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E l e g i e

a n

e i n V a t e r l a n d .

de n R u i n e n eines a l l e n B e r g s c h l o s s s geschrieben.

Pannonien*
i ö o 7.
— attw r p a tria e ratio n e v alen tio r o m n i,

Qvid. L. r. de Ponlo.
E i n s a m , im Mondlicht, au f Trümmer der Vorzeit gela­
gert,
W eib ’ ich dir wehm utherfüllt, Vaterland diesen G e­
sang. —■
Schweigend gleitet dein Licht schon über die bläuli­
chen Spiegel
Jenes ruhigen See’ s , seelenerheiternder M o n d ,—
■Und erhellt dort ein K reu tz, ein D orf und schweigende
Thal er ,
Hier ein Herz. H a ! es schlagt! Ahndung durchbe­
bet mich ganz.
Stumm halt eine Gestalt mir vor der V erg a n g en h eit
Sp iegel,
Und mit enthüllender H a n d , zieht sie den Schleyer
davon.

Sinnend auf Schwer der gestützt, die Lenden mit Hauten


bekleidet,
Steht die gebietende Schaar V äter im schweigenden
Kreis.
Sie
4

Sie, die mit mächtigem A rm , als Führer des V olkes und


E d le
Sieg’ erst erkäm pften, und dann lenkten das Beste
des Staats.
Plötzlich erschallte der heilige Sch w ur, mit B lu t noch
bek räftigt,
W elcher die O bergewalt A rpads Geschlecht über­
trug. i)
Hat euch verkündet das Schiksal. Jahrhunderte w elch e
erst kamen ,
Glücklich durch A rpads G esch lech t, H errscher des
mächtigen V olks ? 2)
Zeigt euch dem A uge des schwächeren En kels, ihr Gros­
sen der V o r w e lt !
Hebt diess beklommene H erz, das euch Erhabene
d e n k t!
Oft wenn der Mond die bemoosten Ruinen der Ahnen
erleuch tet,
W o die zerstörende Zeit auch am Erhabenen n a g t,—-
Oder ein F e ig e r , erschlichene Namen der grossen V er­
blichenen
Schändlich durch Thaten entehrt, blutet diess w a l­
lende Herz.
Nun ergötzt mehr kein Klirren der W affen , dem M äch­
tigsten sch reck b ar,
Nicht mehr das traute Gespräch, das b ey -dem B e ­
cher begann.
Buh-
Rührend reichte die Mutter dem Knaben den Becher des
' V aters ,
Sprach dann: „ A u f V ater sein W o h l! W erd e so
edel als er. 45
Tröstend reichte der V ater im Sterben dem Sohne die
W a ffe n ,
Sprach dann beruhigt zu ihm: „ F u h re ,w ie ich, sie.
gerecht. 5S
A lso die Väter. Verschwunden sind aui immer die
Zeiten,,
Unwiederbringlich dahin wie eine Flamme verlischt.
T u gen d en , mit den Verblichnen b e g ra b e n , von uns
kaum erw ähnet, 3 )
A delten vorm als den Mann, der seine Ahnen ge­
zählt.
Rauh zwar im Ä u ssern , doch auch gehaltvoll im Innern
erhob sie
Mächtig ein einfacher G eist, der zur Unsterblich-

\ d e l mit W appen und Sch ild , w ar damals A d el der


S e e le ,
Vorrecht durch Ahnen geerbt w ar nur der 1 ugen-
den Lohn.
Ehrfurcht ergreift meinen Geist, wenn er in der V orw elt
sich spiegelt;
Staunend erhebt sich der Blick- Schatten der Ahnen
zu euch i
Und
Uncl die Erinnerung schwellt begeisternd den Busen des
Jünglings ,
Tliränen erfüllen das A u g , Trauer und Selinsuchi
das Herz.

Seht ihr die ehernen Tafeln am Opferaltare des Sieges?


