Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Salzweg
Ersatzneubau
Zürich-Altstetten
08 / 2021
Projektwettbewerb im offenen Verfahren
Bericht des Preisgerichts
Inhalt
1 Einleitung 5
2 Übersicht 6
3 Aufgabe 8
4 Vorprüfung 13
5 Beurteilung 14
6 Rangierung 16
7 Schlussfolgerungen 17
8 Empfehlungen 20
9 Genehmigung 21
Rangierte Projekte 23
4
1 Einleitung
5
2 Übersicht
Luftbild
6
Auftraggeberin Bauherrschaft
Stadt Zürich
Eigentümervertretung
Liegenschaften Stadt Zürich
Bauherrenvertretung
Amt für Hochbauten
Teilnehmende Teams 43
7
3 Aufgabe
Grundstücksdaten
g Ba
lz we uli
nie
Sa Projektperimeter A:
Ersatzneubau Wohnsiedlung Salzweg
Kataster-Nr.: AL7172
Fläche: 18 064 m2
Bauzone: W3
Rautistrasse 331– 3 45 und 351– 3 65, 8048 Zürich
Städtebaulicher Betrachtungsperimeter B:
Städtebauliches Konzept Überbauung BGZ
Ra
AL 7172
Fläche: gesamthaft 17 707 m2
is
tra
Bauzone: W3, F
s se
AL 6953
ns
lde
r ha
Gi
Kontext
Die Wohnsiedlung Salzweg ist eine von fünf Wohnsiedlungen,
die im Rahmen der städtischen Wohnbauaktion 1966 zur
Schaffung von günstigem Wohnraum errichtet wurden. Die
Gebäude der Wohnsiedlung Salzweg wurden im Interesse
eines raschen Baufortschritts weitgehend aus vorfabrizierten
Elementen erstellt. Die zwei- bis sechsgeschossige Über-
bauung umfasst 130 Wohnungen und weist mittlerweile eine
sehr schlechte Betriebsenergiebilanz sowie grossen Instand-
setzungsbedarf auf. Korrosion verursacht Betonschäden in
der Tiefgarage und an den Balkonen, die Tiefgarage weist
zudem statische Probleme auf. Aufgrund der teilweise in die
Fassade integrierten Heizleitungen und der Geometrie der
Treppenhäuser ist eine Anpassung an geltende gesetzliche
Vorgaben und veränderte Anforderungen bezüglich Energie-
verbrauch und hindernisfreier Erschliessung nicht unter ver-
tretbarem Aufwand umsetzbar. Auch die Wohnungsgrössen
entsprechen nicht den Anforderungen der Wohnbauförde-
rung, was eine künftige Subventionierung der Wohnungen
erschwert. Aus all diesen Gründen und um dem steigenden
Bedarf an kostengünstigem Wohnraum nachzukommen, hat
die Stadt Zürich zugunsten eines Ersatzneubaus entschieden.
8
Die Baugenossenschaft Zurlinden (BGZ) verläuft die Rautistrasse, eine der wichtigs-
besitzt die südöstlich angrenzende Wohn- ten Längsachsen des Quartiers. An der
siedlung, die zusammen mit der Wohnsied- Rautistrasse, die vom innerstädtischen
lung Salzweg als altrechtliche Gesamt- Platz Hubertus bis an die Stadtgrenze
überbauung entwickelt wurde. Auch die am Dunkelhölzli führt, reihen sich wichtige
Siedlung der BGZ soll mittelfristig einer Quartiertreffpunkte wie die Schule und
neuen Überbauung weichen. Diese Aus- das Gemeinschaftszentrum Loogarten auf.
gangslage bietet die Chance, das Areal
beider Siedlungen gesamtheitlich zu ent- Ersatzneubau Wohnsiedlung Salzweg,
wickeln und so sein Potenzial optimal zu Projektperimeter A
nutzen. So waren im Wettbewerb neben Die Projekte für die neue Wohnsiedlung
einem Projekt für den Ersatzneubau der Salzweg hatten mindestens 220 Wohnungen
städtischen Wohnsiedlung (Perimeter A) aufzuweisen.
auch städtebauliche Vorschläge für den
Betrachtungsperimeter B (BGZ-Siedlung) 27 % 1 -Zimmerwohnungen
gefragt. Zur Ermöglichung einer zeitlich 16 % 2 -Zimmerwohnungen
unabhängigen Entwicklung der zwei Sied- 23 % 3 -3.5-Zimmerwohnungen
lungen wurde die Gesamtüberbauung im 25 % 4 -4.5-Zimmerwohnungen
Vorfeld des Wettbewerbs in zwei separate 6 % 5 -5.5-Zimmerwohnungen
Arealüberbauungen überführt. 3 % Grosswohnungen mit 6 -10 Zimmern
9
Dank eines Mobilitätskonzepts soll die Städtebaulicher
erforderliche Anzahl Parkplätze auf dem Betrachtungsperimeter B
Grundstück auf ein Minimum reduziert Von den Teilnehmenden war ein städtebauli-
werden. Ein Teil der noch nötigen Parkplätze cher Vorschlag verlangt, der aufzeigte, wie
wird in Einstellhallen der näheren Umgebung die Grundstücke im Rahmen einer Gesamt-
angeboten. Die Fahrradparkierung war betrachtung mit gemeinnützigen Wohnungen
besonders sorgfältig zu planen. überbaut werden können. Es war dabei die
maximal mögliche Ausnützung anzustreben.
Zur bestehenden Überbauung gehört eine Als Wohnungsspiegel für den Betrachtungs-
Zivilschutzanlage, die zukünftig nicht mehr perimeter B (Baugenossenschaft Zurlinden
benötigt wird und die rückgebaut oder BGZ) wurden mindestens 170 Wohnungen
umgenutzt werden konnte. erwartet, wovon rund 60 % als Familienwoh-
nungen mit 3 – 4, 5 Zimmern einzuplanen
Um die Kosten tief zu halten, war ein sehr waren. Für die Genossenschaftswohnungen
tiefer Ausbaustandard vorzusehen. So waren waren grosszügige Aussenflächen in Form
wenig Nassräume, kleine Küchen und mög- von Sitzplätzen, Balkonen oder Terrassen
lichst rohe und robuste Oberflächen einzu- gewünscht. An geeigneten Orten konnte
planen. Zugunsten einer einfachen, kosten- ein kleiner Anteil an Zusatznutzungen wie
günstigen Statik waren minimal dimensio- Gemeinschaftsräume, Ateliers, Gewerbe-
nierte Geschossdecken und sichtbare Instal- flächen und Bastelräume vorgeschlagen
lationen an Decken und Wänden vorstellbar; werden. Auch die Überbauung der BGZ
auf Einlagen für Haustechnik sollte verzichtet soll als autoarme Siedlung realisiert werden.
werden, und die Anzahl Schächte war auf ein Es waren rund 30 % Pflichtparkplätze in
Minimum zu reduzieren. Damit die Wohnun- einer Einstellhalle zu planen.
gen die Anforderungen für eine Subventio-
nierung erfüllen, waren alle Vorgaben der Ein Ausnützungstransfer zwischen den
kantonalen Wohnbauförderung zwingend Perimetern A und B war nicht möglich, weil
einzuhalten. die beiden Projekte unabhängig voneinander
funktionieren müssen.
