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Be- und Entlüftung von gewerblichen

Küchen
Arbeitssicherheitsinformation (ASI) 2.19
ASI 2.19

Themenübersicht
1. Einleitung  3

2. Klimatische Bedingungen 4
2.1 Einfluss des Klimas auf den Menschen 4
2.2 Klimagrößen Lufttemperatur und -feuchtigkeit 5
2.3 Luftgeschwindigkeit  6
2.4 Wärmestrahlung  6

3. Schadstoffe in der Küchenluft 9


3.1 Entstehung und Wirkung der Schadstoffe 9
3.2 Empfehlungen zum Fettmanagement  9

4. Zu- und Abluftanlagen 10


4.1 Aufgaben der Zu- und Abluftanlagen 10
4.2 Empfehlungen zur Gefährdungsbeurteilung  10
4.3 Küchenabluftanlagen  12
4.3.1 Lüftungsdecke 12
4.3.2 Lüftungshaube 12
4.3.3 Düsenplatte 14
4.3.4 Aerosolabscheider 14
4.3.5 Anlagen zur Aerosolnachbehandlung 15
5. Küchenzuluft 17
5.1 Aufgabe der Zuluft 17
5.2 Schichtenströmung 17
5.3 Mischlüftung  19
5.4 Umluftsysteme  19
5.5 Luftdurchlässe für Schichtströmungssysteme  19
5.5.1 Quellluftdurchlässe 19
5.5.2 Verdrängungsluftdurchlässe 22
6. Berechnung der Luftströme 23

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7. Reinigung und Wartung 24


7.1 Voraussetzungen 24
7.2 Abluftanlagen  24
7.2.1 Allgemeines 24
7.2.2 Reinigungsintervalle 24
7.3 Einfache Zuluftanlagen  24
7.3.1 Außenluftdurchlässe 26
7.3.2 Zuluftleitungen 27
7.3.3 Luftfilter 28
7.3.4 Wärmeübertrager 28
7.3.5 Zuluftventilator 28
7.3.6 Zuluftdurchlässe 28
7.4 Komplexe Lüftungsanlagen  28
8. Literatur 29
Anhang: Mustervordruck „Kontroll und Wartungsplan für einfache Zuluftanlagen”30

Die vorliegende Arbeitssicherheitsinformation (ASI) konzentriert sich auf wesentliche


Punkte einzelner Vorschriften und Regeln. Sie nennt aus diesem Grund nicht alle im ein-
zelnen erforderlichen Maßnahmen. Seit Erscheinen dieser ASI können sich der Stand der
Technik und Rechtsgrundlagen geändert haben.

Die ASI wurde sorgfältig erstellt. Dies befreit jedoch nicht von der Pflicht und Verantwor-
tung, die Angaben auf Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit zu überprüfen.

In dieser ASI wurde auf geschlechterneutrale Sprache geachtet. In Ausnahmefällen bezie-


hen sich die Personenbezeichnungen gleichermaßen auf Frauen und Männer, auch wenn
dies in der Schreibweise nicht zum Ausdruck kommt.

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1. Einleitung
Durch Koch-, Brat-, Grill- und Frittierprozes- Um die in der Küche Arbeitenden vor ar-
se in Küchen werden Wärme, Feuchtigkeit beitsbedingten gesundheitlichen Beein-
und Gefahrstoffe freigesetzt. Wärme und trächtigungen zu schützen, sind die Belas-
Feuchtigkeit können zu einer klimatischen tungen so niedrig wie möglich zu halten.
Belastung des Küchenpersonals führen. Der Um dies zu gewährleisten, ist eine wirksame
sogenannte Wrasen (auch als Schwaden be- Lüftungsanlage unverzichtbar.
zeichnet) ist ein sichtbarer Nebel, der neben
Solch eine Anlage trägt zur Gesundheit,
auskondensiertem Wasserdampf noch che-
dem Wohlbefinden und somit der Leistungs-
mische Verbindungen beinhaltet. Unter den
fähigkeit der in der Küche Arbeitenden bei.
bis dato ca. 200 bekannten chemischen
Eine wirksame raumlufttechnische Anlage
Verbindungen befinden sich auch einige mit
besteht gewöhnlich aus einer Zu- und einer
gesundheitsschädlichem Potential.
Abluftanlage.

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2. Klimatische Bedingungen
2.1 Einfluss des Klimas auf den Men- und personenbezogenen Faktoren wie
schen • Bekleidung und
Das Wohlbefinden des Menschen, seine
Leistungsfähigkeit und auch seine Sicher- • Arbeitsschwere.
heit am Arbeitsplatz werden wesentlich Das Leistungsvermögen nimmt mit zuneh-
durch das am Arbeitsplatz vorherrschende mender Lufttemperatur ab 20 bis 22 °C im-
Klima mitbestimmt. Hierbei unterscheidet mer stärker ab.
man physikalische Klimafaktoren wie
• Lufttemperatur, Steigen in Abhängigkeit der Luftfeuchte die
Lufttemperaturen über einen bestimmten
• Luftfeuchte, Wert an, ist mit sinkender Konzentrationsfä-
• Luftgeschwindigkeit und higkeit, geringerer Leistung, Ermüdung, Er-
schöpfung, Zunahme von Fehlern und höhe-
• Wärmestrahlung ren Unfallzahlen zu rechnen.

Abb. 1: Veränderung des Leistungsvermögen in Abhängigkeit der Lufttemperatur und der Luftfeuchtig-
keit.

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In Abb. 1 ist das Leistungsvermögen durch 2.2 Klimagrößen Lufttemperatur und


Klimabelastung in Abhängigkeit von Luft- -feuchtigkeit
temperatur und Luftfeuchtigkeit dargestellt. Die Raumlufttemperatur (gemessen mit ei-
So ist bspw. das Leistungsvermögen bei ei- nem strahlungsgeschützten Thermometer)
ner relativen Luftfeuchtigkeit von 10 % bei in Küchen soll mindestens 18 °C betragen
30 °C noch bei 93 % (grüne Pfeile). Bei der- und im Rahmen des betrieblich Möglichen
selben Temperatur, jedoch bei 100 % relati- 26 °C nicht überschreiten. Ausgenommen
ver Luftfeuchtigkeit ist das Leistungsvermö- davon sind kurzzeitige jahreszeitlich be-
gen nur bei ca. 66 % (rote Pfeile). dingte Temperaturüberschreitungen sowie
Bereiche, in denen höhere Temperaturen tä-
Hochgradige Hitzeeinwirkung führt zur Be- tigkeitsbedingt unvermeidbar sind. Unter
lastung des Herz-Kreislauf-Systems, der diesen Bedingungen können die Lufttempe-
Atemwege und des Wasser- und Elektrolyt- raturen in Küchen in Einzelfällen auch über
Haushalts des menschlichen Körpers. In ex- 30 °C ansteigen.
tremen Fällen können Hitzekrankheiten wie
Hitzekrämpfe, Hitzekollaps und Hitzschlag Eine Kühlung der Luft ist in Küchen in der
ausgelöst werden. Regel nicht erforderlich. Insbesondere
durch geeignete Führung der Zuluft (Schich-
Eine zusätzlich hohe Wärmestrahlung kann tenströmung, siehe Kapitel 5.2) ist es mög-
diese gesundheitlichen Auswirkungen noch lich, zufriedenstellende Raumlufttempera-
verstärken. Bei sehr hoher Wärmestrahlung turverhältnisse an den Küchenarbeitsplät-
steht jedoch eine mögliche Verbrennung un- zen auch ohne Klimatisierung zu erreichen.
geschützter Körperstellen im Vordergrund.
Eine Luftfeuchtigkeit über 80 % wirkt sich Die relative Raumluftfeuchtigkeit sollte im
auch bei Idealtemperatur negativ aus, weil Arbeitsbereich der Küche in Abhängigkeit
die kühlende Schweißverdunstung ab- von der Temperatur folgende Werte nicht
nimmt. überschreiten:

