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Beschluss des Stadtrats

vom 20. September 2023

Nr. 2722/2023

Amt für Städtebau, Papierwerd-Areal, Zürich-City, Kreis 1, Kenntnisnahme


Strategieprozess Papierwerd-Areal, Verabschiedung Entwicklungsrichtung
für das Papierwerd-Areal, Zürich-City, Kreis 1

IDG-Status: öffentlich

1. Zweck der Vorlage


Mit vorliegendem Beschluss nimmt der Stadtrat Kenntnis vom Bericht zum durchgeführten
Strategieprozess Papierwerd-Areal. Ziel des Strategieprozesses war, die vom Gemeinderat
mit Beschluss Nr. 2020/77 vom 30. September 2020 geforderte Auslegeordnung vorzuneh-
men und durch eine gesamtheitliche Interessensabwägung einen breit abgestützten Entscheid
über die Zukunft des Areals zu ermöglichen. Die Entwicklungsrichtung für das Papierwerd-
Areal, wie sie sich aus dem Strategieprozess ergibt, wird in Form eines Kurzberichts verab-
schiedet.
2. Ausgangslage
Das Papierwerd-Areal liegt an prominenter Lage zwischen dem Hauptbahnhof und dem Cent-
ral, direkt an der Limmat. Das Areal umfasst das Globusprovisorium, das heute hauptsächlich
vom Coop und von der Stadtverwaltung genutzt wird, den im Süden des Globusprovisoriums
anschliessenden Gebäudevorplatz, der heute mit verschiedenen Nutzungen belegt ist (gelbe
Parkplätze, Wertstoffsammelstelle, Container, Velounterstand) sowie einen kleinen Park an
der Limmat beim Mühlesteg, der einen wichtigen öffentlich nutzbaren Freiraum für diverse
Nutzergruppen darstellt, insbesondere auch für Jugendliche.
Früher befand sich an diesem Ort die Papierwerd-Insel, auf der ab 1472 eine Papiermühle
betrieben wurde. 1949 wurde der westliche Flussarm zugeschüttet und die Bahnhofquai-Un-
terführung in das ehemalige Flussbett gelegt. Seither erinnert nur noch die inselartige Lage
des Areals an die ehemalige Insel. Zahlreiche Gebäude am oberen und unteren Mühlesteg,
darunter der Ursprungsbau des Globus auf dem Papierwerd-Areal, standen noch bis in die
1930er-Jahre mitten im Flussraum der Limmat. Die Forderung einer «freien Limmat» war wäh-
rend Jahrzehnten ein Politikum, das eng mit der Entstehungsgeschichte des Globusprovisori-
ums verbunden ist.
Seit den 1960er-Jahren befindet sich das Globusprovisorium auf dem Papierwerd-Areal. Es
wurde vom renommierten Architekten Karl Egender entworfen und war ursprünglich für eine
Nutzungsdauer von lediglich acht Jahren gedacht als Übergangslösung während der Bauzeit
des neuen Globus-Warenhauses an der Pestalozziwiese. Das in Leichtbauweise erstellte Ge-
bäude ist ein filigraner Stahlskelettbau. Das Gebäude steht auf einem massiv gebauten So-
ckelbauwerk mit zwei unterirdischen Parkgeschossen, das mit einer Ein-/Ausfahrt direkt mit
der Bahnhofquai-Unterführung verbunden ist und gleichzeitig den Uferabschluss zur Limmat
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bildet. Nach über 60 Jahren sind Globusprovisorium und Sockelbauwerk stark sanierungsbe-
dürftig und erfordern eine tiefgreifende Instandsetzung. Das Globusprovisorium ist gemäss
Bau- und Zonenordnung der Kernzone City zugewiesen (Art. 50 und 51 BZO, AS 700.100).
Bauliche Massnahmen werden deshalb durch die Bauberatung Denkmalpflege des Amts für
Städtebau begleitet.
2.1 Denkmal- und Gewässerschutz
