der heiligen Schrift be
griffen) daß die Engel haben fromme Kinder geleitet und fie gefüh
ret) fonderliel) das Exempel Tobiä) welches unfere Schulrabbinen
wohl lieber aus der Bibel wiirfen. So fehet doch die drei Engel
bei Abraham) und die zween bei- Loth', item) wie fie die Empfäng
niß theurec Menfwen haben verkündiget) fonderlich Iohannem)
und dann Ehrifinm. Seher doch das Gefchäft bei feiner Geburt)
und bei den Weifen aus Morgenland) und endliä) beim Jofeph)
wie er Mariam mit dem Kindlein follte. in Aegypten fiihren. Dabei
wir wohl fpiiren können ihre große Sorgfältigkeit für uns) denn
fie find Gottes Diener; er fchicket diefelben) daß fie uns geleitete und
vor dem Teufel fchußen. Welche große Freude haben fie doeh mit
den armen Seelen) wenn fie fich dem Teufel aus feinen Stricken
reißet) vor. neunundneunzig) die gerecht find) wie Ehriflus faget.
Luk. '15 ) 7.
39. Darum follen wir in Triibfal nicht alfo zagen) wenn wir
in-Nöthen find) daß wir oft vermeinen) die ganze Welt fei wi.
der uns) fo ift doch das englifwe Heer bei uns) und der Geifi
Gottes. Es gehet. uns oft als dem kananäifwen Weiblein) daß wir
Gottes Angeficht nicht können finden; aber wir miiffen fir-hen) denn
es muß geprobiret und bewähret fein. Je mehr man das Gold läu
tert) je fchöner wird es. Alfo auch die Seele; »je mehr fie in die
Prada geführet wird) fo fie deftehet) je fchöner und klarer wird fie)
und ifi Gott darum zu thun) daß er fchöne liebe Kinder habe) die
da wihig werden) und lernen den alten Teufel kennen.
40. Aber( diefes wiffet) die Engelfind ganz reine) keufche)
züchtige Geifier) darzu demiithig und freundlich) und gleichen fich »
den unmiindigen Kindern) welche von keiner Falfwheit wiffen) ohne
'was ihnen angeboren ifi. Wer nun der Engel Beiwohnung genie
ßen' will) und fie zu Geleitsgefellen haben) der muß nicht ein britn
fiiger Stier fein) eine geile Venus und ein falfches Gemüth tra
gen) das Tag und Nacht nur nach Lift und Trug dichtet) wie es
möchte Gut und Muth erlangen; er muß fich auch nicht alle Stun
den in der Welt fpißfindigen Smerzworten baden) und feine Seele
damit kißeln und fpeifen) indem die Welt pflegte einander auszuecken)
und übe( zu deuten: nein) bei diefen Menfwen bleidet kein Engel)
.... 225
fondern der fcbwarze Teufel. der befißet der Menfchen Herzen und
Seelen. daß fie alfo ein Wohlgefallen an der Falfwheit haben.
41. Wer die Engel zum Beifiand haben will. der darf ihnen niäpt
rufen oder fie anbeten. denn fie nehmen keine Ehre an. fie geben alle
Gott die Ehre: er wende nur aus feines Herzens Unreinigkeit um.
und trete durch ernfie Buße in Gottes Willen. und wehre fiets den
bbfen Gedanken und Einfliiffenz er muß feinen Willen fiets in Got
tes wenden. und Gott um Regierung feines heiligen Geiftes bitten.
und ob ihn der Teufel hält und nicht will laffen. und ihm feine
Unreinigkeit zeiget. dem ifi nichts beffer. als daß er dem Teufel alle
feine Unreinigkeit auf feinem Halfe laffe. und fich über alle Vernunft
daraus mit feiner Seele auswinde. und in Demuth in Gottes Wil
len einwerfe und ergebe. und allen Zweifel dem Teufel laffe (denn
es ift feine Herberge); auch foll er ihm ein folches fiirnehmen. daß
es eine große Sünde fei, wenn er im Zweifel bleibe. Er mag an
ders nicht denken. denn daß der Zweifel eben des Teufels Band ifi.
damit er die Seele hält. wenn ihm feine Unreinigkeit entgegnet. und
unter Augen tritt. daß die Seele kann keine Kraft empfangen. Das
ift nicht Gottes Verfkockung. fondern der* Teufel wickelt fich um die
Seele. und will die Seele nicht laffen an das Licht kommen. daß
fie Kraft empfahe. Da find Ehrifii Worte und Verheißung mit fei
?m Blutvergießen. Leiden und Tod eine edle Arzenei: wenn fich die
eele hineinwickelt. und dem Teufel alle unreinigkeit auf dem Halfe
läffet. fo ift das fein Gift. davon wird er matt und fäiwaa); fo
dringet alsdann die Seele aus ins Licht Gottes. und empfähet Kraft.
Da muß fie mit Ernft in die Demuth treten. fo tritt fie dem Teu
fel auf feinen Kopf und zerfiöret ihm die Hölle: alsdann treten die
Engel zum Menfchen. und haben ihre große Freude, daß der über
xvunden ift, der da in der Seele oermeinete Gott und Schöpfer zu
ein.
42. Aber eine Seele in Ehrifio muß ein fteter Ritter fein;
denn obwohl der Teufel die Seele nicht befilzen kann. fo hält er ihr
doch fiets den verbotenen unreinen Baum vor. fie foll andeißen.
an unzueht. Falfchheit. Lügen. Trug. an Zorn und Neid. Brin
get ers nur dahin. daß die Seele die falfche Sucht in fich einläffet.
o wie becker er. zu. wie fireuet er Zucker auf. und follie er ihn in
Veneris Himmel holen. fo ifi er nicht verdroffen, damit er fein
Raubfclnoß wiederkriege. Denn dem Teufel ifi nirgends beffer als
im Menfchen. da kann er ein Herr fein der Welt. und kann fein
Gefchäft treiben. und feinen Willen erfüllen. wel>7es er außer dem
Menfaien im Geifte diefer Welt nicht vermagz denn fein Reich ifi
nicht im äußern Regiment diefer Welt. fondern im inner-n. in der
Wurzel im Abgrunde; er kann in diefer Welt im äußern nichts thun.
es fei denn. daß Turba Magna im Zorne Gottes entzündet fei. da
ifi er gefchciftig. fonderlich wenn fich die Elemente in großen Unge
ll'. 15
_n26 -
wittern entzünden., und fodann der Zorn Gottes darinnen bren
net. da ift er ein gefchäftiger Riäyter. Könnte er-die ganze Welt
verderben. er theite das; aber er hat nicht weiter Raum. als ihm
der Grimm in Tutba Magna zuliiffet. Die Turba ift fein Mei
fter, er ifi nur ein Gaukler und Verderber. fo weit der Zorn die
Turbam anfiecket. '
43. Alfo wiffet. daß der Teufel öfters mit den Engeln ftreitet.
Wenn die Seele des Menfchen ficher; ifi. fo will er mit Macht hinzu
aber er wird aufgehalten. daß er dasjenige. was er will, nicht thun
-kannz aber fobald die Seele imaginiret und die Luft fänget. fo fie
get der Teufel. Wenn die Seele aber die böfe Lufi wegwirft- fo
wird er vom Engel vertrieben. und ift ein fieter Streit um die
Seele des Menfchen: Gott will fie haben, fo will fie der Teufel auch
haben; und das ift die Urfache des Streits. daß fich zwei Reiche auf
dem Kreuze fcheiden: Eines ift Gottes Liebe, das Reich im Ternario
Sancto, als das englifaoe; und das andere ift der Grimm aus dem
Centro Naturä„ welcher Gottes Zorn und Schärfe ifi.
44. Darum hat uns Gott feinen Willen» offenbaren und dem
Menfchen Licht und Finfierniß furgefiellet, er mag greifen, worzu er
will. und daß wir aber erkennen, daß er die Seele will in feinem
heiligen Reiche haben. fo laffet er uns lehrer-w und weifet uns_ den
Weg zum Leben; er erwecker durch feinen Geifi theure Lehrer. wel
che der Welt Lichter find. daß die Menfchen fin) follen vor feinem
Zorn und Grimm bitten, und den in ihnen nicht erwecken. Denn
der Zorn muß wohl in allem Leben fein; aber wenn ihn die Liebe
und Sanftmuth überwindet. fo wird er in Ewigkeit nicht offenbar.
fondern ifi nur als eine urfache des Lebens; denn in der Liebe ma
chet der Zorn die große auffieigende Freude und Paradeis. Der Zorn '*
ift im Reiche Gottes die große Wunderfreude, da man doch nichts
vom Zorne weiß. Gleiäywie Weinen und Lachen aus einem Sacke
kommt, und die Traurigkeit in Freude verkehret wird: alfo hats
auch eine Geffalt mit Gottes Liebe und Zorn. .
45. Darum lehrer uns-_Ehriftus fo ernfilich die Liebe. Demuth
und Barmherzigkeiß und darum ift Gott Menfch worden. um un
fers Heils und Seligkeit willen. *daß wir uns ja nicht follen von
feiner Liebe verrucken. Gott hat fein Herz daran gewandt. daß wir
möchten feine Kinder werden und ewig bleiben; da kein Rath war
weder im Himmel noch in diefer Welt, fo hat er fich noch eines
qeweget um des Menfchen willen, daß er möchte vom Teufel und
aus feinem Zorn erlöfet werden.
46. Darum werfet doch Gottes Liebe und Gnade nicht alfo
von euch weg, lieben Kinder; es wird euch fonft in Ewigkeit reuen„
denn nach diefer Zeit ift keine Rettung mehr! Lerner doch göttliche
Weisheit „ und lernet kennen, was Gott ift. Bildet euch doch nicht
ein Bild eines Wefens ein, daß Gott irgend ein Bild fei, als nur
'r
*L27*
in Chrifio. Wir leben und find in Gott; wir find feines Wefens:
wir haben Himmel und Hölle in uns' felber; was wir aus uns
machen; das find wir; machen wir einen Engel in Gottes Liebe und
Licht aus uns in Chriflo; fo find wirs; machen wir dann einen
grimmigen; zornigen; falfchen; hochfliegenden Teufel aus uns; der
über alle Liebe und Sanftmuth ausfleugt _in eitel Geiz; Hunger und
Durfi; fo find wir das auch. Denn nach diefem Leben find wir
gar viel anders. Was allhier der Seelenwille faffet; das hat er;
fo ihm dann das Aeußere im Tode zerbricht; fo hält doch der Wille
daffelbe gefaffete Wefen in feiner Qucial und ift feine Ergbhung;
aber wie das vor Gottes paradeififcher Quaal und Regiment befiehe;
und vor feinen Engeln; dem magfi du nachdenken: wollen wir treu
lich dargefiellt haben; als es uns denn ift gegeben.

Das 15. Kapitel.


Von der vermifcihten Welt und ihrer Bosheit;
wie fie ihfo fiehet; und wie fie ihr Regiment
ißo treiber: ein Spiegel; da fich ein Jeder mag
befchauen und fich prüfen; wcß Geiftes Kind
er fei. Aus dem Spiegel der Wunder.

Chriftus fprichr Match. 23; 37.: O Ierufalem; Ierufalem;


wie oft habe ich deine Kinder wollen verfammeln; als eine Gluck
henne ihre Küchlein unter ihre Flügel; und du haft nicht gewollt!
O Ierufalem; die du tbdtefi ec. Item: Wir haben euch gepfiffen;
und ihr habet nicht getanzet 2c. Matth. 11; 17. Was foll ich
doch mehr diefem halsfiarrigen Volke thun; das fich meinen Geift
nicht will_ firafen laffen. Item: Ihr Mund ift voll Fluchens und
Vitterkeit; Ottergift ift unter ihren Lippen; fie reden eitel., Trug;
und ihre Herzen find nimmer eins. O wie gern wollte ich auch der
beften Traubeneffen! Aber ich bin wie ein Weingärtner; der nach
liefet. Ich hatte mir einen Weingarten gezeuget; aber er träget nur
Heerlinge; ich bin ganz fremde worden meiner Mutter Kindern: die
mein Brot effen; treten mich mit Füßen.
2. Alfo hat die Mutter zu jener Zeit geklaget über die böfen
Kinder der Menfchen: was foll fie aber ißt thun? Jet fiehet fie
in großem Trauern; und hat ihr Angeficht von den bbfen Kindern
15*
„| -228
gewandt„ und will ihrer in dem Kleide nicht mehr; fie weinet, und
es ifi Niemand , der es höre. Sie fiehet in großem Trauern und
Iammer über die Bosheit der falfehen urige-rechten Kinder, Ein
jeder laufet der geizigen Hure nach„ welche voll Laiter und Greuel
ift. Der Hirte mit den Schaafe-i thut folchesz es ifi eine hochtrüb.
feljge Zeit, und wenn die nicht verkürzet wurdef fo würde kein
Menfch felig. Das ift eine Zeit, von der alle Propheten geweiffa
get haben, und du meinefi*: es fei eine güldene Zeit.
3. Befchaue dich doch nur- du blinder Menfch, wo bifi du
hingegangen? Meineft du, daß diefe Bosheit und Falfchheit, die
du treibeft, Gottes Ordnung fei? Ia, warte der Zeit„ du wirft
es bald fehen! Es ifk des lehren Sic-gets Zeit„ da der Zorn Got
tes feine Schalen hat ausgegoffen, daß der Hölle Wunder ans Licht
kommen. Laffets euch gefaget fein, wir habens im Ternario Sancto
erkannt: denn die Mutter hat dieß verworfen „ und will nicht mehr*
der Greuel- fie ift fchwanger„ und gebieret einen Sohn in ihrem
Allem der die Tage der Bosheit verkürzen Das laffet euch gefaget
fein: der in feiner Bosheit verharret, wird deß Schande und großen
Spott genießen. f
4. Ifi doch der kleine Knabe, fo im-'Spiel der Kinder laufet,
ißt voll Gift und Bosheit des Teufels, und alle Lafier der Bosheit
fierken in ihm. Er ift ein Spötter und Gottesläfierer-e darzu ein
Fluchem-Schwörer und Trüger, ganz wohlgefchirkc, dem Teufel zu*
dienen in allen Sclyandlafternz die unzucht ift fei-i Latein auf feiner
Zunge, er weiß alle höhnifche Scherzworte dem All-ernen anzuthun.
Aller Diebftahl ift ihm eine Kunfi: Betrug i-fr ihm ein Ruhm.
Sie fpotten fromme.: Leute ohne Bedachtz der Gott fürchtem muß
ihr Narr und Eule feiny Solche-s fehen die Alten, und haben ihre
Freude und Wollufi darum daß ihr Kind alfo gelchickt ift in der
Ueppigkeit: fie kiheln ihr Herz darmit, wenn fie erbliche Leute fcher
zen; was fie felber nicht dürfen verbringen: das lehren fie ihre Kin
der„ damit fie nur ihres Herzens Luft erfüllen. Solches alles leh
ret fie der Teufel, er reitet in ihrem Herzen als ein Herr über Seele
und Leib.
5. Wer feinen Närhfien kann betrugen, verleumdenl verachten,
und ihn um Ehe' und Gut bringen, der hat feine Luft daran. Alle
unziichtigen Worte und Gebärden werden für Kuufi gehaltenz wer
den Andern kann aushöhnen, der ifi Meifier auf dem Plahe. Das
find alles des Teufels Griffe, alfo führe] er die arme Seele an fei
nem Seil„ und der Menfch verftehet es nieht.
6. Die Jugend lernet am erfken des Teufels Handwerke ehe
fie was anders werben lernen beides im männlimen und weiblichen
Gefchleclyte. Die Vernunft i| voll verächtlimere fpöttlimer, boshaf.
tiger ueppigkein und das ift das erfte Werke das fie lernete darzu
helfen die Eltern treulich, und halten das für eine weltliche-Kunft
- 229 -.
und uebung. Ifis dann. daß fie ein wenig erwachfen. fo ift die
Begierde der viehifchen Unzucht das andere Werk. daß fie lernen.
und je eines das andre darzu reizet. -Die Jugend räumet dem Teu
fel das Herz alfobald in der erften Blüthe ein. daß der Teufel fein '
Netz darin macl)er. daß er alfo einen Menfchen mit des andern
Greuel fänget. das Männlein mit dem Weiblein. und das Weib
lein mit dem Männlein.
7. Scl)icker ein Mann einen Sohn auf die hohe Schule. daß
er foll was Gutes lernen. daß er möge Gott und der Welt nühe
fein. fo lernet er ueppigkeit. Hochmuth. Liftigkeit. wie man einem
Einfältigen möge das Seine. feinen Schweiß mit Lift abdringen.
Da machet man einen Mantel darum. und heißets Jura; aber der
Mantel ift des Teufels. und das falfcl)e Herz ift fein Diener. Kann
er ein wenig fremde Sprachen. fo ifi ihm fcl)on kein einfältiger
Mann gut genug: der Hochmuth fähret oben aus; der fiinkende Ma
denfack muß mit Loden und Zoten behangen fein; Buhlen und Jung
frauen fchänden ift bei ihnen höfliche Kunfi: es find Leute. die da
können fein than. bis fie mancher Mutter Tochter den tragenden
Wurm ins Herz oder Gewiffen fchieben.
8. Solche fehet man den Kirmen und Schulen vor; fie follen
Ehrifri Schanfhirten fein. und haben doch den Teufel im Herzen zur
Herberge. Auch fo werden fie in die _weltlichen Negimenter einge
fehet. die regieren hernaa). wie der Gafi in ihren Herzen will. Alfo
wirker der Obere die größten Lafter. und lernets von ihm der Un
tere: er erdenket Lifte. wie er mag des Unteren Gut im Sci)ein des
Rechtens an fich bringen; er machet Auffätze und heißets den gemei
nen Nuh. Er zwingt-t den Albernen und Elenden in fchwere Dienfte.
daß er mag feiner Hoffart genug thrln; er dringer den Albernen mit
harten Worten. nimmt ihm feinen Schweiß. und plaget ihn an
feinem Leib; er machet ihm alles leibeigen. und ba er doch nicht
mehr als eine eigene Seele zum Eigenthum hat. und ift in diefer
Welt nur ein fremder Gaft. Der Elende muß feinen Schweiß ganz
an feinem Dienfie verzehren. es ifi kein Erbarmen oder Nachlaffen
bei ihm: fein- Hund hats kffer als die dürftige Seele unter feinem
Joch; folches heilt er für recht. und da es gleich nicht in der Na.
tur gegründet ifi. als nur im Abgrunde. da eine Gefialt die andere
plaget. ängfiet. martert und quälet. da das Leben fein eigen Feind ift.
9. Solches lernet auch der untere vom Obern und nähret fich
auch mit Li| und Trug. Geiz und Schalkheit: denn fo er das nicht
braucher. mag er faft feinen Bauch in Gerechtigkeit nicht füllen;
fo meiner die Vernunft. alfo dringer ihn die Gewalt. er müffe mit
' feiner Arbeit und Wefen fieigern. und feinem Nächften wieder fei
nen Schweiß ohne Liebe und Gerechtigkeit abdringen. daß er nur
feinen Bauch füllen möge. Er lernet von dem Obern Schweigen.
Praffen und das“ rechte Viehleben: was der Obere in hbflichen Sitten
-- 230-.

vollbringet, das thut der Untere in viehifchemr fäuifmem Leben und


Sitten; alfo wird Laiter rnit Lafier gewirket„ und bleibet der Teu
fel Fürft auf Erden über Leib und Seele. Wie willft du nun be
fiehen, wenn Gott in feinem Eifer das Verborgene der Menfcbbeic
riihten wird? Da wird eines jeden Dinges urfaelje erfcyeinenl warum
das oder jenes alfo bös ift worden: da wird eine jede Seele über
feinen Verfuhrer fchreien und ihn verfluchen.
10. Eimjedes Ding wird feine urfachen vor ihm fehen und in
feinem Gewiffen fühlen. Wo willft du, Oberer, nunbleibenl fo
dein Unterer Ach und Wehe über dich fchreiet, daß du ihn haft zur
Leiäztfertigkeit verurfachet- daß du ihm haft feinen Schweiß verpran
get„ daß er hat zur Leichtfertigkeit gegriffen? Wie willfi du dei_n
Amt verantworten, da du bift eingefeßet wordem daß du follteft dem
unrecht wehren und den Gottlofen im Zwange der Strafe halten:
und du haft nicht auf feinen gottlofen Weg gefehen, daß du wäreff
dem zuvorkommen: fondern haft nur auf deinen Geiz gefehen', wie
du ihm möchteft feinen Schweiß abdringenz du haft nicht feine Seele
gefuchet, fondern feinen Schweiß und Arbeit. Er hat fon| mögen
fein, als er wollte„ du bifi ihm noch mit deinem boshaftigen Exem
pel vorgegangen, daß er auch auf deine Wege gefehen hat: und fich
an dir vergaffet. Fluchen, Läftern und Troßen ift deine Art gewe
fenx das hat er auch gelernet, und hat "tels Gottes Namen ge
fchändet, das haft du nicht geachtet; du haft nur nach *feinem Gelde
gefehen und nicht nach feiner Seele.
11. So nun das ernfie Gericht Gottes erfcheinetl daß alle
Werke werden in den feurigen Effentien erfcheinen, da dann alles
foll durchs ewige Feuer probiret werdenz was meineft du? werden
nicht folche Werke im ewigen Feuer bleiben? Da wird die arme Seele
fehreien über ihre gottlofe, verfluchle Arbeitf Worte und Werke, und
' wird je einer den andern verfluchen und vermaledeien, daß er ihn
habe zu folchem Uebel verurfacijet; und die Quan( der Falfehheit
wird in der Seele auffkeigen und ihn nngem daß er um fo fchnö
der Ueppigkeit und falf>)er Suche willen habe eine folche große ewige
Herrlichkeit verfeherzet. Alle Läfkerung, aller Spotm alle Höhnerei)
aller Geiz„ Hoffart und Trug wird in der Seele auffieigen, und
eine Quan( wird immer die andere anziinden und wird die andere
nagen, welche der andern hat Urfache gegeben. So wird die Seele
denken, wenn nur nicht diefer Greuel in dir wäre. fo möchtefk du
zu Gnaden kommen. und wenn fie fich wird befchauen und be
trachten, fo wird fie finden 7 wie immer ein Greuel den andern ge
boren hat, und wird fehen, daß fie ein eitel fiinkickjt Greuel vor
Gottifi.
12. Da wird fie fich in die Angfiquaal ins Centrum hinein
fchwingen und Gott derfluchenl daß er fie eine Seele gefehaffen hat:
und je tiefer fie fich begehret zu vertiefen, je tiefer ift ihr Fall, und
-7
....
231
muß doch auf der Stätte ihrer Greuel bleiben. fie mag nicht von
dannen. denn die höllifche Matrix hält fie. und muß fich alfo mit
Angft. Fluchen. Greuel und Bitterkeit fpeifen. und eben mit dem.
was allhier ihr .fxerz gemachet hat. darinnen fie am Ende verzwei
felt. das ift ihre ewige Speife. Alle irdifche Speife und Luft ver
gehet am Ende der Tage. und gehet alles wieder ins Aether z aber
der Wille bleibet ewig fiehen. und das Begehren im Willen.
13. Darum. ihr Eltern und Kinder. ihr Obern und Untern.
merket auf. ihr habet die Mutter der Natur voll Greuel gefchüttet.
der grimmige Zorn Gottes ift* vorhanden.- das endliche Gericht ift
vor der Thür! Gott.will die *Erde mit Feuer fegen. und einem
Jeden feinenLohn geben. die Erndte kommt. dieß Treid befiehet
nimmer. es wird ein jedes in feine Scheune gefammelt werden. Wer
ihm nicht will laffen rathen. der fahre hin; er wird bald erfahren.
was das fiebente Siegel am Eentro mit fich bringet.
14. Wenn fich die Vernunft umfchauec und bedenket. c fo fa
get fie: Ich "ehe doch nichts. daß es anders ift als vorzeitenz darzu
ift die Welt immer bös und gut gewefen. wie es die Hifiorien ge
benz auch fo muß man doch alfo trachten und thun. fonft müßte
einer wohl gar der Welt Narr und Eule fein. auch müßte er wohl
Hungers fterben. So ich meinen Kindern auch nicht Raum ließe.
daß fie der Welt Sitten und Ueppigkeiten lerneten. fo müßten fie
doch ja verachtet fein: und fo ich mich nicht auch mit Pracht und
Hochmuth hervorthue. fo bin ich nichts geachtet; foll ich aber das
haben. fo muß ich ja Lifi brauchen: mit Wahrheit. Liebe und Ge
rechtigkeit werde ich wohl nichts erlangen. Ich muß nur thun als
andere Leute. damit kann ich auch neben andern lebenz foll ich
denn eben allein der Welt Narr fein? Sündige ich-gleichwohl. fo
ift doch Gott gnädig und barmherzig: hat doch Ehrifius die Sünde
und den Tod am Kreuz erwürget und dem Teufel feine Macht ge
nommen-, du kannft noch wohl Buße thun und felig werden. Das
ift der Welt Regul. das treiber der Obere und Untere. der Hirte
mit den Schaafen: das Leiden Ehrifii muß der Smalkheit Deckel
fein. Es will ein jeder ein Ehrift unter Ehrifii Deckel fein. wenn
gleich die arme Seele fihet dem Teufel zu huren. ,Wenn fich nur“
das Maul einen Ehrifien bekennet. und decket feine Schalkheit mit
Ehrifti Purpurmantel zu. da ift alles gut. Wir find alfo ja flatt
liche Maulmrjfien unter Ehrifti Decke. und im Herzen haben wir
alfo die antichrifiifclye Hure zur Herberge fihen.
- 15. O ihr falfchen Hirten Ehrifii. die ihr nur zur Raubthitr _
in Schaafftall fieiget! Was kihelt ihr den Schal? mit Ehrifii Lei
den undTod? Jfi Ehriflus auch ein Schalk gewefen? Sucher das
Centrum Natura. und weifet ihnen den Abgrund im Herzen! Wei
fet ihnen des Teufels Strick. damit wir gefangen liegen. damit fie
nicht fehen auf das verfluchte Wefen diefer Welt. fondern daß fie
--. 232 ,

lernen wider Fleifch und Blut) und wider den Teufel und wider
das gleißnerifche Leben fireiten), daß fie aus des Teufels Hochmuth
ausgehen in die Gerechtigkeit) in die Liebe und Oemuthl Das Leiden
Ehrifii ift keinem nichts nüße) er kehre denn aus feinem falfchen vö
fen Firrhaben um) und thue Buße) und trete in Gottes Bund: _x_:_
dem ifis kräftig und nüßez die Heuchler fiihren das zum Schein)
daß fie Ehrifii Namen haben z aber fie fiihren damit den Namen
Gottes unnüßliä)) und follen davon ernfte Rechenfmaft geben.
16. O ihr antichriflifchen Hirten des neuen Ordens) die ihr
das Leiden Ehrifii mit falfcher Heuchelei) Menfwengunfi zu gefal
len) und um eures Abgotts des Bauchs willen dem Heuchler und
falfchem Truger überdecket) der doch nur ein Scheinchrifi ift: wie
wollet ihr das verantworten) wenn Chriftus feine Schaafe wird von
i!
euch fodern) und ihr habet ihm wiffentlicl) Wölfe unter feinen Pur
purmantel gefiecket) darinnen der Teufel wohnet? Warum beißet
ihr die Nuß) darinnen der Kern und das Herz lieget) nicht auf)
und faget dem Ober-n als dem untern feine Greece( an? Seid
ihr Ehrifti Hirten) warum thut ihr nicht als Ehrifius) der Jeder
mann die Wahrheit unter Augen fiellete? Er zerfchellete und hei
lete) nicht um Gunft und ,Fernandes Anfehen willen) fondern nach
feines Vaters Willen: das gebuhret Ehrifii Hirten auch zu thun.
17. O liebe Vernunft) du gehefi wohl weislici) auf diefer Welt
Straße) was den äußern Leib anlangetz wo bleibet aber die arme
Seele? Ifi fie doch in diefem Leben nicht daheim) es ift nicht ihr
Vaterland. Was hilft dichs) daß du eine kleine Weile Wollufi trei
befi mit ewigem Sweden? Oder was ift es) daß du deine Kinder
eine kleine Weile in diefer Welt läffefi einherprangen) und haft
Wohlgefallen daran) wenn fie den Elenden verachten) und verliereft
fie hernach ewig? Du meinefi) du liebeft fie) und thuefi ihnen
wohl: wenn die Welt ihre Lift) ueppigkeit und Falfazheit oder
Schalkheit lobet) das gefällt dir wohl; aber der Teufel nimmt das
an) und du bifi deiner Kinder Mörder) du bifi ihr größefier Feind.
Denn die Kinder fehen auf die Eltern: wenn den Eltern ihre Pof
fen gefallen) fo treiben fie diefelbe defio mehr und find defio eat)
ner; fie fchreien am jitngfien Gericht über ihre Eltern) daß fie die
nicht haben von ueppigkeit und gottlofem Leben abgewandt in Zucht
und Gottesfurwt. *
18. Haft du dein Leben und deine Kinder lieb? ,So verliere
fie in diefer Witt Bosheit) daß fie nicht darinnen feien) fo wirfi
du fie fammt deinem Leben im Himmel wiederfinden) wie uns
Ehrifius lehrer: Wer fein Leben lieb hat) der wirds verlieren; wer
aber fein Leben) fein Gut und Ehre um meinetwillen verlieret) der
wird es im Himmelreich finden. Item: Wenn euch die Welt ver
achtet) verfolget und haffet um meinetwillen) fo freuet euch alsdann)
euer *Lohn ifi im Himmelreict) groß. Item: Was hilfts dem Men
*- 233 x

fihen. daß er hie zeitliche Ehre und Wollufi hat. und verlieret aber
feine Seele? Da dieß Leben dos; nur einen Augenblick wahrer ge
gen der Ewigkeit zu aäpten.
- 19. Lieben Kinder in Ehrifio. fehe ja ein jeder zu. in was
Acker er allhie wächfet. Es ift nicht zu harten auf Befferung des
Lebens. fondern heut. wenn die Stimme Gottes fcballet.. fo gehe
ein Jeder in fich felber und fuafe fich! Niemand fehe auf den brei
ten Weg der Welt. er gehet in den Abgrund zu allen Teufeln.
Denn der Weg zum Himmelreici) ift fehr fcbmal und enge; der hinein
will. mag nicht verziehen. bis ihm der Teufel die Thür gar verrie
gele. Er muß niäzt auf den Lauf der Welt fehen; er muß fchleihts
in fich gehen und fich fumen. Es wird kommen. daß er meiner.
er fei allein auf der Bahn: aber Gott hat_immer feine Siebentau
fend beim Elia neben ihm. die er nicht kennet. Denn ein ernfier
Ehrifi kennet auch fich felber nicht: er fiehet nichts als feine uncu
gend. in' welcher der Teufel gegen ihn ftreitet. das ifi immer _vor
ihm; aber feine Heiligkeit kennet er in diefer Welt nicht. denn Ehrf
fius verbirget die unter fein Kreuz. daß fie der Teufel nicht fiehet.
Darum feid wacker und munter allezeit. und widerfiehet dem lifiigen
Teufel. auf daß ihr ewig lebet! Amen
*ir*

D'.

*- Das 16. Kapitel.


Vom Beten und Fafien. und rechter Zuberei
tung zum Reiche Gottesz was das Beten fei
oder verbringe; was feine Kraft und endlicher
Nuh fei.
Der rechten wahremeinfältigen Ehrifienheit zum Un
terricht und zum Trofte. und uns felber zu fteter Auf
weckung. daß wir mögen würdig werden. zu hören die
Stimme des edlen Bräutiga-ms. der feine Braut ru
fet. und fie heimfirhren will. z

Die gar fehr liebliche Pforte.

Ein hungeriger Geift. der abgemattet und ermiidet ifi. der ift
begehrend der fiiilen Sanftmuth und der Ruhe. daß er möge aus
der Quaal des Treibers ausgehen. und möge fich erfättigen mit
*- 234 ..*
einec Sanftmuth und Stille. und dann mit dem. das feines Le
bens Begehren ifi. davon er feinen Leib erhält.
2. Alfo. mein liebes Gemirth. du bift erboren aus der ewigen
ftillen* Sanftmuth. du warefi in Gottes Weisheit vor den Zeiten
der Welt; die Sanftmurh der Liebe Gottes war deine Quali. und
warefr ein fruchtbarer Reben in deiner fiillen ewigen Mutter. da
du noch nicht zu einem Geifie gefchaffen warefr, Betrachte dich.
wie du jetzt in fo großer Unruhe bifi; du bift hungerig ohne Maa
ßen. dichdinfier immer nach deiner Mutter Speife und Quali.
Ach wenn doch die Zeit der Erquickung käme! ächzer und wimfchet
die arme Seele. Ein Tag klagets dem andern. der Morgen dem
Abend. und die Nacht verlanget nach dern Tage; und ift doch des
Treibers halben kein Stätte noch Ruhe für die arme Seele. Der
Treiber-greifet ihr bisins Maul: und ob fie fich verbirget. fo fin
det fie doch keine Stärtexnocl) Ruhe bon der Quaal ihres Treibers.
Das treiber fie für und Für. bis fie finder ihrer Mutter Schooß.
darein leget fie fich. und ifi ihr als einem. der aus einer großen
Schlacht entronnen war. der fein Haupt nicht gern aufheber vor
Furcht des Feindes. -
3; Meine lieben Kinder in Chrifio) und alle die ihr euch in '
Chrifio zum Himmelreich ergeben habt. *ihr Auserwählten in Chrifio:
alfo gehets unferer Seele. in folcher großen Unruhe fiecket unfere
Seele. Gleichwie ein Kriegsmann in der Schlacht. der immer des
Todes gewärtig ifi. da ihn die Feinde auf allen Seiten drängen
und auf ihn zufchlagen. und immer feinen Tod begehren; oder wie
einem ifi. der in eine tiefe See fället. der da 'fchwimmer. und fie.
her kein Ufer. und wartet immer des Todes. da ihm das Waifer
ins Maul gehet. der ächzet und begehret der Hillfe von oben her
ab; odec gleich einem. der in eine tiefe Grube fället. da keine Ret- '
tung erfehen wird. der wartet auch der Hirlfe von oben herab: alfo
gehets auch der armen Seele. Sie ift i-n einen finftern Kerker ge
fallen. und fchwimmer in einem gefährlichen tiefen Waffer. da fie
auf allen Seiten mit Feinden umgeben ifi. die alle auf fie zufchla
gen. Ein jeder will fie ermorden. und fie fiehet keinen Helfer um
fich; wenn fie gleich Leib. Blut und Fleifch. fowohl Mark und
Bein durchfuchte. fo find es doch alle nur ihre Feinde. die fie auf
den Abgrund zu fiihren.
4. Der Geifi diefer Welt in Fleifch und Blut zeucht fe und
beuget fie zur Grube in der Tiefe des Waffers. und will fie im
mer erfäufen. denn er will nur fein thieriffb Leben erhalten und
pflegen: fo zeucht fie der Teufel auch mächtig hinunter in Abgrund.
und will* fie in die ewige Angfiquaal ftirrzen; und fo fie fich weh
ret. fchläger er auf fie mit hbllifclyer Angfr. daß fie folle verzweifeln
und fich felber in Abgrund fiitrzen. Da hat fie keinen Errerter
bei fich noch um fich. -kann auch keinen erdlicken. bis fie fich uber
x -235
fich in die Liebe und Barmherzigkeit Gottes f-:lkxvinget: da fie dann
alles muß verlafiem was in ihrem Haufe ifi, und muß fich durch
winden.als ein Geift ohne Wefenz das ifi, fie muß aus allen Sin
nen und aus dem Gemirthe mit ihrem Willen ansfahren in die
Barmherzigkeit Gottes, in die erfte urkundliche Mutter, da fie nur
ein Saame war vor der Welt Schöpfung. * ' .
5. und wenn fie dahin kommt, fo findet fie, daß dafielbe
Wort. das fie fchuf, ifi Menfäp* worden: da hinein fchwinget fie
fich, und iflec von derfelben Menfchhein als von einem reinen und
neuen Leibe , in welchem keine Quaal der_Anfeindung i|„ fondern
nur eine fanfte, reine, begehrende Liebe. Alida wird ihr Wille von
Gott angenommen, und der heilige Geifi fähret in ihren Willen
und bringet der armen gefangenen Seelen himmlifche Labfal, daß
fie ifiet vom Fleifche des ewigen Worts ihrer urkundlichen Mutter,
und trinket vom Wafier des ewigen Lebens, darinnen fie vor der
Welt nur ein Saame war. Da findet fie die Stätte ihrer Ruhe,
und kühlet damit ihre Flammß und ruhet in ihrer Mutter Schooß,
denn fie' gehet ein in das Land der Lebendigen, und der heilige
Geift führer fie aus dem Kerker, und fie ifiet an Gottes Tifchw
und fihet unter den Kindern der Liebe, Ach. -wie ift fie fo demü
thig„ daß fie der heilige Geift aus dem Streite des Krieges erldfet
hay da hat Gott ein recht gehorfam und demiithig Kind an ihr!
6. Alfo gehets mit der Seele, welche aus diefem Jammer zu
Gott eindringen oder welche mit Erledigung des irdilchen Lebens zu
Gott einfahret, daß fie des; eiberslos wird. Weil denn dem ge
wiß alfo ifi- und wir den eg erkannt, haben, fo wollen wir re
den, was wir wiffen. und zeugen von der Wahrheitz denn Ehrifius
fprictzt auch: Mein Vater will den heiligen Geifi geben deni-n,_die
ihn darum bitten; kein Sohn bittet den Vater um ein Eil der ihm
einen _Scorpion biete, oder ums Brot , der ihm einen Stein biete.
Bittew fo werdet ihr nehmen; fnchet„ fo werdet ihr finden; klopfet
anz fo wird euch nufgetham fpricht_ Ehrifins. Luk. 11» 9-12.
7. Wenn fich das Herz und Gemiith mit allen Sinnen in
einen Willen rafiet, daß es will vor Gottes Barmherzigkeit koni
men- und reuet feiner Mifiethah und nimmt ihm gänzlich fü»
Gottes Liebe und Barmherzigkeit zn frechen, fo ,heißt es: ehe fie rn:
few f0 habe ich fie erhbret: wie beim Daniel zu fehen, da der En
gel zu ihm fagte: Da du dich kafieietefi, und anfingefi zu beten
für deine und des Volks Sünde. brachte ich dein Gebet vor Gott.
und ging diefer Befehl aus. Dan. 9, 23. Lies die Hifiorie von
Tobia, was Beten, Fafien, und fich zum Reich Gottes Bereiten
vermag: Summa, die heilige Schrift ift voll davon. -
8. Siehe an das Gebet Chrifti, wie feine menfchliche Seele
in Gott feinen Vater rief und dasVervum Domini in ihm auf
weckete, wenn er wollte große Wunder thun, fonderlicl) beim Lazaro,
- 236 *
iz * F

welchen er vom Tode aufweckce, da ächzete er zu feinem Vater,


und erweckete Centrum Naturä, und das Wort im Centro Natura
auf dem .Kreuz der Dreizahl: allda ging der heilige Griff in feiner
Seele aus„ und das Word welches ihr erwerket war, hatte den hei
ligen Geifi, Da dankete Chrifti Seele feinem Vaten der fie erhö
ret hatte, und fprarh in Kraft des Works zum todten Lazaro: La
* zare, komm hervor! Alida fahr man die .Kraft des Works in der
Seele„ daß der Todte mußte aufftehen, welche Kraft die Seele
Chrifti43mit feinem Anklopfen hatte eröffnet und erwecket. Joh.
1 x . *
9. Ihr follet wiffem daß Lazarus ift von innen erwecket wor
den, und wir allefammt werden am jiingften Tage die Stimme
Gottes von innen im Centro der Seele hörenz denn das Wort mit
der Dreizahl wohnet im Centro darinnen auf dem Kreuze, und das
fchallet heraus, und wecker den Leib der Effentien auf. Denn die
Seelen der Menfchen find allefammt als wären fie eine Seele. denn
fie find allefammc aus einef Seele gezeuget wordem darum werden
fie alle die Stimme der Menfwenfeele in Chrifio hören, und auf
fkehen mit ihren Leibern. '
10. Wenn wir nun zu Gott-betem fo erhöret Gott unfere
Seele in uns felber im Centro: das ift, die Seele dringet mit ih
rem bußfertigen Willen aus dem Centro der Angfie aus der Hölle
Abgrund, und auch aus dem Geifte diefer Welt aus ins andre
Pcincipium in Gott, welches auch in der Seele ifk, denn es find
alle drei Principia in der Seele„ als zwei ewig» und dann das
zerbrechlime, welches den Tod diefer Alt machet. *
11. Alfo verfteher uns theuer: Gott der Vater beweget fich
nicht , allein der heilige Geift beweget fill). wiewohl uns das auch
nichts hiilfe: allein das Worm welches unfere Seele gefehafien hat,
if't Menfch worden, das hat den heiligen Geift in fiel» und der gehet
vom Vater im Worte aus, und entgegnet dem anrufenden Gemü
the und Willem und eröffnet fich von innen heraus in der Seele;
denn der äußere thierifche Leib ifi des heiligen Geiftes nicht werth„
daß er fich in dem eröffner als es don) zu Zeiten bei den Heiligen
gefchiehew daß er aus der Seele ins äußere Principium ausgehen
da der Leib triumphireß und weiß vor Freuden nicht, wie ihm ge
fchjehet. *
12. Aber in der Seele neuem Leibe in Chriftor wenn fie
Chrifii Leib kriegt. da wohnet der heilige Geift innen: und wenn
dann der Teufel kommt und will die Seele von unten in dem er
fien Principim im Centro der erfien vier Gefialten zum Feuerquaal
anfechten, fo dringet der Wille der Seele ins Fleifch Chrifti, ins 1
andre Principium in fiä) hinein, da wird fie gefänftiget und erlö
fet, und muß der Teufel hinunter; denn das Leben fchme>et ihm
nicht. Noch ifi er fo troizig, und ficht die Seele an, fo oft er
. '
- 237 -
nur fiehet. daß fie ficher ifi. oder fich ein wenig mit Falfchheit be
fgdet: er fuchet immer Gelegenheit. ob er möchte fein Neff offen
nden. ' '
13. Darum. lieben Kinder. fo ihr betet. fo denket ni>)t. Gott
wohne fern von euch. er höre euch nicht und fehe es nicht; es ift
ein falfcher Wahn. Der wird nicht erhörer. der nicl)t in Gott will
eingehen. der in feiner Bosheit bleibet fiecken. und _hat den Schalk
in der Seele. der da rufet. Gott folle feine Worte von ihm von
außen annehmen. und er behält den Schalk in der Seele. der fpot
tet Gottes, Gott wohnet nicht im Aeußern. denn das Aeußere ift
der thierifcije Sternengeifi: er wohnet im Innern in fich; das äußere
Wefen ift nur eine Figur und Gleichniß von Gott. Wohl i| es
Gottes. und aus dem innern Centro ausgeboren. ausgefprochen
durchs Verbum Fiat; aber es ift nicht das Wefen der Dreizahl.
welches ein Wefen und Geift in einer Dreiheit ift. über die Natur.
und wohnet doch in der Natur in fich felber. der Natur unbegreif
lich. gleicl)wie der Wind und das Licht nicht wird vom Feuer er
griffen. und ift doch des Feuers Geift. Glanz und Leben. .
14. Alfo wenn du willfi beten. fo räume den Greuel aus dei
ner Seele. und gehe in dich felber: das ift. K mußt dem Greuel
* gram werden. und einen Willen in deiner Seele fchöpfen. daß du
folcl)en Greuel nicl)t mehr willft in dia) laffen; du mußt auch mit
deinem Willen nicht im Greuel bleiben fiecken und verzogen; denn
wenn du verzageft. fo finkeft du unter dich in Abgrund. Nur
denke. daß es Gottes lieber Wille ifi. daß du durcl) die Gewalt
hindurch dringefi. und läffeft den Greuel dem Teufel auf dem Halfe.
und kommeft ganz demüthig bittend als ein fündig Kind zu ihm. .
Er ift der Vater des verlornen Sohns. Lui. 15. 11. du haft deine
Schönheit und Gerechtigkeit mit dem Teufel und mit der antichrie
ftifchen Hure berpranget. du bift unter den Sauen zu Babel. naeh
dem du dein Gut ducehgebrachr. fo haft du Treibern mit den Sauen
gefreffen) du bift nacket und zerlumpr. und bift nicl)t werth. daß
du fein Sohn heißefi. Siehe. diefes bilde dir ein. denn es ift
wahr. und komm alfo mit re>)ter Umwendung aus dem Kothe von
den Sauen zu unfern. alten lieben Vater. und bitte um Gnade.
er wolle dich boch zum Taglöhner in feinem Vorhofe machen: be
kenne ihm. daß du übel gethan. und nici)t werth bift. daß du fein
Sohn heißefi.
15. Siehe. du liebe Seele. merke es doch. es ift die rheure
Wahrheit: wenn du alfo in dia) gehefi. und fucheft deine Greuel.
und fieheft des Teufels und der Welt Treibern. die du lange Zeit
gefreffen haft. und erinnerft dich Gottes und feiner Barmherzigkeit.
fo kehre ja nicl)t wiederum in Säufrall. und fprieh ja nicht: Ich
fchäme mich meines frommen alten Vaters. ich darf ihm nicht un
ter Augen treten vor großem Sport und Greuel. denn ich war ein
. /
» 238
herrlicher Sohm und bin nun ein nackender Säuhirtez fondern
denke, daß fich dein Vater eben fowohl um dich (als um feinen ver
lornen Sohn) bekümmert, als du um feine Gunft und Liebe, die
du muthwillig verfcherzet haft. Faffe dir nur einen freundlichem
. demiithigen, unterthänigen, gehorfamen Willen, und komm, gehe von
den Sauen auch laß die Treibern der Welt fiehen, laß fie die Säue
freffen und fich felber weiden! Gehe du in dich, und klopfe an dein
böfes Herzf brich durch Tbüren und There ein; und wenn gleich
alle Säue und Teufel um ihren Hirten heuleten, fo komm du zum
Vater mit folchen Gebärden und Worten, die du nicht darfft fchmü
cken, wie fie fein follen, und ob du gleich nicht mehr als des
armen ZbllnersWorte hättefi, es lieget nichts an dem; Nur ern
fter Befkand ohne Nachlaß: und follte die Hölle zerfpringem und
Leib und Seele vergehenl '*0 fiehe ftillf und gehe nicht wieder aus
der Thür des Vatersz fobald du wirft die Thür aufmachen in dei
ner Seele, und wirfi aus dem Koch gegen den alten Vater gehen,
daß er dich nur erkenne, daß du fein Sohn bi|„ daß du zu ihm
eingewandt bift, fo faget er: Das ift mein verlorener Sohn, um den
fich mein Herz hat bekümmert, und ift in die Menfchheit eingegan
gen in diefe Welt, ..d hat ihn gefuchetz ißt habe ich ihn gefunden.
Da fchicket er ihm den heiligen Geift entgegen, und fällt ihm freund
* lich um_feinen Hals„ und nimmt ihn mit Freuden ani und fiecketf
ihm zum Zeichen feiner Liebe das Siegel und den Ring der heili- '
gen Dkeieinixfkeit im Leiden und Tod Ehrifii an .feine Hand der
Seele: da dringet er die holdfelige Jungfrau feiner Weisheit, das
neue Engelskleid, als das Fleifch Chrifii, und zeuchts der Seele
anz und müffen fich alle Knechte Gottes, als die heiligen Engel im
Haufe des Vaters, erfreuen, und mit dem verlornen Sohne fröhlich
fein. Da fchlaciztet der alte Vater ein gut Kalb, und fpeifet den
Sohn auf feinem Tifche der himmlifcizen Wefenheit mit der Kraft
und mit dem Fleifche feines gehorfamen Sohnes Chrifti, und trän
ketj ihn mit dem Waffer des ewigen Lebens im Blute Ehrifii, in
der' erften Mutter, daraus die Seele ift _erfchaffen worden: und ifi
Freude im Himmel vor neunundneunzig Engeln oder heiligen See
len„ die bei Gott find. daß abermal ein lieber Bruder ift in ihre
Gefellfchaft kommen, ' '
16. und obgleich die eigene Werkheiligkeit, als der ältere
Sohn, der immer in dem antichrifiifmen Haufe umhergangem da
wider murret und.grunzet„ und rithmet fich feines Gehorfams und
feiner Mühe und Arbeit, die er in Gleißnerei hat zugebrachtz dare
nach fraget der Vater nicht, der neue Sohn gefällt ihm beffer als
der im Haufe: denn der im Haufe ift ein Neidiger, und willnicht
himmlifcize Freude mit feinem verlornen Bruder haben. Er mei
net„ er habe das Erbe allein, das Himmelreici) fei feinl er habe es
verdienet: und fei nicht aus dem Haufe gegangen, 'ihm gedichte der
- 239 -
'Schlüffel zum Schahe. jener fei nur einSäuhirte: das irret den
i Vater nichts. er ifi mit feinen Knechten. den Engeln und heiligen
Seelen. fröhlich. und läffet den Zürner. der nicht will himmlifclje
Freude mit feinem Bruder haben. hingehen in die Zorngrube des
Teufels. und er ift mit feinem Kinde 'fröhlirhz dieweil aber der
Gleißner zürnet. und das Abendmahl des Vaters verachtet. fo ge
neußt er auch nicht der himmlifchen Freuden. '
17. Höre. du römifcher Papfi und du römifcljer Kaifer. was
zürnefi du mit uns armen verlornen Söhnen in Deutfchland. die
wir zu unferm erften rechten alten Vater eingehen? Will er uns
doch gern haben! Vift du unfer Bruder. warum grunzeft du denn?
Bifi du Papft im Haufe. fo fchaue und fei des Vaters gehorfamer
Sohn. und freue dich mit dem verlornen Sohne. wenn er aus dem
Antiujrifi zum Vater gehet! Wirft du das nicht thun. fo mußt du
ewig zürnen und mit uns verlornen und wieder lebendigen Kindern
keine Freude in Ewigkeit haben. fagt der Geift der großen Wunder.
18. Oder. du anticljrifiifäjer Wolf. was zürnefi du. wenn der
Vater einen Säuhirten zu einem lieben .Kinde annimmt. und giebt
ihm den Siegelring Myfierium Magnum? Meineft du. du haft
recht. ob du gleich auf einer Academia bift geboren. und der Hirte
im Felde bei den Sauen. wie du fie achtefi? an denen doch die
größefien Wunder erwecket werden übendeine gleißnerifche Vernunft.
Schaue zu. regiere recht im Haufe deiner Academia! Wir haben
einen Wächter hören fagen: Rein ab; die Stadt Babel ift gefal
len) fchaue. daß du nicht in Babel werdeft ergriffen. denn fi bren
net im Feuer. Tui-ba Magna willfie ausfpeien. es ift kein ande
rer Rath. als nur allefammt mit dem Stiuhirten zum Vater zu ge
hen. und* ihn um Gnade zu bitten; fonft wirft du erfahren. was
diefe Feder gefchrieben hat. aus welchem Geifte es gefloffen und
eröffnet ift worden. '
19. Als Ehrifius von dem Mondfücljtigen die „Teufel austrieb.
fprachen feine Jünger zu ihm: Meifter. warum konnten wir fie
nicht austreiben? Da, fprach Ehrifius: Diefe Art ftihret nicht aus
als durch Fafien und Beten. Match. 17. L1. '
20. Lieben Kinder. Brüder und Schwefiern. laffet euch doch
rathen. denn die freundliche Liebe Gottes des Vaters in feinem Her
zen. welcher um unfertwillen ift Menfth worden. hat fich in der
Krone des Geifies diefer Welt erhoben. und rufet uns: es jammert
feine Barmherzigkeit. daß wir dem Zorn in Turba Magna find
heimgefallenz er fchicket dir iht viel Boten. und rufet dich in feiner
Stimme. und wird dir der noch mehr fchicken. Warum höhnefi
du fie und tödtefi fie? Prüfe fie . ob ihr Geift aus Gott geboren
fei? ob fie den eigenen Weg des Vauchs im Antichrifi fachen?
Wahrlicl) es ift die Zeit. vom Schlaf zu erwachen. es wird kein
Scherz hernath folgen: ihr dürfetnieht alfo fcherzlicl) mit dem
- 240 -
Sclyliiffel- des heiligen .Geifies umgehen, und Schlicfie vom Glau
ben machen nach eurem Wahn', es will nicht gefrhloffen feinf fon
dern mit rechten. Ernfte, als gehorfarne Kinder Chrifii erwecket fein.
21. St. Paulus fngte nicht zu feinem Junger: Disputire vom
Geheimniß Gottes; fondern: erwecke die Gabem die in dir find.
*2. Tim. 1„ 6. Es thuts keine eigene Wir, viel weniger die Hof
fart der hohen Schulen, welche "ie doch mit Gleißnerei unter des
heiligen Geiftes Mantel verdecken. Was fchließet ihr vom Leibe und
von der Perfon Chrifii? Habt ihr die Gewalt? Ift es euch nicht
Myfterium und verfiehet nichts darinnen, ihr werdet denn in Chrifio
neugeboreu. Könnet ihr mit euren irdifchen Augen in Himmel fe
hen, wo Ehrifius ift? Sager er nicht: Siehe„ ieh bin bei euch bis
an der Welt Ende? Matth. 28, 20. Ift er bei euch„ was fehet
ihr euch denn auf feinen Stuhl, und verleugnet feine Gegenwart?
Seid ihr nicht Pilatus, der Chrifiuin urtheilet? Von wem habt
ihr die Machw daß ihr Smlüffe machet? Seid ihr feine Herren.
fo feid ihr nicht Kinder: fehet zu, daß ihr nicht der ältere Sohn im
Haufe feid, welcher fich um das Erbe reißet und um die Gewalh
und bleibet doch nur ein fiolzer Mnrrer und Ziirner wider den
Vater.
22. Ihr lieben Kindern wahrlich es thuts nicht, alfo einen
folchen Weg zu gehen. Chrifius fprach zu feinen Iüngern, als er
die Teufel vom Mondfiichtigen austriew welches die Jünger in ih
rer eigenen Vernunft nicht konnten thun: diefe Art fähret nicht
aus *als durch Faften und Beten. Marc, 9, 29. Lieben Bric
ber„ ihr werdet den Teufel nicht von uns treiben, wenn ihr nicht
Chrifium bei euch habt: eure Kunft- und Vernunftfchlüffe thun
nichts„ als daß fie von Gott ausgehen in einen eigenen Willenz _
wir miiffen fafien und beten, daß wir nicht in Anfechtung und in
unferer Vernunft in die Stricke und Netze des Teufels fallen.
Match. 26, 41. Denn der Teufel hält der Vernunft immer fein
Netz fitrz wer dai-ein fällte der meinet, :er fei in Ehrifii Fifclyha
men gefangen l aber er ift in des Widerchrifis Heimen gefangen.
.Keine Vernunft begreift nichts vom Reiche Gottes, als nur die
Hiilfez die Kraft bleibet der Vernunft verborgen; fie fei denn in
Gott geboren, fo gehet die Vernunft als ein brennendfFeuer in
Gottes Geifie: aber der Geiff läffet fie nicht in die Höhe, fondern
er beuget fie zur Erde, denn er weiß den Kriegsmann gegen fie.
Es gehöret ein wathendes Leben darzu, das fich kafieiet, und nicht
mit dem fleifchliwen wollüfiigen Geiffe diefer Welt überfciziittet,
nicht ein immectrunkenes volles Leben. Denn fobalb die Seele
mit der Kraft des irdifäzen Geifies entzündet wird„ fo tritt der Griff
Gottes in fein Principiutm und ift die Seele vom Griffe diefer
Welt gefangen, und kriegt der Teufel einen Zutritt zu ihm; fo
wird feine vorhin in Gott erkannte Wine in die äußere Vernunft
z i
2
**
241 d

verwandelt. So meiner der Menfch. es fei noch Gottes Geift. O


nein. Frißz das Gefiirn. weiches im Geifte Ehrifti muß ruhen. das
liiftert auch. ein folch Herz und Seele zu befisen. wo Gottes Geifi
ift gefeffen. denn es fehnen fich alle Kreaturen nach der Kraft Got
res, Aber das Gefiirn..obs gleich in Tempel Ehrifii kommt. trei
bet nur das feine. was in feinem Vermögen ifiz es weiß nichts
von göttlicher Weisheit. es hat eine Weisheit und ma>)et den Griff
diefer Welt: wohl hats :große Kunft. denn Myfierium Magnum
irdifcl) und elemenrifcl) lieget in ihm; aber den Schliiffel zum Prin
cipio der Freiheit Gottes außer der Natur hats nicht. denn es hat
Anfang und Ende. und fiehet nicht weiter. es machet und fuchet
nur ein gleißnerifcl) Leben. -
23. Darum laffet uns nicht fiolz und ficher fein. und uns
nicht auf Kunfi verlaffen. viel weniger auf den Bucl)fiaben. denn
fein Geifi ifi uns ohne Gottes Geift verborgen. Wir haben Got- _
res Willen in der heiligen Schrift klar. aber ohne Gottes Geift
haben wir nur eine Hülfe und todtes Wortz Gottes Geift erwecket
erft das lebendige Wort in uns. daß wir den Buchfiaben und das
gefchriebene Wort verfiehen. Das weifet fich genug aus. daß die'
Kunfigelehrten nur Buchfiabengelehrte. und nicht von Gott Gelehrte
find. fonft zanketen fie nicht um Ehrifti Ehre und Lehre. fie witr
den fonft ni>)t alfo um den Kela) Ehrifii tanzen. -
24. Wenn gleich Taufende von Gott-Gelehrten. welche im Geift
Ehrifti erboren find. bei einander waren. und da ein jeder eine fon
derliche Gabe und Erkenntniß in Gott hatte. noch wären fie alle
in der Wurzel Ehrifti einig. und begehrte ein jeder, nur die Liebe
Gottes in Ehrifio. Welcher Junger wird fich iiber feinen Meifier
erheben? Sind wir in Ehrifio ein Leib. was darf dann ein Glied
mit dem andern zanken um: die Speife? Wenn der begehrende
Mund iffet. fo empfahen alle Glieder Kraftz ein jedes Glied hat*
feine Gefcluifte. die Wunder Gottes zu eröffnen. Wir fuhren nicht
alle ein Wort. aber einen Geift in Ehriftoz einem Jeden wird fei
nes zugetheilet. was er in Gott eröffnen foll. auf daß die großen
Geheimniffe Gottes offenbar werden. und die Wunder. fo von Ewig
keit in feiner Weisheit find -erfehen worden; zu welchem Ende die
Seele von Gott ward gefchaffen.
25. Ich weiß. und der Geift zeiger mirs. du anlichrifiifcher
Sophifi wirft mir vorwerfen. daß auch in den Apofieln fei Streit
um Ehrifti Worte gewefen. Ia freilich. es ift des Satans Mei
fierftiick gewefen. Ehrifii Junger. und wieder _ihre Jünger zu fich
ten. fobald fieficher gewefen; fie find eben Menfchen gewefen als
wir. und ift je einer ficirker im Geifie gewefen als der andre. nach
dem fie fich felber gefuchet und in Gott ergeben haben. Denn fie
haben unter böfen Menfchen gelebet. und haben fich oft miiffen in
die Welt fthicken. und haben dem Schwachen milffen Milch zu
l7. 16
- 242 -
trinken geben. an welchem fich oft die Andern in ihrer Vernunft
gefioßen. und fich enteifert haben. und einander darum gefirafet;
als folches beim Eornelio zu fehen. da Petrus zu den Heiden ein
ging. und die andern Apofiel meineten. das Reich Gottes gehöre
nur Ifrael. Actor. 11. 2. _
26. Ihr follt wiffen. daß Gottes Liebe fo demfithig ift. daß
fie auch. wenn fich die Seele darinnen entzündet. der Seele unter
thcinig ift. Aber deß foll fich keine Seele freuen. fondern in die
Liebe Gottes verdemitthigen. und ftets aus ihren Begierden ausgehen.
auf daß der Geifi Gottes in ihr lebe. und fie ihm nachfehe. Es
wird der Seele zugelaffen. daß fie effect; aber beffer thut fie. daß
fie in Sanftmuth wandelt. -in welcher fie in Kraft der Majeftät
einhergeher. und ift gar ein liebes Kind. Was hilft michs. daß
ich Feuer 'über meinen Bruder ausgieße und entzirnde mich nur
auch darinnen? Es ift feliger. unter dem Kreuz in Geduld blei
ben in Sanftmuth. als Feuer born Himmel bringen. Ehrifius ift
kommen zu fuchen und felig zu machen. das 'verloren ifi. nicht daß
er Zorn iiber uns erwecke. fondern daß er uns helfe aus dem Ra
chen des Teufels; und hat uns in ihm wiedergeboren zu einer le
bendigen Kreatur in Gott. und hat uns geführet durch feines Va
ters Zornfeuer. Er hat uns *die Bahn gebrochen. daß wir ihm
follen in Liebe und Sanftmuth nachfolgen. als die Kinder ihren
Eltern thun follen: darum lehrer er uns treulich. was wir thun.
und wie wir beten follen.
27. Das Gebet. fo er (Ehriftus) uns gelehret hat. ift eine
Unterweifung' und Lehre alles deffen. was wir tl)un und laffen. und
was wir von Gott bitten und warten follen: und wird allewege
,nach den dreien Principien recht verfianden. welches wir allhier eine
kurze Anleitung. geben wollen; wiewohl es fiel) nicht laffet umfchlie
-ßen. denn der Geifi hat die ganze Ewigkeit. 'fowohl die Natur und
alle Wefen darinnen begriffen. daßes alfo keine Zunge genug deu
ten kann: je mehr man das betrachtet. .jen-.ehr wird darinnen be
funden. Jedoch wollen wirs wagen. und dem Lefer eine Anlei
tung geben. nicht 'den Geifi zu binden. denn es gehet einem jeden
in feiner Seele auf. nachdem ihm eine Kraft aus Gottes Wundern
gegeben ift.
28. Und alfo ifts au>) mit dem Eoangelio: es laffet fich an
keine Auslegung binden; je mehr man darinnen fuchet. je mehr
findet man. denn der Geifi Gottes ifis felber. der uns *lehrer recht
beten. er vertritt uns auch felber in Gott. Denn wir wiffen nicl)t. _
was wir rederrfollen: unfer Wandel ifi nur im Willen. daß wir
uns in Gott ergeben. Gott der heilige Geifi machet felber das
Grünen und Auswachfen durch fich felber in Gott. er treiber »die
Blume des neuen Leibes der Seele aus dem Centro Gottes durch
die Seele aus. daß alfo die Frucht des ewigen Lebens aus der Seele
q.
....
243

Leibe auswcichfet mit den vielen Zweigen und fchöner Frucht, und
fiehet als ein herrlicher Baum in Gottes Reiäyez daß, wenn wir
betem fo effen wir mit der Seele von vielen himmlifchen Früchtem
welche alle aus der Seele Leibe„ als aus einem himmlifchen Acker,
find ausgewachfen: und davon iffet die Seele im Gebete wieder»
und ift ihre Speife an Gottes Tifche. Alfo iffet fie vom Verbo
Domini, davon Ehrifius fagete: Der Menfch lebet nicht allein vom
Brot, fondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund
Gottes ausgehen
L9. Einen gar hohen und trefflichen Verfiand giebt das Va.
ter unf er in der Naturfprawe: denn es fpricht aus die ewige Ge
burt, auch alle drei Principia, fowohl den kläglichen Fall des Men
fchem und zeiget ihm die Wiedergeburt in Ehrifioz es weifet ihm,
wie er thun und fich gebärden folie, »daß er wieder in die göttliche
Einigung komme, und zeiget ihm, wie ihm der Geift Gottes fo
freundlich entgegnet. Weil wir aber fchwer möchten zu verfiehen
fein , fo wollen wir.nur einen fummarifcizen Inhalt und Verfiand
fehen, und fbrder das Werk der hbchften Zunge, dem Geifie _Got
tes in jeder Seele empfehlen: und mag doch wohl in einem eige
nen Tractat davon gehandelt werden nach der Länge, fo der Herr
uns folches zuläffet. Maith. 6, 9-- 13. -e
30. Wenn wir fagen: unfer Vater im Himmel: fo
erhebet fich die Seele in allen dreien Principien, und aneignet fich
in base daraus fie ift gefchaffen worden. Das verfiehen wir in der
Naturfpraaze gar fcharf und eigentlich: denn Un ift der ewige
Wille Gottes zur Natur; Ser hält inne bie erfien vier Gefieilte
der Naturf darinnen das erfte Principium fiehet. Vater giebt
zween unterfcheid zweier Principien, denn Va ift die Matti.: auf
dem Kreuzez Tec ift Mercurius im Centro Ointurä: und find zwei
Mütter im ewigen Willen, daraus alle Dinge finuworden, da fich
eine ins Feuer fcheidet, und die andre ins Licht der Sanftmuth und
ins Waffer. Denn Va ift die Mutter aus dem Lichte, welche We
fenheit giebt, und Tec ift die Mutter der Feuers-Twenty welches das
große und fiarke Leben giebet, und der Vater ift beides. Wenn
wir fagen Im, fo verftehen wir das Innere„ als das. Herz, von
dem der Geifi ausgehetz denn die Sylbe gehet aus dem Herzen und
fchallet durch die Lippen, und die Lippen behalten das Herz im In
nern unaufgewecket. Wenn wir fagen Him, fo verfiehen wir die
Schöpfung der Seele. Die Sylbe Mel ift die englifche Seele fel
ber. welche das Herz auf dem Kreuze im Centro zwifchen beiden
Müttern hat gefaffen und mit dem Worte Him zu einer Kreatur
gefchafiem als zum Metz denn Him ift des Mels Wohnung:
darum ift die Seele in Himmel gefchaffem das ifie in der
Liebe-Matrix.
16*
»

- 244 ..
Die erfie Bitte.
31. Wenn wir fagen Dein, fo verfiehen wir, wie die arm*e
Seele im Waffer diefer Welt frhwimmet, und fich mit ihrem Wil
len ins Principium Gottes einwirft: denn fiegehet in der Sylbe
Dein in Gottes Stimme; in der Sylbe Na eignet fie *fich ein,
und in der Sylbe Me faffet fie die himmlifwe Wefenheit/ das ge
fehiehet alfo im Willen der Seele. und wenn wir fagen We r. fo
fähret die ganze Kreatur in Willen z denn Wer hat das ganze
Centrum; und mit der Sylbe De leget fie fich in Gehorfam in die
Sfanftmuth. und will das Wer im Feuer nicht entziinden, wie Lu
cifer gethan hat. und wenn wir fagen Ge , fo gehet die Seele in
der hirnmlifchen Wefenheit, als ein fiilles Kind ohne Zorn: und
dann Hei ifi der gewaltige Eingang auf dem Kreuze in detx Drei
zahl. da der Seele Willen eindringet in die Majefiät ins Licht Got
tes. Mit der Shlbe Li hat der Seele Wille den heiligen Geift ge
faffet: Get, da gehet der Seele Wille mit dem heiligen Griffe aus:
denn der Glanz der Majeftät leuchtet im Willen, und der heilige
Geifi fähret im Glanze der Maieftät auf der Seele Wagen; denn
der Wille if't derSeele Braun-vagen. damit fie in Ternarium San
ctum einfähret. darinnen der heilige Geift fißet mit dem Glanze
der Gottheit. '

Die ander Bitte.

32. Dein, da ergiebt fich abermal die arme Seele mit ihrem
Willen in Gottes Willem als Gottes Kind. Reich. hie aneignet
fie fich in die Kraft der englifchen Welt, und begehret aus der
Tiefe des Waffers in Gottes Kraft. Komme: in diefer Sylbe
Kom gehet fie in die Kraft ein, und faffet die, und mit der Sylbe
Me machet fie ihren Himmel auf. und gehet mit der gefaffeten
Kraft aus i'm Reirhe„ als ein Gewächsz denn das Me machet die
Lippen auf, "und läffet das Gewärhs des Willens ausgehen, und
langfam fanfte warhfen. » »

Die dritte Bitte. _

33. Dein: allhie thut die Seele mit ihrem Willen wie in
der erfien und andern-Bitte; fie wirft fia) in Gottes Willen ein.
Wil ifi ihr Begehren mit dem heiligen Geifte zu wallen, Le, mit
diefer Sylbe nimmt fie den Geift mit dem Willen ins Centrum
einf als ins Herz, und will , daß ihr Wille ini heiligen Geifie foll
im Herzen wallen. Ge. -mif- diefer Sylbe gehet fie in Willen;
Sehe , mit diefer Sylbe wlrket fie Gottes Wertez_ denn da thut
_ '

'
- 245 -
fie. was des Vaters Rath ift.xwas das Herz Gottes will.' als da
fich Chrifii Seele ließ ans Kreuz hängen. und wir im Trübfal un
ters Kreuz kriecl)en. He. in diefer Sylbe nimmer fie es geduldig
an. was Gott wirket; fie bücket fich als ein Kind. Wie. da ge
het fie abermal in die Stimme der hohen Majeftät; Im ift das
Herz Gottes. da der Geift ausgehet. in dem Willen will fie fein.
Him ift abermal die Schöpfung der Kreaturen; Mel ift die Seele:
das ift. fie will in Gottes Willen thun als die Engel. was Gottes
Willen gefällt. Al. da faffet fie deiifelben Willen. und treiber ihn
mit der Sylbe So aus ihrem Centro in diefe Welt ins „äußere
Principium. Auch. da giebt fie alles. was fie in fich hat. heraus
ins Aeußere. außer fich in diefe Welt. Auf. mit diefer Sylbe faf
fer fie das wieder. und will. daß ihr Wefen nicht foll zerfireuet
werden; denn fie läffet nur den Willen vom Wefen durch die zu
gethanewLippen an die Zähne ausgehen. und ivill.- daß die Form
des Willens als ein figürlici) Wefen foll ewig bleiben. Er. mit
diefer Sylbe bringet fie ihr Wefen in Geift diefer Welt auf die
Erde. da foll der Wille Wunder wirken. wie in der göttlichen Kraft
irn englifthen Reiche: der Wille foll Gottes Geheimniß. offenbaren.
Den. mit diefer Sylbe zeiger fie an. daß es foll nicht im Zorn
feuer gefcl)ehen. wo der Teufel inne wohnet: -denn die Shlbe wecker
nicl)t das Centrum auf. es foll in der fanften* Liebe gefcl)ehen und
doch aus dem ER genommen werden. Die* Seele foll mächtig
herrfchen in allen Geheimniffen. *aber den Teufel nicht einlaffen:
allhier mangelt uns viel. der fchwere Fall drücket uns fehr. O es ift
viel *hierinnen. welches zu lang fein wollte zu fchreiben. denn Got
tes Wille foll gefchehen. und nicht des Fleifches und dxs-Teufels!
Darum find wir im Gebete fo zweifelhaftig. daß die arme Seele
in des Fleifthes und des Teufels Willen läuft: fo fie in Unfchulb
lebete. fo hätten wir diefe 'Erkenntniß vollkommen. und wäre kein
' Zweifel in unferm Gebete. fondern nur ein Thun und Vollbringen.
Wir fchwimmen allhie recht im Elenbe. zeiget uns der Geift der
Wunder.
i
-Die vierte Bitte.
34. Gieb. da fiecket der Wille im Herzen. und dringer her
- aus. und das Maul fänget ihn: das ift. die Seele will gefpeifer
fein; was das Wort aus fich giebt. das faffet die Seele. denn es
ift ihr. fie wills haben. Uns. mit diefer Shlbe begehret die Seele
für alle Glieder Speife. als für alle Seelen. gleich als wäre fie ein
Baum in viel Zweigen und Aefien. da, ein jeder vom Sramme
Kraft und Saft bedarf: alfo will fie es ingemein aus Gottes
Kraft für aller Seelen Leben haben'; denn fie zeucht das mit aller
Begierde zu fich. und in alle. als ein lieber Bruder; fie will es
r
246 -
zugleirh haben, und nicht aliein im Geize„ wie der Teufel thut.
un, mit diefer Sylbe gehet der Seele Wille in die ewige Weis.
heit, darinnen „er vor. der Schöpfung im Saamen, im ewigen .Wil
len erblicket ward. Ser, mit diefer Shlbe nimmt fie den urftand
der Natur im Willen, da eine Gefialt die andere in urftand er
bieret, erfiillet und erhält; denn das ift der Seele Band, daß fie
ewig lebe und befkehez das begehret der Wille der Seele„ fon| zer
bräcize fie, denn ein Geift begehret nichts mehr als fein Band zu
erhalten, ,und das mit Kraft zu erfüllen, daß es quelle. und hie
lieget der Stbliiffel der größeften 'Geheimniffe des Wefens aller We
fen. Lieber Doctor, feid ihr gelehrt, allhier fuchetz und fo ihr all
, hier nithtsverfteheH oder verfiehen wollen fo feid ihr nicht gelehret(
fondern nur Hiftorienerzähler, welches der Einfältig» fo er fich übetx
auch thut. Das ift das rechte Decrorat im heiligen Geift: das
äußere ift nur ein Spiegelfechten, und, giebt Hochmuth. Teig, mit
diefer Sylbe wird die himmlifche Zahl verfianden, als da der Geift
auf dem Kreuz in der heiligen Matrice die Gebärerin in der Viel
fältigung ergreifetz da der Wille des Geiftes fich in jeder Zahl' be
lufiiget, kräftiger und fiärket. Lich, in diefer Shlbe erquicket fich
„der Seele Wille im Licht und Kraft der Majefiät Gottes, und ftäc
7 Let die Seele mit der himmlifchen ZahlJ welche aufgehet aus der
x, Majeftät in unendlich; und hier ift die Seele _ein Engel erkannt
und lebet in Gottes Hand. Bro t„ allhier hebt fich an das leib
liche Wefen und unfer Elend denn Brot ift aus dem Centro Na
turä ausgeboren: wiewohl es der letzte Vuchftabe in der Sylbe
Brot ausfprictjt, daß es Paradeisbrot feil denn das Kreuz führer
in feinem Charakter + in der Naturfpraclye den fchweren Namen
Gottes; welches, fo man den recht erklären und nach der Natur
fprache verfiehen will, -in dem Worte Tetragrammaton gewaltig und
zum hbchften verftanden wird: denn es faffet alle drei Principia.
Und in dem Worte Adonai wird Gott in einem Principio, als in
der englifchen Welt oerfianden, welches in einem fondern Tractat
mag erkläret werdenz wir gebens nur den Sylben nach zu finnen.
Denn Brot ift des Leibes Speife, und wird vom Grimme verfian
den, daß fich der hat mit eingemifcljet, und bezeichnet das Trauer
haus. Weil wirs aber nun haben miiffem fo greifet die Seele
darnach, ihren thierifchen Leib zu erhalten. Heut diefe Sylbe ver
fiehet das einige Seelenbrot des neuen Leibes. als der *himmlifchen
Wefenheit: denn der Wille gehet aus dem *Brot aus in Heuf das
ift die ewige Wefenheih als das Brot Gottes, Chrifti Fleifch. *Tel
diefe Sylbe be|ätiget„ daß es den fchweren Namen Gottes giebt
und fchaffetz denn die Seele begehret zweierlei Brow eines dem
Bauchez und das andre ihrem heiligen himmlifchen Leibe.
- 247 *-

Die fünfte Bitte.


35. Und. Diefe Sylbe ift es. da der Wille der Seele die
Liebe Gottes aufwecket: denn der Wille verfiecketfith in das Und.
als in die Sanftmuth. und erfüllet das Ver als den Zorn. und
gehet mit dem und. als ein aufwachfendes Wefen. gleich einer
Blume aus dem Ver aus. und bleibet _doch in einander; denn
Ver ift des Lebens Centrum. es hat das Feuer des Grimmes. e
und das und gehöret ins ander Principium. Laf f e oder Laß.
ift die Läuterung deffen. was aus dem Ver erboren ift. da Efaias
faget: K. 1. 18. Wenn eure Sünden gleich blutroth wären. fo ihr
euch bekehret. fo follen fie fchneeweiß als Wolle werden. In diefer
Sylbe Laffe ift das Bad. darinnen das Ver »muß gewafcl)en wer
den. oder befiehet nicht in Gottes Reich. uns ift abermal die
Einigung. da der Seele Wille die Btüderfchaft. als alle Seelen.
in einem Willen begehret gewafcl)en zu fein. Un. da fchmieget fich
der Wille in Gottes Liebe . und wäfchet das böfe Kind Ser. und
bekennet hiemit alle Bosheit. als wäre es Eine in Einer Seele.
Schuld: das ift das rechte Regifier. das der Zorn in die Seele
hat eingeführet. das begehret der Wille gar wegzuwerfenz
aber der Mund fänget die Sylde wieder als ein Blih. zum Zeichen.
daß unfere Werke follen ewig zu Gottes Wunderthat ftehen. und
dürfen nur des Bades. daß fie nicht im Grimme Gottes ergriffen
und entzündet werden: fonft gehören fie in Abgrund. ins flnfiere
Principium. Als. in diefer Sylbe faffet der Seele Wille alles zu
fammen. was Seele heißet. und redet von vielen als von Einem.
Wir. in diefer Sylbe klaget der Wille über die Angfi der Quaal
der Unruhe in der Seele. da fich eine Seele an der andern oft
vergreifetz derowegen faffet der Wille aller Seelen Turbam zufam
men und fpricht: Ver. das ift. der Wille will aller Seelen Grimm
auf einen Haufen unter fich in Abgrund drucken. Laf. das ift.
von fiel) laffen. und nicht mehr im Grimme des Zorns wiffen;
denn die Sylbe Sen _behält die Form der Wunder. aber fie mitf
fen im Laffen gewafchen fein. denn Laf-fen ift das Bad. un.
diefe Sylbe dringet aber in die Liebe Gottes. und begehret die ge
wafcl)enen Seelen in die Liebe zu führen. Sern. diefe Sylbe zei
get vor Gott an das böfe Kind. welches iht in der Liebe gewafajen
ift. und fiellet es zu Gottes Wunder dar: denn es fiellet das dar.
was aus des Feuers Tinrtur in der Seele ift zum Wunder kom
men. Schul. diefe Sylbe zeiget an das unnühe Werk. das eine
Seele gegen der andern aus des Feuers Tinctur gewirket hat. und
ift eine Darfiellung des Uebels. welches die Seele im Willen felber
wieder gewafchen und gereiniget hat. Di. diefe Sylbe fiellet die
Einigung wieder in die Majeftät und in heiligen Geift. als da kein
Widerwille mehr ift. Gern. ift das böfe Kind. welches ist vor
-- 248 5- *- /
Gott fiehet zu Gottes Wunder; von welchem der Wille den Fehl
genommen hat, und begehret, daß es der heilige Geift wollte'in die
Majefiät als *ein Wunder einnehmen. -
/ x

'Die fechste Biete.


36. und. ifi abermal die Einwerfung in die liebe Sanft
muth Gottes„ da fich der Seele Wille in der Majeftät demüthiget
vor der Dreizahl. Füh. da fcihret der Wille mit dem heiligen
Geifle. Re, da will der Wille nicht durch den Grimm fahren,
denn er fürchtet fich vor der Gefcingniß des Grimmesz denn der
Wille foll alfo ftets fein in Gott gefeßet, daß er möge durchs Feuer
gehen unverlehß und auch durchs äußere Principium. als durch
diefe Welte und foll-doch von keinem fich fangen oder fich gelfrfien
laffen. Weil aber die Seele weiß. daß fie in der erften Verfuchung
nicht ift beftandenx da fie in Geift diefer Welt eingeflrhret ward.
als fie das Verbum Fiat in die Vildniß bliesz fo flehet fie nun
dem heiligen Geifte„ daß er nicht mit ihrem Willen foll in die
Proba eingehen: denn fie trauer ihr nicht vor dem Teufel zu befie
hen. wenn er fie fichten follte; wie Chriftus zu Petro fprach: Der
Teufel hat euch begehret zu fichten. aber ich habe für euch gebeten.
daß euer Glaube nicht aufhöre, Luk. 22. 31. das ift. ich habe euch
ins Wort befchloffen, und dem Teufel nicht zugelaffen. fondern in
meiner Bitte euch in Gottes Willen gefahren daß ihr feid vom hei
ligen Geifte erhalten worden; fonft wäret ihr von dem Teufel durch
den Zorn und Geift diefer Welt gefiaitet worden. uns„ diefe
Sylbe faffet abermal die brflderliche Einigung, als in einen Willen,
in die Majefiätl und flehet im Geifie. Nicht, in diefer Sylbe rei
ßet der Wille fchlechts aus der Zornwurzel aus, und behält ein fon
derlich Regiment außer dem Zorne. als die Seele dann aus dem
Feuer brennet, und ift das rechte Leben (außer dem Feuer) in der
lichtflammenden Tinctur in Luft und Kraft. In. da fiehet fie als
ein eigen Klang und Wefen, gleich als wäre es das Centrum.
Ver. da muß fie mit dem Willen durch den Grimm gehen und
ihn fänftigenz fie muß ihn ertithlen, daß 'er fie in ihrem fanften
Leben nicht anzimde. Such, mit diefer Sylbe durchdringet fie mit
ihrer Liebetinctur den Grimm, als das Centrum Natura. und lb
fchet den Grimm auf göttliche Art„ und treiber die Lift des Teu
fels aus dem Feuersquaal aus dem Urfiande, da er fonft einen Zu
tritt in die Seele hätte. ung, da nimmt die Seele die Kraft aus
den fieben Gefialten ihrer Natur mit fich- als einen Geift, und
fehet fich gewaltig übers Centrum, und herrfchet dariiber als ein Ko
“nig über feinReicl) :- denn fie hat jeßt das Centrum mit der Liebe gefänfti
get und überwunden, und will nun den Verfucher nieht mehr einlaffen.
-- 249 -
*' Die fiebente Bitte.
37. Son, in diefer Sylbe erfcheinet fie in der Majefiät mit
ihrer Kraft und Glanze über dem Centro des Herzens, und hat ein
eigen Principium in der Majefiät. Derm da gebeut fie dem
Grimm im Centro, und herrfchet über den, und _bändiget ihn mit
ihrem Willen. Em da dringet fie wie eine Blume und Gewächs
aus dem Centre» und eröffnet Gottes Wunder; denn fie-gehet allhie
mit dem Centro um als fie will, denn fie hat überwunden. Lö
das ift das Gewächs, fo aus dem Grimm aus der Natur wäihfet,
und ift nun lieblich_ und gut, und taugt in Gottes Reiche. Se,
da gebäret fie eine Frucht auf Gottes Tifclye, die vom Zorn los ifk.
Unsf da nimmt fie aber die Einigung aller Seelen mit„ und fiel
let es offenbar dar, daß fie fei eine Wurzel in Gottes Reich vor
ihrer Schöpfung gewefen. und habe nun viel geboren: das ifi„ fie
fei ein Baum, und habe viel Zweige erwecket, und fiellet fich dar '
in einem Baume. Vorm das ifi das große Wunder, daß Gott
aus einem zwei gemachet, und ift doch eines blieben„ hie zeigec fie
dieß an: denn ihr fehet, daß die Wurzel in der Erde ein andres iff
als der Halm, fo aus der Wurzel wächfecz alfo verfiehee uns auch
von der rechten heiligen Seele: fie wächfec als ein Halm aus der
Wurzen aus dem Centro Natural und ifi ein andres als das Cen
trum, und das Centrum gebieret fie doch, und fie fchwebet in All
macht über dem Centro, und' herrfchet über ihn, wie Gott über die
Natur, und da doch der Name der Dreizahl in der ewigen Natur
urftändet. Und wie Gott von der Natur frei ifi„ und die Natur
ifi doch feines Wefens und von Gott ungetrennetz alfo auch die
Seele, die ifi von der Natur frei, und ifi ein Herr der Natur,
denn fie ift ein Geiff mit Gott: und blühet oder wächfet doch aus
der Natur. Wohl ift Gott nicht ganz mit der Seele zu gleichem
denn Gottes ewiger Wille ift eine Urfache und Anfang der Natur,
aber mit Gottes Majefjäß welcher Glanz entfiehet aus der Schärfe
der ewigen Natuw und urfieindet doch vor der Natur als der Blitz
der ewigen Freiheit, von dem die Natur in ihrer fcharfen Geben-ung
den Glanz fänget, und ihn im Feuer erhebet zu einem triumphi
renden hohen Lichte. um welcher Urfaazen willen fich die ewige
Freiheit außer der Natur nach der Natur fehnet„ daß fie will im
Wunder offenbar feine und Majefi-.it und Herrlichkeit und Macht
haben: denn wenn keine Natur warm fo wäre auch keine Herrlich
keit und Macht, viel weniger Majefiäß und auch keili Geifiz fon.
dern eine Stille ohne Wefen. ' '
38. Alfo erfclyeinet in der Natur Kraft„ Macht, Herrlichkeit,
Majeftätf Dreizahl und Wefen, und tft des ewigen Wefens Offen
barung. So denn nun die Seele, als ein Gei|„ ift aus diefem
Wefen eröffnet_ und genommen worden, fo hat fie auch zwei Gefial
'-' *- 250 -
ten. Eine ift Natura. und die andere ift die göttliche Blume. oder*
das Gewächs aus der Natur. welches über die Natur ifi. und ifi
ein Geifi in fich felber. wie Gott ein Geift in fich felber ift. wie
ihr dieß am Feuer fehet. Das Feuer ift der Natur. und der
Schein mit der Luft. fo aus dem Feuer ausfähret. ift ein Geifi
mit aller Kraft des Feuers Natur. und ift doch über die Feuers
natur; denn die Feuersnatur kann ihn nicht greifen; auch fo könnte
des Feuers Natur nicht befiehen. wenn nicht der Geifi Luft das
Feuer wieder aufbliefe. Alfo erbieret das Feuer den Geifi mit dem
Glanze. und fehnet fich wieder heftig nach dem Geifie. und zeucht
den immer wieder in fich. und hält ihn doch auä) nicht: denn er
ift.des Feuers Leben. und der Glanz ift aus der Schärfe* des
Feuers. und ift doch auch keine Fuhlung in dem Glanze. und der
Glanz hat doch die Kraft. und nicht das Feuer; denn von des
Glanzes Kraft gehet auf und wächfet ein Gewächs. und nicl)t vom
Feuer; wie ihr dieß an der Sonne Glanze erfehen mbget.
Z9. So nun die arme Seele im fchweren Fall Adams ift von
zweien Feuern gefangen worden. als daß fie der Geifi diefer Welt
hat in fich gefaffet. darunter das Feuer des Urftandes ift; fo will
fie wieder frei fein mit ihrem Geifileben. in welchem fie ein Engel
und Gottes Bild ift. und gehet mit ihrem Willen vom. das ift.
als ein Gewächs aus der Natur. und auch aus dem Geifie diee.
fer Welt. aus den Wundern Gottes aus. und ftehet recht vom: das
ift. fie hat ihr der Natur Kraft. und Mercurium in Kraft der Maje
ftät. das ift ein ander Principium. und hat doch auch das erfie
feurige. aber es wird nicht offenbar. denn das heilige Principium
in der Majefiät verwandelt den Grimm in Liebe; und fo das erfie
wieder erwecket wurde. fo wäre es Feuer. und quällen die erften
vier Gefiälte der Natur hervor. darum ift Gott Menfch worden.
daß der Liebe-griff Leib habe. das ift der Seelengeift. Darum fle
-het fie. fo fie noch unwiedergeboren ifi. und noch im icdifwen Leibe
allein fiecket. und fpricl)t: Erlbfe uns vom Uebel! Sie begeh
ret vom Zorn ledig zu fein.
40. Denn ue und bel find zween Willen in einem Wefen;
Ue ift das Feuerkind. und bel hat auch zwei Principia; denn der
erfte Buchfiab B hat das äußere Regiment. und die andern zween als*
, E und L. das ift. el. hat den Engel. der will von beiden erlbfet
fein. nicht alfobald abgetrennt (denn daß fie in einander wohnen.
das ift Gottes Rath). fondern des Engels Wille will frei fein von
der Falfwheir. er will über das Uebel herrfchen. Er will in Got
tes' Willen fein. und das Uebel foll fiehen. eines nach dem Geifie
diefer Welt zu Gottes Wunder. und das andre nach dem O.uall
des Grimmes zu Gottes Zorns Wunder. Denn beide Mütter find
rege. und wollen ihre. Wunder eröffnen: fo will aber der Seelen
wille nicht in Zorn eingehen. denn fie kennet den Teufel. daß er
- 251 -

hochausfahrend über Gottes Liebe und Sanftmuth ift. davor ent


feßet fie fich; fo will fie auch nicht gern im Geifie diefer Welt
wirken. denn er verdecket ihr auch Gottes Licht. Darum gehet fie
von beiden mit ihrem Willen aus. und will in ihrem Willen frei
fein. Der
wecken; Geift ihren
fie wirft diefer Willenkibr
Welt agGottes
im Fleifche
Geift. feine Wunder
der foll er
fie regie

ren. er foll nur das Uebel in ihren Willen nicht einlaffenz fie will
in diefer Welt todt fein . auf daß fie im heiligen Geifie lebe. So
will fie den Abgrund auch nicht qufwecken: darum fchmieget fie fiä)
unter das Kreuz. und laffet den raufchenden Teufel voriiberz fie
laffet den Geift diefer Welt. als des Fleifches Leben. vorüber. und
thut als wäre fie todt; fie leidet aber nicht in Gott. fondern im
Uebel. das ihr Adams Seele hat angeerbet. daffelbe Uebel hält fie
nicht für ihr Eigenthum. fondern fiir Gottes Wunder. Darum
bleibet fie geduldig als ein Leider. und *doch auch nichtsleidend.
unter dem Kreuze der Geduld. bis fie Chrifius wird wieder auf das
*Kreuz in Regenbogen einfetzenz denn er fiber ,auf dem Regenbogen.
und fein Leib. feine Wefenheit ifi des Himmels voll. Der Regen
bogen find die drei Principia mit drei Farben. die vierte ift fein
Leib in Ternario Sancto.
41. O groß fin-d die Wunder; wer dieß erkennet. der hat große
Freude daran! Nichts kann genannt werden. daß diefen Geheim
niffen gleich fei. Keine Zunge kann das ausfprecizenedenn was ifi
beffer. als Gott zu einem Gemahl haben. in Gott mit feinem Wil»
len zu fein. und nachdiefer Zeit ganz im Wefen mit himmlifehem
Leibe und verklcirter Seele!
42. O große Tiefe. warum bifi dn fo verborgen vor den Men
fchen? Das machet. daß fie den Teufel und den hochmirtlugen
Grimm mehr lieben als dich. darum mögen fie* alfo in dich nicht
eingehen! O barmherziger Gott. hole doch wieder den Baum. den
du gepflanzet haft! Was foll fich dein Zorn riihmen. er habe mehr
Fruwt auf deinem Baum getragen. als deine Liebe!
43. Baue doch Ierufalem. die zerbrochene Stadt. auf daß dein
Reich komme. und dein Wille gefchehel -Wer will dir in der Hölle
danken? Zeuch uns doch an mit' deinem Geift zu deinem Lobe!
Wie _lange foll die Hölle triefen von Fettem? Siehe . fie hat ih
ren Ramen offen. und will uns alle verfchlingen! _Komme doeh
nun. und baue doch die Stadt deines Vorhofs. daß wir nahe bei
dir leben. daßdeine Wunder jauchzen. wann dein Liebegeift richtet.
Verzeuch nicht mehr. Herr. denn dein Baum ift alt worden vor
Traurenl Brlnge doch hervor den neuen und grünen Zweig. wel
cher dem Teufel dureh fein Reich durchwciclyfet ohne feinen Willen!
Bricht doch der Tag an. warum_ foll denn die Nacht des Zorns den
Lilienzweig aufhalten? Herr. dein Baum grüner durch die ganze Welt.
darum werke uns auf. Herr. daß wir- feine Frucht effen!
- 252 _
Vondem Amen des Befchluffes.
44. A. ift der erfte Buchftab. und dringet aus dem Herzen aus.
lind hat keine Natur; fondern wir verfiehen klar darinnen die Sucht
des ewigen Willens außer der Natur. in welchem fich die Natur
erbieret. welcher von Ewigkeit ifi gewefen: denn der Wille begehret.
das Herz . und das Herz begehret den Willen; es ift Vater und
Sohn. und feine Kraft-.fo davon ausgehet." ift der Geift des ewi
gen Lebens. davon wir vorn haben gemeldet.
45. Nun fo denn das A. aus dem Herzen. als aus dem ewi
gen Willen erboren wird. und aus dem*Willen ausftößet. fo wird aus
dem A* hernach das ganze Alphabet mit vierundzwanzig Zahlen: denn
das A fänget an zu zählen. und faffet die ganze Zahl mit dem
*mem Das find die Wunder und Werke Gottes. welche im Geift
iiber die Natur. als im Glanz der Majefiät erfcheinen.
46. Das verfiehet alfo: Wir find mit unferer Seele in einer
fremden Herberge. als im Geifie diefer Welt.- der hält fie in fich
gefangen. und könnten alfo nicht in Gott kommen. wenn Gott
nicht wäre Menfcl) worden. welcher unfere Seele ins Wort. als in
die lebendige Kraft Gottes in fich hat eingefiihret. Nun find wir
Zweige am felben Baume. und miiffen des Baumes Saft in uns
ziehen. wollen wir anders aus dem Baume grünen; fonft. wo wir
allein nach der Luft und Sonne imaginiren. fo verwelket unfer
Zweig. unfer Wille muß in Baum gerichtet fein. das ifi das Ge
bet. Wenn wir beten, fo gehet der Wille in Baum, und zeucht
des Baumes Saft in die hungerige. durfiige und dirrre Seele. und
dann wächfet aus demfelbenLSaft ein Leib; fo fprichtdie Seele mit
großen Freuden men. das ift. es ift- mein. Da heißt es. ja. es
gefchiehet. nimms an. was dein Wille begehret. das if't glauben.
und nicht die Hifioria. davon Babelrumpelt.
47. Denn Beten hat zwei Dinge in fich: Eines ifi der ernfte
Wille. welcher aus dem elenden Rauchhaufe des Herzens aus der
Seele aus-dringet in großer Demuth. und fich ins Herz Gottes. wel
ches Menfch ward. als in Baum* des Lebens, einergiebet; das hei
ßet Glan. und dann iffet der Wille von der göttlichen Kraft. das
»heißer ben. denn der Seele Wille ergreift und hälts mit der Zunge
an die Zähne (verfteheft du es in der Naturfyrackfe) und läf'fet doch
den heiligen Geift aus der Kraft. die der Wille in die Seele ein
führen aus der Kraft. fo die Seele hat gefaffet. ausgehen; wie er
denn mächtig aus dem Herzen durch die gefaffete Kraft durch die
Zähne ausgehet. Denn in Gottes Kraft ift nichts Verzehrliches: je
mehr der Wille faffet und die Seele iffet. ie mehr ifi der Kraft. je
mächtiger und freudenreicher ift Gottes Leib. das -ifi. Ehrifii Leib;
nicht daß er einmal größer fei als das andere, nein. denn er ifi
*- * 253
größer denn alles; allein die Kraft in großen Freudenwundern frei
get auf. aus der Ewigkeit in Ewigkeit.
48. Alfo verftehet uns hochtheuer: Wenn wir beten. fo reden
wir nicl)t allein vor Gott; wohl beuget fich der Wille vor Gott.
aber er gehet in Gott ein. da wird er mit Gottes Kraft erfüllet.
das bringet er der Seele. Die Seele iffet an Gottes Tifih; das
ifts. das Ehriftus faget: Der Menfcl) lebet von jeglicl)em Worte
Gottes. Matth. 4. 4.
49. Das Vaterunfer ift Gottes Wort. und hat fieben
Bitten. und einen Eingang'. und Amen: das ift-zufammen neun
Zahlen. und die zehenre ift Gott felber. Mit dem Eingange des Va
terunfers gehet der Seele Wille in Vater. und mit den f ieben
Bitten nimmt fie. was des Vaters ift. denn davon wird fie wie
der ein Engel; denn fie krieger in den fieben Bitten Centrum Na
tura himmlifclmgöttlia). und iin Amen faffet fie das alles zufam
men. und wohnet darinnen. denn es ift ihr Leib. es ift Chrifti
Fleifch- Gottes Leib: der ifi die neunte Zahl in Ternario/Sancto.
Hierinnen ift die Tinctur himmlifcl). göttlich. und die zehente Zahl
hält das Kreuz. darein kann keine Kreatur gehen: allein der Seele
Wille gehet hinein: er ift fo fubtil als Gottes Geift. und Gottes
Geift fahrer auch in der_ Seeld Willen. es ift fein Wagen .' den er *
gern hat.
50. Alfo verfiehet: Die bloße Gottheit ift Geift. und alfo dünn
als ein Wille; aber' fie ift Menfcl) worden. und wohnet der dünne
Gottesgeift in der Menfmheit. daß unfere Seelen alfo wohl zu Gott
kommen können. Und wenn die Seele alfo von Gottes Leib iffer.
fo kriegt fie auch Gottes Leib an fich. und ift Gottes Kind: Gott
ift in Chrifto der Baum. undunfere Seelen in ihrem heiligen Leibe
find feine Aefte und Zweiglein. '
51. Das laß bir geoffenbaret fein. du werthe Chriftenheit vom
Aufgange zum Niebergange: die Zeit ifi nahe. ba der Bräutigam
will die Braut holen. fei fehenb und nicl)t blind! Kaufet euch
Oele. o ihr tollen Jungfrauen! Gehet von der Hurerei des Gei
zes und der Hoffart aus. oder ihr werdet diefes Abendmahl nicht
fchmeckenl Welcher nicht wird Gottes Leib an der Seele haben.
der foll nicl)t Gafi fein. er kann auch nicht in Gottes Reich ein
gehen. “
52. Und wenn wir von dem Sehluffe des Vaterunfers fagen. fo
finden wir. daß er die zehente Zahl ift; denn es heißer: Dein ift
das Reich. und die Kraft. und die Herrlichkeit in
Ewigkeit; das ift Gott felber in feiner Dreizahl. Denn verfie
het das doch recht: Des Vaters ift das Reich. er ift alles; und
des Sohnes ift die Kraft. der ift im Reiche auch alles; und des
heiligen Geifies ift die Herrlichkeit. denn er befihet alles im Reiche
und ift das Leben im Reiche: und diefeDreiheit ift von der ewigen
--Ä
254
Frtiheitl und bleibet ewig die Freiheit. Es ift ein Gbtt, .in Willy ein
Geift, ein Herr, und heißetzufammen Wunder, Rath, Kraft, und ifi
ein Menfch worden„ der heißet Friedefiirfiz Held im Streit: und
ift zu dem Ende gefchehem auf daß feine Herrfchaft groß werde und
des Friedens kein Ende, faget Efaias der Prophet Gottes. K. 9, 6.

Das 17. Kapitel.


Vom Segen Gottes in diefer Welt, eine gar
fehr gute Offenbarung für den fchwachgläubi
. gen Menfchen.

Lieben Kinder. fo wir umkehren aus unferer Vernunft 7 und


ergeben uns dem Willen Gottes„ daß er mit uns fchaffe und thue,
was er willz wenn wir unfer Vertrauen in ihn fehen: fo gehen wir
zu unferm rechten Vater ein„ und find feine Kinder. Wie nun ein
Vater fiir feine Kinder forget: alfo auch Gott unfer Vater fur/uns,
wie uns Chrifius treulich lehret: Trachtet am erfien nach dem Nei
che Gottes und nach feiner Gerechtigkeit, fo wird euch das andre
alles zufallen. Item: Seher die Vögel unter dem Himmel an, fie
fäen noch fpinnen nichh auch fammlen fie nicht in die Scheure, doch
nähret fie euer-himmlifmer Vater. Seid ihr denn nicht viel beffer?
*O ihr Kleingläubigen! Match. 67 26-33.
-2. Die Seele weiß„ daß diefes Kleid mit irdifchem Fleifch und
*Blut ein fremdes Kleid ift) darinnen fie fich herzlich vor Gottes
Angeficljt fchämet: darum ift fie auch zweifelhaftig an Gottes Gna
den. wenn fie betet; fie denket immer„ der Sünden find zu viel.
fie könne nicht Gottes Majeftät erreichen. Eine folche Matter thut
ihr auch derTeufel an„ der immer fein Rauchloclj mit dem Zorne
aufmachet. und zeucht den Rauch in der Seele Willem daß fie
zuriickbleibet- daß fie fin) vor Gott fürchtet: der Teufel machet im
mer ans Gott einen firengen Richter. Alfo bleibet die arme Seele
zurück und gehet in Geifi diefer Welt ein. und fuchet Nahrungz fie den
ket. Gott laffe es gehen, wie es nur gehe; ja recht wohl mit denen,
die in fich bauen und trauen. Denn die Seele meinetf wenn fie alfo
außer Gott in der Vernunft ftecket„ fie miiffe es mit ihren Sorgen
ausrichten, es fei kein anderer Wegz es miiffe alfo gehen, die Hände
miiffens allein thun, oder ja die Lift, davon mächtig viel Böfes
entfiehet.
-v 255 -
3. Lieben Kinder. laffet euch doch auch recht befcheiden! Das
äußere irdifche Leben ift dem Geift diefer Welt heimgefallen. der
Baus) bedarf irdifche Speife. und der Leib irdifche Kleider. und
eine Hütte zur Wohnung; darnaa) muß der äußere Geift tracl)ten.
er foll arbeiten und wandeln. denn im Schweiße feines Angefiartes
foll der irdifci)e Menfu) fein Brot effen. bis er wieder zur Erde
werde. davon er genommen ift. faget Gott in Mofe. Denn der
Leib ift von der Erde Matrix genommen worden. und hat in die
Erde geimaginiret. und die Erde hat ihn wieder gefangen. daß er
hat irdifche Frucht gegeffen. da ift er zu Erde worden. davon er
genommen war; denn Gott nahm ihn von der Erde. das ift ein
Mef ch oder rothe Erde. vom Feuerscentro. und vom Wafferscentro.
als von beiden Müttern der Natur. und blies ihm den Odem von
außen durch den Geift der großen Welt ein. und die Seele von in
nen aus dem andern Principle hinein ins Herz.
* 4. Die Seele wohnet nicht alfo im Aeußern; allein fie ift mit
dem Aeußern gefangen: ihr Wille ift ins Aeußere eingangen. da ifi
fie im Willen gefchwängert worden mit dem äußern Regimente. und
ift alfo das äußere Regiment in die Seele kommen. welches Gott
dem Menfchen verbot. fich nicht gelüften zu laffen irdifcher Frucht
und Kraft. und er hätte es nicht aus Noch gedurft. denn er war
im Paradeis. und hatte paradeififche Speife ohne Noth und Tod.
Gleichwie Gott eben fowohl in der Erde wohnet. und die Erde
*kennet ihn doä) nicht und ergreifet ihn nis)t; alfo auch der Menfch
hätte können in der Erde Matti).- wohnen. und wäre doch mit der
Seele in Gott gewefen. und der Seele Wille hätte der Seele gött
licl)e Speife gebracht. Aber fo er nun umgewandt ift. fo iffet die
Seele vom Centro Naturä. und der äußere Gelft von der Erde.
So fich aber die Seele bekehret und gehet mit ihrem Willen in
Gottes Liebe. fo iffet fie von Gottes Wort. und der äußere
Leib von Gottes Segen; denn wenn die Seele gebenedeiet ifi. fo
benedeiet auch Gott den Leib. Denn die Seele träget einen himm
lifrhen Leib im alten adarnifchen: alfo wird fein. Speife und Trank
gebenedeiet. und alles was der ganze Menfcl) thut und hat; er er.
langet wunderlichen Segen. welches feine Vernunft nicht ergreifet.
Arbeiten und werben muß er. denn er ifi darum ins äußere Leben
gef>)affen. daß er foll Gottes Wunder offenbaren mit feiner Kunft
und Werbung.
5. Es find alle Stände Gottes Ordnung; ein jeder wirket Got
tes Wunder. und fo nur die Seele in Gottes Hand in feiner Liebe
fiehet. fo ift der Leib in Gottes Wunderthat. und hat Gott keinen
Mißfallen an feinem Wefen. was er denn immer thut. davon er
Speife fammlet. Das äußere Leben fiehet in dreien Stücken: ei
nes ifi das Sternenregiment; das andre ift das Element in vier
Theilen. als in vier Gefialten. mit Feuer. Luft. Waffen Erde; das
*- 256
dritte i| Gottes Regiment. denn der Geift Gottes fchwebet auf dem
Waffer. auf der Capfula. auf der Matrix.
6. Welcher Menfrh nun Gott vertrauet. und nicht fein Herz »
ganz in feine Vernunft fehet. der hat den Geift Gottes immer zu
feinem Schöpfer. er hat das Verbum Fiat. und fchaffet immerdarß
er fegnet ihn an Leib und Seele. zu Felde. im Haufe. in feinem
Handwerk und Werbe. Was er dann thut. da ifi der Geift Got
*tes inne und fchaffet: wie wollte das nicht fein? Die Seele hat
"einen Leib. wie wird er denn den äußern Leib verlaffen. der feine
Wunder foll eröffnen? Er ift mit allen Dingen wohl daran. was
nur nicht falfch ifi. und nicht wider Gottes und Menfchen Liebe
läuftz 'und wenn Einer Steine ins Meer trfcge. wenns feinem Bru
der wohlgefällt. und er feine Nahrung darinnen hat. fo ift er ihm
fo *lieb als-ein Prediger auf der Kanzel; denn was darf Gott der
Arbeit? Er darf ihr nicht.
7. Der Menfm hat freien Willen. er mag fich auf Erden in
einem Werke erluftigen. worinnen er will: es fiehet allesin Gottes
Wunder. der Menfch thue. was er will. Ein Säuhirte ift ihm
fo lieb als ein Doctor. fo er nur fromm _ifi. und fich nur in fei
,nen Willen vertrauet. Der Alberne ifi ihm fo nutze als der Weife.
denn mit dem Weifen regieret er. und mit den Albernen bauer er:
fie find allzumal feine Werkleute zu feiner Wunderthat. Ein jeder
hat Beruf. darinnen er feine Zeit vertreibe. fie find vor ihm alle
gleich. Allein der Geifi diefer Welt hat .feine Horhheit. die theilt er
aus in feiner Macht. gleichwie der Griff-Gottes im Himmel. da
find aua) große unterfcheid. alles nachdem der Geift oder Seele ift
mit göttlicher Kraft angethan. alfo ift auch feine Hochheit im Him
mel. auch *feine Schönheit und Klarheit. aber alles in einer Liebe:
ein jeder Engel und Seele hat Freude an des andern Kraft und
Schönheit. *
r 8. Gleichwie die Blumen der Erde einander nicht mißgönnen.
obgleich-eine fchöner_ und kräftiger ift als die andere. _fondern ftehen
freundlich unter ei_nder. und geneußt je eine der andern Kraft;
,und wie ein Arzt mancherlei Kräuter durch einander thut. darinnen
jede Kraft feine Tugend von fich giebt. und dienen alle dem Kran
ken: alfo auch gefallen wir alle Gott. die wir nur in feinen Wil
len eingehenz wir flehen alle in feinem Acker. und wie. nun Dornen
und Diefieln aus der Erde wachfen. und verdecken und zerreißen
manch gut Kraut und Blume: alfo ift auch der Gottlofe. der Gott
nicht trauer. fondern bauet in fich. und-deutet. ich habe meinen
Gott im Kaften. ich will geizen und meinen Kindern große Scheiße
laffen. daß fie auch in meiner Ehre fihen. 'das ift ja der befte Weg.
und zerreißet damit manch Herz. daß es auch leichtfertig wird. und
*denken das ift ja der gute. Weg des_ Glücks. daß Einer Reichthum.
Macht und Ehre habe. der hats ja gut. und wenn man das
, 1

-* 257 .
bedenken fo gehets einem als dem andern, und wird doch die arme
Seele damit verloren, denn dem Reichen fchmecket fein Köftliäyes
nicht beffem als dem Hungrigen fein Biffen Brot. Es ifi überall
Sorge, Kummer, Furcht , Krankheih und endlich der Tod. Es ifi
nur ein Spiegelferhten in diefer Welt, der Gewaltige fißet irn Re
giment des Geiftes diefer Welt, und der Gott f1'.ir>)tet„ filzet im
Regiment der göttlichen Kraft und Weisheit; das Regiment diefer
Welt endet fich mit dem Leibh und das Regiment in Gottes Geifle
bleibet ewig fiehen, ,
9. Cs ifi ein ganz iämmerlich Ding, daß der Menfch dem
alfo nachläuft, das ihm doch felber nachliefe, wäre er reäit fromm.
EE' lauft nach Kummer und Sorgent und das läuft ihm doch fel
ber nach; er ift als ware er immer toll, er machet ihm Unruhe:
und ließe er fich geniigem fo hätte er Ruhe. Er fehet ihm einen
freffenden Wurm ins Henn der ihn plaget und machet ihm ein bös
Gewifienf das ihn nagetf und ifi nur ein Narr darmit; denn fein
Gut läffet er Anderer, und den tragenden Wurm im böfen Gewif
*fen nimmt er mit von diefer Wein und heilt das für feinen Schau,
das ihn ewig plagen Mag doch eine größere Thorheit unter der
Sonne nicht gefunden werden!
10. So denn der Menfch die edelfie und verniin-ftigfie Kreatur
in diefer Welt ifi, foift er ja auch im Geize der größefie Narr un
ter allen Gefchlechten, daß er fo hart nach dem jaget, das er nicht
felber darfz denn einem Jeden ifi fein Theil von dem Geifie diefer
Welt zugetheilet, ließe er fich nur genügen. Alfo ift ein Menfch
des Andern Teufel. der den Andi-rn quälen und ift nur um eine
Handvoll Erde zu thunl oder um Steinef derer doch die Erde ge
nug hat. Möchte das trlcht ein Wunder fein? Verbringet nicht
der grimmige höllifehe Geift feine Wunder, nach feinem Wunfche in
dem Menfchenf wie das Buch der Offenbarung bezeuget, da fich je
ein Siegel des Zorns nach dem andern hat aufgethan, und die
Menfchen find des Zorns Diener wordenz fie find ganz willig mit
Blut und Gut angegangen; fie meinten noch, fie thäteu Gott einen
* Dienft dran.
11. O du blinder Menfch, wie bift du im Zorn gefangen!
Was thuft du, oder wo bift du? Warum läfiefi du dich den
Teufel narren? ,Ift doch Himmel und Erde dein. Gott will dir
alles gebenz er hat dir alles gegeben, du hattefi es aus Natur
reeht. .Die Sonne und Sterne_ find dein, du bift ein Herr über
alles; laß nur den tiarrifchen Willen fahren! Was begiebefi du
dich in Geiz und in Hochmuth? Stehet doch Gottes Reich in
- Liebe und Demuth: oder meinefi du, es fei fo.gut im Zorn woh
nen? Siehe, wenn dir dein Augenlicht bricht, fo fähreft du in die
Finfierniß und nimmft mit deine närrifche Quaal, darein du dich
l7, 17
- 258 - ,*
allhie haft begeben. Ifk denn die Finfierniß *befier als das ewige
Licht? So frage doch die Nacht. ob fie beffer fei als der Tag?:
Oder meineft du. wir find toll. daß wir alfo reden?: Wir reden.
was wir fehen. und zeugen von dem. das wir wiffen; und ihr feid
blind. Alfo feid ihr von derbabelfekhenHure geblendet worden. wel
che der Geizteufel hat geboren. da die Menfchen ficl)er waren. da
fie Gottes Wortes und Geiftes überdrüßig waren. wie die Offenba
rung Johannis zeuger: K. 2. 5. Ich werde dir kommen und dei
nen Leuchter wegftoßen. Und Paulus faget: -Gott wolle kräftige
Irrthümer laffen kommen. daß fie_ gläuben werden den Geiftern der
Lügen. welche in Gleißnerei und Irrthum Lügen reden; fie werden
anhangen den Teufeln. 2 Theff. 2'. 11. Aber in der letzten Zeit.
fpricht der Prophet David., foll des Herrn Wort grünen wie Gras
auf Erden. Pfal. 72. 16. Macher die Tbore in der Welt hoch.
und die Thür-en weit. daß der Herr einherfahrel Wer ift der Herr?
- Er ift der Held im Streit. Pi'. 24. 7. Alle-Schwerter und Spieße
follen zu Pflugfwaren und Sicl)eln gemacht werden. faget der Pro.
phet Gottes. Efa. 2. 4. Und es foll gefchehen. wer des Herrn
Namen anrufet. foll felig werden. Joel 2. Z2. K. 3. 5. Darum
ifis gut. auf Gott trauen. und follte der irdifche Leib gleich immer
, im Kothe fiecken. Es ift um eine kleine Zeit zu thun. und da doch
Niemand weiß. welche Stunde feine Zeit in diefer Welt aus ift.
fd erfolget alsdann das Gericht über fein Leben.
12. Darum laffet ab vom Geiz. er ift die einige Wurzel al
les Uebels und aller Narrheitl Ein geiziger Menfhifi der grbßefte
Narr anf Erden. denner friffer fich felber. und machet ihm Un
ruhe, und richtet nur Uebel damit an; er weiß nicht. was das für
ein "Mann ift. der feinen Geiz befihen muß. und wird oft fcheine
licl) mit Huren verfchlungen. Damit einer hat feine Seele verder
bet. mit demfelben ifi ein anderer frbljlicl) in anderer Narrheit:: denn
es muß doch alles zum Werke kommen. Aber der Gott bertrauet.
der ha_t immer genug; was er hat. damit läffet er fich genügen.
alfo ift er viel reicher als der Narr. der den Elenden dränget um
Geldes willen. welches fein Leben nicht kann vor dem Tode und der
Hölle bewahren. »
13. Der Fromme fammlet ihm_ einen Schal; im Himmel. er
kriegt einen neuen Leib. in dem kein Hunger. Durfi. weder Froft
noch Hitze ift. und hat Ruhe in feinem* Gewiffen. und wird fich
ewig feines Swaizes freuen: und der Geiznarr fammlet ihm einen
irdifchen Schatz. der Andern bleibet. und ein bbfes Gewiffen und
einen Schuh im Abgrunde. der ihn wird ewig nagen und freffen.
14. Gottes Segen verläffet keinen nimmermehr. wer nur mit
Ernft in Gott trauer. und laffet nur fahren. was nicl)t gern blei
_259..
F
ben will. -Gott hat wunderbarliche Wege. damit er feine Kinder
lpeifet und nähret. 'wie den Daniel in der Lbwengrube. und Elium
unter dem Wachholderbaum. und die/Wittfrau zu Sarepta in der
Theurung. Wer Gott vertraut. hat wohl gebaut. im Himmel
und auf Erden. -

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i

Das 18. Kapitel. -


Vom Tode und Sterben. Wie einem fei. wenn
' er ftirbt. und wie ihm imTode fei. Eine große
Wunder-Pforte.

Ich weißF die Vernunft wird fagen: haft du das doch nicht
verfuäiet. und bift noch in diefer Welt in dem äußern_ Lebenz wie
fannft du das wiffen? Ia wohl. liebe Vernunft. in meinem äu
ßern Menfchen wurde ich auch wohl alfo fagen. und*fagte nach dem
äußern die Wahrheit. Weil wir aber auch zugleich können in
Gott und auch in diefer Welt leben. und die Seele muß. >fo
fie Gott will erkennen. durch eine enge Pforte mit Chrifio durch
Tod und Hölle zu Gott eindringen: fo haben wir Macht von dem
Wege zu fchreiben und wollen iinsdas zu einem Memorial fehen.
dieweil wir auch noch in diefer Welt find. Denn wunderlich ift
Gott. der da in einem Dinge richtet. und obgleich das Gericht
nicht in dem Dinge fiehet: als wir find in dem irdifchen Leben.
und follen doch vom Leben und Tode reden. welches wir wohl er
kennen; denn der Matrix Natura ift keine Erkenntniß unbegreiflich.
fo der Geift auf den Fittigen fähret. der gehet durch drei Principien.
So er auf feinem Brautwagen fahrer. mag er denn nicht durch Tod
und Hölle fahren? Wer will ihn begreifen? Mag eine Seele
,nicht die Wunder Gottes alfo fchauen. bevorab fo es itxt die Zeit
ifi. da alle Wunder follen offenbar fein? Nicht reden wir von uns
allein: es ift der Stern erfchienen. welcher das Siegel zerbrechen
hat. Was gaffeft du denn lange? Mette auf. denn die Zeit ift
kommen. es ifi kein Aufhalcen mehr. „
2. Alles. was Anfang hat. das hat Ende. Was in die Zeit
gefchloffen ift. das gehet mit der Zeit wieder ins Aetherz ob wir
- gleich hätten in diefer Welt ohne Noch und Tod gelebet. in einem
17*
..359,_,
reinen Leibe- ohne Makel. noch dennoch wäre das äußere Reich am
Ende von uns gewichen-.l und wir wären alfo in der himmlifcben
Wefenheit verblieben. Das ifl eine Art. wie Henoch und Helias.
fowohl Mofes (welcher doch durch den Tod ging). find eingegangen
in das Paradeisleben; aber Henoch und Helias unfterblich. nur
*xverziicken da das äußere Regiment mit dem Geifie diefer Welt ward
von ihnen ohne Sterben genommen. welches auch zur leßten Po.
faune gefchehen wird. ,darauf dann ein ewiges Leben und ein ewi
ges Sterben wird erfolgen.
3. Der rechte Menfcl) in der himmlifcifen Bildniß hat keine
Zeit: feine Zeit ifi gleich einer runden Krone. oder einem ganzen»
Regenbogen. der keinen Anfang hat. und auch kein Ende. Denn
die, Bildniß. welche die Gleichniß Gottes ift. die hat weder Anfang
noeh Zahl; fie ift von Ewigkeit in Gottes Weisheit gefiauden. als
eine Jungfrau ohne Gebären oder ohne Willen. denn Gottes Wille
i| in ihr der Wille gewefen; fie ift mit allen Wundern (fo 'wir in
diefer Welt haben zum Lichte und zum* Wefen gebracht) im heili
gen Geifk etblicket worden. Aber fie war ohne Leib. ohne Wefen.
ohne Effentien: die Effentien wurden aus dem ewigen Centro in
ihr mit ihrer Schöpfung rege. als in dreien Müttern. nach den
dreien Principien. Das war die Schöpfung. daß Gott wollte in
allen dreien Muttern offenbar werden: und das war der Tod. daß
das Regiment der Bildniß nicht in feiner Ordnung blieb. daß fich
das Mittlere ins Aeußere begab. und das Aeußere ins Mittlere.
Das ift nicht die Ordnung der Ewigkeit. darum ifi in diefem eine
Zerbrechung worden. denn das Aenßere hat im Mictlern einen An
fang und eine Zahl. darum gehets ans Ende. und muß fich vom
Mittlern abbrechen. Das hat die Sucht gethan. daß fie das Mitt
lere (als in dem ein ewig Leben ift) ins Aeußere geftellet. und das
- Aeußere ins Mittlere eingelaffen.
4. Alfo ift das Leben in drei Theilen. als (i) das Innere.
.ivelcbes ifi Gottes ewige Verborgenheit im Feuer. davon das Leben
urftändet; und (2) das Mittlere. welches ifi von Ewigkeit als eine
Bildniß oder eine Gleichniß Gottes in Gottes Wundern ohne We
fen geftanden. in welchem Gottes Luft geftanden ifi. fich ineiner
Bildniß zu belufiigen; gleich als fich ein Menfcli in einem Spiegel
felber fiehet. alfo ift dieß auch gewefen. So hat (3) diefe Bildniß
in der Swöpfung wieder einen Spiegel bekommen. fich zu befehen.
das ifl gewefen der Geifi Uli-juris liloniii, als das äußere Princi
pium. welches auch eine Figur des Ewigen ift. und in diefer .Fi
gur hat fich die Bildniß vergaffet. daß fie hat geimaginiret. und die
äußere Bildniß eingenommen. die muß nun wieder abbrechen. Weil
fie aber mit ihrem Bande ift ans ewige Centrum Natura ange
bunden. fo gefchiehet das fchmerzlich nach demfelben Bande. denn
es wird ein Leben zerbrechen.
i

. '- 261 _
_ K j

5. Wenn die Luft aufhöret, fo muß das Feuer erfiicken und


ins Aether gehen, das ift der Tod: denn das äußere Principium
und das innere brechen fich von einander-z denn das äußere hat An
fang, und das innere nicht: darum muß das äußere zerbrechen.
Das äußere fiehet nur in der Sonne Tinctur. und fein Regiment
find die Planeten und Sternef die treiben ihr Regiment immer ans
Ziel: denn ein jeder Planet hat fein Ziel und einen Ort, da er ift
in der Schöpfung gefianden, das ift fein Ziel und fein Seculum.
Wenn er an diefen Orc kommt. fo wird alles dasfenigm dariiber
er ein vollkommener Herr ift gewefen, zerbrocheiy denn er fänget
ein neu Seculum an.
6. Aber doch follft du dieß recht verftehen: Nicht ein jeder
hat des Lebens Tinctur; Saturnus, Jupiter und Mars haben das
große Leben; Saturnus fämeidrt ab, was er in feinem Ziel kriegt;
nicht thut ers, fondern er verläffet das Lebenf fo hats alsdann kei
nen Fiihrer, und zerbricht felber. Alfo gehet das auch mit den an
dern. Aber fein Ziel muß in dm Krone der Sterne zutreffen, in
welchem Zeichen und Punkten der Planet feinZiel hat: darum ift
manch junges Kind fchon in Mutterleibe alt genug zum Tode„ denn
fein Herr ift am Ziel, und verläffet feine Kinder. (Und das ifts,
daß wir unfer Ende nicht können ergrirndenr weil wir nicht eigent
lich das Ziel unfers Führers wiffen, denn wir mirffen feine- Zahl
und auch des Zeichens Zahl wiffen, wollen _wir unfer Ziel treffen.)
7. Sehetl alfo in folcher Gefahr find wir nach dem äußern
Leben, und find alfo in diefem Leben nicht daheimf und werden
doch durch das äußere Leben etw-Wed daß eine Seele geboren wird:
wiewohl das äußere Leben keine Seele kann gebären„ denn der
Saame wird mit allen dreien'Principien gefäet, und finddrei Müt
ter, da eine jede ihre Kiichlein ausbrütet. Diefe Macht ifi den
Menfchen gegeben; wiewohl dieß ift, daß die Bildniß Gottes nicht .e
alfo ftund„ denn Adam war vor feiner Eva die züchtige Jung
frau, kein Mann und kein Weib, er hatte beide Tincture-m die im
Feuer und die im Geifie der Sanftmuth, und hätte können felber
auf himmlifche Art, ohne Zerreißung gebärem wäre er nur in der
Probe( befianden. und wäre je ein Menfch aus dem andern gebo
ren worden, auf Art, wie Adam in feiner jungfräulichen Arc ein
Menfcl) und Bildniß Gottes ward: denn was aus dem Ewigen ift,
das hat auch ewige Art zu gebärem fein Wefen muß ganz aus
dem Ewigen gehen. fonfi befiehet nichts in Ewigkeit. Dieweil wir
aber keine Zunge haberh daß wir können an Tag geber» wie einem
*im Tode fei„ wenn er gefiorben ift, wiewohl wir dieß verftehen, fo
rnitffen wirs in Gleiehniffen geben. *
8. Ein todter Mer-in) hat keinen Ödeme und hat auch kein
Feuer in feinem Leibe. Der Leib hat keine Fühlung, denn er zer
_ 262 -

briäjt ganz und gar. feine Effentien fahren in die Erde; feinen ele
mentifchen Geift. als die Luft. nimmt wieder die Luft und zerfteu
bet; das Waffer und Blut nimmt das irdifche Waffer und die
Erde. da bleibet nichts vom äußern Menfmen. er ift hin. denn er
hatte Anfang undEnde. alle feine Wefen find weg. Nun verfie
het uns in dem Wege! Gleichioie die Bildniß von Ewigkeit iff
in einer Form geftanden. und. da es doch auch :keiner Form ähn
lich gefehen. fondern einem Wunder. gleich als ob einem von einem
Gefichte und Bildniffe träumete: _alfo ifi fie in Gottes Weisheit mit
allen Wundern erfehen worden. '
9. Alfo merket dieß! Als fich Gott der Vater hat einmal zur
Schöpfung beweget. fo hat er in der Bildniß Effentien erwecket.
welche im ewigen Centro Natura verborgen ftunden; und diefelbigen
Effentien find aus der ewigen Freiheit. die follten in- Gottes Wil
len ihre Wunder wirken', fie follten keinen andern Willen fchbpfen:
denn was fie wiirden wirken und eröffnen. das follte ewig fiehen.
denn es war aus dem Ewigen. undfollten wirken in dem Zerbrech
lichen. und ihr Gleichniß in Wunder bringen. denn das Zerbreclj
liche hat im Innern eine ewige Mutter. So aber nun die ewige
Bildniß hat das Zerbrechliche in ihrenWillen eingelaffen. -fo hat
die Wurzel des Zerbrechliclyen. welche auch ewig ift. in der Bildniß
gewirket. und ihre Wunder darein gefieliet'. die bleiben nun als eine
Figur ewig fiehen. dieweil fie find aus dem Ewigen erboren. und
ftehen der Seele. wenn fie ift vom Leibe gefcljieden. in ihrem Wil
len und in ihrem Begehren. Und 0b es gefcttiehet. daß der Wille
aus_ dem Falfch bei des Lebens Zeit. als in des Leibes Zeit. ausgehet.
fo ift es doch eine Figur. welche dern Willen als ein_ Schatten nach
folget. denn es ift aus dem Ewigen erboren worden. Die Seele
hat das in ihren ewigen Effentien gemacht. denn die Seele wirker
im Centro in ihrem Willen. und der Sternengeifi im Leibe. in
Fleifä) und Blut. und hanget der Seele an. machet die Seele lit
fkern. daß fie auch alfo thut als de_r _Sternengeifd Und was nun
die Seele thut. das thut fie in ihrem Principio in dem Ewigen.
das folget ihr im Abfcheid des Leibes alles nach. Allein daß fie
in Zeit des Leibes Macht hat. ihren Willen daraus zu ziehen: und
wenn der Wille renoviret wird. fo wird auch das Wefen. fo der
Wille im Centro gemacht hat. renoviret“, und ob es wäre böfe ge
wefen. fo wird es gut. und fiehet im Centro zu Gottes Wunder
that.
10. Alfo geben wir euch zu bedenken. wie dem fei. das ift.
wie der gottlofen Seele fei. welche alfo im Geiz. in Hochmuth. in
Tyrannei und in eitel Falfchheit vom Leibe fcheidet. da daffelbe noch
alles unbekehret im Willen der Seele ficcket. - In derfelben Arbeit
muß doch ja die Seele ewig baden. denn es ift ihr Wefen. das fie

/
- 263
hat felber gemachet. fie begehret auch kein andres. und ob fie dem
gram wird. und* fuchet im Centro..nach Abftinenz. fo erwecket fie
doch 'nur die Feuerwurzel. welche dieß Wefen anzündet und vermeh
ret. denn die Sanftmuth ift nicht in ihrem Willen. damit fie könnte
das Feuer .löfchen und fich in der Bosheit umwenden in Gottes
Willen. Wenn fie gleicl) fuchet. fo ift kein Finden; dann gehet
Greuel auf. und zündet das böfe Wefen viel hundertmal fehrer
an. daß fich die Seele begehrt zu ftürzen. und fällt doa) immer
tiefer ins Centrum des Abgrun es. Der Seele ift gleich als einem.
der da liegt und träumet. wie er in großer Quan( und Angft fei.
und fuchet überall Hülfe. und könne doch keine erfehen; der ver
zweifelt alfo endlich. _und ergiebt fich dem Treiber. fo er keine Er
rettung fiehet. was der mit ihm thue und alfo fällt die arme
Seele in des Teufels Arme. da fie nicht weiter kann noch darf. fon
dern was der thut. das muß fie auch thun. Sie muß Gottes Feind
werden. und in Hochmuth ihrer hie gemachten Falfchheit über die
fürfilimen Throne der Engel im Feuer ausfahren. das ift ihre Freude
in ihrem Narrenfpiel. Dieweil fie fich auf Erden im Leibe hat
fiets zum Neirren gemacht. fo' bleibetxfie auch ein Narr und Gaut
ler; denn es fähret eine jede verdammte Seele in ihrem hie gemach
ten falfcl)en gottlofen Wefen in Gottes Zorne aus. als* ein fiolzer
Teufel. Was fie allhie hat getrieben. das thut fie dort auch. denn
daffelbe Narrenwefen ift ihr Schatz. da ift auch ihr Wille und Herz
innen. wie Ehriftus faget.
11. Aber die Seelen. welche dem Teufel kaum am Ende ent
laufen. daß fie erft in Gottes Willen eingehen. wenn der Leib foll
hinfahren. denen ift als einem. der aus der Schlacht entronnen ift.
denn fie find faft bloß. und haben wenig des Leibes der himmlifchen
Wefenheit: und die find ganz demüthig. und legen fich gern in die
Ruhe. warten alfo in der Stille des jüngfien Gerichts. hoffen mit
Verklärung des Himmels mit allen Seelen Freudezu haben; und
wiewohl es ift. daß fie Freude mic ihnen haben. aber dennoch fehen
*fie ihr Wefen unter ihnen. und find ganz demüthig in der Maje
fiät. denn ihre Wonne ift nur Paradeis. als im Element. und nicht
Majeffät. denn die Verklärung ift ungleich. a[l'es nach der Heiligkeit
und Liebe.
12. Aber die ernfien Seelen der Wunder Gottes. welche all
hier unterm Kreuz haben Gottes Wunder in Gehorfam in feinem
Willen gewirket. welche mächtig find in Gottes Kraft. welcl)e Got
tes. das ift. ChrifiiLeib haben angezogen. und darinnen' gewandelt
iu Gerechtigkeit und Wahrheit. denen ift auch all ihr Wefen in ih
rem fiarken Willen und Begehren nachgefolget: die haben unaus
fprechliche Freude in Gottes Liebe und Barmherzigkeit. denn die
fanfte Liebe Gottes umfähet fie immerdar. Alle Gottes Wunder
- 264 - Ö.
find ihre Speife. und find in Gloria. Kraft. Macht. Majeffeir und
Wunder. das keine Zunge reden kann. denn fie find Gottes Kinder.
. Gottes Wunder. Gottes Kraft. Gottes Stärke. Ehre und Ruhm',
fie find fein Lob. fie fingen feinen Lobgefang im Paradeiselement.
und im Centro Natura da ift keine Er-veckung des Zorns in Ewig
keit. fondern ein jeder Griff in der Natur ift ein Liebe-Begehren)
man weiß von keinem Teufel. Zorn oder Hölle. es ift eine ewige
Vollkommenheit; was der Wille will. das ift da. und alles in
Kraft. ,
13. Es fiehet gefcbrieben; Das Reich Gottes fiehet in Kraft.
nicht im irdifchen Wefen. 1. Koi. 4. 20. Denn diefes irdifrhe We
fen ift nicht von Ewigkeit. darum ift es auch nicl)t in der Ewig
keit. Wenn du willft vom himmlifmen Wefen finnen. fo fchane:
nur. daß du ein himmlifmes Genritth darzu bringefi. fo wird dir
der Geift Gottes wohl himrnltfch Wefen zeigen; es ift dem Erleuch
teten gar viel leichter. als das irdifrhe. Der Lefer folls ihm nicht
fo fcl)wer einbilden. denn fein Sinn in eigener Vernunft erreichts
nichtz er laffe nu_r ab. er bekommt nur einen Glaff davon. gleich
wie der Antichrifi: nur einen Glaft von Gottes Wort und Chriffi
Lehre hat und führer; er meiner doch fiark. er habe das Wort ge
fafietz aber es ift ein Spiegelferhten. fein Schreien und Rufen ift
Gaukelei. Haft du nicht einen rechten Hammer. fo kannfi du nicht
die Glocke fchlagen. die die arme gefangene Seele aufwecket. Es
lieget Himmel und Erde' mit allen Wefen im Menfmenz du
mußt nur einen rechten Hammer brauchen . willft du feine Stunde
fchlagen. und ihn aus dem Schleife aufwecken. Dein großes Ge
fchrei thuts nicht. du fchreieft ihm nicht den göttlichen Klang hin
ein. hafi du ihn felber nichtz aber wo der rechte Hammer ift. der
wecker auf. Darum find *alle Lehrer ohne Gottes Hammer nur
Gaukler. Bauchheimmer. Ohrenhämmer. und nicht Seelenhämmer.
Die Seele wohnet nicht im .iußern Griff: wohl hat fich der äußere
Geiff in die Seele als ein Schalk eingefiomtenz aber er* hat nichtdas
Principium innen. da die Seele innen wohnet. er ifi nur ihr Deckel
und Verhinderung: alfo iff auch der Antichrifi nur eine Verhinde
, rung der armen Seele. Wenn die Seele nicht alfo hart an das
Ohrengefchrei_ gebunden wurde. fo wiirde fie doeh in fin) gehen und
fich fuchen; fie wurde doch nach Abfiinenz trachten: fo meiner fie.
das fei Heiligkeit. das ihr zu den Ohren einfiihret. und ift doch manä):
ma( Koth und Spott wider die Liebe und Eintrcichtigkeit darinnen.
Was foll man boa) fagen. iff doch alles geblendet und voll Heuche
lei. ein Jeder trachtet nur naeh dem Bauche. der Hirte mit den
Schaafen. der Obere und Untere. Der Geifi Gottes ift fehr theuer.
und man rithmet doch alfo fehr vom Geiffe. und ift nur Gleißne
rei. da das Herz wenig und nichts von weiß: es ift ein aufgeraffet
Wefen ohne Geifi. -
...W5*...
j

14. O du werthe Chrifienheiw fchaue dich dom! O Ertropa


Afia nnd Afrika, thue die Augen auf, und befiehe dich nur felber!
Ein jeder ?Nenfch fuche fich felber. oder wird nicht gut werden. Es
i| ein ernfier Bogen gefpcinnet', falle dem Schießer in feinen Arm
nnd kehre wiederi und finde dicht oder du wirft weggefchoffen wer
den, Laffe dich nicht Kinder wiegen, gehe auf deinen eigenen Fü
ßen! Es ifi Zeitl der Schlaf ift aus, der Engel hat gepofaunet“,
oerzeuch nimmer! Gedenke, was die Offenbarung Iefu Chrifii fa
get, daß diefe, welche an der Hure zu Babel hungern "ollen mit in
Pfuhl gehen, der mit Feuer und Schwefel brennet. Lipo'. 19„ 20.
Denn die Hure wird fich nicht befehl-en. fie foll das Maaß, das fie
eingefchenket hat, ausfaufen. Darum thue ein Jeder die Augen
auf, denn groß ifi Gott, der fie richten wird; fie wird in ihren
Sünden beharren und endlich verzagen. Sie fchreiet Mordio, und
ifi ihr doch nichts, als ihr eigen Uebel plaget fie, als die Gleißne
rei ihrer Heiligkeit, ihr Hochmuth und Geiz: fie hat Wölfe, die fie
beißen; aber fie find Wölfe. und gehören auch niäpt unter die
Schaafe. Darum ift es Noch ciufzuwachen, nicht in viel Forfchen,
fondern fich felber zu flachen: denn viel Forfrhen ohne Umroendung
des Uebels ifi Trug auf diefem Wege; und wenn du taufendmal
diefes liefefi, und bleibefi doch nur alfo unumgewendet deines Wil
lens, fo verfiehefi du fo viel davonl als der Efel vom Pfalter.
15. Alfo gehet es auch dem Bauchorden, dem Antiäzrifi.
Meinefi dur es fei ein leicht Ding, einen Efel auf einen königlichen
Stuhl zu fehen? Wie will denn der Bauehefel vor Got-t befiehem
der fich mit einem Efelsherzen in Chrifli Stuhl, welches des heiligen
Geifies Stelle ifh einfehew nur um Gut und Ehren loillen. und
ift nur ein Hiftorienfchreien ohne einige Erkenntniß, und noch wohl
voll Lafier? Oder meineff du. du feift gefchirkt genug in Ehrifii
Stuhl eingufißen. wenn du Kirnfie und fremde Sprachen kannfi?
Im rieeh» Fritz! Siehe Gottes Wahl am fchaue Abraham und
die Erzvciter, fowohl Mofen den Schaafhirten, auch die Propheten
und Apoftel an, fo wirft du bald fehen, welchen Gott erwcihlet, ob
er Kunfi oder Geift erweihle. , “
16. Darum habe ein Jeder Acht auf feinen Stand, _darinnen
er filzet. Einer, der da wirken der wirket in Gottes Wunden und
der gehet einfältig mit feinem Willen in Gottes Willen und han
get kindifcl) an Gott; ,er führer nur zween Wegem einen in fein
Werk, damit er dem Beine!) Uiahrung giebn den andern in Gottes
Willem und vertrauet Gott, was. der immer mit ihm thue und
mache. und wo er dann ifi, und was er thntl fo fpriGt er: es if!
mein Berufi Herr dein Wille gefchehez gieb mir, was mir gut lfi:
der gehet in Gottes Wunder-that gar rer-ht. /
17. Der aber von der Natur zu- einetn Ziegenten erkoren ifi
und zu .einem Föhrerf vorab im geifilichen .Standm der mag wohl
--“ 266 -
W

Acht auf feine Sachen haben. daß er nicht ohne Waffen gehe. denn
er führer Chrifii Heerde. er ift ein Hirte. der Wolf gehet immer'
um ihn. Wird er wacker fein und erkennen. daß er Ehrifti Schaafe
unter feiner Weide habe. und wird fie als ein treuer Hirte recht
weiden. fo wird ihm der Hirtenftab in Ewigkeit ein großer Ruhm
fein. Wird er aber nur die Wolle fachen. feine Ehre. Macht.
Pracht und Herrlichkeit. feine Wollufi. und den Schaafen ihre
Wolle verfchwenden. fie' nicht weiden und tränken. fondern als ein
Faullenzer in Fleifchesluft fchnarchen. daß alfo ein Schaaf hie. das
andre dort in der Irre gehet. und .gi-het. und vom Wolfe gefreffen
wird; der nicht in Schaafsftall hinein will gehen. fondern fieiget von
außen hinein. und fiehet. wie er möge mit Lift den Schaafen ihr
Futter fiehlen und ihre Wolle fcheeren: diefe alle gehören zu den
- Wölfen. und haben nicht Ehrifti Hirtenfiab. fondern des Teufels
Sciuermeffer. und müffen hernach ewig mit den Wölfen heulen.

18. Wie mag fich einer einen .Hirten Ehrifti nennen. der nicht
von Ehrifii Geifi erwählet ift zum Hirten? Mag auch ein Wolf
einen Hirten über die Schaafe machen? Sind fie nicht beide Wölfe?
Oder fagen *wir das aus Begierde? Ift es doch in der Natur alfo
gethan. daß ein böfes Ding aus fich felber nicht kann ein gutes
mamen. fondern nur wieder ein böfes: wie mag denn ein zorniger
Kriegsmann den andern zornigen gütigen. da er nur morden und
fchlagen will? Oder wie willft du den heiligen Griff im ONenfcben
erwecken. da in deiner Stimme nur der Geift diefer Welt ift? Das
wird wohl nicl)t fein; er wäre denn zuvorhin fcl)on im Hörer er
wecket: der hörcr des heiligen Geifies Stimme in allen Worten. fo
von Gottes Wundern geredet werden. Und wenn ein Efel könnte
reden. und fagte von Gottes Wort. fo fchlüg- der Hammer des
Auferweckers in der Seele. welche in Gott ift. denn wer von Gott
ift. der höret Gottes Wort. faget Ehriftus: darum höret ihr ihn
nicht. denn ihr feid nicht von Gott. fondern vom Teufel. und vom
Griffe diefer Welt,

19. In manchem Menfrhen ift gar kein Gottes Wort oder


Geifi zu erwecken; denn die grimme_ Matrix hat ihn gefangen. Das»
weifet fich aus. indem Ehriffus redete. der hatte freilich den Ham
mer; aber fein Geifi gehet nicht in die boshaftige verfiockte Seele.
fondern in diefe. welche gern wollten fromm fein. wenn fie nur
könnten. Und wenn denn alfodder Hammer den Seelengeift auf
* wecker. daß die Seele nmwendet. und fichin Gott einwirft. alsdann -
kann fie. Der alte Menfch muß nicht »das Regiment haben." fon
dern Gottes Geifi. fonft ift kein Können da. fondern ein Halten
vom Zorne: denn es find zwei Suchten in der Seele. eine ift die
geizige. grimmige Feuersfumt. die ftichet immer das irdifche Wefen;

d
- 267 -
und dann eine aus dem Geifie. weläze vom Feuer ausgeboren wird.
darinnen wir das_ rechte Seelenleben in der Bildniß Gottes verfte
hen. das iftf Gottes Sucht. und fuchet Himmelreich.
20. So nun der rechte Hammer darinnen fmläget. als der
Geift Gottes. fo wird diefelbe Sucht fo fiark. daß fie den Feuer
quall und Sucht überwindet und ihn fiinftiget. ?aß er der Liebefurht.
als der Seele Geifiesfucht begehret. da ifis gut machen; eine folche
Seele ift leichtlicl) aufznwecken. daß fie das äußere Regiment zwin
get. und fonderlirh. wenn ihr der rechte Hammer. der heilige Geift.
durch die Ohren ins Herz fchallet. fo fiir-get der Seele -Tinctur ge
fchwindz allda gehets durch den ganzen Seelengeifi aus durch beide
Surhten. denn es wirft fich in _einen Willen. Denn zween Willen
beftehen nicht in der Ewigkeit. es muß nur Einer fein: der eine muß
fein als ohnmächtig. und der andre allmächtig. fo ifi Uneinigkeit.
21. Denn das ift der 'Ewigkeit Recht und ewig Befiehen. daß
fie nur Einen Willen hat. Wenn fie der iween hatte. fo zerbrame
einer den andern. und wäre Streit; fie fiehet tvehl in viel Kraft
und Wunder. aber ihr Leben ift nur bloß allein die Liebe. aus
welcher Licht und Majefiät ausgehet. Alle Kreaturen im Himmel
haben Einen Willen. und der ift ins Herz Gottes gerichtet. und
gehet in Gottes Geift. wohl ini Centro der Vielheit. in Wachfen
_ und Bluhenz aber Gottes Geift ift das Leben in allen Dingen: _
Centrum Natura giebt Wefen. Majefiät und Kraft.»nnd der heilige
Geift ift Führer. er hat das obere Regiment. Jfi es doch von Ewig
keit alfo gewefen. aber im unfianbaren Wefen. vor den Kreaturen.

22. Es ifi im Himmel nichts Neues. das mehr gewefen iviire.


denn das Wefen ift begreiflich worden. Gott hat fich ans fich in
Gleichniffen und Bildniffen offenbaret. fonft ift alles nur allein
Gott. Der Teufel ift auch (Gottes; er ift fein Grimm im innern
Centro. welcher auch das alleräußerfie ift. denn fein Reich ift die
Finfierniß in der Natur. wie vorn bemeldet. Darum foll ein ?Renft-h
zufehen. und fich felber geräten; denn er ifi eine Wurzel in Gottes
Acker. und hat den Geift zum Verfiande gekriegt. Er foll eine
Frucht' aus dem Seelengeifie in Kraft des heiligen Geifies gebären.
nicht nach der finfiern Geftalt feiner Erde. fondern aus des Lichts
Kraft. Denn was aus des Lichts Kraft ir-cichfet) das gehbret auf
Gottes Tifch; und was aus der Finfierniß wächfet. das eine Frucht
in der Flnfierniß bleibet. das gehöret in die Finfterniß 'in Abgrund. z_
in die grimme Matrix*: es ift nach diefer Zeit-kein Widerrufen.
Denn wie ein Kraut gewachfen ift. alfo fiehts. und alfo fchmeckts.
und wird hernach nurvon dem begehret zur „Speifry der auch der
felben Effentien ifiz der aber diefe Efientien nicht hat. der begeh
ret es zur Speifez' er fammlet das auch nicht ein.
x -- 268 -
23. Darum bedenke fich eine jede Seele. und prüfe fich. was
fie für eine Frucht fei! Allhier ifi noch gut umwenden. und das
Kraut abhauen. und aus der Wurzel ein beffer Kraut zeugen; wenn
aber der große Einerndter kommt. der fchneidets durch einander ab.
alsdann wird das Unkraut in Bündel gebunden. und ins Feuer ge
worfen: aber das gute Kraut wird auf Gottes Tifcb getragen.
_ 24. Diefes haben wir ganz treulich nach unfern Gaben eröff
net: und wen da hungert. der effe. und wen dürfiet. der trinke.
Es ifi ohne Geld zu nehmen. auf daß unfere Freude in Gott völlig
Verde. und wir in jenem Leben auch zu effen haben. Halleluja.
Men. '
[w Signaturei Return, 7
oder

von der Geburt und Bezeichnung


aller Wefen.
])6 -Zjxnnturn [Ber-um,
oder

von der Geburt und Bezeichnung aller-Wefen.

Wie alle Wefen aus einem Einigen Myfterio urftän


den. und wie fick) daffelbe Mhfierium von Ewigkeit immer
in fichfelber erbäre. und wie das LGute ins Böfe und
das Böfe ins Gute verwandelt werde.
- Item. wie die äußere Kur des Leibes durch feine
Gleichheit miiffe geführetiwerdenz was jedes Dinges An
fang-. auch Zerbrechung und Heilung fei.
Darbei gleichnißweife der Stein* der Weifen. zur
zeitlichen Kur. mit dem Eckftein der Weisheit. ChÄo.
zur ewigen Kur der neuen Wiedergeburt. eingeführet wird.
Eine fehr tiefe Pforte der ewigen und auch anfäng
lichen äußerlichen Natur und ihrer Gefialtniffe.

Gefchrieben im Iahr 1622 im Februar.


Vorrede des Autoris an den weis
heitliebenden tLefer.

Dem Menfchen. welchen Gott in fein Bild und Gleicdniß ge


* fchaffen hat. ift in aller feiner Uebung. die er treibet. nichts nüh
licher. als daß er fich ftets betrachte. was er fei. (2) wovon ihm
Gutes und Bifes herkomme. (3) und wie er ficl) in Böfes und
Gutes einführe. In welcher Betrachtung (4) er auch die Curam
zu Leib und Seele finden und erlernen mag; und (5) wie er fich
darzu fchicken foll. daß das Heil in Leib und Seele möge eingefüh
ret und eröffnet tree-den. Auch lernet er (6) in folcher Betrachtung
feinen Schöpfer kennen. und werden ihm (7) die Geheimniffe der
großen 'Wunder Gottes bekannt und offenbar: welches nicht allein
eine Erkenntniß der großen Wunder Gottes im Menfchen erwecket.
fondern auch (8) eine herzliche Begierde und Zuflucht zu der Liebe
und Gnade Gottes; in welcher Begierde das Bild Gottes in fich
felber durch Gottes Willengeifi. wel>)er in der Begierde gegen Gott
felber fähret. hm (9) felber offenbar wird. gleichwie fich Gott in
feiner ewigen Begierde mit dem Wefen. fo in der Begierde gcur
fiändet. mit feinem Geifte felber geoffenbaret hat.
2. So denn Gott den Menfchen in eine Gleichniß nach ihm aus
feinem ewigcn und zeitlichen Wefen gefchaffen. und ihn zum Herrn
und Regierer feines Gefchöpfs geordnet hat. auch alles unter feine
Füße gethan; fo ift diefes nicht zu dem Ende gefchehen. daß er fei
als ein unverftändig Vieh. fondern er foll die Wunder Gottes _in
feiner Schöpfung. und den großen Gott in feinem dreifaltigen. ei
nigen Wefen recht erkennen lernen. auf daß er wiffe. wie er .fein
Leben halten und vor Gott in diefem feinen befohlenen Amt auf
Erden führen foll. damit er das zeitliche und ewige Heil und die
Erdfchaft. darzu ihn Gott gefchaffen hat. möge erlangen.
Z. Aus folcher Betrachtung nun habe ich mir fürgenommen.
diefe Geheimniffe. fo der Geift Gottes dem Menfchen. welcher fich
mit rechten-l Ernft darein giebet. offenbaret. und ihn gleich als in
xein Liebefpiel feiner Wunder einführet. aufzufchreiben. und dem
liebhabenden) gottfürmtigen Wer und Sucher der Weisheit Gottes
k

urfache zu geben. ob er dadurch möchte in Bewegung oder in Be


gierde. als in einen Hunger nach dem edlen Perlein. welches köffli
cher ift als die äußere Welt. gebracht werden. dadurch (1) die
Wunder *Gottes in uns offcnbaret. (2) fein heiliger Name in uns
und von uns gepreifet und erkannt. (3) und des ,Satans Reich
auch alfo offenbar und gehindert werden möchte; auf daß doch der
Menfch (4) möchte Gottes Willen gegen ihn erkennen lernen. auch
von dem unnjhen Streit. 'davon die bruderliäze. Uneinigkeit entfiehet.
ausgehen. und der Liebewille Gottes gegen uns. fo in eitel Streit
gezogen wird. dadurm .erkannt und offenbar werde. daß der Streit
ein nicl)tig und hochfcbädlicl) Ding. und* nicht in Gottes. fondern
des Teufels Willen und Begierde urfiände. davon das edle Bild
Gottes ausgehet. und die in die wahre Erkenntniß Gottes feines
Willens und Wefens eingehet.
4. Ob nun zwar die Vernunft nur fmreiet: Schrift und Buch
fiaben her! fo ift doch der äußere Buchffabe allein nicht genug zu
der Erkenntniß. wiewohl er der Anleiter des Grundes ift: es muß
auch der lebendige Buchffabe. welcl)er Gottes feldfiffändiges ausge
fprochenes Wort und Wefen ifi. in der Leiterin des ausgefpromenen
Wortes im Menfchen felber eröffnet und gelefer. werden. in welchem
der heilige Griff der Lefer und Offenbarer felber ifi. Derowegen
denn mein Vorhaben ifi. ' den wahren Grund aller Wefen. nach
meiner Erkenntniß und Gaben. wie es der Geift des Verfiandes in
mir felber eröffnet hat. in Eigenfaiaft aufzufehreiben und fiir ein
kurz Memorial und Uebung zu behalten . damit. fo Jemand licfferte
nathzuforfchen. derfelde fol>)en Nuh in fich felber befinde und er
fah re.5. Es ift aber nicht meine Meinung. den Menfmen in un

verfiandene. unnlthe Kunfi. darzu' er nicht von Gott berufen noch


begabet. einzuführen. weil ich fie auch felbften nicht in der Prari
führe und treibe. fondern nur die Möglichkeit aller Dinge nebenft der
Pearl der neuen Geburt anmelde. und den von Gott darzu Begab
ten zu den iiußeren Dingen Anleitung gebe; dic-weil doch ja die Zeit
der Eröffnung aller Heimlichkeiten naher und anbricht.
6. Würde fich_ aber Jemand auf einen Vrrwih begeben. und
felbff in Unheil eingehen. ehe er darzu gefehicket. und den wahren
Verfiand nebenff götclichem Willen erreiel)et hätte. der gebe ihm fel
ber die Schuld. daß er unferem treuen Rath. fo hierinnen begriffen.
nicht folgen wollen. uns hiemit gdttlichem Lichte. Segen und Smuh.
mich aber dem Lefer in feine Gunfk und Liebe empfehlend. Gege
ben im Monat Februario Anno 1622.

I. B.
x.

Von der Geburt „und Bezeichnung


aller Wefen. '

Das 1. Kapitel.
Wie alles fiumm und ohne Verfiand ift, was
von Gott' geredet wird_ ohne Erkenntniß der
Signatur; und im menfchlichen Gemüth die
Signatur nach dem Wefen aller Wefen liegt.

Alles. was von Gott geredet. gefchrieben oder gelehret wird.


ohne die Erkenntniß der Signatur. das ifi fiumm und ohne Ver
fiandz denn es kommt nur aus einem hiftorifayen Wahn. von einem
andern Mund. daran der Geift ohne Erkenntniß fiumm iff: fo
ihm aber der Gelft die Signatur eröffnet. fo verfiehet er des An* -
dern Mund, und oerfiehet ferner. wie fich der Geift aus der Ef
fenz durchs Principium irn Hall mit der Stimme hat offenbaret.
L. Denn daß ich fehe, daß Einer von Gott redet, lehret, pre
-diget und fchreibet, und gleich daffelbe höre und lefe. ift mirs noch
nicht genug verfiandenz fo aber fein Hall und fein Geifi aus feiner
Signatur und Gefialtniß in meine eigene Gefialtniß eingehet und
bezeichnet feine Gefialtniß in meine, fo mag ich ihn in rechtem
Grunde verliehen, es fei geredet oder gefazrieben, fo er den Ham
mer hat, der meine Glocke fchlagen kann.
3. Daran erkennen wir. daß alle menfchlime Eigenfchaften aus
Einer kommen, daß fie nur eine einige Wurzel und Mutter haben.
fonft könnte ein Menfch den andern nicht im Hall verfiehen.
4. Denn mit dem Hall oder, Sprache zeichnet fich die Geffalt
in eines andern Gefialtniß ein. ein gleicher .Klang fcinget und beweget
l7. ' 18
- 274
den andern. und im Hall zeicl)ner der- Geifi feine eigene Geftaltniß.
welcl)er in der Effenz gefchöpfet hat. und hat fie im Principio zur
For gebracht. daß man im Wort verliehen kann. worinnen fich der
Gei gefcl-.öpfet hat. im Böfen oder Guten; und mit derfelben Be
zeichnung gehet er in eines andern Menfchen Geftaltniß. und wecker
in einem andern auch eine folche Form in der Signatur auf. daß -
alfo beider Gefialtniffe in einer Form mit einander inqualiren. als
dann ifts Ein Begriff. Ein Wille und Ein Geifi. auch Ein Verfiand.
5. Und dann zum Andern verftehen wir. daß die Signatur
oder Geftaltniß kein Geifi. fondern der Behalter oder Kaften des
Geifies. darinnen er lieget; denn die Signatur ftehet in der Ef
fenz. und ift gleicl)wie eine Laute. die da fiille ftehet. die ift ja
fiumm und unverfianden; fo man aber darauf fchläget. fo verfiehet
man die Gefialtniß. in was Form und Zubereitung fie fiehet. und
nach welcl)er Stin-„me fie gezogen ift. Alfo iii auch die Bezeichnung
. der Natur in ihrer Geftaltniß ein fiumm Wefen. fie ift wie ein
zugerichtet Lautenfpiel. auf welchem der Willengeift fchläget; welche
Saite er trifft. die klinget nach ihrer Eigenfchaft.
6. Im menfchlicben Gemürhe lieget die* Signatur ganz künfi
lich zugerimtet. nach dem Wefen aller Wefen; und fehler dem Men.
fchen nichts mehr. als der künftliche Meifier. der fein Jnfirument
fchlagen kann. das ift der rechte Geifi der hohen Macht der Ewig
keit; fo aber derfelbe im Menfchen erwecket wird. daß er im Een
tro des Gemüthes rege wird. fo fchläget er 'tas Infirument der
menfchlichen Geftaltniß: alsdann fo gehet die (Ziefialrniß mit dem
Hall im Worte vom Munde aus. Wie dann fein Infirnment in
der-Zeit feiner Menfchwerdung gezogen ift. alfo lautet es. und alfo
ift feine Erkenntniß. Das Innere offenbaret fich im Haile des Wor
tes. denn das ift des Gemüthes natürliche Erkenntniß feiner felbft.
7. Der Menfch hat zwar alle Gefialtniffe aller drei Welten in
ihm liegen. denn er ift ein ganz Bild Gottes oder des Wefens al
ler Wefen; allein. in feiner Menfchwerdung wird die Ordnung in
ihm gefiellet. Denn allda find drei Werkmeifier in ihm. welche
feine Geftaltniß zurimten. als das dreifache Fiat. nach den drei
Welten. und find im Ringen um die Gefialtniß. und wird die Ge
fialtniß allda naä) dem Ringen figuriret; welcher Meifier das Ober.
regiment behält und in der Effenz bekommt. nach dem wird das
Infirument gezogen. und die andern liegen verborgen und gehen
mit ihrem Hall hinten nach. wie fich folches klar beweifet.
8. Sobald der Menfch zu diefer Welt geboren ift. fo fchläget
fein Geifi fein Inftrument. fo fiehet man am äußern Hall und
Wandel feine infiehende Geftaltniß im Guten oder Böfen; denn
wie fein Jnfirument lautet. alfo gehen auch die Sinne aus der Ef
fenz des Gemüthes. und alfo fähret der äußere Willengeift mit fei
nen Geberden. wie man das an Meufcherr und Thieren fiehet. wie
a
*-*
275
alfo ein großer unterfcheid der Gebärung fei. daß ein Bruder und
Schwefier nicht thut als der andre.
9. Ferner ift uns zu erkennen. daß. obgleich alfo Ein Fiat
das Oberregiment behält und die Gefialtniß noch ihm figuriret. daß
ihm doch gleichwohl die andern zwei Einhalt thun. fo n-ur ihr In
firument gefchlagen wird. als man denn folches fiehet. daß mancher
Menfch. auch manches Thier. ob es fehr bös oder gut geneigt ift.
doch von einem Gegenhall zum Bdfen oder Guten beweget wird und
oft feine ingeborne Gefialtniß finken läßt. wenn ihm der Gegenhall
auf einer verborgenen Laute oder Gefialtniß fmlägetz wie man fie.
het. daß ein bbfer Menfch doch oft von einem guten zur Reue fei
ner Bosheit beweget wird. wenn ihm der Fromme mit feinem lieb;
reichen Geifie fein verborgen Jnfirumertt fthläget. Desgleirizen ge
frhiehet esauch mit dem Frommenz fo ihm der Bbfe mit dem Geift
feines Grimmes fein verborgen Jnfirument fazläget. fo wird im
Feen-enden auch die Zorngefialtniß erwecketz und ift je Eines wieder
das Andere gefetzet. daß Eines des Andern Arzt fein foll.
l0. Denn wie die Gefialtniß des Lebens ift. das ift. wie die
Lebentgefialtniß in Zeit des Fiats in der Menfchwerdung figurirrt
wird. alfo ifi auch fein natürlicher Geift: denn er urftrindet aus
der' Effenz aller drei Principien“, und einen folchen Willen führer
er auch aus feiner Eigenfchaft. .
11. Nun aber mag ihm der Wille gebrochen werden. denn
wenn ein Stärke-rer iiber ihn kommt. und wecker feine innere Ge.
fialtniß auf mit feinem Halle und Willengeift. fo verleuret fein_
Oberregiment das Recht und die Gewalt. wie wir folches an der
Sonne Gewalt fehen. wie fie mit ihrer Macht eine bittere und faure
Frucht in eine Süßigkeit und Lieblichkeit qualificiret: desgleiclyen auch
wie ein guter Menfch unter einem böfen Haufen verderbe. auch ein
gutes Kraut auf einem bdfen Acker nicht feine re>ite Tugend genug.
fam erzeigen kann; denn es wird in dem guten Menfchen das ver
borgene böfe Jnfirurnent erwecket. nnd in dem Kraut auch 'eine wi
derwärtige Effenz von der Erde. daß oft da' Gute in ein Böfes.
und das Böfe in ein Gutes verwandelt wird. und wie es nun in
der Gewalt der Qualität inne fiehet. alfo bezeimnets fichs im Aeu
ßern in feiner ciußerlichen Form und Gefialtniß. fowohl der Menfch
in feinen Reden. Willen und Sitten. auch rnit der Form der Glie
der. die er alfo zu derfelben Gefialtniß hat und gebrauchen muß.
Seine innere Gefialtniß zeiwnet ihn auch in der Geftaltniß des An
gefichts. desgleichen auch ein Thier. item. ein Kraut. und auch
Bäume. ein jedes Ding. wie es in fich ift. alfo ift es auch aus
wendig bezeichnet. * *
12. Denn ob es gleich gefchiehet. daß fich oft ein Ding vom
Böfen ins Gute und vom Guten ins Bdfe verwandelt. fo hat es
doch feinen äußerlichen Charakter. daß man das Gute oder Böfe.
18'
*-*-
276 __
das ifi. die*Verwandelung kennet; denn den Menfchen kennet man
hierin an feiner täglichen Uebung. item. an feinem Wandel und
Worten. denn das Oberinfirument wird immer gefchlagen. welches
am fiärkefien iff gezogen.
13. Alfo auch ein Thier. fo das böfe iff. und ifi aber mit
Gewalt gebändiget. und zu anderer Eigenfchaft gezogen worden. läßt
feine erfie infiehende Gefialt* nicht leichtlich merken. diefelbe werde
denn erreget. fo gehet fie vor allen andern Geffalten hervor.
14. Alfo ifts auch* mit den Kräutern der Erde: fo ein*Kraut
"vom böfen Acker in einen guten verfehet wird. kriegets zur Hand
einen ffärkern Leib. auch lieblichern Geruch und Kraft. und erzeiget
die innere Effenz im Aeußern.
15. *Und iff kein Dingin der_Natur. dasgefchaffgnzgdgrggr
boten iff. esdffenbaret feine innerliche Gefialt auch**'äuße'rlic'hz.'__denn
das' Innerlicije arbeitet fiets zur Offenbarung. als* wir folihes an
der Kraft 'und Gefialtniß dieferWelt erkennen. wie fich das ewige
Wefen mit der Ausgebärung in der Begierde hat in einem Gleich
niß' offenbaret. wie es fich hat in fo viel Formen und Geffaltniffe
offenbaret. als wir folches an Sternen und Elementen. fowohl an
den Kreaturen. auch Bäumen und Kräutern fehen und erkennen.
16. Darum iff in der Signatur der größte Verffand. darinnen
' ficli der Menfch (als das Bild der größten Tugend) nicht allein lernet
felber kennen. fondern er mag auch darinnen das Wefen aller Wefen
' lernen erkennen; denn an der äußerlichen Gefialtniß aller Kreaturen.
an ihrem Trieb und Begierde. item. an ihrem ausgehenden Hall.
Stimme und Sprache. kennet man den verborgenen Griff. denn die
Natur hat jedem Dinge feine Sprache (nach feiner Cffenz und Ge
fialtniß) gegeben. denn aus der Effenz urfiändet die Sprache oder
der Hall. und derfelben Effenz Fiat former der-Effenz Qualität. in
dem ausgehenden Hall oder Kraft. den lebhaften im Hall. und den
- effentialifäjen im Rach. Kraft und-Geftaltniß. W__Ding
hat feinen Mund zur Offenbarung.
,. * 17. und das tft-die_ Naturfprache. daraus jedes Ding aus fei
ner Eigenfchaft redet. und fich imm'er felber offenbaret. und darfkel
let. worzu es gut und nüh fei. denn_ ein_ jedes Ding offenbaret feine
Mutter. die die Effenz und___d_etx Willenzzzur" Gefialtniß alfogixht.
277
-k
-

was 2. Kapitel.
Von-der Widerwärtigkeit und dem Streit in
dem Wefen aller Wefen.

