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Auch dem gilt es gepfefferten Protest entgegen- leitung für das »Verschwindenlassen« von lästiger
Hey, zusetzen! Naziaufmarsch, Wahlkampf: Schlimm NPD-Wahlwerbung und ein fettes Anti-Nazi-STEN-
genug. Doch der 1. Mai ist für uns mehr als ein CIL zum selber machen. Spätestens damit solltet
Anlass, den Faschist_innen den Tag zu versauen. ihr nach intensivem Durchstöbern der Zeitung
antifaschistisch gewappnet genug sein, um mit
du hältst nun die Jugendzeitung zum antifaschis- Neben ausgelassenem Feiern stellt der 1. Mai für dazu beitragen zu können, dass der Naziaufmarsch
tischen 1. Mai in Bremen in deinen Händen. Aber uns auch eine Gelegenheit dar, mal wieder auf am 1. Mai und die Wahlkampfaktionen und Info-
warte mal, warum überhaupt eine Jugendzeitung die unendlich vielen Schweinereien aufmerksam stände der NPD ein Haufen grandioser Desaster
und warum zum 1. Mai, und warum antifaschis- zu machen, mit denen wir jeden Tag konfrontiert werden.
tisch? werden. So widmen wir uns der Gleichsetzung
von Linken und Nazis unter dem Schlagwort »Ex- Und da wären wir auch schon bei dem wichtigsten
Am 1. Mai, dem traditionellen Kampftag der Arbei- tremismus« und zeigen auf, was daran falsch ist. Punkt:
terinnen und Arbeiter, planen Nazis in Bremen Auch, warum Nazis nicht vom Himmel fallen und Nicht zuletzt soll diese Zeitung euch motivieren,
eine Demonstration durchzuführen. Ein Naziauf- dass Widerlichkeiten wie Rassismus auch in der selbst aktiv zu werden. Am 1. Mai gegen den Nazi-
marsch in unserer Stadt? Dabei sind sie schonmal »Mitte der Gesellschaft« vorkommen, erfahrt ihr aufmarsch, davor, danach, auf den Straßen und
gescheitert: Im November 2006 verhinderten tau- in dieser Zeitung in den Schulen! Den Möglichkeiten des Protests
sende Antifaschist_innen*, dass die Nazis ihre gegen soziale Ungerechtigkeit, nationalistische
menschenfeindlichen Parolen auf die Straße tra- Im Bezug auf Nazis fallen dann auch mal Sprüche und rassistische Einstellungen in der »Mitte« und
gen konnten. wie »Eine Demokratie muss das aushalten!« oder für eine Gesellschaft ohne all diese Scheiße sind
»Die haben halt auch nur ‘ne Meinung!«. Auch keine Grenzen gesetzt. Kreativ, zusammen und
Selbstverständlich haben wir auch diesmal keinen hohlköpfige Lehrer_innen und Eltern erschweren entschlossen, sei es mit Street Art, Flashmobs,
Bock darauf, dass die Nazis durch Bremen mar- gerne mal das Diskutieren mit solchem undurch- Blockaden oder Demos.
schieren. Deshalb haben wir uns vorgenommen, dachten Unfug. Was ihr dieser Art von falsch ver-
mit möglichst vielen Menschen kreativ und ent- standener Besserwisserei elegant entgegensetzen Also, worauf wartest du noch?
schlossen den Nazis KEINEN METER auf den Stra- könnt und mit welchen Argumenten ihr (hoffent-
ßen zu überlassen. Die Stadt gehört uns! Doch es lich) auch der naivsten und verbohrtesten Lehr- Umblättern, Durchsteigen, aktiv werden!
sind nicht nur die Aufmärsche, mit denen Nazis kraft unmissverständlich und einleuchtend klar-
versuchen, ihren rechten Dreck in der Öffentlich- machen könnt, dass das Gedankengut der Nazis * Nicht alle Menschen können oder wollen sich in der traditionellen Geschlechteraufteilung
keit präsent zu machen. Mit dem Ziel, bei den keine Meinung sondern ein Verbrechen ist, auch unserer Gesellschaft wiederfinden. Um auch andere Geschlechter neben Mann und Frau
Bürgerschaftswahlen am 22. Mai 2011 ins Bremer das erfahrt ihr in dieser Zeitung! Dazu tragen zu berücksichtigen, wurde die Form des »Gender Gap« entwickelt, bei dessen Benutzung zwi-
Parlament einzuziehen, wird die NPD in den zwei Argumentationshilfen und auch ein Inter- schen der männlichen und der weiblichen Schreibweise ein Unterstrich eingefügt wird.
nächsten Wochen auch mit ihrem Wahlkampf die view mit den Elektropunk-Band Frittenbude bei. Mit diesem Unterstrich werden existierende Geschlechter, die bisher unsichtbar gemacht wur-
Straßen zumüllen. Gespannt sein könnt ihr auch auf eine kleine An- den, sichtbar gemacht.
