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Wohnungsnot: Implenia sieht grosse Chancen bei Hochhäusern 15.05.

23, 13:47

Implenia sieht die Wohnungsnot als


Geschäftschance und will vor allem in die
Höhe bauen
Für den führenden Schweizer Baukonzern Implenia spielt die Musik in
den Städten. Die Urbanisierung mache auch vor der Schweiz und
Deutschland nicht halt, ist man bei der Zürcher Firma überzeugt. Aus
dem Hochbau auf dem Land hat sie sich weitgehend zurückgezogen.

Dominik Feldges, Opfikon


01.03.2023, 15.07 Uhr

Ennio Leanza / Keystone


André Wyss, CEO von Implenia, hat den Baukonzern Implenia
neu ausgerichtet.

Der grösste Schweizer Baukonzern Implenia glaubt an die 10-Millionen-


Schweiz. Die Einwohnerzahl unseres Landes werde sich wohl in diese
Richtung entwickeln, sagt André Wyss, der seit gut vier Jahren der
Geschäftsleitung vorsteht. Und der gebürtige Aargauer, der einst bei
Sandoz in Schweizerhalle eine Lehre als Chemikant absolviert hatte und
sich später – bis zu seinem Wechsel zu Implenia – Stufe um Stufe im
Management von Novartis bis zum Schweizer Länderchef hocharbeitete,
ist fest davon überzeugt, dass die Schweiz vor allem in den Städten
wachsen wird.

Spezialist für grosse Überbauungen

Mit Blick auf den ländlichen Raum ist man bei Implenia deutlich

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vorsichtiger gestimmt. Die Bautätigkeit bei Ein- und


Mehrfamilienhäusern werde in den nächsten Jahren in nicht urbanen
Gebieten wohl zurückgehen, sagte Wyss an der Bilanzmedienkonferenz
am Hauptsitz der Firma in Opfikon. Bei Implenia geht man davon aus,
dass die Schweiz wie ganz Westeuropa dem globalen Megatrend der
Urbanisierung folgen wird. Laut Marktprognosen, auf die sich das
Unternehmen stützt, dürften bis 2025 über 80 Prozent der
westeuropäischen Bevölkerung in städtischen Gebieten leben.

Um diesen Trend zu bewältigen, ist Verdichtung angesagt. Es werde


vermehrt in die Höhe sowie unter der Erde gebaut, sagte Wyss. Die Firma
Implenia, die laut eigenen Angaben selbst noch vor wenigen Jahren
deutlich stärker im ländlichen Raum engagiert war, sieht sich dank ihrer
Grösse und breiten Aufstellung für komplexe Bauvorhaben wie
Hochhäuser und besonders grosse Wohnüberbauungen prädestiniert.
Man habe in den vergangenen Jahren gezielt Kompetenzen aufgebaut,
um rasch umfangreiche Projekte mit 400 oder sogar 500 Wohnungen
realisieren zu können, sagt der Unternehmenssprecher Silvan Merki.

Der Konzern hat dabei sein Auge auch auf Deutschland geworfen, wo der
Bedarf an zusätzlichem Wohnraum in den Grossstädten besonders gross
ist. Wie Wyss durchblicken liess, profitiert man bis heute stark vom
Zukauf der Firma Bilfinger Hochbau. Die Firma war 2016 mit rund
tausend Mitarbeitern zu Implenia gestossen.

Das Gros der Leute in der Schweiz und in Deutschland

Heute arbeiten 2500 von 7600 Beschäftigtem des Konzerns in


Deutschland. In der Schweiz zählt das Unternehmen 3700 Angestellte.
Der Rest der Belegschaft verteilt sich auf die übrigen Kernmärkte in
Österreich, Frankreich, Schweden und Norwegen, wo Implenia indes
vornehmlich im Tunnelbau aktiv ist. Dieser bildet einen weiteren
Schwerpunkt in der Tätigkeit der Firma. Stolz weist man darauf hin, als
einziger Baukonzern an sämtlichen Alpentransversalen, die zurzeit im
Bau sind, beteiligt zu sein: am Gotthard, am Brenner, an der neuen
Verbindung zwischen Lyon und Turin und am Semmering.

