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DEUTSCHE NORM Dezember 2001

Mechanische Schwingungen
Messung und Bewertung der Einwirkung von Schwingungen
auf das Hand-Arm-System des Menschen
Teil 2: Praxisgerechte Anleitung zur Messung am Arbeitsplatz
(ISO 5349-2:2001) Deutsche Fassung EN ISO 5349-2:2001 EN ISO 5349-2
ICS 13.160 Mit DIN 45671-2:2001-12
Ersatz für
Mechanical vibration – Measurement and evaluation DIN 45671-2:1987-09
of human exposure to hand-transmitted vibration –
Part 2: Practical guidance for measurement at the workplace
(ISO 5349-2:2001);
German version EN ISO 5349-2:2001
Vibrations mécaniques – Mesurage et évaluation de l’exposition
des individus aux vibrations transmises par la main –
Partie 2: Guide pratique pour le mesurage sur le lieu de travail
(ISO 5349-2:2001);
Version allemande EN ISO 5349-2:2001

Die Europäische Norm EN ISO 5349-2:2001 hat den Status einer Deutschen Norm.

Nationales Vorwort
Die Europäische Norm EN ISO 5349-2 „Mechanische Schwingungen – Messung und Bewertung der
Einwirkung von Schwingungen auf das Hand-Arm-System des Menschen – Teil 2: Praxisgerechte
Anleitung zur Messung am Arbeitsplatz“ ist vom CEN/TC 231 „Mechanische Schwingungen und Stöße“ in
enger Zusammenarbeit mit dem ISO/TC 108/SC 4 „Human exposure to mechanical vibration and shock“
erarbeitet worden. Die Deutsche Fassung wurde in den Gemeinschaftsausschüssen NALS/VDI C 7
„Schwingungseinwirkung auf den Menschen“ und NALS/VDI C 9 „Messung von Schwingungsimmissionen“
ausgearbeitet. Da die vorliegende Norm an vielen Stellen auf DIN EN ISO 5349-1 Bezug nimmt, wird
empfohlen, beide Teile dieser Normenreihe als eine Einheit zu betrachten.
Weitere Hinweise zur Messung von Hand-Arm-Schwingungen siehe E VDI 2057 Blatt 2. Die Messung von
Ganzkörper-Schwingungen am Arbeitsplatz wird in DIN 45671-2 und E DIN EN 14253 behandelt.
Zu den im Inhalt zitierten Internationalen Normen wird im Folgenden auf die entsprechenden Deutschen
Normen hingewiesen:
ISO 2041 siehe E DIN 1311 Bbl. 1
ISO 5348 siehe DIN ISO 5348
ISO 5349-1 siehe DIN EN ISO 5349-1
ISO 7505 siehe DIN 45675-2
ISO 7916 siehe DIN 45675-3
ISO 8041 siehe DIN V ENV 28041
Normen der Reihe ISO 8662 siehe Normen der Reihen DIN EN 28662 und DIN EN ISO 8662
Die Deutschen Normen sind in Anhang NA aufgeführt.

Fortsetzung Seite 2
und 35 Seiten EN

Normenausschuss Akustik, Lärmminderung und Schwingungstechnik (NALS) im DIN und VDI

 DIN Deutsches Institut für Normung e. V. · Jede Art der Vervielfältigung, auch auszugsweise, Ref. Nr. DIN EN ISO 5349-2:2001-12
nur mit Genehmigung des DIN Deutsches Institut für Normung e. V., Berlin, gestattet. Preisgr. 15 Vertr.-Nr. 2315
Alleinverkauf der Normen durch Beuth Verlag GmbH, 10772 Berlin
Seite 2
DIN EN ISO 5349-2:2001-12

Änderungen
Gegenüber DIN 45671-2:1987-09 wurden folgende Änderungen vorgenommen:
a) EN ISO 5349-2:2001 für die Messung der Hand-Arm-Schwingungen übernommen;
b) Ermittlung der Schwingungsbelastung über Zeitspannen, die länger als ein Tag sind, sowie Beispiele zur
Berechnung der Tages-Schwingungsbelastung A(8) aufgenommen;
c) Angabe von Sollwerten der K-Wert-Anzeige entfallen, da die Bewertung der Hand-Arm-Schwingungen auf
Grundlage der nach ISO 5349-1 frequenzbewerteten Beschleunigung erfolgt.

Frühere Ausgaben
DIN 45671-2: 1987-09

Nationaler Anhang NA
(informativ)
Literaturhinweise
E DIN 1311 Beiblatt 1, Schwingungen und schwingungsfähige Systeme – Schwingungen und Stöße – Begriffe.
DIN 45671-2, Messung mechanischer Schwingungen am Arbeitsplatz – Teil 2: Messverfahren.
DIN 45675-2, Einwirkung mechanischer Schwingungen auf das Hand-Arm-System – Messung der Schwingungen
von Handkettensägemaschinen.
DIN 45675-3, Einwirkung mechanischer Schwingungen auf das Hand-Arm-System – Messung der Schwingungen
von Freischneidegeräten mit Verbrennungsmotor.
E DIN EN 14253, Mechanische Schwingungen – Messung und Bewertung der Einwirkung von Ganzkörper-
Schwingungen auf den Menschen am Arbeitsplatz im Hinblick auf seine Gesundheit – Praxisgerechte Anleitung;
Deutsche Fassung prEN 14253:2001.
DIN V ENV 28041, Schwingungseinwirkung auf den Menschen – Messeinrichtung (ISO 8041:1990); Deutsche
Fassung ENV 28041:1993.
Normen der Reihe DIN EN 28662, Handgehaltene motorbetriebene Maschinen – Messung mechanischer
Schwingungen am Handgriff.
Normen der Reihe DIN EN ISO 8662, Handgehaltene motorbetriebene Maschinen – Messung mechanischer
Schwingungen am Handgriff.
DIN EN ISO 5349-1, Mechanische Schwingungen – Messung und Bewertung der Einwirkung von Schwingun-
gen auf das Hand-Arm-System des Menschen – Teil 1: Allgemeine Anforderungen (ISO 5349-1:2001);
Deutsche Fassung EN ISO 5349-1:2001.
DIN ISO 5348, Mechanische Schwingungen und Stöße – Mechanische Ankopplung von Beschleunigungs-
aufnehmern (ISO 5348:1998).
E VDI 2057 Blatt 2, Einwirkung mechanischer Schwingungen auf den Menschen – Hand-Arm-Schwingungen.
ENTWURF
prEN ISO 5349-2

August 2001

ICS 13.160 Ersatz für

Deutsche Fassung

Mechanische Schwingungen
Messung und Bewertung der Einwirkung von Schwingungen
auf das Hand-Arm-System des Menschen
Teil 2: Praxisgerechte Anleitung zur Messung am Arbeitsplatz
(ISO 5349-2:2001)

Mechanical vibration – Measurement and evaluation Vibrations mécaniques – Mesurage et évaluation de


of human exposure to hand-transmitted vibration – l’exposition des individus aux vibrations transmises
Part 2: Practical guidance for measurement at the par la main – Partie 2: Guide pratique pour le
workplace (ISO 5349-2:2001) mesurage sur le lieu de travail (ISO 5349-2:2001)

Diese Europäische Norm wurde vom CEN am 22. Juni 2001 angenommen.
Die CEN-Mitglieder sind gehalten, die CEN/CENELEC-Geschäftsordnung zu erfüllen, in der die Bedingungen
festgelegt sind, unter denen dieser Europäischen Norm ohne jede Änderung der Status einer nationalen Norm zu
geben ist.
Auf dem letzten Stand befindliche Listen dieser nationalen Normen mit ihren bibliographischen Angaben sind beim
Management-Zentrum oder bei jedem CEN-Mitglied auf Anfrage erhältlich.
Diese Europäische Norm besteht in drei offiziellen Fassungen (Deutsch, Englisch, Französisch). Eine Fassung in einer
anderen Sprache, die von einem CEN-Mitglied in eigener Verantwortung durch Übersetzung in seine Landessprache
gemacht und dem Management-Zentrum mitgeteilt worden ist, hat den gleichen Status wie die offiziellen Fassungen.
CEN-Mitglieder sind die nationalen Normungsinstitute von Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich,
Griechenland, Irland, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz,
Spanien, der Tschechischen Republik und dem Vereinigten Königreich.

EUROPÄISCHES KOMITEE FÜR NORMUNG


EUROPEAN COMMITTEE FOR STANDARDIZATION
COMITÉ EUROPÉEN DE NORMALISATION

Management-Zentrum: rue de Stassart, 36 B-1050 Brüssel

 2001 CEN – Alle Rechte der Verwertung, gleich in welcher Form und in welchem Verfahren,
sind weltweit den nationalen Mitgliedern des CEN vorbehalten. Ref. Nr. EN ISO 5349-2:2001 D
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EN ISO 5349-2:2001

Inhalt
Seite Seite
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 7 Unsicherheit bei der Ermittlung der
Tages-Schwingungsbelastung . . . . . . . 15
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
7.1 Unsicherheit bei der Messung der
1 Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . 3 Beschleunigung . . . . . . . . . . . . . . . 15
2 Normative Verweisungen . . . . . . . . . . 3 7.2 Unsicherheit bei der Messung der
Einwirkungsdauer . . . . . . . . . . . . . . 15
3 Begriffe und Formelzeichen . . . . . . . . 4 7.3 Erfassung der Messunsicherheit . . . . . . 15
3.1 Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
3.2 Formelzeichen . . . . . . . . . . . . . . . . 5 8 Berechnung der
Tages-Schwingungsbelastung . . . . . . . 16
4 Zu ermittelnde Größen . . . . . . . . . . . 5
9 Ergebnisbericht . . . . . . . . . . . . . . . 16
5 Vorbereitung der Messdurchführung . . . 5
5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Anhang A (informativ) Beispiele für Messorte 18
5.2 Auswahl der Tätigkeiten, die einer Anhang B (informativ) Ermittlung der
Messung zu unterziehen sind . . . . . . . 5 Schwingungsbelastung über
5.3 Organisation der Messungen . . . . . . . 6 Zeitspannen, die länger als ein Tag sind . 25
5.4 Dauer der Schwingungsmessungen . . . . 7 Anhang C (informativ) Mechanische Filter . . 26
5.5 Ermittlung der Dauer der
Schwingungseinwirkung an einem Tag . . 8 Anhang D (informativ) Hinweise zur
Ankopplung von Beschleunigungs-
6 Messung der Schwingungen . . . . . . . . 9 aufnehmern . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
6.1 Messeinrichtung . . . . . . . . . . . . . . . 9
6.2 Quellen der Messunsicherheit bei Anhang E (informativ) Beispiele zur
Schwingungsmessungen . . . . . . . . . . 13 Berechnung der
6.3 Funktionskontrolle und Nachprüfung Tages-Schwingungsbelastung . . . . . . . 30
der Messkette . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Literaturhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Vorwort
Der Text der Europäischen Norm EN ISO 5349-2:2001 wurde vom Technischen Komitee CEN/TC 231 „Mecha-
nische Schwingungen und Stöße“, dessen Sekretariat vom DIN gehalten wird, in Zusammenarbeit mit dem
Technischen Komitee ISO/TC 108 „Mechanical vibration and shock“ erarbeitet.
Diese Europäische Norm muss den Status einer nationalen Norm erhalten, entweder durch Veröffentlichung
eines identischen Textes oder durch Anerkennung bis Februar 2002, und etwaige entgegenstehende nationale
Normen müssen bis Februar 2002 zurückgezogen werden.
Entsprechend der CEN/CENELEC-Geschäftsordnung sind die nationalen Normungsinstitute der folgenden
Länder gehalten, diese Europäische Norm zu übernehmen:
Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Island, Italien, Luxemburg,
Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, Spanien, die Tschechische Republik und
das Vereinigte Königreich.
Anwender dieser im Anwendungsbereich von Artikel 137 (früher 118a) des EG-Vertrags erstellten Europäi-
schen Norm sollten sich der Tatsache bewusst sein, dass kein formaler rechtlicher Zusammenhang zwischen
Normen und Richtlinien, die gegebenenfalls nach Artikel 137 des EG-Vertrags erlassen wurden, besteht.
Außerdem können durch die nationale Rechtsetzung in den Mitgliedstaaten Anforderungen definiert werden,
die über die Mindestanforderungen einer nach Artikel 137 erlassenen Richtlinie hinausgehen. Die Beziehung
zwischen der nationalen Rechtsetzung in Umsetzung von Richtlinien nach Artikel 137 und der vorliegenden
Europäischen Norm kann im nationalen Vorwort der nationalen Norm, mit der die vorliegende Europäische
Norm umgesetzt wird, erläutert werden.
Die Anhänge A bis E dieser Europäischen Norm dienen nur der Information.
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EN ISO 5349-2:2001

Einleitung
Durch den Betrieb von Maschinen können auf die Bedienpersonen (Beschäftigte) mechanische Hand-Arm-
Schwingungen einwirken, die das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und unter Umständen die Gesundheit
und die Sicherheit beeinträchtigen können. Die allgemeinen Anforderungen an die Messung und Bewertung
der Einwirkung von Schwingungen auf das Hand-Arm-System sind in ISO 5349-1 festgelegt. Das Ziel des
vorliegenden Teils von ISO 5349 besteht darin, eine praxisgerechte und zu ISO 5349-1 konforme Anleitung zur
korrekten Durchführung von Messungen und zur Entwicklung einer effektiven Vorgehensweise bei der
Messung von Hand-Arm-Schwingungen am Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen.
Die Anwendung der in diesem Teil von ISO 5349 beschriebenen Vorgehensweise liefert ein realistisches Abbild
der Tagesbelastung einer Bedienperson an ihrem Arbeitsplatz einschließlich der zugeordneten Unsicherheiten.
Die Ermittlung der Schwingungsbelastung kann in einzelne Schritte aufgeteilt werden:
– Herausfinden der einzelnen Tätigkeiten, die in ihrer Abfolge den gewöhnlichen Arbeitsablauf der Bedien-
person ausmachen,
– Auswahl der Tätigkeiten, die einer Messung zu unterziehen sind,
– Messung des Effektivwertes der Beschleunigung jeder ausgewählten Tätigkeit,
– Ermittlung der typischen täglichen Einwirkungsdauer jeder dieser Tätigkeiten,
– Berechnung des energieäquivalenten 8-h-Schwingungswertes (Tages-Schwingungsbelastung).
Wie in ISO 5349-1 dargelegt, basiert die Ermittlung der Schwingungsbelastung ausschließlich auf der
Messung der Schwingungen an den Greifstellen oder Handgriffen und der jeweiligen Einwirkungsdauer.
Weitere Faktoren, wie die von der Bedienperson ausgeübten Greif- und Andruckkräfte, die Haltung von Hand
und Arm, die Schwingungsrichtung, die Umgebungsbedingungen usw., werden nicht berücksichtigt. Als eine
Anwendung von ISO 5349-1 legt der vorliegende Teil von ISO 5349 keine Anleitung fest, wie diese weiteren
Faktoren zu ermitteln sind. Es sei jedoch hervorgehoben, dass für die Entwicklung verbesserter Verfahren zur
Beurteilung der Gefährdung durch Schwingungen die Dokumentation solcher Angaben wichtig ist.

1 Anwendungsbereich
Dieser Teil von ISO 5349 enthält zu ISO 5349-1 konforme Anleitungen zur Messung und Bewertung von
Hand-Arm-Schwingungen am Arbeitsplatz.
Dieser Teil von ISO 5349 beschreibt die zu treffenden Vorkehrungen, um repräsentative Schwingungsmessungen
durchzuführen und die tägliche Einwirkungsdauer jeder Tätigkeit zu bestimmen, um daraus den energieäquiva-
lenten 8-h-Schwingungswert (Tages-Schwingungsbelastung) zu errechnen. Dieser Teil von ISO 5349 stellt Mittel
zur Bestimmung der relevanten Tätigkeiten zur Verfügung, die bei der Ermittlung der Schwingungsbelastung
einbezogen werden sollten.
Dieser Teil von ISO 5349 gilt für alle Situationen, in denen durch handgehaltene oder handgeführte Maschinen,
vibrierende Werkstücke oder Stellteile (Stellelemente) von beweglichen oder ortsfesten Maschinen Schwingungen
auf das Hand-Arm-System von Bedienpersonen übertragen werden.

