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5S ISS
Der vollkommeue

Melonen-,Gurken ,
Artischocken , Spargel- n.
Champignongartner»

oder
Anweisung, Melonen, Gurken, Spargel, Arti»
schocken und Champignons aus die neueste Art so
zu ziehen, daß man die schönsten und reichlichsten
Früchte davon erhält und sich dabei eine einträg
liche Geldquelle eröffnen kann.
Siebst
der besten Methode, Gurken einzumachen und einer
Anweisung zur Cultur und Benutzung der Artischok»
ken, der Card» und der Champignons.

Nach den beften sranMschen und englische» Werken der Herren


Tarrel, DuboiS, Daniel Hudd, Walther Dickson, Loisel, Voigt,
Rietner, Poiteau, Anbot mit steter Beruckfichtignng de«
deutschen Elima'S uud deutscher Ersahrungen srei bearbeitet
»o»
Johann Christoph Gottlob Prise,
»eil. Sroiihnjogl. Zngc»Ieur»Geogra>he» und ««tenba»i»K>«ct«c.
Dritte, »ach des Versassers Tode vonIerd. Frhru.
«. Biedenseld stark vermehrte «. verbesserte Auflage.

Mit 1 lithographirten Quarttasel.

Weimar. RSS«.
Bnlag , Druck und Lithographie von B. Fr. Voigt.
ZF Z

Vorwort.'- ^ ^
» : >";^i >^L! j,,^.

Melonen, Gurken und Spargel sind wich


tige Gegenstände sir alle Gourmands,.««d es
werden wohl wenig große Gastmahle gegeben,
wo diese WlanzmerMgmsse, nach Verschieden
heit der SaHreSzeit, nW eine Rolle von Wich
tigkeit spielten. Andeß darf ins» eben kein
Leckermaul sei« , u» x« chrem Genüsse Beha
gen zu finde». Dem Wunsche des Herrn Ver
legers entsprechend, geben wir hier »ach He«
beste» ueuern jxanzösischen und englischen Wer
ke», mit steter Bezugnahme aus deutsches W°
mg, und deutsche Erfahrungen, eine vollständige
«»d deutliche Anweisung zur Erziehung dieser
Erzeugnisse hes Pflanzenreichs. Wir dürsf«
überzeugt sein, daß, wenn die hier gegebene
Anweisung in Allem genau befolgt wird, Jeder
nicht nur Melonen, Gurken und Spargel in
ihrer größten Vollkommenheit erzZehen, sondern
auch ihre Erzielung zu keinem kleinen Erwerb
sür sich machen kann.
Der Verfasser.

Borwort zur zweiten Auflage.

Die bcdeutenden Fortschritte, welche die


Gärtnerei seit 1830 in allen ihren Zweigen ge
macht hat, brachten auch in den Gebieten die
ses Büchleins manches Neue von mehr oder
minderer Bedeutung zum Vorschein, was in der
nothwendig gewordenen zweiten Auflage nicht
unberücksichtigt gelassen werden durfte.
Das uralte Sprichwort: „es führen mehre
Straßen zum Himmel" dürste in seiner einfa
chen Beziehung besonders auch aus die Cultuv
dieser öieblingspflanzen seine Bedeutung gewin
nen, wenn man die Verschiedenheiten von Bo
den und Clkma und Einrichtungen in den deut
schen Ländern einigermaßen berücksichtigt. Dem«
gemäß geben wir, neben dem bewahrten Alten
der" ersten Auflage dieses Werkchens, verschie
dene Culturmethoden tüchtiger sranzösischer und
deutscher Meister, wovon dann jeder Leser sür
seine Localitäten und Verhältnisse das Geeignete
sich wählen mag, was keinem nur halbwegs
Denkenden schwer werden kann.
Dabei hüten wir uns wohl, rein theoreti
sche Lehren aufzustellen, weil solche immer und
überall durch andere Theorien bekämpst und
bestritten werden können, fthr ost auch wesent
liche Resultate für die Praxis erst alsdann lie
sern, wenn ausgezeichnete Gärtner sich Jahre
hindurch bemüht haben, solche practisch zu er
sorschen und aus anwendbare Sätze zurückzusüh
ren, was Zeit, Mühe und Kosten verursacht
ohne stets genügende Resultate zu liesern. Wir
halten uns hier lediglich an die Ersahrung, an
Bewährtes und durch reiche Praxis Gewon»
— VI —

Iln So glaube» wir, eine wahrhaft vermehrte


und verbesserte! zweit« Auflag« dieses nützliche«
und bewährte» Büchlews zu liesern, ihm von
Neuem Freunde zu gewinnen, dM Bedürsnisse
der Zeit zu entsprechen und damit die Nützlich,
Ms»Literatur sür die praktische Welt zu be°
reichern. ^
Weimar, im Febr. 1847." . ? .
Der Verfasser.

Pyrwort zur dritten Auflage.


Wie viele Bücher und Zeitschristen auch
über die Kulturen der de» Mensche» nützliche»
Md «nentbchrlichen Gewächse erscheinen mögen,
so vermehrt Hch doch in »euerer Zeit die Zahl
der ausmerksamen und denkenden Gartensreunde
von J«hr zu Fahr in solchem Maße, daß alle
xne, Werke der allgemeine» Nachsrage nicht
mehr genüg« zu können scheine» ; umsoweniger,
da gleichzeitig überall des Neuen so viel er
scheint, des Reuen in Betreff der Gegenstände
felbst> w« hinsichtlich de«« Behandlung«,
^ Indessen bewährt sich auch dabei wieder
die ersreuliche Lehre von . der natürlichen Anhäng
lichkeit äu gute ÄteFreutidö, Uyter allen sol
chen Gartenfchnsten hat sich das Publicum ge
wisse Werke als Lieblinge «kort» und solche
Lievlingschafi geht durch Traditio» von Ge,
schlecht zu Geschlecht über: ma» scügt immer
wieder: ist nichts Neues von Diese« oder Je
nem erschienen? „',.,
.. So scheint es auch mit diese« anspruchs
lose» Büchlein zu gehen; denn ohngeachtet der
beiden ersten sehr zahlreichen Auflagen hat sich
bereits eine dritte nochwmdig gemacht. . '
Die Ausgabe bei dieser dritten Auflage
war offenbar eine doppelt«: Einmal, Alles darin
zu geben, was hinsichtlich des Gegenstandes als
»eu betrachtet werden kann und zweitens : die
ses Reue so z» geben , daß d« Umfang deS
Büchleins «cht allzusehr, anwachse, um nicht
eine bedeutende Preiserhöhung herbeizusühren.
Dazu kam noch ein drittes Gebot, näm
lich daS, den Wünschen mancher Gartensreunde
und ^ven Blättern mancher Kritiker Gehör zu
geben. Jene wie Diese hatten sich nun dahin
ausgesprochen, daß in eine solche Zusammen^
stellnng der Eultur seinerer Gemüsepflanzen
wohl auch eine kurze Lehre über die Cultur
der Champignons gehöre, da diese sür de»
Handelsgärtner von Bedeutung werden können,
sür den Privathaushalt so große Annehmlich»
ketten bieten.
Wir haben demnächst treulichst gesammelt,
was wir von Neuem über diese Gegenstände
im In« und Auslande finden konnten, beson
ders alles Wesentliche über die Culturen im
sreien Lande, weil diese doch die gewöhnlichen
Gartenbesitzer und Landwirthe hauptsächlich in»
tercssiren muß. Wir haben sogar die bedeu»
tende Ausgabe sür das wichtige sranzösische
Werk: KloooKr»pKie ««mplete cku Uelao,
par ^»«quio am« et«, nicht gescheut. Wir
haben mit nicht geringem Zeitauswand« von
dem Allen nur das Nothwendige und Maßge
bende ausgesucht, in unsern Vermehrungen uns
möglichst beschränkt. Wir haben endlich auch,
mit Genehmigung des Versassers, das Neuste
beigesügt, was von einem Practiker über Cham»
pignonzucht im Freien wie in geschlossenen Räu
men veröffentlicht worden und dürsen hoffen,
damit allen gerechten Ansprüchen ziemlich ge
nügt zn haben.
So möge denn auch diese dritte Auflage
dieselbe sreundliche Ausnahme finden, welche ven
beiden ersten so reichlich zu Theil geworden, da
mit Much und Lust zu weiteren Verbesserungen
und Vermehrungen in uns lebendig bleiben
können.

K. v. V.
zfsu'./? ei.? .s-'.ss..'"^,'^ i'^'jhmix^.!.^. ^ lim

,!)iN:niz il,.^ittqmZ</ ci^ch'/i'^ !,',!!?, .^i,^ /

^.s,!z,5^ '^11^^ 'N')il sb»5, „


Inhaltsveyeichniß.

! ««t«
»SN dem Melonenbau.
1). B«n d» Eantaloupm . . . . .6
2) Bon dm Melonen . . . .... —
3) Bon den Wassermelonen
Eultur der Melonen . . . . . . . 10
Die Melone Lu»uinK »«lo, I, 43
Eultur der Melonen aus Hügeln oder «egeln . . öS
Melovenrultur aus MooSbauseo 65
Meloneneultur aus Dungerlage« . . . . . 69
Da« Begießen der Melonen . . . . . .7«
Surkenbau.
Sultur der Surken . . . . . . .7
Bon den Gurken ...... . . 8
Spargelbau.
Eultur de« Spargel« 97
Spargel , , . 109
Berbesserte Spargeleultur , 119
Spanische Artischocke; ««dun » Artischocke ; Sardune;
Lardy. V>uar» LarSunoolu», Q. . » 1^1
<?>o»« SvolzWu», Q. ^rtlckkut. Artischocke . » 127
Seite
Nachträge
Allgemeine« . lZb
Berzeichnisi der gangbarsten Melonen . . . .139
4. Für da« Frühbeet —
». Im Freien . . I««
0. Sur Anzucht in lauen oder kalten Beeten lt. . 144
Ein hübscher Einsall ....... 145
Nicht Alle«, «a« Manchem öl« ein Aberglaube erscheint,
ist deßhalb auch wirklich ein Aberglaube . . . 149
Die Melonentreiberei .154
Sur Ulmer Spargelzucht «... . - . .161
Artischocken, Eardv und Surken . «,'.', . . 170
Champignon t^snriou» e»mve»tri», 1^.) u. dessen Eultur 175
Won dem Melonenbau.

