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AR53681908
AA; 6178; C89 Alte Grabdenkmaler a
309 20
THE LIBRARIES
COLUMBIA UNIVERSITY
AVERY LIBRARY
ALTE GRABDENKMÄLER
AUS UNGARN
VON
BUDAPEST
FRIEDRICH KILIAN
K. UNG. UNIVERSITÄTS - BUCHHANDLUNG
1890
1
ALTE GRABDENKMÄLER
AUS UNGARN
VON
BUDAPEST
FRIEDRICH KILIAN
K. UNG. UNIVERSITÄTS - BUCHHANDLUNG
1890
Avery
AA
6178
C89
587205
Die einzelnen Aufsätze, wie sie nunmehr geordnet und als ein
Ganzes zusammengefasst folgen, wurden zerstreut, der Mehrzahl nach ,
bereits in ungarischer Sprache publicirt u . zw. vornehmlich im Organ der
ungar. Anthropologischen und Archæolog . sowie in demjenigen der ung.
Herald. Geneal. - Gesellschaft.
Es bildet ein ausschliessliches Verdienst der Redactionsleiter, der
Herren Dr. Josef Hampel und Ladislaus v. Fejérpataky, dass es ermög-
licht wurde, in der verhältniss mässig kurzen Spanne Zeit von zwei
Jahren, eine so stattliche Anzahl der berührten Artikel zu veröffentlichen .
Nicht minder ist im Uebrigen der hier zuerst genannte Gelehrte zugleich
auch als der intellectuelle Urheber dieses unseres Unternehmens anzu-
sehen.
Schliesslich haben wir noch Dank zu zollen der Archäologischen
Commission der ungar. Akademie der Wissenschaften, sowie endlich Herrn
Dr. Gustav Heinrich, welcher es ermöglicht hat, unsere Publicationen
nunmehr auch in deutscher Sprache, sowie in verbesserter und erweiter-
ter Form erscheinen zu lassen und so einem grösseren Lesepublikum
zugänglich zu machen.
Derartige Kreuze vom Beginne des XIV. Jahrhunderts weisen die Grab-
steinplatten des Chonrad Chamerer zu Wiltau in Tyrol v. J. 1310 ; des Rubeis (in
ebendemselben Orte) v. J. 1330 auf und finden sich auch in unserem Vaterlande
erhalten vor, insbesondere auf derartigen Monumenten bürgerlicher Geschlechter.
Auch noch im XV. Jahrhunderte stossen wir im Uebrigen noch sporadisch auf
ähnliche Bildungen, wie mehrere Grabsteine beweisen, welche in jüngster Zeit,
gelegentlich der Restaurationsarbeiten, im Kaschauer Dome vorgefunden wurden.
Siehe Arch . Ért. 1888. 125. SS.
** Rómer, Falképek Magyarországon. XII. cc. (Régészeti emlékek) .
1*
4
.
Aufschrift und nach Namen suchen wird, so ist es dennoch zweifellos (wie
auch unsere Urkunden es nahelegen), dass das oben blasonirte Hirsch-
Wappen dem Geschlechte Zsegrai eigentümlich gewesen ist, welches
dieses Gotteshaus gestiftet. Demselben Geschlechte gehören aber auch
noch jene Wappen an , die sich unsern Blicken auf den Pfeilern derselben
Kirche, sowie auf dem letzten Fenster gegen Osten (auf der Südseite)
zeigen und welche, obgleich einer nicht viel früheren Periode ihr Ent-
stehen verdankend , als das Zsegraische Grabsteinwappen, gleichwohl
einige Abweichungen vorweisen, indem hier ein (ganzer) auf einem Drei-
berge stehender, linksgekehrter Hirsch abgebildet erscheint. Wir sehen
demnach (was auch die classische Schule , in unsern vaterländischen Fach-
schriften, in jüngster Zeit bereits wiederholt hervorgehoben), dass auch bei
uns und dies schon in der Blütezeit der Heraldik, es als völlig belang-
los angesehen wurde, ob die Wappenfigur ein und desselben Geschlechtes
(insoferne nur der Haupttypus stets genügend präcisirt wurde ) einmal
-
rechts , das anderemal aber links gekehrt abgebildet, ob ein Mensch
oder ein Tier, in ganzer Gestalt oder aber (dann zumeist aus Krone oder
Dreiberg) wachsend oder hervorbrechend dargestellt wurde, ja dass man
sogar keinen Anstand nahm, an Stelle ganzer Menschen- oder Tiergestal-
ten nur Teile derselben zu substituiren (bezw. es auch in umgekehrter
Reihenfolge zu machen ) und es häufig für genügend fand, das Geweih für
den Hirschen oder Hirschkopf, das Hörnerpaar für den Stier, den Flügel
für den Adler etc. etc. im Schilde auftreten zu lassen.
Ohne einen urkundlichen Erweis erbracht zu haben, stellten unsere
Genealogen , wie Lehóczky, Wagner und Nagy, den Versuch an , die
gegenwärtig noch blühenden Grafen Sigray von Felső- und Alsó - Súrány
in Zusammenhang zu bringen mit den Zsegrai aus Zsegra im Zipser Comi-
tat, wohl nur allein von der Aehnlichkeit der beiden Geschlechtsnamen aus-
gehend.
Obgleich wir hier noch keinen sichern , geschriebenen documentari-
schen Gegenbeweis zu liefern in der Lage sind, so können wir dem nichts-
destoweniger entgegenhalten, dass die vorstehend genannten Grafen
von Sigray, weder gegenwärtig, noch auch bereits vor Jahrhunderten
(damals im einfachen Adelsstande blühend) , in ihren, uns wohlbe-
kannten, wiederholt variirenden Geschlechtswappen irgendeine Aehn-
lichkeit aufzuweisen hatten mit den in der Kirche von Zsegra noch
gegenwärtig aufbewahrten Wappen der Stifter Zsegrai, sondern dass viel-
mehr ein gleichnamiges Geschlecht, das mit Michael (Sohn des Peter)
Póoch de Sygra, Vicegespan des Sároser Comitates, urkundlich auftritt ,
auch noch i. J. 1423 (also sicherlich ein gutes Jahrhundert nach der Ver-
fertigung der von uns hier wiederholt besprochenen Zsegraer- Wappen), mit
einem linksaufspringenden Hirschen siegelt, womit wohl mehr als eine
5
wir es hier mit einem Baue neuerer Zeit zu thun haben . Ein Denkmal
allein ist es , welches dort aufbewahrt erscheint und welches auch den in der
Vorgeschichte nicht Bewanderten daran gemahnt, dass an derselben Stelle ,
wo heute die (später erbaute) Kirche steht, auch an ältere, an sehr alte Zeiten
gedacht werden darf.
Es ist dies ein Grabstein, welcher in der Evangeliumseite des Sanc-
tuariums senkrecht eingemauert sich befindet und den Gegenstand der
Besprechung dieses Abschnittes bilden soll.
Nehmen wir in Betracht : dass über diesem Grabsteine ein monumen-
taler Bau, eine ganze Kirche der gänzlichen Vernichtung anheimgefallen ,
so können wir nicht anders , als den Conservationsgrad dieses ersteren,
wie sich derselbe auch noch heute uns zeigt, einen vorzüglichen nennen,
was sich auch insbesondere auf das Wappen sowie auf die gut lesbare Le-
gende bezieht.
Es ist dieser Grad der Wohlerhaltung aber auch zugleich ein Beweis ,
-
dass der besagte Grabstein s . Z. , wenn überhaupt in den Fussboden
eingelassen gewesen - jedenfalls an vollkommen geschützter Stelle unter-
gebracht gewesen sein musste, welche den Tritten der Kirchenbesucher in
keiner Weise ausgesetzt gewesen war.
Derselbe ist von grauem Trachyt, hat eine Höhe von 1 M. 10 Cm .
und eine Breite von 1 M. und erscheinen die beiden obersten Ecken abge-
schnitten . Die Inschrift besteht aus tief eingegrabenen Uncial- und Lapi-
darbuchstaben, welche vorerst den eingefassten Schriftenrand, dann aber
auch das Figurenfeld , unten wie in der Mitte bedecken, in wagerechter
Lage sowie in kurzen Zeilen den leergebliebenen Raum hier möglichst
auszunützen scheinend, welcher Vorgang jedoch einen störenden , das
Schönheitsgefühl verletzenden (überladenen ) Eindruck macht und ebenso
zu tadeln ist, wie die Mitbenützung des Schriftenrandes auf Grabstei-
nen für den figuralen Teil.
Auf beide Momente werden wir im Uebrigen die Gelegenheit haben ,
noch wiederholt zu stossen , wozu bereits an dieser Stelle bemerkt zu wer-
den verdient, dass derlei Unregelmässigkeiten stets auf die noch immer
nicht genügende Schulung desjenigen Künstlers weisen, welchem die
Durchführung anvertraut worden war.
Gadgi interfectus per Turcos * die dominico post festum Sancti Jacobi Apos-
toli in Gerra (ein Wort unleserlich) Anno domini MCCCXXXII .)
Der Styl dieses Grabsteinwappens spricht unbedingt für eine frühere Zeit
als 1422, wie dieselbe in Turul ( 1887 III. etc.) richtig gestellt werden wollte. Diese
vollkommen dentliche Jahreszal ist und bleibt 1332, wenn auch das interfectus per
turcos der Legende immerhin ein Anachronismus zu sein scheint. Die Geschichts-
forschung möge, diesen letzten Passus betreffend, Klärung schaffen. Jedenfalls aber
ist es erwiesen, dass wir nach dem XIV. Jahrhunderte weder Majuskeln auf Grab-
steinlegenden vorfinden, noch Dreieckschilde, oder gar Kübelhelme.
Das Figurenfeld erscheint unter einem aus drei gleichen Bögen bestehen-
den Baldachine (Dreipasse), in erster Reihe von einem mässig plastisch heraus-
gearbeiteten completen Wappen wie folgt ausgefüllt : In eilfmal geteiltem
Schilde ein Schräglinksbalken . Kleinod : Adler wachsend, im Schnabel
einen Laubkranz haltend , der rechtsseitige Flügel besteckt mit einer Krone.
Dieser Grabstein war berufen , das Interesse des Forschers in mehr-
facher Beziehung zu erregen, zunächst weil derselbe zu den ältesten, noch
erhalten gebliebenen, wappengeschmückten Monumenten unseres Vaterlan-
des gehört ; dann, weil das dort vorkommende Wappen, als besonders gelun-
genes Product der frühgothischen ungarischen Heraldik a zusehen ist -
die Form des Dreieckschildes, des Kübelhelmes und der einmal verkno-
teten, graciös aufwärts fliegenden Helmdecke mitinbegriffen ; -- ferners ,
weil derselbe uns das Wappen des uralten Genus Aba complet zur Ver-
anschaulichung bringt, hauptsächlich aber weil wir durch dieses in die Lage
versetzt werden , zwei wichtige Fragen endgiltig zu lösen , welche seit langer
Zeit obschweben und wie folgt lauten :
1. Was war der Grund und wie hat es sich ergeben, dass meh-
rere, urkundlich vom Genus Aba abstammende Geschlechter die ererbte
Balken-Wappenconstruction verlassen und ein vollkommen verschiedenes ,
scheinbar in gar keinem Zusammenhange mit dem alten stehendes , d . i. das
Adler- Wappen aufgenommen haben ?
2. Dürfen wir, unsere ältesten Geschlechter betreffend , auf Grund
sich ergebender Wappenähnlichkeit , zugleich auch auf gemeinsame Abstam-
mung einen Schluss ziehen ?
Das älteste Wappenbild des Genus Aba war, in so weit dies unsere
---
erhalten gebliebenen, sphragistischen Denkmäler beweisen, der Balken.
Als sich dann, in der Folge, das ebengenannte Genus zu vermehren und
zu verzweigen begann, wurden behufs Unterscheidung « Beizeichen » zu
Hilfe genommen , welche vornehmlich als Veränderungen in der Balken-
formation sich Ausdruck zu verschaffen begannen. So bemerken wir denn ,
dass , während Palatin Omode auf seinem Wappensiegel d . d . 1299 nur
einen Balken führt, der von der jüngern Linie stammende Schatzmeister
Demetrius Nekchei bereits mit zwei Balken auftritt, während derjenige
Zweig ebendesselben Geschlechtes, von welchem Nikolaus, Wojwode von
Siebenbürgen abstammte, wieder ein jüngerer gewesen sein dürfte, weil wir
dort ( 1280) sogar schon drei Balken vorfinden . Analog war endlich das
Geschlecht der Gagyi vorgegangen , zu dem Zeitpunkte, als dasselbe zur
eilfmaligen Teilung seines Wappenschildes geschritten war.
Hieraus ersehen wir aber auch zugleich, dass die heraldischen Beizei-
chen » und ihre correcte Verwendung bereits im XIII . und XIV . Jahrhunderte
bei uns in Ungarn bekannt waren, u. z . in ihrer einfachsten und schönsten
Form, und ersehen ferners (was noch von weit grösserer Wichtigkeit) , dass
9
¹ Wurde vor einigen Jahren mit dem Wappen des Tornaer Comitates « vermehrt » .
Diese Richtung scheint dazumalen auch hohen Ortes zur Genüge bekannt
gewesen zu sein , und deshalb forschen wir auch noch heute ohne Aussicht auf Erfolg,
nach alleinigen » Heroldsbilderverleihungen unter der verhältnissmässig grossen Anzahl
von Orig. Wappenbriefen aus dem XV. Jh . , die uns aufbewahrt geblieben .
3 Archiv Csoma.
* Reichsarchiv Bpest, D. O. Nr. 35255.
5 Ibid. D. O. Nr. 4283.
6
Ibrányi Archiv im Nat. Mus.
7
Sirokay Grabstein und Barkóczy Arch .
8 Sztáray Codex I. und R. A. 27487 .
Siebmacher, Der Adel von Ungarn.
10 Ibid.
11 Ibid.
12 Archiv Csoma.
11
* Nicht zu verwechseln mit den Báthory v. Somlyó und Ecsed, welche vom
Genus Gutkeled ihre Abstammung herleiten .
12
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370
2.
MUSKOVSZKI VICTOR
GRABSTEIN DES GEORG BEBEK.
beträgt 2.14 M. , seine Breite 1:09 M., und wird der 16 Cm. breite Schriften-
rand vom Figurenfelde durch eine schmale vertiefte Linie geschieden . Die
Inschrift selbst, aus regelmässigen eingegrabenen Minuskeln bestehend,
13
· · • ·
hic
iacet • georgius . bubek magr . favern. regal . | qui fecit ex-
· • ·
fruere er | clesiam ble. virgin fratribus . oo
heremitis . ord . st . paul
li. pi heremite an • do . M | CCCLXXI.
eigenen Grabstein anfertigen lässt und zugleich dafür sorgt, dass auf dem-
selben jene Jahreszahl verewigt werde, unter welcher der Grundstein der
von ihm gestifteten Kirche gelegt , oder aber, mit welcher der Bau der
Gombaszöger Kirche sammt Kloster vollendet wurde. Darauf bezieht
sich also die auf des Georg Bebek Grabsteine vorgefundene Jahreszahl,
nicht aber auf das Todesjahr desselben .
Schreiten wir nun zur Besprechung des Wappens, welches das Figu-
renfeld des genannten Denksteines ausfüllt. Die Blasonirung lautet : Frei-
schwebendes , allseits breitendiges Patriarchenkreuz, an Capitalstelle
besteckt mit sechs (3-3 ) nach rechts bezw. nach links sich abneigenden
Hahnenfedern. Kleinod : Hervorbrechende, gekrönte, mit einem Ober-
kleide versehene Jungfrau mit langen Haaren, die Mundwinkel besteckt
mit je einem natürlichen Fische mit auf- und einwärts gebogenem Schwanze.
Der nach rechts geneigte Dreieckschild hebt sich 1 Cm. von dem
glatten Figurenfelde, die Schildfigur aber, mit 15 Cm. aus dem Schilde ab.
Noch ausgesprochener finden wir diese Plastik oberhalb des Schildes ,
d. i. beim Helmkleinode und bei den Decken, wo der, unsern Dreieckschild
deckende schöne Kübelhelm sich bis zu 8 Cm . von dem Figurenfelde
abhebt, gleichwie dies im Verhältnisse auch das Kleinod und die Decken
hier thun.
Diese angewendete Plastik bezeugt, dass der ausführende Künstler
vollkommen bewandert gewesen war in den Regeln und Ansprüchen der
lebenden Heraldik, sowie überhaupt die ganze Composition dieses Bebek-
Wappens, sammt den Details, dasselbe als ein weiteres , mustergiltiges
heraldisches Produkt des XIV. Jahrhunderts charakterisiren .
Dieser Ausspruch bezieht sich auch auf das Moment der Raumaus-
füllung, auf die Höhen- und Breiteverhältnisse des Helmkleinodes und auf
die geschmackvolle (dem Style der Zeit entsprechende) Verwendung des
oben mit einer Bordure versehenen, unten aber mässig gezaddelten Ober-
kleides der Jungfrau zugleich als Helmdecke .
Dass sich die das Kreuz des Schildes besteckenden Hahnenfedern
bei dem vorstehenden Geschlechte sowohl wie bei den blutsverwandten ,
nunmehr gleichfalls erloschenen Csetneky (wieder nur dem Style der Zeit
folgend), später in Straussenfedern verwandeln , werden wir weiter unten
sehen.
Georg Bubek (Bebek) , dessen letzte Ruhestätte der hier behandelte
Grabstein bezeichnet, tritt i. J. 1347 als Obergespan von Heves Ujvár und
Castellan der Veste Makovicza, 1360 als Obergespan von Turuch (Túrócz),
1363 als Obergespan von Gömör, 1371 und 72 aber als Oberstschatzmeister
(magister tavernicorum regal . ) urkundlich auf. — Er war ein Sohn des
Dominicus dictus Bubek de Genere Ákos , welcher als der Erbauer der
Festung Pelseuch (Pelsőcz) genannt erscheint.
15
Auch Pelsőcz , dieselbe Stadt von welcher die Bebek ihr Prädikat her-
geleitet, welches sie bis zu ihrem Erlöschen geführt, hat sich ein Grab-
monument dieses hervorragenden Geschlechtes zu erhalten gewusst ; auch
dieses erscheint wieder in einem Gotteshause untergebracht und auch
dieses Gotteshaus war von einem Mitgliede der mächtigen und wohl
auch gottesfürchtigen Bebek von Pelsőcz erbaut worden.