2 Normative Verweisungen
Die folgenden normativen Dokumente enthalten Festlegungen, die durch Verweisung in diesem Text Bestandteil
dieser Internationalen Norm sind. Bei datierten Verweisungen gelten spätere Änderungen oder Überarbeitungen
dieser Publikationen nicht. Anwender dieser Internationalen Norm werden jedoch gebeten, die Möglichkeit zu
prüfen, die jeweils neuesten Ausgaben der nachfolgend angegebenen normativen Dokumente anzuwenden.
Bei undatierten Verweisungen gilt die letzte Ausgabe des in Bezug genommenen normativen Dokumentes.
Mitglieder von ISO und IEC führen Verzeichnisse der gültigen Internationalen Normen.
ISO 2041, Vibration and shock – Vocabulary.
ISO 5349-1:2001, Mechanical vibration – Measurement and evaluation of human exposure to hand-transmitted
vibration – Part 1: General requirements.
ISO 5805, Mechanical vibration and shock – Human exposure – Vocabulary.
ISO 8041, Human response to vibration – Measuring instrumentation.
ISO 8662 (alle Teile), Hand-held portable power tools – Measurement of vibrations at the handle.
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EN ISO 5349-2:2001

3 Begriffe und Formelzeichen


3.1 Begriffe
Für die Anwendung dieses Teils von ISO 5349 gelten die Begriffe nach ISO 2041 und ISO 5805 sowie die
folgenden.

3.1.1
Maschine, bei der das Werkstück mit der Hand gehalten wird
Maschine, bei der eine Bedienperson das Werkstück im Arbeitsbereich der Maschine führt, sodass die
Schwingungseinwirkung über das mit der Hand gehaltene Werkstück erfolgt
BEISPIEL Bandsägemaschine, ortsfeste Schleifmaschine

3.1.2
handgeführte Maschine
Maschine, die von einer Bedienperson mit der Hand geführt wird, sodass die Schwingungseinwirkung über
Handgriffe, Lenkräder (Steuerräder) oder Deichseln erfolgt
BEISPIEL Aufsitz-Rasenmäher/Rasentraktor, Palettenhubwagen für Mitgängerbetrieb, Pendelschleifmaschine

3.1.3
handgehaltenes Werkstück
Werkstück, das mit der Hand gehalten wird, sodass die Schwingungseinwirkung über das handgehaltene
Werkstück und nicht – oder nicht allein – über den Handgriff der Maschine erfolgt
BEISPIEL Gussstück, das an eine ortsfeste Schleifscheibe gehalten wird; Holz, das im Arbeitsbereich einer Bandsäge-
maschine geführt wird

3.1.4
handgehaltene Maschine
Maschine, die in der Hand gehalten wird
BEISPIEL elektrische Bohrmaschine, druckluftbetriebener Meißelhammer, Kettensäge

3.1.5
eingesetztes Werkzeug
Wechseleinsatz oder austauschbares Zubehör, das in oder an eine Maschine passt
BEISPIEL Bohrer, Meißel, Kette einer Kettensäge, Sägeblatt, Schleifscheibe

3.1.6
Tätigkeit
Arbeitsaufgabe, die benannt werden kann und einer repräsentativen Schwingungsmessung unterzogen wird;
die Messung kann dem Einsatz einer einzelnen Maschine, der Verwendung eines bestimmten handgehaltenen
Werkstücks oder nur einer Phase einer Arbeitsaufgabe gelten

3.1.7
Bedienperson
Person, die eine handgehaltene, eine handgeführte oder eine Maschine benutzt, bei der das Werkstück mit der
Hand gehalten wird

3.1.8
Maschinenbetrieb
Zeitspanne, während der eine Maschine läuft und Schwingungen auf das Hand-Arm-System der Bedienperson
einwirken

3.1.9
Werkstück
Gegenstand, der mit einer Maschine bearbeitet wird
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EN ISO 5349-2:2001

3.2 Formelzeichen
In diesem Teil von ISO 5349 werden die folgenden Formelzeichen benutzt:
ahwi Effektivwert der frequenzbewerteten Hand-Arm-Schwingungen in m/s2 bei der Tätigkeit i in einer einzel-
nen Messrichtung; zur Kennzeichnung der Messrichtung wird zusätzlich der Index x, y oder z verwendet,
d. h. ahwix , ahwiy und ahwiz
ahvi Schwingungsgesamtwert (bisher Vektorbetrag oder frequenzbewertete Beschleunigungssumme
genannt) in m/s2 bei der Tätigkeit i (Wurzel aus der Summe der Quadrate der ahwi-Werte in den drei
Schwingungsrichtungen)
A(8) Tages-Schwingungsbelastung in m/s2
Ai (8) Beitrag der Tätigkeit i zur Tages-Schwingungsbelastung in m/s2 (zur Vereinfachung wird dies als
„Teil-Schwingungsbelastung“ bezeichnet)
T0 Bezugsdauer von 8 h (28 800 s)
Ti Dauer der Schwingungseinwirkung (Belastungsabschnitt) bei der Tätigkeit i (an einem Tag).

4 Zu ermittelnde Größen
Für jede Tätigkeit i sind während der Schwingungseinwirkung zwei fundamentale Größen zu ermitteln:
– der Schwingungsgesamtwert ahvi , angegeben in m/s2 ; dieser Wert wird aus den Effektivwerten der
frequenzbewerteten Hand-Arm-Schwingungen ahwix , ahwiy und ahwiz in den drei einzelnen Messrichtungen
berechnet,
– die Dauer Ti der Schwingungseinwirkung bei der Tätigkeit i (an einem Tag).
Die wesentliche und anzugebende Kenngröße ist die Tages-Schwingungsbelastung A(8). Sie wird aus den
Werten von ahvi und Ti aller Tätigkeiten i errechnet (siehe Abschnitt 8).

5 Vorbereitung der Messdurchführung


5.1 Allgemeines
Die Arbeit einer Bedienperson an ihrem Arbeitsplatz setzt sich aus einer Abfolge von Tätigkeiten zusammen,
von denen sich einige wiederholen können. Abhängig vom Gebrauch verschiedener Maschinen oder unter-
schiedlicher Betriebsweisen ein und derselben Maschine kann die Schwingungsbelastung von Tätigkeit zu
Tätigkeit erheblich variieren.
Zur Ermittlung der Tages-Schwingungsbelastung ist es zunächst notwendig, diejenigen Tätigkeiten heraus-
zufinden, von denen anzunehmen ist, dass sie einen signifikanten Beitrag zur Gesamt-Schwingungsbelastung
liefern. Für jede dieser Tätigkeiten ist es anschließend notwendig, Verfahren zur Messung der Schwingungs-
belastung festzulegen. Die anzuwendenden Verfahren hängen von den Eigenschaften der Arbeitsumgebung,
des Arbeitsablaufs und der Schwingungsquelle ab.

5.2 Auswahl der Tätigkeiten, die einer Messung zu unterziehen sind


Es ist wesentlich, all diejenigen Maschinen und Werkstücke einer Messung zu unterziehen, die einen wesent-
lichen Beitrag zur Tages-Schwingungsbelastung liefern können. Um ein gutes Abbild der mittleren Tages-
Schwingungsbelastung zu erhalten, ist es notwendig,
a) alle Quellen der Schwingungsbelastung herauszufinden (d. h. die verwendeten Maschinen und Werk-
zeuge);
b) alle Betriebsweisen der Maschine herauszufinden, z. B.
– können Kettensägen im Leerlauf laufen, beim Schneiden eines Baumstammes unter Vollast und beim
Abtrennen von Ästen unter Teillast,
– kann eine Bohrmaschine mit und ohne Schlagwerk betrieben und kann die Drehzahl über einen ganzen
Bereich variiert werden;
c) alle Änderungen der Betriebsbedingungen herauszufinden, wenn sie Auswirkungen auf die Schwingungs-
belastung haben können, z. B.
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EN ISO 5349-2:2001

– bei einem Aufbruchhammer, der erst an einer harten Betonschicht und anschließend an dem weicheren
Boden darunter eingesetzt wird,
– bei einer Schleifmaschine, die erst zum Schrubben von Metall und anschließend zum wesentlich
komplizierteren Entgraten und Formgeben eingesetzt wird;

d) diejenigen eingesetzten Werkzeuge herauszufinden, die Einfluss auf die Schwingungsbelastung haben
können, z. B.
– kann ein Schwingschleifer mit einer Reihe von Schleifpapier unterschiedlicher Körnung – von grob bis
fein – eingesetzt werden,
– kann ein Steinmetz einen druckluftbetriebenen Meißelhammer mit einer ganzen Palette unterschied-
licher Meißel verwenden.

Zusätzlich kann es nützlich sein,


e) von Bedienpersonen und ihren Vorgesetzten Auskunft darüber einzuholen, welche Situationen ihrer
Meinung nach die höchsten Schwingungswerte liefern;

f) für jede Tätigkeit eine Abschätzung der möglichen Gefährdung durch Schwingungen vorzunehmen, indem
entweder die Angaben des Herstellers über die Schwingungskennwerte (siehe Anhang A) oder veröffent-
lichte Ergebnisse früherer Messungen an ähnlichen Maschinen herangezogen werden.

5.3 Organisation der Messungen


Die Messungen können nach vier grundsätzlichen Herangehensweisen organisiert werden:

a) Lange Messdauer bei ununterbrochenem Maschinenbetrieb


Die Tätigkeit erfolgt über einen langen Zeitabschnitt und ohne Unterbrechung, wobei die Bedienperson die
zu Schwingungen angeregte Fläche permanent berührt. In diesem Fall können die Schwingungen über
lange Zeitabschnitte des üblichen Maschineneinsatzes gemessen werden. Die Tätigkeit darf Änderungen
der Schwingungsamplitude enthalten, sofern sie Bestandteil des gewöhnlichen Arbeitsvorgangs sind.
Zusätzlich zur Angabe der Schwingungen erfordert die Ermittlung der Tages-Schwingungsbelastung die
Ermittlung der Dauer der Schwingungseinwirkung an einem Tag.

b) Lange Messdauer bei Maschinenbetrieb mit Unterbrechungen


Die Tätigkeit erfolgt über einen langen Zeitabschnitt, enthält aber kurze Unterbrechungen, während derer
auf die Bedienperson keine Schwingungen einwirken; sie berührt die (zu Schwingungen angeregte) Fläche
jedoch während der gesamten Zeit. In diesem Fall können die Schwingungen über lange Zeitabschnitte des
üblichen Maschineneinsatzes gemessen werden, sofern diese Unterbrechungen Bestandteil des gewöhn-
lichen Arbeitsvorgangs sind und die Bedienperson weder die Maschine oder das handgehaltene Werkstück
loslässt noch die Position ihrer Hände an der Maschine oder dem Werkstück signifikant ändert.
Zusätzlich zur Angabe der Schwingungen erfordert die Ermittlung der Tages-Schwingungsbelastung die
Ermittlung der Einwirkungsdauer bei dieser Tätigkeit an einem Tag. In diesem Fall enthält die Einwirkungs-
dauer bei der Tätigkeit die kurzen Unterbrechungen der Schwingungseinwirkung und ist daher länger als
die Dauer der reinen Schwingungseinwirkung.

c) Kurze Messdauer bei Maschinenbetrieb mit Unterbrechungen


In vielen Fällen wird die Hand häufig von der Maschine oder dem handgehaltenen Werkstück genommen,
z. B. wird die Maschine abgelegt, mit der Hand eine andere Stelle an der Maschine gegriffen oder ein
anderes Werkstück aufgenommen. In anderen Fällen sind an der verwendeten Maschine Veränderungen
vorzunehmen, z. B. unterschiedliche Schleifbänder aufzuziehen, verschiedene Bohrer einzusetzen oder
gar eine andere Maschine zu verwenden. In diesen Fällen kann nur während der kurzen Dauer einer jeden
Phase des Arbeitseinsatzes gemessen werden.
In einigen Fällen, wenn die Einwirkungsdauer aus messtechnischer Sicht zu kurz ist, ist es schwierig oder
gar unmöglich, während des gewöhnlichen Arbeitsvorgangs verlässliche Messwerte zu ermitteln. Dann darf
bei simulierten Arbeitsvorgängen gemessen werden, bei denen künstlich eine längere ununterbrochene
Einwirkung unter solchen Arbeitsbedingungen erreicht wird, die den gewöhnlichen so ähnlich wie möglich
sind.
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EN ISO 5349-2:2001

Zusätzlich zur Angabe der Schwingungen erfordert die Ermittlung der Tages-Schwingungsbelastung die
Ermittlung der Einwirkungsdauer, mit der jede Arbeitsphase verbunden ist.
d) Festgelegte Messdauer bei Maschinenbetrieb mit Einzelstößen, wiederholten Einzelstößen oder Stoßfolgen
Bei einigen Tätigkeiten ist die Schwingungseinwirkung mit kurzen Stößen verbunden; das können Einzel-
stöße oder wiederholte Einzelstöße sein, wie bei Niethämmern, Bolzenschussapparaten usw., oder
Stoßfolgen, wie bei kraftbetriebenen Schraubern. In solchen Fällen ist es oft schwierig, die tatsächliche
Einwirkungsdauer zu ermitteln, auch wenn die Anzahl der Schwingungsstöße an einem Tag abgeschätzt
werden kann. In diesem Fall darf über eine festgelegte Messdauer gemessen werden, die einen oder
mehrere vollständige Arbeitseinsätze mit der Maschine umfasst. Die Messdauer sollte so wenig Zeit vor,
zwischen und nach den Schwingungsstößen enthalten wie möglich.
Zusätzlich zur Angabe der Schwingungen und zur Abschätzung der Anzahl der an einem Tag einwirkenden
Schwingungsstöße erfordert die Ermittlung der Tages-Schwingungsbelastung Angaben über die Mess-
dauer und die Anzahl der Schwingungsstöße während dieser Messdauer.
ANMERKUNG 1 Bei Einwirkung wiederholter Einzelstöße oder impulshaltiger Schwingungen auf die Bedienperson (z. B. bei
Eintreibgeräten) kann das in ISO 5349-1 beschriebene Verfahren unzureichend sein und die Bedeutung der Stoßbelastung
unterschätzen. In Ermangelung eines besseren Verfahrens darf ISO 5349-1 jedoch angewandt werden; das sollte aber mit
Vorsicht erfolgen und im Ergebnisbericht angegeben werden.
ANMERKUNG 2 Wenn Schwingungsmesswerte miteinander verglichen werden sollen (um z. B. die Schwingungen von
zwei verschiedenen Maschinen oder möglichen eingesetzten Werkzeugen zu vergleichen), ist es wesentlich, dass bei
ununterbrochenem Maschinenbetrieb gemessen wird, d. h. ohne Unterbrechungen der Schwingungseinwirkung.