Die städtischen Wohnungen werden in der
Regel überdurchschnittlich dicht bewohnt. Ökologische Nachhaltigkeit
Dies erfordert eine robuste Ausgestaltung, Die Siedlung soll die Ziele der 2000-Watt-
gute Akustikmassnahmen und Einsicht- Gesellschaft erreichen. Um die Treibhaus-
schutz. Zentral sind weiter eine gute Möblier- gasemissionen zu minimieren, war auf
barkeit, geringe Verkehrsflächen, gute niedrige graue Energie in der Erstellung
Belichtung und Hitzeschutz. Weiter waren sowie einen niedrigen Wärme- und Strom-
die Wohnungen für unterschiedliche Lebens- bedarf in der Nutzung zu achten. Es waren
formen möglichst in Clustern zu gruppieren. erneuerbare Energien und eine Photovoltaik-
Die Wohnungsgrundrisse waren möglichst so anlage zur Eigenproduktion von Strom
zu konzipieren, dass veränderte Bedürfnisse vorzusehen.
an Grundrisse ohne tiefgreifende bauliche
Massnahmen aufgefangen werden können. Der Nachweis zur Erreichung dieser Ziele
So war z. B. gewünscht, dass es möglich sein wurde gemäss Minergie-P-ECO geführt. Im
soll, bei Bedarf mehrere kleinere Wohnungen Rahmen des Wettbewerbs wurde jedoch auf
zu einer Grosswohnung zusammenzulegen. eine kontrollierte Wohnraumlüftung und da-
10
mit auf eine Zertifizierung verzichtet. Der den vorzusehen sowie ein gutes Regenwas-
sommerliche Wärmeschutz und eine natür- sermanagement mit Retentionsvolumen
liche Kühlung waren mit architektonischen in Form von offenen, natürlich gestalteten
Mitteln zu gewährleisten. Becken in die Aussenraumgestaltung zu
integrieren. Flachdächer, Fassaden und
Aussenraumgestaltung andere Vertikalelemente waren zu begrünen.
Der Gestaltung der Siedlungsumgebung Weiter waren die ökologischen Vernetzungs-
kommt zentrale Bedeutung zu. Sorgfältig korridore entlang dem Salzweg, der Rauti-
einzuplanen waren insbesondere die Spiel- strasse und dem Gyrhaldenbächli zu berück-
bereiche der Kindergärten und Kindertages- sichtigen und die auf Parzelle Kataster-Nr.
stätten sowie ein Spielbereich für Kleinkin- AL6953 vorhandenen Biotopqualitäten
der. Die Umgebungsgestaltung mit Wege- zu stärken.
netz, grossen Bäumen und kleinen Plätzen
sollte aus einem Guss erscheinen, harmo- Sozialverträgliche Entwicklung
nisch ins Terrain eingebettet sein und vielfäl- Eine Etappierung des Ersatzneubaus der
tige, für verschiedene Bedürfnisse geeignete städtischen Siedlung ist nicht vorgesehen.
Zonen und Nischen aufweisen. Der Sied- Um die noch verbleibende Mieterschaft bei
lungsaussenraum hatte sich in den beste- der Wohnungssuche zu unterstützen, wird
henden Grünzug einzugliedern, und die zu gegebener Zeit ein MieterInnen-Büro
Bepflanzung hatte sich an den bestehenden, eingerichtet. Für das Neubauprojekt sind
quartiertypischen Grünstrukturen zu orien- verschiedene Auftenthalts- und Begeg-
tieren. Zudem war der Ausbildung des nungsräume gefordert, die für den Zusam-
Erdgeschosses grosse Aufmerksamkeit zu menhalt und die Identifikation der Bewohner-
schenken: hier war die klare räumliche Zonie- schaft mit der Siedlung zentral sind. Die
rung von öffentlich zugänglichen und privaten Detailgestaltung bestimmter Aussenraum-
Bereichen besonders geschickt zu lösen. bereiche, die im Vorprojekt definiert werden,
soll nach Bezug gemeinsam mit den Erst-
Der Wettbwerbsperimeter befindet sich im bewohnerinnen und Erstbewohnern erarbei-
Saumbereich der Stadt und im Wirkungsbe- tet werden. Ein Angebot von zumietbaren
reich einer Kaltluftleitbahn, die vom Uetliberg Zimmern soll Optionen bieten, dass Mieter-
hangabwärts in die tiefer gelegenen Quartiere innen und Mieter auch in wechselnden
strömt. Die Gebäudekörper hatten dieses Familienkonstellationen in der Siedlung
Kaltluftsystem möglichst wenig zu behin- bleiben können.
dern. Im Vorfeld des Wettbewerbs wurde in
einer Studie geprüft, welche Massnahmen Einbezug Quartier
einen hitzemindernden Effekt haben. Diese Im Sinne einer breiteren Einbindung der
Auswertungen haben gezeigt, dass die wirk- Anliegen aus dem Quartier in den Wettbe-
samsten Massnahmen zur Verringerung der werbsprozess wurde im Rahmen der
Wärmebelastung auf der Parzelle in der Aus- Erarbeitung des Wettbwerbsprogramms
senraumgestaltung liegen. So waren versie- ein Echoraum mit Vertretungen aus dem
gelte Aussenflächen zu minimieren, mög- Quartier durchgeführt. Der Echoraum
lichst grosse, zusammenhängende Grünflä- ersetzte die Teilnahme einer Quartier-
chen mit einheimischen, hitzeresistenten und vertretung in der Jury.
unterschiedlichen Vegetationsarten zu pla-
nen, eine gute Verschattung der Südfassa-
11
Wettbewerbsziele Umwelt
Im Sinne eines umfassenden Nachhaltig- Die Siedlung erreicht eine maximale Reduktion
keitsgedankens und des Auftrags der Stadt von Treibhausgasen sowie einen minimalen
Zürich wurden Projekte gesucht, die sehr Energiebedarf für Betrieb und Erstellung.
günstigen Wohnraum für möglichst viele Es waren bauökologisch sinnvolle Konstruk-
Bewohnerinnen und Bewohner aus tiefen tionssysteme und Materialien einzusetzen.
Einkommensschichten zur Verfügung Der Aussenraum ist attraktiver Aufenthalts-
stellen und sich weiter durch folgende ort, biodivers und leistet einen Beitrag zum
Eigenschaften auszeichnen: Stadt- und Lokalklima.
Gesellschaft
Gesellschaftlich vorbildliche Projekte, die
städtebaulich angemessen auf die beste-
hende Stadtstruktur reagieren, die mit ihrem
architektonischen Ausdruck und mit ihrer
Materialisierung einen Beitrag zur Quartier-
aufwertung leisten und die eine hochwertige
Aussenraumgestaltung aufweisen, die
Kontakte fördert und sich durch einen
hohen Offenheitsgrad gegenüber dem
Quartier auszeichnet.
Wirtschaft
Es sind äusserst kostengünstige Projekte
in Bezug auf Erstellung und Betrieb gesucht.
Dabei ist das Augenmerk in den Grundrissen
auf einen effizienten Flächenumgang mit
hohem Gebrauchswert zu legen. Kompakte
Volumen und ein tiefer Technisierungsgrad
sowie der Einsatz von bewährten lang-
lebigen Details erlauben eine kostengünstige
Umsetzung.
12
4 Vorprüfung
Teil 1 Teil 2
Zulassung zur Beurteilung: Die 5 Projekte der engeren Wahl wurden
– Termingerechtigkeit der eingereichten zusätzlich auf folgende Kriterien geprüft:
Unterlagen – Baurecht
– Vollständigkeit der eingereichten – Raumprogramm
Unterlagen – Tragstruktur
– Gebäudetechnik
Die Projekte 02 SODA POP und 43 POPULUS – Aussenraum
wurden unvollständig abgegeben, Projekt 14 – Erschliessung und Parkierung
SALZZZ… WEG enthielt keinen Projektvor- – Brandschutz
schlag. Aufgrund der fehlenden Angaben – Lärmschutz
konnten diese drei Projekte nicht ausrei- – Wirtschaftlichkeit
chend bewertet werden. Die Vorprüfung – Ökologische Nachhaltigkeit
beantragte dem Preisgericht, die Projekte – Betriebskonzept
02, 14 und 43 von der Beurteilung auszu- – Hindernisfreiheit
schliessen und die anderen 39 Projekte zur
Beurteilung zuzulassen. Das Preisgericht Die Mengenangaben wurden vertieft über-
entschied, Projekt 43 dennoch zur Beurtei- prüft und verifiziert. Die detaillierten Berichte
lung zuzulassen. der Expertinnen und Experten sind in den
Vorprüfungsbericht 2 eingeflossen.
Zulassung zur Preiserteilung:
– Projektierungsperimeter und Baurecht
– Raumprogramm
13
5 Beurteilung
Das Preisgericht trat am 20. Mai, am 27. Mai – Bauökologisch sinnvolle Konstruktions-
und am 5. Juli 2021 zur Beurteilung der Pro- systeme und Materialien
jekte zusammen. Nach einer gemeinsamen – Ökologischer Aussenraum, Stadt-
Besichtigung aller Projekte nahm das Preis- und Lokalklima
gericht am ersten Jurierungstag vom Ergeb-
nis der Vorprüfung (Teil 1) Kenntnis. In 2 Wertungsrundgängen und einem
anschliessenden Kontrollrundgang sind
41 Projekte wurden sowohl zur Beurteilung die folgenden Projekte ausgeschieden:
als auch zur Preiserteilung zugelassen.