Das Baterland der Melonen ist Asien und nach


Linn« besonders die Aalmükei. Sie waren den Grie
chen srüher als den Römern bekannt, doch scheint es,
als wären sie von beiden nicht so geschätzt worder:,
als heutzutage von uns. Selten sindet man ihrer
von griechischen Schriftstellern gedacht, und ein Mit
glied der sranzösischen Akademie der Inschristen sand
sie in den zwei Gedichten des Homer nur 4mal er
wähnt, indeß er des Knoblauchs IZOmal gedenkt.
Der jüngere Plim'us macht in seiner Naturgeschichte
unter dem Namen Ououmis eine noch so undeutlich?
Beschreibung davon, daß man nicht weiß, was cr
eigentlich damit meint. Daß die Melonen bei den
Römern in keiner besondern Achtung standen, dars
uns nicht wundern, diese damaligen Herren der Welt
waren sehr schlechte Leckermäuler; der geringste Koch
unserer Zeit würde über die Speisebereitungen lachen,
welche der Koch des Apicius, eines berühmten Schwei
gers zu den Zeiten des Augustus und Tiberius, in
seinem Werke: 6« »rte ooquinari», beschreibt, das
in allen Küchen des alten Roms als classisch galt*).
1 Um dem Leser ein Beispiel »on der Bereitung d»
Speisen zu gebe», die da« angesührte, aus un» gekommen«
«.rk lehrt, geben wir die eine« «att mit einer wotMmek»
Weise, Melonenbau. ». »»x. 1
Karl VlN. brachte im Jahre 1495 von seinem
Zuge nach Italien die Melonen mit nach Frankreich.
Bon hier verbreiteten sie sich zuerst nach Spanien
und in die Schweiz und dann auch nach Deutsch
land. Noch im 17. Jahrhunderte hielt man den An«
bau der Melonen für das Meisterstück der ganzen
GartrKreK ' '
Seitdem man nun diese angenehme, sahreiche
und kühlende Frucht kennt, ist sie zu den köstlichsten
Gartensrüchten gezählt worden, und man hat aus ih
ren Anbau außerordentlichen Fleiß verwendet. Die
südlichsten Länder sind sreilich dieser Frucht am Gün
stigsten) ihr Geschmack ist daselbst viel herrlicher und
aromatischer, als anderswo, auch braucht man n cht
so außerordentlich viel Mühe daraus zu verwenden,
als wir in unserm nördlichen Klima thun müssen.
Man säet sie in's Freie, wie alles Gemüse, und läßt
sie, ohne weitere Cultur, ausgenommen , daß man sie
ein» oder zweimal behackt, nach Belieben wachsen.
, Von einer ganz vollkommen guten Melone wird
ersordert, daß sie, außer einem schönen Ansehen so«
wohl in Gestalt als Farbe, das Auge genügend be«
sriedige; ihre gehörige Reise habe, die aber schwer zu
erkennen ist, da der Zeitpunct ihrer Abnahme weder
übereilt noch verspätet werden dars, weil die eine Art
Von der andern ost merklich abweicht und selten der
rechte Punct getroffen wird; ein angenehmer > seiner,
anziehender, aromatischer Geruch, der sich hei zu srü
her Abnahme oder bei verspäteter verliert; eine aus
sallende Festigkeit, Härte und Schwere im Anfühlen
Und Ausheben; vor Allem aber ein ganz vorzüglich
guter Geschmacks bei welchem Süßigkeit und eine
Fülle von Sast vorherrschen muß. Ein wässeriger,
kende» Brühe. Man nehme PKsser, eiebstickel, syrischen Es»
sigbaum, Krausemünze, Rautenknospm, Eidotter, Homgmety
— lmd koche e« mit Ott. ,<,:^
- K -
sader Geschmack,, mit wenigem anziehenden Geruch,
welcher am Hausigsten erzielt wird, ist selbst alsdann
nichts Lobensmerthes, wenngleich sehr bemerkbare
Größe u. s. w. damit verbunden. ist. '
Bei der großen Menge von Ab» und Spielar
ten der Melonen, welche durch die Vermischung ihres
Blüthenstaubcs entstanden sind, würde es ein unnüz»
zes uns vergebliches Unternehmen, sein, sie hier alle
auszahlen und beschreiben zu wollen, indem es bei
der großen Verschiedenheit der Sorten nicht sehlen
kann, daß nicht eine mit der andern verwechselt, oder
auch eine und dieselbe mit verschiedenen Namen be«
legt wird, da hierin noch eine große Unbestimmtheit
herrscht. Streng botanisch genommen, tbeilen sich die
Melonen in zwei verschiedene Geschlechter, nämlich in
Zuckermelonen und Wassermelonen. — Die
Zuckermelonen werden wieder eingetheilt in Me
lonen und Cantaloupcn. Erstere sind zum
Theit außerordentlich groß, länglich, brodirt und ge
rippt, reisen auch zu verschiedenen Zeiten; die letztern
aber sind mehr rund und platt, haben eine dicke
Schale und ein zarteres Fleisch und süßen, gewürzhas
ten Geschmack, verlangen aber auch ihrer dicken Schale
wegen mehr Warme, wenn sie reisen sollen.
Weniger zuverlässige Unterabtheilungen beider
Sorten bestehen ^n Früh» und Spätsrüchten, und
diese werden wieder aus zuverlässige Art der verschie
denen Farbe des Fleisches unterworsen, als: mit ro»
them, gelbem, weißem und grünem Flei
sche. — Die äußerlichen Kennzeichen bestehen ,m
der Form, als: lang, rund, platt, gedrückt
u. s. w.; in der Gestalt, als: genetzt, bestrickt,
glatt, rauh, gezackt, gestreist, gesurcht,
grün, gelb u. s. m. Auch werden die Samen
zur nähern Erkenntniß gezogen. Es können aber hier
nur Farbe und Größe in Anspruch genommen wer.
— 4 -
ben. Es heißt daher: mit weißen, gelben, ro,
thett, großen, kleinen, platten und erhabe
nen Kernen.
Die Wassermelonen bestehen aus weit we
niger Abänderungen und unterscheiden sich hinsicht
lich ihrer Früchte blos durch rot h es, grünes und
weißes Fleisch; durch schwarze und gelbe
Samenkerne, und in Hinsicht der Blatter der Pflanze
durch größere oder kleinere Lappen.
Unter den Zuckermelonen zieht man die
Cantaloupen den Melonen vor. Die Unterscheidung je
ner von diesen ist ost kaum möglich, und nur die
kleinern oder größern Pocken aus der Oberflache,
welche mitunter auch aus die Melonen übergehen, bie
ten das einzige Mittel dar, diese Abteilung machen
zu können. — Da die Cantaloupen von allen Me,
lonensreunden vorgezogen werden, weil sie im Ge
schmack« die angenehmsten und besriedigendsten sind,
so gehört denselben die größere Würdigung und aus
gezeichneter Borzug im Anbau. Indessen sind auch
die Cantaloupenarten nicht alle von gleichem Werthe,
daher auch sie einer seineen Auswahl unterworsen
werden müssen. Obgleich hierzu keine ganz bestimm
ten Gesetze angenommen werden können und dürsen,
so sinden wir doch leicht im Fleische und dessen Farbe
ein Mittel , das in der Wirklichkeit begründet und
wahrscheinlich im eigentlich ursprünglichen Vaterlande
zu suchen ist.
Den ersten Rang verdienen die grün sleischi
gen Cantaloupen, nach diesen die weißsleischi,
gen, hieraus die gelb» und endlich die rothslei»
schigen. So wie aber im ganzen Cantaloupenge«
schlecht« die rothfleischigen sür die weniger vorzügli
chen angesehen werden, so sinden wir selbst unter je
der Abtheilung wieder bessere und schlechtere. Man
trifft deshalb grünfleischige, welche durch die besten
rotbfleischigen übertroffen werden, und so sort weiß«
fleischige, die durch gelbfleischige überboten werden
u, s. w. , i
Ebenso verhält es sich unter den Melonen.
Auch unter diesen sind die grünsleischigen, wie
bei dcn Cantaü'lipen, vorzuziehen u. s. ro. .
Bei den Wassermelonen endlich ist es der
umgekehrte Fall, und verdienen die roth sleischi
gen immer den Vorzug. Nach denselben die grün«
und zuletzt die weißste ischigen,!
Eine große Menge Sast wird bei allen Melonen,
hauptsachlich aber bei den letzten, sehr hoch geachtet.
Diesen zu erstreben, liegt aber nicht in unserer Ge
walt, sondern die Sorte und das mehr oder weniger
günstige Jahr sür diese Früchte tbut hier allein Alles.
Sie durch große Feuchtigkeit saslreicher machen zu
wollen, ist eine Chimäre; Grundgesetz aber: sie da
durch geruchloser und leichter zu machen. Die sast»
reiche Melonenart gewinnt nur an Sastreichthum,
wenn man sie, wie wir in der Folge zeigen werden,
weniger begießt, und gewinnt dadurch an allen gu
ten Eigenschasten, hauptsächlich an Geschmack und
Geruch. .'«.^
Besondere Schwere der Frucht kann ebensowe
nig durch vieles Begießen erzielt werden, als eine ge
wisse Harte, die einer abgewelkten, runzeligen sehr
vorzuziehen ist.
Umgekehrter Fall ist es bei den Wassermelonen.
Sie wollen bei starker Hitze, oder neben derselben
viel Feuchtigkeit, wenn sie sastreich werden sollen,
keineswegs aber ohne jene, , sonst verliert der Geschmack
bedeutend. ' " . .,, ^ '
Von den Liebhabern dieser Früchte werden nun
solgende Melonenarten., vor andern des Anbaues am
Würdigsten .gehalten:^ / ' ^ ^ . > i
1) Bon den Cantaloupen
»)- Die schwarze, rauhe Cantaloupe;
Melone der Heiligen (>« (?«„t»I«up noir K»—
leux; Klelo» lies 8«i„ts). Ist rund und klein, die
Schale dunkelgrün, mit bervorstebenden Warzen be
setzt; sie verändert ihre Farbe bei der Reise nicht,
springt aber aus. Ihr Fleisch ist roth, süß und roein-
artig von Geschmack, daher sie auch am Meisten ge
schätzt wird. Sie reist im JuniuS.
d) Die grüne Cantaloupe (>« «antklonp
v»t). Ist klein, ein Wenig länglich, hat etliche
Warzen; die Schale grün, wenig gezeichnet; das Fleisch
roth und süß. Wenn sie reift, wird sie ausderSon»
nenseite ein Wenig gelb. Sie berstet auch aus. Wenn
sie vollkommen reis wird, ist sie vortresflich, nur ist
es Schade, daß sie im nördlichen Klima nicht immer
gedeiht, Sie reist im Junius.
«) Die orangensarbige Cantaloupe
(1« esntoloup «rsnK«). Sie hat eine längliche
Form, ohne Warzen ; ist ein Wenig brodirt und wird
bei der Reise gelb. Sie berstet nicht aus; aber ihr
Geschmack ist weniger gewürzhaft, als der bei den vor
hergehenden Arten. Sie reist auch später.
6) Die weiße Cantaloupe (ls esntsloup
KI»»«). Hat eine runde Form, ist größer wie die
übrigen. Ihr Fleisch ist weißlich, voll Wasser und
süß. Sie reist im Julius.
e) Die Ananas-Cantaloupe (Is «snts-
loup an«»»»). Hat eine etwas länglich-runde Form;
di^, Rippen sind weniger gezeichnet, als bei den vor-
hergehenden Arten. An ihrem Auge hat sie einen
Kranz von einem Zoll Stärke. Ihr Fleisch ist sest
und wohlriechend.
2) Von den Melonen.
») Die große Zuckermelone von TourS
(guoriu lours.) Ist ungleich rund und
außerordentlich brodirt. Zur Zeit ihrer Reise wird
sie ein Wenig gelb. Ihr Fleisch ist sest und roth,
«on süßem, gewürzhastem Geschmacke, voll Wasser.
Sie ist eine ganz vortreffliche Sorte, die gewöhnlich
im August reiit. .,
b) Die kleine Zuckermelone; die kleine
Pouliak (pelit sucri« <Ie l^urs). Sie ist kleiner,
als die vorhergehende, kaum halb so groß, von platt-
runder Form z die Schale grün und brodirt und ver
ändert sich wenig bei der Reise. Einige ziehen sie
allen andern vor , denn sie hat einen süßen, gewürz»
hasten Geschmack.
«) Die Melone von Langeais (melon 6«
Q»n»eais). Sie hat eine etwas längliche Form, ist
aus den Rippen regelmäßig gezeichnet; solange sie
jung ist, ist sie dunkelgrün, bei der Reise goldgelb.
Ihre Größe ist sehr verschieden, je nachdem doS Jahr
ihrem Wacksthume günstig oder ungünstig ist; zu
weilen ist sie sehr klein , zuweilen aber ziemlich groß.
Ebenso ist sie auch mehr oder weniger brodirt, zu
weilen ganz und gar nicht. Ihr Fleisch ist roth und
sest, und ihr Geschmack süß und weinig. Sie ist
sehr voll, hat viel Wasser und reist im Junius und
Julius.
6) Die lange Carmeliter-Melone (melan
lo»A -les «armes). Ist von eirunder Form und
mittlerer Größe, maßig brodirt und ohne irgend eine
gezeichnete Nippe. Ihr Fleisch ist mehr oder weni
ger roth, voll Wasser und von sehr süßem, gewürz,
hastem Geschmacke; zuweilen ist sie aber doch ein
Wenig weich und teigig. Man dars sie nicht zu
weich werden lassen. Ihre Reise sällt in den Ju
nius, und die sehr dünne Schale wird wahrend der
Reise ein Wenig gelb.
e) Die runde Carmeliter»Melone (ms-
Ion lies e»rmes pvtit). Ist kleiner, als die vorher?
gehende, hat aber die nämlichen Eigenschasten.
Man hat auch eine srühzeitige weiße Carme
liter»Melone, die eine glatte, weißliche Schale hat
und ziemlich groß wird. Viele Kenner geben ihr
den Vorzug vor den beiden vorhergehenden, und man
sindet wirklich einige unter ihnen, die nichts zu wün
schen übrig lassen.
s) Die Melone von Avignon; der hei
lige Nicolas (Iv 8«i„t IXieol»g). Ist eine der
schönsten Arten, von mittlerer Größe, länglich ge«
sormt, von Farbe ein Wenig grünlich. Die Rippen
sind regelmäßig gezeichnet; dos Fleisch sest, roth und
voll zuckersüßen, wcinhasten Wassers. Sie reist im
Julius.
8) Die Melone mit weißen Kernen
(meloo 6« Aull» cl'Kiver). Eine sehr srühzeitige
Art der Carmeliter»Melone. Ihre Form ist eirund,
von mittlerer Größe; ihre Schale grün und glatt,
verändert sich bei der Reise nur wenig. Ihr weißli«
ches Fleisch ist voll süßen, aber nicht sehr gewürz
hasten Wassers. Ihre Kerne sind weiß. Sie ist sehr
zärtlich zu erziehen.
5, K) Die rothkörnige Melone. Ist rund,
von mittlerer Größe. Ihr Fleisch ist sest, roth und
von süßem, weinigem Geschmacke. Ihre Kerne sind
goldgelb, sast roth. Sie reist im Julius.
i) Die Mornienmelone. Ihre Form ist
rund, «in Wenig platt; um das Auge hat sie einen
Kranz. Ihr Fleisch ist sest und roth, und sein Ge
schmack süß und weinig. Sie ist sehr voll, überall
brödirt und reist im Julius und August. An Größe
übertrifft sie alle vorangesührten Arten, und an Güte
gibt sie ihnen wenig nach. Von den gewöhnlichen
Gartenmelonen unterscheidet sie sich dadurch, daß der
Her unter der Zeichnung durchschimmert,
rün ist. ^ Mz,^,
französische Melone. Man hat davon
gar viele Abänderungen. Einige haben eine platte,
andere eine längliche Form; einige sind mehr, andere
weniger gezeichnet; bei den letzteen ist das Blatt
mehr, bei den erstern aber weniger ausgeschnitten.
Einige werden srüher, andre später reis. Sie sind
nicht gerippt und haben viel Fleisch, welches sehr roth
ist, wie auch viel Wasser. Ihr Geschmack ist aber
Weicher Güte. In trockenen und
er ziemlich süß und weinhaft, m
kalten und regnickten aber kann die Kunst ihm nicht
die Güte geben, die er haben kann. . . ' '
S) Von den Wassermelonen (?a»töz»es).
») Die italienische Wassermelone (p»>.
equ« rl'ltslis). Diese Art ist rund und wird
oß, denn man sindet zuweilen ei
nige, die 80 Psd. und mehr wiegen. Das Fleisch
ist carmoisinroth , die Kerne schwarz und die Schale
grün und glatt. Sie ist aber selbst in ihrem Vater» <
lande denjenigen, die sich nicht in der Jugend an ih
ren Geschmack gewöhnt haben, widerlich. Ihr vor«
züglichster Werth bestehr darin , daß sie viel ersri
schendes Wasser haben; dieses ist aber sade und we«
der lieblich, noch gemürzhast.
d) Die americanische Wassermel
(pksleque «j'^mörique). Sie ist kleiner, ols die
vorhergehende und nur im Aeußern durch einen Streis
gelber Flecken von ihr unterschieden, welche wie Rip,
pen stehen und alle an der Spitze auslausen. Ihre
Kerne sind roth. Man braucht diese Art aber nur
zum Einmachen, wozu sie vortrefflich sind. Sie ge
deihen in ui
Eultur der Melon««^ « u
Obgleich in milden Klimaten Deutschlands auch
im Freien Melonen gezogen werden könne«, so erlan
gen sie doch daselbst wegen des Mangels an der A
sorderlichen Warme, welche sie in ihrem Vaterlande
genießen, die gehörige Reise nicht und verlieren
her an ihrer Güte. Sollte es aber auch Jahre ge
ben, die von dieser Regel eine Ausnahme machen^ so
wird man die Melonen doch nie so zeitig bekommen,
als sie ihre Liebhaber zu haben wünschen, worauf
doch auch sehr viel ankommt. Man muß sie also
in Mistbeeten ziehen, vermittelst welcher man ost schon
im Mai eßbare Melonen haben kann, da es nur da«
raus ankommt, wenn die Mistbeete angelegt werden.
Wer srühzeitig Melonen zu haben wünscht, muß die
Mistbeete dazu schon im Januar bereiten, und zur
Aussaat die kleinen Melonenarten wählen, da diese
srüher reisen, als die großen Arten.
Bei der Anlage der Mistbeete ist vornehmlich
aus den Platz, wohin sie gelegt werden sollen , sowie
aus die Lage und den Hoden desselben zu scheu. -xi»."
Der Platz muß vollkommen gegen Mittag liegen
und von allen Schatten machenden Gegenständen srei
sein, damit die Beete vom Morgen bis zum Abend
die Sonne genießen können, gegen Norden und Nord
osten aber durch Gebäude, eine Mauer, Wand oder
dichte Pflanzung Schutz vor den Winden haben.
Der Boden muß trocken und nicht naßgründig sein.
' Die Größe des Platzes richtet sich nach der
' Größe, welche die Mistbeete erhalten sollen, und wenn
derselbe nicht mit den oben angegebenen, schicklich ge
legenen Schutzmitteln gegen die Nordwinde versehen
ist, so muß er aus allen Seiten mit einer breternen
Planke oder Gehäge von Roggenstroh oder Schilsrohr
umgeben werden. — Die Gehäge müssen 6 Fuß hoch
—- 1t —
und von 6 zu 6 Fuß an starke Psahle besestigt wer
den. Das Stroh over Rohr dazu legt man 2 Zoll
dick zwischen zwei Latten und besestigt es von Fuß
zu Fuß mit Eisendraht. An den bequemsten Seiten
bringt man 1 oder 2 Thüren an, die überall mit
Stroh bekleidet werden, um das Durchstreichen des
Windes zu verhindern. — Außer dem Platze sür die
Mistbeete muß noch Raum sür einen verbaltnißmäßig
großen Wasserbehälter oder Ausstellung von Wasser:
sässern vorhanden sein, um Wasser zum Begießen im
Worrath zu haben, das von der Sonne erwärmt wor
den ist, da den Melonenvflanzen nichts schädlicher ist,
als das Begießen mit kaltem Wasser, daher bei kal
ter Witterung das Gießwasser mit heißem gemischt
und lau gemacht werden muß. Ferner ein Raum,
wo man den angesahrenen Mist und die Erde abla
den kann.
Die Anlage in der Größe der Mistbeete richtet
, sich nach der Größe der Fenster und Mistbeetkästen,
welche aus den Mist gesetzt werden.
' Die Fenster werden 6 — 6 Fuß lang und 4
Fuß 6 Zoll bis 6 Fuß breit gemacht. Der äußere
Rahmen 3 Zoll breit, von eichenen oder kiesernen l völ
ligen Bohlen, aus den vier Ecken mit starken eiser
nen Windhaken belegt und oben und unten mit ei
sernen Ringen zum Aus» und Abheben verschen.
Innerhalb bekommt der Rahmen 3 schmale, l Zoll
breite Stäbe, mit einer Nuthe versehen, in welche die
Glastaseln, wie Dachziegeln übereinander greisend,
eingelegt und mit Glaserkitt oberhalb an den Stäben
verstrichen werden. — Fenster mit in Blei gesaßten
Scheiben, welche innerhalb aus schmalen eisernen Stä
ben oder sogenannten Windeism liegen, taugen nichts,
weil sie wegen des Bleies immer wandelbar werden
und sich innerhalb an den Windeiscn vom Dunste
der Erde häusig Tropsen von Eisenrostwasser hängen
— 12 —
welche, wenn sie aus die Melonenranken herabsallen,
sogleich Fäulniß machen unv die Ranken zersressen.
Zu den Glastaseln wählt man das bekannte grüne
Taselglas, weil es weniger brennend als das weiße
und auch wohlseiler ist. Um die Fensterrahmen bau»
erhaster gegen die Fäulniß zu machen, trankt man
sie von Außen und Innen mit zerlassenem und mit
Leinöl verdünntem Theer. Bei dem letzten Anstriche
der Außenseite der Fenster kann dem Theere gemah
lene Kreide oder rolher Bolus beigemischt werden, je
nachdem man dem Rahmen eine weiße oder rothe
Farbe geben will.
Die Mistbeetkästen, aus welche die Fenster
gelegt «erden, werden zu zwei oder drei Fenstern,
nach deren Größe, von kiesernen, 12 Zoll breiten Bre»
tern, welches die ganze Höhe des Kastens ist, weil
die Fenster nahe über den Pflanzen liegen müssen,
gemacht, an den Ecken zusammengezahnt und mit 1
oder 2, nach der Länge der Fenster durchlausenden
Querriegeln versehen, um die Kästen zusammenzu«
halten. Diese Riegel müssen immer unter dem Wech
sel der Fenster, da wo die Rahmen derselben zusam
menstoßen, liegen. Sie gehen durch das obere Bret,
wo ein Keil durch den Riegel geschlagen wird; in
dem »ordern Brete werden sie mit einem sogenann
ten Schwalbenschwanze eingelassen. Um dem Kasten
mehr Festigkeit zu geben, ist es gut, die Ecken mit
eisernen Winkeln zu versehen. Man gibt den Kästen
die Größe von 2, höchstens 3 Fenstern, da die Mist
beete bei dieser Größe bequemer zu behandeln sind,
«ls wenn solche ohne diese Abtheilungen in einem
sortlausen, und auch noch den Nutzen gewähren, daß,
wenn man mehre Melonenarten zieht, man diese da
durch von einander trennen kann, damit nicht der
— 15 —
Die Läden zum Decken gegen die Nachtsröste
»nüssen so Kreil, als die Fenster, aber etwas länger
sein, damit sie übergehen und den Regen ableiten.
Jeder Laden muß auch durch eine Zzöllige Schlag-
leiste über den nebenliegenden Laden übergreisen.
Oben und unten in der Mitte der Läden wird ein
schmales Stück Bretchen oder Latte als ein Hand
griff genagelt, an denen die Laden bei dem Aus- und
Zudecken angesaßt und schwebend über den Fenstern
bis aus ihr Lager getragen werden können.
Außer den Läden hat man auch noch Stroh
oder Rohrdecken, die über die Fenster reichen, nöthig.
Sind Fenster und Kästen sertig, so läßt man
zur Mistlage, je nachdem man seine Melonen srüher
oder später treiben will, eine 2j oder 2 Fuß tiese
und 7j Fuß breite Grube von beliebiger, durch die
Anzahl der Kästen, welche daraus gebracht werden
sollen, bestimmte Länge in die Erde machen und süt-
tert die Seiten mit Bietern aus, damit die Erde
nicht nachsallen könne. Diese Eiusassung geht unge
sähr >2 Zoll hoch über den Erdboden heraus und
wird oben mit einem 4 Zoll breiten Rande von Bret
belegt und saßt den Umschlag der Mistbeckkästen ein.
Läßt man die Grube statt der breternen Aussülle-
rung mit gebrannten Steinen ausmauern, so ist dies
sreilich kostspieliger, aber auch dauerhaster, und sichert
die Mistbeete vor dem Eindringen der Maulwürse,
welche ost großen Schaden darin anrichten.
Wäre man durch die Lage des Gartens gezwun»
gen, die Mistbeete aus einem naßgründiqen -Boden
anzulegen, so daß man Wasser in die Grube bekom
men würde, so bringt man die Mistlage nicht in,
sondern aus die Erde. Man schlägt hierzu 2 Rei
hen 6 Zoll starker, eichener Psähle, in der Richtung
von Morgen gegen Abend, in die Erde, deren Höhe
über derselben 2 Fuß beträgt. Die Enisernung der
einander ist der oben angegebenen Breite
der Mistgrube gleich, sowie ihre Seitenlänge ebensalls
durch die Anzahl Kästen bestimmt wird, welche ausgesetzt
werden sollen. Die Entsernung der Psähle in den
langen Seiten von einander richtet sich ,nach der
Bretlänge. — Wenn die Psähle stehen, werden sie
mit l^zölligen Bretern bekleidet, so daß die Psähle
auswendig zu stehen kommen. Die Eckpsähle, welche
etwas stärker als die übrigen sein müssen, werden
aus 2 Seiten so ties gesalzt, daß die Bretenden so
wohl von der Längen» als Querwand in den Falz
gehörig besestigt werden können. Zwischen den bei
den Eckpsählen der Querwände kommt, der mehren Be
sestigung wegen, noch ein Psabl zu stehen. Die
Wände werben oben ebensalls mit einem 4 Zoll brei
ten Rande belegt, und die Wandpsähle müssen des»
halb außen stehen, damit sich das Bret gleicher setzen
könne. Um der längern Dauer willen werden Psähle
und Breter mit zerlassenem Thcer getränkt.
Bei dem Ausheben der Fenster, wenn man den
Pflanzen die nöthige Luft geben will, braucht man,
um sie nach Gesallen mehr oder weniger lüsten zu
können, Lusthölzer. Diese sind 12 Zoll lang, 3 Zoll
breit, 2 Zoll dick und staffclsörmig ausgehauen.
Hierzu wird aus der schmalen Seite ein 2 Zoll tie
ser Einschnitt gemacht und das Holz ausgehauen,
wodurch die Stärke vorn unter der ersten Staffel,
welche 4 Zoll hält, einen Zoll bleibt. Die übrigen
Staffeln sind immer 3 Zoll von einander entsernt
Diese Hölzer werden nun hoch oder niedrig unter
die Fenster gestellt, wo und wie es zuträglich ist, ih
nen von einer Seite Lust zu geben, denn man muß
sich in dieser Hinsicht nach Wind und Witterung
richten. Die Hauptregel ist, sie aus der dem Winde
entgegengesetzten Seite zu lüsten, es mag sein, we
— tS —
Hitze aber, wenn kein Wind geht, ist <S vortheilhas-
ter, die Fenster von der Mitternachtsseite zu lüsten,
indem diese die Sonnenhitze mehr maßigt und diese
Mischung der Luft mit der Sonne den Pflanzen
sehr zuträglich ist.
Je nachdem man nun seine Melonen srüher oder
später haben will, werden die Mistbeete im Januar,
Fcbruar oder Marz angelegt. — Hierzu wird die
Grube oder Krippe mit gutem, srischem, etwas stroh
reichem, mit etwas trockenem Laube vermischtem
Pserde- oder Eselsmist lagenweise, die Grube ganz
gleich voll, die hölzerne Krippe aber 2 Fuß gesetzt.
Hierbei muß der Mist mit großer Sorgsalt gut ge
mengt, kurzer und langer unter einander, jede Mist
gabel voll behutsam ausgeschüttelt und nach mehrern
Gabeln voll recht tüchtig sestgeschlagen werden, aber
immer nur schichtweise, daß die Setzer — aus jeder
Seite des Mistbeetes einer — bequem bis an das
Ende des Satzes reichen können. Der Mist dars
auch nicht durch die Zuträger aus die bereits gesetzte
Schicht, sondern stets hinter die Setzer in die leere
Grube abgeladen werden, damit im Setzen und Schla
gen die möglichste Gleichheit beobachtet werden könne.
Der einmal sestgeschlagene Mist dars nicht mehr be.
treten, noch weniger dars etwas daraus gelegt, gesetzt
oder geworsen werden. Ist man nun mir dieser
Lage bis an das Ende der Grube gekommen, so
wird wieder von Vorn angesangen und die Grube
unter gleicher Behandlung voll gesetzt. Hierbei dars
der Mist ebenso wenig, wie vorher, aus dem schon
eingesetzten abgeleert werden, sondern dieser wird stets
hinter die Setzer aus den Weg gewonen, von wo
aus er mit Gabeln mit der größten Vorsicht an Ort
und Stelle gebracht wird, ohne daraus zu treten,
aber übrigens so sest zusammengeschlagen, als möglich.
Von großer Wichtigkeit ist die Erhöhung oer Mist-
lage in der Mitte des Beetes, welche die Fläche wohl
um 9 Zoll übersteigen muß. Man sorgt daher gleich
bei dem Ansange der zweiten Mistlage dasür, daß
diese in der Mitte, nach der Länge der Grube um
soviel erhöht werde und solglich das Mistlager in der
Oberfläche eine runde Gestalt bekomme. Ist diese Ar
beit auch beendigt, so werden die Kästen aus Elan»
gen gehoben, welche etwas länger als die Grube sein
müssen, und so durch vier Mann, welche aus beiden
Seiten der Grube sortgehen, aus die Mitte der Mist»
lage gesetzt, ohne diese nun zu betreten. Sobald die
Kesten ausgesetzt sind, werden die Fenster und die
D,cken ausgelegt, um die Wände der Kästen noch
ein Umschlag von srischem Pserdemist gemacht, so
daß dieselben, um sich bald zu erwärmen, s,ist ganz
im Miste stehen, und nun das Ganze dem Gährungs»
geschäste überlassen. Je stärker die Währung eintritt,
desto mehr Feuchtigkeit erzeugt sich im Beete, die
man nicht entweichen, sondern dem Miste immer wie»
der zum Verschlingen läßt.
In den so zubereiteten Beeten tritt die Währung
oder das sogenannte Brennen den zweiten oder drit
ten Tag ein, und die Hitze steigt ost zu einer Höhe
von 70 Grad Reaumür Wenn die Währung 4
*) Da eS nicht möglich ist, die Wirmegrade eine« Mist»
beetes ohne Anwendung eines Thermometers genau zu er«
fahren, dies aber mit einem gewöhnlichen Thermometer zu
ersorschen mit Schwierigkeit verbunden ist, so hat Herr
Regnier eine solche Einrichtung des Thermometers ersunden,
daß man durch die Anwendung desselben beständig von dem
Wärmegrade de« Mistbeete» unterrichtet sein kann.
Es besteht aber dieses au« einer Röhre von Eichenholz
von Z Zoll Durchmesser (Fig. l und ?). Am untern Ende
derselben » b besindet sich eine messingene Zwinge mit einer
Stoblspitze v. Diese Zwinqe bildet da« Behiltniß sür den
O,uecksilbcrbehjlter de» Thermometers und ist mit kleinen
«ichern durchbrochen, damit die Wärme durch dieselben aus
de» Thermometer wirken könne. — Die obere Oeffnung der
Tage gedauert hat und Alles gehörig beobachtet »or«
den ist, so wird sich die Wölbung des Mistes ganz
gleichförmig gesetzt haben. Man nimmt nun die Fen
ster wieder von den Kasten ab, verzieht den Mist
Röhre ist mit gefirnißtem Weißbleche S bedeckt , damit weder
Regen noch Lust von Außen in ihr Inneres dringen könne. —
In dem oberen Theile der Röhre sind kleine Riesen e e ge»
zogen, die das Festhalte» derselben bei'm Einstecken in das
Mistbeet erleichtern. Uebrigens ist der Theil der Röhre,
welcher in die Erde kommt, zur Erhaltung des Holze« «t»
was verkohlt.
Fig. 1 zeigt den Thermometer im Durchschnitt« Der«
selbe ist zum Ausziehen wie «in Badethermometer eingerich«
tet, jedoch mit sreistehendem Quecksilberbehälter, damit sich
ihm die Wärme augenblicklich mittheile. — Das Innere bei
Rohres ist an seinem Obertheile mit dickem Auche ausgesüt«
tert, vm bei'm Einbringen des Thermometer» in das Rohr
olle Reibung zu verhindern. Unten im Rohre befindet sich
ein Haarkügelchen als Polster, aus welchem der Thermome«
ter ruht.
Durch diese Einrichtung de« Thermometers wird
1) da« Zerbrechen desselben bei dem Einsenke» in dk
Erde verhindert.
2) Verhindert sie auch dadurch das Eindringen der kal»
ten Lust in denjenigen Theil der Röhre, welcher sich über der
Erde de» Beetes befindet, das die Kapsel lustdicht anschließt.
3) Ist er leicht zu gebrauchen. Denn um die Wärme«
grade zu ersahren , dars man ihn nur aus der Röhre ziehen,
da er sich leicht wieder in dieselbe zurückbringen läßt.
4) Da er sehr einsach und nicht kostspielig anzuschaffen
ift, so ist er bei Mistbeeten besonder» brauchbar; denn durch
seine Anwendung ist man nicht allein im Stande, dem Mist»
beete immer denjenigen Grad der Wörme zu geben, welchen
die darin zu erziehenden Pflanzen ersordern, sondern man ist
auch durch ihn beständig in den Stand gesetzt, den Unter«
schied der atmosphärischen Wärme und der in der Erde des
Mistbeetes ohne Schwierigkeit zu ersahren. Zur Erziehung
der Melonen ist eine beständige Wärme des Mistbeetes von
SO Grad R. »dthig.
b) Bei außerordentlich kalten Winter» kann durch seine
Anwendung den in Mistbeeten gemachten Saaten die zu ih,
rem Aufgehen und Gedeihen nöthige Wirme ohne Schmie»
rigkeit gegebe» werden.
Weise, Melonenbau. «. Aug. ^
— tö
sehr genau einen Fuß an den andern und tritt ilm
so sest, daß alle Elasticität verloren sckeint. Hieraus
wird ohne Zeitverlust wieder soviel srischer Mist aus
getragen, daß die vorige Erhöhung in der Mitte des
selben völlig hergestellt wird, und sodann Fenster und
Decken augenblicklich wieder ausgelegt. Nachdem
solcher Gestalt die Erhitzung wieder hergestellt wird,
und nach 2 oder 3 Tagen der Mist im Beete eine
ziemlich waagerechte Lage angenommen hat, wird der
selbe sestgetreten und aus die Mitte des Beetes noch
mals eine Erhöhung mit srischem Miste ausgelegt.
Unmittelbar aus diese Arbeit solgt nun das Erdaus
tragen.
Da bei dem Melonenbau die Erde nächst dem
Miste ein Hauptmaterial ist, so muß man in ihrer
Wahl äußerst behutsam sein. Sie muß zwar gut
und ziemlich sett, jedoch nicht zu geil sein, weil sonst
die Pflanzen darin umsallen würden, so wie sie im
Gegentheil in einer zu magern Erde nicht hinlänglich
schnell wachsen und auch nicht die gehörige Wärme
erhalten. Eben dies würde sich auch ereignen, wenn
man alte, schon ein Jahr gebrauchte Erde wieder an»
wenden wollte, daher die Erde aus abgetragenen
Mistbeeten erst wieder ein Paar Jahre in Hausen
an der sreien Lust gelegen haben und fleißig umge
stochen worden sein muß, ehe man sie wieder gebrau
chen kann, alsdann ist sie aber auch wieder sicher zu
gebrauchen. Noch ist zu bemerken, daß die auszutra
gende Erde nie zu klar sein kann. — Eine Mischung
von einem Theil Dammerde von Tristen, einem Theil
guter Gartenerde, einem Theil Lauberde und einem
Theil Flußsand z oder: zwei Theile guter Gartenerde,
einem Theil Flußsand und einem Theil srischen Schas
mistes ist eine Erde, worin Melonen am Besten ge
deihen. Sie muß aber ein Jahr vor ihrem Gebrau
che zubereitet, unter einem trockenen Schoppen bis
— !9
zu ihrem Gebrauche ausbewahrt und östers umgesto
chen Wersen.
Von oer zubereiteten Erde wird nun das Beet
6 Zoll Koch angesüllt, und nachdem oicse Aussullung
erwärmt ist, wird etwa nock 2 — Z Zoll var^n ge
bracht und dann umgegraben. Dieses Umgraben
wird so lange wiederholt, bis kein Brand mehr in
der Erde zu besorgen ist, was man außer ler über
mäßigen Hitze an dem Weißwerden der Erde deut
lich wahrnimmt. So weit gediehen, werden nun die
Mistbeete bepflanzt.
So wie man die Mistbett zu den Melonen an
legt, besorgt man auch zugleich die Aussaat der Kerne.
Diese müssen aber wenigstens 4 Jahre alt sein, denn
jüngere treiben viele Ranken und bringen wenig
Früchte. — Die Aussaat geschieht entweder in Blu
mentöpse, die mit leichter Erde gesüllt sind, und die,
wenn man ein Glashaus mit darin besindlichem Loh
beete hat, in letzteres gesetzt, oder in's warme Zim
mer gestellt werden, oder sie kann auch jn ein srisch
angelegtes Mistbeet, das man zu anderer Treiberei
bestimmt hat, geschehen. Die Aussaat selbst geschieht
so, daß man die Kerne in Löcher, die man mit dem
Finger 1 — 2 Zoll weit .von einander macht, legt
und hieraus mit der Hand über die ganze Oberfläche
der Erde hinsährt, um sie leicht zu bedeck«. Sollen
bei der Aussaat in ein Mistbeet die Kerne bald und
sicher ausgehen, so dars man damit nicht erst warten,
bis das Feuer des Mistbeetes verraucht ist, denn die
Kerne verlangen viel Wärme, sondern man muß sie
sogleich legen, wenn man bei'm Einstecken der Hand
in's Erdreich die Wärme, wiewohl mit Muhe, erlei
den kann. — Um aber den ganzen Sommer hindurch
Melonen zu haben, macht man bis Ende Aprils von
14 Tagen zu 14 Tagen eine neue Aussaat.
— 20 —
In den Mistbeeten gehen die Keme in 6 bis 7
Tagen aus. Sind die Pflanzen einige Tage alt ge»
worden, so muß man die Erve mit den Fingern ein
Wenig um den Stamm erhöhen und leicht andrücken.
Der schwierigste Punct ist nun die Erhaltung der
Pflänzchen. Zu viel oder zu wenig Wärme macht,
daß sie umsallen, und eben das thut zu viel oder
zu wenig Luft. Es gehört große Pünctlichkeit dazu,
den rechten Grad der Wärme zu unterhalten. Um
ihnen zu rechter Zeit Lust zu geben, muß man den
Zeitpunct wohl wahrnehmen. Bei starken Frösten
kommt die Sonne gewöhnlich zum Vorschein. Dies
muß man benutzen und die Bedeckungen von Mor«
gens 10 Uhr bis 2 Uhr Nachmittags abnehmen, je
doch mit der Vorsicht, daß man die Pflanzen nicht
aus einmal den Sonnenstrahlen aussetze, sondern et
was Reisig aus die Fenster lege, indem sie sonst um,
sallen würden. Trübe Kälte ist sür die Melonen»
pflanzen die schlimmste Witterung, die es geben kann.
Doch auch bei derselben muß man täglich die Decken
einige Stunden des Mittags abnehmen, weil sonst
die Pflanzen gelb werden und umsallen. Tritt aber
ein dicker Nebel ein, oder es sällt Schnee oder ein
kalter Regen, so muß man, solange diese Witterung
dauert, Alles bedeckt lassen. Die Pflanzen sind dann
sreilich in großer Gesahr, dem kann man aber nicht
abhelsen. Die Dünste vom Mistbeete sowohl, als
der Mangel an Lust richten in diesem Falle die
Pflanzen zu Grunde; jene hängen sich an die Sten
gel und Blätter oder sallen tropfenweise von den
Fenstern, an denen sie sich anhäusen, aus sie herab
und richten sie zu Grunde. Dem letztem Uebel kann
man dadurch begegnen, daß man die Fenster unter
den überhängenden Matten ein klein Wenig öffnet,
damit die Dünste dadurch abziehen und etwas sri
sch« Lust einziehen könne.
Stellen sich einige schöne, milde und heitere
Tage ein, so muß man sie möglichst benutzen, um
den Pflanzen ein Wenig Lust zu geben, die sonst un
ter der Bedeckung vergeilen und verzärteln würden.
Einige Stunden nach Ausgang der Sonne nimmt
man die Decken von den Fenstern ab und lüstet
diese etwa eines Querstngers breit an der dem Winde
entgegengesetzten Seite, und sobald die Sonne die
Fenster verläßt, verschließt man diese auch wieder
und legt kurz nachher die Strohmatten, und wenn
es die Witterung nöthig macht, auch die Läden wie»
der daraus. Diese Sorgsalt kann man selten zu
weit treiben.
Zur Erhaltung der Lebhastigkeit der Pflanzen
ist es wesentlich nothig, die Wärme des Mistbeetes
mittelst des Umschlages zu unterhalten. Zu dem
Ende muß man täglich die Hand hineinstecken, und
sobald man merkt, daß es kalt wird, muß man ei«
nen srischen Umschlag darum machen, und diesen,
wenn der Mist trocken sein sollte, anseuchten. —
Sobald die größte Kälte vorüber ist, muß man d«
Fenster täglich lüsten, mehr oder weniger, je nachdem
die Witterung ist und die Warme des Mistbeetes es
erheischt; aber wenn die Witterung warm zu werden
ansängt, muß man ihnen Tag und Nacht gleichviel
Lust lassen, doch mit der Borsicht, daß man wäh
rend der Nacht die Strohmatten darüber legt, so daß
sie über die Oessnungen der Fenster Herabhängenz in
unftrm Klima ist es aber immer rathsamer, die Fen
ster bis zur Mitte des Mai's während der Nacht
niederzulegen.
Nach dem gewöhnlichen Versahren werden die
Melon«npsianzen, wenn sie etwa singerslang und zum
Versetzen stark genug geworden sind , aus das zu ih»
«r Ausnahme bereitete Mistbeet verpflanzt, wo sie
nun stehen bleiben, bis sie ihre Früchte geliesert ha»
den. In der neuern Zeit wendet man aber, beson
ders in Frankreich, ein anderes Versahren an, wo
durch man die Früchte srüher und auch von höherer
Güte erhält, allein es ist dagegen auch etwas um-
ständlicher. Man versetzt nämlich die Pflanzen, die
in Allem, wie bisher gezeigt, erzogen werden, statt,
wie gewölmlich, einmal, zwei« bis dreimal hinter ein
ander. Das erstemal geschieht es, wenn die Pflan
zen ein Alter von l4 Tagen erreicht haben, aus ein
Beet, das ebenso wie das Saamenbeet zubereitet ist,
aber eine etwas geringere Temperatur der Wärme
hat, und zwar 4 Zoll weit aus einander. Hier blei
ben sie 3 Wochen stehen; dann verpflanzt man sie
aus ein drittes Beet, wo sie sich noch besser besinden
werden. Aus diesem bleiben sie, bis sie stark genug
sind, um an Ort und Stelle gepflanzt zu werden.
Wenn die Witterung nur einigermaßen mild ist, er
langen sie ihre Vollkommenheit in 14 Tagen.
Die Vortheile dieses neuen Versahrens bestehen
kürzlich darin: die Pflanzen vergeilen weniger, der
Stock treibt bessere Wurzeln und bleibt stammhaster,
sie sind weniger dem Umsallen unterworsen und wach
sen schneller, weil sie die Wärme und den Nahrungs»
sast von 3 neuen Beeten genießen, als diejenigen,
welche aus demselben Beete bleiben, ob es gleich die
ersorderliche Wärme hat, so daß Pflanzen von einer
Aussaat im Ansange des Januars gemeiniglich zrl
Ansang des Märzes an Ort und Stelle verpflanzt
werden können. Nach dem gewöhnlichen Versahren
kann man die Pflanzen, welche man im Januar be
kommt, selten im Ansang des Märzes und die vom
Februar erst im Ansange des Aprils an Ort und
Stelle setzen.
Bei diesem Versahren werden auch die Mist»
beere nicht höher als 3 Zoll hoch mit Erde belegt.
Es scheint sreilich, als ob diese kleine Menge von
Erde nicht im Stande wäre, die Pflanzen zu ernäh
ren: man sollte sog>,r denken, daß die Wurzeln in
den Mist dringen, sich darin erhitzen und verschim
meln müßten; allein die Ersahrung widerlegt alles,
was man gegen dieses Versahren ansühren könnte,
j) Die Mclonenvflanze scheut nichts so sehr, als das
Wasser; je stärker also die Erdlage ist, desto mehr
hält sie Feuchtigkeir und theilt sie dem Stocke mit;
je dünner hingegen die Erdschicht ist, desto weniger
hält sie Nässe, weil sie Lust und Sonne bei einer
Stärke von 3 Zoll viel eher, als von 6 Zoll auszieht,
und das Wasser aus eben dem Grunde viel eher
diese mäßige Erdschicht durchdringt und unten abs
zieht. 2) Je weniger der Stock Nahrung hat, desto
geschwinder setzt er Früchte an und treibt nicht zu
sehr in die Ranken und Blätter; man erspart also
viel Arbeit, die das Beschneiden der vielen unnützen
Ranken ersordert. 3) Kann die Wärme des äußern
Umschlags besser und schneller aus eine kleine Menge
Erde , als aus eine gvötzere wirken. Uebrigens gehen
die Wurzeln der Pflanzen nicht in die Tiese, sondern
lausen unter der Oberflache des Erdreichs sort.'
Dieses Versahren bewirkt also:
l) daß die Pflanzen weniger dem Umsallen von
der Feuchtigkeit ausgesetzt sind; ' :
^ 2) daß sie srüher und sicherer Früchte ansetzen;
3) daß diese geschwinder reis werden, und
4) daß sie einen bessern Geschmack bekommen,
weil sie weniger Nahrung vom Wasser erhalten.
Man mag nun aber dieses oder jeneS Versah»
ren bei seinem Melonenbau besolgen, so kann man
bei'm Versetzen der Pflanzen nicht vorsichtig genug
sein, um die Wurzeln nicht zu verletzen. Sie müssen
deswegen mit soviel Erde ausgehoben werden, als
man kann, denn werden die Wurzeln verletzt, so kom»
inzen sehr zurück, sie erkranken und.ster»
den ost ab; oder wenn sie sich auch wieder erholen,
so bleiben sie doch immer schwächlich und liesern
kein« vollkommenen Früchte. — Zu einer bequemen
Aushebung der Melonenpflanzen mit sämmt den Erd-
ballen dient der sogenannte Melonenheber. Es ist
dies ein Cylinder von Eisenblech (Fig. 3), der 6 Zoll
im Durchmesser hält und 7 Zoll hoch ist. Er ift
aus einer Stelle »K also durchschnitten, daß er noch
federt. Drückt man nun den Cylinder zusammen
und verschließt den Spalt mit dem daran besindli
chen Drahtstiste, so kann man das Instrument mit»
telst der lothrecht daran besindlichen Handhaben so
in die Erde des Mistbeetes eindrücken, daß die Pflanze
in die Mitte zu stehen kommt. Biegt man nun
denselben ein Wenig zur Seite nieder, so läßt sich
die Pflanze leicht mit dem sie umgebenden Erdballen
herausheben. Setzt man nun den Melonenheber mit
der Pflanze, die er gesaßt hat, in oas vorher ge»
machte Loch des andern Mistbeetes ein , zieht sodann
den Stift heraus, so dehnt sich die Röhre vermöge
ihrer Federkrast aus, erweitert fich und läßt die Erde
mit der Pflanze leicht gehen, die aus diese Art von
dem Versetzen gar nichts empsindet. Die Hauptsache
an dem Instrumente ist, daß eS unten recht schars
gearbeitet ist, damit es mit Leichtigkeit in die Erde
gedrückt werden könne. —
Zieht man die Melonenpflanzen in Blumentö»
psen, so ist es am Besten, jede Pflanze sür sich in
einem kleinen Topse anzuziehen, welche man nachher
mit dem Ballen ausstülpt und in's Mistbeet versetzt.
Unter jedes Fenster wird von den kleinen Früh-
sorten, als der srühen Romana, der kleinen portugie,
sischen u. a. nur 2, von den größern spätern hinge-
gen, weil sie mehr Raum ersordern, nur eine Pflanze
gesetzt. Der übrige Raum kann mit Salat und
Portulak angesäct und dann diese Pflanzen aus die
26 —
sür sie bestimmten Beete versetzt werden. Es ist nicht
nöthig, die Melonenpflanzen bei'm Versetzen anzugie
ßen, denn die Dünste des Mistbeetes halten das
Erdreich seucht genug, dagegen aber müssen die Fen
ster bedeckt gehalten werden, bis die Pflanzen zu
wachsen ansangen.
Sobald die Pflanzen starb gewachsen sind und
das vierte Blatt erhalten haben, welches gewöhnlich,
wenn die Witterung nicht störend einwirkt, in 12 bis
^4 Tagen geschieht, kneipt man ihnen das Herz aus.
Es geschieht solches darum, damit die Mutterranken
treiben, an welchen sich hernach die Fruchtranken bil
den. Sobald auch diese ein Wenig stark geworden
sind, kneipt man sie auch bis aus zwei Augen ab,
damit auch sie noch Seitenranken treiben, welche man
wieder ebenso mit einem recht scharsen Messerchen be
schneidet. Hauptsachlich muß man eS sich aber zur
Regel machen, jeder Pflanze nur zwei Mutterranken
und eine dritte, sogenannte Nothranke, welche am
Stamme zwischen jenen hnvortnibt. zu lassen. Al
les, was außerdem um den Stock herum hervor
schießt, muß abgeschnitten werden. Dahin gehören:
1) Die Rauber, die gewöhnlich ganz gerade
mitten aus dem Stamme kommen. Sie richten die
Fruchtranken zu Grunde. Man unterscheidet sie leicht
an ihrer Dicke und dem geilen Wuchse. Wenn man
sie wegnimmt, so entsteht zuweilen unten am Stocke
eine Leere; man muß dann eine benachbarte Ran-
ke oder ein Blatt dahin sühren, so daß es ihm
Schatten macht, sonst thut ihm die Sonne Schaden
und richtet ihn zu Grunde; sind aber die Ranken
so gelegt worden, daß man keine dahin lenken kann,
so muß man in diesem Falle seine Zuflucht zu ei-
nem abgeschnittenen Blatte nehmen, und ihn damit
bedecken.
2) Die harten Blätter, die an den Ranken her»
vortreiben und zu viel Sast verzehren. Sie sind an
ihr« dunklern Farbe, an ihrer Dicke und spitzigeen
Form kenntlich.
3) Die rauhen Ranken, deren hohler Stiel 6
bis 6 Zoll lang ist und keine Augen hat. Sie sind
unsruchtbar. Die wirklich gute» Fruchtranken müs
sen kurz sein, d. h., ihre Augen müssen dicht hinker
einander sieben, und je näher sie dem Stamme sind,
desto mehr Größe und Güte erlangen die Früchte und
desto besser halten sie sich. Sind die Ranken platt,
so sind sie durchgehends von schlechter Beschaffenheit,
man muß sie also wegnehmen.
Alles Schneiden, was ausgesührt w'rd, muß
mit der größten Vorsicht geschehen und immer ganz
nahe an demjenigen Theile, wo der Schnitt vorge^
nommen werden soll, damit durch stehen gebliebene
Enden oder Haken keine Faulniß entstehen könne.
Am Besten thut man, die dadurch entstandenen Wun
den gleich nach dem Schnitte mit geschabter Kreide
oder Ziegelmehl zu bestreuen: dies hindert den Zu
tritt der Lust, die Wunde schließt sich in Kurzem
wieder, und alle Fäulniß, welcke sich ost von Ranke
zu Ranke bis zum Stocke sortpflanzt, der dann da«
von abstirbt, wird verhindert
Während dieser verschiedenen Operationen neh»
men die Stöcke an Stc>rke zu und die Ranken ver
mehren sich: man muß diese also in Ordnung legen
und auslichten, damit sie sich nicht verwirren, —
denn nichts ist dem Stocke und der Frucht gesährli»
cher — und Nahrung sür diejenigen sparen, dle mehr
im Stande zu sein scheinen, Früchte zu liesern. —
Bei dieser Arbeit muß gleichsalls die größte Vorsicht
und Behutsamkeit angewendet werden, um von den
Blättern allen Schaden abzuwenden. Keins dars
geknickt, abgebrochen oder verdreht werden, sondern
— ?7 —
muß in seiner Richtung verbleiben, um die Ranken
gegen die drückende Sonnenhitze zu schützen, Ausdün
stungen verdorbener und Einsaugungen srischer Nah»
rungstheile aus der Erde unv Atmosphäre gehörig
zu bewerkstelligen — zu welchen sie hauptsächlich, so
wie die Zölätter jeder andern Pflanze, da sind —
und so der Pflanze mit ihren Früchten von ausge
dehntem Nutzen zu sein. Auch muß man von Zeu
zu Zeit etwas Erde an den Stock bringen und mit
beiden Händen andrücken, aber die Erbe dazu von
der Vorrathserde nehmen. Hierdurch bewirkt man,
daß die Pflanzen besser wachsen und sich mit ihren
Wurzeln mehr ausbreiten. .
Wenn der Stock 3 oder 4 Ranken ausgetrieben
hat, so muß in ihrer Nahe alles, was man an Sa
lat oder sonst mit in das Mistbeet gebracht hat, hin-
weggenorr.men werden, damit durch dieses ibr Wachs-
Ihum nicht zurückgehalten oder gar gestört werde.
Diesen Ranken läßt man nun den sreien Willen,
bis sie 6 bis 8 Augen getrieben haben, wonach die
ganze Ranke aus 3 gute, zuverlässige Augen zurück-
qeschnitten wird, — In der Natur dieses Gewächses
sinden mir die Nothwendigkeit dieses und des voran-
gegangenen Schnittes, denn die Pflanze hat mit allen
Gewächsen das gemein, daß sie immer nur an den
Enden der Hauptranken ihre sruchtbaren Nebenran
ken treibt; da aber durch die Kunst die aus dem na,
türlichen Wege ersorderliche Zeit, welche hierzu ge
hört, verkürzt werden muß, so sördert man durch
den ersten Schnitt diejenigen Augen heraus, die sich
nie aus derselben Stelle, sondern erst nach Wochen
an der Spitze der Herzranken entwickelt haben wür
den. Was also nach dieser Zeitsrist an gedachter
Spitze entstehen mußte, erreicht die Kunst aus kürze»
rem Wege und aus engerem Raume. Wir sinden
also nahe an der Wurzel, was erst wohl 2 Ellen da
von seinen natürlichen Ort hat, und gewinnen da»
durch Zeit und Raum. Diese hier hervorgerusenen
Ranken sind aber noch nicht die Fruchtranken, son«
dern solche entspringen erst in der Natur, ihren Mut
terranken ähnlich, an der Spitze, wodurch die Kunst
zum zmeitenmale Verkürzungen veranstalten muß, um
die edelsten, die Fruchtranken, srüher zu gewinnen.
Man schneidet deshalb die durch den ersten Schnitt
hervorgerusenen Ranken wieder zurück aus 3 bis 4
vollkommen gute Augen, aus welchen nun, wenn nichts
versäumt wurde, höchstens, 2 Fuß von der Wurzel
entsernt, 9 — 12 Fruchtranken hervortreiben, unter
welchen in der Folge die oben genannten Rauber ent
stehen werden, die abgenommen werden müssen, so»
wie alle diejenigen Ranken, die wir verursachen, ohne
Hoffnung zu einer guten Frucht zu geben, zu unter«
drücken sind.
Nach dem zweiten Schnitte kommen die männ»
lichen Blüthen zum Borschein. Sind ihrer zu viel,
und man sieht um diese Zeit noch keine weiblichen
oder Frucktblüthen , so nimmt man sie ebenso, wie
die Gabelchen, welche zwischen den Ranken hervortrei«
den, weg, wodurch sür die Pflanze viel Nahrung ge
wonnen wird, die sonst aus unnöthige Weise wäre
vergeudet worden. Sieht man aber Früchte ansetzen,
so läßt man die männlichen Blüthen sorgsältig ste
hen und nimmt nun die künstliche Besruchtung vor,
wodurch an Zeit sür die Reisung der Melonen be
trächtlich gewonnen wird.
Bekanntlich gehört die Melonenpflanze zu der
Gattung mit halb getrennten Geschlechtern, wo mann
liche und weibliche Blüthen getrennt an einer Pflanze
stehen, und die Geschlechtstheile der weiblichen Blu,
the müssen mit dem Blumenstande der männlichen
besruchtet werden, wenn die Frucht wachsen und ge
deihen soll. Im sreien Felde geschieht diese Besruch,
tung entweder durch den Wind, wodurch der
menstaub der weiblichen Blüthe zugesührt wird, oder
durch Jnsecten, die in den Blumenkelch der männli
chen Blüthe kriechen, um den Honigsast derselben zu
saugen; bei dieser Gelegenheit hängt sich der Blu»
menstaub an sie, den sie nun aus den Geschlechts»
theilen der weiblichen Blüthe, in welche sie aus glei
cher Absicht kriechen, absetzen. Ein Anderes aber ist
es bei uns, wo man genölhigt ist, die Melonen un
ter Fenstern zu erziehen, wo Wind und Jnsecten sel
ten hinkommen, und vorzüglich dann, wenn ihre
Blüthe in die Jahreszeit sällt, wo an das Oeffnen
der Fenster gar nicht zu denken ist, wie dies der Fall
bei Erziehung von Frühmelonen ist. In diesem Falle
kann die Besruchtung nur langsam und mit Schwie
rigkeit ersolgen, und das ist die Ursache, daß viele
weibliche Blüthen mit ihren Früchten gelb werden.
Durch die künstliche Besruchtung erreicht man aber
diesen Zweck in einem Augenblicke, sobald männliche
und weibliche Blumen vollkommen entwickelt sind.
Das Versahren, dessen man sich dazu bedient, ist
eben so leicht, als einsach. In den Mittagsstunden,
wo die Blüthen völlig ausgeblüht und vom Thau
abgetrocknet sind, sucht man die schönste weibliche
Blüthe aus, deren Fruchtknoten gesund und volikom»
men, und deren Narbe rauh und also zur Besruch
tung tüchtig ist. Man nimmt nun eine srisch ausge
blühte männliche Blüthe ab, an deren Staubsäden
der gelbe Blumenstaub sichtbar ist, nimmt die Blu
menblätter mit einer Scheere vorsichtig weg, damit
die Staubsäden blos zu liegen kommen und bestreicht
mit diesen die Narbe der weiblichen Blume sanst»
bis sie mit Blumenstaub ganz bedeckt ist. Reicht
hierzu der Blumenstaub von einer Blüthe nicht zu,
eine zweite und versährt damit ebenso.
— SN -
ihre Blätter zusammen, welches das Zeichen einer
vollkommenen Besruchtung zu sein pflegt. Wenn
man diese Besruchtung an 6 — « weidlichen Blü»
then einer Pflanze vornimmt, so ist es hinreichend,
da eine solche doch nicht mehr Melonen tragen dars,
und die mehrern von selbst später ersolgenden weg
genommen werden müssen. Es ist aber sehr wichtig,
die männlichen Blüthen durchaus von derselben Sorte
zu nehmen, weil sonst eine Mischung entstehen würde,
die der Erwartung nicht entspräche; auch dürsen bei,
derlei Blüthen nicht vom Thau benckßt, sondern müs
sen völlig trocken sein; eben so wenig dürsen die
Staubsäden der männlichen Blühe mit den Händen
berührt werden, weil beides die Besruchtung verhin
dert. Bei Anwendung dieses Versahrens wird kei
ner in die sonst so gewöhnliche Klage einzustimmen
haben, daß die Melonen nicht ansetzen wollen.
Je mehr Früchte zum Vorschein kommen, es
sei nun im ersten, zweiten oder dritten Triebe, so
muß man die Ranken immer um ein Auge darüber
abschneiden. An jeder Ranke wählt man nachher eine
Frücht aus, welche dem Hauptstamme am Nächsten
ist, die stärkste zu sein scheint, und den längsten Stiel
hat. Alle übrigen Früchte an dieser Ranke schnei
det man mit der Ranke über den dritten Knoten
oberhalb der ausgewählten Frucht ab, damit dieser
nun die meiste Nahrung zugesührt werde. Ueber»
Haupt dürsen aber keiner Pflanze mehr als 3 bis 4,
höchstens 5 Früchte gelassen werden, wenn sie die ge
hörige Größe und Güte behalten sollen. Kommen
späterhin noch neue Ranken, so schneidet man diese
immer ab, damit die einmal ausgewählten Früchte
alle Nahrung allein behalten.
Es ist sür die Güte der Früchte äußerst wichtig,
daß sie bis zu ihrer vollkommenen Reise weder be
regnet, noch vom Begießen naß werden, denn nur
-81 -
«us diesem Wege kann man aus den seinsten Geruch
> und Geschmack und besondere Vollkommenheit der
> Früchte Anspruch machen. Das Begießen der Me-
, Ionen muß daher, wenn solches nöthig sein sollte, im
mer mit der größten Vorsicht und Behutsamkeit, und
nie bei hellem Sonnenschein geschehen. Die beste
Zeit dazu ist von 6 Uhr Nachmittags bis zum Ein
bruch der Nacht, oder, wenn man daran verhindert
wird, von Tagesanbruch bis 7 Uhr. Das Wasser
dazu muß Regen- oder Flußmosser und nicht kalt
sein, sondern es muß von der Sonne den Tag über
in Fässern, die gegen Mittag gestellt sind, lau gewor
den oder überschlagen sein. Stellt sich gegen Ende
Aprils Wärme ein, wovon die Erde, zumal wenn
die Pflanzen stark zehren, trocken wird, so ist es nö
thig und von Nutzen, sie zuweilen zu begießen, wo
bei aber das Wasser weder den Stamm noch die
Früchte berühren dars. Um sie daher bei demselben
vor Schaden zu bewahren, dars man nur Früchte
und Stock mit Blumentöpsen zudecken und neben
diesen begießen. Dieses Versahren ist weder umständ
lich noch schwer, und man schützt dadurch die Früchte
vor den schädlichen Wirkungen des Wassers. Sobald
aber die Früchte einmal eine gemisse Größe erreicht
haben, so brauchen sie sowenig, als der Stock selbst,
ein Begießen mehr. — Außer dem Begießen muß
ober auch alles Beregnen, alles Eintropsen von Re
genwasser und was es sonst sein möchte, streng ver
hütet werden. Sobald man daher einen Regen her
annahen sieht, müssen die Beete sorgsaltig zugedeckt
und unter keinem Vorwande die Feuchtigkeit einge
lassen werden. Die einzige Ausnahme von dieser
Regel machen die sogenannten Sprühregen, die so
sein sind, daß sie .ost nur die Blätter und die au-
ßerste Erdoberfläche leicht anseuchten. Bei diesen dars
man getrost die Fenster abnehmen, durch sie den
Staub von den Blättern abmaschen und sie erquicken
lassen, da dieses von besonderer Wichtigkeit ist. Hält
ein solcher Regen aber zu lange an, oder verändert
sich gar in einen stärkern , so tritt der Fall des Zu«
deckens der Fenster ein.
Das Lüsten der Melonenbeete ist eine Haupt»
bedingung bei'm Melonenbau und kann nicht genug
empsohlen werden. Solange dasselbe noch starke
Hitze hat und schädliche Dünste erzeugt, muß selbst
bei ungünstiger Witterung gelüstet werden, und eS
ist in dieser Zeit besser, das Mistbeet erkaltet um et,
was , als daß es warm und mit saulem Dunste an«
gesüllt ist. Als Regel muß daher angenommen wer
den, daß alle Hitze, vom Miste erzeugt, weniger ge«
litten werden dars, da hingegen alle Sonnenwarme
haushälterisch benutzt werden muß. Ein im Freien
nach Mitternacht zu ausgehangenes Thermometer gibt
so ziemlich den Maßstab. Hat man z. B. im Fe»
bruar srüh 10 Uhr 3 Grad Reaumür Wärme bei
trübem, schneehastem Wetter, so werden die Mistbeete
um 8 'Uhr ausgedeckt und ihnen von halb 11 Uhr
an bis gegen 3 Uhr Nachmittags H Zoll Lust unter
jedem Fenster gegeben, dann aber wieder zugedeckt. —
Ist aber im Gegentheil Helles, sonniges Wetter bei
eben diesem Wärmegrade, so wird um halb 10 Uhr
jedem Fenster 1 Zoll Lust gegeben, um 3 Uhr aber
schon die Fenster wieder niedergelegt und um 4 Uhr
zugedeckt. — Findet man bei trübem, schneeigem Wet»
ter srüh 4 Grad Kälte und Mittags immer noch 2
Grad, so wird blos um 11 Uhr aus», um 2 Uhr
wieder zugedeckt. Ist der solgende Tag ebenso, so
wird nicht ausgedeckt, von 12 — 1 Uhr aber mit
vorhängenden Decken H Zoll unter jedem Fenster ge»
lüstet, damit die Dünste abziehen können.
Im März gibt man bei dem schönsten warmen
Wetter und Sonnenschein srüh 9 Uhr 1 Zoll, um
— SS —
11 Uhr s Zoll unter jedem Fenster Luft bis halb 4
^ Uhr. Ist aber in diesem Monar srüh 7 Uhr 6 Grad
, Kälte und dabei helle und schneidend kalte Morgen»
lust, so wird um 3 Uhr ausgedeckt; sände sich um
11 Uhr 10 Grad Wärme, so wird um 1 Uhr Lust
gegeben, um 3 Uhr aber wieder die Lust genommen
und zugedeckt. — Bleibt im Gegentheil den ganzen
Tag kaltes, schneeiges Wetter, so muß doch unter je
dem Fenster mit vorgehangenen Decken wenigstens
nur eine Stunde lang etwas Lust gegeben werden.
Ist man hier nachlassig und glaubt, weil es schneit
oder regnet, in diesen Tagen nichts an den Mistbee»
ten zu tbun zu haben, so wird man, wenn das Lust»
geben nur SO Stunden in diesem Monat ausgesetzt
wird, bej'm ersten besten Sonnenblick die Pflanzen
hinstürzen sehen. Bei anhaltend trübem, regenhastem
Wetter müssen die Beete srüh um 3 Uhr aus- und
um 3 Uhr wieder zugedeckt werden. Regnet es sehr
stark, so bleiben sie zugedeckt, und nachdem dasWet»
ter kalt oder warm ist, wird i, 2 oder 3 Stunden
etwas Lust unter die bedeckten Fenster gegeben.
Im April geht es, wenn in den vorigen Mo
naten nichts versehen worden ist, nun schon besser.
Es dürsen also nur die höchsten Grade der Wärme,
die in diesem Monate ost eintreten, berührt werden,
da man sich nun, wenn kaltes Wetter eintritt, aus
der vorigen Witterung zu helsen wissen wird.
— Findet man srüh um 6 Uhr 5 Grad Wärme und
hellen Himmel, um 8 Uhr 10 Grad, um 11 Uhr IS
Grad, so wird um 9 Uhr 1 Zoll, um II Uhr aber
S Zoll Lust gegeben und dieselbe um 4 Uhr wieder
genommen; 3 Zoll Lust ist das höchste, was bei dem
schönsten Wetter in diesem Monate Lust gegeben wer
den kann; sowie im März bei dem schönsten und
warmsten Wetter das höchste Maß 2 Zoll ist. —
Im Mai gibt man bei dem schönsten und wärmsten
Weise, Melonenbau. «. Au». 3
— 34 —
Wetter höchstens 4 Zoll Lust ; denn gibt man zuviel
Luft, so lassen die Pflanzen bei Sonnenschein die
Blätter hängen, und das ist ein Fehler. Die Blät«
ter dürsen nie, auch bei dem stärksten Sonnenschein,
hangen oder welk aussehen; tritt dieser Fall ein, so
hat das Beet entweder zuviel Nässe bekommen, oder
man hat bei kaltem Wetter zu schnell, aus einmal
zuviel Lust gegeben«
Das hier wegen des Lüftens Gesagte dars durch
aus nicht oberflächlich genommen, sondern muß mit
der größten Ausmerksamkeit und rastloser Sorgsalt
unausgesetzt betrieben werden. Das Lüsten in der
Nacht, ja selbst das Abnehmen der Fenster während
derselben, wenn sie schwül und kein Regen zu be
sürchten ist, dars in Verbindung mit einem Reich»
thume von gesunden Blättern als das wahre Mittel
angesehen werden, gute, allen Regeln des Geschmacks
völlig entsprechende Früchte zu erzielen. Man wird
sinden, daß die Pflanzen nach einer so günstigen
Nacht sich völlig erholt und soviel Nahrungsstoffe
eingesogen haben, welche hinreichend sind, dieselben
vor gänzlicher Erschöpsung während des Tages zu
sichern, an welchem jene Säste, von Neuem gekocht
und verarbeitet, den Früchten zufließen, so daß man
durchaus keinen Abgang durch das ausgesetzte Be«
gießen bemerken kann. Sollte allensalls die Hitze
gar zu drückend, die Nächte kaum etwas kühler als
die Tage sein , und wahrend jener gänzlicher Mangel
an Thau stattsinden, so bespritze man Abends nach
völligem Untergange der Sonne die Melonenbeete
mit überschlagenem, reinem Flußwasser durch eine seine
Seihe, aber nicht starker, als daß nur die Blätter
beseuchtet werden. Ist aber — was man an der
größern oder geringeen Schlaffheit der Blätter leicht
gewahrt — dies nicht so äußerst nothwndig, so ist
die Aussetzung dieses Besprengens vorzuziehen.
— 86 —
Wenn die Melonen eine gemisse Größe erlangt
haben, pflegen Viele sie aus Ziegelstücke zu legen,
weil sie glauben, daß die Feuchtigkeit, die sich ihnen
von der Erde mittheilt, ihrer Güte schade. Dies ist
allerdings in Ansehung derjenigen wahr, die zu Ende
des August noch nicht reis sind, und diese Vorsicht
ist alsdann sehr nützlich, weil die Erde kalt und die
Nachte lang und kalt werden. Allein den srühern
Früchten ist es mehr schädlich, als nützlich. Die Er-
sahrung lehrt, daß die Erde sie einigermaßen ernäh,
ren und vergrößern hilst, weil sie zur Ausdehnung
ihrer Theile beiträgt; übrigens reisen sie viel eher
durch die Wärme, welche von der Erde zuröckgewor-
sen wird. Ein leuchtender Beweis davon ist, weil
die Seite, woraus sie liegen, immer reiser ist, als die,
welche die Sonne bescheint.
Man hat oft Früchte, welche krumm und da-
durch mißgestaltet werden. Entdeckt man solches zei-
tig, so kann man diesem Fehler dadurch abhelsen,
daß man mit der Spitze eines Federmessers einige
Einschnitte über's Kreuz aus den krummen Theil
macht, welches sie abspannt und ihre Ausdehnung
erleichtert. Diese Operation stellt sie ost wieder her;
ist aber die Krümmung schon beträchtlich, so ist daS
kürzeste, solche Früchte abzunehmen. Ferner bekommt
man ost Früchte mit einer Anlage zum Schlechter-
den, ohne daß ihnen zu helsen ist, man nennt sie
harte Melonen. Sie sind an ihrer sast runden Form
«nd starken dunkelgrünen Farbe kenntlich. Derglei
chen Früchte taugen nie etwas, ob sie gleich wachsen
und zunehmen; man muß sie abschneiden. Eine
gute Frucht muß sich länglich ansetzen, hellgrün und
glatt sein. '
Ist man endlich so weit gekommen, daß man
die Melonen abnehmen kann, so ist weiter nichts mehr
übrig, «ls solches zur rechten Zeit zu thun, und dies
— 36 —
ersordert auch noch Ausmerksamkeit, da sich ihre Reise
nicht sehr genau bestimmen läßt. Zuweilen kündigt
sich dieselbe durch die Veränderung der Farbe an,
v. h. , sie gehen aus der grünen in die gelbe über,
doch nicht vögig in die gelbe, denn diese ist ein Zei
chen von schlechten Melonen, sondern in's Gelblich«
grüne oder Rothgelbe. Zuweilen verandern sie sich
nur wenig im Aeußern, hauptsächlich die kleinen Sor
ten, die übrigens mehr grün als die großen Sotten
abgenommen werden müssen, da sie, wenn man sie
einige Tage ausbewahrt, vollends reis werden, sowie
man auch bei den größern Sorten wohlthut, sie nicht
überreis werden zu lassen. — Der Geruch, den Viele
zu Rathe ziehen, ist ebensowenig ein sicheres Kenn
zeichen ihrer Reise, denn hat eine Melone viel Ge
ruch, so ist sie überreis. Andere richten sich nach
einigen kleinen Rissen in den Zwischenräumen der
Zeichnung, die aussehen, als hätte man mit den Na»
geln darein gekratzt, und schließen daraus aus ihre
Reise. Aber alle diese Zeichen sind schwankend und
verändern sich nach der Witterung des Jahres und
nach dem Klima. Das sicherste Zeichen ist, wenn
der Stiel sich ablös't, d. h., wenn es scheint, als
wollte sich die Frucht davon trennen; da aber viele
Melonen diese Eigenschast nicht besitzen, so muß man
bei solchen die Farbe und den Geruch zu Hülse neh
men, und nach diesem die völlige Reise beuttheilen.
Bei den Wassermelonen ist keins von jenen Merk
malen vorhanden, das uns als Mittel zu dieser Er»
kenntniß dient. Die Ucbung ist das erste, und wie»
verholtes Klopsen mit den Fingerknöchcln das zweite,
aber sichere Mittel, den Zeitpunct zu ersahren, wenn
die Frucht abgenommen werden muß. Klopst man
an eine völlig unreise Frucht, so giebt es keinen wei
tern Nachhall, und sie erscheint dadurch als eine Masse,
die ohne innen, Raum ist. Wiederholt man dieses
Klopsen in der Folge öfters , so wird man gewahr,
«?ie sie nach und nach hohler ««den. Ist der Klang
endlich hell und zeigt dadurch eine große Höhlung an,
so dürsen sie getrost abgeschnitten werden. Es gesel
len sich hierzu sreilich noch andere Kennzeichen, die
der practische Gärtner durch das Gesicht erkennt, sie
find aber sür den Laien zu trüglich und weniger
leicht zu beschreiben Wer mehr damit umgeht,
Früchte dieser Art zu bauen, dem wird es nicht schwer
werden, den rechten Zeitpunct des Abnehmens zu
treffen. ?
Bei der Sammlung von Samenkernen ist bei
allen Melonenarten als Grundregel anzunehmen, daß
olle Kerne von ganz vollkommen ausgewachsenen
Früchten genommen werden müssen, die außer ihrer
sichtbaren Vollkommenheit auch innere Güte besitzen
und völlige Reise erlangt haben. Viele der altern
Gartenschriststeller geben eine besondere Stelle in der
Frucht an, deren Kerne man nur zum Samen neh
men soll; solche Vorschriften sind aber unzeitige Ge»
spurten eines salschen Wahnes. Ob nun gleich der
Sitz der Kerne einerlei ist, so ist demungeachtet nicht
jede willkürliche Art zu billigen. Man dars immer
nur die vollkommensten, stärksten und schwersten her
aussuchen, und die übrigen als untauglich wegwer
sen. — Bei Frühmelonen muß man sorgsaltig da
raus sehen , von der ersten reisen Frucht die Samen-
kerne zu nehmen — vorausgesetzt, daß sie nicht krüp
pelig war — und so jedes Jahr sortsahren, so wird
man nach einigen Jahren mit Vergnügen wahrneh
men, daß diese Vorsicht nicht ohne Belohnung, daS
Gegentheil aber von großem Schaden ist. — Die
Samenkerne werden, nachdem man sie wohl einige
Tage in dem Marke liegen gelassen hat, durch Ab
waschen von demselben sorgsältig gereinigt, im Schat
ten durch öfteres Wenden so schnell, als möglich, ge-
trocknet und, wenn sie recht trocken sind, in leinenen
Beuteln an einem lustigen Orte ausgehängt, wo die
Mäuse, die ihnen außerordentlich nachstellen, nicht dazu
kommen können. Sie behalten 8—10 Jahre ihre
Keimungbkrast. — In den Vrau»actions pm'Io»o-
xniyues, Nr. 464 und 476 wird gesagt, daß Melo-
nenkerne, die 33 und 43 Jahre alt gewesen sind,
noch sehr gute Früchte geliesert haben.
Nachdem man die zum Melonenbau bestimmten
Beete besetzt, und von der Aprilsaat noch Pflanzen
übrig hat, wagt man wenig, wenn man diese Aus
gangs Mai's in's sreie Land an einen sonnenreichen,
geschützten Ort setzt. Man macht die Löcher dazu
von 2 Fuß Breite und Tiese, süllt dieselben zur
Hälfte mit Taubenmist oder in dessen Ermangelung
mit verrottetem Pserdemist an, und mit Mistbceterde
voll. Des Nachts und bei kühlen Tagen werden
die jungen Pflanzen mit einem Blumentopse oder
Stroh bedeckt, in Allem aber ebenso behandelt, wie
die in den Mistbeeten. Zwar bekommt man hier
die Früchte später, erst im September oder October,
aber wenn der Sommer warm und die Witterung
sonst günstig ist, erlangen sie ost mehr Güte, als die
aus den Mistbeeten. ^
Eins der unangenehmsten Ereignisse sür den Me
lonenbau ist der Mehlthau, der zuweilen, im Mai
und Junius aus den Blättern, Stengeln und Früch
ten erscheint, wovon diese zu Grunde gehen. Sobald
man dieses Uebel gewahr wird, muß man die Pflan
zen über die ganze Oberfläche leicht begießen. Zu
weilen spült man ihn damit ab; hat er aber schon
UM sich gegriffen, so muß man sogleich die Ranken
und Blätter, die davon besallen sind, sowie auch die
Früchte, welche Flecken haben, wegschneiden, denn so
klein auch ansänglich diese Flecken erscheinen, so grei
sen sie doch schnell um sich und richten die Früchte
^ 3S -
ganz zu Grunde ; oder wenn man ihnen auch Ein
halt thut, so wird doch das Fleisch der Melone so
bitter davon, daß man es nicht genießen kann.
Wenn die Früchte sich ihrer Reise nähern und
es kommen plötzlich Regengüsse, so springen sie ost
davon aus und zerbersten; dies benimmt ihnen allen
Werth. Sobald dieses Uebel ansängt, und man ist
wegen der Folgen besorgt, so muß man die Stengel
2 Zoll von der Frucht mit den Nägeln zur Hälfte
zerreißen. Dadurch beugt man dem Uebel vor, in
dem man den Sast verhindert, reichlich in die Frucht
zu treten. Außerdem muß man auch soviel, als
möglich, den Obertheil der Früchte, wo sie gewöhn
lich ausspringen, gegen Norden kehren, und da auch
die Sonne viel dazu beitragt, so muß man sie nicht
davon bescheinen lassen.
Will man die Reise der Früchte deschleunigen,
wenn sie beinahe ihre gehörige Größe und Vollkom
menheit erreicht haben, so nimmt man den Umschlag
um das Mistbeet zur Hälste weg und legt an dessen
Stelle wieder recht warmen Mist. Acht Tage her
nach kann man sie abschneiden, denn dieser srische
Mist bringt zwei Wirkungen hervor, welche die Reise
der Früchte beschleunigen, nämlich:
1) verbrennt er die Wurzeln, die sich in den
alten Mantel hinabgesenkt haben und entzieht ihnen
dadurch einen Theil ihrer Nahrung;
2) vermehrt er die Wärme, die zugleich die Reise
besördert.
Freilich ist zuweilen die Folge davon, daß die
Früchte von der Gewalt, die man ihnew angethan
hat, einen Theil ihrer Güte verlieren, zumal wenn
die Witterung sehr heiß wird. Ist aber diese etwas
kühl, so werden sie gut. Indessen verdient diese
Treiberei keine Empsehlung.
— 40
Wenn man Melonen in eine ziemliche Entser«
nung versenden will, so muß man sie ja ein Wenig
grün abnehmen, denn unterwegs werden sie vollends
reis. Man schneidet den Stiel etwas lang ab und
läßt sogar noch einige Blatter daran.
Wenn die Melonen abgenommen worden sind
und die Mistbeete ihre Dienste gethan haben, werden
sie ausgeräumt. Die Erde bringt man aus einen
Hausen. Da ihre Krast erschöpst ist, so kann sie
sür sich allein nicht wieder zu Mistbeeten gebraucht
werden, man müßte sie denn wenigstens zur Hälste
mit srischer Mistbeeterde vermischen. Nach wegge«
nommener Erbe zerschlagt man mit der Mistgabel
allen Mist, der nicht zu Erde geworden ist und macht
davon einen Hausen, dabei legt man aber den, der
noch nicht verrottet ist, besonders, um damit Pflanz
zen zu bedecken. Diesen Hausen arbeitet man nach«
her mehrmals um, um diese Erde recht locker zu
machen; die Winterregen machen sie dann vollends ^
mürbe. Ist sie dies, so wirst man sie noch durch die
Rolle; die gröbern Theile, die nicht durch die Rolle
sallen, sind vortrefflich zur Bedeckung der Frühlings»
sämereien im sreien Lande zu gebrauchen, und viel
besser, als andere seine Erde, zumal in sestem Boden.
Endlich säubert man die Grube und bringt alles,
was von dem alten Beete noch vorkommt, so aus
merksam bei Seite, daß man bei'm Umwenden der
Erde die Insectenlarven, Mistkäser und Maulwurss
grillen, die man antrifft, zerdrückt. Dieses Ungezie
ser, wozu sich noch Mäuse, Ameisen und Schnecken
gesellen, richten ost großes Unheil an; sie benagen
nicht nur die Pflanzen, sondern wühlen auch ost das
ganze Beet um; man muß sie daher aus alle Art
und Weise zu vertilgen suchen. Bemerkt man an
den Beschädigungen der Pflanzen, daß Larven von
— 41 —
Mistbeete sind, so dars man nur Lattich in die Nähe
der Melonenpflanzen setzen; dieser ist eine Lieblings'
speise dieser Würmer, von ihm angelockt, sammeln
sie sich um denselben und sind dann hier leicht aus«
zusinden und zu vertilgen. Nicht so leicht ist die
Vertilgung der Mause, da diese sehr vorsichtig bei
ihrem Besuche sind. Das Beste, was man thun
kann, ist, daß man glasirte Töpse, halb voll Wasser,
in das Mistbeet mit der Erdoberfläche gleich ein
gräbt und diese leicht mit dünnen Spänen und Erde
darüber bedeckt, daß, wenn die Maus über denselben
läust, sie in das Wasser sällt und ersäust. Zur Ver
treibung der Ameisen setze man Töpse, die inwendig
mit Honig bestrichen sind, in die Mistbeete. In diese
sammeln sich die Ameisen, vom Honiqgeruch herbei
gezogen, und können darin mit kochendem Wasser
getöoket werden.
In Frankreich ziehen Liebhaber der Melonen
diese Früchte aus eine weit weniger kostspielige und
viel bequemere Weise von besonderer Schönheit und
Güte im Glashause. — Hierzu werden die Pflanzen
aus die oben angegebene Art in Blumentöpsen oder
aus Mistbeeten gezogen. Wenn sie die zum Versetzen
nöthige Größe erreicht haben, wird in dem voroern
Theile des Glashauses neben die Fenster, der Länge
nach, ein 4 Fuß breiter Verschlag von alten Bretern
gemacht, und dieser wie ein Mistbeet zubereitet. Ist
die Erde in demselben gehörig erwärmt, so werden
die Pflanzen wie in die Mistbeete eingesetzt und mit
lauwarmem Wasser behutsam begossen. Die Pflan
zen wachsen hier sreudig heran, und wenn sie ansan
gen, groß zu werden, steckt man Stäbe, die so hoch
als das Glashaus sind, hinter sie. Die Pflanzen
ranken sich bald an oiesen Stäben in die Höhe und
tragen die schönsten Früchte.
— 42 —
Der Hintere The!l des Glashauses wird dann
sreilich dunkel, allein dies schadet nichts, da um die
Zeit, wenn dies geschieht, die Glashäuser sast ohne
hin überall ausgeleert und die Gewächse schon in's
Freie gebracht worden sind.
Die Vortheile dieser Erzichungsart wird Jeder
einsehen, der da weiß, wie kostspielig die gewöhnlichen
Mistbeete dadurch zu stehen kommen, daß Fenster,
Decken und Laden durch Wind, Wetter und die im
merwährenden Dünste ruinirt werden; wieviel Mühe
und Zeit das immerwährende Aus» und Zudecken hin«
wegnimmt, und wie leicht und bald man bei dem
geringsten Versehen um alle seine Mühe kommen
kann. — In einem Glashause kann man sast allem
Wetter trotzen, man dars nicht aus» und zudecken, und
das Eindringen der Sonnenstrahlen verschafft in dem
ausgedehnten Raume immer einen bedeutenden Vor«
rath von beständiger Wärme, und aus alle Fälle hat
man im Glashause den Osen noch zu aller Hülse.
Nichts ist den Melonen unerträglicher, als kalte Nässe
und 'Winde. Im Glashause stehen sie aber ruhig
und sicher, und wenn bei dem schlimmsten Schauer«
wetter die Sonne an einem Tage nur kurze Zeit
scheint, so hat der Raum im Glashause schon soviel
an Wärme eingenommen, daß wieder aus einen Tag
hinlänglich gesorgt ist.
Dem Gartensreunde, welcher gern Melonen zie
hen will und im Besitz eines Glashauses ist, ist diese
Erzichungsart sehr zu empsehlen.
"' Die Treibekästen der Herren Mallet, Atkin»
son, Knight und M'Phail sind sür den bloßen
Gartenliebhaber viel zu kostspielig in ihrer Aussüh
rung und Unterhaltung. Dieser muß Mistbeete haben,
die wohlseil und dauerhast sind und doch gute Dienste
leisten, also so einsach und so wenig zusammengesetzt
seien, als möglich. Die Angabe der Einrichtung jener
— 4» —
Treibeka'ffen wird also hier übergangen, da sie wohl
überhaupt in Deutschland wenig Nachahmer sinden
dürsten.