Einzelne restliche Erinnerungen des XIV. und XV. Jahrhundertes
etwa ausgenommen, welche sich dem forschenden Auge stellenweise
bemerkbar machen, bietet dieser wiederholt veränderte Bau sonst nichts
mehr von Belang dar, was an das hohe Alter und an den einstmaligen
Glanz dieser Kirche gemahnen könnte , und fesselt hier in erster Linie
das Interesse sicherlich jener Grabstein, welcher auf der Evangeliumseite
des Sanctuariums , östlich von der Kanzel , durch einen Kirchenstuhl ver-
deckt, in die Mauer gefügt erscheint. Derselbe ist von rotem Marmor,
2-24 M. hoch, 1.18 M. breit und besitzt einen breiten erhabenen Schriften-
rand, auf welchem die Legende, aus erhabenen und regelmässigen Minus-
keln an Capitalstelle beginnt (unmittelbar nach einem kleinen Schräg-
oder Andreaskreuze) , welche wie folgt lautet :
• •
hic . iar · ladislaus | filius • skhni · bubek · de · pelseuri . mgr . taverni
. . obiit · i · anno • dni • m • eece •· pmo .
coru . regaliu . cu . sui .. | ......
Das cum suis» welches nach dem Worte « regalium» folgt, ist nur mit
Anstrengung, das auf das « cum suis » folgende Wort jedoch gar nicht zu entziffern . ——
Möglich, dass dasselbe eine Zusammenziehung von heredibus » gewesen, in welch '
letzterem Falle wir es dann mit einem Familiengrabsteine zu thun hätten .
16
von dem bereits früher blasonirten « Bebek» nur dadurch unterscheidet, dass
das Kreuz des Schildes (hier in der ausgesprochenen Form eines sogenann-
ten « Lothringerkreuzes » ), zu oberst mit einem Straussenwedel (und nicht
swme
me
nu
my
md
pesthm
lt
bwru
or
jach
a
k
g
IM.
mit Hahnenfedern ) besteckt erscheint und dass sich das Kleinod als gekrön-
ter Kopf und Hals einer Jungfrau (bei fehlenden langen Haaren ) bietet,
welche die Fische (wie im Wappen Bebek I. ) - hier scheinbar mit den
17
1 1 Archiv Csoma.
2 Cap. Arch. Lelesz.
3
Typus, Tiparium Orig. - Siegelstock.
Leges eccles. I. 471 .
5 Decades, I. 4.
6 Magyarorsz. csal. I. 263 .
Es sind die « Ungeheuer» in der Heraldik nicht so häufig, wie bisher
ziemlich allgemein angenommen wurde. Wir wollen bei den Perényi- Grabsteinen ein
Näheres über diese fabelhaften Figuren bringen .
Siehe das Siegel des Emerich Bebek d . d . 1446 in der D. O. des Reichsarchives
Bpest.
19
1 Siehe das Bebek -Wappen in Farben im Kaschauer Dome, sowie das Wap-
pen d. d. 1547 des Franz Bebek auf einer der Kanonen vor dem Thore der Krasznahor-
kaer Burg.
2
Rajcsányi , Siegelcopien. Mscr. im Reichs-Arch . BPesth . Nagy Iv.,
Magyarorsz. csal. IX. 132.
Arch. Ért. 144. Új folyam. -– Nyáry, Heraldika. etc.
%
2*
20
Nachdem wir also die wichtigsten auf die Bebek- Csetneky- Wappen
bezüglichen Momente vorgeführt zu haben glauben , mit besonderer Berück-
sichtigung der Schildfigur, sei es uns gestattet, in möglichster Kürze uns
noch einmal diesesmal eingehender mit dem Charakter des Helm-
kleinodes des vorstehenden Geschlechtes zu befassen .
Wir beginnen mit der Bemerkung, dass der Haupttypus hier zwei-
fellos den Fischen zugesprochen zu werden hat ; denn, sowie wir es bisher zu
verfolgen Gelegenheit hatten , dass die Gestalt der Jungfrau in ihrem
Verhältnisse zu den Fischen wiederholt Variationen unterworfen erscheint,
-
diese letzteren bald mit den Zähnen , bald mit den Händen u. s . w. haltend,
bleiben die Fische, als solche und in ihrer Lage, stets unverändert.
Wir sind demnach berechtigt, hier von der allgemeinen herald. Regel
abweichend , welche uns bei mehreren verschiedenen , zugleich mit
einander auftretenden Figuren zumeist der vornehmeren den Haupttypus
-
zuzuerkennen zwingt, welche hier die Menschengestalt wäre, die gekrönte
Jungfrau des Bebek- Csetneky - Wappens nur als Nebenmoment, als Hilfs-
kleinod anzusehen, welche nur allein zu dem Behufe geschaffen wurde,
um die Hauptfiguren , die Fische, bequem placiren und nebstbei schön
heraldisch vorführen zu können.
Wie wäre es aber auch möglich gewesen, diese zwei Fische ohne
Hilfskleinod correct heraldisch unterzubringen ? Dieselben würden dann
ausgesehen haben wie zwei Büffelhörner, worauf dann, im Verlaufe der
Zeiten, der ursprüngliche (Fisch-) Charakter in Vergessenheit geraten und
die scheinbaren Hörner dann auch definitive Hörner geblieben wären ; oder
aber, es wäre eine geschmacklose Vorstellung geschaffen worden, welche
den beiden kerzengerade stehenden Kleinodfischen des Geschlechtes der
Fürsten und Altgrafen von Salm gleichgekommen sein würde. Der Fall,
dass Fischen ähnliche Hilfskleinode wie bei Bebek- Csetneky, zur bessern
Anbringung als Helmkleinode, beigegeben wurden , u . z. zumeist in der
Gestalt von wachsenden Jungfrauen , hat sich bereits öfter und mit Vor-
liebe in der Heraldik wiederholt und weisen wir hier u. a. nur auf das
prächtige Kleinod der Grafschaft Pfirt, * wo die beiden ganz gleichen Fische
wie bei den Bebek, hier mit geöffneten Rachen der gekrönten Jungfrau
bis zu den Achseln der erhobenen Arme gestossen wurden ; oder aber,
auf die Kleinodvarianten des Geschlechtes der annoch blühenden Reichs-
ritter von Heldreich ** aus Sachsen und Oesterreich, wo die zwei Fische
einmal, ähnlich wie beim Csetneky-Wappen , von den erhobenen Fäusten
* Herald. Geneal. Zeitschr. « Adler» , Nr. 11. Wien, 873. III. Jahrg. Beilage II
zum Aufsatze : Orig. Prunkhelme etc., aus d. XV. Jahrhunderte.
** Siebmacher.
22
1 Turul II. 129. - Wurde vom Autor ebenfalls fälschlich als « Ungeheuer » bla-
sonirt.
Ί
Jól juhászkodott ám ősapja ezeknek
Hol Sajó vizével összefoly a Csetnek :
Tündér adományból raka két szép várat ;
Czímere a tündér, csoda asszonyállat. »
Toldi szerelme : VII. ének.
3 Csoma József, A Kassai Dom szentségházán lévő czímerek. Turul VII. 1889.
I. 21-26.
23
hinweg, und wenn wir noch überdies darauf hinweisen dürfen (und
--
wir dürfen dies ohne Scrupel thun ) , dass die Deckenfarben im XIV.
und zu Beginn des XV. Jahrhundertes sozusagen ausnahmslos mit
den Haupttinkturen des Wappens übereinzustimmen pflegten , sowie , dass
die genannte Zeitepoche, nur allein, beiderseits gleichfarbige Decken kannte ,
so wird die Blasonirung des Bebek-Wappens lauten : In Rot ein an Capi-
tälstelle mit sechs (3 , 3 ) beiderseits sich abbiegenden, schwarzen Hahnen-
federn (auch mit einem Straussenwedel) bestecktes, freischwebendes
(sporadisch auch aus dem Fussrande oder aus einem grünen Dreiberge sich
erhebendes) weisses Patriarchenkreuz mit ausgeschweiften Enden. -
Kleinod : Hervorbrechende, goldhaarige , gekrönte Jungfrau, die Mundwinkel
beiderseits besteckt mit je einem natürlichen Fische mit auf- und einwärts
gebogenem Schwanze. - Decken* : rot-weiss .
Nördlich von der anmutigen Stadt Torna erhebt sich auf einem steiler
gelegenen Hügel eine stattliche Kirche im Spitzbogenstyle. Dort finden
wir eingemauert, in der südöstlichen Seite des Sanctuariums, ein aus
grauem Sandsteine verfertigtes, durchaus wohlerhaltenes Grabdenkmal,
dessen Legende in halberhabenen Minuskeln, die vier Seiten des verbrei-
terten Schriftenrandes einnehmend (welcher dreimal durch das Wappen
unterbrochen und beiderseits mit Leisten eingefasst erscheint), wie
folgt lautet :
hiriacet • || forne
fvrne . ianv . s .obii | † .an | no .merec • sexto
annlii
(Lies : Hic iacet Turne Janus , obiit anno MCCCC . sexto , ann (orum ) LII. )
chem das schöne Wappen gehörte welches das Figurenfeld dieses ehrwür-
digen Monumentes schmückt, war demnach Johann Tornay, welcher im
Jahre des Heiles 1406 im 52. seines Alters verstarb.
Das Wappen aber lautet in seiner Blasonirung wie folgt : Unter
einem freischwebenden Kreuzlein an Schildeshauptstelle, zwei geschmälerte
Balken. -- Kleinod : Hervorbrechender, links unterhalb mit dem Kreuze
belegter Eber, die linke Backenseite von oben herab zweimal durchbohrt
von einem Saufänger, welcher zuoberst mit einem Kreuze besteckt er-
scheint, dann aber versehen ist mit einer dreimal eingekerbten , blätter-
artigen, beiderseits sich ab- und einwärtsbiegenden Verzierung, deren Ab-
schluss ein Ring bildet, welchem, eine Spanne weiter, ein zweiter, grösserer
Ring folgt.
Mit dem vorstehenden Wappen ist unsere classische nationale Heral-
dik um ein Stück mehr bereichert worden u. z . nach zweierlei Richtun-
gen hin, indem das erstere, was Composition, Styl und Technik betrifft,
zu den bisher bekannten gediegensten derartigen Producten unserer lebenden
Periode gehört, welches sich ebenbürtig neben den bereits vorgeführten
Wappen des Ladislaus Gagyi und Georg Bebek stellen darf; dann aber,
weil es die Zahl jener alten ungarischen Blasons vermehrt, deren Haupt-
typus die Heroldsfigur bildet ; jene sichere heraldische Gruppe, welche
wie bekannt, eine eben nicht geradezu copiose bei uns genannt wer-
den kann und von welcher noch vor Kurzem behauptet wurde, dass
sie, so ziemlich ausnahmslos , ihren allerersten Ursprung im Auslande
zu suchen habe . * Wenden wir uns dem Oberwappen, d. i. dem Klein-
ode (sammt den Decken) zu. Wir kennen die Zusammenstellung desselben
bereits aus der Blasonirung ; beide Teile aus welchen dasselbe besteht,
d . i . Eberkopf sammt Hals sowie der Saufänger, sind tadellos entworfen
und ausgeführt.
Wir verstehen es nicht, welche Motive den Freiherrn Albert Nyáry
bestimmt haben mochten, diese spitzzulaufende Waffe als « Pilgerstab » aufzu-
führen, ** wo doch die ganze Charakteristik derselben bis in das kleinste
Detail, wie nicht minder die Art und Weise der Verwendung auch den Laien
keinen Augenblick im Zweifel lassen können , was für einen Gegenstand er
denn eigentlich vor sich habe ? Diese selbe Waffe (hier ohne Kreuz) kommt
im Uebrigen noch einmal, mit demselben Eberkleinode und in derselben
Verwendung auf einem Schlusssteine des Sanctuariums der Tornaer
Kirche vor .
cob
2&
1
u
eine Fortsetzung (einen Ausläufer) der Kleinodfigur, da sie aus dem Felle
des hervorbrechenden Ebers gebildet erscheinen , welch ' ersteres durch
Einschnitte (Zaddelungen) dann seine eigentümliche Form erhielt ; die
schönste, weil natürlichste und einfachste Darstellung. Dass diese Art von
Decken, bei correctem Vorgange, auf der Aversseite die gleiche Tinctur
mit der Kleinodfigur dann stets zu teilen hatten, ist bekannt ; ebenso, dass
die, um jene Zeit herum sporadisch auftretenden, einfärbigen Helmdecken ,
nichts anderes zu bedeuten hatten, als dass sie nicht gefüttert waren ; die
zweite Deckentinetur, wo diese vorkommt, bedeutet dagegen ausnahmslos ,
eine Fütterung.
Die Placirung der Decken betreffend , entspricht diese « Ziehung >>
des rechtsseigen Theiles derselben nach schräge abwärts der Profilirung
des Gesammtwappens. Im Uebrigen sei bemerkt : dass sich die Decken
.
bei Grabsteinwappen in ihrer weitern Anordnung stets den gegeben gewe-
senen Raumverhältnissen anzupassen, d. h. auch « raumausfüllend » aufzu-
treten hatten , was eine genügend schwierige Aufgabe zu jener Zeit war, wo
die Hauptcharacteristik derselben eben in ihrer Kürze und Einfachheit lag.
Es haben sich Etliche gefunden, welche das vorstehende Geschlecht,
als vom Genus Aba abstammend bezeichnet haben. * Uns ist bis nun kein .
Fall bekannt geworden , dass ein Mitglied dieser Tornay auch nur ein einzi-
gesmal in den betreffenden, mehreren alten Urkunden oder aber sonst in
gedruckten Werken, als aus diesem Genus entsprossen genannt worden wäre
und ist dieser vermutete, bei Nyáry zum Ausdruck gekommene Zusammen-
hang (gegen welchen übrigens die bestanden gewesenen Güterverhältnisse
der Tornays andrerseits nicht sprechen würden) wohl nur allein darauf
zurückzuführen , dass sowohl das erloschene Geschlecht der Tornay, als auch
das Genus Aba (und mehrere Abkömmlinge desselben) , die Balken- bezw.
Teilungsformation als Hauptschildfigur geführt haben, bezw. zwei Balken .
Sehen wir nun, in wie weit Albert Nyáry die Berechtigung hatte, hier von
Wappenverwandtschaft zu sprechen und an einen Aba - Nexus zu denken .
Der Umstand allein , dass Johann Tornay, einen Eberkopf als Kleinod
geführt, während wir diese Figur sonst bei keinem einzigen der vielen uns
bekannten Wappen der verschiedenen Abkömmlinge des Genus Aba vor-
finden , wäre, bei sonst übereinstimmender Schildfigur, nicht genügend ,
um die aufgetauchte Frage einer Wappenverwandtschaft der Tornay mit
den Aba sofort wieder fallen zu lassen, weil es bewiesen ist, dass in diesen
alten Zeiten ( überhaupt, wie insbesondere bei uns zu Lande), von festste-
henden (erblichen) Helmkleinoden noch kaum die Rede war, dass
der Vater häufig ein anderes Kleinod gebrauchte als der Sohn (oder umge
¹ Vergl. Arch. Ért. IX. 2. 1889 Aprilheft, Pag. 141 , unterer Abschnitt.
2 Nagy Iván Magyarorsz . csal. XI. 260. - B. Nyáry Alb. A Heraldika Vezér-
fonala 76 .
28
auf einem Dreifels einen gezinnten weissen Thurm , -- also ein redendes
Wappen, welches dann später noch vermehrt wurde. *
Während Iván v. Nagy das zweitgenannte Geschlecht einer eingehen-
den Behandlung unterzieht, sind wir in der Lage, auf Grund der neuesten
Archivs - Forschungen , mitfolgend zusammengestellte Stammtafel der
Tornay, welche Herr Dr. Desiderius Csánky so freundlich war vor Kurzem
noch zu ergänzen, der allgemeinen Benützung zu übergeben . *
N. N.
Tekus Both Baach
1249-1270. 1249. 1949.
Comes de Sarus.
Stefanus Ladislaus Clara Dioni- Bartholo- Bene- Johan. Tekus
banus de Kulchow, 1273-1279. (Benkes de sius mäus dictus nes 1279.
1284. Palatinus . Comes Tornallya). 1279. præpositus 1279. 1279.
de Sarus. Agriensis
Stefanus Lack Leo- Johannes Johannes 1279..
1293, 1314, 1293. nardus de Thurna 1314.
1344. 1293. 1300-1314.
Nicolaus
1327.
Wir sehen also, dass wir mit der vorstehenden Abhandlung zugleich
auch den Denkstein eines letzten Sprossen seines Geschlechtes aus der
Vergessenheit wieder an das Tageslicht gezogen haben . - Die Besitzungen
dieser Tornay übergingen dann als herrenlos, um das Jahr 1410 herum,
an Stefan Berencsi (sowie teilweise auch an Paul Bessenyő de Ezdeghe,
der jedoch keine Manneserben hinterliess ) , welch Ersterer für sich und
seine Nachkommen den Namen Tornay » aufnahm, nachdem er sich in
Torna bleibend niedergelassen hatte.
Das bei der Familie in Bewahrung stehende Diplom, welches die Wappen-
erweiterung des Geschlechtes Tornallyay enthält, ist von König Ulászló II. gefertigt,
d. d. Budæ festo beati Martini episcopi et confessoris A. D. 1513, und weist auch ein
schön stylisirtes Wappen vor. - Es wird in dieser Urkunde (wie textlich angeführt)
das althergebrachte Wappen des Johann Thornallay (wie es oben bereits blasonirt), mit
dem Wappen seines Verwandten Johann Szapolyay, erbl. Obergespan d. Zips , Woj-
wode von Siebenbürgen und Graf der Székler, erweitert u. zw. mit einem goldgewaff-
neten, links schreitenden weissen Einhorne, welches rechts von einer linksgekehr-
ten Mondessichel, links von einem achtstraligen g. Sterne begleitet erscheint.
29
des Königs Sigismund, den er auch zum Concile nach Constanz begleitet
und an dessen Seite er bis zur Beendigung desselben verblieb . Er starb ,
wie wir es auch aus der Legende ersehen, in der Nacht des 18. Januar, im
Jahre 1426. *
Sepultura . magnifici
viri · domi · petri · herm . d . brezovice
tavernicor · rglm ·• magri ner
non . comitis . scepus ac • fuorum
Aus dem letzten Worte der vorstehenden Inschrift ersehen wir, dass
dieses Monument als Familien- Grabstein anzusehen ist und aus diesem
Grunde finden wir auch keine Jahreszahl dort vor.
wwww wwww
www
二二
Sepultura
j. 14.
WW E
wwwwwwwww
.
1.90
36
Dieselbe lautet :
.
