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NachträglichesVerstärken
von Stahlbeton • für Nutzlasterhöhungen
• Auswechselarmierungen
• zusätzliche Horizontalaussteifungen
• zur Änderung des statischen Systems.
Zugelassen für lasten nach DIN 1055, DIN 1072, DIN 4132
zur Steigerung der Biegezug- und Schubarmieru-ng
Bodenstabi Iisieru ng
nachdem CSV-Verfahren
Intelligent, kostengünstig, gezielt einsetzbar:
• Keine Grundwasserabsenkung erforderlich
• Kein anfallendes Bohrgut
• Sauberkeitsschicht kann sofort aufgebracht
werden
• Qualitätsnachweis durch Probebelastung
Springer
Univ.-Prof. Dr.-lng. Konrad Zilch
Lehrstuhl für Massivbau
Institut für Baustoffe und Konstruktion
Technische Universität München
Theresienstr. 90
80333 München
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks,
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stimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung
zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsge-
setzes.
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Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtigt auch ohne besonde-
re Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Sollte in diesem Werk direkt oder indirekt auf Gesetze, Vorschriften oder Richtlinien (z.B. DIN, VDI, VDE) Bezug genommen oder
aus ihnen zitiert worden sein, so kann der Verlag keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität übernehmen. Es
empfiehlt sich, gegebenenfalls für die eigenen Arbeiten die vollständigen Vorschriften oder Richtlinien in der jeweils gültigen Fas-
sung hinzuzuziehen.
Dieses Zitat eines Aufsatzes von Probst, erschienen in Bauingenieur 1, Berlin 1920, ist auch heute noch
eine zutreffende Beschreibung der sehr komplexen Aufgaben der Bauingenieure. Der Versuch, diese
umfassend zu behandeln, folgt einer Tradition im Springer-Verlag, die durch das von Schleicher her-
ausgegebene Taschenbuch für Bauingenieure (zuletzt aufgelegt 1954) begründet wurde. Die Vollstän-
digkeit und Präzision dieses Werkes machten es für lange Zeit zum Standardwerk des Bauingenieur-
wesens, das eine Generation von Studenten begleitet hat.
Die Komplexität der Aufgabe, das notwendige Fachwissen in ein einbändiges Handbuch zu kom-
primieren, sowie der durch die Qualität des Vorgängers gesetzte Standard erschwerteil die Schaffung
eines Nachfolgers. Aufgrund der gegenwärtigenüberarbeitungder Normen und Richtlinien erscheint
jedoch eine zusammenfassende Darstellung der Grundlagen geboten, die der zu befürchtenden Ten-
denz einer kritiklosen Anwendung normativer Regelungen entgegensteht. Das Buch richtet sich in
erster Linie an den Studenten, ist jedoch auch für den erfahrenen Praktiker von Nutzen, der zur Neu-
orientierung gezwungen wird.
Das Aufgabengebiet des Bauingenieurs hat sich seit der letzten Ausgabe des Handbuchs erweitert.
Neben den klassischen Kerngebieten des Konstruktiven Ingenieurbaus ist heute auch die Beherr-
schung baurechtlicher, wirtschaftlicher und organisatorischer Grundlagen Voraussetzung für erfolg-
reiche Ingenieurtätigkeit, die zunehmend interdisziplinär erfolgen muß. Der Aufbau des Buches trägt
dem durch die Aufnahme der Kapitel Bauinformatik, Bauwirtschaft, Baubetrieb, Privates und Öffent-
liches Baurecht sowie Raumordnung und Städtebau Rechnung. Daneben liegt aber auch starkes Ge-
wicht auf den klassischen Fächern, die dem gewachsenen Stand des Wissens angepaßt wurden. Als
Autoren konnten führende Experten der jeweiligen Fachgebiete gewonnen werden, die durch ihre Er-
fahrungen in Wissenschaft und Praxis beide Bereiche angemessen vertreten.
Der Umfang des Vorgängers wurde im Wesentlichen beibehalten. Die Veröffentlichung als einbän-
diges Werk machte aber eine Beschränkung auf wesentliche Grundlagen erforderlich. Das vorliegen-
de Handbuch kann daher nicht den gesamten Stand des Wissens wiedergeben oder ein vollständiges
Arbeitsmittel sein. Es versteht sich vielmehr als Lehrbuch und Nachschlagewerk der Grundlagen, als
Leitfaden beim Studium der immer komplexeren Teilgebiete des Bauingenieurwesens anhand der er-
gänzenden Literaturhinweise. Auf eine Wiedergabe von Tabellen, Diagrammen und Bemessungs-
hilfsmitteln wurde weitgehend verzichtet. Hierfür steht bereits eine ausreichende Anzahl von Tafel-
werken zur Verfügung, die in der konkreten Anwendung zunehmend durch elektronische Hilfsmit-
tel ersetzt werden.
Die Herausgeber hoffen, daß mit der vorliegenden Neuauflage des Handbuchs für Bauingenieure
ein ähnlich langlebiges Werk entstanden ist, wie es der Schleicher war. Für ihre Mühen bei der Errei-
chung dieses Ziels und die oft schwierige Einhaltung der vorgegebenen Umfangsbeschränkung sei
den Autoren an dieser Stelle herzlich gedankt. Der mit der Entstehung eines so umfangreichen Wer-
kes verbundene Aufwand und die mehrfach notwendige, sehr zeitaufwendige Anpassung an die lau-
fende Diskussion zur Formulierung der Normen nach EUROCODE machten eine Verschiebung des
ursprünglich geplanten Veröffentlichungstermins nötig. Allen Beteiligten danken die Herausgeber
V
deshalb für ihr Verständnis und ihre Geduld. Auch dem Springer-Verlag und seinen Mitarbeitern sei
gedankt für die kompetente und geduldige Unterstützung und für den sehr leserfreundlichen Ver-
kaufspreis. Nicht zuletzt gebührt auch den Mitarbeitern Frau Dipl.-Ing. Stefanie Streck (BU Wupper-
tal), Frau Dipl.-Ing. SandraStrüber (TU Darmstadt) und Herrn Dipl.-Ing. Ralf Schneider (TU Mün-
chen) Dank für die tatkräftige Mithilfe bei der Herausgebertätigkeit
VI
Autoren
Adam, Gerhard, Obering., Lehrstuhl für Bau- Böttcher, Peter, Prof. Dr.-Ing., HTW Saarland,
stoffe und Werkstoffprüfung, Technische Uni- FB Bauingenieurwesen, Baubetrieb und
versität München, Baumbachstr. 7, 81245 Baumanagement, Goebenstr. 40, 66117 Saar-
München 3.1 brücken 2.5.3
Arslan, Ulvi, Univ.-Prof. Dr.-Ing.,Institut für Geo- Brandes, Christian, Dipl.-Ing., Lehrstuhl für
technik, FB Bauingenieurwesen und Geodä- Massivbau, Institut für Baustoffe und Kon-
sie, Technische Universität Darmstadt, Peter- struktion, Technische Universität München,
senstr.l3,64287 Darmstadt 4.1 80290 München 3.10
Bachmann, Hugo, Univ.-Prof. Dr. sc. techn., In- Büsing, Michael, Dipl.-Ing., Flughafen Hanno-
stitut für Baustatik und Konstruktion, Eid- ver-Langenhagen GmbH, Postfach 420280,
genössische Technische Hochschule (ETH) 30662 Hannover 7.5
Zürich, CH-8093 Zürich 3.2
Dicht!, Norbert, Univ.-Prof. Dr.-Ing., Institut für
Bandmann, Manfred, Prof. Dipl.-Ing., Tiefbau- Siedlungswasserwirtschaft, Technische Uni-
Berufsgenossenschaft, Landsberger Str. 309, versität Braunschweig, Pockelsstr. 2a, 38106
80687 München 2.5.4 Braunschweig 5.5
Bockreis, Anke, Dipl.-Ing., Institut WAR, FB Giere, Johannes, Dipl.-Ing., Institut und Versuchs-
Bauingenieurwesen und Geodäsie, Technische anstalt für Geotechnik, FB Bauingenieurwesen
Universität Darmstadt, Petersenstr. 13, 64287 und Geodäsie, Technische Universität Darm-
Darmstadt 5.6 stadt, Petersenstr. 13,64287 Darmstadt 4.4
Autoren VII
Grebe, Wilhelm, Prof. Dr.-Ing., Flughafen Han- Knöfel, Dietbert, Univ.-Prof. Dr. rer. nat. habil.,
nover-Langenhagen GmbH, Postfach 420280, Institut für Bau- und Werkstoffchemie, Uni-
30662 Hannover 7.5 versität GH Siegen, Paul-Bonatz-Str. 9-11,
57068 Siegen 1.4
Hager, Martin, Prof. Dr.-Ing., Merler Allee 99,
53125,Bonn 7.4 Köhl, Werner W., Univ.-Prof. Dr.-Ing., Universität
Karlsruhe (TH), Kaiserstr. 12,76128 Karlsru-
Hanswille, Gerhard, Univ.-Prof. Dr.-Ing., Fach- he 6.1, 6.2
gebiet Stahlbau und Verbundkonstruktionen,
Bergische Universität GH Wuppertal, Paulus- Krautzberger, Michael, MDir Prof. Dr., Bundes-
kirchstr. 7, 42285 Wuppertal 3.5 ministerium für Verkehr, Bau- und Woh-
nungswesen, Invalidenstr. 44, 10115 Berlin
Helmus, Manfred, Univ.-Prof. Dr.-Ing., FB 11 - 6.3
Baubetrieb, Bergische Universität GH Wup-
pertal, Pauluskirchstr. 7, 42285 Wuppertal Krätzig, Wilfried B., em. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr.-
2.5.1, 2.5.2 Ing. E.h., Lehrstuhl für Statik und Dynamik,
Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstr.
Hoffmann, Friedrich H., Prof. Dipl.-Ing., Ingeni- 150,44780 Bochum 1.5
eurbüro-Baubetrieb, Knickeisdorf 42, 47877
Willich 2.6.4 Kreuzinger, Heinrich, Univ.-Prof. Dr.-Ing., Fach-
gebiet Holzbau, Technische Universität Mün-
Hohnecker, Eberhard, Univ.-Prof. Dr.-Ing., Insti- chen, 80290 München 3.7
tut für Straßen- und Eisenbahnwesen, Univer-
sität (TH) Karlsruhe, Kaiserstr.12, 76128 Kar- Maidl, Bernhard, Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Dr.
lsruhe 7.2 h.c. mult, Lehrstuhl für Bauverfahrenstechnik,
Tunnelbau und Baubetrieb, Ruhr-Universität
Jager, Johannes, Univ.-Prof. Dr. rer. nat., Institut Bochum, Universitätsstr. 150, 44780 Bochum
WAR, FB Bauingenieurwesen und Geodäsie, 4.6
Technische Universität Darmstadt, Petersen-
str. 13, 64287 Darmstadt 5.6 Maidl, Ulrich, Dr.-Ing., IMM Ingenieurbüro, Uni-
versitätsstr. 142, 44799 Bochum 4.5
Jessberger, Hans-Ludwig, em. Univ.-Prof. Dr.-
Ing., Lehrstuhl für Grundbau und Bodenme- Meißner, Udo F., Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil., In-
. chanik, Ruhr-Universität Bochum, Univer- stitut für Numerische Methoden und Infor-
sitätsstr. 150, 44780 Bochum 4.4 matik im Bauwesen, FB Bauingenieurwesen
und Geodäsie, Technische Universität Darm-
Kahmen, Heribert, Univ.-Prof. Dr.-Ing., Ange- stadt, Petersenstr. 13,64287 Darmstadt 1.1
wandte Geodäsie und Ingenieurgeodäsie,
Technische Universität Wien, Gußhausstr. 25- Meng, Birgit, Dr. rer. nat., Verein Deutscher Ze-
29, 1040 Wien 1.2 mentwerke e.V., Forschungsinstitut der Ze-
mentindustrie, Tannenstr. 2,40476 Düsseldorf
Katzenbach, Rolf, Univ.-Prof. Dr.-Ing., Institut 3.1
und Versuchsanstalt für Geotechnik, FB
Bauingenieurwesen und Geodäsie, Technische Meskouris, Konstantin, Univ.-Prof. Dr.-Ing.,
Universität Darmstadt, Petersenstr. 13, 64287 Lehrstuhl für Baustatik und Baudynamik,
Darmstadt 3.10, 4.4, 4.5 RWTH Aachen, Mies-van-der-Rohe-Str. 1,
52074 Aachen 1.5
Kinzel, Julia, Dipl.-Ing., Institut und Versuchs-
anstalt für für Geotechnik, FB Bauingenieur- Moormann, Christian, Dipl.-Ing., Institut und
wesen und Geodäsie, Technische Universität Versuchsanstalt für Geotechnik, FB Bauinge-
Darmstadt, Petersenstr. 13, 64287 Darmstadt nieurwesen und Geodäsie, Technische Uni-
4.1 versität Darmstadt, Petersenstr. 13, 64287
Darmstadt 3.10
VIII Autoren
Petzschmann, Eberhard, Univ.-Prof. Dr.-Ing., Fa- Schröder, Petra, Dipl.-Ing., Institut für Baufor-
kultät für Architektur, Bauingenieurwesen schung, RWTH Aachen, Schinkelstr. 3, 52062
und Stadtplanung, Lehrstuhl für Baubetrieb Aachen 3.1
und Bauwirtschaft, BTU Cottbus, Univer-
sitätsplatz 3/4, 03044 Cottbus 2.6.1-2.6.3, Schubert, Peter, Dr.-Ing., Institut für Baufor-
2.6.5, 2.6.6 schung, RWTH Aachen, Schinkelstr. 3, 52062
Aachen 3.6
Rackwitz, Rüdiger, apl. Prof. Dr.-Ing. habil., In-
stitut für Baustoffe und Konstruktion, Techni- Schultz, Gert A., Univ.-Prof. Dr.-Ing., Lehrstuhl
sche Universität München, 80290 München für Hydrologie, Wasserwirtschaft und Um-
1.6 welttechnik, Fakultät für Bauingenieurwesen,
Ruhr-Universität Bochum, Universtitätsstr.
Rank, Ernst, Univ.-Prof. Dr. rer. nat., Lehrstuhl 150, 44780 Bochum 5.2
für Bauinformatik, Technische Universität
München, 80290 München 1.1 Schumann, Andreas, PD Prof. Dr. rer. nat. habil.,
Lehrstuhl für Hydrologie, Wasserwirtschaft
Rodatz, Walter, Univ.-Prof. Dr.-Ing., Institut für und Umwelttechnik, Fakultät für Bauinge-
Grundbau und Bodenmechanik, Technische nieurwesen, Ruhr-Universität Bochum, Uni-
Universität Braunschweig, Gaußstr. 2, 38106 verstitätsstr. 150, 44780 Bochum 5.2
Braunschweig 4.3
Schwamborn, Bernd, Dr.-Ing., Institut für Bau-
Rößler, Günther, Dipl.-Ing., Institut für Baufor- forschung, RWTH Aachen, Schinkelstr. 3,
schung, RWTH Aachen, Schinkelstr. 3, 52062 52062 Aachen 3.1
Aachen 3.1
Sedlacek, Gerhard, Univ.-Prof. Dr.-Ing., Lehr-
Savidis, Stavros, Univ.-Prof. Dr.-Ing., FG Grund- stuhl für Stahlbau, RWTH Aachen, Mies-van-
bau und Bodenmechanik, Technische Univer- der-Rohe-Str. 1, 52074 Aachen 3.4
sität Berlin,Gustav-Meyer-Allee 25,13355 Ber-
lin 4.2 Setzer, Max J., Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Dr.-Ing. ha-
bil., Institut für Bauphysik und Materialwis-
Schießl, Peter, Univ.-Prof. Dr.-Ing., Lehrstuhl für senschaft, Universität GH Essen, Universitäts-
Baustoffe und Werkstoffprüfung, Technische str. 15,45141 Essen 1.3
Universität München, Baumbachstr. 7, 81245
München 3.1 Sonnenburg, Alexander, Dipl.-Ing., Institut
WAR, FB Bauingenieurwesen und Geodäsie,
Schlotterbeck, Karlheinz, Prof., Rue Etzelwald, Technische Universität Darmstadt, Petersen-
67470 Wintzenbach (Bas Rhin), Frankreich str. 13, 64287 Darmstadt 5.4
6.4
Stein, Dietrich, Univ.-Prof. Dr.-Ing., AG Lei-
Schneider, Jens, Dr., Institut für Statik, FB Bauin- tungsban und Leitungsinstandhaltung, Fakul-
genieurwesen und Geodäsie, Technische Uni- tät für Bauingenieurwesen, Ruhr-Universität
versität Darmstadt, Petersenstr. 13, 64287 Bochum, Universitätsstr. 150,44780 Bochum
Darmstadt 3.8 2.6.7, 7.6
Autoren IX
Strobl, Theodor, Univ.-Prof. Dr.-Ing., Lehrstuhl versität München, Baumbachstr. 7, 81245
für Wasserbau und Wasserwirtschaft, Techni- München 3.1
sche Universität München, Arcisstr. 21, 80333
München 5.3 Wiegrink, Karl-Heinz, Dipl.-Ing., Lehrstuhl für
Baustoffe und Werkstoffprüfung, Technische
Strüber, Sandra, Dipl.-Ing., Institut und Ver- Universität München, Baumbachstr. 7, 81245
suchsanstalt für Geotechnik, FB Bauinge- München 3.1
nieurwesen und Geodäsie, Technische Uni-
versität Darmstadt, Petersenstr. 13, 64287 Winnefeld, Frank, Dr. rer. nat., EMPA Eidg. Ma-
Darmstadt 4.4 terialprüfungs- und Forschungsanstalt, Abt.
135: Beton/Bauchemie, Überlandstr. 129, CH-
Urban, Wilhelm, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. rer. 8600 Dübendorf 1.4
nat., Institut WAR, FB Bauingenieurwesen und
Geodäsie, Technische Universität Darmstadt, Wörner, Johann-Dietrich, Prof. Dr.-Ing., Institut
Petersenstr. 13,64287 Darmstadt 5.4 für Statik, FB Bauingenieurwesen und Geodä-
sie, Technische Universität Darmstadt, Peter-
Valentin, Pranz, Univ.-Prof. Dr.-Ing., Lehrstuhl senstr. 13, 64287 Darmstadt 3.8
und Prüfamt für Hydraulik und Gewässer-
kunde, Technische Universität München, Ar- Zilch, Konrad, Univ.-Prof. Dr.-Ing., Lehrstuhl für
cisstr. 21,80333 München 5.1 Massivbau, Institut für Baustoffe und Kon-
struktion, Technische Universität München,
Vrettos, Christos, Privatdozent Dr.-Ing., GuD 80290 München 1.6, 3.3, 3.10
Geotechnik und Dynamik Consult GmbH,Du-
denstr. 78, 10965 Berlin 4.2 Zunic, Pranz, Dr.-Ing. Lehrstuhl für Wasserbau
und Wasserwirtschaft, Technische Universität
Wallner, Bernd, Dipl.-Ing., Lehrstuhl für Bau- München,Arcisstr. 21,80333 München 5.3
stoffe und Werkstoffprüfung, Technische Uni-
X Autoren
Inhalt
1 Allgemeine Grundlagen 00 00 00 0 00 00 00••••••• ••••••• ••• ••• ••• • •••• • ••• 1-3
1.1 Bauinformatik • 00• 0• .•. • . 0..• • 0•• 0• . 0• 0•••• 0• •• 0000000000000• 00000• 00000 1-3
1.1.1 Einleitung 00000000000000000000• 00000000000000000• 00000000000000000000000 1-3
1.1.2 Der vernetzte Rechnerarbeitsplatz des Ingenieurs 0000000000000000• 0000000000. 1-4
1.1.201 Multifunktionale Arbeitsumgebung ooo0oo0o0• 0oo0• 00o00• 00oo• 0000000• 00o0• 0 1-4
1.1.2o2 Rechneraufbau und Betriebssystem 00o0000• 0• 00• 0• 0000•• 0000• 0• 00• 0000o00• 0 1-4
1.1.2.3 Speicherung und Verarbeitung von Informationen in Digitalrechnern •• 0000• 000 1-7
1.1.2.4 Internet 0000. 00. 00000•• 0ooo000o00. 00oo000. 0000. 00. 0. 0000. 00000. 0000. 0000 1-9
1.1.3 Mengen und Abbildungen als Grundlagen der Informatik 00000• 000000000000000 1-11
l.l.3o1 Mengen, Relationen und relationale Datenbanken o•• 00. 0000• 0000• 00o00• 00o00• 1-11
1.1.3o2 Transformationen 00000000o0000o000•. o000• 0000• 0000• 00. 0o00• 00000• 0000• 0• 1-13
1.1.3.3 Tabellenkalkulation 0000• 0o00o0000oo0ooooo0o0oooo00o0oo0• ooo000ooo0o0oooo0 1-14
1.1.3.4 Computeralgebra 00000000000000• 00000• 000000• 00000000000000000• • 0000• 0000 1-17
1.1.3.5 Elementare Algorithmen und Datenstrukturen • 00• 00• o0000• 0000• 0ooo00• o0o0o 1-20
1.1.4 Geometrische Modelle 0000000000000000. 00000000000000000. 000• 00000000• 0• 0 1-23
1.1.4o1 Geometrische Modelle in 2D 000ooooooooooooooooooooo0ooooo0ooooo0o00o0oo0o 1-23
1.1.4o2 Geometrische Modelle in 3D 00000000000000000000000000000• 0000000• 0000000• 1-24
1.1.403 Geometrische Transformation 0• 000o000ooo00ooo0ooo0o00ooo• 0• o000• • 0o0•• 0• 0 1-26
1.1.4.4 Projektionen 0000000000000000000000• 00o00000ooo0000oo0o0000oo000000o00000 1-27
1.1.5 CAD (Computer Aided Design). 0oo000000ooo. 000o0o0o00ooo00. 00o0•• 0. 0000. 0 1-28
1.1.5o1 Grundbegriffe 0000000000000000000• 000000000• o0o0000oo0oo0o0oo0• 000oo00. 0• 1-28
1.1.5o2 Graphisch-interaktive Systeme 00• 0000000• 0000000• 0• 00000000000000000000000 1-28
1.1.5.3 2D-Konstruktionssysteme 000000000000000000000000000. 00. 0oo0. 0ooooooo0ooo 1-29
1.1.5.4 3D-Modelliersysteme 0000•• 0000o00• 0• 00o0000oo0o0oo0oo0o00o0oo0• 000000000 1-33
1.1.6 Softwareentwicklung 00000• 0000•• 0• 0• 0000•• 0• 00• 000000000000000• 00• 0• 0•• 0• 1-34
1.1.601 Ziele des Softwareengineering o0o000o0o00. 00000000• 0o00o00ooo0o000o0000• 0• 0 1-34
1.1.6o2 Softwareentwicklung 00• 00• 00• 00• 0• 00000• 0•• 00000000000000000000• 000000000 1-34
1.1.603 Objektorientierte Analyse und Entwurf 0• 0000000• 00• 0oo0• o0ooo• o0oooo00• 0• 0• 1-35
1.1.6.4 Objektorientierte Programmierung 000000000000000000000000• 0000000• 0000000 1-37
1.1.7 Integration 00• 00. 0000000• 00• 00o0• 000000000• 0000000000000• 00• 0o00o0• 00000 1-38
1.1.701 Datenaustausch 000000000000000000000000• 0000000000000000000000000• 000000 1-38
1.1.702 Produktmodeliierung 000000• 0000• 00• 0• 0000000000000• 0• 00•• 0• 00ooo00000000 1-39
1.1.7.3 Verteilte Objektverwaltung 0000000000• 0000• 00. 0000000000000• 0• 00oooo0000000 1-40
1.1.8 Informationssysteme im Bauwesen • oooo•• 0•• 0••••••• oooooo•• o• oo•• o• 0• 0ooo. 1-43
1.1.801 Definition und Grundlage Geographischer Informationssysteme (GIS) o00000000 1-44
Inhalt XI
1.1.8.2 Einsatzbereiche und Systemarchitektur Geographischer
Informationssysteme (GIS) im Bauwesen . . . . . . . . . . . . . . . .. . . .. . . . . . . . . . . . . . . 1-44
1.1.8.3 Strukturen und Modelle räumlicher Daten . . . . . . . . . . . . . . .. .. . . . . . . . . . . . .. . . . 1-45
1.1.8.4 Datenerfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-45
1.1.8.5 Kopplung von Sach- und Lageinformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-46
1.1.8.6 Datenschnittstellen und Standardisierungen
in Geographischen Informationssystemen (GIS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-48
1.1.9 Schlußwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-48
XII Inhalt
1.4.2.3 Sonderzemente ......................................................... . 1-101
1.4.2.4 Baukalke .............................................................. . 1-102
1.4.2.5 Baugipse .............................................................. . 1-103
1.4.2.6 Sonstige Bindemittel .................................................... . 1-105
1.4.2.7 Zusatzmittel ...............................•............................ 1-106
1.4.3 Einwirkungen auf die Baustoffe ........................................... . 1-107
1.4.3.1 Korrosion von Mörtel und Beton ......................................... . 1-107
1.4.3.2 Korrosionsschutz von Beton und Instandsetzung ........................... . 1-113
1.4.4 Auswirkungen aus den Baustoffen ........................................ . 1-113
Inhalt XIII
1.6.6.5 Kumulative Versagenserscheinungen ...................................... . 1-242
1.6.6.6 Monte-Carlo-Verfahren in der zeitvarianten Zuverlässigkeit ... ·............... . 1-243
1.6.7 Optimierung als Ziel eines Tragwerkentwurfs im Hinblick auf Zuverlässigkeit .. . 1-244
1.6.7.1 Allgemeine Zielfunktion ................................................. . 1-244
1.6.7.2 Versagen bei Errichtung oder Inbetriebnahme durch zeitinvariante Lasten ..... . 1-245
1.6.7.3 Versagen durch extreme Belastungen ...................................... . 1-245
1.6.7.4 Kosten-Nutzen-Ansatz aus Sicht der Beteiligten ............................. . 1-246
1.6.8 Anwendung in der Normung ............................................. . 1-248
1.6.8.1 Teilsicherheitsfaktoren .................................................. . 1-248
1.6.8.2 Vorgesehene Lebensdauern und Zielzuverlässigkeit ......................... . 1-252
1.6.8.3 Größe der Teilsicherheitsfaktoren in Euronormen ........................... . 1-252
XIV Inhalt
2.1.7 Wirtschaftlichkeitsberechnungen (WB) und Nutzen-Kosten-
Untersuchungen (NKU) ................................................. . 2-85
2.1.7.1 Wirtschaftlichkeitsberechnungen (WB) .................................... . 2-87
2.1.7.2 Nutzen-Kosten-Untersuchungen (NKU) ................................... . 2-93
2.1.8 Finanzierung und Liquiditätssicherung .................................... . 2-94
2.1.8.1 Finanzierungsziele ...................................................... . 2-94
2.1.8.2 Einflußfaktoren auf die Finanzierungs- und Liquiditätssituation .............. . 2-96
2.1.8.3 Innenfinanzierung ...................................................... . 2-97
2.1.8.4 Außenfinanzierung ..................................................... . 2-98
2.1.8.5 Leasing ................................................................ . 2-100
2.1.8.6 Factoring .............................................................. . 2-100
2.1.8.7 Liquiditätsplanung und -sicherung ........................................ . 2-100
2.1.8.8 Investitions- und Finanzierungsplanung ................................... . 2-100
2.1.8.9 Ausblick ............................................................... . 2-102
Inhalt XV
2.3 Immobilien- und Infrastrukturmanagement ............................... . 2-150
2.3.1 Projektentwicklung ..................................................... . 2-152
2.3.2 Projektmanagement .................................................... . 2-152
2.3.3 Facility-Management ................................................... . 2-152
2.3.4 Immobilienbewertung .................................................. . 2-153
XVI Inhalt
2.5.2.5 Fertigungssteuerung .................................................... . 2-217
2.5.3 Baustelleneinrichtung ................................................... . 2-217
2.5.3.1 Planung der Baustelle ................................................... . 2-218
2.5.3.2 Erstellen eines Arbeitsverzeichnisses ...................................... . 2-218
2.5.3.3 Betrieb der Baustelle .................................................... . 2-222
2.5.4 Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit (Arbeitsschutz) ............. . 2-224
2.5.4.1 Einführung ............................................................ . 2-224
2.5.4.2 Staatliche Arbeitsschutzbehörden und Berufsgenossenschaften ............... . 2-225
2.5.4.3 Planung und Organisation des Arbeitsschutzes im Betrieb
und auf Baustellen . ~ .................................................... . 2-226
2.5.4.4 Zusammenfassung ....................................................... . 2-228
2.5.5 Automatisierung und Robotik im Bauunternehmen ......................... . 2-229
2.5.5.1 Einführung ............................................................ . 2-229
2.5.5.2 Automatisierung der Baustoffproduktion .................................. . 2-229
2.5.5.3 Automatisierung und Robotik in der Betonfertigteilindustrie ................. . 2-229
2.5.5.4 Automatisierung und Robotik in der Mauerwerkfertigung ................... . 2-230
2.5.5.5 Automatisierung und Robotik in der Holzteilefertigung ..................... . 2-233
2.5.5.6 Automatisierung und Robotik in der Raumzellenfertigung
in Stahlbauweise ........................................................ . 2-233
2.5.5.7 Automatisierung und Robotik in der Gebäudefertigung vor Ort ............... . 2-234
2.5.5.8 Integrierte Automatisierung und Robotik in
der Gebäudefertigung vor Ort ............................................ . 2-234
2.5.5.9 Voraussetzungen für die Einführung von Baurobotern ....................... . 2-236
Inhalt XVII
2.6.7 Leitungsbau ............................................................ . 2-313
2.6.7.1 Allgemeines ........................................................... . 2-313
2.6.7.2 Offene Bauweise ........................................................ . 2-313
2.6.7.3 Geschlossene Bauweise .................................................. . 2-314
2.6.7.4 Halboffene Bauweise .................................................... . 2-317
XVIII Inhalt
3.1.6.4 Schaumglas ............................................................ . 3-56
3.1.6.5 Glasfasern ............................................................. . 3-56
3.1.7 Bitumen, Asphalt ....................................................... . 3-56
3.1.8 Kunststoffe ............................................................ . 3-57
3.1.8.1 Allgemeines, Bildungsreaktionen, Klassierung .............................. . 3-57
3.1.8.2 Kunststoffe als Konstruktionswerkstoffe ................................... . 3-58
3.1.8.3 Kunststoffe für Schutz und Instandsetzung von Baustoffen und Bauteilen ...... . 3-58
Inhalt XIX
3.3.6.2 Biegebeanspruchung .................................................... . 3-149
3.3.6.3 Querkraft .............................................................. . 3-159
3.3.6.4 Torsion ......................................................... : ...... . 3-164
3.3.6.5 Verhalten an Lasteinleitungsstellen ....................................... . 3-168
3.3.6.6 Profilierte Querschnitte ................................................. . 3-170
3.3.6.7 Verformungen ......................................................... . 3-172
3.3.7 Statisch unbestimmte Balken ............................................. . 3-174
3.3.7.1 Bauteilverhalten ........................................................ . 3-174
3.3.7.2 Schnittgrößenermittlung ................................................ . 3-177
3.3.7.3 Nachweiskonzepte ...................................................... . 3-177
3.3.7.4 Membraneffekte ........................................................ . 3-181
3.3.7.5 Torsion in statisch unbestimmten Tragwerken .............................. . 3-182
3.3.8 Scheiben .............................................................. . 3-183
3.3.8.1 Differentielles Scheibenelement .......................................... . 3-183
3.3.8.2 Tragfähigkeit im GZT ................................................... . 3-183
3.3.8.3 Schnittgrößenermittlung ................................................ . 3-184
3.3.9 Platten ................................................................ . 3-186
3.3.9.1 Biegung und Normalkraft ............................................... . 3-186
3.3.9.2 Querkraft .............................................................. . 3-188
3.3.9.3 Schnittgrößenermittlung ................................................ . 3-189
3.3.9.4 Punktförmig gestützte Platten ............................................ . 3-191
3.3.9.5 Durchbiegungen ........................................................ . 3-193
3.3.10 Einfluß zeitabhängiger Verformungen ..................................... . 3-193
3.3.10.1 Grundlagen ............................................................ . 3-193
3.3.10.2 Querschnitt ............................................................ . 3-193
3.3.10.3 Systemumlagerung ..................................................•... 3-194
3.3.10.4 Systemwechsel ......................................................... . 3-196
3.3.11 Spannbeton ............................................................ . 3-196
3.3.11.1 Prinzip der Vorspannung ................................................ . 3-196
3.3.11.2 Vorspannen im Spannbett ............................................... . 3-197
3.3.11.3 Vorspannen gegen den erhärteten Beton ................................... . 3-198
3.3.11.4 Statisch unbestimmte Wirkung ........................................... . 3-201
3.3.11.5 Zeitabhängige Verluste .................................................. . 3-202
3.3.11.6 Verankerung der Spannglieder ........................................... . 3-203
3.3.11.7 Nachweise ............................................................. . 3-203
3.3.11.8 Robustheit ............................................................. . 3-206
3.3.12 Stabilität und Theorie II. Ordnung ........................................ . 3-208
3.3.12.1 Einzelstützen .......................................................... . 3-208
3.3.12.2 Rahmen ............................................................... . 3-212
3.3.12.3 Kippen ................................................................ . 3-213
3.3.13 Brandschutz ........................................................... . 3-215
3.3.13.1 Anforderungen ......................................................... . 3-215
3.3.13.2 Verhalten und Bemessung im Brandfall .................................... . 3-215
3.3.14 Ermüdung ............................................................. . 3-217
3.3.14.1 Baustoffverhalten ....................................................... . 3-217
3.3.14.2 Bauteilverhalten .................. ·....................................... 3-218
3.3.14.3 Nachweis der Betriebsfestigkeit............................................ 3-219
XX Inhalt
3.4.2 Werkstoffeigenschaften und Grenzzustände ................................ . 3-223
3.4.2.1 Herstellungsmethoden, Erzeugnisse, Bezeichnungen ........................ . 3-223
3.4.2.2 Festigkeits- und Zähigkeitseigenschaften als Funktion der Temperatur ......... . 3-227
3.4.2.3 Grenzzustände und Anforderungen ....................................... . 3-232
3.4.3 Grundlagen der Bemessungsregeln ....................................... . 3-235
3.4.3.1 Anforderungen und Sicherheit .......................................... .. 3-235
3.4.3.2 Tragsicherheit im Temperaturübergangsbereich ............................ . 3-236
3.4.3.3 Tragsicherheit bei Normaltemperatur ..................................... . 3-237
3.4.3.4 Tragsicherheit bei höherer Betriebstemperatur ............................. . 3-238
3.4.3.5 Tragsicherheit im Brandfall .............................................. . 3-239
3.4.4 Tragfähigkeitsnachweise ................................................. . 3-240
3.4.4.1 Tragfähigkeit von Tragwerken ............................................ . 3-240
3.4.4.2 Behandlung der geometrischen Nichtlinearität ............................. . 3-242
3.4.4.3 Behandlung der Imperfektionen .......................................... . 3-245
3.4.4.4 Nachweise für Bauteile und Verbindungen ................................. . 3-246
3.4.4.5 Verbindungsmittel und Anschlüsse ....................................... . 3-254
3.4.5 Ermüdungsnachweise ................................................... . 3-268
3.4.5.1 Historisches ........................................................... . 3-268
3.4.5.2 Grundlagen der Ermüdungsfestigkeit in EN 1993-1-9 ........................ . 3-269
3.4.5.3 Behandlung von o-t- Verläufen ........................................... . 3-270
3.4.5.4 Schädigungsverhalten und Schadensäquivalenz ............................. . 3-270
3.4.5.5 Ermüdungsnachweis .................................................... . 3-272
3.4.5.6 Ermüdungsbelastung ................................................... . 3-274
3.4.5.7 Sicherheitskonzept für Ermüdungsnachweise .............................. . 3-275
3.4.5.8 Ermüdungssicherheit bei plastischen Verformungen ........................ . 3-276
3.4.6 Fertigung und Montage ................................................. . 3-277
3.4.6.1 Auftragsabwicklung in der Einzelfertigung ................................ .. 3-277
3.4.6.2 Rationalisierung von Fertigung und Montage .............................. . 3-277
3.4.6.3 Fertigungsmethoden .................................................... . 3-277
3.4.6.4 Montagemethoden ...................................................... . 3-278
3.4.6.5 Konstruktionsentwurf ................................................... . 3-278
Inhalt XXI
3.5.6.2 Nachweisverfahren der Stufe 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . 3-340
3.5.6.3 Nachweisverfahren der Stufe 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3-342
XXII Inhalt
3.7.8 Träger aus nachgiebig miteinander verbundenen Teilen ...................... . 3-407
3.7.8.1 Allgemeines ........................................................... . 3-407
3.7.8.2 Analytische Lösung für den Einfeldträger mit konstanten
Querschnittswerten und sinusförmig verteilter Belastung .................... . 3-408
3.7.8.3 Schubanalogie ......................................................... . 3-409
3.7.8.4 Holz-Beton-Verbundbauweise ............................................ . 3-409
3.7.8.5 Querschnitte aus mehreren miteinander nachgiebig
verbundenen Schichten .................................................. . 3-412
3.7.9 Beanspruchung rechtwinklig zur Faser .................................... . 3-413
3.7.9.1 Einleitung ............................................................. . 3-413
3.7.9.2 Beispiele .............................................................. . 3-415
3.7.10 Platten aus Schichten .................................................... . 3-417
3.7.10.1 Allgemeines ........................................................... . 3-417
3.7.10.2 Platten aus nachgiebig miteinander verbundenen Schichten .................. . 3-417
3.7.10.3 Platten aus schubstarr miteinander verbundenen Schichten .................. . 3-419
3.7.10.4 Hinweis ............................................................... . 3-419
Inhalt XXIII
3.9.2.1 Einlegeteile ............................................................ . 3-442
3.9.2.2 Mechanische Dübel ..................................................... . 3-444
3.9.2.3 Chemische Dübel ....................................................... . 3-448
3.9.2.4 Dübel für spezielle Anwendungen ......................................... . 3-451
3.9.2.5 Setzbolzen ............................................................. . 3-451
3.9.3 Tragverhalten .......................................................... . 3-452
3.9.3.1 Mechanische Befestigungsmittel .......................................... . 3-452
3.9.3.2 Chemische Befestigungsmittel ............................................ . 3-456
3.9.3.3 Setzbolzen ............................................................. . 3-457
3.9.4 Definition von gerissenem und ungerissenem Beton ........................ . 3-458
3.9.5 Dauerhaftigkeit ........................................................ . 3-458
3.9.6 Baurechtliche Vorschriften und Anwendungsbedingungen ................... . 3-459
3.9.6.1 Allgemeines ........................................................... . 3-459
3.9.6.2 Mechanische Befestigungen .............................................. . 3-459
3.9.6.3 Chemische Befestigungen ................................................ . 3-461
3.9.6.4 Setzbolzen ............................................................. . 3-461
3.9.6.5 Weitere Entwicklung der Zulassungen ..................................... . 3-461
3.9.7 Zusammenfassung ...................................................... . 3-462
XXIV Inhalt
4.1.3.5 Spannungen in Erdkörpern infolge Eigengewicht ........................... . 4-17
4.1.4 Grundwasserbewegung im Boden ......................................... . 4-19
4.1.4.1 Filterströmung und spezifische Strömungskraft ............................. . 4-19
4.1.4.2 Spannungen in Erdkörpern mit strömendem Grundwasser ................... . 4-20
4.1.4.3 Gesetz von Darcy ............ ; .......................................... . 4-20
4.1.4.4 Laborversuche zur Durchlässigkeit ........................................ . 4-21
4.1.4.5 Theorie der ebenen Filterströmung ....................................... . 4-22
4.1.4.6 Strömung zu einem Sickerschlitz oder Brunnen ............................. . 4-25
4.1.4.7 Mehrbrunnenanlagen ................................................... . 4-26
4.1.5 Setzungsermittlung ..................................................... . 4-27
4.1.5.1 Zusammendrückbarkeit der Böden ....................................... . 4-27
4.1.5.2 Spannungsverteilung im Baugrund infolge Auflast .......................... . 4-33
4.1.5.3 Setzungen infolge Zusammendrückung, Setzungsberechnung ................ . 4-36
4.1.6 Grenzzustände im Boden ................................................ . 4-41
4.1.6.1 Festigkeitseigenschaften der Böden ....................................... . 4-41
4.1.6.2 Erddruck .............................................................. . 4-45
4.1.6.3 Standsicherheit von Böschungen ......................................... . 4-51
4.1.6.4 Tragfähigkeit von Flachgründungen ................ : ...................... . 4-54
Inhalt XXV
4.3.3.2 Zulässige Bodenpressung ................................................ . 4-93
4.3.3.3 Berechnungsverfahren für Sohldruckverteilung ............................. . 4-97
4.3.4 Pfahlgründungen ....................................................... . 4-97
4.3.4.1 Pfahlarten ............................................................. . 4-97
4.3.4.2 Pfahltragfähigkeitsabschätzung ........................................... . 4-100
4.3.4.3 Pfahlprüfungen ........................................................ . 4-104
4.3.4.4 Tragverhalten von axial belasteten Pfählen ............ ·..................... . 4-105
4.3.4.5 Kombinierte Pfahl-Plattengründung ...................................... . 4-108
4.3.4.6 Tragverhalten von horizontal belasteten Pfählen ............................ . 4-108
4.3.4.7 Pfahlroste ............................................................. . 4-111
4.3.5 Senkkästen ............................................................ . 4-113
4.3.5.1 Konstruktive Ausbildung ................................................ . 4-113
4.3.5.2 Absenkvorgang ......................................................... . 4-118
4.3.5.3 Berechnung der Absenkung .............................................. . 4-119
4.3.6 Baugruben ............................................................. . 4-120
4.3.6.1 Allgemeines ........................................................... . 4-120
4.3.6.2 Baugrubenumschließungen .............................................. . 4-120.
4.3.6.3 Stützung der Wände .................................................... . 4-128
4.3.6.4 Baugrubensohlen ....................................................... . 4-129
4.3.6.5 Bemessung ............................................................ . 4-131
4.3.7 Stützkonstruktionen aus bewehrter Erde ................................... . 4-133
XXVI Inhalt
4o5.4o2 Tübbingsysteme 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4-195
4o5.4o3 Einbau der Tübbingauskleidung 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4-198
4o5.4.4 Extrudierbeton oooo o ooooo o
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4-198
4o5o5 Bodenseparation beim Schildvortrieb mit hydraulischer Bodenförderung 0 0 0 0 0 0 0 4-199
4o5o6 Die wichtigsten rechnerischen Nachweise 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4-203
4o5o6o1 Berechnung der Ortsbruststabilität bei Flüssigkeits-
und Erddruckstützung ooooo oo 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4-203
4o5o6o2 Berechnung der Aufbruch- und Ausbläsersicherheit 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 • 0 0 0 0 4-204
4o5o6o3 Berechnung der Vortriebspressenkraft 0 o 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4-205
4o5o6.4 Ermittlung des Luftbedarfs bei Druckluftstützung 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4-207
Inhalt XXVII
5.1.10.5 Zusätzliche Einflüsse auf die Wasserspiegellage ............................. . 5-70
5.1.10.6 Diskontinuierliche Strömung ............................................. . 5-71
5.1.10.7 Instationäre Gerinneströmung ........................................... . 5-72
5.1.11 Physikalische und Numerische Modelle .................................... . 5-73
XXVIII Inhalt
5.4.3.5 Trinkwasserschutzgebiete ................................................ . 5-158
5.4.3.6 überwachungvon Grund- und Oberflächenwasser .......................... . 5-159
5.4.4 Wasseraufbereitung ..................................................... . 5-159
5.4.4.1 Physikalische Verfahren ................................................. . 5-159
5.4.4.2 Chemische Verfahren ................................................... . 5-161
5.4.4.3 Technische Durchführung der Wasseraufbereitung .......................... . 5-162
5.4.4.4 Verfahrenskombinationen ............................................... . 5-164
5.4.4.5 Beseitigung von Abfällen ................................................ . 5-164
5.4.5 Wasserbedarf, Wasserverbrauch .......................................... . 5-164
5.4.5.1 Haushaltsbedarf ........................................................ . 5-166
5.4.5.2 Bedarf von Industrie, Gewerbe und Einzelverbrauchern ..................... . 5-166
5.4.5.3 Löschwasserbedarf ..................................................... . 5-166
5.4.5.4 Eigenverbrauch der Wasserwerke ......................................... . 5-167
5.4.5.5 Wasserverluste ........•................................................. 5-167
5.4.5.6 Bedarfsberechnung ..................................................... . 5-167
5.4.6 Wasserförderung ....................................................... . 5-168
5.4.6.1 Aufgabe ...............................•................................ 5-168
5.4.6.2 Pumpenarten .......................................................... . 5-168
5.4.6.3 Pumpenbetrieb ......................................................... . 5-169
5.4.6.4 Kavitation und Haltedruckhöhe (NPSH-Wert) .............................. . 5-170
5.4.7 Wasserspeicherung ..................................................... . 5-171
5.4.7.1 Aufgabe ............................................................... . 5-171
5.4.7.2 Arten der Wasserspeicherung ............................................ . 5-171
5.4.7.3 Druckregelung ......................................................... . 5-171
5.4.7.4 Lage zum Versorgungsgebiet ............................................. . 5-172
5.4.8 Wassertransport, Wasserverteilung ........................................ . 5-174
5.4.8.1 Rohre in der Wasserverteilung ............................................ . 5-175
5.4.8.2 Armaturen in der Wasserverteilung .......•................................ 5-175
5.4.8.3 Wasserdurchflußmessung und Wasserzählung ............................... . 5-176
5.4.9 Energieoptimierung und Kosteneinsparpotentiale .......................... . 5-176
5.4.9.1 Allgemeines ........................................................... . 5-176
5.4.9.2 Wasserförderung ....................................................... . 5-176
5.4.9.3 Wasseraufbereitung ..................................................... . 5-177
5.4.10 Automatisierungstechnik ................................................ . 5-177
5.4.11 Trinkwasserinstallation .................................................. . 5-178
5.4.11.1 Zuständigkeit ...........................•............................... 5-178
5.4.11.2 Anschluß .............................................................. . 5-178
5.4.11.3 Schutz des Trinkwassers, Erhaltung der Trinkwassergüte ..................... . 5-179
5.4.11.4 Druckerhöhungsanlagen ................................................ . 5-179
5.4.11.5 Korrosion, Steinbildung, Nachbehandlung ................................. . 5-179
5.4.11.6 Feuerlösch- und Brandschutzanlagen ..................................... . 5-180
Inhalt XXIX
5.5.3.2 Sandfang .............................................................. . 5-184
5.5.3.3 Absetzbecken .......................................................... . 5-186
5.5.4 Biologische Reinigungsanlagen ........................................... . 5-190
5.5.4.1 Festbettanlagen ........................................................ . 5-190
5.5.4.2 Belebungsverfahren ..................................................... . 5-193
5.5.5 Abwasserfiltration ...................................................... . 5-200
5.5.6 Gemeinsame Behandlung von gewerblichem bzw. industriellem
mit häuslichem Abwasser ................................................ . 5-202
5.5.6.1 Rechtliche Grundlagen .............................. ~ ................... . 5-202
5.5.6.2 Abwasservorbehandlung ................................................ . 5-202
5.5.7 Bemessungsbeispiel ..................................................... . 5-204
5.5.7.1 Grundlagen ............................................................ . 5-204
5.5.7.2 Belüfteter Sandfang ..................................................... . 5-204
5.5.7.3 Vorklärung ............................................................ . 5-204
5.5.7.4 Nachklärung ........................................................... . 5-204
5.5.7.5 Belebungsbecken ....................................................... . 5-205
5.5.8 Entwässerungsverfahren ................................................. . 5-205
5.5.8.1 Mischkanalisation ...................................................... . 5-205
5.5.8.2 Trennkanalisation ...................................................... . 5-206
5.5.8.3 Sonderverfahren ....................................................... . 5-206
5.5.8.4 Wahl des Entwässerungsverfahrens ....................................... . 5-206
5.5.9 Abwasseranfall und Kanalnetzberechnung ................................. . 5-206
5.5.9.1 Trockenwetterabfluß .................................................... . 5-206
5.5.9.2 Ermittlung des Regenabflusses ........................................... . 5-208
5.5.9.3 Kanalnetzberechnung ................................................... . 5-209
5.5.10 Kanaldimensionierung .................................................. . 5-213
5.5.10.1 Hydraulische Grundlagen und Rohrhydraulik .............................. . 5-213
5.5.10.2 Querschnittsformen ................................ ·.................... . 5-214
5.5.10.3 Bestimmung der Kanalquerschnitte ....................................... . 5-214
5.5.10.4 Bauliche Ausführung .................................................... . 5-216
5.5.11 Sonderbauwerke der Ortsentwässerung .................................... . 5-218
5.5.11.1 Regenentlastung in Mischwasserkanälen ................................... . 5-218
5.5.11.2 Regenklärbecken ....................................................... . 5-224
5.5.11.3 Düker ................................................................. . 5-225
5.5.11.4 Regenrückhaltebecken (RRB) ............................................ . 5-225
5.5.11.5 Dezentrale Versickerung von Niederschlagswasser .......................... . 5-225
XXX Inhalt
5.6.4.2 Abfallannahme und -Iagerung ............................................ . 5-242
5.6.4.3 Verbrennungsvorgänge .................................................. . 5-242
5.6.4.4 Feuerung .............................................................. . 5-244
5.6.4.5 Rauchgasreinigung ..................................................... . 5-246
5.6.4.6 Behandlung der Rückstände bei der Müllverbrennung ....................... . 5-247
5.6.4.7 Alternative Verfahren zur thermischen Behandlung ......................... . 5-248
5.6.5 Deponierung von Abfällen ............................................... . 5-249
5.6.5.1 Grundprinzip einer Deponie ............................................. . 5-249
5.6.5.2 Biologisch-chemisch-physikalischer Reaktor Deponie ....................... . 5-250
5.6.5.3 Deponie als Bauwerk .................................................... . 5-254
5.6.5.4 Emissionen durch Deponiebetrieb ........................................ . 5-256
5.6.6 Behandlung von Bauabfällen ............................................. . 5-256
5.6.6.1 Anfall von Bauabfällen .................................................. . 5-256
5.6.6.2 Aufbereitung von Bauabfällen ............................................ . 5-259
5.6.6.3 Anforderungen an Recyclingbaustoffe ..................................... . 5-259
5.6.6.4 Bauabfälle während des Lebenszyklus eines Gebäudes ....................... . 5-259
Inhalt XXXI
6.2.5.1 Städtebauliche Erschließung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6-16
6.2.5.2 Bodenordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6-18
6.2.6 Stadtsanierung und städtebauliche Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6-18
6.2.6.1 Stadtsanierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6-18
6.2.6.2 Städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen................................... 6-19
6.2.6.3 Städtebauliche Erhaltung ............................................... ·. . 6-19
6.2.7 Fach- und Sektoralplanungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6-19
6.2.7.1 Landschaftsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6-19
6.2.7.2 Verkehrsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6-19
6.2.8 Aufstellungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6-20
6.2.8.1 Aufstellungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6-20
6.2.8.2 Genehmigung und Einflußnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6-20
6.2.8.3 Aktuellerhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6-20
XXXII tinhalt
6.5.1.2 Bedarfsplanung, Bundesverkehrswegeplan ................................. . 6-35
6.5.1.3 Linienbestimmung, Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP} ................... . 6-35
6.5.1.4 Planungsgebiet ......................................................... . 6-37
6.5.1.5 Planfeststellung ........................................................ . 6-37
6.5.1.6 Plangenehmigung ...................................................... . 6-39
6.5.1.7 Absehen von einem Verwaltungsakt (§ 17 Abs. 2 FStrG) ...................... . 6-39
6.5.2 Eisenbahnen ........................................................... . 6-39
6.5.2.1 Öffentliche Eisenbahn, Bedarfsplan Schiene ................................ . 6-39
6.5.2.2 Planfeststellung, Plangenehmigung ....................................... . 6-40
6.5.3 Binnenwasserstraßen ................................................... . 6-40
6.5.4 Flughäfen ............................................................. . 6-40
6.5.5 Straßenbahnen, U-Bahnen ............................................... . 6-40
Inhalt XXXIII
7.2.6.4 Weitere Überlegungen zur Linienführung................................... 7-55
7.2.7 Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7-55
7.2.7.1 Dienst auf den Betriebsstellen . . . . .. . . .. . . . .. . . . . . . . . . . . .. .. .. . . . . . . . . . . . . . 7-57
7.2.7.2 Betriebsplanung und Betriebsleitung....................................... 7-58
7.2.7.3 Fahrplankonstruktion........................................... ... . . . . . . . 7-60
7.2.8 Leistungsfähigkeit und Qualität . . . .. . .. . . . .. . .. . .. . .. . . .. .. . . . .. . . . . .. . . .. 7-60
7.2.9 Leit- und Sicherungseinrichtungen von ÖV-Anlagen und Fahrzeugen........... 7-62
7.2.9.1 Leit- und Sicherungstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7-62
7.2.9.2 Fahrwegsicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7-63
7.2.9.3 Sicherungstechnik im Fahrzeug . . .. . . .. . . . .. . .. . . . . . . . . .. . . . .. . . . . .. . . .. . . 7-65
7.2.9.4 Funk................................................................... 7-65
7.2.9.5 Europäische Vereinheitlichung der Zugbeeinflussungssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . 7-66
XXXIV Inhalt
7.4.7.4 Schwimmende Landeanlagen ............................................ . 7-146
7.4.7.5 Werftanlagen .......................................................... . 7-146
7.4.8 Anlagen für die Sport- und Freizeitschiffahrt ............................... . 7-146
7.4.9 Schiffahrtszeichen ...................................................... . 7-146
A Anhang
Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A-3
Inhalt XXXV
Übersicht: Beiträge und ihre Autoren
LIEBIG
ultraplus
Für extreme
Belastungen
bis zu 30t.
LIEBIG superplus
Der Kopfbolzenanker - Weiter im Programm:
selbsthinterschneidend.
LI EBIG Sicherheitsdübel
Montage ohne LIEBIG Dübel
Sonderwerkzeuge,
LIEBIG Bolzendübel
Standardbohrer
genügt.
Fordern Sie den ausfü hrlich en
Katalog C6 an:
• •• Inhalt
1.1 Bauinformatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-3
1.2 Ingenieurgeodäsie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-49
1.3 Bauphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-75
1.4 Bauchemie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-92
1.5 Theorie der Tragwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-113
1.6 Zuverlässigkeit von Tragwerken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1-217
Bauinformatik 1-3
leware für die Kommunikation von Objekten sowie zum Austausch und zur Sicherung von
verändern nachhaltig die Arbeitsmittel und die Software,
Arbeitsorganisation des Bauingenieurwesens. - leistungsfähige Bürokommunikation (Telefon,
Wissenschaft und Industrie sind aufgerufen, zu- Fax, Bildtelefon über ISDN und Rechnernetz)
kunftsweisende Anforderungen an die neuen zur Abwicklung aller technischen, kaufmänni-
Technologien zu stellen, diese durch Forschung schen und organisatorischen Ingenieuraufga-
und Entwicklung zu beherrschen und das Be- ben durch Nutzung integrierter lokaler und
rufsfeld durch Aus- und Weiterbildung zu unter- standortübergreifender Informationsdienste,
stützen. - Einbindung in Nah- und Weitverkehrsrech-
nernetze (z.B. Intranet, Internet, Deutsches
1.1.2 Forschungsnetz (DFN)) zum Austausch von
Der vernetzte Rechnerarbeitsplatz Ingenieurmodellen und -dokumenten, für die
des Ingenieurs Nutzung verteilter Ressourcen der Informati-
onsverarbeitung, zur Beschaffung und Ver-
1.1.2.1 breitung von Informationen aller Art sowie
Multifunktionale Arbeitsumgebung zur Zusammenarbeit von Ingenieurorganisa-
tionen, z.B. bei der Planung und Bearbeitung
Mit der weltweiten Einführung der PC-Techno- technischer Projekte, der Steuerung und Über-
logie (PC Personal Computer) seit Anfang der wachung von Baumaßnahmen, beim techni-
80er Jahre hat das Konzept der dezentral aufge- schen und kaufmännischen Management.
stellten und vernetzten Arbeitsplatzrechner wei-
te Verbreitung gefunden. Neben hoher Rechen- 1.1.2.2
leistung und großer Speicherkapazität stehen Rechneraufbau und Betriebssystem
dem Ingenieur dadurch unmittelbar am Arbeits-
platz zweckmäßige Peripheriegeräte zur Verfü- Digitalrechner
gung, über die der Rechner für verschiedene An-
wendungen multifunktional genutzt werden Arbeitsplatzrechner sind programmierbare,
kann [Meißner/von Mitschke-Collande/Nitsche elektronische Rechenanlagen, die digital gespei-
1992]. cherte Befehle und Daten i.d.R. in sequentieller
Typische Anforderungen an derartige Systeme Folge verarbeiten. Abbildung 1.1-1 zeigt den
für die Durchführung von Ingenieuraufgaben prinzipiellen Aufbau.
sind Die Rechenanlage besteht i.allg. aus dem ei-
- hohe Rechenleistung der Prozessoren und gentlichen Rechner, der Zentraleinheit (CPU
große Speicherkapazitäten von Haupt- und Central Processing Unit), und den über Ein-/
Magnetplattenspeichern für numerische Si- Ausgabe-Einheiten (engl.: I/0-controller) ange-
mutationen von technischen Modellen, schlossenen peripheren Geräten wie Tastatur,
- hochauflösende Rastergraphik von Bild- Bildschirm, Drucker und Plattenspeicher. Die
schirm, Plotter und Drucker zur Darstellung Zentraleinheit ist aus den Komponenten des Re-
komplexer technischer Systeme, chenwerkes (ALU Arithmetic and Logical Unit),
- ergonomische Bedienungsgeräte (Tastatur, des Leit- oder Steuerwerks (engl.: control unit)
Maus, Tablett, Digitalisierer, Scanner) zur ma- und des Haupt- oder Arbeitsspeichers (engl.:
nuellen und automatisierten Erfassung und main memory) aufgebaut.
Verarbeitung von textlichen, digitalen und Im Hauptspeicher sind sowohl die zu verar-
graphischen Informationen, beitenden Daten als auch die Verarbeitungsbe-
- audio-visuelle Peripheriegeräte (Videokame- fehle in einer linearen Anordnung von Spei-
ra bzw.-Rekorder, CD-ROM -Geräte, Lautspre- cherzellen, die mit ·Adressen durchnumeriert
cher, Mikrophon, Bildschirm) zur Erfassung, sind, abgespeichert. Auf diese Speicherzellen
Verarbeitung, Speicherung und Ausgabe mul- kann wahlfrei zugegriffen werden (RAM Ran-
timedialer Informationen über Natur, Technik dom Access Memory). über die Kanäle des Bus-
und Gesellschaft in Form von Schrift, Bild, systems, das die elektrischen Verbindungslei-
Film und Ton, tungen für die Ansteuerung, die Adressierung
- periphere Massenspeicher (magnetische, op- und den Transport bildet, werden die digitalen
tische und magneto-optische Speichermedi- Informationen als endliche Impulsfolgen nahe-
en) zur Archivierung technischer Dokumente zu mit Lichtgeschwindigkeit transportiert.
Befehlszähler Adreßbus
Register- / t t t-.
"...
speieher Datenbus
V
Bauinformatik 1-5
Die Benutzungsschnittstelle umgibt den Kern Rechnernetze
und erlaubt dem Benutzer durch Eingabe von
Kommandos oder unter Verwendung der Fen- Die Einsatzmöglichkeiten von Arbeitsplatzrech-
stertechnik das Arbeiten mit dem Rechner. Mit nern werden in zunehmendem Maße von ihrer
der Benutzungsschnittstelle wird die Benut- Eingliederung in eine vernetzte Kommunikati-
zungsoberfläche definiert, über die der Nutzer onsumgebung bestimmt. Die Rechner müssen
auf standardisierte Weise auf die Funktionalitä- dabei mit einer Netzwerkkomponente ausge-
ten des Betriebssystems zugreifen kann. stattet sein, welche die Netzwerkfähigkeit für das
Bei komplexeren Betriebssystemen ist es nicht spezielle Netz herstellt.
sinnvoll, die Betriebssoftware komplett im Ar- Bei Netzen unterscheidet man zwischen Nah-
beitsspeicher verfügbar zu halten. Es reicht aus, und Weitverkehrsnetzen. Ein Nahverkehrsnetz
nur die wichtigsten Programme im ROM (Read (LAN LocalArea Network) ist auf ein kleines Ge-
Only Memory) oder RAM abzulegen und selte- biet der näheren Umgebung begrenzt. Weitver-
ner benötigte Teile bei Bedarf von Permanent- kehrsnetze (WAN Wide Area Network) hingegen
speichern in den Arbeitsspeicher zu laden und umspannen große Entfernungen, können sich
auszuführen. aus heterogenen Teilsystemen mit Knotenrech-
Die Aufgaben des Betriebssystems umfassen nern zusammensetzen und sind mit Hilfe von
im wesentlichen: Überseekabeln und Satellitenverbindungen zu
- Verwaltung des Prozessors: Steuerung der Pro- weltumspannenden Netzen ausgebaut. Das am
grammausführung, Ausnahme- und Fehler- weitesten verbreitete WAN ist das Internet, mit
behandlung, Unterbrechung, Synchronisation dessen Diensten man weltweit Informationen
verschiedener Prozesse, austauschen oder ferne Ressourcen nutzen kann
- physikalische Verwaltung der Betriebsmittel (s. 1.1.2.4}.
des Rechners: Bereitstellung und Steuerung Für die Verbindungen in einem LAN werden
von Arbeitsspeicher und Peripheriegeräten, als übertragungsmedien Koaxialkabel (engl.:
- Interaktion mit dem Nutzer: Organisation von coaxial cable}, verdrillte Kupferkabel (engl.: twi-
Ein- und Ausgabe über Tastatur und Maus auf stedpair) oder Lichtwellenleiter (engl.: fibre op-
den Bildschirm oder über Schnittstellen usw. tic cable) verwendet. Hinsichtlich der räumli-
(z.B. auf den Drucker). chen Anordnung und Verbindung der Rechner-
knoten unterscheidet man zwischen verschiede-
Moderne Betriebssysteme (Windows NT, Unix nen Netztopolögien: Bus, Ring und Stern.
usw.) haben die Hinwendung von Befehlskom- Bei der Bustopologie wird jeder Rechner an ei-
mandos zur fensterorientierten Benutzungs- nem linienförmigen Kabelsegment angeschlos-
oberfläche vollzogen. Sie sind in der Lage, sen. Bei einem Ring sind alle Rechner ringförmig
mehrere Anwendungsprozesse (Multi-Tasking) verbunden; die Nachrichten laufen alle in eine
scheinbar gleichzeitig auf dem Rechner ablaufen einzige Richtung. Bei einem Stern sind alle Rech-
zu lassen. Mehrbenutzersysteme (engl.: multi- ner über eine zentrale Verteilereinheit (engl.:
user) wie UNIX oder Windows NT haben eine switch oder hub (Zentrum)) miteinander stern-
Verwaltung, die den Nutzern als Mißbrauchs- förmig gekoppelt.
schutz differenzierte Zugriffsrechte (Lesen, Die Kommunikation innerhalb der Netze fin-
Schreiben, Ausführen) auf Daten und Ressour- det nachrichtentechnisch über standardisierte
cen zuweist und in Rechnernetzen die gleichzei- Kommunikationsprotokolle statt, die in Schich-
tige Nutzung der Rechnerressourcen durch vie- ten aufgebaut sind wie z.B. im OSI-Schichten-
le Benutzer gestattet. Gegenüber Einbenutzersy- Referenzmodell (OSI Open Systems Intercon-
stemen (engl.: single-user) wird dabei allerdings nection) der ISO (International Standardization
die Person eines Systemadministrators für den Organisation) festgelegt.
Betrieb und die Verwaltung erforderlich; er'un- Zur Verbindung der Systemteile, Verstärkung
terstützt die anderen Benutzer durch zentrale der Signale, Vermittlung der Nachrichten und Um-
Dienstleistungen wie Systemkonfiguration, Da- setzung verschiedener übertragungsprotokolle
tensicherung und Beratung. dienen Bauteile wie Bridge, Hub, Switch, Repea-
ter, Router und Gateway, welche die Verbindung
von Teil- und auch Fremdnetzen ermöglichen.
Für die Kooperation der Rechnerknoten un-
tereinander hat sich die Client-Server-Architek-
Byte (8 Bit)
I76543210
I III I I I I Zeichen Buchstaben, Ziffern, Sonderzeichen,
unsichtbare Steuerzeichen
(ASCII-Code) Graphiksymbole
Bauinformatik 1-7
Hexadezimalziffer z 16 = CIIIJ (engl.: offset) angesprochen. Die physikalische
3 2 I 0 Adresse einer Speichereinheit besteht daher aus
(Ziffern 0-9,A-F) den beiden Teilen Segment: Relativadresse (engl.:
segment:offset), die u.a. im Hexadezimalsystem
zusammenfassen, um die Inhalte von Dualzah- angegeben werden. Da man in einem 16-Bit-
len kompakter anzugeben. WortAdressen zwischen0und2 16-l =65535 10 =
Gegenüber analogen Informationen haben so FFFF 16 speichern kann, haben die Segmente
aufgebaute digitale Informationsobjekte den üblicherweise eine Größe von 64 kByte =
großen Vorteil, daß sich aus dem Inhalt der In- 65536 Byte. Für einen 32-Bit-PC, auf dem die
formationen vor der Übertragung eine Prüf- größte physikalische Adresse FFFF: FFFF betra-
summe erzeugen läßt, so daß Übertragungsfeh- gen kann, ist die Speicheradressierung und da-
ler nach der Übertragung weitgehend selbstän- mit auch der Speicherausbau deshalb auf eine
dig erkannt und ggf. korrigiert werden können. Größe von maximal4 GByte beschränkt.
Dies macht die hohe Zuverlässigkeit und das ge-
ringe Rauschen digitaler Kommunikationssy- Dateisystem
steme aus.
Für die dauerhafte Speicherung von Informati-
Speicherung und Zugriff onsobjekten auf Massenspeichern wie Magnet-
platten, Disketten und Bändern werden die In-
Für die Verarbeitung der Informationen im Rech- formationen i.allg. in größeren Organisations-
ner werden die Informationsobjekte im Haupt- einheiten strukturiert, die man "Dateien" nennt.
speicher gespeichert. Er besteht aus einer linea- Die über alle Geräte einheitliche Organisation
ren Folge von Speichereinheiten, auf die über des Dateisystems hat große Ähnlichkeit mit dem
Adressen wahlfrei zugegriffen werden kann Aufbau von Akten oder Büchern. Als Begriffe
(RAM). sind entlehnt: Inhaltsverzeichnisse (engl.: direc-
Entsprechend der Breite der adressierbaren tory),Akten oder Dateien (engl.: file) und Sätze
Speichereinheit unterscheidet man zwischen (engl.: records).
Wort-Maschinen (hauptsächlich für den tech- Jede Datei hat einen eindeutigen Namen, un-
nisch-wissenschaftlichen Bereich) und Byte- ter dem sie geöffnet, umbenannt, kopiert, ge-
Maschinen (früher hauptsächlich für den kauf- schlossen oder gelöscht werden kann. Als Schutz
männischen Bereich), wobei letztere inzwischen vor unerlaubten Zugriffen dienen Lese- und
als Industriestandard universal genutzt werden. Schreibrechte für einzelne Benutzer oder Benut-
Um Speichereinheiten in größeren Paketen zergruppen. Die physikalische Speicherung auf
durch das Betriebssystem effizient auf periphe- magnetischen Datenträgern hat auch die Orga-
re Massenspeicher ein- und auslagern zu können nisation verschiedener Dateiarten geprägt. Bei
(engl.: paging), ist der Hauptspeicher i.allg. in allen Lese- und Schreibvorgängen werden die In-
Segmente (engl.: segment) oder Seiten (engl.: formationsobjekte in größeren Datenpaketen
page) unterteilt, die über eine Segmentnummer zusammengefaßt, die man "logische Sätze"
adressiert werden (Abb. 1.1-3). nennt und die in einem Strom (engl.: stream) zu-
Innerhalb der Segmente werden die einzelnen sammenhängend gelesen und geschrieben wer-
Speichereinheiten über eine Relativadresse den.
physikalische Adresse
0 Offset n (segment: offset) 0 Offset n
I I -
I I
Speichereinheiten
-------------o-~2l--------- Speichereinheiten
------------- _j________ _-
--------- - - -- - - ----
SegmentO I
Speichereinheit Segment N
Bauinformatik 1-9
umwandJung digitaler Informationen. Über den auf dem fernen Rechner. Auf vielen FTP-Ser-
Telefonanschluß wird ein nächstgelegener Ein- vern besteht die Möglichkeit des "anonymous
wahlknoten (PoP Point of Presence) eines lnter- ftp", d.h. der Zugriff auf öffentliche Dateien
net-Dienstleisters (Provider) angewählt, der die erfolgt mit der Zugriffsberechtigung des Be-
Weiterleitung der digitalen Informationen vom nutzernamens "anonymous" oder "ftp" und
Telefonnetz in das Internet übernimmt. Die Ko- der eigenen E-Mail-Adresse als Kennwort. Im
sten fürdie Internet-Nutzung setzen sich aus den Gegensatz zur E-Mail erfolgt der Datenaus-
Gebühren des Provider und den Telefonkosten tausch mit FTP aktiv, d.h., der Nutzer ent-
(ggf. Ortstarif) zum Einwahlknoten zusammen. scheidet, welche Daten er über das Netz holen
Das Internet bietet eine große Zahl von Dien- will. Da die Übertragung online erfolgt, kann
sten, die für Ingenieurzwecke genutzt werden er z.B. bei fehlerhafter Übermittlung direkt
können. Im folgenden wird eine Auswahl der reagieren. FTP ist für die Übermittlung großer
wichtigsten Dienste sowie deren Nutzen be- Datenmengen vorteilhaft.
schrieben: - WWW (World Wide Web). Mit WWW können
- Elektronische Post (E-Mail). Sie ermöglicht das auf der Basis der zuvor genannten Internet-
Verschicken von Nachrichten, Graphiken und Dienste zusätzlich multimediale Infor natio-
Programmen. Im Vergleich zum Postversand nen in einer hypermedialen Benutzerumge-
besteht ein erheblicher Geschwindigkeitsvor- bung verarbeitet werden. Die multimediale In-
teil der elektronischen Übertragung, da die In- formationsverarbeitung schafft eine einheitli-
formationen zwischen den Rechnerknoten che Umgebung für die vormals getrennten
mit Lichtgeschwindigkeit übertragen werden Medienbereiche Video (Fernseher), Audio
und damit die Übertragungszeit nur von der (Hörfunk) und Text/Graphik (Bücher) auf der
Vermittlungskapazität bzw. von der Sende- Basis digitaler Informationen. Als Hyperme-
und Empfangsbereitschaft bestimmt wird. dia wird die Verknüpfung multimedialer In-
Voraussetzung zum Empfangen von E-Mai! ist formationen über spezielle Verknüpfungsele-
der Besitz einer E-Mail-Adresse. Sie setzt sich mente (Knoten und Verweise) bezeichnet. Mit
aus Namen und Anschrift, verbunden mit dem WWW erfolgt die Verknüpfung von Hyper-
Sonderzeichen @ (gesprochen wie eng!.: at) media-Dokumenten aufbeliebigen Rechnern
zusammen (z.B. Name@Anschrift: bauinf@ im Netz (Abb. 1.1-5).
inf.bauwesen. tu-muenchen.de). Die Codierung der Hypermedia-Dokumente
Mit E-Mail können Dokumente in digitaler wird im Format HTML (Hypertext Markup
Form verschickt werden. Der Kommunikati- Language) vorgenommen. Die Wiedergabe
onspartner muß nicht permanent zum Emp- und Navigation auf dem Bildschirm erfolgt
fang bereit sein, da die Post in seinem "elek- mit den Standard-Softwarewerkzeugen der
tronischen Briefkasten" gesammelt wird und Browser (z.B. Netscape oder Internet Explo-
bei Bedarf geleert werden kann. Gerade beim rer). Die Kommunikation zwischen einem
häufigen Verschicken in ferne Länder sind WWW-Server, der die Hypermediadaten zur
i. d. R. die Kosten der E-Mai! auch unter Be- Verfügung stellt, und einem WWW -Client, der
rücksichtigung der Kosten für den E-Mail-An- die Daten auf den eigenen Rechner holt und
schluß und der anfallenden Telefonkosten ge- auf dem Bildschirm darstellt sowie Benutzer-
ringer als das Briefporto. Neben technischen interaktionen an den Server weiterleitet, er-
Dokumenten können auch Programme und folgt im WAN Internet mit dem Protokoll
Datenbanken verschickt werden. Viele Proble- HTTP (Hypertext Transfer Protocol) über
me des Datenaustauschs lassen sich dadurch weltweit verteilte Rechner. Dafür werden die
elegant lösen, daß die übertragenen Daten je- WWW-Adressen allgemein in der Form
weils mit einem mitgeschickten Programm http://<Pfad> (z.B. http://www.iib.bauing.tu-
bearbeitet werden können. darmstadt.de) angegeben.
- Dateitransfer mit FTP (File Transfer Protocol). Die Ingenieurtätigkeit kann mit dem Medium
FTP basiert auf dem Client-Server-Konzept, des WWW nach Inhalt und Form sachlich und
d.h., der lokale Rechner dient als Client und adäquat unterstützt werden (Rüppel 1996].
der ferne Rechner, auf dem die zu übermit- Bauwerkbeschreibungen und Bauprojekte las-
telnden Dateien liegen, als Server. Zur Datei- sen sich deshalb besonders gut wegen der Ver-
übertragung benötigt der Nutzer die Zugriffs- knüpfung der textlichen Projekt- und Tätig-
berechtigung sowohl auf dem lokalen als auch keitsbeschreibung mit ergänzenden Photos,
Schaltfläche
Knoten _,.
Plänen, Bildern, Graphiken sowie sprachli- matik ebenfalls von grundlegender Bedeutung
chen Erläuterungen und Filmaufnahmen auf- sind. Während die Darstellung, Speicherung und
bereiten und präsentieren. Grundsätzlich ist Verarbeitung von Zahlen bereits in 1.1.2 ange-
die Internet-Technologie ein hervorragendes sprochen wurde, wird hier die Bedeutung von
Medium zum schnellen und ortsunabhängi- Mengen und Abbildungen als Grundlage für Da-
gen Informationsaustausch, zur fachspezifi- tenstrukturen und Algorithmen beschrieben.
schen Informationsrecherche sowie zur mul- Als Beispiele werden relationale Datenbanken,
timedialen Projektpräsentation. Insbesondere die Tabellenkalkulation und Computeralgebra-
der WWW-Dienst ist eine ideale Plattform, systeme vorgestellt, die als grundlegende Werk-
um Kooperationsbeziehungen zwischen Inge- zeuge für vielfältige Anwendungs- hereiche im
nieuren ohne räumliche und zeitliche Schran- Bauwesen Anwendung finden können.
ken effizient zu gestalten (engl.: net based en- Elementare Kenntnisse der Mengenlehre wer-
gineering) [Rank/Rücker 1996]. den als bekannt vorausgesetzt. Für eine weiter-
- inf6t mationsrecherchen. Zu ihrer Unterstüt- gehende Betrachtung der hier vorgestellten Kon-
zung existi~ren im Internet zahlreiche öffent- zepte sei z.B. auf [Ebbinghaus 1994; Karnke 1962]
lieh zugängliche Softwarewerkzeuge, sog. verwiesen.
"Suchmil~c~inen". ~t~:.g~rchsucheit ~1;1~ernet
Dokumente: nach Info.nnationen Zl.L-<lingege- 1.1.3.1
benen Stichwöl'tern und stellen .dem .Nutzer Mengen, Relationen und relationale Datenbanken
die zugehörigen Adressen zur Verfügung.
Hiermit lassen sich lokale oder weltweite Re- Man betrachte zwei (der Einfachheit halber end-
cher~hen effizient durchführen. liebe) Mengen PG als Profilgruppennamen und
.NH als Nennhöhen für Stahlbauprofile:
-p(;'~ {IPE,HEA,HEB,HEM},
1.1,3 ,;;;,,,,.;xn~>ll : ;,))<~.• <: . sni ;o N1P-!'~:voo,120,l40,7oo,soo,9oo, looo}.
Mengen und]AbbHdunge,nrals Grundl~n -- - ,- --- -----.--- --- --
Bauinformatik 1-11
Nun können die zwei Mengen PG und NH zu- seien Profilname, Querschnittsfläche und ly ge-
einander in Beziehung gesetzt werden. Es läßt wählt.
sich eine Relation'? als Teilmenge der Produkt- Eine mögliche Belegung zu diesem Schema ist
menge P definieren, also z. B. die Menge der in dann durch Tabelle 1.1-2 gegeben. Die zwei Ta-
einem Lager verfügbaren Profile. bellen stellen ein einfaches Beispiel für eine re-
lationale Datenbank dar. Entscheidend ist, daß
\)={ (IPE,80), (IPE,lOO), (IPE,l40), (HEA,l20),
die für die Definition der Tabellen verwendeten
(HEB,700), (HEB,SOO)}.
Mengen zueinander in Beziehung gesetzt wer-
Diese zweistellige oder binäre Relation zwischen den. Zusammengefaßt (und etwas verkürzt dar-
zwei Mengen läßt sich leicht auf eine n-stellige gestellt) ist damit eine relationale Datenbank
Relation erweitern. Als weitere Mengen seien nichts anderes als eine Menge von zueinander in
z. B. die Menge PN der Profilnamen, die Menge Beziehung stehenden Mengen.
H der Profilhöhen, die Menge B der Profilbrei- Datenbankmanagementsysteme sind Benut-
ten, die Menge S der Stegdicken und die Menge zungsoberflächen (engl.: user interface, kurz:
T der Flanschdicken hinzugenommen. Eine UI) für Datenbanken, die es erlauben, Daten-
"Profllkartei" wird dann durch eine Relation bankschemata zu definieren und Mengenopera-
tionen auf den Relationen der Datenbank aus-
\)~PGxNHxPNxHxBxSxT
zuführen. Die beiden elementarsten Operatio-
definiert. nen sind die Projektion und die Restriktion, die
Es ist naheliegend, diese n -stellige Relation als jeweils für eine Relation (d. h. eine Tabelle) einer
Tabelle zu schreiben (Tabelle 1.1-1), wobei nun Datenbank definiert sind. Dabei wählt die Pro-
zusätzlich zur eigentlichen Relation '? Attribut- jektion bestimmte Spalten der Tabelle aus. So
namen für die Mengen PG, NH, PN, H, B, S und stellt die an die im Beispiel definierte Datenbank
T (im Beispiel die Oberschriften der Spalten) gestellte Anfrage "Gib die Profilhöhen aller ver-
vergeben werden. Die Attribute zusammen mit fügbaren Profile" eine Projektion dar. Eine Re-
den Wertebereichen der Spalten, also den jewei- striktion selektiert dagegen Zeilen der Tabelle,
ligen Mengen, bilden das relationale Schema die einer bestimmten Bedingung genügen. Ein
A(\)) der Relation'? und definieren damit den Beispiel ist die Datenbankanfrage "Gib die ge-
Aufbau der Tabelle "Profilmaße". speicherten Daten der Tabelle "Profilmaße" für
Betrachtet man nun nicht nur ein Schema,
sondern eine endliche Menge von relationalen
Schemata, so entsteht ein Datenbankschema. Ei- Tabelle 1.1-2 StatischeWene
ne konkrete Belegung aller zum Datenbank-
schema gehörenden Tabellen mit Daten heißt Profilname Querschnittsfläche ly
"(relationale) Datenbank". Zur Vervollständi- IPE80 7,64 80,1
gung des Beispiels soll dazu eine zweite Tabelle IPE100 10,30 171,0
IPE140 16,40 541 ,0
angelegt werden, die den Profilnamen mit der
HEA 120 25,30 606,0
Querschnittsfläche A und dem Flächenmoment HEB700 306,00 256900,0
2. Grades ly in Beziehung setzt. Die dazu notwen- HEB800 334,00 359100,0
digen Grundmengen seien mit A und IYbezeich-
net. Als Attribute dieses relationalen Schemas
Tabelle 1. H Profilmaße
Bauinformatik 1-13
Offensichtlich kann man nicht jedes beliebige 1.1.3.3
Eingabedatum für diese Abbildung verwenden: Tabellenkalkulation
Eine Belegung von x mit dem Wert "November"
würde z.B. kein sinnvolles Ergebnis liefern kön- Tabellenkalkulationsprogramme ermöglichen
nen. An diesem simplen Beispiel wird deutlich, es, in Formularen oder Tabellen zu rechnen. Das
daß eine Transformation immer nur für einen zentrale Merkmal ist dabei ein Raster aus n Zei-
bestimmten Datentyp erklärt sein kann und len und k Spalten. Ein derart aufgebautes Raster
selbst immer ein Ergebnis eines wohldefinierten wird im weiteren Verlauf "Tabellenblatt" oder
Datentyps liefert. auch "Arbeitsblatt" (eng!.: worksheet) genannt.
Transformationen können sehr komplex sein. Ein Beispiel eines Arbeitsblattes ist in Abb. 1.1-7
So kann man z.B. eine Finite-Element-Berech- dargestellt (es kann von http://www.infbv.tum.
nung, die aus geometrischen und physikalischen deischleieher geladen werden).
Eingabedaten Verschiebungen und Spannungen Folgende allgemeine Merkmale finden sich in
berechnet, ebenfalls als Transformation im Sin- jedem Tabellenkalkulationsprogramm:
ne von "Abbildung" verstehen. Prinzipielllassen - Jede Zelle hat eine eindeutige Adresse, den sog.
sich alle im weiteren betrachteten Transforma- "Zellbezug". Beispielsweise bedeutet "B4"
tionen in elementare Grundstrukturen zerlegen. Spalte B, Zeile 4.
Eine Folge dieser Grundstrukturen, die einen - Jede Zelle kann mit Wertzuweisungen belegt
konstruktiven Lösungsweg für ein gegebenes werden. Diese können Texte oder Zahlen sein,
Problem darstellt, wird dann Algorithmus ge- den Wert anderer Zellen als Variable (z. B. über
nannt. Dabei ist nicht nur die Art der Anweisun- den Zellbezug B4) oder Ausdrücke in Form
gen, sondern ebenso deren Ausführungsbedin- von Formeln (=Al *B2/C3) oder Funktionen
gung von entscheidender Bedeutung für den Ab- (= SUMME(A 1:A 10)) darstellen. Jeder Eintrag
lauf eines Algorithmus. einer Wertzuweisung in eine Zelle ist die De-
Bevor hierauf in 1.1.3.5 näher eingegangen finition einer elementaren Transformation im
wird, sollen zwei Werkzeuge - die Tabellenkal- Sinne von 1.1.3.2. Weiterhin ist auch die Ver-
kulation und die Computeralgebra- besprochen wendung von Kontrollstrukturen (Wenn-
werden. Sie ermöglichen eine Lösung zahlrei- Dann-Bedingungen) oder von selbst erstellten
cher Probleme der Bauinformatik ohne die Ver- Unterprogrammen oder Funktionen möglich.
wendung klassischer Programmiersprachen
oder komplexer Werkzeuge zur Softwareentwick- Das folgende Beispiel zeigt einige Möglichkeiten
Jung, lassen aber allgemeine Prinzipien der Mo- der Entwicklung einfacher Tabellenkalkulati-
dellbildung deutlich werden. onsanwendungen. Für einen Zweifeldträger mit
feldweiser Gleichlast soll dazu der Momenten-
MenUleiste
Eingabefeld
I
' ·• - Cl X
A I B I c I D E F G H I 1-:
+
+ !.lomentenverl•uf t.ly
~
..1_ Eln<18hewene
-4- ,,. ·150
/\
~
...!... ,,. 4.00
6,00
m
m
I,,.
-100
0,00004250 m'
~ 8 I,,. 0,00004250 m' ·50
9 E• 210lllllJ.O kN!m 1
.o
1o
V
q,• 20,0 kN!m 'E 00 6,0 8,0 1
11 q,- 40,0 kN!m
3i 0
12 i
13 j ·
« 1,00 50
2o
21 x[mJ Ome98(x) M , (x)[kNm}
22
-n
-=
0.00
0,40
0,00
0,09
0.000
2,000
System
401.N/m
31
"f2'
3,60
4,00
0,09
0,00
-97,200
·124,000
~
200I.Nim
~
1
l lllllllll l l
'li
.= 4,60 0,09 ·46,800 T T
4.0m
'B
60m
•c
_g
-:-:-
9,40 0,09 52,400 A
-
.# 10,00 0,00 0,000
0
t<] •l•l •tf\I!ben!!iT.obelo21 T -
..1...{ T~TabeleS_ti_
obelo&
_I ~ J •Jf'
Abb. 1.1·8 Arbeitsblatt in Resultatssicht (Arbeitsblan kann von http://www.inf.bv.tum.delschleichergeladen werden)
Bauinformatik 1-15
doch sofort die Frage aufwirft, ob und wie sich Im hier gewählten Beispiel wird das Arbeitsblatt
Zellbezüge in Formeln ändern, wenn diese in an- wie folgt weiterentwickelt: In der Spalte B soll
dere Zellen übertragen werden. Hierbei spielen von Zelle B22 bis Zelle B42 eine über beide Fel-
zwei Adressierungsarten eine Rolle, die relative der durchlaufende X-Koordinate eingetragen
und die absolute Adressierung von Zellen: werden. Der Startwert in der Zelle B22 ist Null.
- Kopieren von relativen Zellbezügen. Beim Ko- In der Zelle B23 wird die X-Koordinate für den
pieren der Zellinhalte werden alle Adressen re- ersten 1/10-Punkt des ersten Feldes berechnet.
lativ zur Zieladresse des Kopiervorgangs ver-
ändert (Abb.l.l-9). lk
X·=x-
, l-1
+-
10
- Kopieren von absoluten Zellbezügen. Durch
Voranstellen eines Absolutbezugssymbols mit k=1 für x~l1> k=2 für x>l1•
(hier $-Zeichen) wird der Zellbezug festge-
schrieben und beim Kopieren, Verschieben In Abb. 1.1-12 sind die Kopiervorgänge für das
oder Einfügen von Leerzellen nicht angepaßt Beispiel dargestellt.
(Abb. 1.1-10). Nur in den hellgrau hinterlegten Zellen sind
- Kopieren von gemischten Zellbezügen. Es ist Formeln von Hand einzugeben. Diese können
möglich, relative und absolute Adressierung dann durch Kopieren in die darunterliegenden
für den Zeilen- bzw. Spaltenindex zu mischen Zellen übertragen werden, wobei die richtige
(Abb.l.l-11). Verwendung von absoluten und relativen Zell-
3
4
5
6
7
ll
{l
~4
5
6
7
2
3
4
5
6
7
A B c D
=SA1+BS1 =SA1+CS1
=SA2tBS1 =SA2+CS1
=SA3+BS1 =SA3+CS1
4 =SA4+BS1 =SA4+CS1
5 =SA5+8$1 =SA5+CS1
=SA6+8S1 I=SAG+CS1
23 =823+$8$611 0
... J
t l Kopieren l r Kopieren I I Kopieren 1
...
32 =832+$8$611 0 =8331$8$6 -(8331$8$6)•2 =SB$ 16"8331$8$6-$8$11"$8$6'2"C3312
... I
t l Kopieren ~ Kopieren t • Kop ieren I
... T
42 =842+$8$7110 =(843-$8$6)1$8$7 ·((843-SB$6)1$8$7)'2 =SBS16"(1-(843-S8$6)1$8$7)-$8$ 12"$8$7•2"C43J2
bezügen zu beachten ist. Für die Visualisierung Bereichs bestimmt und lassen sich wie folgt for-
des Momentenverlaufs wird schließlich ein in mulieren:
vielen gängigen Tabellenkalkulationsprogram- wl(x)""=~ für x<l1-bl2,
men verfügbares Diagramm zur Funktionsdar- EI
stellung genutzt (die dargestellte Systemskizze
ist mit einem vom Tabellenkalkulationspro- w2(x)""+~w2(x)= q1 +qz
gramm unabhängigen Zeichenprogramm er- EI 2EI
zeugt). für x >11-b I 2 und x <11 +b I 2,
Bauinformatik 1-17
40,0 kN/m
I I I I I I I I I I I !p
System
,-,----.--J,.:..:.:.,:J
30kNn
•' m
-"----T--1----r--rl-.J--1
20,0kN/m
1
ilc
:J
EI EI
-~- b = 0,3m
12=6,0m
11 = 4,0m
A B
>restart: with(plots):
># Einlesen der Bibliotheksfunktion
>read(' dsolve_pcc.prc· ):
>
># Belegen der Parameter
>E:=210.10"9: 1:=0.0000425: q1 :=20.10"3: q2:=40.10"3: 11 :=4:
12:=6: c:=1 ·1o•a: b:=0.3:
># Hllfsgrößen
> x1 :=11-b/2: x2:=11+b/2: 1:=11-+-12:
>
> # Definieren der DGLs
> dgl1 := E.l.dlff(w1(x),x$4)=q1 :
> dgl2 := E.l.diff(w2(x).x$4)+c·w2(x)=(q1+q2)12:
> dgl3 := E.l.diff(w3(x),x$4)=-q2:
>
> # Definieren der Randbedingungen
> rb:= w1(0)=0 . (D@@2)(w1)(0)=0 , w3(1)=0 , (D@@2)(w3)(1)=0:
>
> # Definieren der Uebergangsbedingungen
, ueb1 := w1(x1)=w2(x1), D(w1)(x1)=D(w2)(x1),
(D@@2)(w1 )(x1 )=(D@@2)(w2)(x1 ).
(D@@3)(w1)(x1)=(D@@3)(w2)(x1):
, ueb2:= w2(x2)=w3(x2). D(w2)(x2)=D(w3)(x2).
(D@@2)(w2)(x2)=(D@@2)(w3)(x2),
(D@@3)(w2)(x2)=(D@@3)(w3)(x2):
> # Leesen der 3 DGLs mit Rand- und Uebergangsbedingungen
> w_erg:=dsolve_pcc((dgl1 ,dgl2,dgl3).(w1 (x).w2(x),w3(x)],(x1 .x2],
{rb,ueb1.ueb2});
w_erg := {
.00009337 x•4 - .00021163 x•3 -.00086488 x, x < 3.85
.00030000 + .14016217 exp(-1.293698117 x)
cos(1.293698117 x)+ .00003602 exp(1.293698117 x)
cos(1.293698117 x)
.06647063 exp(-1.293698117 x) sln{1.293698117 x)
.00001939 exp(1.293698117 x) sin(1.293698117 x), x < 4.15
.00018674 x•4 - .00559534 x •3 + .05581548 x•2
- .2129611815 x+ .27599327, otherwlse
Abb. 1.1 -14 Arbeitsblatt zum Computeralgebraprogramm MAPLE (das Arbeitsblatt kann von hNp://www.inf.bv.tum.del
schleieher geladen werden)
[Fuchssteiner et al. 1994; Mongan et al. 1996; Kra- dargestellten Aufbau (es kann von http://www.
wietz 1997; Braun/Hüser 1994; Westermann inf.bv.tum.de!schleicher geladen werden).
1996; Wolfram 1996] unterstützen das analyti- Nach der Belegung der Materialparameter mit
sche Lösen der Gleichung und bieten zudem die den entsprechenden Zahlenwerten werden die
Möglichkeit, durch Parametervariationen die drei Differentialgleichungen sowie die Rand- und
Leistungsfähigkeit des gewählten Modells zu Übergangsbedingungen als Objekte definiert,
studieren. Ein entsprechendes Arbeitsblatt für mit denen das Computeralgebrasystem Trans-
das Programm MAPLE hat den in Abb. 1.1-14 formationen im Sinne algebraischer Manipula-
-0,01
- 0.02
- 0.03
- 0.04
- 0.05
-SO
-1 00
Bauinformatik 1-19
Durchbiegung - w
2 4 6 8 10
0
- 0,005
- 0,01
- 0,015
-0,02
-0,025
-0,03
Moment-M
150
100
50
6 8 10
0
- 50
- 100
1.1.3.5
Elementare Algorithmen und Datenstrukturen
Für k =2 bis Nin Schritten von 1
Hier werden am Beispiel zweier Sortierverfah-
ren elementare Programm- und Datenstrukturen Für j =Nbis k in Schritten von - 1
und der Begriff "Zeitkomplexität" eines Algo-
;~~~
rithmus behandelt.
Ausgangspunkt sei die Sortierung einer Zah- Nein
lenfolge. Die folgenden Überlegungen lassen
sich aber auch unmittelbar auf verwandte Pro- Vertausche
bleme wie die Sortierung von Adreßkarteien a1_1 und a;
bzw. Stücklisten oder Ergebnisdaten bei Finite-
Element-Berechnungen übertragen. Man be-
trachte dazu eine Liste von n ganzen Zahlen, z. B.
(17, 3, 30, 41, 24, 35, 50, 12), die in eine aufstei- Abb. 1.1-17 Struktogramm für Algorithmus .Sortieren
durch Austauschen"
gende Reihenfolge gebracht werden sollen. Der
wohl einfachste Algorithmus "Bubble-Sort"
(Sortieren durch Austauschen) wird schema- Ein Modulblock (hier: Vertausche aj-l und aj)
tisch als sog. "Struktogramm" [Schwarzenberg faßt eine oder mehrere nacheinander auszu-
1990) dargestellt (Abb. 1.1-17): führende elementare Anweisungen zusammen,
in diesem Beispiel etwa
SeiN: Anzahl der zu sortierenden Zahlen,
ah .. . , aw. zu sortierende Zahlen. Speichere aj-l auf Hilfsvariable b,
Kopiere aj nach aj-I>
Dieser Algorithmus verwendet elementare Grund-
Kopiere b nach aj.
strukturen, aus denen auch jedes komplexe Pro-
gramm aufgebaut ist, nämlich Modul-, Selekti- Oft werden Modulblöcke zu Prozeduren, Unter-
ons- und lterationsblöcke. programmen oder Funktionen zusammengefaßt,
Anfangsfolge: 17 3 30 41 24 35 50 12
k=2,j=8 17 3 30 41 24 35 12 50
k=2,j=7 17 3 30 41 24 12 35 50
k=2,j=6 17 3 30 41 12 24 3S 50
k=2,j=5 17 3 30 12 41 24 35 50
k=2,j=4 17 3 12 30 41 24 35 so
k=2,j=3 --
k=2,j=2 17 12 30 41 24 3S so
k=3,j=8
k=3,j=3 3 12 17 24 30 41 35 50
Bauinformatik 1-21
sich ohne weiteres auf Mengen erweitern, deren letzte) genau ein Nachfolgeobjekt besitzt. Jede
Elementezahl nicht wie im angeführten Beispiel Zeile der Datenbelegung in Tabelle 1.1-3 oder je-
eine Zweierpotenz ist. de sortierte Teilliste in Abb. 1.1-18 ist eine linea-
Beim Sortieren durch Mischen werden i. allg. re Liste. Die Elemente können entweder so ge-
die "Knoten" in Abb. 1.1-18, also die sortierten speichert werden, daß alle Elemente in ihrer Rei-
Teillisten, nicht explizit gebildet. Vielmehr wird henfolge, d.h. sequentiell, abgelegt werden oder
bei der Umsetzung des Algorithmus in eine Pro- daß zusätzlich zu jedem Element ein Zeiger auf
grammiersprache meist eine rekursive Funktion die Adresse des Nachfolgeelements gespeichert
verwendet. wird. Im zweiten Fall spricht man von einer "ver-
Betrachtet man nun die Zeitkomplexität die- ketteten Liste".
ses Verfahrens, so ist zunächst festzustellen, daß Als Beispiel sei ein Feld F aus N Werten be-
bei n=2m zu sortierenden Elementen m=log2 n trachtet, wobei jedes Feldelement eine Gleitkom-
Schichten in der baumartigen Struktur (s. mazahl aufnehmen kann. In der sequentiellen
Abb. 1.1-18) des Algorithmus entstehen. Weiter- Speicherung (Abb. 1.1-19) stehen an einer i.allg.
hin sind für das Mischen auf jeder Schicht höch- durch das Betriebssystem vergebenen Adresse
stens n-1=n Vergleichs- und Austauschopera- im Speicher der Wert F(l) und dann unmittel-
tionen vorzunehmen. Insgesamt ergibt sich da- bar aufeinanderfolgend die weiteren Werte von
mit ein Aufwand von 0( n*m) = 0( n* log2 n) Ope- F. Im Gegensatz dazu wird bei der verketteten Li-
rationen zur Sortierung von n Elementen. ste (Abb.l.l-20) zusätzlich zum Wert von F(i) die
Vergleicht man die beiden vorgestellten Algo- Adresse N(i) des nächsten Wertes F(i + 1) ge-
rithmen, so ist für kleinen kein wesentlicher Un- speichert. Der Vorteil der erstgenannten Spei-
terschied festzustellen. Wählt man jedoch bei- chertechnik ist neben ihrer Kompaktheit die
spielsweise n=1000000, so ist n2/4=2,5·10ll, Möglichkeit, durch einfache Adreßrechnung di-
während n ·log2 n =2 ·1 08 ergibt. Der erste Algo- rekt auf das i-te Element F(i) zuzugreifen. Der
rithmus beansprucht also mehr als 1000 mal so- Vorteil der verketteten Liste hingegen liegt in der
viel Rechenzeit wie der zweite. Möglichkeit einer sehr einfachen Änderung der
Die beiden vorgestellten Algorithmen ver- Daten. So kann ein neues Feldelement z. B. nach
wenden zwei Datenstrukturen, die in vielfälti- einem Element i einfach dadurch eingefügt wer-
gen Anwendungen eine Rolle spielen, lineare Li- den, daß sein Wert an eine beliebige Stelle im
sten und Bäume. Ein Baum - in der Darstellung Speicher geschrieben wird und lediglich der Da-
meist mit der "Wurzel" nach oben gezeichnet - tenzeiger des Elements i angepaßt wird. Diese
besteht aus einer Menge von Knoten. Er ist da- Operationen können mit konstantem Zeitauf-
durch gekennzeichnet, daß es genau einen aus- wand, also unabhängig von der Anzahl der Feld-
gezeichneten Knoten - die Wurzel- gibt und daß elemente von F, durchgeführt werden.
jeder andere Knoten genau ein Vorgängerele-
ment hat. Ein Baum ist damit eine spezielle Re-
lation. Eine mögliche definierende Beziehung
lautet: "Elemente haben gleiches Vorgängerele- l·. F(l ) F(2) F(3) F(n)
ment".
Eine noch elementarere Datenstruktur ist Abb. 1.1-19 Speicherbelegung einer sequentiellen line-
durch eine lineare Liste gegeben, die dadurch ge- aren Liste
kennzeichnet ist, daß jedes Objekt (bis auf das
Listena nfang
1 ... I F(l) IN(l) 1 ... I F(l) I N(l) 1 ... IF(4) I N(4) I .. . I F(3) !N(3) 1 ... I
Knoten Kanten
KNR X y ENR K1 K2
1 0 0 1 2 1
2 -1 0 2 1 3
3 0 -1 3 2 4
4 -1 1 4 g 7
5 1 -1 5 g 5
6 0 1 6 7 6
7 1 1 7 6 4
8 1 0 8 3 5
9 -1 -1 9 3 9
10 9 2
Regionen
RNR ENR1 ENR2 ENR3 ENR4 ENRS ENR6 ENR7 ENR8
2 8 5 4 6 7 3
10 9 2
Bauinformatik 1-23
schreibt. Weiterhin können "Löcher" als Regio- elementaren Grundbausteinen zusammenge-
nen eingeführt werden, die ganz innerhalb einer setzt.
anderen Region liegen.
Es sei darauf hingewiesen, daß mit dem vor- Oberflächenmodell (Boundary representation, 8-rep)
gestellten Datenmodell zwar eine (fast) daten-
minimale Menge von strukturbeschreibenden Dieses Modell verallgemeinert wie das bereits
Relationen gegeben ist, daß in der Praxis aber oft skizzierte Flächenmodell die einfache zweidi-
zusätzliche Relationen (z.B. zu jeder Kante die mensionale Datenstruktur aus 1.1.4.1. Es verbin-
davon begrenzten Regionen) gespeichert wer- det Punkte durch geradlinige Kanten, verwendet
den. Dadurch wird zwar die Datenmenge erhöht, Kantenzüge zur Umschreibung von Regionen
die Zeitkomplexität für verschiedene Algorith- und erschließt den Körper über die begrenzen-
men kann aber wesentlich verringert werden den Regionen. Neben einer dritten Koordinate in
(z.B. [Bungartz/Griebel/Zenger 1996]). der Knotentabelle wird das Datenmodell aus
1.1.4.1 also um eine Relation zur Volumenbe-
1.1.4.2 schreibung erweitert.
Geometrische Modelle in 30 Als Attributnamen für das Schema der Relati-
on "Körper", welche die Relationen "Knoten",
Bei 3D-Modellen unterscheidet man zwischen "Kanten" und "Regionen" aus 1.1.4.1 ergänzt,
Datenstrukturen für Kanten-, Flächen- und Vo- wähleman
lumenmodelle. Im ersten Fall werden lediglich
VNR N FNR1 FNR2 · · · FNRn .
Knoten mit ihren räumlichen Koordinaten und
(geradlinige) Kanten zwischen je zwei Knoten VNR ist die Nummer des (Teil-) Körpers, FNR1
gespeichert. Damit entsteht ein "Drahtmodell", bis FNRn sind die Nummern seiner Ober-
das z.B. als Grundlage für die Speicherung von flächen-Regionen. Die GrößeN dient zur Festle-
räumlichen Stabwerken dienen kann. Zur Be- gung, auf welcher Seite der Oberfläche der Kör-
schreibung von Faltwerken oder anderen Struk- per liegt. Als Konvention kann z.B. bestimmt
turen, die sich aus ebenen Flächen im Raum zu- werden, daß N =1, wenn der Normalenvektor auf
sammensetzen, kann die in 1.1.4.1 beschriebene der Region FNR1 aus dem Körper herauszeigt,
Datenstruktur dahingehend verallgemeinert und N =-1 zu setzen ist, wenn dieser Normalen-
werden, daß alle eine Region definierenden Kan- vektor in den Körper gerichtet ist. Als Beispiel ist
ten (und damit ebenfalls die entsprechenden die Datenstruktur in den· Tabellen 1.1-5 für die
Knoten) zwar nach wie vor in einer Ebene liegen, in Abb. 1.1-22 dargestellte Pyramide gegeben.
die aber nicht mehr notwendigerweise die x-y- Einerseits läßt sich zwar jeder Körper unter
Ebene zu sein braucht. Dieses Flächenmodell er- den genannten Restriktionen mit dem angege-
fordert also lediglich die zusätzliche Speiche- benen Datenbankschema beschreiben, anderer-
rung der z-Koordinaten für jeden Knoten. Ge- seits sind wesentliche topalogische und geome-
krümmte Schalenstrukturen werden oft durch trische Bedingungen an die Daten zu stellen, um
Attributierung der Regionen eines Flächenmo- zu gewährleisten, daß damit auch ein "vernünf-
dells gespeichert. Die jeweilige Region wird da- tiger" Körper definiert wird.
zu zunächst topalogisch in einer Parameterebe- Unter anderem ist zu fordern, daß alle Knoten,
ne definiert und dann mittels einer geometri- die eine Fläche beschreiben, in einer Ebene lie-
schen Transformation auf die tatsächliche ge- gen, daß die beteiligten Flächen eine geschlos-
krümmte Fläche abgebildet. sene Hülle bilden und daß es nur zweiseitige
Flächenmodelle reichen zur Speicherung von Flächen mit einer dem Körper zugewandten und
Volumeninformationen noch nicht aus, da damit einer dem Körper abgewandten Seite gibt.
nicht festgestellt werden kann, ob ein Punkt in- Die Forderung nach einer konsistenten topa-
nerhalb oder außerhalb des Körpers liegt. Zu ei- logischen Beschreibung kann dadurch erfüllt
ner vollständigen Volumenbeschreibung sind werden, daß ein Körper ausgehend von wohlde-
zwei grundsätzlich unterschiedliche Modellty- finierten Grundelementen durch sog. "Ewer-
pen gebräuchlich, die im folgenden besprochen Operatoren" aus einfacheren Körpern aufgebaut
werden sollen. Im ersten Fall wird ein Körper wird. Etwas verkürzt dargestellt, stellen diese
durch die ihn umschließenden Oberflächen be- Operatoren sicher, daß ein zulässiger Körper, al-
schrieben und damit das Flächenmodell verall- so eine konsistente Beschreibung im Daten-
gemeinert, im zweiten Fall wird ein Körper aus bankschema, immer in einen zulässigen Körper
Knoten Regionen
KNR X y z RNR ENR1 ENR2 ENR3 ENR4
1 -1 -1 0 1 1 2 3 4
2 1 -1 0 2 7 8 3
3 1 1 0 3 2 7 6
4 -1 1 0 4 4 8 5
5 0 0 1 5 1 6 5
Kanten
ENR K1 K2
1 1 2
2 2 3 Volumina
3 3 4 VNR N FNR1 FNR2 FNR3 FNR4 FNR5
4 4 1
1 5 -1 2 3 4
5
6 2 5
7 3 5
8 4 5
transformiert wird. Für Details sei auf vertiefen- komplexeren Baugliedern entwickelt werden.
de Literatur verwiesen (z.B. [Bungartz/Grie- Das rechnerinterne Modell enthält die Beschrei-
bel/Zenger 1996]). bung der Grundkörper mit den jeweiligen Trans-
formationen und die baumartigen CSG-Anwei-
CSG-Mode/1 (CSG Constructive Solid Geometry) sungen. Ein Beispiel ist in Abb. 1.1-23 dargestellt,
bei dem aus den Grundkörpern Quader, Kugel
Einen vollkommen anderen Zugang zu Volu- und Zylinder durch Positionierung im Raum und
menmodellen bietet die Constructive Solid Geo- durch Boolesche Operationen ein Bauteil zu-
metry. Das CSG-Modell geht von einfachen, vor- sammengesetzt ist, wobei durch die abschließen-
definierten Grundkörpern aus (Quader, Kugel, de Durchschnittbildung mit einem Quader ein
Kegel, Zylinder, Torus, Keil). Diese Grundkör- Schnitt durch das Innere des Körpers gelegt wird.
per können geometrischen Transformationen Für die graphische Darstellung werden häufig
(Translation, Rotation, Skalierung und Spiege- die CSG-Anweisungen zur Laufzeit eines Pro-
lung) unterworfen werden, aber auch durch Boo- gramms ausgewertet, und der entstehende
tesche Mengenoperationen (Vereinigung U, Baukörper wird in ein Oberflächenmodell um-
Durchschnitt n und Differenz \) zu fortlaufend gewandelt.
Bauinformatik 1-25
Extrusionsmodelle
x=-
X
y=-
y z
z=- '
w w w
Im Bauwesen lassen sich viele typische Körper
(z.B. Wände oder Träger) durch ein Extrusions- wobei im folgenden immer w= 1 gesetzt wird.
modell (eng!.: swept area model) beschreiben. Mit der Einführung der vierten Koordinate
Dazu wird zunächst eine Grundfläche beschrie- scheint zunächst noch nichts gewonnen zu sein;
ben (z.B. Grundriß,Schnitt),aus der dann durch der Vorteilliegt jedoch darin, daß sich alle affi-
Verschieben längs einer Leitkurve (eng!.: nen Transformationen durch eine Multiplikati-
sweeping) ein Körper mit parallelen Kanten er- on einer Transformationsmatrix mit einem Vek-
zeugt wird (Abb. 1.1-24). Mit dieser Methode ist tor darstellen lassen und damit eine einheitliche,
es häufig leicht möglich, eine Bibliothek aus sehr effiziente Möglichkeit der Implementierung
fachspezifischen Grundkörpern aufzubauen, die in ein Computerprogramm gegeben ist.
dann in einem CSG-Modell zu komplexeren Kör-
Für die Translation gilt
pern zusammengesetzt werden können.
v'=v · T
1.1.4.3
mit der Translationsmatrix
l:1}
Geometrische Transformation
·{
0 0 liegt, dann erfolgt eine Rotation um den Winkel
~J
e und schließlich eine Translation zurück in p.
cose sine
X 0 ...,sine cose 1.1.4.4
0 0 0 Projektionen
L
meineForm
al3
[~'
al2
Q.
p
Bauinformatik 1-27
ebene im Durchstoßpunkt P'(x5 , y 5 ). Zur Bestim- 1.1.5
mung von (x5 , y 5 ) betrachte man die Situation aus CAD (Computer Aided Design)
der Sicht der yv- und der Xv-Achse.
Nach dem Strahlensatz kann man nun aus 1.1.5.1
Abb. 1.1-27 ablesen, daß Grundbegriffe
Xs Xv
-=-; Der Begriff "Computer Aided Design (CAD)"
d Zv wurde bereits 1957 von D.T. Ross bei der Ent-
Für die homogenen Koordinaten gilt also wicklung eines NC-Systems (NC Numerical
__11:_, d, 1)
Control) als Methodik für Problemlösungen ver-
(X 5 ,y5 ,d,1) = (_.5c._,
Zv / d Zv / d
schiedener Komplexität in Verbindung mit elek-
tronischen Datenverarbeitungsanlagen geprägt.
= (xv>Yv>Zv,Zvl d) Nach [Eigner/Maier 1986] versteht man darun-
oder ter einen"Sammelbegriff für alle Aktivitäten, bei
denen die EDV direkt oder indirekt im Rahmen
(xs•Ys• d, 1) = (xv, Yv• Zv, 1) · Tpersp
von Konstruktions- und Entwicklungstätigkeiten
mit eingesetzt wird".
Il
Dagegen stand im Bauwesen bis vor wenigen
Jahren noch die Unterstützung und Rationali-
sierung von reinen Zeichentätigkeiten im Mit-
telpunkt. Es zeigen sich in letzter Zeit jedoch er-
heblich erweiterte Möglichkeiten, wenn (räum-
liche) Bauwerke virtuell als dreidimensionale
Auf ähnliche Weise kann für eine Parallelpro- Objekte im Computer abgebildet werden. Sie kön-
jektion die Transformationsmatrix nen dann als Kern eines Bauwerkmodells die-
nen, in dem neben topologisch-geometrischen
1 0 0 0]
Daten Informationen gespeichert und verändert
0 1 0 0 werden, die vom statischen Modell bis zu Daten
[
Tpar = 0 0 0 0 über die aktuelle Nutzung des Objekts reichen
0 0 0 1 können.
Voraussetzung für die Verwendung von CAD
hergeleitet werden. in diesem erweiterten Sinn ist es also, Computer
Aided Design nicht lediglich als isoliertes Werk-
zeug zur Erstellung von Plänen zu sehen, son-
dern als Kern einer Computergestützen Model-
Iierung räumlicher Objekte in Zusammenhang
mit Planungs-, Berechnungs- und Informations-
systemen zu begreifen.
1.1.5.2
P(X.,,Y.,Z.,l
Graphisch-interaktive Systeme
a aus Sicht der Yv-Achse
x.
CAD-Programme sind graphisch-interaktive
P(X.,Y.,Z.,l Softwaresysteme; sie werden meist unter Ver-
wendung von ineinanderliegenden Schalen auf-
gebaut. Damit wird ein Prinzip genutzt, das als
sehr allgemeines Architekturmodell für kom-
plexe Software Anwendung findet.
d
Der innerste Kern dieses Schalenmodells
b aus Sicht der x.-Achse (Abb.l.l-28) ist dabei ein Baustein, der elemen-
tare Graphikbefehle in Befehle für die Ein-/ Aus-
Abb. 1.1-27 Zentralperspektive aus verschiedenen gabe-Geräte (z.B. Bildschirm und Plotter) um-
Blickrichtungen
setzt. Dieser sog. "Gerätetreiber" ist unabhängig
vom speziellen Anwendungsbereich des Gesamt-
I Graphiksystem I
I
I
I
I Graphische I
I
Grund-
funktionen
I (Kernsystem) I
~-
I (Standard)-CAO-Systeme
- -
I
I CAO-Systeme I
programms und kann damit unverändert für Grundlegende Funktionalitäten von CAO-Systemen
verschiedenste Anwendungen eingesetzt werden.
Ähnlich verhält es sich mit den umliegenden CAD-Systeme bieten die Möglichkeit, durch ei-
Schalen. So können die Funktionen eines graphi- ne interaktive Benutzungsoberfläche Zeichnungs-
schen Kernsystems gleichermaßen von einem elemente zu definieren, zu modifizieren und zu
CAD-Programm wie von einem Postprozessor organisieren. Zur Definition eines Graphikpri-
für ein Berechnungsprogramm genutzt werden. mitivs ist dieses aus einem Katalog auszuwählen,
Erst die äußere Schale stellt die fachspezifische mit Attributen zu versehen und auf der Zeich-
Anwendung dar, die ihrerseits wieder auf ein nung zu positionieren. Die Veränderung oder
fachunabhängiges CAD-System aufsetzen kann. das Löschen eines Objekts erfordert seine Iden-
tifikation im Datenmodell des CAD-Systems.
1.1.5.3 Das "Anklicken" eines Zeichnungselements löst
20-Konstruktionssysteme dazu die Suche nach allen Datenelementen aus,
die sich innerhalb eines Suchkreises mit einem
Zeichnungselemente definierten Fangradius um die Fadenkreuz-
position befinden. Weitere häufig verwendete
Grundsätzlich setzen sich alle zweidimensiona- Möglichkeiten der Identifikation bieten Lasso-
len Zeichnungen aus 0-, 1-, oder 2-dimensiona- funktionen, mit denen alle z.B. innerhalb eines
len Graphikprimitiven zusammen. Diese sind Rechtecks befindlichen Elemente ausgewählt
punktförmig (z. B. Markierungen, Eckpunkte ei- werden.
nes Polygonzugs oder einer Fläche), linienför- Zur grundlegenden Funktionalität eines CAD-
mig (z. B. Kanten, Polygonzüge, Kurven), flächen- Systems gehört weiterhin die Möglichkeit, geo-
förmig (z.B. Rechtecke, Polygone, Kreisflächen) metrische Operationen auszuführen. Dazu ge-
oder Textbausteine. hört z.B. die Bildung des Schnittpunkts zweier
Zeichnungselemente können mit elementbe- Strecken, das Errichten des Lotes auf einer Ge-
zogenen Attributen versehen werden. Für Punk- raden oder die Definition einer Tangente an ei-
te sind dies Punktsymbole und Farben, für Lini- nen Kreis.
en Strichstärke, Strichfarbe und Linientyp, für Konstruktionsfunktionen manipulieren vor-
Flächen Schraffuren, die Farbe und die Füllart her erstellte Zeichnungselemente. Sie verändern
Texte erhalten die Schrifthöhe, den Zeichensatz, sowohl die rechnerinterne Datenstruktur als auch
die Farbe und die Richtung als Attribute. ihre Darstellung am Bildschirm. Mit Konstruk-
tionsfunktionen können Objekte verschoben,
verdreht, gespiegelt, verzerrt, kopiert oder Boo-
Bauinformatik 1-29
!eschen Mengenoperationen (s. 1.1.4.2) unter- verwendung bereits modellierter Objekte er-
worfen werden. reicht werden.
Schließlich erlauben Hilfsfunktionen die De- CAD-Systeme unterstützen dies mit ihren
finition von Rasterlinien, stellen Linealfunktio- Werkzeugen zum Zusammenfassen, Verändern
nen zur Übernahme derx- bzw. y-Koordinate ei- und Verwalten von komplexen Bausteinen in der
nes identifizierten Punktes bereit oder ermögli- Variantentechnik bzw. durch die Verwendung
chen die Messung von Abständen, Winkeln und von Komplexteilen. Die effiziente Nutzung die-
Flächenwerten. ser Werkzeuge verlangt jedoch, das endgültige
Modell in seinem Aufbau bereits vor der Ausar-
Planstruktur und Folientechnik beitung zu gliedern und dabei identische oder
ähnliche Elemente zu erkennen.
Ein Plan wird aus Bildern ("Ansichtsfenstern"; Symbole als Zusammenfassung von Graphik-
eng!.: viewports), die im CAD-System getrennt primitiven bilden die elementarste Gruppe von
verwaltet werden, zusammengesetzt (Abb.l.l-29 ). Komplexteilen. Beispielsweise können alle zur
Bilder können sich selbst wieder aus "Folien" Darstellung eines Auflagers nötigen Zeichnungs-
aufbauen, die jeweils eine Menge von Zeich- elemente zu einem Symbol zusammengefaßt
nungselementen enthalten und "übereinander- werden. Gleiches gilt für alle Graphikprimitive
gelegt" angeordnet sind. Durch Selektieren und zur Kennzeichnung eines Fensters oder für Ein-
Deselektieren von Folien können Inhalte (Zeich- richtungsgegenstände, für einen Plankopf oder
nungselemente) gleichzeitig sichtbar gemacht ein Firmenzeichen. Symbole sind eigenständige
werden. Dabei kann eine Folie "aktiv" gesetzt graphische Objekte; sie lassen sich wie ein Gra-
werden, was bedeutet, daß alle neu konstruier- phikprimitiv in einer Zeichnung positionieren
ten Zeichnungselemente in diese Folie eingetra- (Abb. 1.1-30).
gen werden. So läßt sich z. B. ein Bild aus drei Fo- Im Bauwesen werden bestimmte Bauteile oder
lien, in denen der Grundriß, die Vermaßung und Einrichtungen oft abhängig vom Maßstab unter-
die Beschriftung getrennt gespeichert werden, schiedlich dargestellt. Entsprechend kann auch
zusammensetzen. die graphische Darstellung von Symbolen vom
Plantyp bzw. Planmaßstab abhängig sein.
Rationalisierung durch Wiederverwendbarkeit Eine erste Verallgemeinerung von Symbolen
bilden parametrisierte Makros. Hierbei liegen
Ein wichtiges Ziel der Anwendung von CAD ist nur die Konstruktionsvorschrift, die Topologie
die Steigerung der Produktivität. Rationalisie- und evtl. einzelne geometrische Abmessungen
rung kann dabei in erster Linie durch Wieder- fest. Die fehlenden Daten werden durch freie Pa-
Graphikprimitive
Bauinformatik 1-31
Einzelbefehle }
- Konstruiere Rechteck für Wandöffnung Makrobefehl
- Entferne Schraffur - Füge Fenster ein
- Positioniere Fenstermakro
~::::::::::~
Punktbemaßung
l _ _ A_ _ J_,,""'"""'·
! l l
'
Schnittbemaßung
40
•
40
•
nicht-
30
assoziativ
30
80
3D-Konstruktions- und Modelliersysteme er- Ein Beispiel ist in Abb.l.l-36 mit einem komple-
möglichen die interaktive Erstellung, Verände- xen Knotenpunkt einer räumlich modellierten
rung und Verwaltung von räumlichen geometri- Stahlkuppel gegeben. Die Werkstattpläne in
schen Modellen. Sie erlauben deren Visualisie- Abb. 1.1-37 wurden nicht unabhängig von die-
rung sowie die Verknüpfung mit zweidimensio- sem 3D-Modell konstruiert, sondern daraus
nalen, zeichnungsorientierten Teilsystemen. durch Schnittbildungen abgeleitet und dann
3D-Modelle erfordern wesentlich größeren Spei- vervollständigt. Maße wie Raumwinkel und Pro-
cher- und Rechenaufwand als ebene Modelle und fillängen brauchen nun nicht berechnet zu wer-
verlangen vom Benutzer ein Umdenken durch den, vielmehr werden sie am virtuellen geome-
die Loslösung vom traditionell zeichnungsori- trischen Modell gemessen und sind damit auto-
entierten Plan. matisch konsistent zur Gesamtkonstruktion.
Die ungleich größeren Möglichkeiten von 3D-
Systemen lassen jedoch erwarten, daß diese Sy-
steme, ähnlich wie im Maschinenbau in den letz-
ten zehn Jahren zu beobachten, auch im Bauwe-
sen immer stärker in den Vordergrund treten
werden.
Entscheidene Vorteile sind u.a., daß
- 3D-Modelle die Speicherung von volumenbe-
zogenen Daten erlauben (z.B. Massen und
daraus abgeleitete Kosten},
- die räumliche Konsistenz des Modells und da-
mit aller daraus ableitbarer Schnittzeichnun-
gen gewährleistet ist,
- Kollisionsprüfungen durchgeführt und Fra-
gen der Montage von Bauteilen geklärt werden
können, Abb. 1.1-36 30-CAD-Modell eines Knotenpunktes
- eine Visualisierung des Computermodells ei-
Bauinformatik 1-33
Assoziative Geometrie bei räumlichen Modellen Hingegen zeigt die Bildreihe in Abb.l.l-39 das
Ergebnis, wenn die Konstruktionsvorschrift des
Besondere Bedeutung kommt der Assoziation Pultdachgebäudes als Grundlage der Verände-
von geometrischen Objekten bei 3D-Modellen rung genommen wird. Ausgangspunkt ist ein
zu. Hier reichen die in 1.1.5.3 beschriebenen Me- quaderförmiger Hilfskörper, der von der Dach-
thoden meist nicht aus. Wegen der oft sehr kom- fläche geschnitten wird. Das Gebäude ergibt sich
plexen Zusammenhänge muß die Konstrukti- dann durch Subtraktion des über der Schnitt-
onsvorschrift eines Objekts als Grundlage für ei- fläche liegenden Teilkörpers. Diese Konstrukti-
ne Assoziation verwendet werden. onsvorschrift ist unabhängig von der Neigung
Ein Beispiel ist in den Abb. 1.1-38 und 1.1-39 der Dachfläche gültig und garantiert damit die
gegeben. Ohne Assoziation tritt bei Veränderung Assoziation des Gebäudekörpers an die Dach-
der Dachneigung des Pultdachs eine Klaffung fläche.
auf. Der Gebäudekörper muß neu konstruiert
werden. 1.1.6
Softwareentwicklung
le
1.1.6.1
Ziele des Softwareengineering
1.1.6.2
Softwareentwicklung
·----
'' '
•,---J L.__,!
___________
Bauinformatik 1-35
Abb. 1.1-42 Objektmodell eines Mehrfeldträgers
thoden verändern (s. dazu die nähere Beschrei- - Die Aggregation stellt eine besondere Form
bung zum Objektknoten in 1.1.6.4). der Assoziation dar. Eine Aggregation ist die
Für die Strukturierung des Objektmodells ste- Zusammensetzung eines Objekts aus einer
hen drei Beziehungstypen zur Verfügung: Menge von anderen Objekten. Umgangs-
- Die Generalisierung bzw. Spezialisierung er- sprachlich läßt sich Aggregation durch die
möglicht es, Gemeinsamkeiten bzw. Unter- Formulierung "besteht aus" ausdrücken. Im
schiede zwischen verschiedenen Objekten aus- Beispiel besteht also ein Feld des Mehrfeldträ-
zudrücken. Hierbei werden generelle Eigen- gers aus einem Querschnitt und einer Bela-
schaften in Form von Attributen und Metho- stung und weiteren im Beispiel nicht näher
den einem übergeordneten Objekt (z. B."Quer- ausgeführten Objekten.
schnitt") zugeordnet. Durch Vererbung kön-
nen nun diese generellen Eigenschaften an an- Neben dem Objektmodell, welches die statische
dere untergeordnete Objekte (z.B."Standard- Struktur beschreibt, lassen sich mit Hilfe weite-
profll" oder "Freidefiniertes Profil") weiterge- rer Modelle andere Aspekte des Softwaresystems
geben werden. Innerhalb dieser Objekte findet ausdrücken. Wichtige Gesichtspunkte sind dabei
dann durch Erweiterung der vererbten Eigen- Zustandsänderungen, die mit Hilfe des dynami-
schaften um objektspezifische Eigenschaften schen Modells wiedergegeben werden, und Da-
(wie eine Listenstruktur zur Aufnahme der tenflüsse, die mit Hilfe des funktionalen Modells
Eckpunkte des polygonal berandeten Quer- in der Notation nach OMT modelliert werden
schnitts für das Objekt "Freidefiniertes Pro- können. Welche Modelle zur Beschreibung der
fil") die Spezialisierung statt. verschiedenen Blickwinkel auf ein Softwaresy-
- Assoziationen drücken Beziehungen zwischen stem letztlich zur Verfügung stehen, hängt von
verschiedenen Objekten aus. Das Objekt"Frei- der verwendeten Modellierungsmethode ab.
definiertes Profil" unterhält z.B. eine Bezie- Während die Phase der objektorientierten
hung zum Objekt "Geometriemodell2D", d. h. Analyse dazu dient, den Problemraum zu erfas-
zur Beschreibung eines freidefinierten Profils sen und zu strukturieren, ist es Aufgabe des ob-
ist ein zweidimensionales Geometriemodell jektorientierten Entwurfs, die in der Analyse-
nötig. Diese Assoziation wird verwendet, um phase erzeugten Modelle zu einem Softwareent-
die benötigte geometrische Beschreibung des wurf weiterzuentwickeln. Hierzu sind ·neben
Profilquerschnitts in die zum Objekt"Geome- Konzepten für implementationstechnische De-
triemodell 2D" zugehörige Objektstruktur tails (wie die Umsetzung der Objektbeziehun-
auszulagern. gen) v. a. der Entwurf der Benutzungsschnittstel-
Bauinformatik 1-37
(oder bereits bestehende Klassen) zu sog."Klas- 1.1.7
sen" zusammengefaßt werden. Im Beispiel wer- Integration
den die Koordinaten x und y sowie die Identifi-
kationsnummer id als Attribute oder Daten der 1.1.7.1
Klasse knoten zusammengefaßt. Die Klasse ver- Datenaustausch
fügt zusätzlich über Methoden (wertesetzen (... ),
verschieben(. .. ) und info()) zur Manipulation Die an Planung, Konstruktion und Ausführung
und Bearbeitung der Attribute. Durch das Zu- beteiligten Fachplaner nutzen für die Bearbei-
sammenfassen von Attributen und Methoden zu tung ihrer Aufgaben i. d. R. verschiedene Pro-
Klassen läßt sich eine bessere Abbildung der rea- gramme, so daß für die durchgängig DV-ge-
len Welt bei der Umsetzung in die Program- stützte Planung dem Datenaustausch größte Be-
miersprache erreichen. Eine Klasse ist also die deutung zukommt. Ein verlustfreier Datenaus-
allgemeine Beschreibung eines Objekts, nach der tausch ist jedoch meist nur dann möglich, wenn
konkrete Objekte der Klasse (sog. "Instanzen") die gleichen Programme verwendet werden. Ein
erzeugt werden können. Im Beispiel sind das Datenaustausch zwischen verschiedenen Pro-
Knoten mit konkreten Koordinaten und je einer grammen hingegen ist nur über vereinbarte
Identifikationsnummer. Schnittstellen möglich und in der Praxis häufig
Für jede Klasse kann zwischen öffentlichen mit einem Verlust an Information verbunden. Je-
(eng!.: public) und privaten (eng!.: private) Da- der Datenaustausch setzt eine Absprache bezüg-
ten und Methoden unterschieden werden. Pri- lich des Übertragungsmediums und des Über-
vate Daten und Methoden können dabei nur von tragungsformats voraus. Als Medium setzt sich
Methoden der Klasse selbst manipuliert werden. neben herkömmlichen Datenträgern immer
Zugriffe von anderen Klassen geschehen kon- mehr die Datenfernübertragung per Telekom-
trolliert über Methoden, die im öffentlichen Be- munikations- oder Rechnernetz durch.
reich der Klasse zur Verfügung gestellt werden, Als Basis zahlreicher darauf aufbauender über-
also die Schnittstelle der Klasse nach außen de- tragungsformate dient die ASCII-Norm (ASCII
finieren. Dieses Konzept des kontrollierten Zu- American Standard Code for Information Inter-
griffs auf Attribute und Methoden wird als "Kap- change), die ein allgemeines Austauschformat
selung" bezeichnet. Im Beispiel der Klasse kno- für nichtgraphische Daten definiert. ASCII selbst
ten kann also nur über die öffentlichen Metho- legt lediglich die Darstellung einzelner Zeichen
den wertesetzen (. .. ) und verschieben (... ) auf ohne weitere Strukturierung fest. (vgl.Abb.l.l-2).
die privaten Datenspeicher x und y zugegriffen
werden. Schnittstellen für den Austausch von CAD-Daten
Klassen lassen sich, wie in der Analyse gezeigt,
zu Klassenhierarchien anordnen. Ein wichtiger Mit der Definition neutraler Schnittstellen für
Mechanismus dabei ist die Vererbung. Abgelei- dieübertragungvon CAD-Daten wird der Ver-
tete Klassen (z.B."Standardprofil" oder "Freide- such unternommen, einen produktübergreifen-
finiertes Profil" aus Abb.l.l-42) erben dabei Da- den Datenaustausch zu ermöglichen (Tabelle
ten und Methoden der übergeordneten Klasse 1.1-6). In der Praxis sind herstellerspezifische
("Querschnitt"). Zusätzlich dazu enthalten sie Schnittstellen weit verbreitet, da hiermit zumin-
jedoch i.d.R. weitere Daten und Methoden. Die
Möglichkeit der Vererbung in einer objektorien- Tabelle 1.1 -6 Neutrale Schnittstellen
tierten Programmiersprache erlaubt es damit,
das im Objektmodell verwendete Konzept der IGES Initial Graphics Exchange Specification;
Generalisierung bzw. Spezialisierung direkt ab- Internationale Norm, IGES Version 5.3,
U.S. Product Data Assodalion (US PRO)/
zubilden. IGES/PDES Organization (I PO)
Als sehr nützliches Merkmal der objektorien- SET Specifications du standard d'echange et de
tierten Modeliierung und Programmierung er- transfert (SEn; Französische Norm, NF Z68-
300, Dezember 1993, Association Fran~aise
weist sich weiterhin der Polymorphismus. Er ge- de Normalisation (AFNOR)
stattet die unterschiedliche Implementierung ei- STEP Standard for the Exchange of Product Model
ner Methode gleichen Namens mehrmals. Erst Data; IS0-10303-Norm, Application Protocol
201, 202 und 225
im Kontext des aufrufenden Objekts wird dann
zur Laufzeit die entsprechende Methode aus der
zugehörigen Klasse ausgewählt.
Bauinformatik 1-39
STEP (Standard for the Exchange elements using explicit shape representation".
of Product Model Data) Grundsätzlich können Bauwerke mit Hilfe des
AP 225 ganzheitlich beschrieben werden, da die
Ein Produktmodell im Bauwesen ist i. allg. die Spezifikation von Geometrie, Topologie, Funk-
Spezifikation von beschreibenden Informationen tionalität und allen Eigenschaften von Bauteilen
zu allen Entwicklungsphasen eines Bauwerks in und Räumen sowie sonstiger Strukturen in dem
einer strukturierten, digital verarbeitbaren Dar- Datenmodell möglich ist.
stellung. Im Bauwesen erfolgt die Bildung von
Teilproduktmodellen unter den spezifischen An- IFC (lndustry Foundation (Jasses)
forderungen der beteiligten Fachplaner und ge-
mäß den vorgegebenen Leistungsphasen der Die Internationale Allianz für Interoperabilität
HOAI. Die Vereinigung aller Teilmodelle soll (lAI}, ein Zusammenschluß verschiedener Or-
demnach alle Informationen enthalten, die zur ganisationen der Bauindustrie, der Softwarean-
Planung, zum Entwurf, zur Fertigung und zur bieterunter der Leitung der Firma Autodeskund
Nutzung eines Bauwerks erforderlich sind. der Wissenschaft, hat sich zum Ziel gesetzt, ein
Produktmodelle werden seit 1984 mit der neutrales objektorientiertes Datenaustauschmo-
Norm ISO 10303-STEP semantisch und syntak- dell zu entwickeln, bei dem die Objektinforma-
tisch spezifiziert [Haas 1993]. Grundlage für den tionen und Objektbeziehungen von Bauteilen im
Austausch von komplexen Produktmodellen ist semantischen Zusammenhang übergeben wer-
eine klare Gliederung des Aufbaus dieser Mo- den, so daß ein Zugriff aller am Bauplanungs-
delle. Produktmodelle werden mit Hilfe der Spe- prozeß beteiligten Fachplaner auf ein zentrales
zifikationssprache EXPRESS, die Bestandteil von Informationsmodell möglich wird.
STEP ist, genormt. Nach der EXPRESS-Spezifi- Dabei wird sowohl für die Spezifikation der
kation, die das Produktmodell auf einer logi- Produktmodelle (EXPRESS) als auch für den Da-
schen Ebene beschreibt, richtet sich der Aufbau tenaustausch und die Schnittstellen (STEP-Aus-
der physikalischen STEP-Austauschdatei. Die tauschdatei und STEP Data Access Interface
STEP-Datei ist ein ASCII-File, in dem in sequen- (SDAI)) auf die Konzepte der ISO 10303 zurück-
tieller Reihenfolge einzelne Datensätze mit ihren gegriffen. Für die Implementation der Schnitt-
Attributen und Verweisen auf andere Datensät- stellen werden die Industry Foundation Classes
ze stehen. (IFC) entwickelt, die die komplexen Beziehun-
Abbildung 1.1-44 zeigt beispielhaft die Spezi- gen zwischen den auszutauschenden Informa-
fikation eines Polygons in EXPRESS sowie die tionen in hierarchische Objektstrukturen abbil-
mögliche Umsetzung in eine konkrete ASCII- den [IFC 1998].
Austauschdatei.
Die Norm ISO 10303-STEP umfaßt Produkt- 1.1.7.3
modelle für nahezu alle Bereiche der Technik. Verteilte Objektverwaltung
Sie ist in einzelne Applikationsprotokolle (AP
Application Protocol) unterteilt. Die für das Bau- Neue Ansätze in der computergestützten Pla-
wesen relevanten Applikationsprotokolle sind nung erlauben das gleichzeitige Bearbeiten von
insbesondere AP 201 "Explicit draughting",AP 202 Informationsbeständen durch mehrere Fach-
"Associative draughting" und AP 225 "Building planer. Die Informationen werden von einem
E TITY cane,ian_poinr
S BTYPE OF (point):
Coordinare': LIST [3:3] OF lengrh_metl\ure:
END_E T!TY:
ENTITY poly_loop:
polygon : LIST (3:'!1 OF canc>ian_poinl:
END_EN ITY:
Bauinformatik 1-41
SlaUscher B orlehr mr ZWeifeldirtiger
Emct• w•
.; ... ~ ~.
D•. •
lyi'"Q.ro.ut.•
:y~·IUICilJ~I •'
E• .. lOOI)Dl!OUI_.
~~:-.o~•
'\"• 10 ~H
. .,I
"'"
tcO•
dung zur anderen Applikation, die als Client auf - Die Common Object Services definieren die
das Objekt zugreift, erfolgt über eine Schnitt- allgemeinen und anwendungsunabhängigen
stellenfestlegung (Interface). Systemgrundoperationen zur Verwaltung
Im Gegensatz zum herstellerspezifischen Stan- (Modellierung und Speicherung) von Objek-
dard COM wird die Kommunikations-Middle- ten.
ware CORBA seit 1989 als Rahmensystem für die - Die Common Facilities definieren spezialisier-
Erstellung verteilter Informationssysteme von te und anwendungsspezifische Funktionalitä-
der Object Management Group (OMG), einem ten, z.B. Schnittstellen (eng!.: user interfaces).
unabhängigen Konsortium, entwickelt. Kern- - Die Sprache IDL (Interface Definition Langu-
stück von CORBA ist die Object Management Ar- age) wird zur programmiersprachen-und be-
chitecture (OMA), bestehend aus den folgenden triebssystemunabhängigen Definition der
Komponenten (Abb. 1.1-46): Objektschnittstellen verwendet (Syntax ähn-
- Der Object Request Broker (0 RB) liegt als Korn- lich C++ ), die in die Programmiersprache der
munikationskern zwischen Server und Client. Implementierung eingebunden wird.
Der ORBisteine Komponente, die von Objek- - Application Objects definieren die Implemen-
ten zur Kommunikation mit anderen Objek- tierung der Anwendungsobjekte.
ten in heterogenen Rechnernetzen genutzt
werden kann. Er ermöglicht das Weiterleiten Eine bidirektionale Kommunikation für den Ob-
einer Anfrage (eng!.: request) zu einem Ziel- jektdatenaustausch zwischen den beiden Stan-
rechner und dem dort befindlichen Objekt, dards DCOM/OLE und CORBA ist möglich.
unabhängig davon, welches Betriebssystem Als dritter Middleware-Standard ist RMI (Re-
verwendet wird und in welcher Programmier- mote Method Invocation) zu nennen. RMI wur-
sprache das aufgerufene Objekt implemen- de von SUN Microsystems zur Ausführung von
tiert ist. Der ORB verwaltet die Anfragen eines Java-Applikationen auf entfernten Rechnern
Client und die Antworten (eng!.: answer) eines entworfen. Java ist eine objektorientierte Pro-
Server. grammiersprache, die im Konzept C++ ähnelt,
CORBAAPI CORBAAPI
l Answer
Request
Answer
Request
- - - -- - - - - - ORB - - - - - - - - --
t Answer
Request
Answer
Request
Abb.l.l-46 CORBA-Systemarchitektur
sich jedoch durch ihre Plattformunabhängigkeit ner, Personal),der Einarbeitung der Anwender
auszeichnet und sich somit in den letzten Jahren und der Beschaffung von Informationen, wo-
als Netzwerkprogrammiersprache durchgesetzt mit oft die höchsten Kosten verbunden sind.
hat. RMI ähnelt in seinem grundsätzlichen Auf- - Die soziale Sicht ist die der Endanwenderund
bau den bereits erwähnten Konzepten COM/ derer, über die Daten gehalten werden. Diese
DCOM und CORBA, ist jedoch an die Program- Sicht spielt im Ingenieurwesen meist eine un-
miersprache Java gebunden. Es ist Bestandteil tergeordnete Rolle, da Informationssysteme
des Java Development Kit 1.1 und dient zur im Bauwesen technische und nicht sozio-öko-
netzweiten Verteilung von Objekten. Wesentli- nomische Informationen verwalten.
che Bedeutung kommt diesem Konzept in Ver-
bindung mit dem Internet zu [Merkle 1997]. Im folgenden wird am Beispiel Geographischer
Informationssysteme (GIS) der Aufbau und die
1.1.8 Anwendung von Informationssystemen im Bau-
Informationssysteme im Bauwesen wesen erläutert.
Im Rahmen bauspezifischer Planungen wer-
Das Interesse an einem Informationssystem (IS) den klein- und großmaßstäbliche Informatio-
ergibt sich meist aus konkreten Bedürfnissen ei- nen (Planungsgrundlagen für die Bau- und Um-
ner Organisation und dem Wunsch nach einem weltplanung) benötigt. Grundlage dafür bilden
integrierten Informationsmanagement Unter heute meist zweidimensionale,grundrißbezoge-
Informationssystemen versteht man Software, ne Darstellungen, d.h. digitale Karten von flä-
die zur Informationsverwaltung z.B. eines Bau- chen- und objektbezogenen Sachverhalten so-
unternehmens oder einer Baubehörde verwen- wie ihre Auswertung und Beurteilung. Die Er-
det werden kann. IS bestehen aus einer Daten- fassung, Erstellung und Verarbeitung digitaler
bank und einem auf den gespeicherten Infor- Karten und zugrundeliegender Geländemodel-
mationen operierenden Programmsystem, das le ist die Voraussetzung für eine DV-gestützte
zur Erfassung, Verwaltung, Analyse und Ausga- raumbezogene Entscheidungsfindung.
be der Informationen dient. Der Bedarf an digitalen Karten und deren Wei-
Das Informationssystem einer Organisation terverarbeitung ist in den letzten Jahren stark
kann aus drei Sichten betrachtet werden: gestiegen, so daß mittlerweile fast alle topogra-
- Die technische Sicht betrachtet Punkte wie Ef- phischen Aufnahmen in datenverarbeitungsge-
fizienz, Stabilität, Sicherheit und Integrität rechter Form von Behörden oder sonstigen Or-
(s. 1.1.3.1). ganisationen vorgehalten werden. Auf der Basis
- Die wirtschaftliche Sicht ist von der Kosten/ digitaler geographischer Informationen kann ei-
Nutzen-Analyse geprägt. Die Kosten ergeben ne effektive Aufgabenbewältigung im Hinblick
sich aus dem Unterhalt der Ressourcen (Rech- auf die Informationsbeschaffung und die an-
Bauinformatik 1-43
schließende transparente Verarbeitung eigener re Kommunale Informationssysteme, benötigt.
fachspezifischer Informationen erfolgen. Dabei sind die Anwendungsbereiche Kartogra-
phie (z.B. Flächennutzung), Objektverwaltung
1.1.8.1 (z.B. Eigentumsfragen) und Geländemodeliie-
Definition und Grundlage Geographischer rung für Infrastrukturen (z.B. Trassenplanung)
Informationssysteme (GIS) von zentraler Bedeutung. In Abb. 1.1-47 ist die
Nutzung eines Kommunalen Informationssy-
Die Grundlage digitaler Karten ist das Digitale stems dargestellt.
Geländemodell, das sich aus flächenbildenden
Polygonen zusammensetzt und die Geometrie 1.1.8.2
der Erdoberfläche approximiert. Hinzu kommen Einsatzbereiche und Systemarchitektur
Flächenobjekte (z.B. Altlastenstandorte oder Geographischer Informationssysteme (GIS)
Mülldeponien) sowie Einzelobjekte (z.B. Brun- im Bauwesen
nen oder Bohrlöcher) innerhalb von Flächen
und Flächenbegrenzungen. Alle Objekte besit- Die Nutzung von GIS hängt sehr stark von der
zen eine geometrische Repräsentation bzw. einen verfügbaren Hard- und Software ab. Der über-
direkten geometrischen Bezug. Entsprechend wiegende Teil der Anwender nutzt den PC als Ba-
werden alle Systeme zur Erfassung, Verwaltung, sistechnologie. Neben den reinen GIS existieren
Fortführung, Analyse, Generierung neuer Infor- Softwarekombinationen aus CAD und Daten-
mationen und Ausgabe raumbezogener, kom- bank, wie MM-GEO (Zusatzmodule zu Auto-
plexer und logisch-inhaltlich zusammenhän- CAD), MicroStation usw., die mit Datenbanken
gender Sach- und Geometriedaten (der realen (z. B. Oracle oder Informix) oder Statistikpaketen
Welt) als Geographische Informationssysteme (z.B. SPSS und SAS) verknüpft werden. Zu be-
bezeichnet [Diaz 1998]. merken ist, daß abhängig vom Fachgebiet ent-
Je nach Anwendung werden GIS unterschie- weder größerer Wert auf die Visualisierung oder
den in Netzinformationssysteme (NIS) zur Pla- die Datenhaltung gelegt wird [Bill/Fritsch 1991].
nung von Versorgungsnetzen (Strom, Wasser, Ein GIS kann sehr vielseitig verwendet wer-
Gas usw.), in Kommunale Informationssysteme den. Im Rahmen der Bau- und Umweltplanung
(KIS) für die Stadtplanung sowie Umweltinfor- dienen GIS als grundlegende Werkzeuge zur Pla-
mationssysteme (UIS) zur Unterstützung um- nung, Prognose, Beurteilung und Entschei-
weltrelevanter Problemstellungen. Zur Unter- dungsfindung bei Bauprojekten oder Raumpla-
stützung bautechnischer Ingenieuraufgaben nungsverfahren; sie werden häufig mit CAD und
werden GIS, im städtischen Bereich insbesonde- auch mit fachspezifischen Planungstechniken
BASIS-IS I Fachplaner
Kataster
Stadt-, Landesvermessung
Leitungsbelreiber
Gas, Strom, Wasser
""
c
2
o;
I Architekt
';:;
c
- I Kommune
Bauverwaltung "'
E
E
Hoch·, Tiefbau
s
~
IStädtebau .g
c
Leitungsbelreiber
Planung
I §"'
IÖkonomische, Sozionomische Daten I .E
.!: I Fachbehörde
Andere Fachdaten
Deponie IMull-, Altlasten), Bahn, Fors~ Agrar I Bürger
Bauinformatik 1-45
Tabelle 1.1·9 Rastersysteme ver5us Vektorsysteme
[ Rastersysteme Vektorsysteme
Vorteile - einfache Datengewinnung, z.B. - geringer Speicherbedarf
durch Scannen analoger Vorlagen - Attribute können für Punkte, Linien
- einfache Algorithmen der Bildbearbeitung und Flächen vergeben werden
anwendbar - einfache Bearbeitung und Erstellung in CAD
- detaillierte Daßteilung einer Information möglich, - hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit
da jedem Bildpunkt ein Farbwert zugeordnet werden
kann (z.B. Meereshöhen in einer Kartel - gute graphische Selektionsmöglichkeiten
- freie Skalierbarkeit
Nachteile - Attribute können nur für Punkte vergeben werden - analoge Vorlagen müssen zunächst
- durch Vergrößerung (Zoomen) keine Steigerung aufwendig digitalisiert werden
des Informationsgehaltes - komplizierte Algorithmen zur
- langsame Verarbeitungsgeschwindigkeit Bearbeitung erforderlich
gespeicherte - nurPunkte - Punkte, Linien, Flächen
Grundelemente
Verküpfung mit - nur für einzelne Bildpunkte möglich - einfach, da Objekte gebildet werden
Sachdaten - keine Objektbildung möglich können
l
höhere Aussagekraft und bieten reichhaltigere
Möglichkeiten der Verarbeitung und Auswer-
tung, sie erfordern aber bei der Erzeugung einen
größeren Ressourceneinsatz als Rasterdaten Generalisierung
[Bartelme 1995]. Objektbildung
~m
Der Aufbau eines GIS-Datenbestands beginnt
bei der topographischen Datenaufnahme [Pill-
mann 1992]. Dies kann durch Messungen in si-
tu oder in Form von digitalisierten Karten und Signatur·
Luftbildern geschehen [Stahl1995] . Als Ergebnis zuordnung
entsteht das Digitale Geländemodell (DGM), das
durch Objektbildung und Generalisierung ge-
prägt wird. Danach folgt die kartographische Be-
arbeitung, in der die graphischen Objekte des
DGM mittels einer Signatur klassifiziert werden.
Dieses Modell dient als Basis, um weitere benut-
zerspezifische. Informationen einzufügen. Das
hieraus resultierende, benutzerspezifische Ge-
ländemodell kann zur strukturierten Verwal-
tung der benötigten Informationen benutzt wer- Abb. 1.1·50 Datenfluß beim Aufbau eines GIS-Daten·
den. In Abb. 1.1-50 ist der Datenfluß zur Erstel- bestands
lung eines GIS-Datenbestands dargestellt.
Nutzungs- und
Bodeninformation
Darstellung im GIS
r
, /
Y
/
~ Bebauung und
Verkehrswege
Gewässerinformation
Bauinformatik 1-47
1.1.8.6 den Möglichkeiten der Informations- und Korn-
Datenschnittstellen und Standardisierungen in munikationstechniken im Bauwesen auseinan-
Geographischen Informationssystemen (GIS) der zu setzen.
Ingenieurgeodäsie 1-49
1.2.3
Koordinatensysteme, Koordinaten-
transformationen
1.2.3.1
Koordinatensysteme in ihrer hierarchischen Folge
wobei"~" für Hin- und Rücktransformation Die Verzerrung der Strecken nimmt mit dem Ab-
steht. stand der Strecke vom Mittelmeridian zu. Eine
über weitere Transformationen lassen sich die I-km-Strecke wird bei einem mittleren Abstand
kartesischen und ellipsoidischen Koordinaten von 50 km (100 km) um 3,I cm (12,3 cm) durch
ineinander umrechnen: die Abbildung verlängert. Man begrenzt daher
die Meridianstreifen in der seitlichen Ausdeh-
nung so, daß die Verzerrungen gering gehalten
(1.2.2)
werden. In Deutschland z.B. wurden Systeme mit
den Hauptmeridianen 6°, 9°, 12°, I 5° östlich von
Für viele technische Aufgaben in der angewand- Greenwich als Abszissenachsen eingerichtet
ten Geodäsie benötigt man eine ebene Abbil- (Abb. 1.2-4). Jedes System hat nach beiden Sei-
dung des Ellipsoids, d. h. ein ebenes rechtwinkli- ten eine Ausdehnung von I 0 40' in Länge (etwa
ges Koordinatensystem. Man bevorzugt hierfür IOO km), so daß zwei benachbarte Systeme sich
isotherme Koordinaten, da sie eine konforme, mit 20 Längenminuten, d.h. einem im Mittel
d.h. winkeltreue Abbildung ermöglichen. "Iso- rund 23 km breiten Streifen überdecken.
therm" bedeutet, daß die Parameterlinien (Me- Auf Baustellen benötigt man spezielle Bau-
ridiane, Parallelkreise) orthogonal sind und auf stellenkoordinatensysteme (BKS) zur optimalen
ihnen ein gleicher Maßstab gegeben ist; d.h., es Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten
wird ein Netz aus infinitesimalen Quadraten ge- (s.l.2.IO und 1.2.II). Die Definition eines spezi-
bildet. Eine konforme Abbildung hat zwar den ellen Systems ist auch dann immer notwendig,
Nachteil, daß Längenverzerrungen unvermeid- wenn die Genauigkeitsanforderungen der Bau-
Ingenieurgeodäsie 1-51
Abb. 1.2·5 Ähnlichkeitstransformation
Abb. 1.2-4 Gauß-Krüger-Koordinatensysteme in
Deutschland (Ausschnitt)
1.2.3.2
Koordinatentransformationen
y
X (WGS84)
Bei Transformationen kartesischer Systeme voll-
zieht man i.allg. eine Verschiebung des Koordi-
natenursprungs, eine oder mehrere Drehungen
.G"
um die Koordinatenachsen und Maßstabsände- (X, Y, Z) => (8, L, h)
rungen (Abb. 1.2-5). Im Vermessungswesen .G"
wendet man vorwiegend die 7-Parameter-Ähn- (B,l) => (x, y)
lichkeitstransformation an; hier benutzt man
nur einen Maßstabsfaktor; sie ist damit kon-
form. Eine 7-Parameter-Transformation hat die
Form A"
3T ranslationen x, y, h
3 Rotationen um X·, y·, h·Achse
[:] =
Z 1
[:~] +qR[:]
ÖZ Zn
(1.2.4)
~
~
bzw. Ergebnis (x; y; H)LS
(1.2.5)
Abb. 1.2·6 Transformation eines Baustellennetzes in
Dabei beschreiben die Indizes I und II die bei- das landesnetz
den Systeme, ÖX die Translationen, q den Maß-
stabsfaktor und die Matrix R die Rotationen um
die X-, Y- und Z-Achse. Bei kleinen Drehungen Rotationswinkel i. d. R. sehr klein (einige Bogen-
hat R die Form sekunden). Der Maßstabsfaktor hat die Form
q =1 + m, wobeiminder Einheit ppm (mm/km)
Wz
-Wyl .
Wx (1.2.6)
angegeben wird.
Auf die Transformationen, Gin. (1.2.2) und
1 (1.2.3),kann hier nicht weiter eingegangen wer-
den; ausführliche Beschreibungen aller Trans-
Bei Transformationen eines Landessystems in formationen findet man u.a. in [Heck 1995) und
ein globales geozentrisches System sind z. B. die [Torge 2000].
1-52 AllgemeineGrundlagen
Wie bei Vermessungsaufgaben auf Baustellen Aufgaben am besten eignet. Ellipsoidische Hö-
vielfach alle diese Systeme ineinandergreifen, hen (Abb. 1.2-2) sind rein geometrisch definier-
soll das folgende Beispiel zeigen, bei .dem ein te Höhen und daher nur für Spezialaufgaben von
Baustellennetz mit hoher Genauigkeit durch das Bedeutung. Um die physikalischen Vorgänge auf
satellitengestützte GPS-Verfahren vermessen der Erde besser zu erfassen, werden Höhen in
wird und in ein weniger genaues Landesnetz ein- der Geodäsie nicht in Metern, sondern in Poten-
zupassen ist (Abb. 1.2-6). tialdifferenzen gemessen. Wie Wasser fließt oder
Aufgrund der GPS-Messungen liegen dann welche Arbeit ein Fahrzeug zu leisten hat, wenn
Koordinaten (X, Y,Z) in dem globalen Bezugssy- es einen Berg überquert, läßt sich mit Potential-
stem WGS 84 (oder ITRF) vor. Für einen Teil die- differenzen, nicht jedoch mit ellipsoidischen
ser Punkte sollen auch Gaußsehe Koordinaten Höhen, beschreiben.
(x,y)Ls und geoidbezogene Höhen (Hhs im Lan- Wie die einführenden Bemerkungen zeigen,
dessystem gegeben sein; bei ihnen handelt es ist es sinnvoll, Höhen im allgemeinen auf Nive-
sich somit um identische Punkte. Die Koordina- auflächen - Flächen gleichen Schwerepotentials
ten der Neupunkte sollen optimal in das Landes- -zu beziehen (Abb. 1.2-7)
system eingepaßt werden. Zunächst sind die
geozentrischen kartesischen Koordinaten
W = Wp =konst . ( 1.2.7)
(X, Y,Z)wGs84 in ellipsoidische Koordinaten (B,L) Wegen der Abplattung der Erde, der Erdrotation
und ellipsoidischeHöhen (h) umzurechnen. Es und der ungleichen Verteilung der Massen in-
erfolgt eine weitere Transformation, durch wel- nerhalb der Erde verlaufen die Niveauflächen
che die ellipsoidischen Koordinaten (B,L) in nicht parallel und die Lotlinien, welche die Ni-
Gaußsehe (x,y) umgewandelt werden, wonach veauflächen senkrecht schneiden, sind Raum-
schließlich das Koordinatentripel (x,y,h)wGs 84 kurven. Bewegt man sich auf einer Niveaufläche,
vorliegt. so folgt dW=O. Erfolgt die Bewegung in Rich-
Im Landessystem seien für die identischen tung der äußeren Flächennormalen h, so beträgt
Punkte die Koordinaten (x,y,H)Ls gegeben. Mit die Potentialdifferenz
einer Höhentransformation sind dann zunächst
dW=-g·dh, (1.2.8)
mit Hilfe der Geoidundulationen N (s.l.2.2) die
geoidbezogenen Höhen (Hhs in ellipsoidische wobei g die Schwere beschreibt, die senkrecht
(h)Ls umzuwandeln. auf W =Wp steht. Die Beziehung (1.2.8) be-
Erst nach diesen vorbereitenden Berechnun- schreibt den fundamentalen Zusammenhang
gen kann man jetzt mit den Koordinatentripein zwischen der Potentialdifferenz (physikalische
(x,y,h)Ls und (x,y,h)wGs 84 die Transformations- Größe) und dem Höhenunterschied (geometri-
parameter in einem Teilsystem berechnen und sche Größe). Verändert sich g auf der Niveauf-
anschließend mit diesen die Neupunkte trans- läche, so muß sich entsprechend GI. ( 1.2.8) auch
formieren. Bei technischen Netzen läßt man der Abstand dh zur benachbarten Niveaufläche
häufig den Maßstabsfaktor unberücksichtigt, ändern. Da die dh in der Lotlinie liegen, ist d W
wenn das neu vermessene Netz eine höhere Ge- wegunabhängig.
nauigkeit aufweist als das übergeordnete. Die Idealisiert kann man das Wassei der Meere als
Höhen sind schließlich noch einer inversen frei bewegliche, homogene Masse betrachten, auf
Höhentransformation zu unterwerfen, um die welche nur die Schwerkraft wirkt. Die Ober-
ellipsoidischen Höhen in geoidbezogene (H)Ls
umzuwandeln. Für jeden Neupunkt gibt es dann
das Koordinatentripel (x,y,H)LS·
1.2.4
Höhen und Höhensysteme
1.2.4.1
Grundlagen
Ingenieurgeodäsie 1-53
fläche bildet dann eine Niveaufläche des Schwe- funktion U gemacht werden. In bezugauf die Ni-
refeldes, welche man sich unter den Kontinenten veaufläche U=U0 sind in einem solchen Schwe-
fortgesetzt denken kann (Abb. 1.2-1). Diese Ni- refeld die Normalhöhen definiert. Für die Trans-
veaufläche wird als Geoid bezeichnet (s. 1.2.2); formation berechnet man jetzt als Schwerewert
sie folgt der Gleichung einen Normalschwerewert hypothesenfrei im
definierten Normalschwerefeld.
W= W0 =konst .
. In der Vergangenheit haben viele Länder (z.B.
Sie ist eine geeignete Bezugsfläche für Potential- Deutschland und Österreich) mit orthornetri-
differenzen, welche das geometrische Nivelle- sehen Höhen gearbeitet. In den Staaten Osteu-
ment zusammen mit Schweremessungen liefert. ropas hatte man jedoch Normalhöhen einge-
Ein Punkt auf der Erdoberfläche läßt sich im Sy- führt. Auch Deutschland hat sich nach der Wie-
stem der Niveauflächen durch eine negative Po- dervereinigung für diese Höhen entschieden. Es
tentialdifferenz zum Geoid festlegen (Abb. 1.2-7). ist geplant, künftig in ganzEuropadie Normal-
Ist P0 ein Punkt auf dem Geoid mit dem Poten- höhen zu verwenden.
tial W0 , so beschreibt das wegunabhängige Lini-
enintegral 1.2.4.2
p p
Höhenfestpunktfelder
c = W0 - WP =- JdW = Jg ·dh (1.2.9)
P0 P0
Die Ausgangspunkte nationaler und internatio-
naler Höhensysteme sind auf das Mittelwasser
die Potentialdifferenz gegenüber dem Geoid. C bestimmter Küsten bezogen; die Mittelwasser-
wird geopotentielle Kote genannt. Geopotentiel- marke wird mit Hilfe von Registrierungen an
le Koten lassen sich durch Nivellieren (s.l.2.5.3) Gezeitenpegeln festgelegt. In Europa ist künftig
und Messen der Schwere an der Erdoberfläche der sog. "Europahorizont" maßgeblich, welcher
hypothesenfrei bestimmen. sich auf das Mittelwasser der Nordsee der Jahre
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß das Er- 1940 bis 1958 bezieht und aus Beobachtungen
gebnis eines Nivellements (Summe der bei jeder am "Neuen Amsterdamer Pegel" abgeleitet ist.
Einzelaufstellung ermittelten Höhenunterschie-
de dh) wegabhängig ist. Um eindeutige Ergeb-
nisse zu erzielen, müssen die Ergebnisse des
Nivellements transformiert werden. Ausgehend
von GI. (1.2.9),gibt es hierfür mehrere Wege, wo-
bei für die Praxis von Bedeutung ist, daß man die
Höhen in Metern angeben kann. Beispielsweise
lassen sich die geopotentiellen Koten in metri-
sche Höhen transformieren, indem man durch
einen Schwerewert dividiert [Torge 2000].
Nimmt man als Schwerewert eine mittlere
Schwere, die sich durch Mittelbildung von a Mauerbolzen
Schwerewerten längs der Lotlinie ergibt, so er-
hält man orthornefrische Höhen H. Diese Schwe-
rewerte können nur durch die Annahme von Hy-
pothesen über den Dichteverlauf in der Erdkru-
ste bestimmt werden.
Nachteilig bei dieser Transformation ist, daß
Punkte auf ein und derselben Niveaufläche un-
terschiedliche orthometrische Höhen haben, da
unberücksichtigt bleibt, daß die Niveauflächen
nicht parallel verlaufen. In vielen praktischen
Fällen - insbesondere im Flachland - kann die-
ser Effekt jedoch vernachlässigt werden. b Pfeilerbolzen
Ein Rotationsellipsoid kann mit einem künst-
lichen sog. "normalen" Schwerefeld ausgestattet Abb. 1.2·8 Höhenmarken
und zur Niveaufläche U0 -konst einer Potential-
P'1
Zielachse
I
z j Stehachse
~i
Kippachse
_.,
. / · / Kippachse
Stütze
Horizontierlibelle
Kugellager
Horizontalkreis
Stehachsbuchse
Dreifuß
Dreifußschraube
Ingenieurgeodäsie 1-55
- Die Kippachse muß senkrecht auf der Steh- Standpunktes und (X& Yi) die Koordinaten des
achse stehen. Zielpunktes beschreiben.
- Die Zielachse soll die Kippachse senkrecht Die Meßvorgänge sind heute weitgehend
schneiden. automatisiert: Die Richtungen werden elektro-
- Die Stehachse soll den Horizontalkreis senk- nisch abgetastet, die Achsen lassen sich über
recht in seinem Mittelpunkt und die Kippach- Stellknöpfe oder vom Computer gesteuert mit
se den Vertikalkreis senkrecht in seinem Mit- Servomotoren bewegen, und auch der Zielvor-
telpunkt durchstoßen. gang läßt sich in einigen Instrumenten automa-
tisch ausführen. Für das Horizontieren nutzt
Sind diese Bedingungen nicht erfüllt, so lassen man elektronische Libellen, über die sich ge-
sich die hieraus resultierenden Richtungsfehler ringfügige Fehlausrichtungen automatisch kor-
nahezu vollständig mit Hilfe spezieller Meßan- rigieren lassen.
ordnungen beseitigen [Kahmen 1997]. Auf der Gegenstation verwendet man speziel-
Die gemessenen Horizontalrichtungen sind nur le Zielmarken. Bei hochgenauen Messungen kann
dann für Koordinatenberechnungen zu verwen- der Theodolit samt Stehachsbuchse aus dem
den, wenn sie sich auch auf die horizontalen Ko- Dreifuß gelöst bzw. herausgehoben und gegen ei-
ordinatenachsen beziehen,d.h., sie müssen noch ne Zieltafel ausgetauscht werden. Der Fuß der
orientiert werden. Man macht dies rechnerisch, Stehachsbuchse und der Zieltafel müssen dann
indem die Nullrichtung des Teilkreises so lange identisch sein. Diese Art der austauschbaren Zen-
verdreht wird, bis sie mit der x-Richtung des Ko- trierung bezeichnet man als Zwangszentrierung.
ordinatensystems zusammenfällt. Hierfür muß Für die Beurteilung der Qualität der Theodo-
aber zumindest ein Festpunkt angezielt werden. lite wird nach DIN 18723 angegeben, mit wel-
Den Drehwinkel bezeichnet man als Orientie- cher Standardabweichung sich Richtungen mes-
rungsunbekannte <p. sen lassen. Man unterscheidet
Koppelt man den Theodolit mit einem Ver- - Theodolite niederer Genauigkeit 0,5 ... 1 cgon,
messungskreisel, so lassen sich die Horizontal- - Theodolite mittlerer Genauigkeit 1 mgon,
richtungen ohne Anzielen eines Festpunktes ori- - Theodolite hoher Genauigkeit 0,1 ... 0,2 mgon.
entieren. Dieses Verfahren wendet man jedoch
nur bei Spezialaufgaben an (z.B. beim Tunnel- 1.2.5.2
bau), da die Instrumente sehr kostspielig sind. Distanzmessung mit Stahlmaßstäben, Meßbändern
In einem ebenen Koordinatensystem (Abb. und elektronischen Distanzmessern
1.2-ll) läßt sich für jede gemessene Richtung ri
eine Beobachtungsgleichung Stahlmaßstäbe verwendet man insbesondere,
Yk-Y wenn Messungen auf engem Raum und mit ge-
Li=ri =arctan---1 -<pi (1.2.10) ringem Aufwand auszuführen sind. Zweckmäßig
xk -xi
verwendet man 1 m lange Stäbe mit schneiden-
aufstellen, wobei (XJo Jk) die Koordinaten des förmigen Enden, deren Länge mit Hilfe der Glei-
chung des Längenmaßstabs
(1.2.11)
mit A A E
c =Co (1.2.13)
n u
Dabei beschreibt c die aktuelle Ausbreitungsge- b
Ingenieurgeodäsie 1-57
Sender und Empfänger müssen bei diesem Ver- - Längenverzerrung rL wegen der ebenen Ab-
fahren mit einer hochgenauen Uhr U gekoppelt bildung des Ellipsoids (z.B. Gauß-Krüger-Ab-
sein. Die Uhr im Sender bestimmt, wann der Im- bildung).
puls gesendet wird, die Uhr im Empfänger die
Empfangszeit Die Laufzeit ermittelt der Emp- Je nach ihrer Genauigkeit (Standardabweichung
fänger mit einem Korrelator. d5 einer gemessenen Distanz) kann man die Di-
Geräte, die mit dem Phasenvergleichsverfah- stanzmesser in zwei Gruppen aufteilen:
ren arbeiten (Abb. 1.2-12c,d), sind ähnlich auf- - Distanzmesser hoher Genauigkeit
gebaut wie lmpulsentfernungsmesser. Hier wird 1.. .5 mm + 1. .. 3 ppm,
mit einem Phasenmesser Ph die Differenz der - Distanzmesser mittlerer Genauigkeit
Phasen gemessen, die das Meßsignal im Sender 0,1...3 m.
und Empfänger hat. Für den einfachen Weg zwi-
schen Sender und Empfänger soll diese tP be- Die Strecke s berechnet sich aus der am Gerät ab-
tragen. Die Laufzeit erhält man dann nach Divi- gelesenen Distanz D nach
sion durch die Frequenz <1> des Meßsignals zu
s = D + ko + kn + rs + rL . (1.2.15a)
tP
t=-j" (1.2.14) Sie läßt sich in einem ebenen Koordinatensy-
stem (Abb. 1.2-11) durch die Beobachtungsglei-
Ähnlich wie bei der mechanischen Längenmes- chung
sung müssen für die gemessene Distanz noch
Verbesserungen durchgeführt werden, bevor mit L; =s; =q~(xk -X; )2 +(yk- Yi )2 (1.2.15b)
ihr in einem ebenen Koordinatensystem Koor-
dinatenberechnungen ausgeführt werden kön- darstellen. Ein Maßstabsfaktor q ist dann zu be-
nen [Kahmen 1997] . Man unterscheidet physi- rücksichtigen, wenn die Maßeinheit des Fest-
kalische Korrektionen punktfeldes sich von der des Meßgeräts unter-
- Nullpunktkorrektur k0 , (wenn der Anfang und scheidet.
das Ende der gemessenen Strecke nicht mit
den Stehachsen der Geräte zusammenfällt), 1.2.5.3
- Korrektur wegen Brechungsindex kn, (wenn Höhenmessung durch Nivellieren und trigono-
der tatsächliche Brechungsindex des Ausbrei- metrische Höhenübertragung
tungsmediums nicht mit dem zusammenfällt,
für welchen das Meßverfahren konzipiert Der Höhenunterschied zweier Punkte A und B
wurde), wird ermittelt, indem man ihren lotrechten Ab-
stand in bezug auf eine horizontale Linie oder
und geometrische Reduktionen (Abb.1.2-13) Ebene mißt (Abb.l.2-14a bis c). Die Bezugslinie
- Reduktion r 5 der schräg im Raum gemessenen bzw. Bezugsebene stellt man mit einer Nivellier-
Distanz D auf die entsprechende Länge S in einrichtung her, und zum Ausmessen der lot-
der Bezugsfläche (Ellipsoid oder näherungs- rechten Abstände dienen Nivellierlatten oder an-
weise Kugel bzw. Ebene), dere Maßstäbe.
Das am häufigsten verwendete Nivelliergerät
besteht aus einem Fernrohr, mit dem eine Ziel-
linie definiert wird, und einer Zusatzeinrich-
tung, mit der sich die Ziellinie horizontieren läßt
(Abb. 1.2-14a). Die Ziellinie ist durch den Mit-
telpunkt des Objektivs und ein Strichkreuz in
der Abbildungsebene des Objektivs gegeben. Das
Fernrohr ist über einen festen Unterbau mit dem
Dreifuß verbunden. Der Dreifuß wird mit einer
Klemmschraube auf dem Teller eines Stativs be-
festigt. Über Dreifußschrauben kann der Drei-
fuß relativ zum Stativ bewegt und mit einer Li-
belle in Zielachsenrichtung horizontiert werden.
Abb.1.2-13 Geometrische Reduktion derStrecken Die zuvor beschriebenen Nivelliergeräte be-
zeichnet man als Libellennivelliere.
Horizont
R V Okular
"·ß:=;::r
tale Nivelliere arbeiten mit Latten, bei denen Tei-
lung und Ziffern durch einen Code ersetzt sind.
In den optischen Strahlengang dieser Nivelliere
:---- ist eine digitale Kamera eingebaut, die Bilder des
Bezugsfläche Codes dort aufnimmt, wo die horizontale Zielli-
b mittels Schlauchwaage
nie die Latte trifft. Der Code der gesamten Latte
ist auch in einem Computer des Nivelliers ge-
speichert. Die Ablesung erhält man mit Metho-
den der digitalen Bildverarbeitung, indem der
Codeausschnitt so lange längs des gespeicherten
Codes verschoben wird, bis dieserdetektiert ist.
Der Meßwert entspricht dem Betrag der Ver-
Hr:.:.···J·p u . . _ - - - - schiebung.
r ...________ ----'0_ ___.
Ingenieurgeodäsie 1-59
Bezugsfläche
Ingenieurgeodäsie 1-61
sind, so liegt eine eindeutige Punktbestimmung achtungsgleichungdes Typs ( 1.2.15b) aufstellen.
vor. Werden zusätzlich Größen gemessen, so Sie lautet in allgemeiner Form
spricht man von einer überbestimmten Punkt-
L; = s; =f(xN,yN, q) · (1.2.21)
bestimmung. Die Lösung ist in diesem Fall über
ein Ausgleichungsverfahren - z. B. unter Anwen- Es treten drei Unbekannte auf: die Koordinaten
dung der Methode der kleinsten Quadrate - gege- des Neupunktes (xN, YN) und der Maßstabsfak-
ben. Überbestimmte Lösungen haben den Vor- tor q. Eine eindeutige Lösung des Bogenschlags
teil, daß Genauigkeits- und Zuverlässigkeitsun- ist demnach gegeben, wenn mindestens drei aus
tersuchungen angestellt werden können. Messungen abgeleitete Strecken s; vorliegen. Im
Ausgangsbasis für Koordinatenberechnungen Beispiel der Abb. 1.2-19 sind dies die Strecken SJ,
sind die Beobachtungsgln. ( 1.2.10) und ( 1.2.15b ), s2,s3; sie wurden vorbereitend mit der Beziehung
die vielfach in ihrer linearisierten Form ver- (1.2.15a) aus den gemessenen Distanzen D; ab-
wendet werden. Für das Linearisieren nutzt man geleitet.
die Taylorsche Reihe Die Linearisierung ergibt sich aus der Taylor-
schen Reihe mit x=xo+dx, y=yo+dy und
L;=/;(xo,Yo•·· ·)+(o/;) dx+(o/;) dy+. q =qo + dq , wobei xo, yo Näherungskoordinaten
ax o ay o des Neupunktes N sind und q0 = I ein Nähe-
(1.2.20) rungswert des Maßstabsfaktors ist. Mit den
mitx=xo+ dx,y= y 0 + dy, .... Wieaus Gl.(1.2.20) Gin. (1.2.20) und (l.2.15b} folgt
zu erkennen ist, benötigt man in diesem Fall für
die neu zu bestimmenden Parameter Nähe- s; = s? + Xo ~x; dx+ Yo ~Yi dy+s?dq, (1.2.22)
rungskoordinaten xo, yo. Stehen diese nicht zur S; S;
Verfügung, so kann man die Berechnungen mit
trigonometrischen Ansätzen durchführen; dies
ist z. B. bei der topographischen Geländeaufnah-
me mit Hilfe des Polarverfahrens der Fall. In verkürzter Schreibweise läßt sich GI. (1.2.22)
Das Berechnen geodätischer Netze ist sehr darstellen durch
komplex und benötigt viel Erfahrung. Hier soll
(1.2.23}
die Vorgehensweise nur anhand einfacher Bei-
spiele deutlich werden. Im folgenden wird zu- Faßt man nun noch die Absolutglieder s; und s?
nächst vorbereitend auf die eindeutige Punktbe- zu l; = s;- s? zusammen, so gilt für das System der
stimmung eingegangen. Der Übergang zu Aus- Beobachtungsgleichungen
gleichungsverfahren folgt in 1.2.9.
l=Ax , (1.2.24)
1.2.6.1
Punktbestimmung durch Distanzmessung Yo- Y1 soI
s?
Die Punktbestimmung durch Distanzmessung Yo- Yz so2 und
bezeichnet man auch als Bogenschlag. Zur Be- s~
stimmung eines Neupunktes N; werden zwi-
Yo- Y3 so3
schen ihm und mehreren Festpunkten P; Strek-
ken s; bestimmt (Abb. 1.2-19). Für jede aus Mes- s~
sungen abgeleitete Strecke kann man eine Beob-
Beim Vorwärtseinschneiden mißt man auf zwei r;~ =t? _Yo- Y2 i Qdx+ xo -x2; Qdy (1.2.29)
oder zusätzlichen Festpunkten P; Richtungen r; (s?) (s?)
zu einem Neupunkt N; und zu weiteren Fest-
punkten (Abb.1.2-20). Für jede gemessene Rich- 2
tung kann man dann eine Beobachtungsglei- mit. ( s;0 ) = (x 0 -x;) 2 +(y0 - J;) 2 und
chung des Typs (1.2.10) aufstellen. Diese lauten
in allgemeiner Form
t? = arctan Yo - Y; .
Xo -X;
L; = r; =f(cp;), (1.2.27a)
Die xo und yo sind die Näherungskoodinaten des
wenn ein Festpunkt bzw. Neupunktes und Q = 200gon/n.
In verkürzter Schreibweise läßt sich Gl. ( 1.2.29)
L; =r; =f(xN,JN,cp;), (1.2.27b)
auch darstellen durch ,qN = t P- a;1 dx + ai2dy.
wenn ein Neupunkt mit den Koordinaten (xN, Faßt man nun noch die Absolutglieder ,qNund
JN) angezielt wird. t Pzusammen zu I;= ,qN- t P, so gilt in Matri-
In dem Fall Gl. ( 1.2.27b) treten vier Unbe- zenschreibweise
kannte auf. Sie sind bei jeder Aufstellung des
l=Ax, (1.2.30)
Theodolits die Orientierungsunbekannten (cp;)
und die Koordinaten (xN, JN). Eine eindeutige
Lösung ist gegeben, wenn von zwei Festpunkten
(PI> P2) aus die Richtungen zu den Festpunkten
(P3, P4) und einem Neupunkt N; gemessen wer-
den.
Man kann die Lösung der Aufgabe in zwei Die Neupunktkoordinaten ergeben sich schließ-
Operationen aufteilen: Im ersten Schritt berech- lich wieder aus
net man zunächst aus den Richtungen ( r3, r4), die
x= A- 11
zwischen Festpunkten gemessen wurden, mit
Gl. (1.2.10) auf P 1 und P2 die Orientierungsun- mit XN=Xo + dx undyN= yo + dy.
bekannten. Die zwei verbleibenden Beobach-
tungsgleichungen haben dann die vereinfachte Eine weitere Lösung ist gegeben, wenn man von
Form P1 aus den Punkt P2 und von P2 aus den Punkt
P 1 anzielt (Abb. 1.2-20b). Der trigonometrische
(1.2.28) Ansatz lautet dann
sinßcost1N sinßsint!N
wobei rfN = r;N+ cp als orientierte Richtung be- x =s12 , y=sl2
sin(a+ß) sin(a+ß)
zeichnet wird.
(1.2.31)
Im zweiten Schritt lassen sich dann mit der
linearisierten Form von Gl. (1.2.28) die Neu- mit (J, = TJ2 - TJN> ß= T2N- T21> t!N = TJN + (J, •
..···'
.·· r~
a b
Ingenieurgeodäsie 1-63
1.2.6.3 Dieses Verfahren nennt man dann polare Punkt-
Punktbestimmung durch kombinierte bestimmung bei freier Stationierung(Abb.l.2-22).
Richtungs- und Distanzmessung Von dem frei gewählten Standpunkt S aus wer-
den die Distanzen und Richtungen zu den Fest-
Bei der polaren Punktbestimmungstellt man sich punkten P; und Neupunkten N; gemessen. Es tre-
mit einem Tachymeter auf einem Festpunkt P1 ten sechs Unbekannte auf: eine Orientierungs-
auf und mißt Richtungen und Distanzen zu min- unbekannte q>, ein Maßstabsfaktor q, zwei Koor-
destens einem Festpunkt Pi und den Neupunk- dinaten (x 5, Ys) des frei gewählten Standpunktes
ten N (Abb. 1.2-21). Bei der Bestimmung eines und zwei Koordinaten (xN, YN) des Neupunktes.
Neupunktes treten vier Unbekannte auf: die Ori- Man benötigt also sechs Beobachtungen, um die
entierungsunbekannte q> bei der Aufstellung des Unbekannten mit sechs Beobachtungsgleichun-
Theodolits, ein Maßstabsfaktor q und die zwei gen eindeutig bestimmen zu können. Eine Lö-
Koordinaten (xN, YN) des Neupunktes. Mit der sung ist gegeben, wenn die Richtungen zu zwei
gemessenen Richtung zwischen den Festpunk- Festpunkten und dem Neupunkt sowie die Di-
ten berechnet man zunächst die Orientierungs- stanzen zu den Festpunkten und dem Neupunkt
unbekannte nach GI. (1.2.10). Die Neupunktko- gemessen werden.
ordinaten erhält man dann aus dem trigonome- Zunächst vergegenwärtige man sich, daß durch
trischen Ansatz das Tachymeter, mit dem die Richtungen r; und
0
die Strecken s; ermittelt werden, ein ebenes kar-
xN =x1 +qsNcosrN tesisches Koordinatensystem definiert wird. Es
( 1.2.32)
YN =y1 +qsNsmrN
. 0
liegt in der Ebene des Teilkreises, Ursprung ist der
Mittelpunkt des Kreises, und eine Koordinaten-
mit r~ = rN + q> und q = s0/s0 • s0ist die aus Ko- achse fällt mit "Teilkreis Null" zusammen. In die-
ordinaten berechnete und so die aus Messungen sem Koordinatensystem sind die Punkte P1 und
nach GI. ( 1.2.15a) abgeleitete Strecke zwischen P1 P2 durch ihre Polarkoordinaten r" r2 und s"s2 ge-
und Po. geben. Da P1 und P2 außerdem Festpunkte im x-
Häufig muß man sich bei der Polaraufnahme y-Koordinatensystem des Festpunktfeldes sind,
auf einem frei gewählten Standpunkt aufstellen . . können sie in beiden Systemen als identische
Punkte betrachtet werden. Die Koordinaten des
Neupunktes lassen sich daher durch eine Ähn-
lichkeitstransformation (s. 1.2.3.2) berechnen:
- Im ersten Schritt berechnet man die Transla-
tionsparameter x" Ys sowie den Drehwinkel q>
und den Maßstabsfaktor q.
- Im zweiten Schritt folgt dann die Transforma-
tion der Neupunkte. Hierfür können die
Gin. (1.2.32) herangezogen werden, wenn man
XJ= Xs und Y1= Ys betrachtet (vgl. beispiels-
Abb. 1.2-21 Polare Punktbestimmung auf einem Fest- weise [Kahmen 1997)).
punkt
Mit einem Polygonzug lassen sich längs einer
Linie angeordnete Neupunkte berechnen
(Abb. 1.2-23). Als Beispiel sei zunächst der Zug
P0 , P" N" N 2, N 3 betrachtet. Gegeben seien die
Koordinaten der Festpunkte P0 , P" gesucht die
Koordinaten der Neupunkte N" N2, N 3• Auf P"
N, und Nz seien jeweils die Richtungen zu be-
X nachbarten Punkten gemessen. Damit sind auch
die Winkel ß1 bis ß3bekannt, die sich jeweils aus
der Differenz der Richtungen ergeben. Außer-
dem sollen aus Distanzmessungen die Strecken
Abb. 1.2-22 Polare Punktbestimmung auf einerfrei sNI bis sN3 abgeleitet sein.
gewahlten Station
In einem ersten Schritt berechnet man zu-
nächst mit GI. (1.2.10) die orientierte Richtung
---- ....p
I
I
Nl
l
I
X
r~z =r~i + ßz ± 200gon '
I
(1.2.33) I
z I
r~ 3 = r~ 2 +ß 3± 200gon . •z /IN/ rNI
Ingenieurgeodäsie 1-65
- Bestimmung von ZN von P1 oder Pz aus mit Mit einer 6- Parameter- Transformation wird
zunächst ein Punkt (x 0 ,y0,z0 ) des Objektkoordi-
sinßcot z1N
H I +II. +sl2-. natensystems in einen Punkt (XK, YK> ZK) des Ka-
ZN= ..!--....!.!!..
sm(a+ß) merakoordinatensystems transformiert. Die
. sinacot z2 N Transformation folgt Gl. (1.2.5) (drei Translatio-
= H 2 +zz +sl2--.-----"~
sm(a+ß) nen, drei Rotationen), allerdings bleibt der Maß-
stabsfaktor mit m = 0 unberücksichtigt:
Die Transformation in das Objektkoordinaten-
system (z.B. Baustellensystem) erfolgt mit
Gl. (1.2.5). Zuvor müssen jedoch die sieben (1.2.34)
Transformationsparameter bestimmt werden;
hierfür benötigt man mindestens zwei 3D-Fest-
punkte in beiden Systemen und eine Höhen- Es folgt eine perspektiveAbbildungdieses Punk-
marke. tes in·das Bild bzw. Sensorkoordinatensystem
Theodolitmeßsysteme bestehen aus zwei oder
mehreren Theodoliten und einem Computer,
der die Steuerung des Meßsystems, die Auswer-
Xs =f · C;} Ys =f ·(;;} (1.2.35)
tung der Daten sowie die Speicherung und Vi- dabei bezeichnetf die Kammerkonstante der Ka-
sualisierung der Ergebnisse übernimmt (Abb. mera, welche näherungsweise der Bildweite des
1.2-24). Heute stehen automatisierte Systeme zur Objektivsystems entspricht.
Verfügung. Typische Anwendungsgebiete dieses Die Kombination der Gln. (1.2.34) und ( 1.2.35)
Meßverfahrens sind führt zu der Beobachtungsgleichung (Kollinea-
- die Qualitätskontrolle von Fertigteilen bei Fer- ritätsgleichung)
tigteilbauwerken,
- Deformationsmesstingen an Bauwerken und
x =-J ru(x0 -öx)+r12 (y0 -öy)+r13 (z0 -öz)
5 r31 (x 0 -öx)+r32 (y0 -öy)+r33 (z0 -öz)
Maschinenanlagen,
- die Erfassung der Geometrie von Bauwerken. _f
r21 (x 0 -öx)+r22 (y0 -öy)+ r23 (z 0 -öz)
Ys -- r31(xo -öx)+r3z(Yo -öy)+r33(zo -öz)
1.2.7.2
(1.2.36)
Punktbestimmung durch Richtungsmessungen
mit photogrammetrischen Verfahren Die Koeffizienten r 11 .•• r33 sind Funktionen, wel-
che die räumliche Orientierung der optischen
Bei photogrammetrischen Verfahren werden Objekt-Achseinbezug auf das Objektkoordina-
Raumrichtungen mit analogen oder digitalen tensystem beschreiben. Sind sie nicht bekannt,
Kameras bestimmt. Die Abbildung eines Objekt- so werden sie in Gl. ( 1.2.36) neben den öx, öy und
punktes P auf den Film oder einen elektrischen öz als weitere Unbekannte betrachtet. Für ihre
Sensor (CCD-Array) der Kamera ist in Abb. l.2-25 Berechnung benötigt man einige Festpunkte
wiedergegeben. (sog. "Paßpunkte") im Objektkoordinatensy-
Yo Objekt
stem. Meßwerte (bzw. Beobachtungen) sind die Sonst entsprechen die Einsatzgebiete denen des
Bildkoordinaten (xs, Ys). Abschnitts 1.2.7.1, wobei nicht immer leicht zu
Ein Punkt ist im Raum jedoch erst durch den entscheiden ist, ob es sinnvoller ist, Kameras
Schnittzweier im Raum festgelegter Richtungen oder Theodolite für die Meßwerterfassung zu
eindeutig bestimmt. Für die 3D-Punktbestim- verwenden.
mung benötigt man daher mindestens zwei Auf-
nahmekameras. Vielfach wählt man jedoch eine 1.2.7.3
"Multi-Stations-Lösung", bei der mehrere Ka- Punktbestimmung mit polaren
meras benutzt werden. Die Auswertung erfolgt Vermessungssystemen
dann über ein Ausgleichungsverfahren.
Für das Ausmessen der Bildkoordinaten, die Bei diesen Meßeinrichtungen (elektronischen
Auswertung des Modells GI. ( 1.2.36) und die Dar- Tachymetern und Meßrobotern) ist das Basisko-
stellung der Ergebnisse in numerischer oder gra- ordinatensystem (Abb. 1.2-27) durch den Schnitt-
phischer Form stehen analytische Auswertege- punkt der Achsen des Theodolits und den Hori-
räte - analytische Stereoplotter (Abb. 1.2-26) - zontalkreis vorgegeben. Die h-Achse ist durch
zur Verfügung. Das Meßsystem besteht im we- die Stehachse, die x-Achse durch eine Parallele
sentlichen aus dem Komparator für die Meßauf- zur Richtung "Teilkreis Null" und der Ursprung
gaben, einem Computer für die Steuerung und durch den Schnittpunkt Po von Steh-, Kipp- und
Auswertung sowie einem Zeichentisch und ei- Zielachse vorgegeben.
nem Drucker. Heute stehen weitgehend automa- Eine einfache Lösung für die Berechnung der
tisierte Systeme zur Verfügung. Pi im Objektkoordinatensystem ergibt sich, wenn
Die Bilder werden entweder mit Kameras auf man zwei aufeinanderfolgende Rechenschritte
der Erde oder von Flugzeugen aus aufgenom- vorsieht:
men. Typische Anwendungsbereiche sind - Bestimmung der rechtwinkligen Koordinaten
- die Herstellung von Planungsunterlagen für der Objektpunkte aus den gemessenen Polar-
Großbaustellen und koordinaten (r, z, sR):
- die Fassadenvermessung bei der Altbausanie-
rung.
Ingenieurgeodäsie 1-67
h
P0 ---+--r-:-r--'-1--:,.-----
' I I
-----~~.._;,' y
X
I y
[xly =[sRsinzcosrl
sRsinzsinr . ( 1.2.37)
Tabelle 1.2-1 Meßsignale der Satellitenpositionierung
h SRCOSZ
Ingenieurgeodäsie 1-69
gleichungenvom Typ (1.2.40) ein, sondern Glei- In vielen Ländern werden von staatlichen oder
chungen von Beobachtungsdifferenzen. Abbil- privaten Organisationen flächendeckend in Ab-
dung 1.2-31 zeigt, wie aus den Distanzen D1 und ständen von etwa 40 km permanent arbeitende
D2, die von zwei Empfängern zu einem Satelli- Referenzstationen betrieben. Die Daten werden
ten j gemessen werden, die Einfachdifferenz von Rundfunkanstalten über UKW, Kurzwelle
llrY =Dz- D1 gebildet wird. Eine weitere Ein- (2-m-Band) oder Langwelle an die Nutzer über-
fachdifferenz llDk erhält man, wenn von den tragen. So werden in Deutschland z. B. vom
beiden Empfängern aus zu einem zweiten Satel- Satellitenpositionierungsdienst der deutschen
liten k zusätzliche zwei Distanzen gemessen wer- Landesvermessung SAPOS folgende Dienste an-
den. Aus der Differenz der Einfachdifferenzen geboten:
erhält man dann eine Doppeldifferenz: llrY k = - SAPOS EPS: Echtzeitpositionierung mit 1 bis
llrY -llDk. Vorwiegend arbeiten die Auswerte- 3m Genauigkeit.Anwendungsbeispiele: Fahr-
programme heute mit solchen Doppeldifferen- zeugnavigation, Verkehrsleitsysteme, Telema-
zen. Für den Referenzpunkt benötigt man Koor- tik im Verkehr, Flottenmanagement, Polizei,
dinaten im ITRF-, ETRF- oder WGS-84-Koordi- Rettungsdienste, Feuerwehr und Hydrogra-
natensystem. Wie GI. (1.2.41) zeigt, werden dann phie.
auch alle Neupunkte in diesem System bestimmt. - SAPOS HEPS: Echtzeitpositionierung mit 1
Bei der relativen Positionierung benötigt man bis 5 cm Genauigkeit. Anwendungsbeispiele:
folglich immer mindestens zwei Empfänger: Bau- und Ingenieurvermessung, Katasterwe-
einen auf der Referenzstation und weitere auf sen, Geoinformationssysteme, Hydrographie
den Neupunkten. Die Instrumente sind leicht und Navigation von Baumaschinen.
transportierbar und können entweder auf einem - SAPOS GPPS: 1 cm Genauigkeit"near online"
Stativ oder einem Lotstock befestigt werden. Der oder im Postprocessing. Der Datenaustausch
Rest der Meßeinrichtung wird in einem Ruck- erfolgt über Mobiltelefon oder auf Datenträ-
sack getragen (Abb. 1.2-32). gern. Anwendungsbeispiele: Ingenieurver-
Bei Echtzeitmessungen benötigt man die Da- messung und Katastervermessung.
ten beider Stationen auf der Station, wo die Aus- - SAPOS GHPS: Positionierung im Millimeter-
wertungen unmittelbar vorgenommen werden bereich. Anwendungsbeispiele: Referenzsyste-
sollen. Für den Datenaustausch dient dann eine me für Landesvermessung und Ingenieurver-
zusätzliche Telemetrieausrüstung. messung (Tunnelnetze, Brückennetze, Defor-
Orientiert an der Genauigkeit, kann man die mationsmessungen, Gleisvermessungen).
