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Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt

Städtebau & Architektur

Gesamtentwicklung Basel Nord

AREALENTWICKLUNG VOLTANORD
STÄDTEBAULICHE STUDIE
Bericht des Beurteilungsgremiums
April 2020
Inhalt

TITELBILD Ausgangslage 2
Visualisierung «Quartierplatz» (Ausschnitt) Perimeter/Eigentum 3
jessenvollenweider architektur ag
mit Stauffer Roesch Landschaftsarchitekten Aufgabenstellung 4
Öffentliche Freiräume 4
BILD LINKS Mobilität 5
Bebauungskonzept VoltaNord im Stadtmodell Andere Rahmenbedingungen 6
(Blick von Südosten)

Informationen zum Verfahren 7


AusloberInnen 7
Beurteilungsgremium 7
Verfahren 8

Beurteilung 9
Beurteilungskriterien 9
Erkenntnisse und Empfehlungen 10

Beurteilung der Teambeiträge 13


Buchner Bründler Architekten AG 14
jessenvollenweider architektur ag 24
Helsinki Zürich Office Architekten 34
BeL Bernhardt & Leeser/Marco Merz Marion Clauss 44
MVRDV/Rüst & Gerle Architekten 54
ARGE Studio DIA mit Johann Reble Architekt 64
Harry Gugger Studio 74

Genehmigung 85
Ausgangslage

Durch den Erwerb des ehe­ Weiter wurden mit dem Infrastrukturprojekt einer weitge-
hend unterirdischen Führung der Nordtangente wichtige
maligen Coop-Areals an der Voraussetzungen geschaffen, das Quartier St. Johann vom
Elsässerstrasse durch die Ein­ Verkehr zu entlasten und das gesamte Wohnumfeld auf-
zuwerten. Der Standort bietet aufgrund der aus regionaler
wohnergemeinde der Stadt Sicht zentralen Lage und der guten Verkehrsanbindung Po-
Basel und die Stiftung Habitat tential für eine deutlich höhere Ausnützung sowie für neue
Nutzungen.
sowie dem Auslaufen diverser
Baurechtsverträge auf dem Das grobe städtebauliche Konzept für das Areal VoltaNord
wurde im gleichnamigen Bebauungsplan festgehalten, der
angrenzenden SBB-Areal bietet im November 2018 vom Volk deutlich angenommen wurde.
sich nun die Chance, das Quar­ Es soll auf dem Areal Volta Nord künftig ein durchmischtes,
lebendiges und zukunftsgerichtetes Quartier entstehen.
tier des Äusseren St. Johann Das Konzept sieht eine klare Trennung zwischen lärminten-
gegen Norden zu erweitern. siven und lärmempfindlichen Nutzungen vor. Der nördliche
Bereich des Areals verbleibt in der Industrie- und Gewer-
bezone und soll Platz für emissionsintensives Gewerbe
und weitere gewerbliche Nutzungen bieten. Durch ruhiges
Gewerbe und Dienstleistungen abgetrennt, liegt im Süden
des Areals der Schwerpunkt auf der Wohnnutzung. Eben-
falls im Süden kommt das im St. Johann dringend benötigte
zusätzliche Schulhaus zu liegen, das bereits 2020 eröffnet
werden soll. Die bestehende Liegenschaft Elsässerstrasse
215 auf dem ehemaligen Coop-Areal wird umgenutzt und
bietet ebenfalls ab 2020 ca. 20 000 m2 für gewerbliche
und kulturelle Nutzungen an. Ein städtischer Platz an der
Schnittstelle zum bestehenden Quartier wird durch eine
Erholungsfläche im Westen ergänzt, welche mit einer Na-
turschutzzone entlang der Bahngleise verbunden sein soll.

Nutzungskonzept Bebauungsplan VoltaNord 2018

2 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Ausgangslage

Perimeter/Eigentum
Das 11,7 ha grosse Planungsgebiet VoltaNord umfasst das Bearbeitungsperimeter
Gebiet zwischen der Bahnlinie Basel-Mulhouse im Wes- SBB-Land
IBS-Land
ten, der Elsässerstrasse und dem Brenntag-Areal im Os-
ten, der Schlachthofstrasse im Norden und dem Entwick-
lungsgebiet ProVolta im Süden. Im Fokus der vorliegenden
städtebaulichen Studie standen die Bebauungs- und Nut-
zungskonzepte für Neubauten auf den Baufeldern 2, 4 und
5 (exkl. Schulgebäude), das Freiraumkonzept für das Ge-
samtareal sowie die Schnittstellen zwischen Bauten und
Freiräumen.

Perimeter Städtebauliche Studie VoltaNord inkl. Umgebung

St- Louis(F)

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Neudorfstrasse Brenntag

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Elsässerstrasse

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Bahnhof
St. Johann

3
Ausgangslage

Aufgabenstellung Öffentliche Freiräume


Städtebau/Freiräume VoltaNord soll ein attraktiver, belebter Stadtteil werden,
Ziel des Verfahrens war ein städtebauliches Gesamtkon- wo gewohnt und gearbeitet wird und welcher sowohl den
zept auf der Basis des rechtskräftigen Bebauungsplans neuen BewohnerInnen und Beschäftigten als auch dem be-
VoltaNord, welches die Transformation vom Industriestand- stehenden Quartier einen Mehrwert bringt. Das Erreichen
ort zu einem durchmischten und lebendigen Stadtteil von dieses Ziels hängt in hohem Grade von der Qualität und At-
St. Johann aufzeigt. Gesucht wurden städtebauliche Kon- traktivität der öffentlichen und privaten Freiräume, deren
zepte, welche hinsichtlich Bebauungsstruktur, Nutzungsa- Nutzungsangebote und -dichte sowie vom Zusammenspiel
nordnung und Freiraumgestaltung das bestehende Wohn- mit den angrenzenden Erdgeschossnutzungen ab. Attrakti-
quartier St. Johann ergänzen und gleichzeitig auf die indus- ve Freiräume sollen auf die industrielle Umgebung reagie-
trielle Umgebung reagieren. Es waren dabei städtebauliche ren, die Bedürfnisse und den Charakter des bestehenden
und architektonische Elemente zu definieren, die eine dif- Quartiers St. Johann berücksichtigen, und eine zukunfts-
ferenzierte, ortsverbundene Architektur ermöglichen. Eine fähige städtische Umgebung bilden. Angestrebt ist ein ro-
erfolgreiche Transformation des Areals sollte insbesondere bustes Gesamtkonzept, das als Grundlage für die weitere
durch Nutzungsvielfalt, qualitätsvolle Freiräume und eine Projektierung dienen kann.
gute Anbindung des neuen Gebietes an das bestehende
Quartier St. Johann gelingen. Die Ergebnisse dienen als Zentraler Platz
Grundlage für Bebauungspläne zweiter Stufe sowie für die Der Bebauungsplan sieht einen ca. 4000 m2 grossen Frei-
weitere Planung der Bauten und Freiräume. raum an der Schnittstelle zum bestehenden Quartier vor.
Ziel ist ein offener, angemessen begrünter und differenziert
Wohnen aneigenbarer Platz, der den Mittelpunkt der neuen Bebau-
Mit den Wohnungen und ergänzenden Gewerberäumen ung bildet und das Scharnier zum bestehenden Quartier
sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass bei und insbesondere zur Parzelle der Stiftung Habitat über
marktgerechter Rendite Monatsmieten angeboten wer- den öffentlichen Freiraum bildet.
den können, die für Neubauten im unteren Preissegment
liegen und im Vergleich zum Gesamtbestand durchschnitt- Der Platz soll sich hinsichtlich seiner Programmierung
lich oder höchstens leicht überdurchschnittlich sind. Durch von den bestehenden Quartierzentren Vogesenplatz und
einen breiten Wohnungsmix, durch unterschiedliche Flä- Voltaplatz/Voltamatte unterscheiden und als eigenständi-
chengrössen (pro Wohnungstyp) sowie durch ein diversi- ger Freiraum entwickelt werden. Die Gestaltung des Plat-
fiziertes Komfort- und Preisniveau der Wohnungen sollen zes und der umgebenden Verkehrswege (Velo, Fussgänger,
vielfältige Nutzergruppen angesprochen werden. Im Bau- Anlieferung/Entsorgung) sowie die Nutzungsverteilung
feld 2 und im Total der Baufelder 4 und 5 sind jeweils Träger unter Einbezug der Primarschule und der umgebenden
des gemeinnützigen Wohnungsbaus zu mindestens 30 % Erdgeschossnutzungen waren so zu planen, dass eine Bele-
am realisierten Wohnanteil mittels Abgabe im Baurecht zu bung des Platzes gefördert wird. Am 9. April 2019 wurden
berücksichtigen. in einem Quartierworkshop die wichtigsten Anliegen der
Quartierbevölkerung zu den Freiräumen, insbesondere zum
Arbeiten zentralen Platz abgeholt.
Neben den gewerblichen und kulturellen Nutzungen auf
Baufeldern 1 und 3 sieht die SBB vielfältige Arbeitsnut- Westliche Grünfläche
zungen auf Baufeld 2 vor z.B. Dienstleistung (Büro), For- Entlang des Gleisfelds ist eine 22 000 m2 grosse Grünfläche
schung/Labor, nichtstörendes Gewerbe, Start-ups, kleine mit Erholungsflächen und Naturschutzflächen geplant. Ziel
Firmen und Single Tenants sowie quartierdienliche Nutzun- ist eine Parkanlage mit eigenständigem, grosszügigem und
gen im Erdgeschoss. Letztere sind auf der Parzelle der Ein- eindeutig öffentlichem Charakter. Die Naturschutzflächen
wohnergemeinde ebenfalls vorgesehen. stellen einen Ersatz der bisherigen ökologisch wertvollen
Flächen auf dem Areal dar.

Strassenräume
Die öffentlichen Strassenräume sollen den Charakter der
übrigen Strassen im Quartier St. Johann aufweisen. Ange-
strebt sind direkte Wege, welche die Arealnutzer auf attrak-
tive Art und Weise mit der Primarschule, dem Vogesenplatz
als Quartierzentrum, den Haltestellen des öffentlichen Ver-
kehrs, dem bestehenden Quartier und St. Louis verbinden.
Eine Belebung des Strassenraumes ist erwünscht und soll
durch eine hohe Aufenthaltsqualität für Fussgänger unter-
stützt werden.

