J eder weiß: Radfahren ist gesund, klimaschonend
und gerade in der Münchener Innenstadt eine
A Radlhauptstadt München?
schnelle Alternative zum Auto.
ber
was
macht die
Stadt München effektiv für den Radler? Ist der
selbstgegebene Titel ‚Radlhauptstadt‘ überhaupt
angemessen, wo doch gefühlt jeder Autofahrer einen
ewigen Kampf gegen die ‚Rowdies auf zwei Rädern‘
führt? Immerhin: In den vergangenen zwei Jahrzenten
wurden über 32 Millionen Euro in den Ausbau des
Radwegnetzes investiert und München ist nach
Münster einer der Hauptvertreter beim
Fahrradverkehrsaufkommen (etwa 1 4% aller
Fahrten). Das auch nicht ohne Grund, denn die
Radler genießen hier durchaus einige Privilegien, wie
z.B. offene Einbahnstraßen, eines der
bestausgebautesten Stadtradnetze Europas und der
politische Wille zur Radförderung. Und: Die
selbsternannte Radlhauptstadt veranstaltet
regelmäßig Gebrauchträdermärkte oder Reparatur-
Crashkurse um auch nicht Rad-versierte Leute mit
dem Stahlross vertraut zu machen und bietet zudem
mobilität
E
online einen Fahrrad-Routenplaner an.
s gibt aber auch Barrieren für Radler, von engen
Straßen ohne Radweg,
dafür aber mit hupenden
Grantlern, mal abgesehen.
Wer seinen Drahtesel schnell
und umweltschonend mit
dem MVV transportieren will,
zahlt extra und muss
Sperrzeiten berücksichtigen. Ein anderes Problem:
Selbst eine Fahrt mit der S7 im Winter scheint
verlockender und schneller, als der Versuch den alten
Stadtkern im Sommer in Nord-Süd Richtung mit dem
begrünung
Rad zu durchqueren. Konfliktpotential dürfte auch
das Radwegurteil bieten: So können Radfahrer nur
dann zur Radwegbenutzung gezwungen werden,
wenn eine unmittelbare Gefahrenstelle besteht.
Inwiefern das gut oder schlecht ist, liegt jedoch im
A
Auge des Betrachters (Auto vs. Radfahrer).
lles in allem kann man sagen, dass die Stadt
sich bemüht, Radler in München noch mehr
zu etablieren, Nadelöhre zu beseitigen und vor allem
auf die Leute zuzugehen, auch wenn ein utopischer
Radfahrzustand wie in Münster wohl eher nicht
erreicht werden kann (Verkehrsaufkommen etwa
35% aller Fahrten). Ob und mit welchem Erfolg die
gesetzten Ziele erreicht werden, zeigt sich in den
nächsten Monaten - pünktlich zur neuen Radlsaison.
Bis dahin bleibt natürlich noch viel Spielraum selbst
aktiv zu werden. Neben der Organisation der ersten
Radtour 201 1 steht bestimmt auch noch ein
Luftdruck- und Bremsencheck an.
München ist am Ackern...
Tobias Traut
http://www.radlhauptstadt.muenchen.de/
http://www.radlhauptstadt.muenchen.de/fileadmin/R
edaktion/PDF/1 00505_sicherheitsfolder_web.pdf
Interview mit einem
anonymen Guerilliagärtner:
Was ist denn jetzt Guerilla Gardening? Kurze
Definition? Mhmmmm...sinnvolle Nutzung von
öffentlichem Raum.
Aaaaha! Und jetzt ein bisschen detaillierter?
Das ist...wenn du städtische Flächen die brach liegen
oder einfach hässlich sind, Randstreifen oder so) auf
eigene Faust verschönerst. Blumen pflanzen,
Gemüse anbauen....
Und wann hast du das zum ersten Mal
gemacht? Wie bist du dazu gekommen? Im
Frühjahr letzten Jahres hat mein Vater hat mir davon
entwicklung
erzählt; er hat mir ein Buch mitgebracht, "Guerilla
Gardening" von Richard Reynold. Und dann hab ich
mal im Internet geschaut, was es da in München so
gibt - und bin auf Green City gestoßen. Da sind ab
und zu mal Planungstreffen für solche Aktionen, da
kann jeder hin.
Okay... und wie läuft das dann ab, so ne Aktion?
Erstmal braucht man die Pflanzen. Manchmal gibt es
I
m Sommer 201 0 schrieb die Stadt München den
Wettbewerb ‚Open Scale‘ aus, in dem
zukunftsweisende Ideen für die Stadtplanung