Antifas beiSSen nicht!
Randale, der Schwarze Block, immer vermummt und
vor allem anti, anti, anti...
Antifa? Was oder wer ist das eigentlich? Und sind die wirklich so
schlimm wie alle sagen?
Um mal ganz ehrlich anzufangen: dass die er- Alles andere als nur Krawall- Und für Nazis ist klar, dass Menschen, die nicht
wähnten blöden Klischees existieren, liegt an uns tourist_Innen... »deutsch« aussehen, aus anderen Ländern stam-
allen. Auf der einen Seite gibt es Antifas, die sich Niemand, der Antifaschist_innen kennt, würde von men oder sich für einen alternativen Lebensstil
total bescheuert vom Rest der Gesellschaft ab- »der Antifa« sprechen. Es gibt viele verschiedene entschieden haben, ihrer »Volksgemeinschaft«
grenzen, auf der anderen Seite wollen diverse Menschen, die sich als antifaschistisch bezeich- schaden. Das führt zu widerlichen Hetzkampag-
Menschen mit Antifas nichts zu tun haben, ohne nen. Da sind Fußballfans, die sich gegen nen und brutalen Angriffen auf Migrant_innen
das richtig begründen zu können. Nazihooligans in der Ostkurve wehren oder Ju und Andersdenkende.
gendliche, die Nazisticker von ihrer Schule krat-
Wir finden das nervig und wollen mit diesem Ar- zen. Ob du dich entschlossen auf die Naziroute Braucht es noch mehr Ausführungen, um festzu-
tikel versuchen, mit den unserer Meinung nach setzt oder an die Opfer des Nationalsozialismus’ stellen, dass es mehr als notwendig ist, sich die-
bescheuerten Klischees aufzuräumen. Das ist also erinnerst, in beiden Fällen bist du antifaschis- sem bekloppten Weltbild und seiner äußerst ge-
der ernstgemeinte Versuch, mit Leuten ins Ge- tisch aktiv. Wo ist denn hier nun die einheitlich fährlichen Umsetzung entgegenzustellen?! Wie
spräch zu kommen. Was ihr damit macht, liegt vermummte Krawallbande der BILD? genau das geschehen soll? – die Vorstellungen
an euch! und Ideen sind genauso vielfältig und verschie-
den, wie die Menschen, die sie vertreten.
Back to topic: Antifas – was wollen die eigentlich? »Die Antifa« ist eine große politische Strömung mit
Klar, dies ist eine antifaschistische Jugendzeitung. Ist doch irgendwie klar – sie sind mindestens ge- vielen verschiedenen Ansichten, Meinungen und
Aber was heißt eigentlich antifaschistisch? Die gen Nazis. Aber warum gegen Nazis? Vorstellungen. Für uns als Teil davon gilt:
BILD würde schreiben: Diese Zeitung ist von den Durch die völkische Brille der Nazis gehört jeder Wir hoffen durch diesen Artikel, mit ein paar in
»vermummten Chaoten, die nur auf Krawall aus Mensch von Geburt an in eine feste, unveränder- unseren Augen ungerechtfertigten Klischees auf-
sind« geschrieben! Ihr alle habt diese Zeitung von liche Gruppe – »sein Volk«. Dass ich mit Jugendli- geräumt und euch neue Anregungen gegeben zu
jemandem in die Hand gekriegt und nun die, chen in der ganzen Welt wahrscheinlich sehr viel haben. Ansonsten: Lernt uns kennen! Antifa-
zugegebenermaßen blöde, rhetorische Frage: War mehr gemeinsam habe als mit jedem deutschen schist_innen beißen nicht und freuen sich über
diese Person komplett in schwarz gekleidet, ver- CDU-Opa, spielt für Nazis keine Rolle: Ich kann jede neue Person, die Bock hat, aktiv zu werden!
mummt und ständig am Steineschmeißen? Natür- mir nicht aussuchen, ob ich dazugehören will
lich nicht. Aber wer sind denn nun diese Antifas? oder nicht. Doch hier hört der Quatsch nicht auf: Komm vorbei!