4 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Ausgangslage

Mobilität
Aussenflächen Primarschule/Kindergarten Es wurden innovative Erschliessungs- und Parkierungskon-
Neben den Pausenflächen auf dem Dach waren für die zepte erwartet, welche den Fuss- und Veloverkehr sowie
Primarschule und den Kindergarten mindestens 1086 m2 eine Belebung des öffentlichen Raums fördern und die An-
Pausenflächen auf dem Boden bereitzustellen. lieferungsbedürfnisse der ansässigen Firmen und Bewoh-
nerInnen berücksichtigen. Die Mobilitätsziele hatten sich
an folgenden Planungsleitsätzen zu orientieren:
– Effiziente, ressourcenschonende interne Areal­
erschliessung
– Koexistenz der Anspruchsgruppen des öffentlichen
Raums (FussgängerInnen, VelofahrerInnen, Liefer- und
Privatfahrzeuge)
– Priorisierung der FussgängerInnen und VelofahrerInnen
im südlichen Teil
– Direkte, attraktive Verkehrsverbindungen für Fuss-
und Veloverkehr zur Primarschule, den Haltestellen des
öffentlichen Verkehrs, zum Veloroutennetz sowie
zum restlichen Quartier St. Johann und weiter zur
Innenstadt
– Anknüpfungspunkte für künftige Entwicklungen in
der Nachbarschaft
– Schwerverkehrserschliessung von Norden und Osten
– Kein Durchgangsverkehr vom Areal ins bestehende
Wohnquartier (Schwerverkehr, MIV)

5
Ausgangslage

Andere Rahmenbedingungen
Lärm Baurecht
Ein für die Arealentwicklung VoltaNord erstelltes Lärm- Für die städtebauliche Studie waren folgende baurechtliche
gutachten zeigt Lärmbeeinträchtigungen des Areals so- Vorgaben besonders relevant:
wohl durch Industrie- und Gewerbelärm als auch durch – Maximale Bruttogeschossflächen pro Baufeld:
Stras­sen- und Schienenverkehrslärm auf. Strassen- und – Baufeld 2: 63 000 m2
Schienenverkehrslärm treten nur lokal an der Elsässer- – Baufeld 4: 24 000 m2
strasse, in unmittelbarer Nähe zum Volta Haus sowie am – Baufeld 5: 28 000 m2
Westrand von Baufeld 2 auf. Die Belastung durch Indust- – Hochhäuser (ab 30 m) waren aus verfahrenstech­
rie- und Gewerbelärm führt hingegen zu grossflächigen nischen Gründen nicht erwünscht.
Überschreitungen der Planungswerte der eidgenössischen – Gegenüber Nachbarparzellen mit Wohnnutzung war ein
Lärmschutzverordnung, dies hauptsächlich in der Nacht. Lichteinfallswinkel von 45° einzuhalten.
Aufgrund der Vielzahl an Lärmquellen sind Lösungen an der – Baufeld 2 war in mindestens drei Baufelder zu unter­
Quelle nicht sehr wirksam. Die Einhaltung der Grenzwer- teilen.
te ist somit durch innovative, wirksame städtebauliche und – In den im Bebauungsplan dafür definierten Flächen
architektonische Massnahmen sicherzustellen. Es wurden hatten die Erdgeschosse strassenseitig eine Geschoss-
diesbezüglich konzeptionelle Aussagen erwartet. höhe von mindestens 4,5 m aufzuweisen.

Störfallrisiko
Das Areal VoltaNord liegt fast vollständig in den Konsultati-
onsbereichen der Bahnlinie St. Louis Grenze F/CH – Basel
(Transport gefährlicher Güter) sowie der Störfallbetriebe
Brenntag Schweizerhall AG (Lagerung und Umschlag von
Chemikalien) und Bell Schweiz AG (Kälteanlage). Die kan-
tonale Kontrollstelle für Chemie- und Biosicherheit hält
fest, dass das Störfallrisiko grundsätzlich vertretbar aber
durch zusätzliche bauliche und technische Massnahmen
zu minimieren ist. Bauten und Nutzungen sind so zu reali-
sieren, dass die Sicherheit der Bevölkerung neben den risi-
korelevanten Anlagen nicht übermässig gefährdet wird und
die Risiken tragbar bleiben.

Energie
Der südliche Teil des Areals wurde bereits am Fernwärme-
netz angeschlossen. Auf der SBB-Parzelle kann ebenfalls
davon ausgegangen werden, dass künftig Fernwärme zur
Verfügung steht.

6 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Informationen zum Verfahren

AusloberInnen Beurteilungsgremium
Gemeinsame AusloberInnen des Studienverfahrens sind: Fachmitglieder
– die SBB AG, vertreten durch die Division Immobilien – Astrid Staufer (Vorsitz), Architekt ETH SIA BSA
Development Zürich (Vulkanplatz 11, 8048 Zürich) – Beat Aeberhard, Kantonsbaumeister,
– Einwohnergemeinde der Stadt Basel, vertreten durch Architekt ETH SIA MsAUD
Immobilien Basel-Stadt (Fischmarkt 10, 4001 Basel) – Kaschka Knapkiewicz, Architekt ETH SIA BSA
– Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt (BVD), – Simon Hartmann, Architekt ETH SIA BSA
Städtebau & Architektur (Dufourstrasse 40/50, – Erich Zwahlen, Landschaftsarchitekt HTL BSLA
Postfach, 4001 Basel) – Marie-Noëlle Adolph, Ingenieur Landschafts­architektur
FH SIA BSLA
Verfahrensbegleitung
– Steven Cann, Projektleiter, Gesamtentwicklung Sachmitglieder
Basel Nord – Thomas Waltert, Leiter Gesamtentwicklung BaselNord,
Planungsamt
– Barbara Rentsch, Leiterin Portfoliomanagement,
Immobilien Basel-Stadt
– Armin Vonwil, Leiter Anlageobjekte Mitte,
SBB Immo­bilien Development
– Emanuel Trueb, Amtsleiter Stadtgärtnerei,
Bau- und Verkehrsdepartement

Ersatzmitglieder
– Martin Sandtner, Leiter Planungsamt
– Peter Kaufmann, Leiter Finanzvermögen,
Immobilien Basel-Stadt
– Armin Kopf, Leiter Grünplanung, Stadtgärtnerei
– Anja Krasselt, Projektleiterin, SBB Immobilien
Development

ExpertInnen (nicht stimmberechtigt)


– Silke Block, Projektleiterin Städtgärtnerei,
Freiraum­planung
– Hans Bossler, Kontrollstelle für Chemie- und
Biosicherheit (KCB)
– Regina Bucher, Projektleiterin Lärmschutz,
Amt für Umwelt und Energie
– Steven Cann, Projektleiter, Gesamtentwicklung
BaselNord
– Judith Hauenstein, Lärmexpertin, EBP
– Samuel Diethelm, Projektleiter Verkehrsinfrastruktur,
Amt für Mobilität
– Andreas Herbster, Geschäftsleiter, Bau- und
Verwaltungs­genossenschaft Wohnstadt
– Ruedi Koechlin, Projektleiter, Immobilien Basel-Stadt
– Dirk Leutenegger, Ressortleiter Gestaltung,
Abteilung Gestaltung Stadtraum Verkehr
– Simon Martin, Delegierter Stadtteilsekretariat
Basel-West
– Christian Märki, Projektleiter, SBB Immobilien
Development
– Benjamin Plüss, Delegierter Stadtteilsekretariat
Basel-West

7
Informationen zum Verfahren

Verfahren
Verfahren und Entschädigung Zwischenpräsentation vom 18. Oktober 2019
Es handelt sich um eine einstufige Ideenstudie (inkl. Pro- Am 18. Oktober 2019 präsentierten alle Teams ihre Beiträ-
jektstudie für den zentralen Platz) in Anlehnung an Art. 3.2 ge vor den Mitgliedern des Beurteilungsgremiums und den
bzw. Art. 3.3 Ordnung SIA 143 (2009) im selektiven Verfah- ExpertInnen und beantworteten Verständnisfragen dazu.
ren. Die Teams wurden pauschal mit je CHF 80 000.– ent- Die Diskussion der Arbeiten fand in Abwesenheit der Teams
schädigt. statt. Die Beiträge wurden anschliessend an der Sitzung
durch die ExpertInnen geprüft. Das Beurteilungsgremium
TeilnehmerInnen hielt schliesslich teamspezifische Hinweise für die Weiter-
Das Beurteilungsgremium hat anlässlich seiner Sitzung vom bearbeitung fest, welche am 1. November 2019 den Teams
25. Juni 2019 aus 41 formell zugelassenen Bewerbungen zugestellt wurden.
folgende sieben Planungsteams ausgewählt:
– Buchner Bründler Architekten AG mit GHIGGI Schlusspräsentation vom 17. Januar 2020
PAESAGGI landschaft und städtebau gmbh Die Teams haben ihre Beiträge (exkl. Modell und Präsentati-
– jessenvollenweider architektur ag mit Stauffer Rösch on) am 19. Dezember 2019 abgegeben. Anschliessend wur-
Landschaftsarchitekten, Martin Frei und Cabane den die Beiträge einer Vorprüfung durch die ExpertInnen
Partner unterzogen. Am 17. Januar 2020 präsentierten alle Teams
– Helsinki Zürich Office Architekten mit Schmid Land- ihre Beiträge vor den Mitgliedern des Beurteilungsgremi-
schaftsarchitekten GmbH, Raumplan Wirz GmbH, ums und den ExpertInnen und beantworteten Verständnis-
Metron Verkehr AG und Intosens AG fragen dazu. Die Diskussion der Arbeiten fand in Abwesen-
– BeL Bernhardt & Leeser/Marco Merz Marion Clauss heit der Teams statt. Die Ergebnisse der Vorprüfung wur-
Architekten mit Studio Céline Baumann LA, den ebenfalls in Abwesenheit der Teams präsentiert.
Fuhr Buser Partner Bau­ökonomie AG, Stierli + Ruggli
Ingenieure + Raumplanung AG, Bárbara Maçães Costa, Schlusssitzung Beurteilungsgremium
Martin Josephy, Martina Kausch und Merlin Bauer Am 7. Februar hat das Beurteilungsgremium in Abwesenheit
– MVRDV mit Rüst & Gerle Architekten und LOLA der Teams alle Teambeiträge nochmals gewürdigt. Nach
Landscape Architects mehreren intensiven Diskussionsrunden hat sich das Be-
– ARGE Studio DIA (bisher pan m Architekten/gud urteilungsgremium schliesslich für eine Kombination von
Architekten) mit Johann Reble Architekt, Schläpfer qualitativ besonders hochstehenden Teilbereichen aus den
Carstensen Landschaftsarchitekten, Basler & Hofmann Entwürfen der folgenden zwei Planungsteams entschieden
Ingenieure, Bernhard Böhm und Dr. Nils Guettler (vgl. Seite 10), welche die Basis für die weiteren Planungs-
(Nachwuchsteam) schritte bilden:
– Harry Gugger Studio mit Maurus Schifferli Land- – jessenvollenweider architektur ag mit Stauffer Rösch
schaftsarchitekt Landschaftsarchitekten, Martin Frei und Cabane
Partner
Ablauf und Termine – ARGE Studio DIA (bisher pan m Architekten/gud
Publikation Studienauftrag 08.05.2019 Architekten) mit Johann Reble Architekt, Schläpfer
Entscheid Selektion 25.06.2019 Carstensen Landschaftsarchitekten, Basler & Hofmann
Informationsanlass 10.07.2019 Ingenieure, Bernhard Böhm und Dr. Nils Guettler
Fragenbeantwortung 27.08.2019 (Nachwuchsteam)
Zwischenpräsentation 18.10.2019
Abgabe Hinweise zur Weiterbearbeitung 01.11.2019 Die Möglichkeit einer Synthese war bereits im Programm
Abgabe Planungsunterlagen 19.12.2019 der städtebaulichen Studie vorgesehen.
Schlusspräsentation 17.01.2020
Schlusssitzung Beurteilungsgremium 07.02.2020

8 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung

Beurteilungskriterien
Die eingereichten Arbeiten des Studienauftrags wurden ge- Spezifische Kriterien zentraler Platz
mäss folgenden Kriterien beurteilt: – gestalterischer Gesamteindruck
– Qualität der Idee und Umsetzung, Beitrag zur Identität
Bebauung und Freiräume des Areals
– Qualität, Funktionalität und Robustheit des städte­ – Nutzungs- und Aufenthaltsqualität für die verschie­
baulichen und landschaftsarchitektonischen Ansatzes denen Alters- und Nutzergruppen
– Nachvollziehbare Einordnung der Bebauungs- und – Konfliktarme Organisation der verschiedenen Nutzun-
Freiraumstrukturen in das städtebauliche Gefüge und gen
das benachbarte Wohnquartier – Ausgestaltung der Übergänge zu den angrenzenden
– Identität und Ausstrahlung des Konzeptes Strassenallmendflächen, Erdgeschossnutzungen,
– Stadtzugewandte Erdgeschosszonen, welche einen westlicher Grünfläche sowie Vorzone Primarschulhaus
Dialog zwischen Stadt und Freiräumen ermöglichen – Ökologische Qualität, Beitrag zu Biodiversität und
– Einhaltung der planungsrechtlichen und umweltrecht­ Stadtklima
lichen Vorgaben – Realisierbarkeit/Wirtschaftlichkeit (Erstellungskosten)
– Stimmigkeit des Beitrages und Schlüssigkeit der – Betrieb und Unterhalt (kostengünstiger Pflegeauf-
Aussagen wand)

