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Der Wehrftand.

Sein Werth„ feine Gefchiihte. fein Recht.

Anhang:

einige Soldatenlieder.

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Zwickau.
Eigentbum des V ein' zur Verbreitung guter und wohl
ler Volksfchriftcn.
1862.
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.8*

Vorwort.

Indem ich Euch. meine lieben Mitbürger - denn Jhr


Alle. vom Civil und Militär. feid Bürger eines Lan
des. habt Alle ein Vaterland. wie einen Gott - diefes
Büchelchen übergebet habe ich nur einen Wunfch: daß
Ihr Euch gegenfeitig achten. lieben und helfen lernen
daß Jhr einfehen mögen daß kein Stand der bevorzugte
fei. daß aber jeder Stand feine Sonnenfeiten habe. in
denen fich zu wärmen man ihm gönnen möge. nnd daß
diefe wohl die kleinen Nachtfeiten aufroiegen dürften. vor
denen ängftliche. befangene Geniüther fchaudern. - Suche
man nur mit klarem. hellem Auget mit reinem Geifte
den höhern Standpunkt jedes Standes auf. und man
wird die Mühen. die jeder Stand hat. nur als die irdi
fchen Beigaben jedes edlen Zweckes. als die Formen des
Höhern erkennen.
So betrachte ich den Wehrfiand fo fcbcieb ich meinen.
..Wehrftand" und fo nehmt meinen ..Wehrfiand" auf.
Geh' eng verbunden Hand ln Hand
Rue jeder Mann. nur jeder Sjand
Feft [einen Weg. den ihn fein Gott gefandt.
Für Zürft und Vaterland!

Dresden. am 16. Januar 1861.


Des Wehrftandes
Werth. Wefrhieljte und Recht.

Jeder geordnete Staat hat feine verfchiedenen Stände.


Sie find die Räder. des großen Staatsuhrwerks. Greifen
fie in den ihnen von Gott und den Gefexzen angewiefenen
Bahnen treu und recht in einander. fo wird die Mafchine
gut gehen; und geht diefe gut. dann ift des Staatsbür
gers - fei er hoch oder niedrig -- äußeres Glück be
gründen oder doch ermöglichet.
Ein Jeder tbue feine Vflight. -- -
- , Thu' recht. fteh' feft und wanke nicht.
Man hat vielerlei Eintheilungen der Stände. Die
einfachfte und natürlichfie ift die in den Nährftand.
Lehrftand und Wehrfiand. Wer zu einem diefer drei
Stände gerechnet wird. daß die. welche durch Erwerb.
beftehe diefer nun im Handel. Gewerbe. Ackerbau. Fabrik
betrieb oder fonft. ihren Lebensunterhalt beziehent den
Nährftand; - daß dagegen die. welche durch Unter
weifung. Unterricht und Bildung in Kirche. Sihulq Hör
faal nühlich werdcn. den Lehrftand; - fo wie daß Sol
daten den Webrftand bilden. weiß Jedermann. Scherz
weife. aber auch nur fcherzweife. fügt man bisweilen einen
Zehrftand hinzn. oder die Summe aller der Menfchen.
welche keinem der drei Stände angehören. und doch leben.
genießen und unter den Menfchen das find. was die
Drohnen unter den Bienen. und außerdem auch noch
einen Mehrftand. oder die Leute. welche leben. um nur
zu mehren. um nur Scheiße zu fammeln. die, Roft und
1
7'
-2-
Motten freffen. hinzu. - Daß diefe beiden leptern Stände
keine Stände des göttlichen Menlchenreichs find. leuchtet
ein. Sie find höchfi unbedeutende Mädchen und Zäckchen
im großen Uhrwerk; ja fie ftören dies felbfi nur zu oft.
Aber Nähw. Lehr- und Wehrftand. das find die golde
nen Räder der göttlichen Mafchinm das find die treuen
fleißigen Arbeitsbienen; das find die Werk- und Nüfi
zeuge Gottes. Und da ift denn auch einer fo gut. fo
ebrenvoll. fo freudvoll und fo fchwer. als der andere.
Keiner darf fich über den andern erheben. und keiner über
den andern erhoben werden. Der brave gemeine Soldat
gilt da daffelbe. was der gelehrte Bildner unfrer Jugend.
was der große Kaufherr. oder ,der wackere Handwer
ker' gilt.
Wo Jeder fteh'. wirkt er für's große Vaterland.
Wo Jeder ftch'. fteht er in Gottes Vaterbnnd. g
Groß oder klein. - nur treu in feiner' Pflichten Kreis!
Groß oder llein, - ihm winkt dereinfi derfelbe Preis.
Diefes Büchelchen aber -- und das fagt'Euch der
einfache Titel - bewegt fich nur in dem Wehrfiand.
Seinen Werth. feine Gefchichte. feine Thaten.
feine Gefeße find es. welche ich in kurzen Umriffen und
mit fchlichten Worten fchildern will.

x B

1.
Des Wehrfiandes Werth. i
Da ich nicht für Gelehrte vom Farbe. da ich für
meine lieben fchlichten Brüder in Stadt und auf dem
Lande fchreibß will ich diefen Abfchnitt mit einer einfa
chen Erzählung aus meinem Leben einlejten- deren ich
leicht - denn ich bin alt. habe. glaube ich. das Meine
redlichgethan. und nach vielen Erlebniffen mich zur Ruhe
gefeßt. um durch Wort und Belehrung meine leßte Auf
gabe u erfüllen - mehrere gebemkönnte.
?Zch war- viele -Jahre öffentlicher Beamte. und hatte
mit den jährlich wiederkehrenden -Zlushebungen der jungen
Mannfchaften zur Ergänzung des» gewöhnlichen Abgangs
- t
- 3 ._
bei der Armee. den fogenannte-n Reerutirungem-zu:-thuiß
dabei aber auch vielfache Gelegenheit. 'die Klagen. 'Be
fchwerden. den Jammer. das Herzleid der Väter und
Mütter anzuhören und die Thränen derer. derenxSöhne
ausgehoben wurden. zu fehen. Es war wohl oft ein
fchwerer Kampf des Herzens mit dem Kopfe. .des:Gefühls
mit der Pflicht; aber er mußte ansgekämpft werden. Ich
habe. das fagt mir mein Gewiffen. nie rothes. kaltes
Fifchblut gehabt; ich habe die Leiden meiner Mitbrüder
gefühlt und ihnen abzuhelfen gefucht. wo es meine fchwa-k:
chen Kräfte geftatteten. Abenalle -Thränen konnte ich
nicht trocknen. alle Klagen nicht ftillen. Jch mußte Vä
tern und Müttern ihre Söhne nehmen laffen; ich mußte. '
den Ruf des Vaterlandes und des Gefeßes höher achten
als elterliche Zärtlichkeit. als augenblickliche Kurzfich
tigkeit der edelften Liebe; - und ich habe es. Gott fei
Dank, nie bereut. . '
Da nahm einft die Recrutirungsconimiffion einem
recht braven. noch rüftigen Handwerkerl Vater von zwei
: Söhnen. den jüngern inn Soldaten. Der ältere ftu
dirte. Der jüngere So Z n war es nun allerdings alleinl
der den Vater bei feiner fchweren Profeffionunterftüßtez.
daher denn auch der arme Mann weinend mich um Rath
und Hilfe anflehte. weil. wie er meinte, wenn er diefen
Sohn einbüße. er feine Vrofeffion fofort aufgeben und
bei Mangel Vermögens. feine Familie. noch aus Frau
und dem Studenten beftehend. nicht ernähren könne. und
zum Bettler herabfinken müffe. Das klang im erften.
Augenblicke fo fchauerlich. als wahr. fand fich aber bei
ruhigem Ueberlegenl da der Mann ein gefunder. ftarker
Mann war. und durch Gefellen fein gutes Handwerk
leicht fortbetreiben konnte. doch'nicht fo fchlimm. Ich
tröfiete den Verzweifelnden. fo gut ich konnte; aber meine
Worte. meine Ermahnungen waren fo fruchtlvs. als. was.
ich ihm gleich vorherfagte. meine Verwendung bei dert
Necrutirungsbehörde. Die Herren. die in diefer Bezie
hung fchvn manche derartige Erfahrungen gemacht haben
mochtenl fühlten wohl heraus. daß der zeitweilige Mangel
eines jungen Menfchen in folchen Verhältniffen nicht
das. Glück einer Familie anf immer untergräbt.
.-.4 Der junge. hübfche Mann ward undblieb Soldat.“
1 -tc
-4-
Die kurzfiGtigen Eltern hatten einen Bitiern auf mich;
fie grüßten mia) nicht. Jch war und blieb freundlich und
gefällig. Nach einem halben Jahre fingen fie an. mich
zu grüßen. nach einem Jahre. als der fchmucke Soldat
auf Urlaub daheim war. grüßten fie freundlich. nach zwei
Jahren waren fie die Alten, und nach drei Jahren feg
neten fie den Weg der Vorfehung. Und als erfi nach
überftandenen acht Dienfijahren der Sohn als Eorporal
munter und mit einem hübfchen Grade von Bildung heim
kehrte. da war der Sohn der Eltern Stolz und Freude.
Das Gefchäft des Vaters war mit einem tüchtigen Ge
fellen fortgegangen. Der Sohn trat mit erlangter Welt
und Menfchenkenntniß ein; und fo hob fich Arbeit und
Verdienfi zufehends. .
Jch fagte oben. das fei nur ein Beifpiel meiner in
diefem Fache gemachten Erfahrungen. und das ift voll
kommen begründet. Jch könnte viele. fehr viele Beifpiele
ähnlicher Erfahrungen mittheilen. welche fämmtlich den
Saß beweiien. daß. fo hart oft im erften Augenbliife die
Aushebung eines jungen Mannes zum Militär für die
Familie ift. Zeit. Uniftand und Ueberzeugnng fehr bald
diefen Alp vom Mutterherzen wälzen. -
Unverkennbar ift es. daß die Dienftzeit des Soldaten
eine Bildungsfchule für ihn ift. Genaue Eintheilung der
Zeit. ftrenge Pünktlichkeit. Ordnung. Sauberkeit. Gehor
fam. Höflichkeit. Achtung vor Gefeß und Vorgefeßten -
lauter Eigenfchaften. die den Werth des Menfchen und
Staatsbürgers bedeutend erhöhen. - das find die Früchte.
die der Soldat nach überftandener Dienftzeit mit in die
Heimath bringt. wo man den treu Gedienten. Anftelligen
und Anftändigen. Gewandten. Feften und Rechtlichen gern
ein Amt und Aemtchen giebt. So erndtet er. der mit
Ehre gedient. Ehre unter feinen Mitbürgern; und der
rohe Diamant. als der er einfi das Vaterhaus verließ
kehrt gefchliffen und geachtet in's Vaterhaus und in die
Gemeinde zurück.
Das dankt der Wehrmann der nnerläßlichen Manns
' zucht feines Standes. fireng und mild geübt von verftein
digen Vorgefeßten. die diefelbe Schule bereits durchge
machh und die Leiden und Freuden des Wehrfiandes ge
noffen haben; dies dankt er den Belehrungen diefer Vor
..5
Mfeßten und den verfchiedenen Bildungsanftalten. den
ilitärfchulen feiner Garnifon. dem Umgange mit bey
ftändigenund gebildeten Leuten. dem täglichen Beifpiele
achtharer Männer. - kurz feinem Wehrftande. ,
So fteigt der Werth des Wehrmannes„ während er
feinem Vaterlande dient. von Jahr zu-Jahr. - Und diefer
Dienft ift leicht und ehrenvoll.
Leicht ift er in Friedenszeiten; denn das Exerziren
und Schildwachtftehen ift. da es nur einige Stunden des
Tages wegnimmt. oft nicht fo fchwer. als manche Arbeit
manchen jungen Mannes daheim. Der Sohn des Land
mannes muß in Wind und Wetter. bei Kälte und Hiße
in Haus. Feld. Wiefe und Wald befchwerlichere. ja oft
gefährlichere Arbeitenl bei geringer Koft und oft unfreund
icher Behandlung. verrichten. als er als Soldatibei ge
funder. regelmäßiger Koft. bei guter Bekleidung. in den
wenigen Dienfiflunden des Tages nöthig hat. Der Dienfi
des Sohnes der Armen unter fremden Leuten. für deren
Gewinn er im Schweiße feines Angefichts arbeiten muß,
und wofür er nur dürftig belohnt wird. ifi zehnmal fau
rer. als der Dienft des Soldaten. Die Arbeit des jun
gen Handwerkers. eines Gefellen. eines Fabrikarbeiters.
wie lauer. bei wenig Lohn und magerer Koft. wie ge
fährlich und gefundheitfchädlich ift fie oft, wie mnß der
Arme in feiner Werkfiatt hocken und der fchönen Luft ent
behren; während der rüftige-Wehrmann in regelmäßig
eingerichteten und zweckmäßig gewählten Tagesftunden mit
Körper und Geift - denn aufgepaßtmuß bei dem klein
ften Exercitium werden - bei feinem Dienfte tft. Die
übrige ihm zu Gebot ftehende Zeit füllt der Soldat aber
rnit Reinigen feiner Monturfiücke. feines Dienftgewehres.
mit Ordnen feiner Sachen. mit Lernen-und geiftigen Ar
beiten. kurz mit Dingen aus. die leicht. bequem und bil
-dend find.
- Dabei wird für fein körperliches Wohl dnrch nahr
hafte Koft (oder doch durch gebotene billige Gelegenheit
dazu). durch weckmäßige Kleidung. durch angemeffene
Körperbildung ?Turnen und Fechtübungen) und durch die
forgfamfte ärztliche Hilfe geforgt. wie er dies Alles kaum
im Elternhaufe vereint finden und in vielen Fällen ganz
entbehrt. - ,
-(3
* Aber in .Kriegszeitenl - Nun ja. da wird des Sol
daten Beruf fchwerer; da tritt ihm. abgefehen von den
Strapazen des Marfcbes. Gefahr und Tod nahe. -- Aber
nicht jede Kugel trifft. Die Sache fieht oft fcblirnmer
aus. wie fie ift. Davon find Taufende von Veteranen
Zeugen. davon hat ja faft jede Familie ein Beifpiel auf
zuweifen. - Und mag ich auch nicht dem Glauben der
Türken in feinem ganzen Umfange huldigen und an eine
unbedingte blinde Schickfalsbeftimmung. welche leicht ver
ftandlofe Tollkühnheit und wahnfinnige Todesverachtung
erzeugt. theilen; fo ift es doch eine unumftößliche Wahr
heit unferer Religion. daß Gott im Himmel unfre Schick-,
fale. und zwar eben fo weife wie veiterlich. lenket. und
daß er. ..ohne den kein Sperling vom Dache fällt". den
Einen auf langem Siechbette. den Andern rafch in der
Blüthe der Jahre. den Dritten ruhig im hohen Alter.
den Vierten vom Unglück d Unfall überrafcht von hin
nen gehen läßt. wie es fern unerforfchlicher. aber immer
weifer Rathfchluß beftimmt hat. Jbm müffen wir ver
trauen. ihm uns ergeben. ob Wehrmann. Nährmann
'oder Lehrmann. Schön fingt der ..Vater Gleim". oder.
wie er fich auch felbft nennt. der ..alte Grenadier":
Wir müffen Alle fort von hier
An einen andern Ort;
Der Tod. der klopft an jede Thür. -
Wir müffen Alle fort.
Da hilft kein Bitten und kein Fleh'n.
Kein Alter und kein Stand;
Das Veft' ift. daß wir willig geb'n.
An unfers Führers Hand. .
Der fiirbt am Fieber. der an Gicht.
An Schwindfucht der und der. -
..Willkommen. Tod!" das hört man nichtz
Jfi doch nichts kläglicher!
..Sierbt. alle Menfchen!" [ft Gebot.
In aller Welt bekannt! -
Ich wußte keinen fcbönern Tod.
Als den für's Vaterland.
Gerade in Kriegszeiten fteigt der Werth des Soldaten.
Wohl mag es zwar ein bischen übermüthiger Sol
datenftolz fein. wenn der Küraffier in dem bekannten Rei
terliede in Wallenftein's Lager fingt:
..7.:
..Jm Felde. da i| der Mann noch was wettb
Da wird das Herz ihm gewogenz"
aber wahr ift es. wenn er hinzufeßt:
..Da tritt kein Undrer für ihn ein,
Auf fich felber fteht er da ganz allein"; - ,
und -muthig und felbftvertrauend rief der begeifterte ju
gendliche Sänger. Theodor Körner. im Jahre 1813
das Deutfche Volk zum Kampf gegen den Fränkifchen
Unterdrücker in dem fchönen Gedichte auf. deffen erfte
und leßte Strophe gewiß aus der Seele jedes von Va
terlandsliebe glühenden Soldaten genommen tft:
..Frifch aufl. mein Volkl die Flammenzeichen rauchen.
Hell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht.
Du follft den Stahl in Feindes Herzen tauchen;
Frifch auf. mein Volk. die Flammenzeichen rauchen;
Die Saat ifi reif. ihr Schnitter zaubert nicht!
Das hhchfte Heil. das leßte. liegt im- Schwerdtel
Drück' dir den Speer in's treue Herz hinein:
Der Freiheit eine Griffe! - Wafch" die Erde
Dein Deuifches Land mit deinem Blute rein!
Der Himmel hilft. die Hölle muß uns weichen!
Drauf. wackres Volk! Drauf! ruft die Freiheit. drauf!
Hoch fchlägt dein Herz* boch wachfen deine Eichen.
Was kümmern dich die Hügel deiner Leichen?
Hoch pflanze da die Freiheitsfahne auf! _
Doch ftebft du dann. mein Volk.. bekränzt vom Glücke.
Jn deiner Vorzeit heil'gem Siegerglanzz
Vergiß die treuen Todien nicht. und fchmucke
Auch unf're Urne mit dem Eichenkranz!
Das ifr der Glanzpunkt des Soldaten. das der Troft
des wackeren Kämpfers. ..Durch. Brüder. durch!" rief
derfelbe herrliche Dichter. der felbft den ehrenvollen Sol
datentod -- am 26. Auguft 1813 - fand.
..Durch. Brüder. durch! Dies werde
Das Wort in Kampf und Schmerz; -
Gemeines will zur Erde. -
Nur Edles himmelivärtst
Soll uns der Sumpf dermodern? -
Was gilt da Weltenbrand? -
Drum laßt den Bliß nur lodern:
Durch! - Dort ift's Vaterland!"
. Da gilt kein Za'gen. keine Furchh kein kaltes Ueber
legen. wo es das Heiiigfie gilt. Daher- fagt der alte
Ungar-Held Zriny in dem Körner'fchen Trauerfpiele:
.-8-
..Bas fofl's mit diefen Tbränen. alter Held? -
t - Das Vaterland will deinen Arm; dein Her d
und dein Gefühl darfft du nicht fragen laffen."
Leicht und hoffnungsreich mache fich der Soldat den
Abfchied von den Seinen. wie ihn ..Vater Gleim" fingt:
Leb wohl. du braves. gutes Weib!
Weil's doch nicht anders ift.
Als Gott es haben will. und bleib.
Was du gewefen blfk:
Mein Auge. meine rechte Hand.
Mein Troft in aller Notb!
Jch denk' an dich. an's Vaterlandz
Und denk' an keinen Tod.
Ich denk' an dich auf jedem Schritt.
O du mein Hab und Gut!
Ich nehme dich im Herzen mit.
Und habe guten Muth.
Zurück bring' ich. von Liebe voll.
Ruhm und gefunden Leib!
Das ift mein Abfchied; -- Lebe wohl.
Du bravcs- liebes Weib. .
Arndt aber. deffen Tod kürzlich er| ganz Deutf -
land beklagte. beantwortet in feinem Liede: „Der fefte
Manntß die Frage: ..Wer ift ein Mann?" in folgenden
fchönen Strophen:
Dies ifi der MannF der ftreiten kann
Für Weib und liebes Kind'.
Der kalten Bruft fehlt Kraft und Lufl,
Und ihre That wird Wind.
Dies ift der Mann. der fireiten kann
Für Freiheit. Pflicht und Recht;
Dem frommen .Muth däucht Afies gut
Es geht ihm nimmer fchlecht.
Dies ift der Mann. der ftreiien kann
zur Gott und Vaterland;
r läßt nicht ab bis an das Grab
Mit Herz und Mund und Hand.
So. Deutfcher Mannt fo. freier Mann.
Mit Gott dem Herrn zum Krieg!
Denn Gott allein mag Helfer fein;
Von Gott kommt Glück und Sieg.
Der beforgten Mutter fage ich aber auch noch. daß
heut zu Tage Kriege felten und meifi kurz find. Die
....9-
Fürften kennen und fchäßen den Segen des riedens und
das Wohl ihrer Völker eben fo gut. wie die e felbft. und
jedenfalls zu hoch. als daß fie fo leichtl wie einft. in den
Krieg ziehen und Menfchenglück und Menfchenleben auf
das Spiel feßen. Selten. fehr felten find jeßt die kriegs
und fehdeluftigen hohen Kriegsherren; und nur die Nach
kommen übermüthiger Feldherren find es noch. deren
Schwerdt und Sporen nicht raften könnent und die. wenn
Lift und Verfchlageuheit nicht zum Ziele führen. fiolz und
frevelnd das blutige Schwerdt in die Wagfchale und kalt
den blutigen Würfel auf das Schlachtfeld werfen. Gott
Lob. folche falfche Spieler zählt unfer glückliches Deutfch
land nicht auf feinen Thronen. Unfre Fürften find
klug. befonnen und väterlich. Sie fuchen den Krieg fo
wenig. als fie ihn. wo es die Ehre Deutfchlands gilt.
meiden.
Freilich kehrt ohne Krieg der Soldat nicht mit dem
Siegerkranz zu den Seinen zurück. Diefen aber genügt
es fchon. wenn des Vaterlandes Söhne nach frnchtrel
cher. mehrjähriger. tüchtiger Lebensfchule
..gefchmückt'init grünen Reifern
heimiehr'n zu ihren Häufern". -
wenn der .Friedensheld hier als ..gemachter Mann" auf
tritt. wenn fein Werth in Hans und Gemeinde geftiegen
ift. wenn ein ehrenvoller Abfchied - ein Papier. auf
welches der Soldat bekanntlich bis an das Ende feiner
Tage fiolz ift -. oder wohl gar eine Medaille auf der
Herzfeite das untadelhafte und ehrenhafte Leben bezeichnen.
Ein Beweis des geftiegenen Werthes eines folchen
Mannes ift es. daß_man. wie in) fchvn erwähnte. fo ge
diente und fo gefchulte anftellige und zuverläffige Leute
gern in Dienft nimmt. fie gern in Gemeindeämter feßt.
und ihnen gern den Vorzug vor den Hanshockern ein
räumt. Ja in Preußen verwendete man noch vor einigen
Jahren vorzugsweife ehrenvoll gediente und ehrenvoll
verabfchiedete Soldaten bei Bcfeizung der Volksfchulleh
rerfiellen. was wohl zu Förderung des Gehorfams. der
Pünktlichkeit und Ordnung recht gut. fonft aber doch wohl
nicht- ganz zu empfehlen fein mag. fchon weil es nur
meift alternde Kräfte in die Kreife der Jugend verfeßt.
auch in weiterer Confequeuz und zuleßt jeder pädagogi
._10-

fchen Vorbildung zum Lehrerberufe den Todesfioß droht.


Jmmer ift jedoch jene Preußifche Einrichtung. deren der
maii es Fortbeftehen mir unbekannt ifi. ein Beweisdes
mit einer Dienftzeit gefteigerten Werthes des Soldaten.
Hat der Mann nun vollends als Stellvertreter, wo
von weiter unten ehandelt werden wird. eine doppelte.
drei- oder gar vier?alhe Dienftzeit zurückgelegt. kehrt er
mit einem Vermögen von einigen hundert Thalern Stell
vertretungsgeldern als Corporal. Feldwebel. Feuerwerker.
oder gar mit den Epaulettes heim! dann fteigt fein Ge
wiän. wie fein Anfehen. dann fegnen die inzwifchen alt
ewordenen Eltern die Fügungen des Himmels. die ihnen
früher unglückverheißend erfchienen. -
. Und wie viele Hunderte von Beifpielen. 'daß der
Sohn eines armen Landmannes. eines armen Bürgers.
eines armen Beamten vom gemeinen Soldaten zu den
höchfien Ehrenftellen aufgerückt. könnte ich Euch aus dee
alten, wie aus der neuen Gefchichte erzählen. Jin über
müthigen Soldatendünkel fagt fogar ein Franzöfifchet
Liedchen: - l
..Der erfie König war ein glüekliiher Krieger". -
was gewiß in fo weit wenigftens wahr ift. daß glückliche
muthwolle Krieger in dem Urzuftande der Völker fich
leicht an die Spiße ihres Stammes gefchwungen haben;
- und Napoleon lq jener glückliche Soldat. das ächte
Soldatenvorbild. behauptete. den Beweis aus feinem ei'
genen und feiner Getreuen Leben nebmend: ..Jeder Sol
dat trage den Marfchallsftab in feinem Tornifter bei
fich". was fo viel heißen folk: ..Jeder Soldat kann Mar
fchall werden". aber natürlich. wenn er es. darnach macht.
, Freilich gehören dazu ftets Kriegszeiten; daher wie
folche Beifpiele befonders in den neueren Kriegen der Fran
zofen finden. von denen ich hier nur einige geben will.
Bekannt ift es. daß Buonaparte. geb. 1769 auf
der Jule( Eorfika. feine Bahn als armer Cadet- in dee
'Mili-tärfcbule zu Briennes begann; 1785 wurde er Offi
eier. 1793 Divifionsgeneral. 1799 erfter Conful. 180l
als „Napoleon l." Kaifer von Frankreich. Einer feinet
beften. aber gerade nicht treueften Officiere. -
--11 ...