So denn der Gefialtniffe fo manch: und vielerlei find, da je


eines einen andern Willen aus feiner Eigenfchaft hervorbringet als
das andre, fo verfiehen wir hierinnen die Widerwärtigkeit und den
Streit in dem Wefen aller Wefen, 'wie je eines das andre feindet„
vergiftet und tödtet, das iftf feine Effenz und den Geift der Ef
fenz uberwindetl und in eine andere Gefialtniß einführew davon
Krankheit und das Wehethun entfpringet, wenn eine Effenz die an
dere zerbrieht. ,
2. und dann verfiehen wir auch hierinnen die Arzl-nei, wie
eines das andere heilet und zur Gefundheit bringet: und fo diefes
nicht wäre, fo wäre keine Natur, fondern eine ewige Stille, und
kein Wille', denn der Widerwille macht die Beweglichkeit und den
urftand des Suchens. daß die widerwärtige Quaal die Ruhe fuchet,
und fich in dem Suchen nur felbfi erhebet und- mehr entzündet.
3. und ift uns zu verfiehem wie der Arzt in der Gleichheit
eines jeden Dinges ftehez denn in der Gleichheit ftehet des Willens
Erfiillung„ als feine hdchfte Freudez -denn ein jedes Ding begehret
einen Willen feines gleichen, und mit dem Wider-willen wird es ge
kränket: fo es aber einen Willen feines gleichen bekommt, fo erfreuet
fichs in der Gleichheit, und erfinket darinnen in die Ruhe- und
wird aus der Feindfchaft eine Freude. -7
4. Denn die ewige *Natur hat uichts„ als nur eineg Gleichheit
aus fich mit ihrer Begierde geboren: und fo nicht eine immerwäh
tende Vermifmung wäre, fo wäre in der Natur ein ewiger Friede.
Aber alfo wurde die Natur nicht offenbar, im Streit wird fie offen
bar, daß fich ein jedes Ding erhebet, und will aus dem Streit flie
hen in die ftille Ruhe, und damit nur aus "ich felber in ein an
dres lauft, und den Streit nur dadurch erwecken
5. So finden wir klar im Licht der Natum daß der Wider
wärtigkeit nicht beffer mag gerathen werden , und hat keinen höhern
Arzt als die Freiheit, das ift das Licht der Natur, als des Geiftes
Begierde; und dann finden wir. daß der Effenz nicht mag beffer
gerathen werden als mit der Gleichheit, denn die_ Effenz ift ein We
fen, und ihre Begierde fiehet nach Wefen; fo begehret ein jeder Ge
fchmack nur feines gleichen: und fo er den bekommt, fo wird fein
Hunger erfiillet und geftillet, und höret auf zu hungerm und er
....273...
freuet fich in fich felber. denn der Hunger der Widerwärtigkeit höret
auf zu qualificiren.
6. So denn das menfüyliche Leben in drei Principien fiehet.
als in dreierlei Effenz. und auch einen dreifackjen Geifi aus jeder
Effenz Eigenfchaft hat. als nach der ewigen Natur. nach der" Feu
ers Eigenfchaft. und zum Andern nach des ewigen Lichts und der
göttlichen Wefenheit Eigenfchaft. und zum Dritten nach der äußern
Welt Eigenfchaft: fo ifi uns deffelben dreifachen Geifies und auch
der dreifachen Effenz und Willens Eigenfchafc zu betrachten. wie
fich ein jeder Geift fammt feiner Effenz in Streit und Krankheit
einfiihre. und was feine Kur und Arznei fei.
7. Wir verfiehet-r. daß außer bei Natur eine ewige Stille und
- Ruhe fei. als das Nichts; und dann verftehen wir. daß in dem
ewigen Nichts ein ewiger Wille urfiände. das Nichts in Etwas ein
zuführen. daß fin. der Wille finde. fühle und fchaue. denn im
Nichts wäre der Wille ihm nicht ojfenbarz fh erkennen wir aber.
daß fich der Wille felber fuche. und in fich felber finde. und fein
Suchen ift eine Begierde. und fein Finden ift der Begierde Wefen.
darinnen fich der Wille findet. Er findet nichts als nur die Eigen
fchaft des Hungen?, welche er felber ift. die zeucht er in fich. das
ifi. er zeucht fich felber in fich. und findet fich felber in fichz und
fein Inficirziehen macht in ihm eine Beichattitng oder Finiierniß.
welche in der Freiheit als. im Niarts nicht ift. denn der Freiheit
Wille befchattet fich felber mit der Begierde Wefen. denn die Be
gierde mawet Wefen und nicht der Wille.
8. So denn der Wille alfo mit feiner Begierde muß im Fin
fteen ftehen. fo ifi das feine Widerrvärtigkeit. und fchöpfet ihm in
fich einen andern Willen. von der Finflerniß aus-zugehen wieder in
die Freiheit. als in das Nichts. und mag [roch außer fich nicht die
Freiheit erreichen. denn die Begierde gehet aus fich. und machet
Quaal und Finfterniß: fo muß der Wille (verfiehet. der andere ge
fctiöpfte Wille) in fich gehen. und iß doch' kein Abtrennenz denn in
fich vor der Begierde ift die Freiheit als das Nichts. fo mag doch
auch der Wille nicht ein Nichts fein. denn er begehret fich in dem
Nichts zu offenbaren. und mag doch auch keine Offenbarung gefehe
hen. als nur durchs Wefen der Begierde: und je mehr der wieder
gefaffete Wille der Offenbarung begehret. je ,mehr und ftrenger zeucht
die Begierde in fich und macht in fich drei Geftalten.
9. Als das Begehren. das ift Herde. :und giebet Härtigkeit.
denn es ift ein Einfchließen. davon Kälte urßändet. und das Zie
hen machet Stachel oder Regung in der Härtigkeit. eine Feindung
wider die herbe. an fich gezogene Härtigkeit. Das Ziehen ifi die
andere Gefialt und eine Urfaclye des Bewegens und Lebens. und
reget fich in der Herbigkeit und Härtigkeit. welches die Härtigkeit
als das Einfchiießen nicht dulden mag. und dere-wegen viel heftiger
x

- 279 -
an ficl) zeucht. den Stachel zu halten. und wird doch der Stachel
dadurch nur fiärker. Alfo will der Staa)el über fich und queria)t.
und mag das doch nia)t vollbeingen. denn die Herbigkeit als die
Begierde hält ihn. fo ftehet er gleich einem Triangel und Kreuzrade.
das (weil er nia)t von der Stätte weichen kann) drehend wird. da
von die Vermifchung in der Begierde entftehet. als die Effenz oder
die Virlheit der Begierde. denn das Drehen macl)et eine Immer
wirrung und Brerhung. davon die Angft als das Wehe. die dritte
Gefialt. entfiehet.
10. Dieweil aber' die Begierde. als die Herbigkeit. dadurcl) nur
firenger wird (denn von der Regung entftehet der Grimm und die
Natur. als das Bewegen). fo wird der erfie Wille zur Begierde
ganz firenge und ein Hunger; denn er ift in einem harten. ftaa)
lirhten. dürren Wefen. und mag davon aua) nicht entfliehen. denn
alfo findet er na. ist aus dem Nichts in Etwas. und das Etwas
_ ift doa) fein Widerwille. denn es ift eine Unruhe. und der freie
Wille ift eine Stille.
1|. Das ift nun der urfiand der Feindfmaft. daß die Natur
wider den freien Willen läuft. und fia) ein Ding in fich felber fein
det: und verfiehet allhie das Centrum der Natur mit dreien Gefkal
ten. Im Urftand. als im erften Principio. ifts Geiff. im :andern
ifts Liebe. und im dritten Principio ifts Wefen. und heißen die
dreiGefkälte im dritten Princlpio Sulphur. Mercurius und Sal,
Dieß verftehet alfo:
12. Su( ift im erfien Principio der freie Wille oder die Lüfi “
in dem Nichts zu Etwas. es ift in der Freiheit außer der Natur;
Phur ift die Begierde der freien Luft. und machet in fia) in dem -
Phur als in der Begierde ein Wefen; und* daffelbe Wefen ift firenge
wegen des Anziehens. und führer in fich drei Gefiälte ein. wie
oben gemeldet. und fort in die vierte Gefialt. als aus Feuer. Im
Phur wird der ewigen und auch der äußern Natur Urftand verftan
den. denn die Härtigkeit ift eine Mutter der Sa)ärfe aller Wefen
und ein Behalter alles Wefens; aus dem Sul. als aus der Frei
heit Luft. wird die finfiere Angft ein fcheinend Licht. und im dritten
Principio. als im äußern Reia). ift das Su( das Oel der Natur.
darinnen das Leben brennet und alles wächfet.
* 13. Nun ift aber das Phur als die Begierde nicht von dem
Su( getrennet. es ift Ein Wort. undiff auch im urfiand Ein We
fen. und .fa)eidet fia) aber felber in zwo Eigenfchaften. als in Freud
und Leid. in Licht und Finfierniß. denn es ma:ht zwo Welten. als
eine finfiere Feuerwelt in der Strengheit. und eine lichte Feuerwelt
in der Luft der Freiheit. denn die Lufi der Freiheit ift die einige
Urfache. daß das Feuer fcheinet; “odenn das urfiändlime Feuer ift
finfier und fchwarz. denn im Feuerfa)ein wird im urfiand die Gott-
heit verfianden. und im Finftern. als in der Angftquaal. wird der
-'- 280-
urfiand der Natur vecffandenz und verffehen ferner den -Arzt hier
innen. - ,
14. Die Quaal ift der freien Luft. 'als der ffillen Ewigkeit.
Arzt. denn die Stille findet fich darinnen im Leben. fie führer fich
durch die Angfiquaal in der Begierde ins Leben. als in die Freu
denreich. daß nämlich das Nichts ein ewig Leben ift wordenz und
daß fichs funden hat. welches' in der Stille nicht fein kann.
15. Zum Anbei-n finden wir. als wie das Sul. das ifi. der
Freiheit Luft. der Begierde-als der ängftlichen Natur Arzt fei', denn
der Glanz der Freiheit. vom angeziendeten Feuer aus der Natur.
leuchtet wieder in der finfiern Angft' und erfiillt-t die Angff mit der
Freiheit. davon der Grimm erlifcht und das drehende Rad fiille fie
het. und anffatt des Drehens ein Schall in der 'Effenz wird.
16. Diefes ift nun die Gefialt des Geifflebens. und des effen
tialifcl)en Lebens. Sul i| der Urffand des Freudenlebens. und
Phur ifi der Urffand des effentialifmen. die Luft iff vor und außer
der Natur. welche das rechte Su( ifi. und der Geiff wird in der
Natur offenbar. als durcl) die Quaal. und folcl)es in zweierlei Ge
fialt: als nau) der Freiheit Luft in einer Freudenquaal. und nach
der Angfibegierde Luft. nach herbe. fiachlicht. feindigbitter vom Sta
chel. und nach der Angff des Rades ganz mdrdifcl) und feindig. und
wohnet eine jede Eigenfchaft in fich alba. und find doch in einan
der. Hierinnen wird Gottes Liebe und Zorn verfiandenz* fie woh
nen in einander. und keines begreift das andre. und ift doch eins
des andern Arzt: verfiehe. durcl) die Imagination. denn das ewige
ifi magifch, '
17. Die andere Geffalt in der Natur ift in der Ewigkeit das
Rad mit den fiachlimten. bittern Effentienz denn allda entftehet die
Effenz. verftehet mit der Verwirrung. denn das Nichts ift fiille
ohne Bewegen. aber die Wirrung machet das Nichts beweglich. Jin
dritten Principio aber. als im Reich in der Effenz und Quaal der
äußern Welt. heißet die Gefialt Mercurius. die ift feindig und gif
tig. und ift die urfache des Lebens und Regens. auch die urfache
' der Sinne. als da fiel) ein Blick in der Unendlichkeit fchöpfet. und
dann auch hinein verteuffen mag. da aus einem einigen die ungriind
liche und unzählbare Vielheit urfiänden mag.
. 18. Diefe Gefialt ift die Unruhe und aber der Sucher der
Ruhe. und mit ihrem Suchen machet fie Unruhe. Sie macht fich
felbfi zu ihrem eigenen Feinde; ihre Arznei ift ziveierlei. denn ihre
Begierde ift auch zweierlei. als nach der Luft der Freiheit. nach der
Stille und Sänfte. und dann auch im Hunger nach dem Aufffei
gen der Unruhe. und des fiel) felber Findens. Die Wurzel begeh
ret mit dem erfken Willen nur Freude. und kann die auch anders
nicht errei>)en als durcl) die feindliche Quaalz denn im fiillen Nichts
*- 281
*c
mag keine Freude entftehen, fie muß nur durch Bewegung und Er
hebung entfiehen. daß fich das Nichts findet. '
19. So begehret nun das Gefundene wieder in den Willen
des ftillen Nichts. daß.es darinnen Freude und Ruhe habe, und
das Nichts ift feine Arznei. 'denn des Suchers oder Finders Arznei
ifi der Grimm oder die Gift, das ift fein gefunden Leben, als
wir diefes ein Exempel an der giftigen Galle haben, aus ivelcher
im Leben Freud Md Leid entfiehetz darinnen* wir alfo zweierlei Wil
len verfiehen. als einen zum grimmigen Feuer und ängfilimen Quan]
leben. zum urfiande der Natur, und einen zum Lichtleben. als
zur Freude der Natur: diefes alles nimmt feinen urfiand alfo aus
dem ewigen Nichts.
20. Des erfien Willens Arzt ifi die Lufi der Freiheit: fo er
die erlangt , fo maaiet er die Freudenreieh in fich; und des andern
als der Natur Wille Arzt und Helfer ift der Grimm in der hunge
rigen Begierde', und hierinnen verfiehet man Gottes Liebe und Zorn,
und wie in jedem Leben Böfes und Gutes im Centro fei. und wie
kelneäzreude ohne Leid urficinden möge, und wie eins des andern
Arzt fei.
21.*Und oerfiehen allhie den dritten Willen. der aus diefen
beiden, als aus folcher Effenz, als* aus der Mutter, feinen urfiand
nimmt. als den Geifi, welcher diefe beiden Eigenfchaften in fich
hat, und ifi ein Sohn der Eigenfchaften, und auch ein Herr der
felbenz denn in ihm fiehet die Gewalt, er mag erwecken, welche
Eigenfäzaft er will. Die Eigenfchaften fiehen in der Effenz, und
find gleichwie ein zugerichtet Leben, oder wie ein Infirument mit
vielen Stimmen, wel>7e fiille fiehenz und er. der Geifi, als der
Ausgang, ifi das wahre'Leben. er mag das Infirument fchlagen
wie er will. in dem Böfen oder Guten. nach Liebe oder Zorn: und
wie er fehlciget, wie das Infirument lautet. fo wirds von feinem
Gegenhall. als von der Gleichheit. angenommen.
22. Wird die Stimme der Liebe als der Freiheit Begierde ge
fäilagen, fo wird der Hall von derfelben Freiheit und Liebeluft ein.
genommen, denn es ifi ihr Gefchmack und ihres Willens Begierde
ähnlich: eine gleiche Luft fängt die andere. Alfo auch imgleichen
vonder Feindfchaft und Widerwillenz wird das Infirument nach
.der Begierde zur Natur gefchlagen, als im Grimm. Zorn und bit
tern Falfchheit, fo nimmts auch derfelbe Gegenhall und grimmige
Begierde ein. denn es ifi feiner Eigenfchaft und eine Erfüllung fei
nes Hungers. darinnen wir denn die Begierde der Licht- und auch
der finfiern Welt verfiehen, zweierlei Quan( und Eigenfhaft.
23. Die Begierde der Freiheit ift fanft und licht. und wird
Gott genannt, und die Begierde zur Natur macht fich in fich fin
ffer." dürre. hungerig und grlmmig: die wird Gottes Zorn genannt;
und die Finfierwelt. als das erfie Principium, und die Lichtwelt
-282
das andre Principium: ift zwar kein abtheilig Wefen, fondern eines
hält das andere in fich verfchloffen. und eines ift des andern An
fang und Utfache, auch Heilung und Arznei z weißes erwecket wird„
das heidi-kimi das Reginrent, und offenbar-et fich im Aeußern mit
feinem Charakter, und macht eine Gefialtniß nach feinem Willen im
Aeufiern nach fieb- wie man folches an einem erzfirneten Menfehen
oder Thier fiehet. Obgleich* der äußere Menfch und Thier niän die
innere Welt find„ fo hat doch die äußere Natur eben diefelben Ge
fialtniffe, denn fie urfkändet von der innerm und fiehet auf der in
nern Wurzel. ' *
f L4. Die dritte Geflalt ift die Aengfilicbkeiw die urfiändet
in der Natur von der erften und andern, und ifi der erfien und
andern Behaller oder Erhalterz fie ift in fiä) das "Gai-fe Fiat: und
die andere Gefialt hat das Verbumf als die Eigenfehaft zum Worte,
und fie fiehet in dreien Eigenfchgfteru und macht aus fich mit den
dreien die vierte, als das Feuer; in der Ausgeburt, als im dritten
Principio, wird fie Sal oder Salz genannt„ nach ihrer Materia,
aber in ihrem Geift hat fie viel Geftälte. denn fie ift die Feuer
wurzel, die große Angfiz fie urftändet zwifchen und aus der Herbig
keit und Bitterkeit, in dem firengen Infichziehen. fie ift die Wefen
heit des Jngezogenen, als die LeivliGkeit oder Begreiflichkeitz vom
Sulphur ift fie fchweflichh und vom Mercurio ein Blitz; fie ifi in
fich felber peinlich als eine Schärfe des Strebens, und das vom
fcharfen Anziehen der Herbigkeit.
25. Sie hat zweierlei Feuer iu ficlN als ein kaltes und ein
hißiges; das kalte urft-indec von der Herbigkeiß vom fcharfen Anzie
hen „ und ifi ein finfier fchwarz Feuer: und das hißige urftändet
vom Staihel des Treibers in der Angfi, in der Begierde nach der
Freiheit, und die Freiheit ift auch feine Anzirndung, und des kal
ten Feuers ifi der wüthende Stachel feine Erweckung.
26.'Diefe drei Gefialten find in einander als Eine„ und find
auch nur Eine, (heilen fich aber durch den Urfiand in viel Gefiälte,
und haben doch nur Eine Mutter, als den begehrenden Willen zur
Offenbarung, der heißer der Vater de.: Natur und des Wefens al
ler Wefen.
- 27. Nun ift der Aengfilichkeit _oder des Salzgeiftes Hunger xu
betrachten, und dann auch feine Erfättigung oder Erfüllung., Die
Angfl hat in fiel) zween Willem vom Urftand des erfien Willens
aus der Freiheit zur Offenbarung feiner felber: als der erfie Wille
ift zur Natur; und der andere iviedergefaffete Wille ift des erfien
Sohm der geiiet aus der Offenbarung wieder in fiä) in die Frei
heit, denn er i-fi in der Natur ein ewig Leben wordenr und befißt
doch nicht die Natur efientialifcly fondern wohnet in fich, und durch
gehet die Natur fcheinlichz und der erfie Wille gehet aus fill'- denn
er iff die Begierde der Offenbarung; er fuchet fich aus "W- und
.. 283
faffet aber die Begierde in fich. er begehret das Innere aus fich
auszuführen. alfo hat ee zwo Eigenfchaften.
28. Mit dem in fich Suchen machet er das Centrum der Na
tur. denn es ift gleich einer Gift im Willen der fchrecklichen Erhe
bung. gleich einem Blitz_ und Dounerfcijlage. -denn diefe Begierde
begehret nur Angfi und fchrecklich zu fein. fich iu fich zu finden.
aus dem Nichts in Etwas: und die andere Geftalt gehet als ein
Schrack oder erborner Hall aus fich; denn es ift nicht des erfien
Willens Begierde. im fchretklicljen Tod zu bleiben. fondern fich nur
' alfo aus dem Nichts auszuführen und fich felber zu finden.
29. und verliehen mit dem Centro in fich. mit der erheben
den Gcimmigkeit. mit dem grimmen Willen zur Natur. die finftere
Welt. und mit dem Ausgange aus fich zur Ofienbarung. die au.
ßere Welt: und mit dem andern Willen aus den. erfien. der wie
der in die Freiheit eingehet. die Lichte-belt oder Freudenreich. oder
die wahre Gottheit.
30. Der finfiern Welt Begierde iii nach der Offenbarung. als
nach der äußern Welt. diefelbe Bsefenheit in fich zu ziehen. und
den grimmen Hunger damit zu fiillett; und der äußern Welt Be
gierde ifi nach der Effenz oder Leben. ivelches von der Pein und
Angfi entfiehetz ihre Begierde in fich ift das Wunder der Ewigkeit.
ein Mhfierium oder Spiegel. oder das Gefundene des erfien Wil
lens zur Natur. -
31. Diefer äußern Welt Begierde ift Sulphur. Mercurius
und Sal: denn ein fola) Wefen ifis in fich. als ein Hunger nach
fich felber. und ift auch fein eigen Erfüllen'. denn Sul begehret
Phur. und Phur begehret Mercurium. und diefe beide begehren Sal.
denn Sal ift ihr Sohn. den fie ausbrüten in ihrer Begierde. und
wird hernach ihr Wohnhaus und auch Speife. Eine jede Begierde
begehrt nur die Wefenheit des Salzes nach feiner Eigenfchaftz denn
das Salz ift vielerlei: ein Theil ift Schärfe der Kälte und ein Theil
Schärfe der Hihe. item ein Theil Schwefel und ein Theil Salniter ,
vom Mercurio. Diefe Eigenfchaften find wohl in einander als Eine.
aber fie fcheiden fich doch eine jede in fich felber wohnend. denn fie
find unterfchiedlicijer Effenz; und fo eine in die andere eingehet. fo
ifls Feindfchaft und ein Schrack. als wir diefes am Donner und
Wetterleuszten verliehen. *
32. Das gefchieht. wenn fich die große Angfi. als aller Salze
Mutter. verfiehet die dritte Gefialt der Natur impreffet. das ge
fchieht vom Anblicke der Sonne. daß fie die hihige Feuersgefialt
erweckt. fo ifi fie durchdringend als des Feuers Eigenfchaft ifiz und
wenn fie den Salniter erreiche-t. fo zündet fie fin) an. und der Sal
niter ift in fich der große Schra> im Merci-rio. als der Blitz oder
Stachel. der fähret in die Kalte. als in die kalte Schärfe des Salz
geiftesz diefelbe Kälte erfchrickt alfo fehr oor dem Blihe des Feuers.,
x
x

- 284 -

und rafft fich augenblicklich in fich. davon wird ein Donnerkeil.


*Schaul-r. oder' Bliß. welcher im Schracke fchläget. und der Schreck
fähret unter fich. denn er ifi fchwer als der Saturnus von der
Kälte; und der falnitrifche Geift iff leicht vom Feuer. der führet den
?dann oder Hall quericht. wie man das im Gewftter und Donner
öret.
33. Bald darauf gehet der Wind oder der Griff aus allen vier
Geffalten gegen einander. denn fie find alle vier. im durchdringenden
Schracke angezündet; fo folget darauf Hagel und Regen; der Ha
gel rafft fich zufammen in der Kälte. in der Eigenfchaft des kalten
Salzgeifies. denn der Grimm zeucht an fich und macht das Waffer
zu Elfe. [und das Waffer urffändet von der Sanftmuth. als von
der Begierde des Lichts. denn es iff der Sanftmuth Wefenheit. das
zeucht der kalte Salzgeifi zufammen. daß es tröpfliclj wird. und fällt
auf die Erde. denn vor der Zufammenziehung ifis nur wie ein Ne
bel oder Rauch. oder als ein Dampf. „
34. Alfo fehen wir diefen Grund eigentlich am Donner und
Wetterleuchten. denn der Blih oder Himblihen gehet allezeit vorher.
das iff der angezündete Salniter: darauf folget der Schlag im Schrack
der Kälte. wie ihr dann fehet. fobald ein Schlag gefchiehet. fo if'f
die herbe Kammer geöffnet. fo gehet ein kühler Wind. und oft gar
zwirblicht und dreheud. denn die Geffälte der Natur find erweckt.
und find als ein dreheud Rad. und alfo führen fie auch ihren Griff.
den Wind. -

Das 3. Kapitel.
x

p Vom großen Myfterio aller Wefen.

Günfiiger Lefer. merke den Sinn recht! Wir verffehen nicht


mit folcher Befujreibung einen Anfang der Gottheit. fondern wir
zeigen euch die Offenbarung der Gottheit durch die Natur; denn
Gott iff-ohne Anfang. und hat einen ewigen Anfang. und ein
ewig Ende. das ifi Er felber. und die Natur der innern Welt ifi
in gleichem Wefen von Ewigkeit. Wir geben euch dieß vom gött
lichen Wefen zuverffehen. * -
2. Außer der Natur iff Gott ein Myfferium. oerfiehet .in dem,
Nichts; denn außer der Natur ifi das Nichts. das iff ein Auge
4 285
der Ewigkeit. ein ungriindlich Auge. das-in nichts fiehet oder -fiehet.
denn es ift der Ungrund; und daffelbe Auge ift ein Wille. verfie
het ein Sehnen nach der Offenbarung. das Nichts zu finden.
3. Nun ift aber nichts vor dem Willen. da der Wille etwas
möchte finden. da er eine _Stätte feiner Ruhe hätte. fo gehet er in
fich felber ein. und findet fiä) durch die Natur felber. -
4. Und verftehen im Myfierio außer der Natur im erften
Willen zwo Gefialten. als die erfke Gefialt zur Natur. zur Offen.
barung des Wunderauges. und die andere Gefialt wird aus der er
ften_erboren. die ift eine Begierde nach Tugend und Kraft. und ift
des erften Willens Sohn. feine Begierde der Freudenreicljz alfo zu
verfiehen:
5. Die Begierde ift ausgehend. und das Ausgehen ift des
Willens oder der Begierde Geift. denn er ift ein Weben. und die
Begierde macht eine Gefialtniß im Geift. als Formungen der Un.
endlichkeit des Myfterii.
6. Und diefelbe Geftaltniß ift die ewige Weisheit der Gott
heit. und verfiehen hierinnen die Dreiheit der einigen Gottheit. def
fen Grund wir nicht folien wiffen. wie der erfte Wille im Ungrunde
von Ewigkeit urftändet. welcher Vater heißer. allein die ewige Ge
burt erkennen wir. und unterfcheiden die Gottheit. was pur und
allein anteifft die Gottheit, oder das Gute von der Natur.
7. Und zeigen euch das Atcanum der größten Heimlichkeit,
nämlich wie fich de); Ungrund oder die Gottheit mit diefer ewigen
Gebärung offenbar-e. denn Gott ift Geift. und alfo fubtile als ein
Gedanke oder Wille. und die Natur ift fein leiblich Wefen. verfie
het die ewige Natur; und die äußere Natur diefer fichtbaren, greif.
lichen Welt ift eine Offenbarung oder Ausgeburt des innern Gei
ftes und Wefens in Bbfen und Guten. das ift. eine Darfiellung
und figürliGe Gleichniß der _finftern Feuer: und Lichtwelt. und
wie wir euch oben gezeiget vom Urfiand des Donnersund Wetter.
leuchtens mit dem Schauerfchlagen. alfo ift und fiehet die innere
Natur der inncrn Welt auch in der Gebärungz denn die äußere
Geburt nimmt ihren Urftand von der innern. die innere Geburt
ift der Kreatur unbegreiflich. aber die äußere ift ihr begreiflich. j.
doä) begreifet eine jede Eigenfchaft ihre Mutter. daraus fie ift er.
boten worden.
- 8. Als. die Seele begreift die innere ewige Natur. und der
Seele Geift, oder die edle Bildniß nach Gott. ergreift die Geburt
der englifhen Lichtwelt. und der fiderifclje und elementifäje Geift er
greifet der Sterne und Elemente Geburt und Eigenfchaft. Ein
jedes Auge fiehet in feine Mutter. daraus es ift erboren worden.
9. So wollen wir euch nun die Gebärung aller Wefen aus
allen Müttern und Anfängen darfiellen. wie eine Gebärung aus der
x 1
*-286
andern gehn und wie eine der andern Urfaehe fei, und folches aus
aller dreier Mutter Augen und Sehen. ' *
10. Es folis Niemand für unmöglich achtem .internal der
Menfch iff eine Gleichnifi nach und in Gott, ein Bild des Wefens
aller Wefen, und fiehet doch nicht in der Kreatur, fondern in Gor
tes Macht, denn in dem kiärefien Lichte fiehet allein das Sehen
aller Wefen. -
11. Wir haben oben gemeldet, wie die Ausgeburd als das
Wefen diefer Wein in drei Dingen fiehe, als im Sulphurf Mercu
rio und Sal. Nun müffen wirs recht darfiellen, was es fei„ fin
temal es afles von einem urfiand herruhrec, und dann wie feine
innerliche Scheidung gefchehe, daß aus einem Anfange viel Anfänge
werden. Das ift nun zu verfiehen, wie vorn “vom Centro ailec
Wefen gemeldet.
12. Denn Suiphur fiehet im ewigen Anfange in zweien Ge
fialten, und auch irn äußern Anfange diefer Welt alfo: im innern
fiehet die erfce Gefialt, als das Su( in der ewigen Freiheit. Es
ifi die Luft des ewigen Ungrundes„ als ein Wille oder urfiand zur
Begierde, und der andre Urfiand ifi die Begierde, welche die erfie
Bewegung i|„ als ein Hunger zum Etwasz und im felben Hun
ger ift der ewige Anfang zur Natur der Gebärerim und heißt Sul
phur, als eine Faffung der Freiheit. als des Guten, und eine Faf:
fung der Begierde, als des firengen Infirhziehens mit der Be
gierde.
13. Su( ift im innern Gott, und Phur ift die Natur , denn
es macht einen Schwefelgeifi, wie dieß an des äußern Schwefels
Eigenfehaft zu fehen. Sein Wefen ift eine dirrref in fich gezogene
Materia, und ift als peinlich oder ausdringend feuriger Eigenfchaft.
Er zeucht hart in fick» und vertrocknet als ein dürrer Hungen und
feine peinliche Eigenfeizafc dringet ängfilia) aus fichz der Urftand iff
diefes, daß er in zweien Anfängen fiehetf als in der Begierde Ei
genfchaft, welche ein Einziehen i|„ und in des Lichts oder der Frei
heit Eigenfchaft, welche ausdringend iff, zur Offenbarung durch die
Begierde 'oder Natur.
14. Die Begierdm als das Anziehem giebt die Härte und ifl*
die urfache des Feuers: und die Freiheit ift eine Urfame des Feuer
fcbeines oder Lichtes; Su( ift Licht und Phur macht Feuer. Je.
doch mags im Sulphur allein nicht zum Feuer und Licht gebracht
werden, fondern im Mercurio, und endlich im Sal, welches der
rechte Leib iff, doch nicht des Schwefeisi fondern der Effenz und
des Waffers. -
15. und verftehen alfo. daß in der erfien Begierde, weiche in
der Luft der Freiheit ent|ehet„ alles fubfkantialifch und wefentlieh
wird und worden iff. Aus welchem die Sciwpfung der Welt er
gangen ifi, denn man findet hierinnen der Ted» fowohl aller Me»
287
falle und Steine Eigenfchaft. dazu des Gefiirnes. und den urftaud
der Elemente. alles aus einer Einigen Mutter. das lfi die Luft und
die Begierde. daraus alles gegangen ift und noch gehet.
16. Denn Mercurius wird im Sulphurlerdoren. er ift das
Scheiben. als Licht und Finfierniß von einander. das brerhende Rad
und Urfache der Theilung oder der Vielheit. Er [meldet die finftere
Wefenheit von der Lichtswefenheit. als die 'Metalle von der groben.
herben. finftern. fteinimten und irdifcher.; denn der Begierde Eigen
famft giebt und macht finfter Wefen. und der freien Luft Eigen
fa)aft macht lichte Wefen. als Metalle. und alles. was ficl) dem
gleichen *
17. Mercurius hat im Anfang in feiner Geburt drei Eigen
fchaften. als Zittern in der Strengheit. und Angft von der harten
Jmpreffion der herben. hatten Begierde. und das Ausdringen der
Vielheit. als das effentialifche Leben; denn die Begierde zeucht alfo
hart in fia): und das Ziehen macht das Bewegen oder Stachel des
Zitterns. und das Ingepreffete ift Angft. So aber die Freiheit dar
innen mit ergriffen ift. fo will fie das nicht; allda entftehet der ur
fiand der Feindfcl)aft und das Scheiben. daß fich eine Gefiatt von
der andern fcheidet. und zweierlei Willen entftehen.
18. Denn die Luft der Freiheit* begehret wieder in die Stille.
als ins Nichts. und dringet wieder aus der Finfterniß der Streng
heit der Begierde in fich felbft. als in die Freiheit außer dem Grimm
der Feindfamft. und hat fia) nur alfo im firengen Impreffen im
Mercurio gefchärfet. daß fie ein bewegend. fühlend Leben ift. und
daß ihre Freiheit gefrhärfet ift. daß fie ein Glanz ift. welches in der
Freiheit eine Freudenreich ift und giebt.
19. und follet uns alfo verftehen. daß fia) das Geifireirh. als
der Geift und das Wefen. alfo fcheidet. Das Wefen bleibet in der
Impreffion. und wird materialifch. das ift. nicht Gott. 'fondern
Gold oder ein ander Metall. nach der Eigenfchaft der erften Faffung
im Sulphur oder Steine. oder Erde aus der Begierde Selbfteigen
fchaft. als nach dem erften Sud im Mercurio; denn es mag kein
Metall erboren werden ohne den Salniter. welcher ift der Sanack
im Mercurlo. wela)er auch im herben Impreffen tnaterialifrt) wird.
und in der Scheidung fich theilet. ein Theil in einen Schwefel. ein
Theil in Salniter. und ein Theil in Salzfwärfe; da doch in diefem
allem kein leiblich Wefen fein mag. fondern nur der Geift des We
fens. Das Wefen gehet alles aus dem Tode durchs Sterben. wel
ches gefa)iehet in der großen Angft des Impreffens. da eine fterbende
Quaal ift. welches das mercurialifwe Leben ift. allda gefchiehet der
falnitrifa)e Schrack als ein ausfahrender Blih; denn die Freiheit.
als der ewigen Luft Eigenfthaft. fcheidet ficl) allda in fia) felber. .
und ift doch das ingezogene Wefen aus der Luft der Freiheit mit
288
im Begriff des Inziehens in der herben. firengen. finfiern Angff
blieben. .
20. So nun der Grimm alfo ftrenge in aa) gehet. davon der
falnitrifche Schrack erhebend wird. »fo ergreift er der freien Luft We
fenheit in fick). davon entfiehet der Schrackz denn der Grimm er
greift allda die Sanftmuth. das ift eben als göffe man Waffer ins
Feuer. fo giebts einen Schrack. fo erffirdt der Grimm der großen
Angff. und gehet auf mit dem Schrack die Freude; und der Schrack
ift aus dem Mercurio oder aus der Angff des Todes. und wird auch
'materialifch. verändert fich aber von der Freiheit in Weiß. das ift
Salniter. So nun das Feuer. als die gtaufame Angflfmärfe wie
der darein kommt. fo erfchrickt der Salniter. und giebt einen Stoß.
denn die erfte Eigenfchaft vorm Tode wird wiederum angezündet.
mit dem Scl)wefelgeifi. wie ihr dieß am Buchfenpuloer genug fehet.
welches diefer Eigenfchaften Materia iff. _
- 21. Ferner ift uns zu erkennen das Sterben mit der Anzim
dung des Feuers. welches alles im Schrack gefchiehetz denn es ift
ein Schrack zum Tode und zum Leben: ein Theil fenket fich in To
des Eigenfchaft. als des Grimms von der firengen Begierde. und
das ander Theil. als von der fanften Luft oder Liebe Wefenheit.
fiehet auf in Freudenreich. * - .
22. Weil aber in der freien Materia auch ein Ertbdten ge
. fcl)ieht. wiewohl es kein Tod ift. fondern eine Erlöfung .vom Grim
me. denn der Freiheit Materia will vom Grimme ,frei fein: fo fen
ket fich diefelbe Materia unter fich. das ift Waffer. und ift nicht
des Grimmes Eigenfchaftz aber der Grimm hält das in fich gefan
gen. aber es _fcheidet fich in der Effenz und Quaal von einander.
Des Grimmes Wefen giebt Erde und Steine. und der Freiheit
Wefen ift Waffer. welches mit des Feuers Änzitndung. dura) die
Tbdtung aus der Sanftmuth des-Lichts urftändet.
23. Weil aber daffelbe Waffer im falnitrifchen Schracke fich
auch fcheidet und vorm Salniter alles unter einander ift. fo bekommts
in der Scheidung mancherlei Eigenfel)aft. und ift des Waffers vie
lerlei; und diefelbe vielerlei Eigenfchaft giebt in feder Eigenfchaft auch
ein leiblich und körperlich Wefen. alles nach der erften Scheidung
des Mercurii im Sulphurz denn in der Ertbdtung irn falnitrifchen
Schnecke werden und entfiehen zwei Dinge. als ein Leben und ein
Leib des Lebens. verfiehet ein effentialifcl) Leben. und ein ffummer.
unfirhlender Leib. deffen Materia im Schracke erfforben ift. Alfo
ift vielerlei des Waffers. und vielerlei des Lebens. und vielerlei des
Corpus oder Materia; wie ein jeder Corpus ift. alfo ift auct) fein
effentialifmer Griff. *
24. Diefes muß man nun vom erffen urffanb betrachten. als
von der Freiheit Luft. und zum Andern von der Begierde zur Na
tur oder Offenbarung des Ungrundes.
.._.
289
25. Erfilich gebäret fich im falnitrifGen Schracke, durch das
Angfifierbenr ein Schwefelwaffer von der Angfiz das giebt einen
Schwefel wie vor Augen ift„ und allesr was ihm gleich ift.
26. Zum Andern gebäret fi>z von der herben, firengen, in fich
ziehenden Eigenfchaft ein Salzwafferz feine Materia ifk Salz. So
das durch Feuer oder Hitze wieder geimpreffet wird, fo wird Salz
darausr und alles das» was fcharf und anziehend ift„ es fei in
Kräutern oder Bäumen; denn der Schwefel und der Sätze' ifl fo
vielerlei als man unterfcheid des Gefazmacks und Feuers findet in
allen Kreaturem Kräutern und Bäumen. Allesf was lebet und
wächfß das hat Schwefel und Salzr denn die gefalzene Eigenfchaft
zeucht an fich und erhält das Eorpueh und der Schwefel hat in fich
das Oel oder das Lichh darinnen die freie Lufi_ 'zu Offenbarung fie
het„ davon das Wachfen entfiehet. _
27. Zum Dritten gebäret fich durch den falnitrifchen Schrack,
aus Eigenfehaft des bittern, flachlichten Ziehenth in der erften Im
preffion im Geift eine irdifche Eigenfchaft des Waffers: feine Ma
teria ift ErdeF denn diefe urfiändet von der finftern Wefenheiw 'da
fiä) die Finfterniß felber impreffet in der erfien Begierde, darinnen
die Finfierniß entftehet, wie vorn gemeldet wordenz fo gebäret fie
aus ihrer Eigenfchaft in der Impreffion einen Dunff oder Rauch,
welchen der Schrack im Salniter ergreift, fo erfchrickt oder fiirbet
fein Wefem und fället unter fich, das ift die Materia der Erder wie
wohl die Materia nicht Einig ifl„ fondern hat alles in fiehJwas im
Schracke ifi corporalifch wordenf das grüner alles durch den Tod der
Erde„ nachdem es alles unter einander in der Schöpfung ift auf
einen Klump getrieben worden- wie vor Augen ifi.
28. Mehr ifi uns das höchfte Arcanum zu betrachtem als von
himmlifcizer Wefenheit, und dann die edlen Steine und Metalle,
wovon diefes feinen urftand nehme, fintemal Ele Dinge aus Einer
Mutter kommen, welehe ift der Ewigkeit Luft und Begierde zu feiner
Selbfioffenbarung.
29. Was nun anlanget das unzerbreclyliGe Wefen oder Leib
lichkeit , das urftändet auch in der erfien Begierde zur Natur, aber
in der Impreffion der freien Luft, und gehet mit durch alle Geftälte
bis in die höehfie Schärfez alida gehets wieder in fich- als ein Leben
aus dem Feuer. Das ewige Feuer ift magifch und ein Griffe und
fiirbet nichtz die Freiheit ift fein Anzitnden, aber die ewige Natur
ifi feine Schärfe; daffelbe Wefen verleuret des Grimmes Eigenfchaft
im Lichte, es ift im felben Feuer auch als ein SterbenN ift aber
kein Sterben, fondern ein ander, Eingang anderer Quan!, als aus
einer peinlichen Begierde in eine Liebebegierde. Es gibt auch Geifi
und Wefen vom Feuergeiftf und vom Lichte der Sanftmuth Wefen;
,denn das dem Feuer er|irbet„ oder durch den Tod erfinkh das iff
göttlich Wefem und gefchiehet auch durch den falnitrifchen Sehrack
l7. 19 ä“
---.
290 „
der göttlichen Freudenreich, da die Eigenfchaft ln Freude derSanft
rnuth zittert, unddurch den Tod des Feuers, welches- GdtfesfzZoru
heißer, erfinkt und dann erlifchetr daß Gott alfo' meinem fanften
Lichte .wohnetz und feine erfke Eigenfchaft zu des Lichts Anzundung
ift Feuer und Grimm der ewigen Natur, und .giebt die finger'. Welt.
30*. Es theilen [ich die Eigenfchaften der -er|e'n*Mutter' in der"
Luft und Begierdex auch irn falnitrifclyen Schnecke der Freudenreich,
in unterfGiedliche Theile, wie in _der äußern Welt' zu fehen. _Es
giebt auch
einem GeifiWaffe» abereinerBegierdm
einer lieblichen kräftigen Effenz.
das iff und_
das gleicht. 'fich
Wafifrgfidabnn

uns Ehrifius fagtr das er uns, wolle zu' trinken geben( und
felbe wurde trinken, dem wurde es in einen Quellbrunneu'-_de;s7__; *Z
gen Zerfprengens
des Lebens quellen.. Joh. 4e
die feurige 14. So behält]
Eigenfchaft, au?) inihei ehr
welche Himmel' et„ in)

welcher die Wunder der göttliazenFreudenreich erkanntund- offenbar'


werden, und in der wäfferigen Eigenfchaft das Grünen' 'odeLFaxa-,f
deisz denn in der feurigen entfiehet das ewige Element und i :da4
wahre Wefen der göttlichen Leiblichkeiw darinnen alles fjehelxrB '
in Gott mag erkannt werden »wie in unfern 'andern SÖÜfiZJ-G
göttlicher Offenbarung genug in elnembrdentlicijen'
gange ift erkläret worden, bon der göttlichen Weisheit) und
äußern
lichen, Welt
ewigenr
Wefenf
ungrundlichen
als zur Offenbarung
Geburt. Ißt
des wenden
Ewigen ,wirnins
als _tu den:
Metallem Kräutern und Bäumen, fowohl Menfchen und Thieren.
31. Wir fehenr daß die Metalla ein ander Corpus HabenZaUF
die lebendigen Kreaturenr. oder als die Erde und Steine fiüdY-[K
fraget die Vernunftr wie doch jedes Dinges urftand fei, t* , j
im Anfange ift alles aus. Einer Mutter entfianden, und' d
keit doch keinen zeitlichen Anfang hat? Da nrüffen wirabermal,
die Mutter der erften Gebärerin betrachtem da fich und wie 'fich' ein
Wefen vom andern fiheidm als das Anfängliche vbnt Ewigen, die'
Zeit von der Ewigkeitr und fiehet doch eines im andern, fcljeidet fich(
aber in zwei Principia. als in Gottes und diefer Welt Reläy und
k. ifi doch Alles Gottes. ' : -
32. Weil aber Ehriftus den Teufel einen Furfien diefetWelt
gnennetf Joh. 1L/ Z1. wir auch fagen könne-m 'in 'was er ein 'Furft
fei„ auch fagen könnem daß diefe Welt nicht fein Eigenthuru* fei;
und er die ärmfie Kreatur in diefer Welt feit und auch: gar nicht
in diefer WeltNfo* fehet auf den erfien Grund, auf die 'Murten
welche alle Kreaturen, fowohl Erden, Steine und *alle Metalle hat
geboren; ihre Eigenfchaft fiehet im geifilichen Sulphur', Mercurio
und Sale und ift alles, was fich hat angefangen, in und aus, ihrer
Impreffion entftanden, und anfänglich darauf mit der erfien Geflalt
der Mutter . als mit dent herben Infichziehen', *als-durchs Fiat in

»ed
- 291 - _ z
ein Gefchdpf gegangen. und giebt vielerlei Wefhtt und Geift nach
der erfien Eigenfchaft der Scheidung. Ü*
' 33. Alsrrfilfcl) find die hohen Geifier. welche find aus der
freien Luft im Begehren. in des Feuers Eigenfchaft." als aus *dem
Centro aller Wefen 'erfchaffen worden. und hatten die Eigenfchaften -
beider ewigen Welten in fich: welche. aber nach ihrer Corporirutig
mit] ihrerBegierde in der freien Luft Eigenfchafc* blieben. und ihren
Will-en aus dem_ Feuer ins Licht einführten. die wurden Engel; und
die_ an' .ifo ihre Begierde wieder ins Centrum. als in die ftrenge
Eigen( Weinführten. die wurden Teufel. als Ausgefioßene' aus_
der' *freieniLuft aus dem Lichte. wie in andern Schriften gemeldet.
34. Darum haben die Teufel weder Gottes Reich noch diefer'
Welt Reich im Befiheip-denn im Anfange der Schöpfung ift diefe
Welt aus-den beiden innern Eigenfchaften gefchaffen worden. So
hat der *Teufel anißo nur das Theil des Grimrnes im Befihe. das _
andere nutzet ihm nichts: alfo ift er in der Welt und auch nicht.
denn er hat' nur das eine Theil darinnen im Befißejiiaus dem an- 7 *
dern' ift er ausgefioßen worden. "7 *7 " 'e-
*7* 35. Nach Erfchajfung der hohen Geifier hat Gott diefe ficht
bare Welt mit Sternen und Elementen als eine Ausgebcirung aus
der' ewigen Mutter aller Wefen erfchaffen. das alles i| aus dem
ewigen Anfange gegangen. und.hat einen zeitlichen Anfang genom
menz denn allhie ift uns zu betrachten. daß fta) die ewige Gebäre
rin habe bewegt und ihre Geftaltniß entzündet. da dann eins im
andern ift corporlich worden. Nachdem aber Gott die Erde hat ge
fchaffen. fo ifts uns alfo'zu betrachten:
36. Die erfte Begierde zur Natur impreffet fich. und führer
fich mit der Impreffion in drei Gefialten. als in Sulphur. Mercu
rium und Sal. und wird in der Impreffion alles erheblich und
beweglich. welches im fiillen Nichts nicl)t ift. und treiber fich bis
in die hdchfie Angfk. bis an den falnitrifcljen Schrack. da dann des
'Feuers urfiand ift. fo gehet die Quaal in fich wirrend. als ein
Sud eines Waffers vom Feuer. denn die ftrenge Begierde zeucht
an fich. und die feurifme dringet aus. das ift im Sulphur. '
37. So ifi das herbe Ziehen ein grimmig Stachel als ein
Zerbrecljen. und wird doch von der Strengheit gehalten. daß es nicht
weichen kann. fo ifts und machts peinliä). gleich als drehend oder
füdend. welches doch nur Geift ohne Wefen ifi. das gefchieht im
Mercurio. und ift die Gefialt Mercurii felber: allda ift das Schei
den der zweierlei Willen. als. einer bleibet. und ift daffelbe cingfi
liche Wefen. als der von der Begierde urficiitdetz der andre. welcher
aus der Luft der Freiheit entfkehet. f>)eidet*fich wieder in fich in die
, Freiheit. 'und ift doch kein Abtrennen. oder von einander Weichen:
und gehet alfo 'mit einander durch des Feuers Anzündung. durch den
fginittiffmen ZSchrack. Alida gefchieht mit des Feuers Anzündung
*' 19*
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l'

.-4292 -
das Sterben im Grimm des Feuers. da die O.uaal erfiirbet und ifi
doch kein Tod. fondern eine Gleichheit des Todes. und-iff doch der
wahre. ewige und zeitliche Tod alfo.
38. Alida ergreift die Freiheit fich felber in fich. und der Tod
oder Schreck fällt mit in die Freiheit. als unmächtig. und giebt fich
frei. fo wird der Griff als die Quaal materialifct) (verffehet die gar
“fcharfe. feurifche Angffquaal) und behält nur ein effentialifcl) Wirken.
gleich einer unmächtigen Begierde. und in des Feuers Anzündung im
falnitrifchen Schracke fcheidet fich jede Eigenfchaft in fich. und wird
die ganze Materia zu einem Particular. als zu Metalle. Steine
und Erde.
39. Das höchfte Metall. als Gold. urfiändet von der Freiheit.
welche mit im Schrack und im herben Impreffen ergriffen ifi. iff
aber nicht von der andern Materia frei; denn es wird alles mit
einander zugleich ergriffen. Weil aber die Freiheit mit dem Su(
oder Lichtseigenfchaft mit darinnen ergriffen wird. fo iff das Su!
ausdringend zur Offenbarung feiner felber. wie der Freiheit Luff
Eigenfchaft iff; dannenher kommts. daß die Metalle wachfen und
die groben harten Steine nicht. welche zu hart in der Impreffion
aus der grimmen Wefenheit find ergriffen. und des Suls zu wenig
_ in fich haben. Was aber anlanget die edlen Steine mit ihrem
“ Glanze und großen Tugend. diefelben haben ihren Urffand im Bliße
des Feuers. da fich Tod und Leben fcheidet. Als da ein Theil we
gen der finffern Wefenheit unter fich gehet. und das andere wegen
der Freiheit über fich. und fiäj doch alles im Schracke in Wefenheit
einführetßfo wird derfelbe Blick auch materialifch. darum find fie
hart. und fchielicijt als ein Auge. denn alfo iff auch des Auges oder
Scheines Urffand im Leibe. wenn fich das Leben anzündet. alles
nach der Ewigkeit recht; und find darum fo großer Kraft und Tu
gend. _daß fie der Gottheit fo nahe find. und tragen den eingeleib
ten Namen der göttlichen Kraft in fich; wie denn auch das Gold
der göttlichen Wefenheit oder himmlifchen Leiblictjkeit nahe iff. fo
man den erfforbenen Leib möäjte auflöfen und zu einem fliegenden
webenden Griffe machen. welches allein durch Gottes Bewegen ge
fchehen kann: fo würde man das fehen. was es fein würde. welches
keine* Vernunft glaubet oder verffehet. ohne göttlich Sehen.
40. Auch find uns ferner zu betrachten die andern Metalle
und Mineralien. welche gleichfalls ihren Urffand alfo nehmen; aber
' im falnitrifchen Säjrack fcheidet fich jede Eigenfchaft. wie wir denn
fehen. daß des Feuers und Lichts Eigenfchaft vielerlei iff. und fol
ches alles von der erffen Impreffion. da vor der Impreffion der
FreiheitfLuft und die Begierde in einander ffehen. als wie ein Chaos
ein Anblick großer Wunder. da alle Farben. Kraft und Tugenden
in diefem einigen Chaos oder W/underauge liegen. welches Chaos
: Gott felber iff. als das Wefen aller Wefen. der offenbaret aa. alfo
- 293

im. Particular mit dem Auge der Ewigkeit. Eine jede Materia ift'
ein Wefen nach dem Geifie. daraus fie erboren ifi worden; und fo
man die im Feuer anziindet. fo giebt fie auch ein folch Licht wie
der Geift im Wefen ift.
7 41. Alfo ift uns auch von den Metallen zu gedenken; was
fiir ein Geift in jedem ift. einen folchen Glanz hat es auch. und
auch einen folchen Leib; gleichwie das Gemüth die Sinne vom
Oberfien bis aiFs Niedrigfie fchwirfget. und das Niedrigfte bis aufs
Oberfie durch die Sinne ergreift; alfo hat .fich auch das ewige Ge
müth von der höthften Majeftät bis in das Allerniedrigfie. als in
die größte Finfierniß offenbaret; und ift diefe Welt mit Sonne.
Sternen und Elementen fammt allen kreatiirlimen Wefen anders
nichts als eine Offenbarung der Ewigkeit. des ewigen Willens und
Gemüths; und wie es im Anfänge worden ift. alfo fiehets noch in
feinem Sud und Warhfen. alfo treibets noch zu Licht und Finfter
niß. zu Böfem und Gutem: und fiehet alles in diefen erften dreien
Gefialten. als im Sulphur. Mercurio und Sal. als je ein Grad
nach dem andern.
42. Denn alfo find aua) die Ehore der Geifier. item. der
Sterne. der Bäume. der .Kräuter und aller Gefchleckzte. was je wor
den ift. fowohl auch die inneren. himmlifchen Ehore mit ihren
Unterfchieden.

Das 4. Kapitel.
'Von der Geburt der'vier Elemente und Stern-e
inder Metalle und_ kreatfirliGen Eigenfchaft.

Wie oben gemeldet. fo gehen alle Dinge aus einer Einigen


Mutter. und fcheiden fich in zwei Wefen. nach der Einigkeit Recht.
als in ein tödtliches und untödtliciyes. in Leben und in Tod. in
Geift und Leib. 'Der Geift ift das Leben. und der Leib ifi der
Tod. als ein Haus des Geifies. Wie die heilige Dreifaltigkeit in
der Geburt fiehet. alfo auch die Ausgeburtz im Himmel ift auch
Wefenund Geift. wie die Figur an der äußern Welt zu fehen. da
vier Elemente find. und ift doch nur ein Einiges. das fcheidetficl)
in vier Eigenfchaften. als in Feuer. Luft. Waffe.: und Erde. wie
oben gemeldet. ' 7

2. Denn die Schöpfung diefer Welt ift uns alfo zu betrachten.


daß fich das ganze Wefen der Ewigkeit im Loco diefer Welt habe
,. " 4.-'. .- 7in0., F» ..Mb fi?" *'- i* »-. i.. if.
bewegehund i| dieganzeGefialtniß, angezündet zuid-erxegetfigtrd, .
und ,folches in „der Begietdezzur Offenbarung; .glldai hat fichf-,die
Gebärung im Schrenk des entzimdecen FkULkÄAikx-_Yifkx-THBUY gefchie
den.. als. in Feuer. Waffer und. Erdez und die Luft ift fein weden.
der ausgehender Geifk. wie im Sulphur zu betrachten ift. der fiehet
in :diefen
3. Ingleichen ifi auch das Gefiirn
vier, Dingen. . alfuauszder
_- ,7 ,5 „,erfien
, Mutter
,

erboren. undfifiealles nur: wie„ein.Leid_,zufain_n1en. »undzurfiandet


altes vom innernGeifi. gleich als eine Hand oderFuß von. innerer
_Centre heraus zwcichfi. 'und irn__Centro als in der„e,rfien,Wirtung
fchon feine .Gefialtniß hat. und nur alfo in eine Ferm* wächft. wie ._
der Geifi ifi. .,.2 _* ",1" i) l .if 'e' 1:„ ke'. -
4. Die erfie Mutter aller' Dinge. „als ._ die Luft' mit_ derYx.
gierde. fiihret fich vornehmlich. in fieben ,Gefialteneing undzhlgjhet
dorhnur' in dreien
x
fiehen. offenbaret
7 * - -.
fich
*K*
aber71--in -- fiebenerlei
-rilk-l-(tj
Ge

5. Als die erfie Gefialt ift herbe. als ein ftreng Jrrfzhzixhen.
die ifi eine Lit-fache der Kälte und des -Salzeßzundaliex Lgilzliclykeit.
6. Die andere Gefialt. ift der Sta-_chelWerls ,des Ziehen _oder
Bewegen. und gurfachet ders Fühlen. Stechen. Wehethun. Bewegen
der-Bitterkeit. und Feindlichkeit. der Freuden 'und' des Leidens.. „
7. Die dritte Gefiait- ift die großeAngfi in der „I'mpreffion.
die urfachet zwei Willen. als (1) Einen zum Feuer. zur höchfien
Schärfe. und (2) Einen zum Sterben xim Feuer. da der freien Luft
Wille dem Grimme irn Feuer erfinket. und wieder in fich gehen_
und einen Glanz in des, Feuers Schärfe ,.r'rracht. ' 4 ,
8. Die vierte Gefialt ifl nun das Feuer felbfien. als das *
__er|e Principium im Leben. mit _,welchem__fich„die_„ fiqfiere undLi .t-,
welt fcheidet. .auch im felben Schracke alle materlalifche 'Scheid g
gefchlehet. und fich die-Leibiiäzkeit anfänget. 'und die Vielfältigung
nach des erfken ewigen Gemiiths Eigenfchaft. als nach der Wefen
heit ein Tödtlicizes. und nach dem "Feuerquall ein Lebendiges.
9. Die fünfte Gefialt ift nun die andere Begierd e. welche nach
der Scheidung gefchieht. und folches nachzweien Eigenfchaften. als
nach der Freiheit Luft. aus dem Lichte. welches die höchfte Liedebe
gierde ift._und zum Ändern." nach des Feuers 'Lufi. _welches fein'**Le
den feiner *Effenz in der Liebe im Lichte führer. davdnldie Freuden
reich und alles 'rechte Leben urfiändet: die Liebe“ giebt'_das We' en.
denn fie ift ausdringend und gebend. als "fich felber. denn-Gott* giebt
fich felber allem Wefenz und das Feuer ift _nehmend.' denn es]drirf
Wefen in feinemgrimmigen Hunger. fonfi erlöfche es; fo befiirnde
auch* nicht mehr der Glanz des Lichts. und die Begierde der Liebe".
denn das Feuer macht. daß _das Lian begehrerrd i .* al; das Freu
denreichz denn fo das Feuer' erlifcht. fo wird *das Liihflfinfier. fo
wird aus Liebe Angft. wie in den Teufeln.
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'

.. 295 1_
10. Die fechste Geftalt entftehet vom drehenden Rade vor dem
Feuelz da die'Vielfältigung der Effenz entfiehet, aus des Mercurii
Eig enfchaft„ im fainitrifclyen Schrack: mit des Feuers Anzim
dung wird eine Gefialt indie andre eingeführetz fo nun' die Liebe
begierde durch alle Geftälte dringew fo werden alle Gefkälte ganz
-degierig, je eine nach der andern, denn das Liebekind (als Venus)
7| in allen.
11. Alihie gehet an der Gefchmac', Ruck» Hören, Sehen und
Fühlen, auch Reden: denn das Licht fchleußt ein ander Principium
anderer-Quan( auf , und erfüllet alles z allda griinet das Leben im
Tode, als Liebe im Zorne und fcheinet das Licht in der Finfierniß,
allhie' herzet der Bräutigam feine Braut, und widerfiehet Gott
'felbfk feinem Zorm als dem Grimme der Natur. und in diefer
'iGefialt *entfiehet alle Sprache, Verftand und Sinner und das rechte
wahre Leben aller Kreaturem fowohl auch in den Wachfendem als
*Bäumen und Kräutern, in jedem Dinge nach feiner Eigenfchaft.
12. Die fiebente Gefialt entfiehet aus den andern allen , und
ift der andern Leib„ Wohnhaus oder Speifez denn diefe gefchieht
alfo: wenn die andern Gefiälce im Durchdringen* einander in der
-Liebebegierde kofken, fo wird in jeder Geftalt ein Hunger oder Be
gierde nach der Liebe„ als nach dem Lichte„ fo ift ein jeder Hunger
oder Begierde ausßingend nach dem Ding» das er begehret, und dann
hart inificly ziehend des begehrenden Dinges Eigenfchaft: alfo* wird
ons den zweien Ein Wefen, als aus dem Hunger und aus dem,
' 4 s der Hunger begehret; denn-diefer Hunger ftehet nicht im Tode„
i* fchleußt nicht mehr in Tod ein, er fei denn gar zu groß, daß
* Cie-bildung im Hunger zu groß iffz und fo dann der Hunger
' ,L'
(F geht daffelbe Ding erreichen magl fo erfticket er. wie manchmal ein
*- ind alfo im Mutterleibe er|i>t7 fo diefe Gefialt in *einer andern
-Gefialt entzündet wieda von einem äufierlichen Dinge zu efjen„ da
von die Mutter alfo in Luft entzündet wirdz und fo fie das nicht
' bekommt, fo kann es das Kind auch nicht bekommen 7 irc erfiickets
- »im Hunger, oder wird auf ein Glied verderbec, aus welchem de
Hunger urftcindet. _ “
13. Der erfie Hunger im Centro vor .dem Feuer ift ein geift
licher Hungen der macht die Finfterwelß und der Hunger der freien
Luft macht die Lichtweiw die find beide nur Geifi, bis fie rnit
einander durch des Feuers Anzündung gehen, alsdann find fie dem
Geifi abgeftorben, und find ein Gleichniß des erfien Geiftes, als
eine Offenbarung des ungreifliclpen Geifkes„ welcher Gott in Liebe
und Zorn heißt. in zweierlei Quaal.
14. Alfo fiehet nun ein jedes in fich felber unabgetrennetj als
*Gott in der Zeit, und die Zeit in Gott, und keines ift das andre,
kommt aber aus einem ewigen Urfkande. Alfo giebt der zeitliche
Geifihunger einen zeitlichen -Leibl und der ewige Geifthunger

i
--" 296 *7
einen ewigen Leib. die find beide in einander. und ift keiner der
andre. ,
15. Die fieben Geftälte machen ihnen einen Leib nach ihrem '
Hunger aus ihrer Selbfteigenfchaft. darum lieget im Leibe alles das.
was der Geift in allen Eigenfchaften hat. Mehr ift uns zu erken
nen. daß doch in der Smdpfung diefer Welt ift eine Entfcheidung
gefchehen. denn das fiehet man an Sonne und Sternen. fowohl an
allen Kreaturen. auch an Metallen und Steinen. auch Erden. denn
daffelbe if't die Offenbarung Gottes.
16. Man fiehet am Firmament fieben Planeten. und in der
Erde fiebenerlei Metalle. welcl)e fir find. ,alfo auch nur fieben Pla
neten. welche fir find in ihrer Eigenfchaft. das andre find Minera
lia minora (geringere Erze). alfo auch die Sterne) und wie das
Yanetsifme Rad fein Jnftehen hat. alfo ift auch die Geburt jedes
mg .
17. Die Gottheit. als das göttliche Licht. ift das Centrum
alles Lebens. alfo auch in der Offenbarung Gottes. als in der Fi
gur. ift die Sonne das Centrum alles Lebens. Im hö>)ften Leben
haben fich die höchften Dinge geanfänget. und fort je eines aus
dem andern bis aufs Niedrigfie. In jedem äußerlichen Dinge find
zwo Eigenfchaften. eine aus der Zeit. die andre aus der Ewigkeit:
die erfte Eigenfchaft der Zeit ift offenbar. und d'e andre ift verbor
gen. jedoch fiellet fie auch ein Gleiamiß nach fiä) in jedes Ding.
18. Was aus der Freiheit Luft feinen Anfang hat. das fie
het mit der Wurzel in einer himmlifchen Eigenfchaft. und mit dem.
Leibe in einer irdifchen; aber das ewige ffehet in der Zeit. und of-"w
fenbaret
nern himmlifch.
fich mit und
der Zeit.
nach demSulphur
Leibe irdifch.
ift auf einem
jedoch Theil
dringetimer ein*

himmlifch Gleichniß nach dem Ewigen aus fich hervor. das da fir


und befiändig ift. als am Golde zu fehen iftz vielmehr ifts am
menfchlichen Leibe zu verfiehen. wenn der nicht wäre im Merrurio
in der Begierde verderbet worden. denn im Sulphur fiehet der griff
liche Menfch. _als der himmlifche. und im Mercurio der leibliche.
als die Gleichniß des gdttlichenz alfo ift auch die metallifche Eigen
Yalf-tt im Sulphur am edleften und hdchffen. denn es ift der höchfte
e* '

19. Dieß verftehet alfo: im himmlifchen ift auch eine Eigen- '
fchaft eines Sudes. wenn die Freiheit in der hdchften Begierde er
griffen und entzündet wird. darinnen die Freudenreicl) entftehet.
Dieß gefcl)ieht im himmlifcl)en Sulphur. da es im himmlifchen Mer
curio als im ewigen Worte zu Wefen, wird. welches ein geiftlicl)
Wefen iftz fo aber diefelbe Geiftlichkeit gelüftet. fich in einem Gleich
.niß zu offenbaren. _beides nach des Geiftes und nach der Wefenheit
Eigenfchaft. nach der Dreiheit der Gottheit. nach dem tbdtlichen und
untödtlichen Wefen. fo ift daffelbe Bild mit den Sternen und Ele

l
- 297 -
menten dargefielleh und [ehrlich am Menfchen, welcher ein lebhaft
Bild des ganzen Wefens ift, nach der göttlichen und äußern Welt.
Auch ift die innere und äußere Welt mit den Metallen in einem
tödtlichen Bilde dargeftelleh als ein Gleichniß der lebendigen, himm
lifthen Wefenheit.
L0. Im Sulphur ifi der Anfang. denn Sul ift des Lichts
oder der Freiheit Luftf die fehnet fich zur Offenbarungf und kann
anders nicht gefchehen als durch Feuerz in dem Phur entftehet die
Begierde als ein firenges Einziehen. das machet die finfiere irdifche
Eigenfchafh und die Strengheit des Geiftes, als die feurifche Ef
fenz. In diefer Strengheit entftehet Saturnus, der ift das Inge
pceffetez und Mercurius, der ifi die Begierde des Hungersz undder
Wüther und Zerbrecher Mars, derift der Grimm im Hungen eine
Urfache des Zorns: diefe drei find des Phurs, als der freien Luft
Begierde Eigenfchaft. ' .
21. Der freien Luft Eigenfchaft gebieret das Wefen in den
obern drei Geftälten, als im Saturno, Mercurio und Marty denn
fie giebt fich felber in jede Eigenfchaft, fo machet ihm dieEigen
fchaft im Hunger des Mercurii eine leibliche Gefialtnißz fo aber die
freie Luft_im firengen Begehren auch ein Hunger wird„ fo macht
fie nun) drei Gefialtniffe nach fich„ als Jupiter, der ift der Luft
Urftand, und Venus, die ift der Luft Begierde, und Lunar die ift
der Luft Leib. Und nach der Eigenfchaft des Lichts machet fie Gold.
Diefes alles ift Geift. Nun wird aber in jedes Geifte in feinem
Hunger auch ein Wefem nach dem tödrlichen und -untbdtlichen, ein
Fixes und ein unfires: eine Figur nach dem Himmlifchen und eine
* Figur nach dem Irdifthen.
22._Jn der faturnifchen Eigenfchaft macht die Begierde der
freien Luft. nach des Saturni Selbfteigenfchaft. Blei, und nach
der wäfferigen im Saturno Salz, und nach der irdifchen tbdtlichen
im Saturnm Steine und Erden„ und was fiä) dem gleicher.
23. Aber nach der Freiheit, oder freien Begierde nach ihrer
Selbfteigenfckzaft, indem fie fich dem Saturno. als der Begierde,
einergiebt, machet fie im Saturno Gold„ naä) der Begierde des
Lichts , alida fcheidet fich der Geift und der Leibt_ der -Geift ihrer
Begierde ift Sol, und der Leib ift Gold. verfiehet im Saturno ift
der guldene Leib nach der freien Begierde Eigenfcbafti , und nicht
nach des Saturni Eigenfchaft; feine Eigenfchaft ift in ihm felber
Bled Salz und Erde, aber er hält das giildene Kind in fich ver
fchloffen als ein fchwarzer Rabe, nicht in feiner grauen Geftalt, fon
dern in einem dunkeln Glaftez er ift ein großer Herr, aber feine
Herrfchaft wegen des güldenen Kindes, fo er im Bauche hat, fiehet
nicht in feiner eigenen Gewalt. Er ifi nicht Vater des Kindes„ fon
dern Mercuriusi der _arbeitet das Kind„ er aber giebt ihm feinen
Trauermantel um, daß er nicht kann Freude mit dem guldenen
'
~_
--'-|-'-|
..

._ ö
*Winde .ljiibenr _fer aberrnalht' den fsidne-Kind -derinietZx-:ifi
_z fein-Fiat 'oderSchbpfery 'und"hälts"unter* feinenfMairteliderpeekt Jil)
;berborg'enz'*_den**Leib kei-unfer ihm aUNfGinerZEigeirFchliftZÖnicht '
denn*er'-ifi"der freien 'Begierde Wefen im '-'hit>)|en'*Gradjder'_*;
lichkeit irn fixen Tode, da es doch kein Tod ifir _fondeiZtt-'Zlxi-e“
'fäxließung *undim Gleichniß**eineDatfieiiung der *göttliehenz-,hitum
lifthen Wefenheit? g , ' , * * '
'*24. “Mercurius ift 'veri gWerknteifier 'diefes-Yindeß iwiicizesiSa
turnus verdeckt: wenn er. das in *feinenJHunger-bekdmmtr_fe-roirft
er ihrnden fchwarzemMantel weg, "in*'einem*fremden*Feue*cZ“7iti1d
doch nicht fremden, und_ freuet fin) *in ihm. Aber *er-iii-_zu boshaf
'tig im Feuergrimnt», er verfchlinget das -Kinin und;milthts-ganz,_'zu
feiner Eigenfchaft. "Wenn ihn-im Feuer-am htftig|en'hutige_rt„ fo
muß man ihm Sol geben (ift-fein Weib)„ daß fein Heiniger ge
ffiilet wird , alsdann wenn er fahrt ift, fo, arbeitet er in dec_Mnteria
des Kindes mit feinem eigeneniHunger oder Feuer, ,und füitet feine
fatte Begierde aus Solis Eigenfchafß weiche er zuvor in *fich hat
gegeffen: und nähretdas Kind ,' bises alle vier Element-kritik dem
Gefiirne an ,fich bekommtz und er hochfciöwanger wird-dedßfiindese
alsdann gehörtets in ein fremd 'Feuer 'und auch nichtfremdx ifi-"ein
ernft Feuer: fo giebt ihm der Vater die Seelexals den Fruit-gsi z
und feine erfieMutterxwelche Mercurius in *feiner-n Hunger ch
aßr welcbefir und vollkommen war, den Seelengeifir-als; das-(Licht
leben: alsdann ftehetder 'Tod auf (iii die Tinctur: welche* demßjib
tingiret) und “ift das Kind' gebot-eur 'und "ift hernfacknein Eigener-n
und ein Kind der Freiheit, 'und fraget'*nichis„_mehr nam' *_
Werkmeiften es i| beffer als fein Vatey aber nieht ljefferxals feine
"Mutter, in welcher Samen er_ lag„ ehe derVater_ in ihm wixkete. Es
tritt der feurigen Effenz feines Vaters, als' der"S“cixlanger *auf ihren
Kopf) und gehet frei durch den Tod im' Feuer. *Verflehefi du all
hie nichts, fo bift du nicht in die höchfte Wiffene in“die Spagirei
geboren. * _
25. Ferner find uns- die-Grade zu betrachten., "was-die-'Frei
heit„ als die ewige Luftx den andernGeftaiten im* Sulphurhunger
gebe„ in der andern* Planeten Eigenföhaft: “die Geftaltniß der Ge
burt ift als ein drehend Rad„ 'das -macht Mercurius im Suiphur.
_ _ 26. Die Geburt des hdchfien-Grades wendet fich um„ -als die
"Begierde, denn diefe Welt ift rund, alfo auch die (Sebnitz- nachdem
die Freiheit ihre hbchfie Luft als einen güldenen_ Hunger dern- Sa
turno gegeben, und den Mercuriurn zumWc-rkmeifter gefehtrzi fo
faffet fie fich inficb- in ihrer Begierde, nach der Eigenfchaff der
. Sanftmuth, denn die erfie* Faffung zum -guldenen Kinde gefrhieht
nach der Eigenfchaft der Freudenreich: diefe aber aus Gate und
Sanftmuth untergiebt fich Lunäi denn es ift ein Sinken wegen der
Sanftrnuth, den ergreift auch *Mercurius und arbeitet darinnen.
K' ia
_W..
, *von der erfien 'Inipreffion „ t' da
* Wgelb und weiß imFeiiZ-fcheibet, als die Farben* der “Tilgkfid
fo entflehet Luna aus» der elben, und transinutiret 'ficbiiNWe-iß
wegen-Per „gig-küchen Sanftinuchz und darurn das-fein llrfland dafs
, ,.7
lisßarbe
m . ..x
Yzgj'
.
hungert ihn ohne Unterlaß nach s SW ,und
_rzunrnt der S nn &l anz in fich, zeucht den an fiä), 'und fcheinet'
darin-it . Ü_ 1 _j _: __
M" *Y ?Wie das 'Ölbere ift, alfo i| auch das untere, 'auch
in; tciilene_ darum iiidas Silber der nachfie Gradbeim Edldez
Hundxnjie das( Geld erboienjwird, alfo auch das Silber x" Venus' giebt.
(hw-innen 'Maiiiel mm_ welches der MercuriusiniHrle-iden' klug,
) ' ,ieydecwWerkirj-eifier' ift, und *giebt feinen auäFdai-zuz_ aber das
' i! w:- _*er Veneris noch MereufiiEigenfchaft- dennis ve
äit e Eigen chafifeiner Mutter» als der Sanfimulh ig ber**Fr"ei-,
e. eitß wird ausgebiütet _wie das Gold. Wegen der'“'Sön_n_e' hat
:der-- ond himmlifche, Eigenfchafw aber wegen' feinefeigenerfGeflalt
x .guÜöer *Begierdäjßigetiichaft ifi er faft irdifGer Eigenfchaftz 'erdift
'ezä-„Sae 'und 'Beygicee yes irdifchen und himmlifchen Wefens, 'wie
'Yfjußere Lei-WW' Yienfchem welcher in Adam vor ,dein Fall dem
'zu dergleichen* war*: als er *aber in der Lu| erfiarbZ fo lebte
ihixxxiu „die Yifche' E-igenfchaft, darum_ hungert ihn* alfoirtiiner
_ rZ-ua. olis tanz, 'er wollte'gern'wieder mit Luna aus der
*' ßiinezifäyeinen, aber er bekommt 'nur einen irdilchen, *Flunarifchen
_anz-„darmnen treibet er Hoffact, es fei' denn daß er wieder" aus
*ZKB Glanz, das ift. aus GottesKraft im hin-lmlifehen Mercurii)
_ren-Werder 'fo ift er wieder das güldene und filberne Kind in
,gb iieijec Wefenheit, allein diefe Zeit mit dem irdifchen Monde, das
"iii, niir-dem irdifchen Fleifche bedeckt und bekleidet, - r
- 28. Das Haus des Silbers iftauch' Saturnus: es j| auch
die' Urfaclhe der erften Faflungx aber er wendet feiije Begierde nur
auf* das giildene Kind„ und laffet dem Silber fe'in Kleid, und faf- „
fets in [eine fieinigte, irdifche Eigenfchafy undläßts den Mercurium
ausbrüten.
2x9. Die Begierde der freien Luft i| fir undunfinkend: 'was
die' Eigenfchaffpder Begierde allein anlangt- die fuhrefiihren' Willen
:vum Leibe wieder in den Kopf in die Sinne„ und macht Jupiter:
„das, 'i174 am Rave wieder aufwärts unter dem Saturno, _unter
L
derpiaiurniiäjen_ Kraftz fein Metall ift Zinm und ift der dritte
Grad( 'd'en der Freiheit Luft in der Begierde aus fich in die. Be
gierde, der Strengheit_ als ins Fiat giebt.
7, „.309" Alfo zu ver|ehen„ der Freiheit Luft gehet aus fich, als
* in Gemäß, und giebet je einen Grad nach dem andern aus fich
in_ derOrdtiung, aber Mercurius maeht das Rad„ denn er ift der
Werkn-ieifierz und wie die ewige Geburt in fich im himmlifchen Mer
curio„ als im ewigen Worte in desVaters Gebärung fiehet, alfo
_**Z0g ..
ifts auch mit der 'Bewegung des Vaters in ein Gefchöpf gegangen.
und gehet alfo in feiner Ordnung. wie man am Rabe der Plane
ten fiehet. denn die Orduungffehet recht als ein Menfci) in feiner
Ordnung ffehet. „ _
31. Erffliih iff in ihm der rechte güldene göttliche Menfch.
welcher die Gleicl)niß der Gottheit iff; darnach iff in ihm der
Menfch der himmlifmen Wefenheit. als der innere heilige Leib vom
Feuer und Lichte in der Tinctur erboren. der gleici)et dem reinen
Silber. fo er nicht wäre verderbet worden. Zum Dritten iff in ihm
der elementifche Menfch vom reinen Element. der gleicher dem Ju
piter; zum Vierten der mercurialifche. iff der grünende oder para
deififche; zum Fünften der martialifcije vom Feuer. als derfeelif>)e.
nachdes Vaters Eigenfchaft; zum Sechsten dervenerifche nach der äußern
Begierde und nach des Waffers Eigenfchaft; zum Siebenten der folarifche
nach der Sonne Eigenfchaft. als nach der äußern Welt. als ein Sehender
der Wunder Gottes. und ift doch nur der einige Menfä). iff aber in der
'innern und äußern Welt zugleici). Alfo iff auch die Gleichniß der
fieben Metalle. mit einer Eigenfchaft nach der innern Welt. und
mit der anderen fichtbaren und greiflichen nach der äußern Welt.
32. Vom Iove gehet das Rad um; fo gehet aus der Schei
dung Mercurius mit einem zerbrochenen Metall. nach feines Geiffes
Eigenfchaft: auswendig iff er Queckfilber. und inwendig ein para
deififch Wirken, Er iff in feiner geifflichen Eigenfchaft der Unter
fcheider der Worte. Stimmen und Sprachen. Es ftehet gefcl)rieben.
Gott habe alle Dinge durch fein Wort gemaci)t; der himmlifche.
ewige Mercurius iff fein Wort. das der Vater in Entzündung fei
nes Lichtes ausfpricht. und das Ausgefpromene iff feine Weisheit.
und das Wort iff der Arbeiter und Macl)er der Formungen in der
ausgefprochenen Weisheit.
33, Was nun der innere Mercurius in Gottes Kraft im In
nern thut. das thut auch der äußere Mercurius in der äußern
Kraft. in dem gefchaffenen Wefen. er iff Gottes Werkzeug. damit
er äußerlich wirket. zum Tod und zum Leben. in jedem Dinge nas)
feiner Eigenfchaft; er bauet und zerbricht. Naci) des Saturni
Eigenfchaft bauet er. und nach feiner eigenen Eigenfchaft unterfchei
det er. und zerbricht im Saturno die Härte. als das Eingefchloffene.
und eröffnets zum Leben. er öffnet die Farben und macht Gefialt
niffe. und führet in fich eine himmlifrhe und auch eine irdifche
Eigenfchaft: in der irdifchen führet er aus der erffen Begierde zur
Natur. als aus dem Saturno den _Martem. als die Grimmigkeic
der Jmpreffion. denn er ifi feine Seele. darinnen der Mercurius
lebet. er giebt ihm die feurige Effenz. und ffehet unter demIupiter
in der Ordnun am Rabe wieder aufwärts. denn er führet den
Feuergeiff im Sulphur. in *allen Planeten und Geffalten. und -gie
bet jedem Dinge feine Quaal. und den wahren Griff des Lebens.
x-;
301
. ' q 7.-, ÖN
W 34. Mars ift in der erften Impreffion die große Angft und
urfachet. daß 'fich der Freiheit Liebewille von ihm fcheidet. und das
Abgefchiedene heißet Gott. und die Angfi oder der Feuerquaal heißet
Gottes Zorn. als der Grimm der ewigen Natur; und wie fich Got.
tes Liebe im Innern von Gottes Zorn. das ift. von der ewigen
Natur grimmen Eigenfchaft fcheidet. als der Himmel von der Hölle.
Gott vom Teufel: alfo im gleichen gefchiehts auch in der äußern
Naturgeburt.
,_ 35. Die Liebe gehet vom Grimme aus. und ifi eine Demuth
oder Sinken. alfo ifis auch in der Schöpfung in eine Ordnung ge
treten; darum fiehet Venus am Rabe herum an Martis Linien
unter derSonne. denn alfo ift die Scheidung in der Natur.. und
alfo gehet eines aus dem andern; fein Metall ifi Kupfer. der Ur.
fiand ift diefes. daß die Liebe eine Begierde ift. und begehret doch
nur Licht und Freude. Denn die Materia wird aus der Liebebe;
gierde Eigenfchaft; fo aber die Liebebegierde in der Impreffion foll
corporlich werden. fo muß fie fich dem grimmen Fiat. als des Mar
tis Begierde im Feuer. oder in der feurifchen Eigenfchaft einergeben.
denn die faturnalifche Eigenfchaft nimmt alles in ihre Malt und
machts corporlich. 1. e
36. Darum ift der Veneris Metall dem Golde nahe verwandt.
wegen ihrer Selbfieigenfchaft aus der Freiheit. aber Mars macht es
zu grimmig und zu fpröde; weil fichs aus des Martis Feuer fchei
det. fo behälts ein groß Theil des Martis Eigenfchaft an fich.
37. Des Marlis Metall ift Elfen. denn er ift im Sulphur
der Grimm. in welchem fich das Feuer anziindet und urftändet:
fein Urfiand mit der Materia ift in der Strengigkeit der Begierde;
das Kupfer fcheidet fich in der Gebärung aus dem Eifen. denn es
urfiändet aus Venus Willen. und ift ein Unterfcheid zwifchen ihnen.
wie mit Leib und Seele. denn Mars ift Veneris Feuerfeele und
macht. daß Venus corporlich wird. fonft giebt Venus nach ihrer
Selbfteigenfchaft in der Ertödtung im falnitrifchen Schracke nur
Waffer. Denn ihr Feuer ift nur ein Lachen oder Liebefeuer. was
fie ohne andere Einfliiffe allein ift. darum kann fie aus eigener
Gewalt kein corporlich Wefen gebären. das harte oder zähe wäre.
fie ift nur das Weib zu ihrem .Kinde ohne eine kreatiirliche Seele.
Mars ift ihre Seele. und Saturnus macht ihren Corpus. Solis
Geift mag den Mattern und Venerem tingiren. und in die höchfie
metallifclje Vollkommenheit. als in Gold verwandeln. welches im
Silber fo leichtliclj nicht gefchehen kann. es werde denn_ wieder in
die erfke Materia gebracht. da Saturnus. Mars und Mercurius
im Sulphur unter einander find. fo kanns fein; Venus empfähet
?re Zähe vom Saturno. und ihre Rbthe vom Marte als vom
euer. ,
"7- f

„Pz,
38. Nun ift doch Veneris Begierde nur heftig Sol. als
'nach ihrer erften Mutter. daraus fie in ihrer Geburt inihrern erfien
x.
Urftand entfpringetz denn aus Gott'. entfpringetdie Liebe-ZI a ifis
auch in: der Figur in der Ausgeburt." VenerihqJ ler",
Salem] in die Sonne. und empfähet der Srinne' _ * z
vor Begierde.
rer allen Planeten und Sternen.
und fcheinet den* nimmt
aus "Solez fie ausihrer ,
fie hat„*eiixien'*eig_

und in ihrer Mutter Kraft fiehet ihre Freude.. 'als das Lqälfqi'
fie infich hat; fie ift in ihrer Selbfieigenfcha t. was fie: pur] 'allein
ohne der andern laneten Eigenfchgft ift. .ihn wahre _Tg-Werder
„Sonne (verftehet* LSulxhure da_ alles_ unter eiirande7r,_ifi)j“.“"barurri
daß diefieSonne
fchaffen.
fiehet habi_Sulphur
zunächfiuiiter*
aber im denderStern
außererboren.
Sonne. derals. eindreien
Schöpfung. er derSonne.
Kind“ iftnur'auchfwif
bloß: in der'

Gebärung ifts alfo. beides im Himmlifcizen und Irdifazen. ' "


39. Denn Gott derVater gebäret durch fei ,rz die_ Liebe.
fo deutet dieNSonrcie im (Yeichniß fein Herz an eine
Figur in der' äußern Welt. nach dern ewigenNfJ-,izzrxi .Goccsezx welg
ches
' allen
WSW Lebenverftehets
und Wefen
doch Kraft
nur recht.
giebt. * Gleichwie
* ' f' alle
“ „Dinge von

b Gottes _ _drt und Herzen (welches ift der göttliche Su( fhur) in der'
Geburt der* heiligen Dreifaltigkeit ausgehen und offen area fich in
und durch das ausgegangeneWefen. welches ift Gottes( 1ilsheit.
und dringen aber wieder aus_ dernfelben Ausgange in_ undge i ,dem
felben Herzen und Kraft. und fehnen fich heftig dai-nei .- wie
St. Paulus fagtt' Alle Kreatur fehnet fich rziituns von. Zdfer' Eitel
keit los zu erden. Rom. 8.' 12.' '-7-' - * ' * "'"
4-1, Alfo ift auch_ das äußere Wefen ,in der äußern ,Gghurt der
Metalle. *inne-tem Sterne und" Kreaturen. ein jedes Ding_ fehnet
fich nach feinem Centro. als nach feiner erfieS Mutter. „dqbyggs es
ifi gegan en. 'als nach' der Sonne irn Sulphur. denn fie :iftF ie,Tin-'
Sitting (tler Wefen.“ Wes die Begierde mit der Inter-iii. '*.'1'„m
wieder
Saturnogut.
in des
gleichwie
MartisdieGrimme
gbitiichebofeSonne'
macht.'dendas'jZorn“
nxac*ht'di'e'*_
oder 'Grinfi

Gottes tingiret. daß ausder grimmen Eigenfchaft des ,ZphrnsGgtxi


eine Freudenreicl) wird: 'alfo tingiret die' äußere, _Sonne den äzzßern
Sulphur. als _Saturnum 'und Marti-m. daß 'eine liebliche Temp??
tanz. als ein Grünen und Wachfen ,in allen( Mtallen* und Kreatu
ren iftz 'darum ift die Sonne das' Centrum. welches gie _Vernunft
nichtglauben
len w_acl)fendenwill.
und verfiehet
lebendigenin Dingen,
dem planetarjifchen
' ' Rude. und “ _z
,.1
F
r:
-7 *
Das DKapitel.,
Vant- fulp-hurifchen Sterben, und-wie der gcc* V

.fiocbene-Leib wieder lebend-iM, undin feine::


e cfie Herrlichkeit g efe-ßt» werde.

Alles Leben und Bewegen. mit Vernunft und Sinnen, heideß,


in den lebend en und wachfinden Dingen F„ftehex im_ UrNandxirjr
Sulphur. als n der' Naturbegiecdr. und in der FreiheicU e feed-e.
2. Inder Nafucbegierde entftehet da! Tod und dae_ in chfie'.
ßen, .und in der Freiheit Begierde. entftehet *dem* uffchl, fen *und* _
Leben. denn der Freiheit Begierde tingiret' der fi rn f Schliff
7 g ei_ -
gierdey daß *die grimme Natur ihr eigen Recht finken laßt un* _ch
der Freiheit Begierde einergiebt- alfo wächfl *das Leben im' ode,
denn ohne Licht ift kein Leben; fo das Lichgin, derJEfienziLeY
Sulphurs erlifclyß fo ifts ein ewiger TW denn Niemand kann leben?
dig, machen, es bewege fich denn Gott in der Lufibegiexde im felden. *
Tode, denn der Tod kann kein _Leben in fich nehmene es/ offenbare,
fich denn die erfie Begierde als der freien Luft_ Begierde„ in 'der
Begierde zur Naturwdarinnen das Einfchliefien als der Tod* erbo
- .en wird.
3'. Darum, da der Menfch irn Suiphlrr erfiarb, fa forderte ihn,
Niemand lebendig machenF es ginge denn die_ freie .Lu 4 nis die,
Begierde zum ewigen Lebem wieder in fein Phur. als n die Bei:
burt der Natur. der menfciolicben Eigenfchaft, und bewegte den 'eine
gefchloffenen Tod- ' als das 'Centrum der Natur, und gäbe fich_ fei- *
der wieder ins Centrum ein: als in die feelifcize Eigenfcbuft, und in
der Seele Wefenheit oder LeibliGkeit. Das ifi qlfo- fchehen, ' '
4'. Wir wiffen, daß der rechte Sulphur ift eine 4 ebärung aller:
Geifilicirkeit, oder Leibliwkeitz fo viel fein etfier urfiand i e dan, -
himmlifch ifi, fo ift er die Gebärung des Wefeos allexW_ SW denn
aiies lieget in diefer Get-uch was. die _Ewigkeit ruidZeic in fich ifi,
hat und vermag. Nun' ifi es aber naß 'dem Reiche diefeuWelt_
auch irdifch„ als eine Figur bed Ewigen, denn_ io ihm fkehet die
Zeit und Kreatur alles deffen, was ficbtlicl) und unficijtlicl) ifi,
5. Nun ift der Menfch fammt allem Leben( nach dem Reiche
diefer Welt, aus dem äußern Sulpvur erfchaffen und erboren wor
den„ der Menfeh aus dem Innern und Aeußernz und die äußere
Kreatur allein aus dem Aeußern. denn der Menfch ifi Gottes Bild
und Gleichnifi, und die andern Kreaturen find eine Gleichnifi nach,
der Figurirung in der innerlichen Gebärung in Gottes Weisheit, glg
x

- 304 - l
in dem ausgefprochenenoder ausgebornem himmlifchen Wefem nach
,beiden ewigen Principien.
f x 6. Nun war aber der Menfcl) gut und ganz vollkommen,
nach und aus" allen dreien Welten erfchaffen: als ein Bild der
Gottheit, in dem Gott wohnetz und war eben das Wefen felber,
was Gott nach, der Ewigkeit und nach der Zeit in allen drei Wel
ten ifi. aber eine Kreatur mit Anfang nach der Kreaturx und der
.erftarb nach dem himmlifchen und göttlichen Wefen durch Luft.
Denn die innere Luft, ,welche im Centro als-im Feuer erboren
f- ward (darinnen das Leben in der göttlichen Wefenheit fiund, das
' ift, das das Wefen der göttlichen Sanftmuth anzimdete, darinnen
die Freudenreich oder Engelsgefialt |ehet)„ die wendete fich von der
innern Luft der Freiheit und Ewigkeit in die Zeit als in die Aus
geburt, in die planetifche Eigenfchafß aus dem reinen göttlichen Ele
ment in die vier Elementez alfo behielt die innere göttliche Wefen
heit oder innere Leiblimkeit keinen Führer oder Leben mehiy das war
das Sterben, denn das» Seelenfeuer aus des Vaters Eigenfämft,
wendet fich von des Sohnes Eigenfchaft, in welchem allein das
göttliche' Leben fiehet.
7. Alfo blieb der Seele Eigenfchaft bloß, nur allein mit ihrem
Willen in dem äußern Sulphur, und der innere verbliäy und blieb
in der ewigen Unbeweglickzkeit ftehen, als in einem ewigen Nichte»
darinnen kein Verbringen mehr war.f
8. Alfo lebete der Menfch mit feinem äußern Leibe nur bloß
ii ' allein der Zeitz das edle Gold der himmlifchen Leiblichkeid weiches
Ü! den äußern Leib follte tingiren, war verblichenz alfo blieb der äußere
Leib bloß allein_ im Leben der Naturbegierde ftehen, als in der See
len Feuerseigenfchafn verflehet in Martis Gefkalt und Eigenfchaft,
als im Grimm Gottes, welcher im Sulphur der Grimny als die
Eigenfchaft des Zorns Gottes und der finftern Welt iftZ weil aber
' ., der äußere Leib ausder Zeit gefchaffen war, fo bekam auch zuhand
die Zeiß als das Gefiirn mit den Elementen, das Regiment in* ihm,
denn die göttliche Eigenfchaftl als die Begierde der Gottheitx weiche
die Zeit regieret und tingiret, daß ein heilig Leben in der Kreatur
"-5 aus der Zeit war, die war verblieben, feine eigene Liebe in göttlicher
-'- Begierde ward zu Wafferz alfo herrfciyete fein Feuer in einem Waf
fer, und war an Gottes Willen und Begierde blind und todt, und
mußte fich die Seele mit dem Sonnenlichte behelfen.
-ß 9. So denn die Zeit Anfang und Ende hat, und fich der
'J- " Wille mit der Begierde hat dem zeitlichen Führer einergebenl fo zei-
bricht der Zeit Regiment ihren gemachten Geifh fo erfiirbet_ und ver
gehet auch der Leib: und das ifis„ daß Gott zu Adam fagte. er
follte nicht von dem Baume (oder Gewächfe des Erkenntniß Böfes
und Gutes) effen. von beiden Eigenfäyaftem oder er würde fierbenr
wie auch gefchahz er fiarb im Sulphur, das Sul am Reiche Gottes,
F*
*- 305 -

als die Luft der Freiheit Gottes. aus welcher dasgöttliche Licht
fcheinet. und in welcher die göttliche Liebe. als das Liebefeuer brennet.
10. Nun war ihm doch kein Rath. Gottes Begierde ginge
denn wieder in den erftorbenen Sulphur. dasifi in fein todtes Sul.- als in
die erftorbene Wefenheit ein. und ziindete daffelbe wieder an mit
dem Liebefeuer. welches in Ehrifto gefihah. alida ftund der himm
lifche Leib. darinnen Gottes Licht fcheinet." wieder auf. Sollte es
aber gefchehen. fo mußte die Liebebegierde wieder“ in des entzündeten
Zornes Begierde eingehen. und den Zorn mit der' Liebe löfchen und
iiberwindenz dns göttliche Waffer mußte wieder in das brennende
Seelenfeuer eingehen und den grimmen *Tod im herben Fiat. als in
der Begierde zur Natur. löfchen. daß fich die Liebebegierde in der
Seele wieder anzimdete. welche Gottes begehrete.
11. Denn des Menfchen Seligkeit ftehet. in dem. daß er in
fich habe eine rechte Begierde nach Gott: denn aus der Begierde
quillet die Liebe aus. das ift. wenn die Begierde Gottes Sanftmuth
in fich empfähet. fo erfintet die Begierde in der Sanftmuth in fich.
und wird wefentlicb. das ift alsdann himmlifche oder göttliche We
fenhelt oder Leiblichteitz und darinnen ftehet der Seele Geift (wel
mer im Zorne. als im Tod verfchloffen lag) in der Liebe Gottes
wieder auf. denn die Liebe tingiret den Tod und die Finfterniß. daß
.fiegder göttlichen Sonne_ Glanz wieder fähig ift.
12. Wie nun das im Menfchen gefchieht. alfo ift auch die
Transmutirung der Metalle; der Sulphur lieget im Saturno ver.
fchloffen. als im Tode. und ift doch kein Tod. fondern ein vegeta
bilifch Leben. denn der äußere Mercurius ift das Leben darinnen.
13. Soll der metallifche Leib zur höchfien Vollkommenheit tom
men. fo muß er dem äußern Führer. als den Elementen abfterben.
und wieder in einen folchen Sulphur treten als er war. da er noch
nicht die vier Elemente an fich hatte. fondern lag' nur im Element
in Einem. » „
14. Nun kann ihn aber Niemand in einen fol>7en Leib brin
gen. als der. der ihn geboren hat; der ihn den vier Elementen ge
geben hat. der kann ihn allein wiedernehmem der ihn zum erften
hat körperlich gemacht. der muß ihn wieder in fich fchlingen. und in
fich in- einen andern Leib transmutirenz das ift. der Sulphur. der
den Mercurium. als feinen Werkmeifier. in fich* hat. der muß ihn
dem finfiern Saturno im Fiat wieder nehmen aus feinem Bauche.
und in fein eigen Feuer einführen. und mit feinem, eigenen Feuer
die vier Elemente. von ihm frheiden. und in Eines fehen. 'gleichwie
Gott wird am jimgfcen Tage in feinem eigenen Feuer das Wefen
der vier Elemente vom reinen Element in der Anzfmdttng fcheiden.
auf daß fich die ewige Leiblichkeic .im reinen Element anhebez und
wie fich im Sterben des Menfchen die vier Elemente vom rechten
Menfchen (der das Element Gottes" ift) fcheiden. und der himmlifche
' l7. 20
* x
/ e 4

*x .
.- 306 -

Leib in fich-allein bleiben alfo gehet es auch zu in der Transmuti


rung der Metalle. . : . '

* P r o c e f f u' s.
15. Der Leib lieget im Saturno. in einer unachtbaren Gefialt
verfchloffenf nicht ganz in Saturni Eigenfchaft in dunkler Farbe, ge
zeichnet mit dem Mercurio feinem Vater, und rnit Sole feiner
Mutter. und mit dem Saturno *bekleidete und-mit Martis Leben .
offenbar', aber feine Mutter wird an ihm von außen nicht erkannt.
man erzurne denn feinen Werkmeifier mit feiner eigenen Bosheit,
welches-man doch auch nicht thun kaum man nehme denn eine
fremde dazu. davon feine eigene erzürnet wird: alsdann, fo fein Zorn
ergrimmet. fo wird er alfo hungerig und durftig', und kann doch in
fich kein Labfal finden, fo greift er feinen Werfmeifier an„ der ihn
gemacht hat, und ftreitet wider feinen Schöpfer. wie der irdifclye böfe
Menfch wider Gott. alfo lange bis er fich felber frißt und verzehreh
wie ein Gift vom Feuer den Leib ioerzrehretF man komme ihm denn *
zu Hulfe und fiille feinen Hunger: fo kann doch diefen fchrecklichen
Hunger Niemand fiillen, als Gott felber, der ihn gemacht hatz und
fo der ihrn nicht zu rechter Zeit zu Hülfe kommtr fo verzehret der
Hunger im Grimm. den Leibr und fehet ihn in die ewige Finfieiniß.
_ 16. Diefer Hunger begehret nichts als nur Gottes-Barmher
zigkeit, daß er möchte aus der_ Hölle Angft erlöfet werden; fo kann
er aber diefe in fich felber nicht erreichen, denn er" ifl im Zorne
Gottes verfchloffenz fo ift feine liebe Muttern die ihn im Anfang
fäugete. auch in Tod gefchloffen. So ihm aber Gott feine Gnade
erzeiget, und giebt ihm wieder von feiner Liebe. fo erfchricrt der Zorn
vor der Liebe. und ift ein Schreck großer Freuden, daß er wieder
feiner lieben Mutter Süßigkeit kofietz alsdann erkennet er fich. daß
er ift fo bbfe gewefen, und reuet ihn feiner Bosheit, und will fich
bekehren und den alten Adam tödten und von fich wegwerfen. Alfo
bald nimmt ihn der Kunftler vom fremden Zorn weg, mitfamrnt
dem alten Adam, und leget ihn in ein fanftes Bette; denn der alte
Adam ift krank' und will fiir-ben'. fo ift fein eigen Werkmeifier in.
den alten Adam über der Liebe Gottes (welche den Zorn zerbrach)
über her. und will ein junges Kind machem und freuet fich über
'dem Kinde; fo wird der alte Adam krank und fchwaclx ganz finfter
und fchwarzr und erftirbet, fo gehen die vier Elemente von ihm _aus
mit ihren Farbem fo läßt ihn der Werkmeifier immer hinfahren,
und arbeitet immer an dem neuen Leibe, der da foll vom Tod auffte
hen, und Niemand fiehet feine Arbeih denn er arbeitet im Finfiern.
17. Der Kunfiler aber nimmt fich der Arbeit nicht am fondern
giebt nur dem Werfmeifier feine eigene Speife„ bis er fieht. daß
fich das vegetabiiifche Leben in dem finfiern Tode mit neuer Farbe
_ 307
aus der fchwarzen erzeugen alsdann ift der neue Menfch fertig. So
kommt der Künfiler und bringet die Seele„ und giebt diefelbe dem
Werkmeifierz davon erfchrickt der Werkmeifiew daß ein ander Leben
*in ihn kom-ritt und flößet die Seele dem' neuen Leibe ein, und
gehet in fich in Zoe-m fo fiehet der neue Menfch in großer Kraft
und Herrlichkeit aus dem Tode auf. und zertritt der alten Schlange
im Zorne Goctes den Kopf, und geht durch den Zorn, und der
Zorn kann ihm nichts thun.
Bift du darein geboren,
So haft du ein Werk auserkoren.

Das 6. Kapitel.
Wie fiel) ein Waffer und Oel gebäre, und ,vom
Unterfcheid des Waffers und Oels, und vom
vegetabilifchen Leben und Wachfen. *

/ Alles Leben und Wachfen und Treiben fiehet in zweien Din


gen, als in der Luft und in der Begierde; die Luft ift ein freier
Willef und gegen der Natur zu achten als ein Nichts, aber die
Begierde ift als ein Hunger. In der Begierde entftehet der treibende
Geift. als der natürliche: und in der Luft der iibernatürliGe, der
doch der Natur ifi, aber nicht aus feiner Selbfieigenfchafß fondern
aus der Bkgierde Eigenfehaft.
2. Die Begierde ift das Treiben der Effenz als ein Hän
gen und die Luft ift des Hungers Wefen, das er in fich fa et
denn die Begierde ift nur ein hungriger Will» und_ ift der natür
liche Geift in feinen Gefialtenz aber die_ Luft ift aus der Freiheih
denn Gott ift begierdelos, was fein eigen Wefem fo viel als er
Gott heißet, anlangec: denn er darf nichts, es ift alles fein, und ift
felber alles. Aber einen Luftwillen hat er, und ift derfelbe Willy
fich in der Luft zu offenbaren; fo mag doch auch in der freien affect
lofen Luft keine Offenbarung gefchehen, denn fie ift ohne Begierdw
fie ift als wäre es nichts gegen der Natur, und ift doll) alles: aber
nicht nach der Begierde, als nach der Nature fondern nach der Er
füllung der Natur; fie ifi die Erfüllung der hungrigen Begierde,
als der Natur, fie gieber fich freiwillig in Hunger der Natur, denn .
fie ift ein Geift ohne Wefen und Begierdw ganz frei als ein Nichts;
aber die Begierde macht. fie in fich zum Wefen, und folcher) nach
20*

- 308 -

zweien Eigenfchaften. als eine nach der ewigen Freiheit. die da frei
iff von der Quaal. und die andere nach der Begierde. welcl)e ein
vegetabilifa) Leben giebt. als ein Wachfen oder .fich Ausgehen.
x Eigenfchaft
3. Dasgiebt
freieeinWefen
Leben ift
desund
Oels:
giebtdas
ein Oel
Oel.iffund
ein der
Licht.
Begierde
und

der Begierde Eigenfchaft giebt dem Licht eine Effenz. als die feurige
Eigenfchaft. daß das Licht ein Schein ift. wie man am Feuer und
Licht fiehet; und die freie Luft bleibt doch in fich ein freier Wille.
giebt aber feine Sanftmuth als eine freie Gelaffenheit in die Be.
gierde. auf daß fie zum* Wefen und Schein komme. Ihr Wille iff
allein gut. er hat keine andere Begierde als nur gut. fanft und lieb.
lich fein. es iff auch kein andere Möglichkeit darinnen. denn er if't
als ein Nichts. darinnen kein Rühren oder Quaal fein mag. fon
dern iff die Sanftmuth felber. “
4. So er denn ein Nichts fein kann wegen deß. .daß er eine
urfache und Anfang der Begierde iff. fo giebt er fich frei. als fich
der Sonnenfchein frei giebt in alle Eigenfchaft. fo faffet die Begierde
diefelbe freie Lufi. als den Schein des Ungrundes der Ewigkeit in
fich. und machets in fich nach feiner Eigenfchaft in Wefen: alfo viel
der Eigenfchaft in der Begierde ifi. *alfo viel iff auch des Wefens.
f). Alfo wenn fich die freie Luft in Hunger der» Begierde
einergiebt. fo machet die Begierde' aus der freien Luft Eigenfchaft
eine Gleichheit nach der Freiheit. das iff als wäre es nichts. und
iff doch. das ift ein Waffer und Oel. Weil aber die Begierde. das
iff. der Hunger mit der freien Luft erfüllet wird. fo machet er feine
Selbfieigenfclhaft im Wefen der Freiheit auch zu Wefen: fein Wefen
iff Waffer. und der freien' Luft Wefen ift ein Oel: alfo entftehet
zweierlei Eigenfchaft in einem einigen Geiff. als eine feurifche nach
der Begierde Eigenfchaft. und eine freudenreiche oder LiFtseigenfmaft
nach der Freiheit. l -' '
6. Die feurifche giebt in ihrem Wefen. als in ihrem Waffer.
eine Schärfe von der ffrengen Begierde. die iff gefalzen. 'oder ein
Salz und von der feurifchen Angff einen Schwefel. daraus in der
Impreffion und Schöpfung der Welt find Steine. Erden und Me.
talle werden. fowohl Elemente und Sterne. alles nach den Geffalten
in der Bi-gierde; und die olitätifche giebt ihre Sanftmuth als eine
Liebeluft darein: die feurifci)e impreffet mit der Begierde. und machet
Leiblichkeit. und die olitätifclje giebt fich in ihrer Sanftmuth aus.
und machet das vegetabilifche Leben als ein Grünen und Wachfen
in der feurifchen Impreffion: darzu muß das Feuer feine Effenz
und Treiben geben. als den wüthenden Stachel im Ziehen der Be
gierde. welcher das Zerfcheiden' in der Leiblichkeit iff. als der Unter
fcl)eider. und Urfache der Effenz und Vielheit.
* 7. Die Weifen haben diefe Geffalt Mercurium geheißen. von
dem ängfilihen treibenden Rabe. welcl)er_ alles Lebens und Bewe
4- 309 -
gens urfache ift. und. ein Werkmeifter in der olitätifcljen und wäffe
rigen Eigenfäzaft.
8. Alfo ift uns zu entfinnen und zu finden das große Myfte
rium. wie in allem_ Dinge fei ein Oel. Schwefel und Salz. wie
. es urftände; denn Gott hat alle Dinge aus Nichts gemacht. und
daffelbe Nichts ift er felber.. als eine in fich wohnende Liebeluft.
darinnen kein Affect ift; es wäre aber alfo die Liebelufi nicht offen
bar. fo er einig in der Stille ohne Wefen bliebe. und wäre keine
Freude noch Weben darinnen. fondern eine ewige Stille.
9. Als er fich aber in Wefen einführet. durch die'Begierde.
fo wird feine Stille ein Wefen und wirkende Kraft. und folches
mit zweien Eigenfchaften. als in einem Oele. in welchem die wir
kende Kraft ein guter Geift ift. nach der Eigenfchaft der Liebeluft.
welcher den Grimm der Begierde im Schwefel. Salz und dem gif
tigen Mercurio entgegenftehet. und feinen giftigen Hunger mit der
Liebe Sanftmuth ftillet und heilet. Was Mercurius zerbricht mit
feinem witthenden Rade feiner Selbfteigenfchaft. das heilet die
Luft der Liebe des Oels wieder. und alfo if't Böfes und Gutes in
jedem Leben. '
10. Und ift doch kein Böfes in keinem Dinge. das Gute oder
das Liebebl verfchmacljte denn in feiner eigenen Luft. das gefchieht
in den Geftalten der Impreffion des Hungers der Begierde: als fo
fich der Hungergeift in feinen eigenen Geftalten nach fich felber zu
fehr impreffet. und nach feiner felbft eigenen Offenbarung zu fehr hun
gert. fo kann er die freie Luft nicht in fich fahen. welcher feinen
Hunger fänftiget. denn der Natur Eigenfchaft foll fchlecht nach der
freien Luft Eigenfchaft. als* nach Gottes Liebewefen gerichtet fein.
und feinen Hunger nach der Liebe richten. fo empfähet der Hunger
die Liebe in fich. und machet diefelbe in fich zum Wefen. fo ift der
Hunger nicht mehr ein verfchmachter finfterer Hunger. der in fich
felber fticht und wirchet als ein giftiger Mercurius. fondern wird
eine Liebebegierde aus dem Hunger. die heißet Gottes Natur. und
die hungrige. feurige heißet Gottes Zorn. und in der äußern Natur
heißes ein Feuer.
11. Aber in der innern Welt Eigenfchaft. da die Begierde in
der freien Luft Eigenfchaft qualificiret. heißet diefe Begierde die gött
liche Begierde . darinnen die feurige Liebe brenner. und daraus die
Freudenreich gehet. denn darum giebt fich die freie Luft in die
ftrenge Begierde ein. daß fie aus fich mag eine feurige Liebe. als
eine Freudenreich geben. welches in der ftiilen Luft nicht fein möchte:
denn was fiille ift. da ift keine Freude oder Bewegen innen.
12. So offenbaret fich nun die freie Luft. als Gottes Eigen
'fchaft. durch die feurige Eigenfchaft. und die feurige machet die freie
Luft. als der Luft Wefen. als das Oel. welafes in der Impreffion
der Begierde urftändet. zu einem Schein oder Glanz., denn die
.-

- 310 -
Strengheit giebt den cingfilirlyen fchielirhten Vliß, als einen Schim
felgei|„ und die Sanftmuth des Oels giebt ihre Liebe darein, und
verrceibet das Eingezogene, als rie Fiirfierniß, und offenbaret die
ewige Freiheit* als das Rächer, das ift nun das Sehen.
13. Daß wenn der Feuerglnnz des Lichts Süßigkeit fchmecket,
fo greifet die Fenersbegierbe narb der Sanftrnuth: fo ift die Sanft
murh der freien Luft als ein Nichts ganz unbegreiflich, ihr begreift
der Hunger der Begierde fein Selbftwefen und verfchlingecs in fichF
und rnarhets zu Nichts, das ift die.Finfierniß, die ift des Hungers
Wefen, die *oerlrhlinget *der *feurifcize Hunger durch des Lichts oder
der freien Luli Eigenfchaft, wie man denn fiehet, fobald das Licht
fcheinet, fo nimmts_ der Finfierniß ihre Gewaly darum ifi Gott über
alles Wefen ein Herr: denn er ifi die ewige *Kraft und Licht, wie
wirs am Gleicbniß der Sonne fehen/ daß fie ein Herr der Finfier
niß und alles Wefens ifi, und alles regieret was in diefer Welt
wäehfet, lebet und weber.
14. Mehr_i| uns zu entfinnen die mancherlei Sälze, wie die
felben im Urftande fich urfiänden und Weiden in viel Eigenfchaften.
Im Urflande der Impreffion, als im Verbo Fiatz entfieben zweierlei
Saliaz das erfie ifi geifilich„ und giebt -die Scirärfe in der freien
Lufi Wefem welches ift eine Entfcheidung oder Schärfe der Kraft;
das andere Salz ifi die Schärfe der Impreffion nach der herben
Strengheit Eigenfrhaft, das iii die -Angfc in der Impreffion, als
Schwefeh und die wefentliwe Eigenfchaft ifl Waffen Das Waffer
ifi die fiumme tödtliche Eigenfchaft des Salzes; und die fchwefelifche
von der Angfi ifi des lebendigen Salzes Eigenfclmft, denn fie hat den
Stachel der Vervegiichbeit, als den Mercurjum, in fich, der des
Lebens Gefialtniß macht, und ift doch eben der Schwefel nicht das.
Salz, fondern er ift die Angfi in der Impreffiem welche auch cer
porlich wird. -
15. Das Salz ift die Schärfe im Schwefel nach der Herbig
keit und machen daß die Angft leiblich wird alfo wohnet das Salz
im Schwefeb und ift des Schwefels Schärfm und erhält den
Schwefel im leiblichen Wefen, fowohl auch den Geifi des Schwefels,
daß er nicht zerfiäubet. Das Salz imprefiet fich die Kräfte der
Ang-li; und das geimprefiete Leben ift das rnercurialifche Leben, dcr
felbe ifi der Angfk, als des Schwefels, Leberh und fcheidet die Ma
terial-n nach den Gefialten zur Natur- und die Materia der freien
Luft in zwei Wefenz als in ein wäfferiges und in ein olieätifGes
und körperliches. ' ' '
16. Das körperliche ift zweierlei, nach der Finfierniß und Licht.
Nach der ficengen Begierde Eigenfchafc mach-ers in der wiifierigen
einen Sand oder _fieiniclyte Art, davon die Steine ihren Urfiand
haben: verfiehet aus der fulphurifchem als aus dem 'Seluvefelrvaifeß
Die andere Eigenfchaft nach der Ertödtung im falnitrifchenSchracke
_.311 -
ift gemein Wafferx- das- da fleußt. Das andre körperliche ift der
metallifclje Leib, aus der *freien Luft Eigenfchaf» in der eingepref
feten Gefialtz und aus der wäfferigen (da der Säjwefel im Waffel?
ifi) machets Bäumer Kräuter und alles, was da wächfet in der
irdifchen Eigenfchafw als in der ertbdteten oder todten Wefenheit,
weiche doch ein fiumm Leben hat, als ein begetabilifcljes, -
17. Die olitätifwe Eigenfchaft ift auch zweierlei nach der Im
preffion: als ein Theil dringet wieder in der Freiheit Luftj vom
Grimme der Impreifioir frei zu fein, die ift der gute Geifi, als das
Licht im Oele. Das andere Theil aber ergiebt fich mit in die Angft
des Säzwefels und bleibet in der Leiblichkeit, und eineignet fich in
jedem Dinge nach des Dinges Salzes Eigenfchaft, als„ in einem
feurigen Salze ift es feurig und in einem bittern Salz ift es, bitter,
in einem herben herbe, und fo fort. - ' ,
18. Die erfie Eigenfchaft nach dem Licht ift in allen Dingen
füßx und die andere Eigenfchaft des Oels ift nach der Geftalß als
nach dem Gefchmacke des Dinges, es fei gleich fuß, fauer, herbe
oder bitter„ oder wie das fei„ als man das in Kräutern erkennet.
In manchem ifi eine bittere Gift, und in manchem eine Heilung
der Giftz fo ihm aber di» giftige Eigenfchaft durch den Mercurium
im Oele der Sanftmuth gebrochen wird„ fo eineignet fichs auch in
das Oel der Liebe des Lichtsz denn beider Urfiand ifi,aus Einem
Willen* aber in der Impreffion wirds verändert, gleich als wie fich
derxTeufe» als er ein Engel war, in eine giftige Teufelseigen
fchaft verwandelt» und Adam aus einer himrnlifchen in eine irdifaze.
19. Alles, was da wächfen lebet und weber in diefer Welt,
das fiehet im Sulphur, und im Sulphur ift der Mercurius das
Leben 7 und das Salz ift im Mercurio das leibliche Wefen feines
'Hunger-G wiewohl der Leib mancherlei iiiF alles nach Eigenfchaft
des Schwefels und Salzes„ nach derfelben Eigenfchaft ift auch das
eingepflanzte Oele welches in der Kraft mit aufwächfe» denn das Oel
macht die Kraft in jedem Dinge; in dem Oele der Imprejfionl als
in dem eingepreßten Oele ifi das andere Oel„ Kals das geifiliclj»
welches uns Licht giebetj aber es führer ein 'ander Principium„ es
nimmt keine andere Quaal an fich, als die Luft der Lieb» es ift
göttliche Wefenheitz darum ift Gottes eigen Wefen *alien Dingen
nahe, aber nicht effentialiter in allen Dingenz es fähret ein ander
Principium„ und aneignet fich doch gegen allen Dingen. Sofern das
Ding der göttlichen Eigenfchaft in fich hatj fo empfähet es Kraft und
göttliche Eigenfchaf» es fei gleich ein wachfendes oder lebendiges wie
man denn Kräuter. und Bäume, fowohl Kreaturen findet, in welchen
etwas von göttlicher Kraft inne liege» damit man in der magifchen
- Kur kann der falfajen Magiw als dem verderbten böfen Oele wider
ftehen- und in ein Gutes transmutiren. H
20. Alle Schärfe des Gefchmacks ift Salze es fei) was “es
x. 312 -
wollee in' diefer Welt, nichtszausgenommenz und aller Geruch gehet
aus. dem Schwefelz_ und in allem Bewegen ift Mercurius ein Un
terfcheider beides-im Geruche, Kraft und Gefchmacke. Ich verftehe
aber in meinem "Mercurio das Rad der Geburt alles Wefens„ wie
vorn gemeldet, nicht einen tddteirr fondern einen lebendigem- als
fiärkefiem nach Eigenfchaft der trockenen Gift.
21. So gebiihret- nun dem Kiinfiler und Medicm daß er folche
Dinge wiffe„ fonft-mag er keine Krankheit curiren, er treffe es denn
ohngefähr, wenn er nicht weiß, womit das Oel im Körper vergiftet
ift! und was der Mercurius fiir einen Hunger in der Krankheit
habe, wornach ihn hungerc. .
22. Denn fo er das Salz na>i der Eigenfchaft feines Hungers
(wornach er begierig ift) mag bekommen, mit einem folchen Oele
wie er gern hätte„ fo ift die Krankheit bald ffiindlicl) dahin; denn
_er fehet fein Oel wieder in die Eigenfchaft der Liebexdes Li>7ts„ davon
das Leben wieder anhedt hell zu fcheinen. * - „
23. Denn *jede Krankheit im Körper ift anders nichts, als e' e
Verderbung oder Vergiftung des Oele!, daraus* des Lebens Licht
brenner und fcheinet: denn wenn des_ Lebens -Licht im Oele hell
fcheinet und brennetxfo vertreibets alle giftige Einfliiffe und Wir
kungen, gleichwie der Tag die Nacht vertreibet.
' L4. Denn *fo das Oelr daraus das Leben brennet„ mit einem
giftigen Mercurio oder Salz angefkecket wird„ es gefchehe gleich vom
Gefiirne oder Salze der Speifm als von einer widerwärtigen Quaal,
davon ein Ekel im Oel entftehet„ welchen das Oel immerdar will
ausfpeiem darzu der Mercurius hilft: f0 ängfiet fich der Mercurius
im Schwefelfeuer je länger“ ie fehrer„ und arbeitet immerdar den
Ekel auszutreibenr erhebet fich aber in folcher ftrengen Arbeit nur
in fich felber„ und zündet feine innere Gefialtniß immer fehrer an,
davon-das Oel dunkeler und giftiger wird„ bis endlich das Oel ganz
'--*.."'.-"L“' 'wäfferimt und irdifch *tvird„ fo erlifchet das Licht und auch das Feuer,
dann fcihret Mercurius mit dem Schwefelgeifie davon: als gleich
wenn man eine Kerze auslöfmet, fo fahrer Mercurius mit dem
Sätwefelgeifie im Todesgefianke davonr bis er auch verhungert,
e_ine zeitlang mag er fich im fiderifclyen Leibe, welcher mit ausfähretz
behelfenz wenn aber der Mercurius im Geifte der großen Welt
...Im
Ü);
*j-o-r..
..l7-...-
feine Eigenfchaft verzehret und verhungert, alsdann ifis mit dem
zeitlichen Leben ganz aus. * '
25. Denn fobalb das Licht des Lebensöles auslifmtz fo fället
der eiementifche Leib dahin ind-ie Putrefaction, als wieder in das
Fiat, daraus er ift worden„ fo hat diefe Zeit in der Kreatur ein
Ende, das ift der Tod oder Avfierben: und daraus ift keine Erle
x digung oder Wiederkommem es bewege fich denn noch einmal in
ihm der himmlifche göttliche Mercurius» welches doch auch-nicht ge
, fchehen kannz es fei denn eine gute Eigenfchaft des Oels, als aus
'
L

* -» 313 .
göttlicher Wefenheit in ihm gewefenz in derfelben Eigenfchaft. fo der
göttlichen Liebe fähig iii. zündet fich allein wieder das Licht an.
26. Denn die göttliche Wefenheit. oder derfelbe himtrlifche
Mercurius. transmutiret das verftorbene Oel wieder in feines. und
wird deffen Leben; denn der äußere Mercurius. der den Leib hat
gefirhret. kommt nicht wieder. er ift nur eine zeitlang ein Spiegel
des Ewigen gewefen: er wird aber in eine andere Quaal transmu
tiret. den mit feiner .Erfiickung tritt er wieder in das Mhfierium.
daraus er im erfien mit der Welt Schöpfung ift gegangene und d"
Leib gehet auch in daffelbe Myfterium.
27. Alfo fiehets noch zu einer andern Bewegung der Gottheit.
als zu einem Scheiden. da das Böfe. darin der Tod war. vom
Guten gefchieden werde. und das Verbum Fiat das ivieder gebe und
hervorbrlnge. das ihm ift im Sterben wieder heimgefallen.
» 28. Dem Medica ift diefes zu wiffen. daß in dem allerfiär
keften Mercurio. der am allergiftifien ift. die höchfie Tinctirr lieget.
aber nicht in des Mercurii felbfteigener Eigenfchaft. die muß ihm
gebromen werden. denn feine Selbfteigenfchnft. als vom Eentro
an. if't das ängfiliche Giftlebenz er hat aber eine andere Eigenfäzaft
in fich. als ein Oel vom Lichte. davon er alfo fiark und mäaztig ift.
das ift feine Speife und Erhaltungz fo daffelbe mag von ihm ge
fchieden werden. das ift eine Tingirung und ein mächtig Anzunden
aller dunkeln Leben. das ift. aller Krankheiten: denn im felben Oel
*lieget das freudenreiche Leben. und ift ein Hunger nach Leben. als.
daß es das fchwache anzirndeund in die Höhe führe.
29. Man wird in einer Kröte oder Netter. oder- dergleichen
giftigen Würmern oder Thieren. die höchfte Tinctur finden. fo man
die in ein olitcitifclyes Wefen dringet. und den Grimm des Mercu
rii davon fcheidet: denn im Gift und Licht ftehet alles äußerlielfe
und innerliche Leben. als wir finnen. daß Gottes Grimm und Zorn
feuer eine Urfacloe der göttlichen Freudenreich iftz alfo auch ingleichen
im Aeußern zu erkennen ift. denn alles Leben ift ohne den giftigen
Mercurium ftumm und ein Ekel. und gleich als todt geachtet.
30. Mercurius ift ein Anzitnder des Feuers. fo ftehet alles
bewegende Leben im Feuer: und obgleich eine Kreatur im Waffer
wohnete. fo ift doch das Feuer ihr Leben. als die Giftgalle. dar
innen der Mercurius das Leben führer. aber daffelbe Waffer in der
Galle if't ein Gift. darinnen ein Oel verborgen ift. in welchem das Leben
im Mercurio brennet und fcheinet.- Deffen haft du ein Gleichniß:
31. So in einer Kreatur ein ftarker giftiger Mercurius ift.
trockener Art. die ift ftnrk. kühne und mächtig. die hat auch ein
helles Oel in fich. ob fie gleich mager vom Leibe ift. denn die feu
rifche Eigenfchaft des Mercurii verzehret die wäfferige. So aber fein
Fettes angezündet wird. fo giebt es ein helles Licht: vielmehr wird das
fein. fo die wäfferige von der olitätifchen Eigenfäzafc gefchieden wird.
F
"r

- .314 -g *

Y Das 7. Kapitel.
Wie Adam im Paradeis und Lucifer ein fch/_dner
Engel war. und wie fie durch Imagination-un
Erhebung find_ verdorben. '

Proceffus

Wir wollen dem Laboranten. welcher ein ernfier Sucher ift.


nachznfinnen-Urfacl) gebenz und fo er unfern Sinn ergreifet. fo wird
erden edlen Stein der Weifen wohl finden. ift er aber von Gott darzu
erkoren'. und fiehet fein Leben im himmlifchen Mercurioz anders
find wir doch ihm Myfierium. und wollens im Gleichniß darftellen.
am alleroffenbarlichften. und doch heimlich.
2. Als Adam im Paradeis gefchaffen war. hatte er den himm
lifchen Mercurium zum Führer. fein Leben brannte in einem reinen
Oele. darum waren feine Augen himmlifch und fein Verfiand uber
traf die Natur. denn fein Licht fchien im Oele der göttlichen Wefen
heit; die äußerliche wäffericlyte Eigenfchaft war in feinem Oele nicht
offenbar. er war iliafirifcb. das ift. englifch. und ward im Fall ca
gafirifch. das ift die wäfferichte in der tödtlichen Eigenfchafc war in
ihrem*Oele ofienbar. und drang durch. alfo ward der Mercurius in
ihm eine Angfigift. welcher zuvor in feinem Oele eine Erhebung der
Freudenreich war. *'
3. Denn der falnitrifcbe Schrack in der Impreffion in der
Kälte. als nach faturninifcher Eigenfchaft. ward dadurch erhebend. und
bekam das Regiment. als eine kalte Gift. welche in der Impreffion
des Todes entftehet. davon die Finfterniß im Oele des Lichts erboren
ward. und Adam des göttlichen Lichts erfiarb: zu welchem ihn der
Teufel durch die Schlange fuhrete. das ift. durch der Schlange
Effenz und Eigenfchaft,
4. Denn in der Schlange war das Reis) des Grimmes. und
auch das äußere Reich offenbar. denn fie war- lifiiger denn alle
Thiere auf dem Felde: und diefer Lift begehrte Eva. denn die
Schlange beredete fie. daß ihre Augen wurden aufgethan werden
und fie wurde fein als Gott. und Böfes und Gutes wiffen. welches
auch des Teufels Wille war . daß er wollte Bdfes wiffen. und im
Entzünden zur Wiffenfcinift im Mercurio verdarb und finfier ward.
denn er ging in den feurigen Grund mit der Imagination. nach
.- 315

feinem Wiffen. und Adam ging in den kalten Grund in die Im


preffion. in die ausgeborne wcifferige Eigenfchaft im Salniter. da
beide Reiche in der Scheidung ftehen. nach feiner Wiffene und Be
gierde. Er begehrete den wäfferigen Mercurium zu probiren im
Schmacke.- in welchem die tödtliwe Gift ift. und Lucifer die' feurifche.
welche Stärke und Macht giebt. davon entftnnd ihm die Hoffart.
als aus dem feurifchen Mercurio: aber das Oel der Sanftmuth der
göttlichen Wefenheirverließen fie alle beide. Lucifer und auch Adam.
5. Nun ift uns der Schlange. welche Adam mit ihrer Lift
betrug. nachzufinnen. wie fie gewefen. und was ihre Lift fei. darnach
Adam und Eva geimaginiret: warum fie" vom verbotenen Baum.
der da *bös und gut war. geffen. und wie fie daran den Tod geffen.
und was ihr Heil und Wiederbringung natiirlich und eigenilichfei.
was Böfes und Gutes feiz welches die Eigenfchaft des ewigen Lebens.
und dann die Eigenfchaft des ewigen Todes fei; was die Kur fei. “
damit man die. mit Adam eingeführte Krankheit. und denfelben Tod
wieder zum zeitlichen und ewigen Leben bringen könne.
- 6. DerLefer habe Achbauf den Sinn. denn die Macht. ihm“
daffelbe in die Hände zu geben. haben wir nicht. es fiehet allein
Gott zu; aber die Pforte foll ihm allhie offen fiehenpwill er ein
gehenz wo aber nicht. fo hilft ihn der Kihel niäzts.
7. Der Teufel war ein fchbner Engel. und die Schlange das
liftige Thier. und der Menfch die Gleichheit der Gottheit. Nun
find fie doch alle drei durch Imagination und Erhebung vcrdorben
und haben von Gott den Fluch erlanget fiir ihre falfche Lift.
8. Alles. was ewig ift. kommt urftändlicl) aus Einem Grunde.
als Engel und Seelen. aber d'ie Schlange nicht aus dem Ewigen.
fondern aus dem Anfange. als wir euch diefes haben vorn zu ver
|ehen gegeben. wie fich mit der Entzündung des Feuers .im falni
trifchen Schracke zwei Reiche fcheiden. als die Ewigkeit und die Zeit.
-und wie die Ewigkeit in der Zeit wohne. aber nur in fich felber.
aber der Zeit alfo nahe fei. als 'Feuer und Licht einander find. und
doeh zwei Reiche machen. oder wie Finfterniß und Licht in einander
wohnen. und keines das andre ifi.
9. Alfo ift uns ingleichen zu, finnen von dem anfänglichen
7 giftigen Mercurio im Teufel. fowohl im -Menfchen. als auch in
der Smlange. wie ein Oel verderbe. und doch hiemit nicht eben
Gottes Wefen verderbe. fondern gehet' i-.i fich als ins Nichts. und
der kreaturliehe Mercurius. welcher mit Anfang der Kreatur in der
Kreatur entftehet oder erboren wird. gehet aus fich. das ifi. aus
dem Ewigen in dieZeit. als in Anfang der Kreatur. er begehret
nur feiner. das ift des Anfangs. will ein Eigenes fein. und verläßt
die Ewigkeit. in welche er mit feiner Begierde follte ganz gefchloffen
fein. und feinen Hunger darein führen. fo wurde feine Gifiquaal
nicht offenbar, 'i '
*
.. 316
10. Denn was nach dem ewigen Nichts. als nach der fiillen
fanikkkl Freiheit Gottes. hungerig iff. das wird ihm felber nicht of
fenbar. fondern es wird in der fiillen Freiheit offenbar. als in Gott:
denn weffen der Hunger iff. deffen iff auch das Wefen im Hunger;
' ein jeder Hunger oder Begierde macht ihm in fich Wefen. nach des
Hungers oder Begierde Eigenfchaft.
11. So machte' ihm der Teufel in fick) Finfterniß. denn er
ging mit feiner Begierde in fich'. in die Eigenfchaft des Centri zur
Begierde. und verließ die Ewigkeit. als das Nichts. das iff. die Luft
der Liebe: alfo entzündete er fich in feinem giftigen Mercurii.. das
ift. in den Geffalten zum Leben in fich. und ward ein ängftlicher
Feuerquaal in Finfierniß. gleich als ein Holz verbrennet. und zu
einer Kohle wird. die nur glimmet und kein recht Licht mehr hat.
auci) kein Oelloder Waffer; alfo gings ihm, alfo quellete_ in feiner .
Selbfteigenfchaft nunmehr als in feinen Lebensgefialten nur eine
ftacljlichte. feiudige Eigenfchaft. da eine Gefialtniß die andere anfein
det. und doch alfo erbieret. -
12. Ingleiwen war auch die Schlange. aber nicht aus ihrer
felbft_ Erhebung alfo worden. fondern als Gott fprach: Es gehen
'hervor allerlei Thiere. ein jedes nach feiner Eigenfchaft. fo gingeniaus
aller Eigenfchaft der Natur. wie die in der Scheidung offenbar ward.
als fich Gott zur Schöpfung bewegte. hervor Thiere; denn der Teufel
woilte über die Liebe und Sanftmuth Gottes herrfchen. und fetzte feine Be
gierde auci) indes Zornes. das iff. in die firenge Macht. dadas Giftleben
urffändet. als ins-Fiat der grimmen Eigenfchaft. aus welcher Ge
ffaltniß find Nattern. Schlangen. Kröten und andere giftige Würme
gegangen; nicht daß der Teufel diefelben habe gemacht. das kann er
nicht. allein wie die Begierde in der Impreffion des Fiats war. alfo
warb auch die Kreatur inBöfen und Guten.
13. Denn in der Jmpreffion 'des Fiats. im Urftande des äußern
Mercurii. als des Lebens. das ihm in fich felber offenbar wird. war
die Scheidung. da fich Gott und die Welt f>)eidet. als Gott in fich.
und die Welt aus fich. als eine Gleichniß des Ungrundes. oder ein
Spiegel der Ewigkeit. Alida hat fich der innere Grimm. davon
fich Gott einen zornigen. eiferigen Gott. und ein verzehrend Feuer
nennet. in äußeren Figuren. als in einem Gleichniß der innern Ge
burt im Centro offenbaret. als wie die ewige Luft. welche er felber
ift. die Begierde zur Natur der ewigen Offenbarung erwecket und
urfachet. und fich felber in die Begierde einergiebt.. und den Grimm
der Begierde zur Freudenreici) machet.
14. Alfo iffs auch mit der Schlange Witze. Im höchffen
Mercurio iff die höchfie. fchärfefie Proba aller Dinge. Je giftiger
ein Ding ift. je fchärfer probiret es ein Ding. denn der fchärfefte
Gefchmack und Geruch ftehet in der größeften Gift. als in einer
fierbenden Quaal; und wie fich das ewige Licht aus des Vaters
-- 317 -,
Scharfe erbieret, daß es den Scheinbekommt, und mit feiner eige
nen Quaal durch die Scharfe aus der Angfiquaal ausgehetl wieder
in die Freiheit, als ins Nichtsl -allda das Licht und des Feuers Quaal'
und Eigenfchaft auch eine Begierde wird, welches ift die Begierde
der göttlichen Liebe und der Freudenreich/ in welcher Begieede der
Mercurius das ewige Word oder der Urftand der Ewigkeit oder
Gottheit recht betrachtet und genannt wird.
15. Und daffelbe Ausgehen vom Feuer (verftehet vom ewigen
magifehen Geiftfeuer) ift ein Ausgebärem als des Worts der Krafß
Farben und Tugenden; und diefe Begierde deffelben Mercurii oder
Werts faffet auch in fich in die Begierde die Kcafy und machet fie
wefentlich, das ift die Sanftmuth und die Liebe„ welche den Grimm
des ewigen Vaters, als der ewigen Natur Begierde, mit der Liebe
löfchet, und in Freudenreich verwandelt, allda der Name Gottes von
Ewigkeit utficindet. -
16. Diefelbe ingefaffete Wefenheit giebet zwo Eigenfchaften, als
eine olitätifciye, das ifil himmlifch Wefen, eine Urfache des Lichtes
fcheins, und eine kräftige von der Bewegung der ewigen Impreffionl
oder Begierde des Vaters nach der Geburt des Sohnes- daraus die
göttliche Luft als die Kraft durch den Schein des Lichtesx aus dem.
felben Liebefeuer ausgehen welches der Geifi Gottes ifi.
17. Alfo auch ingle-iwen wiffet diefesi daß fich die ewige Liebe
(verfiehet das Wefen, als die himmlifche Wefenheit) hat in die
Schöpfung mit dem .Verve Fiat einer-geben, des Vaters Zorne als
die Gefialtniß der ewigen Natuw in die höchfte Freudenreich zu fehen,
und Gleichniffe der ewigen Gebärung darzuftellen: und wo die Na
tur des Grimmes am fehreften ift erhaben worden durchs Finn all
da hat fiat auch die Begierde gegen der Freiheit am fehrefien geein
eigenet„ vom Grimme los zu fei-n, und in die Freudenreiä) zu fehen,
davon die-große und tiefe Wifiene ift entfianden, auch die edle-fie
und höchfte Tincturz ver|ehet„ die Begierde des grimmen Hungers
.mpfähec dasjenige in fichl darnach fie hungect, als die Freiheit,
denn- es find im Anfang alle Dinge gut gefchaffen: auch der Teufel
war gutf weil er ein Engel wan fowohl auch die Schlange.
18. Weil aber der Teufel in die höchfie Feuersbegierde eine*
ging„ fo with Gott aus ihm, als ein Licht in einer Kerze verlifcheh
fo lebte er hernach feiner eigenen Begierde. Dieweil er aber wußte,
daß in der Schlange eine folche hohe Tinctur war, und die Schlange
aus dem Anfang der Zeit war gefchaffen, fo fchloff er mit feiner
Begierde in die Schlangel und nahm ihre Tinctur ein„ und fiihrete
feine Begierde durch die Schlange gegen den Menfcheni ihn in Luft*
gegen der Schlange Eigenfchaft einzuführen, denn der Schlange Tin
ctur war von beiden Urftiinden, als aus dem tödtlichen Mercucio
vom Sterben im Feuer, als von der Kälte in der Impreffioiy und
auch von der grimmigen. Die kalte Impreffion ifi irdifch- die ur
- 318
fiiindet vom Grimme , als vom Sterben im Grimme in der Im.
preffionz und die feurifäze uritändet von dem lebendigen Gift des
Mercurih in welcher Eigenfchaft das Geifileben |ehet.
1-9. Alfo ward Adam und Eva inficiret mit des Teufels
Begierde durch die Schlangq als durch irdifche„ tödtliclye Eigenfchafr
der Schlange. und-dann grimmigez* giftige 7 lebendige Eigenfchaften
des Grimmes Gottes nach des Teufels Eigenfchaft [elberz und ward
in feinem göttlichen Oele, das ifif in der himmlifci) n Wefenheit an
gefiecket. f*
20. Alida verlofch ihm das göttliche Licht, das aus dem gött
lichen Leibe der himmlifchen Wefenheit fchien: denn der Fluch ging
über die Seele. So i| Gottes Fluchen ein Fliehem alsz die gött
liche Kraft, welche im Leibe war, wich in fich in ihr Pcincipium,
und ward fein heilig Oel (darinnen die Kraft Gottes hatte gewoh
net„ und ein Freudenreich als das Paradeis hatte gemachet) ein
Gift; denn das irdifche Theil nach Ertbdtung des xWaffers„ als die
cagaftrifme Eigenfchaft ward offenbam und bekam zuhand der Mer
curius„ als die Kälte in, der Todesgeftalt, das Regiment. da er zu
vor im himmlifmen Mercurio, als in der göttlichen Kraft, gleichwie
verfchlungen fiund. Alfo fiarb Adam an Gott, und lebte dem Tod;
da war Rothe daß ihn wiedergebäre Gott: und darum ward die
Schlange verflucht, daß fie dem Teufel in Gehorfam gedienet hatte.
21. Alfo verftehen wir„ *was in der größefien Angi't„ als in
dem fiärkefien Mercurio, verborgen liegen das ift ein Oel, das alle
Krankheit tingiret. aber die kalte Gift. „als die Todesquaal. muß
' alle weg und in eine feurige gefehet werden. die des Lichts begierig
ift, denn Gott fchuf im Anfang* alles gut„ aber durch fein Flachen
odenFliehen wards böfe.
22. Denn als Gottes Liebebegierde in der äußern Welt Quaal
wohnete und die durchdrang„ als die Sonne ein Wafierf oder das
Feuer das Eifen. fo war die äußere Welt ein Paradeis. und grü
nete die göttliche Effenz durch die irdifcher das ewige Leben durch
-das tödtliche. Als fie aber Gott verfluchte urn des Menfchen willem
fo ward das Tödtlicjze offenbar am Menfchen, auch an der Frucht.
davon der Menfch effen folltef welche Eigenfchaft zuvor allein am
Baume des Erkenntniffes Gutes und Böfes offenbar war ,_ dar
an Adam und fein Weib verfuchet .wordem ob ihre Begierde wollte
in die Einigkeit als in Gottes Wefen eingehen „ oder in der Zeit
Wefen, in das lebendige oder tödtliche Oel, in welcher Quaal der
Seelengeifi leben, das ift) brennen wollte.
LZ. Alfo ward durch Gottes Fluchen oder Fliehen der himm
lifche Leib verfchlofien, und der Zornqnaal offenbar, und lieget noch
alfo verfchlofienz weil aber der Menfch aus der Ewigkeit an einem
Theil in Leib und Geifi gefehet ward _durch den ewigen Mercurium,
das iftz durch das Wort der göttlichen Kraft: fo konnte Niemand
F
- 319
den Gifttod auffclyließen und den tödtlicijen Metcurium zerbrechen.
und wieder in die Lichtesquaal, als in Ouaal der göttlichen Freu
denreich einfetzen. als nur eben der_ göttliche Mercurius, als die
Kraft und das Wort des Lebens felber.
24. Denn der Schlange giftige, irdifche Eigenfchafr war im
Menfchen offenbar und rege wordenz dar-um als fich Gottes Wort
des Menfchen Verderbens erbarmere, und fich feiner wieder annahm,
fprach er: Des Weibes Saame foll der Schlange den Kopf zertre
ten, und du (verfteher der Schlange Gift oder Feuer) wirft ihn in
die Ferfe ftechen. Gen. 3. 15.
25. In diefem lieget nun der Stein der Weifen- wie des Wei
bes Saame der Schlange den Kopf zertrete„ ' das. gefchieht im Geift
und im Wefen. zeitlich und ewig. Der Schlange Stich ift Gottes
Zornfeuerz und des Weibes Saame ift Gottes Liebefeuer, das muß
wieder erwecket werden und den Zorn durchfcheinen, dem Grimm
feine Macht nehmer» und ihnin die göttliche Freudenreich fehenj fo
ftehet die tobte Seel» welche in Gottes Fluehe verfthlungen lag, auf.
Wenn der giftige Merturius, welcher Gottes Zorn gleicher, mit der
Liebe tingiret wird, fo wird aus der Todesangft im Mercurio die
hbchfie Freudenreich, und eine Begierde der Lieb» welche felber wie
der Liebewefen in fich machet, als einen himmlifchen Leib ausdem
irdifchen. Wenn der Mercurius in himmlifcije Quaal gefelzer wird,
fo begehret er nicht mehr das irdifche tödtlicije Ledeni nicht vier Ele
ment» fondern nur Einesj da die vier inne verborgen liegen, gleia)
als verfchlungen. wie das Licht die Finfterniß in fich verfchlungen
hält, und doch in fich ift . aber im. Lichte nicht offenbar , wie Gott
in der Zeit wohnet, und die Zeit ergreifet ihn nicht, fie werde denn
in die Ewigkeit enrzücket, daß das götttliche Licht wieder darinnen in -
ihrer O.uaal flheiner, alsdann wird die Zeit mit ihren Wundern im
der Ewigkeit offenbar. , .
26. Alfo ift auch der Proteß der Weifen mit dem edlen Steine.
Diefem ift nicht näher nachzufinnem als gleichwie das ewige Wort.
als der himmlifclje, göttliche Mercurius„ in der göttlichen Kraft ift
Menfch wordenl und den Tod ertödtet„ und den Zorn in Menfchen,
als den Mrrcucium in die göttliche Freudenreicl) gefelzet hat. da ihm
der menfckjliche Mercuriu» der zuvor in Gottes Zorn, als in Todes
quaalGlauben
nun verfajloffen
im lag. wieder
heiligen mitheißet,
Griff feiner neuentzitndetenBegierd» welche f
göttliche Weferrheitr als Chrifii
Leib in fich zeucht, und fich in göttlicher Kraft und Licht über Göt
tes Zorn und der Schlange Gift fehen und dem Zorn als des To
des* Gift mit dem Leben der göttlichen Fre-ndenreich den Kopf* zertritt:
das ifi7 der Zorn war Herr, und im Licht ward er Knecht. der nun
muß eine Urfache der Freudenreich fein„ wie uns folches ganz helle
- und klar.. *ganz offenbar im* mercurialifciyen Leben zu erfinnen ift
*und gezeiget wird. * t
*R " i
- 320-
27. So merket nun den Proceß und finnet ihm nach.“ ihr lie
ben Kinder der Weifen. fo werdet ihr zeitlich' und ewig genug haben.
Thut nicht als Babeh welche fich mit dem Steine der Weifen kilzelt
und tröftet. und fich deß tiihmeß. behält aber einen groben Mauer- .
fiein, im Gifte und Tode verfchloffen. für den edlen Stein der Wei
fen. Was iftsz daß Babel den Stein hat. und er lieget in Babel
noch ganzverfchloffen? Jfi eben als ob mir ein Herr ein Land
fchenkete. das wäre ja meine, ich aber könnte es nicht einnehmen,
und wäre ein armer Mann dabei. und riihmete mich .doch der Herr
fchaft. hätte alfo den Namen und _nicht die Macht.. Alfo gehets
Babel mit_ demF edlen Steine der neuen Wiedergeburt' in Ehrifio Iefu.
' 28. In dem holdfeligen-Namen Iefus Ehriftushaben wir
den ganzen Proceß inne liegen. was'und wie die Wiedergeburt aus
dem Tode ins Leben fei, welches in der Naturfprame klar verftan
* den wird, denn der Name Ief us ift die Eigenfchaft der freien Luft
der Ewigkeit, welche fich inseEentrum-.der Gebärerin, als ins *Va
ters Eigenfäzaft einergiebet. und im Centro in des Vaters Eigen
fchaft. als in des Vaters Feuer, zu einem -Worte -der ewigen 'Kraft
figuriret. Verftehet: f . . . -a
29. Der Vater. als des Vaters Feuetsgefialtnifie, figuriren die
felbe göttliche Stimme in der Luftf der Freiheit in fich effentialiter,
das ift, des Vaters Feuerseigenfchaft macht fich im göttlichen We
fen der ewigen Liebe zu einem Mercurio der Freudenreichz denn des
Vaters Eigenfchaft ift der Feuersquaal. und des Sohns. als der '
ewigen Luft-Eigenfchaft, ift die Liebequaal. und wäre doch auch
keine Begierde der Liebe„ wenn *fie nicht des Vaters Feuer anzun
dete und beweglich machte. als begierlich: vom Feuer entfiehee die
Begierde. '
30. Diefe heilige' Begierde gebciret der Vater aller Wefen durch
feinen Feuersquaab das ift nun fein Herz der Lieber welches in 'fei
nem Feuer den Schein und Glanz giebetz 'allda erfiirbet von Ewig
keit in Ewigkeit der Grimm in des Feuers Eigenfäiaft und wird in
'eine Liebebegierde transmutiret. '
- 31. Merle'. alfo heißetder freien Luft Eigenfchaft allhie in des
Feuers Eigenfchaft Ehriftus, das heißet in_ der Naturfprawe *ein
Durchbremer, dem Grimme feine Gewalt nehmen. ein Schein des
Lichts in der Finfterniß, eine Transmutation, _da die Liebeluft iiber
die Feuerluft als über den Grimm herrfchet. das Licht über die
Finfterniß. - ' _
32. Allhie zertritt des Weibes Saame (verfiehet die freie Luft,
in welcher keine Quaal ift) dem Grimme der ewigen Natur. als
der ewigen Begierde, den Kopf . denn des Feuers Eigenfchaft wird
recht der Kopf genannt. denn es ift die Urfache.des.ewigen .Lebensz
und die Freiheit, als die freie Luft oder das Nichts wird recht das
*- 321 -
Weib genannt. denn in dem Nichts. als in der Freiheit aller Quaal.
ftehet die Geburt der heiligen Dreieinigkeit der Gottheit.
Z3. So giebet nun das Feuer Leben. und die freie Luft giebt
Wefen ins Leben. und im Wefen ift die Geburt. da der Vater. als
der ewige Grund. fein Wefen. als fein Herz. aus dem Ungrunde in
fich erbieret. das ift. aus dem' Ungrunde in fich in einen Grund.
Der S , -wird des Vaters Grundz alfo bleibet der Vater in fich.
was feine igenfchaft allein anlanget. der Grund der ewigen Natur;
und der Sohn bleibet im Vater der Grund der Kraft und Freudenx
reich. wie ihr-an Feuer und Lichte ein Gleichniß fehet; und alfo
tingiret der Sohn den Vater mit der Freiheit. als mit dem Nichts.
und der Vater tingiret das Nichts. daß es ein ewig Leben in ihm
ifi. und nicht mehr ein Nichts. fondern ein Hall oder Stimme der
Offenbarung der Ewigkeit.
34. Alfo. ihr lieben Weifen. mertts allhie. was der Grund fei.
wie ihr tingiren wollet; fuchet nicht den Sohn außer dem Vater.
damit ihr tingiren wollt. es muß ein Corpus fein. Der Schlangen
-treter lieget vorhin darinnenz denn nicht außer der Menfchheit hat
des Weibes Saame der Schlange den Kopf zertreten. fondern in
der Menfchheit. Der Quan( der göttlichen Luft (verfiehet der Liebe)
offenbarte fich durch eine Erweckung in menfchlicher Effenz. und
ward im menfmlichen Leben offenbar. und tingirete den Grimm 'des
Todes mit dem Blute der göttlichen Tinctur. alida ward aus dem
Grimme des Todes eine Quaal der göttlichen 'Liebe und Freuden
reichz alfo zertrat die Liebe dem Zorn und der olitäcifctien Gift im Mer
curio den Kopf. und nahm dem Grimme die Gewalt. und felzte den
Grimm in die höchfie Freudenreich. allda ward der Zorn und der
herbe kalte Tod in einer feurigen Liebe fchau getragen. da hieß es:
Tod. wo ift dein Stachel? Hölle. wo ift dein Sieg? Gott fei
Lob. der uns den Sieg gegeben hat. 1 Kor. 15. 55.
35. So fiehet nun dem Weifen. der da fuchen will. zu. daß er
den ganzen Proceß mit' der Menfchheit Ehrifti von feiner Eröffnung
in dem Leibe feiner Mutter Mariä. bis zu feiner Auferftehung' und
Himmelfahrt betrachte. fo wird er wohl das Pfingftfeft finden mit
dem freudenreichen Geifte. damit er mag tingiren. kuriren und hei
len. was zerbrochen ift. fagen wir mit Grund der Wahrheit. als
wir hoch erkannt haben.
36. Der Lilienzeit zu einer Rofe. welche wird blühen .im
Malen. wann der Winter vergehet. dem Gottlofen zu einer Blind
heit. und dem Sehenden zu einem Licht.
37. Gott fei ewig Dank. der uns die Augen vergönnet. daß
wir dem Bafiliscus durch fein giftig Herz fehen. und fehen den Tag
der Wiederbringung alles deffen. was Adam verlor.
38. So wollen wir nun zum Proceß Ehrifti greifen. und mit
ihm aus der Ewigkeit in die Zeit gehen. und aus der Zeit in die
er, _ 21 t
“ *»'7.('UZ'

„.322 ...
Ewigkeit. und der Zeit Wunder wieder in die Ewigkeit einfüh
ren. und das Perlein öffentlich darfkellen. Ehrifio zur Ehre. und
dem Teufel zum Spotte. Wer da fchläfet. der ift blind. und wer
|- ' h da machet. der fiehet. was der Malen bringet
39. Ehriftus fprach: Sucher. fo werde( ihr finden. klopfet au.
fo wird euch aufgethan. Match. 7“. 7. Jhr wiffet. daß Ehrifius
im Gieichniß vom Verwundeten und Samariter andeutet. wie *er fei
unter die Mörder gefallen. welche ihn gefchlagen und verwundet.
auch feine Kleider ausgezogen und davon gegangen. und ihn laffen
halbtodt liegen. bis der Samariter kam. welcher ihn verband und *
Oel in feine Wunden goß. und ihn in feine Herberge einföhrte. .
Luk. 10. 30-34. Das ift eine öffentliche Darftellung des menfm
lichen Verderbens im Paradeis. fowohl der Verderbung der Erde im
Fluche Gottes. da das Paradeis von ihr wich.
40. Willft du nun ein Magus fein. fo mußt du derfelbe Sa
mariter werden. fonft kannfi du das Verwundete und Zerbromene
nicht heilen: denn der Leib. den du heilen follft. ift halbtodt und
fehr verwundet. darzu ift ihm fein recht Kleid ausgezogen. daß *du
, den Mann. den du follft heilen. fthwerlicl) kenneft. du -habefi denn
_ des Samariters Augen und Willen. daß du dadurch anders nichts
fucheft als den Schaden des Verwundeten wieder zu bringen.
41. So fiehe. das ewige Wort offenbarete fich in Adam mit
göttlicher lebendiger Wefenheit. mit dem himmlifchen Mercuridz als
aber das Seelenfeuer in Adam durch 'des Teufels Infiriren den
' *Willengeiff in Adam vergiftete. .und in irdifche. tödtlime Luft durch
der Schlange Eigenfchaft einfuhrete; fo wich der himmlifche Mercu
rius von der himmlifchen Wefenheit. das ift.* der Seele Wille ging
davon aus mit [einer Begierde. und fuhrete feinen Hunger ins irdi
fche. tödtlicbe Wefen. als in die Eigenfchaft des kalten Mercurii. der
da hatte Steine und Erde gemacht. die-fen wollte Adams Geifi pro
biren. und die Wiffene im Böfen und Guten haben.
42. Alfo fing ihn zuhand derfelbe Mercurius *der vier Elemente
in feine Gift und qualificirte in ihm. und beraubete ihn der göttli
chen Eigenfchaft. flach und verwundete ihn mit der Hiße und Kälte.
und machte ihn halbtodt. und zog* ihm das Engelskleid aus. als
das Kleid im reinen 'Elemeet-t. da 'die himmlifme Quaal durch die
vier Elementa durchdrang. *und fie tingirete in Adams Leibe. da
durfte er kein ander Kleid. denn Hide und Kälte waren in ihm als
gleichwie verfchlungen. gleichwie 'der Tag die Nacht in ihm ver
fchlungen hält. und da doch die Nacht im Tage wohnet. ift aber
nicht offenbar: alfo* gings mit dem Menfchen. als ihn der Nacht
Eigenfchaft und Quaal ergriff. fo herrfchete fie in ihm. und alfo
gings auch der Erde. als fie Gott verfluchte. _
43. Willfi du nun ein Magus fein. fo mußt du den Verfiand
haben. wie du kannfi die Nacht wieder in Tag -transrnutiren. denn
d

- 323
die Nacht. als der Finfierniß Quaal. iii Todesangftquaal. und des
Tages. als des Limtes Quaal. iii das Leben. und ein Schein im
Leben. Diefer! Sein-in hat Ehrifius in der Menfchheit wieder an.
gezündet. und den Menfchen in fich wieder lebendig geruachet. Willfi
du nun tingiren. fo mußt du das Verfchlofiene. das im Tode der
Nacht verfchloffen lieget. wieder in den Tag transmutiren. denn der
Tag ift die Tinctur. und lieget doch Tag und Nacht in einander
als Ein Wefen. , - *
44. Nun ffpricht die Vernunt: Wie fahe ichs gn. daß ichs
thun mag? So fiehe den Peace n. wie „es ,Gott mit d_er Menfchf
heit anfing. als er diefelbe wollte tingiren. * . 5**
4-5. Ehrifius kam in diefe Welt in der verfcbloffenen nienfcxy-li
chen Geftalt. und führete in den Schluß .des Todes .des »Lebens
Tinctur. als die Gottheit. *Er *kam in *die Welt als .ein Saft] in
unferer armen Geftalt. er ward der unfere. ,auf daß Ser uns _ihtn
tingirete. Was that er aber? Leber. _er in Freuden? Hielt er fich
_alsein H r? Nein. er ging in „d und fiat-b. und legete _die
Nachtquaal in ihm durch _uns ab, _ie machte ers aber? Een
unfere Seelen und Leibeseffenz* nn die_ göttliche fiffenz. rinh rei-Z*
*untere Elfe-nz mit dergottlictien. da6 unfere Effenz _wieder _in „ie
g-bttlictie Efienz rnit ihrem Willen-und Begierde L_eifj-_ezinzzc _fo ward
das himmiifche _Fiat wieder in ,der Menfchheit rege. _denn *die Menfch
Yit eineignete fich wieder in die Freiheit. ,als .in die freie Luft der
ottheit. ,
46. *Als diefes gefchah. fo ward der Menflh Ehriftus vexfucht.
wohl vierzig Tage. lilfo lange als der erfte Adam im Paradeis einig
und irilein war und verflucht ward. da ward ihm die irdifche äußere
Speife enttogen. fo mußte die Menfchheit mit ihrer Begierde von
Gottes Wefen effen. Alida ward ihm alles dasjenige dargeboten.
darinnen fich Adam vergaffet. und darein imaginiret hatte. und dar
innen als im Tode der Name gefangen worden iii. das hielt ihm
ihr *der Teufel. als ein Fiirft diefer Welt. in des Todes Eigenfchaft
vor. wie ers Adam hatte durch die Schlange vorgehalten. daran .ich
Adam und fein Weib vergafften. und darein mit der Imagination
eingingen,
47. Nun fiehe. was that Ehrifius. als er .follte diefen Kampf
der Probe austiehen. als die menfmliche Effenz follte mit ihrer Be.
gierde wieder in .die Gottheit eingehen: und von Gottes Brot. das
ift. .von göttlicher Wefenheit effen? Er ging an Jordan. und ließ
fich von Johanne laufen! Womit? Mit Waffer im Jordan. und
.mit Waffer' im Wort des Lebens. als mit göttlicher Effenz. die
mußte nnfere fierblicile Effeni in der äußern Menfmheit Chrifti tin: *
.git-en. davon .der göttliche Hunger in der menfchlicizen Efienz ent
fiund. daß er begehrte Gottes Brot zu effen. Darum nahm *ihn
der Geift Gottes und führete ihn in die Wiifte. allda ftund ihm*>des
U*
-.-.-.7.....

.. 324
Vaters Eigenfchaft im Grimme durch den Fitrfien im Grimme ent
gegen; allda ward ihm Gottes Brot, und auch Gottes Zornbrot,
nach des Todes Begierdm dargebotem_ Jet ward vecfueht, od nun
nach diefer Tingirung der Taufe die Seele„ welche aus des Vaters
Eigenfchafc erboren und gefchaffen war, wollte wieder in die Liede
begierde, als in das Nichts außer aller Quaal eingehen.
48. Was wird aber dem Mago hierinnen angedeutet? Das
Myfterium wird ihm angedeutet: will er mit Chrifto Wunder thun,
und den verdetbten Leib tingireKnr neuen Geburt, fo muß er ihn
vonehe taufen, fo hungert ihn nach Gottes Brot; und derfelbe
Hunger hat in fich das Verdum Fiat, als den Werkrneifier zur
neuen Gevärung„ das iff der Mercurius: ich rede aber nicht von
einer Priefiertaufe, .Der Kitnfiler folls magifcl) verfiehenz es muß
Gott und Menfch zuvor_ wieder zufammenkommen, ehe du taufe-fi,
wie in Chrifio gefchahl die Gottheit ging vonehe wieder in die
Menfrhheit, aber die Menfrhheit konnte fie alfobald nicht ergreifen.
bis fie durch die Taufe gereizet und der Hunger, als der erftorbene
*Mercurius in der menfchlichen Effenz, am himmiifchen Theil wieder
- erreget ward. Da ging das menfctiliche Effen wieder an. als der
Mercurius .wieder göttliche Eigenfchaft und Willen empfing, fo aß
der innere Mercurius (verftehet nrenfctzlictie Eigenfchaft) im Gefchmack
des göttlichen Worts wieder von Gottes Wefen, und die vier ele
mentifchen Eigenfchaften aßen von der NachtEigi-nfchaft, alfo lange
bis der menfchliche Mercurius fein Leben emporfmwangl und die
-vier Elementa in Eins transmuticete: und das Leben den Tod tin
girete, welrhes am Kreuze gefchah. Da gingen die vier Eigenfihaf
ten von ihm„ das iff, er fiarb der Zeih als der Nacht ab, als den
vier Elementen, und fiund auf dem reinen Elemenh und lebte der -
Ewigkeit.
49. Diefen Proceß muß der Magus auch halten mit feiner
Alchymie. Fragfi du; wie? Ich gebe dies wohl nicht gar ins
Maull wegen des Goctlofena der es nicht werth ift. Merke nur
auf die Tarifa daß du den erfiorbenen Mercurium, ,der in der himm
[ifchen Wefenheit verfehloffen und in Ohnmacht lieget„ mit feiner
ewigen Taufe täufeft, deffen Wefen ,er in einem Dinge iftz du
mußt aber fein göttlich Waffer habenl und auch das irdifchez denn '*
der irdifche Mercurius kann ehe das Göttliche nicht annehmem der
göttliche Mercurius empfahe denn feine Krafn davon er rege und
hungerig wird„ alsdann fuchet der himmlifehm und findet aber nicht
göttlich Wefen um fich zu feiner Speife, fo fehet er feinen Willen
durch die Begierde des Todes in fich) als ins Verbum Finn das
ihn gemacht und aus fich erboren hat, und hungert in daffelbe, fo
eineignet fich Gottes Wefen in ihm und will in ihm zur Freuden
reieh werden.
i.
- 325 -

50. Alida entftehet der Anfang des neuen Leibes aus der gött
lichen Weienheim welchen die Begierde aufzeuchtz und wenn das
neue Leben erboren wird als der Tag, fo fterben die vier Elemente.
Alsdann lieget der neue Leib im finftern Tode verfailoffen, und am
dritten Tage fiehet er vom Tode auf. Denn die Nacht wird im
Grabe derfchlungen, alsdann gehet die Morgenröthe auf. Verfiün
delt du diefes: fo hätteft du das Perlein. .
51. Aber mein Fiirnehrnen ift allein, dir Ehrifium darunter
zu weifen„ und auch dieß Perleim darum folls keiner fin
den„ ohne der Ehrifium lieb hat. t
52. Du fiigefi: Nenne mir die Taufe; und ich habe dir fie
fehon genannt. Ein jeder Hunger ift eine Begierde nach feiner
Eigenfchaft. Giebfi du aber dem Hunger des Todes wieder Todes
Eigenfchaftl fo wächft der Tod; giebft du ihm aber himmlifche Eigen
fchaft, fo nimmts der Tod nicht an, denn die Hölle ift wider den
Himmel, fo mußt du den Tod dem Tode und dem Zorn Gottes*
geben: und in demfelben Zorne gieb ihm himmlifa) Wefem als die
Taufe, fo wird die Taufe den Tod in fich verfchlingen, alsdann ftir
bet der Zorn im Tode durch die Taufe, aber nicht bald„ du mußt
vonehe den Proceß Ehrifti halten, und mußt den getauften laffen
predigen, das ift, mit feiner eigenen göttlichen Gefialtniß und Far
ben laffen blicken. ihn heftig verfolgen und plagen, und keine Ruhe
laffem denn alfo wird der rechte Mercurius wirkend.
53. Wenn er nun hat laffen alle feine Wunder durch den
alten Adam fehet» alsdann fo mußt du den alten und neuen Men
fchen in Gottes großen Zorn werfen, und den Alten tbdtenz ihn ven
tiliren„ und an die Luft ans Kreuz hangen. wieder abnehmen und
in die Putrefaction legen, als ins Grab. Alida wird Ehrifius vom
Tode auffiehen und fich fehen laffem aber nur die Seinen kennen ihnz
er gehet alfo in heimliche: Gefialw bisweilen auch in feiner eigenen
um„ bis ans PfingfifeiH denn allhie wird nun an ihm verfutbt die
höchfte Vollkommenheit, ob er nun- will in Engelsgeftalt befteheiy
und allein effen von göttlichem Wefen; und alsdann kommt der
heilige Geift, und gehet mit feiner Kraft aus dern ganzen Eorpore,
„aus Leib und Seele aus„ der tingiret alsdann das Erfiotbene und
Zerbrochene, wie am Pfingfitage zu fehen„ da St. Petrus mit fei
nem himmlifchen Mercurio 3000 Seelen auf einmal tingicetef und
aus dem Tode auflöfete. Act. 2e 41. '
54. Lieben Sucher, allhierinnen lieget das Perlein. Hättet ihr
das Univerfall fo könntet ihr auch tingiren wie St. Petrus; aber
euer geiziger Tod hält euch auf und verfchlofien. Dil-weil ihr nun
Geiz und zeitliche Ehre in Wollufi fuchet, euch damit -in der Nacht
Eigenfätaft zu gebieten* fo verbirget fich auch das Pet-Lein vor euch.
Jedoch wird der Tag wieder fcheinem wenn der grimme
Zorn Gottes wird im Blute der Heiligen erfüllen
- 326
gefänftiget und ein Liebeleben werden. und die Zeit
ift nahe. '

Proceffus.
55. Ein jedes Gefehreiht hält fich in feiner Gebäinng und
Fortpflanzung zu dem feinen. das Männlein zum Weiblein. und
das Weiblein zum Männlein. Nun fprach aber Gott zu Adam
und Eva nach dem Falle: des Weibes Saame foll der Schlange
den .Kopf zertreten. Er fagte nicht des Mannes Z„ hier-innen lieget
die Taufe der Naturz das Männlein hat den Feuergeifi. und das
Weiblein den Waffeigeifl zur Tinctur. So ifi aber Mercurius ein
Feruerleben. und macht ihm einen Leib nach feinem Hunger und
Begierdez fh ifis nur um das_zn thun mit dem Anfnnge. daß man
dem Feuerhunget eine liebe Jungfrau an' feinem Gefchleaite zum
Genoffen gebe. auf daß fein grimmiger Hunger in eine Liebe ver
wandelt werde. alsdann' mögeiifie bei einander in ihrem eigenen
Ehebette frhlafen.
56. Nun ift der Teufel ein Feind der Ehe. der kommt als
dann mit einer fremden Begierde. nad fich! diefe Eheleute anz er
darf ihnen aber niit der Hand nichts thun. fondern mit einer fal
s fehen Freudendegierde plaget erfie; fo fie aber ihre Begierde* in fei
nen Willen fehen. und daß 'feine Begierde fie überwindet. 'fo werden
die zwei einandi-r giam. und gebären ein falfcl) Kind. denn Chrifius
fprach: Ein böfer Baum bringt bbfe Früchte. und ein guter gute'
Früchte. March. 7. 17.
57. Darum fall fich der Kiinfkler vor fremdem Zara bitten.
und dom den zweien Ehe-leuten Kreuie zurichien. denn er 1| ihr Feind
und Freund. auf daß die zwei in ihrem Ehebette in ihrer Liebe ihre
Begierde zu Gott erheben. und alfo mit ihrer Begierde Gottes We
fens in der Begierde fchwanger werden. alsdann werden fie in ihrer
Virmifchung ein lolches .Kind machen. das werden fie (verfiehet die
; Mutter. *als das Weiblein) in ihrem Banche aufziehen. bis es zei
tig wird. '
58. Jndeffen foll fich die Mutter, bitten. daß/fie air-Ser ihrem
Ehegatten keine Liebe iu einem Andern trage. auch nicht in fremde_
Dinge imaginire. fonfi macht fie dem Kindeein Anmahi. Es muß
nur: fchlechts in einer Liebe geblieben fein, bis daß das Kind voll
kommen werde nach feinem Leibe. welches gefehieht am vierten Monde:
jedoch nachdem die Eltern einer Eigenfmaft find; alsdann hebe fich
im Kind in der Effenz Streit und Widerwillen an. wenn das Kind
foll fein Seelenleben bekommen; fo gehet aber die Effenz iin Rin
gen. fo muß der Kirnfiler der ieelifchen. als des Feuers Eigenichaft,
zu Fyülfe kommen. bis der Seclengeifi fein Leben bekommt. alsdann
läßt er fich in des Weil-es Gefialt und Glanz fehen. fo meiner der
-327 -
Kienftler. er habe das Kind. es fei geboren: aber es gehöret noch
eine Zeit dazu. bis die Seele ftarr wird. alsdann_ läffet fie fich im
rothen und weißen Röcklein fehen.
59. Ader es ift ein ivunderlicizer Proceß dahinter. Wann das
Seelenleben erboren wird. fo wirft die neue Seele das vegetabilifche
Leben der Eltern (welches dem Leibe aus der Elt Vegeta ift an
geerber. darinnen der Leid des Kindes gerann un wuchs bis zur
Seelenzeit) hinweg. und fiicbet das Leben der vier Elementa. und
gehet das Leben im Element auf; fo ift das Kind im finftern Tode
verborgen. fo meiner der Kimftler. es fei todtz aber er foll Geduld
haben bis das Kind geboren wird. '

EigentlicherProceß in der Figurirungwes ma


gifchen Kindes.
60. Chrifri Lauf auf Erden ift ein wahrhaftig Filrbild. wie
das neue Kind in Mutter-leide nach der Empfängniß (wie oben ge
meldet) genäht-et werde und ein vegetabilifcl) Leben bekomme und
aufwachfe. bis zur Zeit des rechten Seelen- und Geiftlebens; und
wie das Kind aus der Eltern Effenz entftehet. und in Auffindung
des rechten. als feines eigenen Lebens. der Eltern Vegeta und Wir
ken wegwerfe. und wie ein eigen Gewäais. als eine neue eigene
Wirkung. nach des ihr neuen entiundeten Geifies Eigenfchaft ent
fiebe. da das Kind edler wird als feine Eltern. verftehet nach ihrem
äußern Leben. ,
61. Es möthte aber ein grober Sophift über dieß Büchlein
kommen. und fremden Veritand frhöpfen. indem ich fchreide von
einer Seele in dem vegetabilifchen Leben; der foll wiffen. daß wir
nicht in Metallen. Steinen und Kräutern das Bild Gottes verfre
hen. dasin eine Gleichheit nach Gott formiret ward. fondern wir
verfiehen die magifme Seele. wie, fich die Ewigkeit, als die Gottheit
in feiner Gleichheit. nach dem Modell der Weisheit in alle Dinar
einbildet. und wie Gott alles erfdlletz fo verliehen wir snmrnuen
bottom, den guten Schatz. der in der äußern Welt Wefen. als im
Pacadeis verfchloffen lieget.
62. Als Ehrifius in feiner Kindheit. in menfctiliciter und.in
gbttlister Eigenfchaft aufwuchs. bis er zwölf Jahr alt war. ging er
mit Maria feiner Mutter aufs Feft gen Jerufalem. und begab fich
in den Tempel unter die Schriftgelehrten. fragte fie. und hörete ih
nen zu. und gab Antwort auf die Fragen der Gelehrten. Als aber
feine Eltern wieder heimgingen und meinten. er wäre unter den Ge
fährten. blieb er fitrfeßlici) dahinren bei den Gelehrten. und folgte
./
nicht dem Finfalze feiner Eltern. fondern dem göttlichen Willen. bis
fie wieder zuriickkamen und ihn fuchten. Und als feine Mutter
ä -- 328 -
zu ihm fagte: Mein Sohn. warum haft du uns das-gethan? Siehe.
dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gefurhet. -fo fprach
er: Was iffs. daß ihr mich gefucht habt. wiffet ihr nicht. -daß ,ich
fein muß in dem. das meines Vaters ift? Und er ging doch mit
heim. und war ihnen unterthan. Luk. 2. 42-51.
63. In diW Figur haben wir das Bild der innern und cim“
ßern Welt Willen. wie die in einander. und wider einander. und*
doch Eins find. gleichwie in Ehrifto zwei Reiche offenbar.- waren. ei
nes wirkete in Gottes Willen. und brach den äußern Weltwillen
feiner Eltern. indem Ehrifius wider feiner Eltern Willen dahinten
blieb. darüber fie bekümmert worden. welches der göttliche Wille in
Chrifio wohl wußtez und das andre Reich. als feiner Eltern Wille.
brach den göttlichen Willen. daß er mit ihnen heim ging. und *war
ihnen nach ihrem Willen unterthan.
_ 64. Diefe Figur zeiget dem Mage an. daß er in feinem Vor
haben. welches er gedenket zu zwingen. wird zween Willen finden;
Einen. der ihm nicht wird unterthcinig fein. als der göttliche
Wille; und fo fich fein felbfieigener äußeriicher Wille wird recht drein
fchicken. und wirdnur das liebe Jefulein mit Maria mit Begierde
und Schmerzen fuchen. und nicht irdifche Wollufi. fo wird ihm der
göttliche Wille unterthcinig werden. und mit ihm heim gehen. un
fich laffen" brauchen nach feinem Gefallen. x -
, 65. Zum Andern zeigets ihm an die zweierlei Wirkung und
Willen in allen Dingen: und fo er will ein Magus fein. und der
guten Eigenfchaft Willen und Wefen nach feinem Willen aus dem
Innern ins Aeußere kehren. daß-er zuvor muß des innern. als
des göttliche.. Willens fähig fein. fonft mag er den innern Willen
-ni>7t ins Aeußere transmutiren. gleichwie Ehriftus nicht feiner Mut
ter äußerlimen Willen gehorfam war. bis fie ihn mit Schmerzen
fuchte. 'und ihren Willen in Gottes Willen einwand. und in feinem
Erbarmen mit Gottes Willen rang; wie Jakob die ganze Nacht.
bis ihn der Herr fegnetez fo fprach Gott zu ihm: Du haft mit
Gott und Menfchen gerungen. und haft obgelegen oder gefieget. Gen.
32. 24. 26. '
66. Alfo foll der Magus auch wiffen. daß er feinem Fürhaben
nicht erft dürfe den rechten Willen zur Vollkommenheit von außen ein
pflanzen. er ift vorhin fchon in allen Dingen: allein er muß nur einen
göttlichen begierlichen Willen nach des Dinges Eigenfchaft. in das
Ding. damit er will handeln, einführen. der mit dem göttlichen Willen
ringet. wie Jakob. und den eingeführten Willen gegen Gottes Wil
len fegnet. daß fich der göttliche Wille in den Hunger oder Gegen
begierde einergebe. und den unvollkommenen Willen. der gegen .ihm
in fein Erbarmen eindringt. vollkommen machet; alsdann heißkes.
du haft mit Gott gerungen. und bifi_ obgelegen: fo bekommt dein
Fürnehmen einen transmutirten Leib. der da himmlifch und irdifch ift.
- 329 -
j. . 67. DasNnerke. es ifi der Anfang zur Taufe. alfo bift du
gefchickt zum Taufen. und anders nicht. du taufeft fonfi nur mit
Waffer der äußern Welt. aber der rechte Magus taufet mit äußerm
und innerm Waffer. Wenn er eine rechte göttliche Begierde in fich
hat. fo ift Gottes Wille in feiner Taufe das erfte gtimmende Mo
der im Mercurio. daß das Leben den Tod anzirndet. als .den in
Tod gefchloffenen Mercurium. daß er göttliche Begierde kriegt. als
dann. hebet der Mercurius an nach göttlichem Wefen zu hungern.
und thut fein erft Wunderwerk. und macht das Waffer zu Wein.
wie Ehriftus nach feiner Taufe that. dasN in dem todten Eorpore
die erfte Tingirung in Kraft der Taufe. daß die Vegeta oder das
wirkliche Leben eine andere Eigenfchaft bekommet: als ein Hunger
der Liebe. damit fie ihren Bräutigam als den Feuerquaal herzet.
daß' er in ihrer Liebe entzündet wird. und feinen kalten Todesgrimm'
und Willen in einen feurigen Liebewillen verwandeltz fo wird aus
dem tödtlichen Waffer ein Wein. eine Schärfe eines Feuers: und
Waffersgefchmacks. aus welchem endlich ein Oel zu einer andern
Taufe wird. durch des Kunfilers Art. alles nachdem er im Fiirha
ben ift. und feinen Anfang nimmt. Nachdem der Magus die
Jungfrau dem jungen Gefellen zugelegt hat. fo wird Ehrifius als
der Bräutigam mit feiner Braut in die Witfte gefithret. und vom
Teufel verfuchet.
68. Allhie ift die Proba. da der Künftler von Gott probiret
wird. was er mit feiner Taufe fuche. denn allhie ift der Stand im
Paradeis. ob der Bräutigam nicht zu böfe feiz denn die Jungfrau
wirft ihre Liebe in ihn. und verfuchet ihn. Nimmt er die mit
Begierde an. und giebt feinen Willen drein. fo giebt fie ihm ihr
Herz und Willen zu eigen: das ifi. die himmlifche Tinctur. die
giebt fich in die im Zorn Gottes entzundete (als inFluch der Erde.
da fie Gott verflnchte). als in den in Tod eingefchloffenen Mercurium.
welches der Bräutigam ift. Denn des Weibes Saame. als die
himmlifche Tinctur. muß der Schlange. als dem in Todeseigenfctiaft
giftigen Mercurio. den Kopf zertreten. und feine Gift in Wein ver
wandeln. alsdann nimmt die Jungfrau den Saamen des Bräutigams
in fich. und ehe nicht. .
69. Die Wufte ift der irdifche. äußere Leib. da der Mercurius
berfuchet wird: wenn der Teufel vor dem Mercurio ftehet. plaget
ihn. und greifet ihm in feine feurige Effenz. fo muß ihm die Jung
frau in Hitlfe kommen. und ihm ihre Liebe gebenz ifis nun. daß
der Mercurius von der jungfräulichen Liebe iffet. das ift Gottes
Brot. fo mag er vor dem Teufel beftehen. und treten endlich die
Engel zu ihm und dienen ihm. Den Teufel wird der erleuchtete
Magus wohl verftehen. wer der fei.
70. Hiemit mag der Magus in der Verfilmung. weil die
ganze Ehe in des Teufels Verfuchung ftehet. Acht auf. fein Fitrha
-.- , I_ -..q-M

..[ 330 ..
ben geben: wo nicht nach vierzig Tagen die Engel Weinen, fo ift
fein Fürhaben umfonfi, darum foll er eben zufeheu. daß er nicht
einen zu grimmen -Teufel laffe verfueloen, und auch nicht einen zu
fchwticleen. daß der Mercuriuei leichtfertig werde, und begehre in fei
ner eigenen gifrigen Todeseigenfchaft zu bleibem und verfazlinge die
Taufe als ein Wolf, und bleibe der alte.
71. Sobald er die Gefialc der Engel fiehet, fo führe er Chri
finm aus der Wufiel und laffe den Bräutigam wieder feine eigene
Speife effen, und fcbaffe den Teufel ab. daß er ihn„nicht mehr
plagez alsdann wird Ehe-Mus viel Wunder und Zeichen thun, def
fen fich der Künfiler wird verwundern und erfreuen.
7?. Alida hat er nichts zu thun, die Braut ift im Bräutigam,
fie find fchon ehelich, er darf ihnen nur das Bett zurichten, fie
werdens ihnen wohl felber wärmen. Der Bräutigam her-zer die Braut,
und die Braut den Bräutigam; das ift ihre Speife und Zeitvertrei
ben- bis fie ein Kind zeugen. Oder aber will der Kflnfiler ja fo
*fleißig fein, und den zwei Eheleuten das Belt wärmen, fo fehe er
ja zu und erzürne fie nicht in ihrer Liebez was er anfähet, das muß -
g er treiben; allein der Bräutigam ifigwunderlictn er hat immer zweier
lei Weitem als einen irdifchen Hunger nacht-Gottes Zorne und ei
nen Hunger nach feiner Braun fo muß man ihm immel-dar feiner
eigenen irdifmen Speifegeben, aber nimt in feinen Baucb- fondern
magifrh. daß er nur feinen Willenhunger ftille. Seine Speife ift
feine Mutter, die ihn erbieret, wie vorn gemeldet.
73. Summa, das ganze Werk, davon man fo wunder-lieh viel
redet, fiehet in zweien Dingen, in einem himmlifchen und in einem
irdifchen. Das himmlifcbe foll das irdifcize in fich zu einem himm
llfmen machem die Ewigkeit foll die Zeit in fich zur Ewigkeit ma
chen; der Künftlec fuchet_ das Paradeisz finder ers, fo hat er den
größten Schoß auf Erdem aber ein Todter, werke den andern Tod
ten nicht auf. Der Künftler muß lebendig fein, will er
zum Berge fagen: Hebe dich und ftürze diet) ins Meer.
March. 2l„ 21. . _
74. Wenn fich die Leibwerdung des Kindes anfähet, fo faifets
erftlich Sacucnus, fo ifts finfier und unwerth, und wird verfpot-tet,
daß eine folche Geheimniß in folcher albernen Gefialt verborgen liege:
da gehet Ehrlfius in armer. miihfeliger Geftalt auf Erden, als ein
Gaft, und hat nicht in dem Seiturno fo viel Raum und Eigen-W
da er fein Haupt hinlegtez er gehet als ein Fremder als wäre er
allda nieht daheim.
75. Nachdem faffets der Mond, da wird die himmlifciye und
irdifche Eigenfchaft vermenget, und entftehet dns vege-tabilifrbe Leben:
fo freuet fich der Kilnfilerz aber es fiehet allhie noch in Gefahr.
76- Nach deln Monde faffetö Jupiter, der macht einen Ver
fiand im Mercurio als ein lieblich Wohnhaus, und giebt ihm fei
*- 331 -»
nen gelten Willen; und in dem Jupiter wird fein verfchloffen Leben.
als*der Mercurius. lebendig. *der faffets mit feinem Rabe. und trei
bets bis in die höchfie Angfkz fo ergreifets Mars. und giebt dem
Mercurlo die Feuerfeele. und im Srhracke des Martis entzündet 1in7
das hdchfie Leben. und feheidet fich in zwei Wefen. als aus der
Liebe in einen Leib. und aus dem Feuer in einen.Geift: fo
finket der Liebe Leben im Feuerfchracke untet fich. und laffet fich
fchön fehen. aber es ift Venus' ein Weib. fo deutet der Kunftler.
er habe den Schanz aber der hungrige Mercurius verfchlinget die
Venus in fich. fo wird aus dem Kind ein fchwarzer Rabe; fo äng
ftet .Mars den Mercurium in fich. bis er fchwach wird. und ergiebt
fich dem Tode: fo gehen die vier Elementa von ihm aus'. alsdann
nimmt die Sonne das Kind in ihre Eigenfchaft. und fiellets dai;
in einem jungfräulictien Leibe im reinen Element: denn *in Marlis
Eigenfcbaft zündet fich das Licht an. fo ift das rechte Leben geboren.
und fiehet im reinen Element. kein Zorn noch Tod kann das zer
brechen. '
77. Wunderlich ifts vor den Augen der Vernunft. daß Gott
einen folchen Proceß mit der Wiederbringuttg des Menfchen in Ehrifto
gehalten. daß er fich in folcher-armfeligen und verachteten Geftalt
hat in menfchlicher Eigenfchaft offenbaren. und fich verfpotten. höh
nen. geißeln. kreuzigen und tödten laffen. darzu begraben. und ift
aus dernGrabe anferftanden. und hat vieriig Tage auf Erden ge
wandelt nach feiner Auferfiehung. ehe er' ift in fein fichtbar Reich
eingegangen.
78. Die Vernunft ift alfo blind. daß fie nichts von der ewi
gen Geburt verftehetz weiß auch mans vom Paradeis. wie Adam
im Pirradeis gewefen. und wie er gefallen. und was der Fluch der.
Erde fei: fo fie das verfiünde.,_ ware ihr der gante Prora-ß offenbar.
Wie die ewige Geburt in fich felber ift. alfo ift auch der Proceß
mit der Wiederbringung nach dem Falle. und alfo ift auch der Pro
ceß der Weifen mit ihrem hani-le ytiilonophokrtm, es ift kein Punkt
im unterfrheid darzwifmen. denn es ift alles aus der ewigen Geburt
geurftandet. und muß alles eine Wiederbringung auf einerlei Weife
haben. ,
79. Darum fo der Magus will das Paradeis im Flut-he der
Erde wieder furhen und finden. fo muß er erfilith in der_ Perfon
Chrifti einbergehenz Gott muß in ihm. verfiehe im innern Men
fchen offenbar fein. daß er das magifche Sehen hate er muß mit *
feinem Fnrhaben umgehen. wie die Welt mit Ehrifto gethan hat.
fo kann er das Paradeis finden. da kein Tod innen ift.
. 80- Ifi er aber nicht felber in derfelbigen Geburt der Wieder
bringung und gehet nicht felber in dem Wege. darauf Ehriftus auf
Erden ging. daß er alfo in Chrifti Geifi und Willen einhergehet.
fo laffe er das Suchen nur bleiben. er findet nichts als nur den
d.
*--- 332 *-

Tod und Fluch Gottes, melde ich ihm treulichi denn das Perlein,
davon ich faire-ide, ift paradeififcl» das wirft Gott vor keine Seine
fondern giebts'feinen Kindern zum Liebefpiel. .
81. und obwohl an diefem Orte möchte alfo viel gemeldet wer
den, daß die Vernunft offene Augen bekämm fo iffs doch nicht zu
,thnnz denn der Gottlofe wurde dadurch nur ärger und hoffärtiger:
darum weil er des Paradeifes nicht werth iff, auch nicht darein
kommen kann, fo wird ihm auch kein himmlifci) Kleinod gegeben,
und darum verbirgets Gott, geftattet auch dem nichts davon zu re
den„ als magifch, dem er es offenbaren darum kommt Keiner darzu,
er werde denn felber ein Magus in Chrifto, das Paradeis fei denn
in ihm im innern Menfchen offenbaw fo mag ers finden, fo er
aber darzu geboren und von Gott erkoren ift.„

i Das 8. Kapitel'.
Vorn fulphurifchen Sude der Erdez* wie das
Wachfen in der Erde fei, und auch die Schei
' dung der Gefchlechter.
_.7 ._*,l..._

Eine offene Pforte der weifen Sucher.

