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Haltestelle Limmatplatz, Zürich

Autor*in: Sebastian Baumann


Status: In Bearbeitung
Semester: Herbst 2022
Datum: 11.12.2022

Ort

Zürich

Karte

Karte:

Adresse

Limmatplatz, Industriequartier, Zürich, 8005, Bezirk Zürich, Zürich, Schweiz

Bauaufgabe

Wartehalle, Bus- und Tramhaltestelle

Kategorie nach Funktion

Verkehrsbauten

Bauweise

Stahlbau
Betonbau

Architektur

Baumann Roserens Architekten ETH SIA BSA , Zürich

Tragwerksplanung

Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG, Zürich

Sonstige Planung

Mebatech AG, Baden


TT Lichtplanung, Zu?rich
Avireal AG, Kloten
Lemon Consult GmbH, Zu?rich
MMT AG Architekten und Bauleiter, Winterthur

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Ausführende Firmen

Mooser Treichler Bauleiter, Brüttiselllen

Bauherrenschaft

Stadt Zürich, VBZ/Immobilien-Bewirtschaftung

Jahreszahl/Fertigstellung

2007

Eigentümer*in

Stadt Zürich

Jahr

2022

Eingetragenes Denkmal

Nein

Inventarisierung

Nein

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Baubeschrieb

Bauphasen

Die Bushaltestelle Limmatplatz wurde im Jahr 2007 um eine Tramhaltestelle und eine Platzgestaltung erweitert. Der
Ersatzneubau wurde im Oktober 2004 von der Stadt Zürich zum Wettbewerb ausgeschrieben. Der schlussendlich
siegreiche Beitrag wurde von Baumann Roserens Architekten eingerreicht. Im März 2006 folgte der positive
Stadtratsbeschluss, um im August 2006 mit dem Bau zu beginnen. Im Mai 2007 wurde die Tramhaltestelle sowie der Platz
von Baumann Roserens Architekten mit Isabel Gutzwiller in der Projektleitung fertiggestellt. Die Gesamtkosten beliefen
sich auf etwas über 4 Millionen Fr., wobei die Gebäudekosten mit leicht über 2.6 Millionen Fr. den grössten Teil
beanspruchten. Besonders sind die Platzgestaltungskosten von über 1 Million Fr., was auf die prominente Lage sowie dem
Wunsch des Bauherren für das Gestalten eines attraktiven Platzes1 zurückzuführen ist.

Gestalt

Ein massives Betondach, halbiert von der durchgehenden Tramlinie, nimmt die geschwungene Perrimeterform auf.
Sichtbare Stahlstützen und Betonmauern tragen die beiden Dachhälften auf der jeweiligen Seite des Gleises. Mit je drei
zylinderförmigen, mit Glas verkleideten Strukturen, ist die Tragstruktur raumhaltig ausgebildet. Auf beiden Seiten gibt es
zudem ovale Aussparung für durchschiessen die Platanen. Die Betondecke ist 50 Centimeter dick und wurde auf einer
Höhe von 3.30 Meter vor Ort gegossen. Die raumhaltige Tragstrukturen bieten Volumen für Toiletten, Automaten oder
auch Platz für eine kleines Café mit Kiosk.

Bodenbehandlung

Der Boden ist mehrheitlich versiegelt. Unter den Dachöffnungen, bei den 4 Platanen, kann Wasser durch den Boden
sickern, damit die Bewässerung der Pflanzen garantiert ist. Der hier verwendete Kiesboden hebt sich farblich leicht von der
apshaltierten Umgebung ab. An den Rändern der beiden Inselteilen markieren überlange Pflastersteine die Trennung zur
Strasse. In der Höhe angepasst an die umliegenden Fussgängerbereiche erleichtern sie den reibungslose Verkehrsfluss
und bieten erhöhte Sicherheit.

Kunst am Bau

Die Videoinstallation bei der Tramhaltestelle Limmatplatz trägt den Titel «Übertragung» (2007) und stammt von Harun
Farocki. Gezeigt werden im Video Dokumentationen von Verhaltensformen und Ritualen von Menschen mit Monumenten,
Ikonen oder Mahnmalen. In einer Sequenz tasten zum Beispiel Besuchenden des «Vietnam Veterans Memorial» in
Washington die eingemeisselten Namen der im Krieg gefallenen Soldaten ab.2 Die Installation zeigt, dass der Limmatplatz
nicht nur sich selber in Bewegung setzt, sondern dass der Platz und mit ihm die Stadt Teil eines internationalen Netzes von
Bewegungen und Erinnerungen ist.3

