Ausgabe Nr.
768
12 Mittwoch, 24. März 2021
Zum 200. Jahrestag der griechischen Revolution 1821
Die Filiki Etaireia jenseits der Mythen
A m Donnerstag dieser Woche
(25.3.) wird offiziell der Beginn
des griechischen Unabhängigkeits-
krieges vor 200 Jahren gefeiert. Eine
wichtige Rolle bei der Vorbereitung
des Aufstandes spielte die Filiki
Etaireia, die in diesem Beitrag vor-
gestellt wird. In loser Folge werden
in den kommenden Wochen in der
Griechenland Zeitung weitere his-
torische Aspekte des 1821 begon-
nenen Befreiungskrieges behandelt.
Von Ioannis Zelepos
Fragt man nach den Ursachen des
griechischen Unabhängigkeitskrieges,
dessen Ausbruch sich in diesen Tagen
zum zweihundertsten Mal jährt, stößt
man früher oder später unweigerlich
auf die 1814 in Odessa gegründete Filiki
Etaireia (sinngemäß „Gesellschaft der
Freunde“). Ihr wird zu Recht eine wich-
tige Rolle bei der Vorbereitung des Auf-
stands zugeschrieben, und sie erlangte
im unabhängigen Griechenland einen
geradezu legendären Ruf als Prototyp
für revolutionäre Geheimorganisatio-
nen, die bis ins 20. Jahrhundert hinein
nach ihrem Muster gegründet wurden
und sich teilweise sogar in direkte Nach-
folge zu ihr stellten.
Vorbereitung des Aufstandes
Diese Entwicklung war allerdings nicht
selbstverständlich, denn eigentlich öff-
nete sich der Weg ins Reich der natio-
nalen Legende für die Filiki Etaireia
erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts, nachdem sich die griechischen
„Auslandsparteien“ erschöpft hatten,
darunter die „Russische“, mit der sie bis
dahin in Verbindung gebracht und von
deren Gegnern daher negativ bewertet
worden war. Ein Grund mehr, nach der
Geschichte der Filiki Etaireia jenseits spä-
terer Mythen zu fragen: Was war das für
eine Organisation, wer waren ihre Mit-
glieder und welche Rolle spielte sie bei
der Vorbereitung des Aufstands?
Jedes griechische Schulkind lernt heute,
dass die drei Gründerväter der Filiki Etai-
reia Nikolaos Skoufas, Emmanouil Xan-
thos und Athanasios Tsakalof hießen. Sie
begegnen einem auch als Straßennamen,
wenn man z. B. durch den Athener Stadt-
teil Kolonaki schlendert. Fast jeder weiß
ferner, dass es sich bei ihnen um Kauf-
leute in Odessa (bzw. Moskau im Fall
von Tsakalof) handelte. Weniger bekannt
ist dagegen, dass sie sich dort erst kurz
zuvor niedergelassen hatten und nicht zu
den etablierten Mitgliedern der griechi-
schen Handelsdiaspora zählten, die im
zwanzig Jahre zuvor (1794) gegründeten
Schwarzmeerhafen des Zarenreichs zum
Erblühen gekommen war. Das entsprach
auch der anfänglichen Mitgliederbasis
der Filiki Etaireia, die ausnahmslos aus
Kaufleuten mit rezentem Migrationshin-
tergrund und eher mäßigem bis schlech-
tem Geschäftserfolg bestand. Deswegen
hatten sie auch ihren Familien oft noch
keinen Nachzug aus der Heimat ermög-
1 8 2 1 - 2 0 2 1
Odessa am Schwarzen Meer war einer der Sammelpunkte griechischer Revolutionäre.
(Fotos: argoliki vivliothiki)
lichen können, die bei den meisten übri-
gens weniger in den Zentren, sondern
in der Semiperipherie des damaligen
Ostmittelmeer- und Balkanhandels lag,
z. B. im südepirotischen Komboti, der
Heimatstadt von Skoufas. Bei den erfolg-
reicheren, in Russland bereits eingeses-
senen Händlern stieß die Gesellschaft
dagegen kaum auf Interesse, und bei
denen in Mittel- und Westeuropa war die
Resonanz sogar noch viel schwächer: Mit
Ausnahme von Italien – namentlich Nea-
pel (5), Barletta (3), Livorno (3) und Pisa
(1) – und den habsburgischen Städten
Triest (2) und Wien (1) – lässt sich dort
kein einziges Mitglied dokumentieren,
obwohl es in Städten wie London, Paris,
Marseille oder Amsterdam damals star-
ke griechische Diasporagemeinden gab.
Auch die griechischen Bildungseliten, die
in diversen Vereinen wie der „Gräko-
Dakischen Gesellschaft“ oder der „Gesell-
schaft der Musenfreunde“ aktiv waren,
zeigten sich gegenüber der Filiki Etaireia
sehr zurückhaltend. Zu ihnen gehörte
etwa der gelehrte Aufklärer Anthimos
Gazis, der damals in Wien die Zeitschrift
Logios Ermis herausgab. Er war niemals
Mitglied der Gesellschaft, obwohl man
es ihm später ebenso andichtete wie vie-
len anderen illustren Persönlichkeiten,
darunter dem Patriarchen von Kon-
stantinopel Gregor V., der durch seine
Mitgliedskarte der Filiki Etairia
Ermordung am Ostertag 1821 zum Mär-
tyrer der griechischen Freiheit wurde,
obwohl er die Aufständischen zuvor in
aller Form exkommuniziert hatte.
Ein unspektakulärer Beginn
Die Anfänge der Filiki Etaireia mochten
denkbar unspektakulär sein, handelte
es sich doch zunächst um kaum mehr
als einen losen Zirkel von vermutlich
frustrierten Krämern. Zugleich war sie
jedoch etwas Neuartiges, denn anders
als die erwähnten Bildungsvereine
trat sie ausdrücklich als revolutionäre
Organisation auf, indem sie einen all-
gemeinen Aufstand für die Befreiung des
Vaterlandes von der osmanischen Herr-
schaft zu ihrem einzigen Ziel erklärte.
Unklar blieb allerdings, welche Form
diese Befreiung haben sollte und was
unter dem „Vaterland“ eigentlich kon-
kret zu verstehen war. Für genauere
Festlegungen dieser Art bestand aber
offenbar gar kein Bedarf, zumal sie die
Attraktivität der revolutionären Botschaft
womöglich eher beeinträchtigt als beför-
dert hätten. Als politischer Zielhorizont
dürfte den Etairisten jedoch die Vision
eines demokratischen Staates unter Betei-
ligung aller osmanischen Balkanvölker
vorgeschwebt haben, wie sie Rigas
Velestinlis 1797 in seinem berühmten
Pause im Freiheitskampf (Foto: GZar)
Verfassungsentwurf einer „Hellenischen
Republik“ beschrieben hatte. Dafür spre-
chen auch ihre Kontaktaufnahmen mit
den Anführern der beiden serbischen
Aufstände (1804 und 1815/17), Đorđe
Petrović (Karađorđe) und Miloš Obreno-
vić, sowie dem rumänischen Panduren-
führer Tudor Vladimirescu. Letzterer
rebellierte 1821 in den Donaufürstentü-
mern zeitgleich mit Alexandros Ypsilan-
tis, der Vladimirescu jedoch ermorden
ließ, nachdem er Verhandlungen mit den
militärisch haushoch überlegenen Osma-
nen aufgenommen hatte, die kurz darauf
auch die Rebellentruppe von Ypsilantis
vernichteten. Dieser war wiederum erst
im Vorjahr der Filiki Etaireia beigetre-
ten und hatte bei der Gelegenheit auch
gleich ihre Führung übernommen, was
einen gewaltigen Prestigeerfolg bedeu-
tete, denn Ypsilantis entstammte einer
namhaften Dynastie der Fanarioten-
Aristokratie, von der ansonsten keinerlei
Unterstützung zu erwarten war.
Angeblich „unsichtbare Führung“
Immerhin war es der Filiki Etaireia in
den Jahren zuvor gelungen, ihre Mit-
gliederzahl zu erhöhen. Eine Voraus-
setzung dafür bildete ihre Organisa-
tionsstruktur, die an das Vorbild der
italienischen Carbonari angelehnt war.
Mit freimaurerischen Geheimhaltungs-
und Verschleierungsritualen sowie mit
einer ominösen Hierarchie, die vom ein-
fachen „Bruder“ bis zur „Unsichtbaren
Führung“ reichte, gelang es der Filiki
Etaireia, bei ihren Adressaten die Illusion
einer straff organisierten Massenorga-
nisation zu vermitteln und dabei sogar
erfolgreich das Gerücht zu streuen, dass
ihre „Unsichtbare Führung“ niemand
geringerer als der russische Zar persön-
lich sei. Diese Projektion war zwar völlig
abwegig, bediente aber geschickt eine
verbreitete Erwartungshaltung, denn die
russischen Zaren figurierten schon seit
den Zeiten Peters I. als künftige Befreier
der orthodoxen Christen unter osma-
nischer Herrschaft. Die erfolgreiche Mit-
gliederwerbung hatte allerdings auch
ihre Kehrseiten, wie das Beispiel von
Nikolaos Galatis aus Ithaka zeigt, der
1816 als erster Aristokrat der Gesellschaft
beitrat. Sein Adelstitel ermöglichte es ►
Alexandros Ypsilantis
 Ausgabe Nr. 768
1 8 2 1 - 2 0 2 1 Mittwoch, 24. März 2021 13