W ie die Geschichte d arauf furchtbare Namen ge­
ritzt ?
Namen der \ ölker. Feigheit entehrt nicht die furcht­
baren Nam en;
Aber Pannonla w ar siegreich, und grösser als sic.
Fragt den W älsch en , den P o h len , den Böhm en, den
tapferen Deutschen ,
Geht in das heilige L a n d , geht zu den Türken und
fragt.
J a ! der unsterbliche Ruhm er. thront über-SiegesD k - TrrA.
A^
phäen ,
Sehmiiket mit Lorbeer das H a u p t, Helden des V a ­
terlands, euch, /j)
r
Stolz erhebet den Scheitel im Lenze der Jugend die
Eiche
Und das nahe Gesträuch staunet die Königin an ,
A ber noch rauscht aus der Höhe der W ip fel nicht;
mächtige Äste
Trotzen dem Sturme noch nicht, schützen den W an ­
derer nicht.
B a ld
B ald aber reitzet den Zorn der Elem ente die G rö sse ;
Furchtbar durchbebt es den F o rst, schmettert ein
Blitz sie entzweyi.
A ber auch da steht die stärkere Hälfte , und nährl
noch die A s te ,
Bis aus den W urzeln ein Baum sich nach Jahrhun­
derten hebt.
B lu t üb erglühte die W ellen der Donau , die Leichen
am Ufer
Von den W ölfen zernagt , w aren die Spuren des
Volks.
Tod w ar die L o su n g; er winkte zu jeder Minute —
mir schaudert —
Feuer und Hunger verschlang w as noch dem Schwer-
de entging. 5 )
Nur von reissenden Thieren bewohnt , entsprossen der
Erd e
Disteln vom Blute genährt in dem entvölkerten
Land.
So w ie die ersten der Menschen den Erdkreis , den
öden, belebten
Blühet durch einzelne nur w ieder ein neues G e­
schlecht ;
Und ( w er staunt nicht mit mir ob dem W ech sel der
Z e it) es erhebt sich
Nach zw ey Jahrhunderten schon Ungarn zur Krone
der W elt.
Dorf
o~

D o rt, w o die Sonne die F lu ren , vom Blute o-erüthet


beschienen,
Sah nun der dämmernde T ag B ild er der Seligkeit
nur.
Sollten,o gütige Gottheit, die glücklichen Zeiten 6^ noch
w erden ,
Die einst Matthias uns schuf, die-noch begeisternd
man nennt;
Sollte das boldcne .Altei w as wünscht doch mein
Herz jene Z eiten ! —.
Nenne die Schlafenden niclil. — A b er sie w aren so
schön !
A ufklärun g breitete mächtigen Schimmer vom Throne
zur Hütte
Zeigte mit thätiger Hand jedem die Pflichten ^enau.
Lieblich ertönten die Lied er des D ich ters; die Worte
des Redners
Ahndeten imgescheut L aster und Dummheit zugleich.
Zw an glos verkündete jeder die W a h rh e it; für Männ­
lichkeit galt es ,
Dieser zu folgen , und auch streng zu bekämpfen
den W ahn.
W issbegirig entbrannte der E ifer zur w ahren B e le b -
J. U l l g
Und in dem Schüler erschien schon der vollendete

W eis-
W eisheit beglückte die Einzelnen, zeigte die besseren
W e g e,
Und ein Jed er betrat diese zjir \yp h lfah rt des Staats.
Helden vermehrten die Gränzen , und W eise beschütz­
ten die Lan d er,
Priester entflammten das H e rz , und die Gelehrten
. den G eist,
E ifer beseelte die E d le n , gewohnt nur der W eisheit
zu folgen ,
W elch e der K önig allein w ählte zur Stütze des
Reichs.
W ohlstand erhob bald den B ü rger zum feineren, sittli­
chen Menschen ,
Lohnte mit bildender Hand durch die Zufriedenheit
ihn.
O w ie die B ilder der besseren T age so freundlich uud
, heiter
Sprechen zum inneren Sinn ! der sich in ihnen ver­
liert !
So belebet die Sonne die W^elt. Kaum breitet der Abend
Seine F ittigc aus — sieht sie der Mond schon im
Schlaf.

JSur im Unglück bew ährt sich die Tugend des M annes,


des V olkes
Gross w ar die Prüfung und schwer, aber sie hat sich
bewährt.
\ • 2 W o l-
W olken triibpn den Himmel s o , Blitze zerschmettern
die Tannen,
H agel vernichtet die Saat , W asse r verschlammet
die F lu r ;
B ald aber seht ihr bey heiterem Himmel sich alles er­
setzen;
Und bey bestehender Ilitz , w a r es au f immer ver­
dorrt. f
Hingestreckt auf die Fluren von Mohats 7) die Blüthe
des A d e ls ,
Sah selbst der sieg-ende Feind nicht ohne Schrecken
im Blut.
Berge von Leichen umringten die Käm pfer — der K ö ­
nig , die Priester
Theilten das rühmliche L o o s: frey oder gar nicht zu
seyn.
A ber noch lebten die Greise , die W e ib er der grosseti
E rsch lagn en ,
F re y noch im Herzen und g ro ss, so w ie die Kam ­
pfer dereinst.
Und dem lallenden K n ab en , von Müttern, und Greisen
geleitet,
W ies man die G räb er, und sie schwuren zu rächen
• ’ die Schmach.
Da trat ein himmlisches Lächeln in s Antlitz der hoffen-
: ' ,. * den M utter, ■'>
Und der .ermüdete Greis seufzte und dankte zu Gott.
Z w o y Äonen gingen zur H alle der frühem , und zeigten
Schaudernd das blutige Haupt, schaudernd das drü­
ckende Jo c h ;
A b er nun hörte die Jugend den R u f der scheidenden
V ater, *
W elch e beym G rabe schon lang schwuren zu rä­
chen die Schmach, —
F est "entschlossen das schwere Joch, schon erschüttert,
zu brechen.
W as die Äonen gew ünscht, gab uns b ey Zenta 8)
ein Tag.