Leichte Luftströmungen können bei höheren


Lufttemperaturen eine angenehme Abküh-
lung bewirken. Zugluft hingegen ist für Men-
schen nicht nur unangenehm, sondern kann
auch zu gesundheitlichen Beeinträchtigun-
gen führen.

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Tabelle 1: Empfohlene Höchstwerte der Raumluftfeuchten in Abhängigkeit von der Raum-


lufttemperatur gemäß der Technische Regel für Arbeitsstätten ASR A3.6 „Lüftung“

Raumlufttemperatur [°C] Raumluftfeuchte [%]


20 80

22 70

24 62

26 55

2.3 Luftgeschwindigkeit 2.4 Wärmestrahlung


Zu hohe Luftgeschwindigkeiten werden Mit Schadstoffen belastete, heiße und
dann als unangenehm empfunden, wenn feuchte Luft kann mit Hilfe von Lüftungsan-
es an unbekleideten Körperstellen zu einer lagen wirksam abgeführt werden. Dies gilt
starken örtlichen Abkühlung kommt (Zug- allerdings nicht für die Wärmestrahlung. Bei
luft). Die Zugluftgefahr ist umso größer, je der Wärmestrahlung handelt es sich um In-
kälter die Luft und je höher deren Geschwin- frarotstrahlung (also elektromagnetische
digkeit ist. Insbesondere in der kalten Jah- Strahlung), die von heißen Oberflächen, wie
reszeit kann es zu Zuglufterscheinungen beispielsweise Küchenherden oder Sala-
kommen, wenn die Zuluft unkontrolliert mandern, abgestrahlt wird. Im Wesentlichen
über geöffnete Fenster und Türen in den Ar- hängt die Strahlung von der Temperatur, der
beitsbereich strömt. Zugluft kann darüber freien Abstrahlfläche und den Materialei-
hinaus den an den Kochgeräten nach oben genschaften der heißen Oberfläche ab.
gerichteten Thermikstrom und damit die Er-
fassung der Wrasen empfindlich stören (sie- Vergleichende Messungen der Strahlung an
he Bild 13). unterschiedlichen Herdarten haben gezeigt,
dass der großflächige Plattenherd die meis-
Zuglufterscheinungen sind dann nicht zu er- te Wärmestrahlung abgibt. Bei den anderen
warten, wenn beispielsweise die Lufttempe- Herden wird umso weniger Wärme abge-
ratur mindestens 20 °C beträgt und gleich- strahlt, je besser die Anpassung der Heizzo-
zeitig deren mittlere Geschwindigkeit im ne an das Kochgeschirr ist. Ein Induktions-
Arbeitsbereich nicht größer als 0,2 m/s ist. herd setzt beispielsweise nur ca. 1/100 der
Dies gewährleistet eine geeignete Zuluftan- Wärmestrahlung eines Plattenherdes ver-
lage. gleichbarer Leistung frei. Auch ein in der
Größe an die Töpfe angepasstes Ceran-Zwei-
kreis-System (Abb. 3) strahlt kaum mehr
Wärme ab als ein Induktionsherd. Ein nicht
angepasstes Ceranfeld liegt hingegen von
den Wärmestrahlungswerten zwischen Plat-
tenherd und Induktionsherd.

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Abb. 2: Massekochplatte Abb. 3: Ceran-Zweikreis-System

Abb. 4: Griddleplatte mit glänzender Oberfläche (mit freundlicher Genehmigung von


MKN, Wolfenbüttel)

Matte, dunkle und angelaufene Oberflächen Die auf den Menschen wirkende Wärme-
(z. B. Glaskeramikfelder, Heizplatten aus strahlung in Küchen hängt nicht nur von den
Stahl bzw. Guss) strahlen stärker als blank Wärmequellen selbst ab, sondern auch von
polierte, glänzende Oberflächen. baulichen Gegebenheiten.

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Abbildung 5 zeigt den horizontalen Verlauf weise durch einen Schritt zurück der hohen
der Wärmestrahlung an dem Beispiel eines Wärmestrahlung zu entziehen. Dies freilich
Großfeld-Stahlplattenherds. Man erkennt, nur, wenn die jeweilige Tätigkeit am Herd
dass mit zunehmender Entfernung vom dies generell zulässt. Dies muss bei jeder
Herd die Wärmestrahlung zunehmend in Planung der Küchenbelegung mit thermi-
den unkritischen Bereich (grün) absinkt. schen Geräten berücksichtigt werden.
Diesen Effekt kann man allerdings nur dann
nutzen, wenn vor dem Herd auch genügend Es wird davon ausgegangen, dass Bestrah-
Rückzugsbereich vorhanden ist. Die Be- lungsstärken von über 160 W/m² im Schicht-
schäftigten haben damit die Möglichkeit, mittel die Gesundheit gefährden kann.
sich während ihrer Tätigkeit am Herd zeit-

Abb. 5: Horizontales Wärmestrahlungsprofil eines Plattenherds

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3. Schadstoffe in der Küchenluft