►
ihm, (erfolglose) Kontakte mit seinem
Landsmann Ioannis Kapodistrias auf-
zunehmen und weitere Mitglieder zu
werben, jedoch meldete er bald Füh-
rungsansprüche an und wurde zu einem
Sicherheitsrisiko, weil er drohte, die
Existenz der Gesellschaft offenzulegen,
woraufhin man 1819 seine Ermordung
veranlasste.
Ein wohlsituierter Mäzen
Schon im Jahr zuvor war mit dem Beitritt
eines wohlsituierten Kaufmanns in Mos-
kau ein entscheidender Wendepunkt für
die Gesellschaft eingetreten. Sein Name
war Panagiotis Sekeris, und er stiftete
der Filiki Etaireia 1818 einen Betrag von
insgesamt 35.000 Kuruş, was die seit
ihrer Gründung gesammelten Beträge
um ein Vielfaches übertraf und bis dahin
undenkbare Handlungsspielräume
eröffnete. Jetzt konnte man erstmals zu
einer systematischeren Mitgliederwer-
bung in den Gebieten des zu befreien-
den Vaterlandes übergehen, indem man
sogenannte „Apostel“ dorthin entsandte
und auch den Sitz des Führungsgremi-
ums, zu dem nun auch Sekeris gehörte,
nach Konstantinopel verlegte. Die quan-
titative wie geographische Verbreite-
rung gelang der Gesellschaft jedoch nur
bedingt, denn von ihren gut eintausend
jemals dokumentierten Mitgliedern saß
fast die Hälfte in Russland und in den
rumänischen Donaufürstentümern,
während in wichtigen Zielgebieten wie
Mittelgriechenland, Thessalien, Epirus,
Makedonien, Westkleinasien und auf
Filiki Etairia: Holzschnitt
von Vassos Falireas (1970)
den Ägäisinseln nur zwei-, oftmals sogar
nur einstellige Mitgliederzahlen erreicht
wurden. Eine markante Ausnahme bil-
dete jedoch – abgesehen von den Ioni-
schen Inseln (ein knappes Siebtel), die
damals ein britisches Protektorat waren
und es bis 1864 bleiben sollten – die
Peloponnes mit einem guten Fünftel der
dokumentierten Mitglieder. Unter die-
sen gab es wiederum einen beachtlichen
Anteil von Personen (nämlich über 50),
die als ihren Beruf bzw. Stand „Notabel“
angaben, woraus zu schließen ist, dass
es der Filiki Etaireia hier deutlich besser
als anderswo gelang, die lokalen Eliten
zu erreichen. Das betraf neben den Kot-
sampasides, die dort ein spezifisches
Milieu bildeten, auch den Bey der fak-
Rigas Velestinlis: Visionär eines
demokratischen Balkans (Foto: ek/Archiv)
tisch autonomen Halbinsel Mani, Petros
Mavromichalis, der als Person zugleich
stellvertretend für seinen gesamten
Familienclan beitrat. Dabei handelte er
sich aber verschiedene Sonderrechte aus,
die nur wenig mit den hohen Zielen der
Filiki Etaireia zu tun hatten.
Überhaupt reichten die nationalen
Motive der peloponnesischen Eliten
nicht über die Grenzen ihrer Halbinsel
hinaus, und dementsprechend agierte
die von der Gesellschaft dort eröffnete
„Ephorie“ auch als ein rein lokales Gre-
mium, dessen Beziehungen zur Füh-
rung in Konstantinopel übrigens sehr
bald abkühlten. Angesichts dessen kann
es kaum überraschen, dass Dimitrios
Ypsilantis, der als Bruder von Alexan-
dros im Juni 1821 auf der Peloponnes
eintraf, um die Führung des bereits lau-
fenden Aufstands zu übernehmen, sehr
bald kaltgestellt wurde. Das besiegelte
zugleich das Ende der von ihm reprä-
sentierten Filiki Etaireia als politischen
Akteur.
Anspruch und Wirklichkeit
Diese war entgegen ihrem eigenen
Anspruch niemals eine Massenorganisa-
tion – und schon gar keine straff geführ-
te. Ihr Beitrag für den griechischen Unab-
hängigkeitskrieg lag jedoch auf einer
Ebene, die sich nicht an Mitgliederzahlen
und Organisationsstrukturen bemessen
lässt, deshalb aber nicht weniger bedeu-
tend ist. Die Filiki Etaireia verankerte
die Botschaft der Revolution nicht nur
als eine ferne theoretische Perspektive,
sondern als eine konkrete Handlungs-
option im öffentlichen Bewusstsein der
griechischen Zeitgenossen und wirkte
dadurch als entscheidender Katalysator
der politischen Mobilisierung, welche
den Aufstand von 1821 ermöglichte.
Den nächsten Hintergrundbeitrag zum
200. Jahrestag der griechischen Revolution
1821 haben wir für die GZ-Ausgabe 770
geplant, die am 7. April erscheint. Darin
berichtet unser Autor, der Historiker Prof.
Ioannis Zelepos, über die „anderen“ Phil-
hellenen (Carbonaria, Berufsrevolutionäre
und „Söldner der Freiheit“ zwischen Süd-
amerika und Ägypten).

Verpassen Sie jetzt keine Ausgabe mehr …

Politik
Wirtschaft Community Kultur Geschichte
Bilaterales
Tourismus
Hintergrund
Repportaggen
Ratgeber x49
Interviews
Mit einem Abo der Griechenland Zeitung sind Sie stets über Hellas informiert! Wir sind vor Ort, aktuell und objektiv!
Jahres-Abo – Griechenland: 89 Euro ■ Jahres-Abo – Deutschland: 119 Euro ■ Jahres-Abo – übrige Länder: 129 Euro ■ Jahres-Abo – E-Paper (Bestellung nur unter www.griechenland.net) : 65 Euro

Abo-Vorteile: Ich bestelle hiermit bis auf Widerruf ein Jahresabonnement ■ Kreditkarte: VISA MASTERCARD
der Griechenland Zeitung in Höhe von ________ Euro. Kontoinhaber:
GZ-Abonnenten haben (Kündigungsfrist: 8 Wochen vor Ablauf des Abonnements)
Kreditkarten-Nr.: Kreditkarte läuft ab am:
MEHR vom Lesen! Lieferadresse (bitte vollständige Angaben)
Datum / Unterschrift des Kontoinhabers: /
Name / Institut: Vorname:
SILBER-BONUS ■ Überweisung:
Straße:
Abonnenten erhalten (Wichtig! Bitte geben Sie im Feld „Verwendungszweck“ Ihren Namen an,
ab der ersten Stunde PLZ: Stadt:
damit wir die Überweisung zuordnen können)
15 % Rabatt Land:
Konten:
auf alle Bücher aus Tel.: / Fax: / , E-Mail: Kontoinhaber: Hellasproducts GmbH (ΕΠΕ)
dem GZ-Verlag und Ort / Datum: Unterschrift: Bankverbindung in Deutschland:
auf das Griechenland ■ Commerzbank, BLZ 700 800 00 / Konto-Nr.: 03 049 607 00 /
Zahlungsmodalitäten
Journal.
■ SEPA-Lastschriftmandat: IBAN: DE26 7008 0000 0304 9607 00 / SWIFT-Code: DRESDEFF700
Ich ermächtige die HellasProducts GmbH, Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift ein- Bankverbindung in Griechenland:
Treue ist uns zuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der HellasProducts GmbH auf mein
Gold wert! Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. ■ Griechische Nationalbank (Ethniki Trapeza tis Ellados), Konto-Nr.: 099/47030491
Hinweis: Ich kann innerhalb von 8 Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstat- IBAN: GR15 0110 0990 0000 0994 7030 491 / SWIFT-Code: ETHNGRAA
tung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut verein-
GOLD-BONUS barten Bedingungen. ■ Alpha Bank, Kto.-Nr. 154002320007467
Ab der 6ten Name und Vorname des Kontoinhabers:
IBAN GR8801401540154002320007467 / SWIFT-Code CRBAGRAAXXX
Abo-Verlängerung
Straße und Hausnr. : PLZ und Ort: Bitte senden Sie uns das Abo-Formular mit der entsprechenden Zahlungsart
erhalten Abonnenten
sogar 30 % Rabatt! Name des Kreditinstituts: komplett ausgefüllt und unterschrieben per Post, Fax oder E-Mail (Daten siehe unten).
BIC: IBAN:
Ihr Abonnement beginnt – wenn nicht anders gewünscht – bei Eingang des Formulars.
Ort, Datum: Unterschrift: Griechenland Zeitung, Geraniou 41, 10431 Athen. Tel.: +30 210 6560989, Fax:
Abonnent sein lohnt sich!
+30 210 6561167, E-Mail: info@griechenland-zeitung.de. Internet: www.griechenland.net

Abonnieren können Sie auch online über unseren Shop auf www.griechenland.net

Zum 200. Jahrestag der griechischen Revolution 1821
A m 25. März wurde der 200. Jah-
restag des Beginns der griechi-
schen Revolution 1821 gefeiert. Die
Griechenland Zeitung berichtet in
loser Reihenfolge über die dama-
ligen historischen Ereignisse. In
dieser Ausgabe schreibt der His-
toriker Prof. Ioannis Zelepos über
die „anderen“ Philhellenen (Car-
bonaria, Berufsrevolutionäre und
„Söldner der Freiheit“ zwischen
Südamerika und Ägypten).
Der griechische Aufstand von 1821 löste
schon kurz nach seinem Ausbruch ein
gewaltiges internationales Echo aus, das
weit über die Dimensionen einer loka-
len Revolte an der Südspitze der Balkan-
halbinsel hinausging. Neben den Kabi-
netten der europäischen Großmächte,
die seit dem Wiener Kongress von 1815
um eine stabile Friedensordnung ran-
gen, betraf das vor allem die von ihnen
regierten Völker. Als ein Medienereignis
ersten Ranges führte der Aufstand zu
einer damals beispiellosen Mobilisie-
rung der europäischen Öffentlichkeit
über Landes- und Sprachgrenzen hin-
weg, die im Motto des Philhellenismus
einen gemeinsamen Nenner fand.
Forderung nach Demokratie
und nationaler Emanzipation
Wenn vom europäischen Philhellenis-
mus dieser Zeit die Rede ist, denkt man
heute unwillkürlich an Persönlichkeiten
wie den britischen Dichter Lord Byron
oder den bayerischen König Ludwig I.,
die schon damals zu seinen prominen-
testen Vertretern zählten.
Dabei übersieht man jedoch leicht, dass
der europäische Philhellenismus eigent-
lich eine sehr heterogene Strömung war,
deren Anhänger recht unterschiedlichen
und teilweise sogar durchaus wider-
sprüchlichen Motiven folgten – nicht
viel anders übrigens als die griechischen
Aufständischen selbst. Ebenso leicht
rückt aus dem Blickfeld, dass der grie-
chische Aufstand zu einem Zeitpunkt
ausbrach, als der ganze Süden Europas
wegen der Forderung nach Demokra-
tie und nationaler Emanzipation in
politischem Aufruhr war. Jenseits des
Griechenlandverehrer aus Norditalien:
Santorre di Santarosa
1 8 2 1 - 2 0 2 1
Die „anderen“ Philhellenen
Philhellenische Offiziere aus Europa in Griechenland (Steindruck, 1822)
Atlantiks traten 1820 die südamerika-
nischen Befreiungskriege von der spa-
nischen Kolonialherrschaft in eine ent-
scheidende Phase, während in Spanien
selbst, ebenso wie in Portugal, im selben
Jahr Verfassungsrevolten ausbrachen.
Aus diesen gingen liberale Regierungen
hervor, die sich halten konnten, bis sie
1823/1824 durch französische Truppen
im Auftrag der Heiligen Allianz besei-
tigt wurden. Die Entwicklungen auf
der iberischen Halbinsel entsprachen
denen in Italien, wo ebenfalls nationale
Verfassungsrevolten ausbrachen, zuerst
1820 in Neapel-Sizilien, dann im März
1821, also praktisch zeitgleich mit dem
griechischen Aufstand, in Piemont-Sar-
dinien. Diese Revolten wurden schnell
von österreichischen Truppen nieder-
geschlagen, hatten aber direkte Rück-
wirkungen in Griechenland, weil viele
italienische Revolutionäre nach ihrer
Heimniederlage nun dorthin weiterzo-
gen, um sich am Aufstand zu betei-
ligen, den sie als Teil eines allgemeinen
Kampfes für Freiheit und Demokratie
verstanden.
Erste gesamtgriechische
Revolutionsverfassung
Einer der „Exil-Revolutionäre“ war San-
torre di Santarosa aus dem norditalieni-
schen Savigliano, eine Schlüsselfigur der
„Das Massaker von Chios“, ein Gemälde von Eugène Delacroix
piemontesischen Revolte von 1821, der
1825 im Kampf um die Insel Sfaktiria
in der Bucht von Navarino umkam, wo
kurz zuvor das ägyptische Expeditions-
korps unter Ibrahim gelandet war. Ein
anderer war der aus Ravenna stam-
mende Vincenzo Gallina, ein führender
Kopf der Carbonaria in der Romagna,
der nach dem Scheitern der piemon-
tesischen Revolte 1821 mit einem Ver-
bannungsurteil belegt wurde und noch
im selben Jahr in Griechenland eintraf.
In seinem Reisegepäck führte er ein
Buch mit modernen Verfassungstexten
mit, das er, in den Worten Friedrich
Thierschs, „wie einen Schatz hütete und
wie ein Orakel konsultierte“. Dies tat
er offenbar nicht nur zum persönlichen
Vergnügen, denn Gallina war auch einer
der maßgeblichen Autoren der ersten
gesamtgriechischen Revolutionsverfas-
sung, die Anfang 1822 in Epidavros ver-
abschiedet wurde und tatsächlich stark
an das Vorbild der französischen Direk-
torial-Verfassung von 1795 angelehnt
war. Durchaus bemerkenswert, wenn
man bedenkt, dass sich die griechischen
Aufständischen sehr wohl im Klaren
darüber waren, wie gefährlich derartige
Bezugnahmen für die Wahrnehmung
ihres Kampfes seitens der europäi-
schen Großmächte sein konnten, denen
damals jegliche radikaldemokratische
Regung ein Gräuel war.
Ausgabe Nr. 770
Mittwoch, 7. April 2021 12
Der geschickte Taktiker
Theodoros Kolokotronis
Das wusste auch Theodoros Koloko-
tronis, der wichtigste Militärführer
des Aufstands, als er sich ausdrück-
lich gegen die schon früh auftauchende
Idee wandte, zusammen mit der osma-
nischen Herrschaft auch gleich die Kot-
sampasides zu beseitigen: „Wenn wir
die Notabeln töten, werden die Herr-
scher Europas sagen, dass wir schlechte
Menschen sind, Carbonari, und dann
kann es sein, dass sie dem Türken hel-
fen.“ Als geschickter Taktiker vermied
es Kolokotronis jedoch, sich allzu ein-
deutig auf die Seite der einheimischen
Eliten zu stellen, für die er als namhafter
Klefte ohnehin keine sonderlichen Sym-
pathien hegte. Stattdessen forderte er
wiederholt die Errichtung eines „gover-
no militare“, eine Wortwahl, die unver-
kennbar den italienischen Verfassungs-
revolten entstammte und einen wei-
teren Beleg für deren zeitgenössisches
Echo in Griechenland liefert.
Unterschiedliche Motive
der ausländischen Mitstreiter
Besonders in den ersten Jahren des
griechischen Unabhängigkeitskrieges
wies das Spektrum des europäischen
Philhellenismus zahlreiche Personen
vom Schlage eines Vincenzo Gallina
auf, der später übrigens nach Ägyp-
ten weiterzog, das von 1831 an einen
erfolgreichen Krieg gegen die Osma-
nen in Palästina und Syrien führte, wo
Gallina 1842 verstarb. Auch aus dem
Balkanraum kamen Freiwillige, von
denen heute selten die Rede ist, z. B.
die Truppenführer Vasa Brajović aus
Montenegro oder Krste Dagović aus
Bulgarien, der nach der Verfassungsre-
volte vom 3. September 1843 auch Mit-
glied der ersten Nationalversammlung
im unabhängigen Griechenland war.
Ein weiteres kaum bekanntes Beispiel
bietet der Pole Franciszek Mierzejewski,
dessen Werdegang den hier skizzierten
Kontext besonders augenfällig macht:
1786 in Warschau geboren trat er 1807 in
die Garde Napoleons ein, den er von
da an auf sämtliche Feldzüge und
auch nach Elba begleitete. Nach dessen►
endgültiger Niederlage bei Waterloo
Philhellenendenkmal in Messolongi
(Foto: GZrs)
 Ausgabe Nr. 770
1 8 2 1 - 2 0 2 1 Mittwoch, 7. April 2021 13

