Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Ansprechpartner:
Frau Hirschfeld, Leiterin Stadtplanungsamt
T. 03338 365-194
Herr Bastubbe, Koordination
T. 03338 365-193
Auftragnehmer
B.B.S.M.
Brandenburgische Beratungsgesellschaft
für Stadterneuerung und Modernisierung mbH
Behlertstraße 3a, Haus G
14467 Potsdam
Ansprechpartner:
Alexandra Valentin
Roland Fröhlich
T. 0331.28997-0
Inhalt
1. Anlass, Zielstellung und Arbeitsprozess .................................................................... 5
1.1 Vorbemerkung .......................................................................................................... 5
1.2 Vorhandene Planungen und Konzepte ..................................................................... 6
1.3 Arbeitsprozess........................................................................................................... 6
2. Städtische Rahmenbedingungen .............................................................................. 8
2.1 Lage, Erreichbarkeit und Funktion ............................................................................ 8
2.2 Kooperation in der Region ........................................................................................ 9
2.3 Alleinstellungsmerkmal, Stadtspezifika und Herausforderungen ............................ 9
2.4 Entwicklung und Prognose Bevölkerung ................................................................ 10
2.5 Entwicklung und Prognose Haushalte .................................................................... 15
3. SWOT-Analyse ......................................................................................................... 16
3.1 Stadtstruktur ........................................................................................................... 16
3.2 Bauen und Wohnen ................................................................................................ 24
3.3 Wirtschaft und Beschäftigung................................................................................. 30
3.4 Kultur, Freizeit, Tourismus ...................................................................................... 37
3.5 Bildung, Soziales und Gesundheit ........................................................................... 43
3.6 Verkehr und technische Infrastruktur .................................................................... 50
3.7 Natur, Energie und Klimaschutz .............................................................................. 57
3.8 Stadtmarketing und Identität ................................................................................. 62
4. Leitbild .................................................................................................................... 67
4.1 Soziales Miteinander - generationengerecht, bürgernah und modern .................. 68
4.2 Gesundes Wachstum - nachhaltig und umweltgerecht.......................................... 69
4.3 Lebendige Vielfalt - familienfreundlich, kreativ und erholsam .............................. 70
4.4 Zukunftsfähige Wirtschaft - vielfältig und innovativ ............................................... 71
4.5 Regionale Vernetzung - lebendig und kreativ ......................................................... 71
4.6 Räumliches Leitbild und räumliche Schwerpunkte ................................................. 73
5. Umsetzungsstrategie .............................................................................................. 75
5.1 Zentrale Handlungsfelder ....................................................................................... 75
5.1.1 Steuerung der Wohnbauentwicklung ............................................................ 75
5.1.2 Entwicklung der Freiraumqualitäten .............................................................. 77
5.1.3 Qualifizierung des Wirtschafts- und Gesundheitsstandortes ........................ 78
B.B.S.M. mbH 3
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
Hinweis: Im folgenden Bericht wird bei der Nennung der Stadt Bernau bei Berlin mehrheitlich auf
den Namenszusatz „bei Berlin“ verzichtet. Gemeint ist ausschließlich die Stadt Bernau bei
Berlin.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Bericht auf eine geschlechtliche Differenzie-
rung in den Formulierungen verzichtet. Sämtliche Bezeichnungen gelten im Sinne der
Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter.
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
möglichte eine intensive Rückkopplung inner- Im Januar 2017 fand in der Stadthalle Bernau
halb der Verwaltung sowohl auf Ebene der das Bürgerforum zum Integrierten Stadtent-
Stadt als auch des Landkreises, gewährleiste- wicklungskonzept Bernau statt. Hier konnten
te eine Bereitstellung aller verfügbaren Daten sich die Bürger über den aktuellen Stand des
und stellte einen integrierten, themenüber- INSEK-Prozesses, die Herausforderungen und
greifenden Entwicklungsansatz sicher. Handlungsfelder der Stadtentwicklung für die
kommenden Jahre sowie bereits geplante und
Um den INSEK-Prozess über die Verwaltung
angedachte Maßnahmen informieren. Die
hinaus zu qualifizieren und externes Wissen
Bürger haben zudem die Gelegenheit wahr-
einzubeziehen, wurde eine durch die Len-
genommen, sich an Stellwänden über zentra-
kungsgruppe bestimmte „Expertenrunde“ in
le Vorhaben der Stadtentwicklung zu infor-
den Prozess einbezogen. Sie setzte sich aus
mieren und an zwei Thementischen zu disku-
wichtigen städtischen und regionalen Schlüs-
tieren und Anregungen zu geben.
selakteuren und Multiplikatoren aus den Be-
reichen Wirtschaft, Handel, Stadtgesellschaft, Die kommunalpolitischen Vertreter wurden
Bildung, Wohnungsmarkt etc. zusammen. zu Beginn über den anlaufenden Arbeitspro-
zess informiert. Im November 2016 wurde die
Die Steuerungsrunde als zusätzliches Gremi-
Stadtverordnetenversammlung über den Ar-
um entwickelte sich aus einer Klausurtagung
beitsstand (Zwischenergebnis) unterrichtet.
der Stadt Bernau, die sich im Mai 2016 expli-
zit dem Thema Integrierte Stadtentwicklung Um auch die Potenziale und Handlungsbedar-
widmete. Die Steuerungsrunde bestand aus fe in den Ortsteilen zu erfassen, wurden die
der Verwaltungsspitze (Amtsleiter und Dezer- Ortsbeiräte im Zuge der Bestandsaufnahme
nenten) sowie den Geschäftsführern der kom- zu einem gemeinsamen Arbeitsgespräch ein-
munalen Eigenbetriebe. geladen.
Abbildung 2 Arbeitsprozess
B.B.S.M. mbH 7
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
2. Städtische Rahmenbedingungen
2.1 Lage, Erreichbarkeit und Funktion Das Stadtgebiet umfasst ca. 104 km² (10.378
ha). Die durchschnittliche Einwohnerdichte
Bernau liegt nordöstlich von Berlin im Land-
beträgt 369 EW/km² und liegt damit deutlich
kreis Barnim. Durch mehrere Anschlussstellen
über dem brandenburgischen Landesdurch-
an die A11 verfügt Bernau über eine schnelle
schnitt (83 EW/km²).
Verkehrsanbindung an Berlin. Die S-Bahn ver-
bindet im 20-Minuten-Takt Bernau mit der Im aktuellen Landesentwicklungsplan Berlin-
Bundeshauptstadt. Des Weiteren ist Bernau Brandenburg (LEP B-B) wird Bernau die Funk-
in den Regional- und Fernverkehr (z.B. tion eines Mittelzentrums zugewiesen. Zum
Stralsund - Rügen) eingebunden. Mittelbereich gehören die Gemeinden
Ahrensfelde, Panketal, Wandlitz und Wer-
Bernau besteht neben der Kernstadt aus acht
neuchen. Der Mittelbereich umfasst aktuell
Ortsteilen: Börnicke, Ladeburg, Lobetal,
ca. 103.000 Einwohner und gehört damit zu
Schönow, Birkenhöhe, Birkholz, Birkholzaue
den bevölkerungsreichsten Mittelbereichen
und Waldfrieden. Schönow und Ladeburg ge-
im Land Brandenburg.
hören mit rd. 6.100 bzw. 2.707 Einwohnern
(04.01.2016) zu den einwohnerstärksten Orts-
teilen. Insgesamt beträgt die Einwohnerzahl
39.038 (31.12.2016).
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
terliche Grundstruktur und ursprüngliche Be- Sicherung der Mobilität zwischen Kern-
bauung der Altstadt noch erkennen lassen. stadt und Ortsteilen (Radwege, ÖPNV,
Viele neue Wohngebiete sind besonders in Breitbandanschlüsse),
den nördlichen und westlichen Stadtgebieten
Einbeziehung aller Bewohnerinnen und
entstanden. Dennoch ist die Lage auf dem
Bewohner in den Stadtentwicklungspro-
Wohnungsmarkt deutlich angespannt: Woh-
zess.
nungsmangel und steigende Mieten prägen
das Bild. 2.4 Entwicklung und Prognose Bevöl-
Bernau ist gekennzeichnet durch vielseitige kerung
Funktionen: einerseits Mittelzentrum mit
In Bernau leben einschließlich der Ortsteile
zentralen Funktionen für die Umlandgemein-
39.038 Einwohner mit Hauptwohnsitz (Stand
den insbesondere auch für den ländlichen
31.12.2016). Damit setzt sich ein seit Jahren
Raum, andererseits Wohnstandort mit ausge-
bestehender Wachstumstrend fort. Nach der
prägten Pendelbeziehungen nach Berlin.
Eingemeindung der heutigen Ortsteile Börni-
Auch in den kommenden Jahren wird Bernau cke (2003), Ladeburg (2001), Lobetal (2003)
weiter wachsen. Das lässt sich nicht nur aus und Schönow (2003) umfasste Bernau in 2005
dem Wachstumsdruck in der Metropolregion 35.858 Einwohner. Seither ist die Bevölkerung
ableiten, sondern ist auch postuliertes Ent- um rd. 9% gewachsen. Von 2013 bis 2016 be-
wicklungsziel der Stadtpolitik. Dies erfordert trug der Einwohnerzuwachs sogar über 1.600
neben der planungsrechtlichen Ausweisung Einwohner. Damit bildet sich in Bernau die-
von Siedlungsflächen auch die Bereitstellung selbe Entwicklung ab wie in anderen Städten
entsprechender sozialer Infrastruktur und die im Berliner Umland sowie in Berlin selbst. Die
Bewältigung eines zusätzlichen Verkehrsauf- jährlichen Zuwachsraten liegen seit einigen
kommens. Jahren in Berlin bei 1 bis 1,5% und im Berliner
Umland bei rd. 1%. 1
Um die bestehende Wohn- und Lebensquali-
tät zukünftig zu halten, sieht sich Bernau in
den kommenden Jahren vor folgenden Her-
ausforderungen:
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass auch al- Abbildung 6 Bevölkerungsentwicklung Ortsteile
le Ortsteile in den letzten 10 Jahren bzw. zwi-
schen 2005 und 2015 einen Bevölkerungszu-
wachs verzeichnen konnten. Während der
höchste absolute Zuwachs in Schonöw, dem
mit Abstand einwohnerstärksten Ortsteil,
festgestellt werden kann, hat Börnicke mit
17% mehr Einwohner gegenüber 2005 den
prozentual höchsten Zuwachs. Die verschie-
denen Entwicklungen in den einzelnen Orts-
teilen sind maßgeblich auf die unterschiedli-
Quelle: Daten Einwohnermeldeamt Bernau, eigene Dar-
chen Baulandausweisungen zurückzuführen. stellung
Insgesamt leben 69% der Bernauer Bevölke-
rung in der Kernstadt und 31% in den Ortstei- Die Bevölkerungszunahme in Bernau hat sich
len. 2 jedoch bislang noch nicht in steigenden Ge-
burtenzahlen niedergeschlagen. Diese betra-
gen seit 2010 mit kleineren Schwankungen
durchschnittlich rd. 330 pro Jahr. Die Anzahl
der Sterbefälle ist durchschnittlich um ein
Drittel höher. Dabei zeigen sich in Bernau je-
doch teilräumliche Unterschiede. Auffallend
hohe Sterbeüberschüsse sind in der Kernstadt
2
Bezug 31.12.2015. Waldfrieden ist demnach noch nicht
als Ortsteil berücksichtigt.
und in den nördlichen Stadtgebieten zu ver-
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
zeichnen. Dies ist mit der hohen Überalterung Altersgruppen Wanderungsgewinne auf. So-
der Bevölkerung sowie der vorhandenen In- gar in der Gruppe der 18- bis unter 25-Jäh-
frastruktur, wie z.B. Pflegeheime, zu begrün- rigen, in der bis 2012 noch die typische aus-
den. Das Durchschnittsalter beträgt 45 Jahre. bildungsbedingte Abwanderung festgestellt
Der Ausländeranteil beträgt 3,6% (Stand werden konnte, ist seit 2013 durchschnittlich
2015). Ende 2015 beherbergte Bernau ca. ein Wanderungsgewinn zu verzeichnen. Die-
300 Flüchtlinge. ser resultiert vor allem aus Zuzügen aus dem
Abbildung 7 Altersstruktur Bernau 2015
Umland.
Bevölkerungsprognose
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
Für Bernau werden folgende Annahmen zu- um ca. 1.000 erhöhen und bis 2035 auf rund
grunde gelegt: 37.500 absinken. Die zugrundeliegenden An-
nahmen werden für wenig wahrscheinlich ge-
1. INSEK-Szenario
halten, sodass das Basisszenario eine rechne-
Das INSEK-Szenario basiert auf der Aussage rische Untergrenze des Entwicklungsspekt-
der Stadt, dass bis 2020 2.500 neue Wohnun- rums bildet.
gen realisiert und bezogen werden (Zielprog-
3. Szenario 50.000
nose). Dies setzt in den kommenden Jahren
Ausgehend vom INSEK-Szenario würde bei ei-
einen starken Anstieg der Wanderungsgewin-
ner auch nach 2020 anhaltend dynamischen
ne voraus. Nach 2020 wird von einem deutli-
Entwicklung in 2035 die Marke von 50.000
chen Rückgang der Wanderungsgewinne aus-
Einwohnern erreicht werden. Dieses Szenario
gegangen. Die Einwohnerzahl wird dennoch
bildet somit die oberste Variante des Entwick-
bis 2025 weiter ansteigen.
lungsspektrums ab.
2. Basisszenario
Altersstruktur
Das Basisszenario vollzieht die letzte verfüg-
bare Bevölkerungsvorausschätzung des Lan- Auf der Grundlage des INSEK-Szenarios ist da-
desamtes für Bauen und Verkehr anhand der von auszugehen, dass die Gruppe der 0- bis
aktuellen Einwohnerzahlen der Stadt Bernau unter 15-Jährigen und die der 30- bis unter
nach. Hiernach werden die enormen Wande- 35-Jährigen bis 2020 sprunghaft ansteigen
rungsgewinne in den Jahren 2014 und 2015 wird und sich dann sukzessive bis 2035 ver-
ab 2016 wieder sukzessive abnehmen und auf ringert und auf das Niveau von 2015 einpen-
dem Niveau der Jahre davor einpendeln. Die delt. Demgegenüber wird die Gruppe der 15-
Einwohnerzahl wird sich in dieser Variante bis unter 30-Jährigen bis 2020 leicht zurück-
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
gehen und dann kontinuierlich bis 2030 stei- der 60- bis unter 75-Jährigen und der 75-Jäh-
gen. Ebenfalls tendenziell deutlich steigen rigen und älter.
wird die Zahl der 45- bis unter 60-Jährigen,
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
2.5 Entwicklung und Prognose Haus- Bernaus und die Ergebnisse der Wanderungs-
halte daten berücksichtigt. Demnach würde die
durchschnittliche Haushaltsgröße von 2,12
Auf der Grundlage der Datenermittlung im Personen je Haushalt in 2015 im INSEK-
Rahmen des Zensus 2011 lässt sich konstatie- Szenario - bedingt durch überwiegende Fami-
ren, dass die Zahl der privaten Haushalte in lienzuwanderung bis Mitte der 2020er Jahre -
Bernau von 2011 bis 2015 um rund 800 bzw. stabil bleiben und sich danach auf 2,07 Per-
4,8% auf rund 17.600 gestiegen ist. Im Ver- sonen je Haushalt reduzieren.
hältnis zur Bevölkerungszahl, die sich im sel-
Infolgedessen ergibt sich, dass sich bis 2030
ben Zeitraum um 3,6% erhöht hat, verzeich-
die Anzahl der Haushalte von rund 17.600 um
nen die Haushalte somit einen stärkeren An-
rund 4.250 (ca. 24%) auf rund 21.850 Haus-
stieg. Dies ist sowohl auf demografisch be-
halte erhöht. Dabei wird sich sowohl die Zahl
dingte Haushaltsverkleinerung zurückzufüh-
der Ein- und Zweipersonenhaushalte als auch
ren als auch auf den Lebensstil (Single).
die der größeren Haushalte erhöhen.
Die der Prognose zugrundeliegende Haus-
haltsgröße wurde aus der Zahl der Einwohner
(abzüglich der Heimbewohner) und der be-
wohnten Wohnungen in Bernau gebildet. Bei
der Fortschreibung der Haushaltsgröße bis
2030 wurden die spezifische Altersstruktur
Abbildung 11 Prognose Anzahl privater Haushalte nach Haushaltsgröße
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
3. SWOT-Analyse
3.1 Stadtstruktur Mit großen Kasernenkomplexen wie dem
Heeresbekleidungsamt am Schönefelder Weg
Konzepte und Planungen
und der Schwanebecker Chaussee sowie der
Flächennutzungsplan der Stadt Bernau bei Luftwaffenkaserne an der Schönower Chaus-
Berlin, 11/2007 see erhielt Bernau in den 1930er Jahren wie-
Konzept Barrierefreies Bernau, 2002 der große Bedeutung als Garnisonsstadt. Es
erfolgte die Trassierung der Autobahn durch
das westliche Stadtgebiet. Trotz der Kaser-
1232 gegründet erlangte Bernau durch das nenstandorte blieb Bernau im 2. Weltkrieg
Bierbrauen, die Tuchmacherei und den Acker- weitgehend von Zerstörungen verschont.
bau im Mittelalter Bedeutung. Im 17. Jahr-
Nach 1945 wurden die Kasernen und teils
hundert kamen die Seidenproduktion und der
ganze Straßenzüge wie die Karl-Marx-Straße
Tabakanbau hinzu. Zu Beginn des 18. Jahr-
durch die Sowjet-Streitkräfte besetzt. Diese
hunderts wurde Bernau Garnisonsstadt.
Bereiche waren somit der Stadtentwicklungs-
Bis weit in das 19. Jahrhundert erfolgte die planung entzogen. Ende der 1950er Jahre ent-
städtebauliche Entwicklung innerhalb der stand nördlich außerhalb der Kernstadt an
Stadtbefestigungsanlage. Noch heute ist die der Grenze zu Wandlitz eine Wohnsiedlung
mittelalterliche Stadtstruktur an den als Grün- für Mitglieder und Kandidaten des Zentral-
anlage gestalteten ehemaligen Wallanlagen komitees der SED: die Waldsiedlung - heute
sowie der Stadtmauer mit Steintor, Hunger- Sitz des Rehabilitationszentrums Brandenburg
turm und Pulverturm ablesbar. Zu den histori- Klinik Bernau.
schen und ortsbildbestimmenden Bauten ge-
Abbildung 12 Hohe Steinstraße 1970 und heute
hören die Kirche St. Marien, das Kantorhaus,
das Henkerhaus, das Rathaus (Neubau von
1805), das St. Georgen Hospital und die Herz-
Jesu-Kirche von 1908. Auf die verschiedenen
Zünfte in der Altstadt machen die histori-
schen Straßennamen wie Brauerstraße oder
Tuchmacherstraße aufmerksam.
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
Nachdem die Altstadt bereits einem deutli- und bedeutsame Lärmquelle bildet die Auto-
chen Verfall ausgesetzt war, erfolgte in den bahn 11 und die Bahnlinie.
1970er und 1980er Jahren eine umfassende
Die Siedlungsstruktur ist in der Wahrneh-
Umgestaltung des Stadtkerns. Mit dem Ziel,
mung vor allem durch Ein- und Zweifamilien-
Bernau als eine Modellstadt für eine nach so-
häuser geprägt, obwohl mit rd. 58% die Mehr-
zialistischen Leitlinien erneuerte mittelalterli-
heit der Wohnungen in Bernau in Mehrfamili-
che Klein- und Mittelstadt zu entwickeln,
enhäusern zu verorten ist.
wurde großflächig historische Bausubstanz,
vor allem Fachwerkhäuser - abgerissen. Heute Auch wenn die wesentlichen Funktionen der
besteht die Altstadt zu etwa 80 Prozent aus Stadt auf die Innenstadt fokussiert sind, so
Gebäuden des industriellen Wohnungsbaus. übernehmen die Ortsteile insbesondere in
Hierdurch wurde auch die zuvor bestehende den Bereichen Bildung, Gesundheit/medizi-
Nutzungsmischung von Wohnen und Gewer- nische Versorgung und somit auch als Arbeits-
be deutlich verringert. Im Rahmen des Woh- orte eine herausragende Funktion mit teils
nungsbauprogramms der DDR entstanden überregionaler Bedeutung (siehe Ortsteile).
zudem neue Geschosswohnbauviertel in Ru- Die Aufenthaltsqualität in der Altstadt hat
tenfeld (Puschkinkomplex), Bernau-Süd und sich infolge des anhaltenden Sanierungspro-
Friedenstal. An der Zepernicker Chaussee und zesses positiv entwickelt. Auf der Grundlage
nördlich des Schönfelder Weges entstanden der Zielformulierung „Konzept Barrierefreies
gewerbliche Betriebe. Bernau“, zu dem sich die Stadtverordneten
Nach 1990 erlebte die Stadt einen besonders 2002 bekannten, wurden die öffentlichen
starken Entwicklungsschub sowohl im Ge- Räume barrierefrei gestaltet.
schosswohnungsbau als auch beim Neubau Abbildung 13 Barrierefreie Straßenraumgestaltung Grün-
von Ein- und Zweifamilienhäusern. Zusätzli- straße
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
Birkholzaue Börnicke
Ladeburg
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
lage ist ein langgestrecktes Kreuzangerdorf behinderte sowie anfalls- und suchtkranke
mit Feldsteinkirche und Dorfpfuhl. Nach 1990 Menschen geprägt. Hierzu zählen auch die
hat sich Ladeburg mit den Wohngebieten Einrichtungen der Hoffnungstaler Werkstät-
„Blumenviertel“ und „An den Schäferpfühlen“ ten gGmbH wie z.B. die Lobetaler Bio-
deutlich in Richtung Bernau (Kernstadt) ent- Molkerei. Ein Großteil der 730 Bewohner
wickelt. Noch ist Ladeburg jedoch aufgrund (04.01.2016) sind betreute Heimbewohner
der Grünzäsur als eigenständiger Siedlungs- sowie Mitarbeiter der Hoffnungstaler Anstal-
körper erlebbar. Ladeburg besitzt eine Kita ten und deren Angehörige. Der öffentliche
(„Kleine Strolche“) sowie mit dem Schäfer- Straßenraum ist entsprechend konsequent
haus Ladeburg eine Einrichtung mit ca. barrierefrei gestaltet. In den letzten Jahren ist
40 Plätzen zur ambulanten und stationären ein Neubaugebiet entstanden (An der einsa-
Wiedereingliederung (z.B. Suchtkranke). Das men Kiefer). Die Ausweisung weiterer Wohn-
städtische Tierheim ist in Ladeburg angesie- baulandflächen durch die Hoffnungsthaler
delt. Stiftung ist geplant.
Auf der Gemarkung finden sich weiterhin eine Seit 2012 verfügt der Ortsteil über eine eige-
ehemalige NVA-Bunkeranlage sowie die ehe- ne Kita. Mit dem Umbau und der Sanierung
malige Luftwaffenkaserne (Stabsgebäude mit der „Alten Schmiede“ ist eine integrative Be-
Funkturm und Hallen). Östlich der L200 befin- gegnungsstätte geschaffen worden. Lobetal
det sich das Gewerbegebiet Ladeburg (34 ha). liegt am Fernradwanderweg Berlin-Usedom.
Lobetal
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
Zu den für die Naherholung bedeutenden ckenkönig befindet sich auch eine Betreu-
Freiflächen gehören das großflächige Natur- ungseinrichtung für Kinder vor Ort.
schutzgebiet Schönower Heide sowie die
ehemaligen Rieselfelder.
