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1973 in Rom an den Folgen eines nicht geklärten Wohnungsbrandes.


In Innsbruck, Graz und Wien studierte sie Philosophie. Sie übernahm eine einjährige
Gastdozentur für Poetik in Frankfurt am Main. Ihr unabhängiges lyrisches Schaffen hatte
oft einen harten Klang bei eindringlicher natürlicher Sprachmelodie.
Die verschlüsselte Gedankenlyrik, vorherrschend in freien Rhythmen, verbindet Intel-lekt
und Poesie. Melancholisch steht das Ich einer feindlichen Realität gegenüber; zerstörte
Liebe, Scheitern und Untergang führen zu dem immer wiederkehrenden Thema des
neuen Aufbruchs ebenso auch die Freiheit und die Problematik des Ich’s. Ingeborg
Bachmann übersetzte auch Gedichte von G. Ungaretti.
Das Gedicht „Anrufung des Großen Bären“ wurde 1956 von Ingeborg Bachmann
geschrieben. In ihm geht es um die Anerkennung und zugleich Furcht vor dem Großen
Bären, der als Sinnbild von Gott steht. 
Die Anrufung oder das Gebet richtet sich an Gott, den die Menschen fürchten, ihm aber
auch gleichzeitig zu Füßen liegen.
Die 1. Strophe der „Anrufung des Großen Bären“ besteht aus 11 Zeilen, die 2. aus 7 und
die 3. und 4. Strophe aus 5 Zeilen. Es kann kein bestimmtes Reimschema fest-gemacht
werden, weil sich die Endungen der Verse nicht reimen.
Ingeborg Bachmann benutzt schon die Überschrift des Gedichts „Anrufung des Gro-ßen
Bären“ als Schlüssel zum ganzen lyrischen Werk. Die Anrufung des Sternenbilds wird als
Anrufung oder Gebet an Gott gesehen. 
Schon in der ersten Strophe wird die Formsprache der Lyrikerin offensichtlich. Sie trennt
nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Form den lebendigen, im Wald leben-den Bär
von dem Sternenbild als Symbol Gottes, indem sie die Eigenschaften des lebenden
Bären auf das Sternenbild überträgt. So dient der Bär als Metapher zum „Großen Bären“.
Der Bär im Gedicht von Ingeborg Bachmann aber hat zwei Seiten: einerseits wird der
„alte Bär“ als gebrechlich und schwach beschrieben mit seinen „müden Flanken“ und
„alten Augen“; letzteres eine gekonnt eingesetzte Alliteration als stilistisches Mittel. Doch
trotz allem unterschätzen ihn die Menschen nicht wegen seiner scheinbaren
Altersschwäche. Er strahlt nämlich andererseits auch eine gewisse Ge-fahr und
Wachsamkeit aus, die den im Gedicht genannten Hirten, die ihre Herden schützen
müssen, Angst macht und ein Misstrauen auslöst. Das kommt daher, dass der Bär durch
seine „scharfen Krallen“ und „halbentblößten Zähne“ doch nicht so er-schöpft wirkt, wie
er im ersten Moment erscheint.
Das Sternenbild des „Großen Bären“ wird „Wolkenpelztier“ mit „Sternenaugen“ und
„Sternenaugen“ beschrieben.
In der zweiten Strophe spricht der Bär selbst als lyrisches Ich und stellt sich gleich mit
Gott. Er stellt die Tannenzapfen als Symbol der Welt dar, und die Menschen 
seien die Schuppen daran. Gott benutzt die Erde und die darauf lebenden Menschen als
Spielball, verglichen mit dem Bär, der im Wald mit Zapfen spielt.
Der Bär treibt die Zapfen und rollt sie vom Anfang des Waldes bis zum Ende. Bei dieser
Passage „von den Tannen im Anfang zu den Tannen am Ende“ handelt es sich um eine
Bibelanlehnung von Ingeborg Bachmann; der Anfang und das Ende alles Seins, oder
auch A? (Alpha und Omega). Der Bär testet die Zapfen im Maul genauso wie Gott die
Menschen auf Prüfung stellt, ob sie auch seinen Vorstellungen entsprechen und nach
seinem Willen leben. Alles was nichts wert ist, wird vernichtet, egal ob Menschen oder
Erde.
Die erste Zeile der dritten Strophe erinnert an die Propheten des Alten Testaments.
„Fürchtet auch nicht“ sagt Jesus öfter im Neuen Testament und versucht damit Gott als
liebenden Vater näher zu bringen. In diesem Fall aber handelt es sich um einen
Umdrehung des Bibelsatzes denn bei Fürchtet euch oder fürchtet euch nicht“ pas-siert
etwas wovor die Menschen Angst haben. Aus Angst Gott zu verärgern, werden die
aufgefordert in den Klingelbeutel zu zahlen und gut zu allen Menschen zu sein, damit sie
von Gott nicht bestraft werden. Im Klingelbeutel werden eigentlich Gelder für Arme
Menschen und für gute Zwecke gesammelt. Darin besteht auch die Ironie dieser
Passage, weil den Leuten in der Kirche ein Zwangsfrömmigkeit aufgesetzt wird, da sie in
den Klingelbeutel zahlen müssen. Sie sollen christlich handeln und sich loyal anderen
gegenüber verhalten. Gott steht in dieser Passage im Sinnbild des „blinden Mannes“ der
seinen Bären, diesmal aber das Sternenbild „Großer Bär“ an der Leine hält. Gott ist als
Blinder dargestellt, damit er nicht sieht, dass die Bevölke-rung gar nicht so gottesfürchtig
ist. Gott soll mit Almosen und Gebeten abgespeist werden im Glauben, Gott mit
Kleinigkeiten im Schach halten zu können. Auch sollen Gott Opfergaben gebracht
werden, indem die Menschen ihre Lämmer gut würzen und das Wüten von Gott kann
besänftigt werden. Doch eigentlich werden die Läm-mer nicht von Gott gegessen,
sondern von den Menschen selbst. Dabei zeigt sich das Christentum als sehr
eigennützig und nicht solidarisch. 
Andernfalls, wie in der vierten Strophe geschildert, reißt sich der Bär los. Gott wird sauer
auf die Menschen, weil sie nicht in seinem Willen gehandelt haben. Er zerstört nicht nur
einen Zapfen oder nur die Welt, sondern das gesamte Universum mit sei-nen Planeten.
Dabei stürzen die Planeten, oder die Sterne vom Himmel, das Him-melszelt stürzt
zusammen und es droht ein Weltuntergang und Naturkatastrophen. Ebenso die Zapfen,
die von den Tannen fallen und in die Tatzen des starken Bären gelangen. Hier in diesem
Fall steht die Tanne, als Baum der Erkenntnis. 

