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1. NTEM ALIT ET EXCOLIT
HAFA
| onopol dono
K. K. HOFBIBLIOTHEK
ÖSTERR . NATIONALBIBLIOTHEK
59.A. 20.2ver
کو ک. . .
2 Voll .
8.
Heſſiſche Beytråge
fur
Gelehrſamkeit
und
kun ft.
Erſtes Stud .
Frankfurt am Mayn ,
bey Warrentrapp Sohn und Wenner,
I 7 8 4.
Na d r i d ) t.
Von diefer Zeitſchrift erfbeint im Anfange eines jeden
Viertel Jahres ein Stúd . Der Jahrgang foſtet im Sách.
filern und Heiden Gelde zmen Reichsthaler ; in frantfur ,
der Wahrung aber 3 Guiden 36 fr. ; otro iedes Stück 12 ggr.
in iener , und 54 fr. in dieſer Prin; forte. Man kann darauf
in der vorstehenden Verlagshandlung ſowohl, als in allen
deutſben Buchhandlungen die nöthige Beitellungen maden .
und ie eher dieſe geſtorben , desto bleuniger fönnen die Liebe
båber damit bedient werden.
Ankündigungen.
Von dem großen Beyfalle , mit wel bem die in biefiger
Waiſenhaus - Budd: uiteren vor dren Jahren gedructe
Hadridt von dein pominerſden Geldledte der von
Gliwin oder Schlieffen aufgenommen worden , gibt ina !
fonderheit die báufige Nachfrage der Kaufluftigen den ficher ,
Aten Beweis. Da aber dieſes Wert auf Koſten reines Vers
faſters gedrudt, und die geringe Unzahl éremplare nur
an diejenigen unentgeldlich ausgethrilt worden , welche die
Frengebigkeit des Verfaffers damit beginſtigen wollte, lo
Sat man ais biefiger Buchdruderen niemanden damit die.
men fónnen. Sleid wohlnúrde es , nach dem Urtheit aller
Kenner , ein wabrer Verluſt für die Erwriterung der Ge
Ethichtfunde des Deutſchen Udels renn , wenn dieſes Wert
o ſo wenigen Banden bliebe. Dieſes gab, alſo die nächſte
Beranlaſſung, den Verfaſſer um die Erlaubniß zu erſuden ,
daß eine grote Auflage davon gemacht werden durfte, wel.
de daſſelbe in allgemeinen Umlauf brachte. Es hat derſelbe
aud dieſe Bitte nicht nur ſtatt finden laſſen , ſondern úber .
dem noch allen aus dieſem Verfaufe zu erwartenden Vortbeit
auf die Deldentendite Urt dem bieſigen Waiſenhauſe ge>
shenkt. Das Gjemplar, weldes er demſelben einhändigen
laffen, findet fide durch die bisher nod ungedructen Nacy
richten von der edliebenfchen Familie nebit den dazu gen
hörigen Urfunden beträchtlid vermehret ; und die allgemeint
Finleitung von dem ebemaligen Zuſtande des Deuts
Ichen 20els ist ebenſaus ſo ſtarterweitert , daß der Inhalt
duires Werte nunmehro fast doppelt fo fart ausfallen durfte,
Al jubor . Un außerer Sdönheit ſou dieſe Iwote Uuflage
det erfern nichts nadageben ; denn es kommen nod ellide
Kupferſtice mehr hinju , und wird übrigens eben lo feines
Papier daju genommen , als zu der erſteren . Nur batman
almas kleinere lettern zu gebrauden djenlidgefunden , da .
wit die Bogenzahlnidt ju fart , und das Werf in Benbes
baltung des Duartformatsnicht zu dicke werde. - Weit
man nun in Bejiimmungder Große dieſer Uuflage fich gern
Rad Ber wahrſdeinlichen Unzahl der Liebhaber dieſes Worte
richten und zugleid in Stand gefekt werden mögte , daſſelbe
um denmogliu ft billigſten Preis zu liefern,hat man hiermit
Vránumeration auf felbiges erófnen wollten . Dieſe bleibt
Sie zu Ende der bevorſtehenden Leipziger Jubilate - Meffe
offen. Diejenigen , welde bis dahin porausbezahlen , be.
femmen dasſelbe für 3 Riflr. 12 Ogr. , in Louisd'or ju
Rthlr.; und da über die Anzahl der Pränumeranten nur
wenige remplarewerden gedrudt werden, ſo fann nadber
leines derſelben unter 5 Rthlr, verlauft werden . Die Bes
ftcdungen hierauf geldeben am ficerſten unmittelbar bey
dem Untergeichneten . Man fann ſolde aber aud in atten
Deutſøen Budbandlungen machen ; jedoch muß das Na.
mensverzeichniß der liebhaber , ſammt den vorausbezahlten
Beldern , mit dem Ende des geſetten Termins an Unter,
seidneten abgeliefert werden . Diejenigen Freunde,welios
Die Einfammlung der Vorausbezahlungen übernehmen , ber
Commen das zebenteExemplar unentgeldlich , oder ſie fón .
nen auch von dem erhobenen Gelde 10 pro Cent zurúd be
balten . = Man bittet úbrigens die Herausgeber gelehrter
Seitungen und Fournale um gefällige und baldige befanne
nadung dieſer Untündigung. Eaſfelden 23Febr. 1784.
3. A. Barmeier ,
Surfil. pet. Oberfommiſſarius der
Waiſenbaus Buddruderey .
1. Herr Juſtizrath Sirfofeld in Riel tiu reine Bemerkun.
on über ok Soweiz,dieer bei ſeiner im vorigen Soms
mer gemachten Reiſe durch dieſes an Merkwürdigkeiten der
Hatur , Sitten , Gefeße und Staatsverfaſſung ſo interes.
fante Land madote, unter der Aufdrift : Neue Briefe
über die Sdwcíz , berausgeben. Sie foften fleine Tie,
mahtoen , Unleitung für den Reifenten , Unterhaltung für
ben Freund der Natur, mit eingeſtreueten Bewertungen
aber die bisherigen Reifebeſchreiber der Spreize enthalten.
Dieſe Briefe werden auf feinen Papier abgedrudt und
fait den Kupfervorſtellungen perfdónert , einen máßigen
Octavband ausmachen , der baldnad der Dilermeile 1784.
trſteinen fou . Bio tabin wird von der Beren Verfaffer
pranumeration daraut su Riblr. 1. der Louisdor
ju Rthlr. 5. – ingenommen ; nachher werden dieſelbe
nidt unter Rthlr. I erlaffen . Briefe und Gelder erwar
tet man france.
III. Die Weveriſe Bucshandlung in Berlin fündigt eine
neue Ueber feßung der ſämtlichen Werfe Voltairs auf Prá.
numeration an , welde unter Aufficht mehrerer Gelehrten
beſorgt werden fou. Dieſe Urberſetzung ſoll den Vorzug vor
dem Original haben , da in ſolder die Fehler, die der Vera
faſſer aus Eilfertigkeit und Unfunde begangen hat , berich
tigt und verbeſſert werden . Jedes Jahr ſollen 4 Bande auf
chones Papier erſcheinen und jeder Band 1 , ulphabet ſtart
ſtark werden. Die Pránumeration iſt auf den Band Rthlr.I.
der Louisd'or zu Rthlr. 5.- Man kann auch auf ein,
zelne Theile , die für ſich ein ganzes ausmachen , pranume.
riren .
3. N. Die Verleger dieſes nehmen auf dieſe fámmtliche anges
fündigte Bücher Pränumeration an.
IV . Ferner find bey diefen folgende Búder fürzlich erſchienen.
DeutſcheEncyclopädie , oder adgemeines Real-Wörter.
buch aller Künge und Wiſſenſchaften von einer Geſellſchaft
Gelehrten . gr. 4. VIIIr. Theil.
Der IX . Sheilderſelben iſt wirklich unter der Preſſe und
wird auf Johanni fertig. Von dem Werf ſelbſten wird auch
eine eigene Ankündigung ohnentgeldlich bey ihnen ausgegeben,
und tonnen die Liebhaber nach denen daſelbſt befindliden Bea
dingnißen annoch in die Pránumeration tretten.
Burggrave D. 3. p . des jüngern , auserleſene Médicinis
niſche Fádeund Gutachten. 8. 1784. 20.ggr.
Höpfners D.L. 3. S. theoretiſch- practiſcher Commentar
über die Heinecciſche Inſtitutionen nach deren neueſten Uus,
gabe, nebſt72. Tabellen . 4. 1783. -2 Theile. Rthlr. 3.16 ggr .
bendeſſelben , Tabellen uber die Heineceifdhe Inſtitutio.
nen nach deren neueſten Ausgabe , beſonders. 4. 1783 .
20. ggr.
Webers, 6. G., fritiſche Geſchichte der Lugeburgiſden
Confeßion aus archiwalifoten Nachrichten , nebſt einigen dia
plomatiſchen Zeichnungen. 8. 1783. Ir. Ib. Rthlr.1.16 ggr.
bendeffelben , Apologie des neuen Syſtems vom Origi.
nal der Augsburgiſden Confeßion gegen die Panzeriſchen
3weifel. 8. 1784. Wird in einigen Wochen fertig.
Sdróters, 3 S., lithologifibes Real- und Verbal-levis
con , in welchem nicht nur die Synonimen der deutſchen ; latei .
riſchen , franzöſiſchen und holländiſchen Sprachen angeführt
und erläutert, ſondern aud alle
JOESteine und Verfeinerungen
ausführlich beſorieben werden,8.1784.
NIC Vir Band R ... 4 Agr.
1
Heſſiſche Beiträge.
Erſte $ Stúd ,
.
等
Wat bulabalote
HINEசாய WITH MODNIH
Borrede
!
Juhalt
Inhalt
des erſten Stů & 6.
I.
Diana ( denn auch hierin iſt man nicht einig ) mit der
Verwandlung in einen Kranich beſtraft zu werden. Dies
fes Mährchen mit einigen Zufäßen und Veränderungen
erzehlen Antonius liberalis , Aelian und Ovid (8 ).
Der Ort, wo ſich die Göttinnen an der armen Sterblichen
rachten , liegt in Thracien im Lande derjenigen Skythen ,
die vom Feldbau lebten , woſelbſt die alten Erdbeſchreis
ber eine Pygmaenſtadt , Kattizon oder Kattuja , und
/ eine Kranichſtadt, Geranea , die auch Rhakole heißt ,
angeben (9).
Ehe man auf dieſe wißige Wendung verfiel , zu einer
Zeit, wo man in Griechenland eben anfieng Indien genauer
kennen zu lernen , und von thraciſchen Pygmaen noch nicht
geträumt hatte , glaubte ein Mann von tiefer Einfidt und
ausgebreiteter Kenntnis, der Weiſe von Stagira ſelbſt, ein
wirkliches Pygmaenvolk iin innern Afrifa annehmen zu
müſſen .
( 7) Plin . hiſt. nat. 1. VII. c. 2. Strab. geogr. lib .XV. Aul. Geli.
noët. att. lib . IX. C. 4. Athenaei Deipnofoph. lib . IX. p. 390 .
Somohl nerifrit beini Strabo , als menefles hier beint
Athenå u $ bezeugen , daß die Pygmåen es nichtnur mit den firas
nichen, ſondern auch mit gewiſſen Rebhühnern, po gros als Ganſe ,
ju thun haben, deren Eier ſie,freſlen . Onerifrit beſchreibt aber
feine Pygmäen genau wie Affen , ohne Nafen Capeux leges) .
Baſilis wirft alles duro einander , und läßt ſie auf den großen
Rebhühnern reiten. mega ft bene$ , beim Pliniu $ , hatte ſie
auf Widder und Ziegenbide gefett.
( 8 ) Ant. Liberalis Metamorphoſ. c. XVI. Athenaei Deipn.
1. IX. aus der Ornithogonia Boei. Aelian. hiſt. anim . 1. XV.
c. 29 . Ovid. Met. 1. VI , 4.)
19) Plin. hiſt. nat. I. IV. c.XI (XVIII) . Solin. Palyhift. .XVI.
* Stoph. Byzant de urbib. voc . Karliga.
Ueber die Pygmåen. 5
müſſen . > Im Herbſt, fagt er (10) , wenn Jag und Nacht
» gleich ſind , verlaſſen die Vögel Pontus und andre falte
» Gegenden um dem Winter auszuweichen ; im Frühlinge
1 hingegen ziehen ſie wiederum der großen Hiße wegen aus
> den warmen Låndern in Falte. Einige reiſen in einem
kleinen Bezirk , andere aber kommen von den entferntes
» ſten Gegenden , ſ. 6. die Kraniche, die von den ſkythis
» ſchen Ebenen bis an die Seen oberhalb Egypten ziehn ,
WE
konnte , ſcheint in der That mange ſowohl alte als neuere
Schriftſteller über das Daſein der Pygınåen beruhigt zu
haben. Philoſtrat ſcheint überzeugt zu ſeyn , daß die
Troglodyten Pygmåen find ( 14) ; Heſychius fagt mit
dúrren Worten , die Nubier find die Pygmaen ( 15) ;
Spondanus und Madame Dacier ( 16 ) beten dem
Ariſtoteles nach ; der übt Sanier glaubt in den Pechis 13
niern des Ptolomå us die alten Pygmaen wieder zu fins
den ( 17) , und der gelehrte Bougainville ſucht jenſeit
des Aequators , an der Küſte çoango die Matimbas des
Abentheurers Battel auf , um iğnen die Fabeln der
Alten anzupaſſen (18).
Wenn
{
8 Heſſiſche Beiträge. I. B. I. S.
und Harduin (21 ) ; zu den leßtern Bochard und Iſaak
Voß (22). Mit welchen vorgefaßten Begriffen einige von
dieſen Gelehrten an ihre Unterſuchung gegangen ſind, kann
man ſich ohngefähr vorſtellen , wenn man den ſonſt fo leichts
gläubigen Äldrovandi hier ausrufen hört : er wollte nichts
von den Händeln der Pygmaen und Kraniche glauben, wenn
1 ſchon jemand eidlich bekräftigte, daß er den Kampf mit anges
rehen. Dies war gleichwohl der Mann, der es gegen Augen
zeugen behaupten wollte , daß die Paradiesvogel keineFürſe
fåtten , und den Pigafetta einen Fabelhans ſchalt, weil
er dieſen groben Irrthum widerlegte. Vorrens Ueberei
lung iſt noch lächerlicher, denn in der Hiße des Arguments bes
hauptet er , es ſei im ganzen Afrika kein Kranich zu ſehen ,
wogegen er doch bei Alten und Neuern eine Menge von
Zeugniſſen håtte nachleſen können , die es allerdings beſtå
tigen , daß ſich während unſers Winters die Kraniche in
Egypten und lybien einfinden , und mit eintretendem Frühs
ling wieder die Nordlander ſuchen (23 ).
weis , daß die Zeit keinen Anfang kennt (2). · Von dieſer
Zeit an wird bis auf die Alerandriner von dieſer Frage
nichts wieder gehört ; durch ſie kam der Streit in neue
Bewegung; vornemlich den Porphyr, als welcher in einem
nicht mehr vorhandenen Commentar über Platos Limaus
der Welt Envigkeit und damit zugleich der Zeit Unfangse
loſigkeit durch mehrere Gründe beſtätigte; und aus dem
hernach Proklus in einer eigenen gleichfalls verlornen
Schrift , die meiſten , wo nicht gar alle Bereiſe , ent
lehnte (3). Den widerlegte Fus vor Fus Philopon ,
welches Buch der Zufall erhalten, und uns dadurch belehrt
hat , daß wegen mancher neuhinzugekommenen Gründe ,
der Streit ſeit Ariftoteles eine ganz andere Geſtalt ges
wonnen Katte. Als von den Griechen ; vornemlich der
zuleşt herrſchenden Parthei der Alexandriner , die Philoſos
phie zu den Arabern übergieng, bekam die Welt - Emigkeit
auch bei dieſen die meiſten Vertheidiger. Nur Aigazelle
beſtritt fie , auch mit eigenen Gründen , deren einige 1
gerade
(1) Ariftot, Phyſ. VIII, I.
( 2 ) Ariſtot, l. c.
( 3) Philopon contr. Procl, de gund, aetern . ad argum . 7.
Möglichkeit einer anfangsloſen Succeſſion . 19
gerade zu einer anfangsloſen SucceſſionUnmöglichkeit ers
hárteten , und von welchen zu bedauren iſt , daß eine
unverſtändlichere Ueberſeßung den Nachdruck geſchwächte
hat (4). Dem Ariſtoteles , den Alexandrinern und
Vrabern folgten die Scholaftiker meiſtentheils; der Heil.
Thomas (5) und Duns Scotus (6) , wenn ſie gleich
der Rechtgläubigkeit halber nicht ausdrücklich die Welts
Ewigkeit vertheidigten , leugneten ſie doch nicht, ſuchten
fie mit der Schöpfungslehre zu vereinbaren , und erklára
ten die Frage philoſophiſch für unentſcheidbar. Unter
ihnen widerſprach jedoch auch Heinrich von Gent , den
ich nur aus einer Anführung beim Scotus kenne, weit
die Bücher dieſer Zeiten , obgleich ſie Aufbewahrung verdient
þátten , durch die Umwälzung menſdlicher Dinge, und
darunter auch der Philoſophie , fich åuſſerſt ſelten gemacht 1
haben . Nebſt ihm auch Richardus de media villa ,
welcher ſich einiger unten anzuführenden Gründe Toon
bediente , nur ſie nicht bis zur Hebung aller Einwendung
heraus führt ( 7 ). Nach den Scholaſtifern faſte Teutſche
lands und Europens Zierde , leibniß , welcher in meha
reren Stücken den Alerandrinern beitrat, die Frage wies
der auf , ſo daß er der anfangsloſen Succeſſion nicht aba
geneigt ſchien, obgleich er wegen der Zeitumſtånde ſeine
Meynung nicht gradezu zu behaupten wagte. Ich möchte
wiſſen , ſcrieb er an Bourguet , wie man die uns
möglichkeit einer Succeſſion ohne Anfang darthun kans
ne ? (8) Was bisher blos gelegentlich bei Unterſuchung
des Welt - Anfanges war berührt, und nicht für ſich bes
trachtet worden , machte er zum Gegenſtande einer eignen
Untera
( 4) Algazel deſtructio philofophorum .
( 5 ) Thomas Aquinas in Magiftr.ſent. II. dift. I. quaeft. I art. S.
( 6 ) Scotus in Magiftr. Sent. II. deft. I. quaeft. Illa
(7 ) Richard. de media villa in Mag. fent. II. dift. I. quaeft. iy .
(8) Leibnitz opera omnia , Tom. II. p. I. p. 327.
20 Helf. Beiträge. I.B. I. H. Ueber die
Unterſuchung , und veranlaßte dadurch neueund genauere
Püfung. Dieſe hatnach ſeinem Sinnevor nichtgar langer
Herr Cochius ( 9) angeſtellt , und zwar ſo , daß nun
Ariſtoteles und die Alexandriner obzuſiegen ſcheinen .
Eine Frage ſo hohen Urſprunges , und von ſo vielen
der gröſten Philoſophen unterſucht , ſollte man glauben,
mußte , entweder långſi entſchieden , oder gar nicht ents .
Tcheidbar feyn. Uuein erwagt man , daß die Geſchichte
in der ganzen Reihe von Jahren , ſeit ihrem Urſprunge, 1
immer neue Geſtalten und Geſichtspunkte darin aufzeigt,
und daß ſehr wahrſcheinlich noch nicht aưe Geſichtspunkte
gehörig beleuchtet ſind : To begreift man , warum keine
von beiden Folgerungen zuläſſig iſt. So viel aber láßt
ſich daraus richtig abnehmen , daß ſie keine der leichtes
ften ſeyn kann ; und daher , falls ich nicht ſo glücklich -
ſeyn ſollte , fie genugthuend aufzulöſen , ich deſto eher
mir Verzeihung verſprechen darf.
Wiederholung alles darüber geſagten würde. theils
zu weitläuftig , theils auch, da manches nur für gewiſſe
Zeit von Gewicht war , überflüſſig ſeyn. Ich werde das
her die Frage nach den jezt vorhandenen Kenntniſſen ohne eine
Rückſicht auf irgend eine von den ſtreitenden Perſonen uns
terſuchen ; und dabei die mir am weſentlichſten geſchienenen
Schwierigkeiten einzuweben mich bemühen.
Wenn man frågt, ob eine anfangsloſe Succeſſion den
Möglichkeit hat : ſo will man , dúnktmich , zweierleiwiſa ,
ſen : einmal, ob Anfangsloſigkeit der Succeſſion übers
haupt widerſpricht ? und zweitens, ob ſie mit einer bes
ſtimmten Neile von ſucceſſiven Dingen ſich nicht vertrågt ? das
Beide dieſer Fragen fordern eigene Betrachtung.
Den
1
aus, weil ſie durch leere Zwiſchenräume getrennt, anges
nommen werden. Eine Reihe in der Succeſſion alſo
findet nur Statt, wenn , ſo bald das eine nicht inehr iſt,
das andere wird ; das iſt, zwiſchen beiden Vorſtellungs
aften kein dritter fich ſeßen låßt. In ſolcher Reihe iſt das
erſte oder der Anfang das, welches kein gleichartiges Ding 09
vor fich gehabt ; und das leßte oder Ende , welches Fein
gleichartiges nach ſich hat. Nun aber beſtimmt der Sucs
reſſion allgemeiner Begrif blos, daß mehrere Dinge nachs
einander ſeyn ſollen ., folglich iſt von Anfang und Ende
der Reihen hier die Rede durchaus nicht.
Wir ſagen jezt , um zu bezeichnen , daß eine gewiſſe
Vorſtellung , ein gewiſſer Eindruck , von uns wirklich
wahrgenommen werde ; jezt höre ich, jezt fáat der Baum
u. 1. m. bedeutet weiter nichts, als es wird auf mein Ohr
ein Eindruck gemacht, welchen ich wahrnehine; daß der
Baum fällt, deſſen bin ich mir als etwas empfundenen bea
wußt. In der Reihe unſerer Vorſtellungen iſt daher jezt
allemal der Aktus , bei welchem die Reflerion ſich verweilt,
ihn beſonders zu bemerken; und ſo lange wir durch Re ud
gegeben , denn man darf ihrer nicht mehr oder weniger sigeneden
annehmen , als wirklich da geweſen find; bei einer Reihe pe unerdic
von Dingen , die erſt eriſtiren ſollen , wird die Vielheit eratein era
durch nichts beſchränkt, man behålt Freiheit, ihre Anzahlen und die
ſtets zu vermehren . Ferner, bei einer anfangsloſen Reihe late Morge
von vergangenen Dingen wird geſeßt, fie ſei ſchon unends
lich; bei einer endloſen Reihe von fünftigen Dingen , fie adie, das
werde erſt unendlich. Beide dieſe Fáde ſind alſo nicht durch
aus ähnlich ; mithin auch der Schluß von einem auf den
andern, wo nicht unzuläſſig, doch wenigſtens nicht ſicher. a bientgen
lobberim
Dies deutlicher einzuſehen wird nöthig reyn , was in thra feire
einer anfangsloſen Reihe ſchon da geweſener Dinge enthals
ten iſt, genauer zu entwickeln . Weil ſolche Reihe anfangs
los iſt, hat ſie kein erſtes Glied ; und wo kein erſtes Glied, Hann mi
da ift Růcfgang ohne Stiaftand; alſo fångt man vom ge and fern
genwärtigen oder leßt angenommenen Gliede an ; ſo muß 1 , ald
man ohne Aufforen rückwärts gehen . Nun aber find ht cha
i die Glieder, wie oben bemerkt iſt, von jezt an , rückwärts :
zählbar; ſie ſind ferner vådig beſtimmt, weil ſie alle ſchon Emne
eriſtirt haben, daher nicht mehrere genommen werden durs fon
fen , als würklich ſchon da geweſen ſind. Sou alſo die
Reiße ohne Anfang ſeyn : ſo muß ihre Zahl Unendlichkeit
haben , welches unmöglich iſt, da Zahl und Unendlichkeit
fich widerſprechen. Es folgt, daß Unfangsloſigkeit einer
ſucceſſiven Reihe, und Exiſtenz in der Vergangenheit in
Widerſpruch fiehen .
Gefeßti (welches audy philoſophiſch die ſtärkſten Grün
de für ſich hat, daß aller von jeher verſtorbenen Menſchen
Seelen- nod jezt vorhanden ſind , oder daß bei eines jeden
Jode ein Punkt gemacht worden ſei: ſo folgt, daß dieſe
Seelen , oder Punkte, fich záblen laſſen ; folgt , daß dieſe
Anzahl nicht wiaführlich darf vergróſert werden , ſondern ,
wie ſie gegeben iſt, bleiben muß. Nun läßt fich jede Zahl
mit jeder beliebigen multipliciren ; folglich auch dieſe, folg
f6
:
Möglichkeit einer anfangsloſen Succeſſion. 27
lich kann ſie gróſer werden , folglich iſt ſie nicht, unendlich.
Und wenn nicht unendlich : ro fångt ſie bei einer Einheit
an , hat demnach ein erſtes Glied ; das iſt: es giebt einen
erſten Menſchen , und die Reihe verſtorbener Menſchen hat
einen Anfang. Oder geſeßt, dic Erde habe von jeher ſide
um ihre Achſe gedreht; ſo iſt die Anzahl der halben Uma
wälzungen gróſer, als die der ganzen ; alſo die der ganzen
nicht unendlich ; alſo auch nicht ohne Anfang.
Dem ſteht entgegen , daß die Reihe anfangslos ans
genommen , daher im Rückgang ohne Ende iſt: daß folglich
das Ganze durch keine Zahl beſtimmbar, mithin durchaus
nicht zählbar iſt. - Adein auf der andern Seite , wird
der Reihe bei dem gegenwärtigen Gliede eine Grenze geſeßt
und von ihm kann man die Zahlung anheben. Ade Glies
der derſelben ſind ferner gegeben , denn man darf keine mei:
ter dazu zählen, als die vorher ſchon exiſtirt haben. Es
iſt nichtVielheit ohne Einſchränkung, ſondern eine gewiſſe
Pielheit gegeben ; eine Vielheit die keiner Verinehrung,
vermog des angenommenen ,weiter zuläßt. Eine ſolche
Vielheit, wie kann die unendlich ſeyn ? wie iſt es möglich,
daß eine Menge wirklich vor uns liegender Punkte , oder
der Seelen verſtorbener Menſchen , Unendlichkeit haben ?
man ſieht alſo, es entſpringen aus der angenommenen
Anfangsloſigkeit und dem vergangenen Daſeyn der Glieder
widerſprechende Folgerungen ; woraus denn erhelt, das
eine anfangsloſe Succeſion in ſchon vergangenen Dingen
ein Widerſpruch iſt.
III.
Soest ) o ( 31
III. (a )
Schreiben an den Herrn Baron von S. in B.
über einige höchſt ſeltne antike Münzen.
Frlauben Sie mir , daß ich Ihnen als einem unſerer
erfahrenſten und eifrigſten Kenner der numiſma
tiſchen Wiſſenſchaft in unſerm Vaterland, einige Fragen
aufdringe , und mir über gewiſle Punkte Belehrungen
erbitte die , da ſie nun öffentlich gefordert werden ,
vielleicht zugleich einen andern Gelehrten ermuntern ,
fie dem Publikum mitzutheilen.
Schon die erlaubte Freude einen neuen literariſchen
Fund einem gleichfühlenden Siebhaber bekannt zu machen ,
würde mich entſchuldigen , daß ich über die Eroberung
einiger hódft feltnen und merkwürdigen Alterthümer ein
paar Worte laut rede , wenn es auch nicht zur Rettung
eines der größten Beförderer der Wiſſenſchaft , ich meyne
des berühmten Golzius, geſchahe , der ſo oft mit
dem ungerechten Verdacht belegt worden , ganz eigne
antife Münzen erdichtet , oder doch nur legenden , und
Reverſe erfunden zu haben , die nicht exiſtirten . Täglich
geſchieht es , daß ihn die Bemühungen neuerer Beobachter
von dieſen Vorwürfen rein waſchen , und ich hoffe, daß
es auch bei uns mehr geſchehen wird , wenn ſich teutſche
Sammler nicht mehr mit dem Auškehricht dieſer Monus
mente welche die Rómiſce Legionen bei uns verloren
haben , abgeben , ſondern die Quellen derſelben , die
Seehåven des mittellandiſden Meers beſuchen , wo dieſe
Waare zwar immer noch , ſo gut wie der ſchon in
Allerandrien 'vermiſchte Levantiſche Caffee ihr Theil Zuſaß
erhält , allein doch weit eher undwohlfeiler als bei uns
mitten im veſten Jande zu finden iſt. Wir haben viel
leicht dem einzigen Umſtand, daß der berühmte Pelerin
bet
Heſſiſche Beiträge. 1. B. I. H. 4646
bei der franzöſiſchen Marine angeſtellt war , alle die MTC
Aufklärungen zu danken , deren ſich die Wiſſenſchaft indeHall
durch ihn zu erfreuen hat, Doch zur Sache. LUOTOT,
J. 5. m.
111. (b ) ,
Nachricht von einigen zu Alsfeld im Heffens
Darmſtädtiſchen gefundenen , auſſerors
dentlichen , Menſchenknoden . $
64 IV .
40 Heſſ. Beitr.I. B.I.H. Gedanken über den
IV.
Beobachtungen und Gedanken über die Lager:
fåtte und den Urſprung der Salzquellen
in der Wetterau .
urch verſchiedene Verſuche und Bemerkungen bin ich
D belehret worden , daß wenigſtens die Hauptſalzquel
len der Wetterau ihren Zug durch ein eigenes Erdlager zu
erkennen geben . ' ich will nicht zweifeln , daß vielen Ken
nern der Salinen dieſer Gegend ermahntes Erdlager und
Tein: Zug gar wohl bekannt ſeyn wird, unbekannt iſt es
mir aber , ob ein Naturforſcher dieſe Erſcheinung im Zus
ſammenhang überſehen und derſelben Folgen bedacht hat.
Wenn man am óftlichen Abhange des Schiefergebúrgs,
das die Wetterau auf der weſtlichen Seite begrånzt , von
Súden nach Norden zu reiſt, To findet man an mehreren
Stellen ein weißliches Thonlager, das von Morgen her in
das Schiefergeburg quer einfáut, insbeſondere bei Homs
burg vor der Hshe , wo auch Salzquelen ſind , bei Ober
rosbach und bei Fauerbach im Amt Bußbach . Eben leß
teres habe ich etwas näher kennen lernen . Die wilde Jaus
ben waren , wie gewöhnlich , die Verråther der dortigen
Salzwaſſer. Nachwenigen Schuhen Abtrufen fand ſich
Tchon Salzwaſſer. Die Erdlagen , welche man durchbrach,
waren : Dammerde 31' ; ſchwarze eiſenſchüſſige, ſtark
mit Steinen vermiſdite Erde , wovon die unterſte (age 1
braun , wie Eiſenroſt, ausſahe, juſammen 2 ; grüner,
hier und da in das Graue falender Sett , auch mit kleinen
Steinen vermiſcht, dann ein marmorirter, weiffer, gela
ber und zinnoberrother lett , 16 bis 17 '. In den leßten
7 Schuhen lag dieſer Sett in ſo dúnnen ( agen übereinander,
wie ſpaniſcher Brodteig , die ſich einen Zou dick von einan
der abrollen lieſſen , und nun folgte Sand , woraus die
Salzwaſſer ſehr ſtark bervordrangen. Etwa dreiſig
Scritte
Urſprung der Salzquellen in der Wetterau . 41
Schritte von dieſer Arbeit fandman 30 tief kein Waffer,
ſondern blos marmorirten Lett , ohne alle Abwechſelung.
Dann ſtellte ſich etwas Salzwaſſer ein , es erfolgte aber
zugleich eine ſtarke Quelle ſüſſes Waſſer, mit rothgefärbten
Bergkriſtauen , die allem Unſehen nach aus einer Kluft des
Ganggebúrgs hieher geführt wurden . Zulekt verſtärkte
ſich dieſes Waſſer ſo , daß ſogar die Grube úberlief. Es
kam , nach Ausſage der Arbeiter , von der Gegend des
Hausbergs her.
zu bedecken . 9
bach hinauf.
plak. Er hat vier und vierzig Fuß Långe und ſechs und
Dreiſig Breite. Vier freiſtehende Doriſche Säulen tragen
ſeine Decke und rechzehn Säulen der nemlichen Ordnung,
don deren Durchſchnitt nur zwei Drittel hervorragen , find
19
die Gallerie der neuen Statúen und Gruppen ; die zur lins
ken , in die Galerie der Antiken . Die übrigen vier Zmis
Tchenſäulen werden mit eben ſo viel Gruppen der Bau
Bildhauerkunft, Malerei und Muſik ausgeziert. Der
nåchſte Vorplaß an der großen Treppe , rechzehn Fuß breit
und vierzig lang , hat durch drei Arcaden Gemeinſchaft mit
dem erſteren . Gereifte Doriſche Säulen , die auf einem
Sodel ſtehen , ſind ſein Zierrath . - Die Decke hat viera
eckigte Vertiefungen , mit Roſen ausgefügt. Von jedem
Ende des Vorplaßes führt eineThüre in den Vorhof.
Der Treppen Umfang hat ſechs und zwanzig Fuß Tiefe W
VII .
Vaterlandsliebe ; oder das Betragen der
gefangenen Heſſen in Amerika.
aß ein Theil eben der braven Heſſen , welche unter
ihrem tapferen Anführer das Fort Washington
erobert hatten , in der Folgeſo unglücklich war , den Fein
den in die Hände zu fallen , baben öffentliche Nachrichten
überal verbreitet. Aber wie ſich dieſe achten Söhne ihres
Vaterlandes in der Gefangenſchaft betrugen , wie ſie da
der Stimme der Verführung eben ſo ſtandhaft, als den
unedelmüthigeren Drohungen und wúrklichen Elende wis
derſtanden haben , das iſt nicht ſo bekannt , als es zu ſeyn
verdient. Folgende Anekdote wird die Geſinnung dieſer
wackeren Seute in ihr verdientes Licht ſtellen .
Anfänglich verfuhren die Amerikaner mit ihren Ges
fangenen ganz gut , das iſt ſo, wie es den Grundlagen des
Rechts , wozu ſich geſittete Vðſker bekennen , gemas ift.
Zuleßt aber wurden ſie in ihren Maasregeln ſtrenger , und
behandelten inſonderheit die gefangenen Heſſen auf eine
nur unter rohen kriegführenden Vlikern übliche , und als
lenfaus, mit der gegenſeitigen Barbärei zu entſchuldigende
Weiſe. Unter anderenwurden etwa hundertHeſſen, mehs
rentheils vom Regiment von Knyphauſen , zu Philadel
phia
68 VII. Paterlandsliebe Der gefangenen
phia in einem für Miſſethåter und böſe Schuldner beſtimms
ten Stadtgefangniſſe ſehr enge eingeſperrt. Mangel und
Elend aller Art umgaben ſie hier , und zwar auf vorſåßliche
Veranſtaltung des Kongreſſes ; denn dieſe Begegnung ſollte
den füſſen (ockungen , welche man zugleich brauchte , um die
Gefangenen zur Untreue gegen ihr Vaterland zu bewegen,
das gröſte Gewicht geben . Man gieng ſo weit , ſie zu vers
fichern , es ſer kein andres Mittel ihren Zuſtand zu mildern
übrig , als die Annehmung eines neuen Vaterlandes ; ins 14
dem der König von England ſowohl, als der Sandgraf von
Heſſen fie ganz aufgegeben hätten . 9
VIII.
Verordnung zum Beſten der Heffiſchen
Univerſitäten , Marburg und Rinteln .
V on Gottes Gnaden Wir Friedrid), Sandgraf zu
Heſſen, Fúrft zu Hersfeld, Graf zu Kafenelenbogen ,
Diez , Ziegenhain , Nidda , Schaumburg und Hanau , 26 .
Ritter des Königlich Großbrittanniſden Ordens vom
blauen Hoſenbande, wie auch des Königlich Preuſſiſchen
Drdens vom ſchwarzen Adler, 4. 2.. : Fugen Hierdurch zu
wiſſen : Nachdem Wir in Erfahrung gebracht haben , daß
ſich auf unſeren Univerſitäten verſchiedene Misbrauche ein
ſchleichen wollen , welche dem Flore und der ſo ſehr ers
wünſchten Aufnahme derſelben in die Långe hinderlich fala
len durften ; ſo haben wir für nöthig erachtet, dieſem
Uebelſtande bei Zeiten abhelfliche Maas zu regen , und
berordnen deswegen ,
E 3 I. Was
+
í
Univerſitäten Marburg und Rinteln . 71
Uberhaupt iſt die Abſicht akademiſcher Vorleſungen
nicht , um den Zuhörern weder auf der einen Seite unbes
kannte , bisher unentdeckte Wahrheiten vorzutragen , noch
auch auf der andern ſie dasjenige ſchlechter aufſchreiben zu
laſſen , was man ſchon längſt in Büchern beſſer gedrucket
findet, ſondern der wahre nicht verkennbare Nußen des
freien múndlichen Vortrages , der beſonders bei Unfängern
auch für dem beſten Bücherunterrichte noch immer grore
Vorzüge hat, beſtehet darinnen : daß die Anfangsgründe
einer jeden Wiſſenſchaft ro deutlic), faßlich und kurz, wie
nur immer möglich iſt , in einer äuſſerſt planen und popu
låren Sprache vorgetragen , und zugleich die beſten Schrifs
ten angezeiget werden , woraus die Lernenden ſich nachher
zu ſeiner Zeit weiter Raths erholen , und auf die einmal 1
5.
ſehr mißfällig bemerket Haben : wie auf unſeren llniverſi
tåten die faſt epidemiſche Sucht einzureiſſen anfanget, daß
viele der darauf Studirenden die ſo nóthige und núßlide
Húlfs- und Vorbereitungswiſſenſchaften ganz vernachláſſi
S 4 gen
1
72 VIII. Verordnung für die Heltiſche
gen, und fid lediglich auf die ſogenannte Brodſtudia legen ,
um nur Hóchſtens ganz Handwerkmäſſig ſo viel zu lernen ,
was ſie etwan nothdürftig im Eraminebrauchen ; ſo haben
Wir Unſere junge akademiſche Bürger ernſtlich ermahnen
wollen , ſich von dieſer ſchädlichen Gewohnheit, welche ims
met die nachtheiligſte Folgen hat, nicht hinreiſſen zu laſſen ,
ſondern vielmehr alte und neue Sprachen , Lektúre der klaſs
fiſchen Schriftſteller, dieſer herrlichen Ueberbleibſel des Al
terthums, und Muſter alles Schónen , die ſo gemeinnúßige
und in unſeren Zeiten höchſtnothige mathematiſche , echt
philoſophiſche und hiſtoriſche Wiſſenſchaften , mit allem
Fleiſe und Eifer ohnausgeſeßet zu betreiben. Sie werden
davon die glücklichſte Folgen verſpüren , und dadurch in
den Stand gefeßet werden , ſelbſt die eigentlich ſogenannte
Brodſtudia leichter zu erlernen , auch mehrere Gründlich
keit , Ordnung und Deutlichkeit dahinein zu bringen.
Heberhaupt iſt und bleibt es eine ausgemachte Wahrs
Heit , daß wež jene Wifenſchaften , die uns auß der Bara
barei herausgezogen , denen wir unſere jezige Aufklárung
mit zu verdanken haben , und die ſo ſehr geſchickt ſind, Kopf
und Herz junger Leute auszubilden , in der Jugend zu trei
ben verabſáumet, nie hoffen darf , jemals ein gründlicher
und brauchbarer Theolog, Rechtsgelahrter oder Arzt zu
perden Da Wir
6.
mit vieler Befremdung vernommen haben , daß die geringe
honoraria für Privatvorleſungen , welche mehr bloße Zei
chen von Dankbarkeit , als Bezahlung vorſtellen , ſogar
pon ſeuten, welche übrigens manchen unnöthigen Aufwand
machen , den Lehrern entzogen werden ; To befehlen wir
hiermit ernſtlich , daß alle und jede , deren Verinogendum
ftande folches erlauben , jedesmal in der Mitte des halben
Jahres, dieſe aus guten Gründen von Alters her einges
führte geringe Erkenntlichkeit unausbleiblich abtragen ſollen .
Wir
Univerſitäten Marburg und Rinteln . 73
Wir würden von einem jungen Menſchen , der ſich einer
ſo ſchwarzen Undankbarkeit gegen Perſonen , denen er uns
endlich viel zu verdanken hat , ſchuldig machet, nie eine 1
IX
76 1.00
IX .
Gababriel
rie l Jars, Mitglied der Akademie der Künfte
gu Sondon und der Akademie der Wiſſenſchaften und
Künſte zu Lyon den 26ten Jänner 1732 zu {yon ges
bohren . Sein, Vater war Gabriel Jars, ein Gewerke
von den Bergiverken zu Sainbel und Cheiſſy, und ſeine ;
Mutter war Johanna Maria Palioud ; beide ſtammten
aus einer alten und guten Familie. Er war der jungſte
von ſechs Kindern, drei Söhnen und drei Tóchtern. Seine
beiden älteren Brüder hatten ſich ebenfalls , ſo wie er , dem
Bergwerksweſen gewidmet, und haben ſich in dieſem Bea
Towerlichen Fache ſehr ausgezeichnet.
Herr Jars , auf den ſich dieſe ſobrede bezieht, legte
ben Grund zu ſeinen Wiſſenſchaften auf der hohen Schule
zu Jyon und hatte ſich hier ſchon ſehr hervorgethan, als
fein Vater anfieng die Bergwerke zu Sainbel und Cheiſſy
zu bauen , der es dann vor nothighielt ſeinen Sohn auch
þinzuberufen , um ſeine Talente zu prüfen.
Dieſe
( *) Der Herr Geheimbe Hath Gerhard hat in ſeiner teutſchen
Ueberſebung von Jars Metallurgiſchen Reifen dieſe nach der
Vorrede im franzöffden Original ſtehende fobrede auf H. Jars
ganz weggelaſſen . Da aber das Leben dieſes feiner vortreflicher
Reiſen ſowohl, als auch ſeiner übrigen Schriften wegen berühme
ten Metallurgen wohl eine weitere Befanntmacung verdient, fo .
liefere ich hier eine teutſche Ueberfeßung dieſer Robrede. Sie
verdient um ſo mehr Aufmerkſamkeit, weil ſie einen neuen Bea
weis abgiebt , wie ſehr man in neuern Zeiten aud auſſerhalb
Teutrdland bemüht iſt , gründliche Kenner der Bergwerkskunde
felbſt auf Koſten des Staats anzuziehen. Wille ; Bergamts
afferfor ju Somalfalden.
IX. Lobrede auf Herrn Jars. 77
Dieſe Probe war vom beſten Erfolg. Die Fähigkeis
ten , To Hr. Jars von der Natur erhalten hatte, wartes
fen nur auf Gelegenheit ſich zu entwickeln . Weil er ſtets
die Gruben befuhr und die Grubenarbeiten und ſonſtige
zum Bergbau erforderliche Anſtalten immer um ſich hatte,
To wurde hierdurch aus ihm ein guter Metallurge. Aber
er mußte bald dieſen Eifer máffigen und durfte nicht mehr
wie ſonft den gråſten Theil ſeiner Zeit in den Gruben zua
bringen , denn die Begierde zu lernen machte, daß er dars
ůber alle Gefahren , denen er ſein Leben und ſeine Geſunds
heit ausſeßte , vergaß. Dies kam bis vor den ſeligen H.
von Valliere. Da dieſer nach Iyon kam , verlangte er den
jungen Jars zu ſehen , und er war mit ihm ſo zufrieden,
daß er es für nöthig hielt , ihn nach der Hauptſtadt zu ſchia
den , um daſelbſt ſeine vortreflichen Talente mehr auszus
bilden , und von dem Augenblicke an wurde er gewiſſer :
maſſen ein Zögling des Staats.
Der Herr von rudaine, dem der H. von Pals
liere die Talente und den guten Charakter des jungen
Jars gerühmt hat, welches dann auch die einzige gute
Empfehlung bei ihm war , und der die Gruben des Iponers
öffentlichin ſeinen Schußnahm , ließ ihn die Brückens und
Wegebauſchule beſuchen , um darin die nöthigen Wiſſens
ſchaften zu erlernen. Er lernte hier das Zeichnen und die
Mathematik, und zu gleicher Zeit mußte er auch die Chymie
Hören , wodurch er zu den richtigen Gründen der Metallurs
gie , der er ſich mitmete , gelangte. Nad Verlauf von
zwei Jahren , die er hiermit zugebracht Vatte, wurde er
von der Regierung nach den Bleigruben zu Poularoen in
Bretagne geſchickt. Hier gab er durch Einſchickung verſchies
dener Riffe und Beſchreibungen ſo vorzügliche Beweiſe von
ſeiner Geſchicklichkeit, daß man kein Bedenken trug ihn im
nächſtfolgenden Jahre wieder wegzuſchicken , um in der
nämlichen Provinz die Gruben zu Pompean, und in Unjon
Die
78 IX . Lobrede auf Herrn Jars.
*
dem lichtloche befindliche Luft fort und nöthigt ſie durch die
obere Defnung herauszugehen. So wie hingegen im Soma
mer die duſſere luft , welche alsdenn leichter iſt als die in dem
Sichtloche, die nun grade am ſchwerſten iſt , die in den Grus
ben befindliche Wetter zum Stollenmundloch Keraustreibt.
Hieraus folgerte er die Urſache von der ſonderbaren
Erſcheinung, die man in einigen Gruben wahrnimmt , wo
weder im Frühjahre noch im Herbſte wegen Mangel der
Wetter kann gearbeitet werden , dahingegen den Winter
und Sommer über die Arbeiter Wetter genug haben . Und
was noch weit wichtiger iſt, ſo kam er dadurch auf ein
Mittel,den Gruben friſche Wetter zu verſchaffen , und das
gegen die böſen und tödtlichen Wetter wegzuſchaffen . Dieſe
Abhandlung wird in dem Bande von 1768 ( * ) , der jezt
wúrklich unter der Preſſe iſt , erſcheinen ( ** ). Er las noch
im lektvermichenen Brachmonate die Beſchreibung des Gahr
oder Spleisofens vor , deſſen wir ſchon oben gedacht haben.
Er und wir ſelbſten wußten damals nicht, daß dieſe Ub
handlung die leßte ſeyn würde, die er der Akademie vors
láſe.
( * ) Jezt gedruct S. 218 und 229.
(** ) Es iſt dies die redšlehnte Abhandlung in ſeinen metallurgilden
Reifen , im Original 6. 339 und in der Weberfeßung 6.553.
IX. Lobrede auf Herrn Jars. 83
tåre. Er bekam im Heumonate den Auftrag verſchiedene
Manufakturen im Königreich in Augenſchein zu nehmen .
Er beſuchte die in Berry und Bourbonnoiß und in der
nämlichen Abſicht auch die in Auvergne. Hier war es ,
wo ihm ſein Ende beſtimmt war. Er mußte einsmalen in
den Heiſen Sundstagen eineReiſe zu Pferde machen , und
wurde von einem Sonnenſtich getroffen. $. von Mons
thion , Intendant von der Provinz, gab ſich vieleMühe,
5 ade Hülfe der Kunft bei ihm anzuwenden ; aber es war alles
vergeblich , und er ſtarb den dritten Tag nach ſeinem Uns
glück , am 20 ten des Erndtemonats 1769 , nachdem er fido
noch vorher mit den Heiligen Sakramenten þatte verſehen
laſſen , und mit einer einem chriftlichen Philoſophen ans
ſtándigen Gelaſſenheit und Beruhigung.