Alle Menschen, die nicht dazugehören wollen Café Karoshi zum Thema Antifaschismus
oder die für die Nazis »undeutsch« sind, gehören am 8. April um 18 Uhr in der Friese.
zu »den Anderen«. (mehr Infos dazu auf der letzten Seite)
5 Argumente gegen Nazis
So manche Oma ist sich da ganz sicher und auch auf solche abgewälzt werden, die als »nicht Festzuhalten bleibt dazu: die Welt wird nicht von
sonst hört mensch viel zu oft von ganz unter- deutsch« empfunden werden oder die nicht genug geheimen Mächten gelenkt, genauso wenig hal-
schiedlichen Leuten Aussagen wie: »die Schwar- Leistung erbringen können, wie z. B. Menschen ten die US-Regierung oder multinationale Kon-
zen haben einfach den Rhythmus im Blut«. Häufig mit Behinderungen, Arbeitslose oder eben Men- zerne sämtliche Macht in ihren Händen.
wird der offene Rassismus durch solche kulturel- schen mit Migrationshintergrund. Letztendlich
len Zuschreibungen ersetzt. solche, die in der Gesellschaft schon an den Rand Die schlechteste Musik von allen machen
gedrängt sind und sich kaum wehren können. immer noch Nazis – dagegen klingt ja sogar
wenn nicht nur die Nazis von verschiedenen Parteien wie die NPD fordern offen zwar nicht, DSDS besser!
Rassen und deren unterschiedlichen alle »Ausländer« abzuschieben, dafür aber defini- Nazis nutzen schlauerweise Musik als Mittel, um
Eigenschaften ausgehen, dann kann das ja tiv solche, die schon des kleinsten Deliktes schul- ihre geschichtsverfälschende und rassistische
gar nicht so falsch sein, oder? dig geworden sind oder es nicht geschafft haben Weltanschauung mit Titeln wie »Ohne Adolf läuft
Tja ... doch! Und das ist mittlerweile auch wissen- Arbeit zu finden. Alternativ sollen sie zu einem einfach nichts mehr« oder »Schlesien, uns von
schaftlich bewiesen. Trotzdem scheint der Mythos »nationalen Arbeitsdienst« gezwungen werden. Gott gegeben« (beide vom eher unmusikalischen
nicht verschwinden zu wollen. Rassist_innen aller Dass solche Forderungen auch in der Mitte der Liedermacher Frank Rennicke) in unsere Kopfhö-
Couleur teilen die Menschheit in verschiedene Gesellschaft ankommen, beweist gerade mal wie- rer und von da aus wie sie hoffen direkt in unsere
Rassen, abgeleitet von deren Äußerlichkeiten und der die Debatte um Sarrazin, der die Probleme Köpfe zu befördern.
damit meistens zuerst einmal von der Hautfarbe. der Gesellschaft ebenfalls bei den Migrant_innen,
Auffällig dabei ist sofort, dass sie sich dabei nicht den »nicht zum Volk dazugehörigen« sucht. Un-
mal auf die Anzahl einigen können: manche kom- terschlagen wird dabei immer, dass es in einer
men auf sieben Rassen, andere sogar auf 60. For- Gesellschaft, in der ungefähr 20 % auf Sozialhilfe
scher_innen, die sich nun aufgemacht hatten die angewiesen sind und es eine nicht gerade geringe
Genunterschiede zu untersuchen, kamen auf kei- rassistische Grundstimmung gibt, für anders Aus-
ne auffälligen Gemeinsamkeiten oder Unterschie- sehende besonders schwer ist Arbeit zu finden.
de. Es gibt also entweder keine Rassen oder ge- Mal abgesehen davon, dass der Zugang zu Arbeit
nauso viele verschiedene, wie es Menschen gibt. Menschen ohne deutschen Pass durch die Behör-
Und irgendwie ist das ja auch ziemlich logisch, den erschwert wird. Und das auf hohe Armut
warum sollte das Gen für eine dunklere Hautfar- auch Kriminalität folgen kann, wenn mensch
be auch noch ein besseres Rhythmusgefühl trans- zum Überleben keinen anderen Weg sieht, ist ja
portieren? Dafür, dass trotzdem immer davon ebenfalls nachvollziehbar. Hier stellt sich die
ausgegangen wird, haben die Forscher_innen auch Frage, ob wir in einer Gesellschaft leben wollen,
noch ein Phänomen gefunden, das sich »selektive in der Menschen nur nach ihrer Leistung beur-
Wahrnehmung« nennt: der Mensch merkt sich nur teilt werden.
die Dinge, die seine Theorie bestätigen, die ande-
ren übersieht er einfach. ScheiSS Banker! – Nee, das war ‘ne Ver-
schwörung gegen die Volksgemeinschaft...