Blutig erhob sich, und rasch, die Zw ietracht, und schürf­


te die Klingen
Eines verwandten G eschlechts, um zu erw ürgen sich
selbst. 9)
Uiber andere nur gewohnt den Sieg zu erkämpfen
Uiberwunden noch frey — nicht -von dem Schick­
sal besiept,
Schwächt den erhaltenen R u h m , h a ! vaterländischer
Selbstmord —
B e y dem warnenden Grab bebt noch der E n k e l,
und schweigt.
Röthet die Steine noch Bürgerblut? Hat diesen modern­
den Sch äd el,
Schwächerer G reis, dein Sohn dir von dem Rumpfe
getrennt?
Hat
>-'••$*äQHSf-'v/'C

Hat der verblendete Gatte den ßolcli in das Ilerz dar


gestossen,
W e il einein ändern dein Sohn h u ld igt, und du ihn
noch liebst ?
Blutend schweben am H ügel dort fest umschlungne G e­
stalten ,
Zeigen mit bebender Hand noch a u f das triefende
Herz, —
Zärtlich umschlang hier der Jüngling sein M ädchen, dem
Lieb e genügte —.
E r hielt die Gegenparthey — so hat ein V ater «e-
Straft! —
Schon sind die W unden vern arb et, und bessere Zeilen
begannen — » u i u t ' J J 5

Und für die Ruhe besorgt, fesselt nun alle ein Sinn.

Nicht ein blendend Phantom , ein Strahl vom Himmel


gesendet
H ellet mit göttlichem Licht Zeilen der S e e lig le it auf
So w ie ein Gott ziert Theresia ,o ) — unvergesslich —
CT?
der Menschheit
Schönste Z ie r d e , den Thron, der nur von Tugen­
den strahlt.
Sie, ein W e ib die die Tugend des M aiule6j des W e ;_
bes v ere in te ,
Hatte die Sterblichkeit .nuir ~ m i e t ä e j — mit uns
gemein.
Seht
jjy

Sollt s einen W elttheil sich rüsten! — er droht — der


r. . .. ' t ' c Stolze, der K ü h n e !
Wortbrüchig- w agt er die T h a t , die er zu hassen
beschwor, n )
- Und sie hebt die' Rechte zeigt au f den stammelnden
Säugling —•
„ B lu t und Leben für s i e ! “ 12) Schnell sind die
Feinde besiegt.
Schön w ar der Dank ; so schön! eine Tlirüne vom
A uge gefallen
D as noch seegiiend im Tod* au f ihrem Volke ge­
ruht. 10)
.E b en so netzen Thränen der Rührung das A uge des
U ngars,
W enn er die Einzige denkt, wenn er Theresicn
nennt.
Zutrauen stützte den Thron, und Lieb e umgab ihn als
W a c h te r ,
G lück w ar des Vaterlands Loos, das au f die Enkeln
noch wirkt.
Sie gab Helden den L o rb e e r, die Eiche dem würdigen
B ü rg e r,
Lauschte dem Barden im H ain , krönte des W eisen
V erdienst.
Sie gab Künste dem V o lk , belohnte die W issenschaft
fü rstlich ,
L eh rt’ uns Handel zu erst, schützte den emsigen Pflug.
G ab
Gab dem unverdorbenen Volk auch m ildere Sitten ,
Schuf, Gott ähnlich, so m ild , glückliche Menschen
aus uns.

W enn ich mit forschendem B lick die benachbarten V ö l­


ker betrachte ,
W eilet mein A uge zuerst Tuisko’s Erzeugte a u f
euch.
Sieht dann die B ildu n g des W älsch en , des m ehr ver­
feinerten F ra n k e n 9
Ernste B ritten , und euch huldigt m it Ehrfurcht mein
G e is t!
Euch im Norden — ihr ringt nach V eredlung so mach-
tig .—. begrüss5 ich !
W enn ich die B unde gem acht, w as w a r der F o iv
scher-BÜck werth ?
Heiter und ohn’ Erröthen erheb’ ich die B lick e V o ll
endung
Ist euer rühmliches Z iel. W o h l! doch, ich wa< tgo
den Kam pf.
N ur maskirte e rita e m e Barbaren mit lappischem D iin-
kel
Glauben yeriiehllich ein V o lk , das in dom Busen
verw ahrt
W as n u r, leid er zu oft, G elegen h eit, sträflicher E h r-
g e itz ,
Mit der Posaune des Lobs ohne Bescheidenheit zeigt.
£>
L asst
i-5