Die zwei Abhandlungen , wovon eben die Rede gernes
( en iſt, waren nicht die einzigen Werke , ſo er vor die Ufas
demie beſtimmte. Man fand noch mehrere unter ſeinen
Papieren, wovon er ſchon einige der Akademie mitgetheilt
hatte, und andere waren noch ganz neu. Unter dieſen
leşteren befindet ſich eine Abhandlung , über die Behand
lungsart der Steinkohlen , um ſie beim Schmelzen der
Erze brauchen zu können (* ). Mit dieſer übhandlung
mar H. Jars noch nicht vódig fertig geworden , ſondern
ſein Bruder hat ſie erſt nach ſeinem Tode vollendet und an
dieAkademie eingeſchickt. Die andern aber waren ſo , daß
ſie konnten vorgeleſen werden , welches auch nach ſeinem
Tode geſchehen iſt. In der Verſammlung vor der Char
woche nahm die Vorleſung einer dieſer Abhandlungen einen
groſen Theil der Zeit weg . Auf dieſe Art blieb H. Jars
ſogar noch lange nach ſeinem Tode ein Akademiſte,
Die kurze Dauer feines Lebens hat ißm nicht erlaubt,
andere Werke, als die wir eben angezeigt haben und die in
3.2 die
lich mit Unſinn und Ausfällen auf andere Geiſtliche, die er, 11
A!
bald wieder in beſondern Ausgaben zuſammen gedrucét ;
alſo auf einem Wege , wo zu Curis pofterioribus Zeit
und Raum offen bleibt, die ſic, vielleicht in der Naturges
ſchichte am nöthigſten machen , so daß ich mich wundern
muß, warum in der gåttingiſchen Zeitung dieſem Manne
feine Manier nicht zum Beſten ausgelegt iſt. Das neueſte,
was wir auſſer dem Magazin von ihm haben , iſt eine Soba
rede auf den würdigen Doktor Müller , deſſen frühen
Lod ganz Hangu betrauerte. Uuch Sanders, ſeines
Freundes , Leben hat er beſchrieben , wie er dann aud die
fier und da zerſtreut gedruckten Schriftchen des nämlichen
Mannes herausgeben und von dem Vateč des Seligen
darin unterſtüßt werden wird. Eben ſo wird er Reina
bards heffiſche Geſchichte bald Herausgeben und vddig
umarbeiten ; folglich ihr die aphoriſtiſche Einkleidung bes,
nehmen , um ſie wieder auflegen zu laſſen , wozu ihm die
hieſige fürſtliche Bibliothek und der Fleis des Herrn Regies 2
rungsraths Wegeners eine bequeme Gelegenheit und die
nöthigſten Hülfsmittel verſchaft.
Wegener ? und dieſen Mann nennen ſie jezt erſ ?
Sie haben Recht. Er ſoate vorn ſtehen . Wäre es nur
Hier der Ort , wo ich mid zu ſeinem verdienten lobe auss
breiten könnte! IẤm haben wir durch ſeine Thätigkeit
ſehr viel von derzunehmenden Lefebegierde unter allen hies
figen Einwohnern und unter dem Frauenzimmer Felber zu
verdanken . Durch ihn findet man jezt in vielen Häufern
Bücher, wo vor zwanzig Jahren weiter keine , als die ge
möhnlichen Souls und Kirchenbücher geſehen wurden .
Um die heſſiſche und Hanauiſche Erdbeſchreibung und Ges
ſchichte hat er ſich vorzüglich verdient gemacht , zum Theil
im öffentlichen Druck; zum Theil und am meiſten nod in
Hands
und Künſtler zu Hanau. 91
Handſchriften . Die erſte Anlage zum hieſigen Magazin
und ſeine bisherige Unterhaltung hat, auſſer dem Herrn
Superintendenten Stockhauſen , niemand ſo eifrig und
patriotiſch als er betrieben und niemand nachdrücklicher bes
ſorgt. Um Bergſtråſſers Nomenklatur und Striez
ders gelehrtes Heſſen hat er gleiche Verdienſte. Kurz der
emſige Mann lebt im Patriotiſmus für Heſen , mehr als
jeder mir bekannteHeffe, und doch iſt er ein gebohrner Hols
ſteiner. Seine kurze Geſchichte der Grafen von Hanau
wird Ihnen nicht fremd ſeyn. Sie iſt zur Zeit noch das
vollſtändigſte Werkchen dieſer Art. Bei der herrlichen Me
daillenſammlung , die unſer Fürſt angelegt hat , iſt Wes
gener bis jezt noch immer das vorzüglichſte Werkzeug.
Welche bequeme Einrichtung er demſelben gegeben , das
werden Sie aus ſeiner kurzen Beſchreibung erſehen , die im
vergangenen Sommer im Magazin erſchien und nun auch
beſonders abgedruckt zu haben iſt. Kurz Wegener ift ,
die Wahrheit zu ſagen , im ganzen Hanauiſchen Geſichtskreiſe
der einzige, dem es nie an Menſchenliebe und Eifer gefehlt
hat , der Kunſt und Gelehrſamkeit ſo förderlich zu werden ,
als es feine Gelegenheit und Kräfte möglich machten.
Hundeshagen , der jezige Regierungsrath , hat die
Hanauiſche Erdbeſchreibung beſorgt, auch die beiden Char
ten , welche Muller, der Kupferſtecher herausgegeben ,
wie die Sage geht , überſehen und berichtiget, woran ich
aber um gewiſſer Urſachen willen zweifle. In der gothais
fchen Zeitung iſt der Regierungsrath lars als Verfaſſer der
þanauiſchen Erdbeſchreibung angegeben , aber fålſchlich.
Dort wird auch geſagt, Hundeshagen werde ein jus
publicum haffiacum ſchreiben , wovon man hier nichts
weiß. Hundesbagen hat gegenwärtig nog ſo viele Des
partements und Geſchäfte, daß er vor der Hand in der
ſchriftſtelleriſchen Welt , nicht einmal mehr Plane machen ,
geſchroeige ausführen kann.
Bergs
92 X. Beſchäftigungen der Gelehrten
1
XI.
1.97
XI.
No. I.
Nachricht von den Schlangen - Sprißen , hånfenen
Schläuchen , dergleichen Feuer - Eymern und Rets
tungs - Leitern , welche zu Weimar gefertiget
werden , und zu haben ſind.
ach vielen koſtbaren und mehr als achtjährigen Vera
Naſuchen , welche unſres regierenden Herin Herzogs
Durchl. unter Aufſicht des Hochfürſtl. dazu verordneten
Directorii , zu Vervoukommung der Feueridſchungs
Unſtalten im ganzen (ande , mit Sprißen und andern
Id(ich -Inſtrumenten durch mich machen laſſen , hat endlich
die Erfahrung gelehrt , daß alle Abfeß - Sprißen , ſie ſeyen
pon welcher Conſtruction fie wollen , nichts taugen , und 1
1
104 XI. Wichtiger Beitrag zu Verbeſſerung
Spriße , Schlauch , Feuer - Eymer , noch Leiter , kurz
kein Stück , das nicht zuvor durch Fürftliche Direction
probirt , tüchtig gefunden und von derſelben fignirt
worden . Weimar den 25 ten October 1783 . !
7) ſind
108 X1. Wichtiger Beitrag zu Verbeſſerung
7) find fie recht trocken , ſo werden die Gänge odet
Geminde der meſſingenen Schrauben , ſowohl dars
an als an den Sprißen ſelbſt, mit reinem Rindos
Jalge eingeſchmiert , auf die ledernen Ringe ein
wenig Baumohl gegoſſen , und die Wirbel etliches
mal herumgedreht, bis ſie ſo leicht gehen , daß man 居
fie ohne Mühe mit der Hand drehen kann. U18
dann werden
XII.
S. 3.
Un das Untertheil des Rauchtobakskopf8 iſt eine aus
zwei Theifen beſtehende beinahezirkelrunde Büchſe geſchro
ben. In dieſe Büchſe legt man feuchtgemachten Schwammy
welcher den aus dem Tobakabgeführten Saft aufnimmt,
und verhindert, daß ſolcher den Schlauch nicht verunreis
nigen könne. Un dem Obertheile der Schwammbuchſe
befindet ſich ein Loch , in welches ein Wirbel eingeſchliffen
iſt , womit man nach erfordernden Umſtänden daſſelbe
Sfnen und verſchlieſſen kann. Wenn man den Wirbel
Herausziehet , und ein in der Büchſe brennender Tobak
noch vorhanden iſt , wird der aus dem Joche hervorkoms
mende Dampf davon eine ſichere Anzeige geben. Kommt
aber kein Dampf aus dem eröfneten Loche heraus , ſo iſt
es gemis , daß entweder der Tobak ganz verbrannt ſeve,
oder aber der in dem Rauchtobakskopf befindliche Tobak
nicht mehr brenne. Dieſes loch , welches man den
Rauchanzeiger nennen konnte , iſt nöthig , weil man ,
wenn das Kliftirröhrchen applicirt worden , ſonſt nicht
wiſſen könnte , ob man mit dem Blaſen fortfahren oder
aufhören müſſe.
g. 41
Der Schlauch , welcher an die Schwammbüchre ges
ſchroben , und andeſſen Ende ein Kliftirréprchen beveſtigt
wi rd
und deſſen Gebrauch. 111
$. 5.
In einigen Fällen iſt es ndthig , daß der Dampf
mit weit größeri Nachdruck, als derjenige iſt , welchen
man durch die Gervalt des Blaſebalgs geben kann an
den beſtimmten Ort gebracht werde. Um dieſen Zweck
zu erreichen , iſt noch eine beſondere Zurichtung gemacht,
die ich jezt beſchreiben werde. 1
Ø. 6.
Un eine wohlbereitete Blaſe find an beiden Enden
zwei Hölzerne mit Wirbeln verſehene Hahne beveſtigt. Der
eine diefer Hahnen wird an die Schwammbüchſe geſchros
ben , an den untern Hahn aber das Kliſtirrdhrchen .
Man drücke alle (uft aus der Blaſe , und verſchlieſſe den
Hahn , an welchem das Kliſtirrdhrchen befindlich iſt.
Nun wird die Luftleere Blaſe durch den obern Hahn in
Verbindung mit der Schwammbúdſe gebracht , indem
fie an ihn angeſchroben worden , alsdenn wird man die
Blaſe mit dem Rauch des Tobafß anfüllen können.
$. 7
Man füge den Rauctobakskopf mit trodnem Sobaf,
und lege ein Stückchen brennenden Schwamm auf dens
ſelben , ſchraube geſchwind den obern Deckel über die
Buchſe , und reße den Blaſebalg in Bewegung. Der auf
ſolche Art in Brand gerathne Jobaf wird entweder durcs
den an die Sowammbuchſe angeſdrobnen Sdlauch den
Raud ausgeben laffen , oder es mird , wenn die Biafe
anſtatt
112 XII. Rauctobakskliſtirs Inſtrument 26.
anſtatt des Schlauchs angeſchroben worden , ſich der Rauch
in der Blaſe ſammlen und ſolche ausdehnen. Sobald ſie 1
Stegmann ,
Profeſſor der Matb . und Phyfit.
XIII.
XOX 113
XIII.
Uteber die Natur Der Metaphyfit ; zur
Prüfung von Hrn Profeſſor Sants
Grundſågen.
eit Entſteßung desjenigen Dinges , das man Metae
phyfie nennt , haben darin über die wichtigſten
Uufgabe Streitigkeiten obgewaltet , welche bei der großen
Erweiterung aller Wiſſenſchaften in neuern Zeiten von
ihrer Beendigung nur noch weiter ſcheinen entfernt zu
ſeyn. Dies veranlaßte Hrn Prof. Kant , zu unters
ſuchen , ob nicht der Grund davon in der Behandlung
der Wiſenſchaft fic fånde , und man dieſe bisher für
ganz etwas anders genommen habe, als ſie ihrer Natur
nad ſeyn ſoate ? Mit dem Scharfſinne und dem tiefs
rindringenden Nachdenken , deren Beweiſe auch in andern
ſeiner Schriften aufgeſtellt ſind , forſchte er , und fand ,
daß dieſe Streitfragen jenſeit der Grenze unſers Verſtans
des liegen ;daß ſie aus úbelverſtandner Anwendung ges
wiſſer Begriffe entſpringen , mithin , wie ſie jezt genoms
men werden, keine beruhigende Äufldſung geſtatten ; daß
Vernunft und Verſtand , ſofern ſie uns zu Theil worden
ſind, über eine uns jezt mögliche Erfahrung nicht hinaus:
blicken dürfen ; daß endlich wir von dem auſſer und an
fich nichts , nur in ſofern es uns erſcheint, etwas erkennen,
Dies trug er 1781 in der Kritik der reinen Vernunft vor,
und erwartete von den Philoſophen nähere Beurtheilung.
Als aber dieſe nicht erfolgte , gab er in der leßten Oſter
meſſe Prolegomena zu einer jeden künftigen Métaphyſik
heraus, mit wiederholter dringender Bitte , die Sache
ihrer Wichtigkeit gemås vorzunehmen , und was man
nicht annehmlich fånde , anzuzeigen. In Hrn Kants
Schlüſſen Habe ich das nicht wahrgenommen , was Beifall
erzwingt , welches ich daher jezt portragen will, damit
Seff. Beitr. B.I. St. Í. $ erbelle,
114 XIII. Ueber die Natur der Metaphyſik.
erhelle , ob die Schuld blos an mir lag ; und zwar, was
die Bereiſe , womit er die Realität des Rauns und der
Zeit , mithin auch unſrer Erkenntnis von den darin bes .
findlichen Gegenſtanden , aufhebt , zuerſt, indem die Mae
terie in ihrem ganzen Umfange auf einmal zu viel Raum
wegnehmen würde.
Daß wir von Raum und Zeit nothwendige , alſo
Erkenntniſſe a priori haben, ſchließt Hr. sant, iſt
unleugbar ; wie auch , daß viele derſelben ſynthetiſche
Urtheile ſind. Ein ſynthetiſches Urtheil aber kann nicht
aus Entwickelung eines gegebenen Begriffes entſpringen ,
weil ſein Weſen darin beſteht, daß einer Sache ein Prac
dikat beigelegt wird , welches in ihrem Begriffe nicht liegt. W
danken noch rehe , ſtehlle ich mir vor , ich ráhe aeuicnhanddeerrt
andern mit nihm zugleic . Alſo , daß etwas auſſer
iſt , erkeonnne wir zuerſt daran u,ngdaß wir mehreroen Akte der
Senſati , oder der Porſtell von Seernnſati wieders
þolen , und jedenn von ihne ehnmoecnh fortdau lnadſſeetn , indem
n
wir denndfeolgende gewahrn . Verſchlwuing der vor
e t
herge andgearnz , To entſte die Porſtaenlder zwar von
h h
n n
"
auſſerei on , aber nicht von nebenei , das iſt von
Succeſſtiehen.denFahre ichtannudne mit der Hand weiter an dem
wiederſ Gegenſ hin , ſo erhalte ich die Vor
H - ftellung
120 XIII. Ueber die Natur ber Metaphyfte.
ſtellung yon etwas ausgedehntem ; und bemege ich ſie in
gerader inie , ohne einen Wiederſtand zu empfinden , ſo
gelange ich zum Begriffe der Uusdehnung und des Raumes.
Uber nie ! um die Hand ſo bewegen zu können , muß
ſchon Raum da reyn , alſo wird das zu erklärende ſchon
vorausgeſeßt! berpegt muß ſie freilich werden können die
Hand , aber ob ſie es kann , weiß ich nicht , wenn ich
anfange fie zu bewegen , ich habe alſo die Vorſtellung
vom Raume noch nicht. Obgleich alſo-man richtig ſagt,
was auſſereinander als beſtehend exiſtirt , iſt in verſchies
denen Räumen ; ſo iſt dies doch nicht erſtes Kennzeichen .
Es iſt nicht einmal hinlängliches Kennzeichen , denn nun
fragt ſich von neuem , welche Räume ſind verſchieden ?
woran erkennt man ihre Verſchiedenheit ? daran daß fie
auſſereinander find ? dann drehen wir uns in einem Kreiſe
þérum , dazu daß etwas auſſer uns , und auſſereinander
fey, gehört Verſchiedenfeit der Defter und Räume ; und
4
zur Verſchiedenheit der Derter und Räume , daß dieſe
auſſereinander ſeyn. Nothwendig alſo giebt es ein anderes NU
die von Hrn Kant als nicht zu dieſer Klaſſe gehörig beia
gebrachten , dennoch aus den Begriffen ſelbſt flieſſen .
Einige hier aufgeſtellte Beiſpiele überzeugen auch nicht
vom Gegentheile. Daß zwiſchen zween Punkten nur eine
gerade linie iſt , lebren die Begriffe ſelbſt ; denn es iſt uns
möglich mehr als eine hier zu denken ; jede andere neben
der geraden weicht von deren Richtung ab , iſt alſo nicht
gerade. Daß der Raum nur drei Abmeſſungen hat,
wiffen wir nicht blos , weil wir keine andere durch die
Sinne darin gefunden haben , ſondern vorzüglich , weil
unſer Begrif von Raum nichtmehrere zuláßt. Von den
Uriomen der Zeit gilt eben dies. Håtten wir auch wirklich
die Begriffe von Raum und Zeit vor aller Erfahrung, die
Gemisheit der daraus gezogenen Grundfäße würde dennoch
um nichts: gewinnen. Wirwürden ſie doch nietanders
als durch Vergleichung und Analyſe der Begriffe , mithin
auf ebengeronnen
die Urt wie jezt erkennen. Hud dann würde
nichts , wenn wir dieſe Grundfäße , nach
Hrn Kants Theorie , durch Anſchauung a priori eina
fáben. Von zween Philoſophen , die in irgend einem
Punkte dieſer Grundſåße nicht ganz einig waren , würde
jeder ſich auf ſeine Anſchauung berufen , und damit wåre
der ganze Grund dieſer Gewisheit untergraben.
Aber,
124 XIII. Ueber die Natur der Metaphyfie.
Aber , erriedert Hr. Kant mit vielem Scharfſinne,
bie metaphyſiſchen Principien , wozu nicht blos die Prina
cipien , ſondern auch die Grundbegriffe gehören , müſſen
niemals aus der Erfahrung genommen ſeyn ; denn dieſe
Erkenntnis roll nicht phyſiſche , ſondern métaphyſiſche
das iſt, jenſeit der Erfahrung liegende ſeyn . ( Prol. 3.24.)
Das kann ſie , wenn auch die Begriffe aus Erfahs
rung zuerſt entſpringen ; von den analytiſchen Såßen hat .
er felbft es ſchon zugegeben. Die Metaphyſik roll nichts
lehren , was weder in unſerer, noch in irgend eines dena dien
kenden Weſens Erfahrung vorkommen kann , denn das
ware Unſinn. Sondern was in unſerer Erfahrung zwar
jezt entweder gar nicht, oder nicht vollſtändig vorkommt ;
aber unter andern Bedingungen auſerer Anſchauung vors
kommen würde , und in Erfahrungen anderer denkenden
Weſen vorkomint. Nun laß immerhin unſere Begriffe
aus Empfindungen entſtanden ſeyn , wenn ſie nur in ihrer
Combinationen nach weſentlichen Grundfågen des Vera
ftandes mehr enthalten , als die Erfahrung aufzeigt , fo
werden ſie uns weiter als die Erfahrung führen . Gefeßt
auch , fie entſprüngen a priori, und blieben nur was fie
jezt find : ſie werden uns doch nichts mehr , und nichts
mit mehr Gemisfeit lehren , als was wir jezt darauf
ableiten .
}
)
1
und Schriften . 143
Håtte regen ſollen ; oder es deklamire à la françoiſe, wo
és nach reutſcher Urt babe I hatſachen anführen ſollen ;
darüber mögte man ſich nicht ärgern , ſondern laden .
Dieſen Rath wird jeder Sachkundige denn gern befolgen .
Nad der Schreibartund manchen andern Umſtänden
zu urtheilen , møgte folgendes kleinere Werk mit dem vors
hergehenden wohl einerlei Verfaſſer haben.
3.
Fauſtin oder das aufgeklärte philoſophiſche Jahrhuns
dert. 1783, 184 Bogen in 8.
Eine ſchårfere Sauge iſt über Intoleranz und Delpos
tifmus noch nicht ausgegoſſen. Beide Schåndflecken der
menſchlichen Geſellſchaften erſcheinen hier in ihrer ganz,
naften abſcheulichen Geſtalt , nad lauter Thatſachen ges
( childert , die aus unſerm Zeitalter geſammelt und gröſtens
theils augemein bekannt , oder leicht zu beurkunden ſind.
Das gange Werk iſt zwar eine ſichtbare Nachahmung des
Candide, jedoch mit dem Unterſchiede, daß der Spott hier
viel beiffender und treffender iſt, ſich auch einen ſeiner Uns
dung würdigern Gegenſtand gewählt hat , als im Candide.
Denn ſo wie da Maitre Panglos zum Märtyrer der Lehre
von der beſten Welt wird, To leiden hier ein ehrlicher Pater
Bonifacius und ſein Zögling Fauſtin für ihren Glauben
an die Uufklärung unſers Jahrhunderts, für deſſen Urhea
ber Voltaire , als der größte unter aden Philoſophen ges
prieſen wird. Wenn man ſich unter dieſem Titel den Enta
decker neuer philoſophiſcher Wahrheiten denkt, ſo wundert
man ſich freilich darüber , wie Voltaire zu der Ehre kommt;
denn die Geſchichte der Philoſophie unſers Jahrhunderts
weiß von keinen Entdeckungen , die wir ihm zu danken hát:
ten . Aber das iſt gewis : Poltaire mußte ſich bei der großen
und
1
144 XIV. Anzeigen neuer Bitcher
und feinen Welt Gehör zu verſchaffen , und brachte da
manche bisher nur in den Studierſtuben und unter wenis
gen denkenden Köpfen erkannte Wahrheiten , in hohen und
allgemeinen Umlauf, und hierdurch wurde er. wirklich zu
einem der größten Beförderer der ſo heilſamen Aufklärung .
Wia, man ihn dafür den Philoſophen aller Philoſophen
mennen , ſo wollen wir darüber mit niemand rechten . Bos
nifacius und Fauſtin wiederholen dieſe Grimaſſe bei allen
wunderbaren Begebenheiten , wovon ſie, wie im Candide,
Schlag auf Schlag betroffen werden . Fauſtin , welchen
Tein Schickſal in die Hände eines Heſſiſchen Werboffiziers
bringt, fommt auch nady Caſſel, und findet da gleichfalls
einen Vorfall, welcher ſich im Jahr 1734.) bei Erbauung
der lutheriſchen Kirche zugetragen haben ſoll, und von ihm
in die Reihe der legten Verſuche der Intoleranz gegen die
Aufklärung und Duldung unſers philoſophiſchen Jahrhuns
derts gereßt wird. Die Sache mag aber beſchaffen ſeyn ,
wie ſie wil , ſo gehörte ſie nicht in die periode , welche der 6
6, D.
und Schriften . 147
6.
D. Johann Reinhold Forſters 2c. Bemerkungen über
Gegenſtände der phyſiſchen Erdbeſchreibung ,
Naturgeſchichte und fittlichen Philoſophie , auf
ſeiner Reiſe um die Welt geſammelt. Ueberſeßt
und mit Anmerkungen vermehrt von deſſen Sohn
und Reiſegefährten Georg Forſter , Prof. am
Carolino zu Caſſel. Mit Jandcharten. Berlin
1783 , in 8. 560 Seiten .
Eine ſyſtematiſche Ueberſicht alles desjenigen , was
durch die neuerlichen engliſchen Weltumſchiffungen an als
gemeinen wiſſenſdaftlichen Kenntniſſen gewonnen worden,
iſt die Abſicht des gegenwärtigen Werk$ , welches zu dem
Endzweck in ſechs Hauptabtheilungen zerfáat ; nämlich
1 ) von Erde und Land, ihren Unebenheiten , Schichten
und Beſtandtheilen , woſelbſt der Abſonitt von der Ents
ſtehung des zur Vegatation geſchickten Erdreichs einige
neue Beobachtungen enthalt ; 2) vom Waſſer und vom
Weltmeere. Hier ſind die Abſchnitte über das phoſphoriſche
Leuchten der See , über das Nichtdaſeyn eines ſüdlichen
feſten Landes , und über das Eis im Eismeere , vorzüglic
bemerkenswerth ; 3 ) vom Dunſtkreiſe, deſſen Veränderung
gen und Erſcheinungen ; 4 ) von Veränderungen der Erds
kugel , Jahrszeiten , Volkane Abnahme des Waſſers ,
('und Entſtehung der Inſeln im Südmeere ; 5 ) von orgas
niſchen Körpern, enthålt das allgemeine intereſſante von
der Fauna und Flora der unentdeckten Länder , und ihren
Verhältniſſen gegen andre Welttheile , nebſt einigen Bes
merkungen über Spielarten , Kultur und Syſtem ; 6 )
vom Menſchengeſchlechte. Dieſem als dem wichtigſten Ges
genſtand der menſchlichen Forſchbegierde widmet der V.zwei
Drittheile ſeines Bucs , welches dadurch auch für Leſer
aus allen Klaſſen an unterhaltunggewinnt. Zuerst von
R2 der
Ini
148 XIV . Ångeigen neuer Bücher
der Bevölkerung der Inſeln im Südmeere ; dann von den
Ubarten der Menſchengattung. Grund der Verſchiedene
feit der dortigen Stamme, ihr Urſprung und ihre Wan
derungen. Verſchiedene Stufen der Kultur und der
ſittlichen Vervoukommung jener Völker , und eine damit
Þelegte oder vielmehr daraus entwickelte Theorie des Forts
ſchrittes der menſchlichen Geſellſchaften , überhaupt vom
Stande der Wildheit zur höchſten Staffel der Uufklärung
und Politur. Vom Urſprung desMenſchenfreſſens. Vers
anlaſſungen zur Vereinigung. Unbau , Eigenthum , lurus,
Zuſtand der Weiber , fittliche Begriffe , Unterricht, Kúns
fte , Wiſſenſchaft, Manufakturen jener Völker. Ihre
Religion , Kosmogenie, Sekre vom fünftigen Leben , Bes,
burts - Hochzeits- und Begräbnisgebräuche. Um Schluſſe
folgt ſodann eine allgemeine Reviſion , wo das Glück der
Inſulaner im Súdmeere nac philoſophiſchen Grundråken
geſchårt, und'ihr Zuſtand mit der Lage anderer Erdenbes
wohner verglichen wird. Uebereinſtimmung ihrer Sitten
und Gebräuche mit denen einiger oftaſiatiſchen Völker .
Endlich noch ein Beitrag zur Diåtetik und prophylaktiſden
Medicin , in der Nachricht von den Krankheiten , welche
den Weltumſeglern zugeſtoſſen , und von den Mitteln ,
wodurch es ihnen glückte, eine dreijährige mit vieler Bes
ſchwerlichkeit und Ungemach verknüpfte Reiſe zurückzules
gen , ohne mehr als einen einzigen Menſchen an einer
Krankheit zu verlieren.
r.
8.
gebt nur bis auf die Uinſchiffung von Afrika durch die
Portugiéſen . Der V. zeigt ausgebreitete Beleſenheit,
und ſogar ohne Beziehung auf mündlichen Unterricht gee
währt ſchon dieſer gedrängte Entwurf Vergnügen ſowohl
als Belehrung. Beiläufig werden auch Winke für den
Hiſtorifer und Technologen gegeben. Vorzüglich hat uns HIH
9
Apollodori Athenienfis Bibliothecæ libri III , ad
Codd. Mss. fidem recenfiti, a C. G. Heyne
Gettingæ , ap. J. Chr. Dieterich, 1782. f
Ad Apollod. Bibl. 'notæ auctore C. G. Heyne,
cum comment, de Apollodoro & cum Apol.
lod . fragmentis , Pars I , II , III , 1783.
in klein 8. 3 Bånde.
Zu mythologiſchen Vorleſungen wählte anfangs der
V. den Apolodor als den bequemſten , und wollte blog
eine korrektere Ausgabe veranftalten ; wurde aber durch
den Eifer einiger Zuhörer in Verbeſſerung des Textes ſelbſt
veranlaßt, die Sache mehr zu beherzigen , und an eine
kritiſche Ausgabe zu denken. Um mit aller Gewiſſenhafs
tigkeit zu verfahren , und bloſen Vermuthungen nicht zu
viel Gericht zu geben, raße er fid nun nad Sandſchriften
u m.
!
II .
21 .
܆، ، ܐ-
XV.
Herr
XV. Kurze gelehrte Nachrichten: 183
Herr Johann Jacob Glaß , ( geb. 1747 zu Ulm , )
bisheriger Lehrer und Inſpector der Cadetten , und Vers
faffer eines Grundriſſes der europäiſchen Staaten ,
nebſt einer Anleitung zur Heſtiſchen Geſchichte zum Ges
brauch der Heſſiſchen Cadetten, iſt beim Collegio Caros
lino als Profeſſor der Geſchichte angefteat worden . Er
hielt am 2ten Januar feine Untrittsrede , welche von
den erhabenen Bemühungen der Herrn Landgrafen zu
Heſſen durch Aufklärung der Wiſſenſchaften und
Künſte ihre Staaten immer blühender zu machen
handelte.
1
184 XV. Kurze gelehrte Nachrichten.
Zu der Wahl eines Prorektors der Univerſitát Mars
burg für das Jahr 1784 hat der vorjährige Prorektor,
Herr Profeſſor Johann Gottlieb Waldin mit einer Diſ.
ſertatiuncula de formatione & expanſione Glaciei
eingeladen , welde bei Baierhoffer auf groei Bogen in 4 .
gedruckt iſt. Mit Vergnügen zeichnen wir aus derſelben
die am Schluſſe befindliche Nachricht aus , daß im vers
floſſenen Jahre Einhundert und zwölf neu angekommene
Studirende auf dieſer Univerſität ſind immatriculirt wors
den . Ein glückliches Zeichen , daß diefelbe fich wieder
?
aus dem Staube empor hebt! denn ſeit Techs und dreifig
Jahren hat die dafige Matricul keine ſo ſtarke Anzahl
aufzuweiſen .
1
Heſſiſche Beiträge
zur
Gelehrſamkeit
und
Kunſt.
a
3 w e ites Stúd .
Frankfurt am Mayn ,
ber Barrentrapp Sohn und . Wenner.
1 7 8 4.
SOS
0.
Erinnerung der Verleger.
iejenige Herren Gelehrte und Budbåndler, welche weitläuf
tige Plane, Proſpectus u . fur Befanntmachung in diefer
Blättern uns zuſenden , müſſen wir hierdurd erſuchen , folde in
einem furzen , und vor den Kleinen Raum diefer hierzu bestimma .
gen wenigen Seiten fa,icfliden Vuszug zu verwandlen, wenn ſie
anders wünſchen , daß wir einen zmedmäßigen Gebrauch da.
von machen ſollen. Wir dienen jedermann mit Vergnúgen,
nur muß es in dieſem Faft auf Koſten einer für uns núblidern
Zeitanwendung nicht verlangt, und uns ſelbft dieſe Arbeit zu
gemuthet werden .
Ankündigungen ,
I.. Herr Hauptmann Sinnich in Collel will einen Sheil feines
Tagbuds, das er währenddes lettern Kriegs in Umerica ge.
führt hat , unter dem Titel : Beiträge zur Gefdiote des
Americanifchen Rrirge mit Plan und Charten , auf
Subfeription bercusgeben . Sie follen dem Publico War
heiten in ihrem lichte darſtellen , zu dem Ende groſſe Männer,
welde Hauptrotten in dieſem Kriege geſpielet haben , von
manden falſchen und nachtheiligen Urtheilen befreyen , und
Deutſchland náber und richtiger mit Land und Leuten in
America belannt maden.
Das ganze wird in mebrern Stúfen erſcheinen und jedes
Stück red für ſich ein ganzes ausmachen . 3. E. Campagne
des Sen. Home von 1776. Erpedition des Gen. Clintons
nad Charlestown nebſt Belagerung und Wegnahmeder Stadt
u. f.w. Der Preiß der Stúde wird, nad Verhältniß der
Menge und Güte der Planen perfdieden fenn, ſo wie aud der
Inhalt der Sticeron einander abrveiden werden , indem ei.
nige blos militariſch , einige politiſd , biſiorifd , philoſo ,
phifo fepn werden. Man iſt nicht gebunden auf das ganze
zu ſubfcribiren , ſondern fann mit jedem einzten Stück auf.
héren, nurmuß man dieſes lángſtens 4. Wochen nach Em .
pfang deſſelben erflaren . Die Subſcription bleibt bis fünf
tigen November offen.
1. Herr Bobn, Buchåndler in Hamburg, fúndigt eine neue
vermehrte und verbeſſerte Ausgabe von 4.2 Sabricius
Bibliotheca græco an , welche von Herrn Sofrath Sarles
in Erlangen , in Verbindung mehrerer berühmten Gelehrten ,
die in der Unfúndigung genenntwerden , beſorgt wird . Ei.
nige Mängel in derUnlage und Uusführung der erſtern Uud.
gaben ſollen abgeändert, und vorzüglid die ein halbes Jahr.
hundert hindurch gemachten neuen Entdeckungen indergan.
jen griechiſden Litteratur , neuen Ausgaben , Ueberſegungen
und Erläuterungen der Sqriftſteder forsfáltigſt angeführt
unddurd mefrere Ordnungund möglichfte Boukommen bent
Den Freunden der fitteratur und des Ulterthums ein braud .
bares Wert geliefert werden . Der Sert des Sabriz wir ?
Weiben , um teine Verwirrungen zu verurſachen , und mas
ale Berichtigungen , neue Entdeckungen , Verbeſſerungen ,
Bufáme, Beurtheilungen des Sdriftfeders und feiner Scrie
ten, bis auf unſere 3 iten fortgefeste litterariſche Anmerku ne
* gen u . dgl. benzufügen repn wird, fommt in Klammern eng
weder gleid nad dem Sert, oder in Anmerkungen unter den .
felben . Nur die Oerdichte der Musgaben wird umgeåndert,
chronologiſdo geftellit , jedod mit Rücfidhtauf Entftebungs,
art und Werth derſelben, und wird durchgängig fritif ſeno.
Der Ite Theil fou im tommenden Jahr 1785. erſcheineng
die übrigen aber unverzüglich bintereinander foigen. Saus
ber und dhon wird der Drud ; Median Quart das format
fenn. Der Preiß von einem Tbeile fann noch nicht beſtimmt
merden . Subſcribenten betommen aber das Wert auf jeden
Fad mohlfeiler. Diejenigen , welche Abdrúce auf Schreibe
papier verlangen , werden erſucht, långſtens bis Michaelis
dieſes Jabrs , ihre Numen einzugeben , denn auffer den ben
fteaten fouen nur wenig Eremplare auf dyrebpapier ga
brudt werden .
Uuf vorſtehende beide angefúndigte Bücher nebmen die
Verltger dieſes Beſtellungen an.
folgende Bücher findund
bey zudenſelben
baben .
neu fertig geworden
Senkenberg (Henr. Chr. L. B. de) Tractatus de jure primarum
precum regum germaniae imperatorumque indulto papali
haud indigente. 4. I. Rthlr. 4 ggr.
Hefs R P. Gerard) Prodomus monumentorum Guelficorum
leu catalogus abbatum imperialis monafterii Weingartenfis
a potentillimis illius nobiliffimae gentis principibus fundati,
infigniterque dotati & c, ex monumentis domeſticis , aliis.
que coaevis fcriptoribus collectus. 4.
Monumentorum Guelficorum pars hiſtorica, feu fcri.
ptores rerum guelficarum ex vetuftiffimis codicibus mem
branaceis eruti, plerique bactenus inediti, vel nuncprimum
ex Autographis exacte deſcripti,notisque criticis illuſtrati,
additis hinc inde diplomatibus , chartis donationum & c.
eum 4. tabulis aeri inciſis. 4 .
mi
C.
on
70e !
4.
67
et :
aft
us
Heſſiſche Beiträge.
3 weites Stů d .
1.
1
3 nbalt
des - zweiten Stůds.
โda
To
Me
bleib
Herfiſche is
Heſſiſche Beiträge
zur Gelehrfamkeit und Kunſt.
Zweites Stück.
8
I.
Ueber die Vereinigung der Sehenerven.
mid über die Veränderung , die eini zuſammenges
Umifallenes oder ausgelaufenes Auge ſowohl an ſich als
insbeſondere an ſeinen Nerven erleideť , durch die Natur
felbſt zu belehren , unterſuchte ich den 17 ten Upril vorigen
Jahrs den ganz friſchen Kopf eines Eichhörnchens, deſ
fen linkes Auge aus mir unbekannter Urſache durch dent
Staar ganz verdorben war. ( Ich Kabe nicht leicht ein
zahmeres Thier geſehen , und vielleicht trug dazu ſeine
Einåugigkeit etrvas mit bei ; wenn es von andern Thieren
verfolgt wurde , filoh es in den Buſen ſelbſt ihm gang
fremder Menſchen .) Das rechte Auge hingegen ſchien
vollkommen geſund, und alſo um ſo mehr zu einer Vers
gleichung mit dem Franken geſchickt. Ich nahm mit aller
Sorgfalt auf die gewöhnliche Art Bas Gehirn aus ſeiner
Kapſel, und gab mir beſonders Mühe , die Sehenterven ,
da wo ſie aus dem Gehirn in die Augenhåle übergehen ,
To zu zerſchneiden , daß die kleinen Reſte , die bei dieſer
Methode dasGehirn von ſeiner Schaale zu trennen übrig
bleiben , ſo viel nur möglich ihre nátúrliche {age , Geſtalt
und Durchſchnitt behielten .
Sen.Beitr. St. IL. leidy
186 I. Ueber die Vereinigung
Gleich beim erſten Blick auf die Grundfläche des Sje
Hirns fand auch das ungeübteſte Auge einen ſehr merklichen
Unterſchied der Dicke, Geſtalt und Farbe zwiſchen den Ses
Henerven des ſchadhaften und des gefunden Auges ; der
Nerve des geſunden Auges war um ein gutes Theil in Vers
gleichung mit dem kranken ſtårker , runder und weiſſer ;
der Nerve des Franken Augs mehr oval , platt , reine durchs
ſchnittene Area überhaupt kleiner und ſchwarzlich grau
von Farbe.
Es iſt bekannt, daß auch andere Zergliederer bei ihns
lichen Augenfehlern am Menſchen eine gleiche Beſchaffenheit
und Veränderung an dem Sehenerven des kranken Uugs,
doch nur bis an die Stelle gefunden haben , wo dieſe
Nerven , die ihnen unter allen Nervenpaaren des ganzen
menſchlichen Körpers ganz allein eigne merkwürdige Vereis
nigung bilden.
Meine Verwunderung und Freude war alſo um fo
grófer, als ich gewahr warb, daß eben dieſer auffallende
Unterſchied zwiſchen dem Sehnerven des geſunden und des
Franken Augs , in einem ſo kleinen Gehirne ( es wog I.
Drachme 37. Gran ) noch jenſeit der Union eben ſo deuts
lich wahrgenommen werden konnte; und was zeigte ſich
nun ? Difenbar verlohr ſich der Nerve des linken frans
ken Augs hinter der Union aufwärts nach dem Gehirn zu
an dem entgegengeſeßten rechten Sehehúgel ; der geſunde,
ſoone rechte Nerve hingegen verſchwand gleichfaus , ſo wie
er ſich um die markigten Fortſäße des groſen Gehirns Tchlägt
aumahlig am entgegengeſeßten linken Sehenervenhügel.
Eine ſo augenſcheinliche Durchkreuzung der Seheners
ven , die niemand , meines Wiſſens, an einem warmblu
tigen Thiere beobachtet, wenigſtens nicht beſchrieben hat,
machte mich aufmerkſam und nachdenkend.
Indeſſen
der Sehenerven. 187
Indeſſen unterſuchte ich auch die Herausgenommenen
Augápfel, und fand im Kranken eine ganz undurchſichtige,
kreidenweiſſe, hornichte, gleichſam wiegekochte linſe, in
einer ebenfalls widernatürlich ſehr verhárteten und zugleich
verwickelten Kapſel. Das Stück des Sehenerven das an
dieſem Augapfel hieng , zeigte mit dem geſunden zuſammens
gehalten , oben angemerkte Verſchiedenheiten in gleichem
Grade. Viedeicht werden manche darüber vorzüglich ers
ftaunent, daß ſogar das Loch im Flügelbeine, wodurch der
tranfe Sehenerve gieng , merklich kleiner war , als das
andere für den geſunden .
Jedermann kann dieſes merkwürdige Gehirn, in ſtare
kem Weingeift aufgehoben , und den Schadel getrocknet
in meiner Sammlung anatomiſcher Vorrathsſaden , zu
ſeiner Ueberzeugung betracten.
)
194 1. Ueber die Vereinigung
Man ſollte, wenn mart, wenigſtens von den Haupt
geſchlechtern der Thiere Gehirne mit Genauigkeit unter:
ſucht, und in der Vergleichung eines Geſchlechts mit dem
andern beſtandig weſentliche Verſchiedenheiten in den ein
zelnen Theilen derſelben angetroffen hat, ſorgfältig ucht
geben , ob eben dieſe in jedem Individuo eines Geſchlechts
beſtändigen Abweichungen der einzelnen Theile ſeines Ge
Hirns einigen Bezug auf ſeine Lebensart , Natur oder
Kunſttriebe verrathen , und ob, in Anſehung der Wurs
kungen des Gehirns verwandte Thiere , audy im mates
rieden Bau deſſelben ſich nähern.
Leicht iſt nun freilich dieſe Unterſuchung nicht, aber
doch auch für den vereinten Fleiß megrerer Unterſucher
nicht unausführbar. Ift das Auge einmal geübt , ſo faßt
es Verſchiedenheiten beim erſten Blick, die einem Unerfahr
nen oft mit ader Müße nicht begreiflich gu maden ſtehen.
Chedem überredete man ſich , das Gehirn der Thiere
rei gleichſam ein menſchliches, nur nach einem verjüngten
Maasſtabe geformt , und folglich beide bis auf die Gróre fich
einander vollkommen ähnlich ; adein man darf nur das 11
die Mittel auf der linken . - Wenigſtens war dies des vers
dienten Hrn. Prof. Hope's gewohnliche Methode , von
der er behauptete, daß fie beſſer anſdlüge und würkſamer
wäre, als wenn man die kranke Seite ſo behandelte.
Man ſiehtleicht, was ſolche Fåde beweiſen foden , und
mitunter núrklich beweiſen . Deswegen fáat aber niemans
den ein zu behaupten , als mußten Verlegungen am Ueuſs
ſern des Kopfs nicht auf der Stelle , ſondern an der ents i
gegengeſekten Seite empfunden werden,
Dhnmöglich iſt es nicht, daß aud alle übrige Nerven
nur tiefer und verſteckter in der Gehirnmaſſe ſelbſt oder dem
Rückenmarke ſich durchfreuzen ; denn will man z. B. die
ſogenannten Urſprünge des dritten , vierten , fünften 26.
-Nervenpaars dahin reken , woman ſie von der Grundflås
che des Gehirns abgeſondert erblickt, ſo mußte man auch
den Urſprung des Seheneryen nicht weiter ſuchen oder ans
nehmen , als wo er eben von ſeiner Vereinigung los , einen
platt runden ganz freien Stamm bildet ; denn was jenſeits
der Union ins Gefirn ſelbſt rund um die markigten Uns
fange des.Rúckenmarks (crura cerebri) bis zu den Sehea
búgeln ſich hinaufſchlingt, kann eben ſo wenig rein vom
Gehirn abgeldßt werden , als das ſechſte Paar , wo es ſich
in der Maſſe des Rückenmarks verliert; oder mit andern
Worten : wo wir den Urſprung des zten , 4ten , sten
und 6ten Paars gemeinhin anneýmen, muß dieſe Durcha
kreuzung , wenns eine giebt, ſchon geſchehen ſeyn. Eis
gentlichzu reden , so können wir blos den Urſprung des Ges
ruch- Seh- und Gehörnerven in etwas verfolgen, die lirs
ſprünge der übrigen Nervenpaare -hingegen in dieſer Rücks
ficht mit den drei obigen vergliden , verbergen ſich gleich
in dem Gehirnmarke.
4
Sommering.
4 II.
208 ME ) ( 部怎
II.
Geſchidhte des Brodbaums.
Seitdurch ſeinen alles verſchlingenden Handel die aſiatis
fchen Naturgeſchenke und die des vierten und fünften Welts
# theils an ſich , und giebt ihnen durch neue Arten der Uns
wendung einen Werth , den ſie in ihrem Vaterlande nicht
Hatten. Was dort in die Augen fiel, oder irgend einen
andern Sinn durch Seltenheit und auserleſene Eigenſchaf
ten rührte, ward ſolchergeſtalt frühzeitig unter unſern
Vorfahrenbekannt. Eine zahlloſe Menge von Neuigkeis
ten empfohlen ſich dem Beobachter durch ein ſchimmerndes
Heuſſere, und unſer Welttheil wiederhadte von ihrem (obe,
indeß der minder glänzende Brodbaum , wie eine fittſame
Schöne, feiner weſentlichen Vorzuge ungeachtet, lange
noch unbekannt blieb. Einzelne Seefahrer , die ſeine
nahrhafte Frucht gekoſtet, oder gar durch den Genuß ders
felben ihr vom Sharbock untergrabenes Leben gerettet hats
ten , fiengen an in ihren Tagebüchern ſeiner zu erwähnen ;
doch waren ihre Beſchreibungen ſo unvouſtandig , und der
Ruhm , den ſie ihm zuerkannten , ſo dürftig , daß keines
von beiden Eindrücke auf den Leſer machte. Billig hátte
dasjenige, was der unermüdete Hanauiſche Naturforſcher,
Georg Eberhard Rumph , in ſeinem ſo koſtbaren als un
entbehrlichen Kräuterbude von Umboina über dieſen Ges
genſtand zuſammentrug , gróſere Aufmerkſamkeit erregen
müſſen . Allein zu geſchweigen , daß dieſes unſterbliche
Wert , welches manchen neuern Kräuterſammler beſchämt,
wegen feines Hohen Preiſes in wenigen Hånden iſt , ro
wußte man bis auf unſere Zeiten nicht, daß er bereits den
Baum beſchrieben hatte , der ganzen Wölfern ihren taglia
den Unterhalt giebt.
Erft
:
II. Geſchidjte des Broðbaums. 209
Erſt innerhalb der beiden leßten Jahrzehende ward der
Brobbaum als eines der wohlthåtigſten Naturprodukte bez
kannt, und faſt zu gleicher Zeit von engliſchen , ſchwedia
fchen , franzöſiſchen und teutſchen Naturkundigern beſchries
ben . Durch die neueren Entdeckungsreiſen lernte man
mit Verrounderung , daß die Bewohner des grofen Inſels
meeres , zwiſchen Aſien und Amerika , von dieſem Baume
eine Speiſe pflücken , die dem menſchlichen Körper wo
nicht mehr , doch wenigſtens in jenem Erdſtrici eben ſo ans
gemeſſen iſt , als unſer Waizen und Roggen ; eine Speiſe,
wobei ſie langes Leben und eine Fúde der Geſundheit genieſs
fen , die wir kaum durch den in unſrer kalten Himmelsges
gend unentbehrlichen Zuſaß von thieriſchen Nahrungsmits
teln To friſch und dauerhaft erhalten können. Es iſt
zwar nicht zu leugnen , daß ſich kein unmittelbarer Nußen
für Europa von dieſem Baum erwarten läßt , der in den
ſüdlichſten Gegenden von Stalien und Portugal den Wins
ter ſchwerlich ausdauern würde ; deſto ſchåßbarer aber
könnte deren Anbau in den weſtindiſchen Inſeln werden ,
wo der unglückliche Negerſklave nur am ſiebenten Tage der
Woche für ſeinen fümmerlichen Unterhalt Torgen darf.
Ein menſchenfreundlicher Vorſchlag diefeVerpflanzung zum
Beſten der Neger ins Werk zu fiellen , und eine darauf ges
feßte Belohnung , blieben bis jezt in England ohne 'allen
Erfolg. Wäre es auch würflich ausgemacht, wie ein ſonſt
( charfſinniger Fabricius will, daß die Neger nurBaſtarte
von Uffen und Menſchen waren , ſo hatten ſie wenigſtens
als die brauchbarſten aller Spausthiere von ihren Zuchtmeis
+
ſtern gleiche Vorſorge mit dem übrigen Jaſtvieh verdient; und
wie vielmehr , wenn dieſer Gedanke nicht die Probehålt, und
jene ſo gemißhandelten Geſchöpfe wurklich unſere Brüder
find ? Doch wenn gat je der Eigennüßige ſein wahres Ins
tereſſe recht gekannt ? Wo hat nicht niedere Gewinnſucht,
ich mag nicht ſagen , ſein Gefühl – das hatte er nie- fons
dern ſeinen Blick ins Ad des menſchlichen Thund perwirrt ?