«Die neue Fokussierung von Implenia liegt in der Spezialisierung»,


betont Wyss. Das Unternehmen hat sich unter seiner Führung in den
vergangenen Jahren nicht nur vom Land, sondern auch aus zahlreichen
Bauprojekten zurückgezogen, die zu wenig Chancen auf eine
Differenzierung boten.

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Bauarbeiter stammen von Drittfirmen

Implenia will nach dem Vorbild vor allem angelsächsischer Anbieter wie
Amec Foster Wheeler und Balfour Beatty primär als Anbieter in den
Bereichen Engineering und Projektmanagement auftreten. Bei solchen
Firmen dominieren hochqualifizierte Arbeitskräfte wie Ingenieure und
Architekten. Die eigentlichen Bauarbeiten werden an Subunternehmen
vergeben, die in der fragmentierten Branche nach wie vor in grosser Zahl
vorhanden sind.

Mit einen Umsatz von 3,6 Milliarden Franken ist Implenia in der
Schweiz laut eigenen Angaben rund viermal grösser als die Nummer
zwei Marti. Auch die nächstkleineren Anbieter Frutiger, Walo, Halter und
Strabag erwirtschaften deutlich geringere Einnahmen.

Wyss geht davon aus, dass bei kleinen und mittelgrossen Projekten im
Hoch- und Tiefbau weiterhin vor allem regional verwurzelte
Bauunternehmen zum Zug kommen werden. Sobald es aber komplexer
werde, nehme der Bedarf an internationalen Spezialisten zu. Implenia
spürt diese Tendenz beispielsweise vermehrt auch beim Bau von
Spitälern. Offenbar erhält der Konzern so viele Anfragen aus dem In-
und Ausland, dass er manche Aufträge aus Kapazitätsgründen ablehnen
muss.

Trotz allem tiefmargiges Geschäft

Bei aller Spezialisierung bleibt der Bau indes auch für Implenia ein
tiefmargiges Geschäft. Im vergangenen Jahr gelang es immerhin, die
Umsatzrendite auf Stufe Betriebsergebnis (Ebit) von 3,1 auf 3,9 Prozent
zu steigern. Mittel- und langfristig hat sich der Konzern einen Wert von
über 4,5 Prozent zum Ziel gesetzt.

Die Eigenkapitalquote, die im verlustreichen ersten Pandemiejahr 2020


auf gefährlich tiefe 10 Prozent abgestürzt war, wurde inzwischen dank
erfolgreichen Bemühungen bei der Verkürzung der Bilanz sowie
steigenden Überschüssen auf 18 Prozent erhöht. Mittelfristig, so
beteuert das Management, soll sie 25 Prozent erreichen. Auch plant
Implenia erstmals seit 2019, wieder eine Dividende auszuschütten. Sie
soll 40 Rappen pro Aktie betragen. 2019 war den Anteilseignern indes
mit 75 Rappen noch fast doppelt so viel zugeflossen.

Die Neuausrichtung und die finanziellen Fortschritte der Firma sind bei
Anlegern auf grossen Anklang gestossen. Am Mittwoch schloss der

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Aktienkurs von Implenia um 1,65 Prozent höher auf 43.15 Franken.


Damit haben die Titel in den zurückliegenden zwölf Monaten knapp 80
Prozent gewonnen. Wer sie allerdings schon seit fünf Jahren hält, hat
noch immer über 30 Prozent mit ihnen verloren.

Implenia hat noch Boden gutzumachen


Aktienkurs, in Fr.
80

60

40

20

0
2019 2020 2021 2022 2023

Quelle: Bloomberg NZZ / df.

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