Volksgemeinschaft? Watt‘n ditte? Eine weitere Bedrohung wird für die »Volksgemein-
Eine zentrale Bedeutung nimmt in der Nazi-Ideo- schaft« in allerlei Verschwörungstheorien gefun-
logie die sogenannte »Volksgemeinschaft« ein, in den. Solche, wie die zum 11. September, sollen
die man schicksalhaft hineingeboren wird. den angeblich großen Einfluss kleiner Gruppen,
Untrennbarer Bestandteil ihres Weltbildes ist da- vor allem Jüd_innen, auf das Weltgeschehen be-
her die Ausgrenzung derjenigen, die laut den Na- weisen. So schwafeln Nazis und andere antise
zis nicht dazugehören. Die NPD verdeutlicht in mitische Spinner_innen von der »jüdischen Welt
ihrem Programm und in ihren Veröffentlichun- verschwörung« und fantasieren sich den Einfluss Aktions
gen, wer das in ihren Augen ist: alle Menschen einer »jüdischen Lobby« herbei. Idee!
mit Migrationshintergrund sowie diejenigen, die Sie sehen Deutschland im Spiel dunkler Mächte,
sich nicht bedingungslos an der »deutschen Leis- die es zerstören wollen. Alternativ sind es sonst
tungsgesellschaft« beteiligen können oder wol- gerne auch mal Freimaurer oder auch »die Kom-
len. Denjenigen, die dazugehören, wird ein ge- munisten«. Schon die NSDAP sah in der Weltwirt- Gar nicht mal so schwierig: NPD-Plakate entsorgen
meinsames Interesse unterstellt. Wenn also alle schaftskrise 1929 die »jüdisch-bolschewistische
»Deutschen« den Interessen der Volksgemein- Weltverschwörung«. Was es nicht alles gibt … Obwohl Nazi-Bands und -Liedermacher_Innen eher
schaft folgen würden, so der absurde Gedanken- Heutzutage wäre es vermutlich eher die israelisch- klingen wie eine Parodie von sich selbst und
gang, würden sie letztlich ihre eigenen Interessen amerikanische Weltverschwörung oder Schuld mensch sich beim Hören (hoffentlich) fragt, ob
durchsetzen. Folgt man dieser kruden Logik, ist sind angeblich die Illuminaten oder doch vielleicht das wirklich ernst gemeint ist, hat diese Musik
der Schluss das es im Interesse aller »Deutschen« die Chinesen? Lieblingsfeind sind aber immer noch seit 2005 sogar ein eigenes Festival. Das »Fest der
sei, für die eigene Nation zu leiden und andere, »die Juden«. Um sie weiterhin als Verschwörer_In- Völker« mit dem Zunamen »Für ein Europa der
die ihr angeblich schaden, auszugrenzen und an- nen gegen Deutschland darzustellen, wird der Ho- Vaterländer« fand 2005 bis 2009 einmal im Jahr in
zugreifen. Wenn es also wieder mal »ums große locaust geleugnet, verharmlost oder die Opfer Jena in Thüringen statt und ist eine Großveran-
Ganze« geht, müssen für die »Volksgemeinschaft« zahlen heruntergespielt. Das Bequeme bei dieser staltung der NPD. Dort findet dann ein geselliges
meistens Nachteile eingesteckt werden, Gewinne Weltsicht ist, dass hinter allen Problemen einfach Treffen der gesamten musikalischen Neonazi-
gibt es nur auf Kosten anderer. eine Verschwörung gesehen wird. Szene statt.
»Der Jude« wird in ihrer Ideologie zu einer Person, Das klingt dann ungefähr so:
... »die Anderen« die angeblich alles Schlechte in sich vereint, auch Schrabbschrabbscharbb bummbummbumm, völ zo langö
Wie schon gesagt, die Vorteile, die der/die Einzel- wenn es sich offensichtlich widerspricht. So ist er habt öhr übör uns gelocht, wir werdön siegön, möt ganzer
ne aus der »Volksgemeinschaft« ziehen kann, ent- in ihrer Ideologie einerseits intelligent und intri- Krahft, dingding schrabbschrabb.
stehen auf Kosten anderer, den »Schwächsten« der gant, anderseits aber auch dumm und einfältig,
Gesellschaft. Aktuell sollen die aus der Krise des seltsamerweise gleichzeitig ehrgeizig und geld- Mal ganz ehrlich: ist Deutschrock nicht schon seit
Kapitalismus entstandenen Wirtschaftsprobleme gierig wie aber auch faul und arbeitsscheu. einer ganzen Weile ziemlich uncool?!
