Sie sind auf Seite 1von 60

Das Magazin der Studierenden der Universität St.

Gallen
Dezember 2009 Nummer 325

Schönheit
Strategie trifft Vertrauen.

Strategisches Denken und


Vertrauen – das ist für uns
die Basis, um grosse Pro-
jekte zu meistern. Dabei ist
ein inspirierendes Umfeld
entscheidend, geprägt durch
vielfältige Erfahrungen und
innovative Ideen. Hier zählt
der Einzelne genauso wie
der unternehmerische Erfolg.
Weil sich junge Talente
nur dadurch kontinuierlich
weiterentwickeln können.

Booz & Company gehört


mit mehr als 3’300 Mitar-
beitenden zu den grössten
Strategieberatungen welt-
weit. Wir suchen hochqua-
lifizierte Absolventen und
Young Professionals, die
führenden Unternehmen
und Organisationen den
entscheidenden Vorteil ver-
schaffen. Booz & Company –
Essential Advantage.

karriere@booz.com
www.booz.com/ch
Layout

Jeffrey.Voegeli@student.unisg.ch
Chefredaktor

Editorial

Eine schöne Sache

S chönheit ist wichtig. Wir suchen sie, wo immer


wir hingehen und wo immer wir sind. Sei es
in der Ferne, wenn wir im Urlaub mit der Kamera
spektive zu betrachten. Wir haben mit einem Model
gesprochen, das sich dem Diktat des Mainstreams
nicht beugt und dennoch (oder gerade deswegen)
auf der Suche nach neuen, schönen Motiven sind, sehr «schön» ist. Die Aussellung «Körperwelten»
oder in der Nähe, wo wir die Schnappschüsse in hingegen zeigt uns, wie sehr die Schönheit des
Rahmen an die eigenen vier Wände hängen. Schön- Menschen von seinem Charakter geprägt wird und
heit ist überall. wie wenig davon bleibt, wenn man nur seinen Kör-
per zurücklässt. Und schliesslich zeigt uns die Fo-
Richtig schwierig wird es jedoch, wenn wir die tografin Jessica Dean die kritischen Konsequenzen
Schönheit beim Menschen suchen. Denn was ist des Schönheitswahns.
Ressorts

überhaupt menschliche Schönheit? Ist es die inne-


re, sich selbst genügende Schönheit? Ist es die in- Ich hoffe, diese Ausgabe führt dazu, dass einige
dividuelle Schönheit? Oder ist es das gesellschaft- von Euch den metaphorischen Blick in den Spiegel
liche Ideal von Schönheit, dem sich jeder Einzelne wagen und sich über die Unterschiede zwischen
von uns unterordnen muss? «schön» und «hässlich» Gedanken machen. Denn
viel zu leicht übernimmt man die Standards einer
Gerade letzteres bleibt nicht zu hoffen. Aber idealen Welt und macht sich und andere unglück-
dank der vielen Filme und Fernsehprogramme, lich, wenn man sie nicht erreicht. Und vergisst
die uns das angeblich perfekte Bild von Schönheit währenddessen das Wichtigste: dass die Welt um
liefern, orientieren wir uns an dieser Ästhetik, statt uns herum wirklich schön ist.
unseren eigenen Stil zu prägen. Dass das einer
Gesellschaft nicht gut tun kann, ist eine logische
Folge.

In dieser Ausgabe von prisma haben wir ver-


sucht, die Schönheit aus einer etwas anderen Per-

3 prisma – Dezember 2009


Editorial 3
Cartoon 35
Rätselspass 56
Das Gerücht
Heftvorschau
57
T hema
Zuckerbrot & Peitsche 58
26 «Ich springe den Leuten ins Auge»
30 Fotogalerie «Schönheit»
Grenzenlose Schönheit
32 Das Tier in dir
Cartoon

A ktuell 34 Abstraktion des Lebens

8 Terminkalender
9 Kurzmeldungen

S tudentenschaft 3 60°
12 Bessere SHSG-Info 38 «Balsam für die Seele»
Mehr Bib für alle! 40 Der Kunstmarkt erklärt – in 450 Wörtern und
Mit Witz & Fakten: HSG+ einer Grafik
13 «Ethisches Verhalten zeichnet den erfolg- 41 The Big Bang Theory
reichen Unternehmer aus» Them Crooked Vultures
14 UniGoes Charity – Uganda 42 Metropolen – à la carte serviert
16 Hinter den Kulissen: Vereinskoordination 44 Pokerspielen als Studentenjob

C ampus M enschen
18 Präsidialer Kurzbesuch 46 Umfrage: Was ist für dich schön?
19 «Die HSG ist behindertengerecht» 47 «Gewinnmaximierung ist ein hoch ethisches
20 7. DocNet Symposium Prinzip»
21 Der Klimaschutz als Chance 51 Kommentar
22 Wie geht es mit dem Sport an der HSG weiter? 53 Herausgepickt: Olivier Kessler
23 In China wird auch nur mit Wasser gekocht 54 Partypics: Jubiläumsparty
24 Choose your path!
Keine Proteste an der HSG?

4 prisma – Dezember 2009


«Ich springe den Leuten ins Auge»

Seite 26 Charlotte entspricht nicht gerade


der Vorstellung einer üblichen
Mainstream-Schönheit. Dennoch ist die gelernte Coiffeuse
ein begehrtes Mannequin der Gothic-Szene. Im Gespräch mit
prisma spricht die Zürcherin über alt bekannte Vorurteile, die
Lust am Experimentieren sowie das individuelle Empfinden
von Schönheit.

Pokerspielen als Studentenjob

Seite 44 Pokern liegt im Trend . Zu viele Trot-


tel spielen virtuell um reale Summen.
prisma besuchte einen Studenten, der systematisch Online-
Poker spielt und dabei fett absahnt. Er gibt Tipps, wie man mit
flexiblen Arbeitszeiten sein Studium finanzieren kann.

Blocher im Interview

Seite 47 In diesem Sommer sorgte die Kandi-


datur des Alt-Bundesrates Christoph
Blocher für den Wirtschaftsethik-Lehrstuhl an der HSG für
Furore. Mit prisma sprach Blocher über die Wichtigkeit einer
«lebensnahen» Ethik, die wohlstandschaffende Kraft des Kap-
italismus und seine Kritik am Bologna-Studiensystem.

Impressum
Ausgabe 325, Dezember 2009 Layoutleitung: Sarah Schranz Anzeigenregie: Metrocomm AG,
Studentenschaft Universität St. Gallen Aktuell: Raffael Hirt Zürcherstrasse 170, 9014 St. Gallen,
Campus: Yannick Pengl 071 272 80 50
Redaktion prisma Thema: Marcel Graf Druck: Druckerei Flawil AG,
Oberer Graben 3, 9000 St. Gallen 360°: Valentin Diem 071 394 96 96
071 220 37 43 Menschen: Matthias Mirbeth Lektorat: Monika Künzi
prisma@myunisg.ch Layout: Raphael Güller, Bianca Lieg-
mann, Michael Pum, Sarah Schranz
Präsidentin: Bianca Liegmann Cartoon: Moritz Runge Wiedergabe von Artikeln und Bildern,
Chefredaktor: Jeffrey Vögeli Cover: Florian Schlapbach, Michael auch auszugsweise, nur mit Genehmi-
Finanzen: Max Winkler Tschumi gung der Redaktion.

5 prisma – Dezember 2009


www.schminke.ch

«Die breite Erfahrung


des Wirtschaftsprüfers
hält Ihnen unzählige Wege offen.»
Prof. Dr. Giorgio Behr, dipl. Wirtschaftsprüfer, Unternehmer, Schaffhausen

Giorgio Behr geb. 1948 I verheiratet, Vater von vier Söhnen I 1970 Tenente
fucilieri di montagna I 1971 Lizenziat & Handelsschullehrer I 1972 Berufs-
einstieg bei KPMG I 1973 Aufstieg NLA Handball als Spieler I 1974 Dokto-
rat & Vorprüfung WP I 1975 Rechtsanwalt I 1978 dipl. Wirtschaftsprüfer I
1979 Aufstieg NLB Handball als Trainer, dann Forschungsaufenthalt University
of Washington, Seattle I 1982 Controlling & Restrukturierungen in der Indus-
trie I 1984 Aufbau eigener Beratungsgesellschaft, später Verkauf an Partner I
1989 Professur Universität St. Gallen I 1991 Aufbau des eigenen Industrieun-
ternehmens I 2005 Schweizer Meister Handball als Präsident I 2006 Präsident
der Treuhand-Kammer I Hobbys: Tauchen, Museums-Bahn und Handball I

Wirtschaftsprüfung: Wo Karrieren geboren werden. www.treuhand-kammer.ch

Kommen Sie auf unsere Seite. axa-win


Jetzt o
terthur.
ch/gra
duates
n line be
werben
Sind Sie bereit für
Ihren Karrieresprung?

Ein Sprung, der Sie voranbringt


Wir bieten Studierenden und Hochschulabsolventen,
die wissen, was sie wollen, eine echte Perspektive.

axa-winterthur.ch/graduates
A ktuell
8 Terminkalender

9 Kurzmeldungen
Terminkalender
15. Dezember 19. Jan. - 23. Februar 01. März
19.15 Parkplatz vor der SKK HSG: prisma:
Bachelor & Master Bidding Redaktionsschluss Ausgabe 326
Waldweihnacht im Sittertobel

15. Dez. - 15. Januar 21. Jan. - 18. Februar 17.00 Appenzellerland

HSG: HSG: Schneeschuh-Vollmond-Tour


Anmeldefenster Austauschsemester Assessment Bidding

02. März
17. Dezember 28. Januar 12.30 Gonten

22.00 Elephant 12.30 Gonten Skilanglauf-Einführung: Skating


prisma Semester End Party
Skilanglauf-Einführung: Skating 08. März
HSG:
16. Dezember 12.-13. Februar 2010 Master-Infotag

20.30 Nuts-Bar Oberengadin

Unigay: get2gether Unisport: Snowkiten 09. März


20.00 09-012
19. Dezember 17. - 21. Februar 2010 Dialog Klub: Peter Brabeck-Letmathe
HSG: Pontresina
Semesterende
Unisport: Schneesportlager 11. März
12.30 Gonten
09. Januar 20. Februar 2010 Skilanglauf-Einführung: Klassisch
Sportanlage Gründenmoos

Fitness Event ostCHbewegt START: Anmeldeschluss ISA 13. - 14. März


Zuoz
18. Jan. - 13. Februar 22. Februar
unisport: 42. Engadiner Skimarathon
HSG: HSG:
Winterprüfungen Semesterbeginn
16. März
12.30 Gonten
19. Januar 24. Februar
unisport: Skilanglauf-Schulung
12.30 Gonten 22.00 Elephant
prisma Semester Begin Party
Skilanglauf-Einführung: Klassisch 17. März
17.00 Appenzellerland

Legende Schneeschuhtour mit Fondue

Pfeil rechts bedeutet:


Mehr Infos dazu unter
Kurznachrichten

! Die Vollständigkeit und Korrektheit


der Angaben ist ohne Gewähr.

8 prisma – Dezember 2009


A
Club bietet eine Plattform für Diskus- Weihnachten die ersten Geschenke be-
sion und Wissensaustausch zwischen sorgen! Entweder im Webshop (www.
Unternehmensberatungen und Studie- hsgshop.ch) oder ab jetzt auch zu den
renden. Auf diese Weise kannst du erste festen Öffnungszeiten des Shop-Büros
Einblicke in die Beratungsbranche ge- in der Bodanstrasse 6. Der Shop steht
Viva La Grischa! winnen, interessante Kontakte knüpfen euch während des Vorlesungsbetriebes
Allegra! Bist du eine Bündnerin bezie- und an vielfältigen Events teilnehmen. jeden Montag von 12-14 Uhr und jeden
hungsweise ein Bündner oder hast sonst Profitiere von Skills Trainings, Crack-a- Donnerstag von 14-16 Uhr zum Schau-
einen Bezug zum sonnigen Südost- Case Events, exklusivem Zugang zu Ma- en und Einkaufen zur vollen Verfügung.
Kanton? Dann gibt es für dich die Mög- gazinen unserer Partnerfirmen, Alum- Vorbeikommen lohnt sich!
lichkeit, die freundliche und frische At- ni-Anlässen und mehr. Interessiert? Bitte beachten: Da der Shop vom 18. De-
mosphäre Graubündens auch im etwas www.consultingclub.ch/membership zember bis Anfang Januar Betriebsferi-
nebligen St. Gallen erleben zu können! en hat, rechtzeitig an die Bestellung von
Wir sind ein ungezwungener Verein von Weihnachtsgeschenken denken!
HeimwehbündnerInnen und Sympathi-
santInnen, der sich gerne hin und wieder
zu einem Calanda, einem Jassabend oder
anderen unterhaltsamen Anlässen trifft.
Geplante Veranstaltungen im Bünd-
ner Vereinsleben sind unter anderem Das Effektenforum präsentiert:
eine Fragestunde für Assessment- Massanzüge für Studenten HSG TALENTS: Recruiting leicht
Studenten, um diese optimal auf die Das Effektenforum offeriert den Stu- gemacht
Lern- und Prüfungsphase vorzube- denten der HSG mit seinem neuen Part- Die HSG TALENTS Conference ist die
reiten, das Weihnachtsessen und ein ner Al Ferano, dem führenden Schwei- neue offizielle Recruiting-Veranstaltung
Bündnerfest, welches dem Spassfak- zer Anbieter für Massbekleidung für der Universität St. Gallen. Diese einzig-
tor des Bündnerfests in Zürich Kon- Herren, ein exklusives Topangebot für artige Plattform für Studierende und
kurrenz machen wird. Weitere In- den stilgemässen Berufseinstieg. Unternehmen ist eine Initiative von
formationen erhältst du unter www. Dieses exklusive Angebot von Al Fera- Studierenden für Studierende. Die pro-
calandaverein.ch, www.facebook.com/ no für die Studenten der Universität St. fessionelle Projektbetreuung wird neu
calandaverein oder jederzeit per Mail. Gallen wird ausschliesslich über das Stu- vom Career Services Center (CSC-HSG)
Interessiert?! Dann sende uns deine dentische Effektenforum erhältlich sein. sichergestellt. Die HSG TALENTS Confe-
Personalien an buendner@myunisg.ch. Das Angebot setzt sich zusammen aus rence stellt ein Format dar, welches den
Wir würden uns freuen, auch dich in un- einem 15%-Rabatt auf den Listenpreis Studierenden die Jobsuche erleichtern
serem Kreis begrüssen zu dürfen! aller Produkte der Al Ferano Mode AG. soll. Gleichzeitig gibt sie Unternehmen
Um von diesem aussergewöhnlichen die Möglichkeit, im Rahmen des Events
Angebot profitieren zu können, muss neue talentierte Studierende auf ein-
man sein Interesse an info@effektenfo- fache Art und Weise zu rekrutieren.
rum.ch bekunden und wir werden für
den ersten Kontakt sorgen. Von dieser Grundsätzlich wird am Konzept der St.
Offerte profitieren die Studierenden nur Galler Recruiting-Veranstaltung fest-
durch unsere Vermittlung an Al Ferano. gehalten, das heisst, wir bieten noch
Der Consulting Club räumt mit immer Unternehmenspräsentationen,
Klischees auf Workshops, Interviews und eine Messe
A man walked into a management an. Ziel ist es aber, den Event weiterzu-
consultant‘s office and inquired about entwickeln, um ihn beispielsweise auch
the rates for undertaking an assignment. für die MBA-Studenten der Universität
«Well, typically we scope, structure St. Gallen attraktiver zu gestalten und da-
and plan the assignment in advance, durch vor allem die Qualität nachhaltig
and charge $50,000 (plus sales tax and zu sichern. Wir – das Organisationsteam
expenses) for three questions», replied the Nicht nur für Damen: Sortimen- 2010 – freuen uns auf dieses Projekt und
consultant. terweiterung im HSG Shop streben eine erfolgreiche Veranstaltung
«Isn‘t that ridiculously expensive?» Der Shop präsentiert sich gegen Ende im März 2010 an.
asked the man. des Semesters mit einer Vielzahl an neu-
«Yes», the consultant replied, «and en Produkten! So gibt es zum Beispiel ab
what was your third question?» sofort einen schwarzen Damen-Hoody.
Es gibt so einige Klischees zum All- Auch die bewährten Produkte wurden
tag eines Unternehmensberaters. Einige gepflegt: Die Leder-USB-Sticks gibt es
mögen zutreffen, andere nicht ... Warum nun mit 4 GB Speicher. Zudem sind ab
nicht jemanden direkt fragen? Diese jetzt immer mehr Artikel reduziert! So
Möglichkeit hast du als Mitglied im Con- zum Beispiel Polo-Shirts und viele T- prisma mit neuer Homepage!
sulting Club. Der Student’s Consulting Shirts. Also schnell zugreifen und für prisma-hsg.ch zeigt sich ab sofort in

A 9 prisma – Dezember 2009


neuem Outfit! Dabei erwarten den User doch einfach eine E-Mail an proArte@ pfarramt und die Katholische Univer-
viele zusätzliche Extras: Neben der aktu- myunisg.ch oder informiere dich über sitätsseelsorge auch dieses Jahr eine
ellen Ausgabe sowie einem kompletten proArte auf Facebook. Waldweihnacht im Sittertobel, wozu
Online-Archiv gibt es von nun an eine alle, die sich mit der Universität verbun-
Kommentarfunktion, mit der jeder Le- den fühlen, herzlich eingeladen sind.
ser seine eigene Meinung zu den Arti- Wir treffen uns am Dienstag, 15. Dezem-
keln abgeben kann. Eine weitere Neu- ber 2009, um 19:15 Uhr am Parkplatz bei
erung stellt der prisma-Blog dar: hier der Skriptenkommission (gegenüber der
schreiben prisma-Redaktoren unabhän- Buchhandlung Rösslitor) und ziehen mit
gig vom kalten Diktat des Redaktions- Fackeln durch das winterliche Sittertal
schluss über aktuelle Themen ­- von den (gutes Schuhwerk, wetterfeste Kleidung
neuesten Uni-Nachrichten bis hin zum sind vonnöten), wo Pfarrer Markus An-
letzten Internet-Trash. Zudem versteht START: Prämierung von Unter- ker und Diakon Thomas Reschke eine
sich prisma-hsg.ch als Plattform für alle nehmertum in St. Gallen kurze Andacht beim Weihnachtsbaum
Vereine. Diese können sich in einem Durch den Innovation & Sustainability halten werden. Anschliessend sind alle
Kurzporträt vorstellen und all ihre News Award (ISA) will der START Verein St. herzlich zum Adventsabend mit Ger-
und prisma-Artikel werden mit der Seite Gallen jungen Studenten und Jungun- stensuppe im Treffpunkt Steinbock ein-
verlinkt. Das beliebte Dozentenrating, ternehmern, die ihr Studium seit maxi- geladen.
welches schon manchen Studierenden mal 3 Jahren abgeschlossen haben, die
vor Enttäuschungen bei der Kurswahl Möglichkeit geben, ihre Start-ups vor ei-
bewahrt hat, bleibt erhalten. Völlig neu ner hochkarätigen Jury zu präsentieren.
dagegen ist der Büchermarkt, auf dem
jeder User seine gebrauchten KKarten, Dabei legt START grossen Wert darauf,
Lazydays-Unterlagen oder die altehr- Jungunternehmern ...
würdige grüne Bibel anbieten kann. Es
gibt also viel zu entdecken auf der neu- ... die Möglichkeit des Austausches mit Unisport Highlights
en prisma-Homepage. Schau einfach Experten zu gewähren Das Jahr 2010 eröffnet Unisport am 9.
vorbei! Januar mit einem Paukenschlag und
... die Möglichkeit zu bieten, ihre Pro- lässt es im Gründenmoos bereits zum
jekte bzw. Produkte vor den START Sum- sechsten Mal mit dem grossen Fitness-
mit Teilnehmern zu präsentieren Event «ostCHbewegt» krachen. Nebst
den beiden grossen Dance-Aerobic-
Der Preisträger erhält durch den ISA und Tae-Bo-Blöcken gibt es auch neun
eine Auszeichnung, welche als Quali- verschiedene Workshops zu besuchen.
tätsnachweis für das Start-up bezüglich Abgerundet werden die Stunden jeweils
Innovation und Nachhaltigkeit dient, mit einer Lichtshow, Videoanimation
sowie ein Preisgeld, welches CHF 5’000 und Showpräsentationen sowie einer
beträgt. Der Innovation & Sustainability Demonstration eines neuen Fitness-
Award findet am 29. April 2010, während Trends aus den USA: Speedball.
des START Summits, statt. Anmelde-
schluss ist der 20. Februar 2010. Mehr Premiere feiert dieses Jahr die Nightses-
Informationen unter: http://startglobal. sion mit der Top-Choreografin Jasmin
proArte – für die Kunst org/startsummit Weder Wessels. Weitere Informationen
Erwartest du von deiner Studienzeit sind auf www.ostchbewegt.ch ersicht-
mehr als nur Berufsvorbereitung? lich, Anmeldung erfolgt im Sportbüro.
proArte bietet dir die Möglichkeit, die
Kunst zu entdecken. Wir sind eine stu- Ab Mitte Januar geht’s dann los mit
dentische Initiative, die dir hilft, über unseren Schneesport-Aktivitäten, die
den wirtschaftlichen Tellerrand hinaus- wiederum mit einigen Highlights auf-
zublicken. Wir bringen dich zu den in- warten. So zum Beispiel vom 12.–13. Fe-
teressantesten Kunstausstellungen und bruar mit der Trendsportart Snowkiten
angesagtesten Vernissagen in der Um- im Oberengadin oder dem legendären
gebung, organisieren für dich an der Engadiner Skimarathon vom 13.–14.
Uni ganz individuelle Ausstellungen, März. Diverse Einführungen im Lang-
präsentieren dir Vorträge von Fachleu- laufsport, zwei Schneeschuhtouren
ten der Kunstszene und lassen dich die Treffpunkt Steinbock: Wald- sowie das Schneesportlager in Pontre-
Kunst an der HSG mit anderen Augen weihnacht 2009 sina mit Ski- und Snowboardunterricht
sehen. Wenn du Teil dieses einzigar- Wie in den vergangenen Jahren veran- ergänzen das vielseitige und attraktive
tigen Vereins werden willst, schreibe uns stalten das Evangelische Universitäts- Winterprogramm.