L a sst uns die SlufFen e rk le tte rn ! Der kühnere Sprun»


* Q
ist oft schädlich.
Ist sie gereift diese K ra ft, dann erst bewähre sie
sich. i 5 )
W ägfe nicht Frem dling zu dreust den Geist in uns zu
belauschen,
D er im Verborgenen w irk t, und sich auch selber
belohnt.
Vv rcr berechnet die K ra ft, die schon zur Grösse sich
dränget ?
Ohne dass äusserer Schein blende der Einfalt G e­
sicht.
Rennet sie Zeichcn der Rohheit, des Herzens prunklose
Seiten;
Mit der Verfeinerung wischt Rohheit und Tugend sich
wejr.
A.ber die steig en de Bildung ist bleibend, und lässt nicht,
w ie jene.
Kränkelnde Herzen zurück, wenn sich das W issen
.! vermehrt.
'Wenn gleich langsam , doch reifen im Freyen die
Früchte w eit besser.
Stellt nicht der W ille mich sclion E d le zur Seite
von Euch?
Hat der nicht Anspruch au f Grösse den kühn sein Bo-
wusstseyn entflammet
Patriotismus erhebt, der nach der Palme schon strebt?
- Nennt
16

Nennt ihr sie e ite l, die G rö sse, clie Schüchterne, selbst


sich g e n ü g e n d ,
Nenn5 ich mit grösserem R e eilt eitel den äusseren
Schein. I
Oder w er gab euch das M aass in die H än d e, d ie K ö ­
p fe zu m essen ,
W elche mit mächtigem Geist leiten ein prunkloses
H erz ?
Messt nicht die Gränzen des W isse n s,. der K ü n ste , der
Grösse, w ie Strassen,
W o das kunstrechte Pferd oft vor dem b e s s e r e n
lä u ft;
Rechnet die Zeiten nach vielen Jahrhunderten, denkt
dann das Z ie l erst.
Hier in der Mitte d er Bahn hat es noch Niem and
erreicht. 16)
Langsam , aber bestimmt , nicht zw ecklos fügen w ir
Steine
Z u dem Tem pel des G lü c k s, welchen die Zeit erst
erbaut.
Nimut noch G ebrechen,ihr Fremden.' D och klüger n och,
neidet d ie T u g en d ,
W elch e durch Freysinn erhöht, trotzet dem i-aster
der Zeit,
Flocken fielen von Schnee, und d eck te* dicht <Iie £ e T
birge
Andere fielen d a ra u f, wuchsen zum neuen G ebirg.
Schim-
Schimmernd gleiten sie ab, die Strahlen der Sonne, vom
G ip fe l;
Und in der Hohe zw ar g län zt. aber zerschmilzt auch
der Schneej
Plötzlich erhebt sich ein Lüftchen, ein Vogrel vielleicht
nur bew egte
Oben den schwächeren Th eil , der von dem Gipfel
sich senkt,
Und mit Donner stürzt die L a v in e , die schreckliclie ,
w ilde ,
In den Abgrund, und lässt Spuren des Jammers zu’rük.
So fällt der Schein. Verfeinerung machet nicht glück­
lich ; das W issen
Langsam
O durch Stuffen erreicht, bleibt gleich den
Felsen zurück.

Freyh eit, vom Himmel gesandt! von besseren Menschen


empfunden,
F reyh eit von Vätern geerb t, du meines Vaterlands
, Stolz —
D ir sey mit würdigem H erzen, mit schuldlosen Händen,
diess Opfer
Noch für die Stunde gew eiht, eh du der Zukunft
enteilst.
Dich zu erhalten bestimmten die E d len gerechte Gesetze \
Die ein versammeltes Volk nur nach den Zeiten
beejuemt. 17 )
3 Einer
i8

Einer nur leitet, ein V a te r, zur Milde die weisen G e­


setze,
W elche das zwanglose V olk selber und w illig sich
gab.
Und w eil der V ater zum Besten stets lenkte des V o l­
kes Entschlüsse ,
Salbte die Dankbarkeit ihn j König 18) so nennt
ihn das Volk.
Cross ist der Sinn für die F re y h e it; und heilig des V a ­
terlands Namen —
Tugendhaft w ird der genannt, w er die Gesetze be­
schützt.
So w ie ein L ö w e
nur K etten , für Sklaven geschaffen,
zerreisset,
A ber den Faden verschont, wenn ihn das Zutrau­
en band.