Städtebau und Tradition

Der Limmatplatz nimmt eine städtebauliche komplexe Situationen ein, die auf verschiedene Verkehrsströme und
Fussgänger Situation eingehen muss. Zwischen dem Hauptbahnhof Zürich und Zürich West gelegen, in der verlängerten
Achse der Landstraße kurz bevor man auf die Kornhaus gelangt, gleicht der Limmatplatz einer Drehscheibe. Ähnliche
städtebauliche Situationen wie die Haltestellen beim Paradeplatz und beim Bellevue wurden in Zürich in den 30er Jahre
bereits ähnlich gelöst : Runde Formen die an Drehscheiben erinnern, auskragenden Betondächer und raumhaltige
Tragstrukturenstrukturen für zB. einen Kiosk. Weiter entwickelt wurde diese Zürcher Tradition beim Limmatplatz durch eine
sensible Einarbeitung der bereits vor dem Neubau auf dem Platz stehenden Platanen4, um die die Dachskulptur elegant
geschwungen wurde.

Sicherheitsaspekt

An einem stark frequentierten, wichtigen Ort mitten in der Stadt Zürich gelegen, wollte der städtische Bauherr im Zuge der
Aufwertung des Limmatplatzes auch für eine erhöhte Sicherheit sorgen.5 Neben der in der Nacht beleuchteten, runden
Glasfassade, welche keine dunklen Ecken bietet, sorgen 16 Überwachungskameras für Sicherheit rund um die Uhr.

1. Ina Hirschbiel Schmid, HALTESTELLE-LIMMATPLATZ, Zu?rich-Industriequartier, in : Amt fu?r Hochbauten der Stadt Zu?rich, Mai 2007.

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2. Sara Izzo, Denkmäler im Fokus – Einblick in die Diskussion, in: Kunst Newsletter der Stadt Zürich, https://www.stadt-zuerich.ch/t...

3. Philip Ursprung, Die Kunst und die Stadt, in: unimagazin, März 2008, https://www.magazin.uzh.ch/dam...

4. Nächster Halt : Limmatplatz, in: Baunetz, Newsletter vom 30.05.2007, https://www.baunetz.de/meldung...

5. Tobias Scheidegger, Zürich: Der Limmatplatz: Ein immerwährendes Fest der Blicke, in: WOZ, Nr. 23, 23-9.Juni 2011,
https://www.woz.ch/1123/zueric...
6.

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Würdigung

Die transparente Architektur und die freie Dachform sind ein elegantes Zeitzeugnis. In ihrer ausdrucksstarken Form, die in
ihrer skulpturalen Herangehensweise an eine infrastrukturelle Drehscheibe erinnert, bietet der Ersatzneubau Limmatplatz
ein gelungenen Einblick in die Weiterführung einer Zürcher Bautradition : Anbindend an Bauten wie den Bellevue-Pavillon
oder die Haltestelle beim Paradeplatz führen Baumann Roserens Architekten mit einem gelungen Werk die Typologie der
Haltestelle zentraler Zürcher Stadtplätzen ins 21 Jahrhundert.

Durch die sensible Aufnahme des Kontexts in die Gestaltung des Platzes und des Dachs wirkt der Neubau positiv auf
seinen unmittelbaren urbanen Kontext ein. Die bereits vor dem Neubau bestehende Plantaten wurden in die Konzeption
der Dachform miteingedacht und bleiben wichtige Grünpunkte auf dem Platz. Über die Erhöhung der beiden Inselteilen und
entsprechender punktueller Vertiefung wird auf sensible Art der Fussgängerstrom aus dem urbanen Kontext in die
Gestaltung einbezogen.

Die Verwendeten der Materialien - hauptsächlich Glas, Stahl und Beton - zeugen in ihrer Art der Anwendung von einem
spezifischen kulturellen Kontext. Er ist in seiner Ausarbeitung tadellos und auf der Höhe der Möglichkeiten seiner Zeit.

Das Lichtkonzept von TT Lichtingenieuren hat vorbildlichen Charakter in Bezug auf seine Verschmelzung von Sicherheit,
Funktion und der Verbindung von Tragstruktur und Lichtführung. Wie helle Lichtsäulen schwebt das Dach über den
Glaszylindern.

