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Ortsentwicklungskonzeption der Gemeinde Rüdersdorf bei Berlin

1. Grundlagen und Analysen


Mit der Konzeption zur Ortsentwicklung wird für nächsten Jahre und Jahrzehnte auf der
Basis eines breitgefächerten Einvernehmens zu den dargestellten Grundlagen ein lang-
fristiger Rahmen abgesteckt, in dem die nachhaltige funktionell und räumlich aufeinan-
der abgestimmte Entwicklung aller Ortsteile und Siedlungsbereiche möglich ist.
Sehr deutlich wird, dass mit diesem Konzept nur ein erster Schritt auf dem Weg der
kommunalen Planung in dieser Region von Berlin/Brandenburg gegangen wird. Weiter-
führende fachspezifischen Untersuchungen und Bereichsplanungen sind ebenso erfor-
derlich, wie eine fortlaufende Aktualisierung des Ortsentwicklungskonzeptes insgesamt.

1.1 Aufgabenstellung und Planungsprozess


Ziel der Planung
Mit der Ortsentwicklungskonzeption für Rüdersdorf bei Berlin wird das Ziel verfolgt, ei-
nen Handlungs- und Entscheidungsrahmen für die langfristige Entwicklung aller Sied-
lungen und Dörfer in der Gemeinde zu erarbeiten.

Eine solche rahmengebende Planung ist zwingend erforderlich, um die räumliche und
funktionelle Entwicklung der einzelnen Siedlungen und Bauflächen im Zusammenhang
mit dem Schutz der natürlichen Ressourcen und unter Berücksichtigung der spezifi-
schen Bergbauprägung der Gemeinde aufeinander abzustimmen. Es kommt dabei auf
den Erhalt und die Ausprägung von städtebaulich - funktionellen und baulich - räumli-
chen Besonderheiten in den einzelnen Siedlungsbereichen und Dörfern an. Ziel ist es,
diese Besonderheiten zu erhalten, Gemeinsamkeiten herauszufinden und eine sinnvolle
Entwicklung in Anpassung an die tatsächlichen Verhältnissen von
Bevölkerungsentwicklung, Industrie- und Gewerbeflächenbedarf unter Berücksichtigung
der natürlichen Ressourcen langfristig und nachhaltig zu ermöglichen.

Die Ortsentwicklungskonzeption von Rüdersdorf bei Berlin wurde in zwei Stufen


erarbeitet. Als erste grundlegende Phase entstand ein Leitbild zur Ortsentwicklung, um
darauf aufbauend das Ortsentwicklungskonzept mit seinen fachspezifischen Aussagen
zu erarbeiten.

Das Leitbild basiert im wesentlichen auf einer Auswertung der vorhandenen Arbeitsun-
terlagen. Beispielweise wurden hierzu herangezogen, die vorhandenen Flächennut-
zungspläne mit den entsprechenden Änderungsverfahren, vorhandene Bauleitplanun-
gen sowie andere städtebauliche Voruntersuchungen, die in der Gemeinde Rüdersdorf
mit ihren Ortsteilen in den vergangenen Jahren erarbeitet wurden. Weiterhin wurden
auch die überörtlichen Planungen, wie das H.A.S.E. - Konzept, Aussagen zur Kreisent-
wicklung und sowie die aktuelle Landes- und Regionalplanung, in die Betrachtung ein-
bezogen. Auf eine Wiederholung und Zusammenfassung dort hinreichend dokumentier-
ter statistischer Daten und allgemeiner Einschätzungen wird zugunsten planerischer
Aussagen für die Gemeinde Rüdersdorf bewusst verzichtet. Vielmehr wurde zum Zweck
einer aktiven Bestandserfassung ein Workshop zur Stärken-Schwächen-Analyse und
zur Ermittlung von Potentialen und Visionen durchgeführt. Hieraus konnte in gemein-
samer Arbeit das Leitbild zur langfristigen Entwicklung der Gesamtgemeinde mit den
Schwerpunkten Arbeiten und Wohnen, Gewerbe und Verkehr, Landschaft und Touris-
mus abgeleitet werden.

Dipl.-Ing. Stefan Bolck, Büro für Stadt • Dorf • und Freiraumplanung – Stand November 2006 1
Ortsentwicklungskonzeption der Gemeinde Rüdersdorf bei Berlin

Die ersten Arbeitsschritte und der erste Leitbildentwurf wurden in einer Broschüre zu-
sammengefasst und mit Beschluss durch die Gemeindevertretung im Februar des Jah-
res 2006 als Grundlage für die weitere Arbeit gebilligt.

