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Happy End in Zürich für Zeughäuser, Kaserne nach Planungsdebakel 15.05.

23, 13:56

Nach fünfzig Jahren Planungsdebakel


kommt es doch noch zum Happy End
für Zeughäuser und Kaserne

Stadt und Kanton Zürich bauen die Baudenkmäler auf dem


Kasernenareal für Schule, Kultur und Gewerbe um. Ein Rundgang
entlang zerfallender Sandsteingebäude, die durch jahrzehntelange
Militär- und Polizeinutzung geprägt sind.

Adi Kälin (Text), Dominic Nahr


(Bilder)
03.10.2022, 05.31 Uhr

Am 7. Dezember 1975 sagten die Zürcherinnen und Zürcher Ja zur


Verlegung des Waffenplatzes von Zürich ins Reppischtal. Seither sind,
per Stand am 3. Oktober, 46 Jahre und 300 Tage vergangen. Und fast
nichts ist verwirklicht worden von all den grossartigen Plänen und
Projekten, die in dieser Zeit für eine neue Nutzung des Kasernenareals
entwickelt worden sind. Die Gebäude, die eigentlich unter
Denkmalschutz stehen, bröckeln seit Jahrzehnten vor sich hin. Es ist ein
Abbruch auf Raten. Und das grösste Planungsdebakel in einer an
ähnlichen Fällen nicht armen Stadt!

Gut dreissig Jahre habe ich als Journalist über das Kasernenareal
geschrieben, über zündende Ideen, angebliche Befreiungsschläge,
Neuanfänge und stets von neuem über das abrupte Ende, das frühzeitige
Scheitern aller Anläufe. Und jetzt? Wird alles doch noch gut? Den
grossen Wurf werden wir nicht sehen, aber doch eine anständige Lösung

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Happy End in Zürich für Zeughäuser, Kaserne nach Planungsdebakel 15.05.23, 13:56

für Kaserne und Zeughäuser.

Wir machen einen Rundgang durchs Areal, um uns den Stand der Dinge
anzuschauen, begleitet von den Co-Projektleitern von Kanton und Stadt,
Felix Gisler und Jutta Langhoff. Der Kanton baut die Kaserne zum
Bildungszentrum um – mit einigen öffentlichen Nutzungen im
Erdgeschoss. Die Stadt übernimmt die Zeughäuser und die
Polizeikaserne im Baurecht, saniert sie und sucht nach gemischten
Nutzungen mit Kultur und Sozialem, Freizeiteinrichtungen und
Gewerbebetrieben.

Wichtiger Bestandteil des Kasernenareals sind die Wiese sowie die Bäume und
Büsche, die so manchen idyllischen Zufluchtsort bieten.

Militärkaserne: Alles bröckelt

Alles rund um das Areal trägt militärische Namen: Kasernenstrasse,


Zeughausstrasse, Militärstrasse, Kanonengasse. Auch die Brücke über die
Sihl, von der wir auf die Fassade der Kaserne blicken, heisst
konsequenterweise Militärbrücke. Im Rücken haben wir die einzigen
Bereiche des Areals, die vor Jahren schon erfolgreich umgebaut wurden:
Aus den Stallungen an der Gessnerallee wurden viel genutzte Theater-,
Schul- und Restauranträume. Vor uns aber steht das Kasernen-
Hauptgebäude, dessen miserablen Zustand man auf den ersten Blick
erkennt. Überall abgeplatzte Sandsteinplatten, da und dort fehlen die
steinernen Fenstersimse vollständig.

Treffendes Bild für den Zerfall ist die Löwengruppe aus Sandstein, die
einst ganz oben über dem Eingang thronte, vor zwei Jahren nun jedoch
abmontiert und in die Werkstatt eines Steinmetzen in Winterthur
gebracht worden ist. Schon Ende der 1990er Jahre waren gelegentlich

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Teile der Löwen abgebröckelt und den Passanten vor die Füsse gefallen.
Trocken titelte der «Tages-Anzeiger»: «Geschosse aus Berner
Sandstein».

Notfallmässig wurden damals die Löwen in ein Netz eingepackt, das


Schutzdach über dem Eingang wurde verstärkt. Vor zwei Jahren wurde es
aber definitiv zu gefährlich, weshalb die Figur weichen musste. Die
Probleme mit Fassade und Figuren sind auch deshalb aussergewöhnlich
gross, weil beim Bau der etwas günstigere, leider aber auch weichere
Berner Sandstein verwendet worden ist.