►
ging Mierzejewski 1815 nach Süd-
amerika, wo er im Befreiungskrieg
unter Simon Bolivar kämpfte, kehrte
aber 1820 nach Europa zurück, nahm
an der neapolitanischen sowie danach
an der piemontesischen Verfassungs-
revolte teil und ging von dort nach Grie-
chenland, wo er dem philhellenischen
Freiwilligenkontingent unter Karl von
Normann-Ehrenfels beitrat und 1822 in
der Schlacht von Peta getötet wurde.
Mierzejewskis Leben mochte ebenso
bewegt wie kurz sein, spiegelt aber auch
die Zeitumstände wider. Die napoleo-
nischen Kriege hatten zahlreiche Vetera-
nen hervorgebracht, die seit 1815 unter-
beschäftigt waren und in prekären Ver-
hältnissen lebten – in Frankreich etwa
die sogenannten „Demi Solde“, die als
spezifische gesellschaftliche Erschei-
nung sogar literarisch verewigt wurden.
Aufgrund ihrer Vergangenheit sowie
oftmals auch wegen ihrer politischen
Gesinnung hatten solche Leute im Euro-
pa der Wiener Restaurationsordnung
kaum Karriereperspektiven, sodass die
Rückkehr auf die Schlachtfelder für sie
eine naheliegende Option darstellte – ob
diese nun in Südamerika, in Italien, in
Griechenland oder später auch im spa-
nischen Carlistenkrieg von 1833-1840
lagen. Anders als beim gesitteten Bil-
dungsbürgertum, das insbesondere
im deutschsprachigen Raum die Phil-
hellenen-Szene dominierte, waren ihre
Motive nicht primär von romantischer
Schwärmerei für das antike Hellas und
seine künstlerisch-ästhetischen Hinter-
Militärischer Anführer
Theodoros Kolokotronis (Foto: in)
lassenschaften geleitet. Bei ihnen stan-
den, abgesehen von einem zweifellos
vorhandenen Hang zum Abenteuer,
politische Zielvorstellungen im Vorder-
grund, deren historische Bezugsgröße
in der Französischen Revolution mit
ihrer Forderung nach Demokratie und
Befreiung von Fürstenwillkür lag.
Die Freiwilligenbewegung
verliert deutlich an Schwung
Fragt man nach den Auswirkungen
dieses gesamteuropäischen Impulses in
Griechenland, erscheinen die Befunde
auf den ersten Blick ernüchternd: Die
demokratische Freiwilligenbewegung
verlor im weiteren Verlauf des Auf-
stands an Schwung und spätestens
seit 1826 wurde der europäische Phil-
hellenismus sehr stark von offiziellen
Funktionsträgern geprägt, namentlich
Offizieren und Diplomaten, die gegen-
über ihren Dienstherren rechenschafts-
pflichtig waren und insofern letztlich
außenpolitische Interessen ihrer Regie-
rungen vertraten. Die Unabhängigkeit
Griechenlands wurde schließlich durch
europäische Großmachtdiplomatie
erreicht und begann zudem mit einer
absolutistischen Monarchie, die sich
auf Gottesgnadentum berief. Sie wurde
von den Wittelsbachern übrigens gegen
Empfehlung der drei Garantiemächte
und zu einem Zeitpunkt installiert, als
diese Staatsform in weiten Teilen Euro-
pas, inklusive Bayerns, bereits einen
Anachronismus darstellte.
Der Untergang eines
anachronistischen Modells
Damit ist die Geschichte aber noch nicht
zu Ende, denn der monarchische Abso-
lutismus von Gottes Gnaden konnte sich
auch in Griechenland nicht lange halten.
Schon zehn Jahre später kam es zu einer
Erhebung gegen die Alleinherrschaft
König Ottos, die sich ausdrücklich auf
das revolutionäre Erbe des Unabhängig-
keitskrieges von 1821 berief, an dem die
meisten Akteure auch selbst noch per-
sönlich mitgewirkt hatten. In ihrer Folge
erhielt das Land 1844 eine Verfassung,
die zu den demokratischsten ihrer Zeit
gehörte. Neben einem ausführlichen
Katalog bürgerlicher Grundrechte und
der Garantie nahezu uneingeschränkter
Meinungs- und Pressefreiheit enthielt
sie auch das allgemeine (Männer)Wahl-
recht, das Griechenland damals als ers-
ter Staat in Europa dauerhaft einführte –
noch vor Frankreich (1848), der Schweiz
(seit 1848) oder Dänemark (1849), ganz
zu schweigen von Großbritannien oder
vielen deutschen Teilstaaten, wo dies
erst im 20. Jahrhundert verwirklicht
wurde. Abgesehen von diesen hand-
greiflichen Errungenschaften bewahrte
die 1844 erkämpfte Verfassungsord-
nung nicht zuletzt auch das Bewusstsein
dafür, dass Griechenland kein dynasti-
sches Gebilde war, sondern das Ergeb-
nis einer Revolution, ganz unabhängig
von der Frage, inwieweit deren Verlauf
und Ausgang die mit ihr verbundenen
Hoffnungen und Erwartungen erfüllt
oder enttäuscht hatten (– aber welche
Revolution verläuft schon plangemäß?).
Einen sichtbaren Ausdruck findet dies
bis heute darin, dass in Griechenland
der Beginn und nicht etwa das Ende des
Aufstands von 1821 als Nationalfeiertag
begangen wird.
Im nächsten Hintergrundbeitrag zum
200. Jahrestag der griechischen Revoluti-
on 1821 wird der Historiker Prof. Ioannis
Zelepos exklusiv für die Griechenland
Zeitung über das Thema „Die Erhebung
von 1821 zwischen Verfassungsrevolte
und Religionskrieg“ schreiben.

Verpassen Sie jetzt keine Ausgabe mehr …

Politik
Wirtschaft Community Kultur Geschichte
Bilaterales
Tourismus
Hintergrund
Repportaggen
Ratgeber x49
Interviews
Mit einem Abo der Griechenland Zeitung sind Sie stets über Hellas informiert! Wir sind vor Ort, aktuell und objektiv!
Jahres-Abo – Griechenland: 89 Euro ■ Jahres-Abo – Deutschland: 119 Euro ■ Jahres-Abo – übrige Länder: 129 Euro ■ Jahres-Abo – E-Paper (Bestellung nur unter www.griechenland.net) : 65 Euro

Abo-Vorteile: Ich bestelle hiermit bis auf Widerruf ein Jahresabonnement ■ Kreditkarte: VISA MASTERCARD
der Griechenland Zeitung in Höhe von ________ Euro. Kontoinhaber:
GZ-Abonnenten haben (Kündigungsfrist: 8 Wochen vor Ablauf des Abonnements)
Kreditkarten-Nr.: Kreditkarte läuft ab am:
MEHR vom Lesen! Lieferadresse (bitte vollständige Angaben)
Datum / Unterschrift des Kontoinhabers: /
Name / Institut: Vorname:
SILBER-BONUS ■ Überweisung:
Straße:
Abonnenten erhalten (Wichtig! Bitte geben Sie im Feld „Verwendungszweck“ Ihren Namen an,
ab der ersten Stunde PLZ: Stadt:
damit wir die Überweisung zuordnen können)
15 % Rabatt Land:
Konten:
auf alle Bücher aus Tel.: / Fax: / , E-Mail: Kontoinhaber: Hellasproducts GmbH (ΕΠΕ)
dem GZ-Verlag und Ort / Datum: Unterschrift: Bankverbindung in Deutschland:
auf das Griechenland ■ Commerzbank, BLZ 700 800 00 / Konto-Nr.: 03 049 607 00 /
Zahlungsmodalitäten
Journal.
■ SEPA-Lastschriftmandat: IBAN: DE26 7008 0000 0304 9607 00 / SWIFT-Code: DRESDEFF700
Ich ermächtige die HellasProducts GmbH, Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift ein- Bankverbindung in Griechenland:
Treue ist uns zuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der HellasProducts GmbH auf mein
Gold wert! Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. ■ Griechische Nationalbank (Ethniki Trapeza tis Ellados), Konto-Nr.: 099/47030491
Hinweis: Ich kann innerhalb von 8 Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstat- IBAN: GR15 0110 0990 0000 0994 7030 491 / SWIFT-Code: ETHNGRAA
tung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut verein-
GOLD-BONUS barten Bedingungen. ■ Alpha Bank, Kto.-Nr. 154002320007467
Ab der 6ten Name und Vorname des Kontoinhabers:
IBAN GR8801401540154002320007467 / SWIFT-Code CRBAGRAAXXX
Abo-Verlängerung
Straße und Hausnr. : PLZ und Ort: Bitte senden Sie uns das Abo-Formular mit der entsprechenden Zahlungsart
erhalten Abonnenten
sogar 30 % Rabatt! Name des Kreditinstituts: komplett ausgefüllt und unterschrieben per Post, Fax oder E-Mail (Daten siehe unten).
BIC: IBAN:
Ihr Abonnement beginnt – wenn nicht anders gewünscht – bei Eingang des Formulars.
Ort, Datum: Unterschrift: Griechenland Zeitung, Geraniou 41, 10431 Athen. Tel.: +30 210 6560989, Fax:
Abonnent sein lohnt sich!
+30 210 6561167, E-Mail: info@griechenland-zeitung.de. Internet: www.griechenland.net

