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Karlsruher Institut für Technologie

Institut für Angewandte und Numerische Mathematik


PD Dr. T. Arens
Dr. F. Hagemann
L. Schätzle MSc
Karlsruhe, den 29.10.2020

Aufgaben Tutorium 2
zur Vorlesung Höhere Mathematik I für
biw/ciw/mach/mage/vt

Aufgabe 1:
(a) Welche Fallunterscheidungen sind nötig, um alle x ∈ R zu bestimmen, die die folgenden Ungleichungen
lösen?
1
(i) |x − 4| ≤ 5 , (ii) > 7, (iii) (x − 1)2 ≥ 9 .
x−2
(b) Schreiben Sie unten stehende Mengen als Schnitt und/oder Vereinigung von Mengen der Form

{x ∈ R : |x − x0 | < r} .

(i) (1, 8) , (iii) {x ∈ R : (x − 2)2 < 4} ,


  
1 1
(ii) (1, 8) \ [3, 4] , (iv) x ∈ [0, 1) : es gibt ein n ∈ N mit x ∈ , .
n+1 n

Lösung:
Teilaufgabe (a)
(i) Die Unterscheidung ist x < 4 oder x > 4, um den Betrag weglassen zu können.
(ii) Die Unterscheidung ist x = 2 (Ausdruck links undefiniert), x < 2 (bei Multiplikation mit dem Nenner
dreht sich das Ungleichungszeichen um) und x > 2.
(iii) Es ist entweder x − 1 ≥ 3 (also x ≥ 4) oder x − 1 ≤ −3 (also x ≤ −2). Am Besten eine Skizze machen,
um das zu verdeutlichen.

Teilaufgabe (b)
(i) (1, 8) = {x ∈ R : |x − 4.5| < 3.5}.
(ii) (1, 8) \ [3, 4] = (1, 3) ∪ (4, 8). Analog zu (i) ist die Menge damit

{x ∈ R : |x − 2| < 1} ∪ {x ∈ R : |x − 6| < 2}

(iii) Es ist {x ∈ R : (x − 2)2 < 4} = {x ∈ R : |x − 2| < 2}.


1
(iv) Zu jeder Zahl x aus (0, 1) gibt es eine natürliche Zahl n mit n+1 ≤ x ≤ n1 . Zum Beispiel gilt für x = √13

die Ungleichungskette 13 ≤ √13 ≤ 12 , denn 2 ≤ 3 ≤ 3. Nur für die Zahl 0 findet man ein solches n nicht.
Also ist
    
1 1 1 1
x ∈ [0, 1) : es gibt ein n ∈ N mit x ∈ , = (0, 1) = x ∈ R : x − <
.
n+1 n 2 2

Aufgabe 2:
(a) Wir stellen für ein n ∈ N die Behauptung
n2 6 2n
auf und beweisen diese mit vollständiger Induktion. Wir starten mit dem Induktionsanfang und
betrachten den Fall n = 1. Es ist

n2 = 12 = 1 6 2 = 21 = 2n .

Wir stellen die Induktionsvoraussetzung auf: Es gelte n2 6 2n für ein n ∈ N und müssen nun zeigen,
dass auch (n + 1)2 6 2n+1 gilt. Es ist

(n + 1)2 = n2 + 2n + 1
6 2n + 2n + 1}
| {z
62n
n n+1
62·2 =2 .

Wenn wir den Fall n = 3 betrachten, beobachten wir den Widerspruch

9 = 32 = n2 > 2n = 23 = 8.

Wo liegt der Fehler?

(b) Wir stellen die falsche Behauptung auf, dass je n > 1 natürliche Zahlen gleich sind und beweisen
dies mit vollständiger Induktion. Für den Induktionsanfang sei n = 1. Für n = 1 ist die Aussage
trivial. Wir stellen die Induktionsvoraussetzung auf: Für ein n ∈ N gelte, dass je n natürliche Zahlen
gleich sind. Für den Induktionsschritt betrachten wir n + 1 natürliche Zahlen α1 , α2 , · · · , αn+1 . Nach
Induktionsvoraussetzung sind die Zahlen α1 , α2 , · · · , αn alle identisch, d.h. α1 = α2 = · · · = αn .
Allerdings sind nach Induktionsvoraussetzung auch die Zahlen α2 , α3 , · · · αn+1 identisch. Also gilt

α1 = α2 = · · · = αn = αn+1 .