Waldfrieden
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STADTSTRUKTUR
Stärken Schwächen
• räumliche und funktionale Nähe zur • große räumliche Ausdehnung des
Metropole Berlin Siedlungsgefüges, abgegrenzte Sied-
• unmittelbare Nähe Naturpark Bar- lungsstruktur der Ortsteile teilweise
nim als wichtiger Natur- und Naher- aufgelöst
holungsraum • Bahnstrecke und Autobahn als stadt-
• Ortsteile mit Profil (teilweise wichti- strukturelle Zäsur und bedeutsame
ge Versorgungsfunktionen mit regio- Lärmquellen
nalem Einzugsbereich) • funktionale Defizite durch Lage der
• Altstadt mit einzelnen historisch Bahnhofspassage auf der innenstadt-
wertvollen Gebäuden/Anlagen wie abgewandten Seite des Bahnhofs
Steintor, Stadtmauer etc. • große Konversionsflächen in der Kern-
• hoher Sanierungsstand in den Ge- stadt mit Altlastenverdachtsflächen
bietskulissen der Stadtsanierung • hohe Verkehrsbelastung Innenstadt-
(Gründerzeitring und Stadtkern Ber- ring
nau) • Gestaltungsmängel einzelner Stadt-
• lebendige Altstadt mit kompakter eingangsbereiche, z. B. L200/
Stadtstruktur (Stadt der kurzen We- Schwanebecker Chaussee (Abgren-
ge) zung Stadt-/Landschaftsraum)
• parkartige Struktur des Grüngürtels • ungestaltete Flächen in der Innenstadt
im nördlichen Bereich der Wallanla- („wildes“ Parken)
gen mit Freizeit- und Erholungsfunk-
tion
• durchgrünte Wohnsiedlungen
• hoher Umsetzungsstand „Barriere-
freie Stadt“
Chancen Risiken
• flächenschonende Innenentwicklung • Zersiedelung des Siedlungsgefüges und
durch Revitalisierung von Brachflä- Flächenversiegelung durch Entwicklung
chen (z.B. Konversionsflächen) und von Baugebieten in städtischen Rand-
damit verbunden die funktionale Ein- lagen, Zusammenwachsen der Ortsteile
gliederung und Erlebbarkeit bislang • Wohnbauflächenausweisung vs. Frei-
nicht wahrgenommener Siedlungsbe- raumentwicklung
reiche • schnelles Wachstum kann zum Rück-
• Erhöhung der Wohn- und Lebensqua- gang der Wohn- und Standortqualitä-
lität durch Umsetzung von Maßnah- ten führen
men zur Verkehrsreduzierung und - • bevorzugte Schaffung von Wohnbau-
verlagerung flächen (zulasten von Gewerbeflächen)
• nachhaltige Stärkung der Innenstadt begrenzt die Möglichkeiten, sich zu ei-
durch räumliche Konzentration der nem Wohn- und Arbeitsort zu entwi-
Verwaltungseinrichtungen (Neubau ckeln (Anwachsen der Pendlerströme) -
Rathaus) und Aufwertung der Achse drohender Verkehrsinfarkt bei Einwoh-
Bahnhofspassage - Altstadt nerwachstum (ca. 50.000) - ohne nach-
haltiges Verkehrskonzept
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STADTSTRUKTUR
Handlungsbedarfe
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
24 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
Bernau besitzt einen relativ jungen Woh- Während sich die Ein- und Zweifamilienhäu-
nungsbestand. Im Rahmen der Gebäude- und sern erwartungsgemäß nahezu vollständig in
Wohnungserfassung des Zensus (09.05.2011) Privatbesitz befinden, gehört der größte Teil
wurden 17.638 Wohnungen erfasst, von de- des Wohnungsbestandes (4.111 Wohnungen)
nen fast die Hälfte (8.184 Wohnungen, 46,8%) in Mehrfamilienhäusern dem kommunalen
erst nach 1990 errichtet wurde. Besonders Wohnungsunternehmen WOBAU Bernau
zwischen 1990 und 1999 erfolgte eine starke (Wohnungs- und Baugesellschaft mbH Bernau
Bautätigkeit, sodass rund ein Drittel aller bei Berlin). 3.220 Wohnungen gehören Woh-
Wohnungen (5.846 Wohnungen) aus dieser nungseigentümergemeinschaften und 896
Zeit stammt. Dabei handelt es sich überwie- Wohnungen sind im Besitz von genossen-
gend um Geschosswohnungsbau. Seit 2000 schaftlichen Eigentümern. Insgesamt verfü-
wurden mehrheitlich Wohnungen in Ein- und gen die WOBAU und die beiden Wohnungs-
Zweifamilienhäusern errichtet. Der Anteil der genossenschaften, Wohnungsgenossenschaft
Altbauten (Baujahr bis 1949) ist mit 3.463 Einheit eG Bernau bei Berlin (WG Einheit) und
Wohnungen (19,6%) relativ gering und kon- die GEWAWO Waldfriedener Wohnungsge-
zentriert sich in der Altstadt und dem Grün- nossenschaft eG., zusammen über knapp 30%
derzeitring. Weitere 1.252 Wohnungen (7,1%) des Bernauer Wohnungsbestandes.
wurden von 1950 bis 1969 errichtet (Abbil-
dung 3.3) und 4.739 Wohnungen (26,9%) ent-
standen überwiegend in industrieller Ge-
schossbauweise zwischen 1970 bis 1989.
Abbildung 15 Wohnungen in Gebäuden mit Wohnraum nach Art des Eigentümers und der Bauform in Berna im Jahr 2011
(Zensus)
B.B.S.M. mbH 25
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
Quelle: IfS/Timourou: Entwicklung von Wohnungsnachfrage und Wohnungsangebot bis 2030 in der Stadt Bernau bei Berlin,
12/2016, S.65
Sanierungsstand, Leerstand und Mietpreis- ca. 2% bis 3%. Dies ist ein Beleg für die deut-
entwicklung lich angespannte Lage des Bernauer Woh-
nungsmarktes.
Aufgrund des jungen Wohnungsbestands ist
der bauliche Zustand in der Regel gut und die Demzufolge sind auch die Mietpreise für
technische Ausstattung (z.B. Heizung) der Ge- Wohnraum in Bernau deutlich gestiegen. Dies
bäude zeitgemäß. Ergebnissen des Zensus trifft insbesondere auf die Angebotsmieten
2011 zufolge hatten nur 3,4% der Gebäude zu, die von 6,29 € pro m² im Jahr 2012 um
noch Einzel-/Mehrraumöfen (auch Nachtspei- 16% auf 7,32 € pro m² im Jahr 2015 gestiegen
cherheizung). An den Wohnungsbeständen sind. Dies entspricht einem durchschnitt-
der Baujahre 1950 bis 1989, die überwiegend lichen jährlichen Anstieg von mehr als 5%.
im Besitz der drei kommunalen und genos- Aufgrund dieser Entwicklung gehört Bernau
senschaftlichen Wohnungsunternehmen in zu den Gebieten mit Mietpreisbegrenzung 3 -
Bernau sind, wurden nach der Wende zahlrei- landläufig auch als „Mietpreisbremse“ be-
che Modernisierungs- und Instandhaltungs- zeichnet.
maßnahmen durchgeführt.
Die durchschnittliche Nettokaltmiete der
Die Leerstandsquote belief sich im Jahr 2011 kommunalen und genossenschaftlichen Ver-
auf 2,3%. Seither ist jedoch die Anzahl der mieter beträgt 5,44 € pro m². Die Mieten dif-
Haushalte mit 4,8% mehr gestiegen als die ferieren jedoch deutlich nach Baualters-
der Wohnungen (3,4%), sodass die Leer- klassen. Rund 15% der Wohnungen der kom-
standsquote im Jahr 2015 auf unter 2% ge- munalen und genossenschaftlichen Vermieter
sunken sein dürfte und damit weniger beträgt
als die für einen funktionierenden Wohnungs- 3
gemäß § 556 d Absatz 2 BGB der Mietpreisbegren-
zungsverordnung (MietbegrenzV) des Landes Branden-
markt notwendige Fluktuationsreserve von burg vom 08.12.2015
26 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
sind preisgebunden, in der Regel aufgrund ei- stands zukünftig eine Voraussetzung, mög-
ner öffentlichen Förderung. Mit einem Anteil lichst lange im gewohnten Umfeld zu bleiben.
von 63% wird der Großteil des Gesamtwoh- Der Bedarf hierfür wird aufgrund der Bevölke-
nungsbestandes in Bernau vermietet. rungsstruktur in den einzelnen Stadtgebieten
gemäß Wohnungsmarktgutachten vor allem
Wohnungsbaupotenziale und Wohnraumbe-
in Bernau Süd, aber auch Börnicke und Ruten-
darf
feld gesehen. 5
Die Stadt Bernau hat in den vergangenen Jah-
ren in großem Umfang Wohnungsbaupoten- Die große Nachfrage nach Einfamilienhaus-
ziale aktiviert und Bebauungspläne aufge- standorten wird nach Einschätzung des Woh-
stellt. Eine Übersicht über die räumliche Ver- nungsmarktgutachtens durch die entspre-
teilung der Flächen, die voraussichtliche An- chende Ausweisung von hierfür vorgesehe-
zahl der Wohnungen, die Bebauungsstruktur nen Wohnbauflächen gedeckt. Ein vergleichs-
und die zeitliche Umsetzung (mittelfristig/ weise geringes Angebot steht im mittleren bis
langfristig) findet sich im Anhang. Hiernach oberen Preissegment im qualitativ hochwerti-
ergibt sich ein Potenzial von ca. 4.700 Woh- gen Geschosswohnungsbau für Ein- und Zwei-
nungen. Personenhaushalte zur Verfügung.
Die Wohnungsmarktstudie geht aufbauend
auf der Haushaltsprognose (vgl. Kap. 2.5) und
Einbeziehung eines Faktors für Nachhol- und
Ersatzbedarf von einem Wohnungsneubau-
bedarf für den Zeitraum von 2015 bis 2030
von 4.740 Wohnungen aus. Wie auch der Be-
völkerungsprognose liegt hier die Annahme
einer offensiven Angebotspolitik zugrunde.
Dabei müsste sich das Bauvolumen entspre-
chend der Bevölkerungsentwicklung mit ca.
2.880 Wohnungen bis 2020 deutlich erhöhen.
Von 2021 bis 2025 wird ein Rückgang der
Neubautätigkeit auf 1.470 Wohnungen und
bis 2026 bis 2030 auf nur noch 390 ange-
nommen.
4
Wohnungsmarktgutachten S. 84 5
Wohnungsmarktgutachten S. 96
B.B.S.M. mbH 27
Bauen und Wohnen
Stärken Schwächen
• differenzierter (EFH/MFZ, Alt- • Mangel an Mietwohnungen
bau/Neubau) und insgesamt attrakti- • Anstieg der Mieten und Immobilien-
ver Wohnungsbestand aufgrund des preise
guten • Beeinträchtigung der Wohnqualität an
Bau- und Sanierungszustandes den Hauptverkehrsstraßen durch hohe
• durchgrünte Wohnquartiere mit Verkehrsbelastung
Aufenthaltsqualität
• hohes Engagement der Wohnungsun-
ternehmen WU hinsichtlich Sanierung
und Erweiterung der Wohnungsbe-
stände
• bestehendes Bau- und Planungsrecht
für Wohnbauflächen in unterschiedli-
chen städtischen Lagen
• anhaltende Nachfrage nach Bau-
grundstücken/Wohnraum
• sozial stabile Stadtteile
Chancen Risiken
• Schaffung von bezahlbarem Wohn- • Angebotsdefizite bei preiswertem
raum trägt zu einer Entspannung/ Wohnraum
Stabilisierung des Wohnungsmarktes • steigende Mieten verdrängen insbe-
bei sondere junge Familien und Sozial-
• Erschließung unterschiedlicher Ziel- schwache vom Wohnungsmarkt bzw.
gruppen durch differenzierte Woh- erschweren den Zugang
nungsangebote (z.B. „nachbarschaft- • mögliche soziale Spannungen infolge
liches Wohnen“) sozialer Polarisierung in den Wohn-
• Gestaltung des demografischen Wan- quartieren verbunden mit Defiziten im
dels durch erhöhtes Angebot altenge- Sicherheitsempfinden der Einwohner
rechter Wohnungen • Verlust von Freiräumen durch zuneh-
mende Wohnbauflächenausweisung
wirkt sich auf die Wohn- und Lebens-
qualität insgesamt aus
28 B.B.S.M. mbH
Bauen und Wohnen
Handlungsbedarfe
B.B.S.M. mbH 29
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
3.3 Wirtschaft und Beschäftigung Die Arbeitsplatzquote liegt mit rd. 27% 7 ent-
sprechend niedrig und unterhalb der des Lan-
Konzepte und Planungen
des Brandenburg (ca. 32%) - siehe Mittelbe-
Wirtschaftsförderkonzept 2008 für die reichskonzept S. 26. Weitere wichtige Pend-
Stadt Bernau bei Berlin, 2008 lerverflechtungen innerhalb des Mittelbe-
Einzelhandels- und Zentrenkonzept (Fort- reichs bestehen mit Panketal und Wandlitz
schreibung 2013) für die Stadt Bernau bei (ca. 900 bis 1.000 Ein- und Auspendler). 8
Berlin, 2014 Wirtschaftsstruktur
Gewerbemonitor „Umfrage zur Standort-
Über 60% der Arbeitsplätze in Bernau sind
loyalität und Abwanderungsbereitschaft
dem Dienstleistungssektor zuzuordnen. Das
von Gewerbebetrieben“, 2014
Gesundheitswesen bildet mit über 300 Un-
ternehmen dabei einen bedeutenden Schwer-
Arbeitsmarkt punkt. Weit über 2.000 Arbeitnehmer sind in
dieser Branche tätig, zu der als größte Arbeit-
Die Arbeitslosenquote in Bernau ist seit Jah-
geber die Brandenburgklinik, die Hoffnungsta-
ren rückläufig und liegt mit 5,2% 6 (12/2015)
ler Anstalten, und das Immanuel Klinikum
deutlich unterhalb der Landesquote (8,3%).
Bernau mit dem Herzzentrum Brandenburg
Entsprechend der steigenden Einwohnerzahl
gehören. Zu den weiteren Beschäftigungs-
ist auch die Anzahl der Arbeitsplätze in der
schwerpunkten in Bernau zählen Handel und
Stadt Bernau in den letzten Jahren stetig ge-
Handwerk.
stiegen (Anzahl sozialversicherungspflichtig
Beschäftigte am Arbeitsort 2011: 9.820, 2015: Die Stadt Bernau verfügt über 148 ha gewerb-
10.379). Dennoch ist der Arbeitsmarkt durch liche Baufläche bzw. Gewerbegebiete mit ei-
eine hohe Zahl an Auspendlern geprägt: rund nem räumlichen Schwerpunkt in der Kern-
75% der am Wohnort sozialversicherungs- stadt. Vielfach handelt es sich um ehemalige
pflichtig Beschäftigten (14.850, Stand Konversionsflächen. Hauptnutzer der gewerb-
30.06.2015) arbeiten auswärts - mehrheitlich lichen Bauflächen sind Betriebe der Dienst-
in Berlin. leistungsbranche, des produzierendes Hand-
werks, Baugewerbes, Betonwerken, Auto-
handel und -service, Möbelhandel, Tankstel-
len sowie
Abbildung 17 Beschäftigungsstruktur der Arbeitnehmer im Mittelbereich BernauLogistikunternehmen.
bei Berlin nach Wirtschaftsbereichen
(Stand 30.06.2014)
7
(SVB am Arbeitsort/Einwohner) 10.379/38.412 27%
8
vgl. Mittelbereichskonzept Bernau bei Berlin 2015,
6
Bundesagentur für Arbeit S. 25.
30 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
Die Auslastung der Gewerbeflächen mit Au- Aufgrund der parallel hohen Nachfrage nach
tobahnanbindung ist insgesamt recht hoch. Wohnbauflächen besteht zunehmend eine
Dies betrifft die Gebiete Rehberge und Flächenkonkurrenz.
Schönow. Damit die vorhandenen Unterneh-
men wachsen können und auch neuen Firmen Die meisten Gewerbebetriebe sind im Ortsteil
ein attraktives Flächenangebot unterbreitet Schönow angesiedelt. Seit 2010 liegen durch-
werden kann, ist daher die Ausweisung neu- schnittlich die Gewerbeabmeldungen über
er, gut erreichbarer Flächen ein wichtiges An- den -anmeldungen (vgl. Abb.). Größte Priori-
liegen der Stadt. Es soll geprüft werden, in- tät im Standortmarketing hat aus Sicht des
wieweit Flächen am Autobahnanschluss Ber- Amtes für Wirtschaftsförderung, Wirtschaft
nau Süd aktiviert werden können. und Tourismus daher die Bestandspflege.
Dennoch sind die Gewerbesteuereinnahmen
der Stadt seit 2013 angestiegen.
Quelle: Ausgewählte Statistische Angaben der Stadt Bernau bei Berlin für das Jahr 2016, S.11
B.B.S.M. mbH 31
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
Mit dem 2014 durchgeführten Gewerbemoni- Die jährlich von der Stadt Bernau in Zusam-
toring „Umfrage zur Standortloyalität und menarbeit mit dem Arbeitskreis Gesundheit
Abwanderungsbereitschaft von Gewerbebe- organisierten Bernauer Gesundheitstage bie-
trieben“ wurden die Erwartungen und Be- ten ein informatives Spektrum von Podiums-
dürfnisse bestehender Betriebe erfasst. Das diskussionen zu aktuellen medizinischen und
Ergebnis belegt eine überwiegend positive gesundheitspolitischen Fragestellungen bis
Bewertung des Wirtschaftsstandortes Bernau, hin zu einem Gesundheitsmarkt mit Angebo-
jedoch wird das Angebot an qualifizierten Ar- ten verschiedenster Gesundheitsdienstleister.
beitskräften bemängelt und eine aktivere Die Gewinnung von Fachkräften im Gesund-
Wirtschaftsförderung gewünscht. heitswesen ist für die Sicherung und Profilie-
rung als Gesundheitsstandort von besonderer
Standortmarketing, Netzwerke, Arbeitskräfte
Bedeutung. Gesunde Stadt ist auch eines der
Die wirtschaftliche Entwicklung im Landkreis bisherigen Leitthemen des Stadtmarketings.
Barnim zu befördern, ist Aufgabe der WITO
Einzelhandel
Barnim - Wirtschafts- und Tourismusentwick-
lungsgesellschaft des Landkreises Barnim Die Ausstrahlung der Metropole Berlin sowie
mbH. Die Stadt Bernau ist als Minderheitsge- die Nachfragebindung in den umliegenden
sellschafterin beteiligt. Weitere wichtige Part- Mittelzentren wie Eberswalde oder Straus-
ner sind die ZukunftsAgentur Brandenburg berg beeinflussen entscheidend das Angebot
und das Netzwerk Fachkräftesicherung Bar- und die Vitalität der Bernauer Handelsstruk-
nim-Uckermark. Auch die Barnimer Mittel- tur. Die ausgeprägten Pendlerbeziehungen zu
standsvereinigung (MIT), das Barnimer Mit- Berlin erhöhen den Kaufkraftabfluss und
telstandsHaus (Unternehmerverband für schwächen die Tragfähigkeit des Einzelhan-
Handel, Dienstleistung und Handwerk im Nie- dels.
derbarnim e.V.) sowie der Unternehmensver-
Dennoch zeigt die Zentralitätskennziffer 9 von
band Barnim e.V. bilden wichtige Wirt-
99% (im Vergleich Eberswalde 99%, Straus-
schaftsnetzwerke, die die Verbesserung der
berg 113%), dass Bernau imstande ist, Kauf-
Wettbewerbsfähigkeit und die Sicherung der
kraft aus dem Umland zu binden. So bedient
Arbeits- und Ausbildungsplätze in der Region
Bernau das nordöstlich gelegene Umland,
verfolgen.
während Strausberg und Berlin den südlichen
Hinsichtlich der Gewinnung von Fach- und Bereich abdecken.
Arbeitskräften spielt auch die Integration von
Die einzelhandelsrelevante Kaufkraftkenn-
Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt eine größer
ziffer 10 liegt mit 91,2 11 rd. 9%-Punkte zwar
werdende Rolle. Derzeit besteht ein Pilotpro-
unter dem Bundesdurchschnitt, jedoch über
jekt der Handwerkskammer Berlin (OT Wald-
dem brandenburgischen Durchschnitt. Die
frieden) zur beruflichen Qualifizierung. Wei-
tere Angebote und Unterstützungsleistungen Verkaufsfläche in Bernau beträgt ca. 1,82 m²
in Zusammenarbeit mit ansässigen Betrieben
9
zur Erfassung von Qualifikationen und Kennt- Einzelhandelszentralität = Verhältnis aus Einzelhan-
dels-Umsatz zur vor Ort vorhandenen einzelhandels-
nisse der Flüchtlinge und Migranten sowie relevanten Kaufkraft
10
deren berufliche Weiterentwicklungen sollten Kaufkraftkennziffer = für Ausgaben im Einzelhandel
verfügbares Netto-Einkommen pro Einwohner im Ver-
geprüft und zeitnah geschaffen werden hältnis zum Gesamt-Einkommen der Bundesrepublik
(Stichwort Willkommenslotsen). 11
(=100)
www.ihkostbrandenburg.de/produktmarken/Stand-
ortpolitik/KonjunkturStatistik/Strukturdatenatlas/
Atlas/1223772
32 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
je Einwohner und liegt damit über der durch- Mit der Vergrößerung der Verkaufsflächen
schnittlichen Verkaufsfläche im Land Bran- des EDEKA-Marktes im sogenannten Lauben-
denburg (1,79 m²) 12. Ungefähr 2/3 der Ge- ganghaus in der Bürgermeisterstraße und der
samtverkaufsfläche (65.406 m² - Stand voraussichtlichen Erweiterung des Drogerie-
08/2013) entfallen auf Lebensmittelmärkte sortiments wird eine wichtige Angebotslücke
(1 Verbrauchermarkt, 4 Supermärkte, 11 Dis- in der Altstadt geschlossen.
counter – Stand 2013) und Möbelhäuser/
Baumärkte.
12
Einzelhandelserfassung Land Brandenburg 2011
B.B.S.M. mbH 33
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
Quelle: Einzelhandels- und Zentrenkonzept (Fortschreibung2013 )für die Stadt Bernau bei Berlin, 2014, S.6
Weitere Maßnahmen sind jedoch beabsich- tenschaften für die Blumenampeln in der
tigt, um den Branchenmix und die Ein- Bernauer Innenstadt durchgeführt. Über das
kaufsatmosphäre zu verbessern. Eine hohe Städtebauförderprogramm Aktive Stadtzen-
stadtgestalterische Qualität mit zahlreichen tren wurde das City-Management eingerich-
gastronomischen Einrichtungen weist die tet und es wird ein Verfügungsfonds orga-
Brauerstraße auf. Mit der Sanierung des am nisiert (vgl. Stadtmarketing).
östlichen Marktplatz gelegen Gebäudes Brau-
erstraße 20 - eines der letzten unsanierten
Gebäude - und der Etablierung eines gastro-
nomischen Betriebes am Marktplatz (Rats-
keller) soll dieser zentrale Bereich weiter be-
lebt werden.
34 B.B.S.M. mbH
Wirtschaft und Beschäftigung
Stärken Schwächen
• gut entwickelte Gewerbegebiete in Au- • geringe Gewerbeflächenreserven und
tobahnnähe wenig Erweiterungspotenzial, u.a.
• geringe Arbeitslosenquote (5,2%) durch Konkurrenz mit Wohnbauflächen
• steigende Gewerbesteuereinnahmen • geringe Attraktivität bzw. Auslastung
• integrierte Arbeitsplätze in den Hoff- autobahnferner Gewerbegebiete
nungstaler Werkstätten • hohe auf Berlin ausgerichtete Auspend-
• Gesundheitsstandort mit überregiona- lerüberschüsse (mit 27% unterdurch-
ler Bedeutung schnittliche Arbeitsplatzquote, vgl.