Abonnieren können Sie auch online über unseren Shop auf www.griechenland.net
 Ausgabe Nr. 775
8 Mittwoch, 19. Mai 2021
Der griechische Aufstand
von 1821 zwischen Verfassungsrevolte und Religionskrieg
A m 25. März wurde der 200. Jahres-
tag des Beginns der griechischen
Revolution 1821 gefeiert. Die Griechen-
land Zeitung berichtet in loser Reihen-
folge über die damaligen historischen
Ereignisse. In dieser Ausgabe analy-
siert der Historiker Prof. Ioannis Zel-
epos den auch heute noch existierenden
„Wettbewerb“ zwischen säkular-ver-
fassungsrechtlichen und religiösen
Tendenzen.
Der griechische Aufstand von 1821
war eine nationale Erhebung zur
Befreiung von jahrhundertelanger
Fremdherrschaft. – Diese Aussage
klingt so selbstverständlich, dass man
sie fast banal nennen könnte. Zur Zeit
des Aufstands war sie das jedoch viel
weniger, als es im historischen Rück-
blick scheint. Das lag, abgesehen von
der auch heute nicht objektiv klärba-
ren Frage, was eine „Nation“ – in die-
sem Fall die griechische – eigentlich
ist, vor allem daran, dass „Fremdherr-
schaft“ vor zweihundert Jahren noch
gar nicht unbedingt als das Übel galt,
zu dem es im 20. Jahrhundert wurde,
als man sich daran gewöhnte, Eigen-
staatlichkeit gleichsam als Naturrecht
einer jeden Nation zu betrachten.
Darum hätte die bloße Behauptung,
dass die Herrschaft der osmanischen
Türken über die Griechen ein his-
torisches Unrecht sei, nur weil diese
einer anderen Nation angehörten, für
sich allein kaum zur Rechtfertigung
der Revolte und Mobilisierung von
Anhängern ausgereicht. Tatsächlich
taten die aufständischen Griechen
das auch gar nicht, wie ein näherer
Blick auf ihre politischen Deklara-
tionen zeigt. Dort werden nämlich
nicht nationale Unterschiede als Pro-
blem bezeichnet, sondern Tyrannei
und gesetzlose Willkürherrschaft,
während als wichtigstes Identitäts-
merkmal nicht Herkunft oder Spra-
che, sondern die Religion erscheint.
Zwei bekannte Gemälde von Theodoros Vryzakis (1819-1878)
aus den 1850er Jahren
1 8 2 1 - 2 0 2 1
Zum 200. Jahrestag der griechischen Revolution 1821
Die Revolutionsverfassungen spiegeln das Spannungsverhältnis zwischen einem
säkularen und einem religiösen Konzept von Nationalstaatlichkeit wider. (Foto: in)
Kampf für
„Heiliges und gerechtes Ziel“
Die Kombination von säkular-verfas-
sungsrechtlichen und religiösen Bezug-
nahmen kennzeichnete von Beginn an
die Selbstlegitimierung des griechi-
schen Aufstands, wobei erstere vorder-
gründig dominierten, während letztere
zuweilen nur mittelbar einflossen, was
jedoch nicht bedeutet, dass sie weniger
relevant waren. So schrieb etwa der ein-
flussreiche Anführer Petros Mavromi-
chalis in einem schon auf den 23. März
1821 datierten Appell an die Europäi-
schen Höfe, dass die peloponnesischen
Griechen zu den Waffen griffen, weil
ihnen die osmanische Tyrannei sämtli-
che Rechte geraubt habe, für deren Wie-
dererlangung sie unermüdlich kämp-
fen würden. Ferner bat er um Unter-
stützung, damit, so wörtlich, „wir unser
Heiliges und gerechtes Ziel schneller
erreichen und unsere Rechte erlangen.“
Diese Formulierung war auf die Rheto-
rik der Wiener Restaurationsordnung
zugeschnitten, die sich ebenfalls gern
auf Heiligkeit berief, wie die gleichna-
mige Allianz zeigt. Das bestimmende
Motiv des Appells, der die früheste
politische Artikulation des griechischen
Aufstands darstellt, war jedoch die
mehrfach wiederholte Forderung nach
Rechten. Unabhängig von der Frage,
was der Verfasser darunter konkret ver-
standen haben mag, denn als Bey der
halbautonomen Mani war er sicherlich
alles andere als ein Entrechteter, han-
delte es sich dabei keineswegs nur um
eine hohle Phrase. Das lässt sich unter
anderem daran erkennen, dass schon
in den ersten Kriegsmonaten auf der
Peloponnes wie in anderen Teilen des
griechischen Aufstandsgebietes Geset-
ze erlassen und Regionalverfassungen
ausgearbeitet wurden.
Athene mit Speer
und Schild bewaffnet
Als Dokumente der politischen Selbst-
ermächtigung dienten diese zunächst
handgreiflichen praktischen Zwecken,
die abgesehen von der Legitimierung
Zwei Siegel der ersten Aufstandsregierungen
(Prosorini Dioikisis/Vorläufige Verwaltung;Sfragis Eleftherias/Stempel der Freiheit; r.)
revolutionärer Staatsmacht vor allem
darin bestanden, Rechtsgrundlagen für
die Erhebung von Steuern und die
Rekrutierung von Soldaten zu liefern.
Darüber hinaus waren sie aber auch
Entwürfe, in denen die Aufständischen
ihre Vorstellungen von einem künfti-
gen griechischen Staatswesen konkre-
tisierten. So stellte etwa die Verfassung
für das östliche Mittelgriechenland, die
im November 1821 in Amfissa von
einem Gremium beschlossen wurde,
das sich selbst „Areopag“ nannte, ein
Parlament an die Spitze des Staates.
Dieses sollte als Statthalter eines künf-
tigen Königs fungieren, den es aus dem
christlichen Europa anfordern und als
Monarchen anerkennen sollte, sofern
er sich der Verfassungsordnung unter-
warf. Das damit formulierte Prinzip
der Volkssouveränität blieb auch in
den gesamtgriechischen Verfassungen
verbindlich, die wenig später in Epi-
davros (1822), dann in Astros (1823)
sowie in Troizina (1827) verabschiedet
wurden. Diese verwarfen jedoch die
Idee einer konstitutionellen Monarchie
mit ausländischem König zugunsten
eines republikanischen Staatsmodells.
Zu diesem gehörte natürlich auch das
allgemeine (Männer)Wahlrecht, das in
Epidavros erstmals auf überregionaler
Ebene verankert wurde, sowie ein aus-
führlicher Katalog von bürgerlichen
Grundrechten, der die Gleichbehand-
lung vor dem Gesetz, den Schutz von
Eigentum und körperlicher Unversehrt-
heit, die Meinungs- und Pressefreiheit,
das Verbot von Folter und Sklaverei,
die Garantie von Rechtsstaatlichkeit
etc. umfasste. Diese Bestimmungen
verliehen dem damals entstehenden
Staatswesen ein säkulares, demokra-
tisches Profil, wie es fünfundzwanzig
Jahre zuvor schon Rigas Velestinlis in
seiner Verfassung der „Hellenischen
Republik“ von 1797 entworfen hatte.
Einen visuellen Ausdruck fand dies im
1822 beschlossenen Staatssiegel, das die
mit Speer und Schild bewaffnete Göttin
Athene zeigte und insofern nicht als ►