Nutzung
– Quartierdienliche Nutzungsvielfalt und soziale Durch-
mischung mit hohem identitätsstiftendem Charakter
– Einhaltung der Nutzungsvorgaben für Wohnen und
Arbeiten sowie für den Anteil am gemeinnützigen Woh-
nen im Baurecht
– Machbarkeit der Nutzungen/Koexistenz (insbesondere
in Bezug auf die umweltspezifischen Anforderungen
und die Etappierung)
– Gewährleistung von Nutzungsflexibilität

Erschliessung
– Effiziente, ressourcenschonende interne Arealer­
schliessung und Koexistenz der Anspruchsgruppen des
öffentlichen Raums (FussgängerInnen, VelofahrerIn-
nen, Liefer- und Privatfahrzeuge)

Wirtschaftlichkeit
– Erfüllen der Gesamtflächenanforderung und des
Gesamtpotenzials pro Baufeld unter Gewährleistung
einer hohen städtebaulichen Qualität
– Ressourcenschonende Gesamtkonzeption
– Kompaktheit und Einfachheit der städtebaulichen
Lösung im Hinblick auf eine kostenoptimierte
Umsetzung

9
Beurteilung

Erkenntnisse und Empfehlungen


Weiteres Vorgehen Bei der weiteren Planung sind neben den Zielen und Rah-
Das Beurteilungsgremium empfiehlt den AusloberInnen fol- menbedingungen im Kapitel 1 insbesondere folgende As-
gendes: pekte zu vertiefen:
– Der Entwurf des Teams Studio DIA (bisher pan m – Festlegung der wichtigsten Eckpunkte des städtebau-
Architekten/gud Architekten) mit Johann Reble Archi- lichen Konzepts im Rahmen der Bebauungsplanvor-
tekt und Schläpfer Carstensen Landschafts­architekten schriften z.B. Baufeldgrenzen, Höhen, Baulinien, Um-
soll als Basis für den Bebauungsplan bzw. die Bebau- gang mit Hofbauten, Nutzungsanteile usw.
ungspläne zweiter Stufe sowie für die weitere Planung – Reduktion der Bruttogeschossfläche (BGF) auf dem
der Gebäude und Freiräume auf Baufeld 2 Baufeld 2. Auf Baufeld 2 hat das Team die maximale
dienen. BGF um ca. 4000 m2 überschritten. Auf Baufeld 5 ist die
– Auf Baufeld 4 soll der Entwurf des Teams jessen­ BGF im Rahmen des kommenden Projektwettbewerbs
vollenweider/Stauffer Rösch die Grundlage für einen zu prüfen, wobei die maximale BGF im Bebauungsplan
Bebauungsplan zweiter Stufe und die möglichst kon- VoltaNord nicht überschritten werden darf.
zepttreue weitere Planung der Gebäude und Freiräume – Formulierung des Wettbewerbsprogramms für
durch Genossenschaften bilden. Baufeld 5.
– Auf Baufeld 5 ist der städtebauliche Ansatz des Teams – Weiterentwicklung der architektonischen Regelwerke
jessenvollenweider/Stauffer Rösch mit einem Solitär- für die Baufelder, um sicherzustellen, dass die Neubau-
gebäude und einer grösseren Aufweitung gegenüber ten mit vielfältiger Architektur als Teil des Quartiers
der Primarschule weiterzuverfolgen. Die genaue Volu- St. Johann wahrgenommen werden und untereinander
metrie und die Bruttogeschossfläche sind im Rahmen eine wiedererkennbare Einheit bilden.
des geplanten architektonischen Projektwettbewerbs – Differenzierter Umgang mit den Schnittstellen zwi-
zu prüfen. Die Schnittstelle zur Primarschule und die schen den Baufeldern und den öffentlichen Freiräumen,
räumliche Qualität der Pausenfläche sind dabei beson- um einen Dialog zwischen Erdgeschosszone und Stras­
ders zu beachten. Eine räumliche Verflechtung mit senraum zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang
dem Platz ist anzustreben. sind insbesondere die Ränder des zentralen Platzes zu
– Die künftigen Planungsschritte auf den Baufeldern sind prüfen.
gestalterisch zu begleiten. – Präzisierung der betrieblichen und räumlichen Anforde-
– Die weiteren Planungen zur Lysbüchelstrasse erfolgen rungen an den Strassenräumen unter Berücksichtigung
basierend auf den Erkenntnissen aus dem Studienauf- der Erläuterungen im Ratschlag zum ersten Bebau-
trag. Beide Siegerteams sollen beratend beigezogen ungsplan und der Ansätze der Siegerteams.
werden. – Präzisierung der Lage und des Ausmasses der öffent-
– Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten sollen auf der lichkeitswirksamen Erdgeschossflächen.
Basis der vorliegenden Planung mit der weiteren Pla- – Prüfung einer Verbindung im Erdgeschoss zwischen
nung und Realisierung des zentralen Platzes beauftragt der Lysbüchelstrasse und dem Innenhof am Südrand
werden. des Baufelds 2.

Mit der Synthese aus zwei Entwürfen verfügen die Aus-


loberInnen über eine robuste, ortsbezogene Grundlage für
die nächsten Planungsschritte, die in der Lage ist, unter-
schiedliche Nutzer und vielfältige Architekturen aufzu-
nehmen. Die Synthese reagiert situativ auf die industrielle
Umgebung, übernimmt aber auch städtebauliche Eigen-
schaften des bestehenden Wohnquartiers St. Johann wie
z.B. Blockrandstrukturen, Gewerbenutzung im Hof, Bauen
auf der Baulinie, Vorgärten/Vorzonen, die klare Adressie-
rung auf der Aussenseite der Baufelder und die Trennung
zwischen den privaten/halbprivaten Innenhöfen und den
öffentlichen Freiräumen.

10 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung

Modellfotos Syntheseentwurf

11
Beurteilung

Erkenntnisse westliche Grünfläche Bei der weiteren Planung der westlichen Grünfläche sind
Auf der westlichen Grünfläche soll ein Projektwettbewerb insbesondere folgende Aspekte zu thematisieren:
mit Folgeauftrag durchgeführt werden. Das Programm für – Lage, Ausgestaltung, Höhenstaffelung und Dimensio-
diesen Projektwettbewerb soll folgende Erkenntnisse aus nierung der Bodenmodellierungen zur Störfallvorsorge.
dem aktuellen Verfahren berücksichtigen: – Flächenanordnung zur möglichst effizienten und kon-
– Die Anforderungen der Störfallvorsorge entlang der fliktarmen Nutzungsmöglichkeit der Grünanlage.
Bahnlinie sind grundsätzlich mit den Anforderungen für – Ausgestaltung des Überganges zwischen Naturschutz-
den Naturschutz und die Freiraumnutzung vereinbar. zone und Grünanlage in Hinblick auf die Vermeidung
Unregelmässige Aufschüttungen bzw. Bodenmodel- von Störungen für Flora und Fauna mit gleichzeitig ge-
lierungen (inklusive niedriger Böschungsmauern) sind lenkter Begehbarkeit.
dabei besonders vielversprechend. Nicht weiterzuver- – Materialisierung der Grünanlagenzone (in Einklang mit
folgen sind Lösungsansätze, die: der Naturbelassenheit in der Schutzzone).
– hohe, von Fauna nicht überwindbare, Mauern – Dimensionierung Fuss-/Veloroute und Ausgestaltung
beinhalten des östlichen Randes.
– eine starke Trennung (Wall) zwischen Grünanlage – Umgang mit dem Bestand (Bauten, Bäume, Bodenbe­
und Naturschutzzone vorschlagen läge, Schienen)
– mit Mulden arbeiten, um ausgetretene Gase dort
zu sammeln
– Es ist anzustreben, die Naturschutzzone durch Wege
für Menschen begehbar und erlebbar zu machen
(vgl. Teams Helsinki, BeL und MVRDV), soweit dies den
Artenschutz nicht beeinträchtigt. Durch eine direkte
Erlebbarkeit kann die Schutzwürdigkeit von Natur ver-
mittelt werden.
– Die Nutzungsmöglichkeiten der Grünanlage werden
erhöht, wenn die verfügbaren 9500 m2 relativ kompakt
im Süden angeordnet werden können. Schmale Flächen
sind wesentlich weniger nutzbar und zu vermeiden.
– Eine klare Trennung zwischen «privat» (Baufeld 2)
und «öffentlich» (Park) wird wohl am besten erreicht
durch:
– eine Platzierung der Nord-Süd Velo-Fusswegver­
bindung relativ unmittelbar am Baufeld 2
– eine grosszügige Dimensionierung dieser Wegachse
– private Vorzonen zwischen Haustür und Erschlies­
sungsweg (vgl. Team Studio DIA)
– Die Gestaltungssprache und Materialisierung für die
Grünanlage und die Naturschutzzone sollte einheitlich
sein und beide Flächen trotz ihrer Unterschiedlichkeit
räumlich miteinander verbinden.

12 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung der Teambeiträge

Buchner Bründler Architekten AG 14


jessenvollenweider architektur ag 24
Helsinki Zürich Office Architekten 34
BeL Bernhardt & Leeser/Marco Merz Marion Clauss 44
MVRDV/Rüst & Gerle Architekten 54
ARGE Studio DIA mit Johann Reble Architekt 64
Harry Gugger Studio 74

13
Beurteilung der Teambeiträge

Buchner Bründler Architekten AG


mit GHIGGI PAESAGGI landschaft und
städtebau gmbh

14 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung der Teambeiträge
Buchner Bründler Architekten AG
mit GHIGGI PAESAGGI landschaft und städtebau gmbh

15
Beurteilung der Teambeiträge
Buchner Bründler Architekten AG
mit GHIGGI PAESAGGI landschaft und städtebau gmbh

BEURTEILUNG

Städtebauliche Idee/übergeordnete Zielsetzungen/Thema schosse hoch. Auf weitergehende architektonische Regeln