Der königlich preußische Hosga'rtner und vielbe»


wahrte Meister Theodor Nietner gibt in seinem
trefflichen Werke: Practische Anleitung zur
Erziehung und Pslege aller im Gebiete
der Küchengartnerei vorkommenden Ge
wächse, von Seite 132 — 148 solgende Andeutun»
gen über Melonenbau:

Die Melone. Ououmis Nlelv l/.


Das Vaterland der Melone wird von verschie
denen Schriftstellern verschieden angegeben. Einige
sind der Meinung, die Melone stamme aus Asien
und sühren die Kalmücke, als Vaterland der eigentli
chen Melone, Armenien aber sür die Ccmtaloupe an.
Andere dagegen lassen die Melone aus Asrica ab
stammen und geben als natürlichen Standort sür die
Wassermelone (die eigentlich keine Melone, sondern
ein Kürbis, Ouourbit» Oitrullu», ist) den Fuß des
Kaukasus und Ostindien <m. Dem sei jedoch wie
ihm wolle, so steht wenigstens das sest, daß die Cul»
tur im sreien Lande nur jenseits des 43. Grades der
Breite mit Sicherheit zu betreiben ist, und daß die
selbe sür die Breitengegenden um so schwieriger wird,
je weniger man ihr durch künstliche Mittel zu
Hülse kommt, oder je weniger man eine ge
eignete Wahl der Sorten trifft, da unter den Melo
nen sowohl, «Is unter so vielen anderen in Cultur
genommenen Pflanzenarten, verschiedene Constitution
und Eigenschast stattsindet. Und wenn auch an
zunehmen ist, daß dünnschalige Melonen nn Gegen.
— 44 —
s.itze der Cantaloupen *), deren Schale in der Regel
dicker ist, dem Anbau im Freien mehr entsprechen:
so kann ich aus mehrjähriger Ersahrung dagegen doch
auch versichern, daß ich gleichwohl Melonen mit dicker
Schale zu einer außerordentlichen Größe und voll»
kominenen Reise — sreilich aber nicht von so vor«
trefflichem Gcschmacke — im Freien erzogen habe.
Character. Die Melone ist im Allgemeinen der
Gurke ähnlich, nur mit dem Unterschiede, daß die
Mclonenpflanze einen weniger robusten Wuchs hat,
die Blätter mehr rundlich gelappt und in den Ecken
gleichsalls zugerundet sind. — Die Frucht ist von
sehr verschiedener Form, die gewöhnlichste ist die läng
liche; es gicbt jedoch auch ganz runde Früchte. Die
Epidcrmis oder Oberhaut derselben ist gleichsalls von
der größten Verschiedenheit, sowohl in der Farbe, als
in der äußeren Beschaffenheit. In ersterer Bezie
hung ist sie entweder aschgrau, weiß, gelb, grün ober
mehrsarbig zugleich; in letzterer ist sie entweder eben
oder uneben, glatt oder haarig, mit Auswüchsen oder
Nippen versehen, je nachdem sie zu dieser oder jener
Race gehört.
Was nun die Angabe der Wahl derjenigen Sor
ten anbetrifft, die sich vorzugsweise zur Eultur im
sreien Lande eignen, sowie ihre Erziehung vom Sa
men bis zur Fruchtreise, so werde ich mich dabei aus
das beziehen, was ich der Gesellschast des Gartenbau»
Vereins in der 25. Lieserung ihrer Verhandlung S.
203 — 216 über diesen Gegenstand vorgelegt habe.
Seit ungesähr 7 bis 8 Jahren habe ich mich
bemüht, Melonen im Freien ohne alle künstliche
*) Jacquin in seiner Monogr»plii» «omplet» Su IUe>
Ion, pari» I«3S, thcilt die Melonen in Z Gruppen. Die
erste nennt er 0»v»mis I»el« vulgaris, die zweite Oucunn»
«ei« »äcviiarinu», hierher gehören die Cantaloupen, und die
drille Oucumi» äl»lo wouoru».
Wärme zu erziehen; in wieweit mir dieser Versuch
gelungen ist, welche Ersahrungen und Beobachtungen
ich dabei gemacht, und welche Behondlungsweise ich
dabei angewendet habe, mögen nachsolgende Mitthei
lungen zeigen.
Boden. Melonen, welche man nach der übli
chen Weise aus Mistbeeten, oder nach Art der Eng
länder in heizbaren Gruben zieht, ersordern einen sehr
guten und reichen, mit etwas leichter Erve gemeng
ten Boden; ja ich habe sogar nach Art der Perser
und Chinesen den Taubenmist dabei angewandt und
einen außerordentlich hohen Ertrag davon gehabt.
Allein ganz anders verhält es sich mit den bei
uns im Freien zu erziehenden Melonen. Die Wur
zel, als dasjenige Organ der Pflanze, durch welche
derselben nicht nur der wichtigste Theil ihrer Nah
rung zugesührt wird, sondern die ihr auch diejenige
Stabilität geben muß, die sie zur Erhaltung nöthig
Hai, besindet sich nur dann in ihrem eigentlichen Ele
mente gesund und wohl, und übt die ihr von der
Natur angewiesenen Functionen nur alsdann voll
kommen aus den über der Erde besindlichen Theil
der Pflanze «Us, wenn in dem ihr angewiesenen und
sie umgebenden Boden diejenigen Stoffe vorhanden
liegen, welche ihrer Organisation und Individualitat
angemessen sind und unter bestimmten Bedingungen
zusagen. In dieser Beziehung nun aber ersordert
eine Melonenpslanze die wir der sreien Atmosphäre
und der natürlichen Wärme des Bodens unseres
Klima's anvertrauen wollen, ein ganz anderes Erd
reich, als dasjenige ist, welches wir ihr, wie oben er
wähnt, aus Mist» und andern Warmbeeten geben,
und habe ich nach meiner Ersahrung eine, zu diesen,
Zwecke ersorderliche Erdmischung, welche aus 3 Thü
len Lauberde und 1 Theil verrottetem Psndemiste
- 46 -
bestand, immer als die dienlichste und der Pflanze
am Meisten zusagende gesunden.
Denn da der Melonenpflanze unter unserem
Himmelsstriche nicht leicht etwas mehr Nachlheil
bringt, als eine zu große und anhaltende Feuchtig«
keit, so ist es bei der hier ermähnten Eultur auch die
erste und wichtigste Ausgabe, diesem Uebel krästig enr«
gegcnzuwirkenz man würde dies aber nie erlangen,
wenn man sich nicht vor allen andern Dingen einer
leichten, jedoch nahrhasten Erde dazu bediente, die
vermöge ihrer Porosität ebenso leicht von der Sonne
durchwärmt, als von der etwa in ihr vorhandenen
Feuchtigkeit besreit werden kann. Damit die Erde
um so lockerer bleibe, lasse ich dieselbe zuvor nie sie«
den, noch sonst aus irgend eine Weise reinigen, son«
dern verwende sie so, wie sie mir die Erdmagazine
nach zwei Jahren liesern. Hierdurch bewirke ich,
daß sich die Wurzeln nicht nur leicht und nach allen
Richtungen hin ausbreiten, die Sonnenstrahlen und
die Lust ungehindert daraus wirken kann; sondern
die Lockerheit des Bodens weis't, wie ich eben be«
merkt habe, der etwa vorhandenen Feuchtigkeit gleich»
zeitig auch den Weg an, bald und schnell zu entwei
chen, wodurch die Pflanze gesund erhalten wird und
nichr so leicht in Gesahr geräth, ein Opser der Stamm«
säulniß — eines sehr bösen Uebels bei der Melonen»
cultur im Freien — zu werden, das leider aber nur da
gar zu ost entsteht, wo man schwere und sette Erve
dazu verwendet, die solglich weniger austrocknet, da«
her sehr bald in einen stagnirenden Zustand übergeht,
der beinahe immer den Tod der Pflanze zur Folge
hat.
Wahl der Sorten. Nächst der richtigen Qua»
lität des Bodens wird der günstige Ersolg einer Me«
lonenanlage im Freien am Meisten durch die Sorte
selbst bedingt.
Von der großen Menge Varietaten, die wir von
den Melonen kennen, und die, die Franzosen in neuere«
Zeit wieder versucht haben unter gewisse Abtbeilun»
gen zu bringen, haben unbedingt die den Vorzug,
welche nach dieser Classisication zur ersten Gruppe,
nämlich zu den Klel«„s eommun» m»räivker» «»
ir»uh»i» (Cucumi» vulgari») und in einzel»
nen Fällen auch zur dritten Gruppe, zu den IUeI«„»
inociores (lüuoumis Klo!« inocloru») gehören.
Zwar ist es mir auch einige Mal gelungen, außer
der Netzmelone mit gelbem Fleische und der kleinen
srühen Zuckermelone, Cantaloupen, namentlich die
große Orangencantaloupe und dieser ähnliche Spiel«
arten zu ziehen, allein immer habe ich doch gesunden,
daß sich Sorten, der ersten und dritten Gruppe ange
hörend, weit mehr zur Cultur im Freien eignen, als
irgend eine der Cantaloupen. . '
, Im Sommer 1334, der durch seine hohe Tems
yttatur dem Melonenbau besonders günstig war, ge»
lang es mir selbst einige grün» und weißfleischige
Melonen (sonst weichlicher und empsindlicher) zu bauen,
die an Feinheit des Geschmacks sowohl, als an allen
übrigen einer guten Melone zukommenden Eigen
schasten unübertrefflich waren, und zeichneten sich un-
ter ihnen ganz besonders die Melonen von Sarcpta
und zwei Sorten Barbaresken aus, beide sonst zart
in der Cultur und nicht durchgängig bekannt.
Der Grund, weshalb sich die Cantaloupen weit
weniger als viele andere Arten der ersten und dritten
Gruppe nach Ja c quin sür das sreie Land passen,
mag nicht allein in der, in den meisten Fällen sehr
dicken Schale, welche das Fleisch dieser Sorte um
gibt, liegen, sondern auch in der späteren Einwande
rung derselben (1496 wurden die Cantaloupen durch
Karl Vitt, von Italien nach Frankreich gebracht,
von wo aus sie sich später über Spanien. England
43 -
und Holland nach Deutschland verbreiteten), wodurch
sie ihrem National»Typus mehr oder weniger treu
geblieben sind und in einem geringeren Grade von
den Eigenschaften angenommen haben, die sie besähi
gen, unser Clima zu ertragen. — Hierbei mag die
Bemerkung dienen, daß die Cantaloupen weit weni
ger der Verbastardirung sowohl unter sich, als mit
Arten der andern Gruppen unterworsen sind, was
somit ein Mittel zur Reinerhaltung der Race ist.
Auswahl des Samens. Um nicht das zu
wiederholen, was man bezüglich des Alters des Melo»
nensamens im Allgemeinen zu berücksichtigen hat,
verweise ich darin aus den, diesen Gegenstand betres
senden und bei der Bohnencultur schon abgehandels
ten Artikel zurück, woselbst es dargethan ist, daß al
ter Melonen » und auch Gurkensamen da vorzuziehen
ist, wo es aus einen reichen Fruchtertrag abgesehen
ist. Indessen dars man hieraus nicht etwa solgern,
daß, je älter der Same, destomehr auch Früchte er
zeugt werden müssen. Zwar besitzen die Melonensa«
men die Fähigkeit, ihre Keimkrast bis zum zwanzig
sten Jahre und darüber zu behalten; allein dagegen
habe ich auch die Ersahrung gemacht, daß über ll)
und IS Jahre alte Samen der Melone nur ost arm
selige, kranke und verkrüppelte Pflanzen gegeben ha
ben, die keineswegs zur Erzeugung reichlicher und
guter Früchte tauglich waren, die sich aber noch weit
weniger sür vorliegenden Zweck, d. h., sür die Cul«
tur im sreien Lande, qualisiciren.
Hierzu sind unbedingt junge Samen des vori
gen oder höchstens des vorvorigen Jahres die geeig
netsten. Aus diesen gehen stets gesunde, krästig und
rasch wachsende Pflanzen hervor, die bei einer erhöh
ten Lebensthätigkeit und bei einem größeren Wurzel»
vermögen auch eher im Stande sind, den Hindernissen
— 49 —
stellen möchte, und dadurch nicht so leicht in Ge
gerathen, von demselben überwunden zu werden.
Erziehung undBehandlung der jungen
Melonenpslanzen bis zur Zeit, wo sie in'S
sreie Land gepslanzt werden. Eineder wich
tigsten Perioden bei dem Anbau der Melonen im Freien
bleibt unbestreitbar die, in welcher die jungen Pslanzen
zur Ausnahme ihres spatern Standortes vorbereitet wer-
den. Denn da es bei denselben, als einjährigen Ge
wächsen, ganz besonders daraus ankommt, den Sast,
welchen sie zu einer erhöheten Ausbildung ihrer kur
zen Lebensdauer unter unserem Himmelsstriche zu ver
wenden nöthig haben, in größtmöglicher Menge und
Vollkommenheit darzustellen, was aber nur in Pflan
zen eines vorgerückten Alters stattsinden kann: so er»
gibt sich daraus die Wichtigkeir dieser Operation, der
es vorbehalten ist, jener Ansorderung zu entsprechen,
schon von selbst. — Demnach versahre ich solgender
maßen.
Den 6. April lege ich die zur Anlage be
stimmten Samen entweder in kleine Töpse oder aus
ein bereits dazu eingerichtetes Warmbeet in die Erde,
und sorge zunächst dasür, daß sie bei'm Aufgehen
nicht zu sehr und zu viel in die Höhe wachsen.
Nachdem sie ihre Colyledonen vollkommen ausgebil
det haben, werden sie ohne alle Beschädigung der
Wurzel herausgenommen, einzeln in kleine, 2 bis 3
Zoll im Durchmesser haltende Töpse, mit leichter
Erde angesüllt, gesetzt und bis an den Rand dersel<
den abermals warm eingcsüttert. Sobald sie hier
das erste Paar Blatter außer den Samenblättern,
vollständig entwickelt haben, kneipe ich ihnen die Wer»
langerung des Stengels über denselben aus, um da
durch das Austreiben zweier Seitentriebe oder Glie
der zu bewirken. Von nun an werden sie, so ost
sie den Tops mit Wurzeln angesüllt haben, mit Bei-
Weise, Melonenbau, z. Aufl. 4
so —
behalt deS ganzen Ballens in größere Töpse verpslanzt,
wenn eS ersorderlich ist, mit Wasser versehen und so,
viel, als nur immer möglich, mit der äußern Luft
in Berührung gebracht, damit die Pflanzen «us's
Aeußerste gestärkt werden und die beiden Seitentriebe
eine verhältnißmäßige Dicke zur Länge erhallen. Bei
dieser Behandlung werden sich die Melonenpflanzen
bis zur Zeit, wo sie in's Freie kommen sollen, nicht
nur bedeutend verzweigt und nicht selten Blüthen
und Früchte (die man jedoch gleich bei'm Entstehen,
um die Pflanze nicht unnützerweise zu schwachen, un
terdrücken muß) angesetzt haben, sondern es wird sich
bei ihnen nun auch bereits eine solche Menge Sast
angehäust haben, wie sie in der zunächst daraus sol»
genden Periode zur Bildung der Früchte bedürsen.
Wenn man mir nun zugibt, daß dieseö von mir
besolgte Versahren, die Anhäusung des Sastes bei
einjährigen Gewächsen zu bewirken, ein zweckmäßiges
ist, so wird man mir auch einräumen müssen, daß
S Wochen alte Melonenpflanzen — ich bringe diesel,
den nämlich zwischen dem 16. und is. Mai an den
Ort ihrer Bestimmung — bei sorgsältiger Pflege
zur Cultur im Freien weit tauglicher sein werden, als
solche, die, vielleicht 14 Tage alt, dazu benutzt wor-
den wären. Denn diese würden unter günstigen Be
dingungen zwar auch wachsen und günstige Früchte
ansetzen, sie jedoch ebenso selten zur Reise bringen,
als jene, die aus Samen erzogen werden, welcher
gleich an Ort und Stelle gelegt wurde; daher ich
diese Culturmethode, deren günstiger Ersolg rein von
Zusälligkeiten abhängig, mithin sehr unsicher ist, durch
aus verwerslich sinde.
Außer der vorerwähnten Methode, die Melonen
pflanzen zur Ausnahme in's sreie Land vorzubereiten,
was theilweise, wie wir gesehen haben, durck mehr
in andere Töpse geschieht, habe
— 6t —
tch im Sahre 1880 1831 noch einen andern Ver^
such gemacht, über den ich, da derselbe nicht nur seh«
günstige Resultate lieserte, sondern weil ich ihn vor-
her auch noch nie ausgesührt oder beschrieben gesun-
den habe, hier eine kurze Erklarung gebe.
Bei aller Sorgsalt des Versehens der jungen
Melonenpflanzen aus einem Topse in den andern,
ist es ostmals doch nicht zu verhindern, daß die Wur
zeln und Ballen nicht mehr oder weniger verletzt wer»
den; such leiden die jungen Wurzeln, besonders die,
welche den Boden des Topses berühren, durch Feuch
tigkeit oder kalte Lust, und werden alsdann leicht
schwarz, und das Wachsthum geräth so lange in'S
Stocken, bis sich am obersten Theile des Wurzelstan-
des wieder neue Gesaße gebildet haben. Um nun
diesem Uebel vorzubeugen, habe ich mich solgenden
Mittels bedient.
Zwischen dem zweiten und vierten Mai, nach
dem die Melonenpflanzen bereits zweimal die Töpse
gewechselt haben, werden sie aus denselben in 8 Zoll
im Durchmesser und 6 Zoll Höhe haltende, von ro
hen und ziemlich starken Weiden sehr leicht geflochtene
Körbe, die mit leichter, aber nabrhaster Erde ange
süllt sind, gepflanzt. Diese Körbe werden sodann
aus einem temperirten Mistbeetkasten, den Fenstern
möglichst nahe, bis an den Rand eingesüttert, zur
rechten Zeit mit Wasser versehen, wenn es nöthig ist,
beschattet und fleißig und stark der sreien Lust, der
sie ja nun bald ganz angehören, ausgesetzt. In den
Vorbemerkten Körben gedeihen die Pflanzen außeror
dentlich; es bilden sich in ihnen zahlreiche, krästige
und gesunde Wurzeln, die Pflanze geräth nie in ei
nen Zustand von Schwäche und ist auch weit wenK
ger dem Nachtheile einer übergroßen Feuchtigkeit Preis
daher werden auch nicht selten Bluthen und
l srüh er-
4'
— 62 —
scheinen, aus dem schon angesührten Grunde sogleich
sortnehmen muß.
Anlage der Beete zur Ausnahme der Melonen»
pflanzen. — Mit Bezug aus daß wichtige Ersorderniß,
die Melonen im sreien Lande vor zu großer und an»
haltender Feuchtigkeit zu bewahren, nehme ich zur
Unterlage der Beete Baumblätter, am Liebsten solche,
die, wo möglich, nicht nur schon 6 bis 8 Monate
aus einem Hausen gelegen haben, sondern die auch
außerdem mit allem Abgange aus dem Garten, als
abgesallenen und abgeschnittenen Baumzweigen, klei
nen Steinen, Holz- und Rasenstücken, kurz mit Al
lem, was den Abzug einer zu großen Feuchtigkeit de«
sördern helsen kann, gemischt sind. Die Beete wer-
den an einem der Metonencultur günstigen Orte, also
an einem solchen mit südlicher Exposition, der nicht
nur gegen die Nordseite, sondern wo möglich auch
gegen Osten geschützt ist, bei beliebiger Länge mit 6
Fuß Breite, vorn 6 und himen 8 Zoll Höhe ange
legt, und zwar zunächst durch gleichmaßige Verbrei
tung jener Blätter, die, wenn sie etwa trocken sind,
recht nachhaltig begossen und solange sest getreten
werden, bis sie die genannte Höhe erreicht haben.
Nachdem sodann die Seiten des Beetes nach der
Schnur in Linie gebracht und sest geschlagen worden
sind, wird von der unter dem Abschnitt „Boden"
angesührten Erdmischung 8 bis 9 Zoll hoch daraus
gebracht, jedoch auch so, daß sie sich, wie die Blätter,
nach Vorn hin um 2 Zoll neigen, damit die Feuch
tigkeit besser ablausen und die Sonne aus Erwär
mung der Erde etwas mehr wirken könne.
Nachdem die Anlage der Beete somit hergestellt
ist, wird in der Mitte derselben eine Linie geschnürt,
aus welcher die Melonenpflanzen sammt den Körben
in 6 Fuß weiter Entsernung von einander eingelassen,
und wenn es nöthig ist, beschattet werden. Bei et»
— SS —
was günstiger Witterung wird man sinden, daß, wenn
man nach 6 bis 8 Tagen die Erde von den Seiten
der Körbe etwas zurücknimmt, die Wurzeln das leichte
Flechtwerk jener durchdrungen haben und ohne Hin
dernis; sich in der srischen Erde ausbreiten. Später
hin versaulen die Körbe.
Um den vorläusig leeren Raum der Beete ober-
und unterhalb der Mclonenpflanzen nicht unbenutzt
zu lassen, kann man daselbst Salat pflanzen, der
hier nicht nur sehr gut wird, sondern der Anlage
selbst auch durchaus keinen Schaden zusügt, da zu
der Zeit, wo die Melonen den Salat erreichen, der
selbe seine Köpse bereits geschlossen hat und abge
schnitten ist.
Fernere Behandlung der Melonen
pslanzen. Am Eingange der hier beschriebenen
Culturmethode habe ich die Stammsaulniß als eine
unbedingt den Tod der Pflanze herbeisührende Krank
heit erwähnt, und daß sie beinahe immer durch zuviel
anhaltende Feuchtigkeit erzeugt werde. Um daher
meine Pflanzen, besonders den Stamm, als den em
psindlichsten Theil derselben, gegen die nachtheiligen
Einwirkungen des Regens sowohl, als auch gegen
die rauhe Lust etwas zu schützen, setze ich über jede
derselben eine, durch drei unten zugespitzte Korb- oder
Lufthölzer getragene Glasglocke, welche unten zehn
Zoll Weite und ungesähr ebensoviel Höhe hat. Da
durch, daß die Glocke gleichsam schwebend über der
Pflanze erhalten wird, haben die Seitentriebe Raum
genug, sich ungehindert auszubreiten und zu verlan
gern, welches, wenn die Pflanzen erst einmal einge
wurzelt sind und sich mit der äußern Lust besreun
det haben, außerordentlich schnell und krästig geschieht.
Die weitere Behandlung der Melone im sreien
Lande ist von der aus Mistbeeten üblichen wenig ver
schieden, nur daß ich sie im Ganzen weniger und,
— S4 —
wenn ich die Absicht habe, allein große Früchte zu
erzielen, gar nicht beschneide, indem ich immer gesun
den habe, daß Pflanzen, die sür das sreie Land aus
srischen Samen herangezogen sind, weit weniger das
Messer vertragen, als aus alten Samen gezogene und
sür'S Mistbeet bestimmte Pflanzen. Deshalb kneipe
ich gewöhnlich auch nur die zwei ersten Seiten- oder
Muttertriebe hintex dem achten Auge ein, gestatte
aber allen übrigen, mit Ausnahme ganz schwacher,
verkrüppelter oder monströser, eine ungestörte, jedoch
gleichmäßige Verzweigung nach allen Seiten, und
suche besonbets die Blätter, als die zur Lebensver-
richtung der Pflanze sehr wichtigen Organe, vor dem
Abbrechen dadurch zu schützen, daß ich die sämmtli-
chen Ranken in der Oberfläche der Erde mit kleinere
Haken besestige. Durch diese Besestigung sind die
Triebe und mit ihnen theilweise die Blätter nicht
nur gegen den Wind geschützt, sondern ersteren ist
dadurch auch ein Mittel gegeben, Wurzeln zu Wa,
gen, um sich mit neuer Nahrung zu versehen.
Begossen werden die Pflanzen mit großer Vor
sicht, äußerst selten, und dann nur immer mit sol
chem Wasser, was wenigstens einen Tag in der Sonne
gestanden hat- Ausnahmsweise jedoch begieße ich
solche Pflanzen weit häusiger, die mir große Früchte
bringen sollen. Wenn dieselben den Umsang eines
Eies erreicht haben, müssen sie aus etwas hohe Un
terlagen, wozu ich 2 bis 3 Zog große Bretstückcheiz
nehme, gelegt werden, damit zwischen ihnen und dem
Beete die Lust srei durchstreichen und keine Feuchtig
keit des Bodens sie berühren könne.
Bei dieser Behandlung habe ich, solange ich
Melonen im Freien cultivire, nicht nur alljährlich
eine außerordentlich ergiebige Ernte gehabt, sondern
dl? Frücht?, welche gewöhnlich in der zweiten Woche
des Augusts ansingen zu reisen , waren großtenthells
such von so vorzüglichem Geschmack« und solcher
Größe, daß
«ovpr, v»p sie
,» die Bewunderung der Kenner und
Liebhaber aus sich zogen.
Herr Leisel, Director der GZxten dts Mar
quis von Elermont-Tonnerre, erhielt i» der zweiten
Auslage seines eumplet ö« I» Lulruro cke»
^«lon«, «u Xouvells KlelKoels ä« «ultiver ««»
plsates »ous eloekos, surkutto» et sur oovvke»
«t«. Paris solgende Anweisung zur Melonen,
cultur, welche wohl verdient, auch von den deutschen
Gärtnern und Gartensreunden, welche überhaupt Me
lonen im Freien cultiviren können, versucht zu wers
den, da sie augenscheinlich, außer der Ersahrung, auch
theoretisch viel sür sich hat.

Cultur der Melonen aus Hügeln oder Kegeln.,


In einem, im vorigen Herbste gut zubereiteten
und gedüngten Boden eröffnet man vom 16. April
bis zum 10. Mai viereckige oder runde Löcher von
13 — 20 Zoll Durchmesser und 6 — 7 Zoll Tiese,
je 6 Fuß von einander entsernt, entweder in Reihen,
in Vierecken, im Drei- oder Fünsverbande, je nach
dem vorhandenen Raume und der Zahl der zu cul-
tivirenden Pflanzen.
Diese Löcher süllt man mit hälbverrottetem
Dünger und thürmt diesen darüber kegelsörmig 12
bis 15 Zoll hoch, vom Niveau des Beetes ari ge
rechnet, aus, so daß der Kegel nach seiner später»
Bedeckung eine Höhe von 18 bis 22 Zoll erreicht.
Ein Zoll mehr oder weniger hat bei dseser Vorrich
tung nichts zu bedeuten und schadet der Ernte aus
keine Weise.
Solche Hausen, welche man nach dem 10. Mai
macht, bedürsen keines Loches mehr, sondern können
aus der Oberfläche Yes Beetes errichtet werden. Im
Allgemeinen ist jeder Dünger dazu tauglich, wosern
er nur halbverrottet ist. Denn wendete man srischen
Dünger an, der gerade aus dem. Stalle käme, so
würde er sich bald bedeutend setzen und man hatte
nach Berfluß von 3 — 4 Wochen nur noch unsörm
liche Hausen, welche, viel zu niedrig und sest gewor
den, ihren Zweck nicht mehr ersüllen könnten. In
srischem Dünger öder in Streu strebt die , . zwischen
die Strohlager eingepreßte Lust bestandig auszuströ-
men, besonders in der Zeit, wo sich die Wärme be
deutend entwickelt, und alsdann «yerden oft alle Keim
wurzeln der Samen darin zerstört.
Will man zu gleichem Zwecke statt des Düngers
L aub anwenden, so muß es etwas seucht sein, damit
es sich so ausgehäust halte. Um diesen Zweck noch
sicherer zu erreichen, mache man sich singerdicke, 20
bis 30 Zoll lange Holzstäbchen und stoße sie in der
Mitte durch den ganzen Laubhausen sest in den Wo-
den, wodurch sich das Laubwerk dicht beisammen
halt, und der ganze Hausen nach Höhe und Form
Vi, 77-^7 Monate ausdauert. ^
i' . ' Welche Art von Dünger man auch genommen
haben möge, immer müssen die Hausen , sobald sie
errichtet sind, mit einer humusreichen, krästigen, eher
schweren als zu leichten und wo möglich ein Jahr
zuvor bereiteten Erde bedeckt werden. Ist solche Erde
zu, compact geworden, so mische man nun ganz voll
kommen verrottete Düngererde oder noch besser H ei-
de er de so lange darunter, bis sie locker genug wird,
- 67 -
ohne eigentlich leicht zu sein. In Ermangelung einer
svlchen bereiteten Erde, leistet auch gute Erde des Ge
müsegartens treffliche Dienste.
Aber welcher Art von bereiteter oder nicht berei
teter Erde man sich auch bedient haben möge, immer
muß sie von allen Steinen, Schollen, Unkräutern
?c. vollkommen gereinigt und rein durchgesiebt sein.
Damit bedecke man nun die Hausen oder Kegel (siehe
Fig. 4) S — 6 Zoll dick, so daß sie die Gestalt von
Fig. 6 gewinnen.
An dieser Fig. 6 sehen wir eine geebnete Ober
flache, worin man in S ein Loch von S — 4 Zoll
Durchmesser und ebensoviel Tiese macht, um es mit
vollkommen verrotteter Düngererde zu süllen. In
dieses Loch S säet man nun 3 — 4 Melonenkerne,
oder pflanzt man 1 — 2 Tage später 2 junge Me,
lonenpflanzchen , und bedeckt sie sogleich mit einer
Glocke von Glas, oder mit einer glockensörmigen
Tüte von gut geöltem Papier, welche an ihrem un
tern Rande aus e'm Reichen besestigt ist und zu «rieh,
rer Festigkeit durch ein hölzernes Stäbchenkreuz in«
nen gehalten wird. Gibt man sich die Mühe, solche
Papiertüten gut durchzuölen und sie einigermaßen
sorgsältig zu pflegen, so halten sie sehr gut wenig
stens 2 Jahre aus, und schwärzt man das Papier,
so wird die Wärme darunter beinahe ebenso krästig,
wie unter einer Glasglocke.
Je nachdem die Jahreszeit weiter vorgerückt oder
wärmer ist, geht der Same srühstens am sünsten
Tage aus, ost aber erst am zehnten oder zwölsten
Tage, wahrend er gewöhnlich längerer Zeit dazu be
dars. Sind die eingelegten Samen gut ausgegangen,
und bemerkt man in der Mitte der Cotyledonen die
Keime der neuen Blätter, so erhält man die zwei
thellhast, nur zwei PflZnzchen stehen zu lassen. Zwar
könnte man auch nur eins stehen lassen, und un
sehlbar würden die Früchte etwas größer werden,
aber gewiß nicht durch ihre Größe ersetzen, was man
bei zwei Pflanzen dm'ch die Menge der Früchte ge
winnt.
Sobald die Pflanzchen, außer ihren EWkedonen,
vier Blätter entwickelt haben, schneidet man 'dre Spitze
des Stengels etwas über dem zweiten Blatte ab.
Die von vielen Gärtnern belichte Bepuderung der
Wunde ist hier nicht nöthig, denn binnen 24 Stun»
den ist sie vernarbt, ost schon srüher.
Oft scheinen solche Pflanzchen zu kränkeln, 54
bis 20 Tage in der Vegetation zurückzubleiben. Man
muß deshalb weder Muth noch Hoffnung verlieren:
zuweilen liegt die Ursache davon in der Unbeständig
keit oder Rauhheit der Witterung und trifft gewöhn
lich nur die schon im April angelegten Hausen. Aber
sobald die Witterung milder wird und die Sonnen«
strahlen die Hausen recht durchwärmen, entwickeln
sich d« Pflanzchen mit großer Wcgctationskraft und
ersülle» die Glucke» binnen wenigen Tagen. Sobald
diese voll sind oder sobald die Zweige die Glocken»
wande berühren, wähle man einen hübschen, trockenen
Tag (lieber einige Tage warten, als bei seuchter oder
gar Regenwitterung operiren), um die Hausen wie»
derherzustellen. welche man vorher nicht berühren
durste. Man durchwühle die ganze Erde, ohne die
Glocke in Unordnung zu bringen oder gar vi? Wur
zeln zu berühren , theils um das Unkraut zn zerstö,
ren, theils der den Melonen so günstigen Auslocke
rung wegen: Es ist mit der Kindheit der Pflanzen
wie mit "der Kindheit dev Menschen: sie erheischt be
sondere Sorgsalt und Pflege, eine eigenthümlichc, an»
Hieraus hebt man die Glocken ab, rundet die
Erde aus den Hausen wohl und lockert sie bis unter
die Blatter aus, ebensalls ohne die Wurzeln im
Geringsten dabei zu stören. Nun belegt man den
Hausen mit einem srischen Ueberzuge von möglichst
schwarzer, halbverrotteter Düngererde, ungesähr
1 — 1^ Zoll dick und so sorgsam, daß die ganze
Oberfläche eine gleichmaßige Hülle erhalt. Alsdann
setzt man die Glocken wieder aus, jedoch aus 3 Holz
gabeln oder 3 Ziegelstücke, damit unter denselben ein
freier, 2 LH Zoll hoher Raum bleibe, sodaß alle
Zweige in voller Freiheil zwischen Glocke und Dün-
gererbe auslausen können.
Diese zwiesache Operation gewahrt den doppel-
ten Vortheil, die Erde stets sehr locker zu erhalten
und die Wurzeln zwischen zwei Düngererden zu brin
gen, deren außere immer einige Frische und Feuch
tigkeit darunter erhalt und ihre Nahrungsstosse den
Würzelchen und jungen Pflanzen reichlich zusührt.
Im Allgemeinen könnte man die Hausen mit
jeder Art von Dünger oder Streu umlegen, allein
ich schreibe möglichst schwarze halbverrottete
Düngererde vor, weil die schwarze Farbe am Mei
sten Wärme absorbirt, mithin kräftigst aus Entwicke,
jung von Pflanzen und Früchten einwirkt.
Treten hiernach die Zweige unter der Glocke
hervor, so muß man die Spitzen davon abkneipen;
aber vor dieser Zeit dars man keinen Zweig abge-
kneipt noch ein Blatt abgeschnitten haben, nicht ein-
mal die Cotvledonen, welche man im Gegentheile
möglichst erhalten muß, wie die Natur selbst solche
stets zu erhalten strebt. Wer srüher kneipt und
schneidet, schadet seinen Pflanzen wesentlich, mithin
auch gewiß seiner Ernte.
Von Zeit zu Zeit reinige man die Hausen von
dem stets srisch keimenden Ünkraute, und helse da
- SS
bei den jungen Trieben, daß sie ordentlich hinablau:
sen: denn diese starke Abwärtsneigung unter die ho
rizontale Linie ist dem Streben der Natur entgegen,
weil diese immer einen Drang außert, sich der senk?
rechten Linie zu nähern, und dem erzwungenen Ab«
wärtsbeugen verdankt man großenthcils die Quan
tität und Größe der Früchte. Davon haben mich
die Resultate eigener mannichsacher Versuche zur Ge
nüge überzeugt, und dasür spricht auch das unläug«
bare Resultat des Niederzwingens der Aeste an Obst
bäumen. Ich kann betheuern, daß keine einzige aller
übrigen Arten von Mclonencultur sich jemals mir so
günstig gezeigt hat, wie diese.
Man untersuche auch seine Glocken öfters, ob
sich nicht die Zweige darunter krümmen und drehen. '
In diesem Falle sei man ihnen behülslich, daß sie
unter der Glocke hervortreten können, jedoch mit der
gehörigen Vorsicht, damit man keine Brüche verur
sache. Hat man einmal die Zweige nach ihrem Her,
vortreten unter der Glocke abgekneipt, so berühre man
sie nicht mehr, bevor sie nicht ungesähr über die Hälste
des Hausens herabgelausen sind. Aber sowie ein
Zweig diese Hälfte erreicht, kneipe man ihm die
Spitze wieder ab, weil er hier gewiß die nöthige
Krast dazu erlangt hat. Dieses Versahren zwingt
die Pflanze, neue Triebe zu machen, welche bald mit
Blüthen sich bedecken und Früchte bringen.
Sind diese neuen Zweige bis zur Höhe von 6
bis 7 Zoll vom Boden weg an dem Hausen hinab»
gelauscn, so bearbeite man den Boden 4 Fuß weit
rings um den Hausen, lockere die Erde wohl aus und
vernichte alle Schollen. Denn die Wurzeln der Me
lonen lausen nach allen Richtungen 6 bis 9 Fuß
weit rings um die Hausen aus, aber eine Auslocke
rung des Bod
zur Kräftigung
— 61 —
fung der Früchte. Sogleich nach dem Auslockern be
lege man die ganze Stelle mit einer Lage halb ver
rotteter Düngererde oder wenigstens mit Streu
dünger, wenn man jene nicht hat. Auch dieser Raum
muß von Zeit zu Zeit des Unkrautes entledigt wer
den, was sür jede Cultur stets von Bedeutung ist.
In den ersten 14 Tagen vom Juni, nach dem
zweiten Abkneipen der Zweige, äußert der Sast eine
große Thätigkeit zur Bildung neuer Zweige und im
Ansetzen von Früchten, welche bald anschwellen und
wachsen. Um diese Zeit beginnen gerade auch die
Sonnenstrahlen, einen machtigen Einsluß aus diese
Hausen zu üben, indem sie unmittelbar und senkrecht
von allen Seiten daraus sallen, und sie vom Grunde
bis zur Spitze so durch und durch erwarmen, daß
sie gar nicht mehr kühl werden. Dies ist deren we
sentlicher Vorzug vor flachen Beeten und vor jeder
andern Culturart dieser köstlichen Pflanze, indem da
bei die Sonne überall nur die Oberfläche trifft und
erwärmt. Man sindet dann eine große Quantität
Dünger verbrannt unter einer magern, leichten, schlecht
bereiteten Erde; die jungen Wurzeln und Fäserchen
der Pflanze werden verbrannt, der ganze Stock küm
mert und verdirbt; was man so ost bei allen ge
wöhnlichen Culturen erlebt, ost sogar noch, wenn die
Früchte bereits ihrer vollen Größe sich nahern.
Unsere neuen Zweige erreichen bald den unte
ren Rand der Hausen; sobald sie nun aus dem
ebenen Gartenboden umherzukriechen beginnen, schnei
det man mit einer scharsen Hacke alle Spitzen ohne
Weiteres ab. Durch diese neue Sastableitung bil
det sich augenblicklich eine Menge neuer Zweige, wird
der Ansatz neuer Früchte und das Gedeihen der schon
vorhandenen gesichert. Zu bemerken ist hier, daß bei
dieser Zeit ost 60 Tage lang Früchte immer neu sich
ansetzen, und daß man mit einem einzigen solchen
— 62 —
Hausen während dieser ganzen Zeit wöchentlich S —> S
Speisesrüchte erlangt, während aus dem gewöhnlichen
Eulturwege von einem Stocke im Ganzen nur S
bis 4 Früchte gewonnen werden und beinahe Zu glei«
cher Zeit reisen. Dieser Unterschied zwischen den Cul»
turmethoden erscheint hoffentlich bedeutend genug!
Aber diese Erscheinung sindet auch nur bei den vorn
April bis 10. M»i angelegten Hausen Statt. Denn
bei denen, welche man zu Ende Mai's erst pflanzt,
ersolgt die Vegetation so rasch, daß beinahe sämmt»
liche Früchte im Umlaus von 14 Tagen ansetzen, als»
auch binnen viel kürzerer Zeit reisen.
Es gibt Melonenarten und Varietäten, deren
Zweige in großer Zahl und Verwirrung treiben; matt
muß einen Thcil davon beseitigen, damit sie nicht
einen überreichen Stock bilden, dessen Wuchern dem
Früchteansatze schaden würde. Allein diese Operation
muß stets mit Umsicht geschehen, indem man nur die
armlichen, kränkelnden, klebrigen :c. Zweige ausschnei
det. Ein halbwegs geübtes Auge unterscheidet bald
die auszuschneidenden Zweige, und der Verstand lehrt,
mit dem Messer schonend zu versahren, damit man
nicht seiner Ernte schade. Dabei gibt es mehre Va
rietäten, namentlich unter den Cantaloupen, wovon
man ebensowenig einen Zweig abschneiden dars, «lg
überhaupt von irgend einer Art, welche nur wenig
in's Holz treibt.
Man lasse die Melonen unter dem Laube ver»
steckt, bis sie ungesähr die Hälste ihrer Größe er»
reicht haben, und dann lege man sie, ganz gegen
die gewöhnliche Methode, wo möglich, an ei»
nem Tage mit bedecktem Himmel srei, oder wenig«
siens nur »llmälig im Verlause mehrer Tage, d. h.,
man beseitige sorgsam alle Blätter, welche die Me»
ohne ein Bla
- 63 -
offen gelegen, so hebe man die Melonen gleichsanst
und sorgsältig ganz über die Blatter empor und lege
sie aus Bretgestcllchen (siehe Fig. S C), ohne die
Fruchtstiele zu winden oder zu brechen, überhaupt,
ohne die Zweige zu verdrehen. So müssen dann
. die Melonen bis zu ihrer völligen Reise srei über
den Blattern liegen bleiben. Legt man die Melonen
bei ganz Hellem Himmel und plötzlich so srei, so dars
man sicher sein, daß sie vom Sonnenstiche betroffen
werden, was ihrer vollständigen Ausbildung und ih
rem Wachsthume unsehlbar schaden muß und viele
ganz verdirbt. Jedermann kann ja die beiden Me»
thoden gleichzeitig versuchen und sich practisch von der
Richtigkeit meiner Behauptung überzeugen.
Hat man in der Zeit, wo man die Melonen
srei aus die Bretchen legt, schönes und anhaltendes
Wetter, so kann man auch die Glocken abnehmen,
weil sie nunmehr den Pflanzen nutzlos sind. Ge
schieht es aber bei Regenwetter , so lasse man die
Glocken immerhin an ihrem Platze, bis schönes Wet
ter eintritt, und nehme sie dann erst ab. Indessen
schadet es auch gar nichts, die Glocken bis zur vol
len Reise der Früchte über dem Stocke zu lassen,
weil dadurch offenbar der Hauptwurzelstock und Wur»
zelhals am Sichersten vor Fäulniß ?c. bewahrt wird.
Ein solcher, mit 15 18 Melonen besetzter Hau<
sen gewährt in der That einen höchst reizenden An
blick und bildet in jedem Garten eine außerst hübsche
Eigenthümlichkeit.
Freilich gibt es Jahre, z. B. 1344, wo die
Resultate nicht so besriedigend werden, weil Winde
und Regen beständig vorherrschen und gerade in die
Hauptzeit vom Juli und August sallen, wobei dann
kein Stock mehr als 10 — 11, mancher nur 4 — 5
- «4 —
Aber solche Jahre treffen mit ihren Nachtheiln,
auch die übrigen Culturmcrhoden aus gleiche Weise
sogar die geschätztesten, während bei keiner die Früchte
so groß und schon, wie bei dieser anschwellen, weil
die Früchte durch den ganzen Tag und nach aSen
Richtungen von der Sonne beschienen und durchdrun
gen werden, ohne daß man nöthig hat, sie östers zu
wenden, indem sie unten so gut werden, wie oben.
An Wohlgeschmack und Aroma übertreffen sie bei Wei
tem die Melonen aller andern Culturmethoden.
Ungesähr 8 Tage nach Abschneidung der Zmeig-
spitzen mit der Hacke, treiben sie mit neuer Kraft
aus, so sehr, daß man sich schon nach 3 Wochen zu
Wiederholung dieser Operation genöthigt sieht. Allein
man übe sie nicht, wenn nicht die Nothwendigkeit
davon vollkommen einleuchtet, und thue es nie zum
dritten Male, um nicht die Natur allzusehr zu
stören und zu beeinträchtigen. Jedensalls lasse mar,
auch möglichst viele Blätter an dem Stocke stehen,
«eil diese dazu dienen, den Sast nach den Früchten
hinzuleiten, mithin deren Größe und Reise zu sichern.
Wo man einen Stock der Blätter unvorsichtig be
raubt, werden die Früchte leicht mißgestaltet, schweb
len nur einseitig an, verlieren an Wohlgeschmack und
Aroma.
Manchem dürsten alle diese Lehren und Vor»
schristen weitläusig, ja kleinlich erscheinen; allein die
langwierigste aller dieser Operationen ist das Freile
gen der Melonen über die Blätter; zur Verrichtung
alles Uebrigen bedars es sür 10 Hausen wöchentlich
kaum einer Stunde Arbeit,- und soviel Zeit kann
doch Jedermann einer solchen Anlage widmen. Alle,
bei den übrigen Culturmethoden üblichen Bearbeitun
gen mit Behacken, Auslockern zc. sind hier überflüssig
und würden sogar unsehlbar nachtheilig sein, weil
man auch bei der größten Vorsicht die Wurzeln be-
- ßS -
schadigen würde, da diese sehr flach, unmittelbar un»
ter der obersten Lage von Düngererde hinlausen Nur
von Unkraut halte man den Boden bestandig rein,
und dies macht sich am Bequemsten und Sichersten
mit der Hand, wobei nur die Vorsicht gilt, daß man
den Boden rings um den Stock nicht zu sest trete.
Aus den vom IS — 20. April oder I.Mai ge
machten Hausen beginnen die Früchte gewöhnlich ge
gen den 20. Juli zu reifen und werden zum 10 —
16. September vollkommen reis; aus den erst im
Mai angelegten Hausen beginnt die Reiszeit in der
Mitte August's und dauert bis zu Ende Octobers.
Die völlige Reise spricht sich durch eine plötzliche Aen-
derung der Farbe deutlich aus, während der Frucht
stiel sich krümmt, reißt, und ein sehr angenehmer Ge
ruch sich verbreitet, auch der Nabel einem sanften
Druck des Daumens nachgibt. Alle Melonen mit
dünnen Schalen und beinahe alle Cantaloupen müs
sen in diesem Zustande abgeschnitten werden und rei
sen dann binnen 3 — 4 Tagen an einem kühlen
trockenen Orte vollkommen aus.
Als allgemeine Hauptregel sür diese Hausencul»
tur gilt, daß man seine Hausen jährlich aus einem
andern Platze anlege.

Meloneneultur aus Mooshausen.