• regional agierende Unternehmernetz- Land BB 32%)
werke (z.B. Barnimer MittelstandsHaus, • Konsumverhalten auf Berlin ausgerich-
Barnimer Mittelstandsvereinigung) tet (Konkurrenz)
• Kooperation zwischen Schulen und lo-
• Geschäftsstruktur in der Altstadt
kaler Wirtschaft im Bereich Berufsvor-
(schwacher Branchenmix, fehlender
bereitung (z.B. Bernauer Ausbildungs-
Magnetbetrieb, Laubenganghaus)
/Studienbörse)
• funktionale Anbindung Bahnhofspassa-
• sehr gute Versorgung mit Waren des
ge an Innenstadt fehlt
kurzfristigen Bedarfs
• Arbeitskräftemangel u.a. im Gesund-
• Bahnhofspassage mit vielseitigem Ein-
heits- und Pflegebereich
zelhandels- und Dienstleistungs-
angebot mit regionalem Einzugsbereich
Chancen Risiken
• Profilierung als Gesundheitszentrum • wachsende Auspendlerzahl erschwert
z.B. durch Etablierung FH mit medizini- eigenständige wirtschaftliche Entwick-
schem Schwerpunkt lung und erhöht Verkehrsaufkommen
• Profilierung als gut erreichbarer Berlin- (Lärmbelastung etc.)
naher Wirtschaftsstandort für Start-ups • Fachkräftemangel im Gesundheitswe-
• Weiterentwicklung und Qualifizierung sen behindert Profilierung als Gesund-
des Historischen Zentrums als Erlebnis- heitsstandort
bereich, „Geschäfts- und Lokalmeile“, • sinkende Kaufkraft
für Einwohner, Besucher und Touristen • Funktionsrückgang in der Altstadt
(z.B. Wiederbelebung alter Zünfte, durch Erweiterung und Aufwertung
Stichwort: Brauerei-genossenschaft) Bahnhofspassage sowie weitere Lagen
außerhalb der Innenstadt
B.B.S.M. mbH 35
Wirtschaft und Beschäftigung
Handlungsbedarfe
• Schaffung von Arbeitsplätzen und Entwicklung als attraktiver Arbeitsort (nicht nur
Wohnort)
• Fachkräftesicherung (z.B. Integration von Flüchtlingen in den regionalen Arbeits-
markt)
• Stärkung des mittelständischen Gewerbesektors (Bestandspflege und Akquise Ansied-
lungskonzept), Ideen der Unternehmen nutzen
• Ausbau als Gesundheits- und Erholungszentrum
• Gewerbeflächenmanagement zur Bereitstellung passfähiger Flächenangebote bei An-
siedlungsanfragen
• Altlastenbeseitigung auf Konversionsflächen zur Gewerbeflächengewinnung
• Außenwahrnehmung in der Region als Wirtschaftsstandort fördern
• Verbesserung der Binnenwahrnehmung als Einkaufs- und Freizeitstandort
• Einzelhandel in der Innenstadt/Belebung der Innenstadt (Bestandspflege und neue
Formen des Einzelhandels), Entwicklung Markt zu einem kommunikativen und multi-
funktionalen Erlebnisbereich, z.B. gastronomisches Angebot mit Freisitz (zusätzlich
Frequenzbringer), Wochenmarkt stärken
• Verbindung und Entwicklung des Stadtkerns und der Bahnhofspassage zu einem ge-
meinsamen, funktionalen Innenstadtkern mit Ausstrahlung
36 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
B.B.S.M. mbH 37
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
sitenfest mit rd. 25.000 Besuchern, das Festi- Im Ortsteil Börnicke befindet sich die im
val Alter Musik, die Siebenklang - Bernauer 19. Jahrhundert errichtete Schlossanlage mit
Musikfestspiele, der Weihnachtsmarkt, der Park und benachbartem Gutshofgelände. Die
Kunst- und Handwerkermarkt sowie verschie- Gutshofanlage (kleiner und großer Gutshof)
dene Sportevents wie z.B. „Die 24 Stunden und der Schlosspark sind sanierungsbedürftig.
von Bernau“. Empfehlungen und Maßnahmen zum Umgang
mit diesem identitätsstiftenden Ort und zum
Für größere Veranstaltungen steht mit der
Ausbau seiner baukulturellen, nutzungsstruk-
Stadthalle und dem Audimax im Mayer-
turellen und kulturgesellschaftlichen Potenzi-
Wittwer-Bau des Oberstufenzentrums Barnim
ale für die Bewohner, aber auch für eine ver-
eine bislang ausreichende Veranstaltungs-
stärkte touristische Nutzung sind im Entwick-
infrastruktur zur Verfügung. Perspektivisch
lungskonzept für den Ortsteil Börnicke doku-
kann sich hier aber aufgrund des Bevölke-
mentiert.
rungswachstums Erweiterungsbedarf erge-
ben. Die Marienkirche wird für Konzerte (z.B. Betrachtet man die wesentlichen touristi-
Festival Alter Musik) genutzt. schen Kennziffern, zeigt sich, dass Bernau ho-
he Übernachtungszahlen (2015: 265.714), ei-
Auch in den Ortsteilen gibt es bedeutsame
ne sehr hohe durchschnittliche Aufenthalts-
touristische Zielorte, die in puncto Erlebbar-
keit und Attraktivität - insbesondere auch für dauer (2015: 10,8 Tage) und eine Bettenaus-
den Tagestourismus - ein deutliches Potenzial lastung von über 80% aufweist. Dies ist maß-
besitzen. Das Baudenkmal Bundesschule Ber- geblich auf die Reha-Angebote der Branden-
nau im Ortsteil Waldfrieden zählt zu den burgklinik zurückzuführen. Auch Angehörige
größten Bauhaus-Leistungen Europas. Eine können hier im Rahmen der Patientenbeglei-
Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO tung Betten zur Verfügung gestellt werden.
wurde beantragt. Seit 2007 betreibt die Berli- Trotz der vorhandenen medizinischen Kompe-
ner Handwerkskammer in den Räumlichkei- tenz gibt es allerdings wenig Angebote in den
ten ein Bildungszentrum. Derzeit erfolgt die Themenbereichen Wellness und Erholung und
denkmalentsprechende Gestaltung der Au- damit kaum eine touristische Profilierung in
ßenflächen auf der Grundlage eines Master- diesem Bereich. Die Auswahl an Unterkünften
plans. Zur besseren Vermarktung und Infor- in Bernau ist überschaubar. Dies wurde be-
mation ist perspektivisch die Einrichtung ei- reits im Tourismuskonzept (2009) bemängelt.
nes Besucherzentrums geplant (SUW). In der Innenstadt gibt es ein Hotel und zwei
Mit der Politsiedlung „Waldsiedlung Wand- Pensionen. Es existiert kein Campingplatz.
litz“, ursprünglich errichtet als Wohnort für Auch fehlen barrierefreie touristische Über-
Mitglieder und Kandidaten des Zentralkomi- nachtungsmöglichkeiten, gerade angesichts
tees der SED im Stadtteil Waldsiedlung, be- des Gesundheitsstandortes.
findet sich ein bedeutsames Kapitel DDR- Für das lokale Marketing ist die Bernauer
Geschichte in Bernau. Aufgrund der Namens- Stadtmarketing GmbH verantwortlich. Touris-
gebung der Siedlung wird dieser Ort jedoch tische Informationen zum Aufenthalt, zu Se-
nicht mit Bernau in Verbindung gebracht. Das henswürdigkeiten und Veranstaltungen inkl.
Gelände wird heute im Wesentlichen durch Kartenverkauf werden in der zertifizierten
Einrichtungen der Brandenburgklinik genutzt. Touristinformation in der Innenstadt angebo-
Auch hier bestehen durch die Entwicklung ten.
und Verknüpfung von touristischen Angebo-
ten noch Potenziale zur Erlebbarkeit der Sied- Die Aufgabe der regionalen und überregiona-
lung. len Vermarktung sowie die Verbesserung der
38 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
touristischen Infrastruktur liegen in der Zu- Ergänzt wird das sportliche Freizeitangebot
ständigkeit der Bernauer Touristinformation. durch Fitnessstudios und dem Sportforum
Das touristische Marketing erfolgt in enger Bernau (Lindow), das Waldbad am Liepnitz-
Zusammenarbeit mit der TMB – Tourismus see, das Freibad im Ortsteil Waldfrieden mit
Marketing Brandenburg (reiselandbranden- wettkampftauglicher 50m-Bahn sowie die öst-
burg.de), der WITO Barnim - Wirtschafts- und lich der Altstadt gelegenen Plansche. Die
Tourismusentwicklungsgesellschaft des Land- Schwimmhalle im Sportforum Bernau wird
kreises Barnim mbH (www.barnimerland.de), vor allen Dingen durch den Schulsport ge-
dem Tourismusverein Naturpark Barnim e.V. nutzt. In der Waldsiedlung im „Sportzentrum
(www.barnim-tourismus.de) sowie dem Re- Wandlitz“ befindet sich eine Tennisschule mit
gionalparkverein Barnimer Feldmark e.V. Um guten Voraussetzungen für Freizeit- und Leis-
den Freizeitwert der Region besser zu ver- tungssportler. Auch Squash, Badminton, Vol-
markten und die Erreichbarkeit der beste- leyball und Tischtennis sowie Wellnessange-
henden Badeseen zu erhöhen und miteinan- bote stehen zur Verfügung. Im neuen Sport-
der zu vernetzen, ist im Rahmen des Stadt- und Freizeitpark Rehberge wurde 2016 ein
Umland-Wettbewerbs die Idee zur Schaffung Kunstrasenplatz hergestellt, der den Bernauer
einer Bäderbuslinie während der Sommer- Fußballvereinen ganzjährig für den Trainings-
monate zwischen dem Bernauer Hauptbahn- und Punktspielbetrieb zur Verfügung stehen
hof und den Strandbädern am Liepnitz-, soll. Ebenso ist an diesem Standort ein Klet-
Wandlitz-, Ober- und Wukensee entstanden. terpark eröffnet worden. Eine Skateranlage
ist noch geplant.
Freizeit
Bernau verfügt über ein differenziertes Ange-
Die Freizeitmöglichkeiten Bernaus werden
bot an Spiel- und Bolzplätzen für Kinder und
maßgeblich durch das Engagement und die
Jugendliche. Eine Skateranlage befindet sich
Vielzahl an unterschiedlichen Vereinen (über
an der Ladeburger Chaussee. Im Rahmen der
140) bestimmt. Die Sportvereine nutzen die
Spielleitplanung 2015 wurde ein Maßnah-
bestehenden Hallen und Plätze in der Stadt
menkatalog zur weiteren Qualifizierung der
von 16.00 Uhr bis 22.00 Uhr. Aufgrund der
einzelnen Standorte in den Stadt- und Ortstei-
großen Nachfrage werden die Sportplätze für
len erarbeitet. Um eine Gesamtabdeckung
Trainingszwecke der Vereine oftmals drei- bis
des Stadtgebietes mit Spielplätzen zu errei-
vierfach genutzt. Eine Zuweisung von Sport-
chen, wird die Einrichtung zusätzlicher Spiel-
zeiten in den Hallen ist teilweise nicht mehr
plätze in Rutenfeld und Nibelungen sowie in
möglich. Mit Fertigstellung der neuen Schul-
den Ortsteilen Birkenhöhe, Ladeburg und
sporthalle Schönow soll die alte Turnhalle der
Schönow empfohlen. Zusätzlicher Bedarf ist
Sportanlage Schönow nur noch für den Ver-
perspektivisch aus den geplanten Siedlungs-
einssport genutzt werden. Es wird jedoch ein-
erweiterungen Bernaus zu erwarten und ent-
geschätzt, dass hierdurch nur eine vorüber-
sprechend zu berücksichtigen.
gehende Entspannung eintritt, da aufgrund
des erwarteten Einwohnerwachstums wei- Angebote zur Freizeitgestaltung für Kinder
terhin mit einem steigenden Bedarf nach und Jugendliche bieten verschiedene Jugend-
Sportanlagen gerechnet wird. Die Flächen des clubs und –treffs unterschiedlichster Träger.
Ladeburger Dreiecks werden beispielsweise Die räumliche Verteilung konzentriert sich
derzeit für eine Nutzung zur Erweiterung des dabei auf die Altstadt bzw. die nördlichen
Sport- und Freizeitangebots geprüft. Stadtteile. Seit Februar 2016 steht in Bernau
Süd wieder das Stadtteilzentrum Südstern zur
Verfügung. Westlich der Autobahn befindet
B.B.S.M. mbH 39
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
40 B.B.S.M. mbH
Kultur, Freizeit, Tourismus
Stärken Schwächen
• Nähe zum Erholungsraum Naturpark • wenige und wenig differenzierte Über-
Barnim und Regionalpark Barnimer nachtungsmöglichkeiten (auch für
Feldmark Menschen mit Behinderung)
• Einbindung in regionale und überregio- • Defizite in der Außenwahrnehmung der
nale Wander- und Radwanderwege Waldsiedlung als Ausflugsort, da die
(z.B. Berlin - Usedom) Politsiedlung mit Wandlitz in Verbin-
• vielfältige Vereinsstruktur und alters- dung gebracht wird
übergreifende Freizeit- und Begeg- • wenig gesundheitsorientierte Angebo-
nungsstätten te
• gut ausgestattete Sportanlagen, z. B. • Sportstättenanzahl nicht ausreichend
Sportforum Bernau, Freibad Waldfrie- aufgrund hoher Nachfrage
den
• differenziertes Spielplatzangebot
• vielfältige kulturtouristische Ziele in der
Innenstadt(u.a. St.-Marien-Kirche, die
sanierte Stadtmauer mit Heimatmuse-
um im Steintor u. das Museum Hen-
kerhaus) und in den Ortsteilen (Bau-
hausdenkmal Bernau, Waldsiedlung,
Gutshofanlage Börnicke)
• zahlreiche Veranstaltungen mit regio-
naler und überregionaler Bedeutung
(z.B. Hussitenfest, Siebenklangfestival,
Konzerte in der St.-Marien-Kirche)
• gastronomische Vielfalt in der Innen-
stadt
• gute Erreichbarkeit für Tagesbesucher
aus Berlin
Chancen Risiken
• Attraktivitätssteigerung im Falle einer • Konkurrenz durch Naturpark Ucker-
erfolgreichen Bewerbung des Bauhaus- märkische Seen und Schorfheide Cho-
Denkmals Bernau um den rin als bedeutsame naturtouristische
UNESCO-Weltkulturerbetitel Ziele erschweren eigene touristische
• Förderung des dörflichen Lebens durch Entwicklung
die Schaffung von Begegnungsorten in • zunehmende Wohnbauflächenaus-
einzelnen Ortsteilen weisungen konkurrieren mit Erholungs-
• höhere touristische Attraktivität durch flächen
Ausbau und qualitative Sicherung des • sinkende Wohn- und Lebensqualität
Radwegenetzes und E-Mobilität (Lad- aufgrund Engpässe in der Versorgung
einfrastruktur) bzw. Verfügbarkeit von Sport- und Frei-
• mehr Besucherzahlen/Tagesausflügler zeitstätten
durch Qualifizierung bestehender und
Entwicklung neuer touristischer Ange-
bote sowie intensivere Vermarktung
ausbaufähiger touristischer Zielorte
(z.B. Politsiedlung in der Waldsiedlung)
B.B.S.M. mbH 41
Kultur, Freizeit, Tourismus
Handlungsbedarfe
42 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
3.5 Bildung, Soziales und Gesundheit Trägerschaft) betreut. Die Standorte liegen
entweder in unmittelbarer Nähe zu den
Konzepte und Planungen
Grund- bzw. Förderschulen oder befinden
Kindertagesstättenbedarfs- und Schulent- sich teilweise auf demselben Gelände. Zusätz-
wicklungsplanung für den Landkreis Bar- lich zu den Hortangeboten existieren in Ber-
nim 2012 - 2017 nau auch alternative Betreuungsangebote wie
z.B. Freizeithäuser und Jugendclubs (vgl. Kapi-
tel Kultur, Freizeit und Tourismus).
Kinderbetreuungseinrichtungen
Die Kindertagesstättenbedarfs- und Schulent-
Die Anzahl der Kinderbetreuungseinrichtun- wicklungsplanung für den Landkreis Barnim
gen ist in den letzten Jahren deutlich ge- 2012 - 2017 ging für Bernau im Kindergarten-
stiegen: zwischen 2007 bis 2013 sind sechs bereich von einer rückläufigen Entwicklung
reguläre Kindertagesstätten (fünf freie Träger, der Bedarfe und im Hortbereich von einem
eine städtische Einrichtung) entstanden. Seit leicht ansteigenden Bedarf aus. Die positive
2015 verfügt die Grundschule am Rollberg Bevölkerungsentwicklung der vergangenen
zudem über einen (städtischen) Hort. Derzeit Jahre sowie der seit 1. August 2013 beste-
entsteht auf dem ehemaligen Grundstück der hende Rechtsanspruch für einen Betreuungs-
„Alten Gärtnerei“ zwischen der Heinersdorfer platz ab Vollendung des ersten Lebensjahres
Straße und der Straße An der Viehtrift eine haben jedoch zu einer starken Nachfrage ge-
neue Kita mit ca. 180 Plätzen - davon führt. Die Auslastung aller Kitas und Horte in
60 Plätze für Kinder unter 3 Jahren. Eine wei- Bernau beträgt durchschnittlich über 90%.
tere Einrichtung ist am Schönfelder Weg ge-
Die Bevölkerungsprognose (vgl. Kap. Bevölke-
plant vgl. 6.2). Rund 3.450 (01.09.2016) Kin-
rungsprognose) zeigt, dass in den kommen-
der und Schüler besuchen derzeit die Kitas
den 5 bis 10 Jahren von einem weiterhin stark
und Horteinrichtungen in der Stadt.
steigenden Bedarf auszugehen ist. Bereits
Insgesamt bestehen in Bernau 17 Kinder- jetzt ist absehbar, dass mit der Fertigstellung
tagesstätten (fünf städtische und 12 Kitas in der neuen Kita An der Viehtrift der Bedarf
freier Trägerschaft), die von rd. 1.690 Kindern nicht gedeckt werden kann.
besucht werden. Die Einrichtungen konzen-
Legt man die Prognose des INSEK-Szenarios
trieren sich nicht nur auf die Kernstadt, son-
zugrunde, wird die Gruppe der 0- bis unter 6-
dern befinden sich auch in den Ortsteilen
Jährigen bis 2020 bzw. 2021 um rund 600
Schönow, Ladeburg, Lobetal, Birkholz, Wald-
Kinder steigen. Anschließend wird diese Be-
frieden und in der Waldsiedlung. Die Öff-
völkerungsgruppe wieder kleiner und nach
nungszeiten ermöglichen in der Regel eine
2025 ungefähr auf das jetzige Niveau absin-
Betreuung zwischen 6:00 bis 18:00 Uhr. Drei
ken. Diese Entwicklung vollzieht sich bei den
Kindergärten betreuen sogar von 5.00 bis
6- bis unter 12-Jährigen entsprechend zeitlich
20.00 Uhr. In drei Einrichtungen werden Kin-
versetzt, sodass ein Anstieg der Kinder im
der mit und ohne Handicap betreut. Ein be-
Grundschulalter bis ca. 2025 um ca. 1.200 an-
sonderes Profil weist zudem die Montessori-
genommen wird.
Kita in der Waldsiedlung auf. Darüber hinaus
existieren Betreuungsangebote durch Tages- Die Anpassung der sozialen Infrastruktur ist
pflegemütter. daher eine wesentliche Voraussetzung für ein
Siedlungswachstum. Es ist zu prüfen, inwie-
Rund 1.760 Schüler werden in acht Hortein-
weit der Mehrbedarf durch eine Kapazitäts-
richtungen (fünf städtische und drei in freier
erweiterung in den Betreuungseinrichtungen
B.B.S.M. mbH 43
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
gedeckt werden kann und an welchen Stand- Besondere Lern- und Förderangebote bieten
orten eine Ergänzung des Angebots durch ei- die drei Förderschulen, die von rd. 370 Schü-
nen Neubau sinnvoll und notwendig ist. Die lern besucht werden. Die Robinsonschule am
Kindertagesstättenbedarfs- und Schulentwick- Standort Waldsiedlung (1. - 6. Klasse) ist eine
lungsplanung für den Landkreis Barnim wird Ganztagsschule mit sonderpädagogischem
derzeit fortgeschrieben. Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“.
Die Johanna-Schule (1. - 6. Klasse) fördert als
Schulen
„verlässliche Halbtagsgrundschule + Angebote
Bernau verfügt über eine differenzierte Schul- + Hort“ Kinder mit Beeinträchtigungen der
landschaft. Aktuell besuchen rd. 5.000 Schüler emotionalen und sozialen Entwicklung, des
16 verschiedene Schulen. Davon verteilen sich Erlebens und der Selbststeuerung. Die Schule
ca. 2.000 Schüler auf sechs Grundschulen 13 im Nibelungenviertel (1. - 10. Klasse) bietet
(Förderschulen nicht mitgezählt). Neben vier den Förderschwerpunkt Lernen und Förde-
städtischen Grundschulen existieren mit der rung individueller Lernentwicklung.
Montessorischule Niederbarnim Bernau
Für den Schulsport stehen zwei Sportplätze
(Waldsiedlung) und der evangelischen Grund-
zur Verfügung:
schule Bernau auch zwei Schulen in freier
Trägerschaft mit entsprechendem pädagogi- • Sportplatz am Wasserturm: Kunstrasen,
schem Ansatz. Die Grundschulen sind in der Laufbahn,
Regel als verlässliche Halbtagsschulen mit of- • Sportanlage Schönow: Naturrasenplatz
fenen Angeboten am Nachmittag konzipiert. (Großspielfeld), Sprunggrube, Hoch-
Ca. 800 Schüler besuchen die Oberschule am sprung, Laufbahn, Multisportanlage (Tar-
Rollberg, die Tobias-Seiler-Oberschule sowie tanbelag, Basketball etc.), Kleinspielfeld
die Oberschule der Montessorischule Nieder- (Kunstrasenbelag).
barnim Bernau und rd. 1.670 Schüler die bei- Weiterhin existieren vier 1-Feld-Sporthallen,
den Gymnasien. Im Gegensatz zum zentral in eine 2-Feld-Halle und eine 3-Feld-Halle. Am
Bernau gelegenen Paulus-Praetorius-Gymna- Standort Sportanlage Schönow wird derzeit
sium befindet sich das Barnim-Gymnasium eine neue 2-Feld-Sporthalle errichtet, Fertig-
mit naturwissenschaftlichem Profil am Stand- stellung 2016/17. Die alte Sporthalle soll nur
ort Waldfrieden. Hier befindet sich auch das noch durch den Vereinssport genutzt werden.
Oberstufenzentrum I Barnim (OSZ I) mit dem Bereits jetzt sind die Anlagen vor allem auch
Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung so- durch die Sportvereine bis an die Kapazitäts-
wie Sozialwesen. Das Oberstufenzentrum II grenze ausgelastet.
Barnim (OSZ II) mit gewerblich-technischer
Ausrichtung liegt in Eberswalde.
13
ohne Förderschulen
44 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
Sowohl Hallen als auch Plätze befinden sich in rung im sozialen und pflegerischen Bereich.
einem guten Zustand. Im 3. Quartal 2016 soll Zudem gibt es die Berufsfachschule der Bar-
ein Energiebericht vorgelegt werden. Hieraus nimer Akademie für Wirtschaft und Informa-
ergibt sich ggf. energetischer Sanierungs- tik GmbH (anerkannte Ersatzschule). Berufs-
bzw. Erneuerungsbedarf der Sporthallen. bildende Lehrgänge im gewerblich-tech-
Um Jugendliche beim Einstieg in das Berufsle- nischen und kaufmännischen Bereich bietet
ben zu unterstützen, findet jährlich im Herbst die FAA Bildungsgesellschaft mbH, Nord. Das
die Bernauer Ausbildungs- und Studienbörse im Ortsteil Schönow gelegene Institut für
statt, die durch die Schulleitungen der weiter- Fortpflanzung landwirtschaftlicher Nutztiere
führenden Schulen in Bernau ins Leben geru- ist Forschungseinrichtung und staatlich aner-
fen wurde. Weitere Unterstützung und Bera- kannte Ausbildungsstätte für Berufe der land-
tung bietet die Kompetenzagentur Landkreis wirtschaftlichen Tierzucht.