4 Argumente
gegen Schlaumeier
»In einer Demokratie müssen alle Meinungen Wenn Nazis »Nationalen Sozialismus jetzt« for-
toleriert werden. Man kann Nazis doch dern, ist das eine Meinung die keine Toleranz ver-
nicht ihre Meinung verbieten.« dient, schließlich sind im Nationalsozialismus
»Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Ver- sechs Millionen Jüd_innen umgebracht und ein
brechen!« Dass dieser Satz durchaus richtig ist, Weltkrieg angezettelt worden.
wird spätestens klar, wenn mensch sich die Sta-
tistiken über rechte Gewalt in Deutschland an- »Gegen Nazis zu protestieren und ihre
guckt: Seit 1990 wurden mindestens 140 Men- Aufmärsche zu verhindern verschafft ihnen
schen von Nazis ermordet. Sie wurden umgebracht, doch nur unnötige Aufmerksamkeit.
weil sie als Ausländer_innen, Linke, oder Obdach- Eigentlich wäre es am besten, Nazis einfach
lose nicht in das Weltbild der Nazis passten. In zu ignorieren.«
der Ideologie der Nazis, ist es der Sinn der Men- Für Nazis sind ihre Aufmärsche eine Möglichkeit,
schen, ihrem Volk und ihrer Nation zu dienen. Zu sich mächtig und stark zu fühlen. Das schafft Ge-
dieser »Volksgemeinschaft« gehören von vorn meinschaftsgefühl, stärkt ihre Szene und sorgt
herein nur weiße, heterosexuelle Deutsche, die für mehr Zulauf. Ignorieren und Wegschauen
nicht auf Sozialhilfe angewiesen sind. Alle ande- hilft da nicht: Sie dürfen nicht das Gefühl haben,
ren werden als »Volksschädlinge« betrachtet. Für dass sie ihren Rassismus überall vertreten und in
Menschen, die keinen Bock auf diesen nationalen die Tat umsetzen können. Stattdessen geht es da-
Mist haben oder diesem Bild nicht entsprechen, rum ihnen zu zeigen, dass wir sie und ihren Auf-
stellen Nazis also eine reale, viel zu oft sogar töd- marsch nicht haben wollen, damit sie nicht moti- verbreiten können. Hier bedeutet ignorant zu
liche Gefahr dar. viert und siegessicher nach Hause fahren, sondern sein, nichts dagegen zu unternehmen, dass diese
enttäuscht und frustriert, weil ihnen der Tag ver- Menschen sich vor brutalen Angriffen der Nazis
Außerdem muss nicht jede Meinung akzeptiert miest wurde. Außerdem ist es wichtig, nicht nur fürchten müssen.
werden: Wir sehen nicht ein, warum wir uns Kri- den Nazis, sondern auch dem Rassismus der rest-
tik und Protest gegen Neonazis verbieten lassen lichen Gesellschaft eine klare Absage zu erteilen, Wenn man Nazis nicht beachtet, spielt man ihnen
sollen, nur weil es sich bei ihrer Hetze gegen indem wir auf die Straße gehen und zeigen: »Nicht in die Hände: Sie können ungestört ihre menschen-
Migrant_innen auch um eine Meinung handelt. mit uns!« verachtende Meinung verbreiten, sich als coole
Schließlich werden dabei andere Menschen als Bewegung präsentieren und neue Leute für sich
minderwertig und andersartig betrachtet. Für uns Ein Beispiel, das zeigt wie gefährlich es ist, Nazis gewinnen.