Das Kasernenareal in Zürich

NZZ / lea.

Und weil der Stein poröser ist, nimmt er auch leichter Wasser auf: Als die
Löwenskulptur abtransportiert wurde, wog sie 18 Tonnen. 3 Tonnen
davon waren Wasser. Die Skulptur wird, wenn die Kaserne saniert ist,
unter einem Vordach gegen die Exerzierwiese hin aufgestellt, aufs Dach
kommt eine Kopie, wie Felix Gisler erklärt.

Der Durchgang durch die Kaserne war in den letzten Jahren eigentlich
immer offen, aber kaum jemand nutzte ihn noch. Alle Treppenaufgänge
sind, weil fast das ganze Gebäude für Polizei und Justiz genutzt wurde,
aus Sicherheitsgründen zugebaut worden. Etwas seltsam wirkt, dass auf
beiden Seiten noch die Enden der Geländer aus den Abschrankungen
ragen. Wenn der Umzug ins neue Polizei- und Justizzentrum (PJZ)
vollzogen ist, werden auch diese Einbauten wieder verschwinden.

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Wie es um die Militärkaserne bestellt ist, sieht man auf den ersten Blick.

Aus Sicherheitsgründen ist der Aufgang Auch dies wird nach der Sanierung der
zu den oberen Etagen der Kaserne alten Gebäude verschwinden.
zugemauert.

Auf Schritt und Tritt trifft man auf Fenster, Türen und Aufgänge, die aus
Sicherheitsgründen zugemauert sind.

Kasernenwiese: ein geschichtsträchtiger Ort

Weiter geht’s bei unserem Rundgang zur Kasernenwiese, die seit Mitte
Juli wieder frei zugänglich ist, befreit vom Stacheldrahtzaun, der sie
während zweier Jahrzehnte in der Mitte teilte. Die Rückeroberung findet
zaghaft statt, die Leute trauen der Sache noch nicht recht. Nur ein paar
Hündeler freuen sich über den zusätzlichen Auslauf für ihre
vierbeinigen Freunde.

Fast so bewegt wie die Geschichte der Gebäude ist die Geschichte dieser
Wiese, auf der immer wieder bedeutende Anlässe stattgefunden haben –

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bis zum Ersten Weltkrieg auch viele öffentliche. Vor fast 130 Jahren, am
27. Oktober 1893, hob hier beispielsweise der Luftschiffer Eduard
Spelterini mit seinem Ballon zu einer seiner zahlreichen Fahrten ab.

Für die Leute war ein solcher Start immer eine Sensation. Mehrere
hundert waren gekommen, um das Abheben Spelterinis mitzuerleben. In
konzentrischen Kreisen waren Bretterwände erstellt worden, mit denen
die Zuschauerinnen und Zuschauer auf Distanz gehalten wurden. Die
Bilder des Fotografen Robert Breitinger zeigen, wie der Ballon sich
langsam bläht, von mehreren Männern zunächst zurückgehalten wird
und schliesslich abhebt über die neue Grossstadt Zürich. Mit der
Eingemeindung am 1. Januar desselben Jahres war die Einwohnerzahl
von 28 000 auf 121 000 gewachsen.

Baugeschichtliches Archiv Zürich


1893 hebt der Luftschiffer Eduard Spelterini von der
Kasernenwiese ab.

Spelterini hatte bei seinen Fahrten immer die Kamera dabei und
dokumentierte damit auch die bauliche Entwicklung Zürichs. Bei seiner
Fahrt von 1893 stehen die meisten Bauten auf dem Kasernenareal
bereits: 1869 wurden zuerst die Stallungen an der Gessnerallee und die
Zeughäuser erstellt, 1876 folgte die Kaserne. Was im Jahr der
Eingemeindung noch fehlt, ist die Polizeikaserne, die um 1900 die
Anlage vervollständigt.

Die Ansiedlung der Militärbauten in Aussersihl beflügelte das lokale


Gewerbe, vor allem Restaurants, Coiffeursalons und Bordelle. Die
Kasernenanlage gilt heute als eine der bedeutendsten städtebaulichen
Leistungen des 19. Jahrhunderts in Zürich. Sämtliche Bauten befinden
sich im Inventar der Schutzobjekte von überkommunaler Bedeutung.