10 prisma – Dezember 2009


A
S tudentenschaft
12 Bessere SHSG-Info

Mehr Bib für alle!

Mit Witz & Fakten: HSG+


13 «Ethisches Verhalten zeichnet den erfolgreichen Unternehmer aus»
14 UniGoes Charity – Uganda
16 Hinter den Kulissen: Vereinskoordination
Bessere Mehr Bib
SHSG-Info für alle!
Kommentar des
Präsidenten
N eben aktiver Interessensvertre-
tung gehört auch die Information
aller Studierenden und damit die regel-
D ie Lernphase steht vor der Tür und
mit ihr die Zeit, wo es noch viel
schwieriger wird, sich einen Platz in der
mässige Kommunikation zu unseren Bibliothek zu ergattern. Für alle, die sich
Aufgaben. Was passiert, wenn zu wenig mehr Lernzeit in der «Bib» wünschen,
bzw. einseitig kommuniziert wird, ha- auch an den Sonntagen, geht dieser
ben wir vor kurzem anhand verschie- Wunsch in Erfüllung. Die Bibliothek
dener Aktionen auf dem Campus er- hat sich zusammen mit dem «Ressort
lebt. Wir von der Studentenschaft sind Campus» der Studentenschaft und dem
uns der Bedeutung stetiger Kommuni- Hausdienst für euch eingesetzt: An drei

Mit Witz
kation bewusst und wollen vermehrt Sonntagen in der Lernphase, am 10., 17.
sämtliche Kanäle nutzen, um den In- und 24. Januar 2010, steht die Biblio-
formationsfluss zwischen Studenten- thek von 11.00 bis 16.00 Uhr neu für alle
schaft und Studierenden zu fördern.
So wollen wir auch zusammen mit
offen. Wenn möglichst viele von euch
dieses Angebot nutzen und auch unter & Fakten:
HSG+
prisma, dem von der Studentenschaft der Woche bis 22.00 Uhr fleissig in der
herausgegebenen Studierendenmaga- Bibliothek sind, besteht die Hoffnung
zin, unsere Kommunikation optimie- auf mehr solcher Extra-Sonntage. Die
ren und mehr Transparenz schaffen, Bibliothek sitzt dazu gerne an den Ver-
indem wir gemeinsam regelmässiger
über relevante Themen informieren
und berichten. Damit sollen Informa-
handlungstisch. Vielleicht kann sogar
über längere Öffnungszeiten diskutiert
werden.
D as Nachrichtenformat HSG+ hat
sich neu aufgestellt. Jetzt kommt
durch feste Kategorien, die sich in jeder
tionslücken geschlossen, soll falschen Ausgabe wiederholen, mehr Systematik
Gerüchten vorgebeugt werden. Mehr erfreuliche Nachrichten in den aktuellen Nachrichtenkanal über
Seit mehreren Jahren verkehrt zwi- Studieren und Leben in St. Gallen. Das
Information ist aber auch immer schen den Universitätsbibliotheken Besondere aber bleibt: Entertainment
ein zweiseitiger Prozess. Falls ihr also des Informationsverbundes Deutsch- mit Informationsauftrag. Knallhart, un-
Fragen zu universitätsrelevanten Sach- schweiz (IDS) ein Bücherkurier. Den konventionell und professionell. Spots
verhalten habt, Gerüchte hört, oder Studierenden stehen damit die Bestän- halten Witz und Fakten parat. Kurz und
euch einfach für die Entwicklung der de der Universitätsbibliotheken Basel, bündig: 5 Minuten. HSG+ ist ein Medi-
Universität interessiert, kommt doch Bern, St. Gallen, Luzern und der Zen- um, das eine unterhaltsame Direktan-
auch einfach mal bei uns im Haus der tralbibliothek Zürich zur Verfügung; das sprache sucht, die in unsere Lehr- und
Studentenschaft vorbei oder schreibt alles innerhalb zweier Arbeitstage und Lernkultur passt. Deshalb ist nicht nur
uns eine E-Mail (studentenschaft@ am gewünschten Abholort. Aufgrund eure Aufmerksamkeit gefragt, sondern
myunisg.ch) – wir geben euch gerne von Nachfragen der Studentenschaften auch euer Input sowie Feedback. HSG+
jederzeit Auskunft und können bei Be- der Universitäten Zürich, Basel, Bern soll Teil unseres Studienalltags werden.
darf Ressourcen bündeln, damit wir und St. Gallen und einer veränderten In der Woche vom 14.–18. Dezember
uns nicht in unkoordinierten Aktionen Logistik kann diese Dienstleistung nun wird die neue Ausgabe im Audimax vor
verzetteln. Gerade die Diskussionen ab dem 1. Dezember 2009 für 5 Fran- den Hauptvorlesungen ausgestrahlt.
um die Studiengebührenerhöhung ha- ken pro bestelltes Dokument angeboten Verpasst? Dann schaut euch die Spots
ben gezeigt, dass mit einfacher Aufklä- werden (bisher waren es 7 Franken pro auf dem Internet an unter: myunisg.ch
rungsarbeit viel unnötiger Ärger hätte Dokument). oder youtube.com oder facebook.com.
erspart bleiben können. Annina Bosshard & Infotainment für euch, mit euch, über
Sebastian Bekemeier Marlis Werz euch: HSG+
Präsident der Studentenschaft Fabia Pfromm

12 prisma – Dezember 2009


S
«Ethisches Verhalten zeichnet den
erfolgreichen Unternehmer aus»
Urs Jäger ist seit 2008 Beirat des Vorstands
«Campus» der Studentenschaft. Der Privatdozent
für BWL berät die Ressortführung umfassend.

S ie haben einen imposanten Werde-


gang mit vielseitigen Beratungstä-
tigkeiten, interessanter Berufserfahrung
Mir geht es deshalb um eine spezifische
Handlungstheorie des Unternehmers in
der «civil society». Denjenigen, die sozi-
kollektive Glaubensbekenntnisse, Ta-
bus oder unausgesprochene Erlebnisse
verhindert werden, wird es für die Funk-
und einer Vielzahl von Publikationen. ale Komplexität ernst nehmen möchten, tionsweise eines Unternehmens und ei-
Wo sollen wir Sie einordnen, was ist Ihr sollen Handlungstheorien als Orientie- ner Gesellschaft gefährlich.
grosses Thema? rung angeboten werden.
Was mich treibt, ist unternehme- Wie lautet die Formel, Ökonomie und
risches Handeln in der «civil society». Es Einer Ihrer Schwerpunkte ist die Wirt- Moral systemisch miteinander zu ver-
beschäftigt sich mit dem Management schaftsethik. Ethik ist in aller Munde, die knüpfen?
von Unternehmen, soweit es um soziale wirtschaftliche Realität sieht aber anders Drei Entscheidungsarten von «Ver-
Beiträge für die Gesellschaft geht, und es aus. Ist das ganze Ethik-Gerede nur Rhe- knüpfungen» lassen sich unterscheiden:
dreht sich um Führungsfragen von NPO. torik? Erstens, strategische Entscheidungen:
Zwischen Markt und Staat lokalisiert, ist Wirtschaftsethik ist weder Gerede Hier geht es um die Identifikation von
unternehmerisches Handeln in der «ci- noch Rhetorik, die sich von der wirt- «social issues», aus denen man ein Ge-
vil society» ein hybrides Phänomen. Es schaftlichen Realität unterscheidet. Es schäft machen kann. Dazu gehört, dass
geht um das Handeln in seiner ganzen ist ein Begründungszwang des eigenen man entsprechende Orte und Aktivi-
Komplexität, Vielschichtigkeit, Dynamik Tuns im Hinblick auf gute Gründe. Wo täten findet bzw. gestaltet. Zweitens,
und – letztendlich – Unergründlichkeit. die Begründung und der Dialog durch auflösbare ethische Dilemmata: Mir

S 13 prisma – Dezember 2009


UniGoes
Charity –
Uganda
fällt auf, dass viele von Dilemmata der-
art geschockt sind, dass sie gar nicht
mehr nach Alternativen suchen können.
funktioniert, können sie von Non-Profit-
Unternehmern lernen. D ie «Fontes Foundation» wurde
von der Familie eines Kommilito-
nen gegründet. Sie engagiert sich seit
Drittens, ethische Dilemmata, die un- Mehr Ethik braucht mehr Staat, zu viel Jahren in West-Uganda für den Aus-
auflösbar sind: Es geht also nicht mehr Staat wollen wir aber nicht gern. Gibt es bau von Kindergärten und Schulen
um die Frage, ob man jemandem Scha- andere Wege? und die Installierung von Trinkwasser-
den zufügt. Man tut es in jedem Fall. Die Der dritte Mitspieler zwischen Staat Aufbereitungsanlagen in diesem Land
Frage ist bloss, ob man den Schaden und Markt ist die «civil society». Es gibt am Äquator. Diese Hilfe kommt zum
ethisch vertretbar verursacht. Das hat zwei Theorien, welche deren Existenz Beispiel derzeit mehr als 300 Mäd-
viel mit «fordern und fördern» zu tun. begründen. Die eine These geht davon chen und Jungen zugute, für welche
Wenn beispielsweise jemand entlassen aus, dass ein Versagen des Staats kor- mit Spendengeldern Sanitäranlagen
wird, so wird er gefordert. Man kann rigiert werden muss, und die Markts- eingerichtet oder die Schulausstattung
ihn aber auch im Prozess der Stellen- versagens-These bezieht sich im selben gestiftet wurden.
suche fördern. Genau hier zeigt es sich, Sinn auf den Markt. In der «civil society»
ob jemand trotz schädigendem Verhal- steckt aber über die Korrekturfunktion Um einen finanziellen Beitrag für
ten verantwortungsbewusst agiert oder hinaus eine gestalterische und innova- weitere Projekte zu leisten, verkauft die
nicht. tive Kraft. Bernard Degen, ein Basler Hi- Studentenschaft in den nächsten Ta-
storiker, konnte diesen innovativen Cha- gen im Rahmen von «UniGoes Charity»
Welche Chancen haben Non-Profit-Un- rakter der «civil society» für die Schweiz Glühwein und Waffeln im Eingangsbe-
ternehmen, z. B. Ethikbanken? Welche darstellen. Derzeit werden vergleichbare reich des B-Gebäudes von jeweils fünf
Opportunitätskosten hat ethisches Ver- Thesen auch im Hinblick auf Internatio- bis neun Uhr am Abend.
halten? nal Affairs diskutiert, z.B ob NGOs eine
Wer sich ethischem Geschäftsgeba- kulturelle Annäherung der verschie- Warm werden, Glühwein genies-
ren verpflichtet, dem entstehen Oppor- denen Zivilisationen fördern. sen und Gutes tun – noch bis Mittwoch
tunitätskosten für entgangene kurzfri- im B-Foyer.
stige Gewinne. Das ist nicht schlecht. Im Und zum Schluss die Frage: Was rufen Annegret Funke
Gegenteil, das ist meines Erachtens das, Sie den Studenten zu, damit sie viel rich-
was im Markt und in der «civil society» tig und wenig falsch machen?
erfolgreiche Unternehmer von weni- Es geht darum, dass die Studieren-
ger erfolgreichen unterscheidet. Genau den den beruflichen Lebensweg finden,
darin kann man von Non-Profit-Unter- der zu ihrer Persönlichkeit passt. Das
nehmen lernen. Aufgrund ihrer sozialen Studium ist eine Zeit des «trial and er-
Mission sind sie auf langfristige Zielset- ror». Testen Sie sich aus. Wenn Sie von
zungen ausgerichtet. Trotzdem müssen sich glauben, sie seien sozial orientiert,
sie gleichzeitig mehrere Ziele verfolgen, gehen Sie in Kreise, die sich voll und
wobei finanzielle Ziele genauso wichtig ganz als gewinn- und karriereorientiert
sind wie ihre Reputation. Erfolgreiche verstehen. Das gilt natürlich auch für
Non-Profit-Unternehmer müssen fähig den umgekehrten Fall. Lassen Sie sich
sein, zwischen teilweise widersprüch- irritieren. Nutzen Sie die Zeit, um Ihre
lichen Zielen zu balancieren. Je wich- persönlichen Stärken zu entdecken, und
tiger «corporate social responsibility» für suchen Sie nach Möglichkeiten, diese
Profit-Unternehmer wird, desto mehr auszuleben.
müssen auch sie die Balance zwischen Fabia Pfromm
verschiedenen Zielen halten. Wie das

14 prisma – Dezember 2009


S
McDonald’s heisst für mich,
dass ich mir mein Studium
selbst finanzieren kann.
– Gabriel Constantin, 25,
Restaurantmitarbeiter und Student

Gabriel Constantin arbeitet neben seinem Geschichts- und Sprachstudium zu 50 % als Teamleiter
eines McDonald’s® Restaurants. Das flexibel gestaltbare Teilzeitarbeitsmodell ermöglicht ihm, Arbeit
und Uni unter einen Hut zu bringen und so sein Studium zu einem Grossteil selbst zu finanzieren.
© 2009 McDonald’s Corporation

Mehr über unsere verschiedenen Anstellungsmöglichkeiten und was McDonald’s für dich heissen kann,
erfährst du auf www.mcdonalds.ch/heisstfuermich.

S 15 prisma – Dezember 2009


Hinter den Kulissen
Vereinskoordination
Mit mehr als 100 aktiven Vereinen hat die HSG eine
der grössten Vereinsdichten in ganz Europa. Was hat
die Studentenschaft eigentlich damit am Hut? Ist sie
nicht auch nur ein grosser Verein?

N icht wirklich. Die Studentenschaft


ist eine offizielle Teilkörperschaft
der Universität und damit kein Verein.
Die Studentenschaft hat direkten
Zugang zu den Kommunikationskanä-
len der Universität und kann deren Nut-
beim Sozial- und Kulturfond der Stu-
dentenschaft beantragen. Das Gremium
stimmt dann darüber ab. Bei höheren
Vereine sind, wie alle spätestens nach zung unterstützen. Ihr Angebot reicht Beträgen muss auch das Studenten-
Bestehen des Assessment-Jahres wissen, von der Beratung, welche Kanäle dem parlament der Bewilligung der Gelder
selbständige, rechtliche Körperschaften Verein dienlich sind und wie er diese zustimmen. Somit besteht die Möglich-
nach ZGB Art. 60 ff und damit grund- benutzen kann, über die Verwaltung der keit, alle vielversprechenden Projekte
sätzlich unabhängig. Plakatwände bis hin zu der Website my- zu realisieren. So viel zum Status Quo,
unisg.ch, auf der sich alle akkreditierten über den sich die Vereine detailliert in
Haben die Vereine nun gar nichts Vereine präsentieren und ihre Events im der Vereinsinfobroschüre informieren
mit der Uni und der Studentenschaft zu Kalender eintragen können. können. Aber wie sieht die Zukunft aus?
tun? Auch das stimmt nicht ganz: Nur Da viele Vereine, gemeinsam mit der
akkreditierte Vereine haben Zugang zu Ausserdem soll der Austausch zwi- Studentenschaft, die gleichen Dienst-
den Kommunikationskanälen der Uni- schen Studentenschaft und Vereinen, leistungen in Anspruch nehmen - von
versität; und die sind für Vereine mit sowie unter den Vereinen selbst gepflegt «Micros» bis zu «Áperos» - sollten wir
der studentischen Zielgruppe selbstver- werden. Dazu veranstaltet die Vereinsko- versuchen, Synergien zu schaffen, wie
ständlich äusserst wertvoll. ordinatorin ein Treffen, wie auch einen der BWL‘er sagen würde. Hast Du Ideen,
Workshop für die Vereinspräsidenten wie das Vereinsleben verbessert werden
Vereine haben also ein Interesse und den Vorstand der Studentenschaft. kann oder willst Du selber etwas Neues
an einer Akkreditierung, um Zugang zu Leider gibt es immer wieder Vereine, die schaffen? Dann komm gerne auf uns zu
den Studenten zu erhalten. Welche Rol- inaktiv werden oder vergessen, Angele- => studentenschaft@myunisg.ch.
le spielt die Studentenschaft in diesem genheiten wie neue Präsidenten und E- Paul Sterk,
Kontext? Sie ist die Partnerin der Vereine Mail-Adressen, mit der Studentenschaft Vorstand Marketing & HR
und hilft diesen einen Überblick über zu kommunizieren und sich so den Weg
ihre Möglichkeiten und Pflichten zu zu den Unimedien verbauen.
gewinnen. Diese Aufgabe wird von der
Vereinskoordinatorin (in diesem Amts- Fehlt den Vereinen das Geld für
jahr: Natalie Zeidler) wahrgenommen. interessante Projekte, können sie dies

16 prisma – Dezember 2009


S
C ampus
18 Präsidialer Kurzbesuch
19 «Die HSG ist behindertengerecht»
20 7. DocNet Symposium
21 Der Klimaschutz als Chance
22 Wie geht es mit dem Sport an der HSG weiter?
23 In China wird auch nur mit Wasser gekocht
24 Choose your path!

Keine Proteste an der HSG?