Barnim (z.B. Kooperation mit der Oberschule Angebote für private und auch berufliche
am Rollberg). Weiterbildung bietet z.B. die Regionalstelle
Die Kindertagesstättenbedarfs- und Schul- der Kreisvolkshochschule Barnim in Bernau
entwicklungsplanung für den Landkreis Bar- und der URANIA Barnim e.V. mit spezifischen
nim 2012 - 2017 hatte für Bernau eine relativ Angeboten für Senioren (z.B. Seniorenakade-
gleichbleibende Gesamteinwohnerzahl prog- mie). Ergänzt werden die Angebote durch die
nostiziert 14 und demzufolge keinen Hand- Stadtbibliothek. Diese verfügt über eine
lungsbedarf für den Schulbereich gesehen. Hauptstelle in der Kernstadt und Außen-
Die Bevölkerungsentwicklung der vergange- stellen in den Ortsteilen Schönow, Lobetal
nen Jahre hat jedoch gezeigt, dass sowohl im und Börnicke.
Grundschulbereich als auch an den weiterfüh- Soziales
renden Schulen von einem steigenden Bedarf
Ehrenamtliches Engagement leistet einen we-
auszugehen ist.
sentlichen Beitrag zur Gestaltung des gesell-
Auf der Grundlage der Prognose des INSEK- schaftlichen Lebens, was in der hohen Anzahl
Szenarios ist bei der Bevölkerungsgruppe der an Vereinen zum Ausdruck kommt. In der Alt-
12- bis unter 18-Jährigen von einem kontinu- stadt bietet die Agentur Ehrenamt des Land-
ierlichen Anstieg bis 2030 auszugehen. kreises Barnim (Träger: Hoffnungstaler Stif-
tung Lobetal) Informationen zum Thema
Auch für die weiterführenden Schulen gilt es
„Bürgerschaftliches Engagement“ und vermit-
daher zu prüfen, inwieweit die bestehende
telt Tätigkeiten. An gleicher Stelle unterge-
Infrastruktur ggf. durch eine bauliche Erwei-
bracht sind u.a. die Geschäftsstelle des Bünd-
terung an den steigenden Bedarf anzupassen nisses für Familien und der Lobetaler Bera-
bzw. durch einen Neubau an einem neuen tungs- und Informationsdienst für Pflegeel-
Standort zu decken ist. tern, Pflegekinder und ihre Familien im Bar-
Berufsausbildung und Sonstige Bildungsein- nim (BIbar). Zusammen mit anderen sozialen
richtungen Trägern wie z.B. der Volkssolidarität Barnim
e.V., AWO Kreisverband und Ortsverein e.V.
Das Diakonische Bildungszentrum der Hoff- u.v.m. 15 bieten sie ein differenziertes Bera-
nungstaler Stiftung im Ortsteil Lobetal bietet tungsangebot insbesondere für Kinder und
mit der Beruflichen Schule für Sozialwesen Jugendliche bzw. Familien, Senioren, Arbeits-
und der Altenpflegeschule Möglichkeiten zur
beruflichen Ausbildung und Weiterqualifizie-
15
weitere Infos siehe http://www.vereine-bernau.de/
14
Band 1 S. 154 bernauer-vereine/soziales
B.B.S.M. mbH 45
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
lose, Pflegebedürftige und bedürftige Men- seit 2014 eine von drei Hochschulkliniken im
schen. Land Brandenburg und nimmt vollumfänglich
Ambulante Hilfe für wohnungslose Menschen alle Aufgaben in Forschung, Lehre und Kran-
bietet die GEBEWO - Soziale Dienste - Bran- kenversorgung war. Das Herzzentrum Bran-
denburg gemeinnützige GmbH. Gemäß dem denburg zählt zu den führenden Einrichtun-
Sozialbericht zum Tätigkeitsbericht des Land- gen in Deutschland.
rats vom 31. Januar 2016 war in Bernau zum Niedergelassene Fachärzte und Allgemein-
31.12.2015 ein obdachloser Mann gemeldet, mediziner sowie Pflegedienste, Praxen für
dem eine Unterkunft zugewiesen wurde. Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Psy-
Aufgrund der stark ansteigenden Zahl von chiatrie und Hebammen sowie ambulante
Flüchtlingen und Asylsuchenden hat der Land- Pflegedienste vervollständigen die Angebote
kreis Barnim in Bernau zur Unterbringung der gesundheitlichen Versorgung. Gemäß
zwei Gemeinschaftsunterkünfte im Ortsteil Kassenärztlicher Vereinigung Brandenburg
Waldfrieden eingerichtet. Dabei handelt es beträgt der Versorgungsgrad mit Allgemein-
sich um die ehemalige Waldarbeitsschule medizinern 93% (Stand 31.12.2015).
(Wandlitzer Chaussee 53) mit einer Kapazität Ebenfalls am Standort des Immanuel Klini-
von 103 Plätzen und das ehemalige Senioren- kums Bernau Herzzentrum Brandenburg gele-
pflegeheim „Waldfrieden" (Lanker Straße 26), gen befindet sich die Epilepsieklinik Tabor
das 160 Menschen Platz bietet. Betreiber bei- Bernau. In der Waldsiedlung nordwestlich der
der Einrichtungen ist das Evangelische Ju- Kernstadt befindet sich die zur Unterneh-
gend- und Fürsorgewerk (EJF). mensgruppe Michels Klinik gehörende Bran-
Die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal bietet in denburgklinik: Eine Reha-Klinik mit den
Lobetal ein breites Spektrum qualifizierter Hil- Schwerpunkten Neurologie, Kardiologie, Psy-
fen für Menschen mit einer geistigen, seeli- chosomatik und Orthopädie und einer Kapazi-
schen oder Mehrfachbehinderung sowie tät von ca. 700 Patienten. Die Kindernachsor-
Menschen mit einer Suchterkrankung, Epilep- geklinik Berlin-Brandenburg in der Waldsied-
sie oder einem Pflegebedarf. In den Hoff- lung widmet sich der familienorientierten Re-
nungstaler Werkstätten arbeiten Menschen habilitation bzw. Nachsorge von herz- und
mit Behinderung im Bio-Gartenbau, in der krebskranken Kindern und Jugendlichen. Sie
Garten- und Landschaftspflege sowie in der ist deutschland- und europaweit eine von fünf
Schälküche. In Wohnstätten und stationär be- Spezialkliniken. Um Bernau als wichtigen Ge-
treuten Wohngruppen in Lobetal und Lade- sundheitsstandort weiterentwickeln zu kön-
burg werden Menschen mit Behinderungen nen, ist die Bereitstellung von Flächen im Um-
betreut. feld der Einrichtungen von besonderer Be-
deutung (z.B. „Ladeburger Dreieck“).
Gesundheit und Pflege
Das städtische Unternehmen Gesellschaft für
Bernau verfügt über eine gute überregionale
Alten- und Behindertenpflege mbH Bernau
medizinische Infrastruktur und übernimmt ei-
(GGAB) übernimmt mit einem breit gefächer-
ne zentrale Versorgungsfunktion im Mittelbe-
ten Angebot einen erheblichen Anteil am Ber-
reich. Die Grundversorgung wird durch das
nauer Pflegemarkt. Hierzu zählt das Senioren-
Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum
zentrum „Regine Hildebrandt“, zu dem der
Brandenburg mit den Bereichen Chirurgie, In-
Georgenhof und der Mühlenhof gehören. Ne-
nere Medizin, Gynäkologie, Geburtshilfe und
ben vollstationärer Pflege werden am zentral
Pädiatrie sichergestellt. Als Teil des Trägerver-
gelegenen Standort Alte Lohmühlenstraße al-
bundes der Medizinischen Hochschule Bran-
tersgerechte Wohnungen, Tages- und Kurz-
denburg Theodor Fontane ist die Klinik zudem
zeitpflege angeboten. Insgesamt stehen hier
46 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
16
www.pflegemarkt.com\de\fachartikel\analyse-der-
stationaeren-pflege-deutschland\, Stand 22.07.2016
B.B.S.M. mbH 47
Bildung, Soziales und Gesundheit
Stärken Schwächen
• differenzierte Betreuungseinrichtungen • Mangel an berufsbildenden Einrichtun-
(städtische und freie Trägerschaft etc.), gen im Gesundheitswesen zur Fach-
teilweise auch in den Ortsteilen kräftesicherung
• vielfältige Bildungslandschaft im Be-
reich der Grund- und weiterführenden
Schulen (u.a. Oberstufenzentrum mit
beruflichem Gymnasium) mit moder-
ner Ausstattung
• Gesundheitsstandort mit breit gefä-
cherter medizinischer Versorgung (Kli-
nikstandort), mit Reha-Kliniken in der
Waldsiedlung, Herzzentrum Branden-
burg, Hochschulklinik der medizini-
schen Hochschule Brandenburg
• überdurchschnittlich gute Versorgungs-
situation im Bereich Seniorenpflege
und altersgerechter Angebote sowie
betreute Wohnstätten für Menschen
mit Behinderungen
• interessierte Bürgerschaft und ehren-
amtliches Engagement/Netzwerke,
Bürgerhaushalt
• Stadtbibliothek, Geschäftsstelle der
VHS des LK Barnim, Musikschule
Chancen Risiken
• Weiterbildungseinrichtungen im Ge- • Versorgungsengpässe im Bereich Kita
sundheitswesen stärken das lokale und Schulen infolge schnellen Bevölke-
Fachkräftepotenzial und damit den Ge- rungszuwachses
sundheitsstandort • soziale Polarisierung durch Verdrän-
• Einbeziehung der Einwohner mit Mi- gungsmechanismen auf dem Woh-
grationshintergrund und kulturellen nungsmarkt
Besonderheiten • veränderte Ansprüche/Bedarfe durch
• weitere Profilierung bestehender Ein- Alterung der Gesellschaft
richtungen • zunehmende Altersarmut
• gute Versorgungssituation erhöht die
Standort- und Lebensqualität und wirkt
sich positiv auf die Einwoh-
nerentwicklung und die Entwicklung als
Wirtschaftsstandort aus
48 B.B.S.M. mbH
Bildung, Soziales und Gesundheit
Handlungsbedarfe
• Anpassung der sozialen Infrastruktur an hohem Zuwachs von Kindern und jungen Fa-
milien (Fortschreibung Kitabedarfs- und Schulentwicklungsplanung aktuell durch LK
Barnim) und Schaffung gleichwertiger Angebote in allen Teilräumen
• soziale Durchmischung der Stadt fördern (Segregation vermeiden)
• inklusive Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglichen
• Einbindung von Flüchtlingen mit Bleibeperspektive in die Gesellschaft, Unterbringung
von Flüchtlingen und Obdachlosen
• Thema Gesundheit mehr vermarkten und ausbauen, Aus- und Weiterbildung im Ge-
sundheitsbereich fördern
• demografischen Wandel - Alterung der Gesellschaft - gestalten, ausgewogene Ent-
wicklung sichern bzw. befördern
• Nachbarschaftstreffpunkte sichern (bzw. neue schaffen - bspw. in den Ortsteilen)
B.B.S.M. mbH 49
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
3.6 Verkehr und technische Infra- nicker Chaussee oder der Ladeburger Chaus-
struktur see sind auch die Hauptstraßen abschnitts-
weise auf 30 km/h beschränkt. 17 Insbesonde-
Konzepte und Planungen re in den Ortsteilen werden die innerörtliche
Nahverkehrsplan 2017 – 2026 für den üb- Geschwindigkeitsreduzierung bzw. Maßnah-
rigen ÖPNV des Landkreises Barnim, 2015 men zur Einhaltung der vorgeschriebenen Ge-
schwindigkeit als ein wichtiges Thema be-
Fortschreibung der Luftreinhalteplanung
trachtet (z.B. Börnicke und Blumberger
und der Verkehrsentwicklungsplanung
Chaussee (L31)/Börnicker Landstraße). Zur
2025 mit Lärmaktionsplan der zweiten
Verkehrsberuhigung ist die Altstadt mehrheit-
Stufe für die Stadt Bernau bei Berlin, Teil 1
lich als Einbahnstraßensystem ausgebildet.
und 2, 2014/2015
Die Bürgermeisterstraße und der Stadtmauer-
Verkehrliche Untersuchung zum Neubau
weg sind als verkehrsberuhigte Bereiche bzw.
der Ladestraße 04/2016
Fußgängerzone ausgewiesen.
Straßenausbaukonzept der Stadt Bernau
bei Berlin, 2006 Die Verkehrszunahme infolge des Bevölke-
rungswachstums und der auf Berlin gerichte-
ten Pendlerströme - auch aus dem Mittelbe-
Die unmittelbare Nähe zur Autobahn 11 mit
reich - führt insbesondere während der Stoß-
den Anschlussstellen Bernau Nord und Ber-
zeiten im Berufsverkehr zu einer Überlastung
nau Süd sowie Wandlitz bietet eine schnelle
einzelner Straßenabschnitte wie z.B. dem In-
Anbindung an Berlin und das überregionale
nenstadtring (August-Bebel-Straße, Jahnstra-
Verkehrsnetz. Die Ortsteile und das Umland
ße, Lohmühlenstraße, Weißenseer Straße).
werden strahlenförmig über mehrere Landes-
Der innerstädtische Umgebungsbereich der
straßen (L 30, L 31, L 200, L 304, L 314) an
Jahnstraße sowie sämtliche Ausfallstraßen
Bernau angeschlossen.
und das Autobahnumfeld sind deutlich von
Der Ausbauzustand der innerörtlichen Haupt- verkehrsbedingten Lärm- und Abgasemissio-
und Erschließungsstraßen ist überwiegend nen betroffen. Gemäß Verkehrsentwicklungs-
gut. Die Hauptverkehrs-, Hauptsammel- und planung 2025 zählt Bernau zu den sechs
Sammelstraßen verfügen in der Regel über Kommunen im Land Brandenburg mit erheb-
einen Asphaltbelag. In der Altstadt, aber auch lichen Luftreinhalteproblemen.
in den einzelnen Ortsteilen sind die Straßen
Aufgrund der Entstehung neuer Siedlungsge-
gepflastert. Zu den Straßen mit Sanierungs-
biete im Stadtgebiet, vor allen Dingen im Be-
bedarf zählen gemäß Verkehrsentwicklungs-
reich Bernau Süd und Panke-Park, ist auch in
planung 2025 die August-Bebel-Straße und
den kommenden Jahren mit deutlich höheren
die Dorfstraße Schönow (beide Baulastträger
Belastungen der Hauptverkehrsstraßen im
Land). Die Dorfstraße Schönow wird derzeit
Zentrumsbereich zu rechnen. Der bereits ge-
saniert. Im kommunalen Straßennetz besteht
genwärtig hoch belastete Straßenabschnitt
vor allem bei unbefestigten Anliegerstraßen
der Börnicker Chaussee zwischen Ulitzka-
in den Ortsteilen Sanierungsbedarf. Die maxi-
straße und Schönfelder Weg wird mit einem
male Geschwindigkeit ist in den Anlieger-
prognostizierten Mehrverkehr von über 3.000
straßen in der Regel auf max. 30 km/h be-
Kfz/24 Stunden die stärkste Verkehrssteige-
grenzt, sodass Bernau über ein ausgedehntes
Zone-30-Netz verfügt. An besonderen Ge- 17
Integrierte Verkehrsentwicklungs-, Luftreinhalte- und
fahrenstellen wie z.B. in der August-Bebel- Lärmaktionsplanung Teil 1 Bericht Dezember 2014
Straße, der Oranienburger Straße, der Zeper-
50 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
B.B.S.M. mbH 51
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
52 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
B.B.S.M. mbH 53
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
54 B.B.S.M. mbH
Verkehr und technische Infrastruktur
Stärken Schwächen
• gute überregionale Erreichbarkeit • Überlastung des Bernauer Innenstadt-
durch Anbindung an A10 und A11 rings sowie der Ausfall- und Zugangs-
• Anschluss an das IC-Netz der Deut- straßen nach Berlin während Stoß-
schen Bahn zeiten mit hoher Lärm- und Abgasbe-
• S-Bahnanschluss nach Berlin (günstige lastung
Beförderungskosten Berliner Tarifbe- • fehlende Ortsumgehung
reich C mit zwei Haltepunkten • kaum kostenlose Langzeitparkmöglich-
• guter Ausbaustand Bike&Ride mit Fahr- keiten in der Innenstadt
radparkhaus am Bahnhof • ÖPNV-Netz: ungenügende Busanbin-
• barrierefreie Neugestaltung von Stra- dung der Ortsteile, Taktung des Bus-
ßen, Wegen und Plätzen in der Innen- netzes am Wochenende
stadt • Anzahl Pendlerparkplätze an den Bahn-
• Anschluss an übergeordnetes Rad- höfen
wegenetz • Defizite in der Radverkehrsführung in
der Kernstadt sowie der Anbindung der
Ortsteile (Schulwegsicherung)
• teilweise unbefestigte Straßen und
Gehwege
• Defizite im schnellen Internetzugang in
den Ortsteilen (v.a. südliche Kernstadt)
• Wasserver- und -entsorgung (v.a. Nie-
derschlagswasser)
•
Chancen Risiken
• Profilierung als gut erreichbarer Berlin- • drohender Verkehrsinfarkt bei Einwoh-
naher Wohn- und Wirtschaftsstandort nerwachstum (40.000 - 50.000) - insbe-
• stadtverträglicher Verkehr trotz sondere Innenring ohne nachhaltiges
Wachstum bei Stärkung des Umwelt- Verkehrskonzept
verbundes (ÖPNV, Fahrrad, Fußgänger) • sinkende Wohn- und Lebensqualität
• Entwicklungsimpulse durch Ausbau der (z.B. Innenstadt) durch hohe Verkehrs-
Bahnverbindung Berlin-Stettin belastung
• Verkehrsreduzierung auf dem Innen- • fehlende Radwegeverbindungen be-
stadtring durch geplanten Ausbau La- hindern die touristische Entwicklung
destraße als Entlastungsstraße (infolge und verhindern die Etablierung um-
Brückensanierung) weltfreundlicher Mobilitätsformen
B.B.S.M. mbH 55
Verkehr und Technische Infrastruktur
Handlungsbedarfe
56 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
3.7 Natur, Energie und Klimaschutz Die Panke bildet das wichtigste Fließgewässer
in Bernau. Ihre Quelle zwischen Rüdnitzer
Konzepte und Planungen
Chaussee und Bahndamm ist allerdings kaum
Landschaftsplan der Stadt Bernau bei wahrnehmbar. Die Panke fließt unter dem
Berlin, 11/2007 Bahndamm in Richtung Teufelspfuhl und
Gewässerentwicklungskonzept für die weitgehend parallel zur Bahnlinie durch die
Panke vom Quellbereich am Pankeborn Rohrwiesen nach Westen. Durch zahlreiche
in Bernau bis zur Landesgrenze Berlin/ wasserbauliche Maßnahmen wie Begradi-
Brandenburg, 01/2009 gungen, Verbauung, Tieferlegung des Bettes
Fortschreibung der Luftreinhalteplanung etc. ist der Auencharakter der Pankeniede-
und der Verkehrsentwicklungsplanung rung weitgehend verloren gegangen. Im Be-
2025 mit Lärmaktionsplan der zweiten reich des Teufelspfuhls ist die Panke durch
Stufe für die Stadt Bernau bei Berlin, Teil hohe LCKW 19-Werte belastet. Mit dem Ge-
1 und 2, 2014/2015 wässerentwicklungskonzept für die Panke,
das 2009 im Auftrag des Ministeriums für
Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbrau-
Bernau ist naturräumlich der Großeinheit cherschutz des Landes Brandenburg erarbei-
Ostbrandenburgische Platte zuzuordnen. Die tet wurde, existiert eine konzeptionelle
Landschaft ist mit Sanderflächen (z.B. Schö- Grundlage zur Renaturierung der Panke und
nower Heide) sowie flachwelligen Grund- und Entwicklung eines durchgängigen Grünzugs.
Endmoränen deutlich eiszeitlich geprägt. Die
Weitere Fließgewässer sind das Uppstalfließ
südlich der Kernstadt gelegene offene Land-
und das Rüdnitzer Fließ im nördlichen Stadt-
schaft mit hauptsächlich landwirtschaftlich
gebiet (Lobetal).
genutzten Flächen und vereinzelten, kleinen
Waldflächen gehört zum Regionalpark Bar- Auf Bernauer Stadtgebiet befinden sich für
nimer Feldmark. Der überwiegende Teil der die Gewinnung oberflächennaher Rohstoffe
nördlich der Kernstadt gelegenen Flächen ist (Kiessand) zwei Bergwerksfelder: Im Regio-
Bestandteil des Großschutzgebietes Natur- nalplan (Entwurf) sind die Gebiete Lade-
park Barnim. Im Nordwesten grenzt das wald- burg/Bernau Nord und Bernau-Ost (Bernau
reiche Stadtgebiet an den Liepnitzsee, der ei- Ogadeberg) als Vorranggebiet bzw. Vorbe-
nen hohen Stellenwert für die Erholungs- haltsgebiet ausgewiesen.
nutzung hat. Stadtbildprägend sind die als Park gestalteten
Mehrere Landschafts- und Naturschutzgebie- Wall- und Grabenanlagen entlang der Stadt-
te liegen ganz oder teilweise im nördlichen mauer. Mit ca. 12 ha sind sie die größte öf-
Bernauer Stadtgebiet. Vollständig im Ber- fentliche Grünanlage. Weitere Grünflächen in
nauer Stadtgebiet liegt das 27 ha große Na- der Innenstadt sind der Külzpark und der
turschutzgebiet Ladeburger Pfühle. Goethepark. Als Spiel- und Naturerlebnispfad
wurde kürzlich der Krimhildgraben im Stadt-
Zu den weiteren Schutzgebietsausweisungen
teil Nibelungen umgestaltet. Von besonderem
zählen vier FFH-Gebiete: Buchenwälder am
Wert sind auch verschiedene Parkanlagen in
Liepnitzsee, Börnicke, Biesenthaler Becken
den Ortsteilen. Hierzu gehören der Schloss-
und Schönower Heide. Die beiden letztge-
park in Börnicke (vgl. 2.2.4), der Kurpark in
nannten sind flächenmäßig nahezu kongruent
der Waldsiedlung und die Parkanlage am Me-
mit den gleichnamigen Naturschutzgebieten.
chesee in Lobetal.
19
Leichtflüchtige Chlorkohlenwasserstoffe
B.B.S.M. mbH 57
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
58 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
B.B.S.M. mbH 59
Natur, Energie und Klimaschutz
Stärken Schwächen
• attraktive und vielseitige Landschafts- • Altlastenverdachtsflächen auf Konver-
und Naturräume im Bernauer Stadtge- sionsflächen und partielle Grundwas-
biet, darunter Naturpark Barnimer serschäden, z.B. Gewässer Teufelspfuhl
Feldmark, Naturpark Barnim und Na- („Panke-Park“)
turschutzgebiete „Faule Wiesen“ und • Überschreitung der Luftgrenzwerte der
„Schönower Heide“ PM10 und NO2-Konzentration im Jah-
• mehrere FFH-Gebiete im südlichen und resmittel in Bernau
westlichen Stadtgebiet sowie am • Fehlen einer konzeptionellen Klima-
Liepnitzsee schutzgrundlage (Energie- und Klima-
• historische Grünflächen im Bereich der schutzkonzept)
Wallanlagen • Niederschlagswasserversickerung,
• Gewässerentwicklungskonzept Panke Schmutzwasserentsorgung
• vielfältige kommunale Projekte zur
Förderung regenerativer Energien wie
Holzheizungen oder Photovoltaik-An-
lagen auf Schulen und Wirtschafts-
gebäuden
Chancen Risiken
• Nutzung von Energie aus Abfällen zum • zunehmende Flächenversiegelung -
Betrieb des Bauhoffuhrparks insbesondere in Wasserschutzgebieten
• Schaffung zusätzlicher erlebbarer Grün- - führt zum Verlust von Grünflächen
und Erholungsflächen durch Revitalisie- und von Flächen zur Niederschlagswas-
rung der Flächen am Panke-Park serversickerung mit Auswirkungen auf
• Weiterentwicklung von Grünwegever- das Stadtklima
bindungen bzw. Grünachsen zur Ver- • Natur- und Erholungscharakter wird
besserung des Stadtklimas und zur zunehmend eingeschränkt
Schaffung zusätzlicher Erholungsflä- • erhöhte Lärm- und Schadstoffemissio-
chen und attraktiver Wegeverbindun- nen durch Verkehrszunahme infolge
gen Einwohnerzuwachs
• zusätzliche Radwege ermöglicht eine
bessere Erlebbarkeit des Naturraums
• Klimaschutzkonzept befördert eine
nachhaltige, klimagerechte Stadtent-
wicklung
• Ausbau der Elektromobilität
60 B.B.S.M. mbH
Natur, Energie und Klimaschutz
Handlungsbedarfe
B.B.S.M. mbH 61
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
3.8 Stadtmarketing und Identität Aufgabe liegt darin, gemeinsam mit städti-
schen Akteuren Aufgaben und Maßnahmen
Konzepte und Planungen
des im Stadtmarketingkonzept festgelegten
Stadtmarketingkonzept 2008 und Fort- operativen und strategischen Marketings um-
schreibung Stadtmarketingkonzept Erar- zusetzen und Bernau zu einem lebendigen
beitung Citymanagementkonzept für die und kulturell geprägten Identifikationsraum
Stadt Bernau bei Berlin, 11/2012 zu entwickeln.
