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Universität zu Köln

Mathematisches Institut
Prof. Dr. F. Vallentin
Dr. A. Gundert
Dr. F. von Heymann
A. Heimendahl, M.Sc.

Einführung in die Mathematik des Operations Research

Sommersemester 2020

— Aufgabe zur Abgabe 6 - Lösungsskizze —

Aufgabe 6

a) Sei G = (V, E) ein bipartiter Graph, in dem jeder Knoten an mindestens einer
Kante liegt. Betrachten Sie die konvexe Hülle der charakteristischen Vektoren von
unabhängigen Mengen in G. Beschreiben Sie dieses Polytop mit Hilfe von linearen
Ungleichungen.

b) Geben Sie einen nicht-bipartiten Graphen und eine Gewichtsfunktion w ∈ RV an,


für die der maximale Wert von wT x für x aus dem Polyeder, das durch die in a)
erhaltenen linearen Ungleichungen beschrieben wird, an einer nicht ganzzahligen
Ecke angenommen wird.

a) Ein Vektor x ∈ {0, 1}V ist genau dann ein charakteristischer Vektor einer unab-
hängigen Menge, wenn AT x ≤ 1, da eine unabhängige Menge aus jeder Kante
höchstens einen Knoten enthält. Die charakteristischen Vektoren unabhängiger
Mengen sind also genau die ganzzahligen Punkte im Polyeder, das durch die Un-
gleichungen x ≥ 0 und AT x ≤ 1 beschrieben wird (Warum?).
Wir zeigen, dass für bipartite Graphen gilt:
n o
conv{χU : U ⊆ V, U unabhängig} = x ∈ RV : x ≥ 0, AT x ≤ 1 .

Da wir schon wissen, dass die charakteristischen Vektoren im betrachteten Po-


lyeder liegen, liegt auch die konvexe Hülle darin (Definition der konvexen Hülle,
Polyeder sind konvex). Dies gilt für alle Graphen. Für die andere Inklusion benö-
tigen wir die Bipartitheit des Graphen.
Für ein Element x des betrachteten Polyeders gilt xv ∈ [0, 1], da xv ≥ 0 und, da
jede Ecke an mindestens einer Kante liegt, xv ≤ xu + xv ≤ 1 (auch xu ≥ 0). Das
Polyeder ist also beschränkt und damit die konvexe Hülle seiner Ecken (Satz 6.3,
Minkowski, Krein-Milman).
Es gilt n o n o
x ∈ RV : x ≥ 0, AT x ≤ 1 = x ∈ RV : Bx ≤ b ,
!
AT
wobei B = und b = (1, . . . , 1, 0, . . . , 0)T . Da G bipartit ist, ist die Matrix
−I
B ist vollständig unimodular. Damit sind alle Ecken des Polyeders ganzzahlig.
Ganzzahlige Punkte, die die betrachteten Ungleichungen erfüllen, sind aber, wie
oben gesehen, charakteristische Vektoren unabhängiger Mengen.

b) Wir betrachten den Dreiecksgraphen K3 gegeben durch V = {1, 2, 3} und E =


{{1, 2}, {2, 3}, {1, 3}}. Wir betrachten also das Polyeder
n o
x ∈ R3 : x ≥ 0, x1 + x2 ≤ 1, x2 + x3 ≤ 1, x1 + x3 ≤ 1 .
Für die Gewichtsfunktion mit w(v) = 1 für alle v ∈ V , wird der maximale Wert
von wT x bei x = (1/2, 1/2, 1/2)T angenommen, denn:
1 1 1 3
wT x = x1 + x2 + x3 = (x1 + x2 ) + (x2 + x3 ) + (x1 + x3 ) ≤ .
2 2 2 2
Es gibt keine weiteren Punkte in diesem (beschränkten) Polyeder, an denen das
Maximum angenommen wird, also ist x eine Ecke.

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