25 Herrn
210 II. Geſchichte des Brodbaums.
Herrn Sonnerat, Correſpondenten der Königlichen
Akademie der Wiſſenſchaften zu Paris glückte es zuerſt , ets
liche junge Spróßlinge des Brodbaums von den Philippi:
neninſeln nach Iſle de France im indiſchen Meere zu bringen,
woſelbſt Hr. Poivre , der verdienſtvolle Intendant dieſer
franzöſiſchen Beſiſung fich alle Mühe gab, ihren Anbau
zu befördern . Bald darauf , im Jahr 1777 , Tchickte
Sr. D. Thunberg , nunmehriger Deinonſtrator des bo
taniſchen Gartens zu Upſal in Schweden , eine ziemliche
Unzahl kleiner Pflanzgen eben dieſes Baumes von Batavia
nach Umſterdam , für den dortigen mediziniſchen Garten,
und im folgenden Jahre nahm er felbft aus Zeilon junge
Ableger oder Wurzeln in groſer Menge mit ſich nach Eus
ropa , die des fleiſigen Begieſſens, welches jeden Abend ge
dhah, und der heiſen Witterung ungeachtet, nicht vor
dem zweiten und dritten Monat, oft aber noch viel ſpäter,
anfiengen auszuſchlagen . Eben dieſer gelehrte Kräuterken :
ner hatte bereits im Jahr 1776 eine botaniſche Beſchreis
bung des Brodbaums inden Schwediſchen Ubhandlungen
einrücken laſſen , nachdemn wir ein Jahr vorger die Theite
der Blúte beſchrieben und abgebildet Herausgegeben hatten.
(S. Characteres Generum Plantarum in itinere ad
inf. maris auſtralis coll. cet. pag. 101. 102. tab 51. a.)
Noch früher beſchrieb zwar der Reiſegefährte des berühmten
Ritters & anks , der verſtorbene D. Solander, der
Brodbaum in den Inſeln des Südmeers ; allein dieſe Bes
ſchreibung , nebſt den unzähligen andern von demſelben
geübten Botanifer , hat man der gelehrten Welt noch nicht
porgelegt. Bis dieſe To Tehnlich verlangten und erwarteten
Scháße uns aufgethan werden , mag folgendes als ein Beis
trag zur Geſchichte und Beſchreibung eines in aller Abfidot
Yo wichtigen Naturproduktes dienen .
2 .
212 II. Geſdichte des Brodbaums.
den die Bevdlferung jener Inſeln geſchah, um über dieſen
Punkt entſcheiden zu können . War es bloßer Zufall ,
der einzelne Familien in ihren Kahnen unvermutħet bald
þie bald dorthin verſchlug, ſo müſſen wir freilich auch an
nehmen , daß ſie ohne alle Vorbereitung an ihre neuen
Wohnfiße gelangten , mithin , daß alle Lebensmittel und
Bequemlichkeiten , in deren Beſiß wir ihre Nachkommen
neuerlich fanden , daſelbſt von der Schöpfung her ein hei
miſch gemeſen find. Adein ich werfe einen Blick auf die
Charte jener Weltgegend : ich überſehe das große ſtille
Weltmeer, und finde darin die entfernteſten , einzeln und
zerſtreut liegenden Inſeln nicht nur von Menſchen bewohnt,
ſondern ſogar von eben demſelben Volke, beſeßt , deſſen
übrige Stämme alle afiatiſehe Inſeln (vielleicht auch , wie
Marsden meynt,Madagaskar ) inne haben. Ich gea
ſtehe es , hier kann ich mich nicht überzeugen , daß ein
Sturm , oder eine Reihe von ähnlichen Zufäden hinreiz
dend ſei , dieſe allgemeine Zerſtreuung einer und derſela
ben Völkerſchaft über einen ſo groſen Ocean , bis hinauf
nach Neuſeeland, und wieder hinab zur Diterinfel, auf
eine befriedigende Art zu erklären. Ein gemiſſer allgemeis.
ner Seift, der ſich nach den Bedürfniſſen des Zeitalters zu
į modificiren ſcheint, beſeelte von jeher die Menſchen unſers
Welttheils. Und findZeitabſchnitte bekannt , wo ein un
widerſtehlicher Trieb die Einwohner des weſtlichen Aſiens
und die von Europa zur Räumung ihrer Wohnorte bez
wog ; Zeitabſchnitte , wo zahlreiche Horden halbe Welta
.
theile durchirrten , ehe ſie wieder zur Ruhe kommen konn
ten. Warum ſtehen wir nun an , bei dem aſiatiſchen
Stammvolke unſerer Inſulaner eine Wanderungsepoche
vorauszuſeken , von deren Würflich Feit und jene Ueberein
ftimmung zu überführen ſcheint ? Alsdann gervinnt die
frittige Frage über die Heimath des Brodbaums ein andes
res Unſehen : denn wer ſieht nicht, daß ein vorhergefaßter
Entſchluß oftwärts zu wandern , Zurüſtungen zur Reiſe
moglio
II. Geſchichte des Brodbaums. 213
möglich und nothwendig madt , die bei einer durch widrige
Zufade erzwungenen Veränderung des Wohnorts nicht
1
ſtatt finden konnten ? Sobald entweder Unterdrúdungen
der Mitbürger, oder freinde Eroberer, oder abergläubige
Sagen , oder ſonſt eine Veranlaſſung , einer Anzahl von
Familien ihren bisherigen Uufenthalt verhaßt machten ,
und fie drauf rannen , ſich einen beſſern zu ſuchen : was
konnte da natürlicher ſeyn , als alle igre bewegliche Haabe
mit fich zu führen , und ihre Schiffgen ſowohl mit den
brauchbarſten Hausthieren , nämlich Schweinen, Hunden
und Húnern , als auch mit denjenigen Pflanzen zu beladen ,
von denen fich der größte Nußen erwarten ließ , deren
Wurzeln ſich unterweges am lángſten zu halten verſprachen ,
und deren Unbau endlich die geringſteMühe koſten würde ?
Daß aber der Brodbaum der , nach dieſen drei Haupteia
genſchaften zu urtheilen , vor vielen andern mitgenommen
zu werden verdiente, auch wirklich als das koſtbarſte , was
wandernde Vólfer mit ſich führen konnten , auf dieſe Art
nach den öſtlichen Inſelgruppen gekommen ſei , iſt eine
Vermuthung , worin mich noch der folgende Umſtand bea
ftårtt. Auf allen bisher im Südmeer beſuchten Inſeln
hat man , ſo viel ich weiß , nirgends einen Brodbaum in
den unbebauten Gegenden wild angetroffen : alle dort vor:
handene Bäume dieſer Urt hatten Menſchengånde gepflanzt.
Hingegen findet man um Batavia, auf Java und Šuma.
tra , in Umboina , Banda , den übrigen Gewürzinſeln ,
Neuguinea , Celebes und den Pģilippinen häufig eine wilds
wachſende Sorte , von der , adem Vermuthen nad) , die
kultivirte entſproffen iſt. Genug - wenn man den Søluß
gelten låßt, daß der Ort , wo eine Pflanze wild machſt,
eigentlicherihr Vaterland genannt werden dürfe, als jener,
wo ſie nur gebaut wird , um eswenigſtens hådſt wahr:
ſcheinlich zu machen, daß der Brodbaum urſprünglich in die
náher an Uſien grånzende Inſeln zu Hauſe gehört , und,
nur von Menſchen weiter oftmårts gebracht worden iſt.
214 II. Geſchichte des Broðbaums.
Es verdient in dieſer Rückſicht auch eine Bemerkung,
daß die Brodfrucht in den dſtlichen Gruppen der Societats
und Marquiſeninſeln keine Saamen enthalt. Kaum uns
terſcheidet man in der groſen mehligen Maſſe einige gang
feine haarförmige Theilgen , die man als Spuren der Saas
menkerne anſehen kann. Ich laſſe es dahin geſtellt, ob
dieſe Verſtůmmelung der Frucht eine Folge der Methode ſein
die Bäume durch Schnittlinge und Ableger zu vermehren :
fie iſt wenigſtens Folge der Kultur überhaupt , die man an
dem wilden Brodbaum nicht wahrnimmt . In der Frucht
dieſer leşteren Sorte ſtecken eineMenge ausgebildeter Saa:
menkerne, von der Grdſe wie Mandeln . Neben der faas
menloſen Art , giebt es auch in den Gewürzinſeln , den
Philippinen und Marianen eine gepflanzte, deren Früchte
ebenfaus mit fruchtbaren Kernen , welche unſern Kaſtanien
áhneln , angefüget ſind. Von dieſer leßtern gepflanzten
faamenbringenden Art des Brodbaums pflegte Solander
zu erzählen , daß ſie zufolge dem Zeugnis der åtteſten Eins
wohner von Taheiti , ehedem auch daſelbſtvorhanden gewes
fen , endlich aber durch Vernachläſſigung, und weil man die
Saamenloſe vorgezogen hatte, gånzlich ausgegangen wäre.
Man lieſt ferner in einem der neueſten Reiſebeſchreiber, dem
franzöſiſchen Schiffskapitain Crozet, daß dieſe befaamte 1
1
'II. Geſchichte des Brodbaums. 215
Es ſcheint alſo ausgemacht, daß der Brodbaum urs
fprünglia in jene merkwürdige Weltgegend zu Hauſe
, 1
Nach
919 4
*** ) man ſieht , daß vom ſogenannten Drangutang die Rede ift. Ob 1
von Borneo giebt , als jenen , den der vortreflice Camper jers im
legte ? darüber mag folgende Stelle eines Briefes von dieſem
edlen Eiferer um die Naturwiſſenſchaft , an mich , unter dem
16ten November 1783 , entſcheiden : Quelle étoit ma ſurpriſe
lorsque je recevois des Indes , en préſence de nos voyageurs.
( Herr Profeſſor Filder aus Göttingen und Herr Reimar u $
aus Hamburg .) La têté d in orang ou ſinge, plus grande , plu
robuſte que celle de l'homme! mais le crâne plus petit & fur le
milieu avec une côte , afin de rendre les temporaux plus forts.
Sa grandeur n'avoit été que de 53 pouces, pas encore quatre
pieds' & demi ; & pourtant la tête étoit fi énorme ! C'eſt une 1
acquiſition pour mon cabinet, ſans prix , unique & très intéreſ
fante ! Les dents font plus pellemblantes à celles du mandril,
que celles de l'orang.
II. Geſchichte des Brodbaums. 217
Nach welchen Geſeßen dieſe góttliche Bildnerin bei der
Uustheilung ihrer Güter verfährt, und in wie fern das
Klima eines jeden Orts zum Daſeyn beſtimmter organis
ſcher Körper mit ihren eigenthümlichen Geſtalten und Eis
genſchaften , als fervorbringende Urſache mitrůrfen kann?
dies gehört noch beides in die Reihe auſſer unſerm Geſichts
Freiſe liegender Dinge. Einſt werden aber auch dieſe dem
weiterſchauenden Weltweiſen offenbar , wenn er mit den
Materialien , die wir ſammeln , das große kaum noch ges
gründete lehrgebäude der Phyſik vollendet haben wird .
Ein Zauberneß von unzähligen Fäden und durcheinanders
geſchürzten Knoten , wo sind mit Allen und Udes mit
Einem zuſammenhängt , ein Syſtem voll himmliſcher
Uebereinſtimmung wird er einſt in der Mannigfaltigkeit
der Schöpfung finden , wo unſer begránzter Blick jezt nur
das Gaufeln einer unerſchopflichen Phantaſie wahrzunehs
men glaubt, die ihr Fúdhorn auf gerathewohl ausgeſchůts
tet þat. Wie frohen Muthes können wir da nicht fünfs
tigen Zeitaltern vorarbeiten , und auf die Früchte unſrer
Bemühungen Verzicht thun , indem wir bereits ſo glücklich
im Genuß der reichen Erndte ſind , die eben ſo durch unſes
rer Vorgänger Ausſaat, und bereitet ward . Wohlan !
laßt uns wilig die voreiligen Entſtehungshypotheſen in das
enge Zimmer zurück bannen , wo ſie vielleicht in finſtern
Raudgemolken entſtanden. Saßt uns die Natur in iþren
entfernteſten und verborgenſten Werkſtätten , wie in den
nahen und zugänglichſten , belauſchen , nur Thatſachen
aufzeichnen und denn behutſame Folgerungen ziehn.
Merkwürdig ſcheint es mir immer , daß ein milder
Himmel und geſunde Luft faſt in jedem Erdſtrich die beſten
Naturgúter begleiten , und den Menſchen vielleicht anlos
den ſollten , ſich damit ſo vorzüglich geſegnete Wohnſiße
zu wählen . Jene blumigten Gefilde, wo Proſerpine mit
ihren Geſpielinnen Kranze wand : jene Rebengebirge des
Self Beitr. St.II.
Tagus,
218 II. Geſchichte des Brodbaunis .
Sagus , die dem hektiſchen Britten neue Lebenskraft ſchens
ken, find glenzende Beyfpiele von einer anſcheinenden Pars
theilichkeit der Natur. Uber dort , wo ſie ihren ganzen
Reichthum zur Schau trágt, iſt ein idónes Klima ſchon
allein um dieſer Vorzuge willen , eine Krone, deren Glanz
alles verdunkelt , und alles vollendet.
Zwiſchen den Wendekreiſen liegt ein anſehnlicher
Strich , den man verhältnißweife gegen das übrige des
heiſſen Erdgürtels gemåſſigt nennen könnte. Er begreift
in ſich das große ſtile Weltmeer, von den weſtlichen ames
rikaniſchen Geſtaden an , bis hinüber'an die Oftküſte von
Aſien , und iſt gleichſam ein weitausgebreiteter Archipel,
vod zahlreicher Gruppen von Infeln . Es liegen in dieſem
Bezirk die flachen Koralleneilande, die Marquiſen , die
Societats- und Freundſchaftsinſeln , die neuen Hebriden,
Neukaledonien , Neuirrland , Neubritannien , Neuguinea ;
nebſt den papuiſden Inſeln , die Palaos , die Karolinen,
die Sandwichinſeln , die Marianen , die Philippinen , die
Molucken und die Sundainſeln . Ben weitem den bes
trächtlichſten Theil dieſes Strichs , der im Ganzen leicht
anderthalb Millionen geographiſche Quadratmeilen enthal
ten kann , bedeckt das Weltmeer, in deſſen ungemeſſener
Weite die Inſeln als Púnktgen erſcheinen . Nur indem
man ſich der aſiatiſchen Seite nähert, drången ſie ſich
båufiger zuſammen , und bilden dort.Maſſen von betracta
lichem Umfange. Borneo , Celebes , Sumatra und Java
find in der That die größten Inſeln unſers Planeten , die
ſich aber auch wegen eben dieſer auszeichnenten Gröre , mes
gen ihrer aneinandergedrängten Lage und der Nähe des
feſten Landes , von den übrigen durch einen etwas ſtarkeren
Grad der Hiße unterſcheiden. Der Luftzug, welcher mit
beinahe ungeſtörter Einförmigkeit zwiſchen den Wendekreis
fen von Morgen gegen Abend ſtreicht, wird auch hier nicht
eher weſentlid unterbrochen , als bis er zwiſchen die großen
gebirs
II. Geſchichte des Broðbaums. 219
gebirgigten Inſeln auf der aſiatiſchen Seite geråth. Hier
ſtellen ihm die Whilippinen und Borneo eine ſo hohe und
ſo lange Gebirgmauer entgegen , daß er långſt den Küſten
bald nordwärts, bald ſüdwärts hinziehen muß. Dieſer
beſtandige Strom von kühler reiner Luft erquicft die ganze
thieriſche Dekonomie , und verbreitet Geſundheit und Leben.
Kanale ; deren ſtocfendes Waſſer Verweſung duftet , mas
chen zwar den Mittelpunkt des hogendiſchen Handels in
Indien , das üppige Batavia zu einem höchſt ungefunden
Aufenthalt ; jedoch dieſe den Europäern To furchtbar ge
wordene Eigenſchaft der dortigen Atmoſphåre iſt ſo ganz
die Folge der Unbeſonnenheit, womit man die Bauart
des Falten , umnebelten Niederlands unter ſcheitelrechter
Sonne nachzuahmen , und eine große Hauptſtadt mitten
in ſumpfigen Reisackern anzulegen wagte , iſt ſo wenig in
der natürlichen Beſchaffenheit des Klima felbſt gegründet,
daß ſogar der Sieche, der bereits des Grabes Beute wers
den ſollte , ſchnelle Geneſung erlangt, wenn er ſich nur
einige Stunden Weges von den giftigen Ausdunſtungen
der Stadt und der umliegenden Moråſte entfernen kann.
Die lange der Nachte , welche den Tagen beſtandig gleich
bleibeid , gewáýrt dieſem Erdſtrich einen neuen Vortheil,
indem ſie den zur Abkühlung der {uft , und hauptſächlich
zur Stärkung und Nahrung des Pflanzenreichs ſo unents
behrlichen Niederſchlag wafferiger und brennbarer Dünſte
befördert. Eben jene Richtung der Erdachle , die dort
Lage und Nachte faſt beſtåndig gleicht, bei uns hingegen
lange Sommertage und eben ſo lange Pinternachte verurs 1
!
Facht , iſt auch hinreichend im heiſſen Erdſtrich zweierlei
Fahrszeiten , die naffe und trockne, zu bewirken , dergeſtalt,
daß in der leßtern dasjenige zur vollkommnen Reife gedeiht,
was in der erſten hervorzukeimen und zu wachſen begann.
Adein ſo reizend nun dieſes nach der Natur entwor's
fene Gemälde ſeyn mag , ſo hat es gleichwol aud feinë
2 ſamarze
220 II. Geſchichte des Brodbaums.
ſchwarze Schatten . Denjenigen Inſelgruppen , welche
nach Oſten hin , im Meere'gleichſam verloren , und weit
von einander verſtreut liegen , wurde zwar von den vorhin
erwähnten Reichthümern der Natur nur wenig zu Theil;
jedoch , ſie blieben auch dafür mit manchen weſentlichen
Uebeln verſchont die bei einer gróſeren Verſchiedenheit
und Vielfältigkeit der Produkte und Geſchöpfe aller Art
wohl unvermeidlich find. So kennt z . B. das glückliche
Tabeiti mit ſeinen benachbarten Inſeln nichts von jenen
reiſſenden Tygern , die auf Suinatra , Java und Borneo
die Heerden zerſtůcken , und ſelbſt den Menſchen furchtbar
find. Giftige Schlangen , die man håufig genug in den
Wåldern dieſer groſen Inſeln antrift, und gefraffige Kros
kodile , die in ihren Flüſſen das Schrecken der belebten
Schöpfung ſind , wurden fernerhin nach Morgen nie geſes
hen , und ſcheuchten dort niemand vom ſchattenreichen
Hayn oder vom fühlen Bade zurück. Das durchdringende
Gift, welches der Einwohner von Makaſſaraus Pflanzens
Täften bereitet, womit er ſeine Pfeile beſtreicht, und wo
durd innerhalb wenigen Minuten die kleinſte Wunde tod:
lich wird , iſt ebenfalls im ftilen Weltmeer und allen ſeinen
Eilanden unbekannt. Die Vulfané, die einſt auf den
Societátsinſeln , den Marquiſen , und faſt überall in jener
óſtlichen Gegend brannten , ſind långſt erloſchen , und aller
entzündbare Vorrath in ihrem Innern iſt wahrſceinlich
ganz verzehrt. Kaum glimmt noch weiter weſtwärts- uns
ter den Freundſchaftsinſeln ein geringer Ueberreſt dieſes
unterirdiſchen Feuers , ſo wie auf den neuen Hebriden hie
und da ein unbeträchtlicher Berg . Hingegen werfen långſt
der Küſte von Neuguinea eine Reihe brennender Sdílůnde
ihre Feuerſtróme in das Meer . Auf den Philippinen tobt
der fürchterliche Mayon nebſt manchen andern Vulkanen,
und die Ausbrüche des Gunung Api haben die Gewürzinſel
Banda , ſeitdem ſie unter holländiſcher Botmåfigkeit ſteht,
foon einmal über das andere faſt gånzlich umgekehrt.
Java
1
der Metaphyſie.
WRiegend
der Wanderer , wenn er in eine mehr bereiſte Gea
von einer neuen Seite geführt wird, dieſe fúe
unbekannt hålt , und nicht eher fich darin finden kann ,
bis er den neuen Unblick mit dem alten Geſichtspunkte vers
glichen hat : ſo dúnkt auch dem Philoſophen , wenn die
ſonſt bekannten Begriffe in ganz neue Stellungen geſeßt
werden , alles fremd, und er muß erſt dieſe Verbindungen
auf ſeine vorher gewohnte Denkart zurückbringen. Nacha
dem Hr. Kant die Begriffe von Raum und Zeit unters
ſucht hat , geht er zu den Köhern Verſtandesbegriffen von
Urſache und Wúrkung, von Subſtanz und Accidens,
nebſt andern verwandren über ; betrachtet ſie aber aus
einem ſo eignen Geſichtspunkte , in einer von der gemdhna
lichen ſo abgehenden Sprache , daß man Mühe fat , ſeine
Meinung herauszufinden. Sollte ich alſo hier nicht
durchaus ihn richtig verſtanden haben , ſo werde ich deſto
eher zu entſchuldigen ſeyn , da auch andern aus gleicher Urai
fache ein gleiches wiederfahren iſt, und die Zurückführung
ſeiner Begriffe auf die gewöhnlichen nicht zu den leichteſtent
Aufgaben gehårt. Er geht davon aus , daß wir über die
urſachliche Verbindung , über die Subſtanzen und Accis
denzen u. f. w. Grundfäße a priori haben , und da dieſe
aus den Begriffen ſelbſt nicht analytiſch können gefolgert
werden , fo ſchließt er : ſie haben blosi in unſerm Verſtande
ihren Siß , ſo fern ſie Gefeße unſerer Denkkraft ſind, mits
ħin falle ihre Anwendung auf Gegenſtande, welche wir
nicht erfahren können , von ſelbſt dahin. Hier wird es
wohl am bequemſten reyn , erſt den Beweis des Hauptſaza
jes , hernach die Folgerung zu unterſuchen
Seſ Beitr. Sc. II. Die
234 III. Ueber die Natur der Metaphyfik.
Die allgemeine Naturgefeße, 3. B. alles was hervors
gebracht wird , hat eine IIrfade; ade Subſtanzen ſtehen in
durchgängiger Gemeinſchaft; die Subſtanz beharrt, nur
die Uccidenzen wechſeln u . f. w. , ſagt er, können nicht a
priori erkannt werden , weil ſie nicht analytiſch ſind , und
Beſtimmen nicht, was im Begrif enthalten iſt, ſondern
was auſſer dem Begriffe zu dem Dinge ſelbſt in ſeinem Das
1
fein hinzufommt. Unſer Verſtand und die Bedingungen,
unter denen er allein die Beſtimmungen der Dinge in ih
rem Daſein verknüpfen kann , ſchreibt den Dingen ſelbit
teine Regel vor ; dieſe richten ſich nicht nad unſerm Vera
hande , ſondern der Verſtand muß fich nach ihnen richten .
Uuch nicht a pofteriori; denn die Erfahrung lehrt nicht,
daß etwas not wendiger Weiſe, ſo und nicht anders ſeyn
muß. Prolegom . S. 71. u. f.)
Des Dilemma lekteres Glied fteht unerſchütterlid
Feſt ; aber auch das erſtere ? Der Grundlaß von der urs
fachlichen Verbindung , um bei dieſem nur ſtehen zu bleia
ben , iſt er in der That ſynthetiſch ? Freilich ſcheint er ſo ;
denn um von einem Dinge auszuſagen , es habe eine Urs
fache , muß man ja aus deſſen Begrif Heraus zu dem eines
andern übergehen , muß man zwei Dinge in Verbindung
bringen , die an ſich von einander getrennt, deren eins kein
Theil des andern , weder in der Anſchauung , noc im Bes
grif iſt. So hat auch bereits Hume die Sache vorges
ſtellt. Dazu kommt " , daß die Verſuche den Saß
vom zureichenden Grund und der zureichenden Urſache aus
dem des Widerſpruchs zu beweiſen , bisher fehlgeſchlagen
find , alſo nad faſt einſtimmigem Urtheile ater einſichtsvols
len Philoſophen , es Vermeſſenheit ſcheint, nur zu zweis
feln , ob,er zu den ſynthetiſchen gehört.
Dennoch wage ich zu zweifeln , und Kennern meine
Brúnde vorzulegen , wenigſtens das Geſtändnis hoffe ich
dadura
İll. Ueber die Natur der Metaphyſik. 235
dadurch zu erhalten , daß ich nicht ohne Urſache gezweifelt
Þabe, Verhåltnisſáße bringen zwei ſonſt getrennte , auch
in ihren Begriffen nicht als Theile an einander geknüpfte 1
Dinge in Verbindung; Verhältnisſäße fónnen, ſobald die
Extremen gegeben ſind, a priori erkannt werden ; alſo
ſind nicht alle Säße, worin Begriffe ſich beiſammen finden,
ohne daß durch Analyfe einer im andern angetroffen wird,
fynthetiſcy; oder , fallsſie durchaus ſynthetiſch Heiffen ſols
len , fu find doch nicht alle ſynthetiſche Säßea priori
nicht unerkennbar. So viel wenigſtens erheat Gieraus,
daß aus dem zum Grunde gelegten Begriffe eines ſynthetia
ſchen Saßes hier nicht unbedingt geſchloſſen werden , mits
þin der erſte Beweis nicht unwiderſprechlich ſeyn kann.
Nun drückt ferner der Saß vom zureichenden Grunde
oder der von der zureichenden Urſache ein Verhältnis aud ;
alſo iſt wohl offenbar, daß zum Schlußraße noch etwas
mehr erfordert wird , als was die Vorderſåße ſoon ents
Halten. Soll das dadurcs ergånzt werden, daß jener
Grundraß nebſt ſeinen Begleitern noch a priori nicht iſt
etmieſen worden , ſo erwachſt daraus zwar ein gúnſti
ges Vorurtheil ; aber noch kein ſtrenger Beweis !. ders
gleichen doch in einer Frage von dieſer Erheblichkeit billig
gefordert wird. Der Mangel eines befriedigenden Beweis
fes , ſollte er nicht etwa daher entſtehen , daß man ißn
nicht auf dein rechten Wege geſucht hätte ? Noch hat we
nigſtens niemand dargethan , daß er unmöglich iſt; denn
was Humeund Hr. Kant zu dieſem Behufe anführen ,
ift, nad dem eben angefüßrten , nicht genugthuend.
Verſuchen láßt fich alſo dieß noch immer , und einen
ſolchen Verſuch will ich herſeßen . Zwar wird dieſe Mates
tie etwas trocken werden , wie alles, was unſere höchſten
und abſtrakteſten Begriffe angeht , nicht anders als trocken
ſeyn fann ; allein leſer die erwagen , daß auf ſolche Subs
tilitäten und Trockenheiten die wichtigſten Unterſuchungen
über
៦ ១
236 III. Ueber die Natur der Metaphyfie,
über Realität und Gewißheit unſerer Erkenntnis , und fos
mit aud die Beruhigung der Vernunft über ein fünftiges
Daſein am Ende hinausgehen , werden ſich dadurch nicht
abſchrecken laſſen . Zu Vermeidung aller unnúßen Weits
läuftigkeit will ich mich auf den Saß vom zureichenden
Grunde einſchränken ; aus welchen der pon der zureichenden
Urſache , obgleich von iým verſchieden , ſich doch leicht ableis
ten läßt. Auch will ich mich nicht darauf einlaſſen , ob alles
ohne Uusnahme einen zureichenden Grund hat, oder haben
muß ; Tondern blos zu erweiſen ſuchen , daß alles zufálige
einen zureichenden Grund hat.
n was anders ſeyn kann , als es iſt, das
Zufädig iiſt,
þeißt, deſſen Weſen oder Begriffe es nicht widerſpricht ; ans
ders beſchaffen zu ſeyn , andere Prádifate zu haben als es
hat. Der Grund iſt dasjenige Ding, aus welchem in
einem andern eine gewiſſe Beſchaffenheit folgt, aus wels
chem ſie begriffen oder abgeleitet werden kann , mit welchem
fie geſeßt wird.
Dem Begriffe oder Weſen des zufädigen Dinges wis
derſpricht es nicht, andere Prädikate zu haben ,als es hat;
nun aber iſt ein Widerſpruch nicht größer als der andere :
1 der Widerſpruch iſt etwas unveränderliches , welches keine
wandelbare Quantitäten annimmt . Alſo kann das zufale
lige Ding an ſich betrachtet , ſo gut a als nicht a , das
Wachs ſo gut viereckt als nicht viereckt ſeyn , eins iſt ihm
ro möglich als das andre. ' Auch , wenn ich reße, das zus
fáuige fei jezt a , kann ich eben ſo gut feßen , es ſei jezt
nicht a ; vom Wachſe iſt es mir eben ſo gut vergånnt zu ſa
gen , es ſei jezt viereckt , als es ſei jezt nicht vieteckt.
Ferner iſt klar , daß wenn einem Dinge zwei Prädie
kate jedes für ſich zukommen , ſie ihm auch zugleich müſſen
beigelegt werden , weil, wo die einzelnen Stücke ſind, auch
deren Uggregat oder Summe ift. Kann man ſagen , Sos
frates
III. Ueber die Natur der Metaphyſik. 237
Frates iſt weiſe und Sokrates iſt arm , Po iſt auch erlaubt
zu ſagen , Sofrates ift arm und weiſe. {åßt ſich alſo vom
zufälligen reken , es iſt a , und es iſt nicht a ; ſo muß auch
geſagt werden können , es iſt a , und nicht a ; erlaubt des
Wachles Weſen , zu reizen es iſt viereckt und es iſt nicht viers
eckt; ſo muß von ihin auch geſagt werden können , es iſt
viereckt und nicht viereckt,
. tiedemann .
Stephen
win
iv .
249
IV .
Tiedemann.
V. Pul
oks 251
V.
p. E. Klipſtein.
VI. Ueber
257
VI.
Cafparron.
VII. Ein
280
VII.
13 VMI. Ueber
286 ets
VIII.
Einleitung.
ch lebe in einer Gegend , deren vorzüglichſte Nahrung.
SA der Feldbaú iſt , und zwar der Getraidebau in ſo übers
wiegendem Verhältnis gegen den Anbau einiger wenigen
Fabrik- und Handelskräuter , daß dieſe gegen jene in keine
Betrachtung kommen . Nur die Anpflanzung der Kartof
feln hat auch hier , wie faſt allenthalben , die freiwillige
günſtige Aufnahme gefunden , die man in neuern Zeiten
manchem andern auslándiſchen Gewächſe gewünſcht , aber
zu verſchaffen oft vergeblich ſich bemüht hat. Nochetwas
ſtarfer als beiuns , wird der Kartoffelbau in den gebirgiga
T 4 ten
)
1
hauptſächlichſte , und vielleicht der einzige ernſtliche iſt, und
der ziemlichen Schein hat , geradezu und mit einer Vers
gróſerung die eigentlich den Vorwurf ausmacht, eingeſtans
den . Der Kartoffelbau, ſagt man, iſt Sduld, daß wes
u niger Getraide verzehrt und g ſuchtwird , weil viel Mena
ni ( chen ſich und ihr Vieh von Kartoffeln náhren ( die ſie
felbſt bauen ) , ftatt daß fie ſonſt Getraide dazu haben
11 (und kaufen ) muſten . Daher rührt der wohlfeile Gea
il
11 traidepreiß, daher der Mangel an Ubſaß , wobei der
Getraidebauer zu Grunde geht. 11
M In dieſer Beſchwerde iſt theils viel Uebertriebenes ,
be
all
theils vieles , daskeine Antwort verdient. Matt überlege
nur ohne Vorurtheil , in welchein Gebrauche für Menſchen
14
und Vieh , die Kartoffel eigentlich Surrogat des Getraides
E14
und nicht vielmehr andrer Gemüs- und Futterkräuter ſind,
To wird die ſo gargros angegebene Menge Getraideß, die um
El desivilen unverbraucht und unverkauft liegen bleiben roll,
ſich ſehr vermindern . Der wohlfeile Getraidepreis hat gang
11 andre Urfachen , und darunter iſt die Vervoukommnung
des Ackerbaues, feine Beförderung in manchen groſen låna
dern , wo er ſonſt gang darnieder lag · kurz der Erfolg det
el aderwärts regen Bemühungen , der der Bermehrung der
# Menſchen , wie billig , zuvorkommt, eine der wichtigeren,
- SeffBeitr. Sc.IL H bet
298 VIII. Vom Kartoffel- und Ackerbau.
Aber den Einwurf auch zugegeben , in welchem Maaſe
man will, wäre denn damit nicht gerade das bewirkt, was
jedes Patrioten erſter Wunſch und Abficht iſt , oder doch
Tenn ſollte, ſo lange man noch elend gefüttertes Vieh genug
ſieht, und Menſchen , denen es fauer wird , im eigentlichen
Verſtande Nahrung zu finden ? Nahrung für Menſchen
und Vieh ſo überflüſſig und wohlfeit als moglid) zu liefern,
iſt ein Grundraß, der in keinem Falle Einſdránkung oder
Ausnahme leidet, und der gud nirgends verlezt wird, wo
kaufmanniſches Intereſſe nicht die Achtung für die Rechte
der Menſchheit überwiegt. Wer wird es wagen , die Erhd
Hung der Fruchtbarkeit durch Kultur und Fleis , die Benu
jung der Brache, die Urbarmachung wuſter Fluren zu ver
bieten ? und doch will der , der Wurkung nachnichts anders,
der den Kartoffelbau verſchreit. Denn eins wie das andre
erleichtert das Dareyn einer großen Anzahl Menſchen , die
ſonſt ihre Subſiſtenzmittel aus den Händen anderer erwars
ten , und durch ungleichen Handel erkaufen mußten ; eins
wie das andere vermehrt die Konkurrenz der Verkäufer ,
zum rechtmáſigen Vortheil der Käufer , und zum Nada
theil derer die ſonſt allein zu verkaufen hatten ; eins wie
das andere befördert die Bevsiferung auf die unſchuldigſte
natürlichſte Weiſe , und gerade in dem Stande , in wels
chem faſt allein die vermeørte Menſchenmenge einen Werth
Bat. Wenn eine Nation auf die Tragkeit und Unwiſſen
Þeit einer benachbarten iíjren Vortheil gründet, unddesa
wegen ſie darin zu erhalten ſucht, ſo nennt man das ſchon
unbillig und unweiſe ; aber wenn Súrger ſogar ihren Mits
bürgern zumuthen , Nahrungsmittel die dieſe ſelbſt erzeus
gen könnten , ungebaut zu laſſen , und ſie aus fremden
Händen auf wigführliche Bedingungen zu erwarten ;
1 wenn ſie dies für Ordnung der Staatswirthſdaft ausges
ben , und die Hülfe der Obrigkeit dafür auffordern , mie
ſou man das nennen ? - Es iſt allerdings vortheilhaft
für die Tvåtigkeit des Menſchen, wenn einer die Bedürfs
niſſe
VIII. Vom Startöffel- und Acerbau . 299
>
il
-11
11 Ich habe auch Klagen über die Kartoffel gehört, die
darauf hinaus liefen , daß ſie ſich nicht ſo recht unter Bes
ſteurung, Zehnden , Ucciſe und dergleichen bequemen wouls
ten. Auſſerdem , daß man nun wohl ziemlich gelernt hat 1
IX. Beis
the Betting 303
IX.
1
Die zweite Art find haarförmige , Techsſeitige , abges
ſtumpfte , weiſe , glänzende , durchſichtige Kriſtallen , die
5 ſternförmig aus dem Mittelpunkt nach außen zu gehen .
1 Die dritte Art iſt ohne Figur, weis , undurchſichtig
# wie Zucker , aber To Hart, daß er ſich nicht mit dem
7기 Meſſer ſchaben läßt.
Der zweiten Art hat ſchon Carth eurer und >
1
ſeiner Långe einer Uehre von dem knødigten Glanzgras,
( Phalaris bulboſa) das in Indien wildwachſend gefunden
wird', und davon mineraliſirte Lehren im Frankenberger
Kupferflokz beſtimmt waren , wie lange bis fu
uns aufbewahrt zu werden. Schon der unſterbliche
3
Linne beſtimmte dieſen Körper , für das was ſie zum
Theil wirklich ſind. Er ſagt in ſeinem Naturſyſtem bei
der Anführung dieſes Körpers , da er noch die Zeichnung
aus dem Wolfert ( 4 ) anfüßrt: Hic refert [ picam
Phalaridis.
1 manche
X.
315
X.
Herrn E. M. Stolz , Hochfürſtl. Hofopticus
zu Caſſel, Preisverzeichnis.
1.) Optiſche Inſtrumente.
1
oſeincoeinpifacumhesum ,univerſale
Micricroſcopi , welches als
zuſammengefektes und
Rthlr. 1 gr.
1
Ein completer Apparatus von Microſcopen in
einem Käftgen , worinnen das einfache, dopo
pelte , nnd Sonnenvergróſerungsglas beſons
ders befindlich iſt , 60 , bis a 65
he ektive
1
Achromatiſc kurze Taſchenperſp , nach
1 Dodonds Erfindung, mit 3 Objektivgläſern
und einem concaven Dculargtare 5
mit 3 und 4 Oculargläſern 8
gróſere mit 4 Ocular- und einem Sons
nenglaſe , nebſt einem Stativ 16
* Achromatiſche Perſpektive mit 3 aufeinander
liegenden Objektiven , 4 Concaven , Deu
lar- und einem Sonnenglaſe verſehen , nebſt
Stativ 18 18
Man kann die Oculargláſer mittelft einer
zur Seite des Perſpektivs angebrachten Steu
ſchraube auf ein Haar ſtellen.
Uchromatiſche Perſpektive mit 2 aufeinander
liegenden Objektiv- und 5 Oculargläſern ,
3 IO 16
zu 2 Fuß
zu 3 Fuß 1 IS 18
20 21
zu 4 Fuß
und ſo weiter jeder Fuß zu 5 Rthlr . nach
Douonds Erfindung.
Einzelne Objektivglåſer
i Rthlr. von 1 bis 8 Fuß.
2 Rthlr, von 8 bis 18 Fuß.
3 Rthlr. von 18 bis 24 Fuß.
4 Rthlr. von 24 biß. 40 Fuß und mehreren.
Camera obſcura 5
Gröſere
X. Optiſche Inſtrumente. 317
Rthir. I gr.
gt.
Grófere, in Form einer Pyramide , 8 bis IO
Groſe Leſeglaſer mit Einfaſſung , von i Rthlr.
16 Ggr. bis 3 , 5 , 6 , 8 , 10 , und 12
Kohlglåſer vor Kurzſichtige , 1, 2, 3, 5, 6, bis 7 16
mit der Einfaſſung
Brillenglåſer mit ordinairer Einfaſſung , von
verſilbertem Drath I 4
mit Silber eingefaßt I I2
lia
8 6
und die Soláfe nicht drückt
16
dergleichen Einfaſſung von Stahl 3
Priſmata von verſchiedener Giróſe , mit Mer
ſing eingefaßt , 2 Rthlr. 8 Ggr. 3 , bis 5 16
12
Haar zu ſtellen 5
Ein Haarzirkel 2
Ein Stangenzirkel, nebſt der Reißfeder und
Bleirdhrchen ; die Zirkel find ſo eingerichtet,
daß man ſie auf ein Haar ftellen kann , yon
I Fuß lang $
von 2 Fuß lang 8 8
Eine Reißfeder von Stahl 20
Eine Reißfeder mit achteckigem Stiel I
I
Dito von Ebenhols ,' 9 Zou lang , mit einer
verjüngten Scala aus dem Rheinl. Duode
20
1 |16 cimalzoll, weis eingelaiffen
Dito von Elfenbein , mit gleicher Scala und
Jánge I 8
I 12
16 Dito von Ebenholz, 9 Zou lang , mit 2 ver
I
jůngten Maasſtaben , als dem Decimal : und
Duodecimalzol , in 10 und 12 Theile ges
loo
theilet I 8
2 / 12 2
Dito von Elfenbein
Ein Maasftab von Eben- oder anderm guten
Holz, mit einem Charnier von Meffing, ſo
ſich zuſammenlegt , und 1 Fuß lang , Caffel.
1
12
Maas I
1
11
tallurgica , auch den Rheinländiſchen Fuß 16
Halbe Aſtrolabia mit Nuß und Stativ , zu
18 , 20 , 30 , 37 , bis 48
Ganze ditto mit Nuß und Stativ , zu 25 , 30,
35 , 40 , 60 , bis 80
PrătorianiſcheMeßtiſche,mitZubehör,10 ,12 bis 15
| |
Regeln mit beweglichen Perſpektiven auf vor:
gedachtem Meßtiſch zu gebrauchen , mit einem
Micrometer verſehen , 8 , bis IO
Regel von Meſſing, 12Rheinl.Zou lang, mit feſt:
I
aufgeſchraubten Dioptern ,5 dieſer Zonehoch 5
Dito 14 Rheinl. Zoa lang, die Dioptern 6
Zoa hoch , mit Charnieren zum Niederlegen 8 12
Hoheninſtrumente mit achromatiſchen Perſpek:
tiven und Glasmicrometer , 15 , 18 , bis 20
Pantographen oder Storchſchnabel, nad Mr.
1
Sangles Verbeſſerung 20
Kleine Uffen , oder Kopierinſtrumente von Bur:
baum, Scattenriſſe zu verkleinern, mitZubeh. 4
Dito von Meſſing , mit Zubehör , 6 Zou
lang , 6 , 8 , bis IO
12
8
brauchen ſind , mit einem Futteral verſehen ,
zu 10 Rthlr. 8 Ggr. bis 12 12
20
Hangwagen oder Gradbogen 3 12
Zulegeinſtrument nebſt Hångkompaß I2 12
20
Eine (achterkette von Meſlingdrath 5
Der Winkelweiſer oder Meſſer mit Meſ
4 fing beſchlagen , von ſchwarzem Holz , mit
dem Stabe , oder Stativ 2 12
10 16
162 Sin Transporteur zum Gradbogen I
Cin Seßkompas 8 12
270 5 Bours
322 X. Mathematiſdie InſtrumenteRthlr.
.
gr.
Houſſolen von verſchiedener Gróſe, mit und
20
ohne Dioptern , 5 , 10 , 12 , 15 , bis
Verſchiedene Arten von Nivellierwagen , zu
12 , 20 , 30 , 40 , 60 , 80 , bis 3 I 20
.
12 bis 14
mit Apparat , 35 , 40 , 45 , bis so
Luftpumpen mit doppeltem Cylinder , ohne
Apparat 29 18
mit Apparat 3 2
76
Luftpumpen nach der neueſten Verbeſſerung ,
mit einem perpendiculair ſtehenden Sylin:
Der , und zweien Tellern , zu 50, 60,80, bis 96
Der Apparatus beſtehet gróſtentheils aus
verbeſſerten Inſtrumenten , welche ſämtlich
79 Rthlr. 20 Ggr. betragen.
Verbeſſerte Handluftpumpen mit Hahnen,
ohne Apparat , 20 bis 28 13
mit Apparat , ju 46 bis 6918
Bei dieſer Art Luftpumpen kann man die
Luft unter der Glocke weit ſtårker herauszie
hen , oder verdúnnen , wie bei jener Ein
richtung , mit Ventilen .
pole Compreſſionsmaſchinen , womit die gegen
reitige Verſuche , welche mit der Luftpumpe
geinacht werden , anzuſtellen ſind. Man
kann mit ſolchen auch die in ein Gefäß zu
pref
3
te.
Rthlr. i X. Phyſikaliſche Inſtrumente.Rohi 323
r, gr.
preſſende luft mit verſchiedenen guten und
-
20
ſchädlichen Dünſten anfülen , mit allem
120
Dazu gehörigen Apparat , 50 , 60 , bis 70
Ein Pyrometer, die verſchiedene Uusdehnung
1
1
der Metalle durchs Feuer zu zeigen , 15 bis 18
.
11
14 zu 15 Zou 36
80 Eine Elektriſirmaſchine , ' mit einem blauen
te Glare, die ſtärkereWirkung verrichtet , von
184
29 1 12 Zoll im Durchmeſſer, mit Apparat 40
76 von 16 Zoll 50
von 20 Zou 62
.
31
13 von 24 Zou 83 16
ga
Appar
4). EinElektri at, um negative und pofi
citát
tive zeigen
ju IO
5 ) Eine
El
Rthlr. 15 X. Phyſikaliſche Inſtrumente.Rthlr.325
gr .
5). Eine Flinte, aus Glas, mit einem roth
laquirten Geſtelle von Holz ; die , wenn ſie
mit brennbarer Luft geladen , und in das
gláſerne Rohr eine Bleikugel eingeſchoben
worden , durch die Elektricitet losgebrannt,
5
-19m
Dito von 13 Zoll IO
Dito von 16 Zoll 1
13
Dito von 20 Zoll 16 18
Eine gláſerne Knaubúdire, welche mit inflam
mabler luft geladen , und mittelſt des elektri
1
ſchen Funkens lodgeſchoſſen wird 2 12
2 20
Eine dito , aus Metallblech, roth laquirt
Eine
hendito mit 3 meſlingenen Ringen verſe
, már mit
Blafen úberzogen werden ,
und einen ſtårkern- Kinal geben 4 8
Zu einer jeden dieſer Knadbuchſen wird
eine kleine Verſtärkungsflaſche
di
mit beigelie
fert , mittelſt welcher man wenn ſie mit
Elektricitat geladen , die Buchre losſchieſet.
Ein Apparat von Glas, zur Verfertigung
brennbarer { uft ; beſteht aus einein Gefäß,
worin auſſer einer zweimal gebogenen Rihre
noch ein Retórtchen eingeſchliffen iſt 2 12
Eine
Rthlr.. X. Phyſikaliſche Inſtrumente.Rthlr.327
gr.
Tine Knagbúchſe , von Blech , roth laquirt ,
die mit Liquor Anodinus geladen ,
5 1 20 durch Elektricitat abgefeuert wird : 2.1 20
Ein elektriſches Kegelſpiel siis 25
Dito gróſere 30
DieſeMaſchinen ſind ſo eingerichtet, daß,
8 wenn ſie elektriſirt werden , ſo läuft eine Ku
gel über eine metalene Rinne in die Hand
10 20 des am Ende der Kegelbahn ſtehenden Månns
chens , welcher die Kugel bej anhaltendem
13 Elektriſiren mit der Hand unter die Regel
wirft ; und ſodann lauft die Kugel von
16 ſelbſt wieder in den zur Seite der Bahn ftes
1
1
328 X. Phyſikaliſche Inſtrumente.Rthlr. gr .
Dito 18 Zoll 10 16
Kleine Thermometer , mit elfenbeinern Sca:
len , in einem glåſernen Eylinder , welcher
mit einer meſſingenen Kapſel verſehen iſt, bei
Bådern oder Geſundbrunnen zu gebrauchen 5 16
Barometer von verſchiedener Große oder Lange,
zu 3 , 5 , 8 , 12 bis IS 18
Bei der leßtern Sorte iſt auch ein kleiner
Hermometer angebracht; äuſſerlich wie ein
runder Stab , und deshalb bequem auf
Reiſen .
4.) Mechaniſche Inſtrumente.
* Eine Potenzmaſdine zur Erklärung der 5
Hebezeuge , welche faintlich aus Meſſing ver :
fertiget, und auf ein Bret von gutem Holze
nacheinander befeſtiget find. 80
Dito , anſtatt des Bretes eine ſtarke meſſins
1
gene Platte , und zweien Waffermaagen ,
um die Maſchine accurat horizontal ſtellen
ju 3 97 20
Bei einer jeden dieſer Maſchinen wird Jeu
0 polds Univerſalmaage mit dem Hebel To ges
nau verbunden , daß durch denſelben auch
die Theorie von der Schnell- und Schanlen
waagen genau erklärt werden kann .
Leupolds Univerſalwaage , mit Zubehör 12
Eine Probierwaage , nebſt Centner- und Mark:
gewicht, wenn der Balken 81 Zou lang ift,
mit dem Aufzug von Meſſing , und der Cents
ner wird von 100 Pfund bis auf ein (oth ,
und die Mark bis auf 1 Gran eingetheilet 36
Eine dito , wenn der Balken 8 1 Zoa lang von
Silber, nebſt Waageſchaalen , und der Auf
.
zug von Meſſing , mit dem Zentnergewicht
VON
!