Fortschreibung Tourismuskonzept Ber- Unter Federführung der BeSt wurde zunächst
nau bei Berlin, 12/2009 ein neues Stadtlogo und Corporate Design
entwickelt. Das 2010 durch die Stadtverord-
neten beschlossene Corporate Design wurde
Einer Umfrage 20 in 2012 zufolge, gehören aus
in sämtlichen Medienformaten der Stadt um-
Sicht der Bernauer der Stadtpark, die Wall-
gesetzt. Als sogenannter „Botschafter für
anlagen und das Steintor mit Abstand zu den
Bernau“ ist es ausdrücklich erwünscht, dass
schönsten Orten und somit zu den identitäts-
das Stadtlogo auch von Gewerbetreibenden,
stiftenden Räumen und beliebten Treffpunk-
Schulen und Vereinen etc. genutzt wird.
ten in der Stadt. Die Sanierung der Bernauer
Altstadt hat sicher wesentlich zur Heraus- Die Leitthemen des Stadtmarketings sind Ge-
bildung und Stärkung einer lokalen Stadtiden- sunde Stadt Bernau bei Berlin, Kunst & Kultur:
tität beigetragen. Nur noch wenige Gebäude Hussiten, Moderne und Szene in Bernau bei
sind unsaniert oder leer stehend, wie etwa Berlin und Gut wohnen nah bei Berlin. Diese
das Kantorhaus, das als ältestes Gebäude der werden u.a. in verschiedenen Special-
Altstadt einen besonderen Wert besitzt. Ty- Interest-Broschüren umgesetzt: „Moderne
pisch für Bernau sind gemäß der erwähnten trifft Geschichte“, „Baudenkmal Bundesschule
Umfrage für die Mehrheit der Befragten fol- Bernau“ und „Bernau bei Berlin - Gesunde
gende Aspekte: Stadtmauer, schöne Parks Stadt“. Flyer wie „Gastronomie & Freizeit“,
und Grünanlagen, Hussitenfest, vielfältiges „Einkaufen & Gastronomie“, „Kulturpfad“,
gastronomisches Angebot, gute Versorgung „Kulturkalender“ etc. ergänzen das Angebot.
mit Ärzten, Fachärzten und Krankenhäusern
Die Belebung und Vermarktung der Bernauer
und viele kulturelle Veranstaltungen. 80% der
Innenstadt steht besonders im Fokus des
Befragten gaben an, gerne in Bernau zu le-
Stadtmarketings. Gleich zwei Vereine haben
ben.
sich dieses Ziel zur Aufgabe gemacht: Der seit
Um sich als Stadt im Wettbewerb zu positio- 2005 bestehende Verein „Bernau Stadtmitte
nieren, das eigene Stadtprofil zu schärfen und e.V.“ und die im Jahr 2013 auf Initiative der
ein identifikationsstiftendes Stadtimage auf- BeSt gegründete Werbegemeinschaft Bernau-
zubauen, hatte Bernau 2008 ein Stadtmarke- er Innenstadt - Bewusst hier!. Mit zahlreichen
tingkonzept erarbeiten lassen. Dieses bildet Marketingaktivitäten und Veranstaltungen
seither die konzeptionelle Grundlage für die versuchen beide Vereine u.a. in Kooperation
Aktivitäten im Stadtmarketing. Eine Fort- mit der BeSt auf das vielfältige Angebot in der
schreibung erfolgte 2012. Verantwortlich für Innenstadt aufmerksam zu machen und die
den Stadtmarketingprozess ist die 2009 als Ei- Innenstadt als Einkaufs-, Aufenthalts- und Er-
gengesellschaft der Stadt Bernau gegründete lebnisraum zu profilieren. Zu den Aktionen
BeSt Bernauer Stadtmarketing GmbH. Ihre gehören beispielweise die Lokalwährung Hus-
sitentaler, Nikolausshopping oder auch die
20
Umfrage im Rahmen der Fortschreibung des Stadtmar- Gewinnung von Patenschaften für die Blu-
ketingkonzepts 2012
62 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
menampeln in der Bernauer Innenstadt. Bei- Seit einigen Jahren vergibt die BeSt Bernauer
de Vereine informieren über aktuelle Angebo- Stadtmarketing GmbH in Kooperation mit der
te und Aktivitäten auf einer eigenen Home- Behindertenbeauftragten des Landkreises
page. Mit der jährlich stattfindenden „Ber- Barnim, der Touristinformation der Stadt Ber-
nauer Lokaltour“ laden zudem die Bernauer nau sowie dem Handelsverband Berlin-
Gastronomen in die Innenstadt ein. Brandenburg e.V. (HBB) das Zertifikat „Bernau
Barrierefrei“ an Gastronomie- und Dienstleis-
Das Engagement der privaten Akteure zahlt
tungseinrichtungen. Im mit der Homepage
sich aus: Mit dem Konzept „Lebensgefühl
der Stadt verlinkten Portal „Bernau Barriere-
Bernau - Willkommen in unserem Wohnzim-
frei“ werden weitere Infos und Angebote zum
mer - EM 2016“ gewann die Bernauer Werbe-
Thema Barrierefreiheit offeriert (Parkplätze,
gemeinschaft in Kooperation mit der BeSt
Erreichbarkeit, Verleih von mobilen Hörgerä-
2016 den 1. Platz in der Kategorie Events bei
ten bei Veranstaltungen etc.).
der CityOffensive Ostbrandenburg.
Die Stadt unterhält eine informative und
Im Rahmen des Förderprogrammes Aktive
ständig aktualisierte Homepage. Broschüren
Stadtzentren (ASZ) konnte zudem bei der
wie „Familienwegweiser“ und zahlreiche Kon-
BeSt eine Stelle für ein professionelles City-
zepte und Informationen zur Stadtentwick-
management geschaffen werden. Eine wichti-
lung und zum Leben in Bernau stehen hier
ge Aufgabe ist u.a. die Netzwerkarbeit und
zum Downloaden zur Verfügung. Auch soziale
die Einführung und Betreuung eines Innen-
Netzwerke wie facebook und instagram wer-
stadt- bzw. Verfügungsfonds. Neben der fi-
den für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt. Mit
nanziellen Unterstützung kleinerer investiver
der Geschäftsstelle der BeSt in der Brüder-
sowie nichtinvestiver Maßnahmen im Innen-
straße und der Touristinformation in der Bür-
stadtbereich zielt der Verfügungsfonds auf ei-
germeisterstraße stehen zwei Anlaufpunkte
ne verstärkte Aktivierung und Einbeziehung
für Bürger und Touristen zur Verfügung. Hier
von Innenstadtakteuren ab.
können auch verschiedene Werbeartikel wie
Ein unverzichtbarer Bestandteil eines enga- Becher, Taschen und Textilien gekauft wer-
gierten Stadtmarketings sind heutzutage Fes- den.
te und Märkte. Über die Stadtgrenzen hinaus
Darüber hinaus ist das Marketing der Stadt
bekannt sind u.a. das Hussitenfest, das Festi-
Bernau über die Kooperation mit der WITO
val Alter Musik und die Siebenklang - Bernau-
Barnim - Wirtschafts- und Tourismusentwick-
er Musikfestspiele. Auch Feste in den Orts-
lungsgesellschaft des Landkreises Barnim,
teilen wie das Heidefest in Schönow, die Jah-
dem Tourismusverein Naturpark Barnim e.V.
resfeste der Hoffnungstaler Stiftung in Lobe-
sowie dem Regionalparkverein Barnimer Feld-
tal oder auch das Storchenfest in Börnicke
mark e.V. regional eingebunden. Bernau ist
tragen zur Stärkung der lokalen Identität bei.
zudem Mitglied des Netzwerks „Vereinigung
Die Belebung alter Traditionen und die Ver- der Städte mit hussitischer Geschichte und
marktung lokaler Spezialitäten und Besonder- Tradition“.
heiten sind weitere wichtige Bausteine eines
Neben der funktionalen Stärkung der Innen-
Stadtmarketings. Die sich im Aufbau befin-
stadt sind zukünftige Marketing-Aktivitäten
dende Genossenschaft „Bernauer Brauge-
auch verstärkt im regionalen Kontext zu su-
nossen“ beabsichtigt, die alte Tradition des
chen. Ein gemeinsames Standortmarketing
Bierbrauens in Bernau wiederzubeleben und
des Mittelbereichs ist bislang kaum vorhan-
eine eigene Brauerei aufzubauen.
den. Das aktuelle Mittelbereichskonzept
B.B.S.M. mbH 63
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
64 B.B.S.M. mbH
STADTMARKETING UND IDENTITÄT
Stärken Schwächen
Chancen Risiken
• Steigerung der Attraktivität der Stadt • Existenz mehrerer Vereine mit Innen-
als Wirtschaftsstandort, Wohnort und stadtfokus schwächen die Kraft des
touristischer Zielort Einzelnen
• Profilierung der Region durch ein ge- • Abnahme der Identifikation der Bürger
meinsames Stadtortmarketingkonzept mit ihrer Stadt (durch Zuzug/ Wachs-
im Mittelbereich tum und kontinuierliche Veränderung)
• Aktivierung privates Engagement zur
Belebung der Innenstadt und Attrakti-
vitätssteigerung durch Implementie-
rung eines Verfügungsfonds
• Stärkung der Außendarstellung durch
Vermarktung lokaler Produkte und
Spezialitäten (Belebung alter Zünfte)
B.B.S.M. mbH 65
STADTMARKETING UND IDENTITÄT
Handlungsbedarfe
66 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
B.B.S.M. mbH 67
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
68 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
4.2 Gesundes Wachstum - nachhaltig sind geschützt und für Einheimische und
und umweltgerecht Touristen erlebbar.
Die Panke-Aue ist ein erlebbarer Grün-
Mit der Bevölkerungszunahme wächst der
raum.
Siedlungsdruck auf die bestehenden Freiräu-
me in Bernau. Diese stellen jedoch wichtige Vernetzte Grünräume gliedern die Sied-
Natur- und Erholungsräume dar und tragen lungsbereiche, sichern eine hohe Wohn-
zur Lebensqualität bei. Gleichzeitig muss das und Erholungsqualität und befördern das
städtische Verkehrssystem an das wachsende Stadtklima.
Mobilitätsbedürfnis angepasst werden. Der Die neuen Siedlungsflächen zeichnen sich
Ausbau einer umweltfreundlichen Mobilität, durch einen hohen Grünanteil aus.
das heißt vor allen Dingen die Förderung des G.3 Bernau verbindet Siedlungswachstum mit
ÖPNV, ist dabei ein Ansatz, der den allgemei- Bewusstsein für die eigene Geschichte und
nen Zielen des Klima- und Umweltschutzes Identität
Rechnung trägt. Ein dynamisches Wachstum
bedeutet aber auch, die bestehenden Stadt- Die sanierte Altstadt ist in ihrer Funktion
und Ortsteile mit ihren Bürgern in ihrer Ent- als Zentrum für Dienstleistung, Einzelhan-
wicklung und Identität im Blick zu behalten del, Verwaltung und Kultur gestärkt.
und zu fördern. Gesundes Wachstum steht Lebendige Stadt- und Ortsteile mit eige-
für den harmonischen Ausgleich bestehender
nem Charakter und Identität machen Ber-
Zielkonflikte und die Schaffung einer attrakti-
nau zu einer zukunftsfähigen Stadt.
ven Wohn- und Lebensqualität in Bernau.
G.4 Bernau entwickelt eine umweltfreundli-
Leitziele che Mobilität mit guter regionaler Vernetzung
G.1 Bernau verfolgt eine nachhaltige, flächen-
Das Verkehrsaufkommen und die Ver-
und landschaftsschonende Siedlungsentwick-
kehrsbelastung in der Innenstadt sind ge-
lung
sunken.
Die stadtentwicklungsrelevanten Konver- Die Hauptwegeverbindungen für Fußgän-
sionsstandorte sind/werden vorrangig ger und Radfahrer sind qualifiziert und
entwickelt. wichtige Lücken geschlossen.
Das Nachverdichtungspotenzial in den Die neuen „Stadtteile“ sind sowohl für
Stadt- und Ortsteilen auf Brachflächen Fußgänger und Radfahrer gut an das Zent-
und Baulücken wird ausgeschöpft. rum als auch an die Schienenhaltepunkte
Ein ausgewogenes Verhältnis von Einfami- angeschlossen.
lienhausbau und mehrgeschossigem Die Ortsteile sind per ÖPNV gut erreichbar
Wohnungsbau bietet Wohnraum in allen und untereinander vernetzt.
Preissegmenten, fördert die soziale Die Verknüpfung der verschiedenen Ver-
Durchmischung und reduziert den Flä- kehrsmittel bietet gute Rahmenbedingun-
chenverbrauch. gen für Pendler von und nach Berlin bzw.
G.2 Bernau schafft Lebensqualität durch at- in das Barnimer Umland.
traktive Grün- und Landschaftsräume
G.5 Bernau engagiert sich für Klima- und Um-
Die natürlichen Besonderheiten der viel- weltschutz
fältig geprägten Landschaftsräume und Die Lärmbelastung in der Innenstadt ist
Schutzgebiete des Naturparks Barnim so- deutlich gesunken und die Luftqualität er-
wie des Regionalparks Barnimer Feldmark höht.
B.B.S.M. mbH 69
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
21
Erarbeitung in 2017 geplant.
70 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
L.3 Bernau sichert eine bedarfsgerechte und Z.2 Bernau stärkt und entwickelt eine zu-
spezialisierte medizinische Versorgung und kunftsfähige Wirtschaftsstruktur
Pflege
Die Bedeutung als Arbeitsort ist gestiegen.
Wohnungsangebote für Senioren ermög-
Den Unternehmen stehen gut ausgebil-
lichen eine Pflege und das Wohnen in der
dete Fachkräfte zur Verfügung.
eigenen Wohnung so lange wie möglich.
Gut erreichbare Gewerbegebiete bieten
Hochwertige Pflegeeinrichtungen sichern
bedarfsgerechte Flächen zur Unterneh-
die Versorgung von Hochbetagten in Ber-
mensansiedlung und –entwicklung.
nau und der Region.
Eine aktive Wirtschaftsförderung unter-
Eine gut erreichbare stationäre und ambu-
stützt den Unternehmensbestand und an-
lante medizinische Versorgung ist gesi-
siedlungswillige Unternehmen.
chert.
Die klein- und mittelständische Unterneh-
4.4 Zukunftsfähige Wirtschaft - viel- men sind gut vernetzt und lokale bzw. re-
fältig und innovativ gionale Wertschöpfungsketten 22 ausge-
baut.
Angesichts der prognostizierten Einwohner-
Bernau besitzt eine flächendeckende Ver-
entwicklung ist es Ziel, Bernau nicht nur als
sorgung mit schnellem Internetzugang
Wohn-, sondern auch als Wirtschafts- und Ar-
beitsplatzstandort stärker auszubauen. Dabei Z.3 Bernau etabliert sich als attraktiver Ein-
gilt es einerseits die besondere Prägung als kaufsstandort
Gesundheitsstandort weiter zu schärfen und
Die sanierte Altstadt und die Bahnhofs-
andererseits auch eine branchenübergreifen-
passage ergänzen sich mit jeweils einem
de Wirtschaftsstruktur zu pflegen und auszu-
eigenen Profil und bieten zusammen ein
bauen. Bernau bietet bereits jetzt mit einer
attraktives Einzelhandels- und Dienstleis-
hohen Wohn- und Lebensqualität und guten
tungsangebot.
Verkehrsanbindungen sowie der Nähe zu Ber-
lin attraktive Rahmenbedingungen. Die wohnortnahe Grundversorgung ist in
der Kernstadt gesichert.
Leitziele
Die Kaufkraft ist gestiegen und verbleibt
Z.1 Bernau profiliert sich als bedeutsamer Ge-
vermehrt in Bernau.
sundheitsstandort in Brandenburg
Bernau ist mit dem Herzklinikum Branden- 4.5 Regionale Vernetzung - lebendig
burg und den vielfältigen Rehabilitations- und kreativ
einrichtungen wichtiger Gesundheits-
Als Mittelzentrum übernimmt Bernau mit sei-
standort in Brandenburg.
nen Ortsteilen eine besondere Stellung zur Si-
Der Arbeitskräftebedarf im Gesundheits- cherung der Daseinsvorsorge in den Nachbar-
wesen ist gesichert. kommunen. Die vielfältigen Herausforderun-
gen einer wachsenden Bevölkerung und einer
Bernau schöpft die touristischen Potenzia-
le im Gesundheitssektor aus.
22
Die Wertschöpfungskette beschreibt den gesamten
Prozess eines Produktes oder einer Dienstleistung von
der Erzeugung über die Verarbeitung und die Vermark-
tung bis zum Endkunden. Ziel ist es, dass der überwie-
gende Teil dieses Prozesses bzw. der Wertschöpfung in
der Kommune bzw. der Region verbleibt.
B.B.S.M. mbH 71
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
alternden Gesellschaft lassen sich nur im Ver- Die Ortsteile bilden wichtige Anker im
bund bewältigen. Neben den Nachbar- ländlichen Raum und tragen mit ihrem un-
kommunen ist dabei auch eine Zusammenar- terschiedlichen Profil zur funktionalen Ent-
beit mit dem Landkreis Barnim und der wicklung der Gesamtstadt bei.
Hauptstadt Berlin förderlich. Gleichzeitig gilt
es, die Konkurrenz um Einwohner und Ar-
beitsplätze auch über den Mittelbereich hin-
aus durch eine gemeinsame Strategie abzu-
bauen. Hieraus erwächst die Chance, die Be-
deutung und Anziehungskraft Bernaus und
der Region sowohl als Wirtschaftsstandort als
auch als attraktiver Wohnort und vielseitiges
Naherholungsgebiet zu stärken.
Leitziele
72 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
B.B.S.M. mbH 73
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
Die Schwerpunkte der Siedlungsentwicklung räumliche und funktionale Mitte. Die Stär-
in Bernau liegen in der Kernstadt und im Orts- kung ihrer Funktionen als Wohn- und Wirt-
teil Schönow. Neue Wohnbauflächen werden schafts- und Gesundheitsraum sowie als Iden-
zur Sicherung des Wohnungsangebotes vor- tifikations- und Erlebnisraum steht auch zu-
rangig in der Siedlungszone im Rahmen der künftig im Fokus der gesamtstädtischen Ent-
Innenentwicklung ausgewiesen. Somit soll ei- wicklung.
ne deutliche Abgrenzung zum Landschafts-
Die Ortsteile tragen ergänzend mit ihrem un-
raum sowie zu den Ortsteilen gewährleistet
terschiedlichen Profil zur Umsetzung der stra-
werden. Eine deutliche Konzentration von
tegischen Entwicklungsziele der Gesamtstadt
Wohnbauflächen ergibt sich in den südlich
Bernau bei. Dies betrifft neben ihrer Funktion
der Bahntrasse gelegenen Stadtgebieten. Hier
als Wohnort vor allem die Bereiche Bildung,
entstehen mit der Revitalisierung der Konver-
Gesundheit und Tourismus und Gewerbe.
sionsflächen neue Stadtteile.
Hier übernehmen sie teilweise eine regionale
Die gewerblichen Entwicklungsschwerpunkte Versorgungsfunktion. Eine entsprechende
liegen im Bereich der Autobahnanschlüsse Vernetzung mit der Kernstadt sowie zwischen
(Süd und Nord) sowie im östlichen Stadtge- den einzelnen Ortsteilen ist Voraussetzung
biet. Die Innenstadt, bestehend aus der Alt- und befördert eine gemeinschaftliche Ent-
stadt sowie daran unmittelbar angrenzenden wicklung. Die unterschiedliche Charakteristik
Quartieren und wichtigen Versorgungsein- der einzelnen Ortsteile soll erhalten und wei-
richtungen wie die Bahnhofspassage im Sü- terentwickelt werden.
den und die medizinischen Einrichtungen des
Immanuel Klinikums Bernau, bildet die stadt-
74 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
5. Umsetzungsstrategie
Zentrale Aufgabe der Stadt ist es, die im Leit- Einfamilienhausstandorten sowie urbaner,
bild formulierten Entwicklungsziele in konkre- gut erschlossener Wohngebiete mit Angebo-
te Maßnahmen und Konzepte umzusetzen. ten im mittleren bis gehobenen Preissegment
Dies erfolgt auf der Grundlage einer Umset- von Interesse. Durch die Revitalisierung von
zungsstrategie, in der inhaltliche Schwerpunk- Brachflächen im Siedlungsbereich sollen Sied-
te, Prioritäten und konkrete Schritte für das lungserweiterungen im zusammenhängenden
städtische Handeln benannt werden. Gleich- Freiraum vermieden werden.
zeitig werden auch organisatorische Struktu-
ren und Förderstrategien thematisiert. Kenn- Strategie
zeichen der Umsetzungsstrategie ist ein inte- Steuerung der Wohnbauentwicklung
grierter Ansatz, bei dem die unterschiedlichen
• Innenentwicklung fördern
Handlungsfelder und räumlichen Schwer-
• Aktivierung von Konversionsflächen
punkte parallel betrachtet und unter Berück-
• Neubau von Wohnungen
sichtigung von Wechselwirkungen und Syner-
gien gemeinsam entwickelt werden. • Erhalt und Schaffung preiswerten
Wohnraums
5.1 Zentrale Handlungsfelder • Altersgerechter Wohnraum
Abgeleitet aus den Entwicklungszielen lassen • Zuzug generieren
sich sechs zentrale Handlungsfelder benen-
nen, die den inhaltlichen Schwerpunkt der
Innenentwicklung fördern
zukünftigen Stadtentwicklung bilden.
Nach Möglichkeit sind neue Wohnbauflächen
5.1.1 Steuerung der Wohnbauentwicklung
im Rahmen der Innenentwicklung bzw. Nach-
Das Bevölkerungswachstum in Bernau, die verdichtung zu schaffen, um Siedlungserwei-
hohe Nachfrage nach Wohnraum und die terungen im zusammenhängenden Freiraum
dementsprechend angespannte Situation des zu vermeiden. Dem Grundsatz „Innen- vor
Wohnungsmarktes mit steigenden Immobi- Außenentwicklung“ folgend, sollten zusätzli-
lienpreisen machen die Schaffung von Wohn- che Wohnbauflächenausweisungen nur dort
raum auch zukünftig zu einem zentralen erfolgen, wo bereits auf eine vorhandene gu-
Thema der Stadtentwicklung. te Infrastrukturausstattung zurückgegriffen
werden kann bzw. solche Flächen, die das be-
Die Stadt Bernau aktiviert derzeit in größerem reits vorhandene Siedlungsgefüge sinnvoll er-
Umfang Wohnungsbaupotenziale, um einen gänzen (Priorisierung von Wohnbauflächen
Beitrag zur Entspannung des Wohnungsmark- sinnvoll). Eine verdichtete Bauweise ist ein
tes zu leisten. Hierdurch soll nicht nur die weiterer Beitrag zur flächensparenden Innen-
Nachfrage der Bernauer gedeckt werden, entwicklung. Aufgrund dessen wird für die
sondern auch ein zusätzlicher Zuzug herbei- Mehrzahl der Wohnbauflächen bauplanungs-
geführt werden. Das Wohnungsmarktgutach- rechtlich eine mehrgeschossige Bauweise aus-
ten macht deutlich, dass für die Bernauer Be- gewiesen.
völkerung die Schaffung eines preiswerten Zusätzlich beabsichtigt die Stadt Bernau, zur
Mietwohnungsangebotes und altersgerechter Erfassung und Aktivierung der bestehenden
Wohnraum im Vordergrund stehen. Um die innerörtlichen Baupotenziale ein Bauflächen-
Nachfrage aus dem Umland und Berliner kataster zu erstellen.