5.4 Dauer der Schwingungsmessungen


5.4.1 Messung während der regulären Arbeit
Eine Messung sollte einen mittleren Wert über einen Zeitabschnitt liefern, der für den typischen Einsatz der
Maschine oder den Arbeitsvorgang repräsentativ ist. Soweit möglich, sollte die Messwerterfassung beginnen,
wenn die Bedienperson die zu Schwingungen angeregte Fläche mit den Händen ergreift, und enden, sobald
sie sie loslässt. Diese Zeitspanne darf Änderungen der Schwingungsamplitude und sogar Zeitabschnitte ohne
Schwingungseinwirkung enthalten.
Soweit möglich, sollten mehrere Messwerte zu verschiedenen Zeiten eines Tages aufgenommen und dann
gemittelt werden, um über den Tag verteilte Streuungen der Schwingungswerte zu erfassen.
ANMERKUNG Der gemittelte Schwingungswert von N einzelnen Schwingungsmessungen ist gegeben durch
N
1
∑ ahwj tj
2
a hw = ---
T
j=1
Dabei ist:
ahwj bei der j-ten Messung ermittelter Schwingungswert;
tj Messdauer bei der j-ten Messung;
N
T = ∑ tj .
j=1

Schwingungseinwirkungen erfolgen häufig über kurze Zeitabschnitte, die sich mehrmals an einem Arbeitstag
wiederholen. Obwohl mittlere Werte von vollständigen Tätigkeitszyklen (einschließlich Zeitabschnitten, in
denen die Schwingungsquelle abgeschaltet ist) gemessen werden können, ist es in der Regel nur möglich,
einen mittleren Wert über die kurze Zeitspanne zu erfassen, in der die Hand die zu Schwingungen angeregte
Fläche berührt.
Die kürzeste, noch akzeptable Messdauer hängt von den Eigenschaften des Schwingungssignals, der Mess-
einrichtung und der Tätigkeit ab. Die Gesamtmessdauer (d. h. Anzahl der einzelnen Messungen mal jeweilige
Messdauer) sollte mindestens 1 min betragen. Es sollten bevorzugt mehrere Messungen von jeweils kürzerer
Dauer anstatt einer Messung von langer Dauer ausgeführt werden. Für jede Tätigkeit sollten mindestens drei
einzelne Messungen durchgeführt werden.
Messungen von sehr kurzer Dauer (z. B. weniger als 8 s) liefern in der Regel keine verlässlichen Werte,
insbesondere für die niederfrequenten Komponenten, und sollten daher, sofern möglich, vermieden werden.
Wenn sehr kurze Messungen nicht zu vermeiden sind (z. B. bei bestimmten ortsfesten Schleifmaschinen, bei
denen die Dauer eines Schleifvorgangs sehr kurz sein kann), ist es ratsam, wesentlich mehr als drei Messungen
durchzuführen, um eine Gesamtmessdauer von mehr als 1 min zu erreichen.
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EN ISO 5349-2:2001

5.4.2 Simulierter Arbeitsvorgang


Wenn es beim regulären Einsatz der Maschine schwierig oder gar unmöglich ist zu messen, können simulierte
Arbeitsvorgänge verwendet werden, um die Durchführung der Schwingungsmessung einfacher zu gestalten.
Der hauptsächliche Nutzen simulierter Arbeitsvorgänge besteht darin, über längere Zeitintervalle messen zu
können, als dies im regulären Fertigungsablauf zulässig wäre. Beispielsweise dauert manchmal das Schleifen
kleiner Gussstücke an einer ortsfesten Schleifmaschine nur ein paar Sekunden je Gussstück. Anstatt zu
versuchen, an vielen Gussstücken jeweils nur eine kurze Zeit zu messen, kann es möglich sein, die Schleif-
arbeit mit einer geringen Anzahl von Abfallstücken zu simulieren, indem jedes Abfallstück mehrmals verwendet
wird.
Die Maschine oder das handgehaltene Werkstück aufzunehmen, abzulegen oder auszutauschen kann die
Messung stören. Solche Störungen können ebenfalls vermieden werden, indem während simulierter Arbeits-
vorgänge gemessen wird, die so gestaltet sein können, dass sie keine Unterbrechungen zwischen den Tätig-
keiten enthalten.

5.5 Ermittlung der Dauer der Schwingungseinwirkung an einem Tag


Für jede Schwingungsquelle ist die tägliche Einwirkungsdauer zu ermitteln. Häufig ergibt sich die typische
Schwingungseinwirkungsdauer an einem Tag aus
– der Messung der tatsächlichen Einwirkungsdauer während eines Zeitabschnitts, in dem regulär gearbeitet
wird (z. B. Ermittlung über einen vollständigen Arbeitszyklus oder ein als typisch angesehenes Zeitintervall
von 30 min) und
– Angaben zum Arbeitssoll (z. B. Anzahl der Arbeitszyklen je Schicht oder Länge der Schicht).
Der erste dieser Punkte besteht aus einer Messung, um herauszufinden, wie lange und von welcher Quelle auf
eine Bedienperson während eines bestimmten Zeitabschnitts Schwingungen einwirken. Dazu dürfen verschie-
dene Verfahren angewandt werden, z. B.:
– Verwendung einer Stoppuhr,
– Einsatz eines Datenerfassungsgerätes, das die Benutzungsdauer der Maschine(n) aufzeichnet,
– Auswertung von Videoaufnahmen,
– Methoden der Arbeitserfassung.
Die zuverlässigste Quelle für Angaben zum typischen Arbeitssoll sind Arbeitsaufzeichnungen. Es ist jedoch
wichtig sicherzustellen, dass diese Angaben diejenigen Informationen enthalten, die zur Ermittlung der
Tages-Schwingungsbelastung erforderlich sind. Beispielsweise können Arbeitsaufzeichnungen sehr genaue
Angaben über die Anzahl der am Ende eines jeden Tages fertiggestellten Bauteile enthalten, aber wenn mehr
als nur eine Bedienperson daran beteiligt ist oder am Ende einer Schicht Bauteile nicht fertiggestellt sind,
können solche Informationen für die Ermittlung der Schwingungsbelastung unter Umständen nicht direkt
verwertbar sein.
Nach welchem Verfahren auch immer die Schwingungen gemessen werden, die Gesamtdauer der Einwirkung
an einem Tag muss herausgefunden werden. Wenn die Schwingungen über einen vollständigen Arbeitszyklus
gemittelt wurden, ist die tägliche Einwirkungsdauer einfach die Dauer des Arbeitszyklus, multipliziert mit der
Anzahl der Zyklen je Tag. Wenn über eine Zeitspanne gemessen wurde, während der die Hand die zu
Schwingungen angeregte Fläche berührt, ist die Gesamt-Berührungsdauer je Tag zu ermitteln.
Achtung! Wenn Bedienpersonen zu der typischen täglichen Benutzungsdauer der Maschinen befragt werden,
geben sie im Allgemeinen einen zu hohen Wert an, der nämlich einen Schätzwert für die Zeitspanne des
Maschinengebrauchs einschließlich Betriebspausen darstellt (z. B. Unterbrechungen des Maschinenbetriebs
zwischen den einzelnen Muttern beim Einsatz eines Mutterndrehers oder die Vorbereitungszeit für ein neues
Werkstück).
ANMERKUNG ISO 5349-1 legt die Ermittlung der Tages-Schwingungsbelastung an nur einem Arbeitstag fest. Es darf
nicht davon ausgegangen werden, dass das in ISO 5349-1 festgelegte Verfahren extrapoliert werden kann, um die
Mittelung von Schwingungseinwirkungen über Zeitspannen zu ermöglichen, die länger als ein Tag sind. Gleichwohl kann es
in einigen Fällen wünschenswert sein, die Schwingungsbelastung aus Werten zu bestimmen, die über Zeitspannen
ermittelt wurden, die länger als ein Tag sind. Beispielsweise ändert sich bei manchen Arbeiten die Benutzungsdauer
schwingungserzeugender Maschinen von Tag zu Tag erheblich (z. B. auf dem Bau, im Schiffbau und bei der Reparatur). Es
ist dann schwierig oder gar unmöglich, Arbeitsbeobachtungen oder -aufzeichnungen zur Ermittlung der typischen täglichen
Einwirkungsdauer heranzuziehen. Anhang B enthält beispielhaft Verfahren, die zur Ermittlung der Schwingungsbelastung
über Zeitspannen angewandt wurden, die länger als ein Tag sind.
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6 Messung der Schwingungen


6.1 Messeinrichtung
6.1.1 Allgemeines
Schwingungsmesssysteme verwenden im Allgemeinen Beschleunigungsaufnehmer, um die Bewegung der zu
Schwingungen angeregten Fläche zu erfassen. Das vom Beschleunigungsaufnehmer gelieferte Schwingungs-
signal kann auf vielfältige Weise weiterverarbeitet werden, um eine quantitative Aussage über die frequenz-
bewertete Beschleunigung zu erhalten.
Schwingungsmessungen dürfen mit einfachen, kompakten Schwingungsmessern ausgeführt werden, die
Frequenzbewertungen und Mittelungseinrichtungen bereits enthalten. Solche Systeme sind hauptsächlich
dafür ausgelegt, die Schwingungseinwirkung am Arbeitsplatz zu ermitteln; sie sind für die meisten in diesem
Teil von ISO 5349 behandelten Situationen im Allgemeinen ausreichend. Einfache Geräte können jedoch unter
Umständen mit der Schwingungsermittlung verbundene Messabweichungen nicht aufzeigen.
Anspruchsvollere Messsysteme basieren häufig auf einer Frequenzanalyse (z. B. in Terzbändern oder schmal-
bandig). Solche Messsysteme enthalten mitunter digitale oder analoge Aufzeichnungsgeräte zur Speicherung
von Zeitverläufen, und sie verwenden mitunter die rechnergestützte Datenerfassung und -auswertung. Diese
Systeme sind im Vergleich zu Kompaktgeräten kostspieliger und komplexer in der Bedienung.
Wenn Zweifel an der Korrektheit des Beschleunigungssignals bestehen (z. B. Nullpunktverschiebung, siehe
6.2.4), sind Informationen aus einer Frequenzanalyse von Nutzen. Eine Frequenzanalyse liefert darüber
hinaus Informationen über mögliche dominierende Frequenzen und Harmonische, was dabei helfen kann,
wirkungsvolle Schwingungsschutzmaßnahmen zu entwickeln.
An den Grenzen des Anwendungsbereichs von ISO 5349-1 (z. B. wiederholte Einzelstöße, dominierende
Frequenzen oberhalb von 1250 Hz) können alle Zusatzinformationen von Nutzen sein, die sich beispielsweise
mit anspruchsvolleren Messsystemen gewinnen lassen.
Die Mindestanforderungen (z. B. Eigenschaften der Frequenzbewertung, Fehlergrenzen, Messbereich, Empfind-
lichkeit, Linearität und Übersteuerbarkeit) an geeignete Mess- und Analysiergeräte sind in ISO 8041 angegeben.
6.1.2 Beschleunigungsaufnehmer
6.1.2.1 Allgemeines
Im Allgemeinen wird die Auswahl der Beschleunigungsaufnehmer von der zu erwartenden Schwingungs-
amplitude, dem erforderlichen Frequenzbereich, den mechanischen Eigenschaften der Fläche, an der gemessen
wird, sowie von den Umgebungsbedingungen bestimmt, unter denen sie eingesetzt werden.
6.1.2.2 Schwingungsamplitude
Handgehaltene Maschinen können hohe Schwingungsamplituden erzeugen. An einem Drucklufthammer z. B.
kann ein Beschleunigungshöchstwert von 20 000 m/s2 bis 50 000 m/s2 auftreten. Ein Großteil des Energie-
inhaltes befindet sich jedoch bei Frequenzen, die weit außerhalb des in diesem Teil von ISO 5349 betrachteten
Frequenzbereichs liegen. Der für die Messung ausgewählte Beschleunigungsaufnehmer muss also in der
Lage sein, bei diesen sehr hohen Schwingungsamplituden zu funktionieren und gleichzeitig die viel geringeren
Amplituden in dem Frequenzbereich von 6,3 Hz bis 1250 Hz (Terzband-Mittenfrequenz) zu erfassen. Verwen-
dung mechanischer Filter zur Unterdrückung sehr hochfrequenter Schwingungen siehe Anhang C.

6.1.2.3 Frequenzbereich
Die Auswahl des Beschleunigungsaufnehmers hängt auch von seiner Grundeigenfrequenz ab, die eine
charakteristische Kenngröße des Aufnehmers ist (sie wird auch als „Resonanzfrequenz unter Ankopplungs-
bedingungen“, „Eigenfrequenz des Aufnehmers“ oder „Resonanzfrequenz des Aufnehmers“ bezeichnet).
Informationen über die Grundeigenfrequenz stellt der Hersteller des Beschleunigungsaufnehmers zur
Verfügung. ISO 5348 empfiehlt, dass diese Grundeigenfrequenz mehr als das Fünffache der höchsten
interessierenden Frequenz betragen sollte (bei Hand-Arm-Schwingungen entspricht das 6 250 Hz). Bei
piezoelektrischen Beschleunigungsaufnehmern sollte die Grundeigenfrequenz üblicherweise wesentlich höher
liegen, idealerweise über 30 kHz, um die Wahrscheinlichkeit der Verzerrung durch eine Nullpunktverschiebung
(siehe 6.2.4) gering zu halten.
ANMERKUNG Die Grundeigenfrequenz des Beschleunigungsaufnehmers entspricht nicht der Resonanzfrequenz, wenn
der Beschleunigungsaufnehmer an ein handgehaltenes Werkstück oder eine Maschine angekoppelt ist. Diese Resonanz-
frequenz der Ankopplung ist eine charakteristische Kenngröße des gesamten mechanischen Systems, bestehend aus
Aufnehmer und Befestigung. In der Praxis liegt die Resonanzfrequenz der Ankopplung an ein handgehaltenes Werkstück
oder eine Maschine wesentlich tiefer als die Grundeigenfrequenz des Beschleunigungsaufnehmers (siehe 6.1.4).
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6.1.2.4 Einfluss der Masse


Wenn Beschleunigungsaufnehmer an eine zu Schwingungen angeregte Fläche angekoppelt werden, wird das
Schwingungsverhalten der Fläche verändert. Je leichter der oder die Beschleunigungsaufnehmer sind, desto
geringer ist die verursachte Abweichung (siehe 6.1.5).

6.1.2.5 Umgebungsbedingungen
Bei der Auswahl der Beschleunigungsaufnehmer ist es notwendig, besonders beim Einsatz in rauher
Umgebung die Empfindlichkeit des Aufnehmers gegenüber Temperatur, Nässe und anderen Umgebungs-
einflüssen zu bedenken (siehe ISO 8041).

6.1.3 Messort
Zu ISO 5349-1 konforme Schwingungsmessungen sollten in oder nahe der Handfläche(n) durchgeführt
werden, über die die Schwingungen auf den Körper einwirken. Der Beschleunigungsaufnehmer sollte vorzugs-
weise in der Mitte der Greiffläche angeordnet werden (z. B. in der Mitte der Handbreite, wenn der Griff einer
Maschine gegriffen wird); das ist der Punkt, an dem die Ermittlung der auf die Hand einwirkenden Schwingun-
gen am repräsentativsten ist. Es ist jedoch im Allgemeinen nicht möglich, Schwingungsaufnehmer genau an
diesem Punkt anzusetzen; die Aufnehmer hindern die Bedienperson daran, in gewohnter Weise zu greifen.
Es ist in der Regel nur mit speziellen Ankopplungsadaptern möglich, direkt unter der Hand zu messen (siehe
Anhang D). Derartige Adapter sollten unter die Hand oder zwischen die Finger passen. Bei den meisten
Messungen werden die Beschleunigungsaufnehmer in der Praxis entweder neben der Hand oder auf der
Unterseite des Maschinengriffs in der Nähe der Handmitte angesetzt. Wenn Adapter verwendet werden, die
zwischen die Finger passen, sollten sich die Aufnehmer so dicht wie möglich an der Griffoberfläche befinden,
um rotatorische Schwingungskomponenten nicht zu sehr zu verstärken. Sie sollten keine Strukturresonanzen
aufweisen, damit die Schwingungsmesswerte nicht beeinflusst werden.
Es ist möglich, dass sich über die Handbreite unterschiedliche Schwingungsmesswerte ergeben, insbeson-
dere bei handgehaltenen Maschinen mit seitlichen Handgriffen (wie z. B. Winkelschleifer) und besonders dann,
wenn diese Griffe elastisch angebracht sind. In diesen Fällen wird empfohlen, zwei Messorte für die Beschleu-
nigungsaufnehmer zu verwenden, jeweils rechts und links von der Hand. Der Mittelwert aus diesen beiden
Schwingungsmesswerten wird dann zur Abschätzung der Schwingungsbelastung herangezogen.
In ISO 8662 und anderen Internationalen Normen sind für zahlreiche handgehaltene Maschinen zur Messung
des Schwingungskennwertes bestimmte Messorte und -richtungen angegeben; diese Messorte sind als
Beispiele in Anhang A aufgeführt. Die in ISO 8662 angegebenen Messorte sind für einen bestimmten Typ von
Messung vorgesehen (in der Regel nur einaxial) und sind nicht notwendigerweise zur Ermittlung der Schwin-
gungsbelastung geeignet. Unter bestimmten Umständen kann es jedoch geeignet sein, Schwingungsmessungen
am Arbeitsplatz an Messorten und in Messrichtungen durchzuführen, die denen bei der Kennwertermittlung
entsprechen.