Das Gebäude ist nicht im Inventar der Denkmalpflege aufgeführt. Für die Stadt als Eigentü-
merin gilt die Selbstbindung gemäss § 204 Abs. 1 Planungs- und Baugesetz (PBG, LS 700.1)
und entsprechend der Pflicht, im Rahmen ihrer Tätigkeit dafür zu sorgen, dass Schutzobjekte
geschont und – wo das öffentliche Interesse an diesen überwiegt – ungeschmälert erhalten
bleiben. Mit einer Dienstanweisung (STRB Nr. 621/ 2015) hat sich der Stadtrat verpflichtet, bei
allen stadteigenen Bauten vor einem Abbruch eine Schutzabklärung durchzuführen. Die Denk-
malpflegekommission der Stadt Zürich beurteilte das Globusprovisorium in ihrer Sitzung vom
29. August 2016 als Schutzobjekt i. S. v. § 203 Abs. 1 lit. c PBG. Begründet wird diese Ein-
schätzung mit dem Umstand, dass der von Karl Egender entworfene Bau als Zeuge des ge-
sellschaftlichen Aufbruchs der 1960er-Jahre («Globus-Krawalle») und als hybrides Bauwerk
an prominenter Lage eine bedeutende städtebauliche Scharnier- und Gelenkfunktion hat und
den provisorischen Charakter in der Formensprache der Nachkriegsmoderne demonstrativ
zum Ausdruck bringt. Darüber hinaus weckt das über die Limmat auskragende Globusprovi-
sorium mit den starken Hell-Dunkel-Kontrasten und der vorgesetzten Raumschicht aus hori-
zontalen Holzlamellen Assoziationen in Richtung Schiffs- und Seebäderarchitektur.
Aufgrund seiner Nähe zur Limmat und der baulichen Auskragung über den Fluss steht das
Globusprovisorium im Konflikt mit der Gewässerschutzgesetzgebung. Für die Auskragung
über die Limmat ist zudem eine wasserrechtliche Konzession erforderlich. Seit dem Erlass des
Gewässerschutzgesetzes im Jahr 1991 dürfen Fliessgewässer grundsätzlich nicht mehr über-
deckt oder eingedolt werden. Aus diesem Grund hat das Amt für Abfall, Wasser, Energie und
Luft des Kantons Zürich (AWEL) in der Konzession vom 10. Februar 2021 darauf hingewiesen,
dass eine neue Konzession nicht mehr in Aussicht gestellt werden kann – die heutige Konzes-
sion ist bis 31. Dezember 2030 befristet. Weil das Globusprovisorium aus Sicht der städtischen
Denkmalpflege und der Denkmalpflegekommission der Stadt Zürich erhalten werden soll und
sich das Schutzziel u. a. an der Volumetrie, am provisorischen Charakter und an der Schiffs-
metapher ausrichten soll, besteht ein Interessenskonflikt zwischen Gewässer- und Denkmal-
schutz.
2.2 Abstimmung mit Masterplan HB/Central
Das Papierwerd-Areal befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Verkehrsdrehscheibe des
Hauptbahnhofs Zürich. Aufgrund der Entwicklungen im Hochschulgebiet und im Personennah-
verkehr wird in Zukunft mit einer weiteren Steigerung der Personenfrequenzen gerechnet. Mit
dem «Masterplan HB/Central» erarbeitet die Stadt unter der Leitung des Tiefbauamts aktuell
ein Zukunftsbild für verkehrliche und stadträumliche Planungen im Gebiet um den Hauptbahn-
hof und das Central. Die beiden parallelen Planungsprozesse «Masterplan HB/Central» und
«Papierwerd-Areal» haben unterschiedliche planerische Ebenen und Perimeter. Im «Master-
plan HB/Central» wird ein Zukunftsbild mit Zielhorizont 2050 erarbeitet, das etappiert umge-
setzt werden soll. Beim «Papierwerd-Areal» besteht aufgrund der befristeten Konzession und