Die städtebauliche Grundidee des «Weiterbauens» ist sehr wird bewusst verzichtet. Im Vordergrund des Vorschlags
direkt aus dem Weiterführen der existierenden, oder in fer- steht ein hoher Grad an kurz- und langfristiger Flexibili-
ner Zukunft erwarteten Strassenräume entwickelt, welche tät. Im Erdgeschoss sind grundsätzlich alle Gewerberäume
an den Studienperimeter grenzen. Die Lysbüchelstrasse bil- angeordnet. Mit teilweise als Hochparterre ausgebildeten
det zusammen mit dem Platz das neue Rückgrat des Quar- Wohntypologien wird aber aufgezeigt, dass dort auch auf
tiers und die davon abgehenden untergeordneten Stras­ unterschiedliche Weise gewohnt werden kann. Mittels die-
senräume stellen sicher, dass das neue Quartier allseits ser Flexibilität wollen die Verfasser eine möglichst hohe
stadträumlich anschlussfähig ist. Die Gebäudehöhe beträgt Belebung der Strassenräume durch Wohnräume erzeugen.
im Regelfall sechs Geschosse. Mit einzelnen achtgeschos- Wichtigster Bezugspunkt des sozialen Raumes und der Ad-
sigen Bauten werden städtebauliche Akzente gesetzt, die in ressierung bleibt in allen Fällen der Strassenraum.
der Silhouette eine Verbindung schaffen mit den teilweise
deutlich höheren bestehenden Industriebauten in der direk- Programmierung/Nutzungsverteilung/Etappierung
ten Nachbarschaft. Die programmatische Flexibilität des gesamten Entwurfes
zieht sich auch durch die Nutzungsverteilung und Program-
Die übergeordnete Zielsetzung der Verfasser ist klar: Sie mierung. Als Etappierungsvorschlag wird vorgeschlagen,
wollen mit ihrem Vorschlag das Quartier und seine beste- dass die Bautätigkeit in Schritten von Süden nach Norden
henden Qualitäten vergrössern, aber nichts grundsätzlich erfolgt. Wie dies allerdings angesichts der komplexen Lärm-
Neues schaffen. Die Jury betrachtet die aus dieser Haltung problematik bewältigt werden könnte, ist nicht ersichtlich.
entwickelten Strassenräume und die Abmessungen der die-
se begrenzenden Volumen als gelungen. Sie ist aber auch Baurecht/Lärm/Störfall
der Meinung, dass diese Entscheidung zu einem wenig spe- Baurechtlich wurde der Vorschlag nach der Zwischenprä-
zifischen Ort führt und dass die so resultierenden Höfe im sentation an den bestehenden Bebauungsplan angepasst
Blockinneren deutlich weniger räumliche Qualitäten besit- und der Störfall kann mit einigen wenigen zusätzlichen bau-
zen. lichen Massnahmen bewältigt werden. Die grosse Offenheit
der Strassenräume nach Westen steht im Widerspruch zur
Freiraumkonzept/Mobilität/Klima/Ökologie Notwendigkeit der akustischen Abschirmung von ruhigen
Die Strassenräume orientieren sich am Bebauungsplan, sind Aussenräumen. So wie die Gebäudevolumen im Beitrag dar-
funktional überzeugend und haben eine klare Hierarchie. In gestellt sind, werden die Lärmpegel städtebaulich so wenig
Ergänzung zu dieser übergeordneten Ebene von Mobilität reduziert, dass die Sicherstellung der gesetzlichen Bedin-
und Adressierung schlagen die Verfasser einen Gartenweg gungen voraussichtlich nicht mit architektonischen Mitteln
vor. Die Jury begrüsst dieses städtebauliche-konzeptionelle bewältigt werden kann.
Element einer informellen inneren Verbindung und die da-
durch erzeugte grosse räumliche Porosität der Gevierte.
Kritisch gesehen wird allerdings die von den Verfassern
auf Nachfrage auch explizit bestätigte Notwendigkeit ei-
ner Gestaltung dieses städtebaulichen Elements aus einer
Hand als durchgängige Figur. Die zwei flächigen Aussen-
räume sind so angeordnet, dass ein sehr mineralisch und
offen gestalteter Quartierplatz einem sehr kleinräumigen
Raum mit unterschiedlichen Pocketparks und Lichtungen
gegenübergestellt wird. Nach Auffassung der Jury bietet
die Platzfläche so leider etwas wenig für die Bewohner und
ist auch als Pausenplatz nicht vollständig überzeugend. Die
dieser Kargheit gegenübergestellte Unübersichtlichkeit des
Stadtparks wurde als insgesamt zu schematisch und wenig
tragfähig für die unterschiedlichen Anforderungen der Be-
wohner diskutiert.

Regelwerk Architektur/Strategie Typologien/Adressierung


Das Regelwerk für die Architektur ist sehr einfach gehalten.
Die von den Verfassern gewünschten Aussenräume werden
architektonisch über zwei Typen von Baukörpern herge-
stellt: «Block» und «Solitärer Riegel» sind beide im Regel-
fall sechs und an städtebaulich prominenter Lage acht Ge-

16 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung der Teambeiträge
Buchner Bründler Architekten AG
mit GHIGGI PAESAGGI landschaft und städtebau gmbh

FINALE WÜRDIGUNG

Potential Stadtraumqualität/Identität/Atmosphäre
Der Beitrag verknüpft gekonnt ein einfaches neues Regel-
werk für Volumen und Aussenräume mit dem historischen
Quartier. Die vorgeschlagenen räumlichen Typen finden
im Plan auch sehr schön zusammen zu einem vielfältigen
Ganzen. Die Jury kam im Quervergleich mit den anderen
Projekten aber zur Überzeugung, dass diese Herange-
hensweise in Konflikt tritt mit den Anforderungen des Pro-
gramms. Die hohe geforderte Ausnutzung führt zu räumli-
chen Bedingungen in den Innenhöfen, welche nur noch sehr
wenig mit den suggerierten benachbarten Referenzen zu
tun haben. Darüber hinaus hat die Problematik von hoch
liegenden, beidseitigen und starken Lärmquellen einen so
starken Einfluss auf die Gebäudetypologien, dass das vor-
geschlagene einfache, räumliche Gerüst hierzu leider nicht
genügend beitragen kann.

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Beurteilung der Teambeiträge

jessenvollenweider architektur ag
mit Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten
Fachplaner und Spezialisten
Martin Frei
Cabane Partner

24 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung der Teambeiträge
jessenvollenweider architektur ag
mit Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten

25
Beurteilung der Teambeiträge
jessenvollenweider architektur ag
mit Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten

BEURTEILUNG

Städtebauliche Idee/übergeordnete Zielsetzungen/Thema Nutzung konnotiert, müsste durch einen seinem Öffent-
Das Konzept baut auf einfachen, schlüssigen und sehr wirk- lichkeitsgrad entsprechenden Terminus ersetzt werden. Die
samen Grundparametern auf: Nach aussen werden kraft- plausiblen Setzungen der Freiraumgestaltung gehen einher
volle (Schau-)Fronten ausgeformt, während im Innern der mit wertvollen ökologischen Überlegungen zu den gewähl-
Blocks und über diese hinweg eine starke, weich modulierte ten Baumarten, Vegetationstypen und deren Vernetzung.
Raumdramaturgie aufgebaut wird. Besonders eindrücklich
wird vorgeführt, wie letztere nicht isoliert, sondern als Teil Regelwerk Architektur/Strategie Typologien/Adressierung
eines gewachsenen und weiträumigen Gewebes zu verste- Aus der erwähnten Analyse des Kontextes (Baufluchten,
hen ist und sich mit diesem auf angemessene, nie aber mi- Parzellierung, Erdgeschoss) wird das Regelwerk abgeleitet.
metische Art und Weise vernetzt. Jedes Baufeld entwickelt seine eigene Prägnanz in Bezug
auf das städtische Umfeld und die angestrebte Raumbil-
Die Elsässerstrasse fungiert als Rückgrat mit weit ausgrei- dung. Während das Baufeld 2 rhythmische Schaufassaden
fendem Horizont in die städtischen Nachbargebiete hinein, zum Park präsentiert und den Strassenraum ruhig beglei-
während feinmaschig gesetzte Querachsen die sehr unter- tend fasst, werden die gestaffelten Bezüge zum Hof als
schiedlich charakterisierten Raumfolgen vernetzen. Eine noch etwas arbiträr eingestuft: Gerade in Bezug auf die
präzise städtebauliche Analyse von «Baufluchten» und Freiraumgestaltung und deren Verhältnis von privateren
«Parzellierung» führt zu einer Setzung, in der unterschied- Raumnischen und öffentlicher Wegführung wirft der aktu-
liche Identitäten über den neuen Quartierplatz hinweg auf elle Stand – auch betreffend Adressierung – noch unge-
starke und überzeugende Weise interagieren können. Als klärte Fragen auf, die bei Baufeld 4 bereits auf schlagende
besonders attraktiv wird der parzellierte Block auf Baufeld Weise geklärt sind. Dort überzeugen Adressierung, Etap-
4 gesehen, wo es in hohem und äusserst sinnfälligem Masse pierung und das Verhältnis der Baukörper zum Freiraum
gelingt, durch ebenso entschiedene wie subtile Massnah- und zur Erschliessung ebenso wie die einspringende Ecke
men den bestehenden Kontext als Teil des «neuen Ganzen» zum Park, die – zusammen mit der leichten Ausdrehung
zu aktivieren. Der solitäre Block auf Baufeld 5 schafft eine des Westflügels – eine eindrückliche Verortung des neuen
grosszügige Verbindung zwischen der Elsässerstrasse und Blocks in seinem Kontext erzeugen kann. In seinem Hofin-
dem Quartierplatz und bildet einen attraktiven, gut nutzba- nern ist der Block dem Zusammenfinden von vier Genos-
ren Raum für die Primarschule und den Kindergarten. Die senschaften in jeder Hinsicht förderlich.
konkrete Ausformulierung des Gebäudes reagiert jedoch zu
wenig spezifisch auf die konkrete Situation. Programmierung/Nutzungsverteilung/Etappierung
Zusammengesetzt aus klar definierten Bausteinen –
Freiraumkonzept/Mobilität/Klima/Ökologie «Stadthäusern», «Stabilisatoren», «Akzenten» und
Analog der städtebaulichen Strategie, die auf eine gefügte «Clustern» – entsteht ein lebendiges Gefüge von klarer
Vielfalt zielt, entwickeln auch die Freiräume ihren Charak- Hierarchisierung und Adressierung. Das grösste Problem
ter als unterscheidbare und identitätsstiftende Zonen einer wird auf der Ebene des Erdgeschosses des Baufelds 2 ge-
übergeordneten Vision. Während die Freiraumgestaltung ortet, wo eine noch unbestimmte Zone zwischen öffent-
des Gleisparks hinsichtlich Formgebung und Aufenthalts- lichem Weg und Hochparterre der Hausfronten eine zu
qualität, aber auch in Bezug auf das Verhältnis von Bebau- schwache städtische Anmutung erzeugt und dem Wunsch
ung und Park noch kontrovers diskutiert wird, entwickelt nach maximaler nutzungsmässiger Durchmischung des In-
der Quartiersplatz ein hohes Potential in Bezug auf seine vestors zuwiderläuft.
zentrumsbildende Wirkung – nicht nur räumlich, sondern
auch hinsichtlich seines Nutzungsdispositivs. Als besonders Baurecht/Lärm/Störfall
wertvoll wird auch die Öffnung des (städtischen) Raumes Hinsichtlich der herausfordernden Lärmschutzvorgaben
zwischen Schulhaus und südlichem Wohnblock geschätzt, weisen alle Baufelder anhand sorgfältig durchgearbeiteter
indem er der Schule nicht nur über die räumliche Auswei- Wohnungsgrundrisse ein gutes Umsetzungspotential auf,
tung, sondern auch durch die explizite Anbindung an den das mit gewissen Anpassungen optimiert und dank ein-
Quartierplatz ein verheissungsvolles Entwicklungspotential zelner Ausnahmegenehmigungen auch umgesetzt werden
liefert. Auch in seiner Durchgestaltung (Einbindung der To- kann. Insbesondere die Dachbereiche müssten als Gemein-
pographie, Wegbeziehungen, Raumbildung, Vegetation und schaftsräume ausgebildet werden. Der Vorschlag einer
Objektausstattung) weist dieser einen sehr ausgereiften Eisenbahnfront als Störfallschutz ist unter den engen Vor-
Stand auf; einzig der fassende Gehölzsaum könnte zuguns- gaben der Aufgabenstellung zwar erfrischend und mutig,
ten einer Ausdehnung der Raumwirkung bis zu den Fassa- wird aber von den Experten als vollkommen unrealistisch
den noch stärker aufgelöst werden (dies betrifft v.a. die eingestuft. Auch die vorgeschlagenen Absenkungen und
Ostseite, die im Widerspruch zur «weichen» Baumgren- Erhöhungen des Terrains werden nicht ausreichen, um den
ze auf den Visualisierungen steht). Der weiterverwendete Störfall zu lösen.
Begriff des «Vorgartens», eher mit privater, individueller

26 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung der Teambeiträge
jessenvollenweider architektur ag
mit Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten

FINALE WÜRDIGUNG

Potential Stadtraumqualität/Identität/Atmosphäre
Insgesamt gelingt es den Verfassenden durch intelligente
Verschränkung der vielfältigen und teilweise fast strangu-
lierenden Parameter, das stark belastete Quartier St. Jo-
hann nicht nur durch ein neues Stück lebenswerte Stadt
zu ergänzen, sondern auch seine bereits bestehenden Tei-
le aufzuwerten und mit dem Neuen zu einem stringenten,
aber vielfältigen Ganzen zusammenzuführen. Von besonde-
rer Kraft sind die südlichen Perimeter, die – einerseits durch
die räumliche Verschränkung eines Genossenschaftshofes
mit seiner kleinteiligen Nachbarschaft, andererseits durch
die Aufweitung der Querachse zu einem die Elsässerstras­
se und den Quartierplatz verbindenden Schulhof – gross-
räumige neue Zusammenhänge erzeugen. Für das weitere
städtische Umfeld bedeuten diese eine ebenso erwünschte
wie hier in überraschendem Masse erlangte Aufwertung.
Das Beurteilungsgremium empfiehlt, das Baufeld 4 mög-
lichst konzepttreu durch das erfolgreiche Team – in direkter
Kooperation mit den Genossenschaften – umzusetzen. Für
das Baufeld 5 ist auf der Basis der gewonnenen Erkenntnis-
se – insbesondere der erwähnten räumlichen Aufweitung
der Querachse – ein Varianzverfahren vorzusehen.