Präsidialer Kurzbesuch
Bill Clintons Stippvisite an der HSG anlässlich der Grün-
dung des Center for Disability and Integration (CDI-HSG)

D iese Frage brennt den anwesenden


Journalisten im überfüllten Pres-
sesaal unter den Fingern. Endlich traut
Tatsächlich, das Organisationsteam um
Schoss und die beiden CDI-Direktoren
Dr. Eva Deuchert und Dr. Stephan Böhm
ner stark von amerikanischem Ethos ge-
prägten Rede überzeugt von der Maxime,
aus allen Menschen das Bestmögliche
sich einer, sie auszusprechen. «Warum», haben an diesem Novembertag eine herauszuholen. «Wir müssen uns auf die
so der gutgekleidete Reporter einer gros- Meisterleistung in Sachen PR-Arbeit ab- Fähigkeiten von Menschen konzentrie-
sen Schweizer Tageszeitung, «kommt geliefert. Überregionale Tageszeitungen ren, nicht auf deren Beschränkungen.»
der amerikanische Ex-Präsident extra aus der Schweiz und Deutschland so- Viele persönliche Begegnungen mit Be-
für eine Einweihung des Behinderten- wie das Schweizer Fernsehen berichten hinderten hätten ihm gezeigt, wie viel
zentrums in das kleine Städtchen St. über den Besuch des ehemaligen US- Optimismus in diesen Menschen stecke
Gallen?» Die Organisatoren schmun- Präsidenten Bill Clinton und kommen und welche Kraft von ihnen ausgehe.
zeln, sie sind auf diese Frage vorbereitet. dabei nicht umhin, auf das neue Center Deshalb ist es sowohl die Aufgabe der
Nach kurzer Pause ergreift der Präsident hinzuweisen. Das Thema Behinderung Gesellschaft als auch der Wirtschaft, das
des Sponsors «MyHandicap», Joachim und Integration ist Bestandteil der me- Potenzial von Behinderten zu nutzen,
Schoss, das Wort: «Sehen Sie, als wir vor dialen Aufmerksamkeit, und genau das ihnen in allen Lebenslagen beizustehen
einem Jahr ankündigten, dass wir das ist das Ziel der Veranstalter. und Integrationsmassnahmen einzu-
CDI gründen wollen, waren gerade mal leiten. Das neugeschaffene Center kon-
drei ihrer Kollegen bei der Pressekon- zentriert sich auf diese unterstützenden
ferenz anwesend. Heute aber» – er lässt Das Potenzial aller Menschen Leistungen und kann deshalb nicht ge-
zufrieden den Blick durch den Raum Clinton selbst, der als Ehrenschirm- nug im Fokus der Öffentlichkeit stehen.
schweifen – «sind es ein doch ein paar herr der Stiftung «MyHandicap» ohne Clintons 40-minütige Rede war geprägt
mehr geworden ...» Gage in St. Gallen spricht, zeigt sich in sei- von seiner Affinität für NGOs, angerei-

18 prisma – Dezember 2009


C
chert mit persönlichen Geschichten, «die enge Zusammenarbeit mit den Un- Behinderten kein Problem, wenn man
die der Weltenbummler im Laufe der ternehmen, um die berufliche Integrati- den richtigen Einsatzbereich wähle.
Jahre erlebt hat. Diese aneinanderge- on von Behinderten zu erreichen». Die
reihten Episoden haben hohen Symbol- Verankerung an der Universität St. Gallen Fachkompetenz als Vorausset-
wert, doch merkt man ihnen an, dass sie solle dabei den Brückenschlag zwischen zung
schon oft erzählt wurden, dem aktuellen Wissenschaft und Praxis ermöglichen. Rektor Ernst Mohr sah die HSG als
Anlass jeweils angepasst. Und so muss Dass dieser Austausch zwischen Univer- «gutes Umfeld für die Erforschung die-
die Frage erlaubt sein, warum bei der sität und Unternehmen bereits funktio- ser Thematik». Nach und nach sollen
Gründung eines Behindertenzentrums niert, bewiesen die Vorträge von Unter- die Projekte und Ergebnisse des CDI-
in der Ostschweiz die Problematik der nehmensvertretern der METRO Group HSG auch in den Lehrbetrieb integriert
Energiegewinnung Haitis lang und breit sowie der Federtechnik Kaltbrunn & werden. Der beeindruckendste Vor-
erklärt wird, und welche Verbindung Wangs AG. In diesen Betrieben laufen trag kam von Dr. Nils Jent, Projektleiter
hierbei zur Behindertenintegration be- bereits Programme, die das Potenzial Angewandte Disability-Forschung am
steht. Natürlich ist es verständlich, dass der Menschen in den Vordergrund stel- CDI-HSG und selbst seit einem Motor-
ein Bill Clinton nicht für jeden seiner len und dadurch sehr positive Resultate radunfall körper- und sprechbehindert
zahlreichen Auftritte in der ganzen Welt verzeichnen. Dabei handeln die Unter- sowie blind. Wichtig sei vor allem die
eine neue und spezielle Rede vorberei- nehmen jedoch nicht allein aus altru- Fachkompetenz der Behinderten, wenn
tet. Aber ein wenig enttäuscht ist man istischen Motiven, sondern stellen sich sie im beruflichen Umfeld Erfolg haben
eben doch, dass er es nicht tut. akuten gesellschaftlichen Problemen: wollen, so Jent. Doch bietet die Integra-
«Allein aufgrund der demografischen tion von Behinderten eine grosse Chan-
Brückenschlag zwischen Uni Entwicklung kann man es sich nicht ce für alle Unternehmen: «Die meisten
und Praxis erlauben, einen so grossen Anteil der Menschen sehen, was ich nicht sehe.
Im Vorfeld der Rede stellten in ei- Bevölkerung, wie ihn behinderte Men- Dagegen finde ich heraus, was sie nicht
ner Pressekonferenz Rektor Ernst Mohr, schen darstellen, aus der wirtschaft- sehen.»
«MyHandicap»-Präsident Schoss sowie lichen Sphäre auszuschliessen», meinte Matthias Mirbeth &
die CDI-Direktoren Deuchert und Böhm der Metro-Personalvorstand Zygmunt Raffael Hirt
die Aufgaben und Ziele des neuen In- Mierdorf. Zudem, so Mierdorf weiter, sei
stituts vor. «Zentral sei», erklärte Böhm, die Rentabilität bei der Anstellung eines

«Die HSG ist behindertengerecht»


Im Rahmen der Pressekonferenz der CDI-HSG-Eröffnung
stand uns Rektor Ernst Mohr kurz Rede und Antwort.
Herr Mohr, wie behindertengerecht ist die Wie viele behinderte Studierende gibt es
HSG? an der HSG?
Im Allgemeinen kann man sagen, Momentan haben wir zwei roll-
dass mit dem neuen Bibliotheksge- stuhlfahrende Studierende. Ihnen wird
bäude der Behindertenzugang an der bei Bedarf vom Studiensekretariat Un-
HSG zur Regel geworden ist. Alle neue- terstützung organisiert, zum Beispiel,
ren Bauten, darunter das WBZ und die wenn sie ins Lehrprovisorium gelangen
Turnhalle, welche momentan als Lehr- müssen. Das ganze System beruht sehr
provisorium dient, sind komplett behin- auf Gemeinschaftlichkeit, auch unter
dertengerecht. Mit der Sanierung des den Studierenden.
A-Gebäudes sind wir dann rundum auf
die Bedürfnisse und Anforderungen Be- Was versprechen Sie sich von der Grün-
hinderter ausgerichtet. dung des CDI-HSG für die Studierenden?
Zum einen vielleicht noch mehr
Bestehen weitere Anpassungspläne für Verständnis bei den Studierenden. An-
die Zukunft? dererseits hoffe ich auf eine Signalwir-
Ja, generell möchten wir die Zu- kung; behinderte Maturanden werden
sammenarbeit mit Behindertenorga- durch das CDI auf die HSG aufmerksam
nisationen intensivieren. Ausserdem und entscheiden sich darum für ein Stu-
soll unser Webauftritt ab 2010 blinden- dium hier in St. Gallen.
freundlich sein. Fragen Sie mich aber
nicht, wie das genau funktioniert ...

C 19 prisma – Dezember 2009


7. DocNet Symposium
Strategische Führung – Herausforderungen und
Chancen in Zeiten des Wandels

U nter diesem Motto fand das 7.


DocNet Symposium am 20. Novem-
ber am Executive Campus der Universi-
tät St, Gallen statt. Diese Veranstaltung,
abgehalten im kleinen Kreis von etwa 70
Studierenden und Koryphäen aus Hoch-
schule, Wirtschaft und Politik, stand
dieses Jahr unter dem Thema Führung,
Führungsfähigkeit und deren Vermitt-
lung.

Who on earth was managing


those banks?
Richtig – das war Mintzberg, aber
im konkreten Fall wurde dieses Zitat von
Dr. Jochen Gutbrod (CFO Holtzbrinck- Shareholder Value kam man aber schnell – also eine weitere heilige Kuh der HSG
Gruppe) benutzt, um sein Unverständ- zum – gesellschaftlich sicherlich sehr geschlachtet – wurde. Genau dieses In-
nis als Manager eines nicht gelisteten lobenswerten, aber vermutlich kaum Frage-Stellen bzw. «Stören», wie Pro-
Unternehmens gegenüber den kurzfri- realisierbaren – Schluss, ein integriertes fessor Spoun es in der Paneldiskussion
stigen Denkmodellen vieler Banken und Geschäftsmodell als verpflichtend zu nannte, sieht er als zentral für eine ex-
Unternehmen der Realwirtschaft auszu- etablieren. Das schnelle Rauchen der zellente Ausbildung von Managern an;
drücken. Faszinierend auch sein State- Friedenspfeife hatte möglicherweise als Werkzeuge sozusagen, um Komple-
ment zu Wachstum – «as outcome of den Hintergrund, dass Professor Ulrichs xitäten zu lösen.
good management, not an end by itself» grösste Widersacherin, Frau Ingrid Hof-
– angesichts der starken Wachstums- mann, eine echte Musterunternehmerin Reflexion und Kreativität
postulate an der HSG, vieler Berater und in Bezug auf Corporate Social Respon- Was sind nun konkrete Lösungs-
mittlerweile auch Politiker ein interes- sibility ist und kaum als Turbokapita- ansätze? Da wären die Betonung von
santer Ansatz. Das Panel hingegen war listen-Ersatz dienen konnte. reflektierten, kreativen Arbeiten, um
sich einig, dass diese Krise durchaus Studenten freies Denken und Handeln
zur Zeitwende (zumindest aus wirt- Risse im Weltbild und: Busi- zu lehren (und da, das muss betont wer-
schaftlicher Sicht) werden könnte, mit ness-Studenten fehlt Leader- den, hat die HSG mit ihrem Fokus auf
schweren langfristigen Verwerfungen ship-Qualität Wiedergabe von Auswendiggelerntem
(Arbeitsmarkt, Regulation, Industrie- Diese Aussage von Frau Salt-Wetz- wirklich noch Nachholbedarf!), aber
landschaft) auch hierzulande. stein, Geschäftsführerin einer führen- auch die Betonung von verpflichtenden
den Personalberatung in der Schweiz, Regeln für Unternehmen und Manager,
Wirtschaftsethik vs. Sharehol- war nicht die übliche Lobeshymne, die genauso wie freiwillige Kodices, die Ver-
der Value 1:0? ansonsten auf uns HSG-Studenten von halten steuern sollen. Das sehr span-
Ist nun die Wirtschaftskrise eine vielen Seiten aus der Praxis herein- nende DocNet Symposium krönte zum
Führungskrise, bzw. reflektiert sie gar prasselt – denn Studenten heute wären Abschluss aber noch der Erfahrungsbe-
den Werteverfall in westlichen Gesell- sehr einförmig in Habitus und Denk- richt von Eberhart Diepgen, dem regie-
schaften? Dieses Themas nahm sich Dr. weise, was (auch gemäss Economist renden Bürgermeister Berlins von 1984-
Martin Schmitt in seiner key note spee- vom 12.11.09) zu einförmigen grauen, 1989 und 1991-2001, über den Mauerfall
ch an, genauso wie das nächste Panel, rückgratlosen Manager-Mäusen führe. und die damit assoziierten strategischen
besetzt unter anderem mit Peter Ulrich, Das heile HSG-Weltbild bekam einen Entscheidungen. Dank der hohen Qua-
der innovative Ideen von Unternehmen/ Riss. Dieser vergrösserte sich allerdings lität der Diskussionen, der relevanten
Managern zu mehr gesellschaftlicher beim anschliessenden Apéro zu einem Themen und natürlich der geladenen
Verantwortung präsentierte. Anstelle ansehnlichen Spalt, als mit guten Argu- Experten wurde dieses Symposium zu
eines erhofften heissen Kampfs um die menten die Leistung von Strategiebera- einem vollen Erfolg.
Vorherrschaft von Wirtschaftsethik vs. tungen grundsätzlich in Frage gestellt Wolfgang Sachsenhofer

20 prisma – Dezember 2009


C
Der Klimaschutz als Chance
Die oikos-Ausstellung im Bibliotheks-
gebäude enthüllt verstecktes Potenzial

Bild: Solar Millennium AG

K limaschutz kostet. Das ist allgemein


bekannt und für viele ein Hinder-
nis, aktiv daran mitzuwirken. Was we-
investieren deshalb bereits heute in
Energieeffizienz und reduzieren so ih-
ren CO2-Ausstoss, denn sie wissen: Kli-
Firmen besitzen, sollte kein Grund zur
Resignation sein: Eine britische Schät-
zung besagt, dass ein ganzes Kohlekraft-
niger bekannt ist: Das Klima NICHT zu maschutz kostet, bietet aber auch Chan- werk abgeschaltet werden kann, wenn
schützen, kostet auch. Und das nicht zu cen. jeder Haushalt nur eine Glühbirne durch
knapp. eine Energiesparlampe ersetzt. Also alle
Weitere Beispiele? Gerne. Wer vor Birnen raus, überall Sparlampen rein –
Etwa 1 % des weltweiten BIP müs- sechs Jahren 8’000 Euro in die Aktie von und wir können eine ganze Reihe dieser
sen wir jährlich ausgeben, um die Treib- Solarworld investiert hat, der war vor überdimensionierten Öfen ausschalten.
hausgasemissionen so weit zu senken, zwei Jahren bereits Millionär. So einfach Eigentlich müsste man sich über diese
dass die Erwärmung der Atmosphäre das kann es sein, mit Klimaschutz Geld zu Thematik gar nicht mehr allzu grosse
einigermassen sichere Level von 2 Grad verdienen. Gedanken machen, dürfen Glühbirnen
gegenüber dem vorindustriellen Niveau doch in absehbarer Zeit ohnehin nicht
nicht überschreitet. Das hat der ehe- oikos hat nun eine Ausstellung unter mehr verkauft werden. Dennoch zeigt
malige Chef-Ökonom der Weltbank, Sir dem Titel «The Opportunity of Climate dieses Beispiel, dass schon minime
Nicholas Stern, ausgerechnet. Dennoch Protection» zusammengestellt, die par- Verhaltensänderungen, sofern eine kri-
handelt es sich um ein gutes Investment. allel zur Kopenhagener Klimakonferenz tische Masse mitmacht, auf Dauer rie-
Bleiben wir untätig, dürften sich die Fol- im Bibliotheksgebäude der Uni zu sehen sige Auswirkungen haben können.
gekosten des Klimawandels auf jährlich ist. Sie zeigt auf, welche Chancen sich Linus Grob
5–20 % des BIP belaufen, so Stern. aus dem Klimaschutz ergeben. Was kön-
nen Unternehmen tun – welche neuen
Wer nach diesem Schlag mit dem Dienstleis-tungen und Produkte bieten
Holzhammer noch nicht überzeugt sie an? Welche neuen Geschäftsfelder
ist, der sei auf eine McKinsey-Studie ergeben sich für Banken durch den Han-
verwiesen. Diese zeigt, dass allein in del mit Emissions-Zertifikaten? Und wie
Deutschland in den nächsten zehn Jah- kann jede und jeder von uns sparen – Die Ausstellung läuft vom 9. bis 18. De-
ren potenzielle Energiekosten in der oder ein wenig Geld ausgeben – und ei- zember und bietet euch neben zahl-
Höhe von 53 Milliarden Euro eingespart nen Beitrag zum Klimaschutz leisten? reichen Informationen auch die Mög-
werden könnten, was etwa ein Viertel lichkeit, Inputs zu geben, was die Uni
der gesamten deutschen Energiekosten Die Tatsache, dass wir selbst (noch) zum Klimaschutz beitragen kann. Wir
ausmachen würde. Viele Unternehmen nicht die Möglichkeiten multinationaler freuen uns auf eure Vorschläge!

C 21 prisma – Dezember 2009


Wie geht es mit dem Sport
an der HSG weiter?
Viele Unisport-Kurse sind überfüllt. Die sportlich
aktiven Studierenden fiebern der Eröffnung der
neuen Sporthalle entgegen.

für die sportliche Nutzung Stadt St. Gallen, dass in einem HSG-
zur Verfügung steht, antwor- Fussballtraining 60 Teilnehmer waren.
tet Brönnimann: «Trotz stei- Reklamationen seitens Teilnehmenden
gender Studierendenzahlen von Bodypump, Yoga- und Pilateskursen
und der damit verbundenen zeugen auch hier von hoffnungsloser
Raumnot für Lehre und Unter- Überfüllung. Auch die Benutzung der
richt wird die Dreifachsport- externen Krafträume ist unbefriedigend,
halle inklusive der drei Ne- weil zu wenig Benutzerzeiten zur Verfü-
benräume ab Sommer 2010 gung stehen und die Räume permanent
rück- bzw. umgebaut und für überbelegt sind. Gerade deshalb werden
den Sportbetrieb eingerichtet. auch die geplanten drei Nebenräume in
Ich gehe davon aus, dass die der Dreifachsporthalle für Kraft-, Fit-
Dreifachhalle ab Herbst 2011 ness- und Ausdauertrainings dringend
für den Sport zur Verfügung benötigt.
steht. Die drei Nebenräume in

D er Andrang der Studierenden auf


das Sportangebot des Unisports und
der Vereine ist trotz der Auslagerung auf
der Halle werden wir voraussichtlich für
die Lehre einsetzen müssen. Ich setze
aber persönlich alles daran, den Sport
Aufgrund des unermüdlichen Ein-
satzes von Unisport und des persön-
lichen Engagements unseres Verwal-
externe Sportanlagen gross. treibenden Studierenden und HSG-An- tungsdirektors können wir hoffnungsvoll
gestellten – im Rahmen der finanziellen und zuversichtlich in die Zukunft blicken
Nicht zuletzt der zu Anfang des Jah- Möglichkeiten – die gesamte Sportinfra- und der Umwandlung des Lehrproviso-
res realisierte Kunstrasenplatz ist dank struktur bereitstellen zu können.» riums in die lang ersehnte Sportanlage
der regen Inanspruchnahme ein erfreu- der HSG entgegenfiebern!
liches Beispiel für die Begeisterung sei- Die meisten der sportlich aktiven Gian Andrea Hild
tens der Studierenden für solche Sport- Studierenden werden bestätigen kön-
projekte. nen, dass dies ein wichtiger und lang er-
sehnter Schritt vorwärts ist. So berichtet
Dies bestätigt auch HSG-Verwal- ein Verantwortlicher des Sportamts der
tungsdirektor Markus
Brönnimann, wenn
er sagt: «Ich würde
dieses Projekt mit
dem Akademischen
Sportverband heute
erneut realisieren.
Es zeichnet die HSG
aus, dass wir die un-
ternehmerischen
Spielräume für sol-
che Projekte nutzen
können.»

Auf die Frage,


wann das Lehr-
provisorium in der
Dreifachsporthalle
rückgebaut wird und

22 prisma – Dezember 2009


C
In China wird auch
nur mit Wasser gekocht
Im Reich der Mitte kann man momentan gut
Geld verdienen, Zusammenarbeit vorausgesetzt. Doch die
finanziellen Interessen sind (noch) die einzige Verbindung.