Wo liegt der Fehler?

Lösung:

(a) Im Induktionsschritt wird ohne Begründung die Abschätzung 2n + 1 6 2n verwendet. Da die Behaup-
tung für alle natürlichen Zahlen aufgestellt wurde, müsste auch diese Abschätzung für alle n ∈ N
gelten. Wir setzen n = 1 und sehen, dass 2n + 1 = 3 > 2 = 2n gilt. Also ist an dieser Stelle der Beweis
falsch.

(b) Die Aussage ist offensichtlich falsch. Der Fehler geschieht in der letzten Zeile und verbirgt sich im Also
gilt... . Die Argumentation für zum Beispiel n = 3 ist wie folgt: Wenn die Zahlen α1 , α2 und α3 alle
gleich sind und die Zahlen α2 , α3 , α4 auch alle gleich sind, so sind natürlich alle Zahlen gleich. Aber
was ist, wenn n = 1 ist? Dann funktioniert das Argument nicht mehr. Jetzt besteht die Zahlenmenge
α1 , . . . , αn nur aus der einzigen Zahl α1 und die Zahlenmenge α2 , . . . , αn+1 besteht nur aus der Zahl
α2 . Wir können nicht darauf schließen, dass α1 = α2 gilt.

Aufgabe 3:
Die Aussage
n n
!2
X X
3
für alle n ∈ N gilt: k = k
k=1 k=1

soll durch vollständige Induktion bewiesen werden. Gehen Sie schrittweise vor:
(i) Wie lautet die Behauptung im Induktionsanfang?

(ii) Formulieren Sie die Induktionsvoraussetzung!

(iii) Formulieren Sie die Behauptung im Induktionsschritt: Was genau ist zu zeigen?

(iv) Versuchen Sie den Beweis im Induktionsschritt zu führen.


Tipp: Formen Sie die Terme links und rechts in der Behauptung so um, dass die Induktionsvor-
aussetzung verwendet werden kann. Welche Formel kann genutzt werden, um zu zeigen, dass die
verbleibenden Terme gleich sind?

Lösung:
(i) Im Induktionsanfang ist die Behauptung für n = 1 zu zeigen, also

1 1
!2
3 !
X X
k = k .
k=1 k=1

Sowohl links also auch rechts steht einfach 1, nur recht kompliziert ausgedrückt, also ist die Behauptung
richtig.
(ii) Vorausgesetzt wird, dass die Behauptung für ein n ∈ N richtig ist, also

n n
!2
X X
für ein n ∈ N gilt: k3 = k .
k=1 k=1

(iii) Es ist zu zeigen, dass aus der Induktionsvoraussetzung die Behauptung für n + 1 folgt, also:

n+1 n+1
!2
X X
aus der Induktionsvoraussetzung folgt: k3 = k .
k=1 k=1

(iv) Wir schreiben beide Seiten der Behauptung um, wobei für das Quadrat rechts die binomische Formel
verwendet wird:
n+1
X n
X
3
k = k 3 + (n + 1)3 ,
k=1 k=1
n+1
!2 n
!2 n
!2 n
!
X X X X
k = k + (n + 1) = k +2 k (n + 1) + (n + 1)2 .
k=1 k=1 k=1 k=1

Die jeweils ersten Summanden sind wegen der Induktionsvoraussetzung gleich. Somit ist noch zu zeigen:
n
!
3 !
X
(n + 1) = 2 k (n + 1) + (n + 1)2 . (∗)
k=1

Rechts kann die Formel über die Summe der ersten n natürlichen Zahlen aus der Vorlesung verwendet
werden:
n
!
X n (n + 1)
2 k (n + 1) + (n + 1)2 = 2 (n + 1) + (n + 1)2 = n (n + 1)2 + (n + 1)2 = (n + 1)3 .
2
k=1

Die rechte Seite in der Formel (∗) ist also gleich der linken, was zu zeigen war.

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