In Gruppen eingeteilt hat das Preisgericht 1. Wertungsrundgang:
die Projekte eingehend analysiert und im 01 RUE INTÉRIEUR
Plenum in einem ersten wertungsfreien 04 AMALIA
Rundgang präsentiert. Anschliessend fand 05 POPULAR
eine Gesamtbeurteilung nach den folgenden 06 SALZSTREUER
im Wettbewerbsprogramm aufgeführten 07 FLEUR DE SEL
Beurteilungskriterien statt (Reihenfolge 08 HILDEGARD
ohne Wertung): 09 FANTASTIC MISTER FOX
10 SALZKRISTALL
Gesellschaft 11 MAJA
– Stadtraum, Architektur, Freiraum 12 VALEUR DE VIE
– Einhaltung Raumprogramm 19 INFINITY
– Einbindung ins Quartier 21 CAMALEONTE
– Interaktionspotenzial der ergänzenden 26 CIRRUS
Nutzungen zur Belebung von Strasse 27 STRADA
und Quartier 28 MAJ
– Funktionalität, Flexibilität und Gebrauchs- 29 TRANSFORMERS
wert der Grundrisse 30 PEPITA
– Hindernisfreiheit 32 AL GREEN
33 ROCKET
Wirtschaft 34 LEGATO
– Tiefe Erstellungs-, Betriebs- und 35 MOSAIK
Unterhaltskosten 37 KONKAVEX
– Hohe Flächeneffizienz 39 HÜGELPARK
– Hohe Kompaktheit, kleines beheiztes 42 GOLDER
Volumen 43 POPULUS
– Direkte, effiziente Lastabtragung
– Einfache und bewährte Detaillierung 2. Wertungsrundgang:
03 CIRRO
Umwelt 15 BRONKO
– Energie- und CO2-Bilanz für Erstellung 16 DELLE MARIONETTE
und Betrieb, bezogen auf die Energiebe- 17 SALTY WALTY
zugsfläche und als absoluter Wert, Grösse 22 VILLAE DEI MISTERI
und Art der PV-Flächen 24 LOEWENZAHN
– Behaglichkeit der Innenräume und 25 FAMILISTÈRE
sommerlicher Wärmeschutz 36 JANUS
14
38 JESTER formulierte die Empfehlungen für die Weiter-
40 YIN PUNKT YANG bearbeitung, legte die Rangierung und Preis-
41 ENFILADE zuteilung fest und erkor folgendes Projekt
einstimmig zum Sieger:
Am Abend des zweiten Jurierungstags
wurden folgende Projekte für die engere 23 TARTARUGA
Wahl bestimmt:
Zuletzt wurden die Verfassercouverts geöff-
13 IRIS net und die Verfasserteams bekannt gegeben.
18 APPIA
20 LAMA
23 TARTARUGA
31 SÜSS & SALZIG
15
6 Rangierung
16
7 Schlussfolgerungen
Städtebauliche Rahmenbedingungen
17
keit, Gebäudehöhe oder Abgrabungen nicht einhalten.
Generell zeigte sich eine Diskrepanz zwischen städtebaulich
überzeugenden Setzungen und guten Wohnungsgrundrissen:
mit zunehmender Gebäudetiefe reduziert sich die Anzahl der
erforderlichen Baukörper, was zur Entspannung im Aussen-
raum beiträgt, oft aber auch eine Grundrissorganisation mit
guten Belichtungs- und Belüftungsverhältnissen erschwert.
Produktive Verunsicherung
18
Neubauten auszumachen sind. Zudem würden die bekannten
Defizite der bestehenden Siedlung als Last in die nächste
Phase des Lebenszyklus übertragen. Die Jury honoriert die
wertvollen Denkanstösse, muss die beiden Beiträge aber
qualifiziert verwerfen.
Projekte im Fokus
19
8 Empfehlungen
– Längshaus neu konzipieren: Das Haus soll – Anbindung der Wohngasse an die Rauti-
typologisch neu gedacht und die Körnung, strasse verbessern: Die östliche Anbin-
allenfalls auch unter Preisgabe einiger dung an die Rautistrasse soll im Aussen-
Wohnungen, überprüft werden. Dabei ist raum verbessert werden, eventuell mit
das Gebäude weniger komplex zu struktu- einer weicheren, intuitiveren Führung
rieren. Der Auftakt in Bezug auf die Sied- hangaufwärts.
lungsstrasse im Bereich Salzweg / Rauti- – Gebäudeköpfe entlang der Rautistrasse
strasse ist zu klären. besser anbinden: Die Gebäudeköpfe sollen
– Positionierung der Baukörper optimieren: besser an die Strasse angebunden werden
Unter Auslotung der baurechtlichen Ab- und dadurch mehr Präsenz entwickeln
stands-Spielräume an den Rändern soll im Strassenraum.
die Positionierung der Baukörper optimiert – Fassade differenzieren: Der Ausdruck der
werden, wenn möglich zugunsten breiterer Fassaden wirkt noch sehr generisch. An-
Höfe und einer geringeren Rigidität. statt Homogenisierung und Einheitlichkeit
– Porosität stärken – die Durchlässigkeit anzustreben, sollen ortsspezifische Spiel-
der Siedlung soll gestärkt werden: räume ausgeschöpft werden. Zugunsten
Im Bereich der Balkonbrücken: Die «Kupp- einer stärkeren Heterogenität ist zu prüfen,
lungsstücke» zwischen tal- und bergseiti- ob an unterschiedlicher Stelle differenziert,
gen Zeilen sollen elastischer gehandhabt verschiedene Akzente gesetzt und so ein
und eventuell lokal weggelassen werden charakteristischer Ausdruck herausgebil-
zugunsten offenerer Sichtverbindungen det werden kann, beispielsweise durch
hangaufwärts. eine klarere Auszeichnung der architekto-
Im Bereich der Nebeneingänge auf halber nischen Elemente wie Sockelpartie (schafft
Höhe: Die Nebeneingänge auf halber Höhe horizontale Gliederung), eine gestalteri-
sollen entlastet werden, eventuell durch sche Unterscheidung der ausgedrehten
eine Entflechtung von der Waschküchen- Risalite vom «Torso» der Gebäude, eine
Funktion. Differenzierung der Balkonbrücken, etc.
Zwischen den Siedlungen LSZ und BGZ: – Treibhausgas-Emissionen reduzieren:
Die offene Stelle zwischen den Siedlungs- Die Treibhausgas-Emissionen der Erstel-
teilen soll beibehalten und allenfalls lung sollen im Rahmen der limitierenden
gestärkt werden. Kostenvorgaben weitmöglichst reduziert
– Freiraum differenzieren: Die einzelnen werden.
Abschnitte der Wohngassen und die Höfe – Wohnungen überprüfen: Die gegenseitige
sollen differenziert und mit spezifischen Einsicht im Bereich der Küchen ist noch-
Themen angereichert werden. mals zu erwägen.