V om 20. bis zum 21. November hat


die Emerge-Konferenz zum Schwel-
lenland China stattgefunden. Alle sind
Hongkong aufgewachsen und daher ein
Demokrat.
China ist die Werkbank der Welt. Es
mer weiter zurück zu drängen gibt es laut
Man-Yan Ng ein Wirtschaftswachstum.
Die meisten Workshops beschäftigten
emerging-market-geil, aber ist das über- ist billiger dort zu produzieren und das sich nicht mit dieser Problematik, son-
haupt berechtigt? macht es so attraktiv. Dabei wird aller- dern gingen der Frage nach, wie man im
Hier ein paar Fakten: jetzigen System des Misstrau-
China hat über 174 mal mehr ens agieren kann. Urs Schött-
Einwohner als die Schweiz li, Asienexperte von der NZZ,
und eine achtmal grössere schlug versöhnliche Töne an.
Volkswirtschaft. Das erscheint Er geht davon aus, dass eine
imposant, doch in absoluten Entwicklung über den Kapi-
Zahlen ist das chinesische talismus hin zu einer Demo-
BIP gerade auf dem Niveau kratie stattfinden könnte, aber
von Deutschland angekom- nicht muss, da das jetzige Sy-
men und das trotz der 15 mal stem auch zu China passt.
höheren Einwohnerzahl. Fakt ist, dass die chine-
sische Kultur durch verschie-
In-Pro-Kopf-Zahlen aus- dene Philosophen, wie bei-
gedrückt taugt der Entwick- spielsweise von Konfuzius
lungsstand von China nur und Laotse, geprägt wurde.
bedingt, um zu zeigen, wie Jeder Mensch hat demnach
wichtig dieser Emerging Mar- Pflichten, denen er, in einer
ket ist – Schweizer sind 33 mal reicher –, dings vergessen, dass die «diktatorische diesseits gerichteten Welt nachkommen
daher bemüht man die absoluten Zah- Demokratie», wie es in der Verfassung muss. «Daher haben wir keine chine-
len. Wenn diese nicht imposant genug heisst, den Wechselkurs bewusst nied- sischen Selbstmordattentäter zu fürch-
sind, nimmt man die Wachstumsraten rig hält, um weiterhin Wachstum durch ten», brachte es Schöttli auf den Punkt.
zur Hand: Etwa um 10 % wächst die chi- Exporte zu gewährleisten. Es ist nur eine China hat eine reiche Kultur, und die
nesische Wirtschaft pro Jahr. Frage der Zeit, bis sich die Regierung Chinesen haben nicht erst gestern Inno-
dem Druck einer Aufwertung des Ren- vation, Kreativität und Wirtschaftlichkeit
Dass die chinesische Regierung minbi nicht mehr widersetzen kann. entdeckt.
dieses hohe und möglicherweise nicht Schon ohne Aufwertung der Währung
nachhaltige Wachstum aufrechterhal- kostet ein ausgebildeter Monteur in der Die Emerge-Konferenz hat heuer
ten muss, nimmt man hier nicht wahr. Automobilindustrie im Ballungszen- das dritte Jahr in Folge stattgefunden
Jedes Jahr werden 20‘000‘000 Chinesen trum Shanghai so viel wie eine Fachkraft und ist stetig gewachsen. Sie ist sehr
achtzehn Jahre alt und strömen auf den in Rumänien. Langfristig ist der Kosten- professionell organisiert und teilgenom-
Arbeitsmarkt. Wenn die Regierung ein vorteil nicht so gewaltig, wie bis anhin men haben 95 Studenten von 32 Uni-
Wachstum von mindestens 6 % nicht angenommen wird. Daher produzieren versitäten aus ganz Europa, sogar einer
gewährleisten kann, werden diese zu- die Automobilhersteller mittelfristig aus den USA. Durchschnittlich kamen
sätzlichen Arbeitskräfte keine Arbeit fin- ausschliesslich für den chinesischen auf einen Redner etwa fünf Studenten
den. Dann wird es zwangsläufig soziale Markt, weiss der Mobilitätsexperte Dr. im Workshop und somit gab es reale
Unruhen geben, die laut Man-Yan Ng zu Peter Nüesch von ConGlobo zu berich- Möglichkeiten zu diskutieren. Aufgrund
einem Fall des Einparteiensystems füh- ten. ihrer Grösse und ihrer Frische hat die
ren müssen. Emerge-Konferenz das Rüstzeug dazu,
Laut Man-Yan Ng sind die Lehren das bessere ISC zu werden.
Man-Yan schien der einzige chine- von Konfuzius und Mao diametral ver- Marcel Graf
sische Redner zu sein, der sich kritisch schieden. Nur weil die Chinesische Kul-
mit China auseinandersetzte; er ist in tur es schafft, das Einparteiensystem im-

C 23 prisma – Dezember 2009


Choose your path!
Aus Forum HSG wird HSG Talents. Was bietet
die Recruitingveranstaltung den Studierenden?

N ach den Ereignissen der ver-


gangenen Wochen steht nun fest:
die Recruiting-Veranstaltung der Uni-
an, um sich über Einstiegsmöglich-
keiten zu informieren, mit namhaften
Unternehmen Kontakte zu knüpfen und
nen abgetrennten Bereich, in welchem
interessierte Studierende und Unter-
nehmensvertreter längere und tiefge-
versität St. Gallen (HSG) geht in eine somit die Jobsuche zu erleichtern. Auch hendere Gespräche führen können.
neue Runde. Unter dem Namen HSG die teilnehmenden Unternehmen erhal-
TALENTS Conference 2010 soll dieser ten die einmalige Gelegenheit, die Stu- Das Organisationsteam der diesjäh-
Event ab diesem Jahr den Studierenden dierenden kennen zu lernen, ihre An- rigen Recruiting-Veranstaltung verfolgt
durch eine langfristige Qualitätssiche- liegen und Fragen zu beantworten und mit vollem Engagement das Ziel, allen
rung eine immer bessere Möglichkeit herauszufinden, ob sie aufgrund ihrer Studierenden der Universität St. Gallen
bieten, sich über potenzielle Arbeitge- Fähigkeiten und Talente zum jeweiligen (HSG) im März 2010 – gemäss dem Mot-
ber zu informieren oder einen Arbeits- Unternehmen passen. to «Choose your path!» – eine optimale
platz zu ergattern. Plattform für die Wahl des richtigen Kar-
Nach einer Podiumsdiskussion, rierewegs und dessen Aufnahme bereit-
Der Event wird auch in diesem welche den Startschuss für den vier- zustellen.
Jahr von einem siebenköpfigen studen- wöchigen Event darstellt, wird die HSG Rehana Harasgama
tischen Team organisiert und ist somit TALENTS Conference 2010 mit Unter-
eine Initiative von Studierenden für nehmenspräsentationen, Workshops,
Studierende. Zudem wird für die lang- Interviews und der Messe in den OLMA- Weitere Informationen zu den einzel-
fristige Ausrichtung das Career Services Hallen allen Studierenden zahlreiche nen Modulen findet ihr unter: www.
Center der Universität (CSC-HSG) als Möglichkeiten bieten, sich zu informie- hsgtalents.ch! Folgende Termine könnt
Projektbetreuung eine unterstützende ren und, wenn gewollt, auch zu profilie- ihr schon jetzt in eurer Agenda markie-
Rolle einnehmen. ren. Um auch den MBA-Studenten der ren: Opening Panel 1. März 2010 Prä-
Executive School eine Plattform zu bie- sentationen/Workshops 2. März – 26.
Die HSG TALENTS Conference bie- ten, wird es im Rahmen der Messe am März 2010 Messe 10. März 2010 MBA
tet den Studierenden der Universität St. 10. März 2010 eine auf ihre Bedürfnisse Lounge 10. März 2010 Interviews 26./
Gallen (HSG) zahlreiche Möglichkeiten zugeschnittene MBA-Lounge geben, ei- 27. März 2010

Keine Proteste an der HSG?


Ö sterreich streikt, Deutschland streikt
und zuletzt haben Studentenpro-
teste sogar auf den Nachbarkanton über-
und das hat mehrere Gründe. Zum einen
ist an der HSG im Vergleich – und ich
spreche in diesem Fall von meinen Er-
Gespräch besteht – würde man durch
einen einseitigen Streik zunichte ma-
chen. Solange uns ein solcher Dialog
gegriffen. Im Rahmen einer Kundgebung fahrungen mit deutschen Universitäten also seitens der Universität angeboten
an der Uni Zürich besetzten mehrere – noch lange nichts «am Anbrennen». wird und sich Mittler dieses Gedan-
hundert Studierende das Audimax, Verglichen mit meinem in Deutschland kenaustausches, wie beispielsweise die
beinahe zeitgleich taten es die Berner studierenden Freundeskreis ist die sich Studentenschaft, heute und in Zukunft
Kommilitonen ihnen gleich und folgten mir präsentierende Studiensituation weiterhin und wieder um beidseitige
damit dem Basler Vorbild der Vorwoche. geradezu fürstlich. Dies liegt sicherlich Informationsweitergabe bemühen, sehe
Protestiert wird überall aus ähnlichen nicht zuletzt auch daran, dass die HSG ich keinen Anlass, zu härteren Mitteln
Gründen: Es geht um die Verschulung auf jeder Ebene die Verbesserung und zu greifen. Derartige Proteste sind zu
des Studiums, zu hohe Gebühren, die Erneuerung sucht, mögliche Schwach- einem Grossteil sicherlich gerechtfertigt
allgemeinen Folgen des Bologna-Be- stellen in internationalen Entschlüssen und ein Mass dafür, wie verzweifelt an
schlusses sowie einen vermeintlich zu vergleichsweise schnell erkennt und um- manchen Universitäten der Dialog ge-
grossen Einfluss der Wirtschaft auf die geht und auch in einem, wie mir scheint, sucht wird; an der HSG ist so etwas Gott
Forschung. Sind solche Proteste auch an noch relativ gesunden Dialog mit den sei Dank noch nicht nötig. Bemühen wir
der HSG denkbar, ja sollten wir uns so- Studierenden steht. Einen solchen kon- uns alle darum, dass es so bleibt!
gar bald anschliessen, um kein Schluss- struktiven Dialog – der, wie ich an dieser Tristan Swysen
licht in internationalen studentischen Stelle bewusst nochmals hervorhebe,
Aktivitäten zu werden? Ich denke nein, aus einem wechselseitig konstruktiven

24 prisma – Dezember 2009


C
T hema
26 «Ich springe den Leuten ins Auge»
30 Fotogalerie «Schönheit»
32 Grenzenlose Schönheit
34 Abstraktion des Lebens
35 Das Tier in dir

Cartoon
«Ich springe den Leuten ins Auge»
Charlotte ist zwar nicht Mainstream, dennoch ist die
Coiffeuse ein begehrtes Mannequin in der Gothic-Szene.
Im Interview mit prisma steht sie Rede und Antwort.
Dabei spricht sie über Friedhöfe und ihr Empfinden von
Schönheit.

Wie bist du überhaupt in die Gothic Sze- Gruftis. Wird man von einem Szenen- Ich laufe jeden Tag mit blauen Haa-
ne gekommen? fremden so genannt, ist der Begriff sehr ren herum, das provoziert genug.
Daran ist meine Mutter schuld. verletzend.
Sie hat mich einmal in London nach Was ist das Schlimmste, was dir jemals
Camden mitgenommen. Dort habe ich Was habt ihr für ein Wertesystem? Zele- als Reaktion auf dein Äusseres passiert
Frauen in wunderschönen Gothic-Klei- briert ihr das Böse? ist?
dern gesehen. Das hat mich total faszi- Ist dunkel denn böse? Ich denke, das Mit der Zeit nimmt man es gar nicht
niert und ich wusste, dass ich so auch liegt im Auge des Betrachters! Die Szene mehr so wahr. Man lässt die Leute nicht
mal aussehen wollte. Die ganze Szene ist für mich kein Zelebrieren des Bösen mehr an sich heran. Früher war es schon
ist sehr düster ausgerichtet. Die Fanta- sondern eine Faszination für das «An- schwierig, wenn einem auf der Strasse
sy-Welt, Elfen und die Musik finde ich dere». Für Aussenstehende ist die Szene «Satanist» nachgerufen wurde oder man
super. nicht verständlich, man kann uns nicht gefragt wurde, ob man auf dem Weg zum
so genau einordnen. Das macht uns un- Friedhof sei. Aber jetzt mit den farbigen
Was sind in etwa die typischen Vorur- berechenbar und gibt ein düsteres Bild. Haaren hat sich das geändert. Jetzt wer-
teile? de ich eher als Punk oder Emo bezeich-
Dass man ganz in schwarz nachts Wie nehmen dich fremde Leute wahr? net. Aber das trifft mich eigentlich nicht.
auf Friedhöfe geht und extreme Musik Auf der Strasse habe ich öfters Pro- Wenn man so herumläuft, rechnet man
hört. Aber für mich bedeutet die Szene bleme mit meinem Aussehen. Ich bin damit, dass man mal blöd angeredet
vor allem, mich mit Leuten zu treffen, ein leichtes Opfer für verbale Attacken. wird.
mit denen ich gut reden kann, mit de- Ich springe den Leuten ins Auge.
nen ich viele Ideen und Vorstellungen Was ist für dich schön?
teile. Man kann gemeinsam Musik hö- Also wirst du öfters auch von Fremden Wenn etwas anders ist, finde ich es
ren, Partys feiern und die Zeit geniessen. angesprochen? schön! Ich bin kein Fan von Solarien und
Dadurch, dass man sich sehr speziell Ja klar. Kinder glauben, ich sei eine blond gefärbten Haaren. Ich habe wohl
kleidet, grenzt man sich auch von der Elfe, alte Menschen wundern sich, was eher eine unkonventionelle Meinung
Umwelt ab. Man könnte auch von einer heute alles möglich ist. Es sind oftmals zur Schönheit. Aber das ist auch gut so.
Flucht aus dem Alltag sprechen. Wenn auch positive Reaktionen. Aber die Mit- Ich ziehe durch mein Aussehen eher
man sich verkleidet, kann man sich ir- telschicht findet es wohl eher etwas spe- Menschen an, die ein ähnliches Bild von
gendwie auch verstecken. Ich wollte ziell. Schönheit haben. Man steht auf das, was
mir durch mein Aussehen meine eigene man selber verkörpern will.
Welt schaffen. Also die Spiesser?
Ja genau, die schauen einen dann Was willst du verkörpern?
Was ist eigentlich der Unterschied zwi- von oben bis unten an und schütteln Ich will nicht etwas Bestimmtes ver-
schen einem Gothic und einem Grufti? den Kopf. körpern. Ich halte mich an keine Regeln,
Grufti ist eher ein abschätziger Aus- wenn es um mein Aussehen geht. Wenn
druck für Menschen, die so aussehen Wolltest du schon einmal gezielt Reakti- mir etwas gefällt, dann nehme ich das in
wie ich. Untereinander nennen wir uns onen provozieren und beobachten? meinen persönlichen Stil mit auf.

26 prisma – Dezember 2009


T
T 27 prisma – Dezember 2009
Du arbeitest als Model. Was sind denn
das für Fotos?
Also Shootings auf Friedhöfen ma-
che ich nicht. Die Motive sind verschie-
den, aber schon immer mit dem Thema
Gothic. Ich muss als Fotomodell keinem
Stereotyp entsprechen, sondern kann
meinen persönlichen Stil mit einbrin-
gen, was das Ganze für mich interes-
santer macht.

Was war dein extremster Look?


Der Lolita-Stil ist für Fremde wohl
am extremsten. Ich hatte oft Korsetts
an mit kurzen Röcken. Dazu Plateau-
schuhe, Strümpfe und ein Krönchen.
Für mich persönlich war es krass, ganz
in weiss an eine Gothic-Party zu gehen.
Alle waren schwarz gekleidet. Ich habe
in dem Raum richtiggehend geleuchtet.

Du sprichst von dir als Lolita. Hat das


Ganze auch eine sexuelle Komponente?
Nein, für mich persönlich nicht.
Aber es gibt viele Gothics, die sich auch
in der Fetisch-Szene bewegen. Mich
spricht das jedoch nicht an.

Wie möchtest du dich weiter verändern?


Mein Traum wäre ein grosses Tattoo
auf der Seite, an der Taille. Und dann
noch ein Lippen-Piercing. Mehr möchte
ich nicht. Ich habe eine genaue Vorstel-
lung davon, wie ich aussehen will.

Wenn du dir den typischen HSG-Stu-


denten vorstellst: Ist dir das total fremd?
Es ist mir nicht fremd. Ich finde
dann eher: «Hübsches Gesicht, aber
schade um den Rest.» Dieser Stil spricht
mich nicht besonders an, aber wenn es ziert mit seinem Äusseren unterschied- Wolltest du schon immer mal irgendet-
der Person gefällt, stört mich das nicht. liche Reaktionen. Mir gefällt dieses Ex- was der breiten Masse sagen?
Ich würde wohl nicht unbedingt auf eine perimentieren. Mein Aussehen ist wie Ich finde die Entwicklung in der Ge-
solche Person zugehen. Ich glaube, wir eine Art Hobby. Während andere Men- sellschaft schön, dass alles, was anders
hätten nicht viel gemeinsam. schen vielleicht Briefmarken sammeln, ist, immer mehr akzeptiert wird. Die
faszinieren mich die Modifikationen des Leute sollten nicht versuchen anders zu
Wie sieht dein Traumtyp aus? menschlichen Körpers. sein, weil das gerade in ist. Man sollte zu
Das Gesicht ist mir total wichtig. Ich sich stehen und so sein, wie man wirk-
mag feine Gesichtszüge. Und natürlich Wolltest du nie aus der Szene raus? lich ist.
gefallen mir bleiche Männer mit schwarz Nein, auf keinen Fall. Aber ich bin Lynn Reinhart &
gefärbten Haaren und vielen Piercings immer auf der Suche nach etwas Neu- Valentin Diem
und Tattoos. em. In anderen Szenen habe ich ganz
neue Welten entdeckt. Ich habe Freu-
Siehst du dich noch in 50 Jahren im Go- de am Experimentieren. Das finde ich
thic-Stil? wichtig, sonst wird man intolerant. Man
Ich kann nicht sagen, was die Zu- muss offen bleiben. Aber man ist ja frei,
kunft bringt, aber ich werde mich sicher neue Dinge auszuprobieren. Zurück
immer wieder verändern. Man provo- kann man immer.

28 prisma – Dezember 2009


T
T 29 prisma – Dezember 2009
What are we
chasing after....

30 prisma – Dezember 2009


T
and where will it
take us?
T 31 prisma – Dezember 2009
Grenzenlose Schönheit
«Hals und Beinbruch» lautet der Gruss unter Skifah-
rern. Newschool-Skier wagen nicht nur verrückte
Sprünge, sie wagen es auch, sich gegen den Kom-
merz und die FIS aufzulehnen. Das ist ehrlich.

W allride-to-shifty Flatspin 540 Ja-


pan nennt sich der Trick, den
Nick Martini auf dem Foto links ge-
rade vollführt. Das Fachsuaheli auf
Deutsch übersetzt: Martini ist aus der
Betrachterperspektive von links über
die Schanze an die besprayte Wand ge-
sprungen (Wallride), hat sich dort mit
den Füssen abgestossen und direkt eine
anderthalbfache Drehung (540) mit ho-
rizontaler Achse, quasi in der Luft (Flat-
spin), angehängt. Dabei grabt er mit der
rechten Hand den linken Ski innen vor
der Bindung (Japan) und lässt durch
Überdrehen des Oberkörpers den Ein-
druck entstehen, in der Drehung kurz
innezuhalten (shifty). Das Wörtchen to
wird zwischen zwei aneinandergereih-
te Tricks gesetzt, hier zwischen den Jib
(Befahren von Hindernissen) und den
Spin (Rotation).