gibt es in der Meinungsvielfalt keinen Platz für einfach zu ignorieren, sind Dörfer wie z.B. das
Rassismus, es geht hier nicht um ein Lieblings niedersächsische Tostedt. Dort wird das Nazipro- »Diese Linken, die immer gegen die Nazis
essen, sondern um die Forderung, Menschen aus- blem heruntergespielt und nicht beachtet. Das demonstrieren, wollen doch alle die DDR
zugrenzen, zu verfolgen und zu entrechten. führt dazu, dass Nazis dort ungestört und von der wiederhaben. Die sind doch keinen Deut
Gemeinde akzeptiert, ihre rechte Propaganda ge- besser...«
gen Migrant_innen und alternative Jugendliche Erst einmal muss hier festgehalten werden: Ja es
gibt noch verkorkste Leute, die sich die DDR zu-
rückwünschen, doch die allermeisten Gegende-
monstrant_innen haben mit der DDR nichts am
Hut. Außerdem muss unbedingt beachtet wer-
den: Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwi-
schen der DDR und Nazideutschland, der es un-
möglich macht zu sagen: »Die sind doch genauso
schlimm.« Es steht fest, dass es in der DDR die Sta-
si, jede Menge Grenzen und Verfolgung von Op-
positionellen gab. Das ist schlimm und muss kri-
tisiert werden, erlaubt jedoch auf keinen Fall eine
Gleichsetzung mit dem Nationalsozialismus. Dort
wurden sechs Millionen Jüdinnen und Juden er-
mordet! Und über 50 Millionen Menschen sind
dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen, den
die Nazis zu verantworten haben.
In der DDR wurde weder ein Weltkrieg angefan-
gen, noch Menschen aufgrund ihrer Herkunft
oder Religion vernichtet. Das muss jedem Men-
schen entgegengehalten werden, der leichtfertig
die DDR und den Nationalsozialismus gleichsetzt.
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Was kann ich an meiner
eigenen Schule machen?
Nicht nur am 1. Mai wollen die Nazis durch Bre- Es folgen Auflistungen von festgelegten Aufgaben
men marschieren, auch schon im Vorfeld wollen und Pflichten der SV, was natürlich noch längst
sie ihre rechte Hetze in die Öffentlichkeit tragen. nicht bedeutet, dass SV-Arbeit nicht frei ausleg-
Und das besonders an Schulen! Ein Grund mehr bar ist, Riesenspaß machen kann und für uns in
für uns als Schüler_innen aktiv zu werden! Wenn der Vorbereitung auf den 1. Mai ein wichtiger Aus
Nazis in Pausen CDs verteilen, auf Schulhöfen gangspunkt ist.
Wahlkampf betreiben oder sogar mit Infoständen (am besten ganz bald!) geeinigt habt, fehlen noch
aufkreuzen, werden wir nicht tatenlos zusehen. Auch ihr könnt an euren SVen aktiv euren Schul- ein Paar schicke Plakate und der neuen, definitiv
alltag mitgestalten. coolsten AG an eurer Schule steht nichts mehr im
Um den Nazis im Vorfeld keinen Raum für ihre Weg. Erstmal losgestartet bietet sich eine Vernet-
menschenverachtende Ideologie zu überlassen und Neben Projektwochen, Filmvorführungen oder zung mit anderen AGs, bzw. dem Jugendbündnis
auch um als Bremer Schüler_innenschaft am 1. Mai auch Schulklima-freundlichen Konzerten und Par- »Keinen Meter« an!
ein fettes Zeichen mit vielen Leuten setzen zu tys, kann die SV ihre Möglichkeiten auch nutzen,
können, gibt es auch an eurer Schule noch viel zu um z.B. mit kritischen Veranstaltungen z.B. über Vollversammlungen einberufen!
tun! Nationalismus aufzuklären und die Schüler_in- Viele Möglichkeiten uns zu organisieren und ge-
nenschaft effektiv zu informieren. genseitig zu informieren gibt es für uns Schüler_
Im Folgenden wollen wir euch einige Anregun- innen ja eigentlich nicht. Aber total hilf- und mit-
gen geben, wie ihr euch engagieren könnt. An den Interessen der Schüler_innenschaft orien- tellos stehen wir auch nicht da. Denn wir haben
tiert und gegen die Zumutungen des Schulalltags ein großes Ass im Ärmel: Die Schüler_innenvoll-
Schüler_innenvertretung?! gerichtet sind SVen ein vielversprechendes Werk- versammlung (VV)!
Als einen ersten Schritt solltet ihr euch an eure zeug, den Ort, der für uns meist nicht mehr als
SV wenden und gemeinsam mit den dort aktiven eine nervtötende Pflichtveranstaltung ist, in ei- Die VVen müssen durch den/die Schulsprecher_in
Leuten überlegen, wie ihr auch an eurer Schule nen Ort umzugestalten, an dem wir uns wohl füh- angemeldet werden und dürfen pro Schuljahr zehn
den Nazis entgegentreten könnt. Ihr seid schon len. Es liegt an euch, denn Schüler_innenvertre- Unterrichtsstunden in Anspruch nehmen (d.h.
in der SV? Daumen hoch und durchgestartet! Bei tungen sind letztlich das, was ihr draus macht! jede_r Schüler_in hat ein Anrecht auf zehn VV-
euch gibt’s sowas gar nicht? Nicht lange warten: Stunden).