Bernadotte. geb. 17'64. Sohn eines Adpokaten.


wurde 1789 Officier. 1795 Divifionsgenerah '1806 Fiirft
von Ponie-Corvo. 1810 Kronprinz und '1818 König
von Schweden. '- '
Augereau. geb. 1757. Sohn eines Parifer Obft
händler-s; diente lange als Gemeiner (unter Anderm in
dem Sächfifchen nachmaligen Regimente Prinz) Maximi
lian). feit 1792 bei den Franzofen. wurde 17 4 Briga
de-. 1796 Divifionsgeneral. 1804 Marfchall.
Kellermann. geb. 1735. war 1752 noch gemei
ner Hufart wurde im 7jähriqen Kriege Lieutenant. 1791
General. 1803 Marfchall. 1808 Herzog von Valmy.
Moreau. geb. 1763. Sohn eines Advokaten. wurde
1787 erft Soldat. 1792 Eapitän. 1793 Brigade-. 1794
; Divifions eneral. und würdet als Einer der größten Fran
zöfifchen eerführer. in Frankreich jedenfalls eine noch
weit größere Rolle gefpielt haben. wenn er. ein politi
H fcher Gegner Napoleons. fein Schickfal von dem feines
Kriegsherrn nicht getrennt hätte.
Pichegrü. geb.176i. Klofterfchüler. Lehrer-der
Mathematik zu Brienne. gemeiner. Soldat. 1792 Briga
de-. 1793 Divifionsgeneral. verließ Napoleon. warf fich
, den Bourbonen in die Arme. wurde aber entdeckt und
verhaftet und erhing ,fich in feinem Gefängniffe ant 5.
April 1804.
hannes. geb. 1771. gemeiner Soldat. dann Ser
geantmajor. wurde. von Napoleon bald erkannt. 1796
zu feinem Adjutanten .erhoben und fehr ausgezeichnet.
804 Reichsniarfchall. glücklich in vielen Schlachten und
wegen feines Sieges bei Montebello im Venetianifchen
am 9. Juni 1805 Herzog von Montebello. focht in Spa
nien mit Auszeichnung und fiarb. tödtlich verwundet.
a1'30. Mai 1809. nach der Schlacht von Aspern -
21. und 22. deffelbcn Monats. -
Joubert. geb zu Pont de -Laux 1769. Student
der Rechte. trat 1789 in die Franzöfifche Nationalgarde.
1791 als Grenadier in die Linie. war fchon 1795 Bri
gadegeneral. bald darauf Divifionsgeneral. 1799 Cvin
mandant von Paris. übernahm das Commando der Ar
mee in Jtalient fiel aber am 15. Augnft-i799 in der
-12-
Schlacht bei Novi. als er eben mit Glück eine weichende
Colonne durch fein muthiges Beifpiel zum erneuten An
griff brachte. Mit ibm' aber ging auch. troß der Anftren
gungen der Franzofen. die Schlacht für diefe verloren.
Maffena. geb. 1758 in Nizza. urfprünglich Kauf
mannslehrling. machte zuerfi zwei Seereifen. trat 1772
in Franzöfifche Dienfte. nahm. weil er es nur bis zum
Unterofficier bringen konnte. 1789 feinen Abfchied. in der
Revolution aber auch wieder Dienfte. war 1792 Adju
tantmajor. 1793 Brigade 1. gleich darauf Divifionsgene
ral. wurde wegen feines Sieges über die Oeftreicher bei
Rivoli (17. Juni 1797) Herzo von Rivoli. 1804 Mar
fchall von rankreich. nach der Schlacht bei Eßliugen und
Aspern (2 . und 22. Mai 1809) Fürft von Eßlingen
und ftarb 1817.
Hoche. geb. 1768. Stalljunge im Königl. Marftall
zu Verfailles. trat im 18. Jahre in das Militär und
widmete fich dabei den Studien. ward 1792 Lieutenant.
nicht lange darauf Brigade-. dann Divifionsgeneral. war
ein eben fo tüchtiger Feldherr. als braver Mann. ftarb
am 15. Sept. 1797. auf Anftiften des Directoriums zu
Paris vergiftet. zu Weßlar. Jn Verfailles wurde ihm
eine eherne Statue gefeßt.
Oudinot. geb. 1767. Sohn eines Kaufmanns
und zu demfelben Stande beftimmt. trat aus Neigung
1783 in das Militär. war in der Revolution 1791 Ba
taillonschef. 1794 Brigadegeneral. 1799 Divifionsgene
ral. wurde in den Grafenftand erhoben. erhielt vom Staate
für 1 Million Franken Güter gefchenkt. wurde nach. der
Schlacht von Wagram (5. und 6. Juli 1809) Herzog
von Reggio. unter den Bourbonen Kriegsminifter und
1839 Großkanzler der Ehrenlegion.
Jourdan. geb. 1762. Sohn eines Chirurg zu
Limoges. 1778 gemeiner Soldat. 1791 Bataillon ef.
1793 Brigade- und Divifionsgeneral. 1804 Marfchall
nnd Graf. ftarb 1833 in hohen Ehren als Gouverneur
des Jnvaliden-Hofpitals zu Yaris.
Murat. geb. 1767 zu Baftide-Frontonniere bei
Cahors. Sohn eines Gaftwirthes. deffen Hausknecht er
machte. ging. als er fein Geld verfpielt hatte. unter die
Soldaten. verließ in der Revolution die Königlichen
-13....

Truppen. wurde bei der Revolutionsarmee bald Brigade


chef . 1796 Buonaparte's Adjutant in Jtalien. in dem
Aegyptifchen Feldzuge '1799 Divifionsgeneral. 1800 Schwa
ger Buonaparte's. 1804 Marfchall. 1805 Prinz und
Großadmiral. 1806 Großherzog von Berg. 1808 unter
dem Namen „Joachim Napoleon" König von Neapel.
knüpfte gleich nach der Schlacht von Leipzig von Neapel
aus Unterhandlungen mit Oeftreich an. fchloß am 11.
iJanuar 1814 einen Allianzvertrag mit'diefem. dem er
' 30.000 Mann zu fiellen verfprach. focht jeßt gegen feinen
Wohlthäter und Schwager. wechfelte aber. als Napoleon
: 1815 plötzlich aus feiner Verbannung von Elba zurück
- kehrte. abermals die Farbe. fchloß fich diefem wieder au.
i wurde von hier aber vom Unglücke verfolgt. feines un
,rechtmäßig erworbenen Königreichs beraubt. felbft von
, Napoleon verlaffen. irrte lange flüchtig umher. bis er
endlich von dem Volke des Neapolitantfchen Städtchens
Pizzo. das davon von dem König Ferdinand lil. den
i Beinamen ..die Allertreuefte" und Abgabenfreiheit erhielt.
:gefangen genommen und nach kurzem Kriegsgericht in
einem Saale des Schloffes zu Pizzo von 12 Soldaten
erfchoffen wurde. Denn-och feßte man ihm zu Cahors
: fpäter ein Denkmal. - Murats alter Lehrer. Chaboif
fiere. prophezeihete ihm als Jüngling. er werde' nichts
werden. als eiii ..Taugenichts" Wahr und nicht wahr.
Ueberall aber ein Commödiant.
Catinat. geh. 1637 zu Paris. ftudirte die Rechte.
ward gemeiner Soldat. wohnte den Niederländifchen Feld
H zügen von 1667 bis 1675 bei. war 1690 bereits Gene- '
' rallieutenant und erfocht am 18. Auguft bei Staffaro
einen glänzenden Sieg über den Herzog Victor Amadeus
, von Savoyen. ward 1693 Marfchalh hatte aber fpäter
gegen den Prinz Eugen in Italien und in den Nieder
, landen Pech.
Veffisres. geb. 1768. gemeiner Gardift im 23.
i Jahre. war fchon 1792 Hauptmann bei den reitenden
' Jägern. wurde 1796 Commandant der Guiden (einer
fehr bevorzugten Leibwache Buonaparte's). 1799 Briga
de -. bald darauf Divifionsgeneral. 1803 Marfchall. war
faft ftets Befehlshaber der Kaifergarde und wohnte den
meiften Schlachten feines Herrn bei. der ihn 1811 zum
14.
F

Her o Mai
am z2.g von 1813
Zfirientödtete
erhob.ihn Ju .der-Schlacht bei W
eine-Kanonenkugel. *
Junot. geb. 1771. Sohn armer Landleute. fin.
dirte die Rechtswiffenfchaft. wurde 1792 Grenadier. 1796
Officier und Adjutant bei Buonaparte. 1804 Divifions.
general. eine Zeit lang Gefandter in Liffabon. erhielt .für
feine Eroberung Portugals den Titel eines Herzogs von ,
Abrantes. 181 General-Gouverneur von Jllyr'ien. ver
fiel. in Folge der in Rußland ansgei'tandenen Kälte. in
Wahnfinn. ftürzte fich. kaum in die Wohnung feines Va
ters zu Montbard eingetreten. ausdem Fenfier. brach
den Schenkel und ftarb an der Amputation. Man rühmt
feine Kaltblütigkeit und Ruhe. Bei der Belagerung von
Toulou 1791. der er noch als Sergeant beiwohnte. die
tirte ihm Buonaparte in einer Batterie eine Ordre. Eine ,
in die Batterie fchlagende Bombe überfchüttete ihn dabei
mit Sand und Erde. Ruhig hielt er die beendigte Ör
dre in der Hand und wendete fich gelaffen mit den Worten
u Buonaparte: ..Nun. da brauche ich keinen Streu
.fand/t Diefes gelungene Wißwort foll ihm das Offi
cierpatent eingetragen haben.
Victor. geb. 1766. 1781 gemeiner Artillerift. wurde
1793 Brigade-.1797 Divifionsgeneral. 1802 Gcfandter
in Kopenhagen. nach der Schlacht bei Friedland 1807
Marfchall. 1814 nahm ihm. wegen eines-angeblichen
Berfäumniffes. Napoleon das Commando des 2. Corps.
Da erbot fich der Gekränkte. als gemeiner Grenadier in ,
die Garde zu treten. Das rührte den Kaifer. der ihm
fiatt deffen den Oberbefehl über 2 Dioifiouen der jungen
Garde ertheilte. 1815 fchlug fich Victor zu den -Bour.
bouen. wurde 1821 Kriegsminifter. dann Gefandter in
Wien und ftarb 1841. “
Das waren einige Beifpiele aus der neueren Fran
zöfifchen Kriegsgefchiclne. Aber. auch Deutfchland und
Rußland hat Helden aufzuweifen. welche fich durch (Heiß
und Muth von unten herauf bis zu den höchften Ehren.
ftellen des Soldateuftandes einen-glänzenden Weg bahn
ten. Hier nur Einige davon: -
S ch a r u h o r ft. - der geiftrcithe patriotifche Schöpfer
desBrenßifWcn.Heerwefens. einer der RetterVrenßgeus
nnd:Deuticblands von Franzöfifcher terdtückuna. . geb*
1756 zu Hämelfee im Hannöverfchen. ohn eines Bauern,
foll-te in die Fußtapfen feines Vaters treten. hatte aber
eine unüberwindliche Neigung zum Soldateufia'nde. kan.
da die Vermögensumftän e feines Vaters durch einen ge
wonnenen Proceß fich gebeffert. 1771 auf die Kriegs
fchule zu Wilhelmsftein. trat 1777 als Fähndrich in die
Hannöverfche Artillerie. 1780 als Lehrer in die Kriegs
fchule zu Hannover. 1801 in Preußifche Dienfte. wurde
1804 Oberfi. 1807 General. war von da bis 1813
Kriegsminifter. wurde am 2. Mai 1813 bei Großgörfchen
am Fuße verwundet. beachtete in feinem patriotifchen
Feuereifer die Wunde nicht und ftarb auf der Rückreife
von Wien zu feinem Könige am 28. Juni 1813 zu' Prag.
Scharnhorft war unftreitig der gelehrtefte. thätigfie und
praktifchfte General. dem Preußen und Deutfchland un
endlich viel zu danken hat. Darum ehrte ihn auch fein
König. indem er deffen Standbild auf dem Schloßplaße
zu Berlin aufftellte.
Hoße. ein Oefireichifcher General. geb. in Zürich.
Student der Theologie. wurde von Württembergifchen
Werbern angeworben. trat dann in Preußifche. von da
in Ruffifche Dienfte. wurde hier Major. vom Kaifer Jo
feph ll. aber vcranlaßt. Oeftreichifche Dienfte zu nehmen,
1791 Oberft eines Oefireichifchen Kuiraffierregiments.
1793 Generalmajor. 1797 Feldmarfchalllieutenant und
fiel in dem Treffen bei Zürich am 25. Sept..1799. '
Suworoff. geb. 1729. trat als Gemeiner 1746
in die Ruffifche Garde. wurde im 7jährigen Kriege
Obriftlieutenant. war 1768 Brigadecommandeur. 1770
Generalmajor. 1774 Generallieutenant. 1789 Reichsgraf
mit dem Beinamen Riminik. von feinem Siege am Rim
nikfluffe (in dem 1811 fein Sohn. Ruffifcber General
lieutenant. ertrank) und ftarb am 18. Mai 1800 nach
großen. feinem Vaterlande geleifteten Thaten in Ungnade
zu Petersburg. Jn der Schlacht an der Trebbia (17. bis
0. Juni 1799). die er glänzend gegen die Frarizofen gr(
wann. hatte er fich ,im Angefichte feiner Truppen ein Grab
bereiten laffcn. weil er lieber fterben als weichen wollte..
-. Prochaska. Kaiferl. Oeftreimifcher Jeidmarichall
lieutena.ut. Chefdes.; Generalftahes der Oefireichifchen:
-15.,
Armee und wirklicher Geheimerath. geb. 1760. trat 1779
als Gemeiner in die Oeftreichifche Artillerie. ward 1784
Unterlieutenant. zeichnete fich im Türkenkriege aus. wurde
1787 Oberlieutenant bei den Pionnieren. kam 1789 in
den Generalftab. wurde 1790 Hauptmann. that fich im
Revolutionskriege hervor. war 1805 bereits Generalma
For. eommandirte 1812 im Ruffifchen Kriege eine Infan
reriedivifion. 1819 wirklicher Hofkriegsrath und fiarb
1823 in den Eingangs gedachten Würden.
Lincoln. der neugewählte Präfident der Vereinig
ten Staaten von Nordamerika. gehört gewiffermaßen auch
hierher. da
früheren er einen großen
Militärftande Theil In
verdankt. feiner Bildun
einem diefzerfeinem
Ber
einigten Staaten. Kentucky. von armen Eltern 1809 ge
boren. mußte er fich von Jugend auf dürftig behelfen.
und fich fehr bald fein Brod als Handarbeiter oder ge
meiner Schiffer verdienen; 1831 arbeitete er als niederer
Commis in einem Buchladen in Jllinois. 1832 ging er
als Freiwilliger in den Feldzug gegen die Jndianer. wo
er bis zum Hauptmann ftieg. Nach beendigtem Feldzu e
ftudirte er die Rechte. wurde hierauf Advokat und 18W
Mitglied des Congreffes (oder der Regierung) der Frei
ftaaten. wo er fich durch feinen rechtlichen Charakter und
große Feftigkeit auszeichnete. Durch große Majorität
wurde er zu Ende des Jahres 1860. wie gewöhnlich. auf
"4 Jahre zum Präfident gewählt. und fo an die Spiße
eines Staates von faft 109.000 geo raphifchen Meilen
und faft 24 Millionen Einwohnern (al o weit größer. wie
Preußen) geftellt. -
Mina. berühmter Spanifcher General. Sohn eines
armen Bauern. geb. 1784. wurde durch feinen Neffen.
einen Studenten zuSalamanea. zu den Waffen verleitet.
die er 1808 ergriff. Als der Neffe. der eine Guerilla
bande organifirt hatte. gefangen worden war. trat er als
deren Anführer an deffen Stelle und führte viele verwex
gene Streiche aus. nahm unter andern einen Transport
mit 1 Million Spanifcher Viafter den Franzofen ab.
wurde dafür Oberfter. fpäter Brigadier und 1813 Mar
fchall. Oft von den Franzofen gefchlagen. in die Gebirge
geflüchtet. kehrte er mit immer mehr Truppen wieder zu
rück und war der Franzofen größte- und unverwüfiliche
-17-
Plage. die großen Refpect vor dem kühnen Guerillaführer
hatten und ihn nur den ..König von Navarra". feiner
Heimathsprovinz. nannten. Jhm ging es aber. wie
andern Spanifchen Patrioten. Nachdem König Ferdi
nand 711. durch deren Hülfe auf den Thron feiner Väter
zurückgekehrt war. ftand Mina's Freimuth nicht an. Er
mußte nach. Frankreich. deffen Heere er fo muthig be-
kämpft hatte. fliehen. fand dort gaftliche Aufnahme. kehrte
aber nach mancherlei Abenteuern nach Spanien zurück.
wo er 1823 Generallieutenant wurde. fich 'edoch. nach der
Uebergabe von Barcellona - 17. Oct. 1 23 »- an den
Franzöfifchen Marfchall Moncey. nach England wendete.
nach manchen Wechfelfällen 1835 Generalcapitän von
Catalonien wurde. und nach einem unruhigen Leben. inc
fteten Kampfe mit Feind und Schickfal. endlich 1836 zu
Barcellona ftarb.
Dies aber nur einige Beifpiele von Männern. die
von der Pike angefangen hatten. in der Lebens-. belon
ders aber in der Kriegsfchule gebildet worden. und durch
Talent. Zuverläffigkeit und Muth von Stufe zu Stufe
aufwärts fliegen. '
Solcher erhebender Beifpiele hat die Gefchichte Tau
fende. - An ihnen fpiegle fich der junge Soldat; an
ihnen richte fich das verzagende Mutterherz auf; - und
wenn der Lieblingsfohn auch nicht gerade General. Mar
fchall. König und Kaifer werden kann. fo kann er doch
ein ordentlicher. netter. braver. gemachter Mann werden.
Wie aber. wenn er nun ein Stelzfuß wird? Wenn
er einen Arm. ein Bein auf dem Schlachtfclde läßt und
dafür ein hölzernes Bein mit nach Haufe bringt? -
Nun dann verläßt den braven Jnvaliden der Himmel.
fein Fürft. fein Vaterland. feine Familie auch nicht. -Und
kann er nicht auch als Zimmermann. Maurer. Dachdecker.
Mafchinenarbeiter. Fuhrmann einähnliches Schickfalha
hen? - Ja. das hölzerne Bein des alten Kriegers ifi
oft beffer. als das' von Fleifch und Knochen. .Hört da
eine wahre Gefchichte. .
Noch braufte durch der Fichten Wipfel.
Der Sturmwind gräßlich; Regen floß
So dicht bernieder. daß vom Gipfel
Der Berge mctncher Sturzbach fchoß;
2
' c_ -

Als jünafi. verirrt vom fchmalen Pfade.


Ein alter Krieger. naß wie eine Made.
Spät in der .Nacht zur Schenke kam.
Wo ihn der Wirth. der aus Erfahrung wußte.
Wie folche Gäfte man behandeln mußte.
Flags an den warmen Ofen nahm.
lind ihm ein gutes Schlückchen brachte.
Das bald den Alten munter machte.
und er an zu erzählen fing.
Wle's im Franzofenkriege ging.
Er fprach von nichts als Kugelregen.
Von Schlachten. Schießen. Tod und Blut.
Da fing der Wirth fich an zu fegnen.
und meinte: Kriegen wär' nicht ut.
Kann fein. kann fein. fprach dran der Alle.
Doch wird es niemals anders fein.
Die ftürmifch naffe Nacht. die kalte. -
Herr Wirth. fchenk' er noch einmal ein.
Dies trank er und noch eins.
Herr Wirth. genug. nun weiter keins.
Lallt er. indem er näher rückte,
Dem Ofen. deffen fpäte Gluth
Noch durch die Ofenthüre blickte.
Und bei der bald der Alte nickte.
Da fand es nun der Wirth für gut.
Den Jnvaliden aufzuwecken.
He. Alter. kannft dich nunmehr ftrecken
Hier auf die Streu am Ofenfchretn.
Und deine Kleider. naß vom Regen.
Magfi auf den warmen Ofen legen.
Damit fie morgen trocken fein. -
Ach. [brach darauf der Alte gähnend.
Herr Wirth - ja. ja - nur immer zu -
Und diefer. nach dem Bett fich fehnend.
Wünfcht gute Nacht. und geht zur Ruh'.
Der Invalid bleibt aber fißen.
Und ftemmt. um fefter fich u fiüßen.
Dicht an die Ofenthür ein ein.
Und fchläft fo ohne Sorgen ein..
Und fchläft. bis der erfchrock'ne Wirth
Jhn morgens aus dem Schlafe ftört.
Nun. denkt euch nur des Mannes Schrecken.
Als er ein Bein von feinem Gaft
Hell brennen fieht. und doch mit Angft und Haft
Jhn erfi muß aus dem Schlafe wecken.
Herr. wach er auf. er brennt!
So? rief laugfam der Verbrannte.
Der endlich mühfam fich ermannte. -
Das Unglück wird fo groß nicht fein;
Es ift ja nur mein hölzern Bein.
....19

Für Jnvaliden forgt ein jeder gut eingerichtete Staat.


wie für feine Kinder. Mancher Staat hat befondere Ju
validenhäufer. Eins der größten und fchönften ift das
1671 zu Paris erbaute. Auch Wien. Petersburg und
Berlin haben große Jnvalidenhäufer. Das Berliner vor
dem neuen Thore an dem Parke wurde 1748für 600
Mann eingerichtet. aber nie voll. weil Preußen. minde
ftens damals. und wohl auch noch bis in die neuere Zeit.
auch zu Stolpe und Rybnik Jnvalidenhänfer. und außer
dem auch noch befondere Jnvaliden- und Halbinvali
den-Compagnien hatte. Kurz und fchön ift die latei
nifche Jnfchrift des Berliner Jnvalidenhaufes; - fie
heißt im Deutfchen: Dem dienftuntüchtigen. aber unbe
fiegten Soldaten.
Für kranke. verwundete Soldaten im Dienfte forgt
Sachfen durch .feine ausgezeichneten Militär-Heilanftalten.
durch tüchtige. gut gefchulte Aerzte. durch ein in Dresden
hefiehendes. mufterhaft eingerichtetes Militär-Hofpital
und durch eine gute Militär-Apotheke.
Was aber in Sachfen jeßt für ausgediente. inva
lide. brave Krieger gethan wird. werden wir unten in
dem Abfchnitte von den Rechten des Wehrftandes fehen.

Zum Schluffe diefes Abfchnittes will ich nur noch


ein hübfches Gedicht des Grafen Friedrich Leopold von
Stolberg geben. Mögen viele Väter dem alten Ritter
gleiehen. "
Lied eines alten Schwähifchen Nitters an feinen Sohn.
(Aus dem 12. Jahrhunderte.)
Sohn. da haft du meinen Speer;
Meinem Arm wird er zu fchwer -
Nimm den Schild und das Gefchoß.
Tumm'le du forthin mein Roß.
Siehe. dies nun weiße Haar
Deckt der Helm fchon funfzig Jahr.
Jedes Jahr hat eine Schlacht
Schwerdt und Streitaxt ftumpf gemacht.
Herzog Rudolph hat dies Schwerdt.
Axt und Kolbe mir verehrt;
Denn ich blieb dem Herzog hold.
und verfchmähte Heinrich's Sold.
2*
Für die Freiheit floß das Blut
Seiner Rechten. Rudolph's Muth
That mit feiner linken Hand
Noch dem Franken Widerftand.
Nimm die Wehr und wappne dich!
Kaifer Konrad rüftet fichz -
Sohn. entlafie mich des Harms
Ob der Schwäche meines Arms.
Züäe nie umfonfi das Schwerdt
Für der Väter freien Heerd!
Sei behutfam auf der Wacht!
Sei ein Wetter in der Schlacht!
Jmmer fei zum Kampf bereit.
Suche ftets den wärmfien Streit!
Schone des. der wehrlos fieht!
Haue den. der widerfteht!
Wenn dein Haufe wankend fteht.
Jhm umfonft das ähnlein weht.
Troße denn. ein fe er Thurm.
Der vereinten Feinde Sturm!
Deine Brüder fraß das Schwerdt.
Sieben Knaben. Deutfchlands werth;
Deine Mutter härmte fich.
Stumm und ftarrend. und verblich.
Einfam bin ich nun und fchwach.
Aber. Knabe. deine Schmach
Wär' mir herber fiebenmal.
Denn der fieben Ändern Fall.
Drum. fo fcheue nicht den Tod.
Und vertraue deinem Gott!
So du kämpfeft ritteriich.
Freu't dein alter Vater fich.

So viel von dem


Werthe des Wehrftandes.