Newschool-Skiing ist eine Varian-


te des Skifahrens, bei der unterschied-
lichste Tricks über Schanzen (Kicker),
in der Halfpipe oder beim Jibben (z.B.
Rails) erfunden und vollführt werden.
Dabei können Vor- und Rückwärtssalti

32 prisma – Dezember 2009


T
Gabriel Gertsch im Höhenflug

(Flips) mit Rotationen um die mehr oder möglichst ästhetischen und kreativen nische Schwierigkeit und Style bewertet
weniger schräge Rotationsachse (Flat- Fahrweise. werden sollen. Dank einer grossen Mas-
spin bis Cork) und einer unbegrenzten se an ebenbürtigen Topathleten und
Zahl an Grabs kombiniert werden. Der Geld und Ruhm rufen nach Ob- dem Fehlen von Rankings entscheidet
Fantasie spürbare Grenzen setzt allein jektivierung so der individuelle Style in aller Regel
die Endlichkeit der Flugdauer. Von den Aufgrund der rasant steigenden Be- über Sieg oder Niederlage.
physischen Limits könnte Skiprofi Mike liebtheit des Sports wurden Newschool-
Wilson ein Liedchen singen. Bei einem Innovationen, wie etwa Twintip-Ski, Unter diesen Bedingungen geht die
Sprung über 40 Meter zog er sich ne- populär. Diese sind im Vergleich zu Forderung nach einem objektiven Ver-
ben einem Lungenkollaps mehr als ein herkömmlichen Skiern an der Spitze gleich Hand in Hand mit der Annahme,
halbes Dutzend Knochenbrüche zu, da- und am Ende nach oben gebogen, was dass ein Konsens über das Schöne vor-
runter Rücken, Rippen und Fussknöchel das Rückwärtsfahren und -landen er- handen ist. Dieser überhöhte Anspruch
(Youtube). Das konnte ihn allerdings leichtert. Mittlerweile haben Skifirmen ist gnadenlos zum Scheitern verurteilt,
nicht daran hindern, drei Monate später das Vermarktungspotenzial entdeckt da noch kein Contest stattgefunden hat,
wieder seiner Passion nachzugehen. und versuchen, durch Sponsoring von an dem es nicht ebenso viele Meinungen
Top-Athleten mehr zu verkaufen. Um wie Judges und Zuschauer gab. Mit der
Entstanden ist der Sport in den 90er- sich besser in der Szene profilieren zu fehlenden Objektivität scheidet auch
Jahren aus den Disziplinen Freestyle können, riefen Sponsoren unzählige die Wettbewerbstauglichkeit des Sports
und Buckelpiste. Der internationale Ski- Wettkämpfe (Contests) ins Leben, wel- aus, aber die Szene bleibt sich durch das
Verband FIS hatte beide Bereiche derart che ein substanzielles Problem auf- Fehlen von Regeln doch noch treu. «Der
detailliert und restriktiv reglementiert, werfen: Wie Ranglisten erstellen, wenn Ästhet ist der rechte Realpolitiker im
dass etliche kreative Fahrer ausstiegen keine messbaren Leistungen erbracht Reich der Schönheit», lautet ein Diktum
und zusammen etwas Neues wagten. So werden? Zwar könnten zur Leistungsbe- von Karl Kraus. Zum Glück bleiben die
entstand eine Sportart, die freie Impro- urteilung analog zu anderen Sportarten Newschool-Idealisten ihren Idealen treu
visation und Vergnügen an der Sache in Kriterien entwickelt werden, doch lehnt und finden Style wichtiger als Geld.
den Mittelpunkt stellt und grundsätzlich die Community dies klar ab, weil es ihre Gabriel Gertsch
keine Regeln kennt. Angestrebt wird Freiheit einschränkt. Einig ist man sich
Schönheit, kurzum Style, mittels einer einzig, dass die beiden Faktoren tech-

T 33 prisma – Dezember 2009


Abstraktion des Lebens
Die Ausstellung «Körperwelten» des deutschen Ana-
tomen Gunther von Hagens in Zürich zeigt:
Das Marketing funktioniert, doch die plastinierten
Körper stossen nicht durchgängig auf Gefallen.

Ü ber die Ausstellung des Plastinators


Gunther von Hagens scheiden sich
seit Jahren die Geister: Befürworter und
Der plastinierte Oberkörper eines etwa
sechzigjährigen Mannes, dessen Schä-
del mit allerhöchster Präzision längs
Ideal der ewigen Jugend hinausläuft. Di-
ese jugendliche Schönheit wird schliess-
lich mit allen Mitteln zu konservieren
Körperspender sehen in der Ausstellung gespalten wurde, ist besonders erschüt- versucht. Und wie so mancher Chirurg
einen Beitrag zur medizinischen Aufklä- ternd. Es ist das einzige Ausstellungs- sieht auch der Plastinator Gunther von
rung, Schaulustige ein unterhaltsames stück, das noch Haut hat; nur der Kopf Hagens in der Konservierung der kör-
Gruselkabinett und Gegner der Ausstel- wurde gespalten. Von den gut sichtbaren perlichen «Schönheit» eine Form künst-
lung fühlen sich durch die Präsentation Hautporen über die ergrauten Wimpern lerischen Schaffens.
präparierter Leichenteile in ihrem Pie- bis hin zum ausgeprägten Doppelkinn
tätsgefühls verletzt. geht von diesem Exponat etwas Leben- Durch die chirurgische Beseitigung
diges aus. Auch die übrigen Plastinate charakteristischer Erscheinungsmerk-
Die ideale Schönheit wirken höchst befremdlich – blossge- male und die vollständige Entfernung
Vor rund zweitausend Jahren ent- legte Augäpfel starren den Betrachter äusserer Hautschichten verliert der
wickelte der römische Architekt Mar- an. Denn ohne charakteristische Züge Mensch seine Individualität. Auf die-
cus Vitruvius Pollio das Konzept des wird jeder Körper austauschbar, jedes se Weise wird das Individuum auf das
«wohlgeformten Menschen», dessen Gesicht verliert seine einzigartige Aus- funktionale Zusammenspiel von Seh-
Gliedmassen in einem idealen Verhält- strahlung und verkommt zur grotesken nen, Muskeln und Knochen reduziert.
nis zueinander stehen. Da Vincis Bildnis Maske. «Körperwelten» erinnert eher an
des vitruvianischen Menschen ist wäh- einen Wanderzirkus für Schaulustige als Plastinate, Pervertierung, Pro-
rend der Renaissance der Inbegriff der an wissenschaftliche Forschung. vokation und Porno
Ästhetik schlechthin: In der Voll- In einem abgetrennten und
kommenheit der menschlichen Volljährigen vorbehaltenen Be-
Proportionen sahen die Intellek- reich der Ausstellung werden
tuellen der Epoche den eindeu- dem Betrachter drei Paare beim
tigen Beweis für die Schönheit der Sex präsentiert. Das entpuppt sich
göttlichen Schöpfung. Aus diesem allerdings schnell als Marketing-
Blickwinkel betrachtet, verliert der Gag, da im Vergleich zu anderen
menschliche Körper selbst durch Exponaten wenig Aufschluss-
die Plastination nichts an seiner reiches zu sehen ist. Allerdings
Vollkommenheit – die Proporti- provozieren diese Akte schon im
onen und die damit verbundene Vorfeld der Ausstellung hitzige
Schönheit werden sogar noch be- Diskussionen und sorgen so für
tont. Bis vor 200 Jahren dominierte ein hohes Besucherinteresse am
die Vorstellung, dass der mensch- Wanderzirkus.
liche Körper eine unantastbare
Gabe Gottes ist: Die Öffnung und Neben all dem Kommerz
Untersuchung von Leichen wur- darf man nicht vergessen, dass
de daher mit der Todesstrafe geahndet. Der Wandel im Umgang mit jeder Spender seinen Körper freiwillig
Dieses Verbot schränkte den medizi- dem menschlichen Körper zur Plastination frei gegeben hat. Die
nischen Fortschritt stark ein und wurde Der Umgang mit der körperlichen Beweggründe der Spender waren wo-
aufgehoben. Schönheit hat sich grundsätzlich ge- möglich nicht rein aufklärerischer Na-
ändert: In der modernen westlichen tur, sie sparten ihren Hinterbliebenen
Wanderzirkus Körperwelten Gesellschaft wird Schönheit häufig mit so auch die Beerdigungskosten. Was mit
Unter dem Deckmantel der medi- Perfektion gleichgesetzt. Heutzutage ist den nicht plastinierten Leichenteilen
zinischen Aufklärung wird der mensch- der Körper nicht mehr Gottes perfektes geschehen war, konnten wir nicht in Er-
liche Leib in der Ausstellung – einer Ma- Werk, sondern mit Hilfe plastischer Chi- fahrung bringen.
schine gleich – fein säuberlich in seine rurgie kann man sich an die aktuelle Nina Diethelm &
Einzelteile zerlegt und zur Schau gestellt. Mode anpassen, welche meist auf das Lisa Kneubühler

34 prisma – Dezember 2009


T
Das Tier in dir
Wir rühmen unser hyperintellektuelles Hirn, das wir
tagtäglich weiter und weiter auf der Abstraktionsleiter
vorantreiben. Bei Fragen der Schönheit aber siegt
das Tier in uns.

I n unserer Vergangenheit als Jesus-


latschen- und Togaträger im antiken
Griechenland haben wir schon Götter-
sen in unseren Köpfen dabei nicht ver-
schaltet.
wirken; nur für die menschlichen Ge-
schlechtsgenossen gibt’s so etwas nicht.
Wobei die Stromlinienförmigkeit schon
statuen als das Ideelle und Vollkom- Auch die männlichen HSG-Studie- lange vom Vorzeige-HSG-Studenten
mene schlechthin angeschmachtet, uns renden wollen natürlich das langfristige adaptiert worden ist. Mit quietschbun-
jahrhundertelang ein wissenschaftlich- Überleben ihres Erbgutes sichern, was ten Hosen wagt so mancher männliche
rationales Weltbild angeeignet und die hier rein statistisch gesehen bekannter- Kommilitone einen Vorstoss ins Tier-
höchste sinnlich wahrnehmbare Emp- massen nicht ganz ohne Allokations- reich und erinnert dabei eher an einen
findung, Schönheit, als die «promesse schwierigkeiten abläuft. Die Tierwelt hat Papagei als an einen Homo sapiens.
de bonheur» bezeichnet. Dabei ist das sich für den Fall eines solch hochkom- Der Run auf die Trägerinnen der appe-
Prinzip Schönheit nichts weiter als eine petitiven Umfelds lustige Dinge einfallen titlichsten Gene ist an der
Entscheidungsprämisse aus dem Reich lassen: Pfauen besitzen als Extra-Fea- HSG schon längst eröff-
der Biologie, das uns bei der Partner- ture diesen unglaublich übertriebenen net. Möge der Schönste
wahl vor genpool-technischen Fehlgrif- Federkranz, Enten und andere Vögel gewinnen.
fen retten soll: Hohe Attraktivität gleich sind vor lauter Farbe und Prächtigkeit Annegret Funke
hohe Reproduktivität bzw. Gebärfreu- so grell, dass sie neben ihren Weibchen
digkeit – viel komplexer sind die Synap- wie deren viel zu bunte Zirkus-Version

Cartoon

T 35 prisma – Dezember 2009


3 60°
38 «Balsam für die Seele»
40 Der Kunstmarkt erklärt – in 450 Wörtern und einer Grafik
41 The Big Bang Theory

Them Crooked Vultures


42 Metropolen – à la carte serviert
44 Pokerspielen als Studentenjob
«Balsam für die Seele»
Der Musikstudent Mathias Inoue über klassische
Musik im Zeitalter des Kommerzes, den Preis des
Erfolgs und die Schatten seiner Vergangenheit

Ich treffe Mathias in einer Basler Kaf-


feebar. Viel Lärm, wenig Charme. Sein
nachdenklicher Blick kontrastiert mit
Niemand sollte auf Musik verzichten,
auch auf klassische nicht. Sie gehört
zum Leben, zum Alltag. Man kann sich
Dieser Erfolg ist der grössere von beiden,
er verschafft eine grössere Befriedigung.

seiner jugendlichen Erscheinung. mit der Musik identifizieren, sich selber Du warst früher in einer Sonderklasse,
trösten. Menschen, die Musik gegenü- hattest zusätzliche Unterrichtsstunden
Heutzutage interessiert sich nur noch ber nicht offen sind, das sind sehr harte und Konzerte. Da bleibt nicht viel Platz
eine ältere, gutbürgerliche Bevölkerungs- Menschen. für Freunde oder Freizeit. Ist das der Preis
schicht für klassische Musik. Dienst du des Erfolgs?
lediglich der Unterhaltung von alten Klassische Musik ist doch heute zu einem Vermutlich. Ich hatte wenig Zeit, um
Spiessern? Business wie jedes andere geworden. beispielsweise mit Freunden auszuge-
Ich habe eher das Gefühl, dass ich Mit Stars und Sternchen. Mit immensen hen. So etwas musste genau eingeplant
den Leuten klassische Musik wirklich Marketingbudgets. Hat sie ihre Seele ver- werden. Und weil ich oft üben musste,
näherbringen kann. kauft? war das natürlich nicht immer möglich.
Ein Stück weit schon. Heute ist alles
Auch jungen Leuten? kommerzialisiert, ein grosses Geschäft. Will man da als Teenager nicht ausbre-
Speziell den Jungen. Prinzipiell wä- Es ist eine Maschinerie, sie entfremdet chen, revoltieren, nach der Freiheit grei-
ren sie offen dafür. Viele haben aber kei- den Sinn der Musik. Umso wichtiger ist fen?
nen Zugang dazu. Man hört ja eher sel- es, dass man als Musiker versucht, eine (lächelnd) Nein. Ich habe mein Le-
ten klassische Musik im Ausgang. Wenn ehrliche Aussage zu machen und Men- ben nie wirklich als Einengung wahrge-
aber ein Freund diese Musik spielt, geht schen zu berühren. nommen. Am Anfang musste ich nur ab
man eher an ein Konzert und befasst und zu üben, dann ist es immer mehr
sich damit. Soll Musik eine Botschaft vermitteln? geworden. Aber das ist von alleine ge-
Musik soll in erster Linie ästhetisch kommen, von mir aus. Ich habe es im-
Siehst du das vielleicht als ... sein und schön klingen. Es soll ange- mer als normal empfunden.
Meine Mission? Ja, aber nicht nur nehm sein zuzuhören, man soll sich
für die Jungen. nicht dazu zwingen müssen. Darum Kam für dich nie etwas anderes als Musik
mag ich auch die neuere klassische Mu- in Frage?
Was kann die klassische Musik einem sik nicht. Sie ist nicht ästhetisch. Dass ich Musik spiele, hat sich na-
HSG-Studenten bringen? türlich ergeben. Für mich ist es immer
Ich glaube, dass ein weiter kultu- Eine schöne Form ist also wichtiger als klar gewesen. Ich habe darum nie in Er-
reller Horizont jedem Menschen etwas eine Botschaft? wägung gezogen, etwas anderes zu ma-
bringt. Man sollte offen gegenüber an- Ja. chen.
deren Dingen sein, sich damit beschäf-
tigen. Dann kann man sich eine eige- Ist das nicht ein wenig oberflächlich? Du hast schon als Fünfjähriger mit Vio-
ne Meinung bilden. Insofern bringt es Nein, Musik soll Balsam für die See- linunterricht angefangen. Deine Eltern
einem Wirtschaftsstudenten schon et- le sein. Das ist doch nicht oberflächlich. waren beide Musiker. Hattest du nie das
was, klassische Musik zu hören, weil es Gefühl, dass man dich zur Musik ge-
zur Allgemeinbildung gehört und einen Du hast bereits viele Auszeichnungen ge- drängt hat?
anderen Blick auf die Welt ermöglicht. wonnen. Was ist für dich Erfolg? Ich glaube, für Kinder ist es generell
Es freut mich natürlich sehr, wenn schwierig, an etwas zu bleiben, das sie
Ist klassische Musik nicht eine abgeho- ich einen Preis gewinne und geehrt wer- angefangen haben. Dann ist es die Auf-
bene Träumerei? Letztendlich zählt doch de. Das ist der Erfolg für die harte Arbeit. gabe der Eltern zu schauen, dass es wei-
nur die wirtschaftliche und politische Re- Eine andere Art von Erfolg ist, wenn man tergeht. Im Nachhinein habe ich nicht
alität. die Leute berühren und bewegen kann. den Eindruck, gezwungen worden zu
Man kann schon mit diesem Gedanken Das ist eine Bestätigung des eigenen sein.
leben. Aber es wäre ein trauriges Leben. Empfindens, der eigenen Schöpfung. Dein Vater ist im Juni gestorben. Hat das

38 prisma – Dezember 2009


3
deine Art, Musik zu verstehen und zu
spielen, verändert?
Es könnte zu einem immer stär-
keren Einfluss werden. Mein Vater hat
mich sehr gefördert als Kind. Ich habe
es damals nicht immer verstanden, wie-
so ich mehr üben musste als alle ande-
ren. Mit der Zeit verstehe ich ihn jedoch
besser. Sein Tod ist eine Art Bestätigung,
dass ich in der Musik bleiben soll. Es ist
jetzt noch stärker mein eigener Wunsch
geworden, weil ich weiss, er hätte es
gewollt.

Kannst du den Tod zum Teil mit der Mu-


sik verarbeiten?
Ja. Es hat mir geholfen, dass ich
mich kurz nach seinem Tod auf die Mu-
sik konzentrieren konnte, mit dem Üben
und an der Hochschule. Es wäre nicht
gut gewesen, wenn ich kein musika-
lisches Projekt gehabt hätte, wenn ich
nichts hätte unternehmen können.

Dein Vater kam aus Japan. Spielt dei- und dritte Jahr zusammen mache. Aber vollziehen, wie der Dichter sein Gedicht
ne Herkunft eine Rolle, wenn du Musik es gefällt mir gut. geschrieben hat.
spielst?
Rein vom Denken her nicht. Ich Neben der Geige spielst du noch Klavier Bevorzugst du einen Komponisten?
habe eher gewisse biologische Vorteile und komponierst selber Musik. Besteht Ich habe Mozart am liebsten. Es
dank meiner japanischen Seite. da nicht die Gefahr, dass du vor lauter ist die Musik, die mir am meisten ent-
Bäumen den Wald nicht mehr siehst? spricht.
Biologische Vorteile? Ich fokussiere mich auf die Geige. Luc-Etienne Fauquex
Man sagt ja von Asiaten, dass sie Das Klavier brauche ich eher, um neben-
flinke Finger haben und geschickt sind bei etwas anderes spielen zu können, da
mit ihren Händen. Das habe ich von muss ich nicht so sehr daran arbeiten. Mathias Inoue, 20, studiert an der Musik-
meinem Vater geerbt, er war auch sehr Für Klavier hat es Zeit, wenn es Zeit hat. hochschule Basel und wird im Sommer
flink. Natürlich hatte ich auch einen ein- seinen Bachelor abschliessen. Er tritt
facheren Zugang zur japanischen Kul- Und was bringt dir das Komponieren zu- regelmässig als Solist oder mit Orche-
tur. sätzlich zur Interpretation? ster in Konzerten auf. Er hat zahlreiche
Es ist einfacher zu begreifen, was an- Auszeichnungen in Violine, Klavier und
Du studierst an der Musikhochschule dere Komponisten gemacht haben. Das Komposition gewonnen. Vor kurzem hat
Basel das Hauptfach Violine. Was gefällt kann man mit Dichtung vergleichen. er den Preis der Basellandschaftlichen
dir besonders am Studium? Wenn man gerne Gedichte liest, ist das Kantonalbank erhalten. Über seine
Dass ich mich ausschliesslich mit schön und gut. Aber nur wenn man sie Homepage www.mathiasinoue.ch kann
Musik auseinandersetzen kann. Es ist selber schreibt, versteht man den for- er auch für private Auftritte gebucht
zwar ziemlich streng, weil ich das zweite malen Aufbau genau. Man kann nach- werden.

3 39 prisma – Dezember 2009


Der Kunstmarkt erklärt – in 450
Wörtern und einer Grafik
Ich höre es so häufig: «Leider kenne ich mich über-
haupt nicht aus.» Keine Ausreden mehr: Nachfolgend
ein kurzer Überblick über den Kunstmarkt, inkl. Bild für
die Schnellleser.