X. Mechaniſche Inſtrumente. 329
Rthlr. 14 Rthlr . I gr.
10 16 von 100 Pfund bis auf i Soth , und die
Mark biß auf Gran eingetheilet iſt 3 52 12
Ordinaire ſcharfe Waagen , wie man ſie in
Münzen zu gebrauchen pflegt, von Meſſing,
mit dem Aufzug 10 , 15 , 18 bis 24
Eine Feuerſpriße, mit groſer Bequemlichkeit
1
-
15 11 in Häuſern und Zimmern zu gebrauchen ,
85 bis 120
Drdinaire Drehbánke , auf welchen man rund
drehen kann , mit dem Sdwungrade 45bis 50
1
Dito , welde ſo eingerichtet ſind , daß man im
Stande iſt, rund , ercentriſd , und oval
zu drehen , mit Zubehör 86
Eine Paſngdrehbank mit allem Zubehör , und
1
worauf ebenfalls rund , ercentriſch und oval
kann gedrebet werden 136
80 * Eine Paiſig- oder Kunſtdrehbank, auf wels
cher man rund , ercentriſd) , oval , paſſig,
verreßt und verſchoben drehen kann , mit 32
Paſſigpatronen verſehen . Jede Patronehat
27 20
ihre beſondere Figur , und mit übrigem
Zubehör 220
1
60
* Dito zu ganzfeirien Inječtionen ; mit 6
olt its
m M
feinen Tubulis und Per
telſtück
e
zum verſchlieffen ; nimit 4 (oth
Maſſ ein 2 3
* Siné ſtáhletne Röhrè ; 16 Zoù lång ; init
3
Mercurius zu injiciten , mit einem ftat :
lernen Hahn und 6 ganz feinen ſtåhlernen
Tubulis , nebſt einem Stativ von Meſſing,
1
mit welderi màn dae vorkominende Berbes
gungen vefrichten kann 3 22 lib
Dito miteinemt fåşlernen Hahni i 4 Tubulis
und Stativ 19 -
Dito mit einer ſtihlerner Hahtij und 2 Tu
bulis nebſt Stativ is 12
Eine ſtáhlečne Röhre ; 16 Zoù lang ; mit
ftáhlernem Hahn , Mid 3 feinen ſtáhlerneri IÓ 20
Tubulis; ohne Stativ
Anſtatt der ſtåhlerneri Róhren liefere ich
auch auf Verlangen der Liebhaber die Röhren
von Glas , und ebenfaas 16 Zoll lang:
6.) Chirurgiſche Inſtrumente.
Milchpumpen mit einem Formations- und
einem Milchglaſe $
Dito
X. Chirurgiſche Inſtrumente. 331
Rthlr. Rthlr. gr .
Dito mit zwei Formations- und zwei Milos
15 111 gláſern , ſo mit Meſfing eingefaßt und Hah
nen verſehen find 6 18
Dito mit zwei eingefaßten , und zwei ohnein
gefaßten oder Reſerveglåſern s 18
Daſſelbe nebſt einem Apparat von Sprißen
8
ma
und Schröpftópfen
18 18 Ein completerApparatus von Bruſtpumpen
mit 2 Cylinder ,nad Ungabe des Hen Hofs
is . rath Steins 16 16
128 Steiniſche Pelvimeter von Stahl, mit drei
Branchen 5 8
Dito von ſchwarz Ebenholz 2
Ein Baromacrometer mit Zubehör 5
Ein Cephalometer 3
nao 8
Ein abimeter
100
s 2 8
.1
* Heiſters verbeſſert Zapfeninſtrument , von
Stahl
Ein Sylinder mit 2 Scropfgläſern, jedes
mit einem Hahn 4 116
** Eine dito Sordpfmaſchine, mit 2 Gläſern
und einem verbeſſerten Schrópfſanepper:
E9 Inſtrument , mit 6 Eisgens oder kleinen
Lancetten 2 9 12
* Ein einzelner Schröpfrohnepper zu 4 Rthlr.
12 gr. bis S 6
Aneliſche Augenſprißen von Silber , mit einem
5 26 gekrúminten und einem geraden Tubulo
von Gold , nebit feinen ſtáhlernen Sonden 12 12
Eine Mutterſpriße mit einem etwas gekrümm
ten Kanal 5 12
S
M 2 Eine
332 .X. Chirurgiſche Inſtrumente.Rthlr
. gr.
see
Eine Halbſpriße mit einem geraden Tubulo
000A
von Elfenbein , und ein dito gekrümmter
von Meſſing 4 20
1
Feine Sonden von Schildkröt zu Thränen
gången , das Stück 8
Eine Pincette von Meffing , mit ſtåhlernen
Spißen 20
11
Nachricht.
20 1 ) Das Geld ſchift man mir in (ouisd'or à 5 Rthlr.
1/8 per Stück; und wenn es nicht füglich unmittelbar
úberſandt werden kann, durch Wechſel in (ouisd’ors.
2 ) Wenn Inſtrumente von beſondrer Einrichtung nach
einem eingeſandten Riß verfertiget werden ſollen , ſo
11
geſchiehet zugleich die Zahlung der Hälfte des bes
18 ſtimmten Preifes.
3 ) Solen Inſtrumente reparirt und verbeſſert werden,
11 ſo werde auch darunter dienen.
5
1 f 4 ) Auf Verlangen derer Liebhaber verfertige ich auch
Levretiſche Accouchirzangen , nebſt übrigen zu dieſer
Wiſſenſchaft gehörigen Inſtrumenten ; z. B.dem Kai
20 ferſonitt , ſo mit dem möglichſten Fleiß und Ge
nauigkeit verfertiget werden.
5 ) Diejenige Inſtrumente , welche mit einem Stern
bezeichnet ſind, ſind zwar nach anderer berühmten
Männer Invention , von mir aber verbeſſert worden.
Diejenige , To mit zwei oder drei Sterne bezeichnet
worden , find theils nach meiner eigenen Invention
verfertiget, und nachher auch von mir ſelbſt perbef
20 fert und bequemer eingerichtet worden.
Ý 3 XI. Ans
334
XI.
!
Die Schreibart des Perf. ift , einige Provincialauss
./
drůde und Wortfúgungen abgerechnet, ganz flieffend und
angenehm zu leſen . Doch fanden wir zu unſerer Verwuns
7
derung !
und Schriften . 341
M derung , daß dem vorſichtigen Verfaffer S. 1oz einmal
etwas von einem Gottesmorde entwiſcht war , welches
et ſelbſt dem aufgeklärteren Theile ſeiner Glaubensgenoſſen
118 nicht gefalen wird.
7 3.
>
D. Caroli Guilielmi Robert, juris atque philofo
It
phiæ moralis in academia Marpurgica Pro
feſſoris ordinarii atque ordinis juridici Ar
ſefforis fuccincta explicatio diſtinctionis
inter Sacrilegium fimplex et qualificatum ad
illuftrandum art. 172 et 174. C. C. C.
21 Marpurgi , ap. Kriegerum jun. 1784. 2
Bogen in 4.
Mit dieſer Einladungsſchrift kündigt der Herr Verf.
feine Sommervorleſungen an . Da der eigentlich ſoges
to nannte Kirchenraub in der That nichts anders , als eiue
TW beſondere Gattung des Diebſtahls iſt , ſo zaben , wie
m mehrere Lehrer des peinlichen Rechts bemerken , auch die
Eintheilungen des leßtern Verbrechens bei erſterem ſtatt.
Der V. zeigt aber inſonderheit die Anwendung der Dis
ftinction vom furto - fimplici und qualificato auf das
Sacrilegium mit vieler Beſtimmtheit und Deutlichkeit.
NKY In Erklárung des furti qualificati tritt er der allerdings
gegrün
342 XI. Anzeigen neuer Bücher.
gegründeteren Meynung derer Rechtsgelehrtën bei , welche
folches vom gefährlichen Diebſtahl unterſcjeiden , und
dieſes nur für eine Gattung von jenem anſeßen .
6.
19
B Benedikt von Spinoja ; nach Leben und Lehren , von
ju H. F. Diez. Deſſau und Leipzig , in der Buchs
a handlung der Gelehrten , 1783. $6 Seiten in 8.
78 Uus Baylens Wörterbuche und Solers Leben des
Spinoza ſind die Lebensumſtände zuſammengetragen , und
mit Reflexionen durchwebt, ſo daß ſie mit Vergnügen fics
2
leſen laſſen . In Anſehung der Lehren befriedigt der Verf.
weniger ; rowohl weil er deren Gründe nicht berührt , als
auch weil er den Hauptſaß von der Einzigen Subſtanz nicht
ganz gefaßt zu haben ideint. An einem Orte ſagt er ,
Spinoza rechne die ganze Welt zur göttlichen Subſtanzi
und Hebe allen Unterſdied zwiſchen Gottheit und Welt ; an
einem andern aber , Spinoza's Gott ſei nichts , als der
alten Philofophen Weltfeele. Beides beſteht nicht mit
01
einander i die eine Weltſeele annehmen , unterſcheiden
zwiſchen ihr und der Materié, und ſind nicht für Einzigkeit
der Subſtanz. Der dem Spinoza gemachte Vorrvurf der
24
en
Dunkelheit ; urtheilt'er, treffe ihn nicht, dieſe ſei blos res
lativ ; und daher , daß Spinoza fich zu ſehr in ſein Syſtem
hineingedacht, um auf alle Seiten hinlängliches Licht zu
werfen. Udein erwagt man , daß Benedikt von mehreren
FO
Menſchen von verſaziedenen Körpern , als Subſtanzen
Jo ſpricht, und dann doch dies alles nur zu einer Subſtanz
macht : To kann man nicht um hin , dieſe Dunkelheit tiefer
liegend zu finden , da vo.Hehmlich Spinozå fich nicht dara
해 auf einläßt, dieſe Vorſtellungen mit einander zu vereinbas
20
ren , die auch der gemeine Verſtand brim erſten Blicfe uns
Se vereinbar glaubt. ' Benedikts Verdienſte um die Philoſos
phie werden höher angeſchlagen , als ſie unſers Ermeſſens S
1
und Schriften. 349
ſcharfſinnige Bemerkungen vor , woraus aber doch das
alles nicht folgt, was der Verf. daraus hergeleitet zu has
I
ben glaubt. Gott, ſagt er , habe die Welt nicht voukom
- mener machen können, weil kein Ding einen höhern Grad
1
von VollkommenheitHabenkann , alsdazu in der Natur
ſeines Weſens die Beſtimmung liegt. Aber konnte Gott
nicht, ſtatt der jezt vorhandenen , Dinge mit andern und
voukommenern Weſen Tchaffen ? Nicht manche Dinge
von fehr unvollkommenem Weſen , aus der Reihe der Eris
ſtenzen ganz weglaſſen ? Das beweißt alſo nur, daß uns
ter der Vorausſeßung von Erſchaffung der jezt vorhandes 基V
gi
Oſiris uno Sokrates i von Friedr. Victor Cebrecht
Plèffing ; Doktor der Weltweisheit. Berlin
und Stralſund bei Gottlieb Auguft sang , 1783.
532 Seiten in 800.
Eine mit vieler Beleſenheit abgefaßte Schrift; die aber
fehr merkliche Spuren von Erlfertigkeit und Mangel an hiſtori.
fcher Kritik trågt ; dennoch aber inanden, die ſo gern alleunſere
Kenntniſſe aus der Egyptiſchen Finſterniß ableiten möchten,
了 ungemein gefallen wirð. Um die Urſachen zu wiſſen , war .
um der altere Cato gegen Sokrates, als einen Mann ein
genommen war, der ſchädliche gefeßwidrige Neuerungen an:
gefangen geht der Verf. bis in Egypten und da biß auf
deri Ofiris zurück ; kommt von da auf Pythagoras und
Plator und begrt nachdem et fic biebei lange vermeiltı
end.
und Schriften . 359
endlich auf Cato und Sokrates zurück . So weit zurück zu
gehen war nun wohl nicht nöthig ; Cato batte vom Sofra.
tes wenige Kenntniß , weil damals die Römer von der grie.
chiſchen Philoſophie nichts wußten ; und noch dazu unrichtige
Kenntniß , weil das Verfahren vom Carneades ibn gegen
alle Philoſophie Aufgebracht batte. Um jedoch den Leſern
von unſerm Urtheile Rechenſchaft zu geben , wollen wir den
Berf. auf ſeinem weiten Umwege ein wenig begleiten.
Bei den Alten war Religion mit der Staatsverfaſſung
genau verbunden , daßer wurden alle , die den offentlia
den Gottesdienſt beſtritten, als Staatsverbrecher angeſebent
und die alten Religionen waren intolerant , jedoch nicht
weil jede, ſich für den einzigen Weg Gott redt zu dienen pielt ;
fondern blos aus politiſcher Rückſicht. Daraus entſpran ,
gen die Myſterien und der Unterſchied zwiſchen eroteriſcher
und eſoteriſcher Religion , weil man die beſſern und reinern
Begriffe von der Gottheit nicht Öffentlich vortragen durfte.
Die Myſterien enthielten eine voukommnere Theologie, und
dem Aberglauben des Pábels wurde darin widerſprochen.
Schwermuth, Diefſinn und Somermerei machten den
Charakter der Egyptier aus ; unter dem Prieſterorden befanden
ſich die redlichſten , weiſeften und tugendhafteſten Menſchen ,
Dieſe Prieſter wurden durd den natürlichen Spang zur Spea
kulation bald in gewiſſer Abſicht Philoſophen , und gelangten
zu beſſern und erhabenern Begriffen von Gott und der Seele.
Da ſie aber dieſe nicht öffentlich bekannt machen durften :
ET
To půdten fie ſie in Råthſeln und Adegorien , und erfan,
den ſo eine eſoteriſche Religion . Die Grundfäße dieſer eſo
teriſchen Religion des groſen Dfiriß ſcheinen nun in den
Myſterien der Ifis oder des Oſiris den eingeweihten offenba,
ret worden zu ſeyn, nemlich : daß nur ein bodiſtes Weſen
eriſtire , daß die Seele der Menſchen ein Husfluß aus dem
pådoſten Verſtande Gottes , des Oſiris ſei; daß aber die
Seele
360 XI. Anzeigen neuer Bücher
Seele ihres erſten glücklichen Zuſtandes der Vollkommenheit,
da ſie ein Ebenbild des Oſiris , dem höchſten Verſtande Got.
tes åbnlich geweſen , verluſtig geworden , daß ſie aber durch
Kunſt und anhaltendes Beſtreben , durch Tugend und Zu.
růckziehung vom Körper und Entſagung der Sinnlichkeit
noch im Zuſtande dieſes Lebens , fich jener erſten verlohrnen
Vollkommenheit wieder nåbern , und dem Oſiris einigermaß
fen åbnlich werden könne , daß aber nach dem Tode , als der
gånglichen Befreiung von der Gifangenichaft des Körpers,
die Seele wieder in ihren erſten Zuſtand zurückkehren werden
und nun der Oſiris auferſtehen , nemlich die Seele, als ein
Ausfluß des Oſiris , durch den God in dieſes neue Leben wie .
dergebopren werde. Die Myſterien hatten drei Grade, in
deren leßtem die Falſchbeit dergewóbnlichen äuſern Religions.
begriffe erklärt wurde.
Dieſe Theorie für fich allein genommen ſcheint ganz beis
fauswürdig ; wie aber wenn man ſie gegen die Geſchichte
bålt ? Zuerſt alle Myſterien aus Religionsintoleranz abzu .
leiten , widerſpricht den Nachrichten von neuern unkultivir.
ten Nationen , die gleichfalls ihre Einweihungen und Mys
fterien , ohne dergleichen doppelte Religion þaben. Es
bedarf alſo eines Beweiſes, daß bei den Alten die Myſterien
gerade aus dieſer Quede entſprangen. Zweitens, wer ſagt
uns , daß die egyptiſchen Prieſter in ſo früber Zeit ſchon rei,
nere und beffere Begriffe von Gott und der Seele hatten ?
Herodot nicht, bei dem zwar manches von geheimen Deu .
tungen , aber nichts vorkommt , woraus ſich auf ſolche ge.
reinigte Begriffe ſchlieffen lieffe. Das egyptiſche Cosmogos
nieryftem beim Diodor von Sicilien , deſſen Nachricht die
ålteſte iſt, iſt febr grob und materiell, und von den Theogo.
nien der Griechen nicht viel unterſchieden . Plutard ,
Upulejus und andere von ſpåterer Zeit selten hier nicht ,
man weiß wie ſehr fie durch ihre Deuteleien die griechiſche
Mytgologie verunſtaltet haben . Drittens, wer ſagt, daß
in
und Schriften . 361
it
ODS
in den Myſterien überhaupt eine andere als die offentliche
Religion vorgetragen würde ? Von den Griechiichen låßt
fich , fo viel uns bekannt iſt, zuerſt Iſokrates fo etwas
elt
entfallen , und ſpätere Schriftſteller Tagen es immer deuts
101
ficher; folgt aber daraus , daß es vom Anfang in den vies
male
ten Jahrhunderten vor dem Irokrates auch ſo war ?
MI
Iſt es nicht vielmehr dem Gange ader Religionsbegriffe ges
máb, daß es in roben Zeiten nicht ſo war , daß mit deë
Zunahme und Berichtigung der Kenntniſſe und dem Wachsia
20
thum der Kultur , aud die Lehren der Myſterien fich vers
18
beffecten ? Iſt es nicht gegen den Sang und die Natut
以17
des menſchlichen Verſtandes , daß Lehren , deren Entwickes
lung und deutliche Einſicht, ſo viele Jahrhunderte eines
angeſtrengten und ununterbrochen fortgeſeßten Nachden :
kens der größten Philoſophen erforderte, von einigen Pries
ſtern auf einmal , ohne alle gehörige Vorbereitung folent
entdeckt feyn ? Ueber dieſe Gegenſtande und die Religionss
begriffe der älteſten Völker wird man nicht eher aufhos
ren künſtliche Sopotheſen , und einſeitige Deutungen zu
machen , bis eine zuſammenhangende Geſchichte des inendo
lichen Verſtandes deutlich vor Augen legt, in welcher Ords
nung und mit welcher Mühe die allgemeinen intellectuellen
Kenntniſſe ſich entwickelten , wie roh und findiſch die Bea
griffe der Wilden ſind , und wie manches , das ganz beſorts
!
dere Urſachen und Veranlaſſungen zu haben ſcheint, fich
nuf allgemeinePrincipien des menſchlichen Geiſtes gründet.
Uus Egypten geßt der B. nach Griechenland übers
und findet, daß Plato , beſonders in der Politik, Theos
logie und Sittenlehre, die Meinungen der egyptiſchen Weis
fen , und die Religion und die Philoſophie des Oſiris tras
veſtirt habe , wie denn lange vorher auch Pythagoras
hieraus ſeine beſten leht fåße entlehnthabe. Woher weiß
man das ? daraus allein doch wohl nicht , daß beide Phisi
loſophen Egypten beſucht, und ſich in die Prieſtergeheima
Sef Seitr ,St.II. niſſe
362 XI. Anzeigen neuer Bücher
niſfe haben einweihen laſſen ? Aus der Uebereinſtimmung
der Lehren doch auch wohl nicht, denn von der egyptiſchen
Philoſophie dieſer Zeit ſind keine Nachrichten vorhanden ?
Aus ihren beffern Einſichten auch wohl nicht ; denn die
piehergehörigen Pythagoriſchen Såßefind in Anſehung
geſchon atheit fehr verdächtig , wo nicht gar ſichtbar unter:
geſchoben und Plato fonnte durch eigenes Nachdenken
Tchon beſſere Begriffe erlangen , dazu war alles vorbereitet ?
1
Dieſe beiden bringen den V. endlich zum Sofrates
zurück, von dem er ausgegangen war. Catos Uusſpruch,
Sofrates ſei ein unruhiger Kopf geweſen, der durch
Teine Neuerungen in den Religionsbegriffen die Staatsver's
faffung babe umidaffen wollen , legt er zum Grunde, und
findet nun ganz natürlich die Sache, wie er ſie ſich vorges
ſtedt hatte. Allein zuvorderf Håtte wohl gefragt werden
müffen hatte Cato würflid Recht ? Konte er nicht aus
vorgefaßtem Widerwillen und unfunde irren ? Xenos
phons und Platos Nachrichten vom Sokrates wers
den nun aus dieſem Geſichtspunkte betrachtet, und da
kann es nicht fehlen , daß fich verſchiedenes vorfinde , wels
ches aufeine vorgehabte Aenderung der Staatsverfaſſung
fich deuten läßt.
To.
Beiträge zu der Lebensgeſchichtedenkwürdiger Perſonen ,
infonderheit gelehrter Månner , von D. Anton
Friedr. Büſching. Erſter Theil. Hale, vers
legt von fel. Joh . Jac. Curts Wittwe, 1783 .
416 Seiten ohne die Vorrede, in 8.
Die Mariner von welchen hier geredet wird , find der
-Freiherr Chriſt. von Wolf ; der Probſt Reinbeck, und
der geheime Rath Earl Gottlob von Nüßler. Was voin
erſtern beigebracht wird, betrift ſeine Zurückberufung nach
Halle, in den zwiſchen ihm , Reinbeck, dem Grafen von
MAIS
und Schriften 363
Manteufel und dem Buchhandler Haude darüber ges
mechſelten Briefen. Der Graf urtheilt (S.1 29) Wolf
würde nie nach Halle zurückgegangen ſeyn , máre er frei
von Schmadheiten geweſen , welche ihm ſchon ſeit langer
Zeit angehangen Håtten ; und giebt ihm zu erkennen , er
begreife nicht,wie er die Rückkehr mit der Dankbarkeit gegen
das Haus Heſſen vereinbaren wolle (S.42). Freilich war,
wie die Vorrede beſagt, ſeine rúrkliche Rückkehr mit einem
anſehnliden Charakter und Gehalt eine gróſere Ehrenerklas
rung, als der bloſe Antrag zurúck zu kommen ; allein dies
ſer bedurfte er damals nicht mehr ; kein Unpartheiiſcher
Fonnte ihm ſeine Verbannung zur laſt legen , viele aber legs
ten ihm die Rückkehr übel aus. Wolf ſagt ſelbſt , bei
ſeinen vorgeſchlagenen Bedingungen gewinne er in Halle
weder am Range noch im Beutel das geringſte (S. 81) ;
er habe von ſeinem Hofe die Verſicherung erhalten , daß
man ſeinen Zuſtand verbeſſern würde ( S.83) ; er habe
nicht die geringſte IIrſache ſich über etwas zu beſchweren
S. 72) ; einige beſondere Umſtände , die aber mit ſeiner
Station nichts zu thun hätten , und daran der Hof nicht
Schuld wåre , ſeyen ihm zu Marburg beſchwerlich (S.76 );
in Caffel habe man ihm aus eigener Bewegung fo viel Wils
fåhrigkeit bezeigt, als er ſich zu bitten nicht würde unter:
ſtanden haben ( S. 113 ). Dem ohngeachtet ſchreibt er
wieder, es habe ihm ungemeine Freude erweckt, daß der
König in ſeine Bedingungen gemiliget habe ( S. 86) ; et
werde fich in Marburg nicht halten laſſen , weder im Gus
ten , noch im Schlimmen (S. 94 ); Togar , er wünſche
daß qusmårts einige Umſtånde bekannt waren , damit man
wuſte, ob er mehr Heſſen , oder Heſſen mehr ißin obligirt
wire (S.95 ). Wie reimt ſich dies mit der vorher ſo oft
erwähnten Dankbarkeit ? Dazu kommt, daß die beiden .
erſten Vokationen nach Salle hauptſächlich darum ausge:
fchlagen wurden , weil die Dankbarkeit gegen das Haus
Heſſen es nicht erlaube, fie anzunehmen ; daß bei der legs
Aa 2 ten
1
364 XI. Anzeigen neuer Bücher
ten von dieſer gar nicht mehr die Rede , ſondern nurdavon
iſt, daß der Hof zu Caffel ſein Weggehen nicht übel aufs
nehmen möge; daß die Umſtände, welche er ſo ſehr wünſcht
bekannt zu ſeyn , nichts anders betreffen , als daß er in
Marburg ſo viele Collegia teſen müſſen , welches er ja aud
in Hade thun wollte , und 'eben darum den Ruf nach Bers
lin ablehnte, welcher Unbequemlichkeit, da er die Wiafaha
rigkeit des Caſſeliſchen Hofs ſo ſehr rühmt , auch in Mars
burg hätte abgeholfen werden können .
D. Reinbeck galt beim König Friedrich Wilhelm
ſehr viel, wovon eine Menge von Kabinetsſchreiben zeugen ,
welche von der Denkungsart dieſes Monarchen rühmliche
Denkmale find. Sonderbar aber iſt, daß ſeine zeitlichen
Umſtände dennoch nicht die beſten waren , und Hart, daß
der König auf eine Bittſdrift, worin um Reinbecks
Entlaſſung nach Hamburg in eine ſehr vortheilhafte Stelle
gebeten wurde, platt , platt , abſolut abgeſchlagen , ſchrieb ;
und auf Reinbeck $ Erſuchen antwortete : ich weiß nicht,
was die Hamburger wollen , kommen und wollen mir mei
ne beſten Prediger nehmen. Wenn ich irgendwo einen {ums
penkerl anwerbe , ſo mitd ein Term darüber gemacht, und
Die wollen mir meine beſten Stúßen aus dem {ande holen.
Das taugt nit ; daß der Konig ſo dachte, und doch Reina
bec nicht die geringſte Sd) adloshaltung vor die pielen daa
durch verlohrnen Vortheile gab (S. 176).
Die Lebensgeſchichte des Herrn von Núßler iſt reich
an intereſſanten Vorfáden wir haben den rechtſchaffenen
und thátigen Mann mehr als einmal aufrichtig bedauert.
Er hatte mit grorem Eifer und eignen Koſten ſchon wichtige
Dienſte geleiſtet , befam dennoch keine Beſoldung , und
mußte noch dazu in Berlin ein koſtbares Haus bauen ( S.
321 ). Uuf ſeine Gegenvorſtellung ward ihm zur Untwort,
er rolle nicht raiſonniren. Er ward gar , ohne daß man
ihm das geringſte bätte zur faſt legen können , nebſt mehs
rern
and Schriften . 365
rern andern verabſchiedet, ohne die geringſte Entſchädigung,
obgleich er bei der vorher genoſſenen geringen Beſoldung von
feinem Vermogen vieles hatte zuregen müſſen (S, 381.)
Seines Schwiegervaters des Kanzlers. von Ludwig Hinters
laſſene Handſchriften , ſuchte er gegen billige Bedingungen
an das geheime Archiv zu verkaufen, erhielt aber den Befehl,
fals er ſie nicht unentgeltlich ablieferte, wollte man ihn
fiſcaliſch belangen (S. 409). Dem türkiſchen Geſandten
mußte er 1763 ſein Haus einräumen , und litt dadurd
einen Schaden von 1000 Rthlr., der auf ſeineRechnung kam
( S.406 ). Dennoch arbeitete er als Landrath mitwarmem
Eifer für das Beſte ſeines Kreiſes, welcher ihm ſehr erhebs
liche Vortheile zu verdanken fat. Mancherlei komiſche Vora
fáue und Charaktere Beitern mit unter das Gemälde auf,
II .
Sammlung der neueſten Ueberſegungen dergriechiſchen
proſaiſchen Schriftſteller, unter der Aufſicht des
- Herrn Kirchenrath Stroth, vierten Theils
erſter Band. Dio Caſſius, römiſche Geſchidyte.
Erſter Band , von Joh.Auguſtus Wagner,
INK Conrector amGymnaſium zu Merſeburg. Frant
der. furt am Main , in der Hermanniſchen Buchhand
(1 lung ,. 1783. 552 Seiten in 8 .
M Dieſer Band geht bis an das 42 te Buch , die Fraga
mente mit eingeſchloſſen. Auſſer der Reimariſchen Ausgas
reld be hat ſich auch der V. der Reißfiſchen Unimadverſionen
cenen bedient. Daß dieſe Ueberreßung nicht aus einer lateinis
uert
Tchen gemacht iſt, lehrt gleich der Augenſchein. Der muns
Corting tere Ton Dions iſt glücklich getroffen , obgleich hie und
da ein wenig verſtärkt. Griechiſche Wendungen weiß der
n lê
V. ſo gut mit teutſchen zu vertauſchen , daß man den Ums
nitmo
faş nicht merkt , und einen landsmann zu leſen glaubt.
Daß der V. ſeiner Sprache machtig , und entfernt vom
叫叫 叫
of our
ſteifen Schulton iſt, lehrt auch ſchon die Vorrede.
24 3 12. Ders
366 XI. Anzeigen neuer Bücher
1
12 ,
Derſelben Sammlung fünften Theils erſter Band .
Herodots Geſchichte, erſter Band, aus dem
Griechiſchen überſekt von Joh. Friedi. Degen ,
Doktor der Weltweisheit, und ordentlichem
Lehrer an dem Karl -Alerandčinum zu Anſpach .
1783. 321 Seiten in 8.
Enthält die beiden erſten Bücher, Reiskens und
Balfenaers Bemühungen ſind vorzüglich, daneben aber
auch die Goldhagen de Heberreßung , nebſt Heil
manns Anmerkungen darüber, genußt , die Arbeit iſt,
wie man ſie von einem in der griechiſchen litteratur vortheil
Haft bekannten Manne erwarten kann. Ohne fich zu ges .
nau an das Original zu binden , und dadurch den Jefern
Ueberdruß zu verurſachen , behält doch der V. deſſen Ton
bei. Zuweilen aber båtte er doch wohl fónnen der Urſchrift
mehr getreu bleiben ; ſo giebt er gleich den Anfang: Heros
dot'von Halicarnaß liefert hier das Reſultat ſeiner hiftos
riſchen Unterſuchungen ; da es doch wohl eigentlich Heiſſen
fodte : die Geſchichte Herodot des Halicarnaſſers hat fols
genden Zweck.
13
Von den Ueberregungen der rdmiſchen Proſaifer in
ſelbem Verlage haben wir vor uns :
Caj. Plinius Secundus Naturgeſchichte , von Gottfr.
Große, vierter Band, 1783. 398 Seiten in 8 .
Wir beziehen uns auf das vom erſten Band geſagte.
14 .
1
Briefe eines Reiſenden von Pyrmont, Caffel, Mara
burg , Würzburg und Wilhelmsbad. Erſtes
Paquet. Frankfurt und leipzig, 1783.
Das zweite Paquet , welches zugleich mit dem erſten
por mir liegt , enthält die eigentliche üblicht dieſer Reiſe,
von irgend einem Ort aus in der Nachbarſchaft Pyrmonts,
bis
7
und Schriften . 367
bis nach Würzburg. Sie liegt in der Beſchreibung des
Hundertjährigen Stiftungsfeſtes der Univerſitat des leßtern
Orts. Die Bemerkungen alſo, welche der Verfaſſer úbet
die durchreiſten Drte macht, möchten mehr hingeworfene
Nebenſache, jene Hauptwerk reyn. So möchte das von
Pyrmonts (age , vom innern Gehalt feiner Waſſer, von
den Brunnengåſten und ihrer lebensart, vom Fürſten von
Waldet und ſeinen Sofleuten ſeyn . Seine Aeuſſerung
überden Unterſchied der Stande den man zu Pyrmont macht
und zu BrúckenaueinenBrunnen im Fuldiſchen nicht bemerkt,
gehört ins Kapitel der Brunnenmoral, welche freilich von
Leuten nicht fann beobachtet werden , die oft gar keine mits
bringen . Doch , wo der regierende Fürſt ſelbſt mit ſeinem
Hofe ſo ſehr das erhabene Beiſpiel einer liebenswürdigen
Geſelligkeit relbſt iſt , wird : jedem Geringern erlaubt ſeyn ,
ſich durch Stolz für ſein Geld ſo ſehr auszuzeichnen , daß
der Vernünftige ihn gern ſich und ſeines Gleichen überlaßt.
Und es gehört mit zu den feinern Zeiten , daß man jenen
aud unter demn teutſchen Adel findet. Die Beſchreibung
eines Hannoveriſden Gelehrten von Pyrmont, welche der
Fürſt von Waldeck felbft durch ſeine bekannte Grosmuth
aufs nachdrücklichſte unterſtüßt, wird übrigens den Wunſch
des Verfaſſers erfüllen , bald eine vollkommene zu haben .
In dem rehenswürdigen Caſſel war er pieleichtnicht långer,
als die Briefſteller , welche ſich jezt im teutſchen Muſeum
und in andern Schriften ſo ſehr mit den fehlerhafteti
Schönheiten dieſes Fürſtenfißes beſchäftigen. Wahrheit
in ihren Urtheilen wird jedermann gerne zugeſtehen ; allein
die Gadomanie iſt nicht herrſchender Geſchmack Caffels,
und auch in Wien , das Muſter von Polizeiverfaſſung ifte
brennen nad Nicolai die (aternen auch nicht,wennd ſchon
finſter iſt, bloß weil wenigſtens der Mond im Kalender
leuchtet. Immer noch ſcheints , daß viele teutſche Gelehrte
zu wenig geſehen haben , um mit Kenntnis von den Wers
ken der Kunſt zu ſchreiben . Unſern Verf. trift das indefe
ua 4 ſen
368 XI. Anzeigen Neuer Bücher und Schriften .
fen nicht. Das' widtigſte von Caffel iſt in ſeinen Briefen
eine Vorlefung über ein alt ſyriſch- chineſiſches Monument,
die er als einen Beweis feiner Gelehrſamkeit in den morgens
ländiſchen Sprachen in der Geſellschaft der Alterthümer
hielt. Sie iſt ganz eingerückt. Uus den Armen ſeiner
Freunde im romantiſchen Marburg kommt unſer Reiſenderi
an den Det ſeiner Beſtimmung. Der Charakter des lies
benswürdigen Fürſtbiſchofs, ſo wie einiger würdigen Ges
lehrten daſelbſt, machen Würzburg ſo viel Ehre , als einige
2 zur Feierlichkeit gehörige Reden . Sollte nicht hin und wie
der ein ſo auffallender franzöſiſcher Son in dieſen Briefen
eines teutſchen Schriftſtellers herrſchen , welcher übrigens
gründliche und ausgebreitete Gelehrſamkeit darin verråth ?
XII.
Stürze gelehrte Nachrichten.
I.
4.
Bu Gieffen ſtarb am 22. Febr. Herr M. Johann Chriſtian
Dieß, derTheologie auſſerordentlicher Profeſſor , erſter Stadt.
prediger und Definitor im 65 ten Jahr feines Alters. Von ſeis
nem Leben und Schriften f. Herrn Strieders Heſſiſche Gelehrs
ten- und Schriftſtedergeſchichte Sh. 3. S. 68. folg. An des Ver .
ſtorbenen Stelle iſt der bisherige Stadt- und Burgprediger zu
Gieſſen , Herr Joh . Balthaſar Müller zum erſten Stadtpredis
ger ernannt worden . Manhat legterm verſchiedene mit Ein ficht
pers
XII. Kurze gelehrte Nachrichten. 371
beranſtaltete Sammlungen von Predigten über die Evangelia
und Epiſteln , wie auch über die Leidensgeſchichte, zu verdanken ,
S.
Herr Fr. Leuchſenring, bisheriger Heſſendarmſtädtiſcher
Rath , durch ſein Journal de Lecture und andere Arbeiten , als
ein vortreflicher Schrifftetler und ein ſichtsvoller Gelehrter bes
kannt , iſt zum Inſtructor des álteſten Prinzen Sr. königl. Hos
heit des Prinzen von Preuſſen ernannt worden.
6.
Druckfehler.
S. 187 3. 6 lefe man : berdid tett.
3. 28 nach klein dunkel.
S. 191 Z. 4 nach Augenhöle und.
S. 195 3. 2 ſtatt zu vo 11.
S. 197 Ábr. 2 Ž . 15 ftatt fcerotica lies rcleroticas
199 Abf. 2.3. 4 ſtatt Hrſprünge des l. Urſprünge beider Sehenerven .
200 2.9 nad compreſſione: dieſe zweite Beobachtungaber icheint eher
das Gegentheil zu beweiſen ; wenn man nicht annehinen wollte, dåß
der Sehentervenhügel aufdergeſunden Seite mehrden Druckempfand.
5. 200 Avf. 2. 3. * Maſſa lies Maffa.
Abf. 236 9 Bortholinųs lies Bartholinus.
Wilhelm von Salicet.
ſtatt Goochi lies Good .
Š. 201 Ábf. § 3. io lies Union , ins Gehirn felbf.
S. 249 3. II Buch Lazarus lies Buch bei Lazarus.
S. 254 Z. 16 an ſtatt ausfündig gemacht zum Vorſcheingebrad t.
3. 25 an ſtatt ausmacht vorſtellt.
S. 258 3. Iftatt Dienſtmanns hier und in der erſten Zeile aller følgca
den Seiten Montforts.
S. 258. 3. 21 ftatt Orlende Orlens. 2
Heſſiſche Beyträge
fur
Gelehrfamleit
und
Kun it.
Drittes Stud.
Frankfurt am Mayn ,
bey Darrentrapp Sohn und Wenn.
er.
1 7 8 4.
Ankündigungen .
o. .
blicae Carolo V. Caefare commentarii behalten noch ime
und
mer als die erſteausführliche Reformationsgeſchichte
als die Quelle Bieler andern baraus abgeleiteten Bücher ihs
ren entſchiedenen Werth , unð tver die merkwürdige Geſchich .
te dieſes Kaiſers , und überhaupt des 16ten Jahrhunderts,
gründlich ſtudiren will , dem iſt das Buch ganz unentbehra
lich. Ohngeachtet es in den erſten hundert Jahren nach
feiner Erſcheinung wenigſtens hundertmal in verſchiedenen
Sprachen gedruckt worden iſt : ſo haben doch die berühne
teſten Gelehrten immer nod) eine neue Ausgabe des latei,
niſchen Originals für nöthig gehalten , und einige har
ben dergleichen auch würtlich verſprochen , f . Er. Gra .
pháus ſchon im 16ten , Sortleder im vorigen und Erich ,
fon im gegenwärtigen Jahrhundert; aber keine iſt erſchies
men. Endlich entſdiloß fich der berühmte fel. Hofrathi
Kurſächſ. Hiſtoriograph und Profeſſor zu Leipzig , Johann
Gottlob Bobme, zu einer neuen Ausgabe , faſt um eben
die Zeit , als Pierre -François le Courayer ſeine neue frang
zöfiſche vortrefliche Ueberſeßung 1767 herausgab , welche
bernachmals meiſtens zum Grund der im J. 1771 u . f . zu
Halle mit Herrn D. Semlers Vorreden gedruckten teut:
fchen Ausgabe gelegt wurde. Der Plan , nach welchem er
fie liefern wollte, iſt von gemeldtem Herrn Semier in der
Borrede zum erſten Kandy S. 17 , und von dent Herrni
Hofrath Meufel in den Betrachtungen über die neueſten
Hiſtoriſchen Schriften , Th. III. S. 154. mitgetheilt wors
den : aber der Tod übereilte ihn und vereitelte dieſe und
andere Hofnungen den 30jten Jul. 1780 , nachdem er im
vorhergehendenJahre in der Vorrede zu feinen opuſculis
academicis de litteratura Lipfienfi fein Vorhaben nod) ein .
mal angekündigt und ſeinen Mitarbeiter genennt hatte.
Es iſt dieſes der gegenwärtige Stadtpfarrer zu Kaufbeuern
in Schwaben , Hr. C. Cam Ende , der einige fleine
Schriften über Sleidans Leben und Bücher theils einzelng
theils in des rel Superint. edelhorn in Memmingen
Ergoblichkeiten aus der Kirchen hiſtorie und Litteratur her :
ausgegeben hat. Boehme ließ ſich mit ihm in einen faſt
swölfjährigen Briefwechſel darüber ein und er arbeitete ihm
alles nöthige, 3. Er. eine Varianten Sammlung, Zufaße,
Anmerkungen , Verbeſſerungen , Anzeige der Urfunden , auf
die fich Sleidan beziehet ,u . f. 1v . in die Hand. Dieſes
alles tvar ſchon fertig , als Boebme ſtarb , und er hatte
es ju der neuen Ausgabe in Hånden : nach einem zwiſchen
beiden gemachten Yccord aber warde es durch Herrn Pross
feffor Ed nach Kaufbenern zurück geſchidt. Dafich feier
Gelehrter gefunden hat, der dieſe und andre angefangene
reipu Arbeiten des fel. Boebme zu liefern Kuft gehabt hätte : ſo
od in hat ſich Hr. am Ende endlich entſchloſſen , die neue Auga
ote und gabe Sleidang zu beſorgen . Der erſte Band derſelben
ucher ihs wird künftige Oſtermeſſe 1785 , nach dem Plandes ſ.Boob
iefchia me ausgearbeitet , bey den Buch håndlern Varrentrapp
nderts Sohn und wenner zu Frankfurt am Main, fauber und
ntbehr correct gedruckt in groß Octav erſcheinen , und die andern
en nach beiden werden von Meffa zu Meſſe unverzüglich nachfolgen.
bedenen Vielleicht håtte Boebme , wenner låinger gekbt båtte, dier
kruhmi fer Ausgabe bey ſeiner ausgebreiteten hiſtoriſchen Kennt.
Tarei niß noch einige Vorztige geben können : vielleicht aber ders
ge har liert dem ohngeachtet die gelehrte Welt nicht viel daben ,
Gra indem die neue Ausgabe, die er vorhatte , bem feinen håus
Erichs figen Geſchäften und ſeiner ſehr eingeſchränkten Zeit , doch
dies mehr eine Arbeit ſeines Mitarbeiters, als feine eigne , ges:
frath weſen ſeyn würde. Wenigſtens hofft dieſer , als neuer
shann Herausgeber , alles gethan zu haben , was man nur fordern
1 eben fan, und ſo viel Steiß , Mühe, Gedule und Zeit aufdie neue
-frana Yusgabe gewendet zit haben , als ſchwerlich ein andrer dars:
Welche auf wenden turdeund fönutes
f. u
feut :
em er
II. Seit vielen Jahrett Ibar es meine Lieblingsbeſchäftigung,
in our
Verſudezumachen , in verſchiedenen Manieren zu radiren ,
und aufdieſe Art Handzeichnungen guter Meiſter nachguah,
Herrn men. Kunſtliebhabern gefiellen meine Spielereyen , und
Meries ) cin gütiger Freund theilte don in teutſchen Merkur vom
ivor
und Julio 1781. ein kleines Verzeichniß dem Publico mit ;
er in
Berichiedene Freunde der Sunft verlangten ſeitdem Abdrüde
culis davon, und aufgemuntert durch dieſe Aufforderung, will ich
7 eins
por der Hand 12 Blárter ausmeinem Vorrath willen , und
fie in einem sefte , unter den Titul:
patte.
euern Verfumein geázten Blåttern nach verſo iedenen
Fleine manieren ,
3d n Kunfiliebhabern liefern . - Der Subſcriptionepreis iſt ein
inge Spec Ducaten. - Colfen KunſtKebhabern, wie ich hof
I bere fe, dieſe Verſuche gefallen , ſo wird mich ihr Beyfall aufs
un fall muntern , weiter zu gehen ,und aus einer groſſen Samms
ihm fung Handzeidnungen berühmter Meiſter, die ich beſige
fagy die beſten Blåtter , nach und nach zu liefern ..
1; AU ! Caſſel, den 12 Julii 1784..
Dieſes
hattre Joh. Senr. Tiſchbein jun.
fche fürſtl. Heffen : Caffelfoder Gallerie -Inſpector
III. Durch unterſtützung einiger ſchåßbaren Freunde , uno
durch forgfältigen Gebrauch vieler Dokumente und unges
druckter Urkunden son Weſtphalen , bin ich in den Stand
geſetzet worden , meinem Vaterlande und allen auswärti:
gen Freunden geographiſcher Wiſſenſchaften eine periodiſche
Gdrift angufündigen , die ihnen, wie ich boffe, wilkom
men ſeyn wird. Sie führt den Titel:
Geographiſches magazin von Weſtphalen .
Gie unterſcheidet ſich von åhnlichen periodiſchen Schriftet
Dadurch , daß fie nur auf einen einzigen Gegenſtand, allein
auf Weſtobalen ſich einfchränkt, und deſſen Producte
Sitten und Lebensart der Einwohner von Provingene
Stådten und Dörfern ; Volksmenge ; Alterthümer ; Fabri
fen ; Künſte ; Handwerke; kurz alles zu bearbeiten ſucht,
was zu einer fünftigen vollſtändigen topographiſchen und
ſtatiſtiſchen Beſchreibung von Weſtphalen erfordert wird .
Auſſer denen meiner Freunde, die fich zur Unterhaltung
Dieſes Magazins verbindlich gemacht haben , muntere id )
alle und jede Beförderer nůßlicher Unternehmungen auf,
zu meiner Abficht dienliche Beiträge mir zuzuſenden . ges
der gedruckte Bogen wird , wenn es verlangtwird , mit
3 Thaler, und wenn der Abſaß dieſes Journals es erlaubt,
mit 5 Thaler in Golde bezahlt . Jedes Heft wird 8 bis 10
Bogen 8. ſtark werben. Vier Hefte machen einen Band
aus. Auf jedes Heft wird 8 Ggr. Preuß. Courant ſub
fcribirt und auswärtigen franco Hamburg, Leipzig , Caffel
und Berlin zugeſchickt. Der Subſcriptionstermin ſtehet
bis Johannis 1784 Offent. Das erſte Heft erſcheinet su
Michaelis d. I. und mit jedem Quartal wird ein neues ge
liefert. Die Namen der Beförderer dieſes Magazins wer2
den am Ende des Bandes genannt. Aufſer allen meiner
vaterländiſchen Freunden, welche ich um Beförderung dies
fes Magazins erſuche kann man in allen angeſehenen Budha
handlungen Deutſchlands unterzeichnen .
P. S. Weddigen ,
Lehrer am Gymnaſium zn Bielefeld.
In Frankfurt am Mapn kann man ſich desfalls an
Varrentrapp Sohn und wenner wenden,
SINO
Fiche
01
Fun
*
the
'
-
개
Heſſiſche Beiträge:
.
Drittes Stúd,
3
1)
í
Inhalt IX
des dritten Stüds.
7.7
.
effifфе
Rei
DY
Heffiſche Beiträge
zur Gelehrſamkeit und Kunſt.
Drittes Stůc .
I.
+
& Die weibliche Kolbe beſteht aus vielen verwachſenen
Fruchtknoten , ohne Keld) und Krone, mit einzelnen
Griffeln , und wird zur vielfacherigen Beere.
Indas foldergeſtalt feſtgelegte Geſchlecht geboren viels
leicht mehrere Gattungen naheverwandter Pflanzen , von
denen bisher aber nur zwei ſo genau beſchrieben worden
ſind , daß man ſie in ſyſtematiſche Verzeichniſſe fat eintra
gen können , nämlich :
I ) Der eigentliche Brodbaum , (Artocarpus in
ciſus) mit zerſchnittenen Blåttern und der Frucht an den
áufferſten Zweigen.
2) Der Jakkabaum ; ( Artocarpus integrifolius)
mit ungetheilten Blättern , und der Frucht an Wurzel ,
Stamm und Heften ,
Beide
386 U. Beſchreibung des Broðbaums.
Beide Gattungen ( ſpecies) ſind, wie viele andere
Gewächſe des heiſſen Erdſtrichs , der åbånderung ſehr unter :
worfen , und in eine Menge Spielarten ausgeartet, wos
durch ſie ſich einander noch mehr nähern ; denn I hunberg
Fahe Jaffabåume mit dreifach eingeſchnittenen Blättern ,
und Rumph im amboiniſchen Kräuterbuche i giebt zu
verſtehen , daß eine Spielart des Brodbaums nur rehr
wenig eingeferbte Blätter hat. Es iſt alſo noch die Frage,
ob es in Zukunft bei den obigen , nad Thunbergs And
gabe verfertigten Beſtimmungen wird bleiben können ? So
ſchwer iſt es zuweilen Naturprodukte , wovon uns deë erſte
Anblick belehrt, daß ſie zu gång verſchiedenen Arten gehós
ren , nach der Kunſtſprache mit kurzgefaßten Definitionen
zu belegen ! So fehlt es uns beinah an ſchulgerechten Uus
drücken , Wölfe von Fúdyſen , Panther von Leoparden ,
Seebåren von Seelöwen kurz und beſtimmt zu unterſchei:
den. Dies ſind Gebrechen , die aus der Beſchaffenheit
einer ſyſtematiſchen Lehrart flieſſen , welche deshalb ihren
Werth zwar keinesweges verliert , doch aber in ihre
Schranken zurückgewieſen wird. Umſtåndliche bis auf die
kleinſten Abweichungen ſich erſtreckende Beſchreibungen ſind
das einzige , wodurch man jenen Mángeln abhelfen kann .
