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AREALENTWICKLUNG VOLTANORD
STÄDTEBAULICHE STUDIE
Bericht des Beurteilungsgremiums
April 2020
Inhalt
TITELBILD Ausgangslage 2
Visualisierung «Quartierplatz» (Ausschnitt) Perimeter/Eigentum 3
jessenvollenweider architektur ag
mit Stauffer Roesch Landschaftsarchitekten Aufgabenstellung 4
Öffentliche Freiräume 4
BILD LINKS Mobilität 5
Bebauungskonzept VoltaNord im Stadtmodell Andere Rahmenbedingungen 6
(Blick von Südosten)
Beurteilung 9
Beurteilungskriterien 9
Erkenntnisse und Empfehlungen 10
Genehmigung 85
Ausgangslage
Durch den Erwerb des ehe Weiter wurden mit dem Infrastrukturprojekt einer weitge-
hend unterirdischen Führung der Nordtangente wichtige
maligen Coop-Areals an der Voraussetzungen geschaffen, das Quartier St. Johann vom
Elsässerstrasse durch die Ein Verkehr zu entlasten und das gesamte Wohnumfeld auf-
zuwerten. Der Standort bietet aufgrund der aus regionaler
wohnergemeinde der Stadt Sicht zentralen Lage und der guten Verkehrsanbindung Po-
Basel und die Stiftung Habitat tential für eine deutlich höhere Ausnützung sowie für neue
Nutzungen.
sowie dem Auslaufen diverser
Baurechtsverträge auf dem Das grobe städtebauliche Konzept für das Areal VoltaNord
wurde im gleichnamigen Bebauungsplan festgehalten, der
angrenzenden SBB-Areal bietet im November 2018 vom Volk deutlich angenommen wurde.
sich nun die Chance, das Quar Es soll auf dem Areal Volta Nord künftig ein durchmischtes,
lebendiges und zukunftsgerichtetes Quartier entstehen.
tier des Äusseren St. Johann Das Konzept sieht eine klare Trennung zwischen lärminten-
gegen Norden zu erweitern. siven und lärmempfindlichen Nutzungen vor. Der nördliche
Bereich des Areals verbleibt in der Industrie- und Gewer-
bezone und soll Platz für emissionsintensives Gewerbe
und weitere gewerbliche Nutzungen bieten. Durch ruhiges
Gewerbe und Dienstleistungen abgetrennt, liegt im Süden
des Areals der Schwerpunkt auf der Wohnnutzung. Eben-
falls im Süden kommt das im St. Johann dringend benötigte
zusätzliche Schulhaus zu liegen, das bereits 2020 eröffnet
werden soll. Die bestehende Liegenschaft Elsässerstrasse
215 auf dem ehemaligen Coop-Areal wird umgenutzt und
bietet ebenfalls ab 2020 ca. 20 000 m2 für gewerbliche
und kulturelle Nutzungen an. Ein städtischer Platz an der
Schnittstelle zum bestehenden Quartier wird durch eine
Erholungsfläche im Westen ergänzt, welche mit einer Na-
turschutzzone entlang der Bahngleise verbunden sein soll.
Perimeter/Eigentum
Das 11,7 ha grosse Planungsgebiet VoltaNord umfasst das Bearbeitungsperimeter
Gebiet zwischen der Bahnlinie Basel-Mulhouse im Wes- SBB-Land
IBS-Land
ten, der Elsässerstrasse und dem Brenntag-Areal im Os-
ten, der Schlachthofstrasse im Norden und dem Entwick-
lungsgebiet ProVolta im Süden. Im Fokus der vorliegenden
städtebaulichen Studie standen die Bebauungs- und Nut-
zungskonzepte für Neubauten auf den Baufeldern 2, 4 und
5 (exkl. Schulgebäude), das Freiraumkonzept für das Ge-
samtareal sowie die Schnittstellen zwischen Bauten und
Freiräumen.
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St. Johann
3
Ausgangslage
Strassenräume
Die öffentlichen Strassenräume sollen den Charakter der
übrigen Strassen im Quartier St. Johann aufweisen. Ange-
strebt sind direkte Wege, welche die Arealnutzer auf attrak-
tive Art und Weise mit der Primarschule, dem Vogesenplatz
als Quartierzentrum, den Haltestellen des öffentlichen Ver-
kehrs, dem bestehenden Quartier und St. Louis verbinden.
Eine Belebung des Strassenraumes ist erwünscht und soll
durch eine hohe Aufenthaltsqualität für Fussgänger unter-
stützt werden.
Mobilität
Aussenflächen Primarschule/Kindergarten Es wurden innovative Erschliessungs- und Parkierungskon-
Neben den Pausenflächen auf dem Dach waren für die zepte erwartet, welche den Fuss- und Veloverkehr sowie
Primarschule und den Kindergarten mindestens 1086 m2 eine Belebung des öffentlichen Raums fördern und die An-
Pausenflächen auf dem Boden bereitzustellen. lieferungsbedürfnisse der ansässigen Firmen und Bewoh-
nerInnen berücksichtigen. Die Mobilitätsziele hatten sich
an folgenden Planungsleitsätzen zu orientieren:
– Effiziente, ressourcenschonende interne Areal
erschliessung
– Koexistenz der Anspruchsgruppen des öffentlichen
Raums (FussgängerInnen, VelofahrerInnen, Liefer- und
Privatfahrzeuge)
– Priorisierung der FussgängerInnen und VelofahrerInnen
im südlichen Teil
– Direkte, attraktive Verkehrsverbindungen für Fuss-
und Veloverkehr zur Primarschule, den Haltestellen des
öffentlichen Verkehrs, zum Veloroutennetz sowie
zum restlichen Quartier St. Johann und weiter zur
Innenstadt
– Anknüpfungspunkte für künftige Entwicklungen in
der Nachbarschaft
– Schwerverkehrserschliessung von Norden und Osten
– Kein Durchgangsverkehr vom Areal ins bestehende
Wohnquartier (Schwerverkehr, MIV)
5
Ausgangslage
Andere Rahmenbedingungen
Lärm Baurecht
Ein für die Arealentwicklung VoltaNord erstelltes Lärm- Für die städtebauliche Studie waren folgende baurechtliche
gutachten zeigt Lärmbeeinträchtigungen des Areals so- Vorgaben besonders relevant:
wohl durch Industrie- und Gewerbelärm als auch durch – Maximale Bruttogeschossflächen pro Baufeld:
Strassen- und Schienenverkehrslärm auf. Strassen- und – Baufeld 2: 63 000 m2
Schienenverkehrslärm treten nur lokal an der Elsässer- – Baufeld 4: 24 000 m2
strasse, in unmittelbarer Nähe zum Volta Haus sowie am – Baufeld 5: 28 000 m2
Westrand von Baufeld 2 auf. Die Belastung durch Indust- – Hochhäuser (ab 30 m) waren aus verfahrenstech
rie- und Gewerbelärm führt hingegen zu grossflächigen nischen Gründen nicht erwünscht.
Überschreitungen der Planungswerte der eidgenössischen – Gegenüber Nachbarparzellen mit Wohnnutzung war ein
Lärmschutzverordnung, dies hauptsächlich in der Nacht. Lichteinfallswinkel von 45° einzuhalten.
Aufgrund der Vielzahl an Lärmquellen sind Lösungen an der – Baufeld 2 war in mindestens drei Baufelder zu unter
Quelle nicht sehr wirksam. Die Einhaltung der Grenzwer- teilen.
te ist somit durch innovative, wirksame städtebauliche und – In den im Bebauungsplan dafür definierten Flächen
architektonische Massnahmen sicherzustellen. Es wurden hatten die Erdgeschosse strassenseitig eine Geschoss-
diesbezüglich konzeptionelle Aussagen erwartet. höhe von mindestens 4,5 m aufzuweisen.