K leiner Tipp für die männlichen Leser: Bild rausschneiden und zur nächsten Vernissage mitnehmen – als Back-up, um im
Gespräch mit der hübschen Blonden zu punkten.

Die Pole Die Märkte Die Vermittler


Im Kunstmarkt geht es – vereinfacht Künstler und Kunde kommen auf Damit Künstler auf Kunde trifft und
gesagt – darum, dass sich zwei Gruppen zwei Märkten zusammen: Den Primary andersherum, kommen Vermittler ins
finden: Künstler und Kunde. (Es bietet und den Secondary Markt. Der Primary Spiel. Die konzeptionellen Vermittler
sich nicht an, mit diesem Schlaumei- Markt ist – einfach gesagt – das, was wir sind die Museen und Kritiker. Museen
ersatz eine Konversation zu beginnen.) sehen. Also die Ausstellungen, die Gale- haben einen grossen Einfluss auf den
Der Künstler ist – in HSG-Sprache – das risten mit ihren Künstlern machen. Ak- Markt. Sie geben einem Künstler das
Angebot. Nach Akademieabschluss han- teure sind Künstler, Kunde, Galerist. Die Qualitätssiegel. Eine Einzelausstellung
gelt er sich von Ausstellung zu Ausstel- Marge zwischen Künstler und Galerist im MoMA kommt quasi einem Ritter-
lung, denn nur hier kann er verkaufen. ist 50/50. Der Secondary Markt ist das, schlag gleich. Deutlich weniger Einfluss
Seine Karriere kann dabei ganz unter- was wir (meist) nicht sehen. Hier geht haben hingegen die Kritiker. Konnte vor
schiedliche Formen annehmen. Wäh- es um den Handel mit international be- wenigen Jahrzehnten das Urteil eines
rend nur 0,5 % «Superstars» werden, lebt deutenden Künstlern wie Warhol, Rich- Kritikers die Karriere eines Künstlers zer-
die grosse Mehrheit (ca. 80 %) langfristig ter etc. im Hinterzimmer des Galeristen stören, so fürchten Künstler deren Wir-
nicht von der Kunst. Die übrigen 20 % oder öffentlich in einer Auktion. Im kungsmacht heute kaum. Die kommerzi-
bilden das Mittelfeld und beziehen ihr Unterschied zum Primary Markt ist der ellen Vermittler nehmen schliesslich die
Einkommen mehr oder weniger gut aus Künstler hier nicht beteiligt. Auktions- Rolle ein, den Geldkreislauf im Markt zu
der Kunst. häuser berechnen dem Käufer (buyer’s aktivieren. Besonders Galeristen kommt
Der Kunde ist die Nachfrage. Er premium) und dem Verkäufer (selling hier eine besondere Rolle zu. Sie veran-
unterscheidet sich durch seine Be- commission) je eine Gebühr. (Wenn ihr stalten regelmässig Ausstellungen (ca. 6
weggründe zum Kunstkauf. Es gibt die gegenüber der Blonden diese zwei Be- pro Jahr). Die gezeigten Künstler leben
«Art Connaisseurs» – eine Gruppe von griffe nennt, dann habt ihr mindestens noch und kommen vorzugsweise aus
Leuten, die kein Ikea-Bild mehr an der die Drinks nach der Vernissage sicher). dem Stamm der Galerien. Im Secondary
Wand haben wollen, Markt gesellen sich Auktionshäuser und
sondern etwas kaufen, Dealer zum Galeristen. Möchte jemand
was ihnen gefällt. Dann ein Kunstwerk von einem bedeutenden
gibt es die «Art Lovers». Primary Market Künstler kaufen oder verkaufen, wendet
Sie kennen die kleinsten er sich an einen der drei erwähnten. Alle
Details im Leben des versuchen dann, über ihre Kanäle ei-
Künstlers, oder anders Artist nen Match zu finden: das Auktionshaus
gesagt: krass anstren- durch die Auktion, der Händler und Ga-
Conceptual Art Mediator Commercial Art Mediator
gende Kunden. Dann • Critics • Art Gallery Dealer lerist durch ihr Netzwerk. Oder ihr über
gibt es die «Investors» • Museums • Private Art Dealers
Intermediary • Auction house dieses Wissen mit der Blonden – aber da-
sowie die «Corporate • Anillary Art Business von hab ich überhaupt keine Ahnung.
Collectors». Zuletzt gibt provider
MR
es die «Dealer-Collec-
tors», die einen Mix aus Collector
Investor und Sammler Der Autor promoviert an der HSG zum
darstellen. Sie sammeln, Thema «Management von Kunstgale-
verkaufen aber später rien» am KMU Institut bei Prof. Chri-
wieder einen grossen stoph Müller. Regelmässig berichtet er
Teil, um Gewinne abzu- an dieser Stelle vom Kunstmarkt. Er war
ziehen. bereits im Alter von 20 Jahren Teilhaber
Secondary Market
einer Galerie für zeitgenössische Kunst.

40 prisma – Dezember 2009


3
The Big Bang Theory
Jake ist nicht mehr herzig, und
Charlies Frauengeschichten M ittelpunkt der Serie ist das WG-
Wohnzimmer der vier superin-
telligenten Physiker Sheldon, Leonard,
Lacher sorgt Sheldon. Er besitzt einen
IQ von 187 und trägt bereits den Dr.Dr.-
Titel. Trotz fachlicher Genialität ist er
wiederholen sich. Die sechste
Howard und Rajesh. Zu Beginn der Pi- unfähig im zwischenmenschlichen Um-
Staffel von «Two and a Half lotfolge zieht die hübsche Penny, Möch- gang. Er ist direkt, indiskret und erkennt
Men» enttäuscht. Mit «The Big tegernschauspielerin, in die Nachbar- Sarkasmus nicht. Das nimmt man ihm
Bang Theory» liefert der Produ- wohnung ein. Obwohl die klischeehafte nicht böse, man merkt: Er kann nicht
zent Chuck Lorre nun würdigen Blondine und die Wissenschaftler wenig anders.
Ersatz. gemeinsam haben, freunden sie sich
an. Im Folgenden kontrastiert die Story Die Serie lebt von den skurrilen Di-
Pennys Welt mit derjenigen der Physi- alogen. Ob die Physiker um ein wissen-
ker. Während sie Boyfriend-Sorgen hat schaftliches oder ein «normales» Thema
oder Partys feiert, spielen Sheldon und streiten, die Lacher aus dem Off sind
seine Freunde lieber Star-Wars-Games genauso gerechtfertigt wie Pennys scho-
oder bauen Roboter. Leonards Versuche, ckierte Blicke. Obwohl jedes Klischee
diese Nerd-Hobbys vor Penny zu verber- über Physiker erfüllt wird, kommen die
gen, scheitern kläglich. Nerds sympathisch und witzig rüber. So
versteht man auch, dass Penny sich als
Die unterschiedlichen Charaktere fester Bestandteil in die Clique invol-
sind genial gezeichnet. Howard, der mit viert. «The Big Bang Theory» ist eine he-
28 noch bei seiner Mutter wohnt, sieht rausragende Comedy-Serie, die uns die
sich als Frauenversteher. Allerdings hat Lernphase versüssen wird. Sehen kann
er auf diesem Gebiet ebenso wenig Er- man die Nerds jeweils Samstags um
folg wie der Inder Rajesh, der in weib- 14.15 Uhr auf ProSieben oder – besser –
licher Gegenwart ohne Alkoholeinfluss auf Englisch im Internet.
keinen Ton rausbringt. Für die meisten Marisa Steiner

Them Crooked Vultures


Das Wort Superband wird
heutzutage viel zu schnell in den D ie Bandmitglieder haben mehr Spu-
ren in der Rockgeschichte hinter-
lassen als ein Elefant im Porzellanladen.
von Josh Homme deutlich erkennbar
ist. Vor allem angenehm, angesichts der
Brutalität einzelner Lieder, ist ebendes-
Mund genommen. Fast so oft
Dave Grohl schlug die Trommeln bei sen Stimme, die einen frischen Hauch
wie das Wort Wirtschaftskrise. Nirvana, Josh Homme ist der Kopf bei Melodie in die ansonsten schweisstrei-
Dennoch findet dieser Begriff Queens Of The Stone Age und John Paul bende Rythmuslastigkeit des Albums
bei dieser Band eine gerecht- Jones war Bassist der legendären 70er- hineinbringt. Kurz zusammengefasst:
fertigte Anwendung. Band Led Zeppelin. Der Hardrock wird zelebriert. Fraglich
bleibt dennoch, ob der Newcomer die-
Unweigerlich stellt sich die Frage, selbe Aufmerksamkeit bei Fans und La-
wie viel jeder Band in diesem Album bel (Sony) bekommt oder nicht besten-
steckt. Das Unwesen, ein Geier in einem falls als Tassenuntersetzer Verwendung
Anzug, welches ihr Albumcover ziert, finden wird.
pickt die besten Stücke, verschluckt sie,
ohne zu kauen, und verdaut sie auch Die Platte ist jedoch alles andere als
nicht. Dabei hat es eindeutig mehr Ap- schlecht. Das Problem ist, dass bei so
petit auf Hardrock als Grunge. Was viel Talent das Gelingen eines soliden
dabei zum Vorschein kommt, ist kei- und guten Tonträgers reine Formsache
ne Neo-definition des Rocks, sondern ist. Die Fantasie, dass nach Ankündi-
es sind einfache, brachiale, fast schon gung eines solchen Zusammenschlusses
sperrige Stücke. So hört man in «Ele- von genialen Musikern wieder einmal
phants» die typischen Led Zeppelin Gi- ein Meilenstein in der Musikgeschichte
tarrenriffs heraus, währenddessen im erreicht wird, bleibt Wunschdenken.
Stück «Dead End Friends» der Einfluss Guillaume Gabus

3 41 prisma – Dezember 2009


Metropolen – à la carte serviert
«A la Carte Maps», das Start-up zweier HSG-Absolventen,
kombiniert Stadtplan und Reiseführer zu einem kunstvol-
len Produkt, das Städtereisen innovativer machen soll.
Yannick.Pengl@student.unisg.ch
Ressortleiter Campus

V on Unternehmertum ist an der Uni-


versität St. Gallen oft die Rede. Mitt-
lerweile existiert sogar eine Zusatzqua-
Die Tipps, die es auf die Karte schaf-
fen, werden von einem Einheimischen
aus der jeweiligen Stadt zusammenge-
ben schon über 50 Länder besucht und
dabei stets die gleichen negativen Er-
fahrungen mit Reiseführern gemacht:
lifikation «Entrepreneurship». Die Zahl stellt. Yuan erläutert: «Die local guides «Wozu brauche ich 100 vermeintliche
der Studierenden, die während oder sind Freunde oder Freunde von Freun- Insider-Tipps, wenn sich dort dann nur
direkt nach dem Studium ein Start-up den von Jan und mir. Sie werden be- Touristen tummeln?» Zudem seien klas-
gründen, hält sich dennoch in Grenzen. auftragt, mit 15 bis 20 Leuten aus den sische Reiseführer schwer, unhandlich,
Eine Ausnahme sind Yuan Yao (24) und verschiedensten Bereichen – z.B. Künst- langweilig und unpraktisch.
Jan Gerber (28), die gemeinsam das Un- lern, Studenten oder auch Touristen
ternehmen «A la Carte Maps» gegründet – zu sprechen und so die besten Tipps Für ihr Produkt haben Yuan und
haben. Ihr Geschäftsmodell besteht da- zu sammeln.» Der Schwerpunkt liegt Jan eine eigene Zielgruppe definiert:
rin, traditionelle Stadtpläne und Reise- dabei auf Tipps «off the beaten track», die Flashpacker. Darunter verstehen sie
führer in einem kunstvollen Produkt zu die in normalen Reiseführern nicht zu Backpacker, die Städte nicht nur sehen,
vereinen. «Wir bieten unseren Kunden finden sind. So sollen Städtereisen au- sondern so authentisch wie möglich er-
in der jeweiligen Stadt einen einheimi- thentischer und zu einem echten Erleb- leben wollen – abseits des gewöhnlichen
schen Freund, der seine besten Tipps auf nis werden. In Shanghai beispielsweise Touristenbetriebs. Kreativen Flashpa-
einem Stadtplan vermerkt», erklärt Yuan wird empfohlen, in einer chinesischen ckern bietet A la Carte Maps die Mög-
und präsentiert die Zürich-Map. Auf den Uni-Mensa zu essen, und in Zürich wird lichkeit, mit Stift und mitgelieferten Auf-
ersten Blick sticht die bunte Gestaltung verraten, wo der letzte Schwarz-Weiss- klebern eine individuelle Map («Create
ins Auge und beim Auffalten spürt man Fotoautomat der Schweiz steht. Auf your own City à la Carte») zu gestalten.
ein für Landkarten ungewohnt festes die von den local guides gesammelten
Material: «Unsere Maps sind handlich Tipps, die nicht auf der Karte vermerkt A la Carte Maps kosten 8.90 Euro
und widerstandsfähig. Sie überstehen sind, kann der Map-Besitzer online zu- und sind mittlerweile für 10 Städte er-
jeden Regenschauer.» Auf der Karte fin- greifen. hältlich: London, Paris, Barcelona, Mün-
den sich handgeschriebene Hinweise zu chen, Zürich, Wien, Schanghai, Tokio,
Bars, architektonischen Höhepunkten, Die Idee zu A la Carte Maps kam Washington DC und New York. Mehr
Badegelegenheiten und vielem mehr. Yuan und Jan beim Reisen. Beide ha- Infos unter: www.alacartemaps.com

42 prisma – Dezember 2009


3
«Das HSG-Studium war hilfreich» Die Gründer
Jan Gerber hat sein HSG-Studium 2004
Yuan Yao über ihre Erfahrungen als Start-up-Unternehmerin mit einem BWL-Bachelor abgeschlos-
sen. Nach einem sechsmonatigen Auf-
Was lernt man bei der Gründung eines te Maps ist zwar ein kleines, aber mit enthalt in China folgte das Masterstu-
Start-ups? local guides auf drei Kontinenten, der dium in «Accounting and Finance» an
Alles dauert doppelt so lange und Produktion in China und dem Vertrieb der LSE. Er absolvierte diverse Prakti-
kostet doppelt so viel, wie ursprünglich in der Schweiz ein sehr internationales ka, unter anderem bei der CS, UBS und
veranschlagt. In Vorlesungen und Semi- Unternehmen. Man muss die verschie- McKinsey, und arbeitet mittlerweile
naren an der Uni lässt sich eine Grün- denen Vorstellungen von Pünktlichkeit als Projektleiter für das Beratungsun-
dung theoretisch sehr gut nachvollzie- und Zusammenarbeit verstehen lernen ternehmen Oliver Wyman. Er besitzt
hen. In der Praxis stösst man dann aber und unter einen Hut bringen. Gerade einen schwarzen Gürtel in Taekwondo
auf Stolpersteine, mit denen man nie bei der Barcelona-Map mussten wir um und spielt Klavier.
und nimmer gerechnet hätte. die Einhaltung der ein oder anderen
Deadline zittern. Yuan Yao hat im Herbst ihr HSG-Ma-
Ein Beispiel? sterstudium der internationalen Be-
Eines Nachts wurde unsere Home- Beurteilst du das HSG-Studium als gute ziehungen abgeschlossen. Auch ihren
page gehackt und es war nur noch ein Vorbereitung auf deine Aufgaben als Un- Bachelor hat sie hier absolviert. Mittler-
springender Ball mit der Aufschrift «you ternehmerin? weile hat sie mit dem Doktoratsstudi-
have been hacked» zu sehen. Zum Glück Das Studium in St. Gallen war sehr um begonnen und macht parallel dazu
hat unser Programmierer das verhält- hilfreich. Die Inhalte der Management- einen Master in Sinologie an der Uni
nismässig schnell wieder in den Griff und insbesondere auch der Rechtskurse Zürich. Neben ihrem Studium war sie
bekommen. kann ich immer wieder gebrauchen. Zu- als UNO-Jugenddelegierte der Schweiz
dem bieten die studentischen Vereine engagiert und hielt 2005 eine Rede vor
Was ist für dich die grösste Herausforde- und Initiativen die Gelegenheit, erste der UNO-Generalversammlung in New
rung im eigenen Unternehmen? unternehmerische Erfahrungen zu sam- York. Sie ist ausgebildete Tanzlehrerin
Die Mitarbeiterführung! A la Car- meln. und spielt ebenfalls Klavier.

3 43 prisma – Dezember 2009


Pokerspielen als Studentenjob
Moritz Heimpel macht’s anders als manche Kommilito-
nen: Er brutzelt weder Burger noch fährt er Taxi. Sein
Studium finanziert sich der 20-Jährige mit Online-Poker.
Das heisst: Jeden Tag zwei Stunden. Neun Tische parallel.
Und Massen an überforderten Gegnern.

Teilzeit-Pokerspieler bescheiden, «aber


vor allem muss man sich mit dem Spiel
beschäftigen, mit der Mathematik und
der Psychologie der Gegner.» Das tut
Moritz, seit er 16 ist. Angefangen hat er
mit Freunden beim Bier. Später fand er
eine Poker-Website, die jedem 50 Euro
Startkapital auszahlte. Seit diesem Zeit-
punkt spielt er online. Bis vor dem Stu-
dium um Pots von bis zu 1‘800 Franken.
Jetzt, da er etwas weniger Zeit hat, sind
es noch 400 Franken. «Einige der On-
line-Pokerspieler überschätzen sich ein
bisschen», lächelt er. Ihre Spielweise ist
durchsichtig und zuweilen inkonsistent.
Für einen geübten Spieler wie Heimpel
ist es ein Leichtes, ihnen immer wieder
mal etwas abzuknöpfen. Denn der Stu-
dent aus dem ersten Semester geht sehr
organisiert vor: Spieler, die öfters online
sind, hat er mit Farben markiert: Grün
steht für stark, gelb für mittelmässig und

S obald der Dealer verteilt hat, schmilzt


die Welt von Moritz Heimpel auf die
Grösse eines 24-Zoll Monitors. Sein Blick
er 36 Franken in einer Stunde Online-
Poker. Seine Kollegen vom Fast-Food-
Restaurant machen etwa die Hälfte in
rot für schwach. Heute wimmelt es an
den neun Tischen von roten Punkten.
Ein leichtes Fressen also.
ist fokussiert. Mit ruhiger Hand klickt er derselben Zeit. Und die können sich
auf die Karten, die vor ihm aufblitzen. ihre Arbeitszeit nicht frei einteilen. Den- Pokern als «Bürojob»
An neun Tischen spielt er parallel. Das noch: «Es braucht Disziplin, damit man Obschon für sein Alter sehr erfolg-
macht 200 Hände in der Stunde, also auch wirklich regelmässig spielt», verrät reich, ist Moritz Heimpel kein Poker-
200 Mal neue Karten. In seinem Kopf Moritz Heimpel. Sein Wochenpensum spieler, wie man ihn von DSF kennt.
jagen sich nun Wahrscheinlichkeitsver- besteht in der Regel aus 10 Stunden, die Weder ist er ein cooler Poser mit teurer
teilungen und Varianzen. Sein Körper er auf fünf Tage verteilt. 1‘000 Franken Sonnenbrille noch ein zurückgezogener
aber wirkt entspannt. Es scheint, als sei Gewinn im Durchschnitt pro Monat ist Nerd im karierten Hemd. In seiner Frei-
in diesem Augenblick nur der «Denker» sein gestecktes Ziel. Das ist bescheiden, zeit spielt er Volleyball in der 2. österrei-
von Auguste Rodin konzentrierter als denn meistens liegt er deutlich drüber. chischen Bundesliga und seine Freunde
der junge Deutsche. Doch das ist nötig: «Klar», gesteht Heimpel, «gibt es auch bedeuten ihm sehr viel. «Meine Freun-
Denn Moritz Heimpel pokert nicht zum schlechte Monate, aber wirklich ne- din, Kumpels und die Uni gehen immer
Vergnügen. Vielleicht ein bisschen. Aber gativ war ich noch nie.» Und schliess- vor», sagt Moritz Heimpel. Denn letzt-
hauptsächlich, um damit Geld zu ver- lich pokert er bereits seit vier Jahren. lich ist Pokern für ihn, was für andere
dienen. Um sein Studium an der HSG Es klingt banal, wenn Moritz Heimpel Ins-Büro-Fahren ist: pure Arbeit.
und seine Wohnung zu bezahlen. über Online-Poker spricht. So banal, Christoph Anliker
dass man fast meinen könnte, jeder sei
1000 Franken pro Monat im Stande, 2‘000 Franken im Monat
Der 20-Jährige ist sich seines Privi- zu erspielen. Aber so ist es nicht. «Klar
legs bewusst: Im Durchschnitt verdient braucht es ein wenig Talent», sagt der

44 prisma – Dezember 2009


3
M enschen
46 Umfrage: Was ist für dich schön?
47 «Gewinnmaximierung ist ein hoch ethisches Prinzip»
51 Kommentar
53 Herausgepickt: Olivier Kessler
54 Partypics: Jubiläumsparty
Umfrage
Was ist für dich schön?
Schönheit ist subjektiv, relativ und manchmal auch provokativ. Was ist für die Studenten
der HSG schön? Ein Moment, eine Situation oder ein Gefühl? Oder etwa doch nur eine
Frau im kleinen Schwarzen? prisma hat den Studenten auf den Zahn gefühlt und sie nach
dem Schönsten auf der Welt gefragt.