Der Lefer betrachte nur das, was vornen vom Centro der Gebä
rung aller Wefen gefchrieben iii, fo kann er allhieleictztlicl) fortkom
men." Alles das„ was corporlich ift„ es fei ein Geift oder Leibl das
fiehet' in einer fulphurifchen Eigenfchafc: der Griff in folcher geifili
chem und der Leiv aus dem Geift in einer folehen corporlichen Ei
genfchaft. _ > "
2. Denn alle Dinge find von dem ewigen Geifte geurfiändetl
als ein Gleichniß des Ewigen: das unfiihtbare Wefen, welazes Gott
und die Ewigkeit iff, hat fich in feiner eigenen Begierde in ein
fiehtbares Wefen eingefiihret und mit einer Zeit offenbareu alfo daß
er fei in der Zeit als-ein Leben, und die Zeit in ihm als ftumm.
Gleichwie ein Meifter mit feinem Werkieuge fein Werk machet, und
das Weikzeug iff am Meifier fturnm„ und ift doch das Machen,
der Meifter führet das nur. .
3. Alfo find alle Dinge in Zahl, Maaß und Gewichte nach
der ewigen Gebärung eingefchloffen, Sap. 117 22., die laufen in
- 333 4
N

ihrer Wtrkung und Gebärung nach der' Ewigkeit Recht und Eigen.
fchaft, und über diefes große Werk hat Gott nur einen Einigen
Meifier und Schnißer geordnet. der das Werk kann allein treiben,
das ift fein Amtmann, als die Seele der großen Welt. darin
nen alle Dinge liegen, als die Vernunft. ueber diefen Amtmann
hat er ein Bild feines Gleichen aus ihm geordnet, der dem Amt
manne vormodelt, was er machen foll: das ift der Verfiand, als
Gottes einen Regimint, damit er den Amtmann regieret.
4. So zeiget nun der Verftand dem* Amtmann, was jedes
Dinges Eigenfchaft fei, wie die Entfcheidung und die Gradus aus
einander gehenl denn im fulphurifthen Leibe fiehen und liegen alle
Dinge , und Mercurius ifi des Sulphurs Leben, und das Salz ift
die Impreffion. daß das Corpus man zeritäuben daß der Geift in
einem greiflichen Wefen erkannt wird. Des Mercurii Eigenfchaft
ifi in dem Sulphur, gleich als ein Sieden eines -Waffers, der
Sulphur ift daffelbe Waffer, darinnen der Mercurius fiedet, und
machet immerdar zwo Gefialtniffe aus dem Waffer, als eine olitciti
fche lebendige, aus der Freiheit der göttlichen Kraft Eigenfchafn und
eine tödtliche, aus der Zerbrechung im Feuer im falnitrifazen Schracke.
5. Die olitätifche ift in Steinen, Metallen, Kräutern. Bäu
menl Thieren und Menfchenz und die tödtlictte ift in der Erde, im
Waffen im Feuer und Luft: alfo ift die olitätifche Eigenfchaft-in die
fen vier Gefialten, als in Erde, Waffer. Feuer und Luft„ als ein
Geift oder Leben; und diefe vier Eigenfchaften find als ein todter
Leib„ in welcheÖ das Oel ein Licht oder Leben ifi„ daraus die Be.
gierde als das achfen entfiehet, als ein Grünen aus diefer todt.
lichen Eigenfchafu als das vegetabilifche Leben- ein Grünen und
Wachfen aus dem Tode. _ “
6. Nun möchte aber die olitätifclye Eigenfchaft auch kein Leben
fein, fo fie nicht in der Angfi des Todes wäre: die**Angfr machet
fie quäliend oder beweglich, daß fie will aus der Angft fliehen, und
dringer aus» davon das Wachfen entftehet.
7. Alfo muß der Tod eine Urfache des Lebens fein, daß das
Leben beweglich_ fei, fo ift der Mercurius das rechte bewegliche Le
ben. In der tddtlichen Eigenfchaft ift er bbfe„ und heißet*das Le
ben des Todes, der Hölle und des Zorns Gottesz und in der oli
tätifchen Eigenfchaft ift er gutl aus Gewalt 'der Sanftmuth und *
Freiheit Gottes: und ift des Amtmanns Werkmeifier, damit der
Amtmann im vegetabilifchen Leben die Gradus unterfcheidet, das
.lebendige von dem tödtlichem die himmlifche Wefenheit von der' tödt
lichen oder irdifchenz und ordnets in 'zwei Reichm als das Gute im
Olitätifclyen in ein Himmlifclyeß als in ein Licht„ und das Tödt
liche in die Finfierniß. g
' 8. Diefe zwei Reiche ftehen in einander in ftetem Streite„ und
ift ein fietes Ringen in ihnen, als ein fiedend Waffer beim Feuer,
.... 334 ...
* N.

ein jedes_ fiedet in feiner Eigenfchaft, als das olitätifcize in Freu


x den und Sqnftmutw und das gödrliche in Angfi der Finfiernifi,
und ift doä) eines des andern ucfacize, das Licht ift der Finfierniß
als der Angfi ihr Tom Sterben .und Verderben: den-n im Lichte
har die Angft keine Gewalt, fondern fie wird in ,die Erhebung der
Frendmreich transmutiren und wirddee .Freude Ucfach-„fonft wäre
keine Freude- denn die Sanft-mich ifi allein fiiliez .aber -die 'Quali
der Angfi ma>7er fie erhebenw als ein Lachen*: fo iii die Angfi als
die Finflerniß der ,olitätifeizen Eigenfchafc Tod und Werderben, denn
fo fie in der oliiätifeipen Eigenfchaft das Regiment bekornmc, fo nimmt
fie _das Corpus eii,1„ und mache aus dem Oele eine Gifcquaai, als
einen finfteen Geift und* Leib, ganz iediici) als Adam ward., da er
in ,das Böfe imaginirre.
9. Und iff uns doch nichc zu erkennen ,. daß die oiitäniWe Ei
genfchafrein Gifcquafl-an fich nehmrw fondern der .Merou-rius. als
das Feueriebeiy (übe-et fich in die. Angfi und *ve-rgifrer der Zeit We
[We was der äußere Mercurius in feiner eigenen Begierde felber _
machet, dasifi, er gehexvmn-innern oiitätifchen Wefen aus, fo
bleibet' das Innere in fich undeweglich fiehet» .und fcheidet .figxder
Zeit Wefen und Geifi vbn der Ewigkeit Wefen und Geifi', .und ifi
doch kein Abtrennerh fondern .bleiben zwei Principia in Einem Wefen,
da, doch zwei Wefen fixed. aber einesergreifet das andre nicht, gie-ich
wie die Zeirnicht die Ewigkeit :ergreifetx denn alfo erfiarb auch Adam
:und Enaz-.der feelifche Mei-meins ging aus der Ewigkeit Wefen mit
:Feiner Imagination in der Zeit Wefen, als in di. Angfiqnaal, fa
:verlor der Ewigkeit Wefen ihren Führer, und den brachte Chrifius
mic dem göttlichen Worte oder -Mercurio hei-wieder, fo bekam der
Ewigkeit Wefen, 'weiches in Adam war voir-dem feelifchen Mercurio
veiiaffen worden. wieder das Lev-nz -und .atio wiffen wir, 'daß in
„dem ängftiiGen Mercurio -der Emjgreir-Wefen, gleich „als im Sein-life
_des Tode-P veiqbqcgen lieget. . -
10. und das ift unfer Schreiben und Lehren, wie man den
,giftigen Mercqurinm mix Feiner Regie-ide Könnte dahin* -bringen „ daß
er mit "einer Ygierde wieder-uni -dec .Ewigkeit Wefen, als in das
- Verfchlofiene *gehw-und &er Ewigkeit -Wefeu wieder zu einem Leibe
annehmm und mit demfeibeen der Zeit Wefen tingire und. in Eines
bringe, daß das ganze Corpus der innerer und _äußern Welt nur Eines
ich daß nur ,Ein Wille im Geiii fei, als ein Ljebohnngeh io mei-het ihm
derfeibe Hung-ec auch nur einerlei Wefen. fo ifiet ,ein jeder Geifi vonxfei
.nem Leibe, alfo mag hernaeh Ükein bdfer Wilie mehr dai-einkommen.
11. Alfo verliehen wir, Daß Frendnnd -Leid, Liebe und Feind
.f>aft, alles durch Imaginaeion und Luft urftändm denn in der
Luft gegen Gott, als gegen der freien Liebe, enrfiehet das Freuden_
_reich mitten in der _Tode-sangfi; und fo die *Begierde aus der freien
„Liebe ausgebet in dieTodesangfix als in die Quaal .der Finfiecniß

K
...335_
fo wird die Begierde rnit dee Todesquaal gefüllet, alfo qualificiret:
auch der Mercurius in Todesquaal.
12. Alfo fagen wir mit Grund, daß kein Ding fo böfe fei
es lieget ein Gutes darinnen, aber die Bosheit ift deffen nicht fähig;
item in dem giftigen Mercurio lieget das größte Perleinkleinod: _fo
demfelben mag, fein giftiger Wille in daffelbe eingeführet werden, fo
offenbaret er felber das Perle-in, denn_ er transmntiret fich felber,
wie in der Erde zu fehen ift„ da der ?Mercurius fein Perlein fu
chet, und im groben Steine zu Golde und andern Metallen machen
alles nachdem wie der Sulphur an jedem Ort ift. ,
13. Denn es ift ein ftetiges Ringen in der Erde, die Ewig
skeit fehnet fich durch die Zeit der Eitelkeit los *zu werden; und in
ihrem Sehnen ergiebet fie fich dem Mercurio als ihrem Leben und
Werkmeiffer ein: und wenn es der Mereurius in feinen Hunger* be
kommt. fo wird er freudenreich, und machet diefe-lee freie Luft in
fich leiblich, das ift Gold und Silber. neben andern Metallen und
guten Kräutern, alles nach Gewalt jedes Orts. Wie der Sud an
jedem Ort ift, fo ift auch das Metall, alles naeh der Eiqenfcbaft
der' fieben Gefiälte der Natur; welche Gefialtniß an einem Orte
Primus ift, nach derfelben Eigenfchaft wächft auch ein Metall, auch
Kräuter und *Bäume-g
14. In diefem ift dem Medico zu merken und den Unterfeheid
kennen zu lernen, was in jedem Dinge, damit er kuriren tvillr* für
eine Eigenfchafr die ftärkfie feiz fo er das nicht weiß, wird er oft
feinem Patienten den Tod geben. Auch ifl ihm zu wiffen, daß er des
Patienten Eigenfmafc erkenne„ und welcher Gefialt Eigenfchaft_ unter
den fieben Gefialten der Natur der Mercurins im Sulphur feiz denn
ein folch Salz maehet er auchz f0 ibm nun der Medicus ein wider
wärtig Salz eingiebtz fo wird der Mercurius davon nur. fehrer er
zfrrnet und wird giftiger: fo er aber fein eigen Salz nach feiner Ei
genfrhaft (dacnaä) ihn hungert)_ mag bekommen, fo erfrenet er fichF
und laffet feinen Giftquaal in Martis Feuer finken.
15. Aber der rechte Medicus hat eine andere Kur, .er fühl-et
feinen Meccurium, damit er will kuriren, vonehe aus der To
desangft in die Freiheit , der mag kur-item das andere ift gefähr
lich und ungewißz trifft ers ja, fo ifis ein Glück und unbeftandig
Wefen, und mag keine Krankheit aus dem Grunde ausführen, denn
der äußere Mercurius ift verfchloffen, er kann nicht weiter eingreie,
fen als in die vier Elementa in das tödtliäye Wefen, in dem fideri
fehen Leibe vermag ers nichtz aber fo er u-mwendet und in die Liebe
eingeführet wird„ wie oben gemeldet, fo greifet er die Wurzel und
den Grund an, und renoviret bis an die göttliche Kraft an das an
dre Principinm.
16. Deffen haben wir ein fchött Exempel an der blühenden
Erde, an den Kräuternz denn in der Erde ift der Mercurins irdifch
--q-e'
l ' x

i
Z.
- 336 -_
und giftig; weil ihn aber die Sonne tingiret. fogreifter »nach der
Sonne Kraft. nach ihrem Lichte. und führer. das in feine hungerige.
feurige Martisbegierde. in fein Salz. als in fein corporlich Wefen
ein. als in Sulphur. der feine Mutter ift; und führets mit feinem
Drehen in der Effenz um. als ob ers mit kochte: fo, greifet alsdann
die Freiheit als die höchfte Kraft nach ihrer Eigenfchaft. als nach
der folarifchen. und ergreifet den Mercurium mit.
17. So nun der Mercurius in fich das .himmlifche fchmecket.
fo wird er alfo begierig nach der Kraft der Liebe und zeuchtidiefelbe
in feine Begierde. davon transmuticet er fich. und fein Salz. fo
wohl feine Mutter den Sulphur. in eine liebiiehe QuaalZ_ und fo
nun die Freiheit alfo in ein' bewegend Leben mit dem Mercurioejn
geführet wird. fo ift fie freudenreich. und in ihrer Freude aufgehend.
als ein Schein aus dem Feuer. und dringet durch den :Säjwefel
geift im Salze aus: alfo ift das Wachfen der Wurzel. und davon
bekommt die Wurzel einen folchen lieblichen Geruch und Schmackz
denn im Urftand ift des Salzes Schärfe in der erften Impreffion
vom Saturno. eine Schärfe der Todesangfiz und allhie wird es zu
einer lieblichen Kraft. denn aller Gefchrrack in Kräutern ift Salz.
, 18. Alfo verftehec weiter mit der Wurzel in der Erde: wenn
die innere Kraft von der Freiheit in des Mercurii Eigenfchaft. wel
cher anißo transmutiret iii. alfo aus fich zur Offenbarung der Gott
heit dringet. fo dringet der Sonne Kraft gegen der göttlichen Kraft.
und, eignet fich mit großer Begierde in die höchfie himmlifche Tin
ctur. und zeucht die mit ihrer Begierde gegen ihr. als aus dem ir
difchen Leibe in einen folarifchen.
19. Alfo zeucljt die Sonne die Kraft aus der Wurzel der Er
de. und der freudenreiche Mercurius gehet mit auf. und zeucht im
mer der Sonne Kraft an fich von oben. und von unten zeucht er
feine Mutter. als den Schwefel aus der Erde. an fich: allda gehen
alle-fieben Gefiälte der Natur in der Freudenreich im Ringen mit
auf. eine jede will-die oberfie fein. denn ,alfo ifts im Gefchmacke.
als in der Gebärung der Natur; und welche Geftaltniß in der Na
tur die oberfte wird. nach dere-n Gefchmack wird das Salz im Schwe
fel. ein folch Kraut wächft aus der Erde. es fei gleich was es wolle.
Wiewohl anißo ein jedes Ding aus feiner Mutter urfiändet. haben
doch alle Dinge alfo ihren Urfiand genommen. und nehmen ihn noch
alfo. denn es ift der Ewigkeit Recht alfo.
20. Nun ift der Halm oder Stengel zu betrachten. Wenn
das Kraut oder der Zweig aus der Erde fiehet. fo kommts anfäng
lich im untern mit weißer Gefialt. und weiter hinauf "mit brauner'.
und oben mit grüner Farbe. das ift nun feine Signatur. was im
innern in der Effenz für eine Gefialtniß in der Quaal fei. Die
weiße Farbe des Zweigleins ift ausder Freiheit der Liebel-uff. und
die braune ift die irdifche vom Saturno. von der Impreffion. und
>. 337 Ü'. -
vom Grimme des Martisz und die grüne. welcheoben ausfährete
ift des Mercurii in Jovis und VenerisGefialt.
21. Denn Jupiter ift Kraft. und Venus ift Liebebegierde. die
eilen-gegen der Sonne. als_gegen ihrer Gleichheitz und der Him
mel .* der aus dem Mittel des Waffers ift erfchaffen. zeucht ihm
fein blaues und griinfarbes Röckiein an. nach der Sterne Macht.
Denn der Sternengeift nimmt das neue Kind auch an. und giebt
ihm feinen Geift und Leib. und erfreuet fich darinnen: ist gehen die
Gefiälte im Ringen. und Mercurius ift der Werkmeifier und Ent
fcheiderl Saturnus impreffetz Jupiter ift die liebliche Kraft imSul
.phurz Mars ift der Feuerquall. als die Macht im Sulphurz Ve
nus ift Waffer. als die fiiße Begierde; Mercurius ift das Lebenz
Luna der Leib. und Sol das Herz. als das Centrum. da alle Ge
fiälte hindringen.
' 22. Alfo dringet die äußere Sonne in.die Sonne ins Kraut.
' und die innere Sonne dringet in die äußere. und ift ein eitel Ge
fäjmack und Liebhaben. eine Effenz die andere. Saturnus macht
fauer. Jupiter macht lieblichen Gefchmack. Mars macht bitter von
feiner peinlichen Art. Venus macht fuß. Mercurius unterfcheidet den
Gefcljmack. Luna faffets in ihren Sack und briitets. denn fie ift ir
difcher und himmlifcher Eigenfchaft. und giebt ihm das Menftruum.
darinnen die Tinctur lieget. Alfo ifis ein Treiben im Gefctrmacke.
jede Gefialt eiiet dem fußen Waffer und der Sonne nam; Jupiter
ift freundlich. und gehet mit der Liebebegierde oben aus im fiißen
Quallwaffer. darinnen wiithet Mars und denket. er fei Herr im
Haufe. weil er den Feuergeift im Sulphur führer. deffen erfchriciet
Mercurius. daß ihm Mars Unruhe machet. und Saturnus machet
den Sehrack nam feiner ftrengen Jmpreffion leiblich. das find die
Knoten am Halme. und ift der Schrack falnitrifch. nach der drit
ten Gefialt der Natur in der 'erften Jmpreffion zuin Geiftleben. als
in der Angfigefialt. davon der Sulphur urftändetz und, im Schracke
* gehet Mercurius im Salniter auf die Seiten. und nimmt in fich
mit die Venus. als die Liebebegierde. davon wachfen Zweige und
Aefie am Halme. Stengel oder Bäume. und was das dann ift.
Kräuter. Bäume oder Halme. und ift jeder Aft alsdann gleich dem
ganzen Gewächfe. .
23. Allein-die Sonne nimmt dem Marti immer mähligfeine
Gewalt. davon der Salniter erlifctiet. und Mars feine bittere Ei
genfchaft verlieret: alsdann ergiebet fich Jupiter und Venus im
'Mondenfacke der Sonne ganz ein. fo nimmt die äußere Sonne die
innere Sonne ganz ein. verfiehet die innere Sonne ift ein Sulphur
im Mercurio. und ift der göttlichen Kraft Eigenfchaft aus der Frei
heit Gottes. die fich allen Dingen einbiidet und allen Dingen Kraft
und Leben giebet. -
* 17. i ' 22
*, 33g Z.
24. Wenn nun diefesxgefchiehtt daß Jupiter ond-atmen au.
der Sonne Gewalt hat einergeben, fo treibet Jupiter nicht mehr_
tuber fiel» fondern Mars und Mercurius drehen de.n Halm von un
nen auf immer fehrer in die Höhe. Jupiter bleibet oben in der in
uern und äußern Sonne Kraft fiehen, allda ift die tiebliche Con
jnction mit der Zeit und Ewigkeit.
25._ Alida fiehet fich die Einigkeit in der Zeit in einem Bilder
und. allhie gehet auf das Paradeisz denn der Sulphur und das
Salz im Sulphur' werden allhie in Paradeis transmutiret, und di__e
paradeififche Freude im Geruche und Gefchmarke dringet aus fick»
das ift nun der Kolben der Blum» darinnen. das Korn-wächfett
der' liebliche Geruch ift aufeinemdTheil, als aus der göttlichen
Kraft. aus der Freiheit paradeififä» und auf dem andern Theil nach,
der 'äußern Sonne und nach der äußern Welt irdifch. *
. 26. Die himmlifche Eigenfchaft fiellet ihre Signatur mit den
fehhnen Farben der Blättlein an den “Blumen dare und die irdifclye
mit dem Laube um die Blumen. Weil aber diefes Reich der äu
ßern Welt nur eine Zeit ift„ in welcher der Fluch ift, und Adam
im Paradeis nicht befiehen konntet fo gehet die paradeififche Eigen
fchaft mit ihrer Signatur bald dahin und transrnutiret fich in das
Korn, das da in der Blume wärhft: allda innen lieget die Eigen
fchaft der innern und äußern Sonne/ als der innern und äußern
Kraft, eine jede Eigenfchaft in ihrem Principioz denn Gott hat die
Erde verfluäm darum foll Niemand denkem daß das Aeußere gött
lich fei, allein die göttliche Kraft dringet durch und tingiret das
Aeußere, denn Gott fprach: Des Weibes Saame foll der Schlange
- den Kopf zertreten. Gen. 3, 15. Das gefehieht nun nach dem
Fluch in allem Dinge, 'das fich der Gottheit nahetz darinnen der
Mercurius eine Gift ifi, dem zertritt Gott mit der innern und äu
ßern Sonne den Kopf und nimmt ihm die giftige Macht irn Zorne.
„*. 27. Wenn_ ihrs doch wolltet verftehen lernen, lieben Herren
und Brüder, womit ihr kuriren folletf nicht mit dem zornigen Mer
curio. der inmanchem Kraute eine böfe Giftquaal ift/ fondern mit
dem inner-n Mercurio. Wollet ihr Doctor und Meifier heißen, fo
' follet ihr auch "rpiffem wie-ihr den äußern Mercurium möget im
Sulphur in die Liebe transmutiren, daß er von der Angfiquanl er
: lediget und in eine Freudenreich gefeßet wird, als das Irdifche in
ein Himmlifches, der Tod in ein Lebem das ift euer Doctorat im
rechten Verfiande, und nicht durch den Ilmtmaun der Vernunft
allein.
28. Gott hat den Menfchen über den Ammann gefehet, und
in den Verftand, als in fein eigen Regiment, geordnet z. er hat die
Gewalt , die Natur zu transmutiren und das Bdfe _in ein Gutes
zu fchen» fo er aber fich felber zuvor hat transmutiret, anders
kann er nicht: alfo lang er im Verfiande todt ift„ alfo lange» ift er
x.
-- 339- -
des Lmtnranns Knecht und Diener; wenn er aber in Gott lebendig
»W7 le wird der Amtmann fein Knecht.
29. Ihr tionen Hüllen.: laßt euch fagen: die Hofiaet und
nigne Ehre- auch die irdiiche Fleifeheswollufi lieget euch im Wege,
daß :ihr in den Geheimnifien meet Me1|er„ fondern blinde Kinder
feidz ihr wolle-t die Hände. nicht an die Kohlen legen, aber das Geld*
nehmer ihr von den Eten-den., und geber manchem, dnß es wohl def
fu' wäre, er hätte es nicht gekaufc, dafiir ihr follet fchwere Rechen
fchaft geben..
e30. Alfo iii? ingleicbem mit dem fulphuriichen Seide in der
Erde mit den Metallen; Die Kraft ifi in den Metallen fiat-ker 04s
in Kränketn, die Tirectur ifi mehr himmlifeh als irdifch; fo ihr der
Künfiler zn Hiilfe kommt, fo cranemutiret fie fich felber, als die'
Jrdifthe in ein Himmliiäns, welches doch an vielen Enden ohne
des Künfflers Ar' gif-hieß, wie man denn fiebeti wie der Merci-eins
.im Sulpihur in feinem Snde die himmlifehe Tinctuc ergreifen da
mie erjfein gemacht Wefen. welches er im Suiphur maehete in
Geld und Silver cransmrniret, durch der Tinctnr Gewalt, verfiehet
durch das Theil der himmlifchen Eiqenf-Haftz denn aus der Erde,
oder aus der eccödceten Eigeniehafc im Salniter, mag kein Gold
werden, denn es ift nichts Fixes darinnen.
3,1. So iff uns diefer Proceß des Slides in der Erde im
Sulphur alfo zu betrachten. Wo das Erdreich an einem Orte ful
phuriici) in iaturnalifciyer Cigenfchaft ift, da die Sonne das Oberre
gimenc innen führe-t, da ift ein folcher Sud. Die äußere Son-ne
hungert nach der innern, die im Centro im Sulphur in ihrem eige
nen Prinripio wohnet, und ihre Begierde gegen der Zeit fehet, denn
die Zeit, als die Kreatur» fehnet fich nach der Ewigkeit, als nach der
Freiheit , von der Eitelkeic los zu fein, wie die Säirifc meldet.
Röm. 8, 22.
372. Alida giebet fich die Freiheit in den folarifcizen Hunger ln
die Zeit: wenn diefes Mercurius fchmecket7 fo wird er freudenreiä»
und drehe( [ein Rad in der Freude, fo imprefiet Saturnus die
Sanftmuth, und Mars, welcher im mercurialifciyen Rave in der
Impreifion entikevec, der giebet die Feuerieele darein. daß es ein
Treiben und Waibien ifi, denn die Freiheit dringet in des Mercu
rii Eigenfcdaft aus fich» und Mercurins fcbeidet immer den Sakur
num und den Mai-tem davon; denn er will ein ich-Zn Kind haben
zu feiner Freude. Die Venus läßt er am Kinde bleiben, denn fie
ift dem Kinde in Eigenfchafc verwandt; das Kupfer ifi dem Golde
am nächfien wegen der Materia, ihm fehket nur die Tinctuc; Mars
hens zu hart :im Befiß: mag der davon gebracht werden. fo ifis
Gold, welches "der Artifta wohl verfiehet.
33. Mars iii nach Vene-ee dem Golde verwcmdw denn er hat
Venus in feinem Grimme verfchlungen, und brauchet fie zu feinem
22*
_ - 340 -
Leibe, er hat *fon| in feiner Selbfieigenfekiaft kein leiblich Wefem
denn er ift nur Grimm, der verzehretz er macht ihm den Leib aus
Veneris Waffen das fchlinget er in fich, und Saturnus machts ihm
leiblicix-darum befudelt er ihm fein Eifen alfo mit Ruftel das ift
feine Eigenfchaft als ein Freffer feines Leibes; aber Venus i|
lieblich, und macht in ihm das Waehfem er friffet wieder, was* Ve
neris Eigenfäyaft in ihm machetf denn Venus in faturnalifcher
Eigenfclyaft iii des Muttis Speife„ darum ift dem Artiften zu den
kenr was im Marte liege; hat er nur die folarifche Tinctuq er darf
nichts “mehr darzu', daß er nur dem Marti feine Gewalt mag neh
men, denn von der Venus hat Mars feine Zähe.
- 34. Mars ift in feiner Selbfieigenfchaft nur fprödef giebet die
Härte als ein Feuer thut, aber Saturnus ift das Impreffen aller
Dinge; Venus darf auch nur die Tinctur, fo ift fie vollkommen:
darum folls der Künftler recht verfiehem wo die Möglichkeit liege„
als im Sulphur, wo Saturnus den Sulphur im Bauche hay und
Mercurius .feine Farbe fehen liißcz allda ift er im Willem kann
aber nicht, denn Saturnus hält ihn in fich zu hart gefangen, So
ihm aber der Künfiler zu Fyülfe kommtl daß er fein Rad mag
zwingem und giebet ihm feiner Mutter Speife, welehe fie im Cen
troberborgen hat„ fo 'wird er ftarkr 'und wirft Saturnum weg und
offenbaret das Kind„ denn alfo ifis auch in der Erde, wo Mercu
rius in feiner Mutter, als im Sulphurf lebendig i|„ daß er nicht
gehalten wird, daß er in feinem Hunger nur mag Venerem errei
chen zu einer Speife„ die Sonne wird bald fcheinend werden: denn
in Veneris Sanftmulh blicket fie hervor“, er kochet feine Speife mit
feinem eigenen Feuer, er darf keinen Künfiler dai-zu, welches dem
Künfiler wohl zu merken ift, denn er hat feinen Mattern in fich.
35. Wie nun der Sud in der Erde i|„ alfo ifi auch der über
der Erde. Wenn die Frucht aus der Erde wächfil ift fie anfäng
lich herbe und bitter, auch fauer und widerweirtig, wie der Apfel
auf dem Baume ifiz denn Saturnus hat im Anfange das Regi
ment, er zeucht es zufammen und Mercurius formiret es; Mars
*giebet dem Mercurio das Feuer, welches Saturnus in feine kalte
Eigenfchaft nimmt, Venus giebet den Saft, und Luna nimmt es
alles in ihren Leibe denn fie ift Mutter* und nimmt den Saamen
aller Planeten in ihr Menftruum ein, und briitetsz Jupiter giebet
Kraft darein, und Sol ift der König darinnen: aber im Anfang.»
ift Sol fchwach, denn die Materia ift zu fehr irdifch und kalt.
Z6. Nun lieget das ganze Wefen mit feinem Sude im Leibe
des Sulphuris, und im Sulphur macht der falnitrifche Schrack in
Muttis Rade nach jeder Eigenfchaft ein Salz, denn der Schwefel
verwandelt fich in Salz, das ift in Gefckimack; und in demfelben
Gefihma>e„ in der fulphurifchen Eigenfchaft. ift ein Oel im Centro
verborgem das urftändet von der freien Liebelufi, als aus der Ewig
' -341
keit; undoffenbaret fich mit-einem äußerlichen Wefen in der Zeit; i
das ift- die Offenbarung Gottes. , u *- z
-3747 Nun ift in demfelben Oele der Hunger; oder .die Liebebe
gierdenachdem Wefen der Zeit. als nach der Offenbarung der
Gottheit. Diefelbe Begierde greifet in der Zeit Wefen wieder nach
ihrer Eigenfchaft; als nach der Sonne; und der Sonne Eigenfchaft
greift-nach dem Oele im Centro der Frucht; und fehnet fich heftig
darnach; und ergiebet fich in die Frucht; und fauget die Kraft in fich;
und giebet fie in ihrer Freude aus; in die ftrenge Eigenfchaft der;
Frucht; und _fänftigec fie alle mit der Liebe; welche fie im Centro
im Oele der Freiheit empfähet. Alfo wird eine Frucht; welche an!
fänglich fauer und herbe ift; ganz ,lieblich und füß; daß_ fieder_
Menftl) effen mag. undalfo ift' die Reifung aller Früchte. *
38. Nunwerdet ihr an der Signatur im Aeußern die innere'
Gefialtniffe fehen; denn die Gefialtniffe im Salze; als in der Kraft;
erzeigen fich äußerlich.
39. Der Farben find gemein vier; als Weiß; Gelb; Roth und
Grünlich. Nach welcher Farbe nun die Frucht; als ein Apfel; am
meiften figniret ifi. darnach ift aua) der Gefchmack im Salze; als
weiß; mit einer klaren; fubtilen Haut; in etwa ein wenig dunkel; gie
bet Süße; die ift Veneris Eigenfchaft; ift der füße Gefchmack ftark
.und kräftig; fo ift Jupiter mächtig darinnen; ift er aber fchwach
und ekel; fo iii der Mond fiark darinnen; ift fie aber hart' und
etwas braune“ Farbe; fo ift Mars ftark darinnen; ift aber die weiße
Farbe graubraun; fo ift Saturnus ftark darinnen. Venus giebet
weiße Farbe; Mars roth und bitter am Gefrhmacke; Mars macht
Veneris Farbe licht; Mercurius giebet vermengte Farbe; und eröff-*
net im Marte die grüne; Jupiter neiget zur blauen; Saturnus zur
fchwarzen; fait grau: die Sonne macht die gelbe Farbe; und giebet
die rechte Süße im Salz; und bringet den lieblichen Geruch hervor;
welcher aus dem Schwefel urftändet; Saturnus macht herbe und
fauer; und fiellet fich jede Eigenfajaftim Aeußern dar; wie es im
Innern im Regiment ifi; auch an der Gefialt am Laube.
40. Man kann jede Wurzel; wie fie in der Erde ift; an der
Signatur erkennen; wozu fie nülze ift; eine folche Gefialt hat das
Kraut, und an den Blättern» und Slengeln fiehet man; welcher Pla
net Herr in der Eigenfchaft ift; vielmehr an der-Blume; denn' was
für einen Gcfchmack das Kraut und Wurzel hat; ein folcher Hun
ger ift in ihm; und eine folrhe Kur lieget darinnen; denn es hat
ein folch Salz. -
41. Das foll der Medicus wiffen; was für eine Krankheit im
Leibe fei entfianden, in was für einem Salze der Ekel im Mercu
rio fei entftanden; daß er feinem Patienten nicht weiter noch mehr
Ekel eingibt; denn fo er ihm das Kraut eingiebt; in welcher Eigen
fchaft der Mercurius vorhin einen Ekel hat empfangen; fo giebt er

e
F
- 342 -

ihm ein' Gift. da! fich di'. Gift im Ekel des Emmi' im Mercu
rio fehrer entzündet: es fei* denn. dnß er daffelbe Kraut in Afthe
...brenner und ihm eingiebet. fo “heilt-unt der Gift des Ekels die
Macht. denn diifelbe- Afthe ifi der Gift des lebei-idigeneMercurii-ein
Tod. Da' finden wir 'in der Magic. gewaltig. ' “
42. Der Medicus wiffe. daß alle Krankheiten vom' *Ekel in der
Gefialtniß der_ Natur entftehenz als* wenn eine Gefialt_ im Leben
die. oberfie ift: fo ihr alsdann ein widerwärtig Ding. ,das ihrer
Eigenfchaft Ganz zuwider ift. mit Gewalt ringt-führer wird. 'fei
gleich vom efiirne oder von» den Elementen. oder von/denfieben
Geftalten des Lebens. fo nimmts derfelde-n odetnGeflalt. 'welche
des Lebens Führer ifi feine Stärke und Kraft in feinem 7Salze. fo'
hebet decfelben obern Gefialt Mercutius an zu qualificiren. das ifi.
zu hungern und zu ekelnz und fo er niajt feiner felbft Eigenfchaft_
bekommet. verfkehet der leiblichen Gefialt. 'welche unter den fieben
Eigenfchaften oder Gefialten Primas ift im Eorpore. fo enzünder er
fich in feiner eigenen Giftquaal nach feines Lebens Eigenfchaft. und
treibet fich fo lange bis er feurig wird; fo erwecket er feinen eige
nen/Martem' und feinen eigenen Saturnum. welche ihn imprefien.
und das French im Eorpore im Giftfeuer verzehrt-n und des Lichts
Oel ganz verzehren; alsdann “erlifcht des Lebens Licht. fo ifis ge
fchehen. ,
43. Mag_ aber die Gefialtuiß des Lebens. darvon der Mercu
rius im Ekel in der Angft und Giftquaal entzündet iii. derer Eigen.
fchaft in feinen Hunger bekommen. deffen der Geift und Leib Pri
mas iii: fo krieger er feine eigene natürliche Streife, davon er lebet.
fo erfreuet er fich wieder und läßt den Ekel von fich. fo zergehet
der Ekel und wird ausgefpeietz aber der Medicus foll Acht haben.
ob nicht daffelbe Ding. das er dem Patienten will eingeben. auch
in feiner Eigenfchaft fiark im felben Wefen fei. davon der Ekel im
Leibe ifi entfianden.
44. Als. ich feße ein Erempel: Es wäre ein jovialifrher Mei-iich.
der empfinge feinen Ekel von lunarifcher Eigenfchaft. nun wüßte der
Arlt. wie er feinen Ekel habe. und richtete ihm eine jevialifche Kur
nach feines eigenen Geifies oder mercurialifchem Hitnger iu. das
wäre nun reci-t. Es wäre aber des Menden Eigenfchaft ftark in
dem Salze. das er dem Ekel wollte eingeben: ihr giebt er ihm Ekel
ein. So aber rie jovialiiche Kur vom Monte frei wäre. fo nimmt
der jovialifche Mercurius feine eigene Speife mit großer Begierde
ein und vccläffet den Ekel. Alfo ifis auch mit den Krankheiten.
weiche im Salniter als vom Ecfchrecken entfiehen. da gehöret nur
wieder ein foicher Schreck darzu. wie der erfie war. fo ift die Kur
fchon dar; oder ein folches Kraut. da der Salniter in foichei-"Eigen
fchaft inne lieget. wie er im felben Menfmen lieget.
*L
“ ' -3s3-'
iÄÖN* 4-5. Ich weiß 'und wird mir gezeiget. daß' der Sophifi_ itriih
radeln wird. daß ich tei-ene. da- göttliche Kraft fei ia der Frucht.
Gottes Kraft eineigne fich in die Gebärim der Natur. Höre. meint
Lieber. werde nur fehend. Ich frage di . wie ifi das Parade-is n
diefer Welrgewefdn? Ifis auch in der Natur offenbar gewefen.
ifis arrih in der Frucht gewefen. ifis in der Welt oder außer der
Welt gewefen? Ift das Paradeis in Gottes _Kraft geftanden. oder
'in den Elementen? Jft die Kraft Gottes ln der Welt offenbar ge-'
weten. oder verborgen? Öder. was ift der Fluch der Erde. nnd das
Austreiben Adams und Esä aus dem Paradeis? So fage mir.
wohnet Gott auch in der Zeit? Ifi nicht Gott alles in allen? Es
ftehet ja gefchriehen: Bin nicht ichs. der alles erfulletAJer. 23. 24.
Item: Dein ift das Reich. die Kraft und die Herrlichkeit. von Ewig
keit. Match. 6. 13. _ 7
B * x 46 Allhie_ befinne dich und laß mich ungetadelt. Ich fage
nicht. daß die Natur Gott fei. viel weniger die Frucht aus der Erde;
fondern ich fage. Gott giebet allem Leben Kraft. z es fei bös oder
gut. einem jeden nach feiner Begierde. denkt er ift felber alles. wird
aber nicht nach allem Wefen Gott genannt. fondern nach dem Lichte.
damit wohnet er ,in fich felber. _und fcheinet mit der Kraft durch
alle feine Wefenz er eineignet feine Kraft allen feinen Wefen und
Werken'. und ein jedes Ding nimmt feine Kraft an nach feiner
Eigenicbfift; eines nimmt Finftetniß. das aiidilre Licht; jeder Hun
ger begehret feiner Eigenfchaft. und das ganze Wefen ift doch alles
Gottes. es fei bös oder gut: denn tion und durch ihn ift alles;
was "nicht feiner Liebe* ift. das ift feines Zornes.
47. Das Paradeis ift nom in der Welt. aber der Menfch ift
nimt darinnen'. es fei denn daß er aus Gott wiedergeboren werde.
fo ift er nach derfelben neuen Wiedergeburt darinnen. und nicht mir
dem viereiementifmen Adam. Wenn wir uns doch eines wollten
lernen kennen. und verftiindens doch an dem gefchaffenen Wefen.
48. Seher. im Saturno lieget ein Gold vel-fchloffen. in ganz
unarhtbarer Farbe und Gefialt. das wohl keinem Metall ähnlich fie
het: und wenn mans gleich ins Feuer bringet und gar zerfchmelzt.
o wird man dom mans haben als ein unachtbar Wefen mit keiner
Geiiaitniß der Tugend. bis der Kiinfiler dariiber kommt. und den
rechten Proceß mit ihm hält. fo wird offenbar. was darinnen gewe
fen ift. *
49. Alfo num ingleichen wohnet Gott in allen Dingen. und*
das Ding weiß nichts von Gott; er ift auch dem Dinge nicht of
fenbar. und es empfäher doch Kraft von ihmz aber nach feiner
Eigenfchaft. entweder von feiner Liebe. oder von feinem Grimmez
und wovon es nimmt. alfo figniret fichs auch im äußern. und ift
doeh das Gute auch in ihm. aber der Bosheit gleichwie ganz ver
fihloffenz wie ihr deffen ein Exempel an einem Dornfiraucloe habet.
.._
344
und an andern' fiachlichten Dingen mehr, darausdorh eige fchöne
wohlrieclyende Blume wächft. und zwo Eigenfchaften darinnen liegen,
eine liebliche und eine feindlirhez weläze fieget, die bildet die Frucht.
50. Alfo auch der Menfch war eine fchöne Paradeisblumegulid
Frucht gefchaffenz aber feine dornichte Eigenfchaft erweckteihm in
Teufel durch die Schlange, verfiehet das Centrum der grimmen Na
tur Eigenfchaft. welches in feiner paradeififchen Quaal in 'ihm nicht
offenbar ward; als aber fein Hunger in die dornichte. falfche Schlan
geneigenfchafh als in Tod einging. fo drang des Todesund der fal
fchen Schlange Eigenfchaft in des Teufels Begierde in feinen Hun
ger ein, und erfüllete Seele und Leib, alfo hub der falfchen Schlange
Hunger in ihm an zu qualificiren. _und wachete der Tod in ihm auf.
fo verbarg fich das Paradeis in ihm„ denn das Paradeis trat in fich
ein, und der Schlange Gift in des Todes Eigenfchaft wohnete auch
in fich, ißt war es Feindfchaft. . * -
51. So fprach Gott zu ihm: Des 'Weibes Sacime foll der
Schlange den Kopf zertreren, und fie wird ihn mit der Todesgift
in die Ferfe fiechen. Gen. 3. 15. Verftehet. das verfchloffene und
-im grimmen Tod gefangene Paradeisbild. in welchem das Wort der
Gottheit 7 als der göttliche Mercurius regierte und wirkete. verblich,
gleichwie das Gold im Saturno verblieben ifi. daß man nichts fiehet.
als ein unachtbares Wefen, bis der rechte Künfiler darüber kommt
l und erwecket wieder den Mercurium in dem verfchloffenen Golde, fo
wird der todte verfchloffene Leib des Goldes im Saturno wiederum
lebendig; denn Mercurius ift fein Leben. der muß ihm wieder ein
geführet werden. alsdann blicket der todte Leib des Geldes hervor
und überwindet den groben Saturnum. darinnen er verfchloffen lag,
'
und transmutiret feinen unachtbaren gehabten Leib in einen fchonenf
herrlichen, güldenen.
52. Alfo auä) ingleichen der Menfch lieget ihr nach feinem
Falle in einer groben. ungeftalten, viehifchen, todten Bildniß ver
fchloffen: er fiehet keinem Engel gleich, viel weniger dem Paradeis.
Er i| wie der grobe Stein im Saturno. darin-nen das Gold verfchloffen
lieget; feine Paradeisbildniß ift an ihm, als wäre fie nicht, ift auch
nicht offenbar. Der äußere Leib ift ein fiinkender Eadaver. weil er
noch in dem Gifte lebet. er ift ein bofer Dornftrauch. aus dem doch
etwan fäobne Rösle-in blühen und aus den Dornen wachfen. und
das Verfchloffene offenbaren. was in dem grimmen, giftigen Mer
curio verborgen liege. als lange bis der Künfiler. der ihn gemacht
hat, über ihn kommt, und führer wieder den lebendigen Mercurium
in fein verblichenes und in Tod gefangene-s Gold oder Paradeisbild
' niß ein. daß das verfrhloffene Bild. welches aus göttlicher Sanft
muth und Liedewefenheit erfehaffen way-wieder im göttlichen_ Mer
curio. als im Worte der Gottheit. welches wieder in die verfchloffene
Menfchheit einging. grüner: alsdann transmutiret der göttliche Mer
345
_._ r

cuxius den grimmen Mercurium in feine Efigenfchaft. So ift Chri


ftus„ der der Schlange, als dem Gift und Tode :im Zorn Gottes,
den Kopf zertritt (verfiehet der grimmen Todesmachtx geboren, und
fiehet auf ein neuer Menfch in Heiligkeit und Gerechtigkeit, der vor
Gott_ lebet, gleichwie das verfchloffene Gold aus der irdifchen Eigen
fthaft hervorblicket.
53. Und wird dem Kiinftler von Gott erkoreti hiemit Klar an
gedeutet, wie er fuchen folli anders nichw als wie er fich hat felber
gefucht und in des klaren Geldes Eigenfchaft funden: alfo ift auch
„ diefer Proceßi und nicht ein Fundlein anders. denn der-Menfeh und
die Erde mit ihren Heimlimkeiten liegen in gleichemFluche und Tode
verfchloffen, und bedürfen einerlei Wiederbringung. *
54. Ader dem Suche.: wird dieß gefagt» und will ihn treulich
gewarnet habent alfo lieb ihm feine zeitliche und ewige Wohlfahrt
ifi„ daß er fich ja nicht ehe auf die Bahn maäiei die Erde zu ver
fuchen, und das Verfchloffene herwiederzubringen, er fei denn felber
zuvor aus dem Fluche und Tode durch: den göttlichen Mercurium
wiedergeboren, und habe die göttliche Wiedergeburt in ooller Erkennt
niß, fonft ifis alles vergebensz es hilft kein Lernen. denn das erfu
chet„ das lieget im Tode, im Zorn Gottes„ im Flnche oerfchloffenz
will ers lebendig machen 'und in fein Erfies fehen. fo muß daffelbe
Leben in ihm zuvor offenbar fein; alsdann mag erefagen zum
Berge: Hehe dich von dannm, und [iin-ze dich ins Mei-rz und zum
Feigenbaurne: Es wachfe hinfoct auf dir keine Fruthh fo wirds ge
fthehen. '
55. Denn fo der gdttliäie Mercurius im Geifie lebet und of
fenbar ifh fo alsdann der Seele Willengeift in etwas imaginiret, fo
gehet auch der Mercurius mit ihm in der Jmaginationi und ent
zündet den in Tod gefaßten Mercuriuim als die Gleichniß Gottes
oder die Offenbarung, damit fich der lebendige Gott hat offenbaret.
56. Ich weiß und fehe es, daß der Spötter in des Teufels
Decke mich noch mehr verdächtig machen wird, indem ich fchreibe
vom innern und äußern Mercurio„ und verfiehe mit dem innern
das Wort Gottesi oder den göttlichen Halh als die Offenbarung der
Ewigkeit des Ungrundeeh und mit dem äußern verfiehe ich den Amt
mann in der Natur, als den Werkzeug, welchen das innere: leben
dige, kräftige Wort oder göttliche Hall ffihren damit er machet und
wirketz fo wird mirs der Sophift übe( deuten und fagen: ich ver
menge es in Eines, und halte die Natur fiir Gottz wie mir zu
vor Babel auch gethan hat. Dem fage ich: er fehe meine Worte
reiht an, und lerne es recht verftehenz denn ich rede bisweilen aus
dem himmlifchen Mercurio, und fehe einig denfelbem und dann gar
bald nenne ich den Werkzeug des himmlifchen: darum habe er Acht
auf den Verfiand, ich fchreibe nicht heidnifch„ fondern theofophifclx
:- e46 --;
> aies einem* höheren Grunde als* der äußere WkÜiiiöiflet ifly *W
dann aus demfelben. - "

Das 9. Kapitel.
Von der Signatur. wie das Innere »das Aeu
ßere bezeichnet.

Die ganze äußere fichtbare Welt mit all ihrem Wefen ift eine
Bezeichnung oder Figur der inneren geiftlichen Welt; alles was im
/ Inneren ifi.-und wie es in der Wirkung ift. alfo hats auch feinen
„e Charakter äußerlich. Gleiihwie der Geift jeder Kreatur feine inner
liche Geburtsgefialtniß mit feinem Leibe darfkellet und offenbaret.
alfo auch das ewige Wefen. **
2. Das Wefen aller Wefen ifk eine- ringende Kraft. denn das
Reich Gottes ftehet in der Kraft. und auch die äußere Welt z und
ftehet vornehmiich in fieben Eigenfchaften und Geftalten. da eine
jede die andere uriachet und machet. keine ifi die erfie noch lehre'.
/ fondern es ift das ewige Band: darum hat auch Gott fechs Tage
zum Wirken dem MenfwenÜeördnet. und der fiebente Tag ift die
Vollkommenheit. darinnen die fechs ruhen; er ift das Centrum. da
die fechs mit ihrer Begierde hinlaufen. Darum hieß ihn Gott den
Sabbat oder Ruhetag; denn darinnen ruhen die fechs Geffalten der
wirkenden Kraft. Er ift der göttliche Hall in der Kraft. oder die
_ Freudenreich. darinnen die andern Geffalten alle offenbar werden.
denn er ift das gefaßte Wort.. oder die göttliche Leiblicizkeit'. durch
welches alle Dinge find zum Wefen erboren und ankommen. „
Z. Daffelbe gefaffete Wort hat fich mit Bewegung aller Ge.
fialten mit diefer fichtbaren Welt. als mit einem fichtbaren Gleich
niß offenbaret. daß das geiftliche Wefen in einem leiblichen begreifli
eden offenbar fiirndez als. der innern Gefialt Begierde hat an äußer
lich gemacht. und ftehet das Innere* im Aeußeren. das Innere hält
.das Aeußere vor fin» als einen Spiegel. darinnen es fich in der
Eigenfchaft der Gebärung aller Geftaltniffe befiehetz das Aeußere ift
feine Signatur.
4. Alfo hat ein jedes Ding. das aus dem Innern ift geboren
/ worden. feine Signatur. Die oberfie Gefialtniß'. fo im Geifie des
Wirkens in der Kraft die oberfte ifi. die bezeichnet das Corpus am
meiffenz diefer hungen die anderen Gefialtnifie an'. wie man das
R
347
an' allen lebendigen Kreaturen anGeßalt des Leifes; an Sitten und
Geberden fiehet; am Halle; Stimmen und Sprachen; fowohl an
Bäumen; Kräutern; Steinen und Metallen; als wie das Ringen in
der Kraft des Geiftes ifi. fo fiehet auch die Figur des Leibesfida;
und alfo ift auch fein Wille; alfo lange der Sud im Geifiledenwil
fd feudet, * - 4
5. So aber der Künfiier darüber kommt mit dem reiht-iin Mir-x
cut-to; darinnen der Sud fiehet; fo mag er die faiwächfte Gefialt zu
oberfi drehen; und die fiat-kette zu unter-fi; alsdann bekommt der
Geift einen anderen Willen; nach derfelben oberfien Gefialt; weiche
zuvor mußte ,Knecht fein; die wird alsdann Herr in den fieben 'Ge
fialten; wie Chrifius zu dem Kranken fagte: Stehe auf; dein Glaube
hat dir geholfen; und er ftund auf: alfo 'ingleiäjen ift diefes auch;
eine jede Gefialt hungert nas) dem Centro; und das Centrum ift der
Hall des Lebens; als der Mercnrius; derfelbe ift der Werfmeifier
oder Formirer der Kraft. So fich derfelbe Hall im Hunger der
niedriaften Gefialt in der ringenden .Kraft einergiebt; fo fchwinget et
feine Eigenfchaft (verfiehet derfelben Gefialt Eigenfchaft) in die Höhe.
Alfo hat ihm feine Begierde oder Glaube geholfen. Denn in der
*Begierde fthwinget fich der Mercurius in die Höhe; dns war auÖ
ln Ehrifii Patienten alfo. ;
6. Die Krankheit hatte fie eingenommen; und der Gift des
Todes hatte fich im Mercurio ernporgefcijwungen. Nun hnngerte
aber die Gefialt des Lebens im Centro ist als eine verfchmactitete
und niedrige Eigenfchaft nach der Freiheit vom Ekel los zu fein;
weil doch in Chrifto der Mercurius in göttlicher Eigenfchaft [eben
dig war; fo ging der fchwaehe Hunger in Chrifti fiarken Hunger
nach de' Menfchen Gefundheit ein: ist empfing der ftbwaäie_ Hun
ger den fiarken in der Kraft; fo fpraih der göttliche Hall in Chrifto:
Stehe auf; frhwinge dich in die Höhe; dein Glaube; dns ift; deine
Begierde; die du in mich einführeft; hat dir geholfen. Luk. 17; 19.
7. Alfo fchwinget fin. das Leben über den Tod; das Gute
über das Bdfe; und hin-nieder das Böfe über das Gute; wie im
Lutifer und Adam gefchah; nnd noch täglich gefchieht; alfo figniret
fich ein jedes Ding; welche Gefialt Pet-nas wird; die nimmt den
Gefchmack; fowohi den Heil! im Mercurio ein; und fignriret das
Corpus nach "einer Eigenfchaft. Die andern Gefiälte hangen der'
an als Mitgehülfen; geben zwar auch ihre Signatur darein; aber
fthioäcijliai.
8. Es find vornehmlich fieben Gefiälte in der Natur; beides
in der ewigen und äußeren; denn die äußeren gehen aus der ewigen.
Die alten Weifen haben den fieben Planeten Namen gegeben nach
den fieben Gefialten der Natur; aber fie haben viel ein anders dn
rnit verwenden; nicht nur allein die fieben Sterne; fondern auch die
fiebenerlei Eigenfchaften in der Gebärung aller Wefen. Es ift kein
„. 348 ...
.Ding im Wefen aller Wefenz es hat die fiebensEigenfi-lpaften-in :fichz
denn fie find das Rad des Eentri, die ltrfarhen „des Sulphurisr in
lvelchem Mercurius den Sud in der Angfkquaal„ machet. f - 9'"
..-„; e,9., Die fieben Geftalten find diefer als: die Vegierde-.oderJni
preffion heißet Saturnusz in _welche fichxdie freie Luft der Ewigkeit
mit einergiebeh die heißet in der Jmpreffion Jupiter, wegen ,der lieb
lichen Krafh denn _die faturnalifehe Kraft fchleußet ein* -machet hart,
Haltzund finfier, und verurfaitzet den Sulphuxy als das Geifileben,
_verfiehet das bewegliche Geiftlebem als das natürliche: und die freie
Luft machet, daß fich die Impreffion fehneh-“von ,der finfiern herben
Härtigkeit los zu fein, und heißet gar gut Jupiter, als eine Begierde
des Verftandes, welche die Finfterniß eröffnet und einen andern
Willen darin offenbaren . '
10. In denen zweien Eigenfcbaften wird Gottes Reich als der
urfiand vorgemahletf und dann _Gottes Zornreiclx als der finfiere
Abgrund, welcher eine Urfache der Bewegniß im Saturno als in
der Impreffion ift. Die Impreffion, als der_ Saturnus, machet das
Nichts, als die freie Luft' beweglich und empfindliche fowohl findlichz
denn fie urfacbet, daß Wefen ivirdr und Jupiter ift die empfindliche
Kraft aus der freien Luft zur Offenbarung aus dem Nichts in Et
was, in der Jmpreffion des Saturni, und find zwo Eigenfchaften
in der Offenbarung Gottes nach Liebe und Zorn, als ein Modell der
ewigen Gefialtniß, und find ein Ringen als eine Widerbegierde ge
gen einanderz eine machet Gutes und die andere Böfes, und da es
doch alles gut ift. Allein wenn man von der Angfiquaah und dann
der Freudenquaal will reden, fo unterfcheidet man, daß man verfiehe,
was jeder Quan( Urfache fei. .
11. Die dritte Gefialt heißetMars, das ift die feurend Eigen
fchaft in der Impreffion Saturni, da fich die Impreffion in große
Angft, als in einen großen Hunger einführen_ Er ift das Peinliche,
oder die Urfache des Fühlens, auch die Urfache des Feuers und Ver
zehrens und Widerwillens„ als der Bosheitz aber im Zoom "als in
der freien Luft im Oiichts, urfachet er die feurige Liebebegierde, daß
die Freiheit als das Nichts begierlich wird„ daß es fich in Errrpfind
lichkeit, als in das Freudenreich einführet. In der Finfierniß iff er
ein Teufel, als Gottes Grimm, und im Lichte ift er ein Engel der
Freude, verfiehet folche Eigenftkiaftz denn da' diefe Quan( im Luci
fer finfier ward„ fo hieß er ein Teufelz weil er aber im Lichte war,
fo war er ein Engel: alfo auch im Menfchen zu verfiehen.
12. Die vierte Eigenfchaft oder Gefialt heißet Sol„ als das
Licht der Natur. welches in der Freiheit_als im Nichts feinen An
fang hat, aber ohne Glanz, und fich mit der Luft in die Begierde
der Jmpreffion des Saturni einergiebt, bis in die grimmige Martis
oder Feuerseigenfchafh allda dringet die freie Luft, welche fich in der
Jmpreffion in Martis Eigenfchaft in der verzehrenden Angftxund in
- 349 .
Saturni Härte hat gefchärfeß im Jupiter aus, als eine Schärfe
der Freiheit und ein -urftand des Nichts, fowohl der Empfindlich
keit: und das Aus-dringen aus des Martis Hiße und Angfh und aus
des Saturni Härte ift der Schein des Lichtes in der Natur, das
giebet im* Saturno, Iove und Marte den Verfiand, als einen Geifi;
der na; in feinen Eigenfchaften erkennen was er ift„ der dem Grimm
wehret, *und ihn aus der Angft aus Muttis Eigenfchaft in Iovis
*Eigenfehaft einfuhrett als aus Angft in eine Liebebegierde.
13. In diefen vier Gefialten ftehet die Geiftesgeburt, als der
wahre Geifi im innern und äußern, als der Geift der Kraft im"
Wefen; diefes Geiftes Wefen oder Leiblichkeit ift Sulphur. Ihr Rab
bini und Meiftem wenn ihr doch verftehen könnten wie treulich 'es
euch, offenbaret und gegeben wird„ was eure Vorfahren im Verfiande
haben gehabt, woran ihr ißt lange Zeit feid blind gewefenz das macht
eure Hoffarw das fiellet euch- Gott als der höchfie Verfignd, .durch
alberne zuvor ungegrundet Werkzeug vor, weläien er felber'*gegrr'tndet
hat, ob ihr noch einft fehen und der peinlichen Quan( entrinnen wolltet.
14. Die fünfte Gefialt ift Venus„ der Anfang aller Leiblich
kein als des Waffers„ die entftehet in Iovis und Muttis Begierde,
als in der Liebebegierde aus der Freiheit/ und aus der Natur, als
aus der Impreffion Begierde im Saturnot im Marte, in der gro
ßen Angfi. von der Angft frei zu -fein, und führ-et in der Begierde.
feiner Eigenfchaft zwo Gefialtniffe: als eine feurige vom Marte, und
eine wäfferige vom Jude, verftehet ein? himmlifche und irdifche Be
gierde. . '
15. Die himmlifche entfiehet aus der himmlifchen von der Ein
eignung der Gottheit in die Natur zu feiner Selbftoffenbarungz und
die irdifche entftehet aus der Impreffion der Finfierniß im Marte,
als in des grimmen Feuers Eigenfchaft: darum ftehet diefer Begierde
Wefen in zweien Dingen, als im Waffer vom Urftand der Freiheit,
und im Sulphur vom Urfkande der Natur nach der Impreffion.
16. Die äußere Gleichniß des himmlifihen ift Waffer und Oel
verftehet nach der Sonne ifts Waffen, und nach Iove ifis Oel, und
nach der harten Impreffion Saturni ifts nach dem himmlifwen, nach
Marte, Kupfer, und nach Sole Gold , und nach der irdifchen Im
preffion nach der Finfierniß Eigenfchaft *ifis im Sulphur Gries das
ift Sandz nas) des Martis Eigenfchaft eine Urfache aller Steine,
denn alle Steine find Sulphur aus Saturni und Martis Gewalt,
in Veneris Eigenfchaft, nach der finftern Jmpreffion, verfiehet nach
dem irdifchen Theil. f '
17. O ihr lieben Weifem wenn ihr wiißtetf was im Kupfer
lieget, ihr würdet eure Dä>)er nicht fo edel decken, der Gewaltige
verleuret oft fein Leben um des Knechtes willen, und den Herrn becker
er auf fein Dach; darum ift er blind: das macht in ihm feine fal
frhe Venusbegierde, daß er die im Saturno und Marte faffet, und
'K _-q
350
führet die. in Sole aus. Faffete er feine Venusbegierdex-.im JW.
f0 möchte: er über den hungrigen Marlene herrfchen. der in Ve
nere lieget. und der Veneri im Sulphur hat fein Nö>lein angezo
gen. Alfo zeucht Mars auch allen feinen Dienten. die 'ihn und
Saturnum lieb haben. fein Röcklein an. daß* fie nur .das Venus- -
Kupfer und ninit fein* Gold. im Kupfer finden. Der Geift des Su
chers. fähret in Sol. als in Hoffart. und denket. er habe Vene-rem.
aber er hat Salut-mim. als den Geiz: führe er- inrWaffer. als/in
der gelaffenen Demuth der Veneris aus.. fo. würde- 'ohm der Stein
der Weifen offenbar. - 7 K - ,
18. Die fechste Geftalt ift Merci-nus.. als das Leben- und die
turrro
Entfcheidnng
und Marte
oder if'
dererFormer
an einem;
in Theil
der Liebe
irdifch
und,nach
Angfi.
der: harter:
Im Im*

pceffion. da fein Bewegen und Hunger ein.: fiacbljtbt. feindig. und'


nach dem Feuer ein bitter Wehe ift. und nach dem Waffer in dem
,irdifchen Sulphur. als in der Ertbdtung eine Giftquaal.
19. Lind nach dem ander-n The-il nach der Freiheit» Luft. iii*
er im Iove und Venere *die liebliche Eigenfchaft der Freude. item
des Grünens und Wachfens. und _nach der Jmpreffion des himmli
fchen Saturni. und nach dem Marte in der Liebebegierde ifi er im
Geifie der Hall. vecfiehet der Entfcheider des Halles. als des To
nes; item alles Geichreies. der Sprachen und alles was laute-tz
durch feine Gewalt wird alles unterfchieden. Venus und' Saturnus
* tragen ihm feine Laute. und er ift der Lautenfchiäger. er fehläget
auf Venus,und Saturnus. und Mars giebet ihm den Klang aus
dem Feuer. alfo freuet fichIupiter in Sole.
20. Allhie lieget das Mhfierium. lieben Brüder. Mrcurius
machet, im Iove den Verftand ,denn er unterfcheidet die Sinne. daß,
fie fliegend find z. er faffet die Unendlichkeit der Sinne in feine Be.
gierde. und machet fie wefentlich. das thut er im Sulphur. und'
fein Wefen ift diexmancherlei Kraft des Geruches und Gefchmackes.
und: Saturnus giebt-t feine, Schärfe darein. daß es ein Salz ift'. Ich
verftehe aber allhie das Kraflfalz in dem vegetabilifcljen Leben: das*
Steinfalz machet Saturnus im Waffer. er ift ein himmlifcher und
irdifcher Arbeiter. und arbeitet in jeder Gefialt nach der Geftalt Ei
genfchaft. wie gefchrieben fiehet: Bei den Heiligen bift du heilig. und
bei den Verkehrten bift du verkehrt. Pf. 18. 26. 27.
21. In den heiligen Engeln ift der himmlifche Mercier-ins hei.
lig und göttlich. und in den Teufeln ift er die Gift und der Grimm
der ewigen Natur nach der finftern Impreffion Eigenfchaft. und
alfofort durch alle Dinge. Wie ein Ding einer Eigenfchaft ifi. alfo
ift auch fein Mercurius. als fein Lebenz in den Engeln ift er der
Lobgefang .Gottes. und in den Teufeln ift er. das Flachen und Err
wecken des Widerwillens der bittern giftigen Feindfcljaft.
-2 ein 2
.ag 22.*Alfo num im Menfchen und allen Kreaturen zu, verfiehen *
ift'. in allem dem. was lebet und weber: denn der äußere Mercu
rius ifi in der äußern Welt das äußere Wort. er ,ift das äußere
Verbunr. und der Saturnus mit der Jmpreffion ift .fein Fiat. der
ihm fein Wort leiblim mamet. und im innern Reime der göttli
chen Kraft ift er das ewige Wort des Vaters. dadurch er alle Dinge
im äußern (verfiehet mit' dem Werkzeuge des äußern Mercurii) ge..
machet hat: der äußere Mercurius ift das zeitliche Wort. das aus
gefprocbene Wort. und der_ innere ift das ewige Wort. das [pre-
chende War-t.
x23. Das innere Wort wohnet im äußern. und_ mamet durch
das äußere alle äußere Dinge. und mit dem innern die inneren Din..
ge. Der_ innere Mercurius ift das Leben der Gottheit. und aller -
göttlimen Kreaturen; und der äußere Mercurius i| das Leben der
äußern Welt und aller äußerlichen Leiblimkeit in Mulifbfn und Thie
ren. in Womit-eden und Gebete-enden. und macht ein eigen Prin
cixium. al. eine Gieiehniß der göttlichen Welt. und das ifi die
OLWbarung der göttlichen Weisheit.
24. Die fiebente Gefialt heißer_ Luna. das gefaffrte Wefen. was
der Werne-iu. im Sulphur hat gefaffet. das ifi ein leiblimer oder
wefentlimer Hunger aller Gefiältniffe. Es lieget_ aller fechs Geftal
ten .Eigenfmaft darinnen. und ift gleich als ein-leibtich Wefen der
andern-allen.. Diele Eigenfchaft 'ft gleich als ein Weib der andern
Geßalirn. dem' die, andern Gefiqiten werfen alle ihre Begierde durch
Salem, in Lnnam; denn in Sole werden fie geifilim. und in Luna
leiblich. Darm-n nimmt der Mond der Sonne Schein an fich. und
fmeinet aus der Senne; was die Sonne in ficlx im Geiftleben i|
und mam-st. das ifi und mamet Luna in fim leiblich: erift himm
lifm und irdifm. und führer das wamfende Leben. er hat das Men
ftcuum. als die Matricem Veneris in fich. in feiner Eigenfchaft gerin
net alles. was leibiich wird. Saturnus ift fein Fiat. und Mercurius ift
fein Mann. der_ ihn fmwängert. und Mars ifi feine vegetabilifme Seele.
und die Sonne ift fein Centrum im. Hunger. und nimt ganz in der Ei.,
genfmaft. denn er empfäher von der Sonne nur die weiße Farbe. nimt
die» gelbe oder rothe. als die majefiätifme: darum lieget in feiner-Eigene
(Wil in Metallen das Silber. und in Solis Eigenfchaft das Gold.
25. Weil aber Sol ein Geift ohne: Wefen ift. fo hält Satur
nus der Sonne ihr leiblim Wefen in fich zur Herberge. denn er
ifi das Fiat der Sonne; er hälts in feinem finftern Kalten verfchlof
fen. und .ze-wahrer es nur. "denn es ifl nimt fein eigen Wefen. bis
die Sonne ihren Werkmeifter den Mercurium zu ihm fmicket. dem
giebt ers und foafi keinem.
26. Das merket ihr Weifen! Es ifi kein Tand oder Betrug.
der Artifta fait uns wohl verliehen. er foll das verfmloffene Kleinod
W Saturno in_ die Mutter der Gebärung, als in Sulphur einfüh
_ 352-4*
ren. und den Werkmeifier- nehmen( und alle Gefiälte zertheilemund
die Viele“ der Hunger entfondern: welches der Werkmeifirr-felbcr
thut. wenn -der Artifia das Werk in die erfie Mutter einführet.
als 'in Sulphurz aber er -muß das bbfe Kind den Mercurium von
ehe mit der philofophifchen Taufe kaufen. daß er nicht ein Huren
kind aus Sole maaxe. alsdann führe ers in die Wüfte. * und vere*
fuche. ob der Mercurius nach der Taufe will Mantia in_„der Wüfie
efien. oder ob er will aus Steinen Brot machen. oder ob er-will
als ein fiolzer Geifi fliegen und fich vom Tempel fiürzen. oder ob
er will Saturnum anderen. in welchem der Teufel verborgen fißet?
Das foll der Artifta merken: ob Mercurius das böfe giftige Kind
die Taufe annimmt. ob er von Gottes Brot effen mag. Wo er alfo
'iffec und in der 'Verfuchung befiehet. fo werden ihm nach vierzig
Tagen die Engel erfcheinen. fo gehe er aus der Wüfie und effe feine
Speife. fo ift der Artifta zu feinem Werke gefch-icktz wo nicht. fo*
laffe ers ja bleiben. und halte fich noch zu unwürdig darzu. * Er
'muß den Berfiaud der Gebärung der Natur haben. oder es ift alle
feine Mühe umfonfi: es fei denn. daß ihm aus Gnaden des Höchften
ein :Particular fei gegeben worden. daß er kann Venerem und Mar
tem tingiren. welches das Kürzefie ift. fo ihm Gott ein folches Kräut
lein zeiget. da die Tinctur inne lieget.
27._Der lunarifäze Leib der Metalle liegt im Sude der Erde
im Sulphure und Mercurio mit Veneris Kleider im Innern überzo
gen. und im äußern mit Saturni Röcklein gekleidet. wie vor Au
gen ifi. und ift einen Grad äußerlicher als der folarifche Leib) nach
Luna ift Iovis Leib auch einen Grad äußerlicberz nach Jove ift
Veneris Leib auch einen Grad äußerlicherz aber Venus ifi ein fchlim
mer Vogel. fie hat auch den innern folarifchen: fie nimmt des Mar
tis Röcklein über fich. und verftecket fich felber in Saturni Kafien.
aber fie ift offenbar und nicht heimlich.
28. Nach- Venere ift Mars auch einen Grad äußerlicher und _
näher zur Irdigkeitz und nach Marte ift Mercurii Leib. als ein
Partikel der andern aller. der irdifchen Leiblichkeit an einem Theil
am nähefien. und am andern Theil der himmlifäzen am nähefien:
und nach Mercurio ift Luna am irdifchen Theil ganz irdifch. und am
himmlifchen Theil ganz himmlifchz er führer ein irdifch und himmlifch
Angefimt gegen allen Dingen: dem Böfen ifi er bös. und dem Gu
ten ift er gut. einer lieblichen Kreatur giebt erfein Befies- im Ge
fchrnack. und einer böfen giebt er den_ Fluch der verderbten Erde.
L9. Nun diefes alles. wie die Eigenfchaft eines jeden Dinges
im Inneren ift. alfo bezeichnet fichs im Aeußeren. beides in den
lebhaften und wachfenden Dingen: das werdet ihr an einem Kraute
fchen. fowohl an Bäumen und Thieren. auch an Menfchen.
30. Ift die faturninifche Eigenfchaft in einem Dinge mächtig
und Primas. fo ifis in der ,Farbe fchwarz. graulickyt. hart und

Q .
.- 353
derl» fcharf, feuer oder gefalzen am ,Gefehmam bekommt einen lan
gen mageren Leid, an den Augen grau, fowohl an der Blume dun
Bel7 gar fchlecht am Leibe, aber hart am Angriffe: wiewohlSaturni
Eigenfeheft fetten nn einem Dinge allein mächtig ifi, denn er er
eoeeket mit feiner harten Impreffion bald den Marte-m, der maazt
feine Eigenfcloafthdckeiiit und buckliclyt, ganx knorrictit. und wehret,
daß der Leib lang wächfet, fondern wird äftig und wild, wie an den
Eimbäutuen und dergleiäzen zu fehen ift.
** 31. Jfi aber Venus an einem Orte im Seide der Erde dem
Saturno am ncihefien, fo giebet der 'Sud im Sulphur Saturni ei
_ nen langen fiat-Leu Leid, denn fie giebet ihre Süßigkeit in Saturni
Impreffion, davon Saturnus ganz luftig wird; und fo Venus vom
Marte nicht verhindert wird„ fo wirds ein großer, langer, fchlechter
Baumi Kraut, Thier oder Menfchr was es denn ift'.
Z2. Jfts aberr daß ihm Jupiter. in Veneris Eigenfthaft am
nähefien ift, daß Jupiter fiärker im Saturno i| als Venus, und
Mars unter Venere ifi, fo wirds ein kdftlieher Leid» voll Tugend
und Kraft„ .auch guten Gefchmacksz feine Augen find blau und et.
wie., weißlihn demitthiger Eigenfchaft, aber ganz mächtig. Kommts,
daß Mercuclu' zwifchen Venus und Jupiter inne ift, und Mars zu
unterfi. fo wird diefe Eigenfchafc im Saturno im höchfien Grad
gradiret, mit aller Kraft und Tugend, in Worten und Werkety mit
großem Verfiande. :
33. Ifis in Kräuternr fo werden fie lang, eines 'tritt-lern Lei
bes7 fehr wohlgefialw fchöner Blumeni weiß oder blau. Wo fich
aber die Sonne auch mit ihrer Eigenfrhaft darzu eindringen fo neie
get fichs mit der Farbe oft wegen der Sonne zur gelben; fo fie
vom Marte unverhindert ifiY fo ifi das Uniderfal ganz herrlirh in
diefem Dinge, es fei ein Menfch oder andere Kreatum oder ein
Kraut der Ecdm das mag der Magus merkem es wider-fiehet aller
Bosheit und falfchem Eingriffe von Geifiecn, wie die auch immer
fein mögen, fo fern ein Menfch nicht felber falfch wird, und feine
Begierde nach .dem Teufel neigen wie Adam that, in dem das uni
verfal auch ganz war; *
34. Mit folcher-t Kräutern ift gut zu kuriren und zu heilen
ohne einige Kunfi des Artiftem aber man 'wird fie felten finden,
“auch unter vielen fiehet fie nicht einer, denn fie find dem Pa
rade-is nahe; der Fluch Gottes verdecket dem böfen Auge das Se
hen, daß es das nicht fiehet, und ob ers vorn Augen fiehen hätte.
Jedoch in einer folchen Eonjunction der Planeten find fie offenbar,
und mögen fich nicht verbergen.
Z5. Darum lieget in manchem Kraute und Thiere große Heim
lichkeit, wenn dieß der Artifia wüßte zu gebrauchen und kennete es.
Die ganze Magia lieget darinnen, aber wegen des Gottlofen ift mir
zu fchweigen god-item der es nicht wet-th ift, und billig mit der
7]. 23
.- 354 ~
Plage. damit er andere Fromme plaget. und fich im Kothe fudelt.
geplaget werde. i 7
36. Jft aber Mars in feiner Eigenfchaft dem Saturno am'
nähefien. und Mercurius einen Gegenfchein darein wirft . und Be.
neris Gewalt unter Marte ift. und Jupiter unter Veneris Eigen
fchaft. fo wird aus diefer Eigenfchaft alles verderbet und vergiftet.
ein giftig Kraut. Baum. Thier und was das fein mag; fället es
in die verderbte menfwliche Eigenfchaft. fo„ifi dem vollend zum Uebel
geholfen; kommt aber der Mond mit feiner Gewalt auch darein. fo
ift die falfche Magia in des Monden Menftruo fertig. und die Zau
berei offenbar: --deffen ich allhie weiter gefchweigen foll und nur die
Signatur anzeigen. -
37. Am Kraut ift die Blume etwas röthlicl) und fchielicht. i|
fie aber zur Weiße geneiget neben der Röthe. das ift Veneris Ge
walt. die etwas einen Einhalt thut; ift fie aber nur röthliclyt und dun
kel fchielicht mit einer rauhen Haut am Stengel. Laub und Blit
the. fo ift der Bafiliscus darinnen zur Herberge: denn Mars ma
chet rauh. und Mercurius ift giftig darinnen. der giebet fchielichte
Farbe. Mars die rothe. und Saturnus die dunkele. das ift eine
Peftilenz im Menftruo des Mondenz aber dem Artifien ifts ein
Kraut wider die Peftilenz. fo er dem Mercurio den* Gift nimmt.
und giebet ihm Venerem und Jovem zur Speife. fo führet Mars
die vegetabilifche Seele in Sole aus. und machet aus feinem Grim
menfeuer ein Liebefeuer. welches der Kirnfiler wiffen foll. will er
ein Doctor genannt fein. _
38. Diefe Eigenfchaft figniret aua) die lebendigen Kreaturen.
beides im Hall und im Angefichte. Er giebet einen dunkelen Hail.
etwas zur hellenStimme geneiget vom Marte. frhmeimelnd und
ganz falfch. liigenhaft. gemein rothe Pirnktlein in Augen. oder
fäfielicht verdrehende unftete Augen. Alfo auch in Kräutern am Ge
fchmacke ganz ekel. davon in des Menfcloen Leben. als im Mercurio.
fo er das in fich bekommt. eine quellende Gift entftehet. und das
Leben verdunkelt. » _
Z9. Auf diefer Eigenfchaft Kräuter foll der Medicus Acht ha
ben. fie dienen gar nicht in Leib. fondern find giftig. weß Namens
fie auch fein mögen. denn es fället oft eine foläze Conjunction der
Planeten. und bereiten wohl manchmal ein Kraut. das gut ift. fo
es dem Saturno und Marti unterworfen ift. Alfo gefchiehets aus)
öfters. daß ein böfes von einer guten Conjunction. fo es in feinem
Anfange im Menfiruo fiehet. mag von der Bosheit erlediget werden.
welches man an der Signatur erkennet. darum kann ihm der Medicus.
welcher die Signatur verftehet. am beften felber die Kräuter fammlen.
40. Jft aber Mars dem Saturno am nähefien. und Mercu
rius gar fchwach. und Jupiter unterm Marte in der Eigenfchaft.
und Venus einen Gegenfcizein oder Einwurf mit ihrer Begierde thut.
- 355 -

'fo ifts gut: denn Jupiter und Venus fehen Muttis Grimm in'
Freuden; das giebet hiizige heilfame Kräuter; weiche in allen hißigen
-Krankheiten und Sajäden zu gebrauchen find; das Kraut wird auch
rauh und ein wenig fiacljlicht; die Aeftlein an Blättern; fowohi der
Stengel ift fubtil nach Veneris Art; aber die Kraft ift Martis und
Iovis vernienget und wohl temperiret; gemein mit bräunliwten Blu.
men; ausdringend in der Eigenfchaft; und folches darum; daß Mars
mit feinem Grimm darinnen fiark ift. Weil aber fein Grimm von
Iove und Venere in eine freundliche Eigenfchaft verwandelt ift; fo
ifi der Grimm eine Freudenbegierde.
41. Der Medicus foll der_ hißigen Krankheit nicht Saturnum
ohne den Martem eingeben; nicht Kälte ohne Hive; er_ zündet fanft
den Mattern im Grimme an; daß er den Mercurium in der harten
Impreffion in des Todes Eigenfchaft erwecket.
42. Einer jeden martialifcijen Krankheit; welche von Hiße und
'Stechen ift; gehöret Mats zur Kur; doch foll der Medicus den
Mattern* vonehe mit Jove und Venere giitigen; daß Martis Grimm
in eine Freude gewandelt werde; alsdann wird er auch die Kranke
heit im Leibe in Freude verwandelm; Kälte ift ihm ganz zuwider.
43. So nun der Medicus Saturnum in eine martialifclye
Krankheit oder Schaden einig und allein einführet; fo erfchrickec
Mars vor dem Tode; und erfinket mit feiner Gewalt in Todesri
genfchaft; fo er dann das Feuer im Corpus ift; fo wird des Lebens
Feuer in der elementifchen Eigenfchaft tddtlictj; denn er erwecket als
bald den Mercurium in der kalten Eigenfchaft; aber vor dem foll
fich der Medicus hüten; daß er nicht in einer hißigemKrankheit den
rauhen hitzigen Martem;,in dem der Mercurius ganz entzündet und
brennend ift; eingebe: denn er zündet das Feuer im Corpore fehrer
an; er foll den Mattern und Mercurium vonehe gütigen und in
Freude fehen; alsdann ift er recht gut.
44. Ie hißiger ein Kraut ift; je beffer ifts darzu; jedoch daß
ihm der Feuergrimm in Liebe verwandelt werde; fo kann es auch
den Grimm im Körper in Freude verwandeln; als nach der Krank
heit Eigenfrhaft; daß es die Krankheit ertragen mag; denn einem
fchwacijen-Feuer im Leibe; welcher abgemattet ift von der Hide; und
fich mehr zur Kälte als zur Gift des Mercurii neiget; da das Le
ben fährlici) ifi; dem gehöret eine Kur mit fubtiler Hitze; da Venus
ffark innen ift; und Mars gar gelinde von Veneris Gewalt; Jupi
ter darf auch nicht ftark allda fein; er machet fonft_ den Martem und
Mercurium zu ftark; daß er das fchwache Leben; ehe es fich erquik
ker; unterdrücket und in die mercurialifche Gift einführet.
45. Ein Kraut in diefer obigen Eigenfchaft wächft nicht hoch;
ift etwas rauh anzugreifen; je rauher es ifi; je fiärker ift Mars
darinnen; das kann mehr ..auswendig gebraucht werden zu Säjäden;
als inwendig; das Subtile gehöret in Leib und treibet-aus. Je
23*
356
fubtiler es ifi. je näher ift es dem Leben im Leibe. welcl)es der x
-Medicus an feinem Salze zu erkennen hat. denn keine rauhe. “
wilde Eigenfchaft gehöret in den Leib. der Leib fei denn rnit einer
gefcl)winden Gift angeftecket worden. da das Leben noch frifcl) und
ftark ift. da muß ein heftiger Widerfiand fein. jedoch daß Mercu
rius und Mars nicht im Grimme eingegeben werden. fondern in
ihrer mächtigen Kraft: Mars in der großen Hiße. aber zuvor in
Freude verwandelt. fo wandelt er auci) den Mercurium nach fich.
Jupiter gehöret zur Verwandelung des grimmigen Muttis. aber er
muß in Solis Eigenfchaft eingefuhret werden. alsdann ift er recht
darzu.
46. Eine jede lebendige Kreatur nach ihrem Gefchlechte der obi
gen Eigenfwaft ift freundlich und lieblich. fo man mit ihr freund
licl) umgehet; und fo man ihr zuwider thut. fo wird Mercurius in
der Gifteigenfchaft erwecket: denn Mars erhebet fich alsbald in der
bitlern Eigenfchaft. fo quillet der Zorn hervor. denn der Grund al
ler Bosheit lieget darinnen; fo es aber nicl)t erwecket wird. fo wirds
nicht offenbar. wie eine große Krankheit im Leibe liegetz weil aber
diefelbe verborgen und nicht angezündet wird. fo ift fie nicht of
fenbar.
47. Jfis aber . daß Mercurius in der Eigenfchaft dem Sa-ä
turno zu näheft ift. und nach ihm der Mond. und Venus und
Jupiter unten und fchwach find. Mars ftehe dann rvo er wolle. fo
ifts alles irdifch. denn Mercurius wird in der ffrengen Jmpref
fion in der kalten Eigenfchaft. als in der Todesgefialt gehalten.
und fein Sulphur ift irdifch. Kommt Mars nahe darzu. fo ifts
auch giftigz macht aber Venus einen Gegenfchein darein. fo wird
dem Gifte gewehret. ift aber doch nur irdifch. giebet eine grirnliche
Farbe von Veneris Gewalt.,
48. Jfts aber. daß Venus dem Saturno in der Eigenfchaft
am nähefien. und der Mond vom Marte nicht verhindert wird. und
Jupiter auch in eigener Gewalt gehet. fo ifts alles lieblich. die
Kräuter werden fchlecht und weich im Angriff. weißer' Blume: es
führe denn Mercurius aus der Sonne Gewalt eine gemengte Farbe
ein. alsvom Marte halb roch. und vorn Jupiter blaulichtz und ift
*in der Eigenfchaft fchwach. und in der Arznei wenig dienftlich. doch
auch nicht fchädlich; in der Kreatur giebets ein lieblich. demirthig
Leben. mit keiner hohen Vernunft: kommt aber der Mars darein.
fo wird die Venus begierig und feurifch zur unkeufchheit. die Krea
tur wird fubtil. weißer und weicher weibifcher Art.
' 49. Der vornehmften Sätze find drei. welche man zur Kur
mag gebrauchen. welci)e in das vegetabilifche Leben gehören. als
Jupiter. Mars und Mercuriusz diefe find das wirkende Leben. in
welchem die Sonne der rechte Geifi ift. welc[)e die Sälze wirkend
mann.
F
4. 357
50. Iovis, Salz oder Kraft ift lieblichen guten -Geruchs und
Gefmmacks aus dem innern urftande, von der Freiheit der göttlichen
Wefenheit, und vom äußeren von der Sonne und Veneris Eigen
fchaft: es ift aber einig und allein der Natur nicht' genug mächtig
denn die äußere Natur fiehet in Feuer und Angfix als in Gift. fo
ift die jovialifche Kraft dem feurigen Giftleben entgegengefeßet. das
macht in der giftigen Natur eine Temperanz. als aus Feindfchaft.
eine Begierde der Sanftmuth.
51. Das martialifche Salz ift feurig. bitter und fireng. und
das mercurialifaze Salz ängfiigliätt gleich einer Gift' zur Hiße und
Kälte geneiget, denn es ift das Leben im Sulphur, und eineignet
fich nach jedes Dinges Eigenfchaft. In Iovis Salze f fo es darein
kommt, machets Freude und große Kraftz fo es aber im ?Rartis
Salz kommt. fo marhets bitter Stechen. Wirthen und Wehethunz
kommts aber in Saturni irdifch Salz. fo machets Gefchwulft. Angfi
und Tod. fo fern ihm nicht vom Iove und Venere Einhalt ge
thnn wird. Venus und Iupiter find dem Marti und Mercurio ent
gegengefehet. daß fie diefe beide temperirenz und ohne Muttis und
Mercurii Gewalt wäre weder in Iove, Venere noch Sole ein Leben»
fondern nur eine Stille.
52. Darum. fo ift das Bbfefie fo nühlich als das Befte. und
ift eines des andern Urfache. Allein dem Medico ift zu merken.
was er furhabe. daß er nicht den Patienten die mercurialifche Gift
fehrer entziinde. oder in eine andere feindliche Quan( einführe. Zwar
er foll das martialifme und mercurialifche Salz zur Kur gebrauchenz
aber er foll den Mattern und Mercurium vonehe mit Venere und
Iove verföhnen, daß die beiden Ziirner ihren Willen in Iovis Wil
len einergoben. daß Iupiter. Mars und Mercurius alle drei Einen
Willen in der Kraft bekommen. alsdann ift die Kur gerecht. und
wird fich die Sonne des Lebens in diefer Vereinigung wieder an
zimden. und den Ekel der Krankheit auch alfo in der Widerwärtig
keit im Salze der Krankheit temperiren. und aus Mercurii Gift
und Martis biet-rm Feuer einen fröhlichen Jupiter machen.
53. Diefes ifi alfo nur auf die vegetabilifche Seele zu verfre
hen. als auf den äußern Menfchen. der in den vier Elementen lebet.
und auf die fenfibilifche oder fuhlende Eigenfchaft.
54. Ratio oder die Vernunft hat ihre Kur auch mit ihrer
Gleichheit. Wie der Vernunft mit Worten kann eine Krankheit in
Senfibilia eingefuhret werden. daß fich die Vernunft kränket und
quälet, und endlich in fehwere Krankheit und Tod einfirhret: alfo
kann fie auch mit dem Gegenfalze deffelbigen Dinges kurirec werden.
Als ich feße ein Exempel: Es käme ein guter Mann in große Schul
den, Kummer und Noch. der kränket fich endlich zu Todez fo aber
ein guter Freund kommt. und zahlet ihm die Schuld, fo ift die
Kur mit der Gleichheit frhon da: alfo ifis in allen Dingenz wovon
* 3587
die .Krankheit ift entfianden, "dergleichen Cura gehöret zur Gefund
heit 7 folches ifi auch in der mentalifmen Seele.
55. Dem armen Sünder ift feine Seele in Gottes Zorn ver
giftet worden. und iii der Mercurius (verfiehet den ewigen Mercu
rium in der ewigen Natur) in der feelifchen Eigenfchaft in dem feu
rigen Marte Gottes Zorns entzündet worden, der brennet nun in dem '
ewigen Saturno, als in der erfchreckliclfen Impreffion der Finfierniß.
und fühlet den Stachel des giftigen. zornigen Martis; feine Venus
ift im Haufe des Elends gefangen. fein Waffer ift vertrocknet. fein
Jupiter des Verffandes ift in die größte Thorheit eingeführet wor
den, feine Sonne ift verlofmen.“ und fein Mond zur finfiern Nacht
worden. -
56. Dem mag anders nicht gerathen werden. als mit der Gleich
heit', er muß nur wieder den mentalifclfen Mercurium fänftigen: er
muß die Venus. vcrftehet die Liebe Gottes, nehmen. und in feinen
giftigen Mercucium und Mattern einführen. und den Mercurium
in der Seele wieder mit der Liebe tingiren: fo wird feine Sonne in
der Seele wieder-fcheinen und fein Jupiter fiel) freuen.
57. Sprichft du nun: ich kann nicht. ich bin zu fehr gefan
gen; fo fage ich: Ich kann auch nicht, denn es lieget nicht an mei
nem Wolleni Laufen und Rennen. fondern es lieget an Gottes Er
barmen. denn ich kann aus eigener Gewalt nicht dem grimmen
Zorne Gottes feine Gewalt nehmen, der in mir entzündet ift: weil
fich aber fein liebes Herz aus Liebe und in Liebe hat wiederum in
die Menfchheit eingegeben. als in den giftigem entzündeten Mer
curium in der Seele, und die Seele als den"Giftquall der ewigen
Natur' in des ewigen Vaters Natur Eigenfchaft tingireh fo will ich
meinen Willen_ in feine Tingirung einwerfen. und will mit tneinem
Willen aus der entzündeten Giftquaah aus dem böfen Mercurio in
Gottes Zorne. in feinen Tod eingehen, und mit meinem verderbten
Willen in feinem Tode in und mit ihm fierben. und ein Nichts
in ihm werden, fo muß er mein Leben werden: denn fo mein Wille
Nichts ift. fo ifi er in mir, was er will; fo kenne ich mich alsdann
nicht mehr mir. fondern ihm. -
58. Will er aber. daß ich etwas fein foll. fo- mache ers; will ,
er aber nicht, fo bin ich in ihm todt. fo lebet er in mir wie er
will: fo ich alsdann ein Nichts bin, fo bin ich am Ende in dem
Wefen, daraus mein Vater Adam gefchaffen-wardf denn aus dem
Nichts hat Gottalles gemacht.
59. Das Nichts ift das höchfteGut, denn es ifi keine Turba
darinnen. fo kann mich nichts rühren, denn ich bin mir felber nichts,
fondern ich bin Gottes, der weiß, was ich bin, ich weiß es nicht.
foll es auch nicht wiffen. und alfo ift die .Kur meiner Seele Krank
heit; der es mit mit wagen willf der wirds erfahren, was Gott
aus ihm machen wird. Als ich feße ein Exempel:
-4
359
60. Ich fsjreibe allhie. und ich thue es aus) nicht. denn ich.
der ich bin. weiß nichts. habe es auch nicht gelernec: fo thue nun
is)s nis)t. fondern Gott thut in mir. was er will. Ich bin mir
nis)ts bewußt. fondern ich weiß ihm. was er will: alfo lebe is)
nis)t mir. fondern ihm. und alfo find wir in Ehrifio nur Einer.
als Ein Baum in viel Aeften und Zweigen. und die Frucht ge
bieret er in jedem Zweiglein wie er will. und alfo habe ich fein
Leben in meines gebracht. daß ich mit ihm verföhnet bin in feiner
Liebe.
61. Denn fein Wille ifi in Ehrifto in die Menfchheit in mis)
eingegangen. fo gehet nun mein Wille in mir in feine Menfchheit*
ein. und alfo tingiret mir fein lebendiger Mereurius. das ift. fein
Wort. als der fprechende Mercurius meinen grimmigen. böfen
Mercurium. und transmutiret meinen in feinen. und alfo ift mein
Mars ein Liebefeuer Gottes worden. und fein Mercurius fpricht
durch meinen. als durch fein Werkzeug. was er will. . alfo le.
bet mein Iupiter in Freuden Gottes. und is) weiß es" chtz mir
fiheinet die wahre Sonne. und is) fehe fie nicht, Denn Urfache ift
diefes: .
62. Ich lebe mir felber nicht. und fehe mir felber nicht. und
„weiß mir felber nis)t. Ich bin ein Ding. und weißenicht was. denn
Gott weiß es. was ich bin. So laufe is) nun dahin. als ein
Ding. wie mich der Geifi im Dinge treibet. und alfo lebe is) nach
meinem innern Willen., der dos) nicht meine ift.
63. Is) finde aber noch ein ander Leben in mir. der ich bin.
nicht nach der _Gelaffenheit. fondern nas) der Kreatur diefer Welt.
als nach der Gleichniß der Ewigkeit. Daffelbe Leben ftehet nos)
im Gift und Streit. und foll noch zum Oiichts werden. alsdann fo
bin is) ganz vollkommenz fo ift nun in demfelben Leben. darinnen
is) noch meine Ichheit empfinde. die Sünde und der Todz diefe
follen zu nichte werden. denn in dem Leben. das Gott in mir iii.
bin ich der Sünde und dem Tode feindz und nach dem Leben. das
in meiner Ichheit noch ift. bin is) dem Nis)ts (als der Gottheit)
feind. '
64. Alfo fireltet ein Leben wider das andere. und ifi ein fie
ter Streit in mir. Weil aber Ehriftus in mir geboren ift. und
in meiner Nichtheit lebet. fo wird Ehriftus wohl. nach feiner Ver
heißung im Paradeis gefchehen. der Schlange. als meiner Icl)heit.
den Kopf zertreten und den bbfen Menfchen in meiner Ichheit töd
ten. auf daß der lebe. der er felber ifi.
65.' Was foll aber Ehrifius mit dem bbfen Menfchen thun;
foll er ihn wegwerfen? Nein. denn er ift im Himmel. und ver
bringet feine Wunder in diefer Weir." welcl)e damit im Fluche fte
het: fo arbeitet nun ein jeder in dem feinenz der äußere arbeitet in
der verfluchten Welt. welche ift böfe und gut. in den Wundern
... 360 ....

Gottes. als irn Spiegel der Herrlichkeit. welche eur noeh folls
offenbar werden; und der innere ift nicht feiner felbfk. fondern ,das
Werkzeug Gottes. mit dern macht Gott was er .iyiilQ bis der
ßere mit feinen Wundern im Spiegel auch in Gott ,Wind-ar wird
werden: .alsdann-ift Gott alles in allem. und er :inefeiner Weisheit
und Wunder-that allein. und fonft nichts mehr; und dasift de] Anz
fang und das Ende. die Ewigkeit und die Zeit. , , 12-13mm .
66. So verfiehets nun recht: fo gehbrer nun dem Aeußern fei
ne Kur von dem Aeußeren. als vondem iiußerenWilleruGdtkeÖ.
der fich mit' der fich-baren Welt hat äußerlich gemacht; und dem
Innern von der innern Welt. welche Gott alles in allem ifi.
nur einer. nicht viel. einer in allem. und alle in einem. -So
aber der Innere dureh den Aeußern *dringet und feinen Sonnenfchein
durch ihn führer. und der Aeußere den Sonnenfchein des Innern an
nimmt. ' *wird er durch den Innern tingiret. -kiiriret und geheiket.
und de_ _here *duräzfcheinet ihn. gleichwie die “Sonne das Wa-ffrr.
oder wi 'Feuer 'das Eifen durchgluhet. Ißtbedarf er keiner
andern Zur'. * k;
67. Weil aber der Teufel im Grimme der _ewigen ..Natxin "als
ein Feind der Seele. der Seele entgegenfiehet. _ "und feine_"*gi[tige
Imagination immer nach der Seele führer. fie zu firhten. und_ der
Zorn oder' Grimm der ewigen Natur 'im äußern .Menfclnn offinbar
- ift. welchen Adam erweckete: fa wird derfelde Grimm, oft vom Ten'
fel und feinen Dienern erwecket. daß er im äußern ,Leibe qualificirec:
*und brenner; alsdann erlifchet das innereLiebefeuer im äußern Men.
fehen. wie ein gliihend Eifen im Waffer erlifchet. .nieht im “innern
alfobald. 'fondern im äußern: es fei denn. daß der äußere im Waf
fer der Sünden bleibe liegen. und. daß die Seele. welche_ fich zuvor
hatte ins Nichts. als in die Freiheit ins Leben Gottes ergeben. mit
ihrer Begierde in den äußeren fündliclfen Menfclyen' eingebe. fo' ver: '
'leuret fie die innere Sonne. denn fie gehet wieder aus dem Nichts
_ in das Etwas„*als in die Quan( ein.
68. Alfo muß der äußere Leib alsdann eine äußere Kur haben.
und obgleich der innere Menfm noch in Gott lebet. und die Seele
*aber in äußern Grimm hat imaginiret. daß die göttliche Tingirung
niäpt mehr im äußern ift. fo muß doch der äußere Mercurius. als
das ausgefprorheree Wort. eine Tingirung von der äußeren ausgefpro
(innen Linde :und Lichte haben; es fei denn *daß der Wiilengeift der
Seele ganz wieder in den inneren verborgenen Menfchen eingehe.
und wiederum transmutiret werde. fo mag die Kur wieder in den
äußeren eingefirhret werden. als die durchfcheinende Lie-be Gottes im
Lichte. welches wohl edel ift. Aber das ifi ist ein feltfam Kraut
auf Erden: denn die Menfclfen effen' nur vom verbotenen Baume.
darum fo quillet in ihnen auf der Schlange Gift. im Grimme der
..x-z -
„*- K
ewigen und äußeren NRW. -i-»mülieu (NM-lob EÜPYÄWÜÜÄ'. Me'
haben fiir ihren Schlangengift_ im äußern Mercurio.:
69. Es ift wohl möglich. daß .ein Menfch .ohne Krankheit_ lebe.
_ .ebener _muß _die göttliche Tingirung vom innern Menfchen WW
** den äußeren fiihren. welches in der Welt_- fchiver ift. denn der äußere
Menfrh _lebet- mitten unter den Dornen_ *des GrimmeQGvtci-(Z. die
fiemen *auf allen Seiten auf ihn. und blafen ihm den Grimm Got
tes auf. daß er im äußeren Menfchen brennet. fo mag alsdann die
Tingirung der Liebe Gottes alida nicht bleiben; fie ift] wohl-alida.
aber nicht in den äußeren entzündeten Greueln. fondern fie wohnet
in fich felber. gleichwie das Licht in der Finfierniß wohnet. und die*
Finfterniß ergreifets nicht. 'weiß auch, nichts davon: wennaber das
Licht in der Finflerniß offenbar wirdrfci .ift die Nacht _in Tag ver
wandelt. ,
70. Alfo gehecs auch mit. dem_ Menfchen: von welchem Licht
der, Menfch lebet. von demfeiben kommt ,auch feine Kur-i lebet er in
der äußern Welt. fo muß auch 'die äußere Güte und Liebe. als der
äußere Jupiter und' Venus ,mit der Sci-me ,feine Klik [eine oder
bleibet im zornigen Marteund im giftigen Mercurio. 'im irdifchen
Mond. in der Jmpreffion Saturni gefangen. als' im :irdifchen Sul
phur. weicher ohnedas-im-äußerwMenf-'ehen 'mitAdam .ri-berker und
offenbar worden ifiz um welches“ willen der äußere Menfch [Leeden.
verfaulen. und' alfo auch ins Nichte, a'ls- ans Ende. oder beffer zu
fehen. in Anfang deriSijjöpfung ins Wefen. daraus er mit 'Adam
1ciusging. eingehen muß. »K
*i Mi? ,...q
T1,... . H U* K?,
',' e.'*'..

Das 10. Kapitele; k


Von' der innern und äußern Kur desMenfchen.
q

Der Liebhaber Gottes verfiehe uns nur recht. wir gehen nicht
auf einen hifiorifclyen. heidnifchen Wahn. nur allein au'f das Lime
der äußeren Natur; uns fcheinen beide Sonnen. Verftehet uns* nur
reiht. und fehet an. wie Gott habe den Menfchen (als ihn der
Scblangen- und Teufelsgift im Tode fing) kuriret. und wie er noch
heute die arme. im Zorne Gottes gefangen-e Seelen kuriret. Eben
filmen Proceß foll auch der *Medicus halten mit dem äußeren Körper.
2. In Adam verlofch das göttliche Licht und die* Liebe. weil
er in der Srhßnge Eigenfchaft. als in Bis und Gut. imaginirte.
-*- 7'362 ' -
alfo hub- irn-Mercurio -dieTodesgift *an-zu* gualifieiren. und ward
der Zornquall im ewigen Marte brennend. und die finfiere Jmpref
fion der" ewigen-Natur Eigenfehaft nahm ihn ein": [fein Leib ward
in der finfieren Jmpreffion 'im Gift des entzündeten Mercurii zu(
Erde und eine Feindfchaft wider Gott. es war um ihn gefchehen.
und war kein Rath bei keiner Kreatur. weder im Himmel noch in
diefer Welt. der* grimmigeTod hatte ihn in Seele und Leib ge
fangen. * - '* * * . * 7
3. Nun. wie machte es Gott. daß er ihn kurirete und wieder
tingirete? Nahm er. etwas Fremdesdarzu? Nein. er nahmdie
Gleichheit “und kurirete ihn mit dem. was in ihm war fverdorben.
als mit dem_ göttlichen Mercurio und mit der göttlichen Venere.
und mit dem göttlichen Iovez verftehet. im Menfchen *war das aus
gefprochene Wort. das heiße ich den ewigen Mercurium im Men
fchen. denn er ift das rechte führende Leben. er ift demMenfchen
bilde. das Gott aus feinem-Wefen in ein Bild nach Gott fchuf. ein
geblafen oder eingefprocizen worden. als in ein kreatiirlick) Bild. das
war die Seele mit der Eigenfchaft aller dreien Welten:
4. Als- (1) mit der Welt des Lichts und Verfiandes. dqs ift
Gott. und (2) mit der Feuerwelt. das ift die ewige Natur des Va
ters aller Wefen.. und (3) mit der Liebewelt. das ift die himmlifche
Leiblichkeit. denn in der Liebebegierde wird das Wefen. als die Leib
lichkeit. Die Begierde der Liebe ift Griff. und i| das Herz Got
tes. als der rechte göttliche Verfiand. Jn der Liebe Wefen ift der
Mercurius Gottes Wort. und in der feurigen Natur ift er der
Grimm Gottes. der Urftand aller Beweglichkeit und Feindlichkeit.
auch der Stärke und Alla-acht: die feurige Eigenfehaft machet das
Licht. jals die Freiheit Gottes. begierig. auf daß das Nichts eine
Begierde' ifi.
5. Diefe Begierde ift die Liebe Gottes. die hat Adam in fich
- verlöfchet. denn. er imaginirte nach Bös und Gut. das ift. nach
Jrdigkeitz die Jrdigkeit if't ausc dem Grimme und aus der Liebe
Wefen in ein Wefen gegangen. und folches durch Gottes Bewegen.
auf daßedie Wunder des Abgrundes und Grundes offenbar wiirden. daß
Gutund Vos-erkannt und offenbar wiirden. und das follte Adam
als das Bild Gottes nicht thun. denn Gott hat ihn in fein Bildgefciyaffen.
er follte mit dem Wort der Liebe die Feuer und äußere Welt tin
giren. daß der keine in ihm offenbar wurde. gleichwie der Tag die
Nacht in fich verfchlungen hält.
6. Aber mit der falfchen Imagination hat er die finftere und
giftige mercurialifcloe Feuerwelt in ihm erwecket und offenbaret. alfo
ift fein leiblirh Wefen der finftern Jmpreffion in der giftigen mer
curialifcrzen Eigenfchafc in das böfe Theil heimgefallen. und ift die
Seele in der ewigen Natur in des Vaters Feuermigenfclyaft. als
- 363
im giftigen feindlichen Mei-tokio. offenbar worden. nach welchem fich
Gott einen zornigen. eiferigen Gott und ein verzehrend Feuer nennet."
7. Diefe-m wieder zu helfen. als dem Bilde Gottes, mußte
Gott die rechte Kur nehmen, und eben diefelbe, deffen der Menich
war in der unfchuld gewefen. Nun, wie machte ers aber? Siehe»
Menfch, eröffne deinen Verfiand, dir wird gerufen! 77. 42.;- m'
8. Er führete wieder den heiligen Mercurium in der Liebe
Flammen, als in der feurigen Liebe mit der Begierde der göttlichen
Wefenheit oder nach göttlicher Wefenheit (welche göttliche Leiblichkeit
in fich- machet) in das ausgefprowene Wort. als in die mercuria
lifche Feuerfeele (verfiehet in die feelifcipe Effenz in Leibe Mariens)
ein. und ward felber daffelbe Bild Gottes; er tingirete den Gift,
als des Vaters aller Wefen Grimm. mit dem Liebefeuer, er nahm
eben nur denfelben Mercurium, den er hatte in Adam in ein
Bild eingeblafen und in _eine Kreatur formiret. nur deffen Eigen
ichaft nahm er. aber nicht in des Feuers, fondern in der brennenden
Liebez er fiihrete mit der Liebe das Licht der ewigen Sonne wieder
in die menfciyliclye Eigenfwaft, auf daß er den Grimm des ent
zimdeten Mercurii in der menfcizliwen Eigenfchaft tingirete und mit
der Liebe anziindete. daß der menfchliche Jupiter. als der göttliche
Verfiand. wieder hervorginge. ab»
9. Ihr Medici. verfiehet ihr allhie nichts. fo feid ihr in
des Teufels Gift gefangen; fehet doch die rechte Kur an, womit dem
entzundeten ONercurio in des Menfthen Leben zu helfen fei; es muß
wieder ein Mercurius fein. aber zuvor in Venere und Iove ange
zitndetz er muß der Sonne Eigenfchaft haben durch Iovem und
Venerem erlanget. Wie Gott mit uns armen Menfchen thut. alfo
muß der äußere vergiftete, kranke Mercurius mit einer folchen äußer
[ichen Kur tingiret werden. nicht mit der finfiern Jmpceffion Sa
turni mit Kälte, fie werde denn zuvor mit Iove und Venere ver
fbhnet, daß die Sonne im Saturn.) fcheinet, fondern mit fanfter
Liebey das ift feine rechte Arznei. davon der Tod ins Leben ver
wandelt wird. das ift nur eine gemeine Handkur. die der Laie
merken kann.
10. Dem Doctor- will er Doctor genannt fein. gehört-t der
ganze Proceß zu fiudiren, wie Gott das Unioerfal im Menfchen
habe herwiederbracht, das ift an der Per-fon Ehrifii, von feiner
Eingehung in die Menfäzheit bis zu feiner Himmelfahrt und Sen.
dung des heiligen Geifies. ganz klar und offenbar. Diefem _einigen
Proceß foll er nachgehen , fo mag er das univerfal finden. fo er
aber aus Gott wiedergeboren ift: aber die eigene Wolluft. weltliche
Herrlichkeitf Geiz und Hoffart lieget euch im Wege. Lieben Do
ctores. ich muß euch fagen, die Kohlen find zu fchwarz, ihr befudelt
- die weißen Hände damit, fo fchmecket euch die rechte wahre gelaffene
' Demuth vor Gott und Menfchen aua) nicht. ihr hättet fonft kein
-
.....:
364
größer: Anfehen als andere Menfcl)enz.-dat1'nr;-fe'id1ihk blind: dan_
fage nicht ich. fondern der .Geift- der Wunder infeiner Offenbarung.
27:" 11.*Dem. begierigen Sucher aber. der* dennoch-gern Jvollte
fehen. -witßte er die Weife. fich dare-in zu fchirkenz wollen wir .Anleitung
geben'. ,denn die Zeit ift geboren. da .Mofes von den .Sithaaefen-zu
des Herrn Hirten berufen wird. das wirdßin kurzem offenbar. fein.
wldek :alles Wirthen des Teufels. Die-we-rthe Chrißenheit
foll nicht denken. weil e-sani-jho-.dasßknfehen hat.» als
fvllte "ie zu Grunde gehen.,daß es ausunit ,ibrfelz
nein. der G-eift des Herrn hat einen neuen. Zweigaus
keiner-Liebe in menfchlicher Eigenfchaft gepflanzet.
der die Dornen des Teufels vertreiben wird und: fein
Kind Jefum offenbar machen allen Völkern. Zungen
und-Sprachen. und folches in der Morgenröthe des
ewigen Tages.
tr* 1L. Sehet doch die Kur recht an. lieben Bruder: was thatGott
mit uns. da wir im Tode krank lagen? Warf er .das gefmaffene
Bild. verftehet. das äußere Theil. als den äußern. verderbten Men
fihen. garweg. und marhete einen ganz neuen fremden VKP...?
Nein. das that er -nichtz ob er gleis) göttliche Eigenfchaft ltr-f' fer.
Menfchheit einffrhrete. fo warf er unfere Menfwheit darum nicht
weg. fondern er führete fie' in Proceß zur Wiedergeburt. *2 .
13. Was that er? Er ließ die äußere Menfwheit. als da
äußere Waffer. verftehet VenerisWefenhc-it. welches int-Grimme des
Todes verfchloffenlag. kaufen mit dem Waffer des .ewigen Wei-ins
und mit dem heiligen Geifie. daß der Mader der in Tod gefchloffenen
äußeren Wefenheit 'wiederglimmend ward. als ob ein Feuer* ,in ,einen
Zunder fället hernach entzog er dem äußern Leibe feine äußere
Speife. und .führete“'ihn in die Wirfie. und ließ ihn hungern., fo
mußte der angezündete Funke vorn Feuer Gottes in Gott imaginiren
und von göttlicher Wefenheit 40 Tage Mantra effen. defien Jfrael
inxder Wkifte Sinai mit ihrem Mantia ein Firrbild ift: der Ewige
keit Wefen mußte der Zeit Wefen überwinden. darum hieß es eine
Verfuchung vom Teufel. ..zen
14. und der Teufel als ein Firrft im Grimme Gottes-Fuer
fuchte allda die äußere Menfmheit. und ftellte ihr alles das vor.
daran Adam war gefallen. und- Gott ungehorfam worden. Da
ward verfuchet. ob nun das Bild Gottes wollte beftehen. weil im
innern Gottes Liebefeuer. und im äußern die Taufe des Waffers
des ewigens Lebens war; hie ward die Seele verfuchet. ob .fie wollte
ein König an der gefallenen Engel Stelle und ein englifthet Thron
fein. und den auserwählten Stuhl Gottes im königlichen Amte be
fihen. von welchem Lutifer getrieben und in die-Finfierniß. als in
Stuhl des Gifts und Todes. geftoßen worden: weil er aber befiund.
finden. die Seele ihren Willen allein in Gottes Liebefeurr einer-gab
x1
K ' _ _

* *begehrte keiner' irdifchen Speife noch das irdifche Bis


" und Gut zum äußern Regiment. fo ging förder der .Proceß zum
Univerfal. als zur Wiederbringung alles deffen. was Adam verlor.
an. er machte Waffer zu Wein.
mr 15. Ihr Medici. nierketdieß, es gilt euch in eurem Proceß. ihr
mitffet auch alfo gehen. Er machte die Kranken gefundz ihr muffet die
Gefkalfniß in eurem giftigen Mercurio auch durch die Gewalt der
philofophifcijen Taufe gefund machen. Er machte Todte lebendig.
Sprachlofe redend. die Tauben hdrend. die Blinden fehend und die
Ausfäßigen rein; das Alles muß zuvorhergehen. daß alle Geftälte im
Mercurio rein. gefund und “lebendig werden, weiches der Mercuri-us
nach' ddr Taufe und Verfilmung alles felber mcnrht, gleichwie der
lebendige. fprecirende Mercurius folches in der Per-fon Ehrifti that.
e 16*. Der Kunfiler kanns nicht thun. allein Glauben muß da
fein; den Ehrifius bezeugte auch. daß er zu Eapernaum habe mögen
wenig Wunder thun. ohne ein wenig Sieche gefund gemacht: Mark.
6.' b. 6. Denn d" Ca-pernaiten Glaube wollte nicht in den gött
lichen Mercurium ' “ri-fti eingehen; fo fehen wirs allda. daß die
Per-fon 'Ebrifih als die Kreatur, nicht habe können die Wunder in
eigener Macht wirken. fondern der Mercurius. als das lebendig
fprechende Wort in ihm: denn die Perfon hat auch in Gott. als
in das fpreehende Wort. gerufen und feine Begierde darein gefelzet.
wie am Oelberge zu fehen. daß er gebetet. daß er- blutigen Schweiß
gefrhwißet. und beim Lazaro. als er ihn wollte aufwecken. fpracl) er:
Vater. -erhöre mich; aber ich weiß. daß du mich allezeit erhörefi.
fondern um der Umfiehenden willen fage ichs. daß fie glauben. du
wirkeft durch mich. Ioh. 11. 4-1. 42.
17. Alfo foll der Kirnftler ihm felber nichts zumeffen. der
Mercnrius nach der philofophifeiyen Taufe thut felber diefeiben Wun
der. ehe er das Univerfal offenbaret. denn es müffen alle fieben Ge
fiälte der Natur kryfialliret und lauter werden. foll das Univerfal
offenbar werden: und eine jede Gefialt führer einen fonderliehen
Proreß. wenn fie foll aus des Grimmes Eigenfrhaft in das lautere
klare Leben eintreten. und fich ins kryfiallinifäye Meer. welches vor
dem Stuhl des Alten in der Offenbarung fiehet. transmutiren. und
fich ins Paradeis verwandeln; denn das Univerfal ift paradeififih,
und Ehrifius kam auch nur darum in die Menfchheit. daß er das
univerfal. als das Paradeis im Menfchen. wieder eröffnete oder offen
"barete, Das fprechende Wort" in Ehrifio hat durch alle fieben Ei
genfchaften oder Gefkälte. durch das ausgefprochene Wort in der
Menfchheit. Wunder gewirket. ehe das ganze Univerfnl im Leibe der
fmenfctzlichen Eigenfchafc offen-bar und der Leib verkläret ward.
18. Alfo gehet es auch zu im philofophifrizen Werke. Wenn
der in Tod gefchloffene Mercurius die Taufe feiner Wiedererquickung
in der Liebe in fich empfähet. fo offenbaren fich alle fieben Geficilte
- 366 *

-in-folcher Eigenfchaft, wie im Proceß Chirac gefchehen 7|, in feinen


Wunderwerken» aber fie find in der Wirkung ihrer Eigenfchaftz
Offenbarung noch nicht vollkommen: das Univecfal ift noch nicht da,
bis fie alle fieben ihren Willen in Einen geben, und ihre Eigenfchaft
im Grimme verlaffen, und davon mit ihrem Willen ausgehen, und
der Liebe Eigenfchaft in fich nehmenz fie müffen des Nichts Willen
in fich nehmen, daß ihr Wille ein Nichts ift. alsdann beftehet er
im Grimme des Feuers, und ift keine Turba mehr darinnen. -.-.7,
*3 z 19. Denn fo lange die Begierde des Grimmes in der Gefialt
ift, fo ift fie der andern Gefialt widecwärtig, und entzündet die
andere Gefialrzmit ihrer grimmen Eigenfchaft', das ift, fie fchlciget
der andern ihre Signatur. daß die andere im Grimme erwecket wird,
fo zündet fich alsdann der andern Hall im Mercurio der erften Ge
fialt Eigenfihaft an„ und mag alfo keine Gefialt zur Vollkommen
heit kommem daß fie in die Liebe einginge. . »ul
20. Darum kann der Künfiler nichtsßzmachen, er gebe denn
den Geftalten eine Speife. die fie alle gern-:YÄFen„ da keine Turba
innen ift. fo können die Eigenfchaften auch *Zucht effen, weil ihnen
das Maul in der Impreffion Saturni gefroren ifiz der Künfiler
muß ihnen vonehe das Maul aufthun und fie in ihrem Eifer leben
dig macben. daß alle Gefiälte hungerig werden; i| alsdann das
Manna da, fo effen fie alle zugleich daoom fo wird das edle Senf
korn eingefciet. _ .
- 21. Wenn nun alfo der Meccurius vom Tode der Impreffion
Saturni aufwacht, und bekömmt -Manna in den Mund feiner Ei
genfchaft der giftigen Todesquaal. fo gehet der Schracl' der Freuden
reiä) auff denn es ift gleich als wie fich ein Licht in der Finfterniß
anzündet, denn die Freude oder die Liebe gehet mitten im Zorne
auf: fo nun der Mercurius den Anblick der Liebe im Marte ergreifet,
fo erfchricketderGrimm vor der Liebe und ifi wie eineTransmutation,
ift aber nicht fir und befiändigz und alsbald diefes gefchieht, fo
erzeigen fich die englifchen Eigenfchaften im Blick.

“Proceffus in der Verfuchung.


22. Iefus ward vom Geifte in die Wüiie geführet, da trat
der Teufel zu ihm und verfuchte ihn. Matth. 4, 1. Als die Seele
Chrifti hungerte„ fo fprach der Teufel zu Iefu: Schleuß das Cen
trum im Steine auf, das ift, den geimpreffeten Mercurium. und
mache dir Brot, iffe der Seele Eigenfchaft Wefenheit; was willfi du
vom Nichts. als vom fpreihenden Worte effen? Iffe vom ausge
fprochenen Worte, als von der Eigenfchafc Bis-und Gut, fo bift du
ein Herr in beiden: das war auch Adams Biß. daran er den Tod
aß; da fpracl) Iefus Chrifius: Der Menfch lebet nicht allein vom
h -367
Brot. fondern von einem jeglichen Worte. das durs) den Mund
Gottes gehet. Matti). 4. 4. 7 ,
e.. 23. Siehe. worvon kam der Perfon Ehriffi der Wille.. daß er
mit der Seele Hunger nicht wollte vom Brot effen. das aus den
Steinen konnte werden. das er doch hätte können machen?"oder wie
' wäre es gewefen. wenn der Hunger der menfchlichen Eigenfchaft
nach der Salbung der Taufe allhie in- der Verfuchung hätte vom
Mercurio in der Impreffion des Todes gegeffen. als vom Sulphure
des ansgefprochenen Worts. in welchem der Zorn war. und die Liebe
davon geflogen war. wie es denn in irdifcher Eigenfchaft alfo ift.
24. Siehe. der Wille und Begierde vom fprechenden Wort zu
effen. kam in der Seele Eigenfchaft vom Bewegen der Gottheit:
als fis) derfelbe in der in Tod eingefchloffenen feelifchen Effenz in
Maria feiner Mutter in ihre Effenz oder Saamen beweget hatte.
und der todten feelifchen Effenz den Blick des Auges Gottes in der
Liebe eingeführet. und die Liebe„im Tode offenbaret hatte. fo begeh
rete nun eine göttliche Eigenfs)aft die andere. und die Begierde des
leiblis)en Hungers. von Gottes Brot oder Wefen zu effen. kam von
der Taufe; als das Waffer des Körpers. welches in der Impreffion
des in Tod eingefchloflenen Wefens. das Waffer des ewigen Lebens
im heiligen Geifie. als des heiligen Geiftes Leiblichkeit. oder Wefen?
heit in der Taufe kofiete: fo ging der Mader des göttlichen Hungers
der brennenden Begierde nach Gottes Wefen im Fleifs) auf. als ein
göttlis)er Hunger. ein glimmend Moder göttlicher Eigenfchaft.
25. Ihr mußte der Menfs) Ehriftus in Leib und Seele nun
auf diefes verfuchet werden. von welchem er effen wollte: auf einem
Theil war das ausgefprochene Wort aus Liebe und Zorn vor Leib
und Seele gefiellet. in welchem der Teufel wollte ein Herr fein.
und darinnen allmäcljtig herrfchenz und auf dem andern Theil ward
der Seele und dem Leibe das fprecljende Wort in der Liebe Eigen
fchaft allein vorgefiellet.
* 26. Allhie ging nun der Streit an. wels)en Adam im Para
deis follte beftehen: denn an einem Theil fehete Gottes LiebKgierde.
,welche fis) in der Seele hatte offenbaret. hart an die feelifche und
leibliche Eigenfs)aft an. und' führete ihre Begierde in die feelifche
Eigenfchaft ein. die Seele follte davon effen und dem Leibe davon
Mantra gebenz und auf dem andern Theil feßte der Teufel in Got
tes Grimmeeigenfmaft in der Seele Eigenfs)aft an. und führete feine
Imagination in die Eigenfchaft des erfien Principii. als ins Een
trum der finfkern Welt. wels)es der Seelen Feuerleben ift.
27. Int war der Streit um die Vildniß Gottes. ob fie wollte
in Gottes Liebe oder Zorn leben. im Feuer oder Licht: denn die
Eigenfchaft der Seele nach ihrem Feuerleben war des Vaters Eigen
fs)aft. nach der Feuerweltz fo denn die Seele in Adam hatte die
ä.. 36s...

Liehtroelt verlöfeljet. fo ward *ihr mit dem Namen Iefu die Lichtwili
wieder eingeleibet. welches gefaoah in der Empfängniß Mariä. --U
28. Nun -fiunds ihr allhie in der Verfuihung, weleher Eigen
fchaft der Menfci) leben wollte, des Vaters im Feuer. oder des Sohn.
" irn Lichte der Liebe; ist ward die ganze Eigenfchaft der Perwn Chrißi
verfuchetz der Teufel fprach. als er auch zu Adam gefproclyen hatte:
Jß von Böfe und Gutz haft du nicht Brot. mathe aus .Steinen
Brot, was hunger-ft du lange in deiner Selbfieigenfchaft? So -fprach
die ?göttliche Begierde: Der Menfel) lebet nicht allein vom Brot.
fondern .f-son jegliehem Worte Gottes. Alfo ergab fich der fette
rifclyen Seele Eigenfthaft mit ihr-erBegierde in der Liebe als in
des &drehenden-Maris Eigenfchaft ein. und aß die Feuerbegierde *in
der Liebedegieede Mantia. Match. 4. 3. 4. .
29. O ihr Philofophi.. merkt dieß wohl; als dieß gefaiah, fo
transmuticte die Liebe die *feurige Eigenfchaft in ihre'Liebeeigenfehaft,
Ailhie gab der Vater die Feuerfeele dem Sahne, verfiehet die feu
rifche Eigenfchaft des ausgefprorlyezien Mercurii. dem fpreHenden
Mercurio im Liehtez denn Chrifius fpraeh hernath auch alfo: Lian-r-7
die Menfchen waren dein, und du haft fie mir gegeben. und ich-gebe
' ihnen* das ewige Leben. Joh.. 17a 6. Allhie hat Gottes Liebe der
*perderbten Menfchheit das ewige Liebeleben gegeben, die Liebe hat
fich in Feuergrimm ganz einergeben. und den Grimm der Seele in
eine Liebe der Freudenreith transmutiret. -
30. So ,aber die-feelifcize und leibliche Eigenfchaft hätte dem
Teufel in Gottes Grimme gefolgetF und aus dem verfchloffenen Mer
curio Brot gemacht und gegeffen: fo wäre der Wille wieder in feine
Irhheit eingegangen. und hätte nicht mögen transmutiret werden.
So er aber in die Gelaffenheit einging, in das fpreehende Wort Got
tes, was das dann immer mit ihm machte: fo erfank der' Wille
aus feiner Iihheit. durch den grimmen Tod des Zorns Gottes, als
aus dem ausgefprorhenen Worte. weln)es der Teufel mit feiner Ima
gination dergiftet hatte. durch des Grimmes Eigenfchaft hindurch.
und- *nete mit einer neuen Liebebegierde in Gott aus. I31 war
der Paradeis. als ein göttlich Liebegrünen im Tode,
' 31. Alfo war ißo der Liebe Wille dem vergifteten Mercurio
der feelifcizen Eigenfchaft im Zorn Gottes entgegengefeht. fo kam der
Teqfel und fprach: Du bifi der König. der überwunden hat. kommund
laß dich fehen in deiner Wunderthatz und fiihrete, ihn auf die Zinne
des Tempels und fpraeh: Laß dich hinab. daß es die Leute fehen,
denn es fiehet gefebrieben: .Er hat feinen Engeln befohlen iiber dir,
fie follen dich auf den Händen tragen, daß du deinen Fuß nicht an
einen Stein fiößefi. VNatth. 4, 5. 6. Da wollte der Teufel haben,
er follte wieder des Feuers Macht, als der Seele Ichheit, in ihrer
felbfifeurifrhm _Eigenfchaft gebraucherh und aus der Gelaffenheit .us
gehen in ein Eigenes, in ihren eigenen Feuerswillen, wie er that.
*-369,
,und auch Adam that. als er mit der Begierde in eigene Macht ein*
ging in Bös und Gut. und wollte offene Augen in Böfe und ,Gut
_habety wie Mofes davon fthreibet. daß fie die Schlange deffen bere
det hatte.
32. Allhie kam ißt das fchöne gefchmiickte Thierlein wieder. und
verfuchte es mix dem andern Adam auch. denn Gott ließ ihm das
zu. dieweil er fagte. die Feuersmatrir habe ihn gezogen. er hätte nicht
können befiehenz alida follte ers verfuchen. denn er war doch gleich
fowohl ein Engel gewefen als die menfchliche Seele. welche' er ver
fiihret hatte: aber die menfclfliche Eigenfchaft in Leid_ und_ ,Seele in
.der Perfon Ehrifii hatte fich einmal in die Gelaffenheit aus' ihrer
Ichheit in Gottes Erbarmen eingeworfen. und fiund in der Gelaf.
.fenheite als in göttlicher-n Willen fiille. und wollte felber nicht flie
.gen . _auch nichts thun. ohne was Gott durch fie- thätezund' fprach
'zum Teufel*: Es fiehet gefchrieben: _du follfi Gott deinenHerrn nicht
verfuthen! Jfi fo viel geredet. eine Kreatur Gottes foll' nichts wol
len noch thun. ohne was Gent durch fie will und thutz es foll kein
'anderer Gott mehr fein. der da regiere und wolle. 'als der Einige:
die .fire-ratur foll gehen und thnn. wie fie Gottes Willengeifi führer.
er
fie will.
foll Gottes Werkzeug fein. _damit er allein machet und thut.

_3_3. In diefer Proba war Adam auch nicht Zhefianden. denn er


ging aus der Gelaffenheit in ein Eigenes.. -in einen eigenen Willen.
und wollte Bös und Gut. Liebe und Zorn probiren. von Bös und
.FEI-ut effen. Allhie. lieber Menfch. ifi der Stand vor dem Verfuch
.baume im Paradeis gewefen. und erfiillet worden. was der erfie
_Adam nicht konnte noch wollte im Gehorfam Gottes in der Gelaf
_fenheit thun. .
34. Als dem Teufel diefes auch nicht gelingen wollte. daß fich
die Menfchheit wollte aus der Gelaffenheit aus Gottes Willen bege
ben. fo fiihrete er die Menfchheit auf einen hohen Berg. und zeigete
ihr allen Reichthum der Welt. alles was im ausgefprochenen Worte
_lebete und .wehe-te. alle Herrfciyaften und Macht in der äußern Na
tur. über welche er fich einen Fiirfien nennet. hat aber nur das eine
Theil im Grimme des Todes im Befiße. und fprach zu ihr (verfie
het zur menfchlichen Eigenfchaft): So du niederfälleft und mich an
._betefi. fo will ich dir das alles geben.
, 35. Die Menfchheit follte ioieder aus der Gelaffenheit in eine
*Begierde des Eigenthums eingehen und wollen ein Eigenes befihen
.in .der verfluchten Eigenfchaft. Böfe und Gut; das wäre dem Teu
fel ein gewunfihet Effen oder Spiel gewefen. fo wäre er König blie
ben. und wäre feine Liige Wahrheit gewefen. In diefem hats
_Adam auch verderbet. ifi ins Eigenthum eingegangen. und hat welt
liche Herrfclyaft begehret. und den Geiz; wel>)es an Kain zu fehen
3|. welvcher des vergifteten Mercurii Herz ift. als feine Hungersbe
l7. 24
- 370 -
gierde, der ihm Wefen macht nach feines Hungers Eigenfchafn nicht
Manual fondern Erde, wie an der wilden Erde zu fehen ift, was
er in der Entzündung oder Bewegung des Vaters in feiner Feuers
eigenfchaft gemacht-hat; in welcher (Entzündung, als im giftigen
Grimme des ausgefprochenen Mercuriß der /Teufel vermeinte ein
Fürft zu fein„ ifis auch in dem Gottlofen in derfelben Eigenfchaft,
und auch im Regiment der Weit im Grimme: aber Gott hält ihn
mit demZWaffer und Lichte des dritten Principii gefangen 7 daß er
nicht Furft “im Regiment des ausgefprochenen Worts _ift- fondern
' ein Viertel des Richtersl er muß hinten nas) *fehenz wo fich Turba
Magna im Grimme entzündet, da ift er gefmeiftig, fo weit Turba
Magna_ im Grimme gehet, weiter ift ihm der Pracht geleget.
36. Dziefes ganze Regiment in und über alles zu herrfchen ing _.
aller Effenz, als 'ein gewaltiger Gott, wollte er der Menfchheit Chri
fii geben, die er doch nur im Theil der Turbä im Grimme Gottes
z* befißet, und nicht ganz in der Beherrfmung hat; er follte nur feine
Begierde darein fiihren und feinen Willen in ihn einführen, fo
'wollte er ihm feinen Mercurium der Kreatur in die größte Allmacht
einführen, daß er,ein Herr Über Gut und Böfe fei„ und alles in
Gewalthabe, zu thun wie er wollez denn alfo verfcherzete es auch
Adam. .
' 37. Sein Mercurius ging mit der Begierde in die Impreffion,
da Kälte und Hitze entfiehet. ein, und imaginirte darinnen: und
alfo zuhand erhub fich des -kalten und hißigen Feuers Eigenfchaft"im
Mercurio der Kreatur, alfo drang auch zuhand die äußere Hitze* und
Kälte in _den entzündeten Mercurium menfäylimer Eigenfchaft ein:
alfo leidet der Leib Pein von Hiße und Kälte„ welche Eigenfchaft
zudem als er im freien Willen Gottes in der Gelaffenheit fiund,
nicht offenbar war; und alfo herrfchete in Adam Böfes und Gutes.
38. Denn das Centrum des Grimmes, als der' finftern Welt
Eigenfchaft) wardin ihm offenban in einer giftigen Tvdeseigenfciyaft,
wie denn, der Mercurius im Menfchen noch auf “heute alfo giftig
und. einGiftquaal ift„ da' er doch ja inscLebenslicht in eine fola
rifche Eigenfchaft verwandelt wird, aber der Gift. und die Todesei
genfchaft hanget ihm an, und ift feine“ Wurzel) wie man denn fie
het: fobald nur ein wenig auf feiner martialifchem feurifchen Eigen
fchaft, Signatur oder Geftaltniß feines gefielleten Inftruments ge
fchlagen wird, fo gehet feine böfe, giftig» feurifcize Eigenfchaft her
vor, und zündet den Leib an, daß er vor Gift des Grimmes zittert,
und will immerdar die' entzündete Giftquaal in denfelben, der fie
erwecket undentziindet hat„ einführem und in feiner Bosheit mit
des Erweckers Bosheit inqualirem und ringen in der giftigen Eigen
fchaft Rechte: alfo muß alsdann der Leib als ein Knecht zugreifen,
und des Gifts Willen vollbringen, und fich mit feinem Gegenfaß
raufen und fchlagen) und fich auch fchlagen laffen) es gefchehe nun
*- 371
gleich mit Handgriffen oder mit Worten. fo ifts allesnn folcher
Eigenfchaft und Begierde des giftigen Mercurii. -
39. Dannenhero entftehet aller Krieg und Streit. nämlich
L Regiment Gottes Zorns im oerderbten und entzfmdeten Mercurio. vom

des ttusgefprochenen Worts. der hat alfo in des Giftes Grimme und
der finfiern Welt Eigenfchaft fein Freudenfpiel im Menfchen. Dar
um ift ein Streiter ein Knecht Gottes Zorns: er ifi die Art. damit
der zornige Bauer den Dornbufch auf feinem Acker abhauetz er ift
das führende Werk des grimmen Zorns Gottes; der Zorn Gottes
nach feiner Feuerseigenfchaft will es haben. und nicht feine Liebe:
-wer fich nun läßt darzu gebrauchen. der dienet dem Zorn Gottes
nach der finfiern und Feuerwelt Begierde und Eigenfcbaft. welche
fich im fchweren Falle Adams in menfchliäzer Eigenfchaft hat offen.
barer. undden Menfchen. als das Engelsbild. in eine halbteuflifche
-Laroam und *Bildniß eingefiihret. in weläzer *Eigenfchaft und Bild
niß feines Willens im ausgefprochenen kreatiirlichen Mercurio oder
Lebenswort- er nicht Gottes Reich befihen kann; fondern muß mit
und in Ehrifio in feinem Mercurio und Willen. in Gottes Liebe.
als in dem heiligen. fprechenden Mercurio und Wort des Lebens
neu erboren werden. daß ein neuer. gehorfamer. ganz in Gottes Liebe
gelaffener Wille. aus feinem kreatiirlickien Mercurio ausgehe. der
nichts wolle noch thue. ohne was der Wille des fpremenden göttli
chen Mercurii will. der in feiner Iibheit und Selbftheit im eigenen
Willen wie 'todt ift. auf daß' er des großen Gottes Werkzeug fei.
damit er_machet und thut. was und wie er will.
40. Alsdann ift Gott in ihm alles in allem. fein Wille und
Thun. und ein Zweig am ganzen Baume. der vom Baume Gottes
feinen Saft. Kraft und Leben holet. in ihm wcichfet. lebet und feine
Frucht trägetz alsdann ift der Mercurius des menfsilichen Lebens
eine ausgeborene oder ausgefprothene Frucht. die auf dem Paradeis
baum Gottes wächfet. hallet und fchallet. und die Signatur in dem
fpreclyenden Wort Gottes fchläget. als Gottes Harfen- und Saiten
fpiel in feinem Lobe; zu dem Ende ift der Menfch gefchaffen wor.
den. nicht daß er eben foll des Zorns und Todes Infirnment nach
des Teufels Willens fchlagen. Der Teufel hatte fich zum felben
Lautenfchlagen begeben. der machet und hilfet das Spiel im Grimme
als in der Finfkerniß treiben; er ift das Werkzeug und der Lauten
fchlciger im Grimme der ewigen Natur. wel>7e ihr Verbringen alfo
mit ihnen und in ihnen. als ihrem Werkzeug hat. das muß auch
der gottlofe Menfch thun. wie St. Paulus davon, faget: Der Hei
lige ifi Gott ein guter Geruch zum Leben.' und der Gottlofe ein
guter Geruch zum Tode. 2 Kor. 2. 15. 16.
41. Alles. was da lebet und weber. muß zu Gottes Herrlich
keit eingehen. eines wirket in feiner Liebe. das andre in feinem
Zornez es ift alles in dem unendlichen Wefen zur Offenbarung des
i b L4*
.-7- 372 -

unendlichen großen Gottes erboren und gefchaffen worden, aus allen


*Eigenfchaften des Böfen und Guten find Kreaturen durch den Wil(
len des fpremenden Worts hervorgegangen; denn die Eigenfchaft der
* Finfterniß und des Feuers ifi fowohl mit im Sprechen gewefenl als
die Eigenfchaft des Lichtes, darum find döfe und' gute Kreaturen. _
- 42. Aber die Engel und Menfclnn find in das Bild der Liebe
Gottes gefprochen worden, die follten ihren Willen nicht in das Feuer
und Finfterfpremen eineignem und ihre Begierde nicht darein führen.
auch nicht wollen ein Eigenes feinz fondern in der Gelaffenheit im
.fprecizenden Willen Gottes bleiben fieben als eine Forma des fpre
chenden Willens , und keine Neiglimkeit zu etwas fiihren, als nur
blos_ in das .Sprechenz inwelcher Figur fie da fiehenl als ein Bild
»des Ausfprecizens, als ,ein gefprocben Worth damit fich das fpremende
Wort. als in feiner Gleichheit befiehet, da es die ewige Wiffenfcha-ft
.des ewigen Gemuths damit offenbaretf und des Geiftes Willen in'
.ein Bild .fiellet und darmit fpielet. wie ihm ein Mahler ein Bild
nach fich Mahler„ _und fich damit befchauet, was er ifm wie feine
Gefialtniß ifiz *oder wie ihm_ ein Mufikant ein köfilicl) Saiten piel
oder Gefang zurichtet, und fpielet alfo mit feinem Leben und Wi en
des Lebens, als mit dem Hall feines eigenen Lebens Mercurii in
dem Tone des GefangeHoder auf dem Saitenfpiel. wie es in feines
Lebens Mercurio annehmlici) iftz damit erfreuet fich des Lebens
Mercurius. „,7
43. Ingleichen hat uns Gott zu feinem Liebefpiel in feine
Freude und Herrlichkeit gefcbafiem da er fein fprechendes ewiges
Wort mit erhebet, oder in demfelben mit uns' fpielet, als ini-t feinem '
Infirument.
44. Darum, da ihm diefes Saitenfpiel in feinem Halle von
der grimmen Macht feines Zorns zerbrach, das ifi. da des Men
fchen Bild wollte in eigener Macht in Bös und Gut fpielenf in
Liebe und Zorn zugleich. als in eigenem Willen, und fich nicht [af
fen gbrauchen, zu dem es das fprecbende Wort hat gefchaffenl und
ging aus der Gelaffenheit in ein Eigeneß und wollte fpielen wie
es felber wollte, bald gut, bald bös: fo war diefes Inflrument wi
der die Liebe Gottes, in welcher kein Hall des Zorns offenbar wird
noch werden kann, gleichwie im Feuersliclate keine Pein des Feuers
offenbar ift: denn der Wille des menfchlichenMercurii ging aus dem
Willen des göttlichen, fprechenden Works aus in einen eigenen Wil
len; alfo fiel er ins Centrum der Gebärerjn aller Wefen: als in die
Angfi, Gift und Tod, da nahm ihn Gottes Zorm als das Spre
chen im Grimme ein: allhie war Noch und der grimme Tod, darzu
großer' Spott; hatte nicht wieder geholfen Gott, fo lägen wir noch
* im Tod.
45. Alfo„ mein lieber Lefer, wird dirs klar vorgefiellew worin
nen Chrifius ift verfuchet worden, als nämlich: Ob die Seele und
'.7 373 ..u

der ganze Meufih. als das Bild des fprechenden Worts. nun nach
dem Gott ha'. den Funken feiner Liebe wieder in menfcloliche El-'i
genfchaft eingefiihret. und fich wieder mit der Liebe in ihn einerge
den. wollte wieder in ihren erfien Locum eintreten und Gottes Sai
tenfpiel in-Jiner Liebe fein oder nichtz ob fie nochmals wollte ein
Eigenes in eigenem Willen fei'. und thun. was fie in ihrem eige
nen Sprechen im Entziinden ihres Lebensmercurii hervorbraclytez
ob fie wollte laffen Gottes Willen auf ihrem Infirurnent die Signa
tur fchlagen. oder den Zorn Gottes. wie zuvor gefäiehen war. All
hie war-ds verfn-het. darum fprach der Teufel. als der Lautenfcloiä
_qe-c im Zorn Gottes. zu Chrifio. er follte niederfallen und ihn ane '
beten. fo wollte er ihm alle Reiche. Macht und Herrlichkeit geben; _
er follte und möchte thun. was er wollte; er follte in eigenem Wil.
len fpielen und leben; er follte nur ihm (demTeufel) 'feinen Willen
geben. und von der Gelaffenheit aus Gottes Erbarmen und- Liebe
willen ausgehen: und fo das gefchehen wäre. fo iväre das fchöne In
firument nom eins zerbroclyen. fo wäre das menfcbliche Spiel in
Gottes Liebe und Wunderthar ausgewefenz aber Chriftus fprarh:
Hebe dich weg. Satan.-es fieht gefchrieben. du follfi anbeten Gott
deinen Herrn. und ihm allein dienen! Da verließ ihn der Teufel.
und die Engel traten zu ihm und dieneten ihm Match, 4.1--11.

Der magifche Proceß


46. Hierinnen foll der Magus. wie oben naäy der Länge ge
meldet. fein Fiirhaben wohl bedenkenz nicht mit dem Geize des Teu
fels wollen das irdifche Reich befihen. auch nicht vom Tempel flie
gen. viel weniger aus dem Steine wollen fein Fiirhaben machen; er
foll denken. daß er Gottes Knecht und Gehirlfe fei. nicht ein eigener
Herr. aus welchem wird ein Narr; Will er den armen Gefangenen.
in Gottes Zorn verfchloffenen. aus feinen Banden der Finfterniß.
darinnen er im Fluch der Erde verfchlungen lieget. helfen von Got
tes Zorn erlbfen: fo muß er denken. wie ihn Gott mit feiner Ein
gehung erlöfet hat. Er muß die Verfuchung Chrifti recht ganz in-:
niglia) betrachten. nicht mit äußern Handgriffen nachtappen. und
denken. ich habe einen todten Stein vor mir. er weiß noch flihlet
nichtsz ich muß mit Gewalt an ihn fehen. auf daß ich ihn bezwinge
und ihm fein Kleinod. das ,er in fich verborgen hat. nehme. Der
das thut. der ift ein Narr. und will felber in eigenen Willen ein
gehen. und ift ganz ungefchickc zum Werkz er laffe es nur bleiben.
wir wolleu ihn gewarnet haben.
47. Will er frechen. fo,- bilde er ihm den Proceß Chrifii ein.
wie Gott das in Tod gefchlnffene univerfal habe wiedererboren in
menfciylirher Eigenfchaft: denn Gott nahm nicht den Menfchen wie
X
- „-'-
374
er im Tod lag verfchlofien. und führete ihn in Schmelzofen ein.
und zerfchmelzete ihnim Grimme. wie der falfche Magus thut; fon
dern er gab ihm zuvor feine Liebe in feine menfhnche Effenz. und
taufete die Menfihheit. darnach führte er ihn in die Wüfte und
fiellte den Teufel gegen ihn . nicht in ihn; er ließ ihn v nehe vier
zig Tage faffen und hungern, und gab der Menfchheit eine äußere
Speife. er mochte von feines Lebens Mercurio effen. daß Gott fähe.
l die
ob dieMenfchheit ihrewollte
Menfohheit Begierde in die Gottheit
ihre Begierde in Gott einführete
einführen: und
und das
*als

Mantia annahm. fo ließ er den Teufel über die Menfchheit. der


führete alle feine Luft und Begierde in die Menfchheit. und ver
fuchte ihn. Verfleheft du allhie nichts. was foll ich dir dann mehr
fagen? Bift du ein Thier. fo gebe ich dir nicht mein Perlein. es
gehbret Gottes Kindern. - . - H
48. Gott muß Menfch werden. Menfch muß Gott werden.
Himmel muß mit der Erde Ein Ding werden. die Erde muß zum
Himmel werden. Willft du aus Erde Himmel machen, fo gieb der
Erde des Himmels Speife( auf daß die Erde des Himmels Willen
bekomme. auf daß der in Tod gefchloffene Mercurius in der Erde
einen himmlifcizen Willen bekomme. daß fich der Wille des ,grimmi
gen Mercurii in die Liebe des himmlifchen Mercurii einergebe.
f 49. Was willfi du aber thun? Willft du den giftigen Mer
curium. der nur einen todten Willen in fich hat. in die Verfuchung
einführen. wie der falfche Magus thut? Willft du einen Teufel
zum andern fchicken. und einen Engel daraus machen. da müßte ich
aller Wahrheit lachen. Einen verdorvenen fchwarzen Teufel wirft
du behalten. Wie willft du die Erde durch den Teufel zum Him
mel machen? Jft doch Gott der Schöpfer aller Wefenz du mußt
von Gottes Brot effekt. willfi du deinen Leib in himmlifche Eigen
fchaft aus der irdifchen transmutiren.
50. Chrifius fprach: Wer nicht iffet das Fleifch des Menfchen?
fohns. der hat kein Theil an ihm. und faget ferner: Wer das Waf
fer. das ich ihm geben werde. trinken wird, dem wirds in einen
Quellbrunn des ewigen Lebens quellen.- Allhierinnen lieget-dasPerc
lein der Wiedergeburt) es heißet nicht fophifiiciren. keine Frucht das
Weizenkbrnlein bringt., es falle denn in die Erdez es mußalles wie
der in feine Mutter. daraus es worden ift. eingehen. foll es Frucht
tragen. -
51. Die Mutter aller Wefen ift* Snlphur. Mercurius ift* ihr '
Leben. Mars ift ihre Fühlung. Venus ihre Liebe. Jupiter ihr Ver
ftand. Luna ihr leiblich Wefen, Saturnus-ihr Mann. .Du mußt
den Mann mit dem Weib-e gütigen. denn der Mann ift zornig. fo
gieb ihm doch feine liebe Braut in feine Arme: aber fiehe zu. daß
die Braut eine Jungfrau fei. ganz züchtig und rein; denn des Wei
des Saame foll der Schlange (als des Mannes -Zorne) den Kopf
-- 375 -;
zertreten. ' Die Jungfrau muß in rechter Liebe ohne einigen Falfch
fein. eine Jungfrau. die noch keinen Mann im Zorne noch in fei
ner Mannheit berühret hat. denn die klare Gottheit in reiner Liebe
vermahlet fich auch alfo mit der Menfmheit: und als Maria fagte.
mir gef>)ehe. wie du gefaget haft. denn ich bin des Herrn Magd.
„fo nahm die Menfchheit die Gottheit ein. desgleiwen die Gottheit die
Menfchheit. _
52. Die klare Gottheit bedeutet im philofophifchen Werke die
züchtige Jungfrau: die Megnfwheit- ifk Sulphur. Metcurius und
Sal. beides himmlifch und irdifch; die hjmmlifche*ifi verblieben.
und als ein Mchtsz die todte im Grimme ift aufgewachet. und le
bet dem Zorne: in den Eigenfchaften des Zorns ward die Menfch
heit in Adam und aua) in Ehrifio verfuchet. _
53. Nun fprichft du: wormit? Mit einem gleichen Gegen
fah im Grimme* mit einem folchen Teufel. .der alle diefe Eigenfchaft „
in fich hatte. a mit einem Fürfien.
54. Die Eigenfchaft im Sulphur wurde verfucht mit der Gleich
heit des Sulphursz im Sulphur oder aus ftilphurifäier Eigenfchaft
kam die Verfucl)ung. und der Gefialte waren drei: als eine inder
Jmpreffion. die heißer der Philofophus Saturnum. die follte der
*menfchliche Geift oder Wille eröffnen in Veneris Eigenfchaft. und
feinen Hunger. als das Feuer. damit fiillen oder fpeifen.
55. Die andre Eigenfchaft war. er follte in feiner eigenen er
weckten und eröffneten Venere aus Saturn!" Eigenfchaft leben. und
-in eigenem Willen fliegen.
56. Die dritte Eigenfcl)aft war. er follte feinen Willen durch
die erweckte Liebebegierde ins Centrum. als wieder in die fulphuri
fche Mutter. welche in der Jmpreffion in der Angft entftehet. ein
führen: und das wollte er nicht thunz der erfte Adam hatte es aber
gethan. darum hat ihn Gott. als er ibm helfen wollte. im Sulphur.
derfuchet. als in der erften Mutter zur Menfchheit. und einen grim
men Teufel. der im Sulphur entzündet war. laffen mit feiner ent
zündeten Bosheit im Sulphur verfucl)en. Verfteheft du *das nicht.
was foll ich dir dann mehr fagen? Sulphur ift der Mutter Leib.
* dahinein müffen wir gehen. wollen wir neugeboren werden.
57. Nicodemus fagte wohl? Wie mag einer wieder in Mutter
-leib gehen und geboren werden. _wenn er alt wird? Joh. 3. 4.
Aber Ehriftus fagtet-Es fei denn. daß ihr umkehret und werdet als
die Kinder. fonfi follet ihr 'das Himmelreicl) nicht fchauen.
Matti). 18. 3. _
58. Der eigene Wille muß, wieder in die erfie Mutter. die
ihn geboren hat. als in Sulphur. eingehen. mit dem Willen verfre
het den Mercurium. Nun wer will ihn aber deß bereden. daß ers
thut. denn er ifi ein Eignrs worden. und foll wieder in feine Mut
ter eingehen und ein-Nichts werden? Das dauchte Nicodemo wun

F
x- Jill : -
tre-tritt. fein-J aber-der Hirt titan. zu thin: Der Wind bläfet wohin
ei wia. iind du hdrefi: fein-Saufenivohl. du weißt aber_ni'cl)t._ von
könnnen 'er kommt. oder-wohin “er fähret: alfo ifi auch ein jeglicher.
der' aus Gott geboren ifi. Joh. 3. f8. _ - _ _
. 59. Siehe. wer deredete es dem Willen (Chtifti in feiner Menfch
heit. die 'er wieder mit dem Willen in die Kindheit. gleich als wie
infMutterleibgeingin-g. und aß 40 Tage nichts. und wollte auch
nichts. fondern bliebe in der Mutter ganz gelaffen ftehen? That
es nicht die Gottheit. die da war in die Menfchheitfeingangen? _
60. Alfo gehet es auch zu im philofophifchen Werk. darum foll
* uns der Artifta wohl merken und recht verfiehen: er foll das bdfe
entroniiene Kind. das da ift aus *der Mutter entflohen. und if): ins
Centrum ein 'augen-und wollen ein Eignes fein. 'im Saturno fuchen.
?im der _Grimm Gottes hats mit feiner Jmpreffion indes Todes
amrner *eingefchloffem nicht hat ers zum SaturnoKiinatht. fondern
er hälts im faturnifchen Tode oerfchloffen. g _ f _
61. Das [du 'er 'nehmen und_ wieder in Mutterleib einführen.
und alldagdeir Engel mit der Botfthaft zu Maria fenden. und ihr
laffen ankfindigen. fie folle einen Sohn gebciren. deß Namen _foll
fie Iefus *heißenz und fo die Mutter wird darein willigen. und den
Namen Iefus einnehmen. fo wird die neue M-'enfclyheit niit d'em
neuen Kinde *in dem alten abtrimnigen ,im Zorn-Gottes gefangenen.
inder Mutteranfahen. und wird erftlich der Name Iefus* *fich in
das gefiorbene Kind. welchesim Saturno gefangen lag. einergeben.
und des _bbfen _todten Kindes Willen zu fich_ reizen: das ift' die 'fchöne
Briiuugdief ihrem abtriinnigen Bräutigam ihren Perlenkilinz dtirhältz
er “foll 'fie nur wieder 'annehmen. fo will fie 'ihm wieder ihre Liebe
g,eben.62. Rimini fie nun der abtrltnnige. r im Tode verfchloffene
Jüngling 'wieder an. fofift der Artifta gefchicket. und von Gott zu
feinem Vorhaben gewiirdiget. Ihr wird die Braut dernBrclutigam
lieben. und *eine Jungfrau einen Sohn gebären. deffen alle Welt
verwundert "wirdz das Weib 'wird den Mann umgeben. aber er ift
ein Mann und nicht ein Weib. undhat der Jungfrauen Herz.
_ _(53. Nun muß “er verfuchet werden. ob er will 'in jungfräuli
cher Zucht und in Gott gelaffenenr Willen leben. denn er foll ein
Ritter werden. und dem Teufel fein Raubfchloßioelches er in feiner
Mutter hat. in fieben Reichen zerfidren: fo laß den Teufel feiner
Mittler Haus mit feinem Grimme anzfrnden. und ihn verfuchenz
er wird fich nun wohl vor dem Teufel mit Ehrifto fchfilzen.
64. Dieß wird gefchehen. der Jüngling mitfammt dem jung
fräulichen Herzen wird. wann der Verfucher kommt und ihn angreift.
fich ganz in die Mutter ergeben. die Mutter wird ihn durch des
Teufels Grimm ganz in fich verfchlingenz. er gibt fich ganz aus fei
nem Willen aus ins Nichts. So denket der Artifta. ilzt habe ich
_ 377 -
reif-seen. denn er* hat deli Himmelberloren. denn er fiehet nichts.
und denket nicht darbei. daß eine Jungfrau hat rien geboren: aber
er fin( Geduld haben; was dem Kirnfiler unmöglich ift. das ifi der
Naiur inöglichz nach der Nacht wirds Tagz wenn der Verfucher
at alle feine Verfuchungen vollendet. fo kommt das Zeichen der
ngel. fo muß der' Teufehder ihn verfurhie. weichen.
65. Das foll derArtifia wohl merken. und den Teufel abfchaf?
fen. und den Jüngling mit feinem jungfräulichen Herzen in fein
Bette legen. und feiner vorigen Speife effen laffen. denn er ifi ihr
ein Arzt ,feiner Gefchwifier in feiner Mutter Haufe. Er wird große
Wunder thun in allen fieben Reichen feiner Mutter. das find die
fieben Gefiälte des Lebens. wie Ehriftus gethan hat.
66, Als im Saturno wird er die Todten auferwecken. verfie
het in feinem vorigen Gefängniß wird er das todte Wefen. das ihn
gefangen hielt. aufwecken: denn er foll die Erde zum Himmel ma
chen. Gleichwie ihm die Jungfrau hat feinen Willen aus dem
Zorn in die Liebe aufgewecket, und 'zum Wnnderthäter gernachet:
alfo foll er niit feinem Willen. welcher in der Jungfrauen Herz ver.
einigt ift. die Gefialtniß in feiner Mutter Leibe. daraus fie ihn uiid
alle ihre Kinderf geboren hat. aufwecken. und mit der Jungfrauen *
und feiner Licbebegierde anziindenz das gefchieht im Sulphure Sa
turni. des Iitnglings eigenen. leiblichen Eigenfchaft. und in feiner
Mutter. _
67. Denn vor der Vermählung der Jungfrau lieget das himm
lifche Wefen des Jünglings im Tode verfchloffen: denn da Gott die
Erde verfluihte. fo verblich der himmlifche Paradeisleibz fo nahm
ihn die Jinpreffion Saturni ein. bis zur Wiederbringung. da Gott
das Verborgene herwiederbringen wird. daß das Paradeis im ausge
fproihenen Wort wieder grüner. oder der Artifia folches in einem
Stuckwerk durch Gottes Zulaffen eröffnet. '
68. Im andern Reiche der Mutter. als in Luna. foll er
auch Wunder wirkenz denn Jefus fpeifete mit fiinf Broken eiii-if
tciufend Mann. das ift das Wirken in der Wefenheit oder Leiblich
keit: er machte Waffer zu Wein. Diefi-s und dergleichen gehöret
alles in die lunarifche Eigenfchaft. da derfRitter mit feiner Jung
frau das Paradeis eröffnet und den Leib fpeifet. da nichts ift. da
der äußere Mercurius nichts gewirket: alfo werden fich die Gefialt
,niffe in lunarifrher Eigenfchaft. als wären fie paradeififch. eröffnen.
So denket alsdann der Artlfta. ich bin nahe darbeiz aber er hat
noch weit bis zum Ende.
H69. Im dritten Reiche der Mutter. als im Iove. machte
Ehriftus die Unmiindigen und Unverfiändigen. Blöden. fafi Unwiffen
den wiffend und verfiändig; als aus armen Fifchern und Zimmer
leuten machte er Apoftil und die allerverfiändigfien Menfchen. des
gleichen aus armen. unanfehnlichen Leuten. aus Weibern und albernen
*-2;
378
Menfchen machte er rechtgltiubige gottfdrmige liebe Kinder) welche
das Univerfal ohne Kunft in fich ergriffen. .W -
_ 70. Alfo gehets auch im philofophifszen Werk zu: die im Tode
verblichene Wefenheit, da der Mercurius ganz irdifch, kalt und kraft
los ift) die fteiget in Kraft auf, als wäre das ganze Wefen ein neu
Lebem deffen fich der Artifia verwundert„ was. doch das fei„ oder
wie es zugehe? fich auch gleich hoch erfreuet, daß er die göttliche
Kraft in einem halbtodten Wefen vor fich fiehet grünen, und folches
im Fluche Gottes. Er *fiehet alle vier Elementa) jedes befonders„
und fiehet, _wie fich die Weisheit Gottes darinnen fpiegeliret) als ein
_Freudenfpieluund fiehet alle Farben und den Regenbogem darauf
Ehrifius 'zu Gericht fihet, in dem ausgefprociunen Mercurio. '
71. Die Art diefes Scheins entftehet aus der Impreffion Sa
turni, der girtige Jupiter laffet fich alfo auf eine Art fehen, gleich
wie Gott wird die Welt verändernx und wieder ins Paradeis trans
rnutiren, denn das ift der Verftand im ausgefprorhenen Wort,
gleichwie Ehriftus die albernen unverfteindigen Menfchen hat in gött
licher, rechten himmlifcher) jovialifcher Verfiändniß verfiändig ge
macht. - : -
72. Im vierten Reiche der Mutter alle-Wefem welches
- das mercurialifche*am Rade der Natur des Lebens Ffir hat Ehrifius
die Tauben hörend) die Sprachlofen redend„ die Ausfäßigen vom
- Gift des Mercurii rein gemachet. Aller Gichtbruch) als Franzofen
und giftige Rauden entfiehen aus dem faturninifchen Waffer im
Mercurio, welches die Phlegma heißen welches alles Ehrifius in
Geftalt des Jünglings und der Jungfrau heilete: denn die ewige
Iungfraufchaft hatte fich mit dem Jüngling, als mit der Menfch
heit, vermcihlet.
73. Diefes gefchieht auch im philofophifchen Werkez der Artifia
wird fehen, wie fich der Himmel von der-Erde fcheidet, und wie
fich der Himmel wieder in die Erde fenket. und die Erde in eine
Himmelsfarbe verwandeltz wie der Mercurius die Materiam rei
niget„ wie die gereinigten Farben mit Antimonio *in feiner Eigen
fchaft erfcheinen werden, und wie das Wunder weiter gehet.
74. Im fünften Reiche der Mutter* aller Wefem als im
»Marte oder in des Grimmes Eigenfchaft) trieb Chrifius die Teufel
aus von den Befeffenen, und machte die Taubfurtltigen in diefer
Gefialt und Eigenfchaft gefundz diefes wird der Artifia auch in dem,
philofophifchen Werk fehen) wie der Jupiter im Mercurio wird ei
nen fchwarzem fchlichten Feuerdunft aus der Materia über fich trei
ben, welcher fich anleget, als ein Ruß, denn er ift ein Hunger des
Giftes im Mercurio) und gleichet wohl billig dem Teufeh denn er
ift feiner Eigenfchaft.
75. Im _fechsten Reiche der Mutter aller Wefem als am
Rade des Lebens„ die Venus genannt, liebete Ehriftus feine Bruder

_F
-
l
* *x 379 -
und Schwefiern: nach der Menfchheit. und wufch feinen Jungen.
die Füße'. und. liebete fie bis in die höchfie Niedrigkeit. und gab'
fein_ Leben in des Grimmes Eigenfchaft fiir fie in den Tod. und
offenbarete fich unter ihnen. daß er Ehrifius warez und als fie das
gewahr' wurden.. daß der-König kommen wäre. der dem eigenen
Willenxfollte feine Macht nehmen. und dem Teufel fein Reich zer
brechen. fo fchrieetrfie und fagten: Wir haben keinen König als den
Kaiferl Sie nahmen ihn in finfierer Nacht in ihre Gewalt und
bunden ihn. und fuhreten ihn vor ihren Rath. verfpotteten ihn.
geißrlten ihn und fchlugen ihn. und zogen ihm feine Kleider aus
und henkten ihn ans Kreuz. Match. 27. 27-31. , icq."
76. Diefes wird der Attifia herrlich im philofophifwen Werk
fehen. denn fobald der finfiere Feuerdunft von der Materia ausfah
ret. „als der Materia Teufel. fo erfcheinet Frau Venus in ihrer
Jungfraufchaft gar herrlich und "fcl)bn. denn es deutet Chrifti Liebe
an. der fich alfo gedemüthiget und feine Liebe in unferer Menfchheit
offenbaretz alsdann denket der Artifta. „er habe das philofophifche *
Kind. er habe den Bratenz er tanzet aber mit den Juden. welche.
als fie Ehriftum gefangen hatten. dachten. nun haben wir ihn. wir
wollen ihn wohl halten: alfo denket er auch. es fei vollbracht. und
nimmt das Kind an. und wann ers in' der Proba fchauet. fo hat
er Venerem. ein Weib und ni>)t die Jungfrau mit der Feuer- und
Lichtstincturz und hat fich laffen das Weib betrugen. *
77. Nun fiehe recht. was thun die Eigenfclniften. Saturnus.
Mars 'und Mercurius? Wann fie das Kind. als den Ritter in
königlicher Farbe .* fehen und befinden. daß er kein außer Reich mit
Kraft und Gewalt führer. als fie thun. fondern will nur alfo mit
der Liebe in ihrer giftigen Feuersmacht herrfchen. den wollen fie nicht
leidenz denn Saturnus bedeutet die weltliche Herrfchaft. und Mer
“curius die geiflliche Herrfmaft. als die Pharifaer. und Mars bedeu
tet den Teufel; die drei wollten Ehriftum_ nicht unter fich leiden.
denn er fagte. er ware ein König der Liebe und Gottes Sohn. und
ware kommen. fein Volk zu erretten von Sünden. c"
78. So dachte der Teufel: das klingt übel. du wirft dein Reich
verlierenz und die weltliche Obrigkeit dachte: Jfi diefer ein König
und Gottes Sohn. fo wird er *unfere Macht aufheben. das fchmecket
uns nicht', und die mercurialifmen Priefter dachten: Diefer ift uns
viel zu wenig. wir wollen einen Meffiam haben. der uns -in welt
liche Herrlichkeit einfuhre. der uns in der Welt hoch und reich mache.
daß wir die Ehre der Welt allein befilzen. wir wollen den nicht an
nehmen. er ift viel zu arm. wir mömten der weltlichen Obrigkeit
Gunft verlieren. und mußten feiner entgeltenz wir wollen viel lieber
in unferen Ehren und Gewalt bleiben. und den Bettelkbnig mit fei
nem Liebereiche abfchgffen: maaßen fie noch heutiges Tages alfo ge
finnet find. und feinen Boten alfo thun. die er fendet.
-JM
*W 79. Alf. gehet es auq im philofoyhifihw Werde: wenn fich
Venus in den drei grimmen Gefialeen, als im Saturno: Marte
und Mercurim mit der Liebe. als in ihrer eigenen Gefialt, offenba
ren das können fienieht leiden, denn es iii ganz wieder ihre firenge
finfiere Feueremaehß zumal wider den Gift des Merci-ni: die blixen
die Venus au, fehießen ihre Strahler» als die mercnrialifchen Gift
firahlen auf fie, wie die Phacifaer auf Chrifium.
80. Jndeß hält Jupiter und Luna bei der Venen, und geben
ihre .Kraft der Veuerß denn in Jobis Kraft ftehet Venus ißt daz
das verlarhen die Pharifäeh und denfew wir find vorhin weife, was
foll uns Verfiand? Wir wollen Macht und Ehre haben. und Luna
bedeutet den Haufen der Laienf welche an Chrifio hingen, weils
ihm wohlgingz alfo hält auch Luna im philofophifrhen Werke an
Venere in ihrem Glanze, weil fie Saturnusf Mercurius und Mars
nicht angrelfet: fo aber die Gewalt des Grimmes kom-uw fo wan
delt Luna ihren Willen als die Farbe und fiehet zur ftehet und
fehreiet mit das Crucifige, das wird der Artifia fehen; ift er aber
von Gott zum Were erkoren und es werth.