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1903 fand auf der Exerzierwiese das Eidgenössische Turnfest statt,


während des Generalstreiks 1918 zog sich der Regierungsrat aus
Sicherheitsgründen in die Kaserne zurück, und 1937 wurde eine grosse
vaterländische Kundgebung durchgeführt, an der Bundesrat Minger
über die neuen Aufgaben der Landesverteidigung sprach. Im gleichen
Jahr fand auch die letzte Kavallerie-Rekrutenschule statt. Die Infanterie
übernahm, aus den Stallungen an der Sihl wurden Autogaragen. 1975
wurde die Verlegung des Waffenplatzes von Zürich ins Reppischtal
beschlossen, 1987 zog das Militär definitiv aus.

Rückblick: ein WK in Zürich

Dank der langen Zeitspanne kam auch ich noch in den Genuss eines
«Hotelaufenthaltes» in der Kaserne. «Inf OS 2 Zürich vom 19. 3. bis
7. 4. 1984» steht im Dienstbüchlein. Büro-WK hiess das zwar, aber meine
Aufgabe bestand darin, den Schulkommandanten im weissen Mercedes
herumzufahren. Viel gab es nicht zu tun, es waren äusserst lange,
langweilige Tage, die wir uns mit stundenlangem Pingpongspielen im
Estrich der Kaserne und Wolldeckenzusammenlegen in den Stallungen
an der Gessnerallee zu verkürzen suchten.

Das Obergeschoss des Zeughauses 3 ist ungenutzt, weil ein Fluchtweg fehlt.

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Es lauern so manche Gefahren.

Ich hatte es mit einem Divisionär alter Schule zu tun. Einmal liess er die
Offiziersanwärter während der Nacht die rund 40 Kilometer vom
Zürcher Zoo bis zum Schloss Grynau in der Linthebene marschieren.
Dort Anmelden in Achtungsstellung. Manche kollabierten und wurden
von der Sanität abtransportiert. Als «Zückerchen» dann die Mitteilung,
dass es das Morgenessen in Pfäffikon gebe – nach einem weiteren
Marsch von gut 15 Kilometern. Am Abend sah man die geschundenen
Jungoffiziere dann mit steifem Hut in die Offizierskantine stolzieren.
Man lernte viel über das Funktionieren dieses Systems.

Als der Auszug des Militärs beschlossene Sache war, schossen die Ideen
zur Umnutzung des riesigen Areals sofort aus dem Boden. Die einen
wollten einen riesigen Stadtpark, die andern eine neue Kultur- und
Freizeitanlage. Vier Volksinitiativen mit Ideen dieser Art wurden ebenso
versenkt wie zwei Projekte des Regierungsrats, der sich immer mehr ein
neues Polizei- und Justizgebäude vorstellte.

Pläne: allerlei Utopisches

Mein Lieblingsprojekt stammt aus dem Jahr 1980. Es sah ein weitgehend
unterirdisch erstelltes polysportives Zentrum vor. Vollständig unter der
Kasernenwiese verborgen hätte man bauen wollen: eine Parkgarage für
3500 Personenwagen, direkt angebunden an die geplante Sihltiefstrasse,
eine Eishalle mit 15 000 Plätzen und eine Saalsporthalle, in der 6000
Zuschauerinnen und Zuschauer Platz gefunden hätten. Auch versenkt,
aber oben offen wäre das Fussballstadion gewesen – mit Sitzplätzen für
40 000 Personen.

Weil sich kein Projekt durchsetzte, wurden Kaserne und Zeughäuser für

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immer neue Zwischennutzungen verwendet: Ein Provisorium für die


Zentralbibliothek, Proberäume fürs Schauspielhaus, Restaurants,
Nachtklubs, soziale Anlaufstellen, Eingliederungswerkstätten, eine
Brockenstube oder eine Reptiliensammlung wurden auf dem Areal
eingerichtet.

In den 1990er Jahren gab es in der Kaserne das sogenannte


Rückführungszentrum für Drogenabhängige. Man schickte Junkies aus
anderen Gemeinden, die man am Platzspitz aufgriff, zurück nach Hause.
Dort kamen sie in der Regel zwar an, am nächsten Tag aber waren fast
alle wieder in Zürich. Die ganze Sache sollte wohl vor allem die
Gemeindebehörden dazu bewegen, sich um die eigenen Abhängigen zu
kümmern.