Federico, SIM-Master
«Das Schönste ist für mich, Zeit mit meinen Freunden verbringen zu kön-
nen. Im Urlaub fällt jeglicher Zeitdruck weg. Dann kann man zusammen
neue Dinge entdecken und neue Eindrücke gewinnen.»

Charly und Stephie, Assessmentstufe


Charly: «Das Schönste auf der Welt ist die Liebe in all ihren Formen.»

Stephie: «Für mich ist es das Schönste, wenn es im Winter endlich schneit.
Dann packe ich meine Ski ein und fahre in die Berge. Das macht mich to-
tal glücklich.»

Hannes, Assessmentstufe
«Wenn ich in Miami entspannt am Strand in der Sonne liege. Dazu noch
eine Flasche guten Rotwein, das finde ich wunderbar!»

Marc und Michael, Assessmentstufe


«Logisch: Das Leben an sich ist doch das Schönste auf der Welt!»

Tabea, Assessmentstufe

«Ich bin gerne draussen. Wenn ich im Wald spazieren gehen kann. Allei-
ne oder mit Freunden, beides hilft, mich den hektischen Alltag vergessen
zu lassen. Ich geniesse dann die Ruhe und kann meine Batterien wieder
aufladen.»

Lynn Reinhart &


Charly Claesson

46 prisma – Dezember 2009


M
«Gewinnmaximierung ist
ein hoch ethisches Prinzip»
Im Sommer sorgte die Kandidatur des Alt Bundesrates
Christoph Blocher (69) für den Wirtschaftsethik-Lehrstuhl
an der HSG für Furore. Mit prisma sprach er über die Wich-
tigkeit einer «lebensnahen» Ethik, die wohlstandschaffende
Kraft des Kapitalismus und seine Kritik am Bologna-System.
Der bisherige Leiter des wirtschaftse- dem, was ich von ihm gelesen habe,
thischen Instituts, Peter Ulrich, hat ein- kann ich weder erkennen, welches Sy-
mal die Wirtschaftsethik mit der Aufklä- stem er bekämpft, noch, welches er
rung verglichen, indem er sagte, dass das bevorzugt. Seine Theorien sind lebens-
moderne Wirtschaftssystem, das sich im- fremd! Diese «Ethiker», zu denen ich
Matthias.Mirbeth@student.unisg.ch mer noch in einer früh- oder gar vormo- Ulrich zähle, können ja seit den Neun-
Ressortleiter Menschen dernen Metaphysik des Marktes bewegt, zigern nicht mehr sagen, für welches
Max.Winkler@student.unisg.ch einer Neuorientierung bedarf. Hierfür sei System sie eigentlich argumentieren,
prisma-Redaktor die Wirtschaftsethik zuständig. Stimmen da der von ihnen verteidigte Sozialis-
Sie mit dem überein? mus 1989 Bankrott gemacht hat. Tatsa-
Fotos Simona Pfister
Peter Ulrich überschätzt sich na- che aber ist, dass das System der freien
türlich gewaltig, wenn er meint, seine Marktwirtschaft, welche auf die Leistung
ethischen Ergüsse hätten eine ähnliche des Einzelnen baut und den Einfluss des
Bedeutung wie die Aufklärung. Aus Staates auf das Notwendigste begrenzt,

M 47 prisma – Dezember 2009


am ehesten von allen Systemen Wohl- wir keine Wirtschaftskrise, aber einen schaft Leistung hervor? Was ist wichtig?
fahrt und Wohlstand für die Menschen Einbruch, eine Rezession. Dennoch ist Was ist falsch? Was entspricht dem Le-
und die Gemeinschaft bringt. Und das etwas Wahres dran, dass der Mensch in ben?
ist die Hauptaufgabe der Wirtschaft. schlechten Zeiten alle möglichen und
unmöglichen Rettungspfähle sucht, so Aber wo kommt da die Ethik ins Spiel?
Ist die Wirtschaftsethik notwendig? wie die Leute in schlechten Zeiten öfter Die Ethik wird geprägt von einfachen
Natürlich: Wirtschaft ist ethisch in die Kirche gehen als in guten Zeiten. Grundbedürfnissen. Denn der Mensch
oder dann keine Wirtschaft. Deshalb Aber wir werden keine Mühe haben, bei will sich ernähren, kleiden, wohnen etc.
habe ich bei Ethik als Wissenschaft mei- der Marktwirtschaft zu bleiben. Denn Das sind banale Bedürfnisse, aber der
ne ganz grossen Fragezeichen. Ethik ist Mensch ist so erschaffen. Danach muss
Sache jedes Unternehmers, jedes Mana- sich das Wirtschaftssystem ausrichten.
gers, jeder Vorlesung, jedes Professors. «Der Lehrstuhl
Gleichgültig, ob man darüber spricht Und wie sieht das konkret aus?
oder sie nur hat. in seiner jetzigen Man wird ein hohes ethisches Gut

Sind Ethik und Marktwirtschaft über- Form hat keine entdecken: die Selbstverantwortung. Wo
Menschen für sich keine Verantwortung
haupt vereinbar?
Ja, natürlich. Marktwirtschaft-
Wirkung, keine tragen oder tragen können, gehen sie zu
Grunde. Wir dürfen ihnen darum nicht
liche Systeme gründen auf einer hohen
Ethik! Aber ich staune, wie ein Herr Ul-
Substanz, vor die Verantwortung wegnehmen, dürfen
ihnen nicht bedingungslos helfen ...
rich oder ein Herr Thielemann (Anm.
d. Red.: Vizedirektor des Lehrstuhls für
dem braucht nie- ... aber «helfen» wird allgemein auch als
Wirtschaftsethik an der HSG) gegen die mand Angst zu ethisches Gut angesehen ...
Marktwirtschaft losziehen und sie mit Ja, leider! Und unbesehen. Helfen
Wörtern wie «unethisch» oder «illegi- haben.» kann bei einem völlig Hilflosen ja rich-
tim» bezeichnen. Ich frage mich da im- tig sein. Aber sehr oft eben auch falsch
mer, was denn die Alternative sein soll. menschliche Fehler, wie wir sie jetzt in und damit unethisch. Fordern ist dann
Wenn man die Freiheit und den Markt der Wirtschaft beobachten, kann man ethischer als helfen! Nur das bringt die
ausklammert, die die Marktwirtschaft in keinem System ausschliessen, weil in Menschen weiter.
ausmachen. Dann bleibt doch nur die jedem System Menschen funktionieren.
staatliche Planwirtschaft. Jeder unternehmerische Entscheid kann Sie sind also der Meinung, dass der Kapi-
einen Fehlentscheid bedeuten. Die Ver- talismus diesen ethischen Anforderungen
Also ist die Wirtschaftsethik vor allem suchung ist gross, bei solchen Fehlern am besten nachkommt?
in ihrer jetzigen Ausprägung, so wie sie ein gängiges System zu geisseln. Es ist Ja. Ich sage zwar nicht, dass er fehler-
Ulrich und Thielemann geprägt haben, aber gerade die Stärke der freien Markt- frei ist oder dass er das Paradies schafft,
unnötig? wirtschaft, dass solche Fehler, Fehlent- aber er hat in der Vergangenheit trotz
Als Wirtschaftsethik nicht. Aber als scheide, menschliches Versagen, korri- aller Krisen und Rezessionen bewiesen,
Wissenschaft und als Lehrstuhl sehr giert werden. dass er am ehesten Wohlfahrt schafft.
wohl. Aber wenn der Lehrstuhl schon
besteht, dann sollte wenigstens ein oder Sie betonen in Ihrer Bewerbung, dass sich Dennoch gibt es immer noch Armut.
besser mehrere Praktiker ihn überneh- Ethik zukünftig wieder mehr an der ur- Ja, die gibt es immer noch, aber
men. Schliesslich haben auch wir Prak- sprünglichen Bedeutung des griechischen kennen Sie ein Wirtschaftsmodell, wo
tiker eine Ethik! Aber ich habe natürlich Wortes «ethos», als «das dem Leben Ge- das nicht so ist? Immerhin kann sich
von Anfang an gewusst, dass die Theo- mässe», orientieren soll. Können Sie uns der Kapitalismus zugute halten, dass es
retiker unter sich bleiben wollen. Der das näher erläutern? weniger arme Menschen gibt als früher
Lehrstuhl in seiner jetzigen Form hat Die heutige Ethik hat leider diese ur- und in andern mir bekannten Systemen.
keine Wirkung, keine Substanz, vor dem sprüngliche Bedeutung vergessen. Ethos Aber was heisst übrigens arm? Wenn Sie
braucht niemand Angst zu haben. Er ist war ursprünglich sehr eng mit Sitte ver- mit dem Existenzminimum operieren,
blosse Theorie – welt- und lebensfremd. bunden, als etwas ganz Greifbares und wird es immer Armut geben. Wenn ich
Und er hilft auch nicht weiter. Lebensnahes. Die deutsche Übersetzung jedoch die Schweiz betrachte, verhun-
hat das Wort jedoch auf ein Niveau ge- gern muss hier niemand, und das ist
Durch die Finanz- und Wirtschaftskrise hoben, auf dem man diesen praktischen doch eine Leistung.
hat die Wirtschaftsethik in letzter Zeit an Aspekt nicht mehr nachvollziehen kann.
Aufmerksamkeit gewonnen. Können Sie Deshalb gehe ich auf die Wurzeln zu- Sie sprachen vorhin von der Möglichkeit
dem Spruch «Moral ist eine gute Sache, rück. Wer weiss denn noch, dass Ethik der Studierenden, das «Funktionieren»
Ethik jedoch ein Krisensymptom» zu- «lebensgemäss» bedeutet? Wer es aber des Menschen zu beobachten. Benö-
stimmen? weiss, wird von morgens bis abends sei- tigt man dazu aber nicht erst ein theore-
Moral ist das lateinische Wort für ne Mitmenschen beobachten und sich tisches Fundament, um überhaupt wis-
das aus dem Griechischen stammende fragen: Was ist der Mensch? Wie funktio- sen zu können, was ich beobachten soll?
Ethik. Zunächst: In der Schweiz haben niert das Leben? Wann bringt eine Wirt- Ich gehe von folgender Fragestel-

48 prisma – Dezember 2009


M
«Fordern ist in
vielen Fällen
ethischer als
helfen!»
«Wenn sie keinen
Gewinn machen,
dann verreckt das
Unternehmen und
die Mitarbeiter
werden arbeitslos.
Finito.»

lung aus: Was ist die Aufgabe der Wirt- Das kann ich Ihnen nicht sagen, es
schaft? Sie soll die grösstmögliche Wohl- muss jedenfalls nicht unethisch sein.
fahrt für den Menschen gewährleisten. Zudem ist die Eigenkapitalrendite eine
Das ist der Auftrag der Marktwirtschaft. falsche Grösse. Einer, der nur einen
Bis jetzt hat dieses System den Auftrag Franken Eigenkapital hat, muss wohl
wesentlich besser erfüllt als alle andern. 1000 % Rendite haben! Die Grösse EBIT
oder Reingewinn zum Umsatz sind da
Wie hätte denn eine Blocher’sche Ethik- vielleicht schon besser.
stunde an der HSG ausgeschaut?
Wenn ich frei wäre, würde ich eine HSG-Professor Franz Jaeger meint, alles,
Vorlesung zum Beispiel zu folgendem was über 12 Prozent Eigenkapitalrendite
Thema halten: Was ist die ethische Be- hinausgeht, ist unethisch.
deutung des Gewinnes im Unterneh- Ich mag Franz Jaeger gern, aber ich
men? Oder etwas provokativer: Wa- wäre mit 12 Prozent nie zufrieden gewe-
rum ist Gewinnmaximierung ein hoch sen! Wenn ich in guten Jahren nicht 20
ethisches Prinzip? Prozent habe, bei einer Eigenkapitalquo-
te von ca. 50 %, werde ich die schlech-
Sind Ihrer Meinung nach 25 Prozent Ei- ten Jahre nicht überstehen. Aber über
genkapitalrendite ethisch? diese Zahlen rede ich eigentlich nicht.

M 49 prisma – Dezember 2009


Für mich ist es dann ethisch, wenn der Leben besser. Nehmen wir diese Krise, und die Guten müssen nach unten. Was
Gewinn – als Massstab der Qualität des wie Sie sagen. Was ist die Bedeutung sie letztlich erhalten, ist blosser Durch-
Unternehmens – mit der Konkurrenz einer Krise? Warum muss es Krisen ge- schnitt. Hinzu kommt noch ein ökono-
Schritt halten kann. Wenn die Konkur- ben? Woher nehme ich die Zuversicht, mischer Aspekt: Wir werden zu einem
renz 20 Prozent hat, will ich 22 Prozent dass es wieder aufwärtsgeht? Das ist be- mittelmässigen Hochschulsystem in der
haben. deutungsvoll. Da geht es um Lebenszu- Schweiz! Früher hatten wir die weltbe-
sammenhänge. Aber die Ethiker können sten Hochschulen, weil wir keine Nivel-
Aber ist das nicht eine begrenzte Definiti- das nicht erklären, die wissen ja nicht lierungen mitgemacht hatten. Nehmen
on der Ethik auf das Kapital? einmal, warum es eine Rezession gibt. Sie die ETH, an der mein Sohn studiert
Nein. Sehen Sie: Der Gewinn ist das Blut Sie sagen nur, da ist menschliches Ver- hat. Bereits vor Abschluss seines Stu-
des Unternehmens. Wenn Sie keinen sagen. Das muss ja nicht falsch sein. Sie diums hatte er Angebote von amerika-
Gewinn machen, dann «verreckt» das sprechen über die Gier von Managern. nischen Spitzenuniversitäten erhalten,
Unternehmen und die Mitarbeiter wer- Sie gebärden sich als Moralisten. Mora- um dort seinen Doktor zu machen, weil
den arbeitslos. Finito. Diese Menschen lismus ist aber das Gegenteil von Moral. die Amerikaner sagten, die Schweizer
sind verloren. Soll das ethisch sein? Ich Mit ihrer Theorie können sie die Welt ETH ist die beste Uni der Welt! Aber wa-
muss als Unternehmer also Gewinn ma- nicht retten. rum soll bei der jetzigen Nivellierung
chen. Ich muss besser und anders sein eine Schweizer Uni noch besonders her-
als meine Konkurrenten. Waren die Studierenden in Ihrer akade- vorstechen? Und das alles nur, damit je-
mischen Jugend in diesem Punkt anders? der das gleiche Diplömchen bekommt,
Welche Studenten soll die HSG eigentlich Die Professoren haben sich damals auf dem «Bachelor» oder «Master» und
in die Welt hinauslassen? vielfach ausgezeichnet als starke Per- so weiter draufsteht. Das ist unschwei-
Es kommt natürlich auf die Richtung sönlichkeiten – mit einer ethischen Auf-
an. Aber sie sollten in der Lage sein, be- fassung. Das hat uns geprägt. Aber leider
triebswirtschaftlich ein Unternehmen ist das im heutigen Massenbetrieb nicht
zu führen; das ist ihr Handwerk. mehr möglich, weil Sie nicht mehr so
nahen Kontakt mit den Professoren ha- «Die Ethiker
Über diesen wirtschaftlichen Rahmen hi- ben. Dennoch bin auch ich als Orientie-
naus – braucht ein HSG-Student grössere rungsloser in diese Gesellschaft gewor- können das nicht
Zusammenhänge zwischen Wirtschaft,
Gesellschaft und Recht?
fen worden.
erklären, die
Wenn man sein Studium richtig
angeht, wird man darum nicht herum-
Können Sie einem HSG-Studierenden als
Vorbild dienen? wissen ja nicht
kommen. Aber dazu braucht es keinen
isolierten Lehrstuhl, der ausschliesslich
In vielem, dank meiner Erfahrung
sehr. In anderem wohl nicht. Natürlich
einmal, warum es
über diese Beziehungen redet! Natürlich
ist die Gefahr gross, dass die Ökonomen
muss man nicht meine Position über-
nehmen, aber was ich als Unternehmer
eine Rezession
diese Beziehung ausklammern, weil durchgemacht habe – unter anderem gibt.»
es sehr mühsam ist oder weil man das sechs Rezessionen –, das kann man sich
dem gesonderten Lehrstuhl überlässt. auf jeden Fall anhören. Ich kann Zuver-
Schliesslich betrifft Ethik auch persön- sicht weitergeben.
liche Grundsätze und reicht bis ins re-
ligiöse Verständnis hinein. Es ist kein Was sagen Sie zu den aktuellen Bildungs-
Zufall, dass Calvin als Schöpfer des Ka- streiks im deutschsprachigen Raum? Ent-
pitalismus gilt. Letztendlich geht es aber spricht das Ihrem Bild von einer orientie-
immer um die Persönlichkeit der einzel- rungslosen Jugend?
nen Studierenden und darum, wie sie Ich bin teilweise mit den Positionen
mit den Systemen und Ideen umgehen. der Protestierenden einverstanden,
wenn diese sich um den Kern der Sa-
Wenn Sie von Persönlichkeit sprechen: che bemühen und nicht um mehr Frei-
In Ihrer Bewerbung machen Sie bei der zeit oder tiefere Studiengebühren oder
studentischen Jugend eine Notstandsi- Ähnliches. Wie sie halte ich die Bolo-
tuation aus, geprägt von Orientierungs- gna-Reform für eine sehr seelenlose Ge-
losigkeit und Leere. Woran machen Sie schichte. Es ist ein geisttötendes System,
diese fest? welches von der Primitivität ausgeht alle
Ich habe in der Diskussion mit Stu- Länder mit den gleichen Abschlüssen
dierenden gemerkt, dass sie ausseror- und den gleichen Anforderungen mit
dentlich orientierungslos sind in ihrem den gleichen Punkten zu beglücken.
Fundament. Sie kennen zwar die The- Das ist doch ein kleinkariertes System-
orie, die sie gelernt haben, aber worauf denken! Das Nivellieren und das Gleich-
sie gründet, verstehen sie nicht. Hier ist schalten ist der Tod des Fortschrittes.
viel nachzuholen. Sie meistern dann das Denn die Schlechten müssen nach oben

50 prisma – Dezember 2009


M
K
Kommentar
zerisch! Deshalb hab ich Sympathien für schaft funktioniert. Sie wissen, auf wel-