► reine Antikenfolklore zu verstehen
war. Diese Bildsymbolik gab allerdings
nur einen Teil des Selbstverständnisses
der aufständischen Griechen wieder,
war also im Wortsinn nur eine Seite der
Medaille.
Der Disput um
das „herrschende Bekenntnis“
Zusammen mit dem Staatssiegel wurde
1822 nämlich auch das weiße Kreuz auf
blauem Grund als Staatsflagge festgelegt
(deren Farbgebung somit entgegen einer
verbreiteten Legende nichts mit dem
bayerischen Weiß-Blau zu tun hat). Das
trug der religiösen Dimension des Auf-
stands Rechenschaft, die sich auch in
den Verfassungen selbst stark nieder-
schlug. So bezeichnete etwa schon die
Regionalverfassung der Peloponnes den
Aufstand als Kampf der Hellenen „zur
Verteidigung ihrer Religion und Exis-
tenz“ (in dieser Reihenfolge!), während
die Verfassung für das westliche Mittel-
griechenland kurz zuvor ausdrücklich
„Im Namen der Heiligen und Unteilba-
ren Dreifaltigkeit“ verabschiedet worden
war – diesem Beispiel folgten übrigens
sämtliche griechische Verfassungen bis
zum heutigen Tag. Die schon erwähn-
te Verfassung für das östliche Festland
wiederum erklärte „Alle Einwohner
Griechenlands, die an Christus glauben“
zu Hellenen, die anderen aber nur zu
Mitbewohnern bzw. „Metöken“. Ferner
erklärte sie die Religion der Orthodoxen
Kirche zum „herrschenden“ Bekenntnis,
garantierte aber gleichzeitig die uneinge-
schränkte Freiheit aller Religionen, wie es
dem säkularen Toleranzgebot entsprach.
Das war paradox, denn die vollumfäng-
liche Garantie der Bekenntnisfreiheit
stand nicht nur im Widerspruch zur
Privilegierung der Orthodoxie als „herr-
schender“ Religion – ganz abgesehen
von der Frage, was das konkret hei-
ßen mochte –, sondern war auch völlig
unvereinbar mit dem Ausschluss Nicht-
orthodoxer vom vollen Bürgerrecht.
Die Koppelung
an das orthodoxe Christentum
Ihre Widersprüchlichkeit tat der Beispiel-
wirkung dieser Bestimmungen jedoch
keinen Abbruch, denn sie wurden teil-
weise wörtlich in die Verfassung von
Epidavros übernommen, welche die
Orthodoxie ebenfalls zur „herrschenden“
Religion erklärte. Das erscheint umso
bemerkenswerter, wenn man bedenkt,
Erzbischof Christodoulos (1939-2008)
meldete sich auch zu politischen
Fragen zu Wort. (Foto: ek/Archiv)
1 8 2 1 - 2 0 2 1
Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou bei einer Gedenkveranstaltung
in Epidavros zu einem der revolutionären Verfassungstexte (Foto: ek/Archiv)
dass es in Griechenland zu dieser Zeit
gar keinen kirchenrechtlich legitimierten
orthodoxen Klerus gab. Der Patriarch
von Konstantinopel hatte 1821 nämlich
alle Aufständischen und damit auch die
beteiligten Priester in aller Form exkom-
muniziert, wodurch ein kirchenrecht-
liches Vakuum entstanden war, das noch
für Jahrzehnte andauern sollte und erst
1850/52 endgültig behoben wurde. Die
enge Koppelung von griechischer Identi-
tät und orthodoxem Christentum wurde
dadurch jedoch nicht beeinträchtigt, wie
man auch am „Hellenischen Eid“ sehen
kann, zu dem nach der Verfassung von
Astros 1823 jeder öffentliche Amtsträger
verpflichtet wurde, und der besagte dass,
„entweder die hellenische Nation befreit
werde“, oder er „als freier Christ mit
der Waffe in der Hand sterben“ wolle.
Dieser Eid wurde in der Verfassung von
Troizina 1827 wieder abgeschafft, die
auch sonst eine relative religiöse Mäßi-
gung übte. Sie trennte die griechische
Staatsbürgerschaft vom Bekenntnis und
stellte sie damit auf eine säkulare Grund-
lage. Auch ersetzte sie die ominöse
Bezeichnung der Orthodoxie als „herr-
schender“ Religion durch das vergleichs-
weise nüchterne „Religion des Staates“,
womit ihre Privilegierung allerdings fort-
geschrieben wurde.
Widerstände von Konservativen
und Fanatikern
Insgesamt spiegeln die griechischen Revo-
lutionsverfassungen das Spannungs-
verhältnis zwischen einem verfassungs-
rechtlich-säkularen und einem religiösen
Konzept von Nationalstaatlichkeit wider,
das den gesamten Aufstand kennzeich-
nete, ohne dass eines gegenüber dem
anderen die volle Oberhand gewann.
Dieses Spannungsverhältnis wirkte auch
nach der Unabhängigkeit fort und prägt
die griechische Gesellschaft letztlich bis
heute. Einerseits gelang dem säkularen
Staat im 19. Jahrhundert die Durch-
setzung seines Primats gegen anfangs
heftige Widerstände von „philortho-
doxen“ Konservativen und Fanatikern.
Das betraf nicht zuletzt die zumindest
leidliche Einhaltung des verfassungsmä-
ßigen Toleranzgebots gegenüber seinen
religiösen Minderheiten, zu denen neben
Katholiken von Beginn an auch Muslime
sowie Juden zählten, die in Griechenland
Ausgabe Nr. 775
Mittwoch, 19. Mai 2021 9
Beginn des Jahrtausends um den amt-
lichen Vermerk des religiösen Bekennt-
nisses im griechischen Personalaus-
weis entzündeten. Die nach geltendem
EU-Recht vom Parlament beschlos-
sene Abschaffung dieses Vermerks rief
einen Sturm der öffentlichen Entrüs-
tung hervor, der ein beeindruckend
breites Spektrum der Gesellschaft
erfasste und vom damaligen Athener
Erzbischof Christodoulos als willkom-
mener Anlass genutzt wurde, sich als
Vorkämpfer der angeblich in ihrer Sub-
stanz bedrohten griechischen Nation zu
inszenieren. Bei einer Massendemons-
tration auf dem Athener Syntagma-
Platz im Sommer 2001 hielt er zu die-
sem Zweck nach seiner Rede das „Hei-
lige Banner“ in die Höhe, mit dem der
Metropolit Germanos am 25. März 1821
den Aufstand ausgerufen haben soll.
Das war eine wohlkalkulierte Geste,
die ihre Wirkung auf die anwesenden
früher als in vielen anderen europäischen Demonstranten nicht verfehlte. Aller-
Staaten das volle Bürgerrecht erhielten. dings änderte sie nichts daran, dass der
Andererseits behielt jedoch die Ortho- amtliche Vermerk trotzdem aus dem
doxie als nationaler Identitätsmarker ein Personalausweis entfernt wurde und
erhebliches emotionales Potenzial, das heute abgeschafft ist.
bis heute leicht für politische Zwecke
mobilisierbar ist. Im nächsten Hintergrundbeitrag zum 200. Jah-
restag der griechischen Revolution 1821 wird
Angebliche Bedrohungen der Historiker Prof. Ioannis Zelepos exklusiv für
für die Nation die Griechenland Zeitung über die „humanitäre
Bilanz“ des Krieges berichten (Kriegsopfer, For-
Das zeigte sich beispielsweise bei den men der Gewalt etc.).
Auseinandersetzungen, die sich zu
Griechenland Journal Nr. 8
Eine Rundreise durch Griechenland
HEFT 8ƒ SOMMER 2021ƒ Preis: 9,90 Euro Es ist vollbracht! Auch in diesem Griechenland
Journal wollen wir Sie wieder mitnehmen auf eine
Griechenland
Journal
Reise quer durch Hellas. Wir streifen durch die Wäl-
der am Olymp nach Trüffeln, und wir entdecken den
Insel Karpathos: Schule über dem Meer Mastix-Strauch auf Chios, der dort seit 2.500 Jahren
Mastix – das weiße Gold kultiviert wird und schon für die Haremsdamen des
Griechische Schnäpse: der Insel Chios Sultans unentbehrlich war. Auch in der griechischen
Ouzo und Tsipouro Küche haben wir uns umgesehen: Tante Poppi hat
Mit dem Drahtesel
durch Thessaloniki die Kochtraditionen ihrer Vorfahren nach Deutsch-
Griechische Kochtradition
in Deutschland land mitgebracht. Dann besuchen wir noch einen
Schafzüchter an der Küste des Ionischen Meeres
und die wohl kleinste Schule Griechenlands auf der
Insel Karpathos. Ein besonderer Schwerpunkt ist
in diesem Heft der griechischen Musik gewidmet:
Erkundet werden die Geheimnisse des „griechischen
Blues“ Rembetiko sowie der griechischen Dreh-
Die byzantinische orgel „Laterna“. Dann schauen wir noch Aspasia und
Stadt Mistra
08
Jannis in ihrer Schnaps- bzw. Tsipouro-Brennerei
Griechenland von A bis Z! über die Schulter und servieren Ihnen die Haus-
4 198785 109905
brände Griechenlands. Schließlich radeln wir mit
Hochglanzpapier, vierfarbig, 96 Seiten, zahlreiche Fotos. dem Drahtesel durch die nordgriechische Metro-
Preis: 9,90 Euro*
Sonderpreise für Abonnenten der Griechenland Zeitung: pole Thessaloniki … Wir haben wieder einiges auf
Silber-Bonus: 8,40 Euro; Gold-Bonus: 6,90 Euro Lager. Lassen Sie sich überraschen.
* zzgl. Versandkosten
Tourismus Port
Porträ
rätt
Kulinarik Reportage
Bestellungen über unseren Shop auf www.griechenland.net,
per E-Mail: shop@hellasproducts.com oder per Tel.: +30 210 65 60 989.
 Ausgabe Nr. 783
8 Mittwoch, 14. Juli 2021
Massengewalt im Aufstand von 1821 – eine humanitäre Schreckensbilanz
A m 25. März wurde der 200. Jahrestag
des Beginns der griechischen Revoluti-
on 1821 gefeiert. Die Griechenland Zeitung
berichtet in loser Reihenfolge über die dama-
ligen historischen Ereignisse. In dieser Aus-
gabe analysiert der Historiker Prof. Ioannis
Zelepos das Phänomen der Massengewalt bei
den Konfliktparteien, aber auch die Tenden-
zen zur Ausblendung eines Teils der Geschich-
te zum Zweck nationaler Sinnstiftung.
Der griechische Unabhängigkeitskrieg
ging mit Gewaltexzessen einher, die
auch nach den Maßstäben einer Zeit, die
noch keine internationalen Menschen-
rechtsstandards kannte, außergewöhn-
lich waren und auch so empfunden
wurden. Dafür steht kaum ein Ereignis
so sehr wie das Massaker von Chios im
Frühjahr 1822, in dessen Verlauf rund
25.000 Inselbewohner abgeschlachtet
und fast doppelt so viele Überlebende
als Sklaven verschleppt wurden. Dies
löste eine Welle internationaler Empö-
rung aus, die von Künstlern und Litera-
ten, wie Eugène Delacroix, Victor Hugo
und Adelbert von Chamisso, auch bald
eindringlich zum Ausdruck gebracht
wurde. Wenn das Massaker von Chios
auf diese Weise geradezu als Sinnbild
einer humanitären Katastrophe in die
Geschichte eingegangen ist, liegt das
allerdings weniger an der Singularität
dieses Ereignisses als vielmehr an der
selektiven Wahrnehmung einer euro-
päischen Medienöffentlichkeit, die von
einseitigen Opfer-Täter-Zuschreibun-
gen des griechischen Unabhängigkeits-
krieges zu Lasten der osmanischen Tür-
ken geprägt war.
Das Blutbad von Tripolis
Tatsächlich jedoch verübten in diesem
Krieg alle Konfliktparteien Massen-
gewalt, die sich regelmäßig auch ge-
gen wehrlose Unbeteiligte richtete.
Schon in den ersten vier Wochen des
Aufstands wurden von der türkisch-
muslimischen Landbevölkerung auf
der Peloponnes rund 15.000 Menschen
getötet, was nach dem zeitgenössi-
schen Historiker George Finlay einem
vorher gefassten Plan folgte. Dessen
General Makrygiannis schildert in seinen Memoiren
auch die brutalen Gepflogenheiten des Krieges. (Foto: ert)
1 8 2 1 - 2 0 2 1
Zum 200. Jahrestag der griechischen Revolution 1821
Die Einnahme von Tripolis war keine „unkontrollierte Gewalteskalation“. (Foto: ert)
Urheber vermutete er jedoch weniger richtet, dass ihre Angehörigen jeglichen
unter den einheimischen Griechen, Alters und Geschlechts systematisch
die mit den Türken seit Generationen gefoltert und anschließend ausnahms-
in direkter Nachbarschaft lebten, son- los lebendig verbrannt wurden. Völlig
dern vielmehr bei den Agenten der zu Recht wurde das Blutbad von Tripo-
„Filiki Etaireia“, die erst einige Monate lis damals als schockierendes Ereignis
zuvor eingetroffen waren. In kurzer wahrgenommen, das zudem die Vor-
Zeit wurden dadurch die rund 40.000 stellung von der griechischen Erhebung
Türken, die zu Beginn des Aufstands als eines Kampfes gegen orientalische
auf der Peloponnes lebten und etwa Barbarei in Frage stellte und damit das
12 Prozent der Gesamtbevölkerung zivilisatorische „Aushängeschild“ des
ausmachten, auf die verbliebenen be- ganzen Aufstandes zu einem Zeitpunkt
festigten Städte zurückgedrängt. Dazu diskreditierte, als dieser noch ganz am
gehörte neben Patras, das bis zum Ende Anfang stand.
des Krieges vergeblich belagert wurde, Dieses Problem erkannte auch Diony-
auch Tripolis in Arkadien, wo das os- sios Solomos, der darum 1823 in seiner
manische Verwaltungszentrum lag. „Hymne an die Freiheit“, aus deren
Die Bevölkerung dieser Stadt bestand Anfangsstrophen später die National-
hauptsächlich aus Muslimen, die bei hymne hervorging, Tripolis ausführ-
der Einnahme im September 1821 fast lich thematisierte, wobei es angesichts
vollständig massakriert wurden. Theo- seines Anliegens wenig überrascht,
doros Kolokotronis, der die Belagerung dass er dies in apologetischer Weise
anführte, berichtete später in seinen Me- tat. Dieses Massaker mochte heraus-
moiren, dass wegen der vielen Leichen ragend sein, sollte jedoch nicht das
in der Stadt die Hufe seines Pferdes an letzte seiner Art bleiben.
keiner Stelle den Boden berührt hätten,
und schätzte die Gesamtzahl der Getö- Gewalt als Herrschaftsmerkmal
teten auf mehr als 30.000. Zu den Op-
fern gehörte auch die etwa eintausend- Zur Einordnung der extremen Bruta-
köpfige jüdische Gemeinde der Stadt, lität, die den gesamten Krieg beglei-
von denen ein anderer Augenzeuge be- tete, ist zu berücksichtigen, dass eine
patriarchale Gesellschaft wie die grie-
chische damals in einem Maße von
Alltagsgewalt geprägt war, das heute
kaum mehr vorstellbar ist. Das betraf
insbesondere die Kleften, die im Auf-
stand eine militärische Schlüsselrolle
spielten. In ihrem Milieu gehörte Ge-
waltausübung – teilweise in Form sa-
distischer Grausamkeit, die sich auch
gegen Frauen richtete – zum Hand-
werk und war zugleich eine unver-
zichtbare Grundlage für Ansehen und
Autorität des jeweiligen Anführers.
Aber auch in der breiten Gesellschaft
galt, dass jemand, der keine Gewalt
ausüben konnte oder wollte, nicht als
vollwertiger Mann betrachtet wurde,
sodass man in diesem Zusammen-
hang von einer sozialen Strukturbe-
dingung sprechen muss.
Das erklärt auch, warum Gewalt im
griechischen Unabhängigkeitskrieg
keineswegs nur religiös-ethnisch mo-
tiviert war. Tatsächlich unterschieden
sich nämlich die zahlreichen bewaff-
neten Konflikte der aufständischen
Griechen untereinander in ihrer Bru-
talität durch nichts von ihren Kämp-
fen gegen die Osmanen und dürften
insgesamt sogar deutlich mehr Opfer
gefordert haben. Das betrifft etwa
die Bürgerkriege der Jahre 1823/24,
die Phase der Anarchie nach der Er-
mordung von Kapodistrias 1831, aber
auch die 1825 von Ioannis Gkouras
errichtete Schreckensherrschaft in At-
tika, die so schlimm war, dass die im
Jahr darauf zurückehrenden Osma-
nen von der Bevölkerung als Befreier
begrüßt wurden.
Private Waffenstillstände
Umgekehrt gibt es viele Beispiele für
Kontakte und sogar Kooperationen
zwischen aufständischen Griechen
und Osmanen über die Fronten hin-
weg. So schloss etwa Kolokotronis
vor der Einnahme von Tripolis ein
privates Abkommen mit dem in der
belagerten Stadt befindlichen 3.000
Mann zählenden Kontingent musli-
mischer Albaner, die daraufhin völlig
unversehrt mit Waffen und Ausrüs-
tung abziehen konnten – ein Vorgang,
der übrigens gegen die Annahme
spricht, das Massaker sei eine weit-
gehend unkontrollierte Gewalteska-
lation gewesen. Ein deutscher Phil-
hellene wiederum berichtete 1827 von
„Privat-Waffenstillständen“ zwischen
Griechen und „Albanesen-Türken“,
die sich bei solchen Gelegenheiten
„sehr vertraulich über die Lagerneu-
igkeiten unterhalten und am Ende
jeder wieder friedlich seiner Wege
gehen“ würden.
Derartige Beschreibungen relativieren
zwar die Vorstellung vom griechi-
schen Aufstand als einem permanen-
ten Gewalt-Inferno, jedoch wäre es
gründlich verfehlt, aus ihnen ein ver-
harmlosendes Gesamtbild des Krieges
abzuleiten. Dieser hatte wesentliche
Merkmale dessen, was man heutzuta-
ge als „Low Intensity Conflict“ (LIC)
bezeichnet und mit komplexen Ge-
mengelagen unabhängig agierender
Gewaltakteure sowie mit asymmetri-
scher Kriegsführung verbindet. Das
lässt sich beispielhaft an den Entwick-
lungen nach der Landung des ägyp-
tischen Expeditionskorps Anfang 1825
auf der Peloponnes illustrieren. Da die
Griechen ihm militärisch nichts entge-
genzusetzen hatten, brachte es in kur-
zer Zeit große Teile der Halbinsel unter
Kontrolle. Sein Befehlshaber Ibrahim
ging dabei zunächst repressiv gegen
die Bevölkerung vor, wie es dem üb-
lichen Vorgehen entsprach, wechselte
jedoch nach einiger Zeit seine Strategie
zur Befriedung des Gebiets, indem er
seine Truppen anwies, ihre Verpfle-
gung nicht mehr einfach zu plündern,
sondern dafür zu bezahlen. Außerdem
ließ er schriftliche Unterwerfungs-
erklärungen verteilen, die den unter-
zeichnenden Gemeinden persönliche►