Propog: ein Providurium

Gebaut wurde dann doch noch: 1994 bewilligte das Stimmvolk,


angesichts von Drogenelend und Gefängnisnotstand, den Bau eines
provisorischen Polizeigefängnisses (Propog) auf der Kasernenwiese. Das
Gefängnis sollte stehen bleiben, solange es nötig ist, längstens aber bis
1999. Die Bausektion des Zürcher Stadtrats musste die Bewilligung dafür
aber immer von neuem verlängern – ein bisschen zähneknirschend, wie
man den Entscheiden entnehmen darf. Das Ganze sei nämlich «eine
schwerwiegende Beeinträchtigung der kantonalen Schutzobjekte».

Ab nächstem März soll das Gefängnisprovisorium nun definitiv


zurückgebaut werden – und mit ihm auch der Zaun mit dem tückischen
Stacheldraht rundum. Der Wermutstropfen ist allerdings, dass kurz
darauf ein neuer Zaun entstehen wird, die Bauabschrankung nämlich
vor der Kaserne. Die Arbeiten sollen, wie Felix Gisler sagt, noch im
kommenden Jahr beginnen.

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Sicherheits-«Architektur» rund um das provisorische Polizeigefängnis.

Im nächsten Jahr wird auch das Gefängnis zurückgebaut – 24 Jahre später als
angekündigt.

Es brauchte nicht nur Geduld, bis es nun endlich losgeht, sondern auch
einen eigentlichen «Befreiungsschlag», wie es der Regierungsrat im Jahr
2000 ausdrückte. Er schlug vor, sämtliche Abteilungen von Justiz und
Polizei in einem Neubau auf dem Areal des Güterbahnhofs zu
konzentrieren. Damit werde der Weg frei für neue Lösungen auf dem
Kasernenareal.

Dass auf dem Areal des Güterbahnhofs ebenfalls ein hochrangiges


Schutzobjekt stand, übersah man in der Euphorie leider. Und so einfach
war der Bau des neuen Polizei- und Justizzentrums (PJZ) dann auch
nicht: Es brauchte zwei Volksabstimmungen und endlose Debatten im
Kantonsrat, bis die Sache schliesslich wie angekündigt über die Bühne
gehen konnte.

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Polizeikaserne: ein kurioser Bau

Von der Kasernenwiese machen wir nun einen kurzen Abstecher zur
Polizeikaserne, die in den letzten Jahren ebenfalls zum heftig
umstrittenen Politikum geworden ist. Der Regierungsrat wollte das
Polizeikommando auch nach dem Bezug des PJZ dort belassen, doch der
Kantonsrat erinnerte die Regierung an das Versprechen, dass Polizei und
Justiz das ganze Areal räumen würden.

Jetzt findet der Auszug aus der Polizeikaserne tatsächlich statt. Das
Kriminalmuseum ist schon verschwunden, nur noch die Aufschriften
auf den geleerten Vitrinen erinnern an die frühere Funktion: «Magie –
Gift – Waffendiebstahl», steht dort beispielsweise. Die Exponate sind
eingelagert, man sucht nach einem neuen Standort in der Nähe des
Kasernenareals. Dass man das Museum wieder aufbaut, steht für Felix
Gisler ausser Frage. Es handle sich schliesslich um ein Kulturgut.

Die Polizeikaserne ist ein kurioses Gebäude, vor allem wegen des
Zellentrakts, der eine Art Haus im Haus ist. Das eine Haus, der
Zellentrakt, hat vier Stockwerke, das andere drei. Die Zellen sollten eben
nicht so hoch sein wie die übrigen Räume. Nun muss man aber, um zu
den Zellen zu gelangen, immer ein paar Stufen hinauf- oder
hinuntergehen, um die richtige Höhe zu erreichen. Wie die Zeughäuser
soll auch die Polizeikaserne im Baurecht an die Stadt gehen. Wie sie am
Ende genutzt wird, ist offen. «Etwas mit Startups», hiess es im
Kantonsrat.

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Überbleibsel in der Polizeikaserne.

Eine Zelle in der Polizeikaserne. Alles ist aufs Minimum reduziert.

Auch in der Polizeikaserne gibt es Zellen. Die Einrichtung ist aufs Allernötigste
reduziert.

Es geht zurück zur Kasernenwiese und weiter Richtung Zeughäuser –


auf einer richtigen Strasse, die kurioserweise auch einen
Fussgängerstreifen zwischen den zwei Teilen der Wiese aufweist. Wurde
hier einmal geübt, wie man richtig über den Zebrastreifen geht? Oder
handelt es sich, wie bei vielem, dessen Sinn sich nicht auf den ersten
Blick erschliesst, einfach um Kunst?