3.1 Entstehung und Wirkung von Schad- 3.2 Empfehlungen zum Fettmanagement
stoffen Alle Betreiber von Fritteusen sind gemäß LF-
Beim Braten, Grillen und Frittieren in der Kü- BG (Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände-
che werden Dämpfe und feine Partikel in die und Futtermittelgesetzbuch) und der Le-
Umgebungsluft abgegeben. Der sogenannte bensmittelhygieneverordnung verpflich-
Wrasen kann eine Vielzahl von Stoffen ent- tet, den Umgang mit Fritteusen nach HACCP
halten. Diese können beispielsweise über zu dokumentieren (Testergebnisse, Fett-
die Atemwege, Haut und Schleimhäute in wechsel, Temperatur, Reinigung). In diesem
den Körper gelangen und der Gesundheit Zusammenhang gewinnt das richtige Fett-
schaden. management immer mehr an Bedeutung.
Es wird im Folgenden auf Empfehlungen der
Das Erhitzen von Speiseölen und Fetten Deutschen Gesellschaft für Fettwissenschaft
setzt thermische Zersetzungsprozesse in (DGF) hingewiesen, wie man nicht nur qua-
Gang. Hierbei spielen die Faktoren Dauer litativ hochwertige und gesunde Lebens-
und Höhe der Temperatureinwirkung eine mittel herstellen kann, sondern dabei auch
wesentliche Rolle. Dabei kann eine Vielzahl ökonomisch arbeitet. Die Bildung von Acryl-
von Gefahrstoffen gebildet und freigesetzt amid im Frittiergut (Pommes Frittes, panier-
werden. Dies sind z. B. Acrolein, Aldehyde, te Fleisch- und Fischgerichte) kann durch
polyzyklische Aromaten (PAH) und andere, kurze Frittierdauer bei nicht zu hohen Tem-
die als schleimhautreizend oder gar krebs- peraturen deutlich minimiert werden. Die
erzeugend eingestuft werden. Fetttemperatur in der Fritteuse sollte sich
vorzugsweise in einem Bereich von maximal
In diesem Zusammenhang sind Grillplatten 160-175 °C bewegen.
und Kippbratpfannen wegen der dort herr-
schenden hohen Brattemperaturen beson- Pflanzliche Öle sind den jedoch hitzestabi-
ders auffällig. leren festen Fetten vorzuziehen. Ein gewis-
ser Anteil an mehrfach ungesättigten Fett-
Hinweis: Mit höheren Brattemperaturen säuren ist für die Ausbildung des typischen
geht auch eine schnellere Alterung des Öls Fettaromas Voraussetzung. Aus ernährungs-
bzw. Fettes einher. Je weiter die Alterung physiologischer Sicht ist insbesondere die
fortgeschritten ist, desto niedriger ist der einfach ungesättigte Ölsäure zu bevorzu-
Flammpunkt. Das wiederum erhöht die Ge- gen. Der Anteil an mehrfach ungesättigten
fahr der Selbstentzündung deutlich. Fettsäuren (Linolsäure) sollte dabei unter
20 % liegen. Öle mit mehr als 20 % mehr-
Unter bestimmten Bedingungen können fach ungesättigten Fettsäuren (z. B. Sojaöl)
z. B. beim Grillen von gepökeltem Fleisch sind weniger hitzestabil, können jedoch bei
auch krebserregende Nitrosamine entste- Einhaltung einiger Regeln genauso geeig-
hen. net sein (Temperatur unter 180 °C, lichtge-
schützte Lagerung etc.).

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sich dabei mit „polaren Verbindungen” (oxi-


Halbflüssige Frittiermedien kombinieren dierte Substanzen) an, welche für das ty-
in der Regel die Stabilitätsvorteile eines pische Aroma verantwortlich sind. Um das
festen Fettes mit den positiven ernäh- Frittieröl möglichst lange auf diesem Ni-
rungsphysiologischen Eigenschaften ei- veau zu halten, wird nach Beendigung des
nes flüssigen Öles. Frittierprozesses eine Filtration des Frittier-
mediums und Reinigung der Fritteuse emp-
Die Menge des Frittiergutes sollte nicht fohlen. Nach der Filtration sollten ca. 20 %
mehr als ca. 1/10 des Frittieröles betragen, des Öles verworfen und durch frisches Öl
um starke Temperaturschwankungen zu ver- bzw. Fett ersetzt werden. Die Verwendbar-
meiden. Beim Frittieren muss das Fett an- keit des eingesetzten Öls kann dadurch er-
fänglich eine thermische Zersetzung erfahr- heblich verlängert werden. In der Praxis sind
en haben, um sensorisch optimale Produkte vor Ort sensorische Prüfungen und spezielle
herstellen zu können. Das Frittieröl reichert Schnelltests zu empfehlen.

4. Zu- und Abluftanlagen


4.1 Aufgaben von Zu- und Abluftanlagen 4.2 Empfehlungen zur Gefährdungsbeur-
Oberhalb der thermischen Kochgeräte bil- teilung
det sich durch den Temperatur- bzw. Dichte- Folgende Einflussgrößen und Randbedin-
unterschied der Luft eine freie Konvektions- gungen sind bei der Erstellung der Gefähr-
strömung aus (= Thermikstrom). dungsbeurteilung zu berücksichtigen:
• das Raumvolumen, insbesondere auch
Dieser Thermikstrom, in Abbildung 6 durch
die Deckenhöhe:
den roten Pfeil dargestellt, befördert den
Enge Räume und niedrige Decken kön-
Wrasen nach oben.
nen besonders wirksame und gezielte
spezielle Lüftungsmaßnahmen erfor-
Dieser Wrasen muss mittels einer geeigne-
dern.
ten Abluftanlage aus dem Raum abgeführt
werden. Hierdurch entsteht ein Luftmangel, • Verwendete Kochgeräte, herzustellen-
der durch eine Zuluftanlage auszugleichen de Speisen:
ist. Die Zuluft ist zu filtern und bei Bedarf Beispielsweise emittieren Fritteusen
zu beheizen. In aller Regel ist eine Kühlung sehr viel Wasser, Grillplatten/Drehspie-
nicht nötig. Umluftanlagen sind unzulässig. ße emittieren viel Wärmestrahlung, bei
scharfem Anbraten werden vermehrt
Im Grundsatz sind sowohl eine Zu- als auch Gefahrstoffe freigesetzt, diese können
eine Abluftanlage erforderlich. In Einzel- mitunter krebserregend sein.
fällen kann eine Gefährdungsbeurteilung • Geräteanordnung:
ergeben, dass die Zuluft über freie Nach- Die Wandaufstellung ist lüftungstech-
strömung und durch geöffnete Fenster und nisch günstiger als ein Mittelblock.
Türen ausreicht. • Gesamtleistung aller angeschlossenen
Wärme und Feuchte abgebenden
Geräte sowie der Anteil der maximal

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gleichzeitig in Betrieb befindlichen • Wärmestrahlung:


Geräte. –– Sie ist lüftungstechnisch nicht zu be-
Hieraus wird die erforderliche Zu- und einflussen, stattdessen können ge-
Abluftmenge berechnet (siehe VDI eignete Abschattungen (z. B. geeig-
2052). nete Scheiben) helfen.
• Eingesetzter Energieträger (Strom, Gas, –– Abkühlungspausen für die Beschäf-
Dampf, Grillkohle): tigten sind mit räumlichem Abstand
–– Wird mit Gas gekocht bzw. gebraten, zur Strahlungsquelle zu gewährleis-
ist zusätzlich eine ausreichende Ver- ten.
brennungsluftversorgung und die si- • Vorhandene lüftungstechnische Ein-
chere Abgasführung zu gewährleis- richtungen:
ten.
–– Hauben müssen mit Überstand so
–– Induktionskochgeräte können hin- angeordnet sein, dass die Wrasen
gegen besonders emissionsarm be- vollständig erfasst werden.
trieben werden. –– Bei Querströmungen unter der Hau-
–– Wird mit Kohle gegrillt, sind für die be muss sicheres Erfassen der Wra-
Abluft separate, rußbrandbeständi- sen gewährleistet sein.
ge Kamine zu verwenden. Die ver- Wie bereits erwähnt, kann als Ergebnis der
bleibende Glut ist nach Produktions- individuellen Gefährdungsbeurteilung in be-
ende zu löschen und sicher zu ent- sonderen Fällen auf eine Zuluftanlage ver-
sorgen. zichtet werden.