Raum zu befriedigen, ist die Schaffung von
B.B.S.M. mbH 75
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
76 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
B.B.S.M. mbH 77
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
Vernetzung von Freiräumen und Entwicklung Auch die großräumigen Verknüpfungen der
eines Biotopverbundsystems Landschaftsräume und Wegebeziehungen
haben Relevanz für die Freizeit- und Erho-
Mit der Entwicklung des Panke-Parks wird ei-
lungsqualitäten in Bernau und sollen im regio-
ne Vernetzung mit weiteren Grünräumen im
nalen Verbund stärker herausgearbeitet wer-
Stadtgebiet angestrebt. So ist eine Verbin-
den (siehe Kap. 5.1.5).
dung zum nördlich gelegenen Grünzug aus
Richtung des Ogadeberges vorgesehen sowie Bedarfsgerechte Grünräume in neuen Wohn-
zum östlich gelegenen Krimhildgraben, der gebieten
bereits als Spiel- und Naturerlebnispfad ge-
Einige Wohnbauflächenpotenziale wie z.B. in
staltet wurde.
Schönow (ehemaliges Kabelwerk), Ladeburg
Der Gewässerlauf der Panke bildet zukünftig (Kirschbergweg/Ladeburger Weg), an den
ein wichtiges weiterzuentwickelndes natur- Schäferpfühlen und in Bernau Süd (ehemalige
räumliches Element und einen Leitfaden für Milchviehanlage) sind für eine reine Einfami-
die Freiraumentwicklung in den südlich der lienhausbebauung vorgesehen. Hier ist der
Bahntrasse gelegenen (neuen) Stadtteilen: Bedarf nach öffentlichen Grünflächen auf-
Grüner Leitfaden Panke. grund des hohen Anteils privater Gärten und
der unmittelbaren Lage am Siedlungsrand als
Die im Stadtgebiet entspringende und nach
nachrangig einzustufen. Dennoch können
Westen parallel zur Bahnlinie fließende Panke
auch hier grünordnende Festsetzungen für
ist aufgrund weitreichender Begradigungen
ein Mindestmaß an Freiraumqualität sorgen.
und Verrohrungen als Fließgewässer nur noch
eingeschränkt erlebbar. Zusätzlich ist die Pan- Auf der Mehrheit der potenziellen Wohnbau-
ke im Bereich des Teufelspfuhls durch hohe flächen soll mehrgeschossiger Wohnungsbau
LCKW-Werte belastet. Ziel ist es, den Auen- stattfinden. Durch den verdichteten Woh-
charakter der Pankeniederung schrittweise nungsbau wird der Freiflächenverbrauch und
durch die Umsetzung des Gewässerentwick- Versiegelungsgrad pro Wohnung zwar deut-
lungskonzeptes für die Panke (2009) wieder- lich eingeschränkt, noch festzulegende Richt-
herzustellen und einen Grünzug vom neu ent- werte für die wohnungsbezogenen Freiräume
stehenden Panke-Park über die Rohrwiesen können auch hier für eine hohe Qualität sor-
bis zum nördlichen Bereich der Konversions- gen.
fläche an der Schwanebecker Chaussee zu
5.1.3 Qualifizierung des Wirtschafts- und
entwickeln. Hierdurch sollen zum einen at-
Gesundheitsstandortes
traktive Erholungsräume und Wegebeziehun-
gen in der Stadt geschaffen werden. Der Fern- Neben einem geordneten Siedlungswachstum
radweg Berlin-Usedom durchläuft dieses Ge- bildet eine leistungsfähige Wirtschaftsstruk-
biet. Zum anderen ist es das Ziel, bestehende tur eine wesentliche Grundlage für eine nach-
inselartige Biotope zu einem Biotopverbund- haltige Stadtentwicklung. Ziel ist es, Bernau
system zusammenzuführen. nicht nur als Wohn-, sondern ebenso als Wirt-
schafts- und Arbeitsplatzstandort stärker aus-
Weitere Grünverbindungen im Stadtgebiet
zubauen. Hiermit soll nicht nur die Wirt-
sind dort zu schaffen, wo sie das Grün- und
schafts- und Finanzkraft Bernaus erhöht, son-
Freiraumsystem sowie das Biotopverbundsys-
dern auch ein Beitrag zur Senkung des pend-
tem sinnvoll ergänzen und z.B. als Retentions-
lerbedingten Verkehrs geleistet werden.
flächen dringend notwendig sind.
Das Gesundheitswesen spielt dabei in Bernau
als Arbeitgeber und Wachstumsbranche eine
78 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
B.B.S.M. mbH 79
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
ten der Grün- und Freiraumentwicklung aus- Bahnhofspassage stärken, sind daher von be-
geglichen werden. sonderer Bedeutung.
Intensivierung Standortmarketing und Ausbau 5.1.4 Anpassung der Daseinsvorsorge
regionaler Kooperationen
Die steigende Bevölkerungszahl in Bernau,
Um die Standortentscheidungen von Unter- der demografische Wandel, aber auch die
nehmen und Investoren zugunsten Bernaus Veränderung von Lebensstilen (z.B. Freizeit-
zu beeinflussen, ist neben harten Standort- verhalten) wirken sich auf die Nachfrage und
faktoren auch das Standortmarketing zu in- die Anforderungen lokaler Einrichtungen der
tensivieren. Hierzu gehören z.B. die Teilnah- Daseinsvorsorge aus. Darüber hinaus nimmt
me an regionalen und landesweiten Messen, Bernau als Mittelzentrum auch für die Kom-
der Beitritt zu Netzwerken und die Erstellung munen im Mittelbereich eine wichtige Ver-
einer Imagebroschüre mit den wichtigsten sorgungsfunktion wahr. Es ist daher notwen-
Eckdaten zum Wirtschaftsstandort. Die Ge- dig, das bestehende Angebot an die sich ver-
sundheitstage sind ein wichtiger Baustein in änderten Rahmenbedingungen anzupassen.
der Profilierung und Vermarktung als Gesund- Für Bernau ergibt sich auf Grundlage der
SWOT-Analyse vor allen Dingen in den Berei-
heitsstandort.
chen Bildung und Betreuung, Sport- und Frei-
Um Synergien zu nutzen, Konkurrenzen zu zeitstätten und Verwaltung Handlungsbedarf.
vermeiden und die vorhandenen Ressourcen
Strategie
optimal auszuschöpfen, sind die bestehenden
Anpassung der Daseinsvorsorge
Kooperationen und Netzwerke im Bereich der
wirtschaftlichen Entwicklung fortzuführen
• Erweiterung des Bildungs- und Betreu-
und weiter zu stärken.
ungsangebotes
Als konzeptionelle Grundlage soll für das Mit- • Neubau, Qualifizierung und Erweite-
telzentrum Bernau und der dazugehörige Mit- rung von Sport- und Begegnungsstätten
telbereich ein Standortmarketingkonzept er- • Konzentration der Stadtverwaltung in
stellt werden, das die Alleinstellungsmerkma- der Altstadt
le und Kompetenzen der Region sowie Maß-
nahmen zur erfolgreichen Positionierung im
Erweiterung des Bildungs- und Betreuungs-
Standortwettbewerb herausarbeitet.
angebotes
Konzentration Einzelhandel und Gastronomie
Die vielfältige Bildungs- und Betreuungsland-
auf die Innenstadt
schaft Bernaus ist wesentlicher Bestandteil
Die weitere Profilierung der Innenstadt als der hohen Wohn- und Lebensqualität und
multifunktionaler und urbaner Standort mit macht Bernau gerade für den Zuzug von Fami-
besonderer Aufenthaltsqualität ist ein lien attraktiv. Es ist ausdrücklicher Wille der
Schwerpunkt der zukünftigen Stadtentwick- Stadt Bernau, auch in Zukunft diesen hohen
lung. Wesentliches Ziel ist es, den kleinteili- Stand zu halten und die Bildungs- und Betreu-
gen Einzelhandel sowie gastronomische Ange- ungsinfrastruktur dem stetigen Bevölkerungs-
bote in der Innenstadt zu halten und zu för- wachstum quantitativ und qualitativ anzupas-
dern, da sie neben der Versorgung wesentlich sen. In Ergänzung zur kreiseigenen Entwick-
zur Imagebildung und Attraktivität der Innen- lungsplanung wird der Stadt Bernau empfoh-
stadt beitragen. Die Fortführung des Cityma- len, eine Kindertagesstättenbedarfs- und
nagements und die Umsetzung von Maßnah- Schulentwicklungsplanung auf kommunaler
men, die die funktionale Achse Altstadt - Ebene durchzuführen. Damit sollen der zu er-
80 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
wartende Mehrbedarf ermittelt und entspre- Konzentration der Stadtverwaltung in der Alt-
chende Lösungsvorschläge zur Kapazitätser- stadt
weiterung im Bestand bzw. an neuen Stand-
Während die Bildungs- und Betreuungsinfra-
orten (Neubau) gegeben werden. Teilweise
struktur sowie die Sportstätten tendenziell im
bestehender Nachbesserungsbedarf in puncto Wohnumfeld, d.h. dezentral in der Kernstadt
Barrierefreiheit, energetische Sanierung und sowie in den Ortsteilen, untergebracht wer-
Modernisierung der Ausstattung wird schritt- den sollen, gibt es andere Einrichtungen und
weise wie z.B. beim Schulzentrum Rollbergeck Angebote der Daseinsvorsorge, die sich aus
umgesetzt. Der Erhalt der weiterführenden Gründen der besseren Erreichbarkeit und be-
sowie der berufsausbildenden Schulen ist ein stehender Synergien mit dem Einzelhandel,
wesentliches Ziel, um jungen Leuten zu er- Dienstleistung und Gastronomie auf das
möglichen, ihren Lern- und Lebensmittel- Stadtzentrum bzw. zentrumsnahe Bereiche
punkt in Bernau zu behalten bzw. nach Ber- konzentrieren. Hierzu gehört die öffentliche
nau zu verlagern. Verwaltung, die durch den geplanten Neubau
eines Rathauses zukünftig ihre verschiedenen
Neubau, Qualifizierung und Erweiterung von
Abteilungen am Standort Bürgermeister-
Sport- und Begegnungsstätten
straße konzentriert. Hierdurch reagiert die
Im Zuge der weiteren Entwicklung der Bil- Stadt Bernau auf die Anforderungen, die
dungsinfrastruktur spielt auch die Schaffung durch die steigende Einwohnerzahl, aber auch
zusätzlicher Sportstätten (Plätze und Hallen) den Qualitätsanspruch einer bürgernahen,
eine wichtige Rolle. Zusätzlich unterstützen modernen Verwaltung an sie gestellt werden.
neue Sportanlagen die Vereine mit ihrem viel- Dies betrifft auch die Professionalisierung der
fältigen Sportangebot und tragen zum Frei- Feuerwehr (personelle und fahrzeugtech-
zeitwert der Stadt bei. Auch vor dem Hinter- nische Ausstattung), für die ein entsprechen-
grund der Integration der Neubürger spielen der Standort in der Innenstadt geprüft wer-
attraktive Freizeitsportmöglichkeiten eine den soll.
wichtige Rolle. In Abstimmung mit den ört-
5.1.5 Aufwertung freizeit- und tourismusbe-
lichen Vereinen sollten entsprechende zusätz-
zogener Infrastruktur
liche Bedarfe ermittelt und in die weitere Be-
darfsplanung einfließen. Der Sport- und Frei- Die Aufwertung der freizeit- und erholungs-
zeitpark Rehberge soll in den kommenden bezogenen Angebote zielt auf die Stärkung
Jahren weiter ausgebaut werden (z.B. Skater- des Naherholungstourismus als Wirtschafts-
anlage). faktor und die Sicherung bzw. Erhöhung der
Lebensqualität vor Ort ab. Die vorhandenen
Freizeitangebote bestimmen als weicher
Standortfaktor die Attraktivität eines Ortes als
Wohn- und Arbeitsort. Ein positives Image als
Reiseziel bzw. Naherholungsgebiet wirkt sich
zudem positiv auf die Identifikation der loka-
len Bevölkerung aus. Investitionen in die frei-
zeit- und erholungsbezogene Infrastruktur
tragen somit wesentlich dazu bei, die strate-
gischen Ziele der Stadtentwicklung auch für
andere Bereiche zu erreichen.
B.B.S.M. mbH 81
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
82 B.B.S.M. mbH
Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
in anderen Handlungsfeldern immer wichtiger zeichnen sich die Ortsteile durch einen hohen
wird. Besatz an Arbeitsplätzen z. B. im Schul- aber
auch im Gesundheits- und Pflegewesen aus.
5.1.6 Stadtverträgliche Mobilität
Sie sind somit wichtige Standorte der Daseins-
Das im Zuge des Siedlungswachstums zuneh- vorsorge und touristische Zielorte.
mende Verkehrsaufkommen stellt das vor-
Anbindung neuer Stadtquartiere
handene Verkehrssystem vor weitreichende
Herausforderungen. Bis 2030 sollen ca. 4.700 Mit der Entwicklung neuer Wohngebiete wie
neue Wohnungen in Bernau entstehen. Im den ehemaligen Konversionsflächen Panke-
gleichen Zeitraum ist von einem Bevölke- Park und Schwanebecker Chaussee gilt es,
rungswachstum auf über 46.000 Einwohner diese verkehrlich und stadträumlich in das
auszugehen. Die integrierte Verkehrsentwick- bestehende Stadtgebiet einzubinden. Hierfür
lungs- und Luftreinhalte- und Lärmaktionspla- sind für die verschiedenen Verkehrsträger
nung 2025 hat für Bernau bereits jetzt hin- entsprechende Voraussetzungen zu schaffen
sichtlich der Qualität und der Quantität der (siehe auch Zentrale Vorhaben 6.2, 6.3, 6.4).
vorhandenen Verkehrsinfrastruktur einen Eine Einbindung in das Busverkehrssystem
deutlichen Handlungsbedarf herausgearbei- sowie eine Vernetzung mit der S-Bahn und
tet. Dies betrifft vor allem den hochbelaste- den Regionallinien des schienengebundenen
ten Innenstadtring mit entsprechenden Fol- Personennahverkehrs (SPNV) ist zu gewähr-
gen für die Lärm- und Schadstoffbelastung. leisten.
Verschärft wird die Situation durch die seitens
Verkehrsverlagerung auf den Umweltverbund
der Bahn beabsichtigte Modernisierung der
Schienenverkehrsinfrastruktur, die eine vo- Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass an-
rübergehende Schließung wichtiger Haupter- gesichts der Wachstumserwartungen der Er-
schließungsstraßen zur Folge hat. halt der Wohn- und Lebensqualität in Bernau
nur möglich ist, wenn es gelingt, einen erheb-
Strategie
lichen Anteil des (zusätzlichen) Verkehrs auf
Stadtverträglicher Mobilität
den Umweltverbund (Fußgänger, Radfahrer,
ÖPNV) zu verlagern. Dazu sind Ausbau und
• Erreichbarkeit der Innenstadt
Qualifizierung der Verkehrsinfrastruktur für
• Anbindung neuer Stadtquartiere
den Umweltverbund erforderlich. Hierzu ge-
• Verkehrsverlagerung auf den Umwelt-
hören neben dem funktionalen Ausbau der
verbund
jeweiligen Netze (Fuß- und Radverkehr,
• Verlagerung des MIV aus der Innen-
ÖPNV) auch die Schnittstellen zwischen den
stadt
Verkehrsarten inklusive Verbesserung der
• Vermeidung von Parksuchverkehr
Umstiegsmöglichkeiten von MIV auf den
ÖPNV für die Vielzahl der Pendler. Der Bedarf
Erreichbarkeit der Innenstadt an P+R-Plätzen dürfte bei Einführung eines
Die Erreichbarkeit der Innenstadt hat auf- 10-Minuten-Taktes der S-Bahn noch einmal
grund ihres breiten Infrastrukturangebotes zunehmen. In diesem Zusammenhang sind
oberste Priorität. Gleichzeitig ist sie Voraus- die Stellplatzangebote am Bahnhof Bernau
setzung für eine Stärkung und Belebung der und am Haltepunkt Friedenstal in den Blick zu
Innenstadt. Dies beinhaltet sowohl eine at- nehmen. Es wird empfohlen, im Rahmen ei-
traktive Anbindung der einzelnen Stadt- als nes gesamtstädtischen Mobilitätskonzepts für
auch Ortsteile. Zum einen findet auch hier Bernau die Möglichkeiten bzw. notwendigen
noch Siedlungswachstum statt, zum anderen
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Stadt Bernau bei Berlin INSEK 2017
Maßnahmen zur Stärkung des Umweltver- und werden als Querschnittsthemen abschlie-
bundes zu untersuchen. ßend zusammenfassend betrachtet.
Verlagerung des MIV aus der Innenstadt Baukulturelle Qualität und Identität
Geprüft wird, welche Entlastungswirkungen Mit der Bewerbung zur Aufnahme des Bau-
für die Innenstadt vom Ausbau und der Er- denkmals Bundesschule Bernau in die
gänzung bestehender Straßen im nördlichen UNESCO-Welterbeliste zeigt die Stadt ihre
und südlichen Bereich der Kernstadt zur An- Verantwortung für die Förderung der Baukul-
bindung der östlich gelegenen Stadtteile an tur. Die Altstadt ist weitestgehend saniert.
die Autobahn ausgehen. Aufgrund der umfas- Einzelne stadtbildprägende Gebäude und An-
senden Eingriffe in den Landschaftsraum und lagen sollen in den kommenden Jahren noch
der zerschneidenden Wirkung einer äußeren fachgerecht saniert werden. Zusammen mit
Ortsumgehung konzentrieren sich die Überle- den öffentlichen Räumen, insbesondere der
gungen auf punktuelle Ergänzungen des be- Parkanlagen, befördert sie wesentlich das
stehenden Netzes. Es wird empfohlen, die tat- Image und die Identifizierung der Bewohner
sächlichen Auswirkungen auf die Verkehrs- mit ihrer Stadt. Bernau setzt sich daher durch
lenkung und -verteilung konzeptionell zu un- verschiedene Maßnahmen für eine weitere
tersuchen und in ein gesamtstädtisches Mobi- Belebung der Altstadt ein. Eine besondere
litätskonzept einzubinden. Herausforderung besteht in der Altstadt im
Nebeneinander von städtebaulichen Struktu-
Vermeidung von Parksuchverkehr
ren aus früheren Jahrhunderten und dem Er-
Ebenfalls konzeptionell zu untersuchen - und be der DDR-Stadtentwicklung.
in ein Mobilitätskonzept einzubinden - ist die
Grundsätzlich sollen baukulturell wertvolle
Parkraumnachfrage in der Innenstadt. Auf-
Objekte und Ensembles sowohl in der Kern-
grund der beabsichtigten weiteren Attraktivi-
stadt als auch in den Ortsteilen erhalten wer-
tätssteigerung der Innenstadt, z.B. als Ein-
den. Dies betrifft historische Gebäude und
kaufsort, und dem perspektivischen Wegfall
Einzeldenkmale ebenso wie Gebäudeensem-
derzeit bestehender Stellplätze (z.B. „Lade-
ble, Parkanlagen und öffentliche Räume.
burger Dreieck“) ist auch hier von einem stei-
genden Handlungsbedarf auszugehen. Unter Die Förderung der Baukultur zeigt sich aber
Berücksichtigung der Ansprüche der Kurz- auch im Neubau. Öffentliche Bauvorhaben
und Langzeitparker bzw. der Pendler ist das sollen mit gutem Beispiel vorangehen und die
Ziel eine optimale Auslastung (z.B. Erhöhung Gestaltungsqualität durch Wettbewerbe ab-
der Akzeptanz des Parkhauses an der Wasch- gesichert werden, wie dies auch im Konzept
spüle) bestehender und eine bedarfsgerechte zum Neubau des Rathauses erfolgt ist. Die
Errichtung neuer Stellplätze. Entwicklung und Sicherung einer qualitätvoll
gebauten Umwelt soll auch durch gestalteri-
5.2 Querschnittsthemen
sche Festsetzungen in der Bauleitplanung so-
Die Aspekte Nachhaltigkeit, Umweltschutz, wie einer konsequenten Anwendung der Ge-
Chancengleichheit, Barrierefreiheit, baukultu- staltungssatzung umgesetzt werden. Diese
relle Qualität und Identität, Bürgermitwir- Maßnahmen tragen letztlich auch zu einer Er-
kung/Bürgerschaftliches Engagement, Stadt- höhung der Aufenthaltsqualität im öffentli-
Umland-Beziehungen sowie kundenfreundli- chen Raum bei.
che Stadt und Kommunalfinanzen sind in ver-
schiedenen Handlungsfeldern von Bedeutung
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Mit dem Konzept „Barrierefreie Stadt Bernau“ und den Neubau von Wohnungen - auch im
hat die Stadt 2002 einen Themenkatalog be- preisgünstigen Segment - ein. Gleichzeitig
schlossen, der auch in den kommenden Jah- versucht die Stadt in Kooperation mit den lo-
ren weiter umzusetzen ist und durch ein jähr- kalen Wohnungsunternehmen Segregations-
liches Monitoring geprüft wird. Die Stadt be- prozessen und Stigmatisierungen von Wohn-
kennt sich zu einer sukzessiven Umsetzung gebieten durch eine aktive Durchmischung
der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum so- der Bewohnerstruktur entgegenzuwirken.
wie in öffentlichen Einrichtungen. Beispielhaft
Familienfreundlichkeit drückt sich für Bernau
erwähnt seien hier die geplanten Anpassun-
auch zukünftig in einem vielseitigen und
gen in der Kita Am Angergang und in der Jo-
hochwertigen Betreuungsangebot, einer mo-
hannaschule.
dernen Bildungslandschaft sowie familienun-
Das Zertifikat „Bernau Barrierefrei“ soll auch terstützenden Hilfsangeboten und Freizeit-
zukünftig vergeben und Einzelhändler, Dienst- möglichkeiten für Kinder und Jugendliche aus.
leister und Gastronomen für die besonderen Dabei müssen auch diese Einrichtungen durch
Bedürfnisse von Menschen mit Behinderun- ein entsprechendes ÖPNV-Angebot bzw. Rad-
gen sensibilisiert werden. Wichtige Koopera- und Fußwege gut erreichbar sein.
tionspartner sind der Behindertenbeirat der
Bürgermitwirkung/Bürgerschaftliches Enga-
Stadt Bernau, die Behindertenbeauftragte des
gement
Landkreises Barnim, die BeSt Bernauer Stadt-
marketing GmbH sowie die Touristinfo. Bernau zeichnet sich durch ein vielfältiges
Vereinsleben und ehrenamtliches Engage-
Barrierefreiheit wird aber zunehmend auch
ment aus. Dieses soll auch zukünftig durch die
im Wohnungsbereich eine Rolle spielen. Die
Stadt Bernau unterstützt werden. Neben der
Stadt Bernau sowie das kommunale Woh-
finanziellen Unterstützung von Vereinen ist
nungsunternehmen nehmen hier durch Infor-
die Bereitstellung entsprechender Räume ein
mations- und Beratungsangebote sowie bau-
wichtiger Aspekt. Eine spezielle Auszeichnung
liche Anpassung von Wohnungen Einfluss.
des ehrenamtlichen Engagements in Bernau
Chancengleichheit findet jedes Jahr statt.
Die Umsetzung der Barrierefreiheit - zumeist Die Einbeziehung der Bürger in Fragen der
eine bauliche Gestaltung der Umwelt - ist ei- Stadtentwicklung erfolgte bislang auf der
ne wesentliche Voraussetzung, um allen Ebene von Fachkonzepten wie z.B. Stadtmar-
Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe am keting und Spielleitplanung sowie projektbe-
gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. zogen (z.B. Bürger-Workshop zum Rathaus-
Darüber hinaus gilt es auch, durch integrative neubau). Dies ist auch zukünftig geplant. Auch
Angebote in den Bereichen Bildung, Freizeit, im Rahmen der INSEK-Erstellung wurde mit
Beschäftigung etc. die Chancengleichheit zu der Expertenrunde und dem Bürgerforum der
befördern. Die Hoffnungstaler Stiftung Lobe- Ansatz verfolgt, Expertenwissen aus der Bür-
tal bietet z.B. Arbeitsplätze für Menschen mit gerschaft zu erschließen.