6.1.4 Ankopplung der Beschleunigungsaufnehmer


6.1.4.1 Allgemeines
Die Beschleunigungsaufnehmer sollten starr an die zu Schwingungen angeregte Fläche angekoppelt werden.
Anhang D enthält Einzelheiten zu einigen Ankopplungsverfahren. Es ist ein Verfahren zu wählen, das eine
ausreichende Befestigung an der zu Schwingungen angeregten Fläche bietet, den Betrieb der Maschine nicht
behindert und keine Auswirkungen auf das Schwingungsverhalten der vibrierenden Fläche hat. Das anzuwen-
dende Ankopplungsverfahren hängt von den jeweiligen Messbedingungen ab; jedes Verfahren hat seine
Vor- und Nachteile.
Der Frequenzgang des Ankopplungssystems sollte über den zu messenden Frequenzbereich frequenzunab-
hängig sein, d. h. die Ankopplung sollte weder abschwächen noch verstärken und außerdem in dem Frequenz-
bereich keine Resonanzen aufweisen. Das Ankopplungssystems sollte an der zu Schwingungen angeregten
Fläche sicher befestigt werden, und alle Befestigungen sollten vor und nach der Messung kontrolliert werden.
Die Anbringung von Beschleunigungsaufnehmern an einer Maschine oder einem handgehaltenen Werkstück
stört unweigerlich und hat Auswirkungen darauf, wie die Bedienperson arbeitet. Die Schwingungsaufnehmer
sollten so angebracht werden, dass die Bedienperson möglichst in gewohnter Weise arbeiten kann. Es ist
wichtig, vor den eigentlichen Messungen zu beobachten, wie die Maschine oder das Werkstück gegriffen wird,
um den besten Messort und die Ausrichtung der Beschleunigungsaufnehmer herauszufinden. Der oder die
Messorte und die Ausrichtung der Aufnehmer sollten im Ergebnisbericht angegeben werden.
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Es ist ganz wesentlich, jegliche Beeinträchtigung der Schalterbedienung oder des sicheren Betriebs der
Maschine zu vermeiden. Bei motorbetriebenen Maschinen ist es häufig der Fall, dass der beste Messort dort
liegt, wo sich der Hauptschalter befindet. Es ist sicherzustellen, dass die Bedienung der Schalter durch die
Schwingungsaufnehmer, ihre Befestigungen oder Leitungen weder im ersten Moment noch im weiteren Verlauf
des Maschinengebrauchs behindert wird.
6.1.4.2 Ankopplung an Flächen mit elastischem Überzug
Wenn der Handgriff einer Maschine einen weichen Überzug hat, wird das Übertragungsverhalten des Über-
zugs von der Kraft bestimmt, mit der das Ankopplungssystem befestigt ist. In solchen Fällen ist sicherzustellen,
dass die Messung der Schwingungen durch das elastische Material nicht beeinflusst wird. Wenn der Überzug
nicht dazu bestimmt ist, die Schwingungsbelastung zu verringern,
– ist entweder das elastische Material unter den Schwingungsaufnehmern zu entfernen oder
– sind die Aufnehmer mit einer solchen Kraft zu befestigen, dass das elastische Material vollständig zusammen-
gedrückt wird.
In den meisten Fällen ist diese Vorgehensweise ausreichend, sie erfasst jedoch nicht das Übertragungsverhalten
des elastischen Überzugs.
Im Allgemeinen sind elastische Überzüge an den Handgriffen von Maschinen nicht dazu bestimmt, die Schwin-
gungen zu verringern, sondern eine günstige Griffoberfläche zu bieten. Elastische Überzüge haben üblicher-
weise keine Auswirkung auf den Betrag der frequenzbewerteten Schwingung.
Wenn der elastische Überzug eventuell eine gewisse Verringerung der Schwingungsbelastung bietet, z. B.
wenn er aus einer dicken Lage eines elastischen Materials besteht, dann ist der Schwingungsaufnehmer an
einem Adapter zu befestigen (siehe D.2.4), der von der Bedienperson mit der Hand in der üblichen Art zu
greifen gegen die zu Schwingungen angeregte Fläche gedrückt wird (Der Adapter darf an seiner Position fixiert
werden, indem Klebeband um ihn und den Maschinengriff leicht herumgewickelt wird.). Diese Art der Messung
ist schwierig, aber sie kann die tatsächliche Schwingungseinwirkung besser wiedergeben.
ANMERKUNG Bei nicht sorgsam ausgewähltem elastischen Material kann es vorkommen, dass die Schwingungen bei
bestimmten Frequenzen verstärkt werden.

6.1.4.3 Ankopplung an Griffe oder Greifstellen aus leichtem, nachgiebigem Material


Bei Maschinengriffen oder Greifstellen aus leichtem, nachgiebigem Material, wie z. B. Seitengriffe aus Kunst-
stoff an einigen Schwingschleifern und Schleifmaschinen, dürfen leichte Beschleunigungsaufnehmer auf die
Oberfläche dieses Materials geklebt werden.

6.1.5 Masse des Schwingungsaufnehmers


Die Anbringung von Beschleunigungsaufnehmern an eine zu Schwingungen angeregte Fläche hat darauf
Auswirkungen, wie die Fläche schwingt. Je größer die an die Fläche angekoppelte Masse ist, desto größer ist
diese Auswirkung. Wenn die Gesamtmasse des oder der Beschleunigungsaufnehmer und des Ankopplungs-
systems klein (kleiner als 5 %) im Vergleich zur Masse der Maschine, des Maschinengriffs oder handgehaltenen
Werkstücks ist, woran es befestigt wird, kann diese Auswirkung vernachlässigt werden.
ANMERKUNG Es gibt praxistaugliche Systeme zur Messung aller drei Komponenten von weniger als 30 g.
Wenn Unklarheit über das Ausmaß der Auswirkung der Aufnehmermasse besteht, sollte der folgende Versuch
durchgeführt werden:
a) An den Maschinengriff oder das handgehaltene Werkstück sind der oder die Beschleunigungsaufnehmer
anzubringen und die Schwingungsamplitude zu messen.
b) Die Messung ist mit einer Zusatzmasse zu wiederholen, die der des Aufnehmers ähnlich ist und dicht neben
den Beschleunigungsaufnehmer an der Maschine bzw. dem Werkstück befestigt wird.
c) Wenn sich die Schwingungsamplituden bei den beiden Messungen merklich unterscheiden, sollte ein
leichterer Beschleunigungsaufnehmer oder ein leichteres Ankopplungssystem verwendet werden.

6.1.6 Messung aller drei Komponenten


Die Messung aller drei Schwingungskomponenten in den Richtungen des in ISO 5349-1 definierten auf das
Messobjekt bezogenen Koordinatensystems wird bevorzugt. Es gibt aber auch Situationen, in denen triaxiale
Messungen entweder nicht möglich oder nicht notwendig sind. In solchen Fällen ist es nach ISO 5349-1
erforderlich, dass die Ergebnisse einaxialer oder biaxialer Messungen mit einem Faktor multipliziert werden,
um eine Abschätzung des Schwingungsgesamtwertes zu erhalten.
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Der zu verwendende Faktor sollte zwischen 1,0 bei Maschinen mit einer einzigen stark ausgeprägten dominieren-
den Schwingungsrichtung und 1,7 für den Fall liegen, dass die Schwingungswerte in allen drei Richtungen unge-
fähr gleich groß sind (Eine Schwingungsrichtung ist dominant, wenn die Schwingungswerte in den beiden nicht
dominierenden Richtungen jeweils weniger als 30 % des Wertes in der dominierenden Richtung betragen.). Wenn
einaxiale Messungen auszuführen sind, muss die Messrichtung die dominierende Schwingungsrichtung sein.
BEISPIEL 1 Wenn sich die Ausrichtung eines Werkstücks in den Händen der Bedienperson ständig ändert (z. B. beim
Schleifen kleiner Bauteile an einer ortsfesten Schleifmaschine), kann eine einzige einaxiale Messung ausreichen, um eine
repräsentative Abschätzung der Schwingungsbelastung zu erhalten. Der Schwingungsgesamtwert ist
2 2 2
a hv = a hwx + a hwy + a hwz

In diesem Beispiel ist die Abschätzung des Schwingungsgesamtwertes aus einem einzigen Beschleunigungsmesswert
ahw,gemessen zu errechnen, von dem angenommen wird, dass er für die Schwingungen in allen drei Richtungen des auf das
Werkstück bezogenen Koordinatensystems repräsentativ ist:
2 2 2
a hv = a hw,gemessen + a hw,gemessen + a hw,gemessen
= 3 a hw,gemessen = 1,73 a hw,gemessen
Das Messergebnis sollte demnach mit dem Faktor 1,73 (gerundet auf 1,7) multipliziert werden, um die Abschätzung des
Schwingungsgesamtwertes zu erhalten. Der Schwingungsgesamtwert beträgt also etwa das 1,7fache des in einer einzigen
Richtung gemessenen Schwingungswertes.
BEISPIEL 2 Voruntersuchungen an einem Aufbruchhammer ergaben, dass die Schwingungen in der vertikalen Richtung
dominieren und dass diejenigen in den anderen Richtungen jeweils stets weniger als 30 % der Beschleunigung ahw,dominant
in der dominierenden Richtung betragen. In diesem Fall ist der Schwingungsgesamtwert
2 2 2
a hv = a hw,dominant + ( 0,3 a hw,dominant ) + ( 0,3 a hw,dominant )
2
= 1 + 2 × 0,3 a hw,dominant = 1,086 a hw,dominant

Das Messergebnis sollte demnach mit dem Faktor 1,086 (gerundet auf 1,1) multipliziert werden. Der Schwingungsgesamt-
wert beträgt also etwa das 1,1fache des Schwingungswertes in der dominierenden Richtung.

6.1.7 Messung der Komponenten gleichzeitig und nacheinander


Es wird bevorzugt, alle drei Schwingungskomponenten gleichzeitig zu messen. Einige Messgeräte gestatten
jedoch nur einkanalige Messungen; des Weiteren kann es bei sehr leichten Messobjekten ratsam sein, in jeder
Schwingungsrichtung einzeln zu messen (Messung der Komponenten nacheinander), da es notwendig ist
sicherzustellen, dass die Gesamtmasse der Beschleunigungsaufnehmer und des Ankopplungssystems klein
im Vergleich zur Masse der Maschine, des Maschinengriffs oder des handgehaltenen Werkstücks ist.
Wenn die Messungen nacheinander erfolgen, ist es wesentlich sicherzustellen, dass die Betriebsbedingungen
während der drei Schwingungsmessungen in der x-, y- und z-Richtung unverändert bleiben.

6.1.8 Frequenzbewertung
Einzelheiten zu den Parametern der Frequenzbewertung sind in ISO 5349-1 und ISO 8041 angegeben.
Die Frequenzbewertung kann erreicht werden
– mit analogen Filtern,
– durch digitale Filterung des Zeitsignals,
– durch Anwendung der Bewertungsfaktoren auf das Spektrum aus einer Terzband- (oder schmalbandigeren
Frequenz-)Analyse.
Es ist wichtig, dass digitale Verfahren, wie z. B. digitale Filterung und FFT-Analyse (schnelle Fourier-Trans-
formation), tatsächlich in der Lage sind, über den gesamten Frequenzbereich der Terzbänder von 6,3 Hz bis
1250 Hz korrekte Analysen durchzuführen. Die Analysen sollten eine ausreichende Auflösung bei tiefen
Frequenzen sowie eine hohe Abtastrate haben, um bei hohen Frequenzen das Signal korrekt zu verarbeiten.
Darüber hinaus ist es wichtig, dass FFT-Analysen geeignete Fensterfunktionen für das Zeitsignal verwenden.
Bei Maschinen mit kontinuierlichem Betrieb, wie solchen mit Drehbewegung (mit und oder gleichzeitiger
Schlagwirkung), ist die Hanning-Fensterfunktion häufig geeignet. Bei Maschinen, deren Betrieb mit kurzen
Stößen verbunden ist und bei denen die Impulsrate (Stoßimpulse je Sekunde) weniger als das 10fache der
Analysierbandbreite (Analysierschärfe) der Schmalbandanalyse beträgt, sollten andere Fensterfunktionen
erwogen werden. Bei sehr kleinen Impulsraten, wenn die Impulsrate z. B. gleich oder sogar kleiner als die
Analysierbandbreite ist, wird eine Analyse mit Einzeltriggerung und Exponentialfenster empfohlen.
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6.1.9 Verwendung von Datenaufzeichnungsgeräten


Die Aufzeichnung des Schwingungssignals kann oft von Nutzen sein, da es dann möglich ist, ein und dieselben
Daten auf eine Vielzahl verschiedener Weisen auszuwerten.
Die Datenaufzeichnung kann nach analogen oder digitalen Aufzeichnungsverfahren erfolgen. Auf jeden Fall
muss die Datenaufzeichnung einen ausreichenden Dynamikbereich haben, um sicherzustellen, dass die
Schwingungssignale über den gesamten Frequenzbereich verlässlich aufgezeichnet werden können. Analoge
Datenaufzeichnungsgeräte haben häufig einen Dynamikbereich von 40 dB bis 50 dB, was in der Regel dazu
führt, dass die niederfrequenten Komponenten des Beschleunigungssignals im Rauschen des Magnetbandes
untergehen. Digitale Systeme bieten bessere Dynamikeigenschaften, obwohl auch hier Sorgfalt darauf zu
verwenden ist, den zur Verfügung stehenden Bereich optimal auszunutzen.
Einige analoge sowie auch digitale Aufzeichnungssysteme arbeiten mit Datenkompression, um den von den
Daten beanspruchten Platz zu verkleinern; eine Kompression sollte vermieden werden, sofern nicht bewiesen
werden kann, dass solche Systeme alle Signalinformationen erhalten.
Messeinrichtungen, die ein Datenaufzeichnungsgerät enthalten, sollten die Anforderungen nach ISO 8041 erfüllen.

6.1.10 Messbereich
Die meisten Messgeräte gestatten es dem Anwender, die größte vom Gerät messbare Beschleunigungs-
amplitude einzustellen. Diese Einstellung legt den aktuellen Messbereich des Gerätes fest. Wenn der Anwender
den Messbereich des Gerätes einzustellen hat, kann der geeignete Messbereich durch Probemessungen
bestimmt werden. Um den besten Signal-Störgeräusch-Abstand zu erhalten, ist der niedrigstmögliche Mess-
bereich zu wählen, in dem keine Übersteuerung auftritt.

6.1.11 Mittelungsdauer
Die Schwingungen sollten über die Zeitspanne des gewöhnlichen Maschinengebrauchs oder über die
Zeitspanne der Berührung eines handgehaltenen Werkstücks gemittelt werden. Dabei sollte der Intervall-
Effektivwert über eine oder mehrere vollständige Tätigkeiten oder Arbeitszyklen verwendet werden.
Der gleitende Effektivwert sollte nur dann verwendet werden, wenn die Schwingungsmesseinrichtung keinen
Intervall-Effektivwert bilden kann und das Schwingungssignal so wenig schwankt, dass eine zuverlässige
Ermittlung eines mittleren Schwingungswertes möglich ist.