Wie aber hat fich diefer Stand fo herausgebildet im


Laufe der Zeit. -- wie ift er ein Stand. und ein fo hoch
geachteter Stand im Staate geworden? - Die Ant
wort giebt '
2. ,
Die Gefchichte des Wehrftandes;
- Man hat Bücher darüber gefchrieben. und kann noch
Bücher darüber fchreiben. wenn man vom erfteu Soldaten
an die allgemeine Gefchichte und die Gefchichte des Kriegs
wefens jedes einzelnen Staates genau aufzeichnen wollte. -.
Nur in kurzen Umriffen will ich hier niederfchreiben. wie
der Soldatenftand überhaupt geworden. wie er fich na
mentlich in unferm Deutfchen. in unferm Sächfifchen Va
terlande gebildet hat. Es ift ein weites. reiches Feld.
Ich will aber nur einzelne Aehren diefes großen Feldes
fammeln. Daß ich diefe nicht zuerft in Europa und noch
viel weniger in Deutfchland fuche. ift natürlich. da die
fes. nach den gefchichtlichen Ueberlieferungen. in der Ur
zeit ein noch gar nicht aufgefchloffener. mindeftens noch
nicht aufgeklärter Welttheil war.
Die älteften Soldatenfpuren finden wir. fobald Men
fcheu fich an einem Orte zufammen fanden und irgend
einen Befiß erlangt hatten. Sie waren da aber eben
nur die natürlichen Vertheidiger diefes Befißes gegen
räuherifche An- und Ein riffe. Jeder war geborner Sol
dat und Vertheidiger. araus entftanden fchon eine Art
Stände. 'Ziemlich ausgebildet findet fich das zuerft in
Afrika. und zwar hier zuerft in Aegypten. wo die Stände
der Priefter. 'der Krieger. der Gewerbtreibenden. der
Schiffer. der Müller und der Hirten ftreng gefchieden
waren. Mit dem erften weltlichen Könige Aegyptens.
Minos - über 3000 Jahre vor Ehrifti Geburt - erhob
fich der Kriegerftand zum erften des Landes. Es war
dies ein Vorrecht der Befißenden. der Vermöglicheren.
Kein Soldat befaß mit feiner Familie unter fechs Mor
gen Landes. und diefe fo wohlhabende Armee war dabei
zugleich fehr groß. denn fie zählte über 400.000 Krie
ger. - Von Bedeutung war auch in einem andern Theile
Afrika's. in Karthago. einer Phönizifchen Colonie. das
Heer. Doch war dies meifi kein eingebornes. ftehendes.
fondern aus Miethtruppen gebildet. bei denen nur we
nige Vornehme und Reiche die ziemlich luxuriöfe Rei
terei bildeten.
_22-
Jn Afien finden wir unter dem Medifchen Köni
Deiokes - 700 Jahre vor Chrifti Geburt -. welch
Medien von dem. großen Perfifchen Königreiche losriß. et
ziemlich geordnetes Heerwefen. Anfangs zwar nur u!
eine länzende Leibwache zu haben. fpäter aber. wie fei
Nach olger Phraortes. um fich Verfien zu unterjoihet
Man unterfchied bei diefem Heere Lanzenträger. Vogel
fchüßen und Reiter. Ju feiner größten Blüthe ftand da
Medifche. jeßt Perfifche Heer unter dem großen König
Cyrus um das Jahr 570 vor Chrifti Geburt. - Sell
die Großen des Reichs. Satrapen genannt. hatten ihe
eigenen Haustruppen. und der König eine große glcii
zende Leibwache ,unter dem Namen der ..Unfterblichent
Urfprünglich war jeder Werfer Soldat. Bei der Ant
dehnung der Kriege der Perfifchen Könige griff man abe
fpäter auch zu Miethtruppen. -
Jn Maeedonien und Griechenland waren es Anfang-t
nur Raubzüge. fpäter aber Kriege mit Nachbarn und an
dern Staaten. welehe Soldaten und Armeen hervorriefcn
Namentlich waren es drei große Kriegsperioden. di
Griechenland durchzumachen hatte: Die Berfifchen Krieg
vom Jahre 493 bis 449 vor Chrifti Geburt. der elo
ponnefifche Krieg vom Jahre 431 bis 362 vor C rin]
Geburt. und der Mazedonifche Krieg vom Jahre 200 bit
168 vor Chrifti Geburt. Das waren nun freilich fchwen
Zeiten für Griechenland; aber fie waren zugleich ein
tüchtige Kriegsfchule für das auch in Künften und Wii
fenfchaften blühende Land. So fochten in der Ebene vet
Marathon am 29. Sept. 400 vor Chrifti Geburt dit
Athener unter ihrem Feldherrn Miltiades angeblich mit
10.000 Mann fiegreich gegen die faft 300.000 Main
zählende Perfifche Armee. und am 25. Sept. 479 mit
einem Heere von 411.000 Mann. dem größten Griechi
fchen Heere. unter Vaufanias und .Ariftides bei Blatt:
ebenfalls gegen die Werfer. Denkwürdig aber bleibt aus
jener Zeit vor Allem die Bertheidigung des heldenmi
thigen Spartanifchen Königs Leonidas des engen Waffe?
der Thermopylen. Leonidas hatte Anfangs ein-Heer vor
10.000 Griechen. entließ aber diefelben. nachdem er voe
deln Perfern durch Berrätherei umgangen war. bis ani
feine getreuen 300 Spartaner. mit welchen er todesmuthig
23

2..7:R'a:ze'rY--_..*EZ.
Y.
KF".
den engen Paß zwei Tage lang gegen die ungeheure
erfifche Armee vertheidigte. Erft nachdem am 6. Juli
0 der Leßte des kleinen Heldenhäufleins gefallen war.
konnte der Feind des Sieges fich erfreuen. den er aber
thener mit 20.000 Gebliebenen erkauft hatte..
Außer dem gewöhnlichen Fußvolk und der Neiierei
bedienten fich die Griechen in ihren Kriegen auch oft der
in das feindliche Heer hineingetriebenen. nach Außen zu
mit Sicheln verfehenen Streitwagen und der Elephanten.
Das Kriegführen wurde von ihnen zu einer ordentlichen
Wifienfchaft erhoben; und feitdem erft kann man von .
einer Kriegskunft fprechen.
Jn Europa waren die Römer das mächtigfte Volk.
Romulus (mit feinem Zwillingsbruder Remus der Erbauer
Roms. im Jahre 754 vor Chrifti Geburt und der Be
gründer des Römifchen Reichs) theilte das Volk in drei
Theile oder ..Tribus". von denen jede 1000 Mann Fuß
volk und 100 Reiter ftellen mußte. Mit dem Wachsthum
des jungen Staates und mit feinen Eroberungen wuchs
_3.
auch das Heer und wurde deffen Einrichtung immer ge
regelter. Daffelbe beftand im Jahre 350 vor Chrifii
Geburt aus 4. im Jahre 30 nach Chrifti Geburt bereits
aus 25. im Jahre 70 aus 36 ..Legionen". jede zu 5000
Mann Fußvolk und 300 Reitern; Kriegszucht wurde auf
das Strengfte geübt. Schwer war zwar für die dama
lige Zeit die Militärpflichtigkeit. denn die ..Tribunen".
vom Volke gewählte Magiftratsperfonen. wählten aus je
vier Mann Einen für das Heer. für welche. der Staat
aber auch gut forgte. indem er ihnen nach 20 Dienftjahren
eine Belohnung von ungefähr 600 Thalern gewährte.
Eine fonderbare' Eintheilung des Heeres beftand nach den
perfchiedenen Lebensaltern der Mannfchaften. Die vom
17. bis 25. Lebensjahre waren die leichter und leicht he
waffneten Truppen.- die vom 25. bis zum 32. Jahre
führten Schild. Dolch und zwei Wurffpieße und kämpften
im Vordertreffen. die vom 32. bis 40. Jahre waren der
Kern des Heeres. aus den Vornehmen des Landes ge
nommen. kämpften mit Schwerdt und Schild. die vom
40. bis 45. Jahre im dritten Treffen. mit Schild und
Speer leicht bewaffnet. wurden nur im Nothfalle vorge
fchohen. Diefe Eintheilung fchwand aber mit der aus
-24-
gebildeten Einrichtung der Legionen. deren Feldzeichen Fah
nen. vorzugsweife aber unter den Kaifern Adler. getragen
auf hohen Stangen. waren. - eine ftolze Sitte. die
klüglich in neuerer Zeit der erfie Franzöfifche Kaifer.
Napoleon l.. nachahmte. und damit keinen kleinen Stolz
feiner Armee weckte. Eine eigene Zugabe der Römifchen
Legionen. eine befondcre Art leichter Truppen. waren die
Schleuderer. die Bogenfchüßen. die Wurflchüßen. die
Wurffpießfchüßen. die Armbruftfchüßen. die Ferentarier
oder Waffenträger mit. Schleudern. Steinen und Wurf
fpießen. - Die Reiterei fiellte der Römifche Ritterftand.
Die Pferde lieferte der Staat. Mit dem Uebergange der
Römifchen Republik in ein Kaiferreich machtefich der
Ritterfiand von diefer Verbindlichkeit los. und man warb
von da an Fremde für die Reiterei. - Kaifer Auguftus.
der im Jahre 32 nach Chrifti Geburt den Römifchen
Kaiferthron gründete'und beftieg. gefialtete die Armee
ganz um. führte eine Kaiferliche Leibwache in Rom ein.
fchuf ein feftes. ftehendes. in die Provinzen vertheiltes
Heer und verfthaffte demfelbeig> in Krieg und Frieden Re
fpekt. Die Römifche Armee rfocht faft in allen damals
bekannten Welttheilen die größten und glorreichften Siege.
Aber auch ihre Stunde fchlug. Peft. Weichlichkeit und
Sittenverderbniß waren ihre größten' Feinde. die fi>) be
fonders um das Jahr 166 nach Chrifti Geburt geltend
machten. und auf die Kriegszucht verderblilh äußerten.
Namentlich fchwand unter dem Kaifer Gallienus -
259 -. der ein befferer Dichter. Koch. Gärtner und
Redner. als Feldherr war. der Geift des alten Roms
aus dem Heere. Das lockte die kriegerifchen Nachbarn
zu Einfällen und Raubzügen. Um fich diefer u weh.
ren. nahm man ausländifche. befonders deutfche tämnie
und Krieger in Sold. So harten die Römer bei Beem
digung des Krieges mit den Markomanneu im Jahre
180 8000 berittene Sarmaten und 13.000 Quader im
Solde. Um fich ihrer zu verfichern. räumte man diefen
Söldnern. fo weit fie es nicht vorzogen. nach beendigtem
Kriege mit der Mehrzahl weiter zu ziehen. fteuerfreie
Ländereien an der Grenze ein und legte befefiigte Thürme
mii Römifchen Anführern an. Da diefe Befaßungen aber
fchlecht bezahlt wurden. machten fie bald gemeinfchaftliche
-25...
iSache mit den Nachbarvölkern und befchleunigten nun
.noch mehr den Untergang des Römifchen Heeres und
Reichs. troß feiner 134 Legionen. was nach den heutigen
:Berhältniffen 134 Regimenterngleich kommt. “
i , Wie hier das abendländifche Reich durch Weichlich
:keit. Sittenverderbniß und Unordnung zufammenbrach. fo
ging es auch dem morgenländifchen oder Byzantinifchen
Kaiferthum. deffen Refidenz zu Byzanz. dem heutigen
:Eonftantinopel. war; nur daß diefes. geftüßt meift auf
:feine Söldner." fpäter dran kam.
: Hier kommen wir nun unferm Deutfchen Kriegswefen
näher. - Anftatt unterjochter Völker. fahen die erfchrockenen
Römer wohlgerüflcte kriegerifche Gegner vor fich. die. bei
,ihnen gelernt. glückliche Proben der guten Schule ablegten.
, So unfre alten Deutfchen Vorfahren. die Germa
fnen. bei denen Anfangs jeder freie Mann ein geborner
Krit' er war. Jn 'den Kriegen der Stämute fe bft war
die "riegsfolge eine unabweisbare Pflicht der ftreitbaren
Männer des Stammes. Diefe Krie spflicht bildete den
fogenannten Heerbann. der fich auf as von dem Heer
fübrer gegebene Zeichen des Kriegs verfammelte und wild
und beuteluftig dem geachteten Führer. dem Aelteften.
Weifeften und Tapferften des Stammes.-folgte. -- Das
war eine fo recht urwüchfige. ungekünftelte. zufammenge
lefene Kriegsbereitfchaft. Nach eendigtem Krieg oder
Zug kehrte Jeder wieder in feine Hütte zurück. um das
alte Handwerk: Jagd und etwas Ackerbau. fortzufeßen.
Als mit der Zeit der Grundbefiß fich ausbildete. Grund.
und Boden Werth bekam. und einzelne Heerführer durch
glückliche Eroberungen zu großem Landbefiß gelangten.
wurde diefes unter den Führern. die fich meift fchon Kö
nige nannten. und deren Getreuen getheilt. Durch diefe
Vertheilungen des' eroberten Landes entftand das Allod'.
das freie Eigenthum der von dent Fürften Begünftigten.
wie es das alte Deutfche Wort (..Alb' fo viel. als ..ganz.F
und ..od" unfer ..Gut". alfo ..Ganz Gut". freies Gut)
nennt. Die Befißer eines folchcn Allods waren nun war
verpflichtet. dem Köni e zu folgen; doch gehörte azn
der Befchluß der Volsgemeinde. Um fich ein lediglich
von ihnen abhängiges Kriegs- und Dienftgefolge zu ver
fchaffen. lieh der König oder Fürft. aber auch von. dem
_.26

auf feinen Theil gefallenen Allode. einzelne Striche und


Grundfiülke unter der Bedingung. daß fie fich zum Heer
und Hofdienft verpflichteten. einzelnen Lieblingeu oder
Angefehenen. die man ..Leute" oder ..Getreue" nannte.
Diele Nußnießung war eigentlich zwar nur lebenslänglich
überlaffen. wurde aber häufig auch. und feit Anfang des
12. Jahrhunderts in der Regel auf die Söhne übertra
gen. und gründete allmählig die Erblichkeit in den ur
fprünglich nur geliehenen Grundftücken. -. ..Lehnen'k gc
nannt. Die Befißer folcher Lehne hießen ..Lehnmannen".
..Lehnlente". ..Vafallen". Jhre Pflicht beftand in den
beiden Worten: ..Treue und Gehorfam." Sie mußten
des Lehnsherrn Leben. Ehre und Gut. fo oft es verlangt
wurde. vertheidigen. Eine befondere Art der Lehnsleute
waren die ..Dienfimannen'“. welche der Fürfi für feine
Hofhaltung. für feine Regierung brauchte. Da fie be
ftimmte Aemter hatten. hießen fie auch ..Amtsleute".
Die höchfie und fchönfte Beftimmung war aber die Kriegs
folge; daher es denn auch oft kam. daß größere Privat
gutsbefißer ihr freies Eigenthum dem Könige übertrugen.
der es ihnen mit dem Rechte und der Pflicht der Kriegs
folge als Lehn zurückgab. Und in gleicher Weife begab
fich der geringere Freie wieder in den-Schuß eines mäch
tigen großen Grund- und Hofbefißers. - Diefe Lehns
verfaffung war bei den vom Könige felbft Beliehenen der
Grund des nachmaligen Ritterwefeus. das fich zuerfi in
Deutfchland ausbildete und von da nach Frankreich. Spa
nien und Jtalien überging. Die größern Vafallen dien
ten dem Könige zu Pferde und brachten in ihren Dienfi
mannen einen oft anfehnlichen Zuwachs des Heeres mit.
Daraus entftand dann einerfeits eine glänzende Truppe
Reiter. der Kern des Heeres. welche fpäter den Ritter
fiand und noch fpäter den Adelftand bildete. andrerfeits
aber auch' ein eigner Kriegerftand. der fich immer mehr vom
Bolke abfonderte. Diefer aber auch wieder zu gering.
' 'um größere Volks- und Eroberungskriege zu führen.
diente meift nur zu kurzen Fehden und zu den Zügen
der Deutfchen Kaifer nach Rom zur Krönung durch den
Vapfi. den fogenannten ..Römerzügen".
Als indeß fpäter doch die Dienfte theils den Lehn
leuten und Dienftmannen mit der Zeit zu fchwer wurden.
-27
theils den erobetungsfüchtigeu Fürften nicht geniigten.
diefe fich daher bald nach andern kriegsluftigen Leuten
und Stellvertretern für Geld umfahen. nahm man frem
des. meift arbeitsfcheues. wildes. beutedurfiiges Volk in
Sold. wie man die Löhnung nannte. Ein tüchtiges Kalb
fell. Geld und glänzende Verfprechungen trommelten in
ziemlich kurzer Zeit ein Heer von Söldnern zufammen.
die Blut und Leben - Gut hatten fie nicht - in die
Schanze fchlugen. um Gut und Luft zu erwerben. Krieg
war diefer Leute Handwerk; und wir haben mehrere
Briefe felbft aus fpäterer Zeit gefehen. :wo fogar Ade
lige baten. fie in Sold zu nehmen. da fie ..kein ander
Handwerk erlernt." Suchte ein bedrohter oder angrei
fender Fürft ein Söldnerheer; fo erfolgte in nahen und
fernen Städten und Dörfern der fogenannte ..Umfchlag".
der Trommelfchlag der Werber. die den Werbegulden
und das. Laufgeld zahlten und den Sammel- oder ..Mutter
plaß" bezeichneten. Bis zu diefem mußten die Angewor
benen rottenweis für das Laufgeld marfchiren. oder. wie
man fich ausdrückte. ..fortlanfen". Man tiannte dies die
..Zu üge". Auf dem Mufterplaße angekommen. erfolgte
die intheilung der Reiterei in ..Con1pagnien" von 70
bis 100 Mann und des Fußvolks in ..Fähnlein" von
300 Mann. und die Abtheilung diefer in Regimenter.
von denen ein, Reiterregiment 10 Eompagnien und ein
Fußregiment 10 Fähnlein hatte. Außerdem gab es nicht
in Regimenter eingereihte .Abtheilungen. fogenannte ..Frei
compagnien" und ..Freifähnlein". Mehrere Regimenter.
Freicompagnien. Freifähnlein bildeten eine ..Armada".
ein Heer. -
An Moralität. Anftand und firenger Disciplin war
in folchem Heer nicht leicht zu denken. Der Söldner.
wenn er nicht in Schlachtordnung ftand. zechte. fpielte.
liebte. faullenzte. und - was häufig. namentlich bei 'un
ordentlicher Soldzahlung der Fall war - plünderte.
raubte und beging dabei die fchändlichften Gewaltthaten
aller Art. Als fpäter die Mannszucht fich vollends faft
auflöfte.. und es fo weit kam. daß oft nicht die Hälfte :
der Leute im Dienfte war. die Uebrigen aber auf Beute.
Raub. Spiel und Gelag herumzogen. fuchte man dem
Dinge durch eine befondere Polizei. durch den fogenannten
. -28-
..Rnmormeifter" oder ..Generalgewaltigen" abzuhelfen. der
felbft das Recht über Leben und Tod hatte. Allein. es
half bei den nicht von Ehre. Pflicht und Vaterlandsliebe
Angetriebenen und Begeifterten nicht viel. ..Der Ka
pellan" - heißt es in einem Buche über das Söldner
wefen - ..predigte. der Steckenknecht prügelte. der Scharf
richter hängte in Bild und in Perfon und fchlug Köpfe
ab. aber - beffer wurde es nicht." Wie viel fo ein
Rumormeifter und der Richter oder ..Regiments-Schult
heiß" bei einem Regimentc von 3000 ..Knechten". wie
man verächtlich genug jene Söldner nannte. zu thun
hatte. zeigen die vielen dabei angeftellten Perfonen. Da
gab es noch einen ..Gerichtswebel". zehn ..Gerichtsleute".
einen ..Gerichtsfchreiber". einen ..Profoß". zwei ..Tra
banten" deffelben. einen ..Profoß-Lieutenant". drei
..Steckenknechte". einen ..Scharfrichter" und einen befon
dern Webel. um liederliche Frauenzimmer abzuwehren.
Und das war der Zuftand des Söldnerwefens bei
fchon fortgefchrittener Deutfcher Bildung. felbft noch zur
Zeit des dreißigjährigen Krieges. Daß in älterer Zeit
noch mehr Rohheit und Wildheit geherrfcht. ift leicht be
greiflich. läßt fich aber auch durch den allgemeinen Bil
dungsmangel jener Zeit entfchuldigen.
agegen waren aber auch die Söldnerthaten keine
Heldenthaten. keine Soldatenthaten. Eigentliche großar
tige Kriegsunternehmungen fanden mit den Söldnern nicht
ftatt und konnten nicht ftattfindeu. da es ihr Vortheil.
ihr Handwerk mit fich brachte. den Krieg in die Länge
zu ziehen und fich ihren Verdienft. ihr liederlich Leben
.möglichfi lang u fichern. '
War der rieg endlich beendigt. fo ftiebte die fau
bere Armee in alle Winde auseinander. um bald - denn
an Krieg und .Fehde fehlte es nie - als ..verfuchtes
Volk" wieder einem neuen Kriegsherrn. oft gleich oder
fpäter felbft gegen ihren bisherigen. fich zu verdingen.
Das war ein trauriger Blick auf das Söldner
wefen. Gott fei Dank. daß uns die Gefchichte nicht
einen gleichen auf das Soldatenwe'fen bietet. Recht
deutlich und zu belehrend hatte der dreißigjährige Krieg
die Nachtfeiten diefer Söldnerbanden gezeigt. als daß es
nicht die Deutfchen Fürften in ihrem und ihrer Länder
--- 29 -'
Vortheil gefunden hätten. von diefen Nachtvögeln abzu
fehen; und da auch die Eroberungsluft ziemlich. Raub
luft aber ganz gefchwunden war. und beffere Sitte dafür
einzog. hielt man es für gerathener. anftändiger und ge
rechter. des Thrones und des Landes Wohl beffern Gei
ftern und Fäufien anzuvertrauen. Man ging nach und
nach Ö1 ftehenden Heeren über.
och ich will dem Gange der Dinge hier nicht vor
greifen. ich will fogar. nachdem ich das Deutfche Kriegs
wefen. das in feinem Urfprunge in den verfchiedenen
Deutfchen Ländern im Guten und Böfen fich fo ziemlich
" gleich war. natürlich nur oberflächlich beleuchtet habe.
mich. um nicht für denRaum diefes Buches zu weitläu
fig zu werden. von hier zwar nicht ausfchließlich. doch
aber etwas mehr auf das Kriegswefen .unfers Sächfifchen
(des frühern weitern und des -jeßigen engen) Vater
landes befchränken. Jndem ich hierbei auf deffen 'Ur
fprung zurückgehe. kann es nicht fehlen. daß da manche
Wiederholungen. manche fchon gegebene Züge wieder vor
kommen; allein die Vollftändigkeit des Bildes verlangt
es. Weiter aber. als bis auf Herzog Heinrich 1.. der
feinem Vater. Otto dem Erlauchten. im Jahre 912 im
Herzogthume Sachfen folgte. ift es kaum rathfam. zurück
zugehen. da um diefe Zeit Begriff und Land Sachfen in
der Gefchichte erft etwas deutlicher und erkennbarer her
vortreten. .
Heinrich. ein eben fo weifer Fürft. wie tapferer
Soldat und tüchtiger Heerführer. fuchte fihzuvörderft
das eroberte Sorbenland. den Stamm des nachutaligen
Sachfens. zu fichern. indem er an den Grenzen oder
„Marken" Burgen mit ftarker Befaßunganlegte und in
diefe als feine Statthalter in Kriegs- und Friedenszeiten
„Graben" oder eigentlich ..Markgrafen" als Oberbefehls
haber der Grenzprovinz einfeßte. Solch eine Markgraf- -
fchaft war feit dem Jahre 922 die zu Meißen. Unter
den Markgrafen ftanden die ..Burggrafen". die Befehls
haber der im Innern des Landes angelegten ..Burgen,t.
deren Einer ebenfalls zu Meißen feinen Siß hatte. Au
ßerdem gab es noch Burggrafen zu.Leisnig. Dohna.
Strehla und einigen andern' Orten. Einen noch nie
drigern Rang nahmen die ..Burgwarten". die Comman
...30...

direnden .in kleinen Burgen. ein; Alle aber hatten ihre


Befaßung und Dienftmannen in ihren Burgen; doch nur
der Markgraf das Recht des Aufgebots zur Heeresfolge.
dem frühern. oben ,Seite 25 bereits erwähnten ..Heer
bann". Da kriegerifche Ehre damals über Alles galt.
drängten fich Begüterte und Unbegüterte in die Dienfte
eines Befehlshabers. zumal als fpäter die Markgrafen in
Meißen und in Thüringen fich von der Deutfchen Bot
mäßigkeit losriffen und felbftftändige Fürfien wurden. deren
Heerbann jeßt nur der Adel mit feinen Dienftmannen
verfah. Auch in Sachfen finden wir die Entwickelung des
Lehnswefens mit feiner Lehnsmiliz. Jeder Adelige. oder
eigentlich ..Ritter". mußte perfönlich auffißen und mit
feinen ..Gleven" (Lanzenreitern) kommen. Jede folche
Gleve hatte mindeftens zwei Pferde. denn ohne Knecht
oder.Knappen kam kein Ritter. Den einzelnen Ritter
nannte man einen ..Einfpännigen". Erft im 13. Jahr- ,
hunderte. nachdem fich um die Burgen herum Städte ,
angebaut hatten. traten zu den rittermäßigen Reitern die
Bürgermannfchaften als Schüßen mit Armbruft und Pfeil
zu Fuß. und bildeten fich mit landesberrlicher Bewilli- '
gung als ..Banner". fo genannt von dem ..Banniere"
oder der Heerfahne. der fie folgten. So ordnete Fried
rich der Streitbare. nachdem er vom Kaifer zum erfien
Churfürft von Sachfen erhoben worden. 1414 das Ban
ner der Stadt Ehemniß. Da aber diefe fämmtlichen
Streiter meift auf Koften des L'andesherrn dienten. er
wuthfen diefem oft große Verlegenheiten daraus; und Fi
nanzmaßregeln. wie Borgen. Verpfänden. Verkaufen.
mußten nur zu häufig für den Augenblick helfen. Auch
damit. daß man bisweilen den Dieuftpflichtigen die Be
foldung ihrer ..Knechte" aufgab. half man fich und be
laftete Jene.
Außerdem bedienten fich aber auch die Sächfifchen
Landesherren der oben Seite 27 erwähnten „Söldner".
eben nicht zur Freude und zum Vortheile des Landes.
Namentlich nahm in dem ..Bruderkriege't des Churfürfien
Friedrich des Sanftmiithigeu mit feinem Bruder Wil
helm (von 1447 bis 1451) der Leßtere Böhmifche Kriegs
leute. und des Erftern Söhne. Eruft und Albrecht.
die bekannten Stifter der heute noch blühenden beiden
-31....