☀ hic · obil · magnific ・ dns · sthnus
• • • ·
filius · emerici · de peren · feru sui principis domin
Fillusemerici
agister
XXXVII
1000
100
peren
uom
a
thic
-obli-mmaqpit} [ ·•ons>thnas
v
-
de
und nicht alltäglicher Form, beginnt nach einem in der (herald . ) rechten
Oberecke angebrachten , viermal kreisförmig eingefassten kleinen Andreas-
kreuze (welches man auch für eine stylisirte vierblättrige Rose halten
könnte) und lautet wie folgt :
one
3000-6
in
--
2
2
2
3
DISOULSION
Detgra Bonor3mpatons
- hungargot
1 Verwandt mit diesen alten Orden sind wohl auch die Ritterbundzeichen >>
zu nennen. Ueber diese Abzeichen sowie insbesondere über jene Rittergenossen-
schaften, denen dieselben angehörten , ist leider so wenig, so zahlreich sie auch
waren, bis nun bekannt, dass sich über dieses interessante Thema nicht viel sagen
lässt. Solche «Bundeszeichen >> waren der Zopf, der Schwan, Panther, Eidechse,
Pfauen, ein Gürtelschnallenkranz, Abzeichen der Fürsprengel, einer von Karl IV. zu
Nürnberg zumeist für den fränkischen Adel gestifteten Rittergesellschaft, die sich bis
1620 erhielt, ein Kreis mit vier weissen, mit roten Kränzen überzogenen Schildlein
u. dgl. m. Die meisten dieser Zeichen erscheinen mit Metallfarben und vermittelst
Ketten mit langen Gliedern an dem untern vorspringenden Teile des Stechhelmes
befestigt, manchmal geht auch die Kette aus dem Helm unten heraus. Es erscheinen
diese Ritterbundzeichen, im Uebrigen auch den Wappenschild oder den Helm umge-
bend, wie z. B. (sub d . 1408 ) bei Sigmund Graf v. Vorchtenstein (s. Scti. Christofori
Bruedersch . Buch) - oder dem Wappen sonstwie angehängt.
2 Müller v. Mothes : Archeologisches Wörterbuch I. 310 ; Lind : Mittelalter-
liche Grabdenkmäler. II. 50.
3 Siehe auch das Grabdenkmal des Friedrich von Hohenberg ( † 1459) im
Kreuzgange des Klosters Lilienfeld.
* Diese Halskette, welche man ganz genau wie hier, auch auf dem Grabsteine
des Thomas Mowbray Herzogs von Norfolk (1392), in der St. Marcuskirche von
Venedig vorfindet, soll anfänglich ein rein geistliches oder Mönchs- und Bruder-
schaftsabzeichen gewesen sein. - Euphemia von Kondriaffsky, welche in ihrem
bezüglichen Artikel (Herald. geneal . Zeitschr. Adler, III . 4. 74) bedauert, den Ueber-
gang zu den Ordensketten der ersten Reichsbarone in England hier nicht zu
kennen, berichtet nach Hawkins (history of music) über den ersten Ursprung des
«Collar of S. S.» : --- dass unter dem römischen Kaiser Diocletian zwei Senatoren,
Brüder, Simplicius und Faustinus den Märtyrertod gelitten. Man hing ihnen an Ket-
ten Steine um den Hals und warf sie in den Tiberfluss . Zur Erinnerung trugen die
44
Anhänger des h. Simplicius silberne Reifen mit S. S. ( St. Simplicius) um den Hals.
Zwischen diesen Buchstaben befanden sich zwölf kleine Platten, auf denen die zwölf
Glaubensartikel und ein einfaches Kleeblatt gravirt waren, während das Bild des
h. Simplicius von dem Halsreif herabhing. So berichtet auch Simphosius Amalarius ,
Dechant von Metz.
1 Also geschrieben !
" Sacken (Katechismus der Heraldik, 1880. Pag. 119), weicht in der Beschrei-
bung dieses Ordens mehrfach ab und berichtet wie folgt : « Goldne Kanne aus der
drei Lilien hervorkommen und an welcher unten ein goldner Greif hängt, ein Band
mit Aufschrift « Por los amor» in den Pranken haltend . Die Ordenskette, abwech-
selnd Kannen und Greifen. >>
3 Csergheő : Von alten Burgen aus Tyrol. Hof- und Adelszeitung. Berlin, 1876
Nr. 17.
Grabstein des Reinprecht v. Wallsee († 1450) in Säusenstein.
Florian von Losenstein († 1452) in Garstein.
45
Spruchbande in den Krallen auf, das Ganze besteckt mit einer mit drei
Lilien versehenen Henkelvase.¹
Auf unserem Grabsteine sind die Insignien dieses Ordens vertreten :
durch ein Bandelier, welches (in Form eines Achters den Helm sammt
Kleinod linksseitig begleitend) mit der beiderseits behenkelten , mit drei
(1 , 2) bestengelten, beblätterten Lilien besteckten Vase belegt erscheint und
welches in der obern Oeffnung ein Spruchband birgt.
3. Der Drachenorden.2
Dieser Ritterorden wurde von König Sigismund Ende des XIV. Jahr-
hundertes (nach Einigen sub d. 1378 , nach Andern aber i . J. 1387)
gegründet und erscheint dessen Existenz auch diplomatisch- sphragistisch
schon von 1397 an festgestellt, während mit dem Stiftungsbriefe von
12. Dezember 1408 - aus dessen Wortlaute auch der Zweck dieser
adeligen Genossenschaft d . i. die Bekämpfung der Schismatiker erhellt
der genannte Orden nur von Neuem regulirt wurde.
Der Drachenorden nannte zwei Insignien sein eigen, als : den kreis-
rund gebogenen (goldgrünen) vierfüssigen , geflügelten (meist feuerspeien-
den) Drachen , welcher das Schwanzende mehrfach geringelt um den
Hals trug - und das goldene Kreuz, an welchem dieser Drache befestigt
erschien . Das Kreuz war unten mit dem Spruche versehen : « O quam
misericors est Deus » ; auf seinen Armen aber mit : «justus et pius. » ³
Man unterschied zwei Classen von Rittern dieses Ordens. Die erste
bestand aus der festgesetzten Anzahl von 24, welche die Berechtigung
hatte, die gesammten hier angeführten Insignien zu tragen und zu be-
nützen ; während die andere Classe, deren Kopfzahl unbeschränkt war, sich
nur allein des Drachens bedienen durfte.
In der Heraldik erscheint der Drachenorden zumeist den Wappen-
schild (sporadisch auch das Gesammtwappen) umschliessend , und wurde
(bezw. wird annoch) von dieser Regel nur selten abgewichen . Eine Anzahl
von ungarischen Geschlechtern , welche unter den directen Vorfahren Rit-
ter dieses Ordens zählt, führt noch gegenwärtig dieses alte Ehrenzeichen
um den Schild geschlungen aus Pietät fort, bezw. um den Mittelschild ,
dort, wo das Stammwappen dann im Laufe der Zeiten vermehrt worden
war. Indessen treffen wir ganz dasselbe Abzeichen mit dem Wappen ver-
mit zwei Leisten sammt Hohlkehle, ausserhalb mit einer gleichen Leiste .
Dieser Rand trägt von rechts oben nach links in erhabenen und sorgfältig
gearbeiteten, regelmässigen gothischen Minuskeln , die Umschrift, welche
in den vier Ecken von je einer (kaum noch erkennbaren) Rosette, in der
Mitte des obersten Schriftenrandes von einem Helm (?) - Kleinode, im rechten
und linkseitigen Rande jedoch oben von je einem Wappenschilde unter-
48
* Von dem XIV. Jahrhunderte an, mit welchem Zeitpunkte die Darstel-
lung der Gestalt der Verstorbenen selbst das alleinstehende Wappen auf Grab-
steinen weltlicher Adeliger zu verdrängen sich anlässt, begegnen wir (sowie auch noch
im XV. XVI . und sporadisch noch im XVII . Jahrhunderte) wiederholt der Sitte, die
Herren auf Löwen als Symbol der Tapferkeit und des Mutes, die Frauen aber auf
Hunden, als Symbol der Treue, stehend abzubilden. Hie und da erscheinen übrigens
die Unterlagshunde (und anderes Getier) auch bei Herren und insbesondere bei der
Geistlichkeit in der besagten Verwendung. Die also verwendeten Löwen wurden ruhend,
schlafend oder wachend und (nur selten) schreitend dargestellt, oft in ihrer natür-
lichen Gestalt, noch öfter aber ganz « verzerrt» , mehr einem grantigen Mopse ähnelnd ,
als dem König der Tiere, wie dies auch hier der Fall.
49
erscheinen, (sammt glatten Achsel- , Arm- und Beinschienen) --- umgibt ein
geschienter und dann ein Kettenpanzer, dessen Enden, spitz zulaufend, bis
zur Mitte des Oberschenkels reichen ; darüber ein mässig breites, lose ange-
brachtes Wehrgehänge, woran wieder ein abwärtshängender schmälerer Rie-
men, welcher einen Dolch aufnimmt, der schräge vor der Mitte des Unterlei-
bes hängt. Die eisernen Stulphandschuhe scheinen sogenannte Fäustlinge
zu sein. Schwerer zu bestimmen ist die oberste Partie, d . i . das Gesicht
sowie die Kopfbedeckung mit dem Kleinode, insoferne, als ein vom oberen
Schriftrande rechts, schräg gegen die Füllung strebender Sprung, welcher
sich dann verastend quer über das Gesicht läuft, --- doppelte Vorsicht
gebietet für eine endgiltige Bestimmung. *
Es ist uns daher heute noch nicht möglich, die Gattung betreffend , hier
präcisirend aufzutreten, auch nicht was den Helm- (Hut-)Schmuck betrifft ;
diesen letzteren beachtend glauben wir jedoch einen halben Adlerflug er-
kennen zu sollen. ** Die beiderseits bis zu den Achseln reichenden , rund-
lichen Haarmassen entsprechen dem vermuteten Alter des Grabsteines.
Von den einzelnen Gesichtsteilen sind kaum noch stellenweise matte
Umrisse erkennbar und ist wieder erhöhte Vorsicht bei dem Munde zu
handhaben ; es ist diese Partie in Folge von Verwitterung sehr vertieft und
daher durchaus nicht mehr zu bestimmen, ob die Oberlippe mit einem
Barte geschmückt gewesen oder nicht. Rechts und links, in und über Ko .
pfeshöhe, sowie knapp unter der innersten Umfassungsleiste des obern
ar ef
et . Reueredus . inxpo . | pater . dns . ladislavs · de ·
Syroka · Epp · olien · Soffr • | **
un · die • mensis ianvari . and · dni • 18
streif welcher dieselbe in zwei gleiche Hälften teilt, zeigen sich als mit
Edelsteinen und Perlen ornamentirt und facettirt, während die gleichfalls
reich verzierten und in Quasten endigenden Pendilia, von dem Polster weg ,
auf die Schultern der Gestalt wallen .
Unter dem untersten Rande der Mitra wird das weisse Stirnband (cir-
culus) als schmaler Streif sichtbar. Das bartlose, volle Gesicht (zweifellos
ein getreues Portrait des einstmals Lebenden), trägt Ruhe und Würde zur
Schau, und lassen die Züge auf ein bereits vorgeschritteneres Alter schlies-
sen. Augen und Lippen sind geschlossen ; die Nase ist leider beschädigt,
was einen störenden Eindruck macht.
Die faltenreiche Casula, mit hohem, auffallend breitem (gleichfalls mit
Akanthus -Blättern versehenem) Kragen , scheint ohne Verzierung gewesen
zu sein, während darunter, die Tunicella wieder schöne Renaissance-Motive
aufweist. Unter der Tunicella zeigt sich ein Teil der Alba, welch ' letztere ,
gleichfalls in reichen Falten abfallend , die vordere Bekleidung (sandalia )
des linken Fusses erkennen lässt. Handschuhe (manicularia) mit Blätter-
zweigen verziert bedecken beide Hände und weisen die ersteren die an
ihren Enden angebrachten Quasten vor. Während auf der einwärtsgeboge-
nen, aufwärtsgehaltenen Rechten, ein mit dem Rücken bis zur Brusthöhe
reichendes, etwas schräge gerichtetes Evangeliumbuch aufliegt, dessen
Ecken- und Mittelverzierungen aus Metall noch an die Gotik gemahnen, —
hält die bis zur Schulterhöhe erhobene, mit dem Rücken nach einwärts
gebogene linke Hand das Pastorale, dessen nach links gekehrte , schne-
ckenartige Krümmung (crosillon ) aus Akanthusblättern besteht und dessen
Mittelstück oder Auge von einer Renaissance- Rosette gebildet erscheint.
Die hohe Geistlichkeit erscheint auf Grabdenkmälern bis zum Ende des
XV. Jahrhundertes (mit nur geringen Ausnahmen) mit dem Evangelium-
buche in der Rechten und mit dem Hirtenstabe in der Linken ; von dem
Anfange des XVI. Jahrhundertes aber an mit dem Stabe in der Rechten
und dem Buche in der Linken abgebildet.
Das unter der Krümmung sich befindliche Pomellum wird bedeckt
von einem um den Stab des Pastorales geschlungenen Schleier (velum ,
sudarium) . Das Haupt des zugleich liegenden und stehenden Bischofs ruht
auf einem grossen , oblongen (die vier Ecken mit dicken Quasten besteck-
ten) Polster, dessen Oberfläche mit schneckenartigen Ranken bedeckt
erscheint, welche schön geformte Rosetten und Knospen umschliessen.
Hier wie bei den übrigen Verzierungen war es von nicht zu unter-
schätzendem Vortheile, dass der Hintergrund durchwegs « körnig, » die Ver-
zierungen aber glatt behandelt worden waren , wornach sich dann diese
letztern vorteilhaft abheben konnten.
Im Grossen wie in seinen Einzelnheiten kräftig, plastisch und
kunstvoll ausgearbeitet, nimmt dieser Grabstein weitaus den ersten
GRABSTEIN DES LADISLAUS SIROKAY.
54
Rang ein unter allen andern uns bisher bekannt gewordenen dieser Kate-
gorie unseres Heimatlandes , und ist derselbe, insbesondere für die Kunst-
geschichte, von bedeutendem Werte.
Rómer hat die zur Jahreszahl gehörige dritte Ziffer als A gelesen ;
Myskowszky dagegen glaubte (so viel es die Undeutlichkeit der Bruchstücke
noch zu erkennen zuliess ) einen « Achter » feststellen zu sollen 2, während
8
Pray (wieder nach derselben Legende) bekannt gibt : dass Ladislaus Siro-
kay, Bischof von Nicopolis , am 24. Jänner 1487 verstarb . Sehr wahrschein-
lich, dass dieser Grabstein, zur Zeit als der hier zuletztgenannte Autor
denselben als Quelle benützte, in besserem Zustande war als heute und
dass die Jahreszahl demnach dazumalen noch deutlich zu lesen war. Wir
sind geneigt die Angabe von Pray als die richtige anzunehmen.
In den letzten Decennien des XV. Jahrhundertes, zur Zeit als König
Mathias von Ungarn die hervorragendsten Vertreter der Renaissance,
aus Italien berufen ins Land gezogen hatte, als : Bildhauer, Maler
und Baumeister, begannen dieselben in Ofen, sowie in den mehr unten
gelegenen Gegenden , woselbst der gothische Styl niemals tiefe Wurzeln ge-
schlagen hatte, ihre Meisterwerke der reinen Renaissance, frei von diesen
Reminiscenzen, also ohne Uebergang zu schaffen ; während in Oberungarn ,
allwo die Baukunst vollkommen von der Gothik beherrscht war, die Re-
naissance nur langsam an Boden zu gewinnen vermochte, zuerst bei der
Ornamentik und dann bei der Construction auftretend.¹
Als Repräsentant dieser besagten Uebergangsperiode und der Ent-
wicklung derselben ist auch der hier in Behandlung stehende Grabstein
mit der darauf befindlichen Figur anzusehen, deren Beschaffenheit, Gestalt,
Kleidung, Faltenwurf etc. noch an die Gothik gemahnen, während das
ornamentale Moment der Renaissance angehört. Es ist das älteste uns
bisher bekannt gewordene Denkmal aus Oberungarn , welches die unleug-
baren Merkmale des Einflusses der italienischen Schule zur Schau
trägt.
Unterhalb rechts, zur Hälfte den Schriftenrand, zur andern Hälfte
aber einen Teil der Tunicella und Alba verdeckend , erscheint ein
Schild mit eingebogenen Seitenrändern , mit folgendem Wappen : Adler aus
einer Krone wachsend, im Schnabel (wie es scheint) einen Kranz haltend .
Dieses Wappen erscheint, trotzdem die Blütezeit der Heraldik in die-
ser Zeit bereits schon lange vorüber war, dennoch genügend gut entworfen
und ausgeführt.
¹ Mit ganz demselben Wappen siegelt sub d. 1377 Paul Somosi (de Genere
Aba) Vicegespan v. Zemplin . Siehe : Gr. Stáray oklevéltár, I. 440. I.
2 Vergl. Pag. 8-10.
3 Vergl. Pag. 4.
4 Vergl. Pag. 7.
5
Wagner, Diplomatarium Sarosiense 331.
56
Die Nachkommen von zweien dieser sechs Söhne nahmen dann den
Namen Sirokay auf. Doch nur kurze Zeit war es dem neu gegründeten Ge-
schlechte gegönnt sich zu erhalten , da beide Linien und zwar die ältere
in der fünften , die jüngere aber bereits in der vierten Generation, mit
den letzten Jahren des XV. Jahrhunderts vielleicht sogar zur selben
.
--
Zeit erloschen. Ladislaus Sirokay, bereits i . J. 1474 Bischof von Nicopo-
lis , ¹ Domherr von Erlau und Suffragan (Weih- Bischof) des Bichofs von Erlau,
dessen Gestalt auf dem hier behandelt gewesenen Grabsteine verewigt
wurde, war zugleich einer der letzten Mitglieder dieses Geschlechtes.
Die Jahreszahl ist, wie es sofort auffallen wird, unvollständig, indem nur
allein das Jahrhundert bezeichnet erscheint, für alles übrige aber der Raum
frei gelassen wurde. Solche Vorgänge stehen indessen nicht vereinzelt da
und machten sich zumeist für jene Fälle geltend , in welchen der Grabstein
noch zu Lebenszeiten Desjenigen, für welchen er bestimmt, verfertigt worden
war, in der Voraussetzung, dass die Ueberlebenden die fehlenden Zahlen
zum Todesjahre ergänzen werden, was aber eben hier, nicht geschehen ist.
