Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Werkzeug
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ein Werkzeug ist ein nicht zum Körper eines lebenden oder künstlichen Organismus gehörendes Objekt, mit dessen Hilfe die Funktionen des Körpers erweitert werden, um auf diese Weise ein
unmittelbares Ziel zu erreichen.[1]
Eine Sammlung verschiedener Werkzeuge, die nötig für eine bestimmte Tätigkeit sind, nennt man Werkzeugsatz. In der Industrie werden die verwendeten Werkzeuge in einer Werkzeugverwaltung
dokumentiert.
Inhaltsverzeichnis
1 Zum Begriff
2 Geschichte
3 Einzelne Fachgebiete
o 3.1 Technik
o 3.2 Arbeitswelt
o 3.3 Humanwissenschaft
3.3.1 Pädagogik/Erziehungswissenschaft
3.3.2 Kulturwissenschaften
o 3.4 Recht
4 Siehe auch
5 Literatur
6 Weblinks
7 Einzelnachweise
Zum Begriff
Das Wort ‚Werkzeug‘ tritt ab dem 12. Jahrhundert auf.[2] In einigen Kontexten werden Werkzeuge auch als Instrumente (oft als Bestandteil eines Instrumentariums) bezeichnet, z. B. chirurgische und
zahnärztliche Instrumente (wie etwa der Bohrer) oder Beobachtungsinstrumente, hier bürgert sich auch das englische Wort tool ein. Für die Ausrüstung,[3] den für eine Aufgabe notwendigen Satz an
Werkzeug, sind auch Instrumentarium (lateinisch[4]) oder als Sammelbegriff der Apparat und der englische Ausdruck Equipment in Gebrauch. Veraltet steht auch das Rüstzeug,[5] (vgl. Rüstung, immer
noch in Rüsten und Rüstzeit für den Wechsel von Werkzeugen verwendet), zu Zeug, dem Wort für „Sächliche Konkreta“[6] das auch in ‚Werkzeug‘ steckt, und zahlreichen altertümlicheren und
fachsprachlichen Ausdrücken für Werkzeugsätze diverser Fachgebiete. ‚Zeug‘ selbst ist mit engl. toy ‚Spielzeug‘ verwandt.
Werkzeuge sind – im Unterschied zum Gerät – meist „einfache Maschinen“, also Vorrichtungen, die auf grundlegenden Prinzipien der Kräftelehre aufgebaut sind. Typische Formen der mechanischen
Einwirkung sind etwa Halten, Bewegen oder Umformen, Durch-/Abtrennen, Verbinden und andere Vorgänge, die man unter dem Begriff Fertigungsverfahren zusammenfasst.
Ein weiterer Definitionsumfang umfasst Hilfsmittel jeglicher Art. Hierzu würden auch Messwerkzeuge gehören, aber auch ein mathematischer Formelsatz oder ein numerisches Modell oder eine
Fähigkeit. In diesem Sinne kann das Werkzeug als Verbesserung oder Erweiterung einer vorhandenen oder als Ersatz einer fehlenden körperlichen oder geistigen Funktion interpretiert werden.
Beispielsweise ist ein Hammer die Erweiterung der Faust, eine Pinzette erweitert Daumen und Finger, ein Kran leistet mehr als ein Arm, ein Speichermedium ergänzt das Gedächtnis.[7] Im allgemeinsten
Sinne steht Werkzeug für „Mittel zum Zweck“, dann auch für Personen und Vorgänge im abstrakten Sinn.[8]
Die Lehre von den Werkzeugen und ihrer Anwendung ist die Technologie. Auch dieser Begriff kann über Technik hinausgehend auf die Information erweitert zur Informationstechnologie
verallgemeinert sein.
Geschichte
Siehe auch: Geschichte der Produktionstechnik
Die Geschichte der Werkzeugnutzung und -herstellung durch Menschen beginnt vor ca. 2,4 Millionen Jahren. Im Verlauf der Steinzeit wurden sehr viele der heute noch üblichen Werkzeuge entwickelt.
Die ältesten Steinwerkzeuge, die das Niveau der Schimpansentechnik übertrafen, wurden vor 2,4 Millionen Jahren vermutlich durch den Homo rudolfensis hergestellt. Metalle als Material für
Werkzeuge sind seit der Kupferzeit (Chalkolithikum, Äneolithikum) üblich.
Die Analyse der Bälkchenstruktur von 3 Mio. Jahre alten Mittelhandknochen von Australopithecus africanus mittels Computertomographie lässt den Schluss zu, dass damals schon Handwerkzeug
verwendet wurde.[9]
Wurfhölzer
Werkzeugsatz
Schon natürliche Gegenstände wie Steine oder Äste werden von Menschen und auch vielen Tieren als Werkzeuge verwendet. Die gezielte Werkzeugherstellung (Anspitzen eines Astes zur Verwendung
als Spieß) beherrschen neben dem Menschen nur wenige Primaten und Vogelarten (vgl. Werkzeuggebrauch bei Tieren). Bereits Schimpansen sind in der Lage, nicht nur vorhandene Dinge als
Werkzeuge zu benutzen, sondern auch gezielt Werkzeuge herzustellen.