Sächfifchen Linien. im Jahre 1468 die wilden. unter 'dem '


Namen der ..Kreuzfoldatent' bekannten Banden des Böh
: mifchen Königs Georg Podiebrad. die befonders im
: Erzgebirge übel haufien. in ihren Sold. -Schon Fried
l rich der Streitbare hatte. um dem Unwefen der fremden
* Truppen nur einigen Einhalt zu thun. im Huffitenkriege
im Jahre 1487 eine gefchärfte Kriegsordnung. in der
' zuerfi die Ruthenfireiche. oder die nachmals fo berühmt
, gewordenen Spießruthen. als Strafe vorkommen. erlaffen.
'Neben der gewordenen Mannfchaft hefianden aber
noch immer die Vafallen (Seite 26). Da trat zu der
; Armbruft. den Spießen und eifernen Flegeln eine neue
: Waffe. das neue Feuergewehr. die fogenannte ..Artolle
rie". Doch hier müffen wir fchon wieder einen großen
: Schritt zurückthun.
Die Erfindung des Schießpulvers und die Einfüh
rung des Fenergefchüßes ift ein zu wichtiger Abfchnitt in
H der Gefchichte des Kriegswefens. das dadurch völlig um
gebildet wurde. als daß wir nicht einen Augenblick dabei
verweilen follten.
Als Erfinder des Schießpulvers nennt man gewöhn
' lich den Franziskaner-Mönch Berthold Schwarz zu
Freiburg im Breisgau..davon auch oft der ..fchwarze
Barthel" genannt. Manche nennen als gleichzeitigen Er
finder Conftantin Ankliß zu Köln. ohfchon Andere mei
nen. daß es nur eine und diefelbe Perfon gewefen und
beide Namen dem einen Berthold gehörten. Noch un
ficherer ift die Zeit der Erfindung; -- fie fällt in die
vom Jahre 1290 bis 1320. Jndeß ift es erwiefen. daß
man lange vorher und fchon im Jahre 668 eine Mifchung
von Harz. Pech. Oel und Naphta. und wahrfcheinlich auch
von Salpeter. unter dem Namen des ..Griechifchen Feuers"
kannte. Die Chinefen. diefes große. jeßt fo über die
Achfel angefehe'ne Volk Afiens. einft. als wir Deutfchen
und Europäer noch ziemlich nngebildet und weit zurück
waren. das eultivirtefte Volk der Erde. foll felbft noch
viel früher den Gebrauch des Pulvers gekannt haben.
Das ..Griechifche Feuer" wurde entweder in irdene Ge
fäße verfchloffen. oder in Kugeln geformt. welche man
anzündete und mit Werfzeugen fortfchleuderte. Aus einer
Stelle eines alten Arabifchen Buchs vom Jahre 1249
..32
will man den Gebrauch des Vulvers fchon damals be
den Arabern finden; und ein Englifcher Fran iskaner
Mönch. Robert Bacon. der von 1214 bis 12 4 lebte.
giebt an mehrern Stellen feiner gelehrten Schriften übee
Gegenfiände der Naturwiffenfchaft Recepie von einer.
dem fpätern Schießpulver ganz ähnlichen Mifchung. dura
die man. wie er fagt. ..ein Donnern und Blißen in dee
Luft hervorbringen könnex das noch fchrecklicher als da2
natürliche fei." Das mag nun Alles wahr fein. man
mag auch das Vulver und Feuer. gekannt haben. den
rechten Gebrauch aber. den Kriegsgebrauch. ,kannte man
drum noch nicht. t Zwar wollen auch hier manche Ge
lehrte behaupten. daß ein Deutfcher Bredigermönch. Al
bert der Große. im 13. Jahrhunderte das Schießgewele
bereits erfunden habe; die zuverläffigen Spuren abee
fehlen. Eben fo geht es mit der Erzählung eines Fran
zöfifchen Schriftftellers. daß man bei der Vermählung dee"
Königs Theobald von Navarra mit einer Vrinzeffir
von Bourbon im Jahre 1234 bereits Kanonen gehalt
habe. und daß die Sarazenen im fechften Kreuzzuge die
-Befefiigungswerke der Franzöfifchen Kreuzfahrer in de:
Aegyptifchen Feftung Damiette' durch abgefchoffenes Grie
chifches Feuer zerftört "hätten. So findet man hier unt
da in den Werken älterer Gelehrten Andeutungen. dic
man mehr oder weniger auf den Gebrauch irgend einee
Schießpulvers und eines Feuergewehrs beziehen könnte.
Wahrfcheinlich kannte auch Berthold Schwarz. der fiel
mit Naturwiffenfchaft und Chemie befchäftigte. aus jenen
gelehrten Büchern die Befiandtheile und Wirkungen einee
folchen zerftörenden Elements. Der kluge Mönch dachte
weiter darüber nach und experimentirte. Bei einem fol
chen Experimente. als er die gefährliche Mifchung in
einen Mörfer gethan und mit einem Feuerfunken entzün
dete. wurde der Deckel des Mörfers hoch in die Luft
geworfen. Berthold fah die voilftändigfte Explofion
vor fich und erndtete von feiner angeblichen Erfindung.
verdient oder unverdient. Lorbeeren.
Dazu aber fehlten nun paffende Feuergefchüße. Es
würde hier zu weit führen. wenn ich alle die verfchiede
nen Schriftfteller und deren fehr abweichende Behauptun
gen aufführen wollte. zu welchen Zeiten man fchon
y _'_ _'*

Kenntniß von Gewehren für -das Schießpulver gehabt


haben will und foll. So foll man fich bereits im Jahre
1323 bei der Belagerung von Baza in Spanien. 1328
bei der von Puy-Guilham in der Bretagne in Frank
reich und in der Schlacht von Crech im Jahre 1346 der
Kanonen bedient haben. Jm Jahre 1375 ließ der Rath
zu Augsburg 20 Kanonen gießen und fchon 1361 wurde ein
Dänifcher Prinz. ein Sohn des Königs Waldemar 111..
in einem Seegefechte ducch eine Bombarde verwundet.
Diefe beiden leßten Angaben find gefchichtlich begründet.
Der Gebrauch von grobem Feuergewehr. dem eigent
lichen Gefchüß. verbreitete fich bald nach der Vervoll
kommnung des Pulvers in ganz Europa; nur für die
Erfindung von Handgewehren wollte fich nicht gleich Je
mand finden. Doch auch deren Zeit kam. Jui Jahre
1364 ließ 500
chenftaate bereits die eine
kleine. StadtSpanne
Perugia im Büchfien.
lange heutien Kir
die
Urahnen unferer Piftolen. fertigen. Die kurzen Dinger
wuchfen. Man mahte Handröhre. deren fich im Jahre
1381 die Soldaten der Stadt Augsburg in dem Städte
kriege gegen den Fränkifchen. Schwäbifchen und Baieri
fchen Adel bedienten. Jiu Jahre 1447 vertheidigten die
Bürger zu Erfurt ihre Stadt gegen den vorbeiziehenden
Herzog Wilhelm von Sachfen mit Handbüchfen. Woher
ihr Name ..Muskete't kommt. ift noch nicht ficher ermit
telt; Gewöhnlich leitet man ihn von einem Meierhofe
Mochetta bei Feltri in Jtalien her. wo diefe Gewehre
vorzugsweife zu Vertheidigung des dortigen Engpaffes
in dem Kriege der Venetianer mit den Genuefen gebraucht
wurden. Später trug fich der Name Musketen auf die
größeren Handgewehre. die fogenannten ..Hakenbüchfen".
über. die. wegen' ihrer Schwere und um einen fichern
Schuß zu haben. auf befondere Gabeln - ..Muskelen
gabeln" - aufgelegt wurden. Von da an nannte man
die Hakenfchüßen ..Musketiere". ein Name. der bis heute
geblieben ift. Jm Huffitenkriege finden wir im Jahre
1423 unter den Hülfstrnppen des Bifchofs von Ollmü'ß
Musketiere. Die Zeit verfeinerte aber auch diefes G6
wehr und mahte es gefährlicher. An die Stelle des nur
mit brennender Lunte abzufeuernden. daher fchon bei naffer
Witterung fehr unfichern Luntenfchloffes. welches fich jedoch
3
..34
bei den Spaniern und Franzofen bis zu Ende des 17.
Jahrhunderts erhielt. trat 1517 das in Nürnberg erfun
dene fogenannte Deutfche oder Radfchloß. welches unter
der Pfanne ein ftählernes Rad hatte. von dem. wenn es
aufgezogen. Funken auf das Pulver fielen und diefes
entzündeten. Doch auch diefes Schloß entfprach nicht
lange den Erwartungen. weil der Feuerfiein zu bald ab
genußt wurde und die Funken verfagte; daher nahm
denn felbft der Schwedenkönig Guftav Adolph feine Bor
liebe für das Radfchloß zurück und fing bereits an. das
alte Luntenfchloß wieder einzuführen. Bald nach feinem
inder Schlacht bei Lüßen - 1632 - erfolgten Tode
wurde endlich das jeßt noch fehr gewöhnliche Flinten
fchloß und das Bajonnet erfunden. Jm Jahre 1640
hatte man fchon in Frankreich ein mit diefer Waffe ver
fehenes Cavallerie- und im Jahre 1645 ein folches Ju
fanterie-Regiment. Man nannte die Mannfchaften ..Fü
filiere". fpäter Füffeliere. womit man in der Folge nur die
mit Flinten verfehene Jnfanterie bezeiäynete. Das Ba
jonnet war eine Nachahmung des von Afiatifchen Böl
kern. namentlich den Malaien. auf das Gewehr gefieckten
Dolchs - ..Kiß" genannt - und wurde 1679 von den
Franzofen all emein eingeführt.
Eine befondere Truppengattung waren die ..Arque
bufiere" (oder Arkebufiere) mit der gegen das Ende des
15. Jahrhunderts erfundenen ..Arquebufe". einem fchweren
,Gewehre mit Radfchloß. und die ..Grenadiere". Bon
den Schweden 1634 zuerfi angewendet. von den Fran
zofen aber erft ein eführt. dienten diefe leßteren an
fänglich nur zum erfeu von ..Granaten" oder kleinen.
mit Pulver gefüllten Hohlkugeln. Da man dazu nur
ausgezeichnete Leute brauchte. fo formirte man fpäter be
fondere Compagnien und Bataillone aus ihnen und fiellte
diefe an die Spiße wichtiger Unternehmungen.
-- Die Jägereorps bildeten fich im dreißigjährigen
Kriege. Man brauchte fie zu Vorpoften und dem klei
nen Kriege. Wilhelm. Landgraf von Heffen. hatte
1631 bereits drei Jägereompagnien. und der Churfürfi
von Baiern. Maximilian l. oder der Große. erri>)
tete 1645 drei Regimenter Jäger.
Widmen wir nun noch dem fchweren Gefchüße einige
K
-35.... ' x
Augenblicke. fo finden wir bald nach der Berthold Schwarz
fchen Erfindung oder auch nur Bekannterwerdung des
Schießpulvers unbehülfliche. aus eifernen (Anfangs fogar
nur aus hölzernen) Stäben zufammengefeßte. durch eiferne
Reifen zufammengehaltene Mafchinen. ftatt deren man
aber bald aus Glockenmetall - ..Glockenfpeife" - hohle
Kanonen zu gießen begann. deren die Franzofen fich fchon
1328 bedienten. Man nannte fie ..Bombarden". oder.
wenn fie kürzer waren. ..Mörfer". Ju der Schlacht bei
Riefenberg eroberten die Huffiten 150 Kanonen; und
Karl der Kühne. Herzog von Burgund. hätte faft
durch die Menge feiner Kanonen die merkwürdige Schlacht
bei Murten in der Schweiz am 22. Juni 1476 gewon
nen. wenn nicht die wackern Schweizer durch rafchen An
lauf die Burgundifchen Batterien genommen und von
hier aus die eroberten Kanonen auf die Burgunder felbft
gerichtet hätten.- Die Mörfer und Bomben foll Sigis
mund Pandulph Malatefta. Fürft von Rimini. in Jta
lien in der Mitte des 15. Jahrhunderts erfunden haben.
Sie waren Anfangs nur eine Art Fäffer von hölzernen
Dauben. mit eifernen Reifen gebunden und auf einem
fchweren Kloße befeftiget. - Die Kugeln des damaligen
fchweren Gefchüßes waren von Stein. feit dem Jahre
1400 von Eifen. .Bon dem Gefchüße felbft hatte man
fehr viele Arten. die man oft unter dem einen Namen
..Karthaunen" begriff. Mit ihnen fchoß man die eifer
nett. mit den ..Hauffnits" (woraus fpciter das Wort
..Haubiße" fich bildete) die fieinernen. oft bis 200 Pfund
wiegenden Kugeln. Um die Kanonen leichter und trans
portabler herzuftellen. machte der Schwedifche Obrift von
Wurmbrand im dreißigjährigen Kriege 1626 den Ver
fuch mit fogenannten ..ledernen" Kanonen. die ein ftarkes
kupfernes Rohr hatten. mit eifernen Reifen belegt und
mit ftarken Tauen und gebranntem Leder über-zogen waren.
So geführlich aber auch diefelben allerdings waren. fo
wenig praktifch erwiefen fie fich fchon deshalb. weil fie
wegen ihrer großen Leichtigkeit zu weit zurückprallten und
wegen ihres dünnen Rohrs fich zu fehr erhißten; daher
mati denn auch bald davon abfah. Dagegen erhielt fich
der Gebrauch fieinerner Kugeln neben den'eifernen noch
lange. Jn der Schlacht vor Piacenza* 1447 hatte Herzog
3*
e
_ 36 -

Sforza drei Bombarden. aus denen er in 24 Stunden


60 Steinkugeln warf und in 30 Tagen zwei Thürme und '
eine Mauer einfchoß. Das giebt einen fehr deutlichen
Begriff von der Langfamkeit und Schwerfälligkeit des da
maligen Gefchüzzes. aber auch zugleich der damaligen
Kriege. Noch im Jahre 1553 fchoß man mit fieinernen
Kugeln. Das erfte Gefchüß von Bronze wurde 1418
gegoffen. und in Touloufe in Frankreich zeigt man heute
noch ein 1438 gegoffenes ungeheures Kanonenrohr.
Auch der Transport der Kanonen unterlag vielen
Veränderungen. Anfangs fuhr man diefelben auf langen
fchweren Wagen. deren Bäume jedoch über den Rädern
lagen. wodurch wenigfiens das Umwenden etwas erleich
. tert wurde. wie fich im dreißigjährigen Kriege. nament
lich im Jahre 1622 in einer Schlacht des Markgrafen
George Friedrich von Baden-Durlach und des Spa
nifchen Feldherrn Spiuola. fehr vortheilhaft bewies.
Auf Feftungswällen legte man die Kanonenröhre auf zwei
Walzen. Zu noch mehrerer Erleichterung des Trans
ports erfann und bediente man fich bald darauf der Laf
fetten. die aber auch erft mit der Zeit die jeßige Geführ
lichkeit erhielten. und erfparte dadurch die befondern.
gleich fchwerfälligen Richtemafchinen.
Die ungeheure Brauchbarkeit der Feuerwaffen. na
mentlich des groben Gefchüßes. leuchtete nur zu bald ein.
daher man unausgefeßt auf deren Verbefferung fann und
deren leichteren Gebrauch einftudierte und einübte. Be
reits zu Ende des 15. Jahrhunderts hatte man eigene
Artilleriefchulen. Doch verwendete man die fo gelernten
Mannfchafteu. ..Artillerifien" oder ..Artollerifien" genannt.
Anfangs nur in kleinen Truppen. höchfiens in Compag
nien. Erft im Jahre 1695 hatten die Franzofen ein
ganzes Artillerieregiment. daneben aber König Lud
wig Ulli. auch noch zwei befondere Bombardiereorps.
Unter feinem Nachfolger. Ludwig rer.. gelang es 1740
jedoch erfi. diefes kleine Artilleriecorps vollftändig zu
organifiren.
Schon aus diefem Weuigen fieht man. wel>)e Um
geftaltung die Anwendung des Schießpulvers und der
Gebrauch der Gewehre und efchüße in dem Kriegswe
len. wie wir es ollen Seite 'l verließen. hervorbringen
-37-

mußte. Mit bloßem Hauen. Stechen. Werfen und mit


der rohen Uebermaffe von Menfchen war gegen das aus
der Ferne gut gezielte. todbringende Feuer nicht leicht
etwas auszurichten. Die Bewaffnung und innere Ein
richtung des Heeres mußte total anders werden.
Kehren wir hier-nun zu der oben verlaffenen Ge
fchichte unferes näheren vaterlc'indifchen Kriegswefens zurück
und heben den dort fallen gelaffenen Faden wieder auf.
Jm 13. Jahrhunderte fanden wir neben den ritter
mäßigen Reitern Bürgermannfchaften. welche Anfangs als
Schießen mit Pfeil und Armbruft dienten. fpäter als
tüchtige Feuerfchüßen den Rittern die Ehre des Sieges
oft ftreitig m'achten. - Allein das übliche Lehnsgefolge
vermochte jeßt auch nicht einmal beim beften Willen die
früheren Dienfte zu leiften; die Bürger dagegen verthei
digten in der Regel nur ihr Eigenthum. ihre Städte.
'Dazu kamen häufig 'größere und entferntere Feldzüge. die
Niemand gern mitmachte. da Alle mehr oder weniger ihr
Heimwefen. .ihre Familie hatten. Ehurfürft Friedrich
der Streitbare mußte feiner Mannfchaft durchteine Ur
kunde vom 4. Mai 1423 fogar ausdrücklich geloben. fie
nicht in das Ausland zu fchicken. Daffelbe mußten die
Herzöge Ernft und Al recht vom 3. Februar 1483 der
Stadt Erfurt verfprechen; -- und zu dem Zuge gegen
die Huffiten verftanden fich 1428 die Vafallen uur dannx
erft. als der Ehurfürft zufiherte. daß die Lehn eines ohne
männliche Nachkommenfhaft im Kampfe Gefallenen ohne
Weiteres auf deffen hinterlaffene Töchter. Brüder oder
Vettern übergetragen werden folle. Unter folchen Um
ftänden fah man es daher gern. daß die Kriegspflichti
gen Stellvertreter fchickten. Diefe aber. wie die den Für
ften läfiig und theuer werdenden Söldner. deren fich
z. B. Herzog Wilhelm im Bruderkriege 1446 und
Ehurfürfi Friedrich der Sanftmüthige 1452 bediente.
förderten nur noch mehr den Wunfch. diefer Soldateska
fich ganz zu entledigen. Allmählig wurden zur Errei
chung .einer bleibenden Armee die nöthigen Schritte ge
than. So wurde in den fiebenziger Jahren des 15.
Jahrhunderts in Dresden ein Zeughaus unter einem be
fondern Zeugnteifter angelegt. ein Stückgießer - damals
fonderbarer Weife ..Kanonengießer" genannt - angeftellt.
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fchwere Gefchüße gegoffen. von dem ..Büchfenmeifiertt
Handgewehre gefertiget; - kurz. es regte fich ein fri
fches. kräftiges Leben für die Bewaffnung und die Her
anbildung erfahrner Kriegsleute. die natürlich und nament
lich im offenen Felde brauchbarer waren. als die bis dahin
aus fo mancherlei Elementen zufammengeftoppelte Armee.
Eine Art einer eigenen Armee. doch immer noch den wü
' ften Söldnern fehr ähnelnd. waren die vom Kaifer Ma xi
mil'ian -- regierte von 1486 bis 1,519 - zu einer
etwas höheren Stufe erhobenen ..Landsknechte" -- oder
auch von ihrer Waffe. der Lanze. ..Lanzknechte" gefchrieben.
Um diefem zweckwidrigen Zuftande ein Ende zu
machen. prüfte man in den Ländern der Ernefiinifchen
und Albertinifchen Linie die Kräfte des Landes. So for
derte in der leßtern Herzog Georg der Bärtige. oder
auch der Reiche. 1523 von der Ritterfchaft eine Lifte
ihrer Dienftpflichten und Dienftpflichtigen. woraus fpäter
dietfogenannten ..Ritterrollen" wurden. nach welchen der
Landesherr mindef'tens mit etwas mehr Sicherheit feine
fireitbaren Kräfte überfehen und fordern konnte. wie dies
Leßtere dann Churfürft Johann Friedrich 1546 bei
Beginn des Schmalkaldifchen Krieges that. -
Selbfi die Ritterfchaft trug endlich auf Werbung
eigener Soldaten an. die fich dann auch 1552 zu einem
Ankaufe von 6 Gulden für jedes zu ftellende Pferd ver
fiand. Für die Stellung des Fußvolks wurden von den
Städten und den nicht rittermäßigen Unterthanen Geld
äquivalente gefordert. damit. wie es hieß. fie ..daheim
bei Weib. Kindern und Gütern bleiben könnten". eigent
lich aber wohl. weil man lieber kriegsgeübte Leute haben.
als fich die Soldaten von der Ofenbank holen' wollte.
Bisweilen behielt man nach beeudigtem Kriege noch einen
Theil diefer Landsknechte. bis fie anderswo für einen
neuen Krieg gedungen wurden. bei. Man nannte fie ..ver
gadderte Knechte". was fo viel als verbunden bleibende
Soldaten (alfo d'ie Spur der künftigen ftehenden Heere)
bedeutete.. Diefelben wurden in Abtheilungen von 200
Mann in verfchiedene Städte des Landes gelegt. um fie
in einem Haufen nicht u übermüthig zu machen. und die
Laft einigermaßen im ande zu vertheilen; 'aber auch fo
blieben fie oft noch die Plage der armen Städter. -
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Dies ift der ,lieferung der nachherigen ..GarnifonetU'
Den Befehl über diefe Haufen erhielten öfters energifche
Amtleute der Garnifonftädte. Daß Herzog Georg über
dies eine genaue und ftrenge Kriegsordnnng erließ. habe
ich oben fchon erwähnt.
Das Heer felbft wurde in drei Abtheilungen: den
..Rennhaufen". die ..Schüßenl' und den ..gewaltigen
Haufen" getheilt. außer denen noch eine befondere. aus
Soldreitern unter dem Namen ..Trabantem' beftehende
Leibwache des Fürften gehalten wurde. welche Churfürft
Auguft auf dem Landtage, 1553 bis auf 500 Mann zu
erhöhen verfprach. da dies mindeftens zu einiger Erleich
. terung des Landes diente.
Auf die Verhefferung
Z der ..Artollerei". wurde vieldes Feuergeweh
Geld verwen et.s. Zeughäufer
befonders

in Dresden. Leipzig. Zwickau. Wittenberg und Pirna


angelegt und eine Zeughansordnung 1548 erlaffen. auh
für die Befefti'ung der Städte geforgt; Herzog Georg
' fhrieb zur Be feftigung von fechs Städten eine befondere
Steuer. die Schankfteuer. aus. und Churfürft Moriß
forgte für die heffere Befeftigung mehrerer Orte. fo z. B.
Leipzigs 1549. Dresdens 55 und Hohenfteins. Zu
gleich wurden größere Befaßungen in die Städte gelegt
i und das Kriegswefen'in einen fur die damalige Zeit fehr
achtbaren Stand gefeßt.
Sein nur eben erft genannter Bruder und Nachfol
ger. Ehurfürft Auguft. wie Moriß ein kluger. thäti
ger und fefter Regent und guter Wirth. der. ob er gleich :
große Summen auf die Feftung Königftein wendete und
den Grund zu der Achtung gebietenden Stellung derfel
ben legte. bei feinem Tode doch einen Schaß von 17
Millionen hinterließ. richteteauch auf das Kriegswefen
fein Augenmerk. Auch er ließ fich 1563 von den einge
tragenen Pferden feiner Ritter. die ..Ritterpferdell ge
nannt. für die fo unbrauchbaren Ritterdienfte beftimmte
Gelder zahlen. welche fpäter unter dem Namen ..Dona
tivgelder" in der Steuergefchichte Sachfens vorkommen.
Konnte auch AuZgnfi nicht gleich Anfangs und auch nicht
ganz mit diefer iaßregel durchdringen. fo fuchte er doch
n die von den Rittern geftellten Knechte und die Ein
fpännigen einige Ordnung zu bringen. Statt der-ver
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fchiedenerlei Tracht. wie fie ihn-en eben ihre Einfteller ge
geben. mnßten fie gleichförmige Kleidung - alfo die
erfien Uniformen --. Harnjfch. Schüßengeräth und Pickel
hanben tragen. Wenn auch Uugufi's Regierung in
Ganzen fehr friedlich. fo ließ er es doch nie an Verbefie
rung des Kriegswefens fehlen. und war fiets gerüfiet.
daher er ganz vorzüglich für die nöthigen Kriegsvor
räthe forgte. ' .
Noch weniger bewegt war die Zeit unter den foi:
genden Churfürften. Chriftian l. -- von 1586 bit
1591 - und Chriftian ll.-von 1591 bis 1611 -,
da beide Regenten mehr auf dem Felde kirchlicher unt
religiöfer. als politi-fcher und kriegerifcher Fehden erfchei
nen. Nur einmal in diefem ganzen Zeitraume fehen wir
das Schwerdt ziehen. aber auch unbluti wieder in die
Scheide fahren. Eine fanatifche Parthe hatte fich in
Frankreich gegen den König Heinrich lil.. der die Pro
tefianten begünfiigte. empört; gegen fie riefen Heinricl
und deffen Nachfolger. Heinrich von Navarra. odee
'Heinrich l7.. der Begründer der Bourbonen. Deutfchc
Hülfe an. Churfürft Chriftian l.. in Verbindung mu
mehrern Deutfchen proteftantifchen Fürfien. fandte 159l
unter Fürft Chriftian von Anhalt ein Hülfsheet
von 1400 Mann zu Fuß. 20 Cornetten (Compaguien)
Reiterei und einiger Artillerie nach Frankreich. Aber es
fehlte den Deutfchen Fürften und Heinrich lil. das
'Befie zu Bezahlung des Soldes; -- dazu kam noch die
etwas veränderte Religionsanficht des nach Chriftian's
Tode eintretenden Adminiftrators von Sachfen. des Her
zogs Friedrich Wilhelm von Sachfen-Weimar; --
urz. König Heinrich entließ die Deutfchen und insbe
fondere Sächfifchen Hülfstruppen. deren ein i e Erobe
rung ein Franzöfifcher Schuldfchein über 2.14 . 98 Gul
den rückftändiger Sold war. deffen Auslöfung aber. ächt
Franzöfifch. nie erfolgte. '
Kriegerifcher ging es unter dem Churfürfien Jo
.b ann Georg l.. der von 1611 bis 1653 regierte. her.
Der bekannte 30jährige Krieg - 1618 begonnen und
durch den Weftphälifchen Frieden 1648 beendiget - fiü
in diefe Regierung. Abwechfelnd. wie'Sachfens Bündg?
bald mit den Schweden. bald mit Oeftreich. war a
r - 4L -- ,