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des schlechten Bauzustands unmittelbarer Handlungsbedarf. Die beiden Planungsprozesse


werden stufengerecht aufeinander abgestimmt. Die Ergebnisse aus dem Strategieprozess
fliessen in den «Masterplan HB/Central» ein.
3. Strategieprozess Papierwerd-Areal
Mit dem Strategieprozess Papierwerd-Areal wurden Grundlagen erarbeitet, um einen breit ab-
gestützten Entscheid über die Zukunft des Areals zu ermöglichen. Weil zum Areal, zum Ge-
bäude und zur möglichen Nutzung viele Fragen offen sind, wurde eine grundlegende Ausei-
nandersetzung mit der Gesamtsituation und den Ansprüchen an den Ort vorgenommen. Dafür
wurde das Dialogverfahren «Forum Papierwerd» initiiert, das Teil des Strategieprozesses ist.
Die interessierte Öffentlichkeit wurde in den Prozess eingebunden und laufend über den Stand
der Arbeiten informiert.
3.1 Dialogverfahren Forum Papierwerd
Im «Forum Papierwerd» traten verschiedenste Personen in einen Dialog und erarbeiteten ge-
meinsam die gewünschte Auslegeordnung. Fachleute aus verschiedenen Disziplinen wie
Stadtentwicklung und Soziologie, Städtebau und Architektur, Landschaftsarchitektur, Mobilität
und Umwelt, Vertretungen von Politik, Vereinen, Organisationen und Verbänden sowie Be-
wohnerinnen und Bewohner von Zürich entwarfen in mehreren Veranstaltungen Szenarien für
die Zukunft des Papierwerd-Areals. Die Auswahl der Teilnehmenden zur Mitwirkung im Forum
erfolgte über eine direkte Ansprache oder auf Einladung und via Anfrage oder Aufruf bei Fach-
verbänden, Institutionen und Organisationen. Für die Teilnehmenden aus der Bewohnerschaft
der Stadt Zürich wurde ein öffentlicher Aufruf gestartet, Interessierte konnten sich für eine Teil-
nahme bewerben.
Insgesamt sind vier Veranstaltungen durchgeführt worden: Öffentliche Start- und Schlussver-
anstaltung (11. April und 21. November 2022) sowie zwei ganztägige Workshops (7. Mai und
18. Juni 2022). An sämtlichen Veranstaltungen waren Mitarbeitende aus verschiedenen
Dienstabteilungen der Stadtverwaltung aktiv involviert. An der Start- und Schlussveranstaltung
nahmen die Stadtpräsidentin sowie die Vorstehenden des Finanz-, des Tiefbau- und Entsor-
gungs- sowie des Hochbaudepartements teil.
An den beiden Workshops diskutierten rund 60 Teilnehmende vier vorgängig definierte Sze-
narien: «Erhalt», «Neubau», «Freiraum/Platz» sowie «Kombinationen davon (Kombinationen
der Szenarien)» unter Berücksichtigung der im Vorfeld des Dialogverfahrens von der Stadt-
verwaltung erarbeiteten «Grundlagen und Rahmenbedingungen für das Dialogverfahren Fo-
rum Papierwerd». Die Teilnehmenden entwarfen im gemeinsamen Austausch Ideen und An-
forderungen für die Szenarien und hielten Handlungsansätze sowohl in Textform wie auch in
räumlichen Modellen fest. Im «Forum Papierwerd» konnten unterschiedliche gesellschaftliche
Kräfte gleichberechtigt an der Planung partizipieren. Die Teilnehmenden pflegten eine integ-
rale Sichtweise auf das Areal und eine fachübergreifende Zusammenarbeit. Im Mittelpunkt
stand nicht ein Projekt, sondern eine Debatte.
Auch die interessierte Öffentlichkeit konnte sich via Website laufend über das Verfahren infor-
mieren. Zudem wurden die Start- und Schlussveranstaltung live ins Internet übertragen und
können dort nachgesehen werden. An diesen beiden Veranstaltungen konnten Interessierte