Störfallrisiko
Das Areal VoltaNord liegt fast vollständig in den Konsultati-
onsbereichen der Bahnlinie St. Louis Grenze F/CH – Basel
(Transport gefährlicher Güter) sowie der Störfallbetriebe
Brenntag Schweizerhall AG (Lagerung und Umschlag von
Chemikalien) und Bell Schweiz AG (Kälteanlage). Die kan-
tonale Kontrollstelle für Chemie- und Biosicherheit hält
fest, dass das Störfallrisiko grundsätzlich vertretbar aber
durch zusätzliche bauliche und technische Massnahmen
zu minimieren ist. Bauten und Nutzungen sind so zu reali-
sieren, dass die Sicherheit der Bevölkerung neben den risi-
korelevanten Anlagen nicht übermässig gefährdet wird und
die Risiken tragbar bleiben.
Energie
Der südliche Teil des Areals wurde bereits am Fernwärme-
netz angeschlossen. Auf der SBB-Parzelle kann ebenfalls
davon ausgegangen werden, dass künftig Fernwärme zur
Verfügung steht.
AusloberInnen Beurteilungsgremium
Gemeinsame AusloberInnen des Studienverfahrens sind: Fachmitglieder
– die SBB AG, vertreten durch die Division Immobilien – Astrid Staufer (Vorsitz), Architekt ETH SIA BSA
Development Zürich (Vulkanplatz 11, 8048 Zürich) – Beat Aeberhard, Kantonsbaumeister,
– Einwohnergemeinde der Stadt Basel, vertreten durch Architekt ETH SIA MsAUD
Immobilien Basel-Stadt (Fischmarkt 10, 4001 Basel) – Kaschka Knapkiewicz, Architekt ETH SIA BSA
– Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt (BVD), – Simon Hartmann, Architekt ETH SIA BSA
Städtebau & Architektur (Dufourstrasse 40/50, – Erich Zwahlen, Landschaftsarchitekt HTL BSLA
Postfach, 4001 Basel) – Marie-Noëlle Adolph, Ingenieur Landschaftsarchitektur
FH SIA BSLA
Verfahrensbegleitung
– Steven Cann, Projektleiter, Gesamtentwicklung Sachmitglieder
Basel Nord – Thomas Waltert, Leiter Gesamtentwicklung BaselNord,
Planungsamt
– Barbara Rentsch, Leiterin Portfoliomanagement,
Immobilien Basel-Stadt
– Armin Vonwil, Leiter Anlageobjekte Mitte,
SBB Immobilien Development
– Emanuel Trueb, Amtsleiter Stadtgärtnerei,
Bau- und Verkehrsdepartement
Ersatzmitglieder
– Martin Sandtner, Leiter Planungsamt
– Peter Kaufmann, Leiter Finanzvermögen,
Immobilien Basel-Stadt
– Armin Kopf, Leiter Grünplanung, Stadtgärtnerei
– Anja Krasselt, Projektleiterin, SBB Immobilien
Development
7
Informationen zum Verfahren
Verfahren
Verfahren und Entschädigung Zwischenpräsentation vom 18. Oktober 2019
Es handelt sich um eine einstufige Ideenstudie (inkl. Pro- Am 18. Oktober 2019 präsentierten alle Teams ihre Beiträ-
jektstudie für den zentralen Platz) in Anlehnung an Art. 3.2 ge vor den Mitgliedern des Beurteilungsgremiums und den
bzw. Art. 3.3 Ordnung SIA 143 (2009) im selektiven Verfah- ExpertInnen und beantworteten Verständnisfragen dazu.
ren. Die Teams wurden pauschal mit je CHF 80 000.– ent- Die Diskussion der Arbeiten fand in Abwesenheit der Teams
schädigt. statt. Die Beiträge wurden anschliessend an der Sitzung
durch die ExpertInnen geprüft. Das Beurteilungsgremium
TeilnehmerInnen hielt schliesslich teamspezifische Hinweise für die Weiter-
Das Beurteilungsgremium hat anlässlich seiner Sitzung vom bearbeitung fest, welche am 1. November 2019 den Teams
25. Juni 2019 aus 41 formell zugelassenen Bewerbungen zugestellt wurden.
folgende sieben Planungsteams ausgewählt:
– Buchner Bründler Architekten AG mit GHIGGI Schlusspräsentation vom 17. Januar 2020
PAESAGGI landschaft und städtebau gmbh Die Teams haben ihre Beiträge (exkl. Modell und Präsentati-
– jessenvollenweider architektur ag mit Stauffer Rösch on) am 19. Dezember 2019 abgegeben. Anschliessend wur-
Landschaftsarchitekten, Martin Frei und Cabane den die Beiträge einer Vorprüfung durch die ExpertInnen
Partner unterzogen. Am 17. Januar 2020 präsentierten alle Teams
– Helsinki Zürich Office Architekten mit Schmid Land- ihre Beiträge vor den Mitgliedern des Beurteilungsgremi-
schaftsarchitekten GmbH, Raumplan Wirz GmbH, ums und den ExpertInnen und beantworteten Verständnis-
Metron Verkehr AG und Intosens AG fragen dazu. Die Diskussion der Arbeiten fand in Abwesen-
– BeL Bernhardt & Leeser/Marco Merz Marion Clauss heit der Teams statt. Die Ergebnisse der Vorprüfung wur-
Architekten mit Studio Céline Baumann LA, den ebenfalls in Abwesenheit der Teams präsentiert.
Fuhr Buser Partner Bauökonomie AG, Stierli + Ruggli
Ingenieure + Raumplanung AG, Bárbara Maçães Costa, Schlusssitzung Beurteilungsgremium
Martin Josephy, Martina Kausch und Merlin Bauer Am 7. Februar hat das Beurteilungsgremium in Abwesenheit
– MVRDV mit Rüst & Gerle Architekten und LOLA der Teams alle Teambeiträge nochmals gewürdigt. Nach
Landscape Architects mehreren intensiven Diskussionsrunden hat sich das Be-
– ARGE Studio DIA (bisher pan m Architekten/gud urteilungsgremium schliesslich für eine Kombination von
Architekten) mit Johann Reble Architekt, Schläpfer qualitativ besonders hochstehenden Teilbereichen aus den
Carstensen Landschaftsarchitekten, Basler & Hofmann Entwürfen der folgenden zwei Planungsteams entschieden
Ingenieure, Bernhard Böhm und Dr. Nils Guettler (vgl. Seite 10), welche die Basis für die weiteren Planungs-
(Nachwuchsteam) schritte bilden:
– Harry Gugger Studio mit Maurus Schifferli Land- – jessenvollenweider architektur ag mit Stauffer Rösch
schaftsarchitekt Landschaftsarchitekten, Martin Frei und Cabane
Partner
Ablauf und Termine – ARGE Studio DIA (bisher pan m Architekten/gud
Publikation Studienauftrag 08.05.2019 Architekten) mit Johann Reble Architekt, Schläpfer
Entscheid Selektion 25.06.2019 Carstensen Landschaftsarchitekten, Basler & Hofmann
Informationsanlass 10.07.2019 Ingenieure, Bernhard Böhm und Dr. Nils Guettler
Fragenbeantwortung 27.08.2019 (Nachwuchsteam)
Zwischenpräsentation 18.10.2019
Abgabe Hinweise zur Weiterbearbeitung 01.11.2019 Die Möglichkeit einer Synthese war bereits im Programm
Abgabe Planungsunterlagen 19.12.2019 der städtebaulichen Studie vorgesehen.