deffen Kriegsglüef; doch zeichnete fich die Sa'chfifche Ar


mee mehrfach fehr bortheilhaft aus. Wie anderwärts
beftand diefelbe aus ..Landvolk" und ..Söldnern". erfie
*ces aber wieder aus der „aufgebotenen Ritterfchafflß
welche nach einer Mufierung im September 1618 zwölf
Compagnien zählte. und dem ..Defenfionerwerke" Das
war eine neue Erfindung deffelben Jahres. durch welche
man die läfiigen Söldner zu verdrängen glaubte. Die
Defenfioner (eigentlich fo viel als Vertheidiger) waren
eine Art Landmiliz. welche die Aemterh Städte und nicht
ritterpflichtigen Gutsbefiyer ftellen und zum' Theil auch
bezahlen mußten. Diefe Miliz genügte indeßden Er
wartungen nicht; das Söldnerwefen blieb leider immer
noch das Betten weil es mindeftens kriegsgeübte Leute
zuführte. Dazu war das Proviantwefeu nicht im beften
Zuftande. die Nohheit und Völlerei der Soldaten aber
zügellos. Man kannte die Uebel. fand aber kein Mittel
dagegen. wozu es auch an Geld und Luft fehlte. "
Viele Mühe gab fich der von 1653 bis 1680 regie
reude Churfürfi Johann Georg ll„ um Ordnung in
das Sächfifche Krie swcfen zu bringen. Davon zeugt
der fogenannte ..De?cnfionsrezeß" vom 25. Oct. 1663.
wenn auch diefer faft nur als Mißgriff anzufehen ift. da
man die Werbung der Defenfioner lediglich in die Hände
, des Militärs legte und diefes vorzugsweife ausdrücklich
auf Vagabunden und herrenlofe Verfonen anwies. So
wurde die Werbung eine wahre Menfchenjagu die meift
fchlechte Soldaten lieferte; daher denn auch Cburfürfi
Johann Georg [ll. - von 1680 bis 1691 - die
Einrichtung aufhob und das alte Defenfionswerk 1689
wieder 'herfteilte Georg war ein kriegerifcher Fürft
deffen Kriegs- und Soldatenluft dem armen Sachfen zur
fchweren Soldatenlafi wurde. Im Jahre 1683 zog der
ritterliche Churfürft mit faft 20.000 Mann. in Verbin»
dung mit andern Fürften. dem von einer wilden Türken
fchaar hart -bedrängteu Deutfchen Kaifer und namentlich
dem belagerten Wien zu Hülfe. das auch am 12. Sept.
1683 glücklich entfeßt-wurde. eine Waffenthatz bei der
fich namentlich die braven Sachfen auszeichneteu. Im
Jahre 1684 überließ Georg der Republik Venedig in
deren Feldzuge gegen die Türken 3 Infanterie-Regi
muter; 1686 fandte er dem Kaifer Leopold l.- aber:
mals gegen diefelben Europäifchen Dränger 5000 Mann
und im Jahre 1687 das Regiment Kronprinz zur Hülfe.
und half eben fo Oeftreich in den Jahren 1688 bis 160l
in den Kriegen gegen Frankreich. Sein Sohn und
Nachfolger
Johann Georg l7. -- von 1691 bis 1694 -
war zwar auch guter Soldat. aber weniger kriegerifch.
und feßte. wie das ganze Deutfche Reich. den Krieg mit
Frankreich nur noch lau fort.
Neues Leben trat dagegen mit Churfürfts Friedrich
'Augufi l. (feit 1687 auch Königs von Polen) - von
1694 bis 1733 - Antritte der Regierung in das Kriegs
wefen. Auguft. wegen feiner ungewöhnlichen Körper
fiärke unter dem Namen ..Augufi der Starke" bekannt.
führte im Jahre 1694 dem Kaifer Jofeph l.. ein Hülfs
heer von 8000 Mann gegen den alten Erbfeind. die
ruheiofen Türken. die damals mehr wie heut zu Tage
gefürchtet wurden. zu. verlor zwar die Schlacht bei Olafä
in Ungarn - 26. Auguft 1696 -. gewann aber dafür
glänzend mit Prinz Eugen die bei Zenta am 11. Sep
tember 1697. -
Auch in den Perioden der leßteru fechs Regenten. ua
mentlich in den der kriegs- und thatenlufiigen Geo rg lll
und Friedrich Augufi l.. richtete und mußte man
natürlich das Augenmerk hauptfächlich auf das Kriegs
heer richten. Erfierer fah nur zu bald die völlige Unzu
verläffigkeit der bisherigen Soldateska ein. und konnte
er auch nicht gleich mit feinen Verbefferungsplänen bei
den damaligen Landftänden. die zwar Aenderungen bean
tragten. aber. wie das fo oft geht. kein Geld dazu be
willigen wollten. durchdringen; fo fchritt er doch felbft
unter der Hand zu mancherlei Umgeftaltungen des Defen
fionswerkes. das um fo entbehrlicher war. als fich dee
Begriff eines fiehenden Heeres. wie überall. fo auch in
Sachfen. bereits nach und nach und namentlich durch dat
Söldnerwefen ausgebildet hatte. Zu dem Ende erhielten
zwar Georg l. und Georg ll. einige Geldbewilliguu
gen von den Ständen. die aber für den kriegerifchen
Georg lll. viel zu wenig waren. Der nahm den Mund
einmal recht voll. und verlangte 1681 zur Errichtung von
-43-
1 Regimentern zu Pferde. 1 Regiment Dra oner und 7h
Megimentern Fußvolk 1-Milli'on Thaler. .on hier an
patiren fich die Soldaten-Millionen. -- Zwar erreichte
Georg feinen Zweck nicht ganz; aber man konnte doch
nicht umhin. ihm eine recht anfehnliche Summe zu, be
evilligen. fo daß die Sächfifche Armee fich doch immer
auf einen leidlichen Stand bringen ließ. Dabei forgte
Georg auch für die innere Einrichtung und Regelmäßig
i'eit durch zweckmäßige Behörden. So hob er die im
Jahre 1634 errichtete ..Kriegskanzlei" auf. und fe, te
1684 an deren Stelle das Geheime ..Kriegsrathsco e
-zium." Auch für die Heranbildung von Officieren wurde
geforgt. im Jahre 1637 bereits ein Plan zu einer Kriegs
[audCadettenfchule entworfen. aber erft 1692 ausgeführt.
Die Zöglinge diefer Schule. gegen 160. wurden Anfangs
in Neuftadt-Dresden und dem benachbarten Neudorf
.einquartiert
Mit der Wahl Frfedrich Auguft l. zum König -
'von Polen am 17. Juni 1697 und deffen Krönung am
2. September. in deren Folge derfelbe den Titel Au
'gufl ll.. König von Polen und Churfürft von Sachfen
annahm. änderte fich Vieles in der innern und äußern
Politik Sachfens. Durch freundfchaftliche Verbindung
mit dem Könige Chriftian 7. von Dänemark wurde
Au gufi im Bunde mit Rußland und Dänemark im Jahre
1699 in die Feindfeligkeit und den unter dem Namen
Des ..nordifchen Krieges'ltbekannten Krieg des Leßtem
'mit dem jungen und tollkühnen König Karl UL. von
Schweden gezogen. in dem leider für Sachfen keine Lor
:beeren gepflückt wurden. Nachdem der rafchz energifch
und kühn handelnde Schwedenkönig die Dänen gefchlagen
:und durch den Frieden von Travendahl - am 18. Au
:guft 1700 - abgefchüttelt hatte. wandte er fich gegen
die Ruffen. fchlug auch diefe mehrere Male. drang in
Polen gegen die vereinigten Ruffen und Sachfen vor.
durchzog Sachfen, als Sieger. gewann namentlich gegen
die Leßtem die Schlacht bei Pultusk am 25. April 17 3.
nöthigte den König Auguft. die Polnifche Krone nie
derzulegen. und war mehrmals glücklich geaendie Säch
fifche Armee. die fich endlich im Februar 1706 aus Polen
zurückzog. Mit abwechfelndem Glücl'e hatten indeß die
-47...
Schweden und Ruffen in Liefland und Rußland geget
einander gekämpft. als fich Karl All. abermals geget
Sachfen wendete. im September 1706 in die' Laufiß ein
brach und bis an den Thüringer Wald vordrang. ?lil
vielfeitige Vorftellungen vom Kaifer und Reich ließ fil
der fiegreiche. wilde Dränger zum Frieden bereden. det
am 24. Sept. 1706 zu Altranftädt efchloffen wurde,
Das hinderte aber Karl nicht. den rieg gegen Ruß.
land fortzufe-ßen. in dem jedoch endlich auch feine Stuem
fch'lug. Ju mehrern Schlachten befiegt. mußte er die altee
Feinde. die Dänen und Sachfen. troß der Friedensfchlüfi
von Travendahl und Altranfiädt. wieder auftauäzen fehen
Sachfen marfchirte von Neuem nach Polen. verjagte hi::
den König Stanislaus Lesczinski. in deffen Folz;
Augufi den verlornen Königsthron Polens wieder bei
ftieg. Karls weitere Schickfale bis zu feinem am ill
Der. 1718 wahrfcheinlich durch Verrätherhand erfolgten
Tode in den Laufgräben vor der Dänifchen Feftung Fried
T richshall gehören nicht hierher.
Mitten in diefen für das arme Land fo harten Kriegs
länfen wurde Sachfen außerdem noch in den*Spanifchn
Erbfolgekrieg verwickelt. in dem es fein Reichscontingent
von 8000 Mann ftellen mußte. Beendigt wurde diefe
zwifchen Frankreich einerfeits und Oefireich. England.
Portugal. Holland. Preußen und dem Deutfchen Reich
andrerfeits geführte Krie' durch die beiden Friedens
fcblüffe am 11. April 171 zu Utrecht und am 7. Sept
1714' zu Baden.
So kriegserfahren alle diefe Kämpfe das Sächfifcltt
Heer auch machten. fo trug das wilde Kriegs- und Lat
gerieben doch auch viel zu einer ziemlich locker werdendet
Mannszucht bei. worüber felbft von den damaligen Bo
fehlshabern viel und bitter geklagt wurde.
- Was die innere Einrichtung des Kriegswefens jena
Zeit betraf. fo hob der König Augufi. nachdem auci
auf“ dem Landtage 1708 die Landfiände feine Anträge
abgelehnt' hatten. das Defenfionswerk.auf eigene Faufi
auf und bot' dafür. unter Bezugnahme“ auf den drohen
den Einfall'der Schweden und die daherige große 'Dringi
limkeit. am 21. Sept. 1709 die Mannfchaft des Landei
auf. “ Den Bafallen wurde-die Bereithaltung ihrer Ritt
_.45 .Y
:erpferde. Jäger und Schußen. den Städten die ihrer
bürger und Schüßengefellfchaften aufgegeben. An den
Grenzen follten Warten errichtet und Feuerzeichen gegeben
oerden. das erfte Aufgebot aber. die Mannfchaft von 20
'bis 40 Jahren. die eigentliche Armee. und ein zweites.
gleich großes. undfchließlich ein drittes Aufgebot. einen
Landfturm mit Senfen. Heugabeln u. dergl. bilden.
Das erfte Aufgebot diente 1710 für die Landj oder Kreis. .
:egimenter. Dafür aber beantragten die Landftände auf
>em Landtage 1711 -die Einftellung der Waffenübungen
>es von dem Aufgebote nicht betroffenen Landbolkes. ein
llntrag. dem bei der drohenden Gefahr nicht entfprochen.
»ielmehr durch Befehl vom 10. April 1711 von diefer
Zandmiliz der fechfte Mann als erftes. zum Abmarfche
'ofort bereites. und der fünfte Mann als zweites. aus
>elfendes Aufgebot ausgefchrieben. den Gemeinden dabei
(ber aufgegeben wurde. jedem Mann monatlich 2 Thaler
Löhnung zu reichen. Aber auch. nachdem die Gefahr vor
iber war. und bis zur Beendigung des .nordifches Kriegs
.auerte diefe Verpflichtung fort.
Für die Stellung der Ritterpferde hatten die Rit
ergüter fchon feit einiger Zeit eine beftimmte Abgabe
inter dem Namen des bereits erwähnten ..Donativgel
tes". anfänglich als freiwilliges Gefchenk (daher auch
>er Name) gegeben. welche auf jedem Landtage von Neuem
'eftimtnt wurde. und bald mehr. bald'weniger betrug.
luch die nicht ritterpflichtigen großen Freigüter und die
Stifter Merfeburg und Naumburg bewilligten auf dem
Zandtage 1711 Donativgelder“ für das damals fchon
10.000 Mann ftarke Heer. das zwar 1718 auf 4 Küraf
ier-. 5 Dragoner-. 10 Jnfantcrie- und 2 Garde-Regi
nenter (zufammen 11.360 Mann) vermindert. aber fchon
726 wieder auf 26.462 Mann (7047 Cavallerie und
.9.115 Jnfanterie) vermehrt wurde.
An die Stelle der bisherigen. nicht ausreichenden
ind unliebfamen Werbung befahl ein Mandat vom 21.
Januar 1729 eine Ausloofung der fämmtlichen. fomit fiir
nilitärpflichtig erklärten jungen Mannfchaft. wobei jedoch
oeniger auf Maaß und Alter. als vielmehr auf Kriegs
üchtigkeit gefeheu werden follte. dem fich jedoch die Stände
-eftig widerfeßten. daher es vor der Hand uva) bei der
..45
befiehenden Menfchenjagd blieb. Nichtsdefioweniger forgt
König Augufi für die-Ausbildung feiner Armee unt
insbefondere der künftigen Officiere derfelben. dies abe
namentlich durch Erweiterung der Seite 43 erwähnte
Kriegs- oder Cadettenfchule. welche 1730 ein eigene
roßes Gebäude und den Namen ..Ritterakademie't et
hielt. Die Cadetten jener Zeit unterfchieden fich freilit
etwas von den jeßigen. wurden zwar etwas weniger gl
fchont. aber auch viel weniger unterrichtet. Sie mußte-:
täglich beftimmte Wachen thun. 1693 und 1694 fog-:t
mit an den Rhein in's Feld ziehen. und in dem Lag::
bei Pillniß - 1725 -. fo wie in dem vom 30. M::
bis 29. Juni 1730 abgehaltenen Luftlager bei Geithat
mit campiren.
Dem großen. bei allem feinem Luxus und Schwäche
doch denkwürdigen Könige folgte 1733 fein Sohn Friedl
rich Augufi ll.. als König von Polen Auguft [ll,
der. mit weniger Geiftesgaben als fein Vater ausgt
fiattek. bis zu 'feinem Tode im Jahre 1763 feinen Günt'l
ling und Minifter. den verfchwenderifchen. ränkefüchtigct
habfüchtigen und untüchtigen Grafen Brühl. zum große
Nachtheil des Landes. regieren ließ. Während diefer fil
beifpiellofen Wirthfchaft. mit Unrecht Regierung genann
funk. da Brühl alle mögliche und fogar militärifche Stellt
an fich riß. und die für diefe beftimmten Gelder in fen
Tafäte fieckte. felbft der Beftand der Armee (im Jah
1743 noch über 37.000 Mann). fo daß beim Ausbrul
des 7jährigen Krieges im Jahre 1756 nur noch 18.00
Mann auf den Beinen waren. , ,
-Jn die Regierung diefes Königs fiel der Oeftreicit
fihe Erbfolgekrieg vom Jahre 1741 bis 1745. dert
zwei Akten: dem 1.. Schlefifchen Kriege. in welche
Sachfen mit Preußen und- Frankreich gegen Oeftreii
und dem 2. Schlefifchen Kriege. in welchem Sachfen fl
Oefireich focht. fpielte. - und der für das arme Lai
fo nachtheilige 7jährige Krie - von 1756- bis 176
Zwar erlangten die Truppen urch diefe. von dem grö
ten Feldherrn der damaligen Zeit. dem-großen Preuße
könige Friedrich dem Großen und den ausgezeit
netften Generalen der großen Kaiferin Oefireichs. M ar
Therefia. geführten 'Kriege eine Kriegsübung ut
Kriegserfahtun . wozu ket-nerL der--fämmtlichen früheren
Kriege gleiche elegenheit geboten; dem Lande felbft 'aber
nüßte diefe Erfahrung nichts. Um Leute zu bekommen.
wurden1734 8000 Mann Landmiliz in vier Regimenter
umgefchaffeu' und. allen Widerfpruchs der Stände un e
achtet. die junge Mannfchaft vom 18. bis zum 35. Ze
bensjahre durch das Loos ausgehoben. kurz alle und
mögliche Quellen geöffnet. um die durch die fo leichtfin
nig herauf befchwornen Kriege entftandenen Lücken aus
zufüllen. dabei aber auch Pläne über Pläne gemacht. die
Landmiliz zu verbeffern. deren. als eine Laft des Staa
tes. des Gewerbes und des Ackerbaues. Aufhebung die
Stände fortwährend verlangten. ,
Ein Fortfchritt in der wiffenfchaftlichen Ausbildung
>es Kriegswefens war die Errichtung einer eigenen Jn
zenieur-Akademie. Schon unter dem Churfürft Auguft
hatte man unter dem Namen ..Kriegsbaumeifter" Män
1er. die wiffenfchaftlich die Gefchühg die Kriegsbau- und
Zefeftigungskunft trieben und lehrten. Man vermehrte
>eren Anzahl. fchlug das kleine Corps 1631 zum Gene
:alftabe-. 1701 zur Feldartillerie. 1702 wieder zum Gene
:alftabe. bildete' 1712 ein eigenes Corps daraus. welches
i742 “durch den General Bott in .die genannte Jnge
rieur-Akademie überging und 1743 in zwei Brigaden
jetheilt wurde. '
, Zu erwähnen ift hier noch eine fehr wohlthätige 'und
nenfchenfreundliche A-nftalt. die Begründung einer Erzie
iungsanftalt für arme Waifen. urfprünglich der im Kriege
jebliebenen Soldaten. fpäter überhaupt für Soldaten
vaifen. Am 21. November 1738 wurde diefelbe für 700
Kinder in der-Caferne zu Neuftadt-Dresden eröffnet.
i754 aber auf 300 proteftantifche und 100 katholifche
Kinder befchränkt und 1762 in das große churfürfilirhe
Schloß zu Annaburg verlegt. Hier wurden die Knaben
nilitärifch erzogen und zu braven. ordentlichen Menfchen
.erangebildet. um fpäter entweder in die Armee zu treten.
.der ein. nüßliches Handwerk zu lernen. Auf diefe Weife
ind Taufende armer Knaben auf Koften des Staates
*om Untergange gerettet und brauchbare Leute geworden.
Als durch die Theilung Saihfens im Jahre 1815 Aw
raburg an Preußen kam. verlor ,zwar Sachfen vor der
-48_
Hand die herrliche Anfialt; allein fchon 1822 wurde fie
in dem von dem Staate augekauften Rittergute Sirup
pen bei Pirna für 143 Soldatenknaben wieder eröffnet.
Eine gleiche Sorgfalt für feine Soldaten bewies dee
König durch die im Jahre 1748 gegründete. feit 1815
unter dem Namen der ..chirurgifch-medicinifchen Akade
mie" rühmlichft bekannte Anftalt zu Dresden. in welche:
namentlich ..tüchtige Feldfcherer" für die Armee gebildet
werden follten. und aus welcher heute noch die gefchicktet
Militärärzte für das ganze Land hervorgehen.
Kurz vor dem Schluffe feiner Regierung uud feine?
Lebens wollte zwar König Auguft die Armee um 720lt
Mann Landmiliz vermehren; er fcheiterte aber an du
verfagten Bewilligung der Stände. welche meinten. dai
das Land an Geld und Leuten bereits genug ausge
fogen und es einmal Zeit fei. ihm Ruhe und Erholung
zu gönnen.
Die Regierung des folgenden Churfürfien Fried.
rich Chriftian. der fich um die für Sachfen fo nach:
theilige und theure Poluifche Köuigskrone gar nicht bet
warb. war zu kurz - 'er regierte nur vom 5. Octobee
bis '17 December 763 -. um wefentlichen Einfluß an
das Sächfifcbe Kriegswefen äußern zu können. Uebn'c
gens war Chriftian ein liebenswürdiger. wohlwollen
der. menfcheufreundlicher. fittlicher. weifer und fparfamu
F-ürft. der bei längerer Regierung jedenfalls eben ft
fegensreich für die Armee wie für das Land geforgt
haben würde.
Da bei feinem Tode fein ältefter Sohn und Thron
folger. Prinz Friedrich Auguft. erft 13 Jahre al
war. übernahm deffen Oheim. Ehriftian's Brudee
Prinz Ra ver. die einfiweilige Regierung des Landes
die derfelbe bis zum Jahre 1768 zum Segen des Lande(
mit Kraft. Geifi und Liebe führte. Ju militärifcher Hin
ficht fällt in diefen Zeitraum die in dem gedachten Jahe
errichtete Artilleriefchule. wodurch der Grund zu dee
Ruhme der fich feitdem fo auszeichnenden. im Jn- un?
Auslande hochgeacbteten Sächfifchen Artillerie gelegt wurdt
Ani 18. September 1768 übernahm der junge Chut
fürft Friedrich Auguft die Zügel der Regierung. dt
er 59 Jahre. bis zum Jahre 1827. mit Weisheit. Würd
-49
Wohlwollen'und Gerechtigkeit - daher er auch den Bei
namen des ..Ger-echten" erhielt - führte. Sein Haupt
plan ging vor Allem auf Erhaltung des Friedens und
Belebung der Wiffenfchaften. Künfte. Gewerbe und des
Ackerbaues. Jndeß war es ihm doch nicht immer mög
lich. dem Lande den Frieden zu erhalten. Zn feine Re
gierung fielen 11 Kriegsjahre. Der erfte Krieg war der
..Vaierifche Erbfolgekrieg" von 1778 bis 1779. in wel
chem das mit Preußen verbundene Sachfen eine Armee
von 22.000 Mann ftellte. - Jhm folgte der Krieg des
Deutfchen Reichs gegen die alles Maaß überfchreitende
Franzöfifche Republik von 1793 bis 1796. welchem fich
:Sachfen mit einem Reichscontingent anfchloß. _- Auch
.in dem Kriege Preußens mit Frankreich. von 1805 und
:1806. wurde Sachfen mit 22.000 Mann verwickelt. Jn
idem. diefem befonders durch die Schlacht bei Jena am
14. October 1806 fo unglücklichen Kriege folgenden Po
!fener Frieden vom 11. December 1806 nahm der Chur
fürft den Titel eines Königs von Sachfen an und trat
:dem von Napoleon l. begründeten Rheinbunoe bei.
(mit der Verpflichtung. ein Contingent von 20.000 Mann
tzu ftellen. eine Verpflichtung. der Sachfen bereits das
:Jahr darauf in dem Kriege Frankreichs mit Vreußen
eund Rußland nachkommen mußte. Dafür gab der all
tmächtige Kaifer dem Könige Friedrich Auguft in dem
:Frieden zu Tilfit am 6. Juli 1807 unter Anderm den -
jReft des mehrmals zerftückelten Polens. deffen ihm an
getrageue Königskroue der eben fo edle als weife Fürft
:früher bereits ansgefchlagen hatte. unter dem Titel eines
:Herzogthums Warfchan. -- Als Fürft des Rheinbundes
:und Verbündeter Napoleon's mußte der König an dem
:Kriege gegen Oeftreich - 1809 - Theil nehmen. der
:jedoch fäwn durch den Wiener Frieden am 1. October
1809 abgethan wurde. Dbch nicht lange ruhte der Kriegs.
twürfel. oder eigentlich der Kriegsgott Frankreichs. Ruß
land war noch nicht gedemüthigt. Im Jahre 1812 zog
Napoleon gegen diefes große“ nordifthe Reich; Sachfen
mußte mit und hielt bis zur Schlacht bei Leipzig -
14. bis 19. October 1813 - bei dem Weltendränger
aus. Für diefe Treue wurde Sachfen von Napoleon's
Gegnern. den ..Alliirten". als erobertes Land betrachtet.
4
- 50 -

*Anfangs unter ein Ruffifches und 1814 unter Preußi


L fches Gouvernement geftellt. und erft durch den Wiener
rieden vom 18. Mai 1815. nachdem drei Fünftel des
audes -, 373.Quadratmeilen mit 845.000 Einwoh
nern - abgeriffen. ihm auch das Herzogthum Warfchan
wieder genommen worden war. .dem bis dahin in Pren
ßifcher Gefangenfchaft gehaltenen Könige zurüägegeberi.
“ Der edle Fürfi. zwar kein kriegerifcher Herr und kein
ausfchließlicher Soldaten-Liebhaber. forgte doch weife und
väterlich für ein gut gehaltenes und geübtes Heer. machte
durch Befchränkungen und Beurlaubungen bedeutende Er
fparniffe. führte 775 ein neues. dem damaligen Fran
zöfifchen nachgebildetes Exercierreglement. 1780 jährliche
Uebungslager und 1786 verbefferte Feuer- und Seiten
gewehre ein. errichtete 1791 ein Hufarenregiment. welches
jedoch fpäter in ein leichtes Reiterregiment überging.
legte Militärmagazine an und forgte durch befondere Be
fehle - 1770 und 1785 - für ausreichenden Erfaß füe
ausgediente oder in Abgang gekommene Pferde - die
fogeiiannten ..Remontepferde" -. Den Erfaß abgegan
geuer Mannfchaft lieferten die von den Jnhabern dee
Compaguien mit Zuziehung der Obrigkeiten vorgenom
menen Werbungen. für welche jedem Regiment ein befon
derer Werbediftrikt vorgefchrieben und alle zwei Jahre
ein obri'gkeitliches Verzeichniß befonders der leicht zu ent
behrenden jungen Maunfchaft vom 16. bis zum 35. Le
bensjahre gefertiget. - Der Verlegung des Soldaten
knabeu-Jnftituts nach Annaburg im Jahre 1762 ifi be
reits oben S. 47 gedacht worden. Auch auf den Feftungs
bau wurde viel verwendet. namentlich auf die Feftung
Königftein und die Refidenz Dresden.
Leider mußte der edle König nach fo vielen Opfern
und Kränkungen immer noch am Kriege Theil nehmen
und am 27. Mai 1815 der Allianz gegen Napoleon bei
treten Er fendete 16.000 Mann Fußvolk und 3000
Reiter nach Frankreich. von denen felbfi nach dem Pa
rifer Frieden vom 20. November 1815 5000 Mann dort
blieben und die Leßten erft im Jahre 1818 zurückkebrten.
Glücklicberweife erhielt hier Sachfen eiidiich einmal eine
kltine -Entfchädigung für feine großen Kriegsopfer. Von
der von Frankreich zu zahlenden Kriegsentfchädigung erhielt
_51
Sachfen 6.804.746 Franks (faft 1.x Mill. Thaler). -
Zur Ausbildung der Soldaten wurden Regiments- und
zur CrziehunÖ von Kindern der Unterofficiere in größern
Garnifouen arnifon-Schulen errichtet. in kleinern das
Schulgeld aus einem dazu beftimmten Fond bezahlt.
Auch für den Armeebeftand wurde geforgt. Durch das
Mandat vom 1. Februar 1817 follte eine neben der
eigentlichen Armee bis zum 32. Lebensjahre fich erftreckende
Armeereferve in's Leben gerufen werden. dem aber die
Stände' nicht beiftimmten. Dafür aber erfchien am 25.
Februar 1825 ein die Ergänzung der Armee ordnendes
iGefeß. welches die allgemeine Militärpflichtigkeit jedes
:Sachfeu vom zurückgelegten 20. bis mit 28. Jahre aus
:fprach. daneben aber mancherlei Befreiungen von diefer
:Pflicht geftattete. Am 4. Februar 1822 wurde ein Mi
.litärfjrafgefeßbuch bekannt gemacht und eine Militärftraf
:anftalt in Dresden eröffnet. am 19. deffelben Monats
.das Militärgerichtswefen organifirt. ein Generallriegsge
-richts-Collegium und Kriegsgerichte bei den einzelnen
:Truppenabtheilungen gegründet. - So forgte Friedrich
Auguft der Gerechte. bei aller feiner Friedensliebe. für
:die Ausbildung und das Wohl feiner braven Armee. die
,er bei feinem am 5. Mai 1827. nach 6|jähriger Regie
rung. erfolgten Tode feinem Bruder und Nachfolger.
König Anton. in Achtung gebietendem Stande hin
terließ. Auch Anton ..der Gütige" -war. obfchon kein
Krieger. doch ein Vater feiner Soldaten. wie aller feiner
Unterthanen. In die kurze Zeit feiner Regierung fiel
,ein fehr zweckmäßiges Gefeß. die die Leiftungen der Un
,terthanen für die Militäroerpflegung beftimmende neue
Ordonnanz vom 19. Juli 1828 Am 13. Sept. 1830
»rief des greifen Königs Wunfch den durch Geift und
Herz fich gleich fehr auszeichnenden Sohn feines Bru
ders. des Prinzen Maximilian.
Friedrich Auguft. als Mitregenten an feine Seite.
der auch .am 6. Juni 1836 fein Nachfolger auf dem
Throne wurde. 'Bis zu feinem unglücklichen Tode am
9. Auguft 1854 forgte auch er für die Armee mit weifer
Liebe. Nur einmal. im Jahre 1848. zog unter der vä
terlichen Regierung diefes guten Königs. gezwungen durch
feine Pflicht als Mitglied des Deutfchen Bundes. ein
4* -
-52- -