Meßsysteme in zwei Gerätegruppen aufteilen:
- Gruppe 1: Genauigkeiten der Basislinien
2... 20 mm + 0,01...1 ppm,
- Gruppe II: Genauigkeiten der Basislinien
0,1. .. 5 m.
Ausgleichungsverfahren wendet man an, wenn Bei der Absteckung von Objekten handelt es sich
die Anzahl der Beobachtungen größer ist als die um eine Umkehrung der Ansätze, die für die
Anzahl der Unbekannten. Wesentliche Vorteile Punktbestimmung zur Verfügung stehen (s. 1.2.6
sind: bis 1.2.8). Die Objekte sind durch einzelne Ob-
- Die Genauigkeiten der neu berechneten Para- jektpunkte,deren Koordinaten bekannt sind, ab-
meter lassen sich beurteilen. strahiert. Die Objektpunkte sind dabei so zu
- Die Zuverlässigkeit der Messungen läßt sich wählen, daß sie das Objekt vollständig beschrei-
überprüfen, indem man feststellt, inwieweit ben.
grobe Fehler vorliegen und wie sie sich auf das Bei vektoriellen Meßinstrumenten berechnet
Auswerteergebnis auswirken. man jetzt aus den Koordinaten der Objektpunk-
te die Werte, die bei der Punktbestimmung ab-
Die Beobachtungsgleichungen - z.B. die Gin. gelesen werden. Es sind dies die aufTeilkreis Null
(1.2.10), (1.2.1Sb), (1.2.19), (1.2.36) und (1.2.39) bezogenen Richtungen, die Zenitwinkel und die
- sind in Verbesserungsgleichungen umzuwan- Distanzen. Diese Werte stellt man am Gerät ein,
deln, indem an die Beobachtungen L;, welche um die Punkte im Gelände aufzusuchen. Bei
stets kleinere Fehler aufweisen, Verbesserungen Meßeinrichtungen, die unmittelbar rechtwinkli-
v;angebrachtwerden: ge Koordinaten erzeugen, stellt man den Ziel-
punktsensor in der Nähe des gesuchten Objekt-
L; + v; = f(x,y, z). (1.2.42)
punktes auf und erzeugt sich dort die Nähe-
Falls kein linearer Zusammenhang gegeben ist, rungskoordinaten. Aus den Differenzen zwi-
sind diese Gleichungen zunächst mit der Taylor- schen den Soll- und Istkoordinaten kann man
schen Reihe (vgl. 1.2.6) zu linearisieren. Man er- dann Suchhilfen für das endgültige Aufsuchen
hält dann folgendes System von Gleichungen: des Zielpunktes ableiten.
In der Regel benötigt man für jede Baustelle
(1.2.43)
ein eigenes Baustellennetz, das sich dem abzu-
In Matrizenschreibweise hat GI. ( 1.2.43) die Form steckenden Objekt optimal anpaßt. Die Punkte
des Netzes sollen so liegen, daß sich von ihnen
L+v=Ax (1.2.44)
ausgehend die Detailabsteckungen mit möglichst
mit x = xo +dx, y = Yo + dy, z = zo + dz; xo,yo,zo geringem Aufwand ausführen lassen. So haben
sind Näherungskoordinaten. z.B. die Baustellennetze beim Verkehrswegebau,
Das Gleichungssystem läßt sich lösen, wenn Tunnelbau und Brückenbau sehr unterschiedli-
man z. B. die von Gauß entwickelte Methode der che Geometrien.
kleinsten Quadrate anwendet. Man erhält dann Bei der Absteckung von Verkehrswegen schafft
zunächst die Normalgleichungen man sich i.d.R. ein Grundnetz (Abb. 1.2-33), das
ATAx-ATL=O (1.2.45)
und daraus den Vektor der Unbekannten
a Grundnetz
(1.2.46)
Bei den x handelt es sich jetzt um Schätzwerte.
Von besonderem Interesse ist noch der Faktor
(ATAt 1• Er enthält die Varianzen der neu be- .........
rechneten Parameter und ermöglicht eine Beur- lkm
teilung ihrer Genauigkeit. b Verdichtungsnetz
:><:
Die Ausgleichungsverfahren können hier nur
in ihrer einfachsten Form beschrieben werden. ~ ~
In Wirklichkeit sind sie sehr komplex. Es sei da- 200m
her auf weitere Literatur wie [Caspary/Wich- 6 Festpunkt o 1-lun·Punkt c Polygonpunkt
mann 1994] und [Koch 1987] verwiesen.
Abb. 1.2-33 BausteUennetz für defl Vedlellrwtegebail
Ingenieurgeodäsie 1-71
eine linienförmige Gestalt hat. Normalerweise die Verbindung zwischen den Portalen herstellt
besteht es aus Punkten, die sich in einem Ab- (Abb. 1.2-34a), und einem unterirdischen Netz,
stand von etwa 1 km längs der Trasse erstrecken. das den Absteckungsarbeiten und der Kontrolle
Für die Verknüpfung mit dem Landeskoordina- des Bauwerkes dient (Abb. 1.2-34b).
tensystem müssen einige Festpunkte des Lan- Das Hauptnetz besteht aus Hauptpunkten,
desnetzes einbezogen werden. Dieses Grundnetz von denen je einer in der Nähe der Tunnelmün-
läßt sich am wirtschaftlichsten mit Satellitenpo- der vermarkt wird. Für den Richtungsanschluß
sitionierungsverfahren vermessen. müssen außerdem in der Nähe der Hauptpunk-
Als Grundlage für die Detailabsteckungen te je zwei bis drei Nebenpunkte vermarkt sein.
schafft man sich durch parallel verlaufende Poly- Ihr Abstand von den Hauptpunkten soll 1 bis
gonzüge am Rande der Baustelle in einer zwei- 2 km nicht überschreiten, damit auch bei ungün-
ten Stufe ein Verdichtungsnetz. Diese Polygon- stiger Witterung noch Beobachtungen möglich
punkte sollen längs der Trasse einen Abstand sind. Zur Verknüpfung mit dem Landesnetz
von etwa 200m haben. Das Polygonnetz kann müssen Festpunkte in das Hauptnetz einbezogen
man sehr wirtschaftlich mit elektronischen werden. Für die Lagemessungen nutzt man Sa-
Tachymetern vermessen. Ausgehend von diesen tellitenpositionierungsverfahren, für die Höhen-
Punkten erfolgt dann über Polarverfahren (mit bestimmungen Feinnivellements. In dem unter-
Tachymetern, Meßrobotern oder GPS) die De- irdischen Netz wählt man die Form eines Poly-
tailabsteckung. Die Höhen des Grundnetzes be- gonzuges oder Polygonnetzes. Ein Polygonnetz
stimmt man durch ein Feinnivellement, die des wird praktisch immer bevorzugt, da es in sich
Verdichtungsnetzes durch trigonometrische Hö- kontrolliert werden kann. Für die Festlegung der
henmessungen. Die relative Genauigkeit zwi- Punkte werden normalerweise an den seitlichen-
schen benachbarten Punkten soll in der Lage Tunnelwänden spezielle Konsolen montiert.
normalerweise kleiner als 1 cm und in der Höhe Die Qualität des Gesamtnetzes muß so beschaf-
kleiner als 2 bis 3 mm sein. fen sein, daß eine vorgeschlagene Durchschlags-
Ziel der Absteckung von Tunneln ist es, die genauigkeit eingehalten wird. Sie ist abhängig
Tunnelachse und das Tunnelbauwerk abzu- von der Vortriebslänge und wird allgemein als
stecken. Man benötigt hierfür ein spezielles Tun- Werts (in ern/km Tunnellänge) vorgegeben.
ne/netz. Die für die Absteckung notwendigen Be- Für die Absteckung von Brücken benötigt man
rechnungen werden normalerweise nicht in ei- spezielle Brückennetze. Häufig wird eine An-
nem räumlichen System, sondern getrennt nach ordnung der Punkte symmetrisch zur Brücken-
Lage und Höhe ausgeführt. Ein Tunnelnetz be- achse gewählt (Abb. 1.2-35). Das Grundnetz
steht aus zwei Teilnetzen mit jeweils unterschied- (Stufe 1) besteht dann aus aneinandergereihten
lichen Zwecken: einem Hauptnetz (Stufe 1), das Rechtecken mit Hauptpunkten. Für die Verknüp-
a Hauptnetz
Tunnelschacht
!:h.~~~~t--
b unterirdisches Netz
/';. Festpunkte
o Hauptpunkte
• Nebenpunkte
0 Polygonpunkte
Meßlatte
lotungssystem -fl!:-==~
Standpunktlinie
Standpunktkreis
Beckensohle
fung mit dem Landesnetz sind auch Festpunkte auf das Koordinatensystem des Bauwerkes. Das
in das Grundnetz einzubeziehen. Die Lagekoor- Prinzip soll hier am Beispiel eines Kühlturms
dinaten bestimmt man durch Satellitenpositio- beschrieben werden. Man abstrahiert die Schale
nierung, die Höhen durch ein Feinnivellement des Kühlturms durch gleichabständige Meridi-
Die relative Genauigkeit zwischen den Festpunk- ane und bildet diese orthogonal auf der Becken-
ten soll kleiner als 5 mm in der Lage und kleiner sohle ab (Abb. 1.2-36). Das Zentrum des entste-
als 1 bis 2 mm in der Höhe sein. Ausgehend von henden Strahlenbüschels ist Ursprung des Ko-
den Hauptpunkten, schafft man sich über Polar- ordinatensystems und die Projektion eines aus-
verfahren Nebenpunkte (Stufe 2), von denen aus gewählten Meridians die x-Achse. Auf dem
die Detailabsteckung der Brückenpfeiler und Strahlenbüschel werden in konstanten Abstän-
Widerlager ausgeführt wird. Die Montage der den Meßmarken eingelassen. Ausgehend von
Fahrbahntragwerke kontrolliert man mittels Po- diesen Marken, lassen sich Radien der Schale für
larverfahren von den Haupt- und Nebenpunkten beliebige Bauhöhen markieren. Während des
aus. Fertigungsprozesses werden die Radien mit ei-
Die Absteckung von Hochbauten (Bürohäuser, nem Lot hochgelotet Da die Zielpunkte i.d.R.
Kühltürme, Brückenpfeiler, Silos) erfolgt häufig durch ein Klettergerüst verdeckt werden, erfolgt
mit einem optischen Lot oder Laserlot in bezug die radiale Absteckung indirekt über eineradial
Ingenieurgeodäsie 1-73
ausgerichtete horizontale Meßlatte. Die Abstek-
kung zwischen den Meridianen wird durch In-
terpolation vorgenommen.
Für die Höhenübertragung gibt es unter-
schiedliche Verfahren: Zunächst ist die Höhe von
vornherein durch das Schalungsverfahren gege-
ben, da man Schalungstafeln konstanter Höhe
verwendet. Die Höhen können aber auch mit ei-
nem Nivelliergerät, das sich auf der Bühne des
Klettergerüstes befindet, auf die Betonwand
übertragen werden, nachdem man den Betrag o Objektpunkte
b,. Festpunkte
der Höhe über der Beckensohle mit dem Nivel-
liergerät an einem Maßstab abgelesen hat, der
am zentralen Kran befestigt ist. Die Aufmessung Abb. 1.2-37 Absolute und relative Deformationsmes-
sungen
erfolgt mit dem gleichen Verfahren wie die Ab-
steckung. Eine ausführliche Beschreibung der
Methoden kann man z.B. in [Kahmen 1997] fin-
den.
1.2.11
Deformationsmessungen an Bauwerken
Deformationsmessungen (Überwachungsmes-
sungen) haben die Aufgabe, Lage- und Höhen-
änderungen eines Untersuchungsobjekts gegen-
über seiner Umgebung und/oder dessen Verfor-
mung als Funktion der Zeit zu ermitteln. Ursa-
chen können innere oder äußere Einflüsse sein,
wie Veränderungen des Untergrunds, Lastauf-
t:. Festpunkte o Objektpunkte
tragung, Lastabtragung, Materialveränderun- o Kontrollpunkte • Alignementspunkte
gen, Temperatur, Winddruck, Feuchtigkeit usw.
Grundsätzlich unterscheidet man bei der Art der
Deformationen zwischen Verformungen (Deh- Abb. 1.2-38 Überwachung eines Staudamms
nung, Scherung, Durchbiegung, Torsion) und
Festkörperbewegungen (Senkung, Hebung,
Schiefstellung) des gesamten Objekts. den: die Oberwachung eines Staudammes (Abb.
Um den Aufwand der Überwachungsmessun- 1.2-38). Für die absoluteüberwachungerrichtet
gen wirtschaftlich zu gestalten, abstrahiert man man auf der Landseite ein Netz von Kontroll-
das Bauwerk durch eine Anzahl von Objekt- punkten, die nach außen durch Messungen zu
punkten, welche das Objekt eindeutig beschrei- Festpunkten gesichert werden. Die Überwa-
ben. Als Meß- und Auswerteverfahren eignen chung kann in bezug auf die Kontrollpunkte
sich alle in 1.2.5 bis 1.2.9 beschriebenen Verfah- über Vorwärtseinschneiden (s. 1.2.6.2) erfolgen.
ren sowie Alignements und Lotungsverfahren. Die Messungen führt man i.d.R. ein- bis zweimal
Bei der Planung der Überwachungsmessungen pro Jahr durch. In der Zwischenzeit überwacht
unterscheidet man noch zwischen relativen über- man den Damm durch relative Messungen. Hier-
wachungsmessungen, bei denen nur die Relativ- für eignen sich Alignements und Lotungsver-
lage der Objektpunkte zueinander kontrolliert fahren.
wird, und absoluten überwachungsmessungen, Beim Alignement beobachtet man Verfor-
bei denen die Bewegung der Objektpunkte ge- mungen des Bauwerkes relativ zu einer Bezugs-
genüber äußeren Festpunkten kontrolliert wird linie oder Bezugsebene. Eine Bezugslinie kann
(Abb. 1.2-37). Häufig wendet man beide Verfah- z. B. durch einen gespannten Draht, einen Laser-
ren zusammen an. strahl oder die Visurlinie eines Theodolitfern-
Von den vielen denkbaren Anwendungsbei- rohres realisiert werden. Die Verformungen in
spielen soll hier nur eines kurz beschrieben wer- der Umgebung der Bezugslinie lassen sich dann
Bauphysik 1-7 5
aus hygienischen Gründen eine Taupunktsun- Die Wärmestromlinien bezeichnet man als Adia-
terschreitung vermieden werden, die v. a. bei baten. Sie stehen senkrecht auf den Flächen kon-
Wärmebrücken auftreten kann. Zum dritten stanter Temperatur - den Isothermen. Die Wär-
sind instationäre Vorgänge v.a. im Sommer zu mestromdichte ist dem Temperaturgradienten
beachten, um ein akzeptables Raumklima zu er- entgegengerichtet und proportional, d. h. der Ab-
zielen. Die letzten beiden Aspekte betreffen leitung der Temperatur nach der Normalen n zur
nicht zuletzt auch die hygienischen Anforde- Isothermen. Sie ist proportional zur Wärmeleit-
rungen an ein Gebäude. Vor diesem Hintergrund fähigkeit.\. Das negative Vorzeichen in GI.( 1.3.4)
werden zuerst die physikalischen Grundbegrif- besagt, daß der Wärmefluß von höheren zu nied-
fe und Mechanismen beschrieben und dann die rigeren Temperaturen erfolgt:
im Bauwesen üblichen Berechnungsmethoden. (}{}
Die Wärmemenge Q ist eine Energie und hat q=-.\-=-.\grad(-8-). ( 1.3.4)
die SI-Einheit Joule (J). Die thermodynamische on
Temperaturwird in Kelvin (K) gemessen und üb- Die Wärmeleitfähigkeit der Stoffe variiert er-
licherweise mit dem Buchstaben T bezeichnet. heblich mit der Stoffgruppe (z.B. Metall, Poly-
Außer in der SI-Einheit Kelvin können Tempe- mer, Gas). Sie ist besonders gering bei Gasen
raturen auch als Celsius-Temperaturen in °C an- ohne Konvektion.
gegeben werden. Die Celsius-Skala ist um In Abb.l.3-1 ist die Energiebilanz eines klei-
273,15 K gegenüber der Kelvin-Skala versetzt: nen Volumenelements dargestellt. Das Koordi-
na:tensystem ist so ausgerichtet, daß die isother-
-8-= T- 273,15 K. (1.3.1)
men Flächen in den y-z-Ebenen liegen, die Nor-
Temperaturdifferenzen werden nur in der SI- male n dazu folglich in die x- Richtung zeigt. Die
Einheit Kelvin angegeben. Differenz zwischen zufließendem und abflie-
Die Wärmemenge Q, die für eine Temperatur- ßendem Wärmestrom ist gleich der zeitbezogen
erhöhung !J.T erforderlich ist, ist abhängig vom in das Volumenelement eingespeicherten Wär-
Stoff und zu seiner Masse m proportional. Da- me !J.Q. Sie führt gemäß GI. (1.3.2) zu einer Tem-
mit läßt sich die spezifische Wärmekapazität c peraturerhöhung:
definieren durch die Beziehung
(q0 -qru:)·M=(-.\ o-8-1 +A o-8-1 )M
!J.Q= mc!J.T= mc!J.-8-. (1.3.2) ox 0 ox Ax
Man unterscheidet zwischen der spezifischen =otJ.Q=~ctJ.Va-8-_ (1.3.5)
Wärmekapazität bei konstantem Volumen, Cv, at at
und der bei konstantem Druck, cp. Bei Gasen ist Teilt man GI. (1.3.5) durch das Volumenelement
der Unterschied wesentlich. !1 V= M · !J.x sowie durch ~c und führt den
Wärme wird auf folgende drei Arten trans- Grenzübergang !J.x~O durch, dann erhält man
portiert: die Fourier-Gleichung für die Wärmeleitung im
- Wärmeleitung oder Transmission, das ist Wär- einachsigen Fall:
metransport in einem Stoff,
- Wärmeaustausch durch elektromagnetische
Strahlung,
- Wärmetransport in Verbindung mit einem
Stofftransport Konvektion bzw. Lüftung.
1.3.1.1
Grundlagen
Wärmeleitung
lg Me,\
sichtbareslicht
Wfm3 14
6000 K(Sonnenoberfläche)
12
~
10
6 /
,./~··· · · ····-···· ···-· ······· : .:.~=-=--~=-·· ·==--······-····
.....____300 K,. 21 •c
-~.
I
I
4
!
I
0
i
0 5 10 15 20 25 )lm 35
Abb. 1.3·2 Plancksches Strahlungsgesetz für ideal schwarze Körper bei 6000 K. 2000 K, 1000 Kund 300 K. Die spektrale spezifi-
sche Ausstrahlung M0;. ist in einem logarithmischen Maßstab in der Einheit Wfm3dargestellt. Das schmale Band des sichtbaren
Lichts zwischen 0,38 und 0.781-lm ist eingetragen.
Bauphysik 1-77
(555 nm), bei den bauphysikalisch relevanten
Temperaturen zwischen 100°C und -40 °C im In- Tabelle 1.3-1 Absorptionsgrade verschiedener Stoffe
fraroten (7,7 bis 12 J.lm). Man erkennt, daß die für eine Wännestrahlung von ca. 20 "C und filr sichtba-
wesentliche thermische Strahlung nicht sichtbar reslicht
ist. Folglich sind visuelle Eindrücke für die Be-
urteilung thermischen Strahlungsverhaltens un- Stoff Absorptionsgrad a
zureichend. Wärmestrahlung Sonnen-
Die auf die ausstrahlende Fläche A bezogene "' 20 oc licht
Metalle
Strahlungsleistung 4> ., die spezifische Ausstrah- Kupfer, poliert 0,03
lung M., nimmt mit der vierten Potenz der Tem- Aluminium, walzblank 0,04
peratur T zu: Stahl, geschmirgelt 0,25
Stahl, verrostet 0,61
4> 4 Anstriche
Me = --!.=E·O· T . (1.3.12) Emaillelack, schwarz 0,95 0,90
A Emaillelack, weiß 0,93 0,30
Ölfa rbe usw., dunkel 0,90 0,87
a = 5,67040 · 10·8 W/(m 2 • K4) ist die Stefan-Boltz-
verschiedene Stoffe
mann-Konstante. In der technischen Thermody- Dachpappe 0,90 0,90
namik und Bauphysik wird an ihrer Stelle auch Holz 0,94 0,40
Beton 0,96 0,55
die Strahlungskonstante Putz, weiß 0,97 0,36
Putz, grau 0,97 0,65
Cs=108 ·a=5,67 W/ (m 2 ·K4 ) Floatglas (6 mm) 0,91 0,12
benutzt. Beim schwarzen Körper ist E = a = 1.
Der Wärmestrom durch Strahlung zwischen
zwei Körpern mit unterschiedlicher Temperatur in der Nähe von eins liegt - auch für weiße Far-
ergibt sich aus ben, Eis, Schnee und Glas. Diese Stoffe sind im
Infraroten "schwarz". Darauf beruht auch der
sog. Glashauseffekt Glas läßt sichtbares Licht
durch. Dieses Licht wird im Raum zum Teil ab-
sorbiert und heizt die Körper im Raum auf. Für
wobei C12 von C5 , der Geometrie und dem Emis- die Wärmestrahlung ist Glas aber undurchlässig
sionsverhalten der beiden Flächen abhängt. C12 "schwarz". Die Wärme bleibt daher im Raum
ist einfach zu berechnen, wenn zwei gleich große "gefangen". Folglich steigt bei Sonneneinstrah-
Flächen A parallel angeordnet sind und der Ab- lung hinter den Glasflächen die Raumtempera-
stand zwischen ihnen im Vergleich zur Fläche so tur an. Durch dünne Eisschichten auf Metall-
klein ist, daß die seitliche Abstrahlung vernach- oberflächen ändert sich ebenfalls das Absorpti-
lässigbar ist: ons- und damit auch das Emissionsverhalten im
infraroten Bereich. Ferner ist es für die Wärme-
es
cl2 =-~'---- (1.3.14) strahlung unerheblich, ob ein Heizkörper z. B.
1 1
- + - -1 weiß oder schwarz lackiert ist.
E1 Ez
Für weitere Fälle gibt es tabellierte Werte [Lutz Wärmetransport durch Stofftransport
u.a. 1997]. (Lüftung, Konvektion)
Für den Wärmestrom durch Strahlung gilt:
- Er hängt bei parallelen, hinreichend großen Stofftransport ist mit einem Wärmetransport
Flächen nicht vom Abstand ab. gekoppelt. In der Bauphysik sind zwei Transport-
- Er nimmt mit der vierten Potenz der Tempe- medien besonders wichtig: Das Wasser als flüs-
ratur zu. siges Wasser und als Wasserdampf sowie Luft. In
der Regel wird das transportierte (Gas- )Volu-
Im infraroten Bereich, der für die Bauphysik be- men bestimmt. Wird der Volumenstrom Veines
sonders wichtig ist, weicht das Materialverhalten Stoffes von einem Ort mit der Temperatur l't 1 zu
wesentlich von dem im sichtbaren Bereich des einem Ort mit der Temperatur l't2 transportiert,
Lichts ab. Das zeigen insbesondere die Absorp- dann ist damit der Wärmefluß
tionsgrade einiger Stoffe in Tabelle 1.3-1. Im In-
fraroten haben lediglich Metalle einen niedrigen
4>cv =cp . ""n · ~it . v (1.3.15)
Bauphysik 1-79
z
A A
Abb. 1.3-3 Stationärer und einachsiger Wärmeßuß. Die Isothermen liegen in den y-z·Ebenen. Durch die Wärmeübergangswi-
derstände entstehen überdies Temperaturdifferenzen zwischen der Luft und den Oberflachen
Q
q=-=
{} ai- {} ae
At R5 ; +R1 +Rse
(einschichtig), {} ai -{} ae = q· (Rsi + i
k=l
Rk +Rse) =q/U ·
Q {} ai- {} ae (1.3.22)
q= At= n Abbildung 1.3-4 zeigt diese graphische Darstel-
Rs;+ LRk+Rse lung im Vergleich zu einer maßstäblichen.
k=l Nachdem im ebenen Fall angenommen wur-
= U · ({} ai- {} ae) (n- schichtig). de, daß ein seitlicher Wärmestrom vernachläs-
(1.3.20) sigbar sei, kann man den gesamten Wärmestrom
Hierin ist R5; der Wärmeübergangswiderstand über mehrere nebeneinanderliegende Bauteile
innen, Rse der Wärmeübergangswiderstand aufsummieren:
außen, Rk der Wärmedurchlaßwiderstand der
Q
Schicht k, {}ai die Lufttemperatur innen und {}ae 4>=-=q!AI +q2A2 + ... +qnAn. (1.3.23)
die Lufttemperatur außen. Die Wärmeüber- t
gangs- bzw. -durchlaßwiderstände berechnet Gleichung (1.3.23) ist die Basis für die Berech-
man nach nung des Transmissionswärmeverlusts nach der
Wärmeschutzverordnung.
R5 ; =Ilh 5 ;, R5e =Ilhse• Rk =dk!A.k . (1.3.20a)
Zur Berechnung eines mittleren U-Wertes (in
Man erkennt, daß sich bei hintereinanderliegen- der Wärmeschutzverordnung noch k) geht man
den Bauteilen die Wärmewiderstände addieren. von Standardtemperaturen aus. In der Regel
Für sie bzw. den Wärmedurchgangskoeffizien- wird eine Innentemperatur von {}a;=20°C und
ten U gilt: eine Außentemperatur von {}ae=-20°C einge-
-I setzt. Bei Kellerräumen, Dächern usw. sind die
U=(R 5 ,+ IRk+Rse) (1.3.21) Außentemperaturen {},,k naturgemäß verschie-
k=l den. Man benutzt hierfür Reduktionsfaktoren
(Bisher wurde für den Wärmedurchgangskoef-
fizienten U- auch bekannt als "k-Wert" -das (1.3.24)
Formelzeichen k benutzt.)
Die Temperaturen lassen sich zeichnerisch
oder rechnerisch ermitteln, wenn man beachtet, n
daß unter stationären und ebenen Bedingungen 4>= LUkAkrk ·({}ai-{}ae>· (1.3.25)
die Wärmestromdichte q konstant ist. k=l
Der mittlere U-Wert ist dann
Bauphysik 1-81
Berücksichtigung der Strahlung bei Fenstern Die Energieflußdichte in den Raum, die durch
die Sonneneinstrahlung entsteht, setzt sich zu-
Da Glas im sichtbaren Licht durchlässig und ab sammen aus der transmittierten Strahlungsin-
einer Wellenlänge von ca. 3 pm praktisch tensität I 1 und der Wärmestromdichte q; in den
"schwarz" ist, muß bei der Energiebilanz der Raum, die dadurch entsteht, daß sich die innere
Fenster die Sonneneinstrahlung besonders be- Scheibe durch absorbierte Sonnenstrahlung auf-
rücksichtigt werden. heizt. Bezieht man diese beiden Terme auf die
Abbildung 1.3-6 zeigt die Energiebilanz der eingestrahlte Strahlungsintensität I, so läßt sich
einfallenden elektromagnetischen Strahlung. Im der sog. Gesamtenergiedurchlaßgrad g definie-
sichtbaren Bereich wird ein erheblicher Teil ren:
transmittiert, im Infraroten der überwiegende g=t+ q;. (1.3.27)
Teil absorbiert. Der Reflexionsgrad steigt mit zu- I
nehmendem Einfallswinkel an. Durch absor- Er dient dazu, die Minderung der erforderlichen
bierte Strahlung erhöht sich die Temperatur der Heizenergie im Winter zu berechnen. Bei der
Scheibe. Dadurch entsteht eine Wärmestrom- Bemessung des sommerlichen Wärmeschutzes
dichte sowohl in den Raum als auch in den Au- ist dieser Koeffizient zu groß für eine Begren-
ßenraum bzw. in den Raum zwischen den Schei- zung der Raumerwärmung. In diesem Fall sind
ben. Der Wärmestrom wiederum setzt sich aus auch Verschaltungsmaßnahmen u.ä. zu treffen.
Wärmestrahlung und Konvektion zusammen.
Die Konvektion im Scheibenzwischenraum ei- Wärmeschutzverordnung
ner Mehrfachverglasung kann durch eine Edel-
gasfüllungvermindert werden, die Abstrahlung Die Wärmeschutzverordnung hat zum Ziel, den
in den Scheibenzwischenraum durch eine dün- Heizenergiebedarf einzuschränken und damit
ne Metallbeschichtung auf der Innenseite, die den C02-Ausstoß zu reduzieren. Dazu wird der
sichtbares Licht kaum absorbiert, im Infraroten Jahres-Heizwärmebedarf OB ermittelt. Er ergibt
aber stark reflektiert. sich aus den Wärmeverlusten durch Transmissi-
innen
II =tl ) g.)= tf + ql
sichtbares Licht
• •• •••• • •••••• • •••••• • • • ••••••• • • 000 • • • ••••••••• • • • •••• •• ••••••••••••••• • •••••••• •
Infrarot (Temperaturstrahlung}
t
Abb. 1.3·6 Schematische Energiebilanz einer 2-Scheiben-lsolierverglasung bei einfallender elektromagnetischer Strahlung:
oben sichtbares Sonnenlicht, unten infrarote Temperaturstrahlung. Von der einfallenden Intensität I der Sonnenrnahlung wird
ein Teil/1 transmittiert, ein Teil/, reßektiert und ein Teil Ia absorbiert. (Reßexionen im Scheibenzwischenraum und sekundäre
Effekte sind nicht gezeichnet.} Entsprechendes gilt für die auffallende Wärmestrahlung /1Raus dem Raum, wobei hier der über·
wiegende Teil absorbiert wird. q sind die Wärmestromdichten, die von der Scheibe zusätzlich durch Wärmestrahlung und Luft·
bewegungabgeführt werden, nachdem die Strahlung sie erwärmt hat. q1 ist die Wärmestromdichte, die von der Innenscheibe
in den Innenraum abgegeben wird.
Bauphysik 1-83
Hygienische Forderungen Dann entsteht auch im Wasser gegen den äuße-
ren Druck Dampf. Allerdings verdunstet Wasser
Während es bezüglich der Wärmeschutzverord- an freien Oberflächen auch unterhalb von 100°C.
nung ausreicht, wenn der Energieverlust eines Im Gleichgewicht verdunsten gleich viele Was-
Gebäudes im Mittel gering ist, genügt dies nicht sermolekille wie kondensieren. In der Gasphase
in bezug auf die hygienischen Verhältnisse. Um bildet sich dadurch ein partieller Wasserdampf-
Kondensation und Schimmelbildung zu vermei- druck aus, der dem Druck an der Grenzkurve
den, muß sichergestellt sein, daß auch lokal die des Phasendiagramms entspricht. Der Wasser-
Temperatur nicht unter der Taupunkttemperatur dampfpartialdruck überlagert sich den Parti-
liegen. Diese Anforderungen enthält DIN 4108-3. aldrücken der anderen Komponenten der Luft,
Sie stellt Forderungen in bezugauf die minima- insbesondere dem Stickstoff- und dem Sauer-
len Wärmedurchlaßwiderstände R der Außen- stoffpartialdruck.
bauteile. Die Anforderungen steigen, wenn die Die Komponenten der Luft können in guter
Flächenmasse der Innenbauteile unter 300 kg/ Näherung als ideale Gase betrachtet werden. Für
m 2 liegt, da dann das Wärmespeichervermögen sie gilt die allgemeine Gasgleichung zwischen
reduziert ist, mit dem nichtstationäre Effekte (Partial-)Druck p, Volumen V, Temperatur T und
aufgefangen werden sollen. Details hierzu in Stoffmenge n bzw. der Masse m:
[Keller 1997].
( 1.3.35)
1.3.2 R=8,314472 J/(mol· K) ist die universelle (mola-
Feuchte re) Gaskonstante und RB=RIMB die spezifische
(stoffbezogene ), wobei MB= m/ n die molare Mas-
Wasser tritt bei bauphysikalisch relevanten Tem- se des Stoffes Bist. In Tabelle 1.3-4 sind die Da-
peraturen in drei Phasen auf: als Flüssigkeit, ten der wesentlichen Komponenten der Luft auf-
Wasserdampf und Eis. Die Phasenübergänge geführt.
sind mit erheblichen Umwandlungsenthalpien Mit der Definition der Partialdichte (Massen-
verbunden, vgl. Tabelle 1.3-3. Welche Phasen sta- konzentration) QB=mBIV läßt sich damit der
bil sind, hängt von dem Druck und der Tempe-
ratur ab. In weiten Bereichen können beide geän-
dert werden, wobei nur eine Phase stabil ist
Abb.l.3-7. Wenn zwei Phasen eines reinen Stof-
fes gleichzeitig im Gleichgewicht stehen sollen,
dann kann man eine Größe - Druck oder Tem-
peratur - frei wählen. Die andere ist dann durch
die Grenzkurve des Phasendiagramms festge-
legt. Das Phasendiagramm gilt für reines Wasser.
Bei gelösten Stoffen, gekrümmten Oberflächen
und in hochporösen Stoffen gelten abweichende
Zusammenhänge.
Wichtig ist der Phasenübergang in die und aus
der Gasphase (Verdunsten und Sublimieren bzw.
Kondensieren). Wasser siedet, wenn unter atmo-
sphärischen Bedingungen - Luftdruck 1013 hPa Abb. 1.3·7 Phasendiagramm des reinen Wassers
- die Temperatur von 100 °C überschritten wird.
(1.3.36)
l
tionen im Gasraum konstant sind, dann addie- b 1.486 1,098
J
ren sich die Partialdrücke unabhängig vonein- n 12,30 8.02
ander, da sich Volumen und Gaskonstante nicht
verändern und die Massen sich aufsummieren.
Man kann daher den Wasserdampfpartialdruck
Pv gesondert wie einen "normalen" Druck be- und ändert sich z.B. mit der Tageszeit. Übersät-
handeln, der sich wie andere Drücke auch aus- tigung und Kondensation tritt ein, wenn v~ Vsat
gleicht. über freien Wasseroberflächen stellt sich oder q> ~ 1. Entsprechend dem Phasendiagramm
im Gleichgewicht ein Wasserdampfsättigungs- in Abb.l.3-7 nimmt die Wasseraufnahmefähig-
partialdruck Pv,sat ein, der dem Druck im Pha- keit der Luft mit der Temperatur überpropor-
sendiagramm entspricht und von der Tempera- tional zu, und daher sind auch die kondensie-
tur t'tsat abhängt. Entsprechend findet man eine renden Massen bei Temperaturänderungen im
Sättigungsluftfeuchte Vsat· Für den bauphysika- oberen Bereich größer.
lisch relevanten Wertebereich wird die Formel Der zweite wichtige Prozeß ist der Wasser-
dampftransport durch einen Baustoff. In Wirk-
Psat =a(b+t'tsat)n
100
(1.3.37) lichkeit wird Wasser im Porensystem eines
Werkstoffs als Wasserdampf und als konden-
mit den Werten nach Tabelle 1.3-5 benutzt. siertes Porenwasser befördert. Für die bauphysi-
Die Umkehrfunktion ergibt die Taupunkt- kalische Bemessung genügt in erster grober
temperatur t'tsat> bei welcher für eine gegebene Nährung eine integrale Betrachtung, bei der
Luftfeuchte bzw. einen gegebenen Partialdruck Kondensationen und Verdunstungsprozesse mit
Kondensation einsetzt. dazwischengeschaltetem Wassertransport wie
Das Verhältnis von tatsächlicher absoluter Wasserdampftransport behandelt werden. Wie
Luftfeuchte v zu Sättigungsluftfeuchte Vsat be- die Linien der Wärmestromdichte senkrecht auf
zeichnet man als relative Luftfeuchte den Flächen konstanter Temperatur stehen, so
V Pv
stehen die Stromlinien der Feuchtestromdichte
q>=-=---. (1.3.38) g senkrecht auf den Flächen konstanter Luft-
Vsat Pv,sat
feuchte v. Für Luft gilt
Während die Luftfeuchte v durch die tatsächlich
in der Luft vorhandenen Masse an Wasser be- g = -Dgrad v = -60 grad Pv
stimmt ist, verändert sich die Sättigungsluft- av
g=-D-=-6 0 -
opv (1.3.39)
feuchte mit der Temperatur. Wenn weder Kon- on on
densation noch Verdunstung stattfindet, bleibt . u" 0 = -D
die Luftfeuchte konstant. Die relative Luftfeuch- mit --.
RH,oT
te dagegen nimmt mit fallender Temperatur zu
Bauphysik 1-85
Hierin ist D der Wasserdampf-Diffusionskoeffi- Gleichung ( 1.3.39b) wird damit zu
zient in Luft und n die Normale der Fläche mit
konstanter Konzentration bzw. konstantem Parti- g=D~v =Öo ~Pv. ( 1.3.41)
aldruck. Dieses Diffusionsgesetz gilt nur, wenn die J.ld J.ld
Feuchteverteilung stationär und ohne Quellen ist. Wenn das Problem eben und stationär ist und
Geht man vom Differential- zum Differenzen- keine Kondensation auftritt, ist die Feuchte-
quotienten über (o~M und ersetzt man die stromdichte g konstant. In der Bauphysik wird
Schrittgröße in der Normalenrichtung durch die außerdem 60 als konstant angenommen {1/Öo=
Dicke der Luftschicht (an=sd),dann erhält man 5,4·109 m ·s· Pa/kg). Damit ist die Partialdampf-
~v ~Pv druckänderung ~Pv proportional zur äquivalen-
g"'-D-=-6 0 - . (1.3.39a) ten Luftschichtdicke Sd. Wie bei der Tempera-
sd sd
turänderung kann man auch den Wasserdampf-
In Baustoffen ist die Wasserdampfdiffusion ge- partialdruck Pv als Funktion der äquivalenten
ringer als in Luft. Die DIN EN ISO 9346 ersetzt Luftschichtdicke Sd auftragen (Abb.l.3-8). Die
hier GI. (1.3.39) durch Steigung der Geraden entspricht der Größe g.
g = -övgrad v=-Öpgrad Pv
Wenn Kondensation eintritt, nimmt die Steigung
der Kurve (Geraden) ab.
~v ~Pv Im Gegensatz zum Wärmetransport sind beim
g "'-Öv d=-Öpd (1.3.39b)
Wasserdampftransport die übergangswiderstän-
Hierin sind: Öv der Feuchteleitkoeffizient in ei- de an den Oberflächen vernachlässigbar klein, so
nem Stoff, bezogen auf das Wasserdampfkon- daß der Partialdampfdruck an einer Oberfläche
zentrationsgefälle, und Öp, bezogen auf das Par- und im angrenzenden Raum gleich sind.
tialdruckgefälle, d ist die Dicke der Stoffschicht Aufgabe der Bauphysik ist es, schädliche Kon-
Man kann nun eine Wasserdampf-Diffusions- densation an Bauteiloberflächen oder in ihrem
widerstandszahl J.l einführen, die definiert ist Inneren zu verhindern. Da sich die Wasser-
durch das Verhältnis der Diffusionskonstanten dampfkonzentration nur durch Kondensation
bzw. der Feuchteleitkoeffizienten. Äquivalent da- bzw. Verdunstung ändern kann, darf die Tau-
zu ist die Definition über das Verhältnis einer punkttemperatur nicht unzulässig lange unter-
äquivalenten Luftschichtdicke Sd zur Bauteil- schritten werden. Die Temperaturverteilung in
dicke d: einem Bauteil kann abgeschätzt werden, wenn
D 6 0 sd ebene und stationäre Verhältnisse vorliegen. Die
J.l=-=-=-. (1.3.40) rechnerischen Methoden sind 1.3.1.2 dargestellt,
Öy Öp d
und das graphische Verfahren ist in Abb.l.3-4
p & Kondensation p
.... ....
Abb. 1.3·8 Wasserdampfpartialdruck p. und Sättigungsdampfdruck p,., als Funktion der äquivalenten Luftschichtdicken
(Glaser-Diagramm) bei ebenen und stationären Verhältnissen
Bauphysik 1-87
phon
120 20
<XI
100
"-~ 90 "'
0..
Qj
80 0,2 .5
g' -""
~
0.
2
:::> 60 60 0,02 :!2
--;;;
:i2
--;;; ..c:.
..c:. 40 0,002 .X
.X
30 20
0 0,0002
0 0,00002
Oktavbänder Terzbänder
1.3.3.2
Pegelminderung Abb. 1.3-10 Einfallende Schallintensitätl., reflekiierte
Schallintensitat /1, dissipierte Schallintensität /d und
Breitet sich der Schall von einer Punktschall- transmittierte Senallintensität /1; absorbierte Schallin-
tensität /• = /d + /1
quelle in alle Raumrichtungen gleichmäßig aus,
dann nimmt wegen GI. ( 1.3.48) die Schallintensi-
tät mit dem Quadrat der Entfernung r ab: onsgrad '?• Transmissionsgrad t, Dissipations-
grad 6 und Absorptionsgrad a:
I=...!.___ (1.3.51)
4nr 2 Ie=I,+I1 +Id=I,+Ia mit Ia=I1 +Id,
Wird der Abstand von r 1 auf rz erhöht, dann ver- 1=Q+t+Ö=Q+~ a=t+&
mindert sich der Schallintensitätspegel L1: (1.3.54)
Für einen Raum ist seine äquivalente Absorpti-
L12 -Ln= 10 lg(~: )dB= 20 lg(~)dB. onsfläche A charakteristisch. Sie ergibt sich aus
der geometrischen Fläche S durch
(1.3.52)
A =aS. (1.3.55)
Wenn bei einer Linienschallquelle der Abstand r
klein gegen deren Länge l ist, gilt Wird in einem Raum die Schallerzeugung plötz-
P' lich unterbrochen, klingt die Schallenergiedichte
I=--, wund damit wegen GI. (1.3.49) die Schallinten-
2nlr
sität exponentiell mit der Zeit ab. Der Schallin-
Ln -Ln= 10 lgG:) dB= 10 lg(~ )dB. tensitätspegel nimmt linear ab. Man definiert
nun die Nachhallzeit Tals die Zeit, in der der Pe-
(1.3.53) gel um 60 dB abnimmt. Bei bekanntem Raumvo-
In Räumen wird der Schallpegel v. a. durch ab- lumen V läßt sich mit nach der Sabineschen For-
sorbierende Bauteile und Raumbegrenzungen mel die Absorptionsfläche A eines Raumes nach-
vermindert. Die Energiebilanz einer Wand (Abb. folgender Zahlenwertgleichung berechnen:
1.3-10) setzt sich zusammen aus auftreffender
Schallintensität Ie, reflektierter Schallintensität A=0,163~ (1.3.56)
In transmittierter Schallintensität I 1 und dissi- T
pierter- d.h. in Wärme umgewandelter- Schall- (A im m 2, V in m 3, Tins).
intensität Id bzw. absorbierter Schallintensität Der Absorptionsgrad ist frequenzabhängig.
Ia = I 1+Id Daraus ergeben sich die auf die auf- "Normale" Bauwerkswände sind schallhart,
treffende Intensität normierten Werte Reflexi- d. h., sie absorbieren nur wenige Prozent der ein-
Bauphysik 1-89
fallenden Schallintensität und reflektieren bei- sonders zwei Arten zu unterscheiden: Eigen-
nahe alles. Um den Pegel wirksam zu mindern, schwingungen mehrschaliger Bauteile und das
sind zahlreiche Reflexionen erforderlich. Nur Auftreten der sog. Koinzidenzfrequenz.
durch absorbierende Medien erzielt man eine Das Koinzidenzphänomen beruht darauf, daß
akzeptable Raumakustik. die Schallgeschwindigkeit c8 einer Biegewelle in
einer Platte von der Frequenz f abhängt, während
1.3.3.3 sie in Luft frequenzunabhängig ist. (m' Flächen-
Schalldämmung masse,d Plattendicke, Jl Querdehnzahl (Poisson-
Zahl), Edyn dynamischer Elastizitätsmodul):
Man unterscheidet zwischen der Schallaussen-
dung - der Emission - und dem Schalleinfall - E d3
der Immission. Ziel des Schallschutzes ist es, die 's =4 dyn ~2nf. (1.3.58)
Immission so gering wie möglich zu halten, ent- 12(1-p 2 )m'
weder durch Vermindern der Emission oder Bei hinreichend dicken Platten gibt es eine Fre-
durch Schalldämmung. Innerhalb eines Raumes quenz und einen Einfallswinkel q>, bei dem die
kann der Schallpegel durch absorbierende Me- Projektion .Asp=.Adsinq> der Wellenlänge in der
dien gesenkt werden (Schalldämpfung). Luft und die Wellenlänge .A8 der Biegewelle
Zwischen zwei Räumen ist das Schalldämm- gleich sind (Abb.l.3-13). Dies führt zu einer re-
Maß R der Raumtrennwand entscheidend. Wenn sonanten Anregung. Die niedrigste Frequenz, bei
man Nebenwegübertragung vernachlässigt, ist der diese Bedingung erfüllt ist, findet man bei
es gegeben durch streifendem Einfall unter q>=90°. Sie wird als
Grenzfrequenz [g bezeichnet:
R = 10 lg~dB= L5 -Le + 10 lg(~)dB, (1.3.57)
f. = cl 12(1-l)m' 60 Ql(kg!m 3 ) _
---'---'-Hz.
wobei L 5 der Pegel im Senderaum, Le der Pegel g 2n Ed d 3 :::: dlm EdyniMPa
im Empfangsraum,S die geometrische Fläche yn
der trennenden Wand und A die äquivalente Ab- ( 1.3.59)
sorptionsfläche im Empfangsraum ist (Abb. 1.3- Ein Bauteil gilt als ausreichend biegesteif, wenn
11). die Grenzfrequenz unter 100Hz - besser unter
Das Schalldämm-Maß ist frequenzabhängig 60Hz - liegt, und als ausreichend biegeweich,
(Abb. 1.3-12). Eine im Bauwesen sinnvolle Ein- wenn sie über2000Hz liegt. Dazwischen liegt ein
zahlangabe läßt sich durch eine geeignete Be- bauakustisch kritischer Bereich. Da die kritische
wertung erreichen. Dabei werden nur ungünsti- Dicke je nach Baustoff zwischen 15 cm und eini-
ge Werte berücksichtigt, d.h. zu kleine Dämm- gen Millimetern liegt, gibt es eine Reihe von
Maße. Damit werden v.a. Einbrüche bei be- Konstruktionen, deren Verhalten bedenklich
stimmten Frequenzen korrekt berücksichtigt. sein kann (Abb. l.3-14).
Bei einer genaueren Analyse sind auch Schall-
nebenwege über angrenzende Bauteile zu berück-
sichtigen.
Einbrüche des Schalldämm-Maßesentstehen
R
besonders bei Resonanzen der Wand. Es sind be-
--·
f0 500Hz
bauakustisch
kritischer Bereich
100
I
I
cm I
I
I
I
20 1
I
I
10 ~~,....,...,.--+--i- ausreichend
""'~ 5
biegeweich
'i5
c:
"'
r:
2
"'
0::
I
I
0,5 - 1
Glas, Stahl,
Aluminium 1 1
0,2 ~--1
I I
I I
0,1
100 103 Hz
Koinzidenzfrequenz f9
Abb. 1.3-14 Dickenbereiche für ausreichend biegeweiche, biegesteife sowie für gefährdete Wande unterschiedlicher Mate-
rialien
Ausreichend biegeweiche Bauteile sind so- Bei einschaligen Wänden gilt für das Schall-
wohl im Empfangs- als auch im Senderaum un- dämm-Maß in grober Näherung das Bergersehe
kritisch, da Körperschall in ihnen durch Luft we- Massegesetz, in der üblichen Schreibweise:
der nennenswert angeregt noch abgestrahlt wer-
R = (20 lgf + 20 lg m'+ const) dB, (1.3.60)
den kann. Schallbrücken für Körperschall wir-
ken sich daher in diesem Fall nur wenig aus. Da- d. h., das Schalldämm-Maß nimmt bei einer Fre-
gegen kann eine an sich gute Dämmung quenz- oder Flächenmassenverdopplung um
zwischen zwei biegesteifen Bauteilen unwirksam 6 dB zu.
werden, wenn auch nur vereinzelt über Schall- Resonanzen können auch bei mehrschaligen
brücken Körperschall übertragen wird. Solche Bauteilen auftreten, indem die beiden Schalen
Baumängel findet man v.a. bei schwimmenden mit den Flächenmassen m' gegeneinander
Estrichen (Decke und Estrich sind biegesteif) schwingen, wobei als Feder entweder die einge-
und bei doppelschaligen Haustrennwänden. schlossene Luft oder eine elastische Zwischen-
Bauphysik 1-91
Tabelle 1.3-7 Resonanzfrequenz f0 zweischaliger Konstruktionen
Ausfüllung des Doppelwand aus zwei gleich schweren leichte biegeweiche Vorsatzschale
Zwischenraums biegeweichen Schalen biegesteifen Schalen vor schwerem Bauteil
gwww@
m' r -rt--m_' - --.
a at pwwwww~
Luftschicht mit schall- 85 340 60
schluckender Einlage
fo=--;-- fo= ~ fo =-r===="'
"'o/m'· a "Vm'· a "'o/m' · a
Dämmschicht mit (7 (7 {7
beiden Schalen voll-
flächig verbunden
f0 = 225 ·1J-;;;; f0 =900·'/-;;;; t0 =160·v-;;;;
schichtmit der dynamischen Steifigkeit s' dient. tiven Belags abzieht, dieses Spektrum bewertet
Es gelten die in Tabelle 1.3-7 angegebenen Nähe- und dann die fiktive Auflage wieder hinzufügt.
rungsformein für die Resonanzfrequenz fo. Beim bewerteten Verbesserungsmaß werden die
Unterhalb der Resonanzfrequenz gilt das Ber- Meßdaten ermittelt und von denen einer fiktiven
gersehe Massegesetz. Beide Bauteile schwingen Rohdecke abgezogen, diese Konstruktion be-
gleichphasig. Das Bauteil wirkt näherungsweise wertet und wieder rückkorrigiert Das genaue
wie eine monolithische Wand mit der Gesamt- Verfahren ist DIN 4109 zu entnehmen. Aufgrund
flächenmasse m'1+m;. Bei fo bricht das Schall- der Systematilc ist es nicht zulässig, mehrere Ver-
dämm-Maß ein. Oberhalb von fo nimmt das besserungsmaßevon Auflagen von einem äqui-
Schalldämm-Maß um ca. 18 dB pro Oktave zu, valenten Norm-Trittschallpegel abzuziehen.
d.h. dreimal so stark als bei einer einschaligen
Wand. Der Grund dafür ist, daß nun die beiden
1.4
Schalen gegenphasig und entkoppelt schwingen.
Bauchemie
Zu erwähnen ist noch der Trittschallschutz.
Hier wird Körperschall angeregt und dann in ei-
1.4.1
nem anderen Raum abgestrahlt. Maßgebend ist
Einführung
der Trittschallpegel Lr (Li) im Empfangsraum.
Der Norm-Trittschallpegel Ln wird mit einem Die Bauchemie läßt sich in drei Bereiche eintei-
speziellen Hammerwerk erzeugt. Sein Fre- len [Knöfel1996):
quenzverlauf ist daher vom Meßsystem abhän- Baustoffchemie
gig. Auch hier muß die äquivalente Schallab- - Herstellung, Zusammensetzung und Eigen-
sorptionsfläche im Empfangsraum berücksich- schaften der Baustoffe,
tigt werden. Maßgeblich ist, wie beim Luft- - Reaktionen, die zu ihrer Gebrauchsfähigkeit
schalldämm-Maß, ein bewerteter Pegel Ln,w bei führen;
500 Hz. Ein ausreichend geringer Trittschallpe- Einwirkungen auf die Baustoffe
gel ist mit einschaligen Bauteilen nicht erzielbar. - Korrosion der Baustoffe,
Der Trittschallpegel einer Konstruktion setzt - Schutzmaßnahmen gegen Baustoffangriff,
sich daher aus zwei Teilen zusammen: einem - Instandsetzungsmaßnahmen nach Bau-
äquivalenten Norm-Trittschallpegel Ln,w,eq der stoffschädigungen;
Rohdecke und einem Trittschallverbesserungs- Auswirkungen aus den Baustoffen
maß llLw der Auflage: - Umweltverträglichkeit der Baustoffe,
(1.3.61) - Wiederverwertbarkeit der Baustoffe.
Bauchemie 1-93
Si0 2
Bauchemie 1-95
mit <3 M.-% C3A und <5 M.-% Alz03 oder Hydratation von Portlandzement
CEM III/B mit :2:70 M.-% Hüttensand. Weißze-
ment enthält kein C2(A,F). NW-Zemente (Ze- Unter der Zementhydratation wird der gesamte
mente mit niedriger Hydratationswärme: nach 7 komplexe Prozeß der Reaktionen eines Zements
Tagen <270 J/g) sind entweder hüttensandrei- mit Wasser (Erstarren und Erhärten) verstanden.
che CEM III/B oder belitreiche CEM I. NA-Ze- Bei der Hydratation der Klinkerphasen Alit
mente (Zemente mit niedrigem wirksamem Al- und Belit, die zusammen etwa 80 M.-% des Pha-
kaligehalt) sind CEM I mit :>; 0,60 M.-% NazO- senbestands eines Portlandzements ausmachen,
Äquivalent oder hüttensandreiche CEM III/B werden schlecht kristallisierte Calciumsilicathy-
(:2:50 M.-% Hüttensand) mit:>; 1,10 M.-% Na 20- drate (C-S-H-Phasen, s.Abb. 1.4-2) gebildet.Alit
Äquivalent. und Belit können z.B. nach folgenden Reakti-
Zur Herstellung von Zement werden die Klin- onsgleichungen hydratisieren:
ker feingemahlen (spezifische Oberfläche 2500
Alit: 2C3S+6H-1C3S2H3+3CH, ( 1.4.7)
bis 6000 cm 2/g), wobei durch die Anwendung
Belit: C2S+2H-1CSH+CH. (1.4.8)
von Mahlhilfsmitteln (z.B. Triethanolamin) der
Mühlendurchsatz gesteigert wird. Stets müssen Die Bildung von Calciumhydroxid ist von großer
etwa 5 bis 8 M.-% Gips und/oder Anhydrit als Er- Bedeutung für den Korrosionsschutz des Stahles
starrungsverzögerer zugegeben werden. Nach im Stahlbeton, da Eisen in einem derartig ba-
DIN 1164 Teil1 darfder Sulfatgehalt (als S03) für sischen Milieu (pH-Wert 12 bis 13) nicht ange-
CEM I maximal 3,5 M.-% (Festigkeitsklassen griffen wird.
32,5; 42,5) bzw. 4,0 M.-% (Festigkeitsklassen Die Reaktion der Aluminatphase mit Wasser
42,5 R; 55) betragen. Zu hohe Halbhydrat-Ge- liefert das stabile kubische Hexahydrat
halte im Zement sind ungünstig, da sie zum
(1.4.9)
Frühansteifen des Zementleims führen können.
Der optimale Sulfatzusatz hängt insbesondere Im Unterschied zu Alit und Belit wird hier kein
vom C3A-Gehalt und der Feinheit des Zements Calciumhydroxid gebildet. In Gegenwart von
ab. Calciumhydroxid entstehen hexagonale Calciu-
maluminathydrate, z.B.
(1.4.10)
Abb. 1.4-2 Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der Erhärtungsprodukte von Tricalciumsilicat nach 28 Tagen Hydrata-
tionsdauer. Rechter Bildteil: AufC 3S·Körnern aufgewachsene C-5-H-Phasen,linker Bildteil: Calciumhydroxid
Bauchemie 1-97
Abb. 1.4-4 Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von nadelförmigem Ettringit neben taleiförmigen Kristallen von
Calciumhydroxid
~60
V V~ verschoben werden.
Es existieren zwei klassische Theorien der Ze-
/
/
0..
~
19 menterhärtung:
·;;;
~40 2 ~-(25 - Die Kristalltheorie von LeChatelier (1882) un-
I
"€; 3 C3A terscheidet zwischen zwei Perioden:
~ 4 C4AF
- Die Klinkerbestandteile gehen in Lösung, wo-
~ 20 bei Hydrolyse und Hydratation stattfinden.
I 4 3 Das Resultat ist eine an Hydraten übersättigte
0 Lösung.
728 90 180 360 - Ausscheidung sich verfilzender, nadelförmi-
Erhärtungszeit [Tage) ger Kristalle.
Abb. 1.4-S Druckfestigkeit der Portlandzement-Klinker- Die Kolloidtheorie von Michaelis (1892) unter-
phasen nach unterschiedlichen Hydratationszeiten,
WIZ = 0,5 (nach Bogue), aus [Henning/Knöfel 1997] scheidet ebenfalls zwischen zwei Teilprozessen:
- Bildung einer kolloiden Grundmasse aus Cal-
ciumsilicathydraten, -aluminathydraten und -
Nach der Hydratation liegen im Zementstein ferrathydraten (Gel-Bildung);
mehr als 70% Calciumsilicathydrate neben Cal- - Schrumpfung dieser kolloiden Grundmasse
ciumhydroxid und komplexen Hydraten vor. Die- (Hydrogel) infolge "innerer Absaugung" des
se Neubildungen haben eine größenordnungs- Wassers durch noch nicht hydratisierten Ze-
mäßig 1000mal größere Oberfläche als der Aus- ment (Gel-Schrumpfung).
gangsstoff Zement: Zementstein etwa 300 m 2/g,
Zement etwa 0,3 m 2/g. Für die Festigkeit ist die Weitere Vorstellungen entwickelten z. B. Rehbin-
sehr große Oberfläche von Bedeutung, da sie Ad- der (Strukturbildungstheorie, 1960), Keil (Fest-
häsion und Adsorption in starkem Maße ermög- wassertheorie, 1961), Powers (1961), Mtsched-
licht. Kräfte zwischen Nadeln, nadelförmigen low-Petrossian ( Strukturumwandlungstheorie,
Porenraum
--- ...... ... ....,
''
'\\
\
'\ \
-~
~
c:
"'c:
"'
"'
:::0
_....._._ C4!A.FlH 13
__,_.....-- Monosulfat
~~~~~~~~~~~~Joiii!~~~~~~~ Trisulfat
0 5 30 1 2 6
'--y-------J '-----y---J
Minuten Stunden Tage
Hydrationszeit
---1-n.-1-.-111.- -
Hydrationsstufen
Labiles Gefüge Grundgefüge Stabiles Gefüge
plastisch erstarrt
~-~--~~
=
: ___ .=::- _
o-::.
_,_ -
-:
- ~ n
Abb. 1.4-6 Schematische Darstellung der Bildung der Hydratphasen und der Gefügeentwicklung bei der Hydratation des
Zements, aus (Locher/Richartz/Sprung 1976)
Bauchemie 1-99
Tabelle 1.4-3 Reaktionsfolge bei der Hydratation von Portlandzement
Folgende Einflußgrößen werden während des basische (oder auch sulfatische wie im Sulfat-
Verfestigungsprozesses u. a. wirksam und beein- hüttenzement) Stoffe (= Anreger) erforderlich
flussen dadurch die Geschwindigkeit der Festig- sind. Dieser Anreger wird bei der Portlandze-
keitsbildung und des Schwindens: ment-Erhärtung in Form des Kalkhydrats
- äußere Einflüsse (Temperatur, Umgebungs- Ca(OHh geliefert, das die Reaktion der Schlak-
feuchte, Druck) und ke oder Asche mit Wasser auslöst.
- innere Ursachen (chemische Zusammenset- Hüttensand wird durch schnelle Abkühlung
zung, Mahlfeinheit, Wassergehalt). von flüssiger Hochofenschlacke durch einen
Wasser- oder Luftstrahl hergestellt. Während die
Bei erhöhter Temperatur ist die Festigkeit zu in Hochofenschlacken vorliegenden kristallinen
frühen Prüfterminen höher, jedoch die Festig- Phasen Akermanit C2MS, Gehlenit C2AS und die
keit zu späten Prüfterminen etwas niedriger als Melilithe (Mischkristalle aus Akermanit und
bei normaler Temperatur. Die Ursache liegt dar- Gehlenit) keine Erhärtungsfähigkeit haben, zei-
in, daß sich die Zementkörner bei höherer Tem- gen die Glasphasen gleicher Zusammensetzung
peratur mit dichteren Zonen (Schichten) von gute hydraulische Eigenschaften. Daher sollte
Hydratationsprodukten umgeben, welche die der Glasgehalt eines Hüttensandes mindestens
weitere Hydratation verlangsamen. Bei tiefen 90o/o betragen. Die Hüttensande müssen "ba-
Temperaturen (z.B. 5°C} bilden sich langfaseri- sisch" sein, d.h., die Summe der CaO-, Al 20 3-
ge C-S-H-Phasen, die zu höheren Festigkeiten und MgO-Gehalte muß größer sein als der Si0 2-
führen. Gehalt. Neben Portlandzement führen z.B. auch
Ca(OH)z, Gips, Natronlauge und andere Stoffe
1.4.2.2 zur hydraulischen Anregung von Schlacken. Als
Zemente mit Zumahlstoffen Hydratationsprodukte entstehen C-S-H-Phasen.
Gemahlene basische Schlacken (Hüttensand)
Die Zumabistoffe für Portlandzement können in sind in folgenden Zementen enthalten:
zwei Gruppen eingeteilt werden: - Portlandhüttenzement CEM 11-S:
- latent hydraulische Stoffe (basische Schlacken <35 M.-o/o,
und Aschen) sowie - Hochofenzement CEM III: 35 bis 85 M.-o/o.
- nichthydraulische Stoffe (Puzzolane).
Im Portlandölschieferzement CEM II-T ist bis zu
Die latent hydraulischen Stoffe haben Erhär- 35 M.-o/o des hydraulisch aktiven, selbsterhär-
tungseigenschaften, zu deren Anregung jedoch tenden Ölschiefers enthalten.
Bauchemie 1-101
Schnellzement mering 1992]). Die Lage der hydraulischen Kal-
ke im Rankin-Diagrammist aus Abb. 1.4-1 er-
Schnellzement wird in Deutschland durch Ver- sichtlich.
mischen von Portlandzement, Tonerdezement
und Zusätzen hergestellt. Er zeichnet sich durch Weißkalke
eine nicht zu kurze Erstarrungszeit und eine ho-
he Anfangsfestigkeit aus und wird z. B. für Repa- Beim Brennen von reinem Kalkstein (Brenntem-
raturarbeiten an Betonbauteilen und für das peratur etwa 1000°C) entsteht ab ca. 900 °C
Einsetzen von Ankern verwendet. Branntkalk:
(1.4.18)
Sulfathüttenzement
Die Zersetzung, auch als Calcinierung oder Ent-
Sulfathüttenzement (SHZ) enthält mindestens säuerung bezeichnet, verläuft nur so lange, wie
75 M.-o/o Hüttensand mit hohem Ah0 3-Gehalt Wärme zugeführt wird, da es sich um einen endo-
(mind. 13 M.-o/o), der mit 10 bis 15 M.-o/o Calci- thermen Prozeß handelt. Mit steigenden Brenn-
umsulfat angeregt wird. Diese Zementart wird temperaturen, die ein schnelleres Brennen er-
derzeit in Deutschland mangels geeigneter möglichen, wächst jedoch die Größe der entste-
Schlacken mit ausreichend hohem Ah03-Gehalt henden CaO-Kristalle, wodurch die Löschreak-
nicht mehr hergestellt. tion mit Wasser immer langsamer und träger
Sulfathüttenzement hydratisiert einerseits wird. Bei der Herstellung von Branntkalk wird
durch Calciumsilicathydratbildung, andererseits nur so hoch erhitzt, daß noch keine Sinterung
auch durch Ettringitbildung, die zu einem der- eintritt. Branntkalk darf also nicht"überbrannt"
artig frühen Zeitpunkt unschädlich ist. werden; andererseits darf er aber auch nicht
Das HGZ-Bindemittel (Hüttensand-Gips-Ze- "schwach gebrannt" sein, da er in diesem Fall
ment) stellt eine Weiterentwicklung des Sulfat- noch CaC03 als unwirksamen Bestandteil ent-
hüttenzements unter Verwendung von Ah0 3-är- hält.
meren Schlacken (etwa 10 M.-o/o Ah03) dar. Calciumoxid wird wegen seines hohen
Sulfathüttenzement bzw. HGZ ist besonders Schmelzpunktes (2580°C} für Ofenfutter und
für stark sulfatbelastete Bauteile geeignet, da dort Spezialtiegel verwendet. Die Hauptanwendung
selbst bei Verwendung von HS-Zementen Schä- im Bauwesen erfolgt aber in Form von Brannt-
digungen infolge von Ettringit- oder Thaumasit- kalk für Mörtelzwecke. Dazu wird er zunächst
treiben auftreten können. mit Wasser behandelt (gelöscht):
CaO+H 2 0~Ca(OHh. (1.4.19)
Quellzement
Da es sich hierbei um einen stark exothermen
Quellzemente oder schwindarme Zemente ent- Prozeß handelt, erhitzt sich die Mischung bei
halten meist Klinker mit hohem C3A-Gehalt dieser Reaktion. Dabei können Temperaturen
oder Tonerdezement, die unter Reaktion mit Cal- von über 100°C auftreten, die ein Verspritzen der
ciumsulfat zu einem gesteuerten Ettringittrei- heißen ätzenden Masse verursachen können. Da
ben führen. Auch die Quellfähigkeit von CaO das Calciumhydroxid ein größeres Volumen be-
kann ausgenutzt werden (Kalktreiben). Quellze- sitzt als das Oxid, tritt beim Löschen das sog.
mente sind insbesondere in den USA, Japan und "Kalktreiben" auf, wodurch der Kalk zu einem
in der ehemaligen UdSSR von Bedeutung. feinen Pulver zerkleinert wird. Wird mit Wasser-
überschuß gelöscht (Baustelle), so resultiert ein
1.4.2.4 Kalkbrei (= Naßlöschen), wird nur die stöchio-
Baukalke metrisch erforderliche plus die verdampfende
Wassermenge zugegeben (Kalkwerk), so entsteht
Die zu Bauzwecken verwendeten Kalke sind Kalkpulver (=Trockenlöschen). Das entstehen-
Kalkstein, Branntkalk und Kalkhydrat. Nach dem de Calciumhydroxid wird technisch auch als ge-
zunehmenden Gehalt an Hydraulefaktoren un- löschter Kalk, Kalkhydrat oder Löschkalk be-
terscheidet man nach DIN 1060 Teil1 Luftkalke zeichnet. Es zeigt eine schwache Löslichkeit in
(mindestens 70 M.-o/o CaO+MgO), hydraulische Wasser, die Lösung (= Kalkwasser) ist eine rela-
Kalke und Dolomitkalke (s. auch [Schiele/Beh- tiv starke Base; der pH-Wert einer gesättigten
rens 1972], [StrübeVKraus/KuhVGödicke-Dett- Ca(OH}z-Lösung liegt bei etwa 12,5.
Bauchemie 1-103
Tabelle 1.4·4 Wasserfreie und wasserhaltige Phasen von Calciumsulfat
l Alabaster, Marienglas
Bauchemie 1-105
1.4.2.7 -nitrate oder Calciumacetat und -formiat be-
Zusatzmittel schleunigend. Auch ein Zusatz von 5 o/o bis 20 o/o
Tonerdezement, Aluminatsulfatphase C4 A3Sder
Durch anorganische oder organische Zusatz- Aluminatfluoridphase CuA7' CaF2, die beson-
mittel können gezielt Eigenschaften von Mörteln ders schnell erhärten, oder eine feinere Mahlung
und Betonen verbessert werden (vgl. [Knöfel des Portlandzements ermöglichen es, die Verfe-
1979] und [Reul 1993]). Es sind jedoch keine stigung zu beschleunigen.
Korrekturmittel, die eine mangelhafte Zusam- Die Wirkungsweise der Verzögerer ist che-
mensetzung oder fehlerhafte Mischung eines misch und beruht auf einer Umhüllung der Ze-
Mörtels oder Betons ausgleichen. mentpartikel durch Adsorptionsfllme oder Re-
Betonzusatzmittel dienen der Beeinflussung aktionsschichten. Dadurch wird der Wasserzu-
des Hydratationsprozesses und der Frisch- bzw. tritt zeitweise gehemmt. Wirkstoffe sind u.a.
Festbetoneigenschaften. Sie dürfen nach DIN 1045 Phosphate, Hydroxycarbonsäuren und deren
nur mit gültigem Prüfzeichen und nur unter den Salze oder Kohlehydrate wie Zucker.
im Prüfbescheid angegebenen Bedingungen an- Verflüssiger sind oberflächenaktive Stoffe,
gewendet werden. Die Betonzusatzmittel sind welche die Oberflächenspannung des Wassers
nach den "Richtlinien für die Zuteilung von Prüf- herabsetzen und dadurch das Benetzungsver-
zeichen für Betonzusatzmittel" gemäß Tabel- mögen steigern. Bei gleicher Verarbeitbarkeit
le 1.4-5 in Wirkungsgruppen eingeteilt. wird der W/Z-Wert verringert, wodurch die Fest-
Neben der Beschleunigung oder Verzögerung igkeit und Dichtigkeit des Betons steigt. Wirk-
kann ihre Wirkung in der Verflüssigung des Frisch- stoffe sind z.B. Ligninsulfonat und andere Sul-
betons (Verbesserung des rheologischen Verhal- fonate. Fließmittel sind besonders wirksame Ver-
tens), der Bildung von Luftporen und der Abdich- flüssiger, deren Wirkungsweise den Verflüssi-
tung bestehen. gern ähnlich, jedoch häufig nur zeitlich begrenzt
Beschleuniger bewirken ein schnelleres Inlö- ist. Im Gegensatz zu allen anderen Betonzusatz-
sunggehen der Bestandteile des Zements und mitteln werden sie deshalb erst unmittelbar vor
damit eine beschleunigte Hydratation. Sie wir- der Verarbeitung zugesetzt. Sie werden zur Her-
ken v. a. auf chemischem Wege. Man unterschei- stellung von Fließbeton (z.B. für selbstnivellie-
det nach ihrer Wirkungsweise zwei Gruppen: die rende flächige Bauteile wie Decken oder Estri-
Erstarrungsbeschleuniger und die Erhärtungs- che) eingesetzt. Wirkstoffe sind z. B. sulfoniertes
beschleuniger. Unter den zahlreichen Produkten, Melamin-Formaldehyd-Polykondensat, Lignin-
die zur Beschleunigung der Portlandzement- sulfonat und Acrylate.
Hydratation geeignet sind, wurde Calciumchlo- Die Wirkungsweise der Luftporenbildner ist
rid aufgrund seiner guten Wirksamkeit, seiner physikalisch Es wird eine gleichmäßige Vertei-
leichten Verfügbarkeit und der geringen Kosten lung von stabilen, isoliert vorliegenden kleinen
am meisten eingesetzt. Für Stahl- und Spannbe- kugeligen Mikroluftblasen angestrebt. Bei ge-
ton sind CaCh-haltige Zusätze nicht zugelassen, eigneter Porenzahl und-größewird die kapilla-
da durch sie Stahlkorrosion eintreten kann. re Saugwirkung (Kugelporen unterbrechen Ka-
Außer Chloriden wirken z. B. Alkalialuminate, pillaren) gemindert, und das eingedrungene
Bauchemie 1-107
- lösend: durch Neubildung löslicher Reak- die Widerstandsfähigkeit bei der Einwirkung
tionsprodukte an der Oberfläche (z.B. Säure- starker Laugen (z.B. >10%ige Natronlauge).
angriff),
- treibend: durch Bildung schwerlöslicher volu- Angriff durch austauschfähige Salze. Bestimm-
minöser Reaktionsprodukte im Betoninneren te Magnesium- und Ammoniumsalze (z.B. die
(z.B. Sulfatangriff). Chloride) reagieren mit dem Zementstein (kei-
ne Reaktion z. B. mit Ammoniumcarbonat,
Lösende Betonkorrosion -oxalat und -fluorid). Sie wirken lösend, weil das
Chlorid insbesondere mit dem Calciumhydro-
Eine lösende Korrosion tritt auf, wenn sich an xid des Zementsteins leicht wasserlösliche Ver-
der Mörtel- bzw. Betonoberfläche infolge chemi- bindungen bildet, die weggeführt werden kön-
scher Reaktionen aus schwerlöslichen Verbin- nen. Magnesium kann sich als Hydroxid (weiche,
dungen leicht lösliche Reaktionsprodukte bil- gallertartige Masse) außen oder innen abschei-
den. Diese werden abgetragen. Es entsteht zu- den und dabei u. U. auch zu Treiberscheinungen
nächst eine "waschbetonartige" Oberfläche, aus führen. Ammoniak entweicht gasförmig. Im hier
der danach auch die Zuschläge ausbrechen. Lö- angegebenen Beispiel für eine Austauschreakti-
sender Angriff wirkt fast ausschließlich auf den on reagiert das Calciumcarbonat eines Kalk-
Zementstein bzw. die Bindemittelmatrix, der Zu- mörtels mit Ammoniumchlorid zum leicht lös-
schlag (Ausnahmen: Kalkstein und Dolomit, die lichen Calciumchlorid, welches einfach durch
durch Säuren angegriffen werden) ist i.d. R. dau- Wasser weggeführt werden kann:
erhaft.
CaC03 + 2 NH 4Cl ~ CaCh + (NH4)zC03.
(1.4.29)
Angriffdurch Säuren. Der Angriffsgrad der Säu-
ren ist von ihrer Stärke und Konzentration ab- Angriff durch weiches Wasser. Je weicher das
hängig. Starke Säuren, v. a. Mineralsäuren wie Wasser ist, desto weniger Calcium- und Magne-
Salzsäure, Schwefelsäure und Salpetersäure siumsalze enthält es gelöst, desto mehr dieser
(Ausnahmen: Flußsäure und Phosphorsäure) lö- Salze kann es also noch lösen (z.B. aus Beton).
sen alle Bestandteile des Zementsteins bzw. der So kann sehr weiches Wasser die Oberfläche von
Bindemittelmatrix unter Bildung von Calcium-, Beton angreifen; dabei wird das bei der Erhär-
Aluminium- und Eisensalzen sowie Kieselgel tung entstandene Ca(OH)z ausgelaugt und der
auf. Schwache Säuren wie Kohlensäure und vie- Porenraum des Betons vermehrt. Sachgemäß
le organische Säuren wie Humussäure (im Erd- hergestellter Beton ist aber auch gegen sehr wei-
boden) und Milchsäure bilden nur mit einigen ches Wasser praktisch beständig
Calciumverbindungen wasserlösliche Salze. Stär-
kere Schäden sind hier erst bei längerer Einwir- Angriffdurch Fette und Öle. Organische (pflanz-
kung zu erwarten. liche und tierische) Fette sowie Öle enthalten
Eine besondere Rolle spielt die Auslaugung kleinere oder größere Anteile freier Fettsäuren,
durch kalklösende Kohlensäure, wobei es nach die wie andere schwache Säuren den Beton an-
anfänglicher Verfestigung durch Bildung des greifen. Außerdem können auch die Fettsäure-
schwerlöslichen Calciumcarbonats Glyceride mit den Calciumverbindungen des Ze-
mentsteins unter Bildung von Calciumsalzen der
Ca( OH)z + C02 + H20 ~CaC03 + 2H20
Fettsäuren (Calciumseifen) und Glycerin rea-
(1.4.27)
gieren. Diese Spaltung (Verseifung) der Fette be-
bei weiterer Einwirkung C0 2-haltigen Wassers wirkt ein Aufweichen und Auflockern des Betons
zur Bildung des leichtlöslichen Calciumhydro- bzw. Mörtels. Mineralöle und -fette (i.allg. Koh-
gencarbonats kommt: lenwasserstoffe) sind nicht betonangreifend, es
sei denn, sie enthalten schädliche Verunreini-
CaC03+C02+H 2 0~Ca(HC0 3 h. (1.4.28)
gungen (z.B. Säuren). Bei völliger Durchträn-
Dieses wird vom Sickerwasser aufgenommen kung eines Betonteils mit Fetten oder Ölen tritt
und fortgeführt, wobei der W/Z- Wert des Betons eine Festigkeitsminderung von etwa 25% sowie
für die Abtragung wesentlich ist. eine Schwächung des Verbunds mit der Stahlbe-
wehrung auf.
Angriff durch Laugen. Während Beton gegen
nicht zu starke Laugen relativ beständig ist, sinkt
~
gasförmige Ausgangsstoffe sind nicht zu be-
rücksichtigen, da sie durch das Porensystem
zugeführt werden),
- entstehende Spannungen größer als die Fe-
stigkeit des Baustoffs. ~--
Treibvorgänge wirken i.allg. stärker zerstörend a MgO (Periklas) im erhärteten Mörtel oder Beton;
b Sprengwirkung bei allmählicher Hydratation zu
als Lösungserscheinungen. Sie können durch Re- Mg(OH) 2
aktionen des Zementsteins (bzw. des erhärteten
Bindemittelleims), des Zuschlags und (beim Abb. 1.4-9 Magnesia treiben, aus [Henning/Knöfel!
Stahlbeton) der Bewehrung verursacht werden.
Ursache Zementstein. Bei zu hohen Gehalten an Ähnlich wie beim Kalktreiben beruht die
freiem Calciumoxid (>2M.-%) kann Kalktrei- Sprengwirkung auf einer 2,2fachen Volumenzu-
ben auftreten nahme beim Übergang vom Oxid zum Hydroxid.
Die Reaktionsfähigkeit des Calciumoxids Beim Eindringen magnesiumsalzhaltiger Wäs-
nimmt mit steigender Brenntemperatur ab. Ent- ser (z. B. MgCh- und MgS04 - Lösungen) in Beton
hält bei 1400°C bis 1500°C hergestellter Port- - z. B. bei der Verwendung von "Magnesiumlau-
landzement freien Kalk (Freikalk), so hydrati- ge" zur Schnee- und Eisbeseitigung auf Beton-
siert dieser bei der Erstarrung nicht schnell ge- straßendecken - kommt es unter Volumenver-
nug. Die nicht hydratisierten Kalkanteile liegen größerung zur Bildung von Mg(OH)z, welches
damit im festen Mörtel oder Beton noch vor. schwerer löslich ist als Ca(OH)z:
Beim Eindringen von Feuchtigkeit findet eine
MgS0 4 +Ca(OH)z+2 H 2 0~
allmähliche Hydratation des Calciumoxids statt:
CaS04 · 2H 20+ Mg(OH)z. (1.4.32)
CaO+ H 2 0~Ca(OH)z. (1.4.30)
Da bei dieser Reaktion aus einem Mol Ca(OH)z
Dabei tritt eine Volumenzunahme auf das Dop- im Betongefüge je ein Mol CaS0 4 · 2H 20 und
pelte ein, die zu Sprengwirkungen und damit zu Mg( 0 H)z entstehen, tritt eine Volumenzunahme
Gefügeschäden führt (Abb. 1.4-8). ein, die Sprengwirkungen zur Folge hat. In die-
Magnesiatreiben tritt ein, wenn der Zement- sem Fallliegt eine Treiberscheinung vor, die we-
klinker mehr als 5 M.-% Magnesiumoxid ent- gen der Gipsbildung auch als Sulfattreiben be-
hältEtwa 2,5 M.-% MgO können die Klinkerpha- zeichnet werden kann. Bei der Einwirkung von
sen in fester Lösung aufnehmen, der Rest liegt als MgClz bildet sich voluminöses Magnesiumhy-
Periklas vor. Bei Einwirkung von Wasser reagie- droxidchloridhydrat Mg 2(0HhC1·4H 20 und
ren Periklaskristalle nur sehr langsam unter Bil- Mg(OH)z.
dung von Magnesiumhydroxid (Abb. 1.4-9): Wirken auf erhärteten Beton oder Mörtel sul-
fathaltige Lösungen ein, so kommt es in Gegen-
MgO + H20 ~Mg( OH)z. (1.4.31)
wart von Calciumaluminat bzw. Calciumalumi-
Bauchemie 1-109
nathydraten zum Sulfattreiben. Dabei bildet sich Ursache Zuschlag. Enthalten die Betonzuschläge
der sehr kristallwasserreiche Ettringit (Trisul- amorphe oder schlecht kristallisierte Kiesel-
fat), z.B. säure und die Zemente erhebliche Alkaligehalte,
so kommt es zu Treiberscheinungen, die als Al-
3Ca0 ·Ah0 3+ 3( CaS0 4·2H 20) + 26H 20 ~
kalitreiben oder Alkali-Kieselsäure-Reaktion be-
3Ca0 ·Ah0 3· 3CaS04· 32H 20. ( 1.4.33)
zeichnet werden. Dabei bilden sich Alkali-Sili-
Beim Übergang von C3A zu Ettringit (s. auch cat-Gele, die unter Wasseraufnahme quellen.
Abb. l.4.-3) vergrößert sich das Volumen auf das Diese Gele vermindern die Festigkeit und kön-
Sieben- bis Achtfache. Bei sehr hohen Sulfatkon- nen zur vollständigen Zerstörung des Betons
zentrationen (etwa> 1200 mg S04 2-!l) kann sich führen (Abb. 1.4-ll).
auch aus einer Calciumhydroxidlösung des er- Erkennungszeichen der Alkalireaktion sind
härteten Betons Gips ausscheiden, der ebenfalls ringförmige weiße Ausblühungen, besonders an
treibend wirkt, z. B. Abplatzungsstellen, sowie weiße Geltropfen und
netzartige Risse.
Ca( OH)z + NazS04 + 2Hz0
Als alkaliempfindliche Zuschläge (amorphes
~CaS0 4 ·2Hz0+2NaOH. (1.4.34)
oder feinkristallines Si02) sind v.a. zu nennen:
Infolge der Dichteabnahme während der Um- Opal, Flint (Feuerstein) und Chalcedon. Auch
setzung tritt eine Volumenvergrößerung ein, die mit kieseligen Kalksteinen und Dolomiten, glas-
zum Sulfattreiben oder Gipstreiben führt (Abb. haltigen vulkanischen Gesteinen und sogar mit
1.4-1 0). Starkes Treiben tritt auf, wenn gips- oder manchen Graniten, Basalten und Schiefern wur-
anhydrithaltiger Zuschlag verwendet wird. Schä- den Reaktionen beobachtet. Der Zement oder
digende Sulfate stammen vorwiegend aus wäßri- allgemein das Bindemittel sollte einen geringen
gen Lösungen (Grundwasser, Abwasser, Moor- Alkaligehalt haben. Für eine schädigende Alka-
wasser u.ä.). Als weitere Sulfatquellen sind u.a. lireaktion ist ein Mindestalkaligehalt von > 3 kg
Ziegel (können lösliche Sulfate enthalten) oder NazO-Äquivalente pro m 3Beton Voraussetzung.
Sulfidgehalte im Zuschlag- z.B. Pyrit FeS 2, wel- Verhindern läßt sich das Alkalisilicattreiben bei
cher durch allmähliche Oxidation in Sulfat über- Betonen durch entsprechende Wahl der Aus-
geht - zu nennen. gangsstoffe, d.h. NA-Zement mit niedrigem
Sulfatlösungen dringen infolge ihres hohen wirksamen Alkaligehalt und Zuschläge, welche
Benetzungsvermögens schnell und tief in den möglichst wenige der genannten Bestandteile
Beton ein. Bei erwartetem Sulfatangriff auf Mör- enthalten (vgl. hierzu auch DIN 4226 Teil3).
tel oder Beton sollten HS-Zemente verwendet Eine andere Alkalireaktion, die zu Treiber-
werden. Allerdings kann bei einem Kontakt die- scheinungen führen kann, tritt bei der Einwir-
ser Mörtel mit Gips Thaumasit CaO · Si0 2 • kung von Alkalien auf dolomitische Zuschläge
CaS0 4· CaC03 · 14,5 HzO gebildet werden. Auch ein. Diese Reaktion wird auch als Entdolomiti-
Kalke mit hydraulischen Anteilen können infol- sierung oder als Alkali-Dolomit-Reaktion be-
ge ihres C3A-Gehalts durch Sulfattreiben ge- zeichnet. Es kommt dabei zu folgender Umset-
schädigt werden. zung:
Bauchemie 1-111
me bei der Eiskristallisation (Zunahme 9,1 Vol.- die Umgebung ausgeübt. Voraussetzung für die
o/o) Spannungen entstehen. Das heißt, wenn das Schädigung ist eine weitgehend gefüllte Pore,
Porensystem des Baustoffs zu mindestens 91 Vol.- flüssige oder gasfcirmige Stoffzufuhr durch fei-
o/o mit Wasser gefüllt ist, so reicht der vorhande- ne Kapillaren und ein Kristallisationsdruck, der
ne Porenraum nicht aus, um das beim Gefrieren größer als die Druckfestigkeit des Mörtels bzw.
entstehende größere Eisvolumen aufzunehmen. Betons ist.
Je nach Art und Menge der gelösten Bestandtei- Kristallisationsdrücke entstehen auch, wenn
le gefriert das Wasser jedoch nicht bei 0 °C, son- meist unlösliche bzw. schwer lösliche feste in vo-
dem erst bei tieferen Temperaturen (z.B. eine ge- luminösere (meist leichter lösliche) feste Be-
sättigte NaCl-Lösung erst bei -21°C). standteile umgesetzt werden. Beispiel ist die fol-
Gefriert das Wasser in den Poren, so ist der gende Reaktion, die unter einer Volumenver-
auskristallisierende Eisanteil temperaturabhän- dopplung abläuft:
gig. Die Eisbildung hat die genannte Volumen-
CaC03+S04 2 -+2HzO~CaS0 4 ·2H2 0+C0 3 2 -.
. vergrößerung zur Folge und bewirkt, daß im
(1.4.39)
noch flüssigen Wasser des Porensystems ein hy-
drostatischer Druck entsteht. Dieser hydrostati- Besonders große Auswirkungen verursachen
sche Druck kann sich in einem nicht mit Wasser solche Salze, die unter Wasseraufnahme umkri-
gefüllten Raum (z.B. einer Pore) entspannen. Ist stallisieren, d.h. unter den Temperatur- und
ein solcher Raum nicht vorhanden, so kann der Feuchtigkeitsbedingungen normaler Klimaver-
hydrostatische Druck die Festigkeit des Bau- hältnisse verschiedene Hydratstufen ausbilden.
stoffs überschreiten, und es kommt zu Rißbil- Typisches Beispiel ist das Natriumsulfat, das un-
dungen oder Abplatzungen. Bei plötzlicher Ab- terhalb von 32,4 °C vom wasserfreien Thenardit
kühlung verlaufen diese Vorgänge schneller. Da zum Dekahydrat (Glaubersalz) übergeht und da-
aber der Druckausgleich in einer wasserfreien bei eine Volumenvergrößerung auf das Vierfache
Pore nicht so schnell erreicht werden kann, sind erfährt:
solche Abkühlungen kritischer. In der Praxis tre-
NazS04 + lOHzO ~ NazS04 ·10Hz0. ( 1.4.40)
ten sie beim Aufstreuen von Taumitteln auf ver-
eiste Baustoffe auf. Die Umwandlung erfolgt in der Praxis im Be-
Der Frost-Tau-Wechsel-Widerstand eines reich von 0°C bis 30°C und relativen Luftfeuch-
Mörtels läßt sich durch Einführung von Luftpo- ten von etwa 60o/o bis 80o/o.Die zerstörende Wir-
ren verbessern. Da bei der Wasseraufnahme die kung tritt ein, sobald sich das wasserfreie Salz in
Kapillarkräfte eine wesentliche Rolle spielen, den Poren derart angereichert hat, daß die Hy-
sind Baustoffe mit großen Poren weniger frost- dratstufe keinen Platz mehr in der Pore findet.
gefährdet als solche, die das gleiche Gesamtpo- Es entstehen Spannungen (Hydratationsdruck),
renvolumen in Form von kleineren Poren haben. die zu Rissen,Absprengungen, Zermürbung und
Luftporen (Durchmesser etwa 0,2 mm) unter- Absandungen führen kann.
brechen die Kapillarporen, saugen sich nicht mit
Wasser voll und wirken somit als Druckaus- Biologische Korrosion. Die Möglichkeit der zer-
gleichsporen. Ihre Einführung gelingt durch Zu- störenden Einwirkung besteht durch Mikro- und
satzmittel wie Luftporenbildner, Mikrohohlku- Makroorganismen. Das Ausmaß der Schädigung
geln oder aber auch spezielle Kunststoffdisper- ist sowohl von den Arten der Organismen als
sionen. auch den von ihnen ausgeschiedenen Stoffwech-
selprodukten abhängig. Zu den beeinflussenden
Schäden durch Salzkristallisation. Schädliche Makroorganismen gehören z.B. Tiere (Exkre-
Salze sind weit verbreitet und eine häufige Scha- mente),Bäume (Wurzelsprengungen) und Moo-
denursache. Sie sind nicht selten als weiße Aus- se. Günstige Besiedlungsbedingungen für Mi-
blühungen sichtbar. kroorganismen sind neben einer ausreichenden
Diese Salze können die hygroskopische und Nährstoffbasis eine konstante Feuchtigkeit und
osmotische Wasseraufnahme fördern sowie Temperatur sowie die Abfuhr der z.T. schädli-
sprengend wirken. Die sprengende Wirkung chen Stoffwechselprodukte.
kann zwei Ursachen haben:
Bei der Kristallisation aus einer übersättigten
Lösung wird durch den wachsenden Kristall
bzw. die komprimierte Flüssigkeit ein Druck auf
A'] [cosa1]
Der Spannungsvektor läßt sich in die beiden n= [ A2 = cosa 2 (1.5.4)
Komponenten er und t zerlegen, wobei er als Nor- A3 cosa 3
malspannung senkrecht zur Schnittfläche steht,
während t als Tangentialkomponente in der Hierbei sind ai die Winkel zwischen dem Nor-
Fläche selbst liegt (Schubspannung). Der Span- malenvektor und den Achsen XJ>X2 und X3 (bzw.
nungszustand in P wird für jeden beliebigen x, y und z) des zugrunde liegenden kartesischen
Schnitt durch den Cauchyschen Spannungsten- Koordinatensystems. Für das nach Abb.l.5-3 be-
sor er (1.5.2) beschrieben; er gibt die Spannungs- züglich (x"x 2,x3) gedrehte Koordinatensystem
komponenten in drei zueinander senkrecht ste- (x '" x'2, x'3) läßt sich der Spannungstensor er'
henden Ebenen durch Pan (Abb. 1.5-2): mittels einer Ähnlichkeitstransformation errech-
nen:
l
gleich Null. Der Spannungstensor für das Haupt-
achsensystem ist eine Diagonalform: (1.5.12)
o 1 -o2
t3=±---
2
o1 0 0
o= [ 0 o2 0 ( 1.5.8) Diese Hauptschubspannungen wirken in Ebe-
0 0 03 nen, deren Normale senkrecht auf einer Haupt-
achse steht und mit den beiden anderen Haupt-
Die Hauptspannungen cr"cri,0"3 ergeben sich als achsen Winkel von 45° bildet. In diesen Ebenen
reelle Lösungen der kubischen Gleichung sind die Normalspannungen nicht Null; zur
Hauptschubspannung t 1 gehört z. B. eine Nor-
( 1.5.9)
malspannung cr = 0,5 · (0"2+0"3). Für cr,~ 0"2 ~ 0"3
mit den Invarianten des Spannungstensors: beträgt die maximale Schubspannung max t =
0,5 (cr,- cr3).
I, =ou +o22 +o33 =o, +o2 +o3 Der dreiachsige Spannungszustand läßt sich
2 2 2
I2 = ou +o23 + 0 31 graphisch durch drei Mohrsehe Spannungs-
-(ouo22 +o22033 +o33ou) kreise darstellen (Abb. 1.5-5), die den Ebenen
senkrecht zu den Hauptachsen entsprechen.
= -(o1o 2 +o 2o 3 +o 3o 1)
Normalspannung cr und Schubspannung t in
ou ou ol3 einer beliebigen Ebene definieren einen Punkt,
(1.5.10)
I 3 = 021 022 023 =o,o2o 3 der im gerasterten Bereich des Diagramms lie-
gen muß.
Im allgemeinsten zweidimensionalen Fall mit
Die Richtung einer Hauptachse wird durch die den Spannungen O"xx = O"x, O"yy = O"y und txy lau-
Kosinusse der Winkel, die sie mit den Koordina- ten die Ausdrücke für die Normalspannung O"a
y,
tenachsen x, z bildet, definiert. Sie ergeben sich und die Schubspannung ta in einem Schnitt, des-
lE:J=·
senNormale mit der x-Achse den Winkel a bil-
auz auz auz
det (Abb. 1.5-6): du=
ax1 ax2 ax 3 d.
Dx +oy Dx-Dy
Da =---+---cos2a+txysin2a au3 au3 au3
2 2 ax1 ax2 ax 3
0 -0 (1.5.18)
ta =-x__
Y sin2a-txycos2a
2 mit dem Verschiebungsgradienten F,dessen Ko-
(1.5.13) effizienten für hinreichend kleine Verschiebun-
Die Hauptnormalspannungen ergeben sich für gen die Form Fik=Ui,k annehmen [Gross et al.
1 2t 1993], mit
a = -arctan--xy- (1.5.14) au- au-
2 Ox -Oy U· ---' - - ' (1.5.19)
z,k - axk - axk .
zu
Eine Aufspaltung des Verschiebungsgradienten
in zwei additive Terme gemäß
(1.5.15) 1 1
f.. . =-(U· · +u .. )+-(U· · -U· ·)
I) 2 1,} j.l 2 I,) }~ (1.5.20)
=Eij+wij
und die maximale Schubspannung erreicht den liefert den infinitesimalen Verzerrungstensor tij
Wert: und den infinitesimalen Drehtensor <Oij· Letzte-
rer beschreibt Drehungen, die keine Spannungen
maxt= (1.5.16) hervorrufen und braucht hier nicht weiter be-
trachtet zu werden. Der infinitesimale Verzer-
rungstensor tij lautet in matrizieller Form für
das (x,y,z)-Koordinatensystem
1.5.1.2
Verzerrungen 1 1
Exx lYxy
['" '"]
2Yxz
EI2
Die Punkte P und Q eines Kontinuums verschie- 1 1
E= lYyx Eyy lYyz = Ez1 Ezz Ez3
ben sich im Zuge der Verformung in die Positio-
nen P' und Q' (Abb. 1.5-7), mit den Ortsvekto- 1 1 E31 E32 E33
lYzx lYzy Ezz
ren:
(1.5.21)
(1.5.17)
Darin treten Dehnungen e und Gleitungen y auf,
Die Änderung des Linienelements PQ beträgt gemäß
du=dr'-dr, und es gilt
1
Eyy =E[oyy-v(ozz+oxx)]+ar!lT
- aux + auy - auy + auz
Yxy- ay ax •Yyz- az ay' 1
(1.5.23) Ezz =E[ozz -v(oxx +oyy)]+ar!lT
auz aux
Yzx=~+ Clz • T
y =~
Der Verzerrungstensor (1.5.21) ist ebenso wie xy G
der Spannungstensor (1.5.2) symmetrisch, und
Tyz
er läßt sich wie der Spannungstensor auf ein
Yyz =G (1.5.28)
Hauptachsensystem mit den Hauptdehnungen
E1> E2, E3 analog zu (1.5.8) transformieren. Tzx
Yzx=G
1.5.1.3 Diese Gleichungen lassen sich auch nach den
Elastisches Stoffgesetz Spannungskomponenten auflösen; man erhält:
2G
Der einfachste Zusammenhang zwischen Span- Oxx = --[(1-V)Exx +V(EY.'v +Ezz)
1-2v '
nungs- und Verzerrungsgrößen wird durch das
- (1 +v)ar!l T]
lineare Hookesche Gesetz gegeben, das beim ein-
achsigen Spannungszustand O"xx=t!=O, O"yy= O"zz=O 2G
Oyy =--[(1-v)Eyy +v(Ezz +Exx)
eines Zug- oder Druckversuchs in der Form 1-2v
-(1 +v)ar!lT]
(1.5.24)
angegeben werden kann. Darin ist E der Elastizi-
tätsmodul (Hookesche Konstante). Für die Deh-
nungen quer zur Stabachse ergibt sich
Txy =GYxy
(1.5.29)
(1.5.25) Tyz =Gyyz
Werkstoff E G V cxr
kNJmZ kNfm2 1/ K
Mechanik
Während bisher das Stoffgesetz linear-ela- In diesem Abschnitt werden nur Tragwerke aus
stisch blieb, müssen für alle Traglastuntersu- Stabelementen behandelt.
chungen realistischere Werkstoffmodeliierungen
zur Anwendung kommen, beispielsweise elasto- Kräfte, Kräftesysteme und Gleichgewicht. Zur
plastische wie bei den Fließgelenktheorien. Heu- Einführung seien die wichtigsten Grundlagen
te entstehen zunehmend computerorientierte über Kräfte und Kräftesysteme aus der Mechanik
Analysekonzepte, die hochgenaue geometrisch- wiederholt. Jede Ursache einer Bewegung oder
und physikalisch-nichtlineare Tragwerksanaly- Deformation bezeichnet man als Kraft oder
sen anstreben, sog. Simulationstheorien. Kraftgröße und beschreibt damit eine Erfah-
rung, die durch das Trägheitsaxiom ausgedrückt
Tragelemente. Geometrisch stellen Tragwerke wird: Jeder Körper verharrt im Zustand der Ru-
mit Materie gefüllte Teilräume des 3-dimensio- he (Gleichgewicht) oder der gleichförmigen Be-
nalen Erfahrungsraumes E3 dar. Tragwerksana- wegung, solange er nicht durch Krafteinwirkun-
lysen jedoch stets durch Lösung 3-dimensiona- gen zur Änderung seines Zustandes gezwungen
ler Randwertprobleme gewinnen zu wollen, wird.
wäre nicht zu bewältigen. Zur Aufwandsreduzie- Jede Krafteinwirkung ist durch Angabe ihres
rung verwendet man daher Tragelemente mit Betrages, ihres Angriffspunktes und ihrer Wir-
niedrigerer Dimensionszahl typischer Abmes- kungsrichtung eindeutig bestimmt. Die durch
sungen. Viele Tragelemente füllen nämlich ge- Angriffspunkt und Kraftrichtung definierte Ge-
mäß Abb. 1.5-10 Teilräume des E3 aus, welche rade heißt Wirkungslinie. Kräfte sind somit als
näherungsweise flächenhaft (2-dimensional) Vektoren im Anschauungsraum E3 definierbar.
oder gar Iinienhaft (I-dimensional) gestaltet Unsere Erfahrungen mit Kräften sind in den fol-
sind. genden vier Axiomen zusammengefaßt (Abb.
Als Flächentragwerke bezeichnet man daher 1.5-ll).
alle Strukturen, deren Dicken h klein sind ge- - Verschiebungsaxiom: Kräfte sind linienflüch-
genüber ihren Längen und Breiten; sie werden tige Vektoren.
durch ihre Mittelflächen repräsentiert. Je nach - Äquivalenzaxiom: Kräfte sind äquivalent
Lasteintragung unterscheidet man Scheiben (gleichwertig) bei gleicher Wirkung auf einen
oder Platten; gekrümmte Flächentragwerke hei- Körper.
ßen Schalen. Bei Linienträgern bzw. Stäben über- - Reaktionsaxiom: Wird von einem Körper 1 ei-
trifft die Elementlänge I deren Höhe und Breite ne Kraft F12 auf einen Körper 2 ausgeübt, so
um ein Vielfaches. Gemäß Abb.l.5-10 lassen sich gilt dies auch umgekehrt. .
Tragelemente somit wie folgt systematisieren: - Parallelogrammaxiom: Die Wirkung zweier
- 3-dimensionale Tragelemente (0(11) "" 0(12) "" Kräfte ist ihrer vektoriellen Summe äquiva-
0(13)) lent.
- 2-dimensionale Tragelemente (0(11> 12 ) >>
O(h)): Flächenträger (eben: Scheiben, Platten; Nach diesen axiomatischen Grundlagen wird in
gekrümmt: Schalen) Abb. 1.5-12 ein zentrales Kräftesystem im E3 be-
- I-dimensionale Tragelemente (O(I) >> O(b, trachtet, dessen Einzelkräfte F; alle einen ge-
h)): Linienträger, Stäbe (gerade: Fachwerkstä- meinsamen Angriffspunkt besitzen. Zusammen-
be, Balken, Stützen; gekrümmt: Seile, Bogen) fassung aller Einzelkräfte F; auf der Basis des
Dreidimensionale Strukturmodelle:
Kontinua
0 (II) =: 0 (ll) =: 0 (13)
'
' ''
cp =~
~ ..
:' ' Aqu1valenzax1om
=~
I Reaktionsaxiom --
' FR//
'v/ Parallelogrammaxiom J
Abb. 1.5-11 Zur Axiomatik von Kräften
#··
stems gemäß Abb. 1.5-12 auf eine gemeinsame
Resultierende FR zurück, so baut sich in dem ge-
wählten Zentralpunkt gleichzeitig ein resultie-
rendes statisches Moment MR auf, und man er-
kennt: Ein allgemeines Kräftesystem ist im
X y y Gleichgewicht, wenn die Summen aller seiner
Zentrales Kräftesystem im E3 Kraftgrößen, d.h. aller Kräfte und Momente ver-
F schwinden: :EF =0 und :EM =0. Durch Kompo-
z _/ ' nentenzerlegung in die 3 Koordinatenrichtun-
gen {x, y, z} des E3 entstehen hieraus die Gleich-
F2 gewichtsbedingungen
'
X y y :EFx=:EFy=LFz=LMx= LMy=LMz=O (1.5.41)
Fl
oder in die Richtungen einer x, z-Ebene
z
(1.5.42)
als grundlegendes Werkzeug der Statik der Trag-
werke.
X Das Stabkontinuum
Allgemeines Kräftesystem im E3
Lasten, Schnittgrößen und Gleichgewicht. Ein
Abb. 1.5·12 Kräftesystem im E3
Teilstab (Stabkontinuum) eines beliebigen, bela-
steten Stabtragwerks im E3 wird betrachtet
(Abb. 1.5" 14 ), das durch die rechtshändige karte-
Drehachse
~1M = r · F
aF= rFCa~
Definition eines statischen Moments ~
~~b;
Parallelverschiebungeiner Kraft ~ ~ ~ = =
Positives Schnittufer i
/ Punkt i: lokale
kartesische Basis
Negatives Schnittufer i
....
/ /
A_x
y- t - ..
y
e
-R
I
dN geprägten Kraftfeldern um i. a. kleine, aber meß-
dx =-qx, bare Beträge. Die sich ausbildenden Deforma-
tionen werden in äußere und innere Weggrößen
dx =-qz d2M dm unterteilt. Zur Definition äußerer Weggrößen
dQ - q y (1.5.43)
dM dx2 -- z-~ (Kinematen) betrachtet man (Abb. 1.5-16) er-
-=Q-m neut den Punkt i eines beliebigen Stabtragwerks,
dx y
nun in seiner unverformten und verformten
Diese kann man in eine matrizielle DGL 1. Ord- Konfiguration. Aus den unterschiedlichen Raum-
nung lagen von i sowie Orientierungen seiner lokalen
Basis {x,y,z} bzw. {x*,y*,z*} wird erkennbar, daß
d jede Deformation durch einen Verschiebungs-
-a=A·a -p
dx vektor u und einen Verdrehungsvektor <p in i be-
![~]=[~ ~ ~JE]-[!:l
schreib bar ist. Die Komponentenzerlegungen
(1.5.44)
dieser beiden Vektorkinematen hinsichtlich der
unverformten lokalen Basis liefert je 3 Verschie-
bungsfreiheitsgrade UnUy>Uz und Verdrehungs-
oder in die folgende matrizielle Operatorbezie- freiheitsgrade <Px,<py,<pz in i, die eigentlichen äu-
hung transformieren (dx = d/dx): ßeren Weggrößen. Diese werden im ebenen Fall
unverformtes Tragwerk
x•
z• z*
verformter Punkt i mit verformter
lokaler kartesischer Basis ( x* y* z*l
f
I
Verwendung (Krätzig/Wittek 1995).
-- (NE+Qyy y +QzYz
W (i)- Oftmals werden in der Stabtragwerkstheorie
0
+My&+MyKy +M2 K 2 )dx
( 1.5.46)
Schubverformungen vernachlässigt: y 0. Dies =
beschreibt die Normalenhypothese (Bernoulli-
r;
z
[] -~
llEl
se stehende Querschnitte diese Eigenschaft auch
nach der Deformation noch (näherungsweise)
besitzen. Mit y =0 transformieren sich die kine-
matischen Beziehungen (1.5-47) zu
o~E "[~]~[! G;
(1.5.56)
du dw d 2w
E=-, y=O=>q>=--, K=--. (1.5.50) nun als Elastizitätsgesetz bezeichnet. DurchAna-
dx dx ~
logieschluß können hieraus die entsprechenden
Werkstoffgesetze. Zur einer vollständigen Be- Beziehungen für räumliche Stabtragwerke ge-
schreibung des mechanischen Verhaltens von wonnen werden.
Stabkontinua gehören Werkstoffgesetze, welche
die Schnitt- und Verzerrungsgrößen von Stab- Zustandsgrößen. Durch die Forderung eines
querschnitten miteinander verbinden. Betrach- Gleichgewichtszustandes werden den einwirken-
tet man das Werkstoffverhalten von Baumate- den äußeren Kraftgrößen sog. innere Kraftgrößen
rialien auf Spannungs-Dehnungs-Ebene (vgl. Ka- zugeordnet. Durch Beschränkung auf kinema-
pitel3.3 bis 3.8), so erweist sich das mechanische tisch kompatibel deformierte Kontinua kann aus
Geschehen als für Tragwerksanalysen vereinfa- den äußeren Weggrößen auf zugeordnete innere
chungsbedürftig. Weggrößen geschlossen werden. Der Arbeitsbe-
Folgerichtig verwendet man in der Statik der griff ordnet jeder Kraftgröße eine Weggröße zur
Tragwerke fast überwiegend Linearisierungen gemeinsamen Leistung von Formänderungsar-
des Spannungs-Dehnungs-Verhaltens für E ~ 0, beit zu.
die man als Hookesches Gesetz bezeichnet. Für Alle definierten Variablen finden in der Statik
die Normalspannungen O'xx oder für die Schub- der Tragwerke Verwendung und besitzen nach
spannungen 'txz eines beliebigen Tragwerks- DIN 1080, Teil 2 feststehende Bezeichnungen.
punktes P(x,z) bedeutet dies Abbildung 1.5-18 stellt sie in formänderungsar-
beitsfähiger Zuordnung zusammen.
O'xx (x,z) = E Exx (x,z),
(1.5.51)
'txz (x,z) =G Yxz (x,z) ,
Stabtheorie nach Timoshenko. Einen Überblick
vgl. 1.5.1.3. über alle bisher definierten Variablen und her-
Durch Substitution der Grundbeziehungen geleiteten Transformationen gestattet das Sche-
(1.5.51) in die Schnittgrößendefinitionen erhält ma [Tonti 1975] inAbb.l.5-19.Sein Gerippe bil-
man: den die durch Ellipsen eingerahmten matriziel-
- Reine Dehnung: Exx =E len Variablen - Kraftgrößen links, Weggrößen
rechts, äußere Variablen oben, innere unten - so-
N= f axxdA= f BExxdA=EEf dA=EAE wie die durch Rechtecke umrahmten Transfor-
A A A mationen: Der Differential-Gleichgewichtsope-
(1.5.52) rator Denach (1.5.45), der Differential-Kinema-
tikoperator Dk nach (1.5.49) und der algebrai-
-Reine Biegung: Exx(z)= dq> z=KZ
dx sche Elastizitätsoperator E nach (1.5.56). Ge-
=JO"xx(z)zdA =JBExx(z)zdA
genüber den Herleitungen ist das Schema durch
M mögliche Randvorgaben ergänzt.
A A
(1.5.53) Das Grundschema (Abb.l.5-19) besitzt allge-
J
=BK z2dA = EIK meine Gültigkeit in der Theorie der Tragwerke,
A siehe (Krätzig Basar 1997). In seiner speziellen
- Reine Querkraft (Krätzig/Wittek 1995): Form enthält es sämtliche die Statik ebener, ge-
2 rader und schubweicher Stäbe ( Timoshenko-Stä-
AGy=Q~J(Az) dA be) beschreibenden Variablen und Transforma-
[2 A b
tionen. Kondensiert man die Beziehungen des
~
(1.5.54)
1/aQ Schemas durch Ineinandersetzen von
Ver-
schiebungen
~~
~ :l'tl
: ~.;:
...
J:!
'!!!
~
...c;E
.;
...
Ea;
0 E
-
c:; ...
- c;
c;.,
"'""
O>c;
C:::~
:>c;
...c
c;
0>
...c;
""
c:
::1
<=- c..,
"'<»
<»c
c::>
c:"" E _a."
... .=
.><- 0
E 0
"'"'
""E
~
...E C:..§ """'
"'-c ·o; E
~-~
c
..."" ......
"C-
"'"' ~...
c; - ::1
:." 0 c:n ·v:; G
-'Z
0
öö ·~~ C:.J::: >>
.....
0 U0 V
-'< >
[100]
r= 0 1 0 · u
001
- p =o.g:
d. 00
~0-1
- p = 0 d, 0 ·0
d,
]
uElastizitätsgesetz
Abschnitt 2.3.4
t =RQ:
1
100]
t = [0 1 0 · Q
001
Rand- Innere d, =d/dx Innere
Kraftgrößen Kraftgrößen D=EA, S= GAo, B=EI Weggrößen
p D,[EA 0]
0 EI
[:]
der Energiesatz der Mechanik in allgemeiner
Form. Er enthält die Arbeitsanteile der äußeren,
Rand- und inneren Variablen; die Integrale sind
0
J'
l [EAd
0 '
0
EIJ'
l [EA J'
0 '
0 ] [ EAu"
-Eid ' - Elw" "
l
' ' '
über das gesamte Tragwerk zu erstrecken. Durch
Substitution der Matrizenvariablen (Abb.I.5-19) werden schließlich die beiden bekannten Dgln.
entsteht die spezielle Form der Timoshenko- ((EA)' =(EI)'= 0)
Stabtheorie.
-qx = EA u", qz =EI w"" (1.5.60)
Normalentheorie ebener, gerader Stabkontinua. als Naviersche Dgln. dieser Theorie gewonnen.
Wird die Schubverzerrung y durch die Norma- In [Ramm Hofmann 1995] finden sich Grund-
lenhypothese unterdrückt (Schubstarrheit), so beziehungen für weitere Stabtheorien.
entstehen die kinematischen Gin. (1.5.50). Ana-
log hierzu transformieren sich aus (1.5.43) die Tragwerksmodelle
Gleichgewichtsbedingungen
Stäbe, Lager und Anschlüsse. Das Tragwerk trägt
dN dM d2M die einwirkenden Lasten in die Gründung ab.
-qx = dx , my =0: Q=~, -qz = dx2
Tragwerke können für Analysezwecke in sehr
(1.5.59) vielfältiger Weise modelliert werden. Ein abge-
r=[~0 - d,~ ]· u
t=R,cr
- p=
- p= D•Q
[d0, d01]·
X
(J
u
Elastizitätsgesetz
~= Dku
t=[~·-~2J u
t=[~1·l~
Rand- Innere d, =dldx, d1, =dlfdxl Innere
Kraftgrößen Kraftgrößen 0 = EA, B= EI Weggrößen
vorgegeben: u =0
~
u =0
Ir:
u =0
r
F, = 0
P--o=
u =0 F, = 0
w=O F, = 0 w =0 w =0 F, = 0 F, = 0
<p = 0 <p = 0 My= O M1 = 0 M1 = 0 M1 =0
unbekannt: F, F, F, u F, u
F, w F, F, w w
My My <p <p <p <p
wirkende F, My F, My F, F,
Reaktionen:
F, F, F, t
Wertigkeit: 3 2 2 0
Freiheitsgrad- 0 2 2
anzahl:
Freiheitsgrade: <p w <p U, <p w, <p u, w, <p
JVV\~
~~
Einfeldträger, Kragarme und Balken milKragarm
~
Gelenkträger (Gerberträger)
Durchlaufträger
~ ~- '"'· ""dZw•ig•l•okbög•o
Rahmentragwerke
or ®
IP
p
Q,
Knotengleichgewichtsbedingungen:
' M'
, M: - M~ Q' - ~
M 0,=-a- ,- a
~& 7'l,:1 , ,__
I
®_,r N:Mr t=:i9)-
--l[ Knoten 2:
, M~ - M~
V, N, =NI b M~ - M~ ;--- Fx2- N, - - b - = 0
01 =-b- M 1 ~b = Nb
Knoten 1:
H1 + N: =o r-hJ I Fa+ Nb -
I
M' M' =0
_1_-_1
a
M' - M~ M 1 - M:+M~ = O
- V1+-'-a-=O
M1 +M: = O
@~I Nebenbedingung: M: =0
~r
Mb N1
't"b Knoten 3:
M~-M~
b b 1
Hl+ - b- = 0
b_M 1 -M 1 ~
Q,- b M H -V3 -N~ = O
3
M3 - M~ =0
ebene: s= 1, g = 2
raumliche: s = 1, g = 3
I"
Ideale Fachwerke ohne Nebenbedingungern'-----:::;----,
= a + p - 2k
n = a + p - 3k
-+~
t tn = 3 + 17 - 2· 10 = 0 _. +-
-+f'[!Yt+- t n = 4 + 3 (9 - 8)- 0 = 7 t
n = 4 + 11 - 2· 8= - 1
t n =6 + 3 (5- 5)- 1 =5 t
t n =4 + 3 (5- 5)- 3 = 1 t
Abb. 1.5·25 Beispiele zu den Abzählkriterien
r=2
-+~
tn = 4 + 2 - 2· 3 = t0
n =4 + 3 (9 - 7) - 5 = 5
t
n = 4 + 34 - 2 · 18 = 2
lager- oder Zwischenscheibenkräfte und erfor- Ausnahmefall der Statik. Abbildung 1.5-26 zeigt
dern eine statisch unbestimmte Berechnung nur Tragwerke, die nach den Abzählkriterien statisch
zur Schnittgrößenbestimmung. Kinematisch bestimmt oder sogar unbestimmt sind, in Wirk-
verschiebliehe Strukturen finden im Bauwesen lichkeit jedoch ganz offensichtlich kinematisch
wegen ihrer Unfähigkeit zur Lastabtragung i. a. verschiebliehe Strukturen darstellen. So bildet
keine Verwendung. die rechte Seite des Dreigelenkrahmens ein ver-
At 2,00
M Q= 0,80kN
HA~t N N und M wie vor
A
Punkt 2 (links vom Knick):
t~ M N+ HA = O N=-HA = - 5,00 kN
H-44 ................... j-N O+ P1 - A= O Q= 3,30 - 2,50 = 0,80 kN
M- A· 4,00+ P1 • 2,00=0 M= 3.30 · 4,00 - 2,50 · 2,00 = 8,20 kNm
A
4,00 I
Punkt 2 (oberhalb vom Knick):
N N+A-P 1 = 0 N= - 3,30 + 2,50 = - 0,80 kN
Q+ HA=O Q= - 5,00 kN
Mwievor
Abb. 1.5-27 Schnitt- und Auflagergrößenbestimmung eines ebenen Rahmens durch Gleichgewicht an Teilsystemen
+3,20
- 0,80
N-Linie [kN)
!
- 5,00 I
I
__", 11 M-Linie [kNm]
- 2.40 +8,20
+3,30
0 TS,OO
o,8___J!
0,80
5,0 0 - ......... 2
4
0,80
r· 10,80
Rechenkontrollen
F, 1 =0: 0 -1 / b 1/ b f
- F, 1 = 0: 0 t vl
leere Positionen sind mit Null besetzt
Allgemeine Form:
p· =g··s·K-]=rg·)·m=t9~-1-~]·ti]
Abb. 1.5-29 Knotengleichgewichts- und Nebenbedingungen des Beispiels von Abb.1.5·23
Virtuelle Form-
änderungsarbeit
VFI
Momenten·
bezugspunkt 0 tal/(
öW11 = F1 ·ÖU
=F1 cos a 1öu
mit F1 =IF11
öu=löul
(1)
öW =F1r; Ö<p+F2 r;&p-F0 r~&p+M,ö<p - Mb&p - Mm&p+Sr;&p=(F1 r; +F2 r; -F0 r~ +M,-Mb-Mm+Sr; )ö<p=O
S =-(F1r; +F2 r; - F0 r~ +M,-Mb-Mm):r;
l [N]
bedingungen am Lasteinleitungspunkt i
(3.4) [Nl
Q [
- Fx
Fz = Q (1.5.70)
M ilinks My i M irechts
Schnittgrößen-Zustandslinien B
....---
System und lastbild
4 I
~
777
Q-linie M·Linie
J • ~
~p
I
.l 1/2 L 1/2
.L
P/21 +
L:::=:::J p/2 ~
• 4
~p
j, a J b
J
Pb [+]
I c::::::=::::::J -
Pa
I
~b
I
~p ~p
pf+l
L=J p ~
"
LaL
71
b
,.LaL"
t 111111111 t p .E!_~
2 ~il ~~8
A~ max Mbei Xo= Np
mnp
J
N2 Xo ~o:::r:::::::=:: B
Ja •L
b •L pa2
pal ~
8 X
A=B-pa 8=-
21
AITJ\ Aa Bb
! ll ll p "'l:J B
JaJbJ.c~ A= prb(%+c) B=pb-A
~1 8
tsD
x0 =rt..f3 pll
~p pl~
6 .J._.&.___). _ ~I 9../3
Ml
Ml
~ I + 13 ~ Ml
,r)Ml b
MLT [>.....__
L a •l b •l I + I ~
I
~I
"
2 4 5
Zulässige Anordnung der ~~------]Lr-o~--~
--~--]Lr-o~----]L~o~----]L.-~
Zwischengelenke 0 2 3 4 5
Funkti~skizze: K 0 K " \ K" K ~
Koppelträger Schleppträger
-
~]L -------- ]( 0
-
Funktionsskizze:
Einhängeträger Kragarmträger
~r----~]L~~~]Lr-----~](~
0--~0~]Lr-----~~
Funktionsskizze:
4
...
Zwischengelenke mit
virtuellen Verschiebungsfiguren
](
... ]L :
Gelenkrahmentragwerke
Fahrbahnträger
Gelenkbogentragwerke
Scheitelgelenk
Dreigelenkbogen mit
aufgeständerter Fahrbahn
Mehrfaches Dreigelenkbogentragwerk
rx z
I:M 8 "' 0 am Gesamttragwerk } H A I:Mg =0 am Gesamttragwerk } H A
I:M9 = 0 an Scheibe I A• I:M 9 "'0 an Scheibe I A•
Lfx = 0 am Gesamttragwerk: H8 I:MA = 0 am Gesamttragwerk: 8
I:M 9 "' 0 an Scheibe II: 8 I:M 9 = 0 an Scheibe Ioder II: Z
I:Fz = 0 am Gesamttragwerk: Kontrolle LF2 = 0 am Gesamttragwerk: Kontrolle
M··I
;;
~l N";
0.I
>
rz
'
X
Abb. 1.5-40 Ermittlu ng von Auflagerkräften, Zugbandkraft und Schnittgrößen von Bogen
~~,Q"
/V\7\/\ ~
Astrebenfachwerk ,g, ~ ~~
ohne Pfosten Sekundärnetz A~,Q" Fischbauchträger
~XXXX4,_ ~
Rhombenfachwerk ~ I<Ta<I1Wefk ~~
Linsenträger Schwedlerträger
p<rXC><~~ ~
Konstruktion aus dem Hallenbau
~~
Kreuzfachwerk
Ständerfachwerk
~ (Satteldachbinder)
Netzwerk
A~~
Abb. 1.5-41 Ausfachungssysteme nach (Hirschfeld 1969)
Konstruktion echter Raumfachwerke
--
Baustatische Skiue: Knotengleichgewicht:
Knoten 1 ß
1
10,00kN -~lt.oo
SI
/ 20,00
N''
ß :ll,W
sin ß=0,196 Knoten 2
(05 ß =0,981
3,60 5,40 I ~ Sl
t s•
0,981 51+ 0,707 Sl; 0
-0,1%51 + 0.707 51+ s• = o
System der Knotengleichgewichtsbedingungen: Lösung:
s1 s1 s3 54 55 56 57 A H8 B
-0,981 -0,707 51 - 10,00 51 +38,22
0,196 0,707 51 -20,00 51 -38,89
0,981 0,707 51 0 sl -53,05
2
-0,196 0,707 1,00 5• 0 5• +45,00
0,707 -0,707 - 0,707 55 0 55 +14,14
kN
- 0,707 - 0,707 0,707 1,00 56 0 56 - 75,00
0 0,00
-·-·-------
57 57
A -·- -·-·- -·-·-·-·- -·-·-·-·- ·- ---·-·- -·-·- -·-·--- -·- ~~-L-
1,00 : 1,00 A 0 A +75,00
0,707 1,00 :' 1,00 Hs 0 Hs - 10,00
B
1,00 0,707 1,00 B 0 B - 55,oo
Knoten
'~~
I:M 3 = 0:5 4 • 3,60 - (10,0 + 20,0) · 5,40 = 0
S4 = 162,0/3,60 = +45,0 kN
kki'
S4r 56= -170,0/3,60 = - 75,0 kN
I:M 2 =0 (56 bekannt):
ss. 3,60\2-75,0' 3,60 + 20,0' 9,0 + 10,0 ·1,80 = 0
B -A ss = +72.0/5,09 = +14,14 kN
3.60 5,40
10,0 kN
~~-
sy 20.0 kN ß = 11 ,W,cos ß = 0,981
a = 7,20 · 0,981 = 7,06
0
Abb. 1.5·44 Stabkraftermittlung nach Ritter fur das Fachwerk der Abb.l.5-43
Kraftgrößen-Einflußlinien
X,
~ /3
1 1
1 T
I
Auflagerkraft-Einflußlinie VAM Querkraft-Einflußlinie O;m
I I (1•2) II
~-=-""'0'':"""""""'~
(1,2) (2) (2) (2,3)
(1)(1,3)
111
Z,W
Norrnalkraft-Einflußlinie:
~··~- ~
I +N1 II
ößu, = öu 11 - öu 111 = - 1
0 W; = 0W 11 - ÖW;n = - 1
~)o:f-(~,, CJJTlT1J'
Biegemomentenkraft-Einflußlinie:
+M, ~~-1
[N(x)l [N]
0 0
Sind nun F bzw. M beliebige äußere (innere) cr= Q(x) , t= Q (1.5.80)
Kraftgrößen eines Tragwerks und u bzw. <p die M(x) M
korrespondierenden äußeren (inneren) Weg-
größen, so nennt man W Formänderungsarbeit sowie mit äußeren Weggrößen u, Randweg-
der äußeren (inneren) Zustandsgrößen oder ab- größen r und Verzerrungsgrößen e
gekürzt: äußere (innere) Formänderungsarbeit.
Für Streckenlasten q(x) entlang des Stabinter-
valls Xk- x; lautet die Formänderungsarbeit (1.5.81)
xk
dW= J q(x)·du·dx,
X; so lautet die Gesamtheit der hierdurch geleiste-
xk u
ten äußeren und inneren Formänderungsarbei-
(1.5.78)
W= J Jq(x)·du·dx ten:
X; 0
Wb
Kinematisch
kompatibler Weg·
größenzustand:
u, u1,,L r
1M(x)dK]dx
zustandes längs der eigenen Verformungswege.
-J[J N(x)dE + JQ(x)dy + Kennzeichnend für Eigenarbeit ist der Faktor 1/2 .
a 0 0 0 Wird dagegen der Kraftgrößenzustand (Index: i)
( 1.5.82) als in keinem ursächlichen Zusammenhang mit
Durch Substitution der obigen Abkürzungen dem Weggrößenzustand (Index: k) stehend vor-
entsteht die matrizielle Form ausgesetzt, so wirkt während der Integration von
bu (1.5.83) der Kraftgrößenzustand mit gleichblei-
W=W(a) +W(i) = Jfprdudx bender Intensität:
aO
u r b b
(1.5.83) w* =w*<al + w*Ul =
ffordE dx,
E
TheoriederTragwerke 1-149
.-X o"
-JIolIN.,N,k
Verschiebungsarbeit
w· =F0 + Mtn + o"o,k + M.,M,kl dx
' 'k Bn·Bk EA GAo EI :J
1 N;
W (i) ---
_ JI[ 2
r>2
- + -Q-
- + -'-l.yi 2;
+ My;
--
2 2 im Gleichgewicht befindlichen Kraftgrößensyste-
men entlang kinematisch verträglicher Deforma-
2 0 EA GAqy GAQz Gly
tionen verschwinden. Die Eigenarbeitsformulie-
rung gilt für linear elastisches Werkstoffverhal-
ten. Aus W =0 schließt man, daß die zur Verfor-
mung geleistete Eigenarbeit bei Entlastung voll-
ständig zurückgewonnen wird.
Der Energiesatz ist von fundamentaler Bedeu-
tung für die Tragwerkstheorie und Grundlage
der beiden folgenden Prinzipe.
-~~!··~
Kraftgrößensystem 1: Kraftgrößensystem 2:
1. Verschiebungs-
komponente eines
Tragwerkspunktes
1"
2. Tangentendrehung
eines
Tragwerkspunktes
3. Abstandsänderung
zweier
Tragwerkspunkte
. 1"
~ il il
-
. 1"
. 1·
4. Relativdrehungzweier
Tangenten eines
Tragwerkspunktes
5. Drehung einer
il j lil il
- La
-
Tragwerkssekante
1"
iz T
a b
·!"t ·!· ++ ·~· t?
6. Relativdrehung
zwei er
Tragwerkssekanten
!i _§___ ~
EA GA 0 EI
E, K'
'
t.T,
Temperatureinwirkung a 1T a,h
liT My
a 1T a,h a,-b-
Beanspruchungsursachen k
Lasten, Lasten, Schwinden Temperatur· Federelastische Eingeprägte
elastisches kriechfähiges einwirkung Lager Lagerver·
Werkstoffverhalten Werkstoffverhalten schiebungen
Ja,,a,k dx
I
o GAaz
I
q>, J
0
MTiMTk dx
GI
T
JM~Mzk dx
I 1 liT
JM"a 1 - Y dx
0 EI, 0 b
I IFl ~FI ~
I
1 1
I
1
IFk 2 2
1 1 1
~Fk 2 T 4
1 1 1
Fk~ T 6 4
1 1 1
~ T 4 3
Fkf+--. 0
1
0
~Fk 6
2 1 5
~ T 3 12
c: 2 5 17
~
.0 "'---JF; 3 12 48
~
..."'
0..
2 1 17
~~
s~ 3 4 48
"0
"'<7
::I so~ Fk 1 1 7
T 4 48
os 1 1 7
Fkv-- 3 iT 48
~
.0
c:
So --~,::::}k 1 1 3
~ 4 5 32
"'...
0..
~
::0: os 1 1 3
...
:ö
::I
Fkv=-=- 4 20 32
V
Pf P/2
d B Ws =m <f>a=m
I l
pl •
Ir
" '
I I I I I llp
pll
Ws = w <f>a =w
pf • pfl
p fli-r-r.__ Ws = 30EI <f>a = 24EI
__,.-,-,-n p 11 pr 4
Ws= 12o·EI <f>s
pfl
=w
ML J ML·f2
Ws=m
Mt f
<f>a= - EI-
A
~
m
I =
:6..
B
mV PF
wm =48EI
-
3 pr2
<f>A =-q>a =- 16EI
"
I I I I I I*p
5 p/4 pfl
wm =384- ·EI- <f>A = - q>B =- 24EI
p fli-r-r.__ wm =768
5 p/4
- ·-
pr 3 7 pr3
<f>A =- 45EI;q>a = 360 .El
EI
ML) wm =ML·I2
--
16EI
_ MLI . _ MLI
68
<f>A - - ,<f>s- 3Ei'
A~
m
I :6..
'777
E m tp 7 Pt
wm =768
-·-
EI
3 pfl
<f>s = 32EI
I
J '"
I I I I I I* p Pl 3
4
w =~-~ <f>a = 48EI
m 384 EI
ML) wm =ML·f2
--
32EI
Mlf
<f>a =4EI
m 1 Pl 3
~ ~ wm =192
-·-
I mr EI
I I I I I I +p 1 p14
W= - · -
m 384 EI
M1 2 Mll
1
I IM -2-·Wß WR =~-~~ -
12
M!l Mll
2 ~M -6- wo wo=~-~3 -
24
Mll M1 3
3 M~ -·w'o w'o=2~-3t}+~3 -
6 24
-Mr--.. M1 2 M1 1
4 ~M -6--w"o w"0 = -~ +3~ 2 -2~ 1 --
192
M/2 5·MI 1
5 ~ Uw-1 w =3~-4~ 3 - %
-
M/2 Mtl
6
~ --w"p
3
w"p=~-2~3 +~4 -
15
M1 2 M/3
7 ~M ---u-·wp Wp=~-~4 -40
' Mtl Mll
8 Mv---- --w'p
12
w'p= 3~ -6~ 2 +4~ 3 -~ 4 -40
-M M/2 M1 1
9 -~
2 -------.J M --w w,=~~-~3 -
4 T 48
-M Mll 1
10 M c::::::="'
.c::::J
2 -·w'
4 t
w',=~-21/+; 1 -M148
Abb. 1.5-56 Grundgleichungen der (t)--funktionen
M(x)-Zustandlinie:
1
Biegelinie: Feld 1:
2
Elw(x 1)='6M 8 t 1 w 0 +31.. -pt/ 2 "
8- t 1 w P'
1 2 1 Pl 2
Feld2: Elw(x 2)="6M 8 f 2 w' 0 +12·42 '2 W:.·
A,f;>; s:zs:
r=l
......
::0..( Tragwerk mit Wanderlast
=:
4 )..~(
777
::0..
7:7.
Grundsystem
~ ..----=--==->-
kem Kmck
®
Abb. 1.5·58 Erminlung der EinHuBlinie für ein Feldmoment
7 6
7 Knoten
6Stabe
a System b Diskretisierung, Freiheitsgrade
(1.5.123)
Der Vektor der Knotenlasten P wird mit dem
Vektors der Stabendschnittkräfte durch die Ma-
trix g verknüpft, die sich durch Anschreiben der
Gleichgewichtsbedingungen in Richtung der ak-
tiven kinematischen Freiheitsgrade an allen zu-
vor durch Rundschnitte freigeschnittenen Kno-
Abb. 1.5-60 Balkenelement mit unabhängigen Stab-
endkraftgrößen N,, M1und M, ten ergibt. Es ist
p = g. s; s = g-l. p = b. p (1.5.124)
nachlässigt wird oder die Horizontalverschie- Hier wurde die Inverse von g als Gleichgewichts-
bungen der Knoten 3, 4 und 5 gleichgesetzt wer- matrix b eingeführt. Die Lösung des Gleichungs-
den (Vernachlässigung der Längenänderung des systems P =g s nach s (die Ermittlung des Schnitt-
Riegels). Die Numerierung muß fortlaufend, kraftverlaufs im Tragwerk mit Hilfe der Gleich-
sonst jedoch in beliebiger Weise erfolgen. gewichtsbedingungen) gelingt nur bei quadrati-
Der Schnittkraftverlauf im Tragwerk ist be- scher g-Matrix, also bei statisch bestimmten Sy-
kannt, sobald für jedes Stabelement die Stabend- stemen.
schnittkräfte ermittelt wurden. Bei dem in Abb. Nun zur Kinematik des ebenen Stabelementes
1.5-60 skizzierten, unbelasteten, ebenen, gera- (Abb.l.5-6l), das zunächst lediglich durch Kno-
den Balkenelement p lassen sich die unabhängi- tenlasten beansprucht wird. Zu den vollständi-
gen Stabendschnittgrößen N" und M, in dem gen Stabendschnittkräften (NI> Qi> Mi> N" Q" M,)
Spaltenvektor sP zusammenfassen: korrespondieren die Verschiebungskomponen-
ten (u1, Wf> <Jlh Un w" q>,), das sind Knotenver-
schiebungen u, w (positiv jeweils in Richtung der
sP - [ : ]P (1.5.122) (x,z)-Koordinatenachsen) und Knotenverdre-
- M: (3,1) hungen (Knotendrehwinkel) q>, letztere positiv
im Gegenuhrzeigersinn. Dazu werden stabbezo-
Die abhängigen Stabendschnittkräfte NI> Q1 und gene Verformungsgrößen wie folgt eingeführt:
Q, können daraus mit Hilfe der drei Gleich- - Stablängung Ut, = u, - Ui ,
gewichtsbedingungen ermittelt werden; es ist
M -MI ta re WI.nkl
- Sbdh e 'I'= -w,-w · · ·1m
-1-1, positiv u hr-
N1=N" Q, = r 0! . Für das Gesamttrag-
I zeigersinn,
werk werden die inneren Kraftgrößen aller p - Stabendtangentenwinkel (Sehnentangenten-
Stabelemente in der Reihenfolge der Stabnume- winkel) t[, t" positiv in Richtung positiver M1>
rierung in einem Spaltenvektor s zusammenge- M,.
faßt:
N
"'*Jr-------:s.-.a~
w
'777'777
vp =[:~]P (1.5.126)
abhängigen Stabendweggrößen v aller Stäbe mit
den zugehörigen Schnittkräften s gemäß
r, (3,1) v= fs (1.5.128)
zusammengefaßten stabbezogenen Verfor- Sind außer Knotenlasten auch Belastungen zwi-
mungsgrößen (neben der Stablängung Uß die schen den Knoten (Elementlasten) vorhanden,
Sehnentangentenwinkel 't1und 't,). so führen sie zu zusätzlichen Stabendverfor-
Der Zusammenhang zwischen den Stabend- mungen
weggrößen v und den Stabendkraftgrößen s 0
wird durch das Werkstoffgesetz hergestellt. Da- U6.
zu wird der gerade Stab der Länge l mit kon- 0 0
stanter Biegesteifigkeit EI und Dehnsteifigkeit vP= tl
0 (1.5.129)
BA in Abb. 1.5-62 nacheinander durch die unab-
tr
hängigen Stabendschnittkräfte N,., M1 und M,
beansprucht, die die inneren Weggrößen Uß, 't!
und 'tr hervorrufen. Uß, 't! und 'tr werden mit Hil- mit
o
fe des Arbeitssatzes bestimmt: 0
U6. = J NBA· N dx
I -
tl- -J M · Ml dx
I
--
-
0 0 EI
0 0
EJ'=f',
0
JM·Mr dx.
I -
tr =
EI
3EI 6EI 0
l l Dabei sind N und M die Schnittkraftverläufe der
6EI 3EI Normalkraft und des Biegemoments am ge-
(1.5.127)
dachten Einfeldträg~ infolge aller vorhandenen
Die dabei entstandene Elementnachgiebigkeits- Elementlasten und N, M1 und M, die Schnitt-
matrix (Elementflexibilitätsmatrix) fP des Stab- kraftverläufe infolge der entsprechenden virtu-
elementes p ist quadratisch, symmetrisch und ellen "1 "-Belastungen (Abb. 1.5-63).
~MI
0:::::::::::::: M,
Abb. 1.5-63 Zur Bestimmung der Einzelverformungen
Belastung Elementnachgieblgkeitsmatrlx
EA Nr UA
4 Ob.. (u 6 )=[~l(N,)
. '777
[" "]
L ....
M~T] M,,t,
Ci EA,GA
iJ
'777
[tr]= 31] + GA0t 6EI GA0t {Mt]
t, ..!.... __,_ ..!_+_1_ M,
..L ~
61] GA 0t 3EI GA0t
'
G~ My,. 'PA
4 ::a..- {<p6]=[G~T }(My,)
.L
'777
L
'
Die erweiterte Beziehung (1.5.128) lautet nun: verfahrens (WGV) sinnvoll, die positiven Wir-
0 kungsrichtungen der Stabendkraftgrößen und
vP =fP ·sP +vP (1.5.130) Stabendweggrößen an beiden Stabenden gleich-
sinnig zu vereinbaren. Das führt zur Vorzei-
bzw. ausführlich: chenkonvention II, bei der Stabendkraftgrößen
p 0 p und -weggrößen positiv sind, wenn sie in Rich-
0 0 tung positiver lokaler Koordinaten wirken (Abb.
["'r
u!!.
r::r+
EA 1.5-65); die bislang übliche Vorzeichenkonventi-
0
0 Tl
on I des Kraftgrößenverfahrens (KGV) ist zum
:: = 3El 6El 0 Vergleich in Abb. 1.5-64 zu sehen.
I I Aus der Elementnachgiebigkeitsbeziehung
0 Tr
6El 3El vP = fP · sP folgt durch Inversion
(1.5.131)
sP =(fP)·l . vP =kP · vP (1.5.132)
In Tabelle 1.5-4 sind Elementnachgiebigkeits-
matrizen einiger häufig vorkommender gerader mit ( Vorzeichenkonvention II):
unbelasteter Stäbe zusammengestellt.
777
I+ u<l. l
Abb. 1.5-64 Vorzeichenkonvention I Abb. 1.S-65 Vorzeichenkonvention II
Belastung Elemenutelfigkeltsmatrix
EA ~N,,,u<l.
~ [N,l=[E: }Iu<~.]
l L
• h
[<+$EI
4+cll_~ tJ
2-$
l+<Jl .l"]
M~t1 M,, T, [Mt]= 1+4l .t Tt
0J
EA,GAo M, 2-<ll .~
~
L
l+cll t l+cll l
• oll=--
12 EI
GA 0t 2
Glr ~Mr:•!P<~.
~ !Mr,l= [ 7
GI1 ] ·[<p<l.]
L L
" h
0 0 0
p
BA mit den Festhaltekräften (N, MI' M,) am beid-
- 0 0
l seitig eingespannten Stabelement infolge der
4BI 2BI äußeren Belastung. Ihre Größe kann durch eine
kP= 0 -
l l statisch unbestimmte Rechnung ermittelt oder,
2BI 4BI (1.5.133)
für einige oft benötigte Fälle, Tabelle 1.5-6 ent-
0 -- -
l l nommen werden.
Die Spaltenmatrix v der unabhängigen Stab-
In Tabelle 1.5-5 sind einige Elementsteifigkeits- endverformungen (ut,, 'tz, -r:,) aller p Stabelemen-
matrizen (in der VK II) zusammengestellt. teeines Tragwerks wurde durch Gl.(1.5.128} ein-
Für ein zwischen den Knoten belastetes Stab- geführt. Die Verschiebungen in allen m Frei-
element gilt heitsgraden des Gesamtsystems wurden bereits
p (Gl.1.5.120} in der Spaltenmatrix V zusammen-
BA 0 p
{}
- 0 0 gefaßt; die Vektoren V und v hängen über folgen-
N,
[2]''
l de kinematische Transformationsmatrix a zu-
0
4BI 2BI
0 - -- Mz sammen:
l l 0
2BI 4BI v=a·V (1.5.135}
0 -- - M,
l l bzw. ausführlich:
(1.5.134)
0 0
Lastbild M, M,
lllllllq ~ -~
12 12
r2 ,z
ql r T r n T l q l 60 (3q.+2qz) - 60 (2q• + 3qz)
ADz ~0
,z
(1+ß+ß 1- 1,5ß 3 )
q r2
--(1+a+a -1 Sa )
2 }
J a JbJ 30 •
qo
0 - qs [3f 2- 3(b+s) 2- s21 -qs
- [3f 2 - 3(b+s)2- s21
"'
l a ls
7, "
l b l s La L
7'" ~ ~
12f 12f
~ ~ -~
20 30
II! ! qa2
-[2f -(3l -4a)+3i]
12f1
qal
--[4f-3a)
j.._.!__,J, 121 2
q~ qi qa}
-[10bf +3a1] --[Sb+2a)
a 6011 6012
~ ~ b ~
jP
Paß2 -Pba 1
J. a ,l b
J
lp lp
w w Pa(1-a) - Pa(l - a)
M
Mß(2 - 3ßl Ma(2-3a)
l
.... a? b)., ~
J=:
f1t" t -t t -t
Ela ...!!........2. - Eia 1 ...!!........2.
T h h
[~:
Verschiebungen gemäß
vz a,2a~ az3 im Vz
= v3 a{ ai a~ a3m v3 V=K- 1 -(P-aT· ~)=F{P-aT. ~) (1.5.142)
Hier sind die Ersatzknotenlasten einer Element- (vr)P =(u, WJ'PJ Uz Wz!pz)
belastung diejenigen des statisch bestimmten (1.5.145)
0 Die Element-Steifigkeitsbeziehung lautet auch
Stabelementes. Der Term aT· s kann entfallen, hier
wenn statt des frei aufliegenden Trägers ein beid-
seitig fest eingespannter Träger nach Abb. 1.5-66 (1.5.146)
als Sekundärkonstruktion verwendet wird. mit den vollständigen Festhaltekraftgrößen
Es sind in diesem Fall die statisch unbestimm- 0
ten Auflagerreaktionen des Sekundärträgers in sP; diese sind die Kraftgrößenwiderstände in-
dem Lastvektor P zu berücksichtigen, und die
Beziehung (1.5.140) lautet einfach
P=KV. (1.5.141)
j
_____J
I
enten der Elementsteifigkeitsmatrix k direkt auf
die richtigen Stellen von K erlaubt. Die Auflager-
4 bedingungen können über die Freiheitsgradnu-
merierung leicht berücksichtigt werden, indem
~'t\
\:•
X
nicht vorhandene Freiheitsgrade (z.B. die Ver-
3 \
V
drehung an einem eingespannten Querschnitt
oder die Durchbiegung an einem festen Aufla-
2 ger) gar nicht erst eingeführt werden. Die hier-
nach aufgestellte Gesamtsteifigkeitsmatrix K ist
Abb. 1.5-69 Ebenes Balkenelement im globalen Koordi - regulär (det K ::F 0), während K ohne Einarbei-
natensystem tung der Auflagerbedingungen singulär ist, da
Starrkörperverschiebungen möglich sind.
innere Kraftgrößen
innere Weggrößen
Randkraftgrößen Variablen
äußere Kraftgrößen
innere Weggrößen
handelten Sonderfall der linearen Statik lineare mit der Elastizitätsmatrix E als symmetrischem
Differentialoperatoren. Randkraftgrößen t sind algebraischem Operator, den Eigenspannungen
stets mit inneren Kraftgrößen o verknüpft 0 0
o und den Anfangsdehnungen E, letztere bei-
t = Rt . 0, t E s )0 E V) (1.5.153a)
spielsweise infolge Schwinden, Quellen oder
Randweggrößen r mit äußeren Weggrößen u: Temperaturwirkungen.
r = Rr · u , r E S , u E V. (1.5.153b)
Energieaussagen. Variablen des gleichen Niveaus
R1 und Rr bilden für Fragestellungen der linea- in Abb. 1.5-71 leisten bekanntlich miteinander
ren Statik (im wesentlichen) algebraische Ope- Formänderungsarbeit Im Sinne von Verschie-
ratoren. V kürzt in den angegebenen Beziehun- bungsarbeit (Wechselwirkungsenergie) existie-
gen das Modellinnere, S das Modelläußere ab. ren daher stets folgende Beiträge der
w<a) =f PT' u. d V
Alle bisher aufgeführten Transformationen
äußeren Variablen:
sind materialunabhängig, sie werden als Feld-
V
gleichungen bzw. als Randaussagen bezeichnet.
Werkstoffspezifische Eigenschaften werden in inneren Variablen: w<il =- aT· E. d Vf
die Modelle durch das Werkstoffgesetz einge- V
führt, das stets die inneren Variablen o und E Randvariablen: w<r) =ftr· r · dS (1.5.155)
verknüpft. Im linear elastischen Falllautet die- s
ses Somit lautet die gesamte Formänderungsenergie
als Wechselwirkungsenergie des Kraftgrößen-
a=~+E{E-~) oder zustands {p,o,t} und des Weggrößenzustands
{u,E,r} eines beliebigen Strukturmodells:
(1.5.154)
E=~+E- 1 -(a-~)
Abb. 1.5·72 Abschnitte eines eben (links) und eines räumlich (rechts) beanspruchten Stabes
h• Scheibenlaibung x3 = +h/2
Scheibenmittelfläche
I Schnell 1993, Girkmann 1976, Krätzig/Basar
1997, Mang 1996]. Hier sind in das Struktursche-
ma (Abb. 1.5-74) nur die Ergebnisse der Herlei-
Scheibenlaibung x3 = - h/2 tungen eingetragen; dabei kürzen die Symbole
al =a.. .taxl, a2 =a.. .tax2 (1.5.163)
partielle Differentiationen ab.
-h/2 -h/2
l l
über die Dicke konstant verlaufend angesehen techniken, für klassische Lösungsmethoden der
und zu Schnittgrößen zusammengefaßt: Scheibentheorie sei auf [Girkmann 1976, Mang
1996] verwiesen.
nu h/2 [ <Ju
[ n12 =nz1 =-l/2 =
l
<J12 <J21 dx3 Theorie Kirchhoffscher Plattentragwerke
n22 <J22
Grundlagen und Feldgleichungen. Plattentrag-
werke stellen genau wie Scheiben ebene Flächen-
=[ <Ju =o2I
<Ju
.h (1.5.162)
tragwerke dar, allerdings sind sie nicht durch
<J22 Dehnungskrä.fte in ihrer Ebene beansprucht,
Scheibenschnittgrößen {n 1l>n 12 ,nzz} besitzen als sondern auf Biegung und Torsion. Gemäß Abb.
Dickenintegrale von Spannungen somit die Di- 1.5-75 werden auch Platten durch eine ebene
mension Kraft/Länge; erst ihre Integration über Mittelfläche idealisiert, welche die reale Trag-
eine Schnittlänge der Mittelfläche liefert physi- werksdicke h an jeder Stelle halbiert. Die beiden
kalische Kräfte. Im Rahmen der Scheibentheo- die Mittelfläche aufspannenden Koordinaten XI>
rie werden alle Deformationen als infinitesimal x 2 und x 3 seien erneut kartesisch, d.h. geradlinig
klein angesehen, so daß Gleichgewichtsbedin- und zueinander orthogonal. Als typisches
gungen im Sinne einer Theorie 1. Ordnung nähe- Flächentragwerk gilt auch für Platten die Dün-
rungsweise an der unverformten Konfiguration ne-Hypothese:
formuliert werden (Herleitung der Gleichge-
wichtsbedingungen ebenso wie diejenige der max {h/11> hl/z} « 1 . (1.5.166)
o = DE·E
..!..e·•·o = t
D
Kraftgrößenrandbedingungen Werkstoffgesetz
Planenrand x1 = 11
Planenmittelfläche A
Plattenrand x1 =0
Plattenlaibung x3 = - h/2
Plattenlaibung x3 = +h/2
Plattentragwerke werden durch die Kräfte or- der beiden Laibungen dort aufNull abfällt. Sämt-
thogonal zur Mittelfläche oder durch Momen- liche Spannungen werden wieder zu Schnittgrö-
tenangriffe längs des Randes belastet, was zu Bie- ßen über die Dicke h integriert:
ge- und Torsionsbeanspruchungen führt. In ein-
zelnen gedachten Schichten des Tragwerks wer-
den hierdurch näherungsweise linear über h ver-
[qzql]-- hf [crl3]dx
- h/2 °23 3
-p=De ·a=[3u 2312 322 ]·[=:~] (1.5.168) Werkstoffgesetz und Strukturschema. Wegen der
m22 Unterdrückung der beiden transversalen Schub-
geht in ihrer Operatorform ins Strukturschema verzerrungen )'" )'2 entfallen Werkstoffgesetze
der Abb. 1.5-76 ein; die beiden in ihr bereits für die beiden Querkräfte. Ein zu den Scheiben-
verwendeten tangentialen Momentengleichge- tragwerken analoges Vorgehen läßt aus den Ma-
wichtsbedingungen terialgleichungen des ebenen Spannungszu-
standes (1.5.31) durch Dickenintegration folgen-
des Werkstoffgesetz für die Momente entstehen
a=BE·t
B
- a=c
..!.E 1
Kraftgrößenrandbedingungen
Werkstoftgesetz
=
Gleichgewicht: - p 00 • a Werkstoffgesetz: a BE·
= E Kinematik: E= Dk • u
[mnl
-[p[=[cll[ lcl2[c221· mll
m22
[::;]=B[~ 1 ~v :]· [2:•.~] B=--
mzz v 0 1
12(1-v2)
Ku
Eh 1
~·~ LJ~
112
9 0. =600
NS/ \ N6
Matrizielle Knotengleichgewichtsbedingungen: P= g • s
1 2 3 4 s 6 7 8 9
0 0 -.Ji/2 -.Ji/2 0 0 0 0 0
-1 0 1/2 -1/2 0 0 0 0 0
0 0 0 0 -.Ji/2 _.[3/2 0 0 0
1 -1 0 0 1/2 - 1/2 0 0 0
0 0 0 ../3/2 ../3/2 0 0 0 0
0 0 0 1/2 -1/2 0 0 1 -1
0 0 0 0 0 1/2 -1/2 0 1
nrf"
V2 = ... = Vm = 0. Damit liefert Gl. (1.5.182) im
Gegensatz zur Gleichgewichtstransformation ei-
0
ne hervorragende Handlungsweisung zum Auf-
fl2 VI
bau vona.
f"WJ
0
Ausgehend vom kinematisch bestimmten V2 = f21 f22 f~k . 5~ + V2
Hauptsystem gewinnt man a durch sukzessives . .
Einprägen der Knotendeformation Vj = 1, Iden- vk fki fk2 fkk sk 0
tifikation der dabei sich einstellenden Element- Vk
Freiheitsgrade v; sowie deren positionsgerech- (1.5.186)
ten Einbau in die zugeordnete Spalte aj. Dieses
Vorgehen ist völlig unabhängig von der Trag- worin fe die Element-Nachgiebigkeitsmatrix und
werkstopologie, d.h. vom Grad n der statischen 0
nl" n·
v=a·V, (1.5.184) 0
ki2 SI
."1
Aus dem noch zu behandelnden Energiesatz 0
wird erkennbar (Krätzig/Basar 1997}, daß diese 52 - k21 k22 ~k
. V2 + 52
Transformationen nicht unabhängig voneinan- . .
der vorgehbar sind, sich vielmehr zueinander sk kki kk2 kkk vk 0
kontragredient verhalten. Sk
Die beiden Kraftgrößenfelder {P, s} eines be- (1.5.187)
liebigen diskreten Tragwerksmodells sind näm-
lich nur dann im Gleichgewicht und die beiden Hierin heißt ke Element-Steifigkeitsmatrix und
Weggrößenfelder {V, v} nur dann kinematisch 0
kompatibel deformiert, falls die folgenden kon- se Spalte der Volleinspannkraftgrößen infolge
tragredienten Transformationen bestehen: von Elementeinwirkungen. Eine einzelne Spalte
k/ von ke enthält gerade diejenigen Knoten-
1/2
0.=600
Einheitsverformungszustände v, = 1:
1
u/ =1
®~'•"'
u/=0
u~= - 3/2 u~ = 1/2
u~ = 3/2 u~ = 1/2
®
w®
@ ~ u; = 3/2 u; =1/2
u1 =- 3/2 u~ = 1/2
u~ = 1 u~= 1
Yg= 1
s· ur= 1 ur= 1
Matrizielle kinematische Vertraglichkeitsbedingung: v = a · V
2 3 6 10 11 12
0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0
0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0
0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
,J3/2 1/2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
0 0 0 0 0 0 0 0 .;3/2 1/2 0 0
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
0 0 --~3/2 1/2 0 0 0 0 0 0 0 0
0 0 ..[3/2 1/2 0 0 0 0 0 0 0 0
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 .;3/2 1/2
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
0
0 0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0 ~I 0
0
II 01 I
r ~1=r~ ;,
vP 0 0
: 1-r::1+ ::
fP sP o
vP
(1.5.188)
Zustandsvariablen des Gesamttragwerks:
(m,1)
Is I
(1, 1) (1,1)
IV I
(m,l)
Einzelelement
als Steifigkeitsbeziehung aller Elemente:
0
s=k · v+s:
0
SI
0
. '1["1:~
0
r:Jr:
k2 sz Gesamttragwerk (1,1)
TheoriederTragwerke 1-181
mindestens starrkörperdeformationsfrei gela- (1.5.196)
gert ist.
Aus diesem Ausdruck für die Variation der
Konzepte zur Tragwerksanalyse Wechselwirkungsenergie gewinnt man durch
Substitution der Nebenbedingungen
Energiesatz. Energieaussagen stellen leistungs-
Öv=a·ÖV
fähige Instrumente zur Tragwerksanalyse bereit
und sollen daher, wie im Abschnitt 1.5.3.1 für gerade die Gleichgewichtsaussage des Gesamt-
Kontinua, auch für diskrete Tragwerksmodelle sytems:
behandelt werden. Im Rückgriff auf die Aus-
ÖVT.p- ÖVT.aT·s = ÖVT. (P- aT· s) = 0.
drücke (1.5.175, 1.5.177) der äußeren und inne-
(1.5.197)
ren Wechselwirkungsenergien lautet der Ener-
giesatz wie folgt: Für einen im Gleichgewicht be- Gl. (1.5.197) stellt das Prinzip der virtuellen Ver-
findlichen Kraftgrößenzustand 1 rückungen dar: Die Summe der virtuellen äuße-
ren und inneren Arbeiten eines wirklichen
P1 = aT · S}, s1 = b · P1
Kraftgrößenzustandes {P, s} verschwindet für je-
und einen kompatibel deformierten Weggrö- de kinematisch zulässige Weggrößenvariation
ßenzustand 2 {ÖV, öv}:
V2=br·v2, v2=a·V2 ÖW= ovr.p- övT·s = 0 für Öv= a·ÖV.
(1.5.198)
verschwindet die Summe der äußeren und inne-
ren Wechselwirkungsenergien: Hierdurch wird das Knotengleichgewicht der
Gesamtstruktur beschrieben.
W1,2 = Pl· V2- s1r. v2 (1.5.192) Die zu Gl. (1.5.198) duale Aussage stellt das
=V/·P1-v2T.s1=0.
Prinzip der virtuellen Kraftgrößen dar: Die Sum-
Substituiert man in den Energiesatz ( 1.5.192) die me der virtuellen äußeren und inneren konju-
Gleichgewichts- und Kinematiktransformatio- gierten Arbeiten eines wirklichen Deformati-
nen onszustandes {V, v} verschwindet für jede sta-
tisch zulässige, d.h. im Gleichgewicht befindli-
W1,2= Pl·V2- sl·v2 =V2r. P1-v2r. s1 che Kraftgrößenvariation {ÖP, Ös}:
=P1r'V2-P1TbT·aV2
ÖW =ÖPT· V-ÖsT·v=O
=V2T.p1-V2TaT·bP1=0, (1.5.193) (1.5.199)
für Os = b · ÖP .
so gewinnt man hieraus eine wichtige, stets gül- Hierdurch wird die kinematische Verträglichkeit
tige Verknüpfung der beiden (nur für statisch des Gesamttragwerks beschrieben.
bestimmte Strukturen quadratischen) Transfor-
mationsmatrizen a, b: Minimum des Gesamtpotentials und Weggrö-
ßenverfahren. Das für elastische Werkstoffe gül-
(1.5.194)
tige Prinzip vom Minimum des Gesamtpotentials
bildet die Grundlage fast aller heutigen FE-Be-
Die Variationsprinzipe. Der Energiesatz der Me- rechnungskonzepte. Zur Herleitung dieses Zu-
chanik (1.5.192) gilt für im Gleichgewicht be- sammenhanges wird mittels der Steifigkeitsbe-
findliche Kraftgrößenzustände {P, s} sowie kom- ziehung (1.5.189) aller Elemente eines Tragwerks
patibel deformierte Weggrößenzustände {V, v}. das folgende Gesamtpotential definiert:
Schreibt man ihn nun für einen wirklichen
Kraftgrößenzustand und den um seine 1. Varia- 1 T T 0 T
II=-v ·k·v+v · s- V ·P (1.5.200)
tion ergänzten Deformationszustand {V+ ÖV, v 2
+ Öv) bei Streichung quadratisch kleiner Glieder Mit Hilfe der Kinematiktransformation sowie
an der Gesamt-Steifigkeitsmatrix Gl. (1.5.191)
W+ÖW= vr.p- vT·s+ ovr.p- övT·s = 0, v=a·V,K=ar·k·a
(1.5.195)
wird dieses in die Form
so verbleibt nach Berücksichtigung von Gl.
(1.5.192):
Knoten 1
Knoten 2
4
Gesamt-Eiementberandung: s•= Is,
i=l
Knoten 4 Gesamt-Eiementvolumen: v•
Hierin müssen somit nur die Element-Steifig- Patchtests und Benchmarks. Die eben dargeleg-
o ten Anforderungen beschreiben Grundvoraus-
keitsmatrix ke und der Vektor se der Vallein- setzungen für Konvergenz von Weggrößenele-
spannkraftgrößen berechnet werden. menten und wenden sich an den Programmer-
steller. Für den ProgrammanwendeT stellen sich
Konvergenzanforderungen. FE-Tragwerksanaly- Konvergenzfragen anders: Er arbeitet mit einem
sen besitzen stets Näherungscharakter: Mit zu- Programmsystem, in welchem ein bestimmtes
nehmender Netzverfeinerung sollen die Nähe-
rungslösungenmöglichst monoton (einseitig) ge-
gen die genaue Lösung konvergieren. Um dies zu
erreichen, müssen die verwendeten finiten Ele-
unverformt
mente gewissen Grundanforderungen genügen.
Es gelten folgende Voraussetzungen: Alle Zei-
len der Ansatzfunktionsmatrix q,e müssen zeilen-
regulär sein. Zur eventuellen Definition von Frei-
heitsgraden aus Ableitungen (Beispiel: <p =-w' in
der Theorie schuhsteifer Stäbe) müssen die All-
satzfunktionen in q,e hinreichend oft differen-
zierbar sein. Ferner müssen die in den Form- Starrkörperdefonnationen:
funktionen He verwendeten Kinematikoperato-
ren konsistenten Theorievarianten nach Abb. II
U1
II [d
U2
c:;J IPJ
1.5-71 entstammen.
Die Herleitung finiter Weggrößenelemente Konstante Elementverzerrungen:
entspricht mathematisch einer Rayleigh-Ritz-
Approximation des Energiefunktionals ( 1.5.156) ~110d
mittels elementweiser Ansatzfunktionen (Braess 2E12
TheoriederTragwerke 1-185
Vollständige Bipolynome Vollständige Polynomansä:::-1
(abzu lesen in den Quadranten) (abzulesen in Diagonalrichtung)
0/~ ····....
······· ...v"'o.:~ - ··...··..
• •••. '{,-('..< • 1. Ordnung
····... 4.;:; · .•• '/
·······...~~i0 ·..
3. Ordnung
Makroelement für
den Patch-Test:
finites Element verfügbar ist. Ohne Einflußmög- des Patches, welcher ähnliche Netzverzerrungen
licheil auf dessen Eigenschaften soll er vorgege- wie das zu analysierende Problem aufweist, er-
bene Genauigkeitsschranken seiner Tragwerks- zeugten Schnittgrößen stellen direkte Genauig-
analyse einhalten. Daher steht er vor der Aufga- keitsschranken dieses Problems dar.
be,sich ein Bild von der Approximationsgüte des Die zu verwendenden Testmakros lassen sich
Elementes für die vorliegende Problemstellung vielfältigen Fragestellungen anpassen, sofern die
zumachen. klassische Festigkeitslehre geeignete Standard-
Ein wertvolles Instrument für diesen Zweck lösungen bereithält. Hinweise auf den erforderli-
stellen Patchtests aus Ensembles von finiten Ele- chen Verdichtungsgrad der Diskretisierung kön-
menten dar, die von (Irons/Razzaque 1972, nen derartige Patchtests ebenfalls liefern, leich-
Strang/Fix 1973) zum Austesten nicht-konfor- ter erfolgt dies jedoch mittels sog. Benchmarks,
mer Elemente entwickelt wurden. Abbildung analysierter Beispiele einfacher Tragstrukturen.
1.5-85 zeigt ihren Einsatz zur empirischen Lei- Abbildung 1.5-86 zeigt das Beispiel einer ge-
stungskontrolle beim Austesten von durch Netz- kerbten Scheibe, für welches eine sehr genaue
verzerrungen entstehenden Ungenauigkeiten: Lösung vorliegt.
Die in den jeweiligen Testmakros wirkenden Von besonderer Bedeutung ist der Nachweis
Einheitszustände .der Scheiben- bzw. Platten- der Kraftgrößenfreiheit von Elementen unter
schnittgrößen sind exakt bekannt. Die mittels Starrkörperdeformation.en. Auch hierzu kann
N
N
p
"
Abme<;sungen in mm--i~~---'2"'0--~f-------'2"'0--+
Ausgangsdiskretisierung: Verfeinerungsstufe:
220 Freiheitsgrade 1610 Freiheitsgrade
man den Patchtest einsetzen, indem man bei- Hiermit lassen sich auf Abb. 1.5-88 die Fürrn-
spielsweise alle Außenknoten sukzessive transla- funktionsmatrizen ne der Verschiebungsfelder
torisch um einen gleichen Betrag verschiebt. und He der Verzerrungsfelder aufstellen. Erwar-
Fortgeschrittene Programmanwender führen tungsgemäß wird die Achsialverschiebung u li-
diesen Nachweis über das Eigenschwingverhal- near, die Transversalverschiebung w kubisch ap-
ten des Testmakros, welches für jede Starrkör- proximiert. Die Formfunktionen ro3 bis ro6 stel-
perbewegung den Eigenwert Null ergeben muß len Hermitesche Interpolationspolynome dar,
(Bathe 1986). die Bauingenieuren als Einflußfunktionen der
Randkraftgrößen eines beidseitig eingespann-
Beispiele für finite Weggrößenelemente ten Stabes bekannt sind [Krätzig 1998]. Mit dem
aus Abb. 1.5-20 bekannten kinematischen Feld-
Gerades schubsteifes Stabelement. Im folgenden operator Dk entsteht die Abb. 1.5-88 abschlie-
wird gemäß der Standard-Vorgehensweise auf ßende Verzerrungsapproximation.
Abb. 1.5-81 die Element-Steifigkeitsbeziehung Als letztes bildet man auf Abb. 1.5-89 die Inte-
eines geraden, ebenen und schubsteifen Stabele- grandenmatrix HeT, E ·He mit E erneut gemäß
mentes nach der Bernoulli-Navier- Theorie ge- Abb. 1.5-20. Durch Ausführung der Integratio-
mäß Abb. 1.5-20 hergeleitet. nen über die Stablänge l gewinnt man schließ-
Zunächst wählt man in Abb. 1.5-87 als Stab- lich die Element-Steifigkeitsmatrix k•. In völlig
endvariabien die vollständigen Größen. Im mitt- 0
leren Teil enthält diese Abbildung so dann die ge- analoger Weise kann man den Vektor s• der
wählten Ansätze für das achsiale und trans- Volleinspannkraftgrößen bestimmen, der für kon-
versale Verschiebungsfeld. Um hieraus sämtliche stante Lasten {q.x>qzl folgende Form annimmt:
Knotenfreiheitsgrade definieren zu können, muß
noch aus w die Approximation für das Drehwin-
kelfeld <p berechnet werden:
(1.5.215)
Durch Substitution der Knotenkoordinaten in
die Gesamtapproximationen für {u,<p,w} werden CST-Scheibenelement. Als zweites Beispiel wird
in Abb. 1.5-87 sodann die Knotenfreiheitsgrade ein dreieckiges Scheibenelement mit Eckknoten
definiert. Die Inversion dieser Beziehung liefert behandelt. Dieses Constant-Strain- Triangle oder
die Matrix (<f>e) -l. CST-Element entstammt der Frühzeit finiter Be-
,..._ ~
ui..J" T u,
~~ w,
~
<p,v
Ansatz für Verschiebungsfeld -al
I
a2
-
u• -~ • -u• 0 - [u] - [a 1 +a2x ] - [1 X 0 0 0 ~
- - 0 0 1 X x2 :3]- a4
- w - a3+a~x +a 5x2 +a6 x3
as
-
a6
-
Definition der Knotenfreiheitsgrade aus dem Verschiebungsfeld
ul 1 0 0 00 al 0
- -
wl 0 0 0 01 a2 0
-
cpl 0 0 0 -1 0 0
v• =~· -u• = - ~
u, 1 I 0 0 0 0 a4
- 12 13 -
w, 0 0 1 I as
- -
<p, 0 0 0 -1 -21 -312 a6
Inversion: 1 0 0 0 0 0
~ ~
-1 /1 0 111 0 0
-wl
0
~
-·=c· f' . = -=
U fl> ·V
a3
~
0
0
1
0 -1
0 0
0
0
0
0
0
·-
'PI
_!i_
~ 0 -3d 2/1 0 3/1 2 1/ 1 w,
a6 0 211 3 -1/1 2 0 - 211 3 - 1/12
-cp,
• -1
u• =q,• (q,•) -v• =n• -v• w1 I o I o I w 2 I o I o ] v•
0 I w 3 I w 4·11 0 I Ws I w6·1 .
ul
wl
[
u ]• [.1-~ I o I o I~ I o I o ]• cpl
=-; =L o 11- 3~ 2 +2~ 3 1H+2~ 2 - ~ 3 ) ·1 1 o 13~2 -2~ 3 1(~ 2 -~ 3 ) · 1 . ur
Wr
l
Approximation (Formfunktionen) des Verzerrungsfeldes e•:
. . . . . [T* I .[Ho I1 1 -~l +2~J II H+2~2 - ~3) ·11I o~ II ~2-2~J II (~2 -~3) ·1 . -;,-
E =(Dk -n )· v = H ·v = o I ~~
0
0 0 0 0 ]. ::
11 d~l Wr
'Pr
ul
wl
'Pr
Abb. 1.5·88 Approximationen der Verschiebungs· und Verzerrungsfelder eines schubsteifen Stabelementes
EI 2 EI EI 2 EI
0 --(6-12;) -(6-12;)(4-6~) 0 -(6-12;) -(6-12;)(2-6~)
14 13 14 13
EI EI EI EI 2
0 --(2- 6;)(6- 12;) -(2-6;)(4-6;) 0 -(2-6;)(6-12;) -(2-6;)
13 ll 13 ll
Integrationen:
r1EA ·ld; = EA . f1d; = EA ;t~= EA
Jo 12 I Jo I I
11-(6-12;l
EI 2 EI ·62· 11(1- 4;+4;2) d~=-
·ld;=- EI · 6 2· ( ~ - 2;2 +-;
4 3) / 1 =
0
12EI
-
o 14 13 0 13 3 13
11--(6-12;)(4-6;Hd;=--
EI EI ·6·2·11(2-7~+6;2)d; = --
EI ·6·2· ( 2;--;
7 2+2; 11 =--6EI
0
3)
o 13 12 0 12 2 12
11--(6-
EI 12;)(2- 6;Hd;= --·EI 6·2·11( 1 - 5;+6~2) d;=--
EI ·6·2·( ;--;
5 2+2; 11=--6EI
0
3)
o 13 12 0 ll 2 12
1EI 2 EI 2 1 EI 4EI
f -(4-6;) ·ld;=- ·2 · f (4-12;+9;2 )d~=- · 22 ·(4~-6;2 +~ 3 )/~ = -
Jo12 1 Jo I I
11-(2
EI - 6;l(4- 6;l·ld;= -·
EI 2211( EI · 22·( 2;- -~
· 2- 9;+9;2) d~=- 9 2 +~ 11=-
0
2EI 3)
o12 I o I 2 I
r1EI 2 EI 2 f1( 2) EI 2 ( 2 3) 1 4EI
J,o-(2-6;) ·ld;=- ·2 ·J,o 1-6;+9; d;=-2 ·2 · ~ - ~ +3; 10 = -
12 12 1 I
rechnungstechniken [Turner et al. 1956]; die zi- wiedergegebene lineare Verknüpfung mit den 6
tierte Arbeit führte den Begriff Finite Elemente freien Konstanten a1 bis a6, die im unteren Teil
ein. durch die Knotenfreiheitsgrade
Abbildung 1.5-90 beginnt mit einem derarti-
gen Element mit seinen 6 Knotenfreiheitsgra- v" = {Ul(!) U!(2) U!(3) U2(1) U2(2) U2(3)} (1.5.217)
den. Hier und im folgenden beziehen sich die in gemäß der Standardvorgehensweise von Abb.
Klammern gesetzten Indizes auf die Knoten- 1.5-81 abgelöst werden.
punkte 1, 2 oder 3. Man approximiert das Ver- Die sich ergebende Approximation des Ver-
schiebungsfeld ue = {u 1u2} des Elementes in bei- schiebungsfeldes mittels der Matrix ne der
den Koordinaten x"x2 durch die in Abb. 1.5-90 Formfunktionen leitet Abb. 1.5-91 ein. Deutlich
ü• =Wr 1 ·v·j<P-
L0 ~
10 -J··v'
I '-P- l
x,mxzm- xKn Xzm x1CJ>Xzm -x11nXzm xKnxzm -xl(zJXzml
. • -1 1
m1t<p = -[ Xzcm Xzun x2Cm
2A•
X1(32l x1(13l X1c21>
sowieden Abkürzungen: xKkl> = x1ckl -x 1m. Xz<kll = Xzck> - xw>
erkennt man in der dortigen Teilmatrix ro die in terpolationseigenschaften auf. Durch Anwen-
xi>x2 lineare Verschiebungsapproximation. Sub- dung des kinematischen Differentialoperators
stituiert man in diese Matrix nacheinander die Dk gemäß Abb. l.5-74 bestimmt man aus ne so-
Koordinaten der Knotenpunkte, so erhält man dann die Formfunktionsmatrix der Verzerrun-
nach einigen Umrechnungen in den jeweiligen gen, wiedergegeben im mittleren Teil von Abb.
Bezugsknoten die Werte 1, in den jeweils ande- 1.5-91. Wie erkennbar wird jede Verzerrungs-
ren Knoten die Werte 0: Wie in Abb. 1.5-91 dar- komponente als konstanter Wert approximiert,
gestellt, weisen die Formfunktionen lineare In- woraus sich der Name des Elementes herleitet.
l
um>
ulO)
t 1
= Dk·0°·v'=H'·v =0
['" l ['""'
~:~ = ~. x 1~ 1 l
xmu
x,ml
0
Xzozl
Xl(lll
0
I0
I
Xz<m
x,m>
0
X1on
Xl(l3)
Aus der Formfunktionsmatrix W der Verzer- Anders als in der Stabtheorie besitzen die aus
rungsfelder e• berechnet man sodann die Ele- der Element-Steifigkeitsbeziehung
ment-Steifigkeitsmatrix k• gemäß der in Abb.
s• = k• · v" (1.5.218)
1.5-92 wiedergegebenen Integration unter Ver-
wendung der Elastizitätsmatrix E und der Schei- nunmehr bestimmbaren Knotenkraftgrößen s•
bendehnsteifigkeit aus Abb. l.S-7 4. Das Ergebnis keine mechanisch einfach interpretierbare Ver-
ist die in geschlossener Form wiedergegebene bindung zu den Scheibenschnittkräften cr•. Um
quadratische Matrix 6. Ordnung. letztere in gleicher Güte wie die Verzerrungen zu
mit
1- v 1- v
x2mlx2C31l +-2-xt02lxtml x2ml x1(12l +-2-x tcmXt(ltl
2 1- v 2 1-v
xmn +-2-xt<m X2cmXl(12) + - 2- x1cmXK21)
l 1- v l
symmetrisch x2Ct2l + -2-x1(21l
1-v 2 1- v 1-v
-2- xtm>x2m> -2-x l(mxmn +vxl(mxm3> - 2-x tc32l x2<t2l +vX tc 2nXmn
1-v 1- v 1- v
k12 = - 2-x l(mXmn +vx 102,x20 n -2-x1(13lx1C31l - 2-x tcmX2(12l +vx tc2n Xmn
1-v 1- v 1-v
-2-x 1(21lx2m> + vx1(32lx2C12l -2-x1(21lx201l + vx1(13lx2C12l - 2- xt<21lx2<12l
2 1-v 2 1- v 1- v
x20ll + - 2- x1(23) x1C32lx1(13l +- 2- xmn xm3l xKmx1C21l +-2-x 2c23l x2Ct 2l
2 1-v 2 1- v
xtm> +-2- x2C31l X1(13)xt(21l + - 2- x201lx202l
2 1- v 2
symmetrisch xt<21l + -2-x2C12l
approximieren, substituiert man die Verzer- Das Element mit den Seitenlängen a, b werde
rungsapproximation in das Element-Stoffgesetz durch die kartesischen Koordinatensysteme XI>
x2 bzw. ~~ = x 1/a, ~2 = x2/b aufgespannt.
te u · V e) = He·Ve , r e = Rt' ~~·V
= Dk' (n.e n.e e Die insgesamt 12 Knotenfreiheitsgrade gestat-
ten einen 12-parametrigen Polynomansatz, als
cr• =E ·Ee =(E·H•)-v•
welcher das unvollständige,symmetrische quar-
(1.5.219) tische Polynom der Abb. 1.5-93 in dimensions-
und erhält damit die Abb. 1.5-91 abschließende losen Koordinaten gewählt wird. Der Ansatz be-
Formmatrix s•: Offensichtlich werden die schreibt offensichtlich alle 3 Starrkörperdefor-
Schnittgrößen cr• ebenso wie die Verzerrungen mationen sowie konstante Verkrümmungen
als elementweise konstant approximiert. nebst Verwindungen. Allerdings ist er nichtkon-
Dieses einfachste Scheibenelement besitzt form, wie in [Krätzig/Basar 1997] gezeigt wird.
äußerst schwache Konvergenzeigenschaften ge- Durchbiegungen werden je Richtung kubisch
gen die exakte Lösung. Es gibt heute vielfach bes- approximiert.
sere, d.h. komplizierte Scheibenelemente [Zien- Aus dem Ansatz und dessen partiellen Ablei-
kiewicz/Taylor 1989, Krätzig/Basar 1997]. tungen nach den ~a• abgekürzt durch ein Semi-
kolon, gewinnt man im unteren Teil der Abb. l.5-
4-Knoten-Rechteckplattenelement. Abschlie- 93 die Matrix c~>•, wobei dort zunächst mathe-
ßend wird, wieder nach der in Abb. 1.5-81 nie- matische Drehfreiheitsgrade ye• = {w;I>W;2} Ver-
dergelegten Standard-Vorgehensweise, das ein- wendung finden. Das Ergebnis der Ablösung der
fachste, auf [Adini 1961] zurückgehende recht- Freiwerte a 1 bis a12 gemäß der Standard-Vorge-
eckige schubstarre Plattenelement hergeleitet. In hensweise leitet Abb. 1.5-94 ein. Dort sind sämt-
seinen 4 Eckknoten sind gemäß Abb. 1.5-93 die liehe Formfunktionen n,•bis !112*des Verschie-
transversale Durchbiegung w und die beiden bungsfeldes aufgeführt und die beiden ersten ex-
Drehvektoren q>I> q>2 als Freiheitsgrade definiert. emplarisch dargestellt.
Partielle Ableitungen:
w;t =az + 2a4;1 +as;z + 3a7;: + 2as;1;2 +ag;~ + 3an;~;z +a,z;~
w;z =al + as; , + 2a6;2 +as;: + 2ag; ,;2 + 3a,o;~ + 3an;: + 3a,2;,;~
.. =
w:,(z> 3 as
y
W:zm a6
=~·.n· -tu• =W) 1·v··
w(J, 1 a7
w:ul> 2 as
w;2(J> 2 2 3 ag
w(4) a, o
w:l( ~> a,,
w;2(4) 2 3 au
Formfunktion n~ Formfunktion Oj
J,
J,*=
0 J,
J,
E
e
[""]
= 2K 12 = Dk·U = Dk·O · V
K22
t t e• e•
= Dk·O ·J, · V
• e• e
= H ·V
e
.r"·''
w4 Cjll(4) Cjl2(4)
0 2 -1 0 3 4 0 5 -4 0
H"= [ ; 8 9 -7 -8 10 11 - 10 -7 - 11 - 9 ·(- 2/abl
12 13 0 14 15 0 - 14 16 0 -12 17 0 ·( - 1tb1)
·b ·(-al b ·(-a) ·b ·(- a) ·b ·(- a)
Spaltenfaktor Zeilenenfaktor t
Abkürzungen:
Nr. Formfunktion Nr. Formfunktion
Elementsteifigkeitsmatrix:
!1 I2 I l I 4 I s I 6 I 7 I 8 I9 10 ln I 12 I
112 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1
IB 14 -5 15 0 8 16 0 -11 17 0 2
18 19 0 20 -9 0 21 -1 2 0 22 3
-2 3 10 -11 12 7 -8 9 4
13 - 14 11 17 0 -8 23 0 s
22
k ·=-1- .~ 18 -1 2 0 -9 0 21
-
6
30ab 12(1 -v 2 ) 1 -3 4 5 -6 7
symmetrisch 13 - 14 -5 15 0 8
18 -6 0 -20 9
-2 -3
-1110
13 14
18 12
Steifigkeitselemente:
Nr. Nr. Nr.
0 0
1 3(10a 2 + 10ß 1 -2v+ 7) 9 3a(10ß 1 -v+ 1) 17 2b 2(Sa 2 -v+1)
2 l>(-10a 2 -4v-1) 10 3(-Sa 2 -5ß 2 -4v+7) 18 8a2(5ß2-v+1)
Dieser Algorithmus zur Tragwerksanalyse soll einen besonders zeitintensiven und speieher-
nun durch Modifikationen noch merkbar ge- platzbeanspruchenden Rechenschritt. Dieser
strafft werden. wird sich ganz erheblich vereinfachen, wenn die
Abgesehen von der Lösung der Gesamt-Stei- Element-Freiheitsgrade wie die Knotenfreiheits-
figkeitsbeziehung bildet der Autbau von K mit- grade nach der globalen Basis ausgerichtet wer-
tels der Kongruenztransformation den. Außerdem läßt sich die Leistung des Algo-
rithmus erhöhen, wenn Tragwerke zunächst oh-
K = aT · k · a (1.5.223)
ne ihre Auflagerbindungen behandelt werden.
I
g
ur ur
quadratischen Drehmatrizen 3. Ordnung c, cT 0 c
wr wr
enthalten die sog. Winkelkosinus, sie sind stets
orthogonale Matrizen mit folgenden Eigen- <pr <pr
(1.5.226)
schaften:
aus den zugehörigen globalen Stabendkinema-
c · cT = cT · c = I, d.h. c- 1 =cT, det c = 1 .
ten vg' drehtransformiert werden. Die hierdurch
(1.5.225)
definierte Element-Drehmatrix ce besitzt irrfol-
Besonders einfach sind diese Drehmatrizen für ge ihrer Struktur identische Eigenschaften
den Sonderfall ebener Tragwerke (ebene Stab- (2.5.225) wie c, und es gilt allgemein:
tragwerke, Scheiben) aufzustellen. Hierzu wur-
Se::: Ce·Sge, Sge::: Cer, 5e,
de im oberen Teil von Abb. 1.5-97 ein Element- (1.5.227)
knoten mit seiner lokalen {x, z: el>e 3} und glo- v"::: Ce·Vge , Vge = ceT.ye.
balen {X, Z: egl>eg2 } Basis dargestellt. Die jeweils
3. Achsen weisen wie üblich aus der Zeichene- Damit kann für jedes finite Element eines Trag-
bene heraus. Die Herleitung der beiden zuein- werks folgende Drehtransformation indie Rich-
ander transponierten Drehmatrizen ist für den tung der globalen Basis aufgestellt werden:
z
Aufstellung der Transformationen:
e 1 = cosa- e91 +0- eg2-sina- e93 e 1 = cosa -e 1 +0-e 1 +sina -e 3
e2 = O·e91 +1· e91 +0 ·e93 e1 = O·e 1 +1-e 1 +0 -e 3
e 3 = sina -e91 +0 ·e91 +cosa -e93 e 3 =-sina -e 1 +0-e 1 +cosa -e 3
NI EA
I 0
12EJ
0 -, EA
0 0
• ul
6EJ 12EJ 6EJ
Ql --- 0 -3- - wl
1311+dll 11(1+$) 1 11+dll 11 11+ dll
EJ(4+$) 6EJ EJ(2+$)
MI 0 91
l(l+cp) 1(1+$)
s• = 12(1+$)
= k0 ·v·
EA
N,
I
0 0 u,
Q, symmetrisch - -
12EJ
13(1+$)
6EJ
12(1+$)
w,
EJ(4+$)
M, 1(1+$) $,
r ~~~~
z
~Cl+~~l EA 12EJ
- -a+--cs ---s
6EJ
-~cl+~~l EA 12EJ
-a - --cs ---s
6EJ
.
I 13(1+<:>1 I 11(1+<)) 12(1+<:>1 I 13 (1+<:>1 I 13(1+<)) 11(1+<))
-~sl+~cl 6EJ EA 12EJ
-~sl- ~c l 6EJ
---( --cs+ - - c s ---(
I ll(l+<l>l ll(l+Q) I 13(1+()) I 13!1+41>) 11(1+())
EJ(4+q,l 6EJ 6EJ EJC2+ q,l
--s --c
.l+q,) 12(1+41>) 11(1+<)) . 1+<))
Abb. 1.5-98 Element-Steifigkeitsbeziehung eines ebenen, schubweichen Stabes hinsichtlich lokaler und globaler Basen
rrmm _l ~~1~--~~-=~---r-
Einmischvorgang:
r-n-r-r-rn 6
1G 11111111~4
~3 CD 3
+
•
1LI:~--~4
~3 CD ~
+
1~~ 3 2
CD~
~ 4
6
2. Definition und Bezeichnungen aller wesentlichen äußeren Knotenfreiheitsgrade Vy j = 1, ... m des ungefesselten,
diskretisierten Tragwerkmodells in Richtungen der globalen Basis.
3. Aufbau der lnzidenztabelle zur Verknüpfung sämtlicher äußeren Knotenfreiheitsgrade v1mit den globalen Knoten-
freiheitsgraden v~ aller p Elemente, e =1, ... p:
Knotenfreiheitsgrade Vi 1 2 3 4 s 6 7 8 9 10 11 12 13 14
Elementfeiheitsgrade v~ 1
Elementa: 1 2 3 4 5 6
Elementb: 1 2 3 4 5 6
Elemente: 1 2 3 4 5 6
Elementk: 1 2 5 6 3 4
Element I: 1 2 3 4 4 5
Elementm: 1 2 3 4 4 5
4. Bereitstellung der Leermatrix K der Ordnung (m, m) sowie zwei er Leerspalten s•. P (m, 1).
Positionsgerechtes Einmischen der in die globalen Richtungen dreh-
tran~formierten Steifigkeitselemente nebst Volleinspannkraftgrößen
sowre der vorgegebenen Knotenlasten:
K=
[ l [l [l
'
S=
'
p. = .
8. Elementweise Ermittlung der globalen Element-Freiheitsgrade '1 aus dem Lösungsvektor V mittels der lnzidenz-
tabelle und Rücktransformation der in die lokale Basis.
1-----1 POSTPRO I
1------1 Schnittgrößen
~ ~ Schni~Wößen -
~ grenzl1n1en
Abb.1.5-101 FE-Programmstruktur
Topologie:
Element-Knotenbeziehungen
lnzidenztabelle
Unterscheidung aktive/passive Freiheitsgrade
Tragwerkseinwirkungen je Lastfall:
Anzahl der Lastfälle
Knotenlast P
Vorgegebene Knotenweggrößen Vc
Vorgegebene Elementeinwirkungen
Elementlasten, Temperatur, ...
Datenspeicher
Systemmanagement
INTEGER
Festlegung des Arbeitsspeichers: K,S ~ P ,
REAL
Speicherverwaltung: Adreßberechnungen
Modul-Ablaufsteuerung
Schleife e= 1 (1) p
r---
Gesamt-Steifigkeitsmatrix K:
I- -
Assern blieru ng von K,durch positonsgerechtes
Einmischen der globalen Elementsteifigkeiten ~
- -
Einarbeitung der Randbedingungen:
Knotenlasten P:
Positionsgerechter Einbau je Lastfall
J= ..
Schleifee = 1 (1) p
.:0:
Ql
_I Volleinspannkraftgrößen S( , 5°: t-- .s:::
I Berechnung und positionsgerechter Einbau je Lastfall !----" .!:!
Schleife e= 1 (l)p
~~
Berechnung der Schnittgrößenfelder:
ae = (EH•) je Lastfall
0
~
Abbo 1.5-103 FE-Programmkem, Berechnungsphase
K=
Knotennummerierung Nr. 1: 21
1 2 3 4
I 1 I
3
~ 151 I
13 16
1
13 17
II
13
6
113 5 20 3 19 I 18 I 31
1 1 1 11
I 12 9 II 9 10 99 1
1 1
Kleine Zahlen:
Knotennummerndifferenzen d, rnax d = 14 Bandbreite: b =30
Knotennummerierung Nr. 2: K=
21
1 5 9 13 17
1
0t 4
6
4
4
1 10
4
4
I
14
4
4
I
18
13 I 7 I
111 I 15 31
19
I4 I 8 I 12 I 16 1
20
4 4
Kleine Zahlen:
=
L ___
Knotennummerndifferenzen d, rnax d 5
automatisch Bandbreitenminimierer ein, um die Netzadaptionen und vieles mehr, für die auf die
Effektivität der Gleichungsauflösung zu er- Literatur verwiesen werden muß.
höhen.
Noch viele wichtige Techniken zur FE-Analy- Fehlerquellen und Kontrollmöglichkeiten. Es ist
se wären anzusprechen, beispielsweise die Ver- erstaunlich, wie kritiklos viele Ingenieure den
wendung von Makroelementen, die Substruktur- von ihnen mittels Computern erzeugten Ergeb-
technik, das Arbeiten mit Grob- und Feindiskre- nissen gegenüberstehen. Offensichtlich sugge-
tisierungen gemäß Abb. 1.5-105, automatische riert die Hardware, daß die Zuverlässigkeit von
solchen Fehlern vor und wird dringend emp- Für gering gedämpfte Systeme, wie sie in der
fohlen! Baudynamik üblicherweise vorkommen, gilt:
Mit dem Lösungsansatz
A
~=D::::- (1.5.243)
(1.5.236) 2n
ergibt sich für den homogenen Anteil der Dif- Damit ist auch die Möglichkeit gegeben, den
ferentialgleichung die charakteristische Glei- Dämpfungswert aus Messungen der abklingen-
chung: den Amplituden einer freien Schwingung zu be-
2 c 2 2 k stimmen. Werden, wie praktisch üblich, nicht
A: +-·.\+~ =0; w1 =- (1.5.237) zwei aufeinanderfolgende Maxima sondern die
m m
Maximalamplituden u1 und Un+J zum Zeitpunkt
L
F(t)lzß_ zeichnet wird. Der von den Anfangsbedingun-
75 kN El 1= 25000 kNml gen abhängige Teil der Lösung wird nach einiger
t E1 2=50000kNml
Zeit durch Dämpfung eliminiert, so daß nur die
partikuläre Lösung verbleibt. Die Gesamtver-
0,1 s 0,2 s
schiebung ergibt sich als geometrische Summe
Abb. 1.5·1 07 Einstöckiger Rahmen mit Belastung
der Sinus- und Kosinusanteile zu
(1.5.258)
Es gilt weiter
u(t) =uR sin(Qt-9) (1.5.259)
l 0,02 +--+-+---11-1--H+--+-A~ mit der Phasenverschiebung
0>
c
'"'*
~
0,00 f.L--+t--JH-+--+-+-+f--+1
9 = arctan 2sß
1-ß2
(1.5.260)
"'
-.;
0> Der sog. Vergrößerungsfaktor V, definiert als
~ -0,02 t---Hr+-t--+tt---\-1'----i Verhältnis der maximalen dynamischen Auslen-
kung zu ihrem statischen Wert Polk, ergibt sich
-0.D4+--+--+--+--+-.,......j zu
0,00 0,20 0,40 0,60 0,80 1,00
Zeit (s) (1.5.261)
Abb. 1.5·1 08 Zeitverlauf der Auslenkung des Riegels Abbildung 1.5-109 zeigt den Verlauf von V als
Funktion des Abstimmungsverhältnisses ß für
einige Dämpfungsniveaus.