6.2 Quellen der Messunsicherheit bei Schwingungsmessungen


6.2.1 Leitungsstecker
Das häufigste Problem bei der Messung von Hand-Arm-Schwingungen liegt darin, sicherzustellen, dass der
Beschleunigungsaufnehmer und die Signalleitung zuverlässig miteinander verbunden bleiben. Ganz allgemein
sollte sorgfältig darauf geachtet werden, dass alle Leitungsverbindungen gesichert und die Leitungen in keiner
Weise beschädigt sind. Insbesondere ist sehr sorgfältig darauf zu achten, dass am Beschleunigungsaufnehmer
weder die Leitung noch der Stecker unzulässigen Belastungen ausgesetzt wird, wenn mit der Maschine oder
dem handgehaltenen Werkstück gearbeitet wird.
Fehlerhafte Signalverbindungen können zum Signalverlust führen, wodurch der Anschein erweckt wird, dass
keine Schwingungen vorliegen. Ein Wackelkontakt kann sich als wiederholter Gleichspannungsversatz zeigen,
und dazwischen ist das Messsignal normal.
Durch fehlerhafte Verbindungen der Abschirmung (Mantel) können elektrische Einstreuungen in die Leitung
gelangen, wodurch hohe Anzeigewerte bei der Netzfrequenz erzeugt werden. Bei elektrischen Maschinen, bei
denen die dominierende Frequenz der Schwingungen in der Regel gleich der Netzfrequenz oder ihren Harmoni-
schen ist, kann es schwierig sein, diesen Fehler aufzudecken. Bei piezoelektrischen Beschleunigungsaufneh-
mern, die an Vorverstärker mit hohem Eingangswiderstand angeschlossen sind, können durch eine Unter-
brechung der Erdung der Abschirmung Einstreuungen der Netzfrequenz mit sehr deutlichen Auswirkungen in die
Leitung gelangen (Netzbrummen).

6.2.2 Elektromagnetische Störungen


Es ist wichtig, elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder, die die Schwingungsmessung
beeinflussen können, zu vermeiden. Bei induktiv und kapazitiv induzierten Störsignalen können die Auswirkungen
von nicht vermeidbaren elektromagnetischen Feldern durch folgende Maßnahmen vermindert werden:
– Verwendung abgeschirmter Leitungen,
– Verwendung verdrillter Leitungen,
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– Erdung der Abschirmung (Mantel) der signalführenden Leitung auf nur einer Seite, üblicherweise am
Verstärker,
– erdsymmetrischer Anschluss des Schwingungsaufnehmers (z. B. Verwendung eines Differenzverstärkers),
– Verlegung der signalführenden Leitungen nicht parallel zu Stromversorgungsleitungen,
– elektrische Isolation zwischen dem Beschleunigungsaufnehmer und der zu Schwingungen angeregten
Fläche.
6.2.3 Triboelektrischer Effekt
Die Messleitungen, insbesondere von Messgeräten mit hohem Innenwiderstand (wie z. B. piezoelektrische
Beschleunigungsaufnehmer), sollten keiner Schwingungsbelastung mit hoher Amplitude ausgesetzt werden,
da durch die Deformationen elektrische Signale erzeugt werden. Daher sollten signalführende Leitungen dicht
neben dem Beschleunigungsaufnehmer an der zu Schwingungen angeregten Fläche befestigt werden, z. B.
mit Klebeband. Bei druckluftbetriebenen Handmaschinen ist es im Allgemeinen günstig, die Leitungen in regel-
mäßigen Abständen am Luftzuführungsschlauch zu fixieren.
6.2.4 Nullpunktverschiebung
Wenn auf piezoelektrische Schwingungsaufnehmer Beschleunigungen hoher Frequenz und sehr hoher
Amplitude einwirken (wie z. B. bei Maschinen mit Schlagwerk, die keine Schwingungsdämpfung haben), kann
das eine Nullpunktverschiebung (Nulllinienverschiebung, DC-Shift) hervorrufen, d. h. das Schwingungssignal
wird in der Weise verzerrt, dass eine zusätzliche, unrichtige tieffrequente Komponente in dem Signal erscheint.
Diese Verzerrung durch die Nullpunktverschiebung tritt im Schwingungsaufnehmer auf und entsteht durch die
Anregung von transienten Schwingungen, deren Amplitude für den Aufnehmer zu groß ist, sodass das
piezoelektrische System mechanisch überlastet wird. Eine Nullpunktverschiebung kann durch ein mechanisches
Filter verhindert werden, siehe Anhang C.
Eine Nullpunktverschiebung zeigt sich am deutlichsten im tieffrequenten Bereich unterhalb der Schlag-
frequenz, daher lässt sich eine Nullpunktverschiebung gewöhnlich durch eine Frequenzanalyse des
Schwingungssignals nachweisen. Die Frequenzanalyse zeigt, dass durch die Verzerrung unrealistisch hohe
Werte für die tieffrequenten Schwingungen entstehen können. Ein Indikator für das Auftreten einer Nullpunkt-
verschiebung kann bestimmt werden, wenn der Effektivwert der unbewerteten Beschleunigung a in einen
Schwingweg d mit Hilfe der Beziehung d = a/(40 f 2) umgerechnet wird ( f ist die Mittenfrequenz des Analysier-
bandes). Wenn der derart aus dem Beschleunigungsspektrum berechnete Schwingweg deutlich größer als die
beobachtete Bewegung des Aufnehmers ist (z. B. größer als das Doppelte der beobachteten Bewegung), ist
wahrscheinlich eine Nullpunktverschiebung aufgetreten.
Wenn eine Nullpunktverschiebung aufgetreten ist, lässt sich das an den tieffrequenten Komponenten des
Schwingungssignals erkennen. Die Verzerrung durch die Nullpunktverschiebung hat jedoch Auswirkungen auf
das ganze Schwingungsspektrum. Daher sollte jede Messung, die Anzeichen einer Nullpunktverschiebung
aufweist, verworfen werden, und Werte der frequenzbewerteten Schwingung sollten nicht aus derartigen
Spektren bestimmt werden, auch nicht wenn die tieffrequenten Spektralbänder ausgelassen oder modifiziert
werden.

6.3 Funktionskontrolle und Nachprüfung der Messkette


6.3.1 Regelmäßige Funktionskontrolle
Sowohl vor als auch nach jeder Messreihe ist die Messkette mit einem Schwingungskalibrator (Referenz-
Schwingungsquelle), der eine bekannte harmonische Beschleunigung bei einer bekannten Frequenz erzeugt,
über alles zu kontrollieren.
ANMERKUNG In der Praxis ändert sich die Empfindlichkeit von Beschleunigungsaufnehmern selten während einer
Messung, sie können aber mechanisch beschädigt werden. Daher sollten Änderungen der Empfindlichkeit notiert und die
Messungen, sofern nötig, verworfen werden.

6.3.2 Routinemäßige Nachprüfung des Messsystems


Die Eigenschaften des Messsystems sollten regelmäßig (z. B. alle 2 Jahre) nachgeprüft werden. Diese Nach-
prüfungen sollten sicherstellen, dass die Messeinrichtung unter Einhaltung der Fehlergrenzen nach ISO 8041
arbeitet (siehe auch DIN 45671-3).
Über die regelmäßige Nachprüfung hinaus sollte das Messsystem nach rauhem Umgang mit einem wesent-
lichen Teil der Messkette einer Nachprüfung unterzogen werden. Die Ergebnisse solcher Nachprüfungen sind
zu dokumentieren.
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7 Unsicherheit bei der Ermittlung der Tages-Schwingungsbelastung


7.1 Unsicherheit bei der Messung der Beschleunigung
Die Messunsicherheit der auf die Bedienpersonen einwirkenden Schwingungen wird von Faktoren wie den
folgenden beeinflusst, die für jede einzelne Messung gelten:
– Genauigkeit der Messeinrichtung,
– Kalibrierung,
– elektrische Störungen,
– Ankopplung der Beschleunigungsaufnehmer,
– Masse der Beschleunigungsaufnehmer,
– Anordnung der Beschleunigungsaufnehmer,
– Änderungen gegenüber dem gewöhnlichen Gebrauch der Maschine sowie Änderungen der Handhaltung
und der aufgebrachten Kräfte aufgrund der Messdurchführung (d. h. wegen der angebrachten Beschleuni-
gungsaufnehmer und ihrer Leitungen),
– Änderungen der Arbeitsweise als Reaktion der Bedienperson, dass mit ihr Messungen durchgeführt
werden.
Zusätzlich wird die Unsicherheit der Ermittlung der Schwingungsbelastung von Änderungen wie den folgenden
beeinflusst, die im Verlauf eines Arbeitstages erfolgen:
– Änderungen der Betriebsbedingungen der Maschine oder des eingesetzten Werkzeugs (z. B. können durch
eine andere Schleifscheibe an einer Schleifmaschine ganz andere Schwingungen auf die Bedienperson
einwirken),
– Änderungen der Haltung und der aufgebrachten Kräfte,
– Änderungen der Eigenschaften des Materials, das bearbeitet wird.
ANMERKUNG 1 Die Messunsicherheit aufgrund der Messeinrichtung und ihrer Kalibrierung, elektrischer Störungen
sowie der Ankopplung und der Masse der Beschleunigungsaufnehmer ist in der Regel kleiner als die Unsicherheit aufgrund
der Auswahl des Messortes und der Streuung der Arbeitsbedingungen.
ANMERKUNG 2 Wenn die Vorgeschichte der Schwingungsbelastung einer Bedienperson untersucht wird, ist es
erstrebenswert, soweit möglich die Schwingungen von Maschinen und eingesetzten Werkzeugen unterschiedlichen Alters
und Wartungszustandes zu messen.
ANMERKUNG 3 Wenn der Zweck der Messung darin besteht, die Schwingungsbelastung durch eine bestimmte Arbeits-
aufgabe zu ermitteln, können Unterschiede zwischen den Bedienpersonen (unterschiedliche Fachkenntnis, Körperbau
usw.) ebenfalls eine Quelle der Messunsicherheit sein (siehe 7.3).

7.2 Unsicherheit bei der Messung der Einwirkungsdauer


Die Unsicherheit bei der Abschätzung der Einwirkungsdauer wird von der Unsicherheit folgender Faktoren
beeinflusst:
– Messung der Einwirkungsdauer,
– Abschätzung der Anzahl der Arbeitszyklen je Tag,
– von den Bedienpersonen abgegebene Abschätzung der Einwirkungsdauer (siehe Anhang B). Fehl-
einschätzungen können sowohl von der falschen Interpretation der Frage (Unterscheidung zwischen
Maschinengebrauch und tatsächlicher Schwingungseinwirkung) als auch von der ungenauen Abschätzung
der Dauer herrühren, während der Schwingungen einwirken (siehe 5.5).

7.3 Erfassung der Messunsicherheit


Die Quellen der Messunsicherheit sind von der jeweiligen Tätigkeit abhängig. Derjenige, der die Messung
ausführt, sollte die Hauptquellen ermitteln (bei Schleifmaschinen z. B. die Unwucht der Schleifscheibe) und
mehrere Messungen durchführen, um für die Hauptquellen der Messunsicherheit das Ausmaß der Unsicher-
heit zu bestimmen und die Standardabweichung zu berechnen (z. B. kann es nützlich sein, an einer Schleif-
maschine mit Schleifscheiben unterschiedlicher Unwucht zu messen).
Wenn der Zweck der Messung nicht darin besteht, die Schwingungsbelastung einer bestimmten Bedienperson,
sondern diejenige durch eine bestimmte Arbeitsaufgabe zu ermitteln, sollte sich diese Ermittlung nach Möglich-
keit auf Messungen mit mindestens drei verschiedenen Bedienpersonen stützen. Als Ergebnis ist der arithme-
tische Mittelwert dieser Messungen anzugeben; die Standardabweichung sollte ebenfalls notiert werden.
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EN ISO 5349-2:2001

8 Berechnung der Tages-Schwingungsbelastung


In der Regel resultiert die Tages-Schwingungsbelastung einer Bedienperson aus einer Vielzahl von Tätigkeiten.
Für jede Tätigkeit i ist der Schwingungsgesamtwert ahvi und die Dauer Ti der Schwingungseinwirkung
(Belastungsabschnitt) dieser Quelle zu messen. Die Tages-Schwingungsbelastung A(8) in m/s2 ist folgender-
maßen zu ermitteln:
n
1
∑ ahvi Ti
2
A( 8) = ----- (1)
T0
i=1
Dabei ist:
T0 Bezugsdauer von 8 h (28 800 s);
n Anzahl der Tätigkeiten.
Um den Vergleich zwischen verschiedenen Tätigkeiten zu erleichtern und den Einzelanteil einer bestimmten
Tätigkeit an der Tages-Schwingungsbelastung A(8) zu ermitteln, kann es nützlich sein, die Teil-Schwingungs-
belastung Ai (8) der jeweiligen Tätigkeit auf folgende Weise zu berechnen:
Ti
A i ( 8 ) = a hvi ----- (2)
T0
Die Tages-Schwingungsbelastung ergibt sich dann zu
n
2
A( 8) = ∑ Ai ( 8 ) (3)
i=1
A(8) sollte für jede Hand der Bedienperson einzeln bestimmt werden.
Die Unsicherheit bei der Ermittlung von A(8) ist oft hoch (z. B. 20 % bis 40 %). Daher sollten Werte von A(8) im
Allgemeinen nicht auf mehr als zwei signifikante Stellen angegeben werden.
Anhang E enthält Beispiele aus der Praxis zur Berechnung der Tages-Schwingungsbelastung.