Theil der Sächfifchen Armee. den ritterlichen Kronprinz


Albert in der Mitte. in den Krieg. Es war der leider
durch Englands und Rußlands diplomatifche Wendungen
ganz erfolglos gemachte Feldzug gegen das Deutfchland fo
mißachtende Dänemark. ein Feldzug. der. fo kurz er war.
doch der Sächfifchen Armee nur zur höchften Ehre ge
reichte. Väterlich forgte König Friedrich Auguft. wie fein
Bruder und Nachfolger
König Johann. der Erbe der Sächfifchen Regen
. tentugenden. dabei hochbegabt in ernften Wiffenfchaften
und von großer Milde und Gerechtigkeit für die Armee.
So vom Throne aus geleitet. fieht die Säcbfilcbc
Armee an Bildung. Kenntniffen. Sitte. Anftand. Manns
richt und Treue mit in der erften Reihe der Europäi-t
fchen Truppen. und genießt auch. fo klein fie auch ifi (fu
zählt jeßt 24.104 Mann. nämlich 17.814 Mann Infan
terie. 3000 Mann Cavallerie und 3290 Mann Artillerie.l
Pionniere. Sappeurs und Fahrfoldaten uiit60 Gefchüßeng
allenthalben. im Jn- wie im Auslande. die gebührend:
Achtung. Und in ein folches Ehrencorps follte nicht jedee
Patriot gern treten. nicht jede wackere Mutter ihre Söhne
gern einreihen laffenl .
Von dem. was unter den beiden leßtern Königen in
Hinficht des Militärs gefchehen. will ich nur die vorzüg
lichften Gefeße in dem Zeitraume von 1834 bis mit 1859
hier anführen. Sie geben Zeugniß von der großen Sorg
'falt für Land und Heer.
Das Gefelz vom 26. October 1834 über die Er
füllung der Militärpflicht. wozu jeder Sächfifcbc
Staatsangehörige vom 20. Jahre an fechs Jahre lang
in der aetiven Armee und drei Jahre in der Dienfirc
ferve zu dienen verbunden ift. Untüchtigkeit und Unwür
digkeit aber unfähig machen. Merkwürdig ifi diefes Ge
feß. weil es zuerft die von dem großen Soldatenkennee
Napoleon bei der Franzöfifchen Armee längft eingerichtete
Stellvertretung einführte. - - .
Das Gefeß vom 7. December 1837. wodurch dic
bereits oben erwähnte Ordonnanz vom Jahre 1828 er
läutert und ergänzt und namentlich die-Leiftungen des
Landes für das Militär feftgefiellt wurden. -
Das Militärftrafgefeßbuch vom 5. April 1838.
-53
Das Gefeß über Erfüllung der Militärpflicht
vom 1. Auguft 1846. welches ini Wefcntlichen ziemlich
mit dem Gefeße vom 26. October 1837 übereinftimnit. -
Das Gefeß vom 9. November 1848 über denfelben
Gegenfiand. hervorgerufen durch die freifinnigen. aber
nicht ftets praktifcheu Anfichten des bekannten Schwindel
jahres 1848. Es hob unter Anderem die fo fegensreiche
Stellvertretung ohne Weiteres auf. - Glücklicher Weife
kam man bald wieder zur Befinnung. und das '
Gefeß vom 3. Juni 1852 ordnete die Militär:
pflicht von Neuem. fiellte 'insbefondere die Stell
:vertretung in Friedenszeiten wieder her. und geftattete
diefelbe unter gewiffen Bedingungen auch in Kriegszeiten.
'Mehr von der Stellvertretung überhaupt im 3. Theile
diefer Säzrift: ..Von den Rechten des Wehrftandes." -
Das Militärftrafgefetzbuch vom 13. Auguft
1855. welches an die Stelle des vorhin erwähnten von
1838 und mit dem 1. October 1856 in's Leben trat. *
Das Gefeß vom 1. September 1858 befchränkte die
ganze,Dienftzeit auf eine achtjährige. nämlich eine
fechsjährige in der activen Armee und eine zweijährige
in der Kriegsreferve. Die Stellvertretung wurde beibe
halten. das Einftandsquantum aber von 200 auf 300
Thaler erhoben. -
Die Verordnung in Beziehung auf die Militär
Y8rfgxfrechtspflege in Kriegszeiten vom 9. Mai
Nur in gefchichtlicher Hinficht habe ich diefe Gefeße
hier der Reihe nach angeführt. So weit diefelben jeht
noch gültig find. werde ich fie. wie bereits erwähnt. im
3. Ahfchnitte noch einmal berühren.
So wuchs der ehrenhafte Wehrftand aus feinem
rohen Urzuftande heran zu einem der nüßlichfien und ge
achtetften Stände der bürgerlichen Gefellfchaft. Er ift. die
kräftige Stüße des Thrones und Vaterlandes. die Mauer.
an der fich Unrecht und Gewalt brechen. der Stolz und
nicht das Schrecken der Väter und Mütter.

' Ich kann diefen Abfchnitt und die kurze Gefchichte


des Wehrftandes nicht fchließen. ohne ein paar. von Zeit
und Noth hervorgerufene. fich aber durch die Erfahrung
-54
bereits (ängft bewährte Einrichtungen unferes heutigen
.Kriegswefens zu erwähnen. Jch meine die Landwehr
und den Landfturm. '
Haben wir auch gerade in Sachfen noch keine. oder
eigentlich nicht mehr Landwehr. fo verlohnt es doch. dies
in vielen Ländern heimifche Jnfiitut zu erwähnen. Land
wehr ifi zwar keine allgemeine. aber doch eine weiter als
der reguläre Wehrftand greifende Bolksbewaffnnng. uni
formirt. bewaffnet. exercirt und gelcitet. wie die eigent
liche Armee. in Friedenszeiten arbeitfame. ftille. friedfer
tige Bürger und Bauern und des Jahres nur einige
Zeit zur Waffen- und Dienftübung unter den Waffen, in
.Kriegszeiten aber vollfiändige Soldaten. an der Seite de-
ordentlichen Armee für Fürft. Vaterland und den eigenen
Heerd fechtend. - Die Landwehr. nach einer alten To
roler Wehranftalt fo genanni. wurde auch in Tyrol zn
erft als öffentliches Jnftitut zur Abwehr der Franzofen
im Jahre 1796 angewendet. und wirklich wiefen die bra
ven Tyroler damals und im Jahre 1805 die fibermüthi
gen Franzofen mit langen Nafen und blutigen Köpfen
tüchtig zurück. Jm Jahre 4808 richtete der tapfere Erz
herzog Karl in Oefireich eine gut organifirte Landwehr
ein. die fich fchon im folgenden Jahre gegen die Fran
Wn gar wackec. bewies. Sie betrug damals gegen
.000 Mann und befteht heute noch. da jeder ausge
diente Mann bis zum 38. Lebensjahre landwehrpflichtig
ift. Auch Rußland hat *.'eit 1807 Landwehr. welche. ob
fchon fchlecht bekleidet. bewafinet und exercirt. doch 1813
den Franzofen viel zu fchafien machte. Als in demfelben
Jahre Preußen. unter feinem edlen Minifier Stein. fich
erhob nnd das Franzöfifche Joch abfchüttelte. als es
Pflicht jedes Mannes war. aufzuftehen und für Thron
und Vaterland einzuftehen. da fammelte es alle nur
irgend entbehrliche Männer bis zum 48. Lebensjahre um
feine Fahnen; und von diefer für Preußen und Deutfch
land hoch-richtigen Zeit an ift die Preußifche Landwehr
die wackere Schwefier der Armee. Faft alle in- und aus
ländifche Schlachten hat fie feitdem mitgekämpft. den
dentfchen Feind bis in feinen ftolzeften Bau. bis nach
Paris verfolgt. hat mit gelitten. mit geflritten, mit ge
fiegt. Jni Jahre 1815 hatte Preußen 64 Landwehrin
- 55 -
fanterie- und 28 Landwehrcavallerie-Regimenter. zufam
men gegen 150.000 Mann Landwehr mit 20.000 Pfer.“
den. im Jahre 1856 aber noch 22 Landwehriufanterie
und 32 Landwehrcavallerie-Regimenter. Die Preußifche
Landwehr ift eingetheilt in die des 1. Aufgebotes. oder
Männer von zuri'ickgelegter Hauptdienftzeit. oder vom 25.
bis zum 32. Jahre. und in die des 2 Aufgebotes. vom
32. bis 40. Jahre. Nur das 1. Aufgebot hat im Frie
den einige Dienfiübungen und jährlich 3 Wochen große
allgemeine Felddienftübung. - Außer Preußen und Oeft
reich. deu beiden großen Militärfiaaten Deutfchlands.
findet man hier weiter keine Landwehr. Zwar rief die
allgemeine Deutfche Begeifterung 1813 auch in Sachfen.
den Sächfifchen Herzogthümern. den 'beiden Hcffen und
in den Freien Städten eine Landwehr hervor. und na
mentlich war es das Ruffifche Gouvernement unter Fürft
Repnin. welches in Sachfen unterm 9. November 1813
eine folche anordnete. Diefelbe beftand o.) aus denen.
die fich freiwillig zu diefem Dienfte des Vaterlandes
meldeten. und ) aus allen wehrhaften Männern der
Nation. welche durch dauernde Verhältniffe an das Land
gebunden waren. vom 18. bis mit 45. Lebensjahre.
Außerdem war noch eine befondere Landwebrreferve an
hefohlen. - Beides aber nur auf die Dauer des da
maligen Krieges. Außerdem hatte ein Patent des Für
ften Repnin vom 8. deffelben Monats zur Einzeichnung
in das ..Banner der freiwilligen Sachfen" aufgefordert.
Diefes
aus den (unrichti
wehrhafxtenfagte man immer
Männern der Banner).
der Sächfifchen Nationfollte
be
ftehen. welche fich aus eigenem freien Antriebe zum Dienft '
des Vaterlandes ftellten. Die verbündeten Mächte -
fagte das Patent - wollten diejenige Claffe von Staats
bewohnern. welche nach den bisherigen Sächfifihen Mili
tärgefeßen von dem Kriegsdienfte befreit war und wohl
habend genug fei. um fich hekleiden und ausrüften zu
können. in einer ihrer Erziehung und übrigen Verhält
niffen augemeffenen Form zu diefem Dienft auffordern.
und dadurch vorzüglich folchen jungen Männern Gele
genheit zur Auszeichnung geben. die durch ihre Kennt
nifie. Bildung und Verfiand fogleiih obne lan'ge Uebung
gute Dienfte leiften und demnächft gefchickte Officiere und
-5(5-
Unterofficiere abgeben könnten. - Außerdem follten alle
wehrbaren Männer. welche nicht zur Landwehr gezogen
wurden und nicht in das Banner traten. einen Landfturn
bilden; die leßtere Verordnung aber unterblieb. Mit
dem auf diefe Erhebung folgenden Frieden ftarb Bannee
und Landwehr in Sachfen. und nur die 'weiter unten zu
erwähnende Kriegsreferve läßt hier noch eine. nach vollen
deter Dienftzeit fortlebende Vaterlandsvertheidigung hoffen
Der Landfturm ift eine fehr unregelmäßige. noch
allgemeinere Landesoertheidigung. nicht uniformirt. ohne
beftimmte Waffen. nur mit dem. was den Leuten eben
in die Hand fällt: Heugabeln. Senfen. Spießen. Piken.
Säbeln. Flinten. Piftolen bewaffnet. ift er ein Aufgebot
des Volkes in Maffe. Einen folchen finden wir 1796H
uerfi in Baiern und Franken. wo die Bauern die flie-l
henden Franzofen unter General Jourdan verfolgten. Jil
Preußen wurde 1813 ein kräftiger Landfturm gegen diefe
Völkerdränger von der Regierung aufgeboten. Selbfi Na
poleorr nahm. von den Verbündeten gedrängt. feine Zr
flucht zu ihm. fuchte in ihm feine leßte Rettung und
würde fie vielleicht gefunden haben. wenn nicht. ehe
zu diefem Sturme gekommen. die Verbündeten rafch vor-t
gedrungen wären und in Paris der Komödie ein Ende'
gemacht hätten.
Es ift fonft und in neuerer Zeit viel darüber ge»
ftritten worden. ob Landwehr dem ftehenden Heere nicht
borzuziehen fei. Jch meine. Beides neben einander fei
gut. Das -ftehende Heer bildet einen guten gefchulten
Stamm der Landcsvertheidigung. dem die Landwehr in
Zeit der Noth gar gut helfen könne. Das aber auch
nur in großen Militärftaaten. Staaten. wie Sachfen.
machen mit ihren paar Taufend Mann das Kraut nicht
fett. werden aber in Zeit der allgemeinen Kriegsdrangfal
mit ihrer wackern Armee. mit ihrer Kriegsreferve. mit
ihren Veteranen und mit ihren patriotifch gefinnten Män
nern fchon ohnedies ein ehrenwerthes Contingent zur Be
kämpfung des allgemeinen Feindes ftellen. - Das ift
meine Meinung; fie ift in der Bravheit und in dem
Vertrauen der Nation zu ihrem Könige und feiner beiter
lichen Regierung begründet. '
-57.

Außer dem regulären Militär - der eigentlichen


tehenden Armee -. der Landwehr und dem Landfturme
inden fich oft auch noch befondere Freieorps. Es find
>ies aber nur Kriegserfcheinungen. Gleich' den Söld
aern der alten Zeit. ruft fie blos der Krieg hervor und
5erfireut fie der Friede wieder. Reiche. kriegsluftige und
zatriotifche. in ältern Zeiten auch Abenteuer fuchende
Nänner warben - was jeßt natürlich nur mit Bewilli
zung des ordentlichen Kriegsherrn gefchehen kann -
internehmende. meift junge. verwegene Leute. dabei frei
ich auch wohl manihen Mann. deffeu Leben nicht auf die
Holdwage gelegt werden konnte. zu einem Corps. das zwar
elten in der Schlachtlinie ftand. defto beffere Dienfte aber
tei gewagten kleineren Unternehmungen und im Rücken des
Feindes leifiete. Freicorps gab es faft zu allen Zeiten.
Oie bekannteften find: Die Arniagnaken (fprich Ar
nanjaken. daher im Deutfchen fpottweife nur ..arme
Jacken". ..arme Hechte" genannt). eine-zügellofe Bande
ion faft 15.000 Mann. welche 1393 und 1411 die Grafen
ürmagnac in Frankreich zufammenbrachten. um bald dort-.
-ald dahin ihre verwegene Hülfe zu bringen; - die
h o lkfchen, J ä ger im 30jährigen Kriege. geworben von
iem Dänifchen Ohrift Holk 1629. um Wallenftein und
Lilly beizuftehen; - das wilde. 5000 Mann fiarke. durch
lfapferkeit. wie durch Graufamkeit in dem Oefireichifchen
Zrbfolgekriege 1748 fich auszeichne-nde Panduren-Frei
orps des Ohrift von Trenck. -* die im 7jährigen
[Kriege von Friedrich dem Großen aus Kriegsgefaugenen
ind Gefindel gebildeten fogenannten Freibataillons.
- das von dem Herzoge Friedrich Wilhelm von Braun
chweig-Oels im Jahre 1809 gegen Napoleon errichtete.
i500 Mann zählende ..Braunfchweig-Oels'fche
Corps". oder auch fchlechtweg von ihren Uniformen die
.Schwarzeu" genannt; - das im Jahre 1806 von dem
lireußifchen Obriftlieutenant von Schill. einem gebornen
Zachfen. errichtete Schill'fche Freicorps. das mit 2 '
Raun begann. aber bald bis auf eine Escadron fiieg.
ind den Franzofen großen Schaden that. -' und das
ion dem Preußifchen Major von Lüßow im Jahre 1813
zegründete ..Lüßow'fche Freicorps" von 3000 Mann
-58_
Infanterie und fafi 1000 Mann Cavallerie. aus fein
Thaten wie aus den begeifterten Liedern Theodor Kö
uer's weltbeknnnt. - Die drei zuletzt genannten Zn
corps retteten durch ihre mufterbafte Diseiplin. Tapfe
keit und Umficht den fehr in Verruf gekommenen Nenn
und Stand der Freicorps und Partheigänger. und nt
deu daher noch lange geachtet und gepriefen im Mun
'des Volkes fortleben. und Enkel und Enkelkinder werd»
noch Theodor Körner's Lied fingen von
Lüßow's wilder Jagd.
Was glänzt dort vom Walde lm Sonnenfcheln?
Hör'. näher und näher braufen
Es zieht fich herunter in dlifteren Relh'n.
und gellende Hörner erfchallen darein.
Erfüllen die Seele mlt Graufen.
und wenn ihr die fchwarzen Gefellen fragt: -
Das lfi. das ift Lühow's wilde oerwegene Jagd.
Was lebt dort rafch durch den finflern Wald.
und r-:lfet von Bergen zu Bergen?
Es legt fich ln nächtliäjen Hinterhalt; -
Das Hurrah jauchzt und die Büchfe knallt
Es fallen dle Fräntifchen Schergen; -
und wenn ihr die fchwarzen Jäger fragt:
Das ifi- das ift 1c.
Wo die Reben dort glüh'n. dort hrau'ft der Rhein.
Der Wüthrich geborgen fich meinte;
Da naht es fchnelh wie Gewttterfcheln.
und wirft fie; mit rüfilgen Armen hinein.
und forte-[gt an's llfer der Feinde.
und wenn ihr die fchwarzen Schwimmer fragt:
Das ift* das ift 2c.
Was brauft dort im Thale die laute Schlacht.
Was fchlagen die Schwerter zufaenenen?
Wlldberzlge Reiter färlagen die Sehlaehh
und der Funke der Freiheit ift gliihend erwacht. x
Und lodert ln blutigen Flammen.
und wenn ihr die fchwarzen Reiter fragt:
Das ift. das ift 2e.
Was fcheldet dort röchelnd vom Sonnenlichh
unter winfelndem Feinde gebettet?
Es zuckt der Tod auf dem Angeficht;
Doch die wactern Herzen erzlttern nicht;
Das Vaterland ift ja* gerettet; -
und wenn ihr die fchwarzen Gefall'nen fragt:
Das ift. das ifi 1c.
_59
Die wilde Jagd und die Deutfche Jagd.
Auf Henkers Blut und Tyrannen!
Drum die ihr uns liebt. nicht geweint und geklagt!
Das Land ift ja frei. und der Morgen tagt.
Wenn wir's auch nur fterbend gewannen!
und von Enkel zu Enkel fei's gefagt:
Das war. das war er.

Es war eine fchöne Deutfche Zeit. als der jugend


iche. begeifierte Heldenfänger und Sängerheld dies fang.
deutfchlands befie Söhne reihten fich den Freicorps ein.
ie daher Mufter von Sitte. Bildung und Tapferkeit
xaren. Von' der edelften Begeifterung getrieben. von
ihre und Vaterlandsliebe gehalten. kämpften fie mit ihren
brigen Deutfchen Brüdern. Deutfches Blut floß auf
>eutfchen und Franzöfifchen Schlachtfeldern; aber Deut
hes Blut und Deutfcher Muth fiegte auch. und der
Zölkerdränger fand. “wie einft der Römifche Feldherr Va
us (9 Jahre vor Ehrifti Geburt) im Teutoburger Walde.
n den Dentfchen unter Hermann. auch in den Jahren
814 und 1815 an Deutfchen Soldaten feinen Meifter.
liöge dies Deutfchland wohl im Gedächtniß behalten.
nd mögen Deutfchlands Söhne. wenn des Rheines Wo
en hoch gehen. freudig. wie einft ihre Väter. herbeieilen
nd innig. treu und ftark eine eherne Mauer bilden:
Schön ift des Wehrmanns heiliger Stand.
Zu fieh'n für's Deutfche Vaterland!
nd Lüßow's Jagd fang:
..Doch die war-.kern Herzen erzlttern nicht.
Das Vaterland ift ja gerettet."
Außer diefen Freicorps*. die überall find. wo ein
:>er. kühner Handftreich auszuführen. wo der Feind zu
ecken und aufzuhalten. wo ihm Waffen- und Vorraths
.ransporte wegzunehmen. oder wo ihm fonft ein augen
[icklicher Schaden zuzufügen ift. die aber felten in grö
ern Schlachtlinien ftehen. da fie in ihrer Größe und
inrichtung beffere Dienfie im fogenannten ..kleinen Kriege"
iften. werden oft von der Hauptarmee zu demfelben
wecke befondere Streifcorps ausgefendet. welche zu
.rer Zeit wieder dem Hauptcorps fich anfchließen. und
ur kurz eine kleine fliegende Armee bilden.
._60-
Eine andere Art folcher leichter Soldatenfliegen fin'
die Partbeig-änger. den Freicorps ziemlich gleichlon
mend. aber auch den Söldnern des Mittelalters ähnlnl
meiftentheils von einem raufluftigen . Partifan". wie nn
ihre Führer nannte. mit der Ausficht auf Ruhm un'
Beute geworben. und nicht immer ängftlich oder gewificl
haft in der Wahl der Parthei. der fie ihre flüchtige
Dienfie weihen. Pa-rtheigänger. wie fie die frühere .Kriegl
gefchichte aufweifet. hat die jeßige keine mehr; fie fil
in den veredelten Erben ihrer Thaten. den vorhinel
wähnten Freicorps. aufgegangen. l
Eine eigene Art folcher Partheigänger hatte indl
erften Hälfte des jeßigen Jahrhunderts Spanien. die il,
genannten Guerilla's (von Quer-ra, der Krieg.al:
eigentlich ..Kriegen,N nicht Soldaten. fondern nurd
..kleinen". fliegenden Krieg führende Banden. D
dürfte es nicht unintereffant fein. von ihnen hier Ein'
ges zu er ählen. Don Juan Martin Diaz Empeeinalt
geb. 177 . der Sohn eines armen Spanifchen Landrat
nes. trat 1792 freiwillig in die Kriegsdienfte feines Vl
terlaudes. kehrte aber nach dem mit Frankreich gefchlt-fl
nen Frieden in feine Heimath zurück. Als jedoch Nail
leon 1808 in Spanien wieder eit-brach. den rechtmäjl
gen König vom Throne jagte. und feinen verfchmihnt
eben nicht königlichen Bruder Jofeph darauf feßte n
das Nationalgefühl
wollte auch der arme
derHirte
heißblütigen
Empecinado
Spanier
fein reizte.
Scherfln
zur Befreiung feines Vaterlandes beitragen. Mit zei
Bauern verband er fich. fing zwei Franzöfifche Eon1lel
auf. tödtete den einen und lieferte den andern faml
Depefchen dem mit Spanien verbundenen Englifchenii
neral Moore aus. Das gelungene Wagftück machte tüvt
Empecinado verband fich mit mehr Landleutein befondn
folehen. welche wegen Ermordung Franzöfifcher Soldat(
flüchtig waren. bildete aus ihnen. mit llnterftüßungdl
Spanilchen Obergenerals Romana. eine ..Guerilla't-
freiwillige Kriegerbande -. die fehr bald bis 'zu
Mann anwnchs. So groß war der Patriotismus n
der Haß der Spanier gegen ihre Unterdrü>er. Je
wurde der arme Hirt der Gefeierte feines Vaterlandcl
_.61-

nd zum Obriften. vom Könige Ferdinand 1814 fogar


um Marfchall ernannt und ihm. fiatt feines weniger
:hönen Namens Empecinado (Pechumgebener. von der
hwarzen Farbe des Bodens feines Geburtsortes). der
efchichtlich merkwürdigere Name ..Diaz" gegeben. Lei
er war fein Ende trauriger. wie fein Anfang. Nach.
em nach Verjagung der Franzofen die königliche Gewalt
>ieder hergeftellt war..wurde. weil er- einft für die Eon
:itution gefochten. dem dadurch unbequem gewordenen
>iaz 1825 der Proceß gemacht. er verhaftet. in einem
iäfich dem Volke ausgeftellt und. da er fich gegen feine
>enker. die ihn hängen follten. verzweifelt wehrte. durch
Zajonettftiche getödtet. Das war der Lohn fiebzehnjäh
'ger Hingebung. Doch zurück zu unfern Guerilla's. Sie
:ifieten. ohne uniformirt. exercirt und befoldet zu fein.
em Lande unendliche Dienfte. waren überall. befonders
:i den Bergen und Thälern. wo es etwas aufzulauern
ab. und zerftiebten fpurlos. wenn reguläre feindliche
..ebermacht fie bedrohte. Solcher Guerillabanden gab es
Diele. Jede wählte fich ihren eigenen Anführer. Alle
aren fie kühne Burfchen. gute Schüßen. bekannt mit
[len Gebirgen und Gebirgsfchluchten. unterfiüßt und
icht verrathen vom Volke. und die gefährlichften Feinde
er Franzofeu. Selbft Geiftliche bildeten Banden und
ingen als ihr Anführer mit dem Kreuze voran. -So der
erühmte oder eigentlich berüchtigte Pfarrer Merino. der
on armen Eltern geboren deren Ziegen hütete. fpäter
ber nebenbei auch Pfarrer von Villoviedo wurde. dabei
ber ftets ein wilder und roher Gefelle blieb. der felbfi
ine Mutter zu Tode gepri'igelt. feinen ältern Bruder
at ermorden.'feinen jüngern Bruder zu Tode Spießriitben
iufen. 50 Ortsvorfteher (Alcaden) erfchießen. 86 Perfo
en auf einmal verbrennen laffen. kurz die größten Schand
iaten verübte. nichtsdefioweniger aber fo lange man ihn
rauchte. mit Auszeichnung und Ehrenftellen überhäuft
urde. bis er endlich nach vielen Wechfelfällen nach Frank
-ich flüchtete. wo er in einer Art von Staatsgefangen
haft'lebte. - Selbft nach beendigte'm Kriege - 1814 -
gten einige folcher Guerillabanden das liebgewordene
-ckere Handwerk auf eigene Fauft fort. Auch 1820 und
-62-
1823. ja felbft nach Ferdinands bill. Tode - 1833
gab es noch Guerilla's. die am Ende aber oft in
Räuberbanden ausarteten. -
Die leßte. aber auch noch fchlechtefte Abart von St
daten. entartcte Deutfche Guerilla's. find die Mait
deurs. wegen Erkrankung Ermattung. Verirrung. nnt
aber felbft nur des Raubens halber zurückgebliebene.o
auch nur vom Corps verfprengteSoldatem welchen
Armee langfam nachziehen - Nachzügler -. und in
von diefer. aber auf deren Firma, plündern und raubt
ihre Soldatenpflicht und Soldatenehre. nach wellbeii
die friedlichen Einwohner fchüßen. aber nicht brandfchate
. follten. völlig vergeffen. Sie haben nicht davon. daß-7,
meift wirklich oder auch nur erdichtet marode oder mit
find. 'ihren Namen. fondern von dem Schwedifchen (in
neral Merode im 30jährigen Kriege. der die wildefin
.raubfüchtigften und aller Disciplin fpottenden Solda::
der Schwedifchen Armee hatte. dafür aber auch felbft vn
Könige Guftav Adolph. der folche Greue( nicht wollt(
caffirt wurde. Man nannte feine Soldaten nur ..Mt
rode-Brüder". '- Doch weg mit diefem Bilde. Mn
deurs find keine Soldaten. - Jn jeder gut organifinc
Armee ift das Marodiren bei harter Strafe verbotn
In der Sächfifchen fteht nach dem Militäritrat'gefehbnn
von 1855. Art. 145 und 146. gefchärfter Arreft bisf
zwei Wochen und nach Umftänden einjährige Militän
beitsftrafe zweiten Grades darauf.