Münchens gesucht wurden. Die Aufgabe und den
Maßstab konnten die Teilnehmer selbst wählen. Den
ersten Platz erhielt das Projekt ‚Agropolis‘ von einem
Entwurfsteam der TU München und des Büro für
D
Landschaftsarchitektur "bauchplan".
er Entwurf sieht vor für die
Stadterweiterungsflächen Freiham auf einem
Teilgebiet übergangsweise einen öffentlichen
Agrikulturpark anzulegen an dem die Städter selbst
ihr Obst und Gemüse anpflanzen können. Das
Projekt ist schon am Laufen und so konnten letzten
Leute, die ein paar spendieren, machmal gehen wir
aber auch einfach auf den Friedhof und schauen, was
da so an "Grünabfall" anfällt. In den Containern sind
oft noch richtig gute Sachen. Ach ja, und Green City
hat auch eigene Parzellen im Bildungszentrum, da
lässt sich auch eigenes ziehen.
Treffpunkt ist das Green City Büro, in der Regel
abends zwischen 22 und 24 Uhr. Und dann gehts's
halt los, mit Leiterwagen und Schaufeln.
....sehr cool. Manchmal haben wir auch schon
Schilder mit aufgestellt, mit "BITTE GIESSEN", oder
so. Das ganze kommt ziemlich gut an bei den Leuten
und manche kümmern sich dann auch wirklich in
Zukunft um die Pflanzen. Wenn nicht...dann schaut
halt immer mal wieder wer von Green City vorbei.
Interview geführt von Regina Prade
Herbst die ersten selbstgepflanzten Radieschen
D
geerntet werden. Soweit die Realität.
ie Architekten schlagen in ihrer Vision sogar
vor, alle Flachdächer in der Stadt München in
Gärten und Äcker zu verwandeln. Da werden
Hausbesitzer in vielleicht die Qual der Wahl der Wahl
zwischen Gemüsebeet oder Solarkollektor auf dem
Dach haben.
Regina Prade
Florian Raabe
wirklich nicht mehr an.
andere Geschichte? Den Schuh zieh ich mir heute
Hasenbergl bauen? Aber das ist nun wirklich eine
geplanten Konzertsaal, sofern er kommt, nicht ins
Konzepte – Querdenken ist gefragt: Warum den
soziale Stadtentwicklung bedarf es kreativer
Giesing oder Schwabing ziehen müssen. Für eine
nicht mehr nur um „hip“ zu sein nach Haidhausen,
jedes Viertel seine KünstlerInnen beherbergt, und wir
Auf dass die Stadt kreativ, bunt und lebenswert bleibt,
asst den „Alles muss raus“- Rufen
L
entgegentreten, statt den Stillstand zu ertragen.
heftigsten Gefechten ihre Bevölkerung schützen.
verloren. In einem Wachstumssystem kann sie nur in
e Stadt hat die Gestaltungshoheit über ihr Territorium
D Prinzipien
stadt
Welt.
dieser
rn
chleude
i
Dreckss
kämpfen wir Grüne - Don Quijote gleich - gegen die
das Problem der Wasserverschmutzung und dennoch
stecken dürfen. Die alten Römer hatten auch schon
machen kann und wir getrost den Kopf in den Sand
Erkenntnis bringen, dass man dann erst recht nichts
beklagten die Gentrifizierung. Aber sollte uns dies die
stoßen. Apropos Brutus, schon die alten Römer
die KünstlerInnen aus ihren Kreativpalästen zu
zeitverzögert umsetzt um dann – Brutus gleich – auch
welche den teuflischen Plan der Aufwertung
Investmentbanker ist nur der Knappe des Künstlers,
grausamster Weise Flair versprüht.“ Der
auf. Da wird gnadenlos kreativ gestaltet und in
IMPRESSUM
GRÜNE JUGEND MÜNCHEN
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
KREISVERBAND MÜNCHEN
SENDLINGERSTR. 47
80331 MÜNCHEN
termine
27. April Mitgliederversammlung mit Podiumsdiskussion: "Freie Kulturszene in
München" mit Zehra Spindler (Veranstaltungsgeneratorin, Puerto Giesing, we-R-japan), Benjamin
David (Die Urbanauten, Kulturstrand), Florian Roth (Stadtrat), Jennifer Kozarevic
(Pressesprecherin Kulturreferat)
1 8:30 Stadtbüro Die Grünen, Sendlinger Str. 47
1 0. Mai Stadtspaziergang: „Gentrifizierung“ mit Christiane Thalgott, ehemalige Stadtbaurätin