Das 11,* Kapitel.


Vom Proceß Chrifti in feinem Leiden, Tod und
Auferftehenz vom Wunder des fechsten Reichs
in der Mutter aller Wefen, wie das Confum
matum ift vollendet wordem und wie es im
philofophifGen Werke in der Gleichheitzu Ende*
läuft. j

Wir follen wiffen und betraihrem daß diefer Welt Wefen feimmt
dem Menfüien in zweien Eigenfchaften ftehet„ als im Feuer und
Licht, das iflf in Liebe und Zorn; fo iff nun das Feuer zwelerleß
und das Licht auch zweierlew als ein kaltes Feuer von der Iinpref
fion, und ein hißlges Feuer vom Nabe Mercurii *iin Sulphuw fo
wohl aueh ein kaltes Licht vom kalten Feuer, und ein warmendes
vom hihigen Feuer.
2. Das kalte Licht ifi falfch„ und das hißige ifi gie-tz nicht
daß es falfch in feiner Eigenfiixaft fei, allein in der Impreffion im
kalten Sulphur wird es in der Schärfe des Grimmes eine falfche
Begierde; als eine falfche Liebe; welche wider die Sanftmuth laufet;
denn ihre Begierde ift Saturnus und Mars: fie führer ihre Sonne
in Marten; aus; verfiehet ihren Schein des Lebens; und das wär
mende Licht; wel>)es auch feine Feuersfchärfe in der Jmpreffion im
Sulphur vom Marte empfähet; führer feine Begierde wieder in die
Freiheit; als durchs Sterben im Feuer; durch die Angfi; es läffet
fich im Sterben des Feuers ganz frei dahin; und verläffet des Grim
*mes Eigenfchaft: alfo ifis eine gemeine Wonne und nichts Eigenes;
gleichwie die Sonne *ihren Schein insgemein giebet.
3. Der Sonne Schein ift weder hihig noch kalt; allein der
Mercurius im Griffe der großen Welt macht in Martis und Sa.
turni Eigenfchaft eine Hide darinnen; denn die Sonne zündet ihre
Begierde an; davon fie alfo hungerig; begierig und qualificirend
werden; daß alsdann ein Feuer ini Lichte gefpüret wird; welche
Hibe niajt des Lichts Selbfkeigenfchaft ift; fondern der Seele der
großen Welt; die fchärfet auch das toonnefame Licht im Glanze alfo;
daß es dem Auge unträglich ift.
4. und ift uns hoch zu erkennen; daß; fo eine andere Feuer
begierde; welche nicht dem äußeren Leben im Mercutio ähnlich ifi;
in dem firengen Grimme der äußeren Natur herrfci)en wollte; daß
es ein Widerwille wider das firenge; kalte; bittere und feurifclje Re
giment und Leben fein würde; daß ihr Grimm fich w_ürde erheben
und deffen wollen gern los fein; maaßen es denn auch gefchehen_
ift; als fich die göttliche Liebebegierde mit ihrer großen Sanftmuti);
unter der falfchen; kalten und firengen hoffärtigen„Feuersbegierde der
Saturnaliften; Mitrtialifien und fonderlich der falfchen Mercuriali
fien hat offenbaret; das war ein großer Gegenfah und Widerwille;
daß da wollte die Liebe im Tode des Giftes herrfchen und inne woh
nen; das konnten noch wollten fie nici)t leiden; denn der Himmel
war in die Hölle kommen; und wollte die Hölle mit der Liebe über
winden; und ihr ihre Macht nehmen; wie denn folches in Chrifii
Perfon zu fehen. Er liebete fie; und thäte ihnen alles Guts; und
heiletefie ven ihren Plagen; aber daß er nicht aus ihrer grimmen
Macht entfprungen war; daß er fagte; er wäre von oben her kom
men; unv wäre Gottes Sohn; das fchmeckte der kalten; hihigen
Feueosmarht ni>)t; daß er wollte mit der Liebe über fie herrfci)en.
5. Eben alfo gehets auch zu im philofophifchen Werk: wann
die grimmen Gefiälte der Jrdigkeit; als der äußere Saturnus; Mars
und Mercurius; den himmlifchen Ritter mit der jungfräulichen Ei
genfchaft unter fich fehen; und ihn fühlen; daß er eine andere Be.
gierde hat als fie; fo erzürnen fie fici) in fich felber; denn die Liebe
_begierde; wenn die den Feuerfchrack anblicket; erwecket ihren Feuer
-frhra>; fo ,gehet der Grimm aus der Aengfilichkeit in die Liebe ein;
davon ent-fiehet in der Liebe ein Todesfchrack: weil aber ,kein Tod
d.

*- 382
darinnen fein kann) fo erfinket die Liebe' im Feuerfchrackß "und gie. -
bet fich in ihrer Begierde aus) und _laffet ihr Wefen) - daß fie in» -
ihrer Begierde nach ihrer Eigenfchaft in Todesfsnack fieheni- das ift
dem Tode, (eine Gift ') und der Hölle eine Peftilenz) und auf» eine
folche Eigenfchaft ift dem Tode in der Menfchheit feine Macht ge.
nommen wordenz denn Ehrifius) als er im Schrack des Todes fein
himmlifs)es Blut vergoffen) und im Tode_ ließ) fo mußte der Grimm
Gottes das himmlifrhe Liebewefen in fich behalten. Alida ward die
Feuerbegierde in der entziindeten ZMenfchheit in eine Liebebegietde
transmutiret) und aus der Todesangfi eine Freude und-Stärke 'der
göttlichen Kraft erboren. 5:337* “ 4
6. Damit is) aber den Liebhaber möge gründlich verfiändigen)
“wie es mit Ehrifio ift zugangen) und wie“ es ingleichen im philofo
phifchen Werke zugehe) ift es ganz Ein Proceßl Ehrifius hat den
Grimm des_Todes überwunden in menfs)licher Eigenfchaft) und den
Zorn des Vaters in eine Liebe in menfs)licher Eigenfsraft vedrwaijz
delt: alfo hat aus) der Philofophus einen folchen Willenz er* will
die grimme Erde zum Himmel machen und den giftigen Mercurium
in Liebe verwandeln. So merke er _uns recht) wir wollen .allhie
nichts parabolifs) fs)reiben) fondern ganz* fonnenklar. _e MSDN)
- -7. Gott wollte die Menfchheit-)-nas)dem fie irdifs) worden und
iden giftigen Mercurium in der Liebe Eigenfsmft erwecket) welche die
Liebe verfsnungen hatte und? in fich transrnutiret) wieder in göttli
s)e) himmlifche Eigenfchaft transmutiren) und aus der menfchlichen
* Erde Himmel machen) aus vier Elementen nur Eines in Einer
Begierde) und den Grimm Gottes in men-fs)lis)er Eigenfchaft *in
Liebe verwandeln. " - - i'
8. Nun war fein Zorn eine Feuers- und Grimmesmacht) und
war im Menfchen entbrannt: dem nun zu widerfiehen und -in- eine
Liebe zu verwandeln) mußte Ernft fein) die Liebe mußte in Zorn
eingehen und fis) ganz dem Grimm einergebeni es that es nicht)
daß Gott im Himmel bliebe) und blickete die Menfs)heit nur?mit
der Liebe an: es konnte nicht fein) daßde-r' Zorn und Grimmhätten
darmit ihre Gewalt -laffen- finken) und fich in- die Liebe einergebenz
gleichwie das Feuer vom Lis)te nis)t beffer wird) es behält feinen
Grimm für fich: wann' aber ein fanftes Wefen ins Feuer fahrer)
als Waffer) fo erfiirbet das Feuer. - “ _ -
- 9. Alfo mußte himmlifche)-göt'tlis)e Wefenheißverftehethirnmlifch
Waffel?) welches die Tinctur vom Feuer und Licht in Blut-verwm-e
delt) in das grimme Feuer Gottes eingehen und des-FeuersSpeife
werden ) daß das Feuer Gottes auseiner andern--Effenzbrennetr-z
denn Waffer-hätte es nicht gethan. Das-Feuer: brennete nic[)t im
Waffer)- aber die fanfte olitätifche -Eigenfchafthvom Feuer "und-Lis)te
- im Wefen: göttlis)er Sanftmuth-in *der Liebegierde) das that esi- i
x
'
i

- 383
* "ci-fi, 10. Das menfchliche Feuerleben fiehet* im Blute. 7und darin
nen herrfäyet der Grimm Gottes: nun mußte ein ander Blut. wel
ches aus Gottes Liebe Wefen war erboren. in das zornige menfch
liche Blut eingehenz es mußte mit einander in Tod des Grimmes
eingehen. und der Grimm Gottes mußte im göttlichen Blute erfau
fenz darum mußte die äußere Menfchheit in Ehrifto fterben. daß fie
nicht mehr in Grimmeseigenfchaft lebete. fondern daß des himm
' lifchen Blutes Mercurius. als das fprechende Wort in der äußern
Menfchheit. allein lebete. und in eigener göttlicher Gewalt. in der
äußern und innern Menfchheit regierete. daß die Jchheit in der
Menfchheit aufhörete. und der Geift Gottes alles in allem fei. und
die Jchheit nur fein Werkzeug fei. damit er mache. was er willyund
die Selbheit nur Gottes' Werkzeug. und ganz in der Gelaffenheit
fei. denn Gott hatte nicht den Menfchen zum eigenen Herrn. fon
dern zu feinem Diener gefchaffen: er wollte Engel im Gehorfam
haben. und nicht Teufel in eigener Feuersmacht.
11. und als fich nun wollte feine Liebe in Tod begeben. und
dem Tod feine Macht nehmen. fo wurden die zwo Welten. als des
Vaters Feuerwelt. mit der äußeren fichtbaren Welt. unddann die
göttliche Liebewelt mit göttlicher himmlifcher Wefenheit. das ift. mit
himmlifchem Fleifch und Blut. und dann mit des verderbten Men
fchen Fleifch und Blut in eine Perfon formiret. Gott ward Menfch.
und macl)te den Menfchen zu Gott. Des Weibes. als der himmli
fchen Jungfraufchaft Saame. welcher in Adam verblich. und dann
des verderbten Menfchen Saame im Zorne. als Marien Saame.
wurden in Eine Perfon formiret. die war Ehriftusz und des Weibes als
der Jungfrauen Gottes Saame. verftehet die himmlifche Wefenheit.
follte“ der Schlange. verfiehet dem Grimm Gottes im verderbten
Menfchen. den Kopf zertreten: der Kopf ift die Macht Gottes_ Zorns;
der göttliche Menfch. verftehet die göttliche Eigenfchaft. follte die
irdifche in fich transmutiren und die Erde zum Himmel machen.
Gen. 3. 15. ' ' i f
12.'A(s nun die Perfon alfo erboren war. fo ftund der Him
mel in der Erde des Menfchen. Nun hätte es die Menfchwerdung
alfo nicht allein gethan; es mußt-e hernach ein anderer Ernft fein.
denn alldie-weil Ehriftus auf Erden ging. fo war die Menfchheit aus “
Marien Eigenfcl)aft nicht allmächtig. fondern die Menfchheic aus
Gott; fie waren in zweien Principien gegen einander gefeht. aber
nicht verfchloffen. fondern alle beide in einander offenbar: die Liebe
wider den Zorn. und der Zorn wider die Liebe.
- 13. Nun galt es mit einander ringen. aus dem kam auch die
Verfuchung Ehrifii: und als die göttliche Welt fiegete. fo kamen
hernach die großen Wunder durch die äußere menfchliche Welt.
14. Aber das alles konnte es nicht vollbringen. es mußte ein
größerer Ernfi feinz- die menfchliche *Eigenfchaft. als das ausgefpro
" '
„ 384

chene Watt, wg. in ihrer Selbheit need im belpygtemxege:


--dec meuixillicbe -Salpbuc mußte in. himmlifchen* als in da' liqui
_lifaze Theil, transmutiret werden, Davor entfagte fich die menfik.
liche Selbd-itl als der ausgefpkocben- Mucki-lui.- W any Dell-regt
die himmlifche Welt in *der Lieber mit dem Zorne in der menfm
lichen Weiß als mit der_ Selbheie rang, dgß' _die Peyfan -Chxifii
dlutigen Schweiß fcdwihtez da ergitterte eines .vor dem andern, die
Liebe vor dem rauhen Tode, darein fie fich mit der gdttlithen _ g
:fenbeit follte und mußte ganz einergeben- und den Zilk?? in fich [aim
ve-.cfchlingen„_ und der Zorn por feinem Tod» in dem Lex ig der Ziehe
follte feine Macht anklicken. ,
15. So fpl-aciz die ganze Perfon Chrifii: Vater, ifks möglich,
fo gehe diefer Kelch von mirz doch nicht mein, fondern dein *Wilie
gefchehe! *Matrix 2,6, Z9. Die 'Liebewelt in Ehrifto fprach: Kann
es nicht fein, ich trinke denn den Kelch deines' ,Zornes in-miaN fo
gefchehe dein Wiliez und der Zorn fprach: Ifis möglich, fo gehe
diefer Kelch der Liebe bim mir, auf daß' ich im Grimme des Men_
fchen um *feines ungehorfamswillen quelle, wie Gott zu Mofe,
welcher im Geifte Chrifii *mit ,Chrifki Voxbiide vor Gott ftund, (pen-ch:
?Sk gnxchh auf daß ich dieß 'ungehorfgme Volk auffrefie. Yxod.

16. *Ader der Name' Jefusf welcher fich im Paradeis mit der_
Verheißung yon) Weibesfaamen* hatte ins Ziel des menfchlichen und
Yttlichen Bug?? eingeleibet, der wollte ihn nicht [affen. denn die
emuth des _ mens Iefu ftellete fich allezeit in Grimm des Va
ters in feine Feuerseigenfchaft, daß fein Feuer den halb giftigen
' “Mercurium im Menfctnn nicht möchte anzimden, als nur zu Zei
iten, wann Ifrael _im 'Grimm und Ungehocfam e_inging,' wie ,hei
Core, _Datan und Abit-am, Rum. 16. und beim Elia zu fehen
ifi. 2' Reg. 1. ' ' *
'1'7. Alfo auch allhie nm Oelberge: der Zorn wollte im Men
fchen in Feuersmacht leben, und der ,Name _J efus fiellete fich in
Zorn ein; und war allhiec-'weitec kein Rath* als daß fich der Name
Iefus *in göttlimer Liebe und himmlifcher Wefenheit dem Zorn ganz
*einergäbe zu verfchlingen. Der Sohn mußte und ward dem zorni
gen Vater gehorfam, bis in Tod des Kreuzew fagtgdie Schriftz die
Liebe„ Demuth und Sanftmuth ließ _fich vom Zornavexfpotten, ver
fpeien und annehmen, die Juden mußten das Reich Gottes exegui
ren„ denn durch des Menfcilen Selbftthun war die Sünde begangen_
worden, und durch des Menfchen Selbfithun mußte der Tod und
die Sünde getilget werden* '
_1-8. Adam hatte feinen Willen in Gift des äußeren Mercurii
:eingefilbcet: alfo mußte Cbrliius als die (liebe Fein-q Willen auch
_ -ia-deoosiftiaeniykexcininm „eigenem-it Adam aß vom köleniiioum
K
4 .x 385 -
:Yrifius mußte vom Zorn Gottes effen; und wie es innerlich im
eifte zuging, alfo auch äußerliä) im Fleifche.
.z-?K- 19. und alfo gehet es auch im philofophifchen Wecker der
Mercurius bedeutet in diefem die Pharifäer, der will das liebe Kind
nicht dulden', wenn er das fiehet„ es giebt ihm ein Zittern und
Angftz fogerzittert auch die Venus vor dem Gifte des zornigen Mer
.zcuriß fie fteheu in einander, als wenn ihnen ein Schweiß ausging,
wie es der Artifia fehen wird. _
' 20. Mars fpriäit: Ich bin der Feuerherr im Kbrper„ Satur
nus ifi meine Machtz und Mercurius ift mein Leben; ich will der
Liebe nicht, ich will fie in meinem Grimm verfchlingen. Der be
deutet den Teufel im Zorn Gottes: und weil er das nicht thun kann,
fo erwecket er Saturnum, als die Jmpreffion, bedeutet die welt.
liche Obrigkeiw und greifet damit nach Venere, und mag fie doch
auch nicht in fich haben, denn fie ift ihm- ein Gift zum Tode.
21. Diefes kann der Mercurius viel weniger leiden, denn die
Liebe nahme ihm das Regiment; wie die Hohenpriefier dachten,
Chrifius wurde ihr Regiment aufheben, dieweil er fagte, er wäre
Gottes Sohn. '
22. Alfo* wird dem Mercurio über dem Veneriskinde bange,
denn Venus hat fich ißt ganz entblößet und freigegebenz fie mögen
nun machen was fie wollenz fie will dem Drachen in Rachen fah
ren» er foll ihn nur auffperren: und das verfiehet* Mars im Mer
curio nicht, fondern fie nehmen das fchbne Kind, und fchiefien ih
ren Gifcftrahl auf das, und binden es mit Saturni Macht in ihre
„bbfen Stricke, wie es der Artifia fehen wird, wie fie Veneris Farbe
umgeben. _
23. Mars führete] eefilich in Mercuriumz* weil er das Leben
ifi, als vor dem Hohenpriefierz der foll das fchbne Kind eraminiren
und probirenz aber er ift dem gram, er mag ihm nicht ins Herz
greifen nach feinem Liebewillenf er urtheilet es nur von außen, daß
es nicht feiner Eigenfchaft i|„ daß es mit folchec Gefiaitniß dafie
hett wie er der Mercurius„ hat aber eine andere Kraft 7 Tugend
und Willen. -
24. Weil aber im Kinde Veneris ein anderer Mercnrius in
feiner Liebe lebet: fo kann ers nicht ermordet!, fondern filhrets in
Saturnum, wie die Juden ,Ehrifium von Kaipha zu Pilatoz der
bedeutet Saturninnz der nimmt das Kind auch anz weil er aber
ein Herr der Jmpreffion als der Fßfierniß ift, fo fraget ec nichts
nach der Eigenfchaft des_ Kindes, fondern nur nach dem Regiment,
er greift dasKind mit der finfierir Jmpreffion *am und zeucht ihm
das fchdne Venuskleid aus: und indem folches Luna mit dem wei
.ßen Glanz der Sonne fiehetz fo verbirget fie fich„ wie die Jünger
Chrifti flohen und der gemeine Haufe von Chrifior welche fich hoch
dermaßen bei “ ihm zu fieben in Kreuz und Verfolgung, aber im
l7. - 25
* 386
“Ernfiiflohen fie, denn Luna ift unbeftändig. fie *hatmichtiSÜs
Herz „in der Liebeflammm undSaturnus mit feiner fiachlichten Im.
*preffionzexucht den Sulphur Über das Kind, als die Mutter aller
Wefeklmit ihrem purpurfarben Kleide ihrer Selbfieigenfchaftziin -
.* welchem lderGrimm Martis zur Herberge inne lieget.
_- ' 25. Wenn das Mars, als des TeufelsGefindlein. fowohl
Mercurius als die eigene Hoffart des Lebens-fiehet. daß Venus ihr
königlich Kleid anhat, verfiehet des Saturni und Mercurii Pur
putkleidin Solis Farbe„ mit dem feurigen Marte gemenget, und
. in des Mercurii Sulphurfarbe i'm “Blitze als ein Glanz gezieret -
'"(denn alfo wird die Materia nachder venerifchen' Eigenfchaft Farbe,
*darauf 'der Artifta mag Acht haben. 'er wirds klar alfo :fehenz wie
' g efaget).
26. Wenn das Mars und Mercurius fowohl Luna fehen, fo
frhreien fie: Erucifigez hinwegx_ es ift ein "falfcher König in unferem
Kleide! Er ift nur ein Menfch als wir findz und will Gott fein!
_Das ift, 'fie ffihren ihre giftige Begierde durch das purpurfarbne
:Kleid auf das Kind zu, fo wird der Artifta fehenz daß das Kind
an feiner eigenen Gefialt wird ausfehem als wäre es voll Striemen
'von den giftigen Strahlen ONercurii und -Martis. welche fie dem
Kinde durch die Impreffion Saturni anhängen, gleichwie Pilatus
Iefum geißelte. Die ftachlichte Dornenkrone mird der Artlfta ganz
z *fcharf mit feinen Spitzen auf der Eigenfchaft des Kindes fehenz auch
fo wird er fehen, wie fich Venus nicht reget, fondern nur *fiilie fie
“hetz und laffet mit fich machen. -
27. Verftehetsretht, wie Adam hat eine kalte. falfche Liebe
an fich genommmen, und damit vor Gott geglänzet, als wäre er
“in eigener Macht und Willen dennoch Gottes Kind, mit 'welcher
er doch nur Gottes gefpottet, denn alfo fcheinet die Liebebegierde,
wenn fie in der Impreffion 'des Todes gefangen ivird: alfo mußte
- der andre' Adam Chrifius allesidas auf fich nehmen. und in felben
*Spott eingehen, 'fich [affen mit einem Putpurkleide, als einen Kö
nig diefer Welt bekleiden. und darinnen-fpotten, denn Adam hatte
das Purpurkleid der äußern Welt der eigenen Macht im Glanze der
Selbheit angezogenz ilztward es allhie vor Gottes Zorn fel)auge-'*
tragen, und das ,weiße Kleid, das Herodes Ehrifio zu Spotte an;
zog, ,ift und bedeutet die kalte, fcilfche Liebe ,* als ein Kleid der
Falfmheit. darinnen der Menfch pranget, als wäre er ein Engel:
zeucht alfo Ehrifti Purpurmantel mit einem weißen Röcklein fiber
fich, und verdecket fin) mit (Zhrifii reinem fchneeweißen Kleide, als
_mit feinem Leiden und Tode, und behält aber den Mann-der Falfch
“heitx als die falfche. Liebe unter der Decke zur Herberge.
28. Iht mußte Chrifius diefelbe Figur darftellenz denn _an fei
nem Leibe wards dargefiellet; denn er follte den Mann der Falfch
heit überwinden und tödten„ der in menfclhlicloer Eigenfthaft inne
-...
387
'lagz fo fiellte ihn Gott gänzlich -vor. Ehriftus mußte fich einen fol
»ehen laffen fchelten wie Adam war. der Unfrhuldige mußte die Schuld
auf fiel) nehmen.
29. Alfo gehets auch im philofophifchen Werk zu. wenn der
Fluch Gottes Zorns. welcher in der Erde ift. foll in die Liebe trans
mutiret-werden. Dieweil Mercurius das Kind der Liebe vor Sa
turnnm ftellet. und es Saturnus niazt kann noch mag -probiren. fo '
zeucht er ihm das purpurfarbene Kleid an. mit -den Striemen unter
dem Kleide. und fchicket es vor Solis Glanz. welcher im Marte
'blicketz fo zeucht ihm die Sonne ihre weiße Farbe an. als die lu
narifche. fo oergehet die Purpurfarbe :und fiehet das Kind in luna
rifcher. albern weißer Farbe. ganz unacl)tbar ohne Glanz; die-Sonne
wollte gern fehen. daß dieß Kind ließe feine güldene' Farbe fehen*:
dieweil fie merken. es-fei eine folarifche Kraft im Kinde. fo giebet
fie dem Kinde die-weiße Farbe aus der Eigenfchaft der ewigen Frei
heit. das Kind foll“ die Kraft vom Feuerscentro. als .die -göttli-he
Mit-mt. --welche im Feuer rege wird. darein -geben. -fo »ware es der
Sonne ahnlich. *und iväre ein Herr über den Sulphur Martis und
Mercurii. aber nur ein Herr der äußern Welt Wefen. -rin Regie
-rer im Grimme. wie Sol ein folcher ift. .
-30. Aber -Ehri-fius fpracl) zu Pilato: Mein Reich ifi nicht von
diefer-Welt. Joh. 18. 36. und wollte Herodi- in diefem weißen
("Kleideßals er ihm das anzog. fowohl im Purpurkleide nichts ant
worten. denn das Purpurkleid. fowohl auch *das weiße Kleid war
alles tfalfcl) und ihm nur zu Spott angezogen', dieweil es Adam hatte
angezogenf und darinnen in Falfwheit gepranget. fo mocl)te Chri
ftus darinnen vor Herode kein Zeichen thun. ob_ er deffen gleicl) be
gehrte. 'Es ward nur hiemit die Schande des Menfchen. welcl)er
ein Bild Gottes war. und mawte fich zu einem falfchen Könige. vor
?Gottes Angefimt -geftellet. gleichwie der arme Sünder feine Greuel
vor Gott beichtet und darfiellet. wenn er zur Abfiinenz greifet.
31. Alfo fiellete Ehriftus feinem Vater die Greuel des Men
fchen in diefem falfchen -Kleide vor. und fiund vor ihm als ein
Spott. und beichtete feinem Vater des Menfwen Sünde anfiatt -al
ler Menfchenz und als ihn fein Vater in diefem Kleide durch feine
Imagination erblickte. wollte er diefes Kleides nicl)t. darum mußte
es ihm Pilatus wieder ausziehen. und fiellete ihn in feiner eigenen .
Gefialt vor die Jüden. aber fiefchrieen: Nur hinweg. hinweg! Joh.
19. 15. Er gehöret in Tod: denn alfo wollte es fein Vater ha
. ben. daß er fich in feinen Grimm in Tod 'eingabe. und den erfäufte.
-llnd Pilatus urtheilete ihn zum Tode. denn er wollte ihn nicht für
einen König erkennen. * _
32. Alfo' gehet es auch zu im philofophifmen Werke. Satur
nus mag das Kind nicht annehmen. denn es ift nicl)t feiner Eigen
fchaftz fo wills Mars und Mercurius auch nicht in feiner Eigen
25*
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x

_ *- * “388 _5
fthaft haben. Was thun fie aber? Das Kind ift unter ihnenx fie
wären des gern losz und können doch nichtz fie ergrimmen 1W
7 wie die Juden wider Chrifium, und nehmen das Kind in ihre Fat'
'fung, als in ihre falfäze, giftige*: zornige Begierde, und wollen es
:ermorden: und fiechen mit ihren fcharfen Feuer- und Giftfirahlen
durch die Materie des Kircdes„ als mit drei fcharfen Nägelnz der
eine ift Säturnus, als die Jrnpreffion der finftern Weltzdeutet den
Grimm in der finftern Welt an; der andre ift Mars, der deutet
den Teufel, als der Schlange Eigenfchaft in Gottes_ Zorne anz der
dritte ift Mercurius„ der deutet das falfche Leben an z-,als wie der
Grimm Gottes ift im ausgefprochenen Wort in menfchljcher Eigen- '
fchaft entzündet worden: diefe drei Nägel ftechen fie duuh des Kin
des Eigenfchaft. * ...t ' .
33. Alfo giebt fich Venus als das Wefen der Liebe ganz in'
e bie drei Mörder ein, und giebt ihr jobialifches Leben ganz von fich„
als ftiirbe fie, und das mercurialifche Leben menfehlicher Eigenfchafß
verftehet des Kindes Kraft, fällt auch ganz in die drei Mörder in
feiner Mutter Haueß als in das leibliche Wefenr darinnen der Jüng
ling feine-Wungfrau einneihmf darinnen Gott Menfä) ward. z,
34. So ergiebec fich ihr der himmlifche-Leib, und auch der
irdifche in die drei Mörder ein, fo erfcheinet das Bild Johannis und
Mariä neben dem Kreuze, als eine Figur, denn des Junglings
Leben hat fich aufgegebew und auch das jungfräuliche im Jimglingz
fo theiien fiä) die zwo Eigenfchaftem als die göttliche und menfch
lichez in Gefialt jedes Kraft„ welches der Artifta, fo er Augen dazu
.hatt fehen magi fo er den Verfiand hat. , “
-35. Und in diefem: wenn fich Saturnus mit feiner Jmpref
fion und finfiern Schärfe, und Mars mit feinem Grimmi und
?Mercurius mit feinem Giftleben in_Veneris Eigenfchaft eindrängen,
fo dränget fich der Grimm in die Liebe„ und die Liebe in den Grimm
effentialiter verrnifckzt. als inqualirend ein.
36. Jetzt erfchrickt der grimme Tod vor der Liebe„ daß er alfo
ins Sterben in Urin-lacht fälltz denn_ er verleuret des Grimmes
Macht, und die Liebe ift und fiehet im Quan( des Grimmes in_
Todesfchrackex auch als eine Unmachti und giebt fich ganz in Todes
fchrack ausz allda fleußeta das himmlifche Wefenx als das himmli
fche Blutz von ihr in die Eigenfchaft des dritten Principii, als in
des Iilnglings. '
- 37. Allhie giebt die Jungfrau dein Jüngling ihr Perlein zum
Eigenthum„ und wird Gott und Menfcl) Eins: denn der Jungfrauen
Blut aus göttlicher Wefenheit etfäuft allhie mit ihrer Liebe Wefen
des Junglings Blut, als die'Selbheit„ und die drei Mörder geben *
ihr Leben im Blut der Jungfrau aufz fo gehet *das Gluthen vom
Feuem und das Weiße vom Leben des Ritters mit einander auf,
als aus dem Grimme das Leben, und aus der Liebe die Sanftmuth,
*

und fieigen beide. als des Zorns Leben und der Liebe Leben. "mit
einander auf. als ein einiges Leben. denn im Tode werden fie Eins;
der Tod erfiirbet in der Liebe und wird in der Liebe zum Leben der
göttlichen Freudenreich, denn es ift nicht ein Sterben. fondern* ein
frei Ergeben feiner Kraft. Macht und Willens. eine Transmuta
tion. Der Jungfrauen Blut transmutiret das Menichlicbe. an Gott
Erfiorbene. in ein Himmlifmesz des Jiurglings Leben erfiirbet. und
das Leben der Gottheit bleibet fir. denn es fiehet in feiner Eigen
fchaft im Nichts.
Z8. Und allhie. du lieber Sucher. wann du fieheft das rofin
farbne Blut des Iiinglings aus dem Tode mit der Jungfrauen
weißen Gluthen aufgehen. fo wiffe. daß du das 'Zlrcanum der gan
zen Welt haft. und einen Schuh in diefem Iammerthal.» der mit
keinem Gold zu bezahlen ift: den nimm und achte ihn herrlicher als
den. der rom Tode wird wieder auferfiehen. Bift du aus Gott ge
-boren. fo wirft du mich verftehen. was ich meine, '
39. Denn das ifi das Bild Ehrifii. wie Chrifius hat die Sünde
und den entziindeten Zorn Gottes in menfcblicifer Eigenfchaft erfliu
fei; es ift nicht allein ein Opfer. fonft hätte es Mofes vollendet.
es ift nicht ein bloß Wortoergeben. wie Babel lehret: nein. nein.
der menfchliche Wille muß aus allen Kräften in diefen Tod. in dies
Blut. als in die höchfte Tinctur eingehen. Der Purpurmantel.
den Ebrifius mußte tragen. konnte es nicht thun; das weiße. heuch
lifche pharifiiifcife Pfaffenrörklein auch nicht. Es hilft kein Kilzeln
noch Heucheln. weder Tröfien noch gute Worte vor Gott gebenz *
der Schall muß in Ehrifti Blut fierben. in der Jungfrauen Blut
muß er erfiiufet iverden: des Weiber? Saame muß der Schlange den
Kopf zertreten. der Wille muß ganz aus feiner Imbeit ausgehen und
werden als ein unverftlindig Kind. und ganz in Gottes Erbarmen
ins jungfrliuliche Blut Ehrifii eingehen. auf dafi die Sünden und
der vergiftete Mercurius in feinem Marte erfaufe. auf daß der
weiße Löwe aufgehez denn der Löwe. der ilzt in weißer Farbe er
fcheinet. in Rofinroth. das ift der Mercurius des* Lebens. als das
ausgefproclnne Wort. als die Seele. welche zuvor ein grimmiger
Teufel in ihrer Selbheit im Zorn Gottes regierend war in den
dreien Gefialten der Giftquaal. als im Saturno. Marte und Mer
curioz irc ift fie der weiße. rofinfarbne Löwe. vom Haufe David
und Jfrael. im Bunde der Verheißung erfiillt-t. Das merke!
40. Damit wir aber dem Liebhaber genugthun. wollen wir
ihm vollend den Grund zeigen, bis zur Auferftehung Ehrifii. Als
die Juden hatten Jefum ans Kreuz gehänget. daß er hatte fein
menfchlich und himmlifches. göttliches Blut vergoffen. und die Tur
bam im Menfchlichen erfäufet. fo fpracl) Iefus: Vater. vergieb ih
nen. denn fie wiffen nicht. was fie thun.
-- 390.
41. Als Jiefus- in der Menfchheii- den Tod zerbras) ,und die
Selbheit" wegnahrn) fo warf er» nicht diemenfchiiche Eigenfchaft)
darinnen der Tod und- Zorn Gottes war) hinweg) fondern* er nahm
fie erfi- recht an) verfiehet) er nahm erfbrecht das äußere Reis) 7
ins,innere einz denn- das äußere Reis) ift_ ein Wunder aus» der
ewigen Weisheit irn fprewenden- Wort erboren) und in eine Form
gefprochen worden) als eine Offenbarung der Gottheit in Liebe und
Zorn) in Guten und Böfene '
42. Alfo wollte Jefus nis)t) daß das äußere Bild der Wun
der in der Gleichheit Gottes verginge) fondern der Grimm) welcher
im Menfs)en hatte die Liebe überwältiget) der follte vergeben wer
den) das ift) er follte“ ins Nichts als in die Freiheit gegeben wer
den) auf daß er in feiner Selbfteigenfwaft nis)t offenbar wär-ez er
follte- Knecht werden und nur eine Urfache der feurigen Liebe und'
Freudenreis)) es» follte am Menfchen nichts vergehen) denn Gott hat
ihn in fein Bild gefchaffen.
43. Alfo foll derPhilofophus merken: wann die drei Mörder)
,als Saturnus) Mars" und Mercurius im rofinfarbncn Blut des Lö
wen erfäufen) fo vergehen fie nis)t) fondern ihnen wird vergeben)
das ift) ihr Grimm wird in eine Liebebegierde transmutiret) als *
. aus Venere in Solem. Wann die Feuerbegierde in die'Wafferbe
gierde eingehet) fo wird aus und* in dem Waffer ein Schein als
ein Glanz) denn Venus ift weiß) und die Feuerbegierde ift roth'.
Jht tcansmutiret fichs in einer Farbe) das ift Gelb) das ift weiß
und roch in einer Farbe zugleich) ift die rnaje|ät“ifs)e) denn wenn
Mercurius in die- Kraft der Freude 'transmutiret wird) fo gehet die
Multiplication an. Er transmutiret feine Mutter) darinnen er im
Tode lag verfchloffen) in Solem; er machet das Jrdifs)e alles himm
lifch) in eine Eigenfchaft" wie die Jungfrau war) denn allhie ver
leuret auch die Jungfrau ihren Namen) denn fie hat ihre Liebe und
Perle dem Ritter gegeben; der heißet allhie nun der weiße Löwe/
wie die Schrift faget) vom Löwen vom Haufe Jfrael und Davids)
Apok. 5) 5. der dem Teufel follte fein Reis) zerbrechen und die
Höilezerfiören) das ift) den Zorn Gottes zerbrechen) und die in
Liebe verwandeln.
44. Diefer Ritter oder Löwe ift ?ein Mann noch Weib) fon
dern er ifi beides; die Feuers- und Lichtstinctur muß in Eine kom-
men) als des Wefens) welches Venus ift) und des Geifies) wel
cheseMars im Mercurio ift. Des Vaters Liebe und Zorn muß
nur Ein Ding fein-Wtfofheiißket dadffelbeÖDing die FretetdenrediGÖ alfb
lange es zertrennet i ) o i in em ...Lnge nur ng un - uaal)
und eitel Begierdez wenn es aber in Einem Willen brenner) fo ifis
ein Freudenausgehen aus fich felber', und diefe ausgehende Eigen
fchaft heißet der heilige Geift)- als das Leben der Gottheit. Alfo
wiffet) warum der Jungfrau und des Jiinglings Blut mußte mit
xx":
......
391
einander vergoffen werden. auf daß der Feuerlöwe ftürbe. welcher in.
menfchlicher Eigenfchaft war offenbar worden. daß die Liebe der Jung
frau feinen Grimm in ihrem Liebeblute in ihre Eigenfchaft trans_
mutirete und fie vom Jünglinge die Seele bekamez denn in Adam
verblich die Jungfrau. denn die Seele ging aus ihrem Liebewillen
aus der Gelaffenheit ausin ein Eignes und ward Gott ungehorfarn.
45. Allhie nimmt die Jungfrau die Seele wieder*in fich ein
und giebet ihr ihren Perlenkranz. als einem Ritter. und nennet
fich in feinem Namen den weißen Löwen oder Ritter. O ihr Men
fchenkinder. merkts doch. machet die Pforten der Welt in eurem
Herzen auf. thut fie weit auf. daß der König der Ehren einziehe.
der große Held im Streit. der dem Tod hat feine Macht genommen.
und die Hölle im Zorn Gottes zerbrochen. und aus der Welt das
Parade-is gemaazt. '
46. O ihr weifen Sucher. wie thut* euch der Herr feine Fen
fter auf! Warum fchlafet ihr in der Begierde der Vielheit. welche
im Grimme multipliciret wird? Gehet doch nur in die göttliche
Gelaffenheit ein; tua) mag aniho zu Theil werden. was der Him
mel vermag. Wo 'ihr werdet von eurer Selbheit ausgehen. fo foll
euch die Erde zum Himmel werden.- faget der Geift der Wunder.
aber -in eurem gottlofen Wefen follet ihrs nicht erreichen.
47. Und als Jefus durch fein Blutvergießen den Grimm Got
tes im Menfchen. hat in die Liebe gegeben. daß der Vater hat die
Liebe in menfchlicher Eigenfci)aft in Grimm eingenommen. fo fchei
deten fich ihr das Reich des Teufels im Grimme. und das Reich
der Liebe von einander. Es ward getrennet. und diefelbe Figur hing
neben Jefu am Kreuze: als der gottlofe Spötter zur Linken. der
Jefum fpottete. und feines Blutverqießens nicht fähig war; und der
zur Rechten. welcher von feinen Sünden umwandte zu Jefu. und
fagte: Herr gedenke meiner. wenn du in dein Reich kommefiz zu
welchem Jefus fpracl): Wahrlich. du wirft heute bei mir im Para
deis fein. Luk. 23. 39-43. z,
48. Alfo ifi uns recht zu betrachten: Wenn der Grimm Got.
tes im Blute Chrifti erfaufet wird. daß er feine Macht in Liebe
verwandelt. fo ift das Paradeis wieder offenbarz denn als Jefus
das menfchliche Blut. das in Sünden verderbet war. mit dem jung
fraulichen Blut in der_Liebe tingirte. fo nahm die Jungfrau die
Mannheit. als die Jchheit in ihre jungfräuliche Liebe ein: das war
das Paradeis. und eine Hütte Gottes, bei und in dem Menfchen.
daß Gott in der Menfchheit wohnec. und alles in allen in ihm ift.
'49. Alfo gehets auch im philofophifchen Werke. Wenn Mars
und Mercurius nach der Eigenfchaft der finficrn Jmpreffionl Saturni
.erfterben. fo nimmt fie Venus in ihr Liebesblut ein. und giebt ihre
Liebe in die giftige Feuerbegierde ein'. fie giebt fich dem Feuer Mar.
tisim Mercurii) ganz ein. gar zum Eigenthumz weil aber Mars
- 392 -f
und Mercurius in der Liebe unmächtig werden „ nach desFeuergif
tes Macht- fo transmutiret fich die Liebe und der Zorn in Ein We
fen„ in Eine Begierde: und allhie, wenn das Feuer, als die Feuers
begierde ihre Begierde in die Liebe eingiebt„ fo fxxrichc die Liebe: Du
wirfi heute mitL mir aus deiner Feuersangfi im Paradeisf als in
Freuden fein, das iii, du follft in mich transmuiiret werden.
50. Ünd allhie bekörnmt Venus die Seele im philophifciyen
Werk, daß Mars und Mercurius ihre Seele werdem und höret der
Streit aufÄdenn die Feindfchafc ift niedergeleget, und älfobefiehec
das Kind im Feuer ohneWankc-n, denn Mars thut ihm nichts
mehr„ noch Mercurius und Saturnus, denn fie find im Kinde an
der Natur Endm da keine Turbo mehr ifi,
51. Mercurius ift im Saturno gar rein- er hat kein Gift_
mehr„ davon er im Waffer, als im Salze Saturni, konnte Ruß
machen: das foll der Philofophus wohl merken. fowohl auch der
Theologus„ daß im Paradeis ein vollkommen Leben ohne Wanken,
auch ohne einige falfche„ bbfe Begierde fei, und ein immerwähren-r
der Tag, da der Paradeismenfch hell als ein durchfichtig Glas fei,
indem die göttliche Sonne durch und durch fcheinet, gleichwie das
Gold durch und durch rein ift„ ohne Makel. -
52. und als Iefus wußte, daß es alles vollendet ward, fo
fah er unter dem Kreuze fiehen feine ?Mutter und Iohnnnem feinen
Junger, und fprach zu feiner Mutter: Weib„ fiehe„ das iff dein
Sohn; und zum Jünger: Siehm das ifi deine Mutter; und als
bald» nahm fie der Jünger zu fich. Joh. 19„ 26. 27. „
53. Das iff das fchöne Bi[d„ - wie Chrifcus habe diefe Welt
verlaffem als die menfchlicloe Jchheit, und fei wiederum zum Vater
eingangen, denn er fah feine Mutter nach diefer Welt, und feinen
Jünger, al? feinen Vetter nach der äußeren Menfchheit von feiner
Mutter her, und fagte doch zu feiner Mutter; Weib, fiehe, das ift
dein Sohn; ich bin nicht mehr dein Sohn nach meiner äußeren
Menfclyheit, fie ift in Gottes Sohn transmutiret wordenx- und
ift nicht mehr in der Welte fondern fie lebet Gott. Weil du aber
noch in der Welt fein follfh fo nimm Iohannem, als der noch nicht
transmutiret iff, zum Pfleger ani und du„ Iohannesf nimm diefe
Mutter anz und der Junger nahm fie bald zu fich.
54. Das ift das Bild der etz-carmen Kirche auf Erden; dle-_
weil wir armen Evakinder nicht alfobald ganz nach dem äußeren
Menfwen tcansmutiret werden, fondern müffen auch in Tod und
verwefen, daß der Grimm im Fleifche verwefe„ und der Geifi in
Chrifji Tod ruhe, bis zur allgemeinen Auferfiehung und Transmu
tirung des äußeren Menfchen, indem die Erde :des Menfcipen foll in
Himmel transmutiret werden, und das Bild der Wunder darinnen
erfcheinen.
* -393
,55. Als befahl* er feinem Jünger, fich feinerMutter anzuneh
men. Seine Mutter ift die chriftliche 'Kirche auf Erden„ darinnen
die Kinder Gottes geboren werden nach dem Geifiez *der foll er
pflegen und fie_ leiten und fuhrem bis daß die Zahl der Menfclyheit
aus dem Fleifche vollendet werdez alsdann foll angehen der geifiliche
Leib, und foll in Ehrifti Todz in feinem_ Eingehen in Zorm da er
den Zorn in die Liebe transmutiret hat, probiret werden, und das
Reich mit der Quan( der Finfierniß von ihm gefchieden werden.
56. Aber unter diefer Zeih obfrhon der Geift in, göttlicher Kraft
transmutirec und innerlich mit der jungfräulichen Taufe getaufet
wird, und das Bild Ehrifii im Jnneren anzeucht, als Veneris Leib
in der Liebe-z fo ift doch deffen Adam nicht fähig, bis er _auch in
die Transmutation Ebrifii eingehet, welches im Sterben gefchieht.
So foll unterdeffen Johannes, als der Lehrer Cbrifti an Ehrifii
Stacy fich der äußeren Mutter nach dem äußern Menfchen anneh
men, und die Schäflein Ehrifti mit Ehrifii Geift weiden und lehren.
57. Und weifec lms.fein„ wie der äußere Menfch nicht Gottes
Mutter fei, denn Chrifius fcheidet fich von feiner äußeren Mutter,
und gab fie Johanniz er hatte die ewige Natur ausgezogen, als den
Vater der ewigen Geburt: darum thun die unrecht, welme die äu
ßere Mutter Ehrifii fin: Gottes Mutter ehren und anbeten.
- 58. Die ganze wahre Ehriftenheit i| Ehrifti Muffe» die Chri
fium in fich gebieret, und Johannes, als die Diener Ehrifiil find
ihre Pflegamme, die fich der Mutter Ehrifii annehmen, wie Jo
hannes that. Er nahm fich der Mutter Ehrifti bald an, und pfle
gete ihrer, als ihr Sohn, nicht als ihr Herr, denn Ehcifius fprach
auch zu ihm: Siehe, das ifi deine Mutterz alfo fallen alle Junger
7 und Lehrer Ehrifii thun„ und fich:der armen Ehrifienheit annehmen
als Söhne. mitgwßer Demuth gegen die Mutter„ ihr mit Ernfi:
und Fleiße dienen „. fein ziichtig und demüthig ihrer pflegen, fie mit
Ehrifii Geift weiden und tröften. e.
59. Nicht wie die Pfaffen zu Vabel'*n, welche als die fet
ten reichen Herren über fie reiten, und wollen Herren über die Mut
ter fein, und nur Ehre und fette Vriurhe in Wolluft freche-nf und
im Zan :zlebenz diefe alle mit einander, *wie fie denn immer des
Name 'findz die find alle nicht Johanniten, fondern find die gif
tigen mercurialifchen Pharifäew in welcheweitel Angfi» Marker und
Quaal ifi, da immer eine Eigenfchaft die andere quälet und aufein
det, und für falfch hält: und fie find doch nur alle aus einer Wur
zel, und haben alle Einen Willen, nur daß eine Farbe nicht glei
ßet wie die andere, -
60. Denn Saturnus ifi nicht als Jupiterf Jupiter ift niäft
als Mars, _Mars (als derFeuergeifi) ift nicht als das Licht der
,l Sonne, und die Sonne nicht als Venus mit-ihrem fanften Waf
ferquelh und Venus ift nicht als Mercurius mit feinem Schalln denn
- --9
394
„fie ift fanft* und ftille. und Mercurius lautet und fchallktz fo ift
Mercurius 'nicht als Luna, welche als* ein alberer Leib, den andern
allen Leib, zur Offenbarung giebt. Es. ift je einer anders als der.
andre, und haben nicht Eine Eigenfchaft und Willen., und find„
aber im Centro des Wefens. als in Luna und Saturno, in des.“
Leibes* und der Seele Eigenfchaft alle eines Gebackes.
61. Alfo find auch die parteiifchen Mercurialiten und Wals.
dieuer in diefen Eigenfchaften. getrennet. fie find die Pharifäer. wel
che Jefum in feinen Gliedern urtheilen und verdammen. Sie zan
ken alle nur um die Kirche, .und der armen verlaffenen Mutter_
Ehrifii will keiner pflegen; fie find unfinnig in martialifchen und„
rnercurialifchen Zank. und find nichtJohanniten. gehen nicht in
Ehrifti Geift zur Thür Ehrifii in den Schaafftall einz fie find Wölfez
Löwen und Bären. auch Fitchfe und flüchtige Hafen. die da vor!
der Mutter fliehen und fie verlaffen. '
62. Jhr Herkommen ift aus Babelz da man zanket. greinetz
und da man um die Buchftaben heißet; *ein jeder will Herr über
die Buchfiaben fein. und fie fehen wie er ,wild nur ihm zu Ehren,
und zur Wolluft diefer Welt. Sie betrachten nicht, daß die Mut
ter eine Wittib ift, und daß fie Ehriftus hat zum Pfleger geordnet,
wie den Johannem. “
. 63. O du werthe Mutter der Ehrifienheit, laß diefe Wölfe.
Bären und Löwen in ihrem Hafgnpanier hinlaufenz nimm dich die
fer böfen Thiere nicht mehr an. nimm Johannem den Junger Ehrifli
an. der dich die Liebe und Demuth lehret. O du werthe Mutter,
bift du doch' nur Eine. warum läffeft ,du dich die Löwen zerreißen -
und zerfliicken? Chrifius ifi dein Mann, diefe alle find Fremdlinge,
fie gehen denn in deiner kindlichen Liebe einher. und demüthigen fich
unter die Mutter. und pflegen der als Diener, *fon| find fie alle
Wölfe. Bären und reißende Löwen; ob ihrer *viel Taufend wären.
fo ift keiner nicht beff ' ls der andere: er gehe denn in der Linea
Johannis. der fich E* Mutter annahmz einher. und pflege der
Mutter mit Ernft in Ehrifii Geiftz hat er den nicht. fo ift er nicht
. von Ehrifio berufen zum Pfleger der Mutter, fondern er ift ein
Mercurialifi. ein Pharifäer. welche Chrifius Ottergezücißzf und
Schlangengeräcke hieß, die Jefum kreuzigeit in feinen Glie ern.
64. Alfo foll uns auch der Philofophus bei Ehrifii Mutter
merken, welche er Johanni befahl zu pflegen. Er muß auch ein
Johanniter werden und wiffen, daß er mit der Mutter umgehen
und daß fein Werk in diefer Welt nicht ganz himmlifci) wird; er
wird nicht das Paradeis alfo* offenbarenz daß Gott von Ange
ficht zu Angeficht in feinem Werke erfcheine und offenbamwerdez
nein. er bleibet in der Mutti-rz aber das Univerfal in der Mutter
erreichete er. denn die Mutter Ehrifii erreichet das auch. denn es i'
.
_k
..395-..
ward zu ihr gefaget: Di' bift die Gebmedeite unter allen Wei
bern.
65-. Alfo kommt auch» der Philofophus bis_ u der- Benedeiung
in diefem Iammerthah daß er kann feinen erbten Leib bene
»deienr das ift“ tingieem und von der Krankheit erledigem bis auf fein
Ziel* feiner' hdchften Eonfiellation nach Saturno, darum foll er fich
- vor dem Geize hüten, er fiihret fanft die Tnrbam ein.
66-. Bei dem Bilde Johannis und- Ehcifii Mutter foll er wif
fen7 _daß Gottes Reich und diefer Welt Reich in feinem Werk zwei
find", und daß Gottes Reich in der Mutter verfchloffen lieget, als
in feinem Werkez deffen foll er pflegen und ein Diener damit fein
nicht ein Herr der Mutter, fondern ein Almofengeber, und' nicht ein
Schahfammler und Geizhals; es folls auch keiner erlangen noch
unfern Sinnmverfiehen, der nicht will ein Pfleger der Mutter fein.
Der. Höchfie hat ein Schloß vor den Verftand der Thorheit gelegen
daß fie blind fei, bis fie müde wird zu fuchem fage ich mit Grunde
der Wahrheit, „
67. Als Iefus dem Iohanni feine Mutter befohlem wandte er
feine Begierde wieder in die Mutter menfchlicher Eigenfchafh und
fprach: Mich durftet. Ihn diirfiete nach den Gliedern menfchlicher
Eigenfchaft, und that menfchlichen Helis begehren, als die Gefund
heit feiner Glieder, verfiehet feiner Kinder, fo in ihm follten geboren
werden“, und die Juden gaben feiner Menfehheit Galle und Effig
zu trinken". Joh. 19, 28, 29. und als er das ko|ete„ wollte ers
nicht trinken.
68, Hier ift abermal das äußere Bild wie es fei im Inneren '
zugogangen: den Namen Iefur als die Liebe Gottes, welche war
in die Menfchheit eingegangen, und fich einvermählet, den dürftete
in der Liebebegierde nach der verderbten Menfchheit, und wollte gern
das' lautete Waffer der Menfchheit in fich fchmeckenz aber der grim
mige--Zorn Gotteß welcher* war in menfchlificizer Eigenfchaftentbrannt,
gab fich mit der menfehlithen Eigenfchaft in den Durft der Liebebe
gierde ein: und als ihn die' Liebebegierde kofiete, wollte fie ihn nicht
trinken, fondern erfank in ihm als ganz gelaffen oder frei gegeben,
und' eineignete fiel) ganz effentialiter in Zorn Gottes, als ein voller
Gehorfam und ganz eigenthilmiicl) frei ergeben. _
o69. Das war nun ein Schrack des Grimmes, daß die Liebe
in ihn karm davon die Erde erzitterte, und die Felfen zerkloben.- denn
der Tod erfchrak alfo vor dem Leben. Und allhie fcheidete fich des
erweckten Grit-times Eigenfchaft ins Cenkum, als ins erfie Princi
pium, in die Feuerwurzelzein, und ging aus dem Centro »in menfch
licher Eigenfchaft nun auf der Hunger zur Wiedergeburtz_ aus dem
Hunger zum Tode ward ein Hunger zum Leben: denn die Liebe
tingirete den Zorn„ daß aus der Feuerbegierde zur finflern Impref
fion eine Begierde des Lebens ward. » '
-' ,- 396 - *.

70. Hie verftehets weht! Gott der Vatewder fein liebes Herz
hatte in die Menfcizlhieit eingegeben, ihnen zu helfen, den durfiete
f nach der Menfthhe-B als nam feinem Herzen oder Worte der Kraft;
7
* und die Gottheit der Menfchheit. als das Herz des Vaters„ dür
ftete nach dem Vater, die Liebe oder Lichtseffenz diirfiete nach des
* Feuers Efferzzz denn“ in Adam war die Feuers.- oder Seeleneffenz x
aus der Liebe Wefenheit, darinnen das Paradeis ftund. ausgegangen
in ein Eigenes, und war Gott ungehorfam worden: derowegen des
Lichts und der Liebe Effenz und Wefen am Grünen. “das iftz anf'
vegetabilifmen Leben, oder himmlifchen Grünen nndgFithlen der Pa
radeisquaal. erftarb. und der irdifchen Welt aufwachete.
71. Allhie firhrete der Vater die Seele, *welche war in feinen
Grimm eingegangen und fich in feinem Zorn offenbarete. wieder in
die Liebe, als in das verbliebene Paradeisbild ein. Und allhie erzit
-terte die finftere Welt in Todesfchracke. vor dem Feuerfchracke, wel
cher in der Liebe im Tode aufging, als ein Freudenfchrack, welcher
Freudenfcbrack in die verfiorbenen Leiber der Hoffe.: Jfraelis (die auf
den Meffiam hoffeten) einging, als ein Hall der Kraft Gottes, 'undx
fie. vom Tode aufweckete.
72.-Diefer Schrack zerriß den Vorhang im Tempel. als die
Decke Mofis, welehe vor dem klaren Angefichte Gottes h-ing„ daß
der Menfcl) nicht konnte Gott fehen: und derowegen ihm mit einem
Opfer und Vorbilde diefes endlichen Anblickes, in dem fich Gott in
der Menfchheit offenbarete, dienen mußte. Diefer Schrack zerbrach
das Vorbild im Opfer und offenbarete das klare Angefimt Gottes.
fund einigte die menfchliche Zeit mit der Ewigkeit.
73. Alles was die Juden Jefu von außen thaten, das war *
ein Vorbild des Inneren, wie es zwifchen Gott und derMenfrhheit„
als zwifchen der Ewigkeit und Zeitzuginge.
l
' 74, Die Juden gaben Jefum in feinem Durft Gall und Ef
*fig. Diefe beide Eigenfchaft find Mercurius im Sulphur Saturni,
als in _der Jmpreffion. das ift eben das Bild. der Seele Eigenfchaftf
was fie in fich allein außer der andern Liebegefialtniß ift.
75. Gott gab diefe Eigenfmaft der Seele wieder in feine Liebe.
den Tod ins Leben. das verbliebene Liebewefen, welches das Wort
Gottes in Marien Effenz und Saamen hat an fich genommen und
lebendig gemachet in des Zorns Eigenfchaft in die Seeleneffenzh als
ins Centrum der Feuer- und finftern Welt ein„ davon die feelifcioe
Feuer- und *Finfkerwelt ein hoch freudenreich Paradeisleben wardz
und allhie fpottete der Ritteudles Todes und der Hölle, als der» finftern
Welt in der Seele. und fprach*: Tod, wo dein Stachel nun im
Menfciyen? Hölle. wo ift 'nun dein Sieg im Grimme der Gift
quaal im ausgefprochenen Wort oder Mercurio? Es ift alles todt. '
Tod- ich bin dir ein Tod, Hölle, ich bin dir ein Ueberwinderzdu
mußt mir dienen zur/Freudenreiclp du follft mein Knecht und Die
x * „_
X
- 397 -
-nee zur Freudenreirh_ fein, du follfi mit deinem Grimme die Flamme _ b

derpLiebe anziinden und eine Urfaehe des Grunensim Paradeis fein.


Jani-NW. Ingleichen“. geben wir dem Philofopho unfern Sinn und
.tiefen Grund in der Natur, der daR verblichene Wefen der Eedef
.welches-im Tode', als im Fluche Gottes verfchloffen lieget„ will fu
.chen und offenbarenz es lieget ihm _auch die Decke Mofis davor- es
:gehöret ein Ernft darzud_ daß der Vorhang zerreißm daß_er der Na
tur Angeficht fehe, anders ift er nicht gefchickt darzu.
».7 77. und wie es in der Menfchheic Ehrifii zwifrhen Gottes
:Liebe und Zorn ift zugegangem und die .zwei in eines find transmu
tirec wordenz alfo auch in* feinem Werke der Natur. Der giftige
Mercurius im Sulphur Marlis und Saturni giebet fein _Mord
menfiruunn als die größte Gift der finfiern Quaal, in_ Vene-eis Ei.
,genfchaftz wenn die Venus nach dem Feuer der Liebe diirftew fo
,giebet Mercurius feinen Gift in Veneris Durfh und Veneris Durft
giebet fich ganz demeGift ein, als fiiirbe fiez fie giebet ihr begeh
.rend Leben ganz auf, davon entftehet die große Finfierniß im philo
*fophifchen
*denn Venus Werk„
bat dafi die Materia
ihr Leben fo fchivarz
übergeben, tvirdGlanz
davon der als ein Rabe; b
entfiehet:

..wie auch bei Chrifto zu fehen ift, daß die Sonne ihren Schein ver
loren, und eine große Finfierniß worden, wider den gemeinen Lauf
der Natur. Luk." L3- 45. * „
78. Denn als fich die innere Sonne in den Zorn, als in die
Finfterniß Gottes, einergab, fo konnte'die äußere Sonne, welche ihre
Kraft und Glanz von der innerne als ein Spiegel der inneren, ern
pfiihet, nicht fcheinenz denn ihre Wurzel/ davon fie fcheinet, war in
die Finfterniß im Loco diefer Welt eingegangen, und wollte die Fin
fterniß im Fluche Gottes zum Lichte machen, als den Locum diefer
Welt wieder zum Paradeis.
-_ 79. Alfo mußte auch die Sonne der äußeren Weltf ivelckie eine
Figur der inneren allwefenden Sonne ift, mit ihrem Glanze in der
Finfierniß fiille fiehen, von der feazsten bis in die neunte Stundex
-das ift die Zeit Adams im Schlafm da er war mitxder Begierde
insCentrum der ewigen Natur, als in die Geburt- da fich die Liebe
und Zorn in zwei Eentra'fcheiden„ eingangen, und wollte das kalte
und hilzige Feuer probiren, welches ihn fing und in ihm qualificitte
80. Allhie find drei Stunden naeh deeDteizahh und im Grabe
drei Tage nach der Zeit, als nach der Menfehheit. 'Zldam als er
in Gottes Bilde ftund und weder Mann noch Weib weir, fondern
beides„ der fiund 40 Tage im Paradeis ohne Wanken: und als »er
fiel, ftund er bis an dritten Tam als 40 Stunden im Schlafm bis
daß ihm Gott das Weib aus ihm machte oder bauete. '
81. Alfo mußte Jfcael am Berge Sinai 40 Tage .verfuchet
werdenz ob fie wollten im Gehorfam Gottes unter Wunder und '
*Theilen lebenz. und als es nicht fein mochte„ fo 'gab ihnen Gott das
*- , -

*Gefeß (feines Bundes als einen Spiegel -de*ffen) *fo int-Munde. "ar
-veeheißen worden: -fo ging die Verfuchung des -Leibes 40Jahre uber
(fie) daß der Leib mußte -Manna effen) ob demlMenfche-n zumachen
xfei-z und als der Leib» auch nis)t befiehsn konnte) fo fuhr-etc fie Jo
F fua--durms -Waffermitdem Bunde 'des Spiegels) *da emußte Jil-nel
i
des Bundes im Spiegel der endlichen Erfüllung rnit *den Opfern
Pflegen) bis die Zeit-der Wiederbringung eintrat: fo fiund -der Rit
ter des Streits 40 Tage in' der Wiifie in der Verfusuingn-undibe
fiund den erflen Stand Adams im Paradeis, und die-drei .Stun
'den am Kreuze der Finfierniß find die drei Stunden der :Verfuchung
?Ehrifih-als ihn der Teufel verfus)te. *
82. Wiederum find die 40 Stunden irn Grabe Ehrifii die 40 -
'Tage ,Adams im Paradeisz und dies() Tage Mofis auf dem Berg)
und :die 40 Jahre in der Wilfie) und die 40 Tage nas) derAuf.
*erfiehuug vor der Himmelfahrt find eben daffelbe. Als-ist der
Ritter hatte Adams Stand beftanden) fo ward 'dieSeele in -menfch
*licher Eigenfchaft ist auch' 40 Tage verfuchet) ob fie nun wollte “vom
iVsort Gottes effen) und in ganz geltiffettem Gehorfam im *Willen
:Gottes leben) und fein eine rechte Gleichniß und Ebenbild *der gött
lichen 'Kraft 'in der ung-kindlichen Ewigkeit) nach-der Drei-heit “der
*Gottheit *
_ 83. Alfo auch foll der Philofophus _ingleichen merken) daß der
'Zeit Wefen aus) in folcheNEigenfchaft ftehez-denn der Menfch ift
aus der Zeit Wefen in ein Bild gefchaffen werden) als ein Auszug
aller Wefen) ein ganz Bild und Gleis)niß nach der Zeit und Ewig
keit) in der Zeit und Ewigkeit einherrfsnnd und inne fiehend) als
ein Werkzeug des großen) unendlichen Gottes) mit dem erdurch
und mit feinem Geift machte) was er wollte.
.l 84. Nun ift der Menfch das Werkzeug Gottes) mit *dem er
feine Verborgenheit offenbaret) beides in feiner felbftmenfchlichen
Eigenfs)aft) als im Wefen und Bilde Gottes) und dann durch den
Menfchen) als mit dem Werkzeuge in der Niutter aller Wefen)
als im Mpfterio Magno) als in der Seeleder großen Welt.
85. Der Menfs) hat die Gewalt) fo fern-er als ein Werkzeug
Gottes im Gehorfam Gottes gehet) wie ihn fein Geifi führer) -daß
er mag die Erde) -tvelche im Fluch Gottes ftehet) .in die Benedeiung
i einführen) und aus Todesangft die höchfie Freudenreici) in der äuße
ren Mutter) der Gebärerin machen) denn er felber thuts nicht) al
lein fein Wille arbeitet mit dem Verfiande darinnen) und fuget nur
die Eompacta- zufammen) die zufammen gehörenz als da Tod und
Leben gegen einander ftehet) die foll er zufammenfeßen und durch
eine folcl)e 'Art in Eines bringen) wie Gott die Zeit und Ewigkeit
durch und in dem Menfchen Ehrifto) und durch ihn alle) welche ih
ren Willen darein ergeben) vereinigt hat.
...+399 ...
1Z-“Ü**86. ErÄlvü-Uafles dasjenige in feinem Werke iehenNweYFGGit
"mit der Menfchheit hat gethan, als er fie wieder “ins utiiverfal
brachte, als ins Paradeis: er wird fehen, wie der Grimm wird die
Wöne Venus in "ein fiachlicht, dor-nicht Wefen verfchlingem -und wie
*fich die Venus “ganz einergiebet, und wie der Grimm in derVenere
*aueh erfiirbet und ganz finfter und ichwarz wied, als eine Kohle,
"denn allhie liegen der 'Tod und *das Leben dei einander im Tode,
als im Gehorfam Gottesz fie halten* ihm beide fiille, und laflen den
*Geift Gottes nun aus und mit ihm malhen wie er will, der-führets
'L-oieder in “denewigen Wiflen Gorki-a 'darzu ers im Anfang hatte
7 efihaffem ein. So fiehet das Wefen wieder *am Anfange 'in der
ZÄZLr-dnungl als es Gott-fchufz allein im 'Verdo Fiat, als im göttli
"chen Machen, in feiner Impreffion muß es [Lehen, bis auf den
* *Sweidetag Gottes- 'da Gott wird die Zeit wieder in 'die Ewigkeit
verwandeln.
87. Als Iefus den Kela) getrunken ihatte„ und frhmeckeee im'
_äußeren den Efiig mit Galle vermiichet, und im 'inneren in der
*Liebe Elgenfüzcift, als in der Iungfrauem den *grimmen Zorn Got
tes, fofpcach *der ganze *Menfch Ehriftus: Mein Golfe mein Gott,
jwarum haft du mich verlafien? Match. 27 „ 46.: Denn Gottes
*fpikewendes Wort fl-und ißt in menfchlicher Eigenfchaft fiillez fo ichrie
'die neuerbotneWefenheit, welche in Adam war erfiorben und in
_Chriflo 'wieder 'lebendig worden/ mitfan-mit 'der Sekte: MeinGoltx
'witrum -hal'c'du mich verlaffen? denn "der Zorn Gottes war 'durch
*der Seele Eigenichaft in *das Bild der göttlichen Wefenheit einge
gangen„ und hatte das Bild 'Gottes in 'fich verfehlte-eigen. Ißt
fchrie das Bild in der Kreatur der Seele: 'Mein Gott, loarum haft
*du mich verlaffen? denn das menWlirhe Billy das _in Adam ver
'blieh und in EhrifidMenfchwerdung wieder lebendig ward„ follte dem
'Grimm Goetes in der Feuerfeele den Kopf zerteeten, und [eine Feuers
'ntacht in Sonne verwandeln; fo verließ es nun ißt das fprechende
Wort 'Gotteß fo fiel es in feiner Seele Grimm eine da fühlete es
x Gottes Zorn: denn das [prechendeWort führete es alfo durch den
Zorn in Tod„ und aus dem Sterben ins folarifckle Leben (verfiehet
die ewige Sonne). Wie die Kerze im Feuererfiirbet, und gehet
nus, demielden Sterben das Licht und die Krafh als das große, un.
*fflhlende Leben aus: alfo follte und mußte aus Chrifti Sterben, aus ,
“feinem Tode, die “ewige göttliche Sonne in menfchlicher Eigenfchafc
aufgehen. _
X _88. Aber die Selbheic menfchlicher Eigenfchaft, als der eigene
Wille der Seele in Feuersmaeizc zuleben- der mufiteißt allhie |er-,
den und im Bilde der Liebe eriaufenz und das Bild der Liebe mußte
fich auch in* Grimm des Sterbens ejnergebew auf daß alles in Tod
-einfiele und in Gottes Willen undErbarmem-durrl) den Tod in die
Paradeisquaal in der Gelafienheicaufginge, daß Gottes Geift allein
4: .409 z- _
:fei alles in allem. Der Hölle Auge mußte durch die, Liebe fehen,
“wie das Licht aus dem Feuer fcheineti und das Feuer aus der Fin
fierniß nimmt ihren Urffand aus der ewigen Begierde. '*
89. Und wie Adam das Ebenbild Gottes in finftere Todesge
T. fialt verwandelte, alfo verwandelte Gott das Ebenbild aus dem Tode
durch feinen Feuergrimm wieder ins Lichtz er zog das Ebenbild wie
der ausdem Todei gleichwie eine Blume aus der wilden Erde
iväcizfet. '
90, Alfo auch im philofophifmen Werke wird Venus verlaffen,
wenn fie die drei grimmigen Eigenfchaften in fich im Grimme ein
nehmenz ihr Grimm, als der Tod. verfchlinget ihrLeben. davon*
verleuret fie die Farbe, und wird aber den drei Geffalten im Grimme
.5 auch ein Tod, denn fie erfäufet mit der Liebe den Tod, alfo wird
" “das Leben dem Tode, als dem Grimme, ein Tod, und liegen nun
beide im Willen der ewigen Natur, als im Verbo Fiat, das gehet
mit ihnen den göttlichen Weg aus. auf Art wie es im Anfange der
Schöpfung warins Wefen gegangen. _
91. Denn ,im Anfang war das Paradeis als das Univerfal
offenbar und fchien die Liebe durch den Tod oder Zorn; alfo muß
-es wieder werden, daß Venus das xAuge oder Sehen im Grimme
werde„ alsdann wird aus dem Saturno. Marte und Niercurio ein
Jupiten Mars wird zur Sonne, und Saturnus zum Monde; alfo
leuchtet Mars mit der Sonne aus dem Saturno in Luna aus Ve?
neris Auge, und find alle fieben nur Einer. fo hat der Streit ein
Ende. und ift alles vollbracht. bis zur Auferfiehung des Lebens.
92. Und als Iefus den Kelch getrunken hatte, und gefaget:
Mein Gott. warum haft du mich verlaffen? Match. 27. 46. fo
fprach er: Es ift vollbracht! Joh. 19, 30. verfiehet das Werk
menfchlicher Erlöfungz und fprach ferner: Vater. ich befehle dir mei
nen Geifi in deine Hände, und neigete fein Haupt und verfchied.
Allhie hat fich nun das ganze Leben Ehrifii in des Vaters Begierde,
als in Willen der ewigen Natur. einergeben, und den Willen fei
ner Irhheih als den kreatiirlichen Glanz: wieder ins Centrum, als
in die erfte Mutter, daraus die feelifche Kreatur erboren ward. 'als
ins große Myflerium der Ewigkeit einergebenz der Wille der Selb
heit mußte ganz an der Natur Endewieder eintreten, alfo daß die
Selbheit ganz erfkerbe. auf daß Gottes ewiger Wille und Geiff in
der Menfchheit alles in allem allein fei und thue. und die Kreatur
hernach nur fein Werkzeug fei, darinnen er allein thue, was er
wolle, ' '
* 93. Alfo hat Gott der Vater unfere Ichheic in Ehrifii Tod
und Eingehen wieder in feinen Willen eingenommenz und daß fol
ches fein konnte, fo tingirete er zuvor die Menfchheit mit der Gott
heit, daß ihm die Menfchheit in feiner Kraft ein lieblicher Geruch
und Opfer fei. denn zuvor war der Tod davor.
xi
7
i
- 401 -

94. Allhie zerbrach die Liebe den Tod. und fchloß das vefie
Siegel auf) daß der Wille wieder konnte in das eingehen ) das er
vor der Kreatur gewefen_ war. f
95. Und alfo mAfll-n wir ihm auf feiner eröffneten Straße
alle nachfolgenz keiner mag Gott fchauen, es werde denn zuvor in
ihm Gott Menfch, welwes in der Glaubensbegierde gefchiehtz und
alsdann muß der verderbte Wille, fo im Tod und Zorn Gottes bee_
griffen tft, und in' irdifcher Effenz *blühen und Frucht zum TÖ
bringet. ganz erfierbm und in die freie Gelaffenlnit in Gottes Wil*
len und Erbarmen einfallen. 7 _
96. Älsdann ift der eigene Wille mit und in Chrifko an der
Natur Ende im großen Myfierlo' Gottes, als in Gottes Händenr
Gottes Hände find die ewige Begierde ) oder der ewige Wille) wel
cl)er unwandelbar ift. Alfo ftirdet der Wille der kreatflrlichen Selb
heit, er gehet ganz ins Nichts. auf daß er ihm nichts mehr) fondern
Gott lebe. ,
97. Alfo gehets aueh im philofophifchen Werk: denn der Künfti
ler hat zuvor große Wunder gefehen. welche der kreatiirliche und na
türliche Wille in Kraft Veneris hat gewirket") da er vermeireet. er
wäre nahe darbei. fo filrbet ihm erft die Natur in feinem Werke,
und wird ihm zur finftern Nacht; es mitffen fich aller Gefiälte
Eigenfchaft und Macht aus ihrem Eeniro ausgeben, und an der
Natur Ende fallen; es giebet fich alles frei. als ein todtes Wefen)
es ifi kein Verbringen mehr allda. es theilet fich alles in der Krone
in taufend Zahl.
98. So ifis alsdann wieder im Myfierio) an der Natur Ende.
wie es war) ehe es ins Gefchöpf eintritt) verfiehet die effentialifche
Begierde, als der ansgefpromene Mercurius) der muß alfo wieder
ans Ende feiner Selbheit gehen und ins fprerhende Wort fich er
geben. -
99. Das leibliche Wefen bleibet im Eentro der vier Elemente
fiehen bis zum Gerichte Gottes. welches anißo in dem Sterben im
Centro Solis fiehet) als in der Eon-reaction Veneris und Mercurii,
welche Eompaction im Tode ganz in eines fällt) als in einer Kraft
Janis, als ins Centrum der Freiheit.
100. Denn allhie oerlifchet die Begierde zu Kälte und Hißez
aller irdifcher Willeund Begierde der Eigenfihafren erfiirbet und ift
kein Hunger mehr nach irdifcher oder Todeseigenfmaft. '

er. z' 26
7*: e
.Das 12. Kapitel;
[r '- .

:Von der fiebenten Gefialt im Reiche der Mutter,


*ie das fiebente Reich. als das Reich der Sonne.
wieder eröffnet und lebendig gemacht werdez
im Gleichniß von Ehrifti Auferftehung darge
ftellet. *
.NBZ-ir

Fl“

Als Chrifius des natürlichen Todes in menfckiliciyer Eigenfchaft


ifi gefiorben. ift uns nicht alfo zu gedenken. daß er fei nach feiner
feelifcizen Kreatur geftorben. viel weniger nach der Gottheit. noch in
der himmlifchen Wefenheit. oder in der himmlifchen Tinctur verblichen.
das kann nicht fein; allein der Selbheit als der äußeren Welt Willen
und Regiment. ivelche im Mnfcizen herrfchete. dem eigenen Willen
und eigenen Kräften der Kreatur Selbheit. darinnen der Menfch
Gott ungehorfam ward; den gab er ganz ins Vaters Hände. als
ins Ende der Natur. in das große Myfierium des Vaters.
2. Nicht daß es follte todt fein. fondern daß Gottes Geifi dar
innen allein das Leben fei. daß in Ehrifti Perfon das göttliche
Regiment fei. das der ewige Vater in feiner Bildniß. mit feinem
ewigen Geifie regiere und richte. darum hat Gott befchloffen. das
letzte Gericht durch diefen Jefum zu halten.
3. So thuts nun nicht allein die Kreatur Ehrifii. fondern
Gott in feinem Ebenbilde durch die Kreatur im Regiment feines
ewigen Geifies aller dreien Principien. welcher alles Wefens Leben
und Regiment ifi. in jedem Dinge nach feiner Eigenfchaft.
4. Alfo verfiehet uns; als Chrifius gefiorben am Kreuze. fo*
i| nicht der Name Jefus mit gefiorben. welcher den Tod zerbrach.
und mit der Liebe das ausgefprochene Wort. als die Form der Gott
heit. als das _geformte Wort. als die Seele tingirte: nein. das kann
nicht fein. die Ewigkeit flirbet nicht. allein das Ausgefprochene.
welches wieder in der Begierde des Sprechens. als im Fiat fiehet.
das verwandelt fich in feinem eigenen Sprechen. als in der eigenen
Begierde. und führer feinen eigenen Hall in eine andere Form und
Quaal ein. als es das fprechende Wort hat in eine Form und
Quaal gefprochen. und mit dem Verbo Fiat in eine Form. Ge
fialtniß und Willen gefiellet.-als Lucifer mit feinem königlichen
Throne. und auch Adam folsyes gethan haben. da fie beide aus der
*- 4'03 -
Gelaffenheit in die Selbheit eingingen: das Werkzeug wollte der
Meifier fein.
5. Das äußere wirkende und fiihlende Leben. darinnen der
Zorn Gottes brannte. das fiarb ganz ab; nicht daß es fei ein Niäzts
worden. fondern es fiel ins Nichts. als in Gottes Willen. in Gottes
Wirken und Fühlen. ganz von der äußeren Welt Willen. welcher
bös und gut ift. ab. alfo daß es nicht mehr der Welt. als dem
Gefiirne im Sude der vier Elemente. lebete. fondern des ewigen
Vaters Natur im Sude des reinen göttlichen Elements: das Leben
der äußeren* Welt ftarb. -
6. Alfo fiel zuhand das rechte menfchliäze Leben wieder in den
Ort ein. daraus es Adam hatte ausgefiihrt-mals ins Paradeis.
darvon Chriffus zum Schächer fagte: Heute wird du mit mir im
Paradeis fein. Luk. 23. 43. Es fiel in Adams Sterben. als er
dem Paradeis abfiarb. ein. und grimete in Adams Sterben. als
eine neue Kreatur aus der alten aus. gleichwie der Halm aus dem
Korne. und folches in Gewalt und Kraft des fprechenden Wortes.
welches war aus Gnaden wieder in die oerblichene. himmlifche We
fenheit des Menfchen mit lebendiger Wefenheit eingangen. und fin;
ins Centrum der feelifchen Natur. fowohl in Grimm des Zornes
und Todes im Fleifch eingegeben. und den Zorn in die Liebe ver
wandelt. und das verderbte Blut im Zorne mit der Liebe tingiret.
7. Die göttliche Tinctur tingirete die menfchliche. die göttliche
Sonne trat in die menfchliche ein; die göttliche Sonne trat in
Adams Nacht. als in Adams Schlaf ein; Gottes Sonne mit dem
Namen Ief u trat mit Adams Seele und Menfchheit in der Perfon
Chrifii in Tod. verftehet in Adams Tod ein. x
8. Da Ehriftus fiarb. fo fiarb Adam in feiner Ichheit in
Chrifii Tod mit: der Name Iefus war in Ehrifto in Adams Menfch
heit der Schlangentreter; Ehrifius ging ein in das Bild des erfien
Adams. alfo daß der erfie Adam in der Menfchheit Chrifti derfelbe
Chriftus und Schlangentreter ward. wohl nicht in derfelben Kreatur.
aber in derfelben Seelen- und Leibeseigenfchaft. /
9. Der erfte Adam fiel nieder in Schlaf. als in Unmacht der
göttlichen Welt. und ftarb im Tode des Todes; der andere Adam
ging in Tod des Todes ein und nahm den Tod des Todes in fich.
als in Adams Menfchheit gefangen: er ward dem Tode ein Tod.
und führete das Leben in die ewige Freiheit aus dem Tode aus.
Er _ftund in göttlicher Allmacht in des erften Adams Wefen aufr
Gottes Geifi in dem fprechenden ewigen Worte führete Adam in
Chrifti Menfchheit aus dem Tode aus. Adam ftund in Ehrifti
Menfchheit auf. und alle Kinder Adams. fo Ehrifti Reich theilhaftig
werden. ftehen alle in .Ehrifto auf. alle in Ehrifli Fleifch, und Blut.
Seele und Geift; aber ein jeder in feiner' hie gehabten und in
Chrifti Tod geftorbenen Kreatur. Ein jeder ift ein fonderlicher Zweig.
f 26' /
..rm4
aber nur ein einiger Baum. der iii Chrifkusin Adam. und Adam
in Chrifto. nur einer. nicht zween. nur Ein Chrifius in allen Chrifien,
10. Alfo mag ich fagen. fo ich in Chrifto der Welt abgefiorben
bin: Jch bin derfelbe Chriftus. als ein Zweig am felben Baume.
Alldieweil ich aber in dem äußeren Menfchen noch in meiner Jch
heit lebe . fo muß ich auch mit dem äußeren Menfchen in Chrifii
Tod fterben. und in ihm auffiehen und leben. So lebe ich nun
jet mit dem Willen des Glaubens im Geminhe in Chrjfio und bin
ein Chrifi; im Willen des Gemitths in der Begierde des Glaubens.
und nehme Chriftum in meinen Willen mit feiner Meqmheit ein.
und werfe meinen Willen in feinen Tod ein; fo i| mein inwendiger
Menfch in Chrifti Tod mit ihm gefiorben. und lebet nicht mehr der
-Jchheit. fondern bin in ihm gelaffen. und liege in feinem Tode
begraben. Y::
11. Weil er aber ifi in Gottes Willen auferfianden. fo lebe ich
1 in feiner Auferfiehung in ihm. aber meine Jrdigkeit in ihrer Jchheit
lebet der irdifchen Welt. bis fie auch der Jrhheit abfiirbet. und ganz
in _die Gelaffenheit und Verwefenheit eingehet. alsdann wird fie
Chrifius durch meinen inneren Menfchen. der ibo 'in ihm lebet.
aufwecken. Gleichwie. er i| auferfianden von den Todtrn. alfo foll
auch ich .(der ich in ihm foll der Irdigkeit abfierben) in ihm (als
in meinem erfien Vater Adam) in dem Namen Jefu als einChrifl
(in dem Cbrifius) aufftehen.
.12. Mein in Sünden verdorreter Zweig am Baume foll in
dem Namen Jefus Kraft und Saft zum Leben bekommen in ihm
alsin meinem Stat-nme. welcher ein Herz und Kraft in meinem
Vater Adam ift worden. foll und werde ich mit meiner Menfchheit
grünen und Früchte zum Lobe Gottes bringen. Mein Willengeifi.
der anißo in Chrifii Menfchheit ift. und in Chrifii Geift lebet. der_
foll in Chrifii Kraft dem diirren Vaume Saft geben. daß *er am
jirngfien Tage im Schall der Pofaune des göttlichen Halles in'
Chrifti Stimme. welmes auch meine Stimme in feinem Hall ifi._
wieder auferflehen. und im Baume Chrifio als im Paradeis. grünen.
13. Jn mir felber wird das Paradeis fein: alles was Gott
der Vater hat und ift. das foll in *mir erfcheinen als eine Form
oder Bild, der göttlichen Welt Wefenz alle Farben. Kraft-nnd Tu
genden feiner ewigen Weisheit follen in und an mir. als an feinem
Ebenbilde. offenbar fein. ich *foll die Offenbarung der geifilichen gött
lichen Welt fein und ein Werkzeug des Geifies Gottes. darinnen er
mit ihm felber. mit diefem Halle. der in) felber bin. als mit feiner
Signatur fpielet. Jch foll fein Jnfirument und Saitenfpiel feines
ausgefprochenen Wortes und Halles feinz und nicht allein ich.
fondern alle meine Mitglieder indem herrlichen zugerichteten Jn
firument Gottesz wir find alle Saiten in feinem Freudenfpielz der
Geift feines Mundes ifis. der unfere Saiten feiner Stimure fchläget.
*- 405 -

14. Darum ift Gott Menfch worden, daß er fein herrlich In


firument, welches er zu feinem Lobe machete, und ihm verdarbf und
nicht nach feiner Freuden- und Liebebegierde wollte klingen, wieder
zurecht brächte„ und den rechten» Liebehall wieder in die Saiten
einfiihctez ja der Halb der vor ihm klinget, den hat er wieder in
uns„ als fein Infirument, eingefiihretz- "er ift der ivordene der ich
bim und hat mich zu dem gemacht, das er ift: alfo mag ich fagen
dafi ich in meiner Gelaffenheit in ihm feine Pafaune und Stimme
feines Infiruments und göttlichen Halles bin. deffen erfreue ich miä)
nun in allen meinen Mitfaiten und Stimmen welche neben mir- als'
in .ein ewiges Werk, ins Lob Gottes gerichtet find.
15. Alfo roiffets nun, meine lieben Mitftimmen im Lobe Gottes,
auf und in eurem Halle fehalle _ich mit meiner im Geifie gefchla
genen Saite, halle alfo in euch, daß alles, was Iefus durch den
Ehrifiumf als durch feine und meine Menfchheit gethan hat, das
:hut er noch heute in mim und in allen meinen Mitgliedern. Er
ifi meiner Irhheit in feinem Tode abgefiorben, und ich fterbe auch
meiner Iäiheit in feinem Tode abz er ift feiner Gelaffenheit in
Gott feinem Vater einergebem und Gott fein Vater hat ihn mit
dem Gei|e feines Mundes in ihm auferwecket und zum königlichen
Bilde nach der heiligen Dreiheit dargeftellt, durch und mit welchem
Gott alle Dinge im Loco diefer Welt richten will.
16. Alfo hat auch Gott meinen Geifi und Seele durch feinen
Geift in dem großen Namen Iefu, in dem Ehrifius in ihm aufer
wecketz alfo daß ich in meiner Gelaffenheir in ihm nicht darf fierben,
denn er ift mir und für mich geftorben, fein Tod. indem er i| vom
Tode auferftandene ift mein ewig Leben wordenz fo lebe ich nun
in feinem Tode als ein Sterbender, und ift doch fein Tod mehr
in Ihm, fondern alfo fierbe ich meiner Ichheit und Sünde in ihm
ab: fintemal meine Begierde und Wille aus meiner Ichheit in ihn
eindringen fo fierbe ich täglich meiner Jchheit, bis ich dermaleins
das Ziel meiner Ichheit werde erreichem und meine Ichheit mit_
dem irdifchen Willen und Begierde der Ichheit ganz er|erben„ als
dann foll meine Ichheit und alles„ was an mir i|„ das fich felber
fuchet und liebet, in Tod Chrifti, als in die erfte Mutter, daraus
mich Gott fchuf, einfallem und foll meine Ichheit ein Nichts werden;
fo lieget alsdann meine Irhheit in Chriffi Tod in der Gelaffenheit
als ein Werkzeug Gottes„ der mache ihm alsdann ein Jnftrument
daraus» wie er will.
17. Weil aber meine Seele und Geifi anilzo in feiner Aufer
fiehung lebet. und fein Hall in mir ift, nach der Gelaffenheit in
ihm, wie St. Paulus faget: unfer Wandel ift im Himmel, von
dannen wir warten des Heilandes Iefu Ehrifii. Phil. 3„ 20. fo foll
auch fein Hall, der in mir ifi„ nachdem iihs nach meiner Selbheit
nicht mehr bim fondern er alleim auch meinen gefkorbenen Leim
x
-3
406
den ich in ihm verlaffe) aufwerten) und in fein erftes Bild ) 'darzu
er ihn fs)uf) ftellen. -
18. Alfo lebe ich anitzo in Gott) und meine Jchheit weiß es
nis)t) denn fie lebet nis)t in Gott) fondern in fis) felberz Gott ift
wohl in ihr, aber fie ergreifet ihn nicht) und verdecket das Perlein))
das is) in Ehrifto bin: nis)t is)) fondern er in feiner Menfchhe it
in meiner Kreatur in ihm felberz alfo rede und fchreibe is) vom
großen Myfierio aller Wefen) nicht daß is)s in meiner Ichheit
hätte ergriffen) fondern er ,fchläget meiner Signatur fin* meiner Be
gierde) welche in ihn eindringet) wie er will. Ich bin .mir bekannt)
aber nis)t in meiner Jchheit) fondern in feinem Spiegel) wels)en
er aus Gnaden in mis) fiellet) meine Is)heit dadurs) in ihn) als
in die Gelaffenheit zu locken. Und alfo wirds euch) lieben Brüder)
wieder aus feinem Spiegel) den er durch meinen' Begriff in .ihm
euch vorgeftellet) als feinem Werkzeuge dargeftellet.:
19. Alfo gehet es aus) zu im philofophifsnn Werke: Sulphur)
Mercurius und Sal find durs) den Flucl) Gottes *in ihre Selbheit
als in ein eigen Wirken und Leben getreten. Es wirket alles im
Fluche und* Zorne Gottes nas) des erfien Principii Eigenfchaft: fo
nis)t Gott hätte die Sonne) als einen Naturgott der äußeren
,fis)tbaren Welt darein geftellet) welche alles wirkende Leben) alles
was wäs)| und fis) reger) tingiret) fo wäre alles in der finftern
Todesimpreffion) als im Abgrund der Hölle.
20. Soll aber nun etwas von diefer Selbheit) als vom grim
men Tode) erlöfet und wieder ins univerfal gebras)t werden) als in
die höchfie Vollkommenheit) fo muß es feiner Jcl)heit ganz erfterben)
und in die Stille) als in Tod der Gelaffenheit) an der Natur Ende
gehen. Mars muß die Feuers- und Grimmesmasn gar verlieren)
fowohl Mercurius fein Giftleben. Saturnus muß ihm felber ein
Tod werden) alfo daß der Artifia nichts fiehet als die große Fin
fierniß) fo erfs)einet alsdann das Licht in der Gelaffenheitz denn
St. Johannes faget: Das Licht fcheinet in die Finfterniß) und die
Finfterniß hats nicht ergriffen. K. l) 5.
21. Das ift) in ihrer Selbheit)' als in eigenem Willen und
Wirken kann fie das nicht ergreifen) aber in der Gelaffenheit fs)einet
das Nichts als die Freiheit Gottes darinnen) denn das Nichts
macht fich in feiner Luft aus der Freiheit in der Finfterniß des
Todes offenbar) denn das Nis)ts will nicht ein Nisns fein) und
kann nicht ein Nichts feinz fo kann fis)s auch anders nicl)t offen
baren als nach der freien Luft Eigenfsmft) das ift nun fir) und in
ihm aus) als ein Nichts) denn es ift keine Turba darinnenz der
eigene Wille und Hunger ift todt und im Nichts) und* die Luft der)
ewigen Freiheit wird fein Leben.
22. So fich denn nun das höchfie Wefen hat einmal beweget) *
und ift in ein ficl)tbar) greiflicl) Wefen eingegangen) fo figuriret es
.- 407 - e

dafielbe Wefen, fo es wieder aus feinerSelbheit ausge .ins


Nichts, wieder in ein folch Wefen. wie es vor den Zeiten de eit
war: weil aber das Verbum Fiat noch heute im Schaffen des kör
perlichen Wefens fiehet, fo machts wieder ein fixes, vollkommener)
Wefenf als folehes im philofophifclyen Werk gefrhieht, da ein neu
. Leben aus dem Tode auffiehet. gleirhwie uns Gott in Chrifto in
ihm auferwecketf fo wir der Ichheit abfierben und uns in ihm
gänzliäl einlaffen. ' * .
23. Alfo au>7 wenn der ausgefproäoene Mercurius im Sulphur
Saturni feine Selbheit in Venerem irdergiebt, fo transmutiret ihn das
Verbum Fiat wieder in» ein Weien nach der Luft der Freiheit. Der :
Tod fiehet in einem neuen Leibe aus der Finfierniß des Todes auf,
in weißer fchöner Farbe. aber wie ein verborgenerGlafi, da man
die Farbe nicht recht erkennen kann, alfo lange bis ficbs refolviretf
und die ?Materia wieder begehrend wird, fo gehet im Centro Sa
turni, Jovis 'und Veneris Eigenfchaft die Sonne in 'allen fieven
Gefialten auf, das ift im" Verdo Fiat gleich als eine neue Schöpfung.
und laufen aller fieben Gefiälte Begierde in Solis Glanz„ als in
die weiße und rothe Farbe- vom Feuer und Licht, das ift die maje
fiätifme.
24. Und wie (Chrifius nach feiner Auferflehung vierzig Tage
im Myfierio aller dreien Principien zugleich wandelte. in der Eigen'
fchaft des erfien Adams nach feiner Schöpfung vor feinem Seinafe,
und vor feiner Evaf und fich feine Jünger ließ in feiner hie ge
habten Eigenfchaft von der äußern Welt fehen, und mit ihnen aß.
und feine angenommene Menfchheit fehen ließ„ daß er diefelbe mit
nichten abgeleget hätte: alfo foll uns der Artifia verftehen. daß im
philofophifchen Werke mit nichten die erfie Materia vergehet, fondern
fie gehet in Tod ihres Lebens„ ihrer grimmen Eigenfchaft. und fiirbet
im Fluch Gottes, und fiehet aber in ihrem gehnbten Wefen, das
fie vor dem Fluch Gottes wart wieder auf; der Fluch zerbricht nur
darinnen, das erfie Leben fiehet darinnen wieder auf, und darum
ifts fir, und beftehet im Feuew denn es ift dem Regiment der vier
Elemente abgefiorben, und lebet in der fünften Effenzz nicht daß
fie daffelbe Leben habe „ fondern fie fiehet darinnen fiille, aber der
Geift des neuerborrlen Wefens ift mit feinem Grünen 'ein vegeta
bilifch Leben darinnenr fein Glaft ftehet darinnen, *er zeiget den
erfien Adam in der Unfchuld an„ der fiund auch in folcher Vollkom
menheit.
25. und wie Chriftus unfere verderbte Menfchheiti in welcher
der Mercurius war zu Gift worden„ mit dem himmlifchen Blute
der ewigen göttlichen Iungfraufchaft und Wefenheit tingirete„ davon
die menfchliche Selbheit im Gifte erfiarb„ unddas gelaffene Leben
wieder aufging; alfo erfiirbet auch der giftige, mercurialifche, marti
olifche und "faturninifche Wille und Begierde im Blut Veneris im
- 408

philo hifehen Werk. und gehet mit einander in Tod. und fiehen
mit' ander in Einer Liebe in Einem Willen auf.
*' 26. Darum foll der Artifta auf die Tinctur merken: fie ift
edler im menfchlichen Brauche in diefem Iammerthal als der Leib.
der in der Tinctur auffiehet. denn der Geift ift das Leben. der
Leib ifi nur eine Figur des Lebens.
27. So ift das Blut ein Gehäufe des Geiffes. das foll der
Artifta wohl merken; im Blut des Iirnglings. wann fie; feine
Perle in die drei Mörder einergiebt. daß fie ihr Blut in und mit
des Iitnglings vergeußet. da der Ritter in der Hölle fiehet und die
menfchlime Selbheit udergiebet. da ffä) der weiße Löive auf feinem
rofinfarbenen Thier läffet fehen: allda lieget das Heil der Krankheit
und der Tod des Todes. “
28. Der Leib wird im Blut der Liebe im Tode refolviret. aus
dem irdifchen in einen himmlifchcn. _Die Tinctur giebet fich in
neuen Leib ein. und verläffet hernach. wann der Leib in Solis
Glanz aufgehet. auch ihren Willen; fie ergiebet fich dem Leibe ganz
ein in feine Effenz. und wird feine Zierheit. Glanz und Farbe.
welche der Artifta nimmermehr fcheiden kann. denn fie find mit
einander in der fünften Effenz. als im Myftrrio des Verbi Fiats.
und ftehen zu Gottes Bewegung des endlichen Scheidetags in diefer
Zeit. zu feiner Selbfioffenbarung. zu feiner Ehre nnd Wunder
than; hernaä) aber nach diefer Zeit zur kryfialinifchen Welt in dem
gläfernen Meer vor dem Stuhl des Alten in Apokalypfi 4. 2 -- 6.

Kurze Summa des philofophifchen Werks.


29. Dem Lefer möchte unfer Sinn ganz fchwer fiirfalien. in
dem wir alfo weitläuftig gehen. und Chriftum darunter anzeigen;
deffen foll fich keiner verwundern. wir fachen nicht Gold noch zeit
lich Gut 'darmit. und treiben nicht den ?Renfchen i-n vergebenen
Vorwih: wir reden nur mit den Kindern. die Gott darzu erwählet
hat. denn die Zeit ift geboren. da' das Verlorene wieder funden werde;
aber nicht allein das Univerfal zum Leibe diefer Welt. fondern auch
das zur Seele.
30. Der Proceß iii in allen beiden gar kurz. und ift nur
Einer Eigenfchaft; das verhält fich alfo: der Baum ift ausgetheilet
in fieben Geffalten (verfiehet das Leben). Nun ift der FluchGottes
in die fieben Geffalten kommen. alfo find fie im Streit und wider
einander. und kränket je eine Gefialt die andere. und mögen nim
mer Eines werden. fie gehen denn alle fieben in Tod. und fierben
des eigenen Willens ab.
31. Nun mag das nicht gefchehen. es komme denn ein Tod
in fie. der ihnen allen den Willen breche. und ihnen ein Tod fei.
wie die Gottheit in Ehrifio der menfchlichen Selbheit und den fieben
--
409 i
Gefialten im menfchlichen Leben ein Tod war) und war ihnen doch
zum Leben kommen: alfo ift diefes auch; der menfchliche Wille war
in Ehrifto in die ewige Sonne) als in die Gelaffenheit in Gott
verwandelt. Alfo mitffen fich im philofophifmen Werke alle Gefial
ten in Eine) als in Sol) verwandeln) aus fieben muß Eines werden)
und bleibet doch in fieben) aber in Einer Begierde) da eine jede
Gefialt der andern in Liebe begehret) fo ift kein Streit mehr.
32. Darum denke der Artifta nur) wie er dem Tode) mit
dem reinen Leben den Tod gebe) und wie er das gefiorbene und
verblichene Leben) welches himmlifch ift) und im Fluch Gottes ge
fangen und verborgen fiehet) möge aufwecken) daß es die Feuerfeele
wieder in fich nehme; fo ers nur fo weit bringet) fo hats fein ei
gen Machen in fich.
33. Wenn die Jungfrau ihren Bräutigam) der ihr rneineidig
ward) wieder annimmt) fo ifi er gefchickt darzu) und anders gar in
keinem Wege nicht) fondern ift alles urnfonft: es ift auch keine an
dere Möglimkeit. Dem himmlifchen Bilde nach Gottes Gleichniß
im Menfchen mochte nicht gerathen werden) nachdem die Feuerfeele
in ihre Selbheit einging) es führete denn Gottes Geift fich felber
_er das verblichene Bild) als in die himmlifche Wefenheit) und gebe
fich mit demfelben in ihm aufgeweckten Bilde in das feelifche Feuer
ein) als in Grimm des Todes) und wurde dem Tode ein Tod) als
dem grimmen Zorne Gottes) daß der in der Liebe im Blut der
himmlifchen Wefenheit erföffe. Und obwohl kein Abtrennen fein
mochte) auch kein Sterben) fo war es doch ein Sterben des Grim.
mes) daß der Grimm in eine Freude und Liebe verwandelt wurde.)
34. Alfo ift auch des Artifien Werk durchaus uichtsanders)
denn der Menfck) ifi aus allen Wefen) aus Himmel und Erde gr
fchaffen worden: als er aber ganz irdifch ward) und der Finn) über
ihn ging) fo ging auch der Fluch uber das irdifwe Wefen) daraus
der Menfcl) war; alfo ward dem Menfchen der Himmel verfchloffen)
und ward auch der Himmel in der Erde) in Metallen) Bäumen
und Kräutern in des Menfchen Speife) und was zu feiner Zierheit
und Spiel gehörte) verfchloffen.
35. Die Seele der Erde) als die Eigenfchaft vom Feuer des erften
Principii) ift in ihre Selbheit als in Gottes Zorn eingegangen: nun fie
het der Himmel in ihr verborgen) f0 foll der Artifia in feinem Werk die
Seele i'm Fluche und den Himmel wieder in Eines bringen) er muß
die Seele wieder in Himmel einführen) anders ift keine Möglichkeit;
fo kann er nun die Seele in ihrer Bosheit nicl)t in Himmel brin
gen) denn fie will nicht) fo muß er den Himmel in die Seele _ein
fithren) und den Himmel der Seele ganz einergeben) daß die Seele
vom Himmel effe) fie will oder will nicht) fo muß der Himmel in
der Seele als wie todt werden) alfo daß die Seele des ni>)t kann
los werden) wie heftig fie fich dariiber erzürne) bis fiex fich verwe
i - _* 410 *_'

get in ihrem Grimme. und mit der Begierde in Himmel. _als in


das verbliebene Wefen einfähret. und will das ermorden. wie die
Juden Ehriftum. und fo fie alfo mit ihrer Begierde in das ver
blichene Bild. als ins himmiifche Wefen 'einfähret. fo fällt das Bild
des himmlifchen Wefens dem Mörder in feinen Rachen: alfo giebet
das *himmlifche Wefen feine Begierde *in den Mörder ein. fo erfchrickt
der Mörder vor dem Liebeleben. und fähret im Schracke in der
himmlifchen Wefenheit auf. :
36. Alfo empfähet das verblichene Wefen wieder den Feuer
fchrcl> in fich. und eineignet fich ganz ins Feuerleben. fo muß das
Feuer in der Liebe und Sanftmuth brennen. und fein Recht im
Centro veclaffen: wie das Licht aus dem Feuer fcheinet. alfo und
nicht anders bekommt das himmlifche Wefen fein Leben; und wie
ein Feuer ein Elfen durchglühet. daß es fiehet als wäre es eitel Feuer.
und ifis auch. aber das Eifen behält doch feine Subfianz. alfo wird
auch das verblichene Wefen als der Himmel in der giftigen merc-u
rialifchen. martialifchen Feuerfeele offenbar.: und machet aus fieben
Willen nur Einen. und bleibin doch fieben. aber die Feindfchaft
höret auf.
37. Alfo ift dieß ein Univerfal. welches auch den Widerwilleß:
aller Krankheit im menfchlichen Körper in Einen Willen transmu
tiret. daß das Wüthen und Stechen. als die fieben Gefialten des
Lebens. in ihrer Feindfchaft einig werden. fo höret der Hunger der
Krankheit auf. und ift der Proceß zum Univerfal wie vorn gemel
det worden. Klärer zu melden. 'ift nicht mein Fürhaben. . es ift
klar genug. Wer nicht will einen neuen. in Gott gebornen Men
fchen dadurch fuchen. und fiazfelber darzu machen. der laffe meine
Schriften mit Frieden.
38. Jch habe demfelben Sucher nichts gefchrieben. er mag auch
unfern Sinn nicht gänzlich ergreifen. und wie er fich auch immer
übet. er gehe denn in die Gelaffenheit in Ehrifio ein. allda mag
er den Geifi des Univerfals ergreifen. anders ifis alles umfonfi:
und wollen den Vorwih gewarnet haben. daß er fich nur nicht ver
gaffe. er richtet auf diefem Wege gar nichts aus. er trete denn
felbfi darein. fo wirds ihm offenbar ohne viel Suchen. denn der
Weg ift kindifch. '
- 411
/

Das 13. Kapitel.


Von des Geiftes und Körpers Widerwillen. und
von derer Kur und Heilung.

Jeder Körper iii an ihm felber ein fiumm und als ein todt Wefen:
er iii nur eine Offenbarung des Geifies. der im Körper ift. Der
Geift figniret fich mit dem Körper: was der Geifi in fich ift im
unbegreiflicljen Wirken. das ift der Körper im begreiflicijen und
fiajtlicljen. Es ift je eine Gefialt unter den fieben Gefialten der
Natur die oberfie. die andern hangen derfelben an. und geben ihre
Mitzeicljen. nachdem eine jede in der Effenz fiark ift; und wie die
Gefialtrn in ihrer Ordnung in jedem Dinge ftehen. alfo figuriren
fie das Corpus. ein jedes Ding und Kreatur in feinem Gefcblecijte.
das iii die Offenbarung göttlicher Weisheit. in dem ausgefprochenen
Wort aus Liedz und Zorn. ' _
2. Kein Ding ift. es hat feine Seele nach feiner Eigenfchaft
in fich. und die Seele ift ein Korn zu einem andern Körper. Al
les. was lebet und wächfet. das hat feinen Saamen in fich: Gott
hat alle Dinge in fein Wort gefaffet und in eine Form ausgefpro
ayen. wie fich der Wille in der Begierde hat gefaffet. D' Aus
gefprochene ift ein Modell des Sprethenden. und hat wieder das
Sprechen in fich; daffelbe Sprechen ift ein Saame *zu einer andern
Bildniß nach der erfien; denn beide wirken. als das Sprechende und
das Ausgefprochene. -
3. Das Sprechende in fich felber als in der Ewigkeit. und .
das Ausgefprochene auch in-fia) felber. als in der Zeit. das Spre- .
chende ift der Meifier. und das Ausgefprocijene ift das Werkzeug.
Das Sprechende macht die Natur der Ewigkeit. und das Ausge
fprocljene macht die Natur der Zeit. ein jedes macht in feiner Faf
fung zwo Eigenfchaften. als Licht und Finfterniß; darinnen fiehet
das Element aller Wefen. welches fich in dem Ausgefprocijenen in
vier Elemente! fcheidet. aber im Sprechenden nur Eines ift.
4. Das Element ift in fich felber weder heiß noch kalt. auch
nicht trocken oder naß. fondern ift eine Lufi. als ein begehrender
Wille. darinnen die göttliche Weisheit die Farben des Unterfcheids
machet. alles nach der Begierde Eigenfchaft. in-welcljem doch keine
Zahl noch Ende ifi; allein in den vier Elementen ift eine Zahl und
Ende. denn fie haben mit dem Ausfprechem_ indem fie find ein Ei
genes worden. einen Anfang genommen. und fich gefaffet in ein

* 'x
*-*
412
Modell einer Zeit. das laufet in fich als ein Uhrwerk: es former.
bildet und zerbricht. _
- 5. Diefes Uhrwerk fiehet in fieben Gefialten oder Eigenfchaften
(wie vorn gemeldet). die machen in fich einen dreifachen Geift. als
ein?" wqGfkud-n. fühle-lden und .vernltnftigenz der wachfende fiehet
in den vier Elementen. und der firhlende in den fieben Gefialten
der Natur. und der vernünftige im Geffime: aber der Verfiand
kommt allein von Gott. denn er urftändet aus der ewigen Natur.
- 6. Alles Leben. was in dem ausgefprochenen Wort fein Ziel
hat. das fiehet in Sale. Sulphure und Mercurio. denn darinnen
fiehen die fieben Eigenfchaften alles Lebens diefer Welt. fowohl der
Geift des Wachfens. Fuhlens und der Vernunft.
7. Sulphur ift die Mutter aller Geifilicijfeit und Leiblichkeit.
Mercnrius führer darinnen das Regiment. und Sal ift das Haus
ihrer Wohnung. welches Mercurius im Sulphur felber macht.
8. Die Vernunft entftehet im Oele des Sulphuris. darein gie
bet das Gefiirn feine Begierde. als in die Effenz feiner Eigenfchaft.
daraus alsdann die Sinne und Gedanken entfiehenz aber der Ver
fiand ruhret her aus dem Oele des Elements. als in der freien Luft
im fprechenden Mercurio.
9. So uns armen Eoakindern denn aniso nöthig zu wiffen ift.
wovon uns Krankheit und des Lebens Widerwille entffehetz was da
in uns -fei. das uns felbft zum eigenen Feinde machet. und fich in
uns felber plaget und ängfiet: fo ift uns, auch noch viel nöthiger
zu wiffen die Kur. damit wir uns. in unferer Selbheit mögen ku
rirenxmnd in das Ende der Ruhe einführen. Als wollen wirs ent
werfen. obs Jemand lirfiete. darein zu treten. und in die Prada zu
fehen; und wollen darftellen. wooonVöfes, und Gutes urfiändet.
und wie es urftände. und dem Verfiändigen Urfacl) geben zu fuchen.
und wollen anzeigen. wie der Wille zu Böfem und Gutem urfiände.
wie das Böfe des Guten Tod fei. und hinwieder das Gute des
Böfen Tod fei. ' „
10. Wenn wir das mercurialifme Leben betrachten. was es
fei. fo finden wir. daß es im Sulphue fiehe. denn Sulphur ift ein
dinrer Hunger nach der Materia. welcher eine firenge Jmpreffion
macht. und hat in feiner firengen Jmpreffion das Feuer. auch ift in
der Jmpreffion das Oel. daraus das Leben brenner: nun machet die
Jmpreffion Kälte. und der Stachel oder Jnfichziehen machet Hihe. das
i| nun ein kalt Feuer. und auch ein hivig Feuer in einem Dinge.
Die Kalte machet in fich hart und finfter. und die Hitze machet in
fiä) Lichtz und möchte doch kein Lian fein. fo nicht das Oel im Sul
phur in der hjßigen Angft erftirrbe. wie die Kerze im Feuer.
11. So find nun zweierlei Sterben im Sulphur. daraus auch
zweierlei Leben erboren werden. Als erfilich zeucht die Jmpreffion
oder die- Begierde in fich. fchleußt ein..- macht hart. kalt und derb.
-- 4'13- .-
fo giebet die harte x" ars dae Gngefäzldffine, einen Tod im 'einge
frhloffenen Wefen) und ifd im felber' 'Geifie doeh kein' Tod, fondern
ein fiechend, wuthend undgängfiliel) kalt Feuerleben, das erbieret fich
mit der Impreffion, und 'ift das Leben der Finfiernifi. 4( _
Lil? 12. Zum Ändern erdieret fich in derfelden Angft in der flren
gen Begierde das hihige Feuer, das verzehret das Wefen, welches
die Kälte als die Jmpreffion der Begierde zur Natur machet. Alfo
bleibet in dem Feuer der Streit zwifihen der Kälte und Hide: die
Kälte will ihr Leben nach ihrer Eigenfchaft haben, und indem fie
fich beweget zum Leben, fo zündet fie in ihr in der Impreffidn die
Hitze an. fo nimmt alsdann die Hehe- der .Kalte die Gewalt und
derzehret der Kälte Wefen, fo mag alsdann der Feuergeifi aueh nicht
befiehem denn ohne 'Wefen erlifHr ew fo' muß er in fich in der
Feuerangflbegierde immer und ohne Uiiterlaß erfierdenß alfo 'lange er'
von der Kälte Wefen zu ziehe-en hat, fd gehet fein Leben auf, und
ift doeh niaits als nur ein ftetes Sterben und Berzeheenz und
in feiner Verzehrlichkeit iii der größte Hunger naih Wefen, der
felbe gehet durch und mit der Berzehrliclfkeit aus dem Sterben des
Feuers aus fich aus und wohnet' im Oiiwts: fo mag er doch auch
nicht im Nichts fein und kann auch nicht ein Nichts fein, fo zemhf
ihn das Feuer wieder in fiih, denn feine Begierde ftehet felber wie
der naih feiner Mute-rz weil er aber ifi' einmal der Feuerquaa-l er
fiorben, fo 'd'en er nun nicht mehr im Feuer derHiße oder Kälte
erfierbem- fondern er gehet immer wieder von' Feuer ausi und das
Feuer zeuait ihn doch wieder immer in fich. und iii alfo des Feuers
Leben 7 und das ift der Geifi. welcher im Feuer billig Wind heißer,
wegen der Stricker 'und im' ausgegangenen billig Luft heißer, wegen
des Lebens feiner Sanftmuth.
13. und i| uns im Sterben des Feuers das Oel zu verftehenz
daraus das Feuer feinen Schein empfähet. in welchem das rechte
Leben verfianden wird; denn dasjenige, das in dem Feuerfierben
mit der Begierde zur Erledigung von der Feuersquaal frei -zu fein,
ausgehetz das i| eine Begierde der Sanftmuth, und urfiändet im
erften Willen zurNatur, indem firh das ewige Nichts mit feiner
Luft in eine Begierde einfuhret. ' 4*'
14. Diefelbe Luft führer fich alfo durch den kalten und hihi.
gen Tod, durch beide Sterben wieder in die Freiheit als ins* Nichts
aus, und hat fich alfo in der ftrengen Impreffion durchs Feuer
offenbar-et und in ein Principium eingefiihret. und ift doch *niiijf
des Feuers oder der Kälte worden 7 fondern alfo ift feine OffeiiJ
barung. -il
15. Weil fich aber die ewige Luft zur Natur mit der Natur
in eine Begierde einfiihret, fo mag diefelbe Begierde weder in der
Kälte noch Hide fierben; denn fie urfieindet nicht in Hitze noch KiilW
fondern im Nichts. Alfo ift fie„ nachdem fie vom Sterben irre
414
Feuer ausgehet) wieder begehrend) als nämlich ihrer Eigenfchaft fele»
ber) und impreffet fich) denn im Feuer hat fie die Jmpreffion an
fis) genommen. - - z
16.* Nun kann fie in ihrer Jmpreffion nichts faffen als ein
Wefen nach ihrer Begierde) das ift nun Waffer) verftehet nach der
finftern Jmpreffion Eigenfs)aft ifis Waffer) und nach dem _Feuer
ifis Oel: und dasjenige) was in der kalten Jmpteffion ganz in_ der
Härte eingefchloffen wird) als eine Faffung in des Grimmes. Eigene
fchaft) das ift Erde. ' )-.
17. Alfo zeucht die grimme Feuersbegierde denfelben Luft) Waf
fer und Oel immer in fich) und fchlinget es in fich) fo wird der
Feuergrimm in Luft) Oel und Waffer ineinen Schein verwandelt:
denn das Nis)ts begehret fonfi anders nichts als nur-Kraft und Glanz)
und alfo mas)et fichs offenbar _und führer fich in Wefen ein. „z,
18. und der Geift) der aus dem Feuerbrennen irn Oele) als
im Lichte )-„ vom Feuer und Lis)te ausgehet) giebet Vernunft und
Verftandz denn er ift urfprünglicl) im Nichts geurftcindet) und ift *
die Begierde zur Natur gewefen) und hat fis) durs) alle Eigenfchaf
ten der Natur) durch Kälte und Hitze) durs)s Sterben im Feuer
durchs Licl)t ausgeführet) und wohnet wieder im Nichts.
19. Er ift ein Probirer und Wiffer aller Eigenfchaften) denn
er ift durch alle erboren und von allen ausgegangen. Er ift als
_ ein Nichts) und hat doch Alles) er durcl)gehet Hihe und Kälte) und *
keines ergreifet ihn) wie wir fehen) daß das Leben der_ Kreatur in
Hitze und Kälte wohnet) und ift das rechte Leben dos) weder heiß
noch kalt. -
20. Alfo follet ihr uns nun res)t verliehen: In der Ewigkeit
ift diefe Geburt geiftlich) aber in der Zeit ift fie aus) materialifs);
denn is) kann nicht von Gott fagen) daß er Finfterniß und Feuer
fei) viel weniger Luft) Waffer oder Erde) aber in feiner ewigen
Begierde hat er fis) alfo mit der Zeit im Loco diefer Welt in folch
Wefen gefaffet) welches c't im fprecl)enden Mercurio nach_ den Ei.
genfchaften des Willens gefaffet) und mit dem ausgefprosnnen Wort
in folche Formung gebracht) nach den Eigenfchaften derkBegierde
in der ewigen Natur) als im Verbo Fiat.
21. Nun wird das ausgefpros)ene Wort) als der ewigenNa
tur Eigenfchaft) im Sulphur verfianden) denn darin ift das fieben
fache Rad der Geburt) wels)es im Geifte) als in der erfien Faf
fung zur Natur) ein Geftirn ift) und tbeilet fich aus dem Gefiirne
in feiner felbfteigenen Geburt in fieben Eigenfchaften) und aus den
fieben Eigenfcbaften in vier Elemente.
22. Daffelbe Geftirn ift ein Chaos) darinnen alles lieget) aber
verborgen) und ift der erfie Leib) aber geiftlich.- und das fiebenfache,
Rad ift die erfte Auswickelung des Chaos) und mas)t den andern*
Leib) als die Vernunftz der andere offenbaret den erften) und ift
». 415
auch ein geifilirher Leib. Der dritte Leib ift ein elementifwec. ein
Kaften der erften beiden. und ift ein fichtbarer greiflictzer Leib.
(zx-(WZLZ. Der erfte Leib als das Chaos. oder erfte Gefiirn. welches
geiftlicl) ift. das ift das ausgefprociyene Wort aus der ewigen Faf
fung. daffelbe hat wiederum fein Sprechen in fich. das ift das mer
curialifche Rad im Sulphur. mit den fieben Geftalten. das fpriclyt
wieder aus fich aus die vier Elementa: alfo gehet eines aus dem andern.
3,7.-,- 24. Das erfie vor dem Chaos i - die Luft der Ewigkeit im
Ungrunde. die faffet in fich einen en zur Selbftoffenbarung.
das ift alles Gott: und der Wille faffet in fich in der Luft eine
Begierde. das ift das Chaos oder erfies Geftirn. darinnen die ewige
Natur fiehet. welche fich mit der Begierde zur Oiatur in fieben Ge
*fialten einfuhret. wie vorn gemeldet. und offenyaret alfo das Chaos
als die ewige verborgene Weisheit Gottes. und mit der Begierde im
mercurialifcifen Rabe. wird das Element gefaffet. als ein geiftlirlhec
Leib des mercurialifmen Lebens. t
25. Nun if't diefes alles zweifach. als die Begierde machet in
ihrer Impreifion in fich felbft-die Finfterniß. darinnen ift die ftarke
Macht der Anzündung der Natur. und ift peinlich; und die freie
Luft zur Begierde miKht in fich. durch die Anzilndung der Begierde.
_Licht und Wallen. Das Licht ift Kraft und Glanz. und das Ele
ment ift fein Leib oder Wefen. da es_ doch auch nur geiftlich iftz
alfo ift die Feuerbegierde in der freien 'Luft eine Freudenreich. und
in der26.Finfterniß
Aus diefem
ifts ganzen Wefen Quaal.
eine peinliche ift der Menfch in GottesBilde K

gefchaffen worden; und verfiehet uns reäit: er ftund nach und


in der Schöpfung im Regiment des Elements; das mercuria
lifche Rad im Sulphur ftund im Lichte und in der freien Luft der
Ewigkeit. aber er ging mit feiner Begierde weiter aus fich in die
vier Elementa. als in die Schöpfung ins Centrum der Finfterniß.
daraus Hitze und Kälte urftändet. Seine Begierde war im Anfang
in die Freiheit Gottes. als ins Element gewendet. da war er in
Gott gelaffen. fo regierte ihn Gottes Liebewille mit der freien Luft*
Eigenfchaft: er aber ging aus der freien Luft Gottes. aus der Ge
laffenheit aus in einen eigenen Willen. welchen er im Centro zur
Natur fchöpfete. daraus die Pein und Quaal urfiändet. als Hitze
und Kälte. fowohl herbe und bitter. und alle Eigenfchaften der fin
fiern Jmpreffion.
27. Alida fiel er ins ewige Sterben. als in die fterbende Quaal.
in welcher das mercurialifcize Leben im Sulphur. im Gifte regieret.
da je eine Gefialt im mercurialifGen Rade die andere anfeindet.
kränket und zerbricht. da eitel Angft, Stechen und Widerwillen ift:
denn die freie Luft.erlofch in ihm. darinnen das heilige Element
als der göttliche Leib fiehet. und wachten in demfelben reinen Ele.
ment auf vier Elementa der äußern Quaalz allda war das Bild
- 416 -
Gottes vierflneht. das ifi. Gottes Liebeioillen. der in dem Bilde fei
ner Glieehheit regieret. wich vom Meiifazen. fo fiel der Menfcl) nes
Regiment der' Natur; und weil die ,vier Elementa zeitlichen Anfang
und Ausgang haben und mfiffen-wiedee ins Ende eingehen. f.
muß auch nun der menfchliche Leib. als der in 'den vier Eli-neemt'.
ift ganz irdifch worden. wieder in die vier Elemente. einfallen und
darinnen zerbrechen.
28. So ift uns nun 'ne Euro und Arznei zu entfinnen. wie
er doä) aus dem Sterben _' erlbfen. und wieder ins reine Element
mit dem Leibe einzuführen fei. und mit dem Geifte in Gottes Wil
lenregiment.
29. So ifi n!) kein anderer Rath. *als daf ee mit dem Geifte.
welcher im Chaos rftändet und von Gottes Wiuengeifle in das 9..
fchaffene Bild ward eingeblafen. wieder aus feiner SelbheitN als
aus eigenem natirrlichen Willen ausgeht. und gebe fich wieder' gar-rz
und gar in den erfien Willen ein. welcher ihn im Anfang in eiii
Bild formirte; er muß feiner Ichheit in ihm felber ganz im Tode
der finfiern Impreffion. fo viel er darinnen feinem eigenen WiWi
in eigener Begierde zum äußern vierelemeirtif en Leben lebet. gem-z
- erfierben. und fich ganz frei in Gottes Wi entwerfen. als iii
Gottes Erbarmen. auf daß er nicht mehr ihm felber lebe undwolle.
fondern Gott. als dem erfie.. Willen Gottes. welcher ihn in fein
-Vild fchuf. dadurch fich Gott in einem Bilde offenbaren. fo ifi es
mit dem erffen Geftirne._als mit dem Chaos der Seele. wieder im
felben Begriffe. darein ihn Gott in fein Bild fehuf. -
30. Weil aber die Jchheit. als der eigene Wille. wider diefe'
firebet. und .mit nichten feiner Selbheit erfinden will (verfiehet- der
Wille der *äußern 'Wein vom äußern Gefiirne und vier ElementeWe*
fo muß man den innern Willen des Geiffes von Gottes Speife zu
eifen geben. daß er möge ohne Noch und Hunger nach dem äußern'
leben. daß er den Willen der irdifchen Ichheit immerdar tödte und
- breche. bis die Irdigkeit. als der irdifrhe Leib. wieder fich frei im
Sterben ausgebe. und auch wieder in dieMutier. daraus er gefäiaf
fen ward. eingehe und feine Ichheit verlaffe. auf daß der reine Leib
des Elements. in welchem die Seele im gelaffenen Willen wieder
das rechte Leben in Gottes Willengeifie anzitndet und der verbli
chene Leib vom reinen Element wieder ein Gehäufe der Seele fei.
als ein paradeififch Grünen. ' .
31. Und daß folches der eigene Wille der Seele thun könne.
das er fich von feiner Selbheit abbreche. und willig ins Sterben dee
Selbheit eingehe. und in feiner Jchheit ein Nichts werde: fo iff der
freie Wille Gottes (als die ewige Luft zum _Chaos der Seelen. wel
ches ift der ewige Mercurius in der Kraft der Majefiät) wieder in
das verblichene Bild Gottes aus dem reinen Element. als in das
jungfräuliche Leben eingangen. und zeucht den Willen der Seele' zu
*- 417 -
fich) und *giebt ihm aus Liebe und Gnaden wieder die himmlifche
Leiblichkeit vom reinen Element zur Speife) und daffelde Waffer im
Element in der Tinctur* vom Feuer und Lichte) als _vom ewigen
Leben) zum Tränke. und hat fich in die Menfchheit eingebildet) und
'fiehet allen Seelen entgegen .mit voller Begierde. Welche Seele ih
* rer Selbheit abftirbet) und firhret ihren Hunger wieder in Gottes
Erbarmen ein) die mag diefer Speife genießen) davon fie wieder die
erfie Kreatur in Gottes Liebe wird.
32. Nun ifi uns zu betrachten) wie die arme) in Gottes Zinn'
gefangene Seele) außer der himmlifchen Speife in eitel Angfi» und
Roth und treibende.: Pein-lebet. Gleichwie der äußere irdifche Leib
in feinen Eigenfchaften) in feinem Hunger in eitel Angfi) Neth und
treibender Pein lebet) es fei denn) daß ihn die Seele 'mit dem rei
'nen Element alfo 'irbertäube und im Zwang halte) daß er fein ei
gen Regiment vom äußeren Geftirne und vier Elementen im gifti
gen mercurialifmen Rabe nach der finfiern Jmpreffion) wegen des
Dnrchdringens vom Element nicht mächtig fei) daß ihm das Uni
iverfal widerfiehez fo mag er in- fiiller Ruhe *fir-hen) aber nur alfo
Fringe) als der innere den äußern durchdringet und ihn "tingiret, In
den vier Elementen ift keine Vollkommenheit) bis der Leib wie-der
ins reine Element transmutiret wird) fo muß er wieder in das ein
gehen) daraus die vier Elementa urftänden.
33. *Nun ifi in diefer Zeit der vier Elemente eitel Pein und
*Quaalz die Seele vergaffet fiä) an dem äußern Gefiirne) welches
in fie eindringet) davon ihr falfche Imagination entfiehet/und der
Leib erwecket ihm das giftige mercurialifme Rad) davon ihm Krank
heit und Wehethun entfiehet: fo muß die Seele mit der innern
Vollkommenheit kuriret werden) als von dem fprechenden Wort)
darinnen fie in Gottes Hand fiehet) das kann die Seele allein tin
giren und in Ruhe einführen; der irdlfche Leib muß mit dem aus
gefprochenen Mercurio tingiret und geheilet werden.
34. So denn der äußere Mercurius auch im Fluche fiehet als
im Giftrade) fo muß er mit feinem eignen Lichte in feiner eigenen
Mutter im Leibe des Sulphuris tingiret werden. Dem Mercurio
muß fein eigener Wille und Hunger gebrochen werden) das aus dem
feindigen Hunger eine Liebebegierde werde.
35. Wie nun diefes gefchehen möge) mirffen wir die Gebärung
im Sulphur betrachten) aus welcher Freude und Leid entfiehetz denn
dem giftigen Mercurio mag anders nicl)t widerftanden werden und
kann ihm nichts widerftehen als feine eigene Mutter) die ihn gebie
ret) in derer Leib er innen lieget: gleichwie der Kälte nichts wider
fiehen kann) als nur die Hiße) und die Hitze ift doch der Kälre
Sohn) alfo auch muß dem giftigen Mercnrio mit feinem eigenen
Kinde) das er in feiner Mutter Leibe aus Hiße und Kälte felber
'aus fich erbieret) widerfianden werden) wie die Liebe aus dem Herzen
7]. 27
i
-- 418 - /

Gottes des Vaters. welches fein Sohn ifl. dem Zorn des Vaters
widerfiehet. davon der Vater barmherzig wirdz alfo auch ingleichen
gehetes zu im ausgefprocljenen Wort oder Mercurio. Das verfiehet alfo:
36. Nicht daß man den kalten Gift des Mercurii mit ange
zündeter Hihe vertreiben und tödten foll und könne z nein. fo der
kalte Gift entzündet ift. fo muß die Arznei von derfelben Gleichheit
feinz aber fie muß von der Kälte. als vom angezündeten kalten
Grimme_ zuvor erlediget und in Sanftmuth gefehet werden. alsdann
ftillet fie auchden Hunger der kalten Begierde in der Krankheit des
Körpers.
37. Denn* fo man der entzündeten Kälte entzündete Hihe ein
! giebt. fo erfchrickt die Kälte vor der Hitze. und fällt in Unmacht.
als in Todes_ Eigenfchaftz fo' wird dieHihe in diefer Todeseigen
fchaft zu einem Giftleben. als ein Angfiflacizel( und tritt das mer
curialifcije Rad in Traurigkeit. als in Sucht oder in ein Darren.
da aller Freude vergeffen wird.
38. Denn foll das Leben in feinem eigenen Rechte befiehen.
_fo muß Hihe und Kälte in gleichem Wefen fiehen. daß es mit ein
ander concordire. und keineFeindf/chaft oder Abweichen in keinem
feiz keines muß das andere übertreffen. fondern fie müffen in Einem
* Willen fieben.
39. *Denn die cntzündete Kälte begehret keiner Hitze. fondern
nur Gleichheitz jeder Hunger begehret Gleichheit zu feiner Speife:
fo aber der Hunger zu hart in Kälte entzündet wäre. fo giebt man
ihm nicht wieder eine folche Kur. die alfo entzündet iftz fie foll zwar
alfo hoch im Grade in der Kälte fein. aber die Gewalt muß ihr
'vonehe genommen werden. alfo daß fie nur fei als die Mutter. die
fie erbieret. nicht nach der entzündeten Giftquaal. fondern nach der
Mutter Freude. alfo wird auch die Krankheit al_s der Gift in Angft
in eine 'folche Freude verwandelt werden. * -
40. Alfo nimmt das Leben wieder feine erfie Eigenfchaft an
fich. Nicht derrauhe Leib im Gegenfah gehöret in- die Eura. fon
dern fein Oel. das muß mit feiner eigenen Liebe begütiget werden.
verfiehet mit einem fanften Wefen. das auch in diefelbe Eigenfchaft
gehöret: denn die fieben Gefialten der Natur find im Centro nur
Eine. fo muß man daffelbe Oel alfo weit im Rad führen. bis es
ö * denn es höchfte
in feine ift' kein Liebebegierde
Ding fo bös. es hat ein
eingehet. gutes -in
alsdann ifis fich. und Kur.
recht zur daf

, felbe Gute widerftehet feiner Bosheit.


41. Alfo mags auch in derfelben Krankheit dem angezündeten
*Grimm im Körper ividerfiehen: denn fo der kalte Gift im Körper
angezündet wird. fo tritt fein Gutes in Unmacijtz und fo es nicht
mag wieder die Gleichheit feines Wefens zum Beifiand erreichen.
fo bleibets in Unmacht. und verzehret fich auch alsdann der entzündete
Grimm. und fällt auch in Unmachcz fo ifi der natürliche Cod in
.-- 419 [-
beiden. und hdret das webende Leben im Körper auf; fo es aber
wieder die Gleichheit bekommt. fo fiärket fichs wieder. fo muß der
entziindeteHunger der Krankheit aufhören.
42. Ingleichen darf die Hilze keiner kalten Eigenfchaft. fon
dern allein die Gleichheit. aber zuvor vom Grimme derfelben Gleich-
heit entlediget. und in ihre feldfihöcljfie Freude und Güte eingefüh
'ret. alfo daß diefelbe Gleichheit weder in Hiße noch Kälte qualificire.
fondern in ihrer“ felbfteigenen Liebebegierde. als in ihrem defien Ge
fchmack. fo wirds auch die Hide im Körper in eine folche Begierde
einführen. Alle Faulen im Körper kommen von der Kälte: wann
_der Schwefel zu fehr von der Hihe entzündet wird. fo erfiirbet der
Kälte Recht und Eigenfchaft. und tritt ins Trauern.
43. Mercurius ift das bewegende Leben in allen Dingen. und
feine Mutter ift Sulphur; fo lieget nun das Leben und Tod im
Sulphur. als im ringenden mercurialifcljen Rade. Im Sulphur ift
, Feuer. Lichtzund Finfierniß; die Impreffion giebet Finfierniß. Kälte
und Härte. darzu große Angfiz- und von der Impreffion des Einzie
hens entftehet Mercurius. er ift der Stachel des Einziehens. als die
Beweglichkeit oder Unruhe. und entftehet in der großen Angfi der
Impreffion. da in der Impreffion Kalte. als ein finfier kalt
Feuer. wegen der Härte entfiehet. und im Stachel der Angfi,
als in der Unruhe. ein hihig Feuer; fo ift Mercurius das Rad des
Bewegens. und eine Erweckung der Kälte und Hiße.. und ift an
diefem Ort nur eine peinliaje Quan( in Hiße und Kälte. als eine
kalte und hißige Giftangfi- treibet als ein Rad . und »ift doch die
Urfache der Freuden und ,alles Lebens und Bewegens: foll er aber
von der Angft erlöfet und. in die Freude eingeführet werden. fo muß
er durch den Tod durchgefiihret werden. »*
44. So ift nun jede Krankheit und Wehethun eine Todeseigen;
fchaft. denn Mercurius hat fich entweder in Hihe oder Kälte zu fehr
entzündet und verbrannt. daduräj das Wefen oder Fleifch. welches
er in feiner Begierde. als in feiner Mutter im Sulphur hat an fich
gezogen. verbrannt ift worden. dadurch die Irdigkeit entfiehet beides
im Waffer und Fleifch: wie die Materia der Erde und der Steine.
als die Grobheit derfelben. anders nichts ift als ein verbrannte.
Sulphur und Waffer in des Mercurii Eigenfchaft. da der Salniter
im Schracke des mercurialifchen Rades. davon die mancherlei Salze
7 entfiehen. verbrannt ift: davon kommt der Stan? und böfe Gefchmack.
45. Sonft fo der Mercurius darinnen im Oele des Sulphurs
qualificirte. daß er durch den Tod der Impreffion von Hitze und
Kälte möchte durchgefiihret werden. fo wäre die Erde wieder ein Pa
iradeis. und grimete wieder die Freudenbegierde durch die Angfi der
Impreffion der Kälte.
46. Das ifis. daß Gott die Erde verfluchet hat. denn dem
mercurialifcljen Rade ward fein Gutes (als die Liebebegierde. welche
x
27'
-- 420 -

in der ewigen Freiheit entfiehet. und fich mit diefem mercurialifcizen


Rade durch Kälte und Hihe offenbaret. und durchs Feuer ausgeht-t
und einen Schein des Lichts machet) entzogen. und der Fluch dar
ein geführet. das ift ein' Fliehen der Liebebegierde.
47. _So fiehet nun diefer Mercurius als ein Leben im Sul
phur feiner Mutter aniho im Fluche. als in der Angfi der Hive
und Kälte und machet in feinem Schracke oder falnitrifchen Sude
immerdar Salz nach folcher Eigenfchaft. wie er an jedem Orte und
in jedem Körper entzündet ift; diefelben Salze find 'nun der Ge
fchmack in denfieben Eigenfchaften. . /
_ 48. Wird nun der Mercurius zu fehr in Kälte' entzündet. fo
macht er im falnitrifchen Schrack in feiner Mutter im Sulphur ein
kalt. hart. impreffend Salz. davon Melancolie. Finfierniß und Trau
rigkeit im Leben des Feuers entftehetz denn was. für ein Salz in.
jedem Dinge ifi. ein folch Glanz des Feuers und ein folch Lebens
fazein vom Feuer ifi auch darinnen.
49. Wird aber der Mercurius in übermäßiger Hitze entzündet.
fo verbrennet er der Kälte Wefen und machet Wüthen und Stechen.
nach der Jmpreffion und nach des Stachels Eigenfchaft. davon im
Sulphur große Hihe entfiehecz und fo' das Waffer vertrocknet und
verzehret wird. fo* hat alsdann der Begierde Hunger oder Stachel
keine Speife. davon er mag 'feinen grimmigen Hunger fiillen. da
wüthet und reißet er i'm Salze. als der Gift Eigenfchaft ift. davon
das Wehethun im Fleifche entfiehet.
50. So er aber wieder mag die Gleichheit bekommen »in der
'Eigenfchafh wie er im Centro feiner Mutter. als im Sulphur. inne
fiehet. verfiehet wie fie ihn im Anfange hat geboren." als er in den
zweien Tincturen des Mannes und Weibes zum erfienmal zum na
' türlimen Leben kam. verftehet im Kinde. da fich fein Leben ange
zündet. fo wird er von aller Angft erlöfet. und tritt* wieder in die
Gleichheit der Hihe und Kälte. und .wiewohl es ift. daß der Streit
in manchem aus ONutterleibe mit kommt. fo ift er doch nach“ des
Lebens Anfange erfi entfianden. Jn des Lebens Anfang tritt das
Leben in feine höchfie Freude. denn die There der dreien Principien
werden in gleicher Eoncordanz geöffnet. aber der Streit gehet als
bald an um die Ueberwindnng zwifchen Finfierniß und Licht.
51. Alfo ift uns nun zu entfinnen. was doch dem Mercurio
zu thun fei. fo er fich in Hitze oder Kalte entzündet hätte. dadurch
er Krankheit und Wehethun. erwecket., Da wäre wohl gut. daß
man die rechte Kur hätte. aber es will leider fehr verdeckt bleiben.
wege. des Fluchs der Erde. auch der Menfmen Greuel und Sün
den halben. daß fie ihnen diefe Gift im Mercurio mit ihrer viehi
fehen Unordnung felber erwecienz jedoch ift dem armen Gefangenen
die Erledigung nöthigz und da man nicht mag das hohe Univerfal
haben. welches das Centrum angreifet und des Lebens Rad in feine
- 421
erffe Eigenfchaft einfirhret, fo muß man aus dem rnercurialifäzen
Sude der Erde feine Frucht darzu nehmenz weil der menfchliche
Leib auch ift irdifch worden, fo muß man eine Gleichheit mit der
andern conrordiren, ein Salz mit dem andern, als wie die Anzün
dung im Salze des Körpers ift; in was für Eigenfchaft der Schwe
fel entzündet ifth in Hitze oder Kälte, in Melancolie oder Suchß ob
der Schwefel im Körper verbrannt wäre und in eine Fäule gera
* then, oder aber noch frifch und im kalten oder hihigen Feuer bren
ne , even ein folches Kraut und Schwefel gehöret in die Ku» da
..Öirht die Hihe oder Kälte, von einer fremden Macht, welche in
L tödtlieh
fie mm', Salzimgebäre, und da
Salniter, dasdas
Trauerhaus mehr auffrhließe.
Salz urfiändeß erfchrecke, und ein

52. Aber in feiner wilden Art und Eigenfchaft, wie es aus


der Erde Sude ausweichfetx ifts nicht genug: es vermag die Wur
zel des ientzundeten Mercurii im Schwefel nieht zu überwältige-m
fondern zündet_ fie fehrer in folcher Quan! und Eigenfchaft an.
53. Was du willft, daß dem Leibe widerfahren foll, das muß
vonehe dem widerfahrem das den Leib kuriren foll; fauler Krankheit
gehöret ein fauler Schwefel in die Kur, desgleirhen kalten und hihi
gen. In welchem Grad des Feuers oder der Kälte Mercurius ent.
zitndet ift„ und inwelcher Gefialt unter den fieben Eigenfchafcen
der Natur, das ift, weläyes Salz unter den fiehen Salzen entzündet
i|„ eben ein folrhes Salz gehöret in die Kur.
Gleichheit. NunKrankheit
54. Denn ift die ift
Eigenfchaft deffelben
ein Hunger; dieferLebens,
begehret welches im 'f
nur feiner

Anfange feines Urftandes ift in Freuden geftanden, die Wurzelz und


die Krankheit ift ihr übermäßiger! Anzfindem davon die ,Ordnung zer
trennet wirdz fo begehret die Wurzel in ihrem Hunger die Gleich
heit, die ihr durch die Anzirndung entnommen worden; ißt ift die
Anzitndung fiärker als die Wurzel, fo muß man der Anzündung
ihren Hunger fiillem und ihr das eingeben, was fie felber ift.
55. Aber wie uns Gott mit feiner Liebe kuriret und zur Ge
/fundheit der Seele brachte, als wir diefelbe im vergifteten Mercurio
_ feines Zorns entzündet hatten; alfo ingleithen muß auch zuvor diefe
Gleichheit kuriret werden, und im mercurialifwen Rade umgefiihret,
und von der Hitze und Kälte entledjgtf zwar nicht davon genommen
(das mag nicht feim wäre auch“ nichts nutze), aber in feine höchfke
Freude eingefirhret werden. Alsdann wirds im Eorpore: im Mer
curio des Schwefels und Salzes auch eine folche Eigenfchaft machen;
denn die Wurzel des Lebens erquirket fich wiederum darinnem und
fuhret die erfte Begierde wieder in die Höher fo verfchwindet der
Hunger im Zufall der Anzimdung. " - *
' 56. So gehöret nun dem Medico zu wiffen, wie er mit den
Medirqmenten in der Gleichheit umgehe, daß er fie nicht auch er
ziirneß und' in eine andere-Eigenfchaft einfiihre7 denn fie find eben
_ -- 422 -
_
in »ihrer [Eigenfchaft als ein menfchlicb Lebenz er muß fevem daß fie
- in ihrem Gradu bleiben: wie fie urfpritnglich in ihrer Mutter ge
boren find, denn kein Ding vermag höher zu kornmem als es im
Centro feines Urftands nach der Verborgenheit ift. ,
57. S'oll es aber höher kornmem fo muß es eine andere Eigen
fchaft an fich nehmenx dann ifts nicht in feinem Gradu, und hat
nicht feine eigene Tugend, fondern eine fremde, welches zwar wohl fein
kaum aber es hat fein Naturrecijt verlorenj darinnen feine Freude
fiehet, und kann in der Gleichheit feiner eigenen Okatur nichts Kirk
liehes ausriäzten. *
58. Darum ifts nicht beffer» als daß ein jedes. Ding in feiner
angebornen Tugend gelaffen werdef nur daß man ihm feinen Grimm
in feine eigene Freude verwandele„ daß feine eigene Tugend nach
dem guten Theil in die Höhe als ins Regiment eingefiihret werde„
fo ifis in der Gleichheit in allen Krankheiten mächtig genug ohne
alle andere Einmifclnrngz denn der Urfprung im Leben begehret keine
andere Vielheit, fondern nur feine (Hleichheitj daß es in feiner eige
nen Kraft fiehenr leben und brennen möge.
59. Die Kraft des Höchften hat allen und jeden 'Dingen nach
ihrer Eigenfchaft eine fire Völlkoinmenheit gegebem denn es ift alles
fehr gut gewefen, wie ,Mofes faget Gen. 1„ 31.3 aber mit dem
Fluch ift die Turba eingefiihret wordenr daß-die Eigenfehaften im
Streit des Mercurii' fiehen; aberin' jeder Eigenfchaftj in jedem
Kraut, oder was das fein mag, was immer oder je aus dem Sude
der vier Elemente wächfet oder enrftehetj ift auch ein Fixes verbor
gene denn alle Dinge, fo in den vier Elementen find„ die find ur
fiändlich aus dem ewigen Element entfprungen, in welchem kein
Streit i|„ weder Hitze *noch Kälte, fondern im gleichen Gewichte al
ler Eigenfehaften in einem Liebefpielj als es denn im Paradeis alfo
ifiz und daffelbe griineie im Anfange diefer Welt vor dem Fluche
durch die Erde.
60. Alfo ifls auc' noch in allen Dingen verborgen, und mag
doch durch Veefiand und Kunft geöffnet werden„ daß die erfte Tu
gend die entzfmdete Bosheit Überwinde. Ob wir Menfchen wohl
nieht die volle Gewalt haben in eigener Macht zu fahren„ fo ge- .
frhiehts doch aber in Gottes Zulaffery der feine Barmherzigkeit wie
der in uns eingewendet und das Paradeis und deffen Begriff im
Menfchen wieder eröffnet hat. *'
61. Hat uns Gott Macht gegebem feine Kinder zu werdem
und über die Welt zu herrfcvenr warum nicht auch Über den Fluch
der Erde? Es folls keiner fin: unmöglich halten, es gehöret nur ein '
göttlicher Verfiand und Erkenntniß darzu„ ivelcloer foll blühen in der
Zeit der Lilien und nicht in Babeh denen wir auch nichts gefchrie
ben haben.
--- 423

Das 14. Kapitel.


Vom Rade Sulphuris. Mercurii und Salisz
k
von der Gebärung Gutes und Böfes. wie fich
eines ins :andre verwandeltz und wie eines im
.andern feine Eigenfchaft offenbaret. und blei
ben doch in der etflen SÖöpfung im Wunder
Gottes zu feiner Selbftoffenbarung und Herr:
lichkeit ftehen.

Ift eine offenbare Pforte der obangedeuteten Be


fchreibung.

Ein Jeder fpriciot: zeige mir den Weg zur Offenbarung des
Guten! Höre. liebe Vernunft. du mußt felber der Weg werden.
der Verfiand muß in dir geboren werden. anders kann ich ihn dir
nicht zeigenz du mußt dahin gehen. daß dir der Verfiand in Hand
griffen. damit ich nicht umgehe. geöffnet werde: ich fchreibe allein
im Geifie des Schauens. wie die Gebärung zu Guten und Böfen
fei. und eröffne _den Brunnz das Waffer foll der fchöpfen. den Gott
darzu verordnet hat. ich will allhie nur das Rad des Lebens. wie es
in fich ift. befthreiben. _
2. Wenn ich nun fage vom Sulphure. Mercurio und Sale.
fo fage ich von einem einigen Dinge. es fei geiftlich oder leiblichz' A
alle befchaffene Dinge find das einige Ding. aber die Eigenfchaften
in der Gebärung diefes einigen Dinges geben Untecfcheide. denn
wenn ich gleich einen Menfchen. oder Löwen. Bären. Wolf. Hafen..
oder ander Thier. fowohl Wurzel. Kraut. Holz oder was es immer ge
nannt fein möchte. nennete. fo ifis daffelbe einige Ding. »
3. Alles. was körperlich ift. das ift daffelde Wefen. die Kräuter*
und Bäume. fowohl als die Lebhaftenz aber ein jedes in feinem
unterfcheide des erften Anfangs. wie fich die Eigenfchaft im Verbo
Fiat in jedem Dinge imprimiret hat: alfo ift auch daffelbe Gefchlemt
_in feiner Fortpflanzung. und fiehet alles im Saamen und Wieder
gebärenz und ift gar kein Ding. es hat ein Fir-es in fich. es fei_
. verborgen oder offenbar. denn es foll alles zu Gottes Herrlichkeit
xftehen. - '
4. Was aus dem ewigen Firen ift geurftändet. als Engel fund
Menfchenfeelen. die bleiben in ihrem fixen Wefen fiehen. unzerbrech
lichz was aber in dem Unfiren. als mit Bewegung der Zeit geur- -
g'.
424-*
ftändet iff, das gehet wieder in die erfie Bewegung, daraus es fei
nen Urffand genommen hat, und if ein Modell feiner hiegehabten
Bildniß. gleich einem Spiegelglafi. als ein Bild im Spiegel, das
unloblhaft ift, denn alfo ifts von Ewigkeit, gewefen vor den Zeiten'
der Weiß welches der Höchfie hat in ein Bild ins begreifliche. na
tfirliäze_ Leben in die Zeit eingefiihretq zu fchanen die großen Wun
den feiner Weisheit, i-n einem' kreatiirlichen Wefen, wie vor Au
* gen. fie-het. '
5. Nun iff uns die einige Winkler zu betrachten, wie, diefelbe
in ihrer Eigenfchaft* fei. daraus die unzählige Vielheit entftehet und
immerdar entfianden if?, und wie fie Leben und Tod, Böfes und
Gutes ecbieret, und wie alle Dinge mögen: wiederum in ihr Erftes
gebracht werdenf als an den Ort, da es geurfiändet ift. zu welchem
der Tod als das Sterben die größte Geheimniß ifi..
6. Denn kein Ding. das aus feiner erffen Ordnung, wie es
die Mutter erboren hat, getreten ift„ mag wieder zurückgehen und
mit der angenommenen Ordnung in feine Wurzel eintretenl es er
, fierbe denn wieder mit feiner angenommenen Ordnung in feiner
Mutter. alsdann iffs wieder am Ende', und in dem Loco, daraus
es gefchafien ward; fo fiehets wieder im Verbo Fiat'. als im Ziel
feiner Ordnung im ausgefproclnnen Worte; und mag wiederum in
das eingehen 7 das es im Anfang war, ehe es körperlich ward; all
da ifts gut, denn es fiehet wiederum in deln. daraus es ging.
7. So ift uns nun der Anfang aller Dinge zu betrachten, denn
wir können nicht fagem daß diefe Welt fei aus Etwas gemacht
ioorden. es ift nur. bloß eine Begierde aus der freien Luft gewefen,
daß fich der Ungrundx als das höchfte Gut oder Wefen, als der
ewige Wille in der Luft fchaue, als in einem Spiegelz fo hat der
ewige.» Wille die Luft gefaffet und in eine Begierde eingeführet,
welche fich hat impreffec und figirrlicl) und körperlich gemacht, beides
zu einem Leibe und Geifte, nach derfelben Jmpreffion Eigenfchaft,
wie fich die Jmpreffion hat in Gefialtniß eingefirhret, dadurch die
Möglichkeiten find in der Jmpreffton als eine Natur encfianden.
8. Diefelbe Impreffion ift die einige Mutter des MyfieridOf.
fenbarung, und heißer Natur und Wefemdenn fie offenbaret, was
im ewigen Willen ift von Ewigkeit je gewefen; *fo ift uns doch zu
entfinnen. daß in-der Ewigkeit fei eine Natur im ewigen Willen ge
wefen. als ein ewig Gemini) im Willenz aber fie ift in dem Wil
len nur ein Geift gewefeni und ihr Wefen der Vermöglichkeit nicht
ofienbaret, als nur im Spiegel des Willens, ivelches ift die ewige
Weisheiß darinnen alle Dinge in diefer Welt find in zweien Een.
trii' erkannt worden, als nach Feuer und Licht, und dann zum an
dern nach Finfterniß und Wefen, welches alles ift mit der Bewe
gung des ewigen Willens durch die Begierde im Willen in ein of
_- 425 -
fenbarlich Myfierium eingetreten, und fich in eine offenbarliche Mö
lichkeit eingefirhret hat. -
9. Das ift nun das ausgefpromene oder offenbaren Wefen aus
der Ewigkeit in eine Zeit) und fiehet in obgemeldeten Geftalten) im)
Sulphure) Mercurio und Sale) da zwar keine von der andern ge
trennec und abwefend ift) es ift ein einig Wefen) und figuriret fich
in die Eigenfchaften der Begierde nach der Möglichkeit der Offenba
rung: und ift uns alfo zu verftehen) daß eine Eigenfchaft ohne die
andere nicht fein könnte) fie find allefamt nur diefelbe einige Mög
lichkeit; fo wollen wir iso nur von ihren unterfcheiden reden) wie
fich diefelbe einige Möglichkeit in Gutes und Böfes) als in fiillen
Frieden und in ftete Unruhe einführet.
10. Wir empfinden vornehmlich fieben Eigenfchaften in der
Natur) damit diefe einige Mutter alles wirketz das find diefe: als
erfilici) die Begierde) die ifi herbe) kalt) hart und finfter. Zum
Andern bitter) das ift der Stachel des herben) harten Jnfi>)zie
hens) der ift die Urfache aller Beweglichkeit und Lebens. Zum
Dritten Angfi) wegen des Wuthens in der Jmpreffion) da die ein
gepreffete Härtigkeit wegen des Stachels in ein zerbrechen Angft und
Wehethun kommt. Zum Vierten Feuer) da fich der ewige Wille)
in diefer Angftbegierde in einen ängftlichen) fcl)ielenden Blitz einfüh
ret) als in Stärke und Verzehrliwkeit der Finfterniß) mit welchem
die Härtigkeit wieder* verzehret und in einen körperlichen) webenden
Geift eingeführet wird. Zum Fünften des freien Willens Aus
gehung aus der Finfterniß und aus dem Feuer und in
fich felber Wohnen: allda der freie Wille den Glanz an fich ge
nommen hat) daß er leuchtet und fcheinet als ein Licht aus dem
Feuer; und die gewaltige Begierde des freien Willens) welche er im
Feuer gefchärfet hat) indem er im Feuer des Wefens der Finfterniß
der erfien Gefialt ift abgefiorben und verzehret ift) fo zeucht er ihm
ißt in des Lichts Begierde das Wefen aus dem Feuerfkerben) nau)
feinem Hunger in fich) das if't nun Waffe r) und im Glanz ifi
es Tinctur von Feuer und Licht) als eine Liebebegierde) oder eine
Schönheit der Farben: und allhie urftänden alle Farben) wie wir
in den andern Büchern) fonderlicl) im dreifachen Leben des
Menfmen ganz ausgefuhret haben. _Zum Scannen die Stimme
und Klang) welches in der erfien Gefialt nur ein Pochen oder
Getön von der Härte ift) und' im Feuer demfelben erftorben ift)
und aber in der fünften Gefialt in der Liebebegierde wieder aus
dem Sterben des Feuers im Lichtesglanz in der Tinctur wieder in
lieblicher Eigenfchaft als ein Hall eingefaffet wird) darinnen die fünf
Senfus) als Hören) Sehen) Fühlen) Riemen und Schmecken' in der
Tinctur des Lichts_ vom Feuer entftehen. Zum Siebenten d as Men
firuum oder der Saame aller diefer Gefialten) welches die Be
gierde in ein greiflicl) Corpus oder Wefen impreffet) darinnen alles
*a

-426 -
lieget. Was die' fechs Gefialten geifilich find*- das ift die fiebente'
im Wefen. -
11. Das find “kclfo die fieben Geftalten der Mutter aller We
fen. daraus alles erboren wird. was in diefer_Welt ift. und über
diefes hat der Höchfie folche Eigenfchaften. wie diefe Mutter. ,in ih
ren ringenden Gefialten i| (verfiehet.._ wie fie fich mit dem Ringen
in Eigenfchaften einführet). in ein Rad. nach diefer Mutter einge
führt und gefchaffen. das ift gleichwie ein Gemüth der Mutter. dar
aus fie immer fchöpfet und wirket: das find die Sterne mit dem
planetifcijen Rade. nach dem odell des ewigen Gefiirns. welches
nur ein Geift und das ewige emüth in der Weisheit Gottes iff.
als die ewige Natur..daraus die ewigen Geifter find in ein Gefchöpf
gungen und eingetreten. -: - '
12. Ueber diefes hat der Höchfte diefes Rades Eigenfchaft im
Wehen. als ein Leben in' vier Amtmänner eingeführet. welche in der
Mutter der Gebärerin das Regiment führen. das find die vier Ele
menta. welchen das Rad des Gemüches. als das Gefiirn. Willen
und Begierde giebt. daß alfo diefes ganze Wefen nur ein einig
Ding ift. und aber alfo proportioniret. als ein Gemüth eines Men
fchen; wie er ift in Seele und Leib. alfo ift auch diefes einige We
fen: denn er ift aus diefem ganzen Wefen in ein Bild nach der
Ewigkeitfund Zeit (aus Ewigkeit nach der Seele. und aus Zeit
nach dem äußern Wefen) gefchaffen worden als ein Gleichniß und
Bild der Ewigkeit und Zeit. beides nach dem ewigen Willen und
Gemiith. und nach demfelben Wefen. .fowohl auch nach der Zeit
Geniürhe und _Wefen. . ' . , *
13. So ift uns ißt diefesfulphurifche Rad aller Wefen recht
wohl_ zu betrachten. wie .fich die Eigenfchaften in Gutes und Böfes
einführen. und auch aus Gutem und Böfem wieder ausführen.
14. Die Jmpreffion oder Begierde. als die erfle Gefialt zur
Natur. welche auch das Fiat heißet und i|. die faffet der Begierde
Eigenfchaft nach aller fieben Geftalten Eigenfchaft in fich. und im
preffet fie. daß aus dem Nichts ein Wefen wird. nach den Eis?"
fchaften der Willen. Nun ift ihre Selbfieigenfchaft. indem fie nur
eine Begierde iff und fich felber impreffet. nur finfier und giebt
Härtigkeit. als ein Pochen. welches -eine Urfache des Tones oder des
Halles. ifi. welcher im Feuer. als in der vierten Eigenfchaft. noch
härter wird. allda die Grobheit erftirbet. und in der fünften Gefialt
als in der Liebe Begierde. wieder gefaffet wird. und in feiner Selbft
eigenfchafc wieder in der Liebebegierde ausgehet. und die fechste Gee .
ftalt als den Hall oder Ton aus dem Feuer und Waffer machet.
15. Nun entfiehet diefer Ton oder Hall. welcher Mercurius
heißet in der erften Gefialt. als in der Jmpreffiowwegen des Wil
i lens und der Begierde Jnfiehziehens. denndasZiehenmacht die
Beweglihkeit und den Stachel in der Härtigkeit. welches man un
.-.- 427 *

terfcljeidet. und die andere_Gefialt heißet. ift aber* ein Sohn der e1
ften und in der erften.
»7- .16. Diefelbe andere Gefialt oderEigenfchaft ift das Witthen.
Stechen und Bitterwehethun. denn die erfie. herbe. und die
andre ift das Ziehen. als die Begierde in ein Wefen; daffelbe We
fen ift des erfien Eigenfchaft. .und das Ziehen machet darinnen die
andere Eigenfchaft. als ein bitter Stechen. welches die Härte nicht
leiden kann. denn fie will fiille fein. und impreffet fich deswegen
fehrer. den Stachel zu halten. dadurch doch der Stachel nur größer
wird. fo will alsdann die Härte als die Herbe in fich. und der
Stachel als die Härte fiber fich: dannenhero 'die erfie Feindfchaft
und Widerwille entfiehet. denn die zwo Geficilte. welche doch nur
Eine find. machen fich zum Selbftfeinderund wäre doch aua) kein
Wefen. weder' Leib noch Geifi. auch keine Offenbarung der Ewigkeit
des Ungrundes. fo diefes nicht wäre. z
17. So aber nun der bittere Stachel nicht über fich kann.
und die rbigkeit ihn auch nicht halten und einfchließen kann. fo
gerathen in ein Drehen oder Durchbrechen. gleich einem Rade.
*welches in fich gehet als ein fchrecklich Wefen. da die zwo“Eigen
fchaften nur fiir Eine erkannt werden. u-nd bleibet doch eine jede fiir
fich feldft unverändert. und gebären aus fich die dritte Eigen
fchaft zwifchen diefen beiden. als die große Angft. aus welcher
der Wille. verfiehet der erfie Wille zur Natur. begehret auszugehen.
wieder in die Freiheit als ins Nichts. als in die ewige Ruhe. denn
alfo hat er fich iht allhier funden und felber offenbaret. und ift doch
kein Abtrennen oder Weichen. * .
18. und diefe Angftgefialt ift die Mutter des Sulphuris. denn
der Stachel macht fie peinlich. und die Herbigkeit impreffet fie. daß
fie ift als eine "terbende Quaal. und ift doch' der wahre Urfiand zum
Leben. Sie hat zwo Eigenfchaften in fich. als nach der Impreffion
oder Begierde ifi fie finfter und hart. und nach des Willens Be
gierde. welcher von der Angfl will frei, fein. und wieder in die Frei
heit eingehet. ift fie geiftlich und licht. und der Stachel zerbricht ihr
gefaffet Wefen. das die herbe Begierde in ihr faffet. daß ihr Wefen
hart und fpröde ift. und ganz fchielicljt als ein Blilz. und folches
von der Finfterniß. und von der Begierde des Lichts. als zur Freiheit.
"19.- Nun find diefe drei Geftälte in Einem Wefen. gleich als
ein wirthender Geift. und die Begierde impreffet diefe Eigenfcbaften.
daß nach jeder Eigenfchaft Wefen wird. als nach der herben. finftern
Begierde. als nach dem erfien Urfiand. wird irdifäj Wefen. aus
welcher im Anfang der großen Bewegniß ifi Erde worden; und 'nach
der bittern. wuthenden Begierde wird das Treiben im Wefen als
ein Gift. und impreffet fich auch mit im Wefen. davon die Irdig
,keit ganz ekel und bitter ift; und “die dritte Geftalt. als_ die Angfi.
giebt eine fchwefelifcheEigenfchaft darein. und kann doch allhier noch

F
...W...* -x

kein Wefen fein. fondern: es. ift nur ein geifilicl) Wefen und die
Mutter zum Wefen. .
20._ Die vierte Gefialt in diefem Wefen ift das_ Feuer.
das nimmt. feinen Urftand an einem Theil aus der fin-ftern. harten
Jmpreffion. als von der Härte. und vom wüthenden Stachel in der
Angfi. das ift kalt. finfier Feuer. und das Wehe der großen Kziltez
und am andern Theil nimmts feinen Urfiand im Willengeifie zur
Natur. der 'aus diefer harten finftern Kälte wieder in fich gehet. als
in die Freiheit außer der Natur der firengen Bewegniß. und zündet_
die Freiheit. als die ewige Lufi zur Begierde der Natur mit feiner
Schärfe. welche er in der Jmpreffion hat empfangen. an. davon fie
_ beweglich und ein webender Schein ift.
21. Denn die Freiheit ift weder finfier noch licht: aber von
der -Bewegniß- wird fie licht. denn ihre Luft faffet fich in die Be
gierde zum Lichte. daß fie im Lichte und Glanz offenbar werde. und
mag doch auch anders nicht gefcbehen. als durch Finfterniß. auf daß
das Licht erkannt und offenbar werde. und fich das ewige Gemüth
felber finde und offenbare. denn ein Wille ift nur ein Ding und
_ Wefen. aber durch die Vielheit wird feine Gefialt offenbaret. daß er '
unendlich und ein eitel Wunder iftz davon wir mit einer Kinder
zunge reden. nur als ein Funke aus denfelben großen unendlichen
Wundern.
22. So verftehet uns nun alfo: Die Freiheit ifi und fiehet
in der Finfterniß. und gegen der finftern Begierde nach des Lichts*
Begierde. fie ergreifet mit dem ewigen Wille-n die Finfiernißz und
die Finfierniß greifet nach dem Lichte der Freiheit und kann es
nicht erreichen. denn fie fchleußt fich mit der Begierde felber in fich
zu. und macht fich in fich felber zur Finfiernißz und aus diefen bei
den. als aus der finftern Jmpreffion. und aus des Lichtes oder
Freiheit Begierde gegen die Jmpreffion. wird in-»der Jmpreffion der
fchielende. Bits. als der Ur-ftand des Feuers; denn die Freiheit er
fcheine-t in der Jmpreffion. aber die Jmpreffion in der Angft ergrei
fet fie in fich. fo ifis nur als ein Blih: weil aber die Freiheit un
faßlich und als ein* Nichts. darzu außer und vorder Jmpreffion ift.
und keinen. Grund hat. fo kann fie die Jmpreffion nicht faffen oder
:halten. fondern fie ergiebet *fich in die Freiheit. und die Freiheit
verfchlingt ihre finftere Eigenfäzaft und Wefen. und regieret mit der
angenommenen Beweglichkeit in der Finfterniß. der Finfierniß lin
ergrifieni
L3. Alfo ift in dem Feuer eine Verzehrlicizkeitz die Smarfe
des Feuers ift aus der_ firengen Jmpreffion der Kälte und Vitterkeit.
aus der Angfi; und die Verzehrliclfkeit ift aus der Freiheit. die aus
dem Etwas wieder ein Nichts nach feiner. Eigenfchaft machet. Und
verftehet uns ja recht: die Freiheit will nicht ein Nichts fein. denn
darum führet fich die Luft der Freiheit in Natur und Wefen ein.
-429 -
daß fie will in Kraft, Wunder und Wefen offenbar fein. Sie nimmt
alfo durch die Säzärfe in der kalten und finfiern Impreffion die
Eigenfchnften an fiä), daß fie die Kraft der Freiheit mag offenbaren
denn fie verzehret im Feuer das finfiere Wefen .und gehet aus dem
Feuer mit den geiftliclyen Eigenfchaften aus der Angfi der Impref
fion im Lichte aus„ wie ihr fehet, daß das äußere Licht alfo aus
dem Feuer ausftheinet, und hat nicht des Feuers Quan( und Pein
an fich, fondern nur die Eigenfchaft. Das Licht oifenbaret die
Eigenfchnften der Finfterniß„ und nur in fich felber; die Finfierniß
bleibet in fi>7 finfier und das Licht in fich li>)t.
24. Die Freiheit (welehe Gott heißer) ifi des Lichts Urfachm
und die Jmpreffion der Begierde ift der Finfkerniß und der peinli
chen Quan( urfnme. So verfiehet nun in diefen zwei ewige An
'fcinge„ als zwei Principin: eines in der Freiheit im Lichte„ das an
dre in der Impreffion in der Pein und Qunnl der Finfiernißz ein
jedes in fich felber wohnend.
25. Nun merkec wohl derer Eröffnung Wefen und Willen,
wie die Natur in fieben Eigenfchaften eingefirhret werde: denn wir
reden nicht vom Anfange, denn es ift in der Ewigkeit feinere fondern
alfo ifi die ewige Gebarung von Ewigkeit in Ewigkeit in fich felber;
'und diefelbe ewige Gebärung hat fich nach der Ewigkeit Eigenfchaft
' durch ihre Seibfibegierde un"d Bewegniß mit 'diefer 'firhtbaren Weiß
als mit einer Gleichniß des ewigen Geifie' in ein foleh Gefchöpf,
gleiäz einem Firebird des Ewigen in eine Zeit eingeführet, daroon
wir wollen hernach reden. und anzeigen was die Kreatur fei: als -
nämlich eine Gleiehnifi der ewigen Wirkung, und wie fie daffelbe
Wirken auch zeitlich in fich habe.
26. So verftehet uns nun alfo vom Feuer: das Feuer ift das
Principium aller Lebem es giebt der Finfterniß Effenz und Quaal,
fon| wäre keine Feindlielykeit in der Finfterniß„ auch kein Geiftl fon
dern eitel Härtigkeit. und harter, fcharfery bitterer, rauher Staazell
als es denn in Wahrheit in der ewigen Finfierniß alfo ifi: aber fo
weit das hihige Feuer mag erreichet werden. fo ftehet die finfiere,
fiachlichte Eigenfchaft im auffieigenden begierigen Wefem gleich einer
fchrecklicizen unfinnigkeit, auf daß erkannt werdef was Weisheit und
Thorheit fei„ fo giebt das Feuer auch dern Licht als der Freiheit Be
gierde, Quan! und Eigenfchaften. Jedoch verftehet diefes: “
L7. Die Freiheit, als das Nichts, hat in fich felber kein We
fen, fondern die Impreffion der firengen Begierde macht das erfie
Wefenl _das nimmt der Willengeifi der Freiheitf der fich durch die
Natur der Begierde offenbaren in fich„ und fiihrets durchs Feuer
aus, da dann im Feuer die Grobheih als die Raul-tigkeit erfindet.
Das verfiehet alfo: .
28. Wann der Bliß des Feuers die finfiere Wefenheit errei
rhet„ fo ifis ein großer Schreck, davon das kalte Feuer erfehrickt
- _430 -
und gleichwie erftirbet, unmäcljtigzwicd und unter fich finket. Und
diefer Schrack gefchieht in der Anzirndung des Feuers im Wefen
der Angft: der hat zwo Eigenfchaften' inxficire als eine gehet unter
fich in die Todeseigenfcljafw als eine Ertödtung des kalten Feuers,
davon das Waffeiq undnach der Grobheit die Erde entftanden ift,
und der andere Theil gehet im Willen der Freiheit in der Luft als
ein Schrack der Freudenreich Über fich; fo-ift daffelbe Wefen im
Scinacke--auciz im Feuer getödtetx verfiehet des kalten Feuers Eigene
fchafn und giebet auch einen Wafferqueial, vecftehec folche Eigenfchaft.
29. Nun macht aber der Blißf wenn er fich von der Freiheit
und vom kalten Feuer entzünden in feiner Aufgehung ein D, mit
Umfaffung aller Eigenfchaftem denn allhie urftändet der Geift_ im
Wefen, und der ftehet alfo; Haft du allhie Ver|and„ fo darfft
du nicht mehr fragen: es ift Ewigkeit 'und Zeit: Gott in Liebe und
Zorn, darzu Himmel und Hölle. Das Untertheil alfo ' ift das
erfie Prinripium„ und ift die ewige Natur im Zorn als das Reich
der Finfterniß in fich 'felber wohnend„ und das Obertheil (mit die
fer _Ö Figur) ift der Salniterß' das obere F. iiber dem Zirkel ift
das Reich der Glorie/ welches im Schracke der Freudenreich in dem
*Willen der freien Luft in fich aus dem Feuer im Lichtsglanze in
Kraft der Freiheit ausgehetz und daffelbe Geiftwaffer, das im S>)ra>e
der Freudenreiä) mit "aufgehet. ift der freien Luft Leiblichkeit oder
Wefenheit, in welchem der Glanzfvom Feuer und Lichte eine Tin
ctur machet„als ein Grünen und Wachfen, und eine Offenbarung
der Farben vom Feuer und Lichte.
30. Diefe Gefialt des Scheidens zwifchen der lebendigen_ und
'todten Wefenheit ift die fünfte Ge ftalt und heißet die Liebe.
begierde: ihr llrfiand ift-aus der Freiheit, welehe fiä) im Feuer
hat in eine Begierde eingefuhret, als aus der Freiheit Luft in die
fchöne und feurifehe Auffteigen der Freudenreieh. als einer Flamme
der Liebe„ die impreffet in ihrer Liebebegierde auch die Eigenfäjaft
. deffem was fie im Willen des ewigen Gemiuhs, welcher fich durch'
die Feuerfrinirfe wieder in fich ausfithret, hat empfangen, als die
erften Eigenfchaften, fo in der erften Impreffion entfiehen, als von
der Beweglichkeitund Regung„ und ausderAngfiwird die Freudenreich.
31. Denn das ift Freude „ deß der Wille zur Natur von der
finftern Angft erlediget und frei ift, fonft wäre kein Wiffen, ,was
Freude wäre, fo nimt eine peinliche Quan( warez und in feiner
Liebebegierde empfähet er die erften Eigenfchaften in der erften Im
preffiom die theilen fich in diefer Begierde in fünf Geftaltem als
vom Feuerblißin Sehen: denn das Waffer der Liebe krieger den
Glanz der Tinctuw darinnen ftehet das Sehenz und von der Härte,
als vorn Durchdringen des Stachels in der Harm das Hören, daß
* - .431 -
in dem fiillen Nichts. als in der Freiheit. ein Schall wird. welchen*
die Tinctur faffet. und im Waffer der Begierde ausführetz und vom
,Stachel des Wüthens das Fühlen. daß eine Eigenfchaft die andere
fiihlet. denn wenn alle Eigenfchaften nur.Eine wären. fo wäre kein
Sehen. Hören. Fühlen. noch Verfiandz und vom Inqualiren. daß
eine Eigenfchaft in der andern entftehet. aber mit anderer Eigen
fchaft. der Gefchmackz und vom Geift :des Ausgehens der Eigen
'fäzaften (indem der Ausgang jeder Eigenfchaft in die andere einge
het) der Geruch.
. 32. Diefe fiinf Eigenfchaften machen nun in der Liebebe
gierde. als in der fünften Geftalt. zufammen die fe-chste.
das ift der Ton oder Stimme. als eine Offenbarung aller Ge
fiälte in Geifies Eigenfchaft. welches die feurifihe Lichtbegierde mit
dem Geiftwaffer umfchleußt. als ein einig Wefen: das ifi nun des
feurifchen Willens. welcher fich irn Lichte ausführet. fein Wefen.
darinnen er wirket. und machet die fie bente Geftalt. als eine
Wonne der fechfe. aus weleher das Wefenfund Regiment diefir
fichtbaren Welt ift erboren. und in eine Form nach der ewigen Ge
burt Recht eingeführet worden. L 7
Z3. Nun merkets recht! Wir verftehen hiemit nicht einen An
fang der Gottheit. fondern die Offenbarung der Gottheit. Diefe
wird hierinnen in Dreifaltigkeit erkannt und offenbaret: die Gottheit
ift die ewige Freiheit außer aller Natur. als der ewige Ungrund.»
_aber fie führet fich felber alfo in Grund zu ihrer Selbftoffenbarung.
und zur ewigen Weisheit und Wunderthat ein. '
34. Der ewige Vater wird im Feuer offenbaret. der Sohn im *
Licht des Feuers. und der heilige Geift in der Kraft des Lebens und
Bewegniß aus dem Feuer im Licht der Freudenreich. als die aus.
gehende Kraft in der Liebeflarnme. Wir reden -nur fiiickweis vom
Ganzen nach [reatürlictjer Art.. .
35. Die Gottheit ift ganz überall alles in allem; aber nur
nach dem Lichte der Liebe; und nach dem ausgehenden Geifie der
“ Freudenreichheißet er Gott. und nach der finftern Jmpreffion hei
ßet er Gottes Zorn und die finftere Welt. und nach dem ewigen
Geififeuer heißer er ein verzehrend Feuer. Wir geben euch nur das Wefen
aller Wefen zu verftehen. deffen Urfprung in fich nur ein einig We
fen iftz aber mit feiner Selbfioffenbarung in viel Wefen eingehet. als*
zu feiner Ehr und Herrlichzkeit: und wollen euch nun anzeigen. was
das kreatitrliäje Leben und Regiment in diefem allwefenden We
fen fei.
36. So verftehet uns nun recht: Sulphur. Mercurius und
-Sal ifi in der Ewigkeit alles Geift: als fich aber Gott mit der
ewigen Natur. darinnen feine Selbftoffenbcirung ftehet. hat beweget.
fo hat er aus dem geifilickzen Wefen ein greifliches und offenbarli
ches geboren. und nach den ewigen Eigenfchaften in ein Gefchöpf eingefüh
a
_ 432 -»
ret. das ftehet auch im Geifi und Wefen nach der Ewigkeit Nechtz
fo will ich nun von dem äußeren Reich reden. aid von dem dritten
Principio oder Anfange. denn in diefer Welt ift_ auch Licht und Fin
fterniß in einander. wie in der Ewigkeitz Gott hat diefe 'Welt mit
der Sonne (als mit einem Natur-gott der äußeren Kräfte) begabet.
er aber regieret darinnen als ein Herr. Das äußere ifi nur fein
zubereiteres Werk.- das er mitder Gleichheit regieret und machet. _
als wie der Meifier mit dem Werkzeuge fein Werk machet.
37. Sulphur ift in der äußeren Welt. als ein Myfterium des.
großen Gottes feiner Offenbarung. die erfie Mutter. der Kreaturen.
denn fie urftändet aus Finfterniß. Feuer und 'Liehtz fie ift -im er
fien Theil nach der finftern Jmpreffion herbe. bitter und Angfi. -und
amandern Theil gegen der Gnttheit. als ein Gleichniß der Gottheit. ift
fie Feuer. Licht und Waffer. das fcheidec fich im Feuer in zwo 'Ge
,fialten. als nach der Ertödtung in Waffer und nach dem Leben in Oele in *
- wechem dasf wahre Leben aller Kreaturen der äußeren Welt :lieh-n
38. Mercurius *i| das Rad der Beweglichkeit im Sulphur. -er
iii auf einem Theil naeh der finftern Impreffion der Witcher. Ste
cher und die große Unruhe. und fcheidet fich im Feuer in feiner
Mutter. als im Sulphur. auch in zwo Eigenfrhaften. als in zweier
lei Waffer. denn in der Ertödtung des Feuers wird alles zum Waf
-fer. als in ein _lebendiges Feeudenreirh nach dem Lichte. welches im
Schwefel Silber giebet. als in der 'fiebenten Eigenfchaft der Natur
welehe der Kraftleib iff. und im Feuer ifi fein Waffer Queckfilber.
und in der- Herbigkeit. als in der Angff der Finfterniß. ifts ein
Ruß oder Raueh. .Darum fo man feinen äußeren Wafferleib ins
Feuer dringet. verfiehet den er im Sulphur von der wäfferigen Ei
genfchaft annimmt. fo fleugt er als ein Rauch davon. denn im
Feuer fcheidet fich jede Eigenfchaft wieder ins erfie Wefen. daraus
es urftändlich ifi kommen. da alle Dinge nur ein -Geift waren: und
dann zum Andern fweidet er fich nach dem Waffer der finfiern Im
preffion in eine Giftquaal. fo es doeh fiir kein Waffer mag verfian
den werden. fondern fur ein leiblich Wefen des Geiftesz denn wie
des Geiffes Eigenfehaft ift. alfo ift aua) fein Waffer. alfo wirds
im Feuerfehrack.
Z9. Im Feuerfehrac! vom Salniter entfiehen mancherlei Säge
und Krafte: denn alle Eigenfchaften des Geifies find in der großen*
Vewegniß des Wefens aller Wefen leiblilh worden und in ein Siiht
liches. Greifliches eingegangen.
40. Derfelbe Sihra> gefcbieht in des Feuers Anzundung. und
impreffet fich auch in der Ertödtung des Feuers aus des Waffers
Urffand. ein Waffer nach des Schrackes Eigenfchaft in fich. welches
doeh viel mehr Feuer als Waffer iftz aber fein tödtlich Wefen ift
doch ein Waffer nach des Schrackes Eigenfchaft. es i der Begriff
aller Eigenfchaftenz es führet in fein-em Begriff. als im euerfwraek.
t
- 433 -
e ' F i

alle Eigenfchaften in fich aus) und ergreifet die Eigenfchaften des


Lichts in ihren Kräften) und auch die Eigenfchaft der finftern Jm
preffion in ihren Kräften) und macht alles feurig) ein Theil nach
der Kälte und ein Theil nach der Hihe) meiftentheils aber nas) dem
unendlichen Mercurio) welcher aller Wefen Leben ift) in Böfen und
Guten)'in Licht und Finfterniß. -
41. - Diefer Salniter ifi: aller Sälze Mutter; in wachfenden
und lebhaften Dingen) als Kräutern und Bäumen) und allem
“ Wefen) was fchmeckt und reucht)- da ift er die erfie Wurzel nas)
jedes Dinges Eigenfchaft, In den Guten (welci)e in der Liebebe
gierde im Oele des Schwefels wachfen) ift er gut) kräftig und
lieblich) und in dem Böfen) in des Schwefels Angfl) ift er bös)
und in der Finfterniß ift er das ewige Scierecken und Zagen) und
immer gern im Schracke wollen über die Pforten im Feuer aus
fliegen) davon der Wille aller Teufel und aller Hoffart über die
Demuth der Liebebegierde auszufliegen entftehetz und im Feuer
ifi feines Wefens Proba) wie man fiehet) wie er ffößet und fich im
Bliße verzehret» als ein fchneller Gedanke) denn fein Wefen urftändet
nicht in der Ewigkeit Wefen) kanns auch nicl)t erben) fondern in
der Entzündung des zeitlichen Feuers) aber im ewigen Griff wirds
empfunden wegen des Auffteigens der Freudenreich. Aber nach dem
Wefen der Ertödtung) als nach dem Salze des Waffers) befiehet er
im Feuer) denn diefelbe Eigenfchaft urftcindet aus der erften Be:
gierde) als im Wefen der erfien Jmpreffion) welche Eigenfchaft die
Weifen Saturnum nennenz darumift das Salz mancherlei.
42. Alle Schärfe im Gefchmacke i| Salz) der gute Gefchmack
utfiändet aus dem ölifchen Salz) fowohl auch der Geruch) welcher
der ausgehende Geift ift) in welchem die Tinctur als ein Glaft der
Farben 'erfcheinet.
43. Alfo verfiehet uns recht! Der Salniter im Feuerfchrack ifi
die Theilung der Eigenfchaften) da .fich Tod und Leben fcl)eidet) als
das Leben) welches mit der Liebebegierde in ein Wefen und Re
giment eingehet) und dann das Leben) welches in Todesfchrack
nach der kalten Eigenfchaft in der Ertödtung des Schracks unter
fich 'finket als eine Unmacht) welches Gewicht giebet) und nach der
Subtiliwkeit Waffer) und nach der Grobheit der Strengheit Erde)
und nach dem Sulphur und Mercurio Sand und Steine) und
nach der Subtilichkeit im Sulphur und Mercurio nach demfelben
Waffer auch Fleifch giebet) und nas) der ängfilichen Finfterniß einen
Rauch oder Ruß: aber nach der ölifchen) als nach der Liebebegierde)
ein fitßes) geiftliches Wefen) nach dem Geifie einen lieblichen G..
ruch) und nachdem Weben des Feuers und Lichts das Element)
und vom Glaft im Feuerfchrarke mit dem Anblicke des Lichts die
edle Tinctur) welche alle ölifche Sälze tingiret) davon der lieblich.
Gefchmack und Geruch entfiehet.
l7. - “ ' 28
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.- 434 -.. /

44. Der falnitrifche, :Schrack ift im Wefen der Slide davon


das Wachfen und Ausdringen entftehet, daß im Wefen ein Wachfen
ift: feine Jmpreffionl als das Salz, ift die Erhaltung oder* Zufam
menziehung des Wefens, daß ein Ding im Körper oder Begriff be
fiehecz es hält den „Sulphuc und Mercurium, fon| flbhen fie im
Feuerfmrack _von einander.
45. Alle Dinge ftehen im Sulphur- Mercurio und Sale. Im
falnitrifchen Feuerfchracke theilet fich das Element in vier Eigen
fchaften, als in Feuer, Lufh Waffer und Erde-welches in fich felber
der keines ift, fondern nur ein Weben und Wallen, nicht als der
Luft, fondern als ein Wallen des Willens im Leibe. eine Urfache
des Lebens im Wefen; denn gleichwie der ewige Geift Gottes vom
Vater, welcher ein Geift i|„7vom Feuer und Lichte ausgehet, und ift das
Weben und. Leben der Ewigkeit: alfo auch gehet der Luftgeift vom falni
trifchen Schracke im Feuer von der Angft im Sulphur im treibenden
mercurialifchen Rabe aus allen Eigenfchaftem als ein erhebend Weber.
immer aus: er iii ein' Sohn aller Eigenfchaftem und auch das Leben
derfelbenz das Feuer aller Geftälte giebt ihn„ und nimmt ihn auch
wieder zu feinem Leben in fich„ das Waffe-r ifi fein Leib„ darinnen er
im Salniter das Sieden macht, und die Erde ifi feine Kraft, darinnen
er feine Stärke und Fereerleben anzündet.
46. Es ift nur ein einig Element. und das wickelt fich im
falnitrifchen Feuerfchracke in,_vier Theile aus„ als mit der Entzün
dung giebts ein verzehrlich Feuer der Finfterniß und deffelben We
fens„ und im Schrack des Todes, der Kälte und der Finfierniß
theilet fichs in zwei Wefen 'als nach der Subtilheit in Waffen und
nach der Grobheit in Erde„ und nach der Vewegniß des Schracks
im Wallen in Luft, welche dem Element am ähnlichfien ift, aber
doch nicht ganz im' Wefen: denn das Element ift weder heiß noch
kalt, anch nicht treibend, fondern wallend.