Betrachtet sei nun eine Maschine, die über ei-
ne Feder- und eine Dämpferkonstruktion mit der
w1 =
v;;/k = ~ 32925 = 25,66 rads Unterlage verbunden ist und eine harmonische
Last in vertikaler Richtung erzeugt. Nach dem
Die zugehörige Periode ist T = 2rc/ro 1 = 0,245s; in Schnittprinzip ist die Fundamentkraft gleich der
Abb. 1.5-108 ist der Zeitverlauf der Verschiebung Summe der Federkraft fR = k u(t) und der Dämp-
u(t) dargestellt. fungskraftfv= c Ü(t). Mit u(t) nach (1.5.259) er-
hält man
Schwingungsisolierung
fR =kV~ sin(Qt-9) ( 1.5.262)
Eine weitere Anwendung der Theorie des Ein-
massenschwingers betrifft die Beanspruchung R
von Maschinenlagern durch harmonisch pulsie- fv =cVQ: cos(Ot-9) (1.5.263)
rende Lasten. Dazu wird der Einmassenschwin-
= 2sß VP0 cos(nt- 9)
ger unter einer harmonischen Erregung mit der
Amplitude P0 betrachtet. Die zugehörige Diffe- Rückstell- und Dämpfungskraft haben einen
rentialgleichung lautet Phasenunterschied von 90°; ihre Resultierende
beträgt
D= 0,05
8,00
>
0
.:;;: 6,00
~
.
"'
c:
2
:e
cQ
4,00
>
!:?'
CU h
2,00 I \
__. VD = 0,10\
0,00
o-o:so-t- ~
12,00
0=0,05
J\
~0 = 0, 10\
r-
0,00
D 0,80 ""'--=
0,00 1,00 2,00 3,00
Abstimmungsverhältnis
TheoriederTragwerke 1-211
1.5.4.2 die Unterscheidung in wesentliche (unabhängi-
Diskrete Mehrmassenschwinger, Modale ge, beizubehaltende) Freiheitsgrade Vu und in
Analyse und Direkte Integration unwesentliche (abhängige, zu eliminierende)
Freiheitsgrade Vcp dadurch getroffen, daß die Sy-
Das statische Gleichgewicht eines Systems wird stemmatrizen in entsprechend partitionierter
durch Form dargestellt werden:
0
ergibt sich das entkoppelte Differentialglei- ...,·
"'
chungssystem m1 ~
...,
0
"'
ii+Cl)+ohl= cl>r P (1.5.291)
l l
. ~
Form
•. . 2 _.....rp Abb. 1.5-111 Tragwerk mit Abmessungen
'li + 2D; W; 'li + W; 'li =-v; , (1.5.292)
i=1,2, ... r
Jede einzelne dieser Gleichungen kann mit Hil-
fe der bekannten Verfahren gelöst werden, wozu f(t)
allerdings noch die Verschiebungs- und Ge- 30,00
schwindigkeitsanfangsbedingungen in den Mo-
dalkoordinaten benötigt werden. Durch Multi-
plikation von (1.5.282) mit cpTM erhält man un- 20,00
ter Berücksichtigung von (1.5.285):
TJ(O)=TJo =cl>r M V0 (1.5.293)
30,00
1)(0)=1) 0 =cl>r M V0 (1.5.294)
Der besondere Vorteil der Modalanalyse liegt
darin, daß gute (=genaue) Lösungen i.d.R. be- 0,00 +--.--.---.--.---.--r--r"""T-.---,
reits bei Verwendung von nur einigen wenigen 0,00 0,20 0,40 0,60 0,80 1,00
Modalformen möglich sind. Die relative Bedeu- Zeit (s)
tung eines Modalbeitrags kann durch die Größe
der "generalisierten Last" cprp abgeschätzt wer- Abb. 1.5-112 Zeitfunktion f(t) der Tragwerksbelastung
den, bzw. durch die in der Zeitfunktion enthalte-
nen Frequenzanteile in Relation zur Eigenfre-
quenz der jeweiligen Eigenform. Nachteil der
Modalanalyse ist der bei größeren Systemen be- 11,0,61
trächtliche Aufwand für die Lösung des Eigen- P(t) =[ 1,0
· f(t).
wertproblems, dazu die Tatsache, daß wegen der
Oberlagerung der Ergebnisse der einzelnen 0,5
Modalbeiträge nur lineare Systeme, für die das Die Kräfte wirken horizontal auf Höhe der ein-
Superpositionsgesetz gilt, behandelt werden zelnen Stockwerke, und ihre Zeitfunktion f( t) ist
können. Sind die zeitlichen Verläufe der Modal- in Abb. 1.5-112 dargestellt.
koordinaten (bzw. der entsprechenden Ableitun- Abbildung 1.5-113 zeigt die Zeitverläufe der
gen rl;(t), ii; (t)) bekannt, so ergeben sich die Ver- Dachauslenkung bei Mitnahme allein der
schiebungen (bzw. Geschwindigkeiten und Be- Grundmodalform und aller vier Modalbeiträge,
schleunigungen) aus GI. (1.5.282), wobei, wie er- die allesamt mit 2% Dämpfung versehen wur-
wähnt, die Anzahl r der berücksichtigten Modal- den; in diesem Fall beträgt die maximale Dach-
beiträge i.d.R. wesentlich kleiner ist als die auslenkung 6,15mm und tritt zum Zeitpunkt
Anzahl der wesentlichen Systemfreiheitsgrade. t = 0,40 s auf. Auch der statische Wert der Aus-
Für das in Abb. 1.5-111 dargestellte Rahmen- lenkung von 2,82 mm ist in Abb. 1.5-113 zum
tragwerk sei bereits die kondensierte Steifig- Vergleich eingezeichnet. In Abb. 1.5-114 sind die
keitsmatrix ermittelt [Meskouris 1999] . Zeitverläufe des Biegemomentsam Fuß der lin-
Untersucht wird jetzt das Verhalten des Rah- ken Erdgeschoßstütze skizziert, und zwar eben-
mens infolge einer dynamischen Belastung falls bei Berücksichtigung nur der Grundmo-
- Statischer Wert
Alle 4 Modalformen
berücksichtigt
-2,00E-3 -t---,-+----,-+----,-+---.--+----r--l
0,00 0,40 0,80 1,20 1,60 2,00
Zeit (s)
120,00 -.---...,---,..----.----.------,
Alle 4 Modalformen
berücksichtigt
E
~ 80,00 +----/t-""";----t----:1:::::::~-+-----l
~
:§
QQ
~ - Statischer Wert
~ 40,00 +--++--+---+--t----f+-t-- --\\-+-----ft-l
"'c
"'0
E
E
.~ 0,00 -+"''-------+---1>.....:.--t----+-----l
CO
-40,00 +----..-+----,-+----.--+----r-+---r--1
0,00 0,40 0,80 1,20 1,60 2,00
Zeit (s)
dalform einerseits und aller vier Modalbeiträge Ableitung der Biegelinie proportional ist, sofort
andererseits; auch hier wurde der statische Wert einleuchtet.
von 48,6kNm zum Vergleich mit eingezeichnet.
Offensichtlich macht sich die Vernachlässigung Direkte Integration
höherer Modalbeiträge bei der Schnittkrafter-
mittlung stärker bemerkbar als bei den Verfor- Direkte Integrationsverfahren benötigen keine
mungen, was im Hinblick auf die Tatsache, daß Modalzerlegung und sind auch bei nichtlinearen
das Biegemoment der Verkrümmung als zweiter Systemen anwendbar; sie liefern Näherungslö-
Mit den zwei zur Verfügung stehenden Parame- Stahlkonstruktion, 0,2 - 0,3%
geschweißt
tern a 1 und a2 können für zwei frei gewählten Stahlkonstruktion, 0,5-0,6%
Perioden T1 und T2, die nicht unbedingt Eigen- geschraubt
perioden des Tragwerks sein müssen, vorgege- Stahlbetontragwerk 1,0 - 1,5%
bene Dämpfungsgrade D1 und D2 erreicht wer- Mauerwerkskonstruktion 1,5- 2%
den. Liegen diese Perioden nicht allzu weit von-
einander entfernt, wird bei Angabe des gleichen
Dämpfungsgrades für beide Perioden dieser in
erster Näherung auch für den gesamten dazwi-
schenliegenden Periodenbereich gelten. Die Pa-
rameter a 1 und a 2 ergeben sich zu:
TjDI- TzD2
a 1 = 4n 2 2 (1.5.298)
Ti -Tz
Tl
t------------- 12-------------+
+----------------- Tl --------------+
Zeit bis zum ersten Eintritt des Ereignisses behandeln. Mechanische Modelle sollen erwar-
V(t)={h(X(t);t):;::;o} im Zeitraum [0, t] ist. Die tungstreue Modelle sein. Sie können durch Ex-
Aufgabe, die Wahrscheinlichkeit dieses Ereig- perimente auf ihre Richtigkeit (im Mittel) ge-
nisses zu berechnen, wird im folgenden als Erst- prüft werden. Der dabei zu beobachtende Fehler
überschreitungsproblern bezeichnet. wird meist "randomisiert", d.h. bei der weiteren
Behandlung als eine zusätzliche Zufallsvariable
1.6.2 eingeführt.
Grundlagen der stochastischen Modeliierung Jede wahrscheinlichkeitstheoretische Aussage
von Unsicherheiten beruht auf einem stochastischen Modell des je-
weiligen Sachverhalts. Wie in der Mechanik han-
In Anwendungen muß größte Sorgfalt auf die delt es sich nicht um die Wirklichkeit selbst, son-
realistische Modeliierung der Unsicherheiten dern um ein Modell, welches die wahren Sach-
gerichtet werden. Man unterscheidet: verhalte mehr oder weniger gut erfaßt. Von sol-
- Epistemische Unsicherheiten oder Modellun- chen Modellen wird verlangt, daß sie ingenieur-
sicherheiten im physikalischen Modell. In die- mäßige Fragestellungen ausreichend gut erklä-
se Klasse lassen sich auch die Unsicherheiten ren und voraussagen können. Vor allem aber
einordnen, die durch Vereinfachungen und wird einfache Handhabbarkeit gefordert.
Idealisierungen entstehen. Es gibt meist eine ganze Reihe von alternati-
- Unsicherheiten über das "wahre" stochasti- ven stochastischen Modellen. Und man muß un-
sche Modell. terstellen, daß manche besser und manche
- Räumliche und/oder zeitliche zufallige Schwan- schlechter den jeweiligen Sachverhalt wiederge-
kungen. ben. Die Wahrheit wird aber i. d. R. durch keines
- Parameterunsicherheiten der stochastischen der Modelle beschrieben. Es liegt im Wesen der
Modelle, entweder weil nur Stichproben be- wahrscheinlichkeitstheoretischen Betrachtung,
grenzten Umfangs zur Bestimmung der Para- daß Modelle strenggenommen nicht verifiziert,
meter zur Verfügung stehen (statistische Un- sondern nur falsifiziert werden können. Es ist al-
sicherheiten) oder weil das Modell selbst so notwendig, sich auf einen ausreichend rei-
streuende Parameter enthält. chen Satz von Modellen zu beschränken, der er-
fahrungsgemäß zu "vernünftigen" Aussagen
Weitaus am schwierigsten sind die epistemi- führt und ausreichend einfach zu handhaben ist.
schen Unsicherheiten zu erfassen. Sie rühren In diesem Sinne sind alle Aussagen, z. B. die Aus-
rein aus der Unkenntnis der Zusammenhänge sagen über das Tragverhalten von Strukturen bei
und der Einflußparameter. Eine wahrscheinlich- deterministischer Kenntnis der Parameter eben-
keilstheoretische Betrachtung kann hier kaum so wie Wahrscheinlichkeitsaussagen über ge-
weiterhelfen. Man benötigt Erfahrung und Ex- wisse Tragzustände, bedingte Aussagen.
perimente. Unsicherheiten, die durch Vereinfa- Ob ein Modell geeignet ist, kann durch stati-
chungen der mechanischen Zusammenhänge stische Anpassungstests festgestellt werden. Wer-
erzeugt werden, kann man in gewissem Umfang den Parameterunsicherheiten im stochastischen
Pf = J
Jfx(x I e)fe(e IErfahrung
_ vx
Daten und)dxde
mäßigkeit weiter aufgesplittet werden.
So besteht ein Modell für Windlasten aus ei-
nem Makromodell für das Windklima, d.h. den
= Ee[fvx fx(x I e)dx]
Verteilungsfunktionen für die 10-min-Windge-
(1.6.10:
schwindigkeiten und den zugehörigen Wind-
mit e dem Vektor der Verteilungsparameter. Die richtungen, und aus einem Mikromodell, wel-
Verteilungsfunktion und die Parameter des Vek- ches die Turbulenz und lokale Strömungseigen-
tors e können mit Hilfe des Bayesschen Satzes heiten erfaßt. Die 10-min-Windgeschwindigkei-
aus ten mögen schon die auf ein Jahr bezogenen Ex-
trema sein. Sie folgen in guter Näherung einer
/8 (9 I DatenundErfahrung)= Gumbel-Verteilung. Die turbulenten Geschwin-
I
L(e Daten )j8 (e I Erfahrung) digkeitsschwankungen sind von den Parametern
des Windklimas abhängig. Sie sind näherungs-
J:)<e I Daten )j8 (e I Erfahrung )de
weise normalverteilt und besitzen ein bestimm-
(1.6.11) tes (Varianz-)Spektrum.
entwickelt werden. Hierin ist L (91Daten) die Li- Ein Modell für die Kohäsion und die Reibung
kelihood-Funktion: in Böden umfaßt auf dem Makroniveau Unsicher-
heiten in der Klassifizierung und ggf. den Ein-
L( e I Daten )de = P(Daten I e ) (1.6.12)
fluß von Sondierungsergebnissen auf die Para-
Unter "Daten" versteht man aktuelle Daten, (z.B. meter. Auf dem Mikroniveau sind beide Größen
eine unabhängige Stichprobe vom Umfang n), z.B. als voneinander abhängige lognormale Zu-
unter "Erfahrung" die a-priori-Annahmen über fallsfelder zu modellieren.
die Verteilung von e. Diese können subjektiv Es ist nicht leicht, allgemeine Vorschläge für
festgelegt sein oder aber, z.B. im Fall der Beton- eine Wahl der Modelle zu machen. In der Praxis
festigkeit wie in Abb. 1.6-3, durch historische, werden im wesentlichen nur folgende Modelle
umfangreiche Beobachtungsserien belegt sein. für einfache Zufallsvariable angewandt:
Das führt auf eine hierarchische Struktur der - Normalverteilung: ständige Lasten, Festig-
Modelle. Es gibt immer ein Modell für die Para- keitsgrößen, wenn sie das Resultat von Mitte-
meterunsicherheiten auf der Ebene des Bauwerks lungsvorgängen wie bei Plastizität sind, und
oder einer anderen größeren Betrachtungsein- Abmessungen.
Vorhaltemaß
5 = 4,67 / V= 1,65s
10 s, = 1,86
N/mml /.' • Bn 550
/ .! o Bn450
~
cn 8 0
• Bn 350
"
:::1
-€·;;;
/.:I
. !. i n~. Entscheidung
6
~-.
~
.&>
1 / 1 • ·•··
-
"'
....... 0/. :·~ ··~.: '
)"' • \ ···•.- 0
"E 4 I
"'
"0
ij =12.77
""'
v; s, =4,19
2
/ n = 130 Betonsorten
v
4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 N/mml
Vorhaltemaß
Abb. 1.6-3 Ergebnisse der Fremdüberwachung in Südbayern. Pfeile bezeichnen lose, bei denen wenigstens eine Ablehnungs-
entscheidung gefällt worden ist.
Rechteck 1 b-a
fx(x)=-
b-a
a~x~b -a+b
a~b
2 .[]2
x-a
~(x)=-
b-a
Normal
1 exp[ --l(x-mYJ
fx(x)=-- -- --oo<x<oo m 0
2no 2 ° o>O
- 1 c-m)
- -< p-
0 0
Fx(x)=4> (x-m)
~
' 1 (y-m)
= -~ ~<p - 0 - dy
t;.6>0
Fx(X}=<JI('n(~/~))
Gamma 1
-),.k -;.k
k-1
fx(x)= r(k) A(Al<) exp[-J.xl O!>x<oo;
k,J.>O
F (x)= r(J.x,k)
X f(k)
r n
fx (x)= exp(-exp(-a(x -u)]] a >O
Weibull
fx(x)=;(; exp[-(; OSx<oo wr(1+n wJr(1+f)-r 2 (l+n
w,k>O
Fx<x>= 1-exp[-(;) k]
S(t)
I
11.A
Abb. 1.6-4 Markierte Poisson-Folge Abb. 1.6-5 Mehrdimensional markierte Poisson -Folge
-
-
1-- -
T t+ß
(1.6.18) lim 1 Jr
E[X(t)]=mx = - X(t)dt (1.6.24)
Für stationäre Prozesse ist T-7ooT 0
und
E[X(t)] =mx (1.6.19)
lim 1 Jr
und mit t= t2-t1 C(r)= - X(t+r)X(t)dt. (1.6.25)
T-7ooT 0
Cov[X(tJ),X(t1+t)] = Cxx:(t), (1.6.20)
Im Rahmen der Korrelationstheorie ist eine der
da t 1 beliebig gewählt werden kann. In diesem Darstellung der Abhängigkeitsstruktur durch
Falle ist die Kovarianzfunktion äquivalente Darstellung
durch die spektrale Dichte möglich. Insbeson-
E[X(t)]=O (1.6-21)
dere läßt sich für den zentrierten Prozeß X( t) mit
darstellen. S( oo) heißt Leistungsspektraldichte Des Weiteren wird angenommen, daß eine ein-
oder kurz Spektraldichte. Häufig benutzt man eindeutige Transformation x = T( u) und ihre Um-
anstelle der Spektraldichte S(oo) die physika- kehrung u=1 1(x) vom Raum der ursprüngli-
lisch sinnvolle halbseitige Spektraldichte G( oo) = chen Variablen in den sog."Standardraum" un-
2 S(oo). Spektrale Momente werden nach abhängiger standardnormalverteilter Variablen
>..k = r: ookS(oo)doo (1.6.28)
existiert, derart daß
Pt= P(XEVx)=P(h(X)~O)
ermittelt. Sie sind wichtige Kenngrößen für die
=P(U EVu)=P(h(T(U))~O) (1.6.32)
spektrale Zusammensetzung des Prozesses. Die
zentrale (mittlere) Frequenz ist = P(g(U) ~0).
Dann ist:
(1.6.29)
Zwei Irregularitätsmaße (Bandbreitenparame- Pt= fv.fx(x)dx= fv" <pu(u)du
ter) sind (1.6.33)
2 )1/2
(1-l
n-I
- <t»(-ß>TI (1-ßK;)
-112
== <t»(-ß)
6= '
>..2>..o
(1.6.30) i=l
mit
ß = llu *II = min {llull} für{u:g(u)~ 0}. (1.6.34)
(1.6.31) Hierin ist
ß der geometrische Zuverlässigkeitsindex,
Dabei variieren beide Parameter zwischen 0 und <1»(.) die Standardnormalverteilung,
1. 6 und E wachsen mit wachsender Bandbreite. llull die Euklidische Norm des Vektors u,
Reichhaltige zusätzliche Ergebnisse über Gauß- K; die Hauptkrümmungen vong(u)=O in u*,
sehe Prozesse findet man z.B. in [Cramer/Lead- u* der ß-Punkt (wahrscheinlichster Versagens-
better 1967]. Vektorprozesse sind eine Verallge- punkt).
meinerung eindimensionaler Prozesse. Man
muß jedoch auch Kreuzkorrelationen bzw. Das erste Resultat ist asymptotisch, d. h. für ß ~oo
Kreuzspektren definieren. Bei Zufallsfeldern gel- exakt, und wird mit SORM (Second-Order Re-
ten die vorstehenden Beziehungen analog. Im liability Method) bezeichnet [Breitung 1984].
Unterschied zu einfachen Prozessen ist nunmehr Das zweite Resultat ist eine Näherung erster
der Parameter vektorwertig, d.h. er enthält z.B. Ordnung und wird FORM (First-Order ReHabi-
die Koordinaten des Raumes. lity Method) genannt. Es wurde in [Hasofer/Lind
1974] für normalverteilte Variablen angegeben
1.6.3 und in [Rackwitz/Fiessler 1978] für beliebigver-
Zeitinvariante Zuverlässigkeitsaufgaben teilte Variablen verallgemeinert.
Um die Näherung zweiter Ordnung (SORM)
1.6.3.1 zu berechnen, muß die Grenzzustandsfunktion
Zuverlässigkeitstheorie 1. und 2. Ordnung mindestens zweimal stetig differenzierbar sein,
für FORM genügt einfache Differenzierbarkeit.
Die praktische Berechnung von Versagenswahr- SORM verlangt die Lösung eines Eigenwert-
scheinlichkeiten kann näherungsweise mit Hil~ problems, um die Krümmungen aus der Matrix
I
V ( (kl) (1.6.38)
u(k+l) = gu 2 [(u<k>( vg(u(k))- g(u(k))].
aij = (Qij- a;kajk)_!__; 1< j < i::; n
llvg(u<kl)ll k=l a;;
(1.6.35) undsomit
Dieser Algorithmus konvergiert nicht immer.
Z=AU. (1.6.39)
Man kann ihn durch kleine Änderungen aber si-
cher konvergent machen und außerdem durch Die entsprechende Transformation besteht aus
einige zusätzliche Maßnahmen so modifizieren, einer Verschiebung des Koordinatenursprungs,
daß er sog. "überlineare Konvergenz" zeigt. In einer Skalierung der Achsen und einer Koordi-
der Regel muß Vg(u<~<l) als Vorwärts-, Rück- natendrehung so, daß im transformierten Raum
wärts- oder sogar als zentraler Differenzenquo- alle Variablen unkorreliert und standardnormal
tient numerisch berechnet werden. In der Praxis werden. Unkorrelierte normalverteilte Variablen
werden höherkonvergente Algorithmen, die auf sind auch unabhängig.
der sequentiellen quadratischen Programmie- Bei lognormalverteilten Variablen gilt
rung aufbauen, verwendet [Gill et al. 1981, Schitt-
_ [ Cov[X;,Xj]]
kowski 1983]. Cov[lnX;,lnXj]-ln 1+ E[X;]E[Xj] .
(1.6.40)
1.6.3.2
Verteilungstransformationen Wenn X; normalverteilt und Xj lognormal ver-
teilt ist, gilt
Transformation nichtnormaler unabhängiger Variablen Cov[X;,Xj]
Cov[X;, lnXj] = [ ] . (1.6.41)
Für einen unabhängigen Vektor X mit den Rand- E xj
verteilungen F;(I.) gilt die Identität F;(x) = ~ (u;)
[Rackwitz/Fiessler 1978] und daher: Nichtnormale abhängige Basisvariablen
X;= r 1 [~(U;)]. (1.6.36)
Wenn X die Verteilungsfunktion F(x) = P(X::; x) =
P(n7 =I {X;::; x;}) hat, ist es immer möglich, diese
Korrelierte normalverteilte Variablen durch ein Produkt bedingter Verteilungen dar-
zustellen, d.h. durch F(x)=F1(x1)F2(x2lxJ) ...
Es ist immer möglich, korrelierte normalver- Fn(XniXh ••• ,Xn-1).
teilte Variablen durch unkorrelierte standard- Die bedingten Verteilungen können nachein-
normalverteilte Variablen darzustellen. War ur- ander transformiert werden [Hohenbichler/
sprünglich eine mehrdimensionale Variable X Rackwitz 1981]. Die Transformation wird als Ro-
- N n(m; L) gegeben, so stellt man X wie folgt dar: senblatt-Transformation bezeichnet.
X=CU+m. (1.6.37) =11 (x1)
~(u 1 )
Man bestimmt die Matrix C so, daß die linke und ~(u2 ) =Fz(x1lx2 )
rechte Seite von Gl. (1.6.37) die gleiche Kovari-
anzmatrix I.= {oij; 1::; i,j::; n} hat. Da jede Kova- (1.6.42)
rianzmatrix symmetrisch und positiv definit ist,
kann C als untere Dreiecksmatrix gewählt wer- oder
den, d.h. C;j= 0 für j > i. Führt man zusätzlich
noch die Normierung Z; =(X;- m;)/o;; ein und
XI =11-I[~(UI)]
daher Oij=QijOii Ojj mit R={Qij} der Matrix der x2 = Fz-~[~(U2)1ri[~(UI)l]
Korrelationskoeffizienten, so findet man die
x3 = p3-~[~<u3>1ri[~(U2)1ri[~(UI)J]].
Choleskysche Dreieckszerlegung
(1.6.43)
(1.6.48)
2 Var[lv(x;)] manz.B.
i=tN
(1.6.61) hx(x) = Iv(X)fx(x)dx ' (1.6.66)
1
=-Var(Iv(x)].
N
f
91 .Iv(X)fx(x)dx
(1.6.65)
Fl V F2 V F3 V F4 Fl n F2 n F3 n F4
~ M
~
Abb. 1.6-9 Typen von Systemen
Für ein Seriensystem ("oder"-Verknüpfung) Bei beliebiger Abhängigkeit der Ereignisse gel-
hat man für unabhängige Ereignisse nach Über- ten die Schranken 1. Ordnung:
gang zu den komplementären Ereignissen m
max {P(fi)} ~ PJ,s ~ LP(fi), (1.6.79)
Pf,s =P(Ufi) =
1=1
1-P(n~) =1-fi P(~)
1=1 1=1
i=1
Im voll abhängigen Fall ist Für das dritte Ereignis in einer Vereinigung er-
hält man eine obere Schranke, wenn die größe-
Pf,S =P(Qfi )= max {P(fi}}, (1.6.77} re Schnittwahrscheinlichkeit, d.h. P (F1nF3) oder
P (F2 nF3 ), von dem zusätzlichen Term P(F3 ) ab-
gezogen wird. Eine untere Schranke gewinnt
Pf,P =P(rlfl)=min{P(fi)}. (1.6.78} man, wenn man die Summe dieser Schnittwahr-
1=1
Pf =P(U:~{Zi~-ßd)=1-P(n:~{Zi >-ßd)
= 1-P(n:1{Zi~ ßd) = 1-~m(ß;R) ·
(1.6.83)
Die Berechnung des mehrdimensionalen Nor-
malverteilungsintegrals ist i. allg. schwierig (s. je-
Abb. 1.6-10 Zur Ableitung von verbesserten Schranken doch [Ruhen 1964; Gollwitzer/Rackwitz 1988]).
für Vereinigungswahrscheinlichkeilen Bei Schnittmengen ergibt sich ein besseres Re-
sultat, wenn die Linearisierung nicht in den in-
scheinlichkeiten abzieht unter der Bedingung, dividuellen ß-Punkten, sondern im gemeinsa-
daß diese Summe nicht größer sein kann als men ß-Punkt u *, definiert durch
P(P3). Wiederholte Anwendung dieses Schemas
auf alle n Ereignisse in der Vereinigung ergibt ß = llu *II = min {llull} (1.6.84)
[Ditlevsen 1979] für {u :n:1 gi(u)~o},
m
~ P(Fj)+ L(P(fi) erfolgt, womit dann ßi=-aT u*.
i=2 Schließlich wurde auch für Schnittwahr-
scheinlichkeiten eine asymptotische Korrektur
p(Or;)=
I=I
m
~P(Fj)+ Lmax{O,
2. Ordnung erarbeitet [Hohenbichler et a1.1987].
Für Vereinigungsmengen gilt asymptotisch
i=2 P(u '['=I Pi) - L.% 1 P(Pi). Die Berechnung der
(1.6.81)
(P(r; >- LPir; nfJ
]<I
n}. Wahrscheinlichkeit von Schnittmengen kann
auch mit dem Monte-Carlo-Verfahren erfolgen,
leider nur mit großem Aufwand.
Diese Schranken werden als Schranken 2. Ord-
nung bezeichnet. Die Güte der Schranken hängt 1.6.4.4
geringfügig von der Ordnung der Pi ab. Gute Anwendung aufTragsysteme
Schranken werden gewonnen, wenn die Pi nach
der Größe von P(Pi) geordnet werden. Die Anwendung auf Tragsysteme wird an einem
starr-plastischen Rahmen mit verschiedenen Ver-
1.6.4.3 sagensmodi illustriert. Ein Portalrahmen kann
Berechnung der Wahrscheinlichkeiten von auf die in Abb. 1.6-11 gezeigten Arten (Versagens-
Vereinigungs- und Schnittmengen modi) versagen. Mithilfe des Arbeitssatzes erhält
man drei Zustandsfunktionen:
Das Versagensereignis (Versagensbereich) kann
M1=X1+X2+X4+Xs-X6h, (1.6.85)
auch als Vereinigung oder Durchschnitt von ein-
zelnen Versagensbereichen gegeben sein. Es sei M2=X1 +ZX3+ZX4+Xs-X6h -X7h, (1.6.86)
V=r.f=i Vi mit Vi=Hi={aiU+ßi~O}={Zi~ ßi}.
M3=X2+ZX3+X4-X7h. (1.6.87)
Waren ursprünglich die einzelnen Bereiche
durch nichtlineare Funktionen begrenzt, so kann Die einzelnen Versagensmodi sind an sich Paral-
man annehmen, daß diese, wie im vorigen Ab- lelsysteme, da alle für einen Modus erforderli-
schnitt beschrieben, durch Halbräume ersetzt chen kritischen Punkte im Tragwerk ins Fließen
werden können. Die Kovarianzmatrix des Vek- kommen müssen. Bei voller Plastizität reduziert
tors Z ist dann durch L.= {at aj; i,j= 1. .. , m} ge- sich die Berechnung von Schnittmengen. Die
geben, welche gleich der Korrelationskoeffizien- Konstante ist h =Sm. Für die unsicheren Varia-
tenmatrix Rist, da Zein Vektor mit Mittelwert 0 blen gilt Tabelle 1.6-3.
und Varianz 1 ist [Hohenbichler/Rackwitz 1983, Die Durchführung der in diesem Fall sehr ein-
Hohenbichler et al. 1987]: fachen Transformation und die Bestimmung des
+ Jo 2n~1-u2
l'ij 1
exp
[ 1 (ßf-2uß;ß·+ß~)]
2
1
1-u2
1 du P1(s) = P(ö {(n- k+ 1)Xk -s~o}). (1.6.91)
da(n) = K(Y(a)AS(n))m(n a(n))m 12 , (1.6.104) beschrieben. oist wiederum ein Meßfehler. Nun-
dn mehr hat man also
worin a( n) die Rißlänge, Kund m Materialpara-
meter und s(n) die Fernfeldspannung. Y(a) ist P1<t1 +t2 +t31B(t1>nc<t1 +t2)) =
ein Geometriefaktor, der bei Randrissen in gro- P(V(t1 +t2 +t3)nB<t1>nc(t1 +t2))
ßen Stahlplatten gleich Y(a)= 1 gesetzt werden (1.6.110)
P(B(t1)nC(t1 +t2))
kann. Integration von GI. (1.6.104) ergibt für
m>2 zu berechnen, wobei man beachte, daß GI.
(1.6.109) nun eine Gleichheitsbedingung ist.
Als zweites Beispiel sei die Versagenswahr-
scheinlichkeit eines existierenden Bauwerks be-
1
2
3
N(t)
wobei der Index 1 für die Wahrscheinlichkeit auf Das ist eine spürbare Verkomplizierung. Falls je-
die Gültigkeit von Gl. (1.6.124) hinweist. Erneu- doch die bedingende Größe, zur Unterscheidung
erungsprozesse sind reguläre Prozesse. Q genannt, ihrerseits ein ergodiseher Prozeß
Regularität bedeutet weiter die Additivität der oder eine ergodisehe Folge ist, z. B. die Parame-
Kreuzungswahrscheinlichkeiten in sich nicht ter von Seezuständen oder die 10-min-Mittel der
überlappenden Zeitintervallen, d. h. für den Mit- Windgeschwindigkeiten, gilt im stationären Fall
telwert der Austritte gilt
P1 (t)::::: 1-exp[-EQ[u+(V(Q))jt] (1.6.130)
E[N(t)] = J~ u+(t)dt . (1.6.127)
und damit allgemein [Schall et al. 1991]
Regularität des Austrittsprozesses ist insbeson-
Pf(t)::::: 1- ER[exp[-EQ[u+(V(R,Q))jt]]
dere eine der Voraussetzungen für die Anwen-
(1.6.131)
dung der Methode der Austritte oder Schwellen-
wertkreuzungen, denn nur dann ist die Aus- mit den allgemeinen Schranken
trittsrate definiert. Offensichtlich darf der Aus-
p (t) = {~ Pf(O)+ ER[EQ[N+(t)IR,Q]j
gangsprozeß X(t) nicht zu stark"zittern".Also ist
f :?: max{P1 (T)} für 0 ~ T~ t.
[Cramer/Leadbetter 1967]
(1.6.132)
P1(t)::::: 1-exp[- J~ u +(t)dt]. (1.6.128) Näherungsweise gilt Gl. (1.6.131) auch für den
instationären Fall
Derart ideale Voraussetzungen sind jedoch
P1 (t):::::1-ER[exp[-EQ[J; u+(V(t,R,Q))dt]]].
meist nicht gegeben. Die Mischungsbedingung
ist insbesondere nicht erfüllt, wenn gewisse Korn- (1.6.133)
ponenten von X( T) nicht von der Zeit abhängen,
sondern einfache Zufallsvariable sind. Es be-
Streichung von L1 ergibt die Austrittsrate. In der wobei XN=nT(x)X die Projektion von X auf die
vierten Zeile wurde der Mittelwertssatz der In- Normale n(x)=-a(x) von CJV im Punkt x ist.
tegralrechnung verwendet. Dieses Ergebnis gilt ds(x) bedeutet Oberflächenintegration. Es ist
für beliebige differenzierbare Prozesse. klar, daß die Oberflächenintegration und die
Bei einem stationären Gaußsehen Prozeß mit kompliziertere Struktur von X und X Lösungen
Autokovarianzfunktion C( t) sind X(t) und X(t) sehr erschweren.
unabhängig. Daher ist WenninE[XNIX=x] dieBedingungX=xent-
1 1 1 a-mx
fx(a)=-·-exp - - ( - - ) [ 2] fallen kann, ist
& ox 2 ox
(1.6.141)
und
. . ox Dabei ist j{CJV), multipliziert mit einem kleinen
E0[XIX=a]=E0[X]= r-. (1.6.142) Zeitintervall, die Wahrscheinlichkeit, daß sich
'V2n der Prozeß zu einem beliebigen Zeitpunkt auf
Also ist der Versagensfläche ()V befindet.
Es ist zweckmäßig, den Vektorprozeß zu stan-
u+(a)- 1 (a-mx)
--<p - - -ox
-. (1.6.143) dardisieren. Die Matrix der Autokorrelations-
ox ox & funktionen kann immer diagonalisiert werden
Die benötigte Standardabweichung der Ge- und wird mit R(.) bezeichnet. Die Matrix der
schwindigkeit des Prozesses wird nach Gl. Korrelationsfunktionen der Ableitungsprozesse
( 1.6.23) ermittelt, z. B. für C(t) = oi exp [-bt2] R(.) ist dann ebenfalls diagonal. Die Matrix der
Korrelationsfunktionen von X(.) und X(.) wird
dC( t) = -2o~ bt exp[-bt2], mit R(.) bezeichnet. Diese ist i.allg. voll besetzt
dt und schiefsymmetrisch.
d 2C(t) =-2o~bexp[-bt2 ](1-2bt2 ) Bei linearen Grenzzustandsflächen ist die Ver-
dt2 sagensfläche gegeben durch [Veneziano 1977]
unddaher
av={~aixi +~=o}. (1.6.147)
0:. =- d2C(O) = 2o~b. •=1
X dt2 Man kann durch eine geeignete Transformation
Der Ausdruck immer erreichen, daß die Prozesse unkorreliert
und standardisiert werden. Damit werden auch
+ + 1 ox
vM=v (mx)= r - - (1.6.144) die Ableitungsprozesse unkorreliert und haben
'V2n ox
als Korrelationsmatrix eine Diagonalmatrix
•• 2
heißt "Rate der Mittelwertskreuzungen". R(O)={Ki, i=1, ... , n}. Der Normalenvektor ist
Für instationäre Prozesse gibt es ebenfalls ein n = -a. Der skalare Ableitungsprozeß senkrecht
analytisches Resultat [Madsen et al. 1987]. zur Versagensfläche ist XN(t) =I-7= 1 ni Xi(t) und
hat Mittelwert Null und die Varianz
Austrittsrate von Vektorprozessen Kk = I-7= 1 n?Kl und damit
2
Die Berechnung von Austrittsraten für stationäre u+(aV)='=E[XN]f(aV)= ~ <p(~). (1.6.148)
Vektorprozesse ist i.allg. schwierig und nur für "2n
Sonderfälle analytisch. Bei Vektorprozessen exi- Bei nichtlinearen Grenzzustandsflächen ist im
stieren neben der Matrix der Kreuzkorrelati- ~-Punkt zu linearisieren. Resultate 2. Ordnung
r(t)
x(to)
r
dx(t) = h(Z(t)}dt.
j(x(t)} to
(1.6.152)
h(Z(t)) nur noch mit seinem Mittelwert eingeht,
reicht dieser Ansatz in vielen Anwendungen be-
reits aus, da die einzelnen durch die Beanspru-
Kosten
Bemessungs-
parameter p
Der Fall, daß Versagen bei Inbetriebnahme oder fn(t)= fn-r(t-t)f(t)dr, n=2,3, •.. (1.6.177)
schon während des Baues erfolgt, ist denkbar bei 0
ausschließlich durch ständige Lasten beauf- oder mit Hilfe der Laplace-Transformation
LJ; e-ytfn(t)dt
~ lein Sache des Benutzers, von C(p) allein Sache
D = (H +C) des Bauherrn. Die Quantifizierung von H erfor-
n=l dert eine Versagensfolgenrechnung. Diese ist für
=(H+C) (~y) (H+C)h*(y). {1.6.179)
alle und insbesondere für die Gesellschaft be-
treffende Folgen, auch die Spätfolgen eines Ver-
1- f (y)
sagens, durchzuführen. Auf die Ermittlung der
h*(y) ist die Laplace-Transformierte der sog. Anzahl und des Umfangs wahrscheinlicher Per-
"Erneuerungsintensität". Die Erneuerungsin- sonenschäden ist besonderer Wert zu legen.
tensität h(t) kann auch als (unbedingte) Versa- Am Ergebnis (1.6.173} wird deutlich, daß bei
gensrate interpretiert werden. zeitvarianten Problemen grundsätzlich ein Zins-
Für den wichtigen Poisson-Prozeß, dessen Ver- satz y > 0 zu wählen ist. Andernfalls würden die
teilungsfunktionder Zeiten zwischen den Ereig- Schadenskosten unendlich groß.
nissen die Exponentialverteilung ist, ist Erwarteter Nutzen und Schaden können, wie
schon erwähnt, für jeden der Beteiligten anders
J
~
( (y, p, R) = exp[-yt].A{p, R)exp[-.A(p, R)t]dt verzinst werden. Für den Bauherrn und den Be-
0 nutzer ist es sicher richtig, sich an den gängigen
= A.(p,R) (langfristigen) Zinssätzen zu orientieren. Hier-
(1.6.180) bei muß aber beachtet werden, daß der Zeitho-
y+.A(p,R)
rizont bei Bauwerken i.d.R. viel weiter gesteckt
unddaher ist als bei anderen Investitionen. Für die Öffent-
lichkeit müßte ein (langfristiger) Zinssatz ge-
Z(p) = B-C(p)-(C(p)+H) ER[.A{p,R)]. nommen werden, der ungefahr dem jährlichen
y Zuwachs des realen Bruttosozialprodukts ent-
(1.6.181) spricht, das sind gegenwärtig etwa 2o/o bis 3%.
Für anders verteilte Zeiten zwischen den Ereig- Die Gesellschaft muß ihre Belange zumindest
nissen kann man in einigen anderen Fällen die immer dann schützen, wenn Menschen an Leib
Laplace-Transformationen analytisch angeben. und Leben gefahrdet sind, v.a. auch, weil die Nut-
Darüber hinaus gilt ein asymptotisches Resultat, zung von Bauwerken durch den Menschen eine
welches für alle praktisch vorkommenden Fälle notwendige und unfreiwillige Tätigkeit ist. Dafür
ausreichend genau ist. Es ist nämlich gibt es im wesentlichen drei Ansätze. Die Gesell-
schaft kann ein bestimmtes Risiko für Leib und
lim h(t) = lim yh *(y) = _!_. (1.6.182} Leben in und um Bauwerke herum festsetzen,
t--+~ y--+O m
wobei sie sich an statistischen Zahlen, soweit sie
m=E[T] ist der Mittelwert der Versagenszeiten. vorliegen und für unfreiwillige Tätigkeiten tole-
Wenn also die Verteilungsfunktion der Versa- riert werden, orientieren kann. Bei Tragwerks-
genszeiten wenigstens punktweise bekannt ist, versagen wurde hierfür ein Lebensrisiko von 1o- 6
ist unter Verwendung von pro betroffene Person und Jahr diskutiert. Dem
steht ein Risiko von >10-4 pro Jahr und Person
E[T(R)] =f;'(1-F(tjR))dt
durch sämtliche Unfälle aller Art einschließlich
~ min {1;1- Pj{O)-fo+ ER[E[N'"(O,t)jR]]dt}
des Risikos im Straßenverkehr gegenüber.
Die Gesellschaft kann desweiteren unterstel-
Z(P)-B C( ) C(p)+H {1.6.183} len, daß die Gesamtheit des für Bauwerke gülti-
- - p - yER[E[T(R)]]
gen Regelwerkes bereits optimale Bauwerke er-
Das ist ein weitreichendes Ergebnis. Es bedeutet, zielt, und hieraus Rückschlüsse auf das tolerier-
daß zulässige Versagenswahrscheinlichkeiten als te Risiko ziehen. Nachrechnungen haben erge-
auf eine Zeiteinheit bezogene Versagensrate ben, daß das derzeitige Bauen mit einer (rechne-
oder als mittlere Zeiten zwischen dem Versagen rischen) jährlichen Wahrscheinlichkeit für
vorzugeben sind. Tragwerksversagen von 10-3 (vorwiegend bei
außergewöhnlichen Situationen wie Erdbeben,
f= f(a,b, ... ,e, ... ). (1.6.184) Für die Bauwerkskosten ergibt sich analog
Dieser sei differenzierbar. In differentieller dC
dg =--. (1.6.190)
Schreibweise ist dann N
unddamit 1.6.8.1
Teilsicherheitsfaktoren
~= g(1-w)e F. (1.6.192)
d.Pf we Zeitinvarianter Fall
Einsetzen des mittleren Beitrags zum realen
Bruttosozialproduktvon 35000,- bis 40000,- DM Es liegt nahe, die in der Bemessungspraxis ver-
pro Jahr und Person (38750,- DM für Deutsch- wendeten Sicherheitsbeiwerte auf den sog. "Be-
land im Jahre 1997 bei 2,2% realem Wachstum) messungswert" zu beziehen. Ist Xc,i ein charak-
e..
und der Zahlen für e"" 80 Jahre, 40 Jahre und teristischer Wert der Größe i (vgl. 1.6.1), so gilt
w=0,125 sowie F= 1 ergibt einen "vernünfti- generell
gen" Aufwand für Bauwerkssicherheit von rund
Xc,i
Yi=-. · (1.6.195)
g(1-w)e F=140000,-DM pro Jahrundpoten- xi
we
tiell betroffener Person. Umgerechnet auf den für Widerstandsvariable (positive Ableitung der
einzelnen Betroffenen mit der mittleren Lebens-
e
erwartung sind das rund 5500000,- DM. Das .
Grenzzustandsfunktion) und
X·
(1.6.196)
ist weit mehr als gewöhnlicherweise angesetzt Yi=-' ·
wird. Es ist wichtig, daß die rechte Seite von Gl. Xc,i
(1.6.192) nicht mehr von Bauwerksparametern für Lastvariable (negative Ableitung der Grenz-
abhängt. zustandsfunktion). Dabei ist
Auch die Frage nach der Verzinsung eines sol-
xi• = F -1(II>(ui*)) =F -1 (11>(-aiß)). (1.6.197)
chen Betrags wurde auf verschiedenen Ebenen,
der moralischen und ethischen Ebene, der öko- Diese Definitionen sind gültig bei unabhängi-
nomischen Ebene und dem von der Gesellschaft gen Variablen. IXi entspricht exakt dem Rich-
ausgedrückten Wollen, beantwortet [Lind 1994]. tungskosinus des ß-Punktes im Standardraum.
Wenn auch in Zukunft und für künftige Genera- Bei abhängigen Variablen muß man ein neues
tionen die gleichen Werte und Zielvorstellungen repräsentatives IXr,i aus
der Gesellschaft wie heute Gültigkeit haben und
für die Zukunft die gleichen finanziellen Mög- (1.6.198)
lichkeiten erhalten werden sollen, muß jede In-
vestition, auch die zur Rettung von Menschenle- bilden, welches nur bei unabhängigen Variablen
ben, über die Bauvorschriften jetzt (und in Zu- mit IXi übereinstimmt. Hierzu muß u* in x* zu-
kunft) wie jeder andere Kostenfaktor verzinst rücktransformiert werden. Damit kann festge-
werden - und zwar mit dem gleichen Zinssatz stellt werden, daß zwischen einer rigorosen pro-.
wie rein ökonomische Größen [Pate-Cornell babilistischen Betrachtung und einer determi-
1984]. nistischen Bemessung eindeutige Korrespon-
Damit ist eine Optimierung unter Einschluß denz hergestellt werden kann.
der Kosten für die Vermeidung des Verlustes von Als Beispiel sei eine Last mit Mittelwert f.1 und
Menschenleben, also von Standardabweichung o normalverteilt Bei gege-
benem as und ß sowie charakteristischem Wert
HM = g(1-w)e2 F (1.6.193) als Ps%-Quantil s, ist
we
durchzuführen. Das Kriterium Gl. (1.6.192) ist
als zusätzliche Restriktion zu berücksichtigen,
~~>( s*:p) =~~>(u;)= 11>(-asß),
(1.6.199)
d.h. bei vektoriellem Parameter p
s'=-asßo+p.
Man beachte, daß as für eine "Lastvariable" ne-
gativ ist. Also ist
Jlexp[-~ ln(l + V2 )-aRß[ln(l + V2 }t'2 ] mit f (xl9) der Likelihood-Funktion der Stich-
probe x und Je' (9) der a-priori-Dichte des Para-
(1.6.201)
metervektors e (vgl.auch Gl.(1.6.10) bis (1.6.12)).
Für eine Normalverteilung mit bekannter
mit V=o/11. Standardabweichung o bzw. ohne jede Vorinfor-
Die WiderstandsgrößeR sei entsprechend ei- mation (v = n -I) ist beispielsweise
ner Weibull-Verteilung verteilt:
=Xn + k"sn (1.6.207)
Yl
Xe
FR(r)=l-exp[-(: mit:
max{S;(t)}, ... , Sn(t)) :o:; 0}} (1.6.211) Die Bemessungswertex i lassen sich bei gegebe-
nem a; und ßanalytisch bestimmen (Tabelle 1.6-
O:!>t9
Das ist eine untere, i.d.R. unter den genannten 6). Natürlich ist r'= mR- aR ß CJR.
Voraussetzungen gar nicht so unkonservative Die Bemessungswerte der Lasten kann man
Schranke, weil die größte Wahrscheinlichkeit nun durch den jeweiligen charakteristischen
auch zu anderen Zeitpunkten erreicht werden Wert teilen. Für jede Kombination erhält man ei-
kann. Wegen ihrer Einfachheit ist die "Turkstra- nen Teilsicherheitsbeiwert für das extremale Ni-
sche Regel" in der Praxis sehr beliebt. Das zeit- veau und aus der Augenblicksverteilung. Diese
variante Zuverlässigkeitsproblem oder Last- sind natürlich verschieden, und man kann
kombinationsproblern wird auf ein zeitinvari- Yaugenbl. =Yextr.'l' setzen (Tabelle 1.6-7). 'I' hängt
antes Zuverlässigkeitsproblem zurückgeführt. im einzelnen von den stochastischen Charakte-
Man muß nur die jeweiligen Augenblicksvertei- ristiken der betreffenden Last ab. Einige der mo-
lungen und die zugehörigen Extremwertvertei- dernen Bemessungsvorschriften gehen so vor.
lungen kennen. Die Tuckstrasche Regel ist an einschneidende
Es sei ein einfaches Beispiel mit der Zustands- Annahmen gebunden. Man kann mit ihr keine
funktion intermittierenden Lasten behandeln. Die einzel-
nen Lasten müssen unabhängig sein. Daher müs-
M=R-S1-S2 (1.6.212)
sen abhängige Einzellasten entsprechend zu-
betrachtet. R sei normalverteilt, S1sei ein Sprung- sammengefaßt werden. Weiter macht sie nur im
prozeß mit Rate.\, dessen Amplituden Rayleigh- stationären Fall Sinn. Außerdem liefert sie, wie
verteilt sind, und Sz sei eine Gumbel-verteilte Zu- erwähnt, nur eine untere Schranke für die Ver-
fallsfolge mit n=SO "Wiederholungen", d.h. sagenswahrscheinlichkeit.
R-~(r~:R), (1.6.213)
Kombination 1
Kombination 2
'Psi
Kombination 1
1 1
-- ln(-ln(ct>(-a, 2ß}))+u 2 + - ln(n)
az a2
Kombination 2
Nachweise bei Verlust der Dauerhaftigkeit sicheren Größen, z.B. C,t:.Seq und ggf. n5ul> er-
durch Materialermüdung, Korrosion mittelt man nach Schema in GI. ( 1.6.195) oder GI.
( 1.6.196). Analog wird bei anderen Dauerhaftig-
Derartige Nachweise können dann wie Nach- keitsaufgaben vorgegangen.
weise gegen Verlust der Tragfähigkeit geführt Bei Wähler-Linien wird meist von den cha-
werden, wenn eine Dauerfestigkeit oder derglei- rakteristischen Werten ausgegangen. Bei Bayes-
chen existiert. Sonst muß eine Nachweisgleichung scher Betrachtungsweise sind die Werte dann
im Raum der Lebensdauern formuliert werden. mit Hilfe Bayesscher Regression zu berechnen.
Bei Ermüdungsnachweisen geht man meist von Hier werden zunächst die Formeln für normal-
Wähler-Linien aus, d. h. von N = Ct:.Seq mit N der verteilte Residuen angegeben. Nunmehr ist für
ertragbaren Lastspielzahl für eine äquivalente einen vorgegebenen Wert xo
Einstufenbelastung tlSeq,die mit Hilfe der Palm-
Yc=ao+a,xo+ knsn. (1.6.219)
gren-Minerschen Hypothese zur Akkumulation
von Schädigungen ermittelt wird. C und m sind Hierin ist:
experimentell für jeden Baustoff, jedes Bauteil a0 = y-a1x,
und jedes Konstruktionsdetail ermittelte Mate-
rialkennwerte. Gelegentlich muß der Einfluß der a _ Ln_,
1-
X·Y·-
I I
nxy
1- n 2 -2 '
Mittelspannung mitberücksichtigt werden. L;=1 x; -nx
Manchmal werden zwei Neigungen der Wähler- - 1 n
Linie, z.B. m=3 für große t:.Seq und m=S für x=- 2:x1 ,
kleine t:.Seq> angegeben. tlSeq enthält ggf. Span- ni=l
nungskonzentrationsfaktoren (Kerbfaktoren) - 1 n
und ist aus der Überlagerung aller ermüdungs- y=-
ni=l
LYI>
wirksamen Beanspruchungen zu bilden. Man
unterstellt also, daß die Beanspruchungszyklen
jeweils nur kleine Schädigungen hervorrufen.
Um die Streuungen der Lebensdauern bei glei-
cher vorgegebener Einstufenbelastung und glei-
chen sonstigen Parametern zu berücksichtigen,
setzt man für C eine Verteilung, z.B.die Weibull-
Verteilung, an und hat eine Grenzzustandsglei-
chung der Form
mit Freiheitsgrad u=n-2.Angewandt aufWöh-
ct:.s;; -nsul ~0. (1.6.218)
ler-Linien bedeutet das, daß ln(N) =
n5 ist die beabsichtigte Nutzungsdauer in Jahren ln(C)-mln(t:.S) und daher y=ln(N), x=ln(t:.S),
und u 1 die mittlere Anzahl der Spannungszyklen a 0 =ln(C), a 1 =-m. Der charakteristische Wert
pro Jahr. Die Teilsicherheitsbeiwerte für die un- von N ist bei gegebenem xo=ln(tlseq) gleich
Tabelle 1.6·8 Zuverlässigkeitsindizes p[n,) fürden Tabelle 1.6-9 Zuverlässigkeitsindizes p[n,) für den
Grenzzustand der Tragfähigkeit Grenzzustand der Gerbrauchsfahigkeit
vorherrschend 11' 1
veränderlich begleitend
0
'1' 2
Der Beiwert \j) 1 soll so festgelegt werden, daß sei- wobei T(.) die von der jeweiligen Kombination
ne Überschreitungshäufigkeit So/o, bezogen auf abhängige Traglast und Yr,; die für den Traglast-
die Referenzzeit, beträgt. Der Beiwert \j)2 ent- nachweis geltenden Teilsicherheitsbeiwerte für
spricht dem langfristigen Mittelwert. die Tragwerkseigenschaften bezeichnet. Man be-
Die Lastkombinationen werden wie bei Turk- achte, daß damit immer auch ein Lastpfad vor-
stra angesetzt, d. h. beispielsweise bei einem Ver- gegeben ist, d.h., es werden die Längen von Vek-
gleich von (vektoriellen) Schnittgrößen symbo- toren in einer bestimmten Richtung verglichen.
lisch("®" als Operationszeichen für "in Kombi- Die Teilsicherheitsbeiwerte auf der Wider-
nation mit") für alle j = 1, ... , n standsseHe berücksichtigen die Streuungen so-
wie die mechanische Bedeutung der jeweiligen
Ec~YG,iGk,;EBypPkm{YQ,jQk,j EB Basisvariablen. Für Tragfähigkeitsnachweise auf
der Ebene der Schnittgrößen gilt beispielsweise
(1.6.221)
Tabelle 1.6-13.
EB\j)o;YQ;Qki})sw(... , rk,i , ••• ).
Die angegebenen Teilsicherheitsbeiwerte gel-
io"j ' ' ' Ym,i
ten nicht für kumulative Vorgänge wie bei Mate-
Hierin bezeichnetE(.) die Lastwirkung und W (.) rialermüdung. Geometrische Unsicherheiten
den Widerstand. Bei Traglastnachweisen ist werden i.d.R. durch gewisse Erhöhungen der
Teilsicherheitsbeiwerte auf der Widerstandseite
berücksichtigt, bei großer Empfindlichkeit ge-
genüber diesen Unsicherheiten( z.B. bei Stabi-
litätsaufgaben) durch gesonderte Angaben über
Imperfektionen. Sowohl Kombinationsbeiwerte
als auch Teilsicherheitsbeiwerte sind wenigstens
z.T. zuverlässigkeitstheoretisch begründbar.
Tabelle 1.6-13 Beispiele fur Teilsicherheitsbeiwerte fur Widerstände bei nachweisen des Grenuustands der Tragflihigkeit
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• Inhalt
Bauwirtschaftslehre 2-3
2.1.1 .1 nisbefriedigung erreicht, wenn die Grenznutzen
Markt der zuletzt beschafften Teilmengen der Güter
gleich groß sind (optimaler Verbrauchsplan).
Wirtschaften zielt ab auf die Befriedigung von Nach dem Gesetz der Nachfrage sinkt diese mit
Bedürfnissen nach knappen Gütern oder Dienst- steigendem Preis und nimmt zu mit sinkendem
leistungen. Zielsetzung allen wirtschaftlichen Preis des angebotenen Gutes bzw. der Dienstlei-
Handelns ist der Ausgleich zwischen Angebot stung. Die so entstehende Kurve wird als Nach-
und Nachfrage und somit die möglichst weitge- fragekurve bezeichnet (Abb. 2.1-1).
hende Befriedigung der Bedürfnisse der Wirt- Ändert sich der Preis unter sonst gleichen Be-
schaftssubjekte. Der Markt ist der ökonomische dingungen (z.B. unveränderte Bedürfnisstruk-
Ort des Tausches, auf dem sich in marktwirt- tur und Einkommen), so findet eine Bewegung
schaftliehen Systemen durch den Ausgleich von auf der Kurve statt. Ändern sich hingegen die zu-
Angebot und Nachfrage die Preisbildung voll-
zieht.
p abnehmendes Angebot
zunehmende Nachfrage (z.B. aufgrundverringerter Nachfrage)
(z.B. durch Einkommens-
steigerung) A,
zunehmendes Angebot
(z.B. aufgrunderhöhter Nachfrage)
PGP
abnehmende
Nachfrage
(z.B. durch
Einkommensminderung)
2.1.1.3
lineare Angebot
Nachfragekurve
Nach dem Gesetz des Angebots nimmt dieses zu
mit steigendem Preis und nimmt ab mit sinken-
dem Preis des a11gebotenen Gutes bzw. der
Dienstleistung. Die so entstehende Kurve wird
0 x=Menge als Angebotskurve bezeichnet (Abb. 2.1-2). Jeder
Anbieter versucht nun, die Kosten der von ihm
Umsatz= p · x erzeugten und am Markt auch absetzbaren Gü-
Umsatz bei linearer ter und Dienstleistungen unterhalb des am
Nachfragekurve Markt erzielbaren Preises zu halten.
Die dem Anbieter (Betriebe und Beschäftigte
des Bauhauptgewerbes in Abb. 2.1-5) unabhän-
gig vom Produktionsumfang v.a. für die Auf-
rechterhaltung der Betriebsbereitschaft entste-
henden Kosten werden als fixe Kosten bezeich-
net. Die von der Ausbringungsmenge abhängi-
0 x= Menge gen Kosten werden variable Kosten genannt
(Abb. 2.1-6). Der sich aus dem Produkt von Men-
Abb. 2.1·3 Nachfrage- und Umsatzkurve ge und Einheitspreis ergebende Erlös ist be-
stimmend für die Gewinnschwelle (eng!.: break-
~--------------------------------------------------~~
Mrd.DM /,,, ··'
500 +------il ---- nominal
1 - reali.P. v. 1996 1
11--------------------------+.:------t
j/
~+------------~------~---------~-----~~/·~·----~
300 +-----~~~~~--~~~--~~~~~~.-~-------l
200 ~ --·
............. --- --·
-.. -.. .. -...... ... -....
100
~ ~
.....
~
"'.....~ .....
00
~
~
~ ~
;;!;
~
"'
00
~ ~ ~ ~ ~ "'
~
Abb. 2.1·4 Bauvolumen von 1960 bis 1996 in Nominalwerten und in Preisen von 1996 (ab 1991 mit den neuen Bundesländern)
Bauwirtschaftslehre 2-5
Beschäftigte in 1000 Betriebe in 1000
1700 90
,- .. J ---- Beschäftigte in 1000 I
1600 ..
..•,• ' ' ' ' ' . .. 1-- Betriebein 1000 J 85
1500 . ' ·.
.. .11.
!lL.
80
1400 ... - .. (/ V, 75
1300
: .. -·· ..
70
/\. ""--...... /!
~- .,..._... I!.
1200 65
'.·
1100 .~ _d_ "-./
~ "-....,/
. 60
1000
: '. . :
... ' 55
--
900 so
Bt>chältigte: ab 1967 neue Systematik der Wirtschaftszweige (SYPRO). ab 1991neue Systematik der Wir1..:haftszweige (NACERev.l)
B<>triebe: ab 1976 neue Synematik derWii1S<:haftszweige (SYPRO), ab 1996 neiJe Systematik derWi11S<:haftszweige (NACE Rev. 1)
ab 1989 höhere We11e infolge einer Komplenierung d"' ß<orichtskreises auf Basis der Albeits!3nenzählung von 1987
ab 1995 ne1Jer Gebietsstand nach dem 3. 10.1990 (mit den ne1Jen Bund..ländern)
Abb. 2.1-5 Beschäftigte und Betriebe im Bauhauptgewerbe von 1950 bis 1997
E= Erlös
K= Kosten
variable Kosten
K. =variable
Kosten Fixkostenblock
Gewinnzone
0 Xkrit x =Menge
Gewinnschwelle
even point) im Schnittpunkt mit der Gesamtko- dient zunächst bis zum Erreichen der Gewinn-
stenkurve. Unterhalb dieser Menge Xkrit wird mit schwelle der Deckung der Fixkosten und kenn-
Verlust produziert, oberhalb dieser Menge wer- zeichnet danach die Höhe des erwirtschafteten
den Gewinne erwirtschaftet. Gewinns.Werden die Gesamtkosten auf die Men-
Der Deckungsbeitrag ergibt sich aus der Dif- ge der erzeugten und abgesetzten Güter und
ferenz zwischen Erlös und variablen Kosten. Er Dienstleistungen bezogen und Marktpreise ein-
p
EA.dir
Überproduktion
subventionierte t---
landwirtschaftliche :
Erzeugnisse
1 limitierte Mieten
Wohnraum-
unterversorgung
~------------------------------------------~x
Bauwirtschaftslehre 2-7
Verhältnis (ltl < 1). Im Extremfall nehmen die Bei der indirekten Preiselastizität der Nachfrage
Angebots- bzw. Nachfragefunktionen einen zur ist E < 0, wenn es sich um Komplementärgüter
Abszisse (t=O; vollkommen elastisch) oder zur handelt, und E > 0 bei Substitutionsgütern.
Ordinate Cl EI= oo; vollkommen unelastisch) par- Die Einkommenselastizität der Nachfrage kenn-
allelen Verlauf an. zeichnet das Verhältnis der prozentualen Nach-
Die indirekte Preiselastizität (Kreuzpreisela- frageänderung für ein bestimmtes Gut zu einer
stizität) der Nachfrage stellt das Verhältnis einer prozentualen Änderung des Volkseinkommens.
prozentualen Mengenänderung für ein be- Für Güter, die der Befriedigung der Grundbe-
stimmtes Gut (A) bei einer prozentualen Preis- dürfnisse dienen, ist sie unelastisch, für Luxus-
änderungeines anderen Gutes (B) dar (Abb.2.1-9). güter elastisch und für inferiore Güter negativ,
AxAX100 da diese bei Einkommenssteigerungen durch
höherwertige Güter ersetzt werden (Abb. 2.1-1 0).
L1xA(%] XA AxA PB
E;nd = öpB(%) = öpBX100 = öpB X XA .
2.1.1.5
PB Marktformenschema und Preisbildung
beschränktes
Angebotsoligopol zweiseitiges Oligopol
wenige Nachfragemonopol
(Aitlastensanierung) (Raffi neriebau)
(Fernsehturmbau)
Abb. 2.1-12 Preisbildung bei vollkommener Konkurrenz auf einem vollkommenen und offenen Markt
den geringsten Preis verlangen, und diejenigen gewichtspreis kann den Markt räumen. Ein un-
Nachfrager, die den höchsten Preis zahlen, zuerst terhalb des Gleichgewichtspreises liegender
am Markt zum Zuge. Wenn die Anbieter bzw. Preis kann die Angebotslücke und den Nachfra-
Nachfrager, die mit ihren Preisvorstellungen den geüberhang nicht zum Ausgleich bringen. Ist
zuerst agierenden Marktteilnehmern folgen, umgekehrt bei gegebenem Preis das Angebot
nacheinander in dieser Reihenfolge ebenfalls größer als die Nachfrage, so wird der Preis sin-
zum Zug kommen, so nähern sie sich von zwei ken, um für einen Ausgleich zu sorgen.
Seiten einem bestimmten Preis aA, bei dem der Ein Verkäufermarkt ist gegeben, wenn entwe-
größtmögliche Umsatz erzielt wird. Bei diesem der bei gleichbleibendem Angebot die Nachfra-
größtmöglichen Umsatz ist ein weiteres Auswei- ge steigt (No ~ N 1) oder bei gleichbleibender
chen auf andere Anbieter bzw. Nachfrager nicht Nachfrage das Angebot zurückgenommen wird
mehr möglich ("geräumter Markt"). (Ao ~ A1). Ein Käufermarkt ist gegeben, wenn
In der Realität wird sich im Schnittpunkt der bei gleichbleibender Nachfrage das Angebot zu-
aggregierten Nachfragefunktionen N und der nimmt (A 0 ~ A2 ) bzw. bei gleichbleibendem An-
aggregierten Angebotsfunktionen A ein einheil- gebot die Nachfrage schrumpft (No~ Nz).
licher Gleichgewichtspreis PeP mit der Menge Als Konsumentenrente wird derjenige Preis-
XGP herausbilden (Abb. 2.1-2). Nur dieser Gleich- vorteil bezeichnet, den diejenigen Nachfrager er-
Bauwirtschaftslehre 2-9
zielen, die bereit gewesen wären, auch oberhalb - bei Preiserhöhung aus einer elastischen Men-
des Gleichgewichtspreises liegende Angebote zu genreduzierung,da der Oligopolist Kunden an
akzeptieren. Die Produzentenrente bezeichnet Konkurrenten verliert.
hingegen denjenigen Preisvorteil, den diejeni-
gen Anbieter erzielen, die bereit gewesen wären, Auf den realen Märkten ist es durchaus üblich,
auch unterhalb des Gleichgewichtspreises ihre daß konkurrierende Oligopolisten gewisse
Güter und Dienstleistungen anzubieten. Preisabstände zueinander einhalten. Preiser-
Ein Angebotsmonopolliegt vor, wenn einem höhungen erfolgen erst dann, wenn ein Oligo-
einzigenAnbietereine große Zahl von Nachfra- polist mit Preisheraufsetzungen beginnt. Dieses
gern gegenübersteht. In einer freien Marktwirt- "abgestimmte Verhalten" vollzieht sich häufig
schaft können solche Monopole v.a. durch Ver- stillschweigend, wie bei den Benzinpreisen zu
drängung anderer Konkurrenten vom Markt beobachten ist.
oder Unternehmenszusammenschlüsse entste- Die Preisbildung am Baumarkt wird vorran-
hen. gig durch polypolistische Merkmale geprägt, da
Im Gegensatz zum polypolistischen Anbieter, z.B. im Wohnungsbau viele Nachfrager vielen
der den Gleichgewichtspreis aufgrundseines ge- Anbietern gegenüberstehen. Oligopole und Mo-
ringen Marktanteils als gegeben hinnehmen muß, nopole sind sowohl bei den Nachfragern als auch
kann der Angebotsmonopolist entweder diesen bei den Anbietern nicht besonders häufig anzu-
Preis autonom bestimmen (Preispolitik), muß treffen.
dann aber die bei diesem Preis nachgefragte Für die Preisbildung von Leistungen der Ar-
Menge akzeptieren, oder die Angebotsmenge chitekten und Ingenieure haben nicht nur öf-
festlegen, muß dann aber den sich auf dem fentliche, sondern auch gewerbliche und private
Markt bildenden Preis hinnehmen. Auf einem Auftraggeber das Preisrecht der HOAI (1995) zu
vollkommenen Markt erreicht der Monopolist beachten (vgl. 2.4.6).
seinen höchsten Gewinn dann, wenn die Diffe- Die dem öffentlichen Auftragswesen zuzuord-
renz zwischen Gesamterlös (bei einheitlichem nenden Auftraggeber haben bei der Ausschrei-
Stückerlös) und Gesamtkosten am größten ist. bung und Vergabe von Bauleistungen die preis-
Beim Angebotsoligopol bringen wenige Anbie- rechtsrelevanten Vorschriften der Verdingungs-
terein Produkt auf den Markt (z.B. in der Mine- ordnung für Bauleistungen, Teil A: Allgemeine
ralöl-, Stahl- und chemischen Industrie). Die ge- Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistun-
knickte Nachfragekurve des Oligopolisten (Abb. gen (DIN 1960 von 2000), zu beachten.
2.1-13) resultiert
. - bei Preissenkung aus einer unelastischen An- 2.1.1 .6
gebotsmengenerhöhung, da Konkurrenten des Marktwirtschaft und Planwirtschaft
Oligopolisten ebenfalls den Preis senken, und
Im Rahmen realer Wirtschaftsordnungen stel-
len die Freie Verkehrswirtschaft und die Zentra-
le Verwaltungswirtschaft theoretische Extrem-
p fälle dar, die in der Realität nicht aufrechterhal-
Kunden wechseln
zur Konkurrenz ten werden könnten. Der Grund hierfür ist die
---------l vollständige Ausrichtung der Freien Verkehrs-
wirtschaft auf ausschließlich ökonomische und
Po
individuelle Belange unter vollständiger Ver-
nachlässigung sozialer und kollektiver Belange,
bei der Zentralen Verwaltungswirtschaft umge-
L_ __
kehrt auf ausschließlich soziale und kollektive
Konkurrenten senken
ebenfalls den Preis Belange unter vollständiger Vernachlässigung
ökonomischer und individueller Belange.
Bei der Freien Verkehrswirtschaft stellen vie-
0 le einzelne Wirtschaftseinheiten selbständig ih-
re Wirtschaftspläne auf, die ausschließlich mit
Abb. 2.1-13 Oligopolpreisbildung bei geknickter Nach- Hilfe des Marktmechanismus' koordiniert wer-
fragekurve
den. Dazu bedarf es einer Verrechnungseinheit
(Geld). Die Zentrale Verwaltungswirtschaft ist
Bauwirtschaftslehre 2-11
Durchführung an und kontrolliert den Erfolg. verkehr (Europäischer Binnenmarkt). Sie um-
Gegenstand der Planung sind faßt ferner eine gemeinsame Wettbewerbspoli-
- die Verteilung der Produktionsfaktoren auf tik und sonstige Maßnahmen zur Stärkung der
die Produktionseinheiten, Marktmechanismen, eine gemeinsame Politik
- die Festsetzung von Verrechnungspreisen so- zur Strukturanpassung und Regionalentwick-
wie lung sowie die Koordination zentraler wirt-
- die Bestimmung der Sollwerte der Produkti- schaftspolitischer Bereiche einschließlich ver-
onsergebnisse. bindlicher Regeln für die Haushaltspolitik
[Brockhaus 1998, Bd. 6, S. 706].
Entscheidender Nachteil der Planwirtschaft ist, Eine Währungsunion ist gekennzeichnet durch
daß eine eingeschränkte, irreversible Kompatibilität
- eine zentrale Planungsbehörde mit der Koor- der Währungen, eine vollständige Liberalisie-
dination und Lenkung der ökonomischen Ak- rung des Kapitalverkehrs, die Integration der
tivitäten überfordert ist, Banken- und Finanzmärkte, eine Beseitigung
- die Unternehmen nur geringen Anreiz haben, der Wechselkursbandbreiten und die unwiderruf-
ihre Produktionskapazitäten transparent dar- liche Fixierung der Wechselkursparitäten.
zustellen, Innovationen vorzunehmen und Im Mittelpunkt der ersten Stufe der Europäische
Strukturen zu verändern, Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU),die
- es zur Ausdehnung einer unproduktiven am 01.01.1990 begann, standen die Aufhebung
Bürokratie kommt, die nur schwer auf verän- der Kapitalverkehrskontrollen innerhalb der EG
derte Marktbedingungen reagieren kann. sowie eine engere Kooperation in der Wirt-
schaftspolitik der Mitgliedsländer.
Unzureichende Konsumgüterversorgung und Am 01.01.1994 begann die zweite Stufe, zu de-
daraus resultierende Kaufkraftüberhänge füh- ren wichtigsten Maßnahmen die Gründung des
ren damit zunehmend zur Inflation. Europäischen Währungsinstituts (EWI) als Vor-
Nach dem Zusammenbruch der sozialisti- läufer der Europäischen Zentralbank (EZB) in
schen Planwirtschaft in Mittel- und Osteuropa Frankfurt/Main zählt. Das EWI war mit der un-
erfolgt dort in Transformationsgesellschaften mittelbaren technischen und prozeduralen Vor-
ein Übergang zu marktwirtschaftliehen Struk- bereitung der Währungsunion befaßt. Während
turen. Diese erfordern vielfältige und durch- dieser zweiten Stufe wurde die wirtschaftliche,
greifende Reformen, die sich vorrangig auf vier fiskalische und monetäre Konvergenz der Mit-
Hauptbereiche erstrecken [Brockhaus 1998, Bd. gliedsstaaten verstärkt. So ist es grundsätzlich
17, s. 215]: verboten, öffentliche Defizite über die nationa-
- makroökonomische Stabilisierung durch len Notenbanken zu finanzieren. Dem Gebot der
Haushaltssanierung, Inflationsbekämpfung Autonomie der nationalen Notenbanken ge-
und Beschäftigungssicherung, genüber staatlichen Eingriffen haben bisher al-
- Preis- und Marktreform, le EU-Länder mit Ausnahme Großbritanniens
- Privatisierung und Abbau staatlicher Mono- und Griechenlands entsprochen.
pole sowie Die Teilnahme an der EWWU ist laut Maa-
- Neubestimmung der Staatsaufgaben. strichter Vertrag von der Erfüllung folgender
Konvergenzkriterien abhängig:
2.1.1.7 - Preisniveaustabilität, d.h., die durchschnittli-
Europäische Wirtschafts- und Währungsunion che Inflationsrate darf im Jahr vor der Ein-
(EWWU) trittsprüfung max. 1,5% über derjenigen der
drei preisstabilsten Länder liegen (1997 Ober-
Im Maastrichter Vertrag vom 07.02.1992, der am grenze 2,7 o/o );
01.11.1993 in Kraft trat, wurde eine in drei Stu- - mindestens zweijährige Teilnahme am Wech-
fen zu realisierende enge Form der Integration selkursmechanismus des Europäischen Wäh-
der europäischen Staaten im Rahmen der EU rungssystems (EWS) unter Einhaltung der
vereinbart. Abbildung 2.1-14 zeigt die Organe normalen Bandbreite und ohne Abwertung
der EU. auf Initiative des Beitrittskandidaten;
Eine Wirtschaftsunion ist gekennzeichnet - Zinsniveau, d.h., die durchschnittliche Rendi-
durch einen einheitlichen Markt mit freiem Per- te langfristiger Staatsanleihen darf im Verlauf
sonen-, Waren-, Dienstleistungs- und Kapital- eines Jahres vor dem Konvergenztest nicht
<
20 Mitglieder Vorschläge 15 Mitglieder
CDCDCD@CD je2Sitze CDCDCD®CD
(D@@(D@ je 1 Sitz Entscheidungen I CD@@ CD@ je 1 Sitz
®CD®®@ ®CD®®@
0
Anhörung
Wirtschafts- und Sozialausschüsse
Beratung
_) 0
Haushaltsbeschlüsse
Anfragen Anhörung
0
Gerichtshof
0 •Wächter über die Verträge·
Finnland 16
Deutschland 99 Schweden 22
Portugal25
Luxemburg 6 Irland 15
Niederlande 31
mehr als 2 o/o über der Durchschnittsrendite (außer Großbritannien, Dänemark und Schwe-
der drei Länder mit dem stabilsten Preisni- den, die aus politischen Gründen vorläufig nicht
veau liegen (1997 Obergrenze 7,9o/o); teilnehmen wollten, und Griechenland, das noch
- Budgetdefizit,d.h.,das jährliche Haushaltsde- erhebliche Probleme mit der Einhaltung der
fizit darf 3 o/o des Bruttoinlandsprodukts (BIP) Konvergenzkriterien hatte).
nicht überschreiten, es sei denn, die Quote ist Mit dem Eintritt in die dritte Stufe am
erheblich und laufend zurückgegangen und 01.01.1999 ging die Verantwortung für die ge-
liegt in der Nähe des Referenzwertes; meinsame Geldpolitik auf das Europäische Sy-
- Staatsverschuldung,d.h.,die Schulden der Öf- stem der Zentralbanken (ESZB) über, das sich
fentlichen Hand dürfen 60 o/o des BIP nicht aus der EZB und den nationalen Notenbanken
überschreiten, es sei denn, die Quote ist hin- zusammensetzt. Zudem kam es zur Beseitigung
reichend rückläufig und nähert sich dem Re- der Bandbreiten und zur unwiderruflichen Fi-
ferenzwert. xierung der Wechselkurse der beteiligten Länder
untereinander sowie zur Festlegung der Um-
Bei überschreitung der Konvergenzrichtwerte rechnungskurse der nationalen Währungen ge-
steht dem Europäischen Rat eine Reihe abge- genüber der neuen europäischen Währung
stufter Instrumente zur Verfügung, wie die Ein- "Euro".
wirkung auf die Haushaltspolitik des betreffen- Die Umstellung von den nationalen Währun-
den Mitgliedsstaates sowie die Verhängung von gen auf die Einheitswährung Euro ist schritt-
Geldbußen in angemessener Höhe. weise bis spätestens 2002 zu vollziehen. Im Zah-
Im Mai 1998 entschied der Europäische Rat lungsverkehr zwischen Banken und Nichtban-
über den Eintritt von elf der 15 Mitgliedsländer ken werden die Landeswährungen bereits seit
der EU in die Endstufe der EWWU ab 01.01.1999 dem 01.01.1999 durch den Euro ersetzt. BisEn-
Bauwirtschaftslehre 2-13
de 2001 folgt ein Zeitabschnitt zur Einführung 2.1.1.8
des Euro als einheitliche Währung mit einem Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
Leitkurs von 1,95583 DM, wobei ein ECU einem
Euro entsprechen soll. Damit erfolgt auch der Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ist ei-
Übergang der geldpolitischen Verantwortung ne zahlenmäßige Darstellung der makroökono-
und die unwiderrufliche Festsetzung der Um- misch-relevanten Transaktionen zwischen den
rechnungskurse. Die Ausgabe von auf Euro lau- wirtschaftenden Einheiten eines Landes sowie
tenden Banknoten und Münzen ist ab 01.01.2002 zwischen ihnen und dem Ausland. Diese Trans-
vorgesehen. Zum 30.06.2002 werden die natio- aktionen beziehen sich auf die Entstehung, Ver-
nalen Banknoten und Münzen ihre Eigenschaft teilung, Verwendung und Finanzierung des So-
als gesetzliches Zahlungsmittel verlieren. Damit zialprodukts bzw. des Volkseinkommens.
ist dann der Übergang zur einheitlichen Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen wer-
Währung abgeschlossen. den im Rahmen geschlossener Kontensysteme
Hauptaufgaben der EZB in Frankfurt/Main aufgestellt. Sie beziehen sich i.d.R. auf vergan-
sind die Festlegung und die Ausführung der gene Perioden (ex-Post-Betrachtungen). Ihre
Geldpolitik der Gemeinschaft, die Durchfüh- Aufgaben bestehen
rung der Devisenmarkttransaktionen, die Hal- - für die Wirtschaftspolitik in der Möglichkeit,
tung und Verwaltung der Währungsreserven so- Wirkungen und Grenzen der jeweils beab-
wie die Unterstützung des reibungslosen Funk- sichtigten Maßnahmen zu erkennen;
tionierens des Zahlungsverkehrs. - für die Wirtschaftsforschung in der Gewin-
Seit dem Übergang zur dritten Stufe ist das No- nung von für den Wirtschaftsprozeß wichti-
tenemissionsrecht von den nationalen Zentral- gen Daten und Erkenntnissen über deren
banken faktisch auf den Rat der EZB übergegan- funktionales Zusammenwirken;
gen. Die EZB und die nationalen Zentralbanken - für Unternehmer in der Beobachtung von
sind zur Ausgabe von Banknoten berechtigt. Strukturentwicklungen und -Veränderungen
Da als vorrangiges Ziel der EZB die Wahrung innerhalb und zwischen den Branchen;
der Preisstabilität angesehen wird, ist die EZB in - für die gesamte Volkswirtschaft in der ver-
ihren geldpolitischen Entscheidungen unabhän- gleichenden Betrachtung des wirtschaftsstati-
gig von Weisungen sonstiger Träger der Wirt- stischen Gesamtbildes.
schaftspolitik auf nationaler und Gemein-
schaftsebene. Sie ist jedoch nicht jeglicher Kon- Bereits an einem sehr einfachen Kreislaufmodell
trolle entzogen. Die Organmitglieder werden mit lediglich drei Konten (private Haushalte, Un-
durch demokratisch legitimierte Institutionen ternehmen, Vermögensänderung) kann erkannt
bestellt. Ferner besteht Berichtspflicht gegenü- werden, daß für jeden Sektor die Summe der ein-
ber dem Europäischen Parlament und seinen gehenden Ströme der Summe der ausgehenden
Ausschüssen. Ströme entspricht (Abb. 2.1-15). Daraus lassen
Als Vorteile der EWWU gelten v.a. die erhöh- sich bereits folgende Gleichungen ableiten:
te Planungssicherheit für Investitionen und der
Volkseinkommen =
Wegfall von Wechselkursrisiken, wechselkursbe-
privater Verbrauch + Ersparnis,
dingten Wechselkursverzerrungen sowie wäh-
rungsbedingter Transaktions- und Sicherungs- Volkseinkommen =privater Verbrauch +
kosten. Die Bedeutung dieser Vorteile für Deutsch- Bruttoinvestitionen ./. Abschreibungen,
land ist daran zu erkennen, daß etwa 25% des
Bruttoinvestitionen = Neu- + Reinvesti-
BIP im Export und 15% des BIP allein im Außen-
tionen =Ersparnis + Abschreibungen.
handel mit den Nachbarn der EU erwirtschaftet
werden. Dieses einfache Modell ist in der Realität um die
Die vorrangige Kritik an der bisherigen Kon- beiden Sektoren Staat und Ausland zu erweitern.
zeption der EWWU besteht darin, daß die Maß- In einer solchen offenen Volkswirtschaft werden
nahmen zur Einhaltung der Konvergenzkriteri- dann auch Ungleichgewichte aufgehoben:
en die Ziele, die Arbeitslosigkeit abzubauen und
Wenn Neuinvestitionen >Ersparnis, dann
ein hohes Beschäftigungsniveau zu erreichen,
Kapitalimport aus dem Ausland,
nicht unterstützen. Hier werden seitens der Mit-
wenn Neuinvestitionen < Ersparnis, dann
gliedsstaaten zunehmend dringender deutliche
Kapitalexport ins Ausland.
Anpassungsmaßnahmen gefordert.
Bauwirtschaftslehre 2-15
Entstehung Verteilung - - - - -• Verwendung
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nehmenätigkeit und Vermögen Staatsverbrauch
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2'"' Saldo der Erwerbs- und
c:a 829 703
Vermögenseinkommen
zwischen in- und Ausland
Indirekte Steuern abzgl. I
Investitionen
771
Subventionen
3.600 3.624
Abschreibungen
888 I
Außenbeitrag
55 1
Abb. 2.1 -18 Zusammenhang zwischen Entstehungs-, Veneilungs- und Verwendungsrechnung des Bruttosozialprodukts;
Nominalwene 1997 für Deutschland in Mrd. DM [Deutsche Bundesbank 1998, Monatsbericht Okt., S. 61)
2500 - - I- - 12,5
2000 - r- I- - - I- - - r- - 10
1500
~ - r- I- - - I- - - I- - 7.5
~"- 6,2
1000 I-- I-- - - I- - - I- - r- - r- 5,0
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60
•
70
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80
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•• 181,0
0
Abb. 2.1-19 Bruttosozialprodukt und Anteil des Baugewerbes von 1960 bis 1995 in Preisen von 1991 [Baustatistisches Jahr-
buch 1997, S. 86]
wertschöpfung der verschiedenen Wirtschafts- keit und Vermögen wird als Volkseinkommen be-
bereiche (Bruttoinlandsprodukt BIP}, bereinigt zeichnet (Nettosozialprodukt zu Faktorkosten).
um den Saldo der Erwerbs- und Vermögensein- Die Verwendungsrechnung gibt Auskunft dar-
kommen zwischen In- und Ausländern. über, für welche Zwecke das BSP verwendet wird.
Die Verteilungsrechnung gibt Auskunft auf die Abbildung 2.1-19 zeigt das Bruttosozialpro-
Frage, wie das Bruttosozialprodukt verteilt wird. dukt im Zeitraum 1960- 1995 unddarin den An-
Die Summe der Bruttoeinkommen aus unselb- teil des Baugewerbes für die Bundesrepublik
ständiger Arbeit sowie aus Unternehmertätig- Deutschland in Preisen des Jahres 1991.
Tabelle 2.1·2 Sachvermögensbildung und Er5pamis 1996 in Deutschland (finanzierungsrechnung) [Deutsche Bundesbank
1998, Monatsbericht Mai, 5.19]
Deutschland 411 ,8
Frankreich 188,5
Italien :::::=::1 18i '7
Großbritannien ~131,2
Spanien :::=1 102,7
Niederlande ::::::J 61 ,6
Belgien 0 44.7
Dänemark p 29,3
Portugal 0 21,1
Irland 14,0
Griechenland 11,0
Luxernburg 2,2
Summe EU 1318,0
zum Vergleich
Japan 1166,1
USA 1172,4
0 20 40 60 80 100 120
Anteil am EU-Gesamtbauinvestitionsvolumen (in %)
Bauwirtschaftslehre 2-17
setzt, weil es bestimmte wohlfahrtsmindernde sumpläne der Haushalte und der Produktions-
Sozialkosten nicht erfaßt. Hierunter fällt der Ver- pläne der Unternehmen, der Rechts- und Sozial-
brauch von Produktionsfaktoren, der nicht vom staatlichkeit, der Wirtschaftsverfassung und des
jeweiligen Verursacher, sondern von der Allge- uneingeschränkten Wettbewerbs.
meinheit getragen werden muß: Natur- und In der Bundesrepublik Deutschland wurden
Landschaftsverbrauch, Abbau von Bodenschät- durch die in § 1 des Stabilitätsgesetzes (StabG)
zen und gesundheitliche Folgewirkungen von vom 08.06.1967 (BGBl I S. 582) formulierten Zie-
Umweltbelastungen. le den staatlichen Institutionen in Bund und
Andererseits ist das BSP unterdimensioniert Ländern zur Förderung der Wirtschaftspolitik
wegen der Nichtberücksichtigung unbezahlter Verhaltensweisen vorgegeben:
Produktionsleistungen im eigenen Haushalt, der Bund und Länder haben bei ihren wirtschafts-
Auswirkungen der Schattenwirtschaft, des um- und finanzpolitischen Maßnahmen die Erfor-
welterhaltenden Nutzens der Landwirtschaft, dernisse des gesamtwirtschaftlichen Gleichge-
des Erholungswertes landschaftspflegerischer wichts zu beachten.
Maßnahmen, der Aus- und Fortbildungsleistun- Die Maßnahmen sind so zu treffen, daß sie im
gen und der Infrastrukturnutzungen (Verkehrs- Rahmen der marktwirtschaftliehen Ordnung
netze und öffentliche Einrichtungen). Weiterhin gleichzeitig
sind die Leistungen des Staates, für die es keine - zur Stabilität des Preisniveaus,
Marktpreise gibt (Verwaltung, Schulen, Univer- - zu einem hohen Beschäftigungsstand und
sitäten, Justiz usw.) verzerrt oder nicht enthalten. - zu außenwirtschaftlichem Gleichgewicht
Das Sozialprodukt ist daher als eindimensio- - bei stetigem und angemessenem Wirtschafts-
naler und mit Ungenauigkeiten behafteter Wohl- wachstum
fahrtsmaßstab anzusehen. Zur Beurteilung der beitragen.
Lebens- und Umweltqualität müssen weitere In-
dikatoren wie demographische Daten (Gebur- Die gleichzeitige Verfolgung sämtlicher Ziele ist
tensterblichkeit, Lebenserwartung), Infrastruk- schwierig und teilweise sogar widersprüchlich.
turdaten (Verkehrs- und Versorgungsnetz), die Hohe Oberschüsse der Handelsbilanz, die zu
medizinische Versorgung und Umweltdaten außenwirtschaftlichem Ungleichgewicht führen,
(Ressourcenproduktivität, Umweltverschmut- können z.B. einen hohen Beschäftigungsstand
zung) hinzugezogen werden. Seitens des Stati- auslösen. Unternehmen werden häufig erst
stischen Bundesamtes liegen erste Entwürfe für durch Erwartung steigender Preise (und damit
ein Umweltrechnungswesen vor, das sich jedoch steigender Gewinne) dazu veranlaßt, Investitio-
noch nicht durchgesetzt hat [Statistisches Bun- nen vorzunehmen und Arbeitskräfte nachzufra-
desamt 1998]. gen. Steigende Preise und steigende Löhne ver-
Internationale Sozialproduktvergleiche sind ringern dann jedoch die Exportchancen für in-
wegen der variierenden Berechnungsverfahren ländische Güter. Dies wiederum führt zu ver-
und der Wechselkursungenauigkeiten schwierig minderter Beschäftigung und damit zu gerin-
durchzuführen. gem Wachstum.
Im Zusammenhang mit den komplexen Wech-
2.1.1.9 selwirkungen der nach dem Stabilitätsgesetz ge-
Wirtschaftspolitik forderten Maßnahmen wird daher häufig vom
Magischen Viereck der Wirtschafts- und Fiskal-
Die Wirtschaftspolitik staatlicher Institutionen politik des Staates gesprochen.
ist darauf gerichtet, die Wirtschaftsordnung Neben der Bundesregierung sind davon un-
nach politisch bestimmten Zielen zu gestalten abhängig die Deutsche Bundesbank gemeinsam
und zu sichern (Ordnungspolitik) sowie im Fall mit der Europäischen Zentralbank (EZB) als Hü-
einer marktwirtschaftliehen Ordnung auf die terinnen der deutschen und europäischen Wirt-
Struktur (Strukturpolitik), den Ablauf und die schafts- und Konjunkturpolitik anzusehen.
Ergebnisse des arbeitsteiligen Wirtschaftspro-
zesses Einfluß zu nehmen (Allokations-, Stabili- Preise
sierungs- und Verteilungspolitik).
In einer marktwirschaftlichen Ordnung zäh- In einer Marktwirtschaft werden die Preise der
len zu den Elementen der Ordnungspolitik Prin- erzeugten Waren und Dienstleistungen vom
zipien der marktmäßigen Koordination der Kon- Markt, in Ausnahmefällen auch vom Staat, be-
900 %
800
700
600
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300
200
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Abb. 2.1 ·21 Preisindexentwicklung des 4-Personen-Arbeitnehmerhaushalts, der Baupreise im Wohnungsbau und des Tarif-
lohnes für den Spezialbaufacharbeiter von 1950 bis 1997 [Wirtschaftsvereinigung Bauindustrie e.V., NRW 1998, S. 44,48 u. 50)
Bauwirtschaftslehre 2-19
Kreditnehmer profitieren von steigender Infla- tionsneutral nicht abgebaut werden kann ("na-
tionsrate während der Kreditlaufzeit, da sie das türliche Arbeitslosenquote"). Dies bedeutet, daß
als Kredit empfangene Geld bestimmter Kauf- es immer größere Schwierigkeiten bereitet, offe-
kraft durch Tilgungsraten mit geringerer Kauf- ne Stellen mit Arbeitslosen zu besetzen. Abbil-
kraft zurückzahlen, während die mit dem Kre- dung 2.1-23 macht deutlich, daß in der Bundes-
dit erworbenen Vermögenswerte steigen. republik Deutschland offensichtlich selbst eine
Sparer leiden unter dem Kaufkraftschwund, annähernde Vollauslastung der Kapazitäten den
da ihre Realverzinsung sinkt. So ergibt sich z.B. Sockel an Arbeitslosigkeit nur geringfügig redu-
bei einem Nominalzins für eine Festgeldanlage ziert und dieser Sockel im Verlauf der Jahrzehn-
von 3,0% p. a., einer Inflationsrate von 2,0% p. a. te ständig wächst.
und einem Einkommensteuersatz von 40% ein Zwecks Stabilisierung der Beschäftigung in
Realzinssatz von der Bauwirtschaft sind zahlreiche Maßnahmen
eingeleitet worden wie die tarifvertragliche Ein-
Preal =100X(100+3,0X0,6)/102-100 =-0,2% führung von zeitlich befristeten Mindestlöhnen,
Öffnungsklauseln zur Unterschreitung der Ta-
Beschäftigung riflöhne bei wirtschaftlich schwieriger Lage so-
wie die Einleitung von Initiativprogrammen
Unter dem Beschäftigungsgrad ist die Kapa- (z.B. Zukunftsinitiative Bau des Landes Nord-
zitätsausnutzung einer Volkswirtschaft zu ver- rhein-Westfalen und EU-ADAPT des Landes
stehen. Ihre Messung ist wegen zahlreicher Ein- Nordrhein-Westfalen sowie der Europäischen
flußfaktoren schwierig. So kann bei Vollausla- Union). Dabei darf nicht übersehen werden, daß
stung der Produktionsanlagen die Wirtschaft die Kosten des Produktionsfaktors Arbeit in der
voll beschäftigt sein, obwohl es Arbeitslose gibt. deutschen Bauwirtschaft im internationalen Ver-
Im umgekehrten Fall können alle Arbeitskräfte gleich an der Spitze liegen und insbesondere
beschäftigt sein, jedoch nicht ausreichen, um die auch die Lohnzusatzkosten (Soziallöhne und So-
Produktionsanlagen auszulasten. In diesem Fall zialkosten) eine hohe Belastung für die Bauun-
ist eine vollständige Auslastung nur durch Ein- ternehmen darstellen (Abb. 2.1-24 und -25), so
stellung ausländischer Arbeitskräfte möglich. daß ein weiterer Abbau der 1,2 Mio. (1998) ge-
Die Beschäftigungslage einer Volkswirtschaft werblichen Arbeitskräfte im Bauhauptgewerbe
wird allgemein durch die Arbeitslosenzahl und nicht zu vermeiden sein wird. Je nach dem Er-
die Zahl der offenen Stellen definiert: folg der gegensteuernden Maßnahmen wird die
- Vollbeschäftigung ist gegeben, wenn die Ar- Auffanglinie jedoch aufhöherem (z.B. 0,8 Mio.)
beitslosenzahl der Zahl der offenen Stellen oder nur niedrigem Niveau (z.B. 0,6 Mio.) ge-
entspricht, d.h., wenn die eine Beschäftigung halten werden können.
zum herrschenden Lohnsatz suchenden und Die mit diesem vorhersehbaren Abbau der
für diese Beschäftigung geeigneten Personen baugewerblich Beschäftigten in der Bauwirt-
ohne längeres Warten entsprechende Arbeit schaft verbundene weitere Steigerung der Ar-
finden können. beitslosigkeit führt zu einer wiederum steigen-
- Unterbeschäftigung ist gegeben, wenn die Ar- den Belastung der Volkswirtschaft, der durch
beitslosenzahl die Zahl der offenen Stellen konzertierte Aktionen der Tarifvertragspartei-
deutlich übersteigt. en, der Wirtschaftspolitik und der Deutschen
- Überbeschäftigung ist gegeben, wenn die Zahl Bundesbank begegnet werden muß.
der offenen Stellen größer ist als die Arbeits-
losenzahl. Wachstum
Abbildung 2.1-22 zeigt die Entwicklung der Ar- Wirtschaftliches Wachstum wird kurzfristig als
beitslosenquote in der Gesamtwirtschaft und in Zunahme des realen Sozialprodukts gegenüber
der Bauwirtschaft der Bundesrepublik Deutsch- dem Vorjahresergebnis, mittel- und langfristig
land von 1950 bis 1997. am Zuwachs des Produktionspotentials einer
Nach Untersuchungen der Bundesanstalt für Volkswirtschaft gemessen und auf den vermehr-
Arbeit in Nürnberg und des Instituts für Wirt- ten Einsatz der Produktionsfaktoren Arbeit, Ka-
schaftsforschung (Ifo) in München gibt es einen pital und technischer Fortschritt zurückgeführt.
gesamtwirtschaftlichen Sockel an Arbeitslosig- Die Stetigkeit des Wachstumsprozesses ist u.a.
keit, der durch expansive Maßnahmen infla- beeinträchtigt durch Beschleunigungs- und Ver-
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Bauwirtschaft
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250.000 250.000
200.000 200.000
150.000 150.000
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Abb. 2.1 -22 Entwicklung der Arbeitslosenzahlen und der offenen Stellen in der Gesamtwirtschaft und in der Bauwirtschaft von
1950 bis 1997 (ab 1995 mit den neuen Bundesländern) [Wirtschaftsvereinigung Bauindustrie e.V., NRW 1998, S. 9]
Bauwirtschaftslehre 2-21
Arbeitslosenquote
in %der Erwerbstätigen
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12
10
90 95
Japan~ ®USA
Schweiz~ @ Griechenland
Portugal~ ~Irland
Luxemburg~ ~ Spanien
Großbritannien ~ @i) Frankreich
Schweden@ @Italien
Norwegen @ @) Ostdeutschland
Finnland~ ~ Niederlande
Österreich @D ~Belgien
Dänemark~ @) Westdeutschland
Abb. 2.1-24 Internationaler Vergleich der tariflichen Jahressollarbeitszeiten 1997 für Arbeiter in der Industrie (in Stunden)
[Süddeutsche Zeitung v. 12.05.1998, Institut der deutschen Wirtschaft)
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West Ost
D Stundenlohn D Lohnzusatzkosten
Abb. 2.1 -25 Internationaler Vergleich der Löhne und Lohnzusatzkosten 1997 in DM in der verarbeitenden Industrie (Zahlen
z.T. vorläufig; Umrechnung: Jahresdurchschnitt der amtlichen Devisenkurse) [Institut der deutschen Wirtschaft 1998, iwd Nr. 28)
Bauwirtschaftslehre 2-23
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Abb. 2.1 -26 Reale Veränderungen des BIP und des Bauvolumens zum jeweiligen Vorjahr (ab 1991 mit den neuen Bundes-
ländern) [Baustatistische Jahrbuch 1997, S. 85, 90]
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Abb. 2.1·27 Auslandsaufträge deutscher Bauunternehmen 1980 bis 1997 in Mrd. DM [Baustatistisches Jahrbuch 1998, S. 62)
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IGesamtvolumen 1997: 18,532 Mrd. DM (Direktaufträge und Beteiligungen) I
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Lateinamerika
Abb. 2.1-28 Herkunft der Auslandsaufträge deutscher Bauunternehmen [Baustatistisches Jahrbuch 1997, S. 61)
Tabelle 2.1-3 zeigt die Salden der Zahlungs- vom Außenwert der eigenen Währung und somit
bilanz für das Jahr 1997. Danach wurden vom System der Wechselkurse abhängig. Devi-
8,4 Mrd. DM mehr ins Ausland transferiert als sen sind Ansprüche auf Zahlungen in fremder
von dort nach Deutschland flossen. Währung an einem ausländischen Platz, d.h.
Außenwirtschaftliches Gleichgewicht ist im- meist bei ausländischen Banken gehaltene Gut-
mer dann gegeben, wenn die wertmäßige Ge- haben. Der Devisen- oder auch Wechselkurs be-
genüberstellung aller außenwirtschaftliehen ziffert den Preis einer ausländischen Währungs-
Transaktionen eines Landes für einen bestimm- einheit, bewertet in der eigenen Währung. Eine
ten Zeitraum ausgeglichen ist. zunehmende Devisennachfrage bewirkt nach
Deutschland ist ein rohstoffabhängiges und dem Gesetz der Nachfrage steigende Devisen-
exportorientiertes Land. Sein Außenhandel ist preise, d.h. der Außenwert der Eigenwährung
Bauwirtschaftslehre 2-25
Tabelle 2.1-3 Deutsche Zahlungsbilanzsalden 1997 in Mrd. DM [Deutsche Bundesbank 1998, Monatsbericht Okt., S. 681
Leistungsbilanz - 6,9
1.1 Handel, Warenverkehr +110,0
1.2 Dienstleistungen -56,3
1.3 Erwerbs- und Vermögenseinkommen - 4,2
1.4 laufende Übertragungen -56,4
Vermögensübertragungen +3,6
Kapitalbilanz - 12,6
4 statistisch nicht aufgliederbare Transaktionen +7,5
S Veränderung der Neueauslandsaktiva der Bundesbank (Transaktionswerte) -8,4
nimmt ab. Gründe für eine steigende Devisen- meinsamen Währung durch Bewahrung der
nachfrage können sein (mit analogem Umkehr- Preisstabilität des Euro und damit des Außen-
schluß für sinkende Devisennachfrage): wertes gegenüber allen anderen Währungen auf
- Ausländische Güter werden im Vergleich zu der Welt erhalten bleiben. Dieses ehrgeizige Ziel
inländischen Gütern aufgrund einer inlän- wird sehr hohe Preisdisziplin in allen Mitglieds-
disch höheren Preissteigerungsrate immer ländern der EWWU erfordern. Im Zeitraum vom
billiger. 02.01.1999 bis zum 12.05.2000 hat sich der Wech-
- Die Einkommen steigen bei aufstrebender sell<urs des Euro von 1,1827 US-$ auf0,9044 US-
Binnenwirtschaft Diese Einkommen fragen $ verringert (-23,53%).
zunehmend ausländische Güter nach.
- Spekulanten rechnen mit steigenden Kursen Gleichgewichtshypothesen
einer Auslandswährung und fragen diese nach
("Kapitalflucht"). Dies geschieht auch in Er- In Abb. 2.1-29 wird der Versuch unternommen,
wartung fallender Kurse der Inlandswährung qualitative Gleichgewichtshypothesen zum Sta-
oder aufgrund des höheren Zinsniveaus der bilitätsgesetz aufzustellen. Die dabei verwende-
Auslandswährung. ten volkswirtschaftlichen Kennziffern sind in ih-
rer relativen Veränderung und nicht als absolu-
Eine Abwertung der Inlandswährung hat für die te Größen zu betrachten. Mit den folgenden
im Außenhandel tätige Binnenwirtschaft fol- "Gleichungen" werden somit die prozentualen
gende Konsequenzen (wiederum analoger Um- Änderungen der Variablen, jedoch keine Abso-
kehrschluß möglich): lutwerte zueinander in Beziehung gesetzt. Dabei
- Inländische Güter werden auf dem Weltmarkt wird nach internen und externen Einflüssen un-
billiger. Nach dem Gesetz der Nachfrage wird terschieden.
die Menge der ins Ausland exportierten Güter Für die internen Einflüsse gilt:
steigen, d.h., die exportorientierten Wirt- - Jede Produktivitätssteigerung, der nicht ein
schaftszweige verfügen über eine bessere Po- entsprechend hohes Wirtschaftswachstum ge-
sition im internationalen Wettbewerb. genübersteht, wird durch eine Steigerung der
- Ausländische Waren und Dienstleistungen Arbeitslosenquote ausgeglichen. Umgekehrt
werden auf dem Binnenmarkt teurer, d. h., die führt nur ein über der Produktivitätssteige-
importorientierten Wirtschaftszweige verfü- rung liegendes Wirtschaftswachstum zur Re-
gen über eine schlechtere Position im inter- duzierung der Arbeitslosenquote.
nationalen Wettbewerb. - Lohnerhöhungen und Arbeitszeitverkürzun-
gen bei vollem Lohnausgleich, die über die
Mit Einführung des Euro ab 01.01.1999 wurden Produktivitätssteigerung hinausgehen, führen
wirtschaftspolitische Konsequenzen aus Wech- unweigerlich zu einer internen Inflation. Um-
selkursänderungen von den Grenzen Deutsch- gekehrt können stabile Preise nur bei Lohner-
lands an die Grenzen der an der Europäischen höhungen und Arbeitszeitverkürzungen bei
Wirtschafts- und Währungsunion teilnehmen- vollem Lohnausgleich gewährleistet werden,
den Mitgliedsstaaten verschoben. Wichtig ist, wenn diese die Produktivitätssteigerung nicht
daß die Vorteile aus der Einführung der ge- überschreiten.
Konjunkturpolitik
Bauwirtschaftslehre 2-27
In der Rezession führt die pessimistische Grundlage von Zwangsbeiträgen besonders der
Grundhaltung der Verbraucher und Unterneh- in einem Beschäftigungsverhältnis stehenden
mer zu Konsum- und zu weiterer Investitionszu- Bürger Rechnung zu tragen versucht.
rückhaltung. Die Arbeitslosenzahl steigt auf- Vorherrschender Anlaß für die Stabilisie-
grundder schlechteren Auftragslage. Die abneh- rungspolitik sind die Folgen zeitlicher Schwan-
mende Kreditnachfrage erzeugt sinkende Zinsen. kungen im Auslastungsgrad des gesamtwirt-
Gewerkschaften fordern wegen des gestiegenen schaftliehen Produktionspotentials (Konjunk-
Preisniveaus Reallohnanpassungen oder häufig turschwankungen) in Form von Veränderungen
auch mehr. Die Lohnkosten verschlechtern dem- des Preisniveaus, des Beschäftigungsstandes, der
entsprechend die Lage der Unternehmen. Außenwirtschaftsbeziehungen und des Wirt-
Während der Depression mit hoher Arbeitslo- schaftswachstums. Aufgabe der Stabilisierungs-
sigkeit, geringer Kapazitätsauslastung, wenigen politik ist die Erreichung der im Stabilitätsge-
Neuinvestitionen und hoher Bankenliquidität setz (1967} definierten Ziele. Träger der Stabili-
kommt der konjunkturelle Abschwung zum sierungspolitik sind der Staat und die Deutsche
Stillstand und geht wieder in die Erholungspha- Bundesbank in Verbindung mit der Europäi-
se über. schen Zentralbank (EZB).
Die Konjunkturdiagnose ist der Versuch, aus Der Staat hat die Öffentlichen Haushalte so zu
statistischen Zeitreihen den Stand der konjunk- gestalten, daß je nach Konjunkturlage zusätzli-
turellen Entwicklung zu bestimmen, z.B. hin- che Nachfrage entfaltet und auch bei privaten
sichtlich des Bruttosozialprodukts und Volks- Haushalten stimuliert bzw. Nachfrage zurückge-
einkommens, der Beschäftigung, der Investitio- halten und privaten Haushalten Kaufkraft als
nen und des Konsums. potentielle Nachfrage entzogen wird. Diese anti-
Die Konjunkturprognose versucht, die künfti- zyklische Fiskalpolitik muß von einer entspre-
ge konjunkturelle Entwicklung vorherzusagen. chenden Geldpolitik der Deutschen Bundesbank
Dabei wird aus der Entwicklung von Konjunk- und der EZB flankiert werden. Sie sind daher zur
turindikatoren der Vergangenheit mit Hilfe von Unterstützung der Fiskalpolitik verpflichtet, so-
Trend- und Korrelationsrechnungen auf die· Zu- fern sie damit nicht das ihnen vorgegebene Ziel
kunft geschlossen. der Geldwertsicherung gefährden (Streit 1995).
Die Aufgaben der Wirtschaftspolitik konzen- Im Rahmen der Fiskalpolitik beeinflußt der
trieren sich in marktwirtschaftliehen Ordnungen Staat die Investitionstätigkeit durch Gewährung
auf den Ablauf und die Ergebnisse des arbeits- von Steuervorteilen und eine dadurch bewirkte
teiligen Wirtschaftsprozesses durch die Alloka- Konjunkturanregung aus der Erhöhung der
tions-, Verteilungs- und Stabilisierungspolitik. Eigenkapitalverzinsung aus Investitionen. Fer-
Schwerpunkt der Allokationspolitik ist die Ver- ner regt der Staat die Konjunktur an mit Steuer-
sorgung mit einer materiellen Infrastruktur, zu senkungen oder Einkommensumverteilungen
der Kollektivgüter wie die äußere und innere Si- zwecks Erhöhung des Konsums, da die privaten
cherheit, Verkehrs-, Kommunikations- und Ver- Haushalte dadurch ein höheres frei verfügbares
sorgungsnetze, Gesundheitsvorsorge, Schuldien- Einkommen erlangen.
ste und Grundlagenforschung gehören. Ein wei- Bei der Konjunkturanregung des Staates
terer Schwerpunkt ist die Regulierung der Um- durch Erhöhung der Staatsausgaben (engl.: defi-
weltnutzung, da es wirksame Anreize zu einer Be- cit spending) handelt es sich nicht um eine fis-
wirtschaftung und damit auch zur Schonung der kalpolitische Maßnahme. Vielmehr tritt der Staat
Umwelt ohne staatliches Zutun nicht gibt. marktkonform als gewöhnlicher Marktteilneh-
Grundlage der Verteilungspolitik ist das Prin- mer auf und trägt zur Erhöhung der gesamt-
zip der Sozialstaatlichkeit, wonach die Verteilung wirtschaftlichen Nachfrage bei. Diesem Verhal-
von Einkommenserzielungschancen möglichst ten liegt die Multiplikatorwirkung zugrunde.
gerecht vorgenommen werden soll. Neben der Der Multiplikator ist der Vervielfacher für das
personellen Einkommensverteilung gilt das In- Einkommen, der durch Ausgabenerhöhungen
teresse staatlicher Politik v.a. der Verteilung der hervorgerufen wird. In Abhängigkeit von der
personellen Einkommen in den unterschiedli- Sparquote s ergibt sich der Multiplikator M als
chen Lebensphasen. Den damit verbundenen Summe einer unendlichen geometrischen Reihe
Versorgungsrisiken (aus Krankheit, Alter, Ar- zu
beitslosigkeit) wird mit einer kollektiven Da-
M=1/s.
seinsvorsorge (sozialen Sicherung) auf der
Bauwirtschaftslehre 2-29
stellen zwischen den einzelnen Aufgabenträgern - spezielle Betriebswirtschaftslehren der ein-
innerhalb des Unternehmens sowie zu Kunden, zelnen Wirtschaftszweigewie Industrie-, Ban-
Lieferanten, Behörden und Dritten außerhalb des ken-, Versicherungs-, Handels- und Bauwirt-
Unternehmens. Dabei ist eine Entwicklung der schaftslehre.
zunehmenden Verflechtung betriebswirtschaftli-
eher, rechtlicher, technischer und organisatori- Die Bauwirtschaftslehre ist ein spezieller Zweig
scher Fragen zu beobachten. Darüber hinaus ge- der Branchenbetriebswirtschaftslehren für sich
winnen verhaltenstheoretische Betrachtungen am Baumarkt beteiligende Institutionen wie
soziologischer, psychologischer und ethischer Bauherren, Bauplaner und Bauunternehmer so-
Fragestellungen an Bedeutung. wie die angrenzenden Wirtschafts- und Gesell-
Grundsätzlich hat jedes Unternehmen exi- schaftsbereiche. Auch die Bauwirtschaftslehre
stentielle Prinzipien zu beachten, die nur teil- findet ihre Grundlage in der Allgemeinen Be-
weise vom jeweiligen Wirtschaftssystem abhän- triebswirtschaftslehre, da auch sie darauf ge-
gig sind (Abb. 2.1-30). richtet ist, als interdisziplinäre Managementwis-
Die Grenzen zwischen der häufig vorgenom- senschaft Unternehmerische Entscheidungen
menen Dreiteilung der Betriebswirtschaftslehre v.a. in wirtschaftlicher Hinsicht, zunehmend
sind fließend und häufig noch Ausdruck der ver- aber auch in organisatorischer, rechtlicher und
fügbaren Planstellen an den Fakultäten für Be- technischer Hinsicht mit sozialer und ethischer
triebswirtschaftslehre und Wirtschaftswissen- Verantwortung vorzubereiten.
schaften: Die Planung und Errichtung von Bauten und
- Allgemeine Betriebswirtschaftslehre zur all- Anlagen ist i.d.R. gekennzeichnet durch Merk-
gemeinen Erkenntnis und Gestaltung der Un- male der Einmaligkeit (Unikatfertigung), der in-
ternehmens- und Betriebsprozesse wie Mar- dividuellen Standorte und der dadurch beding-
keting und Akquisition, Beschaffung ein- ten"wandernden Werkstätten der Bauunterneh-
schließlich Personalwirtschaft, Lagerhaltung, mer unter freiem Himmel", der Bestellung durch
Investition und Finanzierung, Produktion, Ausschreibung, Vertragsverhandlung und Zu-
Absatz und Vertrieb; schlag vor Beginn der Produktion und der star-
- Betriebswirtschaftslehren der Verfahrenstech- ken Reglementierung durch die für öffentliche
nik für Rechnungswesen, Steuern, Organisa- Auftraggeber geltenden Vergaberechtsvorschrif-
tion, Controlling, Operations Research und ten (vgl. 2.4.3).
Wirtschaftsinformatik sowie
Planwirtschaft
(Unternehmen = Prinzip der Planerfüllung
Organder
Prinzip des finanziellen Gesamtwirtschaft)
Gleichgewichts Prinzip des Gemeineigentums
Bauwirtschaftslehre 2-31
Liquidität stellt die Fähigkeit und Bereitschaft graphisch, geometrisch, qualitäts- und men-
eines Unternehmens dar, seinen bestehenden genmäßig eindeutig zu definierenden System
Zahlungsverpflichtungen termingerecht und be- Bauobjekt.
tragsgenau nachzukommen. Der Liquiditätsgrad Die Entfaltung des Systems Bauwirtschaft
bezeichnet das Verhältnis von flüssigen Mitteln durch Bauobjekte ist zahlreichen exogenen Ein-
zu kurzfristigen Verbindlichkeiten unter Einbe- flußfaktoren aus gesetzlichen und behördlichen
ziehung nur der Geldwerte (1. Grades) zzgl. der Vorgaben, aus Belangen der Öffentlichkeit und
kurzfristigen Forderungen (2. Grades) sowie der des Umweltschutzes sowie endogenen Randbe-
Warenbestände (3. Grades). Die ständige Wah- dingungen aus der Nutzerpartizipation und der
rung der Liquidität ist eine der wichtigsten un- Kreditfähigkeit bzw. -würdigkeit des Investors
ternehmerischen Hauptpflichten. bzw. der Investition unterworfen.
Das Zusammenwirken der zahlreichen Pro-
2.1.2.2 jektbeteiligten bei der Planung, Errichtung und
Koordinatensystem der Bauwirtschaftslehre dem Betrieb von Bauwerken wird damit be-
stimmt durch die bei den unmittelbar beteilig-
Das Koordinatensystem der Bauwirtschafts- ten Institutionen ablaufenden Prozesse. Diese
lehre wird nach K. H. Pfarr (1984) gebildet aus wiederum sind abhängig von Art, Umfang und
den Institutionen-, Prozeß- und Objektachsen Schwierigkeitsgrad der zu bearbeitenden Ob-
(Abb. 2.1-31). . jekte. Nach der Bautätigkeitsstatistik [Baustati-
Die Institutionenlehre untersucht die Auf- stisches Jahrbuch 1999] werden diese in die Bau-
gaben der am Entstehungsprozeß von Bauten werksarten Wohnungsbau, Gewerbebau, öffent-
und Anlagen beteiligten Institutionen wie Auf- licher Hoch- und Tiefbau sowie Verkehrswege-
traggeber, Planer und Bauunternehmer. Die- bau eingeteilt.
se treten über ihre Prozesse der Formulierung Im Sinne einer Typologie der Bauherren sind
von Nutzerbedarfsprogrammen, der Erzeu- diese damit analog
gung von Planungs-, Bau-, Betriebs- und Un- - Privatpersonen bzw. Institutionen oder Un-
terhaltungsleistungen in Beziehung zum geo- ternehmen ohne Erwerbscharakter,
Projekte/Objekte
Marketing }
Energiewirtschaftsbauten Beratung
Angebotserstellung Kernprozesse
Umweltschuttbauten Bauausführung und
Abrechnung
Öffentlicher Tiefbau Kundendienst
Verkehrswegebau Personal bereitstellen }
Liquidität sicherstellen Dienstleistungs-
Öffentlicher Hochbau
Ressourcen bereitstellen prozesse
Informations-
versorgung sichern
Kern- und Dienst-
leistungsprozesse
Nutter~~~~~~~~----------------~
Bauherr Investorenprozesse
Finanzier Facilitiy Management
Planer Projektmanagement
Bauunternehmer Projektentwicklung
Behörden
TöB
Öffentlichkeit
Institutionen
Bauwirtschaftslehre 2-33
lehre unterscheidet nach den Elementarfaktoren bei die Mitarbeiter im Rahmen des mit dem
Arbeit, Betriebsmittel und Werkstoffe sowie dem Vorgesetzten abgegrenzten Aufgabenbereichs
dispositiven Faktor der Geschäftsführung. Die selbst entscheiden können. Nicht diese Ent-
Information und Kommunikation hat als zweck- scheidungen, sondern die Ergebnisse werden
bezogenes Wissen über Zustände und Ereignis- kontrolliert. Voraussetzungen sind detaillier-
se und deren Austausch zum Zweck der aufga- te Planung aller Teilziele und eine umfassen-
benbezogenen Verständigung die Bedeutung ei- de Erfolgskontrolle nach dem Smart-Prinzip
nes eigenständigen Produktionsfaktors erlangt. (Spezifisch, meßbar, aktuell, realistisch, termi-
Damit sind Arbeit, dispositiver Faktor, Betriebs- niert).
mittel, Werkstoffe, Boden sowie Information und - Management by Exception: Ein Eingriff der
Kommunikation als bauwirtschaftliche Produk- Vorgesetzten findet nur bei Abweichungen
tionsfaktoren zu bezeichnen. von angestrebten Zielen und bei wichtigen
Entscheidungen statt, die z.B. den Umsatz, den
Arbeit Gewinn oder den Planungs- und Baufort-
schritt betreffen. Aus diesen Eingriffen erge-
Arbeit umfaßt alle zielgerichteten, planmäßigen ben sich ggf. negative Auswirkungen auf das
und bewußten körperlichen und geistigen Verantwortungsbewußtsein der Mitarbeiter.
menschlichen Tätigkeiten zur Erreichung be-
stimmter Ziele. Das Ergebnis des wertbildenden Führungsentscheidungen haben ein hohes Maß
Prozesses stellt die Arbeitsleistung dar. Diese ist an Bedeutung, sind auf das Unternehmen als
abhängig von den körperlichen und geistigen Ganzes gerichtet und nicht auf untergeordnete
Anlagen, der Ausbildung, dem Leistungspoten- Stellen übertragbar. Der Führungsprozeß läßt
tial und der Leistungsbereitschaft sowie den Ar- sich als Management-Regelkreis interpretieren
beitsbedingungen. Die Leistungsfähigkeit und (Abb. 2.1-32).
der menschliche Leistungswille hängen im we- Die Leitungsfunktionen der Bauunternehmer
sentlichen von der richtigen Personalauswahl umfassen folgende Aufgaben:
und -Zuordnung, dem Betriebsklima und der - technische Leitung mit Marketing, Akquisiti-
Angemessenheit des Arbeitsentgeltes ab. Als we- on, Kalkulation,Arbeitsvorbereitung, Bauaus-
sentliche Kriterien der Zufriedenheit mit der Ar- führung und Abrechnung;
beit gelten angemessener Verdienst einschließ- - kaufmännische Leitung mit Beschaffung bzw.
lich Sozialleistungen, sicherer Arbeitsplatz, gute Einkauf, Rechnungswesen, Lohn- und Betriebs-
Aufstiegsmöglichkeiten, gutes Betriebsklima so- buchhaltung, Finanz- und Anlagenbuchhal-
wie soziale Anerkennung. tung sowie Bankenverkehr;
Das Arbeits- und Tarifrecht in der Bauwirt- - administrative Leitung mit Organisation, Per-
schaft wird gesondert unter 2.1.3 behandelt. sonalbetreuung, EDV-Information und-Kom-
munikation, Recht, Steuern und Versicherun-
Dispositiver Faktor gen;
Bauwirtschaftslehre 2-35
Über Abschreibungen werden die jährlichen qualitativ und quantitativ definierte Leistungs-
Wertminderungen der Betriebsmittel in Abhän- menge zu erbringen. Dabei wird zwischen tech-
gigkeit von der Nutzungsdauer und der techni- nischer Maximal- und wirtschaftlicher Dauerlei-
schen Beschaffenheit betragsmäßig erfaßt. In stung unterschieden.
den ersten Jahren der Nutzungszeit nimmt der Das Verhältnis zwischen wirtschaftlicher Dau-
Gebrauchswert nur langsam, später jedoch erleistung und effektiver Ausnutzung wird als
schneller ab. Der kaufmännische Zeit-/Markt- Beschäftigungs- bzw. Kapazitätsausnutzungs-
wert sinkt jedoch sofort nach Inbetriebnahme grad bezeichnet.
stark. Eine Wertminderung tritt darüber hinaus Beschäftigungsgrad= Kapazitätsnutzungsgrad=
auch durch Witterungseinflüsse (z.B. bei Bau-
stelleneinrichtungen) und den technischen Ist-Menge
---;::_pro Periode x 100[%]
Fortschritt (z.B. Informations- und Kommuni- Soll-Menge
kationsanlagen) auf. Die Gefahr der technischen
und wirtschaftlichen Überalterung wächst mit Werkstoffe
der Lebensdauer des Betriebsmittels. Die kauf-
männische Vorsicht zwingt deshalb bei der Zu den Werkstoffen werden alle Roh-, Hilfs-und
Schätzung der wirtschaftlichen Nutzungsdauer Betriebsstoffe sowie Halb- und Zwischenfabri-
und des Abschreibungsverlaufs zur Einbezie- kate gezählt, die für die Herstellung oder Ver-
hung des technischen Fortschritts. Aufgrund der edelung neuer Erzeugnisse benötigt werden:
Gefahr einer schnellen Entwertung der Anlage- - Rohstoffe gehen als Hauptbestandteile in die
güter ist es notwendig, das in den Anlagen ge- Fertigfabrikate ein.
bundene Kapital möglichst rasch wieder zu er- - Hilfsstoffe werden ebenfalls zu Bestandteilen
wirtschaften. der Fertigfabrikate. Sie sind jedoch aufgrund
Die Erfassung der gesamten Wertminderung ihres wert- und mengenmäßigen Gewichts
vollzieht sich im Unternehmen auf zwei Ebenen: von untergeordneter Bedeutung (z.B. Beton-
- Bilanzielle Abschreibungen gehen als Aufwand verflüssiger).
über die Gewinn- und Verlustrechnung in die - Betriebsstoffe werden bei der Produktion ver-
Unternehmensbilanz ein und beeinflussen je braucht (z.B. Treibstoffe).
nach Höhe den Periodenerfolg. Das Unter-
nehmensergebnis und somit auch der steuer- Bei der Beschaffung von Werkstoffen ist jeweils
liche Gewinn können damit über die Art der das Problem der optimalen Bestellmenge zu lö-
Abschreibung (linear, degressiv) verändert sen. Darunter versteht man die Minimierung der
werden. Die Steuergesetzgebung gibt daher Zeitspanne zwischen der Beschaffung der Werk-
für die Steuerbilanz in AfA-Tabellen (AfA Ab- stoffe, der Erstellung und dem Verkauf der End-
setzung für Abnutzung) normierte Abschrei- produkte, also die Minimierung der irrfolge der
bungsdauern vor. In der Steuerbilanz ist nur Kapitalbindung bedingten Zinskosten bei gleich-
eine Abschreibung auf den Anschaffungswert zeitiger Sicherung der Betriebsbereitschaft. Die
zulässig. optimale Bestellmenge ist diejenige Einkaufs-
- Kalkulatorische Abschreibungen werden hin- menge, bei der die Summe aus Beschaffungs-,
gegen auf den Wiederbeschaffungswert vor- Fehlmengen- und Lagerkosten minimiert wird.
genommen. Die über den Umsatzprozeß dem Je größer die Bestellmenge, desto günstiger sind
Unternehmen wieder zufließenden "verdien- die Preise des Großeinkaufs und desto geringer
ten" Abschreibungen sind ein wesentlicher die Beschaffungs- und Fehlmengenkosten, desto
Bestandteil der Innenfinanzierung, da die größer sind jedoch die Zins- und Lagerraumko-
durch den Umsatz erlösten Abschreibungsge- sten sowie die Risiken der Veraltung und des
genwerte zur zwischenzeitliehen Finanzie- Schwundes. Im Rahmen der Optimierung der Be-
rung anderer Betriebsmittel zwecks Kapazi- schaffung von Werkstoffen gewinnt auch das
tätserweiterung herangezogen werden kön- ]ust-in-time-Prinzip durch Schaffung durchgän-
nen, allerdings bis zur späteren Ersatzbe- giger Material- und Informationsflüsse entlang
schaffung des Ausgangsbetriebsmittels wieder der gesamten Wertschöpfungskette in der Bau-
zur Verfügung stehen müssen (vgl. 2.1.8.3). wirtschaft zunehmend an Bedeutung nach dem
Motto: "Das beste Lager ist kein Lager!"
Betriebsmittel sind aufgrund ihrer technischen Werkstoffverluste aufgrund von Material-
Beschaffenheit in der Lage, je Zeiteinheit eine oder Bearbeitungsfehlern sowie irrfolge von Ver-
Bauwirtschaftslehre 2-37
nungsbüro aus Frankfurt/Main, Fachingenieur- Die Wahl der Rechtsform zählt damit zu den
büro für Technische Gebäudeausrüstung aus langfristig wirksamen Unternehmerischen Ent-
München für ein Bauvorhaben mit örtlicher Pro- scheidungen. Sie ist nicht nur bei der Gründung
jektleitung in Berlin. Derartige Projekte erfor- eines Unternehmens zu treffen, sondern muß bei
dern eine Vernetzung für den elektronischen Änderung unternehmensrelevanter Faktoren
Austausch von Zeichnungen, Berechnungen, stets überprüft werden. Die Überführung eines
Berichten und sonstigen Projektunterlagen zwi- Unternehmens von einer Rechtsform in eine
schen rechtlich und wirtschaftlich selbständigen andere bezeichnet man als Umwandlung. Einen
Unternehmen mit der entsprechenden zwi- über:blick über die in der Praxis vorkommen-
schenbetrieblichen EDV-technischen und orga- den Rechtsformen von Unternehmen bietet
nisatorischen Integration. Dazu wurden von der Abb.2.1 -33.
internationalen Normungsorganisation (ISO) Wird ein Unternehmen gegründet oder soll
Standards des,,Electronic Data Interchange" (EDI) ein bestehendes Unternehmen in eine andere
geschaffen, deren Anwendung jedoch bran- Rechtsform umgewandelt werden, z.B. zur Er-
chenspezifische Differenzierungen erfordert weiterung der Kapitalbeschaffungsmöglichkei-
[Monse 1995; Mittmann 1997]. ten oder wegen der Übertragung des Unterneh-
mens auf mehrere Erben, so sind mindestens die
2.1.2.4 folgenden Merkmale der in Frage kommenden
Rechtsformen von Unternehmen Rechtsformen miteinander zu vergleichen [Steh-
le/Stehle 1992]:
Die Wahl der Rechtsform von Unternehmen ist - Rechtsgrundlagen,
einerseits Gegenstand der Rechtswissenschaften - allgemeine Eignung,
wegen der juristischen Ausgestaltung, anderer- -Gründung,
seits Gegenstand der Betriebswissenschaften we- - Rechtsfähigkeit,
gen der betriebswirtschaftliehen Entscheidungs- - Gesellschaftsvertrag,
probleme der Kapitalbeschaffung, Geschäftsfüh- - Eintragung ins Handelsregister,
rung, des Stimmrechts, der Haftung, der Gewinn- - Gesellschafter,
und Verlustverteilung und der steuerlichen Be- - Kapital- und Mindesteinzahlung,
handlung. - Firmenname,
Unternehmensrechtsformen
Personengesellschaften Kapitalgesellschaften
OHG GmbH
KG AG
Stille Gesellschaft KGaA
GbR
GbR mbH
Bauwirtschaftslehre 2-39
seitig verpflichten, die Erreichung eines be- - Kommanditisten, deren Haftung auf die im
stimmten Zweckes in der im Vertrag bestimm- Handelsregister eingetragene Kapitaleinlage
ten Weise zu fördern. Die Gesellschafter haben beschränkt ist. Auch juristische Personen (Ka-
ihre Gesellschaftsbeiträge zu leisten und unter- pitalgesellschaften) können Komplementäre
einander zu haften mit der in eigenen Angele- oder Kommanditisten sein.
genheiten wahrgenommenen Sorgfalt. Das Ge-
sellschaftsvermögen steht allen Gesellschaftern Rechtsgrundlage der KG sind die §§ 161-177
in Gemeinschaft zur gesamten Hand zu. Die Ver- HGB, ergänzend die Vorschriften über die OHG
tretung nach außen wird durch einen oder meh- (§§ 105-160 HGB) und über die Gesellschaft
rere geschäftsführende Gesellschafter wahrge- bürgerlichen Rechts(§§ 705-740 BGB). Die Fir-
nommen. Die Gewinn- oder Verlustverteilung ma muß den Familiennamen mindestens eines
richtet sich nach Köpfen, sofern im Gesell- Komplementärs mit einem auf das Bestehen
schaftsvertrag nichts anderes vereinbart ist. einer Gesellschaft hinweisenden Zusatz enthal-
Die Gesellschafter haften als Gesamtschuld- ten {§ 19 HGB).
ner, d.h. unmittelbar und unbeschränkt mit In der Bauwirtschaft ist die Kommanditge-
ihrem Geschäfts- und Privatvermögen sowie so- sellschaft als Rechtsform geschlossener Immobi-
lidarisch für die Schulden der Gesellschaft (§ 421 lienfonds (KG-Fonds, aber auch GbR-Fonds)
BGB). Durch Vereinbarung mit den Gläubigern weit verbreitet. Die Zeichner des Zertifikatkapi-
kann die Haftung jedoch auf das Gesellschafts- tals zur Finanzierung jeweils vorher definierter
vermögen oder in anderer Weise beschränkt Liegenschaften erwerben als Kommanditisten
werden. Dann handelt es sich um die Rechtsform einen Teil des üblicherweise von einem Kredit-
der Gesellschaft bürgerlichen Rechts mit be- institut treuhänderisch gehaltenen Komman-
schränkter Haftung (GbR mbH). Die beschränk- ditanteils.
te Haftung muß jedoch jedem einzelnen Gläubi- Die GmbH & Co. KG ist eine Kommanditge-
ger gegenüber stets ausdrücklich zum Ausdruck sellschaft, bei der eine GmbH persönlich haf-
gebracht werden, um wirksam zu sein. tender Gesellschafter (Komplementär) und an-
Die Offene Handelsgesellschaft (OHG) ist eine dere Rechtspersonen (meist die Gesellschafter
Personengesellschaft, deren Zweck auf den Be- der GmbH) Kommanditisten sind. Durch die Be-
trieb eines Handelsgewerbes unter gemeinschaft- teiligung der GmbH wird deren Haftung als
licher Firma gerichtet ist und deren Gesellschaf- Komplementär auf deren Vermögen beschränkt.
ter den Gläubigern unmittelbar und unbeschränkt In der Firmenbezeichnung muß die GmbH er-
mit ihrem Gesellschafts- und Privatvermögen für scheinen, da sonst Durchgriffshaftung in Be-
die Gesellschaftsschulden gesamtschuldnerisch tracht kommt. Die auf die beteiligten natürlichen
haften. Rechtsgrundlage sind die§§ 105-160 HGB Personen (Kommanditisten) entfallenden Ge-
sowie ergänzend die §§ 705ff BGB. winnanteile unterliegen bei diesen der Einkom-
Die Firma der OHG hat den Namen (mit oder mensteuer, die Anteile der GmbH als Komple-
ohne Vornamen) wenigstens eines Gesellschaf- mentärin bei dieser der Körperschaftsteuer, die
ters mit dem Zusatz "OHG" oder"& Co." oder auf die Einkommensteuer der Gesellschafter der
die Namen aller Gesellschafter zu enthalten. Die GmbH angerechnet wird. Die GmbH & Co. KG
OHG ist die angesehenste, jedoch im Baugewer- unterliegt mit dem einheitlich und gesondert
be nur wenig verbreitete Rechtsform einer Han- festgestellten Gewinn grundsätzlich der Gewer-
delsgesellschaft. Sofern kein persönlich haften- beertragsteuer.
der Gesellschafter eine natürliche Person ist, Die seit 1974 zulässige Anrechnung der Kör-
muß die Firma eine Bezeichnung erhalten, wel- perschaftsteuer auf die Einkommensteuer der
che die Haftungsbeschränkung kennzeichnet. Gesellschafter hat die Steuernachteile der GmbH
Die Kommanditgesellschaft (KG) ist eine Per- gegenüber der GmbH & Co. KG beseitigt, so daß
sonengesellschaft, deren Zweck auf den Betrieb seither ein maßgebliches Motiv zur Wahl der
eines Handelsgewerbes unter gemeinschaftli- Rechtsform GmbH & Co. KG entfallen ist. Durch
cher Firma gerichtet ist, mit zwei Arten von Ge- die Kombination der Haftungsbeschränkungen
sellschaftern: der GmbH mit den steuerlichen Vorteilen der
- Komplementären, d.h. mit ihrem ganzen Ver- KG (z.B. des Gewerbesteuerfreibetrags von
mögen persönlich haftende Gesellschafter 48000 DM gemäß § 11 Abs. 1 Nr. 1 GewStG) wird
und im wesentlichen gleicher Rechtsstellung diese Rechtsform dennoch teilweise gern ge-
wie OHG-Gesellschafter, sowie wählt.
Bauwirtschaftslehre 2-41
hen werden können. Bei mehr als 500 Arbeit- siko höher eingestuft wird als das Interesse der
nehmern muß die GmbH jedoch einen Auf- Kunden und Lieferanten, Arbeitnehmer, Gläubi-
sichtsrat bilden, für den die aktienrechtlichen ger und der Öffentlichkeit.
Vorschriften Anwendung finden (§ 77 BetrVG Die GmbH ist wegen ihrer eindeutigen Kapi-
1952; § 6 MitBestG 1976]. talstruktur und der Haftungsbeschränkung so-
Nach §§ 325-329 HGB sind Kapitalgesell- wie der gesetzlichen Grundlage durch das
schaften verpflichtet, die Öffentlichkeit über das GmbHG die angemessene Rechtsform für Bau-
Betriebsgeschehen, die Lage und Erfolge ihrer unternehmen und auch für große Planungsge-
Unternehmung sowie über die Ursachen ihrer sellschaften.
geschäftlichen Entwicklung zu informieren (Pu-
blikationspflicht). Der Veröffentlichungsumfang Aktiengesellschaft (AG). Die AG ist eine Han-
richtet sich nach der Größenklasse gemäß § 267 delsgesellschaft mit eigener Rechtspersönlich-
HGB. Danach ist zu unterscheiden zwischen keit,deren Gesellschafter mit Einlagen auf das in
kleinen, mittleren und großen Kapitalgesell- Aktien zerlegte Grundkapital beteiligt sind, oh-
schaften, sofern mindestens zwei der drei Krite- ne persönlich für die Verbindlichkeiten der Ge-
rien in Tabelle 2.1-5 erfüllt werden. sellschaft zu haften. Für die Verbindlichkeiten
Kleine Kapitalgesellschaften haben die Jahres- der AG haftet den Gläubigern nur das Gesell-
bilanz mit verkürztem Anhang, den Ergebnis- schaftsvermögen.
verwendungsvorschlag und -beschluß zum Han- Rechtsgrundlagen sind das Aktiengesetz (AktG
delsregister einzureichen und die Einreichung 1965, 1998) und das Gesetz für kleine Aktienge-
im Bundesanzeiger bekannt zu machen. Mittel- sellschaften zur Deregulierung des Aktienrechts
große und große Kapitalgesellschaften haben die ( 1994), das Gesetz zur Bereinigung des Umwand-
Jahresbilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung, lungsrechts (UmWBerG 1994), das Gesetz zur
den Anhang, den Lagebericht, den Prüfungsver- weiteren Fortentwicklung des Finanzplatzes
merk, den Bericht des Aufsichtsrates sowie den Deutschland (3. FinanzmarktförderungsG 1998).
Ergebnisverwendungsvorschlag und -beschluß Die AG unterliegt der Mitbestimmung der Ar-
zu veröffentlichen, wobei mittelgroße Unterneh- beitnehmer auf Unternehmensebene nach dem
men die Unterlagen zum Handelsregister einzu- Montan-Mitbestimmungsgesetz (MoMitBestG),
reichen und die Einreichung im Bundesanzeiger dem Mitbestimmungsgesetz (MitBestG) und dem
bekanntzumachen haben, während große Ge- Betriebsverfassungsgesetz 1952 (BetrVG 1952).
sellschaften die Unterlagen im Bundesanzeiger Die Gründung erfordert mindestens fünf
zu veröffentlichen und zum Handelsregister ein- Gründer. Bei kleineren (nicht börsennotierten
zureichen haben. Die Offenlegungsfrist beträgt AGs) genügt ein Gründer (S. 2 AktG,s.u.). Diese
bei großen und mittelgroßen Kapitalgesell- sind verantwortlich für die Aufstellung und die
schaften bis zu 9 Monate nach dem Bilanzstich- notarielle Beurkundung der Satzung, die Anga-
tag, bei kleinen bis zu 12 Monate. ben enthalten muß über die Firma, den Sitz, den
Die Publikationspflicht wird von kleinen und Gegenstand des Unternehmens, das Grundkapi-
mittleren Kapitalgesellschaften bisher nur un- tal, den Nennwert der Aktien, die Art der Zu-
zureichend erfüllt, da das Bekanntwerden von sammensetzung des Vorstands sowie die Form
Betriebsgeheimnissen befürchtet und dieses Ri- für die Bekanntmachungen der AG. Die Firma ist
i.d.R. dem Gegenstand des Unternehmens zu
entnehmen und muß den Zusatz"AG" enthalten.
Tabelle 2.1-5 Größenklassen von Kapitalgesellschaften Das in Aktien zerlegte Grundkapital beträgt
nach § 267 HGB
mindestens 100000 DM, der Mindestnennbetrag
Kapitalgesellschaften
einer Aktie 5 DM, künftig mit Einführung des
Kriterien
kleine mittlere große Euro 1 Euro (etwa 2 DM). Neben Stammaktien
Bilanzsumme (Normalfall) existieren in bestimmten Unter-
inMio.DM !> 5,31 !> 21,24 > 21 ,24 nehmen auch Vorzugsaktien (Gewährung von
Jahresumsatz Vorzugsrechten z.B. bei der Gewinnverteilung
inMio.DM ::-;; 10,62 ::-;; 42,48 > 42,48 oder beim Stimmrecht).
Anzahl Eine Aktienemission wird zum Kurswert nicht
Arbeitnehmer ~ 50 ~ 250 > 250
unter dem Nennwert vorgenommen, also i.d.R.
über pari. Das Agio (Aufgeld) ist der gesetzlichen
Rücklage zuzuführen.
Bauwirtschaftslehre 2-43
der Arbeitnehmer und Gewerkschaften und ver- tionäre der Gesellschaft namentlich bekannt
tritt i.d.R. das Ressort Personal und Soziales. sind(§ 121 Abs. 4 AktG)
über die Verwendung des Bilanzgewinns be- - Verzicht auf notarielle Beurkundung der Be-
schließt die Hauptversammlung auf Vorschlag schlüsse der Hauptversammlung,"soweit kei-
des Vorstands und Nachprüfung durch den Auf- ne Beschlüsse gefaßt werden, für die das Ge-
sichtsrat. 5 v. H. des Jahresüberschusses sind setz eine Dreiviertel- oder größere Mehrheit
gemäߧ 150 AktG der gesetzlichen Rücklage zu- bestimmt"(§ 130 Abs.1 AktG)
zuführen, bis diese und weitere Kapitalrücklagen - Verzicht auf Mitbestimmung der Arbeitneh-
~ 10o/o oder den in der Satzung bestimmten mer im Aufsichtsrat, sofern in kleinen (nicht
höheren Teil des Grundkapitals erreichen. Der börsennotierten) Aktiengesellschaften weni-
auf die einzelne Aktie entfallende Anteil vom ger als 500 Arbeitnehmer beschäftigt werden
Bilanzgewinn verbleibt als Dividende, i.d.R. in und die AG nicht vor dem 10. August 1994 in
DM pro Mindestnennwert oder in o/o des Nenn- das Handelsregister eingetragen wurde (§ 76
wertes ausgedrückt. Sie wird aufgrund des Jah- Abs. 6 BetrVG 1952)
resabschlusses vom Vorstand vorgeschlagen,
vom Aufsichtsrat geprüft und von der Hauptver- Mit der Reform des Aktiengesetzes und dessen
sammlung beschlossen. Anlehnung an das GmbH-Recht soll somit mit-
Die Aktiengesellschaft ist eine in der Bauwirt- telständischen Unternehmen durch eine "Auf-
schaft bisher v.a. bei den großen Bau-AGs vor- wärmphase" der Gang an die Börse erleichtert
kommende Rechtsform, wobei zunehmend werden durch die Vorschaltung einer "kleinen
"Kleine AGs" in Bauunternehmen und auch Pla- AG", die die Ein-Mann-Gründung, die Einberu-
nungsbüros Verbreitung finden, deren Aktien fung der Hauptversammlung mittels einge-
noch nicht zum börsenmäßigen Handel nach schriebenen Briefes, den Abbau von Formerfor-
§§ 36-49 BörsG (1896, 1998) zugelassen sind. dernissen bei der Beschlussfassung in der Haupt-
Die "Kleine AG" wurde ermöglicht durch das versammlung und die Befreiung von der Mitbe-
Gesetz für kleine Aktiengesellschaften und zur stimmung der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat
Deregulierung des Aktienrechts vom 02.08.1994 zuläßt.
(BGBl I, 1961). Dessen Zielsetzungen bestehen
darin, 2.1.3
- die Aktiengesellschaft auch für den Mittel- Arbeits- und Tarifrecht in der Bauwirtschaft
stand nutzbar zu machen,
- dem Eigenkapitalmangel mittelständischer Das Arbeitsrecht wird definiert als das Sonder-
Unternehmen zu begegnen, recht der Arbeitnehmer. Es umfaßt die Gesamt-
- durch eine kleine, nicht börsennotierte AG heit aller Rechtsregeln, die sich mit der unselb-
den Börsengang (going public) vorzubereiten ständigen, abhängigen Arbeit der in einem Un-
und ternehmen beschäftigten Personen befassen, die
- ein Entbürokratisierungsbeispiel für die EU fremdbestimmte Arbeit leisten und dabei an
zu liefern ("Es geht nicht an, dass Brüssel im- Weisungen hinsichtlich Art, Ausführung, Ort
mer als Vorbild das perfekte deutsche Aktien- und Zeit der Arbeit gebunden sind [Richardi
recht, das sich am Niveau von Siemens, Bayer 1998).
oder Höchst orientiert, auch gemeinschafts- Das individuelle Arbeitsrecht beinhaltet die
weit für alle kleinen und mittleren europäi- rechtliche Regelung der Beziehungen zwischen
schen Unternehmen einführt" (Haan 1995, Arbeitgebern und Arbeitnehmern, das kollekti-
S.17)). ve Arbeitsrecht dagegen die Beziehungen zwi-
schen den Zusammenschlüssen, d. h. von Arbeit-
Die Deregulierung für kleine, nicht börsenno- geberverbänden oder einzelnen Arbeitgebern
tierte AGs wird im wesentlichen durch folgende einerseits sowie Gewerkschaften oder Betriebs-
Vereinfachung erreicht: räten andererseits.
- Zulassung der Einpersonengründung (§§ 2 Das Arbeitsrecht ist bisher in viele Einzelge-
und42AktG) setze zersplittert, z. B. Betriebsverfassungs-, Kün-
- Verzicht auf Hinterlegung des Gründungsbe- digungsschutz- und Jugendarbeitsschutzgesetz,
richts bei der IHK (§§ 34, 37,40,183 AktG) Arbeitszeitordnung sowie §§6llff BGB und
- Einberufung der Hauptversammlung nur §§ 105ff GewO. Es gibt bisher in Deutschiarid
durch eingeschriebenen Brief, sofern die Ak- kein einheitliches und zusammenfassendes Ar-
Bauwirtschaftslehre 2-45
Tabelle 2.1·6 Systembereiche des baubetrieblichen Rechnungswesens
Unternehmensrechnung Baubetriebsrechnung
Bilanz Gewinn- und Bauauftrags- Kosten-, Soll/Ist- Kennzahlen-
Verlustrechnung rechnung Leistungs-, Vergleichs· rechnung
Ergebnis- rechnung
rechnung
Aktiva Erlöse und Erträge aus Vorkalkulation Abgrenzungs- von Mengen für Bauauftrags-
- Anlage- - Umsatz rechnung rechnung
vermögen - anderen Leistungen Auftrags- Kosten- von Werten aus Kosten-,
- Umlauf- - Gewinngemeinschaften kalkulation rechnung Leistungs-,
vermögen -Beteiligungen Ergebnis
- Verlust - Finanzanlagen Arbeits- Leistungs· rechnung
- Zinsen usw. kalkulation rechnung
-Sonstigem aus Soll/Ist-
Nachtrags- Ergebnis-
Passiva Aufwendungen für Vergleichs·
kalkulation rechnung
- Eigenkapital rechnung
- Roh·/Hilfs-/Betriebsstoffe
- Fremdkapital - bezogene Waren Nach-
-Gewinn -Löhne kalkulation
- Sozialabgaben
- Abschreibungen
-Zinsen usw.
- Sonstiges
Jahresüberschuß/-fehlbetrag
Gewinn-Nerlustvortrag aus
dem Vorjahr
Entnahmen aus offenen Rücklagen
Einstellungen aus Jahresüber-
schuß in offene Rücklagen
Reingewinn/·verlust
nach den einzelbetrieblichen Bedürfnissen und Für die Bauwirtschaft wurde 1973 der Baukon-
Wünschen. Für Gliederung und Kodierung der tenrahmen von den beiden Spitzenverbänden
Konten wird allgemein das Zehnersystem ange- der Deutschen Bauwirtschaft (Hauptverband
wandt: der Deutschen Bauindustrie und Zentralver-
1. Stelle = Kontenklasse, band des Deutschen Baugewerbes) auf der Basis
2. Stelle = Kontengruppe, des Industriekontenrahmens 1971 (BKR 73 auf
3. Stelle = Konto, der Basis des IKR 1971} veröffentlicht und mit
4. Stelle = Unterkonto. Einführung des Bilanzrichtliniengesetzes zum
BKR 87 fortgeschrieben (Tabelle 2.1-7).
Der Kontenrahmen soll nicht nur ein systemati- Der BKR 87 ist gegliedert in Bilanz- und Er-
sches Kontenverzeichnis zwecks einheitlicher folgskonten, in Eröffnung und Abschluß sowie in
Buchung der Geschäftsvorfälle sein, sondern Konten für die Kosten- und Leistungsrechnung:
auch einen Organisationsplan der betrieblichen - die Klassen 0 bis 2 enthalten die aktiven, die
Rechnungslegung bilden. Er muß daher einen Klassen 3 bis 4 die passiven Bestandskonten,
einwandfreien Einblick in die Rechnungslegung - Klasse 5 nimmt die Ertragskonten auf, die
hinsichtlich Vermögensstand und -änderung, Klassen 6 und 7 enthalten die Aufwandskonten,
Eigen- und Fremdkapital sowie Aufwendungen - Klasse 8 ist den Eröffnungs- und Abschluß-
und Erträge in ihrem zeitlichen Ablauf gewähren. konten vorbehalten, Klasse 9 der Kosten- und
Nach allgemeinen betriebswirtschaftliehen Leistungsrechnung.
Grundsätzen dient ein branchenbezogener Kon-
tenrahmen dem systematischen Aufbau der Das Bilanzrechtwird im wesentlichen im 3. Buch
Buchführung dieses Wirtschaftszweiges. Er bildet des HGB (§§ 238-339) geregelt. Der LAbschnitt
somit die Grundlage für den Kontenplan jedes enthält diejenigen Vorschriften über die Buch-
einzelnen Unternehmens. führung und Bilanzierung, die von allen Kauf-
Bauwirtschaftslehre 2-4 7
Tabelle 2.1·7 Fortsetzung
Bilanzkonten Erfolgskonten
Aktiva
Kontenklasse 2 (Forts.) Kontenklasse 7
Vorräte, Forderungen Sonstige Aufwendungen
und aktive Rechnungsab· 70 Abschreibungen auf akti-
grenzung vierte Aufwendungen für
23 Geleistete Anzahlungen Ingangsetzung u. Erweite-
aufVorräte rung des Geschäftsbetriebs
24 Forderungen aus Liefe- 71 Abschreibungen auf
rungen u. Leistungen ein- Finanzanlagen u. Wertpa-
schl. Wechselforderungen piere des Umlaufvermögens
25 Forderungen gegen 72 Verluste aus Wertminde-
Arbeitsgemeinschaften rungen od. Abgang von
26 Frei für interne Vorräten
Verrechnungskonten 73 Verluste aus Wertminde-
27 Forderungen gegen ver- rungen von Gegenständen
bundene Unternehmen u. des Umlaufvermögens
Beteiligungsgesellschaften außer Vorräten u. Wertpa-
28 Sonstige Vermögens- pieren sowie aus Erhöhung
gegenstände der Pauschalwertberichti-
29 Aktive Rechnungs· gung zu Forderungen
abgrenzungsposten; 74 Verluste aus Abgang von
Steuerabgrenzung Gegenständen des Umlauf-
vermögens außer Vorräten
75 Verluste aus Abgang von
Gegenständen des Anlage-
vermögens
76 Zinsen u.ähnl.
Aufwendungen
77 Steuern vom Einkom-
men, vom Ertrag u. sonst.
Steuern
78 Einstellungen in Sonder-
posten mit Rücklageanteil
79 Andere Aufwendungen;
Aufwendungen aus Verlust-
übernahme; außerordentl.
Aufwendungen
Bauwirtschaftslehre 2-49
I Konten
I
I Bestandskonten I I Erfolgskonten I
Aktivkonto Passivkonto Aufwandskonto Ertragskonto
s H s H s H s H
G) 8 8 0 G) G)
Zugänge Abgänge Abgänge Zugänge
Zur Veranschaulichung der folgenden Erläute- bis 30% der Bilanzsumme [Leimböck 1997,
rungen dient die Schlußbilanz gemäß Tabelle S. 22] . Es setzt sich aus immateriellen Anlagen
2.1-8. sowie Sach- und Finanzanlagen zusammen. Sach-
anlagen bilden regelmäßig den Schwerpunkt des
Aktiva Anlagevermögens. Zu den Immobilien zählen
die Geschäfts- und Bauhofgebäude, zum beweg-
Die Aktivseite der Bilanz unterscheidet zwischen lichen Anlagevermögen die mobilen Baugeräte
Anlage- und Umlaufvermögen. Das Anlagever- sowie Gerüst- und Schalungsmaterial. Finanz-
mögen dient dem Betrieb des Unternehmens anlagen sind langfristige Investitionen aus Kapi-
dauerhaft (z.B. Grundstücke und Gebäude talanlagen.
zwecks Vermietung), das Umlaufvermögen da-
gegen unmittelbar dem Umsatz bzw. entsteht aus Umlaufvermögen. Das Umlaufvermögen in Hö-
dem Umsatz (z.B. zum Verkauf bestimmte he von etwa 70% bis 80% der Bilanzsumme be-
Grundstücke und Gebäude). steht aus dem Vorrats- und dem monetären Um-
laufvermögen.
Anlagevermögen. Das Anlagevermögen eines Das zum Umsatz bestimmte Vorratsvermögen
Bauunternehmens beträgt regelmäßig etwa 20% besteht aus Produktionsmitteln (Roh-, Hilfs-
Bauwirtschaftslehre 2-51
und Betriebsstoffe sowie Ersatzteile) und aus rungsprämien. Im neuen Geschäftsjahr wird das
Produkten (unfertige und fertige Erzeugnisse aktive Rechnungsabgrenzungskonto zu Lasten
sowie zum Verkauf bestimmte Immobilien). des Aufwandskontos (z. B. Mieten) aufgelöst. Der
Kern des Vorratsvermögens sind die am Bilanz- vorausbezahlte Aufwand wird damit dem neuen
stichtag noch in der Ausführung befindlichen, Geschäftsjahr aufwandmäßig zugerechnet.
nicht abgerechneten Bauleistungen. Die erhalte-
nen Abschlagszahlungen werden in einer Vor- Passiva
spalte abgesetzt. Erhaltene Vorauszahlungen
sind dagegen als Verbindlichkeiten auf der Pas- Die Passiva (Vermögensquellen) werden in Ei-
sivseite auszuweisen. Soweit Bauaufträge auf gen- und Fremdkapital eingeteilt.
fremdem Grund und Boden (des Auftraggebers)
ausgeführt werden, sind sie rechtlich fÜr das aus- Eigenkapital. Eigenkapital (EK) unterscheidet
führende Unternehmen nicht Sachgegenstände, sich vom Fremdkapital dadurch, daß es dem Un-
sondern Forderungen, die als erbrachte Baulei- ternehmen i.d. R. zeitlich unbegrenzt zur Verfü-
stungen ebenso wie Fertigerzeugnisse oder zum gung steht. Bei Personengesellschaften ist die
Verkaufbestimmte Immobilien zum Vorratsver- dauerhafte Verfügbarkeit rechtsformbedingt
mögen rechnen. Im Gegensatz dazu gehören die nicht gesichert.
Forderungen aus abgerechneten Aufträgen zum Eigenkapital hat im Gegensatz zum Fremdka-
monetären Umlaufvermögen. pital keinen AnspruchaufVerzinsung und Rück-
Das monetäre Umlaufvermögen wird in For- zahlung bestimmter Beträge zu bestimmten Ter-
derungen, sonstige Vermögensgegenstände und minen. Es ist dagegen gewinnberechtigt. Gewinn
flüssige Mittel eingeteilt: kann allerdings erst entstehen, wenn alle Kosten
- Forderungen aus abgerechneten eigenen Auf- des Unternehmens gedeckt sind. Verbleibt bei
trägen, ergänzt um Forderungen aus dem Ab- Auflösung eines Unternehmens nach Erfüllung
satz fertiger Erzeugnisse und von Immobilien der Verpflichtungen aus Fremdfinanzierung ein
stellen im wesentlichen ausstehende Schluß- Erlös, steht dieser Betrag als Rückvergütung für
zahlungen für abgerechnete Aufträge dar. das Eigenkapital zur Verfügung. Solche Auflö-
- Forderungen bzw. Verbindlichkeiten gegenü- sungen sind bei ARGEN der Bauwirtschaft re-
ber Arbeitsgemeinschaften entstehen aus Bar- gelmäßige Geschäftsvorfälle.
einlagen (z.B. für die Anfangsfinanzierung der Eigenkapital gibt das Recht zur alleinigen oder
ARGE oder zur anteiligen Verlustabrech- anteiligen Geschäftsführung. Dieses Recht ist so-
nung), aus Gerätevermietung an die ARGE wohl nach dem anteiligen Umfang des Eigenka-
und andere Lieferungen und Leistungen sowie pitals als auch nach der Rechtsform des Unter-
aus dem Anspruch auf anteilige Ergebnisse nehmens unterschiedlich. Dem Recht zur Ge-
nach Abschluß der Arbeitsgemeinschaften. schäftsführung steht die Haftung für die Ver-
- Sonstige Vermögensgegenstände erfassen als bindlichkeiten des Unternehmens gegenüber.
Sammetposten alle Gegenstände, die nicht un- Persönlich haftende Gesellschafter müssen mit
ter anderen konkret bezeichneten Titeln aus- ihrem gesamten Vermögen haften.
zuweisen sind (z.B. Steuererstattungsan- Gemäß § 266 Abs. 3 HGB setzt sich das Eigen-
sprüche und Reisekostenvorschüsse). kapital einer Kapitalgesellschaft aus folgenden
- Flüssige Mittel sind Vermögensgegenstände Posten zusammen:
wie Bankguthaben, Schecks, Barmittel und - gezeichnetes Kapital,
kurzfristig liquidierbare Wertpapiere. - Kapitalrücklage,
- Gewinnrücklagen,
Aktive Rechnungsabgrenzungsposten. Zur peri- - Gewinnvortrag bzw. Verlustvortrag,
odengerechten Erfolgsabgrenzung müssen Auf- - Jahresüberschuß bzw. Jahresfehlbetrag.
wendungen und Erträge korrigiert werden, die
nicht das laufende, sondern das folgende Ge- Nach§ 272 Abs.l HGB ist gezeichnetes Kapital das
schäftsjahr betreffen. Als aktive Rechnungsab- Kapital, auf das die Haftung der Gesellschafter für
grenzungsposten kommen i. d. R. nur Ausgaben die Verbindlichkeiten der Kapitalgesellschaft ge-
in Betracht, die vor dem Bilanzstichtag angefal- genüber den Gläubigern beschränkt ist. Bei der
len sind, als Aufwand aber der Zeit nach dem GmbH ist es das satzungsmäßige Stammkapital.
Stichtag zuzurechnen sind. Hierzu ·zählen z.B. Kapitalrücklagen sind gemäߧ 272Abs. 2 HGB
Vorauszahlungen für Mieten und Versiehe- die Beträge, die bei der Ausgabe von Anteilen
Bauwirtschaftslehre 2-53
tungsverhältnisse aus der Bestellung von Si- Geschäftsjahr begonnen und beendet wurden,
cherheiten für fremde Verbindlichkeiten zu ver- sind beide Rechnungsgrößen identisch. Die Posi -.
merken. tion "Erhöhung (oder Minderung) des Bestands
an nicht abgerechneten Bauten" gibt die jeweili-
Erfolgskonten der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) ge Veränderung in bezugauf das Vorjahr an.
Aus der Beteiligung des Unternehmens an
Die Bilanz als Zeitpunktdarstellung wird ergänzt ARGEN ergeben sich Umsatzerlöse durch Lei-
um eine Zeitraumdarstellung: die Gewinn- und stungen des Unternehmens für ARGEN sowie
Verlustrechnung (GuV). Für die Gliederung der anteilige ARGE-Ergebnisse. Die dadurch bewirk-
GuV der Kaufleute, die keine Kapitalgesellschaf- ten Aufwendungen werden in der jeweiligen Auf-
ten sind, gibt es keine Vorschriften. Die Gliede- wandsartder Gu V verbucht. Wegen der geringen
rung gemäß Gesamtkostenverfahren nach§ 275 Aussagekraft der Erlöse ist daher stets eine ge-
Abs. 2 HGB entspricht im wesentlichen der Glie- sonderte Aufstellung der Jahresleistung erfor-
derung der Kontenklassen 5 bis 7 des BKR 87. Zu derlich.
den folgenden Erläuterungen wird auf Tabelle Bestandsveränderungen an nicht abgerechne-
2.1-9 verwiesen. ten Bauten werden mit Herstellkosten, die Um-
satzerlöse dagegen mit ihren vertraglichen Wer-
Erträge. Die ausgewiesenen Umsatzerlöse wei- ten angesetzt. Bei "anderen aktivierten Eigenlei-
sen nicht alle Bauleistungen des Berichtsjahres, stungen" handelt es sich um selbst erstellte An-
sondern nur die im Geschäftsjahr schlußabge- lagengegenstände, die mit Herstellkosten zu
rechneten Bauaufträge aus, jedoch mit vollen bewerten sind. Erträge aus der Auflösung von
Auftragswerten, auch soweit sie aus Bauleistun- Rückstellungen sind in der Bauwirtschaft v.a.
gen von Vorjahren stammen. Falls Aufträge im solche aus Gewährleistungsverpflichtungen.
Tabelle 2.1·9 Beispiel einer Gewinn- und Verlustrechnung [Leimböck/Schönnenbeck 1992, S. 38)
Berichtsjahr Vorjahr
Umsatzerlöse abgerechneter Bauten 74.183 66.630
Erhöhung (Vorjahr Minderung) des Bestands an nicht abgerechneten Bauten 23.713 - 637
Andere aktivierte Eigenleistungen 170 99
Gesamtleistung 98.066 66.092
Sonstige betriebliche Erträge
Erträge aus dem Abgang von Gegenständen des Anlagevermögens 2.291 301
Erträge aus der Auflösung von Rückstellungen 646 901
Übrige Erträge 356 273
3.293 1.475
Betriebliche Erträge gesamt 101 .359 67.657
Materialaufwand
- Aufwendungen für Roh-, Hilfs-und Betriebsstoffe sowie für bezogene Waren 29.355 22.827
- Aufwendungen für bezogene Leistungen 18.372 9.901
47.727 32.728
Personalaufwand
- löhne und Gehälter 34.924 20.748
- Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung und Unterstützung 9.063 6.369
43.987 27.117
Abschreibungen auf immaterielle Anlagen und Sachanlagen 4.974 4.162
Sonstige betriebliche Aufwendungen 4.031 3.039
9.005 7.201
Betriebliche Aufwendungen gesamt 100.719 67.046
Betriebliches Ergebnis 640 521
Ergebnis Finanzlagen 302 422
Zinsergebnis (Erträge J. Aufwendungen) 50 -180
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 992 763
Außerordentliches Ergebnis (Erträge J. Aufwendung) 51 100
Steuern -474 -373
Jahresüberschuß 569 490
Einstellungen in Gewinnrücklagen -159 -200
Gewinn 410 290
Bauwirtschaftslehre 2-55
terschied zwischen Aufwendungen und Erträ- wenn sie dem Grund und der Höhe nach er-
gen stellt wiederum Gewinn oder Verlust dar. kennbar sind.
Dem Wesen der doppelten Buchführung ent- - Prinzip der Aufwands- und Ertragsperiodi-
sprechend wird der Jahresgewinn damit in dop- sierung: Aufwendungen und Erträge des Ge-
pelter Weise nachgewiesen. schäftsjahres sind unabhängig von den Zeit-
punkten der entsprechenden Zahlungen im
2.1.4.4 Jahresabschluß zu berücksichtigen (§ 252
Bilanzansatz- und Bewertungsvorschriften Abs. 1 Nr. 5).
- Stetigkeitsprinzip: Die auf den vorhergehen-
Die§§ 246-251 HGB enthalten die Ansatzvor- den Jahresabschluß angewandten Bewer-
schriften für die Bilanz: tungsmethoden sollen beibehalten werden
- § 246 fordert die Vollständigkeit des Jahresab- (§ 252 Abs. 1 Nr. 6).
schlusses und verbietet die Verrechnung von
Posten der Aktivseite mit Posten der Passiv- Die §§ 253-255 HGB enthalten Bewertungs-
seite. pflichten und -Wahlrechte für Wertansätze der
- § 247 stellt Anforderungen an die Mindest- Vermögensgegenstände und Schulden, der steu-
gliederung der Bilanz. errechtliehen Abschreibungen sowie der An-
- § 248 verbietet u.a. den Ansatz von Aufwen- schaffungs- und Herstellungskosten.
dungen für die Gründung des Unternehmens
und für die Beschaffung des Eigenkapitals als 2.1.4.5
Aktivposten. Bewertung der Bauaufträge mit den Zahlen
- § 249 fordert den Ansatz von Rückstellungen der Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung (KLER)
explizit u. a. für unterlassene Aufwendung für eines Jahres
Instandhaltung und Gewährleistungen, die
ohne rechtliche Verpflichtung erbracht wer- Grundsatz für die Bewertung von Bauaufträgen
den (Kulanzleistungen). ist das Imparitätsprinzip nach § 252 Abs. 1 Nr. 4
- § 250 fordert den Ausweis aktiver und passi- HGB. Bis zur Abnahme wird der Bauauftrag als
ver Rechnungsabgrenzungsposten und gibt unabgerechneter Bau bei der Position "Er-
dafür auch Ansatzwahlrechte. höhung oder Minderung des Bestandes an nicht
abgerechneten Bauten" verbucht, bei Gewinn-
Die Bewertungsvorschriften für die Bilanz sind aufträgen zu Herstellungskosten und bei Verlust-
in den§§ 252-256 HGB enthalten. Danach gelten aufträgen zu dem niedrigeren beizulegenden
folgende Grundsätze: Wert. Erst nach der Abnahme darf der Auftrags-
- Grundsatz der Einzelbewertung: Die Vermö- wert als Umsatzerlös in die Gewinn- und Ver-
gensgegenstände und Schulden sind zum Ab- lustrechnung übernommen werden. Droht eine
schlußstichtag einzeln zu bewerten (§ 252 Schlußrechnungskürzung durch den Auftragge-
Abs. 1 Nr. 3). ber aus Minderung wegen Mängeln, ist diese bei
- Vorsichtsprinzip: Es ist vorsichtig zu bewerten; den Umsatzerlösen als Erlösminderung abzu-
alle vorhersehbaren Risiken und Verluste, die setzen. Ein vom Bauleiter als "sicher" beurteilter
bis zum Abschlußstichtag entstanden sind, Nachtrag kann in der GuV nur dann als Umsatz-
müssen berücksichtigt werden; Gewinne sind erlös verbucht werden, wenn vom Auftraggeber
nur zu berücksichtigen, wenn sie am Ab- eine schriftliche Bestätigung der gestellten
schlußstichtag realisiert sind (§ 252 Abs. 1 Nachtragsrechnung vorliegt.
Nr. 4}. Nach dem Anschaffungswertprinzip Außerdem ist das Unternehmen verpflichtet,
muß der Anschaffungswert beibehalten wer- bei Verbuchung eines Gewinnauftrags Rückstel-
den, wenn Marktwert> Anschaffungswert. lungen für die noch zu erwartenden Kosten wie
Nach dem Niederstwertprinzip ist ein Wert- Baustellenräumung und Gewährleistungsrisi-
verlust in Form einer Abschreibung zu bilan- ken zu bilden.
zieren, wenn er als nachhaltig zu bezeichnen Beispiel eines abgerechneten Gewinnauftrags,
ist. Nach dem Imparitätsprinzip dürfen Ge- der im Bilanzjahr begonnen, beendet und abge-
winne erst dann in der Bilanz ausgewiesen rechnet wurde [Leimböck 1997, S. 40f]:
werden, wenn sie tatsächlich durch Umsatzer-
löse realisiert sind. Verluste hingegen müssen
bereits in der Bilanz berücksichtigt werden,
Bauwirtschaftslehre 2-57
- Die Kostenartenrechnung hat zu zeigen, wel- Vorkalkulation. Die Vorkalkulation ist der Ober-
che Kosten entstehen oder entstanden sind begriff für alle Arten der Kostenermittlung vor
(Lohn-, Stoff-, Geräte-, Nachunternehmerko- und während der Bauausführung.
sten).
- Die Kostenstellenrechnung hat Aufschluß dar- Angebotskalkulation. Aufgabe der Angebotskal-
über zu geben, wo die Kosten entstanden sind kulation ist die Kostenermittlung von Baulei-
(eigene Baustellen und Gemeinschaftsbau- stungen zur Erstellung eines Angebots. Grund-
stellen, Verwaltung, Hilfsbetriebe und Ver- lage sind die Verdingungsunterlagen des Aus-
rechnungskostenstellen). lobers. Gemäß §9 VOB/A ist die Leistung ein-
- In der Kostenträgerrechnung werden die Ko- deutig und so erschöpfend zu beschreiben, daß
sten dem einzelnen Produkt bzw. den Produkt- alle Bewerber die Beschreibung im gleichen Sin-
gruppen zugeordnet. In der Bauwirtschaft ne verstehen müssen und ihre Preise sicher und
sind normalerweise die Bauleistungen, die ohne umfangreiche Vorarbeiten berechnen kön-
i.d.R. nach Positionen im Leistungsverzeich- nen (vgl. 2.4.4.1).
nis beschrieben sind, die eigentlichen Kosten-
träger. Auftrags- bzw. Vertragskalkulation. Vor Auf-
tragserteilung finden vielfach Verhandlungen
Für Zwecke der Kalkulation interessieren v.a. die zwischen dem Auftraggeber und dem potentiel-
Kostenarten für die einzelnen Bauleistungen, len Auftragnehmer statt. Sie können sich auf zu-
während für Zwecke der Kosten-,Leistungs- und sätzliche oder Teilleistungen, die Auswahl von
Ergebnisrechnung die Kostenarten und Kosten- Alternativ- oder Eventualpositionen sowie auf
stellen von Interesse sind. Standardänderungen beziehen. Die Abweichun-
gen gegenüber den Verdingungsunterlagen müs-
2.1.5.1 sen in ihren Kostenauswirkungen geprüft und
Bauauftragsrechnung (Kalkulation) mit der Angebotskalkulation verglichen werden.
Daraus entsteht die zum Zeitpunkt des Ver-
Die Hauptaufgaben der Bauauftragsrechnung tragsabschlusses gültige Auftragskalkulation.
bestehen in der Kostenermittlung für Baulei-
stungen vor, während und nach der Leistungs- Arbeitskalkulation. Bei der Erstellung der An-
erstellung. Ermittelt werden die Kosten der für gebotskalkulation ist der Kalkulator vielfach auf
die Erstellung der Bauleistungen erforderlichen vorläufige Ablaufplanungen angewiesen. Mate-
Güter und Dienstleistungen. rial- und Nachunternehmerpreise basieren auf
früheren Angeboten bzw. Erfahrungswerten
Kalkulationsarten und Auftragsphasen oder auf unvollständigen Preisanfragen während
der Angebotsphase.
In Abhängigkeit von dem jeweiligen Abwick- Nach der Auftragserteilung beginnt die de-
lungsstadium werden die in Abb. 2.1-35 darge- taillierte Planung des Bauablaufs und der erfor-
stellten Kalkulationsarten unterschieden. derlichen Kapazitäten in der Arbeitsvorberei-
Bauwirtschaftslehre 2-59
Gemeinkosten sind solche Kosten, die einem Istkosten der Istmengen bewerten die effektiv
Erzeugnis nicht direkt, sondern nur mit Hilfe erreichten Mengen zu einem Stichtag mit effek-
von Umlageschlüsseln zugerechnet werden kön- tiv entstandenen Faktorpreisen. Die Trendkosten
nen. Für die Kalkulation bedeutet dies, daß sie der Sollmengen, bewertet zum Kontrollzeit-
nicht bei den einzelnen Teilleistungen erfaßt, punkt,lassen den Trend der Abweichungen zwi-
sondern getrennt kalkuliert und als Zuschlag schen Soll- und Istkosten erkennen, sofern kei-
(Umlage) zugerechnet werden müssen. ne Anpassungsmaßnahmen eingeleitet werden.
Diese Unterscheidungen werden in Abb. 2.1-36
Ausgabewirksame und nichtausgabewirksame veranschaulicht.
Kosten. Ausgabewirksame Kosten sind solche,
die innerhalb der Abrechnungsperiode zu Aus- Aufwands- und Leistungswerte
gaben führen (z. B. Löhne und Gehälter, Baustoff-
und Betriebsstoffkosten). Aufwandswerte benennen die erforderlichen
Nichtausgabewirksame Kosten sind solche, (Soll) oder tatsächlichen (Ist) Arbeits- bzw. Lohn-
die außerhalb der Abrechnungsperiode oder auch stunden, die für die Herstellung einer Mengen-
niemals zu Ausgaben führen (z. B. die kalkulato- einheit einer bestimmten Bauleistung benötigt
rischen Kostenarten für Abschreibung, Verzin- werden. Für Zwecke der Kalkulation interessie-
sung, Wagnis, Unternehmerlohn sowie Rückstel- rcin nur die zu bezahlenden Lohnstunden, ggf.
lungen). einschließlich aller Oberverdienste aus Leistungs-
Tilgungszahlungen sind Ausgaben, die keine lohn- oder Prämienvereinbarungen. Für die Ar-
Kosten darstellen, sondern lediglich den Ersatz beitsvorbereitung und Kapazitätseinsatzpla-
von Fremdkapital durch Eigenkapital. nung interessieren dagegen die zu leistenden Ar-
beitsstunden vor Ort in der Vorfertigung, beim
Ist- und Sollkosten. Hierbei handelt es sich um Transport und auf der Baustelle.
die Unterscheidung nach dem Genauigkeitsgrad
der Kostenfaktoren. Bei den Sollkosten der Soll- Au fwan d swert= Lohnstunden [ -Lh J
Mengeneinheit ME
mengen werden die bis zu einem bestimmten
Zeitpunkt geplanten Faktormengen (gemäß Soll- Je nach Art des Bauwerks, der Teilleistungen
baufortschritt) mitgeplanten (kalkulierten) Fak- und der Ausführungsbedingungen können Auf-
torpreisen bewertet. wandswerte erheblich streuen.
Bei den Sollkosten der Istmengen werden die Maßgebliche Einflußfaktoren sind z. B. für
Istmengen mit geplanten Preisen bewertet. Die Schalarbeiten:
- das Bauteil und seine architektonische Gestal-
tung (Stützen, Wände, Decken, Balken und
Unterzüge, Brüstungen, Überzüge und Atti-
ken, Rand- und Seitenschalung),
- Betonoberflächenqualität in Normalausfüh-
rung oder als Sichtbeton,
- Schalsystem (Bretter-, Schaltafel-, System-
oder Großflächenschalungen),
- Einsatzhäufigkeit (Einarbeitungs- und Wie-
derholungseffekt, Kostenanteil für das Her-
stellen und Zerlegen der Schalung),
- Höhe der Schalung (::>3m,::; 5 m, > 5 m).
0 Istmenge Sollmenge Gesamt-
; t, menge t0 Leistungswerte benennen die je Kolonnen- oder
1 Sollkosten der Istmenge t, Gerätestunde zu erbringenden (Soll) oder
2 Istkosten der Istmenge t1 tatsächlich erbrachten (Ist) Mengeneinheiten.
3 Sollkosten der Sollmenge t,.
4 Trendkosten der Sollmenge t, . Mengeneinheiten [ ME ]
5 Sollkosten der Gesamtmenge t0 Leistungswert = --- .
6 Trendkosten der Gesamtmenge t0 Kolonnen- o. Gerätestd. Kho.Gh
Lohnkosten. Die Lohnkosten umfassen die Löh- Abb. 2.1-38 Einzelkosten der Teilleistungen und Preis-
ne der gewerblichen Arbeitnehmer im Sinne des erminlungsgrundlagen
Manteltarifvertrags für das Baugewerbe (BRTV)
c:
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ß"' <11
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zeitunabhängige zeitabhängige E E
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Baustellen-
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Bauwirtschaftslehre 2-61
Die Lohnkosten ergeben sich aus dem Zeitauf- Bauwerks. Bestandteile der Baustoffkosten sind
wand für die einzelne Teilleistung sowie dem - Einkaufspreise nach Abzug aller Rabatte,
Lohn, der den für die Teilleistung beschäftigten - Frachtkosten für das Anliefern zur Baustelle
Arbeitern zu zahlen ist. Der Zeitaufwand wird und Abladen sowie
vom Kalkulator entsprechend den in seinem Be- - Schnitt-, Streu-, Material- und Bruchverluste.
trieb aus gleichen oder ähnlichen Arbeiten ge-
sammelten Aufwandswerten angesetzt. Dabei ist Für genormte Rüst-, Schal- und Verbaustoffe so-
das Bestehen von regionalen Akkordtarifverträ- wie Schal-, Kant- und Rundholz werden den
gen und Leistungsrichtwerten auf der Grundla- Baustellen meist monatliche Mietsätze in Rech-
ge des Rahmentarifvertrags für Leistungslohn nung gestellt. Anstelle der Bildung von Verrech-
im Baugewerbe (RTV Leilo) zu beachten. nungssätzen besteht die Möglichkeit, Kalkulati-
Der Lohn richtet sich nach den im Betrieb onswerte über die Einsatzhäufigkeit zu ermit-
tatsächlich gezahlten Löhnen. Da bei der Aus- teln. Dabei wird der Baustelle ein Anteil am Neu-
führung von Teilleistungen häufig Arbeitskräfte wert der Stoffe belastet, welcher der Anzahl der
verschiedener Lohngruppen tätig sind, deren Einsätze im Verhältnis zu den insgesamt mögli"
Verteilung auf die einzelnen Teilleistungen sich chen Einsätzen entspricht. Hilfsstoffe wie Klein-
im voraus jedoch nicht genau ermitteln läßt, ist eisenzeug und Nägel werden i.d.R. nicht den
es zweckmäßig und üblich, mit einem Mittellohn Einzelkosten der Teilleistungen, sondern den
zu rechnen. Darunter versteht man das arithme- Gemeinkosten der Baustelle zugeordnet.
tische Mittel sämtlicher auf einer Baustelle oder Die Kosten der Betriebsstoffe werden i.allg.
in Teilbereichen einer Baustelle voraussichtlich ebenfalls bei den Gemeinkosten berücksichtigt.
entstehenden Lohnkosten je Arbeitsstunde in Nur bei geräteintensiven Arbeiten (z.B. Straßen-
Abhängigkeit vom durchschnittlich eingesetzten bau) werden sie als Einzelkostenart erfaßt. Da-
Personal. Zu unterscheiden sind bei werden häufig Verrechnungssätze gebildet,
A Arbeiterlöhne (Grundlöhne), in denen die Betriebsstoffe zusammen mit den
AS Arbeiterlöhne inkl. Lohnzusatzkosten, Gerätekosten kalkuliert werden.
ASL Arbeiterlöhne inkl. Lohnzusatzkosten und
Lohnnebenkosten, Gerätekosten. Unter Gerätekosten sind allgemein
AP Arbeiterlöhne mit anteiligen Kosten der alle diejenigen Kosten zu verstehen, die sich aus
aufsichtsführenden Poliere. der Bereitstellung und dem Betrieb des Geräts
ergeben. üblicherweise werden darunter nur die
Die Arbeiterlöhne umfassen die Tariflöhne der Kosten der Gerätevorhaltung ermittelt, d.h.
gewerblichen Arbeitnehmer einschließlich aller - die Kosten für kalkulatorische Abschreibung
Zulagen und Zuschläge. und Verzinsung (A +V), auch als Kapitaldienst
Unter Lohnzusatzkosten sind Soziallöhne und bezeichnet, und
Sozialkosten zu verstehen, die sich aufgrundvon - die Kosten der Reparaturen (R) im Sinne der
Gesetzen, Tarifverträgen, Betriebs- und Einzel- BGL 1991, d.h. die auf die Reparaturen anfal-
vereinbarungen ergeben. Sie werden als Zu- lenden Lohn- und Materialkosten, nicht je-
schlagssatz erfaßt, der auf die Grundlöhne an doch die Lohnzusatzkosten.
den tatsächlichen Arbeitstagen (produktive Löh-
ne) bezogen ist. Er schwankt in der Praxis je nach Die weiteren Kosten der Geräte werden meist
Krankenstand und sonstigen Ausfallzeiten zwi- folgenden Kostenarten zugerechnet:
schen 85 o/o und 95 o/o der Grundlöhne. - die Kosten für Bedienung, Wartung und Pfle-
Lohnnebenkosten erhalten solche Arbeitneh- ge den Lohn- und Gehaltskosten,
mer, die auf Bau- oder Arbeitsstellen mit oder - die Kosten für Betriebs- und Schmierstoffe
ohne tägliche Heimfahrt beschäftigt sind. Dar- den Kosten für Hilfs- und Betriebsstoffe,
unter fallen gemäß § 7 BRTV Fahrtkostenabgel- - die Kosten für Verladungen, Transporte, Auf-,
tung, Verpflegungszuschuß und Auslösung. Um- und Abbau den Gemeinkosten für Ein-
richten und Räumen der Baustelle, sofern sie
Stoffkosten. Zu den Stoffen gehören Baustoffe, nicht in gesonderten Positionen ausgewiesen
Rüst-, Schal- und Verbaumaterial sowie Hilfs- und dann den Einzelkosten der Teilleistungen
und Betriebsstoffe. Baustoffe wie Zuschlagsstof- zurechenbar sind,
fe, Zement, Bewehrungsstahl, Profilstahl, Mau- - die Kosten für Geräteversicherungen und Kfz-
ersteine und Fertigteile werden Bestandteil des Steuern den Allgemeinen Geschäftskosten.
Nutzungsdauer
+
l
~ t
I I I
Stilliegezeit auf
Vorhaltezeit auf der Baustelle dem Bauhof
t +
t + t J. j t + + t
I I
An- und Wartung
Auf- und Einsatz- Still-
ROck- Umsetzen und Reparatur Lagerung Reparatur
Abbau zeit Iiegezeit
transpolt Pflege
+
+ + + +
Vorberei- betrieblich
tung und Betriebs- Verteil- und
bedingte
Abschluß zeit Verlustzeit
Wartezeit
d. Arbeit
Bauwirtschaftslehre 2-63
liehen "Erzeugerpreisindexes für Baumaschi- wandt, die während längerer Zeit auf der Bau-
nen" des Statistischen Bundesamtes; stelle vorgehalten werden müssen, ohne jedoch
- die Abschreibung a, die in der BGL 1991line- immer in Betrieb zu sein (Hebezeuge und Bau-
ar vorgenommen wird, stellenausstattungen im Hoch- und Ingenieur-
bau).
a (% p. M.) = 100/v,
Gerätekostenermittlungen über die Einsatz-
a monatlicher Anteil vom mittleren Neuwert oder Betriebszeit werden v. a. für Leistungsgerä-
für Abschreibung, v Anzahl der Vorhaltemo- te durchgeführt, die bestimmten Teilleistungen
nate; zugeordnet werden können (Erdbaugeräte,
- Verzinsung z des in das Gerät investierten und Geräte für Straßen- und Gleisoberbau).
noch nicht abgeschriebenen Kapitals; in der Bei Stilliegezeiten innerhalb einer Vorhaltezeit
BGL 1991 wird eine einfache Zinsrechnung von mehr als 10 aufeinanderfolgenden Arbeits-
mit einem kalkulatorischen Zinssatz p von tagen gelten
6,5% p.a. unabhängig vom tatsächlichen Ka- - für die ersten 10 Kalendertage die volle Ab-
pitalmarktzins angesetzt, schreibung und Verzinsung sowie die vollen
Reparaturkosten,
p x n 6;5% x n
z (o/op.M. ) = - - = ' - vom 11. Kalendertag an 75% + 8% (für War-
2xv 2xv tung und Pflege) der Abschreibungs- und Ver-
n Anzahl der Nutzungsjahre; zinsungssätze; Reparaturkosten entfallen.
- Kapitaldienst k (Abschreibung und Verzin-
sung) Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, daß für
die Höhe der Gerätekosten der Ausnutzungs-
k (% p. M.) = a + z,
oder Beschäftigungsgrad von entscheidender
z durchschnittlicher monatlicher Anteil vom Bedeutung ist, d.h. das Verhältnis zwischen Vor-
mittleren Neuwert für Verzinsung, k monatli- haltemonaten und Nutzungsjahren.
cher Anteil vom mittleren Neuwert für Ab-
schreibung und Verzinsung, Kosten der Nachunternehmerleistungen und der
Fremdarbeit. Der Nachunternehmer unterschei-
K(DMp.M.)=kxA,
det sich vom Fremdunternehmer dadurch, daß
A mittlerer Neuwert in DM, K monatlicher Ka- der Nachunternehmer Gewährleistungspflich-
pitaldienst; ten für die übertragenen Leistungen übernimmt,
- die zur Erhaltung und Wiederherstellung der während dies bei einem Fremdunternehmer
Betriebsbereitschaft insgesamt erforderlichen nicht der Fall ist (z. B. beim Werklohnunterneh-
Reparaturkosten, mer ). In die Angebotskalkulation werden die Ko-
sten der Nachunternehmer und der Fremdarbeit
R (DM p.M.) = rxA, als Einzelkosten der Teilleistungen aus der An-
r monatlicher Anteil vom mittleren Neuwert frage des Hauptunternehmers an potentielle
für Reparatur in %, R monatlicher Reparatur- Nachunternehmer "in der ersten Runde" einge-
kostenbetrag. setzt. Erhält dann der Hauptunternehmer den
Auftrag, so wird i.d.R. "in der zweiten Runde"
Die Reparaturkosten R gliedern sich in 30% In- nachverhandelt.
standhaltung und 70% Instandsetzung. Bei der
Aufteilung nach Kostenarten werden 40% für Gemeinkosten (GKJ der Baustelle
Lohnkosten (ohne Lohnzusatzkosten) und 60%
für Stoffkosten angenommen. Gemeinkosten (GK) der Baustelle sind solche
Da Gerätekosten zeitabhängig sind, kommen Kosten, die durch das Betreiben der Baustelle als
für ihre Ermittlung die Vorhalte-, Einsatz-, Be- Ganzes entstehen und sich keiner Teilleistung di-
triebs- und Stilliegezeit in Betracht. Nach rekt zuordnen lassen. Sie werden gesondert be-
BGL 1991 entspricht ein Vorhaltetag 8 Vorhalte- rechnet und bei der Bildung der Einheitspreise
stunden und ein Vorhaltemonat 30 Kalenderta- den Teilleistungen als Bestandteil der Kalkulati-
gen bzw. 175 Vorhaltestunden bzw. 175/8 Vor- onszuschläge zugerechnet.
haltetagen. Sind im Leistungsverzeichnis für Teile der Ge-
Gerätekostenermittlungen für die Vorhaltezeit meinkosten besondere Positionen vorhanden,
werden überwiegend für solche Geräte ange- z.B. für das Einrichten und Räumen der Bau-
I Baustellengemeinkosten I
Zeitunabhängige Kosten I I Zeitabhängige Kosten I
4 I n.,_______ I
t
Kosten der Baustelleneinrichtung II Vorhaltekosten ~
ladekosten r- Geräte
Frachtkosten r- Besondere Anlagen
Auf-/Um-/ Abbau kosten r- Baracken, Container, Bauwagen
r- Fahrzeuge
~ ~!;!~~en
r- Einrichtungsgegenstände, Büroausstattung
'- Rüst-/Schai-Nerbrauchsstoffe
Wasser, Elektrizität, Telefon
Zufahrten, Wege, Zäune, Lager-/Werkplätze
Sicherungseinrichtungen n.,_______
II Betriebskosten I ~
1 I r-Geräte
t
Kosten der Baustellenausstattung f- besondere Anlagen
f- Baracken, Unterkünfte
Hilfsstoffe .... Fahrzeuge
Werkzeuge und Kleingerät
Ausstattung für Büros und Unterkünfte
(soweit nicht unter zeitabhängige Vorhaltekosten) H Kosten der örtlichen Bauleitung I
I r-Gehälter
t
-jTechnische Bearbeitung und Kontrolle r- Telefon, Porto, Büromaterial
r- Pkw-/Reisekosten
Konstruktive Bearbeitung
.... Werbung
Arbeitsvorbereitung
Baustoffprüfung, Bodenuntersuchung
Allgemeine
U1'-r--__:_ __ Baukosten
_____J I
1,_______B_a_uw_a_g_n_iss_e______~l r- Hilfslöhne
r- lnstandhaltung der Wege, Plätze und Zäune
~ Sonderwagnisse der Bauausführung r- sonstige zeitabhängige Kosten
L Versicherungen
f- Pachten und Mieten
n.,_____
_j Sonderkosten ____j
I '- Kosten zur Versorgung der Baustelle
(soweit nicht unter Vorhalte- oder Betrie~kosten)
r- ungewöhnliche Bauzinsen
r- Lizenzgebühren
r- Lohnsummensteuer
f- ARGE-Kosten
r- Winterbaumaßnahmen
'- sonstige einmalige Kosten
Bauwirtschaftslehre 2-65
maschinen (Bohrmaschinen, Handkreissä- portarbeiten, Ausbesserung und Reinigung
gen), die in der Kalkulation mit 2% bis 5% der nicht in den Einzelkosten der Teilleistungen
Lohnkosten angesetzt werden. Zur Ausstat- erfaßt sind.
tung für Büros, Unterkünfte und Sanitäranla-
gen zählen Schreibtische, Schränke, Stühle, Ti- Allgemeine Geschäftskosten (AGK)
sche, Beleuchtungskörper und EDV-Anlagen.