Schlusspräsentation 17.01.2020
Schlusssitzung Beurteilungsgremium 07.02.2020
Beurteilungskriterien
Die eingereichten Arbeiten des Studienauftrags wurden ge- Spezifische Kriterien zentraler Platz
mäss folgenden Kriterien beurteilt: – gestalterischer Gesamteindruck
– Qualität der Idee und Umsetzung, Beitrag zur Identität
Bebauung und Freiräume des Areals
– Qualität, Funktionalität und Robustheit des städte – Nutzungs- und Aufenthaltsqualität für die verschie
baulichen und landschaftsarchitektonischen Ansatzes denen Alters- und Nutzergruppen
– Nachvollziehbare Einordnung der Bebauungs- und – Konfliktarme Organisation der verschiedenen Nutzun-
Freiraumstrukturen in das städtebauliche Gefüge und gen
das benachbarte Wohnquartier – Ausgestaltung der Übergänge zu den angrenzenden
– Identität und Ausstrahlung des Konzeptes Strassenallmendflächen, Erdgeschossnutzungen,
– Stadtzugewandte Erdgeschosszonen, welche einen westlicher Grünfläche sowie Vorzone Primarschulhaus
Dialog zwischen Stadt und Freiräumen ermöglichen – Ökologische Qualität, Beitrag zu Biodiversität und
– Einhaltung der planungsrechtlichen und umweltrecht Stadtklima
lichen Vorgaben – Realisierbarkeit/Wirtschaftlichkeit (Erstellungskosten)
– Stimmigkeit des Beitrages und Schlüssigkeit der – Betrieb und Unterhalt (kostengünstiger Pflegeauf-
Aussagen wand)
Nutzung
– Quartierdienliche Nutzungsvielfalt und soziale Durch-
mischung mit hohem identitätsstiftendem Charakter
– Einhaltung der Nutzungsvorgaben für Wohnen und
Arbeiten sowie für den Anteil am gemeinnützigen Woh-
nen im Baurecht
– Machbarkeit der Nutzungen/Koexistenz (insbesondere
in Bezug auf die umweltspezifischen Anforderungen
und die Etappierung)
– Gewährleistung von Nutzungsflexibilität
Erschliessung
– Effiziente, ressourcenschonende interne Arealer
schliessung und Koexistenz der Anspruchsgruppen des
öffentlichen Raums (FussgängerInnen, VelofahrerIn-
nen, Liefer- und Privatfahrzeuge)
Wirtschaftlichkeit
– Erfüllen der Gesamtflächenanforderung und des
Gesamtpotenzials pro Baufeld unter Gewährleistung
einer hohen städtebaulichen Qualität
– Ressourcenschonende Gesamtkonzeption
– Kompaktheit und Einfachheit der städtebaulichen
Lösung im Hinblick auf eine kostenoptimierte
Umsetzung
9
Beurteilung
Modellfotos Syntheseentwurf
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Beurteilung
Erkenntnisse westliche Grünfläche Bei der weiteren Planung der westlichen Grünfläche sind
Auf der westlichen Grünfläche soll ein Projektwettbewerb insbesondere folgende Aspekte zu thematisieren:
mit Folgeauftrag durchgeführt werden. Das Programm für – Lage, Ausgestaltung, Höhenstaffelung und Dimensio-
diesen Projektwettbewerb soll folgende Erkenntnisse aus nierung der Bodenmodellierungen zur Störfallvorsorge.
dem aktuellen Verfahren berücksichtigen: – Flächenanordnung zur möglichst effizienten und kon-
– Die Anforderungen der Störfallvorsorge entlang der fliktarmen Nutzungsmöglichkeit der Grünanlage.
Bahnlinie sind grundsätzlich mit den Anforderungen für – Ausgestaltung des Überganges zwischen Naturschutz-
den Naturschutz und die Freiraumnutzung vereinbar. zone und Grünanlage in Hinblick auf die Vermeidung
Unregelmässige Aufschüttungen bzw. Bodenmodel- von Störungen für Flora und Fauna mit gleichzeitig ge-
lierungen (inklusive niedriger Böschungsmauern) sind lenkter Begehbarkeit.
dabei besonders vielversprechend. Nicht weiterzuver- – Materialisierung der Grünanlagenzone (in Einklang mit
folgen sind Lösungsansätze, die: der Naturbelassenheit in der Schutzzone).
– hohe, von Fauna nicht überwindbare, Mauern – Dimensionierung Fuss-/Veloroute und Ausgestaltung
beinhalten des östlichen Randes.
– eine starke Trennung (Wall) zwischen Grünanlage – Umgang mit dem Bestand (Bauten, Bäume, Bodenbe
und Naturschutzzone vorschlagen läge, Schienen)
– mit Mulden arbeiten, um ausgetretene Gase dort
zu sammeln
– Es ist anzustreben, die Naturschutzzone durch Wege
für Menschen begehbar und erlebbar zu machen
(vgl. Teams Helsinki, BeL und MVRDV), soweit dies den
Artenschutz nicht beeinträchtigt. Durch eine direkte
Erlebbarkeit kann die Schutzwürdigkeit von Natur ver-
mittelt werden.
– Die Nutzungsmöglichkeiten der Grünanlage werden
erhöht, wenn die verfügbaren 9500 m2 relativ kompakt
im Süden angeordnet werden können. Schmale Flächen
sind wesentlich weniger nutzbar und zu vermeiden.
– Eine klare Trennung zwischen «privat» (Baufeld 2)
und «öffentlich» (Park) wird wohl am besten erreicht
durch:
– eine Platzierung der Nord-Süd Velo-Fusswegver
bindung relativ unmittelbar am Baufeld 2
– eine grosszügige Dimensionierung dieser Wegachse
– private Vorzonen zwischen Haustür und Erschlies
sungsweg (vgl. Team Studio DIA)
– Die Gestaltungssprache und Materialisierung für die
Grünanlage und die Naturschutzzone sollte einheitlich
sein und beide Flächen trotz ihrer Unterschiedlichkeit
räumlich miteinander verbinden.
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Beurteilung der Teambeiträge
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Beurteilung der Teambeiträge
Buchner Bründler Architekten AG
mit GHIGGI PAESAGGI landschaft und städtebau gmbh
BEURTEILUNG
FINALE WÜRDIGUNG
Potential Stadtraumqualität/Identität/Atmosphäre
Der Beitrag verknüpft gekonnt ein einfaches neues Regel-
werk für Volumen und Aussenräume mit dem historischen
Quartier. Die vorgeschlagenen räumlichen Typen finden
im Plan auch sehr schön zusammen zu einem vielfältigen
Ganzen. Die Jury kam im Quervergleich mit den anderen
Projekten aber zur Überzeugung, dass diese Herange-
hensweise in Konflikt tritt mit den Anforderungen des Pro-
gramms. Die hohe geforderte Ausnutzung führt zu räumli-
chen Bedingungen in den Innenhöfen, welche nur noch sehr
wenig mit den suggerierten benachbarten Referenzen zu
tun haben. Darüber hinaus hat die Problematik von hoch
liegenden, beidseitigen und starken Lärmquellen einen so
starken Einfluss auf die Gebäudetypologien, dass das vor-
geschlagene einfache, räumliche Gerüst hierzu leider nicht
genügend beitragen kann.
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18 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020
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20 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020
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22 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020
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Beurteilung der Teambeiträge
jessenvollenweider architektur ag
mit Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten
Fachplaner und Spezialisten
Martin Frei
Cabane Partner
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Beurteilung der Teambeiträge
jessenvollenweider architektur ag
mit Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten
BEURTEILUNG
Städtebauliche Idee/übergeordnete Zielsetzungen/Thema Nutzung konnotiert, müsste durch einen seinem Öffent-
Das Konzept baut auf einfachen, schlüssigen und sehr wirk- lichkeitsgrad entsprechenden Terminus ersetzt werden. Die
samen Grundparametern auf: Nach aussen werden kraft- plausiblen Setzungen der Freiraumgestaltung gehen einher
volle (Schau-)Fronten ausgeformt, während im Innern der mit wertvollen ökologischen Überlegungen zu den gewähl-
Blocks und über diese hinweg eine starke, weich modulierte ten Baumarten, Vegetationstypen und deren Vernetzung.