1 9.Mai Diskussion Gentrifizierung im Hauptbahnhofviertel 1 8:30 Stadtbüro Die Grünen
25. Mai Mitgliederversammlung mit
Verkehrsplanung1 8:30 Stadtbüro Die Grünen
6. Juni Podiumsdiskussion "Zweite Stammstrecke - Chancen, Risiken, Alternativen"
1 8:30 Stadtbüro Die Grünen
gentrifizierung
titel termine mobilität
KünstlerInnen die Schuld:
ZeitgenossInnen geben den alten Hosen, den
„
inkognito in die Viertel und werteten hier gnadenlos
- noch schlimmer als Investmentbanker –
Diese verdammten Künstlerinnen kamen
keiner schaut hin. Die besonders geistreichen I kultur inhaltsverzeichnis
glosse
begrünung
n München wird gnadenlos gentrifiziert – und
Laden steht ein Schild: „München“
Die Ladenbesitzerin heißt Rathaus und vor dem
des Kleidermarktes werden
Vertretern der Modekonzerne umgekrempelt wird.
liebevoll eingerichteter Laden von diversen
E
Ladenbesitzerin teilnahmslos zuschaut wie ihr
s ist eine groteske Situation, in der die
Ausreden.
Gesetze des Marktes. Keine Chance“, lauten ihre
„Des war schon immer so.“, denkt der andere. Die
„
„Das ist nun mal der Lauf der Zeit“, sagt die eine;
Viertel. Zu arm, zu dreckig, zu kreativ.“
Alle – alle müssen raus.“ „Raus aus dem
ertönt wieder:
Winterschlussverkauf, sondern Gentrifizierung und es
so laut hören zu müssen. „Wertschöpfungsdruck,
in die Ecke, um die „Alles muss raus“-Rufe nicht mehr
Menschen, heißt es
eht es nicht mehr um Kleider sondern
G nicht
zurückzufordern, verkriecht sich die Ladenbesitzerin
der Konsumtempel ausgespuckt.
statt die nötigen Kompetenzen, die Gestaltungshoheit
Platz für neue Ware; das Alte wird aus dem Rachen
Glockenbach müssen schicken Röcken weichen. Aber
schaffen. So schnell wie möglich, alles muss raus.“
Kleidungsstücke. Auch die alten Hosen am
muss raus. Das Alte soll weg, um neuem Platz zu
entledigt sich gerade 40 ihrer bunten
von allen Ecken der Einkaufsmeilen an: „Alles, alles
Hier ist kein Platz mehr für Sie!“ Die Domagkstraße
Den Winterschlussverkauf. Rote Schilder schreien uns
tagtäglich statt. Gnadenlos heißt es „Sie müssen raus.
Durchatmen, wir haben das Schlimmste überlebt:
Escadaeskapaden auf dem Wohnungsmarkt finden
Modelinien von Dior, D&G und Escada. Die
Morgen – endlich: Der Frühling ist da.
ogelgezwitscher, kein Frösteln mehr am
V
Menschen ausgetauscht wie die neuen
übernommen. Statt Kleidungen werden Alles muss raus, Ausverkauf, alles muss raus.
widerspruchslos auf dem Wohnungsmarkt
PUSTEBLUME
grüne jugend münchen
stadtentwicklung?
Vortrag: Zukünftige städtische
1 /201 1
D PRESI M
U MS
ie freie Kulturszene in München hat sich in Heimat der Macher sind die alte Kongresshalle, der Über die Brücke zur Praterinsel. Rechts das Alpine begrenzt? Der Vertrag lief von Anfang an nur immer red a
den letzten Jahren weiterentwickelt und kann Kongress Garten und die Kongress Bar. Zudem stand Museum, links die Landesanstalt für politische für ein Jahr. So ist das oft bei Künstlern. Sie müssen g e i g e kt i o n a n
problemlos mit Städten wie Berlin oder Hamburg das Stadtmuseum dem Erfolgsteam zwei Monate als Bildung. Durch ein Eisentor geht es in einen zur Zwischennutzung herhalten. tobi a r @ l ej l a h d rea s ba
zu r l a s tra u t @ g a su ki c @ rtl @ m a tti
»Ich führe ein Insulanerleben«
mithalten. Die Künstler kämpfen schon lange um ihr Zwischennutzungsmöglichkeit zur Verfügung. Im
g ra f g e eoffre reg i n a a d e v
Januar und Februar 201 1 wurde das Münchner y wa r pra d i rg i l i o
Stadt im Aufwind
Bestehen in der Landeshauptstadt – mit Erfolg!
i ke n l i es @ e @ fl o @ l i sa
g est re gina
M
a l tu p s a ra h w ri a n ra a
. d . P g a n d re ra d e
V. i . S n