Die einsachsten von allen Melonenhausen sind
die aus Moos errichtete«, und sie gewähren zugleich
den Borth«!!, daß man bei ihnen keines Düngers
bedars, mithin aller künstlichen Hülfe überhoben ist
und durchaus keine Kosten hat.
Diese Art von Hausen kann man jedoch nur im
Mai anlegen. Wer nicht überDünger gebieten .oder
sich welchen verschaffen kann, sindet bei deren Anwen«
dung wesentlichen Vortheil, desgleichen jeder, der nicht
Weise, Melonenbau. ,. «uß. 6
— 66 —
Zeit oder Lust hat, viel Mühe aus den Melonenbau
zu verwenden, weil die Melonen aus solchen Hausen
beinahe ohne alle Pflege wohl gedeihen.
Will man solche Hausen anlegen, so sammle
man im vorhergehenden Jahre oder außersten Falls
auch erst im Augenblicke der Anlage eine gehörige
Quantität Moos aus den Zäunen, von den Wiesen,
aus dem Walde, indem jede Art Moos dazu gleich
gut ist. Man bemühe sich auch nicht um eine Rei
nigung dieses Mooses, sondern lasse getrost alle Reste
von Laub, Kräutern, Gemüse, Heidekraut, Binsen ,c.
darunter, indem sie dem Zwecke eher sörderlich , als
hinderlich sind.
Solche Hausen errichtet man vom I. Mai bis
zum Ende dieses Monats. Man gibt ihnen durch
aus dieselbe Form wie den mit Düngererde angeleg
ten, zuvor beschriebenen Hausen; aber man senkt sie
nicht in den Boden ein, sondern errichtet sie aus des
sen Oberfläche und zwar 16 — 22 Zoll hoch, ohne
die darüber zu bringende Erde.
Sie müssen tüchtig sestgestampst werden, damit
sie sich nicht verrücken und damit sie den Strahlen
der Sonne stets eine glatte Oberfläche bieten und
durchaus keine andere Wärme, als von der Sonne
empsangen.
Sobald sie errichtet sind, bedeckt man sie mit der
gut bereiteten, oben beschriebenen Erde 6—6^ Zoll
hoch. Die beste Erde dazu bleibt immer die an Dün
ger reichste. Man beginnt mit der Bedeckung unten
am Hausen und sahrt damit ringsum nach Oben hin
sort, bis man zur Spitze gelangt ist. Die ausge
legte Erde wird mit der Fläche des Schauselrückens
nur so sest angedrückt, daß sie sich nicht ablös't und
nicht übereinander sällt. Diese ganze Verrichtung ge
schehe bei schönem Wetter.
— 67
Hat man den ganzen Hausen aus diese Weise
mit Erde überzogen, so bedecke man ihn 1^ — 2
Zoll dick mit gut zugerichtetem Moose, ordentlich und
glatt. Nur oben aus dem Hausen lasse man einen
handgroßen Platz von Moos srei, um hier pflanzen
zu können.
Nach Verfluß von einigen Tagen bringe man
die Pflanzen hier an ihren Platz, und ordne dann
das Moos bis ganz an den Fuß desselben heran.
Ist die Erde trocken, so begieße man die Pflanzen
stelle gehörig. Sollen diese Pflanzen gedeihen, so
müssen sie durchaus schon einen guten Kops gebildet
haben, damit sie tüchtig anwurzeln und zu gehöriger
Zeit blühen und ansetzen.
Im Uebrigen behandelt man diese Hausen gleich
den vorigen; jedoch muß man dabei besondere Aus
merksamkeit und Hülse daraus verwenden, daß die
Zweige über den Hausen gehörig hinablausen, weil
bei diesen Hausen der Absallwinkel noch spitziger ist,
als bei den vorigen und die Pflanzen ohne diese Vor
sicht sich bald in ausstrebende Büsche verwandeln
würden.
Diese Mooshausen gewähren den großen Bor
theil, daß die Wurzeln niemals verbrennen, auch nicht,
wenn man einmal das Begießen zur gehörigen Zeit
vergessen sollte.
Daraus gezogene Melonen beginnen ihre Reis
zeit in den letzten Tagen des August's und halten
damit bis zu Ende Octobers an, Ich habe daraus
von einer Pflanze bis zu 7 trefflichen Melonen ge
erntet, welche gleich Birnen rings um den Stock hin
gen, indem die Zweige bei dieser Methode so gerade
bleiben, daß die Melonen sörmlich hangen, wenn man
nicht die Vorsicht gebraucht, sie über die Blatter em
porzuheben, wie ich oben schon angedeutet habe. .
— 6S —
Man versuche diese Euiturweise an einer geeig
neten. trockenen und warmen Stelle, man halte den
Boden ringsum hübsch locker, man wechsele auch hier
jährlich mit dem Platze, und man wird mit den Re»
sultaten dieser einsachen Methode zusrieden sein können.

Meloncncvltur aus Düngerlager.


iz.<. ' . . , ... . . .'.
Solche Düngerlager sind, wie Fig. 6 zeigt,
nichts Anderes als Melonenhausen, willkürlich in die
Lange und in Gestalt von Wällen ausgedehnt. — ,
Die Natur gebietet, solchen Wällen stets die
Richtung zu ertheilen, daß eine Seite nach ihrer gan
zen Länge von der Mittagssonne beschienen werde,
indem bei einer Richtung von Morgen gegen Abend
die Sonne bei Weitem nicht so krästig einwirken
kann, mithin notbwendig die Ernte in jeder Hinsicht
Minder besriedigend aussallen muß.
Dabei ist die nach Norden gekehrte Seite stets
minder sruchtbar, ost um weil nur die Südseite
die Sonnenstrahlen unmittelbar empsängt, während
sie jene nur in schieser Richtung treffen, gleichsam nur
darüber hingleiten. Die wenigen Früchte, welche aus
der Nordseite ansetzen, kommen auch viel später zur
Reise, was sreilich in anderer Hinsicht auch seine
Annehmlichkeiten hat. ^ >
< Wie sür die zuerst beschriebenen Hausen, wird
ein geeigneter Platz auch hiersür gehörig ' vorbereitet;
man gräbt vom 1. April bis 1. Mai, oder später,
wenn man will, jedoch niemals srühey einen M bis
Zoll breiten und 6 bis 6 Zoll tiesen Gröben von
beliebiger Länge aus und wirst die Erde nach beiden
Seiten der Grube. „
Hieraus süllt man die Grube mit halbverr«tte°
tem. Dünger, wie bei den zuerst beschriebenen Hau«
sen, und lhürmt diesen ungesähr 13 bis 20 Zoll hoch
— 69 —
aus, indem man ihn überall seststampst und das Ni
veau aus seiner Oberfläche sorgsam herstellt. Daraus
bringt man nun eine 6 bis 7 Zoll hohe Erdlage
(von der ausgeworsenen Erde): Ist diese Erde zu
compact, so muß man sie lockerer und leichter machen,
indem man srische, Düngererde oder Heideerde darun
ter mischt, jedoch ohne alle Steine, Schollen ?c.
Sobald diese Erdarbeit gehörig vollzogen und
glatt gemacht ist, legt man oben aus den Rücken
eine Meßschnur, macht von 6 zu 6 Fuß ein rundes
Loch, etwas kleiner, als eine Glocke, süllt es mit voll
kommen verrottetem Dünger und stellt die Glocken
darüber.
Nun läßt man den ganzen Hausen in diesem
Zustande, bis er sich erhitzt. Hat die ganze Masse
die Temperatur der Handwärme erlangt, so säet man
2 Körner unter jede Glocke, oder man versetzt zwei
junge Melonenpflänzchen dahin. Uebrigens besolge
man alle srüher beschriebenen Regeln der Eultur und
Pflege.
Haben die Zweige den Fuß des Hausens er
reicht, so behacke man ringsum einen — 4 Fuß
breiten Raum, und bedecke ihn mit verrotteter Dün
gererde. Hat man mehre solche Hausen parallel an
gelegt, so läßt man zwischen ihnen nur einen Raum
von 6 Fuß.
Ist der Ansang des Aprils zu kalt oder regne
risch, so warte man lieber noch 8 — 14 Tag?, ja
sogar 3 Wochen, bevor man zu der Operation schrei
tet, weil sür das Gelingen schönes Wetter beinahe
Hauptbedingung ist.
Baut man mehre solche Wälle, so thut man
gut, sie in Zwischenräumen von 8 zu 8 Tagen an
zulegen, um auch die Ernte nicht von all« gleichzei
tig betreiben zu müssen, und manchen Witterungssäl
len, wenigstens theilweise, zu entgehen.
— 70 —
Aus solchen Wallen setzen die Früchte viel srü
her an, als aus beiden vorigen Arten von Hausen,
also dauert auch deren Rciszcit nicht so lange. Wer
alle meine obigen Maßregeln sorgsältig dabei besolgt,
wird von jeder Glocke 10 — 15 Melonen ernten,
und wo er gute Arten gewählt hat, auch Früchte
von erster Qualität in jeder Hinsicht erzielen.

Das Begießen der Melonen.


Ueber diese Verrichtung, eine der hauptsächlich
sten und ersolgreichsten im Gebiete der gesammten
Gärtnerei, herrscht bis jetzt noch weder gehörig syste«
malische Ausklärung, noch gehörige Uebereinstimmung
der Ansichten, besonders m Betreff der im sreien
Lande cultivirten Pflanzen. Nicht selten hört man
von zwei verschiedenen, als Künstler gleich anerkannten
Gärtnern, ganz entgegengesetzte Vorschristen darüber
ertheilen, und der Laie bleibt in ewigem Zweisel.
Da nun auch in den Culturlehren der Melonen
häusig über das Begießen sehr leicht hinweggegangen
wird, als verstände sich die Sache von selbst, so hört
wohl jeder Leser gern, was der practische und ver«
ständige Loisel über diesen Gegenstand in seiner
Monographie sagt.
„Das östere Begüßen ist sür die Melonen un
erläßlicher, als man im Allgemeinen zu glauben scheint.
Doppelt unerläßlich wird es in sehr trockenen und
heißen Jahren. Aber man muß es mit Umsicht, zu
rechter Zeit und mit dem gehörigen Maße thun.
„Manche Leute sind der Ansicht, man brauche
die Melonen, weil sie tropische Pflanzen sind, gar
nicht zu begießen; oder man dürse, wenn man dies
doch thun wolle, es nur im äußersten Nothsalle thun.
Diese Lehre beruht offenbar aus einem Jrrthume und
sührt Schaden herbei.
— 71 —
„Wir können der Melone unter unserm Himmel
unmöglich jenes intensive Licht verschaffen, welches sie
in ihrer Heimath, Kleinasien, genießt; noch jene
Feuchtigkeit, womit, nach allen authentischen Nachrich«
ten, jener Boden immer geschwangert bleibt, und wel
che in den stets kühlen Nächten als Dünste sich er
hebt, als wohlthuender Thau wieder aus die Pflan
zen herabsallt, ihnen als köstliches Bad dient, das sie
srisch erhält, ihre Lebenskrast erhöht, die Vervollkomm
nung ihrer Früchte herbeisührt. Diese thatsächliche
Wahrheit bestimmt uns, nicht etwa den Gesetzen der
Natur in diesem Falle unbedingt zu solgen, sondern
dieselben aus die möglichst unvollkommene Weise ver
ständig nachzuahmen.
„Alle Melonenzüchter hatten wohl Anlaß genug
zu der Bemerkung, daß die Blätter dieser Pflanze
bei anhaltender Trockenheit welken,: Diese Erschei
nung ist beinahe immer eine Folge des
Mangils an Begießen.
Denn verhärten sich die Früchte und wendet
man nicht schnell gegen dieses Uebel die gehörigen
Mittel an, so können sie die Größe, deren sie sähig
sind, nicht erreichen, bleiben auch in der Qualität
sehr zurück. Demnach dars ein tüchtiger Gärtner
seine Melonenpflanzen niemals aus Mangel an Was
ser hinwelken lassen.
Bei anhaltender Dürre und Hitze muß man
seine Melonen von Zeit zu Zeit untersuchen, indem
man den obeen Düngererdeüberzug vorsichtig lüstet,
und beobachtet, ob die Erde, woraus die Wurzeln
ihren meisten Nahrungsstoff beziehen, allensalls zu
trocken geworden, um diese Pflicht nachhaltig ersüllen
zu können. Sieht man diesen Fall eingetreten, so be«
gieße man den Hausen und dessen ganze Umgebung
seinlöcherige Brause mit Wasser
— 72 —
und zwar Abends, wenn die Nächte mild
sind, und Morgens, wenn sie kühl sind.
Zu dieser Verrichtung muß man nicht, wie ich
es schon in mehren Garten erlebt habe, den Augen
blick abwarten, wo die Blätter aus Wassermangel
welken, sondern man muß jeder solchen Alteration
seiner Pflanzen möglichst zuvorkommen, da ein solches
Uebelbesinden stets schadet, ost rettungslos zu Grunde
richtet.
Haben die Hausen einen tüchtigen Beguß er
halten, so kann mun l^ Tage, ja noch mehr verstrei
chen lassen, je nachdem mehr oder minder trockene
Witterung herrscht, bevor man wieder zum zweite«'
und dritten Male begießt, sobald man sich aus die
selbe Weise von der Nothwendigkeit überzeugt hat.
Will man mit settem Wasser oder mit irgend
einer Art von gemischter Jauche begießen, so gebrau
che man dabei die Vorsicht, weder Blätter noch Früchte
mit solcher Feuchtigkeit zu berühren, weil beide un
sehlbar darunter leiden würden; und in jedem Falle
gehe man sparsam mit solchen Mitteln der Kunst zu
Werke, indem ein geringes Zuviel nachtheilig gegen
den Zweck des Gärtners und gegen die Gesundheit
der Pflanzen wirken kann.
Begnügen sich auch die Melonen sür die ganze
Lebenszeit der Pflanzen mit solchen 3 bis 4 Begie»
ßüngen, so erheischen sie dock eine andere Nachhülse
zu srohem und segensreichem Gedeihen, welche ihnen
leider in sehr vielen Gärten nicht gehörig zu Theil
wird. Diese so belebende und wesentliche Nachhülse
besteht in gehörigen Bespritzungen. Man
gehe damit solgendermaßen zu Werke:
In den Zeiten der Sommerhitze bespritze man
seine Pflanzen mittelst der seinstlöcherigen Brause
jeden zweiten oder dritten Abend, sowohl Blatter als
Früchte, oder auch Morgens, wenn es noch nicht sehr
' — 73 —
warm ist, so reichlich , daß die ganzen Pflanzen wie
vom Thau oder Nebel mit Feuchtigkeit bedeckt sind.
Kiese Feuchtigkeit verschwindet wieder mit den
ersten Sonnenstrahlen, aber sie wirkt außerordentlich
belebend aus die Gesundheit der Pflanzen, aus das
Gedeihen von Blättern und Früchten. Bei'm Son
nenschein ertheilt wird diese Operation, besonders bei
Melonen und ähnlichen Pflanzen, zu einer Art von
Gist *).
Bemerkt man Morgens, daß die Nacht sehr
trocken, ohne Thau und Dünste verstrichen ist, wie
dies oft in sehr dürrer Witterung geschieht, und hat
sich das Wasser von der vorabendlichen Bespritzung
durch Verdunsten völlig verloren, so eile man, von
Neuem zu bespritzen, bevor die Sonne unmittelbar
aus die Pflanzen scheint, um das Gleichgewicht der
Vegetation, welches die Kühle der Nacht unterbrochen
hat, sogleich wiederherzustellen. ^
,>! Obige Begüsse müssen beginnen, sobald die Erde
ihrer bedars und hören nicht aus, bevor nicht die letz,»
ten Früchte ihre Reise erlangt haben.
Mit den Bespritzungen aber sangt man nicht
srüher an, bevor nicht die Zweige ungesähr aus die

*) Auch die Gurke kann in derselben Jahreszeit aus


dieselben drei Weisen mit Vortheil gezogen «erden, indem
dabei Stocksäule am Wenigsten zu besorgen ist und der Er-
trag sür die kleine Mühe reichlich lohnt, während durch
jährliche Abwechselung mit der L-ge solcher Gurkenhausen ein
ganzer Garten allmslig eine sehr wesentliche Bodenverbes»
serung ersährt, was in jedem Falle Beherzigung bei viele«
Gartenbesitzern verdient. .
Daß solche Bespri-Hunge» bei Gurkenanlagen von
manchen Gärtnern, aus Vorurtheil oder Trägheit, versäumt
werden, gehört unter die unbegreiflichen Erscheinungen, weil
die Gurke so ziemlich dasselbe Naturell und dieselben Bedürs,
nisse hat, beinahe «nter denselben Bedingungen gelingt, od»
dm Süchte, täuscht. ; , - ,,,,«. ,d. Gebers.^
— 74 —

Halste der Hausen herabgelausen sind; aber alsdann


sahrt man bis zur Reise der Früchte damit sort, und
setzt nur damit aus, wie es sich wohl von selbst ver»
steht, wenn seuchtes oder gar Regenwetter eintritt.
Mögen alle diese Vorschristen immerhin kleinlich
erscheinen, so zeigt doch der Ersolg, daß ihre Ver
nachlassigung großen Nachtheil, ihre Besolgung aber
wesentlichen Vortheil bringt, und so mögen sie hier
sreundlich gesagt sein.

Gurkenbau..
Das eigentliche Vaterland der Gurken ist unbe
kannt, aber mit Gewißheit kann angenommen wer
den, daß sie aus Italien nach Deutschland gekommen
sind. — Columella unterscheidet schon Gurken (<?u-
«umi») und Kürbisse (vueurditä) ; spaterhin wurden
aber die Kürbisse pepone» genannt. — In Deutsch»
land waren Gurken und Kürbisse schon vor Karl dem
Großen bekannt und, wie es scheint, in Menge ange
baut; denn in den Llos«. mou». S. 332 sindet sich
ein ekurpisg»rck» (Kürbis» oder Gurkengarten) er
wahnt. — In Karl's Verordnung kommen auch wilde
Curbiz vor, womit man vermuthlich die eigentliche
Gurke zur Unterscheidung von dem Kürbis, oder den
Kürbis zur Unterscheidung von der Melone meinte.
Die Namen Cucumern und Gurken kommen erst
im Ansange des 16. Jahrhunderts vor; sie wurden
in dieser Zeit immer noch wenig geachtet. So schrieb,
z. B., Melchior Sebizius, der Arznei Doctor
zu Straßburg, in seinem Buche über den Feldbau,
S. 200 «. solg. von den Gurken: „Die Curum-
V5 —
mern oder Gorken sein ganz und gsr eyn schädlich
gewachs, dann je Nahrung und sast vertirbt leicht
im Gea'der des Menschlichen Leibs, darauß nachmals
»heraus hitzige vnd vnheilbare Fiber pflegen zu ent
springen, darum viel besser, daß man sie den Maul-
thieren, Maulesseln oder sonst gemepnen Eseln zu essen
gebe" tt. — Die erste bestimmte, namentliche Unter?
scheidung der Melonen, Gurken und Kürbisse
finden wir in I^sonnsrä k'uvnsii Kistoris p>»vt»-
rum, Cap. 274 (Basel 1642). Er unterscheidet drei
Geschlechter der zahmen Gurke und nennt diese l?u-
«umis, ?«p«u und Slslon. — Rhagor in der
Geovonika nennt weiße und grüne Gurken
und sagt dabei, daß es an einigen Orten in Frank
reich auch welche in Gestalt einer Schlange gebe, die
man daher auch Schlangengurken nenne.
Von den Gurken, such Cucumern, Kümmerlinge
genannt, hat man mehrere Arten, von denen die ge
meine Gurke (Luonmis sativum, /^.) allgemein
bekannt ist und mit ihren Abarten vorzüglich bei uns
angebaut wird. Diese in Deutschland besonders ge
schätzten Abarten sind:
1) Die gemeine Küchengurke, von welcher
man zwei Hauptabarten hat, eine mit rauher, eine
andere mit glatter Frucht. Sie unterscheiden sich sür
den Anbau besonders dadurch, daß die Früchte der
erstem nur 6 bis 8 Zoll lang werden; die von der
letztem erreichen dagegen eine Lange von 12 bis 16
Zoll. Von beiden Arten hat man noch zwei Ab
änderungen, eine mit grüner und eine andere mit
weißer Schale. — Beide Arten werden zu Salat
verspeis't und die weißen ihrer Feinheit wegen den
grünen vorgezogen. ,t>n , »ikWi«»»
> S) Die lange Schlangengurke oder tür
kische Gurke. Sie wird unter guter Behandlung
sehr lang, ist rauh, ein Wenig gekrümmt und enthält
wenig Samen. Auch von ihr giebt es eine Art mit
meißer Schale. Diese Art wird vorzüglich zum Ein
machen benutzt und sür diesen Zweck besonders ge
zogen, ob sie gleich im Ertrage der erstern Art nach
stehen. Die weißen sind ober zum Einmachen nicht
so gut, als die grünen, da sie weniger Haltbarkeit
haben. ' j, ' , ''.
3) Die srühe, grüne Trauben- oder
Bouquetgurke; kleine russische Gurke. Die
Früchte werden höchstens 3 bis 4 Zoll lang und
sitzen büschelweise beisammen. Sie bringt im sreien
Lande dieselben srüher^ als die übrigen Arten , da sie
durch den Frost weniger leidet, und wird zum Ein
machen der sogenannten Essiggurken benutzt.

Cultur der Gurken.


°> Die Gurken verlangen zu ihrem Gedeihen ein
gut gedüngtes Land, gute, lockere Erde und eine son
nige Lage. In sestem, kaltem Erdreich und bei nas
ser Witterung gerathen sie schlecht. Das Land zum
Gurkenbau wird am Besten vor Winters gegraben
und gedüngt, und Pserdedünger ist besonders zuträg
lich. — Der Sicherheit wegen vor den Nachtsrösten
geschieht das Legen der Kerne vom Ansange bis Mitte
des Mai's. Man zieht hierzu mit der Gartenschnur
aus 4 Fuß breite Beete zwei ReitM, die 2 Fuß weit
voneinander entsernt sind. Aus jeder, der abgezeichneten
Reihen werden 6 Zoll tiese Furchen gezogen und 3
Zoll hoch mit guter Gartenerde ausgesüllt, in welche
die Samenkerne 6 Zoll weit und t Zoll ties eingelegt
werden. Die nun noch übrig bleibende tiese Furche
verschafft den ausgegangenen jungen Pflanzen Ueber»
wind und schützt sie daher gegen leichte Fröste; noch
sicherer erreicht man aber diesen Zweck, wenn man
aus die eingelegten Kemc l Zoll hoch trockne Säge»
späne streut. Damit die Kerne bald ausgehen und
bei'm langen Liegen in der Erde keinen Schaden lei
den, läßt man sie vor dem Einlegen keimen. In
dieser Absicht thut man sie in einen leinenen Beutel
von verhältnißmäßiger Weite, legt diesen 24 Stunden
in Fluß> oder Regenwasser und dann an einen mäßig
warmen Ort, in ein geheiztes Zimmer oder in war
men Pserdemist. Man sieht östers danach und wenn
man sindet, daß die Kerne genugsam gekeimt haben,
so legt man sie. — Bei trockner Witterung und bis
zum Ausgehen der Samenferne müssen die Furchen
immer seucht erhalten und hierzu des Morgens be
gossen werden, da das Begießen am Abend wegen
der Nachtsröste nicht rathsam ist. — In der Folge
^ wird das Begießen nur mäßig und nur zur höchsten
Roth sortgesetzt, weil die Gurken keine überflüssige
Nässe ertragen können. Sind die Pflanzen etwas
zu dick ausgegangen, so werden die überflüssigen mit
der Wurzel ausgehoben und anderweitig verpflanzt,
so daß jede Pflanze iz Fuß Raum erhalt. — Wenn
die Pflanzen vier bis sechs Blätter getrieben habrn,
wird das Beet behackt und die noch offenen Furchen
werden zugezogen, wodurch den Pflanzen neue Nah
rung zugesührt wird. Das Behacken und Ausjäten
der Pflanzen muß in der Folge mehrmals wiederholt
werden. — Fangen die Ranken an auszulausen, so
muß man sie in die Richtung legen, daß sie das
Beet gleichsörmig bedecken und sich nicht kreuzen.
Dit man wahrgenommen hat, daß die Gurken
bei der gewöhnlichen Erziehung, wo man sie aus der
Erde sortlausen läßt, ausarten, so haben Mehrere den
Rath gegeben, die Gurken als ein rankendes Ge
wächs, dem die Natur eine Stütze bestimmt zu haben
scheint, zu stängeln. So vortheiihast auch dieses in
mehreren Rücksichten zur Erziehung schöner Gurken
sein mag, so läßt sich dieses doch im Großen nicht
— 78 —
aussühren. Aus Gartenbeeten lassen sich aber zu die«
sem Zwecke liegende Spaliere solgendermaßen anbrin
gen: Man schlägt an beiden Seiten des Beetes der
Lange nach in einer Entsernung von 2 zu 2 Fuß
Psähle ein, die 16 Zoll hoch über der Erde stehen,
aus welche ein von Latten gemachtes Spalier von
solgender Form gelegt und besestigt wird.

^X^x^x/X/X/ X/X/X/X
X^v^/X^x/X^x/vX/
/X/X/X/X^X^X/X/x/X
X^/X^X^X^X^X^X/X/
/X/X/X/X/X/X/X/X/X

Wenn die Pflanzen in die Höhe wachsen, so läßt


man sie aus diesem Spaliere hinlausen und die Früchte
durch dasselbe herunterhängen. Aus diese Art gezogen
werden die Gurken nie ausarten, rostfleckig oder kol»
big werden, noch eine Menge Saftwasser enthalten,
ohne einige Dichtigkeit des Fleisches und ohne alle
Annehmlichkeit im Geschmacke. — Wenn die Gurken
abgeräumt sind, wird das Spalier bis zum solgenden
Jahre an einem trocknen Orte ausbewahrt. Läßt
man dasselbe kunstmäßig von Latten machen und mit
weißer, Oelsarbe anstreichen, so ist es sür lange Zeit
zu gebrauchen und giebt in einem Lustgarten mit
dem schönen grünen Laube und den gelben Gurken«
blüthen ein vortreffliches Ansehen.
Zu der Samenerziehung sucht man einige voll»
kommen gute, nicht zu dicht stehende Pflanzen auß
und läßt an jeder nur eine Gurke sitzen , und zwar
eine solche, welche nicht fleckig ist und zunächst am
Hauptßamme sitzt. Wenn man an einer Pflanze
mehr als eine Gurke zum Samen stehen läßt, so
wird dieselbe dadurch so geschwächt, daß die übrigen
Früchte nur klein bleiben und die Samengurke selbst
nicht zur Vollkommenheit kommt. Sind die Pflan
zen nicht aus die oben beschriebene Art in die Höhe
gezogen worden, so unterlegt man die Samengurken
mir breiten, zum Ablausen des Wassers schies liegen
den Steinen, um die Fäulniß derselben zu verhüten
und die Reise zu besördern. Wenn die Samengur
ken im Herbste ganz dunkelpomeranzengelb geworden
sind, so ist das ein Zeichen ihrer völligen Reise; man
nimmt sie nun ab und legt sie einzeln an einen trock
nen, sonnigen Ort, wo sie so lange liegen bleiben,
bis die Haut in Fäulniß überzugehen ansängt. Dann
werden die Gurken behutsam, um den inliegenden
Kernen nicht zu schaden, nach der Länge voneinander
geschnitten und die Kerne sammt dem sie umgebenden
Schleim in ein Gesäß gesammelt; hierin läßt man
sie so lange stehen, bis die ganze Masse in Währung
kommt, wodurch der Schleim zersetzt wird und nun
durch mehrmaliges Abschwemmen mit Wasser von den
Kernen leichter abgesondert werden kann. Man thut
zu dem Ende die Kerne in einen Durchschlag oder
Sieb, worin man sie mit srischem Wasser rein ab
wäscht und zur Abtrocknung an einem luftigen Ort
dünn ausbreitet. Man dars aber die Gährung ja
nicht zu weit sortschreiten lassen, sonst leidet der Same
und verliert seine Keimungskrast z sobald die Masse
Blasen wirst, ist es ein Zeichen der ansangenden
Gährung, und man dars nun nicht länger mit der
Reinigung warten. — Zur Ausbewahrung thut man
den Samen in kleine leinene Äeutel, die man an
einem trocknen, kühlen Orte laushängt. Er behält
sieben Jahre seine Keimkrast, und man nimmt zur
Saat nur Kerne, die wenigstens drei Jahre alt sind,
weil jüngere viel Ranken treiben, aber nur wenig
Früchte ansetzen.
Jeder Liebhaber der Gärtnerei wünscht srühzei
tig Gurken zu haben, wenn auch in den meisten Fäl
len mehr zum Staate, als des Bedürsnisses wegen.
Ganz srühe Gurken zu ziehen, kann aber sreilich nicht
anders, als in Mistbeccen geschehen, wo die Behand
lung ganz dieselbe, wie bei den Melonen ist. Indes
sen kann man doch auch weit srüher, als gewöhnlich,
Gurken im sreien Lande zichen, wenn man aus sol
gende Art damit versährt: In der Hälste des Marz
werden die Kerne in Blumentöpse gelegt, die mit
einer guten, setten, mit etwas Flußsand vermischten
Gartenerde gesüllt sind. In jeden Blumentops, von
der Größe, wie sie zu den Nelken genommen werden,
werden drei Kerne in's Dreieck und' nur 1 Zoll vom
Rande des Topses entsernt, damit in der Mitte hin
länglicher Platz sür die erwachsenden Pflanzen bleibt,
gelegt, ganz wenig mit Erde bedeckt und oben daraus
eine Hand voll Moos gebracht, worunter die Erde
die Feuchtigkeit besser behalt, vorzüglich aber verhütet
wird, daß die Erde nicht durch das Begießen ver»
schwemmt wird und die zarten 'Pflänzchen Noth lei
den. Bis zum Ausgehen der Samen werden die
Töpse in's warme Zimmer in verschlossene Fenster
gestellt, wo sie tie Mittagssonne haben. Hier wer.
den die Kerne in vier bis süns Tagen ausgehen,
wenn man zumal vor dem Legen derselben den Tops
mit der Erde am Osen erwärmt hat. Haben die
Pflanzen außer den Samenlappen zwei Blätter ge
wonnen, dann bringt man sie ,in eine srostsreie, die
Mittagssonne habende Kammer und bei warmer Wit
terung und Sonnenschein am Tage in die sreie Lust.
Im Mai, wenn keine Fröste mehr zu besorgen sind,
werden aus ein dazu bestimmtes Beet, 3 Fuß weit
voneinander entsernt, Fuß tiese und 1 Fuß breite
Löcher gemacht, in welche man vorerst 6 Zoll hoch
srischen Pserde» oder Schasmist einstampst, alsdann
— 8t —
sahrt man mit einem geraden Messer an dem Pflan
zentopse herum, daß sich die Erde — welche seucht
sein muß, damit der ganze Ballen beisammen bleibe
ganz losmache, stülpk den Tops um, daß der
ganze Erdballen in die Hand sällt, setzt ihn dann in
das zubereitete Loch und süllt den leeren Raum um
den Ballen herum mit klarer Erde aus. Aus solche
Weise empsinden die Pflanzen, wie schon bei den
Melonen bemerkt worden ist, nicht das Mindeste vom
Versetzen, und wachsen sort, als ob sie da vom An-
sange gestanden hätten. Sechs Blumentöpse mit 13
Pflanzen geben schon ein hübsches Beet srühzeitiger
Gurken, und diese Erziehungsart ist mit weniger
Auswand und Aussicht verbunden, als die im Mist
beete. — Die so versetzten Pflanzen wachsen nun bei
warmer Witterung außerordentlich schnell, wozu die
Wärme des untergelegten Mistes sehr viel beiträgt;
und da die Pflanzen in der Jugend nicht so sehr ge-
trieben worden sind und in Blumentöpsen weniger
Nahrung, als im Mistbeete gehabt haben, treiben sie
auch nicht so geil und bringen bald Früchte. — Zum
Frühtreiben sind die Schlangengurken am Besten.
Werden die Gurken im Großen aus die gehörige
Weise gebaut, so können ihnen in Ansehung ihrer
Einträglichkeit wenige Gartengewächse an die Seite
gestellt werden. Vorzüglich gilt diese Behauptung in
großen Städten oder deren Nähe, wo der Bedars
dieser Frucht ganz außerdentlich groß ist. —
Zum Gurkenbau im Großen aus sreiem Felde
wird das dazu bestimmte Land den Herbst vorher,
ehe her Boden zu naß wird, gegraben oder mit dich-
ten Furchen ties gepflügt, mit kurzem Miste stark ge
düngt und mit der Egge bestrichen. Im solgenden
Jahre werden die Gurkenkerne, wenn keine Fröste
mehr zu besorgen sind, entweder tn gezogene Furchen
aus die oben beschriebene Art einzeln gelegt, oder so
Weise, Melonenbau. Ruft. 6
— 82 —

dünn ausgesaet, daß die Kerne wenigstens 9 Zoll von


einander cntsernt zu liegen kommen, und mit dem
Karste flach untergezogen. Zur Ersparung des Sa
mens ist das Einlegen der Kerne in Furchen dem
Aussäen derselben vorzuziehen; auch lassen sich aus
diese Art die jungen Pflanzen in der Folge weit bes
ser und geschwinder behacken, als wenn sie ausgesäet
in Unordnung untereinander stehen. Die Furchen
werden nach der Breite des Landes 2 Fuß voneinan
der entsernt gezogen. — Wenn die Pflänzchen vier
Blatter gewonnen haben, läßt man sie behacken, vom
Unkraute reinigen und zugleich die zu dicht stehenden
verdünnen, so daß die stehenbleibenden einen Raum
von 1^ Fuß erhalten. Sie bedürsen alsdann weiser
keiner Wartung, als daß sie von Unkraut rein gehal
ten werden.
Ein bei der Aussaat zu beobachtender
Hauptpunct ist der, daß man guten Samen be
kommt, d. h. solchen, der von einer guten Art ge
nommen worden und der nicht zu alt oder taub und
also in beiden Fällen zum Ausgehen untauglich ist.
In Ansehung der Art sichert man sich vor schlechtem
Samen, wenn man ihn selbst baut, sowie das beste
Alter des Samens zur Saat drei bis vier Jahre ist,
da die Pflanzen aus jüngeren, zumal einjahrigen
Kernen zu stark in die Ranken treiben; von zu alten
Kernen hingegen erhält man meistentheils unvollkom
mene und kleine Gurken. Die tauben Samenkerne
schwimmen im Wasser obenaus, indessen die guten zu
Boden sinken; man kann also die ersteren von den
letzteren abscheiden, wenn man den Samen vor der
Saat in ein Gesäß mit Wasser wirst und die oben
schwimmenden Kerne davon abnimmt. Das Auskei
men der Kerne ist hier nicht nöthig, weil diese Aus
saat gewöhnlich erst dann geschieht, wenn die Erde
warm genug ist, dieses mit Hülse der nöthigen Nässe
in kurzer Zeit zu thun.
Die Gurken werden unreis genossen und unter»
scheiden sich von allen eßbaren Früchten dadurch, daß
sie ganz reis gar nicht mehr zur Speise taugen.
Zur langern Ausbewahrung werden sie entweder mit
Wasser und Salz, oder mit Essig und Pseffer einge,
macht; im ersten Falle heißen sie Salz» oder Sauer-
gurkcn, und im letzren Essig- oder Psessergur-,
ken. Die Vorzüge einer eingemachten Gurke bestehe/
in Haltbarkeit und angenehmem Geschmack derselben,
und beide werden erhallen, wenn man die Gurken
aus solgende Art einmacht.
!) Salz- oder Sauergurken. Die Gurke«
müssen bei trockner Witterung abgenommen, abge
waschen, mit einem trocknen Tuche abgewischt und
24 Stunden lang aus einem trocknen, lustigen Diel
boden aus untergelegten Tüchern ausgebreitet werden.
Viele thun das Gegentheil und wässern die GurkeN
eine Nacht ein, welches aber der Haltbarkeit derselben
nachtheilig ist; denn durch das Einwässern wird den
Gurken eine Menge unvergohrene Feuchtigkeit Zuge-
bracht, und hier kommr eS doch hauptsächlich daraus
an. überflüssige Feuchtigkeit als die erste Veranlassung
zur Faulniß zu entsernen; auch kann eine eingewäs
serte Gurke das Salzwasser nicht so reichlich ausneh
men, als eine andere, die 24 Stunden lang abge
trocknet und einen Theil wässeriger Feuchtigkeit ver
dunstet hat. Die so behandelten Gurken werden nun
in ein reines, eichenes Faß, am Besten in ein Wein
saß, solgendermaßen eingelegt. Man legt zuerst aus
den Boden des Fasses so viel Sauerkirschen- und
Weinblätter und geschnittenes Kraut von grünem
Dill, daß Verselbe davon bedeckt ist; aus diese Unter-
laqe kommt eine Schicht Gurken, eine an die andere,
zu liegen; dann wieder Kirschblätter, Weinlaub, Dill
— 84 —
kraut und klein geschnittene junge Triebe von Wein
reben; dann wieder eine Schicht Gurken, unv so
sort, bis das Faß voll ist; den Beschluß macht wie«
der eine Lage Dill, Kirsch» und Weinlaub. Das
Faß wird nun zugeschlagen, an beiden Böden gut
mit Pech verpicht und in sreier Lust an einen trock
nen Ort gelegt, daß der Spund oben kommt. Man
kocht nun so viel reines Brunnenwasser, als man
zum Füllen des Fasses nöthig zu haben glaubt, mit
so viel Salz, daß aus jedes Maß oder 2 Psund
Wasser eine Hand voll kommt. Wenn das Was
ser wieder ganz kalt geworden ist, so wird zu 10
Maß Wasser ein Maß guter Weinessig und ein Loch
klar gestoßener Weinstein hinzugethan und durch das
Spundloch in's Faß über die Gurken gesüllt, bis
das Faß voll ist. — Aus diese Art eingemacht und
behandelt, halten sich die Gurken ein ganzcs Jahr
lang gut und haben einen vortrefflichen Geschmack.
2) Essig» oder Psessergurken. Hierzu
sammelt man zu Ende des Augusts und im Ansange
Septembers die kleinsten Gurken, welche gesund sind
und keine Flecken haben, und schneidet ihre Stiele
glatt ab. Nachdem sie wie die Salzgurken abge-
waschen und wieder getrocknet worden sind, bestreut
man sie mit Salz, in welchem sie einige Tage stehen
bleiben und zu Zeiten einmal umgerührt werden;
dann werden sie mit einem Tuche abgetrocknet. Hier«
' aus belegt man den Boden eines steinernen Topses
oder eichenen Fäßchens mit Lorbeerblättern, Kardcmo»
rnenschalen, etwas ganzem Pseffer, neuer Würze,
Koriander und Fenchelsamen, und daraus eine Lage
Gurkenz aus diese kommt wieder eine Laöe Lorbeerblat
ter u. s. w. und dann wieder Gurken, bis das Gesäß
ist. Hieraus nimmt man guten Essig, kocht und
und schüttet solchen siedend über die
ganz bedeckt werden. Hier»
aus deckt man sie mit Wcinlaub und einem Schieser-
stein zu und verwahrt sie im Keller.
Mit Recht berühmt ist der Gemüsebau von
Ersurt, Nicht Jedermann hat Gelegenheit und Anlaß,
mit dessen Eigenrhümlichkeiten sich bekannt zu machen,
während doch alle Eigenthümlichkciten in der Horti»
cultur Ausmerksamkeit verdienen, zur Prüsung auch
in andern? Boden und in anderer Lage aussordern.
Eine treffliche Uebersicht des Ersurtischen Ge»
müsebaumesens liesert das einsache, ungekünstelte, durch
und durch praciische Büchlein „der Ersurter Ge»
müse-Ga-rtner ic. von Georg Elias Voigt,
practischem Gärtner," woraus mehr zu lernen
ist, als aus manchem sehr dickleibigen und mit Ge»
lehrsamkeit gespickten Gartenbuche. Ueberzeugt, den
Dank unserer Leser dasür zu verdienen, sügen wir
aus diesem Büchlein hier die Lehre vom Gurkenbau
bei, da sie wohl einige Abweichungen von der hier
eriheilten enthält, also zum Nachdenken und Ver
suchen reizen muß. Der Herr Versasser sagt in sei-
ner schlichten Weise :

Von den Gurken.


Hiervon giebt es jetzt viele Sorten, welche sich
sowohl durch ihre Länge, mehr oder weniger schlan»
ken Wuchs, als auch durch ihre Farben unterscheiden;
zum gewöhnlichen Bedars werden hier solgende drei
Sorten angebaut:
Die große, lange Schlangengurke, welche sich
vorzüglich durch ihren schlanken Wuchs zum Einma
chen eignet und auch hauptsächlich zu diesem Zwecke
angebaut wird, steht aber im Ertrage den übrigen
nach.
Dir Ersurt« mittellange Gurke wird auch noch
zum Einmachen verwendet und ist schon ergiebiger.
Die srühe Traubrngurke, deren Früchte nur 4 bis
6 Zoll lang werden, welche in Trauben ober büschcls
weise zusammensitzen, wovon sie auch ihren Namen
hat, aber sehr reichlich tragt. Dieselbe eignet sich
vorzüglich sehr gut zum Treben in Mistbeeten. Ihr
Fleisch ist zarter, als das der anderen Sorten.
Die weißen Gurken sind hier wenig beliebt und
werden deshalb selten angebaut.^
Die Gurken verlangen ein lockeres, mit gutem,
seuchtem und nicht zu strohigem Pserderniste gedüng
tes, am Besten im Herbste gut und ties gegrabenes
Erdreich und eine sreie, sonnige Lage. Der späten
Nachtsröste wegen sollle man vor der ersten Hälste
des Mai's kein .Gurkenkerne legen. Wird das Land
im Frübjahre gegraben, so müssen die Kerne gleich
in die Erde gebracht werden, ehe dieselbe austrocknet.
Am Besten ist es daher, wenn man nicht das ganze
dazu bestimmte Land aus einmal, sondern nur stück
weise gräbt und dann, gleich die Aussaat vornimmt.
Sowie das Land gegraben ist, wird es eingesüßelt,
und dann macht man mit einer kleinen Hacke nach
der Gartenschnur 2 Zoll liese und wenigstens 3 Fuß
Voneinander entsernte Furchen sür die Kerne, so daß
alle 2 Zoll einer zu liegen kommt, und macht diese
Furchen sogleich wieder zu, rechet das Land egal ab
und stritt es mit dein Trelbrcte. — Sollte aber das
gegrabene Land zuwenig Feuchtigkeit enthalt, n, so
gießt man die gemachten Furche« vermittelst der
Gießkanne mit Wasser ein, und wenn dieses in die
Erde eingedrungen ist, werden die Kerne hineingelegt
und die Furchen zugemacht; man muß sich aber hier
bei sehr in Acht nehmen, daß man nicht unmittelbar
aus die riassen Furchen tritt, da dadurch der Boden
zu fest wird. Hieraus wird das Land nicht eh» ab»
— 87 —
gerecht und mit dem Tretbrete getreten, bis die Ober
fläche der Furchen gehörig abgetrocknet ist. — Manche
düngen auch das Gurkenland nicht vorher, sondern
ziehen die Furchen elwaS tieser, streuen ganz klaren
Mist hinein und bringen die Kerne daraus. Andere
legen auch die Kerne erst in die Furchen und bringen
klaren Mist daraus, wobei aber dieselben etwas ties
zu liegen kommen und bei ungünstiger Witterung
, leicht in der Erde verderben. Das zwischen diesen
Furchen besindliche Land kann zu anderen Gewächse«
, benutzt werben, als Salat, Kohlrabi ?c. , jedoch müs
sen diese dann hinweggenommen werden, wenn die
^ Gurken ansangen, ihre Ranken zu treiben. — Will
, man aber das dazwischen liegende Land zu n'chtS
Anderm benutzen, so kann man von Zeit zu Zeit ver
schiedene Aussaaten machen, um desto sicherer bald
Gurkenpsianzen zu erhalten. Man säet zu diesem
Zwecke die ersten Furchen zeitig aus; einige Zeit
daraus zieht man neben jeder zuerst gemachten Furche
eine zweite und sährt damit so lange sort, bis man
glaubt, daß es genug sein wird. Sollte nun diese
oder jene Aussaat zu Grunde gehen, so bleibt gewiß
eine gut. Wer sreilich nicht viel Samenkerne hat,
kann diese Methode nicht anwenden.
Manche legen auch die Gurkenkerne in soge
nannte Buden. Sie machen zu diesem Zwecke mit
der Hacke 1 Fuß große und 1^ bis 2 Zoll tiese
Löcher, 3 Fuß voneinander entsernt, wersen in jedes
Loch drei bis vier Kerne, doch so, daß sie immer ent»
sernt voneinander zu liegen kommen, und bedecken
sie mit lockerer Erde und auch wohl mit etwas kla
rem, versaultem Pserdemiste. Andere bringen auch
wohl, wenn sie das Land vorher nicht gedüngt ha
ben, in diese Buden erst Pserdemist, bedecken ihn
mit etwas Erde und legen dann die Kerne daraus,
welche nachher leicht mit Erde bedeckt werden.
— 88 -
Viele quellen auch die zu legenden Kerne vorher
in Wasser oder auch in MÜcb ein und legen sie dann
in leinenen Säckchen in Pserdcmist, oder an sonst
einen warmen Orr, oder legen sie zwischen seucht ge«
machte wollene Lappen und lassen sie da keimen, ehe
sie dieselben in die Erde bringen. Jedoch ist dieses Ein»
quellen im Allgemeinen hier nicht gebräuchlich; man
Pars nur aus guten Samen halten, so geht dieser,
wenn nicht ganz ungünstige Witterung eintritt, in 6
bis 8 Tagen gewiß aus.
Nur in dem höchsten Nothsalle, wenn zu dürre
Witterung eintreten sollte, während der Same in dem
Lande liegt, gießt man dasselbe, da im Allgemeinen
die Gurkenkerne es nicht vertragen können. Dies
gilt auch in der Folge von den ausgegangenen und
erwachsenen Pflanzen.
Sollte, während daß die Kerne in der Erde lie«
gen, dieselbe durch einen Schlagregen sest geschlagen
»erden und man besürchtet, daß die Keime nicht
durch die dadurch gebildete Kruste hindurchkommen
können, so muß das Land ganz sein abgerechet, oder
mit einer Hacke ganz sein ausgelockert werden, wobei
man sich aber in Acht zu nehmen hat, daß die in
der Erde liegenden gekeimten Kerne nicht mit ausge«
rissen werden. Dieses Auslockern muß auch gesche
hen, wenn man zu mehrmaligem Gießen gezwungen
gewesen wäre.
Wenn die ausgegangenen Pflanzen das erste
rauhe Blatt erhalten haben, werden die zu dicht
flehenden ausgezogen, und dieses in der Folge, wenn
sie in dem Wackslhum weiter vorgeschritten, sind,
mehrmals wiederholt, wo dann jede stehenbleibende
Pflanze eigentlich wenigstens 1 Fuß von der andern
abstehen muß. doch müssen hierbei immer die schön
sten und gesundesten stehen bleiben. Es zeigen sich
auch mitunter solche Pflanzen, welche wir hier gesüllte
LS —
nennen; diese treiben nämlich nicht ein, sondern zwei
gegenüberstehende Blätter aus einmal zwischen den
Kernblättern Kervor, und da diese Pflanzen nach ge-
machten Ersahrungen wenige und schlechte Früchte
tragen, so werden sie ausgezogen.
Die auswachsenden Pflanzen müssen bis zu der
Zeit wo ihre Ranken ansangen zu lausen, fleißig be-
hackc und dadurch die zwischen ihnen besindliche Erde
ausgelockert und zugleich das ausschießende Unkraut
vertilgt werden, dock dars dieses auch nicht bei zu
trockener Witterung geschehen, wo es den Pflanzen
blos schädlich ist. Auch das mehrmalige Behäuseln
oder Anscharren der Erde an die Stöcke dars nicht
versäumt werden, da den Pflanzen dadurch nicht nur
^ neue Nahrung zugesührt wird, sondern dieselben auch
Schutz gegen die starken Winde erhalten, welche ih»
, nen sonst die Stiele verdrehen. Fangen die Ranken
an auszulausen, so muß man ihnen zu Hülse kom-
^ men und dieselben so legen, daß sie das Land gleich-
sörmig bedecken und nicht ineinander wachsen; auch
zieht man die etwa noch zu dick stehenden Pflanzen
aus, damit die stehenbleibenden gehörigen Raum be-
kommen, denn je weiter sie stehen, desto reichlicher
tragen sie.
Wenn sich die Blüthen zeigen, so dars man
ja nicht die an den Stöcken besindlichen tauben Blü-
then abnehmen, wie man srüher irrig thal, denn diese
sind die männlichen Blüthen, die durch ihren Sa-
menstaub die weiblichen sruchttragenden besruchten.
Sollen die Gurken aus sreiem Felde gebaut wer»
den, wie dies hier häusig geschieht, so wird das Land
dazu am Besten vor Winters gegraben oder auch
mit dem Pfluge und der Egge sorgsältig bearbeitet
und gut gedüngt. Ist das Land das Jahr vorher
gedüngt und mit Kohl bepflanzt worden, so kann
man auch das Düngen ersparen. Die Kerne wer«
so -
den Ende Aprils oder Ansangs Mai's dünn ausge»
säet und mir dem Karste flach untergezogen, so daß
sie etwa ! Zoll ties in die Erde zu liegen kommen,
und dann der Acker mit der Egge bestrichen. Sind
die Pflanzen soweit erwachsen, daß sie vier Blatter
haben, so reinigt man sie mit der Hacke vom Un
kraute und verzieht zugleich die zu dicht stehenden,
so daß jede stehenbleibende Pflanze wenigstens einen
Raum von Fuß bekommt. Sie bedürsen dann
weiter keiner Pflege, als daß man sie fleißig behackt
und vom Unkraute reinigt.
Viele hiesige Gärtn.« legen seit einigen Jahren
die Gurkenkerne nicht mehr in das Land, sondern zie»
hen die Pflanzen in Mistbeeten und setzen dieselben dann
in das Land, wenn sie daS erste rauhe Blatt bekom»
men, oder auch besser , ehe sich dieses zeigt, wozu ge«
wohnlich 8 bis höchstens 10 Tage ersorderlich sind.
Die Mistbeete dürsen aber nicht zu naß gehalten
werden; auch dars man die Pflanzen nicht zu groß
werden lassen. Sollen nun die Pflanzen in das
Land versetzt werden, welches gewöhnlich Ansangs
Mai'S oder auch einige Tage srüher oder später ges
schiebt, je nachdem sich die Witterung günstig oder
ungünstig zeigt, so nimmt man dieselben ganz behut
sam aus der Erde, damit ja alle Wurzelsasern daran
bleiben, da diese zum schnellen Anwachsen durchaus
ersorderlich sind, und thut sie in eine Mulde ober
sonst ein Geschirr und bedeckt sie leicht mit einem
Tuche, damit ihre fleischigen wässerigen Stengel nickt
von der Luft verwelken, dann setzt man sie vermit
telst des Pflanzers 1 Fuß weit aus das sür sie be
stimmte Land etwas ties ein. so daß sie beinahe bis
an ihre Blätter in die Erde zu stehen kommen. Nach
dem Einsetzen müssen sie gleich angegossen werden,
dock so, daß das Wasser nicht an die Pflanzen, son
dern in das vom Pflanzer zurückgelassene Loch gegos-
91 —
sen wird. Man muß sich hierbei aber in Acht neb«
men, daß keine Steine oder trockene Erdkörner mit
in das Loch sallen, damit diese den saftigen Stengel
der Gurkenkernpflanzen bei'm Andrücken nicht zerquet
schen. Am Liebsten nimmt man dieses Verpflanzen
nach einem Regen vor. Sollte es aber gerade an
Regen sehlen, so muß das Land vorher eingegossen
werden, und wenn das Wasser von der Erde gehörig
eingezogen ist, dann wird das Verpflanzen vorgenom
men. Tritt in der Folge trockene Witterung ein, so
müssen die versetzten Pslanzen begossen werden —
wer kein Mistbeet hat, kann sich solche Gurkenpflan»
zen in Blumentöpsen, Kästen ?c. zieben. Man bringt
zu diesem Zwecke unten in die Töpse Sägespäne oder
Gerberlohe, und aus diese eine Schicht gute Erde;
daraus werden die Kerne gelegt und mit leichter Erde
bedeckt; Andere nehmen auch blos Sägespane und
vermischen dieselben mit gleichen Theilen Erde, bringen
^ diese unten in den Tops und legen dann die Kerne
daraus, welche mit leichter Erde bedeckt werden. Diese
Töpse werden dann in einem warmen Zimmer hinter
die Fenster an die Sonne gesetzt, wv sich bald die
Pflänzcken zeigen, die dann aus die vorige Weise
versetzt werden, — Dieses Versahren gewährt, außer
dem Vortheile, daß man einige Wochen eher Früchte
von ihnen bekommt, such noch den, daß viel Samen«
kerne erspart werden. Doch ist es auch hier sehr
zweckmäßig, eine zweite Pflanzung vorzunehmen.
Bei der Ausmahl der Samengurken muß man
sehr vorsichtig zu Werke gehen, um guten Samen zu
erhalten. Wir nehmen hier gewöhnlich die am Er
sten sich bildenden Gurken alle weg (die sogenannten
Stammgurken, welche unmittelbar am Stamme sitzen),
weil diese die Pflanze zu sehr abzehren und doch nie
eine schöne, gesällige Form erhalten, und wählen erst
bei'm zweiten Bruche (Abnehmen) solche zum Sa»
— 92 —
men aus, welche ziemlich entsernt vom Stamme an
den Ranken erwachsen sind, eine schöne Form haben
und nicht fleckig und warzig sind. Auch muß man
nur die Samengurken von solchen Pflanzen wählen,
welche srühzeitig Blüthen und Früchte angesetzt ha»
bcn. Um sie vor Fäulniß zu bewahren, der sie vor«
züglich bei vielem Regen unterworsen sind, werden
ihnen Steine oder Scherben schies untergelegt, damit
der Regen ablausen kann; sie reisen hierdurch auch
schneller, als wenn sie aus der Erde liegen. Sie bleiben
so lange am Stocke liegen, bis sie ganz dunkelgelb ge«
worden sind woraus dieselben abgenommen und an
einen trockenen, sonnigen Ort zum Nachreisen gebracht
werden, wo sie so lange liegen bleiben können, bis sie
weich werden. Doch wartet matt hier jetzt selten ab,
bis sie ganz weich sind, sondern man schneidet die
Gurken, nachdem sie einige Tage gelegen haben, der
Länge nach auseinander, macht die Brühe sammt den
Kernen mit der Hand heraus in ein Gesäß und ver»
kaust die guten Schalen als sogenannte Sensgurken
zum Einmachen oder versüttert sie den Schweinen.
Das in dem Gesäße besindliche Mark sammt den
Kernen bleibt darin so lange stehen, bis die Masse in
Währung übergeht, welches ungesähr nach 4 — S.
Tagen geschieht, durchweiche sich die Masse bei mehr
maligem Umrühren zersetzt, woraus sich die Kerne
leicht von dem ihnen anhängenden Schleime besreien
lassen. Man bringt zu diesem Zwecke die ganze
Masse in ein Sieb, welches so enge ist, daß keine
Kerne hindurch gehen, und sondert letztere durch Ab
schwemmen mit Wasser von dem Uebrigcn. Die ge
reinigten Kerne werden dann aus ein Tuch ausge
breitet und schnell getrocknet, hieraus mit den Händen
durchgerieben, um die etwa zusammenhängenden aus
einander ,u bringen und zur Ausbewahrung in einem
leinenen Säckchen an einem lustigen Orte ausgehängt,
— 98 —