Zuerſt liefere ich alſo eine genaue in D - Taheiti, nach der
daſelbſt gewöhnlichſten Spielart abgefaßte Beſchreibung
des zahmen ſaamenloſen Brodbaumes.
Der Stamm iſt gerade , gemeiniglich ſo dick als der
menſchliche Körper und vierzig Schuh hody , oft nod höher.
Das Holz iſt weich , leicht, gelblich ; der Splint etwas
grobfaſerig und weiß ; die Rinde hellgrau , ziemlich glatt ,
etwas geſprungen und mit wenigen kleinen Knotgen beſeßt.
Ade Theile des Baumes geben , wenn ſie verwundet wer
den , einen klebrigen Mildſaft.
Die Aeſte bilden eine breite , runde , nach oben zu
ſtufenweis fid fømålernde Krone; die unterſten ſind lang,
kommen
II. Beſchreibung des Brodbaums. 387
kommen geiñeiniglich erſt in der Höhe von zwólf bis funf
zehn Schuhen über der Erde, aus dem Stamm , klaffen
beinahe wagerecht auseinander , gehen nach den Seiten,
mehrentheils zu drei und vieren ( quirlförmig , Th .) in
gleicher Höhe hervor. Die kleinern Zweige ſteigen aufs
wärts und tragen an ihren Spißen Blúthe und Blåtter.
Die Blätter ſtehen abwedsſelnd , find geſtielt, beis
naße eiförmig , von oben her in ſieben bis neun lanjetförs
mige ſpiſe Zungen, vermittelſt ſehr tiefer zugerundeter Ein's
ſchnitte geſpalten , übrigens glattrandig, an beiden Seiten
naft und glatt , klaffend, ſchóngrún unten etwas bleicher,
pergamentartig , anderthalb Sduh lang , eilf zou breit,
adrig , mit dicken Rippen , die Paarweiſe von der Mittels
rippe nach den gegenüberſtehenden Zungen gerade hinauss
laufen. Die jüngeren Blätter ſind, wie alle zarte Theile
des Baums, klebrig anzufühlen. Der Stiel ift beinahe
rund , naft , aufſteigend, zwei Zou lang.
(Zwei Blattanfäße ( ftipulæ ) worin die jungen Blåte
ter gewickelt waren , find lanzetförmig , zugeſpißt, hohl,
mit glattem Rande , inwendig naft , auswendig haarig ,
abfallend, drei Zod lang. Tý. und die Hottuyniſde Figur.)
Die Blumenſtiele kommen an der Spiße des Zweis
ges und an den Achſeln des oberſten Blatts einzeln hervor,
find rund, mit Hårchen dúnn beſeßt, aufrecht und zwei
bis drei Zou lang. 美A
!
II. Beſchreibung des Broðbaums. 397
Naturforſcher, 4tes St. , Halle, 8.1774.S. 220.
Uus dem vorigen, die Fig. aus dem Hawkes worth.
Sitodium inciſum . Thunberg in Philof. Transact.
1
Vol. LXIX. part. II. p. 465.
Rademachia inciſa . Thunberg. in act. Holm. Vol.
XXXVI. 1776. p. 260.
Artocarpuscommunis. ( inciſus) J. R. & G. Forſter,
Characteres gen. plant. Lond. 4. 1765. p. 102.
tab. 51 & 51. a . Befruchtungstheile und die Frucht
der gewöhnlichſten tahritiſchen Spielart, natürlicher
Gróſe, aber keine von den gråſten. Linn. ſuppl.
ant. Brunſvig . 8. 1781. p.411. – D. Hout
touyn , natuurl. hiſt. volgens Linnæus , IIde
Deels XI . St. 8. p. 439. mit einer guten Abbildung
der Spielart A. e. (aus Batavia ) nebſt den aus uns
Tern Charact . gen . plant. copirten Befruchtungss
theilen. - D. Panzers Beitrag zur Geſchichte des
oſtindiſchen Brodbaums , Nürnberg , 8. 1783. nebſt
Houttouyns Figur.
73
Erklärung der Kupfer.
. Erſte Tafel.
a. Die mannliche Blüthenkolbe eines D - Jaheitiſden
7 Brodbaums.
11
b . Dieſelbe der Långe nach durchſchnitten, um zu zeigen,
wie die einzeln Blüthen drauf fißen .
e c . Eine einzelne Blüthe , oder Blumendecke von nas
türlicher Grore.
Sc5 d. Dies
398 II. Beſchreibung des Broðbaums.
d. Dieſelbe vergróſert,
e . Ebendieſelbe vergróferte Blumendecke geðfnet, um
1 ihre zwei Blätter und das darin enthaltene Staub
gefäß zu zeigen.
f. Die weibliche Fruchtkolbe, eines D - Taheitiſchen
Brodbaums duroſchnitten , (worin der Fruchtboden
in der Mitte und die Spuren der Saamen rund um
her zu ſehen ſind.
g. Eine unfruchtbare Saamenſpur mit ihrem Haar.
Zweite Tafel.
Die reife Frucht des in Taheiti gewöhnlichen faamen
loren Brodbaums, verkleinert. Darunter liegt der
Umriß eines Blatts von eben dieſem Baum , genau
nach der Natur gezeichnet, und ebenfalls verkleinert.
Das Blatt iſt ohngefähr 20 Pariſer Zou lang , und
die Frucht zwiſchen acht und
li
neun 300.
III.
401
III
Nachricht von der Fürſtl. Heſſiſchen Akademie
der Malerei - Bildhauer- und Baukunſt
zu Caſſel.
er jezt regierende landgraf Friedrich II . gab bald nach
dem Antritt ſeiner Regierung , dein zu grófern Utz
fichten erweiterten Collegio illuftri Carolino in den
Herrn Råthen Johann Henrich Tiſchbein , Sinon (uds
wig Du Ry und Nahi drei áttere Profeſſoren der Males
7
rei - Bau- und Bildhauerkunft. Im Jahr 1775 erhielt
immer noch in dieſer Verbindung mit dem Carolino, die Ukas
demie ihr eignes Gebäude und auſer den Zeichnungen ihrer
Lehrer , Angúſſe- von Antiken und neuen Kunſtwerken ,
lebendige Modelle , und den freien Gebrauch der Schilde:
reien in der Fürfti. Galerie. Herr Rath und Profeffor
Caſparſon kündigte igre feierlicheEinweihung an. Jede
Offentliche Uusſtellung am 5. März , zeigte den beſten Ers
folg einer ſchweſterlichen Verbindung der Wiſſenſchaften
und ſchönen Künſte , wenn ſie nach der zweckmäßigen Abs
Ficht am rechten OrtPlaß findet. Die Schüler der Rúnſte
benußten die Vorleſungen des Collegii über dieMeßkunſt,
Geſchichte und ſchone Wiſſenſchaften ; und die Kunſt blieb
ihr Hauptgeſchäfte. Denn ihr täglicher Unblick in der Haupts
ftadt bildete ihren Geſchmack. Im Jahr 1776 beſchloß der
(andgraf die Stiftung einer vom Collegio abgeſonderten
Maler - und Bildhauerakademie , und deren zweckmäfige
Einrichtung. Am 18. Mårz wurde ſie im großen Saal
ihrer feierlichen Verſammlung durch den nunmehr ernanns
ten beſondern Präſidenten , Herrn Oberhofmarſchall und
Staatsminiſter Du Rorey und eine Rede des immerwähs
renden Sekretárs , Herrn Rath Du Ry , ſo wie durch die
Vorleſung der neuen Statuten feierlich erdfnet. Mehe
werden dieſe felbft ſagen . Herr Rath Du Ry pries die
Wich
402 III. Von der Akademie der Malereis
Wichtigkeit der Stiftung nach Verdienſt, und empfahi den
Sdůlern den Fleis und die Sitten , ohne welche aud das
Genie mittelmåfiig bleibt und der größte Künſtler ſich unter
feine Würde herabfeßt. Im Jahr 1777 hielt die Akades
mie den 5. März ihre erſte Ausſtellung von Gemahlden ,
Modellenund Zeichnungen. Ihre Zahl erſtreckte ſich auf
funfzig Stůcke, und zwei Medaillen wurden als Preiſe für
Malereien , zwei für Zeichnungen ertheilt. Ein gebundner
Chriſtus vor dem Hohenprieſter, ein Auguſt der Ehrens
Zeichen an ſeine tapfere Krieger austheiſt, ein vom Diomed
vermundeter und von der Venus in Sduş genommener
Aeneas , und ein Mars welcher der verwundeten Venus
ſeinen Wagen giebt , waren die Meiſterſtücke, durch welche
Herr Kath Tiſchbein reine Schüler begeiſterte. Die
Ukademie hatte ſchon das Vergnügen , durch landſchaften
von der Frau Regierungsrathin von Schmerfeld , durch
Urbeiten von der Prinzeſſin Julie von Heſſen - Philippos
thal jezt vermählten Fürſtin von Schaumburg - Lippe, und
der damaligen Demoiſelle Tiſchbein , jeziger Frau Kriegsa
råthin von Upell , Kunſtarbeiten zu ſehen , die man nicht
blos deswegen nennt , weil ſie von Frauenzimmern Herrührs
ten.
Liron alereien von zwei Bruderföhnen Heren Rath
Sird beins , von Herrn Galerieinſpector Henrich Wils .
Helm Tiſchbein , und dem Deſſinateur der Akademie
Herrn Kobold waren die vorzüglichſten. Herrn Rath
und Profeſſor Nakls Sohn , jezt ſein Nachfolger , zeigte
Frankreich und Itativasreliefs , daß er ſeine Reiſe nach
den 11. Jul. erfolgte den 2. Mårz das Abſterben des bis
ķerigen Präſidenten Herrn D. und S. M. Du Rorey.
Der Vicepräſident Herr Generalmajor von Gohr erhielt
jene, und ſeine Stelle Herr Kominandeur und Kammers
herr von Beltheim. Den 5. März gieng die zweite
feperliche Ausſtellung und Vertheilung de: zwei Preiſe für
Malereien und zwei andrer für Zeichnungen vor ſich. Pon
Sai :
Bildhauer- und Baukunſt zu Caſſel. 403
11
Schülern war Herr Maler ” forr der erſte, welcher zum
Mitglied ernannt wurde. Der Malereien allein waren
50 Stücke. Shre gråſte Zierde war ein der Akademie von
Herrn Rath Tiſchbein gegebenes allegoriſches Gemälde
auf ihre Stiftung; auſſer dem ein Ecce homo. In
des Herrn Gallerieinſpector Henrich Wilhelms , und
Jacob Iirchbein Arbeiten fall man den Flor dieſer
Heſſiſchen Künſtler- Familie. Von ausmårtigen hatte der
Braunſchweigiſche Hofmaler Herr Weitſc landſchaften
eingeſchickt. In dieſer Art hatte ſich die Frau Regierungss
råthin von Schmerfeld in ihren Arbeiten vom varigen
Jahr übertroffen. Herr Rath Nahl zeigte ein Bruftbild
des Landgrafen von Alabafter , und in einer Figur König
Friedrichs von Schweden , Meiſterſtücke ſeiner Hand. Die
Herrn Gebrüder Haid und Herr Ruhl machten ihm als
Schüler Ehre. Zum erſtenmal legte auch der von Dresden 1
IV .
ور
413
ob IV .
Bom plößlidhen Uebergang der Seele aus
einem Entgegengeſeßten in das andere.
A us einem Gegentheile auf einmal zum andern überzuges
.
hen, ſcheint nad allen , aufern ſowohl als innern Ers
erf
fahrungen , ſelbſt nad Vernunftgründen unmdglich. Dens
14 noch beobachten wir es , wiewohl felten , bei unſerer Seele,
ul und finden das Beobachtete um ſo widerſinniger, je unbes
greiflicher es iſt , ſo daß wir geneigt wären fremder Beobs
3
achtung Glauben zu verſagen , wenn ſie nicht zugleich alle
3
Merkmale der Glaubwürdigkeit an ſich trüge. Genauere
Unterſuchung dieſes pſychologiſchen Paradoron kann alſo
wohl nicht überflüſſig ſcheinen.
Próßlicher Uebergang von einemGegenſaße zum andern ,
0 wenn auf einmalin denUrſachen Henderung vorgeht, läßt ſich
Dell bald erkláren . Zorn undSachen , nicht das bittere Hohngelách
ter , ſondern das Sachen der Freude und luftigkeit, ſchliefen
einander aus ; dennoch wird der åuſerft Aufgebrachte, fobald
Tein Gegner den Widerſtand fahren laßt, und mit komiſchen
Uusdrucken in Worten oder Stellungen Furcht oder Untera
en
werfung zu erkennen giebt , ſich des lauten Veláchters nicht era
wehren können ; ſogar wenn iým auch ſonſt dergleichen kein
te hinlänglicher Reiz zum lachen geweſen wäre. Der gefühlte
ľ Contraſt zwiſchen ſeinem großen Eifer , ſeiner Heftigen Uns
no ſtrengung , und dem geringen Widerſtande, der ſonſt wes
ot der ſo groß geweſen , noch ſo lebhaft gefühlt wäre , reißt
ihn unwiderſtehlich zum lachen hin , und macht ihn , nicht
allmählig, ſondern plößlich, von einem Gegentheile zum
M andern übergehen . Auf gleiche Weiſe geht Heftige liebe ,
wenn der Gegenſtand ihrer auf einmal unwürdig erfunden
wird, und allmähligeSättigung die Gleidgültigkeit nicht
vorbereitet hat , in Beftigen Haß über. Die Stärke unſe
1. /
DOS rer
>
414 IV. Vom pidklichenUebergang der Seele
rer Zuneigung láßt und des Gegenſtandes unwürdigkeit und
Nichtswurdigkeit ſo viel lebhafter fuper und: treibt uns
Hafle.
Von folchen Uebergången aber iſt auch hier die Rede
nicht;, ſondern die Urſachenper Gemüthabemegung ſollen
unverändert beſtehen, und dennoch die Gegenſáße ſchnell
init einander abwechſeln. Man hat Erfahrungen , daß
Leute mitten in der Betrübnis über den Verluſt ſehr geliebs
ter Perſonen unwiderſtehliche Unwandlungen von Sachen
fühlen daß mitten in ſehr ernſthaften und angelegentlic
den Unterredungen man fich oft des lachend nicht enthal
ten kann, wie auch umgekehrt, daß in der ſtårkſten Freude
Anwandlungen von Traurigkeit und Niedergefdlagenheit,
entſtehen.
Nicht etwan von Hypochondriſchen, Kyſteriſchen oder ſonſt
nervenfranken Perſonen allein ; denn von ſolchen iſt ber
fannt,
kich daß ſie ſolchen
unterworfen ſind. urpróßlichen
So weiß manAbwechſelun gen vorzug
, daßMenca orzugs
Ter Art mitten im andächtigſten Gebete ſich nicht enthalten
können Swinalterungen auszuſprechen , oder zu denken,
Die ſie doch felbft verbammen , und mit aller Anſtrengung
zu hing,e
hier die Urſadje in unpillführlichen Nervenreizen liegt , oba
gleidi man nicht weiß , wie dieſe Reize , und warum gerade
fo unwillkührlich entſtehen. Sondern bei übrigens gang
gefunden , wo alſo die Urfache im Körper allein , und deſſen
Verſtimmung nicht angetroffen wird ; wo mithin eine andere
Erklärung in der Natur der Vorſtedụngskraft muß geſucht
werden ,
Auf dieſe eingeſchränkt; hat die Frage noch mehr als
einen Sinn , und da muß nach der alten Regel, quibene
diſtinguit, bene docet , die Zweideutigkeit vorher auss
einandergeſeßt werden . Dies Unterſcheidenwid zwar mane
chen
1
!
416 IV. Bom plöblichen Utebergang derSeele
noch in der Betrübniß , wenn ſie lachen , fühlen fich noch
traurig, und kehren vom laden zur Traurigkeitwieder zus
rück, werfen ſich auch im {achen ihren Leichtſinn ſelbſt vor,
und können dennod nicht widerſtehen .
Dies beſagt allerdings die Erfahrung, und Hier liegt
meines Erachtens die eigentliche Schwierigkeit, daß unſere
Emrfindung uns oftmals hintergeht, und etwas anders
fühlen macht, als wirwürflich fühlen , und daß es auferſt
(chwer , in manchen Fällen nicht einmal möglidi ift, die
ganz reine Empfindung von dem Zuſaße aus vorhergehens
den Vorſtellungen , und der Dichtkraft zu unterfcheiden ,
haben diePſychologen vódig befriedigend entſchieden. Beim
Mondenlichte ſieht man in einiger Entfernung ein aufge
Hångtes Kleidfür einen Menſchen mit védigerUeberzeugung
an , gleichwohi iſt in der reinen Empfindung nicht das alles
ënthalten ; das Fehlende hat die Phantaſie ergänzt. In
Abſicht auf innere Empfindungen , vornemlich dieGemüthda
bewegungen , iſt ſolche Täuſchung noch leichter , und ſchres
rer zu erkennen . Seichter, weil die Watungen des Ger
můthes und Blutes , gleich den Meereswogen nach dem
Sturme , noch eine Weile fortdauern , und der Uffekt fich
noch regt, wenn gleich dieUrſache nichtmehr vorhanden iſt;
weil ferner durch den Effekt die Muskeln und der ganze
Körper in gemiffe Lagen und Stellungen kommen , welche
mit deſſen innerer Urſache nicht zugleich wegfallen . Daher
glauben wir uns oft noch traurig oder luſtig , wenn wir es
gleich nicht im eigentlichen Verſtande mehr ſind , das iſt,
wenn die Vorſtellungen und Urſachen des affects innerlic
nicht mehr wirken , Ein Trauriger behält immer noch der
Traurigkeit Miene, feine Porſtellungen bewegen ſich noch
eben ſo langſam , und haben noch etwas von der dunkeln
Farbe, wenn er gleich jeztan ganzgleichgültige Dinge Denkt;
er ſelbſt wird die Abrechſelung nicht einmal gewahr, wenn
ſie nur kurz iſt, und durch ſonſt nichts fich vorzúglich aus
zeichnet.
I
aus einem Entgegengeſeßten ins andere. 417
zeichnet. Nun laſſe man ihn in dieſem Augenblicke etwas
Jacherliches gewahr werden , erwird lachen , und doch glaus
ben , in der ſtårkſten Betrübnis gelacht zu haben , weil er
4 nicht gewahr ward , daß gerade in dieſem Zeitpunkte die
traurigen Vorſtellungen weniger lebhaft waren , und der
i Uffekt einen kleinen Ruhepunft fich genommen hatte.
Schwerer zu erkennen iſt nun auch dieſe Täuſchung , weil
der entgegengeſepte Uffekt uns überraſcht , ehe wir Zeit hats
ten , des Vorhergegangenen Verminderung gewahr zu wers
+1 den, und weil kein Probierſtein der Empfindung mehr zu has
ben iſt. Bei äuſern Empfindungen , wo der Gegenſtand un
verändert bleibt, kann man durch Anwendung mehrerek
1 Sinne , duro ſorgfáltigern Gebrauch eines einzigen , den
Zuſaß der Phantaſie von reinem Eindrucke auskennen ; bei
den innern aber , wo der Gegenſtand mit dem Eindrucke zus
gleich fich andert , iſt dieſe Probe' unmöglich. Durd die
Hachfolgende Juſtigkeit iſt der Seelenzuſtand verändert , alſo
nichts mehr vorhanden , daraus ſich erkennen liefie, ob im
Hugenblicke, wo ſie uns überraſchte , die Traurigkeit wurks
lid nachgelaſſen hatte, und etwas Gleichgültiges, uns beg
ſchäftigte. Wir überreden uns alſo mitten in der Betrůba
nis zu lachen , obgleich dieſe bei der erſten Anwandlung zum
Jachen ſchon nachgelaſſen hatte.
3
Dern kommt auch folgende Erfahrung noch zu Hülfe:
indem man ſich vorſeßt über einen Gegenſtand nachzudens
fen , und die erforderlichen Begriffe Herbeiruft, ertappt
的 man ſich oftmals , da man noch glaubte ſeineAbſicht zu vers
ll folgen , bei ganz fremden Vorſtellungen , zu welchen man,
MM man weiß ſelbſt nicht wie, gekommen iſt. Unvermerkt hat
By
die Anſtrengung und Richtung der Denkkraft auf einen
Punkt nachgelaſſen , und ganz andere Gedanken haben ſich
el ohne unſer Wiffen eingeſchlichen .
Nun ware alſo die Sache von dem Widerſinnigen bes
TA freiet; damitaber weiß man noch nicht, warum der Ueber
gång
!!!
418 IV. Vom plöblichen Uebergang der Seele
gang gerade zum Lächerlichen erfolgt , warum nicht ein Zu:
ftand gånzlicher Gleichgültigkeit vorhergeht, durch den wohl
der Uebergang am natürlichſten geſchehen könnte; die noch
oorhandene Nachwallung der Traurigkeit ſcheint es , muſte
Madt genug haben , dem {achen zu widerſtehen, wie ſie es
wurklich auch in den meiſten Fågen thut.
Dies aufzukláren , muß vorher gefragt werden , ob
zum Uebergange aus einem Gegentheile in das andere ein
Hang , ein Beſtreben oder Trieb in der Seele vorhanden
ift ? Nothwendig muß die Erklärung anders ausfallen ,
wenn dies iſt,als wenn es nichtiſt." An einen Hang láßt
lich wohl hier nicht denken , wenigſtens ſagt die Erfahrung
nichts von einem ſolchen Triebe in der Traurigkeit das las
derliche aufzuſuchen . Auch bei dem ſchon nachlaffenden
Affekte, ſo lange nur nod Regungen von ihm vorhanden
find, bemerkt man ſolchen Hang nicht.
Die Frage alſo iſt blos, wie kommt es, daß in der
Traurigkeit, ob zwar in dem Augenblicke des Affekts Hef
tigkeit nachgelaffen hat , aber doch Regungen deſſelben und
Nachivalungen , nebſt der ganzen Stimmung zu dieſer Ges
müthsbewegung noch vorhanden ſind, man ploßlich zum
Sachen übergeht, ſo daß man der Unwandlung dazu unmis
derſtehlich folgt? oder umgekehrt, wie kommts , daß unter
Den gegebenen Bedingungen man von der Freudezur Traus
rigkeit úbergeht? Ein Hang zum Gegentheile iſt nicht vors
handen , alſo der Gegenſtand oder die Urſache des dem ges
genwärtigen entgegenſtehenden Affekts bietet ſich ungeſucht
dar, ſtimmt aber plößlich die ganze Seele um.
So bald der Uffeft; ( ich will hier bei der Traurigkeit
bleiben , weil dieſe im Vorhergehenden am meiſten zuin Beir
ſpiel gebraucht ift ) ſo bald die Traurigkeit ein wenig nach
läßt, gehtdie Seele zu andern , nicht mit ihr in Verbins
dung
aus einem Entgegengefegten ins andere . 419
}
dung ſtehenden Gegenſtånden über. Bekanntlich iſt uns
1
nicht möglich, lange Zeit mit gleicher Unſtrengung an einers
leiGegenſtand zu denken , nicht möglich , lange mit gleichem
Eifer die Vorſtellungen in einerlei Richtung zu erhalten ;
das iſt, einerlei Art oder Klaſſe von Vorſtellungen in gleis
1 der Abſicht, aus gleichem Geſichtspunkte lange zu verfols
gen. Daraus ergiebt ſich , daß jede Gedankenreihe von
6
einiger Jánge, jeder Affektenſtrom , ſobald er einige Zeit
fic ununterbrochen fort bewegt hat , durch Einmiſchung
fremder Vorſtellungen und unterkliche Stiaftånde unters
1
brochen worden. Welche Stiaſtånde wir, weil ſie anfangs
nur kurz find , und die Gedanken bald wieder in den einmal
beſtimmten Gang kommen , felten bemerken.
Während ſolcher Zwiſchenräumenun ſteigen allerhand
Gedanken , und darunter auch ſolche , die mit der gegens
wårtigen Stimmung nicht in Verbindung ſtehen , die uns
aber vorher vorzüglic intereſſirt hatten , mit welchen wir
uns viel zu beſchäftigen pflegten , empor. Es kann alſo
nicht fehlen , daß darunter auch manches låcherliche mit
vorkommen ſoate. Während ſolchen Zwiſchenräumen bes
merken wir ferner genauer und ſchärfer åuſere Eindrücke ,
welche in der Hiße des Affekts überſehen , oder , wofern ſie
7 ihm entgegenſtehen , mit Ilnwillen zurückgeſtoſſen werden .
Das Låderliche aufer uns wird dann mehr bemerkt, fchárs
fer angeblickt.
Es würde aber auc ſo die traurige Stimmung micht
úberwinden , káme ihm nicht der Contraſt zu Hülfe. Die
Vorſtellungen einander entgegenzuſtellen , das iſt, fie cona
traſtiren zu laſſen , dazu iſt in der menſchlichen Seele ein
ftarker , ftets reger Trieb vorhanden. Ein Trieb , der in
# der Natur unſerer Erkenntnis unmittelbar ſeinen Grund
hat, da , um etwas beſtimmt, lebhaft und klar und vor:
zufteffen , wir der Dagegengaltungſeines Gegentheils unent
behrlich
420 IV. Vom plößlichen Uebergang derSeele
behrlich bedürfen. Weshalb wir denn auch in unſern Ges
danken ſo gern von einem Gegentheile zum andern überges
hen , und die Antitheſen ſo ſehr lieben und ſo leicht maden.
In Uffekten ſind darum auch die Gegenſaße fo gewohnlich ,
der Unglückliche vergleicht ſich mit dem Glücklichen , der Glücks
liche mit dem weniger Glücklichen , der Traurige mit dem
Freudigen oder Luſtigen ; alles was uns im Ueuſern vors
kommt oder im Innern einfaat, während wir in einer Gea
müthsbewegung find, bezießen wir auf den gegenwärtigen
Zuſtand, und wenden es zur Nahrung des Uffektes an. i
Die Wurkung fáat dabei allemal zum Vortheile des
am meiſten herrſchenden Gemüthszuſtandes aus , weil dieſe
den Geſichtspunkt beſtimmt und die Folgerung an die Hand
giebt. So lange Freude und Juſtigkeit ſtarkes Uebergewicht
Þaben , dient der Anblick eines nicht ſo freudigen , ſie zu vers
inehren , und ſo lange Traurigkeit allein gerrſcht, macht
der Anblick eines Juftigen ſie nur noch gróſer ; der Contraft
alſo dient allemal den gegenwärtig ſtårkſten und lebhafteſten
Uffekt zu verſtärken.
.
it
cm
ch
itt
bel
Det
ge
16 Self Beitr.St. IIL. V. Nochy
422
V.
Noch etwas zur Geſchichte der Aufs
wandsgeſeße .
(Zu No. VII. des vorhergehenden Stücks .)
Nachdem der kleine Uufſaß von den älteren Heftirchen
N (andesordnungen gegen übermäſſigen Aufwand in
Kleidung und Schmauſereien ſchon abgedruckt war , kam
mir zufälliger Weiſe eine unter Chriſtian Wildvogels
Porfit , von Gottfried levnhard Baudis zu Wittenberg
1738. vertheidigte Diſſertation de legibus conviviorum
von Gaſtereiordnungen zu Geſicht. Sie enthalt viel zur
Sache nicht gehöriges ; und auſſerdem auch das, was die
Reichsgeſeße gegen das Zutrinken und die übertriebenen
Schwelgereien verordnen . Jedoch lernte ich daraus auch
zwei alte Kurſächſiſche kandesordnungen kennen , welche
Hierher gehören und alter ſind als das angegebene Jahr
1546 ; wiewohl ſie junger ſind , als die angezeigten Heſs
fiſchen Landesordnungen dieſer Gattung .
Die erſte in der gedachten Diſſertation bemerkte Sache
fiſche Landesordnung iſt vom Jahr 1482. Sie enthalt
folgende Verfügungen :
1) Es ſoll in Städten und Dörfern an Werktagen
kein Einwohner noch Handwerksgeſedle , der ſich zu Dienſ
oder zu Arbeiten verdingt hat, und nicht ledig und frei iſt,
zu der Zeche , in ein Schenkhaus , Kretſchmar oder Tasy
berne gehen .
2) Werden die Schmauſereien an den ſogenannten
hohen Feſten eingeſchränkt, die Zahl der Gäſte und das
Maas ihres Trinkens beſtimmt.
3) Das
V. Geſchichte der Aufwandsgeſeße. 423
3) Das Zutrinken zu halten oder ganzen Trunk wird
vódig verboten, bei zehen meiſniſchen Gulden Strafe.
4 ) Die Kindtaufengaſtmåßler ſind ganz darin unters.
fagt; aber in der Folge durch die Polizeiordnung von 1612 ,
1 wieder geſtattet worden .
1
5) Bei Kirchmeſſen werden nur funfzeßen Gäſte era
laubt, der Gaſtgeber mag Bürger oder Bauer reyn.
6) Bei Hochzeiten werden zum Früßeſſen acht und
zum Abendeſſen ſieben Gerichte erlaubt. Von Wein und
Bier nicht mehr als dreierlei Sorten . Für jedes Gericht
1
über jene Zaki ſoden zeßen Gulden Strafe bezahlt werden.
Die zweite hierher gehörige Sächſiſche Landesordnung
iſt das Torgauiſche Ausſchreiben vom Jahr 1483 , mela
ches einen beſondern Iitel von übermäſſigerKleidung und
Unkoſten enthält.
Runde.
3
1
VI. Ueber
424
VI.
eſt majeſtas tantaque dignitas , lepor & gratia , ut cum aliis fere
omnibus non tantum de elegantia , verum etiam de exquiſitorum
verboruin circumductione & periodorum decenti amplitúdine at.
que tractu certare pofſit. Nec parum ad autoritatem reipublicæ
intereft, ut fan &te' obfervetur & uſurpetur lingua vernacula ,
quod rigidillime obſervatur à Turcarum regibus, qui majeſtatem
imperii ſui in eo etiam oſtentant, ut non alia lingua quam ſua
vel legatos exterorum principum audiant , vel iisdem reſpons 1
deant. Idemque Romanos fecifie , Valerius Maximus teſtatur
quod & aliis in regnis fieri adfolet, s
1
.
430 VI. Ueber teutſchen Gerichtsſtyl.
Calculus, ft. Redinung, Kalkul.
Capitalia, ft. frapitalien.
annuus Canon , ſt. jährlicher Zins .
Caution de reſtituendo, ft. Verbúrgung zur Wieders
erſtattung.
1 Certamen de prioritate, ft. Vorzugsrechts - Streit.
Circa , ft. ohngefeßr, beinahe.
Citation , ft.
ſt. {adung , Vorladung.
Collociren , ft. ordnen , vertheilen.
ex Commiſſione ſenatus, ft. von Bürgermeiſter- und
Rathswegen , von Magiſtratswegen.
coram Commiſſione, ft. vor der Kommiſſion,
Communiciren , ſt. mittheilen.
Condition , ſt. Bedingung, Beſchaffenheit.
Copia , ft. Kopie , Ubſchrift.
Conſumtion , ſt. Verbrauch.
Convenientz , ſt. Bequemlichkeit, Zutráglichkeit.
in Conformität, ft. in Gemásheit, dem gemás, zufolge.
Confiftentz , ft. Einrichtung, Verfaſſung.
fub Curatela , ft. unter Vormundſchaft; wenn man
wid ; unter Kuratel.
Curator abſentis, ft. Vormund über des Abweſenden
Gúther.
Curator ad litem , ft. Vormund bei einem Rechtsſtreit.
Datum , ft. gegeben , geſchrieben .
à Dato , ft. von jezt an , von heute an.
Debitor , ſt. Sculdner. Communis debitor, ft.
gemeinſchaftlicher Schuldner. >
Decretum de alienando , ft. Verkaufsdekret , Vers
auſſerungsdefret.
Defunctus, ft. der Verſtorbene. Defuncta, ft. die
Verſtorbene.
Dependiren , ſt. abhangen , abhängig ſeyn .
Deſignation , H. Derzeichnis, Del-ait
VI. Ueber teutſchen Gerichtsſtyl. 431 .
Detailliren , ſt. auseinanderſeßen , erörtern , zerglies
dern. En detail , ft. im einzeln ; vereinzelt.
Dimidia , ſt. die Hälfte.
Dito , ft. dergleichen , noch.
Edictaliter, ſt. richterlich, offentlich; wenn man will,
ediktaliſch .
Eventualiter , ft. vors erſte , vor der Hand.
Eviction præſtiren , ſt. Gewährſchaft leiſten .
Ex capite hæreditatis , ft. von Erbſchaftswegen , aus
Erbſchaftsanſpruch.
Ex quocunque capite, ft. es ſeye aus was für einem
Grunde es wolle.
Extradiren , ſt. aushändigen.
Extraordinarie, ſt. auſſerordentlich , ungewöhnlich.
Fatalia, ft. Nothfriſten.
Formaliter, ſt. förmlich.
Formirung , ft. Entwerfung , Ausarbeitung
Fruſtriren , ft. vergebens verurſachen .
0
( t)
VII.
1
436
1 VII.
Vom Bergbau am Arzberge (*) bei Eiſenårz
in Steyermark.
er Bergbau ſoll in dieſem Gebürge zu Anfang des achs
ten Jahrhunderts rege geworden ſeyn , und man giebt
insbeſondere das Jahr 712 an. Es wurden ſeit dieſer Zeit
| von den Einwohnern der beiden am Fuße des Arzberges jes
doch gegen einander überliegenden Marktflecken Vordern
berg
( * ) Es iſt wohl hochſt wahrſcheinlid , daß in allen den Geburgen ,
welche den Namen Arzberg führen , der Bergbau fdon in den
älteſten Zeiten im Gange geweſen ſei, wie er zum Theil auch noch
iſt. Damals war Teutſchland noch nicht ſo ſehr bewohnt , und
die Berge hatten daher auc noch nicht ſo wie jezt ihre beſondere
Namen , die ihnen nachmals erftlich nach zufátligen , bisweilen
auch ganz unbeträchtlichen Begebenheiten beigelegt wurden. Die
jenigen Gebürge , welche jezt noch den Namen Arzberge führen ,
haben aufer allem Bweifel von dem in ihren Eingeweiden meiſt in
Menge gefundenen Erä ihre Benennung erhalten. In den teut:
rohen 8. K. Erblanden ſind vorzüglich der Arzberg in Steyers
mark , von dem hier die Rede iſt , ſodann der Ürzberg bei Hút:
tenberg in Stárnthen , und endlich der Erzberg bei Jdria im Her:
zogthum Arain berühmt. So wie lezterer die bekannten und
vorzüglich reichen Dueffifbergruben enthalt, fo find jene beiden
Arzberge die reichſten Schaklammern an Stahl- und Eiſenerzen ,
in den K. St. Staaten , von deren weitern Verarbeitung ſich da
ſelbſt ein großer Theil der f . ff. Unterthanen nåhret. In den
dortigen Gegenden werden ſie daher aud die beiden Haupteiſen :
wurzen genannt, und ſo felbſt auch in den ft. St. Bergordnungen .
Die Benennung Arzberg iſt wahrſcheinlich ålter als Erzberg ,
weil man auch in den áltern Zeiten nicht Erz , ſondern Arz und
nachmals Herz ſchrieb, daher auch jetzo noch der Marktflecken ,
bei welchem der hier beſchriebene Arzberg liegt, nicht Eiſenerz
ſondern Eifenári gerdrieben wird .
Aud ohnweit Somalfalden , beim Dorfe Steinbach im Amte
Hallenberg liegt ein anſehnlicher Berg , der den Namen Urzberg
führt , wo in den áltern Zeiten viele Eiſenſteinsgruben gebaut,
die aber nach der Hand wieder aufláſſig geworden ſind , und wo
von man jefo nur nod eine Menge pengen als Ueberbleibſel ſieht.
VII. Vom Bergbau am Arzberge. 437
berg ( * ) und Eiſenárj (**) wiatuhrlichverſchiedene Gruben
auch Eiſenſtein gebaut. Ums Jaht 1662 aber wurde eine
beſtimmte Grenze zwiſchen beiden feſtgelegt. Hierdurc
wurde der Arzberg durch eine in eiſernert mit den Anfangsa
buchſtaben der beiden Gewerkſchaften J. und V. bezeichnes
ten Pflocken ausgeſteckte linie, die man dieEbenhohenennt,
in zwei Haupttheile getheilt. Der obere iſt den Radmeis
ftern oder Gewerken zu Vordernberg eingeräumt, davort
ein jeder ſeine iým zugetheilte Grube bauet, Der Untere
Theil hingegen wird von der Innernberger Hauptgerverka
ſchaft
11
() Sowohl weith max von Grå , der Hauptftadt in Štetermart
fommt , als auch wenn man von Wien die Straße über den hos
hen Sömmering , welcher Stepermatt von Defterreich ideiðet
durch das Puerzthal úber Prud an der Muhr und Leobeu führt
1 fo fommt man zuerſt nach Vordernberg . Eben daher mag aud
14 wohl dieſer Dkt ſeinen Namen haben , weil er noch vor dent
EN Berge liegt , über den die Strafe nachmals nad Elfenárz führt.
11 Gleich dichte hinter Vordernberg fängt dieſer Berg , der Preppe
hügel genannt , ſoon an und ſteigt ſteil in die Höhe. Ganj obert
geht linferhand der Weg tiad den Vordernberger Gruben artt
Arzberge åb , die Strafe nach Eiſenarz aber nun auf der andernt
Seite des Berges faft noch ſtärker , als ſie auf der Vorderberger
Seite geſtiegen tvär. Bordernberg ſelbſten iſt wegen der häufi.
18 gen an den hohen Gebürgen herumziehenden Nebeln , und bet
20 gar zu oft veranderlichen Witterung etwas ungeſund, und aud
nod dabei ein finſtrer trauriger Ort, teil von den dortigen vits
en len .Plaahäuſern uud Grammietteln oder Roftſtadten der Eiferts
111 fteinsſtaub , Raud c. fich an allen Häuſern häufig anlegt.
11.
(** ) Eife når ; audi , vermuthlich weit es hinter oder in den Beta
33 gen liegt . Innernberg genannt , iſt ſchon weit beffer als !
11
vordernberg , ohngeachtet es ſehr hohe Gebürge , derett
Gipfel ganz naft und mit lauter Felfen bedeckt ſind , um ſich hat;
mi dann einestheils liegt es nicht ſo dicht und enge an die Gebürge
geðrungen, anderntheils liegen die dafigen Hütten nod auffers
halb dem Orte. Es ift leicht zu denken , daß die Eiſengrubed
TI am Arzberge, mogen Gelegenheit zu Erbauung und Beterinung
des Marktflectens Elſenår; gegeben haben.
Sert: Beitr. St. III.
1
438 VII. Vom Bergbau' am Arzberge.
fchaft gegen gemeinſchaftlichen Gewinn und Verluſt ges
bauet (*).
Der Urzberg, der auch die Haupteiſenwurz genennt
wird , liegt nahe am Marktflecken Eiſenärz, und ſchließt
fich gegen Mittag an das Gebúrge Reichenſtein an . Gegen
Morgen liegen die Gebürge Pfaffenſtein und Polſter, welche
aber durch Chåler vom Arzberge , ſelbſten getrennt ſind.
Das Hauptſtreichen iſt von Mittag in Mitternacht, ſein
Perflächen in Abend. Er iſt ein ſanft aufſteigendes , mit
Schluchten und Thålern durchzogenes Geburge , welche auch
öfters machtige Erzſtreife zu überwerfen , zu verdrucken oder
auch wohlgar abzuſchneiden im Stande find . Im Ans
fange þat er 350 lachter , und die Seigerhöhe betrågt gegen
470 (achter. Seine Oberfläche iſt überau mit Fichten und
Lerchenbäumen bewachſen.
Der untere Theil des Arzberges beſteht aus verſchiedes
nen einfachen Steinarten , und zum Theil aus Jufftein,
Gips und einigen Dieſe ſtreichen vonMitezeit auch
Schief er anzutreffen .
ternacht , und beiſſen an verſchiedenen Ote rtnen zu Tage aus .
H i e r a u f fi nd et m a n ei ne n we is gr ün li ch Kalkſteidnem, der
fich in freier luft , noch mehr aber bei fortdauern Res
genwetter , vom Geburge losmacht und abroat. Sein
Streis
( * ) Man hat mich vielmals in der dortigen Gegend verſichern wols
len , daß der Gewinn der Intereſſenten der Innernberger Haupi:
gewerkſchaft , die auch zugleich den größten Theil der dort und in
dem angränzeuden Deftreich liegenden Hüttens und Hammers 3
werke beſigt , ſehr geringe rei. So ſei es denn aus einem rols
den Gewerfen nicht erlaubt, ſeinen ihm meiſt durch Erbſchaftss
recht zugefallenen Antheil zu verkaufen , es ſei dann ,, daß ihm
der ſtåufer das erſte Anlagkapitalvon dieſem Antheil wieder gebe,
welches aber nicht leicht geſchieht , weil folches alsdann kaum
i bis 2 pro Cent abwerfen würde. Das erſte Anlag fapital,wel.
chc$ 1625 eine Geſellſchaft zuſammenſchoß , um davon den Bergs
ban gemeinſchaftlich zu betreiben , belief fic auf 80000 uloente
rin
!
VII. Vom Bergbau am Arzberge. 439
3
Streichen geht mit der Geburgskette fort, und ſein Vera
flächen iſt mit dem Gehänge gleich. Er iſt auch die Grunda
lage des reichen Eiſenſteins, und ſchneidet die in die Seufe
8 feßenden Erze ganz ab. Die Bergleute nennen dieſen Kalfs
ſtein Rochwand. Der obere Theil des Arzberges beſteht
aus verſchiedenen , unordentlich zuſammengehauften , und
öfters mit einem lettigen Beſteg beſchlagenen Erzlagen , die
auf dem - tauben Kalkgebürge auffißen , und vom Gipfel
bis auf dieſe Rochwand derben Eiſenſtein ausmachen , da
e ihn dann dieſe Rochwand abſchneidet und weiters niederzus
Teßen verhindert. Auf den von der Dammerde entbláſten
Cagebrúden kann man dieſes überworfene Gebürge deuts
PH lich wahrnehmen , da eine Erzlage , wenn ſie kaum einen
Strich fortzufeßen angefangen hat, ſchon wieder von einer
andern , grade ins Kreuz fallenden, gånzlich abgeſchnitten
wird. Bei einer aufmerkſamen Grubenbefahrung kann man
> auch deutlich wahrnehmen , wie die Lagen bald recht, bald
i widerſinnig , bald ſeiger, bald flach faden. Der Eiſens
# ſtein bricht daher hier theils gangweiſe, theils in Stockwers
i fen, theils auch neſterweiſe; doch finden ſich auch häufig
E taube Mittel darin . Die Gefährten des Eiſenſteins find
* meiſt verſchiedene Kalkſteinarten , und beſonders eine Art
Kalkípath, welche man daſelbft Robjahn zu nennen pflegt.
Die hier brechenden Erze werden im falffórmigen Zus
ſtande angetroffen , und zwar meiſt ſpathähnlich. Sos
o wohl nach ihrem Gehalte, als auch nach ihrem Verhalten
DI
im Feuer find felbige ſehr verſchieden. Man hat davon fols
gende Gattungen :
I ) Pflinz, iſt von Farbe weiß oder vielmeør iſabella
TH farbig , auch grau, und bat ein kalkſteinartiges Unſehen ,
* Man hat :
a) feinen Pflinz. Dieſer þat ein körnigtes Gewebe .
und nur ýin und wieder glänzende Punkte , viels
ober
Ff 2
440 VII. Vom Bergbau am Arzberge.
vielmehr nur ganz kleine Flachen . Von Farbe iſt er
megrentheils weis, auch grau. Erhält gegen 44 pro
Cent Eiſen , iſt aber ftrengflüſſig und giebt ein hartes
Roh- oder Floßeiſen , und iſt daher das vorzüglichſte
Stählerz. Er zeitiget in fünf bis ſechs Jahren , d. i.
er geßt innerhalb dieſer Zeit durch die Verwitterung
zu den unter Nro. 2. beſchriebenen Blau über.
A
33
oder zwei Pferden zu den Planhäuſern nach Vordernberg
angefahren. Bei einem Pferde gehören Techs, bei zwei
Pferde vierzehn Sám zur Ladung. Jedes Sám Halt 139
+
bis 135 Pfund Erz, und iſt dreizehn Zod lang , und eben
ſo breit, die Höhe aberbetrågt 15 Zoll. Ein jeder Rads
meiſter oder Gemerke zu Vordernberg halt zu Herbeifahs
ܕ܀
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448
VIH ,
Verſuch einer Beantwortung der Frage :
oftderVorwurf, daß das übermäſſige Spartof
1:
felpflanzen den Verfall des Ackerbaues
und den Ruin der Mühlen nach
01.05.- fich ziehet , gegründet ? 7
1.3
von
Hoieutigen
anaire Tages werden die Kartoffeln aller Arten , ordis
oder nationaliſirte weiſſe, rothe und blaue,
runde, lange und hornförmige , gelbe engliſche oder (wie
andere fie nennen ) Hollándiſche, und groſe amerikaniſche ,
oder Viehkartoffeln , in Heſſen und den angränzenden láns
dern in Menge gepflanzt und gezogen . Mancher mittel
máſige Hauswirth pflanzet jährlich zwei Malter und drůber,
und erndtet davon , wenn ſie einigermaſſen gerathen , an
zwanzig Malter , und mehr , wieder. Dieſer anſehnliche
Vorrath von Lebensmitteln für Menſchen und Viek ſcheinet
den Verfal des Ackerbaues und den Ruin der Mahlmúlen
zur Folge zu haben . Erſterer würde in mancherlei Betracht
áuſerſt bedenklich, lekterer aber den Kammereinkünften
ſehr nachtheilig ſeyn. Es hat daher der Hochfürſtlichen
Heſſencaſeliſchen Geſellſchaft des Ackerbaues und der Künſte
gefallen , die Frage auszuſeßen :
" Ift
VIII. Ueber den Kartoffelbau. 449
. Ift der Vorwurf, daßdas übermåffige Kartoffela
pflanzen den Verfall des Ackerbaus, und den
Ruin der Mühlen nach ſich ziehet, gegründet ? !!
Da hauptſächlich die Erfahrung hierbei zu Rathe gea
zogen werden muß ; lo zergliedert man gedachte aufgegebene
Frage billig in folgende Unterſuchungen :
Wozu verbraucht der Hausmann feinen anſehnlichen
Kartoffelvorrath ?
Wohin werden die Kartoffeln gepflanzet ? und wie wird
das Erdreich dabei behandelt ?
Ziehen die Gútherbeſīßer ſeit dem Häufigen Anpflanzen
der Kartoffeln mehr, eben ſo viel , oder weniger
Frucht als vormals ?
Wuhin kommt das Getraide , welches jezt durch die
Kartoffeln erſpart wird ?
Di
Und leiden nicht die Mühlen bei dieſem alen ?
Dieſe Fragen gründlich zu beantworten , will id ges
21
genwärtig einen Verſuch wagen.
1
el
g. 1.