Raumdramaturgie aufgebaut wird. Besonders eindrücklich
wird vorgeführt, wie letztere nicht isoliert, sondern als Teil Regelwerk Architektur/Strategie Typologien/Adressierung
eines gewachsenen und weiträumigen Gewebes zu verste- Aus der erwähnten Analyse des Kontextes (Baufluchten,
hen ist und sich mit diesem auf angemessene, nie aber mi- Parzellierung, Erdgeschoss) wird das Regelwerk abgeleitet.
metische Art und Weise vernetzt. Jedes Baufeld entwickelt seine eigene Prägnanz in Bezug
auf das städtische Umfeld und die angestrebte Raumbil-
Die Elsässerstrasse fungiert als Rückgrat mit weit ausgrei- dung. Während das Baufeld 2 rhythmische Schaufassaden
fendem Horizont in die städtischen Nachbargebiete hinein, zum Park präsentiert und den Strassenraum ruhig beglei-
während feinmaschig gesetzte Querachsen die sehr unter- tend fasst, werden die gestaffelten Bezüge zum Hof als
schiedlich charakterisierten Raumfolgen vernetzen. Eine noch etwas arbiträr eingestuft: Gerade in Bezug auf die
präzise städtebauliche Analyse von «Baufluchten» und Freiraumgestaltung und deren Verhältnis von privateren
«Parzellierung» führt zu einer Setzung, in der unterschied- Raumnischen und öffentlicher Wegführung wirft der aktu-
liche Identitäten über den neuen Quartierplatz hinweg auf elle Stand – auch betreffend Adressierung – noch unge-
starke und überzeugende Weise interagieren können. Als klärte Fragen auf, die bei Baufeld 4 bereits auf schlagende
besonders attraktiv wird der parzellierte Block auf Baufeld Weise geklärt sind. Dort überzeugen Adressierung, Etap-
4 gesehen, wo es in hohem und äusserst sinnfälligem Masse pierung und das Verhältnis der Baukörper zum Freiraum
gelingt, durch ebenso entschiedene wie subtile Massnah- und zur Erschliessung ebenso wie die einspringende Ecke
men den bestehenden Kontext als Teil des «neuen Ganzen» zum Park, die – zusammen mit der leichten Ausdrehung
zu aktivieren. Der solitäre Block auf Baufeld 5 schafft eine des Westflügels – eine eindrückliche Verortung des neuen
grosszügige Verbindung zwischen der Elsässerstrasse und Blocks in seinem Kontext erzeugen kann. In seinem Hofin-
dem Quartierplatz und bildet einen attraktiven, gut nutzba- nern ist der Block dem Zusammenfinden von vier Genos-
ren Raum für die Primarschule und den Kindergarten. Die senschaften in jeder Hinsicht förderlich.
konkrete Ausformulierung des Gebäudes reagiert jedoch zu
wenig spezifisch auf die konkrete Situation. Programmierung/Nutzungsverteilung/Etappierung
Zusammengesetzt aus klar definierten Bausteinen –
Freiraumkonzept/Mobilität/Klima/Ökologie «Stadthäusern», «Stabilisatoren», «Akzenten» und
Analog der städtebaulichen Strategie, die auf eine gefügte «Clustern» – entsteht ein lebendiges Gefüge von klarer
Vielfalt zielt, entwickeln auch die Freiräume ihren Charak- Hierarchisierung und Adressierung. Das grösste Problem
ter als unterscheidbare und identitätsstiftende Zonen einer wird auf der Ebene des Erdgeschosses des Baufelds 2 ge-
übergeordneten Vision. Während die Freiraumgestaltung ortet, wo eine noch unbestimmte Zone zwischen öffent-
des Gleisparks hinsichtlich Formgebung und Aufenthalts- lichem Weg und Hochparterre der Hausfronten eine zu
qualität, aber auch in Bezug auf das Verhältnis von Bebau- schwache städtische Anmutung erzeugt und dem Wunsch
ung und Park noch kontrovers diskutiert wird, entwickelt nach maximaler nutzungsmässiger Durchmischung des In-
der Quartiersplatz ein hohes Potential in Bezug auf seine vestors zuwiderläuft.
zentrumsbildende Wirkung – nicht nur räumlich, sondern
auch hinsichtlich seines Nutzungsdispositivs. Als besonders Baurecht/Lärm/Störfall
wertvoll wird auch die Öffnung des (städtischen) Raumes Hinsichtlich der herausfordernden Lärmschutzvorgaben
zwischen Schulhaus und südlichem Wohnblock geschätzt, weisen alle Baufelder anhand sorgfältig durchgearbeiteter
indem er der Schule nicht nur über die räumliche Auswei- Wohnungsgrundrisse ein gutes Umsetzungspotential auf,
tung, sondern auch durch die explizite Anbindung an den das mit gewissen Anpassungen optimiert und dank ein-
Quartierplatz ein verheissungsvolles Entwicklungspotential zelner Ausnahmegenehmigungen auch umgesetzt werden
liefert. Auch in seiner Durchgestaltung (Einbindung der To- kann. Insbesondere die Dachbereiche müssten als Gemein-
pographie, Wegbeziehungen, Raumbildung, Vegetation und schaftsräume ausgebildet werden. Der Vorschlag einer
Objektausstattung) weist dieser einen sehr ausgereiften Eisenbahnfront als Störfallschutz ist unter den engen Vor-
Stand auf; einzig der fassende Gehölzsaum könnte zuguns- gaben der Aufgabenstellung zwar erfrischend und mutig,
ten einer Ausdehnung der Raumwirkung bis zu den Fassa- wird aber von den Experten als vollkommen unrealistisch
den noch stärker aufgelöst werden (dies betrifft v.a. die eingestuft. Auch die vorgeschlagenen Absenkungen und
Ostseite, die im Widerspruch zur «weichen» Baumgren- Erhöhungen des Terrains werden nicht ausreichen, um den
ze auf den Visualisierungen steht). Der weiterverwendete Störfall zu lösen.
Begriff des «Vorgartens», eher mit privater, individueller
FINALE WÜRDIGUNG
Potential Stadtraumqualität/Identität/Atmosphäre
Insgesamt gelingt es den Verfassenden durch intelligente
Verschränkung der vielfältigen und teilweise fast strangu-
lierenden Parameter, das stark belastete Quartier St. Jo-
hann nicht nur durch ein neues Stück lebenswerte Stadt
zu ergänzen, sondern auch seine bereits bestehenden Tei-
le aufzuwerten und mit dem Neuen zu einem stringenten,
aber vielfältigen Ganzen zusammenzuführen. Von besonde-
rer Kraft sind die südlichen Perimeter, die – einerseits durch
die räumliche Verschränkung eines Genossenschaftshofes
mit seiner kleinteiligen Nachbarschaft, andererseits durch
die Aufweitung der Querachse zu einem die Elsässerstras
se und den Quartierplatz verbindenden Schulhof – gross-
räumige neue Zusammenhänge erzeugen. Für das weitere
städtische Umfeld bedeuten diese eine ebenso erwünschte
wie hier in überraschendem Masse erlangte Aufwertung.
Das Beurteilungsgremium empfiehlt, das Baufeld 4 mög-
lichst konzepttreu durch das erfolgreiche Team – in direkter
Kooperation mit den Genossenschaften – umzusetzen. Für
das Baufeld 5 ist auf der Basis der gewonnenen Erkenntnis-
se – insbesondere der erwähnten räumlichen Aufweitung
der Querachse – ein Varianzverfahren vorzusehen.