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32 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020
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Beurteilung der Teambeiträge

Helsinki Zürich Office Architekten


mit Schmid Landschaftsarchitekten GmbH
Fachplaner und Spezialisten
Raumplan Wirz GmbH
Metron Verkehr AG
Intosens AG

34 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung der Teambeiträge
Helsinki Zürich Office Architekten
mit Schmid Landschaftsarchitekten GmbH

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Beurteilung der Teambeiträge
Helsinki Zürich Office Architekten
mit Schmid Landschaftsarchitekten GmbH

BEURTEILUNG

Städtebauliche Idee/übergeordnete Zielsetzungen/Thema scheint unklar, wie dieser Übergang im Alltag funktionieren
Mit unterschiedlichen städtebaulichen Prinzipien verfol- könnte. Der Park an und für sich zeigt ein breites Repertoire
gen die Projektverfassenden das Bild eines gewachsenen an unterschiedlichen Nutzungen. Er wirkt vielleicht etwas
Quartiers. Dabei sollen das robuste Quartier St. Johann und überinstrumentiert, aber die klare Zonierung und das breite
das ehemalige Industrieareal zu einem neuen Gemeinsamen Angebot sind positiv hervorzuheben. Der Umgang mit den
verschmelzen. Den Autoren schwebt ein pragmatisches, ef- Naturschutzflächen ist überzeugend. Begrüsst wird der
fizientes, wenig monotones Quartier vor, das sich im Lauf Vorschlag, die Natur über ein zusammenhängendes, weit
der Zeit zu einem heterogenen Bild verfestigen soll. Ins- verzweigtes Stegesystem erlebbar zu machen.
gesamt sechs unterschiedlich gegliederte Höfe besetzen
das Gelände. Am überzeugendsten fällt der Vorschlag für Regelwerk Architektur/Strategie Typologien/Adressierung
das Baufeld 5 aus. Er bildet einen offenen Hof, der insbe- Das architektonische Leitbild, das der Dialektik von Diffe-
sondere die Beziehung zur Schule und zum Platz klärt. Der renz und Einheit folgt, lässt eine klare Vorstellung über die
zentrale Platz selbst wird durch Höhenakzente markiert. anvisierte Gestaltungssprache vermissen. Zwar wird auf
Das Baufeld 2 wird mit vier unterschiedlich dimensionier- den Ort und seine heterogenen und gewachsenen Prägun-
ten Hofrandbebauungen gegliedert. Das südliche Baufeld 4 gen verwiesen, allerdings zeigen die präsentierten Bilder
schliesst mit zwei L-förmigen Bauten und einer mittig ge- eine durchwegs spröde funktionalistische Architekturspra-
legenen Zeile an die bestehenden Bauten an. Das auf ma- che. Die Projektverfassenden schlagen unterschiedliche
ximale Verwebung und Durchlässigkeit ausgerichtete Kon- Typologien vor. Dieser deutlich erkennbare Wille zu einer
zept scheitert allerdings gerade an diesem Punkt, die ver- grossen Bandbreite ist zum einen inspirierend, zum anderen
meintliche Klarheit in der Abstraktion des Modells wird auf aber schiesst er über das Ziel hinaus. Die drei Neuinterpre-
der Ebene der Aussenräume nicht umzusetzen sein. Auffal- tationen des Basler Hofs offenbaren einige Widersprüche
lend am Vorschlag ist die ausgeprägte plastische Durchar- in der sinnvollen Disposition von unterschiedlichen Typolo-
beitung der Komposition. Um die Länge zu brechen und um gien und in deren Zusammenspiel. Letztlich sind die sechs
ganz allgemein jeden Anschein an Monotonie zu brechen, unterschiedlichen Höfe nicht eindeutig lesbar, zu beliebig
vertrauen die Projektverfassenden auf eine Staffelung in wirkt sich die verfolgte Strategie, alles zu ermöglichen, auf
der Gebäudeabwicklung und in der Höhenentwicklung. Der das Konzept aus.
gewollte heterogene Charme führt indessen zu einer dra-
maturgischen Zerklüftung, die wenig nachvollziehbar ist. Programmierung/Nutzungsverteilung/Etappierung
Die Jury schätzt diese Strategie letzten Endes als wenig Die Nutzungsverteilung folgt den Vorgaben des Bebau-
tauglich ein, um einen robusten, auf die etappierte Entwick- ungsplans. Zur Programmierung werden einige interessan-
lung ausgerichteten Städtebau zu etablieren. te Ausführungen gemacht. Damit Volta Nord tatsächlich
als interessante Quartierentwicklung glücken kann, könnte
Freiraumkonzept/Mobilität/Klima/Ökologie eine Kuratierung im Sinne des vorgeschlagenen Konzepts
Im Gegensatz zum Städtebau ist das Freiraumkonzept gut funktionieren. Tauglich ist auch die vorgeschlagene
kompositorisch diszipliniert gestaltet. Eine schöne Abfolge Etappierung.
ist vom aufgeweiteten Hof des Baufelds 5 mit dem Aus­
senbereich des Kindergartens über den Pausenhof bis zum Baurecht/Lärm/Störfall
Platz mit dem funktional wertvollen Unterstand erkennbar. Der Störfall ist mit der steil aufragenden Flanke sehr effek-
Dieses in Gestalt eines informellen Schuppens gehaltene tiv gelöst. Lediglich einige Anschlussdetails wären noch zu
Element hat etwas Sympathisches. Der Unterstand ermög- klären. Die Feuerwehrzufahrt über den Park ist undenkbar.
licht Aneignung und hat zweifellos das Potenzial, zu einem Die plastische Höhenentwicklung in der städtebaulichen
Zentrum des neuen Quartiers zu werden. Weiter zeigt der Konfiguration ist eine Schwachstelle in der Bewältigung der
zentrale Platz einen guten Umgang mit den Rändern res- Lärmproblematik. Es entstehen beidseitige Angriffsflächen,
pektive mit den Schnittstellen zu den Baufeldern. Grund- die eine Lüftung zu einer lärmabgewandten Stelle verun-
sätzlich erlaubt die Platzgestaltung Vieles. Leider sind die möglichen. Ausgedehnte Hoföffnungen führen dazu, dass
einzelnen Elemente jedoch zu isoliert, etwas formal und im der Hofraum als Resonanzkörper wirkt.
Raumgefüge zu dispers. Die Lysbüchelstrasse hingegen ist
als Orientierungsraum glaubhaft aufgezeigt. Von Beginn an
werden räumliche Qualitäten mittels beidseitig zur Fahr-
bahn angeordneten Baumpflanzungen erzeugt. Die lose
Abfolge von Baumfeldern und Nutzflächen (Anlieferung,
Parkierung etc.) schafft eine ausreichende Flexibilität. Kon-
trovers hat das Beurteilungsgremium dafür die strukturelle
Definition der vorgeschlagenen Vorzonen diskutiert. Eben-
so sind die Parkanschlüsse mit Fragen behaftet. Generell

36 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung der Teambeiträge
Helsinki Zürich Office Architekten
mit Schmid Landschaftsarchitekten GmbH

FINALE WÜRDIGUNG

Potential Stadtraumqualität/Identität/Atmosphäre
Insgesamt vermag der Projektvorschlag nicht zu überzeu-
gen. Zu dispers, zu beliebig wirkt der Städtebau. Die au-
genscheinliche «Zerklüftung» ist letztlich keine Antwort
auf die spezifischen Fragestellungen des Ortes oder für
das bestehende Quartier. Die Projektverfassenden erliegen
einem informellen, ja pittoresken Bild eines gewachsenen,
von (Bau-)regeln scheinbar losgelösten Quartiers. Dadurch
fehlt eine morphologische und typologische Präzision, die
als Basis für die Definition eines Gestaltungsspielraums
zur sinnvollen Entwicklung zwingend notwendig wäre. Da-
rüber hinwegtäuschen können auch nicht die an sich sehr
schönen Elemente wie der urige «Shelter», der glaubhafte
Umgang mit den Naturschutzflächen mit den begehbaren
Stegen, das im Ansatz interessante Baufeld 5 oder die ins-
gesamt überzeugenden Aussenraumqualitäten.

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Beurteilung der Teambeiträge

BeL Bernhardt & Leeser/
Marco Merz Marion Clauss Architekten
mit Studio Céline Baumann LA
Fachplaner und Spezialisten
Fuhr Buser Partner Bau­ökonomie AG
Stierli + Ruggli Ingenieure + Raumplanung AG
Bárbara Maçães Costa
Martin Josephy
Martina Kausch
Merlin Bauer

44 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung der Teambeiträge
BeL Bernhardt & Leeser/Marco Merz Marion Clauss Architekten
mit Studio Céline Baumann LA

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Beurteilung der Teambeiträge
BeL Bernhardt & Leeser/Marco Merz Marion Clauss Architekten
mit Studio Céline Baumann LA

BEURTEILUNG

Städtebauliche Idee/übergeordnete Zielsetzungen/Thema kleinteilig und determiniert beurteilt. Das Nutzungsangebot