1) Der Hausmann in Dörfern und Ackerbau treibendent
Städten pflanzet heutiges Tages ſo viele Kartoffeln , daß
De bei einigermaſſen ergiebiger Erndte nicht allein er mit allen
et ' ſeinen Leuten täglich, beinahe das ganze Jahr hindurch ,
EM mehrmals ſich davon ſatt eſſen , und durch dieſe ſtarke , gedeih
- liche oder widerhaltende Speiſe das Brod, ja auch das
2 Mehl zu andern Speiſen , um ein beträchtliches erſparen ;
EM ſondern daß er auch das Vieh damit groſentheils erhalten
3 und zum Theil dadurch fett machen kann . Erſtered würde
nicht wohl möglich ſeyn , wenn nicht die Kartoffeln die gute
und vorzügliche Eigenſchaft fåtten , daß man ſie auf mans
nigo
450 VIII. Ueber den Kartoffelbau:
u
nigfaltige Weiſe zubereiten kann, und eben deswegen ihres
Genuſſes nicht leichtüberdrüſſig wird. Man darf ſie nur
aufs wohlfeilſte und einfachſte zurichten , ſo find ſie dennoch
eine wohlſchmeckende Nahrung. Ungeſchalt, oder geſchalt
mit wenig Salz .
1
VIII. Ueber den Kartoffelbau. 455
be
แฝ
nannte Gemüſe, imgleichen Flachs und Sommerſaamen ,
待 eben ſowohl, ja zum Theil noch mehr Nahrung aus dem
Ucker ziehen . Und wegen der Behandlung des Uckers bei
nem dem Kartoffelbau, da das Erdreich meşrmals aufgelockert
11
und der Dünger damit recht vermiſchet wird , iſt, in Hina
anh
} ficht auf den nachherigen Fruchtwachs , ein Stück {andes,
2001
roelches Kartoffeln getragen hat , einem Stück, das Flacs
oder Sommerſaamen , gelbeMöhren oder weiſſe Rúben ges
tragen hat , allemal weit vorzuziehen. Da man den Kohl 1
报
und Kappeß ebenfalls , wie die Kartoffeln behacket
und umháufelt ; To reße ich ein mit dieſen Gemüſen bez
pflanzt geweſenes Stück Sandes einem Acker, der Kartoffeln
21 getragen hat , zwar etwas gleich , aber doch nicht vódig.
Kurz , ein Acer , der auf gehörige Urt verpfleget wors
den iſt und Kartoffeln getragen hat , ift billig einem
jeden andern Acker , der , wie man zu reden pflegt, ges
ſómmert worden , entweder vorzuziehen , oder doch wes
nigſtens gleich zu halten.
Alſo würde von dieſer Seite kein Abgang an Frucht
vom Kartoffelbau zu befürchten ſeyn. Es wurde auf dieſe
Weiſe ſchon , ſelbſt bei dem håufigſten Kartoffelpflanzen ,
der Verfall des Ackerbaus weit von uns entfernt ſeyn .
Weil
oder ſie ſchneiden ihm dafür ein verhältnismäfiges Stud Frucht.
Mancher Eaglóhner , der Vieh hålt, trift auch mit einem
Bauern die Uebereinkunft, daß er den Dünger hergiebt, der
Bauer aber den Dünger hinausfahret und ſoviel vom uder , als
Damit bedünget wird , dem Taglöhner ordentlich beſtellt. So:
dann pflanzet der Taglöhner ſeine Kartoffeln in den mit ſeinem
Dünger begailten Ader des Bauers , und bearbeitet ſie ferner.
Der Bauer befommtfür ſein Düngeführen , Beſtellen und Auss
leihen des Uckers weiter nichts. Hingegen hat er nun einen
auf 2 aud 3 Jahre wohlgedüngten der. -- Würde ein Pachter
oder ein verſtändiger Bauer das thun , wenn die Kartoffeln den
Ader für die folgenden Saaten verdúrben ?
456 VIII. Ueber den Kartoffelbau.
Weil aber die Leute durd das häufige Anpflanzen der
Kartoffeln auch in den Stand gefert werdeny mehr Vieh
als vorhin , oder eben ſo viel Vieh beſſer wie ſonſt , zu ers
Kalten , ſo können ſie auch mehrern Dünger machen , die
decker beſſer begailen, mithin mehr an Körnern und Ges
ftrih auf ebendenſelbigen Heckern ziehen , als in den voris
gen Zeiten.
§. 4.
1
Da indenen die Leute durch die Kartoffeln ſich nun
guten Theils erhalten und ihr Leben hindurchbringen kón
nen , To fragt man mit Recht: Verleitet nicht dieſer Naha
rungszweig die Ackersleute oder Bauern zur Nacláſſigkeit
oder Faulheit in Beſtellung ihres Fruchtbaues ? Bleiben
nicht Becker liegen , die hätten ausgeſtedet und befaamet
werdenmüſſen ? und ziehètnicht aufſolche Art das häufige
Kartoffelpflanzen den Verfau des Ackerbaues nach ſich ?
Darauf ift zu antworten : Noch zur Zeit hat man davon
in denen Gegenden , die der Bezfaſſer genau fennet, keine
Erfahrung , und wo dieſe fich duſſerte, konnte man iør
leicht begegnen und abhelfen. Sie iſt aber nicht wohl zu
permuthen , ſo lange Gervinnſucht eine Hauptriebfedeč des
menſchlichen Fleiſes ift. Wir leben glücklicher Weiſe in Ges
genden , wo der landmann , im Ganzen genommen , voll
Shátigkeit iſt. Er låſſet fich's ſauer werden , wo er einen
Albus verdienen oder gewinnen kann. Sollte dieſer Sands
mann ſein laſtbares Ackerwerk liegen laſſen , weil er ſein
.
Leben mit Kartoffeln etwa notádúrftig erhalten kann ?
Gewiß nicht. Oder er wurde in der Faulheit bald ſo tief
- herabſinken , daß er aucy keine Kartoffeln mehr pflanzen
möchte. Uber wie würde man einen ſolchen landmann aus
feiner Faulheit aufwecken ! Sollte auch je in einer Ges
meinde ein Bauer durch Unglücksfåge in ſeinem Hauswes
ſen , oder durch Verſäumnis feiner Vorgeſeſſenen , oder
durch ſeine eigene Faulheit , Schwelgerei u, 0. gl., dahin
kommen,
VIII. Ueber den Kartoffelbau. 457
mien kommen , daß er ſeinen Uckerbau zum Theil liegen lieſſe;
:4 (denn wenn er ihn ganz liegen läßt , wird bei Erbgutern
| jl en bald ein Concurs entſtehen , bei Herrngütern aber der Bauer
zeitig ausgeſeßet werden) ſo iſt dieſes nicht auf dieRechnung
der guten Kartoffeln zu regen ; vielmehr kann man , der
Eravor Erfahrung zufolge , mit Wahrheit behaupten , daß ein
Hausmann , der in einem Stúck nachlaffig iſt, im andern
Stück es auch iſt. Wer den Fruchtbau liegen låffet, treibet
auch den Kartoffelbau fahrläſſig. Und dergleichen einzelne
Erempel von faulen , ſchlechten und verdorbenen Landbau
ern beweiſen alſo nichts gegen die gute Sache des Kartofa
hank felbaues. Auch hat es dergleichen Bauern vor hundert ,
Filt vor funfzig , vor zwanzig Jahren gegeben , ehe man von
en den Kartoffeln in hieſigen Gegenden wußte, und ehe man
fie ſo gåufig , wie jezt geſchiehet, anpflanzte.
Bauern und begûterte Bürger mufen ihrer Güter,
wegen öffentliche Saften tragen , (wenn man auch das Ka
pital nicht rechnen will, wofür man Erbguter erkauft hat,
und welches alſo auf den Grundſtücken haftet , und aus
dem Ertrag derſelben verzinſet werden muß ; ja , derBauer
hat die Herrngúter nicht umſonſt, ſondern ſie haben ihn
oder ſeine Vorfahren ein nach Maßgabe des Guts
anſehnliches Kapital gekoſtet, welches nicht ſelten von Pris
vatperſonen erborget worden iſt, daher noch immer die Zin
ſen aus dem Gut an die Gläubiger bezahlt werden müſſen ;
und ſolchergeſtalt kommen zu den öffentlichen laſten , welche
der Gúter wegen zu tragen ſind , oftmals noch ſtarke Pris
了
vatabgaben , die alljährlich von den Gutsbeſißern müſſen
erlegt werden. ) Sie werden folglich auch , ſo lange fie
ihr eigenes Beſte wollen , von ſelbſt darauf bedacht fenn,
dieſe Güter ſo gut als möglich zu benußen . Und geſeßt:
ſie wollten die Uusſaat der Winterfrucht verſäumen , oder
derſelben nicht mehr ſo viel als ehemals fáen ; ſo gehet das
doch aus guten Gründen nicht an . Ein Hauswirth bedarf
G93 der
458 VIII. Ueber den Kartoffelbau .
der Winterfrucht, nicht nur wegen der Körner , ſondern
auch wegen des Strobes für ſein Vieh. Er darf auch das
Winterfeld nicht vernachläffigen , um des fünftigen Sont
merfeldes willen . Denn es muß doch Gerſte und Hafer,
nebſt andern Sommerfrüchten , gezogen werden , weil dieſe
Früchte durch die Kartoffeln gar nicht entbehrlich gemacht
werden , da man Malz zum Bierbrauen und Brantweins
brennen , zweien Lieblingsgetränken des teutſchen Sandman
nes , die ihm auch zu ſeiner ſchweren Arbeit die nöthigen
Leibeskräfte geben müſſen Gerſtenmehl zum Kochen ,
(indem man von Roggen eigentlich kein Kochmehl machen
kann , ſondern nur von Waizen , und wohlfeiler von Gers
fte ) Hafer für die Pferde und anderes Pien , und
felbft für die Menſchen zum Kochen ( entweder geſchålet ,
oder zu Grüße gemacht ), nöthig hat. Wolte nun der
Bauer für ſich Tag aus Tag ein nichts als Kartoffeln eſſen ,
To bedarf er doc aller genannten Früchte theils Telbſt in hos
Hem Grade , da er doch auch Brod, Malzi Kochmehl,
Pferdehafer und mehr dergleichen ; ferner Saamen zu Del,
Flachs u . 1. w. , haben muß ; theils muß er Heure ,
Pfächte u. d gl. in dieſen Naturalien abtragen ; theils
weiß er ſie leicht zu Gelde zu machen .
Der (andmann muß , kann und wird folglich den
Acerbau aus Veranlaſſung des Kartoffelbaues, ſoate er
leztern auch aufs höchſte treiben , nicht vernachläſſigen oder
verfallen laſſen .
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IX . Schluß
464
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X. Schreis
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ter Urm liegt unbeweglich auf dem Kaften , die linke aber,
womit er zieht , ruht auf einem Polſter , und iſt mit den
Fingern immer in der Richtung , als ob ſie einen Schacha
ſtein ergreifen wollte.
Der Gehülfe des Herrn von Kempele rohloß die drei
Thüren des Kaſtens auf. Es zeigten fich zwei Ficher und
darunter eine Schublade. Das kleinere Fach war vou
Råderwerf , unter andern ſah ich eine meffingene , mit
eiſernen Stiften beſezte Walze, wie ſie in den Glockenſpie
len Drehorgeln Das größere Fach enthielt
nur etwas weniges von Maſchinenwerk; dagegen ſtand
ein Kaftgen darin , das in der Folge meiner Erzählung noch
mehr
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NA 1 2 XI. Be
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19 Gogo 1,673 XI. * PO !? 1934 p
Beſchreibung der aufHochfürſtl. Caſſeliſcher
Bibliothek befindlichen arabiſchen Handai
Schriften mit mauritaniſchen und
+
1
XL Beſchreib.arabiſcherHandſchriften : 493
41 quodam Turcarum valde auguſto , fexcentis colu
mnis marmoreis ornato , etiamnum multæ fint arcæ
to talium librorum antiquorum plenæ, quorum chara
eteres nemo quidem intelligat, ſed quod vulgo cre
datur, nonnullos eorum jam inde a temporibus Pha
raonis.ibiaſſervatos effe; hoc fpecimen autem fibi
a præfecto illius templi pro artiêwownon magno dona,
tum fuiſſe Ao, 1620. Outinam nunc aliquis horum
talium nobis interpres eſſet, quibus verifimile eft,
præter hiftoriam fanctam & antiquam , etiam vete
rum Ægyptiorum ſapientiam , olim præclaram , at
nunc exſoletam contineri, S.
Selbs, Schobinger , M. D.
0
do
mi
er
fa
en
28
Je
his
XII. Ans
496 ...,
XII. I
1
ſiggånger vom Betteln abhalten könne. Er wünſcht aber
nicht blos ein Arbeitshaus , ſondern Arbeitsanſtalten .
Vermöge derſelben würden Materialien und Arbeit , durch
alle Armenhäuſer die ihre Urmen nicht ganz ernähren , und
unter die Armen der Stadt vertheilt ; das eigentliche Ar
beitshaus iſt blos für Kinder, welche pier Arbeit lernen
20 und treiben ſollen , und für Urme die ſie unterrichten.
Beim Arbeitshaus zieht er Hauptſächlich Manufakturiers
und Fabrikanten zu Rath , und wia nur Produkte des lan
Pk
des zu deſſen Bedürfniſſen , alſo gangbare Whare , perar
W beitet haben .
1
508 XII. Anzeigen neuer Bücher
nur die als arın annimmt , deren Arbeit zu igrem und dere
Shrigen täglichen Unterhalt nicht hinreicht, Bettler den
der durch alle ſeine Kräfte das nicht bewürfen kann . Als
Direktor nimmt er einen an der Seite des Fürſten das
mit beſøäftigten Mann an ; allein er muß für andereGes
fchäfte ſchon bezahlt ſeyn , und er , wie keiner, aus irgend
einem Armenfond. Jeder gehört von Gott und Rechtsmes
gen nur den Urmen. Dazu nimmt er einen Arzt ; denn
Krankheiten ſind die größte Urſache der Armuth, Wind Urme
find vielen beſondern Krankheiten ausgeſeft. Ich würde
auch don Stadtpfyyrikud dazu nohmen , affein jedem Quars
tier einer gröſern Stadt ſeinen Arzt und Wundarzt geben
und ihnen mit dem Quartierkommiſſár die befondere Aufe
ficht ihrer Armen auftragen . So könnte dem Direktorium
keine der nothwendigen Nachrichten fehlen .
2 ). Almoſenſpende. Er findet die , ohne Prüfung
und Beobachtung der Perſonen und des davon gemachten
Gebrauchs , willkührliche Geldvertheilung mit Recht ſcháds
lich. Sie verhinderte das Betteln nirgends. Austheis
lung von Lebensmitteln und Kleidungsſtücken , nebſt Mates
rialien und Gelegenheit zur Urbeit , ſind die ficherſten .
Uber Publicitát , feierliche , fortgeſezte Bekanntmas
chung der Einnahme und Ausgabe des Fehlenden und
Ueberſchuſſes , iſt unentbehrlich. Wenns fehlt, ſo iſt das
Direktorium wegen mehrerer Forderung und gegen alle Vors
würfe gerechtfertigt, das Uebrige wird Fürſt und Publikum
ihm gerne für einfallende Zeiten auſerordentlicher Nota
laſſen. Das vvrſeßliche Gegenteil iſt Mönchsgeiſt; dess
wegen müſſen alle pia corpora im Preuſſiſden ihre Recha
nungen bei der Oberrechenkammer vorlegen . Mitwürfung
aller Fonds , und zwar gemeinſchaftliche für alle Armen ,
iſt eine Hauptſache. Denn Wittwen , Waiſen und Elende
jeder Urt , find alle arm ; nad der Natur, der Abſicht und
Sache muß alſo einer dem andern helfen.
3) Sies
.
1
nach und Roman lieſt man ſie nicht, und ihr Selbſtgefühl
von oft eingebildetem Genie , nennt jede Veorie Schulz
füchſerei. Ihnen alſo fann das núßlich ſeyn , was dieſe
und die künftigen Vorreden zur Bildung des Dichters noch
Tagen werden . " Wenn der Herr Verf. Herrn Adelung,
den Gründen die er für ſich hat, und dem Sprachgebrauch
der uns die vollkommenſte Verſtändlichkeit unſrer ſchon ge
druckten teutſchen Schriftſteller erhalten , und die künftige
verſichern rou , Gerechtigkeit wiederfahren laßt, lo mógte
das, was er dem von ihm zu bildenden Anfänger von einer
zu verändernden Rechtſchreibung, ſagt, ihn leicht irren .
Er nimmt das Sonderbare ohnehin gerne an. Es iſt uns
begreiflich , wie der großeKlopſtock durch ſie ſeineMeſſiade
noch mehr der Schwachheit der Teutfchen , fie nichtges ·
nug zu leſen , ausſeßen konnte. Uebrigens-ifts angenehm ,
!
durch die patriotiſche Bemühung Sperrn von Eloftruths
hier
312 XII. Anzeigen neuer Bücher
hier mehrere, auch einige nicht ganz unreife, Früchte des
{andes ſelbſt zu finden , aus welchem er kommt, Sp.
6.
Der Winterkaſten bei Caffel, oder der Karlsberg ; in
4174 Verſen beſchrieben von 9. J. Albers, Paſtor
gu Hemelen. Caſſel bei Hampe, 1784.
In Perſen freilich form gut, als der Herr Paftor in
Hemelenſie zuſammenreimen konnte. Begeiſterung dieſes
Prachtgebäudes , das , wenns im Modell ohne alle Uusa
führung geblieben wäre, ſchon ein großer und fühner Ges
Danke des Heſſiſchen Karls, und erhabenes Denkmal ſeines
Geiſts bleiben würde , iſt immer natürlich. Ein großer
Dichter Deutſchlands fand es in ſeinem Staunen , als eine
schönen Plaß, den dieſer Fürſt in unſers Bottes Soópfung
hineingeworfen hatte. Wie kalt müſſen die geſtrengen
Herrn ſeyn , die ſich hier nur bei Kleinigkeiten aufhalten !
Serr Albers aber gar - er fångt an :
3. Des Schöpfers Arm ſchien ſchon Jahrtauſende zu raften ;
Uus nichts ward lang nichts mehr ,
Da ſtieg faſt aus dem Nichts , ein Karlsberg oder Win
terkaſten .
Das übrige wird man ſo wenig wiſſen wollen , als
man's , ob’s gleich nur zwei gedruckte Bogen betrågt, lieft,
wenigſtens in Caffel. Sp.
7.
Exercitatio phyſica de artificio navigandi per
aërem , oder die Lohmeieriſche Diſſertation von
dec Kunſt in der Luft zu ſchiffen , in ihrer Urs
ſchrift und daneben gerezten teutſden Ueber
ſegung. Arolſen im Märzmonat 1784.
Man war auch zu Tübingen beſchäftigt, eine Ueber
feßung dieſer Schrift mit Anmerkungen zu liefern , als
Herr
und Schriften . 513
Herr Juftifrath Kleinſchmidt zu Arolſen die reinige ſchon
abdrucken ließ . Denn er glaubte mit Recht, daß jeder
noch unbekannte Verſuch in der aeroſtatiſchen Kunſt eine
gemeinnüßige Mittheilung verdiene. Weil aber jene den
Dorzug der beigefügten Anmerkungen gat , ſo überláßt
man hier Kennern die Beurtheilung des in der That merts
würdigen Inhalts, und theilt nur mit , was die Geſchichte
eines Manns , der wenigſtens unter die teutſchen erſten
3 Luftſchiffer gehört, erläutern kann . Philipp ( ohmeier
war Profeſſor der Phyſik auf der Heſſen - Schaumburgis
fchen Univerſitat zu Rinteln , und ein gemiſſer Freſdeur
aus Caffel vertheidigte ſie unter ſeinein als des Verfaſſers
Praſidium daſelbſt den 4 ten März 1676. Nach dieſer
Zeitrechnung laſſen ſich die Streitigkeiten wegen des erſten
Erfinders ſicher beurtheilen . Denn ſie kann durch die
Bibliothek der Iniverſitát beurkundet werden. Nurement !
dieſer findet ſich noch daſelbſt von ihm eine Diſſertation
de aquis fupra celeſtibus 1674 , eine de atmosphæra
1
terræ von 76 , de fulmine 76 , obſervationes curioſa
miſcellaneæ von 77 , und endlich eine de paradoxis gra
yitatis & levitatis 1678. Vielleicht findet man ihren
In alt , in Rückſicht auf ſeine aeroſtatiſche einer fünftigen
Bekanntmachung werth . Nach der Seite 27 in den actis
i jubilæi Rintelienſis wurde er als Magiſter der Philoſos
phie den 20 ten Mai 1674. dafelbft Profeſſor , hernach Ins
ſpektor des Collegii illuftris zu lúneburg , weldes Umt
auch ſein Bruder der Verfaſſer der bekannten genealogia
Ichen Tabellen verfah. Nach dem Wittenius ſtart
unſer gelehrter Luftſchiffer 1680 den 24 ten September .
Sp.
8.
Caffel 1783.
Der diesjährige Prorector des Collegii illuſtris Ča .
rolini, Herr Rath und Profeſſor Caſparſon ; ſchrieb
bei Gelegenheit ſeiner Feierlichkeiten folgendes :
1 Von
514 XII. Anzeigen neuer Bücher
Von den hohen Schulen zu Caſſel vor dem Colle
gioilluftri Carolino, zur Einladungauf des Landgrafen
Namensfeſt. Er hatte ſchon im Jahr 1975 in etlichen Einla
dungsſchriften eine Einleitung in die Geſchichte des Collegii
Mauritiani, durd die Schilderung des gelehrten Charak
ters ſeines Stifters und andre Nachrichten von ſeinen Ver
dienſten um die {iteratur vorangeſchickt. Nunmehr macht
er einige' ſeiner Verordnungen zum Beffen der Univerſität
Marburg , und beſonders ſeine Schulordnung von 1618
bekannt . Auf Anrathen ſeines geheimen Raths v. Meis
febug ſtiftete er in Cafiel eine Mittelſchule zwiſchen dem
Pådagog und derUniverſitåt. Sie hatte drei Perioden. In
der erſten von 1595 bis 1600 iſt ſie fchola aulica oder
Hofſchule für ſeine Edelfnaben und auch Fremde von Udel;
vom Fahr 1618 Collegium Mauritianum mit der Era
weiterung einer faſt voulommenen hohen Schule; vom
Jahr 1618 an Collegium Mauritianum Adelphicum ,
oder Academia Caſtellana, zumal nachdem die Univerſitat
Marburg auf eine Zeit lang eingegangen war. Sie daus
ert fort his auf Wilhelm V. und die Siegel dieſer hohen
Sdule find in Kupfer beigefügt.
Die Feier des Geburtsfeſtes des Landgrafen , welche
diesmal mit der feierlichen Aufdeckung der von den Sands
ſtånden Ihm gerezten Statúe verbunden war, veranlaßte
ihn zu der Beſchreibungder glücklichen Epochen der Fürſts
lichen Haupt-und Residenzſtadt Caſſel. Die erſte iſt die
glückliche Epoche Caffels unter Henrich I. dem Kind von
1272 an , biß aufHenrich II. den eiſernen im Jahr 1328. 7
Die zweite , die glückliche Epodie ihrer erſtern Vergrößerung
und verbeſſerten innern Verfaſſung von jenem an , bis auf
Wilhelm IV. den Weiſen. Die dritte von dieſem an im
Jahr 1567 bis auf den Sandgrafen Karl To weit das
alte Caffel. Mit dieſem fångt 1676 die glückliche Epoche
des vergróſerten und verſpónerten neuen Caſſels an , bis
auf
und Schriften . 515
18 auf den jeßigen Landgrafen. Die an dieſem Tage gehaltene
8 Rede von den glücklichen Ausſichten Caſſels unter der
ht Regierung Ihro Hochfürfil.Durchlaucht des Landgrafen
Friedrichs II. iſt auch gedruckt. Sie enthalt den neuen
Wohlſtand den dieſer Fürſt ſeinem {ande nach einem ver
derblichen Kriege zu verſchaffen ſuchte, und ſeine vortrefa
liche Stiftungen für die Wiſſenſchaften und Künſte ins
ty beſondere.
518
el An eben dieſem Tage wurden von dem geheimen
Staatsminiſter, Oberappellationsgerichts- und Kammers
74 praſidenten , Herrn von Fleckenbühl genannt Bürgel,
er ſo wie von dem Erbmarſchau Heſſens , Herrn von Rieds
eſel Freiherrn zu Eiſenbach, zwei Reden bei Aufdeckung der
Statủe gehalten ; die lezte iſt gedruckt unter dem Titul :
die Empfindungen getreuer Unterthanen für ihren geliebs
ten Fürſten. Sie enthalt den vollkommenen Ausdruck
deſſen , was der Titel ſagt. Mit dem Ende des Jahrs lud # 1
13 .
Des Lord Monbroddo Werk von dem Urſprunge und
Fortgange der Sprache, überſezt von C. A.
elfi Schmid , mit einer Vorrede des Herrn Ges
fert
neralſuperintendenten Herder. Erſter Theil,
Riga bei I. F. Sartknoch , 1784. 456 S. in 8.
Die Vorrede enthält eine Empfehlung des Werks ,
ift dit nebit Unzeige einiger der vornehinften Mångel. In Anſes
dolfan þung des erften ſtimmen wir darin ein , daß der Verf. die
melon in feine Abſicht einſchlagenden Fragen alle und in gehöriger
ausfür Ordnung berührt, und ſomit alles umfaßt hat , was zur
adhe nu Erklärung des Urſprunges der Sprache gehört ; auch fehlt
nen abes es hie und da nicht an neuen Bemerkungen, wohin wir
er bericht vorzüglich rechnen , was von den Wörterbildungen und
Freibung deren Bedeutungen in rohen Sprachen beigebracht, und
Route mit Beiſpielen aus einigen amerikaniſchen Sprachen belegt
. wird. Auch pflichten wir dem bei, was von des Verf.
Stamme genauen Bekanntſchaft mit der griechiſchen Philoſopņie
( 14 und
melade
XII. Anzeigen neuer Bücher
uno ſeiner nad griechiſchen Muſtern gebildeten Søreibart,
gerühmt wird. Nur dúnkt und ſeine Anhänglichkeit an
die Griechen , den Plato vornemlich zu gros, indem er
ihnen aud da folgt, wo er ſie Håtte verlaſſen ſollen , auch
wo er die Ungereimtheit ſelbſt fühlt, Ž. B. daß unſere
Seele ein Theil des göttlichen Weſens, und in der Theila
nehmung der Individuen (uadege) ein groſes Geheimnis
verborgen iſt. Dies iſt von der einen Seite gar kein Ges
þeimnis, denn nichts iſt begreiflicher, als wie des Geſchlechts
Begriff in den Gattungen vorkommt ; von der andern aber
iſt es fühlbare Ungereimtheit, denn daß ein einfaches ſube
ſtantielles Weſen , wie Plato ſeine Ideen dachte,in allen
untergeordneten Individuen ohne Pervielfältigung entháls
ten ſeyn ſoll, låßt fich gar nicht denken . Durch dieſe. Ana
Hänglichkeit verleitet, ftellt der Perf. oft weitláuftige Uns
terſuchungen über die Meinungen der Alten an , mit Hints
anſeßung ſeiner eigentlichen Abſichten . In der neuern
Philoſophie iſt er weniger bewandert, und daher kommt er
nadi langem Umſchweifbei pſychologiſchen Fragen auf das,
was ſchon lange feſtgeſezt iſt ; auch fehlt es ihm eben darum
mehrmals an der gehörigen Pråciſion. Sprache , ſagt er,
ift dem Menſchen nicht natürlich , weil Ideen und Urtifus
lation ihm nicht natürlich find. Hier unterſucht er weits
láuftig die Natur und Bildung der Ideen , und ziehtzulezt
den Schluß, daß Ideenbilden eine erlangte Fertigkeit ift,
die durch wiederholte Aktion , ohne allen Naturtrieb erlernt
wird; Und ſo iſt es allerdings bei den abſichtlich und mit
vódigem Bewußtſein gebildeten allgemeinen und abſtrakten
Vorſtellungen . Aber es entſteht biebei die Frage , und
auf diefe ftoßt auch der V. ſelbſt, die erſte Aktion wie die
entſpringt? Dieſe genau unterſucht, wurde auf andere
Reſultate geführt haben , aber er geht ramte nebenher ,
ohne den erwartungsvollen Leſer zu befriedigen. Es iſt
nemlich wohl nicht anders möglich, als dieſe Uktion der
Denkkraft inſtinktartig hervorgehen zu laſſen ; mithin fie
als
und Schriften.
alt natürliceUeuſerung der innern Seelenkraft zu betracha
ten . Und dann muß auch die Frage, ob und in wiefern
Sprache natürlich iſt ? eine etwas anders beſtimmte Änts 1
XIII.
... a Kurze gelehrte Nachrichten.
I.
B onfeffor
Rinteln ift Herr Profeſſor D.Mockert als Pros
der Rechte undBeifißer der Juriſtenfakultät
mit Hofrathscharakter nach Göttingen berufen , auch nach
erhaltener Entlaſſung aus hieſigen Dienſten bereits um
Dſtern dahin abgegangen . Das Programm , womit der
felbe zu Anhörung ſeiner Antrittsrede eingeladen ,enthält
eine Fortſegung der Abhandlung de indole præſumtio
num juris , welchezu Rinteln 1782 erſchien .
2.
Der aus Amerika zurückgekommene Herr Stabsfeld
medikus , D. Michaelis, iſt zum Jeibmedikus des regie
renden Herrn Landgrafen Hochfürſtl. Durchlaucht , und
Profeſſor der praktiſchen Medizin am Collegio Carolino mit
einer Beſoldung von 600 Rthlrn beſtellt worden.
3.
Herr Profeſſor Stegmann in Safſel Hat eine Bes
ſoldungsvermehrung von 150. Rthlrn erhalten
4. Aus
XIII. Kurze gelehrte Nachrichten. 527
4.
Uus andern gelehrten Tagebüchern iſt unſern Leſern
bekannt , das unter den vielen Abhandlungen über
Die Preisfrage von Verhütung des Kindermords , drei für
preiswürdig ſind erklärt worden ; weil die dazu beſtellten
drei Richter fids nicht wegen eines vereinigen konnten .
Diejenige Abhandlung , welche Herr Ritter Michaelis
zu Göttingen für die beſte erklärt hat , war init dem Denke
ſpruche: incidit in Scyllam , qui vult vitare Cha
rybdim , überſprieben , und zu dieſer Hatfid nunmeşro
Herr Kammerraty Klipſtein zu Darmſtadt alsVerfaſſer
befannt. Unter den vorgeſchlagenen Auskunftsmitteln
wegen des ausgeſezten Preiſes Hat fich derſelbe die Theilung
deſſelben gefallen laſſen ; auch ein Drittheil der verſproches
nen gundert Dukaten bereits erhalten .
5.
Caffel. Here Profeſſor Runde iſt als ordentlicher
Profeſſor der Rechte und Beiſißer der Juriſtenfakultät; mut
Hofrathscharakternach Göttingen berufen und abgegangen .
Die von ihm bekleideten Stellen ſind dergeſtalt vers
theilt, daß Herr Rath und Archivarius ledderhoſe mit
Beibehaltung ſeiner bisherigen Stelle am Regierungsarchiv,
zum Profeſſor der Rechte am Codegio Carolino befördert
ift; Here: Rath und Profeſſor Caſparſon aber zum ber
ſtåndigen Sekretår der Geſellſchaftdes Uckerbaues und der
Künſte, wie auch zum Cenſor der politiſchen Zeitung ers
nannt iſta Beide haben Beſoldungsvermehrung ergalten .
6.
Herr Profeſſor Sd.mmering, bisheriger leßrer der
Unatomie adhier iſt gleichfalls abgegangen und zum Pros
feffor der Anatomie und Phyſiologiezu Mainz beſtellt wors'
den. Die hierdurch erledigte anatomiſcheLehrſtede ift Herrn
k
Leibmedikus und Profeſſor Micaelis bis Piner Beſo
dungsvermerhrung übertragen ; zu gleicher Zeit iſt aber aucy
rr kto úel m ſektor tellt rden
He Do Br zu Pro beſ wo .
7. Herr
528 XII. Sturze gelehrte Nachrichten.
7.
Herr.Marquis de Luchet iſt zu Caſſel bei deri
Kommerzkolegium zum Vicepräſidenten ernannt worden.
8.
Hanau vertor ,am 4ten September den würdigſten
und berühmteſten feiner Gelehrten , einen in allem Betracht
ehrwürdigen Mann , Herrn Superintendent Johann Chris
ftoph Stod ha uſen. Er ſtarb im 59 ten Jahr ſeines
Ulters. Die Ronfirmation der Durchlauchtigſten Prinzeſs
Yin Friederike ţü Heſſen war das lezte ſeiner Umtsgeſchaften
welches er zur Erbauung einer zabireichen Verſammlung vera
richtete. Seine Abſichtwar ſchon damals , die ganze Hands
tung der Welt im Drück vorzulegen , allein feite Kranks
Heit hinderte ihn daran , und in einem Vorgefühle ſeines
Todes trug er die Herausgabe derſelben Herrn Orti Leta
ter der Durdl.Prinzeſſinnen zu Heffen auf. Dieſem Auf
trage gemas wird das Werkgen nächſtens geliefert werden .
Es wird auf Subſcription gedruckt, und koſtet 24 Kreujer.
Man wendet ſich mit den Beſtellungen an das lutheriſche
Waiſenhaus zu Hanau , oder an den Herausgeber felbfte
g
34 Pon Gieſſeri geht Here Duund Prof. Šdhtá úbert
te ordentlicherProfeſſordes teutſchen Staatsrechts und
Privatrechts nad Helmſtadt
1o.
Herr Profeffor Robert fü Marburg Hat eine am
Samtreviſionsgeridt zu Marburg erledigte Stelle erkalten .
Ende des Dritten Stücks.
Druckfehlen . !
-Digfelt
erradt
Ebre
fined
Timel
Priften
ivetz
11104
en
nes
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201
und
:
1
-
Heſſiſche Beyträge
Gelebtſamkeit
und
un ſt.
FI
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Wiertes Stud.
Frankfurt am Mayn ,
ben Varrentrapp Sohn und Wenner,
I 7 8 5.
CRO
M a chrichten
Be i frå ge
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Gelehrſamkeit
und
te
Kunſt.
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D
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D
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- Erſter Band. !
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ណ ណណ ណ ណ ណណ ង
Frankfurt am Main ,
bei Darrentrapp Sohn und wenner . 1
17 8 5
1
j
Nachricht .
Frankfurter Oſtermerie
17853
Die Herausgeber.
vi
Heſſiſche Beiträge.
Wiertes Stúd.
1
7
1
1
Inhalt
des vierten Stůcks.
Beffiſche
1
he
Heffiſche Beiträge
zur Gelehrſamkeit und Kunft.
Viertes Stück .
I.
( 1)
Soin
E in politiſcher Damon brachte zuerſt den Šaß auf :
Dienſtbegebung Tepe Gnadenſache. Das Schicks
fal von hunderten und tauſenden an Einen binden , das
ſoute 6los Gnadenſache reyn , ſo wie das Verſchenken einer
Ulmore ! Der erſte Grundſtein zur menſchenfeindlichſten
Tyrannen iftis.
Aber nun , wenn ein Regent auch den beſten Willen
ħat - feine Unterthanen als Kinder , deren keinem er
eine Vorliebe buldig iſt, betrachtet – mit dem gróften
Unliegen auch dieſe wichtige Regierungspflicht zu erfüllen
ſucht. Wie fchwer, wie unendlid, lower wird ihm die
Grfügung derſelben ,
!
(2)
06 die Verwaltung der Verpachtung , oder dieſe
jener vorzuziehen reye, iſt eine wichtige Frage. Der Pris
batmann, welcher ſein Vermogen ſelbſt zu verwalten , Zeit
und Einſicht hat , würde théricht Handlen , wenn er dar
felbe einem Pachter überließe. Der Regent vermeidet bera
fer , wo er kann , beides. Vermehrt durch ſein Vermda
gen das Eigenthum ſeiner Unterthanen , und behält ſich
ftatt des Pachts trockne Einfünfte aus. Eine Verwals
tung , wobei kein anderes Geſchäft vorfáat , als Einnahm
und Uusgabe an Geld und Früchten , und Umſaß des
Einen in das andere , oder wobei nur erhoben , aber
nicht producirt wird , verdient kaum den Namen Ver :
Waltung ift Hauptſáglic nur noch Verrechnung:
Mo
I. Einfälle eines Sameraliſten. 537
Wo jene Veränderung mit dem Landesherrlichen Vers
mogen nicht wohl angeht, da iſt die Verpachtung der Vers
waltung vorzuziehen. Ohne die vollkommenſte Recha
nungseinrichtung taugt die Verwaltung des Staatsvers
mógens gar nichts. Je mehrere Produktionen und Ums
faße bei einem Vermogen vorfallen , je ſchwerer und koſta
barer iſt die Einrichtung und Erhaltung eines vodkommnen
Rechnungsweſens, und dann möchten endlid die Sums
men der Koſten , einer guten Einriehtung , mit den Suma
men des Verluſto, durch Betrug und Nachläſſigkeit, bei
einer mittelmáſigen Einrichtung , nicht weit von einander
abſtehen. Soate erſtere Summe die fezte gar überwies
gen , ſo hørte die Vollkommenheit auf , es würde im Ver
håltnis der Mittel zum Endzweck gefehlt. Aber welcher
menſchlicher Geiſt weiß immer bei dergleichen Operationen
die wahre Gränze zu beſtimmen ?
1
(3)
Dauerhafte Vermehrung der Einnahmen , und Vera
minderung der Ausgaben, ſind die gröſte Verdienſte eines
Kameraliſten . Wer das Privateigenthum der Untertha
nen nicht heilig hält - nie auf das Verhältnis zwiſchen
Erwerb und Abgaben achtet, der greift das Kapital an.
Seine Verbeſſerungen ſind alſo nicht dauerhaft ; er iſt
Plusmacher. Die wichtigſte Verbeſſerung der Herrſoafts
liden Einkünfte beruht auf der Vermehrung und Verbef =
ferung derkerGewerbe,
ung und der daraus folgenden ndung Zunahm
, nachſhtldaegmungauf der Anewr e dner beſten
1
hi Devol
der
c
Mittechl gegen Unterſ hen n ſ
g chuldig Abnfgtaebe , uancdh
endli enauf einer ſolſcter Leitu inddeirgkEeiintfü , worn
1
e ſ e l b
di hſt in mſoten g l i c h Gne ſ c h w unn mit den
d
l i c i g f å g e s n n d e ten
mö g
e b e n d enwe n Ab
t i m m t eanu dsegabHeä mmednes erſ
Abg bis zur beſ Au ko .
(4 ) Die
1. Einfälle eines Kameraliſten. 539
(4)
Die gröfte Fehler werden von Kameraliſten begangen,
wenn ſie Reglen in Grundråße verwandlen . In der That
beſtehen wenige oder keine Wiſſenſchaften , aus mehreren
Reglen und wenigern Grundfäßen , als eben die Kames
ralwiſſenſchaft; daher ſind diejenige kameraliſche Verfüa
gungen die beſten , wobei man die Reglen zwar- feſtgeſezt,
die Ausnahmen aber auch ſorgfáltig beſtimmt hat.
(5)
ude Geſchäften , wobei die Verbeſſerung des Gegen
ſtands und der Vortheil deſſen , welcher das Geſchäft hes
ſorgt, in ein genaues Verhältnis gelegt worden ſind, wera
den ungleich beſſer getrieben , als ſolche, wo beide in una
gleiches , oder in kein Verhältnis geſezt worden ſind. Wer
dies läugnen woûte , mußte das menſchliche Herz nicht fens
nen. Wer ſich aber auch dieſer Marime mit Vorſicht zu
bedienen weiß , wird ungleich mehr Unternehmung glücklich
ausführen , als ein andrer.
7
。 (6)
Wer etwas für einen Andern verwalten ſoll , und
voraus weiß , daß er ſich über alle Kleinigkeiten zu verant
t worten habe , daß er keinen Fethum begehen könne , ohne
zu beſorgen , daß er ihn buſſen müſſe, dabei aber eine uns
veränderliche, mit ſeinen Verdienſten nicht ſteigende Bes
11 lohnung genießt , muß ein Schwarmer oder ſeltner Patriot
1 feyn , wenn er nicht den ficerſten Weg in allem erwählt.
Der ficherſte für ihn iſt aber nicht immer der vortheilhafa
teſte für den Gegenſtand,
( 7)
Ein achter Kameralift fogte wenigſtens ein Gewerb
To vollkommen praktiſd verſtehen , daß er allenfalls ſich das
mit
540 1. Einfälle eines Kameraliſten .
mit ernähren könnte. Wäre es nicht wünſchenswerth ,
daß diejenige junge Leute , welche Kameraliſten werden
wollen , in den lezten Schuljahren, oder aud zwiſchen den
Schul- und Univerſitätsjahren , jeder ſich nach ſeinem Ges:
ſchmack eine Kunſt oder Handwerk wählte, und daſſelbe
zunftmaſtg lernte, freilich mit aller moglichen Abkürzung
Deffen , was nicht zum Weſentlichen gehört.
Ein Tolcher Mann , der bei einem geſchickten Buchs
Drucker, Uhrmacher , Múder, Färber, Ziinmermann ,
Schreiner die Lehre ausgehalten Håtte, oder aucy nur Knecht
auf einem Jandgut geweſen wäre, dem wurden die Theos
rien nachher weit beſſer , als ohne dieſe Vorbereitung bes
kommen . Er würde das Núßliche vor dem Unnúßen leichs
ter wählen , und am Ende zuverlåffig, wenigſtens in ges
wiſſen Fächern , ausnehmend brauchbar werden , da unſre
Heutige Encyclopádiften meiſt in allem nichts vollkommenes
leiſten . Endlich würven daraus ſtandhafte Männer wers
den , die lieber das Schurzfel wieder ergriffen , als einer
einmal eingeſehenen Wahrheit , auf Noth , weil ſie keine
andere Unterkunft wiſſen , entgegen handelten.
: Heutiges Fages , da es die Mode will , daß die Rins
der ohne Schlafhauben erzogen werden , wird vielleicht
die Ausübung dieſes Gedankens weniger widerſinnig aus:
fallen , als pormalen .
(8 )
Angehende Rameraliſten ſollten von Univerſitäten los
gleich als Zuhörer oder Beifiker zu denjenigen Kollegien
oder Geſchäften gezogen werden , wozu ſie ſich beſtimmen
wollten . Nun , nach Verlauf zwei bis drei Jchren , roll
ten fie erſt reiſen . Welcher Unterſchied im Nußen der
Reiſe eines folchen , und der , eines jungen Studenten !
Noch
I. Einfälle eines Kameraliſten. 541
Noch eins : Erſt müßte die Reiſe auf die wichtigſte
und gewerbvolſte Orte des Vaterlands gerichtet ſeyn , und 1
( 12 )
Das geheime und zurückhaltende Weſen , der Kames
raliſten iſt in ſehr vielen Fällen mehr (chádlich , alß núßs
lich, hindert die ſonſt ſo gemeinnüßige Korreſpondenz des
1!
rer , welche verſchiedenen Herrſchaften dienen , und era
weckt oft Mistrauen , worunter die beſten Unternehmuns
gen und Unterhandlungen leiden. Bei Kammern , wb
redlich gehandelt wird , und welcher rechtſchaffene Mann
ty
wird fich zu unredlichen und heimtückiſchen Handlungen
brauchen laſſen ? bei ſolchen Kammern , ſage ich , könnten
die meiſten Vorträge ſo offentlich , wie die Reden im
engliſchen Parlament , geſchehen.
Es giebt aber auch wahre Gegenſtande der Verſchmies
genheit , deren Ausbreitung ohnnachſichtlich mit Kaſſation
beſtraft zu werden verdiente. Da dergleichen aber nicht
piebe ſeyn können , ſo entſteht die Frage :
Db es nicht zweckmåfiger wäre , den Sid der Verſchwies
D genheit nicht allen Kanzleiverwandten aufzulegen , ſon
dern nur einigen , die man vorzüglich zu geheimen Urs
beiten ſchicklich fånde , und ſelbige durch fie verrichten zu
laſſen . Ude andere wurden nur ernſtlichſt für der Ges
ſchwäßigkeit und der unanſtändigen und unerlaubten
1 Verbreitung der Dienſtgeſchäfte gewarnt , weil ſie ſich
dadurch in der Beförderung ſchaden und nach Umſtana
den den Verluſt ihres Dienſtes , auch hårtere Strafe
zuziehen könnten ?
( 13 )
1
Einzelne Raufleute berechnen den Koſtenden Preis iha
ter waaren , Tchlagen einen billigen Gewinnſt darauf
fordern , und fandeln hiernach mit den Käufern.
Der
544 1. Einfälle eines Kameraliften.
Der Kameraliſt verſteigt aber faſt alles was nicht vers
waltet wird , an den Meiſtbietenden , Herrſchaftliche Fad
briken ausgenommen .
( 16 )
Die Erzeugung landwirthſchaftlicher Produkten , los
peit ſie zu den erſten Bedürfniſſen des Menſchen , wie die
meiſten , gehören , und deren Vermehrung, beruht Haupta
fachlich auf einem Naturtrieb. Jeder denkt zuerſt : moc
Her Brod, Fleiſch und dergleichen ; jeder fühlt den Grund,
auf Mittel zu finnen , wie er ſich dieſe Bedürfniſſe hina
reichender perſoaffen könne, in ſich ſelbſt. Je mehr Mena
ſchen in einem Lande bei einander wohnen , deſto gróſer iſt
die Summe dieſer Bedürfniffe , aber nach dem námlichen
Verháltniſſe wird auch deſto mehr Fleis und . Nachdenkeit
von ſelbſt darauf verwendet. Die Gewerbe, ipodurch die
1
natürliche Produkte fünftlich verfeinert werden , verbeſſern
und erhalten ſich weit weniger und ſeltener von ſelbſt
fordern mehr Ueberſehung, Uufſicht und Gefeße. Det
natürliche Trieb der hier wirft, iſt lang nicht ſo heftig , wie
jener ; er wirkt nicht ſo viel Nachfinnen auf Mittel zu
1 Erlangung dererſten Bedürfniſſe, als vielmehr Begierden
nach an und für ſich entbehrlichen Dingen , nach dem was
man Reichthum nennt. Es liegt alſo in der Natur der
Sache, daß dieſe mehr durch Kunſt, als jene befördert
1 werden müſſen. Wo dieſes nicht geſchieht, dawerden die
ſchönſten Zeitpunkte ein oder den andern Theil von Gea
1 werben in Florzu bringen, verſäumt. Ein Beiſpiel reye
die Tabaksfabrikatur, welche in vielen teutſchen Fürſtens
thümern bei dem amerikaniſchen Kriege in große Aufnahm
Kåtte gebracht werden können , wenn mehr Achtſamkeit auf
dieſe Gegenſtande, als auf die landwirthſoaft gewendet
woorden máre.
1
Eben dieſe Perſud,e gehen dann allermeiſt dahin :
durd entnervtEntvoľferung
Urbeitinnere , und
die Körper fich iſt Urſace
zu erhalten . Inmaffige
Unmáſſige
Sterbfåge. Die Ungewißheit von zwei Menſchen , ob ſie
fich und ihre Kinder ernähren können, erzeigt Seltenheit
der Ehen , oder auch wohl gar vorfäßlich wenig Kinder in
der Ehe, Wo fo 10 .
Die
1. Einfaldle eines Kameraliften. 551
N Die Nation entkräftet ſich alſo nach und nach in fich
felbft. Endlich , nachdem ſchon viel tauſend Menſchen in
der Möglichkeit verlohren gegangen ſind , entſteht nach und
nach Auswanderung ; aber von elenden Bettlern , die alle
dort, wo ſie fid anfeßen ; in der erſten Generation nichts
taugen . Darin liegt unſtreitig der Grund , warum mans
dye Kolonien ſo langſam , und andere ſo geſchwind in der
Bevótkerung zurghinen . Wenn Rußland , Preuſen und
Ungarn diejenige von einander geſchieden haben , welche
des Religionsdrucs wegen , und die , welche aus Naha
rangsmangel zu ihnen geflohen ſind , ſo wird es fich zeigen,
ob ich hier richtig urtheile.
Der welcher dem Religionsdruck entfließt , bringt
immer noch Gúter mit ſich , wenigſtens Geſundheit, fros
hes Gemüth , Bewußtſeyn oder Glauben , welches einerlei
iſt, einer rechtſchaffenen That , Geſchicklichkeit 2c. Da
21 hingegen der andere nur als ein geretteter Schatten da
ſteht , den der geringſte Windſtoß knickt.