Der Versuch, die körperlichen Fähigkeiten durch Werkzeuggebrauch zu steigern, kann als früher Vorläufer der heutigen Bionik gesehen werden. Neben der Selbstbeobachtung, was ohne Werkzeug
nicht, mit Werkzeug aber schon gemacht werden kann, dürften auch in magischen Vorstellungen umgesetzte Versuche, sich Eigenschaften von Tieren anzueignen, über die der Mensch in seiner
biologischen Ausstattung nicht verfügt, zu konkreten Ergebnissen im Sinne der Technik geführt haben. Noch heute ist für einfache traditionelle Werkzeuge und Geräte eine Vielzahl von vergleichenden
Namen üblich, die auf Tiereigenschaften Bezug nehmen, wie der Bock, der nicht umfällt, oder der sprichwörtlich „reißende“ Wolf für Reißwolf oder Fleischwolf.
Einzelne Fachgebiete
Technik
Die Bearbeitung eines Werkstücks erfolgt durch ein Werkzeug, das aber wiederum durch ein Tier, einen Menschen oder eine Maschine geführt werden muss. Eine Maschine, die eigenständig eine
Bearbeitung ausführt, kann also nicht als Werkzeug bezeichnet werden, wobei sich die Begrifflichkeiten überlappen, denn eine komplexe Maschine kann durchaus „als Werkzeug“ eingesetzt werden.
Der Beruf des Werkzeugmachers im Werkzeugbau wird meist mit der Herstellung von Gesenken und Spritzgussformen (Spritzgießwerkzeug) verbunden, obwohl zum Berufsbild auch die Herstellung
von Schneidwerkzeugen, Messwerkzeugen und Vorrichtungen gehören.
Arbeitswelt
In der Arbeitswelt gehören die am Arbeitsplatz eingesetzten Arbeitsgeräte zu den Arbeitsmitteln. Hierzu zählen alle Arten von Betriebs- und Geschäftsausstattung wie Büromaschinen, Büromaterial,
Büromöbel, Maschinen, technische Anlagen, Telekommunikationsanlagen oder Werkzeuge.
Humanwissenschaft
Pädagogik/Erziehungswissenschaft
Um die Gesamtheit der Mittel und Hilfsmittel beim Lernen zu bezeichnen, hat sich der Begriff des Lernwerkzeugs durchgesetzt. Im Unterrichtsalltag kommen Lernwerkzeuge in Form von Heften,
Füllern, Radiergummis, Linealen, Taschenrechnern und Computerprogrammen (z. B. elektronische Nachschlagewerke) etc. vor. Sie sparen Zeit, Material oder erledigen immer gleiche Abläufe. Gute
Lernwerkzeuge helfen und sorgen für eine Arbeitserleichterung und tragen auch zu einer Unterstützung wichtiger Lernaktivitäten bei.
Kulturwissenschaften
In den Kulturwissenschaften – insbesondere in der Ethnologie – wird die allgemeinere Definition für Werkzeuge verwendet. Nach ihrer „technologischen Funktion“ werden folgende vier
kombinierbaren Werkzeugtypen unterschieden:
Behälter (Aufbewahren und Lagern, um den Inhalt vor Beschädigung, Zerfall, Entwertung und Verlust zu schützen)
o Vehikel (Kombination aus Behälter und Medium, z. B. Fahrzeuge)
Medien (Werkzeuge zum Bewegen von Materie oder Energie über eine räumliche Distanz, z. B. Telefonkabel, Pipeline)
o Mechanismus (Ensemble aus verschiedenen Medien, die Kraft, Energie oder Bewegung übertragen, z. B. das Rad)
Selektor (Filter, um Verschiedenes zu trennen)
o Ventil (Kombination von Selektor und Mechanismus)
Konverter (Umwandeln von Materialien oder Energie in andere Formen, z. B. das Feuer)
o Maschine (Nutzbarmachung von Energie in Bewegungsenergie durch einen Mechanismus)
o Generator (Umwandlung von mechanischer in elektrische Energie)[10]
Recht
Auch die Rechtswissenschaft kennt den Begriff des Werkzeugs. So kann bei Begehen einer Straftat das Verwenden oder Beisichführen eines Werkzeugs ein qualifizierendes Tatbestandsmerkmal oder
einen besonders schweren Fall (Regelbeispiel) darstellen (vgl. gefährliche Körperverletzung, schwerer Raub, besonders schwerer Fall des Diebstahls). Das Tatbestandsmerkmal ist inhaltlich nicht
deckungsgleich mit dem umgangssprachlichen Werkzeugbegriff, ja kann sogar je nach Tatbestand einen unterschiedlichen Inhalt haben. Bisweilen wird von der Strafrechtswissenschaft auch der
Vordermann bei der mittelbaren Täterschaft als (Tat-)Werkzeug bezeichnet. Im Staatshaftungsrecht schließlich hat die Rechtsprechung eine sog. Werkzeugtheorie entwickelt, nach der sie beurteilt,
wann der Staat für die Fehler von beauftragten Privatunternehmern nach Amtshaftungsgrundsätzen haftet.