Ethik als
die Studenten. chem Gebiet Leute gebraucht werden
und wo geforscht werden muss. Wirt-
Die Nivellierung des Studiums macht ja schaftsleute kennen das Leben und die
auch vor Fächern wie Germanistik oder
Geschichte nicht halt. Wie sehen Sie denn
das Verhältnis zwischen Geisteswissen-
beruflichen Bedürfnisse, also ist es auch
legitim, dass sie ein Mitspracherecht ha-
ben.
Show
schaften und Wirtschaftswissenschaften?
Es ist einfach ein anderes Studium.
Aber wenn Sie beispielsweise Geschich-
te nehmen, dort sehe ich in der Form kei-
Das Ziel von Bologna ist unter anderem
auch, dass Bildung einen Nutzen für das
spätere berufliche Leben mit sich bringt.
A ltbundesrat Christoph Blocher ist
sich wohl für keinen medienwirk-
samen Klamauk zu schade. Eine ande-
nen grossen Unterschied zur Ökonomie. Wo bleibt da der Idealismus? re Interpretation seiner Bewerbung für
Sie müssen als Geschichtsstudent auch Wissen Sie, wie oft ich Soziologen die Leitung des Instituts für Wirtschaft-
erst das Handwerkliche lernen. Was ist gesehen habe, die zwar etwas höher be- sethik ist auch nach diesem Interview,
eigentlich passiert in den letzten 5000 zahlt wurden, aber eigentlich einen Se- in dem prisma ihm die Chance ge-
Jahren? Wann hat welcher König gelebt? kretärinnenjob gemacht haben? Diese ben wollte, sich abseits des üblichen
Und wie ist die liberale Revolution von Entwicklung kann ja kaum das Ziel eines Stammtischniveaus zu erklären, nicht
1848 gewesen? Das müssen Sie auch Studiums sein. Von daher ist eine Aus- ersichtlich.
erst lernen, genauso wie die Ökonomen richtung auf die späteren Bedürfnisse
ihr Handwerk lernen müssen. Aber Sie kein schlechter Ansatz. Aber dennoch, Zu platt scheint seine pauschalisie-
sollten auch die Möglichkeit haben, und selbst wenn nicht jeder seinen Traum- rende Schelte an den St. Galler Ethikern,
hier sind wir bei der Bologna-Kritik, et- beruf ausüben kann: Man sollte den welche kurzerhand als Kommunisten
was auszuufern, in andere Gebiete zu Ausgleich finden zwischen dem, was diffamiert und ins Reich der Utopie
gehen, welche nicht in diesem festen einem am meisten Freude bereitet, und verbannt werden. Einem ethisch gebil-
Studienplan eingeschlossen sind. Dazu dem, was später benötigt wird. deten Menschen gar unwürdig ist sei-
brauchen Sie Freiheit. Das Bologna- ne individualisierende Verkürzung des
System mit den festen Stundenplänen Würden Sie angesichts der überfüllten Ethikverständnisses auf die tatsächlich
gleicht jedoch eher einem Schulsystem Hörsäle die Studierendenzahl an Schwei- herrschende Praxis. Man gewinnt den
als einem Universitätssystem. Ich habe zer Universitäten begrenzen? Eindruck, als sei der Altbundesrat im
vor kurzem einen Fall erlebt, wo es um Bei akut betroffenen Fakultäten wür- letzten Jahrhundert hängen geblieben,
ein Praktikum eines Jus-Studenten ging. de ich das bejahen. Sehen Sie allein die wirkt er doch immer noch gefangen in
Da musste man dann erst klären, ob er Deutschen in der Schweiz an. Hier sind seinem bipolaren ideologischen Ver-
schon einen «Master»-Abschluss hat Auswahltests wie etwa an der HSG ein ständnis zwischen Kommunismus und
oder erst einen «Bachelor» – und ob guter Weg zur Begrenzung der Studien- Kapitalismus. Die Welt und ihre Pro-
sein Praktikum für das Anwaltsexamen plätze. Sie kommen oft, weil ihr eigenes bleme haben sich jedoch weiterentwi-
zählt oder nicht. Es kommt doch auf den Land den Numerus clausus hat! ckelt. Soziale Fragen wie das prekäre
Einzelnen an: Der eine ist eben schon Verhältnis zwischen Kapital und Ar-
nach dem dritten Semester bereit für ein Wie sehen Sie die Stellung der Studieren- beit, die sich öffnende Schere zwischen
Praktikum, der andere erst bei Abschluss den in der Gesellschaft? Arm und Reich und die Folgen des Kli-
seines Studiums. Das Leben ist einfach Sie müssen Ihren Platz in der Ge- mawandels rufen nach einem neuen,
nicht einheitlich. sellschaft finden. Der Chemiker oder gesellschaftsgerechterem Verständnis
der Physiker – jeder hat auf seinem Ge- des modernen Wirtschaftens. Ulrichs
Sie sprechen von Freiheit in Zusammen- biet seine eigene Stellung. Aber sie müs- integrative Wirtschaftsethik kann an
hang mit dem Studium. Wie frei ist für Sie sen tätig werden! Denn man muss sich dieser Stelle durchaus interessante An-
die Bildung bzw. wie gross ist der Einfluss seinen Platz in der Gesellschaft erarbei- satzpunkte liefern, stellt sie doch die
der Wirtschaft? Es gibt beispielsweise die ten. Viele Wege führen nach Rom. Wich- Lebensdienlichkeit der Wirtschaft in
Entwicklung, dass der Unirat nicht mehr tig ist: Bringe dort eine gute Leistung, den Mittelpunkt. Es bleibt zu hoffen,
nur aus Professoren zusammengesetzt ist, wo dich das Leben hingestellt hat! Ein dass die HSG die noch immer vakante
sondern auch aus Wirtschaftsvertretern. Karriereeinstieg kann immer gelingen! Stelle im Institut für Wirtschaftsethik in
Ja, das halte ich für legitim. Leute Wichtig ist dabei nur die Freiheit und diesem Sinne neu besetzen wird.
aus der Wirtschaft müssen mitentschei- Selbstverantwortung des Einzelnen. Max Winkler
den können, da sie wissen, wie die Wirt-

M 51 prisma – Dezember 2009


sste
die grö y
u d e n t enpart!
st ts chweiz
der os

Donnerstag, 17.12.09, 22-05h


St. Gallen
Elephant Club Trischli Club
Partytunes, House, Electro Disco, Hip-Hop, RnB

DJ FAB Mistah Direct


Drifter & Mortensen Mr. Escobar

Tickets: Vorverkauf CHF 15.- (www.amiando.com/unighted), Abendkasse CHF 20.-


Olivier Kessler

Herausgepickt

«Die Mehrheit der HSG-Studierenden


ist unpolitisch»

Warum hat’s dich an die HSG verschla- einer Demokratie dauern kann! Trotz-
gen? dem bin ich ein überzeugter Verfechter
Die HSG ist eine gute Adresse, um der Herrschaft des Volkes. In der Zwi-
mich innerhalb meiner Interessen wei- schenzeit wurde ich in das Amt des Kan-
terzubilden. Ausserdem finde ich die tonalsekretärs der SVP SZ gewählt – ein
International Affairs-«Allround-Ausbil- nicht entlöhnter 40 %-Job. Und ich habe
dung» sehr gut; bei der Fixierung auf an der HSG zu studieren begonnen. Hier
ein einziges Teilgebiet können schnell sehe ich mich aber eher als einen «nor-
Scheuklappen entstehen, welche einem malen» Studenten und nicht unbedingt
den wichtigen Blick aufs Ganze verweh- als politischen Aktivisten.
ren.
Trotzdem hast du vor ein paar Wochen in
Würdest du etwas an der HSG ändern, Campusnähe Flyer zur Minarett-Initiati-
Olivier Kessler wenn du könntest? ve verteilt.
Ja, vor allem einige administrative Ja, das stimmt. Diese Aktion war vor
Geburtsdatum 5. Oktober 1986 Dinge. Zum Beispiel hat man die elek- allem eine Reaktion auf das einseitige
Studium International Affairs tronische Notenvoranzeige offensicht- St. Galler Manifest einiger Studierender
Lieblingsband u.a. Papa Roach und lich nicht im Griff, da man für alle Stu- und Dozenten, welches zur Ablehnung
Daughtry fen gleichzeitig die Resultate freischaltet des Volksbegehrens aufrief und an die
Lieblingsserie Prison Break, Lost, und es damit praktisch sicher zu tech- Religionsfreiheit appellierte. Einige Kol-
24 nischen Engpässen kommt. Diesen legen und ich fanden, dass auch den
Lieblingsgetränk Eistee Sommer stürzte deswegen ja das ganze HSG-Studierende vor der Urteilsbildung
Lieblingsspeise Rindstartar System ab. beide Seiten der Argumentation zugäng-
Lieblingsbar keine – ich ziehe die lich gemacht werden sollten.
Abwechslung der Du bist politisch sehr aktiv. Herrscht an
Monotonie vor der HSG ein politisches Klima? Du scheinst Studium und Politik gut un-
Lieblingspolitiker John F. Kennedy – Die HSG hat ja den Ruf einer FDP- ter einen Hut zu bringen. Wo siehst du
weil er der letzte Hochburg. Meiner Meinung nach sind dich in zehn Jahren? Politik oder Wirt-
US-Präsident war, aber die Vertreter der einzelnen poli- schaft?
der sich noch für die tischen Überzeugungen relativ gleich- Mir ist vor allem wichtig, Spass an
Interessen des Volks auf. Die Mehrheit der HSG-Studierenden meiner Arbeit zu haben. Das Einkom-
einsetzte. scheint mir jedoch eher unpolitisch und men steht nicht an oberster Stelle. Ich
in erster Linie wirtschaftsinteressiert zu möchte lieber etwas auf dieser Welt
sein. bewegt haben, denn als «einfacher Mil-
lionär» ins Grab steigen. Das bedeutet,
Seit wann bist du politisch engagiert? dass ich wohl irgendwo zwischendrin
Ich begann 2007 als Medienverant- landen werde.
wortlicher der JSVP – nach einer Veran- Matthias Mirbeth &
staltung zur damals gerade lancierten Raffael Hirt
Minarett-Initiative, die mich sehr inte-
ressierte.

Die Initiative kam ja jetzt erst zur Ab-


stimmung ...
... Ja, da sieht man, wie lange es in

M 53 prisma – Dezember 2009


Prisma Jubiläumsparty
18. November 2009, Elephant Club
nächste Party: 17. Dezember 2009,
Elephant Club & Trischli Club

54 prisma – Dezember 2009


M
memory
clear
Die Party zu den Assessment,
Bachelor und Masterprüfungen

DO, 04.02.10
Elephant Club Trischli
DJ Stan Lee Mr. Escobar
(Disco, House, Electro) (Partytune, RnB, Hip-Hop)

One Ticket, two clubs


Welcome Shots until 11.30 PM.

M 55 prisma – Dezember 2009


Gewinne einen Hoody
Füll einfach das Kreuzworträtsel aus und schickt das
Lösungswort bis zum 18. Dezember 2009 an shop@unisg.ch.

Senkrecht
1. Was schuf Da Vinci?
3. ..... macht schön
4. Schönheits-OP im TV
5.Glättet die Stirn
6.Wen machten Milchbäder schön?
7.Schweizer Model
10.Erstes Hungermodel
11.Wer schön sein will ....

Waagrecht
2. Modezar
8. Die Schönste im ganzen Land
9. Mit fliegendem Rock
12.Model-Mama
13.Rot
14.Schönheit auf italienisch
15.Frauenzeitschrift
16.Im.... gibt es Lederhaut.
Lösungwort:

Sponserd by: HSG Shop www.hsgshop.ch

Finde die 10 Unterschiede

56 prisma – Dezember 2009


Bla
Bla Bla
Bla Bla Bla

Das Gerücht
BlaBlaBlaBlaBla
BlaB laBlaBlaBlaBlaBla
BlaBlBlaBlaBlaBlaBlaBlaBla
BlaBlaBlaBlaBlaBlaBlaBla
BlaBlaBlaBlaBlaBlaBla
BlaBlaBlaBlaBla Schwenk der Fernsehkamera ist perfekt, der Bühne gesehen wird, sofort im An-
BlaBlaBla
das Blitzlicht spiegelt sich in den getö- schluss an die Pressekonferenz in einen
Bla
nten Scheiben, hinter denen nur Sil- schicken amerikanischen Düsenjet stei-
houetten zu erkennen sind. Rein in die gen, der ihn schnurstracks in die Staaten
Einfahrt, dann runter in die Tiefgarage. fliegt. Dort angekommen, hängt schon

D ie journalistische Meute lungert


auf der Strasse rum und wartet. Die
meisten kontrollieren ihr Equipment,
Nach einer halben Minute ist das Spek-
takel beendet. Für die meisten war’s der
einzige Blick, den sie an diesem Tag auf
im Presseraum des Clinton-Anwesens
professionell das HSG-Logo. Völlig ver-
schwitzt von den Anstrengungen der
einige rauchen. Viele scheinen sich zu den berühmten Mann erhaschen konn- Reise schüttelt Schoss dem Ex-Präsi-
kennen und unterhalten sich. Die Foto- ten. Bill Clinton ist an der HSG ange- denten die Hand, und nach ein paar ein-
grafen beklagen sich über das schlechte kommen. Angeblich. Denn wie Kenner leitenden Worten beginnt Clinton seine
Licht an diesem bewölkten Novembertag des präsidialen Umfelds wissen, verlässt Rede. Per Satellitenübertragung werden
in St. Gallen, während der Kameramann Clinton schon seit Ende seiner Amtszeit Wort und Bild nach St. Gallen gesandt.
des Schweizer Fernsehens sich über die kaum mehr sein Anwesen in Chappa- Die versammelte Gesellschaft im Hans-
erhöhte Position auf einer kleinen Stein- qua, NY. Zu mühsam seien Reisen in Ulrich-Auditorium lässt sich nichts
mauer, die er sich ergattern konnte, freut. Entwicklungsländer wie Rwanda und anmerken; schliesslich wurden sie mit
Einige Male nähert sich ein Auto, es wird die Schweiz. Vielmehr bestreitet «42», einem Gratis-Mittagessen entschädigt.
kurz laut unter den Medienschaffenden, wie man ihn insgeheim nennt, all seine Allen anderen wird etwas vorgespielt.
doch die Ernüchterung kommt sogleich. Auftritte von zuhause aus. Ist halt doch Unter anderem auf der 25-Quadratme-
Er ist es wieder nicht. Das Warten geht bequemer. Und deshalb muss Joach- ter-Leinwand im Audimax.
weiter. Dann endlich ist es so weit, die im Schoss, der einzige morgendliche Raffael Hirt
erwartete Wagenkarawane fährt vor. Der Sprecher, der später mit Clinton auf

prisma wünscht allen


schöne Semesterferien!

Raphael Güller

Nächster Redaktionsschluss: Zuschriften an


Montag, 1. März 2009 prisma@myunisg.ch
57 prisma – Dezember 2009
Zuckerbrot Peitsche
D Das Fest der Nächstenliebe naht.
Da Monopolisten und
Duopolisten von uns
G eorge Clooney trifft sich neuerdings
mit Gott. Nicht in einer Bibelgruppe
für Hollywoodstars in der Midlife-Crisis,
HSGlern immer kri- sondern im neuen Werbespot von Nes-
tisiert werden, bis presso. Der Allmächtige verhindert im
wir selbst auf de- Austausch für eine Kaffeemaschine,
ren Gehaltsliste dass George von einem fallenden Kla-
stehen, möchte vier zertrümmert wird. Der kritische
ich einem Kon- HSG-Student wird sich dazu einige Fra-
zern danken, weil er gen gestellt haben. Wie verhält sich der
es versteht, durch ein Grenznutzen des Herrn? Handelt es sich
kleines Detail die Advents- beim Deal zwischen George und Gott in
zeit zu versüssen. Anbetracht der spieltheoretischen Men-
ge der Strategien um ein Nash-Gleichge-
Migros ist das grösste Detailhan- wicht? Und woher kommt eigentlich das
delsunternehmen der Schweiz. Und Klavier angeflogen? Wie auch immer,
da die meisten von uns entweder ein es ist für den bereits schwer angeschla-
Coopkind oder ein Migroskind sind, genen Ruf unserer Universität zu hoffen,
kann man das Duopol als ein Quasi- dass die Marketingverantwortlichen von
monopol bezeichnen. Ich bin ein Al- Nespresso nicht hier studiert haben.
dikind und kämpfe für Pluralismus Ein paar empörte BWL-Kommilitonen
unter den Detailhändlern. Und ich werden mir wohl widersprechen. Doch
bin erfreut darüber, mich in St. Gallen über guten Geschmack lässt sich be-
nun wieder meinen Kindheitserinne- kanntlich streiten. Nicht aber über gu-
rungen hingeben zu können, und nicht ten Kaffee. Den bekommt man
erst im nächsten Aldi in Deutschland an der HSG genauso wenig wie
oder Österreich. Abgesehen davon, Assessis einen Platz im Audimax.
dass ich dort tatsächlich genug, Kaffeesüchtige müssen zwischen
einkaufen kann, um satt zu Pest und Cholera entscheiden.
werden, ohne zu verarmen, Sie können zwölf Minuten ihrer
lockt mich die Süsswaren- viertelstündigen Pause in Anstehen
abteilung mit ihren famo- investieren, um von der mürrischen
sen Tennessee-Cookies Bedienung ein wässriges Gebräu zu er-
und in der Weihnachtszeit halten. Oder sie sparen viel Zeit und 30
kann ich mir Berge von Rappen, indem sie sich vom
Guetzli kaufen. Automaten eine noch un-
geniessbarere Brühe be-
Aber eines macht mich sorgen, die eher nach Alt-
gewiss zum Migroskind: Zwar öl als nach frisch gerösteten
hat Migros als erster Harddiscounter Bohnen schmeckt. Das ist eine
der Schweiz 1925 ähnlich wie Aldi be- bodenlose Frechheit. Zum einen grenzt
gonnen, aber nur sie haben eine grosse es an Selbstironie, dass die HSG in jeder
Auswahl an Guetzliteigen. Das ist ide- zweiten Vorlesung Kundenorientierung
al für den backunbegabten Studenten predigt, aber von einem Selbstversuch
(wie mich) und die zeitlich angespannte anscheinend nichts hält. Zum anderen
Studentin: Teig kaufen, Teig auswallen, werden studentische Kaffeegeniesser
Guetzli ausstechen, Guetzli backen und gegenüber Energie-drink- und Cola-
dann geniessen. Das Ganze dauert keine Trinkern schamlos diskriminiert. Es
30 Minuten. Die Migros am Neumarkt ist Zeit, gegen diese Missstände zu
führt ganze 10 Sorten! Mein Favorit sind revoltieren. Mir bleibt wohl nichts
Mailänderli, aber alle Sorten konnte ich anderes übrig, als den Uni-Kaffee zu
noch nicht probieren. Jetzt riecht der boykottieren und auf den ebenfalls
Advent wieder wie zuhause bei Mami. am Automaten erhältlichen Rinds-
Danke! Frohe Weihnachtszeit! bouillon umzusteigen. What else?
Marcel Graf Luc-Etienne Fauquex

58 prisma – Dezember 2009


Es gibt 1.000 Unternehmensberatungen.
Und Bain.

Wenn Sie weiter kommen wollen, sind Sie schon da: www.bain-company.ch
© 2009 KPMG Holding AG/SA, a Swiss corporation, is a subsidiary of KPMG Europe LLP and a member of the KPMG network of independent firms affiliated with KPMG International, a Swiss cooperative. All rights reserved

Stell dir vor

Du arbeitest nicht für ein Unter-


nehmen. Sondern für viele.

Rebecca hat sich für eine Karriere bei KPMG entschieden.


In den Projekten, an denen sie mitarbeitet, blickt sie
hinter die Kulissen verschiedener Industrieunternehmen.
Und arbeitet in einem Umfeld, das sie inspiriert – fachlich
und menschlich.

Inspiring careers for inspiring people.

www.inspiringcareers.ch

Das könnte Ihnen auch gefallen