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28 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020
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32 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020
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Beurteilung der Teambeiträge
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Beurteilung der Teambeiträge
Helsinki Zürich Office Architekten
mit Schmid Landschaftsarchitekten GmbH
BEURTEILUNG
Städtebauliche Idee/übergeordnete Zielsetzungen/Thema scheint unklar, wie dieser Übergang im Alltag funktionieren
Mit unterschiedlichen städtebaulichen Prinzipien verfol- könnte. Der Park an und für sich zeigt ein breites Repertoire
gen die Projektverfassenden das Bild eines gewachsenen an unterschiedlichen Nutzungen. Er wirkt vielleicht etwas
Quartiers. Dabei sollen das robuste Quartier St. Johann und überinstrumentiert, aber die klare Zonierung und das breite
das ehemalige Industrieareal zu einem neuen Gemeinsamen Angebot sind positiv hervorzuheben. Der Umgang mit den
verschmelzen. Den Autoren schwebt ein pragmatisches, ef- Naturschutzflächen ist überzeugend. Begrüsst wird der
fizientes, wenig monotones Quartier vor, das sich im Lauf Vorschlag, die Natur über ein zusammenhängendes, weit
der Zeit zu einem heterogenen Bild verfestigen soll. Ins- verzweigtes Stegesystem erlebbar zu machen.
gesamt sechs unterschiedlich gegliederte Höfe besetzen
das Gelände. Am überzeugendsten fällt der Vorschlag für Regelwerk Architektur/Strategie Typologien/Adressierung
das Baufeld 5 aus. Er bildet einen offenen Hof, der insbe- Das architektonische Leitbild, das der Dialektik von Diffe-
sondere die Beziehung zur Schule und zum Platz klärt. Der renz und Einheit folgt, lässt eine klare Vorstellung über die
zentrale Platz selbst wird durch Höhenakzente markiert. anvisierte Gestaltungssprache vermissen. Zwar wird auf
Das Baufeld 2 wird mit vier unterschiedlich dimensionier- den Ort und seine heterogenen und gewachsenen Prägun-
ten Hofrandbebauungen gegliedert. Das südliche Baufeld 4 gen verwiesen, allerdings zeigen die präsentierten Bilder
schliesst mit zwei L-förmigen Bauten und einer mittig ge- eine durchwegs spröde funktionalistische Architekturspra-
legenen Zeile an die bestehenden Bauten an. Das auf ma- che. Die Projektverfassenden schlagen unterschiedliche
ximale Verwebung und Durchlässigkeit ausgerichtete Kon- Typologien vor. Dieser deutlich erkennbare Wille zu einer
zept scheitert allerdings gerade an diesem Punkt, die ver- grossen Bandbreite ist zum einen inspirierend, zum anderen
meintliche Klarheit in der Abstraktion des Modells wird auf aber schiesst er über das Ziel hinaus. Die drei Neuinterpre-
der Ebene der Aussenräume nicht umzusetzen sein. Auffal- tationen des Basler Hofs offenbaren einige Widersprüche
lend am Vorschlag ist die ausgeprägte plastische Durchar- in der sinnvollen Disposition von unterschiedlichen Typolo-
beitung der Komposition. Um die Länge zu brechen und um gien und in deren Zusammenspiel. Letztlich sind die sechs
ganz allgemein jeden Anschein an Monotonie zu brechen, unterschiedlichen Höfe nicht eindeutig lesbar, zu beliebig
vertrauen die Projektverfassenden auf eine Staffelung in wirkt sich die verfolgte Strategie, alles zu ermöglichen, auf
der Gebäudeabwicklung und in der Höhenentwicklung. Der das Konzept aus.
gewollte heterogene Charme führt indessen zu einer dra-
maturgischen Zerklüftung, die wenig nachvollziehbar ist. Programmierung/Nutzungsverteilung/Etappierung
Die Jury schätzt diese Strategie letzten Endes als wenig Die Nutzungsverteilung folgt den Vorgaben des Bebau-
tauglich ein, um einen robusten, auf die etappierte Entwick- ungsplans. Zur Programmierung werden einige interessan-
lung ausgerichteten Städtebau zu etablieren. te Ausführungen gemacht. Damit Volta Nord tatsächlich
als interessante Quartierentwicklung glücken kann, könnte
Freiraumkonzept/Mobilität/Klima/Ökologie eine Kuratierung im Sinne des vorgeschlagenen Konzepts
Im Gegensatz zum Städtebau ist das Freiraumkonzept gut funktionieren. Tauglich ist auch die vorgeschlagene
kompositorisch diszipliniert gestaltet. Eine schöne Abfolge Etappierung.
ist vom aufgeweiteten Hof des Baufelds 5 mit dem Aus
senbereich des Kindergartens über den Pausenhof bis zum Baurecht/Lärm/Störfall
Platz mit dem funktional wertvollen Unterstand erkennbar. Der Störfall ist mit der steil aufragenden Flanke sehr effek-
Dieses in Gestalt eines informellen Schuppens gehaltene tiv gelöst. Lediglich einige Anschlussdetails wären noch zu
Element hat etwas Sympathisches. Der Unterstand ermög- klären. Die Feuerwehrzufahrt über den Park ist undenkbar.
licht Aneignung und hat zweifellos das Potenzial, zu einem Die plastische Höhenentwicklung in der städtebaulichen
Zentrum des neuen Quartiers zu werden. Weiter zeigt der Konfiguration ist eine Schwachstelle in der Bewältigung der
zentrale Platz einen guten Umgang mit den Rändern res- Lärmproblematik. Es entstehen beidseitige Angriffsflächen,
pektive mit den Schnittstellen zu den Baufeldern. Grund- die eine Lüftung zu einer lärmabgewandten Stelle verun-
sätzlich erlaubt die Platzgestaltung Vieles. Leider sind die möglichen. Ausgedehnte Hoföffnungen führen dazu, dass
einzelnen Elemente jedoch zu isoliert, etwas formal und im der Hofraum als Resonanzkörper wirkt.
Raumgefüge zu dispers. Die Lysbüchelstrasse hingegen ist
als Orientierungsraum glaubhaft aufgezeigt. Von Beginn an
werden räumliche Qualitäten mittels beidseitig zur Fahr-
bahn angeordneten Baumpflanzungen erzeugt. Die lose
Abfolge von Baumfeldern und Nutzflächen (Anlieferung,
Parkierung etc.) schafft eine ausreichende Flexibilität. Kon-
trovers hat das Beurteilungsgremium dafür die strukturelle
Definition der vorgeschlagenen Vorzonen diskutiert. Eben-
so sind die Parkanschlüsse mit Fragen behaftet. Generell
FINALE WÜRDIGUNG
Potential Stadtraumqualität/Identität/Atmosphäre
Insgesamt vermag der Projektvorschlag nicht zu überzeu-
gen. Zu dispers, zu beliebig wirkt der Städtebau. Die au-
genscheinliche «Zerklüftung» ist letztlich keine Antwort
auf die spezifischen Fragestellungen des Ortes oder für
das bestehende Quartier. Die Projektverfassenden erliegen
einem informellen, ja pittoresken Bild eines gewachsenen,
von (Bau-)regeln scheinbar losgelösten Quartiers. Dadurch
fehlt eine morphologische und typologische Präzision, die
als Basis für die Definition eines Gestaltungsspielraums
zur sinnvollen Entwicklung zwingend notwendig wäre. Da-
rüber hinwegtäuschen können auch nicht die an sich sehr
schönen Elemente wie der urige «Shelter», der glaubhafte
Umgang mit den Naturschutzflächen mit den begehbaren
Stegen, das im Ansatz interessante Baufeld 5 oder die ins-
gesamt überzeugenden Aussenraumqualitäten.
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Beurteilung der Teambeiträge
BeL Bernhardt & Leeser/
Marco Merz Marion Clauss Architekten
mit Studio Céline Baumann LA
Fachplaner und Spezialisten
Fuhr Buser Partner Bauökonomie AG
Stierli + Ruggli Ingenieure + Raumplanung AG
Bárbara Maçães Costa
Martin Josephy
Martina Kausch
Merlin Bauer
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Beurteilung der Teambeiträge
BeL Bernhardt & Leeser/Marco Merz Marion Clauss Architekten
mit Studio Céline Baumann LA
BEURTEILUNG
Die Entwurfsidee für den Platz basiert auf einem harten Programmierung/Nutzungsverteilung/Etappierung
Rahmen mit einem «weichen» Kern. Der vorgeschlagene Der Vorschlag zeigt die maximal mögliche Ausnutzung. Die
weiche «Parkteppich» ist im Charakter spielerisch und vorgeschlagenen Gebäudetiefen sind machbar, sofern die
charmant, aber letztlich zu schwach für ein tragfähiges Bereitschaft besteht, unkonventionelle Wohnungsgrund-
Konzept, da er typologisch zwischen Platz, Park und Gar- risse zu realisieren. Die Etappierung ist überzeugend, viele
ten nicht einzuordnen ist. Der Platzentwurf wird als zu Szenarien sind möglich. Die Nutzungsanordnung ist diffe-
FINALE WÜRDIGUNG
renziert und gelingt auch in den Erdgeschossen trotz ho- Potential Stadtraumqualität/Identität/Atmosphäre
hem Wohnanteil dank der Maisonette-Typologie und den Insgesamt handelt es sich um einen sehr wertvollen Beitrag
zahlreichen Vor- und Rücksprüngen gut. von hoher Eigenständigkeit. Auf subtile Art wird mit einem
typologischen Regelwerk überraschend viel sehr gut ge-
Baurecht/Lärm/Störfall löst. Leider erweist sich der gewählte Ansatz in der Umset-
Der Projektvorschlag erfüllt die Anforderungen des Lärm- zung nicht als zielführend im Umgang mit der sehr komple-
schutzes nicht, da viele Wohnungen nicht über die gesamte xen Lärmsituation und es wird bezweifelt, ob die Bausteine
Gebäudetiefe angeordnet sind. Problematisch sind insbe- nicht zu unspezifisch sind, um damit eine Quartieridentität
sondere die Kammtypen zur lärmzugewandten Seite. Es entwickeln zu können.