gentrifizierung?
ünchen hat auf kultureller Ebene viel zu etzel be @
bieten, war aber bislang kein solcher Stadtmuseum zum ‚Nachtmuseum‘ und war eine Innenhof. Rege Aktivitäten: Events auf der Praterinsel www . m a
tti a s b ar @ j u l i an
. d e a d e vi r tl @ m a tt
.g jm
Anlaufpunkt wie andere deutsche Großstädte. So war beliebte Anlaufstelle für die freie Szene. Sogar von heißt der Slogan. In einem kleinen Haus mit Was bedeutet die i n fo@ g i l i o ia de
Berlin bislang für viele junge KünstlerInnen und offiziellen Stellen wurde es nicht nur geduldet, man Hirschgeweih, Austellungspostern und altem Benz Umgebung für deine gjm. d vi rg i l i
stellte sogar die Räumlichkeiten zur Verfügung und Arbeit? Diese Insel ist
e o
Kreative eine interessante und vor allem günstige arbeitet Wolfgang Flatz - Aktionskünstler, dreimaliger
begrüßte die wiederbelebte Clubszene. Aber auch

kultur
Wahl. Das teure Pflaster München hat sich aber documtenta Teilnehmer, Professor. Man klopft an die einer der schönsten und
weiterentwickelt und die Subkulturszene wird zum Lesungen, Kunstausstellungen und Kurzfilmabende in einem riesigen Poster versteckte Tür. Flatz öffnet attraktivsten Plätze zum
neuen Geheimtipp. fanden dort statt und fanden freundlich und tätowiert- „Servus - Arbeiten in
große Zustimmung beim Deutschland. Künstler