Abb. 6: Thermikstrom über einem Kochgerät ohne Einfluss von Lüftung und
Querströmungen

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4.3 Küchenabluftanlagen Hauben über Geräten mit Türöffnungen, wie


Üblicherweise wird der Thermikstrom er- z. B. Heißluftdämpfer, benötigen an der Tür-
fasst über: seite einen Haubenüberstand von mindes-
• Küchenlüftungsdecken, tens 60 cm.

• Küchenlüftungshauben und Hinweis: Als Ergebnis der Gefährdungsbe-


• immer häufiger in der Praxis zu finden: urteilung nach 4.2 können die ehemals zu-
Düsenplatten lässigen Haubenüberstände von 20 cm bzw.
40 cm im Einzelfall als ausreichend betrach-
tet werden.
4.3.1 Lüftungsdecke
Küchenlüftungsdecken dienen der großflä- Zur vollständigen Erfassung schwallweise
chigen Erfassung der entstehenden Wärme-, entstehender Wrasen muss die Haube ein
Feuchte- und Stofflasten. Decken sitzen hö- gewisses Stauvolumen aufweisen. Dieses
her als Hauben (Abb. 7). Sie sitzen meist in muss mindestens so groß wie das pro Se-
Höhen ab 2,5 m über dem Fußboden. Man kunde abgesaugte Luftvolumen sein.
unterscheidet entsprechend ihrer Bauart ge-
schlossene und offene Decken. Unter der Bezeichnung „Energiesparhau-
Bei offenen Decken erfolgt die Abluftfüh- ben“ werden Hauben angeboten, mit de-
rung über den Deckenhohlraum zwischen nen nach Herstellerangaben z. T. mehr als
Abluftdecke und Gebäudekörper (Näheres 70 % Energie eingespart werden sollen.
siehe VDI 2052 bzw. DIN EN 16282 Teile 2 Hierbei handelt es sich um Induktionshau-
und 3). ben, bei denen ein großer Anteil der Zuluft
nicht wie vorgesehen vorgewärmt in die Kü-
Bei geschlossenen Decken ist der Abluft- che eingegeben wird, sondern zusätzlich di-
durchlass direkt an die Abluftleitung ange- rekt in die Ablufthaube geleitet wird. Dieser
schlossen. Zuluftanteil muss jedoch dem Abluftstrom
hinzuaddiert werden und erhöht somit den
4.3.2 Lüftungshaube erforderlichen Gesamtzu- und –abluftvolu-
Hauben werden bevorzugt über Küchen- menstrom. Damit wird der beworbene Ener-
blocks bzw. Küchengerätezeilen zur zielge- giespareffekt ins Gegenteil verkehrt. Ein hö-
nauen Erfassung vorgesehen (Abb. 9). Sie herer Anteil von unbeheizter Induktionsluft
sind in der Regel in einer Höhe von ca. 2,1 m kann lediglich bei Fritteusen sinnvoll sein.
über dem Fußboden angebracht (Mindest- Dadurch kann einer möglichen Kondensati-
höhe: 2,0 m). Wichtig ist ein ausreichender on von Abluftfeuchte in den Abluftleitungen
Überstand über den darunter angeordneten entgegengewirkt werden.
Küchengeräten. Bei einer Höhe der Hauben-
unterkante von 2,1 m sollte der Haubenüb- Davon zu unterscheiden sind Induktions-
erstand mindestens 30 cm bezogen auf die hauben. Hier wird, um den Thermikstrom zu
zugehörigen Küchengerätekanten betragen stabilisieren, nur ein kleiner Volumenstrom
(siehe Abbildung 8). Ist die Höhe der Hau- mittels Düsen am Haubenrand eingebracht.
benunterkante größer, so ist ein endspre- Haubenausträge werden dadurch minimiert.
chend größerer Haubenüberstand erforder- Diese zusätzliche Induktionsluft ist eben-
lich. Je 10 cm zusätzlicher Höhe der Hauben- falls der gesamten Abluftmenge hinzuzu-
unterkante sind das ca. 3 cm mehr Hauben- zählen. Dem steht allerdings ein deutlich
überstand. höherer Erfassungsgrad gegenüber.
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Abb. 7: Küchenlüftungsdecke

Abb. 8: Erforderlicher Haubenüberstand in Abhängigkeit der Höhe der


Haubenunterkante

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Abb. 9: Korrekt angebrachte Küchenlüftungshaube

4.3.3 Düsenplatte Die Düsenplatte führt zu erheblich geringe-


Die Düsenplatte, eine Sonderform der Ab- ren Abluftmengen im Vergleich zu ande-
lufthaube, besteht aus einer ebenen, durch- ren Systemen. Zum Einsatz über Fritteusen
sichtigen Platte mit strömungsoptimierten ist die Düsenplatte weniger geeignet, da es
zentral angeordneten Abluftrohren hierbei zur Kondensation im Abluftsystem
(Abb. 10). Sie hat im Vergleich zu den be- kommen kann.
reits vorgestellten Hauben eine deutlich
größere Wirktiefe und wird mit nur ca. 45 cm 4.3.4 Aerosolabscheider
Abstand vom Kochgerät deutlich tiefer an- Die erfassten Wrasen enthalten feinverteilte
gebracht. Hierdurch wird der Wrasen mit ei- Fette und Öle. Diese schlagen sich in den
nem hohen Erfassungsgrad abgesaugt. Zu- Abluftleitungen nieder und führen damit zu
dem ist die Düsenplatte unempfindlicher einer Brandlast. Mit zunehmendem Alter der
gegenüber Querströmungen. Das sind die Fette sinkt deren Flammpunkt ab. Hierdurch
Gründe warum sie bspw. für das Frontcoo- erhöht sich die Gefahr einer Entzündung.
king sehr gerne eingesetzt werden. Die
durchsichtige Platte erlaubt trotz der tiefen Das ist der Hauptgrund, warum Küchenab-
Installation die ungehinderte Beobachtung luft durch wirksame Aerosolabscheider so-
der Speisenzubereitung. weit wie möglich gereinigt werden muss,
bevor sie in das Abluftsystem gelangt.