9 Ergebnisbericht
Der Ergebnisbericht muss auf diesen Teil von ISO 5349 verweisen und anwendungsabhängig die folgenden
Angaben enthalten:
a) Allgemeine Angaben:
– Firma/Auftraggeber,
– Zweck der Messung (z. B. Ermittlung der Schwingungsbelastung einzelner Bedienpersonen, von
Gruppen, Bewertung von Schutzmaßnahmen, epidemiologische Untersuchung),
– Datum der Messung,
– Name der Bedienperson(en), deren individuelle Schwingungsbelastung ermittelt wurde,
– Name desjenigen, der die Messungen und die Auswertung durchgeführt hat;
b) Umgebungsbedingungen am Arbeitsplatz:
– Ort der Messung (z. B. in Räumen, im Freien, Betriebsgelände),
– Temperatur,
– Nässe,
– Lärm;
c) Informationen, die bei der Auswahl der Tätigkeiten, denen die Messung galt, herangezogen wurden (siehe 5.2);
d) täglicher Arbeitsablauf bei jeder untersuchten Tätigkeit:
– Beschreibung der Tätigkeiten, die einer Messung unterzogen wurden,
– verwendete Maschinen und eingesetzte Werkzeuge,
– verwendete Werkstoffe oder Werkstücke,
– zeitlicher Ablauf der Schwingungseinwirkung (z. B. Arbeitszeit, Pausen),
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EN ISO 5349-2:2001

– verwendete Angaben zur Bestimmung der Einwirkungsdauer an einem Tag (z. B. Arbeitssoll oder
Anzahl der Arbeitszyklen oder Bauteile je Tag, Einwirkungsdauer je Zyklus oder handgehaltenem
Werkstück);
e) Einzelheiten zu den Schwingungsquellen:
– technische Beschreibung der Maschine,
– Typ- oder Modellnummer,
– Alter und Wartungszustand der Maschine,
– Gewicht der handgehaltenen Maschine oder des handgehaltenen Werkstücks,
– schwingungsmindernde Maßnahmen an der Maschine, sofern vorhanden,
– Art des verwendeten Handgriffs,
– automatische Steuerungssysteme der Maschine (z. B. Drehmomentregelung bei Mutterndrehern),
– Leistung der Maschine,
– Drehzahl oder Schlagzahl,
– Modell und Typ der eingesetzten Werkzeuge,
– weitere Angaben (z. B. Unwucht von eingesetzten Werkzeugen);
f) Messeinrichtung:
– Einzelheiten zu den Messgeräten,
– Rückführung der Kalibrierung,
– Datum der letzten Nachprüfung,
– Ergebnisse der Funktionskontrolle,
– Ergebnisse von Untersuchungen der Störeinflüsse;
g) Messbedingungen bei der Ermittlung der Beschleunigung:
– Messorte und Messrichtungen (Ausrichtung der Aufnehmer) einschließlich einer Skizze mit Bemaßung,
– Ankopplungsverfahren der Schwingungsaufnehmer,
– Masse der Schwingungsaufnehmer und der Ankopplungvorrichtung,
– Betriebsbedingungen,
– Armhaltung und Handstellung (einschließlich Angabe, ob die Bedienperson Links- oder Rechtshänder ist),
– weitere Angaben (z. B. zu den Greif- und Andruckkräften);
h) Messergebnisse:
– frequenzbewertete Beschleunigung (ahwix , ahwiy und ahwiz) der Hand-Arm-Schwingungen in der x-, y-
und z-Richtung, möglichst für jede Tätigkeit,
– jeweilige Messdauer,
– sofern eine Frequenzanalyse durchgeführt wurde, die unbewerteten Spektren,
– sofern einaxiale oder biaxiale Messungen durchgeführt wurden, die Faktoren, mit denen eine Abschät-
zung des Schwingungsgesamtwertes gefunden wurde (einschließlich einer Erläuterung, warum ein-
bzw. biaxial gemessen wurde und warum die gewählten Faktoren gerechtfertigt sind);
i) Ergebnisse der Ermittlung der Tages-Schwingungsbelastung:
– Schwingungsgesamtwert ahvi für jede Tätigkeit,
– Dauer Ti der Schwingungseinwirkung (Belastungsabschnitt) bei jeder Tätigkeit,
– Teil-Schwingungsbelastung Ai (8) einer jeden Tätigkeit, sofern ermittelt,
– Tages-Schwingungsbelastung A(8),
– Bewertung der Unsicherheit der Ergebnisse der Tages-Schwingungsbelastung.
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EN ISO 5349-2:2001

Anhang A
(informativ)
Beispiele für Messorte

A.1 Einleitung
Es ist nicht immer praktikabel, die Messungen, wie in 6.1.4 beschrieben, in der Mitte der Greifzone an der oder
den Handflächen durchzuführen, über die die Schwingungen auf den Körper einwirken. Beispielsweise kann
es die Anordnung des Schalters bei Maschinen mit Spaten-, offenem Bogen- oder Pistolengriff unmöglich
machen, auf halber Länge des Handgriffs zu messen. In der Praxis muss deshalb der Messort in der Regel
neben der Hand liegen. Der Anbringungsort für die Beschleunigungsaufnehmer kann auch von der Anordnung
von Reglern und Schutzeinrichtungen für die Hand abhängig sein. In Bild A.1 sind Beispiele für Messorte an
einigen allgemein gebräuchlichen Maschinen gezeigt.

A.2 In Normen zur Schwingungskennwertermittlung verwendete Messorte


Tabelle A.1 führt beispielhaft die in ISO 8662-2 bis ISO 8662-14, ISO 7505 und ISO 7916 definierten Messorte
auf. Diese Normen legen Laborverfahren zur Messung der Schwingungen an den Handgriffen verschiedener
handgehaltener Maschinen zum Zwecke der Bestimmung der Schwingungskennwerte fest.
Die in Tabelle A.1 angegebenen Messorte stellen gute Lösungen dar, sind aber nicht in jedem Fall zur
Messung der Schwingungsbelastung geeignet. Der Zweck einer Messung der Schwingungsbelastung unter-
scheidet sich ganz erheblich von dem einer Schwingungskennwertermittlung. Bei der Ermittlung der
Schwingungsbelastung müssen die Beschleunigungsaufnehmer dort angesetzt werden, wo die Hand tatsäch-
lich die Maschine hält und nicht wo sie bei einer Kennwertermittlung gehalten wird. Der wesentliche Grundsatz
der Normen zur Schwingungskennwertermittlung besteht darin, dass in der Hauptgreifzone gemessen wird, in
der die Bedienperson die Maschine üblicherweise hält und die Andruckkraft aufbringt. Die Normen zur
Kennwertermittlung legen im Allgemeinen nur einen Messort und eine Messrichtung fest.
Die in Tabelle A.1 aufgeführten Beispiele gelten für Maschinen mit harten Griffen oder Greifstellen (für
elastisch angebrachte Handgriffe siehe 6.1.4).
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EN ISO 5349-2:2001

Bild A.1 – Beispiele für praktische Messorte an einigen allgemein gebräuchlichen Maschinen
EN ISO 5349-2:2001
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Tabelle A.1 – In Normen zur Schwingungskennwertermittlung an motorbetriebenen Maschinen verwendete Anordnung der Beschleunigungsaufnehmer
ISO- Detailanforderungen an die
Maschinenart Anordnung der Beschleunigungsaufnehmer
Norm Kennwertermittlung

8662-2 Meißelhämmer Offener Bogengriff Pistolengriff Zu umgreifendes Gerät Der Schwingungsaufnehmer ist üblicher-
Niethämmer oder Spatengriff weise an einer Stelle auf halber Länge des
Hauptgriffs anzubringen, an der die Andruck-
kraft aufbracht wird.
8662-14 Steinbearbeitungs- Bei Maschinen mit offenem Bogengriff, mit
maschinen Spaten- oder mit Pistolengriff kann dieser
Nadelentroster Messort wegen des Schalters unzugänglich
sein. In diesem Fall ist der Schwingungs-
aufnehmer dem Handballen so nah wie mög-
8662-3 Gesteinsbohr- Gesteinsbohrmaschine Schwerer Bohrhammer Leichter Bohrhammer
lich zwischen Daumen und Zeigefinger oder
maschinen
der Stelle auf halber Länge des Griffs so nah
Bohrhämmer
wie möglich anzubringen.
Bei Maschinen mit zwei symmetrischen Hand-
griffen ist der Schwingungsaufnehmer an dem
Handgriff ohne Schalter zu befestigen.
Bei Maschinen ohne Schwingungsdämpfung
ist es ausreichend, die Kennwertermittlung
8662-5 Aufbruchhämmer Spatenhammer Aufbruchhammer Schlagbohrmaschine parallel zur Schlagrichtung oder Bohrerachse
Spatenhämmer vorzunehmen.

8662-6 Schlagbohr-
maschinen

8662-9 Stampfer Stampfer


Tabelle A.1 (fortgesetzt)

ISO- Detailanforderungen an die


Maschinenart Anordnung der Beschleunigungsaufnehmer
Norm Kennwertermittlung

8662-4 Schleifmaschinen Winkelschleifer Winkelschleifer Messungen sind an beiden Handgriffen


durchzuführen, wobei an jeden Handgriff
zwei Schwingungsaufnehmer angesetzt
werden. Die Schwingungsaufnehmer sind
vorzugsweise auf der Unterseite der Hand-
griffe anzuordnen und symmetrisch bezüg-
lich der Stelle auf dem Griff zu befestigen,
die die Bedienperson üblicherweise mit der
Hand greift (60 mm vom Ende des Griffs ent-
Vertikalschleifer Geradschleifer
fernt).
Die Schwingungsaufnehmer sind rechtwink-
lig zur Griffoberfläche zu befestigen.

8662-7 Schrauber Gerade Ausführung Abgewinkelte Ausführung Die Messungen sind an den Messorten (wie
Schraubendreher in den Bildern dargestellt) an dem oder den
Mutterndreher Handgriffen durchzuführen, an denen die Be-
dienperson die Maschine üblicherweise hält.
Der Schwingungsaufnehmer ist üblicher-
weise auf halber Länge des Handgriffs anzu-
bringen. Sollte das wegen des Schalters
nicht möglich sein, ist der Schwingungsauf-
nehmer so dicht wie möglich an diese Stelle
zu platzieren.
Pistolengriff Spatengriff Bei Maschinen mit geradem Hauptgriff ist der

EN ISO 5349-2:2001
Schwingungsaufnehmer in der Weise anzu-
bringen, dass die Messung der Beschleuni-
gung auf der Oberfläche der Maschine in
einer Richtung tangential zur Motorachse
erfolgt. Der Schwingungsaufnehmer ist der

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Oberfläche der Maschine so nahe wie
möglich anzubringen.
EN ISO 5349-2:2001
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Tabelle A.1 (fortgesetzt)

ISO- Detailanforderungen an die


Maschinenart Anordnung der Beschleunigungsaufnehmer
Norm Kennwertermittlung

8662-8 Poliermaschinen Exzenterschleifer Schwingschleifer Messungen sind sowohl am Gehäuse als


Schwingschleifer auch an den Handgriffen (sofern vorhanden)
durchzuführen, wo die Bedienperson die
Maschine üblicherweise hält und die Andruck-
kraft aufbringt. Wenn die Maschine jedoch so
konstruiert ist, dass sie an einem Knauf am
Gehäuse der Maschine gehalten wird statt am
Gehäuse, sind die Messungen an dem Knauf
durchzuführen.
Winkelschleifer/ Vertikalschleifer/
Winkelpoliermaschine Vertikalpoliermaschine Bei Schleif- und Poliermaschinen mit zwei
Handgriffen sind Messungen an beiden
Handgriffen durchzuführen. Bei kleinen Win-
kelschleifern und Poliermaschinen aber, bei
denen das Motorgehäuse gehalten wird, ist
das Gehäuse wie ein Handgriff zu betrachten.
Der oder die Schwingungsaufnehmer an den
Handgriffen (falls vorhanden) sind auf halber
Länge der Griffe und vorzugsweise auf der
Unterseite zu befestigen.

8662-10 Knabber Knabber Messungen sind am Hauptgriff durchzufüh-


Schermaschinen ren, an dem die Bedienperson die Maschine
üblicherweise hält und die Andruckkraft auf-
bringt.
Der Schwingungsaufnehmer ist üblicher-
weise auf der Unterseite des Handgriffs an
einer Stelle auf halber Länge des Griffs
anzubringen. Falls die Anordnung des Schal-
Schermaschine Schermaschine für Bogenschnitt ters dies unmöglich macht, muss der
Schwingungsaufnehmer der Hand so nahe
wie möglich zwischen Zeigefinger und Mittel-
finger angebracht werden.
Tabelle A.1 (fortgesetzt)

ISO- Detailanforderungen an die


Maschinenart Anordnung der Beschleunigungsaufnehmer
Norm Kennwertermittlung

8662-12 Sägen Oszillierende Kreissäge Feile Messungen sind am Hauptgriff durchzufüh-


Feilen Kreissäge ren, an dem die Bedienperson die Maschine
üblicherweise hält und die Andruckkraft auf-
bringt.
Der Schwingungsaufnehmer ist üblicher-
weise auf der Unterseite des Handgriffs an
einer Stelle auf halber Länge des Griffs
anzubringen. Falls die Anordnung des Schal-
Säbelsäge Säbelsäge mit Stichsäge ters dies unmöglich macht, muss der
Spatengriff Schwingungsaufnehmer der Hand so nahe
wie möglich zwischen Zeigefinger und Mittel-
finger angebracht werden.

8662-13 Geradschleifer Gerade Ausführung Abgewinkelte Ausführung Messungen sind am Hauptgriff mit zwei
mit Spannzange Schwingungsaufnehmern durchzführen, die
einen Abstand von 100 mm zueinander
haben.

8662-11 Nagler Messungen sind an dem Handgriff durch-


Klammerer zuführen, an dem die Bedienperson das Ein-
treibgerät üblicherweise hält und von dem
aus der Eintreibvorgang ausgelöst wird. Der

EN ISO 5349-2:2001
Schwingungsaufnehmer ist vor der Greif-
stelle zur Eintreibachse hin anzubringen, um
Behinderungen beim Greifen und Arbeiten
zu vermeiden.

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EN ISO 5349-2:2001
Seite 24
Tabelle A.1 (fortgesetzt)

ISO- Detailanforderungen an die


Maschinenart Anordnung der Beschleunigungsaufnehmer
Norm Kennwertermittlung

7505 Handkettensäge- Die Beschleunigungsaufnehmer sind den Hän-


maschinen den der Bedienperson so nahe wie möglich
anzusetzen, ohne die übliche Art zu greifen zu
stören. Der Schwerpunkt der Beschleuni-
gungsaufnehmer darf von der jeweiligen Hand
nicht weiter als 20 mm entfernt sein.

7916 Freischneidegeräte
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EN ISO 5349-2:2001

Anhang B
(informativ)
Ermittlung der Schwingungsbelastung über Zeitspannen, die länger als ein Tag sind

B.1 Einleitung
ISO 5349-1 legt die Ermittlung der Tages-Schwingungsbelastung an nur einem Arbeitstag fest. Die in ISO 5349-1
festgelegte Berechnung der Tagesbelastung ist nicht zur Anwendung auf Zeitspannen vorgesehen, die länger als
ein Tag sind, und die in Anhang C von ISO 5349-1:2001 angegebene Anleitung setzt Arbeitssituationen voraus,
bei denen sich die Schwingungseinwirkung von Tag zu Tag nicht ändert.
Bei einigen Arbeitssituationen kann es wünschenswert sein, die Schwingungsbelastung aus Werten zu bestim-
men, die über Zeitspannen ermittelt wurden, die länger als ein Tag sind. Bei manchen Arbeiten ändert sich
nämlich die Benutzungsdauer schwingungserzeugender Maschinen von Tag zu Tag erheblich (z. B. auf dem
Bau, im Schiffbau und bei der Reparatur). Es ist dann schwierig oder gar unmöglich, eintägige Arbeitsbeob-
achtungen oder -aufzeichnungen zur Ermittlung der typischen täglichen Einwirkungsdauer heranzuziehen.
Darüber hinaus können auch Werte von Nutzen sein, die die Gesamt-Schwingungsbelastung über
ausgedehnte Zeitabschnitte (z. B. die Lebenszeit) charakterisieren.
Dieser Anhang enthält beispielhaft Verfahren, die zur Ermittlung der Schwingungsbelastung über Zeitspannen
angewandt wurden, die länger als ein Tag sind. Wenn die Schwingungsbelastung über Zeitspannen, die länger
als ein Tag sind, ermittelt wird, dürfen die Ergebnisse nicht zur Bestimmung des Gesundheitsrisikos verwendet
werden. Wenn also derartige Ermittlungsverfahren angewandt werden, sollte auch die aktuelle Tages-Schwin-
gungsbelastung ermittelt und dokumentiert werden.

B.2 Abschätzung der typischen Tages-Schwingungsbelastung, wenn sich die


Schwingungseinwirkung von Tag zu Tag ändert
Wenn Schwingungen jeden Tag auf eine Bedienperson einwirken, sich die Schwingungseinwirkung jedoch von
Tag zu Tag ändert (z. B. auf dem Bau, wo eine Arbeitsaufgabe mehr als einen Tag in Anspruch nimmt), kann
es von Nutzen sein, typische Schwingungsbelastungen miteinander zu vergleichen, beispielsweise zur
Entwicklung von Schwingungsschutzstrategien. In einem solchen Fall ist Atypisch(8) eine Abschätzung der
typischen Tages-Schwingungsbelastung:
N
1
∑ Ad ( 8 )
2
A typisch ( 8 ) = ---- (B.1)
N
d=1
Dabei ist:
Ad(8) Tages-Schwingungsbelastung am Tag d;
N Anzahl der Werktage, über die gemittelt wird.
Wenn die Amplitude der Schwingungen jeden Arbeitstag gleich ist (d. h. jeden Tag mit derselben Maschine
gearbeitet wird), sich aber die Benutzungsdauer der Maschine von Tag zu Tag ändert, lautet die Gleichung:
td
A typisch ( 8 ) = a hv ----- (B.2)
T0
Dabei ist:
ahv Schwingungsgesamtwert dieser Tätigkeit;
T0 Bezugsdauer von 8 h (28 800 s);
td mittlere tägliche Einwirkungsdauer.
ANMERKUNG Diese Abschätzung geht davon aus, dass die Zeitabhängigkeit in der Berechnungsformel für A(8) auch für
Zeitspannen, die länger als ein Tag sind, gültig ist.