- Technische Bearbeitung und Kontrolle: Die Während Gemeinkosten der Baustelle auftrags-
Kosten der konstruktiven Bearbeitung durch bedingt anfallen, werden die Allgemeinen Ge-
Tragwerksplaner werden nach Zeitaufwand schäftskosten (AGK) vom Unternehmen als
oder HOAI ermittelt; ggf. sind auch die Kosten Ganzem verursacht. Sie können den einzelnen
des Prüfingingenieurs zu berücksichtigen. Aufträgen daher nur mit Hilfe von Zuschlags-
sätzen, die zwischen 6% und 8% der Auftrags-
Eine gesonderte Erfassung der Arbeitsvorberei- summe schwanken, zugerechnet werden. Dazu
tung kommt für Großbaustellen und Arbeitsge- zählen u.a.
meinschaften in Betracht; bei kleineren Aufträ- - Kosten der Unternehmensleitung und -ver-
gen werden sie den Allgemeinen Geschäftsko- waltung wie Gehälter und Löhne, kalkulatori-
sten zugeordnet. scher Unternehmerlohn (nur bei Einzelunter-
Der Umfang von Baustoffprüfungen und Bo- nehmen und Personengesellschaften}, Sozial-
denuntersuchungen richtet sich nach den Ver- kosten, Büromiete oder Abschreibung, Verzin-
dingungsunterlagen und den allgemein aner- sung und Instandhaltung eigener Gebäude,
kannten Regeln der Technik. Heizung, Beleuchtung und Reinigung sowie
- Bauwagnisse: Sonderwagnisse der Bauaus- Reisekosten,
führung sind z.B. noch nicht erprobte Bau- - Kosten des Bauhofes (Lagerplatz, Magazin,
verfahren, drohende Vertragsstrafen aus Ter- Werkstatt, Fuhrpark),
minüberschreitung und Gefährdung durch - freiwillige soziale Aufwendungen für die Ge-
Hochwasser. Versicherungsprämien sind zu samtbelegschaft,
berücksichtigen, soweit sie speziell für den - nicht gewinnabhängige Steuern und öffentli-
Bauauftrag abgeschlossen werden (z.B. Bau- che Abgaben (z.B. Grundsteuer),
wesenversicherung). - Verbandsbeiträge (z.B. Arbeitgeberverband,
- Sonderkosten: Dazu zählen ungewöhnliche Industrie- und Handelskammer, Betonver-
Bauzinsen, die infolge außergewöhnlich lan- ein),
ger Zahlungsfristen des Auftraggebers entste- - Versicherungen, soweit sie nicht ausschließ-
hen, Lizenzgebühren, sofern patentrechtlich lich einzelne Aufträge betreffen, d.h. insbe-
geschützte Bauverfahren angewandt werden, sondere Berufs- und Betriebshaftpflicht-, Un-
ARGE-Kosten aufgrundder Gebühren für die fall-, Baugeräte-, Feuer~, Einbruch-, Diebstahl-,
technische und kaufmännische Federführung Leitungswasserschaden-und Sturmschaden-
sowie die Tätigkeit der Aufsichtsstelle und Ko- versicherung,
sten für besondere Winterbaumaßnahmen. - kalkulatorische Verzinsung des betriebsnot-
wendigen Kapitals (Bilanzsumme ./. betriebs-
Zeitabhängige Gemeinkosten der Baustelle. Da- fremdes Vermögen),
zuzählen - sonstige Allgemeine Geschäftskosten wie
- Vorhaltekosten mit den Beträgen für die kal- Rechts- und Steuerberatungskosten, Patent-
kulatorische Abschreibung und Verzinsung und Lizenzgebühren.
sowie die Reparaturkosten, soweit nicht in-
nerhalb der Einzelkosten der Teilleistungen In der Praxis wird der Zuschlagssatz für die All-
aufgeführt, gemeinen Geschäftskosten (AGK) sowie für
- Betriebskosten für flüssige, gasförmige oder Wagnis und Gewinn (W+G) in Prozent der An-
feste Betriebsstoffe, Heizöl, Schmierstoffe und gebotssumme den Herstellkosten (HK) zuge-
elektrische Energie, schlagen. Da aus der Summe der Einzelkosten
- Kosten der örtlichen Bauleitung für Bauleiter, der Teilleistungen (EkdT) und der Gemeinko-
Baukaufmann und Poliere, sten (GK) nur die Herstellkosten bekannt sind,
- allgemeine Baukosten, insbesondere durch muß der Zuschlagssatz auf die Herstellkosten
Hilfstöhne für Hilfskräfte, soweit die erforder- nach folgender Formel berechnet werden:
lichen Randstunden für z. B.Ablade- und Trans-
Bauwirtschaftslehre 2-67
Abb. 2.1·41 Ablauf der Kalkulation mit vorbestimmten
Zuschlägen
Ermittlung der
Einzelkostenzuschlage
der anderer Aufträge vergleichbar ist. Dabei wer-
Ermittlung der
den die aus der Baubetriebsrechnung oder aus :... ......
E1nhe1tspreise
vergleichbaren Aufträgen ermittelten Zuschläge
für die Kalkulation verwendet (Abb. 2.1-41).
Abb. 2.1·42 Ab lauf der Kalkulation über die Angebots·
Dieses Verfahren wird überwiegend für Roh- endsumme
bauangebote einfachen und mittleren Schwie-
rigkeitsgrades sowie für sämtliche Technik- und
Ausbauangebote angewandt, sofern die Einheits- Vorarbeiten. Zunächst ist anhand der vorliegen-
preise nicht aus dem Gedächtnis heraus einge- den Ausschreibungsunterlagen zu entscheiden,
setzt werden. ob die anzubietende Leistung fachlich, kapazitiv
und von der Konkurrenzsituation her so attrak-
Kalkulation über die Angebotsendsumme. Bei tiv ist, daß der mit der Angebotsbearbeitung
der Kalkulation über die Endsumme werden die verbundene Arbeitsaufwand gerechtfertigt ist
Gemeinkosten der Baustelle für jeden Bauauf- (Prozeßhürde Start Angebotsbearbeitung -
trag gesondert ermittelt. Daher ergeben sich je- vgl. 2.2.6).
weils unterschiedlich hohe Zuschläge auf die Ein- Sodann sind die in den Verdingungsunterla-
zelkosten der Teilleistungen. Die Allgemeinen gen enthaltenen kostenwirksamen Vorgaben zu
Geschäftskosten sowie der Zuschlag für Wagnis ermitteln, z.B.
und Gewinn werden auch hier mit vorberechne- - Zahlungs- und Abrechnungsmodalitäten,
ten Zuschlagssätzen den Herstellkosten zuge- - Vertragsstrafen,
schlagen. Infolge der auftragsspezifischen Ermitt· - Sicherheitseinbehalte,
Jung der Gemeinkosten der Baustelle engt dieses - Aufhebung von Bedingungen der VOB/B,
Kalkulationsverfahren das Risiko von Kalkulati- - Einschluß von Besonderen Leistungen gemäß
onsfehlern erheblich ein. Daher sollte es für alle VOB/C in die vertraglichen Leistungen,
größeren Rohbauaufträge gewählt werden, ins- - Lieferung von Ausführungsunterlagen,
besondere für solche des konstruktiven Ingeni- - örtliche Verhältnisse.
eurhoch-und -tiefbaus (Abb. 2.1-42).
Anschließend ist die Angebotsbearbeitung zeit-
Ablaufder Kalkulation lich und personell einzuplanen und zu prüfen,
ob Änderungsvorschläge oder Nebenangebote
Die Maßnahmen zur Bearbeitung einer Ange- in Betracht kommen. Bei Unklarheiten oder
botskalkulation gliedern sich in Vorarbeiten, die Lücken in den Verdingungsunterlagen sind in
eigentliche Angebotsbearbeitung und firmen- Wahrnehmung der Prüfungspflicht des Bieters
politische Abschlußarbeiten. Auskünfte beim Auslober einzuholen.
Bauwirtschaftslehre 2-69
Tabelle 2.1-10 Ermittlung der Einheitspreise durch Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlägen für eine Stützmauer [KLR-Bau
1995,5.51]
Pos. Beschreibung der Position Kosten je Einheit Kosten je Position Kosten je Einheit Angebotspreise
Nr. ohne Zuschlag ohne Zuschlag mit Zuschlag
.,
.."'
c:
:::.;;
·~
...-E
Std. Sonstige
Lh
Kosten
DM
Std.
Lh
Sonstige Löhne Sonst. Ko.
Kosten Lh 79.75 +10%
DM DM DM
E.P.
DM
Positions-
preise
DM
1.00 Erdarbeiten
1.01 900 cbm Aushub und seitliches Lagern
Laderaupe SO kW leistet 20 cbm/h
Betrieb: 10,16 DM/20 cbm 0,51
+Vorhaltung 63,98 DM/20 cbm 3,20
Bedienung 2 Mann: 2h/20 cbm 0,10
0,10 3,71 90,00 3 339,00 7,98 3,90 11,88 10692,00
1.02 150 cbm Abfuhr
2 Fahrzeuge: 2x100,· DM/20 cbm
als Nachunternehmer 10,00
1 10.00 1 soo,oo 10,50 10,50 1 575,00
1.03 750 cbm Hinterfullu ng
Laderaupe 50 kW leistet 20 cbmlh
Set rieb: 10,16 DM/20 cbm 0,51
+Vorhaltung 63,98 DM/20 cbm 3,20
AT 2000: Setrieb : 1,65 DM/20cbm 0,08
+Vorhaltung: 11,61 DM/20cbm 0,58
Bedienung 3 Mann: 3h/20 cbm 0,15
0,15 4,37 112,50 3 277.50 11,96 4,59 16,55 12 412,50
2.00 Beton- und Stahlbetonarbeiten
2.01 280 qm Sauberkeitsschicht 8 cm
B100,08cbm(2 h/100.- DM) 0,16 8,00
Abziehen o, 1 html 0,10
0,26 8,00 72.80 2 240,00 20,74 8,40 29,1 4 8159,20
2.02 112 cbm Fundamentbeton 8151,5 h/110.- DM 1,50 110,00
1.50 110,00 168,00 12320,00 119,63 121 24Q,63 26.950,56
2.03 190 qm Fundamentschalung 1,5 h/12 DM 1.50 12,00
1.50 12,00 285,00 2 280,00 119,63 12,60 132,23 25 123.70
2.04 118 cbm Wandbeton 825 2,2h/120,· DM 2,20 120,00
Einrichten und Räumen
(52h/3 460/1 260): 118 cbm 0,441 40,00
Vorhalten Einrichtung 2400:118 cbm 20,34
Setrieb und Bedienung
(61 h/3 820): 118 cbm 0,517 33,37
Allgemeine Baukosten
(101 h/324): 118 cbm 0,856 2,75
4,014 216,46 437,65 25 542,28 320,1 2 227,78 547,40 64 593,20
2.05 787 qm Wandschalung als Nachunternehmer 61,60 48479,20 64,68 64,68 50903,16
2.06 12 t Betonstahl42/50
r--mo
11000,00
Schneiden und Biegen
als Nachunternehmer 265,00
Liefern und Verlegen 18,00
18,00 1265,00 216,00 15 180,00 1 435,50 1 328,25 2 763,75 33 165,00
2.07 60 lfm Dehnfugenband 0,95 27,30
0,95 27,30 57,00 1 638,00 75,76 28,67 104,43 6265,80
2.08 550 qm Dichtungsanstrich als 11,50
Nachunternehmer
11.50 6325,00 12,08 12,08 6644,00
2.09 20 h Betonfacharbeiter 65,00 1 300,00
(Stundenlohnarbeiten)
Nettoangebotssumme 1474,95 122120,98 247 168,12
N
I
-....]
Tabl!lll! 2.1·12 Ermittlung der Gemeinkosten der Baustelle für eine StOtzmauer (KLR·Bau 199S, S. S5)
Tabl!lll! 2.1 ·13 Ermittlung der Herstellkosten, der Angebotssumme und des Kalkulationslohnes (Kalkulationschlußblatt) für
eine Stützmauer (KlR·Bau 1995, S. 57)
Bauwirtschaftslehre 2-73
Betriebsbereitschaft gesondert erfaßt werden. - Hat das Unternehmen jedoch bereits seine Ge-
Auf eine AufschlüsseJung und Umlage der fixen winnschwelle erreicht und die Fixkosten ge-
Kosten auf die variablen Kosten der Kostenstel- deckt, so kann es zusätzliche Aufträge mit kur-
len wird verzichtet. zen Durchführungszeiten unter teilweisem
oder völligem Verzicht auf Deckung weiterer
Deckungsbeitrag = Erlöse ./. variable Kosten.
Fixkosten hereinnehmen, um seine Beschäfti-
Die Summe aller Deckungsbeiträge während des gungslage zu stabilisieren. Dies gilt jedoch nur
Geschäftsjahres dient zunächst zur Deckung al- für solche Bauaufträge, die nach Erreichen der
ler bei den einzelnen Kostenstellen anfallenden Gewinnschwelle (z.B. im September oder Ok-
fixen Kosten und nach dem Erreichen der Ge- tober eines Geschäftsjahres) noch bis zum Jah-
winnschwelle zur Erzielung eines Gewinns. Im resende abgewickelt werden können, da sonst
Rahmen dieses Gewinns liegt der preispolitische das neue Geschäftsjahr mit Aufträgen belastet
Spielraum. Die Gewinnschwelle in der Deckungs- wird, die keine Fixkosten erwirtschaften.
beitragsrechnung und die Abhängigkeit der Ge-
winn- und Verlustentwicklung von der Menge Die Gefahr bei Anwendung der Deckungsbei-
bzw. dem Beschäftigungsgrad zeigt Abb. 2.1-43. tragsrechnung besteht darin, daß man sich über
Die Deckungsbeitragsrechnung findet Anwen- eine nicht erreichte Fixkostendeckung hinweg-
dung bei der Preisflndung, der Erfolgskontrolle setzt und diese von einer unbestimmten Zukunft
und -Steuerung sowie der Kostenkontrolle der erhofft.
Bereitschaftskosten. Vielfach wird die Deckungs- Die Ermittlung der Preisuntergrenze bei Auf-
beitragsrechnung als Allheilmittel gegen zurück- rechterhaltung der Liquidität bietet sich u. U.
gehende Auftragsbestände angesehen. Dies ist dann an, wenn man die Liquidität des Unter-
jedoch nur sehr bedingt richtig. Es gilt: nehmens kurzfristig nicht verschlechtern will.
- Bei der Vollkostenkalkulation wird der Ange- Es kann dann für bis zum Jahresende abge-
botspreis mit voller Deckung der variablen schlossene Aufträge auf
und fixen Kosten ermittelt. Bei sinkender Be- - Wagnis und Gewinn sowie
schäftigung bzw. rückläuftgern Umsatz führt - Abschreibung und Verzinsung der Maschinen
dies zur Notwendigkeit einer Erhöhung der und Geräte
Schlüsselkostenumlage. Hierdurch erhöhen verzichtet werden.
sich entsprechend die Angebotspreise des Un-
ternehmens und verringern sich in markt- Zur Ermittlung der Preisuntergrenze bei voll-
wirtschaftlichen Systemen seine Auftrags- ständigem Verzicht auf Deckung der Fixkosten
chancen. werden dagegen von der auf Vollkostenbasis er-
Kosten/Erlöse Gewinnschwelle
Bauwirtschaftslehre 2-75
Kostenstellen
1. 2. 3.
Verwaltung Hilßbetriebe und Baustellen
Verrechnungskostenstellen
,
Personalabteilung
,
Rechtsabteilung
Kostenstellen fllr
Rechenzentrum -i Ladebetrieb I Beihilfegemeinschaften
Einkauf
Biegebetrieb I für aktive Beteiligung
Kalkulation Verrechnungskostenstellen
Kostenstellen ftir
Technisches Büro VK·Stellen sind keine eigenständigen Arbeitsgemeinschaften
Betriebsteile und unterscheiden sich von
Bei dezentraler Verwaltung den Hilfsbetrieben dadurch, daß sie ledig·
kommen noch hinzu: lieh der Verrechnung von Kosten und
Leistungen dienen, z.B. für
1 Arbei1sgemeinschaften sind Zusammen·
Schalung und Rüstung schlüsse. die als 8GB-Gesellschaften ihre
Ergebnisse selbs ndig errnineln.ln der
Geräte Baubetriebsrechnung jedes Gesellschaf-
ters mOssen sog. ,interne ARGE-Kosten·
Kleingeräte und Werkzeuge stellen• gelührt werden.
Bauwirtschaftslehre 2-77
Tabelle 2.1-14 Monatliche Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung einer Baustelle [KLR-Bau 1995, S. 98]
.
~~
""
~~
."
5. Kosten der Betriebs· und
Baustellenaumanung
14.145
4.200
1.800 15.945
6.000
2,5
1,8
.....
""'
"~
~'2
~-~
1 bisS
+IJ. Korrekrur
Herstellkosten 538.942
221.010
107.190 646.132
328.200
100
100
..,.
0~
Herstellkosten + Allg. Verrechnete Allgemeine 80.841 16.079 96.920 15
Geschäftskosten = Geschäftskosten 33.151 49.230 1S
Gesamtkosten
Gesamtkosten 619.783 123.269 743.052 115
254.161 377.430 115
KLR Leistungsarten' von Baubeginn Berichts- von Baubeginn Anteil an
Bau bis Vormonat1 mon.at bis Stichtag' Gesamt·
leisrung
Nr. Bezeichnung von Beginn des Gesch!fu· von Beginn des Geschäfts·
Jahres bis Vormonat Jahres bis Stichtag
DM DM DM %
8 9 10 11 12 13 14
010 Bau Iei· Erbrachte und abgerechnete 16.300 6.000 22.300 2.9
stungen Bauleisrung laut LV 9.800 15.800 3,6
Erbrachte u. abgeschlossene, aber noch 505.900 68.100 574.000 75,2
nichtabgere<hnete Bauleistungen 245.400 313.500 71.8
014 Teilfertige Bauleisrungen laut LV 89.500 20.500 110.000 14.4
44.000 64.500 14,8
015 Nachtrags· Erbrachte und abgerechnete 6.068 2.000 8.068 1,1
arbeiten Nachtragsarbeiten 4.500 6.500 l.S
Erbrachte, aber noch nicht ab· 15.100 -- 1S.100 2.0
"'
c gert<hnete Nachtragsarbeiten 12.000 12.000 2,7
"
~ 016 Stunden· uhrachte und abgerechnete - - - -
~ Iohnarbeiten Stundenlohnarbeiten - - - -
"'
"" Elb!i!chte,aber noch nicht ab- 14.600 4.300 18.900 2,5
"'"~ gerechnete Stundenlohnarbeiten 10.000 14.300 3,3
~ 019 Sonst. Bau- Sonst. Bau Ieist. a~ert<hner' 2.100 - 2.100 0,2
Ieisrungen nicht abgerechne - - - -
KLR Bau Leistung von Baubeginn 656.327 DM Leistung von Beginn d~ 329.500DM Leistung/Monat 107.JOODM
bis Vormonat G~chäftsjahr~ bisVormonat
Kosten von Baubeginn 619.783 DM Kosten von Beginn d~ 254.t61 DM Ko<ten/Monat 123.269DM
bis Vormonat Geschäftsjahr~ bis Vormonat
Ergebnis von Baubeginn 36.544 DM 5,9' Ergebnis von Beginn d~ 75.J39DM 29,66 Ergebnis/Monat J.I 5.969DM
bis Vormonat Geschäftsjahr~ bis Vormonat
Ergebnis von Baubeginn 20.S750M 2.S6 Ergebnis von Beginn des 59.370DM 15,76
bis Stichtag Geschäftsjahres bis Stichtag
1 Die in di~ Kosrenstellenbian eingehenden Kosten und Leistungen bzw.Venechnungen sind grundsät<lich abge<J~nzt
2 Auf die Auffllhrung der einzelnen Leistungsarten kann verzichtet werden
3 Werte aus Leistungsmeldungen
4 Korrekturen gegebenenfalls bei der einzelnen Kostenart vornehmen
5 Nicht<utreffend~ streichen
6 Jeweiliges Ergebnis ln% der entspre<henden Kosten. Es ist auch möglich, das jeweilige Ergebnis in% der Leistung auszudrOcken
zierung die Kosten, Leistungen und Ergebnisse ablauf sowie von Abweichungen zwischen aus-
der Baustellen ermitteln zu können. Vorausset- geführten Mengen und ausgeschriebenen LV-
zung hierfür ist eine Trennung der Unterneh- Mengen.
mensrechnung von der KLER. Diese Trennung Soll/Ist-Vergleiche können sich auf die Ge-
läßt sich mit einem sog."Übernahmekonto" er- samtbaustelle, einzelne Bauabschnitte, Arbeits-
reichen. vorgänge gemäß BAS (Bauarbeitsschlüssel) oder
Die Buchhaltung beider Abrechnungskreise einzelne LV-Positionen beziehen. Als Mengen
läßt sich mit Hilfe von Zuordnungsziffern steu- sind Arbeits- und Gerätestunden, -tage bzw.
ern, die angeben, ob nur die Unternehmens- -monate sowie Stoffe zu erfassen. Als Werte sind
rechnung, nur die KLER oder beide betroffen Kosten, Leistungen und Ergebnisse zu messen.
sind. Die Vergleiche sind zweckmäßigerweise peri-
odisch während der Leistungserstellung anzu-
2.1.5.5 stellen, um bei Abweichungen noch steuernd
Solllist-Vergleichsrechnung eingreifen zu können. Nach abgeschlossener Lei-
stung dienen sie lediglich zur Gewinnung von
Im Rahmen von Soll/Ist-Vergleichen werden Kennzahlen.
Soll- und Istzahlen einander gegenübergestellt, Die Ermittlung von Istzahlen setzt ein ent-
um ihre Abweichungen zu ermitteln und zu ana- sprechendes Berichtswesen voraus. Dazu gehö-
lysieren. Sie dienen ren
- der Kontrolle der Aufwands- und Leistungs- - Lohnberichte für die tägliche Berichterstat-
werte sowie der Faktorpreise der Vorkalkula- tung der Arbeitsstunden, ggf. nach BAS,
tion mittels Nachkalkulation zur Verbesse- - Baugeräteberichte für die Berichterstattung
rung künftiger Vorkalkulationen, der Gerätestunden und der vom Gerät er-
- der Kontrolle und Steuerung des baubetrieb- brachten Bauleistungen,
lichen Geschehens sowie - Lieferscheine bzw. Rechnungen für die Stoffe
- der Bildung von Kennzahlen. sowie
- Leistungsmeldungen mit den tatsächlich er-
Ferner werden im Rahmen der Projektsteuerung brachten Leistungsmengen.
Soll/Ist-Vergleiche durchgeführt wie z. B. zur Er-
mittlung von Zeitabweichungen zwischen der Abbildung 2.1-45 zeigt einen Kostenvergleich für
Bauablaufplanung und dem tatsächlichen Bau- Schalarbeiten mit Ursachenanalyse.
Bauwirtschaftslehre 2-79
Vergleichsrechnung. Kennzahlen der KLER sind
nach Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung
SOLL IST
ISTJ. zu unterscheiden.
SOLL Im Rahmen der Kostenrechnung-ergeben sich
Menge m2 1000 600 -400 - Kennzahlen der Kostenarten des Gesamtbe-
Aufwandswert Lh/m2 0,5 (0,8) (+0,3) triebs aus der Relation der in der KLER ermit-
Zeitaufwand Lh 500 480 - 20
Kalkulationslohn DM/Lh 30 35 +5
telten Kosten zueinander (z. B. Anteil der Löh-
Kosten DM 15000 16800 +1800 ne und Gehälter an den Gesamtkosten),
- Kennzahlen der Kosten der Verwaltung (z.B.
Kostendifferenzen DM Anteil der Gehaltskosten an den gesamten
1 aus Mengenunter5uchungen Verwaltungskosten},
-400 X 0,5 X 30 - 6000 - Kennzahlen der Kosten der Hilfsbetriebe (z. B.
2 aus Aufwandswertüber5chreitung
600 x 0,3 x 30 +5400 Entwicklung des Geräteausnutzungsgrades
3 aus Kalkulationslohnüber5chreitung zwischen Berichtsjahr und Vorjahr},
600 x 0,8 x 5 +2400 - Kennzahlen der Kosten der Baustellen (z.B.
Löhne und Gehälter/ Arbeitsstunden).
--
Kosten (TOM)
20 1---.----,-- IST -----r-~-
16.8TOM SOLL Im Rahmen der Leistungsrechnung sind Kenn-
151--+----1 3:+2.4
---
~
lS,OTDM
zahlen zu bilden für
- die Leistungsarten des Gesamtbetriebs aus den
2:+54 / l :-6.0 anteiligen Relationen und in Relation zur Ge-
10 1--t----'-" ·- - ,
samtleistung (z.B. Anteil der Leistungen ein-
zelner Bausparten an den gesamten Baulei-
stungen},
0 oL--2-00~-400--600--~800~-,-000- - die Leistungen der Verwaltung und der Hilfs-
S<halung (ml) betriebe (z.B. innerbetrieblich verrechnete
Leistungen/Gesamtkasten der Verwaltung und
Abb. 2.1-45 Soll/Ist-Vergleich der Kosten für Schal- der Hilfsbetriebe),
arbeiten mit Ursachenanalyse - die Leistungsstruktur der Baustellen (z.B.An-
teil der Nachunternehmerleistungen an der
gesamten Bauleistung) sowie für die Arbeits-
produktivität (z.B. Leistung je Beschäftigten/
2.1.5.6 Jahr).
Kennzahlenrechnung
Kennzahlen der Ergebnisrechnung erstrecken
Jedes Bauunternehmen muß für sich entschei- sich auf
den, welche Kennzahlen es benötigt. Dies gilt - die Betriebsergebnisrechnung (z.B. Gesamt-
auch für diejenigen, die anhand der Daten der ergebnis der eigenen Baustellen in Prozent der
KLR Bau ( 1995} ausgewählt und gebildet werden Gesamtleistung der eigenen Baustellen),
können. Dabei ist jeweils der Verwendungs- - die Ergebnisrechnung der Verwaltung und der
zweck zu berücksichtigen, der in der betriebs- Hilfsbetriebe (z.B. Ergebnis eines Hilfsbe-
internen Vorgabe, im Zeitreihenvergleich oder triebs in Prozent der Leistungen eines Hilsbe-
im zwischenbetrieblichen Branchenvergleich triebes),
(Benchmarktest) liegen kann. Es empfiehlt sich, - die Ergebnisrechnung der Baustellen (z.B. Er-
Kennzahlen der KLR Bau (1995) zunächst nach gebnis in Prozent der Gesamtleistung vom Jah-
den Bereichen Bauauftragsrechnung, KLER und resbeginn bis zum Stichtag).
Soll/Ist-Vergleichsrechnung zu gliedern.
Kennzahlen im Rahmen der Bauauftragsrech- Kennzahlen der Soll/Ist-Vergleichsrechnung be-
nung sind im wesentlichen Aufwands- und Lei- treffen i.d.R. nur den Baustellenbereich. Dabei
stungswerte, Mittellöhne und Lohnkosten, be- geht es vorrangig um die Ermittlung von Soll/Ist-
zogen auf die Herstellkosten. Durch die Bauauf- Abweichungen für
tragsrechnung werden keine neuen Kennzahlen - den Mittellohn im Berichtszeitraum,
gebildet. Vielmehr arbeitet sie mit Kennzahlen - die Arbeitsstunden im Berichtszeitraum sowie
aus der KLER und insbesondere aus der Solllist- - die Aufwands- und Leistungswerte.
\ --------I
Leistung Leistung Bauleistungen im Globalpauschalvertrag entste-
hen zwischen Auftraggebern (AG) und Auftrag-
nehmern (AN) immer häufiger unterschiedliche
Auffassungen über die vertraglich zu erbringen-
de Leistung. Ausgangspunkt ist das Bau-Soll, d. h.
die vertraglich geforderte Leistung. Davon ab-
zugrenzen sind Leistungen, die aufVeranlassung
des Auftraggebers nach Vertragsabschluß vom
I '\
AN zu ändern oder zusätzlich zu erbringen sind,
bezahlte ausgeführte
Leistung Leistung sowie Schadensersatzansprüche des AN, die vom
AG durch Leistungsstörungen bewirkt werden.
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"'
t:
:.e ..c Die vom AN zu erbringenden Leistungen und
."'"'"'
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"E ~
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problematisch die seitens des AG dafür zu entrichtende Vergü-
.g "'"'
Nr. für tung werden im Vertrag festgelegt. Bei geänder-
• •
"' "'
.&J .&J
•• • •
4 0 0 0 AG
dern bzw. bei vom AG zu vertretenden Leistungs-
5 0 0 AG
störungen Ersatz des dadurch bewirkten nach-
6 0 0 AG/AN
7 0
0
• •• •
0
0 AN gewiesenen Schadens verlangen.
Daraus ergeben sich für beide Vertragspartner
••• •• •• ••
8 AG
9 0 AG unterschiedliche Interessen. Der AG versucht,
10 0 AG durch Nachtragsprophylaxe Nachträge des AN
• •• •• ••
11 0 AN zu vermeiden bzw. eingegangene Nachträge
12 0 AG
durch sorgfältige Prüfung abzuwehren. Der AN
13
kann als Bieter vor Auftragserteilung durch ent-
sprechende Vorbereitungen seine nachtrags-
Abb. 2.1-46 Schnittmengenmodell auserforderlichen, strategische Ausgangsposition verbessern. Nach
beauftragten, ausgeführten und bezahlten Leistungen
Auftragserteilung wird er dann versuchen, bei
Eintritt entsprechender nachtrags- oder scha-
Bauwirtschaftslehre 2-81
densersatzrelevanter Ereignisse Nachträge und liehe und verkehrspolizeiliche Genehmigungs-
Schadensersatzansprüche zu stellen und durch- verfahren;
zusetzen. Daraus ergeben sich vier Untersu- - Grundstückssicherung im rechtlichen, wirt-
chungsbereiche: schaftliehen und technischen Sinne hinsicht-
- für den Auftraggeber lich Vermessung, Grundbucheintrag, Werter-
- vor dem Nachtragseingang die Nachtrags- mittlung, Grenzsicherung, Erschließung und
prophylaxe und Altbebauung;
- nach dem Nachtragseingang die Nachtrags- - präzise Bestimmung des Bau-Solls durch Lei-
prüfung, stungsbeschreibung, Ausschreibungspläne,
- für den Auftragnehmer Probestücke sowie sorgfältige Leistungs- bzw.
- vor der Nachtragsstellung die Nachtrags- Schnittstellenabgrenzung zu den Leistungen
strategie und -Vorbereitung sowie anderer Unternehmer (und Planer);
- bei Eintritt einer Leistungsänderung, Zu- - sorgfältige Ausarbeitung der Vertragsbedin-
satzleistung oder Leistungsstörung die gungen, insbesondere der BVB, aber auch der
Nachtrags- bzw. Schadensersatzanspruch- ZVB und der ZTV unter besonderer Beach-
geltendmachung und -durchsetzung. tung AGBG-konformer Vollständigkeitsklau-
seln;
2.1.6.1 - Gleichbehandlung aller Bieter während der
Nachtragsprophylaxe und Nachtragsprüfung Ausschreibungsphase (§ 17Nr. 7 Abs.2VOB/A)
des Auftraggebers (AG) zur Vermeidung von Streitigkeiten aus c.i.c.;
- Überprüfung der Fachkunde, Erfahrung, Lei-
Die Nachtragsprophylaxe und die Nachtrags- stungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der Bie-
prüfung des Auftraggebers (AG) sind zeitlich ter;
aufeinanderfolgende Aufgaben. - Sorge für eine sorgfältige Überprüfung der
Ausführungspläne vor Übergabe an den Auf-
Nachtragsprophylaxe des AG tragnehmer (AN);
- Sorgefür möglichst vollständige Übergabe ge-
Der Leitsatz für die Nachtragsprophylaxe des AG prüfter und vom AN bei der Bildung seines
lautet: "Der Auftraggeber hat Leistungsände- Angebotspreises berücksichtigter Ausfüh-
rungen und Leistungsstörungen vom Versand rungspläne vor Vertragsunterzeichnung;
der Verdingungsunterlagen an zwingend zu ver- - Sorge für eindeutig abgestimmte Planliefe-
meiden!" rungstermine und deren Einhaltung sowie
Dazu dienen folgende Maßnahmen: Dokumentation des Planlaufes durch Planlie-
- Sicherung der Finanzierung für das Auftrags- ferlisten;
budget; - baustellenbezogene Sicherung der Infrastruk-
- Sorge für die Einschaltung einer fachkundi- tur für Wasser, Abwasser, Strom, Telekommu-
gen, erfahrenen, leistungsfähigen und zuver- nikation, Zufahrtswege, Parkplätze, Lagerplät-
lässigen Projektleitung und Projektsteuerung; ze, Wohnlager, Sanitäranlagen, Verkehrssiche-
- Sorge für die Einschaltung fachkundiger, er- rungsmaßnahmen unter Wahrung von Nut-
fahrener, leistungsfähiger und zuverlässiger zerbetangen zur möglichst geringen Beein-
Planer mit ausreichender verfügbarer Kapa- trächtigung der Betriebsbedingungen;
zität, bei öffentlichen AG unter Beachtung der - Beschaffung der vollständigen erforderlichen
Vorschriften der VOF; Unterlagen zur Vorbereitung der Nachtrags-
- Ausschalten von Projektrisiken, u. a. aus dem abwehr:
Grundstück (Tragfähigkeit, Altlasten, Kriegs- - Verdingungsunterlagen,
bomben, Bodendenkmäler), der Nachbarbe- - Terminplan der Ausführung im Soll und im
bauung, der infrastrukturellen Voraussetzun- Ist mit Planlieferungsterminen im Soll und
gen sowie der Produktionsbedingungen; im Ist,
- rechtzeitige Beibringung der baurechtliehen - Urkalkulation des AN,
und ggf. haushaltsrechtlichen Genehmigun- - Besprechungsprotokolle der Baubespre-
gen, u.a. aus Bebauungsplan-, Baugenehmi- chungen und relevanter Schriftwechsel,
gungs- oder Planfeststellungsverfahren, er- - Bautagesberichte und Stundennachweise
gänzt um umweltrechtliche, denkmalschutz- des AN,
rechtliche, wasserrechtliche, gewerbeaufsieht- - Bautagebuch des AG,
Bauwirtschaftslehre 2-83
- Analyse und Bewertung der Vertragspartner den Terminverlängerung, es sei denn, daß der
des AG (Projektsteuerer, baubegleitender AG eine Beschleunigungsanordnung nach § 2
Rechtsberater, Architekt, Fachplaner, Gutach- Nr. 5 VOB/B trifft, deren Auswirkung er jedoch
ter, Vorunternehmer); in die Nachtragsvereinbarung eingebunden
- Abwägung von Chancen (Ergebnisverbesse- sehen will;
rung) und Risiken (Belastung der Geschäfts- - interne Kritik am Nachtragsmanagementsy-
beziehungen zum AG) aus potentiellen Nach- stem des AN zur Einleitung von Verbesse-
trägen; rungsmaßnahmen;
- Auswertung bereits abgeschlossener Aufträge - Schulung der Mitarbeiter.
auf Nachtragsrelevanz;
- Schulung der Mitarbeiter. 2.1.6.3
Vergütungsänderungen aus Leistungsänderungen
Nachtragsstellung und -durchsetzung durch den AN und Zusatzleistungen gemäߧ 2 Nr. 3ffVOB/B
Der Leitsatz hierfür lautet: "Der Maßstab für die Der§ 2 "Vergütung" der VOB/B ist in den Nrn. 1
Qualität der Nachtragsoffensive ist die nachweis- und 2 nicht relevant für Vergütungsänderungen
liche Steigerung der Erfolgsquote eingereichter aus Leistungsänderungen und Zusatzleistungen,
Nachträge (> 80%)!" Testnachträge nach dem da diese lediglich regeln, welcher Leistungsum-
Motto "Ein Drittel ist zu streichen, ein Drittel ist fang durch die vereinbarten Preise abgegolten ist
zu verhandeln und ein Drittel brauchen wir (Nr. 1) und daß sich die Vergütung beim Ein-
wirklich!" sind unklug und in hohem Maße ima- heitspreisvertragaus den vertraglich vereinbar-
geschädigend.Auftragnehmer sollten Nachträge ten Einheitspreisen und den tatsächlich ausge-
derart vorbereiten und nur dann einreichen, führten Mengen der Positionen ergibt (Nr. 2).
wenn sie als Auftraggeber diese sowohl dem Die Nrn. 3 bis 7 sind jedoch relevant für Vergü-
Grunde und der Höhe nach auch zu 100% aner- tungsänderungen.
kennen könnten. Die Vorschriften der §§ 2 und Für vertiefende Informationen wird verwie-
6 VOB/B sind eindeutig und bieten keine Hand- sen auf [Diederichs 1999] sowie auf die weiteren
habe für "Glücksspiele". Im einzelnen sind sei- einschlägigen Titel im Literaturverzeichnis.
tens des AN folgende Aufgaben zu erfüllen:
- Beachten von Ankündigungserfordernissen 2.1.6.4
(§ 2 Nr. 6 und§ 6 Nr. 1 VOB/B); Schadensersatzanspruch aus Behinderung
- Aufbereiten des Nachtrags mit allen Unterla- (§ 6 Nr.6 VOB/8)
gen dem Grunde nach, ggf. unter Hinzuzie-
hung eines Baujuristen und Einholung des An- Die Ermittlung von Schadensersatzansprüchen
erkenntnisses des AG; der Aufwand für die aus Behinderungen zählt zu einem der meistbe-
Vorbereitung von Nachträgen der Höhe nach, handelten Themen der VOB/B sowohl aus juristi-
die dann wegen fehlenden Anspruchs dem scher als auch aus bauwirtschaftlicher bzw. bau-
Grunde nach vom AG abgelehnt werden, ist betrieblicher Sicht [Plum 1997]. Der in Nr. 6 ge-
voll als Verlust beim AN zu verbuchen; regelte SchadensersatZanspruch gilt für alle Fälle
- Aufbereiten des Nachtrags mit allen Unterla- der Behinderung und Unterbrechung nicht nur
gen der Höhe nach, ggf. unter Einschaltung ei- aus§ 6 VOB/B, sondern auch dann, wenn dem AN
nes Sachverständigen; der Auftrag nach § 8 Nr. 3 Abs. 2 in Verbindung
- Nachtragsanmeldung und-präsentationnach mit § 4 Nr. 7 und § 5 Nr. 4 VOB/B entzogen wor-
vorheriger Terminvereinbarung (Timing) den ist. §6 Nr.6 ist danach Anspruchsgrund-
durch persönliche übergabe und qualifizierte lage für alle Fälle der Leistungsverzögerung, die
Erläuterung auf Basis hervorragend aufberei- sowohl vom AG als auch vom AN sowie von bei-
teter Unterlagen; den herbeigeführt worden sein können.
- Stellungnahme zu Gegenargumenten des AG Die Folgen einer Bauverzögerung können bei
zur Prozeßvermeidung; Aufrechterhaltung des Vertrags entweder dem
- Ziehen der Konsequenzen aus genehmigten, AG oder dem AN oder beiden allerdings nur
abgelehnten oder strittig bleibenden Nachträ- dann als Verpflichtung zum Ersatz des dem an-
gen im Hinblick auf Kosten, Termine, Qualität deren Vertragsteil entstandenen Schadens ange-
und Organisation; jeder berechtigte Nachtrag lastet werden, wenn Schuldhaftes Verhalten des
berechtigt den AN auch zu einer entsprechen- Verpflichteten vorliegt.
Bauwirtschaftslehre 2-85
In den Haushaltsordnungen des Bundes, der ren gleichartigen Maßnahmen, d. h. Lösung
Länder und der Kommunen wird daher bereits des Wahlproblems)?
seit Anfang der 70er Jahre gefordert, für geeig- - Welche unter mehreren sich gegenseitig aus-
nete Maßnahmen von erheblicher finanzieller schließenden Alternativen ist zu bevorzugen
Bedeutung Wirtschaftlichkeitsberechnungen (Auswahl der besten Alternative)?
(WB) oder Nutzen-Kosten-Untersuchungen - Welches ist die optimale Größe einer vorgese-
(NKU) anzustellen. Zielsetzungen von WB und henen Investitionsmaßnahme (Bestimmung
NKU bestehen allgemein darin, bei Beurteilung der optimalen Größe)?
einer Einzelmaßnahme ihre Vorteilhaftigkeit zu - Wann soll eine vorhandene Anlage durch eine
prüfen oder aber bei Beurteilung mehrerer moderne Anlage ersetzt werden (Lösung des
gleichartiger oder sich gegenseitig ausschlie- Ersatzproblems)?
ßender Alternativen die Frage der Vorziehens-
würdigkeit zu beantworten, die optimale Nut- Darüber hinaus bestehen zahlreiche weitere Fra-
zungsdauer einer Investition zu bestimmen oder gestellungen zu bauwirtschaftlichen Investiti-
aber für ein vorhandenes Objekt bzw. eine vor- onsentscheidungen [Diederichs 1985].
handene Anlage den günstigsten Ersatzzeit- Die zahlreichen Verfahren der Investitions-
punkt zu bestimmen. rechnung lassen sich zunächst in drei Unter-
Der Gegenstand von WB oder NKU kann sich gruppen einteilen (vgl. Abb. 2.1-47):
auch auf die Überprüfung alternativer Erwerbs- - monovariable Wirtschaftlichkeitsberechnun-
oder Finanzierungsformen erstrecken, z.B. den gen,
Vergleich zwischen Eigenbau, Kauf, Leasing oder - multivariable Nutzen-Kosten-Untersuchun-
Miete bzw. zwischen Eigen-, Fremd- oder Misch- gen und
finanzierung. Ein besonderes Untersuchungs- - programmierte Verfahren.
feld ist der Vergleich zwischen Eigen- oder
Fremdleistung. Monovariable Wirtschaftlichkeitsberechnungen
Die Zielsetzungen von WB und NKU bestehen (WB) sind Methoden, mit deren Hilfe die Vor-
allgemein darin, Fragestellungen folgender Art teilhaftigkeit einzelwirtschaftlicher Investiti-
zu beantworten: onsmaßnahmen geprüft und im Hinblick auf die
- Ist ein bestimmtes Investitionsvorhaben unter betrieblichen Zielsetzungen des jeweiligen Inve-
den verschiedenen einzel- und gesamtwirt- stors bewertet werden kann. Die zu untersuchen-
schaftlichen Gesichtspunkten und auch unter den Nutzen-Kosten-Faktoren sind als Einnah-
Berücksichtigung des damit verbundenen Ri- men und Ausgaben stets monetär zu bewerten.
sikos für den Investor vorteilhaft (Beurteilung Nicht in Zeiteinheiten bewertbare Faktoren las-
einer Einzelmaßnahme bzw. Entscheidung sen sich ergänzend nur verbal diskutieren.
zwischen Mit-Fall und Ohne-Fall)? Multivariable Nutzen-Kosten-Untersuchun-
- Welche von mehreren gleichartigen Investiti- gen (NKU) ermöglichen dagegen auch die Ein-
onen ist die für den Investor günstigste (Fest- beziehung nicht monetär bewertbarer Nutzen-
legung einer Rangordnung zwischen mehre- Kosten-Faktoren. Die Meßgrößen unterschied-
I Wirtschaftlichkeitsberechnungen I
I
I
Statische Verfahren I IDynamische Verfahren I Kosten-Nutzen-
Analyse (KNA)
Kostenwirksam-
keitsanalyse (KWA)
Kostenvergleich Kapitalwertmethode
Erlösvergleich Methode des internen
Gewinnvergleich Zinsfußes
Rentabilitätsrechnung Annuitätenmethode
Amortisationsrechnung Programmierte Verfahren
Iiehster Dimension werden mit Hilfe von Nut- mulation von Nutzungs-, Finanzierungs-, Inve-
zenpunkten gleichnamig gemacht, wobei die stitions- und Betreibermodellen. Sie erfordern
Bedeutung der einzelnen Faktoren durch ent- einen wesentlich höheren Rechenaufwand als
sprechende Gewichtung berücksichtigt wird. die traditionellen Methoden. Tabelle 2.1-15 zeigt
NKU finden daher v.a. Anwendung, wenn durch die weitere Untergliederung der traditionellen
Investitionsmaßnahmen nicht nur monetäre Verfahren und ihrer Anwendungsbereiche in ta-
einzelwirtschaftliche, sondern auch multivaria- bellarischer Übersicht.
ble gesellschaftliche Faktoren berührt werden.
Programmierte Verfahren finden Anwendung 2.1.7.1
bei komplexen Optimierungsrechnungen unter Wirtschaftlichkeitsberechnungen (WB)
Vorgabe von Nebenbedingungen, die auch in
Form von Ungleichungen gegeben sein dürfen, Bei Wirtschaftlichkeitsberechnungen (WB) ist
z.B. der linearen Programmierung und der Si- zu unterscheiden zwischen den statischen (ein-
Bauwirtschaftslehre 2-87
periodigen) und dynamischen (mehrperiodi- der Praxis eine kombinierte Anwendung zu
gen) Verfahren. empfehlen. Erst dann können die betriebswirt-
Statische Verfahren vernachlässigen den zeit- schaftlich relevanten Kriterien der Kostener-
lich unterschiedlichen Anfall der durch eine In- sparnis, des Gewinns, der Verzinsung des durch-
vestitionsmaßnahme verursachten Einnahmen schnittlieh eingesetzten Kapitals, des Vergleichs
und Ausgaben. Statt dessen werden Durch- mit anderweitiger Kapitalverwendung und des
schnittswerte einer charakteristischen Zeitperi- Risikos sowie der Auswirkungen auf die Liqui-
ode verwendet. Sie eignen sich für Investitionen dität gemeinsam berücksichtigt werden.
geringen Umfangs mit nur einzelwirtschaftli- In Tabelle 2.1-16 wird anhand eines Beispiels
cher Wirkung und sind immer dann zu bevor- mit drei Investitionsalternativen zugleich ein
zugen, wenn Kostenvergleich, ein Gewinnvergleich, eine Ren-
- keine differenzierten Daten für die gesamte tabilitätsrechnung und eine Amortisationsrech-
Nutzungsdauer vorliegen bzw. der Aufwand nung vorgeführt [Kretschmer 1981, S. 1410].
für ihre Beschaffung nicht gerechtfertigt ist Da die Nutzungsdauer und der Kapitaleinsatz
(Wirtschaftlichkeit der WB), unterschiedlich sind, hängt die Auswahl einer
- eine einfache WB schnell durchgeführt wer- Alternative auch von den Annahmen über die
den soll und mit der Differenzinvestition zu erzielenden Er-
- über Investitionsmaßnahmen oder Teile da- folge ab. Führt die nach Ablauf der Nutzungs-
von mit geringer Bedeutung bzw. niedrigen dauer der Investitionsalternative III mögliche
Kosten zu entscheiden ist. Kapitalanlage nicht mehr zu einem Jahresge-
winn von 15000 DM, kann man nur den Gesamt-
Verfahren der statischen Wirtschaftlichkeitsbe- gewinn aller Perioden heranziehen (90000 DM
rechnungen sind die Kostenvergleichs-, die Erlös- zzgl. 4 x Gewinn der zukünftigen Differenzinve-
vergleichs-, die Gewinnvergleichs-, die Rentabi- stitionen) im Vergleich zu 130000 DM und
litäts- und die Amortisationsrechnung. Sie die- 80000 DM der Alternativen I und II.
nen in erster Linie zur Beurteilung kleinerer Er- Da hier auch der Kapitaleinsatz unterschied-
weiterungs-, Rationalisierungs- oder Ersatzin- lich und das Kapital i.d.R. Engpaßfaktor ist, so
vestitionen. Mit ihrer Hilfe läßt sich nur eine ist die Rechnung um die Rentabilitätsziffer zu
Aussage bezüglich der relativen Vorteilhaftigkeit ergänzen. Beträgt das Gesamtbudget z.B.
von sich gegenseitig ausschließenden Alternati- 150000 DM, so wären drei Anlagen des Typs II
ven gewinnen. Die absolute Vorteilhaftigkeit ei- zu wählen. Kommt allerdings nur die Beschaf-
ner Einzelmaßnahme ist wegen der dann fehlen- fung von einer Einheit des Typs II in Frage und
den Vergleichsmöglichkeit nicht überprüfbar. schließen sich die Alternativen nicht gegenseitig
Da die vorgenannten Verfahren jeweils nur ein aus, so würde sich das Investitionsprogramm aus
Wirtschaftlichkeitskriterium untersuchen, ist in den Objekten I und II zusammensetzen. Dieses
Tabelle 2.1 -16 Lösung des Auswahlproblems mit statischen Wirtschaftlichkeitsberechnungen bei der Bestimmung eines
Investitionsprogramms [Diederichs 1985, S. 50)
lnvestitonsalternativen
Zeile Kriterien II 111
1 Anschaffungspreis 100000 50000 150000
2 Durchschnittskapitaleinsatz 50000 25000 75000
3 Lebensdauer in Jahren 10 10 6
4 LeistungsmengetJahr 20000 10000 20000
5 Kosten /Jahr 24200 22000 39400
6 Kosten/Stück (ZS: Z4) 1,21 2,20 1,97
7 Erträge/Stück 1,86 3,00 2,72
8 Gewinn/Jahr (Z7 - Z6) · Z4 13000 8000 15000
9 Totalgewinn über Nutzungsdauer 130000 80000 90000
10 Rentabilität pro Periode (Z8 : Z2) · 100 26 % 32 % 20 %
11 Amortisationsdauer (Z1 : (Z8 + Abschreibung)) 4,3 3,8 3,75
12 Rückflußanzahl (Z3: Z11) 2,32 2,63 1,60
Bauwirtschaftslehre 2-89
tiven vollständig sind, d.h., daß das jeweils ge- KW Kapitalwert,Et Einzahlungen in der Periode
bundene Kapital jeweils gleich hoch und der Be- t, At Auszahlungen in der Periode t, d.h.laufen-
trachtungszeitraum gleich lang ist. Dies wird de Kosten ohne Abschreibung und Zins (kalku-
beim Ersatzproblem dadurch gewährleistet, daß latorische Abschreibung und kalkulatorische
die Betrachtung nach einem für alle Alternativen Zinsen sind nicht anzusetzen, da der Anschafc
gleichen Zeitraum abgebrochen und für dann fungspreis (der Kapitaleinsatz) zum Zeitpunkt
noch funktionsfähige Anlagen mit Restwerten seines Anfalls (seiner Ausgabewirksamkeit) be-
gearbeitet wird. Investitionsalternativen mit un- reits in voller Höhe und die gewünschte Min-
terschiedlicher Kapitalbindung (im Anschaf- destverzinsung durch Ab- oder Aufzinsung mit
fungspreis, in der Nutzungsdauer und derzeit- dem kalkulatorischen Zinssatz berücksichtigt
lichen Verteilung der Einnahmen und Ausga- werden).
ben) werden durch Differenzinvestitionen ver- t 1 1 1
V =-=--=----
gleichbar gemacht. Führt man die Differenzin-
vestitionen nicht in den rechnerischen Vergleich rt (1+i{ (
1+-
p )t
ein, so wird davon ausgegangen, daß die Diffe- 100
renzinvestition einen Kapitalwert von Null er- vt Abzinsungsfaktor, t jeweilige Zinsperiode, n
bringt. Anzahl der betrachteten Zinsperioden bzw. Nut-
Nach der Kapitalwertmethode ist die absolute zungsdauer der Investition (letztes Jahr von t),
Vorteilhaftigkeif einer Einzelinvestition wie folgt RW Restwert = Restverkaufserlös (nicht Rest-
zu beurteilen: buchwert), AP Anschaffungspreis.
- Ist der Kapitalwert positiv, so wird durch die Bei der praktischen Anwendung empfiehlt es
Investition eine höhere Verzinsung des einge- sich, die Einnahmenüberschüsse (Et-At) ge-
setzten Kapitals erzielt als mit dem kalkulato- trennt zu betrachten, damit die Unterschiede im
rischen Zinsfuß vorausgesetzt, d.h., es wird zeitmäßigen und wertmäßigen Anfall von Ein-
darüber hinaus ein Vermögenszuwachs er- nahmen und Ausgaben deutlich werden.
wirtschaftet. Für die Barwertermittlung wird als gemeinsa-
- Ist der Kapitalwert negativ, so erreicht die In- mer Bezugszeitpunkt i.d.R. der Gegenwartszeit-
vestition die geforderte kalkulatorische Ver- punkt oder das Jahr der Investitionen gewählt.
zinsung des Kapitaleinsatzes nicht. Bei konstanten jährlichen Einnahmen oder Aus-
- Ist der Kapitalwert gleich Null, wird die Min- gaben können Barwerte auch durch Multiplika-
destverzinsung zum kalkulatorischen Zins- tion der konstanten Jahresraten mit dem Ren-
satz genau erreicht. tenbarwertfaktor an ermittelt werden:
BW =konstante Jahresrate (der Einnahmen
Für die Beurteilung der relativen Vorteilhaftig-
oder Ausgaben) x an,
keif von alternativen Investitionsmaßnahmen
gilt, daß eine Investition A vorteilhafter ist als ei- BW Barwert = Gegenwartswert, an Rentenbar-
ne Investition B, wenn der Kapitalwert von A wertfaktor (Vervielfliltiger),
höher ist als der von B. Die Realisierung von A 1-vn rn-1 (1+i)n -1
ist dann zu befürworten, wenn A außerdem dem an=-.-=--=
Kriterium der absoluten Vorteilhaftigkeit genügt, 1 rnx i (1+i)nx i
d.h. einen positiven Kapitalwert besitzt. Der wesentliche Vorteil der Kapitalwertmetho-
Soll eine im Betrieb befindliche alte Anlage de liegt in der angemessenen Berücksichtigung
darauf überprüft werden, wann sie durch eine des Zeitfaktors mit langfristiger Betrachtungs-
neue Anlage ersetzt werden sollte, so handelt es weise anstelle der Verwendung von Durch-
sich um das Ersatzproblem. Ein sofortiger Er- schnittswerten bei der statischen Investitions-
satz der alten Anlage ist dann vorteilhafter als rechnung. Nachteilig ist die aufwendigere Da-
erst nach Ablauf ihrer Restnutzungsdauer, wenn tenbeschaffung gegenüber den statischen Ver-
der Kapitalwert einerneuen Anlage zzgl. des Li- fahren. Weiterhin bleiben wie bei allen monova-
quidationserlöses der alten Anlage größer ist als riablen Wirtschaftlichkeitsberechnungen die
der Kapitalwert der alten Anlage. Die Formel zur Wirkungen nicht monetär bewertbarer Ein-
Berechnung des Kapitalwertes lautet: flußfaktoren von der Methode her unberück-
n sichtigt.
KW= L (Et-At)·vt +RW·vn-AP Im folgenden Beispiel wird die relative Vor-
t=l
teilhaftigkeit von zwei Alternativprojekten I und
Projekt I Projekt II
Zahlungs- Abzinsungsfaktoren Nettozahlungen I Nettozahlungen 1 Nettozahlungen I Nettozahlungen I
zeitpunkt vtfür i = 0,10 (Zeitwert) (Barwert) (Zeitwert) (Barwert)
0 1,0 -100000 -100000 -60000 -60000
1 0,9091 30000 27273 25000 22728
2 0,8264 40000 33056 25000 20660
3 0,7513 30000 22539 25000 18782
4 0,6830 20000 13660
5 0,6209 20000 12418
Kapitalwerte = Summe der Barwerte der Nettozahlungen + 8946 + 2170
1 Nettozahlungen =Einzahlung~- oder Au~zahlungsüberschiisse
Tabelle 2.1 -18 Vergleich der Kapitalwerte unter Berücksichtigung einer Nachfolgeinvestition bei Projekt II
(Diederichs 1985, S. 57)
Projekt I Projekt II
Zahlungs- Abzinsungsfaktoren Nettozahlungen Nettozahlungen Nachfolgeinvestition Nachfolgeinvestition
Zeitpunkt vtfüri=0,10 (Barwert) (Barwert) Nettozahlungen Nettozahlungen
(Zeitwert) (Barwert)
0 1,0 - 100000 - 60000
1 0,9091 27273 22728
2 0,8264 33056 20660
3 0,7513 22539 18782 - 70000 - 52591
4 0,6830 13660 30000 20490
5 0,6209 12418 70000 43463
Kapitalwerte +8946 + 2170 + 11362
Kapitalwert Projekt II inkl. Nachfolgeinvestition + 2170
+ 13532
Bauwirtschaftslehre 2-91
benen Mindestwert erreichen, damit die Maß- meüberschüssen pro Jahr (Et-At) dem nicht ab-
nahme auch für sich allein empfohlen werden gezinsten Wert (Et-At), der in die Kapitalwert-
kann. rechnung einging.
Beim Ersatzproblem ist ein sofortiger Ersatz Ist zusätzlich - wie meistens - eine Anschaf-
der alten Anlage dem Ersatz erst nach Ablauf der fungsinvestition erforderlich und ein Restwert
Restnutzungsdauer dann vorzuziehen, wenn anzusetzen, so braucht man nur noch für diese
sich beim sofortigen Ersatz ein höherer interner die Annuitäten zu ermitteln und von dem
Zinsfuß errechnet. Durchschnittsüberschuß bzw. -verlust abzuzie-
Die Methode des internen Zinsfußes erfordert hen bzw. ihm hinzuzufügen. Für den Restwert
die gleichen Voraussetzungen wie die Kapital- und auch für jährlich schwankende Einnahmen
wertmethode, da sie auf diesem Verfahren ba- und Ausgaben sind vorher die Barwerte mit Hil-
siert. Sie ist immer dann vorzuziehen, wenn fe der Abzinsungsfaktoren zu ermitteln.
nicht von vornherein ein bestimmter kalkulato- Die absolute Vorteilhaftigkeil einer Investiti-
rischer Zinssatz in die Berechnung eingeführt on ist immer dann gegeben, wenn ihre Annuität
werden soll, sondern die Verzinsung des gebun- nicht negativ ist. Dies ist definitionsgemäß im-
denen Kapitals gefragt ist. mer dann der Fall, wenn auch der Kapitalwert
Der interne Zinsfuß Pi wird ermittelt, indem nicht negativ ist.
man die Kapitalwertfunktion gleich Null setzt. Die relative Vorteilhaftigkeil einer Investition
Bei schwankenden jährlichen Einnahmen und/ A ist gegeben, wenn sie eine höhere Annuität be-
oder Ausgaben Et und At gilt die Beziehung sitzt als die zu vergleichende Investition B. Wei-
tere Voraussetzung ist, daß die Annuität von A
KW=O
positiv ist, es sei denn, daß im Alternativenver-
n n gleich die Rangreihe der Vorteilhaftigkeil auf-
mitKW= LEt ·vt- L At ·vt +RW·vn-AP. grund negativer Annuitäten ermittelt werden
t=l t=l
soll, z.B. der Baunutzungskosten.
Bei konstanten jährlichen Einnahmen E und Die Formel für die Anwendung der Annuitä-
Ausgaben A kann mit Hilfe des Rentenbarwert- tenmethode lautet
faktors vereinfacht werden zu
A=KW!an =KW·ll~,
KW=(E-A)·an +RW ·vn-AP=O.
A Annuität (jährlich gleichbleibende Einnahme
Die Auflösung der Gleichungen nach dem inter- oder Ausgabe), KW Kapitalwert aus jährlichen
nen Zinsfuß Pi erfordert in beiden Fällen einen Einnahmen Et und Ausgaben At> dem Anschaf-
erheblichen Rechenaufwand (Lösung von Glei- fungspreis AP und dem Restwert RWn, an Ren-
chungen n-ten Grades). Daher werden in der tenbarwertfaktor (Vervielfältiger),
Praxis meist Näherungslösungen angewandt, bei 1-vn rn-1 (1+i)n -1
denen man sich durch Einsetzen von Nähe- ~=-=--=
Bodenbelag
lfd. Kriterien Einheit 1 2 3
Nr. Betonwerkstein Naturwerkstein Keramik
Investitionsausgaben KIndex 03/98 DMfm2 105,- 265,- 140,-
Nutzungsdauern Jahre 25 40 20
Wiedergewinnungsfaktoren I 0,07095 0,05828 0,08024
1/an für p =5% p.a.
4 Annuität für Zins und Absch reibung DM/(m2xa) 7,45 15,44 11,23
5 Reinigungsleistung m2JLh 160 140 180
6 Reinigungskosten 1 DM/(m2xa) 54,69 62,50 48,60
7 Bauunterhalt 2% von K DM/(m2xa) 2,1 5,3 2,8
8 Baunutzungskosten Zeilen 4 + 6 + 7 DM!(m2xa) 64,24 83,24 62,63
9 Rangfolge %·- 102,6;2 132,9; 3 100; 1
1 Bei 250 Reinigungen p.a. und einem Lohn"undenverre<hnungssatz von 35 DM/lh
Bauwirtschaftslehre 2-93
- Aufzeigen der K.O.-Kriterien, der Randbedin- bei der Untersuchung der ausschließlich mo-
gungen und Bestimmen des Entscheidungs- netär bewerteten Nutzen und Kosten unbe-
feldes durch die objektiv gegebenen Umwelt- rücksichtigt geblieben sind,
einflüsse, - kritische Gesamtbeurteilung des Untersu-
- Vorauswahl der in der weiteren Analyse zu un- chungsergebnisses als Grundlage der Aus-
tersuchenden möglichen Alternativen, die wahlentscheidung, Vorgabe von Empfehlun-
nicht aufgrund der K.O.-Kriterien auszu- gen für das weitere Vorgehen.
schließen sind,
- Erfassen und Beschreiben der entscheidungs- Vertiefende Informationen enthalten [Diede-
relevanten Vorteile (Nutzen) und Nachteile richs 1999] und [Diederichs 1985].
(Kosten) der Alternativen, Prognose der Aus-
wirkungen von Maßnahmen während der an- 2.1.8
genommenen ökonomischen Nutzungsdau- Finanzierung und Liquiditätssicherung
ern,
- Messen der Zielerreichungsgrade der Teilzie- Wirtschaftlicher Zweck jedes Unternehmens ist
le, Erarbeiten von Meßergebnissen mit mög- die Beschaffung von Produktionsfaktoren, ihre
lichst kardinaler, ggf. auch ordinaler oder no- Kombination zu Gütern oder Dienstleistungen
minaler Skalierung, und deren gewinnbringende Verwertung im
- Bewerten der Zielerreichungsgrade der Teil- Markt. Den Ausgaben für die Beschaffung der
ziele, bei kardinalen Meßergebnissen in Geld- Produktionsfaktoren stehen Einnahmen aus der
einheiten, soweit möglich, sowie aller übrigen Leistungsverwertung gegenüber. Da die Ausga-
Meßergebnisse mit Nutzenpunkten unter An- ben i.d.R. vor den Einnahmen anfallen, ist im
wendungvon Transformations- oder Normie- Unternehmen ständig eine Geldmenge gebun-
rungsfunktionen, den, die von der Kapitalbindungsdauer (Zeit-
- Auswahlvorschlag für die beste Alternative spanne zwischenAusgaben und Einnahmen) ab-
durch Gegenüberstellen der quantifizierten hängt. Bei Gründung eines Unternehmens muß
Nutzen- und Kostenalternativen, Zusammen- diesem zunächst von außen Kapital zur Verfü-
fassen der Einzelbewertungen zu einer Ge- gung gestellt werden, um die Unternehmens-
samtbewertung prozesse in Gang zu setzen.
- durch ein Verfahren der statischen oder dy- Aus den Einnahmeüberschüssen läßt sich das
namischen WB, sofern nur betriebliche Selbstfinanzierungspotential des Unternehmens
Teilziele relevant, die alle monetär bewert- im Rahmen der Innenfinanzierung ableiten. Ein-
bar sind, nahmen durch Außenfinanzierung werden durch
- durch eine KNA, sofern betriebliche und ge- Erhöhung des Eigenkapitals, Aufnahme von
sellschaftliche Kriterien relevant, die alle Fremdkapital oder Gewährung öffentlicher Sub-
mit Geldeinheiten bewertbar sind, ventionen realisiert [Schulte/Väth 1996, S. 463ff].
- durch eine NWA, sofern betriebliche und
ggf. auch gesellschaftliche Kriterien rele- 2.1.8.1
vant, die jedoch überwiegend nur mit Nut- Finanzierungsziele
zenpunkten bewertbar sind, oder
- durch eine KWA, sofern betriebliche und Der Begriff Finanzierung umfaßt alle Maßnah-
ggf. auch gesellschaftliche Kriterien rele- men der Mittelbeschaffung und -rückzahlung
vant, wobei die Kostenkriterien in Geldein- und damit der Gestaltung der Zahlungs-, Infor-
heiten und die Nutzenkriterien mit Nut- mations-, Kontroll- und Sicherungsbeziehungen
zenpunkten bewertbar sind, zwischen Unternehmen und Kapitalgebern
- Sensitivitätsanalyse durch Bestimmen der Un- [Drukaczyk 1993, S. 3]. Die operativen und tak-
sicherheitsfaktoren und ihrer Auswirkungen tischen Finanzierungsziele bestehen in der Be-
auf die Analyseergebnisse, Verfahren der kri- wahrung der Liquidität, Rentabilität und Sicher-
tischen Werte, Verfahren zur Ermittlung der heit, während die strategischen Finanzierungs-
Output-Änderung bei vorgegebener Input- ziele auf die Bewahrung der Flexibilität und Un-
Änderung, abhängigkeit ausgerichtet sind.
- Diskussion der nicht quantifizierten Nutzen Liquidität bezeichnet die Fähigkeit eines Un-
und Kosten, verbales Beschreiben der mögli- ternehmens, an jedem Tag der Zukunft in der
chen Auswirkungen intangibler Effekte, die Lage zu sein, den Zahlungsverpflichtungen im
300
DBauhauptgewerbe
250 ,-- • verarbeitend~ Gewerbe -
0 alle Unternehmen und
freien Berufe
200 t-- t-- t - - - -
150 t-- - - - t-- t-- t - - - -
100 1-- - - - 1-- 1-- - - t-- 1-- t - - - - - 1-- 1-- 1-
[ rr. [ F~ [ t ~ 1I. ~ ~ t ~ [ [ t.
50 t--
0
IT.
1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992
Abb. 2.1-48 Insolvenzhäufigkeit von Bauunternehmen, bezogen auf 10000 Unternehmen [Statistisches Bundesamt 1997)
Bauwirtschaftslehre 2-95
Ein Unternehmen ist zahlungsunfähig, wenn - die Konjunkturabhängigkeit und die beson-
es nicht in der Lage ist, die fälligen Zahlungsver- dere Wettbewerbssituation der Baubranche mit
pflichtungen zu erfüllen und seine Zahlungen - Rivalität unter den Bauunternehmen,
eingestellt hat. - Verhandlungsmacht der Auftraggeberseite,
Ein Unternehmen droht zahlungsunfähig zu - Verhandlungsmacht der Angebotsseite (Ar-
werden, wenn es voraussichtlich nicht in der La- beitnehmer, Baustoffhändler, Nachunter-
ge sein wird, die bestehenden Zahlungspflichten nehmer und Baumaschinenhändler),
im Zeitpunkt der Fälligkeit zu erfüllen. - Bedrohung durch neue Konkurrenten,
Überschuldung liegt vor, wenn das Vermögen - Bedrohung durch Ersatzprodukte,
des Unternehmens die bestehenden Verbind- - die Saisonabhängigkeit der Bau unternehmen,
lichkeiten nicht mehr deckt (Fremdkapitalantei- die zu einem saisonalen Produktionszyklus
le der Passiva > Aktiva). mit höheren Ausgaben als Einnahmen in den
Gemäß §21 Abs.1 InsO hat das Insolvenzge- Sommermonaten und entsprechender Liqui-
richt "alle Maßnahmen zu treffen, die erforder- ditätsanspannung führt, die erst gegen Jahres-
lich erscheinen, um bis zur Entscheidung über ende nachläßt,
den Antrag eine den Gläubigern nachteilige Ver- - die Abhängigkeit der Bauunternehmen von
änderung in der Vermögenslage des Schildners vielfach nur wenigen zeitparallelen Einzelauf-
zu verhüten". trägen, bei denen sich Probleme bei der Ab-
Reichen andere Maßnahmen nicht aus, so kann nahme und dadurch verzögerte Zahlungen
das Gericht gemäß §21 Abs.3 InsO "den Schuld- oder auch Insolvenzen der Auftraggeber un-
ner zwangsweise vorführen und nach Anhörung mittelbar auf die Finanzierungs- und Liquidi-
in Haft nehmen lassen" (Führungswissen,S. 182). tätssituation auswirken.
Das Statistische Bundesamt [Statistisches Bun-
desamt 1997] weist für 1997 7788 Insolvenzen im Als unternehmensspezifische Einflußfaktoren sind
Baugewerbe aus, das sind 28,3% von 305896 Un- zu nennen:
ternehmen (1996). Deren Anteil an allen Unter- - die Rechtsform und Größe des Bauunterneh-
nehmen beträgt dagegen nur 11,1 %. Entspre- mens mit dem für die Bauwirtschaft typischen
chend hoch ist auch die Insolvenzhäufigkeit mit Anteil kleiner und mittlerer Unternehmen,
255, bezogen auf 10000 Unternehmen, gegenü- - der Unternehmensstandort und Spezialisie-
ber 99 im Durchschnitt aller Unternehmen. rungsgrad, da der Markt der meisten kleinen
und mittelständischen Unternehmen auf ei-
2.1.8.2 nen Aktionsradius von max. 50 km räumlich
Einflußfaktoren auf die Finanzierungs- begrenzt ist und eine Spezialisierung auf
und Liquiditätssituation Marktnischen mit zu finanzierenden Investi-
tionen verbunden ist, sowie
Nach [Schulte/Väth 1996, S. 479ff] und [Porter - mangelnde Geschäftsfeldflexibilität bei Nach-
1992] sind insbesondere folgende branchenspe- frageschwankungen.
zifischen Einflußfaktoren zu nennen:
I Finanzierung I
I Außenfinanzierung I I Innenfinanzierung I
Beteiligungs- Kredit- Subventions- Selbst- Finanzierung Finanzierung Finanzierung Finanzierung
finanzierung finanzierung finanzierung finanzierung aus Abschrei· aus Rück- durch Kapital- d. Rationalis.
bungen Stellungen freisetzung & Cash-Mgmt.
Bauwirtschaftslehre 2-97
ligkeit ungewisse Verbindlichkeiten aus Rechts- ventionsfinanzierungen der Öffentlichen Hand
beziehungen mit Dritten (Pensions-, Gewährlei- sind nur in Sonderfällen von Bedeutung und in
stungs-, Prozeß- und Nachtragsrückstellungen). marktwirtschaftliehen Ordnungen als nicht sy-
Wesentlich für den Finanzierungseffekt der stemkonform möglichst ganz zu vermeiden. Sie
Rückstellungen ist ihre Fristigkeit, da diese Mit- werden daher hier nicht weiter behandelt.
tel dem Unternehmen nur bis zum Auflösungs-
zeitpunkt zur Verfügung stehen. Die Unsicher- Beteiligungsfinanzierung
heit über die Höhe der Rückstellungen schafft
einen großen Bewertungsspielraum. Überhöhte Die meisten deutschen Bauunternehmen haben
Ansätze führen daher auch zur stillen Selbst- aufgrund ihres mittelständischen Charakters
finanzierung. Der Finanzierungseffekt kurzfri- keinen Zugang zum organisierten Kapitalmarkt
stiger Rückstellungen, die zum Ende des Ge- (Börse). Zudem wird das Beteiligungspotential
schäftsjahres wieder aufgelöst bzw. wieder neu aufgrund der Rechtsform weiter eingegrenzt.
bewertet werden müssen, besteht in der Bau- Der Einzelunternehmer kann dem Unterneh-
wirtschaft v.a. in Instandhaltungs-, Gewährlei- men aus seinem Privatvermögen jederzeit Kapi-
stungs- und Verlustrückstellungen. Vorausset- tal zuführen oder auch entziehen.
zung ist jedoch auch hier, daß bei den angesetz- Bei der OHG können die bisherigen Gesell-
ten Rückstellungen dennoch ein zumindest aus- schafter ihre Einlagen erhöhen, oder es können
geglichenes Ergebnis erwirtschaftet wird. neue Gesellschafter aufgenommen werden. Bei
der KG können analog die Kommanditisten ih-
Finanzierung aus Kapitalfreisetzung re Einlage erhöhen, oder aber es werden neue
Kommanditisten in die KG aufgenommen.
Kapitalfreisetzungen entstehen aus der planmä- Bei einer GmbH können die Gesellschafteran-
ßigen oder außerplanmäßigen Desinvestition teile erhöht oder aber neue Gesellschafter auf-
von Vermögensgegenständen, z.B. dem Verkauf genommen werden. Dies gilt analog für die
von Grundstücken, der Reduzierung der Lager- GmbH & Co. KG. Stille Gesellschafter bringen ei-
haltung oder Auflösung von Finanzanlagen. Au- ne Einlage ein, ohne nach außen in Erscheinung
ßerplanmäßige Desinvestitionen stellen bei Auf- zu treten. Sie erhalten üblicherweise eine Ge-
zehrung sämtlicher anderen Liquiditätsreserven winnbeteiligung durch den Gesellschaftsver-
eine letzte Alternative dar, wobei es wegen des er- trag. In der Regel wird eine Beteiligung am Ver-
heblichen Zeitdrucks häufig zu Verkäufen unter lust ausgeschlossen und ihre Haftung auf die
Wert kommt. Mit Hilfe des "Sale-and-lease-back- Höhe ihrer Einlage beschränkt.
Verfahrens" kann in derartigen Situationen die Die GbR bietet sich bei einer häufig zeitlich be-
Weiternutzung betriebsnotwendiger Vermö- grenzten Interessenverfolgung als gleichberech-
gensgegenstände unter Aufrechterhaltung des tigter Partner an. Sie ist in der Bauwirtschaft in
Geschäftsbetriebs gesichert werden. der Form von Arbeitsgemeinschaften (ARGEN)
zur Abwicklung größerer Bauaufträge zwecks
Finanzierung durch Rationalisierung Bündelung der Kapazitäten und Risikovertei-
und Cash-Management lung weit verbreitet.
Die Möglichkeit der Beteiligungsfinanzierung
Darunter lassen sich alle Maßnahmen zusam- nicht emissionsfähiger Unternehmen besteht
menfassen,die auf die Verringerung der Kapital- damit vorrangig in der Aufnahme neuer Gesell-
bindung durch Erhöhung des Kapitalumschlags schafter auf der Basis existierender Vertrauens-
abzielen. Koordiniert man die Einnahmen von verhältnisse. Solche Vertrauensverhältnisse ent-
Debitoren und die Ausgaben an Kreditoren durch stehen vielfach zu bewährten Führungskräften
Cash-Management, so wird zusätzlich eine opti- und leistungsstarken Mitarbeitern des Unter-
male Steuerung der liquiden Mittel erreicht. nehmens, wenn eine Mitarbeiterkapitalbeteili-
gung die Mitarbeitermotivation und die Identi-
2.1.8.4 fikation mit dem Unternehmen steigert.
Außenfinanzierung Die Eigenfinanzierung von Bauaktiengesell-
schaften erfolgt durch Ausgabe von Aktien, den
Bei der Außenfinanzierung ist nach der Rechts- verbrieften Anteilsscheinen der Eigentümer am
stellung der Kapitalgeber zwischen Beteiligungs- Grundkapital des Unternehmens. Die breite
und Kreditfinanzierung zu unterscheiden. Sub- Streuung des Kapitals ermöglicht den problem-
Bauwirtschaftslehre 2-99
2.1.8.5 2.1.8.7
Leasing Liquiditätsplanung und -Sicherung
Leasing bedeutet gewerbsmäßige Vermietung Mit der systematischen Erfassung möglichst al-
von Anlagegegenständen durch Finanzierungs- ler liquiditätswirksamen Geschäftsvorfalle der
institute. Im Leasingvertrag werden gleichblei- jeweiligen Prognoseperiode und ihrer Kontrolle
bende periodische Mietzahlungen des Leasing- durch die Analyse von Soll/Ist-Abweichungen ist
nehmers an den Leasinggeber vereinbart. Lea- die Sicherung der Liquidität vorzunehmen. We-
sing entspricht daher einer lOOo/oigen Fremdfi- gen der steigenden Unsicherheit der Prognosen
nanzierung. Der Leasingnehmer zahlt die Lea- mit zunehmender Länge der Betrachtungsperi-
singraten anstelle von Zins und Tilgung und bei ode empfiehlt sich die Erstellung von Liquidi-
Vertragsabschluß eine Leasinggebühr. tätsplänen in Form von rollierenden Wochen-,
Beim Operating Leasing handelt es sich um Monats- oder Quartalsplänen (vgl. Tabelle
Mietverträge, bei denen der Leasinggeber das 2.1-20).
Investitionsrisiko trägt, da dem Leasingnehmer Die Analyse der Soll/Ist-Abweichungen frühe-
ein vertragliches Kündigungsrecht eingeräumt rer Liquiditätspläne ermöglicht die Präzisierung
wird. Damit können Bauunternehmen bei stei- künftiger Prognosewerte, auch unter Einbezie-
gender Nachfrage ihre Kapazitäten mittelfristig hung saisonaler Schwankungen. Bei sich andeu-
erhöhen, ohne dauerhaft Kapital zu binden. tenden Liquiditätsengpässen sind liquiditätsbil-
Beim Financial Leasing werden die Verträge dende Maßnahmen einzuleiten, indem Einzah-
i. d. R. über einen Zeitraum von 40 o/o bis 90 o/o der lungen beschleunigt und erhöht sowie Auszah-
Nutzungsdauer geschlossen. Das Investitionsri- lungen gestreckt und gesenkt werden (Tabelle
siko liegt daher beim Leasingnehmer. Die Raten- 2.1-21).
zahlungen übersteigen i.allg. die Kosten einer Flankierende Maßnahmen der Liquiditätssi-
lOOo/oigen Fremdfinanzierung, wobei jedoch cherung müssen bereits im Angebotsstadium
keine zusätzlichen Sicherheiten geboten werden mit der Prüfung der Bonität des potentiellen
müssen. Das Zinsänderungsrisiko liegt beim Auftraggebers und der Möglichkeit zur Durch-
Leasinggeber.Am Ende der Vertragslaufzeit kann setzung einer Sicherheitsleistung nach § 648a
der Leasingnehmer Kauf- oder Mietoptionen BGB beginnen.
wahrnehmen. Für Bauunternehmen ist Leasing
sowohl für Mobilien als auch für Immobilien zur 2.1.8.8
Entlastung des Investitionsbudgets erwägens- Investitions- und Finanzierungsplanung
wert. In die Prüfung und Bewertung dieser Alter-
native sind die steuerlichen Aspekte einzubezie- Ergänzend zur kurzfristigen Liquiditätsplanung
hen [Büschgen 1993, S. 504ff]. sind mittel- und langfristige Kapitalbedarfs-
und Kapitaldeckungspläne zu erarbeiten. Grund-
2.1.8.6 lage dazu sind einerseits die im Rahmen der
Factoring strategischen Unternehmensführung erarbeite-
ten Bauleistungs- und Investitionspläne und an-
Factoring bedeutet den Ankauf von Forderun- dererseits das Innen- bzw. das Außenfinanzie-
gen aus Lieferungen und Leistungen mit einem rungspotential der Unternehmung.
Zahlungsziel von max. 90 bis 120 Tagen durch ei- Im Zusammenhang mit den Finanzierungs-
ne Factoringgesellschaft Diese kauft die Forde- zielen der Unabhängigkeit und der Sicherheit
rungen an und übernimmt i.d.R. auch die Ver- haben sich Finanzierungsregeln herausgebildet,
waltung des Forderungsbestands des Verkäufers. deren Einhaltung durch Bilanzkennziffern auf
Das Unternehmen erhält einen Vorschuß von et- Basis horizontaler und vertikaler Kapitalstruk-
wa 80 o/o bis 90 o/o der Forderung. Der Einbehalt turregeln zu überprüfen ist.
wird ausgezahlt, wenn die Höhe des tatsächlichen Zu den horizontalen Kapitalstrukturregeln
Rechnungsbetrags feststeht. Beim echten Facto- gehören die "Goldene Finanzierungsregel" und
ring trägt die Gesellschaft das Bonitätsrisiko der die "Goldene Bilanzregel". Erstere verlangt, daß
Schuldner, beim unechten Factoring verbleibt die Fristen zwischen Kapitalbeschaffung zur Fi-
dieses beim Unternehmer. Der Hauptvorteil des nanzierung von Investitionen und -rückzahlung
Factoring besteht in der schnellen Umwandlung einerseits und Kapitalverwendung andererseits
von Forderungen in liquide Mittel. einander entsprechen. Letztere fordert ebenfalls
Einzahlungsseite Auszahlungsseite
Maßnahmen zur Beschleunigung von Einzahlungen: Maßnahmen zur Streckung von Auszahlungen:
• Anstreben von Anzahlungen, • Ausschöpfen der Abnahmefristen bei
• zeitnahe Leistungserminlung und -dokumentation, Nachunternehmern,
• zügige Rechnungsstellung, • Sicherheitseinbehalte bei Nachunternehmern,
• Verkürzung der Prüfzeiträume durch übersichtliche • Verhandlungen über die Verlängerung von
Rechnungen, Lieferantenzielen,
• Einsatz von Factoring zur Minimierung des • Verzögerung von Lieferantenzahlungen,
Forderungsbestands, • Begleichung von Lieferantenrechnungen im
• Controlling der Einzahlungen, Wechselverfahren,
• Einsatz eines professionellen Mahnwesens, • Verzögerung von Lohn- und Gehaltszahlungen,
• Berechnung von Verzugszinsen und -schäden, • kurzfristiges Unterlassen von Instandhaltung,
• Ersatz von Sicherheitseinbehalten durch • Verhandlungen über Steuerstundung,
Bankbürgschaften. • Verhandlungen über Kreditstundung.
Bauwirtschaftslehre 2-101
in Anwendung der Fristenkongruenzregel die 2.1.8.9
Deckung des Anlagevermögens durch die Sum- Ausblick
me aus Eigen- und langfristigem FremdkapitaL
Obwohl diese beiden horizontalen Kapital- In den letzten Jahren haben in der deutschen
strukturregeln die Sicherung der Liquidität al- Bauwirtschaft sowohl die Expansion in die neu-
lein nicht sichern, stützen Fremdkapitalgeber ih- en Bundesländer als auch die Diversifikation in
re Bonitätsprüfung u.a. auf die Analyse dieser neue Geschäftsfelder Vorrang gehabt. Mit der
Kennziffern im Perioden- oder Branchenver- Vorwärtsintegration vom Baumarkt in den Im-
gleich. mobilienmarkt und optimistischen Projektent-
Die vertikale Kapitalstrukturregel bezieht sich wicklungen bei anschließend notwendigen Wert-
auf das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital, korrekturen sowohl bei Vorratsgrundstücken als
um den Verschuldungsgrad zu messen. Kennzif- auch bei zum Verkauf und zur Vermietung be-
fern sind die Eigenkapitalquote (Eigenkapi- stimmten Objekten gehen die deutschen Bauun-
tal/Gesamtkapital) und der Verschuldungskoef- ternehmen vor dem Hintergrund einer sich ab-
fizient (Fremdkapital/Eigenkapital). Der früher schwächenden Baukonjunktur schwierigen Zei-
geforderte Verschuldungskoeffizient von < 2: I ten entgegen. Dadurch wird die Bedeutung der
(FK/EK) ist aufgrund des Wachstums und der Bereiche Finanzierung und Liquiditätssicherung
mangelnden Eigenfinanzierungsmöglichkeiten in den nächsten Jahren voraussichtlich deutlich
in allen Unternehmen auf> 4,5: I gewachsen und zunehmen. Die Führungskräfte in den Bau- und
liegt für Bauunternehmen bei > I5,5: I (1996). Immobilienunternehmen werden sich intensiv
Die Bilanzstrukturkennzahlen deutscher Bau- mit diesen Themen beschäftigen müssen.
unternehmen im Jahr I996liefern dazu weiter-
gehende Orientierung für die Investitions- und Abkürzungen zu 2.1
Finanzplanung (Tabelle 2.I-22).
AfA Absetzung für Abnutzung
AG Aktiengesellschaft
Tabelle 2.1-22 Bilanzstrukturkennzahlen deutscher AG Auftraggeber
Bauunternehmen im Jahr 1996 (Deutsche Bundesbank
1998, Monatsbericht Okt., S. 46ff) AGB Allgemeine Geschäftsbedingungen
AGBG Gesetz zur Regelung des Rechts
alle Unter- alle Bau- der Allgemeinen Geschäftsbedin-
nehmen unternehmen gungen
Aktiva in% der Bilanzsumme AGK Allgemeine Geschäftskosten
Sachanlagen 24,3 13,9 AktG Aktiengesetz
Vorräte 23,9 44,1 AN Auftragnehmer
Kassenmine I 5,2 6,7
Forderungen AO Abgabenordnung
(wenberichtigt) 32,1 29,4 ARGE Arbeitsgemeinschaft
kurzfristige 29,5 27.7 BAB Betriebsabrechnungsbogen
langfristige 2,6 1.7
BAS Bauarbeitsschlüssel
Wenpapiere 2:9 7s BetrVG
Beteiligungen 11,3 2,3 Betriebsv~rfasssungsgesetz
Nachrichtlich: Umsatz 166.0 117,9 BGB Bürgerliches Gesetzbuch
Passiva in% der Bilanzsumme BGBl Bundesgesetzblatt
Eigenminel (berichtigt) 17,9 5,9 BGL Baugeräteliste
Verbindlichkeiten 60,0 83,2 BIP Bruttoinlandsprodukt
kurzfristige 45,2 71,3 BiRiLiG
langfristige 14,8 11,9
Bilanzrichtliniengesetz
Rückstellungen 21,8 10,8 BKR Baukontenrahmen
darunter Pensions- 8,9 2.7 BörsG Börsengesetz
rOckstellungen BRTV Bundesrahmentarifvertrag
BSP Bruttosozialprodukt
BVB Besondere Vertragsbedingungen
BW Barwert
DIN Deutsches Institut für Normung
EDI Electronic Data Interchange
EK Eigenkapital
EkdT Einzelkosten der Teilleistungen
Unternehmensführung 2-103
Vorstand bzw. Geschäftsführer und deren Kon- - strategische langfristige Ziele, die dafür sor-
trollorgane Träger der Zielbildung. Als weitere gen, daß die richtigen Dinge getan werden,
an der Willensbildung beteiligte Gruppen sind taktische mittelfristige Ziele, um in naher Zu-
v. a. die Belegschaft, aber auch Lieferanten, Kun- kunft zu erfüllende Aufgaben sorgfältig und
den, Kreditgeber und staatliche Organe zu nen- rechtzeitig vorzubereiten, und operative kurz-
nen. Die vielfältigen Gruppierungen mit ihren fristige Ziele, die sicherstellen, daß die laufen-
unterschiedlichen Interessen und Machtbezie- den Dinge richtig getan werden;
hungen erschweren die Ableitung allgemeingül- - Ziele interner Interessengruppen wie Manager,
tiger Aussagen über das Zielsystem einer Unter- Arbeitnehmer und Eigenkapitalgeber mit
nehmung. dem vorrangigen Sicherheitsziel der Existenz-
Die Unternehmensphilosophie soll die Unter- sicherung und des Einkommenserwerbs so-
nehmensgrundsätzeund-politikexplizit formu- wie Interesse an guten Arbeitsbedingungen
lieren. Ihr Ergebnis ist das nach innen und außen und ökologisch unbedenklichen Arbeitsplät-
kommunizierte Erscheinungsbild, dem Selbst- zen;
darstellung und Verhaltensweisen der Untern eh- - Ziele externer Interessengruppen wie Kunden,
mung (Corporate Identity) zugrunde liegen. Die Lieferanten und regulatorische Gruppen (Be-
Unternehmensphilosophie dient der Orientie- hörden und andere staatliche, wirtschaftliche
rung durch Darstellung der Sollidentität des Un- und gesellschaftliche Institutionen) mit der
ternehmens, der Motivation durch Identifikati- Erwartung eines guten Preis-Leistungsver-
on der Mitarbeiter mit dem Unternehmen und hältnisses und häufig umfangreicher Neben-
der Legitimation durch Aufklärung der verschie- leistungen bzw. günstiger Lieferkonditionen
denen Interessenten über die handlungsleiten- und rascher Zahlung der Rechnungen;
den Grundsätze. Das Ausmaß der Erfüllung die- - Beziehungen zwischen den Elementen des Ziel-
ser Funktionen ist davon abhängig, auf welche systems, wobei für das Verhältnis zwischen je-
Weise und in welchem Umfang die Mitarbeiter weils zwei Teilzielen zu unterscheiden ist zwi-
in den Prozeß der Unternehmensphilosophiege- schen Zielidentität, -komplementarität, -neu-
staltung integriert werden und die Unterneh- tralität, -konkurrenz und -antinomie.
mensphilosophie das gesamte Unternehmen
durchdringt. Bei Zielkonflikten sind Methoden der Konflikt-
Die folgenden Ausführungen konzentrieren lösung anzuwenden, die versuchen, für konkur-
sich auf die Unternehmensführung in Bauun- rierende oder einander ausschließende Ziele
ternehmen, da in ihnen die meisten Mitarbeiter Prioritäten zu finden und damit den Zielkatalog
der Branche Bauwirtschaft beschäftigt sind. Die zu bereinigen.
allgemein geltenden Grundsätze lassen sich je- Bei der Suche nach einem Oberziel für die Un-
doch analog auch auf die anderen Institutionen ternehmensführung und nach einem System
der Bauwirtschaft übertragen, d. h. Organisatio- von Teilzielen zeigt sich, daß ein dreifaktorielles
nen der Bauherren- und Investorenseite sowie Zielsystem mit Markt-, Leistungs- und Ertrags-
der Bauplanungsbüros. zielen nicht ausreicht, um den künftigen gesell-
schaftlichen, ökonomischen und ökologischen
2.2.1.1 Herausforderungen gewachsen zu sein [Diede-
Unternehmensziele, Visionen, Leitbilder richs 1996b]. Aus Umfrageergebnissen wurde
deutlich, daß die Wettbewerbsfähigkeit eine zen-
Unternehmensführung beginnt mit der Festle- trale Stellung im Zielsystem der Unternehmen
gung der Unternehmensziele. Visionen sollen die einnimmt [Jaeger 1998]. Ferner werden ökolo-
Anstrengungen der Mitarbeiter in einem Unter- gisch orientierte Unternehmen, zti denen auf-
nehmen bündeln und ihre Tatkraft langfristig grunddes geltenden Abfall- und Kreislaufwirt-
auf gemeinsame Ziele verpflichten. schaftsgesetzes vom 27.09.1997 zunehmend Bau-
Bei dem Versuch der Klassifizierung von Un- unternehmen zählen werden, verstärkt auf um-
ternehmenszielen gelangt man zu mindestens weltfreundliche Produkte und Stoffkreisläufe
folgender Einteilung: achten.
- ökonomische Ziele wie Gewinn, Rentabilität Daraus ergibt sich das in Abb. 2.2-1 darge-
oder Cash-flow sowie nichtökonomische Ziele stellte Pentagon der Teilziele, das im Sinne stra-
wie Prestige, Unabhängigkeit und Selbstver- tegischer Unternehmensziele auch für Bauun-
wirklichung; ternehmen gilt. Als Oberziel ist die marktorien-
Unternehmensführung 2-1 OS
die Gesellschaft durch Sicherung der wirtschaft- S. 84ff] im Rahmen der Messung und Bewertung
liehen Stabilität. der Zielerreichung.
Marktziele erstrecken sich sowohl auf ökono- Jedes bewußte, zielgerichtete menschliche
mische Größen wie jährliche Bauleistung und Handeln vollzieht sich in einem Regelkreis der
angestrebten Marktanteil in der Branche oder Planung, Entscheidung, Durchführung und Kon-
der Region, aber auch auf nichtökonomische As- trolle, der dann in weiteren Durchläufen wiede-
pekte wie Wahrung oder Förderung des Anse- rum die Anpassungsplanung zur Minimierung
hens in der Öffentlichkeit und Schaffung einer aufgetretener Soll/Ist-Abweichungen mit der
Corporate Identity. Eine Nutzenstiftung ist vor- Entscheidung über entsprechende Maßnahmen
rangig für interne Interessengruppen gegeben, folgt. Hilfsmittel dazu sind die Methoden des
wobei auch Nachunternehmer davon profitie- Operations Research [Müller-Merbach 1973].
ren, bei Monopolbildung jedoch Nachteile für
die Gesellschaft entstehen können. 2.2.1.2
Die ökonomischen Ertragsziele angemessener Unternehmensphilosophien und-konzeptionenzur
Gewinne in Prozent der Bauleistung und Rendite Verfolgung der Unternehmensziele
in Prozent des eingesetzten Eigen- und Fremd-
kapitals sowie Cash-flows in Prozent der Bilanz- Zur Unternehmenspolitik gehört außer der Ver-
summe zur Sicherstellung einer kontinuierli- folgung von Unternehmenszielen auch die Art
chen Innenfinanzierung dienen v.a. den inter- des Umgangs mit den Mitarbeitern, Auftragge-
nen Interessengruppen, aber auch der Gesell- bern, Nachunternehmern und Mitbewerbern,
schaft durch entsprechendes Steueraufkommen. d.h. die ethische Basis, die den Unternehmeri-
Die Leistungsziele ergeben sich aus dem Lei- schen Entscheidungen und Handlungen zu-
stungsangebot an Bauwerksarten und Gewerken, grunde liegt. Sie wird als Unternehmensphilo-
d.h. der Leistungsbreite und der Leistungstiefe sophie bezeichnet und findet z. B. Ausdruck in
für die Bauausführung hinsichtlich der Eigen- folgenden Leitsätzen:
und Fremdleistungen sowie auch den vor der - Wir wollen mit der Erfüllung der Kundenbe-
eigentlichen Bauausführung liegenden Projekt- dürfnisse zufriedene Auftraggeber erhalten
entwicklungs- und Planungsleistungen, ggf. und bewahren.
auch der Finanzierung, und dem nach Baufer- - Wir achten sorgfältig auf die Erfüllung der
tigstellung folgenden Betrieb bzw. der Bewirt- Qualitätsanforderungen.
schaftung der baulichen Anlagen (Facility Mana- - Die Förderung unserer Mitarbeiter und die Si-
gement). Leistungsziele bestehen ferner in Vor- cherung ihrer Arbeitsplätze sind gleichrangi-
gaben für die Leistungsqualität, die Beratung, ge Ziele neben dem wirtschaftlichen Erfolg.
den Kundendienst, die Termineinhaltung und in - Wir wollen unsere Unabhängigkeit bewahren.
der Erfüllung der Gewährleistungsverpflichtun- - Wir fördern den Umweltschutz durch um-
gen sowie in der Qualifikation und dem Ausbil- weltfreundliche Bauweisen und Baustoffe so-
dungsniveau der Mitarbeiter. Die Nutzenstiftung wie den Einsatz von Recyclingmaterial.
ist vorrangig kunden-, aber zunehmend auch - Wir sind auf ein hohes Ansehen in der Öffent-
mitarbeiterorientiert lichkeit bedacht, u.a. durch Corporate Identity.
Bauunternehmen haben erkannt, daß sie bei
derVerfolgungvon Umweltzielen auch Unterneh- Wenn eine solche Unternehmensphilosophie ver-
mensziele fördern können, z.B. mit Bauwerken öffentlicht wird, dient sie der Stärkung des An-
für den Umweltschutz, die Verwendungumwelt- sehens nach innen und nach außen, sofern die
freundlicher Baustoffe und die Anwendung um- Unternehmensführung ihre Handlungen ziel-
weltfreundlicher Bauweisen sowie durch Bau- konform darauf abstimmt.
und Reststoffrecycling. Damit ist eine Nutzen- Unternehmen sind Interessenszentren ver-
stiftung sowohl für die Unternehmen als auch schiedenster Aktivitäten von Eigen- und Fremd-
für die Umwelt und damit für die Gesellschaft ge- kapitalgebern, Unternehmensleitern, Arbeit-
geben. nehmern, Kunden, Lieferanten, Staat und Ge-
Mit der Gewichtung der einzelnen Unterziele werkschaften. Der wirksame Einfluß auf Zielset-
eines Zielkatalogs soll ihre Bedeutung im Hin- zungen und Strategien der Zielerreichung ist
blick auf das Oberziel relativiert werden. Dies ist nach Maßgabe der Rechtsordnung und der fak-
notwendig zur Anwendung einer Nutzwert- oder tischen Einflußmöglichkeiten bestimmten Per-
Kostenwirksamkeitsanalyse [Diederichs 1985, sonen oder Personengruppen vorbehalten. über
Unternehmensführung 2-107
ehenneutrale formale Ausgestaltung erfahren bei linearer Abhängigkeit geschaffen. Für die
haben [Masing 1994, S. 3ff]. Meßergebnisse der übrigen Unterziele sind eben-
falls Transformationsfunktionen zwischen Nut-
2.2.1.3 zenpunkten und Meßskalen zu schaffen, damit
Messung der Unternehmensziele-Erfüllung und eine durchgängige Bewertung möglich wird. So-
Bewertung der Zielerreichung mit ist die Voraussetzung zur Anwendung der
Nutzwertanalyse unter Einbeziehung der Zielge-
Bei der Messung, inwieweit die Unternehmens- wichte gegeben.
ziele .erfüllt worden sind, ist darauf zu achten, Nach Multiplikation der Zielgewichte mit den
daß die multidimensionalen Elemente des Ziel- jeweils erreichten Nutzenpunkten und deren
katalogs hinsichtlich ihrer Erfüllung quantifi- Addition erhält man eine Summe gewichteter
ziert werden. In Abhängigkeit von der Art des je- Nutzenpunkte, die für sich allein noch keine Ent-
weiligen Teilziels bieten sich die kardinale, ordi- Scheidungshilfe bietet. Erst mittels Zeitreihen-
nale oder nominale Skalierung zur Quantifizie- vergleich oder Vergleich mit konkurrierenden
rung der Zielerreichungsgrade an [Diederichs Unternehmen ist eine Interpretation des Ergeb-
1985, S. 77ff]. Die auszuwählende Meßskala rich- nisses hinsichtlich der Erfüllung des Zielkata-
tet sich insbesondere nach der Operationalität logs möglich. Dabei bietet auch die Betrachtung
des jeweiligen Teilziels und der Qualität der vor- der Abweichungen zwischen erreichten und den
handenen Daten. Daher sind allgemein formu- Normwerten entsprechenden Nutzenpunkten
lierte Teilziele weiter in konkret meßbare Unter- der einzelnen Unterziele Hinweise auf Entschei-
ziele aufzuspalten. dungs- und Handlungserfordernisse.
So ist die Veränderung der Bauleistung, des Bei Sortierung nach der Größe der gewichte-
Auftragseingangs oder der Mitarbeiterzahl ge- ten Abweichungen können dann Prioritäten für
genüber dem Vorjahr sehr einfach den Daten der Entscheidungen und Maßnahmenkataloge oder
Buchhaltung, der Akquisition und der Personal- Aktionspläne abgeleitet werden, die wiederum
statistik zu entnehmen. Dagegen ist das Ansehen zu Veränderungen der Unternehmenskonzepti-
in der Öffentlichkeit und seine Veränderung ge- on führen können. Damit wird der Regelkreis
genüber dem Vorjahr bzw. der Vergleich mit der der Unternehmerischen Zielplanung, -verfol-
Konkurrenz schon erheblich schwieriger festzu- gung und -umsetzung geschlossen.
stellen. Hier sind geeignete Vergleichsmaßstäbe
z. B. durch Kundenumfragen oder das Zählen 2.2.1.4
der Bewerberanfragen von Nachwuchskräften zu Zusammenfassung
schaffen. Zielsetzung der regelmäßigen Messung,
inwieweit die Unternehmensziele erfüllt sind, ist Die Unternehmensziele werden allgemein klas-
der Zeitreihen- und Branchenvergleich bzw. der sifiziert. Als Oberziel der Unternehmensführung
Vergleich mit den schärfsten Konkurrenten. wird die marktorientierte Unternehmensent-
Nach Messung der Erfüllung der Unterneh- wicklung herausgestellt. Ferner wird das Penta-
mensziele ist die Bedeutung der jeweiligen Meß- gon der Teilziele der Unternehmenspolitik defi-
größen zu bewerten. Dazu ist es erforderlich, niert durch Wettbewerbs-, Markt-, Ertrags-, Lei-
Vergleichsmaßstäbe mit Norm- oder Sollwerten stungs- und Umweltziele, für die eine Gewich-
sowie oberen und unteren Schwellenwerten fest- tung vorgeschlagen wird.
zulegen. Aus empirischen Erhebungen hat Aus dem Spannungsverhältnis zwischen den
Malkwitz (1994, S. 73ff} für 88 ergebnisrelevan- bei der Verfolgung der Unternehmensziele an-
te Einflußfaktoren Normwerte sowie kritische gebotenen Werten und deren Wertung durch die
und positive Schwellenwerte bei Führungskräf- internen und externen Interessengruppen wer-
ten in den Niederlassungen einer großen deut- denAlternativen für Unternehmensphilosophien
schen Bauaktiengesellschaft erfragt und damit entwickelt, welche die unterschiedlichen Wert-
Bezugsgrößen für die Bewertung der Meßergeb- vorstellungen der Organisationsmitglieder zum
nisse ergebnisorientierter Teilziele geschaffen. Ausdruck bringen.
Damit ist bereits für einige Elemente des Unternehmensziele und-philosophiendienen
mehrdimensionalen Zielsystems die Basis für ei- zur Fixierung der Unternehmenskonzeption mit
ne gleichnamige Bewertung mit Nutzenpunkten Gestaltungs- und Entscheidungsgrundsätzen
z. B. zwischen 1 für die kritische Schwelle, 10 für sowie als Grundlage für eine zielorientierte Un-
die positive Schwelle und 5 für den Normalwert ternehmenspolitik.
Bestehende und
neue Wettbewerber/
Konkurrenzdruck
Marktsättigung,
Verhandlungsstärke
Substitutionsprodukte,
der Lieferanten und
Verkürzung der
Nachunternehmer
Produktlebenszyklen
Unternehmensführung 2-l 09
Marktattraktivität der Geschäftsfelder einer
Branche und den relativen Wettbewerbsvortei-
len der ausgewählten Geschäftsfelder des Unter-
Zielgrößen
nehmens in bezug auf ihre Konkurrenten.
• Unternehmensziele
· Spartenziele
• Geschäftsziele Marktattraktivität
• Produkt-/Marktziele
• Marketingmixziele
Die Markt- oder auch Geschäftsfeldattraktivität
ist eine in der Portfolio-Analyse verwendete Di-
~
mension mit Kriterien zu deren Beurteilung. Das
Umweltanalyse Unternehmens-
und -prognose analyseund ·prognose Marktwachstum, die Marktgröße und -qualität,
• Rahmendaten • Produktprogramm
die Versorgungslage bezüglich der benötigten
· Märkte • Engpaßbereiche Produktionsfaktoren sowie die Umweltsituation
·Abnehmer • Definition strategischer bestimmen den Grad der Marktattraktivität
• Konkurrenten Geschäftsfelder
Das Marktwachstum als Steigerungspotential
der mengenmäßigen Nachfrage ist der am häu-
! figsten verwendete Maßstab der Marktattrakti-
Stärken- u. Schwächen-
analyse u. -prognose vität,der stets im Zusammenhang mit der Markt-
• strategische Lücken
größe zu sehen ist.
• Wettbewerbsvorteile Die Marktqualität fragt nach der Struktur von
mengenmäßiger und zeitlicher Nachfrage- und
! Angebotsentwicklung, nach den verschiedenen
Strategieplanung
und -abstimmung Produktions- und Dienstleistungen, nach der
· Gesamt- und Teilstrategien durchschnittlichen Rentabilität der einzelnen
• strategienbezogenes Geschäftsfelder sowie nach den Reaktionen der
Finanzierungspotential
• Produkt-Markt-Strategien
Wettbewerber auf Eigenstrategien.
Die Verfügbarkeil der benötigten Produkti-
! onsfaktoren ist von hoher Bedeutung für die Be-
Umsetzung der
strategischen Planung
urteilung der Attraktivität einzelner Geschäfts-
felder. Die maßgeblichen Produktionsfaktoren
• Ableitung von taktischen
und operativen Plänen in der Bauwirtschaft sind Grundstücke,Arbeits-
• strategisches Controlling kräfte und Führungspersonal, Baustoffe und Be-
'-- triebsmittel, Kapital zur Finanzierung der Bau-
investitionen, Informationen über Investitions-
Abb. 2.2·3 Grundstruktur der strategischen Planung
nachfrage und -angebot sowie das eigene Lei-
stungspotential.
Schließlich wird die Geschäftsfeldattraktivität
der Führungskräfte ist und je besser sie ihre stets von der Umweltsituation beeinflußt, d.h.
Handlungsfreiheit im Interesse des Unterneh- der Wirtschaftsordnung, dem Ausmaß staatli-
mens nutzen, desto größer ist die Elastizität des cher Eingriffe in Planungs-, Produktions-, Dis-
Unternehmens, sich den im Zeitablauf ändern- tributions- und Einkommensverteilungsprozes-
den praktischen Erfordernissen des Marktes an- se, der Stabilität des Kapitalmarkts und der öf-
zupassen. Die Kunst der strategischen Führung fentlichen Meinung.
liegt in der Verbindungvon Planmäßigkeiten der
Zielvorstellungen für die Unternehmensent- Relative Wettbewerbsvorteile
wicklung mit dem Wagemut des Daraufankom-
menlassens in der Umsetzungjenseits der Gren- Die relative Wettbewerbsposition der Geschäfts-
zen der Berechenbarkeit. Strategische Führungs- felder eines Unternehmens innerhalb der Ge-
kräfte stellen zum richtigen Zeitpunkt die rich- schäftsfelder einer Branche ist zu messen und zu
tigen Fragen. Oder sie werden ihnen gestellt, bewerten im Hinblick auf die Relation zu den je-
aber dann ist der Zeitpunkt der Fragestellung weiligen Konkurrenten. Maßgebliche Kompo-
häufig schon überfällig. nenten sind die Marktposition, das Produkti-
Die strategischen Stoßrichtungen eines Un- onspotential, die Qualifikation des Personals
ternehmens sind abhängig von der jeweiligen und das Akquisitionsniveau.
Unternehmensführung 2-111
Nr. Strategische Geschäftsfelder Bauleistung 1998 Gewichtete Attraktivitäts-/
{SGF) {Mio.DM) Vorteilspunkte
Markt- relative Wett-
attraktivität bewerbsvorteile
1 Industriehallen 25 504 734
2 Stahlskelettbauten, Verwaltungsgebäude 10 695 720
3 Verbundbau für gemischt genutzte Gebäude 5 540 528
4 Fassadenbau 0 785 164
5 Gesamtunternehmen 40 556 705
(= 80 %derges.
Bauleistung 1998)
100
..c:
~
..c:
4X
:'fä
67
:~
.SC
g ·e:::
~
~
;;; 33
:;:
..."'
c::
·c
"'0
0 gering 33 mittel 67 hoch 100
Relative Wettbewerbsvorteile
Abb. 2.2-4 Positionierung der strategischen Geschäftsfelder SGF 1 bis 4 in der Portfoliomatrix (Hinweis: Kreisflächen entspre-
chen Umsatzanteilen)
Portfoliomatrix
1 Investitions- und Wachstumsstrategie 100
· Expansion Offenslvstr.
-5
2 Abschöpfungs- und Desinvestionsstrategie 0
..c:
· Abschöpfung, Rückzug, Desinvestition
3 Selektive Strategien 67
3.1 Offensive Strategien
· Wachstum ~
3.2 Übergangsstrategien ·e
· Expansion
· Konsolidierung 33
3.3 Defensivstrategien
• Kostenführerschaft
• Konzentration auf Schwerpunkte
• Preispolitik
..."'
c::
'<::
"'
0 Abschöpfstr.
Desinveststr.
· Rückzug 0
0 gering 33 mittel 67 hoch 100
Relative Wettbewerbsvorteile
weiter zu stärken und auszubauen, um Konkur- Jen erfordern Abschöpfungs- und Desinvestiti-
renten davon abzuhalten, den erzielten Markt- onsstrategien, da sie keine hohen Gewinnchan-
vorsprung zu mindern. cen haben. Sie sind daher so rasch wie möglich
Geschäftsfelder mit niedriger Marktattrakti- abzustoßen (Matrixfelder der Mittelfreisetzung)
vität und geringen relativen Wettbewerbsvortei- und die freigesetzten finanziellen, personellen
Unternehmensführung 2-113
2.2.2.3 und potentielle Märkte zu verstehen [Meffert
Strategische Maßnahmen 1988]. Der Marketingmix aus Produkt-, Kommu-
nikations-,Distributions- sowie Preis- und Kon-
Auf der Basis der strategischen Planung sind für ditionspolitik hat die Aufgabe, die gesetzten Zie-
die ausgewählten strategischen Alternativen spe- le durch Umsetzung der gewählten Strategien in
zifische strategische Maßnahmen und Direkti- operative Maßnahmen sicherzustellen (Tabelle
ven für die Funktionsbereiche des Unterneh- 2.2-2).
mens zu veranlassen und durchzusetzen. Ziel Seine Notwendigkeit ist leicht vermittelbar.
des Abstimmungsprozesses zwischen der Unter- Um ein Produkt absetzen zu können, muß es zu-
nehmensführungund den Leitern innerhalb der nächst bekannt sein (Kommunikation), sich au-
Funktionsbereiche muß es sein, ein Gleichge- ßerdem von anderen Produkten unterscheiden
wicht herzustellen zwischen (Produkt, Preis) und letztlich auch verfügbar
- der vollen Entfaltung des Handlungsspiel- sein (Distribution). Die Umsetzung des Marke-
raums der Führungskräfte, die das Recht und tingmix hat daher nicht nur Auswirkungen auf
die Pflicht haben, innerhalb ihres Verantwor- die Teilfunktion Auftragsbeschaffung, sondern
tungsbereichs Entscheidungen zu treffen, und auch auf die Produkteigenschaften, Preis- und
- der Koordination zwischen den Führungs- Lieferkonditionen sowie die Kommunikations-
kräften im Hinblick auf die zu erreichenden politik [Arnold 1997; Marhold 1992; Weng
Unternehmensziele. 1995].
I
Teilziele des Unternehmens
Offensiv- lnvest- u. Wachstums-
lnvest- u.
Wettbewerbs-, Markt- und Ertragsziele
strategien Wachstums-
strategien Strategien
"" Schaffung zukünftiger Abschöpfungs vorh. Freisetzu ng von
-~
li Gewinnpotentiale Gewinnpotentiale Finanzmitteln
~ Abschöpf· Obergangs- lnvest- u. und Marktanteile und Marktanteile
::: Strategien Strategien Wachstums-
~ Strategien
Norm-Strategien
"'
:::;:
Oesinvest.- Abschöpf- Defensiv· • Offensivstr. • Abschöpfungsstr. • Desinvestitionsstr.
strategien Strategien strategien • lnvestions- und • Defensivstr.
Wachstumsstr. • Übergangsstr.
Relative Wettbewerbsvorteile - • Übergangsstr.
Normstrategien
Investitions- und Selektive Strategien Abschöpfungs- und
Wachstumsstrategien Desinvestitionsstrategien
Vergrößern Wachstum in Teilmärktenl Rückzug
Marketingmix Erweitern Position sichern
1 Produktpolitik • Diversifikation • Schwerpunktbildung · Produktbegrenzung
• Innovation • Bereinigung · Aufgabe von Produkten
2 Preis- und Konditionen· • Preisführerschaft • Selektive Preisbildung • Abschöpfungspreis
politik · BOT • Preisstabilität
3 Kommunikationspolitik • Prod uktwerbung • Selektive Produktwerbung • Unterstützung der Abschöp-
• Firmenwerbung · Selektive Firmenwerbung fungspreispolitik
• Corporate ldentity • Reduzierung d. Kommunikation
Unternehmensführung 2-115
Bei der Beschaffung von Produkten und Lei- der steuerrechtlich zulässigen Möglichkeiten zur
stungen sind Planung, Lenkung und Überwa- Förderung der verfolgten Unternehmensstrate-
chungsfunktionen eindeutig zu regeln und zu gien. Rechtfertigen Cash-flow-Erwartungen lang-
dokumentieren. Firmeninterne Kriterien, nach fristige Investitions- und Wachstumsstrategien
denen Lieferanten und Nachunternehmer aus- eines oder mehrerer Geschäftsfelder, so wird das
gewählt werden, sind festzulegen. Ansprüche Unternehmen tendenziell versuchen, seine Bi-
und Forderungen an die Lieferanten sind ein- lanzierungswahlrechte zu einem Vorziehen von
deutig in den Beschaffungsunterlagen festzule- Liquidität zwecks Finanzierung dieser Strategi-
gen. Maßnahmen zur Nachweisführung sind zu en zu nutzen.
vereinbaren. Mit der strategischen Geschäftsfeldplanung sind
In den Leitlinien "Qualitätsmanagement im sorgfaltige Abschätzungen des Kapitalbedarfs,
Bauwesen" (Hauptverband der Deutschen Bau- die überprüfungvon Alternativen zur Finanzie-
industrie 1995,S.l5) heißt es dazu u.a.:"Zur Um- rung und Liquiditätssicherung sowie zur Absi-
setzung dieser Anforderungen sind die Methoden cherung von Liquiditätsrisiken eng verknüpft.
und vertraglichen Regelungen für die Zertifizie-
rung von Produkten darzulegen und ist ein Infor- Maßnahmen zur Kooperation, Fusion und Akquisition
mations- und Rückmeldesystem einzurichten."
In allen industriellen Unternehmen, deren Grö-
Maßnahmen im Personalbereich ße eine bestimmte Schwelle übersteigt, besteht
die Notwendigkeit der internationalen Ausdeh-
Das Personal ist das wichtigste Kapital jedes Un- nung. Internationalisierung bedeutet nicht nur
ternehmens. Viele Mitarbeiter erwarten ihre För- Aufbau von Produktionsstandorten und Ver-
derung und ihren Aufstieg innerhalb eines und triebssystemen im In- und Ausland, sondern
nur eines Unternehmens. Unternehmensleitun- auch Joint-ventures, Kooperationsabkommen
gen beschränken sich dagegen häufig darauf, die und die Bildung von internationalen Konsorti-
Förderung ihrer Mitarbeiter am akuten Bedarf en. Das Ziel der Internationalisierung ist nicht
zu orientieren. Wenn es gelingt, die strategische vorrangig der Absatz von Gütern und Dienstlei-
Unternehmensplanung mit der individuellen stungen im Ausland, für die der Inlandsmarkt zu
Karriereplanung der Mitarbeiter in Einklang zu klein geworden ist, sondern v.a. der Zugang zu
bringen, gewinnt ein Unternehmen allein dar- neuen herausfordernden Aufgabenstellungen,
aus einen wichtigen Wettbewerbsvorsprung ge- technologischen und organisatorischen Gestal-
genüber den Konkurrenten, die nicht auf diese tungsmöglichkeiten sowie die Einbindung in ein
übereinstimmung achten. Das aus dieser These flexibleres Kooperations- und Informationssy-
abzuleitende Ziel setzt ein konsequentes Perso- stem [Bollinger 1996].
nalmanagement und darin eine sorgfaltige Per-
sonalentwicklung auf allen hierarchischen Ebe- Strategische Maßnahmen bei Investitions-,
nen voraus (vgl. Abschn. 2.2.3). Wachstums- und Offensivstrategien
Bei gleichem Entgeltniveau ist die Effektivität
und Effizienz der menschlichen Arbeitsleistung Das Spektrum möglicher Verhaltensweisen der
dennoch sehr verschieden. Eine dem Prinzip der Unternehmensführungwird von der Lage derbe-
Lohn- und Gehaltsgerechtigkeit folgende Lohn- stimmten Geschäftsfelder einer Unternehmung
und Gehaltspolitik des Unternehmens ist maß- in der Portfoliomatrix, den gezeigten Stoßrich-
gebliches Kriterium seiner Attraktivität für die tungen der Normstrategien und dem strategi-
besten Fach- und Führungskräfte. Der Spiel- schen Maßnahmenkatalog in den einzelnen
raum für die Unternehmensführung ist jedoch Funktionsbereichen bestimmt.
eng begrenzt durch die Ertragssituation sowie Die in Verfolgung dieser strategischen Alter-
die Bindung an Lohn- und Gehaltstarife einer- nativen zu planenden und in Abstimmung mit
seits sowie die Konkurrenz aus Niedriglohnlän- den einzelnen Funktionsbereichen durchzuset-
dern der EU und Osteuropas andererseits. zenden Aktionsprogramme sind entsprechend
zu differenzieren, wobei sich sowohl bei der In-
Maßnahmen zum Finanz- und Rechnungswesen vestitions- und Wachstumsstrategie als auch bei
der Offensivstrategie nur graduelle Unterschie-
Zu den Aufgaben des Rechnungswesens gehört de ergeben (Tabelle 2.2-4).
die Gestaltung des Jahresabschlusses im Rahmen
Unternehmensführung 2-117
Untersuchungsraumes aus Marktattraktivität 2.2.3
des jeweiligen Geschäftsfeldes und den relativen Personalmanagement und
Wettbewerbsvorteilen des jeweiligen Unterneh- Organisationsentwicklung
mens in diesem Geschäftsfeld im Vergleich zu
den konkurrierenden Anbietern beschrieben. Motiv jeglicher Unternehmerischen Tätigkeit ist
Sodann werden strategische Alternativen in eic die Verfolgung von Unternehmenszielen. In der
nem zweidimensionalen Strategienraum erör- Kongruenz der Unternehmensziele und der In-
tert. Dieser wird einerseits gebildet durch die dividualziele der Mitarbeiter liegen die Chancen
Normstrategien des Portfoliomanagements mit der Unternehmen. Es gilt jedoch auch der Um-
Investitions- und Wachstumsstrategien, Ab- kehrschluß, daß in der Divergenz zwischen den
schöpfungs- und Desinvestitionsstrategien so- Unternehmens- und Individualzielen Ursachen
wie den selektiven Strategien der Offensive, des für Mißerfolge von Unternehmen zu suchen sind.
übergangsund der Defensive. Die zweite Dimen- Um die Unternehmensziele nach innen und
sion bilden Marketingstrategien der Geschäfts- nach außen deutlich zu machen, werden Unter-
feldauswahl, der Marktstimulierung, der Auswahl nehmensleitbilderentwickelt und veröffentlicht,
von Markt-Timing und Marktareal sowie ver- die eine Differenzierung in einzel-und gesamt-
schiedener Kooperationsformen. wirtschaftliche Teilziele für Mitarbeiter und Ge-
Bei der Diskussion der Ansätze für strategi- sellschaft, die Region sowie die Umwelt und ethi-
sche Maßnahmen wird einerseits differenziert sche Werte erkennen lassen. Dabei ist unver-
nach den wichtigsten Funktionsbereichen der zichtbar, daß die Menschen im Unternehmen
Unternehmensführung wie Marketing, For- eng in die Unternehmensleitbilder einbezogen
schung und Entwicklung, Produktion, Beschaf- werden. Dies wird aus folgendem Beispiel deut-
fung, Personal, Finanz- und Rechnungswesen lich [Diederichs 1996d]:
sowie Bildung strategischer Netzwerke. Im An- - Unsere Kunden sind für uns das A und 0.
schluß daran werden strategische Maßnahmen - Kundenzufriedenheit erlangen wir dadurch,
bei Investitions-, Wachstums- und Offensivstra- daß wir Qualität bieten.
tegien einerseits sowie bei Konsolidierung und - Grundlage unserer führenden Position ist die
Rückzug andererseits beleuchtet. technische Innovation.
Zusammenfassendes Ergebnis der Grundla- - Grundlage unserer Dynamik ist der Unter-
gen der strategischen Unternehmensführung ist, nehmergeist aller Mitarbeiter.
daß Führungskräfte stets vor neuen Herausfor- - Unsere Mitarbeiter sind unser wertvollstes
derungen stehen, denen sie sich rechtzeitig stel- Kapital.
len und nach Möglichkeit mit eigenen Initiati- - Unsere jungen Mitarbeiter sind das Unter-
ven zuvorkommen müssen. Das Unternehmen nehmen von morgen.
als Ganzes, von der Unternehmensführung bis - Ausbildung dient der Entwicklung und Ver-
zum jüngsten Mitarbeiter, benötigt ein höchst vollkommnung unserer Fähigkeiten.
differenziertes Sensorium für seine Umwelt und - Kreativität ist die Grundlage großer Vorhaben.
dessen rapide Veränderungen. Eine fortschritts- - Aufstieg gründet sich auf Verdienst.
fähige Organisation zeichnet sich aus durch die - Herausforderungen erzeugen Fortschritt.
Sensibilisierung für Neues sowie die Fähigkeit
und Bereitschaft, dieses Neue produktiv zu ver- Nach Berth (1993) strebt modernes Führen Vi-
arbeiten. Diese Eigenschaften erfordern Emp- sionen, Freude und Erlebnisse der Gemeinsam-
findsamkeit für äußerst vielfältige Wünsche, Be- keit anstelle des Gehorsams und der Disziplin
dürfnisse, Fähigkeiten und Möglichkeiten all de- an. Die größten Erfolge werden seiner Meinung
rer, die mit dem Unternehmen zu tun haben. nach dann erzielt, wenn
Dies sind die Kunden, Konkurrenten und Liefe- - der Kunde Einmaligkeit durch Harmonie von
ranten einerseits, die Partner und Kapitalgeber Produkt und Persönlichkeit, gepaart mit
andererseits, aber auch die Öffentlichkeit und schöpferischer Vision, stärker und intensiver
v. a. die Mitarbeiter. erlebt als bei den drei wichtigsten Konkur-
renten,
- diese Einmaligkeit als Erlebnis über die Cor-
porate Identity kommuniziert wird,
- die interne Organisationseffizienz durch star-
kes Sicheinbringen und Sachkompetenz der
Unternehmensführung 2-119
4. Änderungen interner und externer Beziehun- schafdieher und strategischer Überlegun-
gen durch Nutzung neuer Kommunikations- gen sowie
technologien; - Personalinformationsmanagement, indem
5. Wandlung der Unternehmensführer von Be- auf gemeinsame Daten zur management-
fehlsgebern zu Beratern und Betreuern. orientiertenAusgestaltung der EDV im Per-
sonalwesen abgestimmt zugegriffen wird.
Fazit aus der Summe dieser Leitsätze, Thesen
und Anforderungen ist die Erkenntnis, daß er- Die zweite Dimension des personalwirtschaftli-
folgreiche Unternehmensführung maßgeblich chen Grundansatzes ist eine Differenzierung
vom Personalmanagement und der Organisati- nach den Managementebenen
onsentwicklung bestimmt wird. - operativ, d.h. mit einem kurzfristigen Pla-
nungshorizont überwiegend auf unterer Hie-
2.2.3.1 rarchieebene, mitarbeiter- und stellenorien-
Personalmanagement tiert;
- taktisch, d. h. mit mittelfristigem Planungsho-
Nach Scholz (1993) umfaßt Personalmanagement rizont, mittlerer organisatorischer Einbin-
die Summe aller betrieblichen Maßnahmen, die dung, gruppenorientiert in Vermittlerfunkti-
darauf abzielt, alle in einem Unternehmen an- on zwischen operativer und strategischer Ebe-
fallenden Aufgaben mit dem nach Qualifikation, ne;
Anzahl, Ort, Zeit und Motivation benötigten Per- - strategisch, d.h. mit langfristigem Planungs-
sonal zu verbinden. Aufgabe des Personalmana- horizont, hoher hierarchischer Einbindung,
gements ist daher, den Produktionsfaktor Arbeit unternehmensorientiert mit deutlichem Be-
(kreativ, dispositiv und ausführend) bedarfsge- zug zu den Erfolgspotentialen des Unterneh-
recht bereitzustellen. Dazu gehören als erste Di- mens.
mension:
1. Personalbestandsanalyse als informatorische Die dritte Dimension beschreibt zwei Ausgestal-
Basis für die Personalarbeit; tungsformen:
2. Personalbedarfsbestimmung zur Ermittlung - das informationsorientierte Personalmanage-
des im Zeitablauf erforderlichen Sollperso- ment, das Aussagen zur qualitativen und
nalbedarfs; quantitativen Personalplanung aus Anforde-
3. Personalveränderung mit rungs- und Fähigkeitsproflien sowie aus In-
- Personalbeschaffung über die Anpassung formationen der Personaleinsatzsteuerung
des Personalbestands an den aktuellen Be- liefert, und
darf durch Neueinstellung oder interne Re- - das verhaltensorientierte Personalmanage-
krutierung, ment, das sich an den Bedürfnissen, Motiven
- Personalentwicklung, indem die Qualifika- und Werten orientiert, die das Verhalten der
tion der Mitarbeiter gefördert wird, und Mitarbeiter steuern, v.a. im Feld der Personal-
- Personalfreisetzung durch Nichtwiederbe- führung.
setzung freigewordenerStellen oder Entlas-
sungen; Ausprägung des Personalmanagements
4. Personaleinsatzmanagement über die Zuord- in Bauunternehmen
nung vorhandener Mitarbeiter zu definierten
Positionen; Möller ( 1998) charakterisiert das Personalmana-
5. Personalführung durch Integration von Un- gement in Bauunternehmen mittels folgender
ternehmens- und Individualzielen; Thesen:
6. Personalkostenmanagement, indem das Per- - Bauunternehmen leiden an einer Rekrutie-
sonalmanagement mit den übrigen Teilen der rungslücke bei gewerblich Auszubildenden,
Unternehmensplanung, insbesondere der Fi- Facharbeitern und Polieren sowie Bauinge-
nanz- und Budgetplanung, verbunden wird; nieuren.
7. Integrationsfelder: - Die höher qualifizierten Personalkapazitäten
- Personalmarketing durch kundenorientier- sind überaltert.
te Zusammenführung von Personalbe- - Dem Lohntarifvertrag unterliegende Bauwer-
schaffung, -entwicklung und -freisetzung, ker (ungelernte Bauarbeiter) werden zuneh-
- Personalcontrolling mit Hilfe betriebswirt- mend von gewerblichen Arbeitnehmern aus
Unternehmensführung 2-121
1.600
1.400
1.200
~
.!!! 1.000
0
0..
:;; 800
-o
..c
:3
c: 600
<C
400
200
0
15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 >70 Jahre
rungsgrad und in z. T. niedrigeren Lohn- und denden Bauaufgaben verlangen eine Ausbildung
Lohnzusatzkosten. Dies gilt v.a. für Nachunter- von mehr Generalisten. Dies erfordert die Ein-
nehmer aus Niedriglohnländern der EU und beziehung wirtschaftlicher, rechtlicher, organi-
Osteuropas. In der Bauproduktion wird es nur satorischer sowie gebäude- und anlagentechni-
dann auch weiterhin unter deutschen Arbeits- scher Fächer mit Fallstudien in die vorrangig
verträgen stehende gewerbliche Mitarbeiter ge- noch rein bautechnisch und naturwissenschaft-
ben, wenn diese das Lohngefälle durch eine ent- lich geprägten Studienpläne, um für Aufgaben
sprechend höhere Produktivität ausgleichen des ganzheitlichen Immobilien- und Infrastruk-
können. Die Wettbewerbskräfte werden protek- turmanagements mit Projektentwicklung, Pro-
tionistischen nationalen Regelungen wie dem jektmanagement und Facility Management ge-
vorläufig bis zum 30.08.99 befristeten Arbeit- rüstet zu sein.
nehmer-Entsendegesetz (AEG vom 26.02.96,
l.Ä. 16.12.97) sowie dem Tarifvertrag zur Rege- Personalstrategien
lung eines Mindestlohnes im Baugewerbe (TV
Mindestlohn vom 17.07.97) nur vorübergehen- Unter der Zielsetzung einer branchenweiten
de Geltung verschaffen. Professionalisierung der Unternehmerischen
Im Bereich der technischen und kaufmänni- Personalarbeit wurden von Möller (1998) zwei
schen Angestellten sowie der Führungskräfte der Personalstrategien entwickelt, die einander er-
Bauwirtschaft gibt es ebenfalls Personalstruktur- gänzen:
und Bedarfsdeckungsprobleme. Nach Angabe - die Personalentwicklungsstrategie, bei der der
des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie Aspekt der Personalqualität im Vordergrund
(HVBi) beim Fakultätentag für Bauingenieur- steht, und
und Vermessungswesen am 06./07.10.1998 in - die Personalkapazitätsstrategie, die auf Dek-
Graz werden jährlich ca. 5500 neue offene Stellen kung des qualitativen und quantitativen Per-
für Bauingenieure erwartet, denen 1999 und in sonalbedarfs abzielt.
den Jahren danach etwa 5400 Absolventen von
Universitäten und Fachhochschulen (mit fallen- Die Personalentwicklungsstrategie will den Per-
der Tendenz) gegenüberstehen werden. sonalbedarf durch Steuerung der Personalqua-
In der Ausbildung wird neben der Vermittlung lität bei gegebener Personalkapazität realisieren.
bautechnischer Fachkompetenz die Vermittlung Damit soll der Personalbedarf mittels unterneh-
von Führungseigenschaften wie Kreativität, Ver- mensinterner Mitarbeiterpotentiale gedeckt
antwortungs- und Problembewußtsein sowie und die externe Personalbeschaffung minimiert
Teamfähigkeit und soziale Kompetenz, Feemd- werden.
sprachenkenntnisse und rhetorische Fähigkei- Unter Beachtung der zu gewährleistenden
ten erwartet. Die zunehmend komplexer wer- Kongruenz zwischen Unternehmenszielen und
Unternehmensführung 2-123
Leistungs- und MA-Kategorie Normstrategien
Entwi<klungspotential
Nachwuchskraft Aufbauen: systematische Einführung in die
Unternehmenspraxis und gezielte
Schulung durch Job Enlargement
Nachwuchskraft Spitzenkraft
(Fragezeichen) (Star) Spitzenkraft Ausbauen: Beförderung einplanen und Erfah-
rungshintergrund verbreitern durch
. Unkraft" Job Rotation
01
c: Fachkraft
'<:: (Problem- Fachkraft Ernten: Vorhandene Fähigkeiten voll aus-
(Routinier)
"'
01 mitarbeiter) nutzen und überlegen, ob Führungs-
schulung angebracht ist
genng hoch Gegen-
wärtige •Unkraft" Abbauen: Arbeitsplatzwechsel einleiten, ggf.
Leistung Kündigung veranlassen
I ~~
wirk-
ung Arbeit selbst, Leistungsstreben
.g Verantwortung, ""0
c:
Anerkennungs- \ ·~ Beförderung 5:
..c: Machtstreben
bedürfnis -€·o:; ~
c;, ~
Beziehungen zu Vorgesetzten,
/ soz.iale Bedürfnisse \ Zugehörigkeitsstreben
Untergebenen u. Mitarbeitern
I Sicherheitsbedürfnisse \ Sicherheit
Vermeidungsstreben
I physiologische Bedürfnisse \ Arbeitsbedingungen, Gehalt
werden. Dabei sind drei Alternativen zu unter- Produktionskapazitäten aufNull (Extremfall der
scheiden: Strategie der Mindestkapazitäten) wird der Bau-
- die Auslastungsstrategie, unternehmer zum Generalübernehmer, da er
- die Arbeitszeitstrategie und keine eigenen Bauleistungen mehr erbringt. Da-
- die Strategie der Mindestkapazitäten. mit geht jedoch auch die Möglichkeit der Perso-
nalentwicklung auf den Gebieten verloren, die
Bei der Auslastungsstrategie ist es Aufgabe der Kernkompetenzen der Bauunternehmen dar-
Auftragsakquisition, den vorhandenen Perso- stellen.
nalbestand bestmöglich auszulasten. Dies ist die Möller (1998) hat ein Modell für bedarfsdek-
im Baugewerbe "klassische" Strategie der Perso- kendes Personalmanagement in Bauunterneh-
nalarbeit men entwickelt, indem er ein dreidimensionales
Bei der Arbeitszeitstrategie werden Bedarfs- Koordinatensystem definierte mit einer Prozeß-
schwankungen durch kurz-, mittel- oder lang- achse für die Planungs- und Bauabwicklung, ei-
fristige Anpassung der individuellen Arbeitszei- ner Institutionenachse für die Leitungsebenen
ten der Mitarbeiter ausgeglichen. In der statio- der Unternehmung und einer Funktionenachse
nären Industrie entwickelte Arbeitszeitmodelle für die Personalmanagementaufgaben, die er
haben einen mehrjährigen Zeithorizont mit ei- weiter nach operativen, taktischen und strategi-
ner Durchschnittsdauer von 40 bzw. 37 Std./Wo- schen Maßnahmen differenzierte (Abb. 2.2-14).
che, wobei je nach Bedarf z.B. 30 Wochenstun- Dieses Koordinatensystem bildet den Rahmen
den nicht unterschritten und 50 Wochenstunden zur Behandlung aller Personalmanagementfunk-
nicht überschritten werden dürfen. Die Ausge- tionen der Personalbestandsanalyse, -bedarfs-
staltung derartiger Modelle muß die Unterneh- bestimmung, -beschaffung, -entwicklung, -frei-
mensbedürfnisse nach Kapazitätsflexibilität mit setzung, des Personaleinsatzes, der Personal-
den Mitarbeiterbedürfnissen nach mittelfristi- führung und der Integrationsfelder. Die Summe
ger Arbeitszeitdisposition miteinander kombi- der abzuwickelnden Projekte erzeugt den Perso-
nieren. Modelle der langfristigen Arbeitszeitfle- nalbedarf zum Zeitpunkt t. Hier wird das Perso-
xibilisierung können nur zwischen den Ver- nalziel definiert. Die Personalmanagementfunk-
tragspartnern vereinbart werden. tionen decken den geweckten Bedarf durch die
Die Strategie der Mindestkapazitäten dient jeweiligen Leitungsebenen des Unternehmens.
der Konsolidierung bei minimiertem Personal- Je nach Unternehmensgröße und Geschäftsfeld
bestand. Mit der eigenen Mindestkapazität sol- sind die Zeiträume über die kurz-, mittel- und
len die Grundleistungen abgedeckt werden, die langfristige Planung individuell zu definieren.
als Auftragseingänge sicher prognostiziert wer- Die eigenen personellen Kapazitäten bilden den
den können. Bedarfsspitzen werden durch Zu- Schwerpunkt der Modellanwendung. Ziel ist ei-
kauf von externen Leistungen über Werkverträ- ne prozeßorientierte Personalstruktur.
ge abgedeckt. Bei einer Reduzierung der eigenen
Unternehmensführung 2-125
I. Prozesse (t) .erzeugen" den Bedarf
1 Personalbestandsanalyse
2 Personalbedarfsbestimmung
3 PersonalbeS<halfung
4 Personalentwicklung
S Personalfreisetzung
6 Personaleinsanmanagement
Betrachtungs· 7 Personalführung
8 Personalkostenmanagement
zeitpunkt
t=~,_--r----r-r-.--70~
A GeS<häftsführung
c 8 Projekt-/Oberbauleitung
C Bauleitung
B 0 Polier
E Vor-/Facharbeiter
Unternehmensführung 2-127
1----------1 Niederlassung Ost
Unternehmensführung 2-129
schiede der Mitarbeiter sind während der Projekt- zur Erreichung ihrer strategischen Ziele und zur
dauer aufgehoben. Nach dem Projektabschluß Verbesserung der Arbeitsqualität erhöhen. Bei
wird den Mitarbeitern im Unternehmen wiede- der vergleichenden Darstellung der traditionel-
rum ein anderes Aufgabengebiet übertragen. len Organisationsstrukturen der Unternehmen
Der Projektleiter besitzt außerordentliche Kom- des Bauhauptgewerbes zeigen sich gravierende
petenz und die alleinige Verantwortung für das Unterschiede: Die etwa 70000 Kleinunternehmen
Projekt und dessen Durchführung. Alle am Pro- mit bis zu 49 Mitarbeitern sind überwiegend
jekt beteiligten Mitarbeiter werden unter seiner nach dem Verrichtungsprinzip strukturiert. Die
Leitung zu einer Projektgruppe als Subsystem Aufbauorganisation der gut 5000 mittelständi-
zusammengefaßt. schen Unternehmen mit 50 bis 499 Mitarbeitern
Personalstrategien und Organisationsent- ist gekennzeichnet von der gleichrangigen An-
wicklungen rütteln in erheblichem Maße an tra- wendung des Verrichtungs- und Objektprinzips.
ditionellen Unternehmensstrukturen und be- Traditionelle Organisationsstruktur der 90 Groß-
rühren den Führungsstil v.a. auf taktischer und unternehmen mit 500 und mehr Mitarbeitern ist
strategischer Managementebene. Daher emp- die Verknüpfung von Verrichtungs-, Raum-,
fiehlt sich eine laufende Überprüfung der Füh- Sparten- und Objektprinzip.
rungskonzeption im Hinblick auf eine stärkere In der Organisationsentwicklung haben die
Eigenständigkeit der Mitarbeiter durch Zielver- Inhaber bzw. Geschäftsführer von Kleinunter-
einbarung, Erweiterung der Entscheidungsbe- nehmen darauf zu achten, daß sie ihrer Anforde-
fugnisse und Übertragung ganzheitlicher Auf- rung als "Universalmanagergenie" gerecht wer-
gaben. den. Für mittelständische Unternehmen ist eine
Linienorganisation mit mittlerer Leitungsebene
2.2.3.3 zu empfehlen unter Bildung zeitlich begrenzter
Zusammenfassung Koordinations- oder Projektgruppen. Bei den
sich ausbildenden informalen Informationswe-
Personalmanagement umfaßt die Summe aller g~n zur Abkürzung der Hierarchiewege durch das
betrieblichen Maßnahmen mit der Zielsetzung, Netzwerk zwischenmenschlicher Beziehungen
alle in einem Unternehmen anfallenden Aufga- ist seitens der Geschäftsführung darauf zu ach-
ben mit dem nach Qualifikation, Anzahl, Ort, ten, daß diese Vereinfachungen die Grundprin-
Zeit und Motivation benötigten Personal zu ver- zipien der system-, entscheidungs-und verhal-
binden. Dabei ist zu beachten, daß in der Kon- tensorientierten Unternehmensführung nicht
gruenz der Unternehmensziele und der Indivi- verletzen bzw. in Frage stellen.
dualziele der Mitarbeiter die Chancen der Unter- Für Großunternehmen ist eine Gliederung
nehmen liegen. nach Niederlassungen und Sparten zu empfeh-
In diesem Beitrag wird zur Ausprägung des len und weiter nach verrichtungsorientierten
Personalmanagements in Bauunternehmen auf- und an dem Stablinienprinzip orientierten Sub-
grundvon Interviews festgestellt, daß es sich viel- systemen mit oberer, mittlerer und unterer Lei-
fach noch auf das operative Tagesgeschäft der tungsebene. Große Bedeutung haben auch in
Personalverwaltung beschränkt. Möller (1998) Großunternehmen ziel- und zweckorientierte
schlägt statt dessen im Sinne einer Professionali- Koordinationsgruppen von zeitlich begrenzter
sierung der Personalarbeit die Anwendung ein- Dauer.
ander ergänzender Personalentwicklungs- und
Personalkapazitätsstrategien vor. Nach der Per- 2.2.4
sonalentwicklungsstrategie soll der Personalbe- Managementsysteme für Qualität,
darf durch Steuerung der Personalqualität aus Arbeitssicherheit und Umweltschutz
unternehmensinternen Mitarbeiterpotentialen
gedeckt werden. Ergänzend verfolgt die Perso- Die kontinuierliche Verbesserung der Prozeßab-
nalkapazitätsstrategie das Ziel, den Personalbe- läufe im Unternehmen und auf den Baustellen ist
darf und den Personalbestand zu möglichst gro- eine ständige Herausforderung für die Untern eh-
ßer dauerhafter Deckungsgleichheit zu bringen. mensführung. Die Qualität, mit der ein Unter-
Zum Einsatz gelangen dabei die Auslastungs-, nehmen Leistungen erbringt, wird maßgeblich
Arbeitszeit- und Mindeskapazitätsstrategie. von den Kunden und zusätzlich von den Mitar-
Die Organisationsentwicklung soll die organi- beitern, Nachunternehmern, Mitbewerbern und
satorische Leistungsfähigkeit der Unternehmen Behörden bestimmt.
Unternehmensführung 2-131
Für die Anpassung der gesetzlichen Vorgaben und die petrachemische Industrie zunehmend
und der Normungsvorgaben wurde in der Ent- ein sog. "Sicherheits-, Gesundheits- und Um-
scheidung 97/264/EG die DIN EN ISO 14001 als weltschutz-Managementsystem" (SGU-Mana-
geeignetes Zertifizierungsverfahren gemäß Ar- gementsystem). Die Anforderungen sind in je-
tikel12 der EMAS-VO anerkannt. nem SCC-Fragenkatalog definiert. Unterneh-
Bezogen auf die Abläufe im Unternehmen, er- men, die ein SGU-Managementsystem einge-
faßt das Umweltmanagement die Belange des führt haben, können sich dieses von einer akkre-
Umweltschutzes im wesentlichen durch eine In- ditierten Zertifizierungsgesellschaft zertifizie-
put-Output-Analyse in jedem Prozeßschritt. ren lassen.
Hierbei sind auf der Input-Seite v.a. Rohstoffe, Die SCC-Zertifizierung ist keine Konkurrenz
Energie und Wasser zu untersuchen und deren zu den berufsgenossenschaftliehen Vorschrif-
Einsatz zu minimieren (präventiver Umwelt- ten. Sie soll vielmehr helfen, die Umsetzung der
schutz). Auf der Output-Seite sind im Sinne des Vorschriften und das Prüfen der Umsetzung zu
nachgeschalteten Umweltschutzes die Abfälle erleichtern. Unternehmen, die die Forderungen
und Abwässer optimal zu entsorgen und Immis- der Berufsgenossenschaften einhalten und dies
sionen aufgrund der im Prozeß entstehenden dokumentieren können, erfüllen bereits wesent-
Emissionen zu vermeiden. liehe Voraussetzungen für eine Zertifizierung
nach dem SCC-Fragenkatalog.
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz Derartige sektorale Zertifikate bergen die Ge-
fahr in sich, daß andere Wirtschaftsbereiche, die
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sind als Auftraggeber auftreten, wiederum andere An-
Elemente des Managementsystems, deren Nor- forderungen an ein Arbeitsschutzmanagement-
mierung erst z.T. angestrebt wird. Standardisie- system stellen und damit die Unternehmen ei-
rungen im beschriebenen Sinn existieren bisher nem regelrechten Zertifizierungsdruck ausge-
nicht und sind auf internationaler Ebene zu- setzt werden. Dies kann zur Folge haben, daß die
nächst auch nicht vorgesehen. Vorstöße der spa- Anforderungen unübersichtlich werden und da-
nischen und britischen Normungsorganisatio- mit die Akzeptanz bei den Mitarbeitern infolge
nen hatten bisher keine Auswirkungen auf die immer neuer Regeln sinkt.
europäische Normung.
Bereits 1989 wurde die Richtlinie zur Verbes- 2.2.4.3
serung der Sicherheit und des Gesundheitsschut- Gemeinsamkeiten und Integrationsansätze
zes für Arbeitnehmer bei der Arbeit (89/391/
EWG) erlassen. Sie wurde für Deutschland durch Die Standardisierungen von Managementsyste-
das 1996 verabschiedete Arbeitsschutzgesetz men orientieren sich an Elementen, die in den
(ArbSchG vom 07.08.1996, l.Ä. 16.12.1997, BGBl Bereichen Qualität, Umweltschutz und Arbeits-
I S.1246) in nationales Recht umgesetzt. Zusam- sicherheit Gemeinsamkeiten aufweisen. Bei der
men mit der sog. "Baustellenrichtlinie" (92/57/ Einführung eines Systems sind die Forderungen
EWG),die mit der Baustellenverordnung 1998 in der Normen zu beachten. Es hat sich aber als al-
nationales Recht umgesetzt wurde (BaustellV lein praktikabel erwiesen, diese den im Unter-
vom 10.06.1998, BGBl I S. 1283), regelt das Ar- nehmen tatsächlich ablaufenden Prozessen an-
beitsschutzgesetz die Arbeitssicherheit und den zupassen (HVBi 1999).
Gesundheitsschutz in der Bauwirtschaft Diese Das Einrichten eines Managementsystems er-
Gesetze haben für die Einrichtung eines Mana- fordert i. allg. folgende Schritte:
gementsystems jedoch nicht den Praxisbezug - Festlegen einer Unternehmenspolitik durch
wie die zuvor beschriebenen Normen für Quali- die Geschäftsführung,
täts- und Umweltmanagement - Auswahl der wesentlichen Abläufe im Unter-
Ausgelöst durch die Mineralölindustrie, be- nehmen,
gann in den Niederlanden die Entwicklung eines - Vereinbaren von Regeln für die wesentlichen
Zertifzierungssystems nach SCC (Sicherheits- Abläufe,
Certifikat-Contraktoren), das 1993 durch den - Dokumentieren der Regeln in einem Organi-
dortigen Akkreditierungsrat zugelassen wurde. sationshandbuch oder im Intranet,
Nach der Übertragung und Anpassung an die - Schulen der Mitarbeiter,
deutschen Verhältnisse in Form eines SCC-Fra- - Prüfen der Wirksamkeit der Regeln und ggf.
genkatalogs fordern die deutsche .Mineralöl- Einleiten von Korrekturmaßnahmen,
• Mußbestimmungen
Unternehmensführung 2-133
- Bericht an die Geschäftsführung und ggf. an transparent zu machen und sie verbindlich im
die Öffentlichkeit. Unternehmen einzuführen, ist die Grundlage für
eine Leistungssteigerung des gesamten Unter-
Wegen des vergleichbaren Aufbaus der Regel- nehmens geschaffen.
werke für Qualität, Arbeitssicherheit und Um- Die Kundenorientierung ist ein weiterer be-
weltschutz ist das Erfüllen ihrer Anforderungen deutender Grundsatz in der Theorie prozeßori-
mit Hilfe eines integrierten Managementsystems entierter Managementsysteme. Jeder Prozeß hat
möglich. Darüber hinaus haben viele Zertifizie- einen Lieferanten und einen Kunden. Der Liefe-
rungsgesellschaften Auditoren bzw. Gutachter rant erzeugt eine Leistung, die ein Kunde für sei-
für die unterschiedlichen Teilbereiche, so daß ei- ne Arbeit benötigt. Der Begriff "Kunde" wird al-
ne Kombination von Zertifizierungen durchaus lerdings um eine innerbetriebliche Dimension
möglich ist. erweitert: Kunden sind nicht nur externe, son-
Um die Akzeptanz der Mitarbeiter für die ver- dern auch interne Abnehmer von Prozeßleistun-
schiedenen Zertifikate zu gewinnen, ist eine sen- gen. In einem prozeßorientierten Management-
sible Vorgehensweise zu empfehlen. Ohne eine system betrachtet jeder den Mitarbeiter, der die
Mitarbeiterbeteiligung ist das erfolgreiche Über- Arbeitsergebnisse für den folgenden Prozeß-
setzen der Norm in die Unternehmensabläufe schritt benötigt, als seinen Kunden, den er zufrie-
nicht möglich. Um die Zertifizierung zu erleich- denzustellen hat mit allen relevanten Parame-
tern, empfiehlt sich eine Zuordnung der Prozes- tern, der richtigen Materie und Information zum
se bzw. der Kapitel des Managementhandbuches richtigen Zeitpunkt in der gewünschten Qua-
zu den Elementen der Normen, wie es beispiel- lität.
haft in Tabelle 2.2-5 für einige Prozesse darge- Es gibt mehrere Möglichkeiten, relevante Pro-
stellt ist. zesse für den Aufbau des Managementsystems
im eigenen Bauunternehmen auszusuchen. Die
2.2.4.4 Normen zum Qualitätsmanagement (DIN EN
Einführung prozeßorientierter Managementsysteme ISO 9000ff) und Umweltmanagement (DIN EN
ISO 14001ff) enthalten Elemente, die von vielen
Managementsysteme sollen sich an den betrieb- Bauunternehmen zum Aufbau ihrer Manage-
lichen Erfordernissen orientieren. Für ein Unter- mentsystemegenutzt werden. Nachteilig an die-
nehmen ist eine prozeßorientierte Vorgehens- ser elementbezogenen Vorgehensweise sind al-
weise sinnvoll. Prozesse sind abteilungsüber- lerdings die Bezeichnungen, die durch diese Nor-
greifende Abläufe, die einen wesentlichen Bei- menreihen für die Prozesse eingeführt werden.
trag zum Erreichen der Unternehmensziele lei- Designlenkung, Prozeßlenkung, interne Audits
sten. Sie lassen sich mit Hilfe von Regeln be- und Verantwortung der Leitung sind Begriffe,
schreiben. Das alleinige Beschreiben der Ablauf- mit denen sich viele Mitarbeiter nicht identifi-
organisation in einem Organisationshandbuch zieren können. Jedes Bauunternehmen hat je-
ergibt allerdings noch kein Managementsystem. doch die Möglichkeit, eigene Bezeichnungen für
Erst wenn alle Prozesse auf die Unternehmens- diese Prozesse zu verwenden.
ziele ausgerichtet sind, kann von einem Manage- Alternativ können Prozesse mit Hilfe der Un-
mentsystem gesprochen werden. ternehmensziele ausgesucht und gewichtet wer-
Die Festlegung, was als eigenständiger Prozeß den. Ein Prozeß ist umso bedeutender für ein
gilt, ist subjektiv und von den Unternehmens- Unternehmen, je mehr er zum Erreichen der
zielen abhängig. Bauunternehmen, die für öf- Unternehmensziele beiträgt. Ausgehend von die-
fentliche Auftraggeber arbeiten, werden z. B. dem ser Definition, lassen sich die wichtigen Prozes-
Marketing und auch der Beratung vor Auftrags- se im Unternehmen identifizieren, indem die Ge-
erteilung nur geringe Aufmerksamkeit schen- schäftsleitung den Beitrag jedes einzelnen Pro-
ken. In Bauunternehmen, die hauptsächlich für zesses zur Verwirklichung der Unternehmens-
Kunden aus der Industrie tätig sind, haben da- ziele analysiert. Um diese Analyse zu erleichtern,
gegen beide Prozesse große Bedeutung. wird ein prozeßorientiertes Modell eines Bauun-
Grundlage eines prozeßorientierten Manage- ternehmens vorgestellt (Abb. 2.2-17).
mentsystemsist der Gedanke, daß standardisier- Prozesse in Bauunternehmen gliedern sich in
te Prozesse zu wiederholbaren Ergebnissen füh- Kern- und Dienstleistungsprozesse. Kernprozes-
ren. Wenn es gelingt, Ziele und Regeln von erfah- se sind einerseits auf externe Kunden (Bauher-
renen Mitarbeitern für die wichtigen Prozesse ren oder potentielle Auftraggeber), andererseits
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GI
...a.
N
0 Liquidität Ressourcen
sicherstellen bereitstellen
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E
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Q.
Abb. 2.2-1 7 Prozenorientiertes Modell eines Bauunternehmens (nach [Gaitanides u.a. 1994])
auf interne Kunden, das sind die Abnehmer der Die Dienstleistungsprozesse versorgen die Kern-
Prozeßergebnisse, ausgerichtet. Dienstleistungs- prozesse mit den vier Produktionsfaktoren Per-
prozesse stehen wiederum im Kundenverhältnis sonal, Information, Betriebs- und FinanzmitteL
zu den Kernprozessen, d. h., Dienstleistungspro- Zu den Dienstleistungsprozessen gehören
zesse dienen im Sinne von Kundenaufträgen den - Persona/bereitstellung: Bereitstellen von Mit-
Kernprozessen. Die Dienstleistungsprozesse ge- arbeitern durch Personalmanagement (s. Ab-
währleisten damit die Funktionsfähigkeit der sehn. 2.2.3),
Kernprozesse und haben ausschließlich interne - Liquiditätssicherung: Sicherung der Zahlungs-
Stellen als Kunden. Für die Steuerung der Kern- fähigkeit des Unternehmens (s.Abschn. 2.1.8),
und Dienstleistungsprozesse ist ein Zielfin- - Ressourcenbereitstellung: Bereitstellen von Be-
dungs- und Umsetzungsprozeß notwendig. In- triebsmitteln, Werkstoffen und Fremdleistun-
nerhalb dieses Prozesses wird die strategische gen durch das Beschaffungsmanagement,
Bauunternehmensplanung vorgenommen. - Informationsversorgung: Aufbau und Pflege
Ein Bauunternehmen im Hochbau besitzt z.B. von Informations- und Kommunikationssy-
fünf Kernprozesse mit direktem Kundenkon- stemen.
takt:
- Marketing: Ankündigung und Anbieten von Je nach Bedarf können Prozesse in Teilprozesse
Dienstleistungen und Produkten des Bauun- gegliedert werden. Der Prozeß "Bauausführung"
ternehmens potentiellen Kunden gegenüber, kann z.B. in Bauvorbereitung, Bauproduktion
- Beratung: Beratung von Kunden mit dem Ziel sowie Prüfungen und Abnahmen aufgeteilt wer-
der Akquisition und Spezifikation von Kun- den. Beim Prozeß "Ressourcen bereitstellen" las-
denwünschen, sen sich die Teilprozesse Einkauf, Vergabe von
- Angebotserstellung: Abgabe eines kundenspe- Fremdleistungen und Logistik bilden. Bei die-
zifischen Angebots und Darstellen des Kun- sem Modell werden Qualität, Arbeitssicherheit
dennutzens, und Umweltschutz nicht additiv als eigenständi-
- Bauausführung: Bauwerkserstellung in der ge Prozesse erfaßt, sondern als Leitlinie in alle
vom Kunden gewünschten Qualität, Prozesse integriert.
- Kundendienst: laufende Kundenbetreuung
und Mängelbeseitigung während und nach
der Gewährleistungsfrist
Unternehmensführung 2-135
2.2.4.5 punkt von Managementsystemen. Während die
Ökonomie von Managementsystemen Wirtschaftlichkeit eine weitgehend berechenba-
re Größe ist, die den unternehmensinternen Pro-
Die Wirtschaftlichkeit von Managementsyste- zessen zugeordnet werden kann, wird der Aspekt
men ist nur schwer zu ermitteln, weil den Kosten der Wettbewerbsfähigkeit von der strategischen
nur selten ein quantifizierbarer und den Maßnah- Unternehmensführung aufgegriffen. Hier wird
men direkt zurechenbarer Nutzen gegenüberge- über Maßnahmen entschieden, die langfristige
stellt werden kann. Entwicklungen bei Mitbewerbern und besonde-
re Wünsche bei Kunden berücksichtigen, ohne
Wirtschaftlichkeit kurzfristig kostendeckend sein zu müssen.
Der Nutzen von Managementsystemen ist
Managementsysteme sind v.a. dann einzufüh- schwierig zu prognostizieren - ähnlich dem
ren, wenn ihr Nutzen die mit der Einführung ent- ständigen Installieren und Kontrollieren von Ab-
stehenden Kosten übersteigt. In Tabelle 2.2-6 wer- sturzsicherungen: Sie verhindern zwar Unfälle,
den einige Nutzen- und Kostenfaktoren von Ma- aber inwieweit sich dies kostensparend auswirkt,
nagementsystemen aufgeführt. Zur Quantifizie- ist nicht exakt quantifizierbar. Eine fehlende Ab-
rung der Wirtschaftlichkeit ist ein betriebliches sturzsicherung führt nicht zwangsläufig zu Un-
Informationssystem aufzubauen, in dem die re- fällen. Die Folgen eines eingetretenen Unfalls ha-
levanten Daten erfaßt werden. Mit fortschrei- ben jedoch nicht nur Kostenauswirkungen. Un-
tender gesetzlicher Entwicklung werden Unter- fälle zeugen von mangelhafter sozialer Mitar-
nehmen ohnehin Informationen abverlangt, die beiterverantwortung und lösen damit auch Ima-
auch innerbetrieblich von Nutzen sein können geschäden für das Unternehmen aus.
(z. B. Abfallbilanzen). Diese betrieblichen Infor-
mationen sind von besonderer Bedeutung 2.2.4.6
- als Grundlage für die Definition von Prozeß- Zusammenfassung
zielen,
- für die Überprüfung der Wirksamkeit von Die Zunahme von Aufgaben, die durch zertifi-
Maßnahmen, zierbare Managementsysteme auf die Unterneh-
- für die Bewertung des Nutzens eines Manage- men zukommen, darf nicht dazu führen, daß
mentsystems und sich Unmut und Resignation breitmachen. Viel-
- für den Vergleich mit anderen Unternehmen mehr ist darauf hinzuarbeiten, neue Anforde-
durch Benchmarking. rungen, die der Zielerreichung des Unterneh-
mens dienen, den Mitarbeitern in geeigneter
Ziel ist eine kontinuierliche Optimierung der Form zu übermitteln und somit gleichzeitig In-
Unternehmensprozesse. novationen und die Wettbewerbsfähigkeit zu för-
dern. Die z. Z. aktuellen Anforderungen aus Qua-
Wettbewerbsfähigkeit litätssicherung, Arbeitssicherheit und Umwelt-
schutz können v.a. dann intelligent erfüllt wer-
Neben der Wirtschaftlichkeit ist die Wettbewerbs- den, wenn man sie gemeinsam in die Prozesse
fähigkeit ein weiterer ökonomischer Gesichts- des Unternehmens integriert.
Unternehmensführung 2-13 7
2.2.5.2 der Buchhaltung. Dies gilt insbesondere für die
Controlling in der Bauwirtschaft Kostenarten Löhne, Stoffe, Geräte und Nachun-
ternehmer- bzw. Fremdleistungen sowie die zu
Die betriebswirtschaftliehen Ausschüsse des verrechnenden Allgemeinen Geschäftskosten.
Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie und In tabellarischen und grafischen Auswertun-
des Zentralverbands des Deutschen Baugewer- gen sind dann jeweils die Leistungen, Kosten und
bes haben frühzeitig die Bedeutung des Con- Ergebnisse darzustellen
trolling für die Bauwirtschaft erkannt und be- - von Baubeginn bis Vormonat,
reits 1978 in 1. Auflage und 1995 in 6. Auflage die - von Beginn des Geschäftsjahres bis Vormonat,
KLR Bau Kosten- und Leistungsrechnung der - im Berichtsmonat,
Bauunternehmen veröffentlicht (HVBi und ZDB - von Baubeginn bis Stichtag und
1978 und 1995). Inhalte der einzelnen Teile sind - von Beginn des Geschäftsjahres bis Stichtag.
A Grundzüge der baubetrieblichen Kosten-
und Leistungsrechnung, Ferner ist seitens des Bauleiters bereits bei Bau-
B Bauauftragsrechnung, beginn eine Prognose für die Entwicklung von
C Baubetriebsrechnung, Kosten, Leistungen und Ergebnissen bis zum
D Soll/Ist-Vergleichsrechnung, Auftragsende anzugeben, um daran die jeweili-
E Kennzahlenrechnung, gen monatlichen Meldungen messen zu können.
F Beitrag der KLR zur Planungsrechnung. Den Verlauf einer typischen qualitativen Ergeb-
nissummenkurve für einen Gewinnauftrag zeigt
Damit liegt seit über 20 Jahren ein geschlossenes Abb. 2.2-18.
Grundlagenwerk vor,das die Philosophie und die Anhand der monatlichen Berichte ist dann zu
Methoden des Baustellencontrolling in allgemei- prüfen, ob und inwieweit dieser Ergebnisverlauf
ner Form und anband von Beispielen erläutert. erreicht wird. Bei Abweichungen nach unten
Die Darstellung der Struktur und der Gliede- . sind Anpassungsmaßnahmen zur Ergebnisver-
rung des Baukontenrahmens 87, der die Anfor- besserung durch Kostensenkung und Leistungs-
derungen aus dem 1987 in Kraft getretenen Bi- erhöhung, ggf. auch durch Nutzung von Nach-
lanzrichtliniengesetz und der damit erfolgten tragspotentialen aus Leistungsänderungen, Zu-
Neufassung des HGB berücksichtigt, erlaubt es, satzleistungen und Leistungsstörungen, einzu-
der KLR Bau auch die notwendigen Strukturen leiten. Bei wesentlichen Abweichungen nach
für das Unternehmenscontrolling und die dabei oben ist zu prüfen, ob und inwieweit zu optimi-
vorrangig interessierende Verdichtung nach Er- stische Leistungseinschätzungen vorliegen und
gebnisarten zu entnehmen. ob die angefallenen Kosten vollständig erfaßt
In der Praxis sind jedoch nach wie vor erheb- wurden. Dabei ist jedoch auch zu beachten, daß
liche Defizite in der konsequenten Durchfüh- ein Oszillieren der Ist-Ergebnissummenkurve
rung sowohl des Baustellen- als auch des Unter- um die Sollkurve systemimmanent und normal
nehmenscontrolling festzustellen. Dies gilt nicht ist und nur bei sich öffnender Schere die "rote
nur für kleine und mittlere Unternehmen, son- Lampe" zu setzen ist.
dern überraschenderweise auch immer wieder Seitens der Oberbauleiter sind die Kosten-,
für Großunternehmen. Leistungs- und Ergebnisrechnungen aller von
ihnen betreuten Baustellen zusammenzufassen,
2.2.5.3 ggf. sortiert nach Regionen und Sparten, auszu-
Baustellencontrolling werten und im Hinblick auf Risikopotentiale so-
wie ggf. erforderliche Maßnahmen zu prüfen
Das Baustellencontrolling umfaßt die monatli- und an die Niederlassungsleiter zu übermitteln.
che Berichterstattung über Kosten, Leistungen Die Niederlassungsleiter wiederuni fassen die
und Ergebnisse jeder einzelnen Baustelle (s. Ta- Berichte der Oberbauleiter zusammen, werten
belle 2.1-14 bzw. KLR Bau 1995, S. 98). diese aus, leiten die erforderlichen Anpassungs-
Verantwortlich für die Berichterstattung ist maßnahmen in Abstimmung mit den Oberbau-
sowohl in kleinen, mittleren als auch Großun- leitern ein und übermitteln der Hauptverwal-
ternehmen der jeweilige verantwortliche Baulei- tung diese zusammengefaßten Ergebnisse mit
ter. Ihm obliegt v. a. die Leistungsermittlung bzw. einem Erläuterungsbericht
-abschätzung für den Berichtsmonat sowie die Mit einer entsprechenden Organisation des
Abstimmung der Kosten im Berichtsmonat mit Berichtswesens ist sicherzustellen, daß die Bau-
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.0 100 % Bauzeit
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stellenberichte der Bauleiter bis zum 10. des Fol- hat die Unternehmensleitung darüber zu wa-
gemonats, der Oberbauleiter bis zum 15. des Fol- chen, daß die von ihr aufgestellten Wirtschafts-
gemonats und der Niederlassungsleiter bis zum pläne für die verschiedenen Bereiche (z.B. Inve-
20. des Folgemonats vorliegen. stitionen, Finanzierung, Personalmanagement,
Sofern jede Baustelle durch ein entsprechendes strategische Maßnahmen zur Geschäftsfeldent-
EDV-Netzwerk mit der Niederlassung und jede wicklung, Marketing, Forschung und Entwick-
Niederlassung wiederum mit der Hauptverwal- lung sowie Kooperation und Fusion) eingehalten
tung verbunden ist, ist es der Geschäftsführung bzw. aufgrund von in der Vergangenheit noch
bzw. dem Vorstand möglich, die jeweils verdich- nicht vorhersehbaren Einflüssen angepaßt wer-
teten Ergebnisse in beliebiger Gliederungstiefe den.
nachzuvollziehen. Eine täglich wahrzunehmende Aufgabe des
Unternehmenscontrolling ist die Liquiditätspla-
2.2.5.4 nung und -sicherung (vgl. Abschn. 2.1.8).
Unternehmenscontrolling Zur Steuerung des Gesamtunternehmens be-
nötigt die Unternehmensleitung v.a. zusammen-
Das Unternehmenscontrolling von Bauunter- gefaßte Informationen über die Kapazitätsaus-
nehmen stützt sich maßgeblich auf die Ergeb- lastung und das Ergebnis in den einzelnen Nie-
nisse des Baustellencontrolling. Bei wesentlichen derlassungen bzw. Sparten sowie über die Finanz-
Abweichungen zwischen Soll- und Istergebnis- situation des Unternehmens. Heitkamp (1978),
Summenkurven sind die notwendigen Anpas- Termühlen (1982) und Malkwitz (1995) haben
sungsmaßnahmen mit den Führungskräften in für die Bauwirtschaft gezeigt, daß mit einer Er-
der Hauptverwaltung und in den Niederlassun- gebnisrechnung sowie einer Finanz- bzw. Liqui-
gen abzustimmen. ditätsrechnung alle wesentlichen Führungsda-
Darüber hinaus hat die Unternehmensleitung ten für die Ergebnissteuerung des Gesamtunter-
dafür zu sorgen, daß die unternehmensinternen nehmens gewonnen werden können.
Kostenstellen ein dem Baustellencontrolling ver- Oft werden die benötigten Führungsdaten an-
gleichbares monatliches Berichtswesen anwen- hand von Kennzahlensystemen dargestellt [Malk-
den. Dies gilt für die Verwaltung, die Hilfsbe- witz 1995]. Die ständig wiederkehrende Form
triebe (Magazin, Werkstätten, Fuhrpark, Geräte- der Information ermöglicht es, frühere, gegen-
park, Lade-, Biege- und Schalungsbetrieb) sowie wärtige und künftige Daten miteinander zu ver-
für Verrechnungskostenstellen, die z. B. für Scha- gleichen. Außerdem erkennen die Führungs-
lung und Rüstung, Geräte, Kleingeräte und kräfte mit einem ihnen vertrauten Kennzahlen-
Werkzeuge gebildet werden können. Außerdem system schnell die wesentlichen Sachverhalte aus
Unternehmensführung 2-139
Controlling in
Bauunternehmen
auftragsbezogene
Aufgaben
Akquisition, Angebot
Umsatzplanung Personalabruf
Investitionsplanung Bauabrechnung
Abb. 2.2-19 Unternehmensgebundene und auftragsgebundene Aufgaben der Planung und Kontrolle im Bauunternehmen
dem vorliegenden Bericht. Diese Tatsache be- zum Bauende zu messen und bei wesentlichen
schleunigt die Umsetzung notwendiger Steue- Abweichungen geeignete Anpassungsmaßnah-
rungsmaßnahmen (Abb. 2.2-19). men vorzuschlagen. Die Oberbauleiter, Sparten-
Die Bedeutung betriebswirtschaftlicher und Niederlassungsleiter sind zu verpflichten,
Kennzahlen als wichtiges Instrument der Unter- die dazu notwendige Unterstützung zu bieten
nehmensführung wird auch im Teil E der KLR und die verdichteten Ergebnisse mit ihrer Kom-
Bau (1995, S. 105 ff) ausdrücklich hervorgeho- mentierung jeweils bis zum 15. bzw. 20. des Fol-
ben und durch Erläuterungen zu den Kennzah- gemonats an die Geschäftsführung bzw. Haupt-
len der Baubetriebsrechnung sowie der Solllist- verwaltung weiterzuleiten.
Vergleichsrechnung unterstrichen (vgl. Abschn. Die Geschäftsführung wiederum ist ver-
2.1.5.6). pflichtet, die verdichteten Baustellenberichte in
ein ganzheitliches Unternehmenscontrolling ein-
2.2.5.5 zubeziehen und dafür zu sorgen, daß darin auch
Zusammenfassung das Berichtswesen aus den Verwaltungs-, Hilfs-
betriebs- und Verrechnungskostenstellen einge-
Controlling bedeutet wirtschaftlich zielgerichte- bunden wird. Ferner sind die Wirtschaftspläne
te Beherrschung, Lenkung, Steuerung und Rege- für die unternehmensüqergreifenden Aktivitä-
lung von Prozessen innerhalb eines Unterneh- ten regelmäßig zu überprüfen und ggf. aufgrund
mens. Für die Bauwirtschaft ist festzustellen, daß von in der Vergangenheit nicht vorhersehbaren
sowohl bei kleinen und mittleren als auch bei Ereignissen anzupassen.
Großunternehmen hohe Defizite in der syste- Wichtigste Daueraufgabe im Rahmen des Un-
matischen Wahrnehmung von Controllingauf- ternehmenscontrolling ist die Sicherung der Li-
gaben bestehen, obwohl die I. Auflage der KLR quidität, um stets die laufenden Zahlungsver-
Bau bereits 1978 erschienen ist (6. Aufl.1995). pflichtungen erfüllen zu können. Eine Mißach-
Jeder Bauleiter ist zu verpflichten, für seine tung dieser Unternehmerischen Verpflichtung
Baustellen monatliche Kosten-, Leistungs- und kann rasch zur Existenzbedrohung bis hin zur
Ergebnisberichte bis zum 10. des Folgemonats Insolvenz führen.
vorzulegen und dabei die Istzahlen an den am
Baubeginn zu prognostizierenden Summenkur-
ven für Kosten, Leistungen und Ergebnisse bis
Unternehmensführung 2-141
2.2.6.1 nisch), der Bonität des Auftraggebers (wirt-
Wissenschaftliche Ansätze schaftlich), Verpflichtungen des Auftragnehmers
aus Vertragsklauseln (rechtlich) und der Be-
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit schaffenheit des Baugrunds (übertragene bzw.
Risiken im Bauwesen geschah bisher eher spo- übernommene Auftraggeberrisiken).
radisch. Dabei ist schon eine klare Definition Im Mittelpunkt bisheriger einschlägiger Un-
und Abgrenzung des Begriffs "Risiko" nicht ein- tersuchungen im Bauwesen stehen projekt- bzw.
fach. Für die Problemstellungen des Baugewer- auftragsbezogene Risiken und Möglichkeiten ih-
bes definiert Schubert (1983) das Risiko allge- rer rechtzeitigen Entdeckung, Quantifizierung,
mein" ... als die Gefahr, daß ... eine wirtschaftli- Vermeidung, Begrenzung oder Verteilung [Schu-
che Tätigkeit mißlingt oder zumindest nicht den bert 1971 und 1983; Herold 1987; Bauch 1995;
erwarteten Erfolg bringt". Derks 1996 und 1997).
Im Fall des Eintritts hat ein Risiko negative
Folgen. Positive Folgen ergeben sich dagegen aus 2.2.6.2
dem Eintritt von Chancen. Auch sie sind von ei- Einführung eines Risikomanagementsystems (RMS)
nem Risikomanagementsystem (RMS) zu be-
rücksichtigen. Mit Hilfe des RMS sind einerseits Grundsätzlich wird ein ganzheitlicher Ansatz
Risiken rechtzeitig zu entdecken, zu verfolgen zur Einführung eines RMS empfohlen. "Ganz-
und möglichst abzuwehren, andererseits aber heitlich" bedeutet, daß dabei einerseits den indi-
auch Wege zur rechtzeitigen Identifikation und viduellen Anforderungen des Unternehmens mit
Verwirklichung von Chancen aufzuzeigen. seiner Personalsituation und andererseits den
Die bisher detaillierteste Klassifizierung von Anforderungen des jeweiligen Auftrags Rech-
Risiken für das Bauwesen unternahm Derks nung getragen wird. Mit der Einführung eines
( 1997, S. 4- 40ff). Er unterscheidet in Anlehnung RMS sind Bedingungen zu schaffen, die das
an Bussmann (1955) nach internen und exter- rechtzeitige Erkennen und den Umgang mit den
nen, technischen, wirtschaftlichen und rechtli- Risiken ermöglichen. Gegenstand des RMS sind
chen sowie quantifizierbaren und nicht quanti- vorrangig die Aufbau- und Ablauforganisation
fizierbaren Risiken. mit ihren Schnittstellen sowie das Informations-
Für die Einführung eines RMS in Bauunter- und Kommunikationssystem.
nehmen ist es zweckmäßig, zwischen unterneh- Erster Schritt der Einführung eines RMS ist
mens- und projektbezogenen Risiken zu unter- die Durchführung einer unternehmensinternen
scheiden. Unternehmensbezogene Risiken erge- Risikoanalyse, ggf. unter Einbeziehung externer
ben sich aus der Aufbau- und Ablauforganisati- Berater. Je transparenter und nachvollziehbarer
on, dem Informationsfluß, dem Personal und die innerbetriebliche Aufbau- und Ablauforgani-
dem Einsatz von Betriebsmitteln. Die übernah- sation allgemein zugänglich installiert und von
me von Auftraggeberrisiken, technischen, wirt- den Mitarbeitern "gelebt" werden, desto besser
schaftliehen und rechtlichen Risiken des Auf- können sowohl Unternehmens- als auch pro-
trags sowie des Witterungsrisikos sind der Pro- jektspezifische Risiken rechtzeitig erkannt und
jekt- bzw. Auftragssphäre zuzuordnen (Tabelle in angemessener Weise behandelt werden.
2.2-7). Derartige projektbezogene Risiken entste- Die Aufbau- und Ablauforganisation, d.h. die
hen z.B. aus der Wahl des Bauverfahrens (tech- Unternehmensstruktur und die Prozesse zum Er-
Unternehmensführung 2-143
späteren Zeitpunkt, z.B. im Rahmen der Erstel- 2.2.7
lung einer Erfahrungsdatenbank. Die Dokumen- Unternehmensbewertung
tation ist ferner Grundlage für kontinuierliche
Prozeßverbesserungen (Kontinuierlicher Ver- Das Ziel der Unternehmensbewertung ist die Er-
besserungsprozeß KVP). mittlung des Wertes eines "Unternehmens als
Ganzes", d. h. die Bewertung der wirtschaftlichen
2.2.6.3 Unternehmenseinheit als Zusammenfassung von
Zusammenfassung Personen, Sachen und Rechten mit der wirtschaft-
liehen Zielsetzung, Gewinne zu erzielen. Bei der
Mit Einführung von§ 91 Abs. 2 AktG haben seit Definition des Begriffs"Unternehmenswert" geht
dem 01.05.1998 nicht nur die Vorstände von Ak- die Theorie von der entscheidungsorientierten
tiengesellschaften "geeignete Maßnahmen zu Preisbildung aus, wobei die subjektiven Interes-
treffen, insbesondere ein überwachungssystem sen der an einer Unternehmenstransaktion inte-
einzurichten, damit den Fortbestand der Gesell- ressierten Parteien (Käufer und Verkäufer) die
schaft gefährdende Entwicklungen früh erkannt Wertargumentation für die Entscheidung liefern
werden." Die Geschäftsführungen werden ver- [Dörner 1981, S. 124Sff].
pflichtet, ein Risikomanagementsystem mit in- Der objektivierte Unternehmenswert drückt
ternem überwachungssystem, Controlling und den Wert des im Rahmen des vorhandenen Un-
Frühwarnsystem einzurichten. Dies ist in gut ge- ternehmenskonzeptes fortgeführten Unterneh-
führten Unternehmen bereits vor vielen Jahren mens aus und ist i.d.R. der Verkäuferwert. Er will
geschehen. einen möglichst hohen Preis erzielen, damit er
Risiken im Sinne der Gefährdung des erwar- das Kapital, das er im Unternehmen meist für
teten Erfolgs Unternehmerischen Handeins be- viele Jahre investiert hat, nach dem Verkauf in
stehen für Bauunternehmen jedoch zunehmend andere Anlageformen einbringen kann.
darin, daß ehemals klassische Auftraggeberrisi- Der subjektive Entscheidungswert des Käufers
ken auf die Auftragnehmer überwälzt werden erfaßt das zu bewertende Unternehmen in ei-
(z.B. Planungs-, Vollständigkeits-und Baugrund- nem mehr oder weniger veränderten Fortfüh-
risiken). rungskonzept Der Käufer eines Unternehmens
Um diesen Risiken zu begegnen, ist es erfor- bzw. einer Beteiligung legt seine Kaufpreisvor-
derlich,Risikomanagementsysteme (RMS) einzu- stellung im Rahmen seiner mittel- bzw.langfri-
führen und strikt anzuwenden, die sinnvoller- stigen Unternehmensstrategie jeweils nach per-
weise in bestehende Qualitätsmanagementsyste- sönlicher Einschätzung fest [Leimböck 1997,
me (QMS) integriert werden. Dabei sind in die S.139ff].
Prozeßabwicklung von der Auftragsanbahnung Der Unternehmenswert liegt dann im Eini-
bis zum Ende der Gewährleistungsfristen sog. gungsbereich, der von den Preisvorstellungen
"Prozeßhürden" einzubauen, deren überwin- des Verkäufers und des Käufers bestimmt wird
dung im Rahmen geregelter Prozeßabläufe die und der für beide Verhandlungspartner den Ar-
BeantwortunggezielterFragen zu den möglichen gumentationsspielraum im Rahmen der Preis-
Risiken und Chancen und damit zu der Auftrags- verhandlung darstellt.
attraktivität erfordert. Solche Prozeßhürden sind Beim Schiedswert wird der Unternehmens-
insbesondere im Rahmen der Vertragsverhand- wert dagegen durch einen Schiedsgutachter in
lungen, der Arbeitsvorbereitung und nach Bau- Anlehnung an die subjektiven Wertvorstellungen
ende im Abschlußgespräch zu thematisieren und der Parteien unter Beachtung des Gerechtigkeits-
zu dokumentieren, um dadurch bei den Prozeß- postulats festgelegt.
verantwortlichen und allen Prozeßbeteiligten Die im Verhandlungswege festgelegten Unter-
- das notwendige Risikobewußtsein zu schaffen, nehmenswerte (Einigungswerte) sind einerseits
- durch Risikopläne das Risikocontrolling zu er- von den subjektiven Werteinschätzungen der ver-
möglichen und handelnden Parteien (Verkäufer, Käufer) abhän-
- in Projektabschlußgesprächen das Lernen aus gig, andererseits von den Verhandlungspositionen
vermiedenen bzw. aufgetretenen und mit dem wie Finanzkraft und Liquiditätsdruck.Damit wird
Ziel ihrer Minimierung behandelten Risiken deutlich, daß die Methoden der Unternehmens-
zu nutzen im Sinne einer "lernenden Organi- bewertung allenfalls Richtwerte bzw. Entschei-
sation" und kontinuierlicher Verbesserungs- dungsspielräume liefern können, innerhalb derer
prozesse (KVP). eine Einigung zwischen den Parteien erzielbar ist.
Unternehmensführung 2-145
Die Hilfswertfunktionen des Substanzwertes Schwierigkeitskomplex I. Er beinhaltet das prak-
sind wie folgt definiert [Dörner 1981]: tische Problem, ob und inwieweit aus dem Rech-
- den Zeitwert des eingesetzten Kapitals zu be- nungswesen des Unternehmens die für die Errech-
stimmen, nung des Unternehmenswertes relevanten EiD-
- den Finanzbedarf für die Zukunftsertrags- nahmenüberschüsse ermittelt werden können.
rechnung zu liefern, Dazu sind bei Bauunternehmen folgende Korrek-
- den Rentabilitätsmaßstab für den Ertragswert turposten zu beachten [Leimböck 1997, S.155]:
zu liefern, - Gewinnreserven in unabgerechneten eigenen
- die Konkurrenzrisiken erkennen zu helfen Bauten,
und - künftige Verluste im Auftragsbestand,
- die rechnerischen Grundlagen für die Daten - Abgrenzung anteiliger ARGE-Ergebnisse,
der Ertragswertrechnung zu liefern, die vom - Gewinnreserven bei unabgerechneten ARGE-
Substanzwert abhängen wie Abschreibungen Baustellen,
und Zinsen. - Abgrenzung der Erträge aus dem Abgang von
Gegenständen des Anlagevermögens,
Bei Schlußfolgerungen aus dem Verhältnis zwi- - Abgrenzung der Erträge aus Auflösungen von
schen Substanz- und Ertragswert muß beachtet Rückstellungen,
werden, daß der Substanzwert stichtagsbezogen - Berichtigung der Rückstellungen für Gewähr-
ist und im Anlagevermögen Vermögensteile mit leistungen,
unterschiedlicher Abnutzungsdauer enthält, wäh- - steueraufschiebende Gewinnzuweisung in den
rend der Ertragswert eine zeitraumbezogene dy- Sonderposten gemäß § 6b EstG,
namische Größe ist. - Bildung oder Auflösung von Bewertungsre-
serven,
Ertragswert - Abgrenzung des außerordentlichen Ergebnis-
ses.
Der Ertragswert wird bei der Bewertung einer
Unternehmung als Ganzes in der Fachwelt seit Schwierigkeitskomplex II. Er umfaßt das Prog-
vielen Jahren als alleiniger Wertmaßstab aner- noseproblem bei unsicheren Erwartungen über
kannt. Vom Hauptfachausschuß des Instituts der die Einnahmen- und Ausgabenströme. Dieses
Wirtschaftsprüfer in Deutschland e. V. wurden Problem ist für Bauunternehmen aus folgenden
1983 als Stellungnahmen Grundsätze zur Durch- Gründen besonders gravierend:
führung von Unternehmensbewertungen veröf- - Der Baumarkt ist in hohem Maße konjunk-
fentlicht [St/HFA 1983]. Danach sind folgende turempfindlich und steht an der Jahrtausend-
vier Grundsätze zu beachten: wende vor außerordentlichen Strukturanpas-
- Das Unternehmen ist als wirtschaftliche Ein- sungsproblemen.
heit zu betrachten. - Bauleistungen sind im Gegensatz zu Leistun-
- Es sind die nachhaltig erzielbaren, frei zur Ver- gen der stationären Industrie nach wie vor
fügung stehenden Einnahmenüberschüsse zu personalintensiv. Die Personalkosten sind da-
bewerten. mit maßgeblicher Bestimmungsfaktor für die
- Es ist die dem Käufer bzw. Verkäufer plausibel Einnahmenüberschüsse. Bei Unterbeschäfti-
erscheinende vorhandene Ertragskraft zu be- gung entstehen durch hohe Personalfixkosten
werten. rasch hohe Verluste.
- Es ist von der Fortführung des Unternehmens - Der Umsatz eines Bauunternehmens setzt sich
auszugehen. aus einer begrenzten Anzahl parallel zu bear-
beitender Aufträge zusammen. Bei jedem ein-
Bei der Ermittlung des Ertragswertes eines Un- zelnen Auftrag können die Gewinnsituation
ternehmens ist zu unterscheiden, ob die jährli- und das Risiko von Verlusten nicht eindeutig
chen Einnahmenüberschüsse für einen endli- prognostiziert werden.
chen oder unendlichen Prognosezeitraum mit - Jede Baustelle ist eine neu zu installierende
wechselnden oder konstanten Werten angesetzt "Fabrik'~ deren Wirtschaftlichkeit maßgeblich
werden. Ferner ist der für die Renditeerwartun- abhängig ist von der Qualifikation des Bau-
gen maßgebliche Zinssatz festzulegen. Daraus managers.
ergeben sich drei sog."Schwierigkeitskomplexe" - Die Globalisierung des Baumarktes im zusam-
[St/HFA 1983]: menwachsenden Europa hat für das einzelne
Unternehmensführung 2-147
Stuttgarter Verfahren "Jahresertrag" als Durchschnitt
der Betriebsergebnisse der
Das sog. "Stuttgarter Verfahren" dient zur Be- letzten drei Jahre 80000 DM
wertung nicht notierter Aktien und Anteile an Abschlag 30 %, damit gekürzter
Kapitalgesellschaften durch Schätzung. Es findet Jahresertrag 0,7x80000 56000 DM
seine gesetzliche Grundlage in § 11 Abs. 2 Satz 2 Ertragshundertsatz =
BewG: "Läßt sich der gemeine Wert nicht aus 100X56000/100000 =56 v.H.
Verkäufen ableiten, die weniger als ein Jahr zu-
rückliegen, so ist er unter Berücksichtigung des Der gemeine Wert im Sinne des Unternehmens-
Vermögens und der Ertragsaussichten der Kapi- wertes nach dem Stuttgarter Verfahren ergibt
talgesellschaft zu schätzen". sich dann als Summe aus dem Vermögenswert
Gemäß § 9 Abs. 2 BewG gilt: "Der gemeine und dem für fünf Jahre als erzielbar angesehe-
Wert wird durch den Preis bestimmt, der im ge- nen übergewinn (Differenz aus Ertragshundert-
wöhnlichen Geschäftsverkehr nach der Beschaf- satz und einer Vergleichsverzinsung in Höhe von
fenheit des Wirtschaftsgutes bei einer Veräuße- 9% des gemeinen Wertes). Nach Umformung er-
rung zu erzielen wäre". gibt sich aus
Nach dem Stuttgarter Verfahren wird der ge-
GW=Vw+5xEh./.(GWx5x9/100)
meine Wert unter Berücksichtigung des Vermö-
GW=0,68(Vw+5xEh),
genswertes und der Ertragsaussichten ermittelt.
GW=UW
Der Vermögenswert wird durch mengen- und
(GW Gemeiner Wert = Unternehmenswert
wertmäßige Hinzurechnungen sowie Kürzungen
nach dem Stuttgarter Verfahren, Vw Vermö-
aus dem Betriebsvermögen nach § 97 BewG ab-
genswert in v.H. des Stammkapitals, Eh Er-
geleitet. Nach § 98a BewG wird der Wert des Be-
tragshundertsatz als Betriebsergebnis der letz-
triebsvermögens "in der Weise ermittelt, daß die
ten drei Jahre in v.H. des Stammkapitals).
Summe der Werte, die für die zu dem Gewerbe-
betrieb gehörenden Wirtschaftsgüter und son- Für das obige Beispiel ist
stigen aktiven Ansätze (Rohbetriebsvermögen)
GW=UW=0,68(245+5X56)=357
ermittelt worden sind, um die Summe der Schul-
v. H. des Stammkapitals,
den und sonstigen Abzüge (§ 103) gekürzt wird".
GW=3,57x100000=357000 DM.
Das korrigierte Betriebsvermögen wird dann
um einen pauschalen Abschlag zum Ausgleich Obwohl die Unternehmensbewertung nach dem
individueller Bewertungsdifferenzen in Höhe Stuttgarter Verfahren durch die Praxis von
von 15 % gekürzt. Aus dem korrigierten und ge- Rechtsprechung und Verwaltung quasi gesetzli-
kürzten Vermögen und dem Nennkapital des chen Charakter erhalten hat, ist es aus betriebs-
Unternehmens wird eine Relation berechnet, die wirtschaftlicher Sicht wegen des als überholt gel-
den Vermögenswert in v.H. darstellt. tenden Verfahrens der Übergewinnabgeltung
und der Betonung des Substanzwertes sowie aus
Beispiel
steuerrechtlicher Sicht wegen Verstoßes gegen
Bereinigtes und um 15%
das Leistungsfahigkeitsprinzip abzulehnen [Ga-
gekürztes Betriebsvermögen 245000 DM
bler 1992, S. 3200).
Stammkapital 100000 DM
Vermögenswert =
Ertragswertmethode nach DVFNSG
100X245000/1 00000 =245v.H.