Von der Begierde der Eigenfchaften.


47. Eine jede Eigenfchaft behält *ihre eigene Begierde, denn
eine Eigenfchaft ift anders nichts als ein Hungere und der .Hunger
faffet fich felbften in ein folch Wefen wie er ift„ und im falniirifchen
Sude giebt er einen folchen Geift in die vier Elemente: denn im
Element ift der Urftand 'des Slides, aus welchem im Scbrack vier
Elementa ausgehen.
48. Ein jeder Leib fiehet im inneren Weben im Element, und
im Wachfen und Leben in vier Elementenl aber das wahre Leben
des Elements hat nicht eine jede Kreatur, fondern nur *die hohen
Geifter, als Engel und Seelen der Menfchem welche im eyrfien Prin
cipio fiehem in denen ift das Element beweglich. In dem_ Leben
des dritten Principii ftehetä fiille- und ift als eine Hand Gottes,
F
7, k
- 435 -
da er die vier Elementa. als einen Ausgang oder Werkzeug. inne
faffet und führer. damit er ivirket und bauer.
49. Nun nimmt jede Eigenfchaft der Natur _ihre Speife in
ihrem Hunger aus den vier Elementen. Wie der Hunger ift. alfo
nimmt er auch eine Eigenfchaft aus den Elementen. denn die vier
- Elementa find der Leib 'der Eigenfchaften. fo iffet ein jeder Geift
von feinem Leibe z* erftliar find die fulphurifchen Eigenfchaften nam
der erfien und andern Impreffion. als na>j der finfiern. herben und
ängfilichen Impreffion. und dann nach der Liebeimpreffion im Lichte.
als nach Böfen und Guten. .
50. Der finfiere Hunger begehret Wefen nach feiner Eigen
fchaft. als irdifche Dingexalles was fich der Erde gleicher. und der
bittere Hunger begehret bitter Stechen und Wehe. ein folch Wefen.
gleich dem Giftquaal. nimmt er auch aus den Elementen an fich.
und der Angfihunger begehret ängfilich Wefen. als der Angfi im
Schwefel. item. die Melancolie. die Begierde zum Sterben. und
zum Immertrauern; und der Feuerblih nimmt an fich Zorn. Auf
fieigendir Hoffart. alles wollen zerbreäjen. in und über alles wollen» .
herrfchen. alles zu verzehren. und allein zu fein: und nimmt die
Bitterkeit. aus welcher der Blitz entflehet zum Neid und Haß. und
die Herbigkeit zum Geiz. und das Feuer zum Zorn.
51. Allhie ift die wahre Begierde Gottes Zorns und aller
Teufel. und alles deffen. was wider Gott und die Liebe ifi. Und
ein folch Wefen zeucht diefer Hunger in fich. wie das an den Kre
aturen. fowohl an den Kräutern. zu erkennen und zu forfchen iii.
5L. Nun ift der Feuerblih der erfien Begierde als der finftern
Natur_ Ende. und gehet im Feuer an das Sterben des erften Hun
gers und Willens: denn das Feuer verzehret alle Grobheit *der erfien
Gefialt. und wirfts in Tod; und allhie ift das Scheiden der zwei
erlei Willen. als einer. *der zurück in des Todes Eigenfchaft wieder
eingehet. und ift ein Wille im Leben der finfieren Begierde: als
die Teufel dergleichen gethan haben. welche im Feuerblilz im falni
trifchen Sud über Zeit und Ewigkeit herrfchen wollten. .aber vom
. Geifi Gottes zurückgetrieben und aus -der Liebedegierde ganz als
ein Ekel ausgefpeiet worden; alfo allhier auä) gefchieht der gottlo
fen Seele des Menfchen. darauf die Wahl foiget.
53. Allhie ift das Ziel der“ Gnadenwahl. davon die Schrift
faget. daß Gott die Seinen kennetz und allhie ergreift die ewige
Luft der Freiheit Gottes den Willengeift. der im finfiern Centro
entfianden ift. und führer ihn durajs Sterben im Feuer ins Element.
54. Im falnitrifcljen Schracke ift die Möglichkeit hinter fich
und dor fich. Gehet der Wille der Begierde hinter fich. fo ift er
nach diefer Welt Reiche irdifa). und nach dem ewigen Weltreiche in
Gottes Zorn. und kann nicht Gott fchauen. er wende denn wieder
um und gehe ins Sterben im Feuer ein. und fkerbe feiner Selbheit
28*
*x
*-436 -
ganz ab„ und *gehe inder Gelaffenheit bes ewigen Willens im fal
nitrifchen Sthrack ins Element einr als in die himmlifche Wefenheit
und Leib-lichkeit, daß der Hunger vom reinen Element effez fo hat
er auch ferner keine andere Begierde, denn er ift im Feuer dem
firengen finftern Hungen welcher bös ift» abgefiorben.
55. Alfo entftehet aus dem Sterben im Feuer das Licht, denn
allhie wird die Freiheit angezundem daß fie auch ein Hunger wirbt
auch eine Begierde, das ift nun eine Liebebegierdv ein Liebehunger.
In der äußeren Welt ift das Licht der Sonne in den vier Elementen,
und ift die thierifche Liebebegierde. als nach dem fulphurifclyen Leibe
und Wefen, davon die VermifGung und Multiplication entfiehet, als
das vegetabilifGe Lebenz*und von dem Mercurio im Salniter, dar
innen das fenfibilifche Leben„ darein das Geftirn in den Lebhaften
die Vernunft aus den Eigenfchaften des Salnitri giebet.
56. Denn das ganze Gefiirn ift anders nichts als ein Sal
niter im' Verbo Fiatl in der Bewegniß des Wefens aller Wefen im
Feuerfchrack, in den Eigenfchaften der Salien ergriffen, darinnen alle
Kräfte des Elements als eine Ausgeburt ftehem welche in den vier
Elementen, als ein falnitciich Salz immer fieben, und ihre Eigen
fchaft in ihrer Begierde .in den vier Elementen in Wefen der Körper
einführen, wie am Holz, Kraut und Grasl und allen wachfenden
Dingen zu fehen ift. f
57. Alfo verfiehet uns nun ferner vom andern Centro, welches
im. Sterben des Feuers im Licht offenbar wird„ damit fiä) der un
grund der Freiheit Gottes in Grund der Natur einführen-fowohl
mit der innern Welt im Himmelreici) in der Ewigkeit, als mit dem
äußeren Reich in der _Zeit. _
58. Diefes alles hat auch die Eigenfchaften der Begietder und
nimmt den Urfiand vom erfien Principio, als vom erften Centro,
und ift kein recht Sterben im Feuew es ftirbet nur das finftere
Wefenf der Willengeifi gehet mit dem ewigen Willen zur Natur
aus dem Feuerfterben im Licht wieder aus. Es ift nur eine Trans
n-.utation des Geiftes, daß ein Hunger aus der Freiheit aufgehec)
und derfelbe Hunger ifi eine Liebebegierde. i
59. Nach der Seele des Menfchen zeutht er Wefen vom Ele
*ment Gotfes„ als im göttlichen Salniter die göttlichen Salia oder,
Kräfte in fich; und nach der äußeren Weltbegierde zeucht er das
Oleum aus dem Sulphur in fich„ in welchen das äußere Leben
brenner: alfo auch in den Wachfenden, Metallifckyen, und was das
fein mag. p
*60. Die Sonne macht die äußere Transmutationl und das
göttliche Licht in der feelifchen die innere; alles nachdem ein Ding
in feinem Gradu fiehet, fo erreichet der Hunger eine Eigenfchaft:
denen in der Zeit .von der Zeit„ und denen in der Ewigkeit auch
_aus der Ewigkeit. *
437
61. Der Hunger aus der Ewigkeit iffet von der Ewigkeit. und
der von der Zeit iffet von der Zeit. Das wahre Leben aller Krea
turen iffet vom geifilichen Mercurio. als“ von der fechsten Gefialt.
da alle Salze im Wefen findz der Geift iffet von den fünf Senfi
bus.. denn das find des Geifies Leiblichkeit. und der Leib. als das
vegetabilifwe Leben. iffet vom Wefen des Sulphuris und Salzes.
denn Ehriftus fnget auch alfo: Der Menfch lebet nicht allein vom
Brot. fondern von einem jeglichen Wort. das aus dem Mund Got-
tes gehet. Match. 4. 4.
6L. So ift nun die fe>)ste Gefialt der Natur das ausgefpro
chene geifiliche Wort. und das fprechende Wort darinnen i| das
ewige Wort; in der erfien Impreffion in der Finfierniß ifis das
Wort Gottes Zorns. und in der äußeren Welt der giftige Mercu
rius. als eine Urfach alles Lebens und Regens. alles Tous und
Halles. So iffet nun ein jede Eigenfchaft von ihrer Gleichheit in
ihrem Grndu. als der Zeit Hunger von der Zeit. und der Ewigkeit
Hunger von der Ewigkeit. beides der Geift des Mercurii und der
Geifi des Sulphuris. da ihr doch nicht zween find. fondern zwo
Eigenfäzaften. - -
63. Alles was in einem Principio allein urfiändet. als die
Kreaturen der äußern Welt. die haben nur Ein Regiment. aber zwei.
erlei Neigliäzkeiten vom *Guten und Bdfenz was aber aus zweien
Principien urftändet. als der Menfch. der hat auch zweierlei Effen
und Regiment. als vom finfiern Centro und vom äußeren Eentroz
erfiirbet er aber feiner Selbheit. und fuhret feinen Hunger in Gottes
Reich. fo mag er vom göttlichen Mercurioeffen. als von den gött
liäzen funf Sinnen mit der Seele. und vom Element im göttlichen
Wefen; und ergreifet doch der äußere Menfch in diefer Zeit nicht
das göttliche Wefen leiblich. fondern nur durch Imagination. da der
innere Leib durch den äußeren gehet. als die Sonne durchs Waffer
fcheinet. und das Waffer bleibet doch Waffer.
64. Denn allhie lieget unfer Fall in Adam: das Element
durwdrang die vier Elementa gänzlich. und ward im Menfchen ganz
eines. aber im Fluch fcheidet fich das Element von der Seele.
65. Alfo lebet die arme Seele anilzo nur im Gefäffe der vier
Elemente. es fei denn. daß fie wieder ins Sterben des irdif>)en
Willens in die göttliche Begierde eingehe und im Element ausgrune.,
66. Alfo ift aueh der äußere Leib im Fluche. und iffet von der
verfluchten Erde Eigenfchaft nur vom irdifchen Salniter. da immer
ein Hunger der irdifayen Eigenfchaften wider den andern gehet.
denn der Fluch ift ein Ekel in allen Salzen; und daher kommts.
daß eine fiete Widerwärtigkeit im äußeren Leibe entfiehet. denn ein
Hunger der Eigenfchaften empfäher vom andern den Ekel: foll nun
dem Leibe gerathen werden. daß er des Ekels los werde. fo muß er
die Gleichheit des Ekels (welche im Leibe als ein Sud ift entftanden)
K
_* x* .
.„ . *
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.nehmen und ins Sterben des Feuers einführen. und 'in der 'Liebe
begierde vom Fluche der Eitelkeit ausführen..
67. Das gehet nun anders nicht eu. als wie das wahre Leben
der finftern Eitelkeit adftirbet. Des äußeren Lebens Ekel entftehet
aus einer Eigenfchaft des Salzes. das dem Oele des Lebens zuwider
ifi'. alfo entzündet fich der Ekel alfbbald in den vier Elementen. und
hebet im Salniter als ein fremd Leben an zu fieben. ei:
68. Diefes fremde Leben verdunkelt und zerbricht endlich das
erfie wahre Leben. fo ihm nicht Widerftand gefchiehtz dem mag
nicht beffer gerathen werden. als rnit der Gleichheit des eingeführten
Ekels. den das Leben hat an fick) genommen.
69." So muß man der Kur das'thun. das man-dem Leben
thun follte. daß es des Ekels los werde. Die Kur muß von felbem
Ekel. den fie, von den vier Elementen auch von einer folchen fal
fchen Einführung in fich hat genommen. entlediget werden. fie muß
ins Sterben d-er vier Elemente einge-führer werden. und ihr Geifi
muß auth- in der fünften Gefialt mit Veneris Begierde. als mit
einem lieblichen Wefen tingiret werden. daß der geifiliche Mercurius
in Iovis Eigenfchaft aufgehe. Verfiehe. in allen vier Elementen
muß die Kur ihrer Krankheit vonehe abfierben. fie muß in die Fäule
aller vier Elemente eingeführet werden: im Feuer fiirbet fie ab der
Irdigkeit. und in der Waffersfäule des Waffers Irdigkeit und in
der Luftfäule des Luftsekels und Irdigkeit. Alsdann führe mans
in Vene-rem ein. und von Venere in Jovem. fo wird die Sonne
in der Liebebegierde aufgehen. fo mag mit diefem dem Ekel irn Leibe
widerfianden werden.
70. Alle andere Kuren. fo rohe und unwiedergeboren eingegeben
werden. als da man Kälte nimmt. der Hitze damit zu widerfiehen.
desgleiäjen der Kälte mit der Hige. find nur ein widerwärtiger Feu
erfchrack. da ja das entzündete Feuer aufhöret zu qualificiren. aber
der Schrack tritt in die Todesangfi. und die Wurzel des Ekels wird
ein gifciger Mercuriusz es fei denn. daß die Hihe und Kalte zuvor
mit Venere und Iove temperiret werden; fo ifis ja eine Stillung
des Ekels im falnitrifchen Sude. Aber die Wurzel des Ekels blei
bet fiehen. es fei denn. daß das Leben fiark fei. und feine Begierde
mächtig aus dem Ekel ausführe. welches dern Medico wohl zu
merken ift. daß die rohen Kräuter nicht die Wurzel angreifen. da
der Ekel im Centro in des Lebens Gefialt Eigenfcha-fc entftanden
iftz* fie greifen nur die vier Elementa an. und fiillen etwas. aber
der Ekel bleibet i_n der Wurzel als “eine verborgene Krankheit fiehen.
71. Alfo auch mit den Afiris zu verftehen i|. welme im äu
ßeren Leibe ihrenSud als einen eigenen Leid in den vier Elemen
ten havenz fo die Kur mag vom Ekel der vier Elemente erlöfet
werden. fo fällt auch das Geftirn in das Gute. und führer feine
-Begierde darein. fo wird der Leib auch vom Ekel des Gefiirnes er

Z
439
-- ,
ldfet. denn die Schrift faget: Es fehnet fich alle Kreatur neben uns.
,von der Eitelkeit los zu werden. Röm. 8. 19 - 22. So ift
der Fluch der Erde. darein das Geftirn feine Begierde einwirftl die
Eitelkeit; fo das nun ein rein Leben in fich icinnecket. fo erfreuet
fichs auch darinnen. und f'toßet den Ekel in fich aus.
-4 72. Aller Ekel des ölifchen Lebens entftehet von dem inneren
Mercürio im inneren Sulphur: denn auch die Sünde urfiäudet da
her. daß der giftige Mercurius (welcher die Urfache des Lebens ift)
fich im Feuerblih im urftand des Salnitri im Zurückwenden wieder
in die Selbheit einführet. denn allda ift der urftand des Giftlebens..
73. Ein jedes Leben. das ohne Makel fein will. das muß im
Willengeift zur Natur im Feuer des Ekels der erfien Jmpreffion
des Grimmes abfterben. und muß im Willengeift zur Natur als
ein gelaffener Wille fich laffen durchs Sterben im Licht der Liebe
ausführen: es fei himmlifch oder irdifch. fo muß es den Proceß hal
ten. oder kommt nicht zur höchften Vollkommenheit in feinem Gradu.
74. Denn daß dem Menfchen nicht könnte gerathen werden.
das Liebecentrum der Liebebegierde ginge denn wieder in die Menfch
heit ein ." und führer das eigene Leben. als die menfehliche Selbheit
durchs Sterben in fich aus. das ift ein gerecht Fürbild. daß alles.
was da will vom Ekel frei werden. als vom Fluch. das muß den
vier Elementen im Ekel abfterben. und feinen Grad durchs Sterben
des Feuers im Lichte ausführen. Alfo ift auch in der Erde der
falnitrifche Sud. da Metalla und gute Kräuter und Bäume aus
wachfenz eine jede Eigenfchaft if't begierig nach der Gleichheitz und
fo fie die Gleichheit im Sulphur und Mercurio mag in der Liebe
erreichen. fo führer fie fich höher aus als fie in ihrem Gradu ift.
gleichwie fich die ewige Freiheit mit ihrer Luft durch die ewige Na
tur durchs Feuer in Begierde einführet. und damit viel höher. als
in Kraft und Majefiät ausführet.
75. Alfo ift. allen Dingen nachzufinnen. denn. alle Dinge ur
fiänden aus einem einigen Wefen. daffelbe ift ein Myfterium aller
Wefen und eine Offenbarung des Ungrundes im Grund.
76. Alle Dinge werden aus dem Myfterio Magno geboren.
und gehet je ein Grad aus dem andern. und was nun vor fich ge,
het in feinem Gradu. das empfähet keinen Ekel. es fei in Wachfen
den oder Lebhaften: was aber in fich in feine Selbheit eingehet.
als eine :eigene Luft. das empfähet im Durchgehen der Graduum
einen Ekel. denn eine jede Geftalt der Natur aus dem Myfterio
nimmt feine Eigenfchaft in feinen Hunger. und darinnen wird fie
nicht gequälet. denn es ift ihre Eigenfchaft
77. So aber der Wille zurück in die Geburt der andern Eigen
fchaften eingehet. fo empfähet er die Luft. und die Luft macht einen
Hunger. und der Hunger nimmt das fremde Wefen in fich; ist ift
,* der Ekel und die Turba geboren. denn derfelbe Wille ift wider den

f
-i-- 440
* . Lauf der Natur in ,ein fremd Wefen eingegangen. das nicht feiner
Eigenfchaft ift: daffelbe fremde Wefen herrfchet nun in dem
fremden Willen, ,und überwindet den Willen. ißt muß es der Wille
ausfpeien. oder wird vom' fremden Wefen felber ausgefoeiet.
78. So es denn nieht fein mag .' fo hebec fich Zorn und Wi
derwillen an: denn die Eigenfchaften laufen zu ihrem Centro der
erfien Impreffion. und firmen die Feuersfiärke und Macht. davon
im Körper die Kälte und Hihe entfiehet. und ftehen in einander als
Feinde. davon die erfie Mutter in ihrer grimmigfien Vosheit. nach
der ffrengen Impreffion erwecket wird. alsdann gehet der Streit der
ueberwindung an. und welche Eigenfchaft die Macht behält. die fio
ßet die andere in Todeseigenfmaft. als in die Verzehrliwkeit ins
Haus des Elendes.

Das 15. Kapitel.


Von demWillewdes großen Myfterii in Gutem
und Böfemz wovon ein_ guter undböfer Wille
urfiände. und wie fich einer in andern einführe.

Eine jede Eigenfchaft nimmt ihren Urffand vonder erffen. als


von der Impreffion oder Begierde zur Natur. als aus dem Myfie
rio Magno. und führet fich als ein Leben aus fich. gleichwie die
Luft aus dem Feuer ausgehet: und alles. was in einem Willen
vor fich gehet. das ift unhaltlich. denn es giebt fich keiner Eigen
fchaft ein; es wohnet vom erffen urfiande an nur in fich. und ge
het in einem Willen aus.
2. Und das ift der wahre Weg der Ewigkeit. darinnen keine
Zerbrectzliwkeit ift. fo ein Ding in feiner felbfieigenen Eigenfchaft
bleibet. denn das große Myfterium ift von Ewigkeit: fo nun die
Gefialt deffelben aus fich gehet. und fich_ aus fich offenbaret. fo fte
het diefelbe Gefialt mit der Wurzel *im Myfierio der Ewigkeit.
Z. So fich aber die Geftalt aus fich in eine andere Luft ein.
führet. daß zwo Eigenfchaften in einer wohnen follen. fo entftehet
daraus der Widerwille und Ekel. denn von Ewigkeit ift im Wehen
nur das Element gewefen und die freie Luft der Ewigkeit. welche
mit ihrem Wehen vom großen Myfierio der Ewigkeit ift ausgegan
gen als ein Geifk. welcher Geift Gottes ifi. -
M.
- 441
4. Alfo fich aber das große Myfierium einmal beweget) und
die freie Luft in Begierde des Wefens eingeführet) fo ift in der Be
gierde der Streit angegangen) denn da find in der Begierde aus
dem Element) welches nur Einen Willen führer) vier Elementa ent
fianden) als viererlei Begierde und Willen) we[cl)e in einem einigen
Leibe regierenr da ift nun Widerwärtigkeit und Streit) als Hihe
wider Kälte) Feuer wider Waffer) Luft wider Erdez ein jedes ift des
andern Tod und Zerbremen.
5. Alfo daß die Kreatur) fo in diefem Regiment fiehet) nichts
als ein Jmmerfterben und ein Streit ift) fie ift eine Feindfmaft in fich
felber; und mag ihr nicht gerathen werden) fie gehe denn wieder in
einen Willen ein; welches auch nicl)t gefchehen kann) die Viele der
Willen zerbrechen denn und fterben der Begierde ) daraus die vier
Elementa entfiehen) gänzlich ab) alfo daß der Wille wieder das werde)
, als er von Ewigkeit gewefen ifi. '
6. Darinnen wir Menfchen erkennen) was wir im Regiment
der vier Elemente find) anders nichts als ein Streit und Widerwille)
ein Selbftfeinden) eine Begierde des Ekels) eine Luft des Todes)
denn die Luft) fo aus der Begierde entftehet) muß fterbenz foll der
Wille (der aus dem großen Myfterio von Ewigkeit ausgegangen)
welchen der Geift Gottes in des Menfrhen Bild) als in die Gleich
heit Gottes einblles) vom Ekel und Widerwillen frei werden) fo muß
die Begierde der vier Elemente fterben) und der Wille wieder ins
einige Element eingehen: er muß wieder der Ewigkeit Recht anneh
'men und in einem Element walten und ausgehen) inmaßen ihn denn
Gott aus) alfo gefchaffen hatte) welchem er fich felber entgegengefeht
und ins Regiment der vier Elemente eingefuhret) in welchem er ihm
den Tod angeerbet) fowohl den Streit in des Lebens Gefialten) da
von ihrn Krankheit) Ekel und Widerwillen entftehet: denn alles) was >
in Gottes Willen lebet) das if't entweder nicht in der eigenen Be
gierde geurftändet) oder obs darinnen geurfiändet ift) fo ifts der eige
nen Begierde wieder abgefiorben. 4 x
7. Aller Wille) der in feine Selbheit eingehet und den Grund
feines Lebens Gefialtniß_ fuchet) der bricht fich vom großen Myfierio
ab und tritt in ein Eigenes) er will ein eigen Regiment fein; fo
ifis alsdann dein erften Myfterio zuwider) denn daffelbe ifi allein
alles) und das Kind wird für bös erkannt) denn es firebet in Un
gehorfam wider feine eigene Mutter) die es erboren hat: fo aber
das Kind feinen Willen und Begierde wieder in das einführet) dar
aus es erboren und geurfiändet i|) fo ifis mit demfelben ganz eins)
und mag von nichts turbiret werden) denn es gehet in Nichts ein)
als nur in das Wefen) daraus es ift ausgegangen.
8. Alfo verfiehe) Menftit) was dir zu thun ifiz befchaue dich
in dir felber) was du bift) ob du in der Gelaffenheit deiner Mutter
(daraus du im Anfange bift erboren und gefchaffen worden) fieheft
4 442
ob du mit demfelben Willen geneiget bift: wo nicht, fo wiffe„ daß
du"e'1n: abtrnnnig- ungehorfam Kind dift und dich felber zum Feinde
gemacht haft, indem dn dift in eigene Begierde und Willen einge
gangene nnd hafi dich zum Eigenthum gemachte alfo kannft du auch
nicht in der erften Mutter wohnen, fondern in dir felber: denn dein
Wille ift in die Selbheit eingegangenz und alles, was dich kranker
und ängfieu das ift deine Selbheit, du machefi dich- zum Selbfi
feinde„ und führeft dich ins Selbftfierben ein.
9. Wiltft du nun aus dem Sterben wieder ausgehen, fo mußt
du deine eigene Begierde) weiche fich in fremde Wefen einffthcet,
ganz verlaffen, und in der Selbheit und eigenen Begierde werden
als ein Nichts, auf daß du nicht mehr dir felber willft noch begeh
reftz du mußt deine Begierde wieder gänzlich mit der Gelaffenheit
in den Ewigen, als in Gottes Willen einführen, auf daß derfelbe
Wille dein Wille und Begehren feiz außer diefem ifi eitel Noch und
Tod, ein Jrnmerfierben und Verderben.
10. Denn daher urfiändet die_ Gnadenwahl, indem der menfch
liebe Wille, welcher aus der Einigkeit der Ewigkeit iii in ein Eige
nes als 'eigene Lufk und Begierde eingegangen :x fo fich der wieder
vonder Seldheit cibdriäit, und in des eigenen Willens Sterben eingehet,
und feine Begierde allein wieder in die erfte Mutter einführen fo
erwähiet ihn' die erfie Mutter wieder zum Kinde„ und machet ibm
mit dem einigen Willen der' Ewigkeit einig. der aber in der Selb
heit bleibet, der bleibet ini ewigen Sterben, als in einer ewigen
Selbfifeindfchaft, und das wird auch allein Sünde genannt, darum
daß es eine Feindfwaft wider Gott i'|„ indem die Kreatur will ihr
eigen Regiment fein. '
1_1. Alfo kann fie in ihrer Selbheit, als in einem ftreitigen
Regiment, nichts Gutes wollen noch thun: *und wie fie ihr felber
nichts als nur das Sterben und den Tod' anthut, erwecket und qua
lificirend macht, alfo kann fie auch ihren Mitgliedern anders nichts
thun: denn daher urftandet auch die Lugm daß die Kreatur die Ei
nigkeit »Gottes mit dem Willen verleugnen undihre Selbheit an
_ die Steile fehet. daß fie aus der Einigkeit ausgehet in die Begierde
und eigene Lufiz erkeifnte fie, daß alles Wefen der Mutter fei, die
fie geboren hat. und hielte nicht das Wefen der Mutter fur ihr
Eigenthum, fondern für gemeim *fo entfkiinde nicht der Geig Neid,
Streit und Widerwille„ aus wel>)em der Zorm als das Feuer der
Zerbrechung entfiehet.
12. Alle Sünden eqtfiehen aus der Selbheit. denn die Selb
heit fchwinget fiäi mit der Begierde in ihr Eigenes, fie machet fich
zum Geiz und Neid, fie zeucht in ihrer Selbfibegierde fremdes We
fen an fich, und machet des fremden Wefens Befißer auch zum
Feinde gegen fich„ alfo daß Sünde mit Sünde, Ekel mit Ekel ge
*-- 443
wirkefwied, und alles in und unterJeKaander läufetr .als ein eitel
Greuel
- 13.fürAlfo
der iftewigen
uns ingleichen
Mutter. zu finnen von
4 ._„ dern_ -wiedergebornen
. DKW-H

Willen, der aus feiner Jchheit oder Selbheit* wieder in die Gelaf
fenheit eingehec, der wird der Selbheit auch zum Feind und zum» 7
eÜEkelx gleichwie die Krankheit ein Feind der Gefundheit, und her
wieder die Gefundheit ein Feind der Krankheit ift, alfo ift der ge
laffene Wille und auch der eigene Wille eine ftete Feindfchaft, ein .
immerwährender Krieg und Streit. -
14. Der eigene Wille fuchet nurf was zu feiner Selbheit die
netz und der gelaffene Wille forget ihm nichts, fondern fähret feine
Begierde nur einig allein in feine ewige Mutter, daß er mit ihr
einig fei„ er will nichts fein, auf daß die Mutter in .ihm allein al
les fei. Der eigene Wille faget zum gelaffenen Willen: Du bifk
närrifch, daß du dich dem Tod ergiebefi und möchte-ft wohl herrlich
in mir lebenz aber der gelaffene Wille fpriwt: Du bifi mein Ekel,
Pein und Widerwille, und *fuhrefl mich aus der Ewigkeit in eine
'Zeit nur in Iamrner und Elend eine du kränkeft mich eine Zeit,
e alsdann *giebfl du meinen Leib der Erdh und die Seele der Hölle.
*15. Die' rechte wahre Gelaffenheit ifk das Sterben des Ekels
wider Gott: wer feine Selbheit gänzlich verläffett und fich mit Ge
müthe *und Begierde, Sinnen und Willen in Gottes Erbarmen ein
giebt, in das Sterben Jefu Chrifiß der ift der irdifchen Welt mit
dern Willen abgeftorben und ift ein zweifacher Menfcb- da der Ekel
nur in fich felber auch zum Sterben wirketz aber der gelaffene Wille
lebet in Chrifli Tod und ftehet irnrnerdar in Ehrifti Auferftehung
in Gott auf z und ob die eigene Begierde fundiget, welche ja nicht
anders thun kann als fündigem fo lebet doch der gelaffene Wille
nicht in der Sünde: denn er i| der Sündenbegierde abgeftorben,
und lebet durch Ehrifkum in Gott, im Lande der Lebendigen, aber
die Selbheit lebet im Lande des Todes, als im Imrrerfterbem in
der Immerfeindfchaft wider Gott.
16. Der irdifche Menfch ift im Fluche Gottes und ein Ekel
vor Gottes Heiligkeit, der kann anders nichts fuchen als feine Selb
heit, denn er ift irn Grimm Gottes; und ob er etwas Gutes thut
das thut er nicht aus feinem Selbftwillem fondern der in Gott ge
laffene Wille zwinget ihn. daß ers thun muß, was er felber nicht
gern will und fo ers nun thut„ fo thut ers nur als ein Werkzeug
des gelaffenen Willens„ nicht aus feiner Begierdm fondern aus Got
' tes Willen, welcher den gelaffenen' Willen in feiner Begierde als
ein Werkzeug führer.
17. Dacumr wer nun Gottes Reich fchauen will und dahin
gelangem der muß feine Seele aus der Selbheiß aus*der irdifchen
Begierde ausführen, gleichwie der Arzt die Kur der Krankheit aus
der peinlichen Begierde ausfiihret und in eine Liebebegierde einfüh
.. 44g_
ÖSV* föiführet alsdann* sie Kür-die Krankheit im Leibe auch aus der
peinlichen Begierde aus, und in eineLiebebegie-rde ein: die Krank
heit 'wird der Arznei Knecht , alfo auch ingleichen wird der irdifche
böfe Wiile.- io der Seele Wille kuriret wird 7 des gelaffenen Wil
lens Knecht.
18. Der elementifche und fiderifche Menfci) foll nur das Werk
zeugfein. damit der Seelenmenfch im gelaffenen Willen arbeiten
denn darzu hat ihn auch Gott gefchaffenx aber die Seele hat ihn
in Adam zum Herrn gemacht und eingefeßt, und i| in fein Ge
fängniß eingegangen und ihren Willen darein begebenz fo fie aber
fiir Gottes Kind foll erkannbwerden, fo muß fie dem wieder abfter
ben, und in Gottes Willen in Ehrifti Tod in der irdifchen Selb
heit und Begierde ganz erfterben. und in Gottes Willen ganz neu
erboren werden, und dem irdifchen Willen in der Selbheit die Ge
walt nehmen, .und über ihn herrfchen und ihn im Zwang führen,
als ein Meifter fein Werkzeug, fo verleuret alsdann die Selbheit
die Gewaltf und gehet auf die Luft 'der Selbheit' als ein Immer
fehnen. die Selbheit fehnet fich alsdann immerdar nach den Gefial
ten ihres eigenen Lebenst als nach eigenem Glanze und nach der
irdifchen _Vielheitz item nach Neide und Zorn, ob fie* die Vielheit
nicht erreichen mag, und nach Lügen der Falfcizheit: diefes find die
Lebensgeftälte der irdifchen Selbheit.
19. Aber der gelaffene Wille tritt als' ein Ritter diefer Schlange
immer auf den Kopf und faget: Du bift vom Teufel und Gottes
Zorn entftanden, ich will deiner nichtf du bift ein Ekel vor Gott;
und ob der gelaffene Wille bisweilen mit der falfciyen Luft gefangen
wirbt wann fie ihn mit des KTeufels Begierde und Einfiihrung ih
rer Imagination uberhäufet und bewältigen fo fchreiet doch der ge
_ laffene Wille alfobald wieder in Gottes Hall, daß ihn Gottes Wille
wieder aus dem Ekel des Todes ausfithret.
20. Der gelaffene Wille hat allhie in diefer Hütte keine Ruhe,
. er muß immer im Streit ftehenz denn er ftehet »in einem falfchen
Haufe zur Herberge. Er ift wohl in fich felber in Gottes Hand,
aber außer fich felber ift er im Rachen und Schlund des Ab
grundes Gottes Zorns im Reiche »der Teufel. welche ftets neben ihm
hergehene und die Seele, als das Centrum begehren zu ficbten.
Alfo auch ingleichen fkehen ihm die guten Engel im gelaffenen
Willen, als in Gottes Begehren enrgegent und fchithen ihn vor
der giftigen Imagination des Teufels„ fie, fahen auf die feurigen
Pfeile des Bbfetvimts, wie SnPaulus faget. Ephef. 6. 16.
21. Denn alles ift im Wirken und Begehren des Menfchen,
Gottes Liebe und Zorn: er fiehet in diefer Hütte. in diefer Zeiy
in der Pforte aus und ein. Beide ewige Prjllcjpia find ik' ibm
rege; wo der Seele Wille fich hinbegiebh allda wird er angenommen
*- 445
und darzu wird er erwählet. er wird von beiden gezogen; und fo der
*Wille der Seele in der Selbheit bleibet. fo ift er am Bande-g Got
tes Zorns: fo er aber aus der Selbheit ausgehet und fein eigen
Regiment verläffet. und fich nur fiets in Gottes Erbarmen. als in
Ehrifti Leiden und Tod. und in feine Auferfiehung und Wiederbrin- 7
gung einwirft. und felber niäzts will. ohne was Gott in und durch
ihn will. fo ift der Wille dem Leben und Begierde des Zorns Gottes
abgeftorben. denn er hat kein eigen Leben. fondern lieget im Tode
der Selbheitz fo mag ihm de_s Teufels und Zorns Gottes Begierde *
nicht ergreifen. denn er ift als ein Nichts. und ift doch in Gott im
göttlichen Wefen in allem; er lebet. aber nicht ihm felber. fondern
feiner erfien Mutter der Ewigkeit: er ift wieder am Ziel. da er war.
ehe er eine Kreatur ward. und in dem Willen. darein ihn Gott
fchuf. und ifi ein Infirument im Halle Gottes. auf welchem allein
Gottes Willengeift fifhläget. zu feiner Ehr und Wunderthat.
2L. Alles eigene Suchen und Forfmen in der Selbheit ift ein
vergeben Ding: der eigene Wille ergreift nichts von Gott. denn er
ift nicht in Gott. fondern außer Gott in feiner Selbheit; aber der
gelaffene Wille ergreifts. denn nicht er thuts. fondern der Geifi'. in
dem er fiille ftehet. deffen Werkzeug er ift. der offenbaret fich in
gdttlichem Halle in ihm fo viel er will.
23. und ob er in der Selbheit durch Forfchen und Lernen
viel begreifen mag. welches nicht ohne ifi. fo ift aber doch fein Be
griff nur außen im ausgefproäienen Wort. als in einer Form des
Buchfkabens. und verftehet nichts von der Form des ausgefprochenen
Worts. wie das in feinem Grunde ftehetz denn er ift nur in der
Form von außen geboren. und nicht in der Kraft der Allgebärerin.
welcher Grund weder Anfang. Infaffung noch Ende hat.
24. Welayer nun von innen* aus dem fprewenden Hall Gottes
im Willengeift Gottes geboren i|. der fahrer im Grund und Un
grund überall frei. und ift an keine Form gebunden. denn er fähret
nicht in der Selbheit. fondern der ewige Wille führer ihn als fein
Werkzeug. nachdem es Gott gefaltet.
25. Welcher aber allein im Buäifiaben geboren ift. der ift in
der Form des ausgefprochenen Worts geboren. der fähret in der
Selbheit. und ifi eine eigene Stimme. denn er fuäiet was er will.
. und fireitet um die Form. und iäffet den Geifi. derdie Form ge.
kracht hat.
26. Ein folcher Doctor ift Babel. der um die Form des Worts
7 zanket und greinet. und immerdar den eigenen Geift und Verftand
in der Form einführet und fchreiet: Hie Kirche Ehrifti! und ift nur
ein eigener Hall. verfiehet nichts vom Geifie der Form. welcher un
gefaffet und ohne Ziel und Maaße auf feinem zugerichteten Infiru
ment frhläget wie er will z denn nicht der Wahn und eigene Gedanke.
welcher im ausgefproclyenen Halle entfiehet. ifi Gottes Wort. fondern z


OW..
der irn-ganz* gelafienen Willen in “göttlieljer Kraft im ewiglhreehen
den“ Metin-Gottes Geifi enrfiehet. der urficindet- aus Gott-js Halte.
und machet die 'Form im Herzen. als eine göttliche Begierde. da
durch der Seele Wille in Gott gezogen wird. -
27. Der ift der Hirte und Lehrer Ehrifii. der durch Ehrifli
Thür eingehet. das ift. durch Ehrifii Geifi hailet und lehrer: außer
halb ift nur die Form. als die Hiftoria. daß es einmal gefchehen fei.
daß man fich deß allein annehmen und tröften foll; aber diefer
Wille bleibet hei-außen. denn er will. ein gnadenangenommen Kind
fein. und nimt feiner Selbheit in der Gnade erftetben und der
Gnade Kind in dem gelaffenen Willen werden.
28. Alles. was fich Ehrifii Genugthuung und Leidens tröfket und fol- _
ches lehrer. fo es nicht auch den wahren Grund [ehr-et. wie man der
Selbheit in Ehrifii Tod abfierben foll und fich im gelaffenen Wil
len ganz in Gehorfam Gottes. 'als ein neues Kind eines neuen
Willens einergiebt. das ift heraußen und nicht im fpceGenden Halle
Gottes. als in Ehrifli Thür. '
L9. Kein Heucheln noch Tröfien hilft nimts. fondern dem fal
fchen Willen und Begierde in Ehrifti Tod abfierben und in ihm
irn ganz gelaffenen Willen in'Ehrifii Auferftehung auffiehen. und
die irdifche Selbheit immerdar tödten. und das Böfe. das der irdi
fche Wille in Luft einführet. dämpfen. als ein böfes Feuer. das im
merdar brennen will. »
30. Nicht Tröfien und das Leiden Ehrifii an die Spihe fiel
len. iftder wahre Glaube; nein. nein. der ift nur außen und nicht
innenz fondern. ein umgekehrter Wille. der in Reue feiner irdifchen
*Bosheit eingehet. der deren nicht mehr will. und aber befindet. daß
er von der eigenen irdifclyen Luft gehalten wird. und fich mit feinem
umgekehrten Willen aus diefem Ekel und falfäzen Begierde ganz in
Gottes Erbarmen mit großer ängfilichen Begierde in Ehrifii Gehor
fam. Leiden und Tod einwirft. und der irdifciren Luft im umgekehr- *
ten Willen' in Ehrifti Tod ganz erftirbet. der. nicht wieder aus Ehrifii
Tod heraus will. der immer fchreiet: Abba. lieber Vater. nimm dei
nes Sohns Gehorfam für mich in dich. laß mich nur in feinem
Gehorfam in dir .in feinem Tode leben. laß mich in ihm fierben.
auf daß ich in mir nichts bin. fondern in feinem Willen. in feiner
Menfchheit in dir lebe und bin. nimm mich nur in feiner Auferftx
hung an. und nicht mich in meiner unwürdigkeit. fondern mim in
ihm! Laß mich in mir todt fein. und gieb mir fein Leben. auf
daß ich dein gehorfamer Sohn in ihm fei. daß fein Leiden und Tod
mein fei. und ich derfelbe Ehriflus. der dem Tod hat feine Macht
genommen in ihm. als ein Zweiglein feines Lebens vor dir fei.
31. Alfo und gar nichts-anders ift der wahre chrifilickie Glaube.
in ift nicht allein Tröfien. fondern eine immerwährende Begierde:
"die Begierde erreichet das Leiden Ehrifii." welche immerdar gern
x
4. 447 -" i -
wollte. gehorfam fein. wüßte fie nur. wie fie fiihvor ihm gebären
follte. welche ftets vor ihm niederfället und fich -in die höchfte De
muth vor ihm einfenfet. die alles gern leidet und thut. nur daß.fie
möge Gnade empfangen; welche willig ift. das Kreuz Chrifti auf fich
f zu nehmen. und aller Welt in ihrer Selbheit Spott nichts achtet.
fondern immerdar in Chrifti Liebebegierde eindringet. -
» 32. Diefe Begierde allein wächfec aus Chrifti Tode. aus fei
ner Auferftehung in Gott aus. und bringet Früchte in Geduld.
welche in.. Gott verborgen find. davon der itdifche Menfch nichts
weiß. denn er befindet fich in feiner Selbheit.
U: L33. Ein wahrer Chrift ift ein fteter Ritter. und gehet ganz in
Chrifti Perfon im Willen und Begierde (wie er auf Erden ift ein
hergegangen) ein. Chrifius wollte. als er auf Erden ging. den
Tod überwinden. und die menfchlithe Selbheit in die wahre Gelaf
fenheit in Gehorfam _Gottes einführen: das begehret auch ein rechter
Chrift zu thun. er begehret immerdar des Todes und Grimmes Bos
heit adzufterben und fich in Gehorfam einzugeben. und in Chrifto
in feinem Gehorfam in Gott aufzuftehen und zu leben.
34. Darum. lieben Brüder. hütet euch vor Chrifti Purpurman
tel. den umzunehmenz denn ohne einen gelaffenen- Willen. ohne .
Reue der Sünden. und ohne Umwendung des Willens wird er
Cheifto nur zum Spott umgenommen. Hüter euch vor der Lehre.
die von eigenem Vermögen lehrer. und von Werken der Rechtfer
ngungl
35. Ein wahrer Chrift ift felbft das große und ängfiliehe Werk.
das immer in Gottes Willenbegierde 'wirket und treiber wider die
eigene Luft der Selbheit; er will immerdar gern thun.. und wird
aber doch vielfältig von der Selbheit gehalten. Er zerbricht die
Selbheit als ein Gefäß. darinnen er gefangen liegt. und grüner mit
feiner in Gott gelaffenen Begierde im Willengeift Gottes immer aus
(als eine fchöne Blume aus der Erde ausgrünet) und wir-Let mit
und in Gott. was Gott gefället.
36. Darum foll die wahre Chriftenheit wiffen. und anitzo hoch
zu Gemüthe führen. was ihr gefaget wird. daß fie vom falfchen
Wahn des Tröftens ohne Umwendung des Willens foll ausgehen.
es ift nur eine ausgefprocl)ene Form der Wiedergeburt. Ein Chrift
muß Ein Geiftmit Chrifto werden. und Chrifti Willen und Leben
in fiel) führen: die Form macl)et ihn nicht neu. es hilfet weder Trö
ften noch gute Worte geben. fondern ein Sterben des böfen ange
bornen Willens. und eine Auferftehung eines neuen Willens. der
Gottes Kind und' aus Chrifti Tod ausgeboren ift; kein anderer
Wille erreichet Chrifti Erbfcl)aft. mein Vielwiffen thuts auch nicht;
der Viehhirte auf dem Felde ift Gott fo nahe als ein Doctor: keine
Sudtilheit im Zanke um den Weg Gottes hilft nichts darzu. es ift
nur eine Verhinderung und Aufhalten.
* * 1
448
- -- z
_ - 37. Der_ wahre Wille ,gehet in die Liebe Gottes und feiner Kin
der ein. er fuchec keine Form. fondern er fället vor feinemSchbpfer
zuf-Boden und begehret des Todes der falfchen' Selbheit. er fuchet
das-Werk der Liebe gegen alle Menfchen. er-will nicht im Spotten
der Weltgr-ünen. fondern in feinem Gott; fein ganzes Leben ift eine
lautete Buße. und eine Immerreue des llebels. das ihm anhanget.
Er fuchet keinen Glanz. fich damit fehen zu laffen. fondernlebet in
Demuth; er erkennet fich ftets für unwürdig und für einfältig. fein
wahres Ehriftenthum ift ihm in feiner Selbheit immer verborgen.
38. Er faget: Ich bin in meiner Selbheit ein unnuher Knecht.
und habe noch nie recht angefangen Buße zu thun oder zu wirken;
er ift immerdar im Anfange Buße zu wirken. und wollte die Pforte
der fußen _Gnade immer gern erreichen; er gehet dahin als ein ängfi
lich Weib zur Geburt arbeitet. und weiß nicht. wie ihm gefihiehtz
der Herr verbirget fich vor ihm. auf daß fein Wirken gegen ihn
groß werde. Er fäet in Aengfien und Thränen.- und kennet nicht
feine Frucht. denn fie ift in Gott verborgenz wie ein muhfamer
Bote einenweiten Weg nach dem Ziel. dahin er begehret. läuft:
alfo auch laufet er nach dem weiten Ziel feiner Ruhe. und findet
die nicht. es erfcheine ihm denn fein Perlein in ihrer Schöne und
faffe ihn in ihrer Liebez fo die von feiner Selbheit wieder weichet.
fo gehet das Aechzen und Grämen mit fteter Begierde wieder an.
und rufet ein Tag dem andern. der Tag der Nacht. und die Nacht
dem Morgen. und ift da keine Stätte der Ruhe in der irdifäzen
Selbheit. als nur im fchbnen Sonnenglanz feiner edlen Perleinz
wann ihm die Sonne in der Finfierniß aufgehet. fo weicher die Nacht.
und ift alles Aengften dahin.
39. Darum. liebe Bruder. hiitet euä) vor dem Zanke und
Verachten. da man um die buchftabifwe Form zanketz ein wahrer
Ehrift hat um nichts zu zanken. denn er fiirbet feinem Vernunft
* begehren ab. er begehret nur Gottes Wiffen in feiner Liebe und
Gnade. und läffet alles *andere hinfahren. was um die Form zanket.
denn Ehrifii Geift muß die Form in ihm felber maäoen. die äußere
Form ift nur eine Anleiterin. Gott muß Menfcl) werden. oder der
Menfcl) wird fonfi nicht Gott. l
40.-*Darum ift ein Ehrift der einfältigfte Menfä) auf Erden.
wie Efaias fagt: Kap. 42. 19. Wer ift fo einfältig als mein KnechtL_
Alle Heiden begehren der Selbheit. und reißen fich um die Gewalt
und Ehre. aber ein wahrer Ehrift begehret der abzufterbenz er fu
äzet nicht feine. fondern Ehrifti Ehre. Alles. was um die Selbheit.
als um eigene Ehre und Wollufi diefes Lebens. zanket. das ift heid
nifch und viel mehr als heidnifch. ja teuflifch. welcher von Gott aus
ging in ein Eigenesz er .decke fick) mit Ehrifti Deckmantel zu als
er immer wolle. fo ift doch der Mann der falfchen Selbheit darun
ter zur Herberge.

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- 449 - ' ._
.7".':.fx“*' 41. Will er*ein Chrift fein, fo muß-er der Selbheit erfierbem
.daß ihm diefelbe nur von anßem als ein Kleid diefer Welt anhange,
darinnen er ein Gafi und Pilgram ift; er muß immerdar denken,
daß er nur ein Knecht in feinem hocherhabenen Amt ifb und darin
nen Gott diene als ein Knecht und nicht felbfteigener Herr. Alles
was fich felber herrec, ohne Gottes Ruf und Ordnungr das ift
vom Teufel, und dienet dem Teufel in feiner eigenen Gewalt und
Gefialt. Schmücke dich wie du willfi» fo gilts vor Gott nichtz dein
eigen Herz klaget dich an, daß du 'ein falfcher". Gewächs bift; dein
Adel und Horhheit hilfe( dir auch nichts vor Gott, fo du damit
nicht Gottes Ordnung treidefi, dein Amt ift nicht dein, fondern
-Gottesz fo du falfch darinnen einhergeheft, fo ifis dein eigen Gericht
über dich, und richtet dich zum Tode; du difi ein Knecht, und ob
du ein König bift, fo dienefi du, und mußt mit dem allerärmfien
in die Wiedergeburt eingehen, oder du wirft nicht Gott fchauen.
(rr:- 42. Alle eigene genommene Rechte und Gewalh damit der
Elende gequälei wirdr die kommen alle von der Selbheit, welches
urfiand ift in der ausgefprowenen Forme welche fich mit der Form
haben in eine Selbheit eingeführec und von Gott ausgeführet.
Was nicht in Kneäpts Amte vor Gott die _Midas ifl alles falfch,
es fei hoch oder -niedrig. gelehrt oder unge ehrt; wir find allzumal
nur Diener des großen Gottes. Nichts fiihret fich in Eigenes ein,
es werde denn in Gottes Zorn in der Impceffion der Natur ge.
*borem Me!?
43, und ob ein Chi-ift fchon ein Eigenes befißet, weläzes nicht
falfch ift, fo ift er aber nur ein Knecht darinnen, als ein Austheiler
feines Herrn, und ein Verwahrer des Herrn Werks; er handelt
feinem Herrn darinnrn„ und nicht feiner Selbheit allein. Alles„
was er gedeutet in der Selbheit einzuführen und einführen das
führet er in den ängftlichen Kafien des Geizech Neideß eigen Wol
lnft des Fleifcheß als in ein von Gott abtricnniges Gefäß ein„ als
in die Impreffion der Natur, und fiiehleis feinem Herrm der ihn
hat zum Verwalter eingeferzt, ab; er ifi ein Dieb Gottes und
feines Wefens„ er defchöne fich wie er wolle.
44. Ein wahrer Chrifi erkennet fich für_ einen Diener Gottes
dem befohlen iftr mit Gottes Werken recht umzugeheny Er ift nicht
*fein eigen„ denn er ift auch in diefem irdifchen Werk diefer Hütte
nicht daheim; er frechef pflanze und baue, werbe und thue» was ec
wolle , fo- foll er allezeir wiffen, daß ers Gott thut und davon foll
-Rechenfwaft geben, und daß er in diefem Werk ein fremder Gaft
- und Diener fei. und feinem Herrn dienet, und gar nicht anfehen
den Lauf feiner Vorfahrem welche darinnen in Wollufi des irdifchen *
Lebens gewandelt haben; wer diefes thut„ der ift noch ferne vom
Reiche Gottes„ und kann fich mit keinem Gewiffen und Grunde
einen wahren Chriften nennen, denn er fiehet nur in der Form
_17. 29
-R
450

der Ehrifienheit, und nicht im Griff Ehrifti. Die Form foll zer
brechen und mit der Zeit aufhörenz aber der Geift bleibt ewig ftehen.
45. Ein wahrer Ehrift ift -im Geiff ein Ehriftf und in fteter
Uebung feiner felbfi Form zu gebären. nicht allein mit Worten im
Schaue. fondern in der Kraft des Werks, als eine fichtbare greifliche
Form. nicht Wähnen und gute Worte aus der eigenen Selbheit
geben. und in de'r Selbheit bleiben. fondern Sterben. und im Wil
len Gottes in der Liebefelbheit als ein Diener Gottes in Gdttes
Wunderthat ausgrunen. in Gottes Willen fein Inftrument helfen
fchlagenf und eine klingende Saite in Gottes Saitenfpiel fein„ in
Gottes Hallez als im Verbo Fiat. ein immermachrndes Wort. das
in und mit Gott fchaffet und wirket, was Gott machen fchaffet und
wirken als ein Werkzeug Gottes. tend-L.
46. Darum, du werthe Ehrifienheid befhaue dirh„ ob du int
im wirkenden Wort Gottes in feinem Willen wirkefiz oder ob du
nicht nur in der Form der Ehriftenheit fteheft„ und dein Eigenes
in Falichheit wirkefi! Du wirft dich finden wie du ein Ekel vor
dem Höchften difrworden, und dein Ausfpeien vom Höchften aus
diefer Form, die du in deiner Selbheit haft in feine ausgefpro-Gene
Form eingefirhret, balx erfolgen wird„ und folches darum, daß du
dich mit der wahren Form zudeckefi, und bift ein falfches Kind dar
innen; fo bift du gefuchet und in deiner eigenen Form mit einem
faifchen Deckel befunden worden. Alfo wie du dich haft in eine
falfche eigene Form unter die wahre Form eingeführet. alfo follft
du dich auch felber zerbrechem darzu hilft dir der Himmel. dem du
lange Zeit in Gehorfam gedienet hafh und davor ift kein Aufhalten.
Dein Werk ift in der Turba erfunden worden. die foll fich damit
im Zerbrechen ergölzen. wie du dich in deiner abtrünnigen Falf>)heit,
in deiner eigenen Form unter dem Namen der wahren Form auf
gezogen hafi„ und vor Gott mit Scheinheurlhelei geheuchelt haft, und
nur dem irdifchen Menfchen gedienet.
47. Aber der Knecht des Herrn wird gefuchet und gefunden
werden, der Herr weidet feine Smäflein in feiner eigenen Form.
und führer fie ein in feine Weidez das follen lalle Stolzen und
Fetten erfahren. was der Herr fiir ein Gericht iiber den Kreis der
Erde fiihren wird. und,aller Gottlofen Hoffnung foll zerbrechen. denn
der Tag der Einerndte naher fich. Ein Schrerkenvom Herrn er
fchuttert das Erdreich und feine Stimme haltet an„den Enden der
Erde. und gehet auf der Stern feiner Wunder: Niemand wehret
das. denn es ift im Rnthe der Wächter in den Thoren der Tiefe
befchloffen worden.
48. Darum mag fich ein jeder fuchen und findem denn es ift
die Zeit der Heimfuchung herbeikommen, auf daß er in feiner
Liebe funden werde, denn die Turba hat alle falfche Luft in ihr
fundem und der hdchfte Wicker aller Wefen offenbaret die Turbam.
...45x..
alsdann wird alle falfihe Luft offenbar, und gehet ein jedes Ding
in feinen ewigen Behalter ein: denn es ifi alles aus Lufi erboren,
wordem alfo folls auch in der Luft feine Endfäjaft nehmen, und
eine jede Lufi ihr gemachtes Werk eimerndtem denn darzu find alle
Dinge erfchienern auf daß die Ewigkeit in einer Zeit offenbar werde.
Mit Wundecthat hat fichs in die Form 'der Zeit eingefühceh und
mit Wunder-that führer fiärs wieder aus der Zeit in ihren erfien
Locum ein. Alle Dinge gehen wieder in das ein, daraus fie ge
gangen findz aber ihr eigen Form und Mode, wie fie fich im aus
gefprochenen Halle haben eingefirhred behalten *fie„ und wird auch
ein jedes Ding von feiner Gleichheit eingenommen werdem und ifi
das Ende aller Zeit: und -wie fich alle Dinge im ausgefprothenen
Wort gebärem alfo figniren fie fich auch in ihrer innern Gefialt
niß, welche auch das Aeußere alfo figniren.
49. Der eigene Wille -machet eine Form nach feiner infiehen
den Natur„ aber im gelaffenen Willen wird eine Form nach dem
Modell der Ewigkeit gemaehtz wie es vor den Zeiten der Welt in
der ewigen Weisheit Gottes im Spiegel ift erkannt worden: alfo
figurirets der ewige Wille in ein Modell *feiner Gleichheit zu Gottes
Ehre und Wunderthat. Denn alles„ was in feine Selbheit .einge- *
hett das former fich felberz was fich aber frei laffen das wird vom
freien Willen geformet, fo mag doeh keine eigene Form mit eigenem
Willen das eigene Wefen erben, denn wo zween Willen in Einem
find, da ift Widerwille.
50. So denn Gott ein einiger Gott ift„ fo muß alles das, was in *
ihm leben wild feinem Willen und Halle ähnlich fein. Gleichwie ein
Saitenfpiel muß in eine Harmonie gefiimmet feine obgleich vielerlei Sai
ten mit vielerlei Klang darinnen find: alfo muß auch die wahre menfch
liche Harmonie mit allen Stimmen in ein Liebefpiel geftirnmet fein;
und ivelcher Willengeifi ni>jt in das einige Saitenfpiel im göttlichen Hall
eingeftimmet ift, das wird aus diefem Hall ausgefioßen und in feinen
eigenen Hall, als in feine wahre Mitfiimmen feiner Gleichheit, einge
fuhret werden, denn eine jede Gleichheit foll das Ihre einnehmen.
51. Ift einer ein bdfer Geift allhie worden., fo wird er in die
Wurzel feiner Gleichheit eingeführet werdenz denn ein jeder Hunger
nimmt feines gleichen in fich ein. Nun ift die ganze Offenbarung
der Ewigkeit mit diefer Zeit anders ni>)ts als ein Hunger und Ge
bcirenz wie der Hunger i|„ alfo wird auchfein Wefen feiner Er
füllung, denn mit dem Hunger nimmt die Kreatur ihren Anfang,
und mit dem Hunger gehet fie in ihr Ewig-s ein. Im Hunger
gebieret fich der Geifi fammt dem Körperx und im felben Hun
ger fähret der Geifi in fein Einiges ein, er breche denn feinen
erfien Hunger und führe fich in einen andern durch Sterben .eim
fonft ift alles, fobald es geboren ift, an feinem Ende; aber der
Tod ifi das einige Mitced .dadurch der Geifi mag in eine andere
29*
. "-1-

i
*- 452 -
x _ A.

Quaal und Form eingehen. -So er feiner Selbheit abfiirbet und


feinen Willen im Tod zerbricht. dann wächfer ein neuer Zweig aus
diefem aus. aberfnicht nach dem. erften Willen „ fondern nach dem
ewigen Willen; denn fo ein Ding ,in fein Nichts eingehet. fo ifks
dem SGöpfer wieder heimgefalien, der machet das Ding. wie es ift
im ewigen Willen erkannt worden, ehe es zur Kreatur gefchaifen
ward, da ift es im rechten Ziel der Ewigkeit. und hat keine Tur
bam, 52.
dennAlles,
es iftwas
an in
derlder
Natur Ende.
Natur läuft, das quälet fich; was aber ö

der Natur Ende erreichet. das ifi in Ruhe ohne Quaal, und wirket
doch. aber nur in einer Begierde. Alles. was in der Natur Angft
und Streit machet. das -machet in Gott eitel Freude. denn das ganze
Himmelsheer ift alles in eine Harmonie gerichtet( ein jedes König
reich der Engel in ein fonderlich Infirument. aber alles in einander
in Eine Mufica, alles in dem einigen Liebehall Gottes; eine jede
Saite-diefes Spiels erhebet und erfreuet die andere. und ift ein eitel
Liebehören, Schmecken, Fühlen, Riechen und Sehen. Alles , was
Gott 'in 'fi>) felber ift. das ift auch die, Kreatur in ihrer Begierde
in ihmfein Gottengel und ein Gottmenfckz., Gott alles in allem.
"und außer ihm nichts mehr. Wie es war vor den Zeiten diefer
Welt in feinem ewigen Hall. alfo auch bleibets in dem kreatitrliGen
Hall in ihm in feiner Ewigkeitz und das ift der Anfang und das
Ende aller Dinge. -

Das 16. Kapitel.


Von der ewigen Signatur und himmlifchen
Freude, warum alle Dinge in Bös und Gut
find eingeführet worden.
._- x

*1
Die Schöpfung oder ganze Creation ift anders nichts als eine
Offenbarung des allwefenden. ungründlichen Gottes: alles was er in
feiner ewigen unanfängliwen Gebärung und Regiment ift. deffen ift
auch die Schöpfung. aber nicht in der Allmacht und Kraft. fondern
als ein Apfel auf dem Baum wächfet, der ift nicht der Baum felber.
fondern wächfet aus Kraft des Baums. Alfo find alle Dinge aus
göttlicher Begierde entfprungen und in ein Wefen gefchaffen worden,
da am Anfange kein Wefen darzu vorhanden war. fondern nur
F
- 453
-_
daffelbe Myfierium der ewigen Gebärung. in welchem eine ewige
Vollkommenheit ift gewefen.
2. Denn Gott hat nicht die Creation erboren. daß er dadureh“
vollkommen wurde. fondern zu feiner Selbftoffenbarung. als zur
großen Freude und Herrlichkeit, Nicht daß folche Freude erft mit»
der Creation habe angefangen; nein. fie ift von Ewigkeit im großen
Myfterio gewefen. aber nur als ein geifilich Spiel in fich felber.
DiezEreation oder Schöpfung ift daffelbe Spiel aus fich felber. als
ein Modell oder Werkzeug des ewigen Geifies. mit welchem er
fpieletz und ift eben als eine große Harmonie vielerlei Lautenfpiel.
welche alle in eine Harmonie gerichtet find. ' _
3. Dann das ewige Wort oder göctliaje Hall oder Stimme.
welcheiein Geifi ift. das hat fich in Formungen als in ein ausge
fprochen Wort oder Hall mit der Gebärung des großen Myfterii
eingeführet: und wie das Freudenfpiel im Geifte der ewigen Gebä
rung in fich felber ift. alfo ifi auch das Werkzeug. als die ausge
fprochene Form in fich felber. welches der lebendige Hall führer.
und mit feinem eigenen ewigen Willengeifi fchläget. daß es lautet
und hallet. gleichwie eine Orgel von vielen Stimmen mit einer
einigen Luft getrieben wird. daß eine jede Simme. ja eine jede Pfeife
ihren Ton'-giebt. und ifi doch nur einerlei Luft in allen Stimmen.
welche injeder Stimme hallet. nachdem das Infirument oder Orgel
gemacht ift. x
4. Alfo 'ifi in der Ewigkeit im ganzen Werk der göttlichen
Offenbarung nur ein einigör Griff. welcher der Offenbarer im aus- -
gefprochenen Hall. fowohl im fprewenden Hall Gottes ift. welcher
das Leben ift. des großen Mhfierii und alles deffen. was daraus
erboren ifi. er ift der Offenbarer aller Werke Gottes. ,
5. Alle englifche Königreiche find als ein zugerichtet Werk. als
eine-Offenbarung des ewigen Halles der Simmen Gottes. und find
als ein Particulnr aus dem großen Mhfterio. und find im göttlichen
ewigfpreahenden Wort. Halle oder Simme Gottes doch nur Eines.
denn ein einiger Geifi regieret das. Ein jeder englifajer Fürft i|
eine Eigenfchaft aus der Stimme Gottes. und trägetden großen
Namen Gottes. gleichwie wir deffen ein Bild an den Sternen am
Firmament haben. und an den Königreichen und Herrfwaften-auf
Erden unter allen Gefchlecljten. da jeder Herr feines Obern Titul
und untern Namen und Amt trägetz alfo auch die Sterne am
Firmament. die find nllefamt nur ein einig Regiment und haben
ihr fürfilich Regiment in Kraft unter fich. da die großen Sterne
den Namen und das Amt der Geftaltniffe im Myfierio der fieben
Eigenfchaften tragen. und die andern nach ihnen. als ein Particular
der Häufer oder Abtheilung. da ein jedes ift als eine fonderiiche
Harmonie oder 'Wirkung gleich einem Königreich; und gehet doch
alles in einer Harmonie. gleich einem Uhrwerke. das in einander
a
-* 454 *

geriäjtet ift. da alles in einander wirket. und behalten doch die


großen Firfierne ihre fonderliche Eigenfchaften in dem Wefen der
Wirkung. vornehmlich die fieben Planeten nach den fieben Eigen
fchaften der Oiatur. als eine Nachgebärerin des ewigen Myfierii
oder als ein Werkzeug des Geifies aus dem ewigen Myfterio.
6. Diefe Geburt des Gefiirns gebieret in den vier Elementen.
als in ihrem Leibe oder Wefen. Freud und Leid. ift doch in fich
felber alles fehr gut. allein die Verwandlung der Kreatur kommt
"aus der Luft. da die Kreatur den Grimm des Feuers in den Ei
genfchaften in die Höhe fühl-et. und aus der Gleichheit der Con
cordanz ausführet. -
7. Kein Ding ift bös. das, in der gleichen Concordanz bleibet.
denn das das allerböfefie mit feiner Ausführung aus der Concordanz
machet. das machet auch das allerbefie “in der gleichen Concordanz.
_Was da Leid machet. das machet auch in der Gleichheit Freude.
8. Darum kann keine Kreatur ihren Schöpfer befchuldigen.
daß er die habe bös gemacht: es ift alles fehr gut; aber mit feiner
Selbfierhebung und Ausgehung aus der Gleichheit wirds bös. und
führer fich aus der Liebe und Freudengefialtniß in eine peinliche Ge
ftaltniß ein. -
9. König Lucifer ftund in feiner höchften Freudenreich im An
fang feiner Schöpfung. aber er ging aus der Gleichheit aus. und
erhub fich aus der Concordanz in die kalte. finftere. feurifche Ge
bcirung._ aus ioelcher die hihige Feuersgebätung urftcindetz er ging
aus feiner Ordnung aus. aus der Harmonie. darinnen ihn Gott
fchuf. er wollte ein Herr über alles fein: alfo ging er auch in die
firenge Feuersherrfchaft ein. und ift nun ein Jnftrument in der
ftrengen Feuersmacht. auf welchem auch der allwefende Geift fchläget.
und auf feinem Infirument hallet. aber nach des grirnrnen Feuers
Eigenfchaft; wie die Harmonie. als die Lebensgeftciltniß in jedem
Dinge ift. alfo ift auch fein Hall oder Klang des ewigen Halles
darinnen. in den Heiligen heilig. und in den, Verkehrten verkehrt.
10. Alles muß den Schöpfer aller Wefen loben. die Teufel ihn
in der Macht des Grirnmes. und die Engel und Menfchen loben
ihn in der Macht der Liebe. *
11. Das Wefen aller Wefen ift tur ein einiges *Wefen. fchei
det fich aber in feiner Gebärung in zwfi Principia. als in Licht und
Finfterniß. in Freud und Leid. in Böfes und Gutes. in Liebe und
Zorn. in Feuer und Licht. und aus diefen zweien ewigen Anfängen in
den dritten Anfang. als in die Creation zu feinem eigenen Liebefpiel.
nach beider ewigen Begierde Eigenfchaft.
12. Alfo gehet jedes Ding in feiner Harmonie. und wird von
einem einigen Geifi getrieben. der ift in jedem Dinge wie _des
Dinges Eigenfchaft ift. und das ift das Uhrwerk des großen My
fterii der Ewigkeit in jedem Principio. nach des Principii Eigenfchaft.
'
x -...
455
x7

und dann nach der init-chenden Geftalt des zugeriehteten Inftruments*


derfelben Kreatur. und in allen diefen Anfängen.
13. Alles deffen. was zeitlich ift. ift der Tod das Scheideziel. _
da das Böfe mag zerbrechen; was aber aus den ewigen Anfängen
entftehet. und in feiner Harmonie und Lebensgeftaltniß in eine an
dere Figur eingehet. das gehet aus Gottes Harmonie. aus der wahren
Ordnung. darein es Gott gefchaffen hat. aus. und wird aus der
felben Harmonie ausgeftoßen in feine Gleichheit. als ein ungleiches
Spiel oder Klang in der großen und fmönen gleimftimmenden Har
nronie: denn es ift ein widerwärtiges. es führet andern Ton. Klang
und Willen. und alfo wirds in feiner Gleicl)heit eingeführet.
14. iind darum ift dem Teufel die Hölle zum Haus und
Wohnung gegeben worden. weil er feine Lebensgeftaltniß in Gottes
Zorn und in den Feuersgrimm der ewigen Natur eingeführet hat.
daß er das Jnfirument im ewigen Feuer Gottes feiz und alfo
fchläget der Zorngeift fein Inftrument. und muß dennoch zu Gottes
Ehe und Wunderthat ftehen. und das Spiel in des grimmen Zorns
Begierde und Eigenfchaft fein. ...ex
15. DerZorn und Grimm Gottes ift nun feine Freude.
nicht daß er zagete und traurete oder in Unmacht lebetez nein. fon
dern in großer Stärke und Feuerscnacht. als ein gewaltiger König
und' Herr. aber nur in derfelben Eigenfchaft. die er felber ift. als
im erften Principle) in der finftern Welt.
16. Alfoift uns ingleichen zu erkennen die englifche Welt.
als das andere Principium. da Gottes Licht und Klarheit in allem
Wefen erfcheinet. und der göttliche Hall oder Stimme in allen
i Kreaturen in der größeften Freudenreich aufgehet. da der Geift aus
dem göttlichen Halle eine Freudenreich und große immerwährende
Liebebegierde in denfelben Kreaturen und in allen göttlichen engli
fchen Wefen machet. Wie irn peinlichen Feuer ein Zittern der Angft
quaal ift. alfo ifi auch ingleichen im Liebe- und Lichtfeuer ein Zit
tern der Freudenreich. als eine große Erhebung der Stimme Gottes.
welche alfo in den Engeln und dergleichen Kreaturen. als in Seelen
der Menfchen eine große Offenbarung der göttlichen Freudenreich machet.
_17. Die Stimme Gottes führet ihre Freude durch die Kreatur.
als durch ein Jnftrument. immer und ewig aus. Die Kreatur ift
die Offenbarung der Stimme Gottes; was Gott in der ewigen Ge
bärung feines ewigen Worts aus dem großen Mhfterio des Vaters
Eigenfchaft ift. das ift die Kreatur in einem Bilde. als ein Freuden
fpiel. damit der ewige Geift fpielet. _
18. Alle Eigenfchaften des großen ewigen Myftezrii der Gebärung
aller Wefen find in den heiligen englif>)en und menfchlichen .Kreaturen
offenbar; und ift doch nicht zu gedenken. als ob die Kreaturen nur
fdille ftünden und fich der Herrlichkeit Gottes freueten. und nur in
Freuden zitierten: nein. fondern wie der ewige Geifi Gottes in dem.
- 456' 5

großen Myflerio der göttlichen* Gebärung von Ewigkeit in Ewigkeit


wirket. und die unendliche "und unzählbare Weisheit Gottes immer
offenbaretz* gleichwie die Erde immerdar fchöne Blumen. Kräuter
und Bäume. fowohl Metalle und Wefen gebieret. und je einmal
herrlicher. fiärker und fchöner hervor-dringet als das andrez und wie
bald im Wefen eines aufgehet. das andre unter. und eine immer
währende Nießung und Arbeit damit ift:
19. Alfo ift auch die ewige Gebärung des heiligen Myfterii
*-- :.jl1_gar großer Kraft und Wiederbringung. da je eine göttliche Frucht
der großen Liebebegierde neben der andern im göttlichen Wefen ftehet.
und ift alles wie ein Immerringen. ein Bluhen der fchönen Farben.
und ein lieblicher Geruch aus dem göttlichen Mercurio. nach der
göttlichen Natur Eigenfchaft. ein immer guter Gefchmack der Liebe
' aus göttlicher Begierde. -
20. Alles das. weffen diefe Welt ein irdifch Gleichnißund
Spiegel ift. das ift irn göttlichen Reich in großer Vollkommenheit
im geiftliäoen Wefen; nicht nur Geift. als ein Wille oder Gedanke.
fondern Wefen. körperlich Wefen. Saft und Kraft. aber, gegen der
äußeren Welt wie unbegreifliäj: denn aus demfelben geifilichen Wefen.
in lvelcljem das reine Element ift.- fowohl aus dem" finftern Wefen
im Myfierio des Grimmes.- als dem urfiand des ewigen lautbaren
Wefens. daraus die Eigenfchaften entfiehen. ift diefe fichtbare Welt -
erboren_ und gefchaffen worden als ein ausgefproäjener Hall.aus*dem
Wefen aller Wefen.
21. Nicht ift fie aus dem ewigen_ Wefen gemacht worden.
fondern aus dem Aushauchen des ewigen Wefens. aus Liebe und
Zorn. aus Böfem und Guten'. als eine eigene Gebärung eines
eigenen Principii in der Hand des ewigen Geiffes. .
22. Darum. alles was in diefer Welt ift. das ifi ein Fürbild
.der englifcijen Welt. nicht daß das Böfe. welches in diefer Welt
neben dem Guten zugleich o enbar ift. im Himmel offenbar feiz
nein es ifi gefchieden in zwei Principia. Im Himmel ift alles
gut; was in der Hölle bös. fowohl Angfi und Pein ift. das ift im
Himmel gut und eine Freude. denn es ftehet alles in der Lichtquaalz
und in der Hölle fiehet alles im Grimme in der' finftern Quaal.
23. Die Hölle. als die finftere Welt. hat auch ihre Gebärung
der Früchte. und ifi eben ein folches Wefen und Regiment in
ihnen als im Himmel. doch auf der Art der grimmen Eigenfchaft.
denn die feurifche Eigenfchaft machet in der Finfterniß alles bös.
und im Lichte alles gut; und ift in Summa in beiden ewigen
Welten alles Eines.
24. Aber Finfterniß und Licht fcheidet das. daß es als eine
Feindfchaft gegen einander ftehet. auf daß erkannt werde. was bös
oder gut. Freud oder Leid. fowohl Liebe_ oder Zorn fei: es i| nur e
.- 457 -
der Unterfcheid zwifchen der Lichtsliebebegierde und zwifchen der ,fin
fiern Zornbegierde.
25. Im urftande der ewigen Natur in des Vaters Eigenfchaft
im großenMyfierio aller Wefen ifis ganz eines: denn ift doch in
der englifchen Welt auch eben daffelbe einige Ferien aber inanderer
Quaal, als ein Liebefeuer, welches den Teufel undtder Hölle eine
Gift oder Zornfeuer ift, denn das Liebefeuer ift des Zornfeuers Tod,
Sterben und Feindfrhaft, es nimmt dem Grimm die Gewalt, und
das will der Grimm nicht. kann' auch nicht fein, denn wenn kein
Grimm wäre, fo wäre auä) kein Feuer und auch kein _Lichtz wenn
nicht der ewigeGrimm wäre, fo wäre auch nicht die ewige Freude.
Der* Grimmderwandelt fich im Licht in Freude; des grimmen Feuers
Wefen nach der Finfterniß erftirbet im grimmen Feuer. und gehet
aus demfelben Sterben auf das Licht- und Liebefeuer: wie das Licht '
aus der Kerze brenner, und in der Kerze ift das .Feuer und Licht
Ein Ding. *
26. Alfo ift das große Myfterium aller Wefen in derEwigteit
in fich felber Ein Ding; aber in feiner Auswickelung und Offenba
rung tritts von Ewigkeit in Ewigkeit in zwei Wefen. als in Böfes
und Gutes ein. Was einem Dinge bös ifie das _ift dem-andern
JULI .ii-„HÖJZ, ift, d*e'ä"W7l-i"7>jös)“Vinifjfie find *Wk darin gkicloqf
fen 'worte-tz aber den andern hdllifwen-_Kreaturen ift fie gut.
27*.*Alfo ift auch der Himmelden höllifchen Kreaturen bös. -
denn _er ift ihr Giftzund Tod, ein ewig Sterben und eine ewige
Gefängniß. Darumxfifis 'eine'**ei1oige Feindfchaft. und wird Gott
allein ein Gott nach dem Licht feiner Liebe genannt: er ifts wohl
alles felber. aber nach der Finfterniß fpricht er: Ich vin ein zorni
ger, eiferiger Gott. und ein verzehrend Feuerz jede Kreatur fo(l»in
ihrem Loco bleiben. darinnen fie ift in ihrer Schöpfung ergriffen
und in ein Bild formiret worden, und nicht aus derfelben Harmo
nie abweichen, oder wird zum Feinde des Wefens aller Wefen.
L8. Als denn die Hölle fowohl ein Feind des Teufels ift, denn
er ifi ein fremder Gafi darinnen„ als ein Meineidiger aus dem
Himmel: er will ein Herr fein in dem, darinnen er nicht gefchaffen
ift worden. Die ganze Creation fchilt ihn fiir einen meineidigen,
abgefallenen, falfchen Geift. der aus feiner Ordnung ifi abgetreten,
denn auch die Natur im Grimme fein Feind ift, ob er wohl der
felben Eigenfchaft ift, fo ift er doch ein Fremderund will Herr fein,
und hat doch fein Königreich verloren, und ift nur ein Hausgenoß
im Grimme Gottes. Der zu reich war. der ift zu arm worden; er
hatte alles „ als er in der Demuth fiund. und nun hat er nichts,
und ift darzu* im Schlund gefangen. Das ift feine Schande , daß
er ein König ift, und hat fein Königreich in Hoffart verfcherzet.
Die königliche Kreatur bleibet, aber das Regiment ift wegz aus
einem König ift ein -Nachrichter worden. Was Gottes Zorn ergrei
F
458
fet.. ami (|- er Richter. als* ein-Anmmnw Gottes Zinn'. der-danach
thun muß. was fein Herr will.
29» Diefem widerfpeicht die Vernunft ohne» g-uugiame Erkennt
niß. und faget: Gott ift allmarhtig und ,allwiffenih er hats gemacht
ucnd mit feinem Werk gethan. was er- wilir- wer wii(- mio dem
Hörhfien hadern? Ia. liebe Vernunft. ihr haft du den Braten.
lerne vorerfs das* A B." E' im großen Mhfierio.
30. Alles. was aus dem ewigen Willen iff. als das aus dem
großen. owjigew Myfierio aller_ Wefen urfkändet (als du find Engel' und
Seelen der Menfchen). das: fiehet in- gleicher Wage. in Bdfen* und
Guten.“ im freien Willen. als Gott felber. Wei-we- Begierde in der
Kreatur in die Qualified-ung aufgehet. .md die andere übertrifft. deffen
Eigenfchaft ift die Kreatur; gleich-wie eine Kerze ein Feuer aus fich
erbieret und aus dem Feuer den Wind. welchen Wind das Feuer
wieder in fich ziehen. und doch wieder von fin) giebet: und wenn diefer
Geifii vom Feuer und Licht ausgangen i|. fo ift er vom Feuer und
Licht frei: welehe Eigenfchaft er annimmt. deren ifi er.
- 31. Das erfiie Myfteeium. darinnen die Kreatur fiehet. iii!
das allwefende Myfteriumz und das andere in' ausgehenden Geift
ift fein Eigenthum und ein- eigener Wille. Hat doch ein jeder
Engel feinen eigenen Geifi. der aus feinem eigenen Myfierlo. welches
aus der Ewigkeit feinen urftand hat. 'ausgeboeen- wirdz warum wird
derfrlbe Geifr ein Verfuctier Gottes. und verfuchet das Myfierium.
welches ihn alsdann im Grimme fange-t. wie dem Lueifer gefchehen
ifiz er hatte den Zug zu Gottes Grimm und zu Gottes Liebe in
fich: warum bleibet 'er Griff (fo aus den beiden erboren wird).
welcher die Gleichheit des Geifies Gottes ifi. nicht in- feinem Sihe
in Gehorfam. als ein Kind der der Mutter in- Demuth?
ZLaSprichft du: er kann nicht. Das ift 'ein Grund. Ein
jeder Geift- fiehet an dem Ort. da er gefchaffen iii. in gleichem Ge
wicht. und hat freien Willen) er ift Ein Geift mit dem allwefenden.
ewigen Griff. mag er ihm. doch eine Luft in- dem a-llwefenden ewigen
Geifie fchöpfen. wie er will. in Gottes Liebe oder Zorn: worein -er
feine Luft ei-nfiihret. deffen Wefen und Eigenfchaft ernpfähet er im
großen Mhfierio aller Wefen. Die Geburt ift in Gott in Liebe
und Zorn offenbar. warum nichr auch in der Kreatur. fo aus Gotdes
Wefen und Willen. aus feiner Stimme und Halle in ein Bild ift
erfchaffen werden? Welche Eigenfchaft des 'Halles dia Kreatur in
fich eewecliet. diefelbe halle' und regieeet die Kreatur.
33. Got-res Wille zur Kreatur war dach nur Einer. als eine
allgemeine Offenbarung des Geiftes. wie ein jeder iin der Eigenfchaft
des ewigen Mzfierii ergriffen ward» Nun ward doch Lucifer in
guter englifcher Eigenfchaft ergriffen. das bezeugets gnug. .daß er
ein Engel* im Himmel warz aber fein eigener iii-körperlicher Willen
geifl fdhwang fich in die grimme Mutter. diefelbe in fich zu erwek
- 459 -
ken- und damit- ein Herr über alles Gefajdpfe zu fein: nun ifi dhch
der Willengeifi frei„ er »ift der ewige Urftand, er thut, was er will.
34. Darum. daß fich der Willengeifi, der doch aus Liebe und
Zorn, aus beiden ewigen Principien urfiändet. hat dem Grimme ein
gegebem mit welchem fich der Grimm empor und ins Regiment ge
fäywungen, und aus der gleichen Harmonie erhaben in. eine Ungleich
heit; fo mußte er in feine Gleichheit eingetrieben werden: das ift
fein Fall. und alfo ift auch aller böfe-n Menfchen Fall.
35. Nun zeucht die eigene Vernunft die Schrift an, da ge
fchrieben fiehet: Viel find berufen, aber wenig find auserwählet.
Match. 22, 14. Item: Iakob hab' is) geliebetund Efau gehaffetl Item
Hatnicijtein-TdpferMa-ljt, auseinemThonzu machen, was er will? 2c.
Rim'. 9. 13. 21. Ichfage auch alfo„ daßihrer viel berufen find, aber wenig
auserwcihlec: denn fie wollen nicht, fie fehwingen ihren freien Willen in
Gottes Zorm allda werden fie ergriffen. fo werden fie alsdann zu Kindern
des Zorns erwählet, da fie doch in Adam alle ins Paradeis und in Chrifio
in die Wiedergeburt berufen waren; aber fie wollten nicht, der freie
Wille wollte nicht, er fchwang fich in Grimm Gottes. der ergriff
ihn. alfo waren fie nicht erwählete Kinder: denn Gottes Liebe er_
wählet ihr nur die Gleimheit, alfo auch Gottes Zorn; und fiehet
doeh dem Gottlofen, welchen der Zorn Gottes ergriffen hat- die
Pforte der Wiedergeburt offen. Der Menfch hat den Tod in fich,
dadurch er mag dem Uebel abfterben. aber der Teufel nicht, denn er
war in die höchfte Vollkommenheit gefchaffen.
36. Alfo ifis auch mit Iakob und Efau. In Iakob war die
Linea Chrifti im ringenden Rade emporgefchwungen, und in Efau
der Fall Adams. Nun war doch Chrifitls darum in die Menfch
heit verheißen. den Fall Adams zu heilen. und den im Grimme ge
fangenen Efau vom Grimme zu erlöfen. Jakob bedeutet Chrifium,
und Efau Adam. Nun follte Chriftus Adam vorn Tode und Zorn,
darinnen er war ergriffen, erlbfen, Ifi aber Efau in Sünden blie
ben, das weiß ich nicht, auch faget das die Schrift nicht; der Se
gen gehöret Efau, das ift Adam , aber er verfcherzete ihn mit dem
Fall, fo fiel der Segen auf Iakob, das ift auf Chrifium. der follte
Adam und Efau fegnen. daß dern Adam und Efau das Reich und
der Segen wieder aus Gnaden gegeben würde. und dem Efau- ob
er fchon im Fluäie ergriffen ward, die Gnadenthür in Iakob, das
ifi. in Chrifto .offen fiünde.
37. So fprach Jakob, .das ift Chrifius, hernach. als er in
Adams Seele und Fleifch eintrat: Kommt alle zu mir her, ihr, die
ihr mühefelig und in Sünden beladen feid, ich will euch erquicken.
Match. 11, 28. Item: Ich bin kommen, die Sünder zur Buße
zu rufen; nicht Jakob, der bedarf es nicht, fondern Efau, der bedarf
es. und fo er (Efau) kommen ift, fo faget Ehriftus: Es ift Freude
im Himmel über ihnj mehr als über neunundneunzig Gerechte, die
.-460
der Buße nicht bedürfen. Luk. 15. 7. Mehr als über neunund
neunzig Jakob. die in Chrifti Linea find im Centro des Lebens
Aufgang ergriffen worden: über einen armenSünder. den der Zorn
im Centro des Grimmes Gottes in des Lebens Anfang ergriffen hat.
der zum Verdammniß erwählet ift. ift Freude. fo er mit der Sünde
des Todes wieder ins Sterben der Sünden eingehet. mehr als über
neunundneunzig Gerechte. die der Buße nicht bedürfen.
38. Wer find aber die Gerechten? Denn in Adam find wir
alleSünder worden. Antw. Diefe. welche die Linea Chrifti in
der Menfmheit in des Lebens Aufgang ergreifet. nicht daß fie nicht
könnten fallen -als Adam. fondern darum, daß fie in Chrifti Willen
geifi: im ringenden Rabe. da Liebe und Zorn in gleicher Wage fie
het. find ergriffen und zum Leben erwcihlet worden; als dem Jakob.
auch Jfaak und Abel gefchah. Aber diefe Linea follte Kains. Jf
maels und Efaus Prediger und Lehrer fein. und fie zur Buße und
Umwendung aus dem Zorne vertnahnenz und diefelbe Linea follte
fich in Adam. Kain. Jfmael und Efau in ihren Zorn (der in ihnen
»entzündet war) eingeben und dem Teufel den Stachel mit der Liebe
zerbrechen. daß Kain. Jfmael und Efau eine offene Thür zur Gnade
hätten. fo fie wollten umkehren und in Jakob fterben. das ift. in
Chrifti Tod eingehen. und der Sünde in Abel. Jfaak. Jakob und
Chrifto abfterben. fo folleirfie in der Auserwählung in Gnaden ein
genommen werden. -
39. Jakob nahm Efaus Stelle im Segen ein; warum gefchah
das? In Jakob war der verheißene Saame Abrahams und Adams z
aus diefer Linea follte der Segen auf den fündigen Adam und
Efau kommen. Jakob mußte mit Gottes Segen erfüllet werden.
daß er den zornigen Adam und Efau den Erfigebornen fegenez denn
in unferm Fleifch und Seele follte der Segen. als Chrifius. gebo
ren werden. auf daß des Weibes Saame könnte der Schlange den
. Kopf zertreten. -
40. Jn der Menicbheit mußte der Zorn erfäufet und gefiill
werden: nicht _ein Opfer that es. fondern ein Eingeben in den
Grimm. daß die Liebe den Grimm erfäufete. Jakob in Chrifio mußte
Efau in feinem Blute in der Liebekraft erfäufen. auf d'aß Efau auch
ein Jakob in Chrifio würde. Hätte aber Efau feinen BruderJa
kob nicht wollen annehmen. und um die erfie Geburt gezanket. das.
ift Adam in Sünden. der will und kann Chriftum nicht annehmen.
denn er foll und muß dem fündigen Fleifche und Willen abfterben.
Darum hat Efan immer Streit wieder Jakob geführet: denn Ja
kob follte ihn in Chrifto in feinem Blute erfäufen. das wollte der
böfe Adam in Efau nicht haben. er 'wollte in feiner Selbheit leben.
darum firitt er mit dem irdifchen Adam wider Jakob.
41. Als ihm* aber Jakob rnit feinem Gefchetike entgegenging.
Gen. Z3. 10. 11. das ift. da-Chrifius mit feinem Liebegefchenke
*- - 461
in die Menfchheit kam'. da fiel Efau feinem Bruder Jakob um
den Hals und weinete: denn als Ehriftus in die Menfchheit ein
ging. fo weinete Adam in Efau. und reuete ihn feiner Sünden und
feines Vorfaßes. daß er Jakob tödten' wollte; denn als Gottes Liebe
in der Menfchheit in Gottes Zorn einging. fo reuete den zornigen
Vater unfere Sünde und Elend; und Jakob mit feiner Demuth
trieb die weinenden Zähren aus feinem Bruder Efau. das ift. die
Liebe in der Menfchheit Ehrifii trieb das große Erbarmen aus und
durch den zornigen Vater. daß der zornige Vater mitten in feinem
entzündeten Grimme in der Menicbheit eine offene Thür der Barm
herzigkeit über Adam und alle feine Kinder auffchloß. denn feine
Liebe zetbracl) ihm.den Zorn. welche fich felber*in Tod fiellete. und
den armen Sündern eine offene Pforte im Tode zu feiner Gnade
machete.
42. Nun heißets ißo mit dem armen Sünder. welchen der
Zorn zum Verdammniß des ewigen Todes erwählet hat. daß er in
denfelben Tod eingehe. und in Ehrifii Tod der Sünde abfierbe. fo
erfäufet fie Ehrifius in feinem Blute. und erwählet ihn wieder zum.
Kinde Gottes. , * a?
43. Allhie ift die Berufung; Ehriftus rufet uns in feinem
Tode in fein Sterben. das will der- Sünder nicht. da ift nun im
Sünder der Streit. zwifäjen des Weibes Snamen und der Schlange
Saamen; welcher nun fiegec. der empfähet das Kind. Nun mag
der freie Wille greifen wo er hin will; beide Pforten fiehen ihm
offen. Viel. welche auch in Ehrifii Linea find. werden durch Luft.
als Adam auch that. in die Bosheit eingeführet. die find ja beru
fen." aber in der Wahl beftehen fie nicht. denn die Wahl gehet über
den. der von Sünden ausgehet. der wird auserwählet. der der Sünde
in Ehrifii Tod abftirbet. und in Ehrifii Auferftehung nuffiehet. der
Gott in Ehrifto annimmt. nicht allein in Munde. fondern in gött
licher Begierde im Willen und Gebären. als ein neu Feuergebären.
Das Wiffen ergreifets nicht. allein die ernfie Begierde. und Zerbre
wung des fündlieljen Willens. die begreifet es. '
44. Alfo ifts mit der Gnadenwahl. wie fie die Vernunft er.
kennet. kein genugfamer Grund! Adam ift in Ehrifto erwählet; daß
aber mancher Zweig am Baum verdorret. ift nicht des Baumes
Schuld. denn er entzeucht feinen Saft keinem Zweigem allein der
Zweig giebt fich mit der Begierde zu fehr aus fich. er laufet inieige.
.nem Willen. als von der Sonne und des Feuers Anzündung' wird
er ergriffen. ehe er fich mag wiederum in feiner Mutter Saft erho
len und Zquicken. Alfo auch der Menfch verdirbet unter der Bos
» heit der efellfchaft auf bdfen Wegen; Gott beut ihm feine Gnade
an. er foll Buße thun; aber die Gefellfchaft und der' Teufel führen
ihn auf den gottlofen Weg. bis er allzu hart im Zorn gefangen
wird. alsdann gehets fchwer zu. Er wäre wohl berufen; aber -er ift
- 462 - . * _ 1

bös; Gott erwcihlet ihm nur feine Kinder. Weil er bös i|.*)fo gehet
die Wahl über ihn hin: wird er aber wieder fromm. fo fähet-ihn die
Wahl wieder.
45. Alfo faget die Schrift: Viel find berufen. Macth.L0. 16.
aber wann die Wahl in Chrifti Leiden und Tod über fie .hergehen
fo find fie derfelben (wegen des eigen gefaßten böfen Willens) nicht
fähig. fo find fie alsdann nichtausevwählet. .fondern böfe Kinderz
alsdann heißets: Wir haben euch gepfiffen. und ihr habet nicht ge
tanzetz wir haben euch geklaget. und ihr habet uns nicht getröftet.
Match. 11. 17. O Jerufalem. .wie oft habeichdeiue *Kinder wollen
verfammeln. als eine Kluckhenne ihre Küchlein unter ihre Flügel.
und du haft felber nicht gewollt. Match. 23. 37. Es lautet nicht.:
Du haft nicht gekonnt. fondern nicht gewollt; .und weil fie in
Vos-heit der Sünden bleiben. fo können fie auchnicijt-, Gott will*
das Perlein nicht vor -die Säue werfen. fondern den Kindern. die
fich zu ihm nahen. denen giebt er das Perlen-i und fein Brot. - -.,_
46. Darum. wer“ Gott befehuldiget. der verachtet feine Barm
herzigkeit. die er in die Menfchheit hat eingeführet. und zeucht ihm
das Urtheil felber auf den Hals. ja auf fich in Leib und Seele.
47. Als xwill ich den Lefer treulich gewarnet und *ihm vor Au
gen geftellet haben. _was mir der Herr aller Wefen gegeben 'hatz
er mag fich von innen und außen 'in diefem Spiegel befehen. fo
wird er finden. wer er fei. 'Ein jeder Lefer wird feinen Nun dar
innen' finden. er fei gut oder bös; es ift eine faft helle Pforte des
großen Myfterii aller Wefen. Mit Gloffiren und eigener Wise folks
keiner in feinem eigenen Grunde ergreifen; aber den wahren Sucher
mags umfahen. und viel Nuh und Freude fchaffen. auch in allen
natürlichen Dingen -behülfliclj fein. fo er "fich wird recht darzu fchicken.
und in Gottesfurcljt frechen: welches doch die Zeit des Suchens ifi.
48. Denn eine Lille' blühet über Berg und Tha-l.
in allen Enden der :Erb-e: wer »da fuchet. der findet.
Amen.
])0 Mleotjoucz (Xratjae,

oder

p -von der Gnadenwahh»


oder *dem Wffken* Gottes über "die 'MenfchkjlÖ ' l
i

t) 6 Directions (Dreißiger.

oder

von der Gnadenwahl.

oder-dem -Willen Gottes über die Menfchen.


F

Das ift:

Eine kurze Erklärung und Einführung des' höchften


Grundes. wie der Menfcl) zu göttlicher Erkenntniß gelan
gen mögez ,
auch in. die Sprüche heiliger Schrift zu verftehen
find. welche vom gefallenen verderbten Adam. und dann
von der neuen Wiedergeburt aus Ehrifto handeln.
x Gefchrieben nach göttlicher Erleuchtung im Jahr 1623.

vollendet den 8. Febr. '.


/
,
-

Vorrede des Autoris an den Lofer.

“ Wenn die Vernunft höret von Gott reden. was er nach feinem
Wefen und Willen feiz fo bildet fie ihr ein. als fei Gott etwas
Fernes und Fremdes. welcher außer dem_ Orte diefer Welt. hoch
über dem Geftirne wohnez und-regiere alfo nur durch feinen Gciftz
mit einer allgegenwärtigen Kraft im Loco diefer Welt', feine Maje
fiät aber in Dreifaltigkeit, da Gott infonderheit offenbar fei, wohne
' im Himmel, außer dem Loco diefer Welt.
2. Und daher fällt fie auch in einen kreaturliclyen Wahn, als
ob Gott was Fremdes fei, und habe vor Zeiten der Schöpfung der
Kreaturen und diefer Welt, einen Rathfchlag in fich felber in feiner
Dreiheit durch die Weisheit gehalten, was er machen wollte„ und
worzu alles Wefen folle; und habe alfo ihm einen Fitrfarz in fich
felber gefchopft. wohin er ein jedes Ding ordnen wollte.
3. Aus welchem der fireitige Wahn entftanden ift vom Rath
ichlag fiber die Menfckzen. als hätte Gott aus feinem Fiir-fuß einen
Theil der Menfchen zum Himmelreich in feine heilige Wonne erfo
ren. und das 'ander Theil zur ewigen Verdammnißz in denen wollte
er feinen Zorn offenbaren, und hingegen an den_ andern. feinen Aus
erwählten, feine Gnade. und habe alfo aus feinem Fiirfah einen
Unterfcheid gemacht, feine Macht in Liebe und Zorn fehen zu laffenz
und derowegen miiffen alle Dinge nothwendig alfo gefchehenz und
werde das Theil des Zorns aus Gottes Fiirfalz alfo verfiockt und
verworfen. daß keine Möglichkeit mehr zur Hulde Gottes feiz hin
gegen in den andern keine Möglichkeit zur Verdammniß.
4. Und obwohl die heilige Schrift mit faft dergleichen Sprü
chen redet. auch die kreatfirliciye Vernunft mit einfiimrnetz welche
nicht verftehet. was Gott ifiz fo redet fie doch auch hingegen viel
mehr das Eontrariurm daß Gott nichts Böfeswolle, oder aus feinem
Fiirfaß gemacht habe. Diefe beide Conical-ia nun, wie das in fei
nem Grunde eigentlich zu verfiehen fei, wollen wir dem chriftliciren
unparteiifclnn Lefer, des Grundes und Wahrheit Suchern und Lieb
habern (fie zu einigen, und den wahren Verftand zu gründen) eine
l7. 30
466
kurze Andeutung geben narhzufinnen. und unfere empfangene Gaben.
wie das kann begriffen werden in- Gnaden des hbchften Gutes. ihm
zu erwägen. wohlrneinend darfkellen. Nicht der Meinung. Jeman
den dadurch anzugreifen. oder zu verachten. wegen feiner ergriffenen
Meinungz fondern zu chriftlirizer und brüderijclßer Vereinigung unfe
rer Gaben. die wir unter einander haben aus göttlicher Gnade.
5. Gleichwie_ die Aefie und Zweige eines Baumes einander
nimt »allerding-s ..nach in .der-Form fehen. und doch in einem eini
gen Stamme fieben. 'und einer dem andern Ens und Kraft giebet
und einführet. und fich doch in einem einigen Stamme alle erfreuen.
blühen und Frucht tragen. und keine Mlßgunfi wegen der Starke
und Ungleichheit ift. und ein jeder Aft zu feiner Frucht und Erndte
arbeitet; alfo auch mag es mit unfern ungleichen Gaben wohl auch
gefchehen. So wir nur unfere Begierde in die rechte wahre Mutter.
als in unfern Stamm. einführen. und je ein Afi des Baums dem
andern iinmerdar feine Kraft *in gutem Willen giebet. und uns
nicht iii-eine Selbheir und eigene Luft eigener Liebe (als in Hof.
fact. in Willens über die Mutter. in der wir fieben. und' über alle
ihre Kinderauszufahren. und ein eigener Baum fein wollen) einfüh
ren. noch auch des Teufels Gift (der Eigenheic und falfchen
_ rnagnetifchen Impreffion) in uns nehmen. daraus Streit und Wi
derwillen. auch Spaltungen und Trennungen entfiehenz da fich je
ein Zweig des menfchlicljen Baumes vom- andern abtrennet und ihm
fein E115 und Kraft nicht gönukk. auch für abtrünnig und falfch
ausrufetz fich 'aber nur felber als einen abtrünnigen Zweig feiner
Brüder im falfchen Glanze darfiellet und erkannt wird. daraus die
Viele der Strelle unter den Menfchen entfianden find
6. Denen allen ivollen wir andeuten. was des Streits uc
fprung fei. und woraus die Meinungen und Spaitungen natürlich
Arfiandenz auch andeuten. was der wahre Grund der Einigen Re
ligion fei. daraus fo viel Meinungen und Spaltungen entficinden
find. und woher das Eontrarium vom Anfange der Welt her fei
entftanden. zu mehrerem Verftande des göttlichen Willens. naar_
Liebe und Zorn. wie das altes gründlich zu verfiehen fei.
7. und xvermahne dewliebhabenden Lefer. fich in göttlicher De'.
muth in Gott und feine Mitäfie oder Bruder zu erfenkexi. fo rung
er unfern empfangenen tiefen Sinn und Begriff wohl ergreifen. und
von allen Irrungen in die wahre Ruhe (allda alle Dinge im *Wort
und Kraft Gottes inne ruhen) *eingekehret werden: und empfehlen
ihn der wirkenden Liebe im Ente Ehrifti. und unfern wohlgeneigtcn
Willen und Begierde in feinem Willen. Amen.
Von der Gnadenwahl.

Das 1. Kapitel.
Von demeinigen Willen Gottes, und von Ein
führung *feines Wefens feiner Offenbarung.
Was der einige Gott, fei.

_ Gott fpricht in Mofei in einer offenbarten Stimme zu dem


Volke Ifrael (unter welcher Stimme er fich aus feiner Verborgenheit in
einen offenbaren Schall, auf förmliche kreatürliaje Art einführte und
hören ließ, auf daß ihn die Kreatur mdche faffen): Ich der Herr,
dein Gott, bin ein Einiger Gott; du follfi keine andere Götter ne
ben mir ehren. Erod 20„ 5. Deut. 6, 4. Item Mofes faget: Der
Herr unfer Gott ift ein zorniger, eiferiger -Gott und ein verzehrend
Feuer. Item am andern Ort: Gott ift ein barmherziger Gott.
Item: fein Geifi ift eine Flamme der' Liebe. Deut. 4- 24. 31.
2. Diefe ist erzählten Sprüche fcheinen alles ein Contrarium
zu fein„ indem fich Gott einen zornigen Gott und ein verzehrend „
Feuer nenne-t, und dann auch eine Flamme der Liebe, welcher nichts
als allein gut fein kann, fonft wäre er nicht Gott, als das einige Gute.
3. Denn man kann nicht von Gott fagen„ daß er dieß oder
das fei, böfe oder gut, daß er in fich felber Unterfcheide habe; denn
er ift in fich felber naturlosf fowohl affect- und kreaturlos. Er hat
keine Neiglicljkeit zu etwas„ denn es ifi nicht-s -vor ihn), darzu er fich
könnte neigen, weder Böfes noch Gutes: er ift in fich felber der
Ungrund. ohne einigen Willen gegen die Natur und Kreaturx als
ein ewig Nichts; es ift keine Quaal in ihmf noch etwas, das fich zu
ihm oder von ihm könnte neigen. Er ift das Einige Wefen, und
ift nichts vor ihm oder nach ihm„ daran oder darinnen er ihm"kdnnte
30'
-7 468 -
einigen Willen fchöpfen oder faffenz er hat auch nichts. das-ihn ge.
bare oder gebez er ift das Nichts und das' Alles. und ifi ein Eini
ger Wille. in dem die Welt und die ganze Creation lieget. 'in ihm
ift alles gleichewig ohne Anfang in gleichem Gewichte. Maaß und
Zahl; er ift weder Licht noch Finfierniß. weder Liebe noch Zorn. fon
dern das ewige Eine; darum faget Mofes: Der Herr ift ein Eini
ger Gott. Deut. 6. 4.
4. Derfelbe ungründliGe. unfaßliche. unnatürliche und unkrea
türliche Wille. welcher nur Einer ift. und, nichts vor ihm. noch hin
ter ihm hat. welcher in fich felber »nur Eines ifi. welcher .als ein
Nichts und doch Alles _ifi. der heißet und ift der Einige *Goth _wel
cher fich in fich felber faffet .und findet. und Gott aus Gott ge
. bietet. .
5. Als namlich: der erfte unanfcingliche Einige Wille. welcher
weder böfe noch gut ift. gebieret infich das Einige ewige Gute. als
einen faßlichen Willen. welcher des ungründlichen Willens Sohn ifi.
und doch in dem unanfängliwen Willen gleichewigz und derfelbe
andere Wille ift des erfien-Willens ewige Empfindlichkeit und Find
lichkeit. da fich das Nichts in fich felber zu Etwas findet: und das
Unfindliwe. als der ungründliche Wille. gehet durch fein ewig Ge
fundenes aus. und führer fich in eine ewige Befchaulichkeit fei
ner felber.
6.* Alfo heißt dernngründliche Wille ewiger Vater; und der
gefaßte geborne Wille des Ungrundes heißet fein geborner oder ein
geborner Sohn. denn er ift des ungrundes Ens. darinnen fich der
Ungrund in Grund faffet. Und der Ausgang des ungründlichen
Willens. dura) den gefaßten Sohn oder Ens. heißet Geift. denn er
führer“ das gefaßte Ens aus fich aus in ein Weben oder Leben des
Willens. als ein Leben des Vaters und des Sohnes: und das Aus
gegangene ift die Luft. als das Gefundene des ewigen Nichts. da
fich der Vater. Sohn und Geift immer fiehet und findet z und hei
ßet Gottes Weisheit oder Befchaulichkeit.
7. Diefes dreifältige Wefen in feiner Geburt. in feiner Selbft
befchaulichkeit der Weisheit. ift von Ewigkeit je gewefen. und befißt
in fich felber keinen andern Grund noch Stätte. als nur fiel) felber;
es ift ein Einig Leben. und ein einiger Wille ohne Begierde. und
ifi: weder Dickes noch Dünnes. weder hoch noch tiefz es ift kein
Raum. befiset auch in fich weder Dickes noch Dünnes. weder Höhe
noch Tiefe. noch Raum oder Zeit noch Stätte. fondern ift durch
alles in allem. und dem: Allen doch als ein unfaßlia) Nichts.
8. Gleichwie der Sonne Glanz in der ganzen Welt. in allem
und durch alles wirket. und daffelbe Alles kann. boch der Sonne
.nichts nehmen . fondern muß fie leiden und mit der Sonne Kraft
toirken: auf folche Weife wird Gott betrachtet. was er außer der
Natur und Kreatur in fich felber. in einem felbfifaßlihen Chaos.
--
469 ,

außer Grund. Zeit und Stätte fei. da fiä) das ewige Nichts in*
ein Auge oder ewig Sehen faffet. zu feiner Selbfibefcjzaulich
keit. Empfindlimkeit und Findlichkeit. da man ni>)t fagen kann.
Gott hat zween Willen. als einen zum Bbfen. und den andern zum
Guten.
9. Denn in der unnatürlicljen. unkreatürlickien Gottheit ift
nichts mehr als ein einiger Wille. welcher auch der Einige Gott
heißt. der will auch in fich felber nichts mehr. als nur fich felber
finden und fnffen. und aus fich felber ausgehen. und fich mit dem
Ausgehen in eine Befchnulichkeit einführen. darinnen man die Drei
' heit der Gottheit. fammt dem Spiegel feiner Weisheit. als dem'
Auge feines Sehens. verftehetz darinnen alle Kräfte Farben 'und
Wunder und Wefen. in der ewigen Weisheit. in gleichem Gewichte
und Maaß. ohne Eigenfchaften verftanden werden. als ein einiger
Grund des Wefens aller Wefen; eine in fich felber gefundene,Lufi.
oder Begierde zu etwas. eine Luft zur Offenbarung und Findung
der Eigenfchaften. welche göttliche Luft oder Weisheit in fich felber
im erfien Grunde doch ohne Eigenfchaften ift. Denn tvären Eigene
fchaften.. fo müßte aua) etwas fein. das die Eigenfchaften gäbe und
verurfachtez nun aber ift keine Urfache zu den göttlichen Kräften
und zu der göttlichen Luft oder Weisheit. als nur bloß der einige
Wille. nämlich der einige Gott. weläzer fich in eine Dreiheit felber
einführet. als in eine Fnßlithkeit feiner felber; wel>)e Faßlichkeit das
Centrum. als das ewige gefaßte Eine ift. und wird das Herz oder
der Siß des ewigen Willens Gottes geheißen. da fich der Ungrund
in einem Grunde befißet. welches die eigene Stätte Gottes ift. und
doch in keiner Theiligkeit oder Schiedliwkeit. auch ganz unmeßlich.
ohne einige Form oder Gleichheit. denn es ift nichts darvor. damit
es möchte gegleichet werden.
10. Diefes Herz oder Centrum des Ungrundes ifi das ewige
Gernüth. als des Wollens. und h'at doch nichts vor ihm. das es
wollen kann. als nur den einigen Willen. der fich in dieß Eentrum
einfaffet. Es hat auch der erfte Wille zum Eentro nichts. das er
wollen könnte. als-nur diefe einige Stätte feiner Selbfifindlickikeit:
alfo ift der erfte Wille der Vater feines Herzens. oder der Stätte
feines Findens. und ein Befiher des Gefundenen. als feines einge
bornen Willens oder Sohnes. -
11. Der ungründliche Wille. welcher-der Vater und alles We
fens ein Anfang ift. gebieret in fich felber zu einer Stätte der Faß
lichkeit oder befiht die Stätte. und die Stätte ifi der Grund und
Anfang aller Wefen. und befißt hinwieder den ungründlichen Willen.
der der Vater des Anfangs zum Grund ift.
12. Alfo ift der Vater und fein Sohn (als die Stätte zu
einer Selbheit) ein einiger Gott. eines einigen Willens; welcher
einige Wille. in der gefaßten Stätte des Grundes. aus fich felber
470'
'
' .

aus der Faffung ausgehet. allda' er mit dem Ausgehen ein Geifi
genannt wird: und fcheidrt fich der Einige Wille des Ungrundes
mit der erften.. ewigen. unanfänglichen Faffung in dreierlei Wirkung.
und bleibet doch nur Ein Wille. Als der erfte Wille. fo Vater
heißt. der wirkt in fich den Sohn als die» Stätte der Gottheitz' und
diezStätte der Gottheit. welche des Vgters Sohn ift. wirket in fich
in der Findlitijkeit die Kraft der Weisheitz welche Krafte alle in dem
Sohne urftänden. und find allhie alle Kräfte doch nur eine einige
Kraft. und die ift die empfindliche. findlictje Gottheit in fich
felber. in einem einigen Willen und Wefen. in keiner Unterfchied.
iichkeit. *
13. Diefe gefundene. geborne und gewirkte Kräfte. als das
Centrum aller Wefen Anfänge. hauchet der erfie Wille (welcher Va
ter heißt) in der Empfindlichkeit feiner felber. aus der einigen Kraft.
welche fein Sitz oder Sohn ift. aus fich aus. auf Art. gleichwie der
Sonne Strahlen aus dem magifchen Feuer der Sonne aus fich
ausfchießen und der Sonne Kraft offenbaren; alfo ift derfelbe Aus
gangein Strahl der Kraft Gottes. als ein bewegend Leben der
Gottheit. da fich der ungründliche Wille hat in einen Grund einge
führet. als nämlich in eine wallende Kraft: diefelbe haucht der Wille
zur Kraft aus der Kraft aus. und der Ausgang heißt der Geifi
Gottes. und macht die dritte Wirkung. alsein Leben oder Weben
in der Kraft.
14. Die vierte Wirkung gefchieht nun in der ausgehauchten
Kraft. als in der göttlichen Befchaulicijkeit oder Weisheit. da der
Geifi Gottes (welcher aus der Kraft urftändet) mit den ausgehauch.
ten Kräften. als mit einer einigen Kraft- tnit fich felber fpielet. da
er fich in der Kraft in Formungen in der göttlichen Luft einführet.
gleich als wollte er ein Bild diefer Gebcirung der _Dreihein in einen
befonderen Willen und Leben' einführen. als eine Fürmodelun der
einigen Dreiheit. Und daffelbe eingemodelte Bild ift die Lu? der
göttlichen Befchaulicljkeit. und da man doch nicht foll ein faßlich
kreatürlich Bild. einer Umfchriebenheit verftehenz fondern die göttliche
Imagination . als den erfien Grund der Magiä. daraus die Crea
tion ihren Anfang und Urfiand genommen hat.
15. Auch wird in derfelben Inmodelung oder magifchen Faß
fung in der Weisheit das englifche und feelifche wahre Bild. Gottes
verftanden. davon Mofes faget. Gen. 1. 27. Gott fchuf den Men-l
fnjen in feinem Bilde. das ift. in dem Bilde diefer göttlichen Ein
modelung nach dem-Geifiez und zum Bilde Gottes fchuf er "rhn
- nach der Kreatur der gefchaffenen* leiblichen Bildlieljkeit: alfo auch
(Ö es mit den Engeln. nach dem göttliajen Wefen. aus göttlicher
eisheit zu verfiehen. Der kreatürliclje Grund aber foll hernach
angedeutet werden. darinnen die Eigenfchaften liegen.
K

* 471 Ä- » **'
.1,6. In diefer obhemeideten Erzihkuug verfieheir wie nun kur.
fummarifch, was Gott außer Natur und Kreatur fei, wenn er- i1'.
Mofa faget: Ich der Heu» dein Gott» bin ein Einiger Gott. Defien
*Na-me heißt in. der ienfttalifcben, Zunge (da fich diefe göttliche Ge
bärung in den Kräften der einigen Weisheit in eine Faffung de.:
Bildxtifi fejnec- felber einführen) Jehova, al.: eine-eingefaffete Lufi
des. Nichtz, in Etwns„ oder: das ewige Eine„ wetches etxyan möchte. .
auf eine Art entwocfen werden mit folcher Bildung Ö und, da es»
doch» kein meßlich oder abtheiiig Bud, &Tier Wefen, ift, fondern nur
dem: Gemüche alfo nacknufinucn.. - *
17. Denn diefe in fich fetbec-Inbilduug 'rfi weder groß ndth. 7
klein» und, hac- nirgend keinen, Axifang noäy :En-de: als nur wo fich
Gutes Luft 'm ein Wefen feiner Befchaulictxkeit einfuhtet, als in_
der Eeeationz in fiä) felber aber “ifi die Bildung unendlich und die
Fry-mung unurnfGrieben. GieiWe die Formung oder Einmodelung
yes ,menfchlichen Gemuthes. unmeßtich i.. einer immexwähreuqen
Form fiehe-tx da fich - unzählig viel Sinne mögen in dem Einigen
Gemiiyhe modeln und faffen, welche in der irdif>7en Kreatur deck
meifiemhejls aus der Phantafie des Stetnengemüthes urfiändem
und nicht aus den Kräften des innern Grundes der -göttkickzere
Weisheit. x „ *
18. Allhie wollen wir, nun den Leier- erinnern, wie daß Gott in
ficb felber- (fo viel er Gott außer Natkr- und Kreatur: heißet) nicht
mehr ats nuc- Einen Willen habe4 der ifi: daß er fich. felben giebec
und gehieret. Der Gott Jehova gebiet-et, nit-his als Gott.. das iii,
es. gebiet-et fich nut* ein Vettel» Sohn, und heiiixget: Geift, in_ die,
einige göttliche Kraft und Weisheit. -
19. Gleichwie die Sonne nur einen Einigen Wilken, hat, der
iii. daß fie "ieh iolbee giebet» und mit ihrer Begierde in all-m Qim
gen aufbringen und wächfeh und allem Leben Kraft und fich felber
einergiebet: alfo auch in gleichem ifi Gott außer, Natur *und Kreta*
tur das einige Gute.- dqs nichts als Gym oder das Gute.; geben
kann noch will. _ „
20, Er i| außer hey Natur di. größte Sanftmuth und .De
muth, dakinnen weder ein Wille zu guter noch böfec Neigliclyfeit
gefpüeet wie-dt dem) es ift weder Bößes noch Gutes vor ihm: er ift
Teide. das Einige ewige Gut-e, und ein Anfang alies-guken Wei-ms
und Witte-taz es ii? auch nicht möglickn daß fich etwas BSW-in -
ihn- fo viel er dqffecbe Einige Gut ifi- .könne eindevxgen: del-m er
ift allen Dingem was nach ihm ifi- ein Nizhts.- Er iii-Eine iqxich.
"tiber wlrkkjäiqy -wefentliäye -geifiliche. Kraft, die axllerhöcixfie einfäktfgfie _
Demuth: *und Wohkthttxy nämlieb ein Liebe-fühlen, Liebe. und Wohtx,
fchmeckenz -intz- Seni.. im- ffißen Gebe-rung ein Wohl- _und Gernehöeen.,
sc* 24. DemajjeS-infqs- Wlifieire-n in gleicher (Zone-MUM
und iik nichts aka um ein, liektiches Wal-let' des: heilig-it Geißes in *
- 472

der Einigen Weisheit-t Da kann man nicht fagen„ ein zorniger,


Gott, auch nicht ein barmherziger Gott, denn hierinnen ifi keine
Urfackze zum Zorn, auch keine Urfackie was zu lieben, de'nn er ift
die Einige Liebe felber, der fich in eitel Liebe in Dreifaltigkeit ein
fithret und gebieret.
22. Der erfie .Willm fo Vater heißt, lieber feinen Sohn, als
fein Herz feiner, Selbfloffenbarung, darum daß er feine Findliäzkeit
und Kraft ift; gleichwie die Seele den Leib lieber, alfo auch in
gleichem ift der gefaffete Wille des Vaters feine Kraft und geifilj
cher Leib: als das Centrum der Gottheit, oder des göttlichen Etwas,
darin der erfie Wille ein Etwas ift.
23. Und der Sohn ift des erffen Willens, als des Vaters
Demuth, und begehret hinwieder alfo mächtig des Vaters Willen,
denn er wäre ohne den Vater ein Nichts, und er wird recht des
Vaters Luft oder Begierde zur Offenbarung der Kräfte genennet,
als des Vaters Gefchmach Geruch, Gehön_ fein Fühlen und Sehen.
Und da man doch allhie nicht foll unterfcheide maäzen oder verftehen.
denn alle diefe Senfus liegen in gleichem Gewichte in der Einigen
Gottheit; allein deutet nur, daß diefe Senfus„ welehe im Grunde
der Natur urfiänden, in dem der Vater diefe Kräfte aus fich in
eine Schiedlicizkeit arisfprictit, urftänden.
24. Und der heilige Geift wird darum heilig und eine Flamme
der Liebe genannt, daß er die ausgehende Kraft aus dem Vater und
Sohn ift„ als das bewegende Leben im erfien Willen des Vaters,
und im andern Willen des Sohnes in feiner Kraft» und daß er ein
Formirer, Wirker und Führer in der ausgegangenen Luft des Vaters
und des Sohnes (als in der Weisheit) ift.
25. Alfo„ ihr lieben Brüder, ihr armem von Babel verwirreten
Menfchew welche euch durch des Satans Neid verwirret hat, rnerket
diefes; Wenn man euch faget von drei Perfonen der Gottheit, und
* vom göttlichen Willen: fo wiffet, daß der Herr unfer Gott ein Ei
niger Gott iii, welcher nichts Böies wollen kann noch will. Denn
wollte er etwas Böfes„ und' dann auch etwas Gutes in fich felber,
fo wäre eine Trennung in ihm, und fo müßte auch etwas fein. das
eine Uriache eines Eontrarii wäre.
26. So denn nichts vor Gott ifii fo mag ihn auch nichts zu
etwas bewegen: denn fo ihn etwas bewegte, fo wäre daffelbe ehe
und mehr als er felber, und dfirfte gefchehem daß Gott in fich felber
uneinig und zertrennt wäre; fo müßte auch daffelbe Bewegliche von
einem andern Anfange fein, dieweil fichs bewegte.
27. Wir aber fagen Euch in der Sage des Einen:
»daß Gottes Wefen (fo viel das der Einige Gott heißer) außer Grund,
Stätte und Zeit, in fich felber wohnend„ verftanden werde, und an
keinem Orte fonderlich betrachtet werde mit einer fonderlichen Wohne
oder Wohnung. Willft du aber wiffem wo Gott wohnen fo nimm
- 473 -

weg Natur und Kreatur. alsdann ift Gott alles. Nimm weg das
ausgefprochene geformte Wort. fo fiehefi du das ewigfprechende Wort.
das der Vater im Sohne ausfpricht. fo fiehefi du die verborgene
Weisheit Gottes.
28. Sprichfi du aber: Ich kann nicht die Natur und Kreatur
von mir wegnehmen. denn fo das gefchähe. fo wäre ich ein Nichts;
darum fo muß ich mir die Gottheit durch Bilde einmodeln. dieweil
ich fehe. daß in mir Bofes und Gutes ift. fowohl in der ganzen
Kreatur alfo verfianden wird.
29. Höre. mein Bruder. Gott fpracl) in Mofe: Du follfi dir
kein Bildniß machen einiges Gottes. weder im Himmel. auf Erden.
noch im Waffer. oder in 'Etwas anzudeuten. daß er kein Bild fei.
auch keine Stätte zu einem Siße bedürfe. und man ihn nirgend
an einem Orte fuchen folle. als nur in feinem geformten ausgefpco
chenen Worte. als im Bilde Gottes. nämlich im Menfchen felber.
wie gefchrieben fiehet: Das Wort ift dir nahe. nämlich in deinem
Munde und Herzen. Röm. 10. 8. und ift das der neichfte Weg
zu Gott. daß das Bild Gottes in fich felber allen eingemodelten
Bildern erfinke. und alle Bilde. Difputat und Streite in fich ver
laffe. und' an eigenem Wollen. Begehren und Meinen verzage. und
fich bloß allein in das ewige Eine. als in die lautere einige Liebe
Gottes erfente und vertraue. welche er nachdes Menfazen Fall in
Ehrifto. in die Menfchheit hat wieder einge-führer. '
30. Diefes habe ich darum etwas weitläuftig vorgebildet. daß
der Lefer den erften Grund verfiehen lerne. was Gott fei und wolle;
und daß er nicht einen böfen und guten Willen in dem Einigen. un.
natürlichen. unkreatürlimen Gatte fuche. und daß er aus den Bilden
von der Kreatur ausgehe. wenn er will Gott. feinen Willen und fein
ewigfprecijendes Wort betrachten; auch wenn er will betrachten. wovon
Bbfes und Gutes urftcinde. davon fich Gott einen zornigen. eiferigen
Gott nennet. daß er fich alsdann zur ewigen Natur. als zum aus
gefpromenen compactirten geformten Worte. und dann zur Natur
wende. als zur anfänglichen. zeitlichen Natur. darinnen die Creation
diefer Welt lieget.
31. Darum wollen wir nun den Lefer ferner von Gottes
Wort (das er aus feinen Kräften ausforiwt) berichten. und ihm
andeuten die Scheidung. als den Urftand der Eigenfchaften. daraus
ein guter und böfer Wille urftände. und zu was Ende folches un
vermeidlich fein muffez und wie alle Dinge in der Unvermeidlichkeit
fiehen. und wie die Bosheit in der Kreatur urfiände.
._ 474 -„

Das 2. Kapitel.
x

Vom Urftand Gottes ewigfprechenden Worten,


'Z
und von der Offenbarung göttlicher: Kraft, als
von Natur und Eigenfchaft.

c
-mDie kreatärliGe Vernunft fiehet in dem geformten* gefaßtem
.i auRgefproGenen Worte, darum ift fie ein bildlich Wefen, und denket.
immerdaw Gott fei aueh ein bildlich Wefen, der fiel) möge erzücnen
und in Eigenfchaften zum Vöfen und Guten einführen. Inmaaßen
fie ihr denn von diefem hohen Aktien( göttlicher? Willens hat eine
gebildeq Gott habe ihm 'vom Ewigkeit einen Fürfnß und Wahl
gemaÖr, was er mit' feinem Gefchöpf thun wollte, und hade. fich: -
alfo in eine Rache eingefiihret, auf daß er feine Liebe und Barker
herzigkeit an feinewAuserwählten könne und möge offenbaren; und
müffe alfo fein Grimm eine Urfache fein, daß feine Barmherzigkeit
erkannt werde; welches. alles im Grunde alfo ift, daß Gottes Zorn
feine Majefiät muß offen-darein gleiehwie das Feuer das Licht.
2. Abeiävon dem Willen Gottes, fowohl von der Schi-Mich
keit des geformten Wortes und der Kreatur, hat fie keinen rechten.
Begrifi. Denn hätte er jemals einen Rath. in fich gehalten. fich
* - ,alfo zu offenbareni fo wäre feine Offenbarung nicht von Ewigkeit
*außer Gemüthe und Stättez fo müßte auch derfelbe Rat-h jemals
einen Anfang genommen haben und müßte eine Urfach in der Gott.
_ heit gerne-fen fein„ um welcher willen fich Gott in feiner Dceiheit
bernthfchiaget hätte; fo müßten' auch Gedanken in Gott feim welsier
ihm aifoiin Gefiqltniß einmodelte, wie er wollte einem Dinge begegnen.
3. Nun ift er felber das/Einige und der Grund aller Dinge,
und das Auge aller Wefem und die Urfache aller Effenz: an' feiner
Eigenfchaft eniftehet Natur und Kreatur, was wollte er denn mit
fich felber rathfehlage-n, fo kein Feind vor ihm ift, und et allein,
felber alles ifH das Wollem Können und Vermögen.
R . 4. Darum follen wiri fo wir wollen von Gottes unwaudelbarem
Wefen einig und allein redem was er wolle, oder was er gewollthabe.
und immer wilh nicht von feinem Rathfchlage reden oder fagen, denn
es ift kein Rathfclnagen in ihm. Er ift das Auge allesSehens
und der Grund aller Wefenz er will und thut in fich felber immer
dar nur Ein Ding, als: er gebieret fich in Vater , Sohm heiligen
Griff, in die Weisheit feiner Offenbarnngz fon| will der einigh
*- 475 -
ungründliche Gott in fichfelber nichts, hat auch in fich felber um
mehrers keinen Rathfcljlag. Denn wollte er in fich felber ein meh
rers, fo müßte er demfelben Wollen z folches zu vollbringen, nicht
genug allmächtig feinz fo kann er auch in' fich felber nichts mehr,
als nur fich felber wollen: denn was er je von Ewigkeit gewollt
hat. das ifi er felber„ alfo ift er allein. Eines und nichts mehr: fo
kann auch ein-einig Ding mit ihm nicht fireitig werden, davon
ein Ralhfchlag entflünde. die Streite zu nnterfcijeiden.
5. Alfo ift auch von denen Dingen zu denken» welche aus
dem ewigen z 'unanfänglichen Grunde herrühren. daß ein jedes Dingz
das aus demewigen Grunde ifi. ein Ding in feiner eigenen Selb
heit fei, und auch ein eigener Wille. der nichts vor ihm hat. das
ihn- zerbrechen mag; .r führe fich denn felber in eine fremde Faf
fungein. welche dem erfien Grunde, daraus er ift entfianden, nicht
ähnlich fiehet, fo ifis eine Abtrennung vom Ganzen. Als uns denn
vom gefallenen Teufel und der Seele des Menfchen zu verftehen ift,
daß fich die Kreatur hat vom ganzen Willen abgebrochen. und in
eine eigene Eigenheit anderer Faffung (der göttlichen einigen Gebä
rung zuwider) eingeführet. Diefes aber zu verfiehen. müffen wir auf
die Haupturfache fehen. wie das hat mögen gefchehen.
6. Denn hätten fich nicht die Kräfte der einigen göttlichen
Eigenfchaft in Schiedlichkeit eingeführet. fo hätte das nicht fein mö- '
gem und wäre weder Engel. noch! andere Kreatur worden. auch
wäre keine Natur noch Eigenfchaft, und wäre ihm der unfiehtbare
Gott allein in der fiillen wirkenden Weisheit in fich felber offenbar,
und wären alle Wefen ein einig Wefen. da man doch nicht könnte
von Wefen fagen, fondern von einer in fich felber wirkenden Luft,
welche zwar in dem einigen Gott alfo nur ift, und nichts mehrers.
7. Wenn wir aber betrachten die göttliche Offenbarung in der
ganzen Creation in allen Dingen, und fehen an die Schriften der
Heiligen: fo fehen, finden und begreifen wir den wahren Grund',
denn Ioh. am 1, 1 -- 3. fiehet: Im Anfang war das Wort,
und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort; daffelbe
war im Anfang bei Gott: alle Dinge find durch daffelbe gemachh
und ohne daffelbe ift nichts gemacht. was gemacht ift.
8. In diefer kurzen Befchreibung lieget der ganze Grund gbtt
licher und natürlicher Offenbarung, im Wefen aller Wefen. Denn
Im Anfang heißt allhie der ewige Anfang im Willen des Un
grundes zum Grunde , als zur göttlichen Faffung. da fich der Wille
ins Centrum zu einem Grunde faffet, als zum Wefen Gottes. und*
fich einfiihret in Kraft, und aus der Kraft ausgehet in Geifi, und
im Geifie fich modelt in Empfindlichkeit der Kräftez alfo find die
felben Kräfte, welche alle in einer Kraft liegen. der Urftand des
Works. Denn der einige Wille faffet fich in der ewigen Kraft. da
alle Verborgenheit innen lieget. und haucljet oder fpricht fich durch
F
- 476- .4
die Kraft aus in Befchaulichkeitz und diefelbe Weisheit oder Be.
fchaulichkeit ifi der Anfang des ewigen Gemüthes. als der Umblik
kung feiner felber. das heißet nun: Das Wort war im Anfang bei
Gott und war Gott felber. '*
9. Der Wille ift der Anfang. der heißet Gott der Vater. der _
faffet fich in Kraft und heißt der Sohn. und das Ens der Kraft
ift die Scienz und Urfache des Sprechens. als der Effenz oder der
* Schiedlichkeit der Einigen Kraft. als die Austheilung des Gemüthes.
* welches der Geift mit feinem Ausgehen aus der Kraft fchiedlicl) macht.
10. Nun mö>)te aber kein Ausfprechen oder Scl)allen gefchehen.
denn die Kräfte fiehen alle in einer einigen Kraft in großer Stille;
wenn fich nicht diefelbe einige Lufi in der Kraft in eine Begierde.
als in eine Scienz oder Einziehen faffetez das ift. die freie Lu|
faffet fich in eine Scienz feiner felber. zu einer Formung der Kräfte.
auf daß die Kräfte :in eine Compaction zu einem lautbaren Halle
eingehen. davondie fenfualifche Zunge der fünf Senfuum entfiehet.
als eine innigliche Befchauung. Fühlung. Hörung. Riechung und
Schmeckung. welches doch. allhie nicht kreatürlicher. fondern nur auf
Art der erfien Empfindlichkeit und Feindlichkeit fenfualifcher Art foll
verfianden werden.
11. So heißt es alsdann allhie: das Wort (als die geformte
Kraft) war im Anfange bei Gott; denn allhie werden nun zwei
Wefen verftanden. als die ungeformte Kraft. das i| das J n. und
die geformte_ Kraft. die heißt das Bei. denn fie ift in das Etwas
zur Beweglichkeit getreten; das Jn ift fiille. aber das Bei-ift ge.
- faßt: und aus diefer Faffung und Scienz urftcinbet Natur und Kre
.iz atur. fammt allem Wefen. '
ihW-_M 12. Wir follen allhie unfere Augen des Verfiandes weit auf
-i
7.- thun. auf daß wir wiffen zwifchen Gott und der Natur zu unter;
..H-m *7 fcheiden. und nicht nur fagen: Gott will. Gott fchuf. Es ifi nicl)t
.W. >.-.„. H.

gnug. daß man mit dem heiligen Geifie gaukelt und heißet ihn einen
Teufel. wie die gefangene Vernunft thut. welcl)e faget: Gott will
das Böfe. Denn aller' böfer Wille ifi ein Teufel. als nämlich ein
felbfigefaßter Wille zur Eigenheit. ein abtrünniger vom ganzen
i
Wefen. und eine Phantafie.
13. Darum ich den Lefer hoch vermahne. unfern Sinn recht
zu ergreifen. und voneder Phantafie der Schlußreden (ohne den
wahren inniglichen Grund) fich zu meiden. wir wollen ihm allhie
den wahren Grund darfiellen. .
14. Verfiehet: Die Kräfte zum Wort find Gott. und die
Scienz. als das magnetifche Ziehen. ift der Anfang der Natur z nun
möchten die Kräfte nicht offenbar werden ohne diefe Begierde des
Ziehensz Gottes .Majefiäh in wirklicher Kraft zur Freude und Herr
lichkeit. würde nicl)t offenbar ohne das Anziehen der Begierde. und
wäre auch kein Licht.in göttlicher Kraft. wenn fich nicht die Be
i 477
gierde einzöge und überfchattere. darinnen der Grund der Finfierniß
i verftanden wird. welcher fich denn führer bis zu des Feuers Anzün.
i dung. allda fich Gott einen zornigen Gott. und ein verzehrend Feuer
nennet. da die große Schiedlickzkeit. auch der Tod. das Sterben.
und dann das große lautbare krearürliche Leben ,urftändet und ver
ftanden wird.
15. Wie ihr deffen ein Gleichniß in einer brennenden Kerze
'habet. da'das Feuer die Kerze in fich zeucht und verzehret. allda
das Wefen erfiirber. das ift. in dem Sterben der Finfterniß fich im
Feuer in einen Geift. und in eine andere Quan( (welches im Lichte
verftanden wird) transmutiretz da man in der Kerze kein recht fühlich
Leben verfiehet. aber mit des Feuers Anzündung fich das Ens der
i:
Kerze in die Verzehrung in ein peinlich fühlend Wehen und Leben
L
einführet. aus welchem peinliazen. fühlenden Leben das Nichts. als
16. Alfo
das Eine. ift unsgroßen
in einem auch von Gott fcheinlicl)
Gemach zu finnen.unddaßlichte
er feinen
wird. Wii- i

len darum in eine Scienz zur Natur einführet. damit feine Kraft
in Licht und Majeftcir offenbar und ein Freudenreich werde: denn '
wenn in dem ewigen Einen keine Natur entftünde. fo wäre alles
ftille; aber die Natur führer fiä) in Peinlichkeir. Empfindlichkeit
und Findlichkeit ein. auf daß die ewige Stille beweglich werde.
und die Kräfte zum Wort lautbar werden. Nicht daß darum das
Ewige peinlich werde (fo wenig als das Licht vom Feuer peinlich
wird). fondern daß die feurende Eigenfchaft in der Peinlichkeit die
fiille Luft bewege.
17. Die Natur ift der ftillen Ewigkeit Werkzeug. damit fie
formiret. machet und fcheidet. und fich felber darinnen faffet in eine
Freudenreich; denn der ewige Wille offenbaret fein Wort durch die
Natur. Das Wort nimmt in der Scienz Natur an fifbz aber
das ewige Eine. als der Gott Jehova. nimmt keine Natur an
fich. fondern wohnet durch die Natur. gleichwie die Sonne in den
Elementen. oder wie das Nichts im Lichte des Feuers. denn des
Feuers Glanz macht das Nichts fcheinend. und da man doch nicht
fagen foll ein, Otichtsz denn das Nichts ift Gott und Alles; allein wir
reden alfo. ob wir dem Lefer könnten unfern Sinn und Begriff geben.
18. Die Natur mit ihrem Urftande in der Scienz. als in
.der anziehenden Begierde. wird verftanden wie folget: ich will ein
Gleichniß fürfiellen vom Feuer und Lichte. damit der Lefer fich
möchte in den wahren Sinn und Verftand. in Beiftand göttlicher
Kraft einführen. f
19. Siehe an eine angezündete Kerze. fo fieheft du ein Gleichniß.
beides des göttlichen und aua) des natürlichen Wefens. In der Kerze
lieget alles unter einander in Einem Wefen. in gleichem Gewichte.
ohne Unrerfcheid. als das Fette. das Feuer. das Licht. die Luft.
das Waffer. die Erde; item der Schwefel. der Mercurius. das Salz
"'* ..... W ._
und das Oel. aus *welchem das Feuer. Licht. Luft und Waffer ur
ftändet-z *da ?kann man in der Kerze keinen Unterfcheid halten -u-nd
fagen: das ift-Feuer. das -ift Licht. das ift Luft. das ifk irdifcijz
man fiehtKei-ne uit-fache des (Schwefels. Salzes. noch Oelesz man
faget: es *ift ein Fettes, und-ift auch wahr. aber alle diefe Eigen.
* fchaften liegen darinnen. und doch in keinem Unterfchride der Er
kenntniß. denn fie» fiehen *alle in gleichem Gewichte in der Tem
peratur. “
'20. Alfo auch in gleichem ift uns zu erkennen von dem ewi
gen ?Ei-nem als ?von dem verborgenen. unoffenbaren Gotte. außer der
eroigen Scienz. das ift. außer feiner kräftigen Offenbarung feines
Wortes. Es Biegen 'alle 'Kräfte und Eigenfchaften in dem -unanfäng
lichen Gott Jehova in der Temperatur: aber indem der ewig.
Wille (welcher der *Vater Faller Wefen und alles tlrfiandes ift) fis)
in der Weisheit in einem (Gemüthe zu feinem Seloftfih und zur
Kraft einfaffet und :dnffelbe Jnfafien *aushcruchw fo faffet fich fein
Wille in dem Aushauihen feiner Kraft. in der Temperatur in dem
Ausgehen feiner felber. in eine Scie-n-z zur Schiediiehkeit. und zur
Offenbarung der Kräfte. daß in dem Einen eine--unendliaje Vielheit
der Kräfte. als *ein »ewiger 'Blick kerfcheine. auf daß das ewige Ein-e
fchiedlich. empfindlich. fühlend *und wefentlich fei.
21. und in diefer Scienz oder inziehenden Begierde (wie man
das etwan zum Verftande geben könnte) anfänger *fich die ewige
Natur. und in der Natur das Wefen. verfiehet ein geifilicl) Wefen.
als Myfterium Magnum. als der offenbare Gott (oder wieittan es
fehen -möchte. die göttliche Offenbarung). da die heilige 'Schrift von
Gott 'und von feinen unterfchieden redet. 'alsxGott ift gut. Gott ift
zornig und eifrig. Gott kann nichts Böfeswollen. Gott verftockt ihr
Herz. daß fie nicht glauben und felig werdenz item. es ift oder ge
fajieht kein -uebels in der Stadt. das der Herr nicht thut; -item.
darum habe 'ich dich erweckt. daß ich meines Zorns Macht an- *dir
erzeigetez item. die 'grenze Wahl des Guten und Böfen. und alles
deffen. dabon die Schrift redet; auch des großen Unterfcheides Bö
fen und Guten -in der Schöpfung. als da find-böfe und gute Krea
turen; item. in Metallen. Erden. Steinen. Kräutern. Bäumen und
Elementen. wie *zu fehen. das hat alles 'feinen Anfang und Ur
finnd daher. - „
22. Es ift in der Natur immer eines wider das andre gefeßt.
daß (eines des andern Feind fei. und doch nicht zu dem Ende. daß
fichs feindez fondern daß eines das andre im Streife bewege und in
fiflj offenbare. auf daß das Myfterium Magnum -in Sajiedliehkeiten
eingehe. und in dem ewigen Einen eine Erheblichkeit und Freuden
reich fei. auf daß 'das Nichts in und mit Etwas zu wirken und -zu
fpielm habe. nämlich der Geifi Gottes. welcher -fich 'durch die Weis-
heit-ihrer von ?Ewigkeit in ein folch geiftlicl) Mpfierium eingeführet.
k* -4-79
zu feiner Selbfibefrhaulimkeitz wela) Myflerium er auch in einen
Anfang zur Creation, und zur Zeit eingefiihret, und in ein Wefen
und Wehen der vier Elementa gefaffet, und das unfithtbare Geift.
liche mit und in der Zeit fithtbar gemacht. /
23. Wir zeigen euch deffen ein wahres Bild an der Welt, als
an Sonne„ Sternen und Elementen, und des Myfieriif daraus die
vier Elemente urficinden. Wir fehem daß die Sonne iqder Tiefe
der Welt leuchtet. und ihre Strahlen zimden das Ens der Erde an,
daraus alles wächfetz auch verftehen wir, daß [ie das Ens im My
fierio Magno als im Spiritu Mundi (nämlich im Sulphur, Sal
und Mercurio) anzfindet. darinnen das magifme Feuer eröffnet wird„
aus welchem die Luft. das Waffer und die Irdigkeit feinen Urftand
nimmtz das ift: das einige Element im Myfierio Magno der äußern
Welt, fcheidet fich darnach in vier Elemente e welche wohl zuvorhin
im Myfierio liegem aber fie ftehen in der Scienzl in der magneti
fehen Impreffion in einander im großen Myfterio verbot-gem und lie
gen in Einem Wefen. _
24. Nun gleichwie 'der Sonne Kraft und Strahlen das My.
fierium der' äußern Welt auffchließem daß Kreaturen und Gewärhfe
daraus gehen: alfo auch hingegen ift das Myfierium der äußern
Welt eine urfarkxe, darinnen fich der Sonne Strahlen auffchließen
und entzündet!: wenn nithtdas große Myfieriutm in Sulphur» Sale'
und Merrurim geifilicher-Art und Eigenfchaft, im Spiritu Mundi
_ (liga als in der Scienz der Sterne Eigenfrhaftery welche eine Quinta
Effentia über die vier Elemente ift; fo möchten der Sonne Strah
len nicht offenbar werden. Weil aber die Sonne edler und einen
Grad tiefer in der Natur ifte als das Myfierium der äußern Welß
nämlich als der Spiritus Mundi, in Sulphure, Sale und Mercu
rio, in der Quinta Effentia der Sternez fo eindringet fie fich in
das äußere Myfterium. und zündet das an, und auch hie-mit fich
felber, daß ihre Strahlen feurig werden, denn fonfr wären fienirht
fourig ohne die Scienz im Myfterio diefer Welt.
25. und wie nun die Sonne ihre Begierde heftig in die Scimz
ins Mhfteriuml als in diefe drei -erftem nämlich Sal, Sulphur und '
Mercurium. einführen fich in ihnen anzuzunden und zu offenbar-ent
alfo auch führet die Scienz ihre Begierde-mus der Quinta Effentia
der Sterne„ durch diefe drei erfiem als Sulphur-Z* Mercurium und
Sale alfo heftig gegen die Sonim als ihren Naturgott: welche eine
Seile des Myfkerii Magni in der äußern elementifcizen Welt ift„ als
eine Gleichniß des innern verborgenen Gottes.
26. Auch fiehet man, wie die Sterne alfo gierig und hunggrjg _
nach der Sonne Kraft findh daß fie ihre Scienz und Begierde,
ntagnetifrlyer Art im Spiritu Mundß in die drei erfien einführen
und der *Sonne Kraft in fich ziehen; hingegen -fich die Sonne auch
mächtig iu fie eindringet, ihre Scienz zu empfahen: derowegen fi.
...480._
aus der Sonne Kraft ihren Schein habem daß fie hinwieder ihre
angezündete Kraft, als eine Fruchh in die vier Elemente einwerfenr
und alfo in einander qualificirem und je eines des andern Offenba
rung„ auch Kraft und Leben ifi„ fowohl auch des andern Zerbre
chung, auf daß nicht eine Eigenfchaft iiber die andern alle auffieiget.
27. Alfo_ hat es der Höchfte alfo in eine Gleichniß nach feinem
eigenen Wefen, aus feinem ewig fprechenden Wortef aus dem ewi
gen großen Myfterio (welches ganz geifilick) ifi) in eine Zeit gefpro
chenf und das ewige in einer Zeit mit einer Figur dargeftellett in
welchem alles kreatitrliche Leben urfiändeß auch darinnen fein Regi
ment fiihretz ausgenommen die Engel und ewigen Geifter, fowohl
_ die rechte innere Seele des wahren Menfchenz diefe haben ihren Ur
ftand aus der ewigen unanfänglichen Scienz oder Natur, wie her
nach foll gemeldet werden. .
L8._Nun berfiehet dieß angezogene Gleichniß: Gott ilt die
ewige Sonne. als das ewige einige Gute; er toäre aber außer der
ewigen Scienz, als der ewigen Natur„*mit feiner Sonnenkraftr als
der Majeftät, nicht offenbar ohne die ewige geifiliche Natur. Denn
es wäre nichts außer der Naturf darinnen Gott in feiner Kraft
könnte offenbar feinr denn er ifi* der Anfang der Natur„ und ffih
ret fich doch nicht darum aus dem ewigen Einen in einen ewigen
Anfang zur Natur, daß er will etwas Böfes feinz fondern daß feine
'Kraft möge in Majefiät, als in Schiedlimkeit und Empfindlichkeit
kommem und daß ein Bewegen und Spiel in ihm fei„ da die Kräfte
mit einander fpielen und fich in ihrem Liebefpiel und Ringen alfo
felber offenbaren, finden und empfinden, davon das große unmeßliche
Liebefeuer im Bande und in der Geburt der heiligen Dreifaltigkeit
wir-kend fei. '
29. Deffen geben wir euch noch mehr Gleichniß am Feuer
und Lichte: das Feuer deutet uns an in feiner Peinlichkeit die Na
tur in der Stienz, und das Licht deutet uns an das göttliche Liebe
feuerz denn das Licht ift auch ein Fetten aber ein gebendes Feuer,
denn es 'giebet fich felber in alle Dinge, und in feinem Geben ift
Leben und Wefen, nämlich Luftt und ein geifilick) Waffer, in wel
chem ölifchen Waffer das -Liebefeuer des Lichts _fein Leben führet,
denn es ift des Lichtes Speifez fonft fo das Licht follte eingefperret
werden und das geiftlickie Waffer von der feurenden Art fich nicht
fcheiden möchte, und fich in fich mit dem Nichts, als mit dem Un
grunde refolviren folltey fo erlöfcloe das Licht: indem fichs aber mit
dem Ungrunde (darin doch der ewige Grund lieget) refolvire.t„ als
mit der Temperatuw da die Kräfte alle in einer liegenz fo zeucht
das Licht- oder Liebefeuer daffelbe geifiliche Waffer (welches vielmehr
in der Refolvirung ein Oel oder Tinctur wird, als eineKraft vom
Feuer und Lichtsglanz) wieder in fich zu feiner Speife.
l'
- 481_ -
30. Und allhie liegt das größte Arcanum. geifilirh zuleffen, _

. Lieben Söhne. ob ihr das wüßtet. fo hättet ihr den Gund alle.
Heimlichkeit und des Wefens aller Wefenz und von* diefem fagce
uns Ehrifius. er wollte uns Waffer des ewigen Lebens geben. das
wurde in uns in einen Quellbrunnen des ewigen Lebens quellen.
Ioh. 4. 14. nicht das äußere vom äußern Lichtfeuer. fondern das
innere.ifi. vom göttlichen Lichtfeuer erboren.
Bild deffen das äußere i ein

31. Alfo wiffet und verftehet dießj Gleichniß: Das ewige einige
Gute. als das Wort der heiligen mentalifchen Zunge. welches der
allerheiligfie Jehova aus der Temperatur feines eigenen Wefens
in die Scienz zur Natur fpricjzt. das fpricht er nur darum in eine,
Scienz der Schiedlimkeit. als in eine Widerwärtigkeit. daß feine hei.
ligen Kräfte fchiedlicl) werden . und in den Glanz der Majefiät kom
men. denn fie miiffen durch die feurende Natur offenbar werden.
Denn der ewige Wille. welcher Vater heißt. fuhr-et fein Herz oder
Sohn. als feine Kraft. durch das Feuer aus in einen großen Tri
umph der Freudenreich. z - _z
32. Im Feuer ift der Tod: als das ewige Nichts erftirbet im
Feuer. und aus dem Sterben kommt das heilige Lebenz nicht daß
es ein Sterben fei. fondern alfo urfiändet das Liebeleben aus der
Peinlichkeit. Das Nichts odcr die Einheit nimmt alfo ein ewig
Leben in fich. daß es fuhlend fei. und gehet aber wieder aus dem
Feuer aus. als ein Otichts. wie *wir denn fehen. daß das Licht vom
Feuer ansfcheinet. und doch als ein Nichts. als nur eine liebliche.
gebende. wirkende Kraft ifi.
33. Alfo verftehet (in der Scheidung der Scienz. da fich Feuer
und Licht fcheidet) mit dem Feuer die »ewige Natur. Darinnen,
fpricirt Gott. daß er ein zorniger eiferiger Gott und ein verzehrend
Feuer feiz 'welches nicht der heilige Gott genannt wird. fondern fein
Eifer. als eine Verzehrliciokeit deffen. was die Begierde in die Schied
lichkeit in der Scienz in fich faffet.
34. Als da fich eine Schiedlicirkeit in der Scienz. in einen
eigenen Willen. über die Temperatur auszufahren erhebet. fich infaf
fet und fich vom ganzen Willen abbricht. und in die Phanrafie ein.
fithretz wie Herr Lucifer. und die Seele Adams gethan haben. und
noch heute in der menfchlichen Scienz und in der feelifchen Eigen
fchaft gefehlt-ht. daraus ein Difielkind. falfcher Scienz (teuflifcher
Art) geboren wird. welche der Geift Gottes kennet. von welchen
- Ehriflus fagete: Sie wären nicht feine Schaafe. Joh. 10. 26.
Item. daß der allein Gottes Kind fei. deffen Seele nicht vom
Fleifch noch Blut. noch von dem Willen eines Mannes (allein)
fondern von Gott. das ifi. aus rechter göttlicher Scienz. aus der
Temperatur. als aus der Wurzel des Liebefeuers entfproffen 'fei.
Ioh. 1. 13. In welche verderbte adamifche Scienz Gott fein Liebe
[7. 31
. „F"

t
482
feuer in Ehrlfto wieder eingeführet. undwieder in des Lichtes Tem
peratur. als in des Lichtes Scienz. eingewurzelt hat; davon hernacl)
foll weiter gehandelt werden. .
Z5. Und wie wir nun in der Feuersanzundung zwei Wefen
verftehen. als eines irn Feuer. das andre im Licht. und alfo zwei
Principia: alfo ift uns auch von Gott zu verliehen. heißtal
lein Gott nach dem Lichte. als in den Kräften des LichtesÄdä gleich
auch die Scienz innen offenbar ift. und auch in unendlicher Schied
lichkeit. aber alle im Liebefeuer. da alle Eigenfchaften der Kräfte the
ren Willen in Einen. als in die göttliche Temperatur geben. da in
allen Eigenfchaften nur ein einiger Geift und Wille regieret. und
fich die Eigenfchaften alle in eine große Liebe gegen einander und
in einander begeben. da -je eine Eigenfchaft die andere in großer feu
rifcher Liebe begehret zu fchmecken. und alles nur eine ganz liebliche.
in einander inquallirende Kraft ift. und aber fich durch die Schied
liclokeit der Scienz in mancherlei Farben. Kräften und Tugenden
einführen. zur Offenbarung der unendlichen göttlichen Weisheit.
36. Wie-wir deffen ein Erempel an der blühenden Erde ha
ben. an den Kräutern. da aus der Scienz der Temperatur. aus dem
guten Theil fchöne liebliche Früchte wachfen. und dat-gegen aus der
Scienz der feurifchen Natur. mit Einfaffung des Flums der Erde.
(indem fie der Herr wegen des Menfchen und Teufels Falls hal
den verflucht. und zu einem Abt-reiben auf feinen Teft vorbehalten
hat).eitel böfe. ftachlichte. diftlicizte Früchte wachfen. welche doch noch
f
Z *Fin Gutes in fich habemfwegen ihres Urftandes. da in der Quinta
Effentia die Temperatur noch innen lieget. und auch am Ende
foll'
gefchieden werden.
i 37. Und follen es an diefem Orte recht verftehen. daß in der
göttlichen Kraft. fo viel Gott Gott heißet. alsim Worte der göttli
,chen Eigenfchaften. kein Wille zum Böfen fein könne. auch keine
Wiffenfwaft vom Böfen innen fei. fondern nur bloß in dem ift die
Erkenntniß Gutes und Böfes. da fich der ungrlmdlime Wille in die
feurifche Scienz fcheidet. da der natürliche und kreaturliche Grund
innen lieget.
38. Denn aus der göttlichen Liebefcienz mag keine Kreatur
einig allein befiehen und geboren werden. fondern fie muß den feu
rifchen Triange( der feurifwen Scienz. nach der Peinlichkeit. in fich
haben. als nämlich einen eigenen Willen. welcher ein Particul. als
eine ausgehauchte Scienz. und als ein Strahl vom ganzen Willen.
aus der Temperatur des erfien' ungründlichen Willens ausgehet., da
fich das Wort der Kräfte im Feuer fcheidet. und aus dem Feuer
wieder in das Licht. : -
39. Alida urftänden die Engel und Seele des Menfchen. als
aus der feurifclyen Scienz des Anfanges der ewigen Natur. da fich
derfelbe Strahl der feurifmen Scienz wieder foll in die Lichtstempe
* 483
__ X X

ratur eineignen, als in das Ganzez fo iffet fie von der heiligen


Tinctur des Feuers und des Lichts. nämlich aus dem geifilichen
Waffer. *darin das Feuer ein Freudenreich wird.
40. Denn das Geiftwaffer ift eine tägliche Ertddtung der feu
rifcljen Scienz. dadurch die feurifche Scienz mit dem Liebefeuer eine
Temperatur wird.- fo ift alsdann auch nur ein Einiger Wille darin
nen. als nämlich. alles das zu lieben. das in diefer Wurzel fiehetz
wie folches von den Engeln Gottes. auch von der Seligen Seelen
verftanden werden foll. welche allefammt ihren Urftand aus der Feuers
fcienz haben. in welcher Scienz das Licht Gottes fcheinet. daß fie
einen fteten Hunger nach göttlicher Kraft und Liebe haben. und ih
rem Feuer die heilige Liebe zu einer Speife einführen. dadurch der
feurifme Triangul in eitel Heiligkeit und Liebe. in große Freude ver
wandelt wird. Denn ni>)ts ift oder beftehet ewig. es habe denn
feinen Urfiand aus dem ewigen unanfcinglicljen Willen. aus der
feurifcljen Scienz des Worts Gottes. wie hernach foll gemeldet
werden.