Mit Hilfe der GSV und/oder engagierter Lehrer_in- AGs gründen!
nen kann sich das ändern! Nicht nur Schach-, Computer- und Mathe-AGs Eingeladen werden, unter Berücksichtigung der
sind an euren Schulen möglich. Um die anstehen- räumlichen Möglichkeiten, alle Schüler_innnen
In §48 des Schulverwaltungsgesetzes lautet ein den Anti-Nazi-Aktivitäten zu koordinieren, Ideen oder z.B nur einzelne Jahrgänge unter Bekanntga-
Teil der SV-Definition: zu sammeln und umzusetzen und großflächig für be der Tagesordnung.
die Gegendemo am 1. Mai zu mobilisieren, bietet
»Die SchülerInnenvertretung vertritt die fachlichen, kul sich nichts mehr an, als eine motivierte »Arbeits- Die Einberufung der VV ist mit der Schulleitung
turellen und sozialen Interessen der Schülerinnen und gruppe gegen Rechts« zu gründen. abzustimmen, wenn sie während der Unterrichts-
Schüler gegenüber LehrerInnen, Eltern, Schulleitung und zeit stattfinden soll. Zwischen Einladung und Sit-
Schulbehörde.« Gemeinsam Flyer verteilen, Transparente malen, zung muss mindestens eine Woche liegen. Alles
Infoveranstaltungen organisieren, weiterführende andere ist Verhandlungssache. Verbieten kann die
Texte lesen (z.B. über Nationalismus, Rassis- Schulleitung die VV aber nicht. VVen können also
mus) – Möglichkeiten – und hier wird’s spannend – zur Information
euch in den AGs genau- der Schüler_innenschaft genutzt werden. Eine Ver
so kreativ wie effektiv anstaltung zum 1. Mai, samt Film, Diskussion und
gegen den Naziauf- Informationen zu Nazis und deren Gedankengut,
marsch am 1. Mai zu ist im Rahmen der VV-Möglichkeiten also kein
engagieren gibt’s ge- Problem! Wir supporten euch dabei gerne bei
nug. Vorbereitung und Durchführung (wir kommen
gerne auch an eure Schule).
Eine AG anmelden ist
ein Klacks: Sucht euch Falls eure Schulleitung stresst: Sogar die Bremer
eine Handvoll Leute Bildungssenatorin, die liebe Renate, unterstützt
und informiert die uns in diesem Anliegen. Und falls alle Stricke
Schulleitung über euer reißen: Wendet euch an die GSV, z.B. unter
Vorhaben. Sollte es an gsv-bremen@web.de und ihr kriegt Hilfe!
diesem Punkt Schwie-
rigkeiten geben: holt Und los geht’s!
euch von euren SVen, Eurer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. En-
engagierten Lehrer_in- gagement hat viele Gesichter und die Nazis ärgern
nen, vom Jugendbünd- können wir auf unterschiedlichste Art und Weise.
nis »Keinen Meter« Lasst euch nicht einschüchtern, weder von Leh-
oder von der GSV Un- rer_innen, Schulleitungen noch sonstwem. Unser
terstützung. Wenn ihr Protest gegen die Nazihetze an Schulen und sonst
einen Raum zugeteilt wo ist nicht nur legitim, sondern in höchstem
Aktions bekommen und euch Maße notwendig.
Idee! auf einen ersten Termin Siehe auch den Artikel »Fünf Argumente gegen Nazis«.
Gar nicht mal so schwierig Teil drei: Naziaufmärsche blockieren.
»gesunder menschen
verstand«
interview mit streuner von »frittenbude«
Wir haben Streuner von der Elektropunk Band Was hältst du von Nazis generell?
Frittenbude gefragt, was er von Nazis hält und Überhaupt nichts, der gesunde Menschenverstand
was Frittenbude gegen Nazis machen: setzt doch eigentlich voraus, dass man sich auf
sowas wie Faschismus, Antisemitismus usw. nicht
Keinen-Meter: Hallo Streuner, willst du dich kurz vorstellen? einlässt, leider ist das wohl nicht die Standardaus-
Streuner: Hallo, Strizi Streuner von Frittenbude. rüstung eines jeden Menschen. Die ach so armen sind wir da aufgewachsen, ich bin allerdings mit
Rapper, Sammler und Starwars-Fan. Deutschen verdrängen ja immer gern die Vergan- 17 dann geflüchtet, doch Nazis gab‘s auch da.
genheit ihres schönen Landes und unserer Vor-
Am 1. Mai wollen Nazis in Bremen einen ihrer zentralen fahren. Ich nicht. Ich weiß, was Opa damals getan Versucht ihr mit eurer Musik auch Politik/politische Inhal
Aufmärsche machen. Was hältst du davon? hat. te zu vermitteln?