Der Ertragshundertsatz ergibt sich durch Schät- Dieses von der Deutschen Vereinigung für Fi-
zung der künftigen Ertragslage, wobei der künf- nanzanalyse und Anlageberatung sowie der
tige Jahresertrag i.d.R. mit dem Durchschnitt Deutschen Gesellschaft für Betriebswirtschaft
der Betriebsergebnisse der letzten drei Jahre vor (SchmaJenbach-Gesellschaft) entwickelte Ver-
dem Stichtag gleichgesetzt wird (aus dem zu ver- fahren ist unter dem Namen "Ergebnis nach
steuernden Einkommen im Sinne des KStG ab- DVFX' bekannt [Leimböck 1997, S. 947ff]. Da der
geleitet). Zur Absicherung von Unwägbarkeiten im Jahresabschluß ausgewiesene Bilanzgewinn
ist von dem so ermittelten Jahresertrag noch ein nur in Ausnahmefällen zugleich auch das erziel-
Abschlag von 30 % vorzunehmen. Der Ertrags- te Jahresergebnis ist- die Unternehmen sind im
hundertsatz ergibt sich dann aus dem Quotien- Rahmen steuerrechtlicher Möglichkeiten in der
ten aus Jahresertrag und Stammkapital. Lage, den Bilanzgewinn zu steuern -, bedeutet
Unternehmensführung 2-149
Jede Unternehmensbewertung ist zweckorien- GU Generalunternehmer
tiert. Es gibt daher nicht den objektiven Unter- HFA Hauptfachausschuß des Instituts
nehmenswert, sondern lediglich Einigungswer- der Wirtschaftsprüfer in Deutsch-
te als Mittel- oder Schlichtungswerte zwischen land e.V.
den jeweiligen Grenzwerten von Käufer und Ver- HGB Handelsgesetzbuch
käufer. In der Praxis wird bei Unternehmens- HVBi Hauptverband der Deutschen
käufen mittelständischer und nicht börsenno- Bauindustrie
tierter Unternehmen nahezu ausschließlich das KLR Kosten- und Leistungsrechnung
Ertragswertverfahren angewandt. Bei börsenno- KStG Körperschaftssteuergesetz
tierten Unternehmen wird vorwiegend mit der KVP Kontinuierlicher Verbesserungspro-
DVFA/SG-Methode gearbeitet. Bei internationa- zeß
len Unternehmensbewertungen stehen Cash- QM Qualitätsmanagement
flow-Betrachtungen im Vordergrund. QMS Qualitätsmanagementsystem
Zu beachten ist, daß es sich bei der Unterneh- . QS Qualitätssicherung
mensbewertung nicht allein um Shareholder- RM Risikomanagement
value-Betrachtungen handelt. Jeder Erwerb er ei- RMS Risikomanagementsystem
nes Unternehmens ist rechtlich und wirtschaft- sec Sicherheits-Certifikat-Gontraktoren
lieh für einen längeren Zeitraum an die bestehen- SGF strategische Geschäftsfelder
den Arbeitsverträge gebunden, und er wird be- SGU Sicherheits-, Gesundheits- und Um-
strebt sein, mit dem bestehenden Mitarbeiter- weltschutz
stamm den Kundenstamm zu erhalten und wei- TQM Total Quality Management
ter auszubauen. Letztlich finden die Vermögens- TU Totalunternehmer
werte, die Organisation sowie der Mitarbeiter- TV Tarifvertrag
und Kundenstamm ihren wirtschaftlichen Nie- UAG Umweltauditgesetz
derschlag in Erträgen und Aufwendungen und ZDB Zentralverband des Deutschen Bau-
damit im wirtschaftlichen Ergebnis. Die künftig gewerbes
nachhaltig erzielbaren Ergebnisse sind damit
maßgeblicher Bestimmungsfaktor der Unterneh- 2.3
mensbewertung. Immobilien- und Infrastrukturmanagement
neuer Zyklus
~----------------------
Abb. 2.3-1 Ganzheitlicher Immobilienmanagementzyklus
Die ganzheitlich systematisierende Definition gemäß der Honorarordnung für Architekten und
der Projektentwicklung im weiteren Sinne lau- Ingenieure (HOAI) beginnt das Projektmanage-
tet: ment, das die Phasen der Planung und Ausfüh-
"Durch Projektentwicklungen (i. w. S.) sind die rung der Immobilie bis zur Abnahme bzw. über-
Faktoren Standort, Projektidee und Kapital so mit- gabe umfaßt.
einander zu kombinieren, daß einzelwirtschaft- Projektmanagement ist nach DIN 69901 die
lich wettbewerbsfähige, arbeitsplatzschaffende Gesamtheit von Führungsaufgaben, Organisati-
und -sichernde sowie gesamtwirtschaftlich sozi- onen sowie Organisationstechniken und -mit-
al- und umweltverträgliche Immobilienobjekte teln für die Abwicklung eines Projekts. Es umfaßt
geschaffen und dauerhaft rentabel genutzt wer- sowohl Projektleitungs- als auch Projektsteue-
den können." [Diederichs 1989]. rungsaufgaben. Projektleitung beinhaltet den
Mit diesem Begriffsverständnis wird sowohl häufig nicht delegierten Teil der Auftraggeber-
die gesamtwirtschaftliche als auch die einzelwirt- funktionen mit Entscheidungs- und Durchset-
schaftliche Wirkungsebene angesprochen. Ge- zungskompetenz in Linienfunktion. Projektsteu-
samtwirtschaftlich wird gefordert, daß die Im- erung ist dagegen die neutrale und unabhängi-
mobilie als Ergebnis der Projektentwicklung im ge Wahrnehmung von Auftraggeberfunktionen
weiteren Sinne öffentlichen Belangen entgegen- in organisatorischer, technischer, wirtschaftli-
kommt. Einzelwirtschaftliches Effizienzkriteri- cher und rechtlicher Hinsicht im Sinne von§ 31
um ist die Wettbewerbsfähigkeit der Immobilie HOAI in Stabsfunktion.
und deren dauerhafte rentable Nutzung. Teilweise noch überlappend mit der Planung
Dabei umfaßt die Projektentwicklung im wei- und in höherem Maße mit der Bauausführung
teren Sinne den gesamten Lebenszyklus der Im- setzt für die Betreuung des Gebäudebestands ein
mobilie vom Projektanstoß bis zur Umwidmung komplexes Aufgabenfeld ein: die Gebäudebewirt-
oder zum Abriß am Ende der wirtschaftlich ver- schaftung. Sie wird auch als "Facility-Manage-
tretbaren Nutzungsdauer. ment" bezeichnet und bedeutet ganzheitliches
Projektentwicklung (im engeren Sinne) um- Betreiben von Gebäuden und Anlagen mit dem
faßt die Phase vom Projektanstoß bis zur Ent- Ziel der optimalen Wertschöpfung durch die Im-
scheidung entweder über die weitere Verfolgung mobilie.
der Projektidee durch Erteilung von Planungs- Hier kann nur ein kurzer Einblick in das Im-
aufträgen oder über die Einstellung aller weite- mobilien- und Infrastrukturmanagement gege-
ren Aktivitäten aufgrund zu hoher Projektrisi- ben werden. Für umfassendere Informationen
ken. Nach der Projektentwicklung (im engeren wird auf das Literaturverzeichnis und für kom-
Sinne) und der Entscheidung über die Fortfüh- primierte Informationen besonders auf [Diede-
rung des Projekts durch einen Planungsauftrag richs 1999] verwiesen.
für mindestens die Leistungsphase 2 Vorplanung
EG-Ebene
~
Nachprüfungsbehörden
Unstanz
Beschwerdebehörden
2.1nstanz
Abb. 2.4-1 Struktur des Vergaberechts oberhalb der EG-Schwellenwerte nach VgRÄG (nach [Jasper/Marx 1997])
2.4.2.3 2.4.2.4
Grundprinzipien des Vergaberechts .,Öffentliche" Auftraggeber
Oberstes Ziel der Regeln des sich gerade erst zu Beim zweigeteilten deutschen Vergaberecht ist
einer eigenständigen Rechtsmaterie entwickeln- nach den Vorschriften für Aufträge unterhalb und
den Vergaberechts für das öffentliche Auftrags- oberhalb der EG-Schwellenwerte zu unterschei-
wesen ist die Verpflichtung der Auftraggeber zu den. Öffentliche Auftraggeber nach nationalem
einem wirtschaftlichen Einkauf, um Verschwen- Vergaberecht (unterhalb der EG-Schwellenwer-
dung oder unkontrollierte Verwendung von te) sind alle staatlichen Institutionen, die öffent-
Steuermitteln für beliebige politische Zwecke zu liches Haushaltsrecht anwenden und damit an
verhindern. Die Nachfragemacht des Staates die Vergaberegeln gebunden sind(§ 55 BHO/LHO
muß reguliert und für alle Marktbeteiligten kal- sowie die Gemeindehaushaltsverordnungen der
kulierbar sein, und zwar mit funktionierendem Länder).
Wettbewerb ohne vergabefremde Einflußfak- öffentliche Auftraggeber nach § 98 GWB sind
toren. v.a. die Gebietskörperschaften (Bund, Länder,
Ein weiteres Ziel ist die Öffnung der öffentli- Kommunen) sowie deren Sondervermögen, an-
chen Beschaffungsmärkte in der EU zu einem dere juristische Personen des öffentlichen und des
großen Binnenmarkt. Dazu sollen die Transpa- privaten Rechts, die zu dem besonderen Zweck
renz der Regeln und die Pflicht zur nichtdiskri- gegründet wurden, im Allgemeininteresse liegen-
minierenden Vergabe nach rationalen Kriterien de Aufgaben nichtgewerblicher Art zu erfüllen,
in der gesamten EU durchgesetzt werden. Um je- die überwiegend öffentlich finanziert, geleitet
weils zu einer bestmöglichen Relation von Preis oder beaufsichtigt werden, sowie natürliche oder
und Leistung zu gelangen, enthalten die Regeln juristische Personen des privaten Rechts, die zu
einen Vorrang des offenen Verfahrens vor dem mehr als 50% öffentlich finanzierte Bauvorha-
nichtoffenen Verfahren sowie einen Vorrang des ben oder Anlagen der Trinkwasser- bzw. Energie-
nichtoffenen Verfahrens vor dem Verhandlungs- versorgung sowie des Verkehrs oder der Tele-
verfahren. Sie verlangen internationalen Wettbe- kommunikation errichten lassen.
werb mit Marktöffnung auch für ausländische
Bieter. Zur Umsetzung der Ziele dienen folgende 2.4.2.5
Prinzipien [Jasper/Marx 1997]: Auftragsarten und Schwellenwerte
- Privatrechtsprinzip (Verhalten des Staates wie
ein privater Auftraggeber), Die EG-Vergaberichtlinien gehen mit drei Richt-
- Wettbewerbsprinzip (Beschaffung im Wettbe- Iinien von drei Auftragsarten aus, d.h. von Auf-
werb mit Rangfolge der Vergabearten), trägen für Bau-, Liefer- und Dienstleistungen ge-
- Prinzip der langfristigen Wirtschaftlichkeit mäß Baukoordinierungs- (BKR), Lieferkoordi-
(Erhalt mittelständischer Angebotsstrukturen nierungs- (LKR) und Dienstleistungsrichtlinie
zur Sicherung langfristig wirtschaftlicher Ein- (DLR).Die Sektorenrichtlinie (SKR) bezieht sich
kaufsmöglichkeiten), nicht auf eine vierte Auftragsart, sondern regelt
- Prinzip der dezentralen Beschaffung (Vertei- die Vergaben der öffentlichen und privaten Sek-
lung der Nachfrage auf etwa 35000 deutsche torenauftraggeber für die Vergabe von Bau- und
öffentliche Auftraggeber zur Begrenzung der Lieferleistungen auf den Gebieten der Trinkwas-
Trinkwasser-, Energieversorgung
Verkehrs-, Fernmeldewesen
~
l ~
SKR Sektoren
Rili 93/38/EWG .
vom 14.06.1993
ja .
n
VOB/A 1992 VOUA 1997
Abschn . 2: Basis-§§+ BKR Abschn. 2: Basis-§§+ LKR VOF 1997 Verdingungsordnungen
Abschn. 3: Basis-§§+ SKR Abschn. 3: Basis·§§ + SKR (~ EG·Schwellenwerte)
Abs. 4: SKR Abs. 4: SKR
Haushaltsordnungen des
VOB/A 1992 VOUA 1997 Bundes, der Länder und
Abschn. 1: Basis-§§ Abschn. 1: Basis-§§ BGB derKommunen
P-: EG-Schwellenwerte)
Abb. 2.4-2 Struktur des Vergaberechts für Bau·, liefer- und Dienstleistungen
Tabelle 2.4-1 Lieferbare Standardleistungsbücher (StlB) des GAEB (Quelle: Beuth Verlagskatalog, Berlin; Stand 1999), Teil1
Gemäß A § 9 Nr. 2 darf dem Auftragnehmer er den Auftraggeber hiervon unterrichten. Der
kein ungewöhnliches Wagnis aufgebürdet wer- Umfang der vertraglichen Prüfungspflichten des
den für Umstände und Ereignisse, auf die er kei- Bieters ist jedoch im Vergleich zu derjenigen des
nen Einfluß hat und deren Einwirkung auf die Auftragnehmers nach Vertragsabschluß (B §§ 3
Preise und Fristen er nicht im voraus schätzen u. 4) geringer. Zu Hinweisen auf wirtschaftliche-
kann. Werden solche Regelungen einem Auftrag- re Lösungsmöglichkeiten ist der Bieter nicht ver-
nehmer in Form allgemeiner Geschäftsbedingun- pflichtet.
gen aufgebürdet, so sind sie nach §§ 9ff AGBG Für Leistungsbeschreibungen mit Leistungs-
unwirksam. verzeichnis ist die Leistung nach A § 9 Nr. 9 der-
Stellt der Bieter Fehler im Leistungsverzeich- art zu gliedern, daß unter einer Ordnungszahl
nis oder Widersprüche fest bzw. vermißt er Posi- (Position) nur solche Leistungen aufgenommen
tionen, die üblicherweise erforderlich sind, muß werden, die nach ihrer technischen Beschaffen-
heit und für die Preisbildung als in sich gleich- dem angegebenen Einheitspreis abgerechnet.
artig anzusehen sind. - Alternativpositionen kommen alternativ zu ei-
Für · Leistungsbeschreibungen im Hochbau ner Grundposition zur Ausführung, wenn der
wird vielfach das Standardleistungsbuch (StLB) Auftraggeber dies- möglichst vor Auftragser-
des Gemeinsamen Ausschusses der Elektronik teilung - fordert. Daher ist während der Auf-
im Bauwesen (GAEB) herangezogen (Tabellen tragsverhandlungen darauf zu achten, daß
2.4-1 u.2.4-2).Für den Straßen- und Brückenbau hierzu eindeutige Entscheidungen getroffen
sowie für den Wasserbau existieren Standardlei- werden.
stungskataloge (StLK; Tabellen 2.4-3 u, 2.4-4). - Eventualpositionen enthalten Leistungen, die
Aus dem Leistungsverzeichnis muß für den evtl. zur Ausführung der vertraglichen Lei-
Bieter klar erkennbar sein, wie die einzelnen Po- stung erforderlich werden können, deren Not-
sitionen zu verstehen sind: wendigkeit zum Zeitpunkt des Vertragsab-
- Grund- oder Ausführungspositionen kommen schlusses jedoch noch nicht vorhersehbar ist
in jedem Fall zur Ausführung und werden mit (z,B. Wasserhaltung). Der Begriff "Bedarfspo-
sitionen" ist wegen schwieriger juristischer Besondere Leistungen im Sinne des Abschnitts
Auslegung zu vermeiden! 4.2 der ATV DIN 18299 und 18300ffhat der Auf-
- Zuschlagspositionen kommen als Zulage zu tragnehmer nur zu erbringen, soweit sie in der
einer "normalen" Grundposition hinzu, so- Leistungsbeschreibung ausdrücklich erwähnt
fern der Auftraggeber dies während der Aus- sind. Er hat hierfür Anspruch auf Vergütung. Sie
führung fordert. Abgerechnet werden die Men- müssen deshalb in die Leistungsbeschreibung
gen und Einheitspreise der Ausführungsposi- aufgenommen werden, da anderenfalls berech-
tionen sowie die Teilmengen und Einheits- tigte Nachtragsforderungen des Auftragnehmers
preise der Zuschlagspositionen. entstehen.
- Nebenleistungen i.S.d. Abschnitte 4.1 der All- Bei der Leistungsbeschreibung mit Leistungs-
gemeinen Technischen Vertragsbedingungen programm wird gemäß A § 9 Nr. 12 von den Bie-
(ATV) DIN 18299 und 18300 ff (VOB/C} sind tern ein Angebot verlangt, "das außer der Aus-
solche Teilleistungen, die auch ohne Erwäh- führung der Leistung den Entwurf nebst einge-
nung im Vertrag zur vertraglichen Leistung hender Erläuterung und eine Darstellung der
gehören. Sie werden deshalb von der Leistungs- Bauausführung sowie eine eingehende und
pflicht des Auftragnehmers er faßt und mit der zweckmäßig gegliederte Beschreibung der Lei-
für die Leistung vereinbarten Vergütung ab- stung- ggf. mit Mengen- und Preisangaben für
gegolten. Sie sind nur dann in die Leistungs- Teile der Leistung - umfaßt".
beschreibung gesondert aufzunehmen, wenn Die Leistungsbeschreibung mit Leistungspro-
ihre Kosten von erheblicher Bedeutung für die gramm kann zweckmäßig sein, wenn
Preisbildung sind und deshalb eine selbstän- - den Bietern die Möglichkeit gegeben werden
dige Vergütung - anstelle der Abgeltung mit soll, die Gesamtleistungen nach ihren firmen-
den Einheitspreisen - zur Erleichterung einer spezifischen Systemen anzubieten (z.B. Fer-
ordnungsgemäßen Preisermittlung und Ab- tigteilbauten, Industriehallen),
rechnung geboten ist. Hierzu gehören das Ein- - mehrere technische Lösungsmöglichkeiten
richten, Vorhalten und Räumen der Baustelle. denkbar sind und der Auftraggeber seine Ent-
1. AuftragsschreibenNergabeprotokoll
2. Angebotsschreiben
4. Leistungsbeschreibung (LB)
S. Ausschreibungpläne
7. Eröffnungstermin
~
8. Zuschlagsfrist lsoll<3ol
---------------L~----~'~·'----+-~-+--+-~-+--r-~~-++--r-~-
9. Auftragsetteilung
11
$ 60 0 50 100
Kaiendenage
Abb. 2.4-4 Verfahrensablauf und zu beachtende Fristen bei der Ausschreibung und Vergabe von Bauleistungen nach
VOB/A §§ 18a u. 19
und Ergänzungen verhindert werden. Die Ge- Für die technische Prüfung muß der Auftrag-
heimhaltung der Angebote und ihrer Anlagen geber ggf. Sachverständige gemäß A § 7 hinzu-
dient dem Schutz des Wettbewerbs. Der Auftrag- ziehen, um zu klären, ob die Angebote den tech-
geber muß die Unterlagen so sichern, daß unbe- nischen Anforderungen entsprechen. Dies ist v. a.
fugte Dritte keine Zugriffsmöglichkeiten haben. wichtig bei Änderungsvorschlägen oder Neben-
angeboten.
Prüfung und Wertung der Angebote (A §§ 23-25) Die wirtschaftliche Prüfung erstreckt sich ins-
besondere auf die Frage, ob die Bieter in der La-
Die Prüfung der Angebote bezieht sich auf die ge sind, den Auftrag innerhalb der Vertragsdau-
formellen und sachlichen Voraussetzungen als er mit erforderlichem Personal und Gerät sowie
Grundlage für die Wertung. Sie erfolgt im An- Nachunternehmern und Lieferanten zu realisie-
schluß an den Eröffnungstermin. Im Rahmen ren, ob sie wirtschaftlich zuverlässig und lei-
der formellen Prüfung ist festzustellen, ob das stungsfähig sind und ob ein Verdacht auf Ab-
Angebot rechtzeitig eingegangen ist, lediglich sprachen besteht.
Preise und die geforderten Erklärungen enthält, Verhandlungen mit Bietern nach Öffnung der
unterschrieben ist, keine Änderungen an den Ver- Angebote sollen lediglich Unklarheiten beseiti-
dingungsunterlagen vorgenommen wurden und gen. Gespräche über eine Änderung der Ange-
Kurzfassungen einwandfrei sind. bote oder Preise sind gemäß A § 24 Nr. 3 bei öf-
Im Rahmen der rechnerischen Prüfung sind die fentlichen Auftraggebern unstatthaft, bei gewerb-
Regeln gemäß A § 23 Nr. 3 zu beachten, wonach lichen und privaten Auftraggebern jedoch die
bei Rechenfehlern der Einheitspreis vor dem Ge- Regel. Dies ist der maßgebliche Unterschied zwi-
samtpreis gilt. Die Gründe für das Auseinander- schen den Vergabeverfahren öffentlicher und ge-
fallen von Einheitspreis und Gesamtpreis sind werblicher bzw. privater Auftraggeber.
aufzuklären, um festzustellen, ob die Abwei- Der Aufklärung dienen auch Erörterungen mit
chung dazu dienen sollte, das Wettbewerbser- den Bietern über die Angaben in den Einheitli-
gebnis zu verfälschen. chen Formblättern (EFB-Preis). Bei Zweifeln an
-2 -1 0 3 4 6 7
Jahre
Ausgabe
(U) DIN 18299 Allgemeine Regeln für Bauarbeiten jeder An Juni 1996
(U) DIN 18300 Erdarbeiten Juni 1996
(U) DIN 18301 Bohrarbeiten Juni 1996
(U) DIN 18302 Brunnenbauarbeiten Juni 1996
(F) DIN 18303 Verbauarbeiten Mai 1998
(F) DIN 18304 Ramm-, Rüttel- und Preßarbeiten Mai 1998
(U) DIN 18305 Wasserhaltungsarbeiten Juni 1998
(R) DIN 18306 Entwässerungskanalarbeiten Mai 1998
(R) DIN 18307 Druckrohrleitungsarbeiten im Erdreich Mai 1998
(U) DIN 18308 Dränarbeiten Juni 1996
(U) DIN 18309 Einpreßarbeiten Dez. 1992
(U) DIN 18310 Sicherungsarbeiten an Gewässern, Deichen und Küstendünen Sept. 1988
(U) DIN 18311 Naßbaggerarbeiten Dez. 1992
(F) DIN 18312 Untenagebauarbeiten Mai 1998
(U) DIN 18313 Schlitzwandarbeiten mit stützenden Flüssigkeiten Juni 1996
(U) DIN 18314 Spritzbetonarbeiten Juni 1996
(U) DIN 18315 Verkehrswegebauarbeiten, Oberbauschichten ohne Bindemittel Juni 1996
(U) DIN 18316 Verkehrswegebauarbeiten, Oberbauschichten mit hydraulischen Bindemitteln Juni 1996
(U) DIN 18317 Verkehrswegebauarbeiten, Oberbauschichten aus Asphalt Juni 1996
(UJ DIN 18318 Verkehrswegebauarbeiten, Pflasterdecken, Plattenbeläge, Einfassungen Juni 1996
lU) DIN 18319 Rohrvonriebsarbeiten Juni 1996
(U) DIN 18320 Landschaftsbauarbeiten Juni 1996
(U) DIN 18325 Gleisbauarbeiten Dez. 1992
(R) DIN 18330 Mauerarbeiten Mai 1998
(R) DIN 18331 Beton- und Stahlbetonarbeiten Mai 1998
(R) DIN 18332 Naturwerksteinarbeiten Mai 1998
(U) DIN 18333 Betonwerksteinarbeiten Juni 1996
(R) DIN 18334 Zimmer- und Holzbauarbeiten Mai 1998
(U) DIN 18335 Stahlbauarbeiten Juni 1996
(U) DIN 18336 Abdichtungsarbeiten Juni 1996
(R) DIN 18338 Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten Mai 1998
(R) DIN 18339 Klempnerarbeiten Mai 1998
(R) DIN 18349 Betonerhaltungsarbeiten Mai 1998
(R) DIN 18350 Putz- und Stuckarbeiten Mai 1998
(N) DIN 18351 Fassadenarbeiten Mai 1998
(R) DIN 18352 Fliesen- und Plattenarbeiten Mai 1998
(R) DIN 18353 Estricharbeiten Mai 1998
(f) DIN 18354 Gußasphaltarbeiten Mai 1998
(R) DIN 18355 Tischlerarbeiten Mai 1998
(F) DIN 18356 Parkettarbeiten Mai 1998
(R) DIN 18357 Beschlagarbeiten Mai 1998
(U) DIN 18358 Rolladenarbeiten Sept. 1998
(RJ DIN 18360 Metallbauarbeiten Mai 1998
(U) DIN 18361 Verglasungsarbeiten Juni 1996
(U) DIN 18363 Maler- und lacklerarbeiten Juni 1996
(U) DIN 18364 Korrosionsschutzarbeiten an Stahl- und Aluminiumbauten Juni 1996
(F) DIN 18365 Sodenbelagsarbeiten Mai 1998
(U) DIN 18366 Tapezierarbeiten Dez. 1992
(F) DIN 18367 Holzpßasterarbeiten Mai 1998
(R) DIN 18379 Raumlufttechnische Anlagen Mai 1998
(R) DIN 18380 Heizanlagen und zentrale Wasserwarmungsanlagen Mai 1998
(R) DIN 18381 Gas-, Wasser- und Abwasser-lnstallationsanlagen innerhalb von Gebäuden Mai 1998
(f) DIN 18382 Nieder- und Mittelspannungsanlagen mit Nennspannungen bis 36 kV Mai 1998
(U) DIN 18384 Blitzschutzanlagen Dez. 1992
(R) DIN 18385 Förderan lagen, Aufzugsan lagen, fahnreppen und fahrsteige Mai 1998
(U) DIN 18386 Gebäudeautomation Juni 1996
(R) DIN 18421 Dämmarbeiten an technischen Anlagen Mai 1998
(F) DIN 18451 Gerüstarbeiten Mai 1998
Die Kennbuchstabefl für den Status bedeuten:
(U) Unverl!nden. Diese AlV wurden ollne Änderungen aus dem (F) Fachtechnisch Oberarbeitet Diese AlV wurden !ur Anpassung
Ergänzungsband 1996 zur VOB. Ausgabe 1992, übernommen. an die Entwicklung des Baugeschehens fa<htechnisch überarbeitet.
(R) Redaktionell Oberarbeitet Diese AlV wurden unter Berticksich· (N) Neu aufgestellt. Diese ATV wurden neu aufgestellt und erst-
tigung der Änderungen im DIN·Normenwer1< und in den damit malig in die VOB aufgenommen.
!usammenhängenden Festlegungen redaktionell geändert.
Tabelle 2.4-6 Nutzwertanalyse zur allgemeinen und spezifischen fachlichen Eignung von Bewerbern filr ein Verhandlungs-
verfahren nach§ 13 Abs. 2 VOF
t5
>
Eignungskriterien Gewicht Bewertung der Erfüllung Gewichtete Punkte
von 1- S
!3:
1 2 3 1 2 3
""
~
"" allg. spez. allg. spez. allg. spez. allg. spez. allg. spez. allg. spez. allg. spez.
a) Nachweis über die berufliche Befähigung
- der Führungskräfte des Unternehmens 10 4 s 3 40 so 30
- der speziellen Oberleitung 10 s 3 2 so 30 20
b) Erbrachte Leistungen der letzten drei Jahre
- wesentliche Leistungen allgemein 10 3 s 2 30 so 20
-wesentliche spezifische Leistungen 10 4 2 1 40 20 10
c) Technische Leitung, Verfügbarkeil
des Personals
- spezifisch 1S s 3 3 7S 4S 4S
d) Beschäftigte der letzten drei Jahre des
Unternehmens
- allgemein 8 3 4 1 24 32 8
- spezifisch 10 s 3 1 so 30 10
e) EDV-Ausstattung, Hard- und Software
des Unternhemens
- allgemein 4 4 s 3 16 20 12
- spezifisch s 4 s 3 20 2S 1S
0 Gewährleistung der Qualität sowie der
Untersuchungs· und Forschungsmöglich·
keiten
-allgemein 3 4 s 3 12 1S 9
-spezifisch s s 4 2 2S 20 10
Tabelle 2.4-7 Nutzwertanalyse zur Rangbildung im Verhandlungsverfahrenmittels Auftragskriterien nach§ 16 Abs. 3 VOF
Seitens der Arbeitsgruppe "Honoraranreize" Ein weiteres Thema der Strukturnovelle stellt die
wurde bestätigt, daß die berechtigte Forderung Tafelfortschreibung oberhalb der bisherigen
nach Anreizen zum kostensparenden Bauen in Grenzen der anrechenbaren Kosten in den Ho-
Form von Erfolgshonoraren nur dann umsetz- norartafeln wegen der zunehmenden Anzahl
bar ist, wenn zweifelsfreie und objektiv prüfba- von Großprojekten dar. Zur Diskussion stehen
re Ausgangswerte zur Definition des Projekter- degressive, lineare und ggf. auch progressive
folgs vor Projektbeginn vereinbar sind. Dies ist Fortschreibungen der jeweils letzten Tafelwerte.
jedoch nur in wenigen Einzelfällen möglich. Der Hierzu existieren Vorschläge seitens der Länder
in die 5. Novelle der HOAI neu aufgenommene (Oberfinanzdirektion Stuttgart, Richtlinien für
§ 5 Abs. 4a wirft wegen seiner unklaren Formu- freiberuflich Tätige (RifT),Aug.1991; Ministeri-
lierungen mehr Fragen als angemessene und um für Bauen und Wohnen des Landes Nord-
vertretbare Lösungsvorschläge auf und hat nach rhein-Westfalen).
Erhebungen des Bundesministers für Wirtschaft Zur Vermeidung häufiger Honorarstreitigkei-
(BMWi) in der Praxis bisher keine Anwendung ten sind darüber hinaus folgende Punkte zu re-
gefunden. Die Arbeitsgruppe wiederholt daher geln:
die Forderung nach Machbarkeitsstudien vor - die Objektanzahl der jeweiligen baulichen
Planungsbeginn und befürwortet ferner eine er- Anlage, die wegen der Degression der Hono-
hebliche Verstärkung von Nutzen/Kosten-Un- rartafeln die Honorarhöhe maßgeblich be-
tersuchungen, Wirtschaftlichkeitsberechnungen stimmt,
und Controllingleistungen. - die Streichung der Forderung nach schriftli-
Die Forderung des Bundesrates nach Sprei- cher Vereinbarung des Honorars bei Auftrags-
zung der Honorartafeln wird seitens der AHO- erteilung in§ 4 Abs. 1 u. 4 HOAI,
Um die von der Unternehmensleitung gesteck- Die Oberbauleitung ist i.d.R. direkt der Ge-
ten Ziele auf den Baustellen in die Tat umzuset- schäftsleitung oder bei größeren Unternehmen
zen, bedarf es einer entsprechenden Organisati- mit Niederlassungen den Niederlassungsleitun-
on dieser vorübergehenden Fertigungsstätten. gen unterstellt. Ein Oberbauleiter betreut meist
Eine derartige Organisation besteht aus der Auf- mehrere Baustellen gleichzeitig. Die betreuten
bauorganisation und der Ablauforganisation. Baustellen verfügen jeweils über eine eigene ört-
Die Aufbauorganisation gibt im wesentlichen liehe Bauleitung, welche der Oberbauleitung un-
an, welche Stellen es in der Organisation gibt, wel- terstellt ist. Die Oberbauleitung ist für den tech-
che Aufgaben diese Stellen zu erfüllen haben und nischen und wirtschaftlichen Erfolg der betreu-
wie diese Stellen mit den anderen Stellen inner- ten Baustellen verantwortlich. Oberbauleiter und
halb der Organisation zusammenarbeiten. Da- örtliche Bauleitung müssen eine Zusammenar-
gegen gibt die Ablauforganisation an, nach wel- beit anstreben, bei der sie einander möglichst
chem Schema Prozesse innerhalb der beschrie- gut ergänzen. Die Hauptaufgaben der Oberbau-
benen Organisation abzulaufen haben, d.h. wann leitung sind u.a.
und wie bestimmte Aufgaben zu verrichten sind. - detailliertes Studium der Pläne, des Leistungs-
Die Aufbau- und die Ablauforganisation der ty- verzeichnisses (LV), der Verträge und der son-
pischen Baustelle sind nach wie vor hierarchisch stigen Unterlagen,
Baubetrieb 2-209
Weisungs·
befugnis
a Liniensysten b Stabliniensysten
- regelmäßige Kontrolle der Kosten- und Lei- - Gewährleisten des sicheren Betriebs der Bau-
stungssituation auf den betreuten Baustellen, stelle sowohl nach innen als auch nach außen,
- bei Abweichungen Erarbeiten von Steuerungs- - Klären von Personalangelegenheiten auf der
maßnahmen gemeinsam mit der örtlichen Baustelle,
Bauleitung, - Feststellen und kostenmäßiges Erfassen von
- Durchführen von Nachkalkulationen, Behinderungen sowie Nachträgen,
- Kontrolle des Bauablaufs im Hinblick auf die - Erstellen von Abrechnungsunterlagen und Lei-
Einhaltung relevanter Termine, stungsmeldungen, Durchführen von Aufmaß
- bei Sonderproblemen ggf. Mitwirkung an der und Abnahmen sowie Teilabnahmen,
Erstellung von Feinablaufplanungen, - Lösen von Problemen z.B. mit Subunterneh-
- Verhandlungen mit dem Bauherrn und seinen mern, Nachbarn und Behörden.
Vertretern,
- Vergabeverhandlungen mit Subunternehmern, Polier
- Schriftverkehr von besonderer Relevanz,
- Vertretung des Unternehmens in einer ARGE Die Poliere sind auf den Baustellen häufig die
(Arbeitsgemeinschaft). Beteiligten mit dem höchsten Maß an prakti-
schen Fähigkeiten und Erfahrungen. Zusätzlich
Bauleitung fungieren sie im Regelfall als unmittelbares Bin-
deglied zwischen den gewerblichen Mitarbei-
Die Bauleitung ist normalerweise nur für eine tern und der Bauleitung. Obwohl sie der Baulei-
Baustelle oder bei sehr großen Baustellen nur für tung faktisch als Linienstelle nachgeordnet sind,
Teilbereiche von Baustellen verantwortlich. Sie ist es unerläßlich für die Bauleitung, ein koope-
ist als Linienstelle der Oberbauleitung unter- ratives, kommunikatives Verhältnis zu den Polie-
stellt. In Unternehmen ohne Oberbauleitung ist ren zu pflegen. Besonders jüngere Bauleiter oder
die Bauleitung unmittelbar unter der Geschäfts- Bauleiter mit geringer Berufspraxis müssen das
leitung angeordnet. Der moderne Bauleiter muß Wissen und die Erfahrungen der Poliere für sich
sich vom Selbstverständnis her als Bauunterneh- erschließen und nutzen. Der Berufsstand der Po-
mer im Bauunternehmen verstehen. Er kann den liere leidet schon längere Zeit an Nachwuchs-
wirtschaftlichen Erfolg oder Mißerfolg einer Bau- schwierigkeiten, die größtenteils aus vermeint-
stelle ganz wesentlich beeinflussen. Die Haupt- lich schlechten Arbeits- und Arbeitsumfeldbe-
aufgaben der Bauleiter entsprechen bis auf den dingungen herrühren. Wie der Bauleiter dem
Detaillierungsgrad denen der Oberbauleiter oder Oberbauleiter,so arbeitet der Polier dem Baulei-
sie arbeiten diesen zu. Die Aufgaben, die darüber ter zu oder ergänzt dessen Tätigkeiten. Zusätz-
hinausgehen, sind u.a. lich hat er u.a. noch folgende Aufgaben:
- Führen eines Bautagebuches und des gesam- - Einteilung des Personals, Zuweisung der je"
ten Berichtswesens, weiligen Arbeiten und ggf. Unterweisung in
- Betriebsleitung der Baustelle, der Arbeit,
- Überwachen der Qualität der Bauausführung, - u. U. praktische Mitarbeit,
Baubetrieb 2-211
2.5.1.4 - Betriebsmittelnutzungsprämien für das Unter-
Lohndifferenzierung schreiten bestimmter Stillstandszeiten,
- Terminprämien für das Einhalten vorgegebe-
Die Gestaltung der Entlohnung ist für die Siche- ner Zwischen- oder Endtermine.
rung eines - möglichst gleichbleibend - hohen
Leistungsniveaus auf der Baustelle von beson- Beide Leistungslohnarten - Akkord- und Prä-
derer Bedeutung. Grundsätze der Entlohnung mienlohn - lassen sich bei Einzelpersonen,
müssen immer sein: Gruppen und ganzen Baustellenbelegschaften
- gerechte Entlohnung, die vom Entlohnten gut anwenden. Beim Leistungslohn müssen alle Vor-
nachvollzogen und verstanden werden kann, gaben und Randbedingungen vor Ausführung
- den Leistungsstand widerspiegelnde Entloh- der Arbeiten exakt definiert, von beiden Seiten
nung. anerkannt und schriftlich dokumentiert werden.
Baubetrieb 2-213
Aufgaben der
Fertigungsplanung
H
• Vertragsanalyse
Informations- • Baustellenbegehung
beschaffung • Aktenstudium
H
• Genaue Ermittlung und Beschreibung
~
Bauablauf- Arbeitsvorgänge
planung planen der Arbeitsvorgänge
• Vorgangsdauer planen
1
~ planung • Personaleinsatz planen
Kapazitätsplanung
~ Bauproduktionsmittel- • BPM-Bedarf planen
planung • BPM-Einsatz planen
H Mittelplanung
~
H Baustoffbereitstellungs-
planung
• Baustoffbedarf planen
• Baustoffbestand planen
• Baustoffbeschaffung planen
• EDV planen
Y Informationsplanung
• Informationsfluß planen
• Bedarf und Fluß der
Zeichnungen planen
y Dokumentation der
Fertigungsplanung
~
• Baustellenablaufplan erstellen
• Baustelleneinrichtungsplan
erstellen
• Geräteliste erstellen
~v
achseund eine vertika le Auch komp lexe Bauab- Iäufen mit vielen Abhän-
Vorgangsachse. Vorgänge Iäufe sind übersichtlich gigkeilen stößt er an
werden als Balken aufge- darstellbar, Stichpunkt- Grenzen
tragen kontrollensind möglich
Netzplan Vorgänge werden in Käst- Für komplexe Bauabläufe Anschaulichkeit ist teil -
chen unter Angabe der Dauer geeignet. Kontrollen und weise eingeschränkt
~
und Anfangs- sowie Endzeit- Anpassungen gut möglich
punkt dargestellt. Die Vor-
gängewerden miteinander
unter Berücksichtigung der
Abhängigkeiten verknüpft
Linienzyklo- Es gibt eine horizontale Weg- Weg Für linienförmige, orts- Bei großer Komplexität
gramm achseund eine vertikale Zeit- veränderliche Baustellen nur eingeschränkt ein-
achse. Die Vorgänge werden
als Linien über Weg und Zeit
~~ - gut geeignet und sehr
anschaulich
setzbar
auftragen Ztit
Baubetrieb 2-215
Planungshorizont werden Grob-, Mittel- und griffen. Hierbei werden die erforderlichen Bau-
Feinplanung unterschieden. materialien in der geforderten Güte und Menge
zu einem Zeitpunkt auf der Baustelle angeliefert,
Kapazitätsplanung der mehr oder weniger unmittelbar vor dem Ein-
bauzeitpunkt der Materialien in das Bauwerk
Bei der Planung der erforderlichen Kapazitäten liegt. Dieses Vorgehen setzt ein entsprechendes
unterscheidet man im wesentlichen die Baupro- logistisches System bei den Baustoffzulieferun-
duktionsmittelplanung und die Baustellenbeleg- ternehmen voraus. Verzögerungen bei der Ma-
schaftsplanung. terialversorgung oder Qualitätsmängel bezüg-
lich der geforderten Baustoffgüten führen näm-
Bauproduktionsmittelplanung lich auf der Baustelle sofort zu Stillstandszeiten.
Die Auswahl der Baustofflieferanten darf also
Nach Auswahl der Bauverfahren werden die An- keineswegs nur unter Preisgesichtspunkten ge-
zahl, die Art, die Leistungsfähigkeit, die Dauer schehen. Die Qualitätseinhaltung und die Ter-
des Einsatzes sowie die Einsatzzeitpunkte der mintreue müssen als weitere Auswahlkriterien
Bauproduktionsmittel festgelegt. Hierbei müs- einfließen. Sie werden von den Qualitätsmanage-
sen die im Bauzeitenplan vorhandenen Randbe- mentsystemen genauso gefordert und lassen
dingungen, die Wirtschaftlichkeit und die im sich über systematisch dokumentierte Lieferan-
Unternehmen zu den jeweiligen Zeitpunkten zur tenbewertungen festhalten.
Verfügung stehenden Bauproduktionsmittel be-
rücksichtigt werden. Gegebenenfalls ist zu prü- Informationsplanung
fen, ob und inwieweit eine Anmietung von Bau-
produktionsmitteln wirtschaftlicher oder aus Ein wesentlicher Gesichtspunkt der Fertigungs-
anderen Gründen sinnvoller ist. plaung, der zunehmend an Bedeutung gewinnt,
ist die Informationsplanung. Hierzu muß zu-
Baustellenbelegschaftsplanung nächst eine umfassende, gesamtheitliehe EDV-
Lösung zur Erfassung und Verarbeitung des um-
Ebenso wird die Belegschaftsstärke in Überein- fangreichen Datenmaterials gefunden werden.
stimmung mit dem Bauzeitenplan bestimmt. Die Anstreben sollte man hierbei zumindest eine
Belegschaftsstärke muß einen über die gesamte Vernetzung der am Baugeschehen beteiligten
Bauzeit gesehen sinnvollen Verlauf haben. Im innerbetrieblichen Stellen. Als Konsequenz er-
Hinblick auf die verfügbare Baustelleninfra- gibt sich die Notwendigkeit, den Informations-
struktur sollten Belegschaftsspitzen vermieden fluß möglichst effizient und umfassend zu pla-
werden. Hierdurch können gegenseitige Behin- nen. Dies beinhaltet die Planung des Bedarfs an
derungen auf ein Mindestmaß beschränkt blei- Zeichnungen und deren Fluß zwischen den Be-
ben. Die gleichen überlegungen gelten für den teiligten.
Einsatz von Subunternehmen. Die gegenseitige Jedoch sollte bei allen Informationssystemen
Behinderung der Subunternehmer und Ein- als wichtiger Grundsatz gelten, gerade soviel In-
schränkungen z. B. infolge einer zu geringen An- formation wie nötig in Umlauf zu bringen und
zahl Krane lassen sich schon im Vorfeld vermei- auch nur an die Beteiligten zu verteilen, die die-
den. Die Belegschaftsstärke über die Bauzeit se sinnvoll einsetzen können.
kann beispielsweise im Balkenplan sehr an-
schaulich mit dargestellt werden. Baustelleneinrichtungsplanung
Baubetrieb 2-217
tungen für ein Bauvorhaben in einem Einrich- schnitte (Bauabschnitte), können für die einzel-
tungsplan und in einen Abschnitt "Betrieb der nen Ablaufabschnitte die Anforderungen an die
Baustelle" mit den überlegungen, die Betriebs- Baustelleneinrichtung erfaßt werden. Die Glie-
mittel optimal auf der Baustelle einzusetzen. derung des Arbeitsverzeichnisses legt somit die
ggf. unterschiedlichen Baustelleneinrichtungs-
2.5.3.1 phasen für ein Bauvorhaben fest.
Planung der Baustelle Für die einzelne Einrichtungsphase ist im
nächsten Planungsschritt die Maschine oder das
Da Baustellen ortsveränderlich sind und mit je- Gerät zu wählen, welches den Fertigungsablauf
dem neuen Bauvorhaben neue Anforderungen maßgeblich bestimmt. In der Regel werden dies
an ihre Einrichtung gestellt werden, sind die Ein- der Kran oder eine Erdbaumaschine (z.B. ein
flüsse auf die Baustelle immer wieder neu zu be- Bagger) sein. Die Auswahl der weiteren Einrich-
achten. Die Baustelleneinrichtung ist ein Puzzle, tungselemente folgt anschließend und richtet
das aus mehreren Teilen besteht: Wird ein Teil sich z. T. nach den Anforderungen des gewählten
nicht beachtet, ist eine wirtschaftliche und ra- Geräts. In einer Einrichtungszeichnung werden
tionelle Fertigung nicht möglich. alle Elemente erfaßt und so optimal wie möglich
Das Ziel der Planung einer Baustelleneinrich- zueinander ausgerichtet.
tung ist der optimale Betrieb der Produktions-
faktoren Mensch, Betriebsmittel und Arbeits- 2.5.3.2
gegenstand. Neben der Witterung hat der Bau- Erstellen eines Arbeitsverzeichnisses
herr mit seinen Vorstellungen über Termine,
Kosten und Qualität, die im Vertrag und im Lei- Für die Planung, Steuerung und Gestaltung ei-
stungsverzeichnis dokumentiert sind, Einfluß nes Bauvorhabens ist es sinnvoll, dieses in über-
auf diese Produktionsfaktoren. Die Natur mit sehaubare Abschnitte zu gliedern. Es macht je-
ihrem Bestand an Bäumen und Sträuchern, die doch keinen Sinn, ein Bauvorhaben vor Arbeits-
Art des Bodens, aber auch die Umgebung müs- beginn bis ins Detail nach fertigungstechnischen
sen beachtet werden. Die Öffentlichkeit, ihr Gesichtspunkten zu planen, da die Änderungen
Schutz vor Lärm und Schmutz sowie die gesetz- während der Bauausführung vielfältig sein kön-
lichen Regelungen für die öffentliche und bau- nen. Entsprechend wird das Arbeitsverzeichnis
stelleninterne Sicherheit sind zu beachten. Ein- in die drei Planungsebenen Grobplanung, Ab-
fluß hat auch die Art des Bauwerks: Wird ein laufplanung und Arbeitsstudium unterteilt. Die
Wohnhaus, ein Hochhaus, eine Straße, eine Bildung von arbeitstechnisch sinnvollen Ablauf-
Brücke oder eine Kanalisation gebaut? Mit wel- abschnitten und die Festlegung der Reihenfolge
chem Bauverfahren wird das Bauwerk erstellt? dieser Ablaufabschnitte in einem Terminstruk-
Mit Ortsbeton, Fertigteilen, Stahlteilen oder ei- turplan ist Aufgabe der Grobplanung. Die Unter-
nem Taktschiebeverfahren? Die Vorgaben für die teilung der Ablaufabschnitte in Bauteile oder be-
Baustelle werden schließlich von der Baufirma stimmte Arbeitsfolgen, die Erfassung des Stun-
gemacht; auch hier sind Termine, Kosten und die denaufwands und die Zahl der Arbeitskräfte so-
Qualität zu beachten. wie eine detaillierte Terminplanung werden in
Entsprechend wichtig ist es, die vertraglichen der Ablaufplanung durchgeführt. Detaillierte
Regelungen und die Anforderungen im Leistungs- Handlungsanweisungen für bestimmte Arbeits-
verzeichnis zu kennen und in der Baustellenein- folgen werden im Arbeitsstudium erstellt.
richtung zu beachten. Des weiteren muß eine ge- Bevor der eigentliche Schritt, die Vorbereitung
naue Ortskenntnis vorliegen, damit die Einflüs- des Arbeitsverzeichnisses, im weiteren erläutert
se der Umgebung beachtet werden können. wird, soll die wesentliche Grundlage, die Bildung
Damit die unterschiedlichen Anforderungen von Ablaufabschnitten, näher beschrieben wer-
der einzelnen Arbeitsverfahren, die innerhalb den: Für die Gliederung eines Bauvorhabens in
des Bauwerks Anwendung finden, erfüllt werden Ablaufabschnitte kann die Methode nach REFA
können, ist es erforderlich, ein Fertigungskonzept (1991) gewählt werden (Abb. 2.5-3). Hierbei ist
(Arbeitsverzeichnis) mit der Unterteilung des eine Unterteilung vom Herstellen einer Indu-
Bauvorhabens in Bauabschnitte (Ablaufabschnit- striehalle bis zum Greifen von einzelnen Werk-
te) zu erstellen. zeugen möglich.
Aufbauend auf dem Arbeitsverzeichnis mit ei- REFA unterscheidet sieben Stufen der Gliede-
ner ersten groben Gliederung der Ablaufab- rung: den Gesamtablauf, den Teilablauf, die Ab-
Gesamtablauf Häuserblock A, B, C
I
I I I
Tei lablauf Erdgeschtß A, B, C Obergeschoß Dachgeschoß
I I I
Ablaufstufe Mauerwerk Stahlbetondecke Treppen
Vorgang
1.
Wand 36.5
!
Wand 11,5
c:JO Erdgeschoß
Teilablauf Ablaufstufe
Erdbau Oberfläche, Fundamente
Sohle Entwässerung, Fundamente, Bodenplane
Erdgeschoß Teil l Mauerwerk,Treppe
Erdgeschoß Teil 2 Mauerwerk
Erdgeschoß Tei l l Stahlbetondecke, -unterzüge
Erdgeschoß Teil 2 Stahlbetondecke, -unterzüge
Obergeschoß Teil1 Mauerwerk
Obergeschoß Teil2 Mauerwerk, Ringanker
Gerüst
laufstufe, den Vorgang, den Teilvorgang, die Vor- Welche Arbeiten müssen ausgeführt werden und
gangsstufe und das Vorgangselement. In der in welcher Reihenfolge?
Grobplanung wird das Bauvorhaben in Teilab- Damit diese Frage beantwortet werden kann,
läufe und Ablaufstufen unterteilt. Dabei sollte die wird die Grobplanung in drei Aufgaben unter-
Gliederung nach technologischen und zeitlichen teilt:
Gesichtspunkten erfolgen. "Technologisch" be- - Gewerke festlegen heißt, die wesentlichen Ar-
deutet, daß man das Objekt in einzelne Bauwer- ten (Gewerke) von Arbeiten auf der Baustelle
ke oder bestimmte Bauteile oder bestimmte Ab- zu erfassen und die zugehörigen Bauteile zu
schnitte unterteilt, die technisch einen Zusam- bestimmen, z.B. Stahlbetonarbeiten, Mauer-
menhang bilden und sich von anderen Bauab- werkarbeiten oder Erdbauarbeiten.
schnitten unterscheiden. "Zeitlich" bedeutet, - Das Bauwerk in Ablaufabschnitte gliedern be-
sich nach bestimmten Terminvorgaben zu rich- deutet, den Gesamtablauf entsprechend REFA
ten oder eine vorgegebene Reihenfolge der Be- in Teilabläufe und Ablaufstufen zu unterteilen.
arbeitung einzuhalten. Die Unterteilung ist nach technologischen und
Bei der Erstellung eines Arbeitsverzeichnisses zeitlichen Gesichtspunkten vorzunehmen.
in der Grobplanung muß man sich folgende Fra- - Die Reihenfolge der Ablaufabschnitte festlegen
ge stellen: heißt, einen groben Terminstrukturplan auf
Baubetrieb 2-219
der Grundlage eines Balkenplans zu erstellen. Nachdem die Anforderungen für die Geräte er-
Im Balkenplan sollen nur die Ablaufabschnit- faßt sind, müssen die maximalen Forderungen
te dargestellt werden. Dabei spielt die Dauer zusammengestellt und in einer Auswahl der
der einzelnen Abschnitte zu diesem Zeitpunkt wichtigsten Geräte erfaßt werden. Aus der Glie-
der Planung noch keine Rolle, sondern ledig- derung in Ablaufabschnitte und der Auswahl der
lich die Reihenfolge, in der die einzelnen Teil- Großgeräte werden die Arbeitsfelder der Bau-
abläufe gefertigt werden sollen (Abb. 2.5-4). stelle gebildet. In diese Arbeitsfelder sind die
weiteren Einrichtungselemente einzuplanen.
Planen und Zeichnen der Baustelleneinrichtung Die Arbeitsfelder beschreiben auch die ggf. un-
terschiedlichen Einrichtungsphasen für das
Bevor Geräte und Materialien auf der Baustelle Bauvorhaben. Für diesen Planungsschritt sollte
eingesetzt werden, ist zu klären, welche Geräte man sich folgende Frage stellen:
und sonstigen Elemente benötigt und welche
Anforderungen an sie gestellt werden. Dazu ist Wie muß die Baustelle räumlich in Arbeitsfelder
es erforderlich, die einzelnen Teilabläufe nach gegliedert werden, damit eine optimale Nutzung
ihrem Bedarf an Geräten, Maschinen und Mate- der Geräte möglich ist?
rial zu untersuchen. - Bestimmung der fertigungstechnisch wichti-
Bei der Erfassung sind nur die fertigungs- gen Geräte: festlegen, welches Gerät den Ar-
technisch wichtigen Geräte und Materialien zu- beitsablauf auf der Baustelle maßgeblich be-
sammenzustellen (z. B. Kran, Erdbaumaschinen, einflußt. Bei Hochbaumaßnahmen ist es i.d.R.
Straßenfertiger oder Schalung). Kleingeräte wie der Kran, bei Kanalisationsarbeiten der Bag-
Rüttler oder Kreissäge können in dieser Phase ger.
vernachlässigt werden und führen nur zu Un- - Anzahl und Lage der Arbeitsfelder bestimmen:
übersichtlichkeit der Planungstätigkeit Für die Bereits in der Grobplanung kann ein großflä-
Ausführung dieser Aufgabe muß somit folgende chiges Bauvorhaben bei seiner Gliederung in
Frage gestellt werden: Teilabläufe eine Arbeitsfeldstruktur erhalten;
insbesondere im Tiefbau kann man die ge-
Welches Gerät und Material wird pro Ablaufab- wählten Ablaufabschnitte auch als Arbeitsfel-
schnitt benötigt? der übernehmen. Soweit dies nicht geschehen
- Notwendige Geräte und Materialien pro Ab- ist, muß für die Baustelle die Anzahl, Lage und
laufabschnitt benennen: Für jeden Teilablauf Größe der Arbeitsfelder bestimmt werden.
ist das notwendige Gerät und Material, das für Das Arbeitsfeld richtet sich nach der Art des
die Ausführung dieses Teilablaufs benötigt fertigungstechnisch wichtigsten Geräts.
wird, aufzuzählen. Hierzu sollte bei den ein- - Leistungswerte der gewählten Großgeräte für
zelnen Ablaufstufen geprüft werden, was für jedes Arbeitsfeld ermitteln: Damit ein Gerät
ihre Ausführung erforderlich ist. Bei der Aus- für ein Arbeitsfeld ausgewählt und vom Bau-
wahl der Geräte sollten nur die wesentlichen hofbereitgestellt werden kann, sind die erfor-
Geräte erfaßt werden. Eine genaue Abgren- derlichen Leistungskennwerte zu ermitteln.
zung, was wesentliche Geräte sind, ist nicht
immer eindeutig möglich. Neben den ausgewählten Großgeräten werden
- Anforderungen von Seiten der Baustelle an für den Betrieb einer Baustelle weitere Elemente
Material und Gerät zusammenstellen: Für je- wie Werkplätze, Lägerflächen, Verkehrseinrich-
den Teilablauf ist zu prüfen, welche Anforde- tungen, Sozialeinrichtungen, Strom- und Was-
rungen in Form von Menge, Höhe, Weite, Ge- serversorgung, Sicherung der Baustelle und die
wicht der Geräte bzw. des Materials gestellt Abfallentsorgung benötigt. Diese Elemente kön-
werden. nen in jedem Arbeitsfeld vorhanden sein, im
- Leistungen der Geräte und des Materials er- Schnittbereich von Arbeitsfeldern liegen oder
fassen: Für jeden Teilablauf sind aus den An- allgemeine zentrale Einrichtungen sein. Die Fra-
forderungen Leistungswerte zusammenzu- ge zu diesem Planungsschritt lautet:
stellen. Bei Geräten beziehen sie sich beispiels-
weise auf Angaben des Lastmoments, der Welche sonstigen Elemente werden benötigt?
Schaufelgröße oder des Leistungswertes, bei Das Hilfsmittel zur Beantwortung dieser Frage
Materialien auf die erforderliche Menge oder ist die Anforderungsliste aus der Aufgabe "An-
den Flächenbedarf (Tabelle 2.5-2). forderungen der Ablaufabschnitte erfassen".
Hier wurden bereits für die einzelnen Teilabläu- sondere ist zu beachten, daß nicht jede Baustel-
fe die Merkmale der notwendigen sonstigen Ele- le alle sonstigen Elemente benötigt.
mente erfaßt. Ziel des Planungsschrittes "Son- Im letzten Schritt zur Vorbereitung einer Bau-
stige Elemente wählen" ist somit deren Zusam- stelle sind die einzelnen Einrichtungselemente
menfassung und Festlegung. um die geplante Baumaßnahme anzuordnen.
Für die erforderlichen Werkplätze (z.B. Scha- Zielsetzung dieser Anordnung ist es, einen
lung oder Fertigteile) sind die Abmessungen zu gleichmäßigen Arbeitsfluß auf der Baustelle zu
ermitteln, und es ist festzulegen, welche beson- ermöglichen. Entsprechend dieser Vorgehens-
deren Maßnahmen (z. B. überwachungoder Um- weise sind die Beziehungen der einzelnen Bau-
zäunung) angeordnet werden sollen. Bei Lager- stellenelemente untereinander, zur Baustraße,
flächen ist zu bestimmen, was im einzelnen ge- zum Arbeitsfeld und zum Massenschwerpunkt
lagert werden soll; zudem sind die Lagerfläche des Bauwerks zu prüfen. Die entsprechende Fra-
und das Lagervolumen zu bestimmen. Die Ver- ge zum Schritt"Elemente der Baustelleneinrich-
kehrsführunginnerhalb der Baustelle ist festzu- tung zuordnen und zeichnen" muß somit lauten:
legen. Wo liegt die Einfahrt, wo die Ausfahrt? Wie
wird der Untergrund befestigt? Des weiteren ist Wie können die Elemente den einzelnen Arbeits-
auch festzulegen, wie die Verkehrsführung im öf- feldern zugeordnet werden?
fentlichen Bereich erfolgen soll. Die sozialen Damit die vorgenannten Grundsätze einfacher
Einrichtungen (z.B. Tagesunterkünfte und WC- erfaßt werden können, empfiehlt sich folgende
Anlagen) sind entsprechend den gesetzlichen Vorgehensweise:
Rahmenbedingungen zu wählen, und es ist fest- - Feste Bauwerke: In den Einrichtungsplan alle
zulegen, welche Büroeinrichtungen für die Bau- Teile einzeichnen, auf die man während der
leitung benötigt werden. Für die Wasserversor- Bauphase keinen oder nur geringen Einfluß
gung sind die erforderlichen Wassermengen, hat. Dies sind das zukünftige Bauwerk, feste
Leitungsquerschnitte und der Leitungsverlauf Bereiche wie Bäume, Sträucher oder Straßen
innerhalb des Baugeländes zu bestimmen. Aus und die Baugrube.
der Zusammenstellung der Großgeräte ergibt - Großgeräte mit Arbeitsfeld: Die einzelnen Ar-
sich der elektrische Energieverbrauch, der bei beitsfelder eintragen und den Bewegungs-
Ermittlung der Ampereleistung und der Quer- raum der Großgeräte einzeichnen (beim Kran
schnittswerte des Stromkabels zu beachten ist. die Auslegerlänge und den Kreisumfang, beim
Die Auswahl der sonstigen Elemente wird für Bagger die Fahrstraße 11nd den Schwenkbe-
jede Baustelle unterschiedlich ausfallen. Insbe- reich).
Baubetrieb 2-221
- Verkehrswege, Werk- und Lagerplätze: Ver- Zusammenhang als ein Iterationsverfahren zu
kehrswege festlegen, die Werk- und Lager- betrachten, d. h., es wird immer wieder zu Ände-
plätze einzeichnen. rungen und Erweiterungen in der Dokumenta-
- Sozialeinrichtungen und Versorgungsleitun- tion der einzelnen Schritte kommen. Eine strik-
gen: Tagesunterkünfte, WC-Anlagen und Bü- te Trennung der einzelnen Planungsschritte ist
roeinrichtungen einzeichnen. Beim Büro der nicht möglich und sollte von der planenden Per-
Bauaufsicht sollte darauf geachtet werden, daß son auch nicht vorgenommen werden (Abb.
es einen Standort hat, von dem aus die Bau- 2.5-5 und Tabelle 2.5-4).
stelle gut einsehbar ist. Die Versorgungslei-
tungen und die Standorte der Elektroschränke 2.5.3:3
sind ebenfalls einzuzeichnen und die Schutz- Betrieb der Baustelle
maßnahmen gegen Beschädigungen zu be-
nennen. Beim Betrieb einer Baustelle sind der Massen-
- Geräteliste: Nachdem alle Elemente festgelegt schwerpunkt des Bauwerks, das Arbeitsfeld und
sind, ist eine Geräteliste zu erstellen, damit von die Baustraße die wesentlichen Elemente. Die
Seiten des Bauhofs die erforderlichen Betriebs- Anordnung dieser drei Elemente zueinander und
mittel zur Verfügung gestellt werden können die Zuordnung der weiteren Baustelleneinrich-
(Tabelle 2.5-3 ). tungselemente kann den Baustellenbetrieb ver-
einfachen oder behindern.
Der Einrichtungsplan ist i.d.R. eine Skizze im Die Unfallverhütungsvorschriften der Berufs-
Maßstab 1:250 oder 1:500. Die wesentlichen Bau- genossenschaften für die einzelnen Betriebs-
stelleneinrichtungselemente wie Arbeitsfeld, mittel und die besonderen Betriebsbedingungen
Baustraße, Werkplätze, Lagerflächen sollten ver- der Betriebsmittel sind zu beachten.
maßt und soweit wie möglich maßstäblich in
den Lageplan eingetragen werden. Eine farbliehe Krane
Hinterlegung der verschiedenen Einrichtungs-
elemente ist sinnvoll. Die vier Schritte zur Pla- Problem jeder Baustelle ist der Transport von
nung der Baustelleneinrichtung sind in ihrem Gütern. Es muß ein waagerechter und senkrech-
Anforderungsliste Sonstiges
Werkplätze Schalungsbau mit Kreissäge
Flechtplatz mit Mattenbügelmaschine und
Mattenständer
Lagerplätze allg. Werkzeugmagazin mit eingezäunter Fläche für Kleinmaterial
Steine40 m l
Stahlmatten 5 x 5 = 25 m l
Fertigteile S,S x 4,4 = 25 m2
Schalung 5 x 4 = 20 ml
Verkehrsführung keine Erfordernisse
Sozialeinrichtungen 1Bauwagen für 6 AK
1 Bauwagen für 6 AK - Subunternehmer
1 WC-Wagen
1 Bürowagen für Polier
Wasser Standrohr der Stadtwerke, Hydrant direkt bei der GrundstOckseinfahrt
Strom Ober Stromverteiler der Stadtwerke, Entfernung200m Kabel Sx 35 mm2
1 Anschlußschrank 100 A, 1Verteilerschrank 100 A
Sicherung keine
Abfall 6 ml Bauschutt
1,5 ml Holz
1,5 t Baustahl
I "
,---'Tf-----,
Pumpe :: :Geräte u.i: Decken- :
II tMagazin :1 Fertigteile 1
1 II I 11 8X8 I
:1 Mönel II I 1l I
--~--~
rr=-li----~
I
I
I
- - - - - -e
~
17.00
2 Anforderungen der Welche Geräte und Materialien a) notwendige Geräte und Materialien
Ablaufabschnitte werden pro Ablaufabschnitt b) Anforderungen
erfassen benötigt? c) Leistungen erfassen
4 sonstige Elemente Welche sonstigen Elemente Werk- und Lagerplätze. Verkehrswege. Sozialein-
wählen werden benötigt? richtungen, Wasser, Strom, Sicherung und Abfall
Baubetrieb 2-223
ter Transport möglich gemacht werden. Dies er- das Material selber auf den Lagerflächen abladen?
folgt i. d. R. mit dem Kran. Die Merkmale zur Aus- Wird der baustelleninterne Transport durch die
wahl eines Kranes sind seine Auslegerlänge und Verkehrsführung behindert? Die Verkehrswege
die Tragfähigkeit an der Spitze des Auslegers. sind so anzulegen, daß alle Lagerflächen mit ei-
Das Arbeitsfeld eines Kranes wird durch die Aus- nem Lkw-Kran erreicht werden können und die
legerweite und die Kranbahnlänge bestimmt. Es Fahrzeuge das Gelände wieder einfach verlassen
sollte darauf geachtet werden, daß dieses Ar- können. Den wichtigsten Lieferanten sollte eine
beitsfeld mit der Gliederung des Bauwerks in Anfahrtsskizze zur Baustelle zur Verfügung ge-
Teilabläufe oder Ablaufstufen übereinstimmt. stellt werden.
Im Tief- und Straßenbau ist der Einsatz eines Für die Mannschaften sind Tagesunterkünfte
Kranes als Transportmittel nicht sinnvoll. Hier und WC-Anlagen bereitzustellen. Die Anforde-
ist der Bagger das wesentliche Gerät zur Bear- rungen sind in den Bestimmungen der Arbeits-
beitung des Bauwerks. Die Auswahl eines Bag- stättenverordnung geregelt. Im Sinne einer gut-
gers richtet sich nach seiner Löffelgröße, der en Arbeitsmoral sollte auf Sauberkeit und aus-
Reichweite des Baggerarmes, dem Fahrwerk reichenden Platz geachtet werden. Auch das Bild
(Raupe oder Reifen) und der Tragfähigkeit des einer Bauunternehmung nach außen und zum
Baggerarms. Das Arbeitsfeld eines Baggers wird Kunden wird oft über die Sozialeinrichtungen
bestimmt von der Reichweite des Baggerarms der Baustelle geprägt. Beim Aufbau der Sozial-
und der Fahrweglänge. einrichtungen ist darauf zu achten, daß diese
nicht im Einfahrtsbereich der Baustelle stehen
Werkplätze und Lagerflächen und somit die Zufahrt zur Baustelle behindern.
Für die Bauleitung und die Poliere sollten ent-
Der wesentliche Arbeitsplatz ist das Bauwerk. sprechende Büroräume vorgesehen werden.
Hier werden die Arbeiten an den Bauteilen direkt Hier ist es wichtig, aus dem Büro einen guten
durchgeführt. Trotzdem kann es erforderlich Überblick über die Baustelle und die Einfahrt
sein, daß eine Vormontage von Schalungsteilen zur Baustelle zu haben.
oder Bewehrungskörben erforderlich ist. In die-
sem Fall sind Werkplätze einzurichten. Dabei ist 2.5.4
darauf zu achten, daß die Werkplätze in der Ab- Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit
schätzung der Größe und der Lage zum Bauwerk (Arbeitsschutz)
optimal angeordnet werden.
Die Lagerung von Schalung, Steinen sowie 2.5.4.1
sonstigen Geräten und Verbrauchsmaterialien Einführung
ist auf der Baustelle notwendig. Bei der Wahl der
Lagerfläche müssen die Größe der Fläche und der Die Verhütung von ArbeitsunHillen, Berufskrank-
Zeitraum der Nutzung beachtet werden. Beim heiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefah-
Betrieb der Baustelle ist es wichtig, das einmal ren soll die Beschäftigten vor schädigenden Ein-
gewählte Ordnungsschema auch einzuhalten. wirkungen bei der Arbeit schützen. Versagt die-
Für eine kurzfristige Zwischenlagerung (zwei bis ser Schutz, entstehen neben dem Leid des Betrof-
fünf Stunden) sollte eine gesonderte Fläche im- fenen auch Opfer für seine Familienangehörigen
mer vorgehalten werden, damit Störungen im sowie Schäden für die Volkswirtschaft. Dement-
Betriebsablauf durch Zwischenlagerungen ab- sprechend macht Arbeitsschutz in vielerlei Hin-
gefangen werden können. sicht Sinn und wurde bereits im 19. Jahrhundert
in Deutschland gesetzlich verankert. Seitdem
Baustellenverkehr werden die Anforderungen des Arbeitsschutzes
im Zusammenwirken aller Beteiligten immer
Wie soll die Anlieferung von Material zur Bau- wieder der sich laufend ändernden Arbeitswelt
stelle erfolgen? Die Art, wie der Verkehr über die angepaßt. Auch die Europäische Union hat den
Baustelle geführt wird, kann dazu beitragen, daß Arbeitsschutz zu einem Ziel ihrer Politik erklärt
Behinderungen im Produktionsablauf verhin- und hierzu entsprechende Richtlinien erlassen,
dert werden. Inwieweit können die Fahrzeuge die in nationales Recht umzusetzen sind.
Baubetrieb 2-225
Gesundheitsgefahren. Rehabilitation und Ent- sen werden. Bei gravierenden oder wiederholten
schädigung erfordern nach Eintritt von Arbeits- Verstößen gegen UVV oder erteilte Anordnun-
unfällen oder Berufskrankheiten die Wiederher- gen können Bußgelder bis zu 20000 DM gegen
stellung der Gesundheit und der Leistungsfähig- Unternehmer oder Versicherte verhängt werden.
keit der Versicherten sowie die Entschädigung
durch Geldleistungen. 2.5.4.3
Erfolgreiche Präventionsarbeit beeinflußt den Planung und Organisation des Arbeitsschutzes
Leistungsumfang der Rehabilitation und Ent- im Betrieb und auf Baustellen
schädigung entscheidend und wird von den Be-
rufsgenossenschaften intensiv gepflegt. Die in Linienverantwortung
der Prävention zu leistenden vielfältigen Aufga-
ben obliegen in erster Linie dem Technischen Auf- Der Unternehmer bestimmt die Produktions-
sichtsdienst der Berufsgenossenschaften und hier ziele, er verfügt über die Mittel und die betrieb-
besonders den Aufsichtspersonen (TAB Techni- lichen Einrichtungen und er legt die Geschäfts-
sche Aufsichtsbeamte) der BG: politik fest. Infolge dieses weitreichenden Ein-
- Überwachung der Einhaltung von Regeln für flusses trägt er vor allen anderen die Verantwor-
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz auf tung für den Arbeitsschutz im Betrieb. Dies ist
den Baustellen und Werkhöfen; ihm durch die Rechtsordnung verbindlich auf-
- Beratung der am Bau Beteiligten in Fragen des erlegt (z.B. in § 618 BGB und in § 3 ArbSchG).
Arbeitsschutzes; Demnach hat er die Pflicht, die Arbeitsplätze und
- Unfalluntersuchungen, um aus Unfällen für die Arbeitsabläufe so zu gestalten, daß die Be-
die Zukunft zu lernen; schäftigten gegen Gefahren für Leben und Ge-
- Aus- und Fortbildung, Vorträge, Veranstaltung sundheit geschützt sind.
von Fachtagungen; Hierzu gehört eine geeignete Organisation mit
- Messung von Belastungen, um arbeitsbeding- eindeutigen Regelungen der Aufgaben, Zustän-
te Erkrankungen zu verhindern; digkeiten und Verantwortungen auf allen Hier-
- Unterstützung bei Prüfungen von Baumaschi- archieebenen des Unternehmens. Sollen Aufga-
nen und Geräten sowie Beratung der Herstel- ben des Arbeitsschutzes auf Beschäftigte über-
ler; tragen werden, so hat sich der Unternehmer von
- ErarbeitungundAktualisierungvon Unfallver- der Eignung und der Befähigung des ausgewähl-
hütungsvorschriften (UVV) und BG-Regeln ten Mitarbeiters für diese Aufgabe zu überzeu-
für den Arbeitsschutz; gen. Die Pflichtenübertragung ist schriftlich vor-
- Mitwirkung bei der Erarbeitung von arbeits- zunehmen. Davon abgesehen sind Vorgesetzte
schutzrelevanten Normen auf nationaler und und Aufsichtführende schon aufgrundihres Ar-
internationaler Ebene; beitsvertrags verpflichtet, im Rahmen ihrer Be-
- enge Zusammenarbeit mit Arbeitsmedizinern; fugnisse erforderliche Anordnungen und Maß-
- Initiierung und Betreuung von Forschungs- nahmen zum Arbeitsschutz zu treffen und dafür
vorhaben; zu sorgen, daß sie befolgt werden.
- Erarbeitung und Bereitstellung von Informa- Auch die nicht in Führungsverantwortung ste-
tionsmateriaL henden Beschäftigten haben alle dem Arbeits-
schutz dienenden Maßnahmen zu unterstützen.
Grundlage für die Überwachung und Beratung Sie sind z.B. verpflichtet, Weisungen des Unter-
durch die Technischen Aufsichtsbeamten (TAB) nehmers zum Zwecke des Arbeitsschutzes zu be-
sind die branchenbezogenen und praxisnahen folgen und haben die zur Verfügung gestellten
Unfallverhütungsvorschriften (UVV), die für die persönlichen Schutzausrüstungen zu benutzen.
Betriebe verbindliches Recht darstellen. Wie die Auf erkannte sicherheitstechnische Mängel von
Gewerbeaufsichtsbeamten haben auch die Auf- Maschinen, Geräten oder sonstigen Einrichtun-
sichtspersonen der BG hoheitliche Befugnisse, gen haben sie hinzuweisen.
um die erforderlichen Maßnahmen des Arbeits-
schutzes durchzusetzen. Bei Betriebsbesichtigun- Betriebliche Arbeitsschutzexperten
gen werden die Unternehmer und Versicherten
in erster Linie beraten und unterstützt, es kön- Das Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) fordert vom
nen aber auch Auflagen erteilt oder im Ausnah- Arbeitgeber die Bestellung von Betriebsärzten
mefall sofort vollziehbare Anordnungen erlas- und Fachkräften für Arbeitssicherheit. Diese Ar-
Baubetrieb 2-227
Zur Unterstützung der Bauunternehmen haben - frühzeitige Fehlererkennung und -beseitigung
die Berufsgenossenschaften der Bauwirtschaft (Audits, Gefährdungsbeurteilung, Toolbox
leicht handhabbare Unterlagen zur Gefährdungs- Meetings},
beurteilung entwickelt. Für kleine und meist spe- - rasch greifende Korrekturmaßnahmen (Fol-
zialisierte Betriebe werden komplette, gewerke- low up, Unfallanalyse),
bezogene Gefährdungskataloge angeboten, wäh- - Einbeziehung und Qualifikation aller Mitar-
rend für mittlere und große Bauunternehmen beiter (Unterweisung, Schulung, Mitarbeiter-
modular aufgebaute Kataloge bereitliegen. Hier beteiligung).
können die Unternehmen die für sie zutreffenden
Arbeitsblätter entsprechend ihrem Angebots- Die genannten Parallelen zeigen, daß es Sinn
spektrum auswählen und bearbeiten. macht, das Arbeitsschutzmanagement in das be-
Projektabhängig kann eine frühzeitige Gefähr- triebliche Gesamtsystem zu integrieren und un-
dungsbeurteilung entscheidende Erkenntnisse effektive Insellösungen zu vermeiden. Die Vor-
für die Angebotskalkulation ergeben. Meist wird teile des ganzheitlichen Ansatzes liegen auf der
es aber ausreichen, die Gefährdungsbeurteilun- Hand: Das Regelwerk zum Arbeitsschutz wird
gen im Rahmen der Arbeitsvorbereitung bau- nicht mehr isoliert betrachtet, sondern findet
stellenbezogen vorzunehmen und die entspre- Eingang in die entsprechenden Passagen des Qua-
chenden Sicherheitseinrichtungen und persön- litätsmanagementhandbuchs sowie in Verfah-
lichen Schutzausrüstungen vor Baubeginn zu rens- und Arbeitsanweisungen. Die Chancen für
planen und bereitzustellen. Der in der Ausfüh- eine intensivere Anwendung der UVV in der täg-
rungsphase tätige Bauleiter muß dann für die lichen Baupraxis und damit für eine Minderung
Anwendung sorgen und bei unvorhergesehenen der Unfallzahlen am Bau verbessern sich mit die-
Änderungen der Arbeitsbedingungen eine er- sem integralen Ansatz.
neute Gefährdungsbeurteilung durchführen. Neben den gesetzlichen Forderungen zum Ar-
beitsschutz verlangen inzwischen einige Indu-
Integriertes Arbeitsschutzmanagement striezweige von Anbietern einen Qualitätsnach-
weis für ihren innerbetrieblichen Arbeitsschutz
Sowohl im gesetzlich geregelten Bereich als auch in Form eines Zertifikats. So wurde in Deutsch-
im freien Wirtschaftsmarkt müssen sich die Bau- land ein Arbeitsschutzmanagementsystem
unternehmen mit neuen Managementforderun- (AMS) unter der Bezeichnung"Sicherheits-Cer-
gen befassen. Das Arbeitsschutzgesetz bezeich- tifikat-Contraktoren" (SCC) eingeführt. Da an-
net es in§ 3 als eine Grundpflicht des Arbeitgebers, dererseits in nächster Zeit weder auf ISO- noch
für eine geeignete Organisation zur Planung und auf CEN-Ebene mit einer Normung von AMS zu
Durchführung des Arbeitsschutzes zu sorgen so- rechnen ist, scheint sich SCC als Standard in
wie die erforderlichen Mittel hierfür zur Verfü- Deutschland zu etablieren.
gung zu stellen. Damit sollen die Grundlagen für Die für den Arbeitsschutz zuständigen Behör-
funktionierenden Arbeitsschutz geschaffen wer- den, die Unfallversicherungsträger und die So-
den. Gleichlautende Forderungen enthalten die zialpartner bevorzugen allerdings die freiwillige
ISO 9000ff für das Qualitätsmanagement und EinführungvonAMS ohne Zertifizierungszwän-
ISO 14000 ff für das Umweltmanagement: ge.Auch eine Selbstprüfung mit einer Konformi-
- klare Organisationsstrukturen mit eindeuti- tätserklärung der Unternehmensleitung findet
gen Weisungsbefugnissen sowie geregelten Zu- Unterstützung.
ständigkeits- und Verantwortungsbereichen,
- geregelte Informationswege von der Leitung 2.5.4.4
zu den Mitarbeitern und umgekehrt, Zusammenfassung
- strenge Dokumentations- und Nachweispflich-
ten. Baustellen sind europaweit die gefährlichsten
Arbeitsbereiche mit einem hohen Anteil von Un-
In einem funktionierenden Unternehmen sind fallursachen, die bis in die Planungsphase zu-
diese grundlegenden Forderungen erfüllt, wenn rückverfolgt werden können. Dies ist leider fest-
auch nicht immer systematisch dokumentiert. zustellen, obwohl das Regelwerk zum Arbeits-
Das eigentlich Neue an den genannten Manage- schutz geschrieben und in Kraft gesetzt ist und
mentmodellen ist aber die besondere Betonung laufend dem technologischen Fortschritt sowie
der Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen: neuen sicherheitstechnischen und arbeitsmedi-
Baubetrieb 2-229
zweischaliger Betonwände als auch von Ziegel-, tete Bewehrungen und Gitterträger automatisch
Liapor- und Kalksteinwänden. eingelegt.
Der Grundriß wird vom Deckenprogramm Der Beton wird unter Erkennung von Ausspa-
übernommen. Die Wandelemente können auf rungen mit einer Maßgenauigkeit der Platten-
Basis desArchitektenplanes in allen Details kon- dicke von 5% eingebracht (Abb. 2.5-7). Die fertig-
struiert und mit den erforderlichen Einbauteilen gerüttelten und aufgeraubten Platten werden
versehen werden. Geschoßpläne lassen sich zur vom Palettenkran automatisch in die Härtekam-
Überprüfung dreidimensional darstellen. Bei mer transportiert. Die Lkw werden derart bela-
Ziegelwänden werden die Produktionsdaten für den, daß die Platten von der Ladefläche direkt
den Mauerwerkroboter zur Verfügung gestellt. versetzt werden können.
Danach werden die Produktionsdaten sämtli- Komplettlösungen sind mit sehr hohen Inve-
cher CAD-Programme der CAM-Komponente stitionskosten verbunden. Die Hersteller solcher
übergeben. Sie steuert und überwacht die Pro- Anlagen müssen deshalb Lösungen für unter-
duktion auf Einzelstationen oder den gesamten schiedliche Anwendungen und Betriebsgrößen
Ablauf. Für die kaufmännische Betriebsleitung konzipieren.
stellt das Programm zahlreiche Kenndaten und
statistische Auswertungen sowie Fehlerproto- 2.5.5.4
kolle zur Verfügung. Eine Lagerverwaltung ist Automatisierung und Robotik in
ebenfalls integriert. der Mauerwerkfertigung
Die automatische Produktion beginnt mit
dem Schalungsroboter MRP (Magazinieren, Rei- Wettbewerbsfähigkeit wird nur noch durch Ver-
nigen, Plotten). Die geometrischen Daten der zu mauern von großformatigen Steinen mit einem
betonierenden Platten werden mit einer Genau- Gewicht bis zu 40 kg und rationelles Arbeiten
igkeit von ±2 mm auf die Palette übertragen, bei der Herstellung von Mauerwerkscheiben er-
diese wird gleichzeitig geölt und anschließend reicht.
mit Schalenelementen versehen (Abb. 2.5-6). Mit Die Produktuntersuchung einer Mauerwerk-
Hilfe eines weiteren Roboters werden vorgerich- scheibe, die aus Ziegel-, Bims- oder Kalksand-
steinen in unterschiedlicher Wanddicke herge-
stellt ist, zeigt bezüglich Maßgenauigkeit, räum-
licher Größe undAusbaumöglichkeiten ähnliche
Kriterien wie die eines Betonfertigteiles. Die
Mauerwerkscheibe ist nach denselben Kriterien
auf der Baustelle zu versetzen und kann im Werk
mit Elektroinstallationen, Fenstern, Rolladenkä-
sten, Rolladen und Innenputz versehen werden.
Ein Großteil der Mauerwerkscheiben findet
im Wohnungsbau Verwendung. Ein Einfamilien-
Abb. 2.5-6 Schalungsroboter beim Setzen der Magne- haus mit100m2 Wohnfläche und Vollunterkel-
te auf dem Schaltisch (Weckenmann)
lerung verfügt über ein Gesamtvolumen von et-
wa 80 m 3 Fertigteile. Davon bestehen 25% aus
Mauerwerkscheiben, wobei im Geschoßbau die-
ser Anteil abnimmt. Die Konkurrenzfähigkeit
wird aber wesentlich von diesen 25% bestimmt,
wenn der kostenintensive Wertschöpfungsanteil
des technischen Ausbaus zum richtigen Zeit-
punkt in die Fertigteilproduktion integriert wird.
Entwicklung
Baubetrieb 2-231
Aufreihbänder und Sägen der Steine. Um unter- Mauerwerk-Roboteranlage (Beispiel Lingl)
schiedliche Steine in den Greifbereich des Ro-
boters zu führen, werden drei Aufreihbänder in- Die in der rechnergestützten Bauplanung (CAD)
stalliert. Sie sind nebeneinander aufgereiht, so erarbeiteten Daten werden online für die Steue-
daß jeweils ganze und halbe Schnittsteine einem rung der automatisierten Produktionsanlagen
Band zugeordnet werden können. Der Anlagen- übernommen. Während die Systempaletten, auf
bediener erhält Arbeitspapiere, entsprechend denen die Wandelemente aufgebaut und durch
denen er die Steine in der jeweiligen Lage und die Anlage transportiert werden, am Wandteil-
Reihenfolge auf die Bänder gibt. automatenbereitgestellt werden, werden Ziegel-
Das Sägen in der Wandvorfertigungshalle läßt pakete mit entsprechenden Formaten einer
sich weitgehend reduzieren, wenn vorwiegend Transportbahn übergeben und programmge-
konfektionierte Schnittware vom Baustoffhänd- steuert auf verschiedenen Zuführbahnen bereit-
ler bezogen wird. Die Schnittware kann aber gestellt.
auch im eigenen Sägeraum hergestellt werden. Hauptformatziegel werden der Gruppierstrek-
ke direkt, End- und Sägeziegel über Nebenlinien
Mörtelauftrag. Der Roboter holt die Steine von dem Robotergreifbereich zugeführt. Die Neben-
den Aufreihbändern und setzt sie direkt nach der formate werden einer absenkbaren Einschleus-
vorgegebenen Mauerstrategie auf die Ferti- station in der Gruppenstrecke lage- und reihen-
gungspaletten. Je nach Steinsorte wird wahlwei- folgerichtig übergeben bzw. auf einer Steinsäge
se mit Dickbett- oder Dünnbettmörtel gearbei- abgelegt, wenn gesägte Formate benötigt wer-
tet. Der Roboter mauert jeweils eine Lage. Da- den. Die gesägten Ziegel werden ebenfalls der
nach fährt der Mörtelschlitten über die gesamte Einschleusstation übergeben.
Lage und trägt den Dickbettmörtel auf. Beim Auf der Gruppierstrecke werden die Ziegel
Auftrag von Dünnbettmörtel streift der Roboter entsprechend der nächsten Steinlage im Wand-
den gegriffenen Stein mit seiner Unterseite über element exakt positioniert und für den Umsetz-
eine rotierende Rolle, die sich in einem Mörtel- greifer des Wandteilautomaten bereitgestellt.
bad befindet. Während die nächste Steinlage gruppiert und
von einem Hubgerät mit Verfahreinheit auf die
Palettenumlauf Mauertafeln werden auf Ferti- vorhergehende Mauerlage aufgetragen wird,
gungspaletten produziert. Diese Stahlschweiß- übernimmt der Umsetzgreifer die angehobene
konstruktionen sind als Träger ausgeführt, die Steinlage und setzt sie als nächste Mauerlage ex-
mit Ketten und Rollbahnen transportiert wer- akt gesteuert auf das Mörtelbett Dabei wird die
den. In der Position des Roboters wird die Ferti- auf Federelementen angehobene Steinlage so ge-
gungspalette mit hydraulischen Stempeln arre- gen einen Richtbalken des Umsetzgreifers ge-
tiert, so daß die Oberfläche plan zum Aufmau- preßt, daß die Oberseite jeder Steinlage absolut
ern der Wände bereitsteht. Nach jedem Durch- eben ist. Das Vorbereiten spezieller Ausgleichs-
lauf wird die Oberfläche der Palette gesäubert lagen und das Einbringen von Armierungen er-
und geölt. folgen manuell.
Das fertiggemauerte Wandelement wird aus
Nachbearbeitung. Nach dem Mauern verläßt die dem Bereich des Wandteilautomaten in eine Be-
Fertigungspalette den Roboterbereich.An Nach- arbeitungsstation transportiert, in der Rolla-
bearbeitungsplätzen können manuelle Arbeiten denkästen sowie Tür- und Fensterstürze einge-
wie das Einbringen vertikaler Armierungsstäbe bracht werden können. Nach dem Finishing ge-
einschließlich Vergießen, das Zusägen und Ein- langen die fertigen Wandelemente über ein Rol-
setzen von Brüstungssteinen, das Anbringen der lenbahnsystem und einen Automatikkran in den
Deckenrandabschalung sowie Ausbesserungsar- Aushärte- und Lagerbereich. Nach dem Aushär-
beiten durchgeführt werden. Die Arbeitsplätze ten werden die Wandelemente kommissioniert
sind so gestaltet, daß auf beiden Seiten Werker und auf spezielle Transportpaletten für den
auf Hebebühnen stehen und gleichzeitig an der Transport zur Baustelle umgesetzt.
Wandtafel arbeiten können. Auf der Baustelle werden die nach Baufort-
schritt planmäßig angelieferten Wandelemente
mit einem Kran aufgenommen, versetzt und ex-
akt fixiert. Auf diese Weise können die Wände
und die Fertigdecke für ein Stockwerk eines Ein-
Alternativen
Baubetrieb 2-233
Abb. 2.5-11 Lager für Stahlrahmenelemente eines Fer-
tighausherstellers
-
Plattformtragwerk
~ Abdeckung
i> Ki 1
.lil lil
Baubetriebsebene
i!!i
7i
i
i
Kranl~ufkatze ri ~ jlr .
i. !!"i!! !
j lil j j i!! i Vertikaler
" ·~ V """""""'
""'"'""'""''''"""' .-~ •n· ...-:~~
tiii=H"===m===:m-·-·-
.... llr' ~~
I I :-ti~
iY=~=:j======lt===*===l=i!~t\~~ i
!; I ........._ Hebevorrichtung
Baubetrieb 2-235
von zwölf Hydraulikstempeln ein Stockwerk rientierten Bauwesen möglich, das bestimmte
weiter nach oben gedrückt. Dazu sind jeweils Merkmale aufweist: flexible industrielle Vorfer-
drei 132- bzw. 150-t-Hydraulikstempel in jeder tigung, flexible Herstellung unterschiedlicher
Säule notwendig; die Verschiebung nach oben Gebäudeteile vor Ort und ein Projektmanage-
dauert 1,5 Stunden. Zur Zeit benötigt man etwa ment, das die Nutzung von CAD in dezentralen
neun Tage für die Fertigstellung eines Stockwer- Ingenieurbüros und den Einsatz von Baurobo-
kes; Ziel sind fünf Tage, also der Wochentakt Voll tern in dezentralen Werkstätten durch Compu-
ausgefahren erreicht das Tragwerk eine Höhe ter Supported Cooperative Work ermöglicht.
von 25 m, zusammengefahren ist es etwa 4,5 m
hoch. 2.6
Für Installationen, die noch nicht in den Fer- Bauverfahrenstechnik und
tigteilen integriert sind, wird im bereits fertig- Baumaschineneinsatz
gestellten Teil des Gebäudes eine Feldfabrik ein-
gerichtet. Interessant ist auch die Vorgehenswei- 2.6.1
se, daß Arbeiten unterhalb und oberhalb des Bauverfahren und Maschineneinsatz im Erdbau
Fundaments zeitlich parallel ausgeführt werden:
Während die Roboter die ersten Etagen errich- 2.6.1.1
ten, werden unterirdisch zwei weitere Unterge- Allgemeine Grundlagen des Erdbaus
schosse ausgebaut.
Die Ausbildung des obersten Stockwerkes als Der Erdbau umfaßt alle bei der Schaffung von
Dach des Hochhauses zu Beginn des Bauprozes- Bauwerken erforderlichen Vorgänge des Bewe-
ses sorgt für den Abschluß der Baustelle in alle gens von Bodenmassen und der damit verbun-
Richtungen, was Beeinträchtigungen und even- denen Veränderung von Teilen der Erdober-
tuelle Schäden durch Witterungseinflüsse er- fläche. Dabei handelt es sich i. allg. um den Aus-
heblich vermindert. hub von Baugruben für Gebäude und Ingeni-
Der Prototyp des SMART-Systems reduzierte eurbauwerke, aber darüber hinaus auch um Bo-
den Arbeitskräftebedarf um etwa 30%; erreich- denabtrag (Einschnitte) und Bodenauftrag
bar erscheinen ca. 50% bis maximal 70%. (Dämme) beim Bau von Verkehrswegen und
Augenblicklich liegen die Kosten eines Gebäu- -anlagen.
des bei Erstellung mit Hilfe des SMART-Systems Die im Erdbau auszuführenden Arbeiten um-
noch deutlich über denen bei herkömmlicher fassen die Teilvorgänge Lösen, Laden, Transpor-
Ausführung; man rechnet jedoch mit einer merk- tieren, Einbringen und Verdichten von Boden-
liehen Kostenreduzierung. massen. Die zur Verfügung stehenden Erdbau-
Die Problematik des Bauablaufs liegt weniger maschinen können je nach Bauart für einzelne
im rechtzeitigen Bereitstellen von Material, in oder mehrere dieser Teilvorgänge verwendet
der Wahl der Bauverfahren bzw. -maschinen werden.
oder ähnlichen auf herkömmlichen Baustellen Der hohe Maschinisierungsgrad von Erdbau-
anzutreffenden Schwierigkeiten, sondern mehr stellen zwingt zu einem besonders wirtschaftli-
in der akkuraten Planung, der Programmierung chen Einsatz des Gerätepotentials. Hierfür sollte
der Roboter und der Just-in-time-Anlieferung im Rahmen der Arbeitsvorbereitung die Maschi-
der Teile. neneinsatz- und Betriebsplanung auf der Grund-
lage guter Kenntnisse über Geräteleistungen,
2.5.5.9 Gerätekosten und Einsatzbedingungen vor Be-
Voraussetzungen für die Einführung von Baurobotern ginn der Arbeiten bereits vorliegen.
oder
Neben dem Füllungsfaktor fp ist auch der Begriff
VR. fr ·60 · 3
"Ladefaktor" gebräuchlich. Er bezeichnet das Ver- QB = lll mfest fh
t
hältnis des Füllungsfaktors fp zum Auflockerungs-
faktor fs. Dieses Verhältnis ist identisch mit dem mit VR Fassungsvermögen der Arbeitsausrü-
Verhältnis des Volumens vor dem Lösen bzw.Auf- stung in m 3,fs Auflockerungsfaktor,fp Füllungs-
nehmen zum Nenninhalt der Arbeitsausrüstung. faktor,fr Ladefaktor und t Spielzeit (Zeit für die
Ausführung eines Arbeitsspiels) in min.
Ladefaktor
Volumen der festen Masse Nutzleistung bzw. Dauerleistung QA. Dies ist die
(vor dem Lösen) Leistung in Kubikmeter pro Stunde, die mit der
fr= Nenmn
"hlVd
a t R er Ab" ··tung
r eltsausrus jeweiligen Arbeitseinrichtung bei einer be-
stimmten Einsatz- und Materialart auf Dauer er-
Verdichteter Boden hat nach der mechanischen reicht wird. Hierbei werden alle leistungsbeein-
oder sonstigen Bearbeitung gegenüber der flussenden Größen wie Gerätezustand und -be-
natürlichen Lagerung i.d.R. ein geringeres Vo- dienung, Baustellenorganisation und Witterung
lumen. Damit ergibt sich der berücksichtigt.
g'j'
c ;}
:e ...
!!.
~· Hydraulik- Radlager Planier- Transportfahrzeuge Lagerungs- Auflockerungs- ;;-
Boden· und Felsklasse ....
:::1" bagger raupe dichte p• faktorf,e
nach ATV DIN 18300
~ !:
c Bodenarten trocken erdfeucht naß trocken erdfeucht naß [I/rn)
:I ~
Q.
nach DIN 18196 "'~
=
...c c::
1,00 1,10 1,10 0,95/1,1311 ,37 1,00/1,19/1,45 :::1
17 1 Oberboden 1,20 0,90 1,00 1,00 1,00 c..
~ (Mutterboden)
::!. ~
ID ,..
17
2 Fließende Bodenarten: ~
)S
flüssige bis breiige Beschaffenheit ::>
::>
!!(
3 Leicht lösbare Bodenarten: ~
Sand, Kiessand (nicht bindig), 1,13 0,73 0,86 0,86 1,00 0,92 1,08 1,10 1,51 / 1,72/1.86 1,00/ 1,14/1,23
Kies, Schotter (nicht bindig), 1,13 0,77 0,87 0,87 1,00 0,95 1,05 1,03 ~
0
Sand. Kies (schwach bindig), 1,13 0,91 0,97 0,95 1,00 0,98 1,12 1,10 0,95/ 1,13/1,37 1,00/ 1,19/ 1,45 z
Torf, Mudden (schnittfest), - - - - - - - - 00
g
4 Mittelschwer lösbare Bodenarten:
Sand-Kies-Gemisch (bindig) mit kleinen Steinen•, 1,20 0,90 0,98 1,02 0,95 1,02 1,12 1,10 1,34/1.70/ 1,92 1,00/1 ,26/ 1.43
Mergel, Schutt,
Iehm- und tonhaltige Böden mit kleinen Steinen• 1,20 - 0,93 0,99 0,95 - 1,08 1,05 1,47/1,75/ 1,84 1,00/1,19/1 ,25
o Lenkhydraulik c Hubstellung
b Rahmen-Kni<kgelenk d Auswurfstellung
e Aushub- oder Schürfstellung
f Umlenkturas
g Antriebturas
B
b
bl
2 A Öffnungsweite, gemessen von der
~1 Schneidlippe zur Löffelrückwand
B Schnittbreite, gemessen über Außen-
kante Zahnspitze oder Seitenschneide
b Löffelbreite, gemessen über Außen-
kante der Schneidlippe
ll J. b1 Innenbreite vom, Schneidlippenbreite
gemessen zwischen den Innenwandseiten
I. b2 Innenbreite hinten, gemessen am
verjüngten Löffelrücken
Löffelquerschnittsfläche, planimetriert
biszur Strecke A, wobei die Krümmung
des Seitenbleches unberücksichtigt bleibt
Abb. 2.6-3 Angaben zur Berechnung des Grabgefäßinhalts (Beispiel Tieflöffelausrüstung) (Liebherr 1992]
- I
t3
t4
ts
Zeit für das Schwenken
Zeit für das Entleeren
Zeit für das Rückschwen ken (leer)
~ Zeit für das Senken des Hauptauslegers
I
----l to1 Qberlappung t 2- t3
to2
to3
Uberlappung t 3 - t4
Oberlappung ts- ~
- ~1
- ~~
- t- ~3
I t
'
....
1,25 205 200 200 184 193 200 184 200 155 160
....
L; .. L; ..
·"'t ·"'
.J:l t..
1,5 196 194 194 177 183 191 177 .J:l ..
c3:: 191 c3:: 152 155
1,75 190 188 188 172 175 182 172 182 150 151
g',~ g'_~
2,0 185 183 183 165 168 175 165 ==~ 175 ==li 148 150
2,25 - 178 178 159 162 168 159 168 145 148
2,5 - 174 172 154 155 162 154 162 142 148
n Tieflöffel L5 Lades<haufel KS Klappschaufel
Schwenkwinkel
Tabelle 2..6·4 Grabfaktor fH 1: Berücksichtigung der Grabtiefe bzw. -höhe [Hoffmann/Kremer 1996)
Grabtiefe in m 3 4 5
Bodenklasse nach DIN 18300
3 bis4 1,00 0,93 0,87 0,84 0,82
5 bis 6 1,00 0,95 0,91 0,87 0,85
Wenegehen nur filr Grabgef.iße mit V0 ~ 0,5 ... 1,0 m1. Bei Grabgefäßen > 1,0 m1 leistung nur mindern, wenn dievorhandene
Grabtiefe bzw. -höhe die giinstige Grabtiefe bzw. ·höhe unter- oder Oberschreitet
Giinstige Grabtiefe bzw. -höhe in m: (1 bis 2) · V0
Baustellenbedingungen Betriebsbedingungen
sehrgut gut mittelmäßig schlecht
sehr gut 0,83 0,81 0,76 0,70
gut 0,78 0,75 0,71 0,65
mittelmäßig 0.72 0,69 0,65 0,60
schlecht 0.63 0,60 0,57 0,52
Tabelle 2.6-10 Fahrzeiten tFA ins (für Rad Iader) [Hoffmann/Kremer 1996]
wobei
Tabelle 2.6·1 1 Entleerungsfaktor fu: Berücksichtigung
der Entleerungsart [Hoffmann/Kremer 1996) Nutzleistungsfaktor /E =!LI /Lzfs
Entleerung
M Zeitzuschlagins (s. Tabelle 2.6-12).
auf Halde oder in Fahrzeuge
Beschaffenheit in Übergabe- 2.6.1.3
des Fahrwegs trichter
Fördern von Bodenmaterial
wellig, weich 3 6,0
wellig, mittelfest 3 6,5
leicht wellig, fest 3 7,0 Bodenmaterial wird heute i. d. R. gleislos mit nor-
glatt, fest 3 7,5 malen oder geländegängigen Lastkraftwagen
(Lkw), Schwerlastkraftwagen (Skw) bzw. Mul-
denkippern sowie Bodenentleerern und Durn-
pern transportiert. Nach der Art des Entleerens
unterscheidet man 2- bzw. 3-Seiten-Kipper sowie
Hinter- und Vorderkipper (Abb. 2.6-5).
Für flächenhafte Bodenabträge können je nach
Transportentfernung Fahr- und Flachbagger wie
a Skw alsMuldenkipper
b Gelenk-Hinterkipper
---
~~ ~
o Bandage
b Grundrahmen
c Antriebsmotor für die Vibration
d Anhängevorrichtung
d 0 ( b
a Anhänge-Vibrationswalze, Walzenzug
--<Z:ll>.
L=
II e vibrierende Bandagen
f luftbereifte Antriebsräder
I~ ~I g Vorderwagen
I h Hinterwagen
i Pendel-Knicklenkung
j Antriebsmotor
g e j h
b Kombi-Walzenzug
a Bedienungshebel
b Kraftstofftank
c Führungsstange
d Schwingungserreger
e Plane
f Motor
0 b
o Sohlträger IPB
b Kanaldielen
c Keile und Futterhölzer
d Gurtung IPB
e ggf. Verkleidung der Dielen
f Holzverkleidung
-rl;
+r/7.//.Z«Z/f+ ~
1,50 bis 3,00 m ~
Bei der Ausfachung mit Spritzbeton wird der Stahlklammern befestigten Bohlen nicht ausrei-
Boden wegen der besseren Tragwirkung in Ge- chend hohlraumarm am Erdreich anliegen und
wölbeform abgetragen und der Spritzbeton in so Gefährdungen durch Setzungen auftreten
einer Dicke von 5 bis 8 cm hohlraumfrei aufge- können. Außerdem kann durch die horizontalen
tragen. Die Spritzbetonschale ist i.allg. mit Bau- Schlitze feinkörniger oder fließfähiger Boden
stahlmatten bewehrt. austreten, was ebenfalls Setzungen nach sich
Seltener kommen für die Ausfachung vorge- ziehen kann.
hängte Holzbohlen zum Einsatz, weil die mit
a Ausgleichsschicht
b Isolierung
c Decke
d Wand
e Sohle
f Stahlträger
g g Arbeitsraum
~
(Schloßwasser) und werden für die Ausführung
trockener Baugruben im Grundwasser verwen-
det. Mit Hilfe von statisch oder dynamisch wir-
kenden Kräften werden die Profile als Einzel-
(selten), Doppel- oder Dreifachbohle in den Bo-
den gerammt, gerüttelt oder eingepreßt. Die
Rammbarkeit des Bodens begrenzt ihre Ver- • UPmfil• " '
wendbarkeit.
Die Wahl des Einbringverfahrens hängt v.a. ab
von den Bodenverhältnissen, der Nachbarbe-
bauung und den verwendeten Spundwandprofi-
len, wobei eine optimale Abstimmung zwischen
Rammgerät, Rammverfahren, Rammgut (Boh- --......<•»
b Z·Profile
len) und Boden Voraussetzung für die wirt-
schaftliche Ausführung der Rammarbeiten ist.
Abb. 2.6-14 Profile (nach Fa. Zeppelin)
Neben der geeigneten Stahlsorte muß das ge-
eignete Profil für die Spundbohlen festgelegt
-+-
'
Draufsicht
Ankerkopfplane
2 Konsolbleche
Schnitt A- A
Verfahren und Geräteeinsatz. Beim schlagenden Zur Sicherung tiefer Baugruben und zur Auf-
Rammen wirkt ein Schlag- bzw. Fallgewicht auf nahme hoher Lasten aus Nachbarbebauungen
den Bohlenkopf, das je nach Antriebsart über eignen sich Bohrpfahlwände, die wegen ihrer
Seilzug (Freifallramme) oder durch Dampf, massiven Konstruktion aus Stahlbeton und da-
Druckluft, Hydraulik bzw. Dieselverbrennung mit hohen Steifigkeit zu den verformungsarmen
angehoben wird. Zu unterscheiden ist zwischen Verbauarten gehören. Sie werden in überschnit-
langsamschlagenden Rammen (Dieselrammen tener, tangierender oder aufgelöster Bauweise
mit Schlagzahl40 bis 60 pro Minute) und schnell- ausgeführt (Abb. 2.6-18). Bei Überschneidung
schlagenden Rammen (Schlagzahl 100 bis 300 der Pfähle ist die Bohrpfahlwand wasserdicht
pro Minute). Das Schlaggewicht richtet sich nach und kann auch im Grundwasserbereich einge-
dem Gewicht des Rammgutes. baut werden.
Beim Rütteln (Vibrieren) verringern elek- Wegen der deutlich höheren Kosten der Bohr-
trisch oder hydraulisch angetriebene Vibrati- pfahlwand gegenüber Trägerhohlwand und
onsbären bei geringerer Lärmentwicklung die Spundwand wird sie häufig als tragendes Bauteil
Reibung zwischen Rammgut und Boden um in das spätere Bauwerk einbezogen. Die maßge-
75% bis 90% des Ruhewertes (Abb. 2.6-16). rechte Herstellung, die in allen Bodenarten mög-
Eine Weiterentwicklung in der Rammtechnik lich ist, und die nur geringen Abweichungen von
ist die hydraulisch angetriebene Impulsramme, der Lotrechten erleichtern derartige Entschei-
die durch Entfall des Schiagens weitgehend dungen.
lärmfrei arbeitet.
Mit dem Einpreßverfahren, das die Mantelrei- Bauweisen. Für die Herstellung einer wasser-
bung eingebrachter Spundbohlen für die hy- dichten und schubfesten Baugrubenumschlie-
draulische Preßeinrichtung nutzt, können Spund- ßungwird die Bohrpfahlwand in überschnittener
bohlen ohne wesentliche Lärmentwicklung auch Bauweise ausgeführt. Die Bohrpfähle entstehen
unmittelbar neben erschütterungsempfindli- in zwei Arbeitsgängen im Pilgerschrittverfahren:
cher Nachbarbebauung eingebracht werden Herstellen der unbewehrten Primärpfähle mit
(Abb. 2.6-17). Beim Ziehen kommen die auch langsam zunehmender Betonfestigkeit und ei-
zum Einrütteln verwendeten Vibrationsbären nem Pfahlabstand von 0,75·d sowie Herstellen
a Kraftstation (dieselelektrisch,-hydraulisch)
b Schaltpult
c Energietr~nsport (elektrische Kabel, Hydraulikschläuehel
d elastische Aufhängung der Kabel oder Schläuche
e Vibrationsbär
f Schwingungsisolator
g Motor
h Unwucht
i Erregerzelle
j hydrau lische Spannzange
k Rammgut
a b
Hydraulik-
zylinder
Preßkraft Preßkraft
ca.2000 kN ca.lSOO kN
Klemm- Klemm-
verbindung verbindung
Rammgut Rammgut
Mäkler
Mäklerführer
Preßzylinder
- Zylinderhub 450 mm
- Druckkraft 600 kN
- Zugkraft 380 kN
Spannzangen
Rammgut
Wirkpegel
mäklerführende Presse ca. 70 dB {A) Anbaupresse
a b
horizontale Gewölbe
~
(
2,00 2,00 2,00
."
Abteufen des Bohr-
rohres durch hin- und gleichzeitiges
herdrehende, gleichzeitig Fördern des Bohr-
nach unten drückende gutes mit Greifer Einsetzen des Betonieren des Pfahles
Bewegungen Bewehrung- bei gleichzeitigem Ziehen
korbes der Rohre durch hin- und
b Schlagbohren mit Baggeranbaugeräten herdrehende Bewegung
~ (0Z2-2<2<1:):q e,Z0ZiZZ:> 1
I j 3,1 ,l Sekundärlamellen I
a
1,9
a Pilgerschrittverfahren
b kontinuierliches Verfahren
b
2.Lamelle
ez-z-z-z,t o'4.,
Harneile
"!'~"
Abb. 2.6-20 Form und Abmessungen von Lamellen bei einer Greiferbreite von 2,50 mundeiner Wanddicke von 0,60 m
[Schnell 1990]
h a Fräse
b Fräsenpumpe
c Entsandungspumpe
d Vorratstank
e Kreiselpumpe
f Bodenmaterial
g Kreiselpumpe
h Betonirrniseher
i Betonsilo
j Wasserzugabe
Gurt
Steife
Grundriß
weil der Einsatz von Großgerät oder Großflä- steifungen ergeben sich zum einen aus den sta-
chenschalung nicht möglich ist, bleibt die Bau- tisch konstruktiven, zum anderen aus den bau-
grube bei Verankerungen frei von Einbauten. betrieblichen und verfahrenstechnischen Be-
dingungen (Abb. 2.6-23 und 2.6-24).
Aussteifungen
Rückverankerungen
Die Steifenlagen werden i.allg. mit den auf der
Baustelle vorhandenen Turmdrehkranen oder Anker werden nach DIN 4125. unterschieden.
Autokranen eingebaut. Die Höhenlagen der Aus- Nach ihrem Tragverhalten lassen sie sich in zwei
a Laufkatzenausleger
b Nadelausleger
c Teleskopausleger
d Knickausleger
a
3,8m 3,8x 3,8 m
Abb. 2.6·28 Schnelleinsatzkran (Untendreher) mit Lastmomentenverlauf (Pekazett Baumaschinen GmbH, Heilbronn)
(nach [Liebherr 1995])
I
Ausladung 55,0m
:._ ::.r_-_-...r:: ~ 1550kg
50,0m
2150 kg
±--_-_L: I~ "'
..c
•O
..c
45,0m -.j ..0
:::>
:X:
2550 kg
_- :=t_~--...r:: ~
- - 40,0m - -.j
3050 kg
Lastmomentkurve
I
8+----~
6
15 20 30 40 50 55 m
- -- - Ausladung
~f;7 15 16 15 25 80
<~ 30 30 25 40 120
C::;t;. 40 40 35 40 160
e::;;w;v 50 50 40 35 160
~ 80 50 40 30 190
Tabelle 2.6-1 S Autokran ·Ba urei he 25-400 t max. Trag last (nach Liebherr I1994))
25 40 30 70 170
40 45 35 70 220
50 55 40 70 260
~ 70 60 45 70 260 115
:a 90 65 50 70 320 115
sen (s. Tabelle 2.6-14). Sie sind meist mit Gitter- rerhaus für Fahrbetrieb bis über 60 km/h. Die
ausleger ausgerüstet. Größere Mobilkrane dienen Motorleistung ist für den Fahrbetrieb bemessen.
als Montagekrane im Fertigteilbau. Sie sind meist mit Teleskopausleger ausgerüstet,
Autokrane haben als straßentaugliche Unter- größere Geräte für den Schwerlastbetrieb auch
wagen ein Lkw-Fahrgestell mit separatem Füh- mit Gitterausleger (Abb.2.6-30 u. Tabelle 2.6-15).
~r1-t~~-r1-9+-t-r-~~-t-r-r~~T-t-t-r1-l8
~r1-+-\+!'-rß-r~+-t-r-~~-t-r-r~;-T-t-t-r1-16
·~~-r-r-r-r-t-t-t-t-+-+-+-+~_,-1-1-1~r-r-r-r-~·
~~tiiL~-~~~~~~~~~~_,_,_,-i-t-t-t-t-t-t-t--1 2
"'l~ll 0
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 JO 32 34 36 38 40 42 •• 46 46
Abb. 2.6-30 Diagramm für den Arbeitsbereich eines Autokrans mit 70 t Traglast (nach [liebherr 1994])
Brückenlänge
Ausleger Spannweite Ausleger
Feststütze Pendelstütze
a Kranbrücke d Hubwerk
b Feststütze e Kranfahrantrieb
c Pendelstütze f Kabeltrommel
Sonderbauarten 2.6.3.2
Bestimmen der erforderlichen Krankapazität
Weitere Bauarten von Kranen, die für spezielle
Aufgaben im Bauwesen Verwendung finden, Im Rahmen der Arbeitsvorbereitung und Ein-
sind Derrick-Krane- v.a. bei Stahlbaumontage- richtungsplanung sind Anzahl, Größe, Einsatz-
arbeiten für das Bewegen schwerer Lasten - und dauer und Standorte der Krane nach baube-
geländeunabhängige Kabelkrane für breite, lang- trieblichen und bauwirtschaftlichen Kriterien
gestreckte Baustellen (Flußkraftwerke, Staumau- festzulegen. Einfluß auf diese Entscheidung neh-
ern usw.). Im Hochbau kommen darüber hinaus men vorgegebene Randbedingungen wie Bau-
häufig Lasten- und Personenaufzüge zur Versor- zeit, Massenschwerpunkt, maximale Gewichte
gung der Ausbaugewerke hinzu. und Abmessungen der zu bewegenden Trans-
portgüter, Bauwerkhöhen sowie die Notwendig-
Belegschaft (gewerblich)
Bauweise produktive Arbeiter mit Aufsicht und mit Urlaub und
Kranführer Krankenanteil
Ortbeton (Krankübel) 14 18 20
Ortbeton (Pumpe) 10 13 15
Ortbeton und Mauerwerk 16 19 22
Fertigteilmontage 3 5 6
a b
Abb. 2.6·32 Spezial.schalungen im Hochbau;a Stützen, P{eiler; b Wände; cTische; d Halb- und Volltunnel
a Decken
b Stützen
c Fundamente
d Wände
Stützen
r.::=-
"'= r=:::
r-
Wände
2 Nebenleistungen (h/m2):
Auf-/Abladen
Schal- und Rüstmateria l
Montage/Demontage ca. 10 ... 20
Schlußreinigung
DIN 18331 (Gliederung der Lohnleistung nach bungs- und Stoffkostenanteil betragen i. allg.
Tabelle 2.6-20 ). Dabei ist zu berücksichtigen, daß zwischen 25% und 35% der Gesamtkosten (Lohn
max. 70% als direkte Ausführungsleistung ge- und Material).
mäß Arbeitszeitrichtwerten im Hochbau (ARH)
davon betroffen sind - und dies nur bei häufiger 2.6.4.7
Verwendung der Elemente. I>er Rest- 30% und Zusammenfassung und Ausblick
mehr - fällt für alle möglichen Neben-, Beson-
deren Leistungen und Randleistungen an. Ohne präzise Beschreibung der Anforderungen
an die zu erwartenden Betonflächen durch den
2.6.4.6 Auftraggeber bleiben Leistungsbeschreibungen
Geräte, Materialien, Stoffe unvollständig. Lohnleistungen innerhalb des
Schalungsgewerkes beschränken sich nicht auf
Der Abschreibungs- bzw. Stoffkostenanteil der die unmittelbaren Leistungen an Ort und Stelle,
Schalungsformen und Gerüste (Negativform) Neben-, Besondere Leistungen und Randleistun-
richtet sich grundsätzlich nach der geforderten gen nehmen einen beachtlichen Anteil ein.
Qualität, mehr jedoch noch nach der möglichen Schalungen und Gerüste werden auch in Zu-
Zahl der Einsätze und der Standzeit Abschrei- kunft den größten Aufwand innerhalb der Roh-
Arbeitsvorbereitung
im Betonbau
41~
erforderliche Unterlagen:
/
Leistungsverzeichnis,
~
Ausschreibu ngsp lä ne,
Technische Auszüge,
Terminablaufusw.
I \
Arbeitsschritte:
Mengenkontrolle, Schalungs- und Sondervorschläge, Bauablauf- und Personal- und Baustellenein-
Materialauszüge, Rüstungspläne Nebenangebote Bauzeitplanung Geräteeinsatz- richtungsplanung
NU-Angebote, planung
Ergebnisse:
Mengenauszug n. Schalungspläne, techn. Konzepte, Planvorlauf:l:eiten Personal bedarf, BE-Plan,
Bauabschnitten, Schalungsbedarf, baubetriebliche u. Bauablaufplan, Gerätebedarf, Gerätestandorte,
Materialbedarf, Gerüstpläne, Konzepte, Plan Iieferungs- Leistungsverlaut Lagerflächen,
NU-Liste Rüstungsbedarf, Ablaufvorschläge termine Kostenverlauf Ver- und Entsor-
Arbeitstakte Einsparungen gungspläne
Abb. 2.6-3S Arbeitsvorbereitung mit erforderlichen Unterlagen und Arbeitsergebnissen [Petzschmann 1998)
Prüfingenieur S Prüfingenieur 12
Prüfen Statik 1--------------' Prüfen
~------------- ---------- ~ Bewehrungspläne
2Wo. 2Wo.
Vorgangsbeschreibung Wochen
1 12 I 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
0 Ausführungspläne Ml:SO
Vorabzug
1 Ausführungspläne M1:50 r-
Abstimmung
r-
2 Durchbruchs- (Schlitz)pläne
-
3 Freigabe Durchbruchspläne ---,
4 endgültige statische
Bemessung
5 Prüfen statische Bemessung
6 Schaltpläne Vorabzug
~
7 Prüfen Schalplan Vorlauffrist
- Schalplan Vorabzug
---
Vorabzug Architekt
6Wo.
8 Vorabzug Fachingenieur
9 Schalpläne endgültig -'-- J Schalplan
4Wo.
10 Freigabe Schalpläne
11 Herstellen Bewehrungspläne
T~ l J Bewehrungsplan
3Wo.
12 Prüfen Bewehrungspläne r--r--; ,J I I
13 Biegen und Liefern
Bewehrung
18 Wochen r-:-J
14 Start Fertigungsabschnitt
I I I I I T
Abb. 2.6-37 Balkenplan des zeitlichen Ablaufs der Ausführungsplanung [Petzschmann 1998]
Tabelle 2.6-21 Soltiereinteilung und Eigenschaften von Betonstahl nach DIN488 Teil1
Betonstahlsorte
Kurzname Bst 420 S Bst 500 S Bst500M
Kurzzeichen 111 s IVS IVM
Nenndurchmesser d, in mm 6.. .28 6 ... 28 4.. . 12
Streckgrenze f k in N/mml 420 500 500
Zugfestigkeit ftlc in N/mm2 500 550 550
Gleichmaßdehnung Euk in % 10 10 8
I Biegedorn
2 Mitnehmer
3 Haltedorn
verfestigt durch
a
Kaltbiegen
j richtig
b
;;:: 3cm
) richtig
) falsch
zu großer Hebelarm
~
d falsch
verfestigt
e richtig
aussteifender)
Verwahrkasten
Tabelle 2.6-23 Fehlerquellen bei Vorbereitung und Einbau der Bewehrung und Gegenmaßnahmen
Verlegemaß nom Cy
~ nom <bo
d,1(längsstab) ~ nomc1-d 1tMl } DIN1045
d,bo (Bügel) d,,
2: u- - - d ""
2 ·~
r;g ) DIN4102 Teil4
EJ" d~
~E nomc1 2: uI - - 2 - dI b
cuo
-.:: c:::
>"' e Abstand Achse LängsbewehrunQ von
der Außenkante der äußeren Bewehrung
Verlegemaß
nomc,.
Anforderungen an Leistungsklassen
L1 l2
Prüflasten:
statischer Kurzzeitversuch nach Abschnitt A2.2 2SONi 1000 Ni
Kippstabilität nach Abschnitt A2.3 SOON
Dauerstandversuch nach Abschnitt A2.4 350 Ni, 175 Nk
Zu lässige Verformungen:
nomc,$20mm 1mm 1mm
nomc, > 20 mm 2mm 2mm
i bei verformungssteifen Abstandhaltern, z.B. zementgebundenen Abmndhaltern, muß der Mittelwen der
. gemessenen Traglast (lstlast) doppelt so groß sein
l punklförmige Abstandhalter
k linienförmige Abstandhalter
Beispiele für die Bezeichnung der Abstandhalter Geschweißte Betonstahlmatten sind eine werk-
sind: seitig vorgefertigte Bewehrung aus einander
kreuzenden, kaltverformten, gerippten Stäben,
DBV-40-L2/F/T
DBV-35-Ll } auf der Bewehrungs-
zeichnung die an den Kreuzungsstellen durch Widerstands-
punktschweißung scherfest miteinander ver-
l
DBV-40-
auf dem Bestell- bunden sind. Betonstahlmatten werden angebo-
L2/F/T/8 ... 16
bzw. Lieferschein usw. ten als
DBV-35-Ll/12 ... 20
- Lagermatten (Standardgrößen ab Lager),Stan-
Abstandhalter sind nach den besonderen Emp- dardgröße 5,00mx2,15 m und6,00mx2,15 m,
fehlungen des DBV-Merkblatts so auszuwählen Lieferform: nur gerade Form;
und zu befestigen, daß das Verlegemaß auch bei - Listenmatten (regelmäßiger Mattenaufbau,
Querschnittschwächungen (z.B. durch Trapez- auf Bestellung), Länge 3,00 bis 12,00m, Breite
leisten) eingehalten wird. Werden Abstandhalter 1,85 bis 3,00 m, Lieferform: gerade und ge-
auf nachgiebigen Schichten (z. B. Dämmplatten) krümmte Form;
abgestützt, müssen Abstandhalter mit vergrö- - Zeichnungsmatten (unregelmäßiger Matten-
ßerter Aufstandsfläche verwendet werden, um aufbau, auf Bestellung), Maße und Lieferform:
ein Eindrücken beim Betonieren zu vermeiden. wie Listenmatten.
Für die Bewehrung in lotrechten Bauteilen sind
Abstandhalter so auszuwählen, daß durch das Schneiden von Betonstahlmatten. Listen- und
Setzen des Frischbetons im Bereich unter den Zeichnungsmatten werden ausschließlich auf
Abstandhaltern keine Fehlstellen im Beton ent- Bestellung gefertigt, deshalb müssen nur Lager-
stehen. Bei Anordnung langer, linienförmiger matten durch Schneiden und Biegen bearbeitet
Abstandhalter im Bereich der Zugzone ist mit werden, es sei denn, sie werden in Standardgröße
Rissen im Beton, insbesondere im Bereich der als Flächenbewehrung unmittelbar verlegt.
Abstandhalter, zu rechnen. Deshalb sollten dort Schneidarbeiten über die gesamte Mattenlän-
kurze, linienförmige Abstandhalter mit ausrei- ge bzw. -breite werden i. allg. vor der Anlieferung
chendem gegenseitigem Versatz eingebaut wer- (Biegebetrieb, Bauhof, Lagerplatz) ausgeführt.
den. Linienförmige Abstandhalter dürfen in der Das maschinelle Schneiden (Abscheren) von Be-
Druckzone biegebeanspruchter Bauteile nur tonstahlmatten erfolgt mit speziellen Beton-
parallel zur Spannrichtung eingebaut werden, da stahlmatten-Schneidemaschinen. Aussparungen
sich beim senkrechten Einbau die Nutzhöhe ver- und erforderliche Anpassungen werden mit
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1-Wellen 2-Wellen
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~"' , rv a Kipptrommelmischer
·~
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+ b Tellermiseher
c Trogmiseher
+ d Freifallmischer
d e e Zwangsmiseher
Ausgangs- Rezept. 1, Massen mR Mengen f. 500..1-Mischer mM1 Rezept. 2, Massen mR Mengen f. 75(}-1-Mischer mM1
stoffe kgfml kg kgfml kg
Konsistenz KR KR KS KS
Zement 335 167,5 250 187,5
Zuschlagstoffe 1815 907,5 1950 1462,5
Wasser 200 100,0 150 112,5
Summe 2350 1175,0 2350 1762,5
erwärmt, so ist es nach DIN 1045 Abschn. 11.2 (3) Miseher unter Berücksichtigung von Bedarfs-
zuerst mit dem Betonzuschlag zu mischen, be- spitzen abdecken können muß.
vor Zement zugegeben wird.
Qerj=cp · Q0
Bestimmung der Mischergröße. Unter der theo- mit Q0 durchschnittlicher Bedarf, cp Ungleich-
retischen Mischleistung Qrh (Herstellerangabe) mäßigkeitsfaktor (cpsaustene= 1,5 ... 3,0; cpseton-
versteht man das Volumen des verdichteten werk= 1,2... 1,5).
Frischbetons je Stunde, das maximal (technisch
begründet) vom Miseher abgegeben werden Berechnungsbeispiel: Ermittlung der erforderli-
kann (Verdichtungsmaß 1,45). Für absatzweise chen Nenngröße des Mischers, die zur Ab-
arbeitende Miseher (Chargenmiseher) gilt deckung eines mittleren Bedarfs von 10 m 3/h
Festbeton bei einer Ungleichmäßigkeit im Be-
Mischleistung Qrh =VNenn· n in m 3/h
darf von ±30% notwendig ist, wenn die Dauer
mit Spielzahl n =3600/ts (Anzahl der Arbeits- eines Arbeitsspiels 120 s und der Betriebszeit-
spiele pro Stunde). beiwert 0,8 beträgt.
Unter einem "Arbeitsspiel" versteht man den
Q0 = 10 m 3/h Festbeton; cpsetonwerk = 1,3;
Vorgang, der mit gleicher Ablauffolge der Teil-
vorgänge Füllen, Mischen, Entleeren und Rück- t5 =120 s; nr =0,8.
stellen mehrfach wiederholt wird (Unterbre- OerJ =cp·~ =Qn >
Bevorratungsdauer insges. 1... 2 Schichten 4... 5 Schichten 1.. . 2 Schichten 0,6... 1,2 h 1,5... 3,5 h
Bevorratungsdauer aktiv 1... 2 Schichten 1,5 ... 3 h 1.. . 2 Schichten Q,6 . .. 1,2 h 1,5 ... 3,5 h
Mobilität der Anlage stationär meist stationär stationär stationär leicht umsetzbar
Besonderheiten oft ein Vorrats- meistkein oft ein Vorrats- Vorratslager Vorratslager
Iager erforderlich Vorratslager Iager erforderlich immer erforder- immer erforder-
erforderlich lieh, sehr hohe lieh; hohe Be-
Beschickungs- schickungskosten
kosten
Tabelle 2.6-27 Zulässige Transportzeiten für Frischbeton in Abhängigkeit von der Fahrzeugart nach DIN 1045
Tabelle 2.6-28 Einzelprüfungen im Rahmen der Güteprüfung von Baustellen- und Transportbeton
Abb. 2.6-45 Flächen- und Linienverteilung auf Fahrbahnhöhedirekt vom Fahrmiseher [Riker 1996]
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f- ·
50
60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 0 5 10 m 15
Abb. 2.6-49 Aktionsbereich des bis 1990 größten fahrbaren Betonvertei lermastes [Riker 1996)
Rohrsäule
Hut>einrichtung -
Führungslager
der Rohrsäule
rungsführung müssen aufeinander abgestimmt Verdichten durch Rüueln. Frischbetone der Kon-
sein, damit innerhalb der Schalung möglichst sistenz KS, KP und KR sind nach DIN 1045 durch
wenige Behinderungen vorhanden sind. Hieraus Rütteln zu verdichten, wobei die Verdichtung un-
ergibt sich die Forderung, daß der Größtkorn- mittelbar mit lnnenrüttler oder mittelbar mit
durchmesser der Zuschlagsstoffe kleiner oder Außenrüttler (Schalungs-, Oberflächen- und
gleich einem Drittel der kleinsten Bauteilab- Tischrüttler) erreicht wird.
messung bzw. kleiner als der Abstand zwischen Bei der Verdichtung mittels Vibratoren wer-
den Bewehrungseinlagen sein muß. den die Grenzflächenspannungen zwischen den
Zuschlagskörnern durch mechanisch eingeleite-
Verdichtungsart. Die auf der Baustelle gewählte te Schwingungen herabgesetzt, so daß sie infol-
Verdichtungsart richtet sich nach der Konsistenz ge der wirkenden Schwerkraft eine dichtere La-
des Frischbetons und der Betonzusammenset- gerung einnehmen. Der Zementleim nimmt aus
zung. Nach der Art der Verdichtung wird unter- dem gleichen Grund eine flüssige Konsistenz an,
schieden zwischen Stampfen, Rütteln und Sto- so daß Oberschußwasser und Luftblasen ent-
chern. Steifer Beton (KS) für untergeordnete weichen können.
Bauteile (z. B. Streifenfundamente) kann durch
Stampfen verdichtet werden. Die Schichten von Innenrüttler. Sie sind auf Baustellen heute am
maximall5 bis 20 cm werden gestampft, bis der häufigsten zu finden. Zur Vermeidung einer Ver-
Mörtel im Beton aufsteigt und eine geschlosse- dichtung, die das Entweichen der Luft aus den un-
ne Oberfläche entsteht. Eine Verdichtung des teren Schichten verhindert, soll beim Rüttelvor-
Frischbetons läßt sich heute besser und ratio- gang die Rütteltlasche schnell senkrecht in den
neller durch Rütteln mit Innnenrüttlern, z. T. Beton getaucht werden, im Tiefpunkt kurz ver-
Schalungsrüttlern, erreichen. In der Regel ist harren und langsam von unten nach oben gezo-
Rütteln die Verdichtungsart für plastischen Be- gen werden, so daß sich der Beton hinter der Rüt-
ton (KP). Weicher Beton (KR) und Fließbeton teltlasche schließt (Abb. 2.6-51). Eine ausreichen-
(KF) sollen i. allg. nur leicht gerüttelt oder gesto- de Rütteldauer ist i. allg. gegeben, wenn eine mitt-
chert werden. Beim Stochern ist der Beton so zu lere Geschwindigkeit von v =5... 8 cm/s beim Be-
bearbeiten, daß die Luftblasen entweichen. Ver- wegen der Rütteltlasche im Frischbeton einge-
tikale Schalungsflächen können zusätzlich abge- halten wird. Aus dieser Bedingung läßt sich die Vi-
klopft werden (Hammer, Elektrohammer). Als brationsdauer tv (ins) je Tauchstelle berechnen:
Maßstab für die Verdichtung gilt die erreichte
tv=2(s+b)!v
Frischbetondichte. Tabelle 2.6-29 zeigt den Ein-
fluß der Verdichtungsart auf den verbleibenden mit s Schütthöhe in cm, bEinbindetiefe in die be-
Frischbetonporenraum. reits verdichtete Schicht in cm, v mittlere Ge-
schwindigkeit in cm/s.
o Eintauchsteilen c Rütteltlasche
b Oberfläche der unverdichteten Schüttung d bereits verdichtete Schicht
Die Rütteltlasche muß in die bereits verdich- und der Anordnung des Antriebsmotors,Art der
tete Schicht mindestens 10 bis 20cm tief ein- Umwucht und Größe der Fliehkraft.
dringen, um eine gute Verbindung beider Schich- Die speziellen maschinentechnischen Kenn-
ten zu gewährleisten. Die minimale Schütthöhe werte sind den Unterlagen der Hersteller zu ent-
soll mindestens 30 cm betragen, da erst dann ei- nehmen. Hierzu gehören neben Rüttlergruppe,
ne ausreichende Menge Frischbeton unter der Fliehkraft, Durchmesser des Rüttlers und Masse
hotwendigen Auflast steht. Diese Schütthöhe der Unwucht auch die Motorleistung, Motor-
wird ebenfalls für das Herstellen von Sichtbeton- drehzahl und Anschlußleistung. Kenndaten der
flächen empfohlen, um eine ausreichende Ober- Rüttlergruppen sind in Tabelle 2.6-30 zusam-
flächengeschlossenheit zu erreichen. mengestellt.
Die maximale Schütthöhe soll 50 cm auch bei
hohen Wänden und Stützen nicht übersteigen, Auswahl von lnnenrüttlern. Form und Abmes-
da sonst die Luft zum Entweichen aus den unte- sungen der herzustellenden Bauteile bestimmen
ren Lagen einen zu langen Weg hat und die Ge- die Art und die Abmessung der Rüttler. Zum Ver-
fahr besteht, daß der Beton vor seiner vollständi- dichten von Bauteilen mit großen Abmessungen
gen Verdichtung bereits erstarrt. Hinweise zum und bei weitmaschiger Bewehrung empfiehlt
Betoneinbau und Verdichten werden auch im sich der Einsatz schwerer und mittlerer Innen-
DBV-Merkblatt "Betonierbarkeit von Bauteilen rüttler (Rüttlergruppe 2 und 3).ZurVerdichtung
aus Beton und Stahlbeton" gegeben (Abb. 2.6-51 ). feingliedriger Bauteile und bei enger Beweh-
rungsführung eignen sich wegen ihres geringen
Arten von Innenrüttlern. Die Klassifizierung der Durchmessers leichte Innenrüttler der Gruppe 1.
Innenrüctler erfolgt entsprechend DIN 4235 Da auf Baustellen i. d. R. Elektroanschlüsse
Teil1 nach Antriebsart, Art des Tragschlauches vorhanden sind, arbeitet man üblicherweise mit
Rüttlergruppe 2 3
Fliehkraft N <2500 2500 ... 6000 >6000
Durchmesser mm <40 40 ... 60 >60
Masse kg
bei Elektroantrieb 0,5 ... 6,5 1,5 ... 8 5... 10
bei Druckluftantrieb <2 2,5 ... 3,5 >3,5
Durchmesser des Wirkungsbereiches cm 30 50 80
Abstand e der Eintauchsteile cm 25 40 70
Elektro-Innenrüttlern. Der Einsatz von hochfre- hohe Bauteile, besonders mit sichtbar bleiben-
quenten Rüttlern erfordert z. T. Frequenzum- den Betonflächen, mit Schalungsrüttlern oder
former, die zusätzlich zu den Rüttelgeräten vor- Schalungskiopfern nachzuverdichten. Dadurch
gehalten werden müssen. werden Wasserinseln, die an der Schalungsfläche
Poren oder sandige Adern hinterlassen, besei-
Wirkungsbereich von Innenrüttlern. Der Ab- tigt. Gleichzeitig läßt sich damit die Festigkeit
stand der Eintauchstellen ist so zu wählen, daß erhöhen, da das Nachrütteln i. allg. auch die Be-
sich die Wirkungsbereiche überschneiden. Für tondichte erhöht. Wichtig ist jedoch der richtige
die Baustelle gilt i.allg. vereinfacht: Abstand der Zeitpunkt für das Nachrütteln,damit der Frisch-
Eintauchstellen 5 bis 10 cm kleiner als der 10fa- beton beim Nachrütteln wieder vollkommen
che Durchmesser des Innenrüttlers. Der Wir- plastisch wird, weil sich nur dann die bis dahin
kungsbereich der Innenrüttler kann Tabelle entstandenen Hohlräume schließen können.
2.6-30 entnommen werden. Als grober Richtwert für das Nachrütteln kann
der Zeitraum von 2 bis 3 h nach dem Mischen
Außenrüttler. Sie werden an Schalungen (Scha- des Betons gelten. Dieser Wert hängt aber stark
lungsrüttler) oder an Platten und Bohlen (Ober- von der verwendeten Zementart, der Betantem-
flächenrüttler) befestigt. In Betonfertigteilwer- peratur und dem Wasserzementwert ab. Er soll-
ken kommen Außenrüttler an Rütteltischen, Rüt- te deshalb durch eine Prüfung des Erstarrungs-
telböcken oder auch an den Schalungsformen beginns nach Norm festgelegt werden.
zum Einsatz.
Schalungsrüttler werden an den Knotenpunk- Ausschalen und Nachbehandeln von Beton
ten der Schalungsaussteifung angebracht und er-
zeugen damit eine gleichmäßige Schwingungs- Ausschalen. Die zulässigen Ausschalfristen haben
verteilung über eine größere Fläche. Der Scha- einen wesentlichen Einfluß auf Vorhaltemengen
lungsrüttler und die Steifigkeit der Schalung der Schalung (erforderliche Anzahl der Schalsät-
müssen aufeinander abgestimmt sein. Bei be- ze). Außerdem darfkein Bauteil ausgeschalt wer-
sonders kleinen Bauteilabmessungen und dich- den, bevor der eingebrachte und verdichtete Be-
ter Bewehrungsführung werden Schalungsrütt- ton ausreichende Festigkeit besitzt, so daß alle
ler auch zusätzlich zu Innenrüttlern eingesetzt. wirksamen Lasten sicher getragen werden. Zum
Oberflächenrüttler werden zur Verdichtung Teil müssen unmittelbar nach dem Ausschalen
von .waagerechten oder leicht geneigten Dek- Hilfsstützen gestellt werden oder verbleiben bei
kenflächen in Form von Rüttelplatten, Rüttel- Verwendung moderner Deckenschalsysteme sy-
bohlen oder Abgleichbohlen verwendet, die z. T. stembedingt. Für normale Bedingungen, d.h. ei-
über Lehren oder Schienen geführt werden. Mit ner Betontemperatur, die ab Einbringen des Be-
der nachträglichen Vakuumbehandlung der tons dauerhaft +5°C nicht unterschreitet, gelten
Oberfläche können durch Wasserentzug Beton- die Ausschalfristen nach DIN 1045.
eigenschaften wie Druckfestigkeit, Dichtigkeit
und Verringerung der Schwindverformung ver- Nachbehandeln von Beton. Beton ist bis zum
bessert werden. genügenden Erhärten gegen alle schädigenden
Einflüsse zu schützen. Von der Baustelle sind
Nachverdichtung durch Nachrütteln. Nach deshalb Maßnahmen entsprechend der "Richtli-
DIN 4235 Teil4 Abschn. 11 sind rasch betonierte nie zur Nachbehandlung von Beton" [DAfStb
Pos. BAS Menge Bau teil/ Tätigkeit/ Aufwand Gesamt AKJ Arbeitstage Bemerkung
E Abschnitt Leistung h/E h Kolonne d
116 331 250m2 Decke EG einschalen 0,50 125,0 6 2,31 Takt 1
415 3,1St bewehren 12,0 37,8 3 1,40 9h/d
433 4Sml betonieren 0,60 27,0 4 0.75
331 250m2 ausschalen 0,10 25,0 6 0.46
4,92
117 321 360m2 WändeOG einschalen 0,40 144,0 6 2,67 Takt 2
411 1,621 bewehren 14,0 22.7 4 0,63 9h/d
443 32,4ml betonieren 0.75 24,3 4 0,68
321 360m 2 ausschalen 0,15 54,0 6 1,00
5,01
-
BAS330 [m2]
~ Einschalen, Ausschalen
r- einschließlich Vorbereiten, WA = 0,50 ... 0,80 hfm2
Titelgruppe Reinigung
~
Position
~
- I BAS 392 [StOck)
Aussparungen
~ WA = 0,25 ... 0,65 h/St.
I
Pos.-Nr. 116
[m] Stahlbetondecke, 825,
d=18 cm einschließlich - -1 BAS 394 [ml]
Randschalung
1 WA = 0,80 ... 1,50 hfml
I
-1
Schalung und Bewehrung
~
Abrechnung
BAS415 [t)
Verlegen von Betonstahlmanen
-1 WA = 12.. .16h/t
]
-I BAS 433 [ml]
Betonieren
1 WA =0,50 ... 0,60 hfml
I
Abb. 2.6-S2 Bezugsgrößen im Leistungsverzeichnis und Arbeitsbereich [Petzschmann 1998]
paßt, i.d.R. dreistellig verwendet und kann zur werksgeometrie, Art des Bauteils, Qualifikation
Identifikation von Fertigungsabschnitten um des Personals und Anzahl sich wiederholender
weitere Stellen ergänzt werden. Die folgende Abschnitte (Einarbeitungseffekt) abhängig. We-
· Aufstellung zeigt die Struktur eines BAS: gen dieser vielfältigen Randbedingungen findet
0 Baustelleneinrichtungs- und Randarbeiten, man sowohl bei Angaben in der Literatur als
1 Transport- und Umschlagarbeiten, Stunden- auch bei Erfahrungswerten der Praxis für die
lohnarbeiten und Gerätebedienungstunden, Aufwandswerte erhebliche Spannweiten.
2 Erd-, Entwässerungs- und Abbrucharbeiten, Im folgenden wird ein Überblick über die Auf-
3 Schal- und Rüstarbeiten, wandswerte (Stundensatz) typischer Beton- und
4 Beton- und Stahlbetonarbeiten, Stahlbetonarbeiten nach der Literatur gegeben
5 Mauer- und Putzarbeiten, [Hoffmann 1996]. Diese Werte müssen den spe-
6 Straßenunterbau- und Deckenarbeiten, zifischen Bedingungen des zu kalkulierenden
7 Straßenbauarbeiten an Nebenanlagen, Bauvorhabens angepaßt werden.
8 Grundbau- und Wasserbauarbeiten,
9 Sonder- und Spezialarbeiten. Aufwandswerte für Schalarbeiten. Der BAS-ge-
ordnete Arbeitszeitbedarf für Schalarbeiten ent-
Aufwandswerte typischer Leistungen hält alle Haupt- und Nebenleistungen bei Aus-
führung der Arbeiten mit Kran und durch er-
Für die Kalkulation und Arbeitsvorbereitung der fahrene Facharbeiter (Tabelle 2.6-32).
Schalungs-, Bewehrungs- und Betonarbeiten ist
die Kenntnis von Aufwandswerten von beson- Aufwandswerte für Bewehrungsarbeiten. Bei
derer Bedeutung. Neben den Aufwandswerten der Planung und Kalkulation von Bewehrungs-
des gewerblichen Personals (Arbeitsstunden pro arbeiten ist zu berücksichtigen, daß das Vorbe-
Mengeneinheit) sind.auch das Leistungsvermö- reiten, Schneiden und Biegen i. d. R. in zentralen
gen der erforderlichen Maschinen und Geräte zu Biegebetrieben durchgeführt wird und atif der
berücksichtigen, die ebenfalls Einfluß auf die Baustelle nur noch der Stundenaufwand für das
Bauausführung und die Baukosten haben. Hier- Verlegen anfällt. Gute Arbeitsvorbereitung und
zu zählen der Kran für den Transport von Scha- Vorfertigung der Bewehrung (Bewehrungskör-
lung, Bewehrung und Beton, Betonpumpen und be) tragen z. T. zu einer erheblichen Reduzierung
weitere Geräte. dieser Werte bei. Dies gilt für Betonstabstahl
Aufwandswerte für Beton- und Stahlbetonar- ebenso wie für Betonstahlmatten. Tabelle 2.6-33
beiten sind von vielen Einflußfaktoren wie Bau- gibt einen Überblick über den mittleren Verle-
geaufwand bei unterschiedlichen Bauweisen Vorhaltekosten für Schal- und Rüstmaterial. Die
bzw.Bauvorhaben. monatlichen Sätze für Abschreibung, Verzinsung
und Reparaturkosten für Schal- und Rüstmate-
Aufwandswerte für Betonierarbeiten. Tabelle rial sind auf der Grundlage der Baugeräteliste
2.6-34 gibt Aufwandswerte für den Betoneinbau [BGL 1991] in Tabelle 2.6-36 zusammengestellt.
mit Auslegerpumpe nach BAS an.
Einflüsse der Witterung
Ober- und Untergrenzen von Kranaufwands-
werten. Für den Baustellentransport von Scha- Beton- und Stahlbetonarbeiten sind unmittelbar
lung und Bewehrung werden i. d. R. Hebezeuge der Witterung ausgesetzt. Witterungsungünsti-
(Krane) verwendet. Das Betonieren erfolgt mit ge Umstände wie Niederschläge, extreme Tem-
Pumpen oder mit Kran und Kübel. Um die erfor- peraturen und Temperaturwechsel, aber auch
derliche Krankapazität (erforderliche Kranan- ungünstige Wind- und Lichtverhältnisse, senken
zahl) zu bestimmen, können auch für Krane spe- die Arbeitsproduktivität des gewerblichen Per-
zifische Aufwandswerte für Schal-, Bewehrungs- sonals. Ist vor Ausführungsbeginn der Ausfüh-
und Betonarbeiten angesetzt werden {Tabelle rungszeitraum bekannt, müssen die Erschwer-
2.6-35). nisse aus witterungsungünstigen Einflüssen auf
BGL-Nr. Bezeichnung Nutzungs· Vorhalte- monatt. Satz A+V monatl. Satz Reparaturko.
jahre monate % %
Großflächenschalungen
9632 - mit Stahlträgerkonstruktion 6 45 ... 40 2,7 .. .3,0 3,5
9634 - mit Holzträgerkonstruktion 4 40 ... 35 2,8... 3,2 3,5
9636 Rahmentafelschalungen 4 45 ... 40 2.7 .. .3,0 3,5
9638 Decken und Unterzugschalung
- Fallkopf-Paneelschalung 6 55 . .. 60 2,2... 2,4 3,0
9639 Stützensystemschalungen 4 40 . . .45 2,8 ... 3,2 2,0
9640/41 Stahlschalungsträger 6 45 . ..40 2.7 ...3,0 1,8
9645 Holzschalungsträger 4 35 . .. 30 3,2... 3,8 1,5
9660 Saustützen, ausziehbar 6 45 . ..40 2.7 ... 3,0 1,8
9661 Rahmenstützen 6 45 .. .40 2.7 ... 3,0 1,8
9670 Schwerlaststützen 8 40 . .. 35 3,2 ... 3,6 1.4
9675 Traggerüsttürme 8 40 ... 35 3,2 ... 3,6 1,4
Tabelle 2.6-37 Minderleistung in % der Normalleistung für gewerbliches Personal (nach [Vygen Schubert/ lang 1994))
die Schal-, Bewehrungs- und Betonierarbeiten Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Arbeiten
ausreichend in der Arbeitsvorbereitung und Ter- nicht in jedem Fall vor Witterungseinflüssen voll
minplanung berücksichtigt werden. Dies ge- oder auch teilweise geschützt werden können.
schieht entweder durch eingeplante Produktions- Wie die Praxis zeigt, erreichen die Leistungs-
unterbrechung (Winterpausen), Schutz der Ar- rückgänge in außergewöhnlichen Wintern bis zu
beitsabschnitte vor Witterungseinflüssen (Ein- 50o/o der Normalleistung, z. T. sogar darüber.
hausung) oder Verwendung von Sonder- oder Hinzu kommt, daß nach einer Unterbrechung
Warmbeton. Wird ein geplanter Bauablauf un- bei Wiederaufnahme der Arbeiten irrfolge des
vorhergesehen behindert oder unterbrochen, Einarbeitungsverlusts die volle Produktivität
kann es zu Verschiebungen ursprünglich nicht nicht sofort wieder erreicht wird.
von ungünstigen Witterungsbedingungen be-
troffener Bauleistungen in Schlechtwetterzeit- Einflüsse aufden Verlegeaufwand von Betonstahl
räume kommen mit der Folge entsprechender
Mehrkosten aus reduzierter Produktivität des Das verwendete Betonstahlmaterial, die Kon-
gewerblichen Personals und ggf. der Erfordernis struktion des Bauwerks (Art des Bauteils), die
zusätzlicher, nicht geplanter Winterbaumaßnah- Baustellenbedingungen und die Organisations-
men. struktur der Baustelle bestimmen den Verlege-
Nach [Vygen/Schubert/Lang 1994] können die aufwand maßgeblich. Tabelle 2.6-38 zeigt die
Minderleistungen des gewerblichen Personals in Vielfalt möglicher Einflüsse auf den Verlegeauf-
Abhängigkeit von der Art des Witterungsein- wand, wobei die Einflüsse iin einzelnen nicht
flusses die in Tabelle 2.6-37 genannten Größen- oder nur schwer zu quantifizieren sind. Die bau-
ordnungen erreichen. betrieblich relevanten Bezugsgrößen zur Be-
50 50
h/t r- h/t
40 40
30 30
c::=
20 r- 20
-, - ,l
10 --.J 10
0 0
0 5 10 15 20 kgf ml 5 10 15 20 25 30 mm
Gewicht {Manen) Durchmesser {Stabstahl)
Abb. 2.6-53 Streubereich der Verll!ljezeiten bei Manen und bei Stabstahl {alle Bauweisen) [Russwurm 1993]
20 r-------------------------------------------,
h/t 16
15
10 Stabstah I
LAMA
D liMA
• Streubereich
a b d e
a Mischbauweise (Wohnungsbau usw.) c Büro, Lager e schwerer Industriebau
b Sonstiges (Brücken, Klärwerke usw.) d leichter Industriebau
stimmung des Verlegeaufwands sind neben Ein günstiger Verlegeaufwand ergibt sich bei
Stabdurchmesser bzw. Durchmesserverteilung gleichartiger Bewehrungsstruktur, der Verwen-
und Mattengewicht v. a. Baustellen- und Organi- dung ausschließlich großer Stabdurchmesser
sationsbedingungen. Die Abb. 2.6-53 und 2.6-54 und einer optimalen Abstimmung der Baustel-
geben den Verlegeaufwand für Matten und Stab- leneinrichtung hinsichtlich der Lager- und Vor-
stahl sowie die Streubereiche an. bereitungsflächen sowie der Hebezeuge. Abbil-
='c ~
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....,.
~ "' Gesamtlänge der \-\alle
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c [:J fe\de!"' Q .Q ml"-'nsmaß)
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a Innenwandtafel
b Deckentafel
II II c Außenwandtafel
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I
I
b
Schnitt 8- 8
a Widerlager d Pressen zum Nachlassen
b vertikale Stützenprofile der Vorspannkraft
c Querbalken e Spannstähle
Abb. 2.6-59 Schema eines Herstellungsprozesses beim Fließbandverfahren [Brandt, Rösel u.a.l993)
Tabelle 2.6-41 Zulässige Abmessungen und Gesamtgewichte für beladene Straßentransportfahrzeuge (Petzschmann/Skufca
1991)
Nutzlast 28 t
Spezialtransporten. Danach können die Straßen- porte werden bei der DB als Lademaßüber-
verkehrsbehörden für bestimmte Einzelfälle schreitungstransporte (LÜ-Transporte) geführt.
oder allgemein für bestimmte Antragsteller Aus- Zusätzlich sind Sondertransporte möglich, die
nahmen genehmigen. von einer zusätzlichen Streckenprüfung über
den Transport mit Hilfswagen bis zu der Mög-
Schienentransporte lichkeit einer Sperrung der Nebengleise und De-
montage der Strommasten reichen.
Schienentransporte sind aus Kostengründen nur Obwohl Schwertransporte von Stahlbetonfer-
dann sinnvoll, wenn Herstellungsort und Bau- tigteilen mit entsprechenden Tiefladewagen we-
stelle einen Gleisanschluß haben. Das Angebot niger den geometrischen oder gewichtsmäßigen
der Deutschen Bahn AG (DB) reicht vom norma- Einschränkungen unterliegen, ist aus Kosten-
len gedeckten Güterwagen (G) über Flachwagen gründen bei der Planung bereits darauf zu ach-
(K) bis zu Schwerlast- oder Tieflastwagen (SS). ten, daß die Lademaße nicht überschritten wer-
In Abb. 2.6-62 und 2.6-63 sind Regel-Flachwagen den. Bei Normaltransporten werden die Kosten
und Drehgestell-Flachwagen (R) dargestellt. Letz- anhand des Gewichts und der Transportentfer-
tere dienen der Beförderung von schweren und nung nach den Frachtsätzen der DB ermittelt.
langen Erzeugnissen. Sie haben 52 cm hohe Sei- Bei Auslandstransporten sind zusätzlich die in-
ten- und Stirnbordklappen. ternationalen Laderaummaße zu beachten.
Wenn die normalen Lademaße (Abb. 2.6-64) Die DB erwartet folgende Angaben:
überschritten werden - dies gilt v.a. für Abwei- - Verladetag und Beginn der einzelnen Verlade-
chungen in der Breite und Höhe -,muß ein Son- schichten,
dertransport durchgeführt werden. Diese Trans- - Anzahl und Kategorien der benötigten Wagen,
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ca.20000
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a b
a Lademaß der deutschen Eisenbahnen
b Internationales Lademaß
Spreizwinkel (l 120°
Vergrößerungsfaktor 2.0
Abb. 2.6-68 Seilhängearten und Lastdiagramme mit verschiedenen Spreizwinkeln [Geme 1991]
- bei steifen oder halbfesten bindigen Böden mung mit DIN EN 1295 Teil1 nachgewiesen, ent-
ß=60o, schieden oder vorgegeben sein [DIN EN 1610].
- bei Fels ß=80°. Die Verlegung und Prüfung von Rohrleitungen,
die unter Freispiegelbedingungen oder unter
Bei Baugrubentiefen größer als 3m sind Bermen Druck betrieben werden, sind in DIN EN 1610
mit einer Mindestbreite von 1,50 m zum Auffan- geregelt. Zu beachten sind weiterhin die in der
gen abrutschender Teile herzustellen. Sie müssen Literatur angeführten Normen und Regelwerke.
an der Böschungskante mit einem Trittschutz
versehen sein. 2.6.7.3
In allen davon abweichenden Situationen ist Geschlossene Bauweise
der Leitungsgraben zu verbauen. Als Verbau
kommen im wesentlichen folgende Verkleidungs- Die geschlossene Bauweise ist durch die unterir-
und Aussteifungs- bzw. Verankerungskonstruk- dische Verlegung der Leitungen gekennzeichnet.
tionen in Frage [DIN 4124]: Sie wird immer dann gewählt, wenn diese Aus-
- waagerechter Grabenverbau, führungsart aus verkehrstechnischen, baulichen
- senkrechter Grabenverbau, und wirtschaftlichen Gründen oder wegen ihrer
- großflächige Verbauplatten, sofern sie von der geringen Umweltbeeinflussung erforderlich ist
Prüfstelle des Fachausschusses Tiefbau beim bzw. besondere Vorteile bietet [ATV-A 125].
Hauptverband der gewerblichen Berufsgenos- Neben den heute im Leitungsbau vornehmlich
senschaften in sicherheitstechnischer Hin- augewandten Rohrvortriebsverfahren gehören
sicht überprüft und als geeignet beurteilt wor- auch Schildvortriebe und andere Tunnel- und
den sind, Stollenvortriebsverfahren zu dieser Verfahrens-
- Spundwände, gruppe [ATV-A 125]. Zur unterirdischen Verle-
- Trägerbohlwände, gung von Kabeln und Druckleitungen werden
- Schlitzwände, auch Horizontal-Spülbohrverfahren angewandt
- Pfahlwände, [Stein/Möllers/Bielecki 1988]. Bei den Rohrvor-
- durch Injektion oder Vereisung verfestigte triebsverfahren unterscheidet man zwischen be-
Erdwände sowie mannt und unbemannt arbeitenden Rohrvor-
- Unterfangungswände nach DIN 4123. trieben.
Widerlagerkonstruktion
Der o.a. Innendurchmesser darf in Ausnah- - die Vortriebsstrecke bei Einhaltung der zuge-
mefällen auf 1000 mm verringert werden, wenn lassenen Abweichungen auf der geplanten Tras-
eine Vortriebsstrecke von 80 m nicht überschrit- se und Gradiente zu steuern.
ten wird und ein vorgeschaltetes Arbeitsrohr
(Innendurchmesser 1200 mm) von mindestens Prinzipiell können beim bemannt arbeitenden
2000 mm Länge vorhanden ist [ATV-A 125]. Rohrvortrieb Handschilde, mechanisch teilflä-
Die wesentlichen Funktionsteile beim hy- chig abbauende Schilde und mechanisch vollflä-
draulischen Rohrvortrieb sind chig abbauende Schilde Anwendung finden.
- der Schneidschuh oder Schild, Zur Beseitigung des Wassers in wasserführen-
- Vortriebselemente bzw. Vortriebsrohre, den Böden bestehen folgende Möglichkeiten:
- Zwischenpreßstationen und Ableitung des Wassers durch die Vortriebsstrek-
- die Hauptpreßstation. ke (offene Wasserhaltung), Grundwasserabsen-
kung sowie Stützung durch Druckluft und/oder
Von ihrem Zusammenwirken im Gesamtsystem Flüssigkeit [ATV-A 125].
hängt der technische und wirtschaftliche Erfolg
dieses Verfahrens in hohem Maße ab. Die Funk- Unbemannt arbeitende Rohrvortriebe
tionsteile sind deshalb in ihren Abmessungen,
Kräften und Geschwindigkeiten aufeinander ab- Von einem Startschacht oder einer Startbaugru-
zustimmen. In diese dem Rohrvortrieb unmit- be aus werden Mantel- oder Produktrohre mit
telbar dienenden Funktionsteile sind meist die Hilfe dynamischer Energie (Rammung) oder
Löse-, Lade- und Transporteinrichtungen inte- statischer Energie (Pressung) durch den Bau-
griert. grund bis in einen Zielschacht oder eine Zielbau-
Der Vortriebsschild oder Schneidschuh hat grube vorgetrieben. Der Boden wird entweder
die Aufgabe, verdrängt, an der Ortsbrust abgebaut und an-
- den Boden (auch Gebirge genannt) so vorzu- schließend mittels Förderschnecken, hydrau-
schneiden, daß die folgende Rohrstrecke mit lisch oder pneumatisch zum Startschacht oder
einem Mindestmaß an Setzungen beigeringst- zur Startbaugrube gefördert oder nach Fertig-
möglicher Mantelreibung vorgepreßt werden stellung des Vortriebs als Erdkern aus dem Rohr
kann, entfernt [ATV-A 125].
- den Ausbruchraum solange gegen das andrän- In Abhängigkeit von der erforderlichen Ziel-
gende Gebirge abzustützen, bis die nachge- oder Lagegenauigkeit des Vortriebs werden
preßten Rohre endgültig alle Lasten und Kräf- nichtsteuerbare oder steuerbare Vortriebsver-
te aufnehmen, fahren gewählt. Einen überblick über die unbe-
- die Ortsbrust gegen hereinbrechendes Gebir- mannt arbeitenden Rohrvortriebsverfahren ver-
ge zu sichern sowie mitteln die Tabellen 2.6-45 bis 2.6-47.
I
Tabelle 2.6-46 Obersicht der nichtsteuerbaren Verfahren- Bodenentnahmeverfahren [ATV-A 125)
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Kapitel3
Konstruktiver Ingenieurbau
3
und Hochbau
• • Inhalt
3.1 Baustoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . 3-3
3.2 Hochbaukonstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3-66
3.3 Massivbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3-127
3.4 Stahlbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3-220
3.5 Verbundbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3-279
3.6 Mauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3-342
3.7 Holzbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3-380
3.8 Glasbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3-419
3.9 Befestigungstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3-442
3.10 Baugrund-Tragwerk-Interaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3-462
Kernholz
=Mark
Baustoffe 3-3
mit ununterbrochenem Wachstum fehlen Zu- dem jungen Sproß v.a. zur Speicherung, ist im
wachszonen häufig. älteren Baum abgestorben und hat meist nur ei-
Die Zellen eines Stammes werden im Kambi- nen Durchmesser von wenigen Millimetern. Bei
um gebildet, das die Rindenzellen nach außen Laubhölzern werden aufgrund der Anordnung
und die Holzzellen nach innen abscheidet. Die und Größe der Gefäße innerhalb des Jahrrings
äußeren toten Rindenzellen werden "Borke", die drei Gruppen unterschieden: ringporige Hölzer
inneren lebenden Rindenzellen "Bast" genannt. mit besonders weiten Gefäßen im Frühholz (z.B.
Der Anfang eines Jahrringes besteht aus Zellen, Eiche), zerstreutporige Hölzer mit einer recht
die im Frühjahr gebildet werden und in erster Li- gleichmäßigen Gefäßverteilung über den Jahr-
nie dem raschen Wassertransport dienen. Die ring (z. B. Buche) und als Zwischenstadium die
sich im Sommer bildenden Spätholzzellen sor- halbringporigen Hölzer (z. B. Kirsche). Die große
gen v.a. für die Festigkeit (Abb. 3.1-2 und 3.1-3). Mehrzahl der tropischen Nutzhölzer weist eine
Bei Nadelhölzern werden im Frühholz weitlumi- zerstreutporige Struktur auf.
ge, dünnwandige Zellen und im Spätholz englu- Mit zunehmendem Alter verkernt der innere
mige, dicke Zellen gebildet. Dieser ausgeprägte Bereich des Stammes. Während das außenlie-
Unterschied in der Zellwanddicke verursacht die gende Splintholz als lebender Teil des Baumes
für Nadelholz typischen Farb- und Härteunter- Leit- und Speicherfunktionen ausübt, enthält das
schiede innerhalb der Jahrringe. Das Mark dient Kernholz i. d. R. keine lebenden Zellen mehr, und
Holzstrahl
Gefäß
Baustoffe 3-5
ren Rohdichte schwerer zu bearbeiten und we- aber im Bereich von Anschlüssen ein großer
niger dimensions- und formstabil. Für Außen- Baumkantenanteil meist nicht toleriert werden
bauteile, an die hohe Anforderungen hinsicht- kann, darf er in der höchsten Qualitätsstufe nur
lich Dauerhaftigkeit, Tragfähigkeit oder Ge- sehr gering sein.
brauchstauglichkeit gestellt werden, wählt man
außer Eiche auch tropische Hölzer wie Azobe, 3.1.1.4
Greenheart, Afzelia, Merbau, Angelique, Teak Holzeigenschaften
und Keruing.
Feuchte des Holzes
3.1.1.3
Holzqualitäten Holz hat aufgrund seiner mikroskopischen Ka-
pillarporosität eine sehr große innere Ober-
Vollholz ist gewachsenes Holz. Es wird als Bau- fläche. Es kann daher Feuchtigkeit aus der Um-
rundholz und Schnittholz verwendet. Holz- gebung aufnehmen oder an sie abgeben. Die
werkstoffe werden in 3.1.1.5 beschrieben. Holzfeuchte wird auf das wasserfreie (darr-
Als "Baurundholz" werden entrindete und ent- trockene) Holz bezogen und in Massenprozent
ästete Stammabschnitte ohne weitere Bearbei- (M.-o/o) ausgedrückt. Beim Austrocknen des ge-
tung bezeichnet. Wegen des ungestörten Faser- schlagenen Holzes wird zunächst nur das sog.
verlaufs ist die Tragfähigkeit, bezogen auf die "freie" Wasser in den Zellhohlräumen abgege-
Querschnittsfläche, größer als bei einem gesäg- ben. Erst anschließend verdunstet das "gebun-
ten Querschnitt. Ein weiterer Vorteil besteht in dene" Wasser aus den feineren Poren der was-
den geringeren Kosten. Nachteilig wirken sich sergesättigten Fasern der Zellwände.
der über die Länge abnehmende Querschnitt Die Grenzfeuchte zwischen diesen beiden Aus-
und die gekrümmte Oberfläche aus, die für dau- trocknungsbereichen bezeichnet man als "Fa-
erhafte und hochfeste Anschlüsse nicht geeignet sersättigungsfeuchte". Bei den europäischen
sind. Verwendet wird Baurundholz z. B. für Pfo- Hölzern kann man mit Fasersättigung bei Holz-
sten und Lehrgerüste. feuchten zwischen 22 und 35 M.-o/o und im Mit-
Im allgemeinen wird Vollholz als Schnittholz tel von 30 M.-o/o rechnen. An der unteren Gren-
verwendet. Es wird im Sägewerk mittels Gatter-, ze liegen Nadelhölzer mit hohem Harzgehalt
Band- und Kreissägen meist aus dem entrinde- und ringporige Laubhölzer, an der oberen Na-
ten Stamm gewonnen. Unterschieden werden die delhölzer ohne Kern und zerstreutporige Laub-
Schnittholzarten Latte, Brett, Bohle und Kant- hölzer. Vom Fasersättigungspunkt bis hinab zu
holz. einer Holzfeuchte von etwa 15 M.-o/o wird das
Nadelholz wird nach DIN 1052 den Güteklas- Wasser in den Kapillaren angelagert. Von 15 bis
sen I, II und III zugeordnet. Die Einordnung des 6 M.-o/o wird es durch Van-der-Waalssche Kräfte
Schnittholzes in diese Güteklassen erfolgt nach und unterhalb von 6 M.-o/o durch chemische Re-
DIN 4074 Teil1 anhand von Sortierkriterien. Die aktion an die Zellulosefasern gebunden.
Sortierklassen sind nach der zulässigen Biege· In Abhängigkeit vom Umgebungsklima stellt
festigkeit in DIN 1052 benannt. Mit steigender sich eine Gleichgewichtsfeuchte im Holz ein. Sie
zulässiger Biegefestigkeit nehmen die zulässigen beträgt z.B. in einem Klima mit 20°C und 65o/o
Zahlenwerte hinsichtlich Ästigkeit, Fasernei- relativer Luftfeuchte 12 M.-o/o. Bei lOOo/o relativer
gung, Jahrringbreite, Krümmung, Baumkanten- Luftfeuchte sind die Fasern der Zellwände ge-
anteil sowie Anteil von Holzverfärbungen und sättigt. In Abhängigkeit von der Holzfeuchte än-
Druckholz (am lebenden Baum durch Druck dern sich praktisch alle Holzeigenschaften.
überbeanspruchtes Holz) ab. Hinsichtlich Insek- Während mit steigender Holzfeuchte das Volu-
tenfraß, Rissen und Mistelbefall (die Wurzeln men zunimmt, verringern sich z. B. die Festigkeit
der Baumschmarotzer führen zu einer Perfora- und das Wärmedämmvermögen.
tion des Holzes) gelten in allen Sortierklassen
dieselben Beschränkungen. Als "scharfkantig" Schwinden, Quellen
wird Schnittholz ohne Baumkantenanteil be-
zeichnet. Seine Tragfähigkeit ist zwar aufgrund Wegen der Ausrichtung der Holzfasern sind das
des stärker gestörten Faserverlaufs im Vergleich Schwinden und das Quellen in den drei anato-
zu Schnittholz, dessen Seitenflächen von der Sä- mischen Hauptrichtungen sehr unterschiedlich.
ge lediglich gestreift wurden, nicht höher. Da Die hygrische Längenänderung verhält sich bei
16
a.,
Quellen im Volumen 16 tB
-
'#. <lt
_!'; 12 Quellen tangential zur Faser ~ 12
c:::: c a.,
~ ~
/
"' 8 a,
"'5 8
I/
:::1
0
Quellen radia l zur Faser ----u;-
a,
4 <lt 4
a,
~
Quellen in Faserrichtung /
<lt <lt
0 0
0 20 40
Holzfeuchte in M.-%
60
I FSB Fasersättigungsbereich I 0 20 40
Holzfeuchte in M.-%
60
Baustoffe 3-7
aus. Mittelwerte der Rohdichten gebräuchlicher
Hölzer können DIN 68364 (bei Raumklima) ent-
nommen werden. Die Rohdichte in Abhängig-
keit von der Holzfeuchte läßt sich nach DIN
52182 ermitteln.
Thermische Eigenschaften
30 6000 "'
w
20 4000
300 350 400 450 500
Rohdichte darrtrocken in kgfml
Abb. 3.1-7 Abhängigkeit der Festigkeiten und des E-Moduls von Fichtenholz mit einer Feuchte von 15M.-% von der Rohdichte
im darrtrockenen Zustand [Würgler/Strässler 1976]
100
80
;§!.
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·~ 40
.....
CU
Druckfestigkeit
20 Biegefestigkeit
0
oo 10° 20° 30° 40° 50° 60° 70°
Winkel a zwischen Faser- und Lastrichtung
Abb. 3.1-8 Abhängigkeit der Festigkeitendes Holzes vom Winkel zwischen Beanspruchungs- und Faserrichtung [Würgler/
Strässler 1976]
Röhrenbündel soweit zusammendrücken lassen, teils) und der Jahrringverlauf einen wesentli-
bis die Höchstspannung bei Porenfreiheit er- chen Einfluß haben.
reicht wird. Auch die Holzfeuchte hat einen bedeutenden
Die Biegefestigkeit liegt wegen des kombinier- Einfluß auf die Festigkeiten (Abb. 3.1-10). Zur
ten Beanspruchungszustands (teils Zug teils besseren Vergleichbarkeit sind die Festigkeiten
Druck) und einer geringeren Druck- als Zug- in Faserrichtung in diesem Bild bei einer Holz-
festigkeit des Holzes zwischen der Zug- und der feuchte von 12 M.-o/o jeweils zu 100% gesetzt. Bei
Druckfestigkeitskurve nahe bei letzterer. Oo/o Holzfeuchte sind Druck- und Biegefestigkeit
Für beliebige Faser-Last-Winkel kann die am größten. Mit steigender Holzfeuchte quellen
Druckfestigkeit z. B. nach der in DIN 1052 ge- und erweichen die Holzfasern zunehmend, wo-
nannten Formel berechnet werden. In [Hankin- durch die Festigkeiten abnehmen. Am stärksten
son 1921] wird sowohl für die Festigkeiten als ist hiervon die Druckfestigkeit betroffen, da die
auch für den E-Modul die Abhängigkeit vom Fa- angelagerten Wassermoleküle v.a. den Verbund
ser-Last-Winkel in Formeln angegeben. Abbil- der Holzfasern untereinander mindern. Ober-
dung 3.1-9 basiert auf diesen Formeln. Quer zur halb der Fasersättigung ändern sich die Festig-
Faser ist die Verformung wesentlich größer als keiten praktisch nicht mehr, da die Feuchtigkeit
in Faserrichtung, wobei die Vorholzlänge (nicht nur noch als freies Wasser aufgenommen wird.
beanspruchter Teil eines quer belasteten Bau- Je besser die Holzqualität ist, desto größer ist die
Baustoffe 3-9
12,5
............
10,0
['\_
..........
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~ 7,5
~\
z
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--
'§ 5,0 [ \Laubholz
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2,5
Nadelholz
K "'-- ~ r--
0
0 30° 60°
Winkel zwischen Kraft- und Faserrichtung
Abb. 3.1-9 Abhängigkeit des E-Moduls vom Winkel zwischen Kraft- und Foserrichtung [Wesche 1988]
180
160 r--...
............
140 r-....
-
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~100
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~ 80 Zugfestigkeit -
"-.......
........
Biegefestigkeit
-
60
40
Druckfe1stigkeit
0
0 10 15 20 25 30 35 40
Holzfeuchte in M.-%
Abb. 3.1-10 Abhängigkeit der Festigkeiten in Faserrichtung von der Holzfeuchte [Kollmann 1951]; Ausgleichskurven, bezogen
ouf eine Holzfeuchte von 12M.-%
Abhängigkeit von der Holzfeuchte. Der Einfluß Von Bedeutung ist der Temperatureinfluß z. B. bei
der Holzfeuchte auf den E-Modul (ermittelt im Dachkonstruktionen und im Brandfall außerhalb
Biegeversuch) ist verhältnismäßig gering und des Brandbereichs. Die Temperatur beeinflußt
entspricht oberhalb einer Holzfeuchte von 6 M.- den E-Modul ähnlich wie die Festigkeiten.
% dem auf die Zugfestigkeit. Aus Abb. 3.1-11 ist Die Dauerstandfestigkeit von Vollholz ist mit
der große Einfluß der Holzfeuchte auf das Druck- weniger als 60% der Kurzzeitfestigkeit relativ ge-
spannungs-Dehnungs-Verhalten (hier in Faser- ring. Bei fehlerfreier trockener Fichte beträgt sie
richtung) ersichtlich. Je geringer die Holzfeuch- sogar nur SO%.
te ist, desto ausgeprägter ist der Hookesche Be- Die Dauerschwingfestigkeit kann mit 106 Last-
reich. Darrtrockenes Holz ist praktisch voll ela- spielen abgeschätzt werden. Bezogen auf die
stisch. Kurzzeitfestigkeit im statischen Versuch, beträgt
Mit zunehmender Temperatur verringert sich die Wechselbiegefestigkeit 25% bis 40%. Mit Aus-
die Festigkeit von Holz. Bei fehlerfreiem europäi- nahme der Holzfeuchte, die einen doppelt so
schem Nadelholz ist je 10 K mit einer Abnahme großen Einfluß auf die Dauerschwingfestigkeit
von 5% bei der Druck- und der Biegefestigkeit ausübt, wird sie von den anderen Einflußfakto-
und 1% bei der Zugfestigkeit zu rechnen (Aus- ren in gleicher Weise beeinflußt wie die statische
gangspunkt: 20°C; Holzfeuchte: 10 bis 15M.-%). Festigkeit.
-E2 20
,
~
0
u"'= 43 M.-%
10
0V
0 0,5 1,0
Dehnung Ein%
Abb. 3.1-11 Sponnungs-Dehnungs-linien von Fichtenholz bei verschiedenen Holzfeuchten u [Wesche 1988)
Baustoffe 3-11
3.1.1.5 inneren Lagen variiert zwischen 7 und 27 mm.
Holzwerkstoffe Es werden Platten mit einer Breite bis 2 m und
einer Länge bis 20 m bei Dicken bis 40 mm her-
Allgemeines gestellt. Die mechanischen Eigenschaften sind
mit denen von Baufurniersperrholz und Fur-
Holzwerkstoffe haben in den letzten Jahren stark nierschichtholz vergleichbar.
an Bedeutung gewonnen. Im Vergleich zu Voll- Unter Systembauteilen versteht man z. B. Holz-
holz ermöglichen sie nicht nur eine wesentlich blocktafeln, die aus kreuzweise verleimten Brett-
wirtschaftlichere Ausnutzung des Rohstoffes lagen zusammengesetzt sind und im genormten
Holz, sondern erlauben auch andere Formgebun- Rastermaß des Vielfachen von 12,5 cm zur Ver-
gen. Dadurch ergibt sich eine Fülle neuer Anwen- fügung stehen. Durch ihre große Holzmasse wei-
dungsmöglichkeiten. So können z. B. sehr große sen sie eine hohe Wärme- und Schalldämmung,
dreidimensionale Dachschalen gebaut werden, Feuerwiderstandsdauer und Festigkeit auf, wes-
die aus großen vorgefertigten Teilen bestehen. halb sie für Wandscheiben im Wohnungsbau
Darüber hinaus sind sie auch eine Basis der ra- und für gewerbliche Objekte dienen können.
santen Entwicklung im Geschoßwohnungsbau,
wo ebenfalls vorgefertigte Großtafeln eingesetzt Lagenholz
werden. In vielen Fällen weisen die Holzwerk-
stoffe gegenüber Vollholz bessere technische Ei- Furnierschichtholz wird aus etwa 3 mm dicken
genschaften auf. Bauaufgaben, die bisher anderen Nadelholz-Schälfurnierblättern mit Phenolharz
Stoffen vorbehalten waren, können mit den neu- verleimt. Die Längsstöße der Furniere sind ent-
en Materialien problemlos wirtschaftlich bewäl- weder geschäftet oder überlappt. Die Furniere
tigt werden. Zum Teil sind die im folgenden ge- sind bei einigen Fabrikaten ausschließlich faser-
nannten Holzwerkstoffe noch nicht genormt, son- parallel angeordnet. Es gibt aber auch Ausfüh-
dern können nur auf der Basis einer allgemeinen rungen, bei denen ein kleiner Anteil von Furnier-
bauaufsichtliehen Zulassung oder einer Zustim- lagen quer zur Plattenrichtung liegt; sie bieten
mung im Einzelfall genutzt werden. bei flächigen Anwendungen und insbesondere
Feuchtebeanspruchung wegen der geringeren
Brettholz hygrischen Längenänderung Vorteile. Aus Fur-
nierschichtholz werden Platten bis 24 m Länge,
Brettschichtholz (BSH) ist aus Brettern bis etwa 1,8 m Breite und rd. 9 cm Dicke hergestellt. An-
40 mm (meist 33 mm) Dicke,400 mm (meist 220 wendung findet Furnierschichtholz sowohl bei
mm) Breite und rd. 2,50 m Länge zusammenge- balkenförmigen als auch plattenförmigen Bau-
leimt. An den Kopfenden sind die Bretter durch teilen. Balken werden als Streifen aus den Roh-
Keilzinkung miteinander verbunden. Nach DIN platten gesägt und wie Brettschichtholz verwen-
1052 müssen Nadelhölzer verwendet werden (in det. Zur Bildung größerer Querschnittshöhen
Deutschland praktisch ausschließlich Fichten- kann es entweder lagenweise oder auch mit Voll-
holz). Ein wesentliches Argument für die Ver- holz z.B. zu n-Platten verleimt werden.
wendung sind Querschnitts- und Trägerformen Furnierstreifenholz, auch PSL (Parallel Strand
mit Abmessungen, welche die mit Vollholz er- Lumber) genannt, wird aus rd. 2m langen, 13 mm
reichbaren mehrfach übertreffen. So wurden breiten und 3mm dicken Nadelholz-Furnier-
Träger mit einer Höhe von 2,30 mundüber 100m streifen hergestellt. Die Streifen werden allseitig
Spannweite ebenso realisiert wie dreidimensio- mit Phenolharz beleimt und längenversetzt
nal gekrümmte Strukturen. Da Holzfehler aus flächen- sowie faserparallel zu endlosen Balken
den Brettern herausgeschnitten werden können mit Querschnitten bis etwa 30 cm x 50 cm verar-
und sich durch entsprechende Sortierung und beitet. Die auf 20m ab gelängten Stücke können
Trocknung sowohl die mittlere Festigkeit er- anschließend zu beliebigen Querschnitten zer-
höhen als auch deren Schwankungsbreite redu- teilt werden. PSL zeichnet sich durch hohe Bie-
zieren läßt, können höhere Spannungen als bei ge- und Schubfestigkeit aus.
Vollholz zugelassen werden (s. DIN 1052). Ver-
wendet wird BSH v. a. für Binder und Sparren. Sperrholz
Multiplan-Platten bestehen aus drei bis fünf
Lagen kreuzweise verleimter Nadelholzbretter. Sperrholz wird hinsichtlich seiner Feuchtebe-
Die äußere Lage ist etwa 7 mm dick, die Dicke der ständigkeit in drei verschiedenen Qualitäten
Baustoffe 3-13
mittragende Beplankung für Elemente in Holz- Kombinationsbauteile
tafelbauweise, Dachschalungen sowie Fußbo-
den- und Wandbeläge. Träger werden immer häufiger aus verschiede-
Langspanholz, auch LSL (Laminated Strand nen Werkstoffen zusammengesetzt. Angeboten
Lumber) genannt, besteht aus bis zu 30 cm lan- werden I-Träger mit Gurten aus sehr druck- und
gen, bis 4 cm breiten und 0,9 cm dicken Spänen zugfestem Furnierschicht- oder Vollholz und
des schnell wachsenden nordamerikanischen Stegen aus sehr schubfesten OSB-Platten oder
Aspenholzes (Pappelart). Die Späne werden all- auch Holzfaserplatten. Darüber hinaus sind auch
seitig beleimt und faser- sowie flächenparallel, 1- und Doppel-I-Träger mit Vollholzgurten und
aber längenversetzt mit einem Polyurethan-Kle- Stegen aus 0,5 mm dicken Blechen bekannt. Die
ber unter Druck verleimt. Die Herstellung um- Stege sind durch Nuten in die Gurte eingebun-
faßt sowohl balken-als auch plattenförmige Bau- den. Die Liefedängen der Kombination Furnier-
teile. Die Plattengrößen reichen bis 2,3 m x 10,7 m schichtholz/OSB reichen bis 22 m.
bei einer Dicke bis 14 cm. Kleinere Querschnitte
werden als Streifen aus Platten gesägt. Anwen- 3.1.1.6
dung finden die großformatigen Platten im Dach- Holzschädlinge, Holzschutz
und Fassadenbereich. Ebenso werden zusam-
mengesetzte Querschnitte aus Voll- und Lang- Unter bestimmten Randbedingungen kann Holz
spanholz (z. B. Plattenbalken) produziert. Für die von pflanzlichen und tierischen Holzschäd-
Anwendung ist z.Zt. noch eine bauaufsichtliche lingen befallen werden. Die größten Schäden
Zustimmung im Einzelfall erforderlich. Eine all- werden durch Pilze verursacht. Ganz allgemein
gemeine bauaufsichtliche Zulassung ist bean- fördern Holzfeuchten über 20M.-% und Tempe-
tragt. raturen oberhalb üblicher Raumtemperaturen
Holzwolle-Leichtbauplatten werden aus Holz- den Befall. Pilze schädigen Holz durch chemi-
wolle mit mindestens 80 mm Spanlänge und ei- schen Abbau, tierische Schädlinge durch Zerna-
nem mineralischen Bindemittel (Zement, Gips gen. Irrfolge des biologischen Angriffs können
oder Magnesit) hergestellt. Bei Magnesitbin- die Festigkeiten bis aufNull abnehmen. Manche
dung bleibt Holzwolle zäh, während sie bei Ver- Pilze und Insekten beschränken sich auf Nadel-
wendung von Zement und Gips versprödet. oder Laubholz oder sogar nur auf bestimmte
Holzwolle-Leichtbauplatten sind nach DIN 4102 Holzarten, andere bevorzugen zwar bestimmte
Teil4 schwer entflammbar; sie finden als Wärme- Hölzer, sind aber auch auf bzw. in anderen an-
schutz, Zwischenwände und Bekleidungen Ver- zutreffen. In erster Linie wird das Splintholz be-
wendung. fallen; bestimmte Pilze können aber auch Kern-
holz abbauen. Einige Tropenhölzer enthalten
Faserholz Kerninhaltsstoffe, die gegen Pilzbefall weitge-
hend schützen. Die eindeutige Identifizierung
Zur Herstellung von Faserplatten wird Nadel- pflanzlicher und tierischer Holzschädlinge soll-
holz minderwertiger Qualität einschließlich der te grundsätzlich Fachleuten vorbehalten blei-
Rinde verwertet. Das Holz wird als Hackschnit- ben.
zel ggf. unter Zumischung anderer pflanzlicher Pilze entwickeln sich aus Sporen. Unter günsti-
Faserstoffe in Wasserdampf aufgeschlossen und gen Bedingungen keimen sie, und es bildet sich
durch profilierte Mahlscheiben zerfasert. Die Art eine Keimhyphe, von der weitere Hyphen abge-
des Bindemittels und der Zusätze sowie der Grad hen, die sich schließlich zu einem Pilzgeflecht,
der Verdichtung bestimmen die Eigenschaften. dem Myzel, verdichten. Schließlich entstehen die
Entsprechend der Rohdichte werden poröse, mit- Fruchtkörper mit dem sporenbildenden Gewebe.
teldichte und dichte (harte) Faserplatten unter- Die Hyphenspitzen sondern Enzyme ab, die die
schieden. Durch die regellose Anordnung der Fa- Holzsubstanz abbauen. Pilze, die überwiegend
sern sind die mechanischen Eigenschaften der Zellulose abbauen und das braune Lignin übrig
Holzfaserplatten in allen Richtungen etwa gleich. lassen, werden "Braunfäulepilze" genannt; sie
Im konstruktiven Ingenieurbau finden Hartfa- treten vornehmlich bei Nadelhölzern auf. Das
serplatten z.B. Anwendung im Steg von I-Trä- befallene Holz reißt irrfolge des Austrocknens
gern. und starken Schwindens längs und quer in recht-
eckige Stücke auf, wodurch der typische Würfel-
bruch entsteht. Mit zunehmendem Befall wird
Baustoffe 3-15
erkennen, durch die die Käfer das Holz verlassen. Instituts für Bautechnik (DIBt) haben. Es stellt
Derweibliche Käfer ist 10 bis 25 mm lang, die Lar- sicher, daß die Wirksamkeit und die gesundheit-
ve bis zu 30 mm. Unter der papierdünnen Hol- liehe Unbedenklichkeit nachgewiesen wurden.
zaberfläche ist das Splintholz häufig weitgehend Im Prüfbescheid sind neben den Anwendungs-
zerfressen. Die Befallswahrscheinlichkeit ist bei bereichen und ggf. Anwendungsbeschränkun-
zehn bis 30 Jahre alten Gebäuden am größten. gen auch das erforderliche Einbringverfahren
Ein weiterer, weit verbreiteter und sehr schäd- (z.B. Kesseldrucktränkung) und die Einbring-
licher Holzzerstörer ist der Gewöhnliche Nage- menge genannt. Nach DIBt-Verzeichnis können
käfer (anobium punktatum), volkstümlich auch die Holzschutzmittel drei Gruppen zugeordnet
"Holzwurm" genannt. Er bevorzugt Raumtem- werden: wasserlösliche Mittel (z.B. Salze), ölige
peratur und Holzfeuchten zwischen 20 und 25 Mittel (z. B. Teeröl) und sonstige Mittel (z. B. Pas-
M.-o/o. Er befällt vorwiegend die hellen Früh- ten).
holzschichten einheimischer Hölzer. Bekämpfende Holzschutzmittel können z.B.
Der Braune Splintholzkäfer ist in den letzten dem RAL-Holzschutzmittel-Verzeichnis entnom-
Jahrzehnten für die Holzverarbeiter der mit Ab- men werden. Manchmal kommt es zu Unver-
stand gefährlichste Holzschädling geworden, da träglichkeiten von Holzschutzmitteln mit ande-
er- aus den Tropen kommend - trockene ( 15 bis ren Baustoffen, z. B. Verfärbung bei Putz, Korro-
16M.-o/o Holzfeuchte) und warme (um20°C) Be- sion von Metall und Glas sowie Auflösen von
dingungen bevorzugt. Er ist ein typischer Laub- Kunststoffen. Insekten lassen sich auch mit
holzschädling. Heißluft oder Gas erfolgreich bekämpfen, wobei
In salzhaitigern Meerwasser verbautes Holz ist zu beachten ist, daß diese Maßnahmen nicht vor-
durch verschiedene Meerestiere gefährdet. Zu ih- beugend wirken. Obwohl verschiedenen Litera-
nen gehören v. a. die Holzbohrmuschel und die turstellen zu entnehmen ist, daß auch der Echte
BohrasseL Insbesondere erstere kann Holz in Hausschwamm mittels Heißluft abgetötet wer-
wenigen Jahren fast völlig zerstören. den kann, ist dies z.Zt. nach DIN 68800 Teil 4
Die für tragende Bauteile erforderlichen vor- nicht zulässig. Die Bekämpfung bzw. vorbeu-
beugenden und bekämpfenden Holzschutzmaß- gende Maßnahmen gegen Pilz- und Insektenbe-
nahmen sind in DIN 68800 Teil1 aufgeführt. Vor- fall sollten immer von einer Fachfirma ausge-
beugender Holzschutz kann durch bauliche Maß- führt werden.
nahmen (DIN 68800 Teil2) oder Behandlung mit
chemischen Holzschutzmitteln (DIN 68800 Teil3 3.1.1.7
und TeilS) gewährleistet werden. Bauliche Maß- Regelwerke für Holz, Holzwerkstoffe
nahmen wie das Fernhalten von Niederschlag und Holzkonstruktionen
bzw. dessen schnelle Ableitung und das Abschir-
men gegenüber Feuchtigkeit aus dem Boden
oder aus angrenzenden Bauteilen können mit Der Holzbau befindet sich derzeit hinsichtlich
Ausführungsdetails z. B. [Natterer u.a.1996] ent- relevanter technischer Regelwerke in einer Um-
nommen werden. bruchphase. Neben DIN-Normen gibt es bereits
In DIN 68800 Teil3 sind allen vorkommenden etliche europäische Normen (DIN EN) und zahl-
Anwendungsbereichen fünf Gefährdungsklassen reiche Entwürfe, auf die hier nicht eingegangen
zugeordnet. In allen Klassen kann Holz ohne wird. Holzbauwerke können nach DIN 1052 oder
chemischen Holzschutz verwendet werden, wenn der in der Erprobungsphase befindlichen DIN V
man es der erforderlichen Resistenzklasse ent- ENV 1995 (Eurocode 5) bemessen werden (s. 3. 7).
sprechend DIN 68364 zuordnen kann und zu-
sätzliche Randbedingungen erfüllt werden. Die 3.1.2
erforderliche Holzschutzmittel- Wirkungsgruppe Bindemittel
(z.B. Iv: Vorbeugend gegen Insekten) ist eben-
falls von der Gefährdungsklasse abhängig (s. 3.1.2.1
DIN 68800 Teil 3). Für Holzwerkstoffe sind in Allgemeines
DIN 68800 Teil2 den Anwendungsbereichen die
erforderlichen Holzwerkstoffklassen (20, 100, Bindemittel sind Stoffe, die gröbere oder feinere
lOOG) zugeordnet. Körper -"Zuschlag" genannt - fest untereinan-
Vorbeugende Holzschutzmittel für tragende der verkitten. Sie werden nur selten als reine Bin-
Bauteile müssen ein Prüfzeichen des Deutschen demittelleime ohne Zuschlag verwendet, da sie
Baustoffe 3-17
CaS04·2HzO (Gips). Dabei entscheidet die mi- weitere Verfestigung hervorrufen. Die Calcium-
neralogische Zusammensetzung, aber auch die verbindungen sorgen dafür, daß. die hydrauli-
Art und Dosierung von eventuell zugegebenen schen Kalke schneller erhärten und höhere
Anregern oder Verzögerern, über die Reaktions- Druckfestigkeiten als Luftkalke erreichen. Die
geschwindigkeit. Prinzipiell reagiert das Halb- Luftlagerung vor der Wasserlagerung ist not-
hydrat schneller als der bei hoher Temperatur wendig, damit der Erhärtungsanteil der Karbo-
entstandene Anhydrit. natisierung genutzt und wirksam werden kann
und weil die Hydratation in einem Calcitgerüst
3.1.2.3 wirkungsvoller ist als in einer wässerigen Di-
Kalke spersion.
Hochhydraulischer Kalk zeichnet sich wegen
Definition, Herstellung und Eigenschaften des höheren Gehalts an reaktionsfähigen kiesel-
sauren Bestandteilen neben der Carbonaterhär-
Als "Baukalke" dürfen ausschließlich Bindemit- tung durch ein ausgeprägtes hydraulisches Er-
tel bezeichnet werden, welche der DIN 1060 Teil härtungsvermögen aus. Er ist nach Luftlagerung
1 entsprechen. Baukalk wird vorwiegend als pul- bis zu drei Tagen auch unter Wasser beständig.
verformiges Kalkhydrat geliefert. Kalkteig und Die Verarbeitungseigenschaften von hochhy-
Stückkalk haben nur noch untergeordnete Be- draulischen Kalken liegen zwischen denen der
deutung. Luftkalke und der Zemente. Traßkalk hat auf-
Weißkalke, vielfach auch"Luftkalke" genannt, grund der Feinheit des Trasses und des LP-Zu-
zeichnen sich durch sehr große Feinheit, niedri- satzes (LP Luftporenbildner) ein hohes Wasser-
ge Schüttdichte, hohe Ergiebigkeit, große Wirt- rückhaltevermögen, ein großes Verformungs-
schaftlichkeit und gute Verarbeitbarkeit (Ge- vermögen und damit eine geringe Rißempfind-
schmeidigkeit und Wasserrückhaltevermögen) lichkeit sowie eine erhöhte Widerstandsfähigkeit
aus. Sie werden aus möglichst reinem Kalk- gegen Auslaugung von CaO und gegen Frost-
stein (CaC03) unterhalb der Sintergrenze bei rd. Tau-Wechsel.
1000°C gebrannt. Diese Luftbindemittel sind im
erhärteten Zustand nicht wasserbeständig. Sorten
Mit der Aufnahme von Kohlendioxid aus der
Luft (Karbonatisierung) erhärtet der Luftkalk. Weiß- und Dolomitkalke werden nach DIN 1060
Die Karbonatisierung findet wegen der geringen Teill nach ihrer chemischen Zusammensetzung
C0 2 -Konzentration der Luft (0,03 Vol.-%) nur (( CaO+ MgO )-Anteil) klassifiziert. Je nach Klas-
langsam statt. Sie läuft desto schneller ab, je po- sifizierung beträgt der (CaO+MgO)-Gehalt für
riger der Mörtel ist und je mehr COz zur Verfü- Weißkalke ~ 70 M.-o/o und für Dolomitkalke ~ 80
gung steht. Luftkalkputze dürfen daher nicht ge- M.-o/o. Entsprechend dieser Klassifizierung wer-
gen Luft abgesperrt werden (z.B. durch dichte den Weiß- und Dolomitkalke mit dem Kurzzei-
Oberputze, Tapeten, Spachtelmassen u. ä. ). Unter chen CL und DL sowie dem Mindestgehalt an
günstigen Umständen (dauernde Berührung mit (CaO+MgO) bezeichnet. Weißkalke unterschei-
Luft) ist eine vollständige Karbonatisierung von den sich von Dolomitkalken durch ihren gerin-
Putzen mit 1 bis 2 cm Dicke in einigen Monaten geren Dolomitanteil, der im Fall der Weißkalke
möglich; bei Mauermörtel kann dies wegen der $5 M.-% sein muß.
geringen Fugendicke und relativ großen Fugen- Hydraulische Kalke (HL) werden nach ihrer
tiefe viele Jahre dauern. Mindestdruckfestigkeit (in N/mm2) im Alter von
Hydraulische Kalke haben wegen des begrenz- 28 Tagen klassifiziert. Die Mindestdruckfestig-
ten Gehalts an reaktionsfähigen kieselsauren Be- keit sollte für HL 2 zwischen 2 bis 7 N/mm2, für
standteilen ein begrenztes hydraulisches Erhär- HL 3,5 zwischen 3,5 und 10 N/mm2 sowie für HL
tungsvermögen. Es überwiegen jedoch die cha- 5 zwischen 5 und 15 N/mm2 liegen.
rakteristischen Kalkeigenschaften. Diese hy-
draulischen Bindemittel erhärten nach einer be-
stimmten Zeit der Luftlagerung auch unter Verwendung
Wasser. Bei Luftlagerung reagiert der Anteil an
Calciumhydroxid mit Luftkohlensäure zu Ca- Baukalke dienen als Mauermörtel für niedrige
C03. Calciumsilikate, -aluminate und -ferrite bil- Beanspruchung und Putzmörtel ohne längere
den mit dem Anmachwasser Hydrate, die eine Feuchtigkeitseinwirkung. Auch bei der Herstel-
Baustoffe 3-19
!er und in der Kälte langsamer. Tiefe Temperatu- diesem Grund wird vor oder während dem Mah-
ren können die Reaktion völlig unterbrechen. len des Zementklinkers Gips oder Anhydrit als
Wasserentzug (Austrocknung) unterbricht die Abbinderegler zugesetzt. Wenn Wasser zugege-
Hydratation ebenfalls. Die Hydratation des Ze- ben wird, reagieren diese Sulfatträger mit dem
ments verläuft exotherm, d.h., beim Erstarren Tricalciumaluminat unter Bildung von Ettringit
und Erhärten wird entsprechend dem Reakti- (Trisulfat). Mit dieser Reaktion wird das Erstar-
onsfortschritt Wärme, die sog. "Hydratations- ren des Zementleims verhindert. Später wandelt
wärme", frei. sich Ettringit ohne schädliche Nebenwirkungen
Je feiner ein Zement gemahlen ist, desto in Monosulfat um.
größer ist seine Oberfläche und desto schneller Bezogen auf die Gefügeentwicklung während
ist seine Reaktion mit dem Anmachwasser, was des Verfestigungsprozesses unterscheidet man
sich wiederum in der Festigkeitsentwicklung drei Hydratationsstufen. Nach dem Mischen mit
ausdrückt. Wenn die Mahlfeinheit zu groß ist, Wasser steift der Zementleim mit der Bildung
hat der Zement einen größeren Bedarf an An- von CSH-Phasen langsam an. Eine erste merkli-
machwasser, was die Festigkeit mindert. Außer- che Verfestigung wird "Erstarrungsbeginn" ge-
dem ist unter diesen Umständen mit schnelle- nannt. Mit "Erstarren" wird der Übergang des
rem und stärkerem Schwinden zu rechnen. Zementleims vom plastischen in den festen Zu-
stand bezeichnet. Die Erstarrungszeiten (Beginn
Erstarren und Erhärten und Ende) werden nach DIN EN 196 Teil 3 mit
dem Eindringversuch (Vicat-Nadel) bestimmt.