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auch vor Ort teilnehmen. Die Ergebnisse der Workshops und Veranstaltungen wurden umfas-
send dokumentiert und können auf der Website (stadt-zuerich.ch/papierwerdareal) eingese-
hen und heruntergeladen werden wie auch die «Grundlagen und Rahmenbedingungen für das
Dialogverfahren Forum Papierwerd» sowie der Bericht «Forum Papierwerd: Erkenntnisse». Im
Weiteren sind auf der Website auch Videomitschnitte und Interviews aufgeschaltet.
Die Diskussion an den Veranstaltungen orientierte sich an folgenden Themen:
− Bedeutung, Charakter, Ausstrahlung des Orts
− Funktionen und Nutzungen
− Räumliche und bauliche Ausprägungen
Aus der Diskussion wurden die Anforderungen für die Szenarien formuliert. Anschliessend
wurden diese räumlich umgesetzt, die verschiedenen Stossrichtungen bewertet und die Her-
ausforderungen benannt.
3.2 Zentrale Aussagen
Die Ergebnisse des «Forums Papierwerd» wurden in elf zentrale Aussagen zusammenge-
fasst. Die elf zentralen Aussagen sind übergeordnete Erkenntnisse, die in den Gruppenarbei-
ten des Forums über die verschiedenen Szenarien hinweg eine breite Zustimmung erfahren
haben und stellen somit eine wichtige Grundlage für die Strategie zur Zukunft des Papierwerd-
Areals dar. Die 11 zentralen Aussagen sind:
− Öffentlichen Ort für alle mit starkem Bezug zur Lage und Geschichte schaffen
− Charakter als Insel und als Teil des Stadtraums am Fluss stärken
− Nutzungen mischen und provisorisch sowie wandelbar ausgestalten
− Entwicklung, Nutzung und Betrieb kuratieren und Mitwirkung ermöglichen
− Bestand transformieren
− Freiraum vergrössern und als Park gestalten
− Bei Neubau/Transformation Erhöhen der Geschossigkeit prüfen
− Stadtebene durchlässig gestalten
− Untergeschosse bleiben erhalten
− Dachflächen zugänglich machen
− Bausubstanz weiterverwenden
Das Papierwerd-Areal soll in Zukunft ein einzigartiger öffentlicher Ort sein. Sein Charakter als
«Insel» und seine Bedeutung als Teil des Stadtraums entlang der Limmat vom Bürkliplatz bis
zum Platzspitz werden gestärkt. Die jüngere Geschichte als Provisorium ist ein wesentliches
Merkmal und wird als programmatische Chance für die Zukunft verstanden. Das neue Areal
soll sich modular und flexibel entwickeln können. Wichtig sind künftig verschiedene und viel-
fältige, auch provisorische und wandelbare Nutzungen. Dabei ist das Spannungsverhältnis
zwischen nicht-kommerziellen und kommerziellen Nutzungen auszuloten. Entwicklung, Nut-
zung und Betrieb des Areals sollen durch eine geschickte Programmierung oder Kuratierung
erfolgen. Wichtig ist in jedem Schritt die Mitwirkung der Bevölkerung und der Nutzenden. Der
integrale Erhalt des Globusprovisoriums erscheint nicht sinnvoll. Bleibt die Gebäudesubstanz
bestehen, ist eine Transformation des Bestands erwünscht. Dabei soll das Gebäude oder Teile
davon weiterverwendet und neu interpretiert werden. Bei einem Neubau oder einer Transfor-
mation des Bestands ist die Erhöhung der Geschossigkeit zu prüfen und die Dachflächen sind