Siehe auch
Liste der Werkzeugmaschinen
Liste der Werkzeuge
Persönliche Schutzausrüstung
Mitzuführende Ausrüstung
Geschichte der Technik
Megamaschine, soziologische Theorie nach Lewis Mumford
Werkzeugmacher
Literatur
– 3/4 –
Helmar Schramm (Hrsg.): Instrumente in Kunst und Wissenschaft. Zur Architektonik kultureller Grenzen im 17. Jahrhundert. De Gruyter, Berlin 2006, ISBN 978-3-11-018338-2.
Bernt Spiegel: Die obere Hälfte des Motorrads – Vom Gebrauch der Werkzeuge als künstliche Organe. 3. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02268-0.
Weblinks
Einzelnachweise
“the use of an external object as a functional extension of mouth or beak, hand or claw, in the attainment of an immediate goal”. Jane van Lawick-Goodall: Tool-using in primates and other
vertebrates. In: D. S. Lehrman, R. A. Hinde, E. Shaw (Hrsg.): Advances in the study of behaviour. Vol. 3. Academic Press, New York (NY) 1970, S. 195–249. Zitiert nach: Vicki K. Bentley-Condit,
E.O. Smith: Animal tool use: current definitions and an updated comprehensive catalog. In: Behaviour. Vol. 147, Nr. 2. Brill, 2010, ISSN 0005-7959, S. 185–221; A1–A32,
doi:10.1163/000579509X12512865686555 (eosmith.com [PDF]). Für weitere Definitionen siehe nationalzoo.si.edu (Memento des Originals vom 25. Oktober 2014 im Internet Archive) Info: Der
Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Werkzeug, n. (und m.), instrumentum. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 29: Wenig–Wiking – (XIV, 1. Abteilung, Teil 2). S. Hirzel, Leipzig 1960,
Sp. 419–426 (woerterbuchnetz.de).
Ausrüstung, f. instructio, armatura. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 1: A–Biermolke – (I). S. Hirzel, Leipzig 1854, Sp. 942 (woerterbuchnetz.de).
Julius Leo: Instrumentarium chirurgicum. Mit einer Vorrede von Johann Nepomuk Rust. 1824.
Rüstzeug, n., in älterer sprache auch m.. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 14: R–Schiefe – (VIII). S. Hirzel, Leipzig 1893, Sp. 1553–1554
(woerterbuchnetz.de).
Zeug, n., m., Sammelwort für sächliche Concreta. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 31: Z–Zmasche – (XV). S. Hirzel, Leipzig 1956, Sp. 825–838
(woerterbuchnetz.de).
Beispiele in diesem Sinne geben die Brüder Grimm: „im konkreten Sinne Gerät als Mittel zur Unterstützung oder Ersetzung der menschlichen Hand bei der Bearbeitung von Gegenständen oder
Stoffen.“ Werkzeug 1). In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 29: Wenig–Wiking – (XIV, 1. Abteilung, Teil 2). S. Hirzel, Leipzig 1960, Sp. 419–421
(woerterbuchnetz.de).
Werkzeug 3) a). In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 29: Wenig–Wiking – (XIV, 1. Abteilung, Teil 2). S. Hirzel, Leipzig 1960, Sp. 422–424
(woerterbuchnetz.de).
science.orf.at Anthropologie: Knochen verraten frühen Werkzeuggebrauch, science.ORF.at 23. Januar 2015.
10. Dieter Haller (Text), Bernd Rodekohr (Illustrationen): Dtv-Atlas Ethnologie. 2. Auflage. dtv, München 2010, S. 139.
Werkzeug
Betriebsmittel
Navigationsmenü
Nicht angemeldet
Diskussionsseite
Beiträge
Benutzerkonto erstellen
Anmelden
Artikel
Diskussion
Lesen
Bearbeiten
Quelltext bearbeiten
Versionsgeschichte
Suche
Hauptseite
Themenportale
Zufälliger Artikel
Mitmachen
Artikel verbessern
Neuen Artikel anlegen
Autorenportal
Hilfe
Letzte Änderungen
Kontakt
Spenden
Werkzeuge
Drucken/exportieren
In anderen Projekten
Commons
Wikiquote
In anderen Sprachen
Dansk
English
Español
Français
Hrvatski
Italiano
Nederlands
Русский
Türkçe
Links bearbeiten
– 4/4 –
Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; Informationen zu den Urhebern und zum Lizenzstatus eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder
Videos) können im Regelfall durch Anklicken dieser abgerufen werden. Möglicherweise unterliegen die Inhalte jeweils zusätzlichen Bedingungen. Durch die Nutzung dieser Website erklären
Sie sich mit den Nutzungsbedingungen und der Datenschutzrichtlinie einverstanden.
Wikipedia® ist eine eingetragene Marke der Wikimedia Foundation Inc.
Datenschutz
Über Wikipedia
Impressum
Mobile Ansicht
Entwickler
Statistiken
Stellungnahme zu Cookies