B.3 Vorgehen, wenn nicht an jedem Werktag Schwingungseinwirkungen erfolgen


Schwingungseinwirkungen können unregelmäßig erfolgen, wie bei Tätigkeiten, die nicht täglich ausgeführt
werden (z. B. Öfen putzen in Gießereien). In solchen Fällen sollten für die Tage, an denen eine Schwingungs-
belastung vorgelegen hat, die Tages-Schwingungsbelastung und die Anzahl der Arbeitstage je Woche, je
Monat oder je Jahr angegeben werden, an denen diese Schwingungsbelastung aufgetreten ist.
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EN ISO 5349-2:2001

Anhang C
(informativ)
Mechanische Filter

C.1 Allgemeines
Durch die sorgfältige Auswahl der Beschleunigungsaufnehmer (siehe 6.1.2) kann das Risiko des Auftretens
einer Verzerrung durch eine Nullpunktverschiebung bei piezoelektrischen Aufnehmern (siehe 6.2.4) verringert
werden. Bei der Messung an Maschinen mit Schlagwerk (mit und ohne Drehbewegung) sowie in Zweifelsfällen
empfiehlt es sich jedoch, zwischen den Schwingungsaufnehmer und die Schwingungsquelle ein mechani-
sches Filter zu setzen. Ein solches Filter vermindert den sehr hochfrequenten Anteil der impulshaltigen
Schwingungen und verhindert somit die mechanische Überlastung des piezoelektrischen Systems. Das
mechanische Filter hat die Wirkung eines Tiefpasses, der die Frequenzen abschwächt, die eine Nullpunkt-
verschiebung hervorrufen, während die Schwingungen in dem interessierenden Frequenzbereich nicht
beeinflusst werden.
ANMERKUNG Die Nullpunktverschiebung ist eine Verzerrung, die bei der Ladungserzeugung im piezoelektrischen
Beschleunigungsaufnehmer entstehen kann. Andere Aufnehmertypen, wie z. B. piezoresistive Beschleunigungsaufnehmer,
zeigen keine Nullpunktverschiebung. Daher ist der Einsatz von mechanischen Filtern zur Vermeidung einer Nullpunkt-
verschiebung nur dann notwendig, wenn piezoelektrische Beschleunigungsaufnehmer verwendet werden.
Ein weiterer Nutzen mechanischer Filter besteht darin, den Einfluss unerwünschter hochfrequenter
Schwingungen auf den Beschleunigungsaufnehmer zu verringern, sodass eine durch hochfrequente
Beschleunigungssignale verursachte Übersteuerung der Signalverarbeitungsgeräte verhindert wird oder dass
empfindlichere Aufnehmer verwendet werden können, als es ohne mechanisches Filter möglich wäre.

C.2 Auswahl
Ein mechanisches Filter muss zum Beschleunigungsaufnehmer passen; die Grenzfrequenz des mechani-
schen Filters wird von der Masse des Aufnehmers beeinflusst. Mechanische Filter werden von einigen
Aufnehmerherstellern angeboten, sie können aber auch aus geeignetem elastischen Material selbst
hergestellt werden. Bei leichten Schwingungsaufnehmern (etwa 2 g) ist in der Regel eine einfache dünne Lage
aus elastischem Material unter der Aufnehmerbefestigung ausreichend.
Das mechanische Filter sollte den Frequenzgang des Messsystems im interessierenden Frequenzbereich
nicht verändern, d. h. unterhalb von 1250 Hz sollten die Schwingungssignale weder verstärkt noch
abgeschwächt werden; darüber hinaus sollte die zusätzliche Masse des mechanischen Filters die
Schwingungseigenschaften der vibrierenden Fläche nicht verändern. Vergleichsmessungen mit und ohne
mechanisches Filter an einer Maschine, die keine Nullpunktverschiebung hervorruft, können zur Beurteilung
des Frequenzgangs eines mechanischen Filters herangezogen werden.
Das System aus mechanischem Filter und Schwingungsaufnehmer muss möglichst kompakt sein, um sicher-
zustellen, dass das Zentrum des Aufnehmers der zu Schwingungen angeregten Fläche so nahe wie möglich ist.
Es ist nicht ratsam, einen Triaxialaufnehmer an einem einzigen mechanischen Filter anzubringen.

C.3 Verwendung in Richtungen quer zur Schlagrichtung


Im Allgemeinen wird ein mechanisches Filter nur dazu gebraucht, eine Nullpunktverschiebung bei der
Messung der Beschleunigung in der dominierenden Schwingungsrichtung zu vermeiden, d. h. in der Schlag-
richtung von Maschinen mit Schlagwerk oder Einzelstoßerzeugung.
Wenn eine Nullpunktverschiebung in einer der nicht dominierenden Richtungen an Maschinen mit Schlagwerk
ein Problem darstellt, sollten mechanische Filter nur mit Vorsicht eingesetzt werden. In solchen Fällen können
nämlich mechanische Filter den Eindruck entstehen lassen, die Querempfindlichkeit des Aufnehmers habe
zugenommen, da er erhebliche Kippbewegungen ausführen kann. Beschleunigungsaufnehmer sollten so
angesetzt werden, dass die Richtung der geringsten Querempfindlichkeit parallel zur Schlagrichtung ist, um
die Auswirkungen von Kippbewegungen so gering wie möglich zu halten.
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Anhang D
(informativ)
Hinweise zur Ankopplung von Beschleunigungsaufnehmern

D.1 Einleitung
Zur Befestigung von Beschleunigungsaufnehmern an schwingenden Flächen sind verschiedene Ankopplungs-
verfahren entwickelt worden. In den Bildern D.1 bis D.4 sind einige Ankopplungsverfahren gezeigt und die
Umstände, unter denen sie angewandt werden können, sowie ihre Vor-und Nachteile angegeben. Die gewählten
Beispiele haben im interessierenden Frequenzbereich einen frequenzunabhängigen Frequenzgang. Weitere
Hinweise siehe ISO 5348.

D.2 Ankopplungsverfahren
D.2.1 Ankopplung über Gewindestift (anschrauben)
In die schwingende Fläche wird ein Loch mit Gewinde gebohrt. Der (oder die) Beschleunigungsaufnehmer wird
mit einem Standard-Gewindestift direkt an die Bohrung angekoppelt. Zusätzlich darf Kleber verwendet werden,
damit sich der Gewindestift nicht lockert.

Vorteile Nachteile

Günstiger Frequenzgang Die Oberfläche muss an der Berührungsstelle eben


Unbeeinflusst von der Oberflächentemperatur sein
Kann nicht an solchen handbedienten Maschinen
verwendet werden, bei denen die elektrische oder
pneumatische Sicherheit der Maschine beeinträch-
tigt werden kann

Bild D.1 – Ankopplung über Gewindestift (anschrauben)


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EN ISO 5349-2:2001

Vorteile Nachteile
Klebstoff Günstiger Frequenzgang Die Oberfläche muss an der Berüh-
rungsstelle eben und sauber sein
Keramikkleber/ Günstiger Frequenzgang Die Oberfläche muss an der Berüh-
Epoxidharzkleber Geeignet für unebene Oberflächen rungsstelle sauber sein

Bild D.2 – Ankleben


D.2.2 Ankleben
Zur Befestigung des Beschleunigungsaufnehmers an der schwingenden Fläche wird Klebstoff oder Epoxidharzkle-
ber verwendet. Üblicherweise wird ein (Wegwerf-)Adapterplättchen dazwischengesetzt, um den Beschleunigungs-
aufnehmer nicht direkt mit Kleber zu benetzen. Elastisch aushärtender Kleber sowie Wachs wird wegen der
geringen Ankopplungssteifigkeit, aus der häufig ein mäßiger Frequenzgang resultiert, nicht empfohlen.

D.2.3 Klemmvorrichtungen
Die Beschleunigungsaufnehmer werden an einen leichten Spannblock angekoppelt. Der Block wird von einem
biegsamen Band gegen die schwingende Fläche gedrückt. Spannbänder aus Metall oder Nylon wurden erfolg-
reich eingesetzt. Es sollten solche Kabelbinder aus Nylon genommen werden, die fest angezogen werden
können (wiederverwendbare Kabelbinder sind wegen ihrer groben Rasterung nicht geeignet). Es sollte mit
Sorgfalt sichergestellt werden, dass jegliche Resonanzfrequenz der Ankopplungsvorrichtung ausreichend höher
als die obere Grenze des Frequenzbereiches ist, in dem gemessen wird.

a) Klemmvorrichtung b) Mit Kabelbinder aus Nylon oder


(mit Spannband aus Metall) Schlauchschelle aus Metall

Vorteile Nachteile
Klemmvorrrichtung Geeignet für triaxiale Messungen Klobig und schwer
(mit Spannband aus Metall)
Mit Kabelbinder aus Nylon oder Schnelle Anbringung Im Wesentlichen beschränkt
Schlauchschelle aus Metall Geeignet für triaxiale Messungen auf die Messung an Hand-
griffen von Maschinen
Leicht
Keine scharfen Kanten

Bild D.3 – Klemmvorrichtungen


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EN ISO 5349-2:2001

D.2.4 In der Hand gehaltene Adapter


Es ist nicht immer möglich, ein fest angebrachtes Ankopplungssystem zu verwenden, besonders wenn die
Bedienperson eine Fläche greift, die mit elastischem Material ummantelt ist. In der Hand gehaltene Ankopp-
lungssysteme benötigen die menschliche Greifkraft, um an der jeweiligen Stelle gehalten zu werden; trotzdem
ist es häufig ratsam, den Adapter mit elastischem Klebeband an seiner Position auf der schwingenden Fläche
zu fixieren.
Für komplizierte Oberflächen können individuell geformte Adapter geeignet sein. Solche Schalenadapter
bestehen aus einer elliptischen Scheibe aus Knetmasse, deren eine Seite der Werkzeug-/Werkstückober-
fläche und deren andere Seite der Handinnenfläche angepasst ist und die einen Hohlraum für den Beschleu-
nigungsaufnehmer enthält. Nach der Aushärtung kann ein Beschleunigungsaufnehmer in den Adapter
eingesetzt werden, der somit bequem zwischen die Werkzeug-/Werkstückoberfläche und die Hand passt.

a) Einfacher in der Hand gehaltener Adapter b) Geformter in der Hand gehaltener Adapter

Vorteile Nachteile
Einfacher in der Kann in solchen Fällen verwendet Geeignet nur bei unveränderter Position der
Hand gehaltener werden, in denen eine feste Ankopp- Hand und sofern der Handgriff ununterbro-
Adapter lung nicht möglich ist, z. B. bei wei- chen gegriffen wird
chen oder elastischen Materialien Frequenzgang hängt vom Oberflächenmate-
rial ab
Durch den Adapter kann die Arbeitsweise mit
der Maschine und die sich daraus ergebende
Schwingungsamplitude verändert werden
Bei der Messung von Querschwingungen ist
eine zusätzliche Befestigung erforderlich
(z. B. ankleben)
Individuell geformter Kann in solchen Fällen verwendet Herstellung des Adapters ist mühsam und
Adapter werden, in denen eine feste Ankopp- zeitaufwendig
lung nicht möglich ist, z. B. bei wei- Umständlich in der Verwendung bei triaxialen
chen oder elastischen Materialien Messungen
Geringer Einfluss des Adapters auf
die Arbeitsweise mit der Maschine
Brauchbarer Frequenzgang

Bild D.4 – In der Hand gehaltene Adapter


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Anhang E
(informativ)
Beispiele zur Berechnung der Tages-Schwingungsbelastung

E.1 Einleitung
Dieser Anhang enthält einige Beispiele, wie die Ermittlung des energieäqualenten 8-h-Schwingungswertes
(Tages-Schwingungsbelastung) A(8) aufgebaut sein kann und die Berechnung nach Abschnitt 8 erfolgt. Die
Beispiele beziehen sich auf die in 5.3 angegebenen Herangehensweisen.
Für alle die Beispiele aus der Arbeitswelt in diesem Anhang gilt:
– Es wird davon ausgegangen, dass die Beschleunigungswerte mittlere Schwingungsgesamtwerte sind,
– es wird nur ein Wert für die Schwingungsbelastung berechnet; in der Regel sind für die linke und rechte
Hand voneinander unabhängige Auswertungen notwendig,
– innerhalb eines Belastungsabschnittes ändert sich die Schwingungsamplitude kaum; üblicherweise ändert
sie sich stärker, sodass es erforderlich sein kann, über mehrere einzelne Schwingungsmessungen zu
mitteln.

E.2 Beispiele bei Benutzung einer einzigen Maschine


E.2.1 Lange Messdauer bei ununterbrochenem Maschinenbetrieb
Dies ist der einfachste Fall für eine Messung: Die Maschine ist über lange Zeitabschnitte ohne Unterbrechung
in Betrieb, und während der Benutzung berührt die Hand die Maschine oder das handgehaltene Werkstück
permanent. Beispiele für diese Art von Tätigkeit sind: Nivellieren einer großen Fläche mit einem Rüttel-
stampfer, Fußboden polieren, Aufsitz-Rasenmäher/Rasentraktor.
In diesem Fall
– können die Schwingungen über lange Zeitabschnitte gemessen werden, was gesicherte, repräsentative
Werte liefert,
– ist die Einwirkungsdauer gleich der Zeit, während der die Maschine benutzt wird.
a) Vorteile
Die Schwingungswerte können ohne Schwierigkeit für die Ermittlung der Schwingungsbelastung in ande-
ren Situationen herangezogen werden, in denen die Einwirkungsdauer möglicherweise unterschiedlich ist.
b) Nachteile
Bei dieser Art der Messung gibt es keine wirklichen Nachteile; allerdings gibt es in der Praxis nicht viele
Fälle, in denen solche Messungen möglich sind.

Legende
1 Messdauer
2 Dauer des Maschinenbetriebes (= Einwirkungsdauer)
3 Zeit
Bild E.1 – Lange Messdauer bei ununterbrochener Schwingungseinwirkung
Seite 31
EN ISO 5349-2:2001
BEISPIEL An einem Arbeitstag wird ein Rüttelstampfer insgesamt 2,5 h benutzt, und es werden keine anderen schwin-
gungserzeugenden Maschinen verwendet. Der Ablauf der Schwingungseinwirkung entspricht dem in Bild E.1 gezeigten.
Der arithmetische Mittelwert ahv der Schwingungsgesamtwerte aus drei Schwingungsmessungen an den Maschinengriffen
ist 7,4 m/s2. Die Tages-Schwingungsbelastung A(8) folgt aus Gleichung (1), die bei einer einzigen Einwirkung lautet:
T
A ( 8 ) = a hv -----
T0
(E.1)
2,5 2
= 7,4 ------- = 4,1 m/s
8

E.2.2 Lange Messdauer bei Maschinenbetrieb mit Unterbrechungen


Bei vielen Maschinen berührt die Hand die Maschine oder das handgehaltene Werkstück während der Benut-
zung permanent, aber die Maschine ist nicht ununterbrochen in Betrieb, es gibt während der Benutzung kurze
Unterbrechungen des Betriebes. Beispiele für diese Art von Tätigkeit sind die Benutzung von Schleifmaschinen,
Kettensägen und Abklopfhämmern.
Wenn die Maschine während der Benutzungsdauer überwiegend auch in Betrieb ist, besteht eine Möglichkeit
darin,
– die Schwingungen über einen repräsentativen Zeitabschnitt der Benutzung ohne Unterbrechung der
Messung zu erfassen (lange Messdauer); dann ist
– die Einwirkungsdauer gleich der Zeit, während der die Maschine an diesem Arbeitstag benutzt wird.
a) Vorteile
Die Schwingungsamplitude ist für die aktuelle Arbeitsaufgabe repräsentativ und umfasst auch die
Zeitabschnitte, in denen die Maschine auf Betriebsdrehzahl hoch- und auf Leerlaufdrehzahl oder zum
Stillstand herunterläuft (diese Zeitabschnitte werden durch die anderen Vorgehensweisen in der Regel nicht
erfasst).
b) Nachteile
Der auf diese Weise ermittelte Wert der Schwingungsamplitude ist von dem Zeitanteil abhängig, den die
Maschine in den Händen der Bedienperson in Betrieb ist. Daher können die Angaben über die Schwingungen
nicht einfach auf andere Situationen übertragen werden, auch wenn in ihnen dieselbe Maschine benutzt wird.
Die Messung kann Stöße einschließen (wie z. B. durch das unsanfte Ablegen der Maschine auf einer
Werkbank), die kein Bestandteil der Schwingungsbelastung sind.
BEISPIEL Tellerförmige Gussstücke werden mit einer Schleifmaschine geschliffen. Aus Arbeitsaufzeichnungen geht
hervor, dass an einem Tag im Mittel 100 Gussstücke bearbeitet werden. Bei jedem Gussstück schleift die Bedienperson die
Umfangsfläche und bearbeitet dann die Ober- und Unterseite. Der Ablauf der Schwingungseinwirkung entspricht dem in
Bild E.2 gezeigten. Der über einen Zyklus gemittelte Schwingungsmesswert beträgt 3,6 m/s2.