20
9 Genehmigung
Robin Winogrond,
Landschaftsarchitektin, Zürich
21
22
Rangierte Projekte
13 IRIS Chao Wu, Zürich / München (D) mit Yunhan Lin, Zürich
Ge Gao Landschaftsarchitektin, Bern
23
23 1. Rang | 1. Preis
TARTARUGA
Architektur
Zimmermann Sutter Architekten AG, Zürich
Verantwortlich
Simon Sutter, Andreas Zimmermann
Mitarbeit
Lorenzo Plebani
Landschaftsarchitektur
Freiraumarchitektur GmbH, Luzern
Verantwortlich
Markus Bieri
Mitarbeit
Barbara Lantschner, Joëlle Hofer, Angela Bürgler
Städtebaulich setzt das Projekt auf eine hangquerende Rautistrasse, was von der Jury im Vergleich zu den
Häuserkette, die talseitig aus kürzeren und bergseitig aus ebenerdigen Eingängen der benachbarten hangqueren
längeren Segmenten besteht und in ihrer Mitte über eine Häuser als negativ bewertet wird.
neue Wohngasse zusammengehalten wird. Der städte-
bauliche Plan entwickelt darüber eine Abfolge von unter- Entlang der Wohngasse sind gemeinschaftliche Spiel-
schiedlich proportionierten Freiräumen, die in der Diago- und Treffpunkte angeordnet, die der Identität des Ortes
nalen zusammenhängen. Den Verfasserinnen und und der Gemeinschaft dienlich sind. Der Aussenraum
Verfassern gelingt damit ein feingliedriger und «struktu- der Kita und des Kindergartens, ein Picknickort, der
reller» Städtebau, der die nördlich abfallende Hangkante Spielbereich für Kleinkinder und der Siedlungsplatz
an der Rautistrasse gleichmässig verdichtet und überzeu- sind sinnfällig in der Wohngasse vorzufinden. Das Grün
gend zwischen dem Park des Friedhofgeländes und der zwischen den Häusern ist als Blumenwiese mit einzelnen
offenen Siedlungsstruktur in Altstetten vermittelt. Der grossen Bäumen vorgeschlagen. Generell wäre eine
westliche Abschluss erfolgt über ein grösseres Gebäude, stärkere Differenzierung der Aussenräume wünschens-
das hangparallel steht und damit den Auftritt in die Wohn- wert, welche eine rigide Wiederholung durch gestalteri-
gasse vom Salzweg initiiert. Volumen und Körnung dieses sche Abwechslung vermeidet. Zu prüfen sind ausserdem
gedrehten Gebäudes wirken im Vergleich zur restlichen die Dimensionen des Aussenraums: zu begrüssen wären
Anlage etwas überproportioniert und weniger ausgewogen. stärkere Ausweitungen der Zwischenräume und ein teil-
weiser Verzicht auf verbindende Balkonbrücken. Mit der
Die Häuser werden in der Regel über ihre Stirnseiten er- vorgeschlagenen Tiefgarage nehmen die Verfassenden
schlossen; eine Ausnahme bildet das westliche Gebäude. zwar zusätzliche CO2-Emissionen in Kauf, entlasten die
Dabei wird richtigerweise zwischen grosszügigen nord- Umgebung aber von Aussenparkplätzen, die im schiefen
seitigen Eingangshallen und kleineren südlichen Ausgän- Gelände nur schwer anzuordnen sind.
gen unterschieden. Diese Unterscheidung ist im Sinne
einer guten Adressierung wichtig und dürfte durchaus Die mittig liegenden Treppenhäuser sind im Regelfall als
deutlicher gestaltet sein. Denn die Erschliessung der Vierspänner ausgebildet und teilen das Wohnungslayout
Gebäude dient gleichzeitig der siedlungsinternen Er- hälftig in eine Nordwest- bzw. Südostseite. Erker und
schliessung, indem die im Split liegenden Eingangshallen Balkone an den Gebäudeecken sowie in der Mitte der
auch die beträchtlichen Niveauunterschiede zwischen längeren Segmente verleihen dem Körper Plastizität und
der Rautistrasse, Wohngasse und Friedhofstrasse über- sorgen für eine mehrseitige Orientierung im Wohnen. Die
winden und so einen einfachen barrierefreien Zugang Wohnräume sind klar gegliedert und gut proportioniert.
zu sämtlichen Aussenräumen erlauben. Damit entfallen Über eine Eingangshalle mit Korridor wird der Wohn-
Serpentinenwege im Freiraum. Der hangparallele Weg Essbereich erschlossen. Die Küchen im mittleren Teil
im südlichen Teil ist sekundär, er verbindet die längeren des längeren Segments sind um einen schmalen Licht-
Segmente mittig und bietet willkommene Ausgänge aus und Belüftungshof angelegt. Diese Küchengemeinschaft
den Waschküchen. Der Zugang zum westlichen Haus von vier Parteien wird aufgrund der gegenseitigen Ein-
hingegen erfolgt über eine Treppenanlage entlang der blicksmöglichkeiten vom Preisgericht kritisch diskutiert.
24
Foto Situationsmodell 1: 500
25
23 TARTARUGA
Visualisierungen
27
13 2. Rang | 2. Preis
IRIS
Architektur
Chao Wu, Zürich / München (D) mit Yunhan Lin, Zürich
Verantwortlich
Yunhan Lin
Mitarbeit
Xije Ma
Landschaftsarchitektur
Ge Gao Landschaftsarchitektin, Bern
Die Baukörper der bestehenden Siedlung Salzweg Im Sockelgeschoss der strassenseitigen Gebäudeköpfe
stehen schräg zum steilen Hang. Diese Setzung erlaubt liegen die Räume, die der Siedlungsgemeinschaft und
es, die Wege zwischen den Häusern einigermassen sanft dem Quartier gewidmet sind. Diese Anordnung ist zwar
hangaufwärts zu führen – sie ist aber auch dafür verant- sozialräumlich gut nachvollziehbar. Leider sind diese
wortlich, dass die Häuser seltsam unvermittelt in den öffentlichen Räume in den Sockeln sehr niedrig geraten;
Strassenraum der Rautistrasse ragen. Auch im Projekt- weil sie ausserdem unter den Häusern hervorquellen,
beitrag IRIS stehen die Baukörper schräg im stark entsteht auf ihrem Dach im weichen Hangverlauf ein
geneigten Terrain; weil sie aber an ihren Enden y-förmig topfebener, lebloser Rasenteppich. Baurechtlich ist
aufgespreizt sind, entwickeln sie spezifische Kopfformen. die Anordnung von anrechenbaren Räumen (Gemein-
Diese Köpfe wenden der Rautistrasse das Gesicht zu schaftsraum, Atelier) in den Gebäudesockeln wegen
und bilden so eine geordnete Front zur Strasse hin. Auf Überschreitung der zulässigen Geschosszahl wohl
der Gegenseite, die dem Friedhof zugewandt ist, bewir- ohnehin nicht möglich.
ken ähnlich geformte, aber anders ausgedrehte Gebäude-
köpfe dagegen einen klaren Abschluss des Siedlungs- Wird die städtebauliche Grunddisposition näher betrach-
gefüges gegenüber dem Freiraum. Die strassenseitige tet, so fällt ihre stark zergliederte, unruhige Form auf, und
und die freiraumseitige Reihe von Baukörpern sind über zwar im Schnitt wie im Grundriss. Die Höhenstaffelung
Kupplungsstücke miteinander verbunden, so dass langge- der Gebäude gelingt unterschiedlich gut – je schräger die
streckte, hangwärts gestaffelte Gebäudezeilen entstehen. Häuser zum Hang stehen, desto besser, je senkrechter sie
stehen, desto weniger gut. So sind die Terrainbewegun-
Diese städtebauliche Disposition ist sehr schlüssig, gen umso tiefgreifender, je näher die Gebäude der Kuppe
indem sie grosszügige, gut gefasste Binnenräume offen- kommen, und in der vorgeschlagenen Form wohl nicht
lässt. Wie diese in den Strassenraum hinunter kaskadieren, bewilligungsfähig. Noch zerklüfteter als im Schnitt sind
dabei mal enger, mal weiter werden und von der orga- die Baukörper im Grundriss – wohl deshalb, weil die Ge-
nisch-weichen allmählich in einen mineralisch-gefestigte bäudeform primär aus den Wohnungen heraus, also von
Welt übergehen, ist sehr überzeugend. Die Vorplätze bil- Innen nach Aussen, entwickelt ist. Das ermöglicht reich
den gemeinsam mit den Gebäudeköpfen eine rhythmische zonierte Kleinwohnungen und schön exponierte Gross-
Raumfolge, die aber nicht starr wirkt, sondern durchlässig wohnungen an den Gebäudeköpfen, führt aber auch zu
und einladend. Wohl sind die Treppenanlagen entlang der episodisch und additiv wirkenden Gebäudeabwicklungen.