► Sicherheit sowie Bewegungs- und
Handelsfreiheit ihrer Einwohner ga-
rantierten. Dieses Angebot wurde von
vielen gern angenommen, was ver-
ständlich ist, wenn man bedenkt, dass
es gerade diese Gebiete waren, die am
stärksten unter den Bürgerkriegen von
1823/24 zu leiden gehabt hatten.
Terror gegen eigene Bevölkerung
Für die Aufständischen, die damals nur
noch ein kleines Gebiet kontrollierten
und militärisch eigentlich am Ende wa-
ren, stellte diese Politik eine existenziel-
le Bedrohung dar, rückte damit doch
die Perspektive eines vollständigen Zu-
sammenbruchs in bedrohliche Nähe.
Um den Aufstand – oder zumindest
etwas, das aus der Ferne, d. h. in West-
europa, als solcher erscheinen konnte –
in Gang zu halten, mussten man vor
allem die Unterwerfungserklärungen,
die sogenannten „Proskynochartia“,
unterbinden. Diese Aufgabe über-
nahm Kolokotronis, der dabei in Er-
mangelung anderer Möglichkeiten auf
Einschüchterung und gezielten Terror
setzte, zu dessen Methoden unter an-
derem exemplarische Hinrichtungen
von Gemeindevorstehern und anderen
Honoratioren gehörten. Wo das aber
nicht reichte, ging man auch zu Brand-
schatzungen von Häusern, Feldern und
sogar ganzen Dörfern über.
Mit dieser Terrorkampagne gegen die ei-
gene Bevölkerung gelang es tatsächlich,
die Welle von freiwilligen Unterwerfun-
gen zu brechen und so die Region im
LESERBRIEFE
an die Griechenland Zeitung
Ökologische Belastung
Wie kann man nur weiter den Fraport-
Deal und die Energiewende uneinge-
schränkt loben? Jeder sollte wissen, dass
Fraport für die Folgen der Pandemie
mit mindestens 177,8 Millionen Euro
durch Verrechnung mit seinen Ver-
bindlichkeiten entschädigt wird. Da ist
also der deutsche Konzern, der nur die
profitablen 14 Flughäfen übernimmt, die
Kapazitäten unabhängig von der öko-
logischen Belastbarkeit der Inseln aus-
baut und jetzt noch entschädigt wird.
Gewinne werden nach Deutschland pri-
vatisiert, Verluste in Griechenland sozia-
lisiert. Die Energiewende wird übrigens
gerade im wahrsten Sinne des Wortes
in Stein gehauen. Jedenfalls wenn man
die Bilder von zahlreichen zerstörten
Bergen in Natura 2000 sieht. Die neue
konservative Regierung kennt kein
Halten und nur Wachstum zugunsten
weniger Privilegierter und zulasten der
Umwelt und der Mehrheit der Bevölke-
rung. Schade, dass die Umfragen dieser
Regierung noch recht geben. Spätestens
seit der Schallkanone, die Flüchtlinge
taub machen kann, ist sie einfach nur
unwürdig.
Jan-Kosta Recksiek, Schneverdingen
Die Suche
nach dem digitalen Impfnachweis
Wir haben heute etwas im Pilion erlebt,
1 8 2 1 - 2 0 2 1
Griechen kämpfen gegen die türkischen Besatzer.
(Werk des Malers Georg Christian Perlberg, 1806-1884. Foto: https://phmus.org)
Kriegszustand zu halten. Ob Kolokotro-
nis damit den Unabhängigkeitskrieg in
seiner dunkelsten Stunde gerettet hat,
wie später oft behauptet wurde, lässt
sich naturgemäß nicht zweifelsfrei sa-
gen. Fest steht jedoch, dass der Kampf
weiterging, wobei 1827 das Umland
von Athen ins Zentrum des Geschehens
rückte. Mittlerweile waren auch die
europäischen Großmächte aktiv betei-
ligt und britische Offiziere hatten den
Oberbefehl über die griechischen Land-
und Seestreitkräfte übernommen. An
der Brutalität der Kämpfe änderte das
freilich nichts, denn es kam weiterhin
zu Massakern, wie z. B. dem an der
das muss ich mir einfach von der Seele
schreiben.
Mein Mann und ich leben seit einigen
Jahren im Pilion und fahren jedes Jahr
für einige Wochen bis Monate nach
Deutschland. Damit wir in diesem Jahr
unbeschwerter reisen können, dachten
wir, es wäre gut, sich hier in Griechen-
land impfen zu lassen. Mit Hilfe unse-
res Schwiegersohnes stellten wir einen
Antrag im Internet für eine vorüber-
gehende AMKA-Nummer (Sozialver-
sicherungsnummer; Anm. d. Red.),
die wir nach drei Wochen auch erhiel-
ten. Die Impftermine holten wir uns
in der Apotheke, und wir bekamen
gleich zwei, da wir ja geimpft nach
Deutschland wollten. Per E-Mail beka-
men wir die Bestätigung der Termine
und drei Tage vorher auch noch eine
Erinnerung. Bevor wir dann geimpft
wurden, stellte man uns noch einige
Fragen und unter anderem auch nach
der AMKA-Nummer. Leider hatte ich
den Notizzettel mit der Nummer ver-
legt, da die Nummern auf das Handy
unseres Schwiegersohnes eingingen.
Bevor die zweite Impfung stattfand,
bekamen wir wieder per E-Mail die
Erinnerung. Auch bei der zweiten
Impfung mussten wir wieder einige
Fragen beantworten, und auch nach
der AMKA-Nummer wurde wieder
gefragt, die ich nicht nennen konnte,
denn der Notizzettel hatte sich nicht
wieder gefunden.
Nach der zweiten Impfung fragte ich
osmanischen Besatzung des befestigten
Klosters Agios Spyridon in Piräus, der
man zuvor freien Abzug zugesichert
hatte. Derartige Wortbrüche waren na-
türlich keine ausschließlich griechische
Spezialität, sondern wurden auch von
ihren Gegnern praktiziert, wie Makry-
giannis in seinen berühmten Memoiren
berichtet. Dort schildert er auch die Ge-
pflogenheit, die Köpfe getöteter Feinde
abzuschneiden und gegen Belohnung
beim Anführer abzuliefern, was jedoch
bei den europäischen Offizieren, als man
ihnen einmal derartige präsentierte, auf
Abscheu stieß, sodass die Überbringer
leer ausgingen.
nach einer Bestätigung und die Ärztin
sagte, dafür sei sie nicht zuständig, und
ich sollte einige Tage warten.
Dann hörten wir, dass man mit der
AMKA-Nummer eine Impfbescheini-
gung im KEP (Bürgerservicezentrum;
Anm. d. Red.) erhalten könne. Also
fragten wir unseren Schwiegersohn, ob
er die Nummer noch auf seinem Handy
habe. Wir waren sehr erleichtert, als er
dieses bejahen konnte. Mit der Num-
mer gingen wir nun zum KEP und
wurden dort sehr enttäuscht, da die
Nummer falsch sein sollte. Um einen
digitalen Impfnachweis zu bekommen,
begaben wir uns zum Steuerberater,
um das Passwort für die Internetseite
Taxisnet zu bekommen. Leider bekamen
wir dort die gleiche Auskunft, dass die
AMKA-Nummer falsch sei. Jetzt haben
wir zwei Impfungen erhalten und trotz
alledem keinen Nachweis. Es müsste
doch möglich sein, aufgrund des digital
registrierten Vor- und Nachnamens und
des Vornamens des Vaters, wenn auch
nur die vorläufige AMKA-Nummer für
den Geimpften ausfindig zu machen.
Außerdem dachte ich immer, es werden
doch die Menschen geimpft und nicht
eine AMKA-Nummer.
Edda von der Wehl-Rathmann, Pilion
Sonnenstunden und Hellas
In dem Artikel „Braunkohleausstieg:
Grüne Zukunft oder kollabierender
Arbeitsmarkt?“ (GZ 782; S. 13) zitieren
Sie die Grünen-Politikerin Lisa Badum
Ausgabe Nr. 783
Mittwoch, 14. Juli 2021 9
Historischer Realität verpflichtet
Die hier genannten Beispiele sind nur
ein kleiner Ausschnitt der humanitä-
ren Schreckensbilanz des griechischen
Unabhängigkeitskrieges. Ausmaß
und Form der Gewalttätigkeit, die
diesen Konflikt von Beginn an kenn-
zeichnete, sind kaum mit seiner Cha-
rakterisierung als „heiliger Kampf“
vereinbar, die sich schon bald nach der
Staatsgründung einbürgerte und auch
heute noch gern verwendet wird. Sie
basiert auf Ausblendung eines Teils
der Geschichte und Heroisierung eines
anderen für die Zwecke nationaler
Sinnstiftung. Den geschichtlichen Be-
funden spricht dies Hohn, hat aber seit
dem 19. Jahrhundert eine beachtliche
Langzeitwirkung entwickelt. Das Jubi-
läumsjahr des Aufstands bietet daher
einen passenden Anlass festzustellen,
dass eine öffentliche Erinnerungs-
kultur, welche dieses Namens würdig
sein will, nicht auf nationalen Mythen
aufbauen kann, sondern sich der his-
torischen Realität verpflichten muss.
Und diese hat heute wie vor 200 Jahren
sowohl helle als auch dunkle Seiten.
Der nächste und abschließende Beitrag
unserer Serie von Prof. Ioannis Zelepos
zum 200. Jahrestag des Beginns der grie-
chischen Unabhängigkeitskämpfe trägt
den Arbeitstitel: „Staatsgründung zwi-
schen Souveränität und Abhängigkeit
(von Kapodistrias bis Otto)“. Er wird vo-
raussichtlich Anfang August erscheinen.
mit den Worten „In Griechenland
sind es insgesamt 300 Sonnenstunden
im Jahr …“. Entweder ist Euch ein-
fach eine Null abhandengekommen
oder Frau Badum fehlt es nicht nur
an Vorstellungsvermögen, sondern
auch an Detailkenntnissen, was ich
mir schlecht vorstellen möchte. Im
Jahre 2020 hatten wir von Januar bis
September am Flughafen Athen 2.996
Sonnenstunden.
Hans-Ulrich Brandt
Anm. d. Red.: MdB Lisa Badum sagte
im Rahmen der Veranstaltung bezüg-
lich Erneuerbarer Energiequellen
tatsächlich, dass insbesondere Grie-
chenland großes Potenzial habe mit
„300 Sonnenstunden im Jahr, mit star-
ken Winden in der Ägäis, mit Wasser-
kraft, die noch verstärkt genutzt werden
kann ...“ Die Zahl „300“ hätte natürlich
redaktionell korrigiert werden müssen.
Entschuldigen Sie das Versäumnis.
Richtig ist natürlich, und das wollte
wohl auch MdB Lisa Badum sagen:
300 Sonnentage pro Jahr. Und was die
Stunden betrifft: In den Sommermo-
naten Juni, Juli, August sind es etwa
11 Sonnenstunden pro Tag, das heißt
allein in diesem Quartal sammelt Grie-
chenland mehr als 1.000 Stunden. Ins-
gesamt kommen in Hellas das gesamte
Jahr über tatsächlich an die 3.000 Son-
nenstunden zusammen.
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.
 Ausgabe Nr. 788
12 Mittwoch, 25. August 2021
Z u m 2 0 0 . J a h r e s t a g d e r g r i e c h i s c h e n R e v o l u t i o n 1 8 2 1 ; Te i l 5 u n d S c h l u s s
Das neue Griechenland –
ein revolutionärer Staat unter europäischem Protektorat
A m 25. März wurde der 200.
Jahrestag des Beginns der
griechischen Revolution 1821
gefeiert. Der Historiker Prof.
Ioannis Zelepos analysierte
für die Griechenland Zeitung
in mehreren Folgen dieses his-
torische Ereignis. Im letzten Teil
dieser Kurzserie behandelt unser
Autor im Folgenden die interna-
tionalen Mechanismen, die zur
Unabhängigkeit Griechenlands
führten und den Makel der man-
gelnden Autonomie schon bei der
Geburt des neuen Hellas’.
Der griechische Unabhängigkeitskrieg
von 1821 war trotz einiger Anfangs-
erfolge fünf Jahre nach seinem Aus-
bruch militärisch gescheitert. Hätte
sich das regionale Kriegsgeschehen so
weiterentwickelt, wie es sich nach der
Landung des ägyptischen Expeditions-
korps auf der Peloponnes im Februar
1825 und dem Fall Messolongis im
April 1826 abzeichnete, hätten die Auf-
ständischen sicherlich nicht mehr lange
durchgehalten. Selbst wenn unter ihnen
Einigkeit geherrscht hätte, was nicht der
Fall war, hätten sie bald vor der weit
überlegenen osmanisch-ägyptischen
Militärmacht kapitulieren müssen, und
der Aufstand wäre heute nur noch eine
historische Fußnote.
Mobilisierung in Westeuropa
Dass es tatsächlich ganz anders kam, liegt
daran, dass der griechische Unabhängig-
keitskrieg von Anfang an mehr als ein
regionaler Konflikt war, der zudem nicht
primär auf militärischer, sondern auf
politischer Ebene ausgefochten wurde.
Die Aufständischen waren sich von
Anfang an bewusst darüber, dass sie im
Blickfeld der europäischen Öffentlichkeit
standen und dass der Erfolg ihres Unter-
nehmens stark davon abhängen würde,
wie man ihren Kampf dort wahrnahm.
Regent Ioannis Kapodistrias (1776-1831)
(Foto: nhma)
1 8 2 1 - 2 0 2 1
Die ägyptische Invasionsflotte wurde 1827 bei Navarino vernichtend geschlagen. (Foto: ert)
Die philhellenische Mobilisierung in
Westeuropa war daher kein pittoresker
Nebeneffekt des Krieges, sondern hatte
erhebliche Relevanz für ihn, obwohl
sich das noch nicht sofort in praktischer
Politik niederschlug. Die Großmächte
hatten sich nämlich im Sinne der Wiener
Restaurationsordnung auf Stabilität ver-
pflichtet und begegneten daher Revolten
jeder Art mit wenig Sympathie. Immer-
hin erkannte jedoch Großbritannien 1822
die Griechen erstmals als kriegführende
Partei an und drohte der Hohen Pforte
sogar mit dem Abbruch diplomatischer
Beziehungen. Der Auslöser für diese Ent-
scheidung war bezeichnenderweise das
Massaker von Chios im Frühling des
Jahres, und dies sollte nicht das letzte
Beispiel dafür bleiben, dass Rückschläge
der Aufständischen sich politisch letzt-
lich zu ihren Gunsten auswirkten. So war
es auch beim Exodus von Messolongi,
der als Katastrophenereignis mindestens
ebenso bekannt wurde wie das Massaker
von Chios.
Militärische Vorentscheidung
Schon wenige Tage vor dem Fall der
Stadt im April 1826 hatten Russland und
Großbritannien in St. Petersburg ein
Protokoll unterzeichnet, das die Schaf-
fung eines autonomen griechischen
Staates unter osmanischer Oberhoheit
vorsah. Das Petersburger Protokoll von
1826, das später noch durch eine ent-
sprechende britisch-französische Ver-
einbarung ergänzt wurde, markierte
den Positionswechsel der europäischen
Großmächte von neutralen Beobachtern
zu beteiligten Akteuren des griechi-
schen Unabhängigkeitskrieges, dessen
Verlauf sie von da an maßgeblich präg-
ten. Nachdem 1827 britische Offiziere
den Oberbefehl über die aufständischen
Streitkräfte übernommen hatten, ver-
senkte im Oktober des Jahres ein bri-
tisch-russisch-französisches Geschwa-
der die ägyptische Invasionsflotte in der
Bucht von Navarino, womit eine mili-
tärische Vorentscheidung fiel, die 1828
noch durch den siegreichen Krieg Russ-
lands gegen die Osmanen unterstrichen
wurde. Die Intervention der Großmäch-
te richtete sich aber auch auf die inneren
Belange des Aufstandsgebietes, in dem
sie nun konsularische Vertretungen
eröffneten, was einer quasi-staatlichen
Anerkennung gleichkam. Damit nahm
ihr innenpolitischer Einfluss massiv
zu, was sich schon daran ablesen lässt,
dass die beiden Hauptfraktionen der
notorisch zerstrittenen Griechen sich
selbst inzwischen als „englische“ und
„russische“ Partei bezeichneten.
Der Regent Kapodistrias
Nach heftigen, teils gewalttätigen
Zusammenstößen traten diese Lager
schließlich unter Vermittlung britischer
Offiziere und Diplomaten im März
1827 zu einer gemeinsamen National-
versammlung in Troizina zusammen,
die zwei Monate darauf eine neue, am
US-amerikanischen Vorbild von 1787
orientierte Verfassung verabschiedete.
Die darin vorgesehene Zentralisierung
der Exekutivgewalt dürfte teilweise als
Reaktion auf die leidvollen Erfahrungen
der vorangegangenen Bürgerkriege zu
verstehen sein, hatte jedoch auch einen
sehr konkreten Hintergrund, denn
dieselbe Versammlung hatte vorher
schon einstimmig Ioannis Kapodistrias
als Regenten („Kyvernitis“) Griechen-
lands mit einer siebenjährigen Amtszeit
gewählt.
Der aus Korfu stammende Kapodis-
trias hatte bereits als junger Mann ein-
schlägige politische Praxiserfahrung
auf den seit 1800 teilautonomen Ioni-
schen Inseln gesammelt und danach
im diplomatischen Dienst des Zaren
Karriere gemacht. Auf dem Wiener
Kongress von 1815 leitete er die rus-
sische Delegation und wirkte danach
am Verwaltungsaufbau der neuen Pro-
vinz Bessarabien mit. Mit ihm betrat
ein griechischer Staatsmann von euro-
päischem Format die politische Bühne,
dem man zweifellos zutrauen konnte,
dem im Aufstandsgebiet entstehenden
Staatswesen nach außen wie nach innen
Kontur zu verleihen. Tatsächlich verlor
er dabei keine Zeit, denn unmittelbar
nach seiner Ankunft im Januar 1828
leitete Kapodistrias ein ebenso umfang-
reiches wie ehrgeiziges Aufbaupro-
gramm ein, das nahezu jeden Bereich
von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft
betraf. Dazu gehörte die Verwaltungs-
gliederung des Staates in Departements
nach zentralistischem Muster, die Ver-
einheitlichung der Rechtsprechung, die
Professionalisierung des Militärs, die
Modernisierung der Landwirtschaft –
er führte unter anderem die Kartoffel
ein –, die Förderung der Wirtschaft
durch Schaffung einer eigenen Landes-
währung, ferner der Aufbau eines staat-
lichen Bildungswesens und sogar erste
Ansätze für eine öffentlichen Sozialfür-
sorge.
Finanzbankrott und Abhängigkeit
Viele dieser Initiativen wurden später
von den Bayern aufgegriffen und fortge-
führt, die in Griechenland insofern kei-
neswegs eine „tabula rasa“ vorfanden,
wie bis heute gern behauptet wird. Mit
ungleich wirksameren Machtmitteln
ausgestattet hatten sie damit aber grö-
ßeren Erfolg als Kapodistrias, der sich
für die Realisierung seines Programms
auf kaum mehr stützen konnte als auf
Fachkompetenz und persönliches Anse-
hen. So erhielt er von einem Aufbau-
darlehen, das man ihm vor Annahme
der Regentschaft in Europa zugesagt
hatte, nach erheblicher Verzögerung
nur einen Bruchteil, während gleichzei-
tig Rückzahlungen für zwei Londoner
Geldanleihen von 1824/25 ausstanden,
die übrigens zum großen Teil in den
Taschen europäischer Philhellenen
und griechischer Vermittler versickert
waren. Diese konnten 1829 nicht mehr
bedient werden, woraufhin das formal
noch gar nicht unabhängige Land den
Finanzbankrott erklären musste – ein
Vorgang, der die Abhängigkeitsver- ►
Der Bayer Otto, Griechenlands erster König
(Foto: kovgm)
 Ausgabe Nr. 788
1 8 2 1 - 2 0 2 1 Mittwoch, 25. August 2021 13