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zugänglich zu machen. Eine Vergrösserung des Freiraums sowie eine parkartige Neugestal-
tung mit Bäumen, grünbetonten und unversiegelten Flächen sowie direktem Bezug zum Was-
ser werden in allen Entwicklungsrichtungen erwartet, ebenso eine durchlässige Gestaltung der
Stadtebene. Die in Massivbauweise erstellten Untergeschosse sollen erhalten bleiben.
Um die breitere Öffentlichkeit in den Prozess einzubinden, wurde im Nachgang ans «Forum
Papierwerd» vom 21. November bis am 21. Dezember 2022 eine Online-Umfrage durchge-
führt. Die Online-Umfrage gab der interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit, die wichtigsten
Erkenntnisse des Forums zu beurteilen und zu kommentieren. Über 600 Personen haben die
Umfrage ausgefüllt. Im Grundsatz wurden die Erkenntnisse des «Forums Papierwerd» unter-
stützt. Insbesondere Erkenntnisse zur Schaffung eines öffentlichen, vielfältig nutzbaren Frei-
raums mit starkem Bezug zum Wasser, eines höheren Grünanteils, zugänglicher Dachflächen
sowie der Bezug zur Geschichte wurden deutlich begrüsst. Bei Aussagen im Zusammenhang
mit der baulichen Entwicklung waren in der Umfrage keine eindeutigen Einschätzungen ables-
bar. Die Ergebnisse der Online-Umfrage bilden eine Ergänzung zu den Erkenntnissen des
Forums und fliessen nach Möglichkeit in die weitere Arbeit ein.
4. Entwicklungsrichtung für das Papierwerd-Areal
Im «Forum Papierwerd» hat sich gezeigt, dass auch Entwicklungen, die vom Bestand ausge-
hen, eine Chance darstellen, um die Bedeutung des Orts in die Zukunft zu führen. Gleichzeitig
wird der integrale Erhalt des Globusprovisoriums nicht als zielführend erachtet, substanzielle
Veränderungen sollen möglich sein. Darüber hinaus hat sich in der Vergangenheit gezeigt,
dass sich das Globusprovisorium an wandelnde Bedürfnisse und Nutzungsansprüche anpas-
sen kann. Diese Flexibilität macht es zu einem äusserst resilienten und nachhaltigen Gebäude.
Dabei spielt auch der industrielle Konstruktionsaufbau mit einer hohen Flexibilität und Adap-
tierbarkeit eine wichtige Rolle. Gleichzeitig ist der Bedarf an mehr öffentlich nutzbarem Frei-
raum in der Innenstadt sehr gross, wie auch Online-Umfrage und Planungsprozess «Master-
plan HB/Central» bestätigt haben. Darüber hinaus ist im Forum auch das Thema des
Provisorischen und Wandelbaren in Verbindung mit der jüngeren Geschichte des Areals auf
grosses Interesse gestossen.
Unter Berücksichtigung der Ergebnisse des «Forums Papierwerd» sowie wichtiger Grundla-
gen und Rahmenbedingungen (z. B. Schutzwürdigkeit Globusprovisorium, Netto-Null) wird
deshalb eine sorgfältige Transformation des Papierwerd-Areals als Entwicklungsrichtung für
die Zukunft des Areals initiiert. Entsprechend dem Kurzbericht «Entwicklungsrichtung für das
Papierwerd-Areal» sind dabei insbesondere eine Aufwertung dieses zentralen Orts sowie eine
Vergrösserung des Freiraumangebots anzustreben. Das Papierwerd-Areal soll ein öffentlicher
Ort werden, der gut an den angrenzenden Stadtraum angebunden ist und zu Aufenthalt und
Begegnung sowie zum Austausch einlädt. Im Dialogverfahren ist klargeworden, dass bauliche
und nutzungsbezogene Veränderungen notwendig sind, um das Papierwerd-Areal zum Leben
zu erwecken und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zudem besteht der
Wunsch nach einer fortwährenden Wandelbarkeit und flexiblen Nutzung.
Wie weit die Transformation des Papierwerd-Areals gehen kann und was diese im Detail be-
inhaltet, ist noch offen. Als Orientierung dienen die Ergebnisse des Dialogverfahrens, die in
den elf zentralen Aussagen zusammengefasst sind. Die Arbeiten zum Papierwerd-Areal sollen
weiterhin transparent und im Dialog mit verschiedenen Beteiligten erfolgen. Es ist in der wei-
teren Arbeit zu bestimmen, wie dies gut gelingen kann und welche Formate sich dafür eignen.

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Für das Papierwerd-Areal wird eine Transformation angestossen, um das Gebäude und den Ort im Sinne des Dialogverfahrens
«Forum Papierwerd» zu verändern, zu öffnen und aufzuwerten .

4.1 Weiteres Vorgehen


In einem nächsten Schritt werden im Rahmen einer Vertiefungsphase bis Anfang 2025 ver-
schiedene bautechnische Fragen geklärt und der Umgang mit der Schutzwürdigkeit des Glo-
busprovisoriums sowie mit dem Gewässerschutz weiter diskutiert. Zudem wird ein grobes Nut-
zungskonzept erarbeitet, wobei auch ein standortgebundener Bedarf an Parkplätzen im
Untergeschoss für den Standort City der Stadtpolizei berücksichtigt wird sowie ein qualitätssi-
cherndes Verfahren (Wettbewerb) vorbereitet, das verschiedene Aspekte der angestrebten
Transformation beleuchtet (u. a. Gebäude, Freiraum, Nutzung, Betrieb, Verkehr). Darüber hin-
aus wird weiterhin die Koordination und Abstimmung mit dem Planungsprozess «Masterplan
HB/Central» sichergestellt.
In einem zweiten Schritt wird im Rahmen einer Projektphase bis etwa 2026 ein Wettbewerbs-
verfahren durchgeführt, um konkrete Projektvorschläge für eine Transformation des Papier-
werd-Areals zu erhalten. Im Anschluss folgen die Projektierung und das Bewilligungsverfah-
ren. Weil auf dem Papierwerd-Areal komplexe planerische Fragestellungen und Interessen-
konflikte bestehen (u. a. Denkmalschutz, Gewässerschutz, Baurecht, Freiraumbedarf, angren-
zende Planungen), wird den entsprechenden Themen in der Vertiefungs- und Projektphase
eine hohe Bedeutung beigemessen und es werden die zuständigen städtischen und kantona-
len Fachstellen eng einbezogen. Die in der Vertiefungsphase gewonnenen Erkenntnisse defi-
nieren dabei den Spielraum für die anschliessende Projektphase (Wettbewerb). Über alle Pha-
sen soll auch der Dialog mit der interessierten Öffentlichkeit in geeigneter Form weitergeführt
werden.
4.2 Sofortmassnahmen
Um die mit dem Dialogverfahren «Forum Papierwerd» vertiefte Auseinandersetzung mit dem
Papierwerd-Areal kontinuierlich weiterzuführen, wird mit der Umsetzung bereits heute gestar-
tet. Dort, wo Veränderungen im Sinne der Ergebnisse des Dialogverfahrens bereits möglich