Der Ansatz, ein räumlich vielfältiges und heterogenes Quar- ist überladen und Entwicklungsspielräume für Aneignung
tier zu entwickeln mittels drei elementarer Grundtypologien fehlen. Der breite Rand in Asphalt wirkt überdimensioniert
(Hof, Kamm/Multiskalar, Riegel/Kopf), ist viel­versprechend und lässt Aufenthaltsqualität vermissen. Die Zonierung in
und wird als sehr interessant beurteilt. Überzeugend wird Arkade, Rand und Garten generieren keine erkennbaren Be-
der Kontrast der kleinen und grossen Baukörper als Cha- züge und Raumqualitäten.
rakteristik des Ortes destilliert und dem städtebaulichen
Transformationsprozess zugrunde gelegt. Das daraus ent- Regelwerk Architektur/Strategie Typologien/Adressierung
wickelte Prinzip Sowohl-als-Auch wird als robuste Strate- Der Vorschlag zeigt exemplarisch die Chancen und Risiken
gie beurteilt. Das Potential, situative Reaktionen zu ermög- des Regelwerks. Die Massstabssprünge schaffen trotz ho-
lichen und einen grossen Spielraum für die Programmierung her Dichte in den Strassenräumen eine gewisse Lockerheit.
zu bewahren, ist die Stärke dieser eigenständigen Konzep- Sie stellen allerdings auch eine architektonische Heraus-
tion. Die räumliche Heterogenität bietet die Möglichkeit, forderung dar, was sich exemplarisch an den zahlreichen
kleinräumig und situativ zu reagieren und die Stadträume ungelösten Ecksituationen und den beengten Hofräumen
miteinander zu verzahnen. Die gewählten Grundtypen sind manifestiert.
allerdings bis auf den Multiskalar sehr unspezifisch und der
Hoftyp ist zudem in den Proportionen nicht adäquat. Es ge- Die massstabsgerechte Anknüpfung an den Bestand gelingt
lingt daher nicht, einen spezifischen Quartiercharakter zu auf Baufeld 5 überzeugend. Auch der Gewerbehof bildet ei-
generieren. nen quartierverträglichen Abschluss zur Industrie. Die als
Ensemble situierten Volumen schaffen klare Adressen und
Freiraumkonzept/Mobilität/Klima/Ökologie durchlässige Raumbeziehungen. Der volumetrische Über-
Das Gestaltungs- und Nutzungskonzept wird grundsätzlich gang zum Wohnen ist gut gelöst. Der westliche Anschluss
positiv beurteilt. Die Umsetzung überzeugt allerdings nur St. Johann auf Baufeld 4 ist weniger virtuos und lässt eine
in Teilbereichen wie in der Lysbüchelstrasse, wo die Auf- gewisse Klarheit vermissen.
enthaltsqualitäten abgestimmt auf die angrenzenden Erd-
geschosse sehr überzeugend nachgewiesen werden. Leider Der Hofraum auf Baufeld 2 dient der öffentlichen Querung
bleibt der Vorschlag in vielen Bereichen schematisch und des Baufelds und übernimmt Erschliessungsfunktion der
das konzeptionelle Potential wird nicht ausgeschöpft. Die Maisonette-Wohnungen. Dies führt zu einem gewöhnli-
Freiraumkonzeption tritt nicht in einen adäquaten Dialog chen gestalteten Hof ohne Identitätscharakter, der keinen
mit dem baulichen Regelwerk. Insbesondere fehlen griffige Raum bietet für einen nachbarschaftlichen Austausch oder
Aussagen zu den Übergängen zwischen öffentlichem und gemeinschaftliche Nutzungen und die Querungsfunktion
privatem Raum. Schlüssige Gestaltungsprinzipien zum Zu- nicht ideal erfüllt.
sammenspiel von Adressierung, Nutzung und Aufenthalts-
qualität werden vermisst. Konzeptionelle Aussagen zur Die architektonische Stärke sind die volumetrisch kleinen
qualitätsvollen Entwicklung der Querstrassen, zur Aneig- Körper am Rand des Baufeldes. Sie vermitteln auf allen Ebe-
nung und der Stadtökologie fehlen. nen und schaffen ein vielseitiges und eindrückliches Grund-
rissangebot. Es wird sehr bedauert, dass sie keine Antwort
Der Park ist schlüssig organisiert. Die Wege als Grenzen sein können auf die allseitige Lärmproblematik, da diverse
zwischen unterschiedlichen Nutzungen anzuordnen ist gut Wohnungen ausschliesslich zur Lärmseite zugewandt sind.
denkbar. Der Boardwalk durch die Naturzone bietet eine Die Erschliessung ist effizient und klar organisiert. Die Lau-
willkommene Möglichkeit zum Naturerlebnis. Eine klare bengangerschliessung der Hofbauten hingegen wird als
räumliche Gestaltungsidee ist für den Park jedoch nicht er- zusätzliche Belastung für den ohnehin schwer nutzbaren
kennbar. Hofraum beurteilt, sie schmälert auch die Qualität der Woh-
nungen ohne einen Mehrwert zu generieren.
Überzeugend ist die Anordnung und Dimension des Pau-
senplatzes auf Baufeld 5. Die laterale Anordnung zum Quar- Das Einführen einer Arkade zum Platz hin ist grundsätzlich
tierplatz ermöglicht funktionale Synergien zwischen Quar- denkbar, in der vorgeschlagenen Form wirken sie allerdings
tierplatz und Schulbetrieb. wesensfremd.

Die Entwurfsidee für den Platz basiert auf einem harten Programmierung/Nutzungsverteilung/Etappierung
Rahmen mit einem «weichen» Kern. Der vorgeschlagene Der Vorschlag zeigt die maximal mögliche Ausnutzung. Die
weiche «Parkteppich» ist im Charakter spielerisch und vorgeschlagenen Gebäudetiefen sind machbar, sofern die
charmant, aber letztlich zu schwach für ein tragfähiges Bereitschaft besteht, unkonventionelle Wohnungsgrund-
Konzept, da er typologisch zwischen Platz, Park und Gar- risse zu realisieren. Die Etappierung ist überzeugend, viele
ten nicht einzuordnen ist. Der Platzentwurf wird als zu Szenarien sind möglich. Die Nutzungsanordnung ist diffe-

46 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung der Teambeiträge
BeL Bernhardt & Leeser/Marco Merz Marion Clauss Architekten
mit Studio Céline Baumann LA

FINALE WÜRDIGUNG

renziert und gelingt auch in den Erdgeschossen trotz ho- Potential Stadtraumqualität/Identität/Atmosphäre
hem Wohnanteil dank der Maisonette-Typologie und den Insgesamt handelt es sich um einen sehr wertvollen Beitrag
zahlreichen Vor- und Rücksprüngen gut. von hoher Eigenständigkeit. Auf subtile Art wird mit einem
typologischen Regelwerk überraschend viel sehr gut ge-
Baurecht/Lärm/Störfall löst. Leider erweist sich der gewählte Ansatz in der Umset-
Der Projektvorschlag erfüllt die Anforderungen des Lärm- zung nicht als zielführend im Umgang mit der sehr komple-
schutzes nicht, da viele Wohnungen nicht über die gesamte xen Lärmsituation und es wird bezweifelt, ob die Bausteine
Gebäudetiefe angeordnet sind. Problematisch sind insbe- nicht zu unspezifisch sind, um damit eine Quartieridentität
sondere die Kammtypen zur lärmzugewandten Seite. Es entwickeln zu können.
gibt Wohnungen, die sowohl im Westen als auch entlang
der Lysbüchelstrasse vollständig an der lärmzugewandten
Gebäudefassade liegen, an denen die Grenzwerte deutlich
überschritten sind, weshalb auch bauliche Massnahmen wie
Loggien oder Erker die Grenzwertüberschreitungen nicht
verhindern können. Der Schutz im Störfall ist aufgrund der
geringen Höhe der Aufkantung nicht ausreichend.

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Beurteilung der Teambeiträge

MVRDV mit Rüst & Gerle Architekten


und LOLA Landscape Architects

54 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung der Teambeiträge
MVRDV mit Rüst & Gerle Architekten
und LOLA Landscape Architects

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Beurteilung der Teambeiträge
MVRDV mit Rüst & Gerle Architekten
und LOLA Landscape Architects

BEURTEILUNG

Städtebauliche Idee/übergeordnete Zielsetzungen/Thema «Wonderwall» kann situativ für privaten Aussenraum ge-
MVRDV präsentiert einen Lösungsansatz, welcher auf den nutzt werden. Gleichzeitig soll das knapp 700 Meter lange
Baufeldern 4 und 5 die städtebauliche Struktur des St. Jo- «Wonderwall»-Gerüst auch eine öffentliche Begehung er-
hann weiterführt. Die Blockrandbebauung rahmt einerseits möglichen. So vielversprechend diese mit der Öffentlichkeit
den öffentlichen Raum, inklusive dem Quartiersplatz und geteilte Gemeinnutzung erscheint, so ähnlich viele Zweifel
schafft im Innern ruhige Wohnhöfe und private Gärten. Auf hinterlässt der Entwurf beim Beurteilungsgremium.
dem Baufeld 2 wird mit dem grossmassstäblichen Rahmen
– der «Wonderwall» – auf die industrielle Umgebung re- Der durch lose gestellte Bäume geprägte Quartierplatz soll
agiert. Innerhalb des aktivierenden und lärmschützenden in seiner Ausgestaltung ein lichtdurchlässiges Dach bilden.
«Wonderwall»-Rahmens bilden, wie in einer Art Setzkas- An mittiger Stelle werden die dichten Baumkronen durch-
ten, neun typologisch unterschiedliche Gebäude die In- brochen und bilden über der Wasserfläche eine Lichtung.
nenwelt und machen gemäss Autoren «eine Stadt in der Die mit Fontänen ausgestatte Fläche nimmt Bezug auf die
Stadt» an diesem Ort erst möglich. Auf VoltaNord soll ein lose verteilten Bäume. Diese Gestaltungsidee vermag im
integrativer Stadtteil entstehen, eine gemischte Nachbar- Grundsatz zu überzeugen. Die Bildung des Baumdachs wird
schaft, die hier zusammen Wohnen, Arbeiten oder ihre Frei- jedoch einige Jahre dauern. Die «harte» Ausformulierung
zeit verbringt. Die angestrebte programmatische Durch- des Bodenbelags durch recyclierte gebrochene Schotter-
mischung und der Fokus auf einen attraktiven öffentlichen steine wird negativ beurteilt. Eine einladende Aufenthalts-
Raum sollen das gesamte Areal beleben, 24/7h, sowie 365 qualität, die quartierspezifische Nutzungsvielfalt und Inspi-
Tage im Jahr. ration zur Aneignung fehlen.

Insbesondere im nördlichen Teil wird das industrielle Erbe Regelwerk Architektur/Strategie Typologien/Adressierung
gezielt in den Entwurf integriert. Die bestehenden Geleise Zur «Wonderwall» und zu den neun vorgeschlagenen Bau-
des Güterbahnhofs St. Johann und die Überdachung des körpern – Zeilenbauten, Punkthäuser und Hofgebäude –
Altmetall-Verladekrans sollen in das Baufeld 2 integriert auf Baufeld 2 zeigen die Autoren einen differenzierten und
werden. Entlang den Geleisen werden zwei Hauptverbin- ausgeklügelten architektonischen Leitfaden auf. Die drei
dungen zwischen den Grünräumen vorgeschlagen. Die Ge- Zeilenbauten sollen ausschliesslich über die «Wonderwall»
leise schneiden die unteren Geschosse der Baukörper und erschlossen werden. Die Hofgebäude werden über den Hof
werden zum prägenden räumlichen Element. Die Verlade- erschlossen. Die Typologie des «Wonderwall» wird anhand
Überdachung durchdringt die «Wonderwall» auf der West- der Funktionen – Funktionaler Filter, Extra Raum und Akti-
seite zur Bahn hin und soll so zum Schauplatz für temporä- ves Programm – detailliert aufgezeigt. Die Baufelder 4 und
re Veranstaltungen werden. 5 dagegen werden stiefmütterlich behandelt. Deren Eigen-
tümer fühlen sich, durchaus berechtigt, ein wenig vernach-
Freiraumkonzept/Mobilität/Klima/Ökologie lässigt.
Die Autoren entwerfen ein Freiraumkonzept wie ein Konglo-
meratgestein. So sollen die einzelnen Freiräume eine hohe Programmierung/Nutzungsverteilung/Etappierung
Eigenständigkeit aufweisen und gleichzeitig durch gezielte Die Nutzungsverteilung ist überzeugend gelöst. Durch die
Verbindungselemente einen zusammenhängenden Frei- geschickte Vermischung von Arbeiten und Wohnen, ins-
raum bilden. Überzeugend gelöst sind die Fuss- und Fahr- besondere auf dem Baufeld 2, werden gemischt genutzte
radwegführungen. Die Hauptverbindung von Nord nach Bauten vorgeschlagen, die vielfältige Investitionseinheiten
Süd trennt in selbstverständlicher Art und Weise die Natur- bilden und so eine flexible Etappierung zulassen.
schutzzone von den öffentlichen Grünflächen. Entlang der
ehemaligen Gleisanlagen werden durch das Baufeld 2 hin- Baurecht/Lärm/Störfall
durch attraktive Langsamverkehrsverbindungen geschaf- Insgesamt stellt der Entwurf einen denkbaren Umgang mit
fen. Dadurch und durch die gezielte Anordnung der Bau- der Lärmthematik dar. Allerdings rechtfertigt der Umge-
körper auf dem Baufeld 2 entsteht ein feingliedriges Netz bungslärm aus Sicht des Beurteilungsgremiums nicht auto-
von Verbindungen. Durch die Aufteilung von zwei Parkie- matisch die Einführung von Sonderbauformen. Auch beim
rungsanlagen an den Rändern stellen die Autoren ein quasi Umgang mit der Störfallthematik wünschte man sich einen
autofreies Quartier in Aussicht. Der Freiraumentwurf stellt differenzierteren Umgang, als die Aufschüttung eines drei
ein überzeugendes Nebeneinander von Natur und Mensch Meter hohen Damms gegen die Bahngeleise hin.
dar: der Ökologie wird grosses Augenmerk geschenkt, der
Umgang mit der Retention von Regenwasser und Grauwas-
ser ist beispielhaft gelöst.