Die fortschreitende Verfestigung des Zements Mit dem Erstarrungsbeginn endet die erste Hy-
nach dem Anmachen mit Wasser geht über ein dratationsstufe. Während der weiteren Reaktion
anfängliches Ansteifen über das Erstarren bis bilden sich die Calciumsilikathydrate zunächst
zum Erhärten. Aus betontechnologischen Grün- langfaserig (2. Hydratationsstufe) und dann kurz-
den ist es sehr wichtig, den Verlauf der Verfesti- faserig (3. Hydratationsstufe) aus.
gung definiert erfassen zu können. Ein Zement Die mineralogische Zusammensetzung be-
muß ausreichend lange verarbeitbar sein, muß stimmt die physikalischen und chemischen Ei-
sich aber auch ausreichend schnell verfestigen genschaften des Zements. Dazu gehören z. B. die
(Entschalen, Belastbarkeit). Geschwindigkeit der Reaktion mit Wasser und
Wenn feingemahlener reiner Portlandzement- die Wärme, die dabei freigesetzt wird. Hinzu
klinker mit Wasser gemischt wird, reagiert das kommt, daß durch die Hydratation verschiede-
Tricalciumaluminat unverzüglich mit Wasser ner Minerale natürlich unterschiedliche Reak-
und bewirkt dabei ein unerwünschtes zu frühes tionsprodukte und damit auch unterschiedliche
Erstarren des Zementleims ("Löffelbinder").Aus Gefüge entstehen. Die Folgen sind gut zu erken-
80
3Ca0 · Si01 = C3S
-- -- --
70 -- -- -- ~
'E 60 ./ I ~
.-4~ · Si0 2 =C2 S
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Ci 20
Baustoffe 3-21
CaO bzw. Ca(OH)z kann wiederum durch Mi- Anwendungsbereiche
schung des latent-hydraulischen Materials mit
Portlandzement (s. 3.1.2.4) oder Kalk (s. 3.1.2.3) Latent-hydraulische und puzzolanische Stoffe
zugeführt werden. sind wichtige Bindemittelkomponenten, die so-
Das meistverwendete latent -hydraulische Ma- wohl in Kalken (hydraulische und hochhydrau-
terial ist Hüttensand. Er wird durch schnelles Ab- lische Kalke) als auch in Zeroenten Anwendung
kühlen und feines Zerteilen (i. d. R. mit Hilfe von finden.
Wasserdüsen) von feuerflüssigen Hochofen- Für die Verwendung latent-hydraulischer und
schlacken, wie sie bei der Stahlherstellung als puzzolanischer Stoffe in großem Maßstab als Zu-
Nebenprodukte anfallen, hergestellt. Bei dieser mahlstoff für Zemente gibt es verschiedene
sog."Granulation" ensteht ein Sand mit sehr ho- Gründe wirtschaftlicher, technologischer und
hem Glasanteil, der zum latent-hydraulisch reak- ökologischer Natur:
tionsfähigen Hüttensandmehl aufgemahlen bzw. - Energieeinsparung (Zementproduktion er-
direkt als Zumabistoff zusammen mit Zement- fordert hohe Brenntemperatur),
klinker feingemahlen (Hochofenzemente) wird. - weniger Schadgasemission (da weniger Port-
Puzzolane sind Stoffe, die reaktionsfähige Kie- Iandzementklinker produziert werden muß),
selsäure (Si0 2 ) enthalten und CaO-arm (<10M.- - Rohstoffeinsparung (viele Zumabistoffe sind
o/o) sind (s. Abb. 3.1-12). Die Puzzolanität- die industrielle Nebenprodukte),
Fähigkeit zur puzzolanischen Reaktion - hängt - Deponieeinsparung (Verwertung industriel-
vom mineralogischen Zustand eines Materials ler Nebenprodukte) und
ab. Gut kristallisiertes Si0 2 (Quarz) ist weitest- - gezielte Verbesserung bestimmter Zementei-
gehend inert, während amorphes Si0 2 reakti- genschaften für bestimmte Anwendungsfälle.
onsfähig ist. Die Reaktionsfähigkeit wächst aus
physikalischen Gründen mit sinkender Korn- Grundsätzlich können alle latent-hydraulischen
größe (steigender spezifischer Oberfläche). und puzzolanischen Stoffe, die als Zementzu-
Die puzzolanische Reaktion liefert als Reak- mahlstoffe verwendet werden, auch als Beton-
tionsprodukte festigkeitsbildende CSH-Phasen zusatzstoffe dienen. In Deutschland werden auf-
(wie die hydraulische Reaktion). Puzzolane rea- grund bestehender Vereinbarungen zwischen
gieren in Anwesenheit von Feuchtigkeit mit Cal- der Zement- und der Stahlindustrie aber nur
ciumhydroxid Ca(OH)z.Als CaO-Spender kom- Steinkohlenflugasche, Silicastaub und Traß als
men sowohl Kalke als auch Zemente in Betracht. Betonzusatzstoffe eingesetzt.
Demzufolge haben Puzzolane kein eigenes Er-
härtungsvermögen, liefern aber in Kombination 3.1.3
mit CaO-Spendern durchaus einen festigkeits- Beton
steigernden Beitrag, da zusätzliche CSH-Phasen
gebildet werden. Mischungen von Puzzolanen 3.1.3.1
mit Kalk nennt man "Puzzolankalke", solche mit Allgemeines
Zement "Puzzolanzemente".
Puzzolane können auf natürlichem oder DIN 1045 bzw. DIN EN 206 (Entwurf) regeln so-
künstlichem Wege entstehen. Ein gängiger Weg wohl die Herstellung, die Eigenschaften und die
zum Erhalt eines Stoffes mit einem hohen Gehalt Anwendung von Beton als auch die entspre-
reaktionsfähiger Kieselsäure ist das plötzliche chenden Prüfverfahren. Grundsätzlich bietet Be-
Abkühlen von Si0 2-reichen Schmelzen von ho- ton als Baustoff sehr günstige Eigenschaften auf-
hen Temperaturen (hoher Glasgehalt). In der Na- grundseiner nahezu unbegrenzten Gestaltungs-
tur findet man deshalb Puzzolane vorwiegend möglichkeiten, seiner sehr flexibel einstellbaren
unter den vulkanischen Gesteinen (Tuffe, Laven). technologischen Eigenschaften, seiner hohen
Sie können außerdem durch sedimentäre Abla- Dauerhaftigkeit und seiner Wirtschaftlichkeit.
gerung von Kieselalgen gebildet werden (Kiesel- Die Nachteile des Baustoffs Beton sind im rela-
gur,Molererde). Künstliche Puzzolane entstehen tiv hohen Gewicht zu sehen, im unvermeidlichen
als Nebenprodukte z. B. in Steinkohlekraftwer- Kriechen und Schwinden, in der relativ geringen
ken (Steinkohlenflugasche aus den Filtern zur Zugfestigkeit und der relativ aufwendigen De-
Abluftreinigung). montierbarkeit. Die folgenden Erläuterungen
beziehen sich im wesentlichen aufNormalbeton;
Sonderbetone werden in 3.1.3.9 behandelt.
Z= 300 kgJml ~
W= 180 kgJml ~
G= 1900 kg/ml
Betonzusatzmittel z.B. Betonverflüssiger
< SO glkgZ
Baustoffe 3-23
entweder genormt oder bauaufsichtlich zugelas- hat eine Kornrohdichte von I?Rg<2200 kg/m 3.
sen und für den vorgesehenen Anwendungsfall Beispiele für natürlich gekörnte Leichtzuschläge
geeignet sein. sind Naturbims, Lavakies und Lavasand. Bei-
spiele für mechanisch zerkleinerte natürliche
Zugabewasser Leichtzuschläge sind Schaumlava, Tuffe und Holz-
fasern. Künstlich hergestellte Leichtzuschläge
Als Zugabewasser ist jedes in der Natur vorkom- sind Blähton, Ziegelsplitt, Hüttenbims und
mende Wasser geeignet, soweit es nicht Bestand- Schaumkunststoffe.
teile enthält, die das Erhärten oder andere Ei- Schwerzuschlag dient zur Herstellung von
genschaften des Betons ungünstig beeinflussen Schwerbetonen z. B. als Strahlenschutzbeton
oder den Korrosionsschutz der Bewehrung be- (Reaktor- und Krankenhausbau) und hat eine
einträchtigen. Ungeeignet sind demnach z.B. In- Kornrohdichte von I?Rg>3200 kg/m 3. Beispiele
dustriewässer, die Öle, Fette, Zucker, Humin- für natürliche Schwerzuschläge (i.d.R. mecha-
säure,Kalisalze oder größere Anteile an S03,frei- nisch zerkleinert) sind Schwerspat (Baryt,
em MgO und Chloriden enthalten. Da jeder BaS0 4 ), Magnetit und Hämatit. Beispiele für
Zement anders reagieren kann, ist im Zweifels- künstlich hergestellte Schwerzuschläge sind
fall eine Eignungsprüfung, ggf. auch mit einem Stahlschrot, Stahlspäne, Schwermetallschlacken.
Vergleichsbeton, nötig. Die Anforderungen an Zuschlag muß je nach Verwendungszweck und
Zugabewasser sind im einzelnen in DIN 1045 Teil Aufgabe hinsichtlich Kornzusammensetzung,
2 (Entwurf), im DBV-Merkblatt "Zugabewasser Reinheit, Festigkeit, Kornform, Widerstand ge-
für Beton" und auch- speziell für die Restwasser- gen Frost und Abnutzung nach DIN 1045 Teil2
verwertung im Betonwerk- in der entsprechen- (Entwurf) und nach DIN EN 206 (Entwurf) be-
den Richtlinie [DAfStb 1995] nachzulesen. sonderen Anforderungen genügen. Der Zuschlag
darf unter der Einwirkung von Wasser nicht er-
Zuschläge weichen, sich nicht zersetzen, mit den Zement-
bestandteilen keine schädlichen Verbindungen
Mit "Zuschlag" wird eine Mischung von unge- eingehen und den Korrosionsschutz der Beweh-
brochenen oder gebrochenen Körnern bezeich- rung nicht beeinträchtigen. Für die Prüfung des
net, die durch Zementleim zum Beton verkittet Zuschlags im Hinblick auf schädliche Bestand-
wird. Zuschlag bildet mit 70 bis 80 Vol.-% men- teile werden in DIN 4226 verschiedene Untersu-
genmäßig den Hauptbestandteil des Betons und chungsverfahren angegeben. So kann z.B. der
ist in DIN 4226 genormt. Zuschlag kann aus Anteil an abschlämmbaren Bestandteilen mit
natürlichem oder künstlichem, dichtem oder po- Hilfe des Absetzversuches bestimmt werden.
rigem Gestein bestehen. Nach der Rohdichte un- Eine betontechnologisch sehr wichtige Eigen-
terscheidet man zwischen Normalzuschlag, schaft des Zuschlaggemisches ist seine Kornzu-
Leichtzuschlag und Schwerzuschlag. sammensetzung (Sieblinie). Eine günstige Sieb-
Normalzuschlag hat eine Kornrohdichte von linie gewährleistet gute Betonqualität durch die
2200 bis 3200 kg/m3. Beipiele für natürlich ge- Erfüllung folgender Aufgaben:
körnte Normalzuschläge sind Flußsand, Fluß- - Der Kornaufbau soll ein dichtes Korngerüst
kies, Grubensand und Grubenkies. Sie werden ergeben, damit der Zementleimgehalt zum
durch Baggern oder Saugen gewonnen, gewa- Ausfüllen der Zwischenräume gering ist.
schen und zu Korngruppen aufbereitet. Die mi- - Die Oberfläche soll möglichst klein, der Zu-
neralogische Zusammensetzung wechselt stark, schlag also möglichst grob sein, um die zur
so daß Bezeichnungen wie "Rheinkies" oder Umhüllung benötigte Zementleimmenge ge-
"Mainkies" kein Gütemerkmal sind. Beispiele ring halten zu können.
für mechanisch zerkleinerte Normalzuschläge
sind Brechsand, Splitt und Schotter. Sie werden Die günstigsten Bedingungen werden durch die
aus natürlichem Gestein oder aus künstlichem Regelsieblinien z. B. der DIN 1045 Teil2 (Entwurf)
Gestein (Schlacken) gebrochen (z.T. mehrfach), gegeben. Dort existieren Regelsieblinien für
gewaschen und zu Korngruppen aufbereitet. Da- Maximalkorngrößen von 8, 16 und 32 mm (Abb.
rüber hinaus kann Zuschlag aus aufbereitetem 3.1-16). Man unterscheidet zwischen den steti-
Betonabbruch hergestellt werden (Betonsplitt). gen Sieblinien A, B und C und der unstetigen
Leichtzuschlag (Zuschlag mit porigem Gefü- Sieblinie U (Ausfallkörnung). Bei letzterer ist
ge) dient zur Herstellung von Leichtbeton und stets eine Eignungsprüfung erforderlich.
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0 0,25 0,50 1,0 2,0 4,0 8,0 16,0 31,5 Lochweite in mm
Maschensiebe Quadrat Iochsiebe
(DIN 4188) (DIN4188, BI. 2)
Baustoffe 3-25
80 ~~--~,---~------~r--------------------,
Zusatzstoff
e~60 0
.11o.
o
ohne
Fl
F2
:z e F3
.E o Quarzmehl
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:::;: PZ 35 F
W(Z+f) = O,SO
FlugaS<hegehalt: 40 M.-%
14 28 91 365
Alter in Tagen, t
Fließmittel 2 bis 3mal stärkere Wirkung als BV, verhindern Entmischung bei weicher Konsistenz
Verzögerer ~- Schutzfilm auf Zementkorn ~ Verzögerung mehrere h (massige Bau teile, große
Flächen ohne Arbeitsfugen)
Beschleuniger raschere Hydration C3A, C4 (AF), C3S; CaCI 2 verboten!
Es ist zu berücksichtigen, daß gelegentlich ei- - Außenbauteile mit Frost-Tausalz- oder Meer-
ne Eigenschaft auf Kosten einer anderen ver- wasserbeanspruchung :::::0,50.
bessert wird. So können z.B. die Raumbestän-
digkeit, das Erstarren, der Frostwiderstand, die Neben dem geforderten Wasserzementwert
Wasseraufnahme oder die Wasserdichtheit nega- müssen auch der Mindestzementgehalt und der
tiv beeinflußt werden. Eine Eignungsprüfung ist Mehlkorngehalt des Betons eingehalten werden.
daher immer erforderlich. Für Spannbeton dür- Der Zementgehalt stellt einerseits die Hohlraum-
fen Betonzusatzmittel nur verwendet werden, ausfüllung zwischen den Zuschlagkörnern und
wenn diese Verwendung im Prüfbescheid aus- andererseits die Verarbeitung des Betons sicher.
drücklich genehmigt ist. Die Zementzugabemenge ist jedoch nach oben
hin durch folgende Eigenschaften bzw. wirt-
schaftliche Aspekte begrenzt:
3.1.3.4 - das Schwindmaß,
Betonzusammensetzung - die Hydratationswärme und
- die Kosten.
Die Betonzusammensetzung wird so konzipiert,
daß die im jeweiligen Anwendungsfall geforder- Damit Beton gut verarbeitbar ist, ein geschlos-
ten Verarbeitungs- und Festbetoneigenschaften senes Gefüge erhält und kein Wasser absondert,
(Festigkeit und Dauerhaftigkeit) gewährleistet muß er eine vom Größtkorn des Zuschlagge-
sind. DIN 1045 Teil2 (Entwurf) und DIN EN 206 mischs abhängige Menge Mehlkorn enthalten.
(Entwurf) regeln die Anforderungen an die Be- Als Mehlkorn sind alle Partikel mit Größen
tonzusammensetzung für verschiedene Einsatz- <0,125 mm definiert. Das bedeutet, daß der ge-
bereiche in tragenden und aussteifenden Bau- samte Zement- i. d. R. die gesamte Menge an Zu-
teilen aus bewehrtem und unbewehrtem Beton. satzstoffen- sowie Feinstanteile des Sandes dem
Die Betonzusammensetzung muß auf die An- Mehlkorn zuzurechnen sind. Die Unter- und
wendung abgestimmt werden. Um eine ausrei- Obergrenzen der Mehlkorngehalte liegen zwi-
chende Dauerhaftigkeit des Bauteils zu gewähr- schen 350 und 450 kg/m 3.
leisten, darf je nach Umweltklasse der maximale
Wasserzementwert nicht überschritten werden 3.1.3.5
bzw. der Mindestzementgehalt muß eingehalten Betonherstellung
werden. Eine weitere wichtige Einflußgröße auf
die Dauerhaftigkeit ist die Zementart. Mischen
Zur Einhaltung der geforderten Betonfestig-
keitsklasse ist der Wasserzement-(w/z)-Wert Die Wirksamkeit des Mischvorgangs hat Einfluß
ausschlaggebend. In Deutschland gelten z. Zt. auf Wasserbedarf, Verdichtbarkeit und Hydrata-
folgende Anhaltswerte, die je nach Vorschrift va- tion. Es soll eine gute und gleichmäßige Vertei-
riieren können: lung der Betonkomponenten gewährleistet wer-
- Innenbauteile :::::0,65; den. Die Mischdauer soll bei Maschinenmischung
- Außenbauteile :::::0,60; mit besonders guter Mischwirkung mindestens
Baustoffe 3-27
30s, sonst allgemein 1 bis 1,5 min, bei zement- beeinflussen würde, muß er möglichst vollkom-
reichen Mischungen im FreifaHrniseher jedoch men verdichtet werden (Abb. 3.1-19). Dazu die-
1,5 bis 2 min betragen. In Mischerfahrzeugen wird nen verschiedene Verdichtungsverfahren, deren
der zweckmäßig gemischte Beton während der Wirkung sehr unterschiedlich ist, so daß ihre An-
Fahrt ständig bewegt oder mit stehender Trom- wendung auf die Verdichtbarkeit des Betons ein-
mel zur Verwendungsstelle gefahren. gestellt werden muß. Außer in Sonderfällen wird
Beton durch Rütteln mit Innenrütteln, Außen-
Handmischung. Sie ist nur bei kleineren Beton- rütteln, Oberflächenrütteln, Schalungsrüttlern
arbeiten erlaubt und auf BS und B10 beschränkt. oder Rütteltisch verdichtet.
Beim Rütteln werden die statischen Kräfte
Maschinenmischung. Sie erfolgt chargenweise in aufgehoben: Der Beton verhält sich ähnlich wie
Freifall-oder Zwangsmischern oder kontinuier- eine Flüssigkeit, und die schweren Teile sinken
lich in Durchlaufmischern. Die Mischart muß nach unten und nehmen eine dichtere Lagerung
auf das Mischgut abgestimmt sein. ein. Besonders bei weichen Betonen ist darauf zu
achten, daß durch das Rütteln wegen des großen
Mischfahrzeug. Mischfahrzeuge dienen zum Dichteunterschieds von Zuschlagkorn und Ze-
Transportieren und Mischen von Beton weicher mentleim keine Entmischungen auftreten. Beim
und plastischer Konsistenz in Freifallmischern, Rütteln soll sich auf der Oberfläche eine ge-
der im Transportbetonwerk entweder nur do- schlossene Schicht zähen Mörtels bilden, wäßri-
siert oder auch gemischt wurde. ger Zementleim weist auf Entmischung hin.
Heute wird- bis auf Ausnahmen (sehr große Bau- Eine ausreichende Nachbehandlung ist nicht nur
stellen) -der gesamte Baustellenbeton als Trans- für den Schutz vor Wasserverlust im grünen und
portbeton geliefert und eingebaut, und zwar jungen Beton (Frühschwinden, Rißbildung) von
chargenweise in Behältern oder kontinuierlich Bedeutung. Wegen der Abhängigkeit der Hydra-
über Förderbänder oder durch Rohrleitungen. tation von Temperatur und Feuchtigkeit muß
Beim Einbringen des Frischbetons müssen Ent- der Beton auch während der ersten Zeit des Er-
mischungen vermieden werden, da sie und Ne- härtens gegen schädigende Einflüsse wie Hitze,
sterbildung die Festigkeit, die Wasserdichtheit, Wind (Austrocknen), Kälte, strömendes Wasser
das Aussehen (Sichtbeton) und den Korrosions- (Auswaschen), chemische Angriffe und Erschüt-
schutz der Bewehrung beeinträchtigen. terungen geschützt werden. Mit Rücksicht auf
Da der Frischbeton nach dem Mischen einen das Schwinden und insbesondere den Korrosi-
mehr oder weniger hohen Anteil an Luft enthält, onsschutz der Bewehrung ist er möglichst sieben
der die Festbetoneigenschaften sehr nachteilig bis 14 Tage lang dauernd feucht zu halten.
100
90
~',
~
~ , , , , / Biegezugfestigkeit
.s
',
~
................
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-- --- --
~
Druckfestigkeit"'
60
4
~
6 8
Luftporen in Vol.-%
Baustoffe 3-29
stenzdes Ausgangsbetons soll einem Ausbreit- tongefüllt (drei Schichten mit jeweiligem Stamp-
maß von 38 bis 42 cm, höchstens aber 44 cm ent- fen). 5 bis 10 s nach dem Abziehen der Blechform
sprechen. wird die Höhe des Betonkegels gemessen. Das
Setzmaß ergibt sich dann aus der Differenz zwi-
Prüfung der Konsistenz schen der Höhe des Betonkegels vor und nach
dem Abziehen des Trichters.
Die im deutschsprachigen Raum gebräuchlich-
sten Prüfverfahren zur Bestimmung der Konsi- 3.1.3.7
stenz sind der Ausbreitversuch und der Verdich- Festbetoneigenschaften
tungsversuch gemäß DIN 1048 Teill. Das Aus-
breitmaß eignet sich nicht für steifen Beton, Junger Beton
während das Verdichtungsmaß für den Fließbe-
ton ungeeignet ist. Darüber hinaus ist der Trich- Etwa zwei bis vier Stunden nach Wasserzugabe
terversuch (Setzmaß bzw. Slump-Test) von Be- beginnt der Beton zu erstarren, wenn dieser Zeit-
deutung. raum nicht durch die Zugabe eines Zusatzmittels
Entformt man einen Beton unmittelbar nach oder Temperatureinflüsse verlängert bzw. ver-
dem Herstellen, so besitzt er bereits einen ge- kürzt wird. Die Erstarrungsphase erstreckt sich
wissen Widerstand gegen Belastung. Man nennt über mehrere Stunden und geht dann in die Er-
diesen jungen Beton auch "grünen Beton" und härtung über. Letztere verläuft in den ersten
charakterisiert den Widerstand entsprechend Stunden sehr langsam, danach dann schneller. In
über die sog."Grünstandfestigkeit". Diese ist ins- Abb. 3.1-20 ist die Entwicklung der Zugfestigkeit
besondere für die Erzeugung von Betanstein- und der Verformungsfähigkeit (Betonbruchdeh-
produkten von Bedeutung, bei denen die Scha- nung) dargestellt. Der Wendepunkt und damit
lung möglichst effizient genutzt werden soll. das Maximum der Erhärtungsgeschwindigkeit
liegen etwa zwischen sechs und zwölf Stunden.
Ausbreitversuch. Der Ausbreitversuch nach DIN Abbildung 3.1-20 zeigt, daß der Wendepunkt
1048 Teil1 wird auf einem feucht abgewischten der Erhärtungskurve mit einem Minimum der
Ausbreittisch durchgeführt. Auf ihn wird ein ke- spannungsabhängigen Verformung zusammen-
gelstumpfförmiger, oben offener Trichter gesetzt, fällt [Bergström/Byfors 1980]. Bis zu diesem Zeit-
in den der Frischbeton in zwei Schichten einge- punkt ist der Beton sehr verformbar, und Ver-
füllt und durch leichte Stöße mit einem Holzstab formungsbehinderungenwerden nur geringfü-
verdichtet wird. Die Oberfläche des Frischbetons gig in Spannungen umgesetzt. Im Bereich des
wird eben abgestrichen und der Trichter hoch- Wendepunkts, also beim Übergang vom plasti-
gezogen. Der zurückbleibende Frischbetonkegel schen in den viskoelastischen Zustand, ist die
(oder -kuchen) wird durch 15 Schockstöße (He- Verformungsfähigkeit am geringsten. Dieser
ben und Fallenlassen des Ausbreittisches) zum Zeitpunkt ist ein zeitlich definierter Grenzzu-
Ausbreiten gebracht. Als Bewertungskriterium stand, der als Erstarrungsende angesehen wer-
dient der Durchmesser des Betonkuchens (in den kann.
cm), der als "Ausbreitmaß" bezeichnet wird. Zwischen demAbschluß des Einbringens (grü-
ner Beton) bis zum Wendepunkt der Erhärtungs-
Verdichtungsversuch. Der Verdichtungsversuch kurve bzw.Minimum der Verformungskurve be-
nach DIN 1048 Teil1 wird mit Hilfe eines 400 mm zeichnet man den Beton als "jungen Beton".
hohen, oben offenen Blechkastens durchgeführt. Trocknet das auf der Oberfläche des jungen Be-
In ihn wird der Frischbeton lose eingefüllt und tons abgesonderte Wasser innerhalb kurzer Zeit
die Oberfläche eben abgestrichen. Danach folgt ab, kann Frühschwinden auftreten. Es beträgt
seine Verdichtung auf einem Rütteltisch oder mit mit maximal etwa 4 mm/m viel mehr als das
einem Innenrüttler. Zur Bewertung wird das Zehnfache der minimalen Bruchdehnung des
Verdichtungsmaß herangezogen, das sich aus jungen Betons. Darüber hinaus kann sich dem
dem Quotienten der Einfüllhöhen nach und vor Frühschwinden durch Austrocknen eine Ver-
dem Verdichten (400 mm) berechnet. kürzung infolge sinkender Außentemperatur
überlagern.
Trichterversuch. Im Trichterversuch (Slump- Die auftretenden Zwängungsspannungen
Test nach [ASTM C143-90]) wird ähnlich wie im sind nicht sehr groß, da der E-Modul noch sehr
Ausbreitversuch ein Kegelstumpf mit Frischbe- klein ist und die Spannungen in kurzer Zeit
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Betonalter
Abb. 3.1-20 Zeitliche Entwicklung der Zugfestigkeit und der Bruchdehnung [Weigler/Karl1989)
durch Relaxation um über 50% abgebaut werden dung von puzzolanischen Zusatzstoffen oder
können. Außerdem fällt der wesentliche Teil der niedrige Bindemittelgehalte sind ebenso wie das
Verkürzung in die ersten Stunden, in denen die Kühlen des frischen und eingebauten Betons
Verformungsfähigkeit des Betons noch sehr groß Maßnahmen, die Rißgefahr durch Herabsetzen
ist. Trotzdem können beim Zusammentreffen des Temperaturmaximums zu reduzieren. Beim
mehrerer Ursachen die Zugspannungen größer Betonieren im Winter kann die Hydratations-
als die nur geringe Zugfestigkeit werden und wärme dazu beitragen, daß der Beton auch bei
Risse auftreten, die wegen des weiteren Ablaufs niedrigen Außentemperaturen ausreichend er-
der Verformung sehr weit werden können. Da- härtet und gefrierbeständig wird.
her müssen Nachbehandlungsmaßnahmen - Wie sich verformungsbehinderter junger Be-
insbesondere bei Sonne und Wind - so früh wie ton unter Zwangsbeanspruchung beim Abflie-
möglich beginnen. ßen der Hydratationswärme verhält, zeigt Abb.
3.1-21 schematisch. Eine Erwärmung löst erst
Hydratationswärmeentwicklung dann Druckspannungen aus, wenn der E-Modul
des Betons so groß ist, daß der Beton entgegen
Die Hydratation von Zement ist ein exothermer der Wärmedehnung einen meßbaren Wider-
Vorgang. Die pro Zeiteinheit freigesetzte Wärme stand leistet (Temperatur Tod. Mit zunehmen-
steht in direktem Zusammenhang mit der Reak- der Temperatur steigen auch die Druckspannun-
tionsgeschwindigkeit. Sie hängt u.a. von der Zu- gen im Beton und erreichen wegen der Rela-
sammensetzung des Zements ab (Phasenzusam- xation vor dem Temperaturmaximum ihren
mensetzung des Klinkers, Zurnahtstoffe usw.). Höchstwert. Da der E-Modul des jungen Betons
Die Geschwindigkeit der Wärmeentwicklung klein und die Relaxation des jungen Betons sehr
wird außerdem von der Temperatur, der Mahl- hoch ist, erreichen die Druckspannungen im Be-
feinheit und dem w/z-Wert entscheidend beein- ton nur geringe Werte. Mit einsetzender Abküh-
flußt. Zemente mit einer hohen Hydratations- lung verkürzt sich der Beton, die Druckspan-
wärme entwickeln bereits im Laufe eines Tages nungen nehmen ab und werden bei einer be-
50%, im Gegensatz dazu Zemente mit einer nied- stimmten Temperatur T02 zu Null. Wegen der Re-
rigeren Hydratationswärme lediglich 15% ihrer laxation der Druckspannungen im vorangegan-
gesamten Wärmemenge. genen Zeitabschnitt ist T02 >T01• Eine weitere
Zur Verringerung der Hydratationswärme sind Abkühlung hat Zugspannungen zur Folge, die
in erster Linie Betone aus Zementen mit niedri- bei einer kritischen Temperatur TRiß die Zugfe-
ger Hydratationswärme (NW) bei möglichst ge- stigkeit des Betons überschreiten und einen
ringem Zementgehalt herzustellen. Die Verwen- Trennriß verursachen [Breitenbücher 1989].
Baustoffe 3-31
Zeit
Druck
Zeit
Zug
Festigkeit
Tabelle 3.1-1 Einfluß des Alters auf die Druckfestigkeit von Beton [Bauberatung Zement1990l
52,5 u. 42,5 R 70 . .. 80 80.' .90 (91') 100 ... 105 105 ... 110
42,5 u. 32,5 R 50 . ..60 65 ... 80 (83') 105 ... 115 110 ... 120 • Rechenwerte
32,5 30 . .. 40 50.' .65 (77•) 110 ... 125 115 ... 130 nach DIN 1045
Baustoffe 3-33
Da die Betondruckfestigkeit annähernd line- Würfel mit 200 mm Kantenlänge. Dabei kann
ar von der Zementnormdruckfestigkeit abhängt, man beim Versuchswert die mittlere Kurve be-
kann die Einflußgröße Zementnormdruckfe- nutzen, während man beim Klassenwert mit
stigkeit ßz aus dem Einflußkoeffizienten heraus- dem angegebenen Streubereich rechnen muß.
gezogen und ßh/ßz anstelle von ßb gesetzt wer- Wie andere chemische Vorgänge wird auch die
den. In Abb. 3.1-23 ist dies für die Ordinate eines Erhärtung des Betons durch niedrige Tempera-
Festigkeits-w-Diagramms geschehen. Setzt man turen verzögert und durch höhere beschleunigt.
in dieses Verhältnis die im Versuch nach DIN EN Der Temperatureinfluß läßt sich nach verschie-
196 Teil1 ermittelte Zementdruckfestigkeit oder denen Reifeformeln abschätzen. Hier wird als
ohne diese Prüfung die Zementfestigkeitsklasse Beispiel die Reifeformel von Sau/ angegeben:
ein, so erhält man die Betondruckfestigkeit für
R=IM; ·(Tj+10) (3.1.3)
mit
R "Reife", von der die Festigkeit abhängt,
M; Intervalle der Erhärtungszeit bei gleicher
1,40
Temperatur (in d oder h),
1,20 =~~
- ~)<'
~
~~
T; Betontemperatur im Intervall (in °C).
-
- (Q
Der Formel ist zu entnehmen, daß bei -10 °C die
1,00 - \ Reife Null ist; die Erhärtung hört auf. Die Reife-
- :::...~ \
-- \ formel von Sau! gilt nicht mehr für höheres Be-
..r% tonalter und nur beschränkt bei starker Tempe-
,_
0,80
)<'
raturbehandlung. In Abb. 3.1-24 ist der Einfluß
"'r--
~
~(Q der Temperatur in Abhängigkeit vom Alter gra-
0,60 1'- phisch dargestellt. Wie zu erkennen ist, ergeben
;:::: sich Widersprüche zur Reifeformel, wenn wäh-
0,40
"" ..... rend der Erhärtung stark veränderliche Tempe-
""' -... raturen herrschen.
0,20
0,40 0,60 0,80 1,00 Festigkeitsklassen
(J)
Abb. 3.1-23 Beziehung zwischen der Betondruckfes- In Deutschland werden Betone z. Z. nach ihrer
tigkeit ßb2& der Zementnormdruckfestigkeit ß, 28 und 28-Tage-Druckfestigkeit unter definierten Nach-
dem w/z-Wert c.u für Betone ohne Luftporenbildner
[Walz/Wischers 1976] behandlungs- und Prüfbedingungen, die nach
DIN 1048 Teil 5 geregelt sind, klassifiziert. In DIN
200
erst 5°C, dann 20°(
-- --
- --
- -- -
-
~ ~
/
/ ...----: rr--
;F. dauernd 20°( -
.!"ö
~ y / Dampfbehandlung
·~ 100
I/I /
~
._,
;:J
c5
1/ /
/
I dauernd 5°(
I
0 3 4 5 6 8 9 10 11 12
Alter in Monaten
Abb. 3.1·24 Einfluß der Temperatur auf die Festigkeitsentwkklung von Beton [Walz 1964]
Tabelle 3.1 ·3 Konformitätskriterien für die Druckfestigkeit nach DIN EN 206 (Entwurf) und DIN 1045 Teil2 (Entwurf)
Baustoffe 3-35
teilen.Zwei Verfahren sind für die Schätzung des spruchungsrichtung ausgelösten Dehnung wird
Wertes für a zulässig, wobei die Wahl des Verfah- durch die Spannungs-Dehnungs-Linie beschrie-
rens im voraus zu treffen ist: ben. Die inneren Bindungskräfte des Betons ver-
- Verfahren 1: Der Anfangswert der Standard- mögen es nicht, nach der äußeren Krafteinwir-
abweichung darf für den folgenden Zeitraum kung die ursprüngliche Form wieder herzustel-
angewendet werden, innnerhalb dessen die len, d. h., neben elastischen Vorgängen spielen
Konformität zu überprüfen ist, vorausgesetzt, bei der Belastung auch viskose oder plastische
daß die Standardabweichung der letzten 15 Vorgänge eine Rolle. Der Beton wird daher als
Ergebnisse (s,s) nicht signifikant von der an- "viskoelastischer Stoff" bezeichnet.
genommenen Standardabweichung abweicht. Wird der Beton einachsig ohne Querdehnungs-
Dies wird unter folgender Voraussetzung als behinderung belastet, folgt der Beton dem Hoo-
gültig angesehen: keschen Gesetz näherungsweise bei kurzzeitig
einwirkender Druckbeanspruchung bis ca. 40%
0,63 · o~s15 ~1,37 · a. (3.1.4)
seiner Druckfestigkeit und bei kurzzeitig ein-
Falls der Wert s1s außerhalb dieser Grenzen wirkender Zugbeanspruchung bis zu etwa 70%
liegt, muß ein neuer Schätzwert a aus den letz- seiner Zugfestigkeit. Bei höheren Spannungen
ten 35 verfügbaren Prüfergebnissen ermittelt steigt die Dehnung überproportional, bei einer
werden. Entlastung ist nur ein Teil der Verformung rever-
- Verfahren 2: Der neue Wert fürs darf nach ei- sibel, d.h. elastisch. Mit steigender Spannung
nem kontinuierlichen Verfahren geschätzt wer- nimmt der plastische Verformungsanteil zu. Nach
den, und dieser Wert ist zu übernehmen. Die dem Erreichen der aufnehmbaren Höchstspan-
Empfindlichkeit des Verfahrens muß minde- nung, der Druck- bzw. der Zugfestigkeit, nimmt
stens derjenigen des Verfahrens 1 entsprechen. die aufnehmbare Spannung mit steigender Deh-
Der neue Schätzwert für a ist für die nächste nung ab (Abb. 3.1-25).
Nachweisperiode anzuwenden. Bei einer Spannung über ca. 70% bis 90% der
Festigkeit, die etwa mit der Dauerstandfestigkeit
Güteüberwachung übereinstimmt, wird das Gefüge instabil: Die
Risse in der Verbundzone werden durch Risse
Nach DIN EN 206 (Entwurf) muß der Hersteller im Zementstein verbunden, das Volumen, das
eine Produktionslenkung durchführen, die alle bisher durch die Längsstauchung kleiner wurde,
notwendigen Maßnahmen umfaßt, um die Qua- wächst durch die größere Querdehnung wieder
lität des Betons in Übereinstimmung mit den an, bei konstanter Verformungsgeschwindigkeit
festgelegten Anforderungen zu sichern und zu wird die Steigung der Spannungs-Dehnungs-
steuern. Sie schließt Baustoffauswahl, Betonent- Linie zu Null. Darüber hinaus ist die Energie, die
wurf, Betonherstellung, überwachungund Prü- bei der Rißbildung frei wird, größer als diejeni-
fung von Ausstattung, Rohstoffen, Herstellver- ge, die für die Rißbildung benötigt wird.
fahren, Frischbeton und Festbeton und ggf.
Transport ein.
Die Produktionslenkung wird von einer aner-
Druckspannung cr, in N/mm2
kannten Überwachungsstelle oder dem Auftrag- ·100
geber bewertet und überwacht. Hierzu stehen in (80
80
I
Abhängigkeit von der beabsichtigten Verwen-
dung des Betons vier Bewertungssysteme zur Ver- 60
fügung, bei denen die maßgebenden Eigenschaf-
// KC40
ten des Betons vor Ort oder im Herstellungswerk
überprüft werden.
40
20
f
w+\.r\ \ ,.... (20
......
,_ ...- .... ...
_-:__--
Verformungseigenschaften ":.
Baustoffe 3-37
Beton sein Volumen; dieser Vorgang wird auch
(3.1.9)
als "Quellen" bezeichnet.
Nur bei dauernder Wasserlagerung tritt ein
Quellen ohne vorherige Austrocknung auf. Er- Die Wärmedehnzahl a 1 von Beton ist im we-
heblich größer ist das Quellen nach vorausgege- sentlichen abhängig vom
bender Austrocknung; es beträgt etwa 40% bis - Wärmedehnkoeffizienten des Zementsteins
80% der vorhergehenden Schwindverformun- am, der zwischen 8·10- 6 und 23·10- 6 K- 1 liegt
gen. Für baupraktische Belange sind die Auswir- und besonders vom Feuchtegehalt bestimmt
kungen des Quellens i. d. R. vernachlässigbar. wird,
Schwinden ist bei wiederholtemAustrocknen - Wärmedehnkoeffizienten des Zuschlags ag>
deutlich geringer als bei erstmaligem Austrock- der zwischen 4·10- 6 und 12·10-6 K- 1 je nach
nen, da nur ein kleiner Teil des Schwindens re- Zuschlagart liegt,
versibel ist. Da das Schwinden des Betons durch - Zementstein- bzw. Zuschlaggehalt Vm bzw. Vg.
das Schwinden des Zementsteins Esm entsteht,
hängt das Schwindmaß maßgeblich vom Ze- Der Wärmedehnkoeffizient des Betons schwankt
mentsteingehalt Vm ab. Normalzuschlag schwin- dadurch zwischen 5·10-6 und 14·10-6 K- 1, wobei
det i.allg. nicht. Nach [Pickett 1956] gilt Zuschlagart und -menge den größten Einfluß
haben. Den größten Wert erreicht man mit Quar-
{3.1.7)
zit bei lufttrockenem Beton mit niedrigem Zu-
Der Exponent n ergibt sich aus der Behinderung schlaggehalt, den kleinsten mit Kalkstein als Zu-
des Zementsteinschwindens durch den Zuschlag schlag bei wassergesättigtem Beton mit hohem
und wird daher in Abhängigkeit von den E-Mo- Zuschlaggehalt Bei Schwerbeton mit Baryt als
duln und Querdehnungszahlen von Beton und Zuschlag kann der Wärmedehnkoeffizient bis
Zuschlag angegeben. Er kann für normalen Kies- auf 20 ·1 o-6 K steigen.
sand mit 1,5 angenommen werden. Das Schwin- Eine der Voraussetzungen für die Anwendung
den ist also bei gleicher Matrix, gleichem Zu- des Verbundbaustoffs Stahlbeton ist die gleiche
schlag und gleichem Austrocknungsverlauf zu- Größe der Wärmedehnkoeffizienten von Beton
nächst dem Matrixvolumen proportional, das und Stahl. Die Wärmeleitfähigkeit des Stahles ist
Schwindmaß wird aber darüber hinaus durch jedoch rd. 30 mal größer als die von Beton, d. h.,
den nicht schwindenden Zuschlag behindert die Temperatur und die Dehnung des Stahls än-
und dadurch verringert. dern sich schneller als die des Betons, was bei
Darüber hinaus wird das Schwinden von der schnell ablaufenden Temperaturänderungen
Bauteildicke beeinflußt. Das Endschwindmaß (z.B. bei Bränden) zu hohen Zwängungsspan-
wird bei dünneren Bauteilen schon nach ein bis nungen führen kann. Auch bei Verbindung von
zwei Jahren, bei dickeren Bauteilen erst nach ei- Stahl und Beton außerhalb der Stahlbetonkon-
ner wesentlich längeren Zeit, erreicht. Es ergibt struktion (z. B. bei Brückengeländern) kann dies
sich für die betrachtete Richtung aus dem Ver- zu Schäden führen, denen man durch Ver-
hältnis der unter den vorhandenen Umweltbe- schieblichkeit des Geländers und Aussparungen
dingungen größten Schwindverkürzung tll zur zwischen Geländerpfosten und Beton begegnen
ursprünglichen Länge lo. muß.
t:.l
Es,==T· {3.1.8) Beständigkeit vgl. 1.4.3.
0
Wärmedehnung. Die Wärmedehnzahl a 1 ist das Schwermetalle. Schwermetalle, die in Spuren so-
Verhältnis der Wärmedehnung Et zur Tempera- wohl im Zement als auch in Zumahl- bzw. Zu-
turänderung M. satzstoffen (Hüttensand, Steinkohlenflugasche)
Baustoffe 3-39
gleich dazu enthält Mauerwerksplitt überwie- Matrixporigkeit. Der Porenraum entsteht durch
gend (bis zu 65 M.-o/o) Ziegel, Kalksandstein und Zugabe eines Schaumbildners während des
Normalbeton. Als Nebenbestandteile können Mischvorgangs oder Einmischen eines mög-
Leichtbeton, Porenbeton, keramische Erzeug- lichst stabilen Schaumes.
nisse wie Dachziegel, Naturstein und/oder Mau-
ermörtel vorkommen. Haufwerksporigkeit. Leichtbeton mit haufwerk-
Auch wenn aufbereitete Zuschläge nicht ein- sporigem Gefüge enthält ein engbegrenztes Zu-
deutig dem bestehenden Regelwerk der DIN 4226 schlaggemisch aus dichtem oder porigem Zu-
zuzuordnen sind, sollten grundsätzlich die Ge- schlag mit einem Kleinstkorn von mindestens
halte betonschädlicher Verunreinigungen im auf- 4 mm. Sein Gehalt an Feinmörtel ist so bemes-
bereiteten Zuschlag die Grenzwerte der Norm sen, daß dieser alle Zuschlagkörner umhüllt und
nicht überschreiten. Um den Eigenschaften sol- die Zwickel zwischen diesen freiläßt.
cher Materialien als Betonzuschlag Rechnung zu
tragen, umfaßt die Zulassungsprüfungvon Recy- Gemischtporigkeit. Die Kombination von Korn-
clingmaterial als Betonzuschlag neben Prüfun- und Haufwerksporigkeit ergibt die Gemischtpo-
gen nach DIN 4226 zusätzliche Zuschlaguntersu- rigkeit. Gemischtporiger Leichtbeton wird vor-
chungen sowie Eignungsprüfungen im Beton- wiegend für Wandbausteine, Deckenplatten und
maßstab. Schüttbeton (vgl. DIN 4232) verwendet, aber
auch für Lärmschutzwände, die einen hohen
3.1.3.9 Mikroluftporengehalt von 8% bis 11 o/o wegen des
Sonderbetone erforderlichen Frostwiderstands aufweisen. Die-
se gemischtporigen Leichtbetone sind meist
Leichtbeton nicht frostbeständig und müssen daher für
Leichtbetonstein-Mauerwerk nach DIN 1053 Teil
Für die Herstellung von Leichtbeton werden al- 1 bzw. Leichtbetonwände nach DIN 4232 immer
le kornporigen Leichtzuschläge, die künstlich er- mit einer zusätzlichen Putzschicht oder anderen
zeugt werden oder aus natürlichen Gesteinen be- Schichten bekleidet werden.
stehen können, verwendet. Weiterhin besteht die Leichtbetone mit geschlossenem Gefüge, die
Möglichkeit, bleibende Hohlräume zwischen höhere Festigkeitsanforderungen als wärme-
den Zuschlagkörnern, sog. "Haufwerksporen", dämmende Leichtbetone erfüllen müssen, be-
zu erzeugen, u. U. auch bei Verwendung von zeichnet man als "Konstruktionsleichtbeton".
Leichtzuschlag. Entsprechend wird zwischen Anwendung findet Konstruktionsleichtbeton z. B.
Leichtbeton mit geschlossenem und Leichtbeton bei Fußgängerbrücken wegen des günstigen Ver-
mit haufwerksporigem Gefüge unterschieden. Je hältniswertes Eigengewicht/Gesamtlast, bei der
nach Anwendung kann zwischen wärmedäm- Aufstockung von Hochbauten, für die Normal-
mendem Leichtbeton und leichtem Konstrukti- beton zu schwer wäre, bei Hängedächern und
onsbeton unterschieden werden. Leichtbeton weit ausladenden Kragarmen.
kann daher wie folgt eingeteilt werden:
- leichter Leichtbeton mit "R=300 ... 800 kg/m 3, Faserbeton
ß >5 N!mm 2 und .\<0,30 W/(m ·K),
- wärmedämmender Konstruktionsleichtbeton Faserbeton ist ein Beton, dem bei der Herstel-
mit "R=800 ... 1300 kg/m3 , ß>3,5 N/mm 2 und lung Fasern - vorzugsweise Stahl-, Glas- oder
.\<0,75 W/(m·K), Kunststoffasern - beigemischt werden. Die Fa-
- Konstruktionsleichtbeton mit sern sind im Zementstein bzw. im Mörtel einge-
"R = 1300 ... 2000 kg/m 3 und ß>5 N/mm 2 sowie bettet und wirken dort als Bewehrung. Eine in
- leichter Normalbeton mit die Matrix eingebaute Bewehrung aus zugfesten
"R=2000 ... 2100 kg/m 3 • und dehnbaren Fasern hemmt das Öffnen von
Rissen. Unter bestimmten Vorraussetzungen
Kornporigkeit. Das geschlossene Gefüge des verbinden die Fasern nach Rißbildung die Riß-
Normalbetons wird beibehalten, und die dichten ufer zugfest miteinander und ermöglichen auch
Körner des Normalzuschlags werden durch po- bei größerer Dehnung noch eine Übertragung
rige Leichtzuschlagkörner (z.B. Blähton oder von nennenswerten Zugkräften. Durch Beimi-
Blähschiefer) ersetzt bzw. ergänzt. schen von Fasern lassen sich bestimmte Eigen-
schaften des Betons wie Grünfestigkeit, Zugfe-
Baustoffe 3-41
3.1.4 lig von der Gangart getrennt und in reines Eisen
Stahl reduziert werden. Hierzu wird der Hochofen von
oben lagenweise mit Eisenerzkonzentrat, Koks
3.1.4.1 und prozeßregulierenden Zuschlägen beschickt.
Allgemeines Im oberen Bereich wird das absackende Eisen-
oxid durch das bei der Verbrennung des Kokses
Neben Beton ist Stahl der wichtigste tragende entstehende Kohlenmonoxidgas infolge der
Baustoff, obwohl er pro Tonne etwa sechsmal größeren Sauerstoffaffinität reduziert. Im unte-
teurer ist. Seine häufige Verwendung als Kon- ren Bereich wirkt bei höheren Temperaturen der
struktionswerkstoffist der Tatsache zuzuschrei- Kohlenstoff direkt als ReduktionsmitteL Eisen
ben, daß das Verhältnis von Festigkeit zu Ge- und Gangart schmelzen hier auf und sammeln
wicht bei Stahl günstiger ist und er somit v. a. sich im HochofengestelL Die flüssige Hoch-
dort Verwendung findet, wo das Eigengewicht ofenschlacke, die sich aus der Gangart und den
entscheidend ist. Außerdem ist die Zugfestigkeit Zuschlägen bildet, läßt sich leicht vom Roheisen
von Stahl wesentlich höher als diejenige von Be- trennen, da sie wegen des Dichteunterschieds
ton. Die Weltproduktion von Stahl beträgt ca. (2600 zu 7800 kg/m 3) auf dem Roheisen
700Mio. t/a [Peters 1994]. schwimmt.
Im Bauwesen werden i.d.R. unZegierte Profil- Das gewonnene flüssige Roheisen enthält ho-
stähle mit genormten Bezeichnungen und Ab- he Gehalte an Kohlenstoff und weiteren Begleit-
messungen verwendet (z.B. Formstahl, Stab- elernenten aus dem Erzkonzentrat (Phosphor,
stahl, Winkelprofil, I-Profil). Sie werden mittels Mangan, Silizium) und aus dem Koks (Kohlen-
spezieller Fügeverfahren - v. a. Schweißen - zu stoff, Schwefel), die das erstarrte Roheisen hart
Konstruktionen zusammengefügt. und spröde machen, so daß es nicht verformt
Für die Verwendung von Stahl im Bauwesen werden kann und damit als Konstruktionswerk-
sind die Festigkeitseigenschaften und das Form- stoff unbrauchbar ist. Aus diesem Grund müssen
änderungsverhalten maßgebend, die den Bean- die versprödend wirkenden Eisenbegleiter aus
spruchungen des Bauwerks durch (äußere) La- dem Eisen entfernt werden.
sten entgegenwirken. Die Zugfestigkeiten übli- Der Kohlenstoff wird dem Eisen durch Oxi-
cher Stahlsorten reichen entsprechend ihres Ern- dation entzogen, indem der zugeführte Sauer-
satzgebietes von 300 N/mm2 für einfache Bau- stoff den Kohlenstoff in CO oder C02 überführt,
stähle bis nahe 2000 N/mm 2 für Spannstähle. die als Gas aus dem flüssigen Eisen entweichen.
Wegen dieser Sortenvielfalt werden Stähle mit Die anderen Eisenbegleiter werden in Oxide um-
Kurznamen gekennzeichnet, aus denen grund- gewandelt, die sich als Schlacke auf der Schmel-
sätzlich die Stahlgruppe und die Festigkeit bzw. ze sammeln. In der Vergangenheit wurden bei
Streckgrenze ersichtlich sind. So werden allge- der Stahlerzeugung zur Kohlenstoffoxidation
meine Stähle für den Stahlbau mit dem Kurzzei- Frischverfahren wie das Thomas- und das Sie-
chenS und der Mindeststreckgrenze in N/mm2 mens-Martin-Verfahren angewandt. Heute wird
gekennzeichnet (z.B. S 235). Häufig findet man der Großteil des aus Roheisen erzeugten Stahls
auch noch die alten Bezeichnungen nach DIN im Sauerstoffblasverfahren hergestellt, bei dem
17100, wobei allgemeine Baustähle mit dem der Sauerstoff mittels einer Lanze von oben
Kurzzeichen St und die Mindestzugfestigkeit in durch die Schlackeschicht in das flüssige Rohei-
kp/mm2 angegeben wird (z.B. St 37, der dem S sen geblasen wird.
235 entspricht). Durch das Frischen kommt der Stahl mit er-
heblichen Mengen Sauerstoff in Berührung und
3.1.4.2 kann im flüssigen Zustand große Gasmengen
Erschmelzen und Vergießen des Stahls aufnehmen. Da hohe Sauerstoffgehalte den Stahl
ab 0,03 M.-% jedoch alterungsempfindlich und
Eisen kommt in der Natur nicht als reines Eisen, ab 0,07 M.-% rotbrüchig machen, muß der Sau-
sondern i. allg. in Form von Oxiden vor, die in erstoff der Stahlschmelze wieder entzogen wer-
Eisenerzen innig mit Gestein, der sog."Gangart" den; d. h., sie muß desoxidiert werden.
verwachsen sind. Je nach Grad der Desoxidation unterscheidet
In der Aufbereitung wird zunächst der Anteil . man bei den Vergießungsarten zwischen unbe-
der Gangart auf wenige Massenprozente (M.-%) ruhigtem (U), beruhigtem (R) und besonders
verringert. Im Hochofen muß das Eisenoxid völ- beruhigtem (RR) Stahl. Die Vergießungsarten
Baustoffe 3-43
1600
A
1500
1400
@ 1300
1200
t:
-~
c; 1100
:!::
c:
~
~
<=
1000
_ _ G
900
t:
·s
~
800
c:
g
~
::> 700
~
600
500
400
300
200
100
Kohlenstoffgehalt in M.-%
mm und bei grobkörnigem bei maximal 0,5 mm; Jen, weicheren Streifen eingebettet, die wieder-
sie sind bei überhitztem Stahl sogar mit bloßem um aus kohlenstofffreiem Ferrit (Fe) bestehen.
Auge zu erkennen. Der Kohlenstoff ist also in den dunklen Körnern
Bei der Betrachtung von langsam abgekühl- in den harten Zementitstreifen enthalten. Der
tem Stahl unter dem Mikroskop erkennt man Kohlenstoffgehalt des Zementits beträgt 6,7%.
wie in Abb. 3.1-26 helle und dunkle Flecken, die Da der Anteil des Zementits an den Perlitkör-
die zuvor beschriebenen Körner darstellen. Die nern stets gleich ist, ergibt sich für die Perlitkör-
hellen Körner sind kohlenstofffrei und bestehen ner ein Kohlenstoffgehalt von 0,8%, so daß sich
im wesentlichen aus reinem Fe; sie werden als der Kohlenstoffgehalt des Stahls aus dem Gefü-
"Ferrit" bezeichnet. Die als dunkle Flecken er- gebild abschätzen läßt.
kennbaren Körner zeigen unter weiterer Ver- Die Gefügebilder in Abb. 3.1-26 entstehen nur
größerung ein streifiges Aussehen und werden bei langsamer Abkühlung. Das bei hoher Tem-
als "Perlit" bezeichnet. Die dunklen, härteren peratur entstehende y-Mischkristall wird als
Streifen im Perlit bestehen aus Eisenkarbid "Austenit" bezeichnet und kann viel Kohlenstoff
(Fe 3C), "Zementit" genannt; sie sind in die hel- aufnehmen. Bei tieferen Temperaturen ist das y-
Baustoffe 3-45
Tabelle 3.1-5 Einfluß der Legierungselemente und Eisenbegleiter
c P, S Si Al Cr Mn Ni
Festigkeit ++ + + + +
Ka ltverformba rkeit
+ Verbesserung
Schweißbarkeit ++ deutliche Verbesserung
Härtbarkeil ++ + + - Verschlechterung
Korrosionsbeständigkeit ++ + -- deutliche Verschlechterung
r
I örtlich großen Dehnungen an einer Stelle ein,
wodurch der tatsächliche Querschnitt abnimmt
I
I und die wahre Spannung wächst, bis der Stahl
I
bricht. Die bleibende Längenänderung nach dem
---~_
, __ __:__ Epl
1
_, E (%)
JI
Bruch wird als "Bruchdehnung" bezeichnet. Da
unmittelbar an die Bruchstelle angrenzende Be-
reiche besonders viel bleibende Dehnung bei der
Einschnürung erfahren, muß die Bezugslänge
Abb. 3.1-27 Spannungs-Dehnungs-linie von unbehan- angegeben werden. Gebräuchliche Meßlängen
deltem Stahl
sind der 5- bzw. I 0 fache Probendurchmesser; sie
werden mit As und A 10 bezeichnet.
1000 100
800 80
e
.€
:z 600
"#.
60 .s
.E )T
E -c
a:: c::
-c :::>
c::
:::>
400 40
<
a::"
200 20
0
0,2 0,4 0,6 0,8 1.0
(..(iehalt in%
Abb. 3.1·28 Festigkeit und Verformungsverhalten von Stahl in Abhängigkeit vom (..(iehalt
Baustoffe 3-47
0 4 11 25 E(%)
Baustoffe 3-49
Abb. 3.1 -31 Wärmeeinflußzone beim Schweißen
absichtigten Härten ist nur für hochfesten St 52
zu beachten. Die Schweißeignung ist so vielfäl-
tig, da es an der Schweißstelle beim Schweißen schweißnahtnahen Bereichen. Je größer der
zu mehreren Beanspruchungen und Verände- Kohlenstoffgehalt ist, desto spröder wird der ent-
rungen kommt. Der Werkstoff wird örtlich zum stehende Martensit. In schweißgeeigneten Stäh-
Schweißgut aufgeschmolzen, welches aus Grund- len ist der Kohlenstoffgehalt daher auf etwa
werkstoff und ggf. Schweißzusatzstoff besteht. 0,25% begrenzt. Jedoch beeinflussen auch ande-
Dabei werden im Schweißgut hohe Temperatu- re Elemente wie Mn, Cr oder Ni die Aufhärtun-
ren (bis 2000°C) mit extrem hohenAufheiz-und gen und Gefügeänderungen in der Wärmeein-
Abkühlungsraten erreicht. Hierdurch gewinnt flußzone. Die gemeinsame Wirkung wird über
die Temperatur auch in benachbarten Bereichen das Kohlenstoffäquivalent abgeschätzt, d. h., die
Einfluß. Den Bereich, in dem es durch das anderen Elemente werden in ihrem Einfluß auf
Schweißen zu Gefügeänderungen kommen kann, die Aufhärtungsneigung und Gefügeänderung
bezeichnet man als "Wärmeeinflußzone" (Abb. mit Kohlenstoff verglichen. Die Wichtung der
3.1-31 ). Im Schweißgut oberhalb der Soliduslinie einzelnen Elemente hängt von der zu spezifizie-
I liegen Verhältnisse vor, wie sie bereits vom Er- renden Eigenschaft ab. Für die Schweißeignung
starren der Schmelze bekannt sind. Verunreini- gilt
gungen können zu Zähigkeitsahnahmen führen.
Aufgrund der hohen Gaslöslichkeit des flüssigen C·· =C+Mn+Cr+Mo+V+Ni+Cu . (3113 )
Schweißgutes können die Gase nur unvollstän- a 6 5 15 ..
dig ausscheiden. Sie verursachen Mikroseige-
rungen, Poren und atomare Lösungen, die bei Stähle mit Cä<0,45% sind erfahrungsgemäß
Wasserstoff und Stickstoff gefährlich sind. Aus herkömmlich schweißbar. Bei höheren Kohlen-
diesem Grund werden atmosphärische Gase stoffgehalten sind besondere Maßnahmen zu
möglichst vom Schweißgut ferngehalten (z. B. treffen (z.B. Vor- und Nachwärmen), wodurch
mit Hilfe von Schutzgasen). Aufgrund der hohen die Abkühlungsgeschwindigkeit und damit die
Temperaturen entsteht im schmelznahen Be- Gefahr der Martensitbildung sinken. Die Wär-
reich II grobkörniges Gefüge mit geringer Zähig- mezufuhr darf allerdings bei behandelten und
keit. Im Bereich III kommt es zur Perlitum- v.a. auch bei kaltverformten Stählen nicht zu
wandlung. Da Perlit einen C-Gehalt von 0,8% groß sein, da es sonst zu Entfestigungen kommt.
aufweist, besteht bei rascher Abkühlung die Ge-
fahr der Versprödung auch für niedriggekohlte 3.1.4.6
Baustähle. Im Bereich IV wird der Stahl ange- Genormte Baustähle
lassen, was zum Abbau von Eigenspannungen
führt. Im Bereich V mit Temperaturen zwischen Im Rahmen der europäischen Harmonisierung
200°C und 400°C werden kaltverformte Stähle wurde auch das Bezeichnungssystem der Stähle
künstlich gealtert und verspröden. Bei hohen in DIN EN 10027 neu geregelt. Dabei wurde das
Abkühlungsgeschwindigkeiten können sich in bewährte deutsche Werkstoffnummernsystem
der Schweißnaht Risse bilden. Im weiteren Be- unverändert in den Teil2 des europäischen Nor-
reich der Wärmeeinflußzone kann es zu Form- menwerks übernommen, bei dem für jede Stahl-
änderungen (Verzug) oder Eigenspannungen sorte eine Nummer in Anlehnung an die chemi-
kommen. sche Zusammensetzung vergeben wird. Die
Das zentrale Problem bei Stahlschweißungen Werkstoffnummer setzt sich aus der Werkstoff-
ist jedoch die Neigung zum Aufhärten in den hauptgruppe 1 für Stahl, der zweistelligen Stahl-
Baustoffe 3-51
Tabelle 3.1·8 Einteilung nach Festigkeitsklassen und Wideßtandsklassen gegen Korrosion nach [DIBT 1998]
Die überwiegende Zahl der nichtrostenden den, kaltverformten, gerippten Stählen mit drei
Stähle ist schweißbar, jedoch ist zu beachten, daß Rippenreihen, die an den Kreuzungspunkten
Cr und Mo die Schweißeignung negativ beein- durch Schweißen scherfest miteinander verbun-
flussen (vgl. GI. (3.1.13)). Verbindungen zwi- den sind. Betonstahlmatten werden über den
schen nichtrostenden und allgemeinen Baustäh- Stahlquerschnitt in mm2 je m bezeichnet (z. B. Q
len sind möglich, wobei die allgemeinen Bau- 221 mit 0 6,5 alle 150 mm). Bewehrungsdrähte
stähle und die Schweißstelle jedoch unter kor- werden als BSt 500 G, glatt und BSt 500 P, profi-
rosiven Bedingungen vor Korrosion zu schützen liert hergestellt mit den gleichen Eigenschaften
sind. Die Bezeichnung erfolgt durch eine voran- wie BSt 500 M.
gestellte Kennzeichnung X für "korrosionsbe-
ständig", die Angabe des Kohlenstoffgehalts in 3.1.4.9
hundertstel Prozent, die Angabe der Legierungs- Korrosion und Korrosionsschutz
elemente und die Massenangabe der Legie-
rungselemente in Prozent (z.B.X 5 Cr Ni 18 9 für In trockener Atmosphäre werden auch un- oder
nichtrostenden Stahl mit 0,05% Kohlenstoff, niedriglegierte Baustähle nur von einer dünnen
18% Chrom und 9% Nickel) oder durch Angabe Oxidschicht überzogen, die keinen Einfluß auf
der Werkstoffnummer. das metallische Aussehen hat. Unter normalen
atmosphärischen Bedingungen stellt sich jedoch
3.1.4.8 ein fortlaufender Korrosionsprozeß ein, dessen
Betonstähle Korrosionsgeschwindigkeit von der Feuchte und
Reinheit der Luft abhängig ist. Stahlbau teile, die
Betonstähle sind in DIN 488 und DIN V ENV eines statischen Nachweises bzw. einer bauauf-
10080 genormt. Sie werden nach der Streck- sichtliehen Zulassung bedürfen, müssen daher
grenze und der Verarbeitungsform unterschie- mit einem Korrosionsschutz versehen werden.
den und kommen in Form von Stabstählen, Mat- Dieser muß auf die zu erwartende Korrosions-
ten und Bewehrungsdrähten zum Einsatz. Da belastung und die geplante Nutzungsdauer ab-
Betonstähle als Massenprodukt über den Handel gestimmt sein. Die Dauerhaftigkeit des Korrosi-
vertrieben werden, erfolgt die Kennung über onsschutzes ist im wesentlichen von der Art der
Walzkennzeichen in der Rippenanordnung, aus Untergrundvorbehandlung und der Schicht-
denen das Herstellerwerk ermittelt werden dicke abhängig. Geeignete Korrosionsschutzsy-
kann. Stabstähle werden in 0 6 bis 40 mm herge- steme bestehen aus ein bis vier organischen Be-
stellt und weisen grundsätzlich zwei Rippenrei- schichtungen, Metallüberzügen (Verzinken)
hen auf. Betonstahlmatten sind werkseitig vor- oder Metallüberzügen plus Beschichtungen
gefertigte Bewehrungen aus einander kreuzen- (Duplex).
Baustoffe 3-53
3.1.5.5 rungsatome bewirken in der Aluminiummatrix
Zink Gitterdeformationen, die das Gleiten der Verset-
zungen behindern und deshalb die Festigkeit er-
Dichte 7,2 glcm 3, Schmelztemperatur 419°C, höhen. Kaltverformung bewirkt eine Erhöhung
Wärmedehnzahl 29 ·1 o- 6 K- 1• Bei Normaltempe- der Versetzungsdichte und somit ebenfalls eine
ratur ist Zink spröde und empfindlich gegen Festigkeitssteigerung. Wärmebehandlung kann
Säuren und Basen. An der Luft bildet es eine was- eine vorausgegangene Festigkeitssteigerung
serunlösliche Schutzschicht Anstriche auf fri- rückgängig machen. Aushärtbare Legierungen
schem Zink haften schlecht, daher Oberfläche lassen sich durch Lösungsglühen, Abschrecken
erst bewittern oder abbeizen. Titanzink D-Zn und Auslagern bei Raumtemperatur oder bei er-
mit 0,1 o/o bis 0,2% Titan hat geringere Wärme- höhter Temperatur erheblich in ihrer Festigkeit
dehnzahl20 ·1 o- 6 K- 1, verbesserte Dauerstandfe- steigern. Die Dehnbarkeit nimmt dabei, im Un-
stigkeit und ist nicht so spröde wie Zink. Bleche terschied zum Verhalten bei Festigkeitssteige-
und Bänder (z.B. für Abdeckungen und Dach- rung durch Kaltverformung, kaum ab.
eindeckungen) so verlegen, daß Bewegungen Nichtaushärtbare Legierungen (AlMg,
aus Temperaturänderungen möglich sind, Was- AlMgMn) sind leichter verformbar, haben gerin-
ser abgeleitet wird und Ablagerungen fortge- gere Festigkeit und können durch Kaltverformen
spült werden. Kondensatbildung vermeiden bzw. verfestigt werden. Aushärtbare Legierungen
für baldiges Abtrocknen sorgen. In Fließrich- (Mg, Si, Zn, Cu) haben höheren Korrosionswid-
tung Zink nie nach Kupfer anordnen. erstand und müssen nach einer Wärmebehand-
lung erneut ausgehärtet werden. Bei höherer
Verzinken als Korrosionsschutz Temperatur sinken Zugfestigkeit, Schwingfestig-
keit, Dehngrenze und Härte der Al-Legierungen
Feuerverzinken von Stahlbauteilen im Tauch- früher und stärker als bei Stahl. Der Anwen-
bad, von Bändern im Durchlaufverfahren.An der dungsbereich ist deshalb in verschiedenen Be-
Stahloberfläche bilden sich Eisen-Zink-Legie- messungsrichtlinien auf +60 oc begrenzt. Bei tie-
rungen. Zinkblumen an der Oberfläche sind rei- fen Temperaturen tritt keine Versprädung auf,
nes Zink. Verzinkte Stahlteile sind beständig was im Behälterbau oft von entscheidender Be-
auch im alkalischen Beton. Korrosion ist jedoch deutung ist. Den Korrosionswiderstand kann
möglich an der Trennfläche Beton/Luft. Von man durch Erzeugen einer künstlichen Oxid-
Spannstählen muß ein Mindestabstand (2cm) schicht (Eloxal) deutlich steigern. Im Meerwas-
eingehalten werden. ser verhält sich Al günstiger als Stahl, die Korro-
sionsrate nimmt mit der Zeit ab. Die Zugfestig-
3.1.5.6 keit reicht bis 420 N/mm 2 für schweißbare und
Aluminium bis 700 N/mm 2 für nichtschweißbare Legierun-
gen. Das geringe Gewicht und der gute Korrosi-
Dichte 2,7 glcm 3, Schmelztemperatur 660°C, onswiderstand bestimmen die Verwendung der
Wärmedehnzahl 24 ·10-6 K-I, Zugfestigkeit bis Aluminiumlegierungen.
80 N/mm 2,E-Modul70·103 N/mm2,d.h.ein Drit- Kennwerte, insbesondere für Mindestwerte
tel des E-Moduls von Stahl. An der Luft bildet der Festigkeit, finden sich z. B. für Bleche und
sich eine Deckschicht aus Al20 3• Alkcilien, Sulfa- Bänder in DIN 4113 mit Streckgrenzen von 80 bis
te und Chloride greifen Al an. Die Herstellung er- 275 N/mm2 und Zugfestigkeiten von 190 bis
fordert 12 bis 14 kWh je kgAI,das Schmelzen nur 350 N/mm 2 für sechs Standardlegierungen. Be-
5% dieser Energie. Recycling ist daher sehr wirt- zeichnet werden Al-Legierungen numerisch mit
schaftlich. einer vierstelligen Nummer, deren Ziffern die
Aluminiumlegierungen: Durch Zugabe von Si, Legierung beschreiben (z. B. ENAW-7050). Diese
Mg, Mn, Zn und Cu bis zu 6% entstehen Knetle- Kennzeichnung kann ergänzt werden um die
gierungen, die sich für spanlose Formgebung wie Angabe von bis zu vier Legierungselementen in
Walzen, Strangpressen, Ziehen und Schmieden fallender Reihenfolge des Nenngehalts (z.B.
eignen. Gußlegierungen enthalten 5% bis über ENAW-7050[AlZn6CuMgZr] ).
20% Legierungbestandteile.
Dichte, Schmelztemperatur, Wärmedehnzahl
und E-Modul sind weitgehend unabhängig von
der Legierungszusammensetzung. Die Legie-
Baustoffe 3-55
gern müssen vermieden werden, der Lastab- und stanzen, deren elasto-viskoses Verhalten sich mit
-einleitungsbereich ausreichend dimensioniert der Temperatur ändert. Die für Bitumen typi-
sein. Das Tragvermögen von Klebeverbindungen schen Eigenschaften beruhen auf dem kolloida-
ist temperaturabhängig. Spannungen und Trag- len System, in dem eine disperse Phase (Asphal-
vermögen der dünnen Platten sind abhängig von tene) in einer zusammenhängenden (kohären-
Auflagerung und Verformungen. Bei vierseitig ten) Phase aus hochsiedenden Ölen (Maltene) in
gelagerten Platten entsteht mit zunehmender stabiler Verteilung vorliegt. Die Asphaltene sind
Durchbiegung eine Membranwirkung mit erhöh- keine einheitliche Stoffgruppe; sie sind die
ter Tragfahigkeit. Glasschwerter (lange, schmale höhermolekularen Anteile im Bitumen und las-
Tafeln) werden wie Scheiben in ihrer Ebene be- sen sich durch geeignete Lösemittel ausfällen.
ansprucht und bestehen wegen der hohen Span- Bitumen darf nicht mit Steinkohlenteerpech
nungen an den Kanten aus Sicherheitsglas. Mit (bisher "Teer" genannt) verwechselt werden.
zusammengesetzten Glasquerschnitten, Kombi- Zwischen Bitumen und Steinkohlenteerpech be-
nationen mit zugfesten Stoffen (z. B. Seilen) und stehen deutliche Unterschiede sowohl in stoffli-
durch Vorspannen werden weitgespannte Trag- cher Hinsicht als auch im Gebrauchsverhalten
konstruktionen möglich; vgl. [Schittich u. a. (Geruch, thermoviskoses Verhalten, Alterung,
1998]. toxikologisches Verhalten u.a.).
Bitumen weist je nach Sorte eine Dichte von
3.1.6.4 0,92 bis 1,07 g/cm3, einen Wärmeausdehnungs-
Schaumglas koeffizienten von 0,0006 K· 1 und eine Wärme-
leitfahigkeit von 0,16 W/(m · K) auf. Die Viskosi-
Mit Kohlenstoff aufgeschäumtes, weitgehend al- tät des Bitumens ist temperaturabhängig (ther-
kaliresistentes Glas; Platten und Formteile aus moviskos), die Steifigkeit hängt von der Bela-
dem Block geschnitten. Wasser- und wasser- stungszeit ab (elasto-viskos). Bitumen ist in der
dampfdicht, Rohdichte 105 bis 165 kglm3, Wär- Lage, aufgezwungene Spannungen durch visko-
meleitfahigkeitAR = 0,040- 0,055 W/(m · K);Aus- se Verformungen abzubauen (Relaxation). Die
dehnungskoeffizient 8,5 ·10·6 K· 1• Unkaschiert: Haftfestigkeit gegenüber trockenen und ent-
unhrennbar Baustoffklasse Al, Verlegung in Bi- staubten Mineralstoffen ist gut. In Wasser zeigt
tumen; kaschiert: normalentflammbar Baustoff- sich Bitumen unlöslich. Zwangsläufig löst sich
klasse B 2, Verlegung trocken oder im Frischbe- Bitumen in Kohlenwasserstoffen gleicher Her-
tonbett Schaumglas darf bei entsprechendem kunft (Öl, Benzin, Diesel) sowie in bestimmten
Zulassungsbescheid als Wärmedämmung be- chemischen Lösemitteln. Die das Bitumen bil-
rücksichtigt werden, auch wenn sie außerhalb denden Kohlenwasserstoffe sind sehr reaktions-
der Abclichtung angeordnet ist. träge gegenüber chemischen Substanzen. Durch
die Einflüsse von Luftsauerstoff, UV-Strahlung
3.1.6.5 (Licht) und Wärme erfährt Bitumen eine destil-
Glasfasern lative und oxidative Verhärtung.
Verarbeitungsformen des Bitumens sind Stra-
Im Vergleich mit massivem Glas erhöhte Zugfe- ßenbaubitumen, polymermodifizierte Bitumen,
stigkeit. Eine Schlichte an der Faseroberfläche Bitumenlösungen und -emulsionen. Bitumen
verbessert die Verarbeitbarkeit und den Verbund und seine Verarbeitungsformen werden zur Her-
zur Kunststoff- oder Zementmatrix. Glasfasern stellung von Asphalt und Estrichen, Dach- und
mit hohem Zirkongehalt haben erhöhte Alkalire- Dichtungsbahnen, Bautenschutzmitteln, Fugen-
sistenz. Cem-Fil AR Glasfasern: Dichte 2,7 glcm3, Vergußmassen und Rohrschutzmassen verwen-
Durchmesser 12 bis 20 Jlm, Zugfestigkeit 1,5 bis det. Weitere Anwendungsbereiche finden sich in
2,5·10 3 N/mm2, Elastizitätsmodul 70 bis 80·103 der Papierindustrie zum Imprägnieren, Ka-
N/mm2, Bruchdehnung 25%o. schieren und Beschichten, in der Gummiindu-
strie als Weichmacher sowie in der Kabel-, Elek-
3.1.7 tro- und Lackindustrie. Zu den Bitumen im wei-
Bitumen, Asphalt testen Sinne sind auch die in geologischen Zeit-
räumen aus Erdölen gebildeten Bitumenanteile
Bitumen ist ein bei der Aufbereitung geeigneter von Naturasphalt zu rechnen.
Erdöle gewonnenes schwerflüchtiges dunkelfar- Asphalt ist ein natürlich vorkommendes oder
biges Gemisch verschiedener organischer Sub- technisch hergestelltes Gemisch aus Bitumen
Baustoffe 3-57
105
(j) Duromer I
I
Q) teilkristalliner Thermoplast
104 <D amorpher Thermoplast -!I
'E - - --, r<D @ Elastomer I
I
E 103
z r92
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, ' ,crg ~ > 101 Nlmm2
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Temperatur in °(
Abb. 3.1-32 Klassierung hochpolymerer Weltstoffe durch die Temperaturfunktion des Schubmoduls
Baustoffe 3-59
sicherheit oder Gebrauchstauglichkeit beein- OSB Oriented Strand Board
trächtigt ist. Thermische und/oder hygrische PCC Polymer Cement Concrete (kunststoff-
Formänderungen der Bauteile führen an Rissen modifizierter Beton)
immer zu - wenn auch z. T. sehr kleinen - Riß- PSL Parallel Strand Lumber (Furnierstrei-
breitenänderungen, auch wenn die eigentliche fenholz)
Ursache entfallen ist (Überbelastung, Schwin- PZ Portlandzement
den, Kriechen, Stützensenkung o. ä.). Falls geeig- REA Rauchgasentschwefelungsanlage
nete Beschichtungssysteme zur Überbrückung SFA Steinkohlenflugasche
der Risse nicht tauglich sind, wird entweder TVG teilvorgespanntes Glas
kraftschlüssig verpreßt oder abdichtend inji- VSG Verbundsicherheitsglas
ziert. In den letzten Jahren wurden auch Feinst-
zemente entwickelt, die als Zementleim oder Ze- 3.2
mentsuspension zur kraftschlüssigen Füllung in
Hochbaukonstruktionen
Risse injiziert werden können.
Voraussetzung für eine erfolgreiche kraft-
schlüssige Verpressung (Wiederherstellen der 3.2.1
monolithischen Wirksamkeit eines Bauteils) ist, Problemstellung für den Bauingenieur
daß die Rißursache vor Durchführung der Maß-
nahme beseitigt wurde oder nicht mehr besteht. Heutzutage reicht es nicht aus, sich im Hochbau
Andernfalls käme es, bei gelungener Verpres- nur auf das Tragwerk zu konzentrieren. Viel-
sung, an einer benachbarten Stelle erneut zum mehr muß sich der Bauingenieur auch mit we-
Aufreißen. Im allgemeinen werden niedrigvis- sentlichen Aspekten der Bauphysik und solchen
kose, ungefüllte und lösemittelfreie Epoxidharze von Gebäudehülle und Ausbau auseinanderset-
verwendet. Die Viskosität darf nur langsam zu- zen, denn diese stehen immer mehr in einer aus-
nehmen, damit eine Penetration auch in feinste geprägten Wechselbeziehung mit dem Tragwerk.
Risse möglich ist. Voraussetzung für eine wirk- Somit ist eine ganzheitliche Betrachtung der
same Maßnahme ist eine ausreichende Adhäsi- Hochbauten anzustreben.
onsfestigkeit zwischen Rißflanke und Füllstoff. Abbildung 3.2-1 zeigt die Zusammenhänge.
Dies ist bei nassen oder verschmutzten (konta- Hauptaufgabe und Kerngebiet des Bauingenieurs
minierten) Rißflanken häufig ein Problem. ist die sachgemäße Gestaltung des Tragwerks.
Zur abdichtenden Verpressung, i.d.R. gegen Diese umfaßt den konzeptionellen Entwurf, die
drückendes Wasser, dienen schnell reagierende, Vorbemessung, Berechnung, Bemessung und
wasserbeständige Polyurethanharze. Die ausge- konstruktive Durchbildung. Dabei können zwei
härteten Harze sind schaumartig und elastisch. Arten unterschieden werden: Bauten mit tragen-
dem Mauerwerk und Tragwerke von Skelettbau-
Abkürzungen zu 3. 7 ten. Beim tragenden Mauerwerk haben die ver-
tikalen Tragelemente - die Mauerwerkswände -
ACI Americal Concrete Institute auch eine raumabschließende Funktion. Bei den
ASTM American Society for Testing and Mate- Skelettbauten hingegen sind die tragende und die
rials
BSH Brettschichtholz
CEB Comite Euro-International du Beton
DAfStb Deutscher Ausschuß für Stahlbeton
DBV Deutscher Beton-Verein
DIBt Deutsches Institut für Bautechnik
ESG Einscheibensicherheitsglas
FSB Fasersättigungsbereich
GFK glasfaserverstärkte Kunststoffe
HLV Hochleistungsverbundwerkstoffe
HÜS Hüttensand
KPH Kunstharzpreßholz
LP Luftporenbildner Abb. 3.2·1 Wechselwirkungen zwischen den Gebieten
LSL Laminated Strand Lumber (Langspan- Bauphysik, Gebäudehülle und Ausbau sowie Tragwerk
holz)
Hochbaukonstruktionen 3-61
Wärmedämmschicht --ft--&V
tragende und wärme-
dämmende Wandschicht
tragende Wand --ft---f?fY"
- Durchlüftungsraum
-..._ Unterdach
"'-.... Durchlüftungsraum
"-..._ Wärmedämmschicht
"-..._ Luftdichtigkeits- und
Dampfsperrschicht
"-..._ Wärmedämmschicht
"-..._ Luftdichtigkeits- und
Dampfsperrschicht
Der Wärmeverlust durch die Gebäudehülle ins Kondensation und Schimmelpilzgefahr an Oberflächen
Erdreich erfolgt gewissermaßen entlang der
Wärmestromlinien (Abb. 3.2-5). Der Anteil des Kondensation des Wasserdampfes an raumseiti-
Wärmeverlustes ins Erdreich am gesamten Ge- gen Oberflächen erfolgt, wenn die Oberflächen-
bäudewärmeverlust ist i.allg. relativ gering. temperatur {)-o; kleiner ist als die Taupunkttem-
Trotzdem lohnt es sich, in den beheizten Räu- peratur {)-T der Raumluft ({)-0 ; :::;{)-r). Die raum-
men gegen das Erdreich hin eine gute Wärme- seitige Oberflächentemperatur errechnet sich zu
dämmung anzuordnen. (Abb. 3.2-6, a; Wärmeübergangskoeffizient in-
nen)
Hochbaukonstruktionen 3-63
3.2.2.3
(3.2.2) Schallschutz
j
-;;;
~ ~L-------------~~---
100 3150 Hz Wandfläche S - /.
Frequenz f S<hallabsorptionsflä<he A
Hochbaukonstruktionen 3-65
mung einer einzigen Kennzahl durchgeführt. nach der einschlägigen Norm erforderlichen
Die dabei resultierende Bauteilkenngröße ist der verglichen.
bewertete Norm- Trittschallpegel L'n, w.
Bei der Projektierung eines Hochbaus werden 3.2.3
aufgrundder vorgesehenen Nutzung eines Rau- Gebäudehülle und Ausbau
mes und der in Frage kommenden Trittschall-
quellen die Normanforderungen an den Tritt-
schallschutz festgelegt. Unter Berücksichtigung Die wichtigsten Grundkenntnisse über die Bau-
der gegebenen Raumgeometrie wird daraus ein teile von Gebäudehülle und Ausbau umfassen
erforderlicher Wert für den bewerteten Norm- den Entwurf und die konstruktive Durchbildung
Trittschallpegel L~,w(erf) des Bauteils errechnet. der Bauteile sowie die Wechselwirkungen mit
Soll in einem bestehenden Gebäude der Tritt- dem Tragwerk (Material, Geometrie, Verfor-
schallschutz überprüft werden, so müssen Mes- mungsverhalten, bauphysikalische Eigenschaf-
sungen durchgeführt werden. Der vorhandene ten). Eine ausführliche Darstellung findet sich in
bewertete Standard-Trittschallpegel wird be- [Bachmann 1997]. Bei den haustechnischen An-
stimmt und mit dem nach der einschlägigen lagen werden nur Aspekte betrachtet, die in di-
Norm erforderlichen verglichen. rektem Zusammenhang mit dem Tragwerk ste-
hen.
Dämmung von haustechnischen Geräuschen
3.2.3.1
Schwingende Installationen und Einrichtungen Außenwände
(z.B. fließendes Wasser in Leitungen und Klo-
setts, Aufzüge, Ventilatoren) versetzen die Bau- Außenwände können unterschieden werden
teile, an denen sie befestigt sind, in Bewegung. nach ihrer Konstruktionsart und den hauptsäch-
Diese äußert sich in Form von Körperschall, der lieh verwendeten Baustoffen. Nach der Kon-
durch das Bauteil in andere Räume übertragen struktionsart lassen sich folgende Typen unter-
werden kann. Dort wird die Luft durch das scheiden: Massive Außenwände haben eine Mas-
schwingende Bauteil zu Luftschall angeregt. se von mindestens 200 kglm 2 und sind tragend
Die Dämmung von haustechnischen Geräu- oder nichttragend. Sie können gemauert, an Ort
schen umfaßt die Maßnahmen an den Bauteilen, betoniert oder aus vorfabrizierten Bauteilen (Be-
die zur Reduktion der Schallübertragung haus- ton, Mauerwerk) erstellt werden. Leichte Außen-
technischer Geräusche beitragen. Um die Anfor- wände haben dagegen eine Masse von weniger
derungen an die Dämmung gegen haustechni- als 200 kglm2 und sind meist nichttragend. Sie
sche Geräusche beschreiben zu können, wird werden entweder aus Einzelteilen vor Ort aufge-
vom bewerteten Schallpegel ausgegangen. Die- baut oder aus vorfabrizierten Fassadenbauteilen
ser Schallpegel wird im Empfangsraum gemes- zusammengesetzt.
sen, während die Schallquelle in Betrieb ist. Nach Nach den Baustoffen lassen sich Außenwände
Korrekturen resultiert der Beurteilungspegel unterscheiden in Mauerwerkswände, Betonwän- .
Lr,H· de, leichte Metallfassaden und Kollektorfassa-
Bei der Projektierung eines Hochbaus werden den. Im folgenden werden einige Wandarten ex-
aufgrund der vorgesehenen Nutzung eines Rau- emplarisch behandelt.
mes und der in Frage kommenden Quellen haus-
technischer Geräusche die Normanforderungen Mauerwerkswände
an die Dämmung solcher Geräusche festgelegt.
Da sich die Verhältnisse der Schallausbreitung Als Mauerwerkswände werden im folgenden
derartiger Geräusche kaum normieren lassen, Wände aus Backsteinen (Mauerziegel), Kalk-
ist der planende Ingenieur oder Architekt auf Er- sandsteinen (KS), Betonsteinen (Zementstei-
fahrungswerte angewiesen. Viele Schallproble- nen) und Porenbetonsteinen (Gasbetonsteinen)
me lassen sich mit sauber konstruierten Details bezeichnet. Sie können als homogene oder Zwei-
lösen (vgl. 3.2.3). Soll in einem bestehenden Ge- schalen-Mauerwerkswände, mit verputzter Au-
bäude der Schallschutz gegen haustechnische ßendämmung oder mit Außendämmung und
Geräusche überprüft werden, so müssen Mes- hinterlüfteter Verkleidung ausgeführt werden.
sungen durchgeführt werden. Der vorhandene Zur Anwendung kommen die folgenden Mate-
Beurteilungspegel wird bestimmt und mit dem rialien:
Backsteinmauerwerk
Außenputz (Q = 970 kg/ml, .A = 0,20 W/m K)
Kerndämmung - Mineralwolle
(Q = 100 kg!ml,.A =0,04 W/m K)
20 °(
~_ji.R"~i=:F~~ ~--Innenputz
Innenschale - Modulbackstein BN 15
'-.-1F-t"<~~-- Außenschale- Modulbackstein BN 12,5
Hochbaukonstruktionen 3-67
den Poren/Kapillaren des Backsteinmauerwerks wolle oder/und einen Luftspalt auf der Außen-
gespeichert werden. Für normale Raumbedin- seite der Mineralwolle erzielen.
gungen und Klimakonditionen und bei minera- Wärmebrücken sind irrfolge der durch die
lischem Außenputz ist keine Diffusionsberech- Dämmschicht gehenden Anker unvermeidbar;
nung erforderlich. die Anker müssen wegen der Kondensation und
Da die ganze Wand tragend ausgebildet wird, der Korrosionsgefahr aus nichtrostendem Stahl
besitzen homogene Mauerwerkswände einen ausgebildet werden. Die Schalldämmung der
guten Tragwiderstand für Schwerelasten (Aus- Wandkonstruktion ist sehr gut, jedoch sind
nahme: Porenbeton-Mauerwerkswände). Sie meist Fenster und Türen maßgebend. Die Kon-
sind dagegen wenig geeignet für Erdbebenkräf- struktion bietet einen mäßigen Tragwiderstand
te (Sprödigkeit, geringe Duktilität, geringes En- für Schwerelasten und ist wenig geeignet für
ergiedissipationsvermögen). Erdbebenkräfte (geringe Duktilität).
Für die in Abb. 3.2-9b dargestellte Wand ist
Zweischalen-Mauerwerkswände. Zweischalige R:V> 55 dB und k = 0,35 W/m2 K; bei einer Dicke
Mauerwerkswände als Außenwände bestehen der Wärmedämmschicht von 40 mm erhöht sich
aus einer inneren tragenden Mauerwerksschale der k-Wert auf0,54 W/m2 K. Der Kondensatan-
und einer äußeren nichttragenden Schale, beide fallliegt knapp unter den nach SIA 180 zulässi-
aus Backsteinen oder Kalksandsteinen. Die äu- gen 800 glm 2• Das Wasser kann in der Mineral-
ßere Schale wird mit Ankern mit der inneren wolle nach unten sickern und Feuchtigkeitspro-
Schale verbunden. Im Zwischenraum der Scha- bleme beiAnschliissen und Übergängen verur-
len ist eine Wärmedämmung angeordnet. sachen. Es empfiehlt sich, zwischen Innenschale
Zweischalige Mauerwerkswände werden häu- und Dämmung eine Dampfsperre einzubauen.
fig im Wohnungsbau angewandt. Innen- und Bereits bituminiertes Kraftpapier reduziert den
Außenschale besitzen Dicken von etwa 10 bis Kondensatanfall auf ca. ein fünftel.
20 cm und werden meist als Einsteinmauerwerk
im Läuferverband gemauert. Dazwischen liegen Mauerwerkswände mit verputzter Außendäm-
Mineralwolleplatten mit Dicken von 6, 8 oder mung. Mauerwerkswände mit verputzter Au-
10 cm und evtl. ein Luftspalt von 2 cm gegen ßendämmung bestehen aus einer einzigen Mau-
außen. (Zur Mindestdicke des Belüftungsraums erwerksschale aus Backsteinen oder Kalksand-
s. DIN 1053 Teill.) Die Außenschale kann ver- steinen (evtl. Betonsteinen) mit einer außen an-
putzt oder als Sichtmauerwerk (evtl. aus vorfa- gebrachten, verputzten Wärmedämmschicht.
brizierten und bewehrten Mauerwerks-Wand- Sie kommen v.a. im Wohnungs- und Gewer-
elementen) ausgeführt und nachträglich aufge- bebau zur Anwendung. Die tragende Mauer-
mauert werden. Die tragende Innenschale wird werksschale hat eine Dicke von 15 bis 20 cm und
meist verputzt. Zur Verbindung von Außen- und wird meist als Einsteinmauerwerk im Läufer-
Innenschale sind spezielle Anker erforderlich. verband gemauert. Auf diese werden Polystyrol-
Für die Rissesicherung der Außenschale (Tem- oder Mineralwolleplatten mit Dicken von 6 bis
peraturdehnungen) sind an heiklen Stellen die 10 cm geklebt oder mechanisch befestigt. Der
Anordnung von Bewegungsfugen sowie Lager- Außenputz wird als Kunststoffputz oder mine-
fugenbewehrung, von Eckbügeln und von Verti- ralischer Putz aufgebracht; er muß zur Rissesi-
kalbewehrung aus rostfreiem Stahl empfehlens- cherung evtl. bewehrt werden.
wert. (Karbonatisierungsgefahr der geringen Mauerwerkswände mit verputzter Außendäm-
Mörtelüberdeckung). (Durchbildung und Kor- mung sind relativ wirtschaftlich. Sie bieten beige-
rosionsschutzder Bewehrung s. DIN 1053 Teil3.) ringem Platzbedarf eine sehr gute Wärmedäm-
Zweischalige Mauerwerkswände erfordern mung und gute Wärmespeicherung der auf der
wegen der Bewegungsfugen,Anker und Beweh- warmen Seite der Wärmedämmung angeordne-
rungen eine erhebliche Sorgfalt bei der Ausfüh- ten Mauerwerksschale. Die Verwendung von
rung. Sie bieten eine sehr gute Wärmedämmung Schaumkunststoffen (Polystyrolplatten) ist öko-
und eine gute Wärmespeicherung der Innen- logisch problematisch (FCKW, Entsorgung bzw.
schale. Im Winter kommt es allerdings zu einem Verbrennung); vollmineralische Systeme (Mine-
hohen Kondensatanfall (knapp zulässig) mit der ralwolleplatten) sind dagegen ökologisch unbe-
Gefahr einer Durchfeuchtung der Mineralwolle. denklich. Kunststoffputz ist anfällig für Algenbe-
Eine Verbesserung läßt sich hier durch eine fall/Verfärbungen,mineralischer Putz (Kalkputz)
Dampfbremse auf der Innenseite der Mineral- auf weicher Dämmschicht für Beschädigungen.
Modulbackstein BN 17,5
Außenputz- (~ = 1100kgfm3,
(mineralisch) ,._.......,...___,...___,.___,, >. = 0,44 W/m K)
kl Kondensationsebene Modulbackstein BN 17,5
I (~ =1100 kgfm3,
>. = 0,44 W/m K)
kondensierende Wassermenge im Winter: 742 gf m2
austrocknende Wassermenge im Sommer: 2158 gf m2 kondensierende Wassermenge im Winter. 0 gf m2
a Mauerwerkswand mit verputzter Außendämmung b Mauerwerkswand mit Außendämmung und
hinterlüfteter Verkleidung
Im Winter kommt es bei Mineralwolledäm- men im Wohnungs- und Gewerbebau zur An-
mung zu einem hohen Kondensatanfall (knapp wendung.
zulässig), der aber im Normalfall schadensfrei Auf die meist als Einsteinmauerwerk im Läu-
in den äußersten Schichten der Dämmung ge- ferverband gemauerte tragende Mauerwerks-
speichert werden kann. Die Schalldämmung schale (Dicke 15 bis 20cm) werden Polystyrol-
der Wände ist gut (jedoch sind meist Fenster oder Mineralwolleplatten mit Dicken von 6 bis
und Türen maßgebend), der Tragwiderstand 10 cm geklebt oder mechanisch befestigt. Die
für Schwerelasten mäßig. Die Wände sind we- Verkleidung (Wetter- und Beschädigungsschutz)
nig geeignet für Erdbebenkräfte (geringe Duk- wird mit einem Luftraum von 2 bis 4 cm vorge-
tilität) . hängt; sie besteht aus Faserzement-, Kunststein-
Für die in Abb. 3.2-10a dargestellte Wand er- oder Metallplatten.
gibt sich k = 0,35 W1m2 K und R;., == 54 dB; bei Wände mit Außendämmung und hinterlüfte-
einer Dicke der Dämmschicht von 60 (100) mm ter Verkleidung sind relativ aufwendig, bieten je-
ist k = 0,44 (0,29) Wlm 2 K. Der Wandaufbau ist doch eine bauphysikalisch optimale Lösung mit
"atmungsaktiv", d.h., der Feuchtigkeitsdurch- sehr guter Wärmedämmung und guter Wärme-
gang wird wenig gebremst. Der knapp zulässige speicherung. Kondensatprobleme treten nicht
Kondensatanfall kann schadlos in den äußeren auf. Wärmebrücken sind infolge der durch den
Schichten der Mineralwolle gespeichert werden, Luftraum gehenden Anker (Befestigung der Ver-
ein Abfrieren des als Putzgrund aufgebrachten kleidung) unvermeidbar; wegen Kondensations-
Zementanwurfs ist nicht zu befürchten. Trotz und Korrosionsgefahr müssen die Anker aus
weicher Dämmung ist der dicke Außenputz we- nichtrostendem Stahl ausgebildet werden. Es
nig anfällig gegen Beschädigung. wird eine gute Schalldämmung erreicht.
Bei der in Abb. 3.2-1 Ob dargestellten Wand ist
Mauerwerkswände mit Außendämmung und k =0,35 W1m 2 Kund R:V ==53 dB; bei einer Dicke
hinterlüfteter Verkleidung. Mauerwerkswände der Dämmschicht von 60 (100) mm ist k=0,42
mit Außendämmung und hinterlüfteter Verklei- (0,29) Wlm 2 K. Material und Aufbau der äuße-
dung bestehen aus einer einzigen Mauerwerks- ren Verkleidung haben in der Berechnung kei-
schale aus Backsteinen oder Kalksandsteinen nen Einfluß, sofern der Luftraum ausreichend
(evtl. Betonsteinen) mit einer außen angebrach- belüftet ist. Der Tragwiderstand für Schwerela-
ten Wärmedämmschicht und einer mit einem sten ist mäßig, die Eignung für Erdbebenkräfte
Luftraum vorgehängten Verkleidung. Sie kom- gering (geringe Duktilität).
Hochbaukonstruktionen 3-69
Betonwände Zweischalen-Mauerwerkswände). Sie haben oft
zu Schäden geführt, v. a. durch Kondensation im
Als Betonwände werden im folgenden Wände Bauteilinnern, und sollten nur mit entsprechen-
aus Ortbeton und Wände aus vorfabrizierten den Vorsichtsmaßnahmen (Dampfsperre auf der
Betonbauteilen bezeichnet. Sie können als Be- Innenseite) angewendet werden. Die in Abb.
tonwände mit verputzter Außendämmung oder 3.2-lla dargestellte Wand weist Werte von
Betonwände mit Außendämmung und hinter- k =0,54 W1m2 K und R;., :::: 53 dB auf; da es sich
lüfteter Verkleidung, als Betonwände in Sand- um eine für Fertigteilbauten der 70er Jahre typi-
wichkonstruktion oder Betonwände mit Innen- sche Konstruktion handelt ist die Dämmschicht
dämmung ausgeführt werden. Porenbetonwän- dünner als bei den Vergleichsbeispielen (k = 0,76
de werden meist aus in Blöcke zerschnittenem (0,42) W1m2 K bei einer Dicke der Wärmedämm-
Porenbeton erstellt. Sie fallen deshalb in die Ka- schicht von 40 (80) mm). Kondensation undAus-
tegorie der Mauerwerkswände. trocknung erfolgen ohne eine Gefährdung des
Die erste und die zweite Art haben ähnliche Wandaufbaus. Kritisch sind die Verbindungsbü-
Merkmale sowie Vor- und Nachteile wie die ent- gel zwischen Innen und Außenschale, da infolge
sprechenden Mauerwerkswände. Beide Arten lokaler Wärmebrücken zusätzliches Kondensat
kommen zur Anwendung in Betonbauten oder entsteht. Sie sind daher korrosionsbeständig
auch wenn in Mauerwerksbauten einzelne durch auszubilden.
Schwerelasten und/oder Erdbebenkräfte (zu) Betonwände mit Innendämmung (Abb.
hoch beanspruchte Mauerwerkswände bzw. Ab- 3.2-llb) kommen bei ausgebauten Sockelge-
schnitte derselben durch Betonwände ersetzt schossen am Hang, bei ausgebauten, nur teilwei-
werden. Betonwände in Sandwichkonstruktion se ins Erdreich eingebetteten Kellergeschossen
bestehen aus zwei Betonschalen mit zwischen- oder bei Sichtbetonhochbauten zur Anwendung.
liegender Wärmedämmschicht (ähnlich wie Bei Betonaußenwänden in Sichtbeton beträgt
Polystyrol -----t""'x'9t=:::::::Y'
(Q = 20 kgfml,
.A =0,038 W/mK)
Dreiecksleiste - -
(Arbeitsfuge)
Hochbaukonstruktionen 3-71
I Photovoltaik
2 reflektierende
Chromstahllamellen
3 Hinterlüftung
4 thermische Isolation
5 Pfosten-Riegel-
Metallkonstruktion
6 Geschoßdecke
7 Metallfenster
8Stoffrollo
a Fassadenansicht b Schnitt
Abb. 3.2-12 Beispiel einer ausgeführten Energiefassade (errichtet für die Demosite-Ausstellung der ETH Lausanne in
Ecublens 1992)
Hochbaukonstruktionen 3-73
flankierende Wand
Detail Wandanschluß:
verzahnt stumpf
I ............ l
'I/
1'{..- volle Ver- J evtl.
~- = mörtelung 1- Anschlußbügel
Abb. 3.2·14 Nebenwegübertragung und biegesteife Verbindung von Wänden zwecks Schallschutz
Putz 15 mm Putz 15 mm
Modulbackstein BN 15M Modulbackstein BN 15M
Mineralwolle 40 mm Mineralwolle 20 mm
1»0(<' X Modulbackstein BN 12.5M .X Modulbackstein BN 15M
~ Putz 15 mm Putz 15 mm
Putz 15 mm
Modulbad<stein BN 15M
Mineralwolle40mm
=-~~?'S~;:!b-..,.,...,.,., Modulbackstein BN 20M
~~~~~~~~ Putz15mm
m' = 570 kgtml m' = 420kgfml
R'w = 63 dB (Meßwert) R'w = 59 dB (Rechnung)
Hochbaukonstruktionen 3-75
schnittsaufweisen (zur sicheren Risseverteilung Schäden infolge Durchbiegungen und Verfor-
sind rund 0,6% erforderlich). Sie lassen sich mungen des Tragwerks.
konventionell, jedoch relativ aufwendig aus- Vorteile von Wänden aus Vollgipsplatten sind
führen (Schalung, Bewehrung), besitzen ein gut- die einfache Trockenbauweise, die glatte, für Ta-
es Wärmespeichervermögen, eine gute Schall- pete geeignete Oberfläche, die gute Wärme- und
dämmung (Masse) und einen guten Feuerwider- Feuchtigkeitsspeicherung (Behaglichkeit) sowie
stand. Sie sind zur Abtragung von Schwerelasten der relativ gute Feuerwiderstand. Die Schall-
und Erdbebenkräften (duktile Ausbildung mög- dämmung ist jedoch nur mäßig, zudem reagie-
lich) sehr gut geeignet. ren solche Wände empfindlich auf Verformun-
gen des Tragwerks.
Gipswände
3.2.3.3
Gips ist ein bewährtes Bindemittel, das im we- Dächer
sentlichen aus den Rohstoffen Gipsstein und An-
hydrit gewonnen wird. Dächer können unterschieden werden nach der
Neigung:
Wände aus Vollgipsplatten. Wände aus Vollgips- - Steildächer: Dächer mit einer Neigung, die ei-
platten werden als einschalige Wände mit Dik- ne geschuppte Eindeckung ermöglicht ( > ca.
ken (roh) von 6, 8, 10 bzw. 14 cm (Abb. 3.2-19) 15 o/o)
oder zweischalige Wände mit Dicken von 10,5 - Flachdächer: Dächer mit geringer oder prak-
bis 16 cm als Schalldämmwände ausgeführt. Sie tisch keiner Neigung, die eine fugenlose Ab-
können ohne Aussteifungen je nach Wanddicke dichtung erfordert.
und Raumnutzung etwa 3 bis 7 m hoch und 6 bis
14m lang sein; für größere Abmessungen ist ei- Dächer haben zahlreiche Funktionen zu über-
ne Aussteifung durch vertikale Metallproflie er- nehmen und vielfältige Anforderungen zu erfül-
forderlich. Dilatationsfugen sind etwa alle 5 bis len. Dazu gehören die Ableitung des Meteorwas-
7 m erforderlich. Bei Konsollasten (Waschbek- sers, die Übertragung der Schneelasten und
ken etc.) sind Mindestdicken einzuhalten. Der Windkräfte (Druck und Sog) auf das Tragwerk
Anschluß an Decken und Wände erfolgt mit ela- und der Schutz der Fassaden vor Schlagregen
stischen Zwischenlagen, d.h. Anschlußprofilen (Vordächer). Hinzu kommt der winterliche und
aus Preß- oder Mooskork zur Vermeidung von sommerliche Wärmeschutz mit k-Werten von 0,3
Schnitt horizontal
Hochbaukonstruktionen 3-77
ten Dachräumen vor, etwa wenn die Wärme- - Umkehrdächer: Flachbedachung mit der Wär-
dämmschiebt in der Decke über dem obersten medämmschicht über der Abdichtung;
Wohnraum liegt. Der Aufbau kann mit oder oh- - Verbunddächer: Warmdachsystem, bei dem
ne Unterdach erfolgen. Die Konstruktion mit alle Schichten (außer Schutz- und Nutzschicht)
Unterdach bietet Schutz gegen Meteorwasser vollflächig miteinander und mit der Unter-
(bei Ziegelbruch), Flugschnee, Staub, Laub etc. konstruktion verbunden sind;
Die Ausführung ohne Unterdach ist nur bei ein- - Flachdächer ohne Schutz- und Nutzschicht:
fachen Scheunen und ähnlichen Bauten üblich. Warm- oder Kaltdachsystem ohne separate
Schutz- oder Nutzschicht; die gesamte Flach-
Flachdächer bedachung wird kraftschlüssig verklebt oder
mechanisch verankert.
Bei Flachdächern sind Dampfdiffusion und
Kondensatbildung innerhalb vorgeschriebener Warmdächer. Warmdächer sind die häufigste
Grenzen zu halten. In der Vergangenheit traten Art der Flachdachkonstruktion; ihr prinzipieller
häufig Feuchtigkeitsschäden auf. Auch ist eine Aufbau von oben nach unten ist wie folgt:
möglichst geringe Empfindlichkeit auf Aus- - Schutzschicht (meist Kies und Sand),
trocknung der Unterkonstruktion bzw. Witte- - Abclichtung gegen Meteorwasser,
rungseinflüsse bei der Ausführung (Baufeuchte) - Wärmedämmschicht,
anzustreben. - Dampfbremse/Dampfsperre,
Der Luftschallschutz ist mit einem bestimmten - Tragkonstruktion (oft Stahlbetonplatte),
erforderlichen bewerteten Bauschalldämmaß, - Innenputz.
der Brandschutz für eine bestimmte erforderli-
che Feuerwiderstandsklasse sicherzustellen. Varianten des Aufbaus:
Flachdächer können in folgenden Formen - Traditionelles Kiesklebedach mit Bitumenbah-
ausgebildet werden: nen als Abdichtung. Der in Abb. 3.2-20a dar-
- Warmdächer: Einschalige, wärmegedämmte gestellte Aufbau ist eine typische Lösung der
Flachbedachung mit der Abclichtung (gegen 60er und 70er Jahre und heute nicht mehr
Meteorwasser) über der wärmedämmenden zulässig. Obwohl sich rechnerisch keine Kon-
Schicht; densatanreicherung ergibt, ist er diffusions-
- durchlüftete Kaltdächer: Flachbedachung aus technisch kritisch. Bleibt, wie im mitteleu-
einer Innenschale, einer Außenschale mit Ab- ropäischen Normalklima zu erwarten ist, die
dichtung und einem dazwischenliegenden Sandschicht ständig feucht, so kann eine Aus-
Belüftungsraum (entspricht einer Außenwand trocknung nur nach innen erfolgen (3,14 g/m 2
mit Außendämmung und hinterlüfteter Ver- pro Jahr); es kommt zur Kondensatanreiche-
kleidung, vgl. 3.2.3.1); rung. Auf eine ständige Durchfeuchtung der
Schutz5chicht
Kies 40 mm, Sand 20 mm
Abdichtung (1,2 mm)
3 Lagen Bitumendachbahnen
+ 3 Bitumenanstriche (10 mm)
Korkplatten (50 mm)
~'*"~~~#*""'*.!9-- Dampfsperre V 60 (3,5 mm) ---+~~~~~~'*"=!
Stahlbetondecke (180 mm) - - - v
==-==:;:.:.===:;:":,.===~--- Innenputz (10 mm) ----~6=~"",;"";"",~"",;"";"""~
Wärmedämmung: k=0,68 WJm2 K Wärmedämmung: k=0,30 Wfm2 K
kondensierende Wassermenge: 5,3 gJm2 a kondensierende Wassermenge: 0 gfml a
austrocknende Wassermenge: 6,8 gJmZ a
a traditionelles Kiesklebedach b Kiesklebedach, als Doppeldach sanien
Schaumglasdämmung, in
Heißbitumen vollflächig
eingeschwommen, Stoßfugen
ausgegossen (70- 120 mm)
Polyurethanschaumplatten,
kaschiert (SD-90 mm)
- - Dampfsperre V60 (3,5 mm)
Stahlbetondecke (180 mm) - - - - f (
~~~~~~~"""=~--~ Innenputz (10 mm) ----l:l!=~l:"'=='!:"==:o=~~==
Hochbaukonstruktionen 3-79
als Dampfsperre wirkt. Dächer mit (sehr dampf- Verglasungen
dichten) Polymerbitumenbahnen als Abclich-
tung sind mit einer Wärmedämmung aus lsolierverglasung. Zwei oder drei Glasscheiben
Schaumstoff (relativ dampfdurchlässig) kritisch, mit Luftzwischenraum für verbesserte Wärme-
aus Schaumglas (sehr dampfdicht) dagegen gün- dämmung werden am Rand miteinander ver-
stig. Dächer mit Kunststoffbahnen als Abclich- klebt (Randverbund, Abb. 3.2-22). Eine dickere
tung sind günstig, da diese wesentlich dampf- Luftschicht bewirkt dabei einen kleineren k-
durchlässiger sind als Bitumen- und Polymerbi- Wert.
tumenbahnen.
Wärmeschutzverglasung. Die raumseitige Schei-
3.2.3.4 be wird auf der Seite zum Luftzwischenraum mit
Fenster einer dünn aufgedampften Schicht aus Edelme-
tall beschichtet. Diese Schicht reflektiert einen
Zum" Gesamtsystem Fenster" gehören das Bau- erheblichen Anteil der kurzwelligen Strahlung,
teil Fenster, die Brüstungsahdeckung (Wetter- die durch normales Glas vom Innenraum nach
schenkel), der Sonnenschutz (Store), die Sturz- außen gehen würde. Dadurch wird der Trans-
ausbildung und der Anschluß an die verschie- missionsverlust an das kalte Außenklima redu-
denen Schichten der Außenwand. Das Bauteil ziert (Abb. 3.2-23). Der Zwischenraum wird mit
Fenster selbst besteht aus Verglasung (meist zwei Edelgas gefüllt. Dadurch wird auch der Konvek-
oder drei Glasscheiben), Flügelrahmen (beweg- tionsanteil des Wärmeverlustes infolge Zirkula-
lich oder fest) und Fensterrahmen (fest). tion der Füllung des Glaszwischenraumes redu-
7 Glasfalzbelüftung bzw.
Entwässerung
2 Mitteldichtung
3 innere Abdichtung
4 Beschlägefalz
5 einschiebbarer
Wetterschenkel
a Holzfenster b Kunststoff-Fenster
Hochbaukonstruktionen 3-81
und unter dem Deckentragwerk hat meist zahl- Bei Verwendung von Zementmörtel sollte zur
reiche Funktionen zu übernehmen und vielfäl- Vermeidung von Schwindrissen eine maximale
tige Anforderungen zu erfüllen. Er schafft eine Feldgröße von etwa 40m 2, eine maximale Sei-
begehbare Fläche mit einem bestimmten Boden- tenlänge von etwa 8 m und ein maximales Sei-
belag, stellt zusammen mit dem Tragwerk die tenverhältnis von 1:2 nicht überschritten wer-
Schalldämmung für Luftschall und Trittschall si- den; in manchen Fällen ist ein Bewehrungsnetz
cher und trägt zur Schallabsorbtion (Raumaku- in halber Höhe zweckmäßig. Bei Anhydrit-Fließ-
stik) bei. Gegebenenfalls nimmt er auch die Wär- mörtel ist die Feldgröße in rechteckigen Räumen
medämmung gegen Kalträume oder eine Bo- dagegen nicht begrenzt. Die Dicke der Dämm-
denheizung auf oder sichert den Brandschutz schicht muß bei einer Bodenheizung über Kalt-
von Holzbalkendecken, Profilstahldecken etc. räumen erhöht werden.
Kabel (für Licht, Kraft, Telefon, Computer Schwimmende Unterlagsböden sind bei sorg-
usw.), Heizungsleitungen, Warm- und Kaltwas- fältiger Ausführung eine bewährte Konstrukti-
serleitungen sowie Gasleitungen und evtl. Ab- on. Schallbrücken entstehen, wenn Mörtel durch
wasserleitungen werden vorwiegend im Hohl- die Dämmschicht fließt. Daher ist unter der Mör-
raum unter Doppelböden verlegt. Im Hohlraum telschicht eine sorgfältig verklebte Dichtungsfo-
über Unterdecken werden v.a. Lüftungskanäle, lie anzuordnen und vor Verletzungen zu schüt-
Klimaauslässe, Deckenleuchten und Rauchmel- zen. Vorsicht ist auch geboten bei falschen Wand-
der angeordnet. Besonders zu beachten sind anschlüssen oder falschem Einbau von Tür-
beim Ausbau der Geschoßdecken die Aufnahme schwellen und Stahltürzargen sowie der Verle-
bzw. Durchführung von Brand- und Schallab- gung von Leitungen in der Dämmschicht
schottungen und der Anschluß von Innenwän-
den. Doppelböden
Nutzschicht
Dämmschicht
Tragschicht
3.2.3.6
Sockelbereich
Installationsraum
Als Sockelbereich wird bei Hochbauten der Bau-
werksteil unterhalb der normalen Wohn- oder
Geschäftsgeschosse bezeichnet. Im Sockelbe-
reich findet daher der Übergang vom Erdge-
schoß (EG) zu den Untergeschossen (UG) statt.
Abb. 3.2-26 Typischer Aufbau von Doppelböden Der Sockel befindet sich teilweise oder ganz im
Erdreich. Somit ist der Sockelbereich dem An-
griff von Sicker-, Hang- und evtl. Grundwasser
Ieitungen usw. vorgesehen. Nichttragende Innen- ausgesetzt.
wände gehen meist nicht bis auf das Decken- Die Untergeschosse werden genutzt als Keller,
tragwerk hinunter, wodurch Schallprobleme Lager usw. (unbeheizte Räume) oder als Bastei-
entstehen. Brandschutzabschottungen müssen raum, Verkaufsraum usw. (beheizte Räume). Der
dagegen immer bis auf das Deckentragwerk hin- Sockelbereich ist demnach gekennzeichnet
untergehen. durch den Übergang von beheizten zu unbe-
Doppelböden schaffen große Flexibilität be- heizten Räumen bzw. von unbeheizten oder be-
züglich Installationen und ermöglichen so eine heizten Räumen zum Erdreich (Boden, Wände).
einfache Anpassung an neue Bedürfnisse. Die
Konstruktion ist allerdings aufwendig und schafft Untergeschosse im Sicker-und Hangwasser
zusätzliche Probleme bezüglich Schallschutz
und Brandschutz. Untergeschosse im Sicker- und Hangwasser er-
fordern Maßnahmen zur Drainage, Abclichtung
Unterdecken und Wärmedämmung.
Unterdecken werden auch "abgehängte Decken", Drainagen. Zweck einer Drainage ist es, auftre-
"Hängedecken", "Montagedecken" (engl.: cei- tendes Sicker- und Hangwasser möglichst rasch
ling) genannt. Sie kommen häufig in Büro- und abzuführen und die Bildung von Stauwasser zu-
Verwaltungsbauten mit unter dem Deckentrag- verlässig zu verhindern. Normalerweise wird ei-
werk geführten Lüftungskanälen (klimatisierte ne Ringdrainage eingesetzt, seltener eine Flächen-
Gebäude), Abwasserleitungen usw. vor. Zudem drainage, in Spezialfällen Pumpenbrunnen etc.
können sie in Bauten mit brandgefährdeten Bei der Ringdrainage wird um das Gebäude
Deckentragwerken (z.B. Verbundträgerdecken) herum eine ringförmige Drainageleitung (Sik-
zur Verbesserung des Brandschutzes brandhem- kerleitung) verlegt, die Sicker- und Hangwasser
mend oder in Bauten mit schlecht schalldäm- erfaßt. Die Sickerleitung muß am Fuß des Ge-
menden Deckentragwerken (z.B. Hohlkörper- bäudes unter der Oberkante der Bodenplatte lie-
decken) schalldämmend ausgebildet werden. gen. Das Wasser muß an den Gebäudeaußen-
Sie bilden meist eine geschlossene Fläche als wänden und den UG-Wänden ungehindert ab-
obere Raumbegrenzung aus Metall, Gips, Holz fließen können. Dies wird erreicht durch Sicker-
etc., die ca. 20 bis 60 cm unter dem Deckentrag- platten, Sickerpackungen aus Kies, Perimeter-
werk an herabgehängten leichten Trägern (Rost) isolation usw.
befestigt ist. Nichttragende Innenwände gehen Bei der Flächendrainage werden Drainagelei-
meist nicht bis zum Deckentragwerk hinauf; da- tungen auch unter der Bodenplatte verlegt. Zwi-
durch entstehen Schallprobleme. Brandschutz- schen den Leitungen wird eine örtlich leicht ge-
abschottungen müssen immer bis zum Decken- neigte Drainageschicht (z.B. Sickerpackung aus
tragwerk hinaufgehen. Kies) angeordnet, in der das Wasser entspannt
Unterdecken ermöglichen- ähnlich wie Dop- wird und zu den Drainagerohren fließen kann.
pelböden - eine große Flexibilität, d. h. eine ein- Eine Flächendrainage soll verhindern, daß ge-
fache Anpassung an neue Bedürfnisse, sind je- spanntes Hangwasser von unten gegen die Bo-
doch aufwendige Konstruktionen und schaffen denplatte drückt.
Hochbaukonstruktionen 3-83
Besonders wichtig für das Funktionieren der Untergeschosse im Grundwasser
Drainage ist ein genügendes Gefälle zum Vorflu-
ter; ansonsten sind Pumpen aus Sammelschäch- Die Behandlung von Untergeschossen im Grund-
ten erforderlich. Für periodische Spülung gegen wasser würde den Rahmen dieser übersieht
Verstopfung durch Feinsand etc. sind Spülmög- sprengen. Für entsprechende Angaben wird auf
lichkeiten bzw. Spülstutzen anzuordnen. Die die Literatur und Firmendokumentationen ver-
Drainage muß eine genügende Tiefe unter der wiesen.
Erdoberfläche gegen Verwachsen bzw. Verstop-
fen durch Pflanzenwurzeln haben; evtl. ist das 3.2.3.7
Anbringen von Rattengittern erforderlich. Treppen
Hochbaukonstruktionen 3-85
bensich ernst zu nehmende Tragsicherheitspro- de (Handwerkerwechsel, Nutzerwechsel, fehlen-
bleme! Die Beeinträchtigung der Wirkung mo- de oder verlorengegangene Installationspläne
derner und teurer bauphysikalischer Vorkehrun- usw.). Auch sind solche Anlagen sehr unflexibel
gen verursacht zudem Gebrauchstauglichkeits- bei Bedürfnisänderungen. In manchen Fällen
probleme. müssen alte Leitungen durch Aufspitzen müh-
Beispiele für Tragsicherheitsprobleme sind sam gesucht oder neue Leitungen (oft über Putz)
die - besonders gefährliche -Verringerung des gezogen werden.
tragenden Querschnitts von Stahlbetonstützen
durch Bündel elektrischer Installationsleitungen Bessere Lösungen
oder des Stegquerschnitts von Stahlbetonträ-
gern durch Lüftungskanäle mit der Gefahr eines Bessere sowie mittel- und längerfristig flexiblere
vorzeitigen Schubversagens. Tragende Mauer- und kostengünstigere Lösungen für die Leitungs-
werkswände werden mitunter rücksichtslos ge- führung sind i.allg. nur möglich durch Anwen-
schrotet und damit der tragende Querschnitt auf dung der folgenden Grundsätze:
1/2 bis 1/3 reduziert, was durch den Wirlee- Den Leitungen der haustechnischen Anlagen
standsbeiwert nicht abgedeckt werden kann. ist ein klar definierter, möglichst eigenständiger
Probleme der Gebrauchstauglichkeit ergeben sich Platz einzuräumen und in den Plänen vorzuse-
z.B., wenn elektrische Installationsleitungen in hen. Für die Führung in vertikaler Richtung sind
Unterlagsböden mit diversen Durchdringungen bei Leitungen unter Putz geplante bzw. kontrol-
die Trittschalldämmung durch Bildung von lierte Aussparungen im Grundriß vorzusehen
Schallbrücken etc. verringern oder wenn Sani- (gemauert, geschah, evtl. kontrolliert geschrotet
tärleitungen in Wänden die Wärmedämmung bzw. gespitzt). Besser sind jedoch eigentliche Lei-
verdrängen (Wärmebrücken) und Körperschall tungsschächte, wenn immer möglich zugäng-
verbreiten. lich, d.h. mit demontierbarer Abdeckung (z.B.
Das improvisierte Einbetonieren und Ver- gegen Treppenhaus, Korridor). Die Führung in
mauern der Leitungen hat zudem den Nachteil, horizontaler Richtung erfolgt geplant und kon-
daß im Bedarfsfall kein Zugang zu den Leitun- trolliert innerhalb des Deckentragwerks, in Fen-
gen mehr möglich ist. Auch weiß nach einiger sterbrüstungen, in Unterdecken oder in Doppel-
Zeit oft niemand mehr, woher ein Gerät ange- böden.
schlossen wurde, wohin eine bestimmte Leitung Schroten von Leitungskanälen in tragendem
führt oder für welchen Zweck sie eingelegt wur- Mauerwerk kann
In SIA 177 ist eindeutig festgehalten: "Mauer- Beim konzeptionellen Entwurf von Mauerwerks-
schlitze für Leitungen müssen in den Plänen vor- bauten geht es u.a. darum, raumstabile Zellen zu
gesehen werden. Horizontale und schräge Schlit- erzeugen. Die Wände bestehen aus tragendem
ze bedürfen der Genehmigung des verantwortli- Mauerwerk, die Decken meist aus Stahlbeton
chen Ingenieurs. Im Mauerwerk dürfen vertika- oder bei einfacheren Bauten auch aus Holz oder
le Schlitze bis 20 mm Tiefe in ausgesteiften Wän- anderen Baustoffen.
den - keinesfalls aber in Pfeilern - eingefräst Abbildung 3.2-28 zeigt die anzustrebende
werden" (in Deutschland gilt DIN 1053 Teill). Konfiguration, d.h. eine für horizontale und ver-
Leitungsführung innerhalb bzw. Aussparun- tikale Einwirkungen raumstabile Zelle. Die Be-
gen in Stahlbetondecken und -trägem können in dingungen für die Stabilität und für die Auftei-
klar definierten Bereichen ausdrücklich zuge- lung einer horizontalen Einwirkung (H) aus
lassen lnw. ausdrücklich verboten werden (z.B. Wind (W) oder Erdbeben (E) auf die Wände
in Flachdecken nahe den Stützen) oder aber nur werden in 3.2.5 behandelt. Das Vorgehen bei
in geplanter und vom Ingenieur genehmigter Mauerwerkswänden ist prinzipiell gleich wie bei
Weise zugelassen werden. Bei jedem anspruchs- Stahlbeton-Tragwänden.
volleren Hochbau soll pro Tragelement (z.B.
Decke, Träger, Stütze, Wand), ein Aussparungs- 3.2.4.2
plan angefertigt werden, bei Stahlbetontragele- Laufmeterlast von Mauerwerkswänden
menten auf der Basis der Schalungs- und Be-
wehrungspläne. Tabelle 3.2-3 enthält Konzepte Bei der Ermittlung der für Nachweise benötig-
für die Leitungsführung von haustechnischen ten Normalkraft als Laufmeterlast müssen die
Anlagen bei verschiedenen Arten von Hochbau- Deckenlasten auf die einzelnen Wände verteilt
ten. Sie zeigen Möglichkeiten zur gezielten Be- werden. Die Auflagerkraft einer Decke kann
wältigung dieses häufig sehr ernsthaften Pro- längs eines Wandabschnitts zwar erheblich vari-
blems. Die Gliederung unterscheidet verschie- ieren (z.B. etwa sinusförmig gemäß elastischer
dene Arten von Hochbauten mit zunehmendem Plattentheorie ), benachbarte Bereiche des Wand-
Installationsgrad. Solche Konzepte können ver- abschnittes können sich jedoch aus Verträglich-
feinert werden, indem sie separat pro Art der keitsgründen (Verbund) nicht entsprechend un-
haustechnischen Anlagen ausgearbeitet werden. terschiedlich verformen. Dies führt zu einem
starken Ausgleich der Beanspruchungen. Bereits
3.2.4 ein bis zwei Stockwerke tiefer (je nach Wandlän-
Tragendes Mauerwerk ge) verläuft die Beanspruchung aus der erwähn-
ten Decke längs des Wandabschnitts mehr oder
Als Teile des Tragwerks von Hochbauten werden
tragende Wände aus Mauerwerk durch zentri-
sche und exzentrische Normalkraft, Schub mit
zentrischer bzw. exzentrischer Normalkraft so-
Stahlbeton-
wie Querlasten beansprucht. Die ingenieur- de<.ke
mäßige Bearbeitung von tragendem Mauerwerk
erfordert Entwurf, Berechnung, Bemessung und Mauerwerks-
konstruktive Durchbildung. Zu Entwurf und wand
konstruktiver Durchbildung sind wesentliche
Grundlagen und Zusammenhänge in 3.2.3 dar-
gestellt.
Die Berechnung und Bemessung von Mauer-
werk ist in 3.6 behandelt. Deshalb werden hier Abb. 3.2-28 Raumstabile Zellen
nur wenige ergänzende Hinweise gegeben. Eine
Hochbaukonstruktionen 3-87
weniger linear bzw. bei symmetrischen Verhält- nungenwie in Abb. 3.2-29) wird die Laufmeter-
nissen konstant. Zudem ist eine allzu hohe Ge- last der Tür- und Fensterstürze aus der Decke so-
nauigkeit meist nicht angebracht. Im allgemei- wie die Eigenlast der Stürze auf die angrenzen-
nen (besondere Fälle wie größere Einzellasten, den Wandquerschnitte umgelegt. Zusammen
stark unsymmetrische Verhältnisse, Wandquer- mit der Eigenlast des betrachteten Wandquer-
schnitte neben großen Aussparungen bei hoch schnitts ergibt sich die Gesamtlast pro Stock-
beanspruchtem Mauerwerk usw. vorbehalten) werk (Decke und stockwerkhohe Wand) und die
kann deshalb von der folgenden einfachen Mo- entsprechende gleichmäßige Laufmeterlast des
dellvorstellung ausgegangen werden: Wandquerschnitts.
Die Lasten gehen von den Decken auf die
Wandabschnitte und sind längs diesen als Lauf- 3.2.5
meterlast gleichmäßig verteilt. Die Laufmeter- Tragwerke von Skelettbauten
last auf Fenster- und Türstürzen geht in Form
von Auflagerkräften in die angrenzenden Wand- In diesem Abschnitt werden die wichtigsten
querschnitte, wo sie sich durch Lastausbreitung Grundkenntnisse über Tragwerke von Skelett-
ebenfalls gleichmäßig verteilen. Das Vorgehen bauten dargestellt im Hinblick auf die Gestal-
bei der Ermittlung der Laufmeterlast (Normal- tung für die maßgebenden Einwirkungen und
kraft) von Mauerwerkswänden ergibt sich hier- die Wechselwirkungen mit den Bauteilen von
mit wie folgt (Definitionen gemäß Abb. 3.2-29): Gebäudehülle und Ausbau (Materialien, Geome-
Pro Deckenfeld werden die Lasteinzugsflächen trie, Verformungsverhalten, bauphysikalische Ei-
festgelegt. In Ecken wird i.allg. die Winkelhal- genschaften usw.). Eine ausführlichere Darstel-
bierende (45°-Regel) als Grenze benachbarter lung findet sich in [Bachmann 1997].
Lasteinzugsflächen angenommen; wo einge- Die Beherrschung der Festigkeitslehre sowie
spannte und frei drehbare Deckenränder zu- der Berechnung, Bemessung und konstruktiven
sammenstoßen, kann auch die 60°/30°-Regel an- Durchbildung der Grundelemente des Stahlbe-
gewendet werden. tonbaus und des Stahlbaus wird vorausgesetzt.
Pro Wandabschnitt wird dann die Gesamtlast Es werden nur Tragwerke von mehrgeschossi-
aus der Decke und die gleichmäßige Laufmeter- gen Skelettbauten, vorwiegend Büro- und Ge-
last auf den Wandabschnitt ermittelt; Tür- und werbebauten, behandelt, also keine eigentlichen
Fensteröffnungen werden noch vernachlässigt. Industriebauten und keine Hallenbauten. Dabei
Pro Wandquerschnitt (i.allg. zwischen zwei Öff- stehen (quasi-)statische, monotone Einwirkun-
- mit Winkelhalbierender
--- mit60°/30°-Regel
Abb. 3.2·29 Bezeichnungen für die Ennittlung der laufmeterlast von tragenden Wänden
Grundriß
-- t- biegesteife
Knoten
kräftige
xhwerelaststützen / Stützen
.
a durch Tragwände ausgesteiftes Skelett b Skelett als Rahmen
Hochbaukonstruktionen 3-89
elementen in Beton (z.B .. Stützen) und in Stahl kalen Tragelemente übereinander angeordnet
ermöglicht. Die zeitlich unabhängige Erstellung werden. Große Stützweiten sowie große Auskra-
von Tragskelett sowie von Gebäudehülle und gungen sollten kritisch auf ihre Berechtigung ge-
Ausbau .erlaubt zudem ein Bauen auf mehreren prüft werden. Lastumwege und Roste zur Ab-
Geschossen gleichzeitig. fangung größerer Lasten sind nur dann gerecht-
Aus der bei Skelettbauten oft angestrebten fertigt, wenn dadurch andere eindeutige Vortei-
leichten Ausbildung nichttragender Wände kann le zu gewinnen sind.
jedoch im Vergleich zu Bauten mit tragenden Klar zu unterscheiden ist zwischen Elementen
Außen- und Innenwänden eine Beschränkung zur Abtragung horizontaler Kräfte und anderen
der bauphysikalischen Möglichkeiten resultie- Elementen entsprechend der Steifigkeit, d. h., die
ren. Beispielsweise muß oft eine stark reduzier- horizontalen Kräfte sind eindeutig zuzuweisen.
te Wärmespeicherung der Außenwände oder ei- Bei Vorhandensein von kragarmförmigen Stahl-
ne relativ geringe Schalldämmung der Innen- betontragwänden kann die Wirkung der viel
wände in Kauf genommen werden. weicheren Stützen meistens vernachlässigt wer-
den. Stützen werden daher oft als sog. Schwere-
3.2.5.2 laststützen ausgebildet, d.h. Stützen, die nur für
Entwurfsgrundsätze Schwerelasten dimensioniert werden, aber den
Verformungen des Gesamtsystems folgen kön-
Entwurfsgrundsätze können durch den Ingeni- nen, ohne ihren Tragwiderstand einzubüßen; sie
eur nur dann wirksam eingebracht werden, wirken im Gesamtsystem wie Pendelstützen (s.
wenn eine frühzeitige Zusammenarbeit zwi- Abb. 3.2-30a). Elemente zur Abtragung horizon-
schen Ingenieur und Architekt sowie zwischen taler Kräfte (v.a. Tragwände) sind im Grundriß
Ingenieur und Planern der Haustechnik möglich möglichst symmetrisch anzuordnen, um Torsi-
ist. Der Entwurf ist denn auch ein zeitaufwendi- onsbeanspruchungen im Grundriß zu vermei-
ger iterativer Prozeß aller beteiligten Planer. den. Es empfiehlt sich, L- und T-förmige Grund-
Der Bauingenieur muß einige wichtige Ent- risse mittels Fugen in rechteckige Grundrisse
wurfsgrundsätze befolgen. Große Bedeutung ha- aufzuteilen.
ben vor allem folgende Punkte: Statisch unbestimmte Systeme sollten statisch
- konzeptioneller Entwurf des Gebäudes und bestimmten Systemen vorgezogen werden, da in
des Tragwerks im Grund- und Aufriß, ihnen das Versagen einzelner Tragelemente nicht
- geometrische Gestaltung der tragenden Kon- zwangsläufig zum Einsturz führt, und weil bei
struktion über alle Geschosse bis zur Grün- vergleichbarem Materialaufwand größere Trag-
dung, reserven und eine größere Steifigkeit resultieren.
- Anordnung von Dilatationsfugen (Gebäude- Nachteilig ist allerdings der höhere Arbeitsauf-
trennfugen, vgl. 3.2.5.8), wand für biegesteife Anschlüsse im Stahlbau und
- Gestaltung von Gebäudehülle und Ausbau, im Betonelementbau.
- Erreichen bauphysikalischer Qualitäten, Der geforderte Feuerwiderstand ist oft schon
- haustechnische Optimierung, in der Entwurfsphase entscheidend für die Ma-
- Wirtschaftlichkeit (Erstellungskosten, Unter- terialwahl und die minimalen Querschnitts-
haltskosten). größen. Feuerpolizeiliche Anforderungen soll-
ten daher schon frühzeitig mit berücksichtigt
Fehler und Mängel beim konzeptionellen Ent- werden. Die Brandabschnitte und der Standort
wurf und bei der geometrischen Gestaltung des von Stahlbetontragwänden sind evtl. zu koordi-
Tragwerks können später durch eine auch noch nieren.
so ausgeklügelte ingenieurmäßige Berechnung
und Bemessung nicht kompensiert werden. Sol- Konstruktive Grundsätze
che Fehler und Mängel führen zu einer unnöti-
gen Verteuerung und letztlich trotzdem nur zu Tragwerk und haustechnische Installationen
Flickwerk. sind zu trennen, um den Rohbau von Koordina-
tionszwängen zu befreien (vgl. 3.2.3.8). Hier läßt
Statische Grundsätze sich durch eine geschickte Gestaltung des Trag-
werks Freizügigkeit bei der Planung der Instal-
Schwerelasten sollten auf dem kürzesten Weg in lationen schaffen, wenn separate Installations-
die Gründung geleitet werden, indem die verti- schächte und -ebenen vorgesehen sind. Die In-
Wirtschaftliche Skelettbauten sind i.d.R. einfach Tabelle 3.2-4 Charakterisierung der Einwirkungen
und klar strukturiert. Komplexe Gebäudevorga-
ben des Architekten sollten in einfache und sta-
enthaltene Wirkungen
tisch klare Tragskelette zerlegt werden. Die Ge-
nialität liegt oft in der Einfachheit der Lösung. Eigenlast des Tagwerks
ständige • Außasten
Die Kosten einer Tragkonstruktion werden Einwirkungen • Einwirkungen aus dem
durch den konzeptionellen Entwurf und die geo- Baugrund
metrische Gestaltung praktisch festgelegt, auf- • Vorspannung
wendige Optimierungen von Stahl- oder Beton- veränderliche • Nutzlasten in Gebäuden
Einwirkungen • Schnee
verbrauch im Ausführungsprojekt können die • Temperatur
Wirtschaftlichkeit meist nicht mehr wesentlich · Wind
beeinflussen. Ein größerer Zeitaufwand für den außergewöhnliche • Erdbeben
konzeptionellen Entwurf lohnt sich daher im- Einwirkungen · Anprall
· Brand
mer. • Explosion
Bauverfahren und Gestaltung der Tragwerke
bedingen einander. Infolge des hohen Lohnko-
stenanteils kommen heute rationelle Herstellung
Hochbaukonstruktionen 3- 91
Eigenlasten des Tragwerks. Eigenlasten sind sind dabei mit dem Ruhedruckbeiwert zu ermit-
Schwerelasten aus der Eigenmasse des Tragwerks. teln. Erd- und Wasserdrücke sind praktisch im-
Sie lassen sich aus den planmäßigen Abmessun- mer Leiteinwirkung.
gen und den mittleren Einheitsmassen ziemlich Differentielle Setzungen sind als systemabhän-
genau berechnen. Zu Beginn der Tragwerksdi- giges Verformungsproblem zu behandeln; eine
mensionierung sind Eigenlasten als Schätzwert Minimierung der Setzungsdifferenzen läßt sich
anzunehmen. durchangepaßte Gründung erreichen, indem ein
Eigenlasten wirken dauernd und verursachen ähnliches Setzungsverhalten aller Einzelfunda-
Betonkriechen. Probleme 2. Ordnung bei Stahl- mente anstrebt wird (Bodenpressung an Funda-
betonkonstruktionen sind daher unter Einbezug mentgröße anpassen). Alternativ können steife
der Langzeitwirkung zu untersuchen. Wirken Ei- Fundamentplatten oder Trägerroste bzw. Pfäh-
genlasten günstig, wie im Fall der M/N-Interak- lungen eingesetzt werden. Zwangsbeanspruchun-
tion bei St~hlbetonstützen, sind sie als unterer gen infolge nicht vermeidbarer Setzungsdifferen-
Grenzwert einzuführen. zen sind durch weiche und evtl. bewußt duktil ge-
Eigenlasten sind nur ausnahmsweise Leitein- staltete Systeme möglichst klein zu halten (dün-
wirkung. Beispiele sind der Freivorbau von !<rag- ne Zwischenstäbe, Soll-Fließgelenke, evtl. statisch
armen, der Bauzustand eines Abfangträgers, der bestimmte Systeme). Die Größe der vom Bauwerk
für den Nutzlastanteil vorgespannt wird (etap- verkraftbaren Setzungsdifferenzen wird oft durch
penweises "Aufpumpen" des Trägers) oder die Anforderungen nichttragender, aber verfor-
etappenweise Herstellung von Decken (noch kei- mungsempfindlicher Bauteile (Zwischenwände
ne günstige Durchlaufwirkung im Bauzustand). und Fassadenbauteile) bestimmt.
Wasserdrücke können zu großen Beanspru-
Ständige Einwirkungen. Ständige Einwirkungen chungen der Bodenplatte führen; sie wirken nicht
verursachen wie Eigenlasten Betonkriechen, wie die Bodenpressungen konzentriert unter
und sie sind bei günstiger Wirkung als unterer den Stützen, sondern hydrostatisch, d.h. gleich-
Grenzwert einzuführen. mäßig verteilt unter der ganzen Platte. Werden
Auflasten entstehen aus mit dem Tragwerk fest Wasserdrücke durch an Pumpen angeschlosse-
verbundenen nichttragenden Teilen, u.a. Belä- ne Drainagesysteme eliminiert, so sind Flutmög-
gen und Unterlagsböden, nichttragenden Raum- lichkeiten einzuplanen.
abschlüssen (Außenwände und Fassaden, Innen- Vorspannung wird bei Skelettbauten insbe-
wände usw.), Bedachungen (Erdauflasten, Kies, sondere erzeugt mittels Spannsystemen (Spann-
Isolation), Doppelböden, Unterdecken und fest glieder) oder einer Vorkrümmung von Verbund-
montierten Einrichtungen (auch haustechnische trägern im Bauzustand. Umlenkkräfte von
Installationen). Dabei ist zu beachten, daß die Spanngliedern und Spreizkräfte können bei kon-
plangemäße Schütthöhe auf erdbelasteten Dä- zentrierter Krafteinleitung zu lokalen Schäden
chern lokal wesentlich überschritten werden oder gar zuni Versagen des Tragwerks führen.
kann. Der Schüttvorgang ist mit dem Unterneh- Folgende Punkte sind besonders zu beachten:
mer abzusprechen (keine Anhäufungen, Ge- Bei Decken oder Abfangträgern mit hohem
wicht der Verteilmaschinen), die Schütthöhe ist Nutzlastanteil kann eine starke Vorspannung zur
sowohl im Sicherheitsplan als auch im Nut- kritischen Situation werden. Konzentrierte
zungsplan festzulegen. Nichttragende Innen- Spanngliedführungen in Decken (sog. Stütz-
wände sind i.d.R. verschmiert, d.h. als Flächen- streifen) sind sorgfältig zu untersuchen (Kraft-
lasten in die Berechnung einzuführen, die Auf- einleitung über Stützen, Wirkung der Sekundär-
last nichttragender Fassaden ist vorsichtig anzu- momente). Ist das Bewegungszentrum der Dek-
setzen (weiche Deckenränder).Auflasten sind im ken nicht klar definiert (mehrere auseinander-
Gebäudeinnern nur ausnahmsweise Leiteinwir- liegende gleichgerichtete Tragwände, mehrere
kung (evtl. bei festen Einrichtungen). Für die Kerne usw.), führen die Ankerkräfte der Vor-
Dachkonstruktion sind Auflasten oft die maß- spannung zu hohen Zwangsbeanspruchungen in
gebende Leiteinwirkung (Erdauflasten, Kies). den Tragwänden und oft zu klaffenden Schub-
Einwirkungen aus dem Baugrund sind u.a. rissen (Vorspannung gegen starre Widerlager).
Erddrücke, Wasserdrücke und aufgezwungene Vorspannung kann Leiteinwirkung sein.
Verformungen infolge von differentiellen Set-
zungen. Horizontale Erddrücke auf den steifen Veränderliche Einwirkungen. Nutzlasten in Ge-
Kasten des Untergeschosses eines Skelettbaus bäuden werden i. d. R. als gleichmäßig verteilte
Hochbaukonstruktionen 3-93
te in Gebäudeecken sind gegen Sog gut zu ver- (Lastannahmen und Bemessung in deutschen
ankern. Windkräfte sind immer Leiteinwirkung. Erdbebengebieten sind in DIN 4149 geregelt.)
Von größter Bedeutung für ein kontrolliertes
Außergewöhnliche Einwirkungen. Außergewöhn- Erdbebenverhalten sind die Regelmäßigkeit des
liche Einwirkungen treten während der geplanten Tragwerks und eine symmetrische Anordnung
Nutzungsdauer nur mit relativ geringer Wahr- der Tragelemente zur Abtragung der horizonta-
scheinlichkeit, jedoch mit extremer Größe und len Erdbebenkräfte (meist Stahlbetontragwän-
während kurzer Zeit auf. Sie sind immer als Leit- de) im Grundriß und Aufriß. Die maßgeblichen
einwirkung zu behandeln. Alle Maßnahmen, die Entscheidungen bezüglich Erdbebenverhalten
aufgrund außergewöhnlicher Einwirkungen zu werden daher beim konzeptionellen Entwurf des
treffen sind, haben i.allg. nur die Erhaltung der Gebäudes und des Tragwerks getroffen. Bezüg-
Tragsicherheit zum Ziel (kein Einsturz!). Beein- lich Erdbebensicherung gilt in ganz besonderem
trächtigungen der Gebrauchstauglichkeit und so- Maße, daß Fehler beim konzeptionellen Entwurf
mit der Nutzungsmöglichkeiten nach einem Er- und bei der geometrischen Gestaltung der tra-
eignis werden je nach Bedeutung des Bauwerks in genden Konstruktion später durch eine auch
mehr oder minderem Maße in Kauf genommen. noch so ausgeklügelte ingenieurmäßige Berech-
Erdbeben ist eine dynamische Einwirkung. nung und Bemessung nicht kompensiert werden
Durch rasche, beliebig gerichtete Hin- und Her- können (vgl. 3.2.5.2).
bewegungen des Bodens entstehen Trägheits- Die Berechnung der Schnittkräfte in Skelett-
kräfte, die im Tragwerk zu relativen Verschie- bauten für Erdbebeneinwirkung kann meist mit
bungen und zu entsprechenden Schnittkräften Hilfe des Ersatzkraftverfahrens erfolgen. Dies
und Beanspruchungen führen. Beim Tragwider- bedeutet, daß die in Wirklichkeit dynamische
stand für vertikale Einwirkungen sind wegen des Einwirkung durch statische Ersatzkräfte darge-
hohen Anteils an ständigen Lasten meist erheb- stellt wird. Auf die Größe der anzusetzenden Er-
liche Reserven vorhanden. Der Tragwiderstand satzkraft hat die zur Verfügung stehende Dukti-
für horizontale Kräfte hingegen ist oft gering. lität (Verformungsvermögen) des Tragwerks ei-
Wesentlich sind daher v.a. horizontale Boden- nen großen Einfluß. Als Kenngröße hierfür dient
bewegungen und somit horizontale Trägheits- die globale Verschiebeduktilität (Verhältnis der
kräfte. Für das Bemessungsbeben (in SIA 160 globalen Gesamtverschiebung zur Verschiebung
mit einer Auftretenswahrscheinlichkeit von ca. beim Fließbeginn). Abhängig davon kann ein
1 :400p.a.) wird i.d.R. eine Plastifizierung der Tragwerk für ein und dasselbe Bemessungsbe-
Haupttragelemente (Bildung von plastischen ben sehr unterschiedlich gestaltet werden (Abb.
Bereichen), jedoch kein Einsturz, zugelassen. 3.2-31 ).
Tragwiderstand für
horizontale Kräfte ..sz.. .elastischer"= sehr hoher Tragwiderstand:
Bemessungsbeben erfordert keine plastischen Verformungen
globale Verschiebung ll
gt/g gt/g
0,12 0,6
0,10 0,5
0,08 0.4
I
0,06 0,3
0,04 0,2
0,02 0,1
0,0 0,0
0,2 0,5 0,5 2 3 10 20 33 Hz 100
Abb. 3.2·32 Elastische Bemessungs-Antwortspektren der Beschleunigung für Erdbebeneinwirkung gemäß SIA 160
Hochbaukonstruktionen 3-95
tischimmer mit feuerbeständigen, dämmenden Der Entwurfsgrundsatz "Schwerelasten auf
Materialien zu verkleiden (Ausnahme: oberstes dem kürzesten Weg in die Gründung leiten"
Geschoß), Stahlbetonbauteile weisen dagegen ab steht oft in Konflikt mit den Nutzungsanforde-
einer minimalen Querschnittsgröße eine gute rungen des Bauherrn. Ein Beispiel hierfür ist ein
Feuerbeständigkeit auf. Minimale Betonüber- Gebäude mit Parkgeschoß (UG), Ladengeschoß
deckungen der Bewehrungen und minimale (EG) und Büros (OG). Entsprechend der Nut-
Bauteilabmessungen sind in der Norm SIA 162 zung des UG ergibt sich ein für PkW-Park-
festgelegt (vgl. DIN 4102). flächen sinnvolles Stützenraster von z.B.
Explosionen können im Innern des Bauwerks 7,25 m x 8,40 m. Im EG sind für Einkaufsflächen
auftreten oder von außen auf das Bauwerk ein- und Eingangshallen möglichst große Stützenra-
wirken. Keine Maßnahmen sind erforderlich, ster wünschenswert, d.h. in beiden Richtungen
wenn die Nutzung des Skelettbaus keine beson- mindestens 10m. Für die Büroräume im OG be-
dere Explosionsgefahr mit sich bringt. Ist dage- trägt ein wirtschaftliches Stützenraster für das
gen aufgrundder Nutzung eine besondere Ex- Tragwerk dagegen ca. 5,5 m x 5,5 m bis 7 m x 7 m.
plosionsgefahr gegeben, sind u.a. folgende kon- Ingenieur, Bauherr und Architekt haben sich
zeptionelle Maßnahmen zu treffen: im Gespräch auf geeignete Stützenraster und
Das Tragsystem ist so zu konzipieren, daß ei- Stützenstellungen zu einigen. Die Vielzahl mög-
ne lokale Zerstörung nicht zum progressiven Ein- licher Lösungen läßt sich bezüglich des Trag-
sturz des ganzen Gebäudes führt, was durch sta- werks für vertikale Lasten auf zwei Grundtypen
tisch unbestimmte Systeme und die Aufteilung zurückführen: stehende Konstruktionen und
in mehrere in sich stabile Gebäudeteile erreicht abfangende Konstruktionen.
wird. Die Fassade sollte als Leichtbauaußenwand
ausgebildet werden; Druckentspannungsele- Stehende Konstruktion. Bei der stehenden Kon-
mente (z. B. schwache Fassadenteile) sind einzu- struktion ist das Stützenraster in allen Geschos-
planen. Weitere Maßnahmen im Rahmen eines sen gleich. Die Stützen der Obergeschosse gehen
integralen Sicherheitskonzeptes sind von Fall zu somit auch durch das Erdgeschoß hindurch
Fall mit dem Bauherrn abzusprechen. (Abb. 3.2-33). Das Stützenraster entspricht z.B.
dem geeigneten Raster des Parkgeschosses oder
3.2.5.4 dem wirtschaftlichen Raster der Bürogeschosse.
Abtragung von lasten und Kräften Stehende Konstruktionen sind einfache, klare,
statisch kompromißlose Systeme. Es sind i.d.R.
Abtragung vertikaler Lasten wirtschaftliche Lösungen, daher werden sie häu-
fig angewandt.
Die Abtragung vertikaler Lasten (Schwerelasten) Probleme ergeben sich bei kleinem Stützen-
erfolgt über Biege- und Schubbeanspruchung in raster, da der Bauherr evtl. in einzelnen Geschos-
Decken, Unterzügen, Trägern, Rahmenriegeln sen (v.a. Erdgeschoß) Nutzungseinschränkun-
und Rahmenstützen und Druckbeanspruchung gen hinzunehmen hat. Sind dagegen bei mittle-
in Schwerelaststützen, Rahmenstützen und Trag- rem bis großem Stützenraster zahlreiche Büro-
wänden. In Knotenpunkten entstehen mehr- geschosse vorhanden und wird trotzdem ein grö-
axiale Zug- und Druckbeanspruchungen. ßeres Stützenraster gewählt, so ist dessen Wirt-
I I I I I I I I I I I I II
1111 111 11 111 11 11 ~ il_
11 1 111 111 111 11 11 / ~ }ol/ll
1f
d=22cm
/StUtze
zurück versetzt
11 1 1 111 1111 1111 111
{
I 11 1 1 11 1 1111 1111 111
vorgehängte --1
i'~~HL
Fassade I
I
m=W///EW////~W////A 0
Abb. 3.2-34 Brüstungsträger (Überzug)
Abb. 3.2-35 Abfangende Konstruktion
schaftlichkeit zu überprüfen (große Deckenstär-
ken, hohe Eigenlasten, hohe Gründungskosten
usw.). Größere Stützenraster führen zu Durch-
biegungsproblemen bei freien Deckenrändern
(Fassaden). Als Maßnahmen sind Randunterzü-
ge oder Brüstungsträger (Überzug) zu empfeh-
len (Abb. 3.2-33 und 3.2-34)
Hochbaukonstruktionen 3-97
Abtragung horizontaler Kräfte Rahmenriegel: (EI)eff= (0,35 ... 0,5) · (Elheton
Rahmenstützen: (EI)eff= (0,5 ... 0,7) · (EI)Beton
Die Abtragung horizontaler Kräfte erfolgt über (kleine Normalkraft)
Druck- und Zugbeanspruchung in den Decken- (EI)eff= (0,8 ... 1,0) · (EI)Beton
scheiben sowie Biege- und Schubbeanspruchung (große Normalkraft)
in Tragwänden oder in Rahmenstützen und Schwerelast-
Rahmenriegeln. Entsprechend dem Tragsystem stützen: (EI)eff= (0,8 ... 1,0) · (EI)Beton
für horizontale Kräfte wird unterschieden zwi-
schen Tragwandsystemen (häufigste Lösung), Bei Stahlbetontragwänden werden die Biegestei-
Rahmensystemen (Gebäude mit wenigen Ge- figkeit um die schwache Achse sowie die Drill-
schossen) und gemischten Tragwand-Rahmen- steifigkeit normalerweise vernachlässigt. Die
Sy~temen. Reduktion der Biegesteifigkeit um die starke
Horizontale Kräfte aus äußeren Einwirkungen Achse infolge Rissebildung kann mit
entstehen durch Wind, Erdbeben, Erddruck, (EI)eff = ( 0,3 ... 0,6) · (EI) Beton berücksichtigt wer-
Wasserdruck, Anprall oder Schiefstellung von den.
Stützen (Problem 2. Ordnung). Horizontale Kräf- Bei den angegebenen Steifigkeiten für Stahl-
te aus inneren Zwängen sind hauptsächlich die betonrahmen und für Stahlbetontragwände gel-
Folge von Temperaturänderungen, Schwinden ten die größeren Werte für Einwirkung von
von Betondecken, elastischen Verformungen Schwerelasten allein und für kombinierte Ein-
und Kriechverformungen bei Vorspannung und wirkung von Windkräften und Schwerelasten;
von Steifigkeitssprüngen einzelner Tragwände di.'e kleineren Werte gelten für kombinierte Ein-
(siehe Abschnitt 3.2.5.5). wirkung von Erdbebenkräften und Schwerela-
Die Abtragung horizontaler Kräfte aus äuße- sten.
ren Einwirkungen wird in 3.2.5.5 bis 3.2.5.7 be-
handelt.Auf die Problematikhorizontaler Zwän- Steifigkeit von Verbindungen. Rahmenknoten
ge wird in 3.2.5.5 kurz eingegangen. werden normalerweise als unnachgiebig ange-
nommen (Winkel zwischen den angeschlosse-
Modellbildung nen Stäben bleibt erhalten). Diese Annahme
trifft für Erdbebenbeanspruchung oft nicht zu
Zur Berechnung der Schnittkräfte infolge Ab- (Schlupf der Biegebewehrungen der Riegel im
tragung vertikaler Lasten und horizontaler Kräf- Knoten infolge ungenügender Verankerung für
te wird das reale Tragwerk durch ein entspre- zyklische Beanspruchung).
chendes Modell idealisiert. Von besonderem In- Schwerelaststützen können im statischen Mo-
teresse sind dabei die Annahmen bezüglich der dell des Gesamtsystems mit einer gelenkigen
Steifigkeit der Tragelemente und Verbindungen Verbindung zu den Decken angenommen wer-
sowie der Gebäudemassen. den, d.h., sie wirken als Pendelstützen. Da jedoch
die Enden der Schwerelaststützen bei Skelett-
Steifigkeit der Tragelemente. Im Zusammen- bauten (im Gegensatz etwa zu Brückenstützen)
hang mit der Verteilung horizontaler Kräfte bzw. i.allg. nicht mit speziellen Drehlagern versehen,
der Stockwerkquerkräfte auf verschiedene Trag- sondern eingespannt sind, wird in Wirklichkeit
wände oder Rahmen (vgl. 3.2.5.5) werden die Ge- den weichen Stützen die Deckenrotation aufge-
schoßdecken meist in ihrer Ebene als starr (un- zwungen (Abb. 3.2-37). Bei Fassadenstützen be-
endlich steif) und senkrecht dazu als sehr bie- wirkt die Stützenkopfverdrehung eine horizon-
geweich angenommen. Die Decken verschieben tale Stützenauslenkung 1. Ordnung von ca. der
und verdrehen sich horizontal (im Grundriß) als Hälfte bis einem Drittel der maximalen Decken-
starre Körper. Die Abstände zwischen den ein- durchbiegungdes Randfeldes. Mit der Annahme
zelnen Tragwänden und Stützen bleiben gleich Wnecke::::: l/300 ergibt sich Wstütze::::: l/600 ... l/900
(Diaphragmawirkung). Die Biegesteifigkeit der (l : Stützweite des Randfeldes). Der Größtwert
Decken wird i.allg. vernachlässigt. der Anfangsexzentrizität gemäß Norm ist für
Stahlbetonrahmen bzw. deren Elemente wei- den Nachweis der Fassadenstützen also um l/600
sen eine Biegesteifigkeit auf, die von der Risse- bis l/900 zu erhöhen.
bildung und damit auch von der Normalkraft Die Modeliierung der Schwerelaststützen als
abhängt. Sie kann näherungsweise wie folgt an- Pendelstützen im Gesamtsystem führt sowohl zu
genommen werden: einem einfachen und sicheren Nachweis der
wlle<ke
l==h 1:: 2h
WStOttt:: 1/2 WDe<ko Wstatn"' 113 wlle<ke
(1. 0rdnung) (1. Ordnung)
Stützen einerseits als auch der Gesamtstabilität Kasten) eingespannte Kragträger. Sie verhalten
des Gebäudes andererseits. Der wirklichkeits- sich in ihrer Ebene wie Biegeträger. Deshalb ist
fernen Annahme der gelenkigen Stützenendla- die gelegentlich gebrauchte Bezeichnung
gerung ist Rechnung zu tragen durch eine Er- "Schubwände" irreführend und unzutreffend.
höhung der Anfangsexzentrizität bei möglicher Die statische Wirkungsweise ist in Abb. 3.2-38
Stützenkopf- oder auch Stützenfußverdrehung dargestellt. Stahlbetontragwände sind horizon-
(Fassadenstützen) und eine gute konstruktive tal meist ein paar Meter lang (z.B. 2 bis 6 m) und
VerbügeJung der Stützenenden bei Betonstützen typischerweise etwa 0,3 m dick (Mindestdicke
(Krafteinleitungsbereich). aus konstruktiven Gründen 0,22 m). Mehrere
Fundamente werden i. d. R. als drehstarr ange- einzelne Tragwände sind durch die Decken (star-
nommen (starre Einspannung der Stützen). Die- re Scheiben) miteinander verbunden und bilden
se Annahme sollte jedoch ggf. überprüft werden mit diesen und den Stützen zusammen ein
(Nachgiebigkeit des Baugrundes). räumliches Tragwerk.
Tragwandsysteme sind relativ steif. Die hori-
Gebäudemassen. Für Erdbebeneinwirkungwer- zontalenAuslenkungen und die (relativen) Stock-
den die Gebäudemassen auf Höhe der Geschoß- werkverschiebungenbleiben gering. Schäden an
decken konzentriert. Die Massen der vertikalen nichttragenden Bauteilen (Zwischenwände,Fas-
Elemente (Wände, Stützen, Fassaden) werden sadenbauteile) entstehen erst bei verhältnis-
anteilmäßig auf die darüber- und darunterlie- mäßig starken Erdbeben.
genden Geschoßdecken verteilt. Es wird eine Tragwände bestehen i. allg. aus Stahlbeton, an
Punktmasse pro Stockwerk bestimmt, die sog. deren Stelle können aber auch Stahlfachwerke
"Stockwerksmasse". angeordnet werden. Häufig zu finden ist die
Kombination von Stahlskelettbauten mit Stahl-
3.2.5.5 betontragwänden. Umgekehrt lassen sich z. B.
Tragwandsysteme vorfabrizierte Betonelementbauten auch mit
Stahlfachwerken aussteifen. Bei allen Mischfor-
In Tragwandsystemen werden horizontale Kräf- men ist den Anschlüssen zwischen Beton- und
te ausschließlich den steifen Tragwänden zuge- Stahlteilen, insbesondere der Krafteinleitung in
wiesen. Die Stützen können als Schwerelaststüt- den Beton, höchste Beachtung zu schenken.
zen aus Stahlbeton oder Stahl entsprechend Tragwände sind im Hinblick auf ein gutes Erd-
schlank ausgebildet werden (nur für Normal- bebenverhalten trotz hoher Steifigkeit duktil zu
kräfte dimensioniert, wirken im Gesamtsystem gestalten. Dazu eignet sich insbesondere die Me-
wie Pendelstützen). Die Geschoßdecken (inkl. thode der Kapazitätsbemessung [Paulay 1990];
Unterzüge) können als Stahlbeton- oder Stahl- [Bachmann 1995]. Wichtig sind v.a. die entspre-
verbundkonstruktion konzipiert sein. chende Dimensionierung der Schub- und Stabi-
Tragwände sind vertikale, in die Gründung lisierungsbewehrung bei Stahlbetonwänden
bzw. im steifen Kasten der Untergeschosse (UG- bzw. die Anordnung und Dimensionierung ex-
Hochbaukonstruktionen 3-99
horizontales , Einzugsgebiet' der Tragwand
Tragwandbeanspruchung
M V
vertikales , Einzugs-
gebiet' der Tragwand
(bzw. entsprechend der
Verteilung der Stockwerk-
querkraft gemäß 5.3.3)
Bodenpressungen
ausg + q + H
0
H } Vertikalspannungen in der Tragwand
(am ungerissenen Querschnitt)
Og,+q+H
Hochbaukonstruktionen 3-101
--- r Ersatzstab M
H----..
Schnitt A- A:
Ersatzstab E
j E= M H,..-.
H,__. . . -. +·-f-l.( __ ·-·
YH~ -
--------- __ . . .. ---:
,,r--11 c" .
~ -.-
H,
- ·-·---- ~j E=
----·-·
M
b Verformung
tHy
a Aussteifung mit exzentrischem Kern
C ·s jl
zusätzliche
Tragwand
c mögliche Verbesserung
Tragwände beliebig gerichtet, erfüllen aber alle bereits unter Windbeanspruchung möglich! Ei-
Anforderungen für eine stabile Lösung. ne wesentliche Verbesserung kann durch An-
Bei der Anordnung gemäß Abb. 3.2-44a führen ordnung einer zusätzlichen Tragwand erreicht
sowohl Hx und insbesondere Hy zu großer Tor- werden (Abb. 3.2-44c}.
sion. Das Steifigkeitszentrum befindet sich Die Anordnung gemäß Abb. 3.2-45a ist pro-
außerhalb der Gebäudeecke. Der Kern mit offe- blematisch, weil Verkürzungen der Decken in-
nem Querschnitt ist relativ torsionsweich. Es folge Schwindens, Temperaturänderungen oder
entsteht eine Drehbewegung (Abb. 3.2-44 b) mit Vorspannung (elastisch und Kriechen) zu star-
großen Rotationsverformungen und einer star- ken Zwangsbeanspruchungen in der Decke und
ken Schiefstellung der Schwerelaststützen (Ein- in den längsgerichteten Tragwänden führen. Ei-
fluß 2. Ordnung!}. Die exzentrische Anordnung ne Dilatationsfuge gemäß Abb. 3.2-45b vermei-
von Aussteifungen ist eine der häufigsten Ein- det Zwangsbeanspruchungen, verschlechtert
sturzursachenbei Erdbeben. Schäden an nicht- aber das Tragverhalten (Torsion, Aneinander-
tragenden, verformungsempfindlichen Elemen- stoßen in der Fuge). Eine wesentliche Verbesse-
ten (Zwischenwände, Fassadenelemente) sind rung ergibt sich durch eine Anordnung gemäß
Hochbaukonstruktionen 3-103
I
a gezwängte Anordnung
r
c zwangfreie Anordnung derTragwände
_ _ Querschnittts-
-____ __ -~~~ormung
I
H-- M'
' -- - - - - - -- 1= -------
E• Translationsbewegung
I
I
' E= M
H- - - ------- ~ -------
'
1
Abb. 3.2-45c, bei der die Tragwände mit Recht- ment infolge YH kann nicht eingeleitet werden
eckquerschnitt nur um ihre schwache Achse ge- (Querschnittsverformung und Translationsbe-
zwängt werden. Winkelwände sind zu vermei- wegung). Zudem entsteht keine wesentliche
den, da sie nicht duktil ausgebildet werden kön- Vertikalbelastung der Tragwände durch die Ge-
nen. schoßdecken, daher ist die Kippsicherheit evtl.
Bei der Anordnung gemäß Abb. 3.2-46 wirkt problematisch.
die Decke nicht querschnittserhaltend für den Die Wirkungslinien der Tragwände im Grun-
offenen Querschnitt. Das große Torsionsmo- driß schneiden sich bei der Anordnung gemäß
besser
.,1-----,
.<=
<0
:I:
/////
Hochbaukonstruktionen 3-105
Tragwandbeanspruckung
M V
os (Keller) }
os (T ragwand)
Bodenpressungen
Os (ohne Abstützung auf
den Kellerdecken)
Abb. 3.2-52 Wandquerkräfte (nach Culman bestimmt in einem statisch bestimmten Tragwandsystem)
Verteilung von V1 (Vx = 0, TE= TEy): liehe Nachgiebigkeit der Gründung (Einspann-
Vx =O=Vzx =}Vzx =0, steifigkeit) beeinflußt. Wichtig ist, daß unter Ein-
haltung der Gleichgewichtsbedingungen die
vY = Vly + v3y =}v31 =V1 -VJ. 1 ,
steifsten Tragwände die Hauptanteile der Stück-
TEy =-VJ. 1 X1 + Vzx Yz +V3y X3, werkquerkraft zugewiesen erhalten und ein-
(3.2.6)
v1 x3 -TE wandfrei dafür bemessen werden. Rechnerisch
=}VJ.y=~--- allenfalls nicht mit berücksichtigte, weichere
xl +x3 Tragwände sind konstruktiv so zu bewehren,
Infolge Vx und Vy wird V1y relativ klein und V31 daß sie den Verformungen des Gesamtsystems
relativ groß. Die Wandlängen bzw. die Wider- schadensfrei folgen können (Mindestbewehrung
stände können entsprechend angepaßt werden. zur Risseverteilung).
Die Stockwerkquerkraft V läßt sich auch gra- In den anschließenden Erläuterungen zur Be-
phisch nach Culman auf drei Tragwände vertei- stimmung des Steifigkeitszentrums (Schubmit-
len (Abb. 3.2-52). telpunkt, Drehzentrum) sind I;x bzw. I;y das
Trägheitsmoment der Wand i bezüglich x- bzw.
Statisch unbestimmte Tragwandsysteme. Sind y- Achse, x;, y; der Abstand des Ersatzstabs vom
mehr als drei Tragwände vorhanden (Abb. 3.2- Schubmittelpunkt der Wand i und :X;, y; der Ab-
53), so liegt ein statisch unbestimmtes Trag- stand des Steifigkeitszentrums vom Schubmit-
wandsystem vor. Zur Verteilung der Stockwerk- telpunkt der Wand i.
querkraft sind zusätzlich zu den Gleichgewichts- Im folgenden werden die Betrachtungen für
bedingungen auch Verträglichkeitsbedingungen eine Querkraft in x-Richtung angestellt (Abb.
zu berücksichtigen. 3.2-53links). Eine Querkraft Vsx im Steifigkeits-
Grundsätzlich gelten die gleichen Grundlagen zentrum S erzeugt nur eine Translation in X-
und Annahmen wie bei statisch bestimmten Richtung und keine Rotation. Dies bedeutet glei-
Tragwandsystemen. Zusätzlich müssen die Bie- ehe Durchbiegung sämtlicher Tragwandkragar-
gesteifigkeiten der Wände in beiden Richtungen me in x- Richtung. Die Querkraft Vsx verteilt sich
berücksichtigt werden. Die Stockwerkquerkraft in diesem Fall auf die einzelnen Wände propor-
verteilt sich entsprechend der Biegesteifigkeit tional zu deren Steifigkeiten und, weil das stati-
bzw. der Trägheitsmomente auf die einzelnen sche System aller Tragwände gleich ist (Krag-
Tragwandkragträger. (Dabei wird vorausgesetzt, arm), proportional zu den Trägheitsmomenten
daß die Biegesteifigkeiten über die Gebäudehöhe um die y-Achse:
konstant bleiben).
- I!y . Izy
Eine große Rechengenauigkeit ist nicht ange- VJ.x- Vsx · ~, V2 x =Vsx · ~ etc. (3.2.7)
bracht, denn die effektive Steifigkeit der einzel- L)iy L)iy
nen Tragwände wird durch unterschiedliche Ris- Das Steifigkeitszentrum muß im Schwerpunkt
sebildungen, Aussparungen in den Wänden, der Querkräfte V;x und- weil die Querkräfte sich
Zwangsbeanspruchungen und die unterschied- proportional zu den Trägheitsmomenten ver-
Hochbaukonstruktionen 3-107
Einwirkung in X-Richtung Einwirkung in y-Richtung
y 1. Schritt y
CD CD
p;;.-+--r,--,;r , ® Eine äußere Horizontalkraft H
~-+-or ---,-, ®
cv -- ____L 2j_
greift (i.allg.) exzentrisch zum
ErsatzstabE an. 1 S
'2' .--- .
E ! i Im Fall von Erdbebeneinwir- \V 1· I
y:~~~~----~~~~M-+1--~~~~x I I I
kung greift Him Massenminel· -,,--.--+--'E~:--t--tl--+-
y 2. Schritt y
Oie Beanspruchung d~ Tragwerks
(Ober d~sen g~mte Höhe) wird
vorem am ErsatzstabE ermittelt.
lnfolge der Exzentrizität der
I
I
s!
I
I
äußeren Horizontalkraft ent· E l
.... . Tl. . .--Ll,-·--· M·E,·· ___:........
VEx .M I steht ein To~ionmoment.
I I
y 3. Schritt y
Pro Stockwerk wird die Beanspruchung
aus dem Ersatzstab in das Steifigkeits· 1 s-J~
zentrum d~ betrachteten Stockwerks
verschoben. Moment und Querkraft
bleiben unveränden. das
---- --~~
l sx
E •
X To~ionsmoment ändert skh
infolge der Exzentrizität X
zwischen Massen- und
Schubmittelpunkt Es gilt
Msx = Mex Msy= MEy
Ysx = VEx Vsy = VEy
= =
l sx TEx + VEx · Ys Tsy TEy-VEy · Xs
4. Schritt
Aus der Beanspruchung im Steiflg-
keitszentrum ei~ Stockwerks
läßt sich die Beanspruchung
der einzelnen Tr.~gwände
~timmen. Es lassen sich
zwei Anteile unterscheiden:
Wandbeanspruchung
infolge Querkraft im
Steifigkeitszentrum: ---1ro..
Wandbeanspruchung
infolge Torsion im
Steifigkeitszentrum: ~
Abb. 3.2-53 Beispiel: Grundriß eines statisch unbestimmten Tragwandsystems mit Bestimmung der Beanspruchung
~J.IY ·y·I
kJ ~x =-k I1yJI>· .., ~Y =k I1xxl> ... {3.2.11)
{3.2.8)
Ys = ~ J. Damit wird das Torsionsmoment:
.LJ IY
Eine analoge Betrachtung für eine Querkraft in
y-Richtung liefert (Abb. 3.2-53 rechts): {3.2.12)
=k· L:(I;y · Yf +I;x ·xf).
_
~Y- Vsy~ 8
L
Ilx etc., x -- ,hx · X; • {3 •2 .9) Die Anteile der einzelnen Wände am Torsions-
L)ix Liix moment ergeben sich zu
Für das Tragwandsystem in Abb. 3.2-53 ergibt I -2
T, - r, ly'Yl
sich mit der Wandstärke t und bei Vernachlässi- lx- S ' ( _2 _ 2)
gung der Biegung um die weiche Achse L I;y'Yi + I;x·X;
I -2 (3.2.13)
T, _ r, lx'Xl
ly - s '(
L
-2 -2) ,...
I;y'Yi +Iix·X;
a3 Und mit V1x =-T1xiJ1> .. ., V1y = T1yiX1> ... wer-
I2 X =I3 X =I4 y =Is y =t·-,
12 den die Querkräfte der einzelnen Wände infolge
Ilx =I2y =I3y =I4x =Isx =I6y =0 des Torsionsmomentes Ts im Steifigkeitszentrum
I -
v; _ r, ly · Y1
und damit die Lage des Steifigkeitszentrums zu
lx - - S ' ( -2
L Iiy · Yi +Iix ·X;
-2)
xs = 2 a und ys = 1,2 a . (3.2.14)
v, _ r, Ilx · X1
Die Beanspruchungen aus äußeren Einwirkun- ly- s L'( I;y. Yi
-2 -2)
+Iix ·X;
gen werden vorerst gemäß Abb. 3.2-42 an einem
Ersatzstab E bestimmt (Abb. 3.2-53, 1. und 2. Die gesamte Querkraft einer Wand i aus VEx• VEy•
Schritt). Für die Verteilung der Stockwerkquer- TE im Ersatzstab bzw. aus Vsx, Vsy. Ts im Stei-
kräfteauf die Tragwände werden die Schnitt- figkeitszentrum {4. Schritt) ergibt sich somit zu
kräfte des Ersatzstabes nach den Regeln der Me-
chanik aus der Achse des Ersatzstabes E in das
Steifigkeitszentrum S verschoben (Abb.3.2-53, 3.
Schritt). Dort wirken also die statisch äquiva-
lenten Kräfte Vsx= VEx• Vsy= VEy• Msy=MEy•
Msx=MEx• Tsx=TEx+VEx·Ys und
Tsy=TEy-VEy·Xs, wobei Ts=Tsx+Tsy und
TE= TEx+ TEy gilt. Zur Unterscheidung wird die
im Ersatzstab ermittelte Beanspruchung mit
dem IndexE, die im Steifigkeitszentrum ermit-
telte Beanspruchung mit dem Index S bezeich-
net.
Das Torsionsmoment Ts im Steifigkeitszen-
trum S erzeugt eine Rotation der starren Dek-
kenscheibe um das Steifigkeitszentrum. Es wird I· ·x·
von sämtlichen Wänden übernommen: +(TE+ VExYs- VEyxs) ' ( ~2 1 _ 2 )
L I;yYi +I;xxi
{3.2.10) (3.2.15)
+~y:xl +V2yi2 + ... In Abb. 3.2-53 (4. Schritt) sind die entsprechen-
Die Durchbiegungen der Tragwandkragarme in- den, statisch äquivalenten Querkräfte in den Trag-
folge der Rotation der starren Deckenscheibe wänden für eine Beanspruchung nur in x- bzw.
sind proportional zu den Hebelarmen X1> x2, ..., y-Richtung dargestellt. (Biegung der Wände um
Yl>Y2•··· • Die Querkräfte Vlx• V2x• ... , V1y. V2y• die weiche Achse vernachlässigt). Dabei wurden
Hochbaukonstruktionen 3-109
die Beanspruchungen der einzelnen Wände aus der Gesamtquerkraft bzw. dem Gesamtmoment
Vsx, Vsy und Ts getrennt dargestellt. gemäß Abb. 3.2-53 (auch Abb. 3.2-42) sein.
Für praktische Berechnungen und für die
überprüfung und die Beurteilung von Anord- Zusammenwirkende und gekoppelte Tragwände
nung und Querschnitten von Tragwänden emp-
fiehlt es sich, vorerst die Verteilung der Stück- Bei zusammenwirkenden Tragwänden sind die
werkquerkraft für eine Einheitsquerkraft ( Vx= 1 in den dünnen Decken entstehenden Biegemo-
bzw. Vy= 1 im Ersatzstab oder im Steifigkeits- mente und Querkräfte verhältnismäßig klein. Sie
zentrum) vorzunehmen [Paulay 1990]. dürfen i. d. R. vernachlässigt werden. Die Verbin-
Bei Tragwänden mit nicht rechteckigem Quer- dung zwischen den Decken und den Tragwän-
schnitt (Querschnitte mit Flanschen, Winkel- den kann somit im statischen Modell als gelen-
querschnitte, U-Querschnitte, Hohlkastenquer- kig angenommen werden. Bei gekoppelten Trag-
schnitte usw.) müssen die Querkräfte in den je- wänden hingegen sind die in den Koppelungs-
weiligen Schubmittelpunkten der einzelnen riegeln entstehenden Biegemomente und Quer-
Wände ermittelt werden. Dabei wird die Bigen- kräfte wesentlich. Sie müssen wegen ihres
torsionssteifigkeit vernachlässigt. In besonderen Einflusses auf die Normalkräfte, Biegemomente
Fällen (z.B. größere Hohlkastenquerschnitte) und Querkräfte in den beiden Tragwänden un-
können verfeinerte Betrachtungen angebracht bedingt berücksichtigt werden. Typische Verfor-
sein [Paulay 1990]. mungen von zusammenwirkenden und gekop-
pelten Tragwänden sind in Abb. 3.2-55 darge-
Ermittlung der Biegemomente in stellt.
den einzelnen Tragwänden
Zusammenwirkende Tragwände. Die Verteilung
Sofern sich die Lage der einwirkenden horizon- der am Ersatzstab berechneten Stockwerkquer-
talen Kräfte im Grundriß und/oder der Quer- kraft nach den Steifigkeiten gilt für zusammen-
schnitt der Tragwände über die Bauwerkshöhe wirkende Tragwände. Im Fall von Querschnitts-
ändern, müssen vorerst die Verteilung der Stück- sprüngen bei den Tragwänden sollte das Ver-
werkquerkraft und damit die Querkräfte V; in hältnis der Steifigkeiten der einzelnen Tragwän-
den einzelnen Tragwänden i in sämtlichen Stock- de zur Gesamtsteifigkeit unter- und oberhalb der
werken ermittelt werden. Daraus können für die Sprungstelle gleich sein (gleiche Biegelinien).
einzelnen Tragwände die pro Stockwerk einwir- Die Verteilung der Stockwerkquerkraft entspre-
kenden Kräfte und die entsprechenden Biege- chend den Steifigkeiten ist richtig, falls gilt (Abb.
momente bestimmt werden (Abb. 3.2-54). 3.2-56}:
Selbstverständlich muß in jeder Höhe des Trag-
wandsystems die Summe der Querkräfte bzw. ~=___lk__ (3.2.16)
Ilu +Izu Ilo + Izo
der Momente der einzelnen Tragwände gleich
I T
+ I l
-
Abb. 3.2·55 Zusammenwirkende und gekoppelte Tragwände
3.2.5.6
11,0 I:Z.o Rahmensysteme
Hochbaukonstruktionen 3-111
..- [/'"
/
4I VI
'
~
~
vs
A~B
~
"/
--
0.~ ,_ h
h
- H
~ I=
h
1 2 3 4 5 ,- h
-'- -- -~ --
VoH-- +--
UMo · I...JI
No) ! ·' +
u u ul t
Vk = qw·H
Mk == qw. Hl/2
I
Abb. 3.2-60 Auflagerreaktionen am Rahmensystem und am Kragarrn
Hochbaukonstruktionen 3-113
statisch unbestimmte System auf ein statisch be- 3.2.5.7
stimmtes System zurückführen. Generell kann Gemischte Systeme
der Momentennullpunkt in Riegel- bzw. Stützen-
mitte (wirkt wie Gelenk) angenommen werden, Bei Tragwand-Rahmen-Systemenwird das Trag-
bei den untersten Stützen mit starrer Einspan- system für horizontale Kräfte als Kombination
nung im UG-Kasten (Kellerwände) etwa auf zwei von Tragwänden und Rahmen ausgebildet. Fol-
Drittel der Stützenhöhe. gende Kombinationen sind möglich:
Die Stützenfußmomente lassen sich aufgrund Bei langem, schmalem Grundriß können in
dieser Annahmen einfach abschätzen. Ein Bei- der weichen Richtung zur Ergänzung der Trag-
spiel ist in Abb. 3.2-61 dargestellt. Es gilt wände Rahmen angeordnet werden, in der stei-
fen Richtung dagegen nur Rahmen. In Abb. 3.2-
,,
h
,,lf-
h
H ,,lf-
h
V V h/3 ,,lf-
"........Y
I I
- - I
2h/3
-
0
l
Abb.l.2-61 Abschätzung der Stützenfußmomente
Grundriß
T ... r-i---t
L.L.___,J
r-t--=
I I I I
t---J-- r I
I
---j---t
I
I I I
I I I
~-~ ---~~---~--~---'
I : I I : : :
~--4--~--~--~--~--'
Am Gebäudefuß wird praktisch die gesamte stimmten Fall mit relativ steifen Stützen und
Stockwerkquerkraft durch die Tragwände über- Riegeln die gesamte Horizontalkraft rechnerisch
nommen.Mitwirkende Rahmen können aber die den Tragwänden zugewiesen wird (Stützen als
Biegebeanspruchung der Tragwandkragträger Schwerelaststützen betrachtet), entsteht durch
erheblich reduzieren. Auch wenn in einem be- Einspannung der Stützen in die Decken unge-
Hochbaukonstruktionen 3-115
System Momente Stockwerkquerkräfte
,........
t~;t~
~,·,~
~Jl
~-
-..; ;:
~!·
I , ~ 7,
~
,",."
wollt ein gemischtes Tragsystem. Die oft erheb- teile müssen je für sich standfest sein, d.h., sie
lichen Verbindungskräfte in den Decken sind zu müssen die auf sie einwirkenden vertikalen La-
berücksichtigen. sten und horizontalen Kräfte selbst abtragen
können.
3.2.5.8 Gebäudetrennfugen gehören zur Gruppe der
Gebäudetrennfugen Bewegungsfugen.Andere Arten von Bewegungs-
fugen sind Bauteilfugen (z.B. Schwindfugen in
Zweck und Problematik Kalksandsteinwänden, Fugen zwischen Fassa-
denelementen), temporäre Schwindfugen usw.
Zweck. Gebäudetrennfugen sind vertikale Fugen, Bestimmte Aspekte von Bewegungsfugen sind in
durch die größere Gebäude in einzelne weitge- der Empfehlung SIA 274 Fugenahdichtungen in
hend unabhängige Gebäudeteile (Abschnitte) Bauwerken geregelt. (in Deutschland siehe z.B.
aufgeteilt werden. [DBV 1996]). Wohnungstrennfugen hingegen
Die hauptsächlichen Zwecke von Gebäude- werden meist vor allem zwecks Schalldämmung
trennfugen sind die Vermeidung oder Reduktion angeordnet.
von Zwangsbeanspruchungen, die aus der Län-
genänderungen der horizontalen Tragelemente Problematik. Die Anordnung von Gebäudetrenn-
(Decken) aus Schwinden, Temperaturänderung, fugen kann zwar Probleme lösen, sie schafft in-
Vorspannung usw. entstehen oder solcher, die in- dessen häufig auch neue Probleme. Bevor in ei-
folge unterschiedlicher Setzungen des Bau- nem Gebäude Trennfugen v.a. zum Zweck der
grunds auftreten. Zudem dienen sie der Vermei- Reduktion von Zwangsbeanspruchungen aus
dung der übertragungvon Körperschall (v.a. horizontalen Längenänderungen angeordnet
Trittschall) zwischen benachbarten Nutzungs- werden, sollte deshalb stets geprüft werden, ob
einheiten (vgl. Abb. 3.2-17). Mit Gebäudetrenn- nicht andere Maßnahmen zum gleichen Ziel
fugen lassen sich auch die Beanspruchungen un- führen.
ter Erdbebeneinwirkung durch Erzielung eines Hierzu gehört v.a. die Reduktion der Verfor-
günstigeren Schwingungsverhaltens reduzieren mungsbehinderung durch die Schaffung klarer
(vgl.Abb. 3.2-40). Bewegungszentren (z. B. Kerne, Winkelwände) in
Bei den ersten drei Zwecken geht es darum, die Kombination mit weichen, bewegungsfähigen
Gebrauchstauglichkeit sicherzustellen. Insbe- Randzonen (Schwerelaststützen,gleitende Lage-
sondere sollen klaffende Risse in Decken, Trag- rung usw.) und die geschickte Anordnung der
wänden und evtl. Stützen aus Zwangsbeanspru- Tragelemente für horizontale Kräfte (vgl. 3.2.5.5,
chungen vermieden werden. Beim vierten Zweck Anordnung gemäßAbb. 3.2-45c). Tragwände mit
geht es v.a. um die Verbesserung der Tragsicher- Rechteckquerschnitt und Rahmen sollten nur
heit unter Erdbebeneinwirkung. Die einzelnen quer zu ihrer Ebene gezwängt werden, d.h. nur
durch Gebäudetrennfugen gebildeten Gebäude- Biegung um die schwache Achse erfahren. Auch
Hochbaukonstruktionen 3-117
ter und kleinster Fugenbreite, Maß der größten Entwurf und Bemessung von Gebäudetrennfugen
Verschiebung längs der Fugenflanken). Daneben
ist auch die Bewegungshäufigkeit von Bedeu- Ist der wohlüberlegte Entscheid zugunsten einer
tung. Es können irreversible, einmalige rich- Gebäudetrennfuge gefallen, so ist diese konse-
tungsbetonte Bewegungen oder reversible, mehr- quent und kompromißlos durch sämtliche Bau-
malige umkehrbare Bewegungen auftreten. teile durchzuziehen. Eine Ausnahme besteht bei
Durch Fugenverdornung kann die Bewegungs- der Gründung: Gebäudetrennfugen beginnen
richtung beeinflußt werden. i. d. R. oberhalb der Gründung und werden durch
das ganze Bauwerk einschließlich Fassadenver-
Kräfte aus Fugenverdornung. Fugenverdornung kleidung und Dachbelag durchgeführt.
kann zur Erhaltung des Gleichgewichts (Gleich-
gewichtsverdornung), d.h. zur Gewährleistung Fugenanordnung, Fugenabstände. L- und T-för-
der Tragsicherheit durch Querkraftübertragung mige Grundrisse sind durch Fugen in rechtecki-
im Fugenbereich, oder zur Erhaltung der Ver- ge Grundrisse aufzuteilen. Dadurch wird v.a. das
träglichkeit (Verträglichkeitsverdornung), d.h. Erdbebenverhalten entscheidend verbessert
zur Verhinderung von Relativverschiebungen (vgl. 3.2.5.5). Hohe und somit schwerere Gebäu-
der Fugenflanken (geringere Beanspruchung deteile sind von niederen, leichteren Gebäude-
der Fugendichtung und der Fugenflanken), er- teilen zu trennen, um Zwang infolge unter-
forderlich sein. schiedlicher Setzungen und differentieller Stüt-
Kräfte aus Verträglichkeitsverdornung lassen zenverkürzung (elastisch und Kriechen) zu ver-
sich oft nur schätzen. Eine duktile Ausbildung meiden.
des Dornbereichs ist daher von größter Bedeu- Zweckmäßige Abstände von Gebäudetrennfu-
tung (z.B. gute Verbügelung seitlich der Dorne). gen können stark variieren, von ca. 10 bis 50 m
oder mehr. Fugenabstände stehen in ausgepräg-
Mechanische Einwirkungen. Gebäudetrennfu- ter Interaktion mit dem Maß der Behinderung
gen durch Fußböden in Gewerbebauten, Lager- der horizontalen Längenänderungen (Anord-
häusern, Einkaufszentren, Parkgaragen usw. nung und Steifigkeit der Elemente zur Abtra-
sind oft relativ hohen und wiederholten Einzel- gung horizontaler Kräfte) und konstruktiven
radlasten ausgesetzt. Folgende Unterscheidun- Maßnahmen (Mindestbewehrung). Regeln über
gen der Gebäudetrennfugen sind zweckmäßig erforderliche Fugenabstände können einer spe-
(nach zunehmender Beanspruchung geordnet): zifischen Situation meist nicht gerecht werden.
- begehbar, ausnahmsweise befahrbar mit Pkw, Kleine Fugenabstände sind zweckmässig bei
- befahrbar mit Pkw, ausnahmsweise befahrbar einer starken Behinderung der horizontalen
mit Lkw, Längenänderungen und erheblicher Tempera-
- befahrbar mit luftbereiftem Lkw oder luftbe- tureinwirkung (schwach oder überhaupt nicht
reiftem Gabelstapler, wärmegedämmte Gebäudehülle). Große Fugen-
- befahrbar mit Hub- oder Transportfahrzeu- abstände oder überhaupt keine Fugen, dafür ent-
gen mit Vollgummi- oder Hartkunststoffrä- sprechende konstruktive Maßnahmen (Min-
dern. destbewehrung, Lager), sind sinnvoll, wenn das
Gesamtsystem durch die Auftrennung der Dek-
Für jede Einwirkung sind auf dem Markt sehr kenscheiben erheblich geschwächt würde (vgl.
unterschiedliche Fugenübergangskonstruktio- Abb. 3.2-45). Dies ist sinnvoll auch bei proble-
nen erhältlich. matischen Einwirkungen auf die Fugen wie Was-
serdruck, chemischen und starken mechani-
Wasser. Wasser kann in Form von Wasserdampf schen Einwirkungen oder bei problematischem
(Dampfsperre ), Schlagregen, Bodenfeuchtigkeit, Fugenunterhalt wie bei Gründungsplatten oder
vorübergehend oder dauernd stehendes oder ganzem UG-Kasten.
fließendes Wasser mit kleinem, mittlerem oder Bauteile außerhalb und auf der Außenseite der
hohem Wasserdruck einwirken. Durch kon- Gebäudehülle (Balkonplatten, Fassadenplatten
struktive Maßnahmen sind Wassereinwirkun- usw.) sind durch Bauteilfugen in Abständen von
gen wenn immer möglich zu minimieren (z.B. ca. 5 bis 8 m zu trennen (Temperatureinwirkung).