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Oberhalb thermischer Geräte mit erhöhter mikrobiologische Lösungen oder photolyti-


Brandgefahr müssen flammendurchschlag- sche Oxidationsanlagen mit nachgeschalte-
sichere Aerosolabscheider (Bauart A in DIN ter Katalyse.
EN 16282-6) eingesetzt werden.
Hierbei ist unbedingt mit den entsprechen-
Aerosolabscheider sind sowohl in Hauben den Sicherheitsvorkehrungen dafür zu sor-
als auch in Decken zu installieren. gen, dass keine zusätzlichen Gefährdungen
für die Beschäftigten entstehen können
Gestrickfilter und Streckgitterfilter (Abb. 11) (siehe DIN EN 16282-8).
dürfen als alleinige Aerosolabscheider we-
gen erhöhter Brandgefahr nicht eingesetzt Beispielsweise ist beim Einsatz von UV-
werden. Zudem besitzen solche Filter einen Lampen folgendes zu beachten:
stark veränderlichen Strömungswiderstand.
• Im Betrieb darf kein blaues Licht sicht-
bar sein. Das Personal muss vor der UV-
4.3.5 Anlagen zur Aerosolnachbehandlung
Exposition sicher geschützt sein.
Auch hochwirksame Aerosolabscheider
können nicht sämtliche Aerosole aus der • Bei der Entnahme von Aerosolabschei-
Abluft abscheiden. Ein gewisser Restanteil dern (z. B. zur Reinigung) müssen die
passiert den Filter. Dadurch kommt es zu UV-Lampen automatisch abschalten.
Ablagerungen in den Abluftluftleitungen Hier besteht ansonsten die Gefahr des
und an Ventilatoren. Diese Ablagerungen „Verblitzens“ der Augen.
stellen gefährliche Brandlasten dar. Zudem • Bei Ausfall der Abluftströmung müssen
verursachen sie unangenehme Gerüche, die UV-Lampen selbstständig abschal-
was immer wieder zu Beschwerden und ten. So ist gewährleistet, dass das ent-
Nachbarschaftsstreitigkeiten führt. Des- stehende Ozon nicht in den Arbeitsbe-
halb werden in der Praxis gerne Nachbe- reich gelangt.
handlungseinrichtungen eingesetzt. Dies
können sein: UV-Lampen, Plasma- und • Kunststoffteile und Elektroleitungen
Ozonanlagen, Elektrofilter, Wassersprüh- müssen UV-beständig sein oder auf an-
einrichtungen, Dosier-Sprühsysteme für dere Weise geschützt werden.

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Abb. 10: Düsenplatte im Einsatz (mit freund-


licher Genehmigung von Halton Foodservice
GmbH, Reit im Winkl)

Abb. 11: Gestrickfilter dürfen als alleinige Aerosolabscheider aus brandschutztechnischen


Gründen nicht verwendet werden.

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5. Küchenzuluft
5.1 Aufgabe der Zuluft Die kühlere und damit schwerere Zuluft brei-
Die Zuluftanlage hat die Aufgabe, die ent- tet sich zunächst schichtartig im unteren Ar-
nommene Abluft zugfrei und ohne Störung beitsbereich aus. Sie unterstützt dadurch
des Thermikstromes über den Kochgeräten den Thermikstrom über den Kochgeräten.
durch gefilterte und ggf. temperierte Luft zu Im Arbeitsbereich entsteht ein sogenannter
ersetzen. „Frischluftsee”. Dies ist eine klimatisch an-
genehme und stofflich nahezu unbelastete
Hierfür werden zwei verschiedene Prinzipi- Zone. Darüber, durch eine Grenzschicht ge-
en der Luftführung eingesetzt: Mischlüftung trennt, unterhalb der Decke befindet sich
und Schichtenströmung. Mittlerweile ist die der konzentrierte Wrasen (siehe Abb. 12).
Schichtenströmung Stand der Technik. Die Höhe dieser Frischluftzone (bis zur
Grenzschicht) wird bestimmt durch den ein-
5.2 Schichtenströmung gebrachten Luftvolumenstrom. Dieser wird
Die Zuführung der Zuluft in den Arbeitsbe- nach der VDI Richtlinie 2052 so berechnet,
reich mit geringer Ausströmgeschwindig- dass die Höhe dieser Frischluftzone über
keit durch großflächige Luftdurchlässe ist Kopf der Beschäftigten reicht.
Grundvoraussetzung für die Ausbildung ei-
ner Schichtenströmung (Abb. 12).

Abb. 12: Schichtenströmung mit bodennahen Luftdurchlässen

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Ggf. ist eine Beheizung der Zuluft notwen- chenherden und dürfen nicht durch eine
dig. Dies dient zur Einstellung der für die ungeeignete Zuluftführung gestört werden.
Strömung erforderlichen Temperaturdiffe-
renz. Die Zuluft sollte aus Gründen der Luft- Bei ungeeigneter Luftzuführung über z. B.
führung ca. 3 °C bis 5 °C kälter sein als die Düsen-, Drall- oder Schlitzauslässe oder un-
Raumluft. kontrollierten Querströmungen durch Fens-
ter oder Türen wird der Thermikstrom abge-
Voraussetzung und Antrieb der Schichten- lenkt und verfehlt die Ablufthaube (siehe
strömung sind Thermikströme. Diese ent- Abb. 13).
stehen über heißen Oberflächen wie Kü-

Abb. 13: Querströmung lenkt den Wrasen an der Ablufthabe vorbei.

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5.3 Mischlüftung 5.5 Luftdurchlässe für Schichtströ-


Alternativ kann die Küchenbelüftung als Mi- mungssysteme
schlüftung ausgeführt werden. Hierbei wird 5.5.1 Quellluftdurchlässe
die Zuluft mit hoher Geschwindigkeit einge-
Quellluftdurchlässe sind bodennah instal-
bracht und dadurch in die Luft im Arbeitsbe-
lierte Einrichtungen zur Einbringung von Zu-
reich eingemischt. Diese Lüftungsform ist
luft in den Arbeitsbereich. Sie bringen die
weniger effizient als die Schichtenströmung
Luft mit geringer Geschwindigkeit über gro-
und stört durch Verwirbelung die Thermik-
ße Flächen ein. Strömungstechnisch stellen
ströme. Die Wrasen werden bewusst gleich-
sie die beste Lösung dar, da die Luft auf kur-
mäßig im Raum verteilt und geringfügig ver-
zem Wege ohne Kontamination direkt in den
dünnt.
Atembereich der Beschäftigten gelangt.
Durch den zusätzlichen Platzbedarf kann
5.4 Umluftsysteme der Einsatz der Quellluftdurchlässe in engen
Zunehmend werden für Küchen auch Um- Küchen problematisch sein.
luftsysteme angeboten. Diese ersetzen je-
doch keine Zu- und Abluftanlage im Sinne Es gibt zahlreiche praktische Umsetzungs-
der Arbeitsstättenverordnung (DGUV-Regel beispiele von Schichtenströmung über
110-003, DIN EN 16282-1, VDI Richtlinie Quellluftdurchlässe in Küchen. Zur Anpas-
2052). sung an die baulichen Verhältnisse werden
verschiedene Bauformen angeboten:
Es ist vorgeschrieben, dass Abluft aus Kü-
• zylinderförmige Quellluftdurchlässe, die
chen nicht als Zuluft genutzt werden darf
als Viertel-, Halb- oder Vollzylinder im
(ASR A3.6 „Lüftung“). Nur wenn mindestens
Raum, an der Wand oder den Raumecken
die gleiche Sicherheit und der gleiche
positioniert werden (Abb. 14 und Abb.
Schutz der Gesundheit der Beschäftigten er-
16), sowie
reicht wird (wie bei der Verwendung von her-
kömmlichen Ab- und Zuluftsystemen) kann • flache Quellluftdurchlässe, die vor der
eine Verwendung von Umluft zulässig sein. Wand angebracht werden oder bündig in
Bislang ist keine technische Anlage mit Um- die Wand integriert sind (Abb. 15).
luft bekannt, die diese Forderung längerfris-
tig erfüllt.