Den Bewohnern und Arbeitnehmern auf Baufeld 2 wird


kein privater Freiraum zur Verfügung gestellt. Einzig die

56 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung der Teambeiträge
MVRDV mit Rüst & Gerle Architekten
und LOLA Landscape Architects

FINALE WÜRDIGUNG

Potential Stadtraumqualität/Identität/Atmosphäre
Der Entwurf stellt insgesamt einen sehr wertvollen Dis-
kussionsbeitrag für die in Basel drängende Fragestellung
der städtebaulichen Ausrichtung innerhalb der Transfor-
mationsareale dar. Er besticht durch die Integration von
prägenden Elementen aus der industriellen Vergangenheit
des Areals – den Geleisen der Güterbahn, der offenen Alt-
metallhalle, dem Schlot – und den als «Wonderwall»-kon-
zipierten, vielfältig nutzbaren Lärmschutz-Rahmen um das
Baufeld 2. Das Sondersetting für das Baufeld 2 soll sich
durch die heute noch vorherrschende industrielle Umge-
bung rechtfertigen, stellt aber im Gegensatz zu den Baufel-
dern 4 und 5 kein selbstverständliches Weiterwachsen des
St. Johann-Quartiers dar. Das Beurteilungsgremium ver-
steht sehr gut die Motivation für die «Wonderwall». Nicht
zu überzeugen vermag aber die angestrebte stadträumli-
che Atmosphäre; hat VoltaNord tatsächlich das Potential
zu einem 24/7-belebten Quartier zu werden? Rechtfertigt
die «banale» Wohn-, Gewerbe- und Büronutzung auf dem
nördlichen Baufeld 2 das «Wonderwall»-Sondersetting?
Wie kann gesichert werden, dass die öffentlich begehbare
und bespielte «Wonderwall» über die Zeit «kuratiert» wer-
den kann? Der Entwurf überzeugt in diesen Punkten das
Beurteilungsgremium nicht.

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Beurteilung der Teambeiträge

ARGE Studio DIA bisher pan m Architekten/gud Architekten

mit Johann Reble Architekt und Schläpfer


Carstensen Landschaftsarchitekten
Fachplaner und Spezialisten
Basler & Hofmann Ingenieure
Bernhard Böhm
Dr. Nils Guettler

Nachwuchsteam

64 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung der Teambeiträge
ARGE Studio DIA (bisher pan m Architekten/gud Architekten)
mit Johann Reble Architekt und Schläpfer Carstensen Landschaftsarchitekten

65
Beurteilung der Teambeiträge
ARGE Studio DIA (bisher pan m Architekten/gud Architekten)
mit Johann Reble Architekt und Schläpfer Carstensen Landschaftsarchitekten

BEURTEILUNG

Städtebauliche Idee/übergeordnete Zielsetzungen/Thema schutz- und Erholungsflächen. Als Relikte und zur Rück-
Die Entwurfsidee leitet sich aus der Lage des Areals zwi- eroberung durch die Natur werden ein altes Perron sowie
schen dem Blockrandquartier und den angrenzenden Struk- die Struktur eines Güterschuppens erhalten. Die Naturflä-
turen der Industrie ab. Diese Vielfalt in der Umgebung wird che kann von der künstlichen Geländekante aus erlebt wer-
übersetzt in ein sorgfältig ausgearbeitetes städtebauliches den. Baufeld 2 lässt sich an zwei Stellen durchqueren, so
Mosaik mit drei individuellen Strategien für die Baufelder, ist der Park auch von der Lysbüchelstrasse her erreichbar.
die in ihrem Zusammenspiel eine Gesamtheit bilden: Diver- Diese Querachsen mit extensiven Vegetationsflächen ha-
sität und übergeordnete Einheit als Leitmotiv. Die Typologie ben auch eine ökologische Vernetzungsfunktion.
von Räumen ist aus dem Bekannten entwickelt: Die Stras­
sen und der Park einerseits als Raum für die Öffentlichkeit, Die Strassen bieten Aufenthaltsqualitäten, Raum für Nut-
die «Innenwelten» auf den Baufeldern primär für die Be- zungen aus den angrenzenden Häusern, Adresse, Identität
wohnerinnen und Bewohner. und Aneignungsmöglichkeiten. Die Lysbüchelstrasse erhält
ihre Qualität durch die überbreiten multifunktionalen Vor-
Auf Baufeld 2 ist eine siebengeschossige Blockrandstruk- zonen der Gebäude mit Baumreihe, Stauden, Kiesrasen,
tur mit Attikageschossen vorgesehen, die sich durch harte Asphaltband und Parkierung. Die vorgeschlagene Quer-
Kanten nach aussen und vielschichtige, weiche Übergänge parkierung ist aus Gründen der Verkehrssicherheit nicht
in den vergleichsweise intimen Innenhof auszeichnet. Ge- realisierbar, die Parkplätze sind längs anzuordnen. Die lange
gen innen ist die Volumetrie der Gebäude über eine Man- Fassadenfront wird durch zwei platzartige Aussparungen
tellinie begrenzt, aber variabel. So können unterschiedli- rhythmisiert, die die Querungsachsen markieren. Die zweite
che Typologien und Nutzungskombinationen entstehen, Baumreihe gegen die Brenntag-Parzelle kann erst gesetzt
zukunftsfähiges Neben- und Miteinander von Wohnen und werden, sobald das dritte Güterbahngleis aufgehoben wer-
Arbeiten wird möglich. Gegen den Park schaffen ein Er- den kann.
schliessungsweg sowie ein Rücksprung der beiden unteren
Geschosse einen guten Übergang, gegen die Lysbüchel- Regelwerk Architektur/Strategie Typologien/Adressierung
strasse treten die gewerblichen Nutzungen in Interaktion Der Entwurf zeigt eine einheitliche Höhenentwicklung über
mit dem Strassenraum. alle Baufelder, was in einem ruhigen Städtebau resultiert.
Definiert sind Baulinien und Bautiefen, jeweils massge-
Für das Baufeld 4 wird die bestehende Struktur der Nach- schneidert für die einzelnen Baufelder. Mit Ausnahme eini-
barparzelle ergänzt und unter Bildung eines Hofs mit ei- ger Gebäude im Innenhof von Baufeld 2 sind alle Adressen
ner kleinteiligen Bebauung im Inneren geschlossen. Dieses gegen den öffentlichen Strassenraum orientiert. Im Inneren
Konzept ist kritisch zu hinterfragen, zementiert es doch die des Baufelds 2 ergeben sich unterschiedliche Bebauungs-
suboptimale Situation der Nachbarschaft auf lange Zeit. möglichkeiten. Mit «grünen Baulinien» wird eine Neuheit
eingeführt: Hier schlägt das Team zugunsten der Qualität
Auf Baufeld 5 erhält der Pausenplatz durch zwei monoli- der Aussenräume eine Pflicht zur Erstellung von begrünten
thische Baukörper eine räumliche Fassung. Volumetrisch Fassaden vor.
sind sie als Schnittstelle zu den grossflächigen Gewerbe-
strukturen des Quartiers zu verstehen. Dieser Ansatz wird In architektonisch-gestalterischer Hinsicht gibt das Regel-
als herausfordernd für die künftigen Wohnungsgrundrisse werk kaum Vorgaben. Hier besteht eine Herausforderung:
eingeschätzt und wirkt gegenüber der Schule dominant. Die langen Fassaden entlang von Lybüchelstrasse und Park
bergen die Gefahr, abweisend und monoton zu wirken.
Freiraumkonzept/Mobilität/Klima/Ökologie Durch rhythmisierende Elemente gilt es, eine Gliederung
Das Freiraumkonzept sucht eine gestalterische Verbindung und Prägung im menschlichen Massstab zu erreichen –
der vielfältigen Bausteine. Der «Lysbüchel-Platz» hat eine Vielfalt in der Einheit auch hier.
flexible Grundstruktur, einen umlaufenden Rahmen, eine
grosse chaussierte Fläche mit einem ringförmigen Baum- Programmierung/Nutzungsverteilung/Etappierung
dach sowie eine vielfältige Ausstattung mit Wasserspiel, Durch die vielfältigen Grundrisse, Expositionen und Nach-
überdachtem Podest und Spiel- und Sitzmöglichkeiten. Der barschaften entsteht ein Angebot für verschiedene Nutzer-
Entwurf ist noch wenig ausgereift, v.a. die Interaktionen mit gruppen. Atelierwohnen, Hofwohnen, klassische Geschoss-
der umgebenden Bebauung und ihren Nutzungen bleiben wohnungen und town houses bieten Möglichkeiten für eine
unformuliert. sozial durchmischte Bewohnerschaft. Die gewünschte zu-
kunftsfähige Kombination von Wohnen und Arbeiten kann
Das Konzept für den «Gleisufer» genannten Park ist mög- v.a. im Baufeld 2 mit grosser Flexibilität erreicht werden.
lich, unaufgeregt und für den Ort passend mit solider Struk- Zur Lysbüchelstrasse, verstanden als «gemischte Wohn-
tur sowie überzeugender Zonierung. Ein zwei Meter hoher und Gewerbestrasse», sind zweigeschossige Gewerbeflä-
Geländesprung sorgt für eine klare Trennung von Natur- chen orientiert, die als Angebot an eine kleinräumig funkti-

66 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung der Teambeiträge
ARGE Studio DIA (bisher pan m Architekten/gud Architekten)
mit Johann Reble Architekt und Schläpfer Carstensen Landschaftsarchitekten

FINALE WÜRDIGUNG

onierende Stadtökonomie zu verstehen sind. Es wird auf die Potential Stadtraumqualität/Identität/Atmosphäre


belebende Wirkung des Kleingewerbes vertraut, auch dies Der Städtebau wird überzeugend aus den benachbarten
eine tradierte Idee aus dem St. Johann. Räumen hergeleitet, der Übergang zum gemischt genutz-
ten St. Johann ist harmonisch trotz des Massstabssprungs
Eine Konzentration publikumsintensiver Nutzungen wie aufgrund der hohen Dichtevorgaben. Besonders gelungen
Cafés, Shops und persönliche Dienstleistungen mit ent- ist der Vorschlag für das Baufeld 2, der Potenzial für ein
sprechenden Aussennutzungen sieht der Entwurf am «ur- breites Spektrum an Wohnungen, gut nutzbaren Arbeits-
ban strip» zwischen den Baufeldern 2 und 4 vor. Allerdings flächen und einen stimmigen Innenhof aufzeigt. In der Um-
ist fraglich, ob das Nachfragepotenzial ausreicht, um den setzung ist ein sorgfältiger Umgang mit den Schnittstellen
Stras­senabschnitt von über 100 Metern Länge zu bespie- innerhalb des Baufelds gefragt. Das Regelwerk setzt einen
len. klaren Rahmen für die städtebauliche Setzung. Es muss
für den architektonischen Massstab ergänzt werden, um
Baurecht/Lärm/Störfall eine unerwünschte Gesichtslosigkeit und Anonymität zu
Die baurechtlichen Vorgaben (Gebäudehöhen, Lichtein- verhindern. Hier muss sich zeigen, wie der hohe Anspruch
fallswinkel, BGF und Nutzungsanteile) werden weitgehend des Konzepts auf Diversität in der Einheit eingelöst werden
eingehalten. Die einheitliche Höhe in allen Baufeldern führt kann – die Voraussetzungen sind gegeben.
zu bestmöglicher Abschirmung der Fassaden gegenüber
den vielfältigen Lärmquellen. Problematisch sind einzig Die Freiräume bieten Aufenthaltsqualität, die Bündelung
einige Wohnungen am Südwesteck des Baufelds 2; eine der Öffentlichkeit in den Achsen Lysbüchelstrasse und
Lösung mit architektonischen Mitteln scheint möglich. Die Park wirkt belebend, die Übergänge zwischen öffentlichem
Höhenstufe im Park bietet Schutz gegenüber Störfallereig- Raum und Baufeldern sind überzeugend formuliert und dem
nissen, sollte aber idealerweise näher an der potenziellen Klimawandel wird mit viel Grün begegnet. Für eine Weiter-
Störfallquelle zu liegen kommen. bearbeitung zum Vorprojekt weist der Entwurf für den zen-
tralen Platz nicht die nötige Tiefe auf; die Erlebbarkeit der
Naturschutzfläche im Park ist zu verbessern.