Strasse noch ziemlich steif – die Wege aber, die von hier
aus aufwärts durch die Hofsequenzen hindurchführen und Gut gelöst sind die Wege, die zu diesen Wohnungen füh-
in der Friedhofstrasse enden, sind angenehm zwanglos ren: Grosse Eingangsbereiche mit angehängten Wasch-
und intuitiv geführt. Der Erhalt vieler bestehender Bäume küchen lassen genügend Luft für viele Begegnungen.
ist lobenswert, falls sie nicht durch die Baugrube gefährdet Von hier erreicht man die Treppenhäuser, die überwiegend
sind und die Höhenkoten gleich bleiben können. Die als Split-Level funktionieren. Die Treppenhäuser sind
Pflanzgärten wirken beliebig in ihrer Platzierung und fünf- oder gar sechsspännig und damit höchst effizient.
müssten besser in die Aussenanlage integriert werden. Kontrovers diskutiert wurden dagegen die offenen Trep-
34
Foto Situationsmodell 1: 500
35
13 IRIS
Visualisierungen
Wohnen mit Gemeinschaftsbezug | Blick von einem Balkon in den Südhof
37
18 3. Rang | 3. Preis
APPIA
Architektur
Meili, Peter & Partner Architekten AG, Zürich
Verantwortlich
Markus Peter
Mitarbeit
Christoph Erni, Roman Pfister,
Ansgar Kellner, Samuel Imbeck
Landschaftsarchitektur
Müller Illien Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich
Bauingenieurwesen
WaltGalmarini AG, Zürich
Baumanagement
Archobau AG, Zürich
Bauphysik, Nachhaltigkeit
Gartenmann Engineering AG, Luzern
In der städtebaulichen Setzung ermöglichen die vierge- Die privaten Aussenräume und Sitzplätze im Erdgeschoss
schossigen Bauten ein ausgewogenes Verhältnis von sind wiederum sehr willkommen und gut nutzbar. In der
Gebäudevolumen und Freiraum. Die höhengestaffelten Gesamtanlage wirkt der Freiraum etwas schematisch. Ge-
Zeilen generieren mit den stark ausgeprägten Gebäude- wünscht würde eine Differenzierung und mehr Stimmung;
köpfen einen mustergültigen Auftakt an der Rautistrasse. Zonierungen und Entwicklungsflächen der Siedlung wer-
Dort ist richtigerweise auch die Hauptadresse der Bau- den vermisst. Auch die Anlieferung der KITA ist ungelöst.
körper angeordnet. Der Eingang erfolgt jeweils über eine Dagegen funktionieren die Aussenflächen und der Spiel-
grosszügige Eingangshalle in eine rue intérieure, die bis platz der KITA sehr gut. Die Freiräume bieten Potenzial
ans Gebäudeende führt und die von oben belichteten für eine Vegetationsvielfalt sowohl strassenseitig wie auch
Treppenhäuser erschliesst. Zusätzliche Zugänge und ein innerhalb des Siedlungsraums, stadtklimatische Faktoren
Wegenetz prägen die Freiräume beidseitig der Baukörper. werden dadurch begünstigt. Die immensen, bis zu drei
Mit der Verlängerung des Fusswegs entlang des Fried- Meter hohen Abgrabungen sind nicht zulässig.
hofes bis zum Salzweg gelingt eine sehr gute Anbindung
an das öffentliche Wegenetz. Der Projektbeitrag APPIA bietet eine solide Wohnungs-
qualität im städtischen Perimeter: Beim Vierspännertyp
Die ostseitigen Gebäudefinger bieten im Erdgeschoss werden den Wohnungen mehrseitige Ausblicke in die
Räume für Zusatznutzungen wie Gemeinschaftsraum Umgebung ermöglicht. Auch die Wohnungen in den innen-
und Waschsalons. Diese sind direkt an die rue intérieure liegenden Eckbereichen sind sorgfältig entwickelt und
angegliedert und ermöglichen nachbarschaftliche wahren den Einsichtschutz von Wohnung zu Wohnung.
Begegnungen. Der Kindergarten ist im Erdgeschoss Die hangseitigen Clusterwohnungen sind dagegen etwas
im kleineren, im Westen angeordneten Solitärgebäude benachteiligt. Sie sind mehrheitlich einseitig orientiert
gut positioniert und erreichbar. Auch die Aussenräume und der Kochbereich liegt teilweise sogar ganz ohne Ta-
und Spielbereiche des Kindergartens funktionieren gut. geslicht im Gebäudeinneren. Die vorgeschlagenen Woh-
nungsgrundrisse lassen eine gute Nutzungsflexibilität zu.
Das Gesamtareal wirkt aufgrund des minimalen Fuss-
abdrucks sehr durchgrünt und durchlässig. So wird der Bei den drei Baukörpern der Genossenschaftswohnungen
Charakter des durchgrünten Wohnquartiers weiterge- ist die Wohnqualität noch höher. Durch die reine Zeilen-
führt. Die Adressierung ist klar und sehr gut ausformuliert. struktur werden durch die Zweispänner mehrseitig orien-
Die Ein- und Ausfahrten der Senkrechtparkierung entlang tierte Wohnungen mit einer hohen Grundrissqualität mög-
der Rautistrasse bedrängen die Eingangsbereiche jedoch lich. Alle Wohnungen haben einen ost- oder westseitig
stark, was vom Preisgericht kritisiert wird. Die Zwischen- orientierten, privaten Aussenraum. Die zur Rautistrasse
räume zwischen den Zeilen werden durch die mäandrie- gerichteten Räume bieten Potenzial für gemeinschaftliche
rende Erschliessung besetzt. Eine differenzierte Aussen- und vermietbare Nutzungen.
raumgestaltung wird dadurch nahezu verunmöglicht.
Auch irritiert die topografische Ausbildung zwischen Der architektonische Ausdruck ist differenziert und sorg-
den städtischen und den genossenschaftlichen Bauten. fältig. Vor allem zur Rautistrasse hin wird der Auftakt sehr
44
Foto Situationsmodell 1: 500
45
18 APPIA
Visualisierung
47
20 4. Rang | 4. Preis
LAMA
Architektur Brandschutz
Bruno Fioretti Marquez GmbH, Berlin (D) Basler & Hofmann AG, Zürich
Verantwortlich Visualisierungen
Prof. Piero Bruno, Prof. Donatella Fioretti, PONNIE Images, Köln (D)
Prof. José Gutierrez Marquez
Mitarbeit
Gonçalo Leite, Kay Fischer,
Martino Bonfioli, Yannick Schulze
Landschaftsarchitektur
Studio Sörensen Landschaftsarchitektur, Hamburg (D)
Verantwortlich
Prof. Dipl. Ing. Christiane Sörensen
Bauingenieurwesen
Schnetzer Puskas Ingenieure, Basel
Bauphysik und Bauökologie
SPEKTRUM Bauphysik & Bauökologie GmbH, Dornbirn (A)
Das Projekt LAMA interpretiert die freiräumlichen Eigen- Hier gewährleisten gemeinschaftliche Nutzungen in den
schaften der bestehenden Bauten auf überraschende unteren Geschossen eine gute Schnittstelle zum Quartier.
Weise. Die gestaffelten Baukörper fügen sich gleicher- Strassenseitig mehrheitlich geschlossene Sockelfassa-
massen in die markante Topografie ein und passen sich den und Rampenbauwerke zu den Velofoyers schmälern
ohne grössere Terrainverschiebungen den Hanggefällen aber die Attraktivität der ansonsten guten räumlichen
an. Die mehrflügeligen Bauten verbergen dabei ihre be- Setzung. Die Kopfbauten und die dazwischenliegenden
trächtliche Grösse, gewähren Durchblicke und schaffen grünen Inseln verleihen der Siedlung hingegen eine
vielfältige Zwischenräume. Mit der gewählten städtebau- angemessene Identität.