Legende
1 Messdauer
2 Einwirkungsdauer = Dauer des Maschineneinsatzes
3 Zeit
Bild E.2 – Lange Messdauer bei Schwingungseinwirkung mit Unterbrechungen
Seite 32
EN ISO 5349-2:2001
Ein vollständiger Zyklus dauert 2 min. Bei einem Arbeitssoll von 100 Gussstücken am Tag beträgt die Gesamt-Einwirkungs-
dauer an einem Tag 200 min, d. h. 3 h 20 min (3,33 h). Die Tages-Schwingungsbelastung A(8) folgt aus Gleichung (1), die bei
einer einzigen Einwirkung lautet:
T
A ( 8 ) = a hv -----
T0
(E.2)
3,33 2
= 3,6 ---------- = 2,3 m/s
8
ANMERKUNG 1 Bei Maschinen, wie z. B. handgehaltenen Schleifmaschinen, sind die Schwingungsamplituden an den
Greifstellen der linken und der rechten Hand in der Regel unterschiedlich; darüber hinaus ist es möglich, dass die
Einwirkungsdauer für die beiden Hände ebenfalls unterschiedlich ist. In solchen Fällen ist es notwendig, die Schwingungs-
belastung für jede Hand getrennt zu ermitteln.
ANMERKUNG 2 In E.2.3 ist eine alternative Vorgehensweise für denselben Arbeitsvorgang dargestellt.

E.2.3 Kurze Messdauer bei Maschinenbetrieb mit Unterbrechungen


Bei vielen Maschinen berührt die Hand die Maschine oder das handgehaltene Werkstück während der
Benutzung permanent, aber die Maschine ist während der Benutzung nicht ununterbrochen in Betrieb (lange
Unterbrechungen des Betriebes) oder die Hand wird während der Benutzung von der Maschine genommen.
Beispiele für diese Art von Tätigkeit sind die Benutzung von handgehaltenen Schleifmaschinen, ortsfesten
Schleifmaschinen, Kettensägen, Freischneidern und Abklopfhämmern.
In diesen Fällen
– sind die Schwingungen über einen Zeitabschnitt ununterbrochener Tätigkeit zu messen (kurze Messdauer).
Dazu kann es nötig sein, ununterbrochenes Arbeiten zu simulieren (z. B. an ortsfesten Schleifmaschinen
ein Stück Abfall schleifen);
– ist die Einwirkungsdauer gleich der Zeit, während der an einem Arbeitstag mit der Maschine tatsächlich
gearbeitet wird.
a) Vorteile
Die Schwingungswerte können ohne Schwierigkeit für die Ermittlung der Schwingungsbelastung in anderen
Situationen herangezogen werden, in denen die Einwirkungsdauer möglicherweise unterschiedlich ist.
b) Nachteile
Die Schwingungsermittlung umfasst nicht solche Zeitabschnitte, in denen die Maschine auf Betriebs-
drehzahl hoch- und auf Leerlaufdrehzahl oder zum Stillstand herunterläuft. Wenn die Hochlauf- und
Auslaufzeiten in derselben Größenordnung wie die Zeit bei der Betriebsdrehzahl sind, wird die Gesamt-
Schwingungsbelastung bei dieser Vorgehensweise unter Umständen nicht korrekt ermittelt.
BEISPIEL Tellerförmige Gussstücke werden mit einer Schleifmaschine geschliffen. Aus Arbeitsaufzeichnungen geht
hervor, dass an einem Tag im Mittel 100 Gussstücke bearbeitet werden. Bei jedem Gussstück schleift die Bedienperson die
Umfangsfläche und bearbeitet dann die Ober- und Unterseite. Der Ablauf der Schwingungseinwirkung entspricht dem in
Bild E.3 gezeigten.
Jeder Zyklus besteht aus drei Arbeitseinsätzen:
– 20 s die Umfangsfläche schleifen,
– 40 s die Oberseite schleifen, dann wird das Gussstück gewendet,
– 40 s die Unterseite schleifen.
Bei jedem Arbeitszyklus wird also mit der Schleifmaschine insgesamt 100 s gearbeitet (d. h. innerhalb des 2minütigen
Arbeitszyklus wird mit der Maschine 1 min 40 s gearbeitet). Bei einem Arbeitssoll von 100 Gussstücken am Tag beträgt die
Gesamt-Einwirkungsdauer an einem Tag 167 min, d. h. 2 h 47 min (2,78 h).
Messungen bei simulierten Arbeitsvorgängen, in denen an Abfallstücken ohne Unterbrechungen geschliffen wurde, haben
ergeben, dass die Schwingungen beim Schleifen 3,9 m/s2 betragen. Die Tages-Schwingungsbelastung A(8) folgt aus
Gleichung (1), die bei einer einzigen Einwirkung lautet:
T
A ( 8 ) = a hv -----
T0
(E.3)
2,78 2
= 3,9 ---------- = 2,3 m/s
8
ANMERKUNG In E.2.2 ist eine alternative Vorgehensweise für denselben Arbeitsvorgang dargestellt.
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EN ISO 5349-2:2001

Legende
1 Messdauer
2 Einwirkungsdauer = Dauer der tatsächlichen Maschinenbenutzung
3 Zeit
Bild E.3 – Kurze Messdauer bei Schwingungseinwirkung mit Unterbrechungen

E.2.4 Festgelegte Messdauer bei Maschinenbetrieb mit Einzelstößen oder Stoßfolgen


Bei einigen Maschinen werden Einzelstöße oder Stoßfolgen erzeugt, wobei diese Einzelstöße oder Stoßfolgen
ungleichförmig und mit langen Unterbrechungen dazwischen sind. Beispiele für diese Art von Tätigkeit sind die
Benutzung von Bolzenschussapparaten und kraftbetriebenen Schraubern.
In diesem Fall
– ist ein mittlerer Schwingungswert durch eine Messung über eine festgelegte Messdauer zu ermitteln, die
eine bekannte Anzahl von Einzelstößen oder Stoßfolgen (eine oder mehrere) umfasst,
– ist die Einwirkungsdauer gleich der Messdauer, multipliziert mit der Anzahl der Stöße an einem Tag und
dividiert durch die Anzahl der Einzelstöße oder Stoßfolgen während der Messdauer.
a) Vorteile
Die Schwingungswerte können für die Ermittlung der Schwingungsbelastung in anderen Situationen heran-
gezogen werden (vorausgesetzt, die Messdauer wurde dokumentiert).
b) Nachteile
Es ist derzeit nicht gesichert, ob diese Vorgehensweise (die auf ISO 5349-1 basiert) zur Messung
stoßhaltiger Schwingungen geeignet ist.
BEISPIEL Ein kraftbetriebener Schrauber wird zum Anziehen von Radmuttern eingesetzt. Jedes Fahrzeug benötigt
20 Radmuttern. Die Bedienperson benutzt den Schrauber gewöhnlich für fünf Radmuttern, legt die Maschine dann ab und
begibt sich zum nächsten Rad. Aus Arbeitsaufzeichungen geht hervor, dass im Mittel an einem Tag 50 Fahrzeuge
komplettiert werden, das bedeutet 1 000 Radmuttern.
Schwingungen können nur in der Zeit gemessen werden, in der die fünf Radmuttern angezogen werden. Dabei hält die
Bedienperson den Schrauber mindestens 20 s in der Hand; daher wurde die Dauer für die Messung beim Anziehen von
fünf Radmuttern auf 20 s festgelegt, siehe Bild E.4. Der über die 20 s gemittelte Schwingungswert beträgt 14,6 m/s2. Um
eine Gesamt-Mittelungsdauer von mehr als 60 s sicherzustellen, sind mindestens vier Messungen notwendig.
Die Gesamt-Einwirkungsdauer an einem Tag ist:
Anzahl der Muttern an einem Tag
T = ---------------------------------------------------------------------------------------------------------- × Messdauer
Anzahl der Muttern während der Messdauer
(E.4)
1000
= ------------ × 20 s = 4 000 s
5
Die Gesamt-Einwirkungsdauer an einem Tag beträgt 4 000 s, d. h. 1 h 6,7 min (1,1 h), und die Schwingungen ahv betragen
14,6 m/s2. Daher beträgt die Tages-Schwingungsbelastung A(8):
T
A ( 8 ) = a hv -----
T0
(E.5)
1,1 2
= 14,6 ------- = 5,4 m/s
8
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EN ISO 5349-2:2001

Legende
Einwirkungsdauer = Messdauer mal Anzahl der Stöße an einem Tag
dividiert durch die Anzahl der Stöße während der Messdauer
1 Messdauer
2 Zeit
Bild E.4 – Festgelegte Messdauer bei Maschinenbetrieb mit Einzelstößen oder Stoßfolgen

E.3 Beispiel für die Ermittlung der Schwingungen, wenn mehr als nur eine Maschine
benutzt wird
Wenn die Tages-Schwingungsbelastung von mehr als nur einer Maschine oder einem Arbeitsvorgang stammt,
sollten die jeweils zutreffenden Vorgehensweisen nach Abschnitt E.2 befolgt werden, um für jede einzelne
Maschine bzw. Arbeitsvorgang eine Teil-Schwingungsbelastung zu bestimmen.
Im Allgemeinen zeigt sich in vielen Arbeitssituationen,
– dass mehr als eine schwingungserzeugende Maschine benutzt wird oder
– eine Maschine mit mehr als einer Betriebsweise, durch jede von denen auf die Bedienperson unterschied-
liche Schwingungen einwirken.
Wenn mehr als nur eine Maschine, eine Betriebsweise oder ein Arbeitsvorgang zu berücksichtigen ist, wird im
Allgemeinen eine Kombination der in Abschnitt E.2 dargestellten grundlegenden Vorgehensweisen bei der
Schwingungsermittlung verwendet.
BEISPIEL In diesem Beispiel stammt die Tages-Schwingungsbelastung von drei verschiedenen Arbeitsaufgaben. Jede
dieser drei Arbeitsaufgaben wird unabhängig von den jeweils anderen untersucht und die Teil-Schwingungsbelastung
ermittelt, um daraus die gesamte Tages-Schwingungsbelastung zu berechnen. Im vorliegenden Fall ist es notwendig,
unterschiedlichen Vorgehensweisen bei der Schwingungsermittlung für jede Arbeitsaufgabe zu folgen.
Ein Forstarbeiter bringt den ersten Teil des Arbeitstages damit zu, mit einem Freischneider ein Stück Wald zu lichten, wobei
er ohne Unterbrechungen 2 h arbeitet. Während des zweiten Teils des Tages benutzt er eine Kettensäge, wobei zuerst
Bäume gefällt und dann die Äste vom Stamm getrennt werden. 30 Bäume werden am Tag gefällt und entastet.
Der Ablauf der Schwingungseinwirkung entspricht dem in Bild E.5 gezeigten. Die Tages-Schwingungsbelastung kann auf
die Weise ermittelt werden, dass der Tag in drei Arbeitsaufgaben unterteilt wird: benutzen des Freischneiders, fällen und
entasten.
Bei der Benutzung des Freischneiders dauert die Arbeit 2 h ohne Unterbrechungen. Die Schwingungen werden während
mehrerer Abschnitte dieser Benutzungszeit gemessen und gemittelt, was 4,6 m/s2 ergibt. Die Teil-Schwingungsbelastung
AFreischneider(8) wird nach Gleichung (2) berechnet:
T
A i ( 8 ) = a hvi -----i
T0
(E.6)
2 2
A Freischneider ( 8 ) = 4,6 --- = 2,3 m/s
8
Das Fällen eines Baumes mit der Kettensäge dauert im Mittel 2 min, d. h. insgesamt 1 h für die 30 Bäume. Der gemittelte
Schwingungsmesswert beim Fällen beträgt 6 m/s2. Wie beim Freischneider wird die Teil-Schwingungsbelastung AFällen(8)
nach Gleichung (2) berechnet:
1 2
A Fällen ( 8 ) = 6,0 --- = 2,1 m/s (E.7)
8
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Das Entfernen der Äste jedes gefällten Baumes dauert im Mittel 4 min, d. h. 2 h für die 30 Bäume. Da die Schwingungen
zu und wieder abnehmen, wenn mit der Säge die einzelnen Äste abgetrennt werden, wird ein Mittelwert über eine lange
Messdauer gebildet, die einen repräsentativen Zeitabschnitt dieser Tätigkeit umfasst. Dieser gemittelte Schwingungs-
messwert beim Entasten beträgt 3,6 m/s2. Die Teil-Schwingungsbelastung AEntasten(8) wird nach Gleichung (2) berechnet:
2 2
A Entasten ( 8 ) = 3,6 --- = 1,8 m/s (E.8)
8
Die Teil-Schwingungsbelastungen von den drei Anteilen an der Tages-Schwingungsbelastung werden nach Gleichung (3)
summiert, sodass sich der energieäquivalente 8-h-Schwingungswert (Tages-Schwingungsbelastung) A(8) ergibt:
n

∑ Ai ( 8 )
2 2 2 2
A(8) = = A Freischneider ( 8 ) + A Fällen ( 8 ) + A Entasten ( 8 )
i=1
(E.9)
2 2 2 2
= 2,3 + 2,1 + 1,8 = 3,6 m/s

Legende
1 Maschine 1
2 Maschine 2
3 Arbeitszyklus
4 Zeit
Bild E.5 – Messung der Schwingungseinwirkung von mehr als nur einer Maschine

Literaturhinweise
[1] ISO 5348, Mechanical vibration and shock – Mechanical mounting of accelerometers.
[2] ISO 7505, Forestry machinery – Chain saws – Measurement of hand-transmitted vibration.
[3] ISO 7916, Forestry machinery – Portable brush-saws – Measurement of hand-transmitted vibration.
[4] EN 1033, Hand-Arm-Schwingungen – Laborverfahren zur Messung mechanischer Schwingungen an der
Greiffläche handgeführter Maschinen – Allgemeines.
[5] DIN 45671-3, Messung mechanischer Schwingungen am Arbeitsplatz – Teil 3: Prüfung (Kalibrierung und
Beurteilung) des Schwingungsmessers – Erstprüfung, Nachprüfung, Zwischenprüfung, Prüfung am
Einsatzort.
[6] HS(G)88: Hand-arm vibration. HSE Books, Sudbury, Suffolk, Großbritannien, 1994.
[7] Kaulbars, U.: Vibration am Arbeitsplatz; Grundlagen, Messerfahrungen und praktische Hinweise für den
Arbeitsschutz. Verlag TÜV Rheinland, Köln, 1994.

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