Die Verfertigung dieses Monumentes wurde demnach unter den Augen des
Stefan Telegdy durchgeführt, was jedoch noch vor dem Jahre 1514 gesche-
hen gewesen sein musste, da er eben zu letztbesagter Zeit (wie wir es zum
Schlusse eingehender besprechen wollen) dem Bauernaufstande zum
Opfer fiel. *
Das vertiefte und nach allen Richtungen hin vollkommen gemäss aus-
gefüllte Figurenfeld wird etwas über der Mitte von einem Wappenschilde
eingenommen, dessen beiderseits eingebogenen Ränder (ein Uebergang der
Tartschenform zur Renaissance) den Styl der Zeit charakterisiren ; das
Wappenbild aber ist wie folgt : In Blau auf einer liegenden natürlichen
Ente stehend ein flugbereiter Geier, mit dem Schnabel in den Kopf des
erstgenannten Vogels zu hacken scheinend .
Dieses Bild entspricht vollkommen genau demjenigen , wie dasselbe
in dem Wappenbriefe vom König Ludwig XII . von Frankreich (ohne Helm
und ohne Kleinod und Decken) eingemalt erscheint - dem Stefan Telegdy
sub d. 1504 verliehen. Das Original erliegt im gräfl . Csákyschen Archive
zu Leutschau.
Da wir im Verlaufe dieses Aufsatzes noch genügende Gelegenheit fin-
den werden, uns mit dem Telegdy-Wappen zu befassen, so werden wir vorher
noch einige Momente beleuchten, welche sich auf die mehr oder minder
bekundete Geschicklichkeit desjenigen Bildhauers beziehen sollen, unter
dessen Händen unser Denkmal entstanden . Fassen wir sogleich die Figuren
des Wappenbildes, vom allgemein künstlerischen Standpunkte genom-
men, in das Auge. Hier zeigt es sich, dass während das eine der dort vor-
kommenden beiden Tiere, der Geier, in jeder Beziehung gelungen ausge-
fallen ist, die Lage der Ente in gleichem Masse misslungen genannt zu
werden hat. Diese letztere sollte am Boden liegend ( d . i. « niedergedrückt » )
dargestellt erscheinen , u . z. in noch lebendem Zustande, und zeigt sich
unterdessen als « Aas » mit von sich gestreckten starren Beinen und ver-
drehtem Halse, so, als wäre sie mit dem Rücken an den Schild befestigt oder
genagelt worden. Dieser markante Fehler, welcher hauptsächlich durch die
vollständige Ignorirung der Perspective entstand , (welche bis zu gewissen
Grenzen auch in der Heraldik fallweise gestattet wird ) , - nimmt doppelt
Wunder, bei diesem vorstehenden Sculpturwerke, welches sonst (abgesehen
von den Unzukömmlichkeiten heraldischer Natur) nach allen Richtungen
hin viel Geschicklichkeit sowie auch Geschmack in der Ausführung verrät .
Derselbe Fehler wiederholt sich im Uebrigen noch einmal, in der-
selben Weise , beim Helmkleinode, nur dass hier der Hals der Ente nicht
« umgedreht» erscheint ; der Geier dagegen hackt seinen Schnabel in den
Hals und nicht in den Kopf des unter ihm liegenden Vogels und wurde
somit wieder ein anderer Fehler (nunmehr heraldischen Charakters )
hier begangen, insoferne das Helmkleinod , welches sich hier als Wieder-
holung der. Schildesvorstellung präsentirt, auch bis in das kleinste Detail
mit dieser letzteren übereinzustimmen hatte .
Gegen den Brauch und insbesondere gegen alle heraldische Regel ,
ist ferners die Placirung des Erzengels Michael (in genügend plastischer
doch etwas zu gedrungener Gestalt) an Stelle des Helmes sammt
Kleinod . Die beiden Flügel desselben , erscheinen ausgebreitet (flug-
bereit) und zu oberst etwas abwärts- und eingebogen ; die langen Haare ,
wallen bis zu den Schultern nieder und wird die Gestalt von einem
rund um den Hals ausgeschnittenen und schmal eingesäumten , dann beider-
seits latzartig in Dreieckform zurückgeschlagenen, langärmeligen, falten-
reichen Gewande umwallt, welches, um die Hüften festgemacht, bis zu den
sichtbaren Fussspitzen reicht, welch ' letztere auf dem Schildesoberrande
aufstehen.
Die Gestalt hält in der Hand des hocherhobenen rechten Armes
(von welchem der Aermel etwas zurückgeschlagen erscheint) ein Schwert
mit Parirstange schräglinks über dem Scheitel gerichtet, während der
Zeigefinger der gebogenen, bis vor die Mitte des Unterleibes reichenden
Linken, durch das Oehr einer Wage gesteckt erscheint, deren rechtsseitige
Schale die Seelen , die linksseitige (höher sich erhebende) aber die bösen
Geister aufgenommen hat.
Das Vorkommen des Erzengels an Helmstelle erklärt sich aus dem
Vorhandensein der diesen Schild umschliessenden Kette der Halskette
des Ordens vom heiligen Michael.
Dieser Ritterorden , welcher vom König Ludwig XI. von Frankreich
gegründet wurde und sich durch längere Zeit hindurch dort erhielt , bestand
aus einem mit weissem Email versehenen, achteckigen Kreuze mit vier
goldenen Lilien ; die Mitte des Kreuzes war belegt mit einem Medaillon ,
worin das Bild des wiederholt genannten Heiligen, mit folgender Umschrift :
«Immensi tremor Oceani. »
Die Halskette bestand aus silbernen Jakobsmuscheln , welche mit
goldenen Lilien aneinandergefügt waren.
Auf unserem Grabsteine erscheint nur die Halskette u. z. gerade
in derselben Form und Verwendung (um den Wappenschild gelegt) , wie
in dem bereits schon erwähnten Wappenbriefe des Königs Ludwig von
Frankreich und dürfte das Wappen - Verleihungsdatum vom Jahre 1504 sehr
möglich auch als Zeitpunkt der Decorirung des Stefan Telegdy mit dem
französischen Sanct-Michaels Orden anzunehmen sein.
Es ist dies nun der dritte ausländische Ritterorden, mit denen wir
hervorragende Persönlichkeiten des ungarischen alten Adels ausgezeichnet
EXEINS
HVGA
AO
SO
DEIND
REGNI
OSVIT
TIESA
EREGE
POSÉRI
RARI
PRETVA
SEPHANSHELEGDIÈRECIS :
RI
ISS
NO
SVS
SIBI
QIE
/-
P
E
TS - CHARVSO - HOCSAXVI
gesehen und mit deren Anwendung auf Grabsteinen wir uns in diesen
Blättern nunmehr vertraut machen können.
Der Stechhelm , welcher (wieder gegen alle Regeln der Heraldik) —
hier unter den Schild gestellt erscheint, ist was seine Form, sowie was sein
Grössenverhältniss zu dem Schild betrifft, ziemlich zufriedenstellend.
Auf demselben finden wir (wie bereits früher schon erwähnt ) als Kleinod
die Wiederholung der Schildfigur angebracht. Die Helmdecken streben
beiderseits in je einem Aste nach aufwärts, beinahe den Oberrand des
Schildes erreichend und füllen mit ihren blätterartigen Abzweigungen,
Ein- und Ausbiegungen, alle leeren Zwischenräume des Figurenfeldes auf
gelungene Weise aus . Diese Decken sind zweifellos sehr schwunghaft und
zierlich, ja was die Details betrifft sogar auch mit heraldischem Verständ-
nisse entworfen und ausgeführt ; haben aber ihren Charakter als solche
durch das dort zur Durchführung gebrachte ausschliesslich ornamentale
Moment vollkommen eingebüsst, insbesondere durch das unnatürliche,
übertriebene « Aufwärtsstreben » . - Sie sind hier demnach weiter nichts ,
als zierliche « Arabesken » , welche an Kleinod- und Helmdeckenstelle ange-
bracht erscheinen . Noch viel mehr kömmt aber (vom heraldischen Stand-
punkt aus genommen) die Idee zu tadeln, welche jene zwei Zierraten
geschaffen hat, die vom oberen Schildesrande aus zu beiden Seiten des
Engels, nach aufwärts streben und dann wieder abfallen und denen jede
Existenzberechtigung abgesprochen zu werden hat ....
Wollen wir von dem Totaleindrucke sprechen, welchen dieser Grab-
stein im ersten Augenblicke auf den Beschauer macht, so ist dieser durch-
aus kein ungünstiger, ja sogar ein in mancher Beziehung überraschender
zu nennen, was insbesondere der fleissigen und geschmackvollen Ausar-
beitung der einzelnen Partieen zuzuschreiben kömmt ; besieht man sich
jedoch diese Gesammtvorstellung mit erhöhter Aufmerksamkeit, so fällt
dann successive die bizarre Zusammenstellung bald in das Auge und wird
man durch die in den Vordergrund tretende « Ueberladung » nicht gerade
angenehm berührt.
Das Ganze zwingt nebstbei an « Gedrücktheit » zu denken und trägt
hiezu nicht wenig die bereits besprochene, auf dem oberen Schildesrande
stehende Gestalt des Erzengels bei, welche im Vereine mit dem unterhalb
angebrachten Kleinodhelme, den Wappenschild, welchem hier allein das
Recht zugekommen wäre, markant in den Vordergrund zu treten — ein-
zwängt und so zu einer Nebenrolle herabdrückt.
Wir haben heute bereits zwei Telegdy-Wappen, beide in der Haupt-
wappenfigur übereinstimmend und beide nach besten Quellen dem Leser
vorgeführt ; sie genügen vollkommen, um diejenigen verschiedenen Berichte
in das Reich der Fabeln zu verweisen, welche die Telegdy-Wappentiere als
kämpfende Hähne, Adler etc. vorgeführt haben.
61
BIT.
2 3 8 10
Neter 1
STEFAN TELEGDY.
64
und jedenfalls dazu gehörig, hat uns ein plastisches Bild in annähernder
Lebensgrösse des besagten Stefan Telegdy erhalten . Leider , dass eben
die Gesichtszüge es sind, welche von dem Zahne der Zeit gelitten haben ,
da es, die gelungene Ausführung dieses ganzen Sculpturwerkes in Betracht
gezogen, als sicher anzunehmen ist, dass hier ursprünglich ein wohl-
getroffenes Portrait bestanden hatte. Der Kopf der Figur erscheint von
einem eisernen in senkrechter Richtung gerippten Helme bedeckt, welcher
vorne einen Reiherbusch trägt . Diese Helmgattung, im Abendlande unbe-
kannt, zeigt einen morgenländischen oder reinen ungarischen Typus ;
darauf sowie dass diese Gattung bei uns zu Lande im Verlaufe des
XVI. Jahrhundertes kein seltenes Rüstungsstück gewesen, mag wohl
auch der Umstand weisen , dass sub d. 1560 dem Johann Kothech
als Wappenbild ein vollkommen ähnlicher Helm (hier von einem
Pfeile durchbohrt ) landesherrlich verliehen wurde ; * ohne Zweifel ein
getreues Abbild desjenigen , wie derselbe vom Genannten selber in Wirk-
lichkeit geführt worden, oder aber, wie er zu damaligen Zeiten über-
haupt allgemein im Gebrauche gestanden hatte. Es bieten die Wappen-
bilder des XV., XVI . und XVII . Jahrhundertes nicht wenig (leider noch
immer nicht genügend nach ihrem Werte geschätzte und ausgenützte)
kostbare Beiträge zur Trachten- und Waffenkunde unseres Vaterlandes . **
Der Oberleib der Gestalt erscheint - (über einem unten sichtbar werden-
den Kettenpanzerhemde) geharnischt, die rechte Schulter mit einer
nach links abfallenden Schärpe überworfen. Während die erhobene Rechte
einen Streitkolben mit grossem glatten Knopfe, gleichfal 's morgenländi-
schen Charakters, schräglinks hinter dem Helme hält, fasst die ebenfalls
blosse markige Faust der Linken knapp unter dem Knaufe den Griff eines
an der linken Seite des geharnischten Mannes befestigten, langen Schwertes.
Ober- und Unterschenkel sind mit enganliegendem Stoffe bekleidet, die Füsse
aber stecken in ledernen Halbschuhen, an denen gerade räderlose Sporen
mit Riemen angeschnallt sind . Diese Füsse stehen, mässig von einander
gespreizt, _____ gleichsam zum Austritte fertig — auf einem, auf allen Vieren
ruhenden, linksgekehrten und vorwärtsschauenden Löwen, in seiner natür-
lichen Gestalt und nicht verzerrt, wie in gleicher Verwendung bei den
meisten Grabsteinen des Auslandes auftretend , ___ wogegen unser Vaterland
diesbezüglich, wie wir es noch sehen werden , nicht selten eine rühmliche
Ausnahme macht.
D.M.
THADEVS • LARD VS. FE
RRARIEN • CVSTOS.C
ANONICUS · ET • BIS GU
B (ER ) NATOR AGRIEN ( SIS ) HAC
CVSTODITVR VRNA .
VALE LECTOR • ET · VT
REQVIESCAT · DICAS
(ANNO DOMINI M · D)XII · XIV · IVLII
282
ㅠ.
1.99
.
DAMY
THADEVS LARDVS FE
RRARIEN CVSTOS C
ANONICVS ET BIS GV
CVSTODITVR VRNA
VALE LECTOR ET VT
REQVIESCAT , DICAS
A ·Ð · MD XII · XIV: JV LIIDO
AD⋅
MYSKOVSZKI·VE
5*
68
penbild geschaffen wurde. Diesem gegebenen Beispiele folgten dann auch weltliche
Adelige, wenn auch nicht in so ausgedehntem Maasse.
69
69
Es ist dieser Grabstein der dritte, dessen Abbildung wir der besondern
Zuvorkommenheit des wiederholt genannten Domherrn und Akademikers
v. Bunyitay verdanken ; auch dieser wurde bereits in dem Werke : A Váradi
Püspökség veröffentlicht."
Dass wir denselben nochmals zu publiciren für angezeigt hielten ,
hatte seinen Grund in dem Streben, unsere Sammlung so vollständig als
möglich herzustellen . Es bietet sich aber hier noch der fernere Anlass :
die Wappenfrage eines alten hochberühmten und einheimisch gewese-
nen erloschenen Geschlechtes in ihrer durchaus befriedigenden, end-
lichen Lösung der Oeffentlichkeit vorführen zu können. Die Abbildung des
Monumentes des Bischofs Sigismund Thurzó war uns demnach von doppel-
tem Werte.
Dasselbe ist aus grauem Sandsteine verfertigt und zeigt eine Höhe
von 1.7 und eine Breite von 0.87 Meter. Die glatte Fläche erscheint zu zwei
¹ Die Heraldik hat für die Strahlen der Sonne zwar eigene Zeichen, die jedoch
nur in den seltensten Fällen auch angewendet wurden, weil dieselben nur Wenigen
bekannt waren .
2 R. A. B. Pest, D. O. 21126 und 22112.
3
Nyáry, Hyppolit Codexek, Század. 1872. 198.
Ibid. , Századok, 1870. 360. 10. Anm.
5 Egri Schematismus . 1845. 20.
• III. 112.
70
ches wir besitzen, und wurde bereits von Baron Alb. Nyáry (jedoch mit fal-
scher Schraffenzeihnung ) veröffentlicht.¹ Die Blasonirung lautet wie folgt :
In Rot ein linksaufspringender g. Löwe, das Haupt bedeckt mit einer mit
einem goldenen Kreuzchen besteckten goldenen Laubkrone, die linke
Vorderpranke begleitet von einer fünfblättrigen goldnen Rose . - Kleinod :
-
Die Schildfigur, dahinter ein roter Flügel . Decken : rotgolden.
Dieses Wappen dürfte von Seite der Thurzó , wenn überhaupt, nur
sehr kurze Zeit hindurch und dann wohl auch nur selten gebraucht worden
sein und ist auch der einzige uns bekannte Fall, mit welchem die Verwen-
dung des Thurzó-Wappens in der ebenangeführten Form constatirt werden
wollte, durchaus nicht vollkommen sichergestellt.
Im Jahre 1493 , also nur einige Decennien nach der eben vorgeführten
uns erstbekannten Wappenverleihung , siegelt bereits Teophil Thurzó schon
nicht mehr mit dem einen Felde , sondern mit derjenigen zweifeldrigen Vorstel-
lung, wie hier auf dem Grabsteine zu finden und welche , vollkommen
übereinstimmend, sub d. 1503 auch von Georg Thurzó geführt wird. Auch
das Grabsteinwappen des Johann II. , Thurzó, in der Kirche von Leutschaus
(dieses bereits mit dem Löwen des oberen Feldes als Helmkleinod) weist
den völlig gleichen Typus auf mit den Wappen der vorstehenden meh-
reren Persönlichkeiten dieses Geschlechtes . Wieder dasselbe Wappen führt
-
endlich Christoph Thurzó « Comes a Scepus, liber baro » wie er sich sub d .
25. März 1599 eigenhändig unterschreibt, hier jedoch mit completen
Tincturen.
Dieses Wappen des Christoph , welches sich im Zichy-Album vor-
findet, ist einerseits als Bekräftigung der Thurzó - Schildfarben , anderer-
seits als Novität was die Deckenfarben betrifft anzusehen, insoferne diese
5
ersteren bereits bekannt waren, während alles andere hier zum ersten-
male vorgeführt erscheint.
").
DE SE ADLEC
Cm
MD-
X -IL- PRING SEP FATSCOS
Das vermehrte, zweifeldrige Thurzó- Wappen wird nun mehr in der Bla-
sonirung wie folgt complet zu lauten haben : In von Rot und Gold geteiltem
Schilde oben ein doppelschwänziger, gekrönter, goldener Löwe, wachsend,
unten drei (2, 1 ) rote Rosen. - Kleinod : Der Löwe. ______ Decken : rotgolden .
Sub d . 1607 erhält der Palatin Georg Thurzó wieder eine Wappen-
erweiterung, während Stanislaus, welcher von einer anderen Linie stammte,
noch in den Jahren 1608 und 1622 das eben früher blasonirte, zweifeldrige
Wappen fortführt.
Dieses erweiterte Wappen (d . d. 1607 ) ist wie folgt : Geviertet mit
goldenem Mittelschild, darin ein einmal gekrönter, doppelköpfiger schwar-
zer Adler (kais . Gnadenzeichen) ; dann 1 und 4 das Wappen wie vorstehend
blasonirt, die Vorstellung einwärtsgekehrt ; 2 und 3 in Blau ein einwärts
-
aufspringendes weisses Einhorn . — Zwei Helme : I. Der Löwe des Feldes
4. Decken : rotgolden. II . Das Einhorn des Feldes 3 , wachsend. -
Decken blausilbern . Hier verdanken wir die (bisher niemals correct publi-
cirt gewesenen) genauen Tincturen einem meisterhaft in Holz geschnitzten
und sorgfältig übermalten Wappen mit voller Umschrift, welches noch bis
zur Stunde in der Capelle des Árvaer Schlosses aufbewahrt erscheint und
dessen getreue photographische Abbildung sammt Beschreibung uns von
Seite des Herrn Nicolaus v. Kubinyi junior freundlichst übermacht wurde .
