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Jetzt wirst du sagen: Aber wie soll das denn gehen? Ich habe Kinder, und die brauchen
doch Windeln, Spielsachen, und, und, und … Klar, es gibt durchaus Phasen im Leben, in
denen man mehr oder andere Dinge braucht. Doch wenn die Grundtendenz ist, dem
Überkonsum den Kampf anzusagen, werden es dir gerade deine Kinder einmal danken.
Auf der einen Seite entnehmen wir der Erde massiv Materie, auf der anderen Seite
wissen wir nicht, wohin mit all dem Müll – diese Rechnung kann auf Dauer nicht
aufgehen.

Es gibt so einige Tricks, die ich ausprobiert habe und die wunderbar funktionieren.
Bevor du online auf den Button „kaufen“ drückst, geh nochmal aus dem Zimmer und
gieß die Blumen oder brat dir ein Spiegelei! Und bevor du in einem Geschäft zur Kasse
gehst, schnapp draußen nochmal kurz frische Luft und stell dir die Frage, frei nach
Werner Tiki Küstenmacher: „Brauche ich dieses Ding so sehr, dass ich es wirklich in
meinem Leben haben will?“ Oder sag dem Verkäufer: „Auf dem Heimweg komme ich
vorbei und nehme es mit!“ Ich schwöre, dass bereits diese Maßnahmen deinem
Geldbeutel und der Übersichtlichkeit in deiner Wohnung wohl tun werden … Wenn sich
erst einmal der Gedanke in deinem Kopf breit gemacht hat: „Nein, brauche ich nicht!“,
wird dir eine große Bürde genommen. Man spricht vom „paradox of choice“: Das ist die
Erkenntnis, dass wir Menschen durch zu viele Wahlmöglichkeiten gelähmt werden. Wir
sind übersättigt von Angeboten, und selbst der Einkauf in einem Supermarkt kann
aufgrund seines unüberschaubaren Warenangebots zu einer Herausforderung werden.

Nun gut. Du hast jetzt einige Male ausprobiert, wie es sich anfühlt, etwas nicht zu
kaufen. Nun geht’s ans Ausmisten. Beginn dort, wo der Leidensdruck am größten ist.
Das kann ein Zimmer sein, der Keller, dein Bankkonto, aber auch dein Terminkalender
oder dein Sozialleben. Jetzt ist deine Entscheidungskraft gefragt. Jedes Ding, jede
Ausgabe, jeder Termin und jede Beziehung will beurteilt, auf seinen Platz gebracht oder
eben – gestrichen werden. Auch das kann unterschiedlich aussehen. Bei manchen
Dingen wirst du sofort wissen, dass du sie nicht mehr brauchst, vielleicht, weil du gar
nicht mehr weißt, dass du sie überhaupt noch hast, und bei anderen Dingen wird dir die
Entscheidung schwerfallen. Dann pack sie in eine Kiste und stell sie weg. Ein Jahr lang.
Und wenn du sie in dieser Zeit nicht vermisst hast – na? Genau, weg damit. Aber auch
das muss zu keiner weiteren Vergrößerung unseres Müllbergs führen, sondern du
kannst sie als secondhand verkaufen, oder verschenken, oder in eins der vielen Leih-
oder Schenkgeschäfte bringen, die in den letzten Jahren entstanden sind. Du wirst
sehen: Es ist unendlich befriedigend, Dinge loszulassen! Und der vollgepackte
Terminkalender und die vielen Freunde, Freundinnen, Kollegen, Bekannten …
Frag dich einfach, was wirklich wichtig ist, und wem du wirklich gern deine wertvolle
Zeit schenkst!

Konsum A 11

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