► hältnisse zeigt, in denen sich die grie-
chische Staatswerdung vollzog und die
auch in der Folgezeit bestehen blieben.
Scheitern des Staatsaufbaus
Kapodistrias´ Staatsbildungsprogramm
scheiterte jedoch nicht nur an akutem
Geldmangel, sondern auch am wach-
senden inneren Widerstand gegen sei-
nen autoritären Regierungsstil, was 1831
schließlich zu seiner Ermordung führte.
Das Attentat wurde von Angehörigen
des Mavromichalis-Clans begangen,
dessen Oberhaupt Kapodistrias infol-
ge einer Revolte auf der Mani hatte
einsperren lassen. Was auf den ersten
Blick als ein Akt atavistischer Fami-
lienrache erscheint, hatte tatsächlich
jedoch weiterreichende politische Hin-
tergründe, denn die Attentäter konnten
sich zumindest auf die wohlwollende
Unterstützung der Konsulatsvertreter
von Großbritannien und Frankreich
verlassen, die nach Einschätzung des
Historikers Tasos Vournas sogar die
eigentlichen Drahtzieher des Anschlags
waren. Die Briten und Franzosen sahen
in Kapodistrias nämlich einen Interes-
senvertreter Russlands, dessen Einfluss
in Griechenland sie nach Möglichkeit
eindämmen wollten. Der Preis für seine
Entfernung war jedoch der Abbruch
des Aufbauprogramms sowie erneute
interne Kämpfe, die sogar in einen wei-
teren Bürgerkrieg führten.
Großmächte gegen Verfassung
Die Unabhängigkeit Griechenlands
war zu diesem Zeitpunkt allerdings
längst beschlossene Sache, denn schon
im Februar 1830 hatten sich die drei
Großmächte mit dem Osmanischen
Reich auf die Gründung eines sou-
veränen Staates verständigt, der eine
Erbmonarchie mit europäischer Herr-
Die Ermordung von Ioannis Kapodistrias in der Hafenstadt Nafplion 1831 (Foto: ert)
scherdynastie sein sollte. Als König fen wurde, einmal in Gang gebracht
wurde im Londoner Vertrag vom Mai jedoch ihren eigenen Mechanismen
1832 der damals noch minderjährige folgte. Das Ergebnis war ein souverä-
Otto v. Wittelsbach bestimmt, zugleich ner Staat, dessen zentrales historisches
erklärten sich Großbritannien, Russland Erbe die Revolution war, der aber in
und Frankreich offiziell zu Garantie- mancher Hinsicht Züge eines Protek-
mächten. Die Wahl Ottos wurde kurz torats trug. Das lag vor allem an der
darauf auch von einer griechischen Überschuldung, die man ihm bei sei-
Nationalversammlung, die im Vormo- ner Gründung quasi mit in die Wiege
nat in Argos zusammengetreten war, gelegt hatte. Die drei Garantiemächte
einstimmig bestätigt. Als diese jedoch hatten im Londoner Vertrag von 1832
im Anschluss daran die Ausarbeitung auch ein Auslandsdarlehen in Höhe
einer neuen Verfassung ankündigte, von 60 Millionen Goldfrancs beschlos-
sorgten die Großmächte über ihre Kon- sen, von dessen Nennwert jedoch nur
sulate für ihre gewaltsame Auflösung, weniger als ein Sechstel das Land
womit sie zugleich das letzte noch ver- tatsächlich erreichte, wo es zudem
bliebene Repräsentationsorgan der Ein- wenig volkswirtschaftlichen Nutzen
heimischen beseitigten. entfaltete, weil die Gelder größtenteils
für die Apanage des Königshofes, die
Anleihen für die Apanage Gehälter der Regentschaft sowie für
das Söldnerheer verbraucht wurden,
Die griechische Unabhängigkeit war das die Bayern mitgebracht hatten. Bei
somit das Produkt europäischer Groß- all ihren unbestreitbaren Verdiensten
machtintervention, die durch den um den griechischen Staatsaufbau war
Aufstand von 1821 zwar hervorgeru- die Überschuldung damit von Beginn
an ein politisches Kernproblem und
ein strukturelles Entwicklungshemm-
nis für das Land.
Gleichzeitig diente sie als zentraler Hebel
für die Durchsetzung des Hegemonial-
anspruchs der Großmächte, die auf
dieser Grundlage bereits 1843 direkten
Zugriff auf einheimische Fiskalquellen
forderten und 1857 erstmals eine Kon-
trollkommission zur Überwachung der
öffentlichen Finanzen einrichteten.
Vergessene Details der Geschichte
Deren katastrophaler Zustand wurde
von Zeitgenossen wie Edmond About
zum Anlass genommen, sogar die
Zukunftsfähigkeit des griechischen
Staates zu bezweifeln. About hatte
das Land Mitte des 19. Jahrhunderts
besucht und seine Reiseimpressionen
publiziert, womit er sich als interna-
tionaler Griechenlandexperte profilier-
te. Von solchen gab es damals nicht
viel weniger als heute, allerdings wird
die Zukunftsfähigkeit Griechenlands
inzwischen nicht mehr grundsätzlich in
Frage gestellt. Stattdessen war während
der Euro-Finanzkrise des vergangenen
Jahrzehnts viel von der mangelnden
Schuldentragfähigkeit des zuweilen als
„failed state“ bezeichneten Landes die
Rede. Nur wenigen dürfte dabei folgen-
des Detail aus seiner Geschichte bekannt
gewesen sein: Der Schuldendienst für
die Revolutionsanleihen von 1824/25,
derentwegen Kapodistrias seinerzeit
Finanzbankrott erklären musste, wurde
nach einigen Jahrzehnte wiederaufge-
nommen und die letzten Raten schließ-
lich 1930, mehr als ein Jahrhundert nach
ihrer Aufnahme beglichen. Nutznießer
waren übrigens niederländische Spe-
kulanten, welche die Ansprüche in der
Zwischenzeit als Ramschpapiere zum
Spottpreis erworben hatten.
Dr. Ioannis Zelepos, München