damit die Mause nicht dazu kommen können. —


Man dars aber die Masse mit den Kernen nicht zu
lange ga'hren lassen, sonst werden letztere untauglich.
Sobald sie Blasen wirft, so ist es Zeit, die Reini«
gung vorzunehmen. Auch dars man die Masse dem
Regen nicht aussetzen oder Wasser nachgießen, denn
dadurch wird die Gährung unterbrochen und die Kerne
verderben. Die Samenkerne behalten ihre völlige
Keimkrast 6 — 6 Jahre.
Zur ganz srühzeitigen Erziehung der Gurken
bedient man sich der Mistbeete aus solgende Weise:
Etwa zu Ansang des Februar bringt man eine Schicht
frischen Pserdemist in ein Mistbeet, bedeckt diesen 9
bis 12 Zoll hoch mit der später beschriebenen Erde,
so daß zwischen dieser und den Mistbeetsenstern we
nigstens ein Raum von 1 Fuß bleibt, damit die
Gurken Platz und Lust zu ihrem Wachsthume erhal
ten. Erst wenn nach einigen Tagen die stärkste und
durch den Mist erzeugte Hitze vergangen ist, werden
Zn die Erde bis aus den Mist reichende Löcher ge
macht, und in diese die Töpse eingesetzt, in welche man
vorher die Gurkenkerne gelegt hat, und zwar so, daß
sie in die Mitte unter die Fenster zu stehen kommen.
Sind die Pflanzen ausgegangen, so verzieht man sie
so weit, daß in jedem Topse nur einige stehen blei«
Ken, die zuweilen mit lauwarmem Wasser begossen
werden. Nach etwa 6 bis 7 Wochen ist die Wärme
in den Mistbeeten erloschen, und dann werden die
Töpse ausgehoben und die Pflanzen in ein anderes
ebenso zubereitetes Mistbeet versetzt, in welchem sie
dann stehen bleiben. Man kehrt zu diesem Zwecke
die Töpse um und versetzt die Pflanzen mit dem
ganzen Erdballen. Man kann sich auch statt der
Töpse von Weiden geflochtene Körbe bedienen, welche
man sich von dürren, vorher in Wasser eingeweichten
Weiden leicht selbst versertigen kann. Unten hinein
?5
S4 —
bringt man etwas klaren Mist und setzt sie ebenso in
das Mistbeet ein, wie die Töpse; sie gewahren den
Wortheil, daß man die Pflanzen bci'm Versetzen in
das zweite Mistbeet nichl herauszunehmen braucht,
sondern die ganzen Körbe einsetzt, wo sie in der Folge
versaulen. Man kann auch die Gurkenpflanzen, nach»
dem sie in Töpsen gezogen, in ein und dasselbe Mist
beet mitten unter die Fenster wieder verpflanzen.
Auch kaiin man sie in Töpsen in der Stube ziehen
und nachher in das Mistbeet verpflanzen.
Die Mistbeete können bis dahin, wo die Gur
kenpflanzen angewachsen sind, zu Salat, Radieschen
ic. mir benutzt werden, da diese bald wieder weg
kommen.
Auch kann man denselben Zweck erreichen, wenn
man die vorher zum Keimen gebrachten Kerne un
mittelbar in die Erde des Mistbeetes hineinlegt und
die jungen Gurkenpflanzen, nachdem sie das vierte
Blatt erreicht haben, mit Hülse eines Melonenhebers
aus dem ersten Mistbeete sammt der Erde in das
zweite Mistbeet versetzt. Diese Versetzung wird ge
wöhnlich am Besten an einem sonnigen Tage vorge
nommen, und nach dem Versetzen die Pflanzen so
gleich mit lauwarmem Wasser begossen. Manche le
gen auch die vorher zum Keimen gebrachten Kerne in
die Erde des Mistbeetes und lassen die Pflanzen
gleich aus derselben Stelle stehen.
Vor Allem muß bei der Erziehung der srühzei«
tigen Gurken in Mistbeeten Sorge getragen werden,
daß die Kalte Nicht in dieselben hineindringen kann,
Und zu diesem Zwecke wird das ganze Mistbeet, so
hoch, als dessen breterne Einsassung über der Erde
hervorsteht, mit srischem Pserdemist umgeben und der
selbe gehörig zusammengetreten. Um zu verhüten,
daß die Hitze und der Brodern in dem Mistbeete
nicht zu stark werde, und um die Pflanzen zugleich
an die sreie Lust zu gewöhnen, müssen die Fenster
bei günstiger Witterung mehr oder weniger gelüstet
' werden. Um zu verhindern, daß die Gurkenpflanzen
nicht in die Höhe gehen und an die Fenster anstoßen,
werden sie mit kleinen hölzernen Haken, nach Art der
bei'm Nelkenabsenken gebräuchlichen, sanst an die
Erde angeheftet, damit sie aus derselben sortlausen.
Diese durch die Kunst gezogenen Pflanzen liesern
Ende Aprils oder Ansangs Mai's schon Früchte.
Auch die Gurken aus englische Manier zu ver
mehren (abzusenken), ist hier versucht worden, hat
aber keinen Anklang gesunden; doch lasse ich die Be
schreibung hier solgen: Es werden zu diesem Zwecke
die von den Pflanzen getriebenen Ranken, an welchen
sich Blüthenknospen besinden, bei'm zweiten oder
dritten Knoten in die Erde eingelegt, daselbst leicht
besestigt, dann die Spitze der Ranke ausgebrochen
und wenn der Boden Wurzeln geschlagen von der
Mutterpflanze getrennt. Man kann aus diese, Weise
von einer Pflanze viele Absenker machen, hat jedoch
keinen großen Vortheil davon gesehen.

Spar gel bau. '

Das eigentliche Vaterland des Spargels ist nicht


zu bestimmen, da n in Deutschland und andern eu
ropaischen Ländern, desgleichen im mittlem Asien
wild wachsend angetroffen wird ; wir wissen nur so«
viel, daß ihn schon die alten Römer sehr schätzten,
und daß besonders derjenige, der in der Gegend von
Ray e nna gezogen wurde, den Vorzug erhielt. Arn
Ende des l6. Jahrhunderts war sein Anbau schon i»
Deutschland bekannt, obgleich noch lange nicht allg««
— —

Mein. Die erste gute deutsche Anweisung zur Er.


ziehung des Spargels gibt Rhagorius. — In der
von Herr veranstalteten deutschen Ausgabe der
Geogonika, Straßburg 1692, heißt es: „Wann
einer viel Spart begehrt zu bekommen, so soll er gar
rein geschabtes Schashorn in Furchen dazuthun und
begießen." — Der römische Schriststeller Cako cm«
psiehlt vorzüglich den Schasmist zu dem Anbau deS
Spargels.
Sowie alle Naturproducte durch Cultur sehr
verandert und meistentheils veredelt werden, so auch
der Spargel. In seinem natürlichen Zustande treibt
er wenig dünne Keimen oder Sprossen, in Gärten,
Nach den Regeln der Kunst erzogen, wird er eine
weit größere, sastvollere, mildere Pflanze, die nicht
nur sehr viele, sondern auch sehr dicke Keime treibt,
welche sich zu Stengeln von Mannshöhe entwickeln.
— Die jungen Keime oder Stengelsprossen sind der
eßbare Theil dieser Pflanze und die Ursache ihres so
ausgebreiteten Anbaues, der mehre Arten Hervorger
bracht hat. Unter diesen zeichnet sich der grüne
Spargel durch seine zarten, weichen Keime, der
weiße Spargel, mit weißen, an der Spitze blaß»
grünen dicken Sprossen, serner der rot he aus. Der
weiße darmstadter und der weiße Holtändische Spar«
gel werden am Meisten geschätzt. Die letztere Art
,st unter allen die dickste; sie artet aber in unsern
Gärten bald aus, wenn sie nicht eine außerordentliche
Pflege erhält.
Die Ersordernisse eines guten Spargels sind:
Feinheit im Geschmack und Größe und
Dicke der Sprossen oder Pseisen; je stärker
die letztern sind, je weniger holzig und je sastreicher
ohne irgend einen Beigeschmack, desto köstlicher ist der
Spargel.
'''«'. '>^!. 7tz5r„ ch«r^ W^K? ,5W'<?»s!
S7 —

,. Cultur des Spargels.


Der Spargel verlangt zu semer gedeihlichen Er
ziehung einen lockern, sandigen Boden und eine trok-
kene, der Sonne ausgesetzte Lage mit gutem Dünger.
— Die Düngungsmittel zu den Spargelbeeten müs°
sen aber nach der Beschaffenheit ihrer Erdart gemahlt
werden, wenn die Spargelanlage der Erwartung ent
sprechen soll , da einer Erdart nicht alle Düngungs
mittel zum Hervorbringen großer und wohlschmecken
der Spargelkeime nützlich sind. In ein hitziges, kalk»
artiges oder sandiges Erdreich ist der Kuhdünger nütz
lich; in einem naßkalten und schweren Boden hinge
gen thut der Pserdedünger bessere Dienste und lft
diesem dienlicher, als Kuhdünger. Außerdem ist aber
auch die Zumischung einer gehörigen Menge Sandes
sehr nützlich. — Es kommt daher bei der Erziehung
- des Spargels aus die Zubereitung und Behandlungs-
? art des Bodens Alles an, besonders wenn man ihn
aus dem Samen zieht und diesen gleich an die be
stimmte Stelle legen will, wo der Spargel zum Ste
chen stehen bleiben soll. Hier muß vor dem Einle
gen des Samens das Erdreich in der Tiese mit Nah-
rvngsmitteln hinreichend versehen werden, weil diese
den Wurzeln von Oben nicht hinreichend beigebracht
werden können; denn die meisten Faserwurzeln, wel
che von den sast wagerecht liegenden Astwurzeln ab
gehen, senken sich in die Tiese ; wird nun nicht gleich
der nörhige Dünger dahin gebracht, so bleiben die
Keime klein und bekommen keinen guten Geschmack.
Die Vermehrung des Spargels kann aus zwei
erlei Art geschehen, nämlich durch den Samen ut>d
durch Wurzelkheilung. Das Erste« ist das Gewöhn
lichste. ,,,5>
Die Anlegung eines Samenbeetes zur Erziehung
von Pflanzen, die nachher aus die Spargelbeete ver-
Weift, Äkelonenbau. 2. «uff.
— 98 —
setzt werden sollen, geschieht also: Aus ein süns Fuß
breites Beet werden 8 Gräben von Fuß Breite
und 1 Fuß Tiese der Lange nach gezogen; in diese
wird der Dünger 4 Zoll hoch gelegt und aus diesen
2 Zoll hoch Erde gebracht, woraus der Same gesäet
wird. Der Graben wird dann mit Erde ganz zu
gedeckt, aus welche man nicht ties wurzelnde Gewächse
säen kann, die hernach, wie der Spargel zum Vor
schein kommt, nach und nach wieder weggenommen
werden. Wenn die Witterung seucht genug ist, oder
bei Dürre das Beet begossen wird, so gehen die Sa
men nach 4 bis 6 Wochen aus. Sonst liegen sie
wohl bei dürrer Witterung tll bis 12 Wochen, ver
wesen auch wohl gar, daher es am Beste» ist, die
Samenbeete im October oder November anzulegen.
— Den Sommer durch muß das Samenbeet von
Unkraut rein gehalten werden , im Spätherbst aber
bedecke man es mit kurzem Miste. Im solgenden
Frühjahre sind die Spargelpflanzen zum Versetzen
tüchtig und ihrer kleinen biegsamen Wurzeln wegen,
die man nicht zu verstutzen braucht, besser als zwei»
oder dreijährige, die man verstutzen muß, wodurch
ost der Sast derselben saul wird und die ganze
Pflanze eingeht.
Die Versahrungsart bei Anlegung eines Spar
gelseldes ist sehr verschieden. Nach dem ältesten Ver
sahren wird das dazu bestimmte Land in Beete von
4 Fuß Breite abgetheilt und zwischen jedem ein 2
Fuß breiter Weg gelassen, weil das Beet bei Bear
beitung der Spargelpflanzen und Stechen des Spar
gels nicht betreten werden dars. Hieraus wird die
Erde des Spargelbeetes 3^ Fuß ties ausgegraben
und aus den Boden eine ? Fuß hohe Lage von ver
rottetem Kuhmist gemacht. Nachdem dieser recht sest
zusammengetreten worden ist, bringt man 6 Zoll hoch
Erde daraus; über diese wieder eine Schicht Mist von
— 99 —
12 Zoll Höhe und zuletzt wieder eine Erdlage von
6 Zog/ Aus diese Art wird das Beet um 6 Zoll
höher, als die Gartenfläche, was darum nöthig ist,
weil sich in der Folge der Mist zusammensetzt. —
Man süllt auch wohl blos die Hälfte der Tiese des
ausgegrabenen Beetes mit Mist an und die obere
mit klarer Erde voA,
»s . Aus das so zubereitete Beet werden die Spar
gelpflanzen 8 Fuß von einander entsernt eingesetzt. —
Nachdem man hierzu mit der Schnur die richtige
Einlheilung aus dem Beete getroffen hat, wird jede
Stelle, wohin eine Pflanze kommen soll, mit einem
singersdicken , Stabe bezeichnet. An die bezeichnete
Stelle wird, «in 12 Zoll tieses und ebenso breites
Loch gemachj, und aus dessen Boden eine kleine, ein
Zoll hohe, hügelsörmige Erhöhung gebildet, aus wel
che die Samenpflanze dergestalt gesetzt wird, daß ihr
mittlerer Then^ oder der Keim aus die Spitze des
Hügels ,zu stehen kommt, die Wurzeln aber an dem
AbHange desselben sast wazerecht, wie die Speichen
eines Rades,, ausgebreitet liegen. — Wenn dies gr«
schöben ist, werden die Pflanzen mit der ausgeworse
nen Erde etwa 12 Zoll hoch bhdeckt., Dadurch er«
hält man viel stärkere Keime oder Pseisen^ weil die
kleinsten, nicht? so leicht, wie bei einer schwächern Erd
bedeckung, durchdringen und den .größern dieRahrung
entziehen können. Wenn sich nachher die in das Loch
locker eiMsüNe. Erde setzt, muß die dadurch entstan
dene Vertiesung mit, srischer Erde wieder voll ,ge,
macht «erdm. — Das Versetzen der Spargelpflan»
zen k<Vn<.«Ni'H«rbste nach Michaeli, besser aber im
FMjahr«»' MMN man ? sieht, daß die Pflanzen zu
wachse« ansangen, geschehen,,, denq dann gedeihen sie
am Besten. Werden sie srüher versetzt, wie häufig
zu g«schehen Pflegt, so liegen sie wohl 2 S Mo»
— ,00 —
Zeit ab, oder wenn dies auch nicht der Fall ist, so
liesern sie doch nur schwache Sprossen. — Die Zwi
schenräume zwischen den Spargelpflanzen können zum
Anbau anderer nicht ties gehender Pflanzen, als Sa
lat, Radieschen zc., benutzt werden. — Die erschie
nenen Pflanzen müssen den Sommer über stets von
Unkraut rein gehallen werden. Im kommenden Herbste
werden die getriebenen Stengel 6 Zoll hoch über der
Erde abgeschnitten, damit die Pflanzen mit der Lust
in Berührung bleiben, und das Beet einen guten
Zoll hoch mit Hühner» und Taubenmist bedeckt und
solcher mit der Mistgabel so flach und vorsichtig un
tergegraben, daß die Spargelwurzeln von den Spitzen
der Mistgabel nicht berührt und beschadigt werden,
nachher aber das Beet mit kurzem Kuhmiste zuge-
deckt. Wollte man den Hühner» und Taubenmist
erst im Frühjahre aus die Beete bringen und flach
untergraben, so würde dies mehr schädlich, als nütz
lich sein. Im Frühjahre und Sommer ist dieser hiz»
zige Mist bei der Sonnenwarme, welcher die Spar
gelbeete ausgesetzt sind, zumal wenn trockene Witte
rung eintritt und es nicht ost regnet, den Gewächsen
überhaupt und also auch dem Spargel höchst nach»
theilig. Die Gewächse werden sodann, von der Hitze
und Schärse des Mistes angegriffen, verwelken und
verdorren. Wenn aber im Herbste, wo die Sonnen
hitze nachläßt, dieser Mist aus die Spargelbeete ge
bracht und flach untergegraben wird, so wird derselbe
durch den im Winter ersolgten Regen und von dem
geschmolzenen Schnee allmälig ausgelös'tz es werden
die Kräste desselben dem Boden, worin die Spargel
wurzel» stehen, zugesührt, der Boden wird erwärmt
und besruchtet, und das srühe Hervortreiben eines
guten, starken Spargels besördert. Ferner wird auch
dasselbe noch durch die besruchtenden Theile des aus
gestreuten Kuhdüngers besördert, welche durch den Re>
— 10! —
gen uud Schnee ebensalls der Erde, welche die Spar«
gelwurzeln umgibt, zugesührt werden.
Im zweiten Frühjahre wird das Beet, nachdem
der Mist abgerecht worden ist, etwa 5 Zoll hoch, und
im solgenden dritten Frühjahre abermals so hoch mit
gutem Erdreiche erhöht, alle Herbste aber mit Hüh
ner« und Taubenmist aus die angegebene Art behan
delt. Die Erhöhung mit Erde im Frühjahre ist des?
halb nothwendig, damit der Spargel ties zu liegen
komme; denn liegt er nicht ties genug, so muß man
die Sprossen immer etwas über die Erde heraustrei
ben lassen, und sobald sie zu sehr mit der äußern
Luft in Berührung kommen, werden sie holzig und
sastlos; wollte man aber die jungen Pflanzen gleich
tieser legen, so verlören sie den Einfluß der äußern
Luft und vermoderten.
Im vierten Jahre erhalt man nun die Ernte,
denn erst jetzt kann der Spargel mit Bortheil gesto
chen werden; thut man dies schon im dritten Jahre,
so schwächt man die Pflanzen und sie treiben nun
in der Folge weniger dicke Sprossen. — Man sticht
nun, wenn sich der Spargel zeigt, alle Sprossen
ohne Unterschied, ob sie stark oder schwach sind, weg,
und läßt nur, wenn man Samen ziehen will, einige
der schönsten Sprossen zum Samen stehen. Länger
als bis gegen Johanni dars der Spargel nicht ge
stochen werden. Sticht man ihn noch späterhin, so
hat er nicht Zeit genug, aus das künstige Jahr neue
Sriebaugen anzusetzen, wenigstens werden die Spros
sen im solgenden Jahre nur schwach sein. — Bei
einer solchen Behandlung wird man nicht nur sehr
starken Spargel von durchgängiger Zartheit und sei«
nem Geschmacke ziehen, sondern die Anlage auch IS
bis 20 Jahre lang in gleichem Ertrage erhalten. —
Die nach Johanni austreibenden Stengel bleiben so
lange am Stocke, bis sie im Herbste ansangen gelb
— 102 —
und dürre zu werden; alsdann schneidet man sie 6
Zoll hoch über der Erde ab, um die Verbindung
zwischen der äußern Luft zu unterhalten. Dadurch
wird die Wurzel gesund und stark erhalten und treibt
im Frühjahre srüher und sreudiger. Verrichtet man
das Abschneiden der Stengel zu srüh, so sängt der
Sast in den Wurzeln an zu stocken, und die Spar
gelstöcke werden dadurch schwach und tragen schlechte
Sprossen. Nach abgeschnittenen Stengeln bedeckt
man die Oberfläche mit einer Schicht Hühner» oder
Taubenmist und behandelt sie, wie bereits oben an
gezeigt. Bei'm Auslegen des Mistes ist noch zu be
merken, daß auch die Zwischenwege damit bedeckt
werden und dieselbe Behandlung, wie die Beete er
halten müssen. Wenn man dies nicht besolgt, wer
den die Spargelpflanzen, welche an den Grenzen
wachsen, viel weniger schön aussallen, als die in der
Mitte der Beete.
In neueren Zeiten, wo man die Bemerkung
gemacht hat, daß im Winter die Mäuse und Maul
würse, von welchen wohl selten ein Garten ganz
srei ist, in den mit so vielem Mist angesüllten Spar
gelbeeten ihren Ausenthalt nehmen, weil sie daselbst
ein warmes, bequemes Lager sinden und darin leich
ter, als in sester Erde ihr Wesen treiben können,
werden natürlich durch die vielen Gange, welche diese
Thier« machen, die Spargelbeete unterwärts hohl, die
ineinander geschlungenen Spargelwurzeln werden von
der Erde entblößt und losgemacht, und nun ist es
unmöglich, daß sie gesund bleiben und Sprößlinge
treiben können. Sie kränkeln, versaulen, und es dau
ert nicht lange, so sind nur noch wenige Stellen aus
den Beeten, wo Spargel hervorschießt. Der Ertrag
ist nun zu gering, und man sieht sich genöthigt, neue
Spargelbeete anzulegen.
— 105 —
Diesem Uebel zu begegnen, ging man von dem
älteren Versahren ab und legte die Spargelbeete aus
solgende Art an: Das Erdreich wird im Herbste
ties riolt und mit kurzem Dünger stark gedüngt.
Im kommenden Frühjahre werden aus das Beet
Löcher gegraben, jedes von dem andern 6 Fuß ent
sernt und 3 Fuß ties; in die Mitke jedes dieser Lö
cher wird ein Stab gesteckt, und um diesen herum 3
Pflanzen gesetzt, ihre Wurzeln recht ausgebreitet und
nach allen Seiten hingewiesen, damit keine über die
andere zu liegen komme. Nun werden sie mit guter
Erde 6 Zoll hoch bedeckt, mit soviel Wasser ange
gossen, daß sich die ausgebrachte Erde an die Pflanze
und ihre Wurzeln recht sest anschließen kann, und
endlich über die beseuchtete Erde, wenn das Wasser
eingesickert ist, 1 Zoll hoch seine, trockene Erde ge-
streut. — Im Mai werden die Keime erscheinen,
welche nun von Unkraut rein gehalten werden müs-
? sen. Im solgender Herbste werden die Löcher mit
seiner Erde ganz zugesüllt, dann die Stengel 6 Zoll
über der Erde abgeschnitten und die Beete nun, wie
bereits angegeben, behandelt.
In England wird das zum Spargelbau be
stimmte Land im Herbste 8—10 Zoll hoch mit gut
verrottetem Dünger überlegt und hernach 2 Fuß ties
umgegraben. Nach dem Umgraben bleibt das Land
14 Tage bis 3 Wochen liegen; dantt wird es noch
einmal umgegraben und nach Verlaus einer gleichen
Zeit zum drittenmal. Hierdurch werden Dammerde
und Dünger gut miteinander vermischt. Diese Ar
beit muß aber an guten Tagen geschehen, wo es
weder regnet, noch Schnee liegt, weil sonst das Land
dadurch leicht schwer und sauer werden könnte, auch
richtet man ein besonderes Augenmerk aus die Berei
tung des Bodens, da diese von größerer Wichtigkeit
ist, als die ganze solgende Behandlung. Zur Zeit
— 104 —
der Pflanzung wird das Land noch einmal mit gut
verrottetem Dünger überstreut, und dieser H Spaten
stich ties untergebracht. Hieraus wird es in Beete
von 3 Fuß Breite, mit Zwischenwegen von 2 Fuß
Breite, eingetheilt. Aus jedes Beet werden 3 Reihen
Pflanzen, jede von der andern .1 Fuß entsernt, ge
setzt. Hierzu wird nach der Schnur ein Grübchen
wie zum Pflanzen des Burbaums gezogen und in
dieses die Pflanzen so hineingelegt, daß jede 1 Fuß
von der andern entsernt und !H Zoll unter der Ober
fläche des Landes zu stehen kommt. Nun bleibt das
Land bis im Herbst ungestört liegen, wo dann aber
die Wege so ties ausgegraben werden , daß man mit
ihrer Erde die Spargelbeete 6 Zoll hoch bedecken
kann, aus welche Erde dann noch eine gute Lage ver
rotteter Mist kommt. Die Wege werden mit langem
Dünger ausgesüllt. — In den solgenden Jahren
werben die Wege nicht wieder umgegraben, sondern
man legt blos eine 3 Zoll starke Lage gut verrotteten
Mist aus und bringt ihn gleichmäßig in die Beete
und Wege. — In den 2 ersten Jahren werden
die Beere einzeln mit Sellerie» oder Salatpflanzen
besetzt, später bleiben sie aber ganz srei.
Das Pflanzen des Spargels in Reihen gewahrt
den Bortheil, daß bei'm Stechen desselben nicht die
geringste Unordnung stattsinden kann, und bei den
nur 3 Fuß breiten Beeten tritt auch nicht die Not
wendigkeit ein, den Fuß aus die breiten Beete setzen
zu müssen, um zu allen Stöcken gelangen zu können,
was dann dem Lande und den unter der Oberfläche
besindlichen Trieben großen Schaden thut.
Da die voranzegebenen Versahrungsarten zu
Anlegung von Spargelbeeten durch Pflanzen noch
immer zu umständlich sind, so legt man solche jetzt weit
eilhaster gleich durch den Samen an. Hierz
— 105 —
Erde ungesähr soviel Dunger, als man zu einem
gewöhnlichen Gartenbeete nimmt, gegraben, wobei
man dahin sieht, daß die Beete etwas ties zu liegen
kommen, damit man sie nachher erhöhen könne. Hier
aus steckt man in der Entsernung von 2 Fuß kleine
Stöcke ein, und legt entweder im Herbste oder Früh
jahre — Ersteres ist, wie schon oben bemerkt worden,
das Bessert — um jeden Stock 3 Körner Spargel
samen. Wenn dieser ausgegangen ist, gibt man ge
nau Acht , daß aus jeder Stelle nicht mehr, als 1
Pflanze stehen bleibe, und zieht die übrigen aus.
Man kann aber auch aus dem Beete Reihen in 12
Zoll Entsernung voneinander mit einer schmalen
Hacke ziehen und in diese 12 Zoll auseinander 4
Samenkörner nicht zu nahe beieinander H Zoll ties
. legen und von den ausgegangen Pflanzen nur die
schönste stehen lassen und die übrigen ausziehen. Den
5 Sommer hindurch werden die Beete von Unkraut
r rein gehalten. Im Herbste bedeckt man sie mit Hüh
ner- und Taubenmist und behandelt sie im Uebrigen
wie die Pflanzenbeete. Man wird von diesen Bee
ten den schönsten Spargel erhalten und sie langer
benutzen können, als die von Pflanzen angelegten.
Da der Spargel zu den beliebtesten Speisen
gehört, so sucht man ihn auch, so wie andere seine
Gemüse, srüher, als gewöhnlich, zu erhalten und durch
die Kunst zu treiben, welches, jenachdem man den
Spargel srüher oder später haben will, in Mistbee
ten ooer im sreien Lande geschehen kann.
Zur Spargeltreiberei in Mistbeeten wird in der
Mitte des Decembers oder zu Ansang des Januars
«in ordentliches Mistbeet, wie bei dem Melonenbau
angegeben ist, eingerichtet und 12 Zoll hoch mit Erde
bedeckt. Alsdann hebt man mittelst einer Baumhacke
alte Spargelstöcke sammt der dazwischen gesrornen
Erde aus, setzt dieselben in das Mistbeet, süllt di,
— 106 —
Zwischenraume mit lockerer Erde aus und legt her
nach die Fenster aus, die aber bei jeder günstigen
Witterung, besonders bei Sonnenschein, gelüstet wer
den müssen. Werden die Mistbeete mit aller Sorg
salt behandelt, so wird der Spargel in denselben
eben so gut, als der im Lande gewachsene, aber die
Stöcke gehen, nachdem sie ihre Sprossen getrieben
haben, völlig zu Grunde. Um diese zu erhalten, be
dienen sich manche solgenden Versahrens: Sie flechten
weitläusig kleine Körbe von dürren Weiden — weilgrüne
Weiden in der Erde Wurzel schlagen würden — die die
Größe eines mittelmäßigen Blumentopss haben; der Bo
den derselben wird, um das Durchsallen der Erde zu
verhüten, mit etwas Stroh belegt, dann mit schickli
cher Erde gesüllt, und die Spargelstöcke in dieselben
gegen Winters gesetzt. Diese Körbe werden zu gc«
höriger Zeit aus den warmen Mist des Mistbeetes
gebracht, überall mit Erde umgeben, und dann die
Fenster aus das Mistbeet gelegt. Wenn die Stöcke
ihre Sprossen abgeliesert haben, werden sie mit den
Körben wieder in das Spargelbeet gesetzt. Die
Körbe versaulen hier, und die Stöcke werden er
halten.
Die Spargeltreiberei im sreien Lande besteht
in Folgendem: Man wählt dazu ein Spargelbeet,
das der Sonne recht ausgesetzt und wenigstens 4
Jahre alt ist. Um dieses gräbt man im November,
December oder Januar einen 2 Fuß tiesen und eben
so breiten Graben aus, und setzt aus das Beet selbst
einen Mistbeetkasten, der mit Fenstern und Laden
versehen wird. Der Graben wird nun mit srischem
Pserdemist recht sest voll gesüllt, und der Mist so
hoch, als der Mistbeetkasten ist, an denselben ange
legt. — Statt der Fenster kann auch der Kasten
vlos mit Bretern bedeckt werden, welche aber gut
aneinander gesügt sein müssen. Aus diese Breter
— 107 —
legt man etwa 12 Zoll hoch srischen Pserdedünger,
erhöht den um den Kasten gelegten so, daß er mit
dem aus den Bretern liegenden gleiche Höhe hat,
und aus diese Art das Beet vor allem Frost gesichert
ist. Nach 14 — 20 Tagen öffnet man an einigen
Orten die Breter und untersucht, ob sich Spargel
sprossen zeigen. Wenn die Sprossen stark genug her
angewachsen sind, können sie gestochen werden, jedoch
nur in den Mittagsstunden und mit gehöriger Vor
sicht und Eile, damit durch langes Oeffnen der Fen
ster und Laden das Mistbeet nicht erkalte. Dabei
ist aber noch zu bemerken, daß der gestochene Spar
gel sogleich in Tücher geschlagen werden muß, damit
er nicht ersriere. Eben so nothwendig ist es auch,
daß, wenn sich der Mist in den Gräben zusammen
gesetzt hat, srischer hinzugebracht werde. Nimmt die
Kälte zu , so muß auch Hie Decke aus den Bretern
starker und mit srisch aus dem Stalle kommendem
Mist belegt werden, um das Beet immer in der
gehörigen Warme zu erhalten. Nach dem ersten
Stechen des Spargels wird derselbe alle 2 Tage
gestochen.
Ein zum Treiben gebrauchtes Beet kann nicht
wieder dazu benutzt werden; eben so wenig dars im
kommenden Sommer Spargel davon gestochen wer
den, indem sonst dadurch die Stöcke erschöpst werde»
und leicht ganz zu Grunde gehen. Man kann aber
aus dasselbe Radieschen oder Salat säen, die hier
sehr gut und üppig wachsen.
Der getriebene Spargel hat nicht die schöne
Farbe, als der gewöhnlich gezogene. Man kann
aber diese einigermaßen hervorbringen, wenn man
die ausgestochenen Sprössen in einem Gesäße, z. B.
in einem Blumentopse, mit Erde bedeckt, so daß ihr
oberer Theil etwa 1 Zoll hoch über der Erde hervor»
ragt. Dieses Gesäß stellt man in das Fenster eines
— 108 —
maßig »armen Zimmers, wo dann die Sprossen
durch das Sonnenlicht ihre Farbe erhalten.
In England, wo der Spargel so ungemein ge
liebt wird, trachtet man auch darnach, denselben im
Winter zur Speise zu haben. — Man sucht zu dem
Ende die schönsten Sprossen im Monat Junius aus,
wascht dieselben von der anhängenden Erde sorgsältig
rein und trocknet sie 'mit einem Tuche wieder gut ab.
Zu gleicher Zeit wird Kleie recht wohl gedörrt und
mit etwas geröstetem Salze vermengt.
Von dieser trocknen Mischung bringt man eine
Hand hoch in ein gut gebundenes Faß, dessen Fugen
von Außen durch Pech noch lustdichter gemacht wer
den, legt aus die Mischung eine Reihe Spargel,
streut aus dieselbe H Zoll hoch wieder von der Mi
schung, und sährt mit dem Einlegen hes Spargels
und dem Ausstreuen der Kleie sort, bis das Faß nur
noch 2 Zoll Leere hat. Aus die oberste Kleienlage
wird nun, nachdem dieselbe etwas sest gedrückt wor
den ist, zerlassenes Unschlitt gegossen und daraus das ge
gen Zutritt der Lust in's Innere verwahrte Faß an
einen trockenen Ort gestellt. — Der Spargel hält
sich, aus diese Art verwahrt, bis srischer gestochen M
werden kann. — Die Kleie wird, wenn das F?aß
ausgeleert worden ist, zu Biehsutter, das abgeno m»
mene Fett aber zu Seise gebraucht.
Zur Samenerziehung läßt man, wie schon er
wähnt, die srühesten Sprossen zum Samentragen
stehen. — Die Samenreise tritt von Ende Septem
bers bis Ansang Octobers ein. Wenn die Beeren
eine rothe Farbe annehmen und der Stengel gelb
wird, schneidet man letztern ab und sammelt die
Beeren ein. Man kann diese entweder unmittelbar
selbst zur Aussaat anwenden, wenn man sie in einem
äße zwischen Sand bis zur Aussaat ausbewahrt.
109 —

streist man die Beeren in ein Gesäß mit Wasser,


laßt sie 14 Tage bis 3 Wochen darin stehen, zer:
drückt und zerreibt sie alsdann mit den Handen,
wodurch sich die Hülsen von den Samen trennen
und obenaus schwimmen. Gießt man nun das Was
ser langsam ab, so fließen die Hülsen mit sort und
der gute Same bleibt aus dem Boden liegen. Dies
Abwaschen wiederholt man einigemal, so erhält man
völlig reinen, guten Samen. Diesen breitet man
dann aus einem Tuche aus, läßt ihn an der Lust gut
abtrocknen und hebt ihn dann an einem trockenen
Orte aus. Er bleibt S Jahre keimsähig.