Ablauf der Planung, Arbeitsgremien und Beteiligung der Bürger am Planungsprozess


Mit Datum vom 16.09.2005 wurde dem Büro Bolck der Auftrag erteilt, ein Ortsentwick-
lungskonzept für die Gemeinde Rüdersdorf bei Berlin zu erarbeiten. Die Gemeindever-
tretung hatte in ihrer Sitzung am 25.08.2005 für die Erarbeitung eines gemeinsamen
Leitbildes einen sehr ehrgeizigen Zeitablauf vorgegeben. Das Leitbild sollte bis Novem-
ber 2005 erarbeitet und in der Gemeindevertretersitzung am 24.11.2005 vorgestellt
werden. Um dieses Ziel zu erreichen, war eine intensive und konzentrierte Arbeit mit
sehr kurzfristigen Terminstellungen für die Zusammenkünfte der Arbeitsgremien ver-
bunden.

Um eine größtmögliche Einbeziehung aller Interessengruppen, Verbände und der wich-


tigsten Institutionen von Wirtschaft und Politik zu erreichen, wurden mehrere Arbeits-
gremien gebildet, die hier kurz genannt seien.
Als ständiges Arbeitsgremium besteht eine kleine Gruppe aus Vertreten der Bauverwal-
tung, dem Planungsbüro und je nach Bedarf hinzugezogenen Partnern, die sich zu ein-
zelnen Fachthemen beraten und abstimmen.
Als zweite Ebene wurde eine Arbeitsgruppe zur Ortsentwicklung gebildet, die aus Ver-
tretern der Verwaltung, den Vertretern der politischen Fraktionen und Vertretern wichti-
ger themenbezogener Fachbereiche wie Gesundheit, Tourismus, Wirtschaft, Umwelt
sowie der Vorsitzenden des Ortsentwicklungsausschusses besteht. Diese Arbeitsgrup-
pe von 10 – 15 Personen tritt zur Klärung, Abstimmung und Vorbereitung einzelner Pla-
nungsschritte zusammen.
Als dritte Arbeitsebene wurde ein Gremium für Workshops ins Leben gerufen, in dem
40 – 50 Vertreter aus möglichst vielen Interessenbereichen des gemeindlichen Lebens
vertreten sind, so z.B. aus den politischen Fraktionen, aus Vereinen, die Ortsbürger-
meister, Vertreter aus den Fachbereichen Gesundheit, Bildung, Wirtschaft, Tourismus,
Umwelt usw.
Die ständige Arbeitsgruppe koordinierte den Planungsablauf. Zur Abstimmung einzelner
Arbeitsschritte oder Sachthemen wurde die Arbeitsgruppe Ortsentwicklung je nach Be-
darf zusammengerufen und für insgesamt 3 Workshops wurden langfristig vorbereitete
Einzeltermine vereinbart. Alle Beteiligten an den Workshops konnten zusätzlich
Anregungen und Hinweise per eMail direkt an das bearbeitende Büro geben, wovon
reger Gebrauch gemacht wurde.

Am 05.10.2005 trafen Vertreter der Fraktionen mit der Verwaltung und dem Planungs-
büro zu einem ersten Abstimmungsgespräch zusammen. Am 12.10.2005 stellte das Bü-
ro im Ortsentwicklungsausschuss erste konzeptionelle Gedanken zu inhaltlichen
Schwerpunkten und zum Ablauf der Planung vor. An dieser Stelle wurde bereits der
Gedanke einer zweistufigen Bearbeitung beraten und für sinnvoll erachtet. Hierauf auf-
bauend wurde am 19.10.2005 ein erster Workshop mit etwa 40 Beteiligten zur Analyse
der Stärken, Schwächen, Potentiale und Visionen zur Entwicklung von Rüdersdorf bei
Berlin durchgeführt. In den folgenden Wochen entstand ein Leitbild zur langfristigen
Entwicklung der Gemeinde Rüdersdorf bei Berlin und ein erstes zusammenfassendes
Ergebnis konnte am 14.11.2005 in der Arbeitsgruppe Ortsentwicklung beraten werden.