B
Flatz.“ - und bittet zum Tee. margarete_bause_mdl
esonders das ‚Puerto Giesing‘ hat für Publikum. Das Atelier ist ein langer Raum werden oft an die Peripherie der Stadt gedrängt. „Auf den Parkplätzen wechseln sich Cabrios und SUVs ab, aus der Bäckerei ist ein apple store

E
Aufmerksamkeit gesorgt und Münchens vollgestopft mit Gegenständen. Ein Hier ist es anders. Wir sind hier mitten in der Stadt. geworden und von 1 0 Wohnungen im Haus werden 5 nur während der Opern- und Filmfestspiele
Stadtteil Giesing aufblühen lassen. Das ehemalige in weiteres Highlight in Elefantenkopf, eine Uniform, ein Auto, Natürlich beeinflusst der Ort Klima und bewohnt.“
‚Hertie‘-Kaufhaus wurde als temporäre Plattform für München ist der Skulpturen, Messer. Während Flatz Befindlichkeit. Mitten in der Natur zu sein ist was
Ausstellungen, Partys und Lesungen zwischengenutzt. ‚Kulturstrand‘, der nun für die Zigarillo-rauchend die Fragen Geiles! Positive ‚Vibrations‘ sozusagen. Das ist für benjamin_david_die_urbanauten
Dank der ‚Veranstaltungsgeneratorin‘ Zehra Spindler nächsten 4 Jahre genehmigt wurde. Geschaffen von beantwortet arbeitet der Schülerpraktikant mich das schönste Atelier - jedenfalls in Deutschland. "Als junge Familie suchen wir seit 9 Monaten bezahlbare Wohnung.Da muss es eine politische Lösung
konnten sich die Künstler von April bis Ende den ‚Urbanauten‘ für die gestressten, hektischen konzentriert an einem Kunstwerk: „Flatz, ich hab das Das hier ist ja die einzige Insel in München, auf der geben. Selbst New York hat ein funktionierendes "rent control" System"
Dezember 201 0 auf einer Fläche von 4000 Bürger Münchens, um abzuschalten und runter
Quadratmetern austoben, bevor das Gebäude zukommen – kurz: Urlaub mitten in München. Dieses
aufgeklebt. Und jetzt?“ man arbeiten kann. Sonst stehen da ja nur
institutionelle Gebäude. Ich lebe ein Insulanerleben. marco_eisenack,_mucbook_klimaherbst_text:bau_verlag Fidolin erklärt:

1
Erfolgskonzept mit richtigem Sand und dem dazu Ja - die Praterinsel nimmt sicher Einfluss auf meine
abgerissen wurde.
Die vier Phasen der Gentrifizierung:
S
"Rund um meinen Verlag im Westend verfolge ich staunend, mit welcher Dynamik man Immobilien
pindler, Initiatorin der Zwischennutzung, steht passendem Summerfeeling konnte München die Arbeit. saniert und aufwertet - vom Ausländerviertel zum Angeberviertel."
auch hinter dem Projekt München 851 und 852. letzten Jahre auf der Corneliusbrücke genießen. Die locken nun massiv kaufkräftige Gentrifier,
Die alternativen Münchner Stadtgeburtstage sind ‚Urbanauten‘ kämpften hart um die Genehmigungen, Könntest du auch in einer anderen Stadt ludwig_hartmann_mdl Investoren und Baugesellschaften an. Die
mittlerweile sehr beliebt, die Künstler und Akteure bis ihr Erfolg amtlich war. Der Kulturstrand wird noch arbeiten? Ich bin viel international unterwegs. “Gentrifizierung? Energet.sanierung = super; hohe mieten und soz.Verdrängung = schlecht. Lösung? Gentrifizierung gewinnt an Eigendynamik: Es
organisieren sich mit Hilfe von der Veranstalterin bis 201 4 bestehen bleiben, jedoch an verschiedenen Durch meine Bekanntheit brauche ich nicht mehr an #München#Erhaltungssatzung#Förderung genossensch. Wohnungsbau” kommt zu massiven Gebäudesanierungen, und

M
selbst auf den Plattformen ‚myspace‘, ‚facebook‘ Orten. den Hotspots zu arbeiten. Deswegen könnte ich beschleunigtem Strukturwandel, welche das Image
sowie über ‚twitter‘. ünchen ist auf dem besten Weg erfolgreich genauso in Hinterdupfing statt in München leben. des Quartiers rapide ansteigen lassen. Plötzlich gilt
zehra_spinler_veranstaltungsgeneratorin_puertogiesing_weRjapan