T rage die W ünsche des V aterlan d s, Schutzgeist,, zum


Throne des Schöpfers
W ie nur die Seele sie fü h lt, und keine Sprache
erklärt,
Dorthin, w o W ünsche noch gelten, wenn Glück nicht
zu grösseren Tliaten
Stärkte den w illigen A rm , der sich nur betend erhebt ?
Einen Strahl der Hoffnung} ich danke,’ — ünd w andere
w illig
Üngekannt, aber vergnügt, aus diesem L eb en hinaus,
G o tt!
r^- 45*& J9
Oott ! diesen Seufzer zu d ir ! diess H e r z , diese danken-
* *
, de Thräne —
3a du siehst mich gerührt -— nimm es zum Opfer
von mir!
W underbar w ar die V ergangenheit — w as noch ist —
w ar dein W ille ; —
Zukunft 5 w ie w ird mir s’o b a n g ! — schlagt dieses
Herz doch so la u t!
Lösche die Sehnsucht doch j gib mir auch S tärk e , w as
folget zu sehen ;
Schüchtern bin ich und schw ach — B le ib e ! du kehrsl
dich von mir?
W eiche nicht höheres W e se n , belehre noch län ger den
Dichter —
WTas — du erhabne G e s ta lt— w ill dein bedeuten­
der W in k ?
„ Sage den Deinen (v e rk lä rt und lächelnd sprach sie
die W o r te : )
„ Dass dich die Hoffnung g e le h rt, w as deine Seele
gewünscht.
„ Sieh deinen König frohloke! — die B ilder der see-
ligen Zeiten
s, Die deine Seele sich schuf leben durch ihn w ie­
der auf.
Drohten nicht W elten — den Einzelnen zu begraben
im Schutte
„ Die mit vernichtender Wivth füllten das eigene
G rab ?
20

E r w ird durch Unglück geprüft -— doch stellt der


Erhabene immer
„ Un erschüttert , und schützt TWOend und F r um-
migkeit vor.
Ihm zur Seite die T reu e, die Lieb e des männlichen.
Volkes ,
„ W elch es vereinigt die K raft fü h lt, die zum Ziele
sic führt.
»» Trockne die ThränCn! Theresicns En kel reicht euch
vom Throne
„ Schon zum Bunde sein Ilerz. — Seep-en dir fflück-
liclies V olk ! “
Schw eigend entrückt sie dem B lick den Spiegel der
myst isch en Z u k u n ft ;
Und mit warnender Hand deckt sie den Schleyer
darauf.

ii'y il -i ; , ■ r *. , .,

• i... M.- v., . r • *- *,4 Ii/ --

?
An-
F t ir o o a z i ^ z f e h e i
11 a ' S C' ie Ul 1S ai'u eben im B e g r i f f w a r e n nach
L ( F , , , 7 ' ' f - ^ y e s V o l k , von s. inen Anführern b e h errsch t,
gV L n h , e " ta f eS,CtM im J a h r 800 den Grund zu der V trfas-
7 lS , , i des
•schlecht lec Alm
Al us,V */\'
A rp’ad]Us 0 Vater.
w überträgt die herzogliche W ü r d e dem G e ­