Die Welt wird als eine unter vielen kosmischen Welten dargestellt und Gott hat alle im
Griff.
Nun stelle ich mir die Frage, ist es wahr, dass alle, die sich von Gott abwenden, gleich
böse sind? Das muss doch nicht sein. Es gibt nun mal auch Völker, die keinen
bestimmten Gott anbeten, dann wären ja viele Menschen nach der christlichen Reli-gion
böse. 
Auch stelle ich den Begriff Gottesfurcht in Frage. In diesem Gedicht von Ingeborg
Bachmann kann Gottesfurcht in zwei Richtungen interpretiert werden. Eigentlich ist
mit Gottesfurcht die Anerkennung, Würdigung von Gott gemeint. Es ist also keine richtige
Furcht vor Gott. Doch in „Anrufung des Großen Bären“ haben die Menschen wirklich
Angst vor Gott, dass er ihnen etwas antut und die Anerkennung verwandelt sich in Furcht
vor Gott.
Ingeborg Bachmann bringt das Sternenbild des Großen Bären in Verbindung mit Gott
und stellt zwischen ihnen eine Metapher her. Damit will die Lyrikerin ihre Leser zum
Nachdenken anregen, damit sie sich auch einmal über ihre Taten bewusst werden und
überlegter handeln. Die Lyrikerin will einem näher bringen, dass die Menschen immer
erst begreifen müssen, was sie falsch gemacht haben, wenn etwas passiert und sie
erkennen, dass sie Fehler gemacht haben. Ende der Interpretation des Gedichts von
Ingeborg Bachmann: Anrufung des Großen Bären - gerne könnt ihr dazu kommentieren!

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