Das 3. Kapitel.
Von der Einführung der feurifchen Scienz in
Geftaltniß zur Natur und zum Wefen; wie fich
die Scienz in Feuer einfiihre. was das fei. und
wie die Vielfältigung entfiehe.

Die Pforte des großen Myfterii aller Heimlichkeiten.

Als der theure Mofes die Schöpfung der Welt befchreibet.


fpricht er. Gott habe gefprocljen: Es werde! Gen. 1. 3. fo fei es
worden; und dann fpricht er: Im Anfang fchuf Gott Himmel und
Erde. Gen. 1. 1. und Ioh. 1. 1. 2. ftehet: Gott habe alle Dinge
aus feinem Worte gemacht. *
2. In diefem lieget nun der Grund und tiefe Verfiand: denn
von Ewigkeit ift nichts als nur Gott in feiner Dreifaltigkeit in fei
ner Weisheit gewefen. wie vorn gemeldet. und darinnen die Scienz.
als das Sprechen. aus fich Aushaucljen. Faffen. Formen und in
Eigenfchaften Führen. Das Faffen ifi das Schuf. und die .Scienz
(als. die Begierde) ift der Anfang aus! der Temperatur zur Unter
31' *
__B

» - 484- X

fchieblichkeitz 'denn derganze-Grund lieget in dem. da gefaget wird. Gott


- fchuf durchs Wort. Das Wort bleibet in Gott. und gehet mit der
Scienz (als mit der Begierde) aus fich aus in eine Theilung. die
ifi alfo zu verliehen: die.Scienz ift ewig im Worte. denn fie ur
fiändet im Willen. im Worte ifi fie Gott. und in*der Theilung.
als in der Faffung. ififie der Anfang zu der Natur)

I Die erfte Species Natura. -"


Z. Der Natur erfie Gefialt ififHerb e. als die* Faßlimkeit fei
ner felberz ihre Gefialrnifie. fo in ihrer Jnfafiung entfiehen. find
diefe: als erfiens Finfierniß. denn die Fafiung überfcl)attet den freien
Willen in der Scienz', zum Zweiten ift es die Urfacl) der Härtigkeit.
denrddas Angezogene ifi hart undrauh. *und foll doch im Ewigen
nur Geift verfianden werden; zum Dritten ift es eine Urfach der
Schärfe. zum Vierten eine Urfach der Kälte. als der kaltfeurenden Ei
genfchaft; zum Fünften eine urfach aller Wefenheit. oder Begreifliwkeit.
und ift irn Myfierio Magno die Mutter aller Salze. und eine Wur
zel der Natur. und wird im Myfterio mit einem Wort Sal genannt.
als eine geiffliche Scharfe. der Urftand Gottes _Zornes. auch der Ur- z
fiand der Freudenreich.

Von der zweiten Specie' Natura(


4. Die zweite Gefialt in der Scienzift der Stachel der Em
*pfindlimkeim als das Ziehen felber. davon das Fühlen und
die Empfindlichkeit urftändet; denn je mehr fich die Herbigkeit 'im
preffet. je größer wird' diefer Stachel. als ein Wüther. Tober und
Zerbrewer. Seine Theilung in Gefialtniffen find diefe. als: Bitter.
Wehe. Pein. Rügen. Anfang des Widerwillens in der Temperatur.
feine urfach des Geiftlebens. auch eine“ Urfach des Quallens. ein
“Vater oder Wurzel des mercurialifchen Lebens in den Lebhaften und
Wachfenden. eine urfacl) der fliegenden Sinne. auch eine Urfach der
erheblichen Freuden im Lichte. und eine urfach der feindlicl)en Wi
derwärtigkeit in der ftrengen Jmpreffion der Härtigkeit. daraus der
Streit und Widerwille entfiehet. '

Von der dritten Specie-Naturä.


5. Die dritte Gefialt in der Scienz ift die An gft. welche in
ber Widerwärtigkeit der Herbigkeir und fiachlichten Bitterkeit entfie
het. als ein Ens des Fühlens. der Anfang der Effenz und des .Ge

.1.......I
..4g5
müthes. eine Wurzel des Feuers und aller Peinlichkeit. ein Hunger
und Durft nach der Freiheit. als nach dem ungrunde. eine Offen
barung des ewigen. ungründlichen Willens in der Scienz. da fich
der Wille in geiftliche Gefialtniß einführet. auch eine urfache des
Sterbens. als die Geburt des Todes. da doch nicht Tod. fondern
der Anfang des Naturlebens entfiehet. und ift eben die Wurzel. da
Gott und Natur unterfchieden wird. Nicht als eine Abtrennung.
fondern wegen der Temperatur in der Gottheit. daß allhie das laut
bare fenfunlifche Leben entftehet. daraus die Creation ihren urftand
genommen hat.
* 6. Diefe drei obgemeldete Geftalten. als Herde. Birrerftacljel
und Angft. find die drei erften in der Scienz des Einigen Willens.
welcher Vater aller Wefen heißt. und nehmen ihren Grund und Ur
fiand in der Scienz. aus der Dreiheit der Gottheit.
7. Nicht zu verftehen. daß fie Gott find; fondern feine Offen
barung in feinem Wort der Kraft. als erftens Herbe. weläyes der
Anfang zur Stärke und Macht ift. als ein Grund. daraus alles
kommt und urftändet. aus des Vaters Eigenfchaft im Worte.
8. Zum Zweiten der bittere Stachel. als des Lebens Anfang.
hat feinen Urftand aus des Sohnes Eigenfchaft aus dem Wort;
denn es ifi eine Urfach aller Kräfte und Schiedliwkeiren. auch des
Redens. Verftandes und der fünf Sinne.
9. Zum Dritten die An gfi. die urftändet aus des heiligen Gei
ftes Eigenfchaft im Worte. denn fie ift die Urfach beider Feuer. als
des Lichtes Liebefeuers und des peinlichen Feuers der Verzehrliwkeit.
und der wahre urftand des gefundenen kreatürlichen Lebens. auch des
Sterbens zu Freud und Leid. die Wurzel alles Lebens. aus der
Scienz des einigen ewigen Willens.- * -
10. Diefe drei erften werden in der Creation im Natur-leben.
nach der Eompaction in der Schöpfung. Sal. Sulphur und Mer
curius genannt. da fich das Geiftleben hat in eine fichtliche begreif
liche Mcieriam eingeführet. welche Materia in allen Dingen ift. als
in den Lebendigen im Fleifche. und in den Wachfenden der Erde.
beides fpiritualifch und corporalifch. nichts ausgenommen. denn alle
Wefen diefer Welt fiehen darinnen. wie folches vor Augen und den
Erfahrenen bekannt ifi.
11. Denn alfo hat fich die unfichrbare. als die geiftliche Welt.
mit diefen drei erften Geftalten in ein fichtbar. greiflich Wefen ein
geführet. als nach den Geiftern geifilich. und nach den Körpern be
greiflich. Auch urftändet die ganze Erde mit allen Materien daraus.
fowohl das ganze Geftirn mit den Elementen. Jedoch muß man
weiter fehen. und durch alle fieben Geftalten gehen. wenn man die
Sonne. Sterne und Elemente andeuten will. wie ferner folget.
-- 486 -
Von der vierten Specie Natura.
' 12. Die vierte Gefialtin der Scienz aus dern Einigen Willen
i| nun des FeuersAnzündung, da fie; Licht und Finfterniß
fcheiden, ein jedes in ein Principium, denn allhie ift des Lichtes
Urflandy fowohl des rechten Lebens in der Empfindlichkeit der drei
erften, auch der rechten Scheidung zwifchen der Angft und Freude,
und dieß gefchiehet alfo:
13. Der erfte Wille in Dreifaltigkeid welcher Gott (außer der
Natur und Kreatur) heißet, faffet fiä) in fich felbem zu feinem eige
nen Silz in der Gebärung der Dreiheit mit der Scienz„ und füh
ret fich in Kraftz und in der Kraft in das gebärende Wort , als
in einen effentialifchen Schalß zur Offenbarung der Kräftez und
weiter in eine Begierde zur Empfindlichkeit und Findlichkeit der
Kräfte„ als in die drei erften zur Oiatum wie_ oben gemeldet
worden.
14. Als er aber in die Angft fich gefiihret (nach dem Anfang
zur Natur), als in den Urfiand des fpiritualifckzen Lebens: fo faffec
er fich wieder in fich mit der Luft der Freiheit, von der Angfi frei
zu fein', das ift» er faffet den Ungrund„ als die Temperatur der gött
lichen Luft und Weisheit in ficbe welche alfo lieblicl» fanft und ftiiie
ift: und in diefer Infaffung gefchieht in der Angfi der große Schrack,
da die Pein vor der großen Sanftmuth erfchrickt, und in fich erfinkt
als ein Zittern, davon das Giftleben iu der Natur feinen Grund
von Anfang hat. Denn* im Schracke ift der Tod, und im Schracke
faffet fich die Herbigkeit in Wefen, als in ein mercurialifch Geift
waffer„ aus welchem in der Jmpreffion, im Anfange der Schöpfung
der Erb» Steine„ Metalle und das mercurialifcize, fulphurifcheWaf
fer erboren worden, daraus Metalle und Steine ihren Urftand
haben.
15. Diefer Schrack macht in den drei erften, als: in Herde,
Bitter und Angfix nach der- finfiern Impreffion in fich "das feind
liäye, fchreckliche Leben des Grimmes oder Zornes Gottes „ des Fref
fens _und Verzehrensz denn es ift des Feuers Anzündung, als die
Effenz der Peinlichkeit oder Verzehrlichkeit des Feuers, und wird nach
der finftern Impreffion die Hölle oder Höhle genannß als ein eigen
in fich felber infaffend peinlich Leben, das nur in fich felber empfind
lich und offenbariftr und gegen dem ganzen Ungrunde billig eine
verborgene Höhle genannt wird„ weläze im Lichte nicht offenbar ift
und doch eine Urfache des Lichtes Anziindung ift. Auf Art zu ver
fiehenx wie die Nacht im Tage wohnew und keines das andre ift.
16. So vetfiehet nun des Feuers Anzimdung recht: es gefchiehet
“ durch eine Eonjunction der drei erften, in ihrer Einfaffung in Grimmz
und am andern Theil von der lieblichen Freiheit des Entis in der
Temperatur, da Liebe und Zorn in einander gehen. Denn gleich fo
..4
487
man Waffel ins Feuer geußt, fo ifts ein Schrackz alfo auch wenn
_die Liebe in den Zorn eingehen fo gefchiehet auch ein Slhrack. In
der Liebe ift der Sänack ein Anfang des Blißes oder Glafies, da
fich die einige Liebe empfindlich maehß als majeftätifch oder fcheinendz
als der Anfang der Freudenreich„ auf Art wie das Licht im Feuer
fcheinend wird. Auch ifi in der Liebe der Anfang der Schiedlihkeit
der Kräfte. daß die Kräfte im Schracke ausdringend werden, davon
der Ruch und Srhmack der unterfclyiede entftehet, und in den drei
erfien wird die peinliche Natur _des Feuers verfianden.
_ 17. Denn (1) Hei-be imprefiet und frifieh und (2) Bitter
ifi der Stachel des Wehes, und (3) Angfi ift nun der Tod und
auch das neue Feuerleben, denn es ift die Mutter des Schwefelsz
und der Liebe Ens giehet der Ang|„ als der Schwefelmutter, eine
Erquickung zum neuen Leben, aus welchem der Glanz des Feuers
urfiändet. Denn wir fehen, daß das Licht fanft ift und das Feuer
peinlich: alfo verflehen wir„ daß des LichteAGrund aus der Tempe
rature als aus der Einigung aus dem ungrunde der 'einigen Liebe,
welche Gott heißt„ urfiändet, und das Feuer aus dem führenden
Willen im Worte» aus der Scienz durch die Jmpreffion und Ein
führung in die drei erfien.
18. Im Lichte wird nun das Reich Gottes verfianden- als das
Reich der Liebe; und im Feuer wird Gottes Stärke und Allmacht . '
verfianden, als das geifiiiche Kreaturlebenz und in der-Finfierniß
wird der Todd Hölle und ,Zorn Gottes, und das ängfiliche Giftleben
verftandenl wie iolches an Erde 7 Steinen, Metallen und Kreaturen/
der äußern gefchaffenen Welt zu verfiehen ifi. - -
19. Und vermahne den Lefer, nur den hohen ubecnatürlihen
Sinn (da ich von Gott. und der Geben-ung des Myfcecii Magni
rede) nicht irdifeh zu verfiehen: denn ich deute damit nur den Grund
an, woraus das Irdifche worden fei. Alfo muß ich zum öftern reden,
daß es der Lefer verfiehet und ihm nachfinnet, und fich in den in
nern Grund fchwingetz denn ich muß dem Himmlifhen öfters irdi
fchen Namen geben um deswillem daß das Irdiiche davon ausge
fpcochen worden.
20. In der Feuersanzündung lieget der ganze Grund aller
Heimlichkeit, denn der Schrack der Anzixndung heißet in der Na
tur Sal Nitrd als eine Wurzel aller Salze der Kräfm eine _Schied
[ichkeit der Natur* da fich die Scienz in unendlich fcheidet, und doch
immerdar im Schrackcq als ein Schrack der Scheidung im Wefen
alfo bleibet. In des Feuers Anzündung (nach dem innern magi
fihen Feuer verflanden) macht fich der Geift Gottes webendx auf
Art wie fich die Luft aus dem Feuer urftändet. Denn allda ur
ftändet das einige_ Element , welches in der äußern Welt in vier
Elemente fich ausgewickelt hat. Das verfiehet alfo:
_..
488

21. Im Blicke des Feuers und Lichts ift die Scheidung; der
Geifi fcheidet fich über fich. verftehet in die feurifche Scienz der
Kräfte. denn er gehet aus dem Feuerfcizracke aus. als ein neuLeben.
und ifi doch kein neues Leben. fondern er hat nur alfo Natur an.
genommen. und das Ens der Liebe bleibet in Mitten als ein Een
trum des Geiffes fiehen. und giebt aus fich ein Oel. verflehet geifi.
[ich. in welchem das Licht lebet. denn es ift das Ens, der feurifchen
Liebe. Aus diefem feurifchen Ente der Liebe xgehet mit dem,Geifte
über fich in die Höhe aus die Tinctur. als das Geiftwcifferlein. die
Kraft vom Feuer und Lichte. welches Name heißt Jungfrau So
phia. 4. Buch Efdrä. Kap. 14. V. 39. f.
22. Ihr lieben Weifen. ob ihr fie kennetet. gut wäre es euch!
Daffelbe Wcifferlein ift die wahre Demuth. welche fich alfobald mit
der Temperatur transmutiret. und vom *Lichte wieder eingezogen
wirdz denn es ift des Lichtes Seele nach der Liebe. und das Feuer
ift der Mann als des Vaters Eigenfchaft. nämlich die Feuerfeele:
und hierinnen liegen die beiden Tincturen. als Mann und Weib.
die zwei Lieben. welche in der Temperatur göttlich find. welche in
Adam gefchieden worden. als fich die Imagination aus der Tempe
ratur auswendete. und in Ehrifio wieder geeiniget worden.
23. O ihr lieben Weifen. verftehet diefen Sinn; denn es lie
get allhie das Perlein der ganzen' Welt. den Unferen genug verftan
den. und follen es nicht den Thieren geben.
24. Die dritte Scheidung aus dem Feuer kommt aus der Er
tbdtung des Feuers. als aus dem Wefen der drei erfien. aus dem
Spiritu Sulphuris. Mercurii und Salisz und gehet als ein ftumm.
unfiihlend Leben unter fich. und ift der Wafiergeifi. aus welchem
das materialifche Waffer der äußern Welt feinen Anfang hat. darin
nen die drei erffen mit ihrer Wirkung haben Metalle. Steine und
Erden aus den Eigenfchaften des Salnitri erboren: darinnen man
doch auch das obere Wefen aus der Impreffion des Liebeentis ver
fiehen foll. als in den edlen Metallen und Steinen. Diefer falni
trifche Grund wird durch die Sonne aufgefmloffen. daß er ein wach
fendes Leben hat. den Unfern allhie genug verftanden. denn er ifi
mit dem Fluaie bedecktz wir laffen uns billig an dem begniigen. was
uns ewig erfreuet. und wollen dem Thier nicht einen Freudenaffen
einjagen. und doch hernach andeuten. was uns nitlzet.
25. Die vierte Scheidung gehet in die Finfterniß. da auch alle
Wefen innen liegen und webend find. wie in der Lichtwelt und in
der äußern elementifchen Welt; aber es gehet alles in die Phantafie.
nach der Qualität Eigenfchaft. davon wir allhie nichts weiter mel
den wollen. wegen des falfchen Lichts. fodarinnen verftanden wird.
-und auch der Menfchen Verwegenheit halber. Jedoch _wird dem fal
frhen Pharifao hiemit angedeutet. daß er keinen wahren Vecftand
von der Hölle und der Phantafie habe. was ihre Qualität und Fur.
- 489

haben fei. und worzu das fei; fintemal außer Gott niwts ift. und
' doch außer Gott ift. aber nur in anderer Quaal. und ein ander
Leben. auch ein ander Naturlicht. den Magis bewußt.
„.7
Von der fünften Specie Natura. l

26. Die fünfte Gefialt in der Scienz ift nun das wahre Lie
befeuer. das fich in dem Lichte aus dem peinlichen Feuer fcheidet.
darinnen nun göttliche Liebe im Wefen verfianden wird: *denn die
Kräfte fcheiden fich im Feuerfchracke. und werden in fich begierig.
da man alle Art der drei erften auch darinnen verfiehet. aber' nun
nicht mehr in Peinlichkeit. fondern in Freudenreich. und in-ihrem
Hunger oder Begierde. wie man es fehen möchte. Als. in der
Scienz ziehen fie fich felber in Wefen. fie ziehen die Tinctur vom
Feuer und Lichte. nämlich die Jungfrau Sophiam in fich. die ift
ihre Speife. als nämlich die größte Sänftez das Wohlthun und
Wohlfchmecken. das faffet fich in der Begierde der drei erften im
Wefen. welches das Corpus der Tinctur heißt. als die göttliche
Wefenheit. nämlich Ehrifti himmlifche Leiblichkeit.
27. Lieben Söhne. wo ihr es verfiehet. da Chrifius Ioh. 3. 13.
faget. er wäre vom Himmel kommen und wäre im Himmel: diefe
Tinctur ift die Kraft des Sprechens im Worte. und das Wefen ift
feine Infaffung. da das Wort wefentlich wirdz das Wefen ift das
Geifiwaffer. davon Chriftus fagte. er wollte uns das zu trinken ge
ben. das würde uns in einen Quellbrunnen des ewigen Lebens quel
lenz die Tinctur wandelt es in geiftliä) Blut. denn fie ift ihre
Seele. es ift Vater und“Sohn. aus welchen der heilige Geift als
die Kraft ausgehet. - -
28. O ihr lieben Söhne. fo ihr diefes verftehet. fo laffet es
eurem Geifie nicht zu. fich darinnen in Freude zu erhebenz fondern
bieget ihn in die allergrößte Demuth vor Gott. und zeiget ihm feine
noch unwürdigkeit. daß er nicht damit in eigene Liebe und Willen
fahre. wie Adam und Lucifer thaten. welche das Perlein in die
Phantafie einführten* und fich vom Ganzen abbrachen. Bedeutet
wohl. in welcher fchweren Herberge die Seele gefangen lieget. De.
much und nichts wollen als nur Gottes Erbarmen. ift denen. wel
che Jungfrau Sophiam erkannt haben. das Befie und Nüßefie. das
fie in Uebung nehmen follen. Es ift ein Hohes. das euch Gott of
fenbaretz fehet wohl zu. was ihr thut. macht nicht einen fliegenden
Lucifer daraus. oder es wird euch ewig reuen. .
* 29. Diefe fünfte Gefialt hat alle Kräfte der göttlichen Weis
heit in fich und ift das Centrum. darinnen fich Gott der Vater in
feinem Sohne durchs fprecloende Wort offenbaret. Es 'ift der Stock
des Gewächfes des ewigen Lebens. item. der geifiliehen Kreaturen.
-- 490
eine Speife der feurifchen Seelen. fowohl der Engel. und was man
nicht ausfpreclyen kannz denn es ifi die ewige immerwährende Offen
barung der dreieinigen Gottheit. da alle Eigenfchaften der heiligen
Weisheit. in fenfualifcher Art. innen qualificiren als ein Gefchmack.
Ruch. und in einander inne qualificirendes Leben des Liebefeuers.
. und heißt die Kraft der Herrlichkeit Gottes. welche fich mitten in der
Creation in alle gefchaffene Dinge hat ausgegoffen. und lieget in je
dem Dinge nach des Dinges Eigenfchaft im Centro verborgen. als
eine Tinctur in dem lebendigen Eorpore. aus welcher Scienz alle
Dinge wachfen und blühen.. und ihre Früchte gebenz welche Kraft
in der Quinta Effentia innen lieget und eine Eura der Krankhei
ten ift.
30. So die vier Elemente mögen in die Temperatur gefeßt
werden. fo ift das herrliche Perlein in feiner Wirkung offenbarz
aber der Fluch des Zorns Gottes hält es wegen der Menfchen Un
würdigkeit in fich gefangen. den Medicis wohl verfianden.

Von der fechsten Specie der Natur.


Z1. Die fechste Gefialt in der Scienz ift in der göttlichen
Kraft das Sprechen. als der göttliche Mund. der Schall der
Kräfte. da fich der heilige Geift in der Liebeinfaffung lautbarlicl)
aus der ingefaßten Kraft ausführet. als uns am Bilde Gottes am
Menfchen. in feiner Rede zu verliehen ift. Alfo ift auch ein fenfua
[iich. wirkend Sprechen in der göttlichen Kraft in der Temperatur.
welches wirkende Sprechen in den fünf Senfibus recht verftanden
wird 'als ein. geifilich Sehen. Hören. Riechen. Schmecken undFüh
len. da die Offenbarung der Kräfte in einander wirken. welch Ge
wirke der Geift in einenlautbaren Hall ausfpricht. wie am Men
fchen zu verliehen ift. fowohl auch an dem ausgefprochenen Wort in
den gefclyaffenen Kreaturen. den Lebhaften. auch in den ftummen
Wachfenden. und dergleichen.
ZL. Denn allda wird verfianden. wie fich die geifiliche Welt.
als der geiftliche Hall. mit in der Schöpfung hat eingegeben. davon
der Schall aller Wefen urftändet. welcher in der Materie eine mer
curialifche Kraft. aus der feurifclyen Härte genannt wird. darinnen
die andern Kräfte ihre Mitwirkung haben und geben. daß es ein
Klang oder Sang wird. 'wie an den Lebhaften zu erkennen ift. in
den Stummen aber ein Klang ift; und wie man an einem Sai
tenfpiel fiehet. wie alle Melodeien in einander in einem einigen
Werke liegen. welche der Verftand kann hervorbringen.
33. Mehr i| uns in der fechsten Gefialt der wahre Verfiand
der Senfuum zu verftehen. denn wenn fich der Geifl aus den Ei
genfchaften hat ausgeführet. fo ift er wieder in der Temperatur. und
. ""'* 491 *-*

hat alle Eigenfchaften in ihm: weffen das Corpus eine wefentliclje


Kraft ift. deffen ift der Geift eine fliegende Kraft. als eine finnliche.
in welcher das Gemüth verfianden wird. daraus die Sinne urftän
denz denn die Sinne urftcinden aus der Viele der unendlichen Ei
genfchaften aus dem Feuerfchracke. darum haben fie beide Eentra.
als Gottes Liebe und Zorn. in fich. Weil fie in der Temperatur
ftehen. fo find fie gerecht; fobald fie aber daraus ausgehen und
fich in eigene Prora ihrer felber fchwingen. fich felber in Eigenfchaf
ten zu finden. und felber zu erkennen. fo ift die Lüge geboren. daß
fie von eigenem Willen reden. und die andern Eigenfchaften für
falfch halten und verachten. und führen fich alfobald in eigene Luft.
in welcher der fchwere Fall Adams und Lucifers uns zu betrachten
und zu erkennen ifi.
34. Denn Adam war in die Temperatur mit den Eigenfs)af
ten gefeßt: aber feine Scienz führete fich in die Zertheilung. in fal
fche Lufi. durch des Teufels Inficicung und fein Einhalten oder Ein
redenz in welchem Einreden die Luft fich in der Temperatur erhub.
und in die Viele der Eigenfchaften einführete. als eine jede Eigen
fchaft in eine Selbheit.
. 35. Denn die Seele. wollte fchmecken. wie es fajmeckte. wenn
die Temperatur aus einander ginge. als nämlich. wie die Hihe und
Kälte. darzu Tro>en und Naß. Hart und Weich. Herde. Süße.
Bitter und Sauer. und alfo fort alle Eigenfchaften fchmeckten in
der Unterfchiedlicljkeit. welches doch Gott ihm verbot. nicht zu effen
von diefem Gewcichfe. das ift. von der Offenbarung der Erkenntniß
Vbfes und Gutes. in welchem Schwacke erft der feurige Hunger
entfiund. daß die Lebensgeftaltniffe das Mantia. als Gottes Brot
aus der Liebe Wefen verloren und nicht mehr fchmecken konnten. wie
es in.der Temperatur in einem einigen Willen warz davon die Le
bensgefialtniffe alfobald fich in einen großen Hunger infaffeten. und
die Viele der Eigenfchaften fich impreffeten. dadurch die Grobheit des
Fleifches entfiund. und _die viehifche Begierde. in der Vielheit der
'Scienz. der Eigenfchaften der Kräfte. in ihm offenbar worden. und
auch zuhand die zertheilten Eigenfchaften im Spiritu Mundi in ihn
eindrungen. als Hitze und Kälte. auch das bitterfiachlichte Wehe ihn
rührte. welches alles in der Temperatur niajt hätte fein mögen. dai'
von ihm auch zuhand Krankheiten im Fleifche enfiunden. denn die
Eigenfchaften waren in den Streit und Widerwillen kommen.
36. Sobald fich nun iho eine über die andre erhebet. oder
durch etwas angezündet wird. daß fie fich in die Höhe fchwinget in
der Qualificirung. fo ift es den andern ein feindlicher Widerwille.
davon entftehet Wehe und Krankheit; denn der Streit führer fich
alfobald in die drei erften ein. da fich alsdann die Turba erbieret.
und des Todes Kammer aufweckt. daß die Giftquaal das Regiment
bekommt. und das i| eben der fchwere Fall Adams.
g » * _ 492 -
*' Von der fiebenten Specie Natura.
_37. Die fiebente Gefialt in der Scienz ift in der göttlichen
Kraft das ingefaßte Wefen aller Kräfte. da fich der Schall. als: das
fprechende Wort. in der Scienz in Wefen faffet. als ein Wefen.
darinnen fich der Schall zur Lautbarkeit faffet. Die fünfte Einfaf
fung mit der Liebe. als in der fünften Gefialt. ift ganz geiftlich.
als nämlich die allerlauterfte Wefenheitz diefe fiebente aber ift eine
Jnfaffung aller Eigenfchaften und heißet billig die ganze Natur.
oder- das geformte Wort. das ausgefprochene Wort. als nämlich
der innere göttliche Himmel. welcher ungefchaffen ifi. fondern mit
in der göttlichen wirklichen Geburt der Temperatur inne fiehet." und
heißet das Paradeis. als ein grünend Wefen der gefaßten wirklichen
göttlichen Kräfte. da man die wachfenbe Seele inne verftehet. auf Art
wie die Scienz fich aus der Erde durch der Sonne Begierde in ein
Gewächs des Holzes. Kräuter und Grafes zeuchtz denn die Seien
der Erde hat auch ihren Urfiand daher. *
Z8. Denn als Gott die geiftliche Welt nach allen Eigenfchaften
in ein äußerlich Wefen einführete. fo blieb das Innere im Aeußern:
als nämlich das Aeußere als ein Gefchbpfz das Innere aber als
ein gebärendes Wefen: und derentwegen fehen wir die Welt nur
halb. denn das Paradies (als die innere Welt). welches in Adams
Unfchuld durch die äußere Erde mit ausgrünete. haben wir verloren.
39. Mehrers ifi uns zu verliehen. daß die fieben Tage mit
ihren Namen aus diefen fieben Gefialten urftänden. als nämlich
alle fieben aus einem Einigen. welcher war der Anfang des Myfie
rii Magniz und der fiebente ift der Ruhetag. darinnen das wir
kende Leben der, fechs Eigenfchaften innen ruhet: und ifi eben die
Temperatur im Wefen. da das wirkende Leben der göttlichen Kräfte
innen ruhet. Darum befahl Gott in demfelben zu ruhen. denn es
ift das wahre Bild Gottes. da fich Gott darinnen in_ ein ewig
Wefen von Ewigkeit immerdar gebildet. Und fo wir doch fehen
wollten. fo ift er Chriftus. nämlich der rechte. in Adam gefchaffene
Menfch. welcher fiel und fich in den fechs Tagewerken mit der
Scienz in Unruhe einführte. und die finftere Welt erweckte. und
emporführte. welche Gott mit feiner höchfien Liebetinctur. in dem
Namen Jefus. in dem Menfchen wieder tingirte und in den ewi
gen Sabbat der'Ruhe einführte.
- 40. Diefes find alfo die fieben Eigenfcl)aften der ewigen und
zeitlichen Natur. als nach der Ewigkeit geifilich. und in heller. kry
ftallinifcher. durchfcheinender Wefenheit. alfo zu gleichenz und nach
der äußern gefchaffnen Welt. in böfe und gut unter einander im
Streife. zu dem Ende alfo worden. daß fich die inneren. geifiliwen
Kräfte durch die ftreitende Scienz. in kreatürliche Formen und Ge
burten einführeten. daß die göttliche Weisheit. in Wundern der For!
-- 493-
mungen. in mancherlei Leben offenbar würde: denn in der Tempe
ratur mag keine Kreatur geboren werden. denn fie ift der einige
Gott; aber im Ausgänge der Scienz des einigen Willens. indem er
* fich in Particular fcheidet. fo xmag eine Kreatur. als ein Bild des
geformten Wortes. urfiänden.

" *' ~ Das 4. Kapitel.


Vom Urftande der Creation.

Günftiger Lefer. ich bermahne dich. fei ein Menfch. und nicht
ein unvernünftig Thier. und laß dich der Sophiftert Gefchwälz nicht
irren mit ihrem Kälberverftande. die dn nicht wiffen. was fie fchwähen.
welche nur zanken und beißen. wiffen und verliehen aber nicht. was
fie geilen. und habenkeinen Grund im Senfu.
2. Laß dich auch nicht irren diefe Feder. oder Hand der Feder:
der Höchfte hat fie alfo gefchnilzer. und feinen Odem darein geblafen.
deshalben wir ein folches wohl wiffen und erkennen. und nicht aus
Wahn von anderer Hand. oder durch a lifche Einfälle. als wir
befchuldiget werden. Uns ift eine Pforte Ternario Sancto aufge
than. zu fehen und zu wiffen. was der Herr. zu diefer Zeit in den
Menfchen wiffen will. auf daß der Streit ein Ende nehme. daß man
nicht mehr um Gott zanke: darum fo offenbarer er fich felber. und
das foll uns kein Wunder fein; fondern wir follen felber daffelbe
Wunder fein. das er mit Erfüllung der Zeit geboren hat. fo wir
uns erkennen. was wir find. und vom Streite ausgehen in die
Temperatur des einigen Willens. und uns unter einander lieben.
3. Die ganze Creation .- beides der ewigen und auch der zeit'
lichen Kreaturen und Wefen. fiehet in dem Worte göttlicher Kraft.
4. Die Ewigen urftänden aus der Scienz des Sprechens. und
aus dem einigen Willen des Ungrundes. welcher mit dem Worte
des Sprechens mit der Scienz fich hat in Particular eingeführet.
5. Und die Zeitlichen urfiänden in dem ausgefprochenen Worte.
als in einer Bildlichkeit der Ewigen. da fich das ausgefprowene
Wort in feiner Subftanz. in einen äußerlichen Spiegel. zu feiner
Befchauliwkeit wieder eingeführet hat.
6. Der Scienz Austheilung aus dem Ungrund in den Grund.
mit der Einführung des fprechenden Worts. in ein Wiederausfpre.
chen des Wefens aller Wefen. zu und in Böfen und Guten. fiehet
alfo: Es gebären fich drei Principia in dem Wefen allerkWefen.
.
.._
494
X

da je eines des andern urfach ift. darinnen man auch dreieriei Leben
verftehet. als drei unterfchiede göttlicher Offenbarung.
7. Erfilich die wahre Gottheit in fich felber in Dreifaltigkeit.
in der Scienz des Ungrundes im einigen Willen. da Gott Gott ge
bieret. als nämlich der einige Wille. der fich in die Dreiheit ein
führet. der ift kein Principium: denn es i| nichts vor ihm. fo kann
er auch keinen Anfang von Etwas haben; fondern er ift felber fein
Anfang. das Nichts. und auch fein Etwas.
8( Aber im Worte der einigen göttlichen Kraft. da fich die
einige Scienz der Gebärung der Dreiheit aus fich felber aushaucht.
allda urftändete der Anfang des erften Principiiz, und doch nicht im
Grunde des Sprechens. als der Dreiheit. fondern in der Faffung
der Unterfchiedlimkeit, da fich die Unterfchiedlichkeit in Natur infaffet.
zur Empfindlichkeit und Beweglichkeit. da fich die Empfindlichkeit in
zwei Wefen fcheidet._ als in den Grimm. nach der Jmpreffion in
der Finfterniß in ein kalt peinlich Feuer. darinnen die Hiße urftän
det. da verfiehet man das erfte Principium in der Feuerwurzel.
welche ift das Centrum der Natur. _ i
9. Und das andre Principium verfiehet man in der Scheidung
des Feuers. da fich die göttliche Scienz im Feuer ins Licht fcheidet.
allda fie fich hat in Natur und Wefen eingefiihret. zur Offenbarung
der göttlichen Freudenreiäz. da das Wort der Kräfte in xeiner wirk
lichen Gebärung inne fiehet. da das Mens im Ens wirketz allda
ifi die Scheidung zwifch :zweien Principien. da fich Gott nach dem
erften einen .zornigem eif gen Gott und ein verzehrend Feuer nennetz
und nach dem andern einen lieben. barmherzigen Gott. der nicht
das Böfe will oder wollen kann.
10. Das dritte Principium wird in den fieben Tagewerken
verfkanden. allda fich die fieben Eigenfchaften der Natur in der fie
*benten in ein Wefen zurFaßlichkeit eingefuhretz welch Wefen in
fich felber heilig. rein und gut ifi. und der ewige. ungefchaffene
Himmel heißet. als die Stätte Gottes. oder das Reich Gottesz item.
Paradeis. das reine Element. das göttliche Ens. oder wie man es
nach feiner Eigenfchaft etwan nennen möchte. _
11. Daffelbe einige Wefen des göttlichen Gewirkes. welches
von Ewigkeit je gewefen ifi. hat Gott mit der Scienz feines un
_ gründlichen Willens gefaffet und beweget. und in das Wort feines "
Sprechens ingefaffet. 'und aus dem erften Principio der peinlichen.
finftern Feuerwelt. und aus der heiligen lichtflammenden Liebewelt
ausgefprochen. als eine Furmodelung der innern geiftlichen Welt.
12. und das ift nun die äußere fichtbare Welt mit Sternen
und Elementen. doch nicht zu verfiehen. daß es vorhin fei in einem
gre-iflichen Wefen im Unterfchiede gewefen: es ift das Myfierium
Magnum gewefen. da alle Dinge in der Weisheit. in geiftlicher
Fern- i. der Scienz des Feuers und Lichts. in einem ringenden
- 495
Liebefpiel gefianden ift; nicht in kreatin-liclyen Geifiern, fondern in
der Scienz folcher Inmodelung. da die Weisheit alfo mit fich felber
in der Kraft gefpielet hat. Diefelbe Inmodelung hat der einige
Wille ins Wort gefaffet, und die Scienz aus dem einigen Willen
frei gehen laffen, daß fich eine jede Kraft in der Scheidung im ei
genen Wiilem in der freigelaffenen Scienz in eine Form einführe
nach ihrer Eigenfchaft.
13. Solches hat das göttliche Schuf, als die Begierde der
ewigen Natuw welche das Fiat der Kräfte heißt, eingefaffeß als in
eine Eompaction der Eigenfchaften. So fpricht n_un Mofes- *Gott
habe im Anfang, als in derfelben Jnfafiung Myfierii Magni.
Himmel und Erde gefmaffen, und gefaget, es follen allerlei Krea
turen hervorgehen, ein jedes nach feiner' Eigenfchaft. -
14. Das ifi uns nun zu verfiehen, daß in dem Verbo Fiat
ift das Myfierium Magnum gefaffet worden, in ein Wefen, als
aus dem innern geifilichen Wefen in ein greiflichesu und in der
Begreiflimkeit ifi die Scienz des Lebens gelegen, und folches in
zwo Eigenfchaften, als in einer mentalifchen und entalifchen: das
ift in einer recht lebendigem aus dem Grunde der Ewigkeit, welche
fiehet in der Weisheit des Werts und in einer ausgriinendem aus'
des Weft-ns felbfleigenert in fich erborner Scienz„ ivelche das
Wachslhum ift, darinnen das waayfende Leben fiehet, als das fiumme
Leben. '
15. Aus diefem Myfierio ift anfänglich die Quinta Effentim
als das Ens des Wortes„ offenbar und wefentliil) worden„ an wel
cher nun alle drei Principia gehangen find, da fich dann das Wefen
hat gefchieden, als nämlich das Geifiliche in geifilicl) Wefem und
das Stumme in fiumm Wefen, als da find Erde, Steine, Metall
und das materialiicixe Waffen
16. Die drei erften haben fich erfilick) gefaßt in ein geiftlicl)
Wefen, als in Himmel„ Feuer und Luft; denn Mofes faget: Im
Anfang fchuf Gott Himmel und Erde. Das Wort Himmel begreift
das geifiliche Elemenh als die geifiliche Oberweln mit der Wirkung
der vier Elemente, da fich das einige Element hat ausgewickelt mit
der Eigenfchaft der drei erfien, darinnen die Natur in ihren fieben
Gefialten innen lieget: daffelbe geifiliche hat von fich ausgefioßen
das grobe gefaßte fiumme Wefen, als die Materiam der Erde und
was darinnen begriffen ift, nach und aus Eigenfchaft der fieben
Gefialten der Natur und ihrer Austheilung„ da fich denn eine jede
Gefialt mit ihrer Austheilung oder Vielfältigung hat in Wefen einge
führen wie man das an dem wachfenden Geifie fieheh weleher aus
dem falnitrifmen Sude der beiden Feuem die Scienz jeder Eigen.
fihaft aus fich in die Höhe ausfuhret in die Begierde des obern
Geiftlebens„ von welchem denn aucixdie Erde Kraft empfähet. In
welcher, obern und untern Kraft fich der Erde Scienz in ein Ge
-496 -_ " i
. l F

wiichs einführen welche Gewächfe die -Sonne mit ihrem Llchtfeuer


anzundehdaß Frucht daraus wächfi. auf Art wie die innere magifche
Sonne'des _Lichtes Gottes die innere Natur anzitndet. darinnen das
Paradeis wachfend und grimend ftehet: verfiehet in der Temperatur
des ewigen Elements. welches dem Jrdifchen verborgen ift. In
* einer Summa wollen wir dem Lefer andeuten. was das Wefen aller
Wefen ift. ._
17. Die innere heilige geiftlicloe Welt ift das ausfprechende -.
Wort Gottes. welches fich in Wefen und Wirkung einfithret. nach
Liebeund Zorn. da man in der Impreffion der Finfterniß das Böfe
verftehet. und ift_ doch in Gott nicht böfez fondern nur in feiner
eigenen Faffung der Selbheit. als in einer Kreatur. und da es doch
auch gut ift. fo fern nur die Kreatur in der Temperatur_ innen
fie h et.18. und in der Faffung des Lichts verfiehet man das Reich.

als den offenbaren Gott mit feiner wirklichen Kraft. welche fich in
der feurenden Natur in ein lautbar Wort faffet zur göttlichen Of
fenbarung im heiligen Geifie. Daffelde wirkende Wort aus allen
Kräften. aus Gutem und Böfem. als aus dem Licht- und Liebe
feuer. und aus dem peinlichen und finftern Naturfeuer. welches_ in
der Ewigkeit in einem wirklichen Wefen in zweien Principiis. als in
Licht und Finfierniß geftanden. hat fich ausgefprochen in eine Zeit.
und gefiihret in ein Wefen eines Anfanges und Endes. und gebil
det in die Creation zu feiner Selbftoffenbarung. .
l9. Das ift. diefe äußere Welt mit ihren Heeren und alle dem
was darinnen lebet und webet. das ift gefchloffen in eine Zeit eines
Uhrwerks. das läuft nun von feinem Anfange immerdar wieder zum
Ende. als wieder in das erfie. daraus es gegangen ift: und das ifizu
- dem Ende alfo offenbar worden. auf daß das-ewige Wort in feiner
wirklichen Kraft kreatitrlicly und bildlich fei.»: daß gleichwie fichs von
Ewigkeit in der Weisheit geformiret und gebildet hat. alfo auch in
einem Particularleben gebildet fei. zur Herrlichkeit und Freude des
heiligen *Geiffes im Worte des Lebens in ihm felber.
20. und darum hat Gott in der ewigen Scienz des ewigen
ungrirndlicloen Willens Engel gefchaffen aus beiden Feuern. als aus
dem Feuer der Natur und aus dem Feuer der Liebe; wiewohl das»
Liebefeuer keine Kreatur geben mag. fondern es wohnet in der Kre
atur. und erfüllet fie wie die Sonne die Welt. oder die Natur in
der Zeit der Welt. auf daß der heilige Geifi alfo ein Freudenfpiet
in fich felber habe.
21. und follet uns von den Engeln recht und wohl verfiehen.
denn allhie lieget der Grund. darum die Frage wegen der Gnaden
wahl gehandelt wird. darinnen die Vernunft irre läuft.
22. Die heilige Schrift nennet die Engel Feuer- 'und Lichtflam
men. Pi'. 104. 4.- und auch dienfibare Geifter. Hebr. 1. 7. dem
. '_ 497* *
ift alforuund_ ob fie wohl ihre hochfürfiliche Oiegimentehaben. fo
findfi-fie_ doch allefammt nur ein zugerichtetes Infirument des einigen
Geifies Gottes* in feiner Freude. welche er mit ihnen offenbaret.
denn er offenbaret fich felber durch fie.
Ihre Subfianz und Wefen. fo viel fie ein Eigenthum
find und Kreaturen genannt werden. ifi eine Infaffung der ewigen
Natur. welche ohne Anfang in göttlicher Wirkung. -zu feiner Selbfi
offendarirng. in der* ewigen Gebärerin fiehet. Verfiehet. nach der
Kreatur find. fie der ewigen Natur-aller fieben Geftalten. und in
großer Unterfchiedlimkeit der Kräfte. auf Art wie fich die drei erften
in der Natur in unendliche Unterfchiede einführen und formen z alfo
ift auch ihre Kreatur in vielen Eigenfchaften zu verfiehen. ein-jeder
in feiner Eigenfchaft.
24. Und find uns vornehmlich fieben hohe fürfiliche Regimente
in dreien Hierarchien zu verftehen. nach dem Quellbrunn der fieben
Eigenfchaften der Natur. da fich denn eine jede Gefialt “der ewigen
Natur in einen Thron gefaffet. als zu einem Regiment. darinne
die Unterfchiede verfianden werden. auch der Wille des Gehorfams
/ gegen den Thronfürfien. '
_ 25. Diefes haben fie in Verwaltung als Kreaturen göttlicher
Gaben. da ihnen Gott das Wefen (deffen fie_ ein Bild find) zum
Befih hat gegeben. darin fie wohnen. welches ift die heiligegeifiliche f
Kraft der Welt. der Temperatur. Ihr allerinnerlitiofier Grund.
welcher aus göttlicher Eigenfchaft von Ewigkeit urftändet. if( der
einige Wille des Ungrundes in Grundz alfo urfiänden fie nach dem
Anfange zur Natur aus der Scienz des freien Willens. aus welchem
und in welchem freien Willen Gott fein Wort gebieret. Derfelbe
freie Wille hat fich in der Naturgeburt. als im erften Principio
des ,Feuers Anzündung. in Scifiedlichkeit eingeführet. und 'aus .der
felben Schiedlimkeit im Urftande des Feuers find die Engel im freien
Willen (als ein Particular des ungründlichen freien Willens) ein
geführet worden. fich mit dem freien Willen in das erfie oder an
dere Principium einzuwenden und zu offenbaren
u, 26, Gleichwie Gott felber in demfelben freien Willen frei und alles»
ifi. und fich im felben freien Willen in der Natur im Feuer. Licht und
Finfierniß. ,in Pein und Quaal. fowohl in Liebe und Freude einführetz
alfo auch hat das Particular Macht. aus dem ganzen freien Willen
fich in kreatürlime Eigenfchaft einzuführen in den dreien Hierarchien
oder Principien. wie fie wollen. Als. die Scienz mag fich in den
dreien Hierarchien faffen und offenbaren. worinnen fie Gewalt hat.
gleichwie die göttliche Scienz fich in Wefen und Wirkung hat ein
'geführeh als ein ,Theil im feurifchen nach der Kälte-z das andre im
feurifchen nach der Hihez das dritte im feurifchen nach dem Lichtez
das vierte in Phantafie. als in ein Spiel der Natur Selbheit. da
*ffir _mit fich felber in der Ungleichheit fpielet in den Eigenfchaften.
l7, 32
I
... 498 ....

27. Die drei Hierarchien find uns in _dreien Principien' zu


*verftehen. als in dreierlei Naturlicht. Die "erfie HierarwiWftehet
im Wefen des ewigen Vaters Eigenfchaft. nach dem Feuer der
Stärke. als in der Feuerstinctur. im Wefen der Natur. Die cm
dere Hierarchie fiehet in der* Lichtfeuerstinctur. -naw-“des-Sohnes_
Eigenfchaft in der ewigen Natur. und ift die heiligfte. “_ Die dritte
Hierarchie fiehet in der Natur Selbheit. als da fie in den *Eigen
fchaften gegen einander fpielet wie die vier Elemente in der Sterne
Kraft fpielen: und diefe ifi nach dem Centro der Finftecniß offene* .
bar. und fie hat auchein Naturlicht in fich. als den kalten und
hißigen Feuerblih oder Blick. darinnen die Verwandlung verftanden
wird. als *da fich die Kreatur mag bald in diefe oder andere *Foren
verwandeln. und wird in der Natur die falfche Magia genannt; iii
welche Hierarchiam Fürfi Lucifer fich gewendet hat. und fich aus
der Temperatur mit der Scienz ausgeben.- deffen Reich eine Höhle
oder Hölle genannt wird. darum daß es in fich felber in der Fin
fterniß wohnet und ein falfch Licht hat. das nicht in der Temperatur
innen |ehet. fondern führer eine Luft und Begierde oder Phantafie
des Bauens und Zerbrechens. da ihr eine Gefialtniß formiert und
gar bald nach den ringenden Geftaltniffen der Natur wieder zerbro
chen und in ein anders gewandelt wird: welch Reich mit im Loco
diefer Welt. im Gefchöpfe im Regiment ftehet. zwar nicl)t nach den
vier Elementen und dem Gefiirne. aber doch darinnen verborgen
und fich mit in die Gefrhöpfe eindringend. darin die Teufel und
Geifter der Phantafie in den vier Elementen wohnen. »
28. Wenn die Sonne und das Waffer follten aufhören. fo
wäre daffelbe Reich offenbar: es bildet fich mit in etliche Gewächfe.
item in Metallen. welche ni>)t fix find und im Feuer befiehen)
*item in Kräuter. Bäume und Kreaturen. darinnen die falfche Ma
gia der Zauberei verfianden wird. und darinnen Chrifius* den Teufel
einen Fürften diefer Welt nennet.
29. Denn da er aus dem Licht verfioßen ward. fiel er in das
Reich der Phantafie. ins Centrum der Natur. außer der Tempera
tur in die Finfterniß. da *er ihm mag ein falfch Li>)t. aus dem
hihjgen und kalten Feuer. durch die Scienz der Macht der Ewigkeit
eröffnen. Denn das ift Lucifers' Fall. daß er miteigenem Willen
das Reich der Phantafie in feiner Kreaturi offenbarte. daß er den
ewigen Willen aus der Temperatur in die Zertrennung. alsin *die*
Ungleichheit der Phantafie. einführte. welche Phantafie ihn am!)
zuhand fing. und darein in eine unerlöfchlime. kalte und hihige
Feuerquaal. indie Widerwärtigkeit der Gefialtnifie. entführte.
30. Denn der Grimm der ewigen Natur. welcher Gottes Zorn
heißt. offenbarte fich in ihnen. und führte ihren Willen in die
Phantafie. und darin leben fie noch. und mögen nun anders nicht
thun. als was der Phantafie Eigenfchaft ifi. nämlich Narrenkei
+499
*treiben. ae. verwandeln. das Wefen zerbreäjenz item. in kalter und
hihiger Feuersmacht fich erheben. einen Willen in fich faffen über
die Hierarchien Gottes. der heiligen Engel. auszufahren. fich in präch
tiger Fiuersmacht nach dem erften Principio. in ihrem Grimme
fehen' zu laffen; ihr Wille ift eine lautete Hoffart. item ein Geiz
zur Vielheit der Eigenfchaften. ein fiachlicljter Neid aus dem bittern
Wehe. ein Zorn aus dem Feuer . ein Verzweifeln aus der Angft.
31. In Summa. wie ,die drei erften. als nämlich der Spiri
tus dec Natur im geiftlichen Sulphure. Sale und Mercurio ift.
ü _wie
alfo die drei ihr
ift auch erften außer dem
Gemüth. darausLichte Gottes kommen.
die Sinne in ihrem Vetftehet.
Urfiande

find. alfo ift auch der Teufel in feinem Willen und Gemüthe: denn
feine Erhebung war nach dem erften Principio. daß er möchte ein
Herr über und in allem Wefen. auch über alle englifche Heere fein.
Und darum wandte er fich' von der Demuth der Liebe ab. und
wollte in Feuersmacht darinnen herrfchen. welche ihn aus fich aus
gefpeiet. und fich zu einem Richter gefeht und ihm die göttliche Ge
walt genommen hat.
32. Und wegen diefer Erhebung ift uns zu betrachten und hoch
erkenntlichz dieweil die Engel vor der Zeit des dritten Principii. in
der erfien göttlichen Bewegung. gefchaffen worden. wie fich das
Reich der Phantafie im Grimme der Natur fo gewaltig beweget.
geimpreffet und gefaffet hat. in welcher Faffung die Erde und Steine.
ihren Urftand genommen haben: nicht daß fie die Teufel geurfacht
haben. fondern fie haben die Mutter der Natur. als nämlich den
Grimm Gottes. geurfachet. daß er ihnen das Wefen hat in eine
Eompaction verfchloffen und in einen Klumpen gebracht. weil fie
wollten ihre Gaukelei in der Matrix Natura treiben. Daffelbe ift
ihnen nun entzogen. daß fie nun müffen im fpiritualifcljen Grunde.
in derfelben Mutter der Phantafie. gefangen liegen; und find die
ärmften Kreaturen. denn fie haben Gott und fein Wefen verloren.
Der da gar zu reich fein wollte. der ward arm: *in der Demuth
hätte er alles gehabt und mit Gott gewirket. aber in der Selbheit
ift er närrifch. auf daß erkannt werde. was Thorheit oder Weisheit
fei; alfo hat ihn Gott in* feinem eigenen Willen. durch fein eigen
Erheben. in die *Thorheit gefchloffen. als in eine ewige Gefängniß
33. So jpricht die Vernunft: Es ift Gottes Wille gewefen.
auf daß feine Weisheit von der Thorheit unterfchieden würde. und
daß verftanden werde. was Weisheit oder Thorheit fei; fonfi wüßte
:man nicht. was Weisheit warez darum hat ihn Gott_ fallen laffen.
und verfiockt. daß er es hat thun müffen. fonft wäre es nicht ge:
fchehen. Alfo weit kommt die Vernunft. und mehr verftehet fie nicht.
34. Antwort: Als fich der Ungrund mit dem einigen Willen
in eine feurifme Scheidung eingeführet. da ward die Scienz im
Feuer in der Scheidung frei: da fcheidete fich eine jede Scienz in
' k., . 32* r
*.500
der Theilung in ihren eigenen Willen; und die Viele ber Willen
wurden alle in die-Temperatur geftellet. und hatten an fich hungen
die drei Hierarchien (Licht. Feuer. Finfferniß). da mocl)te fich ein
jedes Heer. mit Einfaffung feiner Kreatur. in diefen drei erften in
eine Hierarchiam einführen. _wie es wollte; und daß dieß wahr fei.
-ifi offenbar an dem. denn die Teufel waren im Urftande Engel.
und ftunden in der Temperatur im freien Willen: man mochten fie
fich wenden. wohin fie wollten. dahin follten fie befiättiget werden.
35. Sprichfi du: nein. Gott macl)te mit ihnen. was er-wollte.
Antwort: So verfkehe es nur rechtz, die Scienz ift Gottes ewiger
ungründlicher Wille felber. welcher fich hat in Natur und Kreatur
eingeführet: allein in der Scienz der Kreatur entfiundder Wille.
fich in die Phantafie. als ins Centrum zum Feuerleben. einzuführen.
und darauf folgte die Befiättigung und Scheidung. auchdie Aus
fioßung aus der Temperatur in den Quaal. darein fich die Scienz
mit dem freien Willen gewandt hatte. _ _ :
36. Diefelbe Hirarcl)ie der Finfterniß und der Phantafie nahm
denfelben Willen an. und befiättigte ihn'in ihr: alfo ward aus
einem Engel ein Teufel. als ein Fürft im Grimme. Gottes. allda
innen ift er gut; den wie Gottes Zorn ift. alfo ift auch-fein inge
borner Thronfürfi. er ift und bleibt ewig ein Fürft mit feinen Legio
nen. aber nur im Reiche der Phantafie. Denn wie das Reich der
*felben Kräfte in*fich ifi. alfo ift auch fein ingeborner Fürfi; des
grimmen Reiches _Quaal ift die Mutter feiner Selbheit. als fein
Gott. er muß nun thun. was fein Gott will. und alfo ifi er ein
' Feind des Guten. denn die Liebe ift fein Gift und Tödten: und
wenn er gleich in heiliger Kraft im Lichte fäße. fo zöge er doch nur
Giftquaal in fich. denn fie wäre fein Leben und Natur. Gleich
als ob man eine Kröte in eine Zuckerbüwfe felzte. fo zbge fie doch
nur Gift daraus. und vergiftete den Zucker. “ '
37. So fpricht nun die Vernunft: Hätte ihm Gott feine Liebe
*wieder eingegoffen. fo wäre er wieder ein Engel worden; darum lie
get es an Gottes Fürfah. Antwort: Höre. Vernunft: fiehe eine
Difiel oder Neffel_ an. auf welcl)e die Sonne einen ganzen Tag
fcheinet. und mit ihrer Kraft fich in diefelbe auch eindringet und
ihr gar gern ihre Liebefkrahlen -in ihr fiachlichtes Ens eingiebet;
diefe Difiel freuet fich auch in der Sonne Ente. aber fie wächfet
dardurch nur in eine Difiel defio ftachlichter. fie wird dadurch nur
fiölzer. Alfo auch mit dem Teufel zu verfiehen wäre: ob ihm gleich
Gott hätte feine Liebe eingegriffen. fo hätte fich aber die_ Scienz des
ungründlichen Willens in Difielart eingeführet. nämlich der ewige*
.Wille. tvelcher außer Grund und Stätte in fich felber ein Wiile ift.
welchen nichts brechen mag.
38. Und ift uns doch nicht zu verftehen. daß es der Wille des
Ungrundes gethan hat: denn derfelbe ift weder böfe noch- gut. fon
k
4. 501
dern ift bloß ein Wille. das ift. eine. Scienz ohne Verftand zu
Etwas oder in Etwas._denn er ift nur ein Ding. und ift weder
Begierde noch Luft; fondern er ift das Wallen oder Wollen.
39. Gleichwie die äußere Welt im Spiritu Mundi auch einen
Willen hat. oder wie die Luft ein Wallen ift. und weder böfe noch
gut: allein man verftehet. wie fich die'drei erften mit dem fenfua
lifchen Grunde darein eindringen und den Willen in ihre Habhaf
tigkeit einnehmen: und da fie doch ausdemfelben Willen urfiänden.
noch dennoch faffen fie ihn in ihr Eigenthum.
40. Alfo auch in gleichemä' uns von der Scienz. als des“
einigen ewigen Willens aus dem Ungrunde. zu verftehen. tvelcloer
aus dem ewigen Einen urftänder. und fich mit in die Kreatur der
Phantafie. als in den Grimm der ewigen Natur. zum Böfen hat
eingegeben: derfelbe Wille ifi nicht Urfach der Phantafie. fondern
die drei erften. darin die Kreatur_ verftanden wird. als die Natur im
ewigen Bande. aus welcher und in welcher der Verfiand. fowohl
die Phantafie urftändet. diefelbe ift Urfach des Falls. Denn der
ungründliche
allein in der Wille
ewigenifiNatur
nicht trrftändetlüß
die Kreat p denn er iftund
Bildung. keine
derBildung.
kreatitr

liche Wille zum Etwas. oder zur Vielheit. '


' 41. Der ungründliche Wille ift Gottes. denn er ift in dem
Einen. und ift doch nicht Gott: denn Gott wird allein verftanden
in dem; oder wenn fich der Wille des Ungrundes in ein Centrum
der Dreiheit in der Gebärung einfchleußt. und in die Lufi der Weis
heit ausfüheer. -
42. Aus dem Willen. darein fich die Gottheit in die Dreiheit
fchleußt. ift auch der Grund der Natur von Ewigkeit geboren worden.
denn da ifi kein Fürfaß. fondern eine Geburt; die ewige Geburt ift
derFürfaß. als daß Gott will Gott gebären und durch Natur
offenbar.
43. Nun fchleußt fich die Natur in eigenen Willen. als in
ein peinlich und fejndlich Leben; und daffelbefeindliche Leben ift_ die
urfaehe des Falls. denn es hat fich in der Natur Phantafie (oder
Spiel der Gebärung) eingegeben und fich zum Führer oder* Herrn
derfelben phantafieifchen Natur gemacht. und die Phantafie hat
daffelbe Leben in fich genommen und fich demfelben Leben ganz ein
gegeben. Ißr 'ift nun die Phantafie und das Leben Ein Ding
worden. und hat den Willen des Ungrundes (als die göttliche Sci
enz. darinnen fich Gott in Gott gebieret) in fich) aber indiefer
-eingefchtoffenen Scienz gebieret fich Gott nicht; er gebieret-ficl; wohl
darinnen. aber er wird in der Scienz. fo viel fie die Natur faffet
und begreift. nicht offenbar: Gott ift unbeweglich und unwirkend
darinnen. er gebieret nicht darinnen einen Vater. Sohn. heiligen
Geift und Weisheit. fonderneine Phantafie. nach der finftern Welt
Eigenfchaft. Gott ift wohl darinnen ein Gott. aber nur in fich
. l". NW
1 - ' _
. * u -

_S-ZN»
x
felber: wohnend.. nicht in der Kreatur; fondern im Ungrunde außer
.der Beweglichkeit. und außer dem Willen der Kreatur. und außer
dem Leben derKreatur. ' .,. e
44, So nun die Kreatur etwas thut. fo thut es nicht Gert
, iu dem Willen des Ungrundes. welcher auch in der Kreatur ifi.
*fondern das Leben. und das Wollen des Lebens der Kreatur thut
esz als_ uns denn zu erkenuen- ift an dem Teufel. Ihn reuet es.
daßer ein Teufel worden ift. dieweil er ein Engel war. Nun
reuet ihn das nicht in feines Lebens Willen "nach der Kreatur. fou
dern nach dem Willen des lixrundes. darinnen ihm Gott alfo
nahe ift. dafelbft fchämet er fi vor Gottes Heiligkeit. daß er ein
heiliger Engel war und nun ein Teufel ift. Denn die Scienz des
Ungrundes fehämet fich. daß _ein folch Bild in ihrer Offenbarung
an ihr fiehet. und daß fie im äußern eine Phantafie ift; derfelbe
„ Wille aber mag die Phantafie nicht brechen. denn er ift nur Eines.
und nt in fich keine Quaal." auch keine Empfindlichkeit der Phan.,
tafie. fondern er iii: eine Scienz. darein die Phantafie fich bildet.
Und diefelbe Phantafie nim_ nichts an fich als .nur eine Gleichheit:
die Gleichheit ift die Kra „ihres Lebens. käme aber was anders
darein. fo müßte die Phantafie vergehenz alfo verginge auch das mit.
daraus fie geboren wird. nämlich die Natur: und fo die Natur
verginge. fo wäre das Wort der göttlichen Kraft nicht fprechend
oder offenbar. und bliebe Gott verborgen. -. x
45. Alfo oerfiehet. daß es alles ein unvermeidlich. Ding fei.
daß Gutes und Böfes iftz denn in Gott ift alles gut. aber in der
_ “Kreatur ifi der Untrrfcheid: das Leben der ewigen Kreatur i| in
feinem Anfange ganz frei gewefen. denn es ward in der Temperatur
offenbar; als im Him-mel wurden die Engel gefchaffen aus derfelben
Natur. Qualität und. Eigenfchaft; die finfiere Welt mit dem Reiche
der Phantafie. war darinnen. aber im Himmel nicht offenbarz aber
*der freie Wille in den' gefallenen Engeln machte das in fich offen
bar. denn er neigte fich in die Phantafie. alfo ergriff fie ihn auch
i und ergab fich ihm in fein Leben. -
46. Nun ift daffelbe finfiere Reich und die Phantafie. und
die Kreatur der gefallenen-Engel iho ganz Ein Ding. Ein Wille
uud Wefen: weil aber derfelbe abtrünnige Wille nicht allein in dee
Phantafie wollte wohnen und regieren. fondern auch zugleich in der
heiligen Kraft. darinnen er anfänglich ftund: fo fiieß ihn die heilige
Kraft (als die Scienz) im Lichte Gottes aus fich. und verbarg fi>z
vor ihm. Das ift. der innere Himmel befchleußt ihn. daß er Gott
nicht fiehet. welches fo viel gefaget ift. er fta/rb am Himmelreich.
des guten Willens. und ift anilzo in Gott gleichwie die Nacht 'im
Tage ift. denn fie ift am Tage in der Sonne Glanz nicht offenbar.
und ifldoch. wohnet aber nur in fich felber. wie Ieh. 1.- 5. fiehet.
das Licht fcheinet in, der Finfterniß. und die Finfterniß haben es

F
_...
503
nicht begriffen. Alfo auch nunmehr vom Teufel und Gott zu ver
.fiehen ifi. denn* er ift in Gott. aber in der göttlichen Nacht (im
Centro *der Natur). mit Finfierniß in der Effenz feines Lebens be
fchlofien, und führet ein magifch Feuerlicht vom Ens der Kälte
und Hive. als ein_ fchrecklich Licht vor unfern Augen. ihm aber ifi
es gut. -
47. Die Schrift faget, der Großfürft Michael habe mit dem
Drachen geftritten, und der Drache habe nicht gefiegetz. Apok. 12,
7. 8. und an einem andern Orte fiehet: Ich fahe denn Satan vom
Himmel fallen als einen Bliß. Luk. 10, 18. Diefer Fiirft Mi
chael ifi ein Thronengel, und hat in der Kraft Chrifti. als im
Worte der heiligen Kraft, *mit ihm gefirittenj in welches Wort
Adam gefchaffen ward.
48. Oaffelbe Wort der Kraft wird in allen drei Principien
perfianden. denn als Lucifer fiel und fich in das Reich der Phan
tafie begab, fo verlor er das Reich in heiliger Kraft. und ward aus
gefioßen: und folches gefchah von der Engel Gefchäfte. welche ihn, '
als einen Abtrünnigen. durch göttliche Kraft ausfiießenz und in
derfelben Kraft (im Wort aus allen drei Principien) ward der
Menfch gefchaffen.
*i
49, Als aber den Menfchen das Reich des Grimmes überwäl
tigte. und aus der Temperatur ausfiießz fo offenbarte fich der hdchfie F
Name der Gottheit in ihm, als die allerfiißefke Kraft Jefu. welche
das Reich der Phntafie und des Grimmes überwand. und mit der
hbchfien Liebe tingirte: und allda ward dem Teufel fein Reich und
Gewalt in der Kraft des Menfchen zerbrochen, und daher urfkändet
der Name Ehrifius.

7 g * Das 5. Kapitel.
"* Vom Urfiand des Menfchen( : “

Moies faget; Gott fchuf den Menfchen aus einem Erdenkloß.


Gen. 2, 7. verftehet den. Leib, der ift ein Limus der Erde, und die
Erde ift ein Ens aus allen drei Principiis, eine ausgehauchte ge
faßte coagulirte Kraft. aus dem Worte aller drei Principien, aus dem
Myfterio Magno. als aus den drei erften aus den fieben Gefialten
der Natur, welche fich in der entzündeten Begierdej* als im Fiat,
eingefaffet, und in ein Wefen gefiihret, eine jede Eigenfchaft in fich
felber zu einer Compaction, welche Gott im Fiat, als in der wefent
. B04 -- x .

lichen-Scienz hat in einen Klumpen _gefaffet. in welcher' 'alle Kräfte
:der geifilichen-Welt. nach Gottes Liebe und_Zo*rn'.*'**,au>)'nach- der
,Phantafie. in einerFirheit inne' liegen. nichtmach' Art deskMentis.
fondern nach Art des Entis. * " * - - *i
“ 2. Im Mens wird die lebendige Wefenheit. welchegeifilicl) ift.
verftanden. als ein ganz geiftlich Wefen. ein geiftlich Ens der Tin
ctur. da fich die höchfie Kraft vom Feuer und Licht in ein Ens
einfithret. '
3,. 'find im Ens wird das Leben derfieben Eigenfchaften der _
Naturwerfianden. als das emfindliche wachfende Leben. (nämlich das
ausgefprochene Wort welches fich im Wachsthtim wieder ausfpticht.
formet und cbaguliret. " p z * ' "i" -
_ 4. .Das Mens lieget im Ens. wie die Seele irn-Leibe. das
mentalifche Wort fpricizt aus das entalifchep der Himmel befchleußt
das Mens. und die Phantafie das Ens. das__*ver|ehet alfo: Im
Mens wird verfiianden die göttliche heilige Kraft fin :der Faffung 'des
Worts. da fich das Wort der Kräfte einfaffet in_ 'ein geiftlicl) Wefen.
da das Wort der Kräfte_ wefentlich ifi. ' *'* "i" *"
5, *So in das Mens das geiftlickye Wäfierfiüiidxrtienräftdann.
nen. welche fich im Geifiwaffer formet. ift nun die höchfte Teure-rr.
welche in der Temperatur ftehet: und der-Grund derfelben ?Tinctupr
ift die' göttliche Weisheit; und der Grund der Weisheit 'ift die Dreiz
heit der ungrimdlichen Gottheit. *und der Grund der Dreiheit ift der *
einige unerforfwliche Wille. und des Willens Grund ift dasNiäzts“.
6. Alfo foll das Gemiith vonehe lernen unterfcheiden. weis *in
der Erde verftanden werde. ehe es faget: der Menfch ifi Erde; und
die Erde nicht anfehen als eine Kuh thut. welche denkt. die Erde
ift eine Mutter des Grafes. die_ auch nicht mehr bedarf als Gras
und Kraut.
' 7. Der Menfch aber will das Befte aus der Erde effen. darum
foll er auch lernen erkennen. daß er das Befte 'aus der Erde fei;
denn ein jedes .Ens begehrt von feiner Mutter zu effen. daraus es
ifi herkommen: und wir fehen ja wohl. daß der Menfch nicht be
gehret voir der Grobheit des irdifchen Entis zu effen. fondern von
der Subtilheit.- als die Quintam Effentiam begehrt er zu feiner
Lebenskraft. welche er -auch im Paradeis zur Speife hatte.
- 8. Als er aber aus der Temperatur ausging in die Scienz der
Unterfchiedlichkeiten. fo feste Gott den Fluch zwifchen das Element
der Temperatur und den vier Elementen. daß-weilen der Menfchen
war mit der Begierde in die Ungleichheit der Eigenfchaften gegan
gen. welche fich auch in ihm in ein folch thierifch. hart. begreiflich.
fühlte-h und empfindlich Wefen der Feindfchaft. in die Phantafie.
gefaffet hatten. als in die vierelementifche Grobheit der Hihe und
Kälte. aua) in die Giftquaal der finftern Welt. als in die Tödliche
keit. er auch nun mußte diefelben Eigenfchaften in fich effen. Denn
der Ungleichheit gehöret nicht die' *Temperatur *sie _einiges .heiligen
Elenients.* fondern die vier Elemente gehören ihrt-*ldarum ift der
Fluch das Scheideziel. daß nicht das unreine in das Reineieingehe
denn der Fluch ift 'anders nichts. als ein*"Fliehen' des Guten-r daß
fich das einige Element in fich felber faffet. und-vor de'm
der' Bosheit fich verborgen hat., _ _ "*7 "J"- -"'*“ _ -
*7 9. Denn in-Adams Unfohuld-giünete* das-'hiiilige' Element in
der Temperatur durch die vier-Elemente aus.“ undgebar durch die
vier Elemente himmlifaze Früchte." welche lieblich' anzufehen-*und-?gut
zu effen'waren. wie Mofes faget: und in demfelben Ausgrüneii
wird das Paradeis verftanden.- denn diefelbe-Frucht' nano in_ dee
Qualität in der Temperatur. und Adam nouveau." iir_'der_Te_'mpez
ratur; alfo follte und konnte der Menfch der Paradeisfrücizte iffen.
, 10. Als Adam aber mit der Luft in die Vielheit _deiFEigen
(haften. als in die Phantafie-'der Ungleichheitxiitis Cent-din na.
'Ziitführtq und wollte alles wiffen und klug werden) und-'fchinetkeiiz
“ wie Hitze _und Kälte. undalle-*andern* Eigenfchaften' imfiringendeii
Streife fchmeckten. fo fingen ihn auch diefelben-Eigenfrhafcen-im*
Streife. und wachten in ihm auf. und* faffeten fich mit der Begierde
ins :Wefen der Phantafie: alfo ward das_ Bild Gottes" in' der Tritt-i
peratur zerftöret. und -derlofch das sicht imWefen des heiligen Ele- f
mitn! in- ihm. darinnen er Gott erkanntez alfo fiarb- _er der-Tem
peratu'r. und ' wachte“ auf den vier Elementen und 'der ungleichen
Scienz. welche ihn nun kränken und endlich tödtenhi- Und das 'ifl
d“. wahfe Grund. .n Jun -' unter.» _riet 2,;

*_.J.„ 11. Damit wir aber dem fuchenden Gemüthe'. welches nam*
:Öfeinem Vaterlande fraget. und auf dem Pilgramswege ift. _genug
thunz fo wollen wir ihm den Menfchen vorfiellen. (1) was er eigent
lich fei. (2) woraus er erfchaffen. (3) was feine Seele und Leib
fei. (4) und dann auch feinen Fall. und (5) feine Erlöfung oder
Wiederbringungz damit wir ihm können den Grund göttlichen Wil
lens gegen ihn recht gründlich weifen: und hernach wollen wir es
mit der heiligen Schrift probiren. und diefelbe mit ihrem vermein
ten Contrario weifen. ob Iemandem möchten feine Augen dardurch
offen werden. welches wir treulich nach unfern Gaben thun fallen.
12.-Mofes fpricht gar recht: Gott fchuf den Menfchen in fei
nem Bilde. ja zum Bilde Gottes fchuf er ihnz item. Gott machte
den Menfchen aus dem Limo der Erde. IndemMofes fpricht
Gott fchuf den-Menfchen in feinem Bilde; fo verfiehet Mofes nicht.
daß Gott ein Bild fei. daß er den Menfchen habe nach feinem Mo
dell gefchaffenz fondern er verftehet die"Scienz in der Kraft. da fich
von Ewigkeit alle Dinge in der Scienz. in der Temperatur. in den
Kräften. haben im Geifie der Weisheit eingemodeltz nicht als Krea
turen. fondern gleichwie ein Schatten oder Fürmodelung in einem
Spiegel. da Gott von Ewigkeit in feiner Weisheit gefehen hat. was
x
. *- 506
werden; khnnte„ Mit. we „Bildung der Geift Gottes in-_l der
Weisheit_ gefpielet hat. zn .dem ingefaßten Modell. da fich der
Griff _der Scienz in. der eisheit. in der Natur der Kräfte. hat
von Ewigkeit .ing ei_n„Spiel„_genwdelt (welches Modell keine Kreatur.
fondern his ein:_:S>)atten' einer Kreatur gewefen). hat Gott den krea
türlichen Menfchen-erfchaffen. als in des Menfchen eigen Bild. wel
mer) doiimdein Menfch war; -ibndern GottesBildniß. darinnen fich
der Gcijh Gottes aus allen Principiis in einen Scl)atten einer Gleich
föxtnigkeitgdes Wefens aller Wefen einmodelte. Gleich als wie fich
ein_ .Menfch :vor *einem Spiegel defiehet. da im Spiegel feine Bild
niß ifi. aber in keinem Leben-z alfoift uns auchdas Bild Gottes
des Nienfrhen von. Ewigkeit u_ betrachten. _ fowohl dir-ganze Creation.
wien-Gott alle Dinge von wigkeit gefehen hat im Spiegel feiner/
Weisheit..
- i3. Als Gott alle Kräfte aller drei Principien in der Seien.
hatte „in ein .Wefen gefaffet. und in einen Klumpen gezogen. welcher
Erde heißt. als nämlicl) in eine Firheit der gebärenden geifilimen
Kräfte) fo fcheidete er die „Elemente in der Temperatur des einigen
Elements in vier Elemente zu einem webenden Leben. und faffete
weiter die geifiiichen Kräfte der Natur (aus welchem die materiali
fche. Firheit. fo in. der Erde in den Materien verftanden werden) in
Str-me: denn“ weffen Wefens die Erde corporalifcl) ifi. deffen find
die Sterne fpiritualifch. und doch_ nicht 'als lebendige Geifter. fondern
ein geifilich Ens als Kräfte. eine Quinta_ Effentia. nämlich die fub
tile Kraft. davon fich die Erde. 'als die Gröbe. gefchieden hat. welche
Gott in der Scienz feines Sprechens. in Unterfchiedlichkeit der
Kräfte formte. . -
14. Sie heißen darum Sterne. daß es ein bewegliches. hart
gieriges. firenges Ens ift.“ darinnen der Natur Eigenfchaften verfian
den werden: alles deffen. was die Natur in fich fpirituaiifcl) in der
Temperatur ift. das find die Sterne in ihrer Schiedlichkeitz als. ich
fehr es alfo zu .verftehem wenn die Sterne_ alle zergingen und wie
der in das Eine träten. daraus- fie gegangen find. fo wäre es die
Natur. wie es von Ewigkeit gewefen ifi. denn es fiünde wieder in
der Temperatur. wie es denn alfo am Ende gefchehen foll; jedoch
daß alle Wefen durchs Feuer probiret und in ihr eigen Principium
gefchieden werden. Mit diefer Zertheilung und Infaffung der Kräfte
der Sterne und der vier Elemente verftehen wir die Zeit und den
kreatürlichen Anfang diefer Welt.
15. Als nun Gott die Erde und das Firmament der Sterne
gefchaffen. und in Mitten das planetifche Rad deryfieben Eigenfchaf
ten der Natur. mit ihrem Regenten der Sonne geordnet hatte: fo
eröffnete fich der Spiritus Mundi aus allen Eigenfchaften der Kräfte.
aus Sternen und Elementen. denn eine jede Kraft ift ausgehend
nach der ewigen Natur Recht im ausfpremmden Wort; welch ewi
„Nr.4
ges Wort fich allhier-aus dene Myfierjo Magno _hatte in einezßeih
als in eine Figur des geifilichen _Myfierii Magni tingefaffec und .ger
fchloffen-*als ein großes Uhrwerk. darinnen man das fpiritmlifche
Wort “in - einem *Werk verftehetp_ _
16. Das ganze Werk ifizdas: geformte Wort Gottes (verlieh
het das natürliche Wort. indemxdas lebendigeWort Gottes. kde]
Gott felber ift.» im Innern verfianden wird). das fpricht fich durch
die Natur, aus in einen Spirixum Mundi. - als_ in eine Seele.- de.
Creation.. und im Ausfprechen ift wieder die_ Scheidung in der feuq
rifcben afircliicleen- Scienz im Spicitu Mur-di. da fiäizdle fetxxilihq
Scienz in eine ,geiftliche Scheidung ausführen; in welcher Scheidung
die ,Geifter in den Elementen verftanden werden. und folche nach
Erjtfweidung der vier Elemente. in jedem Element _nach feiner Ei
genlchaft- .
17. Denn es hat in jedem Element feine inwohnenden Geifter.
nach deffelben Elements Qualität. welche ein Schatten und Bild
des Ewigen find; und aber doch in einem wahrhaftigen Leben aus
der Scienz der Natur des ausgefprochenen geformten Wortes. au'
dem Myfterio Magno: nicht aus dem rechten göttlichen Leben. fon
dern aus dem natürlichen. welche da herrfchen im Feuer . in der
Luft. im Waffer und in der Erde. in Ordnungen wie das Geftirn
fkeißie inßehende Ordnung hat; alfo auch unter jedem Polo zu. der!
E en i . ** „ h .xx
18. Der Spiritus Mundi-ift nun das Leben _der äußern Weitz
das Geftirn ftehet rings umher. und hat die drei erften (Sal. Sulz
phur. Mercurium) in harter feucifwer Scienz in fich: ja fie find
eben deffelben Wefens felber. aber in großer Theilichkeit und Schied
lichkeit; diefelben Schiedlimkeiten der Kräfte gehen aus fich aus und
find ein Hunger nach ihrem gehabten Wefen. als_ nach der Erde
und derer Materien in ihren Eigenfchaften: und die Erde. ift ein_
Hunger nach dem Spiritu Mundi. denn fie ift aus ihm ent
fchieden.
19. Alfo begehret das Obere des untern. und das Untere des
Obern; des Obern Hunger ftehet mächtig nach der Erde. und der
Erde Hunger nach dem Obern: darum fallen alle Dinge. was ma
terialifch ift. gegen die Erde. wie denn aus; das Waffer gegen die
Erde gezogen wird. und hingegen zeucht der feurifche Spiritus im
obern das Waffer wieder in die Höhe in fich zu feiner Erlabung; '
er gebierets. und giebts von fich. und zeuchts auch. naäzdem fichs
hat mit der Erde temperiret. wieder in fich; und find beide gegen
einander wie Leib und Seele. oder wie Mann und Weib. welche mit
einander Kinder gebären.
20. Aus diefer Geburt. als der Matrice der Natur. hat Gott
im Verbo Fiat. das ift in der wefentlicljen Begierde der Kräfte. am
fünften Tage alle Kreaturen aus jeder Scienz aus ihrer Eigenfchaft
- i

_ 508 9

hiißeit-“hervorgehet-e. als *das *Corpus aus: der Firheit- deriEtbefiunb


d'en 'Geift aus dem Spiritu Mundi. *Das ifi gefchehen inder Con-x
Function des Obern undUnternz das ifi. das innere göttliche Wort
fpraci) fich durch das äußere ausgefprowene-Wort in jeder Scienz.
ausder feurifchen- Eigenfcl)aft der'“Kräf_te. in ein kreatürlicl) Leben.
Das find -nun die Kreaturen auf Erden." Waffer. undin der
Luft die Vögel. eine jede Kreatur aus feiner -eigenen Scienz. aus
Gütern und Böfem. nach aller drei Principien Eigenfchaft. nach je
dem ein Bild der Gleichniß des innern Grundes. aus -dem- Reiche
dekiiI-dhantafie fowohl. als aus dem urfilindliwen guten Leben; wie '
inan" das vor Augen fiehet. daß gute und böfe Kreaturen -find. als
gifxige-"Thiere und Würrne. nach dem Centro der Natur der Fin
fi-erniß. aus Gewalt der grimmen Eigenfchaft. welche auch nur be!
gehren i'm Finfiern zu wohnen. als dafind diejenigen. fo in* den.
Löchern wohnen und: fich vor der Sonne' verbergen. "Dargegen fin
det ?man auch viel Kreaturen. mit denen »der Spiritus *Mundi fich
aus dem Reiche der Phantafie gebildet hat. als da nnd Affen und
bl-iigleihenThiere und Vögel. *welche nur ?Poffen treiben. und an
der' Kreaturen plagen und verunruhigen.-daß' alfo je eines des an
dikMFeind ifi. und alles gegen einander fireitet. auf'_Art*'*wie die
driei-"Principia mit einander in ihren Kräften fpielen: alfo hat Gott
daffelbe“ Spiel vor ihm'. mit dem Spiritu Mundi -in-feiner-(Scienzz
in 'ein lebendig kreatürlicl) Wefen eingeführet. wie man _denn-auch
gute_ 'freundliche Kreaturen in Nachmodelung der' englifchen*-Welt fin
det. *da fich der Spiritus» Mundi in die guten ausgefprochenen Kräfte
eingebildet hat. welches die zahmen Thiere- und Vögel find; und da
fich doch auch viel böfe Thiere., als böfe Eigenfchaften. mit unter
die“ zahmen_ mengen. welche 'alfo in vermifchle-n Eigenfwaften-find
ergriffen worden." An jedes Thieres Effen und Wohnung-fiehet
man. woraus das herkommen fei. denn eine jede Kreatur begehret in
feiner Mutter zu wohnen z und fehnet fich nach ihr. wie das klar
vor Augen ifi.
- 2-1.7Der Spiritus Mundi. daraus alle äußere Kreaturen* nach
dem Geifie herkommen. ifigefchloffen in eine Zeit. Ziel und Maaß.
wie'lange das währen foll. und ift wie ein Uhrwerk aus den Ster
nen *und Elementen. darin der höchfie Gott wohnet. und dieß Uhr
werk zu* feinem Werkzeuge brauchet. und hat fein Machen darein
gefchloffen; das gehet frei für fick). und gebieret nach feinen Minu
ten. wie man es etwan gleichen möchte; alle Dinge liegen darinnen.
was in der Welt gefchehen ift und noch gefchehen foll; es ift Got
tes Fürfalx zur Kreatur und in der Kreatur. darinnen er alles wal
tet mit diefem Regiment der Natur. - -* “
'* 22. In Gott felber. fo viel er Gott heißt und ift. ift kein
Fürfalz zum Böfen. oder zu etwas. denn er ifl dasEinige Gute.
und hat keine andere Faßlichkeit in fich. als nur fich felber. und in
-
- 509 -*' .
feinem Worte. das er von fich hat ausgefprochen. als nämlich den
Spiritum Mundi. aus dem Myfterio Magno der ewigen Natur.
da hat er feinen Fürfaß gefaffet und eingefchloffen in das freie Uhr
werk. in den Spiritum Mundi: das gebieret nun. und zerbricht al
les nach feinem inftehenden Lauf. und dringet Fruchtbarkeit und,
Unfruchtbarkeit. , 7,
23. Gott aber in feinem Wefen geußt feine Llebekraft darein..
das ift. er geußt fich felber darein. gleichwie die Sonne in die Scienz der
Elemente und der Früchte; das ift. die heilige göttliche Scienz-giebt
Kraft der natürlichen Scienz. Gott lieber alle feine Werke. und:
kann fonft nichts thun als lieben. denn er ift die einige Liebe .felz
ber: fein Zorn aber wird in der ewigen und zeitlichen Natur vgrzx
fiandenz" als in der ewigen. im Centro der Finfierniß.. im katzen;
und hißigen Feuerquaal; und in der zeitlichen. als im Spiritu“
Mundi. wird er auch in der feurifmen Scienz-deoScheidung aller.
Eigenfchaften verftanden. , .. - -_ , 43...53_
24. Und fo nun eine Stadt. Land oder Kreatur denfelben Lyra*
in der feurifchen Scienz. im Spiritu Mundi. in fich erwecktzg-das.
ift. daß er den Ekel in Grimm einführet: fo- ift er wie einzig-etz;
im Feuer. darinnen der Grimm qualificirend wird und um fich frißt.,
*und das Leben in der Scienz der Kreatur in- höchfie Peinliche_
keit feßt- “ t. ieöij. '
25. So fpricht alsdann das zornige. feurifche Wort in der er-z
we>ten Turba durch den prophetifcloen Geift. in der Turba Magna..
Ich will rufen dem Unglück über Stadt und Land.'und will meine
Luft daran fehen. wie der Zorn den Ekel frißt. und wie er das
böfe Volk verzehret. Denn das ift eben eine Freude und ftarke
Macht des Grimmes in der Natur. wenn man ihm folch Feuerholz.
als nämlich Gottesläfiern und andere Sünden und Sazanden ein
führet. das frißt und verzehret er. denn es ift feine Speife. fonder-x
lich diefes. wenn die menfwliche Scienz von Gottes Liebe fich ab-
bricht. und huret mit dem Grimm der Natur: allda mäftet er fich
ftark. bis fich das Uhrwerk in eine feurifche Scienz einführet. da
alle Wefen in der Proba ftehen. da zündet er fiäz alsdann an. nach» f
dem die Turba im Rade des. Uhrwerks entzündet wird. daß eine,
Eigenfchaft darinnen offenbar wird: alfo gehet auch alsdann die
Plage. und alfo wird fie ausgefazüttet über daffelbe Land . Stadt
und Kreatur; als oft mit Gift. mit Pefiilenz. öfters mit Unfrucht
barkeit. oft mit Verbitterung der Gemüther der Obern. daraus Krieg.
urftändet. _
26. Aus diefem großen Uhrwerk. als aus dem _Obern und un.
tern. da alles in einander inne lieget. ifi der Menfch gefchaffen wor
den zum Bilde Gottes. denn Mofes faget. _der Herr *habe gefpro
" chen: Laßt uns Menfchen machen. ein Bildnach uns. das da herrfche
in allen Kreaturen auf Erden. in die Thiere. Vögel. Fifth-e. und in
i

z_
y.

" *- 510
.nie Erbe-rund Gemüt-nm) *dass-da ara-Erden kreuclyt. Gen.'1?.-28-.
Sollen nun 'die Menrazenkin axiale-eiiie heacazen. fo*- meinen-fie auch
eben aus demfelbeniGrunde. unddarzu-»aus der beften Kraftdeffek
den fein; *denn kein Ding' *herrfchet* tiefer als feine Mutter* ift. dar
aus: es kommet. es werde denn iii-eins beffeees transmutiret. fo herr-Y
fchet es auch in" daffelbe Beffere.- und nicht weiter'. 'alsde-ffeii
Grund m. t. ., : »er
4? "27, Weiter faget MofesxGort-macizte den Menfäyen aus' dem
Erdenkldß. und "d-lies ihm ein den lebendigen Odem. da ward der
Menfcheine lebendigcrSeele. Gen. 2. 7. Hier ift uns nicht zu*
verliehen?" daß Gott fei auf-perfönliche kreat-urliche Art gleich einem
Menfchen' dagefianden. und .habe einen Klumpen Erde genommen.
uiid-einen Leib 'daraus gemacht; nein. das-ift nicht. fondern das?
'Wdrt Gottes. als das* SprechenMFiat) war in allen Eigenfchaften
(im Spiritu Mundi.- 'und 'irn"'En-t'e 'der Erde ?aus dem Spiritu
Mundi) rege. und fprach in alle Effentien ein' Lebenz* nämlich das
Fiat. welches' die Begierde“ des Works' in der Srienz ift. das war
- in dear ewiggefehenen -Modell des Menfihen. welches in der Weis*
heifgeftanden war.- und 'zog das Ens aller Eigenfchaften der Erde.
uiid was darinnen immer "fein mag'. in eine Maffam .die war eine
Quinta Effentia aus d'en vier Elementen. in welcher die Tinctur
aller Kräfte aus allen drei Principien lag. darzu die Eigenfchaft der
ganzen Creation alle Kreaturen. als des 'Wefens aller Wefen. dar
aus alle Kreaturen waren entftanden. g
28. Denn verftehet es recht: die irdifchen Kreaturen der Zeit
find mit dem Eorpore aus den vier“ Elementen. aber der Leib des
Menfchen ift aus der Temperatur. da alle vier Elemente in einan
der in Einem Wefen liegen. daraus Erde. Steine und Metalle.
fammt allen irdifchen Kreaturen ihren Urftand haben: wohl aus* dem
Limo der Erde. aber nicht aus der Grobheit des eingefaffeten 'We
fens der Zertrennung in den Eigenfchaften. da fich eine jede Eigen
fchaft in ein fonderlich Wefen der Erde. Steine und Metalle gefaf
fet hat. fondern aus der Quinta Effentia. darinnen die vier Elemente
in der Temperatur inne liegen. da weder Hide noch Kälte offenbar
war. fondern fie waren in gleichem Gewichte.
29. Denn follte der* Menfch in alle Kreaturen herrfchen. fo
mußte er ja die höhere Macht. als das höchfte Ens der Kreatur.
in fich haben. daraus die Kreaturen einen Grad äußerlicher oder
niedriger (oder wie man es geben möchte. geringer) waren. damit das
Mächtige in dem Ohnmächtigen herrfche. gleichwie Gott in der Na
tur. welche auch geringer ift denn er. Doch nicht zu gedenken. daß
im' Menfchen follten die thierifchen Eigenfchaften kreatirrlich oder of
fenbar fein z fondern das Ens aller Kreaturen lag'-'*im menfchlichen
Ente in der Temperatur: der Menfch ift einBild *der ganzen-Eren
tion aller dreien Principien. nicht allein im Ente der äußern Natur
*- 511
ber Sterne und vier Elemente. als der>gefcl7affenen-Wettz--'findern
auch aus der i-nnern geifilicljen Welt Ente, aus-“göttlimer-Wefbnheidz
denn das heilige Wort 'in feinem Ente--faffete-ficl) mibin-“dasAWW
gefprochene Wort: als nämlich der Himmel' faffete fich*'-rn't-'-tn(7-da.[„
Wefen der äußern Welt. fowohl das Grünen in der*_innern-*:Welt
Wefen. als das Paradeis, das heilige Element war-indem .stillen
den- Regiment. - c - . - U'. kÖ-Äe 75-'
iv( 30. In- Summa, das menfchliche Corpus' .ift ein Limusaus
dem Wefen aller Wefen, fonft möchte es nicht ein Gleiehniß Gottes
oder ein Bild Gottes genennet tverden: der unfichtbare Goth-welcher
fich hat von Ewigkeit in Wefen eingefithretx und auch mit diefen,
Welt in_ eine Zeit, der hat 'fich mit dem Menfchenbild* aus-allen
Wefen in ein_ kreatütlicl) Bild gemodelt. als ln-eineFigur des un*
fichtbaren Wefens. Hierzu hat eribm nicht das-creatürliäjej- thieet.
fehe Leben aus ,der Scie-nz der 'Kreatur gegeben. denn dafjelde--Lebeei
mußte in der Temperatur ungefclyieden* bieiben fieben-z fbndern--er
blies ihm ein _den lebendigen Oden.» als das-wahre verficindliehe* Le?
“ ben im Worte- der göttnuzen KraftF-das ift, er blies ihm-ein' die'
wahre Seele aller drei Principien in der' Temperatur.- -
31. (1) Als-ron innen die magifcljel Feuerweltp-aksdas-Een.
trum der Natur) wie f>)o * en' gemeldetj' welehe die wuhrekreatur
liche Feuerfeele ifi. davon. *Gott nennet» einen -ficirken. eiferigm
Gott und ein verzehrend Feuer, als-?die ewige .Natum -
32. (2) Und hiemit auch zugleich_die Lichtwelty- Modes-Reich
der Kraft Gottes, gleichwie Feuer und Licht in einanderÜfind unge
fchieden. alfo auch allhie zu verftehen ifi. ' '
33. (3) Und von außen blies er ihm auch hiemit zugleich den
Spiritum Mundi mit der Luftfeele' ein. Es blies “das ganze fpre
chende' Wort fich in alle-r Natur-ein. nach Zeit und Ewigkeit. denn
der Menfch war ein Bild Gottes. in dem der unfichtbare Gott offen
bar war„ ein wahrer Tempel des Geifies Gottes, .wie Joh. 1, 4.
fiehet) das Leben der Menfchen fei im Wort gewefen und-dem ge
fchaffenen Bilde eingeblafen wordenz als nämlich der Geift Gottes
blies ihm ein das Leben der Natur in der Temperatur, als den
Geifi göttlicher Offenbarung, da fich die göttliche Scienz in ein na
türlich Leben einfuhret: daffelbe göttliche natürliche Leben ift der
Menfch. gleich den Engeln Gottes. nach der Seele, als der geiftliz
chen Welt) Match. 13, 43. und 22. 30. da gefchrieben fiehet: In
der Auferfkehung find fie gleich den Engeln Gottesz nun kommen
wir doch nur wieder in das erfie gefchaffene göttliche Bild, und
nicht in eine andere Kreatur.
34, Alfo ift uns der Menfch recht zu erkennen, erfilich was -er
in der Unfchuld gewefen fei. zum Andern was er hernach worden fei.
Er war im Paradeis, dieß ift die Temperatur: er ward in einen
gewiffen Ort gefeßt. da die heilige Welt durch die Erde ausgrünete,
.i
e

uudniyaradeisfrüsitijxtrug„welcherin der Effenz auch-in deuTempee 'i

ralur--firmden.-dieiwacen.gut- und' lieblich, anzufehen. auch gilt auf.


himmlifclze-zArt zu-effen; :nicht in einen“ ONadenfack. wie ist in der
aufgewarbten-thiehifchen Eigenfchaft. fondern auf magifwe Art wahl
in (Munln-.zaber im .Munde waren die Eentra der Scheidung. -als
- nämlich eiruiedes-:Prineipium in: das feine. auf Art. wie das in
Ewigkeit fein mag. Gleichwie der Spiritus Mundi aus den drei
* " eriten.;„ als. aus dem feurifmeirSulphure. Mercuriound Sale das
Waffer “gebieret *und von fich giebet. als im Salniter der Scheidung.
und auch wieder in fich zeucht» von der Erde auf. und doch deffen
nicht voll wird; alfo auchvom Menfchen zu verfiehen. _
- -„-.35.,Adam war nackend und doch mitzder größten Herrlichkeit
bekleidet. qlsxfpnrjr-,dem Paradeis.,ein ganz fchön*._hell.-„kryffallini_fc_l)
Bild .9 kein *Mannh *kein::,Weib-;: fondern :heides. alsgeiue männliche
Jungfrau. mitbeiden Tincfuren; -in der-Temperatur.: als ,nämlich die'
himmliicbe, Matrix. im. iger-sinkenden: Liebefeuer.» „und" dann.. austria-s,
' Limbus., aus! der Natur .de;s.,'.ffentialifchezn7Feuersi. .darinnen indie
fen beiden das ..erfie-i und: andere xPrincipium-'der-heiligett göttlichen(
Natur verftandenxzvirdx. da-:Veneris -Tinctur (als das Gehören und
Geben. aus i-..desiäSohnes Eigenfchaft) das Weib-alsdie -Mutter der
Gel-arena. ,ifi.-uad versenden-nnter; , die feurifche Eigenfchaft.:
aus .des Vaters Eigenfchaitmalsxdie nz. zder_ Mann verftanden
wird. .reiche ,zwei Eigenfchaften-fich hernach in, Mann und Weib
geichledenxbabeneqm: .*2 (t) (ick i! - *r , .,
z;.-36.:-'Denn,l*u-.Adam hatte: mögen .befiehemfo wäre die Geburt_
und Vermehrung der Meniiilrnzmagifci) gewefen. als einer aus dem
andern. gleichwie. die Son-ne,„_das:-Glas durchdringet und _eg dom
nicht zerbricht; weil es aber-Gott wohl erkannte. daß Adam (nicht
alfo -beftehen wiirde. fo hat er ihnenden Heiland und Wiedergebä
rer vor-der_ Welt Grunde geordnet. und ihn aber ins wahre- rechte
Bild anfänglich gefchaffen. undgin das Paradeis gefiellet. darin er
ewig fein foll. und-,lallda die Proba über ihn kommen laffen.; auf
daß er in puradeififche Scienz fiele. und daß das heilige Wort nicht
durfte in viehifche Seienz *eingehen zur neuen Wiedergeburt; fondern_
in das. das allda -verbieichen wurde. als in das wahre Bild Gottes.
Wie hernachfoll gemeldet werden. .- „
, * F , „
e. i.“
* ' . - 513
1.

Das 6. Kapitel.
' Vom Falle des Menfchen und feinem Weihe.

Allhie wollen wir -nun den Liebhaber der _Wahrheit verrnahnen.


unfern Sinn recht zu faffen. denn wir wollen es ihm alfo weifen.
daß er wird genughaben. mag er uns nur verfiehen. nämlich wo
der göttliche Wille zu Gutem und Böfem urftände. da die Schrift
faget: Er verfiocket ihre Herzen. daß fie nicht glauben und felig wer
dem_ Ioh. 12 40. und auch hingegen wiederum: Gott will nicht
den Tod des Sünders. Ezech. 33. 11. Damit er nicht nur alfo
auf dem Wahn ftehe. als hätte ihm Gott einen Fürfah gemacht.
den einen .Haufen zu verdammen und den andern in feinem Für
fahe aus Gnaden felig zu machenz daß er es lerne recht gründlich _
verfiehen. wie es die Schrift. die. alfo redet. verftehet.
2. Nun betrachtet nur das BildGottes in Adam vor feiner
Eva. das in der Temperatur im Paradeis fiund. denn Mofes fa
get: Gott fahe an alles. was er gemacht hatte. und fiehe. es war
alles fehr gut; hernach fprach er: Es ifi *nicht* gut. daß der Menfch
allein fei; auch verfluchte er" die Erde um des Menfchen willen.
3. Lieber Menfch. fage mir: warum machte nicht Gott bald
im Anfange Mann und Weib. wie bei den andern Kreaturen?
Was war die urfache. daß er fie nicht zugleich aus einer Maffa
fchuf? Antwort. Das war die Urfache. daß das Leben beider Tinitu
ren nur ein einiger Menfch im Bilde Gottes ift. und in der Ewig- ,
keit nicht in zweierlei Leben. als männli und weibliä). fiehen mag.
nach Art des Vaters und Sohnes Eigen chaft. welche in einander
nur Ein Gott find. und nicht entfchieden.
4. Alfo fchuf er fein Bild und Gleichniß in ein Einiges Bild.
denn in :Einer Tinctur fiehetnicht die vollkommene Liebe. aber in
beiden fiehet fie. da eine in die andere eingehet. da entfiehet die*
große feurifche Begierde der Liebe. denn das Feuer giebt das Licht.
und das Licht giebt demFeuer Kraft. Schein und Wefen zu fei
nem Leben. und machen diefe beide nur Einen Spiritum. als Luft.
und der Spiritus giebt Wefen. als Wafferz weil. und fo lange aber
diefe vier. als Feuer. Licht. Luftzuud Waffer. fich von einander
fcheiden. fo ift kein Ewiges daz wenn fie aber einander inder Tem
peratur gebären und nicht von einander fliehen. fo ift es ein Ewiges.
„ 5. Alfo ift es auch mit Adam zu verfiehen: da des Lichts und
Waffers Tincturfvon ihm in ein Weib gefchieden ward. fo, mochte
er in diefem Bilde. das er hernach ward. nicht ewig befiehen.. denn
l7. - 33
"ZM
' *
.

f ' in-ihm514
fein Paradeisrofengarten ward ihm genommen, darinnen er

* fich liebete.
6. So fpricht die Vernunft: Warum that Gott das„ daß er
Adam zertrennte und in zwei Bilde brachte? Es muß ja fein Fiir
faß alfo gewefen fein, fonft hätte er es nicht gethanz darzu„ fo hat
er es vor der Welt Grunde gefehen, daß er es thun werde und
wolle. Und allhie lieget die Vernunft nun todt, und kann ohne
Gottes Wiffen im heiligen Geifi nicht weiter; und aus diefem kommt
aller Disputat und Streit. , 4,
7, Gottes Fürfaß und Öerordnen und Gottes Vokhinfehen und
Wiffen i| nicht Ein Ding. Es find alle Dinge im ausgehenden
Geifie aus des Feuers und Lichts Scienz. in der Weisheit Gottes
von Ewigkeit gefehen worden, waswerden möchte „ fo fich Gottes
Wefen naä) der. Gebärerin der Natur bewegte.
8. Als„ in der Eigenfchaft der feurifchen Scienz nach der Fin
fierniß ift es gar wohl gefehen' worden, was ein Teufel fein wurde;
item auch in des Lichtfeuers Scienz„ was ein Engel fein wurde,
fo fich die feurifche Scienz vom Lichte fcheidete. Gott fchuf aber
keinen Teufel; wäre ein göttlicher Fürfcih je gewefem fo wäre ein
Teufel in demfelben Fürfah gefchaffen worden: der Einige Wille
Gottes gab fich allein in die englifche Figuh aber die feurifäze Scienz,
nach der finftern Welt Eigenfchaft, drang hervor, ,und faßte fich in
einen Fürfahz und wollte auch krealurlicl) fein.
9. Da das Licht und das fcheinende Feuer kreatürlick) ward, fo
drang auch das finfiere, kalte„ peinliche Feuer* mit der Bildung dee
Phantafie hervow und eineignete fich in die feurifche Scienz, welche
die feurifche Scienz in fich als einen Freudaffen einfaffetw und aus
der Temperatur ausdrang: alfo ward der neue Wille wider die
Temperatur geboren* welcher außer Gott verfiofien ward.
10. Man muß verfiehen, daß der Anfang der Schiedlichkeit
,nicht in Gott ucftände, daß fich Gott* habe in einen Willen zum
Teufel gefaßtz fondern die feurifche Scienz in der ewigen Natur,
im Ausfprechen des Worts„ nach Feuer und Licht. Aus den drei
erfien ift das gefchehem daß fich ein furfiliGer Thron in der feuri
fchen Scienz hat in das Reich, als in* die Archiam der Phantafie
*gefchiedem _ .
-11. Das Reich der Phantafie nach der Finfierniß aber ifi von
Ewigkeit gewefen, welches auch eine Urfach des Teufels Falles ifiz
wiewohl die feurifche Scienz, Lucifecs in eigenem Willen_ fiund, und
fich ohne Zwang und Drang darein begab.
. 12. Der Menfcb aber ward vom Teufel betrogen, daß er fiel.
Denn als Fiirft Lucifer vor der Welt Grunde in der erften Bewe
gung oder Infaffung der Nacurfiel, und aus feinem königlichen
Loco ausgefloßen ward: fo ward Adam in feine Stätte gefchaffen;
und weil der Lucifer nicht war befiandem fo fchuf Gott den Adam

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K

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*-*
515 _
nach dem Leibe in ein materialifch Wefen, als in einen Waffer
quaal, daß er ihm helfen möchte. ' .
13. und allda hat fich auä) der heilige Name Jefus alsbald
in den Menfchen mit eingeleibet zu einem Wiedergebärerz denn der
Chriftus in Adam follte den königlichen Stuhl Lucifers befißen, weil er
fith von Gott gewandt hatte. und daher kommt auch der große
Neid, daß der Teufel dem Menfchen gram ifiz auch urftändet an
diefem Ort die Verfuchung Chrifti. in der Willi» dieweil er dem
Teufel feinen Stuhl nehmen und feine Gewalt brechen follte in der
Creation- und fein Richter werden, der ihn ewig verftieße.
14. Die Seele des Menfrhen und die Teufeh fowohl alle hei
lige Engel kommen alle aus einem Grunde: nur daß der Menfch
auch das Theil der äußern Welt' in fich hat, welches doch auch der
Teufel hate aber in einem andern Principim als in der Phantafie
in der falfchen Magia. Derowegen konnte der: Teufel den Adam
betrugene denn er fprach des Adams feurifmer Scienz in der Seele
ein, und lobte ihm die Ungleichheit der Eigenfchaften, und fiihrte
feine falfche Begierde in Adamz davon Adams freier Wille in der
feurigen Scienz inficiret ward, gleich als wie eineGift in den Leib
kommtl welche anhebt zu qualificiren, davon ein anfänglicher Wille
zur eigenen Luft entfiunde: da war es gefchehen um die Tempera
tur, denn die Eigenfchaften der Creation, welche alle in Adam in
der Temperatur lagenr wachfen eine jede in ihrer Eigenheit auf,
und zogen den freien Willen in fich, und wollten offenbar fein.
15. Aueh zog der Spiritus Mundi der äußern Welt aus Adam
die Temperatur, als das Theil der äußern Wein in Adam in fich
und wollte in Adam hcrrfchenz_ iteml das Reim der Phantafie griff
auch nach Adam und wollte im Bilde Gottes offenbar fein. fowohl
der Grimm der Natur, * als nämlich Gottes Zorn in des Teufels
Neid; alles zog an Adam. *
16. Alida fiund er nun in der Probm ob er wollte befiehen,
denn die Scienz (aus der Scheidung des magifchen Feuers im
Worte der Kräfte, aus des Vaters Eigenfmaftl aus dem Willen des .
ungrundes) war freiz fie ftund in dreien Principien in der Tem
peratur„ fie mochte fich in eines wenden, wohin fie wollte: nicht daß
fie in der Kreatur wäre frei gewefem denn dero ward das Gebot
gegeben„ fich nicht von Gott abzuwenden in die Geluft Bhf-s und
Gutes; aber der Grund der Kreatur- als die feurifche Scienz„ als
die Wurzel der Seele„ ftund in dem ungrimdlichen Willen des An
fangs aller Wefen, und war ein Particular des ewigen Willens;
welcher ewiger Wille im feurifchgi Worte der Scheidung der Natur
fich in unterfmiedliche Scienz gefchieden hatte. So war die Seele
ein Theil der Schiedlichkeiw welche Schiedlimkeit im Worte der
Kräfte in der Natur (als in den drei erften, und in den fieben Ge
fialten _der Natur» und ihrer Ausbreitung) in Kreaturen der Engel
33*
- 516 -- _W -
und hohen ewigen Geifiern figuriret ward. darinnen man auch die
feurifme eingeblafene Seele verftehet. .
17. Aber das ganze heilige fprechende Wort Gottes nam --der
Liebe. als nam der Dreiheit der ungründlimen Gottheit. gab der
feurifchen Scienz der Seele ein Gebot. und fprach: Jß nicht vom'
Gewächfe der Erkenntniß Gutes und Böfes. oder wo du das thuft.
,fo wirft du deffeiben Tages des Bildes Gottes erfterben. Gen. 2. 17,
das ift. die feurifme Seele wird das Licht verlieren. und alfo wird
die göttliche Kraft im heiligen Ente aus dem andern Principio in
der Wirkung des heiligen Geiftes verlöfmen. -
18, Der Geift Gottes offenbaren .fich in keiner thierifmen Eigen
- fchaft. viel weniger im Reime der Phantafie: darum fagte ihm Gott.
er follte nicht von der Temperatur in die Luft der Eigenfchaften
eingehen. nom diefelben iniihren Unterfchiedlimkeiten probiren in ih
rem Schmackez es würde fich fonft die *Tödtlimkeit hervorwinden
und_ fich in ihm offenbaren. als der finjtern Welt Eigenfmaft. aus
dem Centro der drei erfien.' und würde das Reich Gottes in ihm
verfmlingen. wie denn auchgefchah. ,
19. So fprimt die Vernunft:- warum wehrete ihm das nicht
Gott mit feiner heiligen Kraft? Jft er nicl)t allmämtig. daß er
mochte die feurifme Scienz (daraus der Wille zur Luft entfiund)
bremen?
20. Höre. Vernunft: Die feurifme Scienz ift aus dem Willen
des Ungrundes. welmer Wille ein Vater aller Wefen heißet. in wel
chem Gott geboren wird (als vom Vater der Sohn). welmer Wille
fich in Kräften zum Wort-z als zum Ausfpremen. einfithret.
21. So *wiffe nun. _daß ein Particular der höchfien Allmacht.
des Wefens aller Wefen. in_ der Seele verftanden wird. als in der
Scienz. welme von Ewigkeit gewefen ift. welche Scienz durch Be:
wegung des Worts aller Kräfte fich in ein Bild in den drei erfien
faffete; fo ift nun diefelbe Scienz eine Eigenheit (aus dem Willen
des Ungrundes). denn nichts ift vor ihr. das fie xbrechen mag: die
Kreatur ift wohl nam ihr. aber die Scienz zur Kreatur ift von Ewig
keit. diefelbe hat fich mit der Kreatur. als in den drei erfien. in
Luft wider die Temperatur in der Natur eingeführet. Es ward ihr*
das Gebot gegeben. fie follte die Kreatur in der Temperatur behal
ten. das ift. fie* follte die Eigenfmaften der Natur in d_er Gleichheit
halten. denn fie war die Mamt. die es thun konnte. als ein Funke
der Ailmöglimkeit; darzu hatte fie das Reim der heiligen Kraft im
Lichte Gottes in fich; was follte ihr Gott mehr geben. fie zu bändi
gen? Er hatte fich ihr felber gexben. wie denn auch alfo dem
Könige Lucifer. -
22. Die Scienz aber brach fich von Gottes Kraft und Limte
ab. und wollte ein Eigenes fein. fie wollte eineigener wirkender
Gott nach den Eigenfchaften der Natur fein und in Böfe und Gut
- 517
wirken. und folches Gewirke im Reiche der heiligen Kraft offenba
ren. Diefes war ein Widerwille in göttlicher Kraft und Eigenfchaft.
und um diefes willen ward König Lucifer und auch Adam *aus dem
Reiche der. heiligen Kraft ausgefioßen. als Lucifer in das Reich der
Phanlafie in die Finfierniß. und Adam in die Ungleichheit der Eren
tion. in die thierifclje Eigenfchaft. in den Spiritum Mundi; daß
alfo zuhand aller Kreaturen Eigenfchaften in Bös und Gut in ihm
aufwachten. um welches willen Gott das endliche Gericht im Spi
ritu Mundi das _Böfe und Gute zu fcheiden. und alle Dinge. ein
jedes in fein Principium. einzuerndten gefehet hat.
23. Alldarinnen denn alle Dinge (was das große Uhrwerk im
Myfterio Magno im Spiritu. fowohl nach der innern geifiliazen
Welt hat erboren) follen auf den Teft des Feuers gefehet werden;
das ift. es foll durchs Feuer der ewigen Natur (da fich Gott ein
verzehrend Feuer heißt) probiret werden. Denn wie wollte Gott
fonft die Kreatur richten. fo fie eben nur das thäte. das fie unver
meidlich thun müßte. fo fie keinen freien Willen hätte gehabt?
24. Das jüngfie Gericht ift anders nichts. als eine Ein
erndte des Vaters aller- Wefen. und alles deffen. was er hat durch
fein Wort erboren. und worein fich ein jedes Ding hat im freien
Willen gefehieden. darein wird es auch gehen. *denn in demfelben
ewigen Behälter. naä) deffelbkn Principii Eigenfchaft. ift es gut.
25. Gott hat ihm nichts zuwider geboren. in ihm ift alles
gut. aber ein jedes Ding in feiner Mutter-r fo lange es aber in
einer fremden Mutter läuft. fo ift es im Widerwillen; deffen geben
wir euch ein Gleichniß. Seher :an Hihe. Kälte. auch Feuer und
Waffer: diefe kommen aus Einem urftande. und theilen fich aus
einander. und gehet jedes in eigenen Willen. als zu einem eigenen
Quaal. Nun. fo fie follen wieder in einander eingehen. fo ift es
Feindfcljaft.“ und tödtet eines das andre. das macht der eigene Wille
einer jeden Eigenfchaft: weil fie bei einander liegen in der Tempe
ratur. fo haben fie großen Frieden; fobald fie aber aus einander
gehen. fo will ein jedes ein Eigenes fein und über das andre herr
fchen. Daher auch der Streit im Spiritu Mundi ift zwifchen den
vier Elementen. als zwifchen Hihe und Kälte. ein jedes will herr
fchen. und fieget gar bald eines. gar bald das andre; bald regnets.
bald wird es kalt. 'bald heiß. bald reißet die Luft iso fo. bald an
ders. alles nach Gewalt der fieben Eigenfchaften der Natur und
ihren Ausgängen in den drei erften. daraus alles gefchöpfet wird.
was fiehereget.
26. So fpricht die Vernunft :' Gott regieret zdieß. daß es alfo*
gehet! Antw. In. das ift wahr. aber*die Vernunft ift blind. und
fiehet nicht. wormit Gott regieret. und wie das zugehet; fie verfiehet
nicht das entfchiedene Wort in den Eigenfchaften. darinnen diefes
Regiment ftehet.
.
- 518

27. Denn im Spiritu Mundi kommt viel böfer Wirkung her


vor. welche fcheinet wider Gott zu feinz item. daß eine Kreatur die
andre erwirrget und beleidigetz item. daß Krieg. Peftilenz. Donner
und Hagel kommt: diefes alles lieget im Spiritu Mundi. und ent
fiehet aus den drei erften. Sale. Sulphure und Mercurio. darinnen
- fich die Eigenfchaften in ihrem Widerwillen fchöpfen.
28. Denn Gott kann nichts als Gutes geben. denn er ift al
lein das einige Gut. und wandelt fich nimmermehr-in einiges Böfez
er kann auch nicht. fonft wäre'er nicht mehr Gottz aber in dem
Wort feiner Offenbarung. da die Gefialtniffe urfiänden. als da Na
tur und Kreatur urfiändet. allda entfiehet die Wirkung im Böfen
und Guten. -
29. Daffelbe Wort hat fich* in ein Uhrwerk einer Zeit gefaffet. .
und darin fiehet nun das Machen des Böfen und Guten. nach der
Schiedlimkeit _der Kräfte im Wort. wie fich die Kräfte göttlicher
Offenbarung im Anfange in unterfchiedene.Principia gefchieden ha
ben. als in die Pein und in die Freude. in Finfterniß und Licht.
in ein Liebefeuer des Lichts und in ein peinlich Feuer der Natur.
wie fchon oben gemeldet worden. Darinnen wird nun der ganze
Grund des göttlichen Willens in den Unterfchiedlimkeiten verfkanden.
30. Es darf keine Kreatur fagen. daß ihr ein Wille von außen
gegeben werde. fondern der Wille zum Böfen und Guten entftehet
in der Kreatur: aber durch auswendige Zufälle vom Böfen und
Guten wird *die Kreatur inficiret. gleich als wenn eine auswendige
giftige Luft den Leib anfieckt und vergiftetz alfo auch verderben die
auswendigen Dinge den eigenen Willen der Kreatur. daß fich der
eigene Wille im Vöfen und Guten faffet. -
'31. Und darum hat-Gott dem Menfchen Lehre und Gefehe
gegeben. „ daß er foll am Gebot Urfach nehmen. die böfen Einflüffe
zu verwerfen. und nimt zu fagen: Thue ich etwas Böfes. fo muß
ichs thun. denn ich bin der böfen Neiglichkeit. Er aber foll wiffen.
daß der Seele Scienz. welche fich hat können in das Böfe faffen.
eben auch in das Gute fich hat faffen können. und daß Gott keine
Urfache an des Menfchen. noch des Teufels Fall iftz er hat ihn auch ,
darein nicht gezogen. fo viel er Gott heißt. . 7
32. Sondern. die Unterfchiedlichkeit des geoffenbarten Worts der
Krafte. nachdem fie fich in Eigenfchaften eingefiihtet haben. die
felben haben ihn gezogen. Er ftund in der Temperatur. aber die
äußern Einflltffe vom Teufel _und von der finfiern Welt. fowohl in
der Creation im Spiritu Mundi. die haben in ihn. als in das Bild
Gottes eingehaucbt. und die Unterfchiedliäxkeit im Bilde Gottes in
feiner Temperatur erweckt. daß fiihdie ewige Scienz der Seele hat
in eine Luft zur Offenbarung! der Eigenfchaften begeben.
33. Das verftehet alfo: Die feelifche Scienz vergaffte fich an
der Creation des geformten Works in feiner Schiedlicizkeit. und wußte

. F
x

519
e

in fich eben auch diefelbe Gewalt zur Unterfchiedliciykeit. und erhub


fich in Luft zur Schiedlicljkeit: alfobalb ward auch die Schiedlichkeit
in der Kreatur nach Seele und Leib offenbar . aber der Teufel war
die größte Urfaä) daran.
34. Denn als er als ein feurifcher Geift war aus der Tem
peratur ausgegangen aus dem Bilde Gottesz alfo fiihrte er nun auch
feine Begierde in die feelifctze Scienz des Menfchen. diefelbe in eine
Luft einzuführen. denn er merkte wohl. was Adam war. nämlich
ein Thronfiirfi in feinem gehabten Stuhl im Reiche Gottes: aber
den Namen Ief u wußte er nicht. daß fich derfelbe in der Zeit im
Menfchen wurde offenbaren. denn fein Wiffen in Gottes Liebe. dare
innen der Name Iefus die höchfte Siißigkeit der Gottheit ift. war
in feinem Abfall gefiorben. das ift. es hatteffich in die Bosheit
transmuciret. darum wußte er anilzo nur die Bosheit.
_ 35. Alfo verftehet man nun den Grund und Anfang des Teu
fels und des_Menfchen Falls: nicht daß man fagen kann. Gott habe
den gewollt. fo viel er Gott ift; fondern die Schiedlichknit
aus der Natur in die Kreatur. die hat ihn gewollt. die heißt
nicht Gott.
36. Gott führet feinen einigen ,Willen in die Formungen und
Faffungen feines Worts zur Schiedlicljkeit. als zur Offenbarung
Gottes: allda fiehet die Schiedlicljkeit im freien Willen. denn die
Schiedliciykeit ift die Natur. und auch die Creation z und in der
Schiedlicizkeit will Gott Böfes und Gutes; als in dem. das fich in
das Gute hat gefäzieden. als im heiligen Engel. da will er Gutes
innen; und in dem. das fich hat in das Böfe gefchieden. als in
Teufel. da will er Böfes innen. wie die Schrift faget: Welch
ein Volk das ift. einen folchen Gott hat es auch; in den
Heiligen bift du heilig. und in den Verkehrten verkehrt. Pfal. 18.
26. 27.
37. So fpriäjt nun die Vernunft: So denn Gott in einem
ausgefloffenen geformten Worte felber alles ift. als Böfes und Gutes.
Leben und Tod. worinnen fiehet denn der menfchlime Streit. daß
man um Gottes Willen 'fireitet. fintemal Gott in feinem geformten
Wort alles ift. und auch alles will. es fei böfe oder gut. ein jedes
in feiner Eigenfchaft. daraus es urftändlicl) herkommen ifi? .
38. Siehe. darinnen fiehet der Streit. daß die Vernunft in
ihrem Dunkel. ohne göttlichesLicht. eine Närrin ift vor Gott. und
ni>zt weiß. was Gott ift: fie bildet ihr immer ein etwas Fremdes
und Fernes. wenn fie will von Gott reden; und macht in dem
ewigen. unwandelbaren Gott. in feiner ewigen Dreiheit. einen an
fänglichen Willen und Fiirfalz. und verfiehet nichts. wie alle An.
fange und Fiirfäße in dem geformten Worte durch die Natur ur
fiändenz allda fich das Wort in Natur faffet und formet. und daß
520
die Anfänge alle in der Formung des Works. *als ..in der Schöpfung
oder Creation. innen liegen. als in dem großen Myfterio der Schied
lichkeit. darinne die Kreaturen urftäuden: alfo. daß alles Uebel aus
x der Natur und Kreatur herkommt. und daß die Verftockung in der
Natur und Kreatur in der Scienz der kreatitrliclyen Selbheit urftände;
daß. fo fie fich' in Grimm der Natur einwendet. daß fie darin er
griffen und verftockt werde; daß fie das Sprechen im Zorne infaffet
und-in fich hält. und daß alles (wenn gefchrieben ftehet. er verftocke
ihre Herzen. daß fie nicht glauben und felig werden) im geformten
Worte der ewigen und zeitlichen Natur gefchehe.
_39. Denn daraus redet auch Gott . wenn er im Pfalm faget:
Du *wirft fehenund deine Luft daran haben. wie es den Gottlofen
vergolten wird. Pf. 91. 8. Item. du wirft dich freuen.. wenn der*
Gottlofe gefturzet wird. das ifi. wenn der Gottlofe im Grimm ver
' fchlungen wird. rvelcher dem Heiligen ift ein Gegenfaß und [tete
Vergiftung gewefen; Pf. 64. 8. wenn diefelbe Gift von der heiligen
Seele weggenommen wird. fo freuet fie fich. daß fie aus der Noth
*öfet ift. Und darum ftehet auch das Wort* in Pein der Natur.
auf daß die Freude offenbar werde. aber die Schiedliclokeit aus dem
Wort gehet ohne Zwang in freiem Willen. eine jede Eigenfchaft in
fein Eigenes: denn im heiligen Wort ift alles gut.: aber in der
Einfiihrung eigenen Willens wird es böfe.*
40, Das gefchieht nun in der Natur und Kreatur. und _gar
nicht in Gott-z fonft müßte im Wort Gottes auch des TeufelsWille
_fein. fo Gott in feinem Wort alle Dinge in eine Unvermeidlichkeit
triebe: aber des Teufels Wille. fowohl Adams firndiger Wille ent
*ftund in eigener Scienz in der Kreatur-und nicht in Gott; fondern
im Centro _der Natur faffete fich die eigene Scienz in einen Willen r
der Hoffart. wollend dem fprechenden Worte in der Dreiheit der
Gottheit gleich und noch mehr fein; die Demuth ward veraaytet und
verlaffen. und ward an deffen * ftatt die Feuersmacht. angenommen.
h 41. Das ift der Fall. daß Adam und Lucifer die Phantafie
an Gottes Stätte festen . da wich der heilige Geifi aus ihrer Na
tur: nun find fie ein Geift_ in eigenem Willen. und find in der
Phantafie gefangen. als wir denn das in Adam erkennen. Als fich
der Seele Scienz. durch des Teufels Einhalten *oder Inficiren erhub.
fo wich der heilige Geift in fein Principium. da ward Adam im
Bilde Gottes matt und fchwach. als in der Temperatur. und konnte
nicht in der Gleichheit magifch feines gleichen aus fich hervorbringen:
feine Allmacht. welche er in der Temperatur hatte. ward ihm gebro
chen. denn die thierifäoen Eigenfchaften der Creation wurden in
ihm rege.
42. So fpriäit nun Mofes: Gott ließ ihn in einen tiefen
Schlaf fallen. und er entfchlief. Gen. 2. 21. Allhie ift er nun in
der Temperatur eingefchlafen (verfiehe der göttlichen Welt); aus die
_- 521 -
,fem-Sclylafe* muß ihn nun Chrifius aufwecken. oder er mag in der
Kreatur nicht mehr Gott fehen. denn das Einf>7lafen war anders
nichts. als Gottes Licht in der Liebe (als-das Liebefeuer) verlieren.
das verlofch in dem Ens von der himmlifchen Welt Wefen. alfo
war er fchon halb todt. -
43. Die Zeit. fo lange Adam im rechten Bilde Gottes gefian
den. wird dir in den Figuren Mofis und Chrifii fürgefiellet. fowohl
die Zeit des Schlafsz bift du fehend. fo ftelle Mofen und Chciftum
in Adams Figur. als Adam *noch i_n der-unfchnld fiund.
- 44. Vieczig Tage war Mofes auf dem Berge. als Ifrael pro
biret ward; 40 Iahre war Ifrael in der Wüfte. und 40Tage fiund
Chrifius in Adams Proba in der Verfuchung in der Wüftez und
40 Tage wandelte er nach feiner Auferftehung in der rechten voll
kommenen Proba. da Adam inne follte wandeln in feiner Unfchuld.
vor feinerBefiättigung zur magifchen Geburt. - Weil es aber nicht
fein mochte (welches zwar in Gott wohl erkannt war) fo fiel
Adam in den Schlaf. fo mußte hernach Chrifius in Adams
Schlafe 40 Stunden ruhen. und Adam in ihm im Reiche Got
tes wieder aufwerten. Diefem' denke nach. fo wirft du allen
*Grund im Proceß Chrifii lernen verftehenz ftelle nur Chrifium
in Adams Stelle. fo findeft du allen Grund des Alten und Neuen
Teftaments. Stelle Adam in das geformte Wort der Creation. und
laß ihn das Bild der äußern und innern ewigen Natur aller drei
Principien fein: und fielle Chriftum in das ewigfprechende Wort.
nach der wahren göttlichen Eigenfchaft. darinnen kein Böfes entfie
hen mag. fondern nur die Liebegeburt göttlimer Offenbarung nach
dem Reicheder Herrlichkeit iftz/ und führe Chrifium in Adam ein.
daß Chrifius den Adam in fich neu gebäre und rnit der Liebe tingire.
daß er aus dem tiefen Schlaf aufwache: fo_ haft du den ganzen
Proceß Adams und Chrifti. ' _
45. Denn Adam ift das ausgefprochene. geformte. kreatürliäye
Wort. und Chrifius ifi das heilige. ewigfprecizende Wort. Alfo
wirft du die Zeit in die Ewigkeit einführen. und wirft mehr fehen.
als du in allen Bümern der Menfchen lernen magft. .
46 Denn als Eva in Adams Schlaf aus Adam gemacht ward.
fo gefchah das im Verbo Fiat. im Spiritu Mundi; allda wurden
fie zu Kreaturen der äußern Welt. als in das äußere natürliche Le
ben in die Sterblichkeit. als in das thierifctye Leben gebildet. mit
viehifchen Gliedern in der Form. auch mit einem Madenfack zur ir
difchen Speife. Denn nachdem das Weib aus Adam kain. fo war
fchon das Bild_ Gottes in der Temperatur zerbrochen. und mochte*
allda das Paradeis in ihm nicht beftehen. denn das Reich Gottes
fiehet-nicht in Effen und Trinken. faget die Schrift. fondern in
Friede und Freude in dem heiligen Geiftz Röm. 14. 17. Das
mochte in Adam und Eva fchon nicht fein. denn fie hatten fchon
522
das Zeichen zu thierifcher Art, obwohl die thierifclye Art noch nicht
ganz aufgewacht war, fo war fie doch in der Luft fchon aufgewacht.
47. Der Verfuchbaum des Erkenntniß Gutes und Böfes war
eben die Proba wohin fich die menfchliäze feelifche Scienz (aus dem
Willen des Ungrundes) wurde hinwenden wollenz ob fie wollte in
der Kreatur , in der Temperatur bleiben ftehen, oder ob fie wollte
in den Spititumf Mundi in die entfchiedenen Eigenfchaften fich
-einwenden'? _ "
>48. So fpricht die Vernunft: Warum ließ ihn Gott wachfen?
Antwort. Höre, Vernunft: Diefer Welt Pcoba ifi beffer, als das
Centrum im Feuer nach der Ewigkeit Recht zu probiren. wie Luci
fer geprobiret ward; auch erkannte Gott wohl des Menfchen Fall
im Spiritu Mundß denn was die Scienz der Seele begehrte 7 das
mußte die Erde geben, denn ihre Luft ging in die Eigenfchaft der
Erde; alfo mußte die Erde der Luft furfiellen. was fie haben wollte:
denn die Scienz der Seele ift göttlicher Eigenfchaft nach der Allmacht.
Und hierinnen lieget der Grund aller Verborgenheit, und bleibt der
' Fall einmal wie das andre, auf menfchlictzem eigenen Willen und
und in des Teufels Trug. _ 4
49. Der rechte wahre Fall des Menfch iftxdiefes: Als Eva
aus 'Adam gemacht ward. fo flellete fich der Teufel in die Schlange,
und legte fich an den Verfuchbaurm und beredete die Eva, fie follte
davon effem fo wiirden ihre Augen aufgethan werden und fie wie
Gott fein; fie wurde wiffem was in allen Eigenfohaften wäre. und
*was darinnen für ein Ens und ein Gefchmack fei- wie alle Kräfte
in ihren Eigenfchaften fchmeckten, und was alle Thiere in ihren Ei
genfchaften wären. Welches wohl alles wahr war, aber ihre nackte
Gefialt, und wie Hitze und Kälte in fie' dringen würdq das fagte
ihr der Teufel nicht: auch kam er nicht in eigener Form, fondern
in der Form des liftigfien Thieresz auch fo war es dem Teufel eben
darum zu thun. daß er Eoam, als die Matricem in Veneris Tin
ctur, möchte monftrofifch machen. daß fie fich an der Schlange Li
fiigkeit vergaffte, daraus ihr die Luft entftund, Böfes und Gutes zu
wiffen; als es denn in der Schlange Lift war„ da fich die Scienz
der Natur hatte in die Phantafie in eine folche Lift eingefuhret.
Nicht wie die Vernunft faget, Gott habe der Schlange die Zunge *
gewappnet. daß fie das thun müffen: man kann wohl fagen„ der
_Teufel habe fie ihr aus dem Reiche der Phantafie gewappnet, daß
fie esgethan habez aber von Gott kann man das nicht fagen. "
50. Die Schlange ift ein Ens in den drei erfien gewefen,
nämlich im Sal, Sulphur und Mercuriw in der natürlichen Scienz,
da fich das Feuer und Licht fcheidetxda der Verfiand noch in feu
rifcher Schärfe innen liegetz denn der Geift des Verftandes ift noch
nicht vom Centro der drei erfien gefchiedenx fondern er ift mit
Peinlichkeit- als mit der Wurzel der Giftquaah gemenget: darum
/

*-523 -»

lieget in ihr die hbchfie urfach zur Gift und dem falfchen liftigen
Willen; und dann auch lieget in ihr die höchfte Präfervation wider
Gift wenn von ihrdie Gift gefchieden wird, wie folrhes vom Luci
fer und feinem Anhang zu denken ift.
51. Der Satan war auch der höchften feurifchen Scienz,
nach dem Reiche derNaturf und der fchönfien einer im Himmel,
deffen die feurifehe Scienz der Natur eine Urfach war, zu feiner
glänzenden Herrlichkeit: er hatte das Böfefle, und auch das Befte
an fich genommenf verftehrt, die ewige Scienz hatte die feurifche
Natur nach der höchfien Beweglichkeit (daraus die Stärke ,und
Macht befiehet oder entftehet) an fich genommen. darinnen fich denn
auch die Scienz des ungrundes in eigenem Willen nach der Lifiig
keit Art hatte gefchöpfet, und fich von der Demuth abgebrochen, und
im Lichte Gottes, in feinem Glafte, in allen Kräften herrfcloen
wollen, als er denn auch in feinem Anfang thut; dadurä) er das
Wefen in der Scienz der Natur mit folcher Eigenfs)aft vergiftete,
aus welchem vergifteten Ens auch die Schlange ihren Urftand in
der Schöpfung genommen hat: um welcher Vergiftung halben auch
Gott die Erde verfluchte, nachdem fie der Menfch noch mehr mit
' des Teufels Gift und Lift vergiftete durch' feine eingeführte falfche
Lufh damit er die Scienz im Wefem daraus er war ausgezogen
wordenl vergiftetey daß fich ihm das Paradeis entzog.
52. Alfo fiellete auch nun der Teufel fein vergiftetes Wefen
mit der Schlange an den Baum, darin hat eröfein Egeft und lifti
gen Willem vor Zeiten der Schöpfung der Erde, in die Scienz
der Natur und ihr geiftliclfes Wefen eingefiihretr welches Wefen in
der Scienz der Natur. im Anfang der Schöpfung der Creation,
auch mit in die Kreatur eingingl wie denn an allen giftigen Wür
men dergleichen nachzudenken ift. Nicht daß fie der Teufel habe
gefchaffen: nein, fondern er ift nur ein Vergifter der Natur gewefem
auf Arte wie er feine eigene Natur, fowohl die menfchliche Natur
vergiftet hat. Das Fiat aber hat fie gemacht, eine jede Eigenfchaft
'der zertheilten Scienz in feine gleiche Form: wie der Wille in der
Scienz war in der wirkenden Figuo alfo ward auch die Kreatur.
* 53. Denn das fprechende Wort in jeder Scienz Eigenfchaft
fiihrte fich in ein Bildz alfo war die Smlange dem Teufel nahe
in der Scienz der Natur. denn er hatte ihr" feinen giftigen Willen
eingefchmelßt, da fie noch kein Wurm war. Jedoch daß man mit
den irdifchen Kreaturen einen Unterfcheid halte zwifchen den ewigenz
denn der Teufel ift der ewigen Scienz. als der ewigen Natur, und
die Schlange aus der Zeitz aber die Zeit ift aus der Ewigkeit aus
gefprochem darum find fie aus einander gefchieden.
54. Diefes giftige„ liftige Gefchmeiß, alsdas Egefl des Teu
felsl fiellete der Teufel der Evä für an dem Baum„ daß fie fich
follte an ihre Lift vergaffen und 'monfirofifch machew als denn auch :
-4
524
gefäzah, Als Eva nach der lifiigen Klugheit liifierte- da fchlüpfete
der Teufelmit feiner Begierde, mit dem Schlangenmonfirol in
die Scienz der Evm als in Seele und Leibz denn Eva ward begeh
rend der Lift, als der Klugheit, daß ihre Augen möchten offen fein
'und Böfes. und Gutes erkennen. Alfo fiihrte er ihr der Schlange
Ens magifäier Art ein. auf Art und Weife, wie die falfche Magia
mit der Jncantation umgehete und dem Menfckyen eine böfe Gift
in die Scienz feines Leibes einfuhret- und davon kriegte Eva den
Willem Gott ungehorfarn zu feim und wagte es„ und aß von dem
Baum der Jrdigkeim da Böfes' und Gutes offenbar ward, wie wir
denn noch heutiges Tages nach dem .Fall eitel folche Früchte effen.
-und als fie*aß und nicht bald niederfiel und fiarb„ fo gab fie
Adam auch 7' und ec aß auch davon, denn Adam hatte fchon einge
'tauchc, da er im Bilde Gottes fiund, aber-noch nicht in den Leib
gefien bis anhero. -

Das 7. Kapitel.
Von der thierifchen Offenbarung im Menfchen,
wie Adam und Eva ihre Augen aufgethan wor
den, und wie das im Grunde zu verfiehen fei.

._ Wenn wir die Ebenbildnifi recht in ihrem magifclyen Grunde


betrachte-n wie das zugehed daß fich im Spiritu Mundi nach allen
Dingen ein Gegenbildniß formiret, wie wir das in einem Spiegel,
fowohl im Waffer' und am Säyatten fehen; fo kommen wir bald
und nahe auf den Grundx *wie alle Wefen aus einem Einigen ur
fiänden- und wie alle Kreaturen im Spiritu Mundi, als in dem
ausgefprochenen Worte Gottes„ innen liegen z darum wir wohl mit
Grunde fagen kbnnenW daß alle Kreaturen auch in Adam find ge
legen, nicht daß fie aus Adam find ausgangen und in das Gefchdpf*
getreten, fondern in der ewigen Scienz der Seele, in welcher Scienz
das Wort Gottes fich formiret und bildet in einen natürlichen krea
türlimen Grund„ darinnen werden alle Eigenfchaften verftandem wie
folches Mofes bezeugec, daß der Menfm habe follen in alle Kreaturen
herrfchenz aber nun nach dem Fall herrfmen fie in ihm.
2. Denn als die Seele in der Temperatur innen fiund„ fo
drang der Willengeifi der Seele durch alle Kreaturen, und ward
von keiner verletzt, denn keine konnte ihn greifen: gleichwie keine
- 525 .
Kreatur mag der Sonne Kraft und Schein in eigenem Willen be- '
greifen. fondern muß es leiden. daß fie durch fie dringet; alfo war
auch der Willengeifr des Menfchen. Als' er aber "in dem Gift der
Schlange. im Willen des Teufels gefangen .ward. fo ward er allen
Kreaturen ein Feind. und verlor diefe Macht.
3. Auch kriegten die Kreaturen Gewalt in ihm. und erhuben
fich in- ihm. wie es denn nun vor Augen ift. da Mancher in der
Eigenfchaft sin?? lifiigen Schlange.. voller arger Lift und giftiger
Bosheit ifi; item. ein Anderer hat Kröteneigenfchaft in ihm. Man
cher eines Hundes. item einer Kane. eines Bafiliskens. Löwens.
Bärens. Wolfes. und fo fort. durch alle Eigenfchaften der Thiere
und Würme. " -
4. Sie haben von außen das erfte figurirte Bild wohl an fich.
aber in der Eigenfchaft fiht ein böfes Thier: dergleichen ift auch von
den guten zahmen Thieren zu verfiehen. daß Mancher in der Eigen
fchaft eines guten Thieres Art if't, und ift wohl kein Menfch aus
Adams Samen gezeuget. der nicht in dem irdifchen Leibe etwan
eines Thieres Eigenfäzaft an fich habe. Mancher ein böfes. Mancher
ein gutes. ,
5. Diefes wird nun in dem Falle verftanden. daß fich alle
Eigenfchaften in dem Spiritu Mundi haben in dem Menfchen ge
offenbaret; alle feurifclje _Scienz nach Hihe und Kälte. auch alle an
dere Qualitäten infonderheir. item der ganzen Natur Eigenfchaft
ward in ihm offenbar nach Böfem und Gutem. Denn fobald fie
der irdifchen Frucht in den Leib aßen. fo ging die Temperatur aus
einander. und ward der Leib nach allen Eigenfchaften in dem Spi
ritu Mundi offenbar. da viel Hiße und Kälte auf ihn. und drun
gen in ihn ein; item alle Eigenfchaften der Natur. darinnen der
kreatürliche Grund fiehet. drängen-tr fich in ihm in. einen Widerwil
len. davon ihm Krankheit und der Tod der Zerbrechung entftund.
6. Und in diefem Biffen ftarb er an Gottes Reich. und wachte
auf dem Reime der Natur. und ward aus der Unleidlichkeit in die
Leidlictzkeit gefeht. und ward nach dem äußern Leibe ein Thier aller
Thiere. als das thierifclje Bild Gottes. da fich das Wort Gottes
hat in irdifcher Bildniß offenbaret: alfo ward der Menfch nach dern
äußern Leibe ein Meifier und Für-ft, aller Thiere. und war doch
felber nur ein Thier. aber einer edleren Scienz als ein Thier. und*
nichts defto weniger hatte_ er ein Thier in der Eigenfäzaft." e
7, und zu diefer Stunde ward im Menfchen eine Pforte der
finftern Welt in Gottes Zorn offen. nämlich die Hölle.; oder der
Schlund des Teufels. fowohl das Reich der Phcintnfie ward in ihm
offenbar. Der zornige Gott (alfo nach dem Reime der Finfierniß
genannt) ward in ihm offenbar. und fing ihn nach der feelichen
Scienz in der Kreatur. Nicht der Grund der feelifchen Scienz mag
gebrochen werden. fondern die Kreatur aus den drei erften. Sale.
_ 526

Sulphure und Mercurio. als die ewige Natur. und auch die zeit.
liche Natur im Spiritu Mundi. Die zeitliche Natur ward in die
irdifche Eigenfchaft gefeht. und die ewige Natur in den Grimm
der finftern Welt. dem Teufel zum Nachbar.
8. Als nun diefe Gefängniffe im Tode Chrifii follten in beiden
Naturen gebrochen werden. fo erzitterte die Erde dariiber. und ver
lor die Sonne ihren Scheinz anzudeuten. weil das ewige Licht nun»
wieder geboren fei worden. fo muffe das zeitliche aufhören.
9. Diefes recht zu betrachten. was am Menfchen fei im Fall
geftorben. fo muffen wir nicht nur allein den zeitlichen Todanfehen.
wie der Menfch ftirbet und verwefetz denn das ift nur der thierifche
Tod. und nicht der ewige Tod: auch mirffen wir nicht alfo blind
fein und fagen. die Seele fei gefiorven in ihrer Kreaturz nein. das
mochte nicht fein. denn was aus dem Ewigen ift. das nimmt kei
nen Tod an. fondern das Ebenbildniß Gottes. das fich in die krea
tltrliche Seele hat eingebildet (als das göttliche Ens). daffelbe ver
blich. wie der Feuergrimm aufwachte. Denn in Gott ift kein Ster
ben. fondern nur eine Scheidung der Principien. auf Art zu verfie
hen. wie wir fehen. daß die Nacht den Tag in fich 'verfchlingeh
und der Tag die Nacht; alfo ift eines im andern wie todt. denn
es mag fich nicht erzeigen.
10. Dieß in einem Gleichniß zu verftehen. als ob die Sonne
vergingexfo wurde der Spiritus Mundi eine eitele rauhe Feindlieh
keit., und wurde eine immel-währende Nachtz fo möchten die vier
Elemente in ihiger Eigenfchaft nicht qualificiren. und wiichfe keine
Frucht. auch möchte keine Kreatur in den vier Elementen leben.
Alfo auch ingleichen ftarb Adam und feine Eva des Reichs der
göttlichen Sonnenkraft. als des göttlichen Wefens und Willens. und
wachten auf der grimmen Natur.- von innen nach der Seele z und
auch von außen. in der thierifchen Eigenfchaft.
11. Der Seele Scienz aus dem ungrundlichen Willen. darin
nen Gott gebieret. die ift nicht geftorben. denn nichts mag fie zer
brechen. fondern fie bleibet ewig ein freier Wille; aber ihre Form
der Kreatur. als die Seele. welche vom Geifte Gottes in ein Bild
formiret ward. daffelbe Bild aus der ewigen Natur.-das verlor das
heilige Ens. darinnen Gottes Licht und Liebefeuer-brannte. Nicht
daß daffelbe Ens fei ein Nichts worden: wohl ward es der kreatlrr
lichen Seele ein Nichts. als unempfindlichz fondern die heilige Kraft.
als der Geift Gottes. welcher das wirkende Leben darinnen war.
die verbarg fich; nicht aus Furfalz feiner felber. fondern die ewige
Scienz. als der ungrundliche Wille zur feelifchen Kreatur. ging vom
Liebewillen aus in fein fiachlicizt Eigenthum der feelifchen Natur.
12. Gott entzog fich der Seele nicht. fondern die Scienz des
freien Willens entzog fich Gotte. gleichwie die Sonne der Diftel
fich nicht entzeucht. aber die Diftel entzeucht der Sonne ihre flach
i
t
.- 527 -*
lichte Scienz. und führet fie in fiachlicht Wefen; ie mehr die Sonne
darauf fcheinet. je fiachlicljter und ftcirker wird die ,Scienz des wir
kenden Willens: alfo ifi es auch von der Seele zu verliehen.
g - 13. Gott wohnec durch alles. auch durch die Finfierniß. und
durch die Teufelz aber die Finfierniß ergreift ihn nicht. alfo auch
der Teufel. und die gottlofe Seele nicht. Sprichft dur warum das?
Darum. der kreatiirliche Wille zur wahren gelaffenen Demuth (unter
Gottes Gehorfam fich zu begeben) ift todt. und ift nur ein Difiel
und Dornenwille im Leben der Kreatur: alfo heilt der Dornenwille
die edle_ Scienz des ungrundlichen ewigen Willens des Ungrundes_
'in fich gefangen oder verdeckt. und find in einander wie Tag und
Nacht.
14. Die natürliche Seele ward zur Nachtz der Spiritus Mundi.
welcher im Anfange in der Temperatur im Leibe fiund. der ftund
noch in Böfem und Gutem. wie alle zeitliche Dinge fiehen: aber
des Teufels Diffelfaamen war darein kommen. darinnen der zeitliche
Tod innen_ lag. und war allda andirs nichts zu verfiehen als ein.
Thier aller Thiere. Die Gleichheit des geformten. ausgefprochenen
Wortes ftund in der Feindfchaft und*Widerwillen. das englifclje
Bild warganz zerftöret. beides am Gemiithe und Sinnen; wie wir
denn noch heute fehen. daß die Sinne immerdar fich im thierifchen
Willen. zur eigenen Liebe faffen. und gar fchwerlich dahin kommen.
daß fie Gott und die Gleiäjheit lieben; fondern nur immerdar fich
emporfihwingen und wollen alles allein in Befiß haben. wollen
gern das fchönfie Kind im Haufe fein. davon die Hoffart. Geiz.
*Neid und Haß entfiehen. Das alles iii der Schlange Ens. und
des Teufels eingeführte Eigenfchaft. welches das Reich Gottes nicht
erben kann. “
15. Diefem nun kam das lebendige. ewigfpreihende Wort. der
höchften Liebe Eigenfchaft. aus lauter Gnade zu Hiilfe. und fprach
fich wieder in das verblichene Ens von dem himmlifchen Weltwefen.
zu einem wirkenden Leben ein. Gleichwie des Teufels Wort fich
hatte in die Seele eingefprochen. alfo kam das Wort der Liebe
Gottes. und, fprach fich wieder in das verblichene Ens ein. mit an-
zudeuten. daß es fei ein Ziel eines ewigen Gnadenbundes. darinnen
Gottes Liebe in den Namen Jefu. wollte dem Teufel feine Werke
zerftören. und wollte das lebendige heilige Ens. in den Namen
Jefu. in diefes Einfprechen oder eingefprocljene Wort wieder einfüh
ren. welches in EhrifiiiMenfchwerdung gefäjah.
16. Allhie ift uns nun die Verfehung oder Einfehung* zu ver'
ftehen. daß der Geift Gottes vor der Welt Grunde habe ins Feuers
und Grimmes Eigenfchaft der Natur diefen Fall gefehen. und den
heiligen Namen Jefu. mit dem hömfien Liebesfens. darein ver
fehen zu einem Wiedergebcirer. Denn *eine einige Wurzel des Entis
ausgöttlicher Liebe (als nämlich das himmlifche Weltwefen) verblich
*4- 528 -
x „ r

in Adam. als das wahre Ebenbild Gottes. nach göttlicher Heiligkeit -


. *Eigenfchaft; und in daffelbe einige Bild. das in Adam in Gott
. verblich. hatte Gott das Ziel feines ewigen heiligen. Willens in“
Ehrifto einverleibet: in daffelbefpract) Gottes heiliges Wort. als ist
die arme kreatürliche Seele an Gott- war blind worden: Des Wei
bes Saamen foll der Schlange den Kopf zertreten. Und in derfel
ben eingefpcochenen Stimme kriegte die, arme Seele wieder göttlichen
Odem und Leben: und diefelbe eingefprochene Stimme ward im
menfwlichen Leben (als eine Figur des wahren Ebenbildes. in diefem
Ziel desiBundes Gottes. welchen er hatte in dem “göttlichen Ens
vor der Welt Grundeeingefehen) mit fort von Menfch auf Menfch
als ein Gnadenbund gepflanzet.
x 17. Denn das Einfprechen des Teufels. daraus *ein böfer
Wille entfiund. das gefchah erftlich in Adam. da er Mann und
Weib und doch der keines. fondern ein Bild Gottes war; und drang
von Adam in Eva. welche die Sünde anfing: alfo kam nun das
Einfprechen Gottes und drang in Evam. als in die Mutter aller
Menfchen. und feste fich dem angefangenen Sündenquaal durch
Evam in Adam entgegen. denn in Eva lag die Tinctur vomxLichte
und vom geifilichen Waffer; und in diefelbe leibte fich die heilige
Tinctur im Worte. in dem Namen Iefu ein. daß fie wollte die
thierifche Matricem zerbrechen und in* eine heilige verwandeln.
18. Denn nicht durch Adams Feuerstinctuufollte es gefchehen.
fondern durch und in dem Theil der adamifchen Lichtstinctur. darin
nen die Liebe brannte. welche in das Weib gefchieden _ward. _als in
die Gebärerin aller Menfchen. darein verhieß fich Gottes Stimme“
wieder. das lebendige heilige Ens vom Himmel einzuführen. und
das verblichene Bild Gottes. welches darinnen fiund. in göttlicher
Kraft neu zu gebären. -
19. Johannes im dritten Kap. V. 13. fpriclyt Chrifius. er
fei vom Himmel kommen; da verftehet man Wefen. denn das
Wort darf keines Kommens. es ift vorhin das. und darf fich nur
bewegen. Nun lagen alle Menfchen nau) der verderbten feelifchen
Eigenfchaft im Saamen Adams/z und lagen hinwieder alle Menfchen
in Veneris Matrice. als in der weiblichen Eigenfchaft. in Eva: und
in Eva. als in die Matricem der Liebe von der himmlifmen Welt
Wefen. welches in Adam und Eva verblich.'als in das Theil vom
Reiche Gottes. fetzte Gott feinen Bund und führte darein fein
Wort. daß des Weibes Saamen (verfiehet den himmlifmen Saamen."
welchen das Wort wollte wieder einführen. 'darinnen Gott und
Menfch follte wieder eine' Perfon fein) follte der Schlange Egeft
und des Teufels Willen den Kopf feiner Macht zcrtreten. und des
Teufels Werke. welche er würde in Seele und Leib wirken. zerftören.
20. Verfiehet es recht: der erfte in Adam gefchaffene Menfch.
als das Theil von der himmlifchen Welt Wefen. und dann zweitens
e

*-- 529 -
das Theil. das im Worte Gottes 'follte eingeführet. und drittens
mit dem menfchlichen follte Ein Wefen werden. der follte es thun.
* als der Gottmenfch und Menfrhgott follte es thun: nicht ganz ein
fremder Chriftus. fondern daffelbe Wort. das den Menfchen aus fish
in ein Bild Gottes* gemaszt hatte. -So follte es nun das marhende
Wort und_ das gemachte Wort in Kraft'des heiligen Geifies thun;
das -himmlifsoe Ens im Worte. als der Tempel des heiligen Geiftes.
follte im Weibesfaamen einen feelifchen Saamen an fich nehmen. und
auch _einen leiblichen von Adams" Wefen. aus dem Limo der Erde.
auf Art'.'- 'wie Gott die Welt an fich ha; genommen. und wohnet
doch im Himmel im' heiligen Ente.
21. Alfo' nahm das Wort von Innen das verblichene heilige
Ens an fein lebendiges. und machte das verblichene in feiner Kraft
lebendig; und die feelifsze und leiblisre Natur von der innern Welt
hing am felben Ente an. wie die Natur an Gott anhänger. durch
welche er fich offenbaren Alfo wollte auch allhie das heilige Wort.
mit dem heiligen Ente. durch die feelifche_und leiblis)e Natur -fich
offenbaren. und diegSeele mit der höchfien Tinctur wieder _tingiren.
und dem Teufel fein gemasites Raubfchloß im Grimm der ewigen
Natur darinnen zerbrechen. welches alles im Proceß Chrifti erflillet
worden ift. -
' 22. Nun' fage mir ilzo allhie die Vernunft. wo der fürfcilzliclye
Wille Gottes' zur Verftockung des Menfchen urftände? wo i| der
Fürfah. daß-er einen Haufen hat in feinem Fürfaiz zum Verdamm
miß. und' den andern *zum ewigen Leben geordnet? denn in Eva fing
die Sünde an. undin Eva fing auch die Gnade an. ehe fie eines Kindes
fchwanger ward. Sie lagen alle in Eva in gleichem Tode. und lagen' auch
alle in dem einigen Gnadenbunde im Leben. wie denn der Apoftel
faget Röm. 5. 18.: Gleichwie die Sünde von Einem kam und drang
auf Alle: alfo kam' aus) die Gnade von Einem und drang auf Alle.
Denn der Bund ging nicht nur auf ein Particular. als auf ein Stück
aus Eva. fondern auf die ganze Evam (ohne des Teufels Werke.
wels)e er hatte in fie gefchmeißt; diefe follte-Chrifius zerbrechen).
23. Es follte und konnte keine Seele aus des Teufels einge
_führtem Ente geboren werden. denn das Wort Gottes mit dem
Bunde ftund darzwifchen: fo drang der Bund auf Eva Seele in
Adam. als aus des Lichts Tinctur. in Adams feurifsze Tinctur.
Denn Adam und Eva waren im Wort ein Menfchz alfo drang
auch die Gnadeauf denfelben einigen Menfchen Adam und Eva.
' 24. Wo ift nun' der göttliche-ewige Fürfah. davon die Ver
nunft faget? Sie will denfelben mit der heiligen Schrift beweifen.
und verftehetdiefelbe nicht; denn der Schrift Worte find wahr. aber
es gehöret ein Verfiand darzu. nisrt ein auswendiger Wahn. da
man von einem fremden Gone dichtet. der etwan weit und hoch
in einem Himmel allein wohnet.
l7. 34
*"7
- 530 - i
25. Bruderlicl) wollen wir der Vernunft andeuten. wie die
Schrift zu verftehen ift. da fie vom Furfah und von Gottes Wahl
redet. und ihr den wahren Verfiand geben. wie die Wahl urftände.
und was der Filrfah fei. und wollen gar Niemanden darinnen.
oder damit in feiner gefaßten Meinung verachten; fondern zu meh_
rerer Erkenntniß und clnifilictzer Einigung des Verftandes wollen
wir die Schrift erklären. zu welchem Ende auch dieß Bitäzlein ge
fchrieben ift. „
26. Daffelbe nun zu verliehen.. fo wollen wir das erfie und
andere Principium (als das Reich der Natur zu göttlicher Offen
barung. darinnen Gottes ,Zorn und Verftockung verfianden wird:
und dann das Reich der Gnade. als das wahre göttliche Wefen)
gegen einander ftellen und fehen. wie der Grund der Verfkockung
urftände. und wollen die Sprüche der Schrift. welche fcheinen wider
einander zu fein. damit probiren. auf daß ein jeder feiner Meinung
Grund fehen tnögez und wollen uns an keine Meinung binden. Ie
manden zu gefallen. fondern den Grund darthun. und folches allen
Parteien der Meinungen. in Liebe. zu bruderlicher Einigung.
27. Als Adam und Eva waren gefallen. fo waren fie am
Reiche Gottes blind. und als todt. und. war keine Möglichkeit in
ihnen. etwas Gutes zu thun. verfiehet. nach der feelifchen und leibli
chen Kreaturz aber die Scienz des Ungrundes aus des Vaters Ei
genfchaft. in welcher eine Seele in dem feurifchen Worte formiret
ward. die ward ungebunden. weder böfe noch gut. denn fie ift der
einige Wille. In welchem ewigen Willen Gott der Vater feinen
Sohn gebieret. und heißet aber außer der Gebärung (als der gött
lichen Kraft) nicht Vater. auch nicht Gott; fondern der ewige un
gritndliche Wille zu etwas: in welchem Willen die Geburt der hei
ligen Dreiheit. fowohl der Urftand der Natur und aller Wefen An
fang. verfianden werden.
28. Derfelbe Wille. der ift der ewige Anfang zu göttlicher
Weisheit. als zur Befchauliwkeit des ungrundes. und ift auch der
Anfang zum Worte. als zum Ausfprechen des Feuers und Lichts;
das Sprechen aber gefchieht nicht im Willen des Ungrundes. fondern
in der Faffung der Scienz. da fich derfelbe Wille in die Stätte
Gottes. als in die Dreiheit der Gebcirung. einfaffet. Allda fpricht
fich das Wort der Kraft in die unterfchiedliäykeit der Scienz: und
in derfelben Unterfchiedlichkeit der ausipremenden Scienz ift das
Bild Gottes. als der Menfch. in göttlicher Kraft und Weisheit. in
'magifmer Form. ohne Kreatur. von Ewigkeit gefehen worden. und
in diefem gefehenen Bilde hat fich Gottes 'Geift in der höchfien
Liebe (welche der Name Ief us ift) felber geliebet. denn es ift eine
Figur feiner Gleichheit nach der Kraft und Geburt gewefen.
29. Weil aber Gottes Liebe ohne die ewige Natur nicht offen
bar ware gewefen. als nämlich das Liebefeuer wäre nicht offenbar
--
531 -
ohne das Zornfeuer: fo ift die Wurzel der Scienz in feinem Grunde
der Natur das Zornfeuer gewefen. und die- Offenbarung- des Zorn
feuers ift das Liebefeuer gewefen auf Art wie das Licht aus dem
Feuer kommt; und allhie verfiehen wir den Grund.
30. Als das Licht in der kreatiirlimen. ewigen. natürlichen Seele
verlofch. fo war die kreatiirlime Seele nur eine Quaal Gottes Zornes.
als eine feurifche Natur. Nun aber hatte fim Gottes Liebe (als der
heilige Name Iefus. welcher das Unurn (].)* ift. wie .man ihm
VZO?? stfqximxnnsen? infi :exni ewdcgs gefehF-ZelnG Bilde. iD Scienz
e u re en ver e e n a men e ewige 1 e. arem
die kreatiirlime Seele gefmaffen ward), eingeleibet. und in diefer
Einlelbung ift der Menfch in Ehrifto Iefu verfehen worden vor der
Welt Grunde. Als aber die kreatiirlime. natürliche Seele fiel und
das Licht verlor. fo fprach fich das Wort der Kraft (welches die
Seele inder feZrifmen Scienz hatte geformet) in den Willen des
Ungrundes zur reatur ein.
31. Von Ewigkeit ift derName Iefus in einer unbeweglichen
Liebe im Menfchen. als in der Gleichniß Gottes. geftanden: denn
wäre fie beweglich gewefen. fo häÖtel) das Bild eiC-?Zremt Leben ae
abt* nun
ZohJL. 4. aber
Als war
aberdasdie waSheele
re' edas
en Licht
allein verlor.
im orte der Krätfis
fo fprach te

Wort den Namen Iefus. in der Beweglichkeit. in das verblimene


Ens von der hlmmlifmen Welt Wefen ein. _ '
32. Adam hatte da? göttliche Licht vor feinem Fall aus Ie
?oevfßs. das i ausfiundz
verbofrtgen dem trim?
ini enin Gott. in er
Gott ift welKrborgemhfo/ndern
em der obe Name *in

der Kreatur. verftehet. in der Scienz zur Kreatur fiund er verbor


gen. Aber in diefer Roth, als die Seele fiel. fo offenbarte Gott
den Reichthum feiner Herrlichkeit und Heiligkeit in dem ungritnd
limen Willen der Seele. als in dem ewig gefehenen Bilde. und
leibte fich mit der lebendigen Stimme des Worts aus dem göttli
chen Liebefeuer in die ewige Bildniß ein. zu einem Panier der Seele.
dahin fie follte dringen: und wiewohl fie kein Eindringen vermochte.
denn fie war an Gott als wie todtz' fo drang aber der göttliche
Odem in fie. und verrnahnte fie zum Stillfiande der boshaftigen
Wirkung.. auf daß feine Stimme in der Seele wieder möchte an
heben zu wirken. » _ ' -
33. Und das ifls. daß fich Gottes Stimme bei der Eva in
des Weibes Saamen einfptach. denn das rechte Weib von der himm
lifmen Welt Wefen (da es noch in Adam war. verffehet nach der
Lichtstinctur) war Jungfrau Sophia. als die ewige Iungfraufmaft.
oder die Liebe des Mannes. die war in Jehova in Adam offenbar: '
und ist ward fie in der Stimme des Einfpremens im Namen Ief u
offenbar. welmer fich hatte aus Jehova ausgewickelt mit folmem *
Bunde. daß der Name Iefus wollte in Erfüllung der Zeit das
34
d
_532..
* "- heilige Wefen der Sophia, als das himmlifche heilige Wefen aus
der Liebe, damit die Liebe umfchloffen ift, oder (wiefman es fehen
möchte 7 darin die feurifche Liebe ein Wefen ift) in das verblichene
p Wefen aus Jehova einführen.
Z4. Daß-ich aber fagef das Wefen aus Jehova fei im Fall
verblieben, das ift wahr, und ifi eben der Tod, darinnen Adam und
Eva fturben: denn fie verloren das rechte Ferien und wachte in ih
nen auf das, hißige und kalte Feuer der Feindfchaft, in welchem
Feuer Sophia nicht offenbar ift; denn es ift nicht das göttliche Feu
erlebenl fondern das natürliche, und in diefem natürlichen Feuerleben
der Seele ift nun der unterfcheid zwifchen Gottes Liebe »und Zorn.
35. Das natürliche Feuerleben ohne das Licht ift Gottes Zorn,
der will nur feines gleichen haben, diefer oder der verftockt die Seele.
und führer fie in eigenen fremden Willen, wider des Liedefeuers
Eigenfchaft. Nun aber fahrer nicht etwan ein freier Wille eines
Zornfeuers
das in die deffen
eigene Feuerl natürliche
die Seele, das Wefen
Seele ein die Seele
Lift. einnähmez fondern
36. Der Grimm eigener Natur verftockt fich mit Einfaffung
* des Ekels in den drei erften der Natur Urfiände (Salel Sulphure
Mercurio), als in der finftern Welt Eigenfchaft, welehe in der fal
-fchen Begierde offenbar wird, und dann auch von den auswendigen
Zufällen, weläyes die falfche Luft aus der feurifchen Begierde in fich
faffetz gleichwie fich Adam und Eva mit der eingeführten Schlangen
fucht verftockten und vergiftetem da dann alsbald diefelbe eingeführte
Gift auch-anfing zu hungern nach folcher Eigenfchaft als fie _felber
warz da denn ein Ekel den andern gebar, wie der Apoftel Paulus
davon faget, Rbml 7, 17. daß nicht er im Geifte Ehrifti die Sünde
wolle und wirke, fondern die Sünde im Fleifcize, das i|„ die .in der
Natur ift, als der offenbarte, Grimm der ewigen und zeitlichen Na
-tur„ und dasjenigm was die viehifche Luft in das Fleifch einfuhm
das thut es.
37. So verftehet mich nun recht: Der (erfte und) allerinwen
digfte_ Grund im Menfclyen ift Chriftus„ nicht nach der Natur des
Menfclnn, fondern nach göttlicher Eigenfaiafc in dem himmlifchen
Wefen, weläzes er hat neugeboren; und der zweite Grund der Na.
tur ift die Seele, verftehet die ewige Natura darinnen fich Ehriftus
offenbartw und fie annahmz und der dritte Grund ift der gefchaffene
Menfch aus dem Limo der Erde, mit Sternen und vier Elementen.
38. In dem eriten GrundN welcher Ehrifius ift. ift das wir
kende Leben in göttlicher Lia-bez und in dem andern Grunde ift das
natürliche Feuerleben der treatixrlichen Seelel darinnen nennet fich
Gott einen eiferigen Gott; "und in dem dritten Grunde lieget die
Creation aller Eigenfchaften, weläye in Adam in der Temperatur
ftund, und im Fall aus einander ging.
- 533

39. Im erften Grunde ift der Gott Jehova. der hat die
Menfchen. welche im Anfang feine waren. dern Namen und der
offenbaren Kraft Iefu gegeben. wie Ehrifius faget. Joh. 17. 6.
Vater. die Menfchen waren dein. und du haft fie mir gegeben. und
ich gebe ihnen das ewige Leben. Erftlich ftunden fie in Jehova.
in des Vaters Eigenfchaft: nun fiehen fie in des Sohnes Eigen
fchaft nach dem inwendigen Grunde des Himmelreicljs; denn der
inwendige Grund ift der innere Himmel. er if't der Sabbat. als
Ehrifius. welchen wir heiligen follen. das ift. von unferm eigenen
Willen und Werken ruhen. auf daß 'der Sabbat Ehriftus in uns
wirke. .
40. Der andere Grund ift nun das Reich der? ewigen Natur.
nach des Vaters Eigenfchaft. darinnen Gottes Zorn. und die finfiere
Welt verftanden wird. darüber Gott feinen Sohn zum Richter ge
febt hat. denn Ehriftus fpricht. Matth. 28. 18. Mir ift alle Ge
walt im Himmel und auf Erden von meinem Vater gegeben wor
den; in denen Worten ifi auch das Gericht aller Dinge begriffen. .