Dasselbe Wappen, wieder in Farben, finden wir im Uebrigen auch auf einem
grossen Oelgemälde der historischen Bildergallerie zu Budapest, welches
die Gräfin Helene Thurzó, in ganzer Grösse, auf der Bahre liegend vorstellt.
Die Tincturen dieses Wappens sind hier jedoch teilweise verblasst, teil-
weise nicht ganz richtig nachgebessert und einzelne Farben sogar in ein-
ander verschwommen.
Dies sind also die drei Wappentypen, wie sie den Thurzó's zu ver-
schiedenen Zeiten (uns bekannt) verliehen worden sind.
Sigismund Thurzó, welchen wir von 1506-1512 als Bischof von
Grosswardein antreffen* , war ein Sohn des Martin III ., welcher ein hervor-
ragender Heerführer und Günstling des Königs Mathias I. , sowie Befehls-
haber des Schlosses Zips gewesen .
Seine Schulen beendigte Sigismund in Padua, von wo aus derselbe in
sein Vaterland zurückkehrend Domherr von Gran sowie königlicher Secre-
tär wird.
Im Jahre 1500 , zur Zeit als zwischen Ulászló II. und König
Ludwig XII. von Frankreich das Bündniss geschlossen wurde , sehen
wir ihn in seiner eben erwähnten Stellung mit einer diplomatischen
Mission betraut. Ein Jahr darauf wird er Bischof von Syrmien, woselbst
* Bunyitay V., Váradi püspökség. I. 354. - Wenzel, Négy egykoru püspök. ---
-
Henszlmann I. , Lőcsének régiségei. Nagy J., Magyarorsz. csal. , XI.
74
er indessen bei dem Umstande, als seine Besitzungen bereits zum grössten
Teile sich in den Händen der Ungläubigen befanden, nicht lange verblieb,
wornach er dann diese Stellung mit einer anderen einträglicheren ver-
tauscht und Probst von Stuhlweissenburg wird. Auch hier verweilte er indes-
sen nicht lange, indem wir ihn bereits im J. 1503 als Bischof von Neutra
auftreten sehen, dann aber ( 1504) als Bischof von Siebenbürgen, bis er endlich
(zu Beginn des Jahres 1506) den Bischofsitz von Grosswardein einnimmt.
Nicht viel ist über sein Wirken in dieser letzten Eigenschaft und Würde zu
berichten. Die eigene Residenz wurde von ihm, der in Folge seiner Erzie-
hung in Italien und seines Aufenthaltes am Hofe des Königs Mathias seinen
Geschmack geläutert und ausgebildet hatte und also für alles Schöne empfäng-
-
lich gemacht worden war, — in prunkvoller Weise adaptirt ; doch kaum
dass er dieses anerkennenswerte Unternehmen zur Durchführung gebracht,
als er noch in voller Manneskraft im Jahre 1512 vom Tode hingerafft
wurde.
Als seine letzte Ruhestätte wurde von verschiedenen Seiten her das
Thurzó'sche Familiengrab in Leutschau genannt. Diese Meldungen waren
jedoch, wie wir nun in der Lage sind feststellen zu können , vollkommen
unrichtig. Bischof Sigismund ist in der Gruft des Domes von Gross wardein
beigesetzt worden .
Haupte ein oblonger, mit Blumen- und Blättermotiven verzierter, die vier
Ecken mit Quasten besteckter Polster unterlegt, wodurch der Gestalt eine
Doppelsituation gegeben wurde : eine stehende und zugleich liegende. Aehn-
liches werden wir wiederholt noch antreffen ; es geschah dies zu dem
Behufe, um die Figurengrabsteine nach Belieben aufrecht in eine Seitenmauer
fügen, oder aber als Schlusssteine in den Fussboden einlassen , bezw.
auch als Decksteine einer Tumba in Verwendung bringen zu können . In das*
Getafel des Bodens gefügt, stellte sich dann die Gestalt des Verstorbenen
(mit scheinbar unter das Haupt gelegtem Polster) als « liegend » , - auf-
recht angebracht aber (mit gespreizten Füssen) als « stehend » dar.
Das der Sitte der damaligen Zeiten entsprechend völlig bartlose Ge-
sicht der Grabsteinfigur wird von einem offenen Stahlhelme umrahmt ;
Hals und Kinn erscheinen von dem Halsberge verdeckt. Die Achselstücke
sind, nach italienischer Art, vorne mit kreisrunden Scheiben versehen, welche
je mit einem achtstrahligen Sterne und diese wieder mit einer siebenblätt-
rigen kleinen Rosette besteckt erscheinen . Die glatte Brustplatte, aus drei
Stücken bestehend, ist rechts mit einem (wolfzahnartigen) aufwärtsgebo-
genen Rüsthaken versehen , welcher den Mittelpunkt einer sechsblättrigen
Rose zu bilden scheint. Knapp unter dem Halsberge erscheint eine andere,
kleinere sechsblättrige Rosette, und hängt von beiden Schultern eine ein-
fache, mehrgliedrige Kette auf der Brust herab, an deren Ende ein stern-
artiges Ehrenzeichen angebracht erscheint, dessen Mittelpunkt von einem
länglichen, bordürten Ovale gebildet wird. Hinterarme, Vorderschurz und
Fussbekleidung sind geschient ; die Ellbogenkacheln , Vorderarme und Bein-
schienen sind glatt.
Von der rechten Hüfte zur linken schräge gehend, zeigt sich ein mässig
breiter, mit mehreren kleinen Dornlöchern versehener, in der Mitte mit einer
Schnalle besteckter Ledergürtel, welcher sich nach unten verbreiternd und
in drei gleichmässig auseinanderstrebenden Strängen endigend, einen
Zweihander aufnimmt, welcher etwas schräge hängend und mit seinem Knaufe
bis zur linken Brustwarze hinauf reichend , mit der untersten Spitze den
Baumstamm beinahe berührt. Auffallend lange Rädersporen erscheinen
um die Knöcheln der Füsse geschnallt.
In der über Schulterhöhe erhobenen, mit der Handfläche nach aus-
wärts gekehrten blossen Rechten, hält die geharnischte Gestalt den Schaft
einer Turnierlanze, welche bis unter den Baumstamm reicht, und unter
deren Spiesseisen ein Banner angebracht erscheint, welches zuerst auf den
(bereits erwähnten) Polster fällt und dann nach abwärts flattert, die Lanze
etwas unter der Mitte umschlagend, und so nach abwärts strebend, eine
lange Quaste zur Schau tragend, welche an ihrem Zipfe befestigt erscheint.
Die mit einem Stulphandschuhe versehene, im Ellbogen etwas einge-
bogene Linke fasst dagegen , mit nach rückwärts gekehrter Handfläche den
76
obersten Rand eines Schildes und hält diesen letztern senkrecht über
dem Boden.
Dieses Sculpturwerk verdankte sein Entstehen einer geübten Hand,
und ist auch die ganze Stellung des geharnischten Mannes, sowie die Hal-
tung der Arme nicht so steif und so gespreizt, wie wir es bei ähnlichen
Werken der gleichen oder einer späteren Zeitperiode anzutreffen gewöhnt
sind. Auch die Ausnützung des Raumes hat als gelungen bezeichnet zu
werden, und wollen wir gerne davon absehen, dass das Spiesseisen über
das Figurenfeld hinausragt, sowie dass der Rand des Schildes sich ein
kurzes Stück von der innern Umfassungsleiste des Schriftenrandes erborgt
hat . Das sind kaum nennenswerte Fehler.
Ernstlicher zu beanstanden ist dagegen die « schwebende » Anbringung
des abgeästeten Baumstammes, da dieser in seiner Eigenschaft als Stütze
und selbstständige Unterlage des Ritters unbedingt den untersten Rand des
Figurenfeldes zu belegen hatte und hat. Es ist dieser Baumstamm in der
soeben hervorgehobenen Verwendung, statt des bei uns (wie anderwärts)
genugsam bekannten Löwen , Greifen oder Hundes an und für sich auffallend,
wenn auch für das Auge durchaus nicht störend . Derlei ist uns bisher noch
nicht vorgekommen, doch ist die Idee eine keineswegs üble ; vielleicht mag
auch eine persönliche Bedeutung hier unterlegen haben . Nicht minder
ungewohnt ist die Anbringung der beiden Anfangsbuchstaben des Todten
S(tefanus) und M(áriássy), welche wir, den erstern auf dem Banner, den
andern linksseitig vom Polster in das Figurenfeld eingemeisselt vorfinden .
Nicht allein ungewohnt, sondern auch unschön sind diese beiden Buch-
staben. Nur noch ein einzigesmal stossen wir auf ein ähnliches Vorkomm-
niss (wenn auch nicht in so auffallender Weise und an anderer Stelle) beim
Figuren- Grabsteine des Christoph Varkócs , wie wir es etwas später in diesen
Blättern sehen werden .
Ein erwähnenswertes Moment bildet bei unserm hier in Behandlung
stehenden Grabsteine der Umstand, dass die geharnischte Gestalt einen
wenn auch nicht schön stylisirten , aber immerhin heraldischen — d . i.
den eigenen Wappenschild als ergänzendes Rüstungsstück in der Hand
(also in Gebrauch ) zur Schau trägt, wie dieser in Wirklichkeit von dem Eigen-
tümer verwendet worden war oder hätte verwendet werden können.
Aehnliches ist uns bei Figuren - Grabsteinen unseres Heimatlandes
(bis nun wenigstens) noch nicht vorgekommen . Wir sind demnach geneigt
uns der Ansicht hinzuneigen , dass wir es hier mit einem Kunstwerke aus
der Hand eines italienischen Meisters zu thun haben. Darauf weist wohl
auch die äussere Form des achtkantigen, bordürten, unten mit einem drei-
blätterigen Kleeblatte besteckten Schildes, welche mit dem Alter unseres
Grabsteines durchaus nicht in Einklang steht, und die italienische Ge-
schmacksrichtung verrät, welche, insbesonders in heraldischen Dingen , von
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3 Blab
sehr alten Zeiten her bis auf die Gegenwart, stets sehr viel zu wünschen
übrig liess und lässt. Auch die Schreibweise eines Wortes der Legende
dieses Grabmonumentes « tumba » statt « tomba » scheint diese unsere
Vermutung erhärten zu wollen.
*
Wie wir es bereits an anderer Stelle hervorgehoben, waren zu
der Zeit, in welcher der vorliegende Grabstein verfertigt worden war,
mehrere italienische Bildhauer in der Ausübung ihrer Kunst in Ober-
ungarn thätig, wie uns verschiedene, erhalten gebliebene Meisterwerke der
Plastik völlig beglaubigten Charakters beweisen , so in der Zips , so in der
Szilágyság.
Diesen möge nunmehr auch unser Máriássy- Grabmonument aus der
Márkusfalvaer Kirche zugesellt werden als ein weiteres Beispiel dafür, auf
welche Weise der italienische Geschmack auch bei uns, zu Beginn des XVI.
Jahrhundertes sich geltend zu machen gewusst hat.
Das Wappen , wie sich dasselbe auf dem von Seite des Stephan
Máriássy gehaltenen Schilde zeigt, lautet richtig blasonirt wie folgt : Ge-
viertet ; 1 und 4 ein geharnischter gebogener Arm in der Faust einen Streit-
kolben von vierkantiger Form schräglinks gerichtet haltend ; 2 und 3 aus
einem Dreiberge zwischen je einer bestengelten , beblätterten Rose schräge
hervorragend ein geharnischter Vorderarm, in der Faust ein gleicharmiges
Patriarchenkreuz pfallweise emporhaltend.
Dieses Wappen ist keineswegs als Stammwappen (und nicht ein-
mal als sonst allgemein in Gebrauch stehendes Wappen) des uradeligen
annoch im einfachen Adels- sowie im freiherrlichen Stande blühenden
Geschlechtes der Máriássy von Márkus- und Batiszfalva anzusehen . Es ist
die vorstehende Quadrirung wie auch die Construction der einzelnen Fel-
der, vielmehr nur einer freien , völlig unberechtigten (möglicherweise auch
von Seite der hinterbliebenen Verwandten des Stepfan Máriássy für den
speciellen Fall « inspirirt » gewesenen) doppelt verfehlten Auffassung des
ausführenden Künstlers zuzuschreiben ; denn, während wir es bereits an
anderer Stelle hervorgehoben haben , ** wie es in der ungarischen Heraldik
(nicht allein bei geistlichen , sondern auch bei weltlichen Adelswappen) vor-
kam und kömmt, dass dort, wo nur der Schild in Verwendung genom-
men wurde, dieser häufig mit dem Helmkleinode (als Teilung, Spaltung
oder Quadrirung) « vermehrt » auftritt, — um ja nichts von der recht-
mässig zukommenden « Totalvorstellung» einzubüssen, - wurde in dem
vorliegenden Falle durch die Aufnahme des (in ältern Zeiten geführten )
Máriássy-Helmkleinodes als erstes und viertes Feld , — der ursprünglichen
Schildfigur (wider alles Recht und alle gute Gepflogenheit) die gebührende
Die beiden letzten Buchstaben des Namens « Antonius » sind auf dem Grab-
steine mit ES statt mit US wiedergegeben bezw. eingemeisselt, so dass der Name
dort in Wirklichkeit « ANTONIES » lautet, was in der hier oben reproducirten Legende
richtiggestellt wurde.
** Der vorstehende Grabstein weist einen Bruch auf, welcher sich von dem
letzten Dritteile des (herald. ) rechtsseitigen Schriftenrandes über den untersten Teil
des Wappens und dann über die Unterschenkel der geharnischten Gestalt bis über den
linksseitigen Schriftenrand nach abwärts zieht.
81
geschuppten Achsel- sowie die glatten Kniestücke, dann aber auch die
Ellbogenkacheln , zeigen stylisirte mehrblättrige Rosenmotive in ihren Mitten
als Verzierungen . Hinterarme und Vorderschurz sind geschuppt ; die Vor-
derarme sind geschient , die Beinschienen glatt. An der rechten Seite
erscheint, an einem auffallend schmalen Leibriemen mittelst einer Schnalle
befestigt, welch ersterer mit mehreren andern Schnallen versehen von
der linken Hüfte schräg abfällt, ein jataganartiger Dolch, dessen Griff
bis zur rechten Brustseite hinaufreicht. Während die natürlich gesenkte,
etwas im Ellbogen gebogene, blosse Rechte den bereits erwähnten Schaft
des Banners (welcher längs des Unterarmes im Steine ausgebrochen ist)
mit der einwärtsgekehrten Handfläche an den Leib drückt, umfasst die gleich-
falls gesenkte, dann aber mässig erhobene Linke den Griff und den links-
seitigen Teil der Parirstange eines langen, bis hinter den Rücken des Unter-
lagslöwen reichenden, schräg gerichteten Schwertes, welches mit zwei Bän-
dern an dem bereits erwähnten Leibriemen befestigt, mit seinem Knaufe
den linksseitigen Schriftenrand im ersten Drittteile berührt und dessen
Scheide mit Renaissance-Motiven verziert erscheint.
Die mässig von einander gestellten Füsse, mit geschienter Bekleidung
und kurzen, mit spitzigen Rädern versehenen Anschnallsporen stehen auf
einem Löwen auf, welcher hier nicht stylisirt, sondern in seiner natürlichen
Gestalt, sicher die gelungenste Partie auf diesem Grabsteine bildet. Dieser
Löwe ist nicht, wie dies bei Grabsteinen zumeist üblich , im Stillstande d . i.
liegend oder stehend, sondern vielmehr schreitend oder laufend (gleichsam
fliehend) abgebildet, welche Auffassung jedoch ungewohnt und keine glück-
liche ist, indem bei auf Grabsteinen abgebildeten Gestalten stets das
Moment der Ruhe vorzuherrschen hat. Bewegung oder Aktivität finden wir
zwar auch auf den Grabdenkmälern des Stefan Telegdy, * des Peter Andrássy
zu Krasznahorka, des Melchior Balassa zu Széleskút und des Rafael Pod-
maniczky vor - diese sind aber auch die einzigen, von den vielen uns dies-
bezüglich bekannten vaterländischen solchen Angedenken, welche in dem
.
eben besagten Sinne , was Haupt- oder Nebenfiguren betrifft, in grösserem
oder kleinerem Maasse abgewichen sind .
Was das künstlerische Moment betrifft, so haben wir es, den vorlie-
genden Grabstein betreffend, mit einer kräftigen und besonders plastisch
gehaltenen Arbeit zu thun, bei welcher alle Verhältnisse, wie nicht minder
auch die Gesetze der Raumausfüllung genau beobachtet wurden . Die beson-
dere Schönheit des Materiales trug wohl auch nicht wenig dazu bei , einen
guten Eindruck hier zu hinterlassen , sowie die Arbeit des Bildhauers dadurch
wesentlich erleichtert wurde, dass eine nicht alltägliche Grösse des Steines
gewählt worden war. Deutsche Arbeit ist es sicherlich nicht, welche wir hie
9
vor uns haben ; eher dürfte die Hand eines italienischen Meisters thätig
gewesen sein. Dafür würde auch (wieder) das nur so nebensächlich behan-
delte Wappen sprechen , welches , was die Schildform , absolute keinen Styl
und was die Wappenvorstellung betrifft, eine sehr primitive Arbeit aufweist,
sowie eine nicht minder oberflächlich behandelte Schildfigur mit einer (wie
nicht zu zweifeln) nur allein der Phantasie des Künstlers entsprungenen, also
nicht hierhergehörigen Zugabe, wie es eben Sitte bei den Wälschen gewesen.
Darüber werden wir noch zum Schlusse sprechen .
Dieses Wappen, knapp über dem Kopfe des Unterlagslöwen ange-
bracht, ist wie folgt : Aus einer Laubkrone wachsend , welche auf einem links-
gekehrten, ruhenden Löwen aufliegt, - ein mit einem weitärmligen Talare
bekleideter Mann (Mönch) mit langen, vorne rund abgeschnittenen , bis zu
den Schultern wallenden Haaren , mit der erhobenen Rechten die rechtssei.
tige Hälfte des langen , spitzen, bis zum Gürtel reichenden Vollbartes fassend,
mit der Hand des wagerecht gehaltenen Vorderarmes der Linken ein Buch
mit Schnalle an den Leib drückend .