Wenn nun ein Staat ziemlich bevolkert iſt, wenn
unter einer Gerrlichen Regierung ade Religionen tolerirt
werden , und auch alles blůbet, ſo muß dem natürlichen
Jauf der Dinge nach endlich auch eine verderbliche Regies
Die rung folgen , Ein zu kriegeriſcher, oder ein zu ſchläfris
tet der Monard wird dann das land mit unmåffigen Abgaben
beläſtigen . Nun fängt die innere , dem menſchlichen Ges
falecht über alles verderbliche Entvõlferung an. Die Tos
leranz þáit indeffen die Unterthanen noch lange Jahre beis
einander, bis endlich die Elendeſte fliehen , und aus ihren
Enkeln erft wieder tüchtige Erdenbewohner werden, wähs
rend nicht minder Elende zurúfbleiben , und auf grofen
Såndereien , die ſie nicht bebauen können, hinſchmadten.
Wäre es nun nicht für das menſdliche Geſchlecht beri
ſer geweſen , es fere ein intoferanter Konig gefolgt, deri
N n 4 bei
552 I. Einfälle eines Stameraliften .
bei Zeiten Haufen noch blühender Unterthanen geflohen
undihre fic verſtärkendeBevölkerung einem für ſie günſti
geren Erdſtrich zugerpandt gåtten ? Die Zurücfgebliebes
nen würden ſich dann bemüht haben , die Stelle der Geflos
þenen zu erſeßen , oder der Prinz müßte mit der Intolea
ranz zugleich den ſchrecklichſten Druck von Yuflage verbunden
Þaben , und auch dann håtte vielleicht die verdoppelte Bevol
kerung der Geflohenen die innere Entvölkerung der Hinters
laſſenen dem Ganzen einigermaſſen erreßt.
( 25 )
Wenn die Dienerſchaft überſezt iſt , oder die Geſchäfte
werden durch eine Veränderung lo zuſammen gezogen ,
daß Diener überffüffig werden : ſo wird ein erfahrner Ges
ſchäftsmann iminer noch Mittel finden können , die Kennts
niſſe und Arbeiten derer , welche bei den bisher begleiteten
Bedienungen überflüſſig geworden ſind, zu benußen ; und
Toute ihm auch das ſchwer werden , ſo wird er lieber auf
Penſionen und Ausſterbenlaſſen , als auf reduciren und
entlaſſen , anrathen . Diejenige , welche ſo gerne Serr
Ichaftliche und privat Dienſte , mit einander vergleichen ,
ſind ſehr irre. In Herrſchaftlichem Dienſt wird lebends
Jånglicher Unterhalt gegen lebenslånglichen Dienft geſucht;
ſelten in privat Dienft. Dann , ſo geben meiſt eine Menge
Jofalkenntniſſe vețloren , welche nicht wieder benugt wers
den können , wenn jemand aus eines Herrn in eines ans
dern Herrn Dienſt tretten muß , und überhaupt iſt es To
leicht nicht, wieder Sperrſchaftliche , als privat Dienſte zu
erhalten. Reduciren und entlaſſen redlicher Diener ſchlägt
den Muth der bleibenden nieder , und ſchadet dadurch viel
mehr , als die Summen der eingezogenen Beſoldungen
austragen.
( 26 )
Es iſt eine fehr allgemein angenommene Meinung ,
ber. Landwirthſchaft gebühre in der Ordnung der Lan
desverbeſſerung Vorzug vor den Gewerben . Die
I. Einfalle eines Stameraliſten. 553
Die Erfahrung ſcheint dieſen Saß nicht ſo zu unter :
ftůßen, daß er ohne Unterſchied angenommen werden könns
te. Mir ſcheint, fie neige ſich mehr zu folgender Marime :
Die Landwirthſchaft geht denen andern Gewerben
» vor oder nach , in dem Verhältnis , als ein Staat
3
groß oder klein iſt.
In einem Staat von mittlerer Gröſe würde Sands
wirthſchaft und Gewerbe gleichen Rang verdienen. In
kleineren Jándern wurde dieſelbe in arithmetiſchem Vera
påltniſſe nach der Gróſe des Staats jenen nach- und in
11 gróferm demſelben Verhältnis vorgehen.
be
Man beobachte zwei in der Gróſe ſehr weit von eins
ander verſchiedene Staaten.
Frankreich fand ſich im Grundunter Sully weit bef
fer , als unter Solbert. Ein ſolches Reich muß ſeine Macht
und Souş hauptſächlich in ſich ſuchen. Jemehr daſſelbe
die Landwirthſchaft empor bringt, jemehrwächſt die Zahl
der Vertheidiger des Vaterlands , und je leichter ſind ſie
zu unterhalten . Der Ueberfluß an Bearbeitern des sans
ht des und Soldaten iſt das , was in ſolchen Staaten dem
ng Handel und den Gewerben angehören darf. Würde aber
dieſen der Vorzug geſtattet , ſo mußte die Landwirthſchaft
folglich die wapre innere Macht, und Schuß darunter
leiden . Endlich fehltes an den erſten Unterhaltungsmit
teln derer nichtlandwirthſoaftlichen Klaſſen .' ihr eigener
Porzug verdirbt ſie alſo .
Eine Reichsſtadt foa in ihrem Gebiete die Landwirts
ſchaft auf den höchſten Grad treiben , Handlung und Ges
werbe aber einer mindern uchtung würdigen . Nie wird
44
ſie den Flor erreichen können , welche eine andre mit ents
gegengeſezter Marime erreicht. Sie lebt unter dem Schuße
Nn5. groſerer
4
554 I. Einfälle eines Samecaliſten.
größerer Staaten , und iſt folglich nicht genothigt, fich
ihre Soldaten felbft zu erzeugen .
Mt einem ganz unabhängigen kleinen Staat verbált
es ſich nichtviel anders. Dhne Udianz mit groſeren könnte
derſelbe doch nicht beſtehen , dieſe verſchafft er ſich am
beſten mit Geld , und dieſes am leichteften durch Handel
und Genverbe. Die Staaten des {ykurgs entſtehen Heu
tiges Tages nicht mehr , und auch Sparta war eigentlich
nicht landwirthſchaftlich, ſondern blos militairiſd . Der
Ackerbau wurde durch Sklaven betrieben.
( 27 )
Zünfte find nichts anders , als alte Manufaktur
und Fabrikſocietaten . Der hauptſächlichſte Unterſchied ,
von dem , was man heutiges Tages ſo nennet , beruht im
Alter jener , und Neuheit dieſer. Ein Tehr anſehnlicher
Theil Unterthanen beſteht gemeiniglich aus Zunftgenoffen ,
und ein verhåltnismäßiger Theil in- und ausländiſcher
Produkten wird durch ſie bearbeitet und verhandelt . Die
Berbefferung der Zünfte hat gemeiniglich mehr Einfluß
auf das Sange und folglich noch den Rang vor den
eigentlichen Manufakturen . Das Ganze der Zunftvers
Faffungen , dünft mich , ſei zu wenig zuſammenhangend ;
auf
>
II. Medts
II.
Mediziniſcher Aberglaube.
" DenSchwacheit des Geiſtes fallen zu ſehen in
liftia
verzeihen , iſt natürlich und hat phyſiſche Urſachen zum
Grunde. Der geſunde aber und zwar der erleuchtete der
Denker , wenn dieſe einer Sache Beifal geben , und ſie
glauben , die kein geſunder Menſchenverſtand annehmen
kann , zeigt Geiſtesſchwache und Mangel an Kenntniſſen
Davon giebt es aber doch noch in den jeßigen Zeiten
ſolche Beiſpiele , die man nicht verinuthen ſollte. Der
Glaube an Hererei und andere Sachen , die ich wenigſtens
nicht glaube , belebt noch viele Menſchen vom erſten bis
zum lezten Range menſchlicher Abtheilung. Auch fogea
nannte Gelehrte ſind nicht alle befrepet von dieſer Thorsi
beit. Daß aber diejenige auch würflich Gelehrte find
die bei vollen Geiſteskråften übernatürliche Thorheiten
glauben , leugne ich ; Schulgelehrſamkeit ohne Muttermik
fann leicht vom Aberglauben angeſtekt werden , denn
Phyſik und zwar natürliche kann in folchen Stopfen
nicht einwurzeln .
Thiere, und zwar unſere zahmen Hausthiere, find
nun freplich noch der grófteGegenſtand des Aberglaubens,
bei dem Vornehmen ſogut wie bei dem Geringern. Der
eine ſo wie der andere hat noch hierinnen mehrere Hecerei
im Kopfe , wie bei dem Menſchengeſchlechte, und der Übers
glaube iſt hierbei ftárker , wie bei allen andern übrigen
Vorfáden . Dieſe hat auch einigen Grund. Die Krant
heiten der Thiere ſind und nicht ſo bekannt , wie der Mens
ſchen , und der Geringere beſchäftiget fich mehr mit dem
Vieh wie der Vornehmere. Mehr herrſcht der Uberglaube
überhaupt unter erſteren wie bei lezteren . Kein Wunder,
daß man alſo bei Spieren mehr von Herereien , wie bei
Mens
+
T
法
개
III. Noch
576
III.
1
Endlich , daß es jezt kein ſo kleines Pygmåenvolk mehe
31
giebt, das iſt kein Beweis , daß dergleichen auch vor Zeiten
nicht geweſen ſei. Der Verfaffer macht die Inſtanz: es
gebe auch jezt keine Rieſen mehr, und doch habe es dergleis
chen vormalsgegeben, wiegelehrte Männer mit überzeugens
den Gründen bewieſen Håtten. Hier beruft er ſich unter
andern auf ſeinen Bruder, der eine Diſſertation de gi
gantibus geſchrieben hat. Es iſt nichts befremdliches,
daß ein vormaliges Volf , zumal ein ſo ſchwaches , wie
die Pygmåen , jezt nicht mehr vorhanden iſt. Pitkers
wanderungen , ſagt er , Kriege, Erdbeben und andere Res
volutionen , Håtten leicht dies kleine Półklein vertilgen ,
oder unter andere Völker zerſtreuen können , da denn in
der Vermiſchung mit andern dieſes Geſchlecht nach und nach
erloſchen ware .
P Ⓡ 3 lichſten
582 III. Ueber die Pygmåen .
lichſten Inſekten . In ähnlicher Bedeutung konnte denn
aud Krieg zwiſchen den Pygmåen und Kranichen feyn .
Aber der Erfolg des Streits , die Ueberlegenheit und
Der Sieg der Kraniche über die Pygmåen wie iſt denn
das zu verſtehen ? Hier ſcheint freilich etwas mehr Schmies
rigkeit zu ſeyn. Ganz begreiflich wars , wenn die Pygmåen
wirklich nur ehlenhohe Männerchen geweſen waren . Dies
fen konnten ſo groſe Vögel , wie die Kraniche geweſen ſind,
die Schlacht abgewinnen , und Homer hätte dann mit
der Wahrhaftigkeit, die ein Geſchichtſchreiber haben muß,
von den Kranichen ſagen können :
Ανδροεσι πυγμαίοισι φονον και κηρας Φερουσαι .
Uber Männer , wenn ſie auch ziemlich viel kleiner
find, als ein Europåer von gewöhnlicher Gröſe, wenn ſie
auch nur zwei Eden hoc waren , können im Gefechte mit
Kranicen nicht den Kürzern ziehen. Entweder ſagt alſo
Homer etwas unwahres, oder die Pygmåen waren wirks
lich ſo verkümmerte kleine Menſchengeſchöpfe, die von Kras
nichen getödtet werden konnten . Und wer kann das léztere
von einer ganzen Nation für wahrſcheinlich halten ? Dies
fes iſt der Grund , warum Herr Prof. Forſter die Erklas
rung der Pygmåen aus den Sieroglyphen allen andern
Meinungen vorzieht.
Aber warum ſollte man nicht annehmen dürfen , daß
Homer, der ja kein Geſchichtſchreiber, ſondern nur ein
Dichter war, etwas, zumal in einem Gleichgniſſe, geſagt
Haben könne, das keine hiſtoriſche Wahrheit iſt ? Sperr
Prof. Forſter räumet ſelbſt dies ein , wenn er nad reis
ner vorgetragenen Erklärung ſagt (S.15) : „ Db Homer
ſelbft in Egypten geweſen , ob er dieſen Schlüſſel der allegos
riſchen Pygmåenfabel gekannt , oder ob er bloß die Fabel,
wie ſie zu ſeiner Zeit bereits in Griechenland ohne Ausles
gung von Mund zu Mund fliegen mogte , als ein paſſen :
des
1
PPS IV . Bez
586
IV .
Bemerkungen über die Eremtion eines
Reichs - Landes von den Reichs .
vikariat- Gerechtſamen .
vom
I. Abs
IV. Eremtion eines Reichs-Landes 2. 587
I. Abſchnitt.
Etwas vom Urſprung der Reichsverweſer , und den Grena
zen ihrer Gerichtsbarkeit.
Strofeundweit entlegeneBeligungenw,eldeinmitta
lern Zeiten mit der rómiſchen Kaiſerwwürde verknüpft
waren, Kriege in Italien , Krankheit, auch wohl Mins
derjährigkeit, waren , wie und die Geſchichte unſers Vas
terlandes lehrt, die Urſachen , welche Deutſchland in jenen
Zeiten ſehr oft ſeines Oberhauptes beraubten , oder daſs
felbe doch eine Zeitlang von einheimiſchen Regierungsges
fchaften entfernten . Daher es denn ſchon damals nichts
ungewöhnliches war ( 2), daß bisweilen Reichsverweſer die
Reichsregierungs - Geſchäfte in Abweſenheit oder aus wohl
nach dem Tode des Kaiſers übernahmen.
In den Zeiten , wo die Gefeße das Reichsvermeſers
Amt noch nicht an geriſſe Perſonen oder Hemter auf ims
mer
( 3). Das Beiſpiel der Saiſerin Agnes der Mutter Henrid IV. und
der Staiſerin Iheophania der Mutter Otto Ill.
( 4 ) Hatto von Mainz unter der Regierung Ludwig des Kindes orig.
Guelf. Tom. II. pag. 315 feq.
+
(5) O. B. C. V. §. I.
von den Reichsvikariat-Gerechtſainen. 589
dete (6 ). Dieſes hat auch die Veranlaſſung gegeben , daß
die Publiziſten Heſſen , was die altern Zeiten betrift, bald
zum ſáchfiſchen ( 7 ) bald zum pfälziſchen(8) Vikariat rects
li nen . Allein die Objervanz neuerer Zeiten ſtiin mr blos für 1
privil. aber liegt eine ſolche Befreiung , wie ich ſo eben ges
et zeigt habe , nicht; und auſſerdem , daß die Gefeße von einer
beſondern Eremtion der Kurfürſten ſchweigen ; ſo könnte
auch ſelbſt der Kaiſer gegen den ausdrücklichen Inhalt der
W. E. ( 15 ) eine ſolche verfaſſungswidrige Befreiung zum
Nachtheil der Reichsverweſer nicht ertheilen . Noch wenis
x ger inogen die Reichsvifarien ihren Gerechtſamen durch
Verträge mit Standen etwas vergeben ; ein ſolcher Vers
trag wurde ungültig reyn , weil die Reichsverweſer muhl
nicht aus eigener Befugnis , ſondern von Reichswegen ihre
Gerechtſame ausüben .
50
III . Abſchnitt.
11 Eremtion der Hauſer Defterreich , Böhmen , Burgund , Maing
Do und Ditfriesland .
V. Ueber
603
V.
*
Fan Ueber das fchädliche Betteln der ſogenannten
SI
Paſſanten oder Vagabunden.
enn folgender, und zwar treuer , zuverläſſiger Auss
W zug der bettelnden Pafanten aus den gedruckten Urs
menliften der Stadt Caſſel , nur einige Empfindung des
durch ſie entſtehenden offenbaren Schadens in benachbars
ten (åndern und Städten erregt, ſo hoft man , nidt ums
ſonſt ihn mitgetheilt zu haben.
Im Jahr 1760 wurden auſſer den Stadtarmen 528
als ſolche bemerkt, die außerordentliche Steuern empfins
gen ; ob ſie alle Paſſanten waren , iſt nicht angezeigt , wohl
aber, daß 6 dergleichen zur ſogenannten Ranzion aus der
Sklaperei erhielten.
1767 - 1553 2 98 28 2 6
1
1772 : 3980 215 15 4 3
Seit dem Jahr 1773 hat man ihre Zahl in den liſten
nicht fortgeführt, allein Unblick und Anlauf zeigt , daß
ihre Zahl mehr zu- als abgenommen habe. Unter dem
Nainen von verunglückten Kaufleuten und Fabrikanten ,
beſonders aus gewiſſen (andern , wo viel Monopolien ſind,
von verabſchiedeten Invaliden , meiſtentheils aus groſen
Dienſten , von armen Kandidaten , Studenten , Hand
1
werfðburſchen , Herrnloſen Bedienten , zwiſchen durch Leus
ten von Geburt und Proſelyten, kommen ſie über die
Grenzen ins land ; denn die einheimiſchen Paſſanten wer :
den mit Recht gróſtentheils an ihre Heimat verwieſen .
1
Ganz getroft darf ich nach dem offenbaren Augenſchein
und ohne die Sache zu übertreiben , nach dem liſtenmáſigen
Verhåltnis der angeführten Jahre , wenigſtens vom Jahr
1773 an bis jezt, noc 20000 annehmen ; alſo 40000
die in 20 Jahren den ſchönen oberrheiniſden Kreis und
das gute Heſſen durch bettelten . Und ſollten darunter nicht
die
V. Vom Betteln derPaſſanten . 605
31 die Diebe und Räuber gróftentheils ſeyn , welche in die
Häuſer einbrechen , Poſtwagen plündern und dergleichen ?
Man nehme nur noch an , daß der Sandſtreicher in die
Långe oder Breite Heſſen durdszieht, den Edelmann , Bes
amten , Prediger, Bauer und Einwohner der Stadt zu
Almoſen nöthigt, ſollte ich nicht jeden zum halben Thaler
anſchlagen können ? Uuf ſeine Komſumtion iſt nichts oder
wenig zu rechnen , da er alles erbettelt. Man ſummire
dies mit dem obigen , um den Schaden zu empfinden , den
eine ungehinderte Bettelei der Paſſanten einem ande von
máſigem Umfange brachte. So wahr aber dieſe traurige
3 Geſchichte iſt, ſo gerdiß bleibts , daß nur durch die größte
Wadyſamkeit und Strenge ein land , verbunden mit einer
desfalls zweckmäßigen Uebereinkunft benachbarter Ländern ,
dem Uebel abgeholfen merden kann und muß.
VI . Ueber
606
VI.
>
1
RI 3 VII. Forts
614
VII.
Fortſegung.
Ueber die Durchkreuzung der Sehenerven .
Dan nahm meine Abhandlung über die Vereinigung
Man der Sebenerven gåtigſt auf , und verband mich
dadurch auch meinen verſprochenen Nachtrag über den
Bau dieſes Theils bei Vögeln zu liefern.
i
1
Erſte und zweite Beobachtung.
Indeſſen mich die Herausgabe dieſes Nachtrags bes
fchäftigte, hatte ich das Vergnúgen , von meinem beſten
Souler Herrn Billmann in Caffel, der wegen ſeiner
feltenen
VII. Ueber die Durchkreuzung 26. 615
feltenen Anlage und Fleiſles alle Uufmunterung verdient,
die Durchkreuzung der Sehenerven auch bei Hunden zweie 1
mal beſtåttigt zu ſehen ; er frieb mir dieſes unterm 21.
Nov. 1784 nicht blos , ſondern ſchenkte mir auch , das
dicfen Ilmſtand beweiſende Gehirn ſehr geſchickt herausges
nommen und vortreflich im Weingeiſt erhalten . Die um
to ftåndliche Nachricht davon , aus der Feder dieſes geſchickten
jungen Mannes , habe ich Herrn Profeſſor Blumenbach
zur Bekanntmachung in ſeiner mediziniſchen Bibliothek
überlaſſen . Alſo wieder aus einem Geidylechte der Sauges
thiere mehr wäre die Durchkreuzung unwiderleglich ,
folglich in vieren überhaupt ( Einhörnchen , Søwein ,
Pferd , Hund ) dargethan.
Dritte Beobachtung.
Den 17. April 1784 ſchickte man mir von Carlos
haven ein Ferken zu , das zugleich mit andern ebenfalls
an den Kópfen verunſtalteten geworfen worden war . Von
der linken Seite des Uugs erhob ſich gegen den obern Theil
des Kopfs ein runder mit etwas flüſſigem angefügter Sack,
der zwar dúnne aber ſonſt dag vódige Unſehen der Haut,
womit es am ganzen Kórper bedeckt war , hatte , von ohns
gefehr anderthalb Zoll im Durchmeſfer , er enthielt ein
blutig Waſſer , und ſeine Hóle ftand mit der Gehirnhóle
auf der linken Seite in Verbindung. Die Augåpfel fehla
ten gånzlich mit allen ihren Theilen, weil für ſie nicht
einmal eine Hóle von Knochen da war. Die Augenlieder
1 der rechten Seite waren klein , das linke obere hingegen
war gegen den Sack zu hinaufgezerrt. Die rechte Gehirn
hálfte war zur Seite ziemlich natürlich beſchaffen ; die
Geruchnerven fehlten gånzlich , und ſo auch die Sehener
ven und blos ein dunner Queerftreifen über die crura ce
rebri war nur noch von ihnen als eine Spur úbrig. Das
IN
dritte , vierte , fünfte und ſechste Nervenpaar hingegen
hatte ziemlich ſeine natürliche R
Beſchaffenheit;
r4
ſo fand ich
audy
616 VII. Ueber die Durchfreuğung
auch nicht den großen marfigen obern Queerbindungsſtreis
fen ( corpus calloſum ) , auch keine geſtreiften Körper
( corpora ftriata ), hingegen die Sehenervenhúgei waren
wurklich , obgleich kleiner da. Die corpora quadrige
mina ſchienen natürlich. Hier waren demnach beide Sehes
nerven verdorben , oder gar nicht da , und folglich ihre
Wurzeln hinter der Union oder der Durchkreuzungsſtelle
gegens Gepirn zu gleichfalls zu Grunde gerichtet.
Vierte Beobachtung.
Den 20. Auguſt 1784 ließ ich mir aus der herrſchafts
lichen Súnerſtopferei zu Caffel einealteHenne geben , deren
rechtes Auge durch einen mir unbekannten Zufall blind
war. Nach weggenommener Haut fanden ſich die Haut
und Augenlieder , und auch die Nickbaut (membrana
nictitans) in guten Umſtänden , am knochernen Ringe
aber um die durchſichtige Hornhaut war ein Stück kerausa
gebrochen und hineingedrückt , und die vermuthliche Urs
ſache, daß das Auge um mehr als die Hälfte zuſammena
gefallen und kleiner war. Ich nahm behutſam die Unters
Finnlade , und alle Knochen und fleiſchigthäutige Theile ,
die mich an der Herausnahme des Gehirns von unten her
hindern konnten , weg, und man ſahe nunmehr am ganz
unbeſchädigt ausgeſchalten Gehirn aufs überzeugendſte
I ) Den Nerven des verdorbenen Augs ſo erſtaunend
Berdünnt , daß er faum noch den zehnten Theil der Dicke
des geſunden betrug.
2 ) Den kranken Nerven merklich kürzer als den
geſunden ,
3 ) War er nicht weiß , wie der geſunde , ſondern
graulich , nur halbdurchſichtig, hårtlich , oder gleichſam
knorplicht.
4 ) Uuch die Scheide, womit ihn die Garte Hirnhaut
umzieht, hatte ſich verengt.
Eben
der Sehenerven. 617
Eben ro abſtechend, als der rechte Franke Nerve vom
Augapfel an bis da, wo er ſich mit dem geſunden vereinigte,
verſoieden war , ließ ſich auch jenſeits der Union eben der
Unterſchied zwiſchen beiden wahrnehmen , nur daß jenſeits
der Union , alle Verſchiedenheit, die vorher den rechten
Nerven auszeichnete , am linken vorhanden war. Denn
El nicht nur der nunmehr linke Nerve , oder vielmehr ſeine
Wurzel war dúnner , ſchmaler , grauer , ſondern ſelbſt
ſein Hügel ( der in dieſer Thierklaſſe hohl iſt) war kleiner
und grauer , als der rechte, und ſomit nun auch die
## Durchkreuzung der Sehenerven im Hünergeſchlechte an
M einem Beiſpiel wenigſtens unwiderleglich bewieſen ; ja die
Differenz der Dicke des geſunden Nervens war , wie man
aus dem vorigen ſelbſt ſchlieſſen muß , verhältnismäßig um
vieles beträchtlicher, als ich ihn je vorger bei einem Såugs
thiere bemerkt hatte.
Zugleich beſtåttigte dieſer Fall überzeugender , als die
vorigen , von vierfüffigen Thieren entlehnten , daß die
Decuſfation fibrenweis geſchieht, denn ich ſah mit den
uiſtehenden Herrn ganz deutlich i daß drei weiffe dice
Nervenbündel mit drei grauen dúnnen abwechſelten , von
denen ein grauer halbdurchſichtiger der obere war , und
von der linken Seite auf die rechte fortlief , und machte
alſo dasjenige augenſcheinlich , was ich Seite 206 behaus
ptet hatte , nåmlich daß die Durchkreuzung bei den Säus
gethieren durcheinander , bei Fiſchen nur übereinander
geſchehe.
Uebrigens war auch das dritte Nervenpaar auf der
rechten Seite ſchwacher als der linken.
1
624 VII. Ueber die Durchkreuzung
terſchied zwiſchen dem Nerven des geſunden und des fran
ken Augs bis an die Union vorhanden war , nadhjuſeßen
vergaß , wie er hinter der Union beſchaffen war.
Udes dieſes nun macht mich freilich um ſo neugieriger,
einen einåugigen Menſdenkopf ſelbſt zu unterſuchen.
7) Hr. Kiviatkowski (7) Kat in ſeiner Inaugus
talſchrift die erſte Nachricht von meiner Bemerkung über
die ſichtliche Durchkreuzung der Sehenerven bekannt ges
macht. In der fünften Shefis wirft er die Frage auf :
an igitur ficdecuſſatio nervorum extra dubium po
fita ? Nondum credo & c. Beim Menſchen behaupte
ichs ſchlechterdings ſelbſt noch nicht, noch weniger, daß
wenn ſich auch die Sehenerven durchkreuzten , es darum
alle übrige Nerven thun mußten. Soviel ſuche ich nur
als gewiß feſt geſtellt zu haben , daß beieinem Eidhörnchen ,
zwei Ferken , zwei Pferden , zwei Hunden , einem Hubn,
und zwei Enten , folglich ſchon ber zehn warmblutigen
Thieren dies der Fall ſei; wovon ſich ein jeder durchs An
rehen der Originale in meiner Sammlung fehr leicht über
zeugen kann.
8) Durch die Gute der Herren Profefforen Burch in
Marburg befiße ich ein ſkeletirtes Köpfchen eines Kindes,
bei dem id auſſer dem fehlenden Stück in der Mitte der
Oberfinnlade oder einer ſogenannten Haſenſcharte, den
merkwürdigen Umſtand finde, daß die linke Augenhöle aufs
fadend kleiner , als die rechte ſcheinet. War auch der Augs
apfel ſelbſt , in dem Verhältnis mit ſeinem Nerven kleiner,
To Håtte die Unterſuchung der Verbindung der Sehenerven
vieđeicht etwas in Anſehung unſrer Frage entſcheidendes
gelehrt.
Hieħer
( 7 ) Spec. inaug. med. fiftens theſes anatomico - phyſiologicas deNer.
vorum fluido , decuffatione gangtiis. Regiom . 1784. p. 12 .
)
War' ich bloß ihm gefolgt , und das Håtte ich bei
einem Mann wie Morgagni ohn allen Vorwurf thun
können , da Here v. Haller viel geringere Anthoritaten
gelten låßt , ro Hått ich auch glauben müſſen , bei Hunden
ſei wahrſcheinlich nichts herauszubringen , allein ich fing zu
zweifeln an , daß immer bei Hunden jenſeits der Union gar
nichts zu ſehen ſeyn roate, und trug deshalb noch kurz vor
meiner Abreiſe Hrn Billmann auf , Unterſuchungen zu
machen , der denn auch ſo glücklich war , die Frage duro
einen doppelten Fall zu entſcheiden.
Doch dieſe Anmerkung ſollte nur eine Vermuthung
gründen , die von Bedeutung ſcheinet; nemlich , daß un
beſchadet allem , was ſo verſchieden dagegen vorgebracht ,
und Morgagni, bei aller feiner fleifigen und genauen
Benußung mehrerer ſehr paſſend ſcheinenden Gelegenheiten ,
dennoch nicht zu ſehen glückte , gleichwohl die Durchkreus
zung der Sehenerven im Menſchengehirne ſtatt finden und
ſelbſt ſichtlich einmal dargelegt werden könne, oder wenigs
ftens iſt ſo viel richtig, daß die bisher vorhandnen Beob
achtungen nicht hinreichen , um dieſen Punkt beim Mens
Ichen zu beſtimmen , und daß es unrecht wäre, wenn man
fich dadurch abſchrecken lieffe , fernere Unterſuchungen ans
zuſtellen .
>
der Sehenerven. 627
ten Sehenerven , es ſei nun auf ſeiner eigenen , oder der
Ru
ihm entgegengeſezten Seite , ſollte bemerken laſſen. Denn
daß fich auch bei Thieren zuweilen die Veränderung des
Nerven ( ſo wie es Morgagni bei Menſchen fand des Frans
ken Auges nur bis an die Vereinigung , und nicht weiter
ſichtlich erſtreckt , hab ich auch geſehen und angeführt, und
deshalb auch S. 208. N. 2 , die Bemerkung gemadt.
Eben das wiederfuhr auch Herrn Billmann , der das
erſtemal den Nerven des beſchädigten Uugapfels blos vers
fürzt fand.
Was war mir nicht alſo bei dem vielen , was ſchon
über dieſe merkwürdige Vereinigung geſchrieben worden ,
und was ich ſelbſt in meiner Inauguralſchrift (S. 13, und
g. 38. und 39.) ziemlich umſtändlich vorgetragen Batte ,
annods übrig? Ich meyne gerade nochdieHauptfache!
Ades dies hätte ich nun ſchon 1778 , wär ich mehr der
Natur als den Schriftſtellern gefolgt, wiſſen können , id
foute nur ein paar Kópfe einăugiger Thiere vorgenommen
haben , ſo wäre ich viel fürzer und beſſer unterrichtet wors
den , und hätte mit der Mühe , die mir das, was ich
darüber ſagte, koftete , noch mehr ausgerichtet.
sho Mainz , den 20. Jan. 1785.
Sommering.
!
n!
AN
VIII
1
628
VIII.
Ueber die Glückſeligkeit.
aß keine Glücffeligkeit iſt, wo keine angenehmie Em
pfindungen ſind, ergiebt ſich aus dem Gefühle felbft
zur allgemeinen Bemerkung ; aber daß Glückſeligkeit fehlen
kann , wo angenehmeEmpfindungen fich finden , iſt weni
ger bemerkt worden. Geſezt, alle Erinnerung des vergans
genen würde uns genommen , wir behielten aber das Em
pfindungsvermogen bei , fo würden wir zwar lauter Ange
nehmes empfinden ; aber von Glückſeligkeit nichts mehr
wiſſen können . Im folgenden Augenblicke wurde uns
villig unbekannt ſeyn , ob der vorhergehende angenehm ,
oder unangenehm war ; wir würden alſo zwar in jedem
Augenblicke fagen können , daß wir etwas Ungenehmes
empfinden , in keinem aber , daß mir glücklich ſind. Gang
etwas anders iſt es , eine angenehme Empfindung haben ,
als glücklich ſeyn , Das erſte bejahen wir oft, wenn wir
das andere verneinen . Der über eine Beleidigung verdries
liche , wenn er den Wohlgeruch der Roſe empfindet, wird
zugeſtehen , daß er etwas angenehmes riecht, aber leug
nen , daß er dabei glücklich iſt. Ålſo angenehine Empfins
dungen ſind blos Stoff der Glückſeligkeit, die Form muß
noch ſonſt woher hinzukommen.
1
Das Erinnerungsvermogen regt und in den Stand ,
noch nad, gemachten Eindrucke des Gegenſtandes zu em
pfinden , und ſo die Empfindung über ißre phyſiſche Grenze
hinaus zu verlängern . Noch nach Jahren ergôzt uns
mancher Auftritt des Lebens , wenn ſchon lange der wurks
liche Eindruck aufgehört hat. Folgen nun mehrere anges
nehme Eindrücke einander , ſo entſteht daraus ein dauers
Hafter und ununterbrochener Zuſtand des Vergnügens,
aus wirklichen Empfindungen und Erinnerungen zuſams
mengefegt. Das angenehme aus den Erinnerungen zieht
fish
.)
VIII. Ueber die Glückſeligkeit. 629
fich in das angenehme der wurklichen Eindrücke, macht
mit dieſen ein aneinander hångendes Ganze , einen forts
dauernden Zuſtand des Vergnügens ; und dieſer Zuſtand,
To oft wir den betrachten , nennen wir uns glückſelig. Alſo
der durch Erinnerung von den gegenwärtigen Empfinduns
gen aus , auf die ganze Reihe der vergangenen Eindrücke
geworfene Rútblick, macht der Glückſeligkeit Form aus.
Die Glückſeligkeit iſt die aus den einzeln abgeſonderten Eins
36 drücken durch Erinnerung und Reflexion gezogene überwies
gende Summe des angenehmen ; ober , falls man dies lies
ber mill , ein ununterbrochenes Vergnügen, aus der Bes
trachtung und Vergleichung vergangener und gegenwärtis
ger angenehmer Empfindungen abgeleitet.
Aus lauter unangeneýmen Eindrucken kann in der
Erinnerung kein Vergnügen werden , wohl aber aus einer
Miſchung von angenehmen und unangenehmen , worin die
erſtern das Uebergewicht haben. In der Erinnerung nema
lich verſchwindet das unangenehme , gegen das damit vers
geſellſchaftete angenehme von groſerm Gewicht; groſe ans
Haltende Arbeiten haben in der Verrichtung viel widriges,
aber in der Erinnerung, nachdem ſie zum Ziele geführt
haben , laurer angenehmes. Wie eine Muſik nicht aufs
Hört ſchön zu ſeyn , wenn gleich Disparmonien ſich einmis
ſchen , ſo bleibt auch eine Reihe von Empfindungen in der
Erinnerung angenehm , ungeachtet des Zuſaßes vom uns
angenehmen . Ja ſie wird oft dadurch nur deſto angenehs
mer , indem das angenehme, gleich dem weiſſen durch das
Towarze , vom unangenesmen erhöht wird. Ein durch
ſauern Soweis und unabláſſiges Anſtrengen errungenes
os
Verdienſt madt feinen Befißer glücklicher, als einen ans
dern eben daſſelbe , auf bequemern Wegen erlangt.
Daraus ergiebt ſich , daß die Glückſeligkeit Grade
þat; je nemlich , nachdem mehr oder weniger unangeneha
me Empfindungen eingemiſcht find.
$ 3 Sie
630 VIII. Ueber die Glückſeligkeit.
Sie hat aber noch in einer andern Rückſicht Grade.
Nicht alles angenehme iſt gleich angenehm , noch das un
angenehme gleich unangenehm ; mithin find zween Men
ſchen , die einerlei Anzahl von unangenehmen und ange
nehmen Empfindungen gehabt haben , darum nicht auch
gleid glücklich.
}
632 VIII, Ueber die Glückſeligkeit.
fchwerlich ganz genau genoſſen werden kann ; ſondern auch
vornemlich , weil der Maasſtab für die Intenſion gånzlich
fehlt , und wir mit ohngefehrer Scazung uns begnús
gen múffen . Auch láßt ſich nicht wohl genau beſtims
men , wie viel Intenſion einer gegebenen Dauer gleich zu
Teßen iſt. Von einer andern Seite indeß mógte etwa fola
gendes fich feſtreßen laſſen : der Empfindungen Dauer
kommt nur darum in Unſchlag , weil auf ſie ein freudens
leerer Zuſtand zu folgen vorausgeſezt wird ; machten die
Empfindungen eine ununterbrochene Reihe von angenehs
men Eindrücken aus , dann wurde die Dauer nichts , die
Intenſion alles gelten. So dürfte nun die Dauer wohl
am Ende allein entſcheiden , weil es doch immer beffer ift,
långer angenehm zu empfinden , als eine kurze Zeit regir
angenehm , und die folgende gleichgültig zuzubringen.
Hierzu nun noch die Leichtigkeit der Erinnerung und
Vorhervorſtellungen gerezt , giebt folgende Grundraße:
eine an Intenſion ſchwachere Empfindung verdient allemal
den Vorzug vor der ſtårkern , die aber nicht ſo leicht und ſo
klar kann erneuert und vorhervorgeſtellt werden. Gleis
chermaſſen giebt auch Widervorſtellung und Vorhervorſtel
lung allemal den Ausſchlag, ſo oft von der Dauer die
Frage iſt. Durch die Fähigkeit einer Empfindung, klar
wieder vorgeſtellt zu werden , wird ſie unſerer Wigkú hr
unterworfen , ſo daß wir durch ſie ſo oft uns ergoßen und
glücklich machen können , als es uns gefaat. Die aller
angenehmſte Empfindung hingegen , wenn ſie wenig oder
gar nicht kann wieder vorgeſtellt werden , iſt eben darum
auch nicht im Stande , zu fernerer Glückſeligkeit das ges
fingſte beizutragen ,
Vergleicht man nun nach dieſen Grundråken die Ems
pfindungen , ſo ergiebt ſich , welche zur Glückſeligkeit am
meiſten beitragen. Sie laſſen ſich unter drei Klaſſen am
bequem
VIII. Ueber die Glückſeligkeit. 633
Bequemſten bringen , ſinnliche nemlich , moraliſche, und
Empfindungen eigner Thåtigkeit; was wirempfinden , iſt
entweder Eindruck eines auſern Gegenſtandes , durch deſſen
unmittelbare Wirkung auf uns ; oder eigenen Handlung ,
Anwendung eigener Kraft , duro Reflerion ; alſo ents
weder etwas leidentliches , oder thátiges. Das erſtere
wird entweder durch die Sinne allein und vorzüglich , oder
durch unſer inneres Empfindungsvermogen zur Gewahrneh
mung gebracht.
ol Die Empfindungen der gröbern Sinne, des Gefühls
Geruchs und Geſchmacks find alleſamt von ſehr kurzer
Dauer , und werden ſelbſt durch verlängerte Dauer uns
ſchmackhaft. Einerlei Geruch kann nicht lange empfuns
den werden , ohne gånzlich alles unterſcheidende.zu verlies
ren , und zulezt gar unempfindbar zu werden . So auch
einerlei Geſchmack, je öfter man ihn wiederbolt , deſto
weniger macht er Eindruck. Eben dieſe Empfindungen
find auch durchaus unfavig , mit einiger Klarheit wieder
vorgeſtellt zu werden , den Roſengeruch unterſcheidet blore
Vorſtellung nicht vom Nelkengeruch , und den Birnenges
ſchmack nicht vom Apfelgeſchmack ; von jeder dieſer Empfins
dungen haben wir eine ſehr unbeſtimmte und dunkle Vors
ſtellung in ihrer Abweſenheit, wir wiſſen welche unter
ihnen angenehm find, nicht aber auf welche unterſcheidende
1 Art , und wie angenehm. Eben darum ſind ſie aud nicht
fähig , mit einiger Beſtimmtheit vorher vorgeſtellt zu wers
den; können alſo blos durd gegenwärtigen Eindruck zur
Glückſeligkeit beitragen. Dazu kommt noch , daß Vors
hervorſtegung und Wiedervorſtellung derſelben das wenige,
was ſie von Annehmlichkeit gewahren , uns nur denn vers
ſchaffen , wenn der Körper eines můrklichen Eindruckes
bedarf oder dazu aufgelegt iſt. Den Geſättigten ergozt
nicht mehr Erinnerung an das eben Genoſſene, noch wes
niger Porhervorſtellung des túnftig zu genieſſenden.
S $ S Empfina
634 VIII. Ueber die Glückſeligkeit.
Empfindungen alſo der gröbern Sinne geben zur
Glückſeligkeit nur geringen Beitrag , und laſſen zu viele
freudenleere lucken , als daß auf ſie allein Glückſeligkeit
könnte gebaut werden . Und das um ſo weniger , da mit
zunehmenden Alter und veränderter Körperbeſchaffenheit
ſie mit jedem Jahre faſt an Reiz verlieren .
Die feinern Sinne , Uuge und Dhr , führen uns
Empfindungen von anderer Beſchaffenheit zu. Jeder
einzelne Eindruck kann bier mehr als bei den gröbern Sins
nen verlängert werden , ein Ton , eine Farbe , oder Figur
laßt fic ununterbrochen fort empfinden , ſo lange man
nur darauf zu merken Luſt hat ; ein Geſchmack hingegen
oder Geruch muß alle Augenblicke durch wiederholten Eins
druck auf das Organ aufgefriſcht werden. Daß mehrere
Idne oder Figuren zuſammengeſezt das Empfindungsvers
mogen weit länger als Geruch oder Gefühle ohne Ermús
dung beſchäftigen können , leider keinen Zweifel ; kein
Menſch iſt fähig , das Vergnügen der Tafel ununters
! brochen und mit andern Ergozlichkeiten der Geſearchaft
vornemlich unvermiſcht ſo lange zu genieſſen , als er einer
Muſik zuhören oder eine ſchöne Gegend betrachten kann .
Tóne ferner und Figuren können mir aud in ub
weſenheit der Eindrücke von auſen uns völlig beſtimmt,
und faſt bis zur wúrklichen Empfindung lebhaft vorſtellen .
Eine angenehme Muſik vergnügt uns noch lange , wenn
fie nicht mehr gehört wird ; vergnügt uns auch vorher
mehr , ebe ſie gehdet wird , weil wir leicht uns in die
durch ſie zu erregende Empfindung verſeken fånnen , ſobald
wir nur einigermaßen vorher davon unterrichtet ſind.
Damit verbindet ſich endlich noch ein Umſtand , der
hier von åuſerſter Wichtigkeit iſt ; daß nämlich mir durch
einmal gehabte und dem Gedächtnis einverleibte Empfin
dungen
VIII. Ueber die Glückſeligkeit. 635
11 dungen der feinern Sinne uns ergoßen können , fo oft es
und gefáat; und alſo den Quel der Glückſeligkeit in uns
felbft haben , ohne von åuſern Umſtänden und Gegenſtån
den abhängig zu ſeyn. Durch die gröbern Sinnen läßt
fich beſtimmtes und eigentliches Vergnügen nicht anders
als mittelſt des Eindrucs áuſerer Gegenſtande empfinden.
Ulſo an Dauer , Leichtigkeit der Wiedervorſtellung
und Beſtimmtheit der Vorhervorſtellung, haben Empfin
dungen der feinern Sinne vor den der gröbern unleugbaren
Vorzug. Auch darin noch Vorzug , daß die Fähigkeit,
durch ſie ergózt zu werden , nicht ſo ſehr von vorüberges
benden Körperbedürfniſſen und Zuſtanden abhängt. Der
Geſchmack ergózt uns nur , wenn wir Nahrung bedürfen ,
und ſo lange wir ihrer bedürfen ; Muſik , ſchöne Natur
und Kunſt vergnügen und faſt zu jeder Zeit.
D6 aber auch die Intenſion der Empfindungen fei:
nerer Sinne die der gröbern úberwiegt ?, Unmittelbar eins
leuchtend iſt die Antwort hierauf nicht, weil eine groſe
Anzahl Stimmen ſich für die leztere erklärt, und in der
That ein Umſtand Bedenklichkeit macht. So viel darf
ich vors erſte kecklich behaupten , daß unter den Empfin .
dungen des Geſchmackes und Geruchs keine iſt , welcher
man nicht aus den Empfindungen des Auges und Dhres
eine , wo nicht noch angenehmere , doch wenigſtens gleich
geltende entgegenſeßen kann . Weſſen Dhr und Herz für
Muſik geſchaffen iſt, der wird nie Bedenken tragen , das
þódſte und ausgeſuchteſte Vergnügen der Tafel mit einer
ſchönen Muſik zu vertauſchen . Sogar die Apiciuſſe wers
2. den die Vergnügungen der Tafel ganz rein und ohne alle
Gereardhaft ſich kaum wünſchen ; und eben dadurc Bea
weiß ablegen , daß der Geſchmack allein ihnen nicht das
gråſte Vergnügen gewährt.
Unter
636 VIII. Ueber die Glückſeligkeit.
Unter" den Empfindungen des Gefühls iſt eine ,
( manche haben ſie zu einem rechſten Sinne erhoben ) , aber
auch nur eine , die dieſe Unterſuchung ſchwierig macht.
Daß ihre Intenſion ade übrigen der gröbern Sinne úbers
trift, iſt über allen Zweifel ; manche Teßen ſie auch über
alle andere Empfindungen ohne Unterſchied. Zur In
tenſion der Empfindungen haben wir kein eigentliches
Maas , alſo laßt rid die Frage nicht zur ganz genauen
Entſcheidung bringen ; folgende Bemerkungen dürften
indeß die hohe Meynung von der Intenſion dieſer Empfins
dung etwas herabſtimmen . Es verhältſich mit ihr, wie
mit allen übrigen auf ein Naturbedürfnis rich grundens
den Empfindungen ; zur Zeit wo dies Bedürfnis, und der
dainit verbundene Reiz gefühlt wird , ſchåßen wir die Bes
friedigung und deren angenehmes weit höher , als nach
der Befriedigung und ohne vorhergegangenen Reiz. Dieſe
weggenommen , und die Empfindung an ſich betrachtet,
laſſen ſich , dúnkt midy , unter den Empfindungen der
feinern Sinne noch wohl einige ihr an intenſion gleich
kommende aufſtellen ; fobald man ſich an die hohe Ents
i
zůckung durch vortrefliche Muſik , oder die Begeiſterung
eines Winkelmann bei Betrachtung ſchöner Kunſtwerke
erinnert. Uuch iſt , meines Erachtens , denn einleuchs
tend, daß durch Dauer, durch Wiedervorſtellung, und
Vorhervorſtellung die Empfindungen der feinern Sinne
ben der gröbern den Vorzug abgewinnen .
Moraliſche Empfindungen nenne ich , die aus Bes
. tradtungen moraliſch guter , das iſt der Natur vernünftis
ger und freier Weſen angemeſſener Handlungen entſprins
gen , und unter folchen ſind Begriffe nicht nur Handluns
gen der Wohltätigkeit , des Edelmuths , der Gerechtigkeit
nebſt ihres gleichen , fondern auch die ber Klugheit und
Weisheit , wo zu den beſten Zwecken auch die beſten Mits
tel gewählt werden. Dieſe baben por den finnligen Em
1
pfinduns
VIII. Ueber die Glückſeligkeit. 637
pfindungen voraus die Dauer; denn einer ſchönen Muſik,
einer reizenden Naturſcene wird man eher ſatt, als per
Leſung eines guten Buches , ſei es Geſchichte, oder auch
all nur Erdichtung, wp gute und große Thaten und Charafs
tere durch den Contraſt mit ſchlechten und unedlen an fchaus
klich und fühlbar gemacht werden . Haben voraus auch die
Leichtigkeit der Widervorſtellung; denn eine geſehene reis
zende Gegend , oder gehörte einnehmende Muſif ſich wieder
vorzuſtellen , wirdmehrUebung und Anſtrengung erfordert,
als fich einer geſellenen oder gehörten Handlung der Große
muth , wäre ſie auch noch ſo verwickelt, wieder zu erins
nern . Haben endlich voraus die Intenſion ; denn keine
Muſik oder ſichtbare Soónheit wird ro rühren , als 售
1
VIII. Ueber die Glückſeligkeit. " 639
eines vortreflichen Gemäldes ſo lange ergoßen , als der 1
Künſtler an deſſen Verfertigung fich vergnügt.
IX. Kurze
641
IX .
in Rinteln. 651
wenig dunkel zu ſeyn ſcheint , ſo kann id Ihnen doch
nicht wohl einen Auszug aus dieſer Schrift ertheilen ,
oder id müßte ſie gånzlich überſeßen , welches der Raum
nicht geſtattet.
X. Ein
652
X.