2)^Die Könige aus dem Geschlechte des A rp a d regierten bis zum


Ja h r i j o i , in welchem Andreas 1H., der letzte Sprosse des Stammes, ohne.
E rb en staib. Hatte dieser Stamm auch keinen Mann sonst aufzuweisen als
Stephan f., so w äre dieser allein schon hinlänglich das Land für eine Reihe
schw äch erer Monarchen auszusöhnen, zu en tsch ädigen ; aber ich nenne
noch die Könige Ladislaus I , Bela I I I , A ndreas I I , Be la IV , u. a. m ., die
mehr Herrscher-Tugenden als G lück hatten.
3) Tapferkeit und Biedersinn, ausschliessende Merkmale der Ahnen.
E s w äre Ungerechtigkeit, diese Tugenden auch jezt noch meiner Nation strei­
tig zu machen. Ganz E u ro p a ist davon überzeugt. A b e r selbst der G e ­
d a n k e , dass durch die nähere Berührung mit verfeinerten V ö lk ern , W e i c h ­
lichkeit sie verdrängen könnte, ist mir unerträglich. Ich w ü rd e mit mehr
Beruh igun g meine Nation kämpfend, von der Übermacht der Feinde über­
wältigt, a u f das Schlachtfeld, als weichlich und feige im Y V o h l l e b e n au f
Kissen , hingestreskt sehen.
4) A n d re a s LF. w a r das Oberhaupt der vereinigten K reu tzfah rer, und
erfocht Siege in Palästina Das von vielen Königen besiegte Österreich
bat und erhielt öfters F rie d e ; sein Herzog fiel durch die Hand des G r a ­
fen Frangepan. B e la IV . hat sich im Unglück gross gezeigt — K arL I.
brachte Bosnien und die B u lgarey an die K ro n e, und schlug die Tartaren
g än zlic h ; so, dass sie seitdem Ungarn nie w ieder beunruhigten. L u d w ig I .
b e z w a n »■ die Bosnier, R a s c ie r , Servier, B u lg are n , die W a ll a c h e y , D alm a­
tien , P ohlen , Lithauen ; bezw ang die V en etia n er, eroberte N eap el; b e ­
herrschte alle L än d e r welche zwischen dem adriatischen , baltischen lind
s c h w arz en Meer lie g e n , und w ar der mächtigste Monarch seiner Zeit in
o-anz Europa. M atth ias I. theilt den Ruhm mit so vielen Eroberern und
verdient an ihrer Seite zu stehen. E r eroberte O esterreich, S te y e r m a r k ,
Mähren, Krain, Kärnthen, Schlesien, die L a u s itz ; Schlug die Bö hm en , v e r ­
trieb den Herzog von Sagan aus seinen Ländern , bändigte die Siebcnbür-
g e r , besiegte die Türken und stellte in Ungarn die innere Ruhe her.
5) Die V erw üstungen der Tartaren um das J a h r 124* — 12 4 3 , über-
treßen alle Vorstellungen. A lle Ein w oh ner die sie fanden, w urden erm or­
d e t - welche sich flüchteten, wurden durch einen nachgemachten Aufruf
f h n Namen des Königs herausgegeben, und mit dem in der Schlacht ver-
lohren gegangenen königlichen Pettschaft untersiegelt) aus ihren Zufluchts­
örtern g e l o c k t . Die Tartaren warteten bis die Felder gebaut w aren , w o r ­
a u f sie alle w ieder ermordeten Hungersnoth zw ang s i e , die Gegend zu
verlassen, da Hunde und Menscheallcisch a u f den Plätzen verkauft wurden,
und
22 «
und die Saat von Heuschrecken aufgefressen w ar. W ild e Thiere w aren
häufiger als Menschen.
6) U n garn w a r in diesem Zeitalter von i/|58 — 1490 in V ergleich mit
anderen L än dern a u f einer sehr hohen StufFe der Kultur. Der grösstp -Be­
w e is flir die P e r f e c t i b i l i t ä t eines Volkes, das stets nur mit W affen b e s c h ä f t i g t ,
von aussen b e d ro h t, von innen uneinig, b ey geringer A u f m u n t e r u n g i n so