lichen Setzung lässt sich der Übergang zur Landschaft
des Siedlungsrandes moderieren und eine Verzahnung Die Staffelung des Terrains Richtung Friedhof erlaubt
mit den benachbarten Quartierräumen erreichen. einen sanften Umgang mit der Topografie. Die Fusswege
sind mit bis zu 10 % Gefälle für eine barrierefreie Freiraum-
Alle weiteren Projektentscheide folgen der formulierten erschliessung aber zu steil. Die Nutzbarkeit der geneigten
städtebaulichen Leitidee. Das Grundmodul für die Wohn- Plätze wird nicht plausibel nachgewiesen. Durch die
bauten zeigt dies am konsequentesten: Ein Ost-West ori- beliebige Setzung der Bäume und die zufällige Einbettung
entierter Zeilenbau mit einem kurzen Seitenflügel nimmt der Wege wirken die Aussenräume undifferenziert. Die
sieben Geschosswohnungen pro Etage auf. Die zentrale, steile Blumenwiese schafft jedoch einen angemessenen
langgezogene Erschliessungshalle mit seitlichem Licht- Übergang zum Friedhof.
einfall an beiden Enden ist das Kernstück jedes Hausteils –
eine Erfindung, die alles Weitere ermöglicht. Die mittige Eine Porosität durch die Gebäudezeilen hindurch ist
Split-Level-Treppe führt einen halbgeschossigen Gebäu- über die Waschküchen angedacht, was jedoch nicht
deversatz ein, durch den die Module sanft in die Topo- überzeugt. Das Preisgericht vermisst eine entschiede-
grafie gelegt werden können. Die leichte Winkelverschie- nere Vernetzung der Zeilenzwischenräume, die es
bung zwischen den Flügeln begünstigt zusätzlich eine schafft, die ganze Siedlung zu verbinden.
geschmeidige Setzung der Volumen im Gesamtkontext.
Die Grundmodule werden dazu auf dem Areal addiert, Über dem Betonsockel wird eine viergeschossiges
gedreht und gespiegelt. Erst durch die Repetition wird die Holzskelettstruktur errichtet, die mit vertikalen Lärchen-
Sorgfalt sichtbar, mit der die Baukörper sich sukzessive holzlatten verkleidet ist. Mit der Holzbauweise sind wich-
mit einer feinen Höhenstaffelung den Hang hinauf entwi- tige Nachhaltigkeitsaspekte bezüglich Anpassbarkeit,
ckeln. Es entsteht eine zurückhaltende Massstäblichkeit Kompaktheit und Grauenergie mit naheliegenden
mit gut proportionierten Siedlungsräumen. Im Schwarz- Mitteln erfüllt.
plan sind die Gebäudefiguren als ikonische Wesen wahr-
nehmbar, die dem Projekt den Namen stifteten. Die horizontale Fassadenschichtung ist mit unterschied-
lichen Brüstungsausbildungen ansprechend differenziert.
Entlang der Strasse fassen die Gebäudeflügel eine Abfolge Die Höhenversätze der Bauten werden dadurch als Varia-
von Ankunftsräumen, die den Auftakt der Siedlung bilden. tion der Fassadengliederung wahrgenommen. Daraus
54
Foto Situationsmodell 1: 500
resultiert eine ruhige Gesamterscheinung, die an die nicht auf das Zielpublikum hin ausformuliert erscheinen,
Sachlichkeit des Neuen Bauens oder zurückhaltende nicht ausgeschöpft.
gewerbliche Nutzbauten erinnert.
55
20 LAMA
Visualisierungen
57
24 5. Rang | 5. Preis
LOEWENZAHN
Architektur
atelier 4036 GmbH, Zürich
Aurel Martin, Romana Sander, Bettina Germann
Verantwortlich
Aurel Martin
Der Beitrag LOEWENZAHN überzeugt in seiner städte- Bezug nehmen. Sie können sich so nur schwer als wirklich
baulichen Setzung aus dreiflügeligen Punkthäusern ent- urbane Orte entwickeln.
lang der Strasse und sich diagonal in den Hang legenden
Kammgebäuden. Die Abtreppung der Bauten in der Höhe Eine Schwäche des Projektes liegt in den Wohnungen.
führt zu einer sanften Einbettung in die Topografie, von Die Punkthäuser sind als dreiflügelige Vielspänner orga-
der die Zwischenräume profitieren. Es gelingt auf selbst- nisiert, wobei die Kleinwohnungen über einen Korridor
verständliche Weise, die heute für den Ort so charakteris- an den Kernbereich angebunden sind. Am Ende des Kor-
tischen Durchblicke in den Grünraum hangaufwärts auch ridors befindet sich ein gemeinschaftlicher Balkon, was
bei höherer Dichte aufrechtzuhalten und sogar noch zu im Sinne der Clusterung gewünscht ist. Dennoch ist der
stärken. Indem die Neubauten die Position des Bestandes Korridor etwas lang, und so scheint dieser Ort abgehängt
aufgreifen, soll ein grosser Teil der Bäume erhalten sowie wenig einladend. Die Dreizimmerwohnungen an
werden. Auch wenn der Nachweis, ob dies im Bauprozess der Strasse besitzen einen einseitig belichteten, allzu
möglich ist, erst mit vertiefter Planung erbracht werden tiefen Wohn-Essraum, in den die Wohnungserschliessung
könnte, schätzt das Preisgericht diesen Ansatz besonders. unvermittelt platzt. Zur kollektiven Lüftungslaube an
der Strasse orientieren sich zwei Individualräume unter-
Die Erschliessung erfolgt schlüssig von kleinen, zur Stadt schiedlicher Wohnungen, wodurch unklar ist, wie und
orientierten Vorplätzen mit Gemeinschaftsnutzungen durch wen dieser Raum genutzt werden soll.
entlang der Strasse. Entlang geschwungener Wege
mit angemessener Steigung werden alle Eingänge der Die Treppenhäuser der kammartigen Gebäude erschlies-
Kammgebäude sowie zusätzliche kollektive Angebote sen je vier Wohnungen sowie eine zusätzliche Satelliten-
im Freiraum der durchgrünten Siedlung gebündelt. Der Wohnung über einen angehängten Laubengang. Diese
übrige Raum mit reichhaltigem attraktivem und gross- typologische Hybridform scheint unentschlossen, insbe-
wachsenden Baumbestand wird als fliessender Grün- sondere da der Laubengang an den Haupträumen der
raum von Programmen befreit. Die privaten Freiräume angrenzenden Wohnung vorbeiführt und diese belastet.
in den Obergeschossen orientieren sich konsequent Auch hier werden private Aussenräume in den Innenecken
zu diesen «ruhigen» Siedlungsräumen und profitieren von zwei Parteien geteilt, was zu grosser Nähe und
so von einer guten Ausrichtung und landschaftlichem Einsichtsproblemen führt. Die Wohnungen besitzen bei
Ausblick. Ein sekundärer Weg auf mittlerer Höhe verbin- knappem Zuschnitt eher viel schlecht nutzbare Bewe-
det die parallelen Raumzungen und ermöglicht kurze gungsflächen und die Wohn-Essräume zum Teil ungünstige
Wege für eine gelebte Nachbarschaft. Proportionen. Eine Abtrennung des Wohnraums als zu-
sätzliches Individualzimmer ist im Regelfall nicht möglich.
Während die Freiräume in Hanglage in ihrer Struktur über-
zeugen, bleibt der Charakter der Vorplätze entlang der Im Ausdruck der Bauten wird über auskragende Vor-
Strasse noch etwas vage. Es ist unklar, welche Nutzung dächer und gegliederte Putzflächen die Nähe zu den
sich hier zwischen Besucherparkplätzen und Entsorgung Siedlungen von Albert Steiner gesucht. Die vertikale
ansiedeln kann, da die Bauten kaum auf diese Räume Gliederung und die Integration der Laubenräume gelingt
64
Foto Situationsmodell 1: 500
65
24 LOEWENZAHN
Visualisierungen
67
03 6. Rang | 6. Preis
CIRRO
Architektur
BoA atlaa GmbH, Zürich
Verantwortlich
Amadeo Linke
Mitarbeit
Martin Arnold, Tobias Abegg, Benjamin Hadorn,
Ivo Hasler, Christoph Ramisch
Landschaftsarchitektur
atelier tp – Tijssen Preller Landschaftsarchitekten,
Rapperswil
Verantwortlich
Iris Tijssen
Mitarbeit
Tilo Preller
Die Zielsetzung einer besonders kostengünstigen und Cluster mit dreiseitig gefassten Höfen und einer Laube als
zugleich ökologisch nachhaltigen Siedlung beantworten Filterschicht zum Strassenraum organisiert. Diese funkti-
die Verfassenden mit klaren Prinzipien: Suffizienz, struktu- onale Verdichtung entlang der Strasse ist nachvollziehbar
relle Einfachheit und Repetition. Ein fünfgeschossiges und wirtschaftlich attraktiv, jedoch erzeugen weder Mo-
Punkthaus mit ca. 14 Metern Kantenlänge bildet das dell noch Visualisierung Vertrauen in die Aufenthaltsquali-
Grundmodul für die «modulare Stadt» als Strategie zur tät und Interaktionsfähigkeit der Hofräume.