Mit demselben Wappenbilde (doch ohne Löwen) siegelt Mathias
Pálóczy sub d. 1435, welcher die Schildfigur als Helmkleinod führt und
wieder dieselbe Schildfigur mit dem gleichen Kleinod führte, wie wir etwas
später in diesen Blättern sehen werden , das von einem gemeinsamen Stamm-
vater herstammende Geschlecht der Dobó de Ruszka auf Siegeln, sowie Stefan
Dobó de Ruszka , der Held von Erlau, auf seiner Tumba. Die uns bis nun
bekannt gewordenen Wappen der Geschlechter Pálóczy und Dobó, haben
sich alle dadurch ausgezeichnet, dass sie sich, sowohl was die Schild als
was die Kleinodfigur betrifft, fortwährend constant blieben, ganz unbedeu-
tende Nebenmomente etwa ausgenommen , die der wirkliche Heraldiker
niemals ernstlich zu nehmen pflegt.*
Die erste und einzige bekannte namhafte Variante (auch diese im Uebri-
gen den Haupttypus nicht alterirend ) -- bildet demnach das auf dem vorste-
henden Grabstein abgebildete Wappen, bezw. der dort dem Stammwappen
gleichsam als Unterlage zugegebene Löwe . Es ist zweifellos , dass diese « Ver-
mehrung nur einer Willkür des ausführenden Künstlers zuzuschreiben ist.
Wie wir aus der Legende ersehen haben, trug dieser Grabstein die
Bestimmung, die gemeinsame Ruhestätte des Zempliner Obergespans Anton
Pálóczy de Pálócz und die seines Bruders, des Oberstkämmerers Michael, wel-
cher auch Oberstmundschenk gewesen war, zu zieren . Es ist demnach schwer
AMO
HABE
LOC
VNV
QVOS
VRNA
PLES
DVOS
NVC
HIC SITVS ANTONIES MICHAEL
R
FALERAS
A
S
T
S
CLARVS
AVLA
VERO
POLO
EST
RVS
19
IN
'ווו
HAI
=
CLA ISTE DOMI CARVS REGALI
GRABSTEIN DER GEBRÜDER ANTON UND MICHAEL PÁLÓCZY .
6*
84
zu bestimmen, welchen von den Beiden die auf dem Grabsteine abgebildete
Gestalt vorstellen soll . Michael Pálóczy starb im Jahre 1514 ; - der Ober-
gespan Anton fiel im Jahre 1526 in der Schlacht bei Mohács, der Grabstein
wieder weist die Jahreszahl von 1519 auf.
Möglich, dass Anton Pálóczy erst nach dem im Jahre 1514 erfolgten
Ableben seines Bruders Michael diesen gemeinsamen Grabstein bestellt
hatte, welcher dann i. J. 1519 (d. i. fünf Jahre später) fertig wurde, worauf
dann das Jahr der Errichtung ( 1519) verewigt worden war, und in welchem
Falle die geharnischte Gestalt als das Ebenbild des Michael anzusehen wäre ;
möglich aber auch, dass erst die Nachkommen , nach dem Tode des Ersteren ,
die bestanden gewesene Stiftung durchgeführt und das Bildniss des bei
Mohács gefallenen Anton auf demselben sich zu verewigen beeilt, wofür der
in das Wappen nachträglich gesetzte, schlafende Löwe nicht wenig sprechen
würde wenn auch immerhin der Phantasie des ausführenden Künstlers
-
entsprungen welcher Löwe, in das Wappen des Michael übertragen, keine
Motivirung und keinen rechten Sinn für sich hätte.
welch ersterer bis hinter den Kopf des Unterlagslöwen reicht, ― erscheint
die gesenkte, im Ellbogen mässig gebogene Rechte an ein Schwert mit reich
verzierter Scheide gelegt, welches an einem, um die Hüften gelegten ,
schräge hängenden , in der Mitte mit einer Schnalle versehenen , mässig brei-
ten Riemen befestigt ist.
Das schmale und lange Banner selbst, mit Blumen- und Blättermoti-
ven bedeckt, flattert nach zweimaliger, graziöser Einbiegung bis zum links-
seitigen Rande des Grabsteines gegen abwärts zu ab, mit seinem unteren
Saume den Oberteil des Helmes der geharnischten Gestalt rückwärts
berührend.
Dasselbe Banner erscheint, knapp über dem Kopfe des Ritters , mit
einem Renaissance - Wappenschilde belegt, welches das uns bereits bekannte
*
Stammwappen der Perényi enthält. *
Dieses Wappen zeigt sich, entgegen dem von Seite der Perényis gepflo-
genen alten Brauche linksgekehrt, was jedoch, wie wir in diesen Blättern
(für analoge oder ähnliche Fälle) wiederholt hervorgehoben, überhaupt wie
insbesondere in der Zeit der lebenden Heraldik ganz ohne Belang war, hier
übrigens überdies (wie wir es am Schlusse sehen werden) seine speciellen
Opportunitätsgründe gehabt hat.
Die leeren Räume, welche rechts und links oben, durch den Baldachin
entstanden, sind mit geschickt angebrachten, wohl ausgeführten Blätter-
und Blumenmotiven ausgefüllt.
Rechts und links von der geharnischten Gestalt, mit dem Scheitel bis
an den untersten Bogen des Baldachines stossend, erscheint je ein, mit
faltenreichem und um den Hals ausgeschnittenem Oberkleide versehener
Engel, mit beiden Händen einen länglichen Teppich hinter der Gestalt des
Ritters ausgebreitet haltend, welcher gleichfalls mit schönen und reichen
.
Blumen- und Blättermotiven geziert und einen vorzüglich gelungen ausgear-
beiteten weichen Faltenwurf zu den beiden äussersten Höhenseiten auf-
weisend, mit seinem obern Saume knapp bis zu dem Halse der gehar-
nischten Gestalt, mit seinem untern aber bis ungefähr zu den Hüftknochen
derselben reicht.
Knapp darunter erscheinen wieder zwei Engel gleichsam schwe-
bend - hier das faltenreiche lange Kleid, welches beim linksseitigen
Engel auch eine Fusspitze erkennen lässt , - kurzärmlig. Jeder dieser
beiden Engel hält vor der Mitte des Oberleibes, mit den Händen der
natürlich gesenkten und im Gelenke etwas eingebogenen Arme ein Wap-
penschild von der genauen äusseren Form wie dasjenige des Banners -
das erstere, das bereits wiederholt beschriebene Wappen der Perényi auf-
weisend, das andere, mit einem nach rechts aufspringenden Löwen, welcher
mit den Vorderpranken eine Laubkrone emporhebt.
Es folgt endlich der Unterlagslöwe, wie wir denselben bereits bespro-
chen haben .
Die Composition sowie die gesammte, diesen Grabstein betreffende
Anordnung, gehört der Renaissance an. Der Baldachin gemahnt - trotz
der rundlichen Formen zwar an die Gothik, seine Verwendung jedoch,
bei Figurengrabsteinen, fällt ebenfalls mit dem Auftreten der Renaissance
zusammen. Dieser ebengenannten Periode gehören ferners die vier Engel
an und (wie bereits betont gewesen) auch sämmtliche drei Wappenschilde .
Dagegen haben zur Gothik gezählt zu werden : Der Baldachin (wie
soeben berührt), die in den beiden Oberecken des Grabsteines erscheinen-
den Blätter- und Blumenmotive, das mit ähnlichen Verzierungen geschmückte
Banner und der Teppich , sowie die Gesammtrüstung des Ritters .
Wir haben, den vorliegenden Grabstein betreffend, im Ganzen genom-
men sowie die Einzelnheiten angehend, ein wahres Meisterwerk der Sculptur
vor uns. Die edle Einfachheit musste hier zwar einer gewissen Ueberladung
weichen, aber diese letztere ist weit entfernt das Auge zu verletzen , indem
die Anordnung jedes einzelnen Momentes, wie nicht minder die Grössen-
und Breitenverhältnisse, die Raumausfüllung und Plastik, in höchst
künstlerischer und gewissenhafter Weise beobachtet wurden und sich
sogar (nur die Wappenfiguren ausgenommen, was wir weiter unten .
besprechen werden ) bis auf die scheinbar unbedeutendsten Dinge
erstreckt hat.
Die geharnischte Gestalt auf diesem Grabsteine stellt den Palatin
Emerich Perényi vor ; dies sind wir heute, an der Hand der Heraldik, in der
Lage (nachdem diesbezüglich viel in Unsicherheit hin- und hergeraten wor-
den war) mit Bestimmtheit feststellen zu können.
Es wurde so viel es uns erinnerlich ist, bereits hervorgehoben,
dass dort, wo auf einem Grabsteine neben der ganzen Gestalt des Ver-
storbenen zwei Wappen angebracht erscheinen, das an den vorneh-
mern Platz gestellte ausnahmslos das Wappen des Vaters, das andere
aber dasjenige der Mutter vorzustellen hat. Wo mehr als zwei Wappen auf
solchen Grabsteinen gebracht wurden, erscheint dagegen die Bestimmung
eine schon schwerere, weil diese durchaus nicht nach präcisen unver-
änderlichen Gesetzen rangirt erscheinen . Diese mehreren stellten dann
entweder Stammbaumfragmente, oder aber Ahnenproben vor und wurden
.
nur hie und da (des leichtern Erkennens halber) mit Ueber- oder Unterschrif-
ten (auf Vignetten ) den Namen des betreffenden Wappenherrn enthaltend ,
versehen .
Der rechtsseitige Schild unseres Grabsteines enthält demnach das
Wappen des Vaters des Palatins Emerich Perényi , - der linksseitige Schild
1h
-་
1.34
GRABSTEIN DES EMERICH PERÉNYI .
88
aber, mit dem aufspringenden Löwen , das Wappen der Mutter, hier nichts
anderes als ein Theil der Wappenvorstellung des 1524 mit Laurenz Ujlaky
erloschenen, berühmten Geschlechtes Ujlaky.
Das vermehrte Ujlaky- Wappen, welches auch von Laurenz Ujlaky,
Herzog von Bosnien, bis zu seinem Tode geführt wurde, zeigt im 1. und
4. Felde zwei gegeneinander aufspringende Löwen, welche gemeinsam eine
Krone emporheben .
Diese Löwenvorstellung haben die Ujlaky für so wichtig gehalten , dass sie
nicht gezögert haben, dieselbe in dem vermehrten eigenen Wappen an Ehren-
stelle auftreten zu lassen und das Stammwappen (wie dasselbe noch vom
Vater des Laurenz unverändert geführt wurde) ¹ in den Hintergrund zu
schieben, wenngleich das Grabsteinwappen des Laurenz , die Felder
allerdings wieder verwechselt vorzeigt.2
Aber auch bei einer anderen Ujlaky- Wappen - Variante, wo im vierten
Felde ein Thurm vorkömmt, erscheinen die beiden Löwen wieder an Ehren-
3
stelle , sowie ferners der obige Laurenz Ujlaky, abwechselnd, mit dem oben
beschriebenen, gevierteten Wappen, oder auch nur mit einem Löwen etc.
siegelt.4
Das linksseitige Wappen des vorliegenden Grabsteines ist somit zwei-
fellos ein Theil der Felder 1 und 4 (bezw. der Felder 2 und 3 ) des vermehr-
ten Ujlaky- Wappens, welches diese « Struppirung » sicherlich nur der völ-
ligen heraldischen Unkenntniss des ausführenden Künstlers zu verdan-
ken hatte, welcher die beiden Wappenschilder nur so nebenhin mitgenom-
men und die Gesetze der Plastik wie eines guten heraldischen Styles hier
völlig ausser Acht gelassen hat. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Bild-
hauer, die Perényi- Schildfigur deshalb links gewendet und den einen Löwen
des Ujlaky - Wappens aus dem Grunde fortgelassen hat, damit sich die beiden
Wappenschilder, Gesicht gegen Gesicht sehen mögen, wie es bei Heirats-
wappen auch schon in alten Zeiten der Brauch war. Der Perényi- Stammbaum
erhärtet diese Vermutung, die eben früher bereits schon als Gewissheit aus-
gesprochen war. Die Ehefrau des Stefan Perényi war nämlich --- Ursula
Ujlaky.5 Ihr einziger Sohn Emerich war Palatin und berichtet über sein
Leben und Wirken die Geschichte.
Dies ist also das Grabdenkmal des Capitans von Kesmark , Kris-
tof Warkócz von Nopssicz, welcher am neunten Februar des Jahres
1520 verstarb. Das Figurenfeld , dessen Höhe 207 und dessen Breite 104
Cm. beträgt, wird von der annähernd in Lebensgrösse ausgeführten , gehar-
nischten Gestalt des Verstorbenen ausgefüllt, welche mit mässig auseinan-
dergespreizten Füssen , auf einem ruhenden Löwen mit nach rückwärts
gewendetem Kopfe steht.
Das etwas nach rechts gewendete Haupt des Ritters, mit einem niedri-
gen Schaller versehen , liegt auf einem nach links strebenden, zweizipfligen
Banner auf, dessen bis zum Kopfe des Löwen reichender Schaft von der
gesenkten und im Gelenke etwas gebogenen Rechten gehalten erscheint und
welches wieder seinerseits auf einem mit vier Quasten besteckten, oblongen
Polster ruht. Die sichtbaren Teile des Gesichtes , als : das stark hervortre-
tende Stirnbein mit den Jochbeinen, die nicht minder stark markirten
geschlossenen Augen , sowie die breite, platte Nase, lassen keinen Zweifel
über, dass wir es mit dem getreuen Portrait des Verstorbenen zu thun haben,
welcher in reifem Alter gestanden haben musste. Die geharnischte Gestalt
trägt einen ganz kurz geschnittenen Schnurrbart, während die sich dem
Kinne anschmiegende Barthaube vermuten lässt, dass Kristof Warkócz keinen
Vollbart getragen.
Die Gestalt des vorstehenden Grabsteines nimmt, wie wir dies bereits
beim Monumente des Stefan Máriássy gesehen , * auch hier wieder eine
PHER
WEINWURM,Ph.
Etwas Aehnliches ist uns auch beim Grabstein des Stefan Máriássy*
untergekommen , wenn auch in einem andern Sinne ; sonst noch niemals.
Es ist wahrscheinlich, dass der Bildhauer den Siegelring des Verstor-
benen sich hier zum Muster genommen und sich verpflichtet geglaubt hatte,
Alles, ohne Ausnahme, getreu auf dem Grabsteine wiedergeben zu müssen .
Dass dem so gewesen, darauf weisen eben die Buchstaben ober dem Schilde
sowie das gänzliche Fehlen von Helm, Kleinod und Decken, wie die Siegel
der damaligen Zeit ausgestattet zu werden pflegten. Die nunmehr erlosche-
nen Warkócz waren altschlesischer Abstammung und führten folgendes
Wappen :
In Rot zwei grünbestengelte, grünbeblätterte, bewurzelte, in Form
eines Andreaskreuzes übereinandergelegte, natürliche weisse Lilien . -- Klei-
nod : Zwischen offenem schwarzen Fluge die Schildfigur. - - Decken : rot-
weiss . Der Erste des vorgenannten Geschlechtes, welcher nach Ungarn kam,
war der unter unserm Grabsteine ruhende Kristof, welcher die Herzogin
Hedwig von Teschen , die Ehefrau des Stefan Szapolyay, nach Ungarn beglei-
tet hatte. Hier wurde Kristof Warkócz von Seite des Letztgenannten
zum Capitän von Kesmark ernannt und ihm zugleich die Ortschaften :
Kreutz (Szent-Kereszt) und Nehre (Straska) in der Zips als Donationen
überantwortet, welche jedoch mit der Tronbesteigung des Königs Ferdi-
nand I. wieder an das Geschlecht der Horváth - Stansith de Grádecz zurück-
fielen .
Nachdem Kristof auch den ungarischen Adel erhalten hatte, wurde
sein Name in der Folge nach bestandenem Gebrauche magyarisirt, auch
Varkócs und Varkóczi geschrieben . Er vermählte sich dreimal, jedesmal mit
Frauen aus angesehenen Häusern . Seine erste Gattin war Katharina, Toch-
ter des Thomas Tárczay de Tárkeő, welche als Begleiterin der Gemalin des
Stefan Szapolyay nach Krakau, dortselbst verstarb und ebendort auch
begraben wurde ; ** die zweite war Margarethe, Tochter des Georg Bebek
de Pelsőcz und der Euphrosina Héderváry (Witwe des Stefan Thelegdy) ;
während wir als seine dritte Lebensgefährtin Barbara Homonnay verzeichnet
finden.
Von seinen drei Söhne Melchior, Caspar und Georg, zeichnete sich
der jüngste als tapferer Kriegsmann aus, welcher 1543 bei der Vertei-
digung von Stuhlweissenburg fiel. Von seinen beiden Töchtern wurde Mar-
garethe die Ehefrau des Franz Bebek, Barbara aber die Gattin des Gabriel
Drugeth von Homonna.
XIX . Grabstein des Adam und der Anna Jurišic . XVI. Jahrhundert.
« Ich Adam jurischiß Freyherr zv Ginſs lig in | diſem grab mit ſambt
meiner schwester Anna, | welches mir mein Vater niclas jurischiß Frey | herr zv
Ginss Ro. kr. Mt. rat. Camerr Obrister | Veldhauptman der fünff niderösterrei-
chischen und | windischen land vnd Landshauptman in Chr | ain pauen
hat laſſen hiemit wel vns der Gütig | Got genedig vn barmherzig ſei . Ao . 1.5.3.8 . »
Dieser Grabstein wurde somit von Seite des berühmten Helden von
Güns, Nikolaus Jurišić gesetzt, um das Andenken seiner beiden Kinder
Adam und Anna zu verewigen.
Kehren wir zu dem auf diesem Grabsteine gemeisselten Wappen zu-
rück. Dasselbe ist, was Schild mit Schildfigur und was die Helme sammt
Kleinodien betrifft, im Style seiner Zeit gut ausgeführt und nebstbei auch
vorzüglich erhalten ; anders verhält es sich mit den Decken . Diese sind
schwerfällig, gedrängt und ohne heraldisches Verständniss entworfen und
ausgeführt worden und entsprechen daher nicht ihrer eigentlichen Bestim-
mung. Das ganze Streben scheint hier vielmehr darauf gerichtet gewesen
zu sein, « Arabesken » zu einer bequemen Raumausfüllung zu schaffen, ohne
Rücksichtnahme auf die Vocation der Decken und ohne Berücksichtigung
der bestehenden Regeln - und nur so konnte es auch ferner geschehen , dass
einzelne Partieen, insbesondere zu oberst sowie unten , nicht zusammenhängend
94
ལ་ཁྲི་
(obwohl scheinbar dazu gehörig) mit den Hauptästen der Decken zu ste-
hen kamen .