kurzem Zeitraum so viel leistete. Ein richtiger Schluss a u f das, w as Un­
garn hätte werden können, w äre es nicht bald nachher durch ein unseeli»
e;es Schiksal w ieder in den alten Zustand versunken. Kein Jahrhundert
w ir d den V erlust der Corvinischen Bibliothek vergessen. Matthias bewies,
dass ein Held durch den Um gang mit den Musen gewinne. E in sonst so u n ­
lenksam er, selbstständiger, unüberwindlich strenger Mann w ä r e ein T y ran n
g ew o rden , hätten nicht Künste und W issenschaften die edlen und gros-
s e n G efühle in seinem Herzen gepflegt und w eich erhalten. Z u seinem
R u h m kann ich nicht mehr sagen, als zum Beyspiel anführen, dass er, nach­
dem er Oesterreich eroberte , behauptete, und in W ie n einen Landtag aus­
schrieb, alle Herzen der Besiegten g e w a n n ; und das schönste Monument,
das k e i n V aterland, k e i n V olk seinen Fürsten geben k a n n , w aren T hränen
der Besiegten b e y der Leiche des U iberw inders.
7) Im J a h r i 52Ö. Hier w a r e s , w o der K ern des A d e l s , das ganze
H eer aufgerieben w u rd e . 7 Bischöfe , 28 G rosse des Reichs und Magnaten
fielen. Hier fand auch König L u d w ig II. sein Grab. Die Tü rken v erw ü s­
teten das Land , und zogen w ied er ab. Die Zahl der theils getödteten
r.heils in die Sklaverey abgeführten Ungarn soll 3oo,ooo Menschen betragen
haben.
8) 1697 w u rd e durch diese m erkw ürdige Schlacht der Herrschaft der
T ü rken in Ungarn a u f immer ein Ende gemacht.
9) B ü r g e r - K rieg e. Seit Stephan dem H eilig en , seit der Stiftung des
R e i c h s , wiitheten ununterbrochen innere Unruhen in unserer Mitte. Es
ist eine richtige Bem erkung, dass vielleicht kein Plätzchen in Ungarn sey,
das nicht mit B lu t gedüngt w ä r e ; u n d , mein Gefühl empört sich es zu
gesteheft ( dass es keine Gegend gebe w o nicht B ü rge rb lu t die Spur des
wüthenden Partheygeistes bezeichnete. E r w a r es, der die F einde in das L a n d
f ü h r t e , der Ja hrhu n derte lang wüthete und Familien v ertilg te, deren V o r ­
fah ren S eegen über das L an d brachten. — W i r Nachkommen , Sprösslin­
ge der G lü c k lic h e re n , haben noch immer W u n d en zu b e w e in e n , die
aberm als n ur durch Jahrhunderte vernarben können. Hier meyne
ich vorzüglich die Unruhen , die seit der Schlacht b e y Mohdts bis’ in
die Zeiten Jo s e p h ’ s I. dauerten. Sie w aren es, die den K eim zu allem G u ­
ten zerstörten. W e lc h e Folgen sie fiir das ganze L an d h a tten , erhellt
von sich selbst. Ich w ählte daher blo->s einzelne Schreken sscenen , B ild er
die m ehr a u f die E inbildungskraft wirken , als zu politischen B e t r a c h t u n ­
gen dienen , und die nicht als übertrieben beschuldigt werden dürfen ,
d a es ein leichtes w ä r e , Bände — ein hässliches V e rd ie n s t! — solcher
G reuelthaten zu sammeln. Mein U rgrossvater w urde s c h ä n d l i c h von sei­
nem S c h w a g e r , dessen W'ohlthäter er w a r , verra th o n , in das Gefängniss
g e sc h le p p t, und n ur durch die Tapferkeit und Anhänglichkeit feiner Unter-
tha*
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tlianen ^ i
y ei'i ;itlior de»* Scll“ nste Lob fü r ihn — gerettet. F r Hess s e lb s t ' seinen
einer Härte ? C‘ S efanS en n a h m , liinrichten. W e r beschuldigt mich noch