» - . .- ?W» » ! , , . » , . .
Auch in Betreff der Svargelcultur bietet daS
Ersurtische Versahren hin und wieder Eigenthümlich»
keiten, welche wohl Berücksichtigung und Prüsung
verdienen dürften, um so mehr, da sie aus Versuchen
und Ersahrung beruhen und durch glänzende Resul
tate sich bewähren. Daher geben wir auch hier sus
dem bei dem Gurkenbau erwähnten höchst schätzbaren
Büchlein von G. E. Voigt solgende Methode über

S p a r gel. i
Von dieser beliebten Pflanze wird hier der
weiße, dicke Darmstädter und der holländische Spar
gel angebaut. Er verlangt zu seinem Gedeihen eine/!
beständig der Sonne ausgesetzten, lockern und sehr
setten Boden, der überhaupt nicht stark genug ge
düngt werden kann. Es ist aber nicht einerlei, wel
che Art Mist verwendet wird, sondern derselbe muß
nach der Beschaffenheit der tzrdart gewählt werden.
Für hitziges, sandiges oder kalkiges Erdreich paßt
ner Rinderdünger, und der Pserdedünger leistet in
naßkaltem «nd schwerem Boden , gute Dienste; auch
— 1w —
kann man schwerem Boden eine gehörige Menge
Sand beimischen. Der Schas- und Ziegenmist be
kömmt ihm auch sehr gut.
Der Spargel kann aus zweierlei Art vermehrt
werden, nämlich: durch Zertheilung der alten Stöcke
und durch den Samen.
Soll dies durch Zertheilen der alten Stöcke ge
schehen, so werden diese ausgegraben und die daran
besindlichen jungen Ncbenstöcke abgenommen, einzeln
aus srisches Land gesetzt und damit ebenso versah
ren, wie später mit den aus Samen gezogenen, zum
Verpflanzen bestimmten Stöcken gezeigt werden wird.
Diese Art, den Spargel zu vermehren, ist aber jetzt
wenig mehr im Gebrauch, weil sie nicht so gute
Stöcke liesert, wie die aus Samen gezogenen Pflan
zen.
Will man ein Samenbeet zur Erziehung von
Spargelpflanzen, welche späterhin versetzt werden
sollen, anlegen, so geschieht dies aus solgende Weise?
Nachdem das dazu bestimmte Beet gut gedüngt und
gegraben worden ist, wird der Same im October
oder November, bei trockener Witterung, ziemlich dicht
ausgesäet, alsdann eingesüßelt, mit dem Karst unter
gezogen und dann das Beet gleich gerecht. Oder
man zieht aus dasselbe 1 Zoll tiese Furchen, legt die
Spargelkerne hinein und bedeckt sie dann mit Erde.
Die Aussaat erst im Frühjahr vorzunehmen, ist nicht
anzurathenz denn da der Same zu lange in der Erde
liegt, ehe er ausgeht, so kommen die Pflanzen zu
spät hervor, man müßte denn den Samen vor dem
Aussam 4—6 Tage im Wasser einquellen. — Sind
die Spargelpflanzen im solgenden Frühjahr 1 Zoll
hoch erwachsen, so werden sie vom Unkraute gereinigt
und die zu enge stehenden so weit verzogen, daß jede
Pflanze 4 Zoll Raum erhält. In der Folge werden
die Pflanzen fleißig behackt und vom Unkraute rein
— III —
gehalten. Im Herbste schneidet man die Stengel
ab und bedeckt die Pflanzen mit Baumlaub oder
einige Zoll hoch mit Erde. Im solgenden Frühjahre
können diese Spargelpflanzen schon versetzt werden
und wachsen besser an, als ältere Pflanzen. Indes
sen läßt man sie doch gewöhnlich 2 — 3 Jahre aus
dem Samenbeete stehen, ehe sie versetzt werden.
Bei Anlegung der Spargelbeete mit vorher ge
zogenen Pflanzen wird aus verschiedene Weise ver
sahren. Viele graben die Erde des anzulegenden
Spargelbeetes 3^ Fuß tief aus, bringen in die Tiese
eine 2 Fuß hohe Lage von klarem zu der Erdart
passendem Mist, treten diesen sest zusammen und brin
gen dann einen halben Fuß hoch Erde daraus; aus
diese wird wieder eine Schicht Mist 1 Fuß hoch ge
bracht, und diese dann wieder mit einer Lage Erde
von 1 Fuß Höhe überdeckt. Das Beet wird aus
diese Weise wenigstens ^ Fuß höher, als der Garten
grund, welches sich wiever auSgtcicbt, wenn sich der
Mist gesetzt hat. — Manche wenden auch statt des
Mistes Lohe an, oder süllen die untere Hälste der
Grube mit Mist und die andere Hälste mit klarer
Gartenerde aus. Die Pflanzen werden nun wenig
stens 2 — 3 Fuß in's Quadrat oder über's Kreuz
aus solgende Weise eingesetzt. Mit Hülse der Gar
tenschnur nimmt man die richtige Eintheilung aus
dem Beete vor, bezeichnet jede Stelle, wo eine
Pflanze eingesetzt werden soll, mit einem Psahle und
nimmt dann das Einsetzen vor. Man macht zu
diesem Zwecke, an jeder bezeichneten Stelle ein 1 Fuß
tieses und ebenso breites Loch , bildet aus dessen Bo
den in der Mitte mit der Hand eine kleine, 1 Zoll
hohe Erhöhung, und setzt die aus dem Samenbeete
gehobene Pflanze, welcher aber nie die Wurzeln ver
stutzt werden dürsen, wodurch die Stöcke krank wer
den und leicht absterben, dergestalt ein, daß dermitt
- US -
lere Theil oder der Keim aus die Spitze des Hügels
zu flehen kommt, die Wurzeln aber um den Hügel
herum horizontal zu liegen kommen, und wenn die
selben zu lang sein sollten, im Bogen um den Hügel
herum gelegt werden. Hieraus bedeckt man die
Pflanze mit der ausgeworsenen Erde. Wen,
die lockere Erde in der Folge in der Grube
wird dieselbe wieder ausgesüllt.
Andere rajolen das Land im Herbste und dün
gen es stark mit kurzem Dünger, wie ihn der Boden
verlangt. Im Frühjahre graben sie nach der Gar
tenschnur Löcher, 3 Fuß ties und 6 Fuß voneinander
entsernt; in die Mitte dieser Löcher stecken sie einen
singerdicken Stock und legen um diesen herum 3
Pflanzen, breiten ihre Wurzeln aus und weisen sie
nach allen Seiten hin. Hieraus bedecken sie die
Pflanzen 6 Zoll hoch mit guter Dammerde und gie
ßen sie an, damit sich die Erde an die Pflanzen und
Wurzln recht anschließe, und streuen dann, wenn
das Wasser eingesogen ist, noch 1 Zoll hoch Erde
darüber. Im solgenden Herbste süllen sie die Löcher
ganz mit Erde zu und bedecken dann das Beet, nach
dem sie die Stengel einige Zoll hoch über der Erde
abgeschnitten haben, mit Hühner., Tauben » oder an
dern, kurzen Mist. Im solgenden Frühjahre wird der
strohige Mist vom Beete mit dem Rechen weggenom
men und nur der klare liegen gelassen, und das
ganze Beet etwa 3 Zoll hoch, und im daraus solgen
den dritten Frühjahr abermals um soviel mit gutem
Erdreich erhöht.
Hier versahrt man bei Anlage der Spargelbeete
gewöhnlich solgendermaßen: Das anzulegende Beet
wird 2 Fuß ties ausgegraben, in die Tiese eine un:
gesahr 4—6 Zoll hohe Lage zu dsr Eroart passender
Mist gebracht und dann daraus 4 Zoll hoch Erde
"en. Hieraus werden die Pflanzen ebensalls
— 118 —
aus einige Zoll hohe Hügel gesetzt und so viel Erde
darüber gebracht, daß die Keime 6 Zoll hoch davon
bedeckt sind. Dann bringt man abermals eine 6—8
Zoll hohe Schicht Mist in das Loch, doch so, daß
die in die Höhe wachsenden Keime der Spargelpflan
zen nicht mit dem Mist in Berührung kommen, weil
sie sonst leicht saulen.
Manche graben das zu Spargelbceten bestimmte
Land und düngen es stark, machen dann Löcher von
1^—2 Fuß Tiese und 1—2 Fuß Weite, süllen sel
bige H Fuß hoch mit Mist an, bringen aus diesen
etwas Erde und setzen die Pflanzen nach der bezeich
neten Weise ein.
Am Gewöhnlichsten aber werden hier die Pflan
zen in die gemachten Löcher eingesetzt, ohne weder
unten noch oben hinein Mist zu bringen; wenn die
Pflanzen eingesetzt sind, werden sie blos mit seiner
Erde bedeckt. Die aus diese Weise angelegten Spar
gelbeete werden aber alle Jahre stark gedüngt.
Nie dürsen, wie schon erwähnt, die Spargel
pflanzen an ihren Wurzeln beschnitten werden, da
die Stöcke davon leicht verderben; blos die bei'm
Ausheben etwa beschädigten Wurzelu werden abge
schnitten. Sind die Wurzeln zu lang, so daß man
sie wegen der Enge der Löcher nicht gerade legen
kann, so werden dieselben in die Rundung gelegt.
Auch dars das Versetzen der Spargelpflanzen
aus die sür sie bestimmten Beete nie im Herbste,
sondern muß allemal im Frühjahr vorgenommen
werden, da von den im Herbste versetzten den Win
ter über viele ausgehen. Die Löcher werden erst im
Herbste völlig zugesüllt und so mit dem übrigen Bo
den ausgeglichen.
Das Bedecken der Spargelbeete im Herbste mit
Mist ist hier nicht, oder doch nur wenig, gebräuchlich ;
Weise, Melonenbau. ?. Au?. 8
— ll4 —
will man ja etwas thun, so »ndtn einigt Zoll doch
Erde daraus gebracht.
Gewöhnlich werden die Zwischenräume zu an«
deren Pflanzen benutzt, z. B. zu Salat, Radieschen,
auch Gurken ?c, und deswegen thut man wohl, zu
diesem Zwecke die Pflanzen entsernter voneinander zu
setzen, als oben angegeben wurde.
Je länger man wartet, den Spargel zu stechen,
desto besser bestocken sich die Pflanzen, und man
sollte dies eigentlich vor dem dritten oder vierten
Frühjahre, nach welchem die Pflanzen gesetzt wurden,
gar nicht thun. Geschieht es eher, im zweiten Jahre,
so wird derselbe gewiß in der Folge wenig stark«
Stengel treiben. Auch im dritten und vierten Jahre
dars man blos den starksten abstechen und läßt die
dünnen Stangen in die Höhe schießen, wodurch man
bewirkt, daß die Wurzel immer stärkere Augen an»
setzt und dann dickern Spargel hervortreibt. Bei'm
Stechen muß man sich immer recht in Acht nehmen,
damit die Nebenkeime nicht verletzt werden? deswegen
bedient man sich hierzu zweier Messer, mit dem ei«
nen wird die Erde etwas bei Seite gemacht und mit
dem andern, dem eigentlichen Spargelrgesser, sährt
man ganz knapp an dem Stengel oder (wie wir
hier ihn nennen) »n der Pseise hinunter und schnei
det dieselbe schräg ab. Länger als bis zu Johannis,
tag dars man den Spargel nicht stecken, sonst können
sich die Wurzeln bis zum Winter nicht gehörig star?
ken und erholen. Die nach dieser Zeil von der
Pflanze getriebenen Stengel läßt man in die Höhe
geben, und dieselben müssen so lange an den Stöcken
bleiben, bis sie im Herbste gelb und dürre werden,
alsdann werden sie 4 — 6 Zoll von der Erde abge»
schnitten. Schneidet man sie zu srüh ab, so stockt
der Sast in den Wurzeln, und diese werden dadurch
schwach und treiben hernach schlechte Pseisen, Die
— N6 —
sorgsaltig angelegten Spürgelbeete können bei guter
Wartung 20 — 30 Jahre lang benutzt »erden, «he
die Stöcke untragbar werden.
In der neuesten Zeit hat man das Versetzen
der Spargelpflanzen ausgegeben und sür vortheilhas«
ter besunden, die Spargelbeete gleich durch Same»
anzulegen.
Man grabt hierzu das Land sehr ties, oder, was
»och besser ist, rajoll es 5 Fuß ties, düngt es stark
mit kurzem Mist und sieht daraus, daß die Spar«
gelbeete etwas lies zu liegen kommen, damit man
dieselben in der Folge erhöhen könne. Hieraus steckt man
im Herbste nach der Gartenschnur reihenweise in der
Entsernung von 2 Fuß kleine Stöcke ein, macht um
jeden Stock drei bis vier 4—6 Zoll tiese Löcher mit
dem Pflanzer und legt in jedes Loch 3 Spargel
kerne und bedeckt sie mit Erde. Wenn diese ausge«
gangen sind, zieht man die schwächsten Pflanzen aus
und laßt an jeder Stclle nur die beste und krästigste
stehen. Im Winter bedeckt man das Beet 3 — 4
Zoll hoch mit verrottetem Mist, von welchem man
die stockigen Theile im Frühjahr abrecht. Den Som«
mer über werden die Beete vom Unkraut rein ge«
halten, und man benutzt die Zwischenräume zu Salat,
Radiescken ic. Im Herbste werden die Beete wie«
der mit Mist bedeckt und in jedem Frühjahr 8—4.
Zoll hoch mit guter Gartenerde erhöht. Nach 4
Jahren hat man den schönsten Spargel, und diese
Beete können länger benutzt werden, als die von ^
Pflanzen angelegten.
Auch versährt man aus folgende Weise, um
Spargelbeete unmittelbar aus Samen anzulegen:
Aus das, wie vorhin angegeben, zubereitete Beet wer«
den in gehöriger Entsernung Z—1 Fuß tiese, unten
6. oben w Zoll weite Löcher gemacht, welche man
am Besten mit einem Blumentopse sormt; er wird
nämlich ausrecht in das gemachte Loch gesetzt, von
allen Seiten die Erde angedrückt und dann wieder
herausgezogen. In die Mitte eines jeden Loches
steckt man einen Stab, legt um jeden 2 Zoll weit
in's Dreieck mit dem Pflanzer 3 Samenkerne 1 Zoll
ties, macht die mit dem Pflanzer gemachten Löcher
zu und laßt die mit dem Tops gesormten Löcher den
Winter durch offen. Von den ausgegangenen Pflan
zen läßt man im Frühjahr in jedem Loche nur die
beste stehen und zieht die übrigen aus. Ist die ste
hengebliebene Pflanze erwachsen, so wird im Herbst
das Loch mit guter Erde ausgesüllt. Der so gezo
gene und nicht versetzte Spargel kann nach 4—6
fahren gestochen werden, und die Stöcke sind durch
aus dauerhaster, als die versetzten.
Um den Spargel recht srühzeitig zu haben, wen
det man durch die Kunst verschiedene Versahrungs»
arten an, wovon ich hier einige mittheilen will.
Um Mitte December oder Ansangs Januar
wird ein ordentliches Mistbeet eingerichtet und aus
den Mist 2—3 Zoll hoch Erde gebracht. Alsdann
hebt Man einige alte, abgetragene Stöcke, vermittelst
der Baumhacke, sammt der dazwischen gesrorenen
Erde aus, setzt dieselben in das Mistbeet und süllt
die Zwischenräume mit lockerer Erde; dann werden
die Fenster darüber gedeckt, damit die Erde austhaue.
Ist dieses ersolgt, so müssen die Fenster fleißig ge»
lüstet werden, besonders bei Sonnenschein. Wird
dieses Alles genau besolgt, so wird dieser getriebene
Spargel eben so gut, als der im Lande gewachsene;
die Stöcke gehen aber gewöhnlich zu Grunde. Einige
suchen sie dadurch zu erhalten, daß sie dieselben gegen
den Winter in Körbe setzen, welche sie zu gehöriger
Zeit aus den warmen Pserdemist des Mistbeetes brin
gen und überall mit Erde umgeben. Das Mistbeet
wird bei großer Kälte des Nachts mit Fenstern oder
- 117 —
auch mit Bretern und Stroh bedeckt. Wenn die
Stöcke ihre Pseisen getragen haben, werden sie mit
den Körben wieder an den gehörigen Orten in das
Land gesetzt; die Körbe versaulen zwar, aber die
Stöcke werden erhalten.
Das zweckmäßigste Versahren aber, den Spar
gel in größerer Masse zu treiben, ist solgendes:
Man wählt ein Spargelbeet, welches wenigstens
4 Jahre vorher angelegt worden ist, am Besten an
einer gegen Mitlag gelegenen Wand, und gräbt um
dieses im November, December oder Januar, jenach»
dem man den Spargel srüher oder später haben will,
einen 2 Fuß tiesen und eben so breiten Graben.
Aus das Beet wird dann ein Mistbeetkasten gesetzt,
der mit Fenstern und Läden versehen sein, muß, in
den Graben aber wird srischer Pserdemist sest und
zwar hoch eingetreten, daß er mit dem Kasten in
gleiche Höhe kommt und überall sest an demselbeü
anliegt. Ansangs und bei großer Kalle werden die
Fenster nicht nur mit Laden, sondern auch mit Dek?
ken bedeckt, bis der Spargel zu treiben ansängt;
dann werden bei Sonnenschein um Mittag die Lä
den etwa eine Stunde weggenommen, aber die Fem
ster müssen immer darüber bleiben. Ist der Spar
gel so weit getrieben, daß die Pseisen gestochen wer-
ben können, so wird dieses immer
um den andern vorgenommen, und zwar allemal
Mittags, wobei man sich bei dem Oeffnen der Fen
ster in Acht nehmen muß, daß die Kalte nicht so
stark in das Mistbeet eindringen könne und dasselbe
dadurch nicht zuviel Wärme verliere. Bei anhalten
dem starken Froste muß das Beet östers mit srischem
Pserdemist umgeben werden, damit dasselbe immer
die gehörige Wärme behalte. — Dieses zum Trei
ben verwendete Beet kann aber in dem daraus sol
genden Jahre nicht wieder zu demselben Znncke be
— 118 —
nutzt werden; auch thut man wohl, wenn man im
solgenden Sommer keinen Spargel davon sticht, da
mit sich die Stöcke wieder erholen können.
Später, im Februar, kann der Spargel dadurch
getrieben werden, indem man blos einen Graben um
ein Spargelbcet zieht und in diesen guten, warmen
Pserdemist eintritt und das Beet selbst mit solchem
reichlich bedeckt. Manche bedecken auch jede Pflanze
mit einem Blumentopse oder mit einer Glasglocke
und legen darüber wenigstens einen Fuß hoch Pserde»
dünger. — Da dem getriebenen Spargel die schöne
Farbe des aus gewöhnlichem Wege gezogenen abgeht,
so legt man die Pseisen, um dieselbe einigermaßen
zu erlangen, in ein Gesaß, z. B. einen Blumentops,
und sügt denselben mit Erde so weit an, daß der
obere Theil der Pseisen etwa einen Zoll hoch über
die Erde hervorragt. Dieses Gesäß wird dann in
das Fenster eines mäßig warmen Zimmers gestellt,
und hier erhalten die Spargelpseisen durch die Ein
wirkung des Sonnenlichtes bald ihre natürliche
Farbe.
Die aus diese Weise abgetriebenen Spargelbeete
werden im Frühjahr zu Salat oder Radieschen be
nutzt, welche Pflanzen daraus üppig wachsen.
Soll von den Spargclpflsnzen Samen erzogen
werden, so müssen von den srühesten Sprossen die
schönsten dazu stehen bleiben. Wenn Ende Septem
bers der Stengel gelb Und die Beeren roch werden,
so wird ersterer abgeschnitten und die Beeren von
ihm abgestreist. Diese Beeren können gleich zur
Aussaat verwendet werbettz will marc aber den Sa
men ganz rein haben, so werden dieselben in ein Ge
säß mit Wasser gethan, eine kurze Zeit stehen gelas
sen, dann mit den Händen zerdrückt und dos Fleisch
abgerieben. Hieraus wird der Same ausgewaschen
und in einem Siebe an der Lust getrocknet.
— 119 —
Soll der gestochene Spargel eine Zeitlang aus
bewahrt werden, so geschieht dies am Besten in
Erde oder seuchtem Sande, oder man thut denselben
in ein mit Wasser gesülltes irdenes Gesäß, welches
taglich mit srischem Wasser erneuert wird. Auch ge
trocknet läßt sich der Spargel lange conservirenz es
«erden dazu nur die Spitzen eines halben oder ga«»
zen Fingers lang gewonnen und dieselben sogleich
aus Rahmen zum schnellen Abtrocknen an den Osen
gebracht. In England wird der im Frühjahr gesto
chene Spargel bis zum Winter aus solgende Weise
ausbewahrt: Man bringt die gewaschenen und wie,
der Abgetrockneten Spargelpflanzen schichtweise mit
recht mohlgedörrtem Mehle oder Kleie, die mit etwas
geröstetem Salze vermischt werden, in ein lustdichtes
Gesäß. Ist dies geschehen, so wird aus die oberste
Schicht, welche ganz aus jenem Gemisch von Mehl
und Salz bestehen muß, zerlassenes Unschlitt gegossen,
«»durch der Zutritt der Lust abgehalten wird.

Die, in mancher Hinsicht sehr schatzbaren Frau


endorser Blatter 1846 enthalten solgenden interesson-
ten Beitrag über

verbesserte Spargelculrur.
Die gebräuchliche Art und Weise, Spargelbeete
anzulegen, daß man 4 Fuß tiese Graben zieht, diese
ganz mit Dünger ansüllt und dann erst mit Spargel
bepflanzt, ist mit zu vieler Mühe und mit zu vielen
Kosten verbunden, um allenthalben Nachahmung zu
sinden. Es ist zwar richtig, daß die Spargelpflanze,
je tieser sie in der Erde steht, um so stärkere und
weichere Keime treibt und einen größcrn Ertrag lie
fert, allein da die Pflanze jedes Jahr nach Oben hin
— ISO —
neue Wurzeln bildet und gleichsam in der Erde aus
wärts wächst, so bedars es bei der ersten Anlage kei
neswegs der vielen Umstände. Man kann aus jedem
Boden Spargel bauen, wenn man ihm nur später
hin die geeignete künstliche Erdart zukommen läßt.
Die jungen Spargelpflanzen werden nach dem neuen
Anbauversahren in einer Reibe aus ein nur 4 Fuß
breites Beet in Zwischenräumen von 2^ — 8 Fuß
ausgepflanzt. Statt der Gräben werden 2 Fuß tiese
Löcher gemacht, deren Umsang sich nach der Größe
der Spargelpflanze richtet. In jedes Loch wird nun
4 Fuß hoch Dünger und daraus eine leichte Erddecke
gebracht. Die Stelle, woraus die Pflanze gesetzt
werden soll, wird etwas halbkegelartig erhöht, so daß
die Pflanze ganz sest aus diesen kleinen Hügel zu
sitzen kommt. Die Wurzeln werden gehörig ausein»
andergcbreitet, dann 4 Zoll, doch mit leichter Erde,
bedeckt, daraus wieder Dünger gebreitet und endlich
das Loch mit Erde dem Beete gleich gemacht. Da
der Spargel zu seinem Gedeihen einen leichten Bo
den bedars, so ist solgende künstlich bereitete Erde zur
alljährlichen Erhöhung der Beete die zweckmäßigste
und besonders da, wo schwerer Lehm» und Thonboden
vorherrscht, zu empsehlen. Um, z. B., sechs Spar»
gclbeetc anzulegen, bereite man sich vorher solgenden
Compost: Es werden drei Fuder Haide klar gehackt,
mit zwei Fuder Teich» oder Schlammerde und H Fu
der Kuhdünger vermischt und diese Mischung nach
österem Umstechen und Begießen mit Jauche ein
Jahr lang gähren gelassen. Wo es keine Haide gibt,
kann man sich den angegebenen Boden durch dürres
Laub, Moos, Holzerde, Dünger und ^ Theil Sand
bereiten. In diesem Boden breiten sich die Spargel»
vflanzen sehr aus, und wenn die Beete alle Jahre
? Fuß hoch mit dieser Erde angesüllt werden, so er
hält man Spargelkeime von 1 Fuß Lange und i ;
— l2l^ —

Zoll Durchmesser. Will man diese Pseifen stechen,


so muß. man sehr vorsichtig die Erde um sie herum
ties ausgraben und dann mit einem langen Spargel-,
messer stecken. Will man sich vier Jahre bis zur
ersten Spargelerndte gedulden, so kann man auch
den Spargel säen. Es werden in derselben Entser
nung, wie oben angegeben, zwei Kerne 1 Zoll ties
in die Erde gelegt, und die Beete werden dann jedes
Jahr aus gleiche Weise mit Erde erhöht. Zu bemer
ken ist noch, daß der Wohlgeschmack des Spargels
durch Düngung mit Blut bedeutend erhöht werden
kann. Zu diesem Zwecke wird im October aus jeden!
Spargelstock eine große Gießkanne voll Blut ge
gossen. ,

Spanische Artischocke; Cardun» Artischocke; Car-


dune; Cardy. ^nsr» (ZarüunLuIus,
Der U«„ zsrmnivr von 1846 ertheilt solgende
Culturanweisungen nach einer kurzen Andeutung der
in Frankreich vorkommenden Varietäten:
Oar^or, äe 1'ours, stachelig, mit vollen und.
dicken Rippen, ?
<?»r<i«r, plein inerme, beinahe ebenso schön und
ebenso voll, wie die vorige, aber ohne, oder wenig
stens mit sehr schwachen Stacheln.
lüsräou » ooles rouges, eine schöne Varietät
mit sehr breiten und vollen Rippen, auch sehr mil
dem Blatt, neuer, als die vorigen. > i
<üär<j«n 6s ?uvis, merkwürdig unter allen
durch den bedeutenden Umsang und die Breite der
Rippenz Stacheln schwach, ost gar nicht vorhanden;
Rippen halb voll. " . <
Gewöhnlich zieht man die O»r6«i> 6s Vours,
trotz ihrer Stacheln, der spanischen vor, weil diese
außer der mindern Zartheit und Fleischigkeit ihrer
Rippen leichter zum Schießen geneigt ist. Die st»chel»
losen Varietäten verdienten eine größere Verbreitung.
Die verschiedenen Varietäten säet man im April
in kleine Töpse in ein Mistbeet, oder im Mai in
das sreie Land. Diese letztere, üblichere Aussaat ge
schieht in Löcher, mit verrotteter Düngererde gesüllt
und nach allen Seiten ungesähr 3 Fuß voneinander
entsernt; in jedes Loch legt man zwei bis drei Kör«
ner, wovon später nur eine Pflanze stehen gelassen
wird. Falls ein Sheil der Sämlinge durch Enger«
linge oder Maulwurssgrillen zerstört werden , sollte, er,
setzt man sie durch Reservepflanzchen , welche man in
Töpsen hält und nun mit dem Ballen an die leer«
Stelle setzt.
Diese Pflanzen werden gerade so, wie die Arti
schocken behandelt und gepflegt, jedoch viel hänsiger
begossen. Sobald sie stark genug herangewachsen
sind, muß man an das Bleichen denken. Dies thut
man aus solgende Weise: Man rückt die Blätter,
welche ost 6 Fuß lang werden, möglichst nahe zusam»
nie«, bindet sie mir Stroh oder Weiden und umwik»
kelt die ganze Puppe mit trocknem und langem Stroh,
welches ebensalls gebunden wird. Nach drei Wochen
wird die Pflanze gebleicht sein und »eiche Rippen
haben; ließe man sie länger in diesem Zustande, so
würde sie saulen. Nicht unwesentlich dabei ist, daß
man bei'm Embmden zugleich die Erde rings um
jeden Stock anhäuselt. Wegen der drohenden Fäul»
niß thut man auch wohl, nicht alle Pflanzen aus
einmal einzubinden, sondern nur stets so viele, als
man zur Consumtion zu gebrauchen denkt.
Bevor stärkere Fröste eintreten, hebt man die
übrigen Pflanzen sorgsältig mit dem Ballen aus, w»
— 123 —
möglich bei ganz trocknen» Wetter, und schlägt sie in
einem guten Keller oder in einem Gemüsehause nahe
aneinander ein, nachdem man acht oder vierzehn Tage
zuvor die zum ersten Verspeisen bestimmten gehörig
eingebunden hat; sie bleichen sich auch im Keller
vollkommen und können, wenn dieser rein und gesund
ist, bis in den März hinein ausbewahrt werden. Zur
Gewinnung von Samen, der süns bis sechs Jabre
keimbar bleibt, laßt man einige Pflanzen ungebunden
im Lande stehen, wo man sie gleich den Artischocken
über Winter stark anhäuselt und bedeckt
Da eine aussührlichere Culturlehre hier nöthig
sein dürste und wir eine bessere nicht kennen, als die
von Theodor Nietner, welche er in dem zweite»
Theile seiner meisterlichen Küchengärtnerei, Seite 325
ertbeilt, so sügen wir diese hier aussührlich bei.
Ist gleich der wirklichen Artischocke, eine perenni-
rende (?) Pflanze, die aus Creta und der Berberei
«ild wächst, von wo aus sie zuerst nach dem südli»
chen Europa und von dort zu uns gekommen ist.
Character. Dieser ist in jeder Beziehung dem
der Artischocke ähnlich, nur in so sern verschieden, als
die Cardypflanzen im Allgemeinen eine bedeutendere
Größe erreicht und weit stärke Blattrippen — als
derjenige Theil, um dessentwillen sie eigentlich ange
baut wird — macht.
Sorten und Werth derselben. Won den man
cherlei Varietäten, die sich durch die Cultur erzeugt
haben, gicbt man der gemeinen spanischen und der
C^rdun- Artischocke von Tours den Vorzug. Die
erste« ist stachellos, hat dünne Rippen und schießt,
wenn sie srüh gesäet wird, gern und bald in den
Samenstängel. Die zweite Sorte, oder die Cardun-
Artischocke von TourS, ist zwar sehr stachelig, hat
aber bei Weitem breitere und zartere Rippen, schießt
nicht so leicht in Samen und wird auch weniger
— 124 —
hoch; alles Eigenschaften, die ihren Anbau vor jenem
der gemeinen Cardune wohl bevorzugen.
Fortpflanzung. Dieselbe geschieht durch Wurzel
schößlinge und durch Samen. Da die erste Vernich»
rungsart jedoch weniger krästige und gute Pflanzen
liesert, als die sind, welche durch Samen erzogen
werden, so bedient man sich ohne Ausnahme auch
nur immer dieser zur Vermehrung, Je nachdem der
Card« srüh oder spät verlangt wird, sällt die Aus
saat desselben in zwei Periodenz die erste in der
zweiten Woche des Märzes aus ein temperirtcs Mist
beet, wo die Pflanzen, nachdem sie ausgegangen sind
und die Witterung es erlaubt, reichlich mit der sreien
Lust in Berührung gesetzt werden. Im April, wenn
keine den Card« nachtheiligen Nachtsröste mehr zu be
sürchten sind, werden die jungen Pflanzen aus einer
von leichter, aber nahrhaster Erde zubereitete und im
Schutz liegende Schulrabatte pikirt, wo sie so lange
verbleiben und gepflegt werden, bis sie stark genug
geworden sind, an den Ort ihrer Bestimmung ge
pflanzt zu werden. Die zweite Periode der Aussaat .
sindet im April stott, entweder aus ein kaltes Mist
beet, aus eine im Freien liegende Rabatte, mit südli
cher Exposition, oder aber an Ort und Stelle selbst.
Da die Pflanzen hier zwar später, aber auch um so
krästiger werden, als jene im März aus Mistbeete
gesaeten, so können sie sür diesen Fall vom Samen«
beete aus auch sogleich an Ort und Stelle, wo sie
erwachsen sollen, gepflanzt werden, und liesern diese
ihre genießbaren Blattrippen im Herbst und Winter.
Im Vergleich gegenseitigen Vortheils beider Zei
ten der Aussaat gegeneinander ist die Frühe des Ge
nusses der Pflanzen der ersten Aussaat zwar nicht zu
verkennen; allein nichtsdestoweniger steht dieselbe der
Aussaat der zweiten Periode, gleichviel, ob dieses
aus's Samenbeet, oder an Ort und Stelle bewirkt
— 126 —
wird, insosern doch nicht nur nach, als bei ihr die
meisten Pflanzen vorzeitig, durchgehen, d.- h. die
Stängelbildung machen, mithin im Blattmuchs, als
dem Hauptgegenstande der Cultur, zurückbleiben, son
dern sie werden, selbst wenn dieses auch nicht ge
schieht, nie so krastig, wie die im Herbste zeitigen
Pflanzen der zweiten Aussaat: Grund genug, wes
halb man sich da, wo srüher Verbrauch des Card»
nicht unbedingt gesordert wird, auch nur immn aus
die Aussaat dieser Periode beschranken sollte.
Boden und Lage. Ein leichter, ties nahrhafter
Boden, in warmer und offener Lage, sagt dem kras
tigen Wachsthum des Card» mehr, als jede andere
Erdart zu.
Cultur und weitere Behandlung. Sobald die
Pflanzen der ersten und zweiten Aussaat die nöthige
Stärke erreicht haben, werden erstere im April und
Ansangs Mai, letztere Ausgangs Mai und Ansangs
Juni aus das sür sie im Herbst rajolte und kurz vor
der Bestellung noch einmal umgegrabene Land ge
pflanzt, wobei jene, als die schwächer bleibenden, einen
Abstand von 2 z bis 8 Fuß in Verband, diese, als
die starker werdenden Pflanzen, aber eine Entsernung
der Linien und unter sich eine Weite von mindestens
3 bis 4 Fuß verlangen. Ob man die Pflanzung in
Beete mit dazwischen lausenden Fußwegen, oder aber
ohne diese in bloße Reihen legt, ist gleichgültig und
bleibt dem Ermessen des Gärtners überlassen. Der
Raum zwischen dem Card« kann vorläusig zu einer
Zwischenernte von Spinat, Salat, Rabies ?c. dienen.
Im Lause des Sommers muß der Boden der Pflan-
zuug stets rein gehalten, ausgelockert und die Pflan-
zen ostmals und nachhaltig bewässert werden, wo
durch sie an Größe nicht nur zunehmen, sondern an
Zartheit der Blattrippen auch bedeutend gewinnen.
— !26 —
Wss nun die Aussaat an Ort und Stelle, mo
die Pflanzen stehen bleiben sollen, so sallt dieselbe der
Zeit nach mit der Aussaat der zweiten Periode aus
das Samenbeet zusammen. Zu diesem Zwecke macht
man in Abständen von 3 bis 4 Fuß im Verbande 6
Zoll im Durchmesser haltende und 1 Zoll tiese Löcher,
legt in jedes derselben drei bis vier Samen und bedeckt
sie mit der zur Seite liegenden Erde, die, wenn sie
trocken ist, angegossen werden muß. Wenn die Pflan?
zen ausgegangen und man die besseren von den
schlechteren oder weniger krästigen unterscheiden kann,
zieht man diese heraus und läßt nur jene allein
stehen, die im Verlause des Sommers gleich den ver«
pflanzten behandelt werden. Nachdem sich nun die
Pflanzen srüher oder später entwickelt haben, oder zur
eigentlichen Vorbereitung des Verbrauchs groß genug
geworden sind, welches bei denen der ersten Aussaat
im Juli und August, bei denen der zweiten aber im
September und October der Fall sein wird, so tritt
daö Bleichen oder Weißen (Blanchiren) ein, eine
Operation, die im Wesentlichen darin besteht, daß
man zu der Zeit, wo, wie gesagt, die Pflanzen sich
hinlänglich bestauver haben, dieselben an einem trock«
nen Tage von allen schlechten Theilen reinigt, die
guten Blätter von Unten nach Oben behutsam er»
saßt, mit drei bis vier Stroh», Weiden» oder Bin»
senbändern — Bast, behaupten Einige, gäbe den
gebleichten Rippen einen schlechten Geschmack — zu
sammenbindet. Alsdann häuselt man sie bis zur
Spitze der Blätter mit Erde an und zieht dieselbe
bei zunehmendem Wachsrhum der Pflanze auch wohl
noch höher. Im Herbst macht cs sich zuweilen
nölhig. daß die Erdkugel mit langem Miste, Laub
oder dergleichen geschützt werden. — Nach zwei bis
drei Wochen sind die Pflanzen, in der Regel, ge«
bleich! und zum Gebrauch in der Küche sertig. —
— 127 —
Um stets eine Reihensolge gebleichten Cardy'S zu
haben, muß sich das Bleichen nicht über alle Pflan
zen zu gleicher Zeit erstrecken, vielmehr muß eS in
Zwischenräumen von acht zu vierzehn Tagen gesche»
hen, je nachdem es der Bedars verlangt.
Mit Bezug aus denjenigen Card», der sür den
Wintergebrauch bestimmt ist, wird derselbe an einem
schönen Tage deö Octobers, gleich jenem, der srüher
verbraucht werden soll, zusammengebunden, jedoch
weniger sest, als jener, damit die Luft zwischen den
Blättern durchstreichen und so das leichtere Faulen
während des Winters verhüten könne. Hieraus wer
den die Pflanzen, ohne Beschädigung der Blätter,
mit dem Ballen herausgestochen, in dem Hinterraume
eines kalten, möglichst luftigen Gewächshauses in
nicht zu nassen Sand und nicht enger zusammen ein-
geschlagen, als nölhig ist, sie nachsehen zu können
und die etwa schlecht gewordenen Pflanzentheile ohne
Störung der guten zu entsernen. In Ermangelung
eines Gewächshauses läßt sich die Ausbewahrung und
Bleichling deS Card» auch wohl in einem trocknen
Keller, in einer Erd- oder Mistbeetgrube, die, eine swie
die andere, gegen die Kalte hinreichend gesichert sein
müssen, hier sreilich aber mit mehr Schwierigkeiten, als
am erstem Orte. — Bei der Bleichung mährend
des Winters ist jedmede Bedeckung der Pflanzen zu
entbehren.

O^osra !8eol^mvs, Ii. ^rtiokavt. Artischocke.


Perennirend; im südlichen Europa und in der
Berberei wild machsend; durch die Basis der Kelch»
schuppen und fleischigen Fruchtknoten (bei den Gärt,
nern R u h l genannt) eines der seineren und theueren
Gemüse, welches in Deutschland häusiger cultivirt
«erden sollte.
— 128 —
Varietäten: Die große Grüne oder die
Artischocke von Laon, mit oben flachem Blü»
thenkopse, abstehenden Kelchschuppen, sehr fleischigen
Fruchtknoten; sehr groß. Die Riol et te: minder
groß, srüher sich entwickelnd; besonders zum Rohessen
sehr zu empsehlen; Form mehr kegelsörmig, Kelch
schuppen grün, an den stachelichen Spitzen violett.
Die große Camus der Bretagne: Blüthenkops
noch größer und flacher, als bei der großen Grünen,
blaßgrün, srüher reisend, aber weniger fleischig.
Man kennt noch einige Spielarten, wie: die
Weiße, die Genueser oder Zucker»Artischocke zc.,
noch seiner von Geschmack, aber kleinftüchtig und sehr
empsindlich gegen unsere Winter, daher wenig ver
breitet und sür den gewöhnlichen Gärtner nicht zu
empsehlen.
Wurzel, der Cichorienwurzel ahnlich, minder flei
schig, lang und ties gehend; Blätter, unmittelbar
daraus hervorgehend, gesiedert und ungesiedert, bewaff
net und unbewaffnet, 2 bis sz Fuß lang, 6 bis 12
Zoll breit, weiß beflaumt, wodurch die ganze Pflanze
graugrün erscheint. Blüthenstängel, bei jungen Pflan
zen gewöhnlich nur einsach, bei älteren mehrsach, 2j
bis Fuß hock, oben astig, mit einem Blüthen«
kopse an jeder Spitze, dieser und die Blattstängel
(wenn sie gebleicht sind)als Gemüse verwendet.
Cultur: im sreien Lande, an Stellen, wo an
haltende Grundseuchtigkeit nicht zu besorgen ist und
in keinem Falle Wasser stehen bleibt, in nicht sehr
schwerem, tiesgründigem, nahrhaftem Boden, worin
sich die Wurzeln möglichst weit und breit ausbreiten
können. Will man sich eines reichen Gedeihens er
sreuen, so arbeite man den Boden ein Jahr zu
vor ties um, reinige ihn wie bei'm Rajolen und
wische ihn tüchtig mit gut verrottetem Pserdedünger,
— 129 —
Kurz vor dem Einpflanzen grabe man ihn abermals
lies um.
Da der Same in Deutschland nur äußerst sel«
ten keimbar reis wird und überdies die Varietäten
keineswegs genau wieder hervorbringt, so hat man,
beinahe überall, der Fortpflanzung durch Samen ent
sagt und dasür die Schößlinge gewählt, obgleich
diese auch sogar mit guten Wurzeln, nur bei gehört»
ger Vorsicht anwachsen. Man versährt dabei also:
») Man bearbeitet aus eben angedeutete Weise
6 Fuß breite Beete, mit wenigstens 2 Fuß breiten
Fußwegen dazwischen i.,
d) Man bezeichnet daraus, Fuß vom Rande
entsernt, 2 Linien, woraus die jungen Pflanzen, in
Entsernungen von 3 Fuß, im Verband gesetzt
werden.
«) Das Pflanzen betreibe ma.i nur Abends,
oder noch Keffer an einem Regentage. . .. .
Um einer gehörigen Anzahl von Schößlingen
stets sicher zu sein, thun die sranzösischen Gärtner
Folgendes, was sich auch in Deutschland bewährt
hat: .. - , ' l, ', .
») Gegen das Ende Aprils, oder überhaupt,
sobald die Blätter der Mutterpflanzen eine Länge von
— .10 Zoll erreicht haben, nimmt man rings um
dieselbe die Erdkruste sorgsältig so ab, daß die Schoß«
linge, bis zu dem Puncte, wo sie angewachsen sind,
nackt zu liegen kommen. An jedem gesunden Stocke
sindet man deren gewöhnlich 6— 12.
b) Nu» wählt man die 2-3 krästigsten Schöß.
linge zum Stehenlassen an dem Mutterstocke und
lös't die übrigen möglichst knapp an der Wurzel ab,
um ihren Knoten vollständig zu erhalten, woraus die
neuen Wurzeln sich bilden. Man reinigt sie sauber
von allen Fasern und Abrissen und kürzt die Blat»
t« aus eine Länge von 4-5 Zoll.
Weise, Melonenbau. ,. «»ff. 9
— 130 —
«) Bor der Pflanzung in da« aus obige
Weise zubereitete Beet, lasse man die Schößlinge ein
Wenig abtrocknen, aber ja nicht so sehr, daß die
Blätter zu welken ansangen, weil sonst an «in Ge
deihen kaum zu denken ist. Was daher nicht in g«.
höriger Zeit gepflanzt werden kann, schlage ma» an
einer schattigen Stelle oder in einem Kasten sorgsül»
tig ein.
An den 3 Fuß von einander entsernten
Pflanzlöchern setze man stets 2 Schößlinge, 4 — 5
Zoll voneinander entsernt, damit wenigstens einer sich
anwurzele. Gewöhnlich läßt der Gärtner beide sort»
wachsen, aber wo eS sich um Schönheit und Größe
des Ertrages handelt, nimmt man den schwächern
wieder heraus, sobald der stärkere sicher bewurzelt
ist, und läßt diesem allein Lust und Erde ganz.
e) Man pflanze sie mit dem Pflanzftocke
2^ — 3 Zoll ties und sorme ringsum ein kleines
Becken, welches man sogleich begießt, damit die Erde,
sich gut um die Wurzeln lege.
k) Tritt trockenes Wetter ein, so begießt man
jeden zweiten Tag, bis die Pflanzen zu treiben be»
ginnen, und nun behackt man das Beet zu gehört»
ger Auslockerung der Krume. Wenn mäßige Feuch'
tigkeit und Auslockerung nicht sehlen, wird die Mehr»
zahl der Pflanzen schon im ersten Herbste eine Ernte
liesern.
g) Sobald man im Herbste die Früchte ab»
genommen hat, schneide man die Stengel möglichst
knapp an der Wurzel ab.
K) Bei'm Herannahen der Fröste schneide man
ohngesähr 10 Zoll hoch vom Boden alle Blätter
ab. Hieraus häusele man die Erde rings um die
Pflanzen gut an, jedoch ohne deren Herz damit
zu bedecken. Sobald Fröste wirklich drohen, bringe
man eine gute Lage Streu od« trockenes Laub aus
- M -
jeden Stock, das wieder abgehoben werde» muß, sobald
und so ost mildere Witterung eintritt, damit nicht
FSulniß sich zeige.
i) Sobald harte Froste im Frühling nicht mehr
zu besorgen sind, hebe man die Streu» oder Laubdecke
ganz ab, behacke das Beet und ebne die Häuschen
um die Pflanzen sorgsaltig. Hiernach wird im April
die unter ») bezeichnete Arbeit, die Ablösung der
Schößlinge, vorgenommen.
Welche Pflege man diesen Pflanzen auch ang«»
deihen lassen möge, ftetS wird doch jeder strenge Win»
ter bedeutende Verwüstungen darunter anrichten, ost
Alles zerstören. Ein Mittel, diesem Uebel, wenigstens
thetlwetse, vorzubeugen, besteht darin, daß man vor
Eintritt der Fröste einige Artischockenpflanzen sorg,
sältig aushebt und solche in einen sroftsreien Kasten
in einem trockenen Keller oder Wintnhause gut «in»
schlügt oder pflanzt. DieS ist um so vortheilhaster,
da der Baron Po „sort zu ChalonS sur Marne
die wiederholte Ersahrung gemacht hat, daß alle aus
dtese Art gut überwinterten Pflanzen viel srüh«
Früchte ansetzen, «IS die übrigen, was sür den Ber»
kaus von einiger Bedeutung werden kann.
Gewöhnliche Gruben oder Graben ^ur Ueber-
winterung ersüllen selten ihren Zweck, am Wenigsten
da, wo der Boden sedr seucht und schwer ist, oder
die Nüsse «indringen kann.
Hat ein Gürtner sehr schweren und die Feuch»
tigkeit haltenden Boden, so müssen seine Artischocken,
beete anders angelegt werden, wenn er Ersolg hoffen
soll.
In diesem Falle mache er sie also um die Hülste
schmäler, grabe aus beiden Seiten die Weg« ties,
grabensörmig aus und bringe den Erdüberfluß da-
von, mit guter Erde gemischt, aus dt« Beete selbst,
damit diese eine ziemkiche Höhe erlangen, von beiden
— 132 —
Seiten der Lust ausgesetzt, die empsangene Nüsse
schneller verdunsten, während die grabensörmigen Wege
das Stagniren von Feuchtigkeit verhindern. Um»
sichtlich behandelt, gedeihen die Artischocken auch in
solchem Boden trefflich.
Da die Sämlinge nicht immer dieselbe Quali»
tät von Pflanzen liesern, sondern ost mehr oder min>
der abweichende Varietäten, so sieht man sich biswei
len zu Aussaaten genölhigt. Zu diesem BeHuse lasse
man sich guten Samen aus Frankreich kommen und
säe ihn in Februar oder März in ein laues Beet
unter Fenster, entweder in Näpse oder in das Beet
selbst; oder man säe zu Ende Aprtls oder Ansangs
Mai unmittelbar aus die Artischockenbeete selbst, in
oben angedeuteten Entsernungen, je 2 — 3 Körner
zusammen. .
Im Allgemrinen dürste in Deutschland die erster«
Saatweise aus mancherlei Gründen vorzuziehen sein.
In jedem Falle müssen die Saatstellen tüchtig
mit Düngererde versorgt werden. Alle Sämlinge
von schlechtem, Cardv» ähnlichem Aussehen müssen
zeitig weggenommen werden, weil sie in der Regel
kleine und schlechte Früchte bringen.
Zu solchen Aussaaten eignet sich Same von der
Artischocke von Laon am Besten, weil er in der
Regel bessere Früchte bringt, als der von allen süd»
licheren Varietäten. Er hält sich, gut ausbewahrt,
5—6 Jahre keimsähig.
Da die Artischockenpflanzen gewöhnlich nur 4
Jahre ergiebig und gut bleiben, so muß man stets
von 3 zu 3 Jahren sür eine zweckmäßige Verjünge»
rung seiner Beete sorgen.
Hat man bei dem Herannahen der Fröste sehr
viele Früchte aus seinen Pflanzen, und will man
davon sür späteren, vorthetlhasteren Verkaus oder sür
späteren eignen Genuß sicher ausbewahren, so schneid,
- 133 —
man die Stengel ganz nahe am Boden ab und
pflanze solche in den Boden eines WinterhauseS sür
Gemüse, eines guten Kalthauses, oder auch gemäßig»
ten Glashauses, wo sie sich lange erhalten, sogar
größer werden. :> , -
In noch höherem Grade ist dies der Fall, wenn
man die ganzen Stöcke sorgsältig aushebt, den grö»
ßern Theil der Blätter abschneidet und sie also ein-
setzt. Bei größeren Anpflanzungen kann diese Vor»
sicht den Ertrag wesentlich erhöhen und eine hübsche
HülsSquelle sür den Winter eröffnen.
Eine weitere Nebenbenutzung aller Artischocken-
pflanzen bieten deren Schößlinge: am Ende deS
SommerS binde man solche mit Stroh gut ein und
lasse sie bleichen, gleich den Cardy'S, so wird man
davon ein ebenso angenehmes Gemüse erhalten. Je»
doch find deren Wurzelrefte als Artischockenpflanzen
zum Berfttzen nicht weiter zu berücksichtigen, da sie
entweder gar nicht gedeihen oder nur ärmliche Pflan-
zen liesern. Man thut am Besten, solche ganz
auszustechen und zu solchem Zwecke die neuen Triebe
zu erwarten.
Herr Audot hat die Bemerkung gemacht, daß
man in Italien, abgesehen von den Köpsen, die Ar»
tischockenpflanzen sür die Tasel noch aus eine andere
Weise angenehm benutzt, und beschreibt dieses Ver»
sahren einsach in solgender Weise:
„An mehren Orten Italiens sah ich eine ei»
„genthümliche Benutzung der Artischockenpflan-
„zen. Man biegt alle vereinigten Stengel in einen
, .rechten Winkel um, häuselt die Pflanzen an und
„bindet sie, wie zum Bleichen, ein. An der Bie»
..gungSftelle entsteht ein AuSwuchS, eine Beule,
„von den Italienern godbo genannt. Diese lös/t
„man ab, bringt sie roh aus die Tasel und ver
— tA -
„speist sit Mit Salz. St« sind sehr zart und
„ersetzen im Herbft und Winter die Radieschen aus
„«ine höchst angenehme Weise."
Die Pflanzen selbst scheinen darunter »icht zu
leiden; also dürste dieser Versuch immerhin auch bei
»ns zu machen sein, da man des Angenehmen sür
den Haushalt nie zu viel haben kann.
Nachträge.

Allgemeines.