I
weiter zu blühen. Aber als junger Künstler musst du heute nach Berlin

I
n der freien Szene Münchens ebenfalls ein Begriff Lejla Hasukic Das ist ja ein richtig toller Raum hier, wenn
ist das Team von ‚Der Kongress‘, das hinter dem man von den repräsentativen Gebäuden
Erfolg der ehemaligen ‚Registratur‘ steht. Die neue draußen kommt! Ja - hier kann man es aushalten!
Seit wann arbeitest du auf der Praterinsel? Seit
‘88 lebe und arbeite ich hier. Früher gab es auf der
gehen! Da ist mehr los. Von nichts kommt eben
nichts.
Was hältst du von der Aufwertung von
Gegenden wie der Praterinsel? Man muss sich
vorstellen: Die Praterinsel ist eines der wertvollsten
"Wer Hafen oder Import-Export zur Zielscheibe der Anti- Gentrifizierungsbewegung machen will, der ein ehemals dröges Viertel als ‚In‘ und ‚Hip‘. Mit der
sucht sich die Falschen heraus und bedient sich damit in übler PR-Manier deren medialen n der neuen einkommensstarken Bevölkerung, ihrem
Aufmerksamkeit." Experimentierphase ziehen die Pioniere in ein Nachfrageverhalten und Lebensstil erfolgt der
ärmeres Viertel. Pioniere sind meist junge gebildete strukturelle Ausbau des Viertels. Plötzlich sind nicht
miriam_althammer_KunstImKeller_Biederstein Kreative mit wenig Einkommen. Typische mehr billige Restaurants gefragt, sondern
„Alternativ-kreatives Flair soll einem scheinbar komfortablem, aus Essen, Schlafen & Lernen Pioniergruppen sind Studierende, KünstlerInnen und Feinschmeckerlokale. Gleichzeitig kommt es durch
bestehendem Studentendasein im Biederstein weichen? Kunst im Keller will Freiraum schaffen!“ Homosexuelle. Sie wollen ein kulturell dynamisches die steigenden Mieten zu Konflikten und zu einer

D
Praterinsel 30 Künstler. Die mussten aber vor 5 Grundstücke in Europa. Natürlich ist die Aktivität Viertel. Verdrängung findet noch nicht statt. selektiven Migration der ursprünglichen
omagkstraße - Beispiel eines kulturellen April ist Schluss: „nur zwei Monate vorher wurde uns

Niedergangs. Die Glasfassaden der
Bürokomplexe gleichen Burgmauern, welche sich vor
dem Treiben auf der gegenüberliegenden Straßenseite
schützen müssten. Domagkstraße, einst kultureller
Hotspot mit 200 KünstlerInnen, blickt massiven
Veränderungen entgegen. Der alternative
Lebensentwurf zur sonst so geschäftigen Welt nimmt
mit dem absehbaren Ende und Abriss von Haus 49
ein trauriges Ende voller Enttäuschungen und
gekündigt.“ „Zwischennutzung ist in Ordnung. Aber
nur wenn man sich darauf verlassen kann“ sagt
Sebastian Ziegler und ergänzt: „So geht man mit
Menschen nicht um, dann gehen wir eben auf die
Straße!“, wie am 1 . April bereits auf dem Marienplatz
geschehen.
Straße im Niedergang
Jahren ausziehen. Ich bin der letzte! Sie wurden
unter dem Vorwand einer Renovierung zum
Verlassen der Ateliers aufgefordert. Angeblich hätten
sie danach wieder zurückgedurft. They never come
back.
Mein Glück war das mein Atelier als einzelnes Haus
hier steht und dieses Haus befindet sich nicht unter
Denkmalschutz. Es muss also nicht renoviert
werden. Meine Bekanntheit hat wohl auch geholfen.
Da war die Angst vor der öffentlichen Mobilisierung
von Künstlern auch eine Aufwertung. Im Idealfall ist
das dann eine Win-Win-Win Situation. Die Stadt
gewinnt, weil sie kulturelle Aktivitäten direkt in
Ihrem Zentrum hat. Die Künstler gewinnen, weil sie
einen tollen Ort zum Arbeiten haben. Und auch die
Immobilieneigentümer gewinnen, weil natürlich der
Wert Ihrer Grundstücke und Gebäude steigt. Das gilt
selbstverständlich nur, wenn Immobilen richtig
genutzt werden. Oft genug ist die Zwischennutzung
auch ein Feigenblatt für die Aufwertung oder die
4
I
dieter_janecek_landesvorstitzender Bewohnergruppe, die sich einen solchen Lebensstil
"Teuer, teurer, München. Insbesondere für Familien, die hier stark unter Druck stehen. n der ersten Expansionsphase kommt es zum finanziell nicht leisten kann.
Ausreichenden Wohnraum und Kinderbetreuung können sich viele nicht mehr leisten." verstärkten Zuzug weiterer Pioniere sowie zum
Einzug sogenannten Gentrifier (‚Yuppies’ und
philipp_stürzenberger Familien). Sie werden angezogen durch den
„Im Augenblick blicke ich auf die gigantische Baustelle eines high-class Projektes auf dem ehemaligen attraktiven Lebensstil der Pioniere, welche ihre
Löwenbräugelände. Der Lärm stört mich aber wenig.“ Viertel kreativ gestaltet haben. Gentrifier haben
höhere Einkommen, eine gute Schulbildung, einen
thomas_niederbühl_stadtrat_münchner_aidshilfe konsumorientierten Lebensstil sowie höhere
Flächenansprüche. Sie sind risikoscheuer, wollen