Dipl.-Ing. Stefan Bolck, Büro für Stadt • Dorf • und Freiraumplanung – Stand November 2006 2
Ortsentwicklungskonzeption der Gemeinde Rüdersdorf bei Berlin

Auf dieser Basis fand am 16.11.2005 in Rüdersdorf der 2. Workshop statt. Das Büro
stellte den Entwurf zum Leitbild an Hand der Karten und Pläne vor. In einer ausführli-
chen Diskussion zu den verschiedenen Sachthemen „Wohnen und Soziales, Gewerbe
und Verkehr, Landwirtschaft und Tourismus“ mit all ihren Facetten und Einzelthemen
wurde das Leitbild ergänzt und vertieft. Die gegebenen Hinweise, Ergänzungen und
Korrekturen wurden eingearbeitet.
Den Fraktionen der Gemeindevertretung wurde die Broschüre zum Leitbild am
24.11.2005 übergeben. Einschließlich der in der Diskussion gegebenen Hinweise wurde
der Entwurf zum Leitbild durch Beschluss der Gemeindevertretung vom 26.01.2006 ge-
billigt. Er bildet somit die abgestimmte Grundlage für das vorliegende Ortsentwicklungs-
konzept.
Zur Bürgerbeteiligung wurde im März/April 2006 eine erste öffentliche Auslage des Leit-
bildes in allen Ortsteilen der Gemeinde durchgeführt. Die Resonanz war zunächst ge-
ring, was verständlicherweise am relativ allgemeinen Charakter des Leitbilds liegt.
In den folgenden Monaten fanden in allen Ortsteilen zum Teil sehr konstruktive Gesprä-
che zu den verschiedenen Sachthemen einer künftigen Entwicklung statt. Inhaltliche
Schwerpunkte der Planung wurden besprochen, konkrete Aufgabenstellungen für Teil-
bereiche formuliert oder auch konkrete Planungsziele gemeinsam definiert. Zusätzlich
fanden fachliche Gespräche zu einzelnen Bereichen des Gemeindegebietes statt, so
beispielsweise zur Einbeziehung des Rahmenplanes zur Entwicklung am Stienitzsee in
das gesamtgemeindliche Entwicklungskonzept.
Im Ergebnis dieser Arbeit konnte der erste Entwurf des Ortsentwicklungskonzeptes in
einem dritten Workshop am 24.10.2006 vorgestellt werden. Hier wurden planerische
Zusammenhänge ebenso diskutiert, wie Entwicklungsziele für einzelne Bereiche oder
konkrete Standorte, wie beispielweise im Bereich des ehemaligen Futterphosphatwer-
kes. Um eine frühzeitige Einbeziehung der übergeordneten Planungsträger, Landes-
und Regionalplanung, Landkreis Märkisch-Oderland zu ermöglichen, hatte die Gemein-
de Vertreter dieser Behörden zum Workshop eingeladen. Deren fachliche Hinweise in
der Diskussion konnten in die Bearbeitung integriert werden.

Der Entwurf zum Ortsentwicklungskonzept wird im Januar/Februar erneut öffentlich


ausgelegt. Voraussichtlich am 15.Januar 2007 findet eine gesonderte Bürgerversamm-
lung statt, in der das Konzept öffentlich vorgestellt und diskutiert werden soll. Zusätzlich
wird das Konzept Diskussionsthema einer Zusammenkunft des Ortsentwicklungsaus-
schusses in Januar/ Februar sein.
Im Ergebnis dieser Schritte ist vorgesehen, das Ortsentwicklungskonzept in der Ge-
meindevertretersitzung am 22. Februar 2007 durch Beschluss zu billigen.

Ausblick
Es liegt mit dem Ortsentwicklungskonzept für die Gemeinde Rüdersdorf bei Berlin eine
informelle städtebauliche Planung vor, die Grundlage und Rahmen für wichtige Ent-
scheidungen zur Steuerung der kommunalen Entwicklung ist. Aufeinander abgestimmte
Standortentscheidungen, Investitionen, notwendige Bauleitplanungen und viele Einzel-
aspekte des gemeindlichen Entwicklungsprozesses in den nächsten Jahren können auf
dieser Basis diskutiert und getroffen werden. Dabei lässt das Konzept bewusst ausrei-
chend Spielraum, ist nicht als Dogma zu verstehen und sollte in jedem Falle untersetzt
und fortgeschrieben werden. Hierfür sind in den einzelnen Kapiteln der folgenden Erläu-
terungen viele Hinweise, Anregungen und Handlungsempfehlungen im Sinne einer A-
genda für eine langfristige und nachhaltige Entwicklung von Rüdersdorf bei Berlin ge-
geben.

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