3.
Gefeß und Recht des Wehrftandes.
Gefep und Recht hat jeder Stand. -
Gefeß und Recht fchüßt's Vaterland. -
Gefeß und Recht auf Thron und in der Hütte. -
'Hefen und Recht und Zucht und Sitte.
Ja. ..Gefeß und Recht hat jeder Standl'. auch dt
Wehrftand. einmal fchon das allgemeine. welches jekt
Staatsbürger hat. dann aber auch das eigene. dem Weil
fiande eigenthümliche. von jenem bisweilen abweichende.
. -63
Nur von diefem leßtern kann hier in dem Solda
enbüchelchen die Rede fein. Aber auch hier muß ich mich
iirz faffen; nur die Hauptzüge kann ich geben. Sie aber
verden genügen und paffen zu dem kleinen Bilde von
inferm Wehrftande. - Da aber komme ich natürlich
1) zur Dienftpflicht. Thron und Vaterland zu
,ertheidigen. ift und war von .jeher eine allgemeine Pflicht
edes Staatsbürgers. Zu ihr riefen früher die Werbe
rommel und Werbemandate. zu ihr zwangen die Wer
ungen. wahre Menfchenjagden. bei denen eben fo Gefeß
.ie Lift und Betrug angewendet wurden. Solch tolle
Lirthfchaft konnte in einem geordneten Staate. wie Sach
-n. nicht fortgehen; - das Mandat vom 25. Februar
825 machte dem zuerft ein Ende. indem es den Erfaß
es Mannfchaftsabganges. die Dienftentlaffung der Un
erofficiere und Gemeinen. fo wie die den Entlaffenen zu
ewährenden Voriheile und Begünftigungen regulirte.
ugleich beftimmte es zuerft eine mit dem 20. Altersjahre
eginnende achtjährige Dienftzeit in der activen Armee
nd eine vierjährige Verpflichtung zur Kriegsreferve. -
Ein Mandat vom 5. November 1837 brachte dazu
ehrere Erläuterungen. Zufätze und Abänderungenl -
kachdem nun auch die Verfaffungsurkunde vom 4. Sep
niber 1831 die Verpflichtung zur Vertheidigung des
-aterlandes und die Verpflichtung zum Waffendienfte als
lgemein bezeichnet. erfchien das Gefeß vom 26. October
334. welches eine fechsjährige Dienft- und dreijährige
riegsrefervezeit fefiftellte und die Stellvertretung ein
brte.. Jhm folgte das Gefeß vom 1. Auguft 1846.
efem das Gefeß vom 9. November 1848. welches in
iner volksthünilichen llcberfiürziing die Stellvertretung
.fchaffte. die jedoch das Gefeß vom 2. Juni 1852 wie
r herftellte Das neiiefte und daher jeßt noch gültige
efexz über die Erfüllung der Militärpflicht ift das vom
September 1858. Bei ihm müffen wir etwas verweilen.
Nach ihm nimmt diefe Pflicht mit Erlangung der
taatsangehörigkeit in Sachfen und insbefondere mit .
in 18. Lebensjahre ihren Anfang. ertheilt aber auch.
,ter vorausgefeßter Befähigung. gleichen Aufpruch auf
:förderung in der Armee. Ein Jeder kann daher. fo
ld er nur treu dient. fich gut beträgt und die erfor
-64

derlichen .Kenntniffe bat. Unterofficier und Officier wet


den. Das merke dir. Mutterherz. wenn du einen Lich
ling hergeben follft. ,
Die Dauer der Dienftzeit ift jeßt eine achtjährig
und zwar eine fechsjährige in der aetiven Armee nn
eine zweijährige in der Kriegsreferve. welche ni
dem Zeitpunkte beginnt. wo die active Armee odereil'
Theil derfelben auf den Kriegsfuß geftellt wird; fie die
zur Verftärkung der leßtern und hat die gleiche
Rechte und Verpflichtungen derfelben. Ju Friedenszeit
haben die Kriegsreferviften ftäiidigen Urlaub. können'
jedem Jahre 14 Tage und nach Gelegenheit vier Woch
ur Uebung im Waffendienfte eingezogen werden. finde
eim weder an Anfäffigmachung. Verhcirathung. n
fonft behindert. und haben diefelben Rechte wie and'
Perfonen des Civilftandes. »
Außer der Kriegsreferve giebt es auch noch e'
Dienftreferve. welche von der Zeit an. wo der .Krieg
fuß der activen Armee beginnt. zur Ergänzung befti
ift. Die Verpflichtung dazu dauert drei Jahre.
Ju der activen Armee findet. wenn diefelbea
dem Kriegsfuße fieht. eine Entlaffung auch bei abgel
feuer Dienftzeit nicht fiatt.
Befreit von der Dienftpflicht find: die Ernäh
folcher Familien. welche ohne Unterftüßung des miti
einen Haushalt bildenden Militärpflichtigen auf öffe
liche Koften erhalten werden müßten. und der einzig oc
bliebene Sohn einer Familie. die here-its einen oder nie
rere Söhne im Militärdienfte - fei es im Kriege odl
Frieden - verloren hat. " .
Von dem fofortigen Eintritt in den Milite
dienft durch Zurückftellnng auf Zeit find 1) wegen
rufsbildung zur Begünftigung der Wiffenfchaften u
Künfte nach befundener Tüchtigkeit befreit: die auf ei
in- oder ausländifchen Univerfität. auf der Bergakadent
zu Freiberg. der Forftakadeniie und der landwirthfche
lichen Lehranftalt zu Tharandt. auf einer Akademied
bildenden Künfte und der chirurgifch-medizinifchen Al
demie Studirenden. die 'Schüler der Landesfchulen
Grimma und Meißen. der Thierarzneifchule. eines inlI
difxhen Ghmnafiums. [eines inländifchen Schullehrerfe
-(35_
nars. der Handelsfchulen zu Leipzig. Dresden und Ehem
niß. des Coufervatoriums (mufikalifche Lehranftalt) zu
Leipzig. einer inläudifchen Gewerbfchule. - Diefe Zurüä'
teilung kann nach Befinden bis zum Ablaufe des 24.
Lebensjahres verlängert werden. - 2) Wegen noch zu
krwartender Körperlänge diejenigen. welche nur 67 bis zu
58 Zoll lang find. dafern der Mannfchaftsbedarf gedeckt
ft. Sie können nach Bedürfniß im Frieden und im
Kriege verwendet werden. - 3) Wegen zeitlicher Untaug
ichkeit können Militärpflichtige. deren Erftarkung und
Kräftigung fich binnen einem Jahre hoffen läßt. auf ein
Jahr zurückgeftellt werden. müffen fich bei der nächftjäb
igen Stellung wieder fteklen. werden aber. bei fich auch
iann noch zeigender Untüchtigkeit. entlaffen.
Unfähig zum Militärdienfie macht Uniüchtig
'eit (unter 67 Zoll Körperlänge. fo wie körperliche und
(eiftige Gebrechen) und Unwürdigkeit. Unwürdig find
tte. welche Zuchthausfirafe oder (wegen eines entehrenden
Zerbrechens) Arbeitshausftrafe verbüßen oder verbüßt ha
en. Vagabonden. moralifch Verdforbene und der allge
aeinen Achtung .wie des öffentlichen Vertrauens Verlu
tige - mit einem Worte: fchlechte Subjecte. denn der
Behrftand ift ein Ehrfiand. Damit aber folche
Lichtswürdige nicht noch einen Bortheil aus ihrer Nichts
zürdigkeit haben. müffen fie das gefeßliche Einftands
eld (300 Thaler) auf einmal erlegen. oder nach und
ach. abtragen. woran es freilich in den meiften Fällen
apern dürfte.
Die Aushebung der Mannfchaften folgt alljähr
.ch nach Bezirken. in welchen fich die. welche in dem
2desmaligen Jahre ihr 20. Altersjahr zurückgelegt haben.
n beftimmten Tagen zuerft zu melden und fpäter zu
:ellen haben.
Der freiwillige Eintritt ifi Jedem geftattet.
er in der Regel nicht über 26 Jahre alt ift. fich der
.interziehung der Militärpflicht nicht fchuldig gemacht
at. nicht dienftuntüchtig. der unverheirathet oder kinder
>fer Wittwer ift. nach Befinden die Einwilligung feines
Zaters. Vormundes oder Lehrherrn und ein Zeugniß
liter Aufführung von der Obrigkeit beibringt. - Auch
..lc-he. deren fechsjährige Dienftzeit in der activen Armee
5
""l
-5(5- x

zu Ende geht. können freiwillig fortdiencn. wenn fie netl


vollkommen dienfttüchtig find und gut gedient haben
Selbft verabfchiedete Soldaten können wieder eintreten
dafern fie nur nicht über 32 Jahre alt find.

Die Aushebungsbehörden find in oberfierLet


tung das Kriegsminifterium. -- eine Oberrecrutirunge
behörde für Reclamationen. als mittlere Reclamationsin
ftanz die Kreisdirectionen. die Aushebungscommiffionen
beftehend aus dem Amtshauptmann des Bezirks. einen
Officier der Armee. einem richterlichen Beamten des Bi
zirks und einem Militär- und einem Civilarzte. - Fit
Reclamatiouen (Widerfprüche gegen die erfolgte Ausln
bung) beraumt die Aushebungscommiffion einen Term
an. bis zu welchem. bei Verluft des Widerfpruchs. dieli
angemeldet werden muß. Gegen eine abfällige Eutfchlit
ßung kann binnen drei Tagen Recurs an die Kreisdirn
tion eingewendet und diefer binnen vierzehn Tagen nän
ausgeführt werden. Beruhigt fich der Abgewiefene ant
hier nicht. fo bleibt ihm als letztes Rechtsmittel die Vt
rufung 'an die Oberrecrutirungsbehörde. l

Stellvertretung findet nur in der activenhpi


mee. nicht bei der Kriegs- und Dienftreferve ftatt. n
zwar 1) in Friedenszeiten für jeden Militärpflichtigen gegi
Erlegung von 300 Thalern. Das Gefuch ift. wenn dl
Ausgehobcne es gar nicht zur Unterfuchung kommen lafit
will. noch vor dem Stellungstermine. außerdem aber dl
zum achten Tage nach dem Reclamationstermine bein
*Ilushebnngscommiffion einzureichen und das Einftant»
xgeld fofort zu erlegen. 'Vor dem Eintritte in das mil
tärpflichtige Alter kann. mit Genehmigung des Krieg
minifteriums. ein junger Mann zur Stellvertretungj
laffen werden. wegen Auswanderung. Eintretung in frene
Militärdienfte und längerer Abwefenheit vom Valt
lande. - Durch Erlegung des Einftandsgeldes wird alt
zugleich die Kriegs- und die Dienftreferve ahgelöft. Tl
Einfieher wird durch feinen Eintritt nur für den Diet
in der activen Armee verbindlich. l
Für die Einftandsfumme. ermittelt das Kriegsmjt
xfterium felbft die uöehigen Einfteher. Daffelbe verwall
, - 67 -

:uch den Stellvertretungsfond. aus deffen lleberfchüffen


inRefervefond für den Verwaltungsaufwand und für ,
nögliche Verlufte gebildet wird.
2) Ju Kriegszeiten findet dief e Stellvertretung nicht.
vohl aber die gegenfeitige freie Uebereinkunft zwifchen
Einfteher und Einfteher ftatt. wobei jedoch das Kriegs
ninifterium nach Befinden Stellvertreter nachweifen wird.
Diefe Einfteher müffen Sächfifche Staatsangehörige.
töllig dieufttüchtig. in der Regel unverheirathet oder kim
>erlofe Wittwer. nicht unter 20 und nicht über 32 Jahre
ilt fein. ihre Militärpflicht erfüllt und gute Zeugniffe
fahen. Auch hier befteht die Einfiandsfumme in 300
Chalern. bei der Dienfireferve in 150 und bei der Kriegs
eferve in 100 Thalern. Durch den Tod des Einftehers
ft die Pflicht des Einfteklers beendigt. Wird der Ein
teher im Dienfte untüchtig. fo fällt ihm die Einftehungs
umme. bei feinem Tode aber feinen Erben zu. -
Die Einfiandsfumme kann vor erfolgter Auszahlung
iicht Gegenftand eines Vertrags fein. daher nicht an An
.ere abgetreten. nicht mit Befchlag belegt und nicht die
'>ülfe hinein vollftreckt werden.
Der Bruder kann für den Bruder eintreten. wenn
r felbft feinen gefeßlichen Militärpflichten Genüge gelei
':et hat und die oben bei der Stellvertretung in Kriegs
eiten gedachten Eigenfchaften befiztt. und - Falls er
er jüngere Bruder ift - der altere fich verpflichtet.
klbft einzutreten. fobald jener in den Dienft berufen
.erden follte.

Kein junger Mann darf in dem Jahre. in welchem


c das militärpflichtige Alter erreicht. feinen Aufenthalts
rt verändern. ohne dies der Obrigkeit anzuzeigen. und
'ine Reife in's .Ausland antreten. ohne einen bis zum
hten Tage vor dem Anmeldungstermine reichenden Paß
i hKein
aben. junger Mann wird in Staats- und Hofdienfte
:nommen und Keinen( die Niederlaffung und Verheira
.ung geftattet. wenn er nicht die Erfüllung feiner Mili
rpflicht nachgewiefen.
r*
, *"7
Wer feine Anmeldung ohne genügende Rechtfertigung
unterlaffen hat. wird mit achttä igem Gefängniß. odee
Handarbeit. oder entfprechender ?Geldbuße befiraft. eben
fo 'der die Anmeldung verfäumende Dienfirefervift.
Wer fich im Aushebungstermine nicht ftellt und dei
halb fich auch nicht entfchuldigen kann. wird als Ausge
tretener angefehen und. wenn er aufgegriffen werden follte
und das 30. Lebensjahr noch nicht angetreten hat. dei
Rechts auf Stellvertretung verluftig und bei fonfiige-
Dienftfähigkeit zu einer neuujährigen Dienfizeit in dn
activen Armee und zweijährigen Kriegsrefervepflicht einge
fiellt; der Unfähige. Untüchtige und Unwürdige aber u'n
Gefängniß oder Handarbeit von 14 Tagen bis zui
Wochen belegt.
Ausgetretene find. hiuficbtlich ihres Vermögens. nei
Verfluß eines Jahres„ vom Aushebungstage an. als De'
ferteurs zu behandeln. deren Vermögen daher unter Von
muudfchaft zu ftellen und daraus die Einfiandsfumnt
für Stellvertreter zu nehmen. -
Wer fich. um der Militärpflicht fiä; zu entziehen'
felbft verftümmelt. oder fonft betrügerifcher Weife fich gt
bahret. wird. wenn er fonfi noch tüchtig und würdig ill'
zu einer doppelten Dienftzeit in der activen Armee eit
geftellt; ift er aber uutüchtig und unwürdig. mit einjii
riger Arbeitshausftrafe belegt und muß die Einfiandi
fumme für einen Stellvertreter erlegenI Auch der. wet
cher einem Militärpflichtigen bei diefem Verbrechen nt
Rath und Hülfe beifteht. wird beftraft. und der. welche
zur Ausftellung eines falfchen Zeugniffes zu verleih
fucht. im Falle der Tüchtigkeit zu neunjähriger Dienftze
in der activen Armee ein eftellt. im Falle der Untüchtn
keit aber mit Gefängniß is zu einem Jahre oder bezn
hentlich mit Geldbuße bis zu 200 Thalern. wer aber d
Hinterziehun eines Militärpflichtigen abfichtlich befördet
mit angemeifenem Gefängniß oder felbft noch härter
Strafe. fo wie der. welcher feine Amtsobliegenheiten ve
fäumt hat„ mit Geldbuße von l bis zu 20 Thalern beleg

Daiye Entlaffung aus der Armee gefchieht: due


Verabf iedung nach abgelaufener Dienftzeit. wegeng
brauchter Stellvertretung und wegen Dienftuntüchtigke
-69-
ferner durch Entfernung wegen fchlechter Aufführung oder
begangener Verbrechen. hier nur gegen Entlaßfchein. und
endlich durch Verfeßung in die Kriegsreferve wegen Er
haltung hülfsbedürftiger Familien.
Vortheile und Begünfiigungen für ehrenvoll
verabfchiedete Soldaten find; Unentgeltliche Aufnahme zu
(.Hefellen. wenn die Dienftzeit .fie an Erfüllung der Lehr
jahce behindert hat. und fie fonft tüchtig find; - Be
freiung von den. Wanderjahren; - bei im Dienfte ent
ftandener Jnvalidität die gefeßliche Penfion (bei Unter
officicren und Gemeinen: nach 35jähriger Dienftzeit oder
völliger Ernährungsunfähigkeit monatlich 4 Thaler. bei
Verluft einer Hand, eines Armes. Fußes. der Sprache
oder der Sehkraft noch eine Venfionserhöhung von 3
Thalern. bei minderer Invalidität Z bis 21- der eben er
wähnten Benfion).
Soldaten. welche wegen des Kriegsftandes nicht ent
laffen werden konnten. und ein Jahr über ihre Dienft
zeit gut gedient haben. follen. außer allen vorerwähnten
Begünftignugen. eine Kunft. Gewerbe oder Handwerk
ohne Meifterrecht. ohne jedoch ein Schild auszuhängen
und ohne Gefellen und Lehrjungen. nur mit Verwendung'
ihrer Ehefrauen und noch nicht 15jähriger Kinderl be-*
treiben und nur felbftgefertigte Gegenftände auf Märkten
verkaufen dürfen.
Diefe Vortheile haben auch Soldaten. welche wenig
ftens 12 Jahre in der activen Armee gut gedient haben.
Nach 15jähciger Dienftzeit follen fie das Meifterrecht unent
geltlich und eine Gratification bis zu 2() Thalern erhalten.

Leider hat die Welteinrichtung auch Strafen in ih


rem Gefolge. und muß fie fo lange haben. als es. Men
fchen giebt. die Gefeß und Recht übertreten. Auch das
Militär hat fein Strafgefeßbuch. Das neuefte ift wegen
der Verbrechen in Friedenszeiten: vom 11. Au
guft 1855. Wollte ich auch nur einen Auszug daraus
machen. fo würde das ein Büchelchen für fich und ein
Katalog von Verbrechen und Strafen werden. der fich
gerade in diefem Buche nicht gut ausncbmen dürfte. da
daffelbe nur für brave Söhne des Vaterlandes und
-70_
deren Angehörige gefchrieben ift. die eines Popanzes nicht
bedürfen. Das Gefeßbuch enthält 199 Paragraphen. und
in diefen unter anderen die verfchiedenen anwendbaren
Strafen. als da find: Todesftrafe. Zuchthausftrafe. Ar
beitshausfirafe. Geldfirafe. Eaffation. Feftungsarrefi. ein:
facher Officierarreft. Ausftoßung aus dem (fo ehrenvol
len) Soldatenftande. Militärarbeitsftrafe. Schärfung der
t'elben. firenger. mittlerer und einfacher Arreft. Flinteu
tragen. körperliche Züchtignug. Degradativn. Verfeßung in
die zweite Elaffe. - und hiernächft ein langes. fchwar
zes Regifter von Verbrechen. q Diefe Veftimmungen
find. wie ich fchon oben andeutete. meift für die Frie
denszeiten; da aber unfere jeyigen Armeen keine zügel
lofen Söldnerhorden mehr fein follen. und auch der
Krieg - und diefer vor Allem - die Vravheit bewäh
ren foll; fo hat unfer Landes- und Kriegsherr in einer
befondern Verordnung vom 9. Mai 1859 auch die Mi
litärftrafrechtspflege in Kriegszeiten geordnet.
Jm Felde. d. h. wenn die Truppen auf den Kriegsfuß
gefiellt find. und auf dem Marfche befiehen befondere
Gerichte: das Feldoberkriegsgericht und die untern Kriegs
gerichte. welche theils ftändige. theils niäftiiändige. fogp
nannte ..Kriegsrechte'l find. Die Unterfuchung ift hier.
wie natürlich und wie die Umftände gebieten. eine fehr
kurze und energifche. und die Execution der Strafe eine
ziemlich rafche. obfchon. nach dem fchönen Sächfifchen
Principe der Gerechtigkeitspflege. auch hier kein Ange
fchuldigter ungehört und unvertheidigt verurtheilt und
befiraft wird. -
' Die Militärftrafrechtspflege wird in nächfter Zeit ein
befonderes. bereits die ftändifchen Kammern paffirtes Go
feß. die ..Militärftrafprozeßordnnngl'. ordnen.
Sowie( von Militärverbrechen und Militärftrafen.

Was hiernächft das Mein und Dein im Rechte. das


fogenannteCivil- oder bürgerliche Recht. anlaugt.
fo hat der Soldat natürlich daffelbe Recht. das jeder
Staatsnnterthan hat. Nur einige Ausnahmen kommen
zum Veften des Soldatenftandes vor. Jch will hier
einige davon auführen:
-7(-
1) Schulden find Schande. .Schande aber foll an.
?einem Soldaten haften; darum find bei ihnen auch Schule,
den zwar nicht verboten, .aber doch erfchwert. denn fo
dürfen Unterofficiere und Gemeine. fo lange fie im Dienfte
find. keine Wechfelbriefe und Schnldverfchreibungen aus
ftellen. auch ohne Genehmigung ihrer Vorgefeßten kein
Darlehn von einigem Belang aufnehmen; - dafür ift
aber auch die Löhnung der Unterofficiere und Gemeinen
keinem Abzug wegen Schulden. und das Tractament und
Wartegeld der Officiere nur nach Höhe des fechfien. die
Venfion Anderer aber nur nach Höhe des dritten Theils
unterworfen.
2) Dienende Militärperfonen. felbft wenn fie ange
feffen find. können nicht wider ihren Willen zur Ueber
nahme von Vormundfchaften angehalten. von deren frei
williger Uebernahme aber auch nicht abgehalten werden.
3) Gelangen Unterofficiere und Gemeine zu einer
Civil- oder Militärverforgung. fo find diefelben von den
fonft gefeßlichen zweimonatlichen Gehaltsabzügen befreit.
wenn ihr neuer Gehalt nicht über 80 Thaler beträgt.
4) Jm Dienfte ftehende Militärperfonen find an
dem Orte ihres Aufenthalts keiner Communalanlage oder
fonftigen Communallaft unterworfen. müffen aber die
auf ihr Grundeigenthum kommenden Communalbeiträge
entrichten. , .
5) Jn Anfehung der Teftamente der Soldaten be
darf es. wenn derfelbe im Treffen. oder im Anmarfch
gegen den Feind begriffen ift. oder gegen eine Feftung
marfchirt. oder in einer Feftung belagert wird. keiner
Feierlichkeiten. und genügt jede. auch nur mündliche. wenn
nur deutlich und ernftlich ausgefprochene Willenserklä
rung; außerdem aber muß der Soldat bei einer fchrift
lichen oder mündlichen leßtwilligen Erklärung zwei Zeu
gen zuziehen. in Friedenszeiten und in Winterquartiereu
während des Kriegs aber fich nach den für jeden Staats
bürger vorgefchriehenen Formen richten. - Unter die in
diefer Weife privilegirten Perfonen find auch Feldpredi
ger. Auditeurs. Militärärzte. Feldhäckcr und dergleichen.
wenn auch nicht ftreitende. fo doch zum Militärwefen ge
hörende Angeftellte u rechnen; diefe aber nur dann. wenn
fie fich in naher ebensgefahr. nicht aber wenn fie fich
-7-2_
nur im Felde befinden. Auch gilt deren Teftament nur
dann. wenn fie in diefer Gefahr wirklich uit-gekommen
find; wogegen das von einem wirklichen Soldaten errich
tete militärifche Tcfianient felbft bis nach Ablauf eines
Jahres von feinem ehrenvollen Abfchied an bei Kräften
bleibt. Wird der Soldat wegen eines Verbrechens ver
abfchiedet. fo verliert diefes Tefiament fofort feine Gül
tigkeit. * Hat ein Soldat im Felde zwei Teftamente
gemacht. fo beftehen beide. foweit fie fich nicht widerfpre
chen. Ein früher in Friedenszeiten ungültiges Teflament
wird. wenn der Soldatdarauf befteht. im Kriege gültig.
6) Zu Erben kann der Soldat auch nicht erbfähige
Perfonen einfehen. auch nur über einen Theil feines Ver
mögens tefiiren. wegen des Uebrigen aber die gefeßlichel
Erbfolge eintreten laffen. Er darf fern-er feine Kinder.
Eltern und Gefchwifter in feinem Tefiamente übergehen.
natürlich wenn er einen guten Grund dazu hat. ohne
diefen aber gerade namhaft machen zu müffeu. Wird.
ihm nach der Teftaments-Errichtung noch ein Kind nach-i
geboren. von deffen bevorftehender Ankunft er Kenntnißl
hatte. fo bleibt das Teftament bei Kräften. Endlich kannt
der Soldat auch ohne Teftament feinen Kindern für dent
Fall ihres Ablebens einen Nacherben einfeßen. - Diei
fonft ftattfindenden Vorfchriften. daß. Falls der Teftator
den Haupterhen mit Vermächtniffen fo überlaftet hat. daß,
derfelbe nicht einmal den vierten Theil der Erbfchaft er
langen kanu. die Vermäwtnißerben fich fo viel abziehen
laffen müffen. als zur Erfüllung des vierten Theils der
Erbfchaft erforderlich ift. treten bei den Soldaten als
Vermächtnißerben nicht ein. - Steht der Soldat noch
in väterlicher Gewalt. fo kanner zwar über fein Ver
mögen teftiren. aber nur über das. was er entweder im'
Soldatenftande. oder durch Künfte und Wiffenfchaften er
worben hat. Zu Erfterem gehört Alles. was Vater oder
Mutter. oder Verwandte dem in Kriegsdienfi tretenden
Soldaten zu diefem Behufe gefchenkt haben. was der
Soldat im Kriege erbeutet. oder von feinem Solde er
fpart. was er von einem Kriegskameraden ererbt. was
er mit feinem Soldatenverdienft erkauft hat; - zu Leß
terem aber. was er vom Vater oder einem Andern zur
'Erlernung einer Kunft oder Wiffenfchaft gefchenkt oder
_.73

vermacht erhalten. und durch folche oder durch die des


halb crlangten Aemter fich erworben hat. -
7) Wenn Militärperfonen zu Officieren aufrücken.
oder fofort als Officiere angeftellt werden. hört die väter
liche Gewalt über diefelben auf.
Das größte und fchönfte Vorrecht des braven Sol
daten ift und bleibt aber ftets die Achtung. in der er
bei Jedermann fteht.