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sind, werden ab 2024 (temporäre) Sofortmassnahmen umgesetzt: z. B. auf der Stadtebene


(Transparenz und Durchlässigkeit erhöhen, Freiraum aufwerten, Aufenthaltsqualität schaffen,
Bezug zum Wasser herstellen) oder im Gebäude (gegebenenfalls Zwischennutzungen für frei-
werdende Flächen).
Es ist sinnvoll, die Sofortmassnahmen in kurzfristige und mittel-/langfristige Massnahmen zu
unterteilen, wobei kurzfristige Massnahmen möglichst einfach und schnell umgesetzt werden
sollen (z. B. Aufwertung Vorplatz im Süden des Globusprovisoriums). Demgegenüber werden
Massnahmen, die formelle Verfahren erfordern (z. B. Anpassung Verkehrsregime) erst in ei-
nem zweiten Schritt in Betracht gezogen, nachdem bereits realisierte Massnahmen evaluiert
werden konnten. Eine andere kurzfristige Massnahme, wie die gemäss GRB Nr. 2020/77 vom
30. September 2020 erwähnte Zugänglichkeit zum Dach, kann aus statischen Gründen nicht
als temporäre Sofortmassnahme umgesetzt werden, weil dazu kostenintensive bauliche Ein-
griffe notwendig wären (die Traglast des heutigen Dachs ist nicht für eine Begehbarkeit aus-
gelegt). Die Umsetzung einer solchen Massnahme wird im Rahmen der weiteren Projektpha-
sen geprüft.
5. Projektorganisation und Zuständigkeiten
Die bestehende Projektorganisation des Strategieprozesses Papierwerd-Areal unter der Fe-
derführung des Amts für Städtebau wird für die nun folgende Vertiefungsphase weitergeführt.
Zusätzlich wird das Amt für Hochbauten Einsitz in die Projektgremien nehmen.
Für die Umsetzung von temporären Sofortmassnahmen sind die Eigentümervertretungen zu-
ständig, dies sind Liegenschaften Stadt Zürich (Grundstück) und das Tiefbauamt (Strassen-
raum, Trottoir). Die Finanzierung der temporären Sofortmassnahmen erfolgt über den Liegen-
schaftsunterhalt bzw. über das laufende Budget des Tiefbauamts.
Der Stadtrat beschliesst:
1. Der Bericht «Forum Papierwerd: Erkenntnisse» gemäss Beilage 1 (datiert vom 16. No-
vember 2022) wird zur Kenntnis genommen.
2. Der Kurzbericht «Entwicklungsrichtung für das Papierwerd-Areal» gemäss Beilage 2 (da-
tiert vom 21. September 2023) wird verabschiedet.
3. Mitteilung je unter Beilagen an die Stadtpräsidentin, die Vorstehenden des Finanz-, des
Sicherheits-, des Gesundheits- und Umwelt-, des Tiefbau- und Entsorgungs-, des Hoch-
bau- sowie des Sozialdepartements, die Stadtentwicklung, Liegenschaften Stadt Zürich,
die Stadtpolizei, die Dienstabteilung Verkehr, das Tiefbauamt, Entsorgung + Recycling
Zürich, Grün Stadt Zürich, das Amt für Städtebau, das Amt für Hochbauten, Immobilien
Stadt Zürich, das Amt für Baubewilligungen und die Sozialen Dienste.

Im Namen des Stadtrats


Die Stadtschreiberin

Dr. Claudia Cuche-Curti

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