I
„Partyvolk pöbelt, manchmal aggressiv und mit Gewalt. Umarme meinen Mann nicht mehr

A
2
B
Missverständnisse. wahrscheinlich doch zu groß. Öffentlichkeitsarbeit für eine Immobilie. Sicherheit und sind bereit zu langfristigen
selbstverständlich. Ein Stück „Heimat“ im schwul-lesbischen Gärtnerplatzviertel geht verloren.“ n
is auf Haus 49 und Haus 50 ist bereits jetzt uch das Kulturreferat ist nicht ganz glücklich.

nichts mehr von Europas ehemaliger größter
Künstlerinnenkolonie übrig. Abrissbagger prägen das
Bild der Straße. „Der Verwertungsdruck ist extrem
hoch“, ist aus dem Rathaus zu hören. München ist in
den letzten zehn Jahren um 1 0% gewachsen. Damit
sich die Kunst nicht komplett von der Domagkstraße
verabschiedet, hat die Stadt mit der 5 Millionen
teuren Renovierung von Haus 50 Ateliers für ca. 1 00
M
Investitionen in höherwertiges Wohneigentum. der letzten Phase, der Stagnationsphase, ziehen
„Wir haben in einer beispiellosen Aktion mit Welche Strategien gibt es gegen die immer
Was hat sich seit dem Auszug der anderen sigi_benker_stadtrat it der Zahl der ausnahmslos Haushalte von Gentrifiern ein, die sich
Haus 50 Freiraum für Künstler geschaffen, damit weiter um sich greifende Sterilität in München?
Künstler verändert? Natürlich ist das auch eine Art "Gentrifizierung? Aufwertung ja, Vertreibung nein! Urbanität ist Veränderung und die soll es geben - aber Modernisierungen steigen dank ihres hohen Einkommens die inzwischen
wenigstens ein Teil der Künstler eine neue Bleibe Da hilft nur Politik! Da hilft nur kollektives
Vereinsamung. Auf kultureller Ebene findet auf de es braucht Instrumentarien die der Gentrifizierung nicht die reine Geldifizierung folgen lassen. langsam auch die Miet- und hohen Mieten leisten können. Typisch für diese
hat.“ meint Sprecherin Jennifer Kozarevic. Doch stieß Bewusstsein! Es muss ein Bewusstsein in der
Insel nichts mehr statt - Außer meiner Ausstellung Bodenpreise. Parallel wächst das Phase ist die verstärkte Umwandlung von Miet- in
das Projekt auch auf Ablehnung seitens der Bevölkerung geschaffen werden, dass es auch wichtig
„Phoenix in der Asche“. „In der Asche“ statt „aus der Interesse von Öffentlichkeit, modernisierte Eigentumswohnungen durch
KünstlerInnen. Manche BewohnerInnen aus Haus 49 ist, weniger sterile Räume in einer Stadt zu schaffen.
Asche“ - auch im Bezug auf die Situation auf der jutta_koller_stadträtin Investoren und Banken an der kapitalkräftige Investoren, da das Wohnquartier
weigerten sich beim Bewerbungsverfahren Und es ist sehr wichtig für eine Stadt, wenn Kultur in
Praterinsel. Man kann sagen, seit dem Auszug kam es „Gentrification - ist Hoffnung: in Brennpunktgebieten für eine bessere Sozialstruktur – ist Fluch, wenn Wohngegend. Es kommt zu ersten jetzt als gute, attraktive Wohngegend und sichere
teilzunehmen. Einige bereuen den Schritt nun. Sie der Mitte stattfindet – nicht in der Peripherie. Aber
zu Stagnation der kulturellen Entwicklung auf der steigende Mieten die angestammten BewohnerInnen vertreiben.“ Verdrängungen der ursprünglichen Bewohner. Kapitalanlage gilt. Die ursprüngliche