' Eine Ausnahme von der gewöhnlichen fiaatsbürger


lichen Einrichtung ift der Gerichtsfian d des Soldaten.
Alle Militärperfonen der Armee. d. h. folche. welche
entweder in den Beftandliften der Truppen aufgeführt
werden. oder auf die Kriegsartikel verpflichtet find. ferner
alle Civilperfonen. welche fih auf dem Gebiete der Fe
ftung Köuigftein aufhalten. oder in Militär-Jnfiituten an
geftellt find - diefe jedoch nur in Dienftangelegenheiten
und in Dienftverbrechen - haben (im Jntereffe des Mi
litärdienftes und in Rückficht auf die eigenthümlichen Ver
hältniffe des Militärftandes) bei den beftehenden Mili
tärgerichten Recht zu leiden. Dahin gehören aber nicht:
verabfchiedete Militärs. Weiber. Wittwen und gefchiedene
Ehefrauen. Kinder und. Dienftboten der Militärperfonen.
auch nicht ausländifche. im Lande fich aufhaltende Mili
tärs. -- Diefer ausnahmsweife Ge'richtsftand beginnt bei
Militärperfonen mit ihrer Aufnahme in die Beftandsliften
oder mit ihrer Verpflichtung auf die Kriegsartikel. bei
Givilperfonen mit ihrer Verpflichtung oder beziehentlich
mit ihrer Betretung des Gebiets der Feftung Königfiein.
'oei .den ansgehobenen Landrekruten aber mit dem 1.
Januar des auf ihre Aushebung folgenden Jahres. und
zei den Kriegsrefervifien mit deren Wiedereintritt in den.
ictiven Dieuft. und hört mit dem Tode. mit der Ent
affung aus dem Militärdienfte und aus den Dienftver
zältniffcn. fo- wie mit dem Verlaffen des Feftungsge
tietes auf.
Verwaltet wird die Militärjufiiz zunächft durh die
.ben erwähnten Kriegsgerichte in erfter. durch das Ober
riegsgerichtin zweiter und durch das Appellationsgericht
u Dresden in dritter Jnfianz.
Die Kriegsgerichte der einzelnen Truppenabthei- .
- 74'-
lungen und Militärinititute. welche ihre eigenen Comman
do's haben. das der Feftung Königftein und das Dcesd,
ner Stabs- und Gouvernements-Kriegsgeriäzt werden
durch Anditeure verwaltet. das Oberkriegsgerichc,
befiebt aus dem Generalauditeur und einigen Rätheu des
Dresdner Appellationsgerichts.
Werden Militärperfonen verklagt. fo muß dies voe
einem Kriegsgericbtc gefcbevem welches auch das erfie Cr
kenntniß avzufaffen hat. Bei dagegen eingewendeten Ap
pellationen erkennt das Appellationsgeriibt zu Dresden
in zweiter und das Oberappe-llationsgericht in dritten
Jnftanz. Werden Militärperfonen mit Civilperfonen ge»
meinfcbaftlich verklagt, fo beftimnit das Jufiizminifteriunl
den Gerichtsftand und kann felbft ein Civilgericyt damit:
beauftragen. .
Concurfe der Unterofficiere und Gemeinen. Bevoe
mundnngen und Nacblaßfachen derfelben gehören fiets voe
die Civilgerichte. Handlungen der freiwifligen Gerichts
barkeit. als Tefiamente. Recognitions-Regiftratureu.)
Beglaubigung von Abfaniften. Vergleicdsbeftätigungeni
n. dergl. haben die Militärgerichte in Anfebung der Mic
litärperfonen und außerdem in den bei ihnen vorkom-l
menden Rechtsfachen vorzunehmen. Es ftehet den Mili
tärperfonen diesfalls auch frei. fich an ein Cioilgerichi
wenden.
Unterfuchungsfachen. welche. fei es wegen vo:
dem Eintritte in den Dienft oder während deffelben ve1-
übter Verbrechen wider Militärperfonen bei den Kriegs
gerichten anhängig werdent find bei diefen. der inmittelii
vielleicht erfolgten Verabfchiedung ungeachtet. fortzuftelini
und zu beendigen. auch die erkannten Strafen in dei
Regel von ihnen zu voflfirecken. - In Unterfuchungsfn
chen. in welchen die zuerkannte Strafe drei Monate Ge
fängniß oder einfachen Arreft nicht überfteigt. entfcheiden
die Kriegsgericbte in erfter Jnftanz. das Oberkriegsge-
richt in zweiter und das OberappellationsgeriGt in drittee
Jnftanz. - in andern obiges Strafmaß überfieigenden
Unterfuchnngsfawen das Oberkriegsgericbt in erfier und
das Oberappellationsgericbt in zweiter und leßter Jnfianzi
Ueber die Militärgericbtspflege überhaupt hatten wu,
bisher in Sachfen eine Menge Gefeße. Verordnungen und
_.75..
)rdonnanzen. Unfere weife Regierung hat fich auch hier)
:in geringes Verdienft erworben. wenn fie. 'unter Beitritt-7*
er ftändifchen Kammern. alle die verfchiedenen Ordnunt
en in einem nächfiens erfcheinenden Gefeße. die Gerichts
1ehörden bei der
ein Ganzes Köni khat.
gebracht l. Sächf. Armee 2c. betreffend...
' "
Wohl ließe fich hier über den Gerichtsfiand der Sol
aten und über das Verfahren der Militärgerichte in Cie
il- und Unterfuchungsfachen noch fehr viel anführen;
llein es würde dies mehr für den Rechtsgelebrten. als'
'tr den Soldaten uud fchlichten Bürger und Bauer. für
ie doch diefes Büchelchen nur gefchrieben ift. gehören.
tur die Umriffe der Militär-Juftizverwaltuug wollte
nd konnte ich hier geben. nicht aber ein Rechtslehr
uch fchreiben. “ ,

, und fo übergebe ich denn mein Soldatenbüchelchen


.einen lieben Mitbürgern mit dem innigen Wunfche. daß
tffelbe fie einigermaßen belehren. beruhigen. tröften. auf
'ären und unterhalten. vor Allem aber den Wehrftand
,. ihrer Achtung und Dankbarkeit fteigeu laffen möge.

Und nun zum Schluffe noch einige Soldatenlieder.


Das Lied vom Feldmarfchall (Witcher).
Von Arndt.
tas blafen die Tromveten? Hufaren heraus!
s reitet der Feldmarfchall in fliegendem Sans.
r reitet fo freudig fein muthiges Pferd:
r fchwinget fo fchneidig fein blißendes Schwert!
fchauet. wie ihm leuchten die Augen fo klar!
fchauet. wie ihm wallet fein fchneeweißes Haar!
o frifch blüht fein Alter. wie greifender Wein;
rum kann er auch Verwalter des Schlachtfeldes fein.
r ift der Mann gewefen. als Alles verfank.
»er muthig hin gen Himmel den Degen noch fchwang; -
»a fchwur er beim Eifen gar zornig und hart.
ranzofen zu weifen die Preußifche Art.
_.5- "Ä
Er hat den Schwur gehalten. Als Kriegsruf erklang.
Hei! wie der weiße Jüngling in Sattel fich fchwang!
Da ift er's gewefen. der Kehraus gemacht. .
Mit eifernem Befen das Land rein gemacht.
Bei Lüßen auf der Aue er hielt folchen Strauß.
Daß vielen taufend Welfchen der Athem ging aus.
Viel Taufende liefen gar hafigen Lauf.
Zehn Taufend entfchliefen. die nie wachen wieder auf.
Am Waffer der Kaßbach er's auch hat bewährt;
Da hat er den Franzofen das Schwimmen gelehrt:
Fahrt wohl. ihr Franzofen. zur Ofifee hinab!
und nehmt. Ohnehofen. den Wallfifch zum Grab!"
Bei Wartburg an der Elbe. wie fuhr er hindurch!
Da fchirmte die Franzofen nicht Schanze. nicht Burg;
Sie mußten wieder fpringen. wie Hafen über's Feld.
und hell ließ erklingen fein ..Huffah!" der Held.
Bei Leipzig auf dem Plane. o herrliche Schlacht!
Da brach er den Franzofen das Glück und die Macht;
Da liegen fie ficher nach blutigent Fall;
Da ward der Herr Blücher ein Feldmarfchall.
Drum blafet. ihr Trompeter! Hufaren heraus!
Du reite. Herr Feldmarfchall. wie Winde im Sans.
Dem Siege entgegen zum Rhein. über'n Rhein.
Du tapferer Degen. in Frankreich hinein!

Der alte Krieger an feinen Mantel.


Schier dreißig Jahre bi| du alt.
Haft manchen Sturm erlebt.
Haft mich wie einen Bruder befchühet. "j" i
Und wenn die Kanonen geblißet. ' ' '
Wir Beide haben niemals gebebt.
Wir lagen manche liebe Nacht ' '
Durchnäßt bis auf die Haut; - “"
Du allein haft mich gewärmet. , .' n
Und was mein Herz gehärmet.“
Das hab' ich dir Mantel vertraut.
..77
Geplaudert hafi du nimmermehr.
Du warft mir fiill und treu; -
Du warfi getreu in allen Stücken. -
Drum laß ich dich auch nicht mehr flicken.
Du Alter würdeft fonft neu. '
Und mögen fie mich verfpotten.
Du bleibft niir theuer doch;
Denn wo die Stücken runter bangen.
Da find die Kugeln durchgegangen.
Jede Kugel macht' ein Loch.
Und wenn die leßte Kugel kommt.
Jn's Deutfche Herz hinein.
Lieber Mantel laß dich mit begraben.
Weiter will ich von dir nichts haben. -
In dich hüll'n fie mich ein.
Da liegen wir zwei Beide.
Vis zum Appell im Grab.
Der Appell macht Alles lebendig.
Drum ift es denn ganz nothwendig.
Daß ich meinen Mantel hab'.

Kraft und Muth.


Wo Kraft und Muth in Deutfcher Seele flammen.
Fehlt nie das blanke Schwert beim Becherklang.
Wir fieh'n vereint. und halten treu zufammen; -
Und rufen's laut im feurigen Gefang.
Ob Fels und Eiche fplittern.
Wir werden nicht erziitern.
Den Jüngling treibt es fort mit Sturmesweh'n.
Für's Vaterland in Kampf und Tod zu geh'n!
Wir wiffen noch den Deutfchen Stahl zu fchwingen.
Die Stirn ifi frei. und ftark der Arm zum Streit.
Wir dauern aus. und wollen muthig ringen.
Wenn es der Ruf des Vaterlands gebeut.
Ob Fels und Eiche 2e.
So fchwört es laut bei unferm blanken Schwerte.
Dem Eide treu im Leben. wie im Tod!
78
Auf. Brüder. auf. und fchirmt die Vater-erde.
und ruft hinaus in's blut'ge Morgenroth:
Ob Fels und Eiche 2e. -
Und du, mein Liebchen. die in füßen Stunden
Den Freund befeelt mit manchem Blick und Wort.
Dir fchlägt das Herz wohl über Grab und Wunden.
Und ewig lebt die Treue fort.
Ob Fels und Eiche 2c.
Trennt das Gefchick des großen Bundes Glieder.
Wir reichen uns die treue Bruderhandz _
Noch einmal fchwört's. ihr meine Deutfchen Brüder:
Dem Bunde Heil und Heil dem Vaterland!
Ob Fels und Eiche tc. K. Hinkel.

Soldatenherz.

Soldaienherzt ein mnntres Herz


Wie fich's vor Gott gebührt.
Das über fchlimme Zeit und Schmerz
Recht luftig wegmarfchirt.
Soldatenherz und frifche Brufi.
Das. Kamerad. du haben mußt.
Soldatenherz. ein treues Herz
Wenn's mit der Fahne zieht.
und fo recht freudig himmelwärts
Den Namen flattern fieht.
Der drinnen fieht und uns nicht läßß
Drum, Junker. halt' die Fahne fefi.
Und wie das Herz in Einem fchlägtq'
Voll Treue. Muth und Luft.
So wird's auch überall bewegt . ,
In aller Sachfen Brnfi; -- e
So halten auch die Herzen Schritß
Und ziehen mit. und fchlagen mit.
Es kann nicht fehlen, hoffemwir. ' '
„21-- und glanben's. und vertrau'n. :.
Wen'n wir, fo anf die Fahnen,hier. -'-'
Die alten Fahnen. fchan'n;
._79-

Und denken. was vie( hundert Jahr


Das Sachfenland in Deutfhland war. Kuhn.

Kriegers Abfchied.
Der Ritter muß zum blut'gen Kampf hinaus.
Für Freiheit. Recht und Vaterland zu ftreiten;
Da zieht er noch vor feines Liebhens Haus.-
Nicht ohne Abfhied will er von ihr fcheiden.
..O. weine niht die Aeuglein roth.
..Als ob niht Troft und Hoffnung bliebe.
..Vleib' ich doh treu bis in den Tod
..Dem Vaterland und meiner Liebe."
Und als' er ihr das Lebewohl gebracht.
Sprengt er zurück zum Haufen der Getreuen;
El: fammelt fich zu feines Kaifers Macht.
Und muthig blickt er auf der Feinde Reihen.
..Mich fchreckt es niht. was mich bedroht.
..Und wenn ih auf der Wahlfiatt bliebe.
..Denn freudig geh' ih in den Tod
..Für's Vaterland und meine Liebe!"
Und furchtbar ftürzt er in des Kampfes Gluth.
Und Taufend fallen unter feinen Streichen;
Den Sieg verdankt man feinem Heldenmuth. -
Doh auch den Sieger zählt man zu den Leihen.
..Ström' hin. mein Blut. fo purpurroth.
..Dih rähten meines Schwertes Hiebe;
..Ich hielt d'en Schwur; treu bis zum Tod
..Dem Vaterland und meiner Liebe!" Th. Körner.

Krieger-lied.
Der Krieger zieht hinaus zum blnt'gen Kriege.
Und läßt die Heimath weit zurück.
Ihm glänzt das Ziel des Strebens nur im Siege.
:Lt-1d in dem Ruhm blüht ihm fein Glück.
Der Krieger wacht bei Winters Frofi und Sommers ,Gluthz
Der Krieger wacht. wenn rings die Erde fchlummernd ruht:
_Hk troßet Mühen. Wunden-und Gefahren.
Der Ehre treu. mit gleihem Muth.
-80._
Der Zug bricht auf mit erfier Morgenhelle.
Wenn frühen Than die Erde trinkt, -
Und vorwärts geht er noch mit rüfi'ger Schnelle
Wenn fchon die Nacht herniederfinkt.
Der Krieger wacht 7c.
Der Regen gießt in Strömen auf ihn nieder.
Und Bliß und Donner grollen drein;
Doch ungetrennt bewegen fich die Glieder
Bei Wetterleuchten, Sonnenfchein.
Der Krieger wacht 2c.
Seht da des Lagers fröhliches Gewimmel;
Der Krieger baut fich felbft fein Haus;
Doch öfter fchläft er unter freiem Himmel.
Und fireckt fich auf dem Rufen aus.
Der Krieger wacht 2c.
Der Krieger wacht im Grauen finfirer Nächte
Und fürchtet keinen lift'gen Feind;
Er lugt und horcht. gerüftet zum Gefechte.
Auch wenn der Tag vom Himmel fcheint.
Der Krieger wacht 2e.
Der Krieger kennt kein freudiges Behagen
Theilt es der Wafienbruder nicht;
Und jedes Ungemach wird leicht getragen
Denn Alle bindet eine Pflicht.
Der Krieger wacht 2c.
Und röthet fich des Schlachttags blut'ger Morgen
Da denkt er feiner Heimath fern;
Treuliebrhen, magfi nicht allzu ängftlich forgen.
Mich führt mein Glück. mein guter Stern.
Der Krieger wacht 2c.
So fchreitet muthig er dem Feind entgegen;
Die Fahne weht voraus zum Kampf;
Nur Siegesluft kann ihm das Herz bewegen.
Troß Kugel. Donnerbraus und Dampf.
Der Krieger wacht 2c.
Und hat des Feindes Eifen ihn getroffen.
Und muß er fcheiden von der Welt;
-81*
Dann fiellt er auf den Himmel all fein Hoffen.
.Der Himmel mach's. wie's ihm gefällt.
Der Krieger waht 2c.
Doh wenn der Sieg mit feinem Blut erfiritten.
Wenn Friede feine Thaten krönt.
Zur Heimath kommt er froh zurückgefhritten.
Die lange Trennung ihn verfhönt.
Der Krieger waht 2c.
O. holdes Glück. auf heimathliher Erde!
Jn Liebhens Armen ruht er aus. -*
Vis wieder ihn der Krieg mit feinem Shwerdte
Zu neuen Thaten ruft hinaus.
Der Krieger wacht tc. v. Treitfhke.

Der junge Soldat.


Steh' ih im Feld. mein ifi die Welt;
Vin ih niht Officier. bin ih doh Musketier.
Steh' in dem Glied. wie er; weiß niht. was beffer wär'.
Juchhe in's Feld! Mein ift die Welt!

Steh' ih im Feld. mein ift die Welt;


Hab' ih kein eigen Haus. jagt mih auch Niemand raus;
Fehlt mir die Lagerftätt. Boden. du bift mein Bett.
Juhhe in's Feld! Mein ifi die Welt!
Steh' ich im Feld. mein ift die Welt;
Hab' ih kein Geld im Sackt morgen ifi Löhnungstag;
Bis dahin Jeder bot-gt. Niemand um's Zahlen forgt.
Juhhe in's Feld! Mein ift die Welt!

Steh' ih im Feld. mein ift die Welt;


Hab' ih kein Geld im Sack. hab' ih doh Nauhtabak;
Fehlt mir der Tabak auh. Rußland giebt guten Rauch.
Juhhe in's Feld! Mein ifi die Welt!

Steh' ih im Feld. mein ift die Welt;


Kommen mir Zwei oder Drei. haut mih mein Säbel frei;
Schicht mih der Vierte todt. tröfi't mih der liebe Gott.
Juhhe in's Feld! Mein ift die Welt! J. V. Hebel.
6
_ 82 _.
.t--. -. . Muth."- in.. -' 71:-3!
Der alte Gott lebt michi" U (M4 ..' -
Drum laßt uns nicht vcrzagen;
Das-Herz am reaiten Fleck.. c -' !''
Und wacker drein gefchlagen! .
....-Was tobt der fiolze Feind? ' -1
Was brüfiet er fich-doeh? '- '
Wir frohen dir. Barbar; L t- '
Der alte Gott lebt noch!
Der alte Gott lebt noch!
Wohlauf. ihr wackern Scham-en. *
Wie Felfen .fiehen -wirne n..
FW. z Jin Tod und Tod's.Gefahren;
Nun brülle du. (Hefe-heiß. l
Drommeten fchmettert doch!
Ihr Briideiz- drauf und dran! i
Der alte Gott lebt noch!
Der alte Gott lebt noch!
F-:i-a 12...' Und-„W des,Hö'chfien Throne
Hernie'der fchwebt' der Sieg; *
Der Sieg wird uns zum Lohne.
Triumhb-t Victoria! ',' 17W' "7- - - -
:dt-nr anru- Zahn-*then ift das Joch-- .' .m e-a. '.
-m - -Da's 'Vaterland' 'ifi frei!" 77,--' '-- -'
Der aite--Gotr-lebt noch! -''-'--' '
:ttritl' eßefletx. ' . 'e .'te[ ed' ' b.
- -,u:-'FÜ -. :t': t 'k
'WFT-:HF und.. Allmächtiger] .. ,2.. 7W:- ZW', .
' * Hör' uns) Llllgütigerl" X.. t „z“,- z .
-Himmlifcher Führer der Sihlac'hten! '
Vai-t. Verteilen-.wire -: er. -eq --i.
x'nautmV-Wr- 'dir-danken wir): . ' it.: '--
.a-uu1e ?ide-TW sul-.Freiheit erinnerte-1.' * -.
' Wie auch' die-'Hölle branifih'tf - . 7.
Gott. deine arke-Fauft. .. 3 '
, ' ._Stürzt daU- säubern-Engel" 7"* l" -.
xmi n'tu'aFüWn MIZ-Wk Zebaotß. .al- te. .1 -'. r
.Fit-E) “i35| fighr'?KMK. ßkeüinxselutGöW-L 771- t.-.t-t, i-k.t 1.
'W7.* FW uns7ziir Schlathf*und zurn'tSitgk! "WM- ,
2".
't

- 83 - .
Fiihr' unslfi-ܻFall' unfer Loos 7:337?
Auch tief in Grades Schooß; *' ' .
Lob doh und Preis deinem Namen! ?Ni-'niet
Jtkeich. Kraft und Herrlihkeit ,. ...t 'tan-2-.
Sind dein in Ewigkeit! 771 (hi x-r--.t
Führ' uns Allmähtiger! - Amen. Th. Körner.
.Um
Vor der Schlaht. 3.: .nah
Schlacht. du brichfi an! "7.(
Grüßt fie in freudigem Kreife. ';' .:..
Laut nach Germanifcher Weife. g
Brüder. heran! ' *
. .'[J't't--"
Noch perlt der Wein! , M „..) -.H
. h' die Vofauuenerdröhnen. ..t-M.
' aßt uns das Leben' verföhnen., '.7 NW..
Brüder. fchenkt ein l" , Z 't'.1.. i''.' .'..;

Gott. Vater hört. . ; .-: 'ca 'ist .tor-.F


„Wasan .desGrabes Thron. ... L ti'n
-
-. :W.-Vaterland? Söhne ,gefhavoremß .
..-..
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Biüdelcihr? lihwölt! ' -; ,. 'ZL-'Vi [tn-'NL
Vaterlands Hort.: . c. '.-.„-'. 'l7 .Niet-.7
'
Woll'n wir aus glfihendzn KPN. 'tt'j ,UKW
*...Todt 'oder-,fngcnd erteilen -na -otm unt-W
Hört ihr fieyMdßWyHVn-c
Hqudlchlqg nah'n?" .' - q.. .in nue)??
- -cF-qnc ,UC
NUM- -iiLiebe und Freuden und" Leiden! 'M .WMF
Tod. du kannft uns niht fheidenz
Vrüder. fioßt an!
Schlacht ruft. Heraus!
Horh die T-romdrten werben.
Vorwärts auf Leben und Sterben!
Brüder. trinkt aus i Th. Körner.

Gebet während der'Schlaht.


Vater. ih rufe dich.
. Brüllend-:rtmgiebt mih* der Dampf 'der -Gefhüße.
Sprühend umzucken' mich raffelnde Vliße.
-84._.'
Lenker der Schlachten. ich rufe dich!
Vater. du führe mich! 2.
Vater. du führe mich!
Führ' mich zum Siege. führ' mich zum Tode!
Herr. ieh erkenne deine Gebote; -
Herr. wie du willfi. fo führe mich.
Gott. ich erkenne dich!
Goth ich erkenne dich!
So im herbftlichen Raufchen der Blätter.
Als im Schlachtendonnerwetter. .q
Urquell der Gnade. erkenn' ich dich.
Vater, du fegne mich!
Vaterz du fegne mich!
In deine Hände befehl' ich mein Leben;
Du kannft es nehmen, du haft es gegeben; -
Zum Leben. zum Sterben fegne mich.
Vaterz ich preife dich!
Vater. ich preife dich!
Jft ja kein Kampf für die Güter der Erde;
Das Heiligfle fchüßen wir mit dem Schwerdtez -
Drum fallend und fiegend preif' ich dich!
Gott„ dir ergeb' ich mich!
Gott. dir ergeb' ich mich!
Wenn mich die Donner des Todes begrüßen,
Wenn meine Adern geöffnet fließen;
Dir. mein Gott, 'dir ergeb' ich mich!
Vater. ich rufe dich! Th. Körner.

2 U064

.. Druck der Hofbuehdruckerei in Altenburg.


(H. A. Pierer.)
In der unterzeichneten find erfchienen und dur
Buchhandlungen zuK.beziehen:
Tl). tliretzfchmur,
*r
Kurzgefaßtcs Handbuch
])r-. Uli. LulherZZi-il. Malechizmiu.
mit befonderer Berüäfichtigung des Zwickauer Leitfadeud zr
einem einjährigen Religionsunterricht.
Dritte. verm. und verb. Aufl. gr. 8. eleg. broch. 221/2 Nge.
W Jedem Erempl. deffelben wird von jeßt air dn
Leitfaden starte beigefügt. .

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