Se'i gut c n ^ y es‘ a: — Icl1 schreibe mit E hrfurcht nochmals den Namen der wci-
Schöpferin (]VOI,1.Sln' Ks ist bloss iiistorisclie W a h rh e it wenn ich sie dii*
Schöpfer (V ^ essere‘l Zeitalters in Ungarn nenne. Stephan I. w a r ein
r e » dadur l'nCS a,s er die christliche Religion einführte und Barba-
the, sie b V ZU ^ 'Id e re n Menschen um sch üf; sie gab uns K ultu r und Blii-
gebrächt w " S ’^ ‘ e *ener mit ailtIern gebildeten Nationen in Gemeinschaft
ihre ei,,,’; V*S sie tllat > w a r gross und gut; — das G lück ihres V o l k e s ,
•'ge Sorge, w a r auch das Ihrige — tliat sie nicht alles?
1 >) Bruch der pragmatischen Sanction.
den S 2) einzige ungetheilte Stimme a u f dem Lan dtag 1741 , w o sie
«Ülyeni'»'^ ^oseph, den versammelten Ständen hinhielt, und diese eine
d is s , C-"1 r.. ,ls«rrection für sie beschlossen; — und es ist noch unser Stolz,
vir für sie kämpfen und sterben konnten!
* 3) Sie empfahl sterbend noch dem Sohne ihre treuen Ungarn.
In * 4) Stiftung des militärischen Theresien - Ordens und Wiederlierstel-
1 ng des Civil Ordens des heiligen Stephans. In den folgenden Strophen
w e u e n im allgemeinen einige ihrer Einrichtungen berührt. Unter ihret-
egierung wurden Verbesserungen in allen öffentlichen Behörden und G e ­
setzen, so w ie in dem M ilitär, voi-genommen. Sie gab uns E rziehungsan­
stalten , nährte W aisen und W ittw en, errichtete und verbesserte die L e h r ­
anstalten, legte viele Colonien an , unterstützte Künste und Manufakturen.
D och zu frisch sind alle ihre weisen Anordnungen in unserm Andenken;
auch fühlen w ir noch unmittelbar ihre wohlthätige W ir k u n g . — Ihr ver­
klärter Geist schwebt noch über ihrem Volke; der Seegen so vieler G lü ck­
lichen ist die einzige L o b e s e r h e b u n g , die auch verklärte Bescheidenheit
nicht abweisen k a n n ! —-
1 5) Die Sache spricht für sich. Dennoch einige W o r te zur E rläu te
rung dieser und der folgenden Strophen. Je d e r der den Ungar p rü fte ,
(and , dass er aller Grade der Perfectibilität fähig sey. — Dass er dennoch
hie un da im falschen Lichte erscheint, sind bloss zufällige Ursachen. E s
ist etwas gewöhnliches, von der Aussenseite zu urtheilen ; diese ist beyrn
U n gar noch nicht ganz g e g lättet, und mir ist diess nicht unlieb. Ich se«-
he die Nation in ihr Verderben stürzen, welche eine Stulle der V erfe in e ru n g
betritt, ohne erst zuvor zw eye der C u ltu r zu ersteigen. Die Folgen se­
hen w ir aus der Geschichte. Grosse Schriftsteller bey einer ganz rohen N a­
tion zeigen ungleiche R eife; ich werde die einzelnen, nie die Nation loben.
E s ist w a h r , unsere Ju gen d der Mittelklasse kann w ed er Tanzen noch
F a h n e n sc h w in g e n ; aber Kenntnisse trifft man überall a n , nur wissen die
Besitzer sie nicht zu Markte zu tragen. Viele ex celliren , andre bilden
s ic h , beide unbekümmert um Celebrität. E s ist daher doppelt schön,
w enn das Ausland sie dennoch kennt. E s bleibt noch immer w ahr, w as
der Abbt Regino von Prüm von den alten Ungarn sagte : ,, S ie s in d ih rer
N a tu r n a ch im m e r b ereit, m e h r z u ih u n a h z u reden . “ A u ch w a r d a­
von
von dass die U ngarn nicht nach Verdienst bisher bemerkt w urden , eine
M itursache d ie , w eil sie selten in ihrer Muttersprache schrieben; und so
ist est kein W u n d e r , w en n man sie nach den Sprachen zu ändern Natio­
nen eintheilt und übersieht. G ew iss aber w ü rd e ich im Stande seyn K ö ­
pfe aufzuweisen, die kühn um die Palm e streiten dürften , und sie haben
keinen ändern F e h le r , als dass sie keine Schriftsteller sind.
i6) Parallelen die w i r gegenw ärtig in Rücksicht der Geistescultur
zw ischen Völkern ziehen , haben bloss chronologischen W e r th . Sie zeigen,
ob dieses V olk oder jenes , früher oder später zu einiger V olkom m enheit
gelangte. W i r bemerken aber bey allen Völkern eine Zeit w o sie stehen
bleiben. A u ch U ngarn w ir d dieses Ziel erreichen. Ziehe m an es zur V e r ­
gleichung, und ich d a r f mich nicht schämen, dass ich dieser Nation an ge­
höre. Dünkt manchen der jetzige G rad unserer Geistescultur so un b edeu­
tend , oder mit Schnekengang sich fort zu bewegen, so fordere ich ihn aul
m ir eine Nation zu zeigen , welche ohne Aufm unterung und H ilfsq u ellen ,
so oft von B arbaren überschwemmt, von innern Unruhen z e r r ü tte t, durch
äussere K rieg e entkräftet, durch unseelige andere Verhältnisse gehindert, in
so kurzer Z e it , seit dem sie in R uhe le b t , sich dahin empor geschw ungen
hätte w o U ngarn steht!
i?) Schon ist das neunte Ja h rh u n d ert d a , seitdem sich unsere C o n ­
stitution unverändert erhält. •— W eltth eile w u rd e n entdeckt und nahmen ei­
ne neue Gestalt a n ; und die G eschichte allein zeigt seit diesem Zeitraum
w i e andere Reiche w a re n . — Ein freyes V o lk gab sich mit seinem K önige
G e s e tz e , w elc h e diesen Sinn aufrecht erhalten sollten. — D ass er gut sey
— zeigt der E rfolg. Diesen Sinn pllanzten sie in ihren E n k eln fort. Um
solch ein heiliges Pfand , das a u f unveränderlichen Fundam ental-Gesetzen
beruht, auch durch alle Z eitalterzu bew ahren, sind Landtage Ungeordnet, w o
der A u ssch u ss des V olkes nach Zeitumständen die abänderlichen Gesetze
bestimmt. E s sind selbstgeschatfene Gesetze — sie drücken nicht.
18 ) U n garn hatte seit der eigentlichen G rü ndu n g des Reiches, im m er
K ö n ige. Nicht die Uibermacht des Siegers oder U nterdrückung eines m äch­
tigen Reichen drang uns ein Oberhaupt auf. V erdienste um das V a t e r ­
land lohnte das V o lk durch Uibertragung der H erzogsw ü rde an das G e ­
schlecht des A rp ad , kindliche D ankbarkeit salbte Stephan zum K önig. Die
Constitution übertrug de,m König die ausübende G ew alt. E r gibt den G e ­
setzen G iltigkeit, er kann dem, welchem Gesetze das Leben r a u b e n , es
w ie d e r geben. A ls einem V a te r ist ihm die höchste V erw altu n g des L a n ­
des anvertraut, und alle Mittel stehen ihm zu Gebote, Gutes zu thun. E r v e r ­
sa m m elt sein V o lk und steht an dessen Spitze , unerschüttert w ie kein an ­
derer M o n a rc h , da sein D aseyn auch die Aufrechthaltung der Constitu­
t io n , des ganzen V olkes ist. E s muss das höchste Gefühl s e y n , dessen
ein M ensch fähig ist: üb er ein freyes V o lk zu herrschen. N ur Brittaniens
K ö n ig hat diess mit dem König der Ungarn gemein. Hieraus lässt sich
allein die Anhänglichkeit b e yd e r Nationen an ihre C on stitution und ihren
K ön ig erklären. «

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