Behinderungen.
Stadt-Umland-Beziehungen
In Bezug auf die angespannte Wohnungs-
Die Bedeutung interkommunaler bzw. regio-
situation und den erschwerten Zugang von
naler Kooperationen für die zukünftige Ent-
Personen mit geringem Einkommen zum
wicklung der Stadt ist bereits mit dem Leit-
Wohnungsmarkt in Bernau setzt sich die Stadt
thema Regionale Vernetzung zum Ausdruck
für die Sicherung preisgünstigen Wohnraums
gekommen. Fragen der Siedlungs- und Wirt-
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Fördermittel aus der Städtebauförderung er- Aufgrund der anhaltenden Nachfrage nach
hielt Bernau bislang aus folgenden Program- preisgünstigem Mietwohnraum einerseits
men: und dem Erfordernis altengerechter Anpas-
sungen im Bestand ist es für Bernau ein we-
sentliches Ziel, ein generationengerechtes,
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6. Zentrale Vorhaben
Auf Basis des Leitbildes werden sieben „Zen- 1. Vielfalt in der Innenstadt
trale Vorhaben“ benannt, die aufgrund ihrer
2. Panke-Park
spezifischen Potenziale, einer großen Außen-
oder Leuchtturmwirkung oder eines erhöhten 3. Wohnen an der Schwanebecker Chaussee
Handlungsbedarfs eine besondere Bedeutung 4. Bernau-Süd
für die Stadtentwicklung haben und daher mit
5. Erreichbarkeit und Vernetzung Stadt- und
besonderer Priorität umzusetzen sind. Bei
Ortsteile
den Vorhaben handelt es sich um Maßnah-
menbündel für räumliche und thematische 6. Aufwertung und Vernetzung freizeit- und
Schwerpunkte. Sie tragen maßgeblich zur erholungsbezogener Angebote
Umsetzung des Leitbildes bei (vgl. Tabelle 7. Zukunftsfähiger Wirtschaftsstandort
Herleitung der Zentralen Vorhaben aus den
Leitzielen der Stadtentwicklung) im Anhang.
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derzeitigen Parkplatz am Gaskessel soll nach zur baulichen und funktionellen Qualifizierung
aktuellem Stand ein Hotelneubau entstehen. der Achse Bahnhofspassage - Innenstadt um-
Die Stadt beabsichtigt zur besseren Steuerung gesetzt werden. Hierzu soll ein Konzept erar-
ein Bauflächenkataster zu erstellen. beitet werden.
Mit dem sogenannten „Ladeburger Dreieck“ A.5 Sicherung und Erweiterung sozialer In-
befindet sich in unmittelbarer Zentrumsnähe frastruktur
eine derzeit überwiegend als Parkplatz ge-
Der Kulturhof mit dem Treff 23 und der Stadt-
nutzte Fläche. Vor dem Hintergrund des stei-
bibliothek in der Breitscheidstraße gehört zu
genden Bedarfs der Schulversorgung und der
den herausragenden Freizeit- und Begeg-
Entwicklung und Erweiterung des benachbar-
nungsstätten in der Innenstadt. Der Treff 23
ten Schulstandortes am Rollberg wird eine
ist Heimstatt von Vereinen und Beiräten, und
Nutzung der Fläche zur Erweiterung des Bil-
damit eine wichtige soziale Einrichtung der
dungs- und Freizeitangebotes derzeit geprüft.
Stadt. Bis 2020 soll eine funktionelle und
Vorstellbar ist die Errichtung einer Sport- bzw.
energetische Aufwertung sowie der barriere-
Mehrzweckhalle sowie eines Parkhauses,
freie Umbau des als Treff 23 bezeichneten
welches u.a. der Versorgung des Gesundheits-
Gebäudeteils (Seitenflügel) erfolgen. In die-
standortes aber auch der Altstadt dienen
sem Zuge sollen auch Maßnahmen zur Ver-
könnte.
besserung der Nutzungsbedingungen und der
A.4 Stärkung Einzelhandel und Dienstleis- energetischen Kennwerte für die Stadtbiblio-
tung thek umgesetzt werden. Um die Nutzer-
freundlichkeit des Heimatmuseums im Stein-
2015 wurde in Bernau ein Citymanagement
tor zu erhöhen, sollen perspektivisch sanitäre
bei der Bernauer Stadtmarketinggesellschaft
Anlagen eingerichtet werden.
mbH eingerichtet mit dem Ziel, verschiedene
Aktivitäten zur Imageverbesserung, Belebung Die denkmalgeschützte Johannaschule befin-
der Innenstadt, Netzwerkbildung unter den det sich innerhalb der Wallanlagen. Noch be-
Innenstadtakteuren - vor allem Einzelhändler, findet sich die Förderschule in Trägerschaft
Dienstleister und Gastronomen - und Quali- des Landkreises. Aufgrund des Ziels der Um-
tätssicherung umzusetzen. Dieser gerade be- setzung der Inklusion ist eine zeitnahe Aufga-
gonnene Prozess soll weitergeführt und ver- be des Schulstandortes durch den Landkreis
stetigt werden. Eine Schwerpunktaufgabe aber nicht unwahrscheinlich. Das Gebäude
wird die Umsetzung des Vorhabens „Digitale könnte somit zukünftig auch andere Schul-
Innenstadt“ sein. Hierunter sind Maßnahmen formen beherbergen. Bis 2020 sollen daher
gefasst, die die Einzelhändler und Dienstleis- Maßnahmen zur barrierefreien Gestaltung
ter darin unterstützen sollen, zusätzliche (di- des Gebäudes durchgeführt werden, um die-
gitale) Vertriebskanäle und Umsatzquellen für sen Schulstandort zu sichern. Maßnahmen zur
sich zu nutzen. Mit der Einrichtung eines Ver- Umsetzung der Barrierefreiheit sollen an der
fügungsfonds sollen verschiedene Aktivitäten Kita Angergang durchgeführt werden.
finanziell unterstützt werden, die die Aufent-
Die Stadt beabsichtigt, den derzeitigen Schul-
haltsqualität und Attraktivität der Altstadt als
standort am Rollberg als kombinierten Grund-
Erlebnisbereich für Einwohner und Besucher
und Oberschulkomplex auszubauen. Hierzu
befördern.
soll ein Schulergänzungsbau errichtet werden.
Damit auch die historische Innenstadt mehr Mit diesem Raumangebot möchte die Stadt
von der Besucherfrequenz der Bahnhofs- flexibel auf zusätzliche Bedarfe sowohl im
passage profitieren kann, sollen Maßnahmen Grundschul- als auch im Oberschulbereich
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reagieren. Die Einbeziehung der Flächen des Hintergrund der Bahnertüchtigung gewinnt
Ladeburger Dreiecks (z.B. Sport- und Mehr- das Vorhaben jedoch an erheblicher Bedeu-
zweckhalle) werden derzeit untersucht. Der tung für die Funktionsfähigkeit des Bernauer
Standort der evangelischen Grundschule soll Verkehrssystems.
durch einen Neubau auf eine gegenüberlie-
Durch das Vorhaben werden gemäß Modell-
gende Fläche an der Sachtelebenstraße ver-
rechnung des Büros CS Plan die Breit-
legt werden.
scheidstraße und die Ulitzkastraße deutlich
Die Freiwillige Feuerwehr Bernau verteilt sich vom Durchgangsverkehr entlastet. Hierdurch
auf fünf Standorte im Stadtgebiet. Der für die wird die Wohn- und Dienstleistungsfunktion
Kernstadt zuständige Löschzug befindet sich gestärkt und es ergibt sich perspektivisch die
in der Innenstadt, Angergang 1. Mit steigen- Chance, zukünftig eine höhere Aufenthalts-
der Einwohnerzahl werden sich auch die An- qualität und eine bessere funktionale und
forderungen an die personelle und fahrzeug- stadtgestalterische Anbindung der Altstadt an
technische Ausstattung der Feuerwehr weiter den Bahnhof und die Bahnhofspassage umzu-
erhöhen. Diese können am jetzigen Standort setzen. Eine Verbreiterung der Geh- und Rad-
voraussichtlich nicht mehr adäquat erfüllt wege im Bereich der Eisenbahnüberführung
werden. Seitens der Stadt werden daher Flä- Bahnhofstraße und Börnicker Chaussee un-
chen westlich des Stadtwerke-Areals an der terstützt die Durchlässigkeit. Darüber hinaus
Weißenseer Straße auf ihre Eignung geprüft. sind weitere Verbesserungen der Fußgänger-
und Radwegeverbindungen in der Innenstadt
A.6 Erreichbarkeit der Innenstadt
geplant wie z.B. an der August-Bebel-Straße.
Eines der bedeutendsten Projekte zur Verrin-
gerung des innerstädtischen Durchgangsver-
kehrs ist der Neubau einer bahnparallel ge-
führten Entlastungsstraße zwischen der Bör-
nicker Chaussee (L 30) und der Weißenseer
Straße (L 200). Der geplante Ausbau der Lade-
straße als Entlastungstraße steht im Zusam-
menhang mit der Erneuerung der Eisenbahn-
überführung über die L 200, Weißenseer
Straße, von Mitte 2020 bis Mitte 2021, die ei-
ne Vollsperrung der L 200 im Bauwerksbe-
reich zur Folge hat. Die Bahn beabsichtigt,
zwischen 2021 und 2023 insgesamt vier
Brückenerneuerungen durchzuführen. Neben
der Weißenseer Straße gehören dazu die Ze-
pernicker Chaussee (L 314), die Bahnhof-
straße und die Börnicker Chaussee (L 30).
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Der Eigentümer der Liegenschaft des ehe- Durch die Entwicklung der Konversionsfläche
maligen Heeresbekleidungsnebenamtes, die wird der Schönfelder Weg und damit auch der
Stadtpark Bernau GmbH & Co.KG., beabsich- sensible Bereich des dort befindlichen Schul-
tigt, das markante viertelkreisförmige Gebäu- standortes durch eine Zunahme des Verkehrs
deensemble auf dem Gelände von Süden be- stärker belastet. Dieser zusätzliche Verkehr
ginnend schrittweise zu sanieren und 500 bis muss im weiteren Verlauf von der Börnicker
600 Wohnungen herzustellen. Die Sanierung Chaussee, eine der stark frequentierten „Ein-
und der Umbau haben bereits begonnen. fallstraßen“ Bernaus, aufgenommen werden.
Hierfür sind entsprechende bauliche Voraus-
B.2 Stadträumliche Verknüpfung und tech-
setzungen zu schaffen.
nische Infrastruktur
Die Entwicklung neuer, großer Wohngebiete
Die Entwicklung des neuen Stadtquartiers
im Format des Panke-Parks setzt die Schaf-
setzt sowohl eine verkehrsbezogene als auch
fung umweltfreundlicher Mobilitätsangebote
eine stadttechnische Erschließung voraus. Ziel
voraus, um die Belastung bestehender und
ist es, ein verkehrliches Konzept umzusetzen,
die Errichtung neuer Verkehrsinfrastruktur zu
das Durchgangsverkehre minimiert, attraktive
minimieren. Gleichzeitig sollen mit den neu
Rad- und Fußwegeverbindungen vorsieht, die
geschaffenen Wohnungsangeboten auch
Barrierewirkung der Bahntrasse mindert und
Wohnungssuchende aus Berlin und dem Ber-
benutzerfreundliche Angebote des öffent-
nauer Umland angesprochen werden, für die
lichen Personennahverkehrs berücksichtigt.
günstige Pendlervoraussetzungen, z.B. die Er-
Das Quartier soll durch eine bogenförmige reichbarkeit des Bahnhofs, ein wichtiges Ent-
Straße, die zwischen dem Wohnbereich und scheidungskriterium bilden. Insgesamt gilt es,
den nordöstlich gelegenen Gewerbeflächen den Panke-Park durch zusätzliche Rad- und
verläuft, erschlossen werden. Sie bindet das Fußwege an die direkt angrenzenden Sied-
Quartier im Süden an den Schönfelder Weg lungsbereiche, die Innenstadt und an den
und im Norden an die Albertshofer Chaussee Bahnhof Bernau als Haltepunkt für den schie-
an. Auf diese Weise erfolgt eine fußläufige nengebundenen Nah- und Fernverkehr sowie
Verbindung zwischen den Siedlungsbereichen als Busbahnhof für den Regionalbusverkehr
Gieses Plan/Albertshofer Chaussee über den bestmöglich anzubinden. Dies soll sowohl ent-
Panke-Park zum Schulstandort am Schönfel- lang bestehender Verkehrstrassen als auch
der Weg. Dieser ist bislang nur über die In- z.B. im Rahmen eines Wegekonzeptes durch
nenstadt zu erreichen. die zukünftige Parkanlage geschehen.
Die Schnittstelle der neuen Erschließungs- Die vorhandenen Altanlagen zur Wasserver-
straße mit der Albertshofer Chaussee bedarf und Abwasserentsorgung müssen ertüchtigt
einer eingehenden Betrachtung. Hier gilt es und ergänzt werden. Es ist beabsichtigt, die
auch, durch bauliche oder straßenverkehrs- im Bereich des Schönfelder Wegs liegenden
ordnungsrechtliche Maßnahmen den Durch- Regenwasserkanäle zu öffnen und offene
gangsverkehr zu vermeiden. Die Albertshofer Gräben herzustellen. Da das Gebiet innerhalb
Chaussee quert als niveaugleiche Kreuzung des Geltungsbereichs der Fernwärmesatzung
die Bahnlinie Berlin-Eberswalde. Für die örtli- (Fernwärmevorranggebiet Nibelungen) liegt,
che Erschließung und insbesondere für Fuß- wird die Wärmeversorgung voraussichtlich
gänger und Radfahrer, für die Stärkung nach- über das Fernwärmenetz der Stadtwerke Ber-
haltiger Mobilität und für die Erhaltung kurzer nau GmbH erfolgen.
Wege ist eine attraktive Gleisquerung in die-
sem Bereich vorzusehen.
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B.3 Aufwertung und Vernetzung von Grün- nengeländes. Im Zuge dessen soll auch eine
strukturen Verlegung der Infrastruktur (z.B. Leitungen)
von den Sanierungsbrunnen zur Sanierungs-
Die Kombination aus Wasserflächen verschie-
anlage erfolgen. Da sich die Freiflächen auf-
denen Charakters, Erlenbruchwald, vereinzel-
grund der notwendigen Altlastensanierung
tem erhaltenswerten Altbaumbestand und of-
nur schrittweise entwickeln lassen, ist dies
fenen Wiesenflächen im Kontrast zur streng
auch konzeptionell, z.B. im Hinblick auf die
symmetrischen Anordnung und Gestalt der
Schaffung neuer Wegenetze, zu berücksichti-
großen ehemaligen Kasernengebäude, stellt
gen.
ein bedeutendes Freiraumpotenzial dar. Pa-
rallel zur Entwicklung der Liegenschaften ist Mit der Entwicklung des Panke-Parks wird ei-
es daher langfristig das Ziel, den südlich gele- ne Vernetzung mit weiteren Grünräumen im
genen Freiraum zu einem landschaftsräumlich Stadtgebiet angestrebt. Dabei ist der Gewäs-
geprägten Freizeit- und Erholungsraum für die serlauf der Panke ein wichtiger grüner „Leit-
Allgemeinheit mit Kultur-, Sport- und Freizeit- faden“. So soll eine Freiraumvernetzung zum
angeboten zu entwickeln. Der Park und die westlich der Bahntrasse gelegenen Quellge-
Panke übernehmen eine besondere stadtge- biet der Panke sowie zu den Pankeauen
stalterische Funktion, tragen wesentlich zur (Rohrwiesen) im weiteren Gewässerlauf in
Wohn- und Lebensqualität bei und sind südwestlicher Richtung erfolgen. Eine weitere
Imageträger nicht nur für den Pankebogen, Grünverbindung ist zum nördlich gelegenen
sondern insbesondere für den Stadtteil Ber- Grünzug aus Richtung des Ogadeberges vor-
nau Süd. gesehen sowie zum östlich gelegenen Krim-
hildgraben, der bereits als Spiel- und Naturer-
Im Zuge der Entwicklung des Landschafts-
lebnispfad gestaltet wurde.
raumes sollen auch Maßnahmen des Gewäs-
serentwicklungskonzeptes für die Panke um- B.4 Bedarfsgerechte soziale Infrastruktur
gesetzt werden. Dabei geht es darum, die und Versorgung
Wasserqualität zu erhöhen und die natur-
Mit der Schaffung von 500 bis 600 neuen
räumlichen Qualitäten der vorhandenen Ge-
Wohnungen steigt der Bedarf nach zusätzli-
wässerstrukturen, Standgewässer und Panke
chen Schul- und Kitaplätzen. Mit der Grund-
zu unterstützen sowie die Erlebbarkeit des
schule an der Hasenheide befindet sich ein
Teufelspfuhls für die Bürger zu erhöhen. Vor-
gesicherter Schulstandort in der Nähe des Un-
gesehen sind z.B. die Offenlegung eines
tersuchungsgebietes, ebenso liegt die Georg-
125 m langen verrohrten Abschnitts der Pan-
Rollhagen-Grundschule im Einzugsbereich.
ke südlich des Teufelspfuhls und eine mäan-
Beide Schulen sind jedoch bereits stark nach-
drierende Gestaltung des Gewässerlaufes.
gefragt. Weitere Grundschulplätze sollen am
Wichtiger Bestandteil und Voraussetzung für Schulstandort am Rollberg geschaffen (vgl.
die Entwicklung und Nutzung der Parkanlage A.4) werden.
ist die Beseitigung noch bestehender Konta-
Die nächsten Einrichtungen der Kinderbe-
minierungen. Vertragliche Vereinbarungen
treuung sind im Wohngebiet Bernau-Süd, jen-
der verschiedenen Grundstücksinhaber sind
seits der Börnicker Chaussee am Neptunring
bereits erfolgt. Geplant sind die Errichtung ei-
gelegen. Am Schönfelder Weg ist zudem die
ner neuen Grundwasserreinigungsanlage
Errichtung einer Kindertagesstätte mit ca. 150
(GWRA) sowie die Errichtung neuer Sanie-
Plätzen geplant. Hierdurch können perspekti-
rungsbrunnen im nördlichen Bereich des Teu-
visch sowohl die Bedarfe aus dem Stadtquar-
felspfuhls, des Bahndamms und des Kaser-
tier Panke-Park als auch anteilig die Bedarfe
aus den angrenzenden Wohngebieten sowie In der nahegelegenen Innenstadt und der
den neuen Wohngebieten südlich der Börni- Bahnhofspassage steht ein breites Versor-
cker Chaussee gedeckt werden. gungsspektrum zur Verfügung.
6.3 Wohnen an der Schwanebecker lige Kaserne wird zudem offiziell als Kampf-
Chaussee mittelverdachtsfläche geführt.
Für die bereits heute stark frequentierte Lan- C.3 Aufwertung und Vernetzung von Grün-
desstraße wird eine deutliche Zunahme der strukturen
Verkehrsbelastung geschätzt. Attraktive Rad-
Neu zu entwickelnde Grünflächen sollen der
und Fußwegeverbindungen sowie benutzer-
Gliederung der Bauflächen dienen und wer-
freundliche Angebote des öffentlichen Perso-
ten das Wohnumfeld auf. Sie vernetzen das
nennahverkehrs sollen daher besonders be-
Fußwegesystem und binden an den Land-
rücksichtigt werden und eine bestmögliche
schaftsraum an. Ein Erhalt der Baumbestände
Anbindung des Gebietes an die angrenzenden
ist aus Gründen der Verkehrssicherheit und
Siedlungsbereiche sowie die Innenstadt und
im Rahmen der notwendigen Altlastensanie-
die Haltepunkte des schienengebundenen
rung und Kampfmittelbeseitigung gemäß
Nah- und Fernverkehrs sichern. Hierfür müs-
Gutachten nicht möglich. Die denkmalge-
sen sowohl am Haltepunkt Friedenstal als
schützte zentrale Freifläche soll auch zukünf-
auch am Bahnhof Bernau weitere Aufwertun-
tig größtenteils als wohnungsnahe öffentliche
gen und bauliche Voraussetzungen geschaf-
Grünanlage mit unterschiedlichen Erholungs-
fen werden. Das Plangebiet soll über die Bus-
und Freizeitangeboten entwickelt werden.
linie 869 erschlossen werden, die von der
Schwanebecker Chaussee in Richtung Zen- Der sich nördlich und westlich an das Gebiet
trum und zum Bahnhof Bernau verkehrt. Wei- anschließende Wald bildet einen lokalklima-
tere Linienanbindungen sind zukünftig zu ent- tischen Ausgleichsraum und eine Abschir-
wickeln. mung zur Bahntrasse und Autobahn. Hier ver-
läuft auch die Panke und parallel der Panke-
Ein eigenständiger Fuß- und Radweg soll aus
Radweg (Teilstück des Berlin-Usedom-Rad-
dem Plangebiet zum Panke-Radweg (Teilstück
wegs). Somit grenzt das Areal unmittelbar an
Berlin-Usedom-Radweg) führen und somit
das weiter zu qualifizierende übergeordnete
eine attraktive Verbindung in Richtung Innen-
Freiraumnetz der Panke. Gemäß Gewässer-
stadt und in westlicher und nördlicher Rich-
entwicklungskonzept sind auch in diesem Be-
tung z.B. zum Haltepunkt Friedenstal und den
reich weitere Maßnahmen zur Panke-Renatu-
angrenzenden Stadtteilen ermöglichen. Wei-
rierung vorgesehen.
tere Möglichkeiten, die stadträumliche Zäsur
der nördlich gelegenen Bahnstrecke aufzulö- C.4 Bedarfsgerechte soziale Infrastruktur
sen, werden untersucht. Wichtig sind in die- und Versorgung
sem Zusammenhang Querungshilfen an der Je nach Bebauungsvariante ist davon auszu-
Schwanebecker Chaussee und Weißenseer gehen, dass ein Bedarf von 200 bis 350 Kita-
Straße/Hesselweg im Bereich des Panke-Rad- Plätzen besteht. Das entspricht der Kapazität
wegs. Das Land Brandenburg plant darüber von ein bis zwei Kindertagesstätten. Entspre-
hinaus die Herstellung eines Radweges ent- chende Gemeinbedarfsflächen sollen im B-
lang der Landesstraße aus südlicher Richtung Plan festgesetzt werden. In der unmittelbaren
bis zum Ortseingang Bernau. Nähe des zu entwickelnden Gebietes befin-
Das vorhandene Netz zur Wasserver- und Ab- den sich keine weiteren Betreuungseinrich-
wasserentsorgung muss vollständig erneuert tungen. Die nächsten Einrichtungen befinden
werden. Das Niederschlagswasser muss auf sich im Stadtzentrum (Kita Angergang) bzw. in
dem Areal durch entsprechende Anlagen wie Friedenstal (Integrationskita Rappelkiste und
Zisternen, Regenwasserrückhaltebecken etc. Friedenstaler Spatzen) nördlich der Bahntras-
versickert werden. Die Versorgung mit Strom se und in Bernau-Süd. Alle Einrichtungen ha-
und Wärmeenergie (Fernwärme/Gas) ist ben bereits eine hohe Auslastung.
ebenfalls komplett neu zu erstellen.
Neben der Altera Bauträger-Gesellschaft mbH Insgesamt können in Bernau Süd somit unter-
und der Sterngärten Wohnbau GmbH ist auch schiedliche Wohnbedürfnisse (Eigenheime,
die kommunale WOBAU - Wohnungs- und Mietwohnungen etc.) befriedigt und das
Baugesellschaft mbH Bernau im Besitz einiger Wohnangebot erhöht werden.
Flächen.