Nichts, die sollen zu Hause bleiben und absterben, Selbstverständlich, aber ohne Zeigefinger und
ganz klar! Engagiert ihr euch als Band gegen Nazis? nicht so furztrocken wie das teilweise andernorts
Wir spielen hier und da immer mal wieder ein So- passiert. Wir nehmen Mittelfinger und Zeigefin-
likonzert und sprechen Dinge, die nicht sein dür- ger, und dann up your ass twice!
fen/können/sollen so oft es geht an. Wir fordern
die Leute auf, nachzudenken bzw. sich zu infor- Findet ihr noch andere Dinge in Deutschland oder auf der
mieren, um der Verdrehung von Geschichte, wie Welt doof?
es nicht nur Nazis machen, entgegenzutreten. Streuner: Absolut. Horst Seehofer, Thilo Sarrazin,
Aber eigentlich finde ich, dass wir mehr tun soll- Atomkraftwerke, Geld, Zitroneneis, Astrapils, ar-
ten. rogante Altpunker, BMW, Schwitzen, Haarausfall,
Eva Herman, Oliver Pocher und Streit.
Wie kommt es, dass ihr euch engagiert? Hattet ihr mal
Stress mit Nazis? Seid ihr am 1. Mai dabei?
Wie gesagt, ich finde das sollte jede Band tun, den Ich bin in Berlin, hab da zu tun. Aber ich wünsche
Mund aufmachen und Missstände ansprechen. allen viel Power und Erfolg, die den Nazis am
Lösen können muss man sie ja nicht, vielleicht 1. Mai gehörig in den Arsch treten!
finden sich dadurch aber mehr Leute zusammen,
die das gemeinsam schaffen können. Stress mit Wir geben unser Bestes! Danke für das Interview.
Nazis hatten wir oft, ja. In der Realschule fast täg- Super gerne!
lich. Wir kommen aus Niederbayern, zumindest
stencil-vorlage
Anleitung
1. Du nimmst die Vorlage, klebst sie auf geeigne-
tes Material (z.B. dünne Pappe) und schneidest sie
entlang der gestrichelten Linien aus (am besten
mit einem scharfen Messer).
Fertig ist die Schablone.
Bastel
Idee!
veranstaltungen infos
1.4.2011 / 16h / Am Brill Nazis am 1. Mai am besten entgegenstellen und Informationen / Treffpunkte / Termine:
Flashmob: Jugend trainiert für den 1. Mai über die anstehenden Gegenaktivitäten informie- www.keinen-meter.org
Erscheinen in Sportklamotten aller Art erwünscht, ren. Kommt vorbei! www.antifa-bremen.org
Workout garantiert!
10./17.4.2011 / 15h / Cinema Ostertor Kontakt
8.4.2011 / 18h / Friese »Draußen bleiben« / »heim(AT)« und Keinen-Meter-Jugendbündnis
(Friesenstraße 110, Steintor) »Return of the Tüdelband« c/o GSV Bremen
All about Antifa politics! Filmreihe gegen Rechts Schmidtstraße 10
Ob rechts gleich links ist, wo Nazis herkommen jeden Freitag ab 17h
und mensch Nazis blockieren, verhauen, sich lus- 11.4.2011 / 8:30h / DGB-Haus (Am Bahnhof)
tig machen oder sie eher ignorieren sollte, all die- GSV-Infotag keinen-meter-jugendbuendnis@gmx.de
se brennenden Fragen wollen wir erörtern. Statt zur Schule zu gehen, könnt ihr jede Menge
Das Ganze wollen wir auch noch praktisch ange- Workshops zu Themen wie Antirassismus, Atom- Spenden
hen und gemeinsam überlegen, wie wir uns den kraft, Schüler_Innenrechte, ... besuchen. (Es gibt Wir bitten eindringlich um Spenden auf das
Entschuldigungen) Konto 100 006 154 / Bankleitzahl 280 501 00
Oldenburger Rechtshilfe
29.4.2011 / 19h / Ort wird noch bekannt gegeben Landessparkasse zu Oldenburg (LzO)
Infoveranstaltung zu Aktivitäten zum Stichwort Keinen Meter
antifaschistischen 1. Mai