Das Stammwappen der Jurišić war ein von Gold und Schwarz geteilter
Schild, in welchem oben ein schwarzer Rabe, unten ein goldner Scorpion.
Kleinod : Doppelter, mit dem Scorpione belegter schwarzer Straussenwedel. —
Decken schwarzgolden. *
Es folgt dasjenige Wappen , wie es von Seite des Nikolaus Jurišić
in seiner Eigenschaft als Pfandherr von Güns (in noch einfachem Adelstande)
ad personam geführt wurde, als :
In durch ein weisses Tatzenkreutz geviertetem Schilde 1 und 4 in Blau
aufgrünem Boden eine mehrfach gezinnte, in der Mitte mit einem rot bedach-
ten Turme, seitwärts mit zwei gewölbten offenen Toren sammt aufgezogenem
Fallgatter versehene weisse Festungsmauer (Wappen der Stadt Güns, wie
dasselbe auch heutzutage noch geführt wird) ; 2 und 3 in von Gold
und Schwarz geteiltem Felde oben ein rückwärtsschauender schwarzer Rabe,
-
unten ein goldener Scorpion. Zwei Helme : I. Der Turm. Decken :
blausilbern . - II. Zum Stammwappen . -——— Decken schwarzgolden .
Das dritte und letzte uns bekannte Jurišić-Wappen endlich ist das-
jenige, wie es auf unserm Grabsteine ersichtlich ist. Der Schild ist hier
wie vorstehend, doch mit verwechselten Feldern , da nun das Stamm-
wappen an Ehrenstelle tritt, das Wappen der Stadt Güns aber, als
nunmehr Eigentum (und nicht mehr blos Pfandherrschaft) des Freiherrn
Jurišić, von dieser Ehrenstelle auf den minder vornehmen Platz zurück-
tritt. Auch die Kleinode erfahren auf diesem freiherrlichen Wappen eine
Aenderung ; Helm I. trägt nun zwischen offenem (goldnen ?) Fluge einen
--
Raben ; Helm II. dagegen bleibt wie früher. - Decken : schwarzgolden
blausilbern.
Das ist das freiherrliche Wappen Jurišić, wie es Nikolaus dem älte-
ren (was gleich unten eingehender vorkommen wird) sub d. 1533 verliehen
wurde und wie dieses selbe ganz zweifellos (da gelegentlich seiner erfolgten
Erhebung in den Freiherrnstand keine weitere Erwähnung vom Wappen ge-
schieht) auch von dem Vetter des vorstehend Genannten, d. i. von
Nikolaus Jurišić junior, dann später, d. i . von 1568 an begonnen , geführt
worden ist.
Weder der Kunstwert des hier in Behandlung stehenden Monu-
mentes noch die Personen, denen dasselbe gesetzt wurde, würden eine Ver-
anlassung geboten haben, diesen Grabstein unter anderen Umständen den.
hervorragenderen vaterländischen Denkmälern dieser Art zuzugesellen.
Derjenige, welcher dieses Monument erbaut, und dessen Eigentum und
(wie anzunehmen) auch letzte Ruhestätte diese Gruft gewesen , war jedoch eine
* Siebmacher : Der Adel von Ungarn. III. Pag. 277. Taf. 290.
1
95
35
auch diesen Grabstein aufzunehmen, sowie einige Worte dem Andenken des
Vaters zu widmen, da wir über seine beiden Kinder nichts weiter melden
können, als dass dieselben in sehr zartem Alter gestorben sein müssen, indem
ihre Mutter, geb. Potentiana Dersffy de Zerdahely, noch im Jahre 1527 mit
ihrem ersten Gatten , Anton Bánffy de Alsó-Lindva vermählt gewesen, der
96
INSIGNIA MAGNIFI
CI •· DOMI · EMERICI TELE
KESI • GENCIUM · SACRATISSIM
ROMANORV • CESAREA REGIAE-
Q · MAIESTATIS • IN · PARTIVM .
REGNI • HUNGARIAE SVPE
RIORIB · EXISTENTIV • AC CIVI .
TATIS · CASSOVIESIS · SVPREMI
CAPITANEI . OBIIT · ANO • ETATIS
SVE . LII** DIE XXX MAI ( M.D. ) LX.
Wir stehen demnach vor dem Grabsteine des Emerich Telekessy, wel-
cher am 30. Mai 1560 im 63. Jahre seines Alters verstarb.
Auch dieses, in stylistischer Beziehung ganz gut ausgeführte Wappen
zeigt, was seinen Schild betrifft, die bekannte Form seiner Zeit ; die laubar-
tigen Helmdecken sind genügend gut entworfen und ausgeführt und keines-
wegs überladen . Es lautet das vorstehende Wappen in der Blasonirung wie
folgt : Gevierteter Schild ; 1 und 4 gespalten von Gold und Blau ; vorne ein
aus der Spaltung ragender, rot gewaffneter, schwarzer Adler, hinten zwei
weisse Balken ; 2 und 3 in Rot ein doppelschwänziger, einwärtsgekehrter,
goldener Löwe, zwischen den Vorderpranken einen schnurrbärtigen, mit
weissem Turban versehenen , vom Rumpfe getrennten Türkenschädel vor
der Mitte des Leibes haltend. - Kleinod : Der Löwe wachsend. - Decken :
schwarzgolden ―― rotsilbern.
Dieses Wappen erscheint in seiner completen Blasonirung in zwei
gleichlautenden Abschriften nach dem Originale auch im Reichsarchive
zu Budapest¹ und wurde, neben Bekräftigung des alten Adels , von Seite
des Königs Ferdinand I. dem Emerich Thelekessy als Baron des Reiches ,
wie sehr glaubwürdig (Datum findet sich leider nirgends vor) , im Jahre
1560 , also kurz vor seinem Ableben verliehen ..
Das uradelige Geschlecht der Telekessy (Thelekessy) , aus Telekes im
Eisenburger Comitate stammend und im ebengenannten Orte bereits im
XIII . Jahrhunderte mit Grundbesitz urkundlich auftretend , führte in seinem
Stammwappen einen Adler.2
Auch Stefan Telekessy (geb. 1633 + 1715 ) , der berühmte Bischof von
Erlau, führte das gleiche Wappentier u. zw. golden gewaffnet und schwarz im
roten Schilde, hier in der Rechten ein Schwert und einen Türkenschädel, in
der Linken ein goldenes Passionskreuz haltend . Ein ähnliches Wappen führt
Paul Telekessy, mit der Schildfigur als Helmkleinod , und mit rotgoldnen und
blausilbernen Decken. Es ist jedoch bis zur Gegenwart noch nicht urkundlich
-
erwiesen, ob dieser Bischof Stefan — der übrigens auch nebstbei zwei andere,
wieder unter sich divergirende Wappen, in seiner kirchlichen Eigen-
schaft benützt hat¹ sowie, ob der hier aufgeführte Paul Telekessy,
Einer Abstammung mit unserm Emerich gewesen, obwohl die Gleichheit der
Hauptschildfigur sowie der Geburtsort des Bischofes (Csömöte im Eisen-
burger Comitate) allerdings dafür sprechen würden .
Der vorstehende Emerich, ein Sohn des Michael Telekessy und der
Katharina Debrethei , (um 1497 geboren und auch « Thelekessy de Felső-
Debrethe » genannt ) welcher sein altes aber bescheidenes Geschlecht
berühmt gemacht, nahm schon in jungen Jahren Teil an der Mohácser
Schlacht, unter den Huszáren des Raaber Bischofes Blasius Paksy. Im Jahre
1549 schlägt er, in seiner Eigenschaft als Capitän von Wesprim, den
Pascha von Stuhlweissenburg, macht 600 Türken zu Gefangenen und
erbeutet 13 Fahnen. 1555 zum Capitän von Léva ernannt, besiegt er ein Jahr
später nochmals die Türken, nunmehr bei Babocsa und im Vereine mit
Thomas Nádasdy. In der Folge von Seite des K. Ferdinand zum Ober-
befehlshaber von Oberungarn ernannt, kämpft er mit Glück gegen die Anhän-
ger der Isabella Szapolyai, nimmt Zemplin und Pálócz ein, woselbst er in
der Hüfte verwundet wurde, zerstreut 1557 die Streitkräfte des Gabriel
Perényi bei Varannó und setzt denselben sammt seiner Familie, im eige-
nen Castelle zu Szöllős in Gefangenschaft. Endlich nimmt er auch Lelesz
ein und belagert Szathmár, hier jedoch nicht vom Kriegsgotte begünstigt.
1558 geht er wieder siegreich vor. Er erobert Kis-Várda, Zetény und Kövesd
und erhält den zweitgenannten Ort auch als königliche Donation . Nochmals
schlägt er die Ungläubigen, nimmt ihnen mehrere Fahnen ab und stirbt
endlich 62 Jahre alt am 30. Mai des Jahres 1560. Er wurde im Kaschauer
Dome beigesetzt . *
Budai ** schreibt über ihn, dass derselbe zwar weder gelehrt noch von
imponirender Körpergrösse oder angenehmen Gesichtszügen gewesen, dass er
jedoch alle jene Eigenschaften in sich vereinigte, welche die Zierde eines
hervorragenden Heerführers zu bilden pflegen. Auch soll K. Ferdinand
als er ihn mit der Burg Lednitz belehnte, in Gegenwart seiner Grossen
den Ausspruch gethan haben : dass er von Seite des Emerich Tele-
kessy sich zu keiner einzigen Gelegenheit über den geringsten Schaden zu
beklagen hatte, da sich derselbe niemals furchtsam, unvorsichtig oder
lässig gezeigt.
Mit seinem Enkel Michael erlosch diese Linie des genannten Geschlech-
tes gänzlich und war dieser demnach der Letzte, welcher das erweiterte
Wappen, wie wir es auf dem Grabsteine des Emerich Telekessy abgebildet
gesehen, geführt hat.
7*
100
* Die wiederholten äussern und innern Veränderungen, welche hier statt gefunden,
haben nur stellenweise den originalen Styl unberührt gelassen.
101
einer solchen nichts bekannt)und so machte man sich denn Luft, nahm
das Monument einfach auseinander, verfertigte aus den Seitenteilen -
— in
noch restlicher Pietät für den grossen Todten zwei Nebenaltäre und
versenkte die Deckplatte mit dem Bildnisse in den Fussboden.
Dies mag das Vorspiel gewesen sein . Was dann später geschah , ereig-
nete sich im Jahre 1833.
Es war an einem schönen Sommertage, als Gross und Klein des Dor-
fes sich insgesammt bei der Feldarbeit befand. Da kam ein wohlbespannter
Wagen, unbekannt von woher angefahren, hielt vor einem Seitenportale der
Ortskirche und entfernte sich wieder nach einer gewissen Zeit eben so
unauffällig, nachdem ein von mehreren Männern aus der Kirche geholter,
schwerer und verdeckter Gegenstand vorher aufgeladen worden war.
Erst Tags darauf wurde es im Dorfe allgemein bekannt, welche Be-
wandtniss es mit dem Wagen gehabt hatte und was geschehen war. Die
schöne und kostbare Erinnerung an Stefan Dobó, welche sich die
Ruszkaer Kirche so lange zu erhalten gewusst - war entführt, geraubt
worden !
Schon seit langer Zeit war es der sehnliche Wunsch des Erzbischofes
Ladislaus Pyrker, irgend ein hervorragenderes Andenken von dem helden-
mütigen Verteidiger von Erlau für seine Residenz zu besitzen . Johann Graf
von Buttler, der Besitzer jener ausgedehnten Dominien, zu welchen auch
das Dorf Dobó - Ruszka gehörte, war dieses stille Begehren des Kirchenfürsten
gleichfalls zur Kenntniss gekommen .
Da ihm nun, auch in Ansehung gewisser Familienverhältnisse ,
nicht wenig daran gelegen sein musste, sich das Wohlwollen dieses
Kirchenfürsten zu erwerben , liess er das Bildniss des Stefan Dobó von sei-
nem Standorte heben - und damit nicht etwa die Einwohnerschaft in
Gährung gerate, dasselbe auf die bereits erwähnte Weise d. i. im Geheimen
nach Erlau als Geschenk für Ladislaus Pyrker überführen .*
So gelangte dieser Hauptteil des Dobó - Monumentes nach Erlau und
blieb bis zur Gegenwart dort unangefochten liegen , auf dem einstigen Terri-
torium der Feste, in einem offenen , mit Gitterwerk versehenen, gemauerten
Gewölbe.
Dieser Teil der Tumba war schon wiederholt beschrieben sowie auch in
Abbildung veröffentlicht.
* Der Pfarrer von Dobó - Ruszka, Anton Demecz - (welcher uns auch mit
grösster Bereitwilligkeit bei den Abklatschungen der Epitaphien unterstützte)
bestätigte vollinhaltlich den vorstehenden Hergang, welcher sich im Volksmunde bis
zur Gegenwart erhalten hat.
102
DACIA NVNC .
. ... AM . AN . OS . PRAESIDE CAVSSAM
DEFLET ET IMMENSVM PRAEDICAT AEGRA VERVM
INUICTVM SEMPER EVM SAEVA CALVMNIA MORS(SI )
VINCERE CONATVR VINCITVR IPSA SVO.
FRANCISCVS DOBO
FILIVS HAERES HOC
MONVMENTVM OP
TIME MERITO PVB
LICO LVCTV STATVIT.
Der andere oder vierte und letzte Seitenteil trägt das complete.
Wappen des Geschlechtes Dobó de Ruszka , welches ein vierfüssiger,
104
geflügelter und gekrönter Drache in eiförmiger Form umgibt, der das Schwanz-
ende mehrfach um den Hals geringelt trägt. Die vier Ecken dieser Mar-
morplatte erscheinen mit schön stylisirten Lilien ausgefüllt, das Wappen
aber ist wie folgt : Aus einer Laubkrone wachsend ein mit einem weitärm-
ligen Talare bekleideter Mann (Mönch) mit vorne kurz abgeschnittenen,
bis zu den Schultern wallenden Haaren, mit der erhobenen Rechten die
rechtsseitige Hälfte des langen, bis zum Gürtel reichenden, spitz zulaufen-
den Vollbartes mit der Linken ein dickes, mit einer Schnalle versehenes
Buch bis zur linken Brustseite hebend. - Kleinod : Die Schildfigur. Die
Wiederentdeckung dieses Wappens war von nicht zu unterschätzendem
Werte, da dasselbe bereits völlig in Vergessenheit geraten war.
Es hatte zwar die Vermutung nahe gelegen, dass die Dobó de Ruszka ,
welche (wie uns bereits bekannt) Einer Abstammung mit den Pálóczy de
Es möge uns gestattet sein noch einen dritten Grabstein in Wort und
Bild vorzuführen, welcher sich im Kaschauer Dome befindet und welcher ,
gleichfalls dem XVI . Jahrhunderte angehörig, das Portrait und das Wappen
eines Mannes von hervorragenderem militärischen Range aufweist, welchem
es beschieden war in einer ungarischen Stadt (Kaschau) zu wirken und
zu sterben und der, sehr wahrscheinlich, auch ein Kind der genannten Stadt
gewesen sein durfte. Wir sprechen von Andreas Illenfeld, kais . Oberstzeugmei-
*
steramtslieutenant in Oberungarn, welcher am 22. September 1587 verstarb.
Das vorzüglich erhaltene 192 Cm . hohe und 95.5 Cm . breite Monument,
aus Sandstein verfertigt, zeigt die halbe Figur des Verstorbenen und darunter
das Wappen desselben , beide Teile je eine, hier etwas höhere dort die nie-
drigere Hälfte des Figurenfeldes für sich in Anspruch nehmend.
Es ist dies als ein Uebergang von der ganzen Figur auf die halbe
anzusehen, wonach dann später überhaupt wieder nur auschliesslich das
Wappen zur Herrschaft auf Grabsteinen gelangt, wie dies bekanntlich bereits
früher, d. i . bis zum XV. Jahrhunderte die Sitte gewesen.
Während indess das Wappen , zu diesen ebenbesagten Zeiten , die
Hauptzierde der Grabmonumente ausmachte und den Gesammtraum
des Figurenfeldes einzunehmen pflegte, der Legende aber nur der
eng bemessene Raum des Schriftenrandes zugewiesen war, erscheinen auf
den Wappengrabsteinen des XVI. und XVII. Jahrhundertes diese erstern
zumeist überladen und von allerlei Tand begleitet, gewöhnlich oberhalb oder
in der Mitte der Grabsteine angebracht und nur seltener unten, und dies
bei nur spärlich zugewiesenem Platze, während das Epitaphium in pomphaft
tönenden, oft schalen Hexa- und Pentametern sich ebendortselbst breit zu
machen wusste.
Die Legende auf dem Grabsteine des Andreas Illenfeld erscheint (noch)
auf einem 9 Cm . breiten, erhabenen, glatten Schriftenrande und lautet, in
Capitellbuchstaben eingemeisselt, wie folgt :
dem Ableben dieses Letzteren, als Glockengiesser in Kaschau thätig gewesen ist. Es
starb im Uebrigen erst vor ganz kurzer Zeit ein sicherer Illenfeld in Kaschau, wel-
cher dem dortigen Bürgerstande angehörig, ein Abkömmling dieser Familie war.
* Die Charge eines Oberstzeugmeisteramtslieutenants lässt sich heute nicht
mehr recht präcisiren . Er war Derjenige, welcher in einem Bezirke Fürsorge für
Artillerie Rüstzeng, Pulver-, Bleibeischaffung und Erzeugung zu treffen hatte.
107
ziert ein gleichfalls dichter, starker Schnurr- sowie ein nach dem Ovale
geschorner ebensolcher Vollbart. Andreas Illenfeld erscheint geharnischt
und wird der Hals von einer breiten, gekolbten Krause nach der Sitte
OBRIS
sind glatt. Die blosse Hand des gebogenen rechten Armes stützt sich
mit dem Rücken in die Hüfte und erblickt man ober derselben den
schrägestehenden Griff eines dort befestigten Dolches. Die gleichfalls
blosse Linke dagegen erscheint, mit den vier Fingern nach vorwärts und dem
Daumen nach rückwärts gerichtet, in die Hüfte gelegt ; darunter zeigt
sich die mit Eselshuf versehene Parirstange eines leichten deutschen
Schwertes , welches an der Linken des geharnischten Mannes befestigt ist.
Vor diesem Arme befindet sich ein Helm mit offenem Visire, welcher auf
Eisenhandschuhen gestellt, diese beinahe gänzlich verdeckt.