Seit geraumer Zeit vergeht beinahe kein Jahr


ohne das Erscheinen irgend eines neuen Buches oder
Büchletlts über Melonen und Melonenzucht, und kaum
hat eine solche Neuheit die Presse verlassen, so para,
diren schon wieder Ankündigungen einer noch neuern
Neuheit in allen Zeitschristen und Bibliographien,
Um so ersreulicher und schmeichelhaster ist es sür unn.
daß wir, trotz eines solchen Andranges von Neuhes,
ten, mehrsültigen Anlaß gesunden haben, von dem st«
ziemlich alten Weise'schen Buche über Melonen und
Melonenzucht ?c. abermals eine neue Auslage zu ver«
cmstalten.
Indessen giebt auch der Zudrang so vieler Neu»
heiten Anlaß zu anderen Betrachtungen, wovon wir
die hauptsächlichsten nicht verschweigen dürsen, wenn
wir nicht unsere Leser in der Irre lassen oder selbst
aus Abwege sühren wollen.
— 136 -
Bor Allem scheint auS jener Büchermenge her»
vorzuleuchten, daß die Melonenzucht in ganz Deutsch,
land einen ungemeinen Ausschwung und die weiteste
Verbreitung erlebt habe. Dem ist aber in der Thal
nur theilweise also. Denn, wohin wir auch blicken
mögen, nirgends sinden wir neuere, umsassende Gärt»
nereianftalten sür Melonencultur, während manche der
älteren ganz eingegangen sind oder wenigstens ihren
Betrieb mehr oder minder beschränkt haben.
Diese Thatsache mag um so aussallender erschei>
ne», da gerade in dieser Zeit die Cultur der Melo>
nen eine viel leichtere geworden und Erweiterungen
aus das Gebiet im sreien Boden gewonnen Hai,
welche, an sich schon sehr reizend, offenbar auch die
Melonenzucht weniger mühsam und theuer, also l«h>
nender machen.
Bei näherer Betrachtung der Dinge, wie stt
sind und wohl auch bleiben werden , wird diese G
scheinung weniger aussällig sein. Die Melone A
bekanntlich eine Frucht, welche in Deutschland wegen
ihres nothwendigen Preises schwerlich jemals eine
Frucht sür vie große Menge werden kann. Die Me
ione ist serner eine Frucht, welche im vollen Sommer
zur Mise gelangt, im rohen Zustande nur sehr kurze
Zeit sich gut erhält, sür die Küche und Conditorei
von nicht großer Bedeutung ist, mithin srisch, schnell
verspeis't werden muß, oder verdirbt und dann hgch>
ften zur Benutzung deS Samens verwendet werde«
kann. Die Melone ist endlich eine Frucht, welche
trotz ihrer großen Menge von Arten und Varietäten,
welche die Gürtnerwelt in Früh-, Mittel- und Spät
reise einzutheilen beliebt, und trotz aller künstlichen
Culturen und durch mehrerlei Aussaaten, versrühete
und verspätete Reiszeiten, dennoch einen Zeitraum
von nur 4 bis 6 Wochen umsaßt, also auch von
dieser Seit« betrachtet, rasch in den Handel kommen
— 137 —
und umgesetzt werden muß, wodurch der Markt leicht
übersührt werden kann. Dabei ist an sehr weite Ver>
sendung von reisen Melonen auch nicht wohl zu den
ken, einmal, weil sie leicht verderben und dann, weil
ihr Volumen sür die Fracht immerhin von Bedeu-
tung und der Preis der Waare verhältnißmäßig ein
zu geringer ist. Dem letzten Uebelftande ist zwar
durch die Eisenbahnen einigermaßen abgeholsen, allein
diese sind noch zu jung, um jetzt schon bedeutenden
Einfluß ans die Melonencultur geübt zu haben.
So sehen wir denn größere, gärtnerische Melo-
nenculturen sür den Handel gewöhnlich nur in gro
ßen Städten und in deren näheren Umgebung und
sinden, daß die Melonenzucht im sreien Lande zu
einem größeren Ausschwunge eigentlich noch gar nicht
gediehen ist.
Dagegen erkennt man mit Freude, daß die Me
lonenzucht bei Gartensreunden , im kleinen Maßstabe
und im Einzelnen, gleichsam nur sür daS HanS und
zu Festgaben sür Verwandte und Freunde, sich immer
weiter und weiter verbreitet, auch jährlich glänzendere
Resultate hervorrust. Dabei dars nicht außer Acht
gelassen werden, daß die Melonenzucht im sreien
Lande gerade bei Privatleuten ihre Hauptsreunde und
eisrigsten Verehrer gesunden hat, woraus beträchtliche
und nachhaltige Vervollkommnungen in der Cultur
selbst entspringe» müssen, sowie nach und nach der-
gleichen Versuche, Ersahrungen und Culturmethoden
mehr und mehr zur >Oeffentlichkeit gelangen, wosür
die vielen Gartenzeitschristen und landwirthschastlichen
Blätter genug Raum und Anlaß bieten.
Fortschritte sind, wie in der gesammten Gärt
nerei, so auch in der Melonenzucht, mancherlei wirk
lich, mancherlei nur scheinbar oder wenigstens nur
sehr problematisch gemacht worden. 'Manche dieser
Fortschritte sind auch in der That nur scheinbare,
— «3 —
indem sie häusig nur in dem Gebrauche anderer
Worte nnd Wendungen bestehen , ohne in der alten
Hauptsache etwas wesentlich zu ändern oder zu
bessern.
Diese Thatsache muß uns von dem Gedanken
abbringen, in dieser neuen Auslage Alles zusammen»
zustellen, was seit der vorigen Auflage im Auslande
»nd in Deutschland über die Melonen und die Melo»
nenzucht als neu veröffentlicht worden ist. Wir
müssen uns dabei aus Weniges beschränken, umso»
mehr, da einer der eisrigsten und bewährtesten Melo»
nenzüchter Deutschlands, der A. Preuß. Oberstlieu«
tenant a. D. Hr. v. Fabian zu Breslau, uns sein
Bedauern ausgedrückt hat, derartige Mittheilungen
jetzt nicht machen zu können. Wir bedauern diese
Absage noch schmerzlicher, weil eS in der That sür
unsere Leser hätte von höchstem Interesse sein müssen,
von den Versuchen, Ersahrungen und Resultaten eines
Mannes nähere Kenntnis, zu erhalten, d,r durch
wissenschastliche Bildung und umsassende Praris so
ausgezeichnet erscheint, auch keinen Berus sühlen
kann, mit setnen Ansichten hinter dem Berge zu hal»
ten, oder Irriges leichthin zu verbreiten, der über«
dies wohl ein« der größten Melonenculturen unter
eigener, eisriger Aussicht hat, theilweise selbst de«
sorgt.
Auch in Betreff der neuentstandenen Sotten
werden wir uns wohl hüten, den voluminösen Ver»
such einer Zusammenstellung von Allem zu machen,
was seit dem Erscheinen der vorigen Auslage an
neuen Varietäten und Hybriden in allen süns Welt«
thetlen entstanden ist. Das gäbe in der That ein
sür unsere Leser sehr unnützes Buch. Wir beschrän
ken uns daher lieber aus eine Zusammenstellung der«
jenig«n älteren und neuem Sorten, welche, mehr «der
minder verbreitet, überall als gute, an manchen Or»
— !39 —
ten und unter den gehörigen Umständen als die be.
ften betrachtet werden und daber auch in den meisten
guten Samenhandlungen leicht und billig zu erhalten
sind. Bei diesem Verzeichnisse nehmen wir keine
weitere Rücksicht aus die übliche Eintheilung in Netz»
Melonen, Warzenmelonen (Cantaloupen), glatte, dünn»
schalige Melonen, noch in die in weiß , gelb-, roth»
oder grünfteischige Melonen, sondern wir theilen
zur Bequemlichkeit der Leser die Melonen in solche
ein, welche
im Frühbeete,
im Freien,
im Frühbeete oder im sonstigen Beete nach Be»
lieben erzogen werden können.

Verzeichniß der gangbarsten Melonen.


4. 8», dal Frühbeet.
Auckermelone von Tours, roth» und sest»
fleischig, zuckersüß, mit grüner Schale.
Melone von Langlais, rothfleischig, wein-
säuerlich-zuckerig, gewürzhast. Form eirund, schwach
gerippt.
Melone von Cabul. grünfleischig, von mttt»
lerer Größe, mit rauher, gelblicher Schale.
Melone von TeraS, grünfleischtg; Form
rund, Schale weiß, etwas rauh; bringt sehr viele
Früchte.
Browham Hale, Fleisch grünlich, von mitt,
lerer Größe, Schale glatt, weiß; eine der besten.
Sammet ° Melone von Persten, Fleisch
grün, Schale rauh, gelblich.
Griechische KönigSmelone. Fleisch hell,
selb, Form oval, Schale grün ; eine der größten und
besten Früchte.
— 140 —

Cantaloupe von Prescott, Frucht mittel


groß, Schale sehr rauh, wechselnd von silberweiß bis
dunkelgrün z vorzüglich gut. :
Orangen » Cantaloupe, die allersrüheste
Melone, etwas klein, rund, hellgrün bis braun.
Frühe, zarte Cantaloupe, rolhfleischig.
Form etwas abgeplattet und gerippt; reist so srüh
als die vorige, bleibt jedoch etwas kleiner; eine sehr
gute Frucht.
w«ir 6«» O»rm»», rothfletschig, weinsüuer»
ltch, schmelzend, Form rund, Farbe schwürzlichgrün;
reist sehr srühe.
Siameser Kugelmelone, Form abgeplattet,
stark warzig, Farbe sast schwarz.
Cantaloupe von Paris, groß, Schale weiß,
stark netzsörmig.

, Im Freien. ,/,
Weißsleischige Zuckermelone, Fleisch sehr
schmelzend, gewürzhast und dustend.
Melone von Sarepta, Fleisch grün, geruch»
los, vorzüglich gut, Schale dunkelgrün.
lUelon 6s lZ»r«la„n«, Fleisch weißlichgrön,
sehr gut, Schale dunkelgrün, sein genetzt; reich tra
gend und srüh reisend.
Carmel itermelone, sehr reich tragend; runde
kleine Frucht, Schale ziemlich rauh.
Weißsleischige Malthesermelone, Fleisch
sehr zuckerig und gewürzhast, Form länglich, srüh
reisend. : ..:
Rothsleischige Malthesermelone, ganz
von dem Weiche der vorigen.
Kaiser Nicslaus .Melone, Fleisch zucke»
rig und gewürzhast, Frucht rund, klein, Schale weiß ;
sehr retchtragend.
Gelb« amerikanische Melone, eine der
edleren Früchte, Form länglich, Schale gelb.
Grünschalige AnanaSmelone, eine vor»
treffliche Frucht, rund, klein, schwach überftrickt.
MoScatellomelone, Fleisch von sehr reichem
Aroma. Form ei- oder keulensörmig, Schale gelb und
glatt; ungemein reichtragend. ,
. Zuckermelone auS der Moldau, Fleisch
sehr wohlschmeckend, süß, Frucht rundlich, klein, Schale
weißlich. i, :
Schwarze portugiesische Melone, Fleisch
sehr süß, Frucht mittelgroß, rund, Schale schwarz;
trägt außerordentlich reich und reist srühe.
NeHmelone von Süd>Carolina, Fleisch
von herrlichem Geschmacke, Form rund, Schale dun»
kelgrün u»d sein genetzt; trägt sehr reich und reist
srühe, ) '
Maupret'S g rünsleischige Hybride,
Fleisch ausgezeichnet gut, Frucht rund, mittelgroß,
Schale grünlich «. .„-
Wir könnten die Anzahl der Melonen dieser
Gruppe noch ziemlich vermehren, allein wir wollen
uns hier nur aus diese vorzüglicheren Sorten de»
schranken, da Niemandem an einem Register aller
möglichen Melonen viel gelegen sein kann, umsowe-
Niger, rveil dessen Vollständigkeit niemals zu errei
chen ist, indem in Europa und Amerika jetzt jährlich
Dutzende von neuen Melonen zum Vorschein kommen.
Aber schon die Betrachtung dieser kleinen An«
zahl sührt uns unwillkürlich zu der angenehmen Ueber»
zeugung, daß seit der vorigen Auflage dieses Buches
die Cultur der Melonen im Freien große und we»
sentliche Fortschritte gemacht bat, indem wir damals
nur sehr wenige Sorten dasür aussinden konnten.
Dieser Fortschritt berechtigt uns zugleich zu der Hoff,
nung, daß die Cultur der Melonen im Freien noch
- 142 -
wesentliche Fortschritte machen, an Ausdehnung ge
winnen und über immer mehr Sorten sich verbreiten
werde.
Da dieser Umstand besonders sür die gewöhn«
lichen Gartensreunde, Dilettanten und Besitzer kleiner
Garten von besonderem Interesse ist, so halten mir
es sür zweckmäßig, hier an eine thatsächliche Ersah»
rung bei der Eultur von Melonen im Freien zu
erinnern.
Es sind an sehr vielen Orten manche Versuche
gemacht worden, Melonen aus gewöhnlichen, ebenen
Gartenbeeten zu cultiviren. Manche dieser Versuche
mißglückten gänzlich, je nach dem Jahrgange und d»
Lage des Standortes. Manche andere glückten, d. b.
sie brachten Früchte und reisten solche auch; aber
niemals brachten sie so viele und so gute Früchte,
als bei der Culturmethode, welche man nunmehr mit
gutem Gewissen «ine bewährte nennen kann.
Diese Methode besteht in dem Hügels od»
Wallbau.
Will man an einzelnen, günstig gelegenen Plä»
tzen einzelne Melonenftöcke im Freien cultiviren, so
wühle man den Hügelbau aus solgende Weise: Man
werse aus einem Loche von ohngesähr 2 Quadrat»
suß Umsang und 2 Fuß Tiese die ganze Erde aus,
sülle dieses Loch mit kurzem, srischem Pserdedüngn
und trete ihn darin sest. Darüber häusele man ein«
Mischung von guter Gartenerde, wohlverrotteter
Düngererde und Sand, ohngesähr 1 Fuß hoch zu
einem runden, oben abgeflachten Hügel, reinige auch
den flachen Boden rtngs um den Hügel 3 bis 4
Fuß weit von aller Unsauberkeit. In die obere
Fläche des Hügels mache man nun ein Loch, groß
genug zur Ausnahme einer jungen Melonenpflanze
miit ihrem Erdballen, setze eine solche zur gehörigen
Zeit ein und bedecke sie mit einer Glasglocke, bis die
— 143 -
Pflanze «it ihrem Trieb» uud ihrem Blattwerk die
Glocke so ziemlich aussüllt. Hiernach nehm« man
die Glocke ad, lasse die Pflanze srei austreiben, wo-
hin sie will, ordne nur später die Triebe nach allen
Richtungen strahlensörmig, ohne daran so viel und
so ängstlich auszuschneiden und auSzukneipen, wie an
den Melonen im geschlossenen Beet.
Aus solche Weise wird die Melone einerseits
durch die .Erwärmung des Bodens mittelst des
Pserdedüngers in ihrer Jugend eines ihrer Haupt-
lebenSelemente in reichem Maße genießen; andrer-
seitS die gehörige Nahrung in ihrem Hügel siuden;
und endlich, durch ihre erhöhete Stellung über dem
Boden vor allem Ueberfluß an Nässe bewahrt, welche
sonst ihr, wie allen ihren Familiengenossen, so häusig
die Stocksäule zuzieht, gar ost sie tödtet. Damit
sind all, Borbedingungen zum Gedeihen der Pflanze
hinlänglich ersüllt; sehlt also die sonstige Aussicht und
Pflege nicht, so wird in den meisten Füllen ein sehr
reicher Ertrag sür alle Mühen und Arbeiten belohnen.
Will man eine Anzahl von Melonenftöcken aus
einen geeigneten Platz zusammenpflanzen, so bediene
man sich dazu derselben Methode, jedoch mit dem
Unterschiede, daß man einen 2 Fuß tiesen Graben
auswirst, mit sestgetretenem Pserdedünger süllt und
mit einer gleichen Erdmischung 1 Fuß hoch über,
wallt. Aus diesen Wall pflanze man nun, wie lui
dem Hügel, die einzelnen Stöcke 4 Fuß wett aus»
einander ein.
Indessen scheint u»S diese Vorschrist keineswegs
zu einer vur buchstäblichen Auslegung geeignet zu
sein, indem unS der Graben und Wall in der That
als überflüssig erscheinen. Denn ganz gewiß kann
derselbe Zweck ebenso sicher erreicht werden, wenn
man sür jede einzelne Melonenpflanze, wie oben, ein
Loch und einen Hügel bereitet und die sümmtltchen
- 144 —
Hügel immer 4 Fuß weit nach allen Richtungen
voneinander entsernt hält.
Es sollte uns groß wundern, ob nicht auch eine
ähnliche Culturmethode aus die Gurken angewendet,
außerordentlich günstige Resultate liefern sollte, wenn
man auch dabei vielleicht die Hälste des Düngers
ersparen würde. Man muß in den Gebieten der
Gärtnerei Alles versuchen, was nicht das Gepräge
der Unmöglichkeit oder deS Unsinns offen an der
Stirne trägt.

v. Zur Anzucht in lauen oder kalten Beeten «.


Melone von Jspahan, Fleisch weiß. Frucht
mittelgroß, geruchlos.
Melone von Honsleur, Fleisch etwas grob,
aber sehr sastreich, Frucht sehr groß, länglich, hoch«
rippig.
Londoner Preismelone von Curchil,
Fleisch sehr gut, Frucht groß, lang, schwarz.
. Muscat'Melone aus Süd»Carolina,
Fleisch sehr schmelzend und muscatnußähnlich gewürz»
Hast, Frucht klein, Schale grau und rauh.
Psirsichmelone, Fleisch sehr sein, gewürzhast,
dem Psirsich ähnlich an Geschmack, Frucht rund, mit»
telgroß, Schale dunkel und rauh; eine vorzüglich
edle Melone.
Judeman's Melone, eine große, längliche,
sast schwarze, vortreffliche Frucht.
Chtto. Melone in drei Varietäten,
sämmtlich klein, ungemein reichtragend und köstlich
wegen ihres eigenthümlichen säuerlichen Wohlge
schmacks und Dustes.
Camtla oder Camillamelone, Frucht
klein, länglich, Schale gelblich-lederartig, Fleisch lieb»
lich'säuerlich, sein aromatisch; sehr reichtragend.
— 145 —

Glockenmelone, Frucht groß, Schale grün


und gelb, Fleisch von trefflichem Geschmacks i^n
Gestreister Apsel von TisliS (Carlsbader
Melone, bnnte chinesische Apselsinenmetone) , Frucht
nicht groß, aber schön bunt, von außerordentlich lieb^
lichem, aromatischem Geschmack. Werthvoll ist diese
Melone auch dadurch, daß sie an Spalieren und in
Töpsen sich leicht cultiviren läßt; daher gehört sie
auch unter die modernen Lieblinge.
^.4 Auch die Zahl dies« Gruppe ließe sich noch
leicht um Dutzende vermehren, aber wozu? Dage
gen dars ich meinen Lesern die Bemerkung nicht vor
enthalten, daß auch die Melonen dieser Gruppe, wie
die der Gruppe K unter günstigen Umständen im
Freien oder auch tn Frühbeeten, gleich der Gruppe
^ getrieben wtrden können , vielleicht ohne gleiche
Bortheile, wie die Melonen der Gruppe 4 dabeii zu
bieten. ..^ ., .ii,Uk-?.li,«I »-.-s,

Ein hübscher EiusM ^ , .

.. . Auch in unserer, sast lediglich dem Materiellen


zugewendeten Zeit sinden sich unter den Gartensreun,
den noch immer hin und wieder Leute, welche mit
dem Nützlichen auch das Schöne möglichst zu vett
einigen, ihrem Nutzgarten zugleich die Reize eweS
Ziergartens verleihen mögen. Man kann nicht,
ÄUeS denken und mancher Gartensreund unterläßt
bisweilen etwas Hübsches lediglich, weil ihm die
Sache nicht eingesallen oder noch nicht vorgekom^
men ist."- ,,s. ?: >.,,v' :
Solchen Freunde« d«S Schönen im Garten muß
man aus jed« Weise entgegenkommm^?Ha>eSiZt».!d«v
That nicht leere Spieleret und nicht eitle Kteinig-
keit ist, in seinem Garten auch von den Reizen des
Weise, Melonenbau. ,. Aufl. lll
— 446 —
Freundlichen , Anmuthigen und Schönen sich täglich
neu angezogen und ermuntert zu sühlen. DerHauS-
garten muß ja so manchem Geschästsmann« etwas
mehr sein und bieten, als einen Raum, wo die Köchin
ihren Bedars an Kohl, Salat und Petersilie mit
aller Bequemlichkeit täglich abschneiden oder pflücken
kann.
Es siel uns sehr zu gelegener Zeit ein, was
wir im Hausgarten eines Freundes von Melonen»
zucht im sreien Grunde gesehen haben und was das
Aug« eines Jeden ersreute, der diesen Garten besuchte.
Der Garten liegt unmittelbar hinter dem Hause
gegen Süden und läust sehr sanst abwärts, in mehre
große Terrassen getheilt, in der Mitte nach seiner
ganzen Länge von dem breiten Hauptwege in zwei
gleiche Hälsten getheilt, an der östlichen und westlt»
chen Gränze mit weit voneinander entsernten, köstli
chen Obstbäumen geschmückt.
Die oberste Terrasse am Hause ist die größte und
sür Blumencultur bestimmt. Die zweite umsaßt le
diglich eine Plantage der ausgesuchtesten Beerenobste.
Die dritte, vierte und sünste sind der Küche gewid
met und prangen alljährlich mit meisterhast gezogenen
Gemüsen, Salaten und allerlei Küchenkräutern.
Der Hausherr ist zwax gewissermaßen ein Le
ckermaul, hat aber entschiedene Abneigung gegen alle
vegetabilischen Speisen, welche nicht, wie er sich
ausdrückt, zu ihrer rechten und natürlichen Zeit aus
de« Tisch kommen. Er verachtet die edle Kunst der
Treiberei und duldet daher auch in seinem sonst so
herrlich dasür gelegenen Garten weder ein Mistbeet,
noch irgend etwas Aehnltches. Das mag immerhin
«in« Schrolle sein, aber der Mann ist einmal Herr
in seinem Haus und Garten und kann seinen Launen
sröhnen. !. :
- 147 -

Dabei ift er ein sehr warmer Verehrer der Me


lonen und wurde sehr verdrießlich darüber, als der
einzige Melonenzüchter in der ganzen Umgegend diese
Cultur ausgab. Um Melonen zu speisen, hätte er
solche entweder ziemlich weither kommen lassen oder
Mistbeete in seinem Garten anlegen müssen. Zu
jenem war er zu bequem und dieses blieb ihm zu»
wider.
In dieser Roth wußte ich ihm keine größere
Freude zu machen, als durch Zusendung einer Por»
tion von Samen jener americanischen Melonensorten,
mit welchen man die Melonenzucht im sreien Lande
zuerst etwas in Größerem zu betreiben versucht hat:
Das war Wasser aus seine Mühle.
Seine lieben Melonen wollte er nun selbst cul»
tiviren. Er wollte sie auch zunächst unter seinem
Fenster täglich vor Augen haben. Dagegen aber
sträubte sich sehr lange sein Schönheitssinn und seine
große Liebe zu den Blumen unmittelbar hinter dem
Hause. Da kam ihm plötzlich der Gedanke in den
Kops, die süßen, würzigen Melonen mit den schön,
sarbigen, reichdustigen Blumen aus eine anmuthige
Weise zu verbinden und dadurch dem Garten einen
neuen, eigenthümlichen Reiz zu verschaffen. Was
that er?
Aus den beiden Seiten deS Gartens, zunächst
dem Hause zog er 2 Kreislinien, jede von 20 Fuß
Durchmesser. Um die Mittelpuncte derselben zog er
zwei kleinere Kreise von nur 5 Fuß Durchmesser.
In die äußeren Kreislinien machte er von 4 zu 4
Fuß ein Loch, süllte es mit Pserdedünger, errichtete
ein Högelchen von guter Erde darüber und pflanzte
in jeden Hügel einen Melonenstock.
Den innern Kreis erhöhte er zu einem unge-
sähr 2 Fuß hohen Hügel, ringsum sanst abgedacht.
Diesen Hügel bepflanzte er mit den herrlichsten Blu-
10*
- l48 -
men und sorgte dasür , daß vom Mai bis in den
Herbst dag Blühen und Dusten nicht aushörte.
Diese Combtnatton hatte ich das Vergnügen
in ihrem vollsten Prangen des Nützlichen wie deS
Schönen zu sehen und deren Wirkung vom Garten
aus und von dem Fenster herab zu bewundern. Die
gclbe, wie die grüne Melone hatten sür Pflege und
Liebe mit einem ungewöhnlichen Reichthum von schö
nen Früchten sich dankbar bewiesen; und die Blumen
aus dem mittleren Hügel, Petunien, Levcoven, Ver»
benen u. s. w., schienen voll Eisersucht aus die Pracht
der Früchte herabzublicken und durch das üppigste
Blühen die Bewunderung ihren Reizen zuwenden
zu wollen. . .,' ' .
Ich glaube, daß diese Methode in größerem und
kleinerem Maßstabe in jedem HauSgarten, der über
haupt sür Melonenzucht geeignet ist, mit Ersolg an»
gewendet werden kann. Aber mein Freund war mit
diesem einen Versuche nicht zusrieden und sühlte sich
so stolz in seiner Wonne, das ganze Städtchen mit
köstlichen Melonen beschenken zu können, ohne seinem
eigenen Appetite Zaum und Gebiß anlegen zu müssen,
daß er im solgenden Jahre eine zweite ähnliche An
lage aus der untersten Terrasse des Gemüsegartens
veranstaltete,
^Unter allen jenen Nüanccn von Grün der ver
schiedenen Gemüse» und Küchenkräuter, wollte im je
doch ein Blumenhügel in der Milte des Melonen»
kreises nicht anständig erscheinen. Demgemäß erstrebte
er die Harmonie des Ganzen zu erhalten und den
noch Mannichsaltigkeit hinein zu bringen. Aber wie?
Er bildete den Kreis der Melonen etwas grö
ßer, um dem Hügel in deren Mitte einen Durchmes
ser von 8 Fuß geben zu können, ohne den nach In»
nen lausenden Stengeln und Zweigen der Mklonen
zu nahe zu kommen oder den im Norden hinter dem
i> l
— 149
Hügel stehenden Melonenpflanzeii de» lästigen Schat>
len von de» Hügelpflanzen zuwersen zu lassen. > '
Diese Hügel bepflanzte er mit sogenannten Blatt
pflanzen: verschiedene Uolvus sscokuralus,
Varietäten von t?sn„», Varietäten von Kicinus,
ttliouru u. s, w., aber nicht wild durcheinander, son
dern gehörig abgestust und malerisch, je nach Formen
und Farben der Blätter, geordnet.
Auch diese Conibination machte sich an sich und
im Verhältnis) zum ganzen Garten sehr hübsch: vom
Hause an gesehen bildete sie einen sreundlichen Ab»
schluß deS ganzen GartenSz vom südlichen Eingange
auS einen höchst einladenden und mir günstigen Bor-
urtheilen sür den ganzen Garten ersüllenden Anblick.
Jedermann sieht ein, daß bei dem jetzt schon uiu
ermeßlichen und mit jedem Monate wachsenden Reich»
tbume an Blüthen, und Blattpflanzen dergleichen
Combinationen täglich leichler werden und täglich
mannichsaltiger sich gestalten lassen. Die Schätze
deS Nützlichen, wie die deS Schönen, strömen uns
von allen Seite» zu, Wissenschast und Gärtnerkunst
gehen täglich vertraulicher Hand in Hand und die,
sem Bunde werden wir in allen Gebieten der Pflan
zenwelt noch Tausende und Abertausende von neuen
Wundern zu verdanken haben.

Nicht Alles, was Manchem als ein Aberglaube


erscheint, iftdeßhalb auch wirklich ein Aberglaube.

Das Neueste, was uns über Melonenzucht zu


Gesicht gekommen, ist eine Abhandlung von dem
Obergärtner aus Belvoir bei Zürich, Herrn Adolph
Otto, in der Gartenflora. Man hört hin und wie-
der die Ansicht aussprechen, daß solche Abhandlun
— 150 —
gen nur Werth haben können, wenn sie ihren Stoff
von einer neuen Seite beleuchten und Neues über
die Behandlung desselben lehren.
. ^ Wir können dieser Ansicht nicht vollkommen bei»
Pflichten, sobald solche Abhandlungen in Zeitschristen
erscheinen, also aus einen kurzen Raum zusammen»
drängen, was der Leser sonst aus der großen Masse
eines Buches selbst mühsam zusammensuchen müßte.
Auch der Grund spricht vielleicht sür unsere Meinung,
daß es gewiß Hunderte, ja Tausende von Lesern
giebt. welche niemals nach einem Buche über Melo»
nenzucht sich umgesehen haben, vielleicht nicht einmal
wissen, daß es solche Bücher giebt, und daher höchst
ersreut sind, in ihrem lieben Gartenjournale, dem
Einzigen, was sie über Gärtnerei lesen, nun plötzlich
«ine sehr willkommene Belehrung über Melonenzucht
zu sinden, nachdem sie bisher diese Cultur lediglich
nach einzelnen mündlichen Angaben und mehr oder
minder guten Mustern betrieben hatten.
Aus diesem Grunde nennen auch wir jene Ab»
Handlung des theoretisch, wie practisch tüchtigen Wer»
sassers eine sehr willkommene, obgleich sie in der
2hat eigentlich nichts Neues enthält, nichts, was
nicht in jedem bessern Buche über Melonenzucht schon
gesagt worden wäre. Aber sie enthält aus der an»
dern Seite auch genug, um Jeden, der sich treu und
verständig danach richtet, über alle Hauptsachen bei
der Mclonenzucht zu belehren und sicher zu sühren.
Merkwürdiger Weise ist diesem ausgezeichneten
Gärtner begegnet, was so häusig andern widersährt:
er hat vereinzelte Versuche und Ersahrungen gemacht
und will nun aus deren Resultaten bestimmte Lehren
und Marimen ableiten; er hält die Ansichten Ande
rer sür einen Aberglauben, während nach aller Wahr
scheinlichkeit sein Glaube ein solcher ist. So sagt er
in jener Abhandlung:
— 151 —
„Früher und auch noch jetzt hängen die meisten
Melonenzüchter an dem Glauben, daß, je älter der
Melonensamen sei, desto mehr werden daraus ent
sprossene Pflanzen Früchte ansetzen, was aber nach
dem Resultate neuerer Ersahrungen durchaus irrig
ist; denn hier bei den Melonen und auch besonders
bei der Cultur der Bohnen in Treibbeeten / bedingt
nicht das Alter des Samens einen reichen Frucht
ansatz, sondern die Verhütung, daß der Same nicht
sogleich an Ort und Steve gelegt werde u. s. w."
Schon hat der geistvolle Herausgeber der Gar»
tenflora, der nun leider aus Deutschland entsernte
E. Regel, dieser Behauptung eine kurze Anmerkung
entgegengestellt. Wir können nicht umhin, seiner Ent
gegnung hier vollkommen beizupflichten, indem manche
unserer Leser die Gartenflora nicht zu Gesicht b>
kommen. .. 7 :
Die Ersahrung sehr vieler alter , wie jüngerer
Melonenzüchter, ja die Ersahrungen mehrer Genera»
tionen lehren thatsüchlich, daß bei den Melonen ei»
älterer Same Pflanze» mitviel mehr Früchten gewöhnlich
hervorbringe, als der nur einjährige Samen. Diese
Wahrheit ist, wie gesagt, eine tatsächliche und hun»
dertsach sich wiederholende; dem ohngeachtet schließt
sie den Fall gar nicht aus, daß man auch von ein
jährigen Samen ost sehr reichtragende Pflanzen er,
zielen könne. / >
Diese Behauptung ist eine tatsächliche, ich möchte
sast sagen, eine unläugbare Wahrheit, obgleich wohl
Jedermann in einige Verlegenheit gerathen würde,
wenn er davon das Wie und Warum theoretisch er
örtern und beweisen sollte. Vor der Hand müssen
wir uns wohl darüber mit dem alten Spruche be
gnügen: Es ist so, weil es so ist. ' ^
Indessen steht diese Thatsache keineswegs ver,
einzelt da, sondern die Ersahrung lehrt eben so viel»
— 152 —
sättig, daß auch bei anderen Cucurbitaceen der ältere
Same von sehr vielen Gärtnern dem einjährigen
vorgezogen wird und gewöhnlich günstigere Resultate
liesert:".. '
.' Z Warum? Ich bekenne, daraus eine Wissenschast»
liche Antwort nicht geben zu können und entsinne
mich Such nicht, eine solche irgendwo' gesunden zu
haben. Sollte nicht die Natur in den Samen der
Cucurbitaceen die Eigenschast gelegt haben, daß sie
durch das längere Verweilen außerhalb des Bodens
aller ihrer überflüssigen . Feuchtigkeit sich entledigend,
ihre KeimkrastZgewissermaßen mehr concentriren, reisen?
,;'i.u Herr Otto sagt weiterhin in derselben Abhand
lung: „Nach meiner Ersahrung und der einiger be»
rühmten Melonenzüchter wird der Fruchtansatz viel
eher und besser dadurch besördert, daß man wS H>
rend der Blüthenzeit der Melonen ihnen nur bei
ziemlich hoher Wärme, so wie auch bei starkem
Sonnenschein leichten Schatten giebt, lüstet und sie
dabei recht seucht warm HM"
! ' ^Bei Erwähnung dieses Culturversahrens kann
ich mir schon im Boraus das höchste Erstaunen vie
ler Gärtner denken, welche darin einen unerhörten
Widerspruch gegen den alten, allgemein verbreiteten
Glauben sinden, die Besruchtung der Blüthen ersor
dere viel Lust, und sich vom Gegentheil desselben
nicht überzeugen lassen wollen; so srage ich diese nur
einsach, ob ihnen nicht auch selbst schon zu ihrer
größten Freude begegnet sei , daß sie unvermuthet,
gerade unter den Blättern verborgen, die
größten und schönsten Früchte ohne eine Steinunters
lage sanden." 7'"' ^ !. ,. ' <!;',' ,!...! ^
Wir vermögen nicht, dieser Ansicht des Herrn
Otto ohne Weiteres beizupflichten, noch die bisher
übliche Ansicht in diesem Betracht sür einen Aber
glauben zu halten. Wir sind überhaupt der Meinung,
— 153 -
daß man mit dem Worte Aberglauben immerhin et»
was vorsichtig versahren und damit nicht so schnell
AUes bezeichnen solle, was theoretisch noch nicht ge»
hörig erörtert ist, also wissenschastlich auch nicht voll»
kommen einleuchten kann und wovon vielleicht sogar
in der Ersahrung bisweilen ein wirkliches oder schein
bares Gegentheil sich gezeigt hat.
" , E. Regel macht zu obiger Angabe solgende
Anmerkung: „Die Besruchtung geht allerdings unter
Einfluß von Lust sicherer vor sich. Dagegen' wird
dieselbe auch bei. Einfluß des vollen Sonnenlichtes
und weniger Lüftung gut und Vesser, als bei starker
Beschattung, die das Verstauben des Pollens hindert,
vor sich gehen können." ....
!>Nach allen bisherigen Lehren sind Lust, Licht
und Wärme drei Hauptbedingüngen bei der Besruch»
tung der Pflanzen, bei der natürlichen sowohl, wie
bei der künstlichen. Ein viertes Element, ein gewis
ser Grad von Feuchtigkeit in der umgebenden Lust
scheint ebensalls dabei wesentlich betheiligt zu sein,
indem bei künstlichen Besruchtungen sehr häusig die
Narbe nicht annehmen will, wenn sie nicht zuvor
sanst beseuchtet worden ist. Diese Lehre und Ersah
rung stehen längst sest und all« Tausende von Be«
sruchtungs« und Kreuzungsversuchen haben sie nur
bestätigt. Daß bei Wind und stärkerem Regen im
Allgemeinen die Besruchtung ebensowenig gut an»
schlage, wie wenn man solche im Finstern vollziehen
will, erscheint ebensalls als ein Ersahrungssatz. Der
Mensch nnd seine Kunst vermögen wohl der Natur
Beistand zu leisten, ihr bin und wieder etwas zu er
leichtern, in ihr Wirken nach den ewigen Urgesetzen
sördernd mit einzugreisen, aber keine menschliche Weis»
heit und Macht vermag etwas gegen die Natur
und deren ewige Urgesetze.
- 154 -

Es erklärt sich wohl von selbst, daß die einze!«


nen Fälle, wo schöne Melonen unter dem Schatten,
dache ihrer Blätter zum Vorschein gekommen, lediglich
als Zusälle betrachtet werden dürsen und daß man
aus Zusälle keinen Grundsatz und keine Regel grün»
den kann, umsoweniger aus diesen Ausnahmezusall,
wobei noch nicht einmal erwiesen ist, ob auch die
Blüthen in ihrem Zustande der Anthese, d.
h. der Besruchtungsreise, beschattet gewe»
sen oder im Sonnenlichte gestanden haben.
^ Die allgemeine Gartenzeitung vom 5. Mai
1855 enthält von dem vielersahrenen. denkenden und
theoretisch gebildeten Herrn Friedrich Löbel einen
interessanten Aussatz über Melonentreiberei. Da viele
unserer Leser ohne Zweisel mit dieser geschätzten Gar»
tenzeitung keine Bekanntschast baben, andererseits
aber mit Melonentreiberci sich beschästigen, ohne ge
rade mit den neuesten Lehren und Bortheilen bekannt
zu sein, so glauben wir, durch eine weitere Verbrei
tung dieser Lehre ganz im Sinne des verehrten Ver»
sassers zu handeln und geben sie daher, wie sie in
obiger Zeitschrist enthalten ist.

Die Melonentreiberei.
Obgleich diese Treiberet allgemein bekannt ist
und auch schon viel darüber geschrieben wurde, so
daß es überflüssig scheint, diesen Gegenstand noch
weiter zu erwähnen, so wird man dessen ungeachtet
eines Andern belehrt, wenn man bei der Anzucht die
verschiedenen Melonenarten berücksichtigt. Sind auch
manche Varietäten der Cantaloupen und die der ge
meinen Gartenmelone recht dankbar im Fruchttragen,
ohne »aß man sie einer besonderen Berücksichtigung
bei der Cultur würdigt, so stellt sich andererseits we.
gen sehlerhaster BeHandlungsweise solch' ein günsti«
— 155 —
ger Fall mit andern Varietäten heraus. Die Frucht»
ernten sind daher weder die Mühe lohnend, noch
viel weniger deckt der Ertrag den dadurch verursach
ten Kostenauswand. Es ist namentlich das Mißlin«
gen einer reichlichen Fruchternte bei der im zeitigen
Frühjahr Statt sindenden Melonenzncht weit eher zu
erwarten, als bei der Cultur in späterer Jahreszeit
im Allgemeinen der Fall zu sein pslegt. Denn wäh»
rend bei elsterer die Fruchtausetzung bis zur Zeitigung
größtentheils von einer besonderen Behandlungsweise
abhängig ist, wird man von der in späterer Jahtts»
zeit bewirkten Melonenzucht denselben Zweck mit we»
niger Mühe erreichen. Da es nun aber am Ange
nehmsten ist, die Früchte schon in den Monaten Juni
und Juli zum Verspeisen zu erlangen, so geben wir
im Nachstehenden die nöthige Anleitung zur ganzen
Behandlungswetse der hier iu Rede stehenden Tret»
berei. . ,: ..,
Die Instandsetzung des hierzu dienenden Mist»
beetes geschieht entweder mit Dünger, Laub oder
Nadelstreu im März aus die uns bekannte Weise.
Hat sich der Compost in Folge des Brennens sestge»
setzt und ist dieser wieder gehörig geebnet, so legt
man hieraus der Länge nach schlank gewachsenes ge
trocknetes Reisigholz so nahe aneinander, daß kaum
ein Zoll weite Zwischenräume entstehen. Damit je»
doch die Ctrculation der Wärme nicht srühzeitig ge
hemmt, aber auch andrerseits der Wasserabfluß be
sördert werde, legt man aus die erste Holzlage eine
zweite querüber. Um endlich die bewirkten Zwischen
räume vor dem Verstopsen zu bewahren, bedeckt man
die oberste Holzlage mit einer 3 Zoll hohen Schicht
sibröser, das Wasser leicht durchlassender Erdstückchen.
Hierzu eignet sich besonders getrockneter saseriger
Tors oder auch srisch gestochener, gut durchwurzelter,
lehmiger, zusammenhängender Rasen. Letzterer be°
— 156 —
wies sich aus dem Grunde empsehlenswerther, weil
der Wuchs der Melonenranken ein krästiger und die
Ansehung der Früchte mit weniger Mühe ersolgrei
cher war. Zu diesem BeHuse sticht man im Herbste
den aus den Anhöhen besindlichen Rasen höchstens 2
Zoll stark ab und zerkleinert ihn zu 1 bis 2 Zoll im
Durchmesser enthaltende Stückchen, welche in nächster
Nähe des Mistbeetes gebracht und bis zum Gebrauch
de« atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt werden.
Nachdem man diese Erdstückchen, ihre enthaltenden
Wurzeln genau noch Oben kehrend, aus der im Mist»
beete besindlichen Holzlage ausgebreitet hat, bringt
man hieraus noch eine 3 Zoll hohe Schicht sandiger
Mistbeeterde, welche geebnet und Hurchgehends etwas
angedrückt wird. Sowie dies geschchen, bildet man
überdies mit gleicher Erde, sast ?in der Mitte unter
jedem Fenster, eine 9 Zoll breite und 3 Zoll hohe
Erhabenheit, woraus die bereits in Töpsen gezogenen
Melonenpflanzen, zu ein oder zwei Pflanzen unter
jeglichem Fenster, in verticaler Richtung bis an die
Cotvledonen gepflanzt werden. Ertheilt man auch
»ach geschehenem Einpflanzen den Wurzeln etwas
Wasser, um das Anwachsen zu besördern, so wird
dies jedoch so lange ausgesetzt, als die Witterung
weder das Lüsten der Fenster gestattet, noch viel we
niger Sonnenschein die im Beete besindliche seuchte
Atmosphäre zu mindern und die Erde abzutrocknen
vermag. Tritt jedoch dieser Fall ein, so muß die
Wnssergabe nur aus äußerst leichtem Benetzen des
Laubes und der Erdoberfläche bestehen. Wollte man
jedoch inzwischen von dieser Regel abweichen und den
Wurzeln abwechselnd gehöriges Wasser reichen, so
wird zwar das Wachsthum der Pflanze angeregt,
andererseits dürste man aber kaum aus spätere Blü-
thenbildung rechnen.
— 157 —
Das Schneiden der unter dem Fenster besindli
chen Melonenpflanzen anlangend, so ist die Werrich>
tung zu sicherer Erzielung von Früchten eben so wich»
tig, «Is es mit allen übrigen der Fall ist. Diese
Operation muß schon bei jungen Pflanzen in der
Zeit beginnen, als sie ein Gelenke gebildet haben und die
Entwickelung des zweiten Blattansatzes in Aussicht
steht. Ohne die Ausbildung derselben abzuwarten,
tbeilt man sie behutsam auseinander und kneipt die
Spitze mit dem Nagel ab. Kaum ist die Ausbil
dung der Blätter ersolgt, so ist schon in den BlaU»
winkeln die Bildung neuer Triebe sichtbar. Haben
auch diese Gelenke gebildet, kneipt man auch ihre
Spitze ab. Nach dem zweiten, ostmals auch nach
dem ersten Abkneipen wird die junge Pflanze mehr
Triebe bilden, als überhauptnvthwendig sind. Man
wählt daher nur drei der krästig nach verschiedenen
Seiten hin wachsenden Triebe, welche künstig die
Stammranken bilden; die Entsernung der überflüssi,
gen Triebe muß aber so zeitig als möglich geschehen,,
denn geschieht es später, so entziehen sie den andern
nicht allein viel Nahrung, sondern durch ihre Ent»
sernung entstehen dann erhebliche Wunden, welche
der Pflanze ieicht nachtheilig werden können. Ferner
muß der Stamm von allen Frucht, und Blüthenan'
sätzen zeitig gesäubert werden, was ebensalls aus die
Stammranken bis aus einige Zoll abwärts vom
Stamme Bezug hat. Die drei Stammraiiken läßt
man bis etwa 6 Zoll Länge unbehindert wachsen,
dann aber kneipt man ihre Spitzen ab, um sie srüher
zur Bildung von Seitentrieben zu veranlassen. Von
der Neubildung läßt man an jeder Stammranke nur
zwei, dem Ende am Nächsten, zur Ausbildung, wäh»
rend die überflüssigen zeitig entsernt werden. Diese
sechs Ranken, welche regelmäßig vertheilt und mit
Häkchen in der ihnen angewiesenen Richtung erhal
— 158 —
ttn werden, läßt man wiederum bis zu einer gewis
sen Länge wachsen, bis sich in ihren Blattwinkeln
neue Trtebentwtckelung zeigt, wonach sie alsdann ge
fischt werden. So wie die Entwickelung der Seiten»
ranken ersolgt und die überflüssigen unterdrückt sind,
besieht die ganze Bearbeitung bis nach stattgesuiide«
ner Fruchtansetzung nur darin, daß das Durcheinan«
derwachsen der Ranken vermittelst kleiner Häkchen
gehindert werde. Es dürsen daher inzwischen die
Ranken weder gestützt, noch viel weniger die Blätter
gelichtet werden. Geschieht es, so wird die Circula«
tion des Sastes zeltig unterbrochen, die Pflanze aber
bald zu einer üppigen Vegetation veranlaßt; was
eben sür die bestehenden jungen Früchte sehr nach»
tbeiltg ist. Bevor also die jungen Früchte nicht von
der Größe eines Taubeneies sind, dürsen die Frucht»
ranken auch nicht gestutzt werden. Das Stutzen sollte
aber auch nur an heitern Tagen geschehen, damit
durch reichliches Lüsten der Fenster die etwa im Beete
enthaltene Feuchtigkeit mehr vermindert und der da»
durch verursachte Sastandrang von den Früchten ab«
geroendet werde. Was überhaupt das Stutzen anbe»
langt, so ist dieses mehr oder weniger von der Me»
lonenart abhängig. So muß man z. B. bei allen
krästig wachsenden Arten mit dem Schneiden sehr
vorsichtig zu Werke gehen, will man das Fruchtan»
setzen oder ihr serneres Gedeihen nicht vereiteln.
Ist endlich das Fruchtansetzen besriedigend, so
schneidet man alle überflüssigen, schwächlichen Seiten»
ranken mit einem scharsen Messer glatt ab und be»
streut die Wunden mit pulvertsirter Holzkohle. Die
krästig gewachsenen Nebenranken hingegen, an denen
sich kein« Fruchtbildung zeigt, leitet man Ansang
Juni durch den mittelst «iüer Steinunterlage unter
dem Kasten bewirkten Zwischenraum in'S Freie. Durch
den Einfluß, der aus die Pflanzen so wohlthüttg wir»
- l59 -
leiden Lust werden auch diese Ranken bald eine
Menge Früchte ansehen , deren Reise bis im Monat
August von einem günstigen Sommer abhängig ist.
Das Lichten der Blätter betreffend, so dars dies
nicht srüher geschehen , als ein ^anz sicheres Frucht»
ansetzen ersolgt ist. Auch dürsen nicht mit einem
Male eine ungewöhnliche Menge Blätter entsernt,
noch viel weniger das Lichten in nächster Nähe der
Früchte veranlaßt werden. ES geschieht diese Ope,
ration ebensalls mit einem scharsen Messer, und zwar
so glatt «IS möglich an ihrer Basis, wodurch einer
möglichen Füulntß vorgebeugt wird.
Wenn sich unsere Vorsahren bei'm Melonenbau
GlaS» oder Topsscherben oder auch zerschlagener Zte»
gelfteine bedienten, mit denen sie jeder Pflanze eine
einen Quadratsuß enthaltende und 3 Zoll hohe Un»
terlage aus dem Miftpack legten; serner jede Pflanze
in einer Entsernung von 6 Zoll mit einem bis zum
Niveau des BeeteS reichenden, S Zoll im Durchmes»
ser haltenden, kreissörmigen Damm von gleichem
Material umgaben, so geschah es in der Absicht, deri
üppigen Wuchs zu hemmen, andererseits, um eine
srühere Fruchtbildung zu bewirken. ES ist selbsrver»
ständlich, daß die Wurzeln aus diese Weise durch ihr
Eindringen in dieses Material zu einer S elbft rin
ge lung veranlaßt werden, weßhalb sie nicht im
Stande sind, der Pflanze alle die RahrungStheile
zuzusühren , welche sie zu einer üppigen Vegetativ»
bedars. Mit dem Begießen ihrer Wurzeln nah«
man es nicht genau; denn bei diesen Verhältnissen
wirkte selten eine zur „Unzeit" geschehene Wassergabe
zum Rachtheil des FruchtansctzenS. - .<
Bewets't sich das alte Versahren sür den mit
dem Melonenbau beschästigten Dilettanten noch jetzt
empsehlenSwerth, so wird in jetzigen Zeiten wohl
schwerlich sich der practische Gärtner dessen bedienen :
- 160 -

denn bezweckt man, die Melonenpflanze zu srüherer


Fruchtbildung zu veranlassen, so dars man ihr , wenn
sie sich bei'm Ausbilden ihrer Fruchtranken besindet,
nur jede Wassergabe aus die Dauer bis nach statt'
gesundenem Fruchtansetzen entziehen. Besindet sich
die Pflanze gerade im Blühen und werden ihre Blät«
ter in dieser Zeit vom Sonnenschein welk, so wende
man lieber ein leichtes Beschatten an, als die Pflanze
durch rücksichtsloses Ueberbrausen erquicken zu wollen.
Nach dem Abblühen ist ein leichtes Benetzen des
Laubes statthaster; bevor jedoch die Mehrzahl der
jungen Früchte nicht die Größe eines Hühnereies
erreicht haben, d»rt /Man den Wurzeln noch keine
erhebliche Wassergabe reichen, denn dies ist besonders
sür die, jungen Früchte sehr nachtheilig, wenn die
Witterungsverhältnisse nicht reichliches Lüften der
Fenster gestatten. .'l :^,'><
,., - In welchem Stadio sich die Melonenpflanzen
auch besinden, muß man ihnen, erlauben «s die Wi,»
terungsverlMnisse, durch Oeffnen, der Fenster, reich»
liche Lust verschaffe». Da überhaupt durch das Lös»
ten während des Blühens die Besruchtung besördert
wird, so muß man an heitern Tagen die Entsernung
der innern Lust durch Oeffnen der Fenster srüher be
wirken, als Sonnenschein die Atmosphäre erwärmt.
Zst aber die äußere Lust rauh , so wird die Einströ'
mung durch Behängen der. Oeffnungen mit grobem
Leinen gemildert. Sind endlich keine rauhen Nächte
mehr zu erwarten, sp verschafft man den Melonen
eine sreiere Lustbewegung dadurch, indem der Mist«
beetkasten aus eine mehr? Zoll hohe Steinunterlage
gestellt wird. ,„...
: s Um die Wurzeln der Melonen in einer , natür»
Uchen Feuchtigkeit zu erhalten, bedeckt man d«s ganze
Be.« entweder mit trockenem/ von Insecte» gereinig
te« iM«os^/«d«rM Dachziegeln.. Letzte» beweis««
- 16t -
sich aber gegen Erstens in vielsacher Hinsicht empseh»
lenswerther. Durch mehrmaliges Erdübersnllen wird
die Pflanze zum neuen Wüchse angeregt. Diese drei
Versahrungsarten erheischen aber große Vorsicht, will
man nicht, anstatt Vortheil, Nachtbeil ernten.
Da die aus bloßer Erde liegenden Melonen
srüchte, die eine Art mehr als die andere, leicht sau.
len, so muß man, um dieses zu hindern, jeder Frucht
eine Unterlage von einer Glasscheibe oder einer gla»
sirten Topsscherbe geben. Dachziegel verrichten zwar
dieselben Dienste, müssen aber durch starkes Brennen
die den gebrannten Steinen eigenthümliche Porosität
verloren haben. Daß man die Früchte zeitig umlegen
muß, bedars wohl kaum einer Erwähnung, denn der
Vortheil sowohl, als auch der Nachtheil ist allgemein
bekannt, wenn es nicht geschieht.
Was nun die Erkennung der Fruchtreise betrifft,
so deuten die Melonen diese durch Lösung des Frucht»
stiele» und durch ein mebr oder minderes Aroma an.
Geruchlose Melonen entbehren beide Kennzeichen, und
man erkennt ihre Reise hauptsächlich nur daran, wenn
die in ganz «nmittelbarer Nähe besindlichen Winkel»
ranken (Gabeln) zu vertrocknen beginnen.