Die ergiebige Zusammenarbeit verschiedener Planern erlaubt einen erhaltenswerten Mehrwert für die Stadt. Nicht zuletzt
durch seine herausragende Form hat der Bau einen identitätsstiftenden Charakter für das Quartier. In einem
übergeordnete Kontext ist seine traditionsvortführende Stellung in Zürcher Infrastrukturbauten herauszustreichen. Nicht
zuletzt die mutige Vergabe1 der öffentliche Bauherrschaft an ein junges, aufstrebenden Zürcher Architekturbüros führte zu
einem Bauwerk, das als hervorragendes Bauwerk seiner Zeit eingehen wird.

1. https://www.nzz.ch/effiziente_...

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Erhaltungskonzept

Im Hinblick auf die Weiterführung der Haltestelle-Typologie im Raum Zürich ist ein hohes Mass an Sensibilität gefordert. Es
geht nicht nur darum, die Gesamtform der Haltestelle zu erhalten, sondern auch die Ausführung in ihrem Charakter.1

Die skulpturale Gestalt und der vor Ort gegossene Beton fordern eine fachmännische Expertise von einer Personengruppe
mit Erfahrung. Gerade in Hinblick auf Frost, starke Witterung sowie auch den Platanen, die durchs Dach schiessen, ist
durch äussere Umstände ein stetiges Gefahrenpotenzial zu erkennen. Eine Fachgruppe, in der Spezialisten aus
verschiedenen Gebieten zusammen arbeiten, ist unumgänglich.

Der Beton und die Struktur können über sorgfältig Oberflächenbehandlung in ihrer Lebensdauer verlängert werden. Durch
die endliche Lebensdauer der Bäume ist ab einem gewissen Zeitpunkt erhöhte Sorgfalt gegenüber möglichen Windböen
und Schneefall geboten. Da es sich beim Limmatplatz um einen Ort in Zürich handelt, der starken frequentiert wird und für
den urbanen Verkehrsfluss eine zentrale Bedeutung einnimmt, muss seine Funktionstüchtigkeit gewährleistet sein.2 Eine
stete Kontrolle sowie die sorgfältige Wartungsarbeit ist daher unbedingt notwendig.

Das Projekt steht im Dialog mit anliegenden Infrastrukturen, die sich aufgrund der Lage in der Stadt in verschiedene
Richtungen ausbreiten: Richtung Autobahn, Hauptbahnhof, Schaffauserplatz, Langstrasse usw. Veränderungen in
anliegenden Gebieten können daher einen Einfluss haben auf die Nutzung der Haltestelle und der städtebauliche Blick auf
den Bau bleibt auch nach seiner Fertigstellung nötig.

Im Hinblick auf die Entwicklung von öffentlichen Fortbewegungsmitteln ist in absehbarer Zeit mit Veränderungen zu
rechnen. Notwendige Ergänzungen sollten nach den Grundsätzen des Baus erfolgen: jede Ergänzung soll den Charakter
der Gegenwart abbilden und sich gleichzeitig harmonisch in das Ganze einfügen.3 Es ist gut vorstellbar, dass seine
Ästhetik des Bauens auf Sicht, weniger Materialen und geschwungenen Formen in den folgenden Anpassungen eine Rolle
spielt.

1. Siehe Charta von Venedig, Art. 13.


2. Charta von Venedig, Art. 4.

3. Langenberg, Vorlesung ETH 4 November 2021

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Hauptbild

Lichtsäulen
Sebastian Baumann

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Zusätzliche Bilder

Sicht entlang Tramschienen


Sebastian Baumann

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Situation unter Dach
Sebastian Baumann

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Ansicht bei Nacht
Sebastian Baumann

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Ansicht bei Nacht
Sebastian Baumann

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Ansicht bei Nacht
Sebastian Baumann

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Ansicht bei Nacht
Sebastian Baumann

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Haroun Farocki Video Installation nach Fertigstellung
Pietro Mattioli

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Limmatplatz im Jahre 2006
Dudli Hanspeter, 2006

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Limmatplatz 1933
Photoglob, 1933

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Federzeichnung Limmatplatz von 1980
Godi Leiser, 1980

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Pläne

Erdgeschoss
Baumann Roserens Architekten AG

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Schnitt
Baumann Roserens Architekten AG

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Schnitt
Baumann Roserens Architekten AG

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Situationsplan
Baumann Roserens Architekten AG

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Kontakte

Kontakt:

Kontaktperson

Lorenz Baumann

Institution/Archiv/Firma usw.

Baumann Roserens Architekten AG

Adresse

Limmatstrasse 285 CH-8005 Zürich

Telefon

+41 44 277 70 20

E-Mail

info@brarch.ch

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