Reduktion von Wasserdruck durch Drainage, Wenn immer möglich sollten Gebäudetrenn-
kein stehendes Wasser dank ausreichendem Ge- fugen ohne Ecken und Versprünge in einer Ver-
fälle). tikalebene verlaufen. Gebäudeteile sind durch
Schaumstoffzwischenlage
(bei Erdbebengefährdung
hohle Fuge erforderlich)
Fugenverdornung. Verträglichkeitsverdornun-
gen entlang von Gebäudetrennfugen sind zweck-
mäßig, um z.B. weiche Plattenränder zu verbin-
den (Abb. 3.2-67). Die Dauerhaftigkeit der Fuge
wird dadurch erheblich erhöht.
Hochbaukonstruktionen 3-119
30 20
I 85 I
I
44 111111 rrrr•::::tn
IP61 46
,1 I
190
I
[] "(I
20
3
,j~~o
a 5 20 5 b
15
a- c Fugenbänder
d- g einfache Fugen
für Wände und
Decken
h-j befahrbare Fugen
Problemstellung. Bei Skelettbauten (und ande- Anforderungen. Um sowohl statisch als auch
ren Bauten) finden sich häufig Bauteile außer- bauphysikalisch befriedigende Lösungen zu fin-
halb der Gebäudehülle. Solche sind beispiels- den, müssen an die Gebäudehülle durchdrin-
weise Balkone, Laubengänge, Brüstungen, Fas- gende Tragelemente etwa folgende Anforderun-
sadenbekleidungen, Dachaufbauten und Auf- gen gestellt werden:
hängungen von Vordächern. Diese Bauteile sind Eine minimale Störung bei der Durchdrin-
mit dem innerhalb der Gebäudehülle liegenden gung der Gebäudehülle erfordert möglichst
Tragwerk durch Tragelemente verbunden. Die punktuelle Tragelemente mit kleinem Quer-
die Gebäudehülle durchdringenden Tragele- schnitt und dementsprechend hoher Festigkeit.
mente werden durch Lasten und Kräfte aus den Daneben ist jedoch auch eine ausgewogene Stei-
Bauteilen außerhalb der Gebäudehülle bean- figkeit erforderlich. Die Tragelemente müssen
Hochbaukonstruktionen 3-121
ersetzt. Durch zusätzliche Balkonabstützungen Deckenrändern etwa gleich groß wie bei Fall I
wird außerdem die Beanspruchung der die Ge- mit Stahl S500; durch die Verwendung von Edel-
bäudehülle durchdringenden Traglernente redu- stahl anstelle von Stahl S500 werden die Verluste
ziert. bei Fall I etwa halbiert. Ideale Verhältnisse lie-
Konzeptionell können drei Fälle unterschie- gen bei Fall 3 vor. Die Verbindungselemente zur
den werden (Abb. 3.2-70}. Für alle drei Fälle ste- horizontalen Stabilisierung sind hier praktisch
hen heute zahlreiche mehr oder weniger geeig- vernachlässigbar.
nete Anschlußsysteme zur Verfügung. Der Inge- Die kritischen Oberflächentemperaturen im
nieur muß sorgfältig prüfen, ob das gewählte Gebäudeinnern liegen im schweizerischen Mit-
Produkt seinen Anforderungen entspricht. Der telland bei ca. 9,3 oc für Kondensation und bei
Preis allein darf nicht ausschlaggebend sein! ca. 12,6 °C für Schimmelpilzbildung. Der ungün-
Die Produkte unterscheiden sich insbesonde- stige Fall! mit Stahl S500 vermag dieser Anfor-
re in folgenden Punkten: derung nur sehr knapp zu genügen (13,7 °C}. Im
- Stahlqualität (Bewehrungsstahl S500 mit Bereich von Fensterstürzen besteht akute Kon-
Schutzbeschichtung, Edelstahl V4A (Nr. densations- und Schimmelpilzgefahr. Im allge-
1.4401 oder 1.4571}, Duplex-Edelstahl (Nr. meinen werden bei Verwendung von Edelstahl
1.4462) usw.). (V4A oder Duplex) dank seiner ca. viermal klei-
- Art der Schubübertragung: (Schrägeisen, neren Wärmeleitfähigkeit im Vergleich zum Be-
Stehblech, Dübel), wehrungsstahl S500 (16 gegenüber 60W/mK)
- Material und Dicke der Dämmschicht, die wärmetechnischen Probleme auch im Fall I
- Art und Weise der Verankerung der Biegebe- befriedigend gelöst (16 °C). Material und Dicke
wehrung. der Wärmedämmschicht haben dabei i.allg. se-
kundäre Bedeutung.
(In Deutschland ist für Anschlußsysteme eine Kondenswasserfilme infolge von Wärmebrük-
bauaufsichtliche Zulassung erforderlich. Zuge- ken und Chloride aus Tausalz, die evtl. durch die
lassen sind nur Elemente aus Edelstahl.) Wärmedämmschicht eindringen (Salzen von
Balkonen oder Laubengängen im Winter), füh-
Die wärmetechnischen Verhältnisse für die mo- ren zu einer erheblichen Korrosionsbelastung
nolithische Decke und für die in Abb. 3.2-70 ge- des ungeschützten Stahls im Bereich der Gebäu-
zeigten Fälle I und 3 sowie für weitere Konstruk- dehülle. Die Tragsicherheit darf jedoch länger-
tionsvarianten sind in Tabelle 3.2-5 dargestellt. fristig nicht durch das Maß der Korrosion be-
Die angegebenen Oberflächentemperaturen ba- stimmt werden.
sieren auf Lufttemperaturen von -l0°C außen Hieraus lassen sich folgende Empfehlungen
und +20°C innen. Bei durchbetonierter Decke ableiten: Bewehrungsstahl S500 muß im gefähr-
mit Dämmschicht sind die Verluste entlang den deten Bereich eine doppelte, einwandfrei ausge-
E
Fallt i ~l-V, M,N
auskragender Balkon
+ ~
ij E il- V.N
Fall2
außen abgestützter Balkon
+ ?));, ~
i
~ m
Falll :- N
selbsttragender Balkon
+ ?));, J/1/k
i
89 815
"':::>
10
mit gedämmtem Stahlkorb 83 0..
I I I I I c:
Korbarmierung 1,3 % §.
V
g>
Linienzuschlag [W/m K] Baustahl I' 13,40( ' 13,70( 14.3°( ~
:::>
Linienzuschlag (W/m K] Edelstahl 15,3°( 1 16,0°( 6 16,3°( 4
Em - EHE I I' tm "'"'
g.
mit punktförmigen Verankerungen 83 89 815 c
Annierungsgehalt 1,3 % I I l l ~
bei 1 Auflager pro Meter
- = ~, 15.8°(
Linienzuschlag [W/m K) Baustahl 14,70( ' 15,3°(
Linienzuschlag (W/m K) Edelstahl
I' 16,3°( 09 17,1°( 1
1 17,40( 9
~ tEE I ~
Balkon abgstützt/Auflager 85 817
I ~ 811
dI 11
Linienzuschlag [W/m K] Balkon I"' 17,5°(
Linienzuschlag (W/m K] Auflager 1 1 1
~ l ~ ~ 11, ,. .~ ~
Zuschläge (W/m K] für Bodenheizung 0,01 0,01 0,01
Radiatorenheizung T=so•c. Ta =-1o•c
Balkon abgestützt/Auflager 0,15 0,09 0,09
Malus für durchbetonierte Oecke 0,01 0,04 0,03
:::1: 0,03 0,02
0
,.. Malus für ged. Stahlkorb (.1. = 60, I= 1,3%) 0.01
~
er Balkontür: Holztür 0,29 0,33 0,34
c:
"' Malusfür durchbetonierte Oecke 0,10 0,01 0,06
6 Malus für ged. Stahlkorb (). = 60, I = 1.3%) 0,08 0,01 0,04
"'~ Fenstersturz: Holzrahmen, Faltrolladen 0,29 0,37 0,38
2 0,10 0,03 o,os
~ Malus fllr durchbetonierte Oecke
c:r Malus für ged. Stahlkorb (). = 60, f = 1.3%) 0,1 1 0,01 0,07
I'D
"'
"'
UJ
I
N
UJ
-
führte Beschichtung aufweisen. Die beiden Bei selbsttragenden Balkonen (Fall3) ist ferner
Schichten müssen dicht, duktil und alterungs- zu beachten, daß Betonstützen träger auf Tem-
beständig sein, und es sind hierfür zwei unter- peraturdifferenzen reagieren als Stahlstützen.
schiedliche Materialien zu verwenden. Die äuße- Dunkle Anstriche der Stützen sind zu vermeiden,
re Schicht muß relativ weich sein, um Schläge im nichttragende Bauteile (z.B. Geländer) sorgfältig
Montagezustand zu dämpfen. Edelstahl hat min- zu dilatieren. Bei mehr als ca. fünf Geschossen
destens die Qualität V4A (Werkstoff-Nr. 1.4401 sind selbsttragende Balkone problematisch.
oder 1.4571) aufzuweisen. Bei Balkonen und
Laubengängen mit regelmäßiger Salzung im Verankerung schwerer Fassadenbekleidungen.
Winter ist nach dem heutigen Wissensstand Funktion und Konstruktionsarten von Außen-
nicht auszuschließen, daß durch Anreicherung wänden wurden in 3.2.3.1 behandelt. Schwere,
von Chloridionen auch in Edelstahl V4A Span- meist plattenartige Fassadenbekleidungen aus
nungsrißkorrosion auftreten kann. Für diese Beton, Mauerwerk, Natur- oder Kunststeinen
Fälle ist der noch resistentere Duplex-Edelstahl finden heute bei Skelettbauten häufig Verwen-
(Werkstoff-Nr. 1.4462) anzuwenden oder eine dung. Diese müssen mit die Gebäudehülle durch-
selbsttragende Lösung (s. Fall3) anzustreben. dringenden Ankern befestigt werden. Vorteile
Hinsichtlich der nötigen Verformbarkeit der solcher Fassadenbekleidungen sind die guten
Anschlüsse läßt sich folgendes feststellen: Un- Gestaltungsmöglichkeiten (insbesondere bei Be-
terschiedliche vertikale Temperaturdehnungen ton) sowie die gute Witterungsbeständigkeit und
von Außenstützen und Innenkonstruktion füh- damit gute Dauerhaftigkeit.
ren in den Fällen 2 und 3 der Abb. 3.2-70 zu ver- Nachträglich montierte, hinterlüftete Beklei-
tikalen Relativverschiebungen. Bei Balkonen mit dungsplatten werden an der Haupttragkonstruk-
Außenstützen (Fall 2) ist die Verbindung daher tion meist entweder mit zugstangenartigen Fas-
als Gelenk auszubilden. Bei Gebäuden mit mehr sadenplattenankern aufgehängt oder unten auf
als rund fünf Geschossen sind diesbezüglich ge- Winkelkonsolanker aufgelegt. Zusätzliche Stütz-
nauere Untersuchungen anzustellen. Bei selbst- schrauben und/oder Windanker leiten die Hori-
tragenden Balkonen (Fall 3) sind die Relativbe- zontalkräfte aus Wind und Erdbeben durch die
wegungen zu berechnen und die Verbindungen Isolationsschicht Brüstungen und Dachränder
mit der erforderlichen Verformbarkeit auszu- lassen sich durch winkelartige Brüstungsanker
bilden (Abb. 3.2-71). mit der Decke biegesteif verbinden.
Relativ-
bewegung
t
Plane, z.B. vorfabriziert Dübel
und nachträglich montiert
außen innen außen innen
Anordnung im Grundriß
u
a b
Scheibe Ankerschiene
d e
Ankerschiene
Hochbaukonstruktionen 3-125
b
Massivbau 3-127
triert sich daher auf Kräfte (bzw. Schnittgrößen). Richtwerte dar), letztere im Interesse einer lang-
Die Nachweise werden nach DIN 1045 Teil1 nach fristigen Tragfähigkeit dagegen zwingend ein-
dem Konzept der Teilsicherheitsbeiwerte ge- zuhalten sind.
führt, bei dem der Bemessungswert der Einwir-
kungen (Index Sd) mit dem Bemessungswert des Dauerhaftigkeit
Widerstands (Index Rd) verglichen wird. Dieser
Vergleich wird traditionell mit Schnittgrößen Unter Dauerhaftigkeit versteht man die Erhal-
geführt, z.B. Msd:::;,MRd· Die Bemessungswerte tung der zur Gebrauchstauglichkeit und Trag-
der aufnehmbaren Schnittgrößen ergeben sich fähigkeit erforderlichen Eigenschaften über die
mit den Bemessungswerten der Materialfestig- geplante Lebensdauer (i.allg. 50 bis 100 Jahre)
keiten, die mit mechanischen Modellen in des Bauwerks unter den chemischen und physi-
Schnittgrößen transformiert werden. Der Nach- kalischen Einflüssen der Umwelt, die durch die
weis kann im Rahmen plastischer oder nichtli- Einordnung in die in DIN 1045 Teil1 definierten
nearer ·Berechnungsverfahren jedoch auch auf Umgebungsklassen beschrieben werden. Mögli-
der Ebene der Einwirkungen geführt werden ehe Grenzzustände der Dauerhaftigkeit sind die
(qsd:::;, qRd), was die BerücksichtiguQg von Umla- Korrosion der Bewehrung und die Zerstörung
gerungen im System erlaubt. des Betongefüges durch chemischen oder me-
Geometrische Größen werden i. allg. mit ihren chanischen Angriff.
Nennwerten angesetzt, da der Einfl.uß ihrer Streu- Die Dauerhaftigkeit hängt in erster Linie von
ungen auf die Sicherheit der Konstruktion bei der richtigen Wahl der Baustoffe ab (im Massiv-
üblichen Querschnittsabmessungen gering und bau v.a. niedriger Wasser/Zement-Wert, geeig-
durch die Teilsicherheitsbeiwerte der Festigkei- nete Zementart, Zugabe von Zusatzmitteln und
ten abgedeckt ist. Bei Bauteilen mit sehr kleinen -stoffen usw.). DIN 1045 Teil1 erfaßt dies durch
Querschnittsabmessungen (z.B. dünnen Scha- eine Mindestbetonfestigkeitsklasse als Summen-
len) kann er dagegen erheblich sein [fib 1999]. parameter; in Sonderfällen können jedoch wei-
Daher ist die Einhaltung vorgegebener Mindest- tergehende Überlegungen erforderlich sein
abmessungen ebenso wie die Kontrolle (Güte- (vgl. 3.1). Daneben ist eine geeignete konstruk-
überwachung) der Baustoffe und Bauausfüh- tive Durchbildung (Entwässerung horizontaler
rung im Rahmen des Sicherheitskonzeptes zwin- Flächen, Vermeidung direkter Beregnung und
gend erforderlich. wechselnder Durchfeuchtung etc.) wichtig
Zu den Grenzzuständen der Tragfähigkeit ge- (s. 3.2).
hört ferner die Ermüdung, s. 3.3.14. Der Korrosionsschutz der Bewehrung wird in
Stahl- und Spannbetonbauwerken durch die Al-
Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit (GZG) kalität des Betons sichergestellt, die zur Bildung
einer schützenden Passivschicht aus Korrosions-
Nachweise der Gebrauchstauglichkeit umfassen produkten auf der Stahloberfläche führt. Durch
im Massivbau die Begrenzung von Spannungen, das Eindringen von Kohlendioxid in den Beton
Rißbreiten und Verformungen. Sie werden zum kommt es jedoch zu einer von der Bauteilober-
Erreichen der geforderten Zuverlässigkeit i.allg. fläche in das Innere fortschreitenden Umwand-
unter Verwendung von charakteristischen Wer- lung des alkalischen Kalziumhydroxids in neu-
ten der Materialeigenschaften für Einwirkungs- trales Kalziumkarbonat (Karbonatisierung) und
kombinationen mit definierter Auftretenshäu- somit zu einer Aufhebung des Korrosionsschut-
figkeit geführt. Die Sicherstellung der Verträg- zes.
lichkeit ist hierbei ein wesentlicher Aspekt. Im Die Geschwindigkeit der Karbonatisierung
Vordergrund stehen daher Verformungen. hängt von der Diffusionsdichtigkeit des Betons,
Vor allem dieRißbreiten-und Spannungsbe- der zur Verfügung stehenden Wassermenge und
grenzung dienen auch der Sicherstellung der der umzuwandelnden Menge an Kalziumhydro-
"Dauerhaftigkeit". Die Unterscheidung zwischen xid, also im wesentlichen der Zementmenge, ab.
echten Gebrauchstauglichkeitsnachweisen und Allerdings ist die Karbonatisierung keine not-
(versteckten) Dauerhaftigkeitsnachweisen ist wendige Bedingung für den Beginn der Korro-
entscheidend für die Verbindlichkeit des Nach- sion. Bei Vorhandensein von Chloriden und Sau-
weises, da erstere nur im Hinblick auf die Nut- erstoffkann es auch im alkalischen Milieu zu ei-
zung durch den Bauherrn formuliert werden nem lokalen Durchbrechen der Passivschicht
können (normative Empfehlungen stellen nur kommen [Nürnberger u.a.1988].
Massivbau 3-129
Druck-
spannungen
Querzug-
spannungen
Ta
Detail
Mikro-
rauhigkeit
a b ::::;jts
w=0,2mm 0,6mm
t,Jfc
0,1
0,1
a Makrorauhigkeit
b Mikrorauhigkeit
c Spannungen im Riß für w=konst.
Massivbau 3-131
digkeit hochfester Betone nimmt ich mit stei-
gender Festigkeit ab.
Zur Beschreibung der allmählichen Lokalisie-
rung eignet sich insbesondere das sog.fictitious
crack-model [Hillerborg et al. 1976]. Dabei wird
0,8
die gesamte, aus der verstärkten Mikrorißbil-
dung und -vereinigung in der Rißprozeßzone
auftretendende Längenänderung als Öffnung ei-
nes fiktiven Einzelrisses interpretiert (d.h. die
a
Ausdehnung der Rißprozeßzone wird zu Null ge-
setzt). Zur Umsetzung siehe z.B. [Rots 1988].
Die Zugfestigkeit liegt bei heute üblichen Be-
tonen zwischen 2 und 5 MPa. Zur Bestimmung
s. 3.1 sowie DIN 1048. Aufgrund des Maßstab-
effekts und der Überlagerung von Eigenspan-
nungen aus ungleichmäßigem Schwinden etc. ist
die Festigkeit von der Probekörpergeometrie,
b
dem Spannungszustand und den Lagerungsbe-
w[mm]
dingungen abhängig, was die Einhaltung defi-
a geminelte o·r·Beziehung
b Spannung in Abhängigkeit von der Rißöffnung nierter Prüfungsbedingungen und die Anwen-
dung von Korrekturfaktoren erfordert.
Abb. 3.3-4 Last-Verformungs-Kurven untern:hiedlicher
Probekörper unter Zugbeanspruchung Druckbeanspruchung
Bereichder ~'
Querdehnungs- ,
behinderung '
t t
Abb. 3.3-6 Einfluß der Querdehnungsbehinderung und
Abb. 3.3-5 Last-Verformungs-Kurve unter Druckbean- Bruchbild im Druckversuch bei unterschiedlichen Probe-
spruchung körperformen
bedingt anderen Spannungszustand (Abb. 3.3- Iokalisierung, so daß keine objektive (d.h. von
6). Da die Querdehnung des Betons durch die der Probekörpergröße unabhängige) O-E-Bezie-
Belastungsplatten behindert wird, entsteht in hung mehr formuliert werden kann, weshalb
der Querrichtung an den Lasteinleitungsstellen GI. (3.3.3) streng genommen nur für eine be-
eine Druckspannung, die mit zunehmender Ent- stimmte Bezugslänge, die i.allg. den üblichen
fernung von den Lastplatten abklingt und bei Probekörperlängen (15-30 cm) entspricht, gül-
den relativ schlanken Zylindern in der Mitte der tig ist. Dieser Effekt wird jedoch häufig ver-
Probekörperhöhe nahezu bedeutungslos ist, bei nachlässigt [Meyer/König 1998].
den gedrungenen Würfeln jedoch zu einer Stei- Bei hochfesten Betonen ist -2,2%o > Ec1 >-3%o.
gerung der Tragfähigkeit führt. Da die Querdeh- Die Kurve ist weniger stark gekrümmt und fällt
nungsbehinderung in Bauteilen i.allg. nicht vor- im Nachbruchbereich steiler ab, da die Mikro-
ausgesetzt werden kann, entspricht die Zylin- rißbildung erst bei höheren Spannungen ein-
derfestigkeit eher dem Bauteilverhalten. setzt und schneller zum Versagen führt.
Die Druckfestigkeit fc der heute üblichen Be- Gleichung (3.3.3) ist mathematisch unhand-
tone liegt zwischen 20 und 60 MPa, bei dem in lich. Vor allem die häufig erforderliche Integra-
den letzten Jahren an Bedeutung gewinnenden tion über einer gedrückten Fläche mit verän-
hochfesten Betonen werden unter Baustellenbe- derlicher Dehnung, etwa der Druckzone eines
dingungen Werte bis 120 MPa erreicht. Das ent- Balkens, ist, sofern sie analytisch erfolgt, relativ
spricht dem zehn- bis 20fachen der Zugfestig- aufwendig. Besser geeignet sind hierfür Poly-
keit. nomansätzeder Form Oe= la; Ej, deren Koeffi-
Im allgemeinen wird das Verformungsverhal- zienten a; sich z. B. durch Anpassung an GI. (3.3.3)
ten wie folgt beschrieben: gewinnen lassen (Jahn 1997], und die die An-
2 wendung von Konturintegralen nach den in
Beo Ee ( Ee ) [Fleßner 1962] dargestellten Prinzipien erlau-
ae - Bel Ee! Eel
fe -- 1+(Beo _ 2 )!.L (3.3.3) ben.
Im Bereich geringer Beanspruchungen (iacl :<:;
Be! Ee! 0,5fc) läßt sich das Verhalten durch eine lineare
Dabei ist Bc0 der tangentiale E-Modul im Null- Beziehung der Form ae=Be · Ee approximieren.
punkt, Be1 der Sekantenmodul und Ec1 =-f,!Bc~ Üblicherweise wählt man dabei für Be den Se-
die Dehnung im Spannungsmaximum;fe ist de- kantenmodul bei 0,4fe, der sich aus GI. (3.3.3) zu
finitionsgemäß positiv, a<> Ee bei Druck negativ. ca. 0,9 Bc0 ergibt. Die Querdehnzahl des Betons
Es sind also zur Beschreibung mindestens f<> Beo, wird in diesem Bereich i.allg. mit v"'0,2 angege-
Ee 1 erforderlich. Die Dehnung Ee 1 ist im Bereich ben. Mit einsetzender Mikrorißbildung nimmt v
der üblichen Festigkeiten relativ konstant und durch die fortschreitende Gefügeauflockerung
liegt bei etwa Ee! =-2,2%o. erheblich zu bis hin zur Volumenvergrößerung
Wie bereits erwähnt, ist der Kurvenverlauf im (v> 0,5) nach Erreichen der Druckfestigkeit.
Nachbruchbereich das Resultat einer Schadens-
Massivbau 3-133
Mehraxiale Beanspruchungen vorhandenen Spannungen die zum Versagen
führenden Querzugspannungen entweder kom-
Für zweiaxiale Beanspruchungen (a 1 #0, a 2 #0, pensieren oder verstärken. Der Würfeldruckver-
a3 = 0)wurde an Betonscheiben (20 cm x 20 cm x such liegt aufgrundder Querdehnungsbehinde-
5 cm) die in Abb. 3.3-7 dargestellte Versagens- rung im Druck-Druck-Bereich, was die gegen-
kurve ermittelt, die alle Spannungskombinatio- über dem Zylinderdruckversuch erhöhte Festig-
nen beschreibt, die zum Versagen führten, wäh- keit erklärt.
rend die innerhalb der Kurve gelegenen Kombi- In der praktischen Anwendung kommt häufig
nationen ertragen werden konnten [Kupfer das Mohr-Coulombsche Bruchkriterium (bzw.
1973]. Unter Druckbeanspruchung in zwei Rich- das daraus abgeleitete Druck-Prager-Kriterium)
tungen ergibt sich eine signifikante Erhöhung zum Einsatz, das Gleiten und somit einen Bruch
der Festigkeit auf maximal1,25fc für a 1 =0,5 a2 postuliert, sobald in einer beliebig gerichteten
und etwa 1,15fc für a 1 =az. Im Zug-Druck-Be- Schnittebene die dort wirkenden Spannungen
reich dagegen fällt die aufnehmbare Druck- die Grenzbedingung
spannung bei vorhandenem Querzug erheblich
t=c-a·tancj> (3.3.4)
ab. Dies entspricht dem nach Abb. 3.3-1 zu er-
wartenden Verhalten, da die in Querrichtung erfüllen. Für einen zweiaxialen Spannungszu-
stand läßt sich GI. (3.3.4) anschaulich in der a-t-
Ebene darstellen (Abb. 3.3-8). Da der Mohrsehe
Spannungskreis die Spannungen in allen mögli-
chen Schnittebenen enthält, ist ein Spannungs-
01
zustand möglich, wenn der zugehörige Mohr-
f, / ~ sehe Kreis vollständig innerhalb der Grenzgera-
- - - ---t-/"1 f,
den liegt; Gleiten tritt ein, wenn der Spannungs-
/
/
zentrischer kreis die Grenzbedingung tangiert. Die Orien-
/ Zugversuch
/
/
/
Spaltzug· tierung der Gleitebene kann aus dem Mohrsehen
/
/
versuch Spannungskreis abgelesen werden.
/
/
/ Im Zug-Zug-Bereich ergibt GI. (3.3.4) unrea-
/
/
/
listisch hohe Festigkeiten; daher wird das Über-
/
, ' Zylinderdruckversuch
schreiten der einaxialen Zugfestigkeit durch die
/ Würfeldruckversuch größte Hauptspannung als zusätzliche Grenzbe-
/
/
dingung eingeführt (Modifiziertes Mohr-Cou-
lomb-Kriterium, [Nielsen 1984)). Zu wirklich-
keitsnäheren Bruchkriterien und zum Verfor-
Abb. 3.3·7 Versagemkurve unter zweiaxialer Bean- mungsverhalten s. [Hofstetter/Mang 1995; CEB
spruchung 1996).
t
ol
:0 1
f~
- (J
rn
1/
EJ Trenn-
ßäche
1[;1 W-.p/2
r::J Gleitßäche
T =c - o tan .p
Massivbau 3-135
Die an genormten Probekörpern bestimmten Festigkeit des Betons ist daher eine von der Be-
Festigkeiten erlauben keinen direkten Rück- lastungsdauer abhängige Größe [Rüsch u.a.
schluß auf die Festigkeit im Bauwerk, da deren 1968] (Abb. 3.3-10).
Streuungen von Unsicherheiten beim Einbrin- Bei Betonkörpern unter hoher Dauerlast wir-
gen und Verdichten des Betons sowie anderen ken zwei gegenläufige Effekte: Während die Mi-
Erhärtungsbedingungen auf der Baustelle über- krorißbildung zu einer zunehmenden Schädi-
lagert werden [Lewandowski 1971]. Diese müs- gung des Betongefüges führt, verfestigt sich der
sen im Rahmen des Sicherheitskonzeptes be- Beton durch die fortschreitende Hydratation wei-
rücksichtigt werden. ter. Zusammengenommen führt dies zunächst
zu einem Abfall der Festigkeit bis zu einem Mini-
3.3.2.3 mum und schließlich wieder zu einem Anstieg.
Zeitabhängiges Verhalten Der Körper versagt, sobald die Festigkeit unter
die einwirkende Spannung fällt. Somit definiert
Beobachtet man das Verhalten von Versuchskör- das Minimum der Kurve die Dauerstandfestig-
pern über längere Zeit, so stellt man eine signi- keit des Betons, die (theoretisch) unendlich lang
fikante Erhöhung der Verformungen fest. Man ertragen werden kann [Rüsch 1960]. Sie unter-
trennt die Langzeitverformungen gedanklich in liegt im Versuch starken Schwankungen zwi-
die beiden Anteile Kriechen und Schwinden. schen 0,65 und 0,85 der Kurzzeitfestigkeit [Rüsch
u.a. 1968]. Die Zeitdauer bis zum Erreichen des
Kriechen Minimums (kritische Standzeit) hängt von der
Geschwindigkeit des Hydratationsfortschritts
Kriechen bezeichnet die (um das Schwinden be- und damit vom Betonalter t0 bei Belastungsbe-
reinigte) Zunahme der Dehnungen mit fort- ginn ab. Für t0 =7 Tage liegt sie etwa bei einem
schreitender Belastungsdauer unter konstanter Tag, für t0 =28 Tage bei ca. 3 Tagen [Hilsdorf/
Spannung. Da jede reale Belastung eine gewisse Reinhardt 2000] .
Lasteinwirkungsdauer hat, beruht die Trennung Unter Zugbeanspruchung läßt sich ein ähnli-
in Kurz- und Langzeitverformung auf einer rei- cher Abfall der Festigkeit mit der Belastungs-
nen Konvention, wobei der Term kurzzeitig im dauer beobachten; die Dauerstandfestigkeit liegt
Verhältnis zur Dauer der Versuchsdurchführung
(etwa 1 bis 2 Minuten nach DIN 1048) zu sehen
ist.
Die zugrunde liegenden Mechanismen sind
0 Bruch
komplex und vom Spannungsniveau abhängig.
Bei geringen Spannungen kommt es lediglich zu
einer Umlagerung des nach der Hydratation im
Beton verbleibenden Wassers sowie zu Teilchen-
umlagerungen innerhalb der Zementsteinma-
trix. Die Kriechverformungen sind proportional
zur angreifenden Spannung (lineares Kriechen)
und nach einer Entlastung teilweise reversibel
0,002 0,004 0,006 1t , 1
(Rückkriechen). Formal kann die Kriechdeh-
a Verformung bei gegebener Belastungsdauer
nung in Grund- und Trocknungskriechen auf-
gespalten werden; ersteres bezeichnet die Kriech-
verformungen eines versiegelten Probekörpers
0,003
ohne Feuchteaustausch mit der Umgebung, letz-
teres den durch das Austrocknen hervorgerufe- 0,002
nen Anteil (s. auch [Hilsdorf/Reinhardt 2000, 0,001
Bazant 1988]).
Ab ca. 0,4 fc nimmt das Kriechen unter Druck- 10 100 1000 10000 min
beanspruchung durch die Mikrorißbildung stark 7 70 Tage
b Dehnung bei gegebener Spannung
zu (nichtlineares Kriechen) . Da dieser Effekt ei-
ne fortschreitende Zerstörung des Betongefüges
bedeutet, kann auch bei Spannungen unterhalb Abb. 3.3-10 Einfluß hoher Dauerspannungen
der Kurzzeitfestigkeit ein Bruch eintreten. Die
Massivbau 3-137
stungen zu allen Zeitpunkten als gültig angese- (Index d) und autogenes Schwinden (Index a)
hen wird. In einigen Fällen führt dies zu unrea- getrennte Ansätze gemacht; dies ist insbesonde-
listischenErgebnissen [CEB 1990].DieseSchwä- re bei hochfesten Betonen erforderlich, da diese
che wird jedoch wegen der einfachen Handha- aufgrunddes geringeren Wassergehaltes und der
bung in Kauf genommen. hohen Diffusionsdichtigkeit ein geringes Trock-
Für höhere Spannungen ist die lineare Bezie- nungsschwinden aufweisen:
hung zwischen Kurzzeitverformung und Kriech-
verformung nicht mehr gültig, ab ca. 0,4 fc, d.h.
Ecs(t,ts) =Ecas~ ßas(t) +Ecds~ßds(t- ts) (3.3.14)
mit Beginn der Mikrorißbildung im Kurzzeit- Dabei ist t5 der Zeitpunkt des Beginns des Trock-
versuch, steigt die Kriechzahl deutlich an [Stöckl nungsschwindens durch eine Änderung der Um-
1981]. Näherungsweise kann man bei Belastun- weltbedingungen (Ende der Feuchtlagerung).
gen unterhalb der Dauerstandfestigkeit die End- Die Einflüsse auf die Schwindverformungen sind
kriechzahl mit dem Faktor im wesentlichen dieselben wie beim Kriechen:
Luftfeuchtigkeit, Dichtigkeit und Bauteilgröße.
(3.3.13)
Typische Werte des Endschwindmaßes liegen im
erhöhen. Das Superpositionsprinzip ist jedoch Bereich von -0,2%o bis -0,6%o.
nicht mehr anwendbar [Shen 1992]. Ergänzend sei darauf hingewiesen, daß die
Für numerische Untersuchungen kann es vor- Trennung in Schwinden und Kriechen nur eine
teilhaft sein, das Kriechverhalten durch einfache rechentechnische Vereinfachung darstellt, da
rheologische Modelle- d.h. Kombinationen von man in Versuchen eine deutliche Interaktion
Feder- und Dämpferelementen- zu approximie- zwischen den Phänomenen beobachtet. Auch
ren. Solche Modelle können zur Berücksichti- berücksichtigen die vereinfachten Ansätze die
gung nichtlinearer Effekte um Reibelemente, vis- sehr komplexen Diffusionsvorgänge nur sum-
koplastische Elemente usw. ergänzt werden (sie- marisch über die Probekörpergröße. Die aus
he z.B. [Bazant 1988]). dem Vergleich der Kriech- und Schwindvorher-
sagen nach DIN 1045 Teil! mit Versuchsergeb-
Schwinden nissen ermittelten Variationskoeffizienten V be-
tragen etwa 25% für das Kriechen und 30% für
Die an spannungslosen Probekörpern beobach- das Schwinden. In vielen Fällen ist es daher sinn-
tete Volumenverringerung wird als Schwinden voll, obere und untere Fraktilwerte der Verfor-
bezeichnet. Sie beruht auf einer Austrocknung mungen zu ermitteln.
des Betons, also der Verdunstung des nichtge-
bundenen Wassers (Trocknungsschwinden), 3.3.3
und auf volumenreduzierenden chemischen Pro- Betonstahl
zessen bei der Hydratation (autogenes Schwin-
den). Beide Prozesse laufen zeitlich versetzt ab, Zur Herstellung sowie zu den chemischen und
da das Trocknungsschwinden von der Diffusion mechanischen Eigenschaften der Betonstähle
des Wassers zur Bauteiloberfläche und damit wird auf 3.1 sowie auf [fib 1999] verwiesen.
von der Probekörpergröße, seiner Dichtigkeit
und den Lagerungsbedingungen abhängt. Die 3.3.3.1
Verformungen aus dem Trocknungsschwinden Bemessungskennwerte
sind über den Querschnitt ungleichförmig ver-
teilt und können beträchtliche Eigenspannun- Bei der Untersuchung von Tragwerken wird das
gen bis hin zur Rißbildung an der Körperober- Verformungsverhalten des Stahls meist mit ver-
fläche verursachen. Bei einer Erhöhung des einfachten, ideal elastisch-ideal plastischen bzw.
Feuchtegehalts in einer Probe (z.B. Wasserlage- verfestigenden Modellen beschrieben; letztere
.rung) läßt sich eine Volumenvergrößerung berücksichtigen einen Anstieg der Spannung im
(Quellen) beobachten, die allerdings deutlich ge- Fließbereich bis zur Zugfestigkeitfi (Abb.3.3-12).
ringer ist als die Schwindverformung. Als Bemessungskennwerte des Stahls sind dem-
Die Beschreibung des Schwindens bzw. Quel- nach E5,fr,fi, Esu erforderlich. Die charakteristi-
lens erfolgt analog zum Kriechen durch einen schen Werte von Fließgrenze und Festigkeit wer-
Endwert Es~ und eine Funktion des zeitlichen den als 5%-Fraktilen definiert, die Bruchdeh-
Verlaufes ß5 {t-t5 ).Im Modell der DIN 1045 Teil! nung als 10%-Fraktile. Der E-Modul streut nur
werden für die Anteile Trocknungsschwinden geringfügig und kann mit E5 =200000 MPa an-
Oberflächenprofilierung
genommen werden. Heute kommen fast aussch-
ließlich Stähle mit charakteristischen Fließ- Zur Verbesserung des Verbunds zwischen Stahl
spannungen von hk = 500 MPa und einer charak· und Beton kommen heute nahezu ausschließlich
teristischen Zugfestigkeit vonfik = 550 MPa zum gerippte Betonstähle zur Anwendung (Abb.
Einsatz. Rechnerisch darf nach DIN 1045 Teil 1 3.3-13). Der Grad der Profilierung wird durch
jedoch nur eine Zugfestigkeit von.ftic=525 MPa die bezogene Rippenfläche fR charakterisiert
bei einer Dehnung von Esu=25o/oo ausgenutzt (DIN 488 Teil 3}. Mindestwerte für /R liegen je
werden. nach Stabdurchmesser zwischen 3,9 und 5,6%
Neben der Festigkeit kommt durch den zuneh- (DIN 488).Da die Ausbildung der Rippen (Höhe,
menden Einsatz plastischer Berechnungsverfah- Breite,Abstand,Ausrundungen) durch die Kerb-
ren der Duktilität, d.h. der Fähigkeit, nach Errei- wirkung am Übergang zum Stabkern einen we-
chen der Fließgrenze die Dehnung ohne Abfall sentlichen Einfluß auf die Dauerschwingfestig-
der Spannung zu vergrößern, wachsende Bedeu- keit des Bewehrungsstabes hat sind entspre-
tung zu. Die hierfür wesentlichen Parameter sind chende Anforderungen nach DIN 488 Teil2 ein-
Esu sowie das Verhältnisft!fr, vgl. 3.3.5.2. DIN 1045 zuhalten.
Teil1 unterscheidet daher zwischen normalduk-
tilen und hochduktilen Betonstählen (Kategori-
en A und B). Ein als hochduktil eingestufter Stahl
muß mindestens Esuk=50o/oo sowie eine Verfesti-
gung von (filfr)k= 1,08 besitzen, ein normalduk-
tiler Esuk=25o/oo und (frljy)k= 1,05. Dabei ist zu be-
achten, daß (frljy)k der charakteristische Wert des
Verhältnisses von fi und h ist, nicht das Verhält·
nis der charakteristischen Werte. Für Sonderan-
wendungen mit sehr hohen Duktilitätsanforde-
rungen (z. B. für Bauten in Erdbebengebieten) de-
finiert prEN 10080 zusätzlich einen Stahl mit
Esuk= 80o/oo und (fr/jy}k= 1,15 (Kategorie C). a Rippengeometrie eines Betonstahles BSt 500 S
Die für Betonstähle der Klassen A und B ge- nach DIN 488
forderte Duktilität läßt sich auch durch andere
Kombinationen von Esuk und (fr//y) k erreichen, da
z.B. eine Unterschreitung der Mindestwerte für
(fr/jy)k durch eine Übererfüllung der Anforde-
rungen an Esuk ausgeglichen werden kann (s.
[CEB 1998]). b Tiefrippung
Die stochastischen Streuungen der Material-
eigenschaften des Stahls sind wegen der hoch- Abb. 3.3·13 Oberflächenprofilierung
entwickelten und unter kontrollierten Bedin-
Massivbau 3-139
Um die bei kaltverformten Stäben mit gerin- Die Kaltverformung führt zu einer Aufhärtung
gem Durchmesser herstellungsbedingt redu- und somit zu einem Verlust an Duktilität, wes-
zierte Duktilität auszugleichen, wurden in den halb Matten i.d.R. als normalduktil einzustufen
letzten Jahren Bewehrungsstähle mit Tiefrip- sind, sofern nicht durch allgemeine bauaufsieht-
pung entwickelt (s.Abb. 3.3-13b). Die Verbesse- liehe Zulassungen eine andere Einstufung er-
rung der Duktilität beruht auf dem weicheren folgt.
Verbundverhalten (s. 3.3.5), aber auch auf der
Verminderung der erforderlichen Kaltverfor- 3.3.4
mung beim Einprägen der Tiefrippen und der Spannstahl
daraus resultierenden geringeren Aufhärtung
[Schwarzkopf/Schaefer 1997]. 3.3.4.1
Arten und Formen
Stabstähle
Spannstähle werden als glatte oder profliierte
Die Durchmesser der Stäbe liegen zwischen 6 Stäbe, Gewindestäbe und Litzen bzw. Litzenbün-
und 28 mm nach DIN 488 Teil2 (Regellänge: 12 del hergestellt, wobei letztere die größten Markt-
bis 15m). Daneben existieren Betonstähle, deren anteile besitzen. Die Vielfalt der auf dem Markt
Anwendung durch allgemeine bauaufsichtliche befindlichen Spannverfahren erlaubt keine ein-
Zulassungen geregelt ist, beispielsweise GEWI- heitliche normative Regelung wie beim Beton-
Stähle mit Gewinderippen und Durchmessern stahl. Daher werden Spannstähle und Spannver-
12 bis 50 mm, verzinkte und nichtrostende Be- fahren in Deutschland durch allgemeine bau-
wehrungsstähle usw. (s. [Bertram 2000]}. Da in aufsichtliche Zulassungen erfaßt, die alle bemes-
den normativ geregelten Bemessungsmodellen sungsrelevanten Angaben enthalten müssen. Im
zahlreiche Materialeigenschaften implizit vor- Rahmen der europäischen Normung werden die
ausgesetzt werden, müssen auch Stähle mit bau- Spannstahlzulassungen durch EN 10138 ersetzt.
aufsichtlicher Zulassung die in der jeweiligen
Norm zugrunde liegenden Mindestanforderun- 3.3.4.2
gen erfüllen. Mechanische Eigenschaften
Betonstahl vom Ring, der heute einen erheb-
lichen Marktanteil besitzt, ist ebenfalls über Zu- Das mechanische Verhalten der Spannstähle un-
lassungen geregelt. Vor der Verarbeitung muß terscheidet sich nicht grundsätzlich von dem der
dieser gerade ausgerichtet werden; das Richten Betonstähle. Allerdings ist das Vorspannen nur
stellt eine Kaltverformung dar und beeinflußt sinnvoll, wenn dabei Stahlspannungen erreicht
somit die mechanischen Eigenschaften, insbe- werden, die erheblich über den im Betonstahl
sondere die Duktilität. Der Nachweis der Eigen- möglichen liegen (vgl. 3.3.11}. Ihre Klassifizie-
schaften muß daher stets nach dem Richten er- rung erfolgt durch die charakteristischen Werte
bracht werden. der 0,2 o/o- Dehngrenze fi,o, 2k und der Festigkeit
fi,k· Der heute häufig verwendete Spannstahl St
Betonstahlmatten 1570/1770 besitzt demnach eine charakteristi-
sche Festigkeit von fi,k= 1770MPa und fi,o,o 2k=
Betonstahlmatten bestehen nach DIN 488 Teil 4 1570MPa. Das entspricht etwa dem dreifachen
aus kaltverformten, gerippten Stäben mit Durch- Wert der Betonstähle.
messern von 4 bis 12 mm, die kreuzweise ver- Das Verformungsverhalten entspricht qualita-
schweißt werden. Zu unterscheiden ist grund- tiv dem des Betonstahles, allerdings liegt der
sätzlich zwischen Lagermatten und Listenmat- rechnerische E-Modul von Litzen etwas niedri-
ten. Lagermatten weisen feste Stabdurchmesser ger bei 190000 bis 200000 MPa. Für die Bemes-
und -abstände nach einem nicht genormten, sung werden ebenfalls bilineare Näherungen mit
aber allgemein verbreiteten Programm auf. Bei der 0,1 o/o- Dehngrenzefi,o,lk als technischer Fließ-
Listenmatten dagegen werden Stabdurchmesser grenze verwendet (für St 1570/1770 ist fi,o, 1k=
und -abstände vom Konstrukteur objektbezogen 1500 MPa).
festgelegt; sie erlauben eine optimale Anpassung Spannstähle zeigen unter hohen Dauerlasten
an die individuellen Erfordernisse eines Bau- ähnlich wie Beton zeitabhängige Verformungen.
werks, erfordern jedoch auch einen erhöhten Diese werden jedoch nicht als Kriechen, sondern
Planungsaufwand. als Relaxation bezeichnet, da für Spannglieder in
3.3.5
Verbundbaustoff Stahlbeton
3.3.5.1
Verbundverhalten des Stahls
+
rung dieser Mechanismen ist mit einer Verzer-
rung in Form einer zwischen der Bewehrung
und dem umgebenden Beton auftretenden Rela-
tivverschiebung (Schlupf) s verbunden.
Die Adhäsion verhält sich sehr steif, kann je-
doch nur geringe Spannungen übertragen und b Sprengrißbildung
fällt bei zunehmendem Schlupf völlig aus. Der
Verbund ist somit bei geringen Beanspruchun- Abb.l.l-15 Mechanismen des Verbundversagens
gen nahezu völlig starr. Nach dem Ausfall der
Adhäsion tritt im Bereich zwischen den Rippen
eine Reibung zwischen Stahloberfläche und Be- desto eher kommt es zur Sprengrißbildung) und
ton auf, die vom Schlupf nahezu unabhängig ist. der vorhandenen Querbewehrung,abhängig. Ei-
Der Hauptanteil wird jedoch durch die mecha- ne zusätzlich vorhandene äußere Zugspannung
nische Verzahnung übertragen. Vor den Rippen senkrecht zur Bewehrungsrichtung kann die
werden durch den Schlupf hohe lokale Druck- Sprengrißbildung wesentlich beschleunigen, ei-
spannungen im Beton erzeugt. Da hier ein drei- ne äußere Druckspannung dagegen die Ver-
achsialer Druckspannungszustand vorliegt, bundwirkung verbessern.
kann Oe auf ein Vielfaches der einachsialen Fest- Die einzelnen Traganteile sind experimentell
igkeit ansteigen. Die Umlenkung der Druck- und bei der rechnerischen Untersuchung von
spannungstrajektorienerzeugt Zugspannungen Bauwerken nur schwer zu trennen. Man betrach-
im umgebenden Beton, die ringförmig um die tet sie daher meist in integraler Form als in der
Bewehrung verlaufen (Abb. 3.3-14). Kontaktfläche wirkende Schub- oder Verbund-
Das Versagen des Verbunds kann durch das spannung. Der Zusammenhang zwischen Ver-
Abscheren der Betonkonsolen zwischen den bundspannung und Schlupf wird als Verbund-
Rippen und das Aufspalten des Zugringes erfol- Schlupf-Beziehungbezeichnet [Rehm 1961; Mar-
gen (Abb. 3.3-15). Welche der beiden Versagens- tin/N oakowski 1981; Eligehausen et al. 1983; No-
arten maßgebend wird, ist dabei v. a. von der Um- akowski 1985]. Diese stellt kein Stoffgesetz im ei-
schnürung, also von der Betondeckung des Be- gentlichen Sinn dar, sondern ein Ersatzmodell
wehrungsstabes (je geringer die Betondeckung, für die komplexen Vorgänge im Beton in der un-
Massivbau 3-141
mittelbaren Umgebung der Bewehrung; sie ist
daher immer mit erheblichen Unsicherheiten
behaftet. Tb
Der ansteigende Ast wird i. allg. durch eine Po- tL,max
tenzfunktion beschrieben (a< 1): T~.max
t
men der Bemessung der Zustand im Riß be-
trachtet werden muß. Bei der Ermittlung von
Verformungen werden dagegen Dehnungen
über die Bauteillänge integriert; sie gehen daher
nur mit ihrem über die Rißabstände gemittelten
s Wert Esm ein. Die Abminderungen gegenüber der
Dehnung des nackten Stahls wird als "Mitwir-
a verformungsgesteuert b kraftgesteuert
kung des Betons zwischen den Rissen" bezeich-
net (eng!: tension stiffening).
Abb. 3.3-18 Kraft-Verformungs-Beziehung
Massivbau 3-143
1. Riß I +-
+-
A, A,
'i-1 1-+ o,+do,
- o,
-I
j Tb
--+o,+do,
1-+
,~ dx ,l
Abb. 3.3·20 Verbundgleichgewicht am Zugstab
a Einzelrißbildung
d2
-s=Tb (s )(- - + - - us us ). (3.3.19)
dx2 EsAs EcAc
Dieser Zusammenhang ist als Differentialglei-
chung des verschiebliehen Verbunds bekannt
(zur Lösungs. insbesondere [Krips 1984)). Im
folgenden werden Lösungen für Einzelrißbil-
dung und abgeschlossenes Rißbild dargestellt.
b abgeschlossenes Rißbild Es sei darauf hingewiesen, daß die Annahme
einer gleichförmigen Spannungsverteilung und
damit einer konstanten Rißbreite über den Quer-
Abb. 3.3·19 Spannungsvertauf
schnitt eine starke Vereinfachung der Realität
darstellt. Aufgrund der zwangsläufig auftreten-
den Verwölbung des Betonquerschnitts nehmen
Differentialgleichung des Verbunds die Rißbreiten vom Rand zur Bewehrung ab
[Schießl1976].
Zur Ermittlung der Spannungen zwischen den
Rissen wird ein differentielles Element eines Einzelrißbildung
Zugstabes betrachtet (Abb. 3.3-20). Es wird ver-
einfacht davon ausgegangen, daß die Betonspan- Setzt man fürdie Tb·s-Beziehung (3.3.15) ein und
nungen überall gleichförmig über den Quer- wählt die Randbedingungen am Beginn der Ver-
schnitt verteilt sind, d.h., der Betonquerschnitt bundstörung (x=O) entsprechend dem Zustand
bleibt eben. bei Einzelrißbildung, also s(O) =Ö; ds!dx(O) =
Aus dem Gleichgewicht am Element ergibt E5(0)-Ec(O)=O, so ist die Differentialgleichung
sich analytisch lösbar. Mit dem Ansatz s(x) = C · xn er-
hältman
(3.3.17)
I
C=(Tb,max (~+~)(1-a)2 ) 1 -a
Dabei sind As und U5 Fläche und Umfang eines
Stabes. Der Schlupf ergibt sich an jeder Stelle aus sf E5 A5 EcAc 2+2a
der Differenz der Verschiebung von Stahl und
Beton s = u,- Uc. Unter Annahme eines linear- 2
n=-. (3.3.20)
elastischen Stoffgesetzes für Stahl und Beton er- 1-a
hält man damit die Beziehung Daraus läßt sich wiederum die Eintragungslän-
ge ermitteln als die Strecke, nach der die Zug-
ds du 5 duc a 5 ac
dx =--;};---;};=E 5 -Ec= Es- Ec (3.3.18) spannung im Beton zu Null wird:
Leitet man diese Beziehung nach·x ab und setzt ac(lt) =/er- f'
0
Tb Us dx = 0.
Ac
(3.3.21)
(3.3.17) ein, so ergibt sich
Entscheidend für die Eintragungslänge ist nicht Osm =Os2 -ßt A, fct· (3.3.27)
der Absolutwert der Verbundspannung, sondern As
deren Verhältnis zur Zugfestigkeit. Obwohl tb Bei bekannten mittleren Spannungen bzw. Deh-
u. a. von der Rißbreite w abhängt, wird hierfür in nungen E5 m, Ecm und bekanntem Rißabstand Sr
MC 90 und DIN 1045 Teil1 ein konstanter Wert ergibt sich die Rißbreite zu
lbklfctm = 1,8 (charakteristischer Wert) angesetzt.
W =Sr· (Esm- Ecm). (3.3.28)
Dies ist als vertretbare Näherung zu sehen, da
wegen a « 1 die Abhängigkeit von w deutlich Unter Dauerlast wird Ocm durch das Kriechen
unterproportional ist. des Betons und des Verbunds abgebaut [Rohling
Massivbau 3-145
1987], wobei als Näherungswert ein Verhältnis ginn des Fließens (Abb. 3.3-21), was auf die Ver-
von Omax,~lomax,o"" 2 /3 angenommen werden formungsfähigkeit plastischer Gelenke (vgl.
kann. Zur Ermittlung der mittleren Stahlspan- 3.3.7.1) einen erheblichen Einfluß hat [Alvarez
nung unter Dauerlast muß daher der Völlig- 1998; Eligehausen u.a. 1998].
keitsbeiwert aufßr= 2/ 3 • 0,4 "'"0,25 reduziert wer- Bei Biegebalken und hohen Bauteilen sind die
den. Zugspannungen - anders als bisher Angenom-
Grundsätzlich sind diese Zusammenhänge men - nicht mehr gleichförmig über den Quer-
auch für den Zustand der Bildung von Einzelris- schnitt verteilt. Zur Veranschaulichung des Pro-
sen gültig. Allerdings ist entsprechend den dann blems wird wieder ein zentrisch gezogenes Baue
herrschenden Randbedingungen als Einflußbe- teil betrachtet, dessen Bewehrung nun allerdings
reich für die Rißbreite die Länge des gestörten am Rand konzentriert ist (Abb. 3.3-22).
Bereichs, also die doppelte Eintragungslänge, Hier treten zwei Typen von Rissen auf, die man
und ßr=0,6 zu setzen. als Primär- und Sekundärrisse bezeichnet. Sind
Erreicht oder übersteigt die Stahlspannung die Spannungen vor der Bildung des Risses über
a52 die Fließgrenze, so sind die abgeleiteten Be- den Querschnitt gleichmäßig verteilt, so entsteht
ziehungen, die ein elastisches Verhalten des Stahls ein Primärriß,der über die gesamte Höhe durch-
voraussetzen, nicht mehr gültig. Man beobach- läuft. Bei Bildung der Sekundärrisse ist die Span-
tet hier wegen der im Riß stark zunehmenden nungsverteilung im Querschnitt durch die zuvor
Stahldehnungen eine allmähliche Auflösung des entstandenen Primärrisse bereits gestört, und
Verbunds und eine Abnahme der mittleren Be- die über den Verbund auf der Höhe der Beweh-
tonzugspannungen. Da oberhalb der Fließgren- rung eingeleiteten Zugspannungen breiten sich
ze die o-E- Linie des Stahls jedoch flacher verläuft in der in Abb. 3.3-22b skizzierten Weise aus. Da
als im elastischen Zustand, führt eine geringe weite Teile des Querschnitts nahezu spannungs-
Abminderung der Stahlspannung zwischen den frei bleiben, verlaufen die nun entstehenden Ris-
Rissen zu einer deutlichen Reduktion der mitt- se nur über einen begrenzten Bereich auf der
leren Stahldehnung. Die plastischen Dehnungen Höhe der Bewehrung.
lokalisieren sich in einem kurzen Bereich am Zur Vereinfachung wird die glockenförmige
Riß. Das Verhältnis zwischen Esm und Es2 kann Spannungsverteilung analog zur Erfassung der
daher je nach Verfestigung des Stahls im plasti- mittragenden Breite bei Plattenbalken durch ein
schen Bereich weit geringer ausfallen als vor Be- flächengleiches Rechteck mit gleichem Spitzen-
o,
..--- _.. _______. ---
o,
;;---. ---n r,
: :f ---,.....-- : :
I 1 Y : I I
Eu
c Verhältnis der gernilleiten Dehnung zur Dehnung im Riß
II
wenn man bedenkt, daß die Verträglichkeit der
i) )i Verformungen eine im Mittel gleiche Verlänge-
rung des Stabes in jeder Höhe erfordert. Dies be-
a Rißbild bei hohen Bauteilen
deutet, daß - unter Vernachlässigung der elasti-
schen Betonverformungen - die Breite eines
Primärrisses in der Bauteilmitte der Summe der
Breite aller zwischen den Primärrissen gelegenen
Sekundärrisse am Bauteilrand entsprechen muß.
b Modellvorstellung zur Ausbreitung der
verbundinduzierten Spannungen 3.3.6
Statisch bestimmte Balken
Abb. 3.3-22 Mitwirkende Zugzone
3.3.6.1
Beobachtungen im Versuch
wert ersetzt, dessen Höhe als mitwirkende Höhe
heff bezeichnet wird; die zugehörige Fläche ist Das Verhalten auf Querschnittsebene sowie sta-
dann Act,eff· Die für den Zugstab abgeleiteten Be- tisch bestimmter Konstruktionen wird anhand
ziehungen sind innerhalb der mitwirkenden Flä- eines Einfeldträgers erläutert (Abb. 3.3-23). Die
che näherungsweise wieder gültig. In der Brei- Bewehrung besteht aus einer Biegezugbeweh-
tenrichtung des Bauteils erfolgt die Spannungs- rung mit dem Querschnitt A 51 sowie umlaufen-
ausbreitung in ähnlicher Weise. Ist die Beweh- den, geschlossenen und im Abstand s verlegten
rung über die Breite gleichmäßig verteilt, so Bügeln der Querschnittsfläche Asw (Summe aus
kann angenommen werden, daß die volle Breite beiden Schenkeln). Sie entspricht damit der heu-
des Querschnitts mitwirkt. Bei Plattenbalken mit te üblichen Konstruktionspraxis. Die Belastung
gezogenem Gurt und einer im Bereich des Steg- wird durch zwei Einzellasten in den Drittels-
es konzentrierten Bewehrung ist dagegen die punkten aufgebracht, es entsteht ein querkraft-
Spannungsausbreitung entsprechend zu be- freier Bereich mit konstantem Moment im mitt-
rücksichtigen. leren Drittel sowie zwei Bereiche mit konstanter
Die Ermittlung der mitwirkenden Höhe bzw. Querkraft und linear veränderlichem Moment.
Breite kann unter Annahme eines Ausbreitungs- Wird eine Belastung aufgebracht und gestei-
winkels von ca. 45° in Abhängigkeit vom Rißab- gert, so bleibt das Bauteil zunächst ungerissen.
stand erfolgen [Fischer 1992]: Die ersten Risse entstehen i. d. R. im Bereich des
maximalen Moments. Die Verformungen neh-
d
heff = I +Z.
Sr (3.3.29) men nun bei steigender Belastung überpropor-
tional zu (Abb. 3.3-24). Bei Steigerung der Bela-
Meist verzichtet man aber auf eine "genaue" Er- stung schreitet die Rißbildung in Richtung der
mittlung und setzt unabhängig von Sr einen kon- Auflager fort. Ist das Bauteil auf ganzer Länge ge-
stanten Wert für hefffest, i.allg. ein Vielfaches des rissen, so ändert sich das Rißbild nur noch ge-
Abstands des Bewehrungsschwerpunktes von ringfügig.
der Bauteiloberfläche d1: Das Rißbild zeigt starke Unregelmäßigkeit, da
es von zufälligen lokalen Schwankungen der Be-
heff = (2 ... 2,5)d, . (3.3.30)
tonzugfestigkeit abhängt. Eine Vorhersage des
Andere Ansätze verwenden ein Vielfaches von 0, Rißverlaufs ist daher nicht möglich. Jedoch las-
was in baupraktischen Fällen i. allg. auf ähnliche sen sich einige Gesetzmäßigkeiten beobachten:
Massivbau 3-147
,.. t'
lll l lilllll
Schnitt A- A
' .. A
,_" )I I \ \~""""'
I /////I I I 6tlll
c Bruch der Biegezugbewehrung
f
/r/////1 I 6 I I
Betonversagen im Steg
),1\\~~
' ~--
/
I
Der Index S (von eng!. stress) bezeichnet aus den Abb. 3.3-25 Ideelle Quersdlnittswerte eines Re<hteck-
Einwirkungen resultierende Schnittgrößen, der querschnines
Index R (von eng!. resistance) den Widerstand
Massivbau 3-149
nungen entstehen, verhalten sich bewehrte Bau- Nm M cr werden als " Rißschnittgrößen" bezeich-
teile auch im ungerissenen Zustand etwas stei- net.
fer als unbewehrte. Dies kann durch ideelle Quer-
schnittswerte (Index i) erfaßt werden. Bei der Er- Reiner Zustand II
mittlung von A;, I;, W; werden die Bewehrungs-
flächen im Verhältnis der E-Moduln a =Es!E, ge- Mit dem Überschreiten der Zugfestigkeit fallen
wichtet (Abb. 3.3-25}. Der Schwerpunkt des die Betonzugspannungen in den gerissenen Be-
ideellen Querschnittes M; fällt bei unsymme- reichen auf Null ab. Zur Erfüllung der Gleichge-
trischer Bewehrung nicht mit dem des Beton- wichtsbedingung stehen nun im wesentlichen
querschnitts M zusammen. Gleichung (3.3.34} Betondruckspannungen und Stahlzugspannun-
gilt daher streng genommen nur, wenn als Be- gen zur Verfügung; der an der Lastabtragung be-
zugsachse für die Wirkung der Normalkraft M; teiligte Querschnitt reduziert sich auf Druckzo-
gewählt wird. ne und Bewehrung (Abb. 3.3-26). Die Spannun-
Allerdings ist der Unterschied zwischen den gen in der Bewehrung und im Beton am ge-
ideellen Werten und denen des reinen Beton- drückten Querschnittsrand nehmen stark zu.
querschnitts und damit die Wirkung der Be- Die Aktivierung der Bewehrung erfolgt also erst
wehrung im Zustand I i.allg. vernachlässigbar. mit der Rißbildung, die damit ein fundamenta-
Dies ist offensichtlich, da die Dehnung des Stahls ler Bestandteil der Stahlbetonbauweise ist.
hier die Zugbruchdehnung des Betons von ca. Der zu einer Beanspruchung gehörende Deh-
0,1 o/oo nicht übersteigen kann und sich somit nungszustand muß i.allg. iterativ ermittelt wer-
Stahlspannungen von maximal as=Es!E,-fct"" den. Dies kann in der Handrechnung durch eine
20MPa ergeben, also nur ein Bruchteil der Fließ- Variation der Dehnungen Es!> Ecz geschehen.
spannung. Hierfür werden die Betondruck-und Zugspan-
Die Grenze des ungerissenen Bereichs ergibt nungen zu Resultierenden F0 Fs 1 zusammenge-
sich durch das Erreichen der Zugfestigkeit am faßt. Die Gleichgewichtsbedingung vereinfacht
Querschnittsrand. Allerdings dürfen hierbei sich dann zu
nicht nur die aus den Schnittgrößen resultieren-
Ms = -F,(Zso-a)+Fsi(Zsu-dl),
den Spannungen betrachtet werden, da diese im-
Ns =F, +Fsl· (3.3.36}
mer von Eigenspannungszuständen infolge un-
gleichmäßigen Schwindens usw. überlagert wer- Wählt man als Bezugspunkt für das Momenten-
den. Die Größe der entstehenden Eigenspan- gleichgewicht die Achse der Zugbewehrung, so
nungen ist von den Abmessungen des Bauteils, ergibt sich stattdessen mit dem inneren Hebel-
den Erhärtungsbedingungen usw. abhängig und armz
kaum quantifizierbar; sie werden daher meist
durch eine Minderung der Zugfestigkeit (Mate-
Ms - Nszsl = -F, z, Ns= F, + Fs1 (3.3.37}
rialeigenschaft) zur nutzbaren Zugfestigkeit im oder
Bauwerk (Bauteileigenschaft) berücksichtigt:
Fsl -- Ms -Nszsl +
N
S· (3.3.38)
N M z
a c,max = _f!.. + ___f!_
A· w. =Jct,eff·
f (3.3.35}
I I
Widerstand Einwirkung
I
I
I
I
I
I
~---I d h
I
I
Fließmoment
reiner Zustand II
Massivbau 3-151
zwischen kann dann näherungsweise linear in- gen gegen Null gehen, werden in den Bereichen
terpoliert werden. zwischen den Rissen durch den Verbund der Be-
Mit dem Aufreißen des Querschnitts wandert wehrung und die Ausstrahlung der in der Druck-
die Spannungsnullinie in Richtung des gedrück- zone wirksamen Spannungen Zugspannungen
ten Querschnittsrandes. So entsteht auch unter in den Beton eingeleitet. Das Verhalten eines ge-
reiner Biegung eine Längsdehnung in der Schwer- rissenen Stahlbetonbalkens unter Biegung wird
achse des Querschnitts. Die aus der elastischen also durch ein komplexes, nichtlineares Schei-
Stabstatik bekannte Entkopplung von Normal- benproblem beschrieben. Ein solches im Rah-
kraft und Moment bzw. Krümmung und Längs- men der Bemessung zu lösen, übersteigt den ver-
dehnung geht verloren. tretbaren Aufwand jedoch erheblich. Daher ist es
Nach dem Erreichen der Fließgrenze in der sinnvoll, die Gültigkeit der bisher getroffenen
Bewehrung ist eine Steigerung des Moments Annahmen in ggf. modifizierter Form für die Be-
durch die Verfestigung der Bewehrung möglich. rechnung zu prüfen.
Zudem nimmt der innereHebelarmzweiter zu,
da bei Vergrößerung der Krümmung die Höhe Kinematik. Den prinzipiellen Verlauf der Span-
der Betondruckzone ab- und die Randstauchung nungen zwischen den Rissen eines Biegebauteils
des Betons zunimmt. Das Versagen tritt ein, zeigt Abb. 3.3-28. Es ist offensichtlich, daß ebene
wenn die Krümmung so weit angewachsen ist, Dehnungsverteilungen die Wirklichkeit an ein-
daß entweder die Bewehrung ihre Bruchdeh- zelnen Stellen kaum wiedergeben können. Be-
nung erreicht hat (Zugversagen), was nur bei trachtet man allerdings einen längeren Ab-
sehr geringen Bewehrungsgraden der Fall ist, schnitt eines Biegebauteils mit (näherungswei-
oder die Druckzone infolge der Reduzierung ih- se) konstanter Momentenbeanspruchung, so er-
rer Höhe nicht mehr in der Lage ist, der Stahl- zwingt die Kompatibilität im Mittel über die Ris-
zugkraft das Gleichgewicht zu halten (Druck- se hinweg trotzdem ein Ebenbleiben der
versagen). Querschnitte.
Die in Abb. 3.3-27 dargestellten Beziehungen Bei der Betrachtung mittlerer Verzerrungszu-
gelten für die Erstbelastung. Da bei einer Entla- stände erscheint die Anwendung der Bernoulli-
stung die Risse nicht vollständig geschlossen schen Hypothese daher vertretbar. Sie beschreibt
werden und irreversible Dehnungsanteile in Be- das Verhalten des gerissenen Betons umso bes-
ton und Bewehrung verbleiben, geht die Krüm- ser, je kleiner die Rißabstände im Bauteil sind.
mung auch bei vollständiger Entlastung nicht Für den theoretischen Fall verschwindender
auf Null zurück. Bei Wiederbelastung folgt die Rißabstände gilt sie streng, für Stahlbetonbau-
Kurve der Entlastungslinie bis zur Einmündung teile mit im Verbund liegender Bewehrung in
in die Erstbelastungskurve. Die aus einer Bean- hinreichend guter Näherung, solange sicherge-
spruchung resultierende Verformung ist daher stellt ist, daß die Rißabstände ausreichend klein
nicht eindeutig, sondern pfadabhängig, d.h. ab- bleiben. Hierfür ist eine Mindestbewehrung er-
hängig von den vorher durchlaufenen Bean- forderlich, die in der Lage sein muß, die Riß-
spruchungen. schnittgrößen des Querschnitts aufzunehmen.
Dies wird in den normativen Mindestanforde-
Mittleres Verhalten im Zustand II rungen an die bauliche Durchbildung geregelt.
cr~-~~-l)
der Streuungen der Materialeigenschaften zwar
gut wiedergeben, die zugehörigen Krümmungen
die Steifigkeit des Bauteils jedoch z. T. erheblich M L ... ------=-:.::::---, ) M
unterschätzen. Die Gründe hierfür sind offen-
sichtlich: Bisher wurden gleichförmige Span-
7-
Zugspannungen
nungen entlang der Balkenachse vorausgesetzt;
das beobachtete Rißbild zeigt dagegen erwar- Abb. 3.3-28 Verlauf der Betonspannungen zwischen
tungsgemäß Risse in endlichen Abständen. zwei Rissen (qualitativ}
Während in den Rissen die Betonzugspannun-
td-: :'L
wehrungsgraden ist sie relativ gering. Zwar er-
reicht hier die Bewehrung im Riß ihre Bruch-
n ~P
w 0:
dehnung, wegen des bei geringen Bewehrungs-
graden sehr stark ausgeprägten Tension-stiffe-
ning-Effekts wird die mittlere Stahldehnung und
damit die mittlere Krümmung im Vergleich zum
h,ff Oan t,
Rißquerschnitt jedoch stark reduziert. Mit zu-
a mittlere Betonzugspannung
nehmendem Bewehrungsgrad nimmt das Ver-
hältnis E5m/E5z zu, bis Km bei((!"" 0,4% ... 0,6% sein
Maximum erreicht. Dieser Punkt markiert den
Übergang vom Zugversagen zum Druckversa-
gen.
Bei hohen Bewehrungsgraden tritt Versagen
b mittlere Sta hldeh nu ng in der Druckzone auf, bevor die Bewehrung im
Riß ihre Bruchdehnung erreicht. Die Bruch-
krümmung nimmt entsprechend der im Ver-
Abb. 3.3-29 Möglichkeiten zur Berücksichtigung der
Mitwirkung des Betons zwischen den Rissen gleich zur Bewehrung geringen Duktilität des
Betons mit steigendem Bewehrungsgrad ab. Bei
Massivbau 3-153
M
b · dl · f,
N
~
Q [%]
b . d . f,
~}
1
~
0,01 K·d 0,01 K·d
a Einfluß des Bewehrungsgrades b Einfluß einer Normalkraft
Schnittsintegration liefert die Grenzkurve aller Damit läßt sich die Gleichgewichtsbedingung in
aufnehmbaren Schnittgrößenkombinationen die folgende dimensionslose Form bringen:
Nsd, Msd, die sich in Form eines Interaktions- Msds = -FcdZ = cxRfcdbx(d-kax),
diagramms dargestellt läßt (Abb. 3.3-31). Der M (3.3.47)
unbewehrte Querschnitt kann demnach nur Bie- Jlsd =~=cxR;(!-k ;).
s bd2 fcd a
gemomente aufnehmen, wenn gleichzeitig
Drucknormalkräfte wirken, d.h. die um die Ex- Hierin sind Es!>Ec2 unbekannt. Da aber im GZT
zentrizität e=MsdiNsd verschobene Normal- definitionsgemäß entweder E5 1=Esu oder Ec2=Ec2u
kraft innerhalb des Querschnitts angreift. Für gilt, enthält GI. (3.3.47) nur noch eine Unbe-
den einseitig bewehrten Querschnitt ist die Kur- kannte.
ve unsymmetrisch. Eine begrenzte Aufnahme Im Momentengleichgewicht taucht die Kraft
von Zugnormalkräften ist nur bei gleichzeitiger Fs!d nicht auf; sie kann nach der Ermittlung von
Wirkung von Biegemomenten möglich. Fcd aus dem Gleichgewicht der Normalkräfte
Für symmetrische Bewehrung ist die Kurve Nsd=Fcd+Fs!d bestimmt werden. Die Beweh-
symmetrisch zur Achse Msd= 0. Das maximale rungsmenge ergibt sich dann zu
Moment ergibt sich bei einer Normalkraft von
Nsd""-0,4/cd Ac. Für größere Druckkräfte wird Asl = Fs!d = - Fcd + N Sd
die Fließgrenze der Bewehrung nicht mehr er- 0 sl 0 sl
(3.3.48)
reicht.
In der Regel sind im Grenzzustand der Trag-
fähigkeit nicht die bei gegebener Bewehrung
aufnehmbaren Schnittgrößen gesucht, sondern mit
die zur Aufnahme gegebener Schnittgrößen er- w= - Fcd =Jlsds, l;=~ . (3.3.49)
forderliche Bewehrung. Im Unterschied zum bdfcd S d
Vorgehen im Stahl- und Holzbau liegen die äu- Die Bewehrung erreicht dabei i.allg. die Fließ-
ßeren Querschnittsabmessungen i.allg. bereits grenze (Os!~ /yd).
fest. Die Anpassung an die wirkende Beanspru- Wegeri der dimensionslosen Darstellung gilt
chung erfolgt allein durch die Wahl der Beweh- die für eine bezogene Beanspruchung Jlsds ge-
rung. Dabei liegt es aus wirtschaftlichen Grün- wonnene Lösung für Rechteckquerschnitte mit
den nahe, die Tragfähigkeit des Querschnitts voll beliebigen Abmessungen und Betonfestigkeiten,
auszuschöpfen und A 5 so zu bestimmen, daß sofern die Funktionen CXR, ka sich nicht ändern.
(Msib Nsd)=(MRib NRd) erfüllt ist. Unter dieser Dies ist bei normalfesten Betonen der Fall, wes-
Bedingung ist die Bemessungsaufgabe zwar ein- halb hier die Lösung der Bemessungsaufgabe in
deutig lösbar, erfordert jedoch meist ein iterati- Diagrammform einzig für den Eingangspara-
ves Vorgehen. meter Jlsds dargestelltwerden kann (Abb. 3.3-32).
Massivbau 3-155
Bei statisch unbestimmten Systemen können
weitere Begrenzungen für den Dehnungszu-
stand nötig werden.
In einem weiten Bereich von Jlsds erreicht die
Randstauchung des Betons den Grenzwert von
Ec2u. Für diese Fälle ist es möglich, die Span-
nungsverteilung nach dem Parabel-Rechteck-
Diagramm durch einen Spannungsblock mit ei-
ner konstanten Spannung ac= fcd zu ersetzen. Be-
grenzt man den Wirkungsbereich auf 0,8x, so
stimmt seine Resultierende bei rechteckigen
Druckzonen nach Lage und Größe mit der des
PRD überein. Die Bestimmungsgleichung für die
Nullinienlage vereinfacht sich dann zu einer
quadratischen Gleichung
-Fcd z =fcd 0,8 x b(d- 0,4x) = Msds (3.3.51)
mit der Lösung
Abb. 3.3·32 Allgemeines Bemessungsdiagramm für
normalfesten Beton
(3.3.52)
Bei hochfesten Betonen ist eine Darstellung un- Obwohl sie streng genommen nur für den Be-
abhängig von der Betonfestigkeit wegen der sich reich des Betonversagens gilt, ist sie auch für Be-
ändernden Form des PRD nicht mehr möglich; anspruchungen mit Stahlversagen eine sehr gute
hier sind für jede Festigkeitsklasse eigene Be- Näherung, da in diesem Fall die bezogene Druck-
messungshilfsmittel erforderlich [Zilch/Rogge zonenhöhe ~ klein ist und sich ein Fehler bei der
2000]. Völligkeit der Druckspannungen nur geringfü-
Für den Fall des Betonversagens kann es sinn- gig auf den inneren Hebelarm z auswirkt. We-
voll sein, die Druckzone mit einer Druckbeweh- sentliche Vorteile ergeben sich aus der Anwen-
rung As2 zu verstärken. Dies gilt insbesondere dung des Spannungsblocks aber erst bei kom-
dann, wenn für den aus Gl. (3.3.47) resultieren- plizierteren Querschnittsformen, z.B. bei Bie-
den Dehnungszustand die Fließgrenze der Be- gung um zwei Achsen. Hier kann die Druckzone
wehrung nicht erreicht wird, da in diesem Fall auch bei Rechteckquerschnitten komplexe For-
- die im Vergleich zum Beton teure Bewehrung men annehmen, was die Ermittlung der Resul-
nicht optimal ausgenutzt wird (die Summe aus tierenden Fcd bei Anwendung des PRD erschwert.
Druckbewehrung und Zugbewehrung ist klei-
ner als die erforderliche Zugbewehrung bei Nachweise im GZG
Verzicht auf die Druckbewehrung) und
- das Versagen ohne vorheriges Fließen der Be- Wegen der Begrenzung der Spannungen im Be-
wehrung, d.h. ohne Ankündigung des Versa- ton aufWerte weit unterhalb der Festigkeit kann
gens durch Bildung breiter Risse, erfolgt. CJc=Ec· Ec gesetzt werden. Hierfür können ge-
schlossene Lösungen für die Spannungsvertei-
Für diesen Fall erweitert sich Gl. (3.3.47) um lung im Zustand II abgeleitet werden. Für ein li-
den Momentenanteil der Druckbewehrung neares Stoffgesetz und eine ebene Dehnungs-
Fs2d(d- d2) und ist mit den zwei Unbekannten Es! verteilung ist die Spannungsverteilung drei-
und As2 ohne Einführung einer Zusatzbedin- ecksförmig und z=d-x/3. Die Randspannung
gung nicht mehr eindeutig lösbar. Fordert man infolge des auf die Stahlachse bezogenen Mo-
lediglich das Erreichen der Fließgrenze in der ments Ms ergibt sich für Querschnitte ohne
Zugbewehrung, so liegt mit EsJ =/ydl Es der Deh- Druckbewehrung zu
nungszustand vollständig fest; aus diesem folgt
der Traganteil des Betons fcd z und somit
2F" 2Ms 2Ms
0 c2 =h=- zbx =-bx(d-x/3) (3.3.53)
F _ Msds·IF"dlz
s2d- d-d2 . (3.3.50)
_1_(-I+
1-s/3
2w{l-s)) = '1·
s2
(3.3.56)
ständigen Betondruckspannungen auf 0,45 fck·
Diese Forderung ist mitunter sehr restriktiv, da
die Auswirkung der nichtlinearen Kriechverfor-
Für den allgemeinen Fall erhält man durch ein- mungen auf das Bauteilverhalten von der Art der
faches Umformen eine kubische Bestimmungs- Beanspruchung und der Querschnittsgeometrie
gleichung für 1;, die analytisch oder numerisch abhängen.
gelöst werden kann. Für die praktische Anwen- Unter reiner Biegung führt das erhöhte Krie-
dung findet sich eine Darstellung der Lösung in chen bei gedrungenen Querschnitten zu einer
Diagrammform z.B. in [Grasser u.a. 1996]. Umlagerung der Druckspannungen von den
Für den häufigen Fall der reinen Biegung oh- stärker beanspruchten Randbereichen in das
ne Normalkraft vereinfacht sich GI. {3.3.56) zu Bauteilinnere und somit zu einer Abnahme der
einer quadratischen Gleichung mit der Lösung Randspannungen (vgl. 3.3.10.2). Die Auswir-
kungen auf die Querschnittssteifigkeit bleiben
{3.3.57) dann gering [Zilch/Fritsche 1999], weshalb die
Beschränkung bei solchen Bauteilen weniger
Die effektive Biegesteifigkeit (reiner Zustand II) streng gehandhabt werden kann. Bei im wesent-
ergibt sich zu liehen zentrisch gedrückten Bauteilen oder Bau-
teilen mit ausgeprägten Druckgurten ist diese
{3.3.58) Umlagerung dagegen nicht möglich.
Bei Spannungen über 0,6 fck ist mit der Bil-
Häufig wird der innere Hebelarm im GZG aus dung von Makrorissen parallel zur Hauptdruck-
der Bemessung im GZT übernommen oder pau- Spannungsrichtung zu rechnen, die zu einer Re-
schal mit z"' (0,8 ... 0,9) d abgeschätzt. Dies ist bei duktion des Korrosionsschutzes der in den be-
Stahlbetonbauteilen ni.it üblichen Bewehrungs- troffenen Bereichen liegenden Bewehrung führt.
graden zur Ermittlung der Stahlspannungen ge- Für Bauteile unter aggressiven Umweltbedin-
rechtfertigt, erlaubt jedoch keine Ermittlung der gungen ist daher nach DIN 1045 Teil! eine Be-
Betonspannungen, da x nicht bekannt ist. grenzung der seltenen Betonspannungen auf
0,6 fck erforderlich, sofern der verminderte Kor-
Begrenzung der Stahlspannungen. Die Beton- rosionsschutznicht durch eine erhöhte Beton-
stahlspannungen sind im GZG so zu begrenzen, deckung ausgeglichen wird. Alternativ zur Span-
daß keine plastischen Verformungen entstehen. nungsbegrenzung kann die Öffnung der Längs-
Da die Plastifizierung irreversibel ist (die plasti- risse durch eine (senkrecht zum Riß verlaufen-
sehe Dehnung bleibt auch nach einer Entla- de) Umschnürungsbewehrung verhindert wer-
stung), ist dies eine Grundvoraussetzung für ei- den. Wegen der ab ca. 0,4 /ck abnehmenden Stei-
ne Beschränkung der Rißbreite. Nach DIN 1045 figkeit des Betons liegt eine Spannungsermitt-
Teil! ist daher nachzuweisen, daß unter der sel- lung unter Annahme linearen Verhaltens für die
tenen Einwirkungskombination o 8 <0,8 /yk ist. Betonspannungen auf der sicheren Seite. Wirk-
Bei statisch bestimmten Bauteilen wird dies lichkeitsnahe Oe-Er-Beziehungen liefern günsti-
i.allg. nicht maßgebend. gere Ergebnisse.
Massivbau 3-157
Eine Begrenzung der Betonzugspannungen ist ansprechenden Erscheinungsbildes nach
für Stahlbetonbauteile in DIN 1045 Teil 1 nor- DIN 1045 Teil 1 eine Breite Wk :::; 0,4 mm ange-
mativ nicht geregelt; sie kann bei Bauteilen mit strebt werden. Auch wenn solche Risse mit dem
strengen Anforderungen an die Verformungen bloßen Auge i. allg. kaum wahrnehmbar sind,
zur Begrenzung der Rißbildung jedoch sinnvoll kommt es durch Schmutzablagerungen an den
sein. Grenzwerte sollten unter Berücksichtigung Rißufern zu einem Nachzeichnen und Hervor-
der Dauerzugfestigkeit fallspezifisch festgelegt heben der Risse.
werden. Da eine Rißbildung aufgrund von Ei- Oft vergessen wird die Tatsache, daß viele der
genspannungen aber kaum sicher ausgeschlos- üblichen Nachweise und empirischen Beziehun-
sen werden kann, sollte sie nicht als Ersatz für ei- gen im Grenzzustand der Tragfähigkeit implizit
ne Begrenzung der Rißbreite angesehen werden. eine Beschränkung der Rißbreite voraussetzen,
v.a. zur Übertragung von Schubspannungen
Begrenzung der Rißbreite. Die Rißbildung in über Risse. Auch wenn eine Rißbreitenbeschrän-
nicht vorgespannten Stahlbetonbauteilen ist Be- kung im Grenzzustand der Gebrauchstauglich-
standteil der Bauweise und i.allg. kaum zu ver- keit die Tragfahigkeit nicht direkt erfaßt, kann
meiden. Die Breite der Risse muß jedoch aus ver- sie doch zum Erreichen des angenommenen
schiedenen Gründen begrenzt werden (vgl. Tragmechanismus beitragen.
DBV-Merkblatt "Begrenzung der Rißbildung"): Die Begrenzung der Rißbreite kann auf die in
Zur Sicherstellung des Korrosionsschutzes der 3.3.5.2 geschilderten Grundlagen zurückgeführt
Bewehrung und damit der Dauerhaftigkeit sind werden, wenn anstelle des Balkens ein Zugstab
die Rißbreiten bei Stahlbetonbauteilen auf 0,3 betrachtet wird, dessen Höhe gleich der effekti-
mm zu beschränken (vgl. 3.3.1.1). Da dies dem ven Höhe nach Abb. 3.3-22 ist. Der für den Nach-
langfristigen Erhalt der Tragfahigkeit dient, sind weis maßgebende obere Fraktilwert der Rißbrei-
diese Grenzwerte verbindlich. Die Karbonatisie- te ergibt sich nach DIN 1045 Teil1 für den ma-
rung der Rißufer ist ein langfristiger Prozeß, eine ximal möglichen Rißabstand Sr,max = 2lt unter
kurzzeitige Überschreitung der zulässigen Riß- Verwendung charakteristischer Werte der Ver-
breiten erscheint daher unbedenklich, sofern bundspannung.
sich die Risse bei Rückgang der Belastung weit- Die Vorhersagegenauigkeit der Rißbreitenbe-
gehend wieder schließen. Die Nachweise der Riß- rechnung ist wegen der stark streuenden Ein-
breitebegrenzungkönnen daher unter der qua- gangsgrößen und der vereinfachten Modelle re-
si-ständigen Lastkombination mit dem zeitli- lativ gering. Die berechnete Rißbreite sollte da-
chen Mittelwert der Rißbreite geführt werden, her nicht als Prognose der im Bauwerk wirklich
wenn gleichzeitig eine Begrenzung der Stahl- zu erwartenden Rißbreite verstanden werden,
spannung unter der seltenen Kombination si- sondern eher als Rechengröße zur Ableitung ob-
chergestellt wird. jektiver Konstruktionsregeln.
Werden z. B. besondere Anforderungen an die Die wesentlichen Einflußfaktoren für Wk sind
Wasserdichtigkeit des Bauwerks gestellt (z.B. Stabdurchmesser 0 5 und Bewehrungsgrad Qeff
weiße Wannen), so ist eine relativ strenge Be- im Wirkungsbereich der Bewehrung. Löst man
schränkung der Rißbreite erforderlich. Dabei ist Wk nach dem Stabdurchmesser auf, so ergibt sich
zu unterscheiden zwischen durchlaufenden der bei gegebener Bewehrungsmenge zulässige
Trennrissen (wk:s;0,1 ... 0,15 mm) und Biegeris- Stabdurchmesser zu (Abb. 3.3-33)
sen, bei denen die Dichtigkeit durch die unge-
rissene Druckzone sichergestellt werden kann. _ 3,6wk '!ef!Es
(3.3.59)
Hinweise enthält das DBV-Merkblatt "Wasser- 05- ( 1 ).
undurchlässige Baukörper aus Beton". Da es sich 0 srßtfct --+ EEs
'!eff c
hierbei i. d. R. um reine Gebrauchsnachweise
handelt kann die zulässige Rißbreite im Einzel- Hieraus lassen sich vereinfachte Verfahren zur
fallaufgrund der spezifischen Umstände zwi- Begrenzung der Rißbreite durch eine Begren-
schen dem Tragwerkplaner und dem Bauherrn zung des Stabdurchmessers ableiten, indem
festgelegt werden. zunächst unabhängig von Qeffder kleinste zu ei-
Gleiches gilt für die Beschränkung der Riß- ner Stahlspannung a5 gehörende Stabdurchmes-
breite aus ästhetischen Gründen. Da Risse trotz ser 0 5 als Grenzwert angesetzt wird. Entspre-
ihrer Unvermeidlichkeit subjektiv als Mangel chende Tabellen enthält DIN 1045 Teill. Da die
empfunden werden, sollte zur Wahrung eines Vernachlässigung von QeJJU. U. sehr konservativ
Massivbau 3-159
Li.P
F,--t
s, sinw "rl----,-,--,....----"~
b Gleichgewicht am Betonzahn
der Bewehrung in Wirklichkeit nicht auftreten Bei Bauteilen mit üblichen Schubbewehrungs-
kann. Aus der Verdübelung entsteht somit ein graden kann die Wirkung der Verdübelung ver-
Widerstand gegen die Rißöffnung. nachlässigt werden. Die Änderung der Biege-
- Bei Öffnung der Risse entsteht gleichzeitig ei- zugkraft auf der Länge s, folgt aus der Momen-
ne gegenseitige Parallelverschiebung der Riß- tenänderung und ist damit proportional zur
ufer. Diese wird jedoch durch die Verzahnung Querkraft (z"" konst):
der Rißufer behindert; es entstehen Schub-
und (Druck-) Normalspannungen im Riß. llF, =11M= Vs,. (3.3.61)
- Die freie Verdrehung der Zähne gegen die z z
Druckzone kann sich nicht einstellen, da bei- Die Bügelkraft ergibt sich aus den Bügelspan-
de biegesteif verbunden sind. nungen und der im Bereich eines Betonzahns
liegenden Bügelmenge (Aswl s) · s., Damit folgt
Somit stehen auch im gerissenen Beton Mecha-
nismen zur Querkraftübertragung zur Verfü- V=osw A,w zcotß+(Tcr-locricotß)bz
s
gung (Abb. 3.3-34b). Die Vertikalanteile der
= vw + vc. (3.3.62)
Tragmechanismen Rißverzahnung, Dübelwir-
kung, Schubübertragung in der Druckzone und Es verbleibt also ein Anteil der Schubbewehrung
der Bügelkraft müssen der angreifenden Quer- und der Rißverzahnung. Für den allgemeinen
kraft das Gleichgewicht halten. Aus dem Momen- Fall einer mit dem Winkel a gegen die Balken-
tengleichgewicht an einem von der Druckzone achse geneigten Bügelbewehrung ergibt sich der
abgetrennten Betonzahn folgt (bei Vernachlässi- Traganteil der Bewehrung durch eine analoge
gung der Einspannung in die Druckzone): Betrachtung bei unverändertem Vc zu
llF,(d-x) =Fw(d- x)cotß+ VDosr
Vw=Osw A,w z(cotß+cota)sina. (3.3.63)
(d-x) . (d-x) s
+Tcr-.-bs,smß-iocrl-.-bs,cosß.
smß smß Die Ermittlung der Spannungen in den Bügeln
(3.3.60) und aus der Rißverzahnung erfordert zusätzlich
;'=::;:-1
vergrößert. Da die Steifigkeit der Druckzone
i.allg. wesentlich größer ist als die der Zugbe-
wehrung, resultiert daraus eine zusätzliche Krüm-
mung des Bauteils. Diese wird i.d.R. jedoch ver-
VR ~ nachlässigt.
--- F, F, --- "--- - - . . . J Die Ermittlung der aus V resultierenden Schub-
b Schnitt senkrecht zur Bauteilachse verzerrung des Balkens im gerissenen Zustand
ist aufgrund des komplexen Tragverhaltens
Abb. 3.3·35 Beschreibung der Querkrafttragverhaltens schwierig. Sie kann anhand der Dehnungen von
mit Stabwerken Beton und Bügelbewehrung unter Verwendung
der Kinematik des Stabwerkmodells qualitativ
Massivbau 3-161
abgeschätzt werden, wobei allerdings der durch
die Rißuferverschiebung auftretende Verfor-
mungsanteil vernachlässigt wird. Der Abfall der
Schubsteifigkeit im Vergleich zum Zustand I ist _ Plastizitätskreis
--,!....
von der Bügelmenge abhängig und wegen der ... ... f
erforderlichen Spannungsumlagerungen zur ' f
Aktivierung der Tragmechanismen i.allg. größer cot 8=7/4 '
als der Abfall der Biegesteifigkeit.
Massivbau 3-163
b ungünstige Wirkung
3.3.6.4
Torsion
Massivbau 3-165
Mittelfläche
ac
vollplastisch [ ]
real Ll]
chung der Druckstrebe a,. Zusätzlich ist jedoch Profilierte Querschnitte. Diese können durch ei-
die Umlenkung der Druckstrebenkräfte in den ne Zerlegung in Rechteckquerschnitte erfaßt
Eckpunkten des Querschnitts zu berücksichti- werden, auf die das angreifende Torsionsmo-
gen, die nur für die innerhalb der Bügel gelege- ment zur Berücksichtigung der Verträglichkeit
nen Teile der Strebe durch die Abstützung aufBü- entsprechend der Steifigkeit des jeweiligen Teil-
geln und Längsbewehrung (die daher zumindest querschnitts verteilt wird. Meist ist eine Ab-
teilweise in den Ecken anzuordnen ist) erfolgen schätzung mit der Steifigkeit nach Zustand I aus-
kann, für die außerhalb gelegenen dagegen durch reichend genau, man erhält also mit Ir,i='lX~ Yi
Betonzugspannungen. Dies begrenzt t zusätzlich für den Teilquerschnitt i näherungsweise die Be-
nach unten. Nach DIN 1045 Teill wird die Wand- anspruchung
dicke t daher so festgelegt, daß die Längsbeweh- x~y-
rung in der Schwerlinie der Wand liegt. Tsd,i = Tsd ~· (3.3.88)
L.jXjYj
Druckstrebenfestigkeit. Wegen der aus der Ver- wobei Xi, Yi die Seitenlängen der Teilquerschnit-
formung der Oberflächen zum hyperbolischen te sind (xi :o; Yi).
Paraboloid resultierenden Biegebeanspruchung
wird die im Modell des ideellen, dünnwandigen Interaktion Torsion - Querkraft. Unter kombi-
Hohlkastens angenommene, über die Wanddik- nierter Beanspruchung aus Querkraft und Tor-
ke konstante Spannungsverteilung in den Druck- sion ist der Schubfluß je Steg des gedachten Hohl-
streben bei begrenzter Duktilität i. allg. nicht er- kastens Tsd ± Vsd , woraus sich die erforderli-
reicht (Abb. 3.3-40). Bei Beibehaltung des Mo- 2Ak 2
dells ist daher ein zusätzlicher Wirksamkeits- ehe Bügelbewehrung ergibt. Prinzipiell kann die
faktor einzuführen, der auch die ungünstigen Bewehrung für Torsion und Querkraft auch ge-
Einflüsse der Umlenkung in den Querschnitts- trennt ermittelt und nachträglich addiert wer-
ecken berücksichtigen muß. den, was allerdings voraussetzt, daß in beiden
Nach DIN 1045 Teill wird die Druckstreben- Fällen die Neigung der Druckstrebe gleich an-
festigkeit zur Berücksichtigung der genannten gesetzt wird. Bei der Addition der Bügelmengen
Effekte mit einem abgeminderten Faktor ist zu berücksichtigen, daß die Bewehrungs-
ac,red=0,7 a, reduziert. Ausgenommen hiervon menge für Querkraft für den Gesamtquerschnitt
sind echte Hohlkästen, da bei den in diesem Fall ermittelt wird, die für Torsion jedoch für eine
i.d.R. geringen Wanddicken der Einfluß der Bie- Hohlkastenwand. Daher wirken für die Abtra-
gebeanspruchung gering bleibt und durch die gung der Querkraft beide Bügelschenkel, für die
meist auf beiden Seiten der Wand vorhandenen der Torsion jedoch nur einer, so daß gilt
Bügel eine Umschnürung der Eckbereiche er-
reicht wird.
g
+ I -
----1 ----
Sd
+
~
I[
~---1
- - -1
1 : ]I = I
I
---- ----
A
sw,tot = A sw,V + 2 A sw,T . (3.3.89)
s s s
A,.=I'\Asu
Für den Nachweis der Druckstreben ist bei Voll-
::::;t:t
querschnitten die Betrachtung nur der Hohlka-
stenwände sehr konservativ, da die im Inneren des ZI Asu A..,Js
fiktiven Hohlkastens gelegenen Bereiche an der TSd
Abtragung der Querkraft beteiligt sind. Daher ist ~
es prinzipiell zulässig, die Betondruckspannun-
gen innerhalb des Querschnitts entsprechend
Abb. 3.3-41 zu verteilen. Alternativ hierzu kann
der Nachweis durch folgende, quadratische Inter-
aktionsbedingung geführt werden:
(___54__)2
VRd,max
+ (__!g_)2 < 1
TRd,max - .
(3.3.90)
Abb. 3.3-42 Interaktionsdiagramm für Torsion und Bie-
gung
Dabei sind VRd,max und TRd,max die durch die
Druckstrebe maximal aufnehmbaren Schnitt-
größen unter reiner Querkraft bzw. Torsion für Daraus folgt die je Bewehrungslage aufzuneh-
den gewählten Winkel 9. Bei echten Hohlkasten- mende Normalkraftkomponente der Druckstre-
querschnitten ergibt sich dagegen eine lineare benkraft zu
Interaktionsbeziehung. 2
-(Tsd)
N T- - -uk · - -s . (3.3.92)
Interaktion Torsion -Biegung. Unter gleichzei- 2Ak 2 A 5 wfyd
tiger Wirkung von Biegung und Torsion werden und die Gesamtkraft in den Bewehrungslagen
die Hohlkastenwände neben dem Schubfluß aus
Torsion durch Biegedruck- und -zugkräfte be-
ansprucht. Für einen stark idealisierten Quer-
schnitt mit in den Ecken konzentrierter Längs- Das Erreichen des Grenzzustands folgt aus dem
bewehrung ist die Interaktion der aufnehmbaren Fließbeginn der oberen oder unteren Beweh-
Biege- und Torsionsmomente in Abb. 3.3-42 dar- rung, d.h. N 0 =/ydA 50 oder Nu=/ydAsu· Damit
gestellt. Das Versagen des Betons aufDruck wird läßt sich die Grenzbedingung dimensionslos
zunächst nicht betrachtet. schreiben:
Aus einer vollplastischen Betrachtung folgt 2
bei Fließen der Bügel der Druckstrebenwinkel Msd 1 ( Tsd )
unter einem Torsionsmoment Tsd zu
12:- MRdO · ~+ TRdO '
(3.3.94)
cot9= Tsd , __s_. (3.3.91)
2Ak Aswfyd
Massivbau 3-167
Die aufnehmbaren Schnittgrößen bei reiner Bie-
gung oder Torsion sind (3.3.97)
MRdO =Z Asu /yd
.-----
Asw 2Aso J mit TRdO =Akt ac,red/cd,
TRdO = 2Ak - · - - yd , MRao = z b t !ca .
s uk
A
q=____1Q..~l. Nachweise im GZG
Asu
Für den unsymmetrisch bewehrten Querschnitt Der Nachweis der Rißbreitenbegrenzung unter
wird das maximale Torsionsmoment bei gleich- Torsion wird i. allg. nicht explizit, sondern durch
zeitig wirkendem positivem Biegemoment er- Einhaltung von Konstruktionsregeln, d.h. eine
reicht. Für kleinere Biegemomente erfolgt das Begrenzung des Stababstands geführt. Eine Ver-
Versagen durch ein Fließen der oberen Beweh- teilung der Längsbewehrung über den Umfang
rung, obwohl infolge Biegung Druckbeanspru- erweist sich als günstig. Nach DIN 1045 Teil1 ist
chungen entstehen. bei Einhaltung der Regeln für die bauliche Durch-
Sofern die Bemessung nicht für die kombi- bildung kein weiterer Nachweis erforderlich.
nierte Beanspruchung durchgeführt wird, kön-
nen die Nachweise näherungsweise getrennt ge- 3.3.6.5
führt werden; bei der Ermittlung der Längsbe- Verhalten an Lasteinleitungsstellen
wehrung muß die im jeweiligen Querschnittsteil
vorhandene Biegezug- bzw. Biegedruckkraft mit Die oben geschilderten Modelle gelten zunächst
der aus der Schubbeanspruchung entstehenden nur für ungestörte Bereiche, die man wegen des
Normalkraft überlagert werden. In der Eiege- Ebenbleibens der Querschnitte nach der Ber-
druckzone wird daher i.allg. keine Längsbe- noulli-Hypothese als B-Bereiche bezeichnet. An
wehrung erforderlich sein, während die Beweh- Lasteinleitungsstellen bzw. Auflagern, den sog.
rungsmengen in der Biegezugzone zu addieren "D-Bereichen" (Diskontinuitäten), sind einige
sind. zusätzliche Besonderheiten zu berücksichtigen.
Beim Nachweis der Druckstreben ist die In- Die technische Balkenbiegetheorie idealisiert
teraktion von Biegedruck und Torsionsschub zu das Bauteil als in der Breiten- und Höhenrich-
berücksichtigen. Da bei großen Biegedruckkräf- tung ausdehnungslosen Stab, was dazu führt,
ten keine Zugkraft in der Längsbewehrung ent- daß eingeleitete Lasten sich wegen der nicht er-
stehen kann, folgt aus Nr=Miz der Druckstre- faßten Spannungsausbreitung senkrecht zur
benwinkel in der Biegedruckzone Stabachse unmittelbar in einer Änderung der
Schnittgrößen auswirken. Für die lokale Bemes-
cot9= 2Msa (3.3.95) sung ist diese Idealisierung aber nicht sinnvoll.
Tsa Ähnliche Abweichungen von der Balkenbiege-
und die Druckstrebenspannung theorieergeben sich an geometrischen Singula-
ritäten wie sprunghaften Querschnittsänderun-
Tsa- (2Msa
- -
I0 1- - - - +Tsa
- -) ~ gen. Zur Untersuchung eignet sich v.a. die Me-
c 2Akt Tsa 2Msa thode der Stabwerkmodelle (s. 3.3.8.3).
(3.3.96)
__!M__ _ 2 ( 1- Msa ) Msa
Aktlo,l- zbtlo,i zbtlo,l ' Direkte Lasteinleitung
Durch Begrenzung von Oe auf die Festigkeit er- Bei direkter Lasteinleitung bzw. Stützung wer-
hält man die Grenzbedingung für den Druck- den Lasten bzw. Auflagerkräfte durch Druck-
strebennachweis. Allerdings sind die effektiven spannungen am Bauteilrand eingeleitet. Da den
Festigkeiten mit ac,red fca für Torsion und /cd für Biege- und Schubspannungen des Balkens hier
Biegung unterschiedlich. Um einen glatten eine Spannung Oz < 0 senkrecht zur Balkenach-
Übergang zu ermöglichen, bietet sich ein (me- se überlagert wird, bilden sich die Risse und
chanisch nicht ganz sauberer) Bezug der Schnitt- Druckstreben fächerförmig aus (Abb. 3.3-43).
größen auf die jeweils maßgebende Festigkeit Am Auflager eines durch Gleichlast bean-
an: spruchten Balkens wandert daher ein Teil der
Last direkt in das Auflager, ohne eine Beanspru-
I I I I I /
/'
-
/
I I t VSd ,__':::, --''
/
-;F,
'\ I/
-- ,:.."-~
,/
~
[]b A
I I '"P .j--f bsup
bsup
---
--1..
I
I
y~
\,_- --
I
j I
I
VSd
MSd
--
- z
chung in der Schubbewehrung zu erzeugen. Bil- eine Abnahme des Versatzmaßes al> so daß die
det man an einem parallel zur Druckstrebe ab- Zugkraft in der Bewehrung weniger stark an-
geschnittenen Trägerende das Gleichgewicht, so steigt als das Moment. In der Auflagermitte lie-
erhält man für die mit Bügeln zu übertragende fert das Momentengleichgewicht
Querkraft
A b;up Absup
Fsz=Msd---·--=Msd---.
Vsd =A-q(zcot9+ b;P} bsup 8 8
(3.3.98) (3.3.100)
also die in einem Schnitt im Abstand x=z cot e Bei Auflagern mit endlicher Breite bewirkt der
neben dem Auflagerrand wirkende. Die Bemes- rückdrehende Anteil der Auflagerpressung also
sung der Bügel muß somit nicht für den Maxi- eine Ausrundung des Verlaufes von fs.
malwert der Querkraft direkt über dem Auflager Eine monolithische Verbindung des Balkens
erfolgen. Dies gilt jedoch nicht für den Nachweis mit dem unterstützenden Bauteil ermöglicht zu-
der Druckstrebenbeanspruchung. sätzlich eine Vergrößerung des inneren Hebel-
Die am Auflager zu verankernde Zugkraft in arms z durch Ausstrahlung der Betondruckkraft
der Längsbewehrung ergibt sich aus dem Mo- in die Unterstützung. Der Maximalwert der Kraft
mentengleichgewicht um die Auflagermitte bei F5 ergibt sich dann am Auflagerrand, so daß die
kurzen Auflagern (bsup"' O) und einer senkrecht Bemessung für das dort wirkende Moment er-
zur Balkenachse stehenden Schubbewehrung zu folgen kann.
Bei konzentrierten Einzellasten in der Nähe
zcot2 e cote A
F5 =q---+Vsd--=-cote. der Auflager überlagern sich die Fächer von Last
2 2 (3.3.99)2 und Auflager; ein Teil der Belastung wird über
Man erhält das gleiche Ergebnis mit der Ver- die Druckstreben direkt in das Auflager einge-
satzmaßreget leitet (Abb.3.3-44).Nach DIN 1045 Teill darf dies
An den Zwischenauflagern von Durchlaufträ- für a < 2,5d berücksichtigt werden. Da für eine
gern bewirkt die steilere Druckstrebenneigung direkt über dem Auflager angreifende Last (a = 0)
Massivbau 3-169
GI. (3.3.98) oder GI. (3.3.101) ist nicht zulässig.
Indirekte Lagerungen bzw. Lasteinleitungen tre-
ten z. B. bei Trägerrosten auf, bei denen Haupt-
und Nebenträger in einer Ebene liegen (Abb. 3.3-
45b).
3.3.6.6
Profilierte Querschnitte
Mitwirkende Breite
F 11 1 11 11 1 nF
v~EEE ~ELl:
Schnitt 1-1
F,
- "' -
I I ',, f)
I I '
I I '
~~·r:~<h
Abb. 3.3-47 Anschluß eines Gurtes
11 idealisiert
effektiver Querschnitt
a Biegung
zur gesamten Gurtfläche. Nach elastischer Rech-
-.r----....- - ----..:a- nung wäre Vfl etwa affin zur Querkraft. Eine bau-
N Na praktisch sinnvolle, in Bereichen konstante
Massivbau 3-171
3.3.6.7
Verformungen
(3.3.104)
~-TF~r~~Durchhang
verformte Systemlinie unter last
a Definition
störendes Gefälle
gerissen ungerissen
1/4 -M
-==:::::::c::==
Abb. 3.3-49 Berechnung der Durchbiegung eines Ein-
feldträgers
b Schadensbilder
Massivbau 3-173
Unter periodischen Einwirkungen (z.B. durch lichkeitsbedingungen erforderlich. Diese for-
installierte Maschinen, Menschen, Fahrzeuge) dern für den in Abb. 3.3-51 dargestellten Träger
erfordert die Begrenzung der Schwingungsam- ein Verschwinden der Verdrehung an den Ein-
plituden neben einer ausreichenden Dämpfung spannstellen:
v.a. einen ausreichenden Abstand zwischen Ei- ri - ri
4>= JoKMdx= JoKdx=O. (3.3.105)
gen- (w) und Erregerfrequenz (Q), (vgl.1.5 und
[CEB 1991a]). Da i.allg. O<w angestrebt wird, Solange der Träger ungerissen bleibt gilt dabei
entspricht dies einer Mindestanforderung an die überall K=MI(Ecl), wenn der Einfluß ggf. unter-
Steifigkeit und ist demnach an die Beschränkung schiedlicher ideeller Querschnittswerte bei un-
der Durchbiegung unter ruhender Last gekop- gleicher Bewehrung im Feld- und Stützbereich
pelt. vernachlässigt wird. Die Krümmung ist dann pa-
rabelförmig, und es folgt:
3.3.7
Statisch unbestimmte Balken 4>= Msr 1+3_·!if_l=O=>M =- qP .
Bel 3 8EJ Sr 12
(3.3.106)
3.3.7.1
Bauteilverhalten Die ersten Risse entstehen an der Einspannung.
Da K im gerissenen Zustand größer ist als nach
Im Gegensatz zu statisch bestimmten Balken elastischer Rechnung entsteht eine zusätzliche
können Schnittgrößen aus Gleichgewichtsbe- Winkelverdrehung L\4>sr<O, die dem Integral
dingungen nicht eindeutig bestimmt werden. über dem Krümmungszuwachs entspricht (neg.
Daher ist zusätzlich die Beachtung von Verträg- schraffierte Fläche in Abb. 3.3-51 b):
~ ~
Ms,~ $12 $12
y i )Ms1
l
7}
l
7J
... qll
...
~------ t ~-- :;;1
K
~i~
a ungerissen
K ~-----!,;:;-----~I~
~ _ ~ E,l
b Einspannung gerissen
M 4
MF
3 I
_..) MF,el
.... 1"
.... I
I
I
' q
qll/8
I
I
' I
2 3 4 q
', I
' ', Mst
b Umlagerungsfaktor 1 Riß im Stützbereich
2 Riß im Feldbereich
' ', Mst.el 3 Fließen im Stützbereich
4 Fließen im Feldbereich
a Entwicklung der Feld- und Stützmomente bei Laststeigerung
Massivbau 3-175
bei gleicher Bewehrung auch die Steifigkeit im
Zustand II im Feld- und Stützbereich gleich ist,
verläuft die Linie im voll gerissenen Zustand
parallel zur elastischen. Im allgemeinen ist die
Bewehrungsmenge im Stützbereich jedoch grö-
ßer als im Feld; wegen der dann größeren Stei-
figkeit der Stützbereiche nähert sich die Schnitt-
größenverteilungnach Abschluß der Rißbildung
wieder der elastischen an.
Bei unsymmetrischen Querschnitten (Plat-
Mt\ ~\ \ 77l1M
v ~t ~ ~ v
tenbalken mit W0 » Wu) beginnt die Rißbildung , lpl l\
Bei Zweifeldträgern und den Randfeldern von Abb. 3.3·54 Bemessungswerte der zulässigen Rotation
eines plastischen Gelenks für hochduktile Bewehrungs-
Durchlaufträgern wird v. a. bei gedrungenen Bal- stähle nach DIN 1045 Teill (A =3)
ken das Stützmoment und damit die Durchlauf-
wirkung reduziert. Bei profilierten Querschnit-
ten mit dünnen Stegen ist der Einfluß der Schub- Querkraft ab, also der Steigung der Momenten-
verzerrung bereits bei größeren Schlankheiten linie im Bereich des Gelenkes, wobei die Aus.-
erkennbar, ebenso bei gerissenen Stahlbeton- rundung der Zugkraftlinie über direkten Aufla-
bauteHen wegen der i.allg. relativ geringen gern (Abb. 3.3-43) zu beachten ist. Die üblicher-
Schubsteifigkeit weise angegebenen Rotationsfähigkeiten sind
In der Praxis wird dieser Effekt meist ver- daher auf indirekte Auflager nicht ohne weiteres
nachlässigt, was im Rahmen des statischen übertragbar.
Grenzwertsatzes der Plastizitätstheorie gerecht- Die maximale plastische Krümmung wird von
fertigt ist. Bei hochausgenutzten Tragwerken der Duktilität der Bewehrung und des Betons,
kann eine Berücksichtigung der Abnahme der dem Verbundverhalten und dem Bewehrungs-
Stützmomente bzw. der Rotation in den plasti- grad beeinflußt (Abb. 3.3-30). Für Stahlversagen
schen Gelenken sinnvoll sein. ergibt sie sich über die Risse gemittelt zu Kum=
Esu,ml(d-x),für Betonversagen zu Kum= IEcu,ml!x.
Rotationsfähigkeit plastischer Gelenke Somit ist die bezogene Druckzonenhöhe ein ge-
eigneter Summenparameter für die Duktilität
Die mögliche Rotation eines Fließgelenks ergibt (Abb. 3.3-54). Für sehr kleine Werte\> bzw. xld
sich aus dem Integral über den plastischen nimmt 6p1 wegen der zunehmenden versteifen-
Krümmungsanteilen im Bereich des Gelenks den Mitwirkung des Betons zwischen den Rissen
(Abb. 3.3-53) [CEB 1998; Eligehausen u.a.l997]. ab. Für große x!d versagt die Druckzone vor
Die Länge lpiWird durch das Erreichen der Fließ- Fließbeginn der Bewehrung. Die Rotations-
grenze in der Bewehrung im Schnitt I und des fähigkeit ist dann gleich Null. Der Einfluß der
Bruchmoments im Schnitt 2 bestimmt. Sie hängt Querkraft wird durch die Schubschlankheit
damit v.a. vom Verhältnis zwischen dem Fließ- J...=Msdl( Vsdd) erfaßt, indem der Grundwert mit
und Bruchmoment des Querschnitts sowie der dem Faktor .J J.../3 multipliziert wird.
Massivbau 3-177
nung; der Nachweis ist erbracht, sofern sicher- bei Schnittgrößenermittlung und Querschnitts-
gestellt wird, daß für den Bemessungswert der bemessung unterschiedliche Dehnungszustän-
Einwirkungen in jeder denkbaren Anordnung de vorausgesetzt werden; sie liefert aber i.allg.
ein Gleichgewichtszustand gefunden werden sinnvolle Ergebnisse.
kann. Lediglich Schnittgrößen, denen im Rah-
men der gewählten Modellbildung keine Verfor- Elastische Schnittgrößenermittlung. Die Quer-
mungen zugewiesen werden (z.B. Querkraft bei schnittsbemessung wird für die elastisch be-
schubstarren Elementen), müssen für die im rechneten Schnittgrößen nach 3.3.6 durchge-
Traglastzustand vorliegenden Schnittgrößen ge- führt, die Betrachtung von System (Schnittgrö-
sondert nachgewiesen werden. ßenermittlung) und Querschnitt (Bemessung)
Da die Verteilung der Schnittgrößen jedoch also entkoppelt. Dies bedeutet, daß das Verhal-
wesentlich von der vorhandenen Bewehrung ab- ten des Querschnitts die Verteilung der Schnitt-
hängt, die zu bestimmen der eigentliche Zweck größen nicht beeinflußt und mögliche Umlage-
der Bemessung ist, kann diese nur noch iterativ rungen durch Fließgelenkbildung nicht erfaßt
erfolgen. Die Iteration läßt sich evtl. umgehen, werden können. Die globale Tragfähigkeit des
wenn die Bewehrung zunächst im GZG für die Systems ist somit definiert durch die lokale Trag-
Schnittgrößen nach der Elastizitätstheorie be- fähigkeit des schwächsten Querschnitts.
stimmt und damit schließlich die Tragfähigkeit Wegen des starken Näherungscharakters der
mit einer nichtlinearen Berechnung nachgewie- Elastizitätstheorie erlaubt sie nur im Rahmen
sen wird. des statischen Grenzwertsatzes der Plastizitäts-
Die Berücksichtigung der Unsicherheiten der theorie eine sichere Bemessung, da sie einen mög-
Materialseite ist im Rahmen des Teilsicherheits- lichen Gleichgewichtszustand liefert. Zum Er-
konzeptes schwierig. Da das globale Verhalten reichen der vollen Tragfähigkeit ist eine (relativ
des Tragwerks am besten durch die Mittelwerte geringe) Mindestduktilität erforderlich; nach
beschrieben wird, werden diese i. allg. für die DIN 1045 Teil 1 ist daher die Druckzonenhöhe
Schnittgrößenermittlung angesetzt. Die Quer- in den Bemessungsschnitten auf x!d~0,45 (x/d~
schnittsbemessungläßt sich aber von der Trag- 0,35 ab C 55/67) zu begrenzen.
lastermittlungnicht trennen, so daß die ermittel-
te Systemtraglast mit einem globalen Sicherheits- Plastische Nachweisverfahren. Die Ausnutzung
beiwerte YR abgemindert werd~n muß [Eibl! der Umlagerung durch Fließgelenkbildung bei
Schmidt-Hurtienne 1995]. Um für Beton- und der Bemessung im GZT bietet
Stahlversagen gleiche YR zu erhalten, wird nach - konstruktive Vorteile durch Entlastung hoch-
DIN 1045 Teil1 die Systemtraglast mit Rechen- beanspruchter Bereiche (Vermeidung von Be-
werten der Materialeigenschaften ermittelt, die wehrungskonzentrationen) sowie
so festgelegt sind, daß sich für reines Beton- oder - wirtschaftliche Vorteile aus einer günstigeren
Stahlversagen mit YR= 1,3 die gleichen Traglasten Momentengrenzlinie (Abb. 3.3-55).
ergeben wie unter Verwendung der Bemessungs-
werte, d.h. für die Betondruckfestigkeit fcRIYR"' . Plastische Nachweisverfahren gehen daher di-
fcd und die Fließgrenze der Bewehrung/yRIYR"' rekt von der zum Versagen führenden Fließge-
/yd [König et al. 1997]. lenkkette im Grenzzustand der Tragfähigkeit
Die globale Abminderung der Tragfähigkeit aus. Das Auffinden des maßgebenden Mecha-
impliziert jedoch auf Querschnittsebene eine nismus bereitet bei Stabtragwerken i. allg. keine
Abminderung der Schnittgrößen bei festgehal- Probleme, wenn die ersten Fließgelenke über
tener Verzerrung und damit auch der E-Moduln. den Stützen eingeführt und die Schnittgrößen
Für stark verformungsbeeinflußte Grenzzustän- im Feld aus den Gleichgewichtsbedingungen be-
de nach Theorie II. Ordnung liegt die Methode stimmt werden (z.B. Einhängen einer Parabel
daher evtl. weit auf der sicheren Seite [König/ mit dem Stich ql2!8, Abb. 3.3-56). Man erhält so
Quast 2000]. Für solche Fälle bietet es sich an, unmittelbar den Zusammenhang zwischen der
von vornherein mit den Bemessungswerten der Tragfähigkeit der Stützbereiche MRd, st und Feld-
Materialeigenschaften zu rechnen oder für die hereiche MRd,F und der Traglast.
mit den Mittelwerten berechneten in den kriti- Das Verhältnis MRd, stiMRd, Fist bei ideal-pla-
schen Schnitten eine Bemessung unter Verwen- stischen Baustoffen beliebig, bei Stahlbetontrag-
dung von Bemessungswerten durchzuführen. werken mit eingeschränkter Duktilität aber
Die zweite Möglichkeit ist nicht konsistent, da durch die Rotationsfähigkeit begrenzt. Diese ist
elastis<h
M
-r
mit Umlagerung
I I I I I I
~~
- -
A
Abb. 3.3-56 Plastis<he Traglastermittlung bzw. Bemes-
sung Abb. 3.3-57 Rotationsna<hweis beim Zweifeldträger
daher prinzipiell nachzuweisen. In Abb. 3.3-57 Querkräfte und evtl. andere Schnittgrößen um-
gilt bei Vernachlässigung der Schubverzerrun- gelagert werden müssen und der Momenten-
gen: nullpunkt sich verschiebt, was bei der Anord-
(3.3.110) nung der Bewehrung zu berücksichtigen ist. Da
9= J(li)M ·K·dx.
bei der Ermittlung der Fließmomente Bemes-
Die erforderliche Rotation e ist mit der mögli- sungswerte der Festigkeiten angesetzt werden,
chen Bpl,d nach Abb. 3.3-54 zu vergleichen. Die die wirklichen Festigkeiten i.allg. jedoch weit
Krümmung darf bei Ermittlung der erforderli- höher liegen, tritt die Fließgelenkbildung bei den
chen Rotation mit den Mittelwerten der Bau- angenommenen Bemessungslasten evtl. noch
stoffeigenschaftenberechnet werden; im plasti- nicht auf ( Überfestigkeit). Um ein vorzeitiges Ver-
schen Gelenk sind dagegen Bemessungswerte sagen durch spröde Mechanismen (z.B. Quer-
anzusetzen. kraft) unter den evtl. ungünstigeren Schnittgrö-
Vor allem bei hohen Bewehrungsgraden und ßen ohne Umlagerung auszuschließen, sind ggf.
schmalen Druckzonen, z.B. bei durchlaufen- Grenzwertbetrachtungen erforderlich.
den Plattenbalken mit schmaler Druckzone über Die Ausnutzung der Verfestigung, d.h. der Zu-
einer Innenstütze, bleiben so die möglichen nahme vom Fließ- zum Bruchmoment in den
Schnittgrößenumlagerungen begrenzt. Zu be- plastischen Gelenken, ist im Sinne der Plasti-
achten ist auch, daß bei einer Umlagerung der zitätstheorie nicht konsequent, da zum Errei-
Momente aus Gleichgewichtsgründen auch die chen der Bruchmomente im Feld eine wesentlich
Massivbau 3-179
größere plastische Rotation erforderlich ist als Zwangschnittgrößen
zum Erreichen der Fließmomente, was bei Be-
rechnung des Rotationsbedarfs mit Mittelwer- Zwangschnittgrößen entstehen durch einge-
ten der Materialeigenschaften aber nicht erfaßt prägt Verformungen und sind abhängig von der
wird. Im allgemeinen ist dies aber tolerierbar. Steifigkeit des Systems. Daher besteht für Bau-
Auf einen expliziten Nachweis der Rotations- teile mit nichtlinearem Verhalten ein fundamen-
fähigkeit darf nach DIN 1045 Teil I verzichtet taler Unterschied zu Schnittgrößen infolge La-
werden, wenn die Umlagerung in Abhängigkeit sten.
von der bezogenen Druckzonenhöhe x!d be- Das Prinzip läßt sich am Beispiel des Zugsta-
grenzt bleibt (linear-elastische Berechnung mit bes erläutern (Abb. 3.3-58). Der erste Riß entsteht
Umlagerung). Für normalfeste Betone (bis C 50/ unabhängig vom Bewehrungsgehalt des Bauteils,
60) gilt bei Verwendung hochduktiler Stähle sobald die Dehnung Lls/1 des Bauteiles die Riß-
dehnung.fctfEc des Betons überschreitet. Im Riß
X
ö ~ 0,64+0,8d wird ein Teil der Zwangsverformung abgebaut,
(3.3.111)
die Zugkraft reduziert sich um den Anteil w/Lls.
~ 0,7 Beginnt der Stahl im Riß zu fließen, so fällt die
und bei Verwendung normalduktiler Stähle Zugkraft auf fYAs ab, so daß die elastischen Deh-
nungen des Betons in den ungerissenen Berei-
X
ö ~ 0,64+0,8d chen ebenfalls abnehmen und im Bauteil kein
(3.3.112)
weiterer Riß entstehen kann, da die Zugfestigkeit
~ 0,85
des Betons nicht mehr erreicht wird. Daher wird
Die erste Bedingung entspricht jeweils dem Be- fast der gesamte Zwang Lls in einem einzigen,
tonversagen, die zweite dem Stahlversagen. Bei sehr breiten Riß abgebaut.
hochfesten Betonen sind die zulässigen Umla- Kann die Bewehrung die Zugkraft dagegen
gerungen wegen der geringeren Verformungs- aufnehmen ohne zu plastifizieren, so steigt bei
fähigkeit des Betons kleiner. einer weiteren Steigerung von Lls die Zugkraft
wieder an, bis der nächste Riß entsteht. Dabei
Nachweise im GZG kann sie die Rißschnittgröße nicht bzw. nur im
Rahmen der Schwankung der Betonzugfestig-
Die Nachweise in den Grenzzuständen der Ge- keit innerhalb des Bauteils überschreiten, solan-
brauchstauglichkeit werden nach 3.3.6 geführt. ge das Bauteil im Zustand der Einzelrißbildung
Die Schnittgrößen werden dabei i. allg. elastisch bleibt. Bei gleichzeitiger Wirkung von Last- und
ermittelt, obwohl durch die Rißbildung bereits Zwangbeanspruchungen gelten diese Aussagen
bei geringen Einwirkungen Umlagerungen auf- sinngemäß. Die Zwangschnittgröße kann dann
treten, deren Verfolgung mit nichtlinearen Be- maximal die Differenz zwischen Last- und Riß-
rechnungsmethoden möglich und zulässig ist. schnittgröße betragen.
Die Anwendung plastischer Verfahren ist dage-
gen wegen der hier vorausgesetzten Plastifizie-
rungen im GZG nicht zulässig.
Da bei einer Bemessung unter Ausnutzung
plastischer Umlagerungen die Schnittgrößen
nicht proportional zu den äußeren Lasten sind,
werden einzelne Bereiche im GZG relativ hoch
ausgenutzt (z. B. Stützbereich in Abb. 3.3-55). Die
Nachweise im GZG werden dort häufig bemes-
sungsrelevant, und zwar umso eher, je größer die a Bewehrung nicht ausreichend
angenommene Umlagerung im GZT ist.
CIIJJF~s
Nach DIN 1045 Teil I sind die Spannungen in
Beton und Bewehrung für ö < 0,85 daher grund-
sätzlich zu überprüfen. Dies begrenzt zusätzlich
b Bewehrung ausreichend
zur Rotationsfähigkeit die ausnutzbare Umlage-
rung und stellt Mindestanforderungen an die
Bewehrungsführung (z.B.die Länge der Stützbe- Abb. 3.3·58 Verhalten unter Zwangsbeanspruchung
wehrung) dar.
3.3.7.4
Membraneffekte
Massivbau 3-181
Biegemomente durch Gleichgewichtsbildung am
verformten System nach Theorie II. Ordnung.
dx
Eine nichtlineare Berechnung unter Berücksich-
tigung von Membrankräften muß also auch die-
se Effekte sowie das Kriechen und evtl. vorhan-
dene Zugspannungen aus dem behinderten
Schwinden etc. berücksichtigen. Modellbildung
und Definition der Auflagerbedingungen erfor-
dern erheblich mehr Aufmerksamkeit als bei
Anwendung der E-Theorie.
te) aktiviert. Diese können v.a. bei gering be- Treten in statisch unbestimmten Systemen Tor-
wehrten Bauteilen eine erhebliche Traglaststei- sionsbeanspruchungen auf (Abb. 3.3-61a), so
gerung hervorrufen (Bogentragwirkung). wird das Tragverhalten wesentlich vom deutli-
Ihre Ausnutzung in der Bemessung ist jedoch chen Abfall der Torsionssteifigkeit bei Rißbil-
problematisch, da die in der Berechnung unter- dung beeinflußt. Eine elastische Schnittgrößen-
stellten völlig starren Auflager in der Praxis nicht ermittlung mit den vollen Torsions- und Biege-
vorkommen und die Aufnahme der Membran- steifigkeiten liefert i.allg. unrealistische Ergeb-
kräfte nicht sichergestellt werden kann. Zudem nisse. Für die Torsionssteifigkeit sind daher ab-
überlagert sich der materiellen Nichtlinearität geminderte Werte anzusetzen, siehe z. B. [Grasser/
eine geometrische. Die Länge eines Stabelements Thielen 1991].
im verformten Zustand ergibt sich zu (Abb. In der Praxis hat dies und die Tatsache, daß die
3.3-60) Aufnahme großer Torsionsmomente u. U. mit er-
heblichen konstruktiven Problemen verbunden
(3.3.116)
ist, zu folgender Vereinfachung geführt: Bei Ver-
für kleine Dehnungen ((du!dx) 2 ::: O) folgt träglichkeitstorsion, d. h. Torsionsmomenten, die
zum Erhalt des Gleichgewichts nicht erforderlich
Eo = ~(l+u')2 +w'2 -1:::u' +.!w'2 •
(3.3.117) sind und nur aus der Verträglichkeit der Verfor-
2 mungen resultieren, darf auf eine Bemessung für
Mit zunehmender Verformung entsteht also in- Tverzichtet werden und bei der Schnittgrößen-
folge w' eine im Rahmen geometrisch linearer ermittlung eine freie Verdrillbarkeit der Stäbe
Theorien vernachlässigte Zugdehnung der um ihre Achse angenommen werden, was
Schwerachse, die die Bauteilverlängerung teil- zwangsläufig mit einer Erhöhung anderer
weis kompensiert. Ebenso vergrößern sich die Schnittgröße, z.B. des Biegemoments in Feld-
b Gleichgewichtstorsion
Massivbau 3-183
Hierfür sind v.a. die Winkel zwischen Beweh-
rung und Druckstreben in den Knoten zu be-
grenzen (30° < 9 < 60°). Einen ersten Anhalts-
punkt für einen sinnvollen Strebenverlaufbieten
tane =1 die Hauptspannungstrajektorien aus einer Be-
asx> 0 ny rechnung nach der Elastizitätstheorie. Ein objek-
asy> 0 lnxyl tives Kriterium zur Beurteilung der Qualität ei-
nes Modells ist die bis zum Erreichen des Fließ-
zustands zu leistende (elastische) Verformungs-
arbeit, wobei wegen der i.allg. geringen Beton-
druckspannungen nur die Arbeit der Zugstre-
ben berücksichtigt wird:
a".= O
I
asy> 0 Wv=-z2_Nhli . (3.3.124)
Abb. 3.3-63 Erforderliche ScheibenbewehrunQ Darin sind Nj, Ej , lj Kraft, Dehnung und Länge
der einzelnen Streben, wobei unter Annahme ei-
nes gleichzeitigen Fließbeginns in allen Streben
Ej =Ey gesetzt werden kann. Unter mehreren mög-
3.3.8.3 lichen Systemen ist das am geeignetsten, das die
Schnittgrößenermittlung minimale Arbeit leistet und demnach auch die
geringsten Verformungen des Bauteiles erfor-
Elastische Berechnung dert.
Lage und Richtung der Zugstreben liegen je-
Die Ermittlung der Schnittgrößen kann nach der doch durch die Anordnung der Bewehrung fest.
Elastizitätstheorie erfolgen (s. 1.5). Eine Bemes- Da diese i.d.R. unter baupraktischen Gesichts-
sung für die so ermittelten Schnittgrößen liefert punkten gewählt wird (z. B. nur vertikal und ho-
im Sinne der Plastizitätstheorie ein sicheres Er- rizontal) ergeben sich zusätzliche Randbedin-
gebnis, erfaßt das Tragverhalten im GZT jedoch gungen für die Stabwerkgeometrie (Abb. 3.3-64).
nur in sehr grober Näherung. Zudem sind die re- Beispiele enthält [Schlaich/Schäfer 1998].
sultierenden Bewehrungsführungen aus bau- Die Methode der Stabwerkmodelle führt nie
praktischer Sicht oft wenig sinnvoll. zu eindeutigen Lösungen und bietet erhebliche
Freiheiten bei der Bemessung. Das gewählte
Stabwerkmodelle Stabwerk kann kinematisch sein, solange sicher-
gestellt ist, daß im realen Tragwerk ein Kollaps
Ausgehend vom statischen Grenzwertsatz der durch die aussteifende Wirkung des rechnerisch
Plastizitätstheorie werden bei der Bemessung nicht berücksichtigten Betons verhindert wird.
mit Stabwerkmodellen die Hauptdruckspan- Sind mehrere Lastfälle zu untersuchen, so kann
nungen des Betons und die Stahlzugkräfte zu die Betrachtung verschiedener Modelle erfor-
einem fachwerkartigen System von diskreten derlich werden.
Druck- und Zugstreben zusammengefaßt,die in
den Knoten gelenkig gekoppelt werden [Schlaich/ Berechnung. Die Ermittlung der Kräfte in den
Schäfer 1998; Muttoni u.a. I996]. Zug- und Druckstreben erfolgt mit den elemen-
taren Mitteln der Statik (Knotengleichgewicht,
Stabwerkgeometrie. Die Geometrie des Stab- Ritterschnitt). Bei statisch unbestimmten Mo-
werks ist im Sinne der Plastizitätstheorie (d.h. dellen führt dies nicht zu eindeutigen Lösungen;
für ideal-plastische Materialien) zunächst frei wegen der vorausgesetzten Plastifizierung kann
wählbar, sofern Gleichgewicht möglich ist. We- die Aufteilung der Kräfte auf die Streben im Rah-
gen der eingeschränkten Fließfähigkeit und Riß- men des Gleichgewichts frei erfolgen. In der Pra-
uferverzahnungbei Stahlbetonbauteilen müssen xis geschieht dies durch die Zerlegung in meh-
die erforderlichen Plastifizierungen durch eine rere statisch bestimmte Teilsysteme, denen ein
geeignete Wahl des Stabwerks und eine qualita- Teil der Last zugewiesen wird. Für die Bemessung
tive Sicherstellung der Verträglichkeit der Ver- werden die Strebenkräfte der Teilsysteme über-
formungen begrenzt werden. lagert. Bei der Aufteilung der Last sollte die Stei-
Massivbau 3-185
Lager
a Kreuzung von Zug- und Druckstreben
1~ : Schnitt 1- 1
Massivbau 3-187
(m'Rdx +msax> (m'Rdy +msdy )- m~~ 0 ·
nung v,,übertragen, die wegen der fehlenden
Schubbewehrung nicht mit der nach GI. (3.3.75)
(3.3.135) gleichgesetzt werden kann. ver ist von der Rißöff-
mRdx bzw. mildx sind die Fließmomente bei Be- nung abhängig. Da diese bei gleicher Krümmung
anspruchung durch positive bzw. negative Mo- mit der Bauteilgröße zunimmt, ergibt sich ein un-
mentemx. terproportionaler Anstieg der aufnehmbaren
Die Beanspruchungen der Betondruckzone Querkraft mit der Bauteilhöhe (Maßstabeffekt).
werden mit den GI. (3.3.132) und (3.3.133) nur Die Bewehrung trägt neben der Dübelwirkung
näherungsweise erfaßt. Für eine reine Drillbe- v.a. durch die Begrenzung der Rißbreite zur
anspruchung mxy erhält man je Seite eine Be- Schubtragfähigkeit bei. Ihre Konzentration am
tondruckkraft von.fc=-2lmxylfz (tan6=1), bei Querschnittsrand verstärkt den Maßstabeffekt.
einer reinen Biegebeanspruchung mx nur .fc= Das Versagen wird i. d. R. durch eine horizontale
-mxfz. Da mit zunehmender Betondruckkraft Verlängerung des Risses entlang der Bewehrung
der innere Hebelarm z abnehmen muß, stellt die (Versagen der Dübelwirkung) eingeleitet.
Verwendung eines gleichen Hebelarms für alle Für die Querkrafttragfähigkeit ohne Schub-
Beanspruchungen eine starke Vereinfachung bewehrung muß die Betonzugfestigkeit ausge-
dar; der resultierende Fehler ist jedoch bei übli- nutzt werden. Dies ist bei Flächentragwerken
chen Bewehrungsgraden vernachlässigbar. weniger problematisch als bei Balken, da solche
Für den allgemeinen Fall eines gleichzeitigen Bauteile die Möglichkeit besitzen, bei Über-
Auftretens von Momenten und Normalkräften schreitung der Tragfähigkeit an einzelnen loka-
kann analog vorgegangen werden, wenn die len Fehlstellen die Schnittgrößen auf alternati-
Scheibenkräfte um die Normalkräfte erweitert ven Lastpfaden um diese Bereiche herum zu lei-
werden: ten. Eine nur lokal verminderte Zugfestigkeit
mx +nxZs::::: mx + nx (3.3.136) wirkt sich auf das globale Tragverhalten des Bau-
nx,u =
z z 2 teils kaum aus. Die Zugfestigkeit wird so von der
(andere Richtungen analog). Die Bemessung er- Material- zur Systemeigenschaft. Voraussetzung
folgt direkt für die Scheiben mit den Dicken h0 , hierfür ist die zweiachsige Lastabtragung, für die
hu an Ober- und Unterseite. Der Hebelarm zwird auch bei einachsig gespannten Platten eine
vorab geschätzt (z=h- 1/z(h 0 +hu) "'0,75 h) und Querbewehrung von 20% der Hauptbewehrung
iterativ so verbessert, daß die Betondruckfestig- anzuordnen ist.
keit gerade ausgenutzt ist. Die Scheibendicken
h0 , hu können jedoch i. d. R. nicht kleiner werden Bemessung im Gll
als der doppelte Abstand der Bewehrung von der
Betonoberfläche. Die Ableitung analytischer Modelle ist wegen
der Komplexität der an der Querkraftabtragung
3.3.9.2 beteiligten Mechanismen äußerst schwierig und
Querkraft bisher nur ansatzweise gelöst [Bazant/Kim 1984;
Reineck 1991; Fischer 1997]. Im Rahmen der Be-
Platten werden wegen der Schwierigkeiten beim messung kommen daher empirische, an Versu-
Einbau aus wirtschaftlichen Gründen meist chen kalibrierte Formeln zur Anwendung. Die in
nicht mit einer Schubbewehrung zur Aufnahme DIN 1045 Teil1 übernommene Beziehung
der Querkraft versehen. Im gerissenen Zustand
stehen zur Übertragung der Querkraft die Trag- \JRd,ct = ( O,hc(lOO~fck)
1/3
-0,12
Nsa)
A d
mechanismen Rißverzahnung, Dübelwirkung
und Schubübertragung in der Druckzone zur (3.3.137)
Verfügung [Reineck 1991]. wurde ausgehend von der Beziehung in MC 90
Der Anteil der Druckzone vv ist von der Ein- in [Hegger u.a. 1999] abgeleitet. Darin erfaßt
spannung des Zahnes in die Druckzone abhängig,
die jedoch i.allg. bereits vor Erreichen der Bruch- K= 1+ .Jo,2/ d ::;; 2 (d in m) den Maßstabeffekt.
last versagt (horizontale Verlängerung des Risses Bemerkenswert ist, daß GI. (3.3.137) entspre-
unterhalb der Druckzone). Eine Vergrößerung chend dem gewählten Ansatz für ~=0, Nsa=O
der Druckzone - etwa durch eine äußere Druck- eine Bemessungsquerkraft von VRd = 0 liefert, das
normalkraft- führt zu einem Anstieg von vv. Der Vorhandensein einer Bewehrung demnach vor-
Hauptanteil wird jedoch durch die Rißverzah- aussetzt.
\\1~Jx
noch nicht geeignet. Daher kommen geeignete
Idealisierungen zur Anwendung.
Grundlage hierfür ist die elementare Gleich-
·~
gewichtsbedingung der Platte:
()2m "2 mxy
u
"2 m
u 1
q=---x - 2 - - - - - . (3.3.141)
ax2 oxay ai
Abb. 3.3-67 Querkräfte am Planenelement
Elastische Schnittgrößenermittlung
Bei nicht ausreichender Querkrafttragfähig- Durch Einsetzen von GI. (3.3.128) in Gl.(3.3.141)
keit kann diese durch eine Schubbewehrung er- erhält man die elastische Plattengleichung
höht werden. Für die Bemessung gilt 3.3.6.3. Bei
dünnen Platten ist die Verankerung der Bügel in
q a4w
--=-+2--+-
a2w a4w (3.3.142)
der Druckzone jedoch problematisch; daher B ax 4 ax2a/ ay 4
müssen schubbewehrte Platten eine Mindest- Zur Lösung stehen für Standardfälle zahlreiche
dicke von 16 cm nach DIN 1045 Teil1 besitzen. Tafelwerke zu Verfügung [Czerny 1999]; für all-
In vielen Fällen ist eine Vergrößerung der Plat- gemeine Fälle ist die (elastische) FE-Methode
tendicke zur Erhöhung der Tragfähigkeit sinn- Stand der Technik (s. 1.5).
voller als eine Schubbewehrung. Die Querdehnzahl kann im Rahmen des
Die einwirkende Querkraft kann nicht ohne Grenzwertsatzes der Plastizitätstheorie im GZT
weiteres den Schnittgrößen Vsd,x bzw. vsd,y zwischen dem elastischen Wert v=0,2 und dem
gleichgesetzt werden. Am differentiellen Plat- für die gerissene Zugzone zutreffenden Wert
tenelement folgt aus dem vertikalen Gleichge- v =0 angenommen werden. Im GZG sollte wegen
wicht (Abb. 3.3-67) der i.allg. geringen Rißbildung v= 0,2 gesetzt
werden.
Vsd ds = Vsd,x dx + Vsd,y dy ~
VSd =Vsd,x COS 6 + VSd,y sin 6. (3.3.138)
Plastische Nachweisverfahren
Durch Quadrieren und einige trigonometrische
Umformungen erhält man daraus Statische Verfahren. Durch Vernachlässigung
der Drillmomente in GI. (3.3.142) erhält man die
2 2 2 ( . )2
Vsd = Vsd ,x+Vsd ,y- Vsd ,yCOS6-Vsd,x sm6 . Differentialgleichung der drillweichen Platte:
q
--=-+-
a4w a4w (3.3.143)
(3.3.139) B ox4 oy4
Als Maximalwert erhält man somit für dvsdl de = Die beiden verbleibenden Terme können als
Traganteile zweier in x- und y-Richtung ge-
0 die Bemessungsquerkraft Vsd =~v~d,x+v~d,y . spannter torsionsweicher Balkenscharen inter-
Da deren Wirkungsrichtung i.allg. nicht mit der pretiert werden (Abb. 3.3-68a). Fordert man ei-
Richtung der Bewehrung übereinstimmt muß in ne gleiche Durchbiegung im Kreuzungspunkt
GI. (3.3.137) ein effektiver Bewehrungsgrad in zweier Balken, so erhält man die klassische Strei-
der betrachteten Richtung eingesetzt werden, fenmethode nach Markus.
der sich nach MC 90 ergibt zu: Bei der Hillerborgschen Streifenmethode er-
folgt dagegen eine willkürliche Aufteilung der
(3.3.140)
Einwirkungen auf die beide Tragrichtungen oh-
ne Berücksichtigung der Kompatibilität. Dies er-
3.3.9.3 laubt die Behandlung komplizierter Plattengeo-
Schnittgrößenermittlung metrie in einer Handrechnung (Abb. 3.3-68b).
Die völlige Vernachlässigung der Drillmomente
Wirklichkeitsnahe, nichtlineare Berechnungen und der Verträglichkeit kann das Verhalten im
sind mit der FE-Methode nach den in 3.3.7.2 ge- GZG wesentlich beeinträchtigen. Da Platten im
Massivbau 3-189
a Re<hteckplatte b Platte mit Öffnung
ungerissenen Zustand immer drillsteif sind, ist Reduziert man die Menge der oberen Beweh-
zur Ausbildung der angenommenen Tragwir- rungsoweit,daß mk=mR/2,so wäre GI. (3.3.135)
kung eine erhebliche Schnittgrößenumlagerung in den Ecken oben verletzt. Zur Einhaltung der
durch Rißbildung erforderlich. Zur Begrenzung Fließbedingung sind die Drillmomente mxy
der Rißbreite ist eine konstruktive Drillbeweh- ebenfalls zu halbieren (mxy=-mR2xy!l2 ). Die
rung anzuordnen. Traglast reduziert sich dann auf q =20m Rl [2. Bei
Da in drillweichen Platten keine abhebenden fehlender oberer Bewehrring muß mxy=O sein;
Eckkräfte entstehen, liefert eine Berechnung die Traglast q= 16mRf[2 entspricht dann der Lö-
nach GI. (3.3.143) eine zwar nicht realistische, sung nach der Hillerborgschen Streifenmethode.
aber auf der sicheren Seite liegende Lösung für
Platten, bei denen ein Abheben der Ecken nicht Kinematische Verfahren. Grundgedanke der
behindert wird. Bruchlinientheorie ist die Vorstellung, daß sich
Wegen mxy = 0 liegt die Streifenlösung i. a. auf bei Annäherung an die Traglast sukzessive ein
der sicheren Seite. Verfeinerte Methoden ver- System von Fließgelenk- oder Bruchlinien aus-
wenden statisch zulässsige Ansätze für die Mo- bildet, bis ein kinematischer, d.h. ohne weitere
mente m;o mY' mx1 ,die in allen Punkten der Plat- Lasterhöhung frei verformbarer Mechanismus
te die Gleichgewichtsbedingung (3.3.141) und entsteht [Nielsen 1984; Park/Gamble 1979].
die Randbedingungen erfüllen müssen und die Die Schwierigkeit der Methode liegt in der
Fließbedingungen nicht verletzen [Nielsen 1984; Wahl des Fließgelenkmechanismus, da nach dem
Marti 1981]. kinematischen Grenzwertsatz der Plastizitäts-
Für den einfachen Fall einer Quadratplatte un- theorie ein kinematisch zulässiger Mechanismus
ter Gleichlast mit mRdx=mRdy=mR und mRdx= lediglich eine obere Schranke für die wirkliche
m Rdy = m Rliefern die Ansätze Traglast liefert und ein beliebiger Gelenkme-
chanismus die Einhaltung der Fließbedingung
in den dazwischen liegenden Plattensegmenten
nicht unbedingt sicherstellt. Das Ergebnis liegt
somit für alle anderen als den maßgebenden Me-
m =-mR4 xy (3.3.144) chanismus auf der unsicheren Seite.
xy 12
Für eine Quadratplatte liegt aus Symmetrie-
in GI. (3.3.141) die Traglast q=24 mRf[2. Durch gründen ein Mechanismus nach Abb. 3.3-69a na-
Einsetzen in die Fließbedingung verifiziert man he. Nach dem Prinzip der virtuellen Verschie-
außerdem, daß mit mR=mk GI. (3.3.134) überall bungen erhält man mit öw in Plattenmitte die
erfüllt, GI. (3.3.135) in den Ecken gerade erfüllt äußere Arbeit
und nirgends verletzt ist. Die Auflagerkräfte er- 12
geben sich zu öWa = t)q<'iwdA=q<'iw3 (3.3.146)
om omx m
Yx =--x +2--y-=8____B._. (3.3.145) sowie mit der Gelenkverdrehung Ö<jl = 2 ..fzöw!l
ax ay 1
die geleistete innere Arbeit durch Integration
Die abhebende Eckkraft ist R=2 mxy=2 mR. entlang der Fließgelenklinie:
Membraneffekte
3.3.9.4
b ohne obere Bewehrung
Punktförmig gestützte Platten
Massivbau 3-191
Durchstanzkegel
Massivbau 3-193
verhalten nur eine Näherung darstellt). Aus der Zunahme der Biegezug- und -druckkraft, die zu
Dehnungsverteilung am gerissenen Querschnitt einem Anstieg der Stahlspannungen führt. Die
folgt (Abb. 3.3-72) Betondruckspannungen nehmen wegen der Ver-
größerung von x dagegen deutlich ab. Die Ver-
d-x
Es =-(Ec2 -E,s)--+Ecs (3.3.156) formungzunahme fällt bei gerissenen Quer-
X
schnitten geringer aus als bei ungerissenen, da
und mit den Gin. (3.3.53) und (3.3.155) sowie bei gerissenen das Kriechen nur auf der Biege-
N=F,+ Fs für den Querschnitt mit nur einer Be- druckseite stattfindet, bei ungerissenen dagegen
wehrungslage die Bestimmungsgleichung für auf Zug- und Druckseite.
die Druckzonenhöhe
Ergänzte Querschnitte
-1- ( -1+ 2w(1-s)) =fl • (3.3.157)
1-s/3 s2
Bei Fertigteilen, die zum Zeitpunkt t 1 durch Ort-
mit beton ergänzt werden, entstehen durch unter-
schiedliches Schwinden der Betone ebenfalls
• (N -E,sEsAs)d EsAs ( )
Tl = ,w=--. 3.3.158 Eigenspannungen und Verkrümmungen. Die
Ms Ec,effbd Berechnung zum Zeitunkt t > t 1 erfolgt wie vor-
Die Verkrümmung folgt aus K=(Es-Ed/d. herstehend mit der Schwindnormalkraft N, 5 =
Die durch die Bewehrung behinderte Schwind- L1Ecs A 0 Ec,eff,o> wobei L1Ecs die Differenz zwischen
dehnung des Betons wirkt wie eine zusätzliche dem Schwinden des Ortbetons und der Zunah-
Normalkraft Ncs auf Höhe der Bewehrung. Mit me des Schwindens im Fertigteil im Zeitraum
dieser Erkenntnis läßt sich auch der ungerisse- [ti>tl ist (Abb. 3.3-73).
ne Zustand I erfassen. Mit Ncs=As Es Ecs ergibt Spannungen, die vor dem Aufbringen und Er-
sich das Moment Mcs=As Es Ecs Zs und daraus ei- härten des Ortbetons im Fertigteil wirken (z.B.
ne Verkrümmung infolge Schwinden: aus Eigengewicht Fertigteil und Ortbeton) wer-
den durch das Kriechen z. T. in den Ortbeton
AsEsEcsZs
Kcs = (3.3.159) umgelagert. Bei ungerissenen Querschnitten
Ec,effii kann die Berechnung analog zum Schwinden er-
Für den gerissenen Querschnitt ist eine additive folgen. Der Verzerrungszustand des Quer-
Aufteilung in Lastverkrümmung und Schwind- schnitts wird nach dem Ergänzen zunächst ge-
verkrümmung infolge der Verschiebung der danklich festgehalten; dabei reduzieren sich die
Nullinienlage durch das Schwinden streng ge- Schnittgrößen im Fertigteil (Np, Mp) um
nommen nicht möglich. Näherungsweise gilt
GI. (3.3.159) mit der Steifigkeit In im Zustand II L1N)=- cp(t,t )-<p(tpt )(N).
(L1M 0 0
(3.3.160)
anstelle von I; jedoch auch hier, wenn infolge s 1+x«P(tpt 1) M
der äußeren Last berechnet und z5 auf die Nulli- Die verbleibenden Ungleichgewichtskräfte (.1. N,
nie bezogen wird. L1 M) werden auf den Gesamtquerschnitt aufge-
Im allgemeinen führen die zeitabhängigen bracht. Dabei sind die alters- und evtl. festig-
Verformungen bei gerissenen Querschnitten zu keitsbedingt unterschiedlichen effektiven E-Mo-
einer deutlichen Zunahme der Druckzonenhöhe duln der beiden Betone zu berücksichtigen.
x.Aus z"'"d-x/3 folgt damit eine (meist geringe)
3.3.10.3
Systemumlagerung
b Spannungsumlagerung
Massivbau 3-195
zwischen dem des Bauzustands Mn (ohne Krie-
(3.3.164) chen) und dem eines (fiktiven) monolithisch her-
gestellten Tragwerks ME interpoliert wird; nähe-
rungsweise gilt (tl"' to):
3.3.10.4
Systemwechsel M=M8 +(MrM8 )--<P-. (3.3.166)
l+X<P
Bei der abschnittsweisen Herstellung von Ort- Zur genaueren Berechnungs. [Trost/Wolff 1970 ].
hetonbauwerken oder der nachträglichen Ver-
bindung von Fertigteilen ändert sich das stati- 3.3.11
sche System während der Bauzeit Zur Veran- Spannbeton
schaulichung der Umlagerung von Schnittgrö-
ßen aus Lasten, die vor dem Verbinden aufge- 3.3.11.1
bracht wurden, wird ein aus zwei nachträglich Prinzip der Vorspannung
verbundenen Fertigteilen zusammengesetzter
Zweifeldträger untersucht (Abb. 3.3-75). Zum Die Rißbildung kann stark reduziert oder ganz
Zeitpunkt to des Einbaus werden die Träger vermieden werden, indem durch Vorspannen
durch ihr Eigengewicht belastet. Über dem Mit- der Bewehrung ein Eigenspannungszustand er-
telauflager entsteht eine gegenseitige Verdre- zeugt wird, der die Zugspannungen aus äußeren
hung infolge Kurzzeitverformung 610, die beige- Einwirkungen kompensiert. Vorgespannte Bau-
lenkig verbundenen Einfeldträgern zum Zeit- teile verhalten sich somit wesentlich steifer und
punkt t durch das Kriechen auf 6w(l+<jl(t,to)) ermöglichen kleinere Querschnittsabmessun-
steigen würde. Werden die beiden Einfeldträger gen als Stahlbetonbauteile. Die Dauerhaftigkeit
jedoch in t =t 1 über der Stütze miteinander ver- wird ebenfalls verbessert.
bunden, so wird die Verbindungsstelle in diesem Am Gesamtquerschnitt aus Spannstahl und
Zustand "eingefroren", der gegenseitige Ver- Beton erzeugt die Vorspannkraft P zunächst kei-
drehwinkel 6 10 ( 1+ <P (tl>to)) ändert sich nicht ne Schnittgrößen, am Betonquerschnitt dagegen
mehr. Daher muß ein Stützmoment M 1 aktiviert im allgemeinen Fall Normalkraft, Querkraft und
werden, daß der Kriechverformung entgegen- Biegemoment Np, Vp, Mp (Abb. 3.3-76). Mit der
wirkt: Spanngliedneigung tan9p =dzpl dx und der Lage
610 (1 +<P(t,t0 )) + M 1611 (1 +x<P(t ,t1)) Zp, bezogen auf den Schwerpunkt des Beton-
U·-
Vq
fr_- ......::
Mq
--,:...._X eP
----
NP
r=-----__
------
~ vP
MP
______---:l vq
~
~ + ~ Mq
a
Bemessung mit Betonstahl wirtschaftlicher ist.
Jl.f1
Zu Technologie und Anwendung des Spannbe-
tons s. [Kupfer/Hochreiter 1993]. II"
3.3.11.2
Vorspannen im Spannbett
Massivbau 3-197
Die Spannglieder verlaufen im Bauteil i. d. R. ge- Erhärten des Betons vorgespannt. Dabei können
radlinig, da eine Umlenkung der vorgespannten, die Spannglieder (Abb. 3.3-78)
aber noch nicht einbetonierten Spannglieder - innerhalb des Betonquerschnitts in Hüllroh-
aufwendig ist. Werden in Abb. 3.3-77 die für die ren aus Blech oder Kunststoff (interne Spann-
Momente in Feldmitte bemessenen Spannglie- glieder mit oder ohne Verbund) oder
der vollständig bis zum Auflager durchgeführt, - außerhalb des Betonquerschnitts, aber inner-
so entsteht dort bei stark exzentrischer Anord- halb der Querschnittsumhüllenden, z.B. im
nung ein großes negatives Moment aus Vor- Inneren von Hohlkastenquerschnitten (exter-
spannung,dem keine Momente aus äußeren Ein- ne Spannglieder), verlaufen.
wirkungen entgegenwirken. Dies kann für die
Druckspannungen an der Unterseite und die Interne Spannglieder stehen auf ganzer Länge
Zugspannungen an der Oberseite bemessungs- mit dem Betonquerschnitt in Kontakt und kön-
relevant werden. Um dies zu vermeiden, kann nen daher fast beliebigen Raumkurven folgen,
ein Teil der Spannglieder an den Auflagern durch was eine sehr gute Anpassung an den Momen-
Überschieben eines Hüllrohrs verbundlos ge- tenverlauf und somit eine optimale Tragwirkung
macht (abisoliert) werden, so daß die Vorspann- ermöglicht. üblich sind Parabeln 2. Ordnung,ggf.
kraft erst in einer definierten Entfernung vom mit dazwischenliegenden geraden Abschnitten.
Trägerende in das Bauteil eingeleitet wird. Zur Beschreibung genügen dann die Lage der
Endpunkte und der Parabelstich f (Abb. 3.3-76):
3.3.11.3
x x 2 ) +zpo·
zp(x)=4f ( /-[2 (3.3.171)
Vorspannen gegen den erhärteten Beton
a interne Spannglieder
ts: $1.JOI
CTl f ~ Spannglieder
b umgelenkte externe
Spannglieder
Nkt1
I
I
~ t
1
1•
I
I
Umlenksattel
•
I.
Verankerung
E ..
c geradlinige externe
Spannglieder
z~l )dx.
Reibung und Ankerschlupf
c\,n = J(l)(-1-+
E,A, EJ,
(3.3.172)
Durch die Relativverschiebung zwischen Spann-
Die Verlängerung des Spannglieds ist glied und Beton sowie die Umlenkkräfte tritt
6 __I_ Reibung auf, die sich mit dem Reibungsbeiwert
p,ll- E A
p pl
. (3.3.173) p. durch die Differentialgleichung der Seilrei-
bung beschreiben läßt:
Meist verursacht das Anspannen eine Hebung
des Bauteils aus der Schalung, so daß das Eigen- dP =-dsp.Pl;l~ P=Pexp(-p.[I;Jds}
0
gewicht (bei nachfedernder Schalung ein Teil da-
(3.3.179)
von) aktiviert wird. Hieraus resultiert eine Ver-
längerung des Betons aufHöhe der Spannglied- Dabei ist Po die durch die Presse aufgebrachte
achse: Kraft, x der Abstand vom Spannende (Abb.
3.3-79a). Das Integral der Krümmung entspricht
6c,lg
r (-Ng- +Mgzpl)
=-J(l)
E,Ac
--
E,I,
dx. (3.3.174) dem Umlenkwinkel zwischen zwei Punkten. Da-
neben ist noch ein durch die ungewollte Abwei-
Aus diesen drei Größen ergibt sich der Spann- chung des Hüllrohres aus seiner idealen Lage
weg, d. h. die Verschiebung zwischen Spannglied verursachter Anteil k zu berücksichtigen:
und Beton an der Presse 1 1 d2zp
-=-+k .. --+k. (3.3.180)
(3.3.175) r rp d~
Massivbau 3-199
~ ~~
:
L ____
I I
_l !._ ____ ~
I
~I unddamit
I
I EPAP!llsl
I (3.3.182)
b Reibungsumkehr durch Ankerschlupf PoJ.l~~~ .
Werte für J.l• k sind der Zulassung des Spannver- Der Korrosionsschutz der Spannglieder in den
fahrens zu entnehmen. Die unter Vernachlässi- Hüllrohren kann durch Verpressen mit Zement-
gung der Reibung abgeleiteten Beziehungen mörtel hergestellt werden. Dabei entsteht ein
(3.3.172) bis (3.3.178) gelten näherungsweise, kraftschlüssiger Verbund zwischen Spannglied
wenn für Pi der Mittelwert der Kraft über die und Beton (Vorspannung mit nachträglichem
Spanngliedlänge gesetzt wird. Der Vergleich zwi- Verbund). Alle nach Herstellen des Verbunds
schen Pressenkraft und Spannweg erlaubt Aus- aufgebrachten Beanspruchungen wirken auf den
sagen darüber, ob die in der Berechnung ange- Verbundquerschnitt Die Berechnung erfolgt
setzte Vorspannung planmäßig erreicht wurde. hierfür zweckmäßig mit ideellen Querschnitts-
Die Verankerung von Litzenspanngliedern er- werten.
folgt nach dem Spannen i.allg. mit Keilen (Abb. Das Verpressen erfolgt auf der Baustelle. Zur
3.3-80). Zum Herstellen eines kraftschlüssigen Vermeidung von Korrosionsschäden vor dem
Kontakts ist ein Keilschlupf lllsl im Millimeter- Verpressen muß die Verweildauer der Spann-
bereich erforderlich. Durch die Verkürzung des glieder im unverpreßten Hüllrohr gering gehal-
Spannglieds wird die aufgebrachte Vorspannung ten, das Hüllrohr vor dem Einbau des Spann-
vermindert. Im Bereich der Verankerung wech- glieds gereinigt und ein fehlerfreies Verpressen
selt die Reibung auf einer Länge /51, an deren En- ohne Hohlräume sichergestellt werden. Mangel-
de die Vorspannung vor und nach dem Veran- haft verpreßte Hüllrohre waren in der Vergan-
kern gleich ist, ihre Richtung (vgl. Abb. 3.3-79b ). genheit Ursache von Korrosionsschäden.
Die Summe der dort auftretenden Dehnungsän-
derungen muß dem Keilschlupf lllsl entsprechen. Verbundlose Vorspannung
Wird die Exponentialfunktion in GI. (3.3.179)
linearisiert (e""' 1+x), so entspricht die zu inte- Beim Verpressen mit Fett oder ähnlichen Mate-
grierende Fläche einem Dreieck: rialien bleibt das Spannglied verbundlos (Vorsp.
ohne Verbund) . Das Verpressen erfolgt im Her-
!ll = f/,1 !lP(x) dx;::;!... ~I .
stellwerk. Zur Anwendungs. [Eibl u.a. 1995].
sl Jo E A 2 E A sl
p p (3.3.181)
p p Das Zusammenwirken von Stahl und Beton
Für eine konstante Spanngliedkrümmung erhält muß auch im Endzustand durch Systembetrach-
man dann den Schnittpunkt des Spannkraftver- tungen analog zu den GI. (3.3.172) bis (3.3.178)
laufs vor und nach dem Verankern untersucht werden; für die elektronische Be-
~ . .f~_J.......J~L...p. . lf_
._1 _._t _jl
"---')~~r-x_ _:i.
Mp,tot ....-=:=--- ~
Npzp +X"\.__/
Massivbau 3-201
Bei der Berücksichtigung als Vorverformung rechnung werden Spannglieder mit ungefähr
werden die Krümmungen und Dehnungen gleichem Zp zu einem Strang zusammengefaßt.
Pzp p
Kp=--- Eop=--- (3.3.183) Statisch bestimmte Systeme
EJ, E,A,
infolge des statisch bestimmten Anteils der Vor- Zum Zeitpunkt t = t0 sei die Spannung im Spann-
spannung als spannungslose Verformungen auf gliedstrang i gleich CJpo,i und die Spannung im
das System aufgebracht. Die resultierenden Beton auf Höhe Zp,i des Stranges aus der Vor-
Schnittgrößen (statisch unbestimmte Wirkung) spannung und der äußeren, ständig wirkenden
können mit den üblichen Verfahren der Bausta- Einwirkung CJcpo,i· Zum Zeitpunkt t hat sich die
tik berechnet werden. Betonspannung infolge der Spannkraftverluste
Alternativ können die Verankerungs- und Um- fl.CJp,jllm
lenkkräfte der Spannglieder als äußere Lasten
_ ~ ( 1 Zp,iZp,j)
auf das statisch unbestimmte System aufgebracht llu,p,i -- L.flup,jAp,j - + - - -
werden, woraus sich die gesamten Schnittgrößen j=l A I,
aus Vorspannung ohne die Trennung in den sta- (3.3.184)
tisch bestimmten und unbestimmten Anteil er- geändert. Die Dehnungsänderung ist
geben, die dann nachträglich vorgenommen
werden muß. Nachteilig ist hier die bei nicht "' 1+xcjl
flEcp,i =acpO,iß+lla,p,i-E-+E's· (3.3.185)
durch mathematische Funktionen definierten c c
Spanngliedführungen aufwendige Ermittlung Die wirksame Schwinddehnung Ecs ist dabei die
der Umlenkkräfte. Das Verfahren läßt sich je- zwischen dem Vorspannen und dem betrachte-
doch problemlos auf Flächentragwerke anwen- ten Zeitpunkt auftretende Zunahme.
den. Bei Vorspannung im Verbund ist die Änderung
Im allgemeinen wird unter der statisch unbe- der Betondehnung gleich der Änderung der
stimmten Wirkung nur die aus behinderter Bie- SpannstahldehnungflEp,i=flEcp,i·Zusammenmit
geverformung entstehende Schnittgröße ver- den Relaxationsverlusten flupr folgt
standen. Bei behinderter Längsverformung kön-
nen jedoch auch statisch unbestimmte Normal-
flup,i =flupr,i +flEp,i• Ep. (3.3.186)
kräfte entstehen. Im Brückenbau tritt dieser Fall Durch Einsetzen und Umformen erhält man ein
i.d.R. nicht auf, da durch spezielle Lager eine in lineares Gleichungssystem zur Bestimmung der
Längsrichtung statisch bestimmte Lagerung er- Spannungsverlust. So gilt bei zweisträngiger Vor-
reicht werden kann. In monolithischen Trag- spannung
werken des Hochbaus ist dies meist nicht der
Fall. Bei statisch unbestimmter Anordnung ver-
tikaler Aussteifungselemente können in diesen
erhebliche Zwangschnittgrößen entstehen, so
daß nqr ein Teil der Vorspannung in das vorzu-
spannende Bauteil eingeleitet wird. Aus Vor-
spannung resultierende Verformungen müssen (3.3.187)
daher genau verfolgt werden. In Extremfällen
empfiehlt es sich, auf die Berücksichtigung der
Normalkraft infolge Vorspannung ganz zu ver- mit
zichten. Die Wirkung der Umlenkkräfte kann je-
doch unabhängig hiervon vorausgesetzt werden
[Wicke/Maier 1998].
Bei einsträngiger Vorspannung erhält man die in
3.3.11.5 DIN 1045 Teill angegebene Gleichung
Zeitabhängige Verluste
Ep
llu pr +E,5 Ep +-cjiCJcpo
Das zeitabhängige Verformungsverhalten von E,
__z~
flap=--E--A__( __A 2 )_____ (3.3.189)
Beton und Spannstahl verursacht einen mit der
Zeit fortschreitenden Abbau der Vorspannung 1+~ 1+__:___f_ (1+xcjl)
E,A, I,
um ca. 10% bis 20%. Zur Vereinfachung der Be-
- 2: I1(
n R0 ·
a cpO,r·- . - l •J o -
1 Z p,r·Z p,J·) d
A + -I- - x
j=l c c
Massivbau 3-203
Beton kann es erforderlich werden, die Vorspan- Korrosionsschutz unabhängig vom umgeben-
nung schrittweise mit dem Baufortschritt (d.h. den Beton sichergestellt wird. Für diese gelten
der Zunahme der äußeren Einwirkungen) bzw. die Anforderungen an Stahlbetonbauteile. Nach
dem Ablassen des Lehrgerüstes aufzubringen. DIN 1045 Teil1 sind i.allg. folgende Nachweise
Die durch das Vorspannen hervorgerufenen zuführen:
Krümmungen können zu erheblichen Umlage-
rungen der Kräfte im Lehrgerüst führen; diese Dekompression. Unter einer in Abhängigkeit von
sind rechnerisch nachzuweisen. den Umgebungsbedingungen zu wählenden Ein-
Daneben führt die Differenz etwa gleich gro- wirkungskombination (quasi-ständige, häufige
ßer Zahlen zu einer starken numerischen Emp- oder seltene) ist nachzuweisen, daß die Spann-
findlichkeit der resultierenden Gesamtschnitt- glieder im überdrückten Beton liegen, d. h. nicht
größen aus Vorspannung und äußerer Einwir- vom Riß gekreuzt werden (Dekompression). Zur
kung, d.h., eine geringe Änderung des Vorspann- Vermeidung von Unklarheiten hinsichtlich des
moments kann einen Vorzeichenwechsel der Ansatzes für den gezogenen Beton (gerissen oder
Spannung am Querschnittsrand erzeugen. Dies ungerissen) ist nach DIN 1045 Teil1 im Endzu-
erfordert bei der Schnittgrößenberechnung v.a. stand eine volle Überdrückung des Querschnitts
im GZG eine höhere Genauigkeit als bei Stahl- gefordert, obwohl dies für den Korrosionsschutz
betontragwerken. Da hiermit wegen der in der nicht erforderlich ist. Unter Annahme einer li-
Baupraxis unvermeidlichen Unsicherheiten nur nearen o-E- Beziehung für den gedrückten Beton
ein Teil des Problems erfaßt wird, sind die kann aus
Schnittgrößen aus der Vorspannung als obere N+Np M+Mp
oder untere charakteristische Werte Pk =rP m an- ORand =---+---zRandSO (3.3.191)
A, I,
zusetzen. Der Variationskoeffizient ist wegen der
streuenden Kriech- und Schwindverformungen die erforderliche Vorspannung ermittelt werden.
sowie der unsicheren Reibungsbeiwerte von den Bei Beanspruchung durch Zwang ist zu beach-
Spannkraftverlusten abhängig. Daher ist nach ten, daß der durch die Rißbildung verursachte
DIN1045Teil1 rinf=0,9 bzw. r5 up=1,1 bei Vor- Steifigkeitsahfall hier nicht eintritt. Eingeprägte
spannung im nachträglichen Verbund und we- Verformungen müssen daher in jedem Fall bei
gen der fehlenden bzw. geringen Reibungsverlu- der Schnittgrößenermittlung berücksichtigt
ste rinf=0,95 bzw. rsup= 1,05 bei Spanngliedern werden.
mit sofortigem bzw. ohne Verbund.
Bei den Nachweisen werden die statisch un- Begrenzung der Rißbreite. Da eine gelegentliche
bestimmten Schnittgrößen auf der Seite der Ein- Überschreitung der Dekompressionslast durch
wirkungen berücksichtigt, die statisch be- die Wahl der Einwirkungskombination zugelas-
stimmten dagegen i. allg. als Widerstand. Im GZT sen wird, ist zusätzlich eine Beschränkung der
kann die statisch unbestimmte Wirkung durch Rißbreite auf Wk = 0,2 mm nachzuweisen, sofern
Fließgelenkbildung abgebaut werden. Hiervon unter der hierfür maßgebenden Einwirkungs-
wird wegen der infolge der großen Normalkräf- kombination Zugspannungen entstehen. Für die
te i. d. R. geringen Rotationsfähigkeit rechnerisch Ermittlung des Dehnungszustands kann die
kein Gebrauch gemacht. Druckzonenhöhe nach Gl. (3.3.56) bestimmt
werden, wenn die aus der Vorspannung resultie-
Nachweise im GZG renden Schnittgrößen P0 , Mpo als äußere Ein-
wirkungen und die Spannglieder wie eine schlaf-
Da das Vorspannen der Bewehrung auch wesent- fe Bewehrung berücksichtigt werden.
lieh der Verbesserung der Gebrauchstauglichkeit Im allgemeinen liegt im Bauteil neben den
dient, besitzen diese Nachweise eine größere Be- Spanngliedern eine Bewehrung aus BetonstahL
deutung als bei Stahlbetonbauteilen. Hinzu kom- Wegen der geringeren Profilierung der Ober-
men die erhöhten Anforderungen an die Dauer- fläche und der v. a. bei Litzenbündeln weit größe-
haftigkeit wegen der größeren Korrosionsemp- ren Durchmesser ist der Verbund des Spann-
findlichkeit der Spannstähle. Ständig oder häu- stahls erheblich weicher als der des Betonstahls.
fig offene Risse müssen v. a. in chloridhaltiger Die Annahme eines starren Verbunds liefert kei-
Umgebung und bei wechselnder Durchfeuch- ne realistische Abschätzung der Stahlspannun-
tung vermieden werden. Ausgenommen sind gen. Für die Nachweise der Rißbreitenbegren-
hiervon Spannglieder ohne Verbund, da deren zung ist eine genauere Betrachtung erforderlich.
Osl
a Erstrißbildung 60P1
b abgeschlossenes Rißbild
s,
Massivbau 3-205
und dem Gleichgewicht im Riß Nachweise im GZT
~ )=
Spanngliedern im Querschnitt die Abnahme von
fctWc -P(t>( Zc- Ap hinreichend geglättet ist. Liegt im Grenzfall
nur ein einziges Spannglied vor, so muß nach
t.P(zp + Zc )+ F5 (Zc + z,) . (3.3.204)
dessen Ausfall anstelle des Rißmoments die ge-
Für den Fall des Rechteckquerschnitts ist samte Beanspruchung vom verbleibenden Be-
WciAc= h/6, und mit Zc = h/3 ergibt sich eine Ab- tonstahl aufgenommen werden.
minderung des durch F5 , LV> aufzunehmenden Bei statisch unbestimmten Systemen kann ein
Moments um P(t) · h/6. Für den Grenzfall des Teil des freiwerdenden Rißmoments in andere
Zweipunktquerschnitts ist dagegen WciAc=Zn Tragwerkbereiche umgelagert werden. Je nach
so daß die Vorspannung P(t) keinen Beitrag zur Lage des betrachteten Querschnitts im System
Aufnahme des freiwerdenden Moments liefert. ergibt sich hieraus eine Abminderung der erfor-
Bei den meisten Querschnittsformen im Spann- derlichen Mindestbewehrung, sofern die Rotati-
betonbau ist der Anteil von P(t) ebenfalls ver- onsfähigkeit nachgewiesen werden kann. Dieses
nachlässigbar. Vorgehen ist jedoch aufwendig; auf der sicheren
Zur Sicherstellung der Robustheit ist daher ei- Seite liegend kann daher eine Mindestbeweh-
ne Mindestbewehrung A 5 anzuordnen, die bei rung analog zu statisch bestimmten Systemen
voller Ausnutzung bis zur Fließgrenze in der La- angeordnet werden.
ge ist, die Rißschnittgröße fctm · Wc aufzunehmen. Neben der Schadensbegrenz~ng gewinnt zu-
Die Berücksichtigung von Sicherheitsbeiwerten nehmend die Schadensvermeidung an Bedeu-
ist wegen der geringen Auftretenswahrschein- tung. Grundgedanke ist der Versuch, die die
lichkeit nicht erforderlich. Auf diese Mindestbe- Standsicherheit der Konstruktion gefährdende
wehrung darf der nicht korrodierte Spannstahl Korrosion von Spanngliedern rechtzeitig zu er-
mit der Differenz zwischen Vorspannung und kennen und vor dem Eintreten irreversibler Schä-
Fließspannung angerechnet werden. Der unge- den Sanierungsmaßnahmen zu ergreifen. Dies
schädigte Spannstahlquerschnitt läßt sich aus setzt voraus, daß bereits bei der Planung Mög-
Gl. (3.3.202) bestimmen, wenn das Moment Ms, lichkeiten zur Kontrolle und ggf. zum Austausch
das mit hoher Wahrscheinlichkeit auftritt (z.B. geschädigter Spannglieder vorgesehen werden,
das Moment aus der häufigen Lastkombination), was bei verbundlosen Spanngliedern prinzipiell
bekannt ist. Es sollte jedoch berücksichtigt wer- möglich ist. Allerdings ist die Kontrollierbarkeit
den, daß bei Ausfall eines Spannglieds eine Schä- keine hinreichende Voraussetzung zur Erken-
(J
Ms
)-
Massivbau 3-207
nung von Spanngliedausfällen, diese wird erst Dabei wird nur der baupraktisch relevante Fall
durch eine Kontrolle in angemessenen Interval- N < 0 betrachtet.
len mit ausreichend genauen Methoden sicher-
gestellt. Da mit einer Korrosion der Spannglie- Elastische Näherungslösung
der aber frühestens einige Jahrzehnte nach der
Fertigstellung des Bauwerks gerechnet werden Die Verformung aus Mo ergibt sich mit dem Prin-
muß, sind hierfür langfristige Inspektionspläne zip der virtuellen Kräfte unter Annahme unge-
erforderlich, deren Einhaltung häufig fragwür- rissener Querschnitte zu
dig erscheint. Daher sollten Inspektionen als Er-
5 12
gänzung und nur in Sonderfällen als Ersatz für eo =-·_Q_Mo. (3.3.205)
die Robustheit angesehen werden. 48 EI
Der Verlauf kann in guter Näherung durch eine
3.3.12 quadratische Parabel approximiert werden. In-
Stabilität und Theorie II. Ordnung folge der Verformung entsteht dann ein eben-
falls parabelförmiges Moment L'l.M 1 = INI eo. Die
Bei druckbeanspruchten Bauteilen sowie schlan- Verformung hieraus ist
ken Biegeträgern entstehen durch die Verfor-
5 12
mung zusätzliche Beanspruchungen, die durch e1 =- · _Q_INie0 • (3.3.206)
eine Gleichgewichtsbetrachtung am verformten 48 EI
System (Theorie II. Ordnung) erfaßt werden müs- Durch wiederholte Verformungsberechnung er-
sen. Dies ist bei Erweiterung von GI. (3.3.1 09) um hält man schließlich die Gesamtverformung als
die entsprechenden Terme durch nichtlineare geometrisc(he Reihe i
Berechnung möglich. Für viele praktische Fälle = 5 12
können jedoch vereinfachte, ausreichend genaue e=e ' -·_Q_INI) = eo
OL.. 48 EI [2
Verfahren abgeleitet werden. r=o I-2_·_Q_INI
48 EI
3.3.12.1 (3.3.207)
Einzelstützen sowie den Verformungszuwachs
vlvsdl
Abb. 3.3·87 Abhängigkeit des äußeren und inneren
Momentes von der Auslenkung
Stahlbeton
Durch Rißbildung und nichtlineares Verhalten Punkt 1 oder zum Kollaps führt (vgl. Kugelana-
des Betons aufDruck nehmen die Krümmungen logie in Abb. 3.3-87). Im Fall eines einzigen Schnitt-
mit dem Moment überproportional zu. Die Ver- punkts ist die Systemtraglast gerade erreicht; da
formungen e ergeben sich durch Integration von die Steigung der beiden Kurven in diesem Punkt
K. Abbildung 3.3-87 zeigt den Verlauf des inne- gleich ist, handelt es sich um ein indifferentes
ren Moments MR in Stützenmitte für den linea- Gleichgewicht, d.h. ein Stabilitätsversagen, das
ren und den nichtlinearen Fall in Abhängigkeit bei nichtlinearem Materialverhalten folglich
von der Verformung e~ Im Schnittpunkt mit der auch bei Stützen mit Momenten nach Theorie I.
Linie des äußeren Moments Ms herrscht Gleich- Ordnung auftreten kann. Für Mo= 0 entspricht
gewicht (MR=Ms). Das zugehörige Moment ist Ms einer Ursprungsgeraden; es liegt ein echtes
bei Berücksichtigung der Nichtlinearität größer, (elastisches) Knickproblem vor.
sie ist daher aus Gründen der Sicherheit erfor- Die Ermittlung der MR-Linie ist aufwendig.
derlich. Eine iterative Lösung ist wie im linearen Fall
Je nach Größe von N und Mo erhält man ent- möglich, wenn in jedem Iterationsschritt die
weder zwei, einen oder keinen Schnittpunkt (es zum Gesamtmoment gehörende Krümmung
sei darauf hingewiesen, daß neben der Ms- Linie entlang der Stabachse ermittelt und zur Verfor-
wegen der Abhängigkeit der M-K-Beziehung von mung integriert wird. Da das Superpositions-
der Normalkraft auch die MR-Linie von N ab- prinzip nicht gilt, muß anstelle des Zuwachses im
hängt). Im letzten Fall ist die Knicklast des Sy- Iterationsschritt die gesamte Verformung be-
stems überschritten, ein Gleichgewicht nicht rechnet werden.
mehr möglich. Zur Vereinfachung der Berechnung kann ein
Liegen zwei Gleichgewichtszustände vor, so ist affiner Verlauf von Mn und Kangenommen wer-
der erste stabil, bei einer Verminderung der Aus- den; das entspricht einer Approximation der M-
lenkung ist immer MR<Ms, so daß das System K-Beziehung durch eine Sekante. Die Anwen-
in den Gleichgewichtszustand zurückwandert, dung von GI. (3.3.209) ist unter Verwendung der
ebenso wie bei einer Erhöhung der Auslenkung, Sekantensteifigkeit möglich, liegt wegen der Ver-
da dann MR>Ms ist. Punkt 2 stellt dagegen ein nachlässigung der höheren Steifigkeit in den un-
labiles Gleichgewicht dar, da jede infinitesimale gerissenen Bereichen jedoch auf der sicheren
Änderung der Auslenkung entweder zurück nach Seite.
Massivbau 3-209
Die Verformung e läßt sich allein auf die Krüm- Ms immer links davon liegen. Fließmoment und
mung in Stützenmitte zurückführen: Fließkrümmung stellen damit obere Grenzwer-
te dar.
(3.3.211)
Stützen werden i.allg. symmetrisch bewehrt
Der Völligkeilsbeiwert a ergibt sich für einen pa- (A 51 =A 5z). Vor allem bei hohen Bewehrungsgra-
rabelförmigen Momentenverlauf zu a = 5/48. Für den bewirkt das Fließen der Druckbewehrung
beliebige Verläufe kann a= 1/10 gesetzt werden. einen ähnlichen Steifigkeitsahfall wie das Flie-
Der Vergleich zwischen MR und Ms kann dann ßen der Zugbewehrung. Im Grenzfall des gleich-
auf der Ebene einer M-K-Beziehung geführt, d. h. zeitigen Fließens ist xlh=0,5; die zugehörige
die Betrachtung auf einen Querschnittsnachweis Normalkraft Nbal entspricht der Betondruck-
zurückgeführt werden. kraft, da sich die Bewehrungskräfte aufheben
(Psi =-F5z), d.h.
Bemessung
h
Nbal =-aRb- fcd=-0,4bhfcd · (3.3.213)
Für die Bemessung, d.h. die Bestimmung der 2
Bewehrung, ist eine Modifikation des Verfahrens Die zugehörige Krümmung ist unabhängig vom
erforderlich, da die M-K-Beziehung vorab nicht Bewehrungsgrad:
bekannt ist. Das Modellstützenverfahren in DIN
2Eyd 2Eyd
1045 Teilliegt formal eine Kragstütze der Län- K = - - - z - -. (3.3.214)
ge h = 10 /2 zugrunde (Abb. 3.3-88). Die Rückfüh- Z 51 + Z52 0,9d
rung anderer Lagerungsbedingungen auf den Bei kleineren Normalkräften (INsdl <INbalD
Grundfall erfolgt durch die Ersatzlänge 10 , die nimmt die Fließkrümmung etwas ab, da die
i.allg. der elastischen Knicklänge entspricht (s. Stauchungen auf der Druckseite abnehmen;
aber [Quast 1986)). Hilfsmittel zur Bestimmung GI. (3.3.214) kann jedoch als gute Näherung an-
enthält [Kordina/Quast 1979]. gesehen werden. Für INsdl >INbad kann K zwi-
Die Bemessung erfolgt an der Einspannung schen GI. (3.3.214) und einer reinen Normai-
der Modellstütze oder allgemeiner im mittleren kraftbeanspruchung (NsJ=Nud> K=O) interpo-
Drittel der Ersatzlänge. Das Moment dort ist liert, d.h. mit
Mn=Mo+LlM=Vh+INI·(eo+ea+e). Kz = NurNsd <I (3.3.215)
(3.3.212) Nud -Nbal
Krümmung. Zur Verformungsberechnung wird abgemindert werden (Abb. 3.3-89). Da Nud von
eine obere Abschätzung der Krümmung K ver- der Bewehrung abhängt, ist bei der Bemessung
wendet. Da die MR-Linie nach Erreichen des i.allg. ein iteratives Vorgehen erforderlich, das
Fließmoments im Nachweisschnitt nicht mehr jedoch auf der sicheren Seite liegend mit K2 =I
wesentlich ansteigt, muß der Schnittpunkt mit vermieden werden kann.
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dV
a
a unverformtes System, Moment nach Theorie
I. Ordnung;
b verformtes System, Zusatzmoment nach Theorie
II. Ordnung
Massivbau 3-211
gegenläufigen Effekte oft nicht a priori erkenn- Bei Annahme starrer Deckenscheiben existie-
bar ist, ob eine Erhöhung der Normalkraft sich ren im Grundriß Verschiebungen in x- und y-
ungünstig auf die Bemessung auswirkt. Vor allem Richtung sowie eine Verdrehung um den Schub-
bei gedrungenen Stützen sind daher auch Ein- mittelpunkt. Sofern die Größe der Verschiebun-
wirkungskombinationen mit minimaler Nor- gen bzw. Verdrehung klein bleibt (d.h. die zuge-
malkraft zu untersuchen. ordnete Steifigkeit ausreichend groß ist), kann
eine Bemessung der Aussteifungselemente nach
Biegung um zwei Achsen Theorie I. Ordnung unter Berücksichtigung ei-
ner Schiefstellung der Pendelstützen (lmperfek-
Bei einem möglichen Ausweichen in den zwei tion) erfolgen. Zur Ermittlung der erforderlichen
Hauptrichtungen ist eine getrennte Betrachtung Steifigkeit wird ein Kragstab mit der Gebäude-
wegen der Kopplung der Steifigkeiten i. allg. nicht höhe hrot und der Ersatzsteifigkeit Eclc, die sich
möglich (s. [Grasser/Galgoul 1986; Grzeschko- aus der Summe der Steifigkeiten aller Ausstei-
witz u.a. 1992]). Nach DIN 1045 Teil 1 sind ge- fungselemente in der betrachteten Richtung er-
trennte Nachweise nur zulässig, wenn die Mo- gibt, mit angeschlossenen Pendelstützen be-
mente nach Theorie I. Ordnung überwiegend in trachtet [König!Liphardt 1990]. Man erhält ei-
einer Richtung wirken. Bei großen Ausmitten in nen Momentenzuwachs unter 10%, sofern mit
Richtung der starken Achse ist zur Vermeidung der gesamten Vertikallast I F für die Labilitäts-
des "Seitwärtsknickens" in Richtung der schwa- zahl a gilt
chen Achse zusätzlich ein reduzierter Quer-
schnitt anzusetzen. Allgemein erfolgt die Bemes- a=hrot~ EJc
2) <min{0,6;0,2+0,1m},
sung zweckmäßig programmgesteuert.
(3.3.220)
3.3.12.2 wobei m die Zahl der Stockwerke ist. Hierbei
Rahmen werdenungerissene Querschnitte vorausgesetzt;
für gerissene Querschnitte kann in Überschlags-
Grundsätzlich sind ausgesteifte und nicht aus- rechnungen eine abgeminderte Steifigkeit ange-
gesteifte Rahmen zu unterscheiden (s. hierzu setzt werden.
auch 3.2). Eine entsprechende Bedingung läßt sich für
die Torsionssteifigkeiten Ecfu.>, Gclr ableiten. Ein
Ausgesteifte Rahmen expliziter Nachweis ist jedoch nicht erforderlich,
wenn eine ausreichende Steifigkeit durch die An-
Die Horizontallasten (v.a. Wind, Abtriebslasten ordnung der Wandscheiben im Grundriß offen-
aus Imperfektionen) werden überwiegend durch sichtlich ist.
einzelne, sehr steife Tragelemente (Treppen- Die Imperfektionen sind bei Rahmen als
hauskerne, durchlaufende Wandscheiben) auf- Schiefstellung der Stützen mit dem Winkel
genommen. Der Beitrag einzelner Stützen ist 1
aa1 = -----r bzw. äquivalente Horizontalkräfte
vernachlässigbar (Abb. 3.3-90a). 100"1
! ~
i
a Gesamtsystem
- \\
fa
Abb. 3.3·90 Ausgesteifter Rahmen, Modellbildung
b Randstütze
Einfluß der Verformungen durch eine Vergröße- Für 8a=va=O erhält man das ideelle Kippmo-
rung der Horizontallasten erfaßt wird [Fey 1966; ment
Kordina/Quast 2000 ].
Die Bemessung regelmäßiger Rahmen läßt M . = n 2 ~E,lz ·G,Ir (3.3.224)
mt r l
sich näherungsweise auf Einzelstützen zurück- "\18 Ot
führen. Zur Ermittlung der Ersatzlänge s. [Kor- Hiermit lassen sich analog zu Gl. (3.3.209) Er-
dina/Quast 2000]. höhungsfaktoren für die Schnittgrößen nach
Theorie I. Ordnung (einschl. Imperfektionen)
3.3.12.3 ableiten:
Kippen
Massivbau 3-213
Schubmittelpunkt
der Druckzone
I I I I
a Querschnitt
c::::::::::::::____:::::::-"" V
b Schnittgrößen
c verformtes System
a,
t;-
1,0
0,5 0,5
Abb. 3.3-92 Spannungs-Dehnungs-Beziehungen bei verschiedenen Temperaturen, normien auf die Festigkeit bei 20 •c
Massivbau 3-215
Durch das Verdampfen des Porenwassers ent-
stehen Spannungen in den Porenräumen, die zu
explosiven Abplatzungen ganzer Betonschichten
führen können. Sie können jedoch durch die Ein-
haltung von Mindestabmessungen verhindert
werden. Bei hochfesten Betonen sind wegen des · et·'
i.allg. sehr dichten Gefüges und der fehlenden
Kanäle zur Entspannung des Oberdrucks zusätz-
liche Maßnahmen erforderlich [König/Grimm Abb. 3.3·93 Querschnitt unter Brandbeanspruchung
2000 ]. Durch Zugabe von Kunststoffasern, die im
Brandfall verdampfen und ein künstliches Poren- wehrung. Die kritische Temperatur 9crit im
system schaffen, kann das Problem entschärft Schwerpunkt der Bewehrung folgt aus der For-
werden. Eine flächenhafte Schutzbewehrung derung, daß diese mit der für außergewöhnliche
kann das Abfallen der abgesprengten Schichten Einwirkungskombinationen geforderten 1,0-fa-
verhindern. chen Sicherheit in der Lage sein muß, die wir-
kenden Schnittgrößen aufzunehmen, was etwa
Querschnittsverhalten beifYd9crit)lfyk=0,5 ... 0,6 oder 9crit=500°C der
Fall ist. Hieraus können Mindestabmessungen
Unter Brandeinwirkung erwärmt sich der Quer- und Mindestachsabstände des Bewehrungs-
schnitt ausgehend von beflammten Oberflächen. schwerpunkts von der Oberfläche abgeleitet wer-
Es stellt sich ein instationärer Zustand ein, d.h., den. Entsprechende Bauteilkataloge für übliche
die Temperaturverteilung im Bauteil ist eine Querschnitte und verschiedene Feuerwider-
Funktion der Zeit. Die Erwärmung verläuft um- standsklassen sind in EC 2-1-2 und DIN 4102 Teil
so schneller, je kleiner der Querschnitt und je 4 enthalten. In vielen Fällen sind die aus ande-
größer diebeflammte Oberfläche ist; man unter- ren Gründen gewählten Abmessungen für den
scheidet einseitig (z.B. Deckenplatten, Wände) Nachweis bereits ausreichend.
und mehrseitig (z.B. Innenstützen) beflammte Bei großen Betondeckungen (c>SO mm) be-
Querschnitte. Wegen ihrer großen Masse und steht die Gefahr des Abplatzens der außerhalb
thermischen Trägheit erwärmen sich Stahlbe- der Bewehrung gelegenen Schichten. Sie sind da-
tonquerschnitte i.allg. relativ langsam. her durch eine Schutzbewehrung zu sichern.
Die Tragfähigkeit kann durch Brandversuche
oder Rechnung ermittelt werden. Der rechneri- Systemverhalten
sche Nachweis erfordert eine Kopplung von ther-
mischer und mechanischer Analyse, d.h., als Da z. B. Deckenplatten i.allg. nur einseitig mit der
Ausgangspunkt für die Bemessung ist zunächst Brandtemperatur beaufschlagt werden und sich
die Temperaturverteilung im Bauteil zu bestim- demzufolge auch nur die auf einer Seite liegen-
men. Die Brandeinwirkung wird i. d. R. durch ei- de Bewehrung erwärmt, existieren bei Durch-
ne genormte Einheitstemperatur-Zeit-Kurve be- laufträgem Tragreserven, die im Rahmen einer
schrieben. Diagramme für die Temperaturver- plastischen Schnittgrößenumlagerung ausge-
teilung in üblichen Bauteilen enthält [CEB 1991 b, nutzt werden können (Abb. 3.3-94). Die Bauteil-
Kordina/Meyer-Ottens 1999]. katalogein EC 2-1-2 und DIN 4102 Teil 4 be-
Bei bekannter Temperaturverteilung können rücksichtigen dies durch eine Abminderung der
die zu einem Verzerrungszustand gehörenden erforderlichen Achsabstände der Bewehrung.