Luftreiniger mit Umluftprinzip können lastre-


duzierend wirken. Eine Lüftungsanlage kann
aber dadurch nicht ersetzt werden.

19
ASI 2.19

Abb. 14: Der Quellluftdurchlass (Viertelzylinder) in der Ecke ist über dem Fußboden positio-
niert. Dadurch ist eine leichte Reinigung unter dem Auslass möglich.

Abb. 15: Ein in der die Wand integrierter flacher Quellluftdurchlass


(mit Spritz- bzw. Reinigungsrand).

20
ASI 2.19

Abb. 16: In das Küchenmöbel integrierter halbzylindrischer Quellluftdurchlass.

Gegenüber flachen Quellluftdurchlässen Die Auslässe sollten aus Edelstahl gefertigt


können mit zylinderförmige Quellluftdurch- und konstruktiv so gestaltet sein, dass eine
lässe aus geometrischen Gründen höhere Außen- und Innenreinigung leicht möglich
Luftgeschwindigkeiten gewählt werden. Da- ist (Stichwort: Hygienic Design). So dürfen
mit kann, bezogen auf die Luftdurchlassflä- nach der Reinigung keine Flüssigkeitsla-
che, mehr Luftvolumen zugluftfrei einge- chen im Innenraum verbleiben. Durch ent-
bracht werden. So kann bspw. bei 20 °C Zu- sprechende Einbauten (z. B. Wabenmatte,
lufttemperatur die Luftgeschwindigkeiten Textilschläuche, Luftleitbleche) soll erreicht
bei flächenförmigem Quellluftdurchlass werden, dass die Ausströmgeschwindigkeit
0,2 m/s, bei zylinderförmigem Quellluft- über die gesamte Auslassfläche möglichst
durchlass hingegen bis 0,4 m/s betragen. homogen ist. Aus hygienischen Gründen ist
Wegen der Zugluftgefahr sind jeweils die ein Mindestabstand von 20 cm vom Boden
Abstände zu den Arbeitsplätzen zu prüfen. empfehlenswert. Die maximale Ausström-
höhe sollte 2,0 m nicht überschreiten

21
ASI 2.19

Deckenbereich in den Arbeitsbereich auf,


jedoch in einem deutlich geringeren Maß
als bei der Mischlüftung. Dies wurde in Ver-
suchen nachgewiesen und in der Praxis be-
stätigt.

Mit einer Schürze (siehe Abb. 19) kann der


Rücktransport von Wrasen in den Arbeitsbe-
reich minimiert werden.

Als Kompromisslösung kann auch mit einer


Kombination von bodennahen Quellluft-
durchlässen und Verdrängungsluftdurchläs-
sen an der Decke gearbeitet werden.

Abb. 17: Textiler Luftsack zur gleichmäßigen


Verteilung der Zuluft.

5.5.2 Verdrängungsluftdurchlässe
Sollte Platzmangel im Arbeitsbereich die
Installation der Quellluftdurchlässe nicht
erlauben, so kann alternativ auf Verdrän-
gungsluftdurchlässe für die Zulufteinbrin-
gung zurückgegriffen werden.

Hierbei handelt es sich um großflächige, de-


ckenbündig montierte Luftdurchlässe (Bei-
spiel siehe Abb. 18). Auch hier ist auf eine
geringe Luftaustrittgeschwindigkeit (unter
0,2 m/s) zu achten. Damit die Zuluft in den
Arbeitsbereich absinken kann, muss sie ca.
3 bis 5 °C kühler sein als die Raumluft.
Abb. 18: In eine Küchendecke integrierter Ver-
Bei dieser Konstruktion tritt zwar ein gerin- drängungsluftdurchlass.
ger Rücktransport belasteter Luft aus dem

22
ASI 2.19

Abb. 19: Verdrängungsluftdurchlass mit Schürze

6. Berechnung der Luftströme


Die Berechnung der erforderlichen Zu- und • Geometrie der Aufstellung,
Abluftströme erfolgt nach der VDI-Richtlinie
• Art der Zulufteinbringung und weitere.
2052 oder der DIN EN 16282-1.
Die Auslegung der Küchenlüftung ist kom-
Hierbei geht eine Vielzahl von Einflussgrö- plex und wird daher in dieser ASI nicht wei-
ßen ein, wie z. B. ter behandelt. Sie wird üblicherweise von
Personen mit Expertise im Bereich Lüftungs-
• Art der Koch- und Bratgeräte,
technik vorgenommen.
• Leistung und Energieart,

23
ASI 2.19

7. Reinigung und Wartung


7.1 Voraussetzungen 7.2.2 Reinigungsintervalle
Luftleitungen sollen möglichst kurz, mit we- Aerosolabscheider (Abb. 20) sind arbeits-
nigen Umlenkungen und aus glattem Mate- täglich auf Verunreinigung zu prüfen und bei
rial ausgeführt werden. Bedarf zu reinigen. Bei starkem Fettanfall
kann eine tägliche Reinigung der Abschei-
Besteht die Möglichkeit, dass es zu einer
der in der Spülmaschine notwendig sein.
Taupunktunterschreitung an der Innen- bzw.
Außenseite der Luftleitungen kommen Küchenlüftungsdecken und -hauben sind re-
kann, ist eine geeignete Wärmedämmung gelmäßig auf ihren Verschmutzungsgrad zu
anzubringen. Alternativ ist auch eine Lei- prüfen und bei Bedarf zu reinigen. So soll-
tungsführung mit Gefälle und geeigneter ten Küchenlüftungshauben täglich und -de-
Entleereinrichtung möglich. cken mindestens monatlich auf Verschmut-
zungen geprüft werden.
Abluftleitungen sind dicht gegen den unbe-
Die Komponenten der Abluftanlage (z. B.
absichtigten Austritt von Fett und Wasser
Abluftleitungen, Ventilatoren, Aggregatkam-
auszuführen.
mern) sollen mindestens halbjährlich ge-
prüft und bei Bedarf gereinigt werden. Zu
7.2 Abluftanlagen diesem Zweck sind an allen erforderlichen
7.2.1 Allgemeines Stellen, wie Abzweigungen, Querschnitts-
änderungen und Bögen, sowie am Einbau-
Trotz der Aerosolabscheider ist eine Ver-
ort von Komponenten Revisionsöffnungen
schmutzung der Abluftanlage nicht vollstän-
in der Luftleitung vorzusehen. Bei geraden
dig zu vermeiden. Ablagerungen von Fett
Luftleitungen sind mindestens alle 3 m Revi-
und Öl stellen eine gefährliche Brandlast
sionsöffnungen vorzusehen.
dar, sie beeinträchtigen die Funktionsfähig-
keit der Anlage und können zu Geruchsbe-
7.3 Einfache Zuluftanlagen
lästigungen in der Nachbarschaft führen.
In kleineren Küchen werden häufig einfa-
Daher sind alle Komponenten der Abluftan- che Zuluftanlagen mit den alleinigen Luft-
lage regelmäßig zu prüfen und bei Bedarf zu behandlungsfunktionen "Filtern" und "Er-
reinigen. wärmen" eingesetzt. An diesen einfachen
Anlagen können unter Umständen einfache
Bei dem Abluftventilator kann es durch Un- Kontroll- und Wartungsaufgaben auch vom
wucht des Flügelrades zu einer Funktions- Betreiber selbst vorgenommen werden. Ein-
störung kommen. Fettablagerungen auf ei- fache Zuluftanlagen für den Küchenbereich
nem überhitzen Motor eines Ventilators bestehen aus folgenden Komponenten:
stellen eine ernstzunehmende Brandgefahr • Außenluftdurchlass (zur Ansaugung der
dar. Aus diesem Grund sollen Motoren von Außenluft),
Abluftventilatoren möglichst nicht direkt im
• Luftfilter,
Abluftstrom verbaut sein.
• Heizregister,
• Ventilator,
• Luftleitungen und Luftdurchlässe (in die
Küche hinein).
24
ASI 2.19