Der Beitrag des Nachwuchsteams fand grosse Anerken-


nung beim Beurteilungsgremium. Für Baufeld 2 und die Lys-
büchelstrasse wurde er als Basis für die weitere Planung
bestimmt.

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Beurteilung der Teambeiträge

Harry Gugger Studio


mit Maurus Schifferli Landschaftsarchitekt

74 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung der Teambeiträge
Harry Gugger Studio
mit Maurus Schifferli Landschaftsarchitekt

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Beurteilung der Teambeiträge
Harry Gugger Studio
mit Maurus Schifferli Landschaftsarchitekt

BEURTEILUNG

Städtebauliche Idee/übergeordnete Zielsetzungen/Thema Weiter westlich folgen Naturschutzflächen den Geleisen


In Abwandlung zum üblicherweise für den Städtebau ange- und bilden leicht ansteigend einen wellenförmigen Wall und
wendeten Begriff des «Grand Ensemble» müsste man dies damit Schutz gegen Störfälle. Im «Heidepark» dahinter
beim vorliegenden Projekt auf den Aussenraum anwenden finden sich Reste der alten Gleisführung, die zusammen
und den Entwurf hier als «Grosses Aussenraumensemb- mit Wiesen und Baumbepflanzung eine gute Biodiversität
le» bezeichnen. Ziel ist es hier, in dieser rauen industriellen ermöglichen.
Umgebung blühende Gärten und städtische Parkanlagen
zu schaffen. Folgerichtig sind hier nicht die Gebäude die Der dritte Grünraum ist der dicht bewachsene Hofraum.
Mitte des neuen Quartiers, sondern die Aussenräume. Wie Durch den wuchernden Dschungel sollen die westlichen
schafft man nun städtische schöne Aussenräume? Indem Hofzeilen erschlossen werden. Es ist nicht genau ersicht-
man – nach klassischen städtebau-theoretischen Regeln – lich, wie hier die Zufahrten, Anlieferung etc. funktionieren
die Bauten so setzt, dass dadurch klar definierte und schön sollen. Positiv zu bewerten ist die Öffnung des grossen Ho-
proportionierte Aussenräume entstehen. Die Bebauung wird fes an der Ecke Lysbüchelpromenade/Matte. Der Hof zeigt
zur «Fassung» der städtischen Aussenräume, reguliert hier eine Kopffassade gegen den Platz, öffnet den Blick in
deren Grad von Öffentlichkeit, und prägt durch den arch­ den Hofgarten, und erklärt die ganze Anlage von der «Lys-
itektonischen Ausdruck deren Atmosphäre und Charakter. büchelmatte» aus.

Genau das versucht das vorliegende Projekt: Durch zwei Die Verfasser schlagen sehr grossflächig öffentliche Frei-
grossformatige Hoffiguren auf den Baufeldern 2 und 4 ent- räume vor, wobei durch die starke Öffnung des Gartenhofs
stehen grosszügige Grünräume. Parallel zu den Gleisanla- die Zuständigkeiten fliessend sind. Privatere Strukturen
gen und der Lysbüchelstrasse definiert ein langgezogenes fehlen und der Heidepark wird als charmante Rückseite ge-
Hofgebäude drei völlig unterschiedliche Grünräume: An den nutzt. Dies widerspricht der städtischen Freiraumstrategie,
Geleisen Naturschutzflächen und ein Heidepark, im Hof die mit dem Park an den Geleisen eine Lücke im übergeord-
ein grosser gemeinschaftlicher Gartenraum, parallel dazu neten Freiraumnetz vorsieht.
wird die Lysbüchelstrasse zur Lysbüchelpromenade um-
gestaltet. Diese endet im Süden im begrünten Platzraum, Regelwerk Architektur/Strategie Typologien/Adressierung
der «Lysbüchelmatte», dem Zentrum des neuen Quartiers. Ein architektonisches Regelwerk für die Bebauung fehlt.
Eine zweite, fast quadratische Hofbebauung auf Baufeld Vorgeschlagen werden relativ konventionelle Grundrissty-
4 definiert die westliche Parkfassung und bildet zugleich pen mit mehrheitlich nach O-W und N-S durchgängigen
im Süden den Übergang zur bestehenden Bebauung. Ein Wohnräumen.
drittes Volumen auf Baufeld 5 begrenzt den Platz gegen
Osten. Es ist weder Hof noch Kamm, Hofbuchten und ge- Programmierung/Nutzungsverteilung/Etappierung
schlossene Flanken bilden hier mehrdeutige, übergreifende Im Erdgeschoss wird generell Dienstleistung und nicht stö-
Zwischenräume. rendes Gewerbe vorgeschlagen, darüber Wohnen in der ge­
forderten Vielfalt. Der Hof auf Baufeld 2 besteht aus 6 Bau-
Freiraumkonzept/Mobilität/Klima/Ökologie teilen: In der Nordostecke als Abschluss N-S orientiert, ein
Die «Lysbüchelpromenade» ersetzt die bestehende Stras­ Gewerbebau mit 30 m Bautiefe, daran senkrecht angebaut,
se, wird zum Boulevard und der Haupterschliessung des ein weiterer Gewerbebau. Die südlichen 4 Baufelder am Hof
Quartiers. Der Aussenraum erstreckt sich unter dem ge- sind für die verlangten diversen Wohntypen vorgesehen.
samten offenen Erdgeschoss der angrenzenden Wohnzeile. Auf den Baufeldern 4 und 5 bilden Bauten mit gemeinnüt-
Es gibt keine Grenzen zwischen Hofraum und Promenaden- zigen Wohnungen den Abschluss der Anlage. Bei der Etap-
Strassenraum. Die Aufenthaltsqualität dieses gedeckten pierung werden konsequent zuerst die Aussenräume mit
Übergangsraumes wird stark kritisiert und insbesondere in der zugehörigen Bepflanzung angelegt und danach die Ge-
unserem Klima als nicht möglich erachtet. bäude erstellt, um in jeder Phase des Quartierumbaus ein
lebenswertes Umfeld zu ermöglichen.
Die Lysbüchelpromenade bündelt alle Querverbindungen
und führt zur «Lysbüchelmatte». Grosskronige Baumrei- Baurecht/Lärm/Störfall
hen begrenzen seitlich die grosse Wiese, bieten dort Schat- Die baurechtlichen Vorgaben werden mit Ausnahme des
ten, schützen und kühlen die angrenzenden Fassaden im Mindestwohnanteils auf Baufeld 5 eingehalten. Die Stellung
Sommer. Ein über die ganze nördliche Parkbreite angeleg- der Gebäudekörper ist weitgehend lärmoptimiert, ruhige In-
tes Wasserbecken beendet die Promenade, ohne den Blick nenhofsituationen ermöglichen lärmberuhigte Wohnlagen.
über den begrünten Platz zu bremsen, ähnlich einem Aha Die Grundrisse sollten aber konsequenter darauf reagieren,
im Englischen Landschaftsgarten. Diese offene, grosszügi- um die lärmabgewandte Lüftung aller Räume zu ermögli-
ge Grünanlage wird Zentrum und Lunge für das neue Quar- chen. Der erhöhte Wall am Gleis und das Hochparterre der
tier und zugleich Auslauf für die angrenzende Schule. angrenzenden Wohn – und Gewerbebebauten bieten genü-

76 Arealentwicklung VoltaNord – Städtebauliche Studie/Bericht des Beurteilungsgremiums/April 2020


Beurteilung der Teambeiträge
Harry Gugger Studio
mit Maurus Schifferli Landschaftsarchitekt

FINALE WÜRDIGUNG

gend Schutz bei einem Störfall. Die Einfahrt zur Tiefgarage Potential Stadtraumqualität/Identität/Atmosphäre
im südlichen Bereich von Baufeld 2 liegt nicht optimal zur Obschon das grosse Ganze in sich stimmig ist, gibt die
Gefahrenseite, ebenfalls sind die Zufahrt und Stellplätze für Detaillierung und Ausarbeitung im Kleinmassstäblichen zu
Rettungsfahrzeuge im Gartenhof 2 nicht erkennbar ausge- Diskussionen Anlass. Das offene Erdgeschoss an der Lysbü-
wiesen. chelpromenade wird generell abgelehnt. Es stellt sich hier
die Frage der potentiellen Nutzung. Da Wohnungen an die-
ser exponierten Lage schwierig sind, und weitere Gewer-
benutzungen die verlangten Nutzflächen übersteigen, sind
hier z.B. hybride Nutzungen vorstellbar, das bedingt dann
auch eine generelle Überarbeitung des Aussenraumes.

Vermisst wird zuletzt eine Vermischung von Nutzungen, so


dass zukünftig Gefässe entstehen können, die für das Woh-
nen und Arbeiten «neue» zeitgemässe Formen des Zu-
sammenlebens ermöglichen. Räume, die unkonventionelle
Nachbarschaften fördern und überraschende Möglichkei-
ten bieten, Gemeinschaft und Individualität zu erleben. Die
Stringenz und Klarheit des Städtebaus wird diesbezüglich
als Mangel empfunden, als Mangel, das Unkonventionelle
und das Provisorische zuzulassen. Eine Vertiefung des Pro-
jektes müsste hier nun eher «am Wind der Zeit» arbeiten
und dabei versuchen, die Bedürfnisse des aktuellen gesell-
schaftlichen Umbruchs mit dem Traditionellen und Bewähr-
ten zu vermählen.

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Genehmigung

Das Beurteilungsgremium hat den vorliegenden Bericht im


März 2020 genehmigt.

Beat Aeberhard

Simon Hartmann

Kaschka Knapkiewicz

Barbara Rentsch

Astrid Staufer
Vorsitz

Emanuel Trueb

Armin Vonwil

Thomas Waltert

Erich Zwahlen

Marie Noëlle Adolph

85
Impressum

BILD RECHTS
Bebauungskonzept VoltaNord im Stadtmodell
(Blick von Nordwesten)

Hinweis
Bei der Bebauung auf Baufeld 1 im Vordergrund
handelt es sich um ein theoretisches Volumen

© 2020
Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt
Städtebau & Architektur, Gesamtentwicklung Basel Nord

Redaktion
Steven Cann, Projektleiter, Gesamtentwicklung Basel Nord

Modellfotos
Ruedi Walti, Basel

Gestaltung und Realisation


Porto Libro, Basel

Bezug
Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt
Städtebau & Architektur, Gesamtentwicklung Basel Nord
Dufourstrasse 40/50, 4001 Basel Papier 100 % Recycling,
Telefon +41 (0)61 267 92 25 FSC zertifiziert und CO2 neutral

86
Auf dem bisher gewerblich genutzten Areal VoltaNord
(auch als Lysbüchel-Areal bekannt) soll ein durchmischter,
lebendiger und zukunftsgerichteter Stadtteil entstehen.
Sieben Planungsteams haben 2019 Bebauungs- und Frei-
raumkonzepte für das Areal entworfen. Eine Synthese
aus den Beiträgen zweier Planungsteams bildet nun die
Basis für die weitere Planung des Areals.

Bearbeitungsperimeter

Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt


Städtebau & Architektur, Gesamtentwicklung Basel Nord
Dufourstrasse 40/50, 4001 Basel
Telefon +41 (0)61 267 92 25
www.voltanord.ch

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