Schnittgrößen bestimmt werden, indem von den Dabei ist allerdings zu beachten, daß sich die
Gesamtdehnungen zunächst der thermische An- Momentennullpunkte zur Feldmitte hin ver-
teil Ee subtrahiert wird. Aus den verbleibenden schieben, die Stützbewehrung also entsprechend
Dehnungen E0 folgen mit den rechnerischen, verlängert werden muß.
temperaturabhängigen O-E-Beziehungen die Durch die thermische Dehnung entstehen
Spannungen und durch Querschnittsintegration Zwangschnittgrößen, die i. d. R. durch die Anord-
die Schnittgrößen (Abb. 3.3-93 ).Vereinfachte Ver- nung von Dehnfugen zu begrenzen sind [Kordi-
fahren zur Bestimmung der Querschnittstrag- na/Meyer-Ottens 1999]. Es ist zu beachten, daß
fähigkeit sind in EC 2-1-2 enthalten. die Fugen die Anforderungen an den Raumab-
Bei üblichen Bauteilen resultiert der Abfall der schluß ebenso erfüllen müssen wie das Bauteil
Tragfähigkeit v.a. aus der Erwärmung der Be- selbst.
~
t=O ):~ -=::::::=:;::::
t=60m in
I
ohne Um Iagerung 1 mit Umlagerung
Abb. 3.3·94 Schnittgrößenumlagerung eines von unten Abb. 3.3-95 Nachweis der Tragfähigkeit unter Kurzzeit-
bellammten Zweifeldträgers beanspruchung und Ermüdung
3.3.14.1 1_1ac,maxl
Baustoffverhalten logN= 14 . fcd,fat • (3.3.228)
Beton
~
~1-~
Die Ermittlung der Ermüdungsfestigkeit erfolgt Für gegebene Lastspielzahlen N lassen sich aus
i.d.R. im Einstufenversuch unter sinusförmiger Gl. (3.3.228) Grenzbedingungen für die Ober-
Beanspruchung; gemessen wird die Zahl der und Unterspannungen ableiten (Goodman-Dia-
Lastwechsel bis zum Versagen. Ein Überblick gramm), z.B. für N= 1·107 (Abb. 3.3-96):
über experimentell gewonnene Erkenntnisse
findet sich in [König/Danielewicz 1994] . Eine zy- lac,maxl :::;o,S+0, 45 1a,,min1 <0, 9 . (3.3.229)
klische Beanspruchung führt zu einer fortschrei- fcd,fat fcd,fat
tenden Mikrorißbildung und Gefügezerstörung.
Massivbau 3-217
1,0
0,9
0,5
5 log N
f~ tat
a Definition der b Wöhler-Linie c Goodman-Diagramm
Spannungen (107 Lastwechsel)
Betonstahl
i[J ~
I
I
schädigung
------- ----~
Ds =,
L
n(~a;).
(3.3.231)
I : I I I i N(~a; )
~M 1.-.1 : ~M 1.-.1
Der Grenzzustand der Ermüdung ist erreicht, so-
bald Ds= 1 ist. Wird dieser Wert innerhalb der ge-
forderten Lebensdauer des Bauwerks nicht er-
Abb. 3.3-98 Zusammenhang zwischen Moment und reicht, so ist der Nachweis erfüllt.
Spannstahlspannung bei vorgespannten Bauteilen
Massivbau 3-219
Nachweis mit Betriebslastfaktoren 3.4
Stahlbau
Das Vorgehen kann durch Einführung eines
äquivalenten Einstufenkollektivs vereinfacht Dieses Kapitel geht besonders auf die Bemes-
werden, das die folgende Bedingung erfüllt: sungsregeln im Stahlbau und ihre Hintergründe
nequ ="' n(~o;) .
L.. ( ) (3.3.232)
ein. Die Bemessungsregeln befinden sich z. Z. im
Umbruch; während im Brückenbau noch mit
N ( ~O"equ ) i N ~0"; dem Konzept der zulässigen Spannungen gear-
Die äquivalenten Spannungsschwingbreiten ru- beitet wird, wird im Hochbau seit einiger Zeit die
fen bei nequ Lastspielen die gleiche Schädigungs- Bemessung nach Grenzzuständen vorgenommen
wirkung hervor wie das gegebene Beanspru- und hierbei nach nationalen Vorschriften in der
chungskollektiv [Bagayoko 1999]. Betriebslast- DIN-18800-Reihe und nach europäisch verein-
faktoren zur Ermittlung von ~O"equ bei Brücken heitlichten Regelungen in den Eurocodes, die
enthält EC 2-2. noch vervollständigt werden, unterschieden.
Die Ausführungen beruhen weitgehend auf
Nachweis der Dauerfestigkeit den europäisch vereinheitlichten Regelungen
entsprechend der Fassung der DINV ENV 1993-
Der Nachweis kann auf der sicheren Seite lie- 1-1 von 1993. Im Rahmen der z.Z. durchgeführ-
gend durch einen Vergleich oberer Grenzwerte ten Überführung in die EN-Fassung sind Ände-
der Schwingbreiten (bzw. der Ober-/Unterspan- rungen vorgesehen, die die eine oder andere For-
nungen) mit der Dauerschwingfestigkeit, d. h. ei- mel, weniger aber die grundsätzliche Vorgehens-
ner Schwingbreite, die unendlich oft ertragen weise und die Hintergründe betreffen. Einige
werden kann, geführt werden. Da weder die solcher Änderungen sind bereits berücksichtigt.
tatsächliche Lastwechselzahl noch die Verteilung
der Spannungsamplituden berücksichtigt wird, 3.4.1
ist der Nachweis i.allg. sehr konservativ. Bei feh- Allgemeines, Normen und
lender echter Dauerfestigkeit wird als techni- Genehmigungsverfahren
scher Wert derjenige angesetzt, der zu einer Last-
wechselzahl gehört, die über der insgesamt am 3.4.1.1
Bauwerk zu erwartenden liegt. Allgemeines
Nach DIN 1045 Teil1 gilt hier für Spannglie-
der und ungeschweißten Betonstahl ~0"5 ::::; Die Verwendung von Stahl im Bauwesen umfaßt
70 MPa; für Beton unter Druckbeanspruchungen praktisch alle Bauweisen. Stahlbau im eigentli-
gilt GI. (3.3.229). Die auftretenden Beanspru- chen Sinne besteht da, wo bestimmte Stahlpro-
chungen sind unter der häufigen Einwirkungs- dukte wie Stahlprofile, Stahlbleche oder Seile als
kombination, jeweils in der maßgebenden Stel- vorherrschende Tragelemente zum Einsatz
lung für Ober- und Unterspannungen, zu ermit- kommen, wobei Verbundwirkungen z.B. mit
teln. Sie sind streng genommen keine Ober- Stahl- und Spannbeton, Holz, Glas oder Kunst-
grenzen, da eine Überschreitung möglich ist. stoffen als Verbundbauweisen oder Mischbau-
Diese stellen jedoch meist nur einen geringen weisen mit eingeschlossen sind.
Anteil der auftretenden Lastwechsel dar. Wie alle Bauweisen unterliegt der Stahlbau ne-
ben den privatrechtliehen Vorschriften einer
Abkürzungen zu 3.3 Reihe von öffentlichen Baubestimmungen [Bos-
senmayer 1999], die im Hinblick auf die Stand-
GZT Grenzzustand der Tragfähigkeit sicherheit und das Brandverhalten baulicher An-
GZG Grenzzustand der Gebrauchstauglich- lagen gelten. Das Bauaufsichtsrecht zielt darauf
keit ab, bauliche Anlagen so zu errichten, zu ändern
PRD Parabel-Rechteck-Diagramm und instand zu halten, daß die öffentliche Sicher-
DAfStb Deutscher Ausschuß für Stahlbeton heit oder Ordnung - insbesondere Leben und
DBV Deutscher Beton-Verein Gesundheit - nicht gefährdet werden. Dazu be-
stehen in Deutschland Landesbauordnungen, die
die allgemeinen Anforderungen an Bauwerke
und Bauprodukte definieren und auf technische
Baubestimmungen, nämlich durch öffentliche
fl :.l...,._
.• : .>-
:,]..._.
__
...or-
_, ..
:.JI'I...,.
"'-
"''""'
-
_,_
.........
_,
_,,_,.
..._,_
...
..........
~
-.r
• ltk .......o-..
20/30-Stabtragwerke
Schalentragwerke FEM
Seiltragwerke (Th. 111. 0.)
Fachwerke, Brücken
Trägerroste, Anlagenbau
Stahlbau, OIN 18800
Massivbau, OIN 1045 alt/neu ••
Holzbau, OIN 1052 ••••••••••••••••••••••
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••
Bekanntmachung eingeführte technische Regeln mit den zugrundeliegenden technischen Regeln,
für Bauprodukte sowie für den Entwurf und die Zulassungen, Prüfzeugnissen oder Zustimmun-
Bemessung baulicher Anlagen und Bauproduk- gen im Einzelfall.
te, hinweisen.
Dabei sind "Bauprodukte" Baustoffe, Bauteile 3.4.1.2
und Anlagen, die hergestellt werden, um dauer- Technische Baubestimmungen
haft in Gebäude oder sonstige Anlagen einge-
baut zu werden, sowie aus Baustoffen und Bau- Technische Baubestimmungen sind
teilen vorgefertigte Anlagen, die hergestellt wer- - in der Bauregelliste A bekannt gemachte tech-
den, um mit dem Erdboden verbunden zu wer- nische Regeln für Bauprodukte,
den, (z.B. Fertighallen oder Silos). Sie dürfen aus - in der Liste der Technischen Baubestimmun-
Gründen der öffentlichen Sicherheit i.d.R. nur gen aufgenommene technische Regeln, insbe-
eingesetzt werden, wenn sie das deutsche Ü-Zei- sondere über Lastannahmen, die Berechnung,
chen oder das europäische CE-Zeichen tragen. Bemessung und Ausführung von Bauproduk-
Voraussetzung dafür ist der Nachweis der Kon- ten und baulichen Anlagen.
formität mit den dem Bauprodukt zugrundelie-
genden Regeln nach unterschiedlich strengen Bei Bekanntmachung durch die oberste Bau-
Verfahren (sechs Verfahren nach Systemen 1+ rechtsbehördeals Technische Baubestimmun-
bis 4), die alle die werkseigene Produktionskon- gen erhalten Technische Regeln den Charakter
trolle des Herstellers (Eigenüberwachung) und von Rechtsnormen.
darüber hinaus je nach Produktbedeutung Von den in der Bauregelliste A bekannt ge-
strengere Kontrollen durch externe Prüf-, Über- machten Technischen Regeln für geregelte Bau-
wachungs- ·oder Zertifizierungsstellen (PÜZ- arten (z.B. Bemessungsregeln) kann abgewichen
Stellen) enthalten. Für alle Stahlbauprodukte gilt werden, da sie ihrem Charakter entsprechend
System 2+ [Bossenmayer 1999]. nur eine Möglichkeit zeigen, die Anforderungen
Bauprodukte nach geltenden deutschen Vor- der Bauordnung im Hinblick auf die Abwehr von
schriften sind in der Bauregelliste Ades Deut- Gefahren zu erfüllen. Auch andere Wege sind er-
schen Instituts für Bautechnik (DIBt) bekannt laubt. Dabei ist nachzuweisen, daß die Ausfüh-
gemacht; für den Metallbau gilt Kapitel 4 der rung insgesamttrotzder Abweichung den bau-
Bauregelliste A Teil 1. Sie gilt für Bauprodukte rechtlichen Anforderungen gerecht wird.
nach bekannt gemachten technischen Regeln, Bei wesentlichen Abweichungen sind Anwend-
nach allgemeinen bauaufsichtliehen Zulassun- barkeitsnachweise in Form einer allgemeinen
gen des DIBt oder nach allgemeinen bauauf- bauaufsichtliehen Zulassung oder einer Zustim-
sichtliehen Prüfzeugnissen einer anerkannten mung im Einzelfall für die Bauart erforderlich.
Prüfstelle. Für Bauprodukte nach europäischen Durch diese Öffnung für Abweichungen wird der
Vorschriften ist die Bauregelliste B vorgesehen. innovativen Dynamik des Bauwesens Rechnung
Neben den Bauprodukten gibt es den Begriff getragen.
"Bauarten", im Sinne der Landesbauordnungen Die Liste der Technischen Baubestimmungen
entstanden durch Zusammenfügen von Baupro- hat folgende Gliederung:
dukten zu baulichen Anlagen oder Teilen davon, 1. Technische Regeln zu Lastannahmen,
(z.B. eine konventionell errichtete Halle). Bauar- 2. Technische Regeln zur Bemessung und Aus-
ten, die den technischen Baubestimmungen ent- führung,
sprechen, bedürfen keines besonderen Anwend- 3. Technische Regeln zum Brandschutz,
barkeitsnachweises. Bauarten, die von techni- 4. Technische Regeln zum Wärme- und zum
schen Baubestimmungen wesentlich abweichen Schallschutz,
oder für die es allgemein anerkannte Regeln der 5. Technische Regeln zum Bautenschutz,
Technik nicht gibt (nicht geregelte Bauarten) 6. Technische Regeln zum Gesundheitsschutz,
dürfen nur verwendet werden, wenn für sie eine 7. Technische Regeln als Planungsgrundlagen,
bauaufsichtliche Zulassung des DIBt oder eine Anlagen zu den Technischen Regeln.
Zustimmung im Einzelfall der zuständigen ober-
sten Bauaufsichtsbehörde erteilt ist. Die Liste enthält folgende Normen des Stahl-
Bauarten bedürfen keiner Kennzeichnung mit baus:
dem Ü-Zeichen oder CE-Zeichen; es genügt die - DIN 4119-1 und -2,
schriftliche Bestätigung der Übereinstimmung - DIN 4132,
Stahlbau 3-223
Im Sonderfall können noch weitere Anforde- des Roheisens aus dem Hochofen mit 3%-4%
rungen, z. B. hinsichtlich des Verschleißwider- Kohlenstoffgehalt auf für Schmieden und Wal-
stands oder der Magnetisierbarkeit, dazukom- zen geeignete Gehalte von ca. 0,1% C handwerk-
men. lich im Flammofen (Puddelofen) erfolgte.
Mit der Erfindung des Bias-Frischverfahrens
Herstellungsmethoden des Roheisens mit Luft (Windfrischverfahren) in
der Bessemer-Birne und der Verbesserung dieses
Es gibt heute mehrere Stahlerzeugungsrouten Verfahrens zum Frischen von auch phosphor-
[Bleck 1999]. Die konventionelle Hochofen-Kon- haltigem Roheisen nach dem Thomas-Verfahren
verter-Route arbeitet mit flüssigem Roheisen, wurde ab ca. 1900 das industrielle Frischverfah-
das im Konverter gefrischt wird (Abb. 3.4-1 ); die ren zur Herstellung von wesentlich homogene-
Schrott-Lichtbogenroute verwendet feste Ein- ren und wirtschaftlichen Flußstählen eingelei-
satzprodukte, also Schrott oder Eisenschwamm tet. Günstigere Qualitäten als mit diesem Kon-
als Ergebnis direkter Reduktionsverfahren, (s. verterverfahren wurden mit dem aus dem Pud-
hierzu 3.1). delverfahren entwickelten Herdfrischverfahren
Bei historischen genieteten Stahlkonstruktio- (SM (Siemens-Martin)-Verfahren) wegen des
nen [Petersen 1994] wird noch Schweißeisen längeren und kontrollierteren Frischvorgangs
(Puddeleisen) angetroffen, bei dem das Frischen erzielt. Dabei kann auch Schrott verarbeitet wer-
Sauerstoffkonverter
a Hochofen-Konverter-Route b Schmelzreduktion
gas
m
Wirbelschicht Schrott
Elektrolichtbogenofen ~ Elektrolichtbogenofen
1100
N/ mml
1000
900
800
700
600
.,c~
t;, 500
..><
~
"' 400
300
200
SEWD83 Werk-
Werk- Werk-
100 EN 10025 EN 10113 u. Werkn.
normen normen normen
u. DIN 17172
0---------------+--------------------r------
ferritisch-perlitisches Gefüge perlitreduziertes Gefüge Vergütungsgefüge
Kohlenstoffgehalte
::;; 0,20% 1 ::;; o,12% ::> 0,20%
Stahlbau 3-225
konventionelles thermomechanisches
Walzen Walzen
te bis 0,22% und zusätzliche 1,6% Mn und 0,55% Die Terrassenbruchgefahr kann durch beson-
Si, während der Feinkornstahl S 355M nach dere Entschwefelungsverfahren, die zu Z-Güten
EN 10113 seine Festigkeit und Zähigkeit durch der Stähle nach DIN EN 10164 führen, beseitigt
eine Abstimmung der eng definierten Legie- werden. Wann solche Z-Güten erforderlich sind,
rungszusammensetzung (speziell der kornfei- kann mit Verfahren in EN 1993-1-10 ermittelt
nemden Elemente V, Ti, Nb) mit tiefen Kohlen- werden.
stoff-Äquivalenten mit einer temperaturgesteu-
erten Warmumformung und Abkühlung erhält, Liefertarmen
(Abb. 3.4-3). Kennzeichnend ist für die Walzung
der TM -Stähle die Herabsetzung der Endwalz- Warmgewalzte Erzeugnisse für die Weiterverar-
temperatur soweit, daß keine Rekristallisation beitung sind Walzprofile, Stabstähle, Breitflach-
des Austenits mehr erfolgt oder sogar der bereits stähle, Bänder und Bleche. Bleche werden auch
umgewandelte Ferrit durch Umformung direkt als Halbzeug mit oder ohne Oberflächenbe-
verfestigt wird. Dabei werden Wärmebehand- schichtungen und metallischen Überzügen in
lungsprozesse, die sonst hintereinander erfol- Kaltwalzwerken zu Profilblechen und Kaltprofi-
gen, in einen Vorgang integriert [Dahl/Hesse/ len weiter verarbeitet. Hohlprofile werden naht-
Krabiell 1991]. los warmgewalzt oder aus gewalzten Flach-
Ein niedriger Kohlenstoffgehalt von 0,08% bis stählen geschweißt. Einen Überblick über liefer-
0,12% C führt bei den Feinkornbaustählen zu ei- bare Proflle enthält z.B. [Schneider 1998].
ner verbesserten Zähigkeit in der WärmeeiD- Alle Lieferungen unterliegen Streuungen der
flußzone WEZ und ermöglicht Schweißen von 1. Geometrie wie Querschnittsabmessungen,
größeren Blechdicken auf der Baustelle ohne Rechtwinkligkeit und Ebenheit, Stegzentrie-
Vorwärmen. rung und Geradheit, die durch Liefertoieran-
zen eingeschränkt sind;
Quer- und Dickeneigenschaften 2. Werkstoffeigenschaften wie Festigkeitswerte,
Zähigkeitskennwerte der Proben, die durch
Bedingt durch den Umformvorgang besitzen Mindestwerte begrenzt sind;
Bleche in Walzrichtung ein günstigeres Deh- 3. Eigenspannungen und ungleichmäßigen
nungsvermögen als in Quer- und Dickenrich- Streckgrenzenverteilungen, die durch un-
tung, da die Auswalzung nichtmetallischer Be- gleichmäßige Abkühlungsvorgänge oder Kalt-
gleiter, v. a. von Mangansulfiden, zu zeilenförmi- verformungen eingeprägt sind.
gen Einschlüssen führen kann. Bei Zwängungen
in Dickenrichtung können sog. Terrassenbrüche Die Abweichungen dieser Eigenschaften von den
auftreten. Sollwerten werden als geometrische und struk-
Stahlbau 3-227
Flachproben nach DIN EN 10002 ermittelt, die querschnittsfließen ermöglichen. Damit wird
die technische Spannungs-Dehnungslinie der die Anwendung plastischer Berechnungsverfah-
Probe oder die wahre Spannungs-Dehnungsli- ren für die Schnittgrößenverteilung möglich
nie des Stahls liefern, (Abb. 3.4-5). In den Werk- (z.B. Fließgelenkverfahren). Der Bereich ober-
stoffnormen sind Mindestwerte für die Streck- halb von Ta wird als "HochJage" bezeichnet und
grenze /y und die Zugfestigkeiten fu spezifiziert. ist durch makroskopisch zähes Bruchverhalten
Für die üblichen Baustähle mit ferritisch-per- mit vollständig mikroskopischem Gleitbruch ge-
litischem Gefüge unterschiedlicher Festigkeit kennzeichnet.
sind die wahren Spannungs-Dehnungslinien Unterhalb Tm schließt sich mit fallender Tem-
parallel verschoben; sie führen über das Stabi- peratur das "Obergangsgebiet" an, in dem ma-
litätskriterium o · 6A =A · cSo zu unterschiedli- kroskopisch geringere plastische Verformungen
chen Zugfestigkeiten fu und Gleichmaßdehnun- auftreten. Im Bereich zwischen Tm und Tgy (In-
gen der Proben [Dahl/Hesse/Krabielll983]. Die dex gy für general yield=Erreichen der Streck-
wahren Spannungs-Dehnungslinien kennzeich- grenze im Nettoquerschnitt) reichen die plasti-
nen das Werkstoffverhalten und können für FE- schen Verformungen aus, um mindestens Netto-
Untersuchungen eingesetzt werden; die techni- querschnittsfließen zu erzeugen. Das führt auf
sche Spannungs-Dehnungslinie gilt nur für den jeden Fall zum Abbau von Spannungsspitzen im
Zugversuch mit standardisierten Prüfkörpern. Querschnitt. Für die Berechnung der Schnitt-
Abbildung 3.4-6 zeigt schematisch das Bruch- größenverteilung liegt die elastische Systembe-
verhalten von zugbeanspruchten Bauteilen mit rechnung auf der sicheren Seite.
rißartigem Querschnittsfehler in Abhängigkeit Definitionsgemäß trennt die Temperatur Tgy
von der Temperatur und in Verbindung mit den den Bereich des makroskopisch spröden vom ma-
Lastverformungskurven und dem globalen ma- kroskopisch zähen Bruchverhalten. Ti kennzeich-
kroskopischen Bruchverhalten im unteren Teil- net den Temperaturübergang von einem zum an-
bild und dem lokalen mikroskopischen Bruch- deren mikroskopischen Bruchmechanismus bei
mechanismus Spalt- oder Gleitbruch im oberen Rißinitiierung und liegt i. allg. oberhalb Tgy·
Teilbild.
Der Temperaturbereich oberhalb Tm kenn- Zähigkeitseigenschatten
zeichnet den Bereich mit großen plastischen
Verformungen vor Bruch, die den plastischen Die qualitativen Zähigkeitseigenschatten der
Ausgleich lokaler Spannungsspitzen und die Bil- Werkstoffe werden bruchmechanisch mittels
dung globaler Fließmechanismen aus Brutto- standardisierter Kleinproben .ermittelt (Abb.
1200
--
N/mml ~do I I I
TE 800
I
1000 ,..../
5690- N/mm2
~6!90 I
I
I
I
/ ~ I 600
L/ V I
I I
~5460
v- ~
"'
c 800 ,../ I
:::>
c ~ N~ss
c .,..---.;; 5355 / ......-
v- -}--- n
./
V
&600
523~
~V -r==-
t'! ... 15235
..c
I I I I
~400 200 Probenformen: Rundzugprobe B8 · 80 -
/'
f-
I I
(Versuchslange-100 mm)
I I df =da · A +dA· a Prüftemperatur: RT
I I
200 df=O=> da =a 0
I I dt 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30
0
I
I : I I I I Dehnung
0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30
wahre Dehnung
Abb. 3.4-5 Wahre Spannungs-Dehnungslinien und Technische Spannungs-Dehnungslinien, ermittelt fiir Rundzugproben
B8 x 80, Prüftemperatur RT [Dahi/Hesse/Krabiell1983)
""
c:
:::>
c:
c:
"'
0..
V>
B BD Tm
FLv !rt;-
Temperatur-
• o BnKh (D
Lv 'b.. I
linear-elastisch ! elastisch-plastisch
~ Sprödbruch ~~ Zähbruch ~M
Proben- und Bauteilverhalten (makroskopisch) 0
Abb. 3.4-6 Festigkeit-Temperatur-Diagramm [Liessem 1996]
im ebenen Dehnungs-
zustand (EDZ) (3.4.1) Abb. 3.4-7 CT-Probe zur Ermittlung des J-Wertes, CTDD·
Wertes oder K-Wertes [Verein Deutscher Eisenhütten-
leute 19921
verknüpft ist (Querkontraktionszahl v = 0,3 ).
Abbildung 3.4-8 zeigt analog zu Abb. 3.4-6 im
Werkstoffzähigkeits-Temperaturdiagramm den für stabile oder instabile Rißinitiierung (Indizes
Verlauf der bruchmechanischen Zähigkeits- i oder c) gelten allgemein als geometrieunab-
kennwerte und ihren Anwendungsbereich. hängig und auf Bauteile übertragbar. Die Tem-
Bruchmechanisch ist die Unterscheidung nach peratur Ti kennzeichnet den Übergang zwischen
dem Temperaturbereich, in dem Rißwachstum diesen Bereichen.
ausschließlich instabil (Spaltbruch, Index c) auf- In einem mit"u" indizierten übergangshereich
tritt, und nach dem Bereich, in dem ein stabiler, findet nach der Initiierung von stabilem Riß-
d. h. nur unter Lastzunahme wachsender Riß ini- wachstum noch ein Umklappen (u) des Bruch-
tiiert wird (Index i, Gleitbruch), von Bedeutung. mechanismus in einen instabilen Riß statt, be-
Bruchmechanische Kennwerte aus Kleinproben vor die Maximallast erreicht wird. Oberhalb der
Stahlbau 3-229
Bruchmechanismen {mikroskopisch) G)
K'\S\.,
~1 Spaltbruch ~'( <( ( <ZI Gleitbruch ~
Pi JT,
aoo•.J. : aoo.,..,J",..
I
I Tgy T,
Temperatur -
·L. !:t.
I
• Fm., ' FBruch CD
linear-elastisch 1
t~.
elastisch-plastisch
'b..
~ Sprödbruch ~~~Zähbruch ~&
Proben· und Bauteilverhalten {makroskopisch)
Temperatur Tm kann man trotz der genaueren !J.Te abgeschätzt werden. Dazu existieren Unter-
Definition mit Ta bereits von Hochlageverhalten suchungen für bestimmte Stähle. Moderne Stäh-
sprechen, weil dort kein instabiles Bruchverhal- le werden aluminiumberuhigt vergossen, und die
ten vor Erreichen der Maximallast stattfindet. Stickstoffgehalte werden auf unter 0,01% einge-
Bruchmechanische Übergangswerte (Index u) stellt; sie gelten als alterungsbeständig.
und Maximalwerte (Index m) aus Kleinproben Anstelle der bruchmechanischen Werkstoft-
sind geometrieabhängig und daher nicht über- kennwerte werden i.d.R. für die Stahlsortenbe-
tragbar auf beliebige Bauteilkonfigurationen. zeichnungen Werkstoffkennwerte des Kerbschlag-
Der Einfluß stoßartiger Belastung (z.B. bei biegeversuchs verwendet, bei dem für standar-
Anprallast) kann über das gleiche Temperatur- disierte gekerbte Probekörper die Schlagenergie
diagramm wie in Abb. 3.4-8 berücksichtigt wer- Av (in Joule) abhängig von der Temperatur TAv
den, indem die Temperaturkurve der bruchme- ermittelt wird. Die Av- T-Kurve (Abb. 3.4-9) hat
chanischen Zähigkeit Kc oder Je um einen ähnlichen Verlauf wie die Temperaturkur-
ve der bruchmechanischen Zähigkeit, läßt aber
1440- f [ f. ] 1' 5 keinen direkten quantitativen Sicherheitsnach-
!J.T = Y ln- (3.4.2)
' 550 f. 0 weis zu. Daher wird über die Sanz-Korrelation
ein Temperaturzusammenhang zwischen der
nach rechts (ungünstig) verschoben wird. Mit Av-T-Kurve und der Kc·T-Kurve hergestellt (s.
zunehmender Streckgrenze nimmt der Einfluß 3.4.3.2). In den Werkstoffnormen werden Tem-
der Dehngeschwindigkeit f. ab [Liessem 1996]. peraturen TAv= T271 angegeben, bei denen die
Der Einfluß der Kaltverformung und Alterung Mindestwerte der Kerbschlagarbeit (z.B. Av=
kann in ähnlicher Weise durch eine Verschiebung 27 J) erreicht werden müssen.
100
Abb. 3.4-9 Verläufe der Av-T-Kurve und der J-T-Kurve [Liessem 1996)
1~
6
4
% Zugspannung 180 1
210, I
T
'
--
170j 100; so; N/mm2
""10
5 8
~ ~ 7
/
/ I
I
I
'; 2
."
c: / I /
- --
~ 1
~ 8 ~ / / /
6 / /
~ /
10-1
- ~
- 1--
--------
700 °(
4·102 I
N/mm2 1% Kriechgrenzkurve 1_:;.o Kriechspa~nungs-
-
360
----==::::::
2 ~ br~chkurve -
-
25,0 !,Q - -
42.
0,2% Kriechgrenzkurve
-
10
1 10 10"
Zeit
Stahlbau 3-231
(z.B. ao,Zt) in Abhängigkeit von der Standzeit
I
aus einer Festigkeitskurve im doppeltlogarith-
mischen Zeit-Festigkeitsdiagramm (a- t- Dia- kE<II• 1)41 fr E(in%ihres Wertes bei 20 °()
gramm) ermöglichen. ·
~~ • T
100 E
Werkstoffeigenschaften für den Brandschutznachweis
Spannungsdifferenz t..o da
dN
1000 Zeitfestigkeit N= C* · t..<r"'
m 104
mm
106
lOS
Abb. 3.4-13 Vergleich der Ermüdungsfestigkeitskurve mit der Rißwachstumskurve [Kunz 1992]
Stahlbau 3-233
Belastung Sk die Einhaltung einer Verformungs- zung von Hochlageverhalten durchgeführt wur-
grenze Cd= max 6 und für die Bemessungslast Sd den.
ausreichende Tragfähigkeit RJ, ausgedrückt Um diese Voraussetzung auch bei niedrigen
durch das Maximum der Last-Verformungskur- Temperaturen sicherzustellen, ist ein zusätzli-
ve, gefordert ist. cher Sicherheitsnachweis gegen Sprödbruch er-
Die Nachweise erfolgen in Form von Bilanzen: forderlich. Dieser erfolgt selten explizit anhand
der spezifizierten Werkstoffzähigkeiten (s.
(3.4.4) 3.4.3.2),sondern i.d.R. durch geeignete Stahlgü-
wobei die WerteSkund Sd Belastungsniveaus ei- tewahl, (z.B. nach EN 1993-1-10), der ein pau-
ner statistischen Verteilung darstellen, die im schaler Zähigkeitsnachweis zugrunde liegt.
Hinblick auf die geforderte Zuverlässigkeit Für die meisten Grenzzustände, wie Versagen
durch bestimmte extrem hohe Fraktilen oder von Zugstäben, Biegeträgern, Knicken von Stüt-
Wiederkehrperioden charakterisiert sind. Eben- zen, Beulen von Flächentragwerken oder Scha-
so ist der Bemessungswert der Tragfähigkeit Rd len, treten bei den Versuchen Lastverformungs-
als definierte untere Fraktile einer statistischen verläufe mit ausgeprägten Maxima auf, die ihre
Verteilung von R zu verstehen. Ursache in der Weckung plastischer Reserven
und Wiederverfestigungen im stabilen Bereich
Werkstoffdaten und Grenzzustände sowie der Wirkung von Einschnürungen und
Beulen im abfallenden Ast haben.
Während für die Gebrauchstauglichkeitsnach- Die Streckgrenze /y in Verbindung mit der pla-
weise, die durch Verformungs- oder durch stischen Verformbarkeit, ausgedrückt durch die
Schwingungskriterien bestimmt sind, der Ela- Gleichmaßdehnung, ist daher ein wesentlicher
stizitätsmodul E oder die thermische Ausdeh- Werkstoffparameter für die Höhe der plasti-
nungszahl a 1von Bedeutung ist, spielt bei Grenz- schen Beanspruchbarkeiten Knicken, Platten-
zuständen der Tragfähigkeit eine ganze Reihe und Schalenbeulen. Die Gleichmaßdehnung ist
von in den Werkstoffnormen spezifizierten Werk- stark von der Streckgrenze abhängig und liegt
Stoffeigenschaften eine Rolle (Tabelle 3.4-1). zwischen ca. 22 o/o bei niedrigfesten und ca. 2 o/o
Normale Stahlbauten wie Hochbauten, Brük- bei ultrahochfesten Baustählen. Demgemäß muß
ken und Maste werden für normale Temperatu- die konstruktive Gestaltung von Bauteilen aus
ren bemessen, und die Tragfähigkeiten R sind hochfesten Baustählen mehr auf das begrenzte
aufgrund von Versuchen ermittelt worden, die plastische Dehnvermögen eingehen als bei nied-
im Labor bei Raumtemperatur unter Vorausset- rigfesten Baustählen.
In der Regel wird bei der Bemessung über die
plastische Beanspruchbarkeit /y mit Rücksicht
Tabelle 3.4-1 ln Werkstoffnormen spezifizierte Werk- auf die Begrenzung der Bauteilverformungen
stoffeigenschaftenund Grenzzustände
nicht hinausgegangen, außer in einzelnen be-
schränkten Bereichen, z.B. im Bereich von Net-
Werkstoff- Beanspruchbarkeil toquerschnitten geschraubter Anschlüsse, wenn
eigen schatten
das lokale Fließen in diesen Anschlüssen keine
Zähigkeit Tm • Sprödbruch große Wirkung auf die Gesamtverformung hat.
Streckgrenze fy • plastische Grenzbeanspruch bar- Zugnachweise in Nettoquerschnittsflächen ge-
keit für Querschnitt oder Rahmen schraubter Verbindungen erfolgen deshalb nicht
• Stabknicken, Biegedrillknicken
• Plattenbeulen gegen Fließbegrenzungen, sondern gegen Bruch,
• Schalenbeulen und die Zugfestigkeit fu ist der maßgebende
Zugfestigkeit fu • Zugwiderstand im Nettoquer- Werkstoffparameter für Nettoquerschnittsnach-
schnitt weise und Lochleibungsnachweise. Für die
• Lochleibungswiderstand bei
Schrauben Schrauben selbst gelten die Kennwerte /yb und fub
• Abscherwiderstand bei Schrauben des Schraubenwerkstoffs, und fub ist der maßge-
• teilweise durchgeschweißte Nähte bende Parameter für Scherversagen und Zug-
und Kehlnähte
versagen.
Streckgrenzen- · plastische Rotationskapazität Bei Schweißnähten wird für Bauteile aus Stäh-
verhältnis f,Jf 1 • Empfindlichkeit aufWerkstoffehier
len S235 bis S460 unterstellt, daß die Nahtfestig-
keiten immer über den Festigkeiten des ver-
schweißten Grundwerkstoffs liegen, so daß die
Stahlbau 3-23 5
(m+ 2o) 97,3%
gruppen, für die die Parameter konstant sind, YMI = 1,10 für alle Bauteilwiderstände R(fy, X),
aufgeteilt und dafür die Versuchsauswertungen die mit Stabilitätsversagen verbunden sind,
getrennt durchgeführt werden. Das führt zu be- YM2 = 1,25 für alle Bauteil- und Verbindungs-
sonderen Auswertungen, z. B. getrennt nach mittelwiderstände R(fu), bei denen Bezug
Werkstoffgüten für Schrauben. auf die Zugfestigkeit fu genommen wird.
Steht der Auswertemodus fest, so wird bei ei-
ner genügend großen Anzahl von Versuchen wie Indem diese festen YM-Werte vorausgesetzt wer-
folgt vorgegangen: Da sich der Bemessungswert den, werden die charakteristischen Werte RK
durch NennwerteRnen mittels eines Faktors K so
(3.4.5)
bestimmt, daß die BemessungswerteRd erreicht
aus dem charakteristischen Wert RK (meist die werden:
5%-Fraktile) und aus dem YM-Wert zusammen-
setzt, können diese Werte zunächst ermittelt • Rd
RK =Rnen =--yM ·Rnen · (3.4.9)
werden, um die Größenordnungen zu erhalten: ..__,_..__,
Rnen
K
(3.4.6)
Mit diesem Verfahren wurden alle Bemessungs-
Rk (1-1,645 v6 ) regeln in EN 1993 an Versuchen kalibriert.
YM=-= . (3.4.7)
Rd (1-3,04v6 )
3.4.3.2
In der praktischen Bemessung wird aber von Tragsicherheit im Temperaturübergangsbereich
Nennwerten für die Querschnittskennwerte,
(z.B. jy und fu nach den Liefernormen) ausge- Der Tragsicherheitsnachweis im Temperatur-
gangen, die keine charakteristischen Werte sind, übergangsbereich wird mit bruchmechanischen
sondern Mindestwerte. Daher ergibt sich ein an- Zähigkeitskennwerten geführt, indem vorausge-
derer YM*- Wert: setzt wird, das Bauteil sei imperfekt, d.h. durch
einen rißähnlichen Fehler vorgeschädigt Dieser
Y•M -_ R.zen . (3.4.8) rißähnliche Fehler wird als ein Sicherheitsele-
Rd ment in Form einer Imperfektion ähnlich den
Aus umfangreichen Auswertungen für verschie- geometrischen oder strukturellen Imperfektio-
dene Grenzzustände ergeben sich viele ver- nen bei druckbeanspruchten Bauteilen angese-
schiedene YM-Werte, die folgende Reduktion auf hen; er kann von der Fertigung oder Montage
drei Klassen von YM-Werten zulassen: oder vom Betrieb (z.B. Ermüdungsriß) her ein-
YMo = 1,00 für alle elastischen und plastischen gebracht sein (DASt-Richtlinie 009).
Querschnittswiderstände R(/y), die für Quer- Der Tragsicherheitsnachweis kann allgemein
schnittsnachweise zur Vermeidung extremer lauten:
Verformungen verwendet werden,
Stahlbau 3-237
---
TEd=Tmin +t.T, I
• niedrigste luftemperatur in Kombination mit oec~
rmin"' - 25 oc
ITEd =T 100 +t.T1 +t.T. +t.T.
• Einfluß der Materialeigenschaften
T100 = T27 -18 °C
• Strahlungseinfluß • Spannungseinfluß um die Rißspitze
t.T,= - 5 oc
(~- 20}(~f -
t.T =52J
f l 70
10
] in °(
• Dehnrateneinfluß
1440 - fy(t) ( t )t,S
t.T · ln-
• 550 i: 0
• additives Sicherheitselement
t.r. =-7 °( (für ~ =3,8)
Abb. 3.4-17 Elemente des bruchmechanischen Tragsicherheitsnachweises unter Berücksichtigung des Dehnrateneinflusses
(OASt-Richtlinie 009)
lg Zeit r 1A
Stahlbau 3-239
.....
:> I
Festlegen des Brandverlaufs
EC1-T2.2 I
.......
i!:
"i + +
vereinfachte Berechnungsverfahren erweiterte Berechnungsverfahren
ü:i (Bauteilverfahren) (Teil- und Gesamnragwerke)
.1: EO-T1.2 (2.4.4), (4.2) EO·T1.2 (2.4.2, 2.4.3), (4.3)
..e
.l!!
....
....
' ' t
..
'il
....
j
Berechnung von E>crit als
f(p.,)
Berechnung der temperatur-
abhängigen Bauteilwiderstände
Berechnung des Tragverhaltens
(Grenzzustand der Tragfahigkeit)
EC3-T1.2 (4.3.2)
...
'ii
'
ertragbare >vorhandene
' t
Widerstand 2: Einwirkung
~ Widerstand 2: Einwirkung Rd ;:: fd
...
.1: Temperatur- Temperatur
Rd ;:: fd bzw. auf Zeitebene
z"' eai,<: e, t<:tcrit
punkt tabgeminderten Steifigkeiten und Streck- wicht, Nutzlasten, Schnee und Wind werden so
grenzen ermittelt werden. aufgefaßt, als würden sie ständig wirken. Ein für
Die weitestgehende Methode ist das "Erwei- solche Lasten möglichst wirklichkeitsnah ge-
terte Berechnungsverfahren", bei dem das Er- führter Nachweis orientiert sich wieder an dem
wärmungsverhalten des gesamten Gebäudes bei Versuch, (s. 3.4.2.3), den man mit dem Tragwerk
Brand an einer bestimmten Stelle in einem Zeit- unter den Bemessungswerten der Lasten und
schrittverfahren simuliert wird. Ebenso wird zu der Beanspruchbarkeiten durchführen könnte.
jedem Zeitpunkt für die gerade erreichte Tem- Das in den Versuchen beobachtete Verhalten der
peratur die Tragfähigkeit des Gebäudes an jeder Bauteile des Tragwerks geht in das Gesamtver-
Stelle überprüft. Die Berechnung wird beendet, halten des Tragwerks ein, z.B. das Momenten-
wenn das Ende der Brandkurve erreicht wird Rotationsverhalten von Biegeträgern.Abbildung
oder wenn das Tragwerk versagt. Bei Tragwerks- 3.4-21 zeigt beispielsweise, wie aus den Momen-
versagen interessiert, ob die erforderliche Feu- ten-Rotationskurven der Elementarträger eines
erwiderstandsdauer erreicht wurde. Durchlaufträgers die Momenten-Rotationskur-
ve des Durchlaufträgers zusammengesetzt und
3.4.4 so die Tragfähigkeit bestimmt werden kann
Tragfähigkeitsnachweise [Hoffmeister 1998].
Die einfachste Bestimmung der Tragfähigkeit
3.4.4.1 erfolgt mit dem allgemeinen Fließgelenkverfah-
Tragfähigkeit von Tragwerken ren, bei dem nur die "plastischen" Anteile der
Momenten-Rotationskurven verwendet und als
Die Tragfähigkeitsnachweise für die gewöhnli- Eigenschaften von Fließgelenken gedeutet wer-
chen Belastungssituationen sind i.d.R. Nach- den (Abb. 3.4-22). Daraus hat sich das spezielle
weise für statische Belastungen, d.h., Eigenge- Fließgelenkverfahren entwickelt, bei dem an-
a Tragwerk Durchlaufträger
b Elementarträger A
~Stlllze
c Rotationsversuche füry-fache last ~
d Rotationsversuche Winkel q~
über Lastfaktor y
e Zusammensetzung der
Rotationskurven
Abb. 3.4-21 Zusammensetzung der y-cp-Kurve einesTragwerksaus den y~-Kurven der Elementarträger [Hoffmeister 1998)
stelle der wirklichen "plastischen" Rotations- da der Rotationsnachweis nicht wie beim allge-
kurve eine ideelle lineare Rotationskurve ange- meinen Fließgelenkverfahren im Verfahren
setzt wird, bei der die Beanspruchbarkeil des Ge- selbst enthalten ist.
lenks als vom Rotationswinkel unabhängige Um einen solchen zusätzlichen Rotations-
konstante Größe angesehen wird. Das Rotations- nachweis einzusparen, sind vorneweg für ver-
plateau ist allerdings durch die Rotationskapa- schiedene Tragwerke Rotationsuntersuchungen
zität <i'ror begrenzt, die meist als bezogene Größe durchgeführt worden, die zu einer Klassifizie-
RR=<i>rorl<j>e[-1 ausgedrückt wird. rung von Querschnitten und Verfahren geführt
Bei Anwendung des speziellen Fließgelenk- haben. Für die Begrenzung der Rotationsfähig-
nachweises für die Tragfähigkeitsbestimmung keit von Bauteilen oder Anschlüssen sind näm-
ist deshalb ein zusätzlicher Rotationsnachweis lich im Hochlagenbereich der Zähigkeit des
für die aktiven Gelenke RE5,RR unumgänglich, Werkstoffs und bei Kapazitätsbemessung der
Stahlbau 3-241
V elastisches Verhalten
Abb. 3.4-22 Gesamtrotationskurven und Rotationskurven für die plastischen Anteile IPp~an
Abb. 3.4-24 Beispiele für die plastischen Anteile von Momenten-Rotationskurven und Zuordnung zu den Querschnittsklassen
~pl +r-77--r-c.-+-=..,
1.0 -14~~,4-- 1----=:....~
'Klasse 1 Klasse 3
Klasse 2 Klasse 4
Tabelle 3.4-2 Grenzverhältnisse bft für Druckflansche für verschiedene Berechnungsverfahren und Querschnittsausnutzun-
gen nach OIN V ENV 1993·1-1
H ,_,_,
Jt[
Querschnitts-
t=~
ausnutzung
fy
elastisch plastisch
]:f
gewalzt <=
~
.<=
{! elastisch c/t $ 14t c/IS10t
JE ~tt "'0'>
;:;
I 171 <=
"
<=
.z:;
~
plastisch - c/t$9t
geschweißt
"""'
Stahlbau 3-243
virtuelle Vers<hiebungsfigur
bei RieBgelenkbildung
y AM r Mpr q>
..---.....::-.::-_Y_u_=-;;;- = --u:6
kinematische Kette
Abb. 3.4-26 Last-Verschiebungsfigurdes Tragwerks unter der Lastyp bis zur Bildung der Fließgelenkkette mit den plastischen
MomentenM111
MII-MI 11M 1
---=--~- . (3.4.18)
MI Ml 10
Für Tragwerke mit einem Verformungsverhalten,
/
das weitgehend durch die 1. Knickeigenform,
Tragwerk mit Belastung p
d.h. die Biegelinie, die zur niedrigsten Knicklast
AI
gehört, beschrieben werden kann, kann das Kri- I
terium in ---- Verteilung der Längskräfte NSd
aus Belastung p
1 1
--<- (3.4.19)
Ycrit - 10
Verteilung der Längskräfte
ausgedrückt werden, wobei
Ycrit · NSd = Nait
_1_< Nsd
r-r---t-l H~"
(3.4.20)
Ycrit - Ncrit
das Verhältnis der Normalkraftverteilung Nsd
zur kritischen Normalkraftverteilung Ncrit am
Tragwerk ist, die man bei Weglassung aller Bie-
gemomente erhält (Abb. 3.4-27). Abb. 3.4-27 Ermittlung der .Knicklast" Nait = Yai~Sd
Anstelle des Systemkriteriums kann auch das bei Tragweri<en mit beliebiger Belastung p
lokale Kriterium
/lMI 1
--<- (3.4.21) Bei Einfluß der Theorie 2. Ordnung verändert
MI -10
sich das Lastverformungsverhalten von Syste-
treten, wobei ilMI die zusätzlichen Momente men von dem Verhalten nach Abb. 3.4-26 in das
sind, die infolge der Verformungen I)I aus den Verhalten nachAbb. 3.4-29, wobei die Tragfähig-
Momenten MI nach Theorie 1. Ordnung und den keit schon vor Bildung der Fließgelenkkette er-
Normalkräften Nsd entstehen (Abb. 3.4-28). Da- reicht werden kann.
bei wird vorausgesetzt, daß die /)I-Verformun-
gen ungefähr den Knickverformungen unter
N crit entsprechen.
r.~ -
Abb. 3.4-28 Ermittlung des Verhältnisses t!.M1,iJMSIJ1aus Momenten MSIJI und Verformungen W;l nach Theorie 1. Ordnung
Ober fiktive Horizontalkräfte H6.., = NSIJW 11
y
- - - -----·-:::-..:..--=--=-=JZ Ycrit System 1
Abb. 3.4-29 Last-Verformungsfigurdes Tragwerks unter der Lastyp bis zum Erreichen des Maximums !=y.), hier identisch mit
der Bildung der Fließgelenkkette mit den plastischen Momenten Mp1
Stahlbau 3-245
Einzelstabimperfektionen Stockwerkimperfektionen
eo.d N
N ~----- !
~---------,.-------~ =~0,5+ n,1 s 1,0
V
k, (Beiwert)
-
e0 = ko:(.A - 0,2) kyA
w abhängig von der Anzahl der
Stützen in der Reihe
Abb. 3.4-30 Geometrische Ersatzimperfektionen für Einzelstäbe oder Stockwerksrahmen nach DIN VENV 1993· 1-1
vernachlässigt werden. Bei Vernachlässigung Auswertungen von Werten Npfi, die aus der Mes-
der Stabimperfektionen ist jedoch darauf zu sung von Ai für Walzprofile, Stabprofile und Ble-
achten, daß Einzelstabknicken durch einen Ein- che und den gleichzeitig vorhandenen Streck-
zelknicknachweis nach 3.4.4.4 berücksichtigt grenzen /yi herrühren, zeigen, daß bei Bezug auf
wird. die Nennwerte für Npl> YMo=1 ,00 angesetzt wer-
Rahmenimperfektionen dürfen vernachläs- den darf.
sigt werden, wenn ihre Wirkung über die fikti- Für den Bruchlastnachweis gilt
ven Horizontalkräfte gegenüber der Wirkung _ 0,9 · Anetfu
N Rd-
sonstiger Horizontalkräfte Hsd vernachlässigbar (3.4.26)
ist. Das ist i.d.R. der Fall, wenn stockwerkswei- YM2
se gilt: mit YM2 = 1,25. Dieser Nachweis entspricht
auch dem Bruchnachweis für zugbeanspruchte
l,Nsd ·'Vo <0,01 (3.4.23) Schrauben im Gewindequerschnitt (DIN V ENV
'L.Hsd 1993-1-1).
oder auf der sicheren Seite Für andere Zugelemente (z.B. Seile) sind an-
dere Sicherheitsfaktoren anzusetzen, die sich aus
(3.4.24) den jeweiligen Grenzbeanspruchungsdefinitio-
nen und Versuchsdefinitionen ergeben. Für Sei-
le gilt gegenüber der Seilbruchkraft YMSeil = 2,40.
1,1 I I I I I I
1,0 1
0,9 I~ ~ ilo XN
~
<l'N+ <l'N
'\
R'\' ~
0,8
0,7
'\ ['\~ ~ "' $N=0,5 [1+a(>." - 0,2)+>." 2 ]
Knickspannungslinie
JaoJajbjc d
·d-{ 1 "-~ · ~
XN 0,6 Imperfektionsbeiwert a I0,13 10,21 I0,3410.49 0,76
0,5
0.4
"""
~~
""-"' ~
~~~
0,3 --.........;
0,2
~~~
0,1
0,0
o.o 0,2 0.4 0,6 0,8 1.0 1.2 1.4 1,6 1,8 2.0 2.2 2.4 2,6 2,8 3,0 X
Stahlbau 3-247
unterschieden werden, wobei Bauteilnachweise Steg). Dieser Ansatz ist dadurch gerechtfertigt,
im wesentlichen Stabilitätsnachweise sind, die daß die maximalen Spannungen osa und tsa
mehr Parameter als die Querschnittsparameter nicht an gleicher Stelle auftreten und eine loka-
einschließen. Dazu gehören das Knicken und das le Überschreitung der Streckgrenze keinen we-
Biegedrillknicken aus der Biegeebene oder der sentlichen Einfluß auf die Bauteilverformungen
Heulnachweis aus der Blechebene (DIN V ENV hat.
I993-I-1}. Für die Interaktion von Schub und Biegung
Bei Klasse-3-Querschnitten gelten die aus gilt
Spannungsnachweisen für einen Querschnitts-
2 +[
punkt abgeleiteten allgemeinen Interaktionsfor-
meln (~)
f/YMo
sd
tA..f3YMo)
) 1
2
<I
- .
(3.4.35)
~::z Nsd + Mysd + Mzsd + Mwsd ::;;I Bei Querschnitten der Klasse I und Klasse 2, bei
fyiYMo NRd MyRd MzRd MwRd denen von plastischen Querschnittsreserven Ge-
(3.4.3I) brauch gemacht wird, dürfen diese für
mit
M yRd =WplyfyiY MO,
NRd ::zA· f/YMo'
MzRd ::z Wplzf/Y MO, (3.4.36)
MyRd ::zW.IyfyfYMo'
MwRd =WplwfyiY MO
MzRd =W.Izf/YMo,
unter Verwendung plastischer Spannungsblöcke
MwRd ::z Welwfyf YMO • ermittelt werden (Abb. 3.4-32).
Für die Schubspannungen gilt Die Interaktionen der plastischen Schnitt-
größen N, M und V sind von der Querschnitts-
tsd = Vysd + Vzsd + Vwsd + Mrsa ::;; 1. ausbildung abhängig. Wird nicht die Interaktion
für Klasse-3-Querschnitten benutzt, so ist z.B.
tA..f3YMo) VyRd VzRd VwRd MrRd
für I-Profile die Interaktion (DIN V ENV I993-
(3.4.32) I-1}
Dabei dürfen anstelle der vollständig elastisch
ermittelten Beanspruchbarkeiten
(3.4.37)
..[;. Ayy
VyRd ::z fyl 3 ·-t/yMO'
Ay mit
Zu beachten ist, daß die plastische Interakti- sung für zentrisch belastete Druckstäbe (DIN V
on nur angewendet werden darf, wenn Theorie- ENV 1993-1-1 ). Dabei gelten
2.-0rdnung-Effekte aus Torsion konstruktiv ver-
mieden sind.
(3.4.40)
Biegeträger- Bauteilnachweise
und die Nachweise
Biegeträger-Bauteilnachweise decken folgende
Effekte ab:
für XM ~0,2,
1. Vergrößerung von Biegemomenten zwischen
den Stabenden, die durch Stabimperfektionen
und Theorie 2. Ordnung bedingt sind. Dieser für AM >0,2,
Fall tritt besonders bei Biegeträgern mit
Druckkraft auf, wenn durch die Querschnitts- (3.4.41)
ausbildung (torsionssteife Hohlprofile) oder mit
konstruktive Maßnahmen (Stützung) Torsi- ßw Beiwert für den effektiven Querschnittswert
onsverdrehungen verhindert sind. abhängig von der Querschnittsklasse, hier
2. Biegedrillknicken in Richtung der schwachen für I-Profile ßw= 1,14 für Querschnittsklas-
Achse des Biegeträgers, wenn der Biegeträger se 1 und 2, ßw= 1,00 für Querschnittsklasse
planmäßig nur in der Hauptachsenrichtung 3 und ßw< 1,00 für Querschnittsklasse 4,
beansprucht wird. YMO = 1,00,
YMI = 1,10.
Für die Theorie-2.- Ordnung-Effekte von Biege- .
trägem mit Druckkraft gibt es verschiedene Lö- Der Beiwert ßw liefert für Klasse-4-Querschnit-
l
sungen, z. B. te das wirksame plastische Moment
Stahlbau 3-249
mit 1. die Wirkung der mittragenden Breite aus der
Schubverzerrung breiter Gurte,
~M =0,5[1+aM(~M-0,4)+~], 2. die Wirkung wirksamer Breiten aus der Beu-
aM Imperfektionsbeiwert, lenbildung in gedrückten Gurtteilen,
aM = 0,21 für Walzprofile, 3. die Bildung effektiver Breiten aus der Interak-
aM = 0,49 für geschweißte Profile. tion von mittragenden Breiten und wirksa-
men Breiten.
Für Biegeträger mit gleichzeitiger Wirkung von
Druckkräften darf folgende Interaktion zwi- Abbildung 3.4-33 zeigt die Regelungen (DIN V
schen l{nicken in Richtung der schwachen Ach- ENV 1993-2) für die mittragenden Breiten für
se unter reinem Druck und Biegedrillknicken Bleche, die nicht ausgesteift oder ausgesteift
unter reiner Biegung angewendet werden: sind, und die Bestimmung der effektiven Breiten,
wenn sich mittragende Breiten und wirksame
Nsa +k Msa <1 (3.4.44) Breiten überlagern.
NRd y MRd-
Die Bestimmung der wirksamen Breite (DIN
mit V ENV 1993-1-5) ist ein Ergebnis einer drei-
trängigen Behandlung des Heulproblems (Abb.
~pl
-AM=--, 3.4-34) [Johansson et al. 1999]. Danach werden
Mcrit die Wirkungen von Längsspannungen Oxsd,
Schubspannungen tsd und quer zum Stab einge-
MRa=XMMpl. leiteten Spannungen Ozsd getrennt verfolgt,. da
YMI für jedes dieser Probleme eine andere Heulkur-
Diese Interaktion geht von idealen gleichartigen ve gilt. Erst nach Kenntnis der Ausnutzungsgra-
Randbedingungen für Knicken und Biegedrill- de Jlax• llt> Jlcry für die einzelnen Heulphänomene
knicken aus (DINV ENV 1993-1-1). werden Interaktionsbeziehungen zwischen den
Eine Alternative (DIN V ENV 1993-2) dazu be- Ausnutzungsgraden angewandt.
steht darin, für den Biegeträger zunächst unter Die wirksamen Breiten werden der Wirkung
der gemeinsamen Wirkung von Druck und Bie- der Längsdruckspannungen infolge der Normal-
gung mit einem elastisch-plastischen Modell oh- kräfte Nsa und Momente Msa zugeschrieben.
ne Biegedrillknicken den Wertyp1=FRkiFsa und Während für ausgesteifte Blechfelder mit Längs-
dann mit einem hyperelastischen Modell den und Quersteifen (z.B. von Brückenhauptträ-
Wertycrit=FcritiFsa für Biegedrillknicken zu be- gern) die Abminderungsfaktoren "'zur Ermitt-
stimmen und mit der Gesamtschlankheit lung der wirksamen Breiten aus der Wirkung
knickstabähnlichen Verhaltens und plattenähn-
~N,M = ~y pliYcrit unter Verwendung der Knick-
lichen Verhaltens interpoliert werden, liegt bei
linie c die tatsächlichen Tragsicherheit Yu= Klasse-4-Querschnitten nur plattenartiges Ver-
XN,M · Ypl zu ermitteln. Diese Methode hat den halten vor, und die effektiven Querschnittswer-
Vorteil, daß sie auch für Konstruktionen ohne te können nach Abb. 3.4-35 ermittelt werden
die Bedingungen [ECCS 1991].
- gerader Stab mit über die Länge konstantem Dabei wird in DINV ENV 1993-1-1 und DIN
Querschnitt, V ENV 1993-1-5 die Plattenheulformel
- gleiche Randbedingungen für Knicken und ~ -0,22
Biegedrillknicken ...n::: P~
< 1,00 (3..
4 45)
)\p
Vorgehen bei der Vorgehen bei der Bestimmung von Verformungen und Spannungen
Schnittgrößenberechnung
L, = 0,2S (L1 + L2) für ~ 2 L3 = 2L1für ~ 2
b,n= L0 18 s b0
~'
b,ff b,n
~ I'--!
Cl
J
bo J
I
l bo
für ein~eilig
gestüute _ ._
Gurte
!Ur zwei~eitlg
gestützte Gurte LI J L2 JJ
LJ
~0 I ~d ~ ~~ 1 l i f l ro= 1
'
~
A~ Fläche aller längsstreifen
a 0 = }1+ ~
b0 r
K = a 0 b0 1L.
I
Faktor ~ für die mittragende Breite
aobo
K=-- Nachweisort ~-Wert
L. I
S O,Q2 ~ = 1 ,0
1
Feldmoment ~ = ~~ =--
1+6,4 Kl
0,02._. 0,70
1
~ = ~l
Stützmoment
1+6,0( K- - 1- )+1,6K 2
2500K
1
Feldmoment ~ = ~ ~=-
5,9K
> 0,70
1
Stützmoment ~ = ~ 2=-
8,6K
alleK Endauflager ~ 0 = (0,55 + 0,025/K) ~ 1 . jedoch ~o< ~ 1
l '
mittragende Breite im SLS
b,n = ~ bo
I
I
'
effektive Fläche im ULS
A,n = A~,n ~·
I
Abb. 3.4-33 Interaktion von mittragender Breite aus Schubverzerrung und wirksamer Breite in folge Beulens nach
DIN VENV 1993-1-5 [Johansson/Maquoi u.a. 1999)
Stahlbau 3-251
Einwirkungen
V M~~ch
Y . - ~kble mit mittragenden Breiten
N
- -- M '
z Gesamtfeld
1' ~•IEinzelblech: ~:• L '
y \ 'I
_, I
~ t
Längsspannungen in I ISchubspannungen in Blechfeldern Querspannungen infolge
Blechfeldern infolge Querkräften und Torision konzentrierter Lasteinteilung
~--------,,--------~ + +
Längsspannungsverteilung filr die S<hubspannungsvertellung fOr die Spannungs~erteilung infolge
maßgebende Lastfallkombination (berech- maßgebende Lastfallkombination (berech- konzentrierter Lasteinteilung
t:f~~~> ·rr
net mit Brunoque~hnittswerten) net mit Brunoque~hninswerten)
c
t t
Plattenbeulen der EJnzelfelder II Schubbeulen der Einzelfelder
t
Abmlnderungsfaktor "pon
(Annahme: Blechr~nder und Steifen starr)
II t
Abminderungsfaktor x~.
(Annahme: Blechränder und Steifen starr)
t t
~I I I .d
t t
Plattenbeulen der Gesamtfelder II Schubbeulen der Gesamtfelder
II
~-------~
, ------~~-------,,--------~
----4;
--- - ----t----
e s e --..--
----·---
s ~I I I J
+ Qpon und Q,
Oberlagerung von
t
II~-------,
Min lxv1;'Xv2l = Xv
.-------~
Abminderungsfaktor XI
t
--~-- - -------~
- - - - - ------
- --'1.-eN
--t--
e a. e r
Ve~hiebung der neutralen Achse!
I I
t
Einzelnachweis Einzelnachweis Einzelnachweis
Abb.3.4-34 Flußdiagramm zur Bemessung von Blechfeldern nach DIN V ENV 1993·1·5 [Johansson/Maquoi u.a. 1999]
ii<D r- 8 t
b 1 ti2bQ)
1-
rr==11 =t Q, ·t ii0
56,8
~~~1·1 II
b::d
II
ii0ii0 Ql·b
1
\ ~
1
\
1 8 b 1
t 56,8 HCD
-=f:r=t
'0I~
0 b 1 , - ", .2\D 1-
t 18,6
-·t-·
~-eh~
Bauteile unter Biegebeanspruchung
1-
tiiCDt Q,·2\D
8 t r:r:----:.""11+-+ ~ /
I!l
b 1
04 . lij
.!_ ii
-UJ· ' QJ 2 0
t 56,8
'0 0 t
b 1
18,6
2 0 ' QJ .lij
-06 2 0
~~·iiW 0 b 1 Ql ·b
t I=<----- .. ,ii00
t 138,8 tt0 04 . lij
-r~
lb
2 0 -·- ·- -o ~ 6 .l
'QJ
bQ) - - 3 2
'<DW
_l
8 b 1
t 21,4 iiQ''
0
4_.
II
H·+Q4·b0
Ij'lI -
* filr 5235
~=~0;:
,
(3.4.46)
wobei der Bestimmung von ßA, ßwy und ßwz die
verkleinert werden. jeweils zutreffende Verteilung der wirksamen
Für die Querschnittsinteraktion gilt die For- Breiten zugrunde liegt.
mel für elastische Spannungsverteilung, also wie Tritt bei der Ermittlung der effektiven Fläche
bei Klasse-3-Querschnitten, jedoch mit den ßA • A eine Achsenverschiebung eyN oder ezN auf,
Tragfähigkeiten so sind diese als Exzentrizitäten für Nsd bei der
Stahlbau 3-253
1,2
....
I 0,723= (blt) 91tnl = 41,1c-42c
1,0
~- 123 l ~?prEN = 1/.>.P -0,05 O+~j~)/.>.~ 1-
2 0,816= (b/t)9....., =64,8c - 63c
0,8 ~~ - 3 0,887 = (blt)gttnl = 123,2t-124t
Q 0,6
~~- -- 01NV EN 1993+5
"""'"
-,.__ _
-- prEN·Vorschlag (1j>=1)
~~ --
0,4
I -l
lilENV =1/Ap - 0,22/Ap I
prEN-Vorschlag Cv=O)
- · - prEN·Vorschlag ('I' =- 1)
0,2
0
0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5
-
Abb. 3.4-36 Formel für die wirksame Brei1e nichtausgesteifter Bleche [MaquoVde Ville de Goyet 1999)
Ermittlung der Biegemomente Mysd und Mzsd zu Dieses Verfahren ist besonders vorteilhaft bei
berücksichtigen. Stegblechen mit regelmäßigen und unregel-
Bei der Ermittlung der Schubbeulsicherheit mäßigen Ausschnitten.
hängt die Plattenschlankheit davon ab, ob die
Bleche längs und quer, nur quer oder gar nicht 3.4.4.5
ausgesteift sind. Die Plattenbeulformel für Schub Verbindungsmittel und Anschlüsse
hängt davon ab, ob sich im Steg eine Zugkraft bil-
den kann, die in biegesteifen Endpfosten veran- Allgemeines
kert werden kann (steife Endpfosten) oder nicht
(verformbare Endpfosten). Auch die Vergröße- Tabelle 3.4-4 gibt eine übersieht über verschie-
rung des Schubfeldes durch steife Flansche kann dene Verbindungstechniken. Davon sind die
berücksichtigt werden. häufigst verbreiteten Techniken das Schweißen
Beulen infolge eingeleiteter Querlasten wird und das Schrauben. Die Überlegungen zum
für drei verschiedene Einleitungsmuster behan- Einsparen von Montageaufwand führen aber zu-
delt und erfordert eine dritte Plattenbeulkurve. nehmend zu Techniken, bei denen die Montage-
Anstelle des Nachweises mit den vorerwähn- schritte
ten drei verschiedenen Nachweissträngen, die je- - Ausrichten,
weils eigene Schlankheitswerte Xp und eigene - Absetzen und Sichern,
Beulkurven definieren,. kann näherungsweise - Verschlossern
auch mit dem Spannungsfeld bei gleichzeitiger
Wirkung von Oxsd, tsd und Oysd ohne Aufteilung durch geeignete Konstruktionen beschleunigt
in die Nachweisstränge gerechnet werden, wenn werden. Das führt zu Schnellverbindungen mit
mit Finiten Elementen nach folgendem Schema geringen Kranhaltezeiten und Verschlosse-
vorgegangen wird: rungsaufwand wie in Abb. 3.4-37 (weitere Bei-
1. Ermittlung des Lasterhöhungsfaktors Yplast> spiele s. [Bauberatung Stahl 1996; Stahl-Infor-
der zu plastischem Versagen des Beulfeldes mations-Zentrum 2000]).
ohne Berücksichtigung von Beulverformun- Die Bemessungstechniken für Verbindungen
gen führt, können am besten anband der Schraubenver-
2. Ermittlung des Lasterhöhungsfaktors ycrit> der bindungen und Schweißverbindungen über-
zu Beulversagen des Beulfeldes bei hyperela- blickt werden.
stischem Verhalten des Beulfeldes führt,
3. Ermittlung der Gesamtschlankheit Schrauben und Schraubenverbindungen
XP =~ y pl I ycrit und des Abminderungsfak-
Schrauben entsprechen den Produktnormen
tors xaus der ungünstigsten Beulkurve, DIN 6914ff oder prEN 780ff (Abb. 3.4-38). Sie
4. Ermittlung der Sicherheit Yu=XYplast· werden mit verschieden Stahlgüten (Tabelle
hochfeste Schraube
Klemmlänge
3.4-5) und Schaftdurchmessern (Tabelle 3.4-6) Tabelle 3.4-7 zeigt die angenommenen Festig-
geliefert. Hochfeste Schrauben können wie Stahl- keitsfunktionen für die verschiedenen Bean-
bauschrauben oder als vorgespannte Schrauben spruchungen und Bruchstellen. Die Versuchs-
eingesetzt werden. Schrauben können auf Ab- auswertungen nach 3.4.3.1 führten zu den in Ta-
scheren, auf Zug oder kombiniert auf Abscheren belle 3.4-7 angegebenen Bemessungsfunktionen
und Zug belastet werden. [ECCS 1991).
Stahlbau 3-255
Tabelle 3.4-6 Kennwerte und Sinnbilder von Schrauben [Hirt/Bez 1998)
Schaftdurchmesser d in mm 12 16 20 24 27
Lochdurchmesser d0 in mm 14 18 22 26 30
Schaftquerschnitt Ain mml 113 201 314 452 573
Spannungsquerschnitt A, in mml 84 157 245 353 459
Stahlbauschrauben
+ + + + 30+
Hochf. nicht vorgesp. Schrauben ~ + ~ ~ 30~
Hochf. vorgesp. Schrauben ~ lO~
~ ~ ~
Abscheren 1 0,6·fub ·A
i··
Schaft fv= .fiA ·fub FvRd=---
YMl
für Schrauben 4.6, 5.5:
0,6 ·fub ·A
FVRd=---
Gewinde 1 YMl
F. = -A, ·fub
2 für Schrauben 4.8, 5.8, 10.9:
0,5 ·fub ·A,
FVRd
YMl
Zug
Ft
Kombination
Abscheren-Zug A·fub F F
Schaft fv,t ~+~~1.0
~ cos 2 <p+ 2 sin 2 <p FR5d 1,4 ·ftRd
~··~" fy
Gewinde fv t =
A, · fub
· ~ cos 2 <p+ 2 sin 2 <p
fvs.t +~S 1,0
FRS<I 1,4·F1Rd
Zug
~Fb
0,9 ·A""1 ·f,
Blech Nettoquerschnitt Rnet= Anet · fu Rnet =
YM2
1 Schraube:
2,0(e 2 - 0,5d}t · fu
Rnet,d
YMl
Zug n Schrauben:
Fb R _ ß·Anet 'fu
Winkel Nettoquerschnitt Rnet= ß . Anet . fu net,d-
YMl
ß- Werte
p, ~2. 5 d0 ~ 5,0 d0
2 Schrauben 0.4 0,5
3 Schrauben 0,5 0.7
hen in Zusammenhang mit den Randabständen auch, v.a. bei Belastungen mit Richtungsum-
e und den Lochabständen p, die mit folgenden kehr, als Paßschrauben mit sehr kleinem Spiel
Mindest- und Höchstwerten für die Konstrukti- (Toleranzen Hll/hll entsprechen einem Spiel
on spezifiziert sind: von 0,2 mm) eingesetzt werden.
Hochfeste SL-Schrauben werden auch vorge-
1,2d0 S e1 S max(12t; 150 mm), spannt, um einen festen Sitz der Muttern zu er-
1,5d0 S e2 S max(12t; 150 mm), zielen. Vorsicht ist bei kleinen Klemmlängen und
2,2d0 S p1 S max(14t; 200 mm), Vorspannung über Beschichtungen und Über-
(3.4.48) zügen angebracht, bei denen Vorspannverluste
3,0d0 S p2 S max(14t; 200 mm).
durch Kriechen der Beschichtungen und über-
In Tabelle 3.4-9 sind für empfohlene Abstände, züge auftreten können [Katzung/Pfeiffer/
die zu hoher, mittlerer oder niedriger Trag- Schneider 1996].
fähigkeit führen, die charakteristischen Festig- Die Vorspannung der hochfesten Schrauben
keiten für 10-mm-Bleche angegeben. ist v.a. bei Zug-(Z)-Verbindungen sinnvoll, da
Schrauben, die im Hinblick auf Abscher- oder die Vorspannung eine Kompression der vorge-
Lochleibungsversagen bemessen werden, bilden spannten Fuge erzeugt, die in ihrer gesamten
Scherlochleibungs (SL)-Verbindungen. Diese Fläche die angelegte Zugbelastung bis zur De-
wirken i. d. R. mit Spiel1 bis 3 mm, können aber kompression übernimmt und dadurch die
Stahlbau 3-257
Tabelle 3.4-9 Lochleibungswiderstände [ECCS 1991]
' 1 ~--~
P2
e2
I
-@---<Ir
I
fb.Rk = 2,5 · (l · fu
,~
~·
el PI
Schraubendurchmesser d in mm 12 16 20 22 24 27 30 36
Lochdurch messer d0 in mm 13 18 22 24 26 30 33 39
el 20 27,5 35 37,5 40 45 so 60
P1,P2 30 40 50 55 60 67,5 75 90
geringe
Beanspruchung e2 20 25 30 32,5 35 40 45 55
(l "' 0,5
s235 55.4 70,7 91.4 101,8 110,8 121,5 136.4 166,2
5275 66,2 84.4 109,1 121,5 132,3 145,1 162,9 198,5
5 355 78,5 100,1 129,4 144,1 156,9 172,1 193,2 235.4
el 30 40 50 55 60 70 75 90
Abb. 3.4-39 Vorspannungsdiagramm und Wirkung von Zugkräften f~Sd auf den Gleitwiderstand fs,Rd
Vorspannkraft Gleitfestigkeit
Reibbeiwene aus Dauerstandversuchen
Stahlbau 3-259
Moment
elastisch: f; = ~
M
· r1
L./n
Kraft
- '---!- - r - f l ::tlltll~==~/-
L..llll:::!tll - I L - - - _'---"--'---*"*"% %::%1 s_ __,/ -
N
f.=-
1 n
Kombination
l,S·d ·t ·fu
fb/14=---
YMl
Pakete
9·d
fOr r, > d/3 ~p=~
Abb. 3.4-41 Begrenzung der Tragfiihigkeit von langen Schraubenverbindungen oder bei Exzentrizitäten
+
Q~ t t ,o
~Ff· Foli A+ ~ $
nMpl.R<J vollständige
Fl5tJ t t FtSd
" '+ +
V VMpl.Rd plastische Verteilung
"::::}
QMpi.Rd
V' M<Mp~.Rd
teilweise
plastische Verteilung I: jl
Abb. 3.4-42 Kräfteverteilung bei zugbeanspruchten Abb. 3.4-43 EinHuB der Gestaltung von Kopfplattenver-
Kopfplattenverbindungen bindungenauf die Zugbeanspruchung der Schrauben
Stahlbau 3-261
KK-Knoten KY-Knoten K-Knoten
,,,~
I
I
I
--------r-- I
1
I
I
~y~y~
I
I
I
I
I
I
- ---4-
I
--- -
'
~AP
- -f-
i
i
;
;
-1-------------~o'-------------+ ~--·
I
·--- --- ----- ·t ·-
; I
;
-.-
;
i
i
i
,_ ------------1- ;
-
Anschluß Modell
Bemessung der Schweißnähte genügen, um die lichkeit nach der Tragfähigkeit, nämlich in ge-
der Berechnung zugrunde gelegten Bedingun- lenkige Verbindungen, volltragfähige Verbin-
gen für Gelenkfachwerke herzustellen, entstehen dungen und die dazwischen liegende Teiltrag-
bei Rahmenknoten neben dem lokalen Festig- fähigkeit
keitsabfall auch lokale Winkelverformungen, die Die zweite Klassifizierungsmöglichkeit be-
einen erheblichen Beitrag zur Gesamtverfor- trifft die Steifigkeit, wobei sich die elastische Ini-
mung liefern können und damit die Verteilung tialsteifigkeit als zweckmäßig herausstellt (Abb.
der Schnittgrößen beeinflussen können (Abb. 3.4-49); für eine bilineare Approximation der
3.4-47). Momenten-Rotationskurven wird natürlich eine
Die Beschreibung des Verbindungsverhaltens geringere Sekantensteifigkeit verwendet. Die
erfolgt anhand von Bauteilversuchen, bei denen Steifigkeitsklassifizierung geht aus Abb. 3.4-50
die Beziehung zwischen Moment und Verdre- hervor, wobei nach seitlich unverschieblichen
hung, die sogenannte Momenten-Rotationskurve und seitlich verschiebliehen Rahmenelementen
aufgenommen wird (Abb. 3.4-48). Man erhält ty- unterschieden wird. Die Bewertung der Initial-
pische Kurven für bestimmte Verbindungsty- steifigkeit der Verbindung erfolgt durch Bezug
pen, die neben der Tragfähigkeit MRd auch Auf- auf die Steifigkeit der angeschlossenen Träger.
schluß über Anfangssteifigkeit und Rotations- Die Grenzkurven für "starr", "verformbar" und
verhalten geben. Durch Vergleich mit der Trag- "gelenkig" erlauben eine rasche Einteilung.
fähigkeit Mp1 des angeschlossenen Trägers erhält Die Kostenoptimierung für steifenlose Ver-
man zunächst eine erste Klassifizierungsmög- bindungen kann also folgende Wege gehen
Träger Träger
-~~o:_b~~~~~L ___ _
Mpt Mpl
!i~Rd
Moment
-- ----- -- - l M
M
Steifigkeitsgrenze unverschieblich verschieblieh
sj.lrn
Lb f/b
~8 -
Lb
.
starr
Jl EI
Lb ::; os ....!
, Lb
gelenkig
Si Anfangssteifigkeit
Stahlbau 3-263
[Weynand 1997; Dt. Stahlbau-Verband 2000; Jeder dieser Komponenten kann ein typisches
prEN 1993-1-8]: Federverhalten und ein bestimmtes Versagen
- Es wird wie bisher die Anforderung nach mit einer typischen Festigkeit zugeordnet wer-
"starrer" Verbindung beibehalten und mit ei- den, und durch Abbildung der gesamten Verbin-
ner Steifigkeit an der Grenze zwischen "starr" dung als Federmodell mit Federn in Serie und
und "verformbar", also einer Steifigkeit so Reihe können die Initialsteifigkeit und die Fest-
groß wie nötig, eine Gestaltungsoptimierung igkeit der gesamten Verbindung bestimmt wer-
im Hinblick auf ausreichende Festigkeit vor- den (Abb. 3.4-52).
genommen. EN 1993-1-8liefert einen Katalog standardi-
- Es wird mit Steifigkeits-und Festigkeitsvaria- sierter Verbindungen (Tabelle 3.4-12),für die das
tionen optimiert und dazu die Verformung Verhalten der einzelnen Komponenten durch
der Verbindungen in das statische Modell für Formeln beschrieben wird. Die Berechnung der
das Gesamttragwerk einbezogen. Das kann zu Verbindungen ist damit mit kleinen Rechnern
einem Optimum einer verformbaren Verbin-
dung an der Grenze zwischen "verformbar"
und "gelenkig" führen.
Stützenflansch
- Es wird planmäßig mit dem Auftreten plasti-
scher Gelenke an den Verbindungen gerechnet.
E·z2
5---
..... = - 1
2:-k;
1
Verbindung Schweißnaht
durchgeschweißte Naht nicht durchgeschweißte Naht Kehlnaht
Stumpfstoß
I I I I I I
T-Stoß
IR IR ~
Überlappungsstoß I , ...
I
Stahlbau 3-265
Stumpfstoß T-Stoß
r
40°bis60° ' 2
V-Naht
~
GXJ w
3bis15mm
U-Naht (Tulpennaht)
>30mm 5 bis40 mm
[lJ
r
8°bis 10°
\jbis15mm
[I] 5 bis40 mm
HV-Naht
G HU-Naht
[I] ~
40°bis60°
> 10mm
I 2 2 2 fu 1
Die Beiwerte ßw= 0,8/0,9/1,0 fürS 235/S 355/5460
owsa =voj_ +Tu +Tj_ s .[;. · - - - .
3 ßwYMw sind aus Versuchen ermittelt; sie gelten füryMw=
(3.4.49) 1,25 für alle Richtungen, die die Nahtachse zur
2. Ein Verfahren, das abhängig von der Ausrich- Kraftrichtung einnimmt, so daß die Festigkeiten
tung des Nahtquerschnitts ist, bei dem der von Nahtabschnitten unabhängig von der Rich-
Nachweis lautet (Abb. 3.4-57): tung addiert werden können.
Bei langen überlappten Anschlüssen mit Kehl-
I 2 2 1
ow =voj_ +3(Tj_ +Tu) Sfu·--- . nahtlängen f> 150a, bei denen ungleichmäßige
~ ~y~
Spannungsverteilungen zu überlastungen füh-
(3.4.50) ren können, ist die Nahtfestigkeit mit
Stahlbau 3-267
Tabelle 3.4-14 Beispiel für die Gestaltfestigkeit von geschweißten Anschlüssen aus Hohlprofilstreben und einem 1- oder H-
Profii-Gurtstab nach DIN VENV 1993-1-1
Anschlußform Gestaltfestigkeit
K- und N-Anschlüsse mit Spalt Instabilität des Gurt- Nachweis für Bruch durch
stabstegbleches Dehnungsakkumulation
nicht erforderlich, wenn
_ f1o·tw·bw[ 1,0] glt, ;;1; 2Q-28 ~
N;.Rd . -
sm e, YMJ
~ S 1,0-0,03y mit y = bof2t
Funktion
-
b0 ff = 1w + 2r + 7·lj·fyO /fyi
f
jedoch bell S b1 fürCHS:a = 0
3.4.5
Ermüdungsnachweise
o(log)
3.4.5.1
Historisches
~ ORH
-------- -1---·""_....;;.
1 t..o 0
__
I
Unterspannung o 0 I
I
I
I
Abb. 3.4-59 Zulässige Beanspruchbarkeit bei schwin-
gender Beanspruchung über Unterspannung
f1 36 kN/cm2
l ·.- 2. Die statistische Auswertung der Versuche
/ führt zu Geraden für Mittelwerte (m) und
/ Mittelwerte minus 2 x Standardabweichung
/
(m-2o), die für geschweißte Details etwa die
_, ·/ ...21 kN/mm2 Neigung 1/m=l/3 haben.
~
,/_..,:.
- zulässige
Spannungen
3. Die Dauerfestigkeit liegt eher bei Nv= 5 ·106
Lastwechseln.
4. Die charakteristische Ermüdungsfestigkeit
- 1,0 0 1,0 R= Ou wird durch die ( m- 2o) ::::: Pü = 95 %-Gerade be-
o. stimmt, und im Hinblick auf die Unsicherheit
zur Größe von Nv wird der Einhängepunkt in
Abb. 3.4-60 Zulässige Beanspruchbarkeit bei schwin- Anlehnung an die Vorgehensweise von Wöhler
gender Beanspruchung über R= ojo0
bei 2 ·106 Lastwechseln gewählt.
5. Die Ermüdungsfestigkeiten sind weitgehend
zu dem Verlauf in Abb. 3.4-60, der prinzipiell unabhängig von der Stahlsorte und Stahlgüte.
dem Verlauf der zulässigen Spannungen bei den Sie gelten also z.B. in gleicher Weise für S235
früheren Eisenbahnvorschriften entspricht. undS690.
Stahlbau 3-269
500
Nlmm2
300
200 Dauerfestigkeit
öa 0
103118
100
83 92
66 74
52 59
50 46
41
37
33
29
26
10~--------~--~----+-----+---------~ N
lOS 5 106
3.4.5.3
J.l Behandlung von a-t-Verläufen
Häufigkeitn Anzahl In
Abb. 3.4-64 Auswertung von Spannungszeitverläufen mit Zählmethode Rainflow oder Reservoir und Ordnung der ßo1,
nrWerte in Histogrammen oder Dichteverteilungen
Schaden: ßo(log)
D= n;
N,
NR(Iog)
N, =2 · 106 N,=5 · 106
Schadensäquivalenz:
ao1
Ao;·2:n1= 2:( ol·n1)
ßOäquiY.
"" 13·n1]1/3
[L.ao
ao. = '\'
L.nl
Häufigkeitn In n
zugewiesen werden. Der Bruch ist erreicht, wenn gen tJ.o;, n; ein schadensäquivalentes Einstufen-
D; =1,0 (Abb. 3.4-65). histogramm mit der Amplitude t:.oe und der Ge-
Bei verschiedenen Blöcken tJ.o;, n; können die . samtzahl Ln; berechenbar, das direkt mit der
Schädigungen D; nach der Miner-Regel akku- Wöhler-Linie verglichen werden kann:
Stahlbau 3-271
3.4.5.5 mit
Ermüdungsnachweis
Falll 6oR
Fall2 6oR
6o",.,~ t.o 0
k·6o 0 =6o",.,
6omax$ 6oo 6omax 6o 0
----------- IAmax ·6o• S6u, I
6o•
NR
~ Amax =k · ~2
5· 106
Fall3 6oR
- , · 2: n ~ 6o s · 5 · 10 6
60e 1 0
modifizierte
•Wöhler-Linie· für
t.o. I.\ ·t.o. s t.o, I
Miner·Regel
~.\=~2 · {!.$
5·10 6
NR
5 · 106 5 · 10S
Abb. 3.4-66 Nachweisfalle bei verschiedener Position der Dichteverteilung von 6o1zur Dauerfestigkeit 6o0
~a0 =~·~a, v2 v~
A.=3/i.5rr,;;.
~a,
r r
(A0 ·~oe +(A.,·~te
~t,
::;;1.
(3.4.66)
Schwellenwertes der Ermüdungsfestigkeit (Cut-
off-Punkt) werden nicht mehr berücksichtigt, da Zur Abgrenzung von Spannungsspielen ~a; ge-
sie nach bruchmechanischer Deutung keinen gen die obere Gültigkeitsbegrenzung des Wöh-
Beitrag mehr zum Rißwachstum liefern, da sich ler-Linienbereichs, durch die plastische Deh-
M( unterhalb von Mth befindet (s. Abb. 3.4-13 ). nungsspiele ausgeschlossen werden sollen, (s.
Der Ermüdungsnachweis lautet dann mit den auch 3.4.5.8), wird noch
Schädigungsanteilen
(3.4.67)
2)ai ·n; _L~a} · nj
(3.4.63)
gefordert. Damit wird erreicht, daß sich die
3 6 + 5 6 <1. Spannungsschwingspiele im elastischen Bereich
~a, ·2·10 ~o 0 ·5·10
'-----v---' '-----v-------' einschwingen. Gleichzeitig ist dieser Nachweis
m=3 m=5 auch eine Sicherung gegen plastische Dehnungs-
Vereinfacht kann man nach Abb. 3.4-66 auf der akkumulation, die zur plastischen Verformungs-
sicheren Seite liegend nur den Anteil mit m =5 akkumulation (Shake-down-Effekt) führen
der Wöhler-Linie in Anspruch nehmen, so daß könnte.
mit Für bestimmte Detailpunkte, die in die Details
5 ~ 5 6 in EN 1993-1-9 nicht unmittelbar einstufbar
~ae·L.nj:s;~a 0 ·5·10,
sind, sich aber von bestimmten Schweißdetails
wobeimit nur durch geometrische Veränderungen des
Bauteils unterscheiden, darf das "geometrische
Verfahren" angewendet werden. Dabei wird die
Nennspannung ~a, für die das Kerbdetail gilt,
mit dem Kerbfaktor vergrößert, der sich bei An-
der Nachweis lautet: nahme elastischen Verhaltens aus der gegenüber
dem Kerbdetail veränderten Geometrie ergibt,
(3.4.64) und dann der Nachweis mit der Ermüdungsfe~
stigkeit geführt, die sich ohne Kerbfaktor ergibt.
Stahlbau 3-273
Ein wichtiges Feld, in dem solche Kerbfaktoren 3.4.5.6
angewendet werden, bilden geschweißte Hohl- Ermüdungsbelastung
profilkonstruktionen.
Für einfache Fälle solcher geschweißter Hohl- Ermüdungsbelastungen liegen entweder als ge-
profilkonstruktionengibt es auch Wöhler-Lini- messene oder gerechnete Spannungszeitverläufe
eneinstufungen, in denen die ungünstigsten a-t vor, sind in Form von Dichteverteilungen
Kerbfaktoren auf der Festigkeitsseite berück- oder Spannungsspektren der Spannungsschwing-
sichtigt sind, so daß man direkt mit Nennspan- breiten schon aufbereitet, oder werden in Nor-
nungen arbeiten kann (prEN 1993-1-9). men oder Spezifikationen bereits als schadensä-
Wenn die geometrischen Verfahren nicht aus- quivalente Größen angegeben (Tabelle 3.4-15).
reichen, um ein Kerbdetail einzustufen, dann Typisch für solche Angaben sind die ermü-
kann dies nach dem sog. "kombinierten" Ver- dungswirksamen Kranlasten auf Kranbahnträ-
fahren durchgeführt werden, bei dem zwei Pha- gern, für die drei Parameter vorgegeben werden:
sen der Ermüdungsschädigungen unterschieden - Lastmodell zur Bestimmung der Bezugsgröße
werden (Abb. 3.4-67) [Jo 1991): ~Omax>
- die Rißinitinierungsphase bis zum Entstehen - Lastwechselzahl I.n,
von kleinen Rissen a0 - 0,25 mm; diese Phase - Standardisiertes Spektrum.
kann nach dem Kerbgrundverfahren be-
schrieben werden.
- die Rißfortschrittsphase, bei der - ausgehend Tabelle 3.4-15 Unterschiede bei der Spezifizierung der
von Anfangsrissen - Rißwachstum stattfindet, Ermüdungsbelastung
bis die kritische Rißgröße zum Bruch erreicht
wird. Diese Phase kann mit bruchmechani- Lastmodell für Ermüdung
schen Verfahren beschrieben werden. direkt indirekt
• Lastmodell zur Bestim- • Lastmodell zur Bestim-
Die Rißinitiierungsphase liefert den überwie- mung von D.a,... mung von D.omax
(sog. häufige La.st) (sog.häufige Last)
genden Anteil der Nutzungsdauer NR bei kleinen
Bauteilen, (z.B. Schrauben oder Maschinenbau- • standardisiertes • Lastmodell zur Bestim-
teilen) oder bei dünnen Blechkonstruktionen. Spektrum mung des schadens-
D.o; äquivalenten D.oe
Die Rißfortschrittsphase liefert den überwie- (sog.Ermüdungslast)
"f~q,;~~
genden Anteil der Nutzungsdauer bei üblichen
geschweißten Stahlbauteilen größerer Abmes- beiwert
vJ(
sungen und wird deshalb in diesen Bereichen
vorwiegend eingesetzt. Die Anfangsgröße wird n;
so gewählt, daß sie D.K- Werte liefert, die gera~e l:n
oberhalb des Threshhold-Wertes D.Kth liegen, es • Lastwechselzahl l:n • Lastwechselzahl l:n
sei denn, es müssen größere Anfangsrisse a pri-
ori angenommen werden.
Rißtiefeo
o0 = 0,25mm }
====•· =======~:=!:·----------
l: =====-----.:..._- Lastwechsel
Anzahl der
I------ N~'----1.
Rißinitialphase
NP
Rißwachstumsphase
N1= N1+ Np
Stahlbau 3-275
daß die Bedingungen des rechnerischen Er- Spannungs-Dehnungslinie und eine Wöhler-Li-
müdungsnachweises nicht überschritten wer- nie, die aus einer Wöhler-Linie für die wahren
den. Spannungswechsel öa und einer Wöhler-Linie
- Sind solche Überprüfungen der Ermüdungs- für die wahren plastischen Dehnungswechsel
belastungen nur mit Abschätzungen, z.B. be- ÖEpi zusammengesetzt ist (Abb. 3.4-68).
dingt durch schlechte Zugänglichkeit zum In der Regel können für Stahlprofile mit alter-
Standort, möglich. nierender Plastizierung in plastischen Gelenken
die lokalen wahren Spannungen und plastischen
3.4.5.8 Dehnungen wegen Beulenbildung in diesen Be-
Ermüdungssicherheit bei plastischen Verformungen reichen nicht angegeben werden. Deshalb ver-
zichtet man auf eine Mikrobehandlung und
Treten bei hohen Lasten, für die mit plastischen führt den Nachweis im Makrobereich gegen
Bauwerksreaktionen gerechnet wird, Beanspru- Wöhler-Linien für die plastischen Rotations-
chungswechsel auf (z.B. bei Erdbebenbelastung winkel Ö<ppi durch, die experimentell aus Bau-
oder bei extremer Starkwindbelastung), dann teilversuchen bestimmt werden (Abb. 3.4-69)
interessiert die Sicherheit gegen alternierende [Sedlacek et al. 1994].
Plastizierung. Die Auswertung erfolgt mit der Wöhler-Linie
Für das Spannungs-Dehnungsverhalten im der plastischen Rotationswinkel unter Anwen-
niedrigzyklischen Bereich gilt eine zyklische dung der Reservoirmethode und der Miner-Re-
E- logN-
Abb. 3.4-68 Zyklische Spannungs-Dehnungslinie und Wöhler-Linie für wahre Dehnungsschwingbreite l!.E
-or------,-----.---~----,
r- 4
logn, N -
Abb. 3.4-69 Sicherheitsnachweis für das Spektrum l!.<pp1,n gegen die Wöhler-Linie der plastischen Rotationswinkel [Sedlacekl
KucktFeldmann 1994]
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0>
c ~
I bedingungen ::>
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-5 ~
I + I Solimingen l interne Vorgabe I!!
c
0>
c:
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:::>
c:
"'
I 0>
c:
technische Bearbeitung Sollwerte t:(
0 ""'a:~
I ""'
--~} c:::;:)
:::>
=8 auftragsbegleitende
I Kalkulation
]
r--·
I Materialbeschaffung
~
0> Soll/Ist-Vergleich
1
~
-1:: Werkstattfertigung ~ I
:::>
I < 15
Montage .5 ~
I -"'- Nachkalkulation
I t
I
I
Abnahme
---------- --- ·- -
Ergebnis
Abweichungsanalyse
_____ ..,
Stahlbau 3-277
Lager Vorbearbeitung Vorfertigung Zusammen- Zwischenlagert
bau Versand
schraubung zu einer die Schweißtechnik ide- - Entwicklung eines Tragwerkes mit günstiger
al ergänzenden Verbindungsmethode, Gliederung für
- Rollgänge als dominierende Transportmittel, • Schaffung von Wiederholteilen bei der Fer-
- Ansätze zur Entwicklung vollautomatischer tigung zur besseren Typisierung,
Fertigungsstraßen. • geringer Aufwand für Montage- und Hilfs-
konstruktionen, die möglichst typisiert sein
3.4.6.4 sollten,
Montagemethoden • Zerlegung in geeignete Transportteile für
Versand und Montage möglichst vom
Die Rationalisierung der Montage besteht in Transportmittel aus ohne Umschlag und
- verbesserten Transportmöglichkeiten, die zu Zwischenlager,
größeren und schwereren Montageeinheiten, • Anschlüsse und Verbindungen, die günsti-
Transporten ohne Umladen, Containereinsatz ge Fertigung und schnelle Montage ohne
für Personal usw. führen, Paßprobleme erlauben.
- verbesserte Hebeeinrichtungen, z.B. durch - Verlagerung von Zusammenbau-, Schweiß-
Verwendung von Baustellenkranen, Mobil- und Anpaßarbeiten sowie Montagevorberei-
und Autokranen, hydraulischer Hebesysteme tungen und Korrosionsschutzmaßnahmen in
und von Bauaufzügen, die Werkstatt, um einfacher rationalisieren zu
- verbesserte Verbindungstechniken, z. B. Schlag- können und einen zügigen Montageablauf zu
schrauben hochfest vorgespannter Schrauben, gewährleisten.
verbesserte Elektroden für Baustellenschwei- - Integrierung von Montagehilfen, Schalungen,
ßung, Dübeltechnik zum Beton hin, selbst- Arbeitsschutzvorkehrungen und Wartungs-
schneidende Blechschrauben und Setzbolzen, einrichtungen in die endgültige Konstruktion.
Aufschweißen von Kopfbolzen mit Pistole. - Reduktion des Schweißnahtvolumens durch
größeren Materialeinsatz (weniger Abstufung)
3.4.6.5 und hochfeste Werkstoffe (geringere Blech-
Konstruktionsentwurf dicken).
Verbundträger
Verbundstütze
m
~ rn::
.. o.·: o.·:
. ...
Verbunddecke !n n!
t!/\..!..J\!l
Flachdecke 0
Abb. 3.5·1 Konstruktionselemente des Verbundbaus
Verbundbau 3-279
Europäische Regelwerke
EUROCODEl
EUROCODE3
Stahltragwerke
EUROCODE 4
Verbundtragwerke
1- EUROCODE 2
Stahlbeton- und
~---~
Spannbetontragwerke
Nationale Regelwerke
DIN 1055 (alt)
alte Normengeneration
DIN 18800 (3.81) Verbundträgerrichtlinien (1981) DIN 1045 (1 988)
DIN 4114 (1952) DIN 18806 Verbundstützen (1984) DIN 4227 (1988)
neue Normengeneration
Abb. 3.5·2 Übersicht über den derzeitigen Stand der Regelwerke für Verbundkonstruktionen (Stand 2000)
SYSTEMLÖSUNGEN
Adresse: FÜR STAHLBAU
Mazartstraße 25 UNO VERBUNOBAU
67655 Kaiserslautern
Telefon: 0631/36621-0
Telefax: 0631/36621-20
KRETZ Q[
SOFTWARE GMBH
e-mail: info@kretz.de
Internet: www.kretz.de
Im VERBUND sind wir STARK~
veränderlichen Einwirkungen Q, außergewöhn-
lichen Einwirkungen FA undEinwirkungenPaus
planmäßig eingeprägten Deformationen oder
Spanngliedvorspannung unterschieden. Aus dem
Kriechen und Schwinden des Betons resultieren
bei Verbundbauteilen Eigenspannungen im
Querschnitt sowie Krümmungen und Längsdeh-
nungen in Bauteilen. Die bei statisch bestimmten
Systemen auftretenden Eigenspannungszustän-
de werden als primäre Beanspruchungen be-
zeichnet. In statisch unbestimmten Systemen tre-
w
ten aufgrund der Verträglichkeitsbedingungen
zusätzliche Zwängungen auf, die als sekundäre
Beanspruchungen (Zwangsbeanspruchungen)
bezeichnet werden. Die zugehörigen Einwirkun-
gen, i.allg. Auflagerkräfte, werden als indirekte
Einwirkungen behandelt.
3.5.2.2
Grenzzustand der Tragfähigkeit
ilö~u~
chungen Sd (z.B. Schnittgrößen oder Spannun-
gen) die mit den Bemessungswerten der Wider-
standsgrößen ermittelten Beanspruchbarkeiten
Rd nicht überschreiten. Tritt der Grenzzustand I
durch Bruch oder übermäßige Verformung eines
Bauteils ein, so ist nach Abb. 3.5-3 nachzuweisen,
daß
Abb. 3•.5-3 Grenzzustände der Tragfähigkeit und Ge-
Sd(Fd)=Sd(Yp1p;Fk)5,Rd =R( /;,k
YM,i
,anom ) .
brauchstauglichkeit
-...
:>~ -6
c::
~~~ C:~ c:: (3.5.3)
=>o..,
o<=
...
B ~~
~~- ~~ ~ ·e
C.VI
"" nachgewiesen werden (s. Abb. 3.5-3). Hierbei ist
y, y, bzw. Yp Yc Yr Ea der jeweilige Bemessungswert der Lastaus-
Grundkom- 1,10 1,15 1,5 1,25 wirkungen, der bei mehreren Einwirkungen mit
bination
den in 1.6 angegebenen Einwirkungskombina-
außerge- 1,00 1,00 1,3 1,00 tionen zu ermitteln ist. Grenzzustände der Ge-
wöhnliche
Kombination brauchstauglichkeit betreffen bei Verbundtrag-
werken die Rißbreitenbeschränkung, Span-
nungsbeschränkungen, Verformungen sowie
das Schwingungsverhalten.
mit den Bemessungswerten der Festigkeiten
f;,a=J;,kiYM,i der Werkstoffe bzw. den Bemes- 3.5.2.4
sungswerten PRd der Verbundmittel berechnet. Werkstoffe
Sie ergeben sich aus den charakteristischen Wer-
ten der Festigkeiten fi.k und den jeweiligen Teil- Nachfolgend sind die wichtigsten Grundlagen
sicherheitsbeiwerten YM nach Tabelle 3.5-2 zu für die Bemessung zusammengestellt. Bezüglich
weitergehender Angaben wird auf 3.1, 3.3 und
Ra= R(acfck, fyk, fsk, 0, 9 fpk , PRk). (3.5. 2) 3.4 verwiesen.
Yc Ya Ys Ys Yv
Die charakteristischen Werte der Festigkeiten Baustahl, Profilbleche
für Beton (fck) und Beton- und Spannstahl (/sk
bzw. fpk) sowie für Baustahl (/yk) und für die Für die charakteristischen Werte der Festigkeit
Schubtragfähigkeit von Verbundmitteln (PRÜ der Baustähle sind die Werte nach DIN EN 10025
werden in 3.5.2.4 behandelt. und DIN EN 10113 anzunehmen. Die Regelun-
genimEurocode4-1-1 undinEDIN 18800-5gel-
3.5.2.3 ten nur für die Stahlsorten S235, S275 und S355
Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit nach DIN EN 10025 (Tabelle 3.5-3). Bei Verwen-
dung der höherfesten Feinkornbaustähle S420
Die Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit und S460 sind bei der Bemessung von Verbund-
sind diejenigen Zustände, bei deren überschrei- konstruktionen weitergehende Einschränkun-
Verbundbau 3-283
Baustahl, Profilblech Beton Betonstahl
Stahlprofilblech
Betonstahlbewehrung
Stahlträger mit Kammerbeton
Stahlträger mit Kammerbeton
Verbundbau 3-285
von 19,22 und 25 mm verwendet, die im Bolzen- Querschnittstragfähigkeit entwickeln. Durch lo-
schweißverfahren mit Hubzündung halbauto- kales Beulen und/oder Zerstören des Betons ist
matisch aufgeschweißt werden. Bei Parkhäusern die Rotation in Fließgelenken jedoch einge-
und bei Konstruktionen, bei denen die Forde- schränkt. Bei der Schnittgrößenermittlung darf
rung nach Demontierbarkeit besteht, kommt die Momentenumlagerung infolge Rißbildung
auch der sog. Reibungsverbund zum Einsatz sowie Teilplastizierung vor Entstehen des ersten
[Beck!Heunisch 1972; Roik!Bürkner 1978; Roik! Fließgelenks berücksichtigt werden. Die Quer-
Hanswille 1984a]. Vereinzelt wurden bei ver- schnitte der Klasse 3 werden als halb-kompakte
schiedenen Bauvorhaben auch Dübelleisten ein- Querschnitte bezeichnet. Bei ihnen ist im Druck-
gesetzt [Andrä 1985].Neben den genannten Ver- flansch des Stahlträgers nur eine (elastische)
bundmitteln werden im europäischen Ausland Ausnutzung des Querschnitts bis zur Streck-
noch Schenkel- und Winkeldübel verwendet. Die grenze möglich. Eine Momentenumlagerung im
zu Beginn des Verbundbaus oft verwendeten System wird im wesentlichen nur durch Rißbil-
Blockdübel und Schlaufenanker werden heute dung im Betongurt und durch Fließen in zugbe-
aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr ver- anspruchten Stahlteilen ermöglicht. Schlanke
wendet. Diese Dübelformen besitzen nur eine Querschnitte der Klasse 4 sind bei elastischer
geringe Duktiltät und sind bei Trägern, bei de- Druckbeanspruchung wegen des lokalen Beu-
nen nach modernen Bemessungsverfahren pla- lens im Baustahlquerschnitt nicht bis zur Streck-
stische Querschnitts- und Systemreserven aus- grenze ausnutzbar. Momentenumlagerungen im
genutzt werden, ungeeignet. System werden nur durch Rißbildung im Beton-
gurt hervorgerufen. Der Zusammenhang zwi-
3.5.3.2 schen Querschnittsklassifizierung, Querschnitts-
Tragverhalten von Verbundträgern-Grundlagen tragfähigkeit und Schnittgrößenermittlung ist in
Abb. 3.5-6 dargestellt. Weiteres kann [Bode/Fich-
Allgemeines ter 1986; Bode/Minas/Sauerborn 1996; Johnson/
Chen 1991; He 1991; Sedlacek/Hoffmeister 1997]
Das Trag- und Verformungsverhalten von Ver- entnommen werden.
bundträgem wird entscheidend durch die Rota- Die Zuordnung eines Querschnittes zu einer
tionskapazität der Querschnitte, die Belastungs- der vier Querschnittsklassen erfolgt über die bit-
geschichte, die Rißbildung im Beton, die Einflüs- Werte der Gurte bzw. Stege, die Lage der plasti-
se aus dem Kriechen und Schwinden des Betons schen Nullinie und den Bewehrungsgrad des Be-
sowie das Verformungsverhalten der Verbund- tongurts. Mit der Beschränkung der b!t~ Werte
mittel und den Verdübelungsgrad beeinflußt. wird das örtliche Beulen der Stahlquerschnitts-
teile erfaßt. Die Regelwerke für Verbundkon-
Rotationskapazität sowie plastische Querschnitts- struktionen beziehen sich dabei auf die Normen
und Systemreserven für Stahlbauten. Für die Stege ist bei den Quer-
schnittsklassen 1 und 2 die plastische Spannungs-
Im Hinblick auf die Ausnutzung plastischer verteilung und bei den Querschnitten der Klas-
Querschnitts- und Systemreserven sowie die da- sen 3 und 4 die elastische Spannungsverteilung
zu erforderliche Rotationskapazität der Quer- unter Berücksichtigung des Kriechens zugrun-
schnitte werden im Eurocode 4-1-1 und in EDIN de zu legen. Da das örtliche Beulen bei Quer-
18800-5 vier Querschnittsklassen unterschieden. schnitten mit Kammerbeton wesentlich günsti-
Mit Hilfe der Querschnittsklassen wird die Me- ger zu beurteilen ist, sind für diese Querschnit-
thode der Schnittgrößenermittlung und die te höhere Grenzwerte zulässig, die für die Ein-
Querschnittstragfähigkeit (Nachweisverfahren stufung der Gurte etwa 40% über den Werten für
plastisch-plastisch, elastisch-plastisch und ela- Stahlträger ohne Kammerbeton liegen.
stisch-elastisch) festgelegt. Querschnitte der Bei Anwendung der Fließgelenktheorie liegen
Klasse 1 (plastische Querschnitte) können die bisher noch keine ausreichenden experimentel-
vollplastische Querschnittstragfähigkeit und len Erfahrungen hinsichtlich der Auswirkung
gleichzeitig plastische Gelenke mit einer so gro- des Kammerbetons auf die vorhandene Rotati-
ßen Rotationskapazität entwickeln, daß eine onskapazität vor. Es ist zu erwarten, daß der sta-
vollständige Schnittgrößenurnlagerung ermög- bilisierende Einfluß des Kammerbetons bei grö-
licht wird (Fließgelenktheorie). Kompakte Quer- ßeren Rotationen in den Fließgelenken und ei-
schnitte der Klasse 2 können die vollplastische nem damit verbundenen überschreiten der
~-
w=+r
!) 0
Querschnittstragfähigkeit b
vollplastisch plastisch elastisch
I oder elastisch I o < o._P,Rd
E< tg...,. nach DIN 18800-3 oder
o 1 < o._Rd wirksame Querschnine
nach EC 3
Fleißgelenktheorie_ I I
I
I
E-Theorie mit E-Theorie
Momentenumlagerung I ...
grenz (blt)
Querschnittsklasse
I. .I. Q) .1. 0) .. I.
Abb. l.S-6 Querschninsklassitizierung, Querschninstragfahigkeit und Schningrößenerminlung
Grenzdehnungen im Beton teilweise verloren zen unterstützt. Der Stahlträger bleibt somit
geht. Auf der sicheren Seite liegend wird daher beim Betonieren praktisch spannungslos. Nach
die Einstufung bei Trägern der Klasse 1 wie bei Freisetzen der Hilfsstützen wirken alle Eigenge-
Querschnitten ohne Kammerbeton vorgenom- wichtslasten und ständigen Lasten sowie die Ver-
men. Bei der Klassifizierung der Stege dürfen kehrslasten auf den Verbundträger. Man spricht
Stege der Klasse 3 in die Klasse 2 eingeordnet dann von einem Träger mit Eigengewichtsver-
werden, wenn die Kammern des Trägers ausbe- bund. Der Träger C wird wie im Fall B hergestellt.
toniert sind und der Kammerbeton mit Bügeln Vor dem Betonieren werden jedoch die Hilfs-
und Dübeln entsprechend verankert wird. stützen angedrückt. Der Stahlträger wird "vor-
gespannt" und erhält im Bauzustand ein negati-
Belastungsgeschichte, Herstellungsverfahren ves Biegemoment Ma.
Wie Abb. 3.5-7 verdeutlicht, beeinflußt das Her-
Für das Verformungs- und Tragverhalten sind in stellungsverfahren die Verformungen unter Ge-
Abhängigkeit von der Querschnittsklasse die brauchslast sowie den Beginn des Fließens im
Einflüsse aus der Belastungsgeschichte von Be- Untergurt des Stahlträgers (Biegemoment Met) .
deutung. In Abb. 3.5-7 ist ein einfeldriger Ver- Auf die Grenztragfähigkeit des Trägers hat das
bundträger dargestellt, der mit drei unter- Herstellungsverfahren keinen Einfluß. Alle Trä-
schiedlichen Bauabläufen hergestellt wird. Beim ger erreichen die vollplastische Momententrag-
Träger A wird der Stahlträger während des Beto- fähigkeit Mpt,Rd des Verbundquerschnitts. Beim
nierens nicht unterstützt. Das Eigengewicht der Träger A wird im Untergurt des Stahlträgers sehr
Betonplatte und des Stahlträgers wird somit vom früh die Fließgrenze erreicht, da infolge der auf
Stahlträger aufgenommen. Ständige Beanspru- den Stahlträger wirkenden Eigengewichtslasten
chungen aus Ausbaulasten sowie die Verkehrsla- bereits relativ hohe Untergurtspannungen ent-
sten wirken nach Erhärten des Betons auf den standen sind. Nach Überschreiten der Fließ-
Verbundquerschnitt. Es liegt ein Verbundträger grenze plastizieren die Spannungen infolge des
ohne Eigengewichtsverbund vor. Der Träger B Eigengewichtsmomentes im Stahlträger heraus
wird während des Betonierens durch Hilfsstüt- und lagern sich auf den Verbundquerschnitt um.
Verbundbau 3-287
resultierende Spannungsverteilungen
L rl-r
@ ® ©
Im TrägerB wird die Streckgrenze im Untergurt her erst bei einem deutlich höheren Lastniveau
des Stahlträgers erst unter einem höheren Last- überschritten. Mit Erreichen der plastischen
niveau erreicht, da alle Lasten auf den Verbund- Grenzlast ist jedoch der Eigenspannungszu-
querschnitt wirken. Im Grenzzustand der Trag- stand aus dem Anheben der Hilfsstützen her-
fähigkeit stellt sich auch hier eine vollplastische ausplastiziert, und es stellt sich wie bei den Trä-
Spannungsverteilung im Querschnitt ein. Der gern A und B eine vollplastische Spannungsver-
Träger C besitzt einen Eigenspannungszustand teilung ein.
aus dem Anheben der Hilfsstützen, der im Un- Das in Abb. 3.5-7 dargestellte Verhalten kann
tergurt des Stahlträgers "entlastende" Druck- nur dann beobachtet werden, wenn vor Errei-
spannungen erzeugt. Die Streckgrenze wird da- chen der Traglast keine Instabilitäten (Beulen
g.
ständige Einwirkungen
t =0 Kriechen Schwinden
~~0 + ir::M
;:;- ~ ~ -~ M~l-N~L i "M:_s- ~
~ol I
~·1I
/M LII
JN:: s Il
.,. ~-Mstr
~ c.
-) M~ 1 ~n.l = Nl I ~ Mn.s I
. +I N I I
1
l
Nst.o I -N I n. I st.S I
L _ _2l~_L L __ _ _j
- - - - primäre - - - -
Beanspruchung
sekundäre Beanspruchung
I
aus Kriechen und Schwinden
t = t;
Verbundbau 3-289
die Teilschnittgrößen des Betongurts werden Die Spannungen können dann direkt an einem
durch die aus dem Kriechen resultierenden Um- ideellen Gesamtquerschnitt berechnet werden.
lagerungsgrößen Ncr und M,, verringert und die In [Haensel 1975] wird gezeigt, daß beide Ver-
Beanspruchungen im Stahlträger entsprechend fahren zu identischen Ergebnissen führen, da die
vergrößert. Die Umlagerungsgrößen M,, und N,, lastfallabhängigen Reduktionszahlen aus den
aus dem Kriechen bilden mit den zugehörigen Lösungen nach dem Verfahren der Teilschnitt-
Teilschnittgrößen im Stahlquerschnitt einen Ei- größenhergeleitet werden können. Die Kriech-
genspannungszustand, der in den Regelwerken beiwerte \j)A,L und \j)I,L sind von der Beanspru-
als primärer Beanspruchungszustand aus dem chungsart abhängig. Bei der Berechnung muß
Kriechen bezeichnet wird. zwischen zeitlich konstanten Beanspruchungen
Die aus dem primären Beanspruchungszu- (L=P), Beanspruchungen aus dem Schwinden
stand (Umlagerungsgrößen) resultierenden des Betons (L = S}, Beanspruchungen aus sich
Krümmungen und Längsdehnungen erzeugen zeitlich affin zum Kriechen aufbauenden Schnitt-
in statisch unbestimmten Systemen aufgrund größen (L =PT) und Beanspruchungen infolge
der Verträglichkeitsbedingungen Zwangsschnitt- eingeprägter Deformationen (L = D) unterschie-
größen, die als sekundäre Beanspruchungen be- den werden.
zeichnet werden. Abbildung 3.5-8 zeigt ein typi- In den Tabellen 3.5-4 bis 3.5-6 sind die Bezie-
sches Beispiel eines Zweifeldträgers. Die aus den hungen zur Berechnung der ideellen Quer-
primären Beanspruchungen im Feld A resultie- schnittskenngrößen, der Reduktionszahlen, der
renden Krümmungen rufen aus Gründen der Teilschnittgrößen (Abb. 3.5-9), der Längsschub-
Verträglichkeit ein sich mit der Zeit aufbauendes kräfte in der Verbundfuge und der Spannungen
Zwangsmoment Mpy (sekundäre Beanspru- zusammengestellt.
chung) hervor. Das Schwinden des Betons führt Die Querschnittskenngrößen Ast und Ist be-
bei Verbundquerschnitten infolge der Behinde- ziehen sich auf den aus Bewehrung und Baustahl
rung der Schwindverformungen durch den sich bestehenden Gesamtstahlquerschnitt. Die Quer-
elastisch verhaltenden Stahlquerschnitt ebenfalls schnittskenngrößen des reinen Baustahlquer-
zu einem primären Beanspruchungszustand, der schnittes werden mit Aa und Ia bezeichnet. Wie
in statisch unbestimmten Systemen wiederum aus Tabelle 3.5-6 ersichtlich ist, ergeben sich bei
sekundäre Beanspruchungen zur Folge hat. strenger Betrachtungsweise bei ständigen Be-
Zur praktischen Berechnung der Beanspru- anspruchungen unterschiedliche Kriechbeiwer-
chungen aus dem Kriechen und Schwinden wer- te bei Momenten- und Normalkraftbeanspru-
den heute zwei Berechnungsmethoden verwen- chung.
det. Bei der ersten werden die aus dem Kriechen Für die praktische Berechnung kann vereinfa-
resultierenden Umlagerungsgrößen im Beton chend auch bei Normalkraftbeanspruchung mit
und Stahlquerschnitt direkt berechnet. Die Be- den Kriechbeiwerten für Momentenbeanspru-
anspruchungen der Teilquerschnitte zu einem chung gerechnet werden. Nach E DIN 18800-5
Zeitpunkt t ergeben sich dann aus den Teilschnitt- und Eurocode 4-2 sind weitere Vereinfachungen
größen bei Belastungsbeginn t0 und den aus dem zulässig. Danach dürfen die Reduktionszahlen
Kriechen resultierenden Umlagerungsgrößen. zur Berücksichtigung des Kriechens auch mit
Dieses Verfahren wird als Teilschnittgrößenver- konstanten Zahlenwerten für die Kriechbeiwer-
fahren bezeichnet [Sattler 1959]. te lp A,L und lp I,L ermittelt werden. Für ständige
Für die praktische Berechnung ist das sog. Ge- Einwirkungen darf vereinfachend 'P p = 1,1, für
samtquerschnittsverfahren nach Haensel {1975} Schwinden und zeitlich veränderliche Einwir-
von größerer Bedeutung. Bei diesem Verfahren kungen lps=lppr=0,55 und für planmäßig ein-
wird der Einfluß des Kriechens analog zur Berech- geprägte Deformationen lp D = 1,5 angenommen
nung bei kurzzeitigen Beanspruchungen durch werden. Bei der vereinfachten Berechnung wird
lastfallabhängige Reduktionszahlen nA,L für die wie bei der Berechnung für kurzzeitige Bean-
Betonfläche und n1,r für das Betonträgheitsmo- spruchungen eine einheitliche Reduktionszahl
ment erfaßt, die von der Kriechzahl <f>t und den nr = nA,L = nr,L für die Betonfläche und das Be-
Kriechbeiwerten lp A,L und lp I,L abhängen: tonträgheitsmoment verwendet:
nA,L =no(l+lpA,L<f>t), (3.5.4} (3.5.6)
1
Reduktionszahl für Kurzzeitbelastung:
~~werach~ . -L.!.... .!.... .!..j. . !.... . !.... . !.:(-~ _ _ fa
Betonquerschnin · _ no=-=nA;. =nt;.
~~we~ach~!._· - · - · - · - · - · - - -~ - ~ ~
E,m
- ..---' z. l -Z· l
a Reduktionszahl unter Berücksichtigung des
Verbundquerschnitt z- z~l 11 Kriechens (<p1 Kriechzahl des Betons)
ISf..l
~hwerachs!._ _ _ _ _ _ _ _ _ __ __ _ _ __ __ nA.l = no(1 + 1p A.L <p,)
Gesamtstahlquerschnitt n l,l = no(1 + 1p I,L<p,)
Kriechbeiwerte 't'.w 't' t,Ls. Tabelle 3.5-5
ideellesTrägheitsmomentdes Gesamtquerschnitts
1 1
ständig (L = P) 't'A,P 't'iJ' =
1- 0,5aN<pt +0,08(aN<p1 ) 2 1- 0,SaM <p 1 +0,08(aM<pt )2
1 1
eingeprägte Deformation II'A.O ll'i,o= l
(l=Dl 1- 0,5aNA<pt +0,08(aNA<p 1 ) 2 1- 0.S <p 1 +0,08<p 1
ständig (L= P)
-~
a NA-
f\,o
werke ohne Spanngliedvorspannung ausrei- Längskraft ermittelt werden können. Die resul-
chend genau. tierende Längsschubkraft VL,Sd darf entspre-
An Betonierabschnittsgrenzen und bei kon- chend Abb. 3.5-10 über die Trägerlänge verteilt
zentrierter Einleitung von Normalkräften Fsd werden. Dabei ist be.ffdie mittragende Gurtbrei-
ergeben sich nach Abb. 3.5-10 konzentrierte te und bei Lasteinleitung in den Stahlträgere =ev
Schubkräfte in der Verbundfuge, die aus der Dif- der vertikale Abstand der Kraft Fsd von der Ver-
ferenz der Teilschnittgrößen zwischen den kri- bundfuge. Wird die Normalkraft im Abstand
tischen Schnitten vor und hinter der Quer- e =eh in den Betongurt eingeleitet, so ist für e der
schnittsänderung bzw. der Lasteinleitung der Abstand eh bis zur Stegachse zu berücksichtigen.
Verbundbau 3-291
Tabelle 3.5-6 Teilschnittgrößen und Spannungen bei Momenten- und Normalkraftbeanspruchung sowie Längsschubkraft in
der Verbundfuge
Betonquerschnitt
I Stahlquerschnitt
Teilschnittgrößen bei Momentenbeanspruchung ML
N, .L = ML-zk.l
A.: .t Nstl = - N,.l
I;.L /II
Mll.l= ML -
/<.l /l.l
M,,t= ML -
/l.l
ML
o,.t= -ML- ( Zk,t +nu
-z, ) Oll,t= - zl.l
nA.L /1.l IIJ.t i;.l
.
I
~lzkL
I
'
--
______
)
M~L
N~l
j_)M~
0 11
E,,Awl11 ..._ . _-_- _ _ _ -_-r~1~~f-~!
zia,L
Z1t I -
)Ms~L
-
'
Vz.Sd
NL
Nll.l
------- - -- --I
z, I
===::j
i:::l
tp
u; 1 l
~
'~1'1
'·
~
.A A A
~
Die Beziehungen zur Berechnung der resultie- verfahrens können diese Zwangsschnittgrößen
renden Längsschubkraft VLN bei Einleitung ei- vorteilhaft mit dem Kraftgrößenverfahren oder
ner Längskraft Fsd sind in Tabelle 3.5-6 angege- bei Verwendung von Stabwerkprogrammen mit
ben. An Betonierabschnittsgrenzen ergeben sich Hilfe eines äquivalenten Temperaturlastfalles
bei Momentenbeanspruchung die resultieren- einfach berechnet werden. Die Zusammenhän-
den Längsschubkräfte VLE aus den Teilschnitt- ge lassen sich an dem in Abb. 3.5-11 dargestell-
größendes Baustahlquerschnitts. In diesem Fall ten System besonders gut veranschaulichen.
wird von einer dreieckförmigen Verteilung der Die Momentenverteilung MPO aus der ständi-
Längsschubkraft nach Abb. 3.5-10 ausgegangen. gen Einwirkung Fp ergibt sich zum Zeitpunkt t0
Wie bereits zuvor erläutert, resultieren in sta- mit den zugehörigen Biegesteifigkeiten Eaho un-
tisch unbestimmten Systemen aus dem Kriechen ter Verwendung der Reduktionszahl n0 • Wird das
sekundäre Beanspruchungen (Zwangsschnitt- Moment an der Innenstütze als statisch unbe-
größen), die sich zeitlich affin zum Kriechen auf- stimmte Größe eingeführt, so sind die Verfor-
bauen. Bei Anwendung des Gesamtquerschnitts- mungen an der Mittelstütze mit zunehmendem
Verbundbau 3-293
Belastungsalter nicht mehr verträglich, da die Aus dem Schwinden resultieren in statisch be-
Biegesteifigkeit des Verbundquerschnitts von stimmten Systemen primäre Beanspruchungen.
Eali,o auf den Wert Eali,P abfällt. Die Verträglich- Sie können mit Hilfe des in Abb. 3.5-12 darge-
keitsbedingung an der Mittelstütze erfordert stellten Modells ermittelt werden. Dabei wird die
somit eine sich zeitlich aufbauende Zwangs- Betonplatte im ersten Schritt in Gedanken vom
schnittgröße Mpr. Da die Momentenverteilung Stahlträger gelöst und die aus der freien
Mo=MPO zeitlich konstant ist, sind die zugehöri- Schwinddehnung resultierende Unverträglich-
gen Verformungen öf0 zum Zeitpunkt t;. unter Ver- keit durch Einführung der Schwindnormalkraft
wendung der mit nA,P und nr,P berechneten Bie- Nsh (Sh: shrinkage) rückgängig gemacht:
gesteifigkeit Eali,P zu bestimmen. Für das statisch
unbestimmte, zeitlich veränderliche Zwangsmo- Nsh = -Ec5 (t,t 5 ) Ba Ac. (3.5.8)
ment (statisch Unbestimmte XfT) sind die zuge- nA,S
hörigen Verformungsgrößen öiT
mit der Biege- Im zweiten Schritt wird die Schwindnormalkraft
steifigkeit Eal;,PT unter Verwendung der Reduk- entgegengesetzt wieder auf den Verbundquer-
tionszahlen nA,PT und nr,Pr zu ermitteln. schnitt aufgebracht. Hieraus resultiert im Ver-
Die resultierenden Teilschnittgrößen und bundquerschnitt eine Normalkraftbeanspru-
Spannungen sind dann für die ständigen chung N=-Nsh und eine Momentenbeanspru-
Momentenanteile MPO mit den mit nA,P und nr,P chungMsh =-Nsh Zic,S· Die resultierenden primä-
ermittelten Querschnittskenngrößen und die ren Beanspruchungen ergeben sich aus der
zeitlich veränderlichen Momentenanteile MPT überlagerung der Schritte A und B nach Abb.
mit den mit nA,PT und nr,Pr berechneten Quer- 3.5-12. Die Beziehungen zur Berechnung der
schnittskenngrößen zu bestimmen. Wenn Teilschnittgrößen und Spannungen aus dem
gleichzeitig Normalkräfte auftreten (z.B. bei Schwinden sind in Tabelle 3.5-7 zusammenge-
Vorspannung mit Spanngliedern), ist zusätzlich stellt.
der aus der Änderung der Schwerachse resultie- An den Trägerenden resultieren aus den pri-
rende Momentenanteil infolge der Normalkraft mären Beanspruchungen konzentrierte Längs-
zu berücksichtigen. schubkräfte VLE,S• die aus der Teilschnittgröße
Wenn die Schnittgrößen mit konventionellen des Baustahlquerschnitts ermittelt werden kön-
Stabwerkprogrammen berechnet werden, kön- nen (s. Tabelle 3.5-7). Für die Verteilung der
nen die zeitlich veränderlichen Zwangsschnitt- resultierenden Endschubkraft in Trägerlängs-
größeneinfach mit Hilfe eines äquivalenten Tem- richtung darf die inAbb. 3.5-12 dargestellte drei-
peraturlastfalls ermittelt werden. Dabei wird die eckförmige Verteilung angenommen werden. In
Krümmungsänderung ßKcr infolge Kriechens statisch unbestimmten Tragwerken resultieren
durch einen äquivalenten Temperaturunter- aus den primären Beanspruchungen Zwangs-
schied Mcr erfaßt: schnittgrößen (sekundäre Beanspruchungen),
die mit Hilfe des Kraftgrößenverfahrens (Abb.
ßJ< = Mp,o - Mp,o =ar ßtcr 3.5-13) oder eines äquivalenten Temperaturlast-
er Eali,P Eali,O h falies unter Ansatz der Biegesteifigkeit Eal;,s be-
=?ßtcr =!!_ Mp,o (1- I;,P). (3.5.7)
stimmt werden können. Bei der Berechnung mit
Hilfe eines äquivalenten Temperaturlastfalls
llr Ei;,P I;,o
folgt für den Temperaturunterschied
Werden bei der Systemberechnung die Biege- h
steifigkeiten Eal;,PT für zeitlich veränderliche Msh = -Nshz.•c,s (3.5.9)
Einwirkungen zugrunde gelegt, so sind die aus Eali,S llr
Ü
i I I !....____,~I
_j;,+;
NSh
D D = +
I
NSh
-r--r~
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1
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1
~ Jt-
i--- ~
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A, {
A-
-----------1---- !
- zlc.5
Z;_s l;.,,s I
VLE.S
a
----p;------ ---- l I
-- ~==""
~ ben (,
1
Abb. 3.5-12 Modell zur Berechnung der primären Beanspruchungen aus dem Schwinden, Endschubkräfte an Trägerenden
Tabelle 3.5-7 Teilschnittgrößen und Spannungen aus den primären Beanspruchungen infolge des Schwindens
Betonquerschnitt
I Stahlquerschnitt
Teilschnittgrößen aus primären Beanspruchungen
zahlen nA,D und n1,D für eingeprägte Deforma- handen sind (Durchlaufträger mit konstanter
tionen aus. Sie kann nur angewendet werden, Bauhöhe). Das Moment Mv,t zum betrachteten
wenn in Trägerlängsrichtung konstante bzw. Zeitpunkt t ergibt sich durch Reduzierung des
näherungsweise konstante Querschnitte vor- Moments Mvo bei Erstbelastung mit dem Ver-
Verbundbau 3-295
genals zeitlich konstant betrachtet (Reduktions-
zahlen nA,P und n1,P ), und die zeitabhängigen
Zwängungen werden wie bei ständigen Einwir-
kungen ermittelt. Dieses Verfahren gilt allge-
mein und kann bei beliebigen Steifigkeitsvertei-
lungen in Trägerlängsrichtung angewendet wer-
den. Bei der Berechnung der Schnittgrößen mit
Stabwerkprogrammen kann ebenfalls die für die
ständigen Einwirkungen beschriebene Methode
mit Hilfe eines äquivalenten Temperaturlastfalls,
s. GI. (3.5.7), angewendet werden.
l +.N
-M
,
-- -'--- ) -Msd
+ -N,
- M,
I
+;'
I ./''" I
.- I
I .- {~ reiner
I _, .-" I Zustand II
I " KR I KRn
Kt K
I.A.I B I I c I I .I
Teilschnittgrößen
Erstrißbildung
effektive Biegesteifigkeit S<hwinden + Biegemoment MSd
M"'
a
--1---= N,t -+::- M,N, )Msd
I Mac
I ~ -N _'L_ - N,
/ ac -;- M,
~~.!!. ___ l _ _____ _
1 I abgeschlossene Rißbildung
I I
I I
Msd ~ -t;~s,n ----AN, ) Msd
N, ·o
+ -N,,n +AN,
- Ma.lt
Abb. 3.5·1 S Zusammenhang zwischen Biegemoment MSd, Teilschnittgröße N, des Betongurtes und der Krümmung K des Ge-
samtquerschnitts
Verbundbau 3-297
moment MR bei Erstrißbildung und dem Biege-
moment MRn bei abgeschlossener Rißbildung
erfaßt werden [Hanswille 1994]. Das Biegemo-
ment bei abgeschlossener Rißbildung ergibt sich
zu
Astist M
<Xst=--. (3.5.12)
Aala
Dabei ist Nsr,n die Gurtkraft bei abgeschlossener
Erstrißbildung, die sich aus dem 1,3-fachen -N (Druck)
Wert der Gurtkraft Nsr,I bei Erstrißbildung er-
gibt, As die Betonstahlfläche innerhalb der mit- Abb. 3.5-16 Ennittlung derschädigungsäquivalenten
tragenden Gurtbreite, a der Abstand zwischen Nonnalkraftamplituden des Betongurtes beim Nachweis
der Ennüdung
den Schwerachsen des Baustahls und des Beton-
querschnitts und l?s der Bewehrungsgrad des Be-
tongurtes. Der Beiwert ßt kann mit 0,4 ange- ne vereinfachte Beziehung angegeben, bei der
nommen werden. die Belastungsabhängigkeit vernachlässigt wird.
Die Gurtnormalkraft Nsr,I resultiert mit den Dabei wird aus der Spannungs-Dehnungslinie
Querschnittskenngrößen des ungerissenen Quer- des zentrisch gezogenen Stahlbetonzugstabes ei-
schnitts aus dem Rißmoment MR und der Gurt- ne ideelle Betonstahlfläche As,id ermittelt, mit der
kraft infolge der primären Beanspruchungen die effektive Biegesteifigkeit des Verbundquer-
aus dem Schwinden. Im Bereich der abgeschlos- schnitts berechnet wird (Abb. 3.5-23).
senen Rißbildung (Bereich C) kann der Einfluß Die zuvor erläuterten Zusammenhänge gelten
der primären Beanspruchungen vernachlässigt für eine erstmalige Beanspruchung des Quer-
werden. Die Teilschnittgrößen und Spannungen schnitts. Bei Entlastung ergeben sich die in Abb.
können dann aus den Teilschnittgrößen des rei- 3.5-16 dargestellten Zusammenhänge, die für die
nen Zustand-li-Querschnitts und den in Abb. Berechnung der Spannungsschwingbreiten beim
3.5-15 dargestellten Urnlagerungsgrößen aus der Nachweis der Ermüdung benötigt werden [Hans-
Mitwirkung des Betons zwischen den Rissen be- wille 1994]. Man erkennt, daß die Teilschnittgrö-
stimmt werden. Für den Bereich der abge- ßen bei einer Entlastung von der maximalen Be-
schlossenen Rißbildung erhält man z. B. für die anspruchung Mmax während der Nutzungsdauer
Spannung im Bewehrungsstahl abhängen. In Eurocode 4-2 und EDIN 18800-5
wird für Mmax die seltene Lastkombination zu-
- a s,ll + Ll
a s- •a s - - - z st,s +ßt fctm
- Msd -- . grunde gelegt.
Ist '?s<Xst Für den Nachweis des Baustahlquerschnitts
(3.5.13) liegt die Vernachlässigung der Einflüsse aus der
Die effektive Biegesteifigkeit des Verbundquer- Mitwirkung des Betons stets auf der sicheren
schnitts unter Berücksichtigung der Mitwirkung Seite. Bei der Bewehrung und bei den Dübeln
des Betons zwischen den Rissen kann aus der muß der Einfluß dagegen berücksichtigt wer-
Biegesteifigkeit des Baustahlquerschnitts und den. Die Doppelspannungsamplituden in der
der zugehörigen Krümmung des Baustahlquer- Bewehrung infolge der Ermüdungsbelastung
schnitts berechnet werden: können dann mit Hilfe der Beanspruchungen in-
Eafa folge Mmax und der zugehörigen Spannung Os
( ) (3.5.14)
Bai eff = ( ) nach GI. (3.5.13) einfach ermittelt werden, weil
1- Ns-Ns,< a
die aus der Ermüdungsbelastung resultierenden
Msd Spannungen näherungsweise linearvon den Wer-
Der qualitative Verlauf der von der Momenten- ten infolge Mmax abhängen. Für die Spannungen
beanspruchung abhängigen Steifigkeit ist in ini Betonstahl ergibt sich mit Abb. 3.5-16
Abb. 3.5-15 dargestellt.In E DIN 18800-5 wird für
die Ermittlung der effektiven Biegesteifigkeit ei-
~0 s,equ =Ia s,max,f- 0 s,min,f I> (3.5.15)
Verbundbau 3-299
I I I I I I II I
~)·~~
Fließzone starre Verdübelung
Lf ~ =::::
~X t a, fcd
)MpJ,Rd
NpJ,a
'======'
nachgiebige Verdübelung
~ j ~;.. )·~
E acfcd
'======'
fyd
Abb. 3.5·17 Starrer und nachgiebiger Verbund, Einftuß von Plastizierungen im Stahlträger
v,
Np~..~
I
Verbundbau 3-301
lliiiill
!U I' 111' !lll
~~
~ I i I I
111 Ii llli 1111 v11!
Schnitt:
1-1 Momententragfähigkeit
11- 11 Querkrafttragfähigkeit
111- 111 Interaktion Biegung - Querkraft
IV-IV Verbundsicherung
V-V Dübelumrißfläche
VI- VI Schubsicherung im Betongurt
VII-VII Biegedrillknicken
Methode I Methode II
II + + + + I + I + ll qd II + I I I I I I I II
lI. 1 k 1
1< 1~1d 1·
7A ~ ~ ~
ti+l I
1I L;
.I. .I I.
t. LI+ I
.1. t,
.I. .I L•
- ~-
Biegesteifigkeit
"' '"'
Abb. 3.5-23 Methoden I und II bei der elastischen Tragwerkberechnung, zulässige Momentenumlagerungen
Verbundbau 3-303
nen das Verhältnis benachbarter Stützweiten die gleichzeitig in den Feld- und Stützbereichen, so
Bedingung Lmin1Lmax ~ 0,6 erfüllt, über jeweils daß eine nennenswerte Umlagerung der Mo-
15% der Stützweite der angrenzenden Felder die mente in die Feldbereiche nicht stattfindet [Bo-
reduzierte Biegesteifigkeit (E[)effangesetzt wer- de/Fichter 1986]. Bei der Schnittgrößenermitt-
den. Bei Trägern mit Querschnitten der Klasse 1 lung sollten im Grenzzustand der Tragfähigkeit
oder 2 werden die so ermittelten Biegemomen- daher bei großen Einzellasten die in Abb. 3.5-23
te im Grenzzustand der Tragfähigkeit durch ört- angegebenen Momentenumlagerungen für die
liches Plastizieren weiter umgelagert. Dieser Einflüsse aus dem Plastizieren nicht berück-
Einfluß wird in den Regelwerken durch eine zu- sichtigt werden.
sätzliche Momentenumlagerung nach Abb. 3.5- Für Verbundträger mit Kammerbeton sollten
23 erfaßt. die Schnittgrößen mit der Methode II ermittelt
Die primären und sekundären Beanspruchun- werden. Dabei ist in den Feldbereichen der Ein-
gen aus Kriechen und Schwinden werden bei fluß der Rißbildung im Kammerbeton zusätzlich
Trägern mit Querschnitten der Klasse 1 oder 2 zu berücksichtigen. Wie Trägerversuche gezeigt
im Grenzzustand der Tragfähigkeit durch Plasti- haben, wird die effektive Biegesteifigkeit (E[)eff
zieren des Baustahlquerschnitts und der Beweh- in den Feldbereichen (gerissener Kammerbe-
rung sowie durch Rißbildung im Beton nahezu ton) realistisch ermittelt, wenn der Mittelwert
vollständig abgebaut. Sie dürfen daher wie die aus den Biegesteifigkeiten Eall und Eah genom-
Einflüsse aus der Belastungsgeschichte vernach- men wird. Bei der Ermittlung der Biegesteifig-
lässigt werden. Bei Querschnitten der Klassen 3 keit des gerissenen Querschnitts darf die Druck-
und 4 wird die Tragfähigkeit durch das lokale zonenhöhe im Kammerbeton näherungsweise
Stabilitätsverhalten der Stege und Gurte im Be- aus der Lage der plastischen Nullinie berechnet
reich der Innenstützen bestimmt, so daß die Ein- werden (Abb. 3.5-24). Wie bereits zuvor erläu-
flüsse aus dem Kriechen und Schwinden für die tert, können Verbundträger mit Kammerbeton
Beurteilung der Tragfähigkeit von Bedeutung bei negativer Momentenbeanspruchung wegen
sind. Da im Bereich der Innenstützen der Be- fehlender experimenteller Erfahrungen bezüg-
tongurt im Grenzzustand der Tragfähigkeit ge- lich des gedrückten Kammerbetons nicht in die
rissen ist und die primären Beanspruchungen Querschnittsklasse 1 eingestuft werden. Die in
aus dem Kriechen und Schwinden durch die Abb. 3.5-23 angegebenen Werte für die Momen-
Rißbildung nahezu vollständig abgebaut wer- tenumlagerung dürfen daher nur angesetzt wer-
den, müssen bei den Tragfähigkeitsnachweisen den, wenn der Kammerbeton bei der Quer-
von Trägern mit Querschnitten der Klasse 3 oder schnittstragfähigkeit nicht berücksichtigt wird.
4 nur die sekundären Beanspruchungen aus dem Bei Trägern mit Vorspannung durch planmä-
Kriechen und Schwinden berücksichtigt wer- ßig eingeprägte Deformationen und/oder Vor-
den. Einflüsse aus der Belastungsgeschichte sind spannung mit Spanngliedern sowie bei Trag-
bei der Schnittgrößenermittlung von Trägern werken mit Querschnitten der Klasse 3 oder 4,
mit Querschnitten der Klasse 3 oder 4 grund- bei denen die Schnittgrößenverteilung durch die
sätzlich immer zu berücksichtigen. Rißbildung im Betongurt stark beeinflußt wird
Bei der Wahl der Methode I oder II ist zu be- (z.B. Mischsysteme aus Verbundquerschnitten
denken, daß die Methode I zwar einen geringe- und reinen Stahlbeton- bzw. Stahlquerschnit-
ren Aufwand bedeutet, für den Grenzzustand der ten), sollten genauere Berechnungsverfahren
Gebrauchstauglichkeit jedoch i.d. R. eine genau- angewendet werden. Der Eurocode 4-2 für Ver-
ere Berechnung unter Berücksichtigung der Riß-
bildung erforderlich ist. Eine zweifache Bestim-
mung der Schnittgrößen wird bei Anwendung
der Methode II vermieden. Die in Abb. 3.5-23 an-
gegebenen Umlagerungen für den Einfluß aus
dem Plastizieren des Stahlträgers gelten für Trä-
ger,die überwiegend durch Gleichstreckenlasten
beansprucht werden, da sich in diesem Fall die
plastischen Zonen zunächst im Bereich der In-
nenstützen ausbilden und eine Umlagerung der Abb. 3.5-24 Biegesteiligkeilen beiTrägem mit Kam-
Momente ins Feld bewirken. Bei großen Einzel- merbeton
lasten bilden sich die plastischen Zonen nahezu
betf
'I A(
~~~\
b/t-Verhättnisse der Gurte und Stege:
b/t ~ grenz (b/t)
A,
~;>,= -
) Duktilität des Betonzuggurtes:
A<
l?s <! l?s,min
I: ~~a
Druckzonenhöhe:
lp~
71$0,15
(+) )
1 Li .I
Endtel der: L. < 1.15 L1
I L.
L,
Mittelfelder: 0,5 < T; < 2,0
~ :;;z;;: ~--
I. .1L, Lz 1
Abb. 3.5-25 Anforderungen an die Querschnitte und Systeme bei Anwendung der Fließgelenktheorie
Verbundbau 3-305
sten Baustähle S420 und S460 ist immer ein di- Die erforderlichen plastischen Momente im Feld
rekter Nachweis der erforderlichen und vorhan- und an den Innenstützen können mit Hilfe des
denen Rotationskapazität erforderlich. Prinzips der virtuellen Verrückungen einfach er-
Die genannten Bedingungen können als er- mittelt werden [Duddeck 1972].
füllt angesehen werden, wenn im Bereich von
Fließgelenken Querschnitte der Klasse 1 und in Querschnittstragfähigkeit für Biegung und Querkraft
den restlichen Bereichen Querschnitte der Klas-
se 2 vorhanden sind. In den Bereichen von Fließ- Die Momententragfähigkeit MRd von Verbund-
gelenken müssen ferner in bezug auf die Steg- querschnitten ist bei vollständiger Verdübelung
achse symmetrische Baustahlquerschnitte vor- i.allg. unter Zugrundelegung einer linearen Deh-
handen sein. Der Druckgurt des Stahlträgers nungsverteilung unter Beachtung von Dehnungs-
muß im Bereich von Fließgelenken seitlich ge- beschränkungen zu ermitteln. Im Stahlträger sind
halten sein, und die Abmessungen des Stahlträ- die Zugdehnungen unbegrenzt; im Druckbe-
gers und weiterer stabilisierender Bauteile müs- reich ist bei Querschnitten der Klassen 1 und 2
sen so gewählt werden, daß ein Biegedrillknick- ebenfalls keine Dehnungsbegrenzung erforder-
versagen ausgeschlossen ist. Bei Durchlaufträ- lich, wenn keine Biegedrillknickgefahr besteht.
gern mit Gleichstreckenbelastung bilden sich die Bei Querschnitten der Klassen 3 und 4 muß die
ersten Fließgelenke mit Rotationsanforderun- Dehnung im Untergurt so begrenzt werden, daß
gen i.d.R. an den Innenstützen, d.h., der Unter- ein seitliches Ausweichen des Untergurts infolge
gurt und der Steg des Baustahlquerschnitts wer- Biegedrillknicken bzw. ein örtliches Stabilitäts-
den gedrückt, und der Betongurt liegt in der versagen des Steges infolge Beulens ausgeschlos-
Zugzone des Querschnitts. Die Rotationsfähig- sen wird. Für die Bewehrung und den Beton sind
keit wird dann außer durch das örtliche Stabili- die in Abb. 3.5-5 dargestellten Spannungs-Deh-
tätsverhalten der gedrückten Bereiche des Stahl- nungsbeziehungen zugrunde zu legen.
querschnitts auch durch das Verhalten des Be- Die dehnungsbeschränkte Berechnung ist
tonzuggurtes bestimmt. Im Betonzuggurt führt i. allg. sehr aufwendig, weil der maßgebende Deh-
die Mitwirkung des Betons zwischen den Rissen nungszustand iterativ berechnet werden muß.
im Betonstahl zu plastischen Dehnungskonzen- Für die praktische Berechnung werden daher ei-
trationen an den Rissen. Es dürfen daher nur nige Vereinfachungen gemacht, die das tatsäch-
hochduktile Betonstähle verwendet werden. liche Tragverhalten ausreichend genau abschät-
Gleichzeitig ist zur Sicherstellung einer aus- zen. Für Querschnitte der Klassen I und 2 ist im
reichenden Duktilität ein Mindestbewehrungs- Baustahlquerschnitt keine Beschränkung der
grad nach Abb. 3.5-25 und GI. (3.5.18) vorzuse- Dehnungen erforderlich. Wie aus Abb. 3.5-26
hen, der eine ausreichende Rißverteilung er- hervorgeht, weicht die tatsächliche Spannungs-
möglicht und ein vorzeitiges Versagen der Be- verteilung dann nur geringfügig von der vollpla-
wehrung durch örtliche Dehnungskonzentratio- stischen Spannungsverteilung des Querschnitts
nen an Rissen verhindert. Querschnitte mit ab. Die Momententragfähigkeit kann in diesen
Kammerbeton in der Druckzone erfüllen nicht Fällen vollplastisch berechnet werden.
die Bedingungen der Klasse 1. Eine Bemessung
nach der Fließgelenktheorie ist daher nur zuläs-
sig, wenn der Kammerbeton bei der Quer-
schnittstragfähigkeit nicht in Rechnung gestellt MRd
wird. Bei Trägern mit großen Einzellasten in den
Feldern können die ersten Fließgelenke mit Ro-
)
tationsanforderungen im Feld entstehen. In die-
sen Fällen wird die Rotationskapazität des Quer-
schnitts durch Erreichen der Grenzdehnungen
im gedrückten Betongurt beschränkt. Bei Trä-
gern, bei denen mehr als die Hälfte der Bemes-
sungslast auf einer Länge von einem Fünftel der
Stützweite konzentriert ist, darf dann der Ab-
stand der plastischen Nullinie von der Randfa- Abb. 3.5·26 Zur Ermittlung der Momententragfähig-
ser des Betongurtes nicht größer als 15% der Ge- keitMRd
samthöhe des Querschnitts sein (s. Abb. 3.5-25).
Verbundbau 3-307
Tabelle 3.5-8 Vollplastische Biegemomente ffir Querschnitte ohne Kammerbeton bei vollständiger Verdübelung
A
Nullinie im Betongurt
B
Nullinieim
Stah lträgeroberg urt
(
Nullinie im Steg
A
plastische Nullinie im
Stahlt~gerobergurt
B
plastische Nullinie im Steg
Verbundbau 3-309
Bei größeren Querkraftbeanspruchungen weismodellen erfolgen (Abb. 3.5-29). Bei dem
muß der Einfluß der Querkraft auf die Momen- Modell 1 wird ein Beulnachweis nach DIN
tentragfähigkeit berücksichtigt werden (Inter- 18800-3 unter Zugrundelegung des geometri-
aktion Biegung und Querkraft).Auf eine Abmin- schen Querschnitts geführt, d.h., für den Steg
derung der Momententragfähigkeit darf ver- bzw. für den Gurt darf die Spannung asd die je-
zichtet werden, wenn der Bemessungswert Vsd weilige Grenzheulspannung Ox,P,Rd nach DIN
den 0,5-fachen Wert der Querkrafttragfähigkeit 18800-3 nicht überschreiten. Bei gleichzeitiger
VRd nicht überschreitet. Wenn diese Bedingung Wirkung von Normal- und Schubspannungen
nicht eingehalten werden kann, muß der Anteil sind die Interaktionsbedingungen nach DIN
des Steges an der Momententragfähigkeit mit 18800-3 einzuhalten. Alternativ kann der Nach-
dem Faktor I? nach GI. (3.5.20) abgemindert wer- weis mit einem effektiven (wirksamen) Quer-
den. Bei der praktischen Berechnung wird schnitt nach DIN 18800-2, Abschn. 7 bzw. Euro-
zweckmäßig entsprechend Abb. 3.5-28 im Steg code 3-1-1 geführt werden (Modell 2). Dabei
eine reduzierte Streckgrenze ~;>jjd angesetzt oder wird der wirksame Querschnitt in Abhängigkeit
eine reduzierte Stegdicke ~;>tw des Stahlprofils bei von der bezogenen Plattenschlankheit der Stege
der Ermittlung der Momententragfähigkeit bzw. Gurte ermittelt. Die am wirksamen Quer-
berücksichtigt. schnitt elastisch ermittelten Spannungen dürfen
2 die Bemessungswerte der Festigkeiten nicht
2V.
~;>=1- ( ___M!__1 ) . (3.5.20) überschreiten.
VRd
Biegedrillknicken
Elastische Querschnittstragfähigkeit. Bei Quer-
schnitten der Klasse 3 sind die Spannungen auf Bei Durchlaufträgern ist im Bereich der Innen-
die jeweiligen Bemessungswerte der Festigkei- stützen eine ausreichende Sicherheit gegen Bie-
ten zu beschränken. Dabei sind der Einfluß aus gedrillknicken, d.h. gegen das seitliche Auswei-
der Belastungsgeschichte, die Rißbildung und chen des gedrückten Untergurtes, nachzuwei-
die Einflüsse aus dem Kriechen und Schwinden sen. Wie Abb. 3.5-30 verdeutlicht, ist das Biege-
zu berücksichtigen. Bei Nachweisen in den drillknicken bei Verbundträgern im Vergleich zu
Grenzzuständen der Tragfähigkeit darf der Ein- Stahlträgern wesentlich günstiger zu beurteilen,
fluß aus der Mitwirkung des Betons zwischen da der Stahlquerschnitt durch die Betonplatte
den Rissen bei der Ermittlung der Spannungen seitlich gehalten und zusätzlich drehelastisch
im Betonstahl vernachlässigt werden. Bei den eingespannt wird. Das Versagen wird ferner
Querschnitten der Klasse 4 muß das örtliche durch das Verformungsverhalten des Steges be-
Beulen der Stege und Gurte berücksichtigt wer- einflußt (ProfJ.lverformung).
den. Dies kann mit zwei verschiedenen Nach-
Modell1
Modell2
1,00 1-----.--~
MrRd I
- · 1-----t------
MRd I
~----~~----~--~D v~
0,50 1,00 ,.... VRd
y(v)
~ .. .
~
tz
bezogene Schlankheit XM
Mpl,k, Mel,k: vollplastische bzw. elastische Momententragfähigkeit, ermittelt mit den charakteristischen Werten
der Streckgrenze von Baustahl und Bewehrung
Eine ausreichende Tragfähigkeit gegen Biege- KM muß das ideale Biegedrillknickmoment MKi
drillknicken ist gegeben, wenn die in Tabelle bzw. in der Schwerachse des gedrückten Gurtes
3.5-11 angegebenen Bedingungen eingehalten die Spannung OKi infolge des idealen Biegedrill-
sind. In Tabelle 3.5-11 ist der Abminderungsfak- knickmoments bekannt sein. Zur Berechnung
tor KM nach DIN 18800-2 angegeben. Nach Eu- von MK; werden die in Abb. 3.5-30 dargestellten
rocode 4-1-1 wird der Abminderungsfaktor bei Lagerungsbedingungen angenommen. Der Be-
gewalzten Profilen nach der Knickspannungs- tongurt bewirkt eine seitliche Halterung am
kurve a und für geschweißte Profile nach der Obergurt sowie eine kontinuierliche drehelasti-
Knickspannungskurve c ermittelt. Diese Werte sche Bettung. Der Einfluß der ProfJJ.verformung
liegen unter den Werten nach DIN 18800-2. Die kann ebenfalls bei der Ermittlung der drehela-
Auswertung von Versuchsergebnissen zeigt, daß stischen Bettung erfaßt werden (s. hierzu DIN
die Abminderungsfaktoren nach DIN 18800-2 18800-2 und [Roik/Hanswille 1990]). Das ideale
das Tragverhalten von Verbundträgern realisti- Biegedrillknickmoment kann z.B. nach [Fischer/
scher erfassen. Für die Berechnung der bezoge- Berger 1997] und [Hanswille/Lindner 1998] er-
nen Schlankheit und des Abminderungsfaktors mittelt werden.
Verbundbau 3-311
Tabelle 3.5-12 Grenzprofilhöhen h (in mm) für Quer-
schnitte ohne Kammerbeton
/
/
/
Profil Stahlsone /
1
belung eine ausreichende Momentendeckung
über den jeweiligen Trägerabschnitt nachzuwei-
sen. Bei äquidistanter Anordnung der Verdübe-
lung treten im Grenzzustand der Tragfähigkeit
in der Verbundfuge größere Relativverschiebun-
gen auf. Die Größe des Schlupfes hängt dabei
neben der Verformbarkeit der Dübel von der
Ausbildung des Verbundquerschnitts, von der
Stützweite des Trägers und von der Belastung
(Gleichstreckenlasten, Einzellasten) ab [Bode
1994). In den Regelwerken wird daher der Ver-
dübelungsgrad in Abhängigkeit von diesen Pa-
rametern beschränkt.
Für Träger mit Gleichstreckenlasten und
Kopfbolzendübeln sind die in Tabelle 3.5-13 an-
gegebenen Mindestverdübelungsgrade einzu-
halten. Für die Feldbereiche von Durchlaufträ-
gern darf näherungsweise anstelle der Stützwei-
te L die wirksame Stützweite Le nach Abb. 3.5-22
verwendet werden. Die in Tabelle 3.5-13 angege-
benen Mindestverdübelungsgrade stellen sicher,
daß bei Trägern mit Gleichstreckenbelastung
der maximale Schlupf auf den Wert Öuk =6,0 mm
beschränkt wird. Bei Trägern mit überwiegender
Beanspruchung durch Einzellasten ist der Schlupf
Abb. 3.5-32 Kritische Schnitte und Längsschubkräfte
bei vollständiger und teilweiser Verdübelung (Endfeld in der Verbundfuge geringer als bei Gleich-
eines Durchlaufträgers) streckenlasten. In diesen Fällen sind daher auch
geringere Verdübelungsgrade zulässig, wenn
durch eine nichtlineare Berechnung nachgewie-
oder die für die Ermittlung der Längsschubkraft sen wird, daß der charakteristische Wert des Ver-
erforderlichen Normalkräfte des Betongurtes formungsvermögens nicht überschritten wird.
werden vereinfacht an den kritischen Schnitten
nach GI. (3.5.21) berechnet, d.h., es wird von ei- Träger mit Verbundmitteln ohne ausreichende
ner linearen Interpolation zwischen den Punk- Duktilität oder mit Querschnitten der Klassen 3
ten A und C nach Abb. 3.5-18 ausgegangen: und 4. Bei Trägern mit Querschnitten der Klas-
sen 3 und 4 erfolgt die Bemessung auf der Grund-
N = Msd -Mpl,a,Rd . N
c if· (3.5.21) lage der Elastizitätstheorie, wobei Ebenbleiben
M pl,Rd- M pl,a,Rd des Gesamtquerschnitts angenommen wird. Von
Hierbei sind Mpl,a,Rd das plastische Grenzmo- dieser Annahme ist stets auszugehen, wenn un-
ment des Baustahlquerschnitts, Mpi,Rd das pla- abhängig von der Querschnittsklasse Verbund-
stische Grenzmoment des Verbundquerschnitts mittel ohne ausreichende Duktilität verwendet
bei vollständiger Verdübelung und Nct die zuge- werden, da sich in diesem Fall keine Dehnungs-
hörige Druckkraft des Betongurtes. Bei Trägern verteilung mit zwei Dehnungsnullinien (Schlupf
mit Kammerbeton ist in GI. (3.5.21) Mpl,a,Rd in der Verbundfuge) einstellen kann. Wenn sich
durch das Grenzmoment des kammerbetonier- das gesamte Tragwerk elastisch verhält, ergeben
ten Profilverbundquerschnitts zu ersetzen. sich die Längsschubkräfte nach Tabelle 3.5-6 aus
Die Dübel dürfen zwischen kritischen Schnit- den auf den Verbundquerschnitt wirkenden Be-
ten äquidistant verteilt werden, wenn das voll- anspruchungen. Bei Trägern mit Querschnitten
plastische Grenzmoment des Baustahlquer- der Klassen 3 und 4 sind dabei die Einflüsse aus
schnitts Mpl,a,Rd den 0,4-fachen Wert des voll- dem Kriechen und Schwinden zu berücksich-
Verbundbau 3-313
Tabelle 3.5-13 Mindestverdübelungsgrade bei Trägem mit Querschnitten der Klassen 1 und 2 und teilweiser Verdübelung
l S 25m Jlmin ~ 1-
355 N/mm 2
f
ylc
(0,75 - 0,0HJ ~ 0,4 Ls25m
T U
Jlmin~1
355 N/mm 2
fytc
(1,0-0,04·l)~0,4
CiI I
I
1=1f·d1
Ll_L_DLJ1
I
dr: . ~::!sr=::::::!::~=~=if
:~
L __ ____ J _ ___ j
Schwerachse des Profilblechs
b Profilblech verläuft parallel zur Trägerachse hP s 85 mm
bo b0 ~ hP
Verbundbau 3-315
auf den Stahlträger geschweißten Dübel ge- und eine ordnungsgemäße Einleitung der Dü-
stülpt, oder die Dübel werden auf der Baustelle belkraft in den Stahlflansch ohne örtliche Ober-
direkt durch die Bleche durchgeschweißt Das beanspruchungen oder übermäßige Verformun-
Durchschweißen von Kopfbolzendübeln ist nur gen sichergestellt ist. Werden die Dübel nicht di-
unter bestimmten Bedingungen zulässig [Bode/ rekt über dem Steg des Stahlproflls angeordnet,
Künze!I99I]. In Deutschland wurden in der Ver- so sollte der Durchmesser des Dübels den 2,5-
gangenheit mit der Durchschweißtechnik keine fachen Wert der Flanschdicke des Stahlträgers
gute Erfahrungen gesammelt. Die Bleche werden nicht überschreiten.
daher in der Regel vorgelocht Bei Kopfbolzendübeln in Kombination mit
Zur Beschreibung des relativ komplizierten Profilblechen erfolgt die Ermittlung der Bemes-
Tragverhaltens von Kopfbolzendübeln existieren sungswerte der Tragfähigkeit in Abhängigkeit
bisher keine einfachen mechanischen Berech- von der Orientierung des Profilbleches durch
nungsmodelle. Die Regelungen in den Normen Abminderung des Bemessungswertes der Trag-
basieren auf experimentellen Untersuchungen fähigkeit für Vollbetonplatten. Verlaufen die Pro-
von Ollgard (1971}, Oehlers/Johnson (1987), filbleche parallel zur Trägerachse (Abb. 3.5-35 b ),
Johnson/Huang (1995), Roik/Hanswille (I983), so ist die Grenzscherkraft des Dübels aus der
Bode/Schanzenbach (1989 ), Bode/Künzel (1990) Grenzscherkraft für Vollbetonplatten durch
und HanswilletJost ( I998). Der Bemessungswert Multiplikation mit dem Abminderungsbeiwert
der Beanspruchbarkeit (Grenzscherkraft) ergibt
sich für Dübel in Vollbetonplatten mit Schaft- kl = 0,6~(..!!._-I):s;
hp hp
I,O (3.5.25)
durchmessern d 1$;25 mm und einem Verhältnis
hl d 1 > 3,0 aus dem jeweils kleineren Wert der zu ermitteln.
Gleichungen Die Dübelhöhe h darf in GI. (3.5.25) nur mit
maximal hp+75mm in Rechnung gestellt wer-
PRd) =0,8·
nA 2
fu ·- - · - ,
I
(3.5.23) den. Für Dübel in Rippen von Profilblechen, die
4 Yv senkrecht zur Trägerachse verlaufen (Abb. 3.3-
35a), ergibt sich die Grenzscherkraft durch Ab-
PRd,2 = 0,29 · a · d/ ~ Ecm · fck · ....!..__ (3.5.24) minderung der Tragfähigkeit für Vollbetonplat-
Yv ten mit dem Abminderungsbeiwert
Dabei ist
d1 Schaftdurchmesser des Dübels mit d 1 :s;
(3.5.26)
25mm,
fu spezifizierte Zugfestigkeit des Bolzenmate-
rials nach DIN 32500-3 lfu darf höchstens Der obere Grenzwert kt,max ist dabei der Tabelle
mit 450 N/mm 2 in Rechnung gestellt wer- 3.5-I4 zu entnehmen [Hanswille/Kajzar/Faß-
den), bender I993].In GI. (3.5.26) ist nR dieAnzahl der
fck charakteristischer Wert der Zylinderdruck- Bolzendübel je Rippe, die rechnerisch den Wert
festigkeit des Betons im entsprechenden Al- 2 nicht überschreiten darf. Die geringste Breite
ter, von ausbetonierten Rippenzellen darf nicht klei-
Ecm Elastizitätsmodul des Betons, ner als 50 mm sein.
a Beiwert zur Berücksichtigung des Einflus- Werden die Dübel sowohl aus dem Trägerver-
ses der Dübelhöhe bund als auch aus dem Deckenverbund bean-
(a=0,2 [(h/d 1)+I] für 3<h!d1 <4 und
a = I,O für h!d 1 '2:.4), Titbelle 3.5-14 Obere Grenzwerte k~max torden
Yv = I ,25 Teilsicherheitsbeiwert Faktor k1
Die Gin. (3.5.23) und (3.5.24) setzen voraus, daß Anzahl durchge- vorgelochte Profil-
innerhalb der Dübelumrißfläche eine Querbe- der Dübel schweißte Dübel bleche und Dübel
wehrung angeordnet wird. Bezüglich der Maxi- pro Rippe d1 < 20 mm d1 = 19mmund
d1 =22mm
mal- und Mindestabstände sowie der konstruk-
tiven Ausbildung der Verbundfuge sind die in nR= 1 0,85 0,75
nR = 2 0.70 0,60
Abb. 3.5-34 zusammengestellten Bedingungen
einzuhalten. Die Dicke des Stahlflansches ist so
zu wählen, daß eine einwandfreie Schweißung
fP
d die maßgebende Betonfläche oberhalb des Pro-
fllbleches zu beziehen.
Ermüdung
Verbundbau 3-317
rechnung zu bestimmen. Dabei wird von einer prägt ist. Die maßgebenden Größen zur Beurtei-
starren Verdübelung ausgegangen. Mit dieser lung der Ermüdungsfestigkeit sind die Schub-
Annahme werden die Längsschubkräfte in der spannungsschwingbreite im Bolzenschaft und
Verbundfuge auf der sicheren Seite liegend er- die überlast. Ermüdungsversuche zeigen, daß
mittelt. Bezüglich des Nachweises der Ermüdung der Einfluß der Oberlast vernachlässigbar ist,
für den Baustahlquerschnitt, den Beton und die wenn diese den 0,6-fachen Wert der charakteri-
Bewehrung wird auf 3.3 und 3.4 verwiesen. Nach- stischen Dübeltragfähigkeit PRk nach den Gin.
folgend werden nur die Besonderheiten beim (3.5.23) und (3.5.24) nicht überschreitet. Die Er-
Nachweis der Verdübelung erläutert. Bei wie- müdungsfestigkeit kann dann allein mit Hilfe
derholter Beanspruchung wird bei Kopfbolzen- der Schubspannungsschwingbreite im Bolzen-
dübeln in Vollbetonplatten der Beton im Bereich schaft mit der in Abb. 3.5-38 dargestellten Er-
des Schweißwulstes mit zunehmender Lastspiel- müdungsfestigkeitskurve beurteilt werden.
zahl geschädigt. Diese Schädigung führt zu einer [Roik/Hanswille 1987, 1989].
verstärkten Biegebeanspruchung des Bolzen- In Trägerbereichen, in denen der Betongurt in
schaftes und schließlich zu den in Abb. 3.5-37 der Druckzone liegt, kann der Ermüdungsnach-
dargestellten Ermüdungsbrüchen [Roik/Hans- weis mit Hilfe der rechnerischen Spannungs-
wille 1987, 1989]. schwingbreite ßt im Bolzenschaft geführt wer-
In Betondruckgurten werden die Brüche vom den. Bezieht man die schadensäquivalente Span-
Typ A oder B nach Abb. 3.5-37 beobachtet, d.h. nungsamplitude auf die Lastspielzahl n = 2 ·106,
Rißbeginn am Schweißwulst und Rißfortschritt so ergibt sich:
durch den Schaft, den Schweißwulst oder durch ßtc
die Wärmeeinflußzone im Flansch. In Gurten YFfME5.- . (3.5.30)
YMf
mit Zugbeanspruchung kann der Typ C beob-
achtet werden, d.h., der Riß beginnt wie bei den Für Vollbetonplatten aus Normalbeton ergibt
Typen A und B am Schweißwulst und wandert sich nach Abb. 3.5-38 die Ermüdungsfestigkeit
dann durch den Flansch des Trägers. Aus der Be- ßtR für die Bezugslastspielzahl n = 2 ·106 zu
tonschädigung resultiert mit zunehmender Last- ßtc=95 N/mm 2• Bei Betongurten mit unterbro-
spielzahl eine Zunahme des Schlupfes, die kurz chener Verbundfuge (Profilblechdecken) ist das
vor dem Ermüdungsbruch besonders ausge- Ermüdungsverhalten der Dübel ungünstiger zu
beurteilen. Für spezielle Profilblechgeometrien
können die Ermüdungsfestigkeitskurven der Li-
teratur entnommen werden [Bode/Becker 1993;
Druckgurt
Becker 1997]. Für Brücken sind die ermüdungs-
t.Pd
wirksamen Verkehrslasten zur Ermittlung von
Schweiß - beginn
ßtv,E im Eurocode 4-2 angegeben. Für übliche
- Hochbauten kann ßtv,Evereinfacht mit der häu-
- 1TypA 1- tl.o figen Lastkombination ermittelt werden. Die
I I
Teilsicherheitsbeiwerte dürfen nach Eurocode
4-1-1 mit YMt=1,0 und YFt =1 ,0 angenommen
werden. In Trägerbereichen mit negativer Mo-
mentenbeanspruchung (Betongurt in der Zug-
zone und Rißbildung im Betongurt) ergeben
sich im Obergurt des Stahlträgers nennenswer-
te Spannungsamplituden. Das Ermüdungsver-
Zuggurt
halten wird dann zusätzlich durch die Span-
n~ nungsamplituden ßo im Obergurt des Stahlträ-
gers bestimmt (s. Abb. 3.5-37), Versagenstyp C.
-~ -tl.a
Der Ermüdungsnachweis ist dann mit der Inter-
aktionsbedingung (3.5.31} zu führen, vgl. Abb.
3.5-38. Dabei ist ßaE die schadensäquivalente
Spannungsschwingbreite im Stahlträgerober-
Abb. 3.5-37 Ermüdungsbrüche und Rißfortschritt bei
Kopfbolzendübeln in Vollbetonplatten gurt für nE=2 · 106 •
--~--
~!J.o 0,3
logN
Verbundbau 3-319
teln. Da die Mitwirkung des Betons zwischen den
(3.5.33)
Rissen nur beim Beton- bzw. Spannstahl zu ei-
ner Erhöhung der Beanspruchungen führt, kön- 1
nen die Spannungen für den Baustahlquerschnitt k, = +0,3 ~ 1,0 (3.5.34)
1+ hcf( 2z;,,o )
auf der sicheren Seite liegend auch ohne Berück-
sichtigung der Mitwirkung des Betons zwischen gut approximiert werden kann.
den Rissen bestimmt werden. Bei Trägern ohne Der Faktor k, nach GI. (3.5.34) berücksichtigt
Eigengewichtsverbund mit Querschnitten der dabei näherungsweise den Einfluß der Span-
Klassen 1 und 2, die im Grenzzustand der Trag- nungsverteilung im Betongurt aus dem Rißmo-
fähigkeit nach der Fließgelenktheorie oder un- ment MR und den primären Beanspruchungen
ter Berücksichtigung der Momentenumlagerun- aus dem Schwinden bei Erstrißbildung. Der Bei-
gen nach Abb. 3.5-23 bemessen werden, kann im wert kE=0,8 erfaßt den Einfluß von nichtlinear
Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit örtli- verteilten Eigenspannungen aus dem Schwinden
ches Plastizieren auftreten. Die daraus resultie- und der Beiwert kR =0,9 den Einfluß aus der Um-
renden Verformungen können vereinfacht mit Iagerung der Gurtnormalkraft in den Stahlträ-
Hilfe der Fließgelenktheorie abgeschätzt werden. ger infolge Erstrißbildung und Schlupfes in der
Verbundfuge.
Rißbreitenbeschränkung Mit der Betonstahlspannung Os=Nc+s,riAs er-
hält man für den erforderlichen Mindestbeweh-
Die Anforderungen an die Beschränkung der rungsgrad
Rißbreite werden im wesentlichen durch die
Umweltbedingungen bestimmt. Grundlage ist '?s> kEkRfctmkc . (3.5.35)
die Forderung einer Mindestbewehrung zur Be- Os
schränkung von möglichen Einzelrissen in Trä- Wenn keine Anforderungen an die Rißbreite ge-
gerbereichen mit wahrscheinlicher Rißbildung. stellt werden, darf in GI. (3.5.35) für die Belon-
Als Bereiche wahrscheinlicher Rißbildung sind stahlspannung Os maximal der charakteristische
diejenigen Trägerbereiche anzusehen, in denen Wert der Streckgrenze /sk eingesetzt werden. Bei
sich aus der seltenen Lastkombination rechne- Anforderungen an die Rißbreite ist 0 5 in Abhän-
risch Zugbeanspruchungen im Beton ergeben. gigkeit vom verwendeten Stabdurchmesser und
Dabei ist zu bedenken, daß die Beanspruchun- dem Bemessungswert der geforderten Rißbrei-
gen aus dem Schwinden nur mit relativ großer te einzusetzen. Der Bemessungswert der gefor-
Ungenauigkeit rechnerisch ermittelt werden derten Rißbreite ist von den Umweltbedingun-
können und in Verbundträgern zusätzlich aus gen abhängig und wird in Obereinstimmung mit
der Entwicklung der Hydratationswärme primä- den Regelungen für Massivbauten festgelegt (s.
re und sekundäre Beanspruchungen resultieren, 3.3).
die im allgemeinen rechnerisch nicht berück- In Trägerbereichen, in denen der für den
sichtigt werden [Pamp 1992]. In den Regelwer- Grenzzustand der Tragfähigkeit erforderliche
ken wird die erforderliche Mindestbewehrung Bewehrungsquerschnitt den Mindestbeweh-
in Anlehnung an die Regelungen für den Massiv- rungsquerschnitt nach GI. (3.5.35) überschrei-
bau aus der bei Erstrißbildung resultierenden tet, ist die Betonstahlspannung entweder in Ab-
Betonstahlspannung und aus dem für die einzu- hängigkeit vom Stabdurchmesser oder in Ab-
haltende Rißbreite w maßgebenden Stabdurch- hängigkeit vom Stababstand zu beschränken.
messer bestimmt. Für die resultierende Normal- Die Spannungen sind bei diesem Nachweis für
kraft Nc+s,r des Betongurtes und der Bewehrung die quasi-ständige Kombination und unter
unter dem Rißmoment MR und den primären Berücksichtigung der Mitwirkung des Betons
Beanspruchungen aus dem Schwinden folgt mit zwischen den Rissen nach GI. (3.5.13) zu ermit-
GI. (3.5.10) und den Näherungen z,0 <::h,/2 sowie teln.
Zic<::Zic,s
~=l+a(l-rt}( 6 a -1).
der Festlegung der Überhöhung sind dabei die
folgenden Verformungsanteile zu unterscheiden (3.5.36}
Öc Öc
(Abb. 3.5-39):
ö1 Durchbiegung aus dem Eigengewicht der Be- Dabei ist Öa die Durchbiegung bei Ansatz der
tonplatte und des Stahlträgers, Steifigkeiten des Stahlträgers allein, Öc die
ö2 Durchbiegung aus Ausbaulasten (Fußboden- Durchbiegung bei Ansatz der Steifigkeiten des
aufbau, Trennwände, Installationen, abge- Verbundträgers ohne Berücksichtigung der
hängte Decken usw.}, Nachgiebigkeit der Verbundfuge, '1 der Verdü-
ö3 Verformungen aus Kriechen und Schwinden belungsgrad und a ein Beiwert zur Erfassung
des Betons, der Belastungsgeschichte, der mit a = 0,5 für Trä-
ö4 Verformungen aus Verkehrslasten und even- ger mit Eigengewichtsverbund und a=0,3 für
tuell zu berücksichtigenden Temperaturun- Träger ohne Eigengewichtsverbund angenom-
terschieden zwischen der Ober- und Unter- men werden kann.
seite des Trägers.
Spannungsbegrenzungen
Neben den Verformungsanteilen ö" Öz und Ö3
werden i.d.R. bei Bauwerken mit einem hohen Bei Trägern des üblichen Hoch- und Industrie-
ständigen Anteil der Verkehrslasten (z. B. Büche- baus ohne Vorspannmaßnahmen und unter vor-
reien, Lagerräume usw.) auch die Verformungs- wiegend ruhender Beanspruchung sind unter
anteile der ständig wirkenden Verkehrslast über- Gebrauchslasten i. d. R. keine Spannungsbegren-
höht. zungen erforderlich. Hinsichtlich der Spannungs-
Für Beschränkungen bezüglich des maxima- begrenzungen bei Brückentragwerken wird auf
len Durchhangs (Lichtraumprofil) ist die in Abb. den Eurocode 4-2 verwiesen.
3.5-39 angegebene maximale Verformung Ömax
maßgebend. Der mögliche Durchhang aus den Schwingungsverhalten
nicht überhöhten Verkehrslastanteilen und der
Temperatur ist bei Verbundträgern relativ klein. Die Regelwerke enthalten keine Angaben zur Be-
Im Hinblick auf mögliche Schäden an Ausbau- urteilung des Schwingungsverhaltens von Trä-
teilen (z.B. nichttragende Innenwände, Fassa- gern. Das Schwingverhalten kann jedoch in be-
Verbundbau 3-3 21
stimmten Fällen ein wesentliches Kriterium für (a) mechanischer Verbund, hervorgerufen
die Gebrauchstauglichkeit sein. Bei Gebäuden durch spezielle Formgebung des Bleches
zum häufigen Aufenthalt von Personen sollten (Sicken oder Nocken),
die Eigenfrequenzen3Hz und in Turnhallen und (b) Reibungsverbund für Profile mit hinter-
Tanzsälen 5Hz nicht unterschreiten (s. auch schnitteuer Querschnittsgeometrie (nur
[Bachmann 1995]). zulässig in Kombination mit (c)),
(c) Endverankerung durch aufgeschweißte
3.5.4 Kopfbolzendübel oder andere örtliche Ver-
Verbunddecken bindungen (z.B. Setzbolzen) in Kombination
mit (a) oder (b),
3.5.4.1 (d) Endverankerung durch Verformung der Rip-
Allgemeines pen an den Enden in Kombination mit (b ).
Verbunddecken bestehen aus durch Kaltwalzung Zusätzlich ist bei niedrigen Belastungen eine
profilierten verzinkten Stahlblechen mit Dicken natürliche Haftung (Adhäsion) zwischen Blech
zwischen 0,75 und 1,0 mm sowie Aufbeton. Die und Beton wirksam. Mit zunehmender Rißbil-
Bleche werden zunächst von Hand ausgelegt und dung und den daraus resultierenden Schub-
dienen als Schalung für den Frischbeton. Nach spannungsspitzen geht dieser Haftverbund je-
dem Erhärten des Betons steht das Blech mit doch weitgehend verloren. Er darf daher rech-
dem Beton in schubfester Verbindung, und es nerisch nicht in Ansatz gebracht werden.
entsteht ein gemeinsam tragender Verbundquer- Der Reibungsverbund (Abb. 3.5-40b) wird
schnitt. Diese Bauweise bietet eine Reihe von Vor- durch die hinterschnittene Profliierung der Ble-
teilen, da das Blech von Hand verlegt werden che ermöglicht. Sie erzeugt eine Klemmwirkung,
kann und anschließend sofort als Arbeitsbühne die es erlaubt, im gerissenen und im ungerisse-
zur Verfügung steht. Im Betonierzustand dient es nen Beton Reibungskräfte dauerhaft zu über-
als Schalung und zur Stabilisierung der Decken- tragen. Durch das Einprägen von Rippen oder
träger. In den Sicken von hinterschnitteneu Pro- Noppen oder das Einstanzen von Löchern nach
filen können Installationen und Abhängungen Abb. 3.5-40a wird eine verbesserte"mechanische
schnell und sicher befestigt werden. Verdübelung" des Bleches mit dem Beton er-
Die dauerhafteübertragungder Längsschub- reicht, die planmäßig sehr große Längsschub-
kräfte zwischen dem Profilblech und dem Beton kräfte übertragen kann. Bei glatten Blechen mit
kann durch eine oder mehrere der in Abb. 3.5-40 offener Profilgeometrie (Abb. 3.5-40c) führt die
dargestellten Verbundarten sichergestellt wer- Querkontraktion des Blechs bei Zugbeanspru-
den: chung zu einem Ablösen des Bleches vom Beton.
~~~~
~~
b Reibungsverbund
~~
~~
Stahlprofilblech
Kopfbolzendübel rur
den Träger· und Mattenbewehrung als Quer-
Deckenverbund und Rißveneilungsbewehrung
sowie rur Brandschutz
Verbundbau 3-323
re die Frage der Längsschubtragfähigkeit und direkte Kontrolle der Rotationsfähigkeit ist nur
der Duktilität des Verbunds zwischen Profil- zulässig, wenn an den Innenstützen die in
blech und Beton von Bedeutung. E DIN 1045-1 angegebenen Bedingungen bezüg-
Verbunddecken werden nach Eurocode 4-1-1 lich der Druckzonenhöhe und der Duktilität des
als duktil bezeichnet, wenn bei Versuchen nach Betonstahls eingehalten werden, Profilbleche
deutlichem Endschlupf zwischen Blech und Be- mit hinterschnittener Profilblechgeometrie und
ton die Prüflast um mehr als 10 o/o gesteigert wer- mechanischem Verbund verwendet werden und
den kann und bei weggeregelten Versuchen kein die Stützweite 6,0 m nicht überschreitet [Sauer-
plötzlicher Lastabfall stattfindet. Da die Längs- born 1995].
schubtragfähigkeit von Blechen nur mit Hilfe
von Versuchen ermittelt werden kann, sind die Querschnittstragfähigkeit
Bemessungswerte in bauaufsichtliehen Zulas-
sungen geregelt. Dies gilt auch für die Trag- Verbunddecken gelten als vollständig verdübelt,
fähigkeit von Endverankerungen. Der Nachweis wenn die für das vollplastische Grenzmoment
der Längsschubtragfähigkeit kann nach den Re- erforderlichen Längsschubkräfte zwischen Pro-
gelwerken mit der sog. "m+k-Methode" und bei filblech und Beton übertragen werden können,
Decken mit duktilem Verbundverhalten nach andernfalls liegt eine teilweise Verdübelung vor.
der Teilverbundtheorie geführt werden [Bo- Bei vollständiger Verdübelung darf bei positiver
de/Sauerborn 1992; Bode/Minas/Sauerborn Momentenbeanspruchung (Profilblech in der
1996; Minas 1997]. Bei der "m+k-Methode" han- Zugzone) das Grenzmoment Mpl,Rd wie bei Ver-
delt es sich um ein in den USA entwickeltes, hal- bundträgem nach Abb. 3.5-42a vollplastisch be-
bempirisches Bemessungsverfahren, das für rechnet werden, wenn die plastische Nullinie
Decken ohne ausreichende Duktilität entwickelt nicht im Profilblech liegt.
wurde.
Ap/ypd+Asfsd
Zpz = , (3.5.37)
Schnittgrößenermittlung bacfcd
Die Schnittgrößen für Verbunddecken können Mpl.Rd =Ap/ypd(dp- Z~z )+Asfsd(ds- Z~z).
in Übereinstimmung mit den Regelungen für
Stahlbetonplatten ermittelt werden, d.h., es dür- (3.5.38)
fen linear-elastische Verfahren mit und ohne Bei Decken mit duktilem Verbundverhalten
Momentenumlagerung oder Verfahren auf der kann das Grenzmoment MRd in Übereinstim~
Grundlage der Plastizitätstheorie mit Kontrolle mung mit der Vorgehensweise bei Verbundträ-
der Rotationsfähigkeit verwendet werden. Eine gern nach der Teilverbundtheorie berechnet
Berechnung nach der Fließgelenktheorie ohne werden. Für das Grenzmoment erhält man mit
Abb. 3.5·42 Plastische Spannungsverteilungen zur Ermittlung des vollplastischen Moments MP1Rrl und des Grenzmoments MRrl
bei teilweiser Verdübelung ·
@ N=O
0,5 1,0
I I [> rt
• teilweise Ivollständig;
Verdübelung Verdübelung
Verbundbau 3-325
Längsschubtragfähigkeit als erbracht, wenn nachgewiesen wird, daß das
Bemessungsmoment Msd das Grenzmoment
Bei Anwendung der m + k-Methode gilt nach MRd nach GI. (3.5.40) an keiner Stelle überschrei-
Abb. 3.5-44 der Nachweis der Längsschubtrag- tet. Abbildung 3.5-45 zeigt diesen Nachweis bei-
fähigkeit als erbracht, wenn die größte Bemes- spielshalber für eine einfeldrige Decke.
sungsquerkraft Vsd die Grenzquerkraft Wenn Endverankerungen berücksichtigt wer-
den, vergrößert sich die Betondruckkraft N, um
m Ap ) 1 die Grenzscherkraft Ved der Endverankerung.
VRd ,L =bdp ( --+k · - (3.5.42)
b Ls Yvs Dies kann beim Nachweis nach Abb. 3.5-45 durch
nicht überschreitet. eine Verschiebung des Teilverbundkurve für MRd
Dabei sind b die Breite des Querschnitts, dp die in der Lx-Richtung um den Betrag Vedl(b tu,Rd)
statische Nutzhöhe nach Abb. 3.5-42,Ap die wirk- erfaßt werden.
same Querschnittsfläche des Profllblechs, L5 die
Schublänge sowie m undkinVersuchen ermit- 3.5.4.3
telte Werte, die bauaufsichtliehen Zulassungen Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
entnommen werden können. Der Teilsicher-
heitsbeiwert Yvs für das verwendete Blech ist Die Nachweise der Rißbreitenbeschränkung in
ebenfalls in den jeweiligen allgemeinen bauauf- negativen Momentenbereichen sind in überein-
sichtliehen Zulassungen angegeben. Für den stimmung mit den Regelungen für Stahlbeton-
Nachweis nach GI. (3.5.42) ist bei Einfeldträgern decken zu führen. Dies gilt auch für die Begren-
als Schublänge L 5 für gleichmäßig verteilte Bela- zung von Verformungen. Bei einfeldrigen Ver-
stung über die gesamte Stützweite der Wert L/4 bunddecken und in den Endfeldern von Durch-
zugrunde zu legen. Wenn die Decken als durch- laufdecken kann der Schlupf zwischen Profil-
laufende Verbunddecken ausgeführt werden, blech und Beton zu einer Vergrößerung der
muß die Bemessung der Längsschubtragfähig- Verformungen führen. Dieser Einfluß darf ver-
keit für äquivalente Einfeldträger mit der nachlässigt werden, wenn in den jeweiligen Zu-
Stützweite Le.fferfolgen. Die effektive Stützweite lassungen für das Profilblech keine abweichen-
ergibt sich dabei aus dem Abstand der Momen- den Angaben enthalten sind. Wenn der Nachweis
tennullpunkte bei Annahme einer konstanten der Verformungen nicht indirekt durch Begren-
Beanspruchung in allen Feldern. zung der Schlankheit erfolgt, sollte als effektive
Bei Anwendung des Teilverbundverfahrens Biegesteifigkeit der Mittelwert der Biegesteifig-
gilt der Nachweis der Längsschubtragfähigkeit keiteil des gerissenen und des ungerissenen
Abb. 3.5-44 Nachweis der Längsschubtragfähigkeit Abb. 3.5-45 Nachweis der Längsschubtragfähigkeit
nach der m+k-Methode nach der Teilverbundtheorie
I '*@
,~ ~ ·.
w ~
z
Verbundbau 3-327
zweiachsiger Biegung vorteilhaft. Bei kleinen und [Lindner 1998] wird ein erweitertes, modi-
Stückzahlen sind die relativ hohen Material- fiziertes Verfahren auf der Grundlage der Elasti-
kosten für die Rohre und im Vergleich zu kam- zitätstheorie II. Ordnung angegeben, das auch
merbetonierten Profilen das relativ aufwendi- bei seitlich verschiebliehen Rahmentragwerken
ge Betonieren von Nachteil. Bei hohen Brand- angewendet werden kann. Dieses neue Bemes-
schutzanforderungen ist dieser Querschnitts- sungsverfahren unterscheidet sich von dem Ver-
typ ungünstiger zu beurteilen, da das Rohr im fahren in Eurocode 4-1-1 nur durch die unter-
Brandfall nahezu vollständig ausfällt und schiedliche Berücksichtigung der geometri-
durch Bewehrung ersetzt werden muß. schen und strukturellen Imperfektionen. Nach-
- Betongefüllte Hohlprofile mit zusätzlichen Ein- folgend wird das vereinfachte Verfahren auf der
stellprofilen. Bei Verwendung von betonge- Grundlage der Elastizitätstheorie II. Ordnung
füllten Hohlprofilen in Kombination mit zu- erläutert, das auch in E DIN 18800-5 aufgenom-
sätzlichen Einstellprofilen (gewalzte oder ge- men wurde und die Grundlage für die EN-Fas-
schweißte I-Profile bzw. Vollkernprofile) erge- sung des Eurocode 4-1-1 bilden wird.
ben sich extrem hohe Tragfähigkeiten. Gleich-
zeitig wird eine hohe Tragfähigkeit bei An- 3.5.5.2
forderungen an die Feuerwiderstandsdauer Vereinfachtes Bemessungsverfahren
sichergestellt. Bei diesem Querschnittstyp ist
zudem bei mehrgeschossigen Bauwerken und Allgemeines, Anwendungsgrenzen
insbesondere Hochhäusern eine Ausführung
der Stütze mit konstanten Außenabmessun- Der vereinfachte Tragsicherheitsnachweis gilt
gen über alle Geschosse möglich, da der Quer- für Stützen mit doppeltsymmetrischen und über
schnitt des eingestellten Profils von Geschoß die Stützenlänge konstanten Verbundquer-
zu Geschoß optimal abgestuft werden kann. schnitten mit gewalzten, kaltprofilierten oder ge-
schweißten Stahlprofilen. Im Rahmen der Be-
In den nationalen und europäischen Regelwer- messung sind folgende Nachweise zu führen:
ken werden zwei Methoden für die Bemessung - Tragfähigkeit der Stütze für Druck, Biegung
von Verbundstützen angegeben: ein allgemeines und Querkraft,
Bemessungsverfahren, mit dem die Tragfähig- - örtliches Beulen von Stahlteilen,
keit von Stützen mit beliebigen und über die - Schubtragfahigkeit der Verbundfuge,
Stützenlänge veränderlichen Querschnitten be- - Krafteinleitung an den Stützenenden bzw. an
urteilt werden kann, und ein vereinfachtes Be- den Einleitungsstellen von großen Querlasten
messungsverfahren für Stützen mit doppelt- und Momenten sowie an Stellen mit Quer-
symmetrischem und über die Stützenlänge kon- schnittsänderungen.
stantem Querschnitt.
Bei Anwendung des allgemeinen Bemessungs- Das vereinfachte Bemessungsverfahren wurde
verfahrens sind beim Nachweis der Gesamtstabi- durch Vergleich mit Versuchsergebnissen und
lität die Auswirkungen der Theorie II. Ordnung durch Vergleichsrechnungen mit genaueren Be-
unter Berücksichtigung von geometrischen und rechnungsverfahren hergeleitet [Bergmann
strukturellen Imperfektionen sowie örtlichen 1981; Roik/Bergmann 1989]. Bei der Anwendung
Instabilitäten zu beachten. Ferner sind die Ein- sind daher neben den genannten Voraussetzun-
flüsse aus der Rißbildung, dem nichtlinearen gen weitere Anwendungsgrenzen zu beachten.
Materialverhalten sowie dem Kriechen und Der Querschnittsparameter 6, der das Verhältnis
Schwinden des Betons zu berücksichtigen. Bei der Bemessungswerte der Normalkrafttrag-
der Berechnung kann i.allg. vollständiger Ver- fahigkeit des Baustahlquerschnitts und des Ver-
bund zwischen Stahlprofil und Beton angenom- bundquerschnitts angibt, muß folgende Bedin-
men werden. Detaillierte Angaben zu diesem gung erfüllen:
Verfahren enthält [Bergmann 1981]. N
Das vereinfachte Bemessungsverfahren nach 0,2::;;6::;;o,9 mit 6= pl,a,Rd {3.5.43)
Npl,Rd
Eurocode 4-1-1 basiert auf dem Ersatzstabver-
fahren unter Verwendung der Europäischen Ferner darf der bezogene Schlankheitsgrad X
Knickspannungskurven. Es ist nur für Einzel- den Wert 2,0 nicht überschreiten. Bei vollständig
stützen und Stützen in unverschieblichen Rah- einbetonierten Profilen nach Abb. 3.5-46a dürfen
mentragwerken anwendbar. In [Bergmann 1996] rechnerisch maximal die Betondeckungen
Querschnitt Grenzwerte
235
grenz (d/t ) = 90-
fyk
J[l*r
yltd_j
z
Verbundbau 3-329
die aus der Spannungsverteilung im vollplasti- ten Polygonzug mit den PunktenAbis D appro-
schen Zustand (ohne Berücksichtigung der ximiert werden [Bergmann 1984].
Querkraft und Normalkraft) resultieren. - Punkt A beschreibt den Zustand der zentri-
M pl,a,Rd schen Normalkraftbeanspruchung:
V _V.
a,sd- sd