Der linke Ellbogen der Rechten, sowie der Helm , ragen rechts
(bezw. links) in den Schriftenrand, was leicht hätte vermieden werden
können ; am leichtesten , wenn man den letzteren gar nicht abgebildet
hätte.
Schreiten wir zur Beschreibung der unteren (90 Cm . hohen) Hälfte dieses
Grabsteines.
Diese nimmt, wie bereits bemerkt, das complete Wappen des Andreas
Illenfeld ein. Es lautet dasselbe in der Blasonirung : In geteiltem (also zwei-
färbigem) Schilde oben ein doppelschwänziger Löwe wachsend, in der erho-
benen Rechten eine brennende Granate haltend, unten drei nebeneinander-
gereihte ebensolche Granaten . Kleinod : Der Löwe, aus einer (zweifellos
zweifarbigen) Wulst wachsend. *
Dieses Wappen , welches, wie es insbesondere die dort wiederholt auf-
tretenden Granaten- Motive nahelegen , sicherlich der Person des Andreas
Illenfeld verliehen worden sein dürfte, stammt aus jener Zeit, in welcher bereits,
entgegen aller Regel und dem guten Geschmack der Heraldik bürgerliche
Wappen mit Stechhelmen versehen zu werden begannen, im Gegensatze zu
den Rosthelmen , die nun der Adel als Prärogative zu monopolisiren sich an-
liess ; welche bürgerliche Wappen (wieder zum Unterschiede von den Adels-
wappen) ungekrönt oder allenfalls mit Wulst versehen, dazumalen verliehen
zu werden pflegten . Es ist somit, diese ganz unrichtige, aber immerhin zu
Kraft bestanden gewesene Gepflogenheit in Betracht gezogen , mehr als wahr-
scheinlich, dass Andreas Illenfeld nur ein Wappengenosse, aber kein Edel-
mann gewesen ist.
Gross war die Zahl solcher Wappengenossen (Bürger und Patricier) im
Deutschen Reiche, denen ihre bezüglichen, oft mit herrlichen heraldischen
Meisterwerken geschmückten Pergamente, zumeist vom Comes Palatinus
(seltener vom Landesherrn ) verliehen wurden. - Analoge Verleihungen
kamen bei uns wohl kaum vor, oder doch blos unendlich selten, und dann
zumeist nur irgend einen Städter angehend .
* Siehe auch : Siebmacher, Der Adel von Ungarn. Pag. 256, Taf. 196.
109
Die Ortschaft Thiba, einstmals dem (nun bereits seit langer Zeit erlo-
schenen) Geschlechte Thibay de Nagy-Mihály gehörig, liegt 15 Km . nord-
östlich von Ungvár und steht die kath. Pfarrkirche dort auf einem freien
Platze, in der Mitte des Dorfes. Sowie es von dem Gotteshause von Szürthe
bemerkt war, so ist es auch hier wieder nur der Styl des Hauptportales ,
welcher an ehrwürdige Zeiten erinnert . Sonst bietet dieses wiederholt umge-
baute und modernisirte Gotteshaus (zu dem einstmals auch das anstossende,
nunmehrige Pataysche stockhohe Herrenhaus als Kloster gehört haben
soll) ausser einem, in der Südseite des Sanctuariums (unter dem Spitz-
bogen einer Nische, wo ehemals ein Predigerstuhl gestanden ) eingemauerten
Grabsteine, nicht das Geringste von Belang dar. Dieses senkrecht befe-
stigte und bis zur Kniehöhe vom Boden entfernte Monument ist von grauem
Trachyt und war, wie stellenweise noch deutlich zu erkennen , einst mit rot-
110
પોતાના
unter dem Knaufe den Griff eines mit Parirstange verschenen, schräglinks
hinter dem linken Oberschenkel gerichteten, in breiter Scheide steckenden
Schwertes. Die linksseitige Parirstange erscheint abgebrochen ; das Schwert
selber aber, eine Spanne unterhalb der Parirstange an einem mässig breiten
schrag neben Hüfte und Oberschenkel laufenden Riemen befestigt, welch
letzterer kaum noch bemerkbar, wieder mit einem andern, die Hüfte umge-
benden schmalen Riemen zusammenhängt.
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Der Vorderteil ist, wie ganz genau zu ersehen , durchwegs mit Platten-
panzer bekleidet, welcher mit nach rückwärts laufenden Riemchen befestigt
erscheint.
Schwerer, wenn auch immerhin noch erkennbar sind die Achselstücke,
die Arm- und die Beinschienen. Die Hände stecken in gleichfalls aus
Platten gebildeten Stulphandschuhen mit geteilten Fingern , wogegen das
Haupt mit Gesicht und Kopfbedeckung, sowie der Habsberg, eine in den
Details nicht mehr erkennbare, scheinbar verschwommene Masse bilden.
Die äusseren Umrisse des beiderseits bis zu den Achseln reichenden
Helmes (?) zeigen eine eiförmige Form.
Der Kopf dieser (in Einem) stehend und liegend abgebildeten Gestalt,
ruht auf einem oblongen , viereckigen Polster mit vier Quasten, welcher die
ganze Breite des Grabsteines einnimmt. Die äusserste linke Seite des letzteren
erscheint mit einem completen Wappen mit eingebogenen Seitenrändern
belegt.
Dieses Wappen, vom König Sigismund sub d. Constanz , 29. März
1418 den Angehörigen des Geschlechtes Nagy-Mihályi von Neuem verliehen,
von welch Letzteren gegenwärtig nur noch allein mehr die Grafen von
Sztáray blühen , * lautet wie folgt : In Blau auf goldener Blätterkrone ein
goldenes Lattenthor mit halbgeöffnetem Flügel und goldenem Fallgitter,
auf dessen Bogen zwei natürliche Elstern, welche einen mit einem roten
Steine besetzten goldnen Ring gemeinschaftlich mit den Schnäbeln halten .
Kleinod : Die Schildfigur. -Decken : blaugolden .
Die Pribék de Ville gehören ebensowenig wie die (gleichfalls noch
blühenden) Fekete von Nagy- Ivány einem derjenigen Geschlechter an , deren
Vorfahren mit dem (erneuerten) Wappen , wie soeben blasonirt, von Seite
des Landesherrn beteilt wurden. Nichtsdestoweniger führen diese beiden
genannten Geschlechter, auch noch bis zur Stunde, die genaue Schildfigur
der Nagy- Mihályi und ersehen wir ferners aus dem Grabsteine des Ladislaus
Pribék, dass zum Mindesten die Pribék de Ville (oder doch ein Mitglied
dieses Geschlechtes) das Nagy-Mihályi- Wappen -- wie es heute auch noch
gegenwärtig von den Grafen von Sztáray unverändert fortgeführt wird, bereits
im XVI. Jahrhunderte benützt haben.
Die bisher sehr verbreitet gewesene Meinung, dass man es hier von Seite
der Pribék mit einer Art Usurpation neuerer Zeit zu thun habe, fällt daher
von selbst weg, wo wir einem mehr wie dreihundertjährigen Usus gegenüber-
stehen.
Wie kam aber dennoch das Wappen der Nagy- Mihályi auf diese Linie
der Pribék, von denen es überdies bekannt ist, dass sie einstmals ein
von diesem Grabsteinwappen völlig verschiedenes geführt, wie das-
selbe auch heute noch von den andern Linien desselben Geschlechtes
benützt wird .*
Darauf sei es uns vorerst gestattet, mit dem Fragmente eines authen-
tischen Stammbaumes zu antworten :
Joannes Ladislaus
Helena Anarcsy
Als des Johann Villei (alias Pribék) Ehefrau sehen wir hier Bar-
bara Thibay aufgeführt. Die nunmehr erloschenen Thibay gehörten aber
zu jenen Abkömmlingen der Nagy- Mihályi, welche (wie bereits hervor-
gehoben) i . J. 1418 vom Könige Sigismund das uns bekannte und auch
auf dem Grabsteine des Ladislaus Pribék ersichtliche Wappen verliehen
erhalten und (ausgewiesener Maassen) auch stets benützt hatten . Auf
diesem und auf keinem andern Wege kam demnach das Nagymihályi
(bezw. Thibay und auch Sztáray-) Wappen, auf das Geschlecht der
Pribék- und Franz, der Sohn der vorstehenden Barbara Thibay, oder aber
ihr Enkel Ladislaus dürften wohl die ersten gewesen sein, welche dasselbe
aufgenommen und geführt hatten.
Mit welchem Rechte dies von ihnen gethan wurde, dies sind wir heute
noch nicht in der Lage bestimmt zu beantworten .
Thatsache ist es aber, dass wir in der ungarischen Heraldik ana-
logen Fällen schon wiederholt begegnet sind, sowie nicht minder auf
den Umstand gewiesen zu werden hat, dass dieses Nagymihályi- bezw.
Thibay-Wappen von Seite des Ladislaus Pribék, auf dessen Grabsteine —
also öffentlich und unter den Augen der Sprossen der Nagy - Mihá-
lyi zu einer Zeit geführt wurde, in welcher das Eigentumsrecht ,
was die Wappen betraf, noch eifersüchtig gewahrt zu werden pflegte.
Flüchtig sei endlich einer (unverbürgten) Mitteilung Erwähnung gethan ,
wonach die gräfliche Familie Sztáray einstmals gegen die Führung
¹ Die Ungvárer Linie der Pribék de Ville scheint - wie zahllose Siegel und
Wappen beweisen, das neu adoptirte Wappen unverändert und durch Jahrhunderte
hindurch fortgeführt zu haben. Auch gegenwärtig benützen die Pribék die Schild-
figur genau, wie den Nagy- Mihályi's sub d. 1418 verliehen, fort. Das Helmkleinod
wurde dagegen schon seit geraumer Zeit verändert und zeigt dieses (wieder neu
aufgenommen) einen wachsenden goldenen Löwen, mit Streitkolben in der erho-
benen Rechten . Dies ist das Kleinod des Wappens der Emerentia Szerencsy, Ehe-
frau des Sigismund Pribék de Ville, welches ihre Nachkommen dann adoptirt
haben.
2 A szörényi bánság. 1877 , I., 474.
3
Nagy Iv. Magyarorsz. csal. XIII., 478 .
4
Chernel K., Kőszeg város ec. II. , 55 .
115
viczai aliter Pribék (auch Pribék aliter Banul genannt ) , den Pribék de
Temesvár (die möglicherweise zu den Rakoviczai aliter Pribék gehörten) , noch
ferners die Prybék de Szerém- Ujlak bekannt, mit dem Edlen Emerich
Benedyk aliter Prybék de Zerem- Wylak 1578 urkundl. auftretend , sowie ein
Nikolaus Nagyszombati Horváth etiam Pribég vocatus . Zu diesen bringt
noch Karl Tagányi¹ nicht weniger als noch vier verschiedene Geschlechter
Pribék, diese alle übrigens erst im Laufe des XVII . Jahrhundertes geadelt,
darunter auch ein Geschlecht Pribék de Lugos.
Auf diese Weise wäre es also genugsam bewiesen, dass es sehr viele
« Pribék» gegeben (und annoch geben dürfte) , die von verschiedenen Urvätern
ihre Abstammung abgeleitet haben (bezw. ableiten ) , wozu noch hervorgeho-
ben zu werden hat, dass der Name « Pribék » , welcher in der ungarischen
Sprache seine bestimmte Bedeutung hat, ganz zweifellos zum Min-
desten bis zum Ende des XVI . Jahrhundertes stets nur eine, dem eigentli-
chen Geschlechtsnamen beigegebene Bezeichnung gewesen sein durfte ,
was das vorkommende alias» ganz insbesondere zu erhärten angethan
ist. Wir bemerken schliesslich, dass die eben früher genannten Hor-
váth aliter Pribég urkundlich erwiesen auch keine Pribék gewesen, son-
dern dem Geschlechte der uralten ( annoch blühenden ) Nozdroviczky
angehörten, sowie dass endlich noch ein letztes Geschlecht Pribék, wie-
der mit einem « alias »> « alias Berkách » , ________ in den Jahren 1599 und
1733 urkundlich auftritt.2
1
Jegyzéke az országos levéltárban található nemesi okleveleknek. Budapest,
1886 , 58.
2 Cap. Arch. von Raab und Kalocsa.
3 Dies ist das zweite Grabmonument aus Szürthe im Ungvárer Comitat,
welches wir in der Lage sind, dem Leser als wohlerhalten vorführen zu können ; die
übrigen, die noch dort vorzufinden, sind alle beinahe gänzlich zerstört und gehören
auch zumeist einer neuern Zeit an.
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Nicht viel ist über diesen Grabstein zu sagen und haben wir denselben
überhaupt nur aus dem Grunde gebracht, weil er einem Mitgliede eines
vornehmen und alten ungarischen Geschlechtes angehört.
Das oblonge und vertiefte Figurenfeld wird in der Mitte, die volle Höhe
einnehmend, von einem in mässiger Plastik aus dem Steine herausgemeis-
117
anderer, die Wände der Kirche zieren . Eine Sitte des Mittelalters, nach wel-
cher die zur Lebenszeit in Gebrauch gestandenen Waffen nach dem
erfolgten Ableben der einen oder der andern hervorragenderen Persönlich-
keit, als Erinnerung über den Gräbern aufgehängt zu werden pflegten,
scheint - worauf manche Spuren noch gemahnen - auch in der Kirche
von Csetnek einst Nachahmung gefunden zu haben .
Es werden in der Sakristei dortselbst auch heute noch einige vom
Roste halbzerfressene Waffenstücke vorgezeigt , welche die Tradition als
von Gabriel Bakos de Osgyán herstammend bezeichnet.
Im südlich gelegenen Teile des Sanctuariums erhebt sich eine Tumba,
deren 2 M. 12 Cm . langer und 102 Cm. breiter Schlussstein aus grauem
Sandsteine, die plastische Gestalt eines geharnischten , liegenden Mannes
aufweist und dessen Ränder folgende eingemeisselte Legende in Lapidar-
buchstaben tragen :
Die Seitenteile der Tumba sind ganz glatt und (den gegen Westen
gelegenen Schmalteil ausgenommen) auch ohne Inschrift und ohne jedes
Gesimse .
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.
Ob die Handschuhe von Eisen oder Leder, sind wir nicht in der Lage
zu bestimmen . Das faltenreiche Tuch, welches über die linke Achsel gewor-
fen, in der Höhe der rechten Hüfte geknotet erscheint, -- haben wir bereits
bei Stefan Telegdy zu bemerken Gelegenheit gehabt. Auf ausländischen
Grabsteinen sind wir dieser Art von Feldbinden noch nicht begegnet.
Dieser Grabstein, an und für sich schon von minderem Interesse, weil
vom Ende des XVI. Jahrhundertes herstammend, ist auch, was das künst-
lerische Moment betrifft, durchaus nicht zufriedenstellend, bei welcher
Gelegenheit gleich auf einen auffallenden Fehler gewiesen sein soll , welcher
darin besteht, dass die Absätze und Fussspitzen der geharnischten Gestalt
in eine und dieselbe gerade Linie gestellt wurden, was in der Wirklichkeit
unmöglich vorkommen kann.
Derjenige, welcher dieses Denkmal verfertigt, mag wohl im Sterbeorte
selbst ansässig oder aber aus einem sonst nahegelegenen Orte , etwa aus
Rosenau etc. gewesen sein.
Rechts unterhalb erblicken wir auf demselben Grabsteine ein com-
pletes Wappen, dessen Blasonirung wie folgt lautet : Patriarchenkreuz , an
Capitälstelle besteckt mit 6 Straussenfedern. -- Kleinod : Wachsende, mit
einem kurzärmligen Oberkleide versehene, gekrönte, langhaarige Jungfrau ,
in den Händen der erhobenen Arme je einen mit dem Kopfe nach einwärts
gerichteten Fisch haltend .
Wir können uns mit der Technik nicht zufriedenstellen , wie sie bei
dem vorstehenden Wappen zum Ausdrucke gekommen ist.
Der Helm mit dem Kleinode stehen in keinem Verhältnisse zu dem
an und für sich schon mit einer übertriebenen Höhe bedachten Schilde,
welch letzterer von unschönen , gleichfalls in die Länge gezogenen Decken
umgeben wird. Dieser Helm ist überdies incorrect (en profil) placirt ,
während doch die Kleinodfigur, die Jungfrau, gerade vor sich sieht.
Da wir die Bebek- Csetneky Wappenfrage bereits einer eingehenden Be-
sprechung unterzogen und auch einer definitiven Lösung zugeführt
haben, so beschränken wir uns an dieser Stelle nur darauf, es noch ein-
mal zu betonen, dass die Csetneky, welche wie bekannt mit den Bebek
einen gemeinsamen Ursprung geteilt, vom ersten Anbeginne an bis zu
ihrem Erlöschen auch ein gleiches Wappen mit diesen geführt haben und
dass der Irrtum mehrerer Heraldiker, womit als Hilfskleinod der Csetneky
ein geharnischter Mann (und nicht die gekrönte Jungfrau) gemeldet wor-
den war, nur in der oberflächlichen Localaufnahme zu suchen und zu
finden ist, da sich ja die hier apostrophirten Berichterstatter eben auf das
Grabsteinwappen des Stefan, welches wir hier vor uns haben , berufen
haben.
* Turul, I. 81 .
INHALT.
Seite
Vorwort 1
I. Grabstein aus Zsegra 2
II. Grabstein des Ladislaus Gagyi ... 5
III. Grabstein des Georg Bebek 11
IV. Grabstein des Ladislaus Bebek 15
V. Grabstein des Johann Tornay 23
VI. Grabstein des Andreas Scolari ... 29
VII. Familiengrabstein der Berzeviczy 32
VIII. Grabstein des Stefan Perényi 36
IX. Grabstein des Johann Perényi 39
X. Grabstein aus Szürthe -11 46
XI. Grabstein des Ladislaus Sirókay 51
XII. Grabstein des Stefan Telegdy --- 56
XIII. Grabstein des Thadäus Lardus --- 66
XIV. Grabstein des Sigismund Thurzó 69
XV. Grabstein des Stefan Máriássy 74
XVI. Grabstein der Gebrüder Pálóczy 80
XVII. Grabstein des Emerich Perényi 84
XVIII. Grabstein des Christof Warkócz 89
XIX . Grabstein des Adam und der Anna Jurišić 93
XX. Grabstein des Emerich Telekessy 97
XXI. Tumba des Stefan Dobó 100
XXII. Grabstein des Andreas Illenfeld 105
XXIII. Grabstein des Ladislaus Pribék 109
XXIV. Grabstein der Christine Máriássy 115
XXV. Tumba des Stefan Csetneky ... 117
59
/1
34
X1159
7
2
5
1
6
4