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Karlsruher Institut für Technologie

Institut für Angewandte und Numerische Mathematik


PD Dr. T. Arens
Dr. F. Hagemann
L. Schätzle MSc
Karlsruhe, den 14. Januar 2021

Aufgaben Tutorium 9
zur Vorlesung Höhere Mathematik I für
biw/ciw/mach/mage/vt

Aufgabe 1:
(a) Nutzen Sie die Beziehungen zwischen der Exponentialfunktion und der Sinus-, bzw. Kosinusfunktion
um die folgenden Identitäten zu zeigen:

sin(iz) = i sinh(z), cosh(iz) = cos(z)

(b) Nutzen Sie Aufgabenteil (a) um für w ∈ C die Identitäten

cos(iw) = cosh(−w) sinh(iw) = −i sin(−w)

zu zeigen.

Lösung: (a) Laut Vorlesung gelten die Beziehungen


1 iz 1
sin(z) = (e − e−iz ), cos(z) = (eiz + e−iz ),
2i 2
sowie
1 1
sinh(z) = (ez − e−z ), cosh(z) = (ez + e−z ).
2 2
Wir fangen mit der ersten Identität an. Es ist
1 i2 z 2 1 −1 z
sin(iz) = (e − e−i z ) = (e−z − ez ) = (e − e−z ).
2i 2i 2i
Mit
−1 −1 i i
= =
2i 2i i 2
folgt
sin(iz) = i sinh(z).
Analog ist
1
cosh(iz) = (eiz + e−iz ) = cos(z).
2
(b) Wir setzen z = iw in die Identitäten aus Aufgabenteil (a) ein. Die zweite Identität wird dann zu

cos(iw) = cosh(i2 w) = cosh(−w).

Die erste wird zu


sin(−w) = i sinh(iw).
Wir multiplizieren die Gleichung mit −i und erhalten

sinh(iw) = −i sin(−w).
Aufgabe 2: Betrachten Sie die komplexen Zahlen

z1 = i, z2 = −1 + i.

Berechnen Sie die komplexen Logarithmen von z1 , z2 und z1 z2 . Überprüfen Sie, ob die Gleichung

ln(z1 z2 ) = ln(z1 ) + ln(z2 )

erfüllt ist. Überlegen Sie sich mittels Polarkoordinaten, für welche komplexe Zahlen z1 , z2 die Gleichung
gilt.
Lösung: Es ist z1 z2 = i(−1 + i) = −i + i2 = −i − 1. Wir berechnen die Beträge:
p
|z1 | = |i| = 12 + 02 = 1,
p √
|z2 | = | − 1 + i| = (−1)2 + 12 = 2,
p √
|z1 z2 | = | − 1 − i| = (−1)2 + (−1)2 = 2.

Wir bestimmen weiter die Hauptwerte des Arguments von z1 , z2 und z1 z2 . Es ist Arg(z1 ) = π/2. z2 liegt auf
der Winkelhalbierenden im 2. Quadranten, also ist Arg(z2 ) = 3π/4. z1 z2 liegt auf der Winkelhalbierenden
im 3. Quadranten, also ist z1 z2 = −3π/4. Wir erhalten
π π
ln(z1 ) = ln |z1 | + i Arg(z1 ) = ln(1) + i = i ,
2 2
√ 3π
ln(z2 ) = ln( 2) + i ,
4
√ 3
ln(z1 z2 ) = ln( 2) − i .
4
Wir sehen, dass
√ 5π
ln(z1 ) + ln(z2 ) = ln( 2) + i
4
aber
√ 3π
ln(z1 z2 ) = ln( 2) − i ,
4
d.h. die Gleichung ist nicht erfüllt. Warum ist das so? Wir betrachten allgemein die Darstellung von z1
und z2 in Polarkoordinaten, d.h. z1 = r1 eiφ1 und z2 = r2 eiφ2 , wobei φ1 und φ2 jeweils die Hauptwerte der
Argumente von z1 , bzw. z2 sein sollen. Dann ist

ln(z1 z2 ) = ln(r1 r2 eI(φ1 +φ2 ) ) = ln(r1 r2 ) + i Arg(z1 z2 ) = ln(r1 ) + ln(r2 ) + i Arg(z1 z2 ),

da die Gleichung ln(ab) = ln(a) + ln(b) für a, b > 0 gilt und

ln(z1 ) + ln(z2 ) = ln(r1 ) + ln(r2 ) + i(Arg(z1 ) + Arg(z2 )).

Hier erkennen wir das Problem. Ist nun die Summe der Hauptwerte der Argumente von z1 und z2 das
gleiche wie der Hauptwert des Arguments von z1 z2 , so gilt die Gleichung. In unserem Beispiel war jedoch

Arg(z1 ) + Arg(z2 ) = ,
4
welches ein Nebenwert des Arguments von z1 z2 ist. Die Gleichung gilt also für alle z1 , z2 ∈ C mit

Arg(z1 ) + Arg(z2 ) = Arg(z1 z2 ).

Aufgabe 3: Betrachten Sie für z ∈ C die Gleichung

2 cosh(z) + 3e−z = 0. (*)


(a) Zeigen Sie, dass z = ln(2) + i π2 eine Lösung der Gleichung (*) ist. Ist ẑ = z + 2πi auch eine Lösung
von (*)?

(b) Nutzen Sie die Substitution w = ez , um aus der Gleichung (*) eine quadratische Gleichung in w zu
erhalten.

(c) Bestimmen Sie alle Lösungen z ∈ C der Gleichung (*).

Lösung: (a) Mit der Definition von cosh(z) erhalten wir die Gleichung

ez + 4e−z = 0.

Wir setzen z = ln(2) + i π2 ein und erhalten

π π π π 1
eln(2)+i 2 + 4e− ln(2)−i 2 = eln(2) eI 2 + 4e− ln(2) ei 2 = 2i + 4 (−i) = 0.
2
In der Gleichung tauchen die Terme ez und e−z vor. Es ist

ez+2πi = ez e2πi = ez

und auch
e−z+2πi = e−z e2πi = e−z .
Also ist auch ẑ eine Lösung von (*).
(b) Wir setzen w = ez und erhalten
4
w+ = 0.
w
Durchmultiplizieren mit w ergibt
w2 + 4 = 0.
(c) Die Gleichung w2 + 4 = 0 hat die Lösungen w1 = 2i und w2 = −2i. Nun müssen wir die Gleichungen

ez = wi , i = 1, 2,

lösen und dabei beachten, dass die Lösungen nicht eindeutig sind, da für jede Lösung z von ez = w für
k ∈ Z auch z + 2kπi eine Lösung von ez = w ist. Wir berechnen den komplexen Logarithmus von w1 und
w2 und erhalten
π
ln(w1 ) = ln(2i) = ln |2i| + i Arg(2i) = ln(2) + i
2
sowie
π
ln(w2 ) = ln(−2i) = ln(2) − i .
2
Also sind alle Lösungen von (*) von der Form
π
z = ln(2) + i + ikπ, k ∈ Z.
2

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