D.2 Stadträumliche Verknüpfung und techni-
Im Geltungsbereich des B-Plans „Bernau sche Infrastruktur
Süd/Am Venusbogen“ sind verschiedene Be- Die äußere Erschließung des Plangebietes er-
bauungs- und Eigentumsformen vorgesehen. folgt über den an die Börnicker Chaussee an-
Aus dem bestehenden baulichen Umfeld soll schließenden Straßenzug Sonnenallee und Al-
sich eine differenzierte Höhenentwicklung der berichstraße sowie den direkten Anschluss
Bebauung ableiten. So soll eine bis zu fünfge- des noch auszubauenden Abschnitts des Ve-
schossige Bebauung zur bestehenden fünfge- nusbogens an die Börnicker Chaussee. In die-
schossigen Bebauung der Wohnblöcke von sem Zusammenhang wird derzeit geprüft, ob
Bernau Süd möglich sein. In Richtung des eine Realisierung der sogenannten Südtan-
Ortsrandes soll die künftige Bebauung über gente von der Blumberger Chaussee zur Bör-
eine zwei- bis dreigeschossige Bebauung hö- nicker Chaussee möglich ist. Auf diese Weise
henmäßig in östlicher Richtung abfallend könnte eine schnelle Anbindung an die Auto-
entwickelt werden. Im Bebauungsplan „Süd- bahnanschlussstelle Bernau Süd geschaffen
lich Börnicker Chaussee/Venusbogen - Ehe- werden, ohne die starke frequentierte Innen-
malige Milchviehanlage“ ist ausschließlich der stadt zu durchqueren.
Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern vorge-
sehen. Für die östlich gelegene Potenzialflä-
6.5 Erreichbarkeit und Vernetzung gilt es, durch das Aufzeigen und Bereithalten
der Stadt- und Ortsteile nutzerfreundlicher Alternativen wie Bus, Bahn
und Rad deren Anteil am Gesamtverkehr
Ausgangssituation langfristig zu erhöhen.
Die Stadt Bernau zeichnet sich aufgrund der Der bedarfsgerechte Ausbau und die Qualifi-
Autobahnnähe und der Anbindung an das zierung der Verkehrsinfrastruktur tragen zur
Schienenverkehrsnetz grundsätzlich durch ei- Wohn- und Lebensqualität der Bewohner bei
ne gute Erreichbarkeit aus. Der im Zuge des und unterstützen die Entwicklung Bernaus als
Siedlungswachstums zu erwartende zuneh- Naherholungsort (z.B. Radwegenetz, Bahn-
mende Verkehr stellt das vorhandene Ver- hof).
kehrssystem jedoch vor weitreichende Her-
Entwicklungsziele
ausforderungen. Mit der integrierten Ver-
kehrsentwicklungs- und Luftreinhalte- und Entlastung und Erreichbarkeit der Innen-
Lärmaktionsplanung 2025 bestehen für Ber- stadt
nau bereits zahlreiche Maßnahmenempfeh- Qualifizierung der Rad- und Fußwege
lungen zur Verbesserung und Ergänzung der Verbesserung des ÖPNV-Angebotes
vorhandenen Verkehrsinfrastruktur. Ausbau der Bahnhöfe zu intermodalen
Knotenpunkten
Grundsätzlich gilt es, eine umweltverträgliche
Verbesserung der Erreichbarkeit touris-
Mobilität zu entwickeln. Aufgrund der ausge-
tischer Angebote
prägten Pendlerbeziehung mit Berlin spielt
die Pendlermobilität eine große Rolle. Hier
E.2 Qualifizierung der Bahnhöfe tiert werden. Hier gilt es, eine gute Erreich-
barkeit herzustellen, die Abstellmöglichkeiten
Mit dem Bevölkerungswachstum und der
für den Pkw- und Radverkehr zu erweitern
voraussichtlichen Zunahme des Pendlerver-
und somit die Umsteigebedingungen zu opti-
kehrs wächst die Bedeutung und Nutzungsin-
mieren. Auch ein ergänzendes Dienstleis-
tensität der Schienenhaltepunkte in Bernau.
tungsangebot ist denkbar. Um die Erreichbar-
Zukünftig sollen der Bahnhof Bernau und der
keit des Haltepunktes zu verbessern, sollte
Haltepunkt Friedenstal zu intermodalen Kno-
die Anbindung an den Busverkehr geprüft
tenpunkten ausgebaut werden.
werden. Um die Erreichbarkeit von Süden,
Bahnhof Bernau z.B. aus Richtung Stadtquartier an der Schwa-
Der Bahnhof Bernau ist bereits jetzt eine nebecker Chaussee, zu erhöhen, ist die Bahn-
zentrale Mobilitätsschnittstelle und bietet mit unterführung zu qualifizieren und der Rad-
Parkplätzen, dem Busbahnhof und dem Fahr- weg, der an den Berlin-Usedom-Radweg an-
radparkhaus gute Umsteigemöglichkeiten für bindet, zu befestigen.
Pendler. Die Stadt setzt sich für eine weitere E.3 Attraktive Rad- und Fußwegeinfrastruktur
Qualifizierung des Bahnhofs ein. Die Umstei-
Ein attraktives, durchgängiges Radwegenetz
gebedingungen und Taktzeiten (S-Bahn und
erhöht die Radnutzung in allen Bevölkerungs-
RE 3) der verschiedenen Anbieter sollen vor
gruppen und trägt somit zu einer umweltver-
allem für den täglichen Pendlerverkehr mit
träglichen Mobilität bei. Das Hauptaugen-
Berlin optimiert und besser aufeinander ab-
merk muss in Zukunft auf der Qualifizierung
gestimmt werden. Unterstützung liefert der
der Radwege entlang der radialen Ausfall-
flächendeckende Ausbau einer Ladeinfra-
straßen liegen wie z.B. Schönower Chaussee,
struktur für elektrisch betriebene Fahrzeuge
Heinersdorfer Straße und Schwanebecker
und Fahrräder. Für den Bahnhof sind sowohl
Chaussee, um eine sichere Verbindung zwi-
Pkw- als auch E-Bike-Ladepunkte vorgesehen.
schen den bestehenden und den neuen Stadt-
Im Zusammenhang mit der geplanten Ent- teilen in Richtung Innenstadt und publikums-
lastungsstraße und vor dem Hintergrund ei- intensiver Einrichtungen sicherzustellen. Ge-
ner schwerpunktmäßigen Siedlungserweite- meinsame Rad- und Fußwege oder gar Fuß-
rung Bernaus südlich der Bahntrasse ist eine wege mit Freigabe für den Radverkehr sollten
optimale Erreichbarkeit des Bahnhofs aus hierbei aufgrund des Konfliktpotenzials zwi-
südlicher Richtung vorzusehen. Dies gilt für schen Radfahrern und Fußgängern auf den
den motorisierten Verkehr (Schaffung zusätz- Hauptrouten im innerstädtischen Bereich ver-
licher P+R-Stellplätze) ebenso wie für die Er- mieden werden. Im Rahmen der Brückenauf-
reichbarkeit mit dem Rad und zu Fuß. In die- weitungen werden Voraussetzungen geschaf-
sem Zusammenhang soll geprüft werden, ob fen, die die Durchlässigkeit der Bahntrasse
eine direkte südliche fußläufige Erschließung aus den südlichen Stadt- und Ortsteilen kom-
durch eine Verlängerung des Fußgänger- mend verbessert. Weitere flankierende Maß-
tunnels in südlicher Richtung möglich ist. nahmen sind die Ausweisung attraktiver Rad-
S-Bahn-Haltepunkt Friedenstal routen entlang verkehrsberuhigter Bereiche
und die Freigabe von Einbahnstraßen für den
Der S-Bahn-Haltepunkt Friedenstal wird durch
Radverkehr in Gegenrichtung an geeigneten
die Entwicklung neuer Wohnbauflächen im
Stellen.
westlichen Stadtgebiet wie Friedenstal und
Schönow sowie im Quartier an der Schwane- Die Radwegeverbindungen zwischen der
becker Chaussee zukünftig stärker frequen- Kernstadt und den Ortsteilen (insbesondere
Birkenhöhe, Birkholzaue und Birkholz) haben an den Regionalverkehr nach Berlin. Die im
vor dem Hintergrund der Schulwegsicherung Nahverkehrsplan vorgesehenen Verbesserun-
eine hohe Bedeutung. Attraktive Verbindun- gen, insbesondere des Stadtverkehrs, stellen
gen zwischen den Ortsteilen wie z.B. der Aus- eine Erweiterung des Grundangebotes dar
bau des Löhmer Wegs zwischen Birkholz und und erfordern daher die finanzielle Beteili-
Birkholzaue schaffen zudem wichtige Rah- gung der Stadt. Zwecks Verbesserung der In-
menbedingungen für eine weitere Entwick- frastruktur beabsichtigt die Stadt Bernau die
lung des erholungsbezogenen Naturtouris- Optimierung einzelner Haltestellen.
mus. Im Zuge dessen ist auch eine weitere Geplant ist zudem die Schaffung einer Bäder-
Qualifizierung des überregionalen Radweges buslinie, die während der Sommermonate re-
Berlin-Usedom im Stadtgebiet durchzuführen. gelmäßig Touren zwischen dem Bernauer
Mit der Umsetzung des Konzepts zum Aufbau Hauptbahnhof und den Strandbädern am
einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für Liepnitz-, Wandlitz-, Ober- und Wukensee
elektrisch betriebenen Fahrräder (und Fahr- fährt.
zeuge) wird nicht nur ein Beitrag zur Minde-
Einen besonderen Stellenwert für den Pend-
rung von Lärm und Luftverschmutzung geleis-
lerverkehr hat der Schienenverkehr. Die Stadt
tet, sondern auch der Radkomfort und der
Bernau setzt sich zusammen mit dem Land-
Aktionsradius - gerade von älteren Menschen
kreis Barnim für eine Erhöhung der Taktfre-
- deutlich erhöht.
quenz des RE 3 von 60 auf 30 Minuten und
Im Zuge der Erschließung neuer Wohngebiete der S-Bahn von 20 auf 10 Minuten ein.
werden zusätzliche Fußwege geschaffen. Eine
barrierefreie Ausgestaltung und die Schaffung
direkter, kurzer Verbindungen haben eine
hohe Priorität. Auch in den Ortsteilen sollen
entlang der Hauptverkehrswege sukzessive
sichere, befestigte Gehwege geschaffen wer-
den.
E.4 ÖPNV
6.6 Aufwertung der freizeit- und er- zu finden und erlebbar zu machen. Sie bieten
holungsbezogenen Angebote Ansatzpunkte für kulturtouristische Themen-
und Zielgruppenführungen, z.B. in den Berei-
Ausgangssituation chen Architektur, Städtebau und Kunst. Eine
Die Altstadt bietet mit ihren historisch be- Verknüpfung mit naturverbundenen Aktivitä-
deutsamen Gebäuden und Anlagen und der ten, wie z.B. die Einbindung in thematische
gut ablesbaren mittelalterlichen Struktur ei- Rad- und Wanderwege, unterstützt diesen
nen wichtigen Anziehungspunkt. Der in den Prozess.
vergangenen zwei Jahrzehnten durchgeführte Entwicklungsziele
Sanierungsprozess sowie eine über die letzten
Erhöhung des Freizeitwertes und der Le-
Jahre verstärkte kulturtouristische Profilie- bensqualität
rung und Vermarktung haben wesentlich dazu Verbesserung der Außenwirkung
beigetragen. Sicherung der Erlebbarkeit von Landschaft
und Kultur
Doch auch in den Siedlungsbereichen außer- Ausbau des Naherholungstourismus als
halb der Kernstadt gibt es bedeutsame touris- Wirtschaftsfaktor
tische Zielorte wie das Bauhaus-Denkmal Erhalt kulturbedeutsamer Gebäude und
Bernau und die Schloss- und Gutsanlage Bör- Anlagen
nicke, die in puncto Erlebbarkeit und Attrakti- Aufbau einer Regionalvermarktung im
vität - insbesondere auch für den Tagestou- Naherholungsraum
Vernetzung und Bündelung bestehender
rismus - ein deutliches Potenzial besitzen.
Freizeitangebote und –potenziale
Spuren der jüngeren politischen Geschichte
sind in der Waldsiedlung (Politsiedlung) noch
Ein weiterer Ansatz besteht in der Entwick- F.4 Regionale Angebote und Zusammenarbeit
lung eines „bunten Standortes“. Das heißt, es Die Vernetzung von touristischen Zielen, An-
soll ein Zentrum für das gesellschaftliche, kul- geboten und Akteuren ist nicht nur innerhalb
turelle sowie tägliche Leben geschaffen wer- der Stadt Bernau, sondern auch auf inter-
den, das gleichzeitig auf regionale Nachfrage kommunaler bzw. regionaler Ebene ein wich-
ausgerichtet ist. Das Ziel soll sein, dem ört- tiger Aspekt. Dies betrifft insbesondere solche
lichen Gewerbe, dem Tourismus, der Kultur Maßnahmen, die per se in einem größeren
und dem allgemeinen gesellschaftlichen Maßstab angegangen werden müssen. Hierzu
Leben Raum für Entfaltung zu bieten. Eine zählt z.B. die Pflege und Entwicklung der
kleinteilige Nutzungsmischung aus Einrich- Landschaft sowie die sport- und erholungs-
tungen und Angeboten in den Bereichen Kul- touristische Nutzung derselben. Mit der Na-
tur, Freizeit und Bewegung (Freizeitsport, Ge- turparkverwaltung und dem Regionalpark
sundheit und Rehabilitation) soll zu einer Barnimer Feldmark e.V. bestehen bereits eta-
deutlichen Erhöhung der Besucherfrequenz blierte überörtliche Organisationsstrukturen.
führen. Auch die Etablierung eines Standortes
Zur besseren Verzahnung der großflächigen
für Künstler (Ateliers und Galerien) im ehema-
und vielseitigen Natur- und Kulturlandschaft
ligen Pferdestall ist denkbar.
wird eine in Teilen noch stärkere Kooperation
F.3 Politbürosiedlung Waldsiedlung zwischen Naturpark und Regionalpark als
Mit der in der Öffentlichkeit als „Waldsied- Entwicklungsziel angestrebt. Auch darüber
lung Wandlitz“ weithin bekannten ehemali- hinaus wird eine bessere Vernetzung der vor-
gen Wohnsiedlung für Mitglieder und Kandi- handenen Park- und Naturräume als zielfüh-
daten des Zentralkomitees der SED befindet rend gesehen. Unter dem Titel „Land-schaf(f)t
sich ein bedeutsames Kapitel DDR-Geschichte Qualität“ soll ein Kommunikationsprozess
in Bernau. Aufgrund der Namensgebung wird zwischen verschiedenen an der Gestaltung
die Ende der 1950er Jahre entwickelte Sied- und Nutzung der Landschaft beteiligten Ak-
lung jedoch nicht mit Bernau in Verbindung teuren angeregt werden. Ziel ist es, eine Stra-
gebracht. Nach der Wende erfolgte mit der tegie zur Pflege und Entwicklung der Land-
Errichtung des Rehabilitationszentrums Bran- schaft und Flächennutzung im Teilraum Bar-
denburg Klinik Bernau ein umfassendes Bau- nimer Feldmark zu erarbeiten. Dieser Prozess
und Renovierungsprogramm. Schrittweise soll der Netzwerkbildung der Akteure vor Ort
wurden die Häuser der Waldsiedlung in medi- und dem langfristigen Aufbau von Kommuni-
zinische und Betreuungseinrichtungen umge- kations- und Handlungsstrukturen dienen und
wandelt und es fand eine weitreichende bau- somit eine Grundlage für weitere Initiativen
liche Überformung des Geländes statt. und Projekte bilden.
Unter dem Aspekt „Geschichte sichtbar ma- Mit der Umsetzung der Konzeption „Wege
chen und erleben“ sollen die noch bestehen- über´s Land“ im Regionalpark Barnimer Feld-
den Gebäudeanlagen und Strukturen der mark soll eine tagestouristische Infrastruktur
Siedlung in ein Ausstellungskonzept einbezo- geschaffen werden, die optimale Bedingun-
gen werden. Hierzu zählt sowohl die Schaf- gen für das Wandern und Walken schafft.
fung von Möglichkeiten zu individuellen als
auch zu geführten themenbezogenen Rund- Auch Reiterhöfe sollen in das Netz eingebun-
gängen (z.B. Architektur, Geschichte der den werden. Wesentliche Aufgaben und Ziele
DDR). sind die Herstellung von Rastplätzen, Info-
tafeln, Spielplätzen und altersübergreifenden
„baudenkmal bundes-
Besucherzentrum hoch Stadt schule bernau e.V.“, Bauherr 2018 - 2020
Handwerkskammer
Berlin, LK Barnim,
Außenanlagen Bauhaus hoch Stadt Land Brandenburg Bauherr bis 2018
„
F.2 Gutsanlage Börnicke
Initiative „Bürger-
Schlosspark Börnicke niedrig Stadt Gut-Börnicke“, Eigen- Bauherr noch offen
tümer Schloss
Sanierung der Eichbusch-
teiche im FFH-Gebiet mittel Stadt Bauherr 2018 - 2020
Schlosspark Börnicke
Initiative „Bürger-
Sanierung Gebäude Gut-Börnicke“, Lokale
mittel Stadt Bauherr noch offen
Gutsanlage Agenda 21 Börnicke
e.V.
F.3 Politbürosiedlung Waldsiedlung
Ausstellungskonzept
niedrig Stadt Brandenburgklinik Träger noch offen
Politbürosiedlung
Informationssystem niedrig Stadt Brandenburgklinik Bauherr noch offen
F.4 Regionale Angebote und Zusammenarbeit
Regionalpark Mitglieder der konzeptio-
Aufbau Netzwerk
mittel Barnimer Feld- LEADER-Region Bar- nelle Beglei- 2015 - 2020
Land-schafft Qualität
mark e.V. nim tung
Umsetzung Maßnahmen Regionalpark Mitglieder der konzeptio-
des Konzeptes „Wege mittel Barnimer Feld- LEADER-Region Bar- nelle Beglei- 2017 - 2020
über´s Land“ mark e.V. nim tung
Rast- und Wetterunter-
stände mit Infotafeln am
Regionalpark konzeptio-
überregionalen Radweg
mittel Barnimer Feld- Stadt nelle Beglei- noch offen
„Rund um Berlin“ (Birken-
mark e.V. tung
höhe, Birkholzaue, Birk-
holz und Börnicke)
LAG Oberhavel, LAG konzeptio-
Parkübergreifendes
mittel LAG Barnim Märkische Seen, LAG nelle Beglei- ab 2016
Kooperationsprojekt
Oderland tung
ren, Alleinstellungsmerkmale und Kompeten- Bernau setzt daher den weiteren Ausbau der
zen herausarbeiten und sich im Standort- digitalen Infrastruktur fort
wettbewerb neu positionieren.
Darüber hinaus sollen die technischen Mög-
G.4 Ausbau digitaler Infrastruktur/Smart City lichkeiten der Digitalisierung wie z.B. in den
Bereichen Energie und Mobilität und die mög-
Der Zugang zu einem hochleistungsfähigen In-
liche Ausgestaltung einer Smart-City - die In-
ternet ist ein weiterer wichtiger Standortfak-
tegration digitaler Abläufe in Verwaltung und
tor. Dabei sind die Teilhabe an der digitalen
öffentlichem Leben - im Rahmen eines ge-
Welt und der Ausbau der Kommunikations-
samtheitlichen Entwicklungskonzeptes be-
infrastruktur nicht nur ein Schlüsselelement
trachtet werden.
für die wirtschaftliche Entwicklung, sondern
auch für die Attraktivität als Wohnort.
7 Städtebauliche Kalkulation
Die Städtebauliche Kalkulation gibt eine Über-
sicht über die ungefähren Gesamtkosten der
zentralen Vorhaben, erste Finanzierungsvor-
stellungen aus Sicht der Kommune sowie
mögliche Folge- und Bewirtschaftungskosten.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Informelle Planungsebenen ...................................................................... 5
Abbildung 2 Arbeitsprozess ........................................................................................... 7
Abbildung 3 Bernau mit Ortsteilen ................................................................................ 8
Abbildung 4 Verwaltungsgliederung (Stand 2014) ........................................................ 9
Abbildung 5 Bevölkerungsentwicklung Bernau ........................................................... 11
Abbildung 6 Bevölkerungsentwicklung Ortsteile ......................................................... 11
Abbildung 7 Altersstruktur Bernau 2015 ..................................................................... 12
Abbildung 8 Szenarien zur Einwohnerentwicklung ..................................................... 13
Abbildung 9 Entwicklung von natürlichem Saldo und Wanderungssaldo ................... 14
Abbildung 10 Entwicklung der Altersgruppen ............................................................... 14
Abbildung 11 Prognose Anzahl privater Haushalte nach Haushaltsgröße .................... 15
Abbildung 12 Hohe Steinstraße 1970 und heute .......................................................... 16
Abbildung 13 Barrierefreie Straßenraumgestaltung Grünstraße .................................. 17
Abbildung 14 Wohnung in Gebäuden mit Wohnraum nach Bauform und
Baujahrsklassen in Bernau bei Berlin 2011 ............................................. 24
Abbildung 15 Wohnungen in Gebäuden mit Wohnraum nach Art des Eigentümers und
der Bauform in Bernau bei Berlin im Jahr 2011 (Zensus) ........................ 25
Abbildung 16 Marktsegment im Mietwohnungsmarkt ................................................. 26
Abbildung 17 Beschäftigungsstruktur der Arbeitnehmer im Mittelbereich Bernau bei
Berlin nach Wirtschaftsbereichen (Stand 30.06.2014)............................ 30
Abbildung 18 Entwicklung der Gewerbegebiete in Bernau bei Berlin 2008 - 2015 ...... 31
Abbildung 19 Entwicklung der Gewerbean- und abmeldungen in Bernau bei Berlin ... 31
Abbildung 20 Regionale Kaufkraftströme und Einzugsgebiet des Bernauer
Einzelhandels ........................................................................................... 34
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Einzelmaßnahmen Vielfalt in der Innenstadt .................................................... 96
Tabelle 2 Einzelmaßnahmen Panke-Park ........................................................................ 101
Tabelle 3 Einzelmaßnahmen Wohnen an der Schwanebecker Chaussee ....................... 106
Tabelle 4 Einzelmaßnahmen Bernau-Süd ........................................................................ 110
Tabelle 5 Einzelmaßnahmen Erreichbarkeit und Vernetzung der Stadt- und Ortsteile .. 115
Tabelle 6 Einzelmaßnahmen Aufwertung der freizeit- und
erholungsbezogenen Angebote ....................................................................... 121
Tabelle 7 Einzelmaßnahmen Zukunftsfähiger Wirtschaftsstandort ................................ 124
Anhänge
Herleitung der Zentralen Vorhaben aus den Leitzielen der Stadtentwicklung im Überblick Vielfalt in der Panke-Park Wohnen an der Bernau Süd Erreichbarkeit Aufwertung Zukunfts-
direkt= Innenstadt Schwane-becker und Vernetzung und Vernet- fähiger Wirt-
indirekt= 0 Chaussee Stadt- und Ort- zung freizeit- schafts-standort
steile und erholungs-
bezogener An-
gebote
nachhaltig und umweltge- Soziales Miteinander
S.2 Bernau entwickelt sich als familienfreundliche und generationengerechte, barrierefreie Stadt 0
G.3 Bernau verbindet Siedlungswachstum mit Bewusstsein für die eigene Geschichte und Identität -- 0
G.4 Bernau entwickelt eine umweltfreundliche Mobilität mit guter regionaler Vernetzung 0 --
L.1 Bernau qualifiziert ein attraktives Freizeit- und Erholungsangebot mit einer Vielfalt an Kunst-
Wirtschaft viel- falt familienfreund-
fältig und inno- lich, kreativ und er-
Zukunftsfähige Lebendendige Viel-
0 0 0 --
und Kultureinrichtungen
holsam
L.3 Bernau sichert eine bedarfsgerechte und spezialisierte medizinische Versorgung und Pflege 0 -- -- 0 --
R.1 Bernau agiert als verantwortungsvoller Partner im Mittelbereich zur Gewährleistung der Da-
lebendig und koopera-
Regionale Vernetzung
-- -- -- 0
seinsvorsorge
R.2 Bernau intensiviert die Vernetzung mit regionalen Akteuren im Tourismus 0 -- -- --
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