Abb. 20: Aerosolabscheider auch Flammschutzfilter genannt

Sofern eine Person die für eine Anlage erfor- Die Kenntnisse des Aufbaus und der Funkti-
derlichen Kenntnisse besitzt, kann er einfa- onsweise der Lüftungsanlage sowie der Rei-
che Kontroll-, Reinigungs- und Wartungsar- nigungs- und Wartungshinweise kann aus
beiten wie z. B.: der Betriebsanleitung der Anlage entnom-
men werden. Es ist ratsam, sich eine Vor-
• Kontrolle und Reinigung der Luftfilter- Ort-Einweisung des Herstellers bzw. einer
kammer, Fachfirma geben zu lassen. Eine schriftliche
• Kontrolle der Differenzdruckanzeige, Bestätigung über diese Vor-Ort-Einweisung
als Nachweis wird empfohlen.
• Kontrolle und Wechsel der Luftfilter,
Zuluftanlagen unterliegen einer geringeren
• Reinigung des Heizregister und Verschmutzung als Abluftanlagen. Sie ha-
• Kontrolle und Reinigung des Zuluftven- ben allerdings großen Einfluss auf die Hygi-
tilators ene in der Küche und sind daher auch regel-
mäßig zu warten und zu reinigen (Intervalle
vornehmen. siehe Anhang).
Im Rahmen dieser Tätigkeiten ist auf Ver-
schmutzungen, Insektenbefall, sichtbaren
Schimmel, Korrosion, Feuchtigkeit und Be-
schädigungen zu achten.
25
ASI 2.19

Abb. 21: Luftleitung mit Revisionsöffnung zur Innenkontrolle der Leitung

7.3.1 Außenluftdurchlässe Zur Abhilfe sind Ansaugbereiche regelmäßig


Außenluftdurchlässe sind an Orten zu ins- zu kontrollieren und bei Bedarf zu reinigen.
tallieren, an denen die angesaugte Außen- Das Eindringen von Kleintieren ist durch In-
luft möglichst wenig belastet ist. Die An- sektengitter zu verhindern. Fehlende, ver-
saugöffnung sollte sich mindestens 3 m rostete oder beschädigte Schutzgitter sind
über dem Boden (höhere Belastung im Bo- umgehend zu ersetzen.
denbereich) und nicht in der Nähe von Bäu-
men, Büschen oder dem Fortluftdurchlass Gegebenenfalls ist es sinnvoll, Ansaugöff-
befinden. Bei Bedarf ist ein Wetterschutz nungen in weniger belastete Bereiche zu
anzubringen. verlegen bzw. die schädlichen Einflüsse zu
beseitigen, z. B. durch Versetzen von Abfall-
In der Praxis sind häufig die folgenden Män- behältern. Damit können Kosten durch län-
gel zu finden: gere Filterwechselintervalle eingespart wer-
den.
• durch Vogelkot/-nester, Laub, Tiere und
Insekten oder Abfälle verschmutzte An-
Gegebenenfalls ist der Einbau einer zusätz-
saugbereiche,
lichen Filterstufe oder die Verwendung von
• erhöhte Staub-, Abgasbelastung, z. B. Luftfiltern mit besserem Abscheidevermö-
durch Straßenverkehr, Nähe zu Fortluft- gen (höhere Filterklasse) sinnvoll.
durchlässen, Abfalllager usw.,
• Korrosion (z. B. verrostete Lüftungsgit-
ter).

26
ASI 2.19

Abb. 22: Stark verschmutzte und hygienisch inakzeptable Situation


Zuluftansaugung im Bodenbereich.

• Der Eintritt von Regenwasser ist konst-


7.3.2 Zuluftleitungen ruktiv zu verhindern.
Die Reinheit der Zuluftanlagen beeinflusst
• Der Bildung von Kondensat (Schwitz-
maßgeblich die Hygiene der Küchenluft.
wasser) durch die Taupunktunterschrei-
Feuchtigkeit und Verunreinigungen fördern
tung, ist konstruktiv vorzubeugen.
die Vermehrung von Mikroorganismen.
In der Praxis sind vor allem die folgenden • Das Auftreten von lebenden bzw. to-
Punkte zu beachten: ten Insekten weist auf Mängel in der
Luftansaugung hin.
• Ablagerungen wie z. B. Staub, Schmutz,
Pollen und Vogelkot sind zu vermeiden.