Zur Ulmer Spargelzucht.

Die Ulmer Spargcln sind durch die ganze Welt


berühmt und werden überall mit Recht unter die be»
steil gerechnet. Die Meinung vieler Leute schreibt
deßhalb den Ulmer Spargelgärtnern mancherlei Ge»
hetmnisse und verborgene Künste bei der Cultur zu
und will von diesem Glauben umsoweniger weichen,
da der Handel mit Spargel und Spargelpflanzen
alljährlich noch im Zunchmen ist und bereits einen
Weise, Melonenbau, z. Aufl. ^
162 —
großen Umsang erreicht hat. Wir schmeicheln uns
daher, mit einigen Nachrichten über die Ulmer Spar«
gelzucht manchem unserer Leser willkommen zu sein.
Wir glauben auch, zuverlässigeres darüber nicht
geben zu können, als von tüchtigen Ulmer Spargel»
gärtnern selbst, von den strebsamen und kunstbewan«
derte» Gebrüdern Kölle, von welchen ein Werk
über Gemüsezucht in naher Aussicht steht. Wir ge.
den hier nicht deren ganze Abhandlung, sondern nur
einen Auszug des Wesentlichen und hoffen dadurch
zu beweisen, daß die günstigen Resultate der Ulmer
Spargelgürtnerei nicht aus der trüben Quelle von
Geheimmitteln und allerlei Kunststücken entspringen,
sondern lediglich einer einsachen und rationellen Be»
Handlung zuzuschreiben sind. — Die Herren Gebrü»
der Kölle lehren in den Frauendorser Blättern:
„Anzucht guten Samens. Will man sei«
nen Samen selbst ziehen, so müssen im Frühjahre
die schönsten, stärksten Pseisen stehen gelassen werden
und zwar eher zu viel als zu wenig, weil man nicht
zum Voraus wissen kann, welche männliche, unsrucht«
bare Blüthen tragen. Die Pseisen müssen im Som.
wer an Stäbe gebunden werden, damit sie der Wind
nicht umwerse, was durch die Schwere der Beeren
sonst leicht geschieht. Die Beeren werden sodann
im Herbste, wenn sie ganz dunkelroth und weich sind,
in ein Faß oder einen Kübel abgestreist , Wasser da»
ran geschüttet und einige Tage stehen gelassen. Nach
dieser Zeit lassen sie sich leicht reinigen, wo dann sie,
an der Lust getrocknet, ihre Keimkrast 3 bis 4 Jahre
behalten; doch ist ein» und zweijähriger Same bei
Weitem vorzuziehen,"
„Auswahl und Zubereitung des Bo»
d e n s. Die Zubereitung des Bodens richtet sich ganz
nach der vorhandenen Erdast. Hat man leichten,
krästigen Boden, so genügt eine mäßige Düngung
— lS3 —
mit Pserde», Tauben» oder sonst einem hitzigen Dun»
ger und ein zweimaliges Umgraben im Herbste und
Frühlinge Ij bis 2 Fuß ties. Ist der Boden schwer
und der Grund seucht, so können auch i» solchem
Boden gute Spargeln gezogen werden, wenn solgende
Mühe und Kosten nicht gescheut zu werden brauchen:
Man rigolt die Fläche sörmlich 3 Fuß tief, wobei
man im Untergrunde eine gute Lage groben KieS,
Steine, welche durch Rigolen gesunden werden, gro»
beS Reis und sonstige, das Wasser schnell durchlas
sende Materialien bringt. Aus diese Schicht kommt
eine H Fuß hohe Lage halbverrotteten PserdedüngerS,
welche sest eingetreten wird; dann bringt man die
übrige Erde oben daraus. Bei steinigem Boden muß
die ganze Masse durchgesiebt werden. ObigeS Rigo
len geschieht am Besten in 3 bis 4 Fuß breiten
Schichten, wobei immer ein Satz mit dem andern
wieder bedeckt wird. Bei ganz schwerem Boden ist
«S ein großer Vortheil, wenn man im Winter, so»
bald der Boden ties gesroren, diesen in größeren
Brocken aushaut und die Stücke ausrecht gegeneinan
der stützt; aus diese Art gesriert der Boden tüchtig
durch, was ihn ungemein locker und mürbe macht.
Sollen aber bloß Klauen zum Wiederversetzen gezo.
gen werden, so sind alle die angegebenen Vorrich
tungen nicht nöthig, hier genügt ein guter Garten-
boden."
„Versahren, um junge Pslanzen zum
Versetzen zu gewinnen. Eigentlich könnte der
Same gleich an Ort und Stelle, wo das Spargel
land angelegt werden soll, gesäet werden, und wo
das Land nicht gespart zu werden braucht, möchten
wir auch dazu rathen; «S ist beinahe das nämlich«
Versahren, wie wir bei'm Legen der Klauen angeben
werden. Wo aber mit dem Platze gegeizt werden
muß, ist nachstehende Art, aus einem eignen kleinere»
Ii »
— 1«4 —
öeete seine Pflanzen zu ziehen, weit besser; es kann
dadurch noch drei Jahre lang das zu Spargel» be,
stimmte Land zu etwas Anderem benutzt werden."
„Ist der Boden aus die beschriebene Art herze»
stellt und so sein wie möglich geebnet, so werden S
Fuß breite Beete abgetheilt und nun von Vorn an
gelegt. Diefes Legen und Stupsen wird mit solgen,
den Vorrichtungen bewerkstelligt: Die Person, welche
die Arbeit verrichtet, muß 1) ein kurzes, breites Bret
zur Hand nehmen, woraus sie kntect, damit der Bo»
den nicht so sest getreten werde; dieses Bret wird
immer nach sich gezogen und bei jedem Nachrücken
so gelegt, daß man sich bet'm Legen in gerader Linie
danach richten kann; sodann ist ein Teller oder Naps
nöthig, in welchen man den Samen schüttet. Nun
nimmt man zwischen zwei Fingerspitzen ein Korn und
drückt es 1 Zoll ties bei 2 Zoll weiter Entsernung
in die Erde und sährt damit sort, bis die Anzahl,
welche man braucht, vollendet ist. Sollten unbeachtet
mehre Kerne eingedrückt worden sein, so müssen die
zu viel ausgegangenen Pflanzen ausgezogen werden.
Ans den ersten Anschein konnte diese Methode als
schwierig und umständlich erscheinen, wir versichern
aber, daß bei einiger Uebung die Arbeit schnell von
Statten geht. Man erreicht aus diese Weise vor
dem Säen einen dreisachen Nutzen: Die Pflanzen
kommen in der Entsernung viel gleichsörmiger zu
stehen, was dem Ganzen ein liebliches Ansehen gicbt;
die Beete sind viel leichter vom Unkraute zu reinigen,
was bei den gesäeten sehr zeitraubend und unange»
nehm ist, und dann lassen sich die Pflanzen wieder,
ohne zu sehr beschädigt und zerrissen zu werden, leicht
ausheben. Nebrigens hat man noch mehre Metho
den, um den Samen in die Erde zu bringen; man
hat auch ein Werszeug von Holz, einem Rechen nicht
unähnlich, mit ausrechtstehenden Zähnen, welche in
- 165 —
die Erde gestoßen werden; man erhält dadurch zwar
10 bis 12 Löcher aus einmal, braucht aber dagegen
zwei Personen und der Boden wird dadurch so sest
getreten, daß wir diese Art Niemanden empsehlen
wollen."
„Das Legen der Sparg elserer. Ist nun
Alles aus die beschriebene Art gemacht worden, so
braucht man 3 Jahre an den Saatbeeten nichts mehr
zu thun, als sie sleißig zu jäten und durch Hacken,
besonders nach starkem Platzregen, den Boden auszu
lockern; je öster dies geschieht und mit je größerer
Sorgsalt diese Arbeiten ausgesührt werden, umsomehr
wird die Frucht gedeihen. Ueber Winter werden die
Beete einige Zoll hoch mit Dünger bedeckt, um sie
vor Kälte zu schützen und ihnen neue Nahrung zu«
zusühren. Aus solche Weise behandelt, sind die Pflan»
zen im dritten oder vierten Jahre gehörig erstarkt,
um verpflanzt zu werden. Man hebt die Ferer zu
diesem Zwecke recht sorgsältig aus. Wir haben hier
dazu eine eigene starke Hacke, deren unterer eiserner
Theil 15 Zoll lang und 2 bis 2z Zoll weit ist.
Diese Hacken sind vortrefflich, um die Stöcke umzu
reißen und mit ganzen Ballen auszuheben. Bevor
man aber die Pflanzen aushebt, muß das Spargel
land zum Legen schon vorgerichtet sein; dies geschieht
aus solgende Weise: Man thetlt das Land aus die
bekannte Art, wie andere Gemüselünder, in 4 Fuß
breite, geradlinige Beete ein; diese Breite ist deßwe»
gen sehr vortheilhast, weil aus jedes Beet zwei Ret»
hen Pslanzen zu stehen kommen und diese dann spä»
ter bei dem Spargelstechen und Reinigen sehr bequem
bedient werden können. Man ziehe nun aus jedem
Beete zwei Linien in 2 Fuß weiter Entsernung; jene
werden wieder in 2 Fuß wette, Theile abgctheilt, um
den Platz sür jede einzelne Pflanze zu bestimmen.
Kommen mehre Beete aneinander zu stehen, so setzt
man die Pflanzen sich nicht einander gerade gegen»
über, sondern im Quincunr

Man sticht nun mit einem Spaten zu jeder Pflanze


ein 1 Fuß weites und t bis Fuß tieses Loch
aus und breitet die Erde aus dem Beete eben aus.
In dieser Oeffnung wird mit einigen Händen voll
setner Erde eine kleine, halbrunde Erhöhung gebildet,
woraus die Spargelwurzeln gesetzt und in die Fasern
in gleicher Entsernung rund um die Erhöhung aus
gebreitet werden. Dies geschieht mit einer Hand,
mit der andern bringt man nach und nach eine 3
Zoll hohe Lage Erde daraus, während bei jeder neuen
Aussüllung die Pflanze gerüttelt wird, damit die Wur.
zeln nicht hohl zu liegen kommen; dann drückt man
den ganzen Satz sest an. In Zeit von 6 bis 8
Wochen wird der Trieb einige Höhe erreicht haben;
sällt nun im Sommer trockene Witterung ein, so
. wird die Oeffnung so weit ausgesüllt, daß die Tro«
ckenheit nicht schadet. Im Herbste kann vollends das
ganze Beet geebnet werden. — Hat man bei Anle»
gung der Beete die Wahl unter mehren Lagen, so
wähle man eine sonnige, gegen Nachtsröste geschützte
oder ein Beet längs einer südlich gelegenen Mauerz
bei letzteren hat man noch den Vortheil, daS 14
Tage srüher Spargel gestochen werden können, als
im sreien Felde, was sür den Privatmann ersreulich
und sür den Gärtner von großem Vorthetl ist. —
Die weitere Behandlung der Beete besteht nur noch
darin, daß man sie Winters mit gutem, verrottetem
Dünger alljährlich 1 bis 2 Zoll hoch aussüllt, sie
_ Iß? -
recht fleißig hackt (aber nicht zu ties, damit die Klauen
nicht beschädigt werden) und hackt die ausgeschossenen
Stengel der Svargel, wenn selbige im Herbste an»
sangen gelb zu werden , aus 4 Zoll Höhe ab. Aus
diese Ueberreste muß im Winter bei'm Düngerüber
sahren besonders Acht gegeben werden, damit sie un
beschädigt bleiben; denn sie sind bet'm ersten Umgra
ben im Frühjahre äußerst nothwendig, um den Stand»
ort einer Pflanze "genau zu wissen; denn in der
Nähe derselben dars nur einige Zoll ties gegraben
werden."
„Das Stechen der Spargeln. Wenn mit
dreijährigen Klauen angepflanzt worden ist, so kön»
nen im dritten Jahre nach Anlegung der Beete die
ersten Spargel gestochen werden. Dies vor dieser
Zeit zu thun, ist nicht rathsam, hier gilt die Grund
regel, je länger man mit dem Stechen wartet, desto
größere Früchte bringen und desto länger halten sie.
Gegen diese Regel wird aber ost gesehlt und mancher
Liebhaber dieser vortrefflichen Frucht verdirbt sich die
Freude an seinem Spargelbeete von Vorn herein da»
durch, daß er schon im ersten und zweiten Jahre da
und dort einen Spargel wegnimmt. — Die Zeit des
Stechens ist der srühe Morgen, bevor das Beet von
der Sonne erwärmt wordeu ist; sreilich muß bei
mehr heißer Witterung des Tages zweimal gestochen
werden und dann wähle man den Abend. Diese
Abends gestochenen aber müssen über Nacht im Kel
ler in srisches Wasser gelegt werden, wenn sie nicht
welken und einen bittern Geschmack annehmen sollen.
Dies gilt auch bei denjenigen, welche aus einmal
nicht verbrancht werden. — Bei dem Stechen selbst,
welches mit einem langen, scharsen Messer geschieht,
hat man zu beobachten, daß nicht mehre Spargel
abgeschnitten werden; man thut daher wohl, mit der
Messerspitze die Erde leicht wegzuritzen, bis zu der
— 168 -
Tiese, wo man den Spargel gestochen haben will,
dann wird man nicht so leicht die nebenstehenden be
schädigen. Die Lange eines geschnittenen Spargels
betrögt H Schuh, die Tiese, wie weit man sie unter
der Erde sticht, kommt ganz aus die Sorte an; un
sere Ulmer Spargeln haben ihren seinsten und deli
catesten Geschmack, wenn sie 3 Zoll über der Erde
stehen. — Die Zeit, da mit dem Stechen ausgehört
werden muß, kann nicht genau angegeben werden,
indem Vieles von der srühern oder kältern Lage und
der verschiedenen, nie zu bestimmenden Frühjahrswit»
terung abhängt, doch macht die Zeit um Johanni
meistens den Schluß; was nachher treibt, läßt man
so wie das erste Starke vom Stocke vollends schie
ßen. Das Stehenlassen des ersten schönen Spargels
gilt besonders bei jungen Beeten. '<
„Ueber Düngung. Den besten Dünger sür
Spargelbeete macht man sich dadurch, daß man al»
les Unkraut und Absall vom Garten, Teichschlamm,
Ausschlag von Straßengräben zc. :c. aus Hausen
sammelt, diese alljährlich 2 bis 3 Mal umarbeitet
und im Winter diese Hausen mit flüssigem Dünger,
als Mistjauche, den obern flüssigen Tbeil der Kloake,
Blut zc. zc., übersührt. — Dieser Dünger wird im
dritten Jahre brauchbar und werden die Beete im
Herbste damit überstreut, im Frühjahre sein ausge
recht und untergraben. Taubenmist, ein Jahr alter
Pseroemist, oder der von abgeleerten Mistbeeten, ist
auch empsehlenöwerth; bat man nur ganz kleine
Beete anzulegen und von dem zuerst angegebenen
Dünger viel Vorrath, so mache man die Löcher wei
ter und breiter als 1 Fuß und ^ Fuß von dieser
Erde in diese Vertiesung hinein, setze die Pflanzen
daraus und sülle die ganze Oeffnung mit dieser Dün
gererde nach und nach aus. — Dies läßt sich zwar
- 169

bloß mit kleinen Beeten aussühren, liesert aber un


streitig das beste Resultat."
„Ueber einige dem Spargel schädliche
Thier«. Unter diese sind die Engerlinge. Mäuse
und Maulwürse zu zählen; elftere sind schwer zu
vertilgen und werden erst wahrgenommen, wenn sie
schon eine ganze Pflanze, was man an dem Welk
werden erkennt, vernichtet haben. Vorsichtiges Nach
graben, sobald man sie bemerkt, ist das einzige Mit
tel. Die zwei letzteren sängt man entweder durch
Gistlegen oder Fallen; beide Arten sind aber zu sehr
bekannt, um noch Weiteres darüber zu sagen. Ein
Hauptseind aber, welcher ost ungeheuren Schaden an
den jungen Saatbeeten anrichtet, ist der Spargelkü-
ser. Er legt seine Eier an den Stamm der Stengel.
Daraus entstehen kleine grüne Räupchen, welche sich
zu Hunderten über die Pflanzen hermachen und sie
bis zu dem nackten Stengel mit unglaublicher Gesrä
ßigkeit auszehren; natürlich wird dadurch das ganze
WachSthum gehindert und leider hat man sehr wenig
Mittel, sich von den gesährlichen Gästen loszuma»
chen. — EinS der besten Mittel, welches dagegen
gute Dienste leistet, ist: daß man, sobald man die
Räupchen gewahr wird, Morgens recht srüh, wenn
noch starker Thau liegt, die ganzen Beete recht tüch»
tig mit TabackSstaub übersäet; dieser ist ihnen ver
möge seiner Schärse sehr widerlich, und wenn das
Uederftreuen einige Mal, wiederholt wird, ohne daß
eS ein Regen abwäscht, so ist die Brut in 14 Ta-
gen vertilgt."
„Ueber Treiberei. Da diese in jetziger Zeit
immer mehr Nachahmung und Anklang sindet, wollen
wir nicht unterlassen, auch darüber einige Worte zu
sagen. Will man im December oder Januar Spar
gel haben, so ist hierzu ein Frühbeetkaften sammt den
erforderlichen Fenstern, Strohmatten und Deckeln nö
— 17« —
thig; jenen süllt man 2 Fuß boch mit Mist; außer«
dem macht man tüchtige Umschläge. Nachdem die
stärkste Hitze vorüber, drückt man den Dünger sest
und bringt 1 Fuß hoch gute, leicht« Erde daraus; in
diese setzt man nun die Pflanzen, welche entweder
von abgenutzten Beeten genommen oder eigens dazu
gezogen sind, so ties, daß sie noch mit einigen Zoll
Erde bedeckt werden; in Zeit von 10 bis 14 Tagen
sängt die erste Ernte an und dauert je nach der
Wärme des Beetes 6 bis 8 Wochen. — Will man
die Spargeln nur einige Zeit vor dem gewöhnlichen
Triebe, so genügt ein Mistbeetkasten, den man aus
einen Theil des Beetes setzt und mit warmem Dung»
Umschlag umgiebt. — Ist der Verbrauch oder Absatz
stark, so macht man sich je nach Bedürsniß Beete in
Form eines Frühbeetkastens und legt nach VerfluS
von 4 bis 5 Jahren einen Kasten darüber. Diese
Beete können nach jedesmaligem Berfluffe von 3
Jahren wieder benutzt werden."

Artischocken, Cardy und Gurken.


In englischen, sranzösischen und deutschen Zeit»
schriften erschienen seit unserer vorigen Auflage eine
Menge von Angaben und Notizen über die Cultur
dieser Gemüsepflanzen und sogenannte Vortheile bei
derselben. Allein ich kann mich nicht entsinnen, irgend
etwas wirklich Neues oder Bedeutendes darüber ge
sunden zu haben.
Der Verbrauch von Artischocken und Cardy hat
sich in Deutschland seitdem nirgends wesentlich gestei»
gnt, nirgends weiter verbreitet: sie sind nach wie
vor hie, sehr beliebte, aber seltene, dort gar nicht
— t71 —
gekannte und verschmähte Gemüse und üben aus den
Marktverkehr wie Gartenbetrieb nirgends einen be»
deutenden Einfluß aus. Darin liegt auch wohl der
natürlichste Grund, weßhalb von neuen Varietäten
ebensowenig dabei die Rede ist, wie von neuen Ver
suchen in Betreff der Cultur oder von neuen Metho
den. Alles ist hinsichtlich dieser beiden Gemuse so
ziemlich bei'm Alten geblieben.
Ganz anders verhält eS sich mit den Gurken.
Deren Verbrauch ist seitdem zum riesigen angewach-
sen, in manchen Gegenden zum wahrhast unglaubli
chen, so daß zu dessen Deckung die umsassendste Gar»
tencultur längst nicht mehr ausreicht, sondern bedeu-
tende Räum« der Ackercultur jährlich dazu verwendet
werden müssen.
Ungeachtet dieses noch immer im Wachsen be
griffenen Bedürsnisses scheint doch die Cultur der
Gurken an sich selbst eigentliche Modissicalionen und
wesentliche Verbesserungen in den jüngsten zehn Iah»
ren nicht ersahren zu haben, indem auch die neuesten
Veröffentlichungen darüber sast ganz gleichlautend mit
den älteren sind und die Unterschiede zwischen beiden
in der That ost mehr in Worten und Wendungen,
als in Lehren und Vorschristen bestehen.
Dagegen hat sich die VermehrungS- und Ber-
besserungSlust aus einem andern Gebiete um so leb,
haster und sruchtbarer geäußert: durch großartige
Aussaaten, künstliche Besruchtung und mancherlei
Kreuzungen haben seitdem Engländer, Franzosen,
Holländer, Belgier und Deutsche die Zahl der Sor
ten unglaublich vervielsältigt und thun eS noch all-
jährlich. Man hat dabei in Betracht von Größe,
Form, Farbe, Geschmack, Früh, oder Spätreise und
sonstigen Eigenschasten der Früchte mancherlei NeueS
und Vorzügliches erstrebt und theilweise erreicht, was
man srüher sür unmöglich gehalten hätte, und die
— 172 —
Fortschritte im Kreuzungswesen werden ohne Zweisel
noch erstaunenswerthere Resultate herbeisühren.
Da wir über Cultur der Gurken nichts Neues
zu berichten haben, so erscheint es um so angemesse
ner, unsere Leser aus den Unterschied zwischen Sonst
und Jetzt in Betreff der Zahl der Früchte ausmerk
sam zu machen und deren jetzigen Bestand zu ver«
zeichnen.
Der Königl, Preuß. Hosgörtner, Herr Theodor
Nietner, verzeichnet 1838 S. 124 vom 2. Theile
seiner höchst schätzbaren Küchengärtnerei solgende
Gurkensorten als beste:
Die gemeine Gurke Z , «,.K„.«
dte Ersurter Gurke j °"t mehrern Varietäten,
die lange grüne Schlangengurke,
die Gurke mit großer Frucht (Lueumis »ativus
v»r. m»crooarvu»),
die weiße Schlangengurke,
die srühe weiße Gurke,
die lange westindische oder brasilianische (?) Gurke,
die englische ^on plus ultra oder ?ri«s SzKter,
die srüheste und seinste,
die Trauben« oder russische Gurke ic.
Herr A. Tops beschränkt sich in seinem lieben
Buche „die Dilettantengärtnerei", 185b, S. 74, zu
obigen nur noch beizusügen:
Die neue Schlangengurke von I. Booth,
die Schlangengurke von Athen,
die rauhe weiße Gurke,
die schwarzstachelige holländische Treibgurke,
die srühe englische Treibgurke,
die brasilianische Gurke,
die englische srühe weiße Gurke,
?«tkix ic.
Dazu sühren die Verzeichnisse der Handesgärt»
"ereien aus einer sortwährend wachsenden Legion
— 173 —

von Neuheiten aus der Gurkenwelt als vorzügliche


Sorten noch aus:
Die immertra-gende grüne Gurke,
- weiße »
Vmperor ok lU»veKvster,
Kioa kl ous«,
Violorz «k K»tK,
lUsncKester improve^,
lU»n «5 liont,
S^IIi's vkit«, Gurken,
I^»p«Ie«u,
K»«v U«rs«,
Hortivulture,
Koms» Lmporor,
>Vsgs«»'s sramss,
>VsIKer's Vrvveller
Londoner srüheste belgische Treibgurke,
Halle'sche volltragende,
weiße Riesengurke,
hellgrüne lange tragbare,
Stahlgurke,
KönigSgurke.
VVKilv ^«n plus ultr», ,
Victor^ L»K>«»li, ^
^VKile's ttssci Uorss, ?
Hueen Viclor^, I Gurken,
8now-H«rliouIlur»I, s

Usmilto» Uer«, >


- ok Ii«rnf>eIll,I
neue russische sehr srühe Gurke,
schottische Treibgurke,
neue chinesische Treibgurke,
Lsrliest Lrame, !
Weeil«„'s I«„A k'ium«, ! Gurken,
Oolne^ II»l«K,
Kambler « Vr»veller.
Kl»v«K«8ler pri»s, ! m...».«
IUi„«'« «»« ?r°.me. / ^rken.
KuperK >vkitv Kpin»,
Salter'« Viotorx ot KnAl»ng et«. ^
Arnstädter blaßgrüne glatte Riesenschlaugen«
gurke ic.
Daß der geehrte Leser ja nicht glaube, ich habe
vamit das Verzeichnis) der seit 1838 in den Handel
gekommenen Gurkeiisorten erschöpst! Nein, es er»
scheint hier von der ganzen Errungenschast dieser 18
Jahre im Gebiete der Gurkenwelt gewiß kaum der
zehnte Theil, indem ich nur flüchtig andeutete, was
in mehren Handelsverzeichnissen von 1855 ausge
sührt worden..
Indessen glaube man aber ja nicht, daß alle
diese zahllosen Sorten in der Wirklichkeit bestehen
und sortgepflanzt werden. Es geht damit gerade so,
wie mit den Blumen : Das Neuere verdrängt das Neue,
um im nächsten Jahre sogleich wieder von dem Neue«
sten verdrängt zu werden und häusig tauchen sehr alt»
bekannte, mit oder ohne Wissen der Züchter mit neuen
Namen prunkend, wieder aus dem Meere der Ver»
gessenhZit als Neuheiten aus. Dabei sind auch manche
neue und neueste Sorten so unwesentlich von vor»
handenen verschieden, daß in der That zu deren Un»
terscheidung bisweilen Luchsaugen und Lupen gehören;
während nicht selten unter der Pflege einer englischen
Cultur vortrefflich erscheint, was unter unsern Garten
verhältnissen stets nur sehr mittelmäßig bleiben wird
— denn wir müssen in Allem vor Allem wohlseil
wirthschasten, da unsere Calisornien und Australien
lediglich in unsern Köpsen und im hlttße unserer
Hände liegen.
— 175 -

Champignon (^Karieus eamvestris,


und dessen Cultur.

Einige sreundliche Bemerkungen über unsere 2.


Auflage sprachen sich auch dahin aus, daß diesem
Büchlein mehrer speciellen Culturen einige Nachweis
sungen über die Cultur der Champignons zu einer
besondern Empsehlung gedient haben würden, um so
mehr, da die Consumtion dieser Schwömme sich täg
lich weiter verbreitet, sür manche Gärtner einen nicht
unbedeutenden Nebenertrag abwirst und da der Dilet»
tanten immer mehr aus denn Anzucht sich verlegen
werden, sobald sie erst über das Wte dabei sich leicht
Raths erholen können.
Diese Gründe leuchten unS insosern ein, als
sie in der That Vieles sür sich haben. Wir selbst
hatten schon bei der zweiten Auflage daran gedacht
und nur von dem Gedanken uns abhalten lassen,
daß eine Menge von Büchern und Abhandlungen
über Chomptgnonzucht in allen neuern Sprachen ver»
öffentlich! sind. Da nun aber das Ausländische Vie-
len unlesbar bleibt und auch die deutschen Bücher
Manchem unbekannt oder unzugänglich sind, so hal»
ten wir eS sür angemessen, unsern Lesern einen kur
zen Ueberbltck der Champignonzucht in eigens dasür
eingerichteten Räumen und im Freien zu geben, wo- -
nach jeder Gartenbesitzer im Stande ist, in seinem,
wenn auch noch so kleinen Gärtchen, sich Champi»
gnons sür seinen Bedars selbst zu erziehen.
Wir wählen zu dieser Lehre Auszüge auS den
neuesten Werken von practischen Männern und be°

') Manche schreiben Xgsrlcus eSulis, allein die? er»


scheint un« unrichtig, da .4. «Sülls ein anderer Schwamm
— 176 —
merken dabei nur noch, daß Champignonbrut
oder Champignonweiß heutzutage von jedem be
deutenden Handelsgörtner bezogen oder leicht verschafft
werden kann, in den Verzeichnissen von Vielen der»
selben als ein eigener Artikel ausgesührt ist.
Die Reihe beginnen wir mit einer Abhandlung
aus dem Verein der Ersurter Gartengehülsen:
,,Die Champignons, welche einen der bedeutend»
sten Erwerbszweige ausmachen können, werden noch
lange nicht in allen Gegenden Deutschlands so culti»
virt, wie .sie es verdienen, und zu wünschen wäre eS
wohl, daß ihnen mehr Ausmerksamkeit geschenkt und
sie zu einem größern Handelsartikel der Gärtner
herangezogen würden, als bisher der Fall gewesen.
Denn gewiß würden die wenige Mühe und Arbeit,
die wenigen Kosten, welche die Anzucht derselben er»
sordert, durch einen reichlichen Gewinn bei richtiger
Anwendung belohnt werden , da in Gegenden, wo
diese Cultur mit besonderem Fleiße betrieben wird,
ost ein einziger Champignon mit 1 bis 2 Groschen
bezahlt wird "
„Zur Zucht der Champignons, welche nicht wie
andere Pslanzen aus Samen, Stecklingen oder Aus«
lüusern gezogen werden, ist besonders die sogenannte
Champignonbrut (Champignonweiß) ersorder
lich. Sie besteht, wie die aller andern Schwämme,
aus dünnen, weißen Fasern, welche man ost in den
Düngerlagen alter, erkalteter Mistbeetkasten, oder aus
seuchten, moosigen Stellen im Walde sinket. Sie
durchziehen da den verrotteten Mist oder die Erde
allenthalben gleich seinen Adern, und diese Fasern
muß man sich zur Anzucht der Champignons ver»
schaffen, d. h,, entweder bei einem Handelsgärtner
kausen oder selbst sie bereiten."
„Die beste Methode, solche Brut gut und rein»
lich ,n bekommen, ist solgende: Man mache sich eine
Mischung von srischem Kuh» und Pserdedünger, wel.
- t77 —
chen man nach vorheriger sorgsältiger Reinigung von
Stroh einige Tage aus Hausen bringen läßt und
diese von Zeit zu Zeit wendet, damit der Dünger
sich abkühle. Dann bringe man den Mist in einen
alten, der Feuchtigkeit nicht ,u sehr ausgesetzten Mist-
beetkaften von ungesähr 3 bis 4 Fuß Tiese, in einer
Schicht von H Fuß, streue etwas von der im Walde
oder in alten Düngerlagen ausgesundenen Champi
gnonbrut daraus, mache dann wieder eine Dünger»
schicht von derselben Stärk« und sahre so sort, bis
der Kasten voll ist; decke ihn dann mit einem Deckel
zu, damit von Oben nicht zu viel Nässe hineinbringen
kann und lasse ihn so ohne weitere Fürsorge — nur
einiges Begießen bei sehr trockener Lage des Kastens
ausgenommen — ein Jahr oder auch noch länger in
diesem Zustande liegen. Nach Verlaus dieser Zeit
wird man finden, daß der Dünger ganz und gar von
Champignonbrut überzogen ist. Will man den Ka
sten zu andern Zwecken gebrauchen, so löse man den
Mist mit der Brut stückweise heraus und bewahre
diese Stücke aus dem Boden oder an einem trockenen
Orte, wo sie sich ohne alle Pflege Jahre lang hal»
ten. Ganz besonders tst aber bei Anlegung solcher
Brutkästen daraus zu sehen, daß man die einzelnen
Lagen gehörig seststampst, damit nicht der Mist bei'm
Herausnehmen sich zu sehr zerbröckele; denn je gros
ßere Stücke man herausnehmen kann, desto weniger
wird die Brut zerrissen und gestört."
,,Die Champignons selbst können zu jeder Jahres
zeit gewonnen werden; da jedoch der Gewinn hier
sür im Winter, wenn man im Freie« keine mehr
haben kann, größer ist, so werde ich vorzugsweise
von der Wintercultur in Häusern, Kellern oder eigens
dazu eingerichteten Gemächern verhandeln."
„Vor allen Dingen ist die Lage der Beete zu
berücksichtigen. Eine Hauptsache dabei ist, daß solche
Weise, Melonenbau, s. »ufl. -2
— 178 —
Beete nicht zu seucht oder kalt und auch dem Lichte
nicht zu sehr ausgesetzt seien. Da jedoch, namentlich
im Winter, nicht viel Wahl in der Art des Raumes
vorhanden ist, so wird in einem Warmhause der Platz
unter einer Stellage, welchem man mittelst Breter»
verschlügen ganz die Form eines Mistbeetkastens von
vielleicht 1^ Fuß Höhe giebt, der passendste sein.
Solche Kästen müssen aber mit einem Klappdeckel
versehen werden, damit nicht bei'm Begießen der aus
den Stellagen stehenden Pflanzen das Wasser in das
Beet tropsen könne. Ein nicht zu ties liegendes Ge
mach oder Keller, wo man von Zeit zu Zeit lüsten
und bei eintretender Külte auch heizen kann, ist eben
salls zur Anlegung solcher Beete dienlich Am Be»
sten baut man sich eine Stellage von 2, 3 auch 4
Stusen, welche mehren, in gewisser Entsernung über»
«inanderstehenden Küsten von 1j Fuß Tiese, je nach
der Einrichtung des Gemaches, groß oder klein, gleicht.
Fest muß jedoch eine solche Stellage gebaut sein, da
sie sonst bei'm Einstampsen des Mistes nicht lange
widerstehen würde; auch dars sie nicht in unmittelba«
r^r Nähe des Osens stehen, weil sonst die ausströ»
mende Wärme nachtheilig aus die Beete wirke»
könnte."
,, Guter Pserde» oder Eselsmist, oder auch beide
vermischt, ist unbedingt zur Anlegung nöthig. Man
säubert den Mist sorgsältig von Stroh und bringt
die gereinigten Bollen aus nicht zu große Hausen,
welche Morgens und Abends gewendet werden müssen,
damit nicht der innere Dünger darin gänzlich »er»
brenne, sondern auch der Lust ausgesetzt und, umge»
kehrt, der aus der Oberfläche liegende auch dem Pro«
resse der Währung unterworsen werde, weil sonst der
Zweck gänzlich versehlt wird. Nach 8 Tagen wird
so der Dünger zur Anlegung der Beete brauchbar.
Ein sicherer Beweis dasür ist, wenn er, in der Hand
sest zusammengedrückt, eine settige Masse austräusel,
dabei einen noch ziemlich srischen Geruch und «in sri»
sches Aussehen hat; denn sieht er grau aus, so ist
es ein Zeichen, daß er durch Versäumniß des Um»
Wendens verbrannt oder schon zu alt ist."
„Nach diesem Processi bringe man den Mist in
die dazu bereitgehaltenen Beete, so daß er sestg«.
ftampst noch eine Lage von 1 Fuß Höhe bildet. So
läßt man ihn einige Tage liegen, bis er sich etwas
abgekühlt hat und bringe dann die Champignonbrut
aus solgende Weise daraus: Man mache mit der
Hand, je uach dem größern oder kleinern Vorrath
von Brut, in Entsernungen von H oder 1 Fuß und
im Verbande Grübchen in den Dünger, der von den
Brutsasern durchzogen ist, lege handgroße Stücken
hinein, so daß sie mit der Beetoberfläche gleich zu
liegen kommen, drücke aber um die tiesetngelegte Brut
den Mist sorgsältig sest, damit sie sich leichter verbin
de und das ganze Beet durchziehen können. Hieraus
bestreue man die Oberfläche der ganzen Lage mit ein
Wenig seingepülvertem Salpeter, bedecke alsdann das
Beet I bis Zoll hoch mit seingesiebter Mistbeet»
erde und unterhalte in dem Raume, Ivo sich das Beet
besindet, eine Wärme von 10 bis 12« R. Sollte
die Erde des Beetes austrocknen, so beseuchte man
sie leicht mit einer seinen Spritze oder Brause (mit
milchlauem Wasser)."
„Besonders ist daraus zu sehen, daß, wenn bei
Beeten in Warmhäusern der Feuercanal zu dicht da»
ran liegt, nicht die von ihm ausstrahlende, trockene
Wärme nachtheilig aus das Beet wirken könne; da»
her müssen solche schnell ausgetrocknete Stellen immer
sogleich (mit lauem Wasser) angeseuchtet werden.
Zeigt sich, etwa ans Mangel srischer Lust oder aus
Uedermaß von Feuchtigkeit von Oben, aus der Erde
Schimmel, so entsern« man denselben sogleich sorg
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sältig, damit er nicht die jungen, nach 5 bis 8 Wo
chen erscheinenden Champignons besalle, sie in Füul»
niß versetze, nach und nach das ganze Beet unbrauch
bar mache."
„Aber noch schlimmere Feinde als Moder und
Schimmel sind die Kelleresel (Keller» und Mauer
asseln, Onisvu» ^gellus, 0. mur»ri»), welche die
Champignons aushöhlen oder ganz aussressen. Um
diesem Uebel vorzubeugen, höhle man einige Kohl»
rabi oder Kartoffeln aus und lege dieselben mit der
Höhlung nach Unten aus dem Beete und in der
Rühe umher. Jeden Morgen hebe man dieselben
empor, klopse die darein verkrochenen Thiere aus und
tödte sie. Auch mit den Mäusen hat man ost gro»
ßen Verdruß und Schaden, weil sie einestheils die
Beete unterwühlen und anderntheils die Champi
gnons absressen. Man sorge daher stets sogleich bei
der Anlage solcher Beete schon von vornherein durch Fal»
len und andere Vorrichtungen sür die möglichste
Fernhaltung oder Vertilgung dieser Feinde."
„Sobald sich nach 5 bis 8 Wochen die ersten
Champignons zeigen, klappe man bei Beeten im
Warmhause die Deckel zu, damit nicht das Licht den
jungen Pflanzen schade, d. h. sie antreibe und un>
sruchtbar mache. Bei Nacht und bei trüber Witte
rung können die Deckel offen bleiben. Hat man das
Champignonbeet in einem etwas hellen Raume, so
müssen die Fenster überhängt werden, damit immer
nur Halbdunkel herrsche."
„Das Ernten der Champignons geschieht am
Besten Morgens und Abends, indem man den Schwamm
bei seinem Hute sanst angreist, etwas dreht und zu
gleich hebt, damit die an seinem Stengel sitzende
Brut in der Erde oder dem Miste zurückbleibe. Be
merkt man, daß am Fuße deg Schwammes schon
mehre klein« Champignons stehen, so nehme man
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lisber nur dessen Hut allein und lasse den Stengel
stehen, damit man nicht die jungen Nachkömmlinge
störe."
Nicht Jevermann besitzt ein Warmhaus, auch
hat nicht Jedermann Gelegenheit oder Luft, von sei
ner Wohnung einen Keller, eine Kammer ic. jür
solche Zucht zu verwenden, wahrend Manche auch im
Sommer bequem zu erlangende Champignons sür
Küche und Tasel sehr gern verwenden. Für solche
Privaten müssen wir denn wohl auch erwähnen,
wie man Champignons im Freien, ohne Begrenzung
und Bedeckung eines BeeteS erziehen kann.
Die Natur unseres deutschen Klima's bringt eS
mit sich, daß eine solche Cultur nur vom späten Früh
jahre bis zum Ansang deS Herbstes gelingen kann.
Man lege zu diesem Zwecke ein Beet, wo möglich in
östlicher Richtung und jedensalls so an, daß es mög
lichst wenig der Sonne und in keinem Falle der
Mittagssonne ausgesetzt sei. Eine zweite Hauptrück
sicht ist die, daß ein solches Beet niemals von Grund-
seuchtigkeit beimgesucht werden dars und alle von
Oben ikm zufließende Nässe schnell und leicht durch
läßt. Wo daher Lage und Boden nicht von selbst
diesen Geboten entsprechen, da muß nothwendig dem
Beete eine Unterlage von Steinen, Ziegelbrocken u.s.w.
ertheilt werden, mittelst deren alle Nässe schnell und
sicher abzieht. Dabei bleibt eS immer vortheilhast,
wenn das Champignonbeet 8 bis 12 Zoll höher
wird, als die übrige Bodenumgebung.
Zu Anlage eines solchen BeeteS hat man drei
Wochen zuvor guten langen Pserdemift aus einen
Hausen gebracht und mehre Male vollkommen umge
arbeitet. Von diesem Miste bilde man über der
Steinunterlage eine Schicht, die, nachdem sie sestge
treten oder geschlagen ist, eine Höhe von ö bis 8
Zoll erreicht. Dergleichen Miftschichte» häuse man
— 182 —
so viele übereinander, bis der ganze Bau eine Höhe
von 3 bis Fuß erlangt hat und ertheile ihm als»
dann eine möglichst glatte Abrundung. Die Abrun»
dung erzielt man am Leichtesten dadurch, daß mar,
der untersten Mistschicht die ganze Breite des Beetes
giebt, jede solgende aber um ein Wenig schmäler an
legt und dann die daraus entstehenden Abstusungen
durch Festschlagen in glatte Seitenwände unb eine
glatte, gewölbte Oberfläche verwandelt. Hierüber
bringe man nun, nach der Gärtnersprache, das H e m d e,
d. b. eine 4 bis 5 Zoll starke Hülle von sehr lan.
gem Pserdemiste, der den ganzen Wall möglichst gleich
bedecken muß. Unter diesem Mantel wird das Beet
gewöhnlich schon nach einigen Tagen sich bedeutend
erwärmen, wovon man sich durch Einsteckung eines
gespitzten Hölzes überzeugen kann, wenn dieses bei'm
Herausnehmen ziemlich warm erscheint.
Ist das Beet so erwärmt, so ziehe man ihm
sein Hemd sanst ab. Hieraus mache man mit der
Hand oder mit einem stumpsen Pflanzhölze 1 bis
Zoll tiese Löcher, Nester genannt, nach allen Seiten
8 bis Zoll weit von einander entsernt ; diese Ne»
ster spicke man nun, d. h., man drücke in dieselben
entweder ganze Stücke von Dünger, mit Brut durch
wachsen, sogenannte Ziegel Krut, oder auch nur
lockere Brut, und bedecke die Löcher wieder mit dem
von dem Beete selbst herausgenommenen Miste, wo«
nach die ganze Oberfläche wieder geglättet und das
Hemde darüber gelegt, wird. Daneben habe man
Strohmatten, Rohrdecken oder Holzläden in Bereit«
schast, damit man, wenn anhaltender Regen oder
kalte Witterung eintritt, gegen Beide den gehörigen
Schutz verleihen könne.
Nach 2 bis 3 Wochen kann man das Hemde
wieder abnehmen, um zu sehen, ob sich die Brut
aus den Löchern überall weiter durch den Mist ver»
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breitet hat. Findet man diese Verbreitung, so er»
theile man dem ganzen Beete einen 1 bis 1^ Zoll
dicken Ueberzug von nicht allzuleichter Erde, die man
sestschlägt und mit Ausnahme des obersten Rückens,
2 bis 3 Zoll hoch mit srischem Pserdemiste belegt
und , salls der Mist oder die Erde trocken ist, mit
abgestandenem Wasser anseuchtet. Nun lege man
das Hemde wieder über und verstärke es sogar, wenn
nicht die Witterung ganz warm ist.
Gewöhnlich erscheinen schon nach 8 Tagen die
Zeichen der Entwickelung von Champignons. Zu
deren Abnahme beseitige man vorsichtig das Hemde
und lege dieses wieder eben so vorsichtig aus, wenn
die Tagesernte vorüber ist. Der Nachwuchs der
Champignons ersolgt sortan von Tag zu Tag und
die Ernte muß täglich aus gleiche Weise vorgenom
men werden. Findet man dabei während einer war»
men Witterung das Beet zu trocken, so beseuchte
man es vorsichtig mit überschlagenem Wasser.
In England macht man hin und wieder die
Sache aus eine andere und nicht minder ersolgreiche
Weise. Man mischt kurzen, schon etwas abgelege»
nen Pserdemift mit srischen Pserdebollen und einer
gleichen Menge lockerer Champignonbrut. Daraus
bildet man an einem möglichst ebenen und trockenen,
aber schattigen Orte lange Hausen oder Wälle, die
wenig zusammengedrückt werden, eine Höhe von 2
bis 2z Fuß, eine Breite von 3z bis 4 Fuß erhal.
ten und mit Ziegelbrut an der Oberfläche in 2 Zoll
tiese Grübchen tüchtig gespickt werden, » Darüber
breitet man ein Hemd von langem, reinem Stroh
und belegt dieses mit Bastmatten. Dabei versäumt
man niemals die Vorsichtsmaßregeln zu weiterer Be
deckung gegen anhaltende Regen. Erst 6 Wochen
nach der Anlegung eines solchen Beetes beginnt man
die Ernte, welche ein ganzes Jahr lang sortdauern
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kann, sosern man nicht versäumt hat, jedes Mal bei
großer Trockenheit des Beetes dieses mit überschla«
genem Wasser gelinde anzuseuchten.
In neuerer Zeit veröffentlichte Lieners Lnr«.
„iole eine noch einsachere Methode zur Anzucht von
Champignons im Freien, welche wahrscheinlich den
Dilettanten gesallen wird und auch sür Gärtner von
Gewerbe ihr Angenehmes hat.
Wer im Juni 'sür 'eine Anpflanzung von Wir
sing oder auch Kohlrabi ein Beet durch so-gsSttiges
Angraven sich bereitet, der benütze es auch gleichzeitig
zu einer Champignonzucht. Zu diesem Zwecke grabe
man in der Mitte zwischen den Reihen, aus welche
die Kohlpflanzen kommen sollen, ohngesähr 1 Fuß
tiese Furchen aus, sülle sie etwas über die Hälste
mit srischen Pserdeäpseln ohne Stroh, trete sie ein
Wenig sest und bespicke deren Oberfläche mit Cham«
pignonbrut. Darüber bringe man so viel von der
ausgegrabenen Erde, «Is zu Ebenung des Bodens
nötbig ist und pflanze nun den Wirsing oder die
Kohlrabi genau aus die sür sie bezeichneten Reihen.
Solche Beete gewähren den zweisachen Vortheil, daß
diese Koblarten ungewöhnlich üppig heranwachsen,
weil die Wärme und viele Nahrung aus den Cham»
pignongräben ihren Wurzeln zu Gute kommt, wäh.
rend die Champignons, sobald sie zum Vorschein
kommen, durch die schon herangewachsenen Kohlpflan
zen einen angenehmen Schatten, Schutz gegen Wind
und gegen Regengüsse wenigstens einige Beschirmung
sinden, auch die Feuchtigkeit aus dem Boden durch
die Kohlpflanzen schnell absorbirt wird. Solche
Beete liesern bis in den Herbst sehr hübsche Ernten.

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