Folgen etliche Fragen und derer Beantwortung.


zum Vcrftande der Sprüche von der Gna
denwahl. und der Menfchen Verftockung.
41. Diefer Jefus fpricht nun. Match. 11. 28. Kommt alle
zu mir her. die ihr mühfelig und beladen feid. ich will euch erquirken.
42. Frage. Nun ift die Frage: Warum fie nicht alle müh
felig und ,beladen find. und zur Erquickung (als zur neuen Geburt)
kommen? Antw. So fpriäjt nun Ehrifius. Joh. 6. 44. Nie
mand kommt zu mir. es ziehe ihn denn mein Vater. *
43. Frage. So ift 'ann die Frage: Welche zeuäzt der Vater
zu Ehrifto? Antw. Die Schrift antwortet Joh. 1. 13.: Die »
nimt vom Fleifche. noch Geblüte. noch vom Willen eines Mannes..
fondern von Gott geboren find. z 1
44. Frage. Welaze find nun diefelben? Antw. Diefe find
es. die aus der Gnade geboren werden. die erwählet er ihm.
45. Frage. Wasift die Gnade? Antw. Es ift der inwen
7 dige Grund. als Ehriftus. der fich als eine Gnade in den* verbliche
nen innernGrund wieder eingab. Welche nun aus demfelben in
wendigen Grunde. aus Sophia. als der himmlifwen Iungfraufchaft.
neugeboren werden. die find Glieder an Ehrifii Leibe und* ein Tem
pel Gottes; diefe werden zu Kindern erwählet. die andern find ver
fiockt. wie die Schrift durchaus faget.
46. Frage. Wie kommts. das fie verftockt find? Antw. Sie
find in Adam alle g.efiorben. und können ohne die Gnade in Ehrifio
nicht das göttliche Leben haben oder erlangen. -*
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47. Frage. Kann ihr denn die kreaturliche Seele. in eigenem
Vermögen und Willen. in ihrer Selbheit nichts von der Gnade
nehmen? Antw. Nein. fie kann nicht. denn es lieget nicht an
Jemandes Selbftwollen. Laufen oder Rennen. 'fondern an Gottes
Erbarmen. Röm. 9. 16. welches einig in Chrifio in der Gnade ift.
48. Frage. Nun fragt fichs weiter: Wie kommt denn das
Erbarmen in die Seele. und daß fie unter die Wahl kommt? Antw.
Wie oben gefagt. die nicht vom Fleifche noch Blute. noch vom
Willen des Mannes. fondern vom gebenedeiten Saamen des Wei
bes geboren iverden. als aus dem inwendigen Grunde. da die_Seele
Chriftum in fich zeucht. Nicht von einer angenommenen auswen
digen Gnade. wie dieVernunft faget. daß Gott den fundigen
Menfchen in Chrifio. welcher in Sünden todt lieget. durch die vor
gefelzte Gnadenwahl annehme. auf daß er kund thue den Reich
thum feiner Gnade. Röm. 9. 23. Nein. das gilt nicht. denn .die
Schrift faget: Match. 18. 3. Es fei denn daß ihr urnkehret. und
werdet als die Kinder. und werdet durch das Waffer und Geift neu.
geboren. fon| follt ihr Gottes Reich nicht fchauen. Joh. 3. 5.
Die inwendige. ingeborne Gnade der Kindfchaft gilt allein. denn
Ehrifius faget Joh. 3. 6.: Was vom Geifte geboren iii. das ift
Geifi. und was vom Fleifch geboren ift. das ift Fleifchz und weitere
Fleifch und Blut foll* Gottes Reich nicht erben. 1 Kor. 15. 50.
49. Frage. Nun fragt fichs. wie ift denn' die ingeborne kind
liche Geburt. fintemal fie in *Adam alle todt findz fo muffen ihr
ja nur etliche aus einem Fürfah zu Gottes Kindern geboren>und
erwählet werden. und die andern in Gottes Fiirfaß verftockt bleiben?
Was kann das Kind darzu. fo es Gott nicht haben will? Antw.
Allhie lieget die Ruß nun aufzubeißen. darum' der Streit ift.
50. Chriftus fpricht. Matti). 7. 18.: Ein fauler Baum kann
nicht gute Früchte tragen. und ein guter kann nicht arge Früchte
tragen. So wir nun diefes gründen wollen. fo miiffen wir denfel
ben Baum des Wiffens gründen. der da ift böfe und gut. und .
fehen. was er für Früchte trage. und aus waferleiEffenz eine Frucht
wachfe. fo kommen wir zum Zweck; als wir denn fehen. wie fich
eine jede Kraft in ein Ens und Willen einzeucht. *
51. Die Schrift faget Sap. 11. 22.: Gott hat alle Dinge
in Zeit. Zahl, Maaß und Gewicht eingefchloffen. wie es gehen foll.
Nun können wir aber nicht vom Menfchen fagen. daß er im An
fang fei in die Zeit gefchloffen gewefen. denn er war im Paradeis
in die Ewigkeit gefchlofien: Gott hatte ihn in feinBild gefchaffenz
als er aber fiel. fo ergriff ihn_ derfelbe Schluß der Zeit. da alle
Dinge in Zahl. Maaß und Gewichte inne fiehen. und daffelbe Uhr
werk ift das ausgefprochene geformte Wort Gottes. nach Liebe und
Zorn. darinnen lieget die ganze Creation fammt dem Menfchen. nach
der Natur und Kreatur.
- 535 -
52. Nun hat fich in diefem ausgefprochenen Worte des Vaters
Eigenfchaft der Name Iefus offenbaret. indem ihm alle Gewalt im
Himmel und auf Erden gegeben ifiz alfo ift alles fein. das Böfe
und das Gute. nicht in der Habhaftigkeit feiner Selbfieigenfchaft.
fondern dem Guten zum Heil und dem Böfen zum Richter. und
iii alles gegen einander gefeßt. die Liebe wider den Zorn. und der
Zorn wider die Liebe. auf daß eines im andern offenbar werde zum
Siheidetage des Richters. da er alle Dinge fcheiden follz denn wenn
er nicht ein Herr über alles Böfe wäre. fo könnte er kein Richter
der Teufel und Gottlofen fein.
53. Diefer. Baum des Wiffens fkehet nun in höäjfier Aengft
lichkeit in der Geburt: an einem Theil ift er Chrifius. und am
andern Theil ifi er das Reich der Natur im Grimme Gottes des
*Vaters. nach der finftern und Feuer-welt Eigenfchaft; die feurifciye
Welt giebt Ens zum Leben; und Ehrifius in der Liebe giebt Ens
zum Wefen der Frucht. und tingiret den Grimm. daß er ein Freu.
denreiih wird in dem Wefen aller Wefen.
54. Hierinnen ifi nun der Streit ..denn in was fiir ein Ens
das Centrum der Natur. als der Wille des Ungrundes in des-ewi
gen Vaters Eigenfchaft fich einfiihret und bildet. entweder in der
Gnade Chrifti in Sophia. oder in des grimmen Feuers Macht zur
Phantafie. ein folch Bild fiehet nach der Seele da. denn allhie giebt
der Vater die Seele feinem Sohne Chrifio: denn in des Vaters
Eigenfchafnifi die Bildung der Seele. und in des Sohnes Eigen
fchaft ift die edle Bildung Sophia. als nämlich der ewigen Jung
fraufchaft in Chrifio. Nun liegt es allhier iso am Willen des
Ungrundes außer der Natur zur feelifäyen Kreatur. wohin diefelbe
fich fcheidez entweder in die Selbheit wie Lucifer that. oder in die
Gebärung zur heiligen Dreibeit der Gottheit. als nämlich. daß er
fich in Gott einlaffe. oder felber wolle. laufe und renne.
55. Allhie ift nun die Wahl darüber. und heißet nun allhie
wie Sanct Paulus faget Röm. 6. 16.: Welchem ihr euch begebt
zu Knechten in Gehorfam. deffen Knecht feid ihrz entweder der
Sünde zum Tode. oder dem Gehorfam Gottes .zur Gerechtigkeit.
56. So fpriajt die Vernunft: Was mag deffen ein Kind. daß
es zu einer Difiel _wird. ehe es fein Leben und Verftand hat? Antw.
Höre. was mag auch deffen Gottes Liebe in Chrifio. daß Adam.
aus der Temperatur in den Baum des Wiffens Gutes und Böfes
einging. als in den Streit? Hatte er doch freien Willen. warum
brach er denfelben felber. wider Gottes Willen. in ihm. warum
ward er Gott ungehorfam?
57. So fpriiht die Vernunft weiter: Kommen denn alle Men
fchen in folchem Begriff zur Welt? Antw. Nein. in keinem Wege
aus Gottes Fiirfaß alfo. fondern aus dem Quaai der wirklichen
Sünden der Eltern und Vorelternz denn Gott fpricht im Mofe
y

-2 536 -- x
Eröd. 20. 5d 6.:z'Ich will heimfuchen und firafen die Sünde der
Eltern an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied; aber denen.
fo mich lieben. thue ich wohl. bis ins taufende Glied.
58. Hierinnen lieget nun der wahre Grund der Diftelkinder
und die Verfiockung. daß nämlich die Eltern des Teufels Bosheit
in Fleilä) und Blut. in das Myfierium des geformten ausgefproche-.
nen Wortes Gottes einladen. als Falfchheit. Lügen'. Hoffart. Geiz.
Neid. Bosheit; auch öfters ftarke Flüche. fo ihnen aus Urfachen
durch einen andern in Leib und Seele eingewünfclfet werden: und
fo fie alsdann derfelbe Menfch verurfacht hat. fo bleiben fie ihm in
demBaume feinesLebens. und werden alsdann folche Zweige dar
aus geboren. welche das Ens Chrifti nicht mögen erreichen. fondern
werden nur von der Eltern Fleifch und Blut. im Willen des Man
nes und Weibes. geboren. da fich das feelifche Ens in' eine Diftel
art einführet. öfters in Schlangen-. Hundes-. oder greulicher Thiere
Eigenfchaft. z
59. Und über diefe Diftelkinder. welche aufErden nichts Gutes
wollen noch thun. gehet die Wählt. und obgleich die Eltern öfters
nocheinen Funken göttlichen Entis in fich haben oder behalten.
und endlich in die Buße zur neuen Geburt treten: fo werden doch
in mittler Zeit-folche Diftelkinder gezeuget.
60. Auch ift es gar ein fehr großer Unterfcheid zwifchen den
felben. welche der göttliche Ruf ergreift ini wirkenden Baum des
Lebens; denn Chriflus faget: Viel find berufen. aber wenig find
auserwählet Match. 20. 16. Der Ruf ift nun alfo zu verfiehen:
Ehriftus ift der Ruf. der rufet ohne Unterlaß in der Effenz des
Baumes: z Kommt alle zu mir. die ihr mühfelig und beladen feid!
Er firecket feine Hand den ganzen Tag aus 'zu einem ungehorfamen
Volke. das fich nicht will ziehen laffen. und das fich feinen Geift
nicht will ftrafen laffen. wie die Schrift durchaus klaget.
- 61. Nun. der Ruf gehet über alle Menfchen. er ruft fie, alle;
denn es ftehet gefchrieben: Gott will daß allen Menfchen geholfen
werde. 1 Tim. 2. 4. Item. du bifi nicht ein Gott. der das _Böfe
will. Pf. 5. 5. Gott will nicht in feinem eigenen Willen. ,daß nur
ein einig Diftelkind geboren werde. aber fein Grimm nach der Na
tur ergreift fie: aber es gefchieht doch. daß der göttliche Ruf auch .
etwas haftet und fich mit einwurzelt. daß in Manchem ein Funke
von Chrifii Ens ift. als vom göttlichen Gehöre der Stimme Gottes.
Diefen läffet nun Gott predigen und lehren. und offenbaret ihnen
feinen Willen: denn fie find diejenigen. welche mit Sünden hart
beladen find und halbtodt zu Jericho liegen; denen hat Chriftus die
Taufe und Nachtmahl geordnet. und ruft allezeit: Kommt. kommt.
und arbeitet in meinem Weinberge. nehmer mein Joch auf euch.
Match. 11. 29. nämlich die verderbte Natur des-geformten ausge
_537...

fproclyenen Wortes, welches Chrifto zu einem Joch worden ifi, dar


innen der Menfchen Sünden liegen.
'k 62. Hievon faget nun Ehrifius, Einem fei ein Pfundr dem
Ändern zwei„ dem Dritten dreiz dem Vierten vier„ dem Fünften
fiinf gegeben worden: damit follen fie ivuehern, und viel erwerben.
Match. 25, 14. 15. Ein folcher num der nur ein Fimklein von
Gottes Stimme in fich hat„ der mag„ fo er felber will, darinnen
wirken, und es in einen großen Baum ziehen: denn folchen hat er
'Macht gegebem Gottes Kinder zu werden, Joh. 1, 12. Nicht in
eigenem.Willen oder Vermögenz fondern in diefes Fimkleins Ver
mögen (denn die Seele ruhet darinnem und der Zug des Vaters
in der Seele zu Chrifio gefehieht allda): denn fobald die Seele Got
tes Gnade fchmecktz fo eilet des Vaters Wille in der ungriindlichen
Scienz zu dem Quellbrunnen Ehrifio; Und obgleich das Reich
Gottes erfilicj) klein ift als ein Senfkorm fo es nur die Seele an
- nimmt, und mit ihrer feurifchen Begierde darinnen wirket: fo wäclw'
-' fet es endlich groß als ein Lorberbaum. *
63. Welme Seele aber deffen fich nicht annehmen will, fondern
gehet in die Fleifeheslufi und buhlet mit dem,Te'ufel, von denen
faget Chrifius: Wer da hat„ dem foll gegeben werden; das ift, wer
da wirket in dem wenigen, dem foll gegeben werdenz wer aber nicht
hat, das ifi„ wer da etwas hat und darinnen nicht wirken will, von
dem foll es genommen und dem gegeben werdem der da viel hat.
Match. 25- 29. Und allhie heißt es: Viel find berufem aber wenig
auserwählet. Match. L0- 16. :
64. Denn ihrer Viel 'haben das Pfand der Gnade, aber fie
treten es mit Füßen und achten deffen nicht: ein Theil wegen der
auswendigen Zufällw. und ein Theil wegen der Grobheit der viehi
fmen Eigenfchaft. Denn Ehrifius _fäet feine Stimme in feinem
Worte aus: wie ein Säemann feinen Saamen, Es wird allen
Menfehen gefäet, den Gottlofen fowohl als den Frommen: nun lie
gets anißo, wenn der Saame gefeiet ift, an der Qualität des Ackers,
dahin der Saame fälltz fället er in einen harten Weg als in eine
viehifclye Eigenfchaft, da im FleiWe in der Eigenfchaft ein grobes
Thier fißt: fo wird er von der Grobheit und Unachtfamkeit vertre
ten'. fißet aber ein geiziges Thier--als ein Hunde Wolf e oder der
gleichenjEigenfchaft darinnen: fo liegen die Sorgen des Geizes im
Weg» und ecfiicken den Saamen; fällt er aber in ein hohes Ge
müth» das in der Welt Macht und Ehre fißt: fo hat die Hoffart*
fich in den Weg gefekzt, diefer Saame ift auf einen Felfen gefallen
und bringet keine Frucht. Fällt er aber in eine gute Vernunft, da
in der Eigenfchaft ein Menfch, als nämlich eine wahre Demuth ift,
da wird er gefangem und ein folcher ift ein guter Acker; dennGot
tes Wefen ift Demuth , fo ifi diefe Eigenfchaft eine Gleichheit mit
ihn allda gehet er auf und träget viel Früchte.
x d

. 4. 538 ....

65. Darum foll man die Schrift recht betraayten. wenn fie fa.
get: Viel find berufen. aber wenig auserweihlet; fie verfiehet es al
fo: Sehr viel. ja der meifte Hanf ift im göttlichen Ruf ergriffen.
und könnten zur Kindfcizaft kommen; aber ihr gottlofes Leben_'. dar
ein fie fich begeben. und durch auswendige Zufälle verderbet werden.
das verfiockt fie» Darum ift öfters ein Kind feliger als ein Alter:
und Chrifius faget auch: Laffet die Kindlein zu mir kommen. denn
folcher ift das Reich Gottes: Chrifius hat fie in feinen Ruf oder
Bund eingenommen. Wenn aber der Menfch zu den Jahren kommt.
und aus dem göttlichen Ruf ausfchreitet. und ins Teufels Willen
fich einergiebet. und tröftet fich gleichwohl einer von' außen angenom
menen Gnadenkindfchaft. wie Babel thut. und faget; O. Chrifius
hat es gethan. er hat bezahlet. ich darf mich deß nur tröften und
annehmen. feine Gnade wird mir als ein Gefchenk zugerechnet. ich
werde in Gottes Fiirfah felig. ohne alle Werke meines Willens.
* Ich bin wohl in Sünden todt und kann ohne ihn nichts Gutes
thun. er ziehe mich denn darein; aber er wird an mir kund thun
feinen Ffirfah. und mich zum Gnadenkinde machen durch fein von
außen Annehmen. und mir meine Sünde fchenken: ob ich gleich
böslich lebe. fo bin ich doch ein Gnadenkind in feinem Ficrfaße.
66. Von diefen faget die Schrift Pi'. 69. 23. Mache ihren
Weg zum Stricke und zumFallz item. er läßt ihr Licht mitten in
der Finfterniß verldfmen. und verfiockt fie in ihrem eigenen Wahn.
denn ihre -Wege find fchädlictz.- Ueber diefe gehet die Wahl, denn
fie find anfänglich berufen. und werden noch allezeit berufenz aber
fie wollen nicht kommen.
67. So fpricht denn (Chrifius: Wir haben euch gepfiffen. und
ihr habt nicht getanzt. Match. 11. 17, Item: O Ierufalem. wie
oft habe ich deine Kinder verfammeln wollen. wie eine Gluckhenne
ihre Kuchlein unter ihre Flügel. und du felber haft nicht gewollt.
Match. 23. 37. Du bift im Rufe Gottes ergriffen worden. und
du haft dich felber davon abgewandt in eigenen Willen.
68. So fpricht die Vernunft: fie haben nicht gekonnt. Antw.
. Warum haben fie nicht gekonnt. fo fie doch berufen waren? Der
kann nicht. der nicht im Rufe ift; wer will aber fagen. wer der
fei? Der Teufel in ihnen will nicht. der reißet das Wort von ih
ren Herzen. daß fie nicht glauben noch felig werden. wie Chrifius
faget; darum werden *fie in der Wahl verworfen. Denn die Wahl
gehet über fie zur Erndtezeit. wenn das Kraut reif i|. und wenn
die Miffethat im Maaße voll ift: alsdann wenn man worfelt. fe
bleibet die Spreu. welche zu leicht im Gewichte ifi. dahinten.
69. Es gehet. wie Chrifius faget: Das Himmelreich ift gleich
einem Säemanne. der guten Weizen ausfäet; alsdann kommt der
Feind und fäet das Unkraut darein; Matth.,13. 25. Und wenn
das Unkraut aufwächft. fo verdämmet es den Weizen. daß er nicht
_.539...

kann wachfen und Früchte tragen. Alfo auch mit dem Menfchen;
es ift manme Seele ein gutes Körnlein. aber des Teufels Unkraut
verderbet das. -
70. Sprichfi du: Das kann nicht fein . dieweil Ehrifius faget f
Joh. 10. 28.: Meine Smäflein find in meinen Händen. Niemand
kann fie mir herausreißen. Antwort. Diefes ift alles wahrz aber
merke: fo lange der Wille der Seele in Gott bleibet. fo kann fie
der Teufel nimt daraus reißen; aber wenn fim die Seele abbrimt
.vom Willen Gottes. fo wird die Scienz des ungründlimen Willens
(darinnen Ehrifius wohnet) verdunkelt. und wird Ehrifius in feinen
Gliedern Gekreuziget und getödtet. und wird aus dem Tempel des
heiligen eifies ein Hurentempel gemacht. verftehet nach der Seele.
Nicht daß Ehriftus getödtet werde; fondern fein Tempel. alsfein
Gliedmaaß. denn allhie ift die Scheidung in der Wahl.
71. Die Wahl ift ,der Geift Ehrifii. der gehet alsdann vor
einer folchen Seele vorüber. denn feine Stimme ift nimt mehr in
der Seelez fie hat kein göttlich Gehör mehr. denn fie ift außer
Gott. darum fprimt Ehrifius: Wer von Gott ift. der höret Gottes
Wortz darum höret ihr nicht. denn ihr- feid nimt von Gott. Joh. 8. 47.
Sie haben die göttliche Stimme in ihnen verloren. und haben des
Teufels Stimme eingenommen in T u r b a m M a g n a m.
8

Das 8. Kapitel.
Von den Sprümen heiliger Schrift. wie die
felben gegen einander ftehen. wie man fie foll
verftehenz und dann von dem Baum des Lebens.
und der Erkenntniß Gutes und Böfes.

Wir wollen die hohen Geheimniffe in einem Bilde vorfiellen.


dem Schwamm nachzufinnen. wie die Kinder Gottes. und dann die
Kinder der Verderbniß von ihrem Urftand. und dann die Zeit ihres
Lebens auf Erden geboren werden.
2. Sehet an einen Baum. welcher aus feinem Ente und Saa
men wämftz in welchem Saamen die Tinctur des Wamsthums.
fammt dem Wefen des Eorporis. nämlich des Holzes. inne liegen:
darin alle vier Elemente. fammt dem Geftirne inne liegen. fowohl
der Sonne Kraft.
.x /

_. 540 _

8. Der Saame fällt in die Erde, die nimmt ihn an, denn fie
- ift auch ein Wefen des Geftirnes und der Elementez und das Ge
ftirn und Elemente find ein Wefen des Spiritus Mundi, und der L
Spiritus Mundi ift Myfterium Magnum, als das geformte ausge
fpro>)ene Wort Gottes. aus dem ewigen Sprechen; und in dem ewigen
Sprechen wird die Schiedliclpkeit zu Liebe und Zorn. als zu Feuer
und _Lichtverftandem
4. Das Srhiedliche aus dem Spre>7en ift die ewige Natur,
* und das Sprechen in fich felber ift Gottes Wort. das urftändet aus
der Kraft der Weisheit. und die Weisheit ift das Ausgehauchte der
Dreiheitx als Gottes Findlichkeih darinnen der Ungrund im Grunde
fich findetz und die Findlimkeit ift der einige ewige Wille, der fiih
ret fich in fich “felber in eine Scienz, zur Gebärung der Gottheit,
welche er felber ift, ein. Alfo fehen wir. wie 'fich das Innerfte hat
ausgegoffen jnein Aeußerliclnsz undgwie nun das Innerliche feine
Gebcirung Fund Wirkung hat. alfo hat es auch das Aeußerliche.
5. Es werden vornehmlich drei Principia in diefer allwefenden
Gebärung verftanden, darinnen auch dreierlei Leben find. und find
doch in einander als Eines; allein ein jedes ift in feiner Eigenfchaft
ihm felber offenbar, und dem andern nicht. So aber diefe dreierlei
Leben in einem Dinge zugleich* in einander offenbar find", daß eines
das andre in fich fiehet und begreift: fo ift das Ding göttlich. denn
es fiehet in der Temperatur. “ »
6. Das eine Leben ift das feurifche. als das natürliche Leben;
das andre ift das lichtifche, als das gebende Leben; und *das dritte
ift das fmallende, als das firhlende, wirkende Leben. Das feurifche
giebt Schiedliclpkeit, und das lichtifche giebt Ens und Wefenheit.
und das fchallende giebt Kraft und Willen. _als namlich im Wefen
ein Wachsthum. UndÄim Leben des Feuers und Lichts eine Vernunft
der Sinnlichkeit. ' *
7. Das erfte Principium ift das feurende Leben und die erfie
Offenbarung Gottes. darinnen die Natur verftanden wird. ,Das
andre Principium ift licht, darin das heilige Leben des Verftandes,
fammt dem Urftande des Wefens, verfianden wird. und wird Got
tes Reich
tdes Wefensgenannt.
und hatDas dritteAnfang
feinen Principium kommt
aus der Kraftaus der Kraft
_ des Feuers
und Lichts „ aus dem feurifchen Aushauchen aus Feuer und Lian
in eine Form. das ift Mpfterium Magnum, darinnen alles lieget,
und diefelbe Form ift doch kein Bild, fondern ein Ens, der i| der'
Spiritus Mundi „ welchen das* feurifche Leben in der hungerigen
Scienz faffet und in Schiedlichkeit der wirkenden Kräfte einfiihret,
und fich felber darinnen in eine Form fiihret. als: das Feuerleben
faffet das gegebene Wefen des Lichts und zeuchc fich darinnen auf
in eine Form, wie man das in einem Saamen fiehet, fowohl in
» "

* *-541

den vier Elementen( weiche alle nur ein Corpus des Spiritus Mun
di aus dem Myfterio Magna find. . ,
8. Und ift uns fein zu verfiebem wie daß das Myfterium
Magnum zu Böfem und Gutemr in jedem Dinge lieget„ welch
Myfterium an ihm felber gut i|„ und kein Bdfes in ihm gefpiicet
wii-dz aber in feiner Auswickelung, indem es fich in Smiedlicizkeit
fiihret, fo wird es ein Eontrarium der Eigenfchaftem da eine die
andre iiberwältiget und abwirft von der Gemeinfchaft- darinnen wie*
die großen Geheimniffe Gottes verfkehem wie es mit der ganzen Erea- „.
tion bewandt fei.
9. Sehet an einen Kern zrreinem Bauine, wie oben ange
deutetx darinnen lieget das Myfierium Magnum nach des. Kernes
Eigenfchaft, denn es lieget der ganze Baum, fammt der Wurzel
und Frucht darinnen, und 7| doch ..keines nicht offenbar, fo lange es
nur ein Saame xifiz fobald es aber in feine Mutter „ in dieErdex
eingefciet wird„ fo wird es offenbar und hebet an in der fe-urifckien
Scienz zu treiben. Nun vermöehte die Erde das Ens im Kerne'
nicht anzuzimdem darinnen fich die drei erfien (Sal. Suiphuw Mer
curius) offenbarem wenn die Sonne, als das Licht, fie nicht zuvor*
anziindete: denn diefe drei erften liegen in der Erde, in dem kalten
Feuer verfchloffenz wenn aber die Sonne fie anziindeh fo wickeit"
das hivige Feuer fich aus„ aus welchem *das Licht der Natur ur
fiändet„ das ift, es wickelt fich auch darinnen aus , und 'in diefelbe
Auswirkelung wird der Kern eingenommen, als die Kraft der Erde
empfäher allda in dem Kern ihren lieben Sehne der aus ihr gebo
ren ifi) und nimmt ihn mit Freuden anf denn er ifi edler als feine
Mutternarh dem Wefen. *
10. Nun ift uns der Grund der Erde zu betrachten, nämlich
ob die drei erfien an einem Orte„ da der Kern hingefäet wirdr in
ihrem wirkenden offenbaren :Ente„ dem Kerne in feiner Qualität
'ähnlich find. Wo diefes ifh fo nehmen fie den Kerm als einenmlie
ben Sohn, mit Freuden an: alfo auch hinwiederum ergiebet fin) des
Kernes Ens mit einer großen Begierde in feine Mutter die Erde,
denn es findet feine rechte Mutterx aus derer Eigenfchaft es ifi ge-“
boren worden; alfo auch findet der Erde Ens einen rechten gar lie
ben Sohn am Ente des Kerne-s, und erfreuet fich eines des andern,
und gehet das Wachsthum an.
11. Ifi-aber das Ens der Erde am felben Orte dem Enti des
Kernes ungleich» fo nimmt res die Erde wohl an„ aber nur als “einen
Stieffohnz fie fiihret ihre Freude und Begierde nicht darein, fondern
fie läßt den Stieffohn fiehen. er mag ihm Ens aus feiner reehten
Murten welehe an diefem Orte fehr tief verborgen ifi, ausfaugen:
von welcher Verborgenheit manäy Kern verwefet, ehe* er 'mag feine
rechte Mutter feiner Eigenfchaft erreichen. Und ob es gleich Ens
von der Ungleichheit annimmt , fo* ftehet es doch in großer Gefahr

f
- 542
ehe es fiäy kann in fremdes Ens mit' feiner Effenz einverwandelnz .
und wird nimmermehr alfo ein guter ftarker BaumZ als fo er wäre
mit dem Kerne in feine rechte Mutter elngefäet worden: denn das
widerwartige Ens ifi ihm doch immerdar zuwidem und fiehen die
Effentien im Streife, davon der Baum alfo höckrickyt und krumm
wird- auch fo wenige und oft (wenn äußerlich eine böfe Eonfiellation
auf ihn fällt) bdfe Früchte träget, auch wohl gar verdorret und fiir
bet. Denn fo fich das Ens der Erde mit der widerwärtigen Eonftel
lation vermenget und diefelbe einnimmtt fo erfreuet fich die Erde in
derfelben Eonfiellation Eigenfchaft. weil fie gleicher Eigenfchaft eines
Willens find , und wollen in ihrer Eonjunction einen neuen Sohn
gebciren: fo wird alsdann der Baum von dem Ente der Erde ver
laffen und verdirbet, oder bringet bdfe und wenige„ oder keine Früchte.
. 12 So wir nun deffelben Baumes Wachsthum betrachten, fo
finden ivir erft den verborgenen Grund aller Heimlichkeit. Denn
erftlicl) nimmt er der Stiefmutter Ens an fta», und ergiebt fein
Ens der Stiefmutter, welche des Saamens Ens auch annimmt,
aber nicht in folcher Freude, als wenn es ein gleiches Ens wäre:
fie zeucht wohl das Ens des Saamens an fich, darinnen die Wur
zel entftehetz aber es ift» bald Widerwillen in den drei erfien der
Mutter, davon die Wurzel knörricht und bucklicht wird.
13. In diefem Streife zündet fich nun das Feuer im Ens des
Saamens durch der Sonne Gewalt am in welchem Anzünden das
Myfierium Magnum im Spiritu Mundi offenbar wird: diefen er
greift der Sonne Ens und erfreuet fich in ihm, denn der Sonne
Kraft wird darinnen wefentlich„ und *zeucht das Ens des Saamens
aus der Wurzel in fich in die Höhw daß fich möge eine Frucht
darinnen gebären. ' _
14. Die Sonne giebt fich _mit ihrer Kraft ohne Unterfcheid
darein„ fie liebet eine jede Frucht und Gewächs„ und entzeucht fich
keinem Dinge; fie will anders nichts, als einem jeden Krautq oder
was das ift, eine gute Frucht aufziehenz fie nimmt alle an, fie find
böfe oder gutf und giebt ihnen ihren Liebewillen: denn anders kann
fie nicht thun„ fie ifi kein ander Wefen- als was fie in fich fel
ber ifi. h
15. Aber wir miiffen das recht betrachtenr wie fie dem Böfen
au>z ein Gift ift, und dem Guten ein Gutes, denn in ihrer Kraft
entfiehet die wachfende Seele, und in ihrer Gewalt verdirbet fie auch.
Das verfiehet alfo: Sind die Gefialtniffe der Natur in den drei er
fiem in der Wurzel des Baumes mit der Mutter der Erde in glei
chem Willem fo giebt die Erde der Wurzel mit großer Begierde ihre
Kraft und Saft. da erfreuet fich der Sonne Kraft darinnen, und
eilet zum Wachsthum. Ifl aber die Erde und Wurzel einander
widerwärtigf fo wird der Wurzel der Erde* Kraft und Saft verhal
teuz fo alsdann die *Sonne mit ihren Lichtfirahlen die Wurzel und
_54-5..
den Baum anzundet. fo entzunden fich die drei erfien darinnen in
ihrer Bosheit. und verbrennen das Ens der Sonne. und vertrocknen
' das Waffer. fo verdorret der Stamm oder die Aefte. Wenn aber
die drei erften mögen der Erde Saft haben. fo bleiben fie in der
Gleichheit. und erwecken fich nicht im Streife. fondern concordiren
mit der Sonne Lichtftrahlen. wie wir folches auch im Myfterio
im Spiritu Mundi fehen.'wenn fich die feurifche Eigenfchaft empor
windet. daß diefelbe die Sonne anziinden kann. wie alsdann eine
dörrende Hihe entfiehet. daß Kraut und Gras niedergedrii>t wird.
16. Mehreres fehen wir' in diefer Figur. wiees zugehet im
Wachsthum der Aefie. Wenn der Stamm aufgehet. fo gehet der
Streit in der Natur mit auf; denn wenn die Natur in ihrer Tem
peratur angezündet wird. fo fiehet fie ohne Unterlaß in der Schied
lichkeit der Sonne Kraft. will immer die Bosheit der drei erften
von fich werfen. und fie eilen auch felber in eigenem Willen: aus
welchem Trennen und Vbneinandergehen die Zweige aus dem
Stamme ausdringen. Im Winter fchleußt fie die Kälte mit ihrem
Streife ein; und fo der Frühling kommt. daß fie nur können die_
Hihe erreichen. fo treten fie wieder in den Streit'. alsdann dringet
fich der Streit wieder in Aefie und Zweige aus. wie man denn an
jedem Baume fein Iahrgewächs alfo fiehet.
17. Nun ifi uns aber der innere Grund mit dem Austreiben
der Aefie zu betrachten; denn wir fehen. daß ein Aft groß wächfi
und Frucht trciget. und der andre verdorret: das verftehen wir nun
in der Scinedlichkeit der Natur durch den Spiritum Mundi. da fich
die Eigenfchaften eine jede in eine Eigenheit im Ente des Baumes
faffen wollen. und die Gleichheit verlaffen: welche Eigenheit nun
aus der Gleichheit _in ihrer Hoffart iiber die andern in der Feuers
macht ausdringet. und nicht will in dem Sonnenwillen in der Tem
peratur fiehen bleiben. wie fie diefelbe in ihr aufzeucht. die erfiickt.
wenn fie aus dem Stamme ausgedrungen ift. Denn diefelbe Scienz
in derfelben Eigenfchaft hat fich in eigenen Willen eingeführet. und
wollen in .Hoffart eher ausdringen als die andern in der Gleichheit.
und haben nicht Kraft genug. Wenn dann von außen eine ftarke
Eonfkellation des Gefiirns in diefe hoffärtige Zweige eindringet und
fie fichtet und probiret. ob fie aus der Gleichheit find; fo werden fie
vergiftet und verdorren. denn fie find abtrilnnige Zweige; auch dor
ret fie der Sonne Hitze im Spiritu Mundi aus.
18. Die andern Aefie aber kommen aus der Temperatur. und
kommen aus der gewaltigen Ausziehung derSonne. da fich die
Sonne in den Eigenfchaften erfreuet und die Eigenfchaften temperi
ret. und fich in ihnen auszeucht: diefelben Aefte zeucht die Sonne
in ihrer Kraft groß. denn die Eigenfchaften ftehen in ihrem Willen.
Ein mehrers fehen wir. wie fich die Eigenfchaften der Natur in den
Aefien. wenn fie auswachfen. von den auswendigen Zufa-llen verder
..ga4....
ben. als von dem Geftirne. item von der unrelnen Luftp da die
Sonne mit ihren Strahlen nicht darzu kann. daß fie höckricht. krumm
und bucklicht werden. auch mancher Aft dardurch verftockt wird und
abgeworfen.. daß-er verdorret. - f z -
19. Und wie es nun zugehet mit dem Urftande und Gewächfe
des Baumes. alfo auch gehetes zu mit demUrfiande und Gewäazfe
des Menfchen. Obgleich der Menfch in der Eigenfchaft der _Natur
und des Lichts höher ift als die Gewächfe de. Erde; fo ift es_ doch
aber alles in Einer Ordnung. denn es gehet aus Einem- Grunde.
als durch das ausgeiprochene Wort Gottes. darinnen das göttliche
Sprechen im Myfterio Magno mitwirket. allein daß .der Menfch in'
feinem Ente des Leibes einen Grad höher ift als die Erde und ihre'
Frucht; und mit der Seele noch höher ift als der Spiritus Mundi:
aber fonft gehet es alles in feinem Urftande aus Einem Grunde.
und fcheidet fich aber aus einander. und faffet fich in fonderliche An
fänge in der Creation.
20. Gottes einiger Fürfalz ift fein ewigfprechendes Wort. das
er durch die Weisheit aus feiner Kraft in der Scienz in Schiedlim
keit zu feiner Offenbarung ausfpricht. Er hat keinen andern Für
faß in fich mehr. und mag auch nicht fein. daß er mehr Fürfäße
habe; denn fo das wäre. fomü-ßte etwas fein vor ihm. daran er
Urfach nahme zu einem Fürfaß. za
' 21. So i| nun das Sprechen feiner Kraft zu feiner_ Selbfiof
fenbarung der einige göttliche Fürfah. nicht aber .ei-n anfänglicher.
fondern eingebärender Fürfah; und des Worts Fürfah ift die Scienz
der Schiedlichkeic und Förmtichkeir der einigen götrlichewKraft. welche
Schiedlichkeit und Förmlichkeit der einige Gott in feiner. Dreiheit
hat von Ewigkeit in' einen Anfang durch das Wort ausgefprochen.
als in ein Ens aller Eigenfchaften der Schiedlichkeit. da alle Schied
lichkeiten in einander innen liegen: und daffelbe Ausgefprochene-iik
das Myfierium Magnum. und ein rechter einiger Fürfaß des Worts.
22. Das Wort begehrt nichts mehr. als nur feine heilige Kraft*
durch die Schiedlichkeit zu offenbaren; und in dem Worte wird-die
Gottheit in der Schiedlichkeit durchs -Feuer und Licht offenbar( alfo
find die zwei. als das Wort und Myfterium Magnum. in eine
ander wie Seele und Leib; denn das Myfterium .Magnum -ifi-des
Wortes Wefenheit. darinnen und damit der unfichtdare Gott 'in fei
ner Dreiheit offenbar-i ift und vgn Ewigkeit in Ewigkeit offenbar(
wird; denn defien das Wort in Kraft und Schall ifi. defienifi das
Myfterium Magnum ein Wefen. es ift das. ewige" wefentliche
Wort Gottes. '
23. So verftehet uns nun reäit. das geifiliclye fchallende Wort
ift der göttliche Verftand. der hat fich durch das Myfterium Mag
_ num als durch das ewige Wefen des Worts ausgefprochen in eine
Förmlichkeit. als in einen Anfang und Zeitz und die Schiedlichkeit.
/
x

f
- 545 -

fo im Myfkerio Magno in einem wirkenden Ente lieget, hat der F


ewigfprechende Geift offenbar gemacht, daß es ein wallendesxfaffen
des„ gebärendes Leben fei: -und daffelbe ifi nun der Spiritus der
äußern Weltz fein Weben ift das kreatiirlime Leben 7 fein Wefen
find die vier Element» die Scienz der Schiedlichkeit i'm Spiritu
Mundi ift das Gefiirn» darinnen das wachfende _Leben fiehet. .
24. Diefes ewige Myfierium* Magnum hat fich im Anfange
feiner Selpiedlichkeit durch das Ausfprechen des Worts der Gottheit
e“ntfchieden„ als das fubtile Ens von dem groben coagulircenz das
fubtile Ens ift das Gefiirn, als eine Quinta Effentia. und das grobe
coagulirte Ens ift die Abwerfungr daffelbe ift die Erde. Steine und
Metalle. Die Abwerfung ift gefrhehem daß in dem Spiritu Mundi
eine Lauterkeit, als ein fcheinlich„ finnlich Leben fein möge.“ Die
Abwerfung ift auä) zweierlei Eigenfchaft, als eine fubtile aus des
Lichts Kraft im Worth und eine grobe. nach der Infaffung der Fin.
fierniß in» dem Urfiande zum Feuer. Mit der groben wird die Erde
verfianden, und mit der fubtilen die Kraft im Ente der Erde, aus
welcher Kraft in der Schiedliclykeit Kräutere Bäume und Metalle
wachfenz aueh kommt alles Fleifch aus dem fubtilen Ente der Erde
her. Alles, was einig allein aus der Zeit ifi und im Leben des
Spiritus Mundi innen fiehet, das hat fein Corpus aus dem Ente
der fubtilen Erde.
25. Diefer Spiritus Mundi„ mit dem Gefiirne feiner Scienz, 1
und mit dem fubtilen Eorpore des Feuers„ Waffers und Lufts„
fammt feiner Firheit der Erde und was darinnen ifie der ift nun
das ausgefpromene Leben und Wefen, aus dem innern ewigen My
fierio, als aus dem innern rvefentliihen Worte Gottesy ivelrhes ewige
Wort Gottes im innern Grunde in heiliger Kraft wirket und woh
net„ und mit Anfang diefer Welt durch das innere Myfterium in
ein außer Myfterium fich ausgefprockzeti hat: und aus demfelben
äußern Mhfierio ift die ganze Creation Ö?,- äußern Welt gegangen
und ift darein befchloffent als in feiner utter Leibe„ darinnen fich
das ewige Wort mit der Scienz_ der Schiedliäzkeit aus den Kräften
in ein figiirlicl) Leben eingefiihret hat,
26. Diefes äußere Myfterium des geformten“ Wortes ift nun
in ein Rad„ gleieh einem Uhrwerk, mit feinem gebärenden Leben
eingefchloffen, da die Eigenfchaften im Ringen urn den Primat findz
bald ift eine obeni bald die andern dritte„ vierte, fitnftm fechste und
fiebente, wie es denn auch mit den fieben Eigenfchaftenf ihren Ausz*
_ gängen alfo zu verfiehen ift: denn gar bald fieget der Spiritus im
Feueri davon die Hiße entfiehetz gar bald im Waffer, davon es
regnetz gar bald in der Luft, davon fie fieh erhebetz gar bald in der.
Irdigkein davon die Kälte urftändet. Was eine Eigenfchaft bauer,
- das zerbricht die andrez eine Eigenfchaft giebet„ die andre verfiockt
das Geben, daß es verdirbetz eine giebt gutes Ens und Willen, die
[7. “ 35
-' 546 -

andre giebt böfen darein. und verhindert das Gute. auf daß eines
im andern offenbar werde. .
27. In diefes äußere Myfterium der Eigenfchaften. in welchem
- die Schiedlimkeit des ausgefprochenen Werts verfianden wird. hat
nun Gott das Licht der Natur aus dem Myfterio Magno durch und
aus Kraft des: ewigen Lichts eingefproclyen. daß alfo in allem böfen
Ente ein guter Grund inne lieget. als eine gute Kraft aus dem
heiligen Worte. und daß kein Vöfes ohne das Gute allein ift.
28. Mehr hat Gott die Sonne zu einem wirkenden Leben in
die Eigenfchaften der äußeren Welt eingegeben. daß fich alle Dinge
mögen darinnen faffen und in eine Gleichheit des Streits einführen.
darin fie wachfen und Frucht tragen mögen: und obgleich nun das
Licht der Natur. aus göttlicher Kraft . in allen Dingen micwirket
und auch die Sonne von außen in alle lebendige und wachfende
Dinge fich eingiebec und eindringet: noch dennoch ifizdie feurifclye
Eigenfchaft im Grimme alfo ftark. daß fich die Eigenfchaften alfo
hart impreffen aus Gewalt der Finfierniß. daß viel Kreaturen und
Gewächfe mirffen in der Bosheit leben; denn der Hunger in der ,
finfiern Impreffion ift alfo fiark. daß er alle Kreaturen in feiner
Gewalt hält. .
29. Diefes wirkende Wefen in den Eigenfchaften mit Licht
und Finfterniß. darinnen nun die ganze Creation begriffen. ift nun
der einige Fitrfah Gottes Werts. als namlich. daß er Leben und
Kreaturen gebäre. und das ausgefprochene Wort in Bildlichkelt ein
fixhre. daß jede Kraft in der Scienz der Srhiedliclokeit in einem Le
ben und Bilde ftehe. beides nach der Eigenfchaft der Liclytskraft des
heiligen Works. und nach den Eigenfchaften der Feuers-kraft: das
Licht aber ift allen Dingen zu einer Temperatur gegebenz nicht daß
das Licht allein das Wefen von außen atifcizeitie. fondern es ift al
lem Enti mitwirklich in alle dem. was da lebet und tvächfi.
30. Darum hat keine Kreatur über ihren Schöpfer zu klagen.
daß er fie zum Böfen erfchaffen habe: allein der Grimm in der
Natur. der verftockc ein Ding und verhindert des Lichtes Kraft;
zum Andern verhindert es der Fluch. daß die heilige Tinctur des
heiligen Grundes des fprechenden Worts in dem ewigen Lichte (von
des Teufels. fowohl des Menfchen. und der Kreaturen Eitelkeit we
gen) in fich wieder gegangen ift. und fich nur allein dem eingiebet.
das in ein Bild der Lichtskraft fich einfilhret. und mit der Scienz.
die fich in den Grimm der Finfierniß eingiebet. nicht wirken will;
denn Urfaclye ift diefes. die Finfterniß ergreift fonft die heilige Kraft.
und firhret fie in ihre Bosheit. So 'heißt es alsdann nach der
Schrift. Pf. 18. 26. 27.: Bei den Verkehrten bifi du verkehrt. und
bei den Heiligen bifi du heilig. Gleichwie die Sonne leiden muß.
daß die Difiel ihr gutes Ens in ihre fiachlichke Eigenheit verfchlin
get. und zu ihren Stacheln braucht: alfo will die höchfie Tinctur
',
-,'- .
d.. .. ...
547
in *das Falfme der Scienz fich nicht eingeben. da fich der ewige un
gritudliclje Wille in ein Bild der finfkern Welt Eigenfchaft gewandelt.
31.- Der andre Fürfaß Gottes. durm :das ausfpremende Wort
Gottes. damit fich Gott durm das Myfterium Magnum hat wollen
offenbaren. ift der hochtheure Name Jefus. Nachdem fich der
Menfch von Gott in die Kreatur gewandt hatte. da hatte ec Got
tes Stimme verloren. die fprach ihm Gott in Gnaden in des Wei-k
bes Saamen wieder ein. mit dem eingebildeten Namen Iefus._als
mit dem andern Fürfatze aus dem göttlichen Grunde.
32. Der erft. Fürfah mit der Natur und Kreatur ifi aus des
Vaters Eigenfchaft; der andre Fürfaß. die Natur und Kreatur zu
erlöfen vom Flume und der Peinlichkeit. ift der Name Iefus. als
die höchfte Tinctur der göttlichen Kraft. diefelbe zu offenbaren durm
das geformte. ausgefprochene Wort in der Eigenfchaft des Guten.
das in den Böfen gefangen gehalten wird.
33. Diefen Namen Iefus hat Gott. als den Filrfatx feiner
Liebe. in die Mutter aller Menfchen eingefpromen. und als eine le
-bendige Kraft in einen ewigen Bund eingeleibet. und denfelben
Bund. mit Einführung göttlichen Entis. in menfchlimer Eigenfchaft
erfüllet: daß gleimwie fie nun Alle den Fluch und Verderbung
mit zur :Welt bringen. darinnen fie Alle Kinder des Zornes Gottes
find. und unter dem Flume befmloffen find: alfo bringen fie aum
alle den Gnadenvund in dem eingeleibten Namen Jef us mit zur
Welt . welmen Bund Gott in Ehrifto mit dem Siegel der Kinder
taufe beftätiget hat. und bei den Alten mit der Befmneidung der
:Vorhaun f * '
34. So wiffet nun. daß Gott keinen andern Fürfaß hat durch
fein Wort geoffenbaret. als den Grund der Creation. die Natur der
Smiedlimkeit. darinnen die Fürfähe zur Bosheit urftänden. da fich
die Scienz des gründlichen *Willens. in der feurifmen Schiedlich
keit ein Theil in die Limtskraft einführet. und das ander Theil in
die feurifche Eigenfs)aft der Peinlichkeit. und das dritte Theil in die
Phantafie. nach Feuer. Licht und Finfterniß. als in die Eigenheit
der Hoffart. wie Lucifer und Adamgethan haben. Was aber in
die Kraft des Lichts gefchieden wird. das ift gut. und was in der
Temperatur bleibet ftehen in der feurifmen Scheidung. dem eineig
net fich die höchfte Tinctur der Kräfte; den andern aber. in der
Schiedlimkeit eineignet fich die Tinctur der Sonne *und des Spiri
tus Mundi. _
35. Auf diefen Grund wollen wir euch die Gleichniß mit dern
Baur-ne in dem Menfchen. von feiner, Pflanzung zum Guten und
Böfen. ausführen und weifen. was der Fürfaß Gottes. fowohl der
Zug des Vaters im Guten und Böfen. wie auch die Wahl über
die Menfchen fei. und es hernach mit den Sprüchen der Schrift
vergleichen.
35 *
-548....

36. Der Menfch ift aus dem Fürfaße des ewigen und zeitli
chen Wefens Anfange in ein Bild aus dem fprechenden und ausgee*
fprochenen Wort eingefuhret worden. in dem das fprechende" Wort
der Smiedlimkeit felber innen lieget: denn er ifi nach dem äußern
Leibe ein Ens der vier Elemente. und nach dem äußern Leben ein
Ens des Spiritus Mundiz und nach dem“ innern Leibe ift er ein
Ens des ewigen Works Gottes. als des höchften Myfierii der we
fentliclnn Krafte Gottes. Nach dem innern-Geifte aber ift er in
zweien Eigenfchaften. *als erfilich. die kreatiirliche Seele ift aus des
Vaters Natur. als aus der ewigen Scheidung des Works Gottes in
Licht und Finfterniß: diefe Eigenfchaft ift der kreatiirlimen Seele
Eigenheit. aus dem Grunde des ewigen Willens herriihrendz _ die
andere Eigenfchaft ift- die wahre göttliche. in des Lichtes Kraft. das
ift Ehriftus. in dem der Name Iefus offenbar worden ift; und die
ift der wahre ewige, Fiirfalz Gottes vor der Welt Grunde. da die
Seele noch keine Kreatur. fondern nur ein Ens im Mhfterio
Magno war. ' .
Z7. Diefe andere Eigenfchaft war i'm Menfchen im Anfan
vor der Sünde in Jehova offenbar; als fich aber die Seele davon
abbrach. und in die Creation einwandte. fo erftummete die kreatiir
liche Seele an Görtz allda thut fich der Furfalz in dem heiligen
Iefus als ein Gnadengefchenk hervor. /und trat in des Lebens Licht.
Diefes Gnadengefchenk ift nun nicht der kreatiirlichen Seele Eigen
heit: fie hat es nicht fiir-Naturreclyt und bekommt es auch ewigliäz
nicht für Naturrecht. fondern es ftehet in der Seele in einem eige
nen Centro. und rufec der Seele. und beut fich ihr an. fich in ihr
zu offenbaren.
38. Die Seele foll von der Bildlichkeit der irdifchen Creation
fiille fiehen und nicht irdifches Ens in ihr Feuerleben einführen.
daraus ein falfch Licht entftehet. fo will diefer göttliche Fiirfah. in
der höchften Tinctur. aus dem heiligen Liebefeuer mit dem heiligen
Licht fifh offenbaren. auf Art wie ein Feuer das Eifen durchglirhet.
daß das Eifen fcheinet lauter Feuer zu fein: alfo auch wandelt das
Liebefeuer diefes Furfalxes des Gnadengefchenkes die Seele in feine
Eigenfchaft. und behält doch die Seele ihre Natur. gleichwie das
Eifen im Feuer feine Natur behält.
: 39. Ein jedes Kind. aus Mannes- und Weibesfaamen gebo.
ren. hat diefes Gnadengefchenk in feinem innern Grunde in des Le.
bens Licht entgegenftehenz es beut fich einer jeden Seele an. und
recket 'feine Begierde die ganze Zeit des Menfchenlebens gegen die
Seele aus. und rufet ihr: Komm her zu mir. und gehe von der
irdifchen Bildlichkeit im Grimme und von der Phantafie aus!
4 40. Dargegen fiehet auch in einer jeden Seele. alsbald *ihr Le.
ben fich anfängt. der gximme erweckte Zorn Gottes in der Effenz
. -
-L 549 *-
der Sehiedlichkeih darinnen auch“ die eingeführte Säilangengift mit
des Teufels Begierde innen lieget.
41. Zum Dritten ftehet ein jeder Saame des Leibes„ nach der
äußern Welt, in Gewalt des Spiritus Mundi. in der Eonftellation.
Wie das große Uhrwerk zu der Zeit in der Figur innen fiehen eine
foll-he Figur giebt ihm auch der Spiritus Mundi in die Eigenfchaft
des äußern Lebensr ein fol>p Thier_ modelt es ihm in die äußere Le
benseigenfchaft kinn denn der Spiritus der äußern Welt aus den
Elementen kann anders nichts geben als ein Thierz und folches
Thier entftehet aus denn daß im Menfchen die ganze Creation lie
get„ und daß er fich hat aus der Temperatur in irdifche Begierde
und Bildlichkeit im Falle eingefiihret, und daß der Spiritus Mundi
in ihm mit feiner Schiedliehkeit offenbar worden ifk.
42. Und alfo fcheidet er fich nun noch immerdar in jedes Kin
des Lebensanfang in eine folche Figur; wie das Geftirn in feinem
Rade ftehet, ein folch Bild majzt er in die Eigenfchaft aus *dem
Limo der Erde, als in die vier Elemente, davon mancher Menfrh
von Mutterleibe, nach dem äußern Menfchenl einer bdfem giftigen
Schlange, Wolfes„ Hundes, Kröte, fchlirnmen Fuchfes, hoffärtigen
Löwens- unflatigen Sauem fiolzen Pfauens„ item mulhigen Roffes,
oder auch anderer guter zahrnen Thiere Art ifiw alles nachdem die
Figur irn Spiritu Mundi ift: alfo firget auch diefelbe Eonffellation -
aus dem äußern Ffirfahe des geformten Worts Manmem gute Ver
nunft und Sinne, darzu Ehre„ und weltlich Glück einxund Man
rhem Elend: Unglück, T-horheit, Bosheit, Schalkheit, böfen Willen
zu allerlei Lafierm darauf mancher Menfcl» fo er nicht das irdifche
eingepfianzte Thier immerdar tödtet und den bbfen Willen mit dem
göttlichen Gnadengefchenke brichtf dem Henker in feine Hände kommt.
43. Nun fiehe- Menfch, das bringt dir der äußere Fiirfaß des
geformten und ausgefproäienen Worm da Böfes und Gutes innen_
liegen da die Scienz des Saamens in des Lebens Anfang fich in
eine Eigenfchaft fcheidet. Und hierinnen lieget nun der Zug aus
des Vaters Eigenfchaft zum Vöfen oder Guten: und in was fiir
ein Ens das Leben fich confielliret hatf alfo zeumt fich diefelbe Eon
fiellation in feine Gleichheit, es will immerdar gleiches bei und in
gleichem wohnen, als: Ein frommer Mannwohnet gern bei From
men, und ein Spötter bei Spöttern, ein Dieb bei Dieben, ein Fref
fer, Saufen Spielen Hurer und dergleichen auch bei feines gleichen;
darzu zeucht ihn feine Natur aus der Eigenfchaft des Zornes Gottes.
So kommen auch die ivirklieheir Sünden der Eltern mit in* die
Eigenfchaft, denn ein jedes Kind wird aus dem Saamen der Eltern
geboren; weffen nun die Eltern find, deffen ift auch das- Kind, je
doch wandelt es oft die Eonfiellatiommit Gewalt, und zwinget es
in ihre Macht, fo fie fiark ift,
., -x

44. Nut( fiehe. das ift der Zug des äußern Lebens. tra-Gott
fpricht: Wen ich verftocke. den verftocke ich; alfo wird der Menfch
berftocktz undauch fromm und finnlich zur Demuth und Hoffarr
gezogen. .Das ift nun Gottes Fiirfaß nach feinem Zorn. welchen -
der Menfch in fich erweckt hat. denn er ift das äußere, gebärende ,
Wort Gottes. dadurch Gott mit der äußern Kreatur thut, wie_ er
fie' in feinem Uhrwerk ergreifetz durch welches Uhrwerk er auch feine
Herrlichkeit offenbaret. beides nam Feuer und Licht. nach Verfiand
und-Thorheihfauf daß eines im andern offenbar und erkannt werde.
was gut fei. ' - :
- '? 45. Nun ift aber diefes Uhrwerk des ausgefprochenen Worts
nicht Gott felber. fondern es ift nur ein Bild nach ihm. als näm
* lich' das äußerlichmwefentliche Wort. darein er die Creation befchlofz
fenz_ auch daraus gefchaffen hat: denn aus ganz göttlicher Eigenfchaft
_mag keine Kreatur kommen.. weil fie keinen Grund noch Anfang
hat? fo mag fie fich auch anders in keinen Anfang formen, als
durchs Wort der Kräfte. _durch die* Schiedliäikeit. und aus-der Schied
lichkeit des Sprechens. da fich das Sprechen muß in Natur einfüh
ren, fonft würde das Wort nicht offenbar.
46. Die innere Eigenfchaft der Seele lieget nun in dererjten
gefchaffenen. Conftellation. im ewigen anfänglichen Grunde. die wird
nicht in die äußere thjerifche Confiellation mit gebildet; ,_denn*die
feelifche Scienz hat einerlei Form. als ein magifckzer Feuerqiiall. und
fcheidet fich im Leben felber in die Figur des Leibesz darinnen lie
get nun der Grund der ewigen Natur. und ift zum Guten und Bd
fen tiichtig: denn es ift die Urfach zum Feuer und Limte'. Jaber er
lieget hart und fchwer in den Sünden gefangen'. Denn allhie (je
gen-_die „Erbfitnden im Centro der Natur . da hat, der Teufel einen
' Siß bekommen; item. allhie liegen nun die angeerbten Sünden von
Eltern und Großeltern?? als wie ein/e böfe Gift» davon Gott faget,
rr wollte fie an den Kindern ftrafen dis ins *dritte und vierte Gliedz
auch liegen hierinnen *der Eltern Wohlthaten undGottes Segen. fd
über die Kinder gehen. Erod. 20. 5. 6. Diefe Eigenfchaften con
ftelliren fich nun auch in eine Figur nach ihrer Art, damit figuri
ret fich _die Seele entweder in ein Bild der Engel 'oder der Teufel.
47. Und hier lieget nun der fchwere Grund. da die Wahl
Gottes fiehet. was allda fiir ein Engel werden wirdz jedoch ift kein
Schluß dariiber gemacht; denn das Gnadengefchenk ftehet im innern
Grunde und eineignec fich dem Centro der Scienz des ungrundes
der Seele 7 als dem Willen des ewigen Vaters. Allhie bittet Chri
fius für die arme gefangene Seele, wie die Säyrift faget. denn die
Seele lieget an den Banden Gottes Zorns. und ift in ihren Sün
den verfiocktz allhier zeucht fich das Leben durch den Tod. und fich
tet das. ob irgend ein gutes Ffinklein darinnen fei, das der göttlichen
Kraft fähig fei, fo wird es gezogen. Denn Chrifius will offenbar
,
--- 551 -
-fein. fo will der Grimm der Natur aus) offenbar fein: fo fieben
nun diefe beiden Furfciße im geformten Wort im Streite um den
,Pienfchem als um das Bild Gottes; das Reich der Gnade im Lichte
will das befihen_ .und fich in ihm offenbaren; fo will es das Reich
,der Natur. im Grimm des Feuers in der Natur Scixiedlicijkeit auch
haben und fich in ihm offenbaren; und diefes beides lieget*im ge
formten Worte. nämlich des Vaters Eigenfchaft im Grimme. und
des Sohnes Liebeeigenfcljaft im Liäjte.
48. So merket .nun auf die angedeutete Figur vom Gleichniß
des Bauens: das Weib ift der Acker. und der Mann ift das Korn
zum menfchlichen -Baume. das gefäet wird. So fpricht die Vernunft.:
Gott fiiget fie zufammen. wie er fie haben_will. Antwort. Ia recht.
aber-durch 'feinen Fiirfah. welchen er im Wort durch das große Uhr.
werk der Natur in ein Regiment gefaffet hat. Die Confiellationes
im Uhrwerk ziehen fie zufammen. aber die meifien werden durch
eigenen Willen zufammengezogen. .da fich der menfchliche Wille. wel
cher aus dem ewigen Grunde ift. felber confielliret. da dann die
äußere Eonfiellation gebrochen wird. -
49. Das fehen wir-an dem. wie fich die Reichen mit den
Reichen confielliren. item die Adelichen mit den Adelichenz fonfi fo K1“
dem Spiritui Mundi feine Conftellation niäjt gebrochen wiirde. fo
wurde manche arme Dienftmagd einem Edelmann zugefuget. weiche
äußerlim : im Spiritu Mundi mit einander eonftelliren. Aber die felbfi.
sWäfle menfchliche feelifciye-Confiellation aus dem hohen Grunde
ift mächtiger als die Confiellation im Spiritu Mundi: darum gehet
es oft und meifientheils nach der Seele Confiellation. welche die
äußere Welt in der Macht und Hoheit übertrifft. gleichwie es am
Sciemann lieget. wo er fein Korn hinfciet. _ob es gleich ein anderer
Acker: beffer fähig wäre'. .c
* 50. So aber die Seele ihren Willen Gott ergiebet und, fich
nicht felber in diefen Orden confielliret. fondern befiehlet fich dem
Fitrfah Gottes. fo wird die männliche und weibliche Tinctur ins
Wort eingefaffet. und in.der rechten göttlichen Ordnung. nach der
Seele im Nkyfterio Magno. und nach dem Lei-de im Spiritu Mundi
conftelliret: allda wird eine Liebe nach der wahren Gleichheit .feiner
Eigenfchaft in ihm erweckt. Und fo alsdann der Menfch derfelben
folget. und fiehet nicht an Reichthum.- Adel ode-r Schönheit und
Wohlgefchicklichkeit; fo krieger feine eigene Coeifiellation. die er von
Natur hat. die rechte wahre Gleichheit. und ift ein Liefer. der dem_
Kerne gleich und angenehm iii: alfo _erhebet fich nicht alfo leicht
und bald der Streit in derFrucht. denn fie fiehen mit einander in
de!? Gleichheit. u_nd
allda kann fich die innere und äußere Sonne
befferin der Frucht mit confielliren. _ '
51. Aber wie es in der Welt gehet. das fiehetman denn. was
die Natur zufammenfiihret und bindet. da oft zwei junge Leute in '
F
: '
- 552 -
- höchfter Liebe fich'- confielliren (welches aus dem großen Fürfah der
wahren Conftellation im Spiritu Mundi. im geformten Worte ge
fchiehet). das brechen die Eltern und Freunde wegen Armuth und
Hoheit halber. So fpricht denn Gott zu Noah:: Die Menfchen
wollen *fich meinen Griff nimt ziehen laffen. und nehmen zur Ehe.
und befchlafen die Töchter der Menfchenxnacirdem wie fie fchöne
find. Gen. 6. 2. 3. reich und edel. welches alles doch Menfchenge
dichte ift: daher kommen denn aus ihnen Machtige und Tyrannen.
welchen Gott die Sündfluth feines Zornes in ihre gemachte Con
ftellation entgegenfehet und ihren eigenen Willen verfto>tz denn
manche Leute wegen Hoheit oder Reichthum zufammengezwungen
und gekuppelt werden.-die hernach einander feind werden. und ihr
Lebelang im Gemüthe den Tod und die Trennung wünfciren. _
52. Diefe follen nun ihre Tincturen im Saamen in eine Con
junction zu einem menfchlimen Leben eines Kindes in einander ein
führen; das Weib ift nun der Acker. und der Mann fäet das Korn:
wenn nun die zwei Tincturen in einander follen eingehen und fich
in Eine wandeln. als in dem weiblichen und männlichen Saamen.
da fich das Ens foll in eine freudenreiche Gleichheit einführen: fo
find fie einander ungleich im Willen. der Acker empfahet allda mit
dem Korne einen Stieffohn. er muß ja das Korn annehmen. denn
es dränget fich in ihn ein und zeucht das Ens aus dem Acker in
fick). aber der Acker giebt ihm nicht feinen guten Willen: fo muß
alsdann das Ens des Saamens feine Gleichheit im weiblichen San.
men fuchen.'die lieget ihm aber alsdann in der Conftellation zu
tief verfchlofien. und kann fie fchwerlicl) erreichen; daraus dann Un
fruchtbarkeit und der Natur Ekel entftehet. Und ob es nun ge
fchieht. daß das Korn in die weibliche Tinctur des »Ackers eingewur
zelt wird. fo ifi ihm doch die äußere Confiellation im Spiritu Mundi.
in der wahren Ordnung des geformten ausgefproclynen Wortes gramz
denn es fiehet nicht in der Figur der Freudenreich im großen Uhr.
werke der Natur. fondern führer alsbald feine Feindfirahlen aus der
Turba Magna mit in die Formung der Kreatur. dadurch manche
Fruäyt verdirbt. ehe fie das Leben bekommt,
53. Was nun allhie für eine Wirkung im Centro der Natur
zum Leben fein möge. gebe ich der Vernunft nachzufinnen. und wie
fich die Natur in ihrer Widerwärtigkeit verfiocke. Was für ein
feelifch Feuer fie 'm fich erwecke und gebäre. ift wohl zu erfinnen.
davon die Säzrift faget. Gottes Zorn verfiocke fie. daß fie nicht zum
wahren heiligen Licht kommen. Denn weffen Eigenfchaft das feeli
fche Feuer ifi. ein folches Licht urftcindet auch darausz und im fee
lifchen Lichte fiehet nun das Leben. darum faget die Schrift: Bei
den Heiligen bift du heilig. und bei den Verkehrten bift du verkehrt.
Pi. x18. 26. 27. welch ein Volk das ift. einen folchen Gott hat
es auch.
- 553
54. DasLimt der Natur. darinnen die Stimme Gottes im
Paradeis in des Weibes Saamen fim wieder eingeleibet hat (in
welmem Ehriftus empfangen und geboren ift). das fiehet nun in
dem inwendigfien Grunde. und foll fim durch das angezündete See
lenfeuer offenbaren. und mit in die Kratur eingehen und wirken; die
Seele foll dem Geifte Ehrifti fiille ftehen. daß er in fie wirken möge.
aber fie (verftehet die feelifme Eigenfmaft. darinnen das Seelenfeuer -
brennet und_lebend wird) ift im Grimme des Streits. n.
55. Allhie ift nun der Zug im Zorne und num der Zug
Ehrifii durch das Limt der Natur. und heißt allhie recht: wo fim
die Scienz des ungrilndlimen Willens aus der ewigen Natur Grunde.
in, der feelifmen Eigenfmaft. hinwendet und zum Knechte in Ge
horfam eingiebet. deffen Knecht ift fie ; entweder dem Zorne Gottes
im Grimme der ewigen Natur. oder dem *Leben Ehrifii in der
Gnade. wie St. Paulus faget Röm. 6. 16. .
56. So fprimt die Vernunft: Die feelifche Effenz kann nimt.
fie muß leiden. was Gott mit ihr thut. darzu fo ift fie verderbt
und zum Grimm geneiget. Antw. Ia. fie kann in ihrer Eigen
heit nicht; aber Ehriftus. als er die feelifme Eigenfmaft annahm.
hat den Grimm und die Turbam des falfmen Willens mit der
Liebe zerfprengt. und feine Liebe in das kreatürlime Wort eingefüh
ret. und dem feelifchen Enti zum Gehülfen gegeben. Es lieget nur
bloß an dem. welche Eigenfmaft die andere übertrifft. entweder die
limtfeurifme. oder die zornfeurifche. Gottes Liebe oder fein Zorn.
Denn das Ens zur *Seele hat nom keinen Verftand. aberden
Grund des Willens bat es aus dem ungründlimen ewigen Willen.
zur Gebärung der Stätte Gottes. da des Vaters ungründlimer
Wille den Sohn gebieret. als die Kraft.
57. In diefem ungründlichen Willen fiehet der Seele Ens.
und will Gott von ihm haben. es foll göttliche Kraft gebären; und
da es doch das nach feinem Fall in eigenem Vermögen nimt thun
kann. fo hat er ihm das Reim feiner Gnade eingeleibet und in dem
Namen Iefu offenbaret. So fich nun der feelifche ungründlime
Wille dem Geifie Ehrifti im inwendigen Grunde eineignet. fo er
greift ihn Ehrifius und zeucht ihn in fich auf. Alida urftändet
das Können. denn die Effenz des Zorns ift mit der eingeleibten
Stimme göttlicher Liebe ,zerfmellt. und der Geift Ehriftidurmdringt
das-Licht der Natur in der feelifmen Eigenfmaft. und wirket in fie.
gleimwie dasWicht der Natur in der Erde in dem Saamen zum
Baume' wirket und fim eindränget. daß der Saame möge ein
wurzeln.
58. Und diefe Eindrängung des Geifies Ehrifii in das Ens
der Seele. das ift der göttliche Beruf. davon die Smrift faget:
Viel find berufen. 2c. Denn alfo werden fie _im feelifchen Grunde
berufen. ehe die Seele das Leben hat'.
'
' .

i D 554
*,'"i *59. Frage. Warum faget aber die Schrift-Biel. und nicht
Alle? Antw. Chriftus-ftehet Allen entgegen. und*“ruft fie Alle.
'denn “die Schrift faget: :Gott will. daß allen Menfchen geholfen
werde; 1. Tim'. 2.* 4. Aber fie find nicht alle des Rufs fähig.
'denn mgnches Ens ift* mehr teuflifcl) als menfclpllclpz daffelbe hat
*der 73ern überwältiget und verfiockt. . '
"““ x60; Allda _fcheinet nun das Licht in fich felber in der Finfter:
niß. und die finfiere Effenz der Seele hat es nicht begriffen. Vor
diefer* feelifclpen Effenz gehet nun der Ruf vorüber. denn die feeli
'fche Eigenfchaft ift in der Finfierniß ergriffen; das Licht durchdrin
get: fie wohl. es findet aber kein Ens der Liebe darinnen. daß es
darinnen könnte anzimden: darum bleibet der kreatiirlichen Seele
Ens 'außer Gott in fich felber wohnend. und Chriftus bleibet auch
in* fich felber wohnend. und find doch einander nahe; aber ein Prin
cipium fcheidet fie als die große Kluft beim reichen Manne und
Einen-Lamm. denn fie find gegen einander wie das Leben und der
dd'.
*7 ' * 61. Von diefen wird nun verfianden. daß Gott kund thue
feinen Zorn und fie verftocke. aber nicht aus einem fremden. oder
göttlichen Willen oder Fftrfaße; fondern aus dem. da er fein Wort
in Natur und Schied-liclhkeit eingefiiheet hat. Nicht der heilige
'Wille Gottes entzeuehc fich ihnen. daß fie verftockt müffen bleiben.
* wie/die Vernunft allhier irret:- denn er ift in ihnen und wollte fie
*gern haben. und fich inihnen offenbaren. als im Bilde Gottes;
'aber-rec' Grimm im Centro der Natur. da fiä) der Wille des un
grnndes in die Finfterniß fcheidet. der hat fie ergriffen und die zer
fprengten Pforten der göttlichen Liebe mit Greueln der angeerbten
Sünden erfüllet. -- ' -
“*4 62.*'*Wtirzu die widerwärtige Confiellation der Ungleichheit hilft.
daider _Mann und das Weib. in ihrer beider Willen. gegen ein
*ander* nur Hgß und Fluch. und eitel Todeswillen in einander
fcien; fie faffen' ihre Lebenstinctur in einen feindlichen Willen. und
'kommen nur in Vermifchung ihres Saamens in oiehifcher Luft zu
fammen.- 'kein Wille ift dem andern treu. und meinen nur Gift und
Tod. fiuchen einander alle Stunden und leben bei einander als
Hunde und Kaßen: wie nun ihr Leben und fteter Wille ift. alfo
ift auä) ihre feelifclye Tinctur im Saamen. darum faget Chriftus:
Ein arger Baum kann nicht gute Früchte tragen. denn in ihrer
'Tinctur des Saamens ift fchon die Verftockung. Was mag deffen
nun Gott. daß fie eine Difiel pflanzen? “
- 63. So fprichft du: was mag befien' aber das Kind? Antw.
Das Kind' und die Eltern find Ein Baum. das Kind ift ein Aft
amfelben- Baume. Darum höre. Vernunft; »wenn verändert die
Sonne einen Alt am fauern Baume. daß er fiiß wird? Soll denn
Gott wider feinen Fiirfah feines ausgefprochenen Worts und Wil
555
lens um einer Difiel willen handeln? Bedarf 'och das Reim der
Finfierniß auch Kreaturen. fie find Gott alle nilhez- derzGottlofe ift
Gott ein guter Geruch zum Tode. und der Heilige ein guter Geruch
zum Leben. 2. Kor. 2. 15. 16.
64. Darum urfiändet der Wille zum Verderben im Ente zur
Kreatur; und der Wille zum heiligen Leben urfiändet aus Gott in
Ehrifio. und diefe find beide in einander als Ein Ding. aber in
zweien Principiis verfianden: weil fie beide in Wirkung der Krea
turen find. fo werden fie aum von beiden gezogen; i| es aber. daß
Ehrifius keine Stätte feiner Ruhe finden mag. fo befiht der Teufel
die Stätte. da Ehriftus follte wirken.
65. und allhie faget nun Ehriftus: Wenig find auserwählet.
Match. 20. 16. Warum? Ihrer viel haben noch ein Fiinklein
des guten Entis in ihnen. darinnen Ehriftus wirket. und fie ohne
unterlaß warnet „und rufet; aber das falfme En' ift alfo viel und
fiark. und zeucht einen Haufen böfe Einfälle von außen an fich und
verdurikelt das Bild Gottes und tödtet das gute Ens und Willen. und
kreuziget das Bild Ehrifti. das Ehrifius hat in feinem Durmbrechen
mit feinem Blute befprenget. und mit feinem Tode erlöfet. das kreu
ziget er ihm mit der Sünde. und tödtet Ehrifium in feinem Gliede.
66. Und wenn dann der Hausvater kommt. feine eingeladene
Gäfie zu befehen zu der Hochzeit des Lammes. fo, fiehet er. daß
diefes erlöfete Bild Ehrifii. das zur Hochzeit eingeladen ift. kein
hochzeitlim Kleid an hat; fo heißt er feinen Zorntnecht diefem Gafie.
an Ehrifii Stätte. die Hände und Füße im Ente des Lebens binden
und in die Finfierniß hinauswerfen. da Heulen und Zcihenklappern
ifi. wie Ehriftus im Evangelio faget. Match. 22. 12. 13.
67. Diefer böfe Hochzeitsgaft. ob er gleich Ehrifii Namens
fich rübmet. wird nicht auserwählet zum ewigen Abendmahl des
Lammes; fondern nur diejenigen . derer Seelen Ehriftum anziehen.
und den Willen der Sünde im Fleifche kreuzigen und immerdar
tödten. .
68. Darum faget Ehriftus: Wenig find ausecwählet; denn
nur diefe werden zu Kindern Gottes in Ehrifio erwählet. welme
der Stimme Ehrifii in ihnen gehorchen. welche in ihrem guten
Fünklein auf die Stimme des Bräutigams hören. wenn Ehriftus
in ihnen fprimt: Kehre um. thue Buße.. tritt _in den Weinberg
Ehrifii; fo fie das annehmen. hören und thun. und nicht auf das
warten. bis Gott den falfchen Willen überfällt und mit Gewalt
bricht und felig mamt. wie die Vernunft die Sprüche von der
Gnadenwahl alfo irrig anzeurht. allen Gleichniffen in den Worten
Ehrifii zuwider. *
69. Denn Ehriftus fprach zu feinen Jüngern. als er ihnen feinen
Leib zur Speife darbot: Nehmet. effet; nehmer und trinket. das ift
mein Fleifch und Blut. Matti). 26. 26. 28. Er hieß die Seele
B
...._
556
zugreifen und nehmen. Alfo auch im inwendigen Grunde. wenn
er fich der Seele anbeut im Lebenslichte. fo fpricht er: Komm zu
mir. ich will dich erquicken“. nimm mich an. fperre nur deine Be
gierde gegen mir auf. und thue die Thure deines Willens auf. fo
will ich bei dir einziehen. -
70. Er ftehet vor der Thfire des Seelenentis. und klopfet_
an. und welche Seele ihm aufthut. bei der zeucht er ein. und hält
das'Abendmahl _mit ihr. Sein Rufen und Anklopfen ift fein Zie
hen-und Wollenz aber die Seele hat auch- ein ewig Wollen und
einen ungriindlichen Willen.
71. In Summa. die Seele ift des ewigen Vaters natürlicher
Feuerwille._und Chriftus ift des ewigen Lichts Liebewillen. die fiehen
in einander. Chriftus begehret fich in die feelifche Kreatur zu bil
den. fo begehret fich der Feuerwille in feiner Eigenheit zu bildenz
wel>)er nun fieget. darinnen fiehet die Bildung. Diefer Streit der
Bildung gehet alsbald im Saamen an mit der Bildung der Krea
turen. in der Ungleichheit des Saamens und Ackers. da urancher
Zweig alfobald in der Widerwärtigkeit und Feindlichkeit der Tin
cturen zu einer wilden Diftel wird. weläiem Difielkinde das Licht
der Natur (darinnen Chriftus im innern Grunde' wohnet) fich doch
nicht entzeucht. bis der Wille der Seele felber in, feinem Naturlichte
mit Gift des Zorns fich oerdunkelt.
72. Gleichwie fich der Streit in der Wurzel des Baumes in
einem widerwärtigen Acker felber entzündet. davon der Zweig aus
der Wurzel verdirbet. ehe er aufwächfiz und wie nun die Sonne
dem Zweige des Baumes zu Hilfe kommt mit ihrem Licht und
Kraft. fobald er aus der Wurzel ausfproffet: alfo auch kommt Chri
ftus der Seele. alsbald fie nur in Mutterleib kommt. von außen
wegen der böfen Zufälle zu Hulfe. und hat ein Bad der Wieder
geburt mit der Taufe in feinen Bund gefeht. darinnen er die kleinen
Kinder mit der ewigen Sonne anfcheinet. und in fie dardurch wirket.
und fich ihnen in feinen Bund eingeußt. ob die feelifche Effenz der
angebotenen Gnade fähig fei. -
73. Hernach. wenn die Seele zur Vernunft kommt. fo zeucht
und ruft er fie durch fein geoffenbartes gelehrtes Wort aus dem
Munde der Kinder Gottes. und beut fich der Seele die Zeit des
ganzen äußern Lebens an. und fchallet alle Tage und Stunden mit
feinem Wort und Kraft in fie. ob -fie ihm von der thierifchen Bild
lichkeit ftille fiehen wolle. daß er fie neu gebären möge.
74. Gleichwie der Sonne Kraft im Ens des Holzes im Baume
fich mit aufzeucht. und die Eigenfchaft der fireitigen Natur tempe
riret: alfo auch wendet fich Chrifius mit feiner Kraft aus dem in
_ nern Grunde ohne Unterlaß in die Seele. 'und temperiret die Lebens
gefialten. daß fie fich nicht follen in den Widerwillen und Feind.
fazaft trennen. und von der Gleichheit in falfche Luft ausgehen.
- 557.
durch welche falfche Lufi die Eigenfchaft der Seele den Giftquaal
in fich einführet. .
.' 75. Und wie der Stamm mit feinen Aefien am Baume höck.
richt *und krumm wird durch den innerlichen Streit der Natur. und'
durch die ciußerlichen Einfcille der Eonfiellationen: alfo führer fich auch
die Seele. durch die innerliehe Widerwcirtigkeit der Ungleichheit der
Naturen von Vater und Mutter. und dann durch die äußern Einfciile
von-“der Weltbosheit. in eine unformliche Figur vor Gott. ' '
' 76. Da denn das Hochzeitkleid der Taufe in eine thierifäje
Larve 'gewandelt wird. da auch die Wahl voriibergehet. fo lange die
Seele diefe höckrichte Larvenbildniß an fich hat.
77. Diefe Larve verhindert das Ens Ehrifii. daß es nicht mag
Frucht zum Lobe Gottes wirken. denn der Teufel fciet ftets feine
Begierde in diefe Larve. daß falfche junge Zweige daraus wachfen.
mit falfchen abtritnnigen Willen. welche fich in Hoffart indes Teu
felszWillen einführen. und von der Demuth ausbrechen. wie die
jungen Zweige aus dem Baume aus der Temperatur ausbrechen.
und wollen eigene Bäume fein. *Und wenn fie dann ausgebrochen
find. fo fiehen fie in der Eonftellation der Welt. wie die Sprofien
am Baume. fo fichtet fie dann die Eonftellation des Gefi-irnes mit
fpitzfindigen Menfchen, und firhret fie aus einem Vorwikz in den
andern; da fällt Hoffart ein. gar *bald der Geiz. bald Neid. Zorn.
Lügen. Triigen. und alles das. was in der Welt regieret. da will
der junge fiolze Zweig in Kiinfien auffieigen. und verbrennet fich
in allen Dingen. Ifis nun. daß die göttliche Sonne darein fcheinet.
und will dem abtrirnnigen Zweige zu Hiilfe kommen. und folches
das feurifche Leben empfindet; fo fchwingec fich daffelbe in die Höhe
wie Lucifer. und miffet ihm felber Klugheit und Verftand zu. und
verachtet das Albcrne: daher kommen dann die vernunftweifen Leute.
welche voll Hoffart und eigenehriger Luft fiecken. und verbrennen fich
nur durch das Licht. das in ihnen 'aus Gnaden fcheinet. und brauchen
es zur Fleifcheslufiz alfo muß Ehriftus ihrer Schalkheit Deckel fein.
78. Diefe alle find falfche Zweige. Über welche die Wahl der
Erndtezeit vorubergehet. denn fie find in Ehrifii Geifte berufen. er
hat fich ihnen eingegeben, mit ihnen gewirket. und ihre Vernunft
erleuchtetz aber fie find nicht aus Ehrifti Geifie geboren worden.
fondern in der Welt Wolluft. -fie haben Ehriftum nur mit Füßen
getreten. und ihm nie gedienet. Ehrifius ift ihnen hungerig. durfiig.'
krank. gefangen. nackend und elend gewefen. und fie haben ihm nie
gedienet. Sein Name hat wohl in ihrem Munde gefchwebet. aber
ihre Seele hat fich fiets in eigene Luft der Welt und des Teufels
gewendet. und haben Ehrifium laffen fiehen. und das Licht zu ihrer
Bosheit gehalten. * '
79. Diefe haben fich aus dem Stamme der Temperatur ausge
wandt. und find nicht in der wahren Sonne Ehrifio aufgewaäzfen und
---e
558
aus Gott geboren worden, fondern in ihrer Natur“ eigenem Willen:
,darum find ihre Friicine nur. Menfchentand. und ob fie gleich *in
der Welt hohe Leute werden, viel Kitnfie und Sprachen lernen, fo
ifts doch alles aus der Eitelkeit der Natur geborenz und find alle -
ihre Werke vor Gott wie ein beflecktes und befudeltes Tuch.
80. Welche Seele aber in einem guten Acker ihren Urfprung
nimmt, da die Eltern ihren Willen in Gott fehem und in rechten'
Liebebande fiehen„ als in der wahren Conftellation. und ihre Hoff
nung in Gott fehen. da Ehriftus in ihnen wirket, lebet und ifi:
aus denen entfpringen Ströme des lebendigen Waffers. wie Ehrifius
faget. Und obgleich nun-die adamifrhe Verderbung in ihrem Fleii
frhe ift, und auch öfters eine böfe Confiellation ins Fleifch fällt,
als in den Sfindenquaal: fo bleibt doch Ehrifius im inwendigen
Grunde der Seele in ihnen.
81. So wird nun die Seele von der Seele geboren. und der
Leib von dem Saamen des Leibes. Ob nun gleich der äußere
'Saame irdifch und böfe ift, und in einer folchen Conftellation vec
giftet wirdz fo befiht doch Chrifius den feelifchen Grund im inwen
djgen Centro 7 und ift und bleibet doch im Ente der Seele das
Ens Ehrifti, und wird die Seele im Ens Chrifii empfangen und
- geboren.
82. Und allhie faget nun Ehrifius: Wer aus Gott geboren
iii. der höret Gottes Wort. Joh. 8„ 47. Und zu den ftolzen Pha
rifäern fagte er: Darum höret ihr nicht: denn ihr feid nicht aus
Gottz das ift. ob fie gleich fein Wort und Gefeh im Munde
führten, fo war doch ihre Seele nicht im göttlichen Ente geboren:
ob fie gleich das Licht der Natur hatten. fo frhien es doch aus
einem fremden Feuer- da Ehriftus wohl hindurch fchien, aber fie
waren feiner nicht fähig. dennn ihr Grund war falfch. -
83. Alfo wird ein guter Baum gefäet. auch wohl bisweilen
in einen böfen_ Acker, noch ift der Grund des Saamens gutz wo
aber ein falfch Korn in einen böfen Acker gefäet wird„ fo wäGfel:
hieraus die Gleichheit ihres Wefens: und wie nun ein gutes Korn
öfters in einem böfen Acker ftehen muß„ und doch Frucht träger, fo
es die äußern Einfälle nicht verderben: alfo wird öfters ein Glaubens
faame von der einen Tinctur. entweder Mannes oder Weibes, ge
fäet, und das andere fäet darein feinen Gift, dardurch der äußere
Menfch wild und zum Argen geneiget wird; aber der inwendige
Grund ift noch gut. er thut gar bald etwas Böfes„ das ihn auch
alfobald gereueß und er in die Abfiinenz eingehet.
84. Item: Mancher wird fo an dem einen Theile mit dem
Sitndenquallvergiftet. daß er eine böfe Neiglichkeit in fich hat
zum Stehlen, Rauben und Mordenz item zur Unzucht. falfcher
Verleumdung 1c. Aber das andre Theil in Ehrifti Ente zeucht ihn
iwmerdar davon ab: und ob er in Schwarhheit Übertritt (durch des
-659
Teufels Eingriffe). fo kommt ihm doch noch das göttliche Ens zu
Hülfe. io er nicht bleibt in Sünde im Tod liegen. wie dem Schächer.
Maria Magdalena und andern großen Sundern mehr wiederfahren.
85. Denn es ift auch wohl kein Menfch. der nicht im Fleifäze
einen Sundenquall hätte. aus Begierde feines thierifchen Fleifches:
und wie nun ein Baum muß aufwachfen im Streit und Wider
willen. da allenthalben unwillen auf ihn fällt. bald Hitze. _bald Kälte.
bald driicket ihn der Wind. daß er brechen mömte. bald fällt eine*
Gift vom Gefiirne auf ihn; noch wächfet er in der Sonue Kraft.
und in feinem ini-trendigen Lichtsente der Natur auf. und träger
gute Feuchte. welche nicht der Erde Schmatk haben. fondern die;
edle Tinctur hat fich alfo in ein gut wohlfcbme>end Corpus einge
führet: alfo ifi es auch mit dem Menfchen zu verftehen.
86. Das göttliche Ens. weißes geiftliä) ifi. mag nicht offenbar '
werden. als durch den Streit der Natur; es fäet fich mit in das
feelifche Ens der ewigen Natur. und giebt fich in den Streit der
Srhiedlichkeit des Feuers. da es denn fein Licht empfähet. und, aus
dem Feuer in Kraft und Eigenfchaften der Liebebegierde fich aus
firhret. Im Feuer der Seele empfähet es Eigenfchaften und Willen:
denn in Gott ift es nur einig. und nur ein einiger Wille. der ift
das ewige Gute. aber alfo ift er ihm nicht felber offenbar; in der
feurifchen Schiedlichkeit aber der Seele wird er ihm offenbar. daß
die Kraft in vielen Kräften der wirkenden Tugenden in eine Form
und Bildung herfitrgehet: gleichwie der Baum im Streite mit fei
nen Aefien und Früchten offenbar wird. daß man fiehet. was im
Myfierio des Korns zum Baume gelegen ift.
87. und darum eineignet fich die göttlich Kraft der Seele d_es
Menfchen. daß fie darinnen mit aufwachfe und ihre Tugend in der
feurifchen Schiedliäzkeit möge offenbaren. da Böfes und Gutes un
ter einander wirket: alfo dränget der Geift Gottes in Chrifto in dem
Guten aus. und wirket zur Frucht. als zur göttlichen Formliclykeit.
Diefes möchte 'oder mag nun nicht gefchehen. das feelifche Feuer effe
denn des göttlichen Etuis in fich. aus welchem Feuereffen eine rechte
Kraft in dem Lichte der Natur ausgehet.
88. Das Feuer der Seele muß ein recht Holz haben. foll es
ein fchön kräftig Licht geben. denn aus dem Seelenfeuer wird Gottes
Geift in feiner Kraft fchiedlich und offenbar in der Natur der Seelez
gleichwie das Licht aus dem Feuer. und die Luft aus dem Feuer
und Licht offenbar wird. und aus der Luft ein fubtiles Wäfferlein
ausgehet. welches nach feinem Ausgehen wefentlicl) wird. davon das
Licht die Kraft wieder in fich zeucht zu feiner Speife; darum fagte
Chrifius Joh. 6. 53.: Wer nicht iffet das Fleifch des Menfchen
fohns. und trinkt fein Blut. der hat kein Leben in ihm.
89. Gleichwie der Baum nicht wachfeu noch Frucht tragen
könnte ohne das Licht der Natur. weläres die Sonne. die darein
'-560
dringet. lebendig macht; *und wie das Licht der Natur .l fowohl der
Sonne Kraft. nicht möchten im Baume offenbar und wirkend wer.
den. ohne die feurifche Scienz. *nämlich den feurifcl)en Grund der
Natur. welcher des Baums Seele ift: . z
90. Alfo auch im gleichen mag Chrifius im Menfchen nicht
offenbar werden. ob er gleich in ihm ift. und ihn zeusn und rufet.
fich auch der Seele eindringetz die Seele effe denn des göttlichen
Entis in ihre feurifche Eigenfchaft. welches dem Hoffartfeuer fchwer
eingehet. daß es foll vom Wafferquall des Liebelebens und der
Sanftmuth effenz es effe lieber vom Sulphure und Mercurio. näm
lich von feiner Gleichheit. So es aber iffet. fo wird der Geift der
Liebe und Demuth. als das göttliche Ens feurig. und greift die
Feuerwurzel aus den drei* erfien an. als Sal. Sulphur. Mercurium.
und transmutiret fie in fich. gleichwiezeine Tinctur auf ein glühend
Eifen fällt und wandelt das Eifen in Gold. Alfo auch allhie wird
das feelifche Centrumaus des Vaters Feuernatur in ein Liebefeuer
gewandelt. in welchem Liebefeuer Chrifius offenbar und in der Seele
_geboren wirdz da alsdann aus dem Seelenfeuer der rechte göttliche
Luftgeift aus dem Feuer und Licht ausgehet. und fein geifilici) Waf
fer aus fich ausführet aus dem Lichte. welches wefentlicl) wird. da
von die Kraft des Lichts iffet. und fich in der Liebebegierde in ein
heilig Wefen darein .einführet. als in eine geifiliche Leiblichkeit. dar
innen die heilige Dreifaltigkeit. wohnet. welches' Wefen der wahre
Tempel des heiligen Geiftes ifi. ja Gott in feiner Offenbarung felber.
91. Und das ifis. das Chrifius fagte. er wollte uns Waffe.:
des ewigen Lebens geben. das. werde uns in einen Quellbrunnen
des ewigen Lebens quellenz Ioh. 4. i4. und das gefchieht nun. wenn
die Seele fein Wort annimmt. das er felber ift. So geußt er
feine wefentliche Kraft. die er in unferer Menfchheit hat offenbar
gemacht. in fie ein. das ift ihre Tinctur. die ihre Feindlichkeit der
feurifchen Eigenfchaft in ein Liebefeuer wandelt. Denn allda fiehet
Chrifius in der abgeftorbenen feelifchen Eigenfchaft vom Tode auf.
und wird die Seele ein Glied an Chrifii Leibe. und zeucht Chri
ftum an fichz ja fie wird nach der Liebe Eigenfchaft ganz' in Chri
fium gepflanzt. Darum faget Chrifius: Wer mein Fleifch ifiet und
trinket mein Blut. der bleibt in mir. und ich in ihm Ioh. 6. 56.;
alfo gefchieht das. Item er faget: Wir wollen zu euch kommen
und Wohnung in euch machen; Joh. 14. 23. das ift. der ganze
Gott wird in diefer neuen Geburt in Chrifto in der Seele offenbar.
und wirket gute göttliche Früchte. : ,_
92. Gleichwie der Sonne Kraft im Baume offenbar wird. und
im Ente des Schwefelgeifies. im Mercurio. als in der harzigten
Eigenfcl)aft das Licht anzündet. darinnen der Baum wächfi und
Frucht träget: alfo auch wird Gott in feinem geformten ausgefpro
chenen Worte (als im Menfchen. in welchen er feine höchfte Liebe
'd " *NÄÄÄÜÄZ*

- 561
tinrtur in dem Namen Ief u eingeführet hat) offenbar. und tingi
ret die feurifme Seele. als den geiftlimen Sulphur und Mercurium.
darinnen das Licht der ewigen Natur offenbar und fcheinend wird.
darinnen Ehriftus in feinem geformten Worte geboren wird und in
einen herrlichen göttlichen Baum. der alfo in das Bild Gottes wämfi.
und viel guter göttlicher Früchte träget. * '
' 93. Alsdann redet diefer Menfch aus Gott Gottes Wort.
das find alsdann göttliche Früchte. da Gottes geformtes Wort (als
die kreatürlime Seele) den Quellbrunnen göttlimes Sprechens aus
fim fpricht. und Gottes Wort aus fich ausfprimt. und in feinem
Ausfprechen gebieret. gleichwie der einige Gott fein Wort aus fich
ausfprimt. und immerdar gebieret. und das Sprechen doch in ihm
bleibet. und das Sprechen und das Ausgefprochene ift. '
94. Und obgleim diefem Menfchen die verderbte Art im Flei
fme der_ irdifchen thierifchen Eigenfchaft anhanget. und ihn zuwider
der Seele anficht; das fchadet ihm nimt. denn die Seele hat nun
in Ehrifio die grimme. verderbte. feurifche Eigenfchaft überwunden.
und Ehriftus in der Seele zertritt der Schlange Gift im irdifchen
Fleifche f'tets den Kopf. und wirket durch das Fleifch. und zeucht ,
fich im Fleifch in einen neuen Leib auf. auf Art wie in einem
groben Steine ein köftlich Gold innen lieget und wächfet. da die
Grobheit muß helfen wirken. ob fie gleim dem Golde nimt gleich
ifi: alfo num muß der irdifme Leib in fich Ehriftum helfen gebären.
ob er gleim nimt Ehriftus ift. noch in Ewigkeit nimt wird. aum
zum Reime Gottes kein nütze ift. dennoch muß er ein Werkzeug
helfen fein; ob er gleich gar andern falfchen Willen und Begierde
hat. und ein Raubfchloß des Teufels ift. noch braumt ihn Gott zu
feinem Werkzeuge. und davon fagte Ehrifius. es wäre fein Joch.
nämlich unfer irdifcher Leib. den er uns hilft tragen. der ift fein
Joch in uns. Das foll die heilige Seele in Geduld auf fich neh
men. und laffen alles Unglück von außen. auch mit des Fleifches
Anfechtung vom Teufel und der Welt-Bosheit. über fich gehen.
und unter die Kreuzgeburt Ehrifti unter fein Joch fich bücken und
in Geduld faffen. unb alfo in Trübfal mit dem edlen Perlenbäum
lein Ehrifti unter allem Böfen aufwachfen. und nach dem wahren
Gewächfe eitel gute. heilige. himmlifme Früchte wirken und gebären.
welche nimt von diefer Welt. als von_ den vier Elementen nam dem
Spiritu Mundi. von außen find; fondern wie Paulus faget: unfer
Wandel ift im Himmel. Phil. 3. 20. Item: Ich habe euch von
der Welt berufen. daß ihr feid. wo im bin. und darum haffet euch
die Welt. daß fie weder mich. noch euch. nom meinen Vater er
kennet; aber feid getrofi. in mir habt ihr Friede. in der Welt habt
ihr Angft. Joh. 16. 33. das ift. in mir. im inwendigen Grund_e
der neuen Geburt. habt ihr Friede mit Gott. aber im äußern
Fleifch in der Welt habt ihr Angfij aber im will wieder zu euch
l7. 36
,-'
4 562

komrnen. und euch zu mir nehmen. da ich bin. faget Chrifius; das
ift. er will lviederkominen zu dem Menfmen. der aus dem Limo der
Erde gefämffen ward. und will ihn wieder an fich. als an den neuen
geifilitlpen Menfchen. annehmen und ewig anbehalten; aber er foll
vonehe in die Putrefcrction der Erde. und der Schlange Ens fammt
dem eingemodelten Thiere. und alle gewirkte Falfctxheit ablegen. als
dann will er wieder zu ihm kommen und den adamifchen Leib vom
Tode aufwecken. und an' fich nehmen. und ihm alle feine Thränen
abwifchen und in Freude wandeln. Joh. 14. 3.
95. Diefes ift. mein lieber Lefer. der wahre Grund der neuen *
Wiedergeburt. und gar in keinem andern Wege. wie die Vernunft
melnet. nämlich. daß wir von außen angenommene Gnadenkinder
feien; item. daß wir durch einen göttlichen Fürfah von Sünden
losgefprochen werden; nein. es muß neugeboren fein. aus diefem ob
bemeldetem Waffer und dem heiligen Geifte. _
96. Die Seele muß aus ihrem eigenen Willen im Zuge Chrifti
umwenden. und ihren begehrenden Willen gegen der Begierde Chrifti
(welche mächtig gegen ihm in ihm mit der Begierde in ihn eindringet)
führen. "nd den feurifchen Rachen. als den geifilichen Schwefelwurm
im ?Nercurio des Geiftlebens. auffperren. fo dringet Chrifti Geift
in die Effenz der Seele ein; und das heißt Glauben und Nehmen:
nicht nur Wiffen. Tröften. Kiheln. und Chrifii Mantel von außen
um fich nehmen. und immerdar von Gnade fagen. und wollen in
der Bosheit des Teufels Gnadenkinder fein; fondern man muß im
Geifie Chrifti werden als ein Kind an feiner Mutter Bruft. das
nur der Mutter Brüfte begehret zu faugen. und nichts mehr. denn
in Chrifli Ente wächfet allein der rechte neue Menfm.
97. Daß aber die Vernunft faget: Wir iderden erft iu der
Auferftehung neugeboren werden und im Fleifche Chriftum anziehen.
das ift Babel. und kein Verftand der Worte Chrifti.
98. Der Leib aus der Erde foll erft in der Auferftehung
Chrifium effentialiter anziehen. die Seele muß in diefer Zeit Chri
fium in feinem himmlifchen Fleifche anziehen. und in -Chrifto muß
der Seele der neue _Leib gegeben werden. nicht von Mannsdlut noch
vom Fleifch; fondern aus dem Wort und göttlichen Ente. in das
Verblichene vom göttlichen Ente. das in Adam verblich. und an Gottes
Wirkung fiumm und unfühlend ward; in demfelben muß Chriftus
neugeboren und ein Gottmenfch. und der Menfch ein Menfcipgoct
werden. * ,
99. Alfo. lieben Brüder. verfiehetes. daß an einem Theile
Chrifius der göttliche Fürfaß und Gnadenwille ift; wer aus dem
geboren wird. und ihn anzeucht. der ift verfehen. und ein Gnade!!
kind: und am andern Theil ift der Fürfas Gottes der feurifche
Wille der Seele aus dem Centro der ewigen Natur. da fich Licht
und Finfierniß fcheidet. da gehet ein Theil ins Centrum der Fin
- 563
fierniß. als nämlich der grobe phantafiifche Sulphur; der fubtile reine
aber gehet ins Licht: ivorein 'nun die Scienz des ungründlichen
Willens zur Natur fich fmeidet. darinnen wird er eine Kreatur.
entweder im Lichte. oder in der Finfierniß.
100. Der Fürfaß Gottes gehet durchaus aus dem feelifcheir
Grunde; denn der innere Grund der Seele ift die göttliche Natur
zum ewigfprechenden Worte. und ift weder böfe noch gut: aber in
der Schiedliwkeit des Feuers. als im angezündeten Leben der Seele.
da fcheidet fich derfelbe Wille. entweder in Gottes Zorn. oder in
Gottes Liebefeuer; und das gefchieht anders nicht. als durch die
Eigenfchaft. derer die feelifclje Ejfenz in fich felber ift: fie ifi felber
ihr Grund zum Böfen oder Guten. denn fie ift das Centrum Got
tes. da Gottes Liebe und Zorn in einem Grunde unausgewiikelc
lie g et.101. Alfo ift das der Fürfaß Gottes. daß er fich durch das

ciusgefprochene geformte Wort (deffen die Seele im Sprechen der


Schiedlicljkeit ein Wefen ifi)* will offenbaren; da verfieckt fich die
Grobheit in den angeerbten. fowohl in den wirklichen eingefaßten
Greueln felber.
102. Denn es ift fonft kein anderer Wille Gottes in diefer
Welt Wefen. als nur der. der aus dem ewigen Grunde in Feuer
und Licht. fowohl in Finfierniß offenbar wird: die Seele wird in
ihr felber zum Gnadenkinde erwählet. wenn fie aus Ehrifto geboren
wird. aus dem göttlichen Ente. welches der einige Fürfah göttlicher
Gnade ift. daraus Gottes Gnade in der Seele offenbar wird; und
fie wird auch in ihr felber zum Verdammniß erwählet aus dem
Grunde ihres eigenen Wefens. das ein falfches Ens ift. darin kein
Licht mag geboren werden.
103. Gottes Fürfalz zur Verftockung ift in ihrem (der Seele)
eigenen Wefen. als nämlich der ungründliche Wille zur Natur. der
offenbaret fich in jedem Wefen. wie des Wefens Eigenfchaft ift;
als wir denn denken. daß er fich mit feiner Infaffung der Grob.
heit hat in die finftere Welt oder Hölle gefafiet und gefchieden.
Denn der Wille. der in der Hölle ift. und derZxWille. der im Him
mel offenbar ift. die find i-:n inwendigen Grunde außer der Offen
barung Ein Ding. denn im Ausfprcäjen des Worts ifi erfi die,
Säjeidung; ift doch Himmel und Hölle in einander wie Tag und
Nacht. und die Hölle ift ein Grund des Himmels. denn Gottes
Zornfeuer ifi ein Grund feiner Liebe. als nämlich des Lichtes.
104. Darum. lieben Brüdemwerdet doch fehendz zantet doch
nimmer um den Willen Gottes! Wir find felber Gottes Wille zu
Böfem und Gutem-z welcher in uns offenbar wird. das find wir.
entweder Himmel oder Hölle; unfere eigene Hölle in uns ver
|o>t uns. nämlich diefelbe Eigenfchaft: und unfer eigen Himmel
in uns macht uns auch. fo er mag offenbar werden. felig. Es jfi
36*
-- 564 -

alles ein Tand. darum man bishero fo lange gezariket hat. Chri
fius ift funden worden. dafür fei ihm ewig Lob und Dank.
auch Macht. Ehre und Reichthum. fammt aller Gewalt im Himmel
und auf Erden! Matth. 28. 18.

Das 9. Kapitel.
Vom Gegenfah der Sprüche in der Schrift. als
* vom rechten Verftande der Schrift,

.Hat nicht ein Töpfer Macht. aus einem Klumpen


Thon zu machen ein Gefäß zu Ehren. und das andere
zu Unehren? Röm, 9. 21. Antw. Der Klumpen Thon deutet an
das Myfierium Magnum. da der ewige Gott durchs Wort fich aus
gefprochen hat. da aus Einem Wefen zwei Wefen gehen. als eines
in der feurifchen Scheidung in die Finfterniß. nach der Grobheit der
Impreffion. und das andre im Lichte. nach der göttlichen Eigenfchaft
Wefen: diefe beide kommen aus einem Grunde. Item. die falfche
und die heilige Seele kommen beide aus Adams Seele. als aus
Einem Klumpen des Grundes. da man doch nur Geifi im Myfte
rio Magno verfiehen foll“, aber doch fcheidet fich eine Seele ins
Licht.
K 2.und die andere
Diefe-r Töpfer inmacht
die Finfierniß.
aus jeder Scheidung ein Gefäß. wor
zu die abgefchiedene Materia nülze iftz er nimmt nicht heiliges Ens
und macht felber einen Teufel daraus. fondern wie das Ens der
Seelen ift alfo ift auch der Wille zum Machen. Gott fißt nicht über
dem Willen und macht ihn wie der Töpfer den Thon. fondern ee
gebieret ihn aus feiner Eigenfchaft; warum wollte nun der Gottlofe
fagen: Warum machft du mich alfo. daß ich böfe bin?
3. Gott wirket ein Leben aus allen Dingen. aus böfem Ente
ein böfes Leben. und aus gutem Ente ein gutes.- wie gefchrieben
fiehet: Bei den Heiligen bift du heilig. und in den Verkehrten bift
du verkehrt. Pf. 18. 27. Darum kann Gott Niemand fchuldi
gen. daß er in ihm ein böfes Leben gewirket habe: wäre 'der Thon
beffer gewefen. fo hätte er ihm ein Gefäß zu Ehren daraus gemacht;
fo er aber ihm zu Unehren diente. fo macht er ihm ein Gefäß
feines Zornes daraus.
4. Denn Gottes Wort ift aller Dinge Leben. Wefen und An
fang: weil aber aua) der Zorneifer darinnen ift. fo führer er fich
G *""

*- 565
.uch in ein Leben. .denn wer will ihm das wehren? Dem Men
fchen aber ifi Chrifius zum Gehülfen aus dem ewigen Wort kom.
men, und fpricht: So wahr ich lebe. ich will niäjt den Tod des
Süfidkksy fondern daß er fich bekehre und lebe. E3. 33, 11. Ob
aber der Seele Ens fo böfe und untlicijtig wäre„ und des göttlichen
Entis imfahig„ was mag des Chriftus? Gottes Zorn macht keinen
Willen mehr außer der Kreatur, denn Ehrifius fprach„ Match. 28
18.' Mir ifi alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben; fo
hat Chrifius nun allein alle Gewalt in allen Dingen. Alfo fpricht
er auch Joh. Zl 16. Gott hat feinen Sohn nimt in die Welt
gefandt. daß er die Welt richter fondern daß die Weltdurci) ihn
felig werde. So er nun alle Gewalt hate fo ift kein ander Macher
zu uuehren vorhandem als der im Entegder Seele aus ihrem
Centro entftehet. Denn es ift eben der zornige Gott felber, der
maäjt ihm ein Bild aus feinem Wefem das feines gleichen ifiz
darum faget Paulus; Hat der Töpfer nicht Maäzt zu machen,
was er will? Diefer Töpfer ift Gott in dem Sprechen feiner
Schiedlichkeit, dardurch er feine Herrlichkeit offenbareh wie vorn
genug bewähret.
5. Denn weil Chriftus allein alle Gewalt hat, fo mag kein
ander Wille zu machen außer ihm fein„ darum darf der Gottlofe
niiht fagem Gott macht mich böfez fondern der Gott in ihm, in
deffen Grunde er fieben der macht ihm worzu er fein kann na>>
der Möglichkeit; der Grund feines Wefens, deffen er felber ifi, ift
der Anfang: fobald das Leben daraus geboren wird, fo ift der Ma
cher im Lebe-m als nämlich der zornige Goth der wird ihm allda
offenbar, der macht ihn.
6. Gleichwie Chriftus feinen Kindern in ihnen feinen Willen
einführen welche in ihm geboren werden: alfo auch Gottes Zorn
in ihm mit feinen Kindern thun die aus ihm geboren werdenz denn
in der Seele ift Gott offenbar, entweder in Liebe oder Zorn „ die
Natur ift die Seele„ und das wirkende Leben ift Gott felber, ver
fiehet nach dem Wort der Schiedlicljkeit. -
7. Denn der pure lautete Gott ohne Natur ifi kein Macher
der Willen, denn er ift nur Eines: aber in feinem Wortel da es
fiä) in Schiedlichkeit einführen da urfteinden die Willen zum Böfen
und Gutenz aus jeder Schiedlichkeit des Gefchiedenen urftändet ein
Wille nam derfelben Eigenfchaft: in was Quaal der ungrimdliclje
Wille in der Schiedlicljkeit fich hat eingefllhret, ein folcher Wille
entftehet.
8, Adam aber hat fich in fich felber aus der Temperatur in
die Schiedlichkeit geführet: nun ftehen feine Zweige in der Schied
lichkeitl von denen kommt ein neumachender Will» ein jedes Ens
bekommt einen Willen nach feinem Wefen; der Firrfah aber führet
das Regimenm nämlich das feurifclje Wort der Natur, und das
e - 566 -

Zzzbewoyt der. Gnade. diefe beide find die Macher zu Ehren und
unehren des Gefäßes. und die beide find im Menfchen.

Die höchfte Pforte von Kainund Abel. item


von Ifmael und Ifaak. und von Efau und
Jakob.

9. Das Reich der Natur ift der Grund des fprechenden Worts:
denn foll eine Kreatur fein. fo mußronehe Natur fein. So ifi
nun das Wort Gottes der Grund aller Wefen. der Eigenfchaften
Anfangz das Wort ift das Sprechen Gottes. und bleibt in Gott.
aber das Ausfprechen vom Wort (da na, der ungriindliche Wille in
Schiedlicltkeit durch das Ausfprewen einfithret). das ift Natur und
Eigenfchaft. auch ein eigener Wille; denn der ungründliche Wille
fcheidet fich vom Sprechen. und faffet fich in ein Selbfi-Eigenfpre
chen in die Schiedlicizkeit. als in einen anfänglichen Willen: aus dem
einigen. ewigen. ganzen Willen find/die Eigenfchaften entfianden
und aus den Eigenfchaften die Creation. als nämlich alle Kreaturen.
10. Diefes ift nun der erfie Fötrfah Gottes. da fich das Wort
der Kraft aus fich hat für fich gefeht. nämlich das ungründliche
unfaßlime Wort des Lebens in-eine Faßlimkeit. darinnen es lebe:
diefe Faßlichkeit ift Natur. und das ttnfaßliche Leben in der Natur
ift Gottes ewigfpremendes Wort. das in Gott bleibet und Gott
felber ifi. ,
11. Der andre Fitrfaß des Worts ift diefer. daß die Faßlich
keit. als der eigene gefaßte Wille foll den unfaßlichen einigen Willen
Gottes in fich wohnen laffen; denn alfo hat das einige Leben fich
in die Faßlimkeit ejngefehet und will in der Faßlichkeit offenbar
werden. Die Faßlichkeit foll das unfaßliche Leben in fich faffet!
und faßlich' machen. wie man deffen ein Exempel im Feuer und
Lichte hat: denn das Feuer ift die Natur. als das faßliche Leben.
das faffet in fich das ttnnatitrliche Leben. nämlich das Licht: denn
im Lichte werden die Kräfte des unnatitrlimen Lebens durchs Feuer
offenbar. fo wohnet alsdann das Licht im Feuer. und wird das
tcnnaturlicloe Leben im Lichte. in Kraft eingefithret. als in Tinctur.
Luft und Waffer.
l2. Alfo auch verfkehet. daß Gottes heiliges Leben ohne Na.
tur nicht offenbar wurde. als nur in einer ewigen Stille. da nichts
inne fein mochte. ohne das Ausfprechen und die Faßlichkeit: Gottes
Heiligkeit und Liebe wurde nicht offenbar; foll fie aber offenbar
fein oder werden. fo muß etwas fein. dem die Liebe und Gnade
noch thut. und das der Liebe und Gnade nicht gleich ift. Das ift
nun der Wille der Natur. welcher in Widerwärtigkeit in feinem
*- 567
Leben fiehet: diefem ift die Liebe und Gnade nöthig. damit feine
Peinlichfeit möge in Freude gewandelt werden.
13. und in de_rfelben Wandlung wird das heilige unfaßlitlpe
Leben im Worte offenbar. als ein mitwirkend Leben in der Natur:
denn die Peinlichkeit urfachet, daß fich der Wille des Ungrundes
(welcher im Ansfprechen in Eigenheit fich gefchieden hat) dem hei
ligen ungritndlicticn Leben wieder eineignet. daß er gefänftiget wird.
und in der Sänftigung wird er im Leben Gottes offenbar; denn
er faffet in fich daffelbe in feine Begierde. und wird alfo auch das
heilige Leben des ungrundes in ihm offenbar.
14. Und in diefer Offenbarung des heiligen Lebens in der
Natur heißet das heilige Leben Kraft. und die Faßlichkeit der Na
tur. die das begreift. heißt Tinctur; denn es ift die Kraft vom
Glanz des Feuers und Lichts: und fo diefes nicht wäre. fo wäre
kein Feuer fcheinlicly. denn der eigene Wille der Natur ift nicht
fcheinlicrx. denn die Faßliwkeit ifi eine Einfclnießung und ift der
Grund der Finfterniß.
15. Alfo fuhren wir unfern tiefen Grund auf Adam und
ferner auf Kain und Abel. In Adam fiund das Reich der Gnade.
nämlich das göttliche Leben offenbar. denn er fiund in der Tempe
ratur der Eigenfchaften: er wußte es aber nicht. daß Gott in ihm
offenbar wäre. denn er hatte fein Böfes erkannt; fo wußte der eigene
Wille nicht. was gut wäre. denn wie wollte eine Freude fein. fo
kein Wiffen oder Pein. oder Traurigkeit wäre? '
16. Das ift Freude . wenn die Natur. als der eigene Wille.
von feiner Pein erlöfet wird. fo freuet er fiäz des Guten. wenn es
ihm wiederfcihret; fo er aber daffelbe Gute in eigener Macht hätte
zu nehmen. fo wäre es keine Freude. denn der eigene Wille lebte wie
er wollte. und er hätte keine Hoffnung. wenn er alles felber ver
möchte: fo er es aber felber nicht vermag. fo freuet er »fich deffen.
was ihm aus Gnaden wiederfähret. oder deffen. das er hoffet. was
ihm wieberfahren foll. Alle Freude fiehet in der Gnadenhoffnung.
welche ihm immerdar (ohne die Macht feines Könnens und Neh
mens) wiederfähret.
1.7. Und darum fo fiehet die Natur in Pein und Streit. daß
das Gnadenreicl) der Liebe in ihr offenbar werde. und fie zu einer
Freudenreich werde. aus dem. das ihr immerdar wlederfähret. indem
Gottes Leben in ihr offenbar wird. und fie dadurch eine heilige
Tinctur erlanget. welche die Pein tingiret. und in Freude. als in
ein Bild des heiligen Lebens wandelt.
18. Als Adam in der Gleichheit fiund. fo wußte er das nicht.
er wußte nicht. was das Böfe in der Natur wäre; fo wußte er auch
nichts vom Reiche der Gnade . denn fie ftunden beide in der Tem
peratur. Als aber. der freie Wille in die Schiedliclykeit des Werts
der Kräfte fich einfiihrete; fo ward die Peinliwkeit des Reichs der
l
-- 568 -
Natur in ihm offenbar. Allhie thut nun noth. daß fich die Kraft
der Gnade in ihm auci) bewegte. welches das Reich der Natur nicht
thun konnte: denn es ift keine Möglichkeit in ihrem eigenen Willen.
denn er ifi faßlich. fo ift das Reis) der Gnade unfaßlich. Darum
konnte ihr die Seele. als der faßliclte Wille. von dem unfaßlichen
Leben nichts nehmen; aber alfo ware auch Gott in diefem Bilde
verborgen blieben und felber nicht offenbar worden.
19. Darum fprach fich das Unfaßliche. Heilige in feiner Liebe
in das Seelifche. Faßlime. auf daß es etwas hätte. das es zu lieben
Urfach hätte z und formte na) mit in die Eigenfchaften der feelifchen
Natur. zu einem Gehülfen.
20. Und das war der Schlangentreter. welcher der Schlange
eingeführten Gift und dem Willen der Peinlichkeit mit der Liebebe
gierde wollte den Kopf zertreten. Diefelbe Infaßlimkeit kam dem
Reiche der Natur zu Hülfe. und ftellete fich mit in die Figur: und
die iht hungerige Natur nach der Gnade ließ fich mit einfaffen in
ein Bild der natürlichen Seele und des Leibes.
21. und diefes Bildes war Abel eine Figur im Bilde Ehrifii.
bis fo lange in Erfüllung der Zeit diefelbe Infaßlimkeit der Liebe
fiel) noch einefi bewegte. und in ein Ens des Wefens (in menfchli
cher Eigenfchaft) infaßte. alfo daß die Gottheit felber ein Wefen
img menfchlichen Wefen warez welches Wefen wohl zuvor in Adam
lag. aber er wußte es nicht: und da er fich mit dem eigenen Willen
der Natur von diefem Wefen ausführte. fo ward die Seele an
Gott blind. und lebte nur in fich felber. -
22. So wir nun ihr fehen wollen und uns nicht felber blind
machen. fo fehen wir den Kain und Abel: Kain muß der erfte fein.
denn er ift Adams Bild nach dem Fall. denn Adam war in das
Reich Gottes gefchaffen worden.
23. Kain in das Reich der Natur. als ein wahres Bild. was
Adam in fich felber war außer der Gnadez und Abel ift das Bild.
was Adam in der wiedereingefpromenen Gnade war. das deutet
Chrifium an. der fich toollte in eine menfchliche Natur eingeben und
die Gnade der verderbten Natur in Kains Bild einfpre>)en.
24. Darum fagte Chrifius. ihm 'wäre alle Gewalt von feinem
Vater übergeben worden. auf daß er Macht hätte. die Gnade in
den Willen der Natur einzufpremen.
25. So fiellete nun Gott die Figur mit Kain und Abel. auch
mit Ifmael und Ifaak. fowohl in Efau und Iakob dar. wie Gott
wollte Chriftum in das Fleifch fenden. welchen er allhie in Adam
und Eva in der Stimme feines Worts. in Kraft hatte eingefprochen.
als einen, Quell zum Leben.
26. Diefelbe Kraft wollte er mit menfhlicltem Wefen erfüllen.
welches in Chrifio gefthah. welchem Menfchen Chrifto. in derfelben
Kraft und Stimme. war Macht gegeben worden. die Sünde durch
- 569 -
feine eigene Stimme zu tilgen. und die Nittur wieder in ihm leben
dig zu machen eines göttlichen Lebens. .
27. Sollte aber folches gefchehen. fo mußte die Gnade in der
Kraft der Liebe. in die Widerwärtigkeit der peinlimen Natur ein
gehen und in ihrem eigenen Willen fich einergeben. daß fie die
Natur faffete: und in dem Infaffen ,der hohen Liebe ward die
Natur in den göttlimen Liebewillen transmutiret. und erftarb des
eigenen gefaßten Willens; nicht als ein Sterben des Todes. fondern
als eine Verlierung des eigenen Willens. welmes in Ehrifio in
unferer Menilhheif gtfcbabe. *
28. Wenn nun der eigene Wille fein Recht verlieret. fo wird
das eingefpromene Wort wefentlim. welmes eher nimt fein mag.
der eigene Wille der Scienz des Ungrundes übergebe denn fein
Recht; fonft zeucht er das göttlime Ens in die Eigenheit. und wan.
delt das in feine Bosheit. wie Lucifer und fein Anhang that. welme
Engel waren und das göttlime Ens in fim hatten. darinnen ihr
Licht ein Schein war. aber der eigene Wille aus der Scienz des
Ungrundes verderbte das.
29. Wer will uns nun mit Grunde fagen. daß in Kain nimt
fei die göttliche Stimme der Gnade (welme in des Weibes Saamen
fich einhallete) gelegen? Welche Smrift faget das? Antw. Wohl
keine. Denn als Gott fein Opfer ungnädig anfahe. fo ergrimmte
er über Abel. als über Ehrifti Figur. welche von ihm aus Adams
Ente fich; gefchieden hatte. So fprach ja die eingeleibte Gnaden
fiimme in ihm: Herrfme über die Sünde. und laß ihr nicht die
Gewalt; denn das mag Gottes Fürfah im Zorne in ihm nimt fagen.
fondern wohl die eingeleibte Gnadenfiimme.
30. Wie kam es aber. daß Kain über die Sünde nicht herrfchte.
konnte er denn nimt? Antw. Nein. er konnte nimt. Warum
konnte er nimt; _hatte ihn Gott verfiockt. daß er nimt konnte?
Antw. Gott hatte ihn nicht verftockt. fondern der adamifche eigene
Wille aus der Scienz des Ungrundes hatte fich in Adam mit der
Imagination. in die thierifme Eitelkeit. als in die Selbftbildung. in
Böfes und Gutes eingeführet. darein der Teufel der Smlange gif
tiges Ens eingefmmeißt hatte. welmes Eva hatte eingenommen. -
31. Diefes war die Verfiockung im eigenen Willen. Denn
der Fürfal; _Gottes nach der grimmen Natur hatte fim darinnen in
Kain gefaffet und taub gemacht. daß er die eingeleibte Gnadenftimme
nimt hören konnte.; denn ob er fie gleich von außen hörete. fo hö
rete er fie aber nicht im Ente der Seele. fonft hätte fim die Gnade
beweget. daß die Seele über der Schlange Gift geherrfchet hätte.
Er meinte. er wollte und follte von außen über die Sünde herrfchen.
darum erhub er fich über Abel.
32. Gleichwie die ihige Vernunft meiner. von außen in einer
angenommenen Weife die Kindfmaft zu erreichen. als mit auswendi
-'570 *
gen Werken, durch eine Gnadendecke unter Ebrifii Leiden und Tod,
als eine auswendige Genugthnttng fiir die Sünde. derer man fich
nur von auswendig diirfte ttöfien und annehment obgleich der eigene
Wille in der Smlangengift zur Herberge bliebe. Ader diefes gilt
fo viel als beim Kain, es werde denn der -inivendige Grund geritget,
daß die Gnade in der Seele beweglich werde, nämlich, die eingeleibte
Stimme Gottes in des Weibes Saamen. welche ift Chriftus in uns,
daß die Seele Gottes Stimme in ihrer Effenz beweglich höret. -
33. So fpritht die Vernunft: So die Gnadenfiimme in Kain
unter der Sitndendecke gelegen i|„ bewegte fie denn nicht Gottes Ein
fprechen. da er fprtrch: Herrfche über die Sünde. und laß ihr nicht
die Gewalt? Denn fo er den inwendigen Grund der Seele in der
eingeleibten Gnadenftimme beweget hätte, fo hätte er ihn inwendig
in der Seele gehören welche ein Herr des Leibes ift, fo hätte fich
der auswendige Grund nicht erheben mögen.
e 34. Antwort. Diefe Stimmq welche zu Kain gefchah; Herrfrhe
iiber die Sünde und laß ihr nicht die Gewaltz die war Gottes
Gerechtigkeit in feinem Fiirfatze. neimlick) in dem fprechenden Worte,
da die_ göttliche Stimme will, daß der eigene Wille der Scienz des
ungritndlichen ewigen Willens fich in eine göttliche Gebärung zum
Guten einführen foll: daffelbe Wort fodert Gottes Gerechtigkeit. daß
er nicht das Böie willz und ift der wahre Grund des Gefekzes im
Alten Teftament. aber er erreicht nicht die Gnade. denn er fodert
das eigene Vermögen. er ergiebt fich auch nicht der Gnade, denn
(Gott bedarf keiner Gnade. die Gnade muß fich in ihn einergeben,
als in Gottes Gerechtigkeit. Wie fich denn die Gnade , welche in
Chrifto offenbaret ward, als in der eingeleibten Gnadenfiimme, in
Gottes Gereaitigkeit einergeben mußte, als nämlich dem ewigen eini
gen Fitrfatz zur Offenbarung der Herrlichkeit Gottes in feinem
fprechenden Worte, als in die Schiedlimkeit des Vaters; und mußte
den Willen des Menfchen (welcher von dem Fiirfatz_ der Gerechtig
keit war abgewichen) in das Zornfeuer Gottes in fich und mit fich
einführen, und den Vater. als den Fitrfah Gottes. in feine Gerech
tigkeit. als in den urfiand der Seele, einführen. und der Seele
Willen, welcher war aus der Gerechtigkeit abgewichen, in feinem
Blute aus göttlichem heiligen Ente der Liebe etfäufene auf daß die
Seele in der Gnade, im felben Liebeblute, in dem Fitrfah der Ge
rechtigkeit offenbar wurde.
35. Und darum mußte Chrifius in der Gerechtigkeit Gottes.
in unferer Menfchheitz in uns leiden und fierben. auf daß die
. Gnade in der Gerechtigkeit offenbar wurde: denn in Kain war fie
nicht in der Gerechtigkeit Gottes offenbar. den fie hatte noch keine
Seele in fich genommem bis die Gnade in Chrifio die .Seele annahm.
Z6. So lag nun die Gerechtigkeit Gottes in der Seele, denn
fie war Gottes Bild: fo foderte Gott feine Gerechtigkeit von der
- 571

Seele. daß fie follte über das Böfe herrfchen. gleichwie Gott über
den abtrünnigen Willen der ,Teufel herrfcijte. und fie von der guten
Ordnung der Gerechtigkeit .ausftieß. als fie abtrünnig worden. Alfo
auch follte Kain den Sündenquall von fich ausftoßen; aber es war
ihm nicht möglich. denn die Sünde hatte ihn. als den freien Wil
len. befeffen. das menfcijliäje Können war verloren: und lag ilzt
nun in dem andern Fürfaß der eingefprochenen Gereäztigkeit in die
Gnade. daß die Seele ihren Willen derfelben gebe. und demfelben
Einfprechen fiille fiünde; denn im Sprechen der Gerechtigkeit Gottes
war in der Seele iht eitel Noth und Widerwillen. Denn die Ge
rechtigkeit foderte die Temperatur. nämlich Gott fiille fiehen. als
fein Werkzeug. dadurch er feine Stimme wollte offenbaren. aber der
Werkzeug war zerbroäzen und aus göttlicher Harmonei ausgangen.
darum lag- es ist nicht mehr an Kains Wollen. Laufen. oder Ren
nen; fondern an der Gnade. als am Erbarmen.
37 So fpricht nun St. Paulus: Er erbarmet fich. welcher er
will. und verfiockt. weläje er will. In diefem lieget nun der ganze
Grund der Jrrung in der Vernunft; fie verfiehet das Gnadenwollen
nicht. wie das gefchehe. denn was die Gnade will. das ift auch Ein
Wollen mit der Gnade.
38. Denn die Gnade hat kein Wollen im Teufel. oder in der
Hölle. fondern in dem. was aus Gott geboren ift: nicht ifi das
Gnadenwollen in dem Willen des Fleifches und Blutes. noch im
Willen des Mannes eigenem Saamen. fondern im göttlichen Ente.
Nicht in Kains eingeführten Schlangenfaamen wollte die Gnade fich
einfprecljen. fondern vielmehr demfelben den Kopf zertreten; nicht
der armen gefangnen Seele in Kain wollte er den Kopf zertreten.
denn fie war ja auch aus Adams Seele entfproffen. fondern der
Schlange Saamen in der Seele Kains: aber der Schlange Gift
hatte die Seele in fich alfo verfiockt und eingenommen. daß fich die
Seele in fich alfo verwegte und dem Zorne der Gerechtigkeit einer
gab. daß fie derfelbe annahm und zum Werkzeuge brauchte. da die
Gereaztigkeit in'der Gnade den Menfchen Ehriftum. als in feinem
Vorbilde in Abel. tödtete.
39. Denn durch menfcijlicije Werke war die Sünde in die
Seele kommen: alfo mußte fie auch durch menfcljliclje Werke. in der
Gnade. in Gottes Gerechtigkeit getödtet werden. als es denn in der
Menfchheit Ehrifti gefchahe. durch Menfchentödten von den Phari
fäern. welche das Gefeh Gottes der Gerechtigkeit führten und hatten.
40. Darum mußte Abel. als Ehrifii Vorbild. und auch Ehri
fius felber. durch Menfchenwerke des eigenen adamifchen Willens. in
Gottes Gerechtigkeit fierben. und mußten diejenigen. welche Gottes
Gerechtigkeit im Grimme feines Fürfaßes ergriffen hatte. ein Werk
zeug darzu fein. daß die Gnade von Gott. in der Gerechtigkeit des
Fürfaßes. in dem Zorne offenbar würde. Denn es ftehet gefchrieben
.
572
Matth. 18. 7.: *Wehe dem Menfchen der 'Aergerniß halben. jedoch
müffen Aergerniffe fein. auf daß die Gerechtigkeit und Wahrheit
mitten in der Unwahrheit offenbar werde.
41. Denn die Gnade wäre fonft nicht offenbar. fo nicht das
Falfche ein. Gegenfalz der Wahrheit wäre. Gleichwie der freie Wille
nicht hätte mögen in der Gnade offenbar werden. wenn nicht die
- Gerechtigkeit denfelben ettödtet hätte. welchen die Gnade (nachdem
er denfelden erwählten Willen verlor) in fich lebendig machte. auf
daß er nicht mehr ihm felber wolle und lebe. fondern der Gnade
lebe und wolle. welche in Chrifio offenbar ward. '
42. Darum find wir in Chrifio (in dem Gnadenleben) alle nur
Einer. denn wir haben das natürliche Leben der Gerewtigkeit Gottes
in feinem ewigen Fürfalze verloren. und bekommen die Kindfchaft
in der Gnade. .
43. Darum faget die Schrift: Gott will. daß allen Menfchen
geholfen werde. 7 1 Tim. 2. 4. Nämlich die Gnade will folcher).
denn fie kann nichts anders wollen als Erbarmen. denn fie ifi fonft
nichts in ihrem eigenen Wefen.
44. Aber die natürliche Gerechtigkeit im Fürfahe Gottes fodert
die Seele in den Gehorfam göttlicher Ordnung ohne Gnade. denn
fie ward nicht in die Gnade gefchaffen. fondern in die Ordnung: wo
fie nun diefelbe nicht darinnen findet. da nimmt fie diefelbe in ihre
Eigenfchaft der Schiedlictikeit des Works. derer die Seele ein Wefen
ift. Als. ift fie ein falfch Ens. "o nimmt fie diefelbe Gleichheit an;
alfo auch in Kain zu verfiehen ift. daß fich der abgewichene adami.
fche Wille habe in eine kreatürliche Eigenheit eingeführet: und die
Einführung deffelben Seelenentis in die Schlangengifc ift eine Di
fiel. welche der Gnade nicht fähig ifiz denn obwohl die eingefpro
mene Gnadenftimme darinnen im innern Grunde lieget. fo wächfet
doch daffelbe Ens in eine Diftel. und kreuziget Chrifium in fich.
und wird an feinem Tode fchuldig.. _
45. Gleiwwie der Sonne Ens in der Difiel fich muß fiechen
laffen. aber die Sonne entzeucht ihr den guten Wilken. nämlich das
heilige Leben. das fie in einem guten -Kraute fonft offenbarete. und
läßt die Difiel aus ihrem Ente machen. was fie will: alfo auch ge:
het es dem gottlofen Difielenti der Menfchen. wie .die Schrift faget
Prob. 20. 20.: Er läßt ihr Licht mitten in der Finfterniß verlö
fchen. nämlich das heilige Leben in der eingeleibten Gnadenfiimme.
46. Sprimfi du: Warum das? Denn fo er das heilige Leben
in ihnen offenbarte. fo würde die Seele heilig. Antwort. Nein. ein
Exempel haben wir am Teufel. in welchem das heilige Leben offen.
bar war. aber fein Willenens war eine Diftel. Alfo auch ,braucht
ein Diftelkind die Gnade nur zu einer Hoffart. wie Luciferz denn
Gott kennet die Scienz des Ungrundes. wie fie fich in Grund ge
formet oder offenbaret hat. ob fie eine Wurzel aus der Finfterniß.
-- 573 -
* g .
als aus dem finfiern Feuerleben fei, oder eine Wurzel aus den.
fcheinlitijen Feuerleben. ,
47. So fprichft du: So ifi Kain eine Wurzel aus dem fin*
flern Feuem darum mag er die Gnade nicht erreichen? Antwort.
Nein, denn er war aus Adams Seele: aber das finfiere Feuer
aus dem Zorne„ oder die Eigenfchaft der finfiern Welt hatte fich in
die wahre Seele eingedrängeu nicht von außen, fondern aus dem
(Centro hatte es fich emporgefchwungen, und zwar folches im Fall
Adams„ aus welcher Wurzel Kain hei-kam; darum mußte er ein
Knecht fein der Gerechtigkeit Gottes, damit die Gerechtigkeit den
freien Willen in Abel in der Gerechtigkeit tödtete.
48. Denn in Adams Saamen fchieden fich die Eigenfchaften,
nämlich der wahre feelifchm verftehet der wahre feelifche Willer
.reicher im Anfang des Bildes Gottes» im Fürfahe Gottes- in der
einigen Seele offenbar war (welcher ein freier Wille war. und aber
vergiftet ward, daß er an Gott blind ward)„ der fcheidete fich im
Tode feiner Selbheit (denn Gott fagte: Du wirft fierben, fo du
von Gut und Böfe iffeft)„ diefer trat ins Sterben, und in das
. Sterben fprach Gott feine Stimme ein„ auf daß der erfie Wille:
in der Gnade: wieder lebendig würde; und aus diefem kam Abel.
49. _Der andere (in der Sünde neugeborne) Willm welcher
nicht im Anfange wargewefen, fondern im Falle entftanden war,
der fcheidete fich in das Naturlebem. der war Kain: darum war
diefer Wille ein Difielkind, welchen Gott nicht gefcljaffen hatte, fon
dern er war aus dem Centro der Seele gegangen.
- 50. Nachdem die einige Seele aus der Temperatur ausging,
daß fich der finftere Grund in Kain' offenbar-etw fo kam die Fin
fierniß in ein Wollen in der Seele, iuelches in Adam nicht war:
nach der Seele_ Wefen kamen fie beide„ Abel und Kain, aus einer
Efienz', aber nach dem Willen fcheideten fie fich. Nicht daß Abel
fei rein und ohne Sünde geborene denn die Sünde hing ihm am
Willen des Todes an„ da es doch kein Tod recht iftz fondern die
Stimme der Gerechtigkeit tödtete ihn, auf daß fie ihn in ihr leben
dig mache. Aber im Fleifche war der Wille der Sünde offenbar,
darum tödtete ihn die Gerechtigkeit Gottes durch Kain, denn er war
auch nach dem Fleifche dem Gefehe der Sünde unterthan; aber den
Willen der Seele hatte die Gnadenfiimme (in ihm) getödtet, und
in fich lebendig gemacht, darum war er auch ein Vorbild Chrifti,
und im Bilde Chrifti inftehend.
51. Darum ift das der wahre Grund von Kains Verfiockung,
daß ihn nicht Gott aus feinem göttlichen Willen verftockt hat„ denn
der kann auch nicht, weil er allein gut ifiz allein_ der neue entfian.
dene Wille aus dem Centro der Seele, der verfiockte fich in eigener
Begierde. Denn als die Begierde im Grimme der Natur in feine
*Gleichheit eingingz fo fand er in dem Fürfalz der Natur (als in der
__7_ W q _W

'-- 574 -..


I
Schiedlichkeit der Finfterniß und des Lichts) feine Gleichheit: diefe nahm
ihn ein und befaß ihn. verftehet den neuerftandenen falfchen Willen.
welcher ein Mörder und Knecht Gottes Zorns war. Aber die wahre
gefchaffene. gebildete Seele aus Adams Effenz. darinnen die einge
leibte Stimme Gottes lag. die war noch nicht gerichtet. oder zur
Verdammniß prädefiiniret. wie die Vernunft alfo irret (tvelciyes Ge
richt keinem Menfchen zuflehet. fondern der Gerechtigkeit Gottes).
52. Und ift gar nicht alfo. wie etliche meinen. als ob Kain
fei aus des Teufels Willen. aus der Schlange Saamen geboren
worden. fondern aus Adams Seele und Leib: aber Adams ange
nommener natürlicher Wille. der regierte ihn. er war ein Bild des
gefallenen unwiedergebornen Adams. in dem die Verheißung und die
eingefprochene göttliche Stimme ohne ein tvirklich Leben inne lag.
als eine wahre Möglichkeit zur neuen Geburt. Aber diefelbe Mög
lichkeit ftund nicht in Kains Gewalt nach dem falfcher' Willen;
fondern im Grunde der Seele lag fie. und wartete auf Ehrifii
Stimme, der in derfelben Möglichkeit fich in dem theurett Namen
Iefus erweckte. und die armen Sünder zu Gnaden annahm. und
mit feiner Stimme in die verfchloffenen Sünder einrief. und den
felben fiillftehenden Grund der erffen Einfprechung erweckte. wie am
Schächer am Kreuz und vielen mehr alfo gefchehen ift.
53. Denn fo das wäre, daß Gott in feinem fürgefehirit Wil
len hätte Kain verfiockt. fo möchte kein Gericht durch die Gerechtig
keit Gottes über Kain ergehen. auch hatte kein Flua) in ihn mögen
eingehenz denn was Gottes Fürfah macht. das verflucht nicht Got
tes Geremtigkeit. wie Kain gefchahe,
54. Denn die Gerechtigket ifi die Ordnung des anfänglichen
ausgefprochenen Worts. daß alle Dinge in der Ordnung ftehen blei
ben. wie fie das Sprechen in ein Leben hat eingeführet: und fällt
nichts ins Gericht. was in feiner Ordnung. darein es gefchaffen
worden. ftehen bleibet.
55. So nun ein Wille aus Gottes Fürfah (verflehet aus gött
lichem Fürfah) den Adam und Kain verfiocket hätte. fo hätte die
Gerechtigkeit keinen Einfpruch. denn diefer Wille der Verftockung
ftünde in göttlicher Ordnung.
56. Darum fo. ift der Wille zur Verfiockung in Adam und
»Kain im Abfall entfianden. in der Ungleichheit der zertheilten Eigen
fchaften. da -fich jede Eigenfchaften im Wefen faffeten. und das Bild
*Gottes im Lichte verdunkelten und tödtetetr.
57. Gottes Fürfah ift das-Centrum des menfckilickyen Grundes.
weln)es das -ansgefprochene und wiederfpremende Wort Gottes ift*:
und ift derfelbe gefaßte menfmliche Wille re>7t indemfelben Fürfah
Gottes verfiockt worden. wie die Schrift faget; aber Niemand will
den Grund verfiehen. fondern man faget nur. Gottes Fürfah thut
'
-t
es. und Niemand will des Fürfaßes Grund forfchen. daß er im
Menfchen felber liege. und nicht in Gott.
58. So Gott hätte einen Fiirfah zum Teufel gehabt. fo wäre
derfelbe Furfaß ein Wille des Teufels: aber in der Schiedlicizkeit “
des Sprechens ift der Fiirfalz zur Bosheit in ein Principium ge
treten. und ift in fich felber in der gefaßten Schiedliwkeit aus dem
Mpfterio Magna offenbar ivorden. nach welchem fich Gott einenx
zornigen Gott neunet. und ift doch nicht Gott. fondern das Centrum
der Natur. als die Urfache göttlicher Offenbarung zur Freudenreich.
denn in Gott ift kein Zorn offenbar. fondern nureine brennende
Liebe.
59. Denn fo in Gott ein Wille zur Verfiockung wäre. fo
wären diefe Sprüche nicht wahr. die da fagen Pfal. 5. 5.: Du
bift nicht ein Gott. dem gottlofes Wefen gefällt. Ic. Ezech. 18.
23. und 33. 11.: So wahr ich lebe. ich will nicht den Tod des
Sundersz item. die zehen Gebote. fo das Böfe verbieten.
60. So Gott hat wollen haben. daß Kain den Abel tödtete'.
fo ift das fünfte Gebot nicht recht; auch feßte Gott beim Kain eine
fchwere Strafe ein: Wer Menfchen Blut vergieße. deß Blut follte
wieder vergoffen werden. Gen.*9. 6. So er es will haben. fo
diirfte Niemand feine Gebote halten: wo bliebe dann feine Gerech
tigkeit und das Gericht in der Wahrheit? Hof. 13. 9. faget die
Schrift; Jfrael. dein Unheil kommt aus dir felber.
61. So follen wir nun Niemand verdammen. als nur die
Lafier und Sünden. fo an d'en Gottlofen offenbarlich erfcheinen.
denn diefe gehen aus dem kainifclyen und adamifchen entftandenen
eigenen Willen. aus dem Centro der finfiern Welt. welchen Willen
Gott im Menfchen im Anfänge nicht hat offenbaret oder erboren;
fondern der Teufel ift Schuld daran.
62. Diefen falfchen Willen in feinem Wefen und Thun follen
wir verdammen. und nicht die arme Seele. welche in diefer fchwe
ren Gefängniß in der eingefprochenen Gnadenfiimrne verborgen lieget;
welwe Gnadenfiimme der erften Einleibung im Paradeis nam dem
Falle wohl mag durch Chrifti Simme erwecket werden durch feine
Kinder. in denen der Geift Chrifti wohnet. wie am Schächer. am
Zöllner. auch an Maria Magdalena. und viel hunderttaufend armen
gefangenen Seelen gefchehen ift; denn die Schrift faget 1 Tim. 1.
15.: Es ift ein theures werthes Wort. daß Iefus Chrifius kommen
ift in die Welt. alle arme Sünder felig zu machen. und Apo'. 3.
20. fiehet. er fiehe vor der Thiire und klopfe an. nämlich in der
armen gefangenen Seele Thin-e; und Matth. 11. 28.: Kommt zu
niir. alle Muhfelige und Beladene. ich will euch erquicken.
63. Er ftehet in: dem inwendigen. in Adam eingefprochenen
Grunde der Gnade. im Centro der Seele. und rufet ihr. fo lange
die Seele den Leib auf Erden träger. ob die arme Seele fich wollte
** "U * "|"'_.-*

- 576
gegen ihn wenden; fo fpriclyt er alsdann (wenn es gefchieht, daß
fie fich zu ihm wendet): Klopfe an, fo wird dir aufgethanz klopfe
an die eingeleibte erfte Gnadenflimme. fo wird fie fich bewegen.
Item: Bitte-t, fo werdet ihr nehmen. Item: Mein Vater will den
heiligen Geift geben denen. die ihn darum bitten. Luk. 11. 9-13.
64. So lieget es nun ier nicht am Selberkönnen und Neh
men, fondern am Bitten und Anklopfen, denn die Gnadenverheißnng
hat fich in Ehrifio Jefu in das Bitten eingefprochem daß fie fi>7
will dem Bitten einergebenz denn es fiehet gefchrieben: Ehrifius ift
kommen, felig zu machen, was verloren ift. Match. 157 24. und
18 f 11.
65. Frage: Wer find nun die Verlocnen? Antwort: Kaim Ifmael,

, Efau, und alle in der Sünde gefangene verfiockte Menfchen. Diefe


ift Ehrifius kommem zu fuchen und felig zu machen, und will, daß
fie nicht verloren werden. Aber den felbfierbornen falfchen Mörder
in Kain will er nicht„ auch nicht den Splitter in Jfmael, fowohl
den Jäger in Efau will er auch nicht, fondern den wahren Grund
der erfigebornen Seele, in welchem die Gnadenfiimme lieget.
66. Darum daß er den Spötter Jfmael nicht will. fo fiieß
er ihn mit feiner Mutter aus- dem Haufe. verfiehet den Spötter in
Ifmael: nämlich den feldftgefaßten und in Adam entfiandenen böfen
Willen 7 fammt der Hagar. als die fchiedlielye Nat-ur, verftehet die
zertrennte Eigenfchaft der Natur.
67. Erfilich entlief Hagar von Sara. und wollte fich nieht
znchtigen laffen, denn fie wollte mit dem Spötter herrfchen in Ab
rahams Gittern: als fie aber in die Willie kam. fprach der Engel
Gottes zu ihr: Wo kommft du her. Sami Magd? und fie fprach:
Ich bin von meiner Frauen entflohenz und er hieß fie wieder um.
kehren und fich vor der Frauen demüthigenz und fpcach weiter zu
ihr: Ich will deinen Saamen alfo -mehren, daß er vor großer Menge
nicht foll gezählet werden; du bift fthwanger. und wirfi einen Sohn
g-ebären, deß» Namen follft du Ifmael heißen. darum daß der Herr
dein Elend erhöret hat: er wird ein wilder Menfm fein, feine Hand
wider Jedermann. und Jedermanns Hand wider ihnz und wird
gegen allen feinen Brüdern wohnen. Gen. 16- 8 - 16.
68. Diefe Figur fiellet uns den ioahren Grund vor. wie Adam
mit dem Reiche der Natur fei von Gott ausgelaufen in die Witfie
der thierifchen Eigenfchaften. als von der Freien, welche ift die Tem
peratur, und ift in der eigenen Begierde, als in dem eigenen ent
fiandenen Willen. des Spötters fchwanger worden. Als nämlich
das Reich der Natur hatte fin) in den Eigenfchaften getrennt, daß
je eine wieder die andere ging, wie allhie von Ifmael gefaget ward:
feine Hand wider Jedermann und Jedermanns Hand wider ihn;
aber die Eigenfchaften der Okatur waren darum nicht von Gott
eibgetrennt. wie allhie bei Hager zu fehen iftz denn der Engel fprach
- 577
zu ihr. er wollte ihren Saamen alfo mehren. daß er vor großer
Menge nimt follte gezählet werden. aber fie-follte wieder umkehren
zu der Freien und fim unter ihre Hand demüthigen. Das deutet
an die Buße und umkehren des armen Sünders. daß ihm Ehriftus
mit feiner Stimme in ihm. in feiner Wüfte der Welt. begegnet
und ihn tröftet. und fprimt ihm ins Gemüth ein: Ich habe dein
Elend erhöret. du arme gefangenen Seele. in diefer Wüficrei. kehre
wieder um. du bifL ja des Spötters fchwanger aus dem Reime der*
Natur deiner Eonftellation. und wirft ihn gebären; aber im will
dich fegnen. und felbft aus dem Reime der Natur zwölf Fürften
gebären. welche follen in meinem* Segen kommen. ' Das deutet
an die zwölf Apoftel Ehrifti. welme in feinem Segen kommen. derer
Namen nimt mag gezählet werden vor großer Menge; und wie der
arme Sünder. wenn er nur in diefem Rufe des Engels wieder um
kehret. in diefelbe zwölf apoftolifche Gnade kommt. aber er muß
wieder zur Freien gehen mit der Seele Willen; der Spötter wird
aber in feiner Eonfiellation mit einem eigenen Willen geboren.
welcher Wille nimt foll Gottes Reim erben. *
69. Denn Abraham mußte den Spötter hinaus aus der Erb
fmaft der Güter fioßen. aber nicht*ohne Gefmenke. denn folches
wollte die Freie. als die Temperatur im Reime Ehrifti. haben. daß
der fpötttifche eigene Wille verfioßen würde. Welme Freie die Sa
ram andeutet. welches Gott dem Abraham in Ehrifii Figur hieß
willigen. Das Gefchenk aber. das Abraham der Hagar und Ifmael
mitgab. das deutet nun das wahre Gefmenk im Paradeis.
70. Als Adam ausgeftoßen ward. fo gab ihm Gott vonehe
das Gefmenk. als das eingefpromene Gnadenwort. und in demfelben
Gefmenk ftund der Segen. Aber das Reim der Natur mußte die
zwölf Fücften geben. das deutet an. daß die Seele aus der ewigen
Natur her fei. und diefelbe Ordnung müffe bleiben; es könne keine
neue Kreatur in dem Menfmen hervorkommen. ob fie gleim in den
zertheilten Lebensgeftalten einen Spötter geben . fo fei doch der in
wendige Grund Gottes Wort. ,
71. Darum foll die Natur nimt vergehen. fondern nur der
falfme felbftentftandene Wille aus der Ungleichheit. der foll ausgeftoßen
werden und fierben; deffen haben wir allhie die Figur. Denn als
Hagar mit Ifmael ausgelaufen war. und fie doch noch des Ifmaels
fchwanger war. und fie der Engel tröftete: fo hieß fie den Namen
des Herrn. der mit ihr redete. Du Gott fieheft mim! Das ift
du fieheft meinen inwendigen Grund der Seele. darinnen das ada
mifche Gefmenk inne lieget. denn fie fpram: Hie habe im gewißlim
gefehen den. der mich hernam angefehen hat; das ift. die arme Seele
fpram: Im war von der Freien (nämlich der Temperatur. von Gottes
Reim) ausgelaufen. und war blind worden an Gott; nun aber habe
ich den gefehen. der mich in meinem Elende mit feinem Einfehen der
l7. 37
.- 578
Gnade angefehen hat. Das ift. hernach fah er mich. da ickFfchon
blind war an Gottes Sehen. das heißt hernach. da fchon das Reich
der Natur war ein Spötter worden. mit dem neuen Willen.- dar
um hieß fie denfelben Brunnen einen Brunnen des Lebendigen. der
mich angefehen hat. welcher Brunnen ifi zwifchen Kades und Bared.
72. Diefer Brunnen ift Chriftus. in dem* eingefprochenen
Gnadenwortez in demfelben Gnadenworte des Scblangentreters ift der
Brunnquell der füßen Liebe Gottes. in dem Name-n Ief u aus
Jehova. der ift der Brunnen des Lebendigen. der die arme Seele
nach dem Fall anfahe. und der die Hagar und Ifmael in Mutter
leibe anfahe: denn der Spötter aus den zertheilten Eigenfchaften der
Natur. nämlich derfelbe fpöttifche Wille. ward ihr angedeutet. daß
er würde aus dem Reiche der Natur urfiänden. welchen die arme
Seele in ihrem Gefängniß und Blindheit wiirde müffen tragen; aber
Gott habe ihr und des Knabens Elend angefehen. aus dem Brun
nen des Lebendigen. als im Centro der Seele. in ihrem inwendigen
Grunde; denn der auswendige werde wohl ein Spötter fein: aber
Gott wollte ihm aus dem inwendigen Grunde (da fich die Gnade
hatte darein verleibet) zwölf Fürfien hervorbringen. derer Saame
unzählig fein würde. aber auswendig würde die Natur in zwölf
Fürfien der verderbten Natur im -Regiment fiehen. als dann zwölf
Fürfien äußerlich aus ihm kamen. Alfo deutet der Geifi Gottes in
Mofe auf den innern Grund. und fehen das klar vor Augen.
73. Denn als Ifmael geboren war. fo war der auswendige
Grund nach dem verderbten Reiche der Natur ein Spötterz diefen
hieß Gott ausftoßen: als er aber ausgefioßen ward. und die Hagae
den Knaben von ihr weggethan hatte. daß fie nicht fehen dürfte.
wie er fiürbe in der Wüfte. fo lag der Knabe Ifmael und weinete.
da erhörte Gott die Stimme des Knaben. und der Engel Gottes
rief vom Himmel der Hagar zu und iprach: was ift dir. Hagar?
Fürchte dich nicht. denn Gott hat erhöret die Stimme des Knaben
da er lieget. Stehe auf. nimm den Knaben bei der Hand. denn
ich will ihn zum großen Volke mache-nz und Gott that ihr die Au
gen auf. daß fie einen Wafferbrunnen fahe. da ging fie hin. und
füllete die Flafche mit Waffer. und tränkte den Knaben. und Gott
war mit dem Knabenz Gen. 21. 17 -» 20. und fie wohnten in
der Wüfte Berfaba bei dem Brunnen des Lebendigen und Sehenden.
74. Diefe Figur ift alfo fonnenklar und offenbar wider die
irrigen Meinungen. die da Ifmael richten und verdammen. daß fie
nicht klarer fein könnte. wenn fie nur ihre irrige Meinung fehen
möchten. Denn der Spötter Ifmael im äußern Reiche der Natur.
der war böfe und aus der Kindfchaft verftoßenz aber als er lag und
weinete (welches die Buße andeutet). fo that Gott der Hagar. als
dem Reiche der innern Natur nach der Seele. die Augen in dem
eingcleibten Gn-adenbrunnen auf. daß fie den Brunnquell Chrifii
- 579

fahe, und triinkte den Knaben. nämlich die arme Seele. aus dem
Brunnen zu Berfaba. als in den zertheilten Lebenseigenfälaften.
75. Welches Tränken die Taufe fammt der Befrhneidung an.
deutet, da Ehriftus aus feinem Brunnen wollte die zertheilten Le,
bensgefkalten in ihrem Durfte tranken; aber Jfmael, der Spötter
nach der äußern Natur. follte vonehe durch die Befchneidung abe
gefchnitten werden, welches durch Buße und Abwerfung des fpütti
fehen Willens gefchieht: alsdann taufet Ehrifius aus dem Brun.
nen des Lebendigen und Sehenden mit dem heiligen Geifte; fo
wohnet alsdann die Seele bei demfelben Brunnenl und Gott ift
mit ihr wie mit dem Ifmael.
76. Denn nicht der fpöttifche Wille ifi der Saame. weläjen
Gott fegnete, fondern der innere Grund in dem Gnadengefchenke.
denn Gott fprach zu Abraham: In Jfaak foll dir der Saame ge.
fegnet fein. als in Ehrifio foll Jfmael den Segen haben: denn nicht
der verderbte Naturwille foll der Erbe fein in Gottes Reich. fon
dern er foll allezeit verfioßen fein. Aber die Natur in ihrem Grunde
und Urftande ift Gottes Wort. als das ausgefprochene Wort in
feiner Schiedlichkeit, darinnen der Brunnquell des Lebens aus Ie
hooa ift, als der Quell der Liebe im Namen Jefu entfproffen. der
foll es erben.
77. Diefe innerliche Natur deutet auch an den Iaphet, Gen.
97 27. welchem der Geift Noä fagte. er follte in Sems Hütten
wohnen, nämlich in Ifaaks, das ift, in Chrifti Brunnen. Die
Hütte Sems deutet an die neue Geburt aus Ebrifto, darein Iaphet
und Ifmael follten kommenz denn der Text faget: und Gott war
mit dem Knaben Ifmael. nicht aber mit dem Spotter, fondern
im inwendigen Grunde. welcher follte in Ehrifto offenbar werden.
So denn Gott mit ihm gewefen, und er fammt feiner Mutter
haben bei dem Brunnen des Lebendigen als bei Ehrifto in feinem
Gnadengefchenk gewohnetz wer will ihn denn verdammen. wie die
irrige Welt thut? Wohl recht wird der äußere Jfmael (nämlich der
Wille der Spdtterei) verdammet, aber nicht Abrahams angeerbte
rechte Natur aus dem Segen , fondern Abrahams irdifcher Wille.
aus der Schlange Saamen.
78. Denn Ifmael ift ein Bild des Reichs der Natur, nach
dem armen verderbten Adam, weläjer in uns muß fterben und ver
wefen. und aber nach dem erfigefchaffenen Bilde in Ehrifto wieder
auferftehen. und den Spbtter Ifmael in der Erde laffen. Und
Ifaak ift ein Bild des neuen Menfchen, in der Menfchheit Chrifti,
da Adams Natur, und Ehrifius in einander find: da der falfche
Wille in Ehrifio todt iftz obwohl Adams Natur allda ift. fo lebet
fie aber im Geifie Chrifti, Gai. 2. 20. ,
79. Darum nahm Iefus Adams Natur an fich. aber nicht
Adams felbfterbornen falfchen Willen; fondern die.arme zertrennte
37'
..58()...
7 Lebensgeftalt in der Naiur. in Gottes Gerechtigkeit und Fürfaß.
auf-daß der erfie Adam in Ehrifto in feiner Gerechtigkeit befiünde.
80. Alfo war Jfmael aus dem Bilde der Gerechtigkeit Gottes.
das er in Adam fchufz und Jfaak im Bilde der Gnade. das fich
*in Ehrifio in Gottes Gerechtigkeit eingab. und fie mit Liebe erfüllete.
und den Zorn fiilletez denn Ehrifius follte den Spötter in Jfmael.
welcher war in Gottes Gerechtigkeit offenbar worden. mit feiner
Liebetinctur feines Bluts verwandeln. daß er könnte in Ehrifio
wieder zur Kindfchaft kommen. daraus ihn die Gerechtigkeit als aus
Adams Gütern hatte ausgeftoßen. als vom Erbe der Natur des
geformten und ausgefprochenen* Worts Gottes.
81. Die Figur mit Jakob und Efau ift nun das Gegenfpiel.
nämlich wie Ehriftus aus dem Reiche der Natur (ihres erbornen
falfchen Willens) ausgeftoßen werde. Denn als er hatte unfere
Sünde in der adamifchen Natur (verftehet den Quell. daraus die
Sünde qualle." als die zertheilten Lebensgefialten in menfchlicher
Natur) auf und an fich genommen; fo fprach er darnach: Joh.
18. 36. Mein Reich ift ni>7t von diefer Welt. als in den zer
theilten vier Elementen. fondern in der Temperatur.
82. Weil aber Ehrifius die Menfchheit in den zertheilten Ei
genfchaften hatte angenommen. fo wollte ihn die Gerechtigkeit der
äußern Ordnung in fich auch nicht dulden. denn er war aus einer
andern. nämlich aus der himmlifchen Gerechtigkeit entfproffen. und
kam in unfere arme Menfchheit in diefer Welt Eigenfchaft. uns zu
helfen. .
- '83. Darum fagt er: Des Menfchen Sohn hat nicht. da er
fein Haupt hinlege. Matth. 8. 20. und fagte doch auch. ihm fei
alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden von feinem Vater;
Matth. 28. 18. da meinte er den innern Grund aller Wefen.
nämlich die Ewigkeit. welche in diefer Welt verborgen lieget und in
Ehrifio war offenbar worden. Diefelbe Offenbarung war nicht in
diefer Welt daheim. und befaß nichts von diefer Welt Wefen zum
Befih und Eigenthum.
84. Diefes Bild. wie Ehrifius follte von diefer Welt ausge
fioßen und vertrieben werden. das war Jakob. welchen fein Bruder
Efau. als das Reich der äußern Naturgerechtigkeit. immerdar wollte
tddten. daß Jakob vor Efau mußte fliehen. wie auch Chrifius vor
der pharifäifchen Gerechtigkeit im Reiche der Natur. bis fo lange
daß Jacob mit feinem Gefchenke von Laban kam und zu Efau ein.
ging. und fich ihm ergab. ob er ihn tödtete oder lebendig ließe.
Aber Jakob war noch nicht der rechte. welchen die Gerechtigkeit der
Natur in Gottes Fürfah follte faffen und tödten. fondern Ehriftus
war es.
85. So fehen wir nun allhie abermal die Figur Ehrifti und
Adams: denn -als Jakob zu Efau ging. und ihm das Gefchenk
- 581
entgegenfchickte. fo ward Efaus Zorn zerfchellet und in große Ec
bärmde gefiellt. daß er Jakob um denHals fielund weinete'. Gen.
33. 4. und ihm nichts that. fondern in Liebe annahm: alfo ift
die Figur von Chrifio in unferer Menfchheit.
. 86. Jn unferer Menfchheit lag der Zorn des Vaters. als der
zornige Efau in der Gerechtigkeit im Zorne erweckt. wie Efau wider
Jakob; aber Chriftus fchickte fein Gnadengefclnnk. als die Liebe in
feinem Blute. von der himmlifchen Welt Wefen. dem Zorne des
Vaters. in unfere Natur. in Gottes Gerechtigkeit. als nämlich in
die erfte adamifsn Geburt. der Natur entgegen; und als fie diefe
in fich fahe und fühlete. fo ward Gottes Zorn in feiner Gerechtig
keit der Natur in große Erbärmde gefeht. davon der Zorn alle fein
Recht verloren und zerfchellet ward. davon die Sonne ihren Ssnin
in Gottes Gerechtigkeit verlor. und die Erde in diefer Zerfchellung
erbebete. die Felfen zerklüben. und die Todten (welche Gottes Ge
rechtigkeit hatte im Tode verfszlungen) in diefer Erbärmde auffinnden.
87. Denn dem Efau war es um die Gerechtigkeit der Erfi
geburt zu thun. welche er Jakob verkauft hatte. und doch nicht
wußte. wie es Gott alfo gefspickt hatte. daß er die Figur Chrifti
und Adams alfo vormahlte. und darum feindete er den Jakob.
daß Jakob* den Segen Abrahams hatte; denn die Gerechtigkeit des
eigenen Naturwillens wollte ihn in Efau (als in Adams verderbte
Natur) haben; aber die Natur des eigenen Willens hatte das Erbe
Gottes verloren. das brasyte der andere neue Adam in Chrifio
wieder in die Natur. Alfo mußte nun das erfte Recht (als das
erfie natürliche Leben) fierben und in Chrifio wieder lebendig werden.
und konnte Efau in feinem Jäger Gottes Reich in der Geresytig
keit nicht erben. fondern er war ausgefioßen. auch noch in Mutter
leibe. da die Kinder weder Böfes noch Gutes gethan hatten. auf
daß Gottes Gerechtigkeit in feinem Fürfalze der Schöpfung der Kre
aturen genug gefchehe.
88. Aber in Chrifto nahm er ihn (Efau) nach dem Gnadenge
fchenke. nach dem innern Grunde des rechten adamifchen Menfszen
wieder an; nicht nach dem Rechte feiner Lebensnatur. darinnen er
Efau hieß oder genennet war: denn das E ift der innere Grund. da
_das paradeififclfe Gefchenk innen lag; aber die Sau war das verworfene
Thier des Reichs des eigenen Willens nach der Jrdigkeit. von dem die
Schrift faget: Röm 9. 13. Efau habe ich gehaffet. da er noch. in
Mutterleibe war. auf daß die Wahl Gottes befiünde. daß nicht Efauin
feinem falfchen eigenen Naturleben follte Gottes Kind fein. fondern
Chrifius in der rechten adamifsyen Natur in Efau.
89. Die adamifche Natur follte ihr Recht ganz in f au ver
lieren nach ihrem Willen und Leben: aber das Wefen der adami
fchen Natur. welches war das geformte ausgefprosyene Wort Gottes.
follte in Chrifto bleiben und mit dem Gefchenke Chrifti im Zorne
- 582

verfbhnet werdenz welches Bild war. da Jakob dem Efau das Ge


fchenk entgegenfchickte und ihn feinen Herrn hießz da ward det:
Zorn in Efau wegen des Naturreclfts verföhnet. und hub an fich
in die größte Erbärmde einzufielleit. und fiel dem Jakob um feinen
Hals. und kiißte ihn. und gab feinen Willen in die Erftgeburt Ia
kob. Gen. 33. 4.
90. Denn Chrifius mußte fich ganz in den Tod eingeben.
und das menfchliche Naturrecht feinem Vater als der Gerechtigkeit
untergehen. da ftarb Efau abz fo weckte Gott den erften Adam.
als den rechten Menfchen. der in Gottes Fiirfah war gefäyaffen
worden. in der Gnade der Liebe (welche hatte die Gerechtigkeit vor
Gott erfitllet) auf. da war es nicht mehr Efau. fondern ein Glied
Ehtifii.
91. Daß aber die Schrift alfo auf die Prädefiination gehet.
das ifi gar recht: denn Efau ift das Bild Gottes Zornes. das in
Adam entfiund. und das ift verdammt. auf daß der Gerechtigkeit
Gottes genug gefchehe. und der Reichthum feiner Gnade in Jakob.
als in Ehrifto. in Gottes Gerechtigkeit offenbar werde. Denn das
Leben in dem Naturwillen (das Efau hieß). das war Adams neues
Leben. nam den aufgewachten Eigenfchaften der finftern Welt. wie
aueh bei Kain und Jfmael alfoz diefes Leben hatte Gottes Gerech
tigkeit im Zorne ergrifien. und fich darin offenbar-et. und das war
verdammt: aber nicht der feellfche Grund. als das ganze Centrum
der Natur. nämlich das geformte Wort nach der Seele. das war
darum nicht von Gott verfioßenz nein. nein. fie waren aus den
Kindern der Heiligen entfproffen. nicht von der Sau. wie jeho in
Vielen gefchieht. da der innere Grund _voll Teufel ift.
92. Das Gnadengefchenk der eingeleibten Stimme lag im in.
nern Grunde. aber nicht im Ente des Lebens. als wie in Jakob.
'Jfaak und Abel. tvelcixes Ens Ehrifius war. der fich mit feiner
Stimme in diefes eingefprochene Wort. in den innern Grund der
armen Seele (im Zorne Gottes gefangen) einfpreeheti wollte. wie
gefchrieben fiehet: Ich bin kommen. zu fuchen und felig zu machen
das verloren ifi. nämlich den Jfmael. Efau. und ihres gleichen.
welche in Gottes Haß ergriffen und verloren waren. So fagte
Chrifius nun. er wäre kommen. den armen Sünder zu futhen. der
verloren wäre. und nicht den Gererhten. Match. 9. 13.
93. Denn Jakob. Jfaak und Abel waren die Gerechten. denn
die Gnade hatte fich in ihnen offenbaret. und den eigenen Willen
der Sünde im Leben ertödtet. und fich dem wqihren erftgehabten
Lebensgrunde zu einem neuen Leben eingegeben. Alfo waren fie
nun in demfelben neuen Leben gerecht. und hatten Friede mit
Gottes Gerechtigkeit. verfiehet nach der Seele; aber nach dem äu
ßern Leben waren fie noch unter dem Flache. darum mußte ihr
äußerer Leib fierben. Denn nicht fie felber von Natur waren die
..533..