Verdichtung nach Innen. Zwei bis drei Häuser verbinden
sich jeweils zu einem Cluster und legen sich zueinander Die Wohnungserschliessung erfolgt aussenliegend
versetzt in den Hang. Dies schafft eine wohltuende Gliede- zwischen den Bauten, wobei im Dreier-Cluster das mittle-
rung innerhalb der Wiederholung, führt aber gleichzeitig zu re Haus an die beiden anderen angebunden wird. Über
einer Unentschlossenheit zwischen dem einzelnen Modul grosszügige, vorgelagerte Lauben wird jede Wohnung
und der Gesamtheit. Die komplexe Dachform ist schlüssig individuell betreten – sie sollen Adresse, Entrée und
aus den baurechtlichen Vorgaben abgeleitet, vermag in se- privater Aussenraum zugleich sein. Innerhalb der Woh-
rieller Anwendung mit vorgelagerten Lauben und Spalier- nung schliesst eine umlaufende Raumschicht unmittelbar
gittern jedoch keine überzeugende Silhouette auszubilden. an die Bäder im Kern an und bindet die Küchen als
Verteilräume ein. Die effiziente Raumstruktur zeigt eine
Im Freiraum entsteht ein verbindender Siedlungsweg auf erstaunliche Vielfalt in der Kombinatorik von 1- bis 9-
mittlerer Höhe sowie hangauf- und hangabwärts fliessen- Zimmerwohnungen. Dennoch wird die Wohnqualität des
de Zwischenräume, die von einer wildwachsenden Vege- radikalen Ansatzes bezweifelt: Wo ist die Garderobe?
tation eingenommen werden. Das Preisgericht schätzt Stehen die Schuhe auch im Winter immer draussen?
das zusammenhängende, starke Stimmungsbild und die Werden die Lauben als Lagerplatz vollgestellt, weil
Identität des Freiraums. Die Kleinteiligkeit erzeugt span- Abstellraum innen fehlt? Die Essküchen als Verteilraum
nende, intime Aussenräume und Raumsequenzen, in der mit direkt angrenzendem Bad wirken allzu beengt für
Wiederholung wird das Grundstück dennoch eher eintö- eine hohe Belegungsdichte und ein entspanntes Mitein-
nig besetzt, wodurch die Grosszügigkeit des Ortes und ander. Das austarierte Verhältnis zwischen Innen und
Blicke in die Tiefe verlorengehen. Die topografische Ein- Aussen sowie zwischen dienenden Zonen und Aufent-
bettung gelingt weniger gut, als dass es die Körnigkeit haltsräumen ist zentral im Wohnungsbau. Der Verzicht
verspricht, und die Adressbildung der Cluster wird zu auf Schwellenräume jeglicher Art opfert zu viel und
schwach ausgebildet. Die Kaskade von kleinen Plätzen läuft den Bedürfnissen bei steigender Dichte zuwider.
wirkt sinnlich, rückt jedoch allzu nah an die Privatsphäre
der Wohnungen heran. Die Jury vermisst eine Hierarchi- Die Themen des ökologischen Bauens bezüglich Stadt-
sierung des Aussenraums, die den unterschiedlichen klima, die effiziente Ausnutzung einer kompakten
Alltagsbedürfnissen der Bewohnenden entspricht. Hüllfläche, die konsequente Lastabtragung mit CO2-
optimierter Bauweise und einfache technische Installa-
Gemeinschaftliche Zusatznutzungen und Keller werden tionen werden durch die Verfassenden mit grosser
konsequent entlang der Rautistrasse gebündelt und als Ernsthaftigkeit und schlüssigen Antworten behandelt –
74
Foto Situationsmodell 1: 500
75
03 CIRRO
Visualisierungen
Atelierhof Rautistrasse
77
15 7. Rang | 7. Preis
BRONKO
Architektur
Christoph Zille und Leonie Wolgemuth, Zürich
Verantwortlich
Christoph Zille
Mitarbeit
Yol Arias
Nachhaltigkeit, Ressourcen, Klimaschonung
Architekturbüro K. Pfäffli, Zürich
Das Projekt BRONKO formuliert seine Argumentation führt. Diese Hoffront bildet die Aussicht sämtlicher
klug und wägt sorgfältig zwischen Erhalten und Abbre- gegenüber liegender Wohnräume und ist wenig attraktiv.
chen ab. Die selbst gestellte Frage lautet: «wo und wie Der Lift ist schwer auffindbar im Treppenhaus des süd-
können wir gezielt eingreifen, um […] die Anforderungen westlichen Volumens angeordnet. Der Laubengang
[…] mit reduziertem Ressourcenverbrauch und minimier- an der südwestlichen Hofseite Seite erscheint unnötig:
ten Klimaauswirkungen zu erfüllen?». Darauf folgt eine Das innenliegende Treppenhaus könnte gut als Mehr-
aufschlussreiche Analyse der Qualitäten des Bestands- spänner ausgebildet werden. Zwischen den versiegelten
projekts und seiner Wohnungslayouts: Die Entscheidung, Erschliess- ungen führen geschwungene behinderten-
die vier-, fünf- und sechsgeschossigen Bestandsbauten gerechte Serpentinen auf dem landschaftlichen Grün-
zu erhalten und nur die zwei- bis dreigeschossigen raum zu den Wohnhöfen und unterteilen den ohnehin
Volumen im Süden abzubrechen, wird vom Preisgericht schon kleinen Grünstreifen zusätzlich.
sehr positiv bewertet. Denn mit diesem Teilabbruch kann
ein Grossteil der Wohnungen («100 der 130») stehen blei- Die drei neuen Volumina um den recht schmalen Wohnhof
ben. Darüber hinaus erscheint die Erhöhung der Volumina unterscheiden sich typologisch. Die Qualität der Wohnun-
an der Rautistrasse städtebaulich richtig. Diese Höhe ist gen ist insgesamt aber wenig spezifisch und zu wenig aus
nur dank des Erhalts möglich, da die aktuelle Wohnzone dem Laubengangtyp entwickelt. Die direkten Eingänge
bloss eine W3 vorsieht. Städtebaulich nicht überzeugend in die Küche respektive die Wohnhalle zum Beispiel sind
ist die Ausbildung der beiden Wohnhöfe als südlicher architektonisch und funktional nicht bewältigt. Die langen
Abschluss der Anlage. Die ausgreifenden neuen Volumina Korridore der Gross-WGs sind räumlich nicht attraktiv. In
verschliessen den Blick hangaufwärts und widersprechen Anlehnung an die Bestandsgebäude war den Verfasserin-
der Durchlässigkeit und Offenheit der bestehenden Sied- nen eine Staffelung der Volumen wichtig – dies ist nach-
lung, zudem ist ein Hof in Hanglage schwer vorstellbar. vollziehbar, aber innenräumlich nicht ausgereizt. Dafür ist
Städtebaulich besser erscheint die Lösung im Perimeter die Setzung zweier Fenster und einer Türe jeweils zu einer
B für die BGZ, zumal der Abstand der Zwischenräume T-Figur eine schöne Überlegung, da dadurch grosszügi-
(zwischen versiegeltem Hof und freiem Grün) differen- gere Öffnungen bei insgesamt weniger Fensterfläche
zierter ausgebildet ist. entstehen. Im Vergleich scheinen die Wohnungen der
Bestandsgebäude aber viel gebrauchstauglicher als die
Die Erschliessung erfolgt über die bestehenden, leicht neuen Vorschläge. Insgesamt wird die architektonische
gestuften Plateaus und führt über den nicht unerheblichen wie auch soziale Qualität des Wohnhofs nicht nachgewiesen.