gibt Wohnungen, die sowohl im Westen als auch entlang
der Lysbüchelstrasse vollständig an der lärmzugewandten
Gebäudefassade liegen, an denen die Grenzwerte deutlich
überschritten sind, weshalb auch bauliche Massnahmen wie
Loggien oder Erker die Grenzwertüberschreitungen nicht
verhindern können. Der Schutz im Störfall ist aufgrund der
geringen Höhe der Aufkantung nicht ausreichend.
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Beurteilung der Teambeiträge
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Beurteilung der Teambeiträge
MVRDV mit Rüst & Gerle Architekten
und LOLA Landscape Architects
BEURTEILUNG
Städtebauliche Idee/übergeordnete Zielsetzungen/Thema «Wonderwall» kann situativ für privaten Aussenraum ge-
MVRDV präsentiert einen Lösungsansatz, welcher auf den nutzt werden. Gleichzeitig soll das knapp 700 Meter lange
Baufeldern 4 und 5 die städtebauliche Struktur des St. Jo- «Wonderwall»-Gerüst auch eine öffentliche Begehung er-
hann weiterführt. Die Blockrandbebauung rahmt einerseits möglichen. So vielversprechend diese mit der Öffentlichkeit
den öffentlichen Raum, inklusive dem Quartiersplatz und geteilte Gemeinnutzung erscheint, so ähnlich viele Zweifel
schafft im Innern ruhige Wohnhöfe und private Gärten. Auf hinterlässt der Entwurf beim Beurteilungsgremium.
dem Baufeld 2 wird mit dem grossmassstäblichen Rahmen
– der «Wonderwall» – auf die industrielle Umgebung re- Der durch lose gestellte Bäume geprägte Quartierplatz soll
agiert. Innerhalb des aktivierenden und lärmschützenden in seiner Ausgestaltung ein lichtdurchlässiges Dach bilden.
«Wonderwall»-Rahmens bilden, wie in einer Art Setzkas- An mittiger Stelle werden die dichten Baumkronen durch-
ten, neun typologisch unterschiedliche Gebäude die In- brochen und bilden über der Wasserfläche eine Lichtung.
nenwelt und machen gemäss Autoren «eine Stadt in der Die mit Fontänen ausgestatte Fläche nimmt Bezug auf die
Stadt» an diesem Ort erst möglich. Auf VoltaNord soll ein lose verteilten Bäume. Diese Gestaltungsidee vermag im
integrativer Stadtteil entstehen, eine gemischte Nachbar- Grundsatz zu überzeugen. Die Bildung des Baumdachs wird
schaft, die hier zusammen Wohnen, Arbeiten oder ihre Frei- jedoch einige Jahre dauern. Die «harte» Ausformulierung
zeit verbringt. Die angestrebte programmatische Durch- des Bodenbelags durch recyclierte gebrochene Schotter-
mischung und der Fokus auf einen attraktiven öffentlichen steine wird negativ beurteilt. Eine einladende Aufenthalts-
Raum sollen das gesamte Areal beleben, 24/7h, sowie 365 qualität, die quartierspezifische Nutzungsvielfalt und Inspi-
Tage im Jahr. ration zur Aneignung fehlen.
Insbesondere im nördlichen Teil wird das industrielle Erbe Regelwerk Architektur/Strategie Typologien/Adressierung
gezielt in den Entwurf integriert. Die bestehenden Geleise Zur «Wonderwall» und zu den neun vorgeschlagenen Bau-
des Güterbahnhofs St. Johann und die Überdachung des körpern – Zeilenbauten, Punkthäuser und Hofgebäude –
Altmetall-Verladekrans sollen in das Baufeld 2 integriert auf Baufeld 2 zeigen die Autoren einen differenzierten und
werden. Entlang den Geleisen werden zwei Hauptverbin- ausgeklügelten architektonischen Leitfaden auf. Die drei
dungen zwischen den Grünräumen vorgeschlagen. Die Ge- Zeilenbauten sollen ausschliesslich über die «Wonderwall»
leise schneiden die unteren Geschosse der Baukörper und erschlossen werden. Die Hofgebäude werden über den Hof
werden zum prägenden räumlichen Element. Die Verlade- erschlossen. Die Typologie des «Wonderwall» wird anhand
Überdachung durchdringt die «Wonderwall» auf der West- der Funktionen – Funktionaler Filter, Extra Raum und Akti-
seite zur Bahn hin und soll so zum Schauplatz für temporä- ves Programm – detailliert aufgezeigt. Die Baufelder 4 und
re Veranstaltungen werden. 5 dagegen werden stiefmütterlich behandelt. Deren Eigen-
tümer fühlen sich, durchaus berechtigt, ein wenig vernach-
Freiraumkonzept/Mobilität/Klima/Ökologie lässigt.
Die Autoren entwerfen ein Freiraumkonzept wie ein Konglo-
meratgestein. So sollen die einzelnen Freiräume eine hohe Programmierung/Nutzungsverteilung/Etappierung
Eigenständigkeit aufweisen und gleichzeitig durch gezielte Die Nutzungsverteilung ist überzeugend gelöst. Durch die
Verbindungselemente einen zusammenhängenden Frei- geschickte Vermischung von Arbeiten und Wohnen, ins-
raum bilden. Überzeugend gelöst sind die Fuss- und Fahr- besondere auf dem Baufeld 2, werden gemischt genutzte
radwegführungen. Die Hauptverbindung von Nord nach Bauten vorgeschlagen, die vielfältige Investitionseinheiten
Süd trennt in selbstverständlicher Art und Weise die Natur- bilden und so eine flexible Etappierung zulassen.
schutzzone von den öffentlichen Grünflächen. Entlang der
ehemaligen Gleisanlagen werden durch das Baufeld 2 hin- Baurecht/Lärm/Störfall
durch attraktive Langsamverkehrsverbindungen geschaf- Insgesamt stellt der Entwurf einen denkbaren Umgang mit
fen. Dadurch und durch die gezielte Anordnung der Bau- der Lärmthematik dar. Allerdings rechtfertigt der Umge-
körper auf dem Baufeld 2 entsteht ein feingliedriges Netz bungslärm aus Sicht des Beurteilungsgremiums nicht auto-
von Verbindungen. Durch die Aufteilung von zwei Parkie- matisch die Einführung von Sonderbauformen. Auch beim
rungsanlagen an den Rändern stellen die Autoren ein quasi Umgang mit der Störfallthematik wünschte man sich einen
autofreies Quartier in Aussicht. Der Freiraumentwurf stellt differenzierteren Umgang, als die Aufschüttung eines drei
ein überzeugendes Nebeneinander von Natur und Mensch Meter hohen Damms gegen die Bahngeleise hin.
dar: der Ökologie wird grosses Augenmerk geschenkt, der
Umgang mit der Retention von Regenwasser und Grauwas-
ser ist beispielhaft gelöst.