KünstlerInnen bereitgestellt. Ursprünglich sollte ein
Genossenschaftsmodell mit Wagnis e.V weiteren Platz
für KünstlerInnen schaffen, doch es mangelte an Geld.
Die KünstlerInnen aus Haus 49 konnten die
benötigten Genossenschaftseinlagen nicht aufbringen.
„Das sind Summen außerhalb jeglicher
Vorstellungskraft für einen freischaffenden Künstler“
ärgert sich Matthias Bergmann. Er sitzt zusammen mit
Sebastian Ziegler an einem Holztisch vor „ihrem Haus
werden woanders eine Bleibe suchen müssen, doch
Insel. Die Stadt hat aber die Auflage einen
so wie früher – zusammen mit 200 anderen
bestimmten Prozentsatz zur kulturellen Nutzung zur
KünstlerInnen wohnen und arbeiten – wird es nie
Verfügung zu stellen.
mehr sein. „Warum ist sowas in München nicht
möglich“ fragen sich Bergmann und Ziegler. Warum?
Wie kamen die Künstler auf die Praterinsel? Das
Florian Raabe
hier war eine Industrieruine von einer Schnapsfabrik.
In den 80er Jahren sollte das Gelände dann vermietet
werden. Um das Ganze kulturell aufzumotzen
3
das muss politischer Wille sein!
Bevölkerungsschicht und auch die Pioniere werden
hep_monatzeder_bürgermeister verstärkt verdrängt, so dass der Anteil der
Interview geführt von Andreas Bartl
„Ich selbst lebe in der Au, einem Viertel, dem Gentrifizierung droht. Stadtentwicklungspolitische Gentrifiern schließlich an der Wohnbevölkerung
Instrumente wie baurechtliche Bindungen oder Erhaltungssatzungen müssen dem entgegenwirken.“ dominiert. Am Ende ist die ursprüngliche
http://www.youtube.com/watch?v=dPJ5PiS9Iq4 Bevölkerungsschicht migriert. Auch die Pioniere, die
theresa_schopper_landesvorsitzende KünstlerInnen, die den Ruf des Viertels begründet
„Gentrifizierung ist Fluch und Segen zugleich. Glasscherbenviertel werden aufgewertet, haben, werden verstärkt verdrängt. Das Viertel
viele Menschen aber verlieren ihre Heimat. Das Viertel wird ein anderes.“ wurde durch das Kapital erobert. Die Gentrifier

D
wurden Künstler reingenommen - Image Transfer leben alleine in einem Viertel, welches seine

D
49“. heißt das schöne neudeutsche Wort. Der nicht ie
nikolaus_hoenning_stadtvorstand lebenswerte Grundlage, seinen Flair, verloren hat.
ie beiden sind enttäuscht – ihnen wurde der renovierte Teil wurde den Künstlern zur Verfügung eigentliche Gentrifizierung – die Verdrängung
„Da ich mit meiner Frau und meinem Sohn in einem Neubaugebiet wohne, in dem es keine
Boden unter den Füßen wortwörtlich gestellt. Der renovierte Teil wurde kommerzialisiert. von Bevölkerungsschichten - findet in der zweiten
angestammte Bevölkerung gab, hat Gentrifizierung auf mich konkret keinen Einfluss.“
weggerissen. “Wir haben uns auf ein Ende 201 2 Expansionsphase statt. Die offensichtliche
eingestellt“ meint Bergmann, doch bereits am 31 . Waren die Kunstateliers von Anfang an zeitlich Aufwertung der sozialen und baulichen Struktur