Waffensaal: das Herz der Anlage

Der Durchgang zum Zeughaushof wirkt recht versifft – und wird


offenbar gern als Pissoir missbraucht. Gleich oberhalb des Durchgangs
befindet sich allerdings der wertvollste Teil der gesamten
Kasernenanlage, der Waffensaal, in dem im 19. Jahrhundert die
sogenannte Zeughaussammlung mit 12 000 Exponaten zu sehen war.
Schwerter, Rüstungen, Hellebarden vor allem, aber auch Zwinglis Helm
und Tells Armbrust. Zu Letztgenannter setzten aber schon Zeitgenossen
ein dickes Fragezeichen. 1998 ging die Sammlung als Dauerleihgabe ans
Landesmuseum.

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Der Waffensaal, ganz hinten im Bild, ist nicht mehr zugänglich. Aber schon aus
der Ferne ahnt man, wie schlecht sein Zustand ist.

2019 ist der Waffensaal zum letzten Mal für eine Veranstaltung genutzt
worden, eine Lesung aus Kurt Guggenheims «Alles in allem», seither ist
er offiziell geschlossen. Der Zustand war schon vor drei Jahren ein
überaus jämmerlicher. Der Putz war abgeschlagen, von den Säulen
lösten sich grosse Teile, viele der eisernen Löwenköpfe an den Türen
fehlten.

Zeughäuser: Warten auf den Umbau

Die Zeughäuser gehen im Baurecht an die Stadt. Der Vertrag ist


unterschrieben, doch er wird erst nach der Volksabstimmung zum
Bauprojekt für die Zeughäuser vollzogen. 55 Millionen Franken soll die
Sanierung kosten, der Kanton beteiligt sich mit 30 Millionen Franken
daran – wegen des miserablen Zustands, in dem er die Gebäude
übergibt. Was die Sanierung der Militärkaserne kostet, ist noch nicht
bekannt. Es dürfte aber ein Vielfaches des Zeughaus-Betrags sein. Beim
Projekt für Sanierung und Umbau, das im Jahr 1998 scheiterte, waren
über 150 Millionen Franken veranschlagt.

Bis der Umbau in den Zeughäusern beginnt, dürfte es noch einige Jahre
dauern. Das Konkurrenzverfahren startet nächstes Jahr. Gemeinderat
und Stimmvolk werden voraussichtlich 2026 entscheiden, mit den
Bauarbeiten könnte dann Ende 2027 begonnen werden. So tragisch ist
das nicht, weil die Zwischennutzungen ja vorläufig weiterlaufen. Und für
das Zeughaus 4, das die Kantonspolizei als Garage nutzte, wird eine
Zwischennutzung gesucht. Einzig das Zeughaus 3 steht momentan leer;
wegen des gesperrten Waffensaals fehlt der Fluchtweg.

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2014 haben Stadt und Kanton eine Machbarkeitsstudie für die Sanierung
der Zeughäuser in Auftrag gegeben. Es gab eine Mini-, eine Midi- und
eine Maxi-Variante, von denen – wenig überraschend – die mittlere
gewählt wurde. Die Zeughäuser werden gedämmt und geheizt, allerdings
nicht in den Dachgeschossen und nicht der Waffensaal.

Es wird auch in Zukunft keine auf Hochglanz polierten Zeughäuser


geben. Und der Waffensaal als Herzstück der ganzen Anlage wird wohl
immer ein kaltes Herz bleiben – mit vor allem in der kälteren Jahreszeit
sehr eingeschränkter Nutzung. Immerhin aber wird ein Bauwerk
gerettet, das der Schweizer Heimatschutz seit Jahren auf der Roten Liste
der stark bedrohten Baudenkmäler führt.

Abschied von der NZZ

zz. Adi Kälin (ak.) ist 2008 zur NZZ gestossen. Als Redaktor im
Ressort Zürich und Region schrieb er über politische und
lokalhistorische Themen, einen Schwerpunkt setzte er in der
Stadtzürcher Wohnpolitik. Seinen Einstieg in den Journalismus
machte er vor 36 Jahren beim «Luzerner Tagblatt», später
folgten Stationen beim «Tagblatt der Stadt Zürich» und beim
«Tages-Anzeiger». Daneben war er mehrere Jahre Mitglied des
Schweizer Presserats. Seit Ende September 2022 ist Adi Kälin
pensioniert.

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