LESERBRIEFE
an die Griechenland Zeitung
Groteske Unvorsichtigkeiten
Diese alljährlichen Brandkatastrophen
haben ihren Ursprung nicht im soge-
nannten Klimawandel, sondern in
der geradezu grotesken Dummheit
der Menschen, die bekanntlich gegen
unendlich strebt (Einstein).
Diese Katastrophen werden so lange
nicht begrenzt werden können, solange
die Regierung immer falsche Priori-
täten setzt. Man betrachtet die Türkei
als den Feind, die aber in Wirklichkeit
nur ein Phantom-Feind ist (der es sich
als NATO-Partner zweimal überlegen
würde, den NATO-Partner Griechen-
land anzugreifen). Der wirkliche Feind,
und dies Sommer für Sommer, und
in immer gesteigertem Maße, ist der
Waldbrand, der riesige Landschaften
innerhalb von Tagen zerstört (über Jahr-
zehnte), als auch die Existenzgrundlagen
vieler Menschen innerhalb kürzester Zeit
vernichtet.
Trotz dieser tatsächlichen Faktenlage
sind die verantwortlichen Politiker in
Griechenland bis zum heutigen Tag
nicht in der Lage (und das seit Jahr-
zehnten), diese zu erkennen und als eine
Reaktion darauf, die Prioritäten entspre-
chend zu ändern. Vielmehr kauft man für
Milliarden Euro Kampfjets aus Frankreich.
Und Deutschland spielt mit Griechenland
noch perfider: Man verkauft nicht mehr
lokalisierbare U-Boote zuerst an die Türkei.
Daraufhin beginnen die Griechen wie klei-
ne Kinder nach U-Booten der gleichen Art
zu schreien. Und so profitiert von diesem
zweifachen Handel nur einer: Deutschland.
In Griechenland sind diese Milliarden Euro
dann weg. Für eine Modernisierung sowie
den Ausbau der Feuerbekämpfungsflotte
ist kein Geld mehr da. Das ist die Real-
politik in Griechenland, die solche Brand-
katastrophen erst ermöglicht (beispielswei-
se wegen fehlender Kapazitäten an Lösch-
flugzeugen usw.).
Folgendes müsste getan werden:
•Stornierung der Rüstungsaufträge. Die
Milliarden Euro müssen umgeleitet wer-
den in die Modernisierung sowie den Auf-
bau einer eigenen Feuerbekämpfungsflotte
(die Mietpraxis ist eine weitere törichte
Dummheit).
•Über das Festland (und die größeren
Inseln) müsste ein Netz von verschiedenen
Stützpunkten zur Brandbekämpfung auf-
gebaut werden, sodass jeder Brandherd
innerhalb von wenigen Minuten mit Flug-
zeugen erreichbar ist (im Zusammenhang
mit einem satellitengestützten Warn- und
Früherkennungssystem).
•Für die kommenden Sommer müssten
Notfallpläne ausgearbeitet werden (da
mit verschärften Dauer-Hitze-Wellen zu
rechnen ist), die u. a. auch verschärfte Res-
triktionen (z. B. absolutes Verbot von Feu-
ermachen für die Monate Mai bis Ende
August) beinhalten müssten.
•Die Möglichkeiten zur Bildung „künst-
licher“ Wolkenbildung sollten untersucht
werden (beispielsweise bringen Flugzeu-
ge Meerwasser, inklusive Staub, in große
Höhen, wo sich aufgrund der Hitze Was-
serdampf bildet, der zur Bildung von Wol-
ken beitragen könnte).
•Ein nationales Programm zu Wiederauf-
forstung von abgebrannten Flächen müsste
initiiert und dann schnellstmöglich begon-
nen werden. Diesem vorangehen müsste
ein nationaler Kongress für Wiederauffors-
tung, zu dem internationale Experten ein-
geladen werden sollten, die vor Ort über-
prüfen, ob und wie eine Wiederaufforstung
überhaupt möglich wäre.
•Da die Wiederaufforstung nicht eine
Sache ist, die in Kürze erledigt werden
kann (wie dies Mitsotakis vorgibt), sondern
ein nationales Projekt ist, das sich über
Jahrzehnte hinziehen dürfte, mithin ein
Projekt für Generationen, sollten alle im
Alter zwischen 20 und 70 periodisch alle
fünf Jahre für sechs Monate zur Wieder-
aufforstung verpflichtet werden.
Da wegen der Monokultur der Wäl-
der die Gefahr besteht, dass sehr große
Waldflächen auf einmal zerstört werden,
sollten etwa 80 Meter breite Schneisen
schachbrettartig zwischen den Wälder
gezogen werden. Diese Parzellierung
würde beispielsweise verhindern, dass
so riesige zusammenhängende Flächen
wie 2021 auf Evia (oder der Mani) einem
einzigen Feuer zum Opfer fallen.
•Auf EU-Ebene sollte eine Flotte von
Flugzeugen bereitgestellt werden, die
dann im Krisenfall von betroffenen
Ländern angefordert werden können.
Zudem sollte für den Süden Europas ein
EU-Wiederaufforstungsprogramm auf-
gelegt und sofort umgesetzt werden.
Weitere Maßnahmen: Das Casino auf
dem Parnitha-Berg bei Athen sollte sofort
geschlossen und gesprengt werden. Der
verantwortliche Politiker, der die Lizenz
zum Bau dieses Casinos erteilt hat (und
sich damit die Taschen vollgestopft hat),
sollte nachträglich verurteilt werden
(z. B. durch Entzug sämtlichen Ver-
mögens).
Walter Alexander Tromp
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.