Höhenversatz eines ganzen Geschosses in den neuen
Wohnhof mit Laubengangerschliessung. Die Veloabstell- Die Vorschläge zur Sanierung des Altbaus sind sorgfältig
plätze liegen am südlichen Ende dieses Hofes und damit aufgeführt und zeigen eine vertiefte Analyse des Bestandes
viel zu peripher für die Siedlung. Der Laubengang weist auf. Richtigerweise kann davon ausgegangen werden,
an seiner nordöstlichen Seite eine Kaskadentreppe dass der Rohbau in mehrheitlich gutem baulichem Zu-
auf, welche die Eineinhalbzimmerwohnungen sowie die stand ist, wohingegen die Gebäudehülle und Haustechnik
Gross-WGs erschliesst und bis auf die Dachterrasse dringend erneuert werden müssen. Erstaunlicherweise
84
Foto Situationsmodell 1: 500
85
Situation Perimeter A 1:2000
86
15 BRONKO
Visualisierungen
87
31 8. Rang | 8. Preis
SÜSS & SALZIG
Architektur
B2G Architekten SIA AG, Sempach
Raumfacher Architekten GmbH, Schwyz
Simić Schaudt Architekten AG, Schattdorf
und Barmettler Architekten, Cham
Verantwortlich
Yannick Bucher, Lukas Heinzer, Lukas Horat,
Ivo Oberholzer, Ivan Simić, Philipp Schaudt,
Philipp Barmettler
Mitarbeit
Timo Walker, Sarah Straub, Michael Fähndrich
Landschaftsarchitektur
Atelier Oriri Landschaftsarchitekten GmbH, Kehrsiten
Verantwortlich
Ramel Pfäffli
Ähnlich dem gegenwärtigen Bestand sind die von Prinzip eines Baukastens folgt, die Dachvorsprünge und
SÜSS & SALZIG vorgeschlagenen Gebäude im Perimeter Bullaugen sowie die filigranen Laubengangkonstruktionen
diagonal ausgerichtet. Das Projekt profitiert dadurch wecken Assoziationen zu den leichten Pavillonbauten der
von geringeren Steigungsverhältnissen und einer sanften späten 1950er-Jahre im Park. Jedoch stellt sich die Frage
Einbindung der Bauten im schiefen Terrain. Die Haupt- nach der Stimmigkeit dieser Referenz in Anbetracht der
erschliessung erfolgt über eine offene Platzsituation auf vorgegebenen Dichte und der daraus resultierenden
Höhe der Bushaltestelle Salzweg, wo sich der Blick in Massstäblichkeit.
die Tiefe des Areals öffnet und von wo aus die Siedlung
über einen mäandrierenden Weg auf selbstverständliche Hinsichtlich Stadt- und Lokalklima positiv zu erwähnen
Art und Weise hindernisfrei erschlossen wird. Der Platz sind die Gestaltung des Aussen- und Grünraums als
wird von einem separaten, dreiteiligen Baukörper be- biodivers gestalteter Park, der Erhalt eines Grossteils
grenzt, der den rückseitigen Anschluss an die angrenzen- des wertvollen Baumbestandes und die Fallwindsituation.
de Bebauung schafft und die Zusatznutzungen aufnimmt – In Bezug auf die graue Energie fallen der geringe Anteil
ein bewusster Entscheid für die Konzentration der unterbauter Aussenfläche und der Erhalt der bestehen-
gemeinschaftlichen Nutzungen an einem Ort. Gleichzeitig den Tiefgarage auf.
wird so auf eine Interaktion und Belebung von Strasse
und Quartier auf Erdgeschossebene entlang der Rauti- Das Raumprogramm kommt sehr nahe an die Vorgaben
strasse verzichtet. Die Rautistrasse wird von mehreren am des Wohnungsschlüssels heran. Schwächen sind im
städtebaulichen Grundmuster ausgerichteten, abgestuf- Bereich der fehlenden Schwellenräume zu erkennen:
ten Punktbauten gesäumt. Hangseitig wird die Siedlung Insbesondere im Bereich der Kleinwohnungen, bei denen
ergänzt durch längere Gebäudezeilen mit Laubengängen, die Wohnzimmer ausschliesslich auf die vorgelagerten
an denen die Wohnungen alternierend angeordnet sind. Laubengänge orientiert und die Aussenräume auf anony-
Im Aussenraum schafft die Komposition der verschiede- men Dachflächen angeordnet sind, werden Fragen nach
nen Vor- und Rücksprünge offene Hof- und Platzsituatio- Privatsphäre aufgeworfen. Die Küchen der Kleinwohn-
nen, die sich zu einer parkähnlichen Landschaft verbin- ungen sind schlecht belichtet und die grosszügigen
den. Die Gebäudezeilen erhalten an ihren Enden markante Erschliessungsbereiche der Grosswohnungen gehen
Abschlüsse mit einer partiellen Einhausung des Lauben- zu Lasten der übrigen Räume.
gangs und zweiseitig angeordneten Wohnungen.
Auf Kritik stiess der unsensibel gestaltete Übergang zur
Der Kindergarten befindet sich im Zentrum der Siedlung. Rautistrasse. Zwar schafft das Projekt eine starke Rhyth-
Eine schöne soziale Geste, die aber dazu führt, dass viele misierung und Durchgrünung des Strassenraums, den-
umgebende Wohnungen von Lärm betroffen sind. Die noch ist der Freiraum als starker, zusammenhängender
Suche nach einem eigenständigen, spezifischen architek- Ort und identitätsstiftendes Element der Siedlung nicht
tonischen Ausdruck fasziniert und irritiert die Jury zu- spürbar. Die strassennahe Wohnnutzung bis ins Erdge-
gleich. Die ikonografischen Windkraftanlagen, die modu- schoss verunmöglicht eine Interaktion von Strasse und
lare, vom Holzbau geprägte Hybridbauweise, die dem Quartier. An schwierigster Stelle werden im Kontergefälle
94
Foto Situationsmodell 1: 500
95
31 SÜSS & SALZIG
Visualisierungen
97
104
Weitere Projekte
16 DELLE MARIONETTE ARGE Pimentel Trunz Architekten und Luis Sarabia, Zürich
Alsina Fernandez Landschaft Architektur BSLA
105
19 INFINITY Architekturbüro Meyer SIA AG, Urdorf
Simon M. Bussiere, Honolulu (USA)
106
38 JESTER Tilla Baganz Architektin, Zürich
40 YIN PUNKT YANG ARGE Hänny Kuyucu Architekten / Stéphane Chau, Zürich
PR Landschaftsarchitektur GmbH, Arbon
107
Zürich, August 2021
Auflage
200 Exemplare
Redaktion
Françoise Krattinger, Amt für Hochbauten
Projektleitung
Oliver Bolli, Amt für Hochbauten Layout
Andrea Lüdin, Fabian Unold, Amt für Hochbauten
Expertinnen und Experten
Annett Richter, Amt für Baubewilligungen Modellfotografie
Katrin Napravnik, Immobilien Stadt Zürich Luca Zanier, www.zanier.ch
Stephan Jack, Gabriella Möschinger,
Roberto Guarneri, Liegenschaften Stadt Zürich Druck
Marco Flurin Steiner, Grün Stadt Zürich Print-Shop, Zürich
Franziska Schell, Thomas Derstroff, Tiefbauamt Stadt Zürich
Albert Kunz, Adrian Tenger, Schutz & Rettung Zürich
Oscar Fisler, Umwelt- und Gesundheitsschutz Zürich
Roger Stocker, HSSP AG Stadt Zürich
Theres Fankhauser, Armin Grieder, Philipp Hubler, Amt für Hochbauten
Ian Jenkinson, Stefan Lutz, Amt für Hochbauten Projektentwicklung
Lindenhofstrasse 21
Kommunikation Postfach, 8021 Zürich
Ursula Tschirren, Amt für Hochbauten
T +41 44 412 11 11
Administration und Organisation stadt-zuerich.ch/wettbewerbe
Britta Walti, Amt für Hochbauten Instagram@zuerichbaut
Stadt Zürich
Amt für Hochbauten
Lindenhofstrasse 21
Postfach, 8021 Zürich
T +41 44 412 11 11
stadt-zuerich.ch/wettbewerbe
Instagram @zuerichbaut