FINALE WÜRDIGUNG
Potential Stadtraumqualität/Identität/Atmosphäre
Der Entwurf stellt insgesamt einen sehr wertvollen Dis-
kussionsbeitrag für die in Basel drängende Fragestellung
der städtebaulichen Ausrichtung innerhalb der Transfor-
mationsareale dar. Er besticht durch die Integration von
prägenden Elementen aus der industriellen Vergangenheit
des Areals – den Geleisen der Güterbahn, der offenen Alt-
metallhalle, dem Schlot – und den als «Wonderwall»-kon-
zipierten, vielfältig nutzbaren Lärmschutz-Rahmen um das
Baufeld 2. Das Sondersetting für das Baufeld 2 soll sich
durch die heute noch vorherrschende industrielle Umge-
bung rechtfertigen, stellt aber im Gegensatz zu den Baufel-
dern 4 und 5 kein selbstverständliches Weiterwachsen des
St. Johann-Quartiers dar. Das Beurteilungsgremium ver-
steht sehr gut die Motivation für die «Wonderwall». Nicht
zu überzeugen vermag aber die angestrebte stadträumli-
che Atmosphäre; hat VoltaNord tatsächlich das Potential
zu einem 24/7-belebten Quartier zu werden? Rechtfertigt
die «banale» Wohn-, Gewerbe- und Büronutzung auf dem
nördlichen Baufeld 2 das «Wonderwall»-Sondersetting?
Wie kann gesichert werden, dass die öffentlich begehbare
und bespielte «Wonderwall» über die Zeit «kuratiert» wer-
den kann? Der Entwurf überzeugt in diesen Punkten das
Beurteilungsgremium nicht.
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Beurteilung der Teambeiträge
Nachwuchsteam
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Beurteilung der Teambeiträge
ARGE Studio DIA (bisher pan m Architekten/gud Architekten)
mit Johann Reble Architekt und Schläpfer Carstensen Landschaftsarchitekten
BEURTEILUNG
Städtebauliche Idee/übergeordnete Zielsetzungen/Thema schutz- und Erholungsflächen. Als Relikte und zur Rück-
Die Entwurfsidee leitet sich aus der Lage des Areals zwi- eroberung durch die Natur werden ein altes Perron sowie
schen dem Blockrandquartier und den angrenzenden Struk- die Struktur eines Güterschuppens erhalten. Die Naturflä-
turen der Industrie ab. Diese Vielfalt in der Umgebung wird che kann von der künstlichen Geländekante aus erlebt wer-
übersetzt in ein sorgfältig ausgearbeitetes städtebauliches den. Baufeld 2 lässt sich an zwei Stellen durchqueren, so
Mosaik mit drei individuellen Strategien für die Baufelder, ist der Park auch von der Lysbüchelstrasse her erreichbar.
die in ihrem Zusammenspiel eine Gesamtheit bilden: Diver- Diese Querachsen mit extensiven Vegetationsflächen ha-
sität und übergeordnete Einheit als Leitmotiv. Die Typologie ben auch eine ökologische Vernetzungsfunktion.
von Räumen ist aus dem Bekannten entwickelt: Die Stras
sen und der Park einerseits als Raum für die Öffentlichkeit, Die Strassen bieten Aufenthaltsqualitäten, Raum für Nut-
die «Innenwelten» auf den Baufeldern primär für die Be- zungen aus den angrenzenden Häusern, Adresse, Identität
wohnerinnen und Bewohner. und Aneignungsmöglichkeiten. Die Lysbüchelstrasse erhält
ihre Qualität durch die überbreiten multifunktionalen Vor-
Auf Baufeld 2 ist eine siebengeschossige Blockrandstruk- zonen der Gebäude mit Baumreihe, Stauden, Kiesrasen,
tur mit Attikageschossen vorgesehen, die sich durch harte Asphaltband und Parkierung. Die vorgeschlagene Quer-
Kanten nach aussen und vielschichtige, weiche Übergänge parkierung ist aus Gründen der Verkehrssicherheit nicht
in den vergleichsweise intimen Innenhof auszeichnet. Ge- realisierbar, die Parkplätze sind längs anzuordnen. Die lange
gen innen ist die Volumetrie der Gebäude über eine Man- Fassadenfront wird durch zwei platzartige Aussparungen
tellinie begrenzt, aber variabel. So können unterschiedli- rhythmisiert, die die Querungsachsen markieren. Die zweite
che Typologien und Nutzungskombinationen entstehen, Baumreihe gegen die Brenntag-Parzelle kann erst gesetzt
zukunftsfähiges Neben- und Miteinander von Wohnen und werden, sobald das dritte Güterbahngleis aufgehoben wer-
Arbeiten wird möglich. Gegen den Park schaffen ein Er- den kann.
schliessungsweg sowie ein Rücksprung der beiden unteren
Geschosse einen guten Übergang, gegen die Lysbüchel- Regelwerk Architektur/Strategie Typologien/Adressierung
strasse treten die gewerblichen Nutzungen in Interaktion Der Entwurf zeigt eine einheitliche Höhenentwicklung über
mit dem Strassenraum. alle Baufelder, was in einem ruhigen Städtebau resultiert.
Definiert sind Baulinien und Bautiefen, jeweils massge-
Für das Baufeld 4 wird die bestehende Struktur der Nach- schneidert für die einzelnen Baufelder. Mit Ausnahme eini-
barparzelle ergänzt und unter Bildung eines Hofs mit ei- ger Gebäude im Innenhof von Baufeld 2 sind alle Adressen
ner kleinteiligen Bebauung im Inneren geschlossen. Dieses gegen den öffentlichen Strassenraum orientiert. Im Inneren
Konzept ist kritisch zu hinterfragen, zementiert es doch die des Baufelds 2 ergeben sich unterschiedliche Bebauungs-
suboptimale Situation der Nachbarschaft auf lange Zeit. möglichkeiten. Mit «grünen Baulinien» wird eine Neuheit
eingeführt: Hier schlägt das Team zugunsten der Qualität
Auf Baufeld 5 erhält der Pausenplatz durch zwei monoli- der Aussenräume eine Pflicht zur Erstellung von begrünten
thische Baukörper eine räumliche Fassung. Volumetrisch Fassaden vor.
sind sie als Schnittstelle zu den grossflächigen Gewerbe-
strukturen des Quartiers zu verstehen. Dieser Ansatz wird In architektonisch-gestalterischer Hinsicht gibt das Regel-
als herausfordernd für die künftigen Wohnungsgrundrisse werk kaum Vorgaben. Hier besteht eine Herausforderung:
eingeschätzt und wirkt gegenüber der Schule dominant. Die langen Fassaden entlang von Lybüchelstrasse und Park
bergen die Gefahr, abweisend und monoton zu wirken.
Freiraumkonzept/Mobilität/Klima/Ökologie Durch rhythmisierende Elemente gilt es, eine Gliederung
Das Freiraumkonzept sucht eine gestalterische Verbindung und Prägung im menschlichen Massstab zu erreichen –
der vielfältigen Bausteine. Der «Lysbüchel-Platz» hat eine Vielfalt in der Einheit auch hier.
flexible Grundstruktur, einen umlaufenden Rahmen, eine
grosse chaussierte Fläche mit einem ringförmigen Baum- Programmierung/Nutzungsverteilung/Etappierung
dach sowie eine vielfältige Ausstattung mit Wasserspiel, Durch die vielfältigen Grundrisse, Expositionen und Nach-
überdachtem Podest und Spiel- und Sitzmöglichkeiten. Der barschaften entsteht ein Angebot für verschiedene Nutzer-
Entwurf ist noch wenig ausgereift, v.a. die Interaktionen mit gruppen. Atelierwohnen, Hofwohnen, klassische Geschoss-
der umgebenden Bebauung und ihren Nutzungen bleiben wohnungen und town houses bieten Möglichkeiten für eine
unformuliert. sozial durchmischte Bewohnerschaft. Die gewünschte zu-
kunftsfähige Kombination von Wohnen und Arbeiten kann
Das Konzept für den «Gleisufer» genannten Park ist mög- v.a. im Baufeld 2 mit grosser Flexibilität erreicht werden.