27
ASI 2.19

7.3.3 Luftfilter Für die Reinigung und Prüfung der Heizungs-


Die Zuluft soll durch einen Vorfilter (Filter- anlage muss in ausreichenden Zeitabstän-
klasse M5) und einen Feinfilter (mindestens den eine Fachfirma beauftragt werden. Um
Filterklasse F7) geführt werden. Durch die Funktionsstörungen und vorzeitigen Ver-
Ansammlung der Verunreinigungen auf den schleiß zu vermeiden wird ein Wartungsver-
Filtern werden diese nach gewisser Zeit un- trag mit einer Fachfirma empfohlen.
brauchbar. Einflüsse, wie z. B. Feuchtigkeit
oder Schimmelpilzwachstum, verkürzen die 7.3.5 Zuluftventilator
Einsatzdauer zudem. Die Filter sind deshalb Der Zuluftventilator ist regelmäßig auf sei-
regelmäßig zu kontrollieren und bei Bedarf ne Funktion und Verunreinigungen zu über-
auszutauschen. Beim Wechsel ist unbedingt prüfen. Gegebenenfalls ist für eine Wartung
auf den ordnungsgemäßen Einbau und rich- bzw. Instandsetzung oder einen Austausch
tigen Sitz der Dichtungen zu achten. Ein We- eine Fachfirma zu beauftragen.
chsel des Luftfilters ist zu dokumentieren
(siehe auch Anlage). 7.3.6 Zuluftdurchlässe
Verdrängungsluftdurchlässe sind regelmä-
Ein Zusetzen der Luftfilter wird durch Über- ßig zu prüfen und bei Bedarf zu reinigen.
schreiten des zulässigen Differenzdruckes Das gilt besonders für vorhandene Einbau-
(Abb. 23) angezeigt, Filterleckagen und -be- ten.
schädigungen dagegen durch auffälligen
Druckabfall. Daher ist der Differenzdruck re- 7.4 Komplexe Lüftungsanlagen
gelmäßig zu kontrollieren.
Für die Reinigung, Wartung und Instandset-
7.3.4 Wärmeübertrager zung komplexer Anlagen sind spezielle
fachliche Kenntnisse und Erfahrungen erfor-
Wärmeübertrager (auch Heizregister ge- derlich. Hierzu sind entsprechende Fachfir-
nannt) haben die Aufgabe, die Außenluft men zu beauftragen.
bei Bedarf auf die erforderliche Zulufttem-
peratur zu erwärmen. Für Hygienekontrollen und Hygieneinspekti-
onen an raumlufttechnischen Anlagen grö-
Mögliche Mängel sind Verschmutzungen, ßeren Umfangs oder an Anlagen mit zusätz-
Korrosion, Beschädigungen und Undichtig- lichen Luftbehandlungsfunktionen, wie z. B.
keiten sowie Funktionsstörungen. Für Repa- Befeuchtung, sind umfangreichere Kennt-
raturen bzw. einen Austausch des Registers nisse und eine spezielle Hygieneausbildung
ist üblicherweise eine Fachfirma zu beauf- erforderlich. Die Anforderungen für diese
tragen. komplexeren Anlagen sind in der Richtlinie
VDI 6022 geregelt.

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ASI 2.19

Abb. 23: Manometer zum Ablesen des Differenzdrucks,


der am Filter anliegt.

8. Literatur
Arbeitsstättenverordnung DIN EN 16282 „Bauelemente in gewerbli-
chen Küchen - Einrichtungen zur Be- und
DGUV Regel 110-003 „Arbeiten in Küchenbe- Entlüftung“
trieben“
FSA Bericht „Einfluss der Zuluftführung auf
VDI 2052 Blatt 1 „Raumlufttechnik Küchen“ die Konzentration verschiedener Schadstof-
(VDI-Lüftungsregeln) fe im Arbeitsbereich von Küchengeräten”
(F-01-9501)
VDI 2052 Blatt 2 „Raumlufttechnik Küchen,
Reinigung von Abluftanlagen“ Deutsche Gesellschaft für Fettwirtschaft, In-
ternet: www.dgfett.de
VDI 2052 Blatt 3 „Raumlufttechnik Küchen,
Reinigung von Abluftanlagen, Schulungen“

VDI 6022 Blatt 1: „Hygiene-Anforderungen


an Raumlufttechnische Anlagen und Gerä-
te“

29
30
Anhang :
Mustervordruck „Kontroll- und Wartungsplan für einfache Zuluftanlagen”
ASI 2.19

Jahr
Kontroll- und Wartungsplan für einfache Zuluftanlagen (geringe räumliche Ausdehnung, nur Funktionen "Filtern" und "Erwärmen")
Anlagenbereich Tätigkeit empfohlene gegebenenfalls Bemerkungen Erledigungs- Verantwortliche
Fristen1 durchzuführende datum Person/Unterschrift
Maßnahmen für Erledigung
Außenluftdurchlässe Sichtkontrolle auf 12 Monate Reinigung Hygieneproblem:
Verschmutzungen, (Betreiber) z. B. Vogelkot, 1._________ ____________
Beschädigungen, VDI: 6 Monate Laub, Insekten
Korrosion Instandsetzung 2.__________ ____________
(Fachfirma)

Luftleitungen Sichtkontrolle innen 12 Monate Reinigung Gegebenenfalls


bzw. außen auf Ver- (Betreiber) ausreichende
schmutzungen, In- VDI: 6 Monate Zahl von War- 1._________ ____________
sektenbefall, Be- Instandsetzung tungsöffnungen
schädigungen, (Fachfirma) installieren 2._________ ____________
Flüssigkeit, Korro-
sion

Luftfilter, Kontrolle des Diffe- 3 Monate Auswechseln der Gegebenenfalls 1._________ ____________
Luftfilterkammer renzdruckes Luftfilter bzw. Differenzdruckan- 2._________ ____________
VDI: monat- Dichtungen zeige installieren 3._________ ____________
lich lassen! 4._________ ____________

Prüfung auf Ver- 3 Monate Auswechseln der Bei Staubentwick- 1._________ ____________
schmutzung, Be- betroffenen Filter lung Atemfilter 2._________ ____________
schädigung/Lecka- bzw. Dichtungen (z. B. FFP 2) 3._________ ____________
gen, Gerüche (Betreiber) tragen! 4._________ ____________
Filterwechsel der 1. 12 Monate Reinigung der Fil- Bei Filterwech-
Filterstufe terkammer, Filter- sel und Reinigung
wechsel (Betrei- der Filterkammer
ber) Atemmasken der ___________ ___________
Klasse FFP2 tra-
Filterwechsel der 2. 24 Monate Reinigung der Fil-
Filterstufe gen!
terkammer, Filter-
wechsel (Betrei-
ber) ___________ ___________
Wärmeübertrager Sichtkontrolle auf 6 Monate Reinigung Wartungsvertrag
Verschmutzung, Be- (Betreiber) mit Fachfirma 1._________ ____________
schädigung, Dicht- wird empfohlen
heit, Korrosion Instandsetzung 2._________ ____________
(Fachfirma)

Zuluftventilator Sichtkontrolle auf 6 Monate Reinigung


Verschmutzung, Be- (Betreiber) 1._________ ____________
schädigung, Dicht-
heit, Korrosion Instandsetzung 2._________ ____________
(Fachfirma)

Zuluftdurchlässe Prüfung auf Ver- 12 Monate Reinigung,


schmutzung, Be- auswechseln,
schädigung und einstellen (ggf.
richtige Einstellung Fachfirma)
der Zuluftlamellen
___________ ___________
1
Bei besonderen Bedingungen oder höher Belastung der Anlage sind kürzere Kontroll- und Wartungsfristen erforderlich.

Weitere Bemerkungen

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ASI 2.19
Diese und alle anderen verfügbaren ASIs finden Sie hier zum Download:
Berufsgenossenschaft
Nahrungsmittel und Gastgewerbe

Dynamostraße 7 - 11
68165 Mannheim
www.bgn.de

Stand: 05.20

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