1
X. Brief an Herrn E. 653
die' Gloffen , die über einigen Wörtern geſchrieben ſind ,
theils in lateiniſcher , theils in andern Sprachen. Die
leztern habe ich die Ehre Ihnen hierdurch zu überſenden.
Sie ſind , wo nicht von der erſten Hand , doch mit einer
Schrift geſdyrieben , die vollkommen den Charakter der
übrigen Handſchrift hat, nur daß ſie kleiner iſt, und mús
fen mit dem Koder ſelbſt von gleichem Alter feyn. Hier
ſind ſie alle , ſo wie ich ſie gefunden , mit der möglichſten
Sorgfalt kopirt.
gridwartbo adera
Bladt 23. agonotheta . venas.
locca
Å cincinnis, gebilech
43. matrimonium
31 kampho
25. athletas, siumiler
pfloc gcila 45 b . mutilare.
aratri ſemel correptiftiua barz
lachen 47b . erefina.
pallium . bulla
bulfca,folliculis leguminum 77, maforte volitans.(Epift.
31. filiquis delectaris . ad Euftochiam de con
Spilman ferv. virgin .
33 b. mimus . borlacha
fcernare 106. volutabruni.
37 b. ſcurra.
are
gewilot
ariſtas .
127. velatarum virginum ,
wictheit bocfellen
135. in membranis.
nugas .
adenaden wibchette
fugillarent. 176. nugarnm tumultu.
derrandon kin bruſtlappo
43. urentem. mento palearibus. ( *)
Sehen
bruflappo
) Am obern Rande iſt noch die Note : palearia in bubus latitado
pellium , quae a mento usque ad crura dependent. palearia à
polleo , quafi'pollearia , quod eft generoſitas in bubus. 30 füge
dies bei als eine Probe der lateiniſchen Scolien , die zuweilen
långer ſind. Dieſe roeint aus dem Ifiodor zu repne
1
654 X. Brief an Herrn C.
Sehen Sie da , verehrungswürdigſter Freund, meine
Entdeckung . Daß es gothiſche Wörter ſind, iſt wohl auſer
Zweifel. Es find nur einzelne Worte , aber vielleicht
(con genug , um einigen Begrif von der Sprache der ſpa
niſchen Gothen zu geben . Ich habe fie blog abgeſchrieben ;
vielleicht finden Sie fie merkwürdig genug , ſie bekannt zu
machen , und die Liebhaber teutſcher Ulterthümer mit einem
Kommentar dazu zu beſchenken .
Dies iſt aber auch der einzige Reſt von gothiſcher
Sprache , den ich in Spanien habe finden können . So
Tehr hat die Nation die Sprache ihrer Vorfahren vergeſſen ,
daß ſelbſt, dieſe wenigen Ueberbleibfel hier unverſtändlich
find, und ein gelehrter Spanier, den ſeine ausgebreitete
Kenntniſſe und ſeine edle Denkungsart mir auf immer ehrs
würdig machen , davon ſagte: haec ego non magis ca.
pio quam Plauti Poenulum. Die hieſigen Gelehrten ,
die ſich ſonſt um ihre Sprache ſo verdient gemacht gaben ,
nehmen auf das Gothiſche darin keine Rúcfſicht. Selbſt
Sarmiento, dieſer gelehrte Benediktiner , der faſt in
allen Fächern der Wiſſenſdaften arbeitete, fat davon nichts
hinterlaſſen ,und in ſeinen memoriâs ſobre la poeſia y
los poetas Eſpannoles bemerkt er nur wie im Vorbeiges
hen ,daßim Caſtilianiſchen einZuſaßvom Gothiſchen ſei. Die
Spanier betrachten die Gothen immer als uſurpateurs
und Sprachverderber, ohne zu bedenken , daß ſie ſelbſt Ubs
kömmlinge der Gothen ſind , daß der ganze Bau ihrer
Sprache gothiſch , und das Caftilianiſche im Grunde nur
Lateiniſch iſt , auf gothiſchen Stamm gepfropft. Der
Umſtand , daß unter gothiſchen Kidnigen in Geſchäften und
offentlichen Schriften allemal {ateiniſch gebraucht ward ,
machte, daß in der Geſchichte das Studium des Gothiſchen
nicht nothwendig war , und eben deswegen hat man gar
nicht darauf geachtet, und die wenigen gothiſchen Uebers
bleibfel zu Grunde gehen laffen . Wenn man indeſſen die
alte
X. Brief an Herrn C. 655
alte Diplomen , Gefeße, Gedichte und ſelbſt das ſpaniſche
Wörterbuch durchginge, To würde ſich ohne Zweifel noch
manches finden laſſen. Ich habe in mehrern alten lateis
1 niſchen Inſchriften Wörter bemerkt , die ich für gothiſch
balte. Man mußte den Covarrubias zu Hülfe nehs
mnen , wovon der Hr. Kanonikus Bayer noch einen uns
gedrukten Band Zufäße beſigt. Doch das wäre eine Ans
beit , die ein Deutſcher in Spanien unternehmen mußte,
der zugleich Geduld und Muſſe genug hátte , dieſe Unters
ſuchungen zu verfolgen ; Umftande, die wohl ſchwerlich
zuſammentreffen , und es dennoch ungewiß laſſen mögten,
ob die eine oder andere Nazion ihm einen Dank willen
würde , der ihn für dieſe mühſamen Forſchungen hinlänge
lich belohnte. Ich habe die Ebre mit der vollkommenſters
Sochachtung zu Tepn
Ihr
ergebenſter Diener
und Freund
C. C. Ty dren.
XI. An
1
!
656
XI.
Anzeigen neuer Bücher und Schriften .
I.
ଛୁA 18Untergebenen
die Bergbeamten mit ihren Bergleuten und übrigen
in Schmalkalden am 14. Aug. 1783
durch einen ſolennen Einzug vom Stahlberge bis auf den
Soloßplaß , das Landesherrliche Geburtsfeſt feierten , To
nahm der daſige reformirte Diakonus, Sr. Dion. Theod.
Boclo ( welcher nunmehro feit 1784 dort Inſpektor der
Kirchen und Schulen iſt ) die Gelegenheit , aus 5.B.
Mor. VIII. 7-9 , eine Predigt zu halten , die er wegen
des gefundenen Beifalles und Wunſches im J. 1784 auf
2 Dktavbågen unter der Aufſchrift dem Druck übergeben
þat : Schmalkaldens Stahl-und Eiſenberge als der
gróſte Segen Gottes für dieſe Stadt ; nebſt einigen
zur beſſern Kenntniß der daſigen Bergwerke dienenden
Anmerkungen und Zuſäke ( *).
Von
( * ) Bir zeichnen von lezteren einiges hieher aus :
Den Eiſenbergwerken hat die Stadt Somalfalden ihren Urs
ſprung zu verdanken . Auf dem ſogenannten Schmidthofe baus
ten ſich zuerſt einige Sdmiede an , und durch einige Schweden ,
pon denen die uralten Familie Clemen und merdel abſtama
men rotten , ſind die dafigen Eiſenbergwerfe , der Sage nad
fündig gemacht: duro Stepermårfer aber das Stahlſchmieden
dorthin gekommen .
Da in dem vom Landgraf Wilhelm VI. 1655 ertheilten Stahls
ſchmiedszunft Artifeln erwähnt wird : ,, daß das Handwerk uhr,
alt ſen und ſchon 250 Jahre geſtanden habe ; " ſo hat demnach
ſchon ums Jahr 1400 eine ordentliche Stahlſchmiedszunft zu
Schmalkalden ſubſiſtirt , und es muß die Kunſt Stahl zu ſchmies
den daſelbſt wohl viel länger bekannt geweſen und die Bergwers
ke ſelbſt viele Jahre , vorher fündig gemacht worden ſeyn.
Gleichwie Helfen8 Regenten , feitdem Somalfalden an ſie gefoms
men , zum Aufnehmen und Verbeſſerung des Bergweſens mande
Werordnung gemacht , ſo wurde unter Landgrafen Carl die uns
máſige
XI. Anzeigen neuer Bücher 26. 657
Von eben demſelben iſt folgende Schrift herausa
gegeben worden : De commotione coeli ac terrae,
Hebr.
Was das Holz betrift , ſo ift foldes zwar durd mancherlei ttrra.
chen auf den Schmalkalder Bergen dermafen ro dünne geworden ,
daß man nicht mehr im Stande iſt , die Hütten . die Hammer ,
werke und Fabrifen mit inländiſden Stohlen zu betreiben; inder
ren tåffet ſich dieſer Mangel von den Nachbarn' erſeßen , die des
Schmalkalder guten Stahl- und Eiſenſteinsaud nidt entbehrero
fénnen , ſo , daß eins dem andern nothwendig wird . 3.6710
Eine nicht geringe Wohlthat ift es nod , daß man gant in bere
Nähe von Schmalkalden eine ſehr feuerbeſtandige Art von Sands
ſteinen hat , die man zur Aufführung der hohen Defen auf der
Eiſenwerfen ſo ſehr nöthig braudt ; da man in andern Gegens
den , wo dergleichen Steinarten mangeln , und ſelbſt in dem
wegen ſeiner Stahl- und Eiſenfabriken fo berühmten Stepero
mart die Sutter in den Schmelzöfen auf eine weit weniger Day .
erhafte Art ganz von Chon machen , und die UmfaffungSmauer
oder den ſogenannten Dienſtod von Stalffteinen aufführen muß.
Drift man aber aud gleich einige wenige von Steinen gebaute
Defenan , ſo müſſen doch die zu dieſer Abfidt brauc .
baren Steine auf eine fortſpielige Urt ſebr weit herbeigefüb .
ret werden .
( *) Schon im Jahr 1779 forieb Hr. Boclo , auch wider den Hrn .
Ritter Michaelis , eine andere teutſde Abhandlung von der
Wirklichkeit der Himmelfahrt Henoch , aus Hebr. 2 , 5. Man
fehe überhaupt von ihm und reinen Soriften , Strieders
Delf. Gel. und Schriftſtellergeld , 1 B , S. 449 Ha fra B.
S. 534. 4. B. S. 530,
Uu 6
.
1
2. Vers
und Sdrifter . 661
2.
}
666 XI. Anzeigen neuer Bücher
dies noch im folgenden nachgeholt, wo aber alsdenn das
hier geſagte eine neue Muſterung wird durchgehen müſſen ,
Nun geht der Verf. mehr ins Einzelne , und unterſucht,
woher der Trieb zur Einſamkeit in der erſten chriftlichen
Kirche und den warmen Låndern fo ſtark war , und noch
ift; dies führt ihn auf die Geſchichte der Móncherei. Auf
Wárme des Climaund daraus entſpringende Irågheit wird
das meifte gerechnet, indem ſchwarzes melancholiſches Blut
hiermit in Verbindung ſteht. Dies würde noch mehr
Feſtigkeit erhalten haben , wenn vorher unterſucht wäre,
welche Klaſſen von Menſchen , das iſt , welche Neigungen ,
welche Art von Richtung der Geiſtesfrafte, und Beſchafs
fenheit des Körpers mehr zur Geſelligkeit, welche mehr zur
Einſamkeit treiben . Bei denen , die nicht deswegen die
Geſellſchaft fliehen , weil ſie mehr Miokeals Menſchen ſind ,
findet fic allemal eine ſehr thatige Einbildungskraft: aber
nicht jede Thátigkeit der Einbildungskraft treibt zur Eins
famkeit , manche Menſchen ſehr lebhaften Geiſtes fónner
durchaus die Geſellſchaft nicht entbehren. Auch iſt nicht
allemal Melancholie mit dem Triebe zur Einſamkeit vers
gereaſchaftet. Es ſcheint alſo, daß man bei den Morgens
ländern , auſer der Melancholie ,noch ein Princip des bei
ihnen ſo ſtarken Triebes zur Möncherei annehmen muß.
Dazu kommt, daß bei den meiſten rohen Völkern , aud
in nördlichen Gegenden , ſtarker Hang zu Efſtaſen , zu 1
: 4.
Verſuch über das Leben des Freiherrn von Leibnik ,
von Michael Hißmann, Profeſſor der Welts
DX
weisheit in Göttingen. Münſter , bei Pħilipp
Heinrich Perrenon , 1783. in 8. 80 Seiten ohne
die Vorrede,
E11
Daß die bisherigen Beſchreibungen des Leibniķis
den Lebens ihrem Zwecke nicht entſprechen , auch zweis
felhaft ſei, ob leibniß einen ſeiner würdigen Biographen
finden werde , bemerkt die Vorrede. Was man vornems
lie in einer Lebensbeforeibung múnſøt, daß gezeigt werde,
pie
670 XI. Anzeigen neuer Bücher
wie der Mann ein ſolcher ward , leiſten die wenigften ,
vornemlich die Biographen der Gelehrten , und Erfinder ;
können die wenigſten leiſten , weil es nicht möglich iſt von
auſſen , ohne den Mann in allen ſeinen individuellen Lagen
begleitet zu haben , in den Fortgang ſeines Geiſtes einzus
dringen. Hierauf pflegen auch die meiſten Lebensbeſchreis
ber am wenigſten , oder gar nicht , zu ſehen , in ſoweit
alſo ift des Verf. Urtheil gegründet. Sein Augenmerk if
wohl dies allein nur geweſen , daher er alles weggelaſſen ,
was nicht unmittelbar dahin führte, und zwar nur auf
Ausbildung des Leibnißirchen Geiſtes. Sollte aber
dies allein eines Biographen Pflicht ſeyn ? Ganz ein anders
iſt es , das Leben eines merkwürdigenMannes für eine alla
gemeine Geſchichte , und ganz etwas anders , es als Ges
fchichte dieſes Mannes ſchreiben . Im erſten Falle betracha
tet man es nur in ſofern es Einfluß auf dieſe Geſchichte
hat , im andern muß man das ganze Individuum fchils
dern , wie es nach Kopf und Herz war. In eine Seibs
nißifde Lebensbeſchreibung alſo , die nicht Theil einer
Gefchichte der Philoſophie, oder der Mathematik iſt, ges
I hört auch , was ſeinen Charakter, feine Jebensart , ſeine
Sitten betrift; und ſo ſcheint der Verf. zu wenig geleiſtet
zu Haben. Auch ſelbſt das , wie ward er der Mann ,
dúnkt uns nicht überall genug dargelegt. Um das zu zei:
gen , muß man wohl vorher aus ſeinen Werken und Hands 1
lungen die Fähigkeiten abgezogen haben , womit die Natur .
5.
6. Mo,
682 XI. Anzeigen neuer Bücher
6.
Monumentorum Guelficorum pars hiſtorica , 1. ſcri
ptores Rer. Guelficarum ex vetuftiffimis Co.
dicibus membranaceis eruti , plerique hacte
nus inediti . ex autographis exacte deſcripti
notisque illuſtrati - ſtudio R. P. Gerhardi
v Heſs , imper. monafterii Weingartenfis 0.S.
B. Capitularis ac p. t. Prioris. Typis Cam
pidonenſibus per Aloyfium Galler, A. 1784.
4. mit Kupf.
A
Mit Verlangen haben wir dieſer wichtigen Samms
fung alter Geſchichtſchreiber zur Guelfiſchen Geſchichteents
gegen geſehen , worauf und ſchon der von dem Herrn Per
faffer vor etlichen Jahren herausgegebene Prodromus bez
gierig gemacht hatte. Unſere Erwartung iſt nicht getäuſcht.
Wir finden hier gröſtentheils nod unbekannte , und bisher
in den Kidſtern vergrabene alte Denkmáhler ans Licht ges
bracht , mit der größten Genauigkeit abgeſchrieben , und
mit lehrreichen Erläuterungen aufgeklåret. Ein Werk,
fo dem Herrn Verfaffer und feinem Orden Ehre madt,
und vielleicht ſeine Ordensbrüder reizen wird , ſeinem gus
1
ten Erempel zu folgen , und gleichfalls die verborgenen
Schake ihrer Klöfter mit gleichem Fleis and licht zu ges
ben. Die Noten und Erläuterungen , ſo der Herr Verf.
den dunklen Stellen beigefüget, zeigen überad eine geſunde
Kritik , viele Beleſenheit und Hiſtoriſche Kenntnis , die
ſchon auf dieim II. Theil verſprochene genealogiſche Aus
arbeitung ſelbſt eine günſtige Ausſicht giebt. Auch die in
Kupfer geſtochene Probſchriften , um das Alter der alten
Handſchriften , wovon die Schriftſteller ediret ſind , zu
juſtificiren , zeigt von der Kenntnis und dem guten Ge
ſchmack des Heren Verfaſſers.
1
Die
und Schriften . 1
683
Die Sammlung enthalt 17. alte Schriftſteller , Ans
nalen und Nefrologien , die freilich nicht alle von gleichem
Werth ſind , doch zuſammen auſer dem Hauptobiekt der
Guelfiſchen Geſchichte, zur ſchwäbiſchen augemeinen Hiſtos
rie, beſonders der daſigen alten , zum Theil ausgeſtorbenen
Grafengeſchlechter beträchtliche Erläuterungen geben. Wir
wollen fieStück für Stück anzeigen und beſchreiben .
No. I. Anonymus Weingartenfis de Guelfis Principi.
bus. Seibniz hat bekanntermaſen ſelbigen von einem
Codice chartaceo der Bibliothek des Stifts St Ulrich
zu Augſpurg in dem 1. Th. ſeiner Braunſchw . Lüneburg.
Geſchichtſchreiber S. 781 Herausgegeben , weil er aber
wohl gemerket, daß der Koder fehlerhaft geſchrieben, ſo
hat er den damaligen Br. Júneburg. geh. Rath Sdras
der, der im J. 1709 in andern Geſchäften in die Gegend
reiſete, gebeten , ſeine Ausgabe mit dem Original- Koder zu
Weingarten zu collationiren . Uus der Vorrede des Herrn
Priors aber ſehen wir , daß man ihm ſelbigen nicht gezeiget,
ſondern nur eine genaue Abſchrift davon , die der damalige
Prior Obwald Cleſin davon genommen hatte , wovon alſo
die Emendationen im 3. Theil des Leibniz herrühren , wozu
noch andere von einem Koder des Kloſters Steingaden
in Baiern genommen ſind. Wenn man aber die jezige
Ausgabe nach dem Driginal - Roder zu Weingarten, mit
dem Leibnißiſchen Abdruck , die Emendationen mit inbes
griffen , zuſammen hålt , ſo wird man finden , daß der
Hr. Prior wohl gethan, dieſen wichtigen alten Geſchichts
ſchreiber nochmals aufs genauſte abdrucken zu laſſen . Die
Kupfertafel der Probeſchrift zeigt auch dem Kenner klar,
daß der Koder in der lezten Sålfte des zwölften Jahrhuns
derts geſchrieben iſt. Der Anonymus geht eigentlich nut
biß 1167 , die gleich folgende Annalen aber bis 1184.
II. Chronographus Weingartenfis de Romanis Impera
toribus , S. 55. Er geht bis ins F.1197 und iſt in dems
felbis
684 XI. Angeigen neuer Bücher
felbigen Codice Saec. XII. auch geſdrieben , worin der
vorgedachte Anonymus geſchrieben iſt. In der Zeitrechnung
þat er viele Jrrthümer, die der Hr. Verf. zum Theil in
den Noten angezeiget hat . *
III. Vita S. Conradi Epiſcopi Conſtantienfis, S. 77.
Das Leben dieſes Biſchofs , der ein gebohrener Guelfe mar,
neb.zwar
þat auch Leibniß
Geſchichtſch im 2., Theil
r. ediret aber februast , hier .Lü:
ſeinerBraunſchm iſt es
gleichfalls nach dem Codice Saec. XIL, weit genauer ab
gedruckt, und hin und wieder mit gelegrten Anmerkungen
begleitet, auch ſind zuweilen Urkunden einverleibt.
IV . Chronica monafterii S. Nicolai extra muros civi
fatis Memmingen , S. 104. Der Koder , wovon derAbe
druck genomnien iſt , befindet fich in der Weingartenſchen
Bibliothek , und iſt aus dem vierzehnten Jahrhundert,
Es iſt von keiner groſen Bedeutung , und pod pon Jrrthů:
mern , daher der Herr Prior blos dasjenige, To zurGuelfi
Tohen Geſchichte gereicht, daraus hat abdrucken laſſen. In
den Origin. Guelficis ift folches auch aus einem Roder der
Bibliothek des Kloſters Tegernſee in Bajern ediret , aber
Hier weit korrekter,
V. Fxcerptahiſtoricade inventione SS.SanguinisDom
mini, e codice membr. Saec. XIII. Bibi. Weingart,
S. II, In demſelben ſtecken wichtige Hiſtoriſche Data
zur Guelfiſchen Geſchichte, woraus unter andern auch die
Perbindung des Guelfiſchen Hauſes mit dem Ital. Hauſe
Eſte S. 114 deutlich erhedet, welche dem Muratori
ſowoh!, wie dem Leibniß viele Mühe zu beweiſen gekoſtet
hat , nemlid daß der Herzog Wolff mit ſeiner Gemahlin
Oméga einen Sohn gleiches Namens gezeuget , und eine
Tochter mit Namen Tuniza, die der Marggraf A330 von
Efte zur Gemahlin genommen bat,
VI. Sum
und Schriften . 685
VI. Summula de Guelfis, S.121 e Codice Saec.
XIV. Bibl. Weingart. Hr. Prior vermeinet, daß er
von einem áltern abgeſchrieben , und mit derſelbigen Chros
nif einerlei ſei, die der Hr. Hofratý Jung zu Hannover
im V. Tomo Orig. Guelfic, neuerlich aus einer Wienerfchen
Handſchrift ediret hat , dieſes aber nur ein Auszug von jes
nem grðfern Werk lei. im Ganzen iſt es nicht von Ers
heblichkeit, und voller Jrctýúmer.
VII . Necrologium Weingartenſe, S. 133. Es iſt
von einem Koder der Weingart. Bibliothek genommen,
der am Ende des zwölften Jahrhunderts geſehrieben ifta
Nachher iſt beſtandig nachgetragen worden , wobei Here
Prior anzeigt , daß noch drei dergleichen Nekrologien das
felbſt vorhanden , die aber in ſvätern Zeiten verfertiget
find. Man findet darin ſehr erhebliche Nacrichten zur
Geſchlechtsreiße der Guelffen , und vieler andern alten
Schwabiſchen gräflichen Geſchlechter, zu deren Erläuterung
der Verf. viele wichtige Aninerkungen gemacht hat. Auch
Originalurkunden ſind mitgetheilt,
VIII. Necrologium Hofenſe. S. 158. Hofen iſtjezé
ein Priorat mit 12 Benediktinern berezt , ſo dem Kloſter
Weingarten gepórt, vormalt war es ein Nonnenkloſter,
fo 1420 arfgehoben iſt. Die Grafen von Buchhorn ,
fo in der Näße ihre Gåter hatten , werden sfters in dem
# Nekrologium gedacht, von welchen ſonſt noch wenig ben
kannt iſt, wozu Hr. Prior S. 159. eine kurze Genealogia
verfertiget hat.
IX . Ortliebi ZnifaldenſisMonachi opuſculum de funa
datione monaſterii Znifaltenfis, S. 165. Die daſelbſtin
Kupfer geſtochene Probſdrift erweiſet, daß der Roderi
wovon der Abdruck ift , aus dem zwölften Jahrhundert
þerrühret. Er wird im Kloſter Zwiefalten noch jegoauf
berbaha
686 XI. Anzeigen neuer Bücher
beroahret. Der Verf. des Werks hat felbiges , nach ſeiner
eignen Anzeige im J. 1135 zu ſchreiben angefangen , nach :
dem das Kloſter erſt 47 Jahr fundiret war. Die átteſten
gráflichen Familien in Schwaben , die Grafen von Achalm i
ཙ ༌ ཀརྒྱུ་
7. Ers
und Schriften , 689
7.
Erklärung der Pauliniſchen 'Worte 1. Kor. 1, V6 , 7,
von B. A. Hopf, Rektor der evangeliſchen
Schule in Rinteln. Stadthagen 1784 , 8.
WX
Der Verfaſſer macht dieſe Schrift als eine Probe ſeis
ner Erklärung des erſten Briefs Pauli an die Korinthier
bekannt , damit man daraus die Einrichtung des ganzen
Werks beurtheilen könne. Er Hoft auch, dadurch irgend
einen Buchhändler zum Verlag dieſer Schrift zu bewegen . 1
Mdein wenn dem Verf. viel daran gelegen iſt, dieſe Erklås
rung des erſten Briefés an die Korinthier gedruckt zu ſehen :
To muß ich offenherzig geſtehen , daß er beſſer gethan hátte,
wenn er dieſe Probe nicht vorausgeſchikt , denn da das
Ganze auf eben die Art eingerichtet ſeyn ſoll, ſo wird ſich
ein Buchhandler eher vom Verlag dadurch abſchrecken laſa
fen , als daß er dazu gereizt würde.
Uebertriebene , unſchickliche und den Leſer ermúdende
Weitläuftigkeit iſt das Eigenthümliche dieſer Schrift. Er
erklärt zuerſt ein jedes Wort , eine jede Partikel einzeln ,
führt die verſchiedenen Bedeutungen und Stellen an,und
To kommt er denn endlich auf die Bedeutung , welche er .
annimmt. Auf dieſe Art geht er die einzelnen Worte
durd), bis er den ganzen Saß beſtimmt. Wozu eine fola
che Weitläuftigkeit und Wiederholung von Sachen , die
man eher in der Grammatik und Konkordanz als in einer
Erklärung eines Pauliniſden Briefs ſuchet, dienen rolle ,
ſehe ich nicht ein. Bogen lieſſen ſich wohl auf dieſe Art
anfügen ; aber der wahre Verſtand der H. S, würde eben
nid)t viel dadurch gerinnen , indem ſich das Gute, was
der V. vortragen könnte , beſſer und fürzer ſagen lieffe.
Die beiden Verſe betrachtet er als Einſchiebung, und über
Beſt:Beigt. St.IV , Y V Tezt
690 XI, anzeigen neuer Bücher 26.
1
Tezt dieſelbe nach der vorhergegangenen Erklärung : Wie
denn das Zeugnis Chriſti ( von Chriſto) in euch dergeftalı
: iſt beſtåtiget worden , daß ihr feinen Mangil hat an irgend
einer Gabe , und erwgrţer die Offenbarung unſers Herrn
Jeſu Chriſti.
Unter der Offenbarung Jeſu Chriſti verſtehet der V.
eine unſichtbare Zukunft Chriſti zum Gerichte über die Ros
rinthiſche Kirche modurch dieſelbe von den Jrrthümern
in der Lehre gereiniget , von den Zo würfen befreiet, daß
Apoſtoliſche Unſehen Pauli und desten Unſchuld wieder her:
geſtellet, den ( aftern geſteuert, die boſen M tglieder beſtras
fet werden , und alſo dieſe Gottloſigkeiten aufhören ſollten,
Wenn der V , fich bequemen konnte , ſeine Schriften
etwas mehr abzukürzen , und dadurd um wahren Nußen
mehr einzurichten , ſo könnte er vielleicht, beſonders wenn
er aud ſeinen Ausdruck noch etwas ausbildete , in Zukunft
noch núßlich werden , und brauchte mohl weniger megen
eines Verlegers beſorgt zu ſeynd
W.
1
XII. Surje
1
691
XII.
1
692 XII. Kurze gelehrte Nachrichten.
Þeiten , aus dem Cafeler Colleg. Carol. nach Marburg
verſezt: bei dieſes Carolinum aber der Profektor am anas
tomiſchen Theater Herr Dr. medie. Johann Wilhelm
Chriſtian Brühl und Herr Dr. medic. Theodor Wils
helm Schroder zu Profeſſoren der Arzneigelahrtheit:
auch der franzöſiſche Prediger Herr Joh. Friedrich Rolins
gender zugleich zum Profeſſor der Philoſophie ernannt
worden .
5.
8. Die
XII. Kurze gelehrte Nachrichten . 693
8.
1
694 XII. Sturze gelehrte Nachriditeit.
Vach, gieng am 14. Lug. 1784 in feinem ten Gebengs
jahre mit Tod ab. Von ſeinem Leben und Schriften wird
in Strieders Helt. Gel. und Schriftſtellergeſch . ju feineë
Zeit die Rede ſeyn.
IO.
11 .
14 .
Der Profeſſor juris Johann {udrig Conradi in
Marburg , ſtarb am 19. Febr. 1785 , alt 54 Jahre 5 Mos
nate. In Strieders Heff. Gel. und Schriftſtellergeſch .
2. Band S. 265 4. ff., 3. Band S. 542 findet man
ſein Leben und Schriften , ſo wie in der memoria Joh.
Ludov. Conradi vom Sen Rath und Profeff. Curtius .
11
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s
Regiſter
$
Regiſter.
,
berglaube , mediziniſcher , S. 559.
Albers, I.I., Winterfaſten bei Caſſel, in Verſen beſchrieben ,
recenſ. 512.
Alsfeld , im Hell. Darmſt., daſelbſt find einige auſſerordent
liche Menſchenknochen gefunden , 35 .
Apollodori Ath Biblioth. c. not. Heyne ; recenſ. 150.
Uppelius, Ifri, übergibtZeichnungen andieAkad,zu Caffef, 407
Arnoldi , Profeffor in Hanau , 85,
Prediger zu Groſen- Linden , ſtirbt, 181.
Arzberg bei Eiſenärz in Stenermark, 436 u . ff.
Aufwandsgeſege, ein Beitrag zur Geſch. Derſelben, 280.422
Waldinger, Hofrath yibt ein mediz.Journal heraus , 181. ein
piogr. uift hiftor mercurii med. 660,
Beauflár in Hanau , 86, 94 ,
Bergbau am Arzberge in Steyermart , 436 .
Bergſtráffer, Bater und Sohn in Hanau , 92. 94 .
Muſeum der neueſt. teutſch. Ueberf. 3 tes
und 4 tes Stück; recenſ. 153. Deſſen und Oſtertags
Samml, der neueſten Uleberlegungen der röm . Proſaiter ;
recenf. 156 u. ff. 366. Ueberf. Kornel. Nepos , rec. 158
Bering , Profeſſor in Marburg, ihm wird die Profeſſur def
Pegit und Metaphyfit augetragen , 691. 3
Bernhard , Urchipar in Hanau ; 92
26 Betteing
regiſter.
Betteln, fbädlichée, der fogenannten Paffanten der Baga
bunden , eine Abhandlung1603.
Biehaus , feine der Akad. in Caſſ. übergeb. Malereiarbeit, 407.
Blum , Prediger in Hanauſ 88.
Steckbach , 89.
Boclo , Inſpektor zu Schmalkalden , gibt eine Predigt über
Schmalkaldens Stahl 1 und Eiſenberge heraus , 656; aud
eine Schrifi de conämotione coeli.ac terrae, Hebr. 12 , 26vo
contra J. D. Michaelis , 65 %.
Bode , Igfr. , úhergibt Zeidungen an die Ukad. in Caſſel, 40 %.
Bóttner , übergibt der Malerakad. żu Caſſel ſeine Arbeit , 404.
Bolte , Univerſitatsmedjanikus in Rinteln 647.
v. Boor , Frau , zu Hamburg , ſchickt Gemälde an die Caſſeler
Akademie , 405 .
i Borhecks, A.C. , úberſ. vermiſchte Briefe Cicero’s ; rec. 158.
Ueberſ. von Xenophons griechiſcher Geſch., recenſ. , 161.
Bramrel, Ronfiftorialſekretarius in Hanay, 92 .
Breidenſtein , wird oon Capel nach Marburg verfezt, 691.
Breidenftein , 9. P. , Profeſſor in Gieſſen , ftirbti 694.
Briefe eines Reiſenden von Pyrmont, Caſſel 2c, ; recenf. 366.
davon iſt Profeſſor Jaſſencamp Verfaſſer , 646.
Briefe eines reiſenden Franzoſen über Deutſchl. 20. , rec. 141.
Brodbaum , Geſchichte
Brúhl, Dr., wird ein , 208 u . ff. 384'u . ff.
deſſelben
der Unatomie zu Caſſel, 52%
und Profeſſor i 692.
Buchdručerprivilegium , eins vom 1505 ten Jahre , 249.
Bucher , Dr. und Profeſſor Sur. in Rinteln , 644.
Büſchings , 4. F .; Beitr. zur Lebensgeſchichte denkwürdiger
Perſonen i. Theil ; recenf- 362. 15
Burd , d. júng . Ubhandlung über den Kaffee , 606 u. ff.
Buri, Eleve von der Hanauer Zeichenakad. jezt in Rom , 94.
Bußbac , vulkaniſches Geburge in daſiger Gegend, 251.
Táſonia , ihr Kopf auf einer Münze , 33.
D. Calenberg , Fraulein , úbergibt Zeichnungen vn die Caſſeler
Tanca.Demieg : 407;
i Ranfrin , jeziger Ruſ. Kollegienrath , 93.
»>, Canſtein , Profeſſor in Rinteln , 646, Caſpars
2
Regiſtei .
Caſparſon's allgemeine Beſchreibung des Muſ Frider, zuCara
! fel , 48 ; über Rudolphs Dienſtmann zu Montfort epiſche's
Gedicht Wilhelm von Brabant, aus dem ſchwabiſchen Zeits
alter, an einer Handſchrift der Caſſel. Biblioth . 257 ; deſta
Abhandl. von Verhütung des Bettelns , tee. 504 ; verſchies
316 denie ſeiner Progr. angezeigt, 514.u. f.; wird beft. Sea
kretår der Carl. Geſearch . d . Ackerb . u..d . Kunſte, 527 .
Caſſel, Beſchreibung des daſigen Muſ. Frider. 48. Biblios
theksſaal, 53. Beſchreibungder auf der Bibliothek befinds
lichen Handſchriften mit mauritan , und kufiſchen Charaktes
ren , 488. Eine auda befindliche Handſchrift von einem
epiſchen Gedicht, Wilhelm von Brabant , aus dem ſchmaa
ER zu biſchen Zeitalter , 257.
Verzeichn. der dafigen F. Gemaldeſammlung, 164. Nacha
richt von der daſigen Akademie der Malerei - Bildhauera
21,Suno Baukunſt , 401. Statuten dieſer Akademie , 408 .
der daſigen Geſellſchaft des Ackerb. und der Künſte ben
antwoortete Preisfrage über den Kartoffelbau , 286. 693
6. Neu ausgeſezte Preisfrage derſelben , 693. Der daſigen
Gerellich der Atterthuper neu ausgeregte Preisfrage , 692.
der daſ. lutheriſchen Gemeinde neues Geſangbuch , 177.
Cauſio's herausgegebenes Verzeichnis der Fürſtlich Heffiſcher
Gemäldeſammlung in Caſſel , recenf... 164
Chriſt, Prediger zu Rodheim , 88..
Cicero's vermiſchte Briefé , 1. 2. Band , überſezt von Borheck, 1
recen. 158. Ubhandiung über die menſchliche Pflichten ,
uberſ. von Garpe , recenf. 351.
TiliciſdeMünze , 32.
O mnen , I. T. , erſter luth. Pred. in Caſſel , ſtirbt, 183.
Coing , Dr. nnd Profeſſor der Theologie in Marburg , gibt ein
Programm beraus , 660.
ap Conradi, J. L., Prof. Ju .in Marburg , ſtirbt , 695.
Crome, 1. F. W. , Europens Produkte zum Gebrauch der
neuen Produktencharte, recenſ 148.
Curtius , Rath und Profeſſor in Marburg , gibt memoriam
J L. Conradi heraus , 660 .
v. Dalwigk's Bemerkungen über die Eremtion eines Reichss
landes von den Reichsvikariats . Gerechtſamen i 586 u . ff.
( 2 Dans
1
Regifter.
Dannenbergi qus Bremen , erhalt einen Preis für die Bild :
bauerkunft bei der ufademie zu Caſſel, 406, Uebergibt
fernere Arbeiten , 407,
Degene, J. F. überſ. Herodot, I. B. recenf. 366.135 :
3
Dekor , in Hanau , 94.
Diel , F. C.7 Profeſſor in Marburg , ſtirbt, 694.
Dienſtbefeßungen , 530 ff.; überflüſſige , 552.
Dies , J. C. Profeſſor und Prediger in Gieffen , ſtirbt, 370.
Diez , $ . F., Benedikt 8. Spinoza , nach Leben u . Lehren , 347 .
Dio Caſſius róm . Geſchichte , übers. von Wagner, 365 .
Diodor von Sicilien , úberſ. von Strothl, 160.
Dippels , J. C., Leben und Meinungen , von H. W.H. , re
cenf. 152.
Dobm , Kriegsrath in Berlin , wird geheimer Rath , 181.
Du Roſey , geheimer Staatsminiſter , wird Práfid . der Mas
ler- und Bildb. Ufad. zu Caffel, 401 ; ſtirbt , 402 .
Du Ry, S.L., iſt der Baumaeiſter des Muf. Frider. in Caffel, 48 .
3 wird immervåhr. Sekretår der ukademie der Maler und
Bildh. in Caſſel , 401 ; wird Direktor der damit verbuns 1
denen ufad . Der Baufunft : 404.
Duyſing , Fuſtizrath in Rinteln , 643.
Eberhard , Prediger in Hanau , 87.
kiſenträger , úbergiebt der Akad. zu Caffel FeineArbeiten , 404.
Encyklopädie , teutſche, 8 ter Band , recenf. 334.
Engelbronner , Igfr. , übergiebt Zeichnungen bei der Caſſeler
Akademie , 407.
Engelhard , Kriegsaffesſor in Caſſel , wird Kriegsrath , 691.
/
Erziehungsinſtitute , Privat- , in Hanau ,' 94.
Eſchenburgs Entwurf einer Theorie u. Litteratur der fchonen
Wifenſchaften , recenf 502.
v . troſtruth , H.U.Friedr. , 1. Seffiſcher Muſenalmanach.
Sauſtin , oder das aufgeklärte philofoph. Jahrh ., recenſ. 143.
Febrmann , aus Caffel, erhalt einen Preis für die Malerei,
bei der Caſſeler ukademie, 406 ; übergiebt ſeine ferneren
Arbeiten dahin , 407.
Seft's , f. S., Verſuch über/die Vortheile der Leiden und Wi
bertártigkeiten des menſdyl. Febens , 1. 2. Th. rec. 661.
Feuers
Regiſter.
Seuerfo chungs - Anſtalten , wichtiger Beitrag zur Berbeſſes
rung derfelben , 97.
Forſter's , J. R. , Bemerkungen über Gegenſtände der phyſic
ſchen Erdbeſchreibnng , recenf. , 147 .
Forſter's , G., Abhandi. über die Pygmaen , I u . ff. ; über den
Brodbaum , 208 u . ff .; 384 u. ff .; arbeitetan einer teutſchen
Ueberlegung der Geſchichte von Cooks lezter Reife, 183 ;
geht nach Wilna als Prof. , mit geh. Raths Charakter, 371.
v. Foudy , fobrede auf Gabr. Jars , úberſejt, 76.
Frankenberger Mineralien , 308 u. ff.
Fürſtenau , Profeſſor in Rintein , 646.
Ganz , Kupferſtecher zu Hannoverr feine nach Caſſel an die
utademie eingefandte Arbeit , 407.
Garve , C. , Abhandlung über diemenſchliche Pflichten , aus
dem lateiniſchen des Cicero ; recenſ. 351 .
Gedicht , epiſches, in einer Handſchrift aus der Caff. Biblio
thet , aus dem fchwabiſchen Zeitalter , 257.
Gerberti, M, hiſt. Nigraç Silvae Ord . S. Bened . Col., recenl. 672,
Gerichtsſtyl, úber teutſchen , eine Ubhandlung , 424.u. ff.
Geſangbuch , neues , für die lutheriſchen Gemeinden in den 1
!
Regifter.
Kartoffelba u ,ob der übermáſige(derhäufige)den Vorfan
des Uckerbaues und Ruin der Mühlen nach ſich ziehe ?
286 u. ff. 448 u. ff.
D. Rempele, über deffen Schachſpiels und Redemaſchine,
ein Schreiben , 475 .
Kleiderordnung , 557.
Rleienſteuber , übergiebt der Ufademie zu Caffel ſeine Gemát
dearbeiten , 404 .
Kleinſchmidts , Juſtizr. in Urolfen , teutſche Ueberſ. der lobs
meieriſchen Diff. de artificio navigandi per aerem ; rec. 513.
Rlingender , J. F. , wird Prof. Philoſ. am Carol. zu Caß
fel , 660. 692.
Klipſtein , P. E., Beobachtungen und Geðanken über die
Lagerſtatte und den Urſprung der Salzquellen in der Mete
terau , 40. Vom pulfaniſchen Gebúrge in der Segend
von Bußbach , 251. Deſſen Preisſchrift über die Pers
hütung des Kindermords , wird für die beſte erklärt, 527.
Robold's , Deſſinateurs in Caſſel, ausgeſtellte Malerei in der
Akademie 402 403 404 .
Körber , Prediger in Hochſtadt , 88.
Ropp ) aus Hanau , jezt in Göttingen , 94 .
Ros , Rantor in Hanau i 95 .
Krauſe ,Hofmaler' zu Weimar , ſchickt der Akademie zu Caſ
fel Gemáide, 403 405.
Rummel , Profeſſor in Rinteln , 646.
Cabhart, Edelſteinſchneider zu Caffel , reine der daſ. utad.
übergebene Urbeit , 407.
Lampe , Frau , inþannover, ſchickt derMalereiakademie zu
Caſſel Bilo
ihrgezeichnetes 403,
9. , Pfarrer in Spißaltheim , 89. Deſſen Ubhande
lung über die Pygmåen , 576 4. ff .
Landwirthſchaft, in wiefern ſie andern Gewerben vor- und
nachgebe r 553
Lange, erhalt den Preis für die Bankunſt bei der Akademie
zu Caſſel, 406 .
Leaderhore , wird Profeff. d. R. am Carol. zu Caſſel , 527.
Deſſen übhandlung vom Titel der Landgrafen von Heſſen,
als Fürſten zu Hersfeld , 373 4. ff.
Reiba
Regiſter
Leibeigenroaft , mehr dem Handel und Getverbe , als der
Landwirthſchaft fchädlice , 546 .
Leuchſenring , Heſl. Darmſt. Rath , wird Jaſtruktor des Pr.
pon Preuſſen , 371.
Lohmeiers , P., Diſt. de artificio navigandi per acrem , teutſch
überſezt ; recenf. 512 , 1
. Loßberg, Gen. Lieut. und Gouvern . in Rinteln 642
de Luchet , M. , wird Vicepräſident beim Kommerzfouleg . in
Capeli 528 .
d. Malsburg , Hofmeiſter der Prinzen in Hanau , 96.
Mannheim , einige Mitglied, der daſ. Ufad. d. Wiſſenſ. audi
andere Gelehrte, wollen eine krit. Ausgabe der Scriptor.
rerum Germ . bearbeiten , 182...
Marburger Univerſitát hat Zuwachs von Studirenden , 184 ,
v. Mareſcotti, úbergiebt Zeichungen bei der Akademie zu Cats
fel ) 407 .
Marville , Jungfer, úbergiebt Zeichungen bei der Akademie
zuCaſſel 407.
,
Mauvillon , Hauptmann ; gehet mit Majorscharakter ans
Braunſchw . Carol. 692.
Medaillenkabinet , Fürſtl., in Hanau , Beſchreibung dadong
162.
Mediziniſcher Überglaube , eine Ubhandlung i 559 4. ff
Menſchenknochen , auſſerordentliche, einige gefundene, 35.
Merck's , I. H. , Übhandlung über einige höchſt ſeltene antife
11 Münzen , 31. Nachricht von einigen zu. Ulsfeld gefundes
nen auſſerordentlichen Menſchenknochen , 35.
Merz , Konſiſtorialrath in Hanau , 87.
Metaphyſik, über die Nat. derſ. , 113 u. ff. 233 u. ff. 464 u. ff.
Miidaelis , Dr., Heffiſcher Staabsfeldmedikus , wird Leibs
medikus und Profeſſor zu Caſſel , 526 , 527.
1 Mineralogiſche Beobachtungen von Heſſen , 303 ,
modert, Dr. und Profeſſor der Rechte gehet von Rintelige
nach Göttingen , mit Hofrathecharakter , 526. 644.
monchs Beitrage zur Mineralogie aus einigen in Heſſen gee
Tammeiten Beobachtungeni 303. Ubhandlung vom mes
diziniſchen Überglauben , 559 u . ff. Er erhält die Aufſicht 2
1
Regifter.
Uebergang , plózlicher", von einem Gegenſage zum andern ;
413 .
Ungewitter , R. C. , Superint. in Caſſel , ſtirbt , 694 .
Univerſitäten , Heffiſche, Marburg und Rinteln , Verord:
nung zum Beſten derſelben r 69.
Varnhagen , J.U. T. L. Beantwortung der Frage der Hefta
Ca. Geſellſchaft des Ackerbaues und der Künſte , vom
Kartoffelbau , 448 u. ff.
Vaterlandsliebe ; oder das Betragen gefangener Heffen in
Amerika , 67.
0. Veltheim, Kommand. und Kammerhere in Caffel , wird
Vicepräſident der daſ. Akademie der Malerei, Bildhauer
und Baukunſt , 402.
Verordnung zum Beſten der Heffiſchen Univerſitaten Marburg
an und Rintelny 69.
Verpachtungen , obfie, oder Verwaltung , vorzuziehen ? 536.
Verſuch , ein möglicher , wie verſorgt ein kleiner Staat am
beſten ſeine Urmen und ſteurt der Settelei ? recenſ. 507 ,
Veſpaſia Pola , ihr Kopf auf einer Münze , 34.
Vulkaniſches Gebürge in der Gegend von Bußbach , 251.
Vulpius, Prediger in Hanau , . 88 .
Wachter, Mitlehrer an der Zeichenakademie zu Hanau , ; 94
Wage , übergiebt, der Akademié.zu Caſſel ſeine Arbeiten ; 404.
Wagner's , I. U. , überfester. Dio Caſſius , 1 B. rec. 365.
Waldin , Profeff. in Marburg., erhält die Profeſſ. der Phyfit,
691.
Weber's G. G. , kritiſche Geſchichte der Uugſp . Konfefſion ,
recenſ . 166.
Wegeners , d. júngern , Regier . Raths in Hanau , 90 94.
Beſchreibung des daſ. Fürſtl. Medaillenfabinets; rec. 162.
Weichmann , unglücklicher Prediger gu Bergen , . 89 .
Weimariſche Feuerſprigen , hånferne Schläuche , Eimer und
Leitern , 97.
Weiſe , Hofkupferſtecher in Caffel , legt der daß. Akademie Ur.
beiten vor , 403 4041 406 .
Weitſch , Braunſchw . Hofmaler , ſchickt Landſchaften zur Mas
lerakademie nach Cafiel ein , 403.
Wenz ,
Regiſter.
Wenz , Graveur in Hanau , 94 .
Wepler's , J.H. , Beſchreibung der auf der Caſſel. Bibliothek
befindlichen arab. Handſchriften mit mauritan . und fufia
ſchen Charakteren 488 .
Wetterauer, Salzquellen , 40 .
w
d. Wildungen Regier. Rath , ſeine der Akademie zu Caſſel
übergebene Malereiarbeit , 407 .
Wilhelm von Brabant , ein epiſches Gedicht aus dem ſchmås
biſchen Zeitalter , in einer Handſchrift, 257.
Wille , Bergamtsaſfeſt. zu Schmalkalden , überſezte fobrede
des v . Fouchr auf Gabr. Jar . 76 . Abhandlung vom
lip Bergbau am Urzberge , bei Eiſenärz in Steyermart, 436. ,
Wippermann , Dr. und Prof. jur. in Rinteln , 644.
Wolf , d. älteſte , übergiebt der Ufademie zu Caſtel ſeine Arbeit
3 von Paris aus , 406. und erhalt einen Preis für die
Baufunſt bei derſelben í 406 .
Xenophon's Feldzug des júng. Kyrus, überſezt von Grillo ;
recenſ. 161. Griechiſ. Geſchichte , überſezt von Borhect '
recenſ. 161.
Zapf, H. R. in Augsburg , kündigt monum . anecd. hiſt. Germ .
illuftr. und eine neue Uusgabe der Epiſt. Aeneæ Sylvii an ,
369 u . ff.
Zimmermann , J. G. , über die Einſamkeit, I. 2. Th. recens.
664 .
Zúnfte , deren Verbeſſerung ; 554
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Österreichische Nationalbibliothek
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