Geremten. fondern die Gnade machte fie geremt; welme Gnade in


ihnen ein Ens des Lebens fich einirgab. darinnen das Leben brannte.
welmes neue göttliche Feuer den Haß Gottes Zorns in Liebe wan
delte. darinnen fie geremt lvaren.
94. So fprimft du: Warum aum nicht alfo in Kain. Ifmael
und Efau? Antw. Nein. der Fürfalz Gottes muß befiehen. näm
lich die Ordnung feines ausgefpromenen Worts; er wendet daffelbe
nimt wieder zurück. fein Zorn mußte nimt getödtet und zerbromeir
werden; denn er ift eine Urfame. daß die Gnade offenbar würde.
darzu ift er die Urfame. daß die Gnade in Freudenrrim verwandelt
wird; aum ift er die Urfame, daß die Gnade eine feurifme Liebe
wird. Ehrifius aber ift der andere Fürfcih. denfelben offenbarete
er in Abel. Ifaak und Jakob. und fiellete die Figur dar. wie es
gehen follte.
95. Denn Ehriftus follte in der Geremtigkeit Gottes Zornes
offenbar werden. daß erkannt würde. was Gnade wäre. Adam
ftund in Gottes Gnade und in feinem Zorn; aber in der Tempe
ratur war keines in feinem Leben offenbar. denn fie fiunden in
gleimem Gewimte: follte nun die Gnade offenbar werden. fo mußte
der Zorn vorhin oder zuerft offenbar werden. auf daß die Gnade
geurfamt würde. Eh im Zorne zu bewegen. und dem Zorne zu er
geben. und ihn zu tilgen; welmes Einergeben und Tilgen die Ur
fach der göttlimen Freudenreim und feurifchen Liebe im Leben des 7
Menfmen ift. daraus Gottes Erbarmen. auch Glauben. Liebe und
Hoffnung. als das Vertrauen in Gott. feinen Urftand im Menfmen
genommen hat. welmes in der Temperatur nimt fein momte.
96. Denn ein Ding. das in gleimem Gewimte inne fiehet.
das hat kein Bewegen oder Begehren zu etwas. es ift Eines. und
ift fein felber: wenn es aber aus der Temperatur ausgehet. fo ifis
viel. darzu zerbremlim. und verlieret die Selbheit; dem thut nun
Hülfe. als Gnade und Erbarmen noth: fo aber das nimt bald ge
fmieht. daß ihm geholfen wird. fo tritt es doch in die Hoffnung;
und fo der Hoffnung zugefaget wird. daß ihr foll Hülfe gefchehen.
fo tritt es in Glauben. und der Glaube urfamt die Begierde in _
der Hoffnung. und die Begierde nimmt die Zufage in fich ein. und
faffet diefelbe in fich. daß fie wefentlich wird; und in demfelben
Wefen ift nun die Gnade. und das Erbarmen. Denn daffelbe
Wefen wird in der Zufage genommen. und in Wefen gefaffet. wel
mes Wefen fim dem erften Rechte. daß das Ding in fich gemacht
hat. einergeben muß: und fo das gefchieht. findet das erfie machende.
ein neu Leben in fich. das aus dem Glauben und der Begierde.
mit dem Jnfimfaffen entftanden ift. und findet. daß es mehr
geifiig ift als das erfie. daraus das Ding entftanden ift; darum
kann es ihm nimt Widerftand thun. fondern muß das geifilime Le
ben laffen in fich wohnen.
- 584
97. Und allhie urficindet_ die Wiederbringung des erfien Wer'
fens. das fich zerbrochen hatte. und daß der lehre Leib beffer 'ift als
der erfte., denn er ifi ganz geiftlich. aus Glauben. Hoffnung und
Liebe erboren. denfelben entzündet das erfie Feuer mit feiner Begierde.
davon die feurende Liebe entfiehet.
98.*Alfo verftehet uns doch nur recht: Adam war das ganze
Bild Gottes in Liebe und Zorn. aber er ftund in der Gleichheit
der Eigenfchaften. und war keines vorm andern offenbar; als er
fich aber durcl) des Teufels Trug in Luft verführen ließ. fo zerbrach
daffelbe Bild. und entfchieden fich die Eigenfchaften der Temperatur.
Nun that ihn. Hülfe noth. fo fprach ihm Gott das Wort ein.
das nahm die hungerige Begierde nach der Hülfe an. und faßte
das. und fehtefeinen Willen darein. als in eine Hoffnung. daß ihm
würde gerathen werden. und die Begierde faffete die Hoffnung in
_ein Ens des Wefens. Jet ward das eingefprorhene Wort wefentlicl).
und hieß Glaube. als Einnehmen. das die Scienz des ewigen Wil
lens in fich nahm. und na) darein ergab; denn diefes Wefen war
edler als das erfte aus dem Fürfal) des gefprochenen Works. Alfo
ging die feurifche Liebe aus dem Zornfeuer in dem Fürfalze der
ewigen Natur an. Denn dieß Ens des Glaubens war unzerbrech- g
lich. und beftund im Zornfeuer. und in diefem Einnehmen des Zorn
feuers ward das Feuer des Grimmes in die freudenreiche Liebe ge
wandelt. *
99. Und diefes ift nun der Grund Ehrifti aus dem eingefpro.
cl)enen Worte. der fcheidete fick) in Adam in eine eigene Figur. in
dem Ente der Natur. daraus kam Abel. und aus der zerbrochenen
Figur kam Kain. Nun hatte aber Abel auch Kains Natur in dem
Glaubensente. darinnen die Seele fiundz aber der zerbrochene
Wille war verwandelt in einen ganzenz denn die Zerbremung ru
hete im Ente des Glaubens. das war Ehrifti Figur. Nun war
aber Adams Seele zugefagt (verftehet der zerbcochenen Natur der
feelifchen und des Leibes Eigenfchaft). daß des Weibes Saamen
follte der eingeführten Schlangeneigenfchaft den Kopf zertreten. und
Adam helfen: alfo mußte derfelbe Scinangentreter eine andere
Perfon fein als Adam. in welchem Gott offenbar wäre. der das
thun könnte. und der in Adam das eingefprochene Wort erweckte.
das ifi. der auch die Macht und Kraft des Einfprechens hätte._
100. Denn obwohl das Einfpremen in Adam lebendig und
offenbar war. fo war es aber doch um feine Kinder zu thun. welcher
eingefprowene Grund mit der Sünde bedeckt und noä) nicht ge.
fchieden war. wie mit Kain und Abel. und auch darum. daß das
menfchlirhe Ens in dem Sünder (welches Gottes Gerechtigkeit im
Zorne ergriffen hatte) eine Gnadenfiimme hätte. die in ihn ein
fpriiche. und den innern erfien eingefprochenen Grund des Worte
göttlicher Kraft erweckte. -
.-585
101. Denn der Gott Jehova fprach den Namen Jefus
in Adam. nach dem Fall. in ein wirklich Leben; das ift. ec offen.
harte ihn im himmlifchen Ente. welches verblieben war: derfelbe
Name Ief us ward in der Seele (indem ihn Gott in die Seele
einfprach) ein Leben: durch welch Einfprecljen der Seele Adams
wieder eine göttliche Begierde aus dem Sterben erwecket ward;
daffelbe faffete der Seele erweckte Begierde in fiäi. und diefelbe Be.
gierde war der Anfang des Glaubens. Die fcheidete fich von der
falfchen Begierde Eigenfajaft in ein Bild. als in ein Ens. daraus
kam Abel; und aus der adamifchen Seele Eigenheit. nach der irdi
fchen Luft. kam Kain.
102. Nun lag aber im Grunde der Seele Eigenheit. in dem
kainifchen Ente. auch der Schall des Worts. das Gott fprach; aber
dieß Ens war des göttlichen Lebens im Einfprechen des Worts nicht
fähig. denn der aufgewachte Grimm Gottes in feinem Fürfaße des
Ausfprechens zur Natur in der Schiedliazkeit war darinnen offenbar
worden. So durfte ist daffelbe feelifcije Ens eines andern. und
noch mehr Einfprecijens in das ausgefprochene Wort. daß es auch
lebendig im Seelenente wurde.
103. Diefes mochte nicht gefchehen. es käme denn aus einem
göttlichen Halle oder Einfprethen. da das Sprechen zugleich aus
göttlichem Leben. und auch aus feelifchem Lebensgrunde ginge. da
eine göttliche heilige Seele wäre. die fich der verderbten und an
Gott blinden Seele. in feelifcljer und göttlicher Kraft. einfpräsje. daß
die feelifclye in das Seelifclje. und das Göttliäze in das Göttliche
einginge. und fich eines im andern aufweckte.
104. Denn darum war es Gott zu thun. daß er die arme
verderbce. reehtmdamifclje Seele nicht wollte verlaffen; fondern fiellete
fie in Kains Bilde dar. und ftellete den Namen Iefus in der.
andern Linea gegen ihm. darinnen auch der feelifclye Grund war.
daß fich der Name Iefus mit dem neuen Leben des feelifchen
Grundes in Kains Seele einfprechen follte. und diefes Bild war
Abel. aus welcher Linea Ehriftns nach unferer Menfchheit kam.
und der war kommen. den armen. im Haß Gottes gefangenen Sün
der zur Buße zu rufen. der hatte eine menfcijliche. in Gott neuge
borne Seele. und konnte in die Seele und auch in das eingefpro
chene Wort Gottes (im Pin-adeis gefchehen) einfprechen. und die
Seele in einem neuen göttlichen Hunger in fich erwecken. daß fie
dieß eingefprochene angeerbte Wort in fich einnahm. davon ihr auch
ein neu Leben entfiund. '
105. Darum verftehet uns recht. wir reden theuer. als wir es
wohl erkennen in Gottes Gnade. Das Bild Kains. Ifmaels. Efaus
und ihres gleichen. das find alle unwiedergeborne Menfchen. und
fie find der rechte Adam nach dem Fall; diefe rufet Gott mit fei
nem einfprechenden Worte. das er uns in Ehrifio gclehret hat. und
"-7.,

- 586 -.

das er noch heute in den neugebornm Kindern .in diefe verderbten


adamifckzen Kinder einfpriclht. und fie damit rufet. kommt alle zu
mir. nis)t nur etliche. ,fondern alle. _
106. Und das Bild Adels. Ifaaks und Jakobs. das find alle
Menfchen. welche fich durch das Einfprechen iaffen erwecken. in
denen das göttliche Einfprechen fähet. Diefe bekommen in der Seele
ein neu Leben und Willen. als einen göttlichen Hunger; welcher
Hunger das erfte paradeififche eingeleibte Wort in fich in dem Na
men Jefus fähet. infaffet und wefentlirh macht; da alsdann
Chriftus in ihnen geboren ift. und fie nach demfelben neugebor
nen Grunde nicht mehr in diefer Welt find. fondern im Himmel:
denn es ift felber der heilige Himmel. als der wahre Tempel Got
tes. da Gott Menfch und Gott innen ift. da das Wort Fleiflh
wird (verfiehet himmlifch. geiftlicl) Fleifch). welches heilige Seelen
feuer von Chrifii Fleifch iffet. und fein Leben davon hat.
107. Alfo ftellen wir euch nun das Verftändniß mit Efau
vor. da die Schrift faget. er habe Efau gehaffet und Jakob grijcbet.
da die Kinder noch weder Böfes ,noch Gutes gethan hätten. auf daß
der Fürfaß Gottes befiünde. Röm. 9. 11. 13. Efau war Adams
verderbtes Bild. und Jakob war das Bild Chrifii. das zeiget Gott
allhie in der Figur. wie der Haß im Fürfahe des ausfprechenden
Worts fei in Adam offenbar worden. darinnen er im Tode und
Gottes Zorn lag. und ein lauterer Haß Gottes war. Denn das
heilige Leben war todt. deffen Bild war Efau. er war in Gottes
Haß in Mutterleibe empfangen: denn das Bild Chrifii hatte fich
von ihm in Jakob gefchieden. das ftund nun mit einer heiligen
Seele gegen Efau. und follte in Efau einfprechen. und _die arme.
kranke. gefangene Seele mit feinem inwohnenden göttlichen Halle
bewegen. daß die verderbte adamifche Seele in dem Einfprechen des
Namens Ief u erwecket würde.
108. Aber das Einfprechen follte nicht vorübergehen. fondern
in Gottes Gerechtigkeit. als in den Haß und Zorn fich einergeben.
gleichwie Chriftus in Gottes Haß in die Gerechtigkeit fich einer
geben mußte. und das Erbarmen mit feiner Liebe in dem Namen
Iefu erwecken. und das Zornfeuer mit feinem Einergeben in ein
Liebefeuer. als in die große fehnende Erbärmde der lieben Kindfchaft
verwandeln; gleichwie Jakob feines Bruders Efau Zorn in große
Erbärmde wandelte. als er ihm fein Gefchenk zuvor hinfchickte und
ihm fagen ließ. er ergebe fich in feine Gnade. als in feinen gerechten
Zorn in ihm ein; weil er ihm hatte die erfie Geburt weggenom
men. und daß er möchte durch diefes Gefchenk Gnade bei ihm er.
langen. fo wollte er fich mit allem dem. was er hatte. dem Efau
feinem Bruder zum Eigenthum ergeben. welches in Chrifio erfitllet
ward. Denn er hatte-unfere Seele in fich genommen; aber er
hatte das heilige Kleinod Gottes. das in Adam verborgen lag. mit
* .- 587
aus Adam in fich genommen. darum der Haß Gottes entfianben
war. nämlich um die erfke Geburt. als um die Gerechtigkeit Gottes.
Denn das Kleinod gebührte dem erfien adamifcizen Bilde in Gottes
Gleichniß. das nahm Gott mit Abel in eine neue Figur aus Adam.
109. und allhie war nun der Haß in dem Bilde wegen Got
tes Gerechtigkeit um das Kleinod. darum Efau -mit feinem Bruder
Jakob in Chrifti Bilde zürnetez darum mußte Jakob dem Efau
fich mitfammt dem Kleinod und alle dem. das er hatte.“ einergeben.
Alfo auch mußte Ehriftus fich mit demfelben Kleinod des Na
mens Ief u der Gerechtigkeit des Fürfahes Gottes ganz einergeben.
und das Kleinod in den Haß des Fürfalzes wieder einergeben.
110. So fprichft du: Warum führte Gott folch einen Proceß?
Mochte er das Kleinod dem Adam nicht laffen. der es in Natur
recht (als der Erfigeborne im Wort des Fürfatzes Gottes) in gött
licher Bildung hatte? Antwort. Nein. Frage: Warum? Antwort.
Darum. daß das Kleinod in der hdchften Liebe Gottes im Menfchen.
als int Bilde Gottes. wäre verborgen blieben; alfo mußte es durch
folchen Proceß in der Wiedergeburt offenbar werden. auf daß die
Liebe und Gnade Gottes erkannt und im Menfchen offenbar würde.
und daß der Menfch Urfach hätte. Gott zu lieben und fein Lob in
die Gnade zu erheben: welches Erheben eine lautete göttii>ie Formung
und Gebärung in der Weisheit Gottes ift. da das Wort Gottes
auch dadurch im Menfchen geboren wird. und der Menfch auch
Gott gebieret. daß er alfo ein wefentlicizer Gott fei. und als eine
Harmonie der göttlichen Freudenreich.
111. Denn als Ehriftus das Kleinod der Gerechtigkeit Gottes
in den Haß einergab. fo wandelte fich der Zorn in eine hochtrium
phirende Freudenreich. und ward das Lob Gottes offenbar. welches
in Adam nicht fein mochte. als er in der Temperatur ftund. Denn
der Grimm erfreuete fich nun. daß er war aus der Feindfchaft in
ein Feuer der Liebe verwandelt worden.
112. und diefes ift nun die Auferftehung Ehrifii und feiner
Kinder. die er alfo in ein Liebefeuer durch feinen Proceß wandelt.
daß wenn fich die Seele laffet ziehen. wenn ihr Ehrifius in ihr
rufet. fo muß fie fich in ihn ergeben. alsdann fo fiehet Ehriftus
im Zornfeuer auf und wandelt daffelbe in göttliche Freudenreich in
das Lob Gottes.
113. So vernehmet es doch. lieben Brüder. wie Gott habe
Efau gehaffet. wiewohl nicht Gott. fondern Gottes Fürfah. als
tiämlich die Gereäjtigkeit in der fchiedlichen Scienz. diefe haffete
dieß Bild darum. daß es niäjt das erfte rechte Bild war. das in
der Gerechtigkeit war gefchaffen worden. Denn das Kleinod, als
das Ens göttlicher Liebe. war darinnen verlofchen. und Jakob hatte
daffelbe. So haffete nun der Fürfah Gottes diefes Bild Efau. daß
es nicht Gottes erfies Bild in der Liebe war. fondern im Zorne.
- 588 *

114. Efau war das Bild des Hafies felber. denn nicht Gott
konnte ihn haffen. fondern der Fürfah. als die feurifche Natur in.
der Schiedlictykeit feines Sprechens. da fich das Feuer anzündet und
in ein Principium zur Offenbarung Gottes infaffet. darin das kre
atürliche Leben ftehet.
115. So verfiehet es doch nur. daß das kreatürliche Leben.
ohne die Offenbarung des Lichtes. ein lauter Feuer. Haß. Zorn und
Neid iftz _und das war Adam nas) dem Fall (ohne das Wieder
gnadeneinfprechen) fowohl Kain. Jfmael. Efau und alle Menfchen.
außer dem Gnadenente der Liebe. daraus das Licht urftändet.
116. Nun ift die Frage: Ob Gottes Gerechtigkeit in dem
Fürfalze habe Efau zum ewigen Verderben gehaffet? Antw. Ja. in
eigener Macht konnte anders nichts mehr fein. Mehr fragt-c fichs:
War das des lautern. wahren Gottes Wille. daß Efau. Kain. und
viel laufend ewig verderben follten? Antw. Nein. fondern Ehrifius
war Gottes Fürfah. io viel Gott ein Gott heißt. “
117. Jn Ehrifto will Gott." daß allen MenfGen geholfen
werde. 1 Tim. 2. 4; aber fein Zorn will alle verfchlingen. in d.
nen er offenbar ifiz aber die Schrift faget: Gott hat feinen Sohn
nicht in die Welt (als in die Menfchheit) gefandt. daß er fie richte.
tierftocke und verderbe. fondern daß er fie felig mache. Joh. 3. 17.
So fpricizft du: Ja. welche er will. Antw. Ja. er rufet fie Alle zu
ihm. fie follen Alle kommenz warum kommen fie. nicht alle? So
fprichfi du: Er zeucht fie nicht in ihnen zu fich. Antw. Das ift
-nicht wahr; er zeucht fie Alle. er lehret Alle in ihnen; denn fie
wiffen im Lichte der Natur. da er dem Gottlofen in feinem Ver
fiande entgegnet und ihm das Recht weifet. was recht ift. welches
fie. auch felber lehren und bekennen. daß es recht fei. aber niazt
thun. Frage. Warum das? Antw. Ehrifius fpricht: Vater ich tvill.
daß die. fo du mir gegeben haft. fein. wo ich bin. Joh. 17. 24.
Jtetu. es kommt Niemand zu mir. es ziehe ihn denn mein Vater
zu mir. Joh. 6. 424. Frage. Wie gehet aber das zu. daß er fie
tticht Alle zeucht? Antw. Da lieget derGrund. liebes befudeltes_
Hölzlein. reuch nur in deinen Bufen. wornach reuchft du? Bift du
nur im Fürfahe des Grimmes. in feiner Confiellation ergriffen. wie
Efiiu. Jfmael und dergleichen. fo ift wohl Rath. Bifi du aber
eine Difiel aus den angeerbten wirklichen Sünden. da fich Gottes
Fürfah im Zorne in eine Figur des Lebens eingemodelt hat. davon
Gott fagte in feiner Gerechtigkeit des Fürfahes. er wolle die Sünde
der Eltern an den Kindern ftrafen bis ins dritte und vierte Glied.
fo ift es gefährlichz denn diefer lebendige Fürfah im Zorne Gottes
hat fchon vorhin eine Figur in der Scienz des fprechenden Worts.
und iii aufs neue von dem eingeleibten Grunde der Gnade gefchieden.
tticht aus Gottes Fücfah. fondern durch denQuell, der Sünde.
welcher Quell mit dem Zorne im Fitrfahe fich ganz vereiniget hat
-- 589
und in ein Leben der Finfierniß eingeführet; allda lieget die einge
leibte Gnade ferne. und ift Chrifius gefiorben. und ruhet im Grabe;
und ehe er auffiehet. fo ift diefer böfe Geifi in den Abgrund ge
fahren. Diefe hält nun der Fürfah Gottes. und giebt fie nisyt der
Gnade Chrifti. denn fie find Difielkinder. ihr Wille ifi ein lebendiger
Teufel in Engelsgefialt unter andern Menfszen.
118. Der Fürfah Gottes Kenner ein jedes Ens. weil es noch
ein Saame in Mann und Weib ift. und weiß. worzu diefes Holz.
wenn es wird zum Bäume werden. nülze ift; und nicht allein
kommt die Difiel von Mutterleibe aus dem erfien Grunde. fondern
auch durch äußerliche Einfälle der Zeit.'da denn die meifien verderben,
119. Diefe alle rufet Chriftus; ihrer Viel haben auch noch
ein Fünklein göttlisyes Zuges in ihnen. daß fie der Fürfah Chrifio
als feiner Stimme giebet. daß fie zu Zeiten Chriftum in ihnen hören
lehren: und diefe find nun gerufen und berufen. Aber die äuße
ren Einfälle verderben das wieder. und kreuzigen Chrifti Stimme
und Einrufen.»ehe er in ihnen Menfth geboren wird. und führen
an Chrifii Stätte das Schlangen-nis ein; und wenn es dann zur
Wahl kommt in der Erndtezeit. da man das Korn ausdrifszt und
worfelt. fo ift diefes nur eine Spreu eines Korns. und'hat nicht
göttlich Gewicht und Schwere in fich. da bleibts alsdann dahinten
im Centro der Finfierniß. in Gottes Gerechtigkeit im Zorne; fo
heißts alsdann: Wenig find auserwählet; denn der Vater wählet
ihm nur die gute Frucht zu feiner Speife. das andre giebt er dem
Viehe. Alfo auch allhie; was nicht im göttlichen Ente aufwächfi
und aus Gott geboren wird. das kann Gott nicht fchauen. .
120. So fprichft du: Jfi denn Efau aus Gottes Haß endlich
neu geboren und felig worden? Antw. Das follen wir nicht richten.
denn Gott fpricht: Die Rache ift mein. ich will in meiner Gerech
tigkeit vergelten. Röm. 12. 19. Wir fagen mit Grunde. daß
Efau ift in Adams Sünde. als ein wahres Bild Adams nach dem
Fall geboren. und in Mutterleibe im Fitrfah (Gottes Zorns ergriffen
gewefen. wie alle arme Sünder; und Jaiob im Bilde Chrifti. in
der neugebornen Liebe. als ein Fürbild Chrifti. welcher Chriftus
kommen war. den armen Sünder zu rufen und felig zu machen
(fo fern ihn die Gerechtigkeit Gottes im Zorne läffet folgen wegen
der angeerbten. und* in die ewige Scienz eingefaßten Greuel. fowohl
der wirklichen Greueh welche das.Halten find). -
121. Weil aber Efau von heiligen Eltern herkommen und gebo
ren ifi. und nur in der Schiedllszkeit. als ein Bild der' verderbten
Natur. allda fiund. und Gott aus) das Bild Chriiii aus demfelben
feiner Eltern Saamen gefchieden hatte. als feinen Bruder Jakob. und -
gegen ihn geftellet; welcher Jakob ihn (den Efau) auch leßlich in die
gtößie Erbärmde durch fein Gefchenk und Demuth brachte; welsies das
Gefchenk Chrifti in Efau andeutet. das ihnalfo wollte umwrnden
und aus dem* zornigen ergriffenen Fitrfaße der Gereärtigkeit Gottes
ziehen. daß er in Reue feines böfen Willens follte alfo weinen und
Buße thun. wie er that. da er den Jakob umfing. und an feinem
Halfe weinete. und den Mordgeifi finken ließ wider Jakob: fo follen
wir ihn mit nichten verdammen. Wir vetdarnmen ihn nur nach
der Schrift. welche ihn in Adams Bosheit. als er noch nicht neu.
geboren war. verdammetz in welchem Begriff Gottes Gerechtigkeit
genug gefchieht. und aber die Gnade in der Buße offenbar wird.
122. Wir wiffen nicht. ob ihn Gott nicht bekehret habe.
welches die Figur. als Jakob von Laban zu ihm kam. wohl andert
tetz denn in Adam war „er todt. aber in Ehrifio mochte er lebendig
werden. denn die Gnadenpforte fiund gegen ihn fowohl offen als
feinen Eltern. welche in Ehrifii Linea waren. Daß fie aber auch
Adams Gift und Tod im Fleifclye gehabt haben. und den Quell
der Sünde von Adam. das bewähret fich an Efau. Jfmael und
Kain.
123. Aber der Vernunft follen wir allhie nicht glauben. die
da faget: Gott habe Efau verfiockt und zur ewigen Vedammniß ge
urtheiltz es ift in heiliger Schrift nicht zu beweifen. daß Gott den
Efau vetfiockt habe. und daß es der göttliche Wille fei; fondern der
Fiirfalz in Gottes Gerechtigkeit. der hat es gethan. nicht durch einen
Eingriff eines gefaßten göttlichen Willens. fondern aus der verderb
ten Natur aus Adams Eigenfchaft. in Efau feinem Wefen felber.
und nicht ein fremder Zufall oder Eingriff. wie die Vernunft richtet.
welche nichts von Gott weiß. was er ift. und immerdar den Men
fchen weit von Gott mahlet. da doch Gott in allen Menfchen offen
bar ifi. in jedem Menfchen nach feiner Eigenfchaft feines Lebens.
Diefen Grund haben wir dem Lefer alfo weitläuftig erkläret. daß er
unfern Sinn in nachfolgenden kurzen Schlüffen verfiehe.

Das 10. Kapitel.


Kurze Verfaffung der Schrift-Einwürfe. welche
die Vernunft gefangen halten. wie fie zu vec
ftehen find.

Die Epifiel an die Römer. fonderlich das 9. und 11 Kapitel.


irren die Vernunft. und find den Gottlofen ein Stein des Anfioßes
__
591
und ein Fels der Aergerniß; aber den Heiligen ein Licht des Lebens.
Denn allda fiehet: Röm. 9. 7. 8. 9. Sie find nimt alle
Ifraeliten. die von Jfrael find. aum nicht alle. die
Abrahams Saame find. find darum aum Kinder; fon
dern in Jfaak foll dir der Saame getrennet fein. Denn
das find nimt Kinder. die nach dem Fleifme Kinder
find. fondern die Kinder der Verheißung werden für
Saamen gerechnet; denn das ifi ein Wort der Ver
heißung. da er fprimt: um diefe Zeit will ich kommen.
und Sara foll einen Sohn haben.
2. Erklärung. Die Vernunft verftehet. als ob die Ver.
heißung in diefem Abrahamsfaamen anfange; wir aber fehen.
daß die Verheißung im Paradeis fich angefangen hat. und allhie
beim Abraham in eine Figur nach dem Reiche der Natur in If.
mael. und nam dem Reime der Gnade in Jfaak fim geformet. als
in ein Bild des Künftigen. wie aum mit Kain und Abel.
3. Das Reim der Natur war im Menfmen im urfprünglimen
Fiirfahe zum Menfmenbilde im Zorn ergriffen worden. und das
konnte nimt mehr Gottes Kinder und remten Saamen Gottes ge
bären. fondern Kinder des Zorns und des verderbten Fleifmes: dar
um fagte Paulus. daß nimt alle Kinder und Saamen von Abra
ham Gottes Kinder werden; fondern die aus der Verheißung neu
geboren werden. als aus dem eingeleibten Worte im Paradeis.
welmes Gott mit Abraham verneuerte. als er fein Bildniß aus der
Verheißung darfiellen wollte.
4. Denn ein jeder Menfm. *der da felig foll werden. in dem
muß das Wort der Verheißung von der Gnade ein Ens und We.
fen werden. welmes nimt allen in Mutterleibe gefmieht wie dem
Ifaak; fondern aum in der Buße und Bekehrung. wie Gott im
Efaia faget. Kap. 1. 18. Ob eure Sünden blutrothwären. fo
ihr euch bekehret. fo follen fie fmneeireiß als Wolle werden. Das
gefchieht. wenn fim das Reim der Gnade im Reime der Natur
offenbaret. das heißt remt wie zu Abraham gefaget ward Gen.
18. 10.: Das ift der Bund. um diefe Zeit will ich kommen. fo
foll Sara einen Sohn haben. Röm, 9. 9.
5. Das ift. wenn der arme Sünder Buße thut. fo kommt
Gott in Ehrifti Geifie und gebieret einen neuen Sohn aus Ehrifii
Fleifme und Blute in ihm; das ift. die Seele ergreift Ehrifium in
fim im Glauben und in der Hoffnung. und impreffet die .Hoffnung
in ein Ens. darinnen das lebendige. verheißene Wort innen lieget.
Alida gehet die Schwängerung der neuen Menfmheit aus Ehrifio
an. das ift alsdann ein rechter Glaubensfaame. daraus Gottes
Kinder geboren werden. wie der Thau aus der Morgenröthe. Als
dann hanget ihnen der alte Adam nur an. wie dem Abraham.
Ifaak und Jakob. welme nam dem äußern Menfmen auch fterblieh
x - 592 -
und fündlicl) waren. aber der Tempel Gottes des inwendigen Men
fchen in ihnen war heiligz alfo auch in uns.
6. Ferner Röm.9. 10 - 13. Nicht allein aber ifis
mit dem alfoz fondern auch da Rebekka von dem eini
gen Jfaak fchwanger ward. ehe die Kinder geboren wa
ren. und weder Böfes noch Gutes gethan hatten. auf
daß der Fürfalz Gottes beftünde nach der Wahl. ward
zu ihr gefaget (nicht aus Verdienft der Werke. fondern
aus Gnade des Berufers) alfo: Der Größere foll dienft
bar werden dem Kleinern. wie denn gefchrieben fiehet:
Jakob hab' ich geliebet. aber Efau gehaffet; Erklärung:
Allhie lieget nun die Vernunft blind. und es ift eben wie vorn nach der
Länge erkläretz denn das war Gottes Fitrfah. welchen er Adam nach dem
Fall fchenkte. Der erfie Fürfah ift der natürliche erfie Adam. der war
der Größere. als das erfie Bild Gottes im Fürfalxe der göttlichen
Scienz aus dem fpremenden Wort der Srhiedliwkeit der Kräfte;
aber in ihm war die Gnade nicht offenbar. viel weniger die große
Liebe und Demuth in Jef u.
7. Darum kam Gott mit dem andern Fürfah. der in der
Gnade verborgen lag. und gab ihn in das erfte Bild ein. und
offenbarte die Gnade durch das erfie Bild. und tödtete das erfie
»Leben in der Gnade. und erhub das Leben der Gnade in dem erftert
Fürfaße über den Fürfaß des größer-n Bildes. als des erfien natür
lichen.
8. Darum faget der Text in Mofe zu Rebekka: Der Größere
foll dem Kleinern-dienen. Gen. 25. 23. auf daß der Fürfah in
der Gnadenoffenbarung beftündez denn Efau in dem größern erfien
-Vilde Adams habe ich gehaffel. da er wollte ein eigener Herr fein
und in Böfe und Gut leben. und die Gnade nicht erkennen; aber
Jakob in meinem rechten göttlichen Fürfaße. welchen ich aus meinem
göttlichen Willen der Gnade von Ewigkeit geboren habe. den habe ich
geliebet und ihn zum Herrn über die Natur gefehet. Darum fagte
Ehrifius. ihm wäre alle Gewalt gegeben worden. Match. 28. 18.
denn er war der Kleinere. als aus Gottes Demuth und Liebe. die
feßte Gott über das Reich feines Zorns. auf daß das Reich feines
Zorns in dem Kleinern. als in Gottes Gnade. Gott diene und
offenbar werde.
9. Und darum ward auch Jfmael äußerlich das Erbe entzo
gen. anzudeuten. daß Gott hätte das Erbe dem Menfchen (welcher
aus Gnade geboren würde) gegeben. In diefem Haffen irret nun
die Vernunft. und verfiehet nicht den Grund. wie oben gemeldet.
10. Ferner R5111. 9.14-18. Was wollen wir denn
hie fagen: if't denn Gott ungerecht? Das fei fern.
denn er fpri>)t zu Niofe: welchem ich gnädig bin. dem
bin ich gnädig. und welches ich mich erbarme. deß
- 593 -
erbarme ich mich. So liegt es nicht an IemandesWol
len oder Laufen. fondern an Gottes Erbarmen. Denn
die Säjrift faget zu Pharao: Eben darum habe ich
dich erweckt. daß ich an dir meine Macht erzeige. auf
daß mein Name verkündiget werde in allen Landen.
So erbarmet er fich nun. welches er will. und verfiockt.
welchen er will. Erklärung: Allhie lieget die Vernunft gar
todt und ohne göttlich Licht. wie denn gefchrieben fiehet: Der natür
liaje Menfch oernimmt nichts vom Geheimniß Gottes. es ift ihm
eine Thorheit. 1 Kor. 2. 14.
11. Alfo vertheidiget St. Paulus Gott. und faget. daß er
recht thue oder richte. indem er fich erbarmet. welcher er will. Röm.
9. 14. 15. Und das ift auch eben der Grund. denn er will kei
ner in feinem Erbarmen. als nur diefer. die aus feinem Fürfaß
der Gnade aus Ehrifto geboren werden: diefer armen gefangenen
Seelen erbarmet er fich; das ift. wenn die Seele das Wort der
Verheißung ergreift und faffet es wie Abraham. fo wird ihm die
felbe Faffung des neuen Gnadenentis zur Gerechtigkeit gerechnet.
wie dem Abraham. da gefchrieben fiehet: Abraham glaubte Gott.
und das ward ihm zur Gerechtigkeit gerechnet, Röm. 4. Z.
12. Denn Glauben heißt nehmen und infaffen. nämlich das
Wort der Verheißung in fich faffen. daß es wefentlich wird. da
gehet das Erbarmen darinnen auf. denn der Kleinere. welcher an
fänglich nur ein Wort der Kraft ift. der wird alfo groß. daß er
den Großen. als die feurifche Seele der ewigen Natur. an Gottes
erfien ewigen Fürfah überwältiget. _
13. Daß aber ftehet: Er erbarmet fich. welcher er will. und
verfiockt. welche er will; das verfiehet man in den zweien Fürfäßen:
als in Ehrifio ifi der göttliche. da erbarmet er fich derer. denn
Ehrifius ift fein Wollen zum Erbarmen. es ifi fonft kein ander
Wollen in Gott zum Erbarmen. als nur das einige. das er in
Ehrifio hat geoffenbaret.
14. Denn das erfte göttliche Wollen in Adams erfier Bildniß.
da er in Unfchuld war. das ift im Menfchen verblichen. wie ein
Licht in der Kerze auslifcljt; daffelbe Wohlwollen ift verloren. nicht
in Gott. fondern im Menfchen. und aus demfelben Wohlwollen (welch
Wollen der Name Jehova ift) hat fich das Wollen der Liebe und
Gnade in dem Namen Iefu. in Adam nach dem Fall eröffnet
durch das Einfprechen vom Schlangentreter. Denn mit diefem neuen
Nixifchen
Wohlwollenfeinem
in demSohn Iefu.
Namen Iefu wie
gab Ehrifius fagteWohlwollen
Gott das Joh. 17. im
6. _ f

Vater (das ifi. du großer Gott oder Jehova im Feuer und Licht).
die Menfchen waren dein. und du haft fie mir gegeben. und ich
gebe ihnen das ewige Leben.
l7. 38
594
15 Das andre Wollen ift in dem Flirfaß des erften Grundes
des Gottes Jehova, da das Theil des Lichts in Adam verblieb,
fo ward die feurifche Eigenfchaft in diefem Wollen (nämlich der zoc
nige Gott) offenbar; diefer will nun nach feiner EigenfGafr alles
verzehren und in die Finfterniß fehen.
16. So redet nun allhie der Geifi in ?Rofe vom Wollen Got
tes, nach Liebe und Zorn aus beiden Fücfiißen, als aus der erften
Gerechtigkeit. darinnen Gott den Adam fchuf: und dann aus dem
Fürfah Ehrifti aus der Gnade; als welches ich mich erbarme
in der Liebe (und welchen irb darin ergreife), deß erbarme
ich mirhz und welchen ich in meinem Zorn finde mit der
Todflinde befleckc, und im Sundenquall eines falfchen Lebensx einer
Diftel und Teufels Willem denfelben verfiocke ich in meinem
Fürfalze des Eifers. Er kenne( fie wohl. worzu ein jeder dienet,
- _ 17.-So foll man allhie durchaus nicht wähnen, daß in Got
tes Fiirfahm fo viel er Gott heißt, ein Wille zur Verftockung von
außen in den Menfrben fahre, fondern in des Menfchen eigenem
Grunde, im Flirfah der Gerechtigkeit Gottes ift* der Quell und Ur
fiand zur Verftockungz denn es ift des Zorns Wollen. darein ver
fiockt ert welchen er will. Denn die ganze Kreatur des Menfchen
in Gottes Zorne ifi daffelbe Wollen zur Verfiockung, denn fie will
nur die Eitelkeit und die verftocket fie auch.
18. So lieget es nun nieht am Wollen, daß der Gottlofe will
felig werden, auch nichc an dem Werke feiner Händez fondern
an Gottes Erbarmen, daß er umkehre und werde mit dem fal
fäzen Willen als ein Kind„ und werde aus dem Erbarmen der
Gnade neugeboren. _Denn fo es am Wollen der eigenen Natur läge,
fo könnte die adamifche verderbte Natur zur Kindfchafc kommen;
aber nein„ fie muß des eigenen Willens fterbem und aus dem Wil
len der Gnade geboren werdeni daß die Gnade Ehrifii in Gottes
Willen offenbar werde: darinnen i| allein das Erbarmen und Wohl
wollen. Das heißt nun: welche er will in Liebe und Zorn; den
Gottlofen will er im Zorne und den Heiligen in der Gnade, einen
jeden aus und in feinem Grunde.“
19. Das verfiehet rechtz zu Pharao ward gefaget: Darum habe
ich dich erwecket und verftocket, daß i>7 meinen Namen kund mache
allen Landem Röm. 9, 17. Pharao war nicht aus der Gnade,
als aus dem Gnadenwollen geboren, fondern aus dem Zornwollen.
und da Gott wollte feinen Namen kund machen, wie er ein Herr
fei, und wie feine Gnade über den Zorn herrfchet fo erweckte er
den Zorn in dem verfiockten Pharao, und ergriff ihn im Furfiße
feines Zornes in ihm, und hielt ihn, daß er die Werke Gottes nicht
fehen mochte, denn er war an Gott blinde bis Gott die Geftalten
feines Grimmes in Turbam Magnam fehen ließ.
*- 595

20. Daß aber dießmal die Miffethat der Aegyptier fei alle ge
wefen. das deutet die Säzrift an. da fie faget. daß Ifrael würde
den Aegyptiern dienen müffen 400 Jahr. und alsdann wollte Gore
daffelbe Volk richten. denn ihre Miffethat zur Berftockung fei noch
nicht alle. Gen. 15. 13. Aber beim Pharao war fie alle. und
die Verfiockung bei ihm vorhanden. darum fo brauchte ihn der Für
faß Gottes im Zorne zum Werkzeug: denn die Aegyptier hatten die
Plagen erweckt. fo mußten fie auch zur herrlichen Offenbarung gött
licher Gnade über Gottes Kinder dienen. daß Gott alfo an den
Gottiofen feinen Zorn. und an feinen Kindern die Gnade fehen ließe.
21. Denn die Zeit Pharaonis war eine Zeit eines Zieles. da
alle Dinge in Ziel. Zeit. Maaß und Gewichte inne liegen. Sap.
11. 22.
22. Der vermeinte Fürfah von außen wird in diefem einigen
Texte St. Pauli gewaltig zu Boden geworfen. da die Vernunft
meiner. Gott erwählet ihm etwan ein fonderlich Volk. fonderliches
Namens. wie die Secten in ihrem Streit alfo wüthen. und wol..
len in ihrem Namen felig und betufene Kinder fein vor andern
Völkern.
23. Ferner: Da St. Paulus faget: Röm. 9. 24; 26. Welche
er berufen hat. nämlich uns. nicht allein aus den Ju
den. fondern auä) aus den Heiden; wie er denn auch
durch Hofeam fpricht: Ich will das mein Vok heißen.
das nicht mein Volk war. und meine Liebe. die nicht
die Liebe wat', und foll gefchehen an dem Ort. dazu
ihnen gefaget ward. ihr feid nicht mein Volk. follen
fie Kinder des lebendigen Gottes genennet werden.
Erklärung: Ailhie fehen wir den erfien Beruf im Paradeis durch
das eingefprochene Gnadenwort gewaltig. welches von Einem auf
alle dringet.
24. Denn die Heiden waren nicht aus Abrahams Saamen.
mit dem Gott einen Bund machte; es lag aber der erfie Bund des
in Gnaden eingefprochenen Worts in ihm als ein Grund. Darum
faget St. Paulus. daß Gott nicht allein die Juden in ihrem Bunde.
fondern auch die Heiden im Bunde Chrifti berufen und erwcihlet
habe. und habe das Volk feine Liebe geheißen. das ihn nicht kannte
und von außen in der Unbekenntniß nicht fein Volk war. Aber der
Fürfah der Gnade. welcher fich im Paradeis nach dem Falle hatte
eingeleibet durch das Einfpreäjen. der lag in ihnen. nach demfelben
nannte fie Gott "eine Liebe. welches eingeleibte Wort er ihnen durch
den Geift Chrifti (als diefelbe Gnadenftimme hatte eine Seele an
genommen) erweckte. daß ihre Seele. welche in der Finfierniß ver
fäjloffen lag. die eingeleibte Gnadenfiimme. in der Stimme Chrifti.
als durch ein Erwecken eines neuen Sprechens. hörte. und die Liebe
in der Seele angezündet ward: und daß Gott nicht nur auf der
38*
*Pc-qk

_595*_'
Menichen Wiffrn fehr. und ihm alfo ein Volk aus feinem Fürfalze
zur Kindfcltaft erwähle. das vor andern Völkernvon feinem Namen
wiffe zu reden; fondern daß Gott auf feinen Fürfalz. im Paradeis
aufgericiytet (welchen Fürfaß er von Ewigkeit in der unbildlichen
Figur des Menfchen gehabt). fehe. als auf den erften Grund zur
Menfchheit. da der Menfch im Namen Jefu in göttlicher Weisheit.
ohne Kreatur. in magifcher Inhildung gefehen worden ift: welche Jn.
bildung auch nach dem innern Grunde in den Heiden gewefen iff.
als von einer Jnbildtntg auf alle; ausgenomman die Kinder des
Zorns. da fich diefelbe Jnbildung im Zorne gebildet hat; welche
Jnbildung des Zorns nicht über ganze Völker gehet. „fondern über
die. im Fürfahe des Zorns. in ihren angeerbten und wirklichen
Sünden ergriffenen Diftelkinder.
25. Wie denn zu Elia gefaget ward. als er zu Gott fagte:
Jfrael ift ganz von dir abgewichen. und ich bin alleine übrig blie
ben. und fie fieben mir auch nach dem Leben; antwortete Gott:
Jch habe mir laffen noch 700l) überbleiben. die ihre Knie vor dem
Baal nicht gebeuget haben. Das find diefe. welche. ob fie wohl
von außen mit dem Heiden liefen und unter den falfchen Juden
wohneten. fo war ihr Herz doch in den wahren Gott gerichtet. und
eiferten in Blindheit und Unverftand wie Saulus. bis fich die Gnade
in Saulo erweckte. daß er fehend ward.
26. Denn -Saulus meinte. -er thcite dem wahren Gott einen
Dienfi daran. wenn er diejenigen vertilgete. welche das göttliche
Gefeh wollten in einen andern Schein. welchen er nicht kannte.
wandeln; er eiferte im Gefeß Gottes aus feines Herzens Grunde.
Gott damit zu gefallen. Das that er nun nicht aus dem Fürfah
Gottes Zorns. daß ihn derfelbe ergriffen und in das Leben der Fin
fierniß verfhht hätte. und daß ihn Gott als einen ganz im Tode
Verfiockten. aus einem fonderlichen Fürfahe fonderlicher Wahl an
-gefehen habe: nein. er war auch einer unter den 7000. in welchen
der Bund. der Gnade vom wahren Saamen Abrahams und der
Verheißung im Paradeis innen lag. Aber der Weq zu derfelben
Gnade war ihm noch nicht offenbar; er eiferte im_Gefetze der Ge
rechtigkeit. und forderte das. was er felber nicht thun konnte. aber
die verborgene Gnade in ihm konnte es thun. welche fich in feinem
Eifer offenbarete und zum Werkzeuge desZeugniffes von der Gnade
brauchte.
27. Darum iii das eine Blindheit und Unwiffenheit. daß ein
Volk faget: Wir haben Ehrifti Lehre; Gott läßt bei uns Ehrifium
predigen. und bei jenem Volke nicht; darum hat uns Gott aus feinem
Fürfahe zu Kindern der Gnade erwählet: und ob wir wohl im Leben
nicht beffer find als jene. fo hat er uns aber in feinem Fürfalze er
wählet. und in Ehrifio unfere wirklichen und angeerbten Sünden
gebüßet. daß wir uns deffen nur dürfen tröjten. und es als ein
_.597_
Gnadengefcbenk annehmen: denn unfere Werke gelten nichts vor
Gott, fondern die Wahl feines Fürfaßeey da er den Gottlofen in
feinem Fur-fahe aerecht macht, da er mit dem Fixrfaße feines Wil
lens den Gottlofen aus der .Hölle zeutbt und felig -macht.
*- - 28. Höre, du blinde Babylom unter Chrifti Purpurmantel be
deckt, als eine Hure unter einem Kranze, welche voll Luft der Hu
eecei fteckt„ und fich doch Jungfrau nennet: was ift die Wahl, und
die Gnade, derer du dich tröflefk und-denfelben Mantel der Gnade
uvex deine Hurecei und Lafter aller Bosheic über dich decke-ft? Wo
fiehet das in der Sälrift, daß eine .Cy-uke zur Jungfrau werde durch
Jyerrenbriefe und Gnadengefclfenfe? Welcher Kaife-r kann eine Ge
fchwächte zur Jungfrau machen, wegen feiner Gunfi und Wohl.
wollens? Mag das auch fein. Wo ,bleibt die Jungfrau im Her
zen und in Keufchheit? Gott fodert den Abgrund des Herzenß
und faget Matti). 57 18. es foll nicht ein einiger Titul feines Ge
feßes der Gerechtigkeit vergehen, bis es alles erfülle!: werde. Wo
willfi du die Gerechtigkeit erfüllen, fo du ohne göttlich Wefen in
die bift?
29. Sprichft du: Ehrifius hat fie» einmal fin* mich erfixllet,
und dem Gefehe genug gethan. Antwort: Das ifi wahr; was ge
het aber dich das an, der du außer Chriflo bi| und wandelfi?
Bifi du nicht in Chrifio in der wirklichen Gnade, fo haft du fein
Theil an ihm- denn er fagte: Wer nicht mit mir iii, der ift wide-r
mich, und wer nicht mit mir fammlet, der zerfireuet. Luk. 117 L3.
30. Es gilt keine zugerechnete Gnade von außen zu, fondern
eine ingeborne kindliche, aus Cheifii Fleifch und Blut, die den Ver
dienft Chrifti in fich anziehe. Nicht der Menfch von Mann und
Weib geborene aus der verderbten Natum erlanget die Gnade der
Kindfmaft, daß fich derfelbe diirfte tröfien und fagen: Chrifius hat
es gethan, er fpricht mich von Sünden los, ich darf es nur glau
ben„ daß es gefchehen fei. Rein, der Teufel weiß das auch„ fowohl
der Verdammte, welcher .fich diefer zugerechneten Gerechtigkeit und
Gnade trdfietz was hilft ihn aber das/ da er doch verdammt wird?
Denn nicht aller die da fagen, Herrf Hero follen in das Himmel
teich einge-Lienz fondern die den Willen thun meines Vaters im Him
mel, faget Ehrifius. Matti). 7- 21.
31. Was ift aber derfelbe Wille, den fie thun miiffen, daß
fie zur Kindfclyaft kommen? Da faget Chriftus: Die da umkehren,
und iverden als die Kinder, Matti). 18, 3. und werden aus Waffer
und Geift aus Gott geborem Joh. 37 5. diefe find es: denn Chri
fius i| der Wille Gottes. und die denfelben thun wollen, die' min".
fen aus Ehrifto, aus feinem Fleifch und Blut (aus dem Worte,
das Menfch ward, das den Tod und die Sünde in der Menfchheit
tilgete und in Liebe wandelte) geboren werden, und das Verdienff
Chrifti in der Seele anziehen, und nach dem innern eingeleibten
- 598 -

Gnadengrunde der lebendige Chrifius werden. als eine wahre Rebe


an feinem Weinfiocke.
32. Nicht durch Tröfien eines angenommenen Freudenfckfeins.
fondern effentialiter. felbfiändige. wefentliche Kinder Ehrifii. da der
eingefprocloene Gnadenbund mit Wefen erfüllet wird. da die Seele
von Ehrifti Fleifche und Blute iffet und lebet. und folches nicht
von außen. fondern an ihr felber. da Chrifius immerdar zur feuri
fchen Seele in Gottes Gerechtigkeit fpricht: Nimm und iß mein
Fleifch. und trink mein Blut. fo bleibeft du in mir und ich in dir.
Joh. 6e 56.
33. Die feurifche Scienz der Seele. nach dem innern ewigen
Grunde der wahren Gerechtigkeit Gottes in feinem Fürfaß zur Krea
tur der Seelen. muß fich in Ehrifki Fleifch und Blut in Wefen
einführen. und nicht durch fremden Schein. fondern durch den. wel
chen Gott in Adam nach dem Falle offenbarte. und in Ehrifio mit
der Menfchheit erfüllete. da Gott Menfch. und Menfch Gott ward:
- alfo auch nun in feinen Gliedern. die aus derfelben Wurzel ent
fprießen. in denen Chrifius im eingeleibten Gnadenbunde lebendig
wird. und die Seele und Menfchheit an fich nimmt.
34. So liegt es nun ibo nicht allein am äußern Wiffen. daß
ich weiß. daß ich einen gnädigen Gott in Ehrifio habe. der die
Sünde in der Menfchheit hat getilgetz fondern an dem lieget es.
1) daß es auch in mir gefchehe. nämlich daß Chrifius. der vom Tode
auferfianden. auch in mir auferfiehe. und über die Sünde auch in
mir herrfchez 2) daß er auch die Sünde als die Natur in ihrem
böfen Willen in mir tddte. daß derfelbe in Ehrifio in mir auch ge
kreuziget und getödtet werde. Z) und ein neuer Wille aus der Na
tur in Ehrifii Geifte. Leben und Willen in mir aufftehe. welcher
Gott wolle. ihm lebe und gehorfamez welcher das Gefeh erfülle. das
ifi. der fich in Gehorfam ins Gefeß einergiebet. und daffelbe mit
dem göttlichen Liebewillen erfüllet. daß das Gefeße in feiner Ge
rechtigkeit der Liebebegierde unterthan werde. und fich auch in der
Liebe mit erfreue.
35. Alsdann finkt der Zorn Gottes von der Seele. und fie
wird im Liebegeifte von Pein erlbfet. und lebet in Gott: darzu ge
hört nun ernfie Buße, in welcher die arme Seele ihren Rachen.
als den Feuermund. in Gottes Fürfalz des Zorns auffperrt und
faffet fich in der eingeleibten Gnade mit der Verheißung Ehrifii. daß
er will den heiligen Geifi geben denen. die ihn darum bitten. Luk.
11. 13. Diefe angebotene Gnademuß als ein lebendiges fprechen
des Wort in den innern Grund der erfien. in Adam eingefproche
nen Gnadenftimme eingefaßc werden durch die Seele. als durch das
Centrum der Natur. und die göttliche Scienz des Ungrundesz daß
„ es ein Fürfaß zur Buße und zur Umwendung des Greuelwillens
werde. in welchem Fürfahe der Geift Chrifii im erfien Grunde der
- 599 -
eingeleibten Gnade (da :fie von einem auf alle dringt. ver-möge
der Smrift) ein neu Leben gebieret; in welmem neuen Leben der
Wille zur Sünde fiirbet und untergehet. und ein wahrer Aft aus
Ehrifii Baume auswächft. da die Sünde hernam nur in dem fterb
limen Fleifche herrfchet. Derfelbe neue Zweig aber ift in Ehrifio
durch den Zorn Gottes. in dem Fürfabe des Zorns. durch den ewi
gen Tod zum Leben der Gnade hindurmgedrungen. wie Ehrifius fa
get: Wer an mich gläubet. der wird nimmermehr fierben. fondern
er ift vom Tode zum Leben hindurmgedrungen. Joh. 5. 24.
36. So ift der Glaube nimt ein auswendig Ding. daß einer
faget: bei uns ift die Gnadenwahl. denn es wird Ehriftus gelehret
und bekannt. er hat uns vor andern Völkern erwählet. daß wir
feine Stimme hören; ob wir wohl böfe find. fo hat er uns aber
unfere Sünde in feinem Fürfcihe vergeben. und in Ehrifii Verdienfie
getödtet. wir dürfen uns nur deffen annehmen und tröften; es wird
uns von außen zugerechnet und als eine Gnade gefmenkt.
37. Nein. nein. es gilt nimt; Ehriftus felber ift die zugerem
nete Gnade. und das Gefmenk fammt dem Verdienfi: wer den in
fim hat. und derfelbe in feinem innern Grunde felber ift. der ift
ein Ehrift. und ift mit Ehrifio gekreuziget und gefiorben. und lebet in
feiner Auferftehnng. Dem ifi die Gnade in Ehrifii Geifie und Le
ben zugeremnet. denn er darf fim nimt auch laffen ans Kreuz hän
gen; fondern er zeumt Ehriftum in feinem ganzen Verdienft an. er
zeumt den gekreuzigten und auferfiandenen Ehrifium in fich an. und
nimmt nun fein Joch auf fich: aber es heißt nimt nur Wiffen und
Tröfien. denn Ehrifius wohnet nimt im Leibe der Bosheit.
38. Soll Ehrifius in dir auferftehen. fo muß der Wille des
Todes und Teufels in dir fierben; denn Ehriftus hat den Tod zer
brochen. die Hölle zerfiöret. und ift ein Herr über Tod und Hölle
worden. Wo er in einem Menfmen einzeumt. allda muß Tod und
Hölle in dem innern Grunde. als in der Seele. alles zerbremen
und weimen; er zerfiöret dem Teufel fein Reim in der Seele. und
gebieret fie zu Gottes Kinde. und zu feinem Tempel. und giebet
ihr feinen Willen. und tödtet den Willen der verderbten Natur;
das ift. er transmutiret ihn in das Bild Gottes. denn es fiehet
gefmrieden. 1. Kot. 1. 30.: Ehrifius ift uns zur Geremtigkeit -ge
macht worden durm fein Blut. Will nun ein Menfm diefe Ge.
remtigkeit haben. fo muß er fein Blut trinken. daß er ihn remtfer
tige. denn die Rechtfertigung gefmieht im Blute Ehrifti im Menfmen.
in der Seele felber. nimt durch äußerlimen. zugeremneten. fremden
Schein.
39. Das ift der zugeremnete fremde Smein. der uns im Blute
Ehrifii in der Gnade gegeben wird. da wir in Sünden todt find;
fo giebt uns Gott diefes Gnadengefmenk in uns zu einem neuen
Leben: welmes neue Leben die Sünde und den Tod tödtet. und
- 600

uns als Kinder der Gnaden vor Gott ftelletz denn Ehrifius erfüllet
mit feinem Blute der Liebe in uns Gottes Gerechtigkeit im Zorne.
und wandelt denfelben in göttliche Freude.
40. So fich nun ein Menfch in gbttlichem Willen. oder ja in
herzlicher Begierde zum Wollen nicht befindet. daß er gern wollte
Buße thun und Gott gehorfamen. und Ehriftum anziehen: der fage
nicht. daß er ein wahrer Ehrift fei; das Mundgefmwäß. da man
mit der Zunge Ehrifium für Gottes Sohn bekennet und fiel) feiner
Gnade tröftet. und aber die Schlange mit ihrem Giftwillen zur
Hoffart. Geiz. Neid und Bosheit im .Herzen (nur wollend ferner
uebels thun) behält. das hilft alles nichts; ein folcher Menfch kreu
ziget nur Ehcifium und fpottet feines Verdienfies: denn mit der
Zunge bekennet er ihn. und mit der Schlangengift im Herzen da
wirft er ihn mit Koth und Steinen; er thut nichts mehr als die
Teufel. welche Ehrifinm für die Kraft Gottes bekannten. wenn er
fie aus den Befeffenen trieb,
41. Denn nicl)t die Ehriftum allein mit dem Munde bekennen.
find darum Kinder. fondern die den Willen feines Vaters thun. der
im Himmel ift. als in Ehrifio felber: denn Ehriftus ift des Vaters
guter Wille. den kann Niemand thunFer fei denn in Ehrifio. und
thue ihn in Ehrifti Geifte und Leben.
' 42. Denn nicht alle. die von Abraham kommen. find Gottes
Kinder. fondern die Kinder des verheißenen Saamens. _aus demfel
ben neugeboren. die find Kinder. welche aus dem Blute Ehrifii neu
geboren werden. und des erfien Grundes im Blute Ehrifii. in der
Gnade und Liebe Gottes erfterben. und auferftehen ein neuer
Menfcd. der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott lebet; denen
nur die Sünde im thierifwen. fierblichen Fleifche mit einer Luft an
hanget. über welche Sünde der neue Menfcl) in Ehrifto herrfchet.
und diefelbe zähmet. und des Fleifches Willen verwirft. Welcher
aber nach des Fleifches Willen lebet und thut. der ifi lebendig todt.
und fein Mundbekennen hilft ihn nichts.
43. Denn das Mundbekennen. ohne den innern wefentliwen
Grund Ehrifii. ift der wahre Antichrifi. der da Ehriffum bekennet.
und mit der Kraft verleugnet. und fich felbfi in Ehrifii Stelle ge
fehet hat. Ein anders faget er. und ein anders will und thut er:
darum faget der Prophet Hofeas. daß der Herr das feine Liebe nen
net. das nicht feine Liebe war. Hofea 2. 23. nämlich diefe. welche
Ehriftum im Namen und Wefen nicht kennen. und von feiner
Offenbarung in der Menickiheit nichts wiffen. und gehen aber mit
der Seele in ihrem inwendigen Grund. da die Gnade im Parade-is
mit dem Einfprechen eingeleibet ward. und ergreifen die Gnade in
Gottes Erbarmen. .Das ift. die das Evangelium nicht hören noch
haben. glauben aber an den einigen Gott. und geben fich in allen
Kräften in ihn ein. und wollen gern Gott erkennen und lieben.
- 601
wüßten fie nur. was fie thun follten; eifern auch mit ganzem Her
zen in der Gerechtigkeit und Wahrheit. Diefelben. weil fie Ehrifium
in feiner geoffenbarten Stimme nicht hören noch kennen. find äußer
lich nicht Gottes Liebe; aber nach dem inwendigen Grunde find fie
in die Liebe der Gnade (als in den paradeififchen Grund) in das
eingeleibte Wort eingewurzelt: diefe. faget Gott. wollte er herzufüh
ren zu feinem Abendmahl. denn fie waren feine Liebe. und eben
darum. daß fie bezeugen in der Kraft des Gefelzes Werk. und die
Liebe der Gnade Gottes fei in ihr Herz gefchrieben. fo find fie ihnen
felber ein Gefeß. Röm. 2. 14. welches Gefeh Ehrifius in feiner
Gnade einmal durch fein Blu-t erfüliet hat. welches von Einem auf
Alle drang. auf Alle. die aus der eingeleibten Gnade im Willen
geifie geboren werden.
44. Denn obwohl der Text Johan. 3. 18. faget: Wer nicht
gläubet an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes. der ift
fchon gerichtet: fo kann man aber nicht fagen. daß diefe oberzählte
nicht an ihn gläuben. Zwar der äußere Menfch an ihnen gläubet
und bekennet ihn nicht. denn fie wiffen nicht. daß Gottes Sohn
Menfch worden if't; aber derfelbe ihr innerer eingeleibter Grund des
eingefprocbenen Worts der Gnade. dem fie fich haben mit der Seele
verleibet. der gläubet in ihnen. auf den Tag der Offenbarung Iefu
Ehrifii. da er fein Reich will offenbaren.
45. Denn aua) die Väter der Inden kannten Ehrifium nicht
im Fleifch. fondern nur im Fürbilde. als in der eingeleibten Gnade.
welche fich mit der Figur im Bunde in ihrem Gefeße offenbarte.
und zogen Ehriftum nicht im Fleifche an. bis auf feine Offenbarung
im Fleifche; aber im erfien eingeleibten Bunde und Worte in der
Kraft zogen fie ihn an. Als aber Ehriftus denfelben Bund mit der
Menfchheit erfüllete. und' das Gefeh des Zorns. in der Sünde. mit
feinem Blut erfüllete. und die Sünde in ihnen (welche die Menfch
heit hatte aufgehalten) tödtete: da zogen fie Ehrifium im Fleifche
an. alle die an ihn in feinem Bunde gegläubet hatten. das ift.
welche den Bund in der Kraft. als im Geifie. hatten angezogen.
in denen ward der Bund mit himmlifchen Wefen erfüllet; auch in
denen. welche nach dem äußern Leibe waren lange verwefet. derer
Seele im Bunde der Kraft lebte. Alle diefe zogen Ehrifium in fei.
ner Auferftehung in ihnen an. und fiunden ihrer Viel mit ihm nach
feiner Auferftehung auf vom Tode in feinem Leibe. und ließen fich
zu Ierufalem fehen. zu einem Zeugniß. daß fie in Ehrifto waren
auferfianden. und hatten Ehriflum im Fteifche angezogen. welcher
ihren Glauben in der Menfchheit erfüllet hat.
*46. Darum wird dirs gefaget. du blinde Ehrifienheit mit dei
nem Mundgefchwäbe. .daß du ohne Ehriftum im Fleifche fo weit
und viel weiter von Ehrifio bift. als die frommen Heiden. Türken
_. 602 _..

und Völker „ welche Ehriftum nicht kennenf und gehen aber auf den
inwendigen erften Grund. * *
47. Denn außer Chrifio hat der Menfch keinen Goth denn
der Gott Jehova hat die Menfchen: Chrifio, als. dem Namen und
der Kraft Jefu (welche fich aus Jehova offenbar-et) gegeben. So
nun ein Fremdling .zu dem Gott Jehova fich nahet und ihm fich
einergiebet, denfelben giebt der Gott Jehova Chrifio; denn Ehri
fius faget auch: Vater (das ift Jehova)t ich habe der feinen ver
loren, die du mir gegeben haftz das ift, der Gott Jehova wird
in der Seele offenbar in dem bekehcten Sünder. Diefer Offenba
rung giebet fich der eingeleibte Gnadenbund zum Eigenthum, welcher
Gnadenbuud mit feiner “Einnehmung der Seele foll offenbar werden.
wenn Gott das Verborgene der Menfchheit offenbaren wird an dem
Tage der Wiederkunft des Fleifches und der Auferftehung der Todten.
48, Darum wird dirt du Titel- und Maulchrifienheit, gefaget
im Eifer Gottes, daß du in deinem Mundgefclywciße (ohne Chrifii
Fleifch. Geifi und _Blut in dir) eben fowohl heiduifm- turkifcj) und
vor Gott fremd bifkt als fie deine vermeinte Wahl (fonderliche An
nehmung der Kindfchcift, außer der neuen Geburt) ifi dein Strick
und Fall; der Zorn Got-tes macht deinen falfchen Weg. welchen du
gehefi, zumStrick deiner Berlickung, und führe-t dich in deinem
auswendigen Schmucke in die Grube des Todes und der Hölle, daß
deine Kinder fafi eitel Mördem Geizige. Hurer, Diebe, Neidigm
Boshaftige, Meineidige, Treulofw Störrigm der Wahrheit Wider
ftrebende, Hoffärtige, im Sinn des Teufels nach Macht, Ehre und
Gewalt Stehende, den Elenden zu unterdrücken und untertretem im
Herzen find. Auswendig gleißen fie mit einer Heuchelei, und decken
die Gnade Ehrifii über diefen Srhalk. Deine Wahl und Fürfaß
o Gott! muß ihrer Schalkheit Deckel fein, da du dir doch nichts
als Ehriftum in feinen Gliedern, fo aus ihm geboren find, erwäh
let haft, und nur Chriftus die Gnadenwahl felber iftz aber deine
Gerechtigkeit in deinem Eifer (nicht Gott) findet fie in deinem Grimm:
darum gehet es fo Übel zu.

Seufzen, Wunfch und Weiffagung des Autoris.


49. O tiefe Gnade Gottes„ erwecke dich doch noch
eines in uns armen, verwirrten, blinden Kindern und
reiß ab des Antichrifis und des Teufels Stuhh welchen
er in Gleißnerei hat aufgebauet. und laß uns doch
einft fehen dein Antlitz! O Goth die Zeit deiner Heim
fuchung ift ja da, wer kennet aber deinen Arm vor der
großen Eitelkeit des Widerchrifis in feinem aufgebau
ten Reiche! Zr-rfiöre du ihn, Herr, und reiß ab feine
- 603
Macht. auf daß dein Kind Iefus offenbar werde al
len Zungen undVölkern. und wir von des Widerchrifis
Maäzt. Hoffart und Geiz erlöfet werden! Halleluja!
Von Aufgang und Mitternacht zifäiet der Herr mit
feiner Kraft und Manor. wer will das wehren? Hal
lelujai In alle Lande fiehet dein Auge der Liebe. und
feine Wahrheit bleibet ewigiiclo. Halleluja! Wir
find erlöfet vom Joch des Treibers. das follNiemand
mehr aufbauen. denn der Herr hats befchloffen in fei
nen Wundern. Hailelujai

Das 11. Kapitel.


Weitere Vergleichung und Erklärung der
Sprüche von der Wahl.
St. Paulus fpricht Röm. 10. 6-9.: Die Gerechtigkeit
aus dem Glauben fprichtalfo: Sprich nimt in deinem
Herzen. wer will hinauf gen Himmel fahren? das ifi
nichts anders. denn Ehriftum herabholen; oder wer
will hinab in die Tiefe fahren? das ifi niäits anders.
denn Ehriftum von den Todten holen. Aber was fa
get fie? Das Wort ift dir nahe. nämlich in deinem
Munde. und in deinem Herzen. Dieß ifi das Wort
vom Glauben. das wir predigen. Erklärung: Wer will
uns von einer fremden angenommenen Gnade predigen. fo das
das Wort vom Glauben allein ift. das in unferm Munde und
Herzen in Kraft fchwebet?
2. Wie will der Gottlofe bekehret werden durch fremden Schein
einer angenommen Kindfcljaft. er nehme denn das Wort. das er
in feinem Munde führet. da er Ehriftum mit bekennet. in fein
Herz. daß es die Seele faffe in ihrem allerinnerfien Grunde? Wo
ift die angenommene Kindfciyaft. ohne wo das Wort im Herzen
der Seele wurzelt und wohnec? Wo nimmt Gott die in Sün
den todten Menfchen an. in weichen allein fein Zorn lebet. und
zwinget fie durch eine abfonderliche Wahl in den Fürfaß feiner
Gnade? Er läßt das Wort in dem Munde des Gottlofen fchweben.
auch in feinen Ohren: fo es aber fein Herz in der Seele nicht faf
fet. fo läßt er das Licht im Wort. in der Gottlofen Ohren und
Herzen verlöfcljen. und folches darum. daß der Gottlofe im Fürfah
feines Zorns ergriffen. und die Seele das Leben der Finfterniß mit
ihrer angeerbten und eingeführten Eitelkeit erweckt und angezündet
'-604
hat." daß esein Diftel und Schlangenleben ifi. dem 'fich das Wort
Gottes der Liebe tticht eineignet. - d. *-
_ 3. So uns nun das Wort. das in unferm Munde und Her
zen fchwebet. zu Kindern des Glaubens machet; fo mag keine fremde
Annehmung gelten. durch fonderlichen. von außen erwählten Schein;
fondern das Ingeborne. und wieder aus derfelben Jngeburt aus
fprechende Wort. da Ehrlfius aus feinem Grunde mit der Seele.
und durch die Seele redet. das ift die Kindfchaft der Annehmung.
Denn fo du mit deinem Munde bekennefi Jefnm. daß er der Herr
fei. und gläubefi in deinem Herzen. *daß ihn Gott von den Todten
auferweckt hat. fowirfi du felig. Röm. 10. 9. Aber nicht durch einen
abfonderlichen Wahn. fondern der Geifl Ehrifii muß in dir bekennen.
daß Jefus Ehriftus in dir von den Todten auferftanden fei. Dein
Maulbekennen ohne die Auferfiehung_ hrifii in dir. hilft dich nichts.
denn Ehrifius fprach:* Ohne mich *k nnt "ihr nichts thun. Item:
Niemand kann Gott einen Herrn heißen .» ohne Ehriftum in ihm;
denn er ergriißt-daNWort Herrohne Ehrifium nicht-in der Kraft.
darum ift fein Herrheißen ohne_ Leben. _Denn es ,ift kein Unterfcheid
unter Juden und Griechen. es ift allerzumal ein Herr. reich über
alle. die* ihn: anrufen. Röm.) 10x12. ' . - '
-4. Ferner Röm. 10. 13. (Denmwec .den Namen des
Herrnwi-rdranrufecn. der foll felig werden. Erklärung:
Hie macht St." Paulus keinen Unlrrfchiedxunter den Völkern; fon
dern wer Gott in feinem Herzen begehnet. edit., giebet er die Selig
keit. welme er in Ehrifio anbeut. . -
5. Wo bleibet nun allhie das erwählte Volk. das fich rühmet.
Gott habe es vor andern Völkern erwähnt. daß es kann von Ehrifii
Menfchheit fagen. fo er fein Reich unter Juden und Griechen hat.
und daß der allein ein Jude ift und ein Ehrift. der ,es im Herzen
der Seele ifi? Wo ift denn“ die nuswendjge zugerechnete Gnade ohne
die Kindfchaft der Seele? Wenn hat Gott einen Teufel erwählet
und zum Kinde Gottes gemacht? Wohl niemalen.
d 6. Alfo merk-et dns! Die Gnade kommt nicht aus Verdienfi
der Werke. fondern aus dem Lebenslmtnnen Ehrifto alleine. ,aber
die Werke bezeugen. daß die Gnade in Ehrifio in der Seele leben.
dig fei; denn folget das Werk nicht. fo ift Ehriftus in dir -noäy mehr
auferfianden aus dem Tode: denn wer aus Gott geboren ift. der
thut göttliche Werke; wer aber aus der Sünde ifi. der dienet der
Sünde mit feinen Werken. -
7. Es foll fich keiner einen Ehrifien »rühmen.* er begehre denn
göttliche Werke in der Liebe Ehrifii zu wirken. anders ifi es nur
ein fremder Schein ohne das Leben Ehrifii.
8. Die Wahl zur Kindfchaft gehet allein über diefe. welche
in der Gnade lebendig find. und in der Gnade gute Werke wirken;
die Andern aber. fo fich der Kindfchaft durch eine Ejnadenannehmuttg
-- 605
trbfien und in ihrem Herzen nur Greuel wirkem die verftockt der
Fürfgtz des Zorns Gottes. Von denjenigen aber„ weichenjäzc aus
der Gnade geboren find und wollen aber durch ihre Werke und
Verdienft darzu kommen (welche cruswendig gieißen, und inwendig
todt und nur zum Schein alfo gieißen), faget St. Paulus. '
9. Röm. 11, 7-10. Wie denn nun: was Ifrael
fuchh das erlanget e-r nichtf die Wahl aber erlanget
es, die Ändern find verflockt, wie gefchrieben fiehet.
Eff. 6, 10. Gott hat ihnen gegeben einen erbitterten
Geifiz Augen, daß fie nicht fehen- und Ohren, daß fie
'nicht hören, bis auf den heutigen Tag. und David
fpricht: Laß ihren Tifch zu einem Strick werdenl und
zu einer Beriickung, und zum Aergerniß, und ihnen
zur Vergeltung; verblende ihre Augem daß fie nicht
fehen, und beuge ihren Rücken allezeit. Pf. 697 23. 24.
10. Erklärung. Welche von Ifrael meiner allhie der Geifi,
Ef. 6* 10. und St. Paulus: Die nicht unter der Wahl findr daß
fie Gott weile in feinem Zorn alfo oerfiocken? Antwort. Diefe
meiner erl welchet wenn fie das Wort hörem fo nehmen fie das
in ihre Ohrenf und faffen das in eine Lei-nung in die Vernunft.
und faffen es nicht in die Seele ein„ daß es in den Abgrund wuc
zeltz es erreicht nicht die erfie eingeleibte Gnade, denn* die Hoffart
und Eigenheit lieget davor„ auch die Sorge des Bauchsz der Geiz
ift ein Riegel davow und die Hofiart der Selbheit, eigene Fleifches
liebe hat fich an Gottes Statt gefeht.
11. Diefe prangen auswendig mit der Gnade/ und faffen die:
felbe in ihrer Hände Werk, und _wollen die Gnade durch das Weck
verdienen, wie die falfchen Juden thaten , welche allein am Weck
hingenf und den Glauben nicht im Grunde der Seele hatten. Von
denen faget St. Paulus, das Jfrael im Werke fucht. das erlanget
er nicht; die Wahl aber erlanget es. Röm. 11. 7. Denn die Wahl
ging nur auf diefe Inden, welche im Adgrunde der Seele- und
aus dem Glaubensfaamen geboren waren, ioelche aus dern verhei
ßenen Saamen, als aus dem eingefproclyenen Worm in dem Bunde
Abrahams und Adams geboren waren„ welche durch das Wort in
ihrem Herzen befchnitten worden.
12. Denn nicht die Befchneidung der Vorhaut am Fleifcize galt
vor Gott, fondern die im Herzen; die im Fleifche aber war das
Siegel und Zeichen des inwendigen Grundes , wie die Gnade die
Sünde von der Seele abfchnitte. Bei denen aber, fo nur mit dem
äußern Werk umgingen, war es nicht alfo, denn fie waren unter
Jfrael, wie Unkraut unter dem Wejzem welches fich über den Wei
zen ausbreitet und groß daher flattert, und will gefehen fein, daß
es ein groß Gewächs feiz aber es träger keine gute Frucht und ifi
*-- 606 -
auch fon| nichts nühe. als daß man es verbrenne zur Erndtezeit.
denn es fiicht nu-r um fich und nimmt den Raum ein.
13. Alfo auch der falfche Menfch fehr fich wohl in den Tem
pel Gottes und nennet fich einen Ehriften. treiber auch viel Schein
werke. dardurch er will das Anfehen haben. als fei er der befte
Ehrifiz er lernet Kauft. ftudiret. und weiß viel von Gott zu fagenz
er lehret Andere. aber um Nulzens und Ehre willen. wie die Pha
rifäer thciten. welehe große Heiligkeit vorgaben. und große Säume
an den Pfaffenröcken trugen. und langeGebete zum Schein äußer
licher Frömmigkeit vorwendeten.
14. Aber Chrifius fagte. fie fräßen der Wittwen Häufer. und
umzögen Land und* Waffer. und macheten einen Judengenoffen.
und wenn fie den gemacht hatten. fo machten fie ein Kind der
Hölle aus ihm. zwiefältig mehr als fie wären. Match. 23. 15.
Das find nun diejenigen. welche folchen großen Schein vorgeben
und fagen. fie fißen an Ehrifti Stätte. ihre Worte find Gottes
Wort: diefe breiten fich aus. und ziehen fich felber groß. und teach
ten im Herzen nur nach Ehre. Geiz und Hoffartz was fie fagen.
foll man halten. ob es Gottes Stimme vom Himmel fei: und ob
gleich die Stimme aus falfchem Gemüthe fich in das gefchriebene
Wort hat eingefeßt. und unter dem Buchftaben des Worts wie un
kraut unter dem Weizen flattert. noch foll es Gottes Wort fein;
wer darwider redet und das falfche Kind andeutet. 'da fchreiet die
eigene Hoffarc: er ift ein Saowärmer und verachtet das Amt. hütet
euch vor ihm. er verführet euch; kommt nur zu mir her. denn all
hie ift das rechte Amt. das von Gott eingefekzt ift. und ob fie
gleich nicht von Gott. fondern durch Menfchengunft eingefehet find.
'und auch nicht Gott dienen. fondern ihrem Bauche. der Hoffart
und eigenen Liebe; noch find fie in ihrem Gemüthe das fchöne Kind
der Gnade. welche vermeinen. fo viel Gnade noch über-lei zu haben.
daß fie es Andern aus der Gewalt vermeinter großer Heiligkeit ums
Geld theuer verkaufen mögen z aber wer da kauft. der kauft eine
Difiel für guten Saamen.
15. Die andere Part der falfchen Jfraeliten von Abrahams
natürlichem Saamen find diefe. welche aus der Macht der Natur
über Jfrael zu Fürfien und Regierern in allen Aemtern. wie fie
einen Namen haben. vom größten bis zum kleinften. gefeht werden.
daß fie follen Befchirmer der Gerechtigkeit fein. Diefe alle gehen
einen großen Schein unter der Wahrheit vor. und ziehen fich un
ter den Aemtern alfo 'hoch in eigenem Dünkel. daß fie meinen. fie
find eigenmäclhtige Götter. fie thun. was fie wollen. fo fei es rechtz
ihr Amt habe die Gewalt. daß man müffe alles recht heißen. was
fie thun. und fuchen doch nicht die Gerechtigkeit Gottes in feinem
Fürfatze der Ordnung der Natur. viel weniger die Gerechtigkeit in
der Liebe. welche er hat durch die Gnade Ehrifii offenbaret. fondern
- 607 *

fehen ihre eigene erdiwtete Gerechtigkeit zu ihren eigenen Ehren der


fleifclplichen wolliifiigen Hoffart, an die Stelle göttlimer Gerechtigkeit
und Wahrheit, und fchweben nur im Munde mit dem Gefehe Gottes;
das Herz aber hat fich in das Rewe einer Difiel gefnffeh welche über
das gute Kraut flattert und um fich flichh und fich weit ausbreit
und träger felber keinen guten Saamen. *
* 16. Diefe beiden Parken (ausgenommen die Kinder Gottes, fo
noch darunter find)r die find nun die Hure und das Thier in der
Offenbarung Johannis, durch welche der Teufel ein Furfi diefer
Welt unter den Menfchen ift, das der Engel im Abgrund des
Schwefelpfuhls fiitrzetz und find nicht rechte Ifraeliten aus dem Saa
men der Verheißung geborem und erreichen nicht die Kindfchafh fondern i
die Wahw welche allein des Glaubens Kinder in der Gerechtigkeit
der Gnade fuchet und annimmt, ,die erreichet es. Die Hure famt
dem Thier aber find in ihren Lüften der Bosheit, de. Hoffart,
Geizes„ Neides, Zorns und der Ungerechtigkeit verfkockt, und find
der Antichri|„ als der Titul- und Maulchrifi, ein Teufel in En
gelsgefialt, wie Lucifer im Himmel war, weleher ausgeivorfen ward
als ein falfcher Saame: alfo auch diefe.
17. Denn die Wahl des Hausvaters aller Wefen fuchet nur
guten Saamen, fie wählet ihr nicht Diftelfaamen und macht Wei
zenkorn daraus, wie die Vernunft meiner: Gott nehme den ganzen
falfchen Saamen und mathe ein Kind Gottes daraus, daß er alfo
feinen Reichthum der Gnade eines fonderlichen Fürfahes fehen ließe;
nein, das gefchieht nicht, der Gottlofe, das ift, welcher aus einem
rechten Saamen entfproflen ift, und aber durä) feine angeerbte Eon
fiellation die Neiglichkeit der Greuel in fich eingefiihret hat, der thue
Buße, und gehe in feinen inwendigen Grund„ und werde aus der
Gnade geboren, fo mag es gefchehen.
18. Denn Gott fagte zu LNofe: Ich will wohlthun an denen,
die mich lieben und meine Gebote halten, ins taufendfie Glied Exod.
20„ 6. Diefes Wohlthun ift anders nichts als eine Pflanzung des
Gnadenbundes in ihrem Saamen, wie Abraham, Ifaak, Jakob
und David verheißen ward, daß er ihren Saamen nach der verhei
ßenen eingeleibten Gnade alfo fehr fegnen und mehren woller daß
er nicht möge gezählet werden.
19. Aber das Reich der Natur in Gottes Fitrfaße der Ge.
rechtigkeit fiund auch mit in diefem Saamen, nach der feelifchen
Eigenföbafd das follte mit wirken: aber in vielen wendete fich der
Seele Willen von dem Reiche des Fürfaßes der Gnade abz welcher
Seelen nun im Reiche der Natur„ im Zorne ergriffem und in die
Diftel wuchfen, das war nun nicht Gottes Schuld, fondern der
Scienz des feelifchen Grundes, aus dem ewigen Grunde zur Natuq
als des freien Willens des ungrundes zum Naturgrunde der Seele.
- 608
20, Alida lieget der erfte Grund der Difielkinder, welche die
eingeleibte Gnade des eingefprocjyenen Werts mit Füßen ihrer fal
fchen Luft treten, und nicht wollen der Gnade Kinder fein, davon
Chrifiusfals diefe Pforte der Gnade) felber fagetr Mich. 7, 1.
er wäre wie ein Weingärtner, der da nachliefetz item, er habe
Ifrael feine Kinder oft verfammeln wollen als eine Gluckhenne ihre
?YckzlZin unter die Flügel, aber fie haben nicht gewollt. Match.
l - 7' - '

21. So fpricht die Vernunft: Sie haben nicht gekonnt, ja fie


können nicht. Antwort: Warum? Vernunft: Sie find Difielkin
der. Antwort: Warum? Vernunft: Es ift aus Gottes Fürfaß.
Antwort: Aus dem Fitrfalz göttlicher Gerechtigkeit, nach der _Ord
nung der Schöpfung der Natur» als aus der SchiedliGkeit des
Sprerhens im Wort, da fich die Scienz als die Selbheit des Un
grundestqn ihren erfien Grund faffet, das ift es. Denn dafelbfi
faffet fich Gottes Grimm im Centro der Natur, in dem Saamen
der Menfciyen, aus ihren angeerbten Sünden, fowohl künftiger wick
lirher Greuel mit ein; da Gottes Zorn öfters eine Wurzel in der
Eltern Sünde macht, und fich in die Scienz des Ungrundes ein
faffet, daraus hernach im Saamen eine Difkelwurzel entftehet. da
Gott die Sünde der Eltern an ihrem Saamen firaft bis ins dritte
und vierte Glied, vermöge der Sänift. -
22. Diefe Difielkinder kommen alsdann auch von -Ifraeh aber
nicht aus der Gnade , das ift, die Gnade, fo in fie im Paradeis
eingeleibet ift, wächfet, ihnen in ihnen zum Gerichte: gleichwie der
Sonne hitziges Ens fich wohl in die Difiel giebett aber nicht nach.
der Liebetinctur, fondern nach der Difiel Art, denn die Difiel kann
fie anders nicht einnehmen, als in ihrer Effenz Gleiehheitt wie eine
Kröte auch nur Gift aus dem guten Ente fauget.
23. und wie der Sonne Hitze die Difiel endlich ausdoxret: und
fie in ihrem Leben hinrichtet: alfo auch fißet Ehrifius mit feiner ein
geleibten Gnade in dem gottlofen Menfchen auf feinem Richterftuhl,
er läffet ihn den heiligen Namen Gottes eine Zeitlang zum Schi-our
feiner Falfchheit in feinem Munde mißbrauchem und fich unter Chrifti
Verdienft in feinem vermeinten Arme (damit er meiner Gott zu dienen
und die Gnade zu erwecken) ruht-nen: er fei ein wahrer Ehrifi; er läffet
ihn heucheln und gleißen wie er will, läffet ihn aua) in Chrifii Na
/ men weiffagen, wie Kaipham„ welcher rieth, es wäre beffer, daß ein
Menfch für das Volk fiurvm als daß es gar verditrbez er läßt ihn
7 auch in feinem pharifäifGen Amte fich wohl mäften und groß ziehen;
er giebet ihm auch die berufene Gnade in feinen Teftamenten, glei>)
wie die Sonne mit ihrer guten Kraft fich der Difiel eingiebet und
täffet fich die Difiel darinnen mäften und groß ziehen bis zur Erndte
zejh alsdann dörret fie diefelbe aus, und richtet fie zum Tod z denn
-6g9...
fie hat falfchen Saamen“ in ihr geboren. datum gäcet fie der Haus.
vater aus und wirft fie ins Feuer.
24. Davon faget allhie St. Paulus. und zeucht den Prophe
ten Efaiam an. Kap. 6. 10. und den königlichen Propheten David.
Pf. 69. 23. Laß ihren Tifch zu einer Berückung werden; das
fi. fie effen von Gottes Wort in ihrem Munde. aber es wird ih
nen von ihrem Herzen der Seele weggerückt. daß das Heilige nicht
in die Difiel eingehe: und der Satan. faget Ehrifius.'.reißet das.
Wort von ihren Herzen. daß fie nicht gläuben und felig werden.
denn der Satan fitzt in der Difiel des Grundes der Seele; und
allhie nennet ihn Ehrifius einen Fürfien diefer Welt.
25. Und der Zorn Gottes hat ihnen gegeben einen verbitter
ten Geift. Augen. daß fie den Grund der Gnade nicht fehen. und
-Ohren. daß fie Ehrifii lebendige Stimme nicht hören: darum faget
Ehriftus zu den Pharifäern: Ihr feid von unten her. von dem Va.
ter diefer Welt; item. von dem Vater dem Teufel. Ioh. 8. 44.
und höret meine Worte nicht. denn ihr feid nicht von Gott. Wer
von Gott geboren-ift. der höret Gottes Wort; darum höret ihr nicht.
denn ihr feid nicht von Gott. V. 47.
26. Alfo auch die itzigen Streiter. Zänker und Veräcijter der
Kinder Gottes. die find nicht von Gott. fondern nur aus dem Mund
gefchwähe. aus der pharifäifchen Wurzel. und hören nicht Ehriftum
in ihnen lehren; fie wollen auch nicht. fondern ftoßen ihn fürfätz.
lich von ihnen. und fehen fich an feine Stelle. Sie find nicht Apo
fiel Ehrifii. noch ihre Nachfolger. fondern dienen ihrem Abgott
Maüfim. der in ihrem Munde fchwebet. als eine Diftel über dem
Weizen; fie laufen. und Niemand hat fie gefandt. als nur .ihres
Herzens Gedicht. zur Wollufi menfchlicljer Ehre. und dienen
dem Amt Maüfim des Antichrifis. welchen fie haben zu Ehrifii
Statthalter gefetzt. Ehrifius nennet fie reißende -Wölfe. Ioh. 10.
12. welche die einfältige Heerde mit ihrem Läfiern freffen. und mit
Gift der Spötterei Ehrifti tödten. und fich- als Difteln unter dem
Weizen emporfchwingen. und in menfchliclje Ehre fehen. und ver
wirren die Welt. und urfachen. daß die Difielkinder Krieg und Ver
wüfiung der Länder und Leute anrichten. darzu fie getreulich mit
ihrem giftigen. verbitterten Geifte helfen einrathen und dienen.
27. Darum find fie diejenigen. davon St. Paulus faget. Röm.
11. 8 - 10. welcher den Propheten David anzeucht. Pf. 69. 23.
Laß ihren Tifch zu einem Strick werden. und zu einer Berückung.
und zum Aergerniß. und ihnen zur Vergeltung! Verblende ihre
Augen. daß fie nicht fehen. und beuge ihren Rücken allezeit. Das
ift. daß fie ihnen vergelten unter einander felber in ihrer Blindheit.
indem fie in Ehrifti Amte nur nach Macht und Wollufi trachten.
daß fie einander, verfolgen. fchmähen. verachten und Ehrifii Namen
in .ihnen dem Teufel zufchreiben; auf ihrem Lager nur dahin trachten.
39
- 610
wie fie einander wollen mit Liften begegnen. und ihre Sache mit
der Schrift befchönen. als thciten fie das aus göttliche-m Eifer der
Wahrheit. Gott zu gefallen und ihren Brüdern damit zu dienen.
28. Diefe laufen als die rafenden Hunde. Wölfe und böfe
unfinnige Thiere. im Grimm des entziindeten Zorns Gottes. und
freffen den Namen Ehrifii aus der Laien Munde. und fchiuten ihre
Herzen und Mund voll Läfterei ihres Herzens falfchen Gedichtes.
daß ein Menfch den andern um Ehrifii Namens. um ihrer gedich
teten Meinung halben. verachtet. iäffert. verkehert und für untüch
* tig hältz und freffen fich doch nur felber alfo. daß eine Partei die
andre ausrottet. und vergelten einander ihre Bosheit und Falfchheit.
wie allhie David faget.
29. Diefe find es nun. davon Chriftus fagte. die in der Schule
oben anfißen. und auf dem Markte fich gern grüßen laffen. Match.
23. 6. 7. welche vernünftigen Schein vorgeben. aber ihre Herzen
find voll bitterer Gallez und ihre Wege find fchädlich. Ottergift ift
unter ihren Lippen. und dienen mir vergeblich. fagt der Prophet.
Diefe alle find nicht unter der Wahl der Kinder Gottes. fondern
nur diefe. davon Chriftus faget: Lieber einander. dabei wird man er
kennen. daß ihr meine Jünger feid. Joh. 13. 35. Jtem. So ihr an
meiner Rede bleibet. felig feid ihr. fo ihrs thut. Joh. 13. 17. Jtem.
»Wer nicht verläßt Häufer. Geld Gut. Weib. Kinder. und verleugnet
fich felber. und folget mir nach. der ift nicht mein Diener. Luk. 14.
26. ZZ. Alles muß das Herz übergeben und nichts für eigen hal
ten. fondern denken. daß er nur ein Diener Gottes und feiner Brü
der fei in feinem Stande. und mit dem. das er zu verwalten hat.
alfo thun folle. wie es Gott von ihm fordert und haben will. und
nicht den Mantel Ehrifti in feinem Verdienfte Über fich decken. und
darunter ein Geiziger. Hoffärtiger. Neidiger. Zorniger bleiben.
30. Diefe alle. fo viel derer find. fo lange fie folche find. find
diefe. davon St. Paulus und David allhie fagenz fie find wohl
berufen. aber nicht unter der Wahl der Gnade/ fiefehren denn in
Zeit der Gnade um und verlaffen alles in ihrem Herzen. und fol
gen Ehrifio nach. _
Z1. Keine von außen zugerechnete Gnade nimmt fie an. fie
werden denn Kinder der Gnadez alsdann nimmt fie die zugerechnete
Gnade. (welche ift Chriftus) in fich ein. Außer Chrifio find lau
ter Pharifcier und Heuchler. fie gleißen gleich mit der zugerechneten
Gnade wie fie wollen. fo find es Wölfe. vor denen uns Chriftus
hüten heißt. Ob fie gleich fagen: Öle ift Ehrifii Kirche! fo ift es
alles nichts. an ihren Werken follt ihr fie erkennen. faget Chriftus
Match. 7. 16. Folgen fie Chrifio nicht nach. fo find fie Diebe
-und Mörder. faget Chriftus. Ob fie gleich das einwerfen. daß das
Amt Menfchen zu hohen Pciefiern mache. welche Schwachheiten ha
ben» und fich damit wollen deckenz fo gilt es alles nichts. das Herz
_ r-x ***
n..

muß in Ehrifio fein und wandeln. und gieichwie St. Paulus fagte.
daß dem Fleifche die Luft anhanget. und die Sünde im äußern
Fleifche wohnec Röm. 7. 17. 18.; fo fiehet man doch wohl. wefäze
die Luft zu tödten und Ehrifio nachzufolgen begehren. denn wo Geiz
und Hoffart innen ift. da ift ein Pharifäer zur Herberge. entfchul.
dige dich wie du willfi. fo haftdu ihn am Halfe.
32. Ferner Röm. 11. 15.16. Denn foihr(derJuden)
Verlufi der Welt Verföhnung ift. was wäre das an.
ders. denn das Leben von den Todten nehmen. Jfi
der Anbruch heilig. fo ift auch der ganze Teig heilig.
und fo die Wurzel heilig ift. fo find auch die Zweige
heilig. Erkcirung. Diefer einige Text wirft alle Meinungen.
daß Gott dem Gottlofen die Gnade zurechne. zu Boden. und fehet
es auf den Grund der Wurzel. und deutet an. daß Gott nicht aus
feinem Willen etliche verfiocke. daß er wolle durch diefelben beweifen.
was feine Gnade fei; denn alfo faget St. Paulus: Was wäre das
anders. als das Leben von den Todten nehmen? Er fehet die Ver.
ftockung auf die Wurzel. nämlich daß ein böfer Baum böfe Früchte
trage. und ein heiliger Baum heilige Zweige. und der Zorn Gottes
Kinder des Zorns gebäre. und folches aus der Menfchen Sünde und
Eitelkeit. welches doch den Heiden zum Lichte dienen muß. wie er
Röm. 8. 28. faget: Denen. die Gott lieben. müffen alle Dinge
zum Befien dienen. tvelcize aus dem Fürfah der Gnade berufen und
geboren find.
33. Die Vergebung der Sünde. da die Schrift faget. er ver.
giebet ihnen die Sünde. und rechnet ihnen die Gnade zu. zu einer
Rechtfertigung. gehet allein über diefe. in welcher inwendigem Grunde
Ehrifius lebet. und ihnen die Sünde im Fleifche. wie David und
andern mehr anhanget. daß fie oft fallen. denen hilft die Gnade in
ihnen wieder auf. und tilget die Sünde und Uebertretung.
34. Den Verftockten. ohne Buße und ganze umwendung. ge.
het das nicht an; fie dürfen darauf nicht fündigen (indem fie in
ihrem Willen in Sünden todt liegen). daß Gott werde eine Urfache
an ihrer Verdammung nehmen; feine Gnade an ihnen mit einem
fonderlichen Ruf und Zwange fie zu bekehren. fehen zu laffen. als
ob er aus einen Teufel einen Engel mache aus fonderlichem Für
fahe. fonfi hätte das Lucifer mit den feiner: auch zu hoffen; fondern
er läffet ihnen feine Sonne den ganzen Tag ihres Lebens in ihrem
Munde und Ohren fcheinen. und rufet fie und faget: Verfiocket
eure Herzen nicht mit der wirklichen Sünde. daß das Wort möge
in eure Herzen fchailen und wurzeln, _
35. Denn es ift wohl möglich. daß ein armer todter Sünder
bekehret werde. fo er will von den Bilden fiiiie fiehet.. und einen
Augeblick hören. was der Herr in ihm redet; aber der verftotkte.
verbitterte Geift will des Herrn Stimme in ihm felber nicht hören
Z9'
„. „m

„,:::>,-7Wget nur. Buchfiabel Buchfiabe! das gefchriebene


Wort fei es allein: das zeucht er hin und her, und riihmet fich
deffen. aber das lebendige Wort, das den Buchfiaben hat ausge
fprochen, das will er in ihm nicht dulden noch hören. Soll er
aber zur Erkenntniß kommen, fo muß er fichdeit Buchftciben vor
hin tödten- laffen, alsdann macht ihn der Geift im Buchfiaben erft
recht lebendig: das ift, er muß allen Buchftaben abfterben. und fich
fo unwitrdig halten'. daß er des buchftabifchen Worts nicht werth
fei, wie der arme Zöllner im Tempel; und daß er keine Gerechtig
keit mehr am buchfiabifchen Worte habe. als der alles verloren habez
und nicht werth fei, daß er die Augen zu Gott aufhebe. und daß
ihn die Erde trage. und er unter die Zahl der Kinder Gottes folle
gerechnet werden; alfo hat er alles verlorene nnd hat ihn der
Buchfiabe getödtet. denn er giebet fich alfo in Gottes Gericht ein.
Hierbei muß er nur auf die lautete Barmherzigkeit Gottes. ohne
alle Würdigkeit hoffen, und in diefelbe fich einerfenken als ein Tod
*ter, der kein Leben in ihm hat. was die mit ihm immergthue, und
muß an allen feinen --Werken verzagen- und bloß mit der Hoffnung
in die allerinnerfie. lauterfie Gnade Gottes fich erfenken.
36. Das muß die Seele thun: und fo fie das thut, und alfo
einen Augenblick darinnen verharren mag, fo ergreift fie der erfie
eingeleibte Bund„ als die gefchenkte Gnade, und giebet fich der Seele
ein: ißt fo bald das gefchieht, fo fiehet der Geifi Chrifii, als das
infprectzende lebendige Worte in der Seele auf„ und hebec an Gottes
Wort zu fprechen. und gehet zur Stund der heilige Geift allda vom
Vater und Sohne aus„ und vertritt die Seele in Gottes Gerechtig
keit mit unausfprewlichem Seufzen im Gebete, wie gefchrieben ftehet
Röm. 8, 26.
37. Wir z das ifi, die arme Seele. weißnicht. was fie beten
foll. fondern der Geifi Gottes vertritt fie mit unausfprechlichem Senf
zen, wie es Gott gefällt. Und allda machet der Buchftabe, welcher
im Gefehe der Gerechtigkeit Gottes fie getödtet hat. wieder lebendig,
und fehet fie ein zum Lehrer feines Worts. beides in der Kraft des
lebendigen Wortes und in dem buchfiabifchen Worte; denn diefe gehen
ernach -erfi zur Thitre in den Schaafftall Chciffi ein, und die
Schaafe hören ihre Stimme, wie Ehrifius faget.
38. Die andern aber alle mit einander, weß Namens die find.
welche nicht durch die Thure des lebendigen Wortsz durch das buche
fiabifckie Wort eingehen, die fieigen anderswo hineinz und find Diebe
und Mörder. Joh. 10, 1 - 3. wie Chriftus fagte, und die Schaafe
hören nicht ihr Stimme. '
39. Denn Chrifius allein ift die Thür, verftehet der lebendige
Chrifius in feinem Leben und Sprechen in und aus der Seele; der
gehet durch das buchfiabifche Wort in die Herzen der Menfchen,
wie durch Petri Predigt am Pfingfttage. Wer fich »anders zu einem
l'
- 613
Lehrer des buchfiabifchen Wortes aufwirft. der ift nicht von Gott
gefandt. und kommt nur. daß er ftehlen will. nämlich Ehrifio will
er feine Ehre fiehlen und ihm nehmen.
40. und alfo mag der arme. in Gottes Zorn getödtete Menfch
wieder lebendig werden. ob er gleich fchon todt wäre: denn Chrifius
ift kommen. die Sünder zur Buße zu rufen. und nicht die Gerechten.
und fo ein _folcher. im Zorn Gottes verfchloffener armer Sünder
kommt. fo ifi Freude im Himmel vor Gottes Engeln. mehr als
über neunundneunzig Gerechte'. Luk. 15. 7. die da find ergriffen
und Zweige der Heiligen find. und folches Grundes nicht erft be
dürfen. fondern der Grund lieget vorhin in ihnen. Bei diefen aber
wird der Grund in Gottes Zorn offenbar. und allhie beweifet Gott
an denen. wie das Leben aus dem Tode entfproffe. und wie Ehei
fius dem Teufel fein Reich zerftöre und die Hölle zerbreche.
41. Darum ift das unfer wahrer Schluß: daß' über keinem
Menfmen ein fürfahlicher .Schluß zur Berdammniß fei gemacht. daß
es nicht möglich fei. daß er könne bekehret werden. Denn obwohl
der Menfä) fich felber nicht kann bekehrenz fo hat aber feine Seele
Macht. von ihrem Urftande aus der ewigen Scienz des ungrundes
her. fich in den Abgrund zu fchwingen, nämlich in den Grund.
darinnen Gott fein Wort_ gebieret und fpriclyt: in welchem Abgrunde
der Kreatur das Gnadengefwenk in allen Menfchen inne lieget, und
fehrer gegen der Seele fich neiget. als die Seelägegen diefe tiefe
Gnade. Alida mag die Seele in Gottes Gnade weh( ergriffen
werden. daß fie Ehrifio in feine Arme alfo einfällt. welcher ihr das
Können und Vermögen viel lieber giebet. als fie es begehret. x
42. Daß aber einer fagen wollte. die Seele könne fich nicht
in den Abgrund fchwingenz der redet als einer. der noch lange nichts
vom Geheimniß Gottes verftehet. nämlich. was die Seele und was
ein Engel iftz und will den Zweig vom Bourne abbrechen. darinnen
er doch fiehet.
43. Die Seele ift aus dem Abgrunde in eine Kreatur gefpro
rhen worden: wer will nun der Ewigkeit ihr Recht brechen. daß
der ewige Wille der Seele. der aus dem ewigen einigen Willen in
eine Kreatur ift gegangen, mit demfelben Willen der Kreatur fich nicht
wieder dürfte in feine Mutter einfrhwingen. daraus er gegangen ift?
44. In das Licht. welches dem Willen erlofchen ift. kann er
in eigenem Vermögen fich nicht einfchwingen: aber in die Urfache
zum Lichte. da weder Böfes noch Gutes innen ift. kann er fich
fchwingen. denn er ift felber derfelbe Grundz fo er fich nur aus
feiner Bildlichkeit. in fich felber auf den Abgrund erfenlt. fo ift er
fchon da: und in diefem Abgrunde lieget fein Periein. und Ehrifius
fiehet allda vom Tode auf. und fihtallda zur Rechten in der Kraft
Gottes im Himmel im Menfchen: ob wir doch einft fehen wollten.
wo Ehriftus zur Rechten Gottes filzt.
c *- 614
45. O ihr Menfchen. feid doä; nicht alfo blind! Wie thut
euch Gott feine Gnadenthüre fo weit auf. nehmets doch in Acht!
Seher doch die Zeit an. eure Heimfucloung ift geboren! Treret doch
das Gnadengefchenk göttlicher Gnadenoffenbarung nicht mit Füßen
eurer tauben Vernunft!
46. Weil der Menfch lebet. fo hat er eine offene Gnadenpforte
gegen ihm. es ift kein Schluß aus göttlichen Willen. über ihn zum
Tode; denn der Vater hat den Schluß feiner Gerechtigkeit in die
Gnade Ehrifti als feinen Sohn gegeben. Eure Verftockung kommt
aus euch felber; Gottes Zorn verftockt euch in euren angeerbten und
wirklichen Sünden. und kein fremder einfahrender Wille.

Das 12. Kapitel.


Kurzer Bericht etlicher Fragen. welche die Ver
nunft irren. darinnen fie meiner. Gott ver
ftocke den Menfchen aus einem fonderlichen für
gefe-hten Willen; wie diefelben zu verftehen
* find.

In der Apoftelgefchicljte Kap. 13. 48. fiehet: Es wurden


glciubig. fo viel ihrer zum ewigen Leben verfehen
waren, Das ift der Vernunft ein Anftoß. und verfiehet es nicht.
2. Wenn hat die Verfehung angefangen? Sprichft du: von
Ewigkeit. vor der Kreatur. Ja. ich fage auch alfo. aber in der
Kreatur nicht von Ewigkeit. denn fie war noch nicht.
3. Gott fahe in Liebe und Zorn. was werden würde. fo er
“die ewige Natur in Kreatur infaffete; denn er fahe in fich wohl.
fo fich die Temperatur würde in eine Schiedlickjkeit ausführen. und
die Schiedlicljkeit in kreatürlichen Willen fich einfaffen würde. daß
es würde ein Eontrarium fein. und ift auch eben der Grund gött
licher Offenbarung. Die Schrift faget aber nicht. daß Gott die
Willen in der Schiedlicljkeit von Ewigkeit zum ewigen böfen Wollen
und zum ewigen guten Wollen verordnet habe. daß fie ein jedes.
worzu er es unvermeidlich geordnet. alfo wollen müffen. Denn das
beweifet Lucifers und Adams Veränderung ihres Wollens. daß fie
frei waren im Wollen. aber im Fall verlor Adam das Wohlwollen.
4. Nun im angezogenen Text Art. 13. 48. hieß es ihr allhier
nach dem Fall: die aus dem ewigen Wollen hierzu auf dießmal
- 615
verfehen waren“, denn der Text lautet: und der Herr that hinzu. fo
viel ihrer verfehen oder im 'Gnadenliazte erfehen waren. (namlich)
denen das göttliche Auge offen war. die waren dießmal aus und in
dem inwendigen Grunde erfehen und verfehen. wie Act. 2. 47.
klarer fiehet: Der Herr that hinzu taglich. die da felig wurden.
Nicht die da von Ewigkeit felig warenz fondern die da felig wurden.
fagt der Text. die da aus der ewigen Wahl in Ehrifio Iefu felig
wurden. die that er taglich zu der Gemeine. '
5. Frage: warum nicht auf einmal? Antw. Sie waren
noch nicht felig. fie waren wohl in der Verfehung. oder Sehung
Gottes. daß fie würden felig werden; aber die Verordnung kam erfk
mit dem Zuthun zu der Gemeine. wenn fie felig wurden.
6. Warum bekehrten fich am Pfingfitage nur dreitaufend See
len. und doch hernach immer mehr? Antw. Sie waren noch nicht
in ihnen verfehenz das ift. verfehen an diefem Orte. wenn fich die
Gnade erhebt. und durch das Ver. als durch den Zorn bricht. fo
gehet das kreatiirlirhe Verfehen aus dem ewigen Gnadenfehen
oder Einfehen an. Denn wie mag ein -Ding von Ewigkeit ver
ordnet werden. das nicht von Ewigkeit gi-wefen ift?
7. Wie mag die Seele von Ewigkeit. als fie noch ein Ens
und Spiel in göttlicher Weisheit war. verordnet fein*worden. daß
fie folle ein Teufel werden. welches greulich zu denken oder zu reden
ware. und doeh keinen andern Verftand leiden würde. fo man auf
eine von Ewigkeit-Verordnung gehen wollte: alfo ware alle Lehre
umfonft? Was darf die Gnade denen predigen. die nicht irren noch
fallen mögen. und die in einer unwiderfpremliclyen Pradefiination fiehen?
8. Diefes von Ewigkeit-Verfehen oerftehet man in Ehrifto.
daß. welche glaubig worden. die waren von Ewigkeit in der Weis
heit verfehen. daß namlich. wenn fich Gott einft bewegen würde
und die Natur in Schiedliwkeit zur kreatiirllchen Offenbarung ein
führen. der Name Ief us (als die höchfke Liebe Gottes) fich in
die Scienz des feurifchen Willens in der Schiedlichkeit einergeben.
und in der feurifchen Scienz in die Freudenreich fich einführen. und
den Grimm in ein Liebefeuer in der Seele des Menfchen (welche
aus den feurifchen Scienz mußte urftanden) wandeln wollte .' da die
Gnade in dem Namen Iefu zu einem Panier in den feelifchen
Grund fich einvermahlen wollte. wie denn im Paradeis nach dem
Fall gefchehen. Daffelbe Panier ward in des einigen Weibes Saa
men gefieckt. da die Verfehung innen lag. *aus welcher alle Men
fchen herkommen', aber die Schiedliwkeit in der feurifchen Scienz.
die wahrer alfo lange. als Seelen geboren werden. 7
9. Es ift keine gewifie Verordnung von Ewigkeit iiber jede
Seele. die da follte geboren werden. fondern nur eine allgemeine
Gnaden-Verfehung: die Verordnung gehet mit der Zeit des Bau
mes an. Auch ift das Seien noch in dem Saamen: ehe er eine
*- 616
Kreatur wird. fo kennet Gott den Grund. was werden wird. aber
das Gericht gehöret der Erndtezeit. wie Ehrifius tn allen Gleich
niffen alfo redet.

Von der Purpurkrämerin Lydia.


10. Da gefchrieben ftehet Act. 16. 14. .Der Herr that ihr
das Herz auf. daß fie vernahm. was Paulus redete. und gläubig
ward an den Namen Iefusz das ift es eben wie.mit allen frem
den Völkern. welche den Namen Jefu nicht kennen. und gehen
aber auf den inwendigen Grund außer aller Bildlichkeit. und begeh
ren den einigen Gott zu erkennen und ihm fich zu ergeben“, die
werden von der eingeleibten Gnade des eingefprochenen Works er
griffen. und ohne der Vernunft Wiffen zu Kindern der Gnade er
wählet und geboren. als denn auch von diefer Lydia zu gedenken ifi.
ob fie wohl anfangs Paulum fiir einen fremden Lehrer mochte ge
halten haben. Als fie aber hörte. daß er das Gefeh der Gerechtig
keit predigte. wie daß das Gefeß der Sünde (welches den Menfchen
gefangen hält) fei in einer folehen Gnade erfiillt-t worden: fo bewegte
fich in ihrem Hunger nach der Rechtfertigung der innere Grund in
der eingeleibten Gnade. und ward Ehrifius in ihr lebendig. daß fie
Ehrifti Stimme in den Worten Pauli vernahm. was Ehtifius in
ihr lehrte. denn Ehriftus ward in ihr hörend..
11. Den andern Heiden aber war es nicht alfo. denn fie
"funden nur-in der Bildliagkeitz ihr Herz war nicht zu dem einigen
Gott gerichtet. denfelben zu erkennen. denn fie hatten ihre heidnifchen
Abgötter. denen fie dienten. und wollten nur etwas Neues von
Paulo hören. Nichts defto weniger ging dasfWort in ihre Ohren
hinein. und drängte fich in diefe ein. welche eines guten Grundes
waren. welche fich hernach noch haben bekehret. als fie mehr hörten
von Ehrifto predigenz wie ihrer denn hernach an demfelben Orte viel
Taufend bekehret worden. da fie das Wort noch mehr ergriff. Alfo
find ihrer noch viel von denen hernath bekehret worden. welche Pe
trum am Pfingfitage hörten. und doch denfelben Tag ihn verfpotteten:
als ihnen aber das Wort mehr einfchallete. fo kam die Stunde
' ihres inwendigen Hörens. Gleichwie Longino. der Ehrifium in
die Seite fiach. auch erft die Stunde feiner Bekehrung kam. als
er hörte von Vielen fagen. Ehriftus wäre Gottes Sohnz und ward
ein Mäcterer um Ehrifii willen. wie die Hifiorien melden.
12. Und foll man allhie nicht fagen. Lydia fei vor Andern
von Ewigkeit hierzu verordnet worden. daß fie Paulum allein hören
follte. Act, 16. 14. Sie war dießmal in göttlicher Bereitung
und wollte gerne den wahren Grund von Gott verfiehenz ihr Herz
fehnte fich darnach. darum that ihr Gott das Herz auf. Die An
dern aber waren dießmal noch nicht bereitet. fondern da der heilige
- 617
Geift begunnte an ihr Herz anzuklopfen. faffeten fie es nur in die
Ohren. bis fie ihm aufthaten. und dachten dem nach. und forfchten
in der Schrift. ob fichs alfo verhielte. wie Paulus fagte. Act. 17.
11. Als auch von den Ephefern gefaget wird. da fie das Wort
mehr hörten. f0 hatten fie fchon eine hungerige Thüre des Herzens
offen. da Ehrifius mit feinem Worte Raum hatte.
13. Alfo ift es mit allen Heiden ergangen und auch mit den*
Juden. welche Ehrifium fpotteten. als er am Kreuze hing; als fie
aber fahen. was da gefchahe. fchlugen ihrer viel an ihre Herzen.
wendeten um und fagtene Wahrlich. diefer ift ein frommer Menfch.
und Gottes Sohn gewefen. Luk. 23. 47.
14. Diefes gefchah denen Juden. welcher inwendiger Grund
dießmal offen fiund. denen that Gott die eingeleibte Gnade in Geifie
Ehrifii auf. als man denn in Hiftorien viel findet. daß mancher
Menfch in feiner eingemodelten heidnifchen Bildlichkeit eine lange
Zeit Ehrifium verfpottet. und doch endlich. wenn er ifi in den ernften
Grund feiner felber gangen. und eigentlich vernehmen wollen. was
doch für Fabeln' (wie fie es hießen) von Ehrifio gefaget würden.
bekehret worden.
15. Denn fobald das Herz von der Bildlichkeit fiille fiehet. und
fich in den Grund feiner felber fchwinget; fo dringet die Stimme
Ehrifii im Worte hinein. und klopfet in der Effenz der Seele an.
16. Die Einbildlichkeit des irdifchen Wefens verhindert 'das
Herz. daß es nicht mag Gott fiille fieheir. und in feinen' in.
wendigen Grund. da Gott lehrer und höret. kommen. Denn ift
doch Gott felbft an allen Orten durch alles gegenwärtig. wie ge
fchrieben ftehet: Bin ichs nicht. der alles erfüllet? Jerem. 23. 24. -
Was darf denn die Seele fich anders wohin fchwingen. Gott zu
hören. als nur eben in ihren Abgrund? Da ift und wohnet Gott
von Ewigkeit zu Ewigkeit. er -darf nur in der Kreatur offenbar
werden; darzu fiehet er in dem Geifie Ehrifii in demfelben innern
Grunde. und klopfet an die Seele an: fo fich nun die Seele gegen
ihn wendet. fo macht ihr Ehrifius die Gnadenthüre felber auf. und
zeucht bei ihr felber ein. und iffet das Abendmahl mit ihr. und fie
mit ihm. Apok. 3. 20.
Erklärung des Spruchs Matth. 13. 11. und Luk. 8.10.
17. In diefen Orten ftehet: Euch ift gegeben das Reich
.Gottes zu verfiehen. den andern aber in Gleichniß.
daß fie es hören und nicht verftehen. Item. Er legte
den Iüngern die Gleichniß aus. den andern nicht.
18. Allhie lieget nun* die Vernunft als todt. daß fie nichts
fiehet ohne das *göttliche Licht. und meinet anders nicht. als Ehri.
fius habe es den Andern nicht gönnen wollen; fie wären deffen
nicht werth gewefen. unangefehen daß ihmdas Volk nachzog und
e

- 618 -
'
mit hungeriger Begierde ihn hörte lehren. Aber es hat allhie ein
ander A B E und Verfiandz Chriftus fagte zu feinen Jünger-n:
Mein Vater will euch einen andern Tröfier fenden. den Geifi der
Wahrheit. der vom Vater ausgehetz wenn der kommen wird. der
wird euch erinnern alles deffen. was ich euch gefagt habe: denn
von dem Meinen wird er es nehmen und euch verkfindigen. Joh.
16. 13. 14.
19. Nicht des Vaters Stimme in Chrifio. in Gottes Gerech
tigkeit. follte in der Laien und Zuhörer Herzen und Ohren alfo ein:
gehen. ausgenommen etliche. durch welche der Vater Wunder wirken
tvolltez fondern die Stimme follte in fie eingehen. welche der hei
lige Geifi aus Ehrifii Leiden. Tod und Auferftehen mitbrachte. als
die Stimme der öffnen Gnadenthöre.
20. Denn vor Ehrifti Leiden war die Stimme des heiligen
Geifies in Chrifio noch in Gottes Gerechtigkeit. als im Gefehe: aber
in Ehrifii Tode ward das Gefeh der Gerechtigkeit Gottes erfiilletz
alfo ging hernach der heilige Geift durch die Erfüllung. durch Ehrifti
Wunden. Blut und Tod in der größten Erbärmde. im Geifte Ehrifii
aus: diefe follten die armen Sünder hören. welche ihm mit Begierde
nachzogenz den Jiingern aber ward des Vaters Stimme in Gottes
Gerechtigkeit gegeben. daß fie die aus Chrifio follten hören: denn
fie follten erftlich mit derfelben feurifchen Gerechtigkeit angethan
werden. in welcher des Vaters Allmaciyt ftund. nämlich der feelifche
Grundz hernach ward ihnen am Pfingfitage der heilige Geifi aus
der Gnadenliebe. aus Ehrifii Erfüllung der Gerechtigkeit. gegeben
in die Gerechtigkeit des Vaters. »
21. Da das gefchah. fo wurden in ihnen die Zungen. als des
Vaters Gerechtigkeit. zertheilet. und ging der Geifi Ehrifti. durä)
die Zertheilung Gottes Gerechtigkeit. mit der Liebeflamme aus. und
das gefchah ihnen darum. daß fie im Geifte des Gefeßes und Evan
gelii von der Gnade im Geifte gegründet wiirden'. denn fie follten
Wunder thunz fo kommt aber die Kraft der Wunder aus des Va
ters Allmacht und Eigenfchaft. und nicht durch die Eigenfchaft der
Liebe und Demuth. welche nur leiden foll und fich in Gottes Ge.
fetz_ und Gerechtigkeit in Zorn einergeben. und den Zorn mit Lieben
und Leiden erfüllen. und auch in Liebe und Erbärmde wandeln.
wie wir folches klar an Ehrifii Perfon fehen.
22. Wenn Chriftus wollte Wunder thun. fo betete er erft zu
feinem Vater. als nämlich in die feurifche Allmacht. in die Gerech
tigkeit: als er aber des Vaters Gerechtigkeit mit feiner Liebe und
Demuth. in feinem Blut der Liebetinctur des Namens Jef u er
fiillet hatte. fo ward des Vaters Gerechtigkeit im Zorne der Liebe
Ehrifti unterthanz und aus derfelben Unterthänigkeit follten die*
andern Menfchen (außerden Jiingern) nach Ehrifti Himmelfahrt
den heiligen Geifi hören reden. und die Gleichniffe Ehrifii verftehen.
- 619
als es denn auch alfo gefchah. daß fie hernach alle Geheimniffe wohl
verfiunden. Denn der Geift Ehrifii aus feiner Erfüllungund aus
feiner Auferftehung that ihnen das Verfiändniß auf. wie dann auch
den beiden Iüngern auf dem Wege nach Emmaus. und dem großen
Volke. das den Geift Ehrifii aus der Apofiel Munde. nach feiner
Auferftehung. durch den rechten Sender. aus Chrifti Leiden und
Tod hörete die Gleiäjnifie ohne Sprichwort reden.
23. Darum lehrte Ehrifkus. als er auf Erden vor feinem
Leiden wandelte. in eitel Gleichniffen. daß fie denfelben Gei| Chrifti
nicht follten fahen. als in des Vaters Gerechtigkeit. denn es war
noch nicht der Grund. den er ihnen wollte aus feiner Gnade fehen
ken; fondern der war es. der am Pfingfitage aus feinem Verdienfte.
da er die Sünde getilget und in Gottes Gerechtigkeit zugefiegeit
hatte. kam. Match. 13. 34.
24. Sie follten nimt alle :in Wundern und Thaten einherge
hen. wie die Jünger. welche darzu verordnet waren aus des Vaters
Gaben. da Ehrifius fagte: Vater. ich habe der keinen verloren. die
du mir aus deiner Gerechtigkeit gegeben haft. als nur das verlorne
Kind (das vorhin verloren: war). daß die Schrift erfüllet würde.
Joh. 17. 12. Damit meinete Ehriftus diejenigen. welche ihm fein
Vater hatte zur Ordnung und zum Amte des Einladens in fein
Reich gegeben. Die Andern aber follten durch den Geift der De
muth aus Ehrifii Liebe. aus dem Proceß des Leidens und Todes
Chrifti. geboren werden. und ihm in feinem Proceß unter der Kreuz
fahne. in Geduld nachfahren und fich aus Gottes Gerechtigkeit mit.
ihrer Demuth im Geifie Chrifti einergeben und aufopfern. aus
welchem das Morden der Juden und Heiden anging.
25. Denn durch der Ehriften Blut ward Gottes Gerechtigkeit
im Zorne in die große Liebe und Erbärmde gebracht. daß in Gottes
Gerechtigkeit folcbe Wunder und Thaten in der Demuth Chrifti bei
den Ehriften gefchahen. welches ilzo eine Zeitlang wohl gefehlet hat.
feit man den Geift Ehrifii im Menfchen hat wollen auf .reiche
Kiffen und fette Bäume. in Macht. racht und Herrlichkeit fehen;
welcher, dos) nur darum ift erfchienen d offenbar worden. daß er
will leiden. und Gottes Zorn in feiner Gerechtigkeit mit Einergeben
feines Leidens erfüllen.
26. Darum befchaue dich. du genannte Ehrifienheit. ob deine
Gerechtigkeit in der Geduld des Leidens Ehrifii iso fiehet? Ob du
auch was mehrers in deinem Ehrifiennamen fuchefi. als daß Chri
ftus mit feiner Liebe in feinem Leiden und Tode in dir offenbar
werde. daß du allein begehrefi. feinem Bilde (damit er Gottes Ge
rechtigkeit erfüllet hat) ähnlich zu werden?
27. Befchaue dich doch nur: fucheft du nicht nur eitel Ausfiüchte.
und deckeft das Leiden Chrifti über dein heidnifcljes abgöttifches Bild?
Was thuft du. vermeinte Ehrifienheit? Mit Difputiren und For
-* '** **-- F'"""F"_' ..._

562b)

frhen willft du ein Ehrifi fein. fremde Sachen follen dich zum Apo
fiel machenz Streiten. Greinen und Zanken ift dein apoftolifch Herz.
darunter nichts als deine eigene Ehre fieckt. voller Sucht des fchwar
zen Teufels.“ Wo haft du das Leiden und die Geduld Ehrifii in
feinem Gehorfam hingethan? Du Böfez fiehe es kommt ein Bote
aus Gottes Gerechtigkeit. und fordert das von deinem angehenkten
Ehrifiennamen mit Feuer und Schwert dich als treulos zu vertilgen.
und feine wahren Kinder des Gehorfams in feiner Liebe zu offen
baren. das wirft du nahe erfahren. reden wir als» wir follen.

Von den Worten Chrifii: Vater. vergieb


ihnen!
28. Item. es werden auch die Worte Chrifii am Kreuz mit
eingeworfen. da er fagte: Vater. vergieb ihnen. fie wiffen
nicht was fie thun! Luk. 23. 34. Erklärung. Wie oben
gemeldet worden. den Juden waren die Geheimniffe vom Reiä)
.Ehrifii und von der wahren Rechtfertigung des armen Sitnders vor
Gott ehe nicht offenbar. bis die Rechtfertigung im Blute Ehrifii
gefchehen war. Alfo follten nun diejenigen. welche der Vater zum
Werkzeuge und Proceß Chrifii erboren hatte. zuvorhin nicht wiffen.
was fie thätenz aber nachdem fie es gethan hatten. fo that ihnen
Gott das Verfiändniß- zur Belehrung auf:_ darum bat Chxifius des
Vaters Gerechtigkeit. welche diefe Mörder und Blutricizter im Zorne
verfchlingen wollte. daß Gottes Gerechtigkeit ihnen in Ehrifii Blute
vergeben wollte. _
29. Niemand *kannte den Weltheiland recht. auch die Apofiel
felber nicht. bis auf die Offenbarung nach feinem Tode: und foll
man nicht fagen. Gott habe diefe Männer infonderheit darzu ver
_fiockh daß fie Chrifium nicht haben kennen mögen; nein. es kannte
ihn wohl keiner recht. was fein Amt war. bis nach feiner Erfüllung
deffen. darum er kommen war.
_ 30. Diefe Männer. welche Ehrifium urtheilten und .tödteten.
die faßen im Amte des GWi-s der Gerechtigkeit Gottes; das Ge
feß. als Gottes Gerechtigkeit. tödtete Ehcifiumz fie aber meinten.
fie thciten Gott einen Dienfi daran. uud eiferten im Gefeße Gottes
Gerechtigkeit. ivelches Gefeß fie auch zum Werkzeuge der Erfüllung
des Gefehes in Ehrifio. als des Gefehes Amtleute erkoren hatte. '
31. Wie denn auch Saulum alfo. daß er in dem Gefehe der
Gerechtigkeit Gottes eiferte. mit wahrem göttlichen Eifer. wie es das
Gefeh erfoderte. bis ihn die Erfüllung des Geleizes "im Eifer »feines
Fiirhabens ergriff und ihm andeutete. daß diefer Eifer im Gefetze
fei mit Blut erfüllet worden. Er follte hinführo nicht mehr im
Gefehe der Gerechtigkeit des Vaters. im Feuer eifern. fondern im
Gefetze der Erfüllung. in* der Liebe Ehrifii.
-* 621 .
32. Denn das find nicht die größefien Sünder. die Chrifium
gekreuziget haben. denn fie follten es thun. vermöge des Amts im
Gefelze. das fie trugen; fondern das find vielmehr die größefien
Sünder. welche nach des Gefehes Erfüllung Ehriftum fpotten und
in feinen Gliedern tödten. auch felber in Sünden todt bleiben. nach
dem ihnen fchon die Gnade in des Gefehes Erfüllung in Geiftes
Kraft mit Wundern und Thaten war angeboten. welche ihre Ohren
zufiopften. und nur darwider l-.ifierlem Diefe läfferten den heiligen
Geift im Verdienft Ehrifii in feiner herrlichen Offenbarung und an
gebotenen Gnade.
33. Darum follen wir die Schrift recht anfehen. und nicht
von einer fonderlichen Verfiockung fagen) indem Ehrifius fagte: Sie
wi en es nicht. was fie thunz es wußte es keiner. wer Ehrifius
war. bis in feinem Tode. da erkannten fie .ihn erft.
34. Ob nun hernaa) einer nach den Worten Ehrifii fagen
wollte: Ia) thue dieß und das. und weiß nicht. was ich thue. Gott
hat mich alfo verftockt. is) muß es thunz item. ich muß fiehlen,
lügen. auch wuchern. geizen und zürnen. und damit Hoffart treiben:
der fehe fich wohl an. was er ift. und ob er nicht ein Kind des
Teufels fei. weicher ihn rnit folcher Einbildung verfiocket habe. .So
ihn Gott alfo verfiockel hat. daß er es thun muß. fo ift das Gefeh
feiner Gerechtigkeit von ihm ab. und auch die Lehre 'des Evangeiii:
denn er thut. was er thun foll und muß. und kann unvermeidlich
anders nicht fein: welches alles wider das Gefeh der Gerechtigkeit
des Vaters. und wider das Gefeh des Sohnes in feinem Evan
gelio läuftz und er deffen keinen Beweis hat. damit er fich entfchul
dige. wenn ihn Gottes Wahrheit als einen Lügner in'die Hölle wirft.
deren Kind er im ergriffenen Zorn Gottes auch ift. als aus dem
Vater der Lüge geboren. wie Ehrifius vom Satan fagte Joh. 8. 44.
35. Mehr wirft die Vernunft ein: Ehriftus bat für Pe.
trum. daß fein Glaube nicht aufhöre. Luk." 2L. 32.'
warum auch nicht für die Andern. daß derer Glaube nicht aufhöre?
Alfo muß ja ein Fürfah fein. fagt die Vernunft.
- Z6. Erklärung: Wie abgemeldet worden. Petrus und die andern
Apofiel empfingen den Grund des Glaubens aus Ehrifii Stimme
vor der Erfüllung des Gefehesz ihr Glaube ruhete noch im Gefeize
des Vaters. als im Geifie der Gerechtigkeit Gottes. darum fagte
Ehrifius zu ihnen. er wollte ihnen einen andern Tröfier fenden,
nämlich den Geift der Wahrheit. der den Glauben aus Chrifti Ec
füllung und Tode. aus feiner Auferfkehung und Wiederbringung
nehmen würde. der würde bei ihnen bleiben. und fie in alle Wahr
heit leiten. und es von dem Seinem nehmen und ihnen in ihnen
verkündigen.
37. Der erfie Glaube ward ihnen aus dem Vater gegeben. da
er fie Ehrifto-zu feinen Iüngern gabz darinnen' lag noch Gottes
'e
1 F
-- 622 -
Gerechtigkeit im. Zorn. Diefen Glauben begehrte der Satan zu
fichten und zu durchdringen. ob er der fei. der ihm folle und
wolle fein Reich im Menfchen nehmen. und die Hölle zerfiören.
Welcher Glaube im Zorn Gottes. auf dem rechten Tefie der Pro
birung. im Feuer noch nicht beftehen konnte. darum bat der Name
Iefus für fie. daß doch diefer Grund. *darinnen fie hernaeh in dem
Glauben. der Liebe und Demuth follten Wunder thun. in ihnen
nicht aufhörte; fonft würden die Wunder alfo feurifch nicht fein
erfolget über Leben und Tod. als über Gottes Gerechtigkeit. welche
die Liebe im Blute Ehrifti überwand.
38. Den Andern aber war diefer Glaube noch nicht gegeben.
denn fie waren nicht Apoftel. fondern mußten warten auf die Ver
heißung. da ward ihnen der Gnadenglaube gegeben: und in dem
felben Gnadenglauben bittet Ehriftus auch für fie wie für Petrum.
daß ihr Glaube nicht aufhöre. wie gefchrieben fiehet: Er fißt zur
Rechten Gottes und vertritt uns. und bittet ohne Aufhören die Ge
rechtigkeit Gottes. mit unausfprecloliajem Seufzen für uns. in
uns felber. So wir doch die Schrift wollten einmal lernen fehen
und verftehen. und von dem unnühen Gefchwcihe ausgehen in den
Grund der Wahrheit.
39. So foll nun Niemand fagen. Chrifius bitte nicht für alle
Menfchen. wie er fürPetrum bat. daß ihr Glaube nicht aufhöre.
denn er ift das wirkliche Bitten. namlich das Gebet in uns felber:
was gaukeln wir denn lange mit folchen Einwürfen? welche wir
auf Begehren haben erklären follen. und meinen es treulich. denn
da Chrifius fagte: Vater. vergieb ihnen. fie wiffen nicht. was fie
thun. da bat er für alle. die ihn noch nicht kannten. und aber noch
würden kennen. lernen. -
40. Das aber eingeworfen wird: Judam ließ er verzagen! der
fiehe die Schrift an. was fie von Juda faget. Chrifius faget Joh.
17. 12.: Ich habe der keinen verloren. die du mir gegeben haft.
ohne das verlorne Kind. daß die Schrift erfüllet würde. die da faget:
Der mein Brot iffet. tritt mich mit Füßen. Pfal. 41. 10. Sie
heft du nicht. daß Chrifius ihn ein verloren Kind hieß. welcher fchon
vorhin eine Diftel war. welchen der Zorn in Gottes Gerechtigkeit
in fich geboren hatte zu feinem Leben.
41. Alfo mußte Judas. zu einer Figur und zum Verräther
Ehrifii. ein Apofiel genennet fein. anzudeuten. was für Leute unter
Ehrifti Lehrern künftig fein würden. als nämlich: fie würden das
Brot des Kelchs Ehrifii effen. unter dem Scheine großer Heiligkeit.
und würden doch nur Ehrifium in feinen Gliedern verrathen und
zum Tode helfen urtheilen; wie folches eine lange Zeit die Diener
der antichrifiifcljen Kirche in den Serien gethan haben und noch
auf heute thun. welche die wahren Ehrifien nur verachten. und fie
verleumden. und Ehriftum helfen kreuzigen und todten.
> 623 -*
42. Alfo fagte Ehrifius. daß dadurch die Schrift miiffe erfüllet
werden. welche von Ehrifio deutet. daß er fiets in feinen Gliedern
alfo verrathen und getödtet werden follte. auf daß Gottes Gerechtig
keit fiets auch in Ehrifii Gliedern bis an der Welt Ende erfiillet
werde. Alfo müffen* diefe Judasbrirder ein Werkzeug der Gerech
tigkeit Gottes im Zorne darzu fein. und müffen mit unter die Apo
fiel gezahlet werden. daß man ihnen glaubet. fie find Apofiel.
43. Sie müffen apofiolifchen Beruf von Menfchen haben.
und an Ehrifii Stelle fißen. und das Brot Ehrifti effen. auf daß
ja Ehrifius in feinem Proceß in feinen Gliedern immerdar verra
then werde. und der Proceß Ehrifti nicht aufhöre. bis er wieder
komme und feine Braut heimhole. Denn diefe Iudasbrüder dienen
auch Gotte in feiner ftrengen Gerechtigkeit. auf daß diefelbe fiets
im Blute Ehrifti in feinen Gliedern erfirlletnverdez denn der Gottlofe
ift Gott ein guter Geruch zum Tode. und der Heilige zum Leben.
44. Weil denn Gott ein zorniger und auch lieber Gott ifi. fo
mußte und muß noch allezeit die Figur in Ehrifii Amte neben eine
ander fiehen. auf daß eine die andere treibe. und in einander offen
bar werde. zum Lobe der Herrlichkeit Gottes. am Tage feiner Er
fcheinnng. '
F45. Es kann Niemand mit Grund fagen. daß Gott Iudarn
aus fonderlichem Willen und Fitrfah verfiockt habe. daß er fich nicht
hatte bekehren könnenz fondern die Gerechtigkeit Gottes im Zorne
hatte ihn ergriffen und in eine Difiel formirec und geboren. ehe er
ein Apofiel war. auch noch im Saamen. ehe die Seele geboren
ward als aus angeerbter Sünde. da Gott bis ins dritte und vierte
Glied ftrafer.
46. Alfo fiellte Gottes Gerechtigkeit mit Iuda eine Figur dar.
wie der Menfch zum Verdammniß des Todes in Gottes Gerechtig
keit fei-ergriffen worden. und wie diefe Gerechtigkeit Ehriftum zum
Tode offenbaren follte. daß er folle in der Gerechtigkeit fin das
Volk der Sünde fierben. und der Gerechtigkeit genugthun. Alfo
ftellete der Zorn feine eigene Figur mit dem Iuda neben Ehrifko.
in fein Amt. daß man erkennen follte. es ware Gottes Wille. daß
fein Zorn im Menfchen follte getilget werden. und blieb doch des
Zornes eigener Wille. in Gottes Gerechtigkeit in fich felber wohnend.
als ein Centrum zur Offenbarung Gottes. wie vorn vom Centro
ausgefiihret worden.
47. Daß aber einer fagen wollte: Was mag deß ein Kind in
Mutterleibe. daß es eine Diftel wird? Dem wird gefaget. daß es
der Wurzel (deffen die Diftel felber ift) Schuld ifi. wie Ehriftus
fagte Match. 7. 18.: Ein arger Baum kann nicht gute Früchte
bringen. Der Zorn Gottes will auch kreatitrlicly fein. aber folches
nicht aus Gottes Fiirfahe. fondern aus des Grimmes Fiirfaß der
ewigen Natur felberz welcher aber niäzc Gott. fondern Grimm. und
4
- 624
als eine Urfach des Feuers ifi. daraus das Licht offenbar wird.
Siehefl du allhie ltichts. fo rathe dir Gott!
48.' Daß man aber fagen wollte. Jude'. fei fein Verbrechen
leid gewefen; das ifi wohl wahr. Ifi es doch dem Teufel auch
leid. daß er nicht ein guter Engel fein kann. fondern ein Teufel;
und daß er folches nicht fein kann. fo verzaget er an der Gnade
Gottes. das ift feine ewige Hölle.
- 49. Alfo auch Judas; ihm war leid. daß er von Gottes
Gnade verftoßen war. aber der Gnade begehrte er nicht. denn der
Quell zum Gnadenbegehren war nicht in ihm. er war nicht aus
dem Glauben geboren. als aus dem verheißenen Saamen: und ob
er wohl aus derfelben Natur herkam. da der Glaube innen lag.
und auch das eingeleibte Wort im Abgründe der Seele hatte; fo
hatte aber feine Seele fchön eine Figur der Finfterniß. welche in
der Gnade ganz todt und gar untüchtig zum Leben war. Denn
obgleisn eine Difiel in Honig gefeßt würde. fo wüchfe doch nur eine
fette Difiel aus; diefen gehöret nicht die Gnade. denn Ehrifius fagte
feinen Iüngern: Nehmet hin und trinket. das ift mein Blut. das
für euch und für viele vergoffen wird; im Blute war die Tinctur:
die Sonne giebet ihre heilige Tinctur nicht der Difiel welaye
Difiel ein falfti) Leben gegen der Tinctur hat; fie giebet ihr wohl
Ens und Wefen. aber des Kleinods ifi die Difiel nicht fähig.
fie fährt *nur aus der Sonne eine Eigenfchaft nach ihr. wie fie
ihr dienet: alfo ift es auch allda zu verfiehen. St. Paulus faget:
Darum. daß ihr nicht unterfcheidet den Leib des Herrn. empfähet ihn
der Gottlofe zum Gerichte. wie die Difiel die Sonne. 1 Kot. 11. 29.
50. Item. es wird ferner in der Vernunft eingeworfen vom
Blinden. Joh. 9. 2. da die Jünger Chrifti fragten: Wer hat ge
fündiget. diefer oder feine Eltern? denen Ehriftus-zur Antwort gab:
Es haben weder feine Eltern. noch diefer gefündiget; fondern daß
die Werke Gottes offenbar würden.
51. Erklärung: Gott hat das Reich diefer Welt in Zeit.
Ziel'. Maaß und Gewicht eingefchloffen Sap. 11. 22.. und fiehen
die Werke Gottes in einer wirkenden Figur; wenn die Figur foll
offenbar werden. fo fiehet auch daffelbe da. darinnen und damit es
foll offenbar werden. *
52. Da Ehrifius in diefem gläubigen Bljndgebornen follte
offenbar werden vor feinem Leiden und Erfüllung des Gefeßes der
Natur: fo mußte ihn das Gefeh mit den Augen der Natur von
ehe tödten. auf daß ihm Ehrifius die Augen des Glaubens möchte
aufthun. welche Glaubensaugen hernach auch der Natur ihre Augen
durch die Gnade aufthun. und war* eine Figur. wie wir in Adam
an Gott blind worden waren und wie wir- in Ehrifio wieder fehend
würden. Denn diefem Blinden kam feine Blindheit nicht aus fon
derlicher angeerbter Sünde. denn er war ein Glaubensfaamen. in
- 625
welchem Ehrifius mit feiner Annehmung der Menfchheit war rege
worden, darinnen er auch an ihn glaubte; aber dieß innerliche
Glaubensfehen aus Ehrifio galt noeh nicht, er follte erfi durä)
rnenfchlime Stimme fehend werden.
53. Denn als Ieius Menich ward, da ward das Menfäiliche
in Gottes Sehen geboren* aber das Gefeh Gottes hielt dieß Seven
in den armen Sundern noch gefangen, bis unfere Augen aus feinem
Tode, aus des Geielzes Erfüllung fahen. Darum da diefer in Glau
bensfaamen in Mutterleibe, durch Ehrifii Eingehung und Offenba
rung in der Menlrhheit, fehend worden war: fo tbdtete die Natur
fein Sehen, daß er nicht mußte mit dem Glauben durch das Liäzt
der Natur fehen: denn es war Gottes Gereehiigkeit im Gefeße der
Natur noch nicht genug gefehehen.
54. Alfo mußte diefer blind geboren werden- auf daß das gött
liäze Auge im Glauben ihn fehend macht» durch das Einlprechen
des heiligen Namens Jefu: daß die Herrlichkeit Gottes offenbar
wurde. und foll man nicht fagen, daß diefer Blinde durch einen
fonderlichen Fiirlah blind fei geboren worden, fondern er war einer
aus der Wurzel des Glaubensfaamens, welchen Glauben der Name
Iefus (als Gottes Licht in der Liebe) fehend machen follte; ec
war einer* im Uhrwerke Ehrifii, zu "einem Proceß von Gott dem
Vater Ehrifio gegeben, qlejchwje die Pharifäer im Uhrwerfe des Ge
feßes der Gerechtigkeit Gottes auch mit zum Proceß Ehrifii kamen.
55. Jtem„ es wird auch der Spruch Match* 24, 24. in der
Vernunft eingeworfem damit fie will erhaltem Gott wolle„ daß die
Menfchen verführet und verdammet wiirden, da Ehrifius fpricht:
Es werden falfche-Ehrifii und falfche Propheten auf.
fiehen, daß in Irrthum, fo es möglich wäre, auch die
Auserwählte-n verführet würden.
56. Erklärung. Diefer Text faget, fie werden auffiehen; er
faget aber nicht, daß fie von, Gott gefandt feien„ viel weniger aus
57. dem
Ehcificw So alle
follten diefe falfche
Gewalt gegebenPropheten aus demund
war im Himmel Fiirfaß Gottes p
auf Erden.

ZorneG als aus dern Eifer der Gerechtigkeit entftehen, und der fal
fchen Maulehrifien Herz fichtenl welche fich Ehcifien nennen: diefe
follten durch diefen verbieterten Geift Gottes Zorns aus dem Procefi
Ehrifii gefichtet werdem daß fie glaubten den Geiftern der Liege,
die-weil fie fich Ehrifien nennen und aber Ehrifius nicht in ihnen
ift, fondern fie Kinder des Zornes find; fo [ollten fie ihre Bild der
Greece( und falfiben Deutelei darfiellen, auf daß ihnen die Kinder
des falfche-n Namens Ehrifii, mit Ehrifii Purpurmantel bedeckh an.
hingem und fiä) die wahren Ehrifien von ihnenabfond erten. auf daß -
erkannt wurde, wer Ehrifius fei; und auch durch die falfchen Pro.
pheten der Proceß Ehrifih mit Verrathem Tödeen und Leiden offenbar,
17. 40
*-626 -
und immerdar Chriftus von den Pharifciern und Heiden. um ihres
falfchen Got-tosdienftes willen. getödtet wurde.
58. Denn Gottes Gerechtigkeit fodert die Kirche Ehrifii im
Blute. und fiellet immerdar eine Urfach mit falfchen Propheten und
Ehrifien dar. welche falfche Propheten mit den Heiden. als Tyran
nen. ohne Unterlaß Ehriftumin feinen Gliedern tödten und der
Gerechtigkeit Gottes aufopferit. dadurch Gottes Zorn in den wahren
Ehrifien getödtet wird.
59. Wenn man diefelben falfhen Propheten iho will kennen.
wer die find. fo fehe man nur diefe an. welche ihnen aus _den Buch
fiaben Meinungen zufammengefaßt haben. und etwan ftattliche Po
fiillen voller Schmähkarten und Knitteln des Zorns Gottes gefeht.
da eine Sekte die andre mit in die Augen fchlaget und für falfch
ausfchreiet. und leben doch diefelben Schreier einer wie der andre.
und felt-reiben nur zu ihren Ehren. daß fie wollen fiir hochgelehrte
Leute gefehen fein. auf welche alle Welt fehen foll. daß fie Chriftus
find. und find aber nur der Titel- und Maul- Chriftus. ohne die
Gnade; leben auch ganz außer Ehri-fii Proceß in eitel Geliifien des
Fleifches. und dichten täglich mehr. wie fie mögen Ränke erdenken
eines neuen Ordens und Gottesdienftes. darunter fie einen gleißenden
Schein bekommen. und man fie defio bas ehret. und mit Reichthum
zur Vauazfiille ihres Gottes Maitfim des Bauchs. begabet.
60. Diefe haben nicht Ehrifti Geifi in ihnen. find auch nicht
Apoftel Chrifii. fondern alle mit einander nur falfche Propheten.
welche aus dem Buwftaben. ohne Wiffen. deuten; denn was fie
fagen. das wiffen und glauben fie felber nicht. und find eben die
reißenden Wölfe. von denen Chriftus fagte. fie haben nicht Ehrifii
Wiffen in ihnen. und wriffagen auch.
61. Aber von denen. welche in Chrifio find. fagte er: es fei
nicht möglich. daß fie mögen verführet werdenz das find nun diefe.
in welchen Chriftus ifi Menfch worden. die find nach dem innern
Grunde in Chrifio im Himmel in Gott. und hören Ehriftum in
ihnen reden. denn fie hören nur Gottes Wort und nicht die fal
fchen Propheten. Wenn man diefelben falfehen Propheten ißo in
allen Sekten follte ausgäten. fo wiirde die apofiolifche Schaar klein
werden. welche fich Apoftel nennen.
62. Darum foll man mit nithten fagen. daß Gott darum ver
hänge. daß folche falfche Propheten kommen. daß er den Menfchen
(welche fonfi möchten zur Seligkeit kommen) die Seligkeit nicht
gönnen wollte. wie .die Vernunft alfo irret. daß ihm Gott einen
Haufen zur Seligkeit geordnet habe. und den andern zur Verdamm
nißz und das wolle Gott haben. darum fende er ihnen kräftigen Irr
*ihn-11. daß fie nur fallen follen. daß er möge feinen Zorn an ihnen
beweifen. e: -
*- -627 -_
63. Ihr lieben Brüder. die ihr mit toten-m Wahn defiürzet
feid. wir rathen euch das: lehrer nis)t Wahn. feid deffen vonehe
in Chrifti Geifie in eus) aus dem Grunde verfichert. ihr 'werdet
fonft in Gottes Gerechtigkeit mit in der falfchen Propheten Zahl
ergriffen! Habt ihr nicht die Thüre Chrifti in eurer Seele offen.
daß ihr möget im Geifie Chrifti aus-und eingehen. und wahre ge
wiffe Weide für die Schaafe finden. daß ihr fie möget in Ehrifii
Grafe weiden: fo laffet es nur bleiben.
64. Eure Schulenkunfi. da ihr einander mit Worten der Ver
,nunft fchlaget und überwindet. und hernas) fols)e Vernunftüber
windung für Chrifti Wahrheit fs)reibet und lehret. das gilt euci)
nichts vor Gott. denn Ehriftus hieß diefe Diebe und Mörder. welche
außer feinem Geifie und Wiffen zu einer andern Thüre (als näm
licl) durch Vernunftfwlüffe) ohne Chrifti Wiffen und Willen ein
fiiegen. Seid ihr nicht mit Chrifti Geift gewappnet. fo ziehet nicht
in den Krieg wider einen fol*s)en mächtigen Feind. den Teufel. und
wider Gottes Gerechtigkeit im Zorne. ihr werdet .inmitten-Vek'
nunftfrifiüffen. ohne das Blut Ehrifii in euch. allda“ nichts erhalten.
fondern ihr werdet nur in Gottes fireng-er Gerechtigkeit' iii-euren
Vernunftfmlüffen gefangen und zu falfs)en Propheien' im Zorne
Gottes erwcihlet. .
65. Denn keiner ift ein Prophet. er fei denn' in dem großen
» Uhrwerk göttlicher Ordnung im ausgefproclnnen Wort. im Ziel_ der
felben Zeit. aus Gottes Gerecl)tigkeit geboren. da der heilige Geift
Gottes. durch daffelbe Ziel. in göttlicher Ordnung redet. Er muß
ein Ziel fein in dem Uhrwerk im Mpfterio Magna. dursrwelches
der Geift Gottes auf ein ander Ziel der Offenbarung deutet. Wie
denn die Propheten folche waren. und noch heute find. welihe im
Ziel des großen Uhrwerks. in der" Gnadenverfehung in Ehrifio Jefu
fiehen. da uns Gott in Ehrifio Jefu vor der Welt Grund dei-fehen
(als gefehen) hat. Er muß in Gottes Gerechtigkeit mit feinem pro
phetifchen Geifie inne fiehen. und eben in dem Ziel. da Gott hat
den Namen feiner Liebe in die Gerechtigkeit einverfehen. auf daß
er aus dem Grunde des Gefeßes der Gerechtigkeit Gottes' Fürfahes.
und dann *auch aus dem Grunde der fürgefehten Gnade “geboren fei
daß er möge Gefeb. *als Gottes Gerechtigkeit. und aus) Evangelium.
als Gottes Liebe und des Gefehes Erfüllung lehren.
66. Diefer ift ein rechter Prophet. und kein anderer. denn er
ift das Ziel eines Reichs im Mhfierio Magno. dadurch und daraus
die Ordnung der Reiche auf Erden urftänden; er ift deffelben Reichs
Mund: weil er aber lehren muß. wie daß Gottes Gerechtigkeit im
Zorne mit der Gnade getbdtet werden foll. und daß die Gnade von
ehe dem-Zorne fich ganz _einergeben müffe in die Töbtung der Ge
rechtigkeit; fo wird er aus) im Proceß Ehrifii derfelben Gerechtigkeit
Gottes von den falfchen Propheten und Pharifeiern mitgeopfert: denn
40*
-628 -
das foll und muß fein. auf daß fein Ziel auch im Blut Chrifii
hindurch durch den Zorn gefühl-et werde. und das Ziel der GereQ
keit in die Gnade gefeht werde. darum müffen die Propheten Ehrifii
Märtyrer werden. _
' 67. Diefes merket wohl. alle. die ihr wollet lehren. und meiner.
ihr feid darzu berufen: fehet euren Beruf in euch wohl an. ob ihr
auch von Gott in feinem Uhrwerk in Chrifio berufen feid? Ob euch
Chrifius in euch mit feiner Stimme hat berufen? Wo nicht. fo
feid ihr anders nichts als nur falfche Propheten. die da ungefendet
laufen. und nicht zur Thüre Ehrifii in den Schaaffkali gehen.
68. Daß ihr euch auf Menfchenruf fieurec. das gilt wohl vor
Menfchen. und Gott läßt ihm das auch gefallen. was Menfmen
thun. wenn es in feiner Ordnung gefchieht. fonderlich wenn ihr euch
aus Menfchenruf in Gottes Ruf einergebet. und auch denket. wie
ihr des göttlichen Rufs in eurem Menfchenrufe fähig werden wollet.
Wo das nicht ift. und ihr nur im Meufchenrufe in eigenem Willen
bleibet. fo filzt ihr auf dem Stuhle der Peftilenz. und feid Phari
fäer und falfche Propheten. Und wenn eurer gleich viel Hundert
taufend wären. fo macht das Amt euch nicht zu Propheten und
Hirten Chrifii. ihr gehet denn durch Chrifli lebendige Thür ein.
Und ob diefes wohl dem Pharifcio nicht fchmecken wird. fo ifi doch
die Zeit geboren und das Ziel vorhanden., daß es foll offenbar
werden. und davor hilft keine Menfcheirlifi mehr. Weh dem Volk. das
diefes verachtet. es wird in Gottes Gerechtigkeit im Eifer gefreffen
werden!
69. Item. die Vernunft wirft auch den *Propheten Ionam
ein. zu ihrem Beweis. daß Gott' die Menfthen zum Böfen und
Guten. als zu feinem Fürfah zwinge. wie er Ionam zwang. daß er
mußte gen Ninive gehen. Jona -1.
70. Erklärung, Höre. Vernunft. irre dich nicht. Gottes Geifi
läßt fin) nicht von der Vernunft richten. Jonas war ein Prophet.
geboren aus dem Ziel des Bundes. und ftund in Chrifti Figur.
wie Ehrifius dem Zerne Gottes im Rachen des großen Wallfifches
göttlicher Gerechtigkeit (diefelbe zu erfüllen) eingeworfen werden follte;
wie er in das Meer des Todes eingehen follte. und wie ihn der Zorn
Gottes (welchen er in demfelben Wallfifwe des Todes überwand)
wieder lebendig und ledig aus fich ausgehen laffen follte. wie Jonas
au' dem Bauche des Wallfifäxes.
71. Er war eine Figur Ehrifti. und aus dem Ziel des großen
Uhrwerks. aus Myfierio Magno. aus beiden Fürfäßen Gottes. als aus
feiner Gnade und aus feiner Gereänigkeit geboren. und zur Figur.
als zu einem Spiel des Geiffes Gottes dargefiellet. da der Geifi in
diefer Figur auf Chrifium fahe und deutete. wie nämlich die Menfch
heit Chriffi. als unfere angenommene Menfchheit. vor Ninive. als
.vor der Gefahr des Lebens. fich entfehen würde: wie denn Chrifius
-- 629 -
fagte. als ihr die Zeit da war. _daß er follte gen Ninive. als in Gottes
Zorn eingehen: Vater. ift es möglich. fo gehe diefer Kelch von mir!
Luk. 22. 42. Item. er verbarg fich öfters vor den Pharifäern. als
den Niniviten. wie Jonas vor Ninive. _ .
* 72. Auch deutet diefe Figur an. daß. wenn wir arme Ioniten
dem Volke die Strafe und Gerichte Gottes anfagen follen. und
unfer Leben unter fie um der Wahrheit willen wagen müffen. wie
man Ausflüwte fucht. und fich auf das Meer der Welt begiebet.
unter die fetten Tage. und fleucht von Gottes Befehl.- fchweiget fiille.
aus Furch vor den Niniviten: alsdann kommt der Wallfifcl) Gottes
Zornes. und fchlingt die Propheten in feinen Mund. .
73. Daß aber Jonas mit Gewalt hinzu getrieben ward. deutet
an. daß der Fürfah Gottes des Vaters in Ehrifio follte und mußte
befiehen: daß. obgleich Adam von Gottes Gehorfam fich abgewandt
in die Bildlichkeit diefer Welt (dardurch der Menfrh dem großen
Wallfifche. dem Tode übergeben ward. noch follte Gottes Fürfaß
belieben. und Adam in Ehrifto aus dem Bauche des Todes aufftehen.
74. Das ift die Figur mit Jona. ihr lieben Brüder. und
nicht euer Fürfah und Zwang zum Böfen und Guten. Es ift
»Chrifti Figur. darum laffet ab von folchen Schlüffen. und läfiert
nicht den heiligen Geift in feinen Wundern in der Figur Chrifti.
mit Andeuten irciger Meinung. oder ihr werdet mic euren Schlüffen
in das Meer Gottes Zorns geworfen werden. follen und wollen wir
euch in Liebe brüderlich warnen.

Das 13. Kapitel.


Summarifoher Schluß aller diefer Fragen.

Die Vernunft führer auch endlich den Spruch Chrifti ein.


Joh. 17. 6. da er faget: Vater. ich habe deinen Namen
offenbaret den Menfchen. die du mir von der Welt
gegeben hafi. Damit will fie beweifen. daß Ehriftus feinen Na
men Niemanden offenbare. der Vater gebe ihn denn ihm zuvorhin
aus *feinem Fürfahe. ob er wolle. oder nicht,
2. Erklärung. O du gar jämmerlich verblendete Vernunft.
wie bi| du fo blind! Weißeft du. was des Vaters Geben iii? Es
ift das Centrum in der Seele. als des Vaters Willen in der Scienz
der ewigen Gerechtigkeit. da die Scienz entweder mit Begierde des
Greuels. oder mit göttlicher Liebe der Gnade beladen wird. dahin
630
giebet fie das fprechende Wort in Gottes Gerechtigkeit; entweder in
eine Wurzel einer Diftel. _oder in eine Wurzel des Glaubens
faamens. Der Wurzel im Glaudensfaamen wird Ehriftus offenbar.
denn es ift Ehrifti Wurzel. daraus ein Ehrift in Ehrifio geboren
wird: denen oder diefen Ehriftenmenfmen hat Chrifius von der
Welt her fiel) immerdar offenbaret und ihnen Gottes Namen gegeben.
denn er felber ift Gottes Name.
3. Diefer Text ift nicht zu verftehen. als wenn Gott vor dem
Anfange der Welt "einen Schluß' gemacht hätte. und den Schluß in
eine gewiffe Ordnung und Zwang gefeßr. wie viel er ihm geben
wollte. und welche; und darüber könnte nicht gef>)ritten werden. wie
es die gefangene Vernunft alfo verfiehet. Nein. nein. der Baum
Ehrifii ift unmeßlich. Gottes Gnade und auch feine Gerechtigkeit
im Feuer find unmeßlich alle beide, Denn hätte Gott ein Ziel
in Liebe und Zorn gefeht. fo fiünde daffelbe in einer Meßlimkeit in
'einem Anfange. alfo müßte man auch denken. daß es ein Ende
nehmen würde. Nein. nein. der Baum der Erkenntniß Gutes und
Böfes -ftehet in dem ewigen Grunde. da keine Zeit noch Ziel innen
ift. Gottes Gnade in Ehrifto_ ift unmeßlich und von Ewigkeit. alfo
auch das Reich der Natur im Mhfterio Magno. daraus die fen'
rifrhe Scienz aus dem Willen des Ungrutides fiel) offenbaret hat.
Wie Chrifius den Menfann (als _der Wurzel des Glaubensfaamens)
vom Anfange der Welt Gottes Namen offi-nbaret hat: alfo auch
bis ans Ende der Welt; denn alfo fagte er auch zu feinen Jüngern.
als fie ihn vom Ende *der Welt fragten: Wie der Bliß aufgehet.
und f>)eint bis zum Niedergang. alfo follte auch fein die Zukunft
des Menfchen Sohns. "Matth, 24. 27. Wie die Sonne den
ganzen Tag allen Dingen fich einergiebet und auf fie fcl)einer. und
in alle Dinge fici) eindränget." es fei gut oder böfe: alfo auch die
göttlime Sonne Chrifius. als das wahre Licht der Welt.
4. Ehriftus entzeumt fill) Niemanden mit feinemLicht der
Gnade. er rufet fie alle und fcheinet mit feiner Stimme in fie. gar
keinen ausgenommen; aber fie hören und fehen ihn nicht alle. denn
fie find nicht von Gott. Die Scienz des ungründlichen Willens
des Vaters in der feelifchen Kreatur hat fich in fremde Bildlichkeit
zu einer Difiel der Schlange eingeführt-t. diefe fiehet und höret nichts.
wenn Gottes Gerechtigkeit in ihr fpricht: thue recht. oder ici) will
dich tödten. denn dieß und das ift Sünde; thue es nicht. oder du
wirft von Gott verftvßen. -
5. Wenn diefes die Seele in ihr höret. fo kommt der Teufel
in feinem Schlangenbilde und fpricht in die Scienz: Harte noch im
Fleifclje in *diefer *und jener Luft. als in Geiz. Hoff-art. Neid. Zorn.
Hure-rei. Völlerrei. Spötterei. es ift noch wohl Zeit. daß du Buße
an deinem Ende thueft. Sammle dir vonehe einen großen Schuß.
daß du der Wut nicht mehr bedarfßt alsdann tritt in ein fromm'.
- 631
Leben. fo kannfi du einfam' leben ohne der Welt Spott. und ber
darffi ihrer nicht.
6. Alfo wird ein Tag und Jahr auf das andre gefeßt. bis an
die Stunde des Todes. alsdann will man auch ein Gnadenkind
und felig fein. da man doch die ganze Zeit in der Schlange gefieckt
hat; da foll denn der Priefier mit Gottes Leichnam kommen. und
die neue Engelsgeburt mitbringen. da fie mancher Priefter felber
nicht hat. und eben auch an dem Orte zu Gafie ifi. ,
7. Diefe. weil fie in der Schlange fiecken. find Ehrifio nicht
gegeben. fondern dem Zorn Gottes; der Zorn Gottes laffet fie nicht
los. die Scienz der Seele_ wende _fich denn in ihr zu der Gnade.;
und fo das gefchieht. fo ifi es das Geben. denn die göttliche Sonne
fcheinet alsbald in die iiillfiehende Scienz. und zündet fich an; und
das Anzünden ift nun der Name Gottes. welchen Ehriftus der
Seele giebet.. davon fie anhebt in Ehrifio zu fchöpfen., und Buße
der Vergebung zu wirken; namlich wenn fie anhebt von der Ein.
bildung der Falfchheit fiille zu fiehen.,
8. Denn man fpriwt: Nicht mehr thun. ift die größte Buße;
das gefrhieht. wenn der Grund der Seele anhebet fiille zu fein von
der Einbildung. und gehet in ihren Abgrund. welches fie zu thun
Macht hat. fie fei denn fchon eine Diftel. fo lauft und wachft fie
ans Ende der Zeit: jedoch in kein Gericht von außen über fie. als
nur ihr eigen Gericht. weil fie im Leben diefer Welt ift. bis zur
Erndtezeitz aber fchwer ifis. fo der innere und auch der äußere
Grund der äußern Eonfiellation falfch ift. die laufen gemeiniglici)
bis ans Ende alfo. alsdann kommt nur Iudasbuße. und hilft fie
das .Kiheln mit 'dem Leiden Ehrifii wenig. wenn nimt Ens, des
Glaubens da ift.
9. Die Pracht mi! den herrlichen Begrabniffen des, todten
Thieres ift nur des Teufels Spott. daß er fie damit fpottet: denn
die zugerechnete Gnade gilt nicht von außen. daß wir mit auswen
digen Gnadenworten losgefprochen werden. wie ein Herr oder Fürfi
einem Mörder das Leben aus Gnaden fchenktz nein. nein. es muß
die zugerechnete Gnade Ehrifti- in uns“. in dem inwendigen Grunde
der Seele. offenbar und unfer Leben werden.
10. Man foll die Buße nicht aus Ende fparen. denn ein alter
Baum -wurzelt übel; ift Ehriftus nicht in der Seele. fo ift keine
Gnade oder Vergebung der Sünden: denn Ehrifius felber ift die
Vergebung der Sünden. welcher die eingeführten Greuel in Gottes
Zorne. in der Seele. mit feinem, Blute in uns transmutiret. und
in das göttliche Feuer verwandelrz wie er zu den Pharifaern bei
dem gichtbrürhigen Men-fchen fagte. als er fprach: Deine Sünden
find dir vergebenz das gefchahx da er Ehrifii Stimme in feiner
Seele fing. da vergab ihm das lebendige Wort in ihm feine
Sünde. das ift., er überwaltigte die Sünden. und trat der-Sszlange
- 632
eingeführten Greueln mit dem Feuer der Liebe auf den Kopf
ihres Willens. ' *
Z1. So kann nun Niemand die Sünde vergeben als Ehrifius
r.“ 7te: chen; wo Ehriftus im Menfchen lebt. da ift die Abfolution;
.zei-i da Ebrifius fagte: Nehmet hin den heiligen Geift. weläzen ihr
bi. Si-nden erlaffet. denen find fie erlaffen; und welchen ihr fie
behalte*: denen find fie behalten: das gehet auf die wahren Apofiel
ni*: 19k. rechten Nachfolger. welche den heiligen Geifi aus Ehrifio
-*,.-.a..1-!-n haben. und welche felber in Ehrifto leben und find. und
*Kr- t-“t- *Fitimme in fich haben; diefe haben Maäzt in die hungerige
Se.. zufprechen das lebendige Wort Ehrifii. das in ihnen wohnet.
urn- leer andern keiner nicht; fie heißen und gleißen gleich wie fie
weint. fo müffen fie Ehrifii Apoftel fein. wollen fie fein Amt
.e-*.'.*.l:.*!*. fonft find fie nur Pharifäer und Wölfe.
i3. Auch fo muß die Seele ihren hungerigen Mund gegen
kei!! iriin *prechen aufthun. fonft gehet das Wort in fie nicht ein;
ni.» 2*. e nn nicht in alle ging. wenn Chriftus felber vredigte und
.ext-nu :ndern nur in die hungerigen und dürfiigen Seelen. von
.ort-hen 'Zhrifkus' fagte: Selig find. die da hungern und dürften nach
"e, “Z-'e htigkeit. denn fie follen fatt werden.. verftehet mit der Fülle
Nine-F -Üirilrtes. *
13. Denn nicht bei Menfrkien ftehet das Sündenvergeben.
fondern in Gewalt des Worts Ehrifii. das im Menfrhen wohnet;
nicht des Menfchen Sprechen pergiebet die Sünde. fondern Gottes
Spreazen im Menfchenwort. Das gehet nun nicht in die falfche
Difiel. fondern in die Seele. wo der Glaubensfaame im Schall der
Bewegniß lieget. und wo die Seele von der Bildung der Schlangen
begierde fiille fiehet.
14. Darum verlaßt euch nicht auf Menfehen. fie können euch
die Sünde nicht vergeben und die Gnade geben; ihr hungert denn
und dürfiet felber nach der Gerechtigkeit. Die Buße fparen (oder
die Abfolution) bis an das Ende. das ift eine Judasbuße; es gilt
nicht nur tröfien. fondern neugeboren werden.
15. Alfo. ihr lieben Brüder. habe ich auf angeregte Punkte
kürzlich aus dem Grunde antworten wollen. und ift dieß meine Mei
nung: daß der Schrift Sprüche alle wahr find. aber die eigene
Vernunft irret. und verftehet diefelben außer Ehrifto nicht. Der
Apofiel faget: Wir haben nicht einen knechtifwen Geift empfangen.
daß wir uns aber-mal fürchten dürfen. fondern einen kindlichen Geift.
der da fchreiet Abba. lieber Vater. Röm. 8. 15. Oiicht der Welt
oder des Fleiiches Sinn haben wir empfangen in der verheißenen
Gnade. fondern den kindlichen Sinn Ehrifii. der uns frei gemathet
hat von dem Gefeße der Sünde. Darum foll ein jeder gefinnet fein
wie Iefus E-hriftus. der einige Menfm in Gnaden. fagt der Apoliel.
Philip..2. 5. und wer diefen Sinn nicht hat. der vernirnmt nicht.
_533..
was des Geifies Gottes ift, es ifi ihm eine Thorheit- und begreifet
es nicht. 1 Korinth. 2„ l4. *
16. Ob wir nun in diefer fcharfen Ausführung Manchem
ftumm fein möäeten und ein Anftoß oder Aergerniß, indem er fagen
wolle» wir brauchten fremde ungewöhnliche Reden in unferm Grunde:
fo fagen wir mit Wahrheit *vor Gottes Augen. daß wir es anders
(als es uns in Ehrifii Sinn ift gegeben worden) zu geben nicht
haben. Wer aus Ehrifio ift, der wird es wohl verfiehen, den an
dern Spöttern und Klüglingene welche die Vernunft zum Meifier
haben, denen haben wir nichts gefchrieben.
17. Wir vermahnen aber unfere lieben Brüder in Ehrifioy
folchen Tractat mit Geduld durchzufehen und zu lefen„ denn fein
Name heißt Je länger je lieber; ie mehr gefucht. je mehr ge
funden. Weil Ehrifius uns felber heißet [nchen, anklopfen und
bitten, und uns die Verheißung gethan. daß wir follen empfahen
und finden: io follen wir nicht in Sünden wollen fiille fiehen,
und auf das wartenl bis uns die Gnade Gottes ieberfalle und
zwingez auch gar nimt denken, daß Gottes Geifi aus Böfem Gutes
ma>)en wollte, als nur den armen Sündem welcher noch nicht
gar eine Difiel ifi, denfelben fiberfällt er freilich manchmal in feinen
Sünden und zeucht ihn davon ab: läßt er fich nun ziehen, fo i|
es gutz will er aber gar nicht, fondern tritt wieder in die Schlange,
und kreuziget Ehriftum, der [affect den heiligen Geift. von dem die
Schrift faget, er habe keine Vergebung ewiglich. Hebr. 6e 6. 7.
Kap. 10i 26.
18. Es ift kein Menfä). welcher fagen darf, er fei nicht etwan
etliäzemal gezogen worden„ font-erlich in feinen Gedanken; auch der
Gottlofe alfo. Ehrifius fcheinet allen Völkern, einem wie dem
andern„ dem einen in feinem geoffenbarten Namen, dem andern
Volke _aber in einem Namen des einigen Gottes: er zeurht fie
alle; und wegen feines Zuges und der Wiffenheit, welche in ihre
Herzen gefchrieben find, daß fie wiffew daß ein Gott fei, welchen fie
ehren follen. und fie das nicht 'bum fo werden fie gerichtet werden.
19. Wie viel mehr aber werden wir gerimtet werden, die wir
uns Ehrifien nennen„ und das wahre Wiffen habenl halten aber
die Wahrheit auf„ und verwandeln fie in Lügen, um einer gefaßten
Meinung willenl die wir uns einmal eingebildet und bei der Welt
damit. bekannt gemacht haben? und ob wir hernach gleich an das
Licht geführet werden, fo gönnen wir uns der Ehre mehr als Gott
und wollen das Licht mit fremder Deutelei verbergem befchmudeln
und zudecken, auf daß der Menfchen Wahn als ein Abgott in
Ehrifii Stelle fiße: wie es denn vielmal alfo gehen und Babel ganz
darinnen fiehet- daß Mancher nicht nachläßt feine einmal bekannte
Meinung zu vertheidlgen, und follte er die ganze Schrift bei den
Haaren herzuziehen.
_ (zZ; ..
20. Liebe* Herrn und Brüder. laffet uns Chrifio die Ehre geben.
und uns unter einander freundlich. mit züchtigen Werten und Unter
weifung' begegnen! Thue einer dem andermfeine; Gaben im britderlichen
Willen darz denn es findmanGerleiErkenntniß und .Ausiegungenz fo fie
nur-aus dem Sinne Ehrifii gehen. fo fiehen- fie-alle in Einem, Grunde.
21. Wir -follen uns wegen der ungleichen Gabennicha verfgl
gen. fondern vielmehr in der Liebe unter 'einander erfreuen. daß Gottes
Weiheit fo unausfmöpflich- ift; und denken- auf“ das Künftige. wi.
uns fo wohl gefchehen foll. wenn. alle diefe Wiffenheit wird 'aus Einer
und in Einer Seele offenbar werdene daß-iwie alle. Gottes Gaben
erkennen. und unfere Freude an einander: .haben werden. .und fich _
Jeder des Andern Gabe erfreuen -wird..:wie„die-.fchönen Blumen in
ihren unterfchiedlichen Farben und Tugendenauf der :Erde .neben
einander in EineirMuttrr fich erfreuen:: alfo. Faust, ifi- unfere_:-Aufer
ftehung und Wiederkunft. ' :7-2-*7- -- '- 5-7 .. ,
22. Was wollen wir denn allhiezankenkum 'eine Wiffenheit
der Gabe? Jn Chrifio liegen alle Scheiße: der :Weisheit: wenn wir
den haben.. fo .haben wir alles z verlieren-noir aber wen. fo haben
wir alles verloren. und auch uns felber. " ' - .:_
23. Der einigeGrund unferer Religion ift. -daßtoik Ehriftum
in uns liedenxund uns» unter :einander: lieben wie uns -Chriftus gg...
liebet hat. daß er hat fein Leben fiir uns in Tod gegeben: welHe
Liebe in uns nichtoffenbar wird. es werde denn-Chriftus in uns
Menfch geboren und "ofienbam der giebet uns fein-Liebe. daß *wir
uns in ihm lieben. wie er uns lieber; denn er giebetßimferet Seele
fein Fleifch und Blu-t immerdar zu effen und zu trinken:: undwelche
“Seele diefes nicht iffet und trinket. die. hat kein göttlich Leben in
ihr. Joh. 6. 54. ' * " * .
- 24. Darum vermahne ich den liebhabenden Lefer. ob ihm in
diefem Tractat etwas zu fcharffinnig fei; er wollte Gott die Ehre
geben. beten und dieß recht lefen. Es lieget alles. was die Sonne
defeheinet und der Himmel begreift. fowohl die Hölle und alle Tiefen
.im Menfchenz er ift ein unansfclyöpflictzer Quellbrunz er mag diefe-n
hohen Grund. den uns Gott (als einem einfciltigen 'Menfthen) gegeben
hat. mit der Weile gänzlich und gar wohl begreifen und ergreifen.
25. Allein vor Schmcihen wollen wir ihn. als lieb ihm Seele
und Ewigkeit ifi. gewarnet habenz denn er wird uns nicht erich-ren.
fondern den grimmen Zorn Gottes in ihm felber. Mich aber. der ich
zu diefemWerke verurfacht gewefen bin. kann er wohl rühren. denn
ich 'fiehe ohne fein Riihren in Chrifii Banden. Jch will ihn aber
in Liebe vermahnet haben. fich als einen Bruder in .Chrifio zu er
zeigen: und wo er es in göttlichen Gaben vermag. eine noch heitere
Erklärung zu machen: fo ich alsdann diefelbe fehen werde. fo will
'ich mich in feiner Gabe erfreuen. und dem Höchften danken. det
uns allerlei Gaben fo reichlich unter einander gieb-et. Amen.
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