lich, unaufgeregt und für den Ort passend mit solider Struk- Zur Lysbüchelstrasse, verstanden als «gemischte Wohn-
tur sowie überzeugender Zonierung. Ein zwei Meter hoher und Gewerbestrasse», sind zweigeschossige Gewerbeflä-
Geländesprung sorgt für eine klare Trennung von Natur- chen orientiert, die als Angebot an eine kleinräumig funkti-
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Beurteilung der Teambeiträge
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Beurteilung der Teambeiträge
Harry Gugger Studio
mit Maurus Schifferli Landschaftsarchitekt
BEURTEILUNG
Genau das versucht das vorliegende Projekt: Durch zwei Die Verfasser schlagen sehr grossflächig öffentliche Frei-
grossformatige Hoffiguren auf den Baufeldern 2 und 4 ent- räume vor, wobei durch die starke Öffnung des Gartenhofs
stehen grosszügige Grünräume. Parallel zu den Gleisanla- die Zuständigkeiten fliessend sind. Privatere Strukturen
gen und der Lysbüchelstrasse definiert ein langgezogenes fehlen und der Heidepark wird als charmante Rückseite ge-
Hofgebäude drei völlig unterschiedliche Grünräume: An den nutzt. Dies widerspricht der städtischen Freiraumstrategie,
Geleisen Naturschutzflächen und ein Heidepark, im Hof die mit dem Park an den Geleisen eine Lücke im übergeord-
ein grosser gemeinschaftlicher Gartenraum, parallel dazu neten Freiraumnetz vorsieht.
wird die Lysbüchelstrasse zur Lysbüchelpromenade um-
gestaltet. Diese endet im Süden im begrünten Platzraum, Regelwerk Architektur/Strategie Typologien/Adressierung
der «Lysbüchelmatte», dem Zentrum des neuen Quartiers. Ein architektonisches Regelwerk für die Bebauung fehlt.
Eine zweite, fast quadratische Hofbebauung auf Baufeld Vorgeschlagen werden relativ konventionelle Grundrissty-
4 definiert die westliche Parkfassung und bildet zugleich pen mit mehrheitlich nach O-W und N-S durchgängigen
im Süden den Übergang zur bestehenden Bebauung. Ein Wohnräumen.
drittes Volumen auf Baufeld 5 begrenzt den Platz gegen
Osten. Es ist weder Hof noch Kamm, Hofbuchten und ge- Programmierung/Nutzungsverteilung/Etappierung
schlossene Flanken bilden hier mehrdeutige, übergreifende Im Erdgeschoss wird generell Dienstleistung und nicht stö-
Zwischenräume. rendes Gewerbe vorgeschlagen, darüber Wohnen in der ge
forderten Vielfalt. Der Hof auf Baufeld 2 besteht aus 6 Bau-
Freiraumkonzept/Mobilität/Klima/Ökologie teilen: In der Nordostecke als Abschluss N-S orientiert, ein
Die «Lysbüchelpromenade» ersetzt die bestehende Stras Gewerbebau mit 30 m Bautiefe, daran senkrecht angebaut,
se, wird zum Boulevard und der Haupterschliessung des ein weiterer Gewerbebau. Die südlichen 4 Baufelder am Hof
Quartiers. Der Aussenraum erstreckt sich unter dem ge- sind für die verlangten diversen Wohntypen vorgesehen.
samten offenen Erdgeschoss der angrenzenden Wohnzeile. Auf den Baufeldern 4 und 5 bilden Bauten mit gemeinnüt-
Es gibt keine Grenzen zwischen Hofraum und Promenaden- zigen Wohnungen den Abschluss der Anlage. Bei der Etap-
Strassenraum. Die Aufenthaltsqualität dieses gedeckten pierung werden konsequent zuerst die Aussenräume mit
Übergangsraumes wird stark kritisiert und insbesondere in der zugehörigen Bepflanzung angelegt und danach die Ge-
unserem Klima als nicht möglich erachtet. bäude erstellt, um in jeder Phase des Quartierumbaus ein
lebenswertes Umfeld zu ermöglichen.
Die Lysbüchelpromenade bündelt alle Querverbindungen
und führt zur «Lysbüchelmatte». Grosskronige Baumrei- Baurecht/Lärm/Störfall
hen begrenzen seitlich die grosse Wiese, bieten dort Schat- Die baurechtlichen Vorgaben werden mit Ausnahme des
ten, schützen und kühlen die angrenzenden Fassaden im Mindestwohnanteils auf Baufeld 5 eingehalten. Die Stellung
Sommer. Ein über die ganze nördliche Parkbreite angeleg- der Gebäudekörper ist weitgehend lärmoptimiert, ruhige In-
tes Wasserbecken beendet die Promenade, ohne den Blick nenhofsituationen ermöglichen lärmberuhigte Wohnlagen.
über den begrünten Platz zu bremsen, ähnlich einem Aha Die Grundrisse sollten aber konsequenter darauf reagieren,
im Englischen Landschaftsgarten. Diese offene, grosszügi- um die lärmabgewandte Lüftung aller Räume zu ermögli-
ge Grünanlage wird Zentrum und Lunge für das neue Quar- chen. Der erhöhte Wall am Gleis und das Hochparterre der
tier und zugleich Auslauf für die angrenzende Schule. angrenzenden Wohn – und Gewerbebebauten bieten genü-
FINALE WÜRDIGUNG
gend Schutz bei einem Störfall. Die Einfahrt zur Tiefgarage Potential Stadtraumqualität/Identität/Atmosphäre
im südlichen Bereich von Baufeld 2 liegt nicht optimal zur Obschon das grosse Ganze in sich stimmig ist, gibt die
Gefahrenseite, ebenfalls sind die Zufahrt und Stellplätze für Detaillierung und Ausarbeitung im Kleinmassstäblichen zu
Rettungsfahrzeuge im Gartenhof 2 nicht erkennbar ausge- Diskussionen Anlass. Das offene Erdgeschoss an der Lysbü-
wiesen. chelpromenade wird generell abgelehnt. Es stellt sich hier
die Frage der potentiellen Nutzung. Da Wohnungen an die-
ser exponierten Lage schwierig sind, und weitere Gewer-
benutzungen die verlangten Nutzflächen übersteigen, sind
hier z.B. hybride Nutzungen vorstellbar, das bedingt dann
auch eine generelle Überarbeitung des Aussenraumes.
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84 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020
Genehmigung
Beat Aeberhard
Simon Hartmann
Kaschka Knapkiewicz
Barbara Rentsch
Astrid Staufer
Vorsitz
Emanuel Trueb
Armin Vonwil
Thomas Waltert
Erich Zwahlen
85
Impressum
BILD RECHTS
Bebauungskonzept VoltaNord im Stadtmodell
(Blick von Nordwesten)
Hinweis
Bei der Bebauung auf Baufeld 1 im Vordergrund
handelt es sich um ein theoretisches Volumen
© 2020
Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt
Städtebau & Architektur, Gesamtentwicklung Basel Nord
Redaktion
Steven Cann, Projektleiter, Gesamtentwicklung Basel Nord
Modellfotos
Ruedi Walti, Basel
Bezug
Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt
Städtebau & Architektur, Gesamtentwicklung Basel Nord
Dufourstrasse 40/50, 4001 Basel Papier 100 % Recycling,
Telefon +41 (0)61 267 92 25 FSC zertifiziert und CO2 neutral
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Auf dem bisher gewerblich genutzten Areal VoltaNord
(auch als Lysbüchel-Areal bekannt) soll ein durchmischter,
lebendiger und zukunftsgerichteter Stadtteil entstehen.
Sieben Planungsteams haben 2019 Bebauungs- und Frei-
raumkonzepte für das Areal entworfen. Eine Synthese
aus den Beiträgen zweier Planungsteams bildet nun die
Basis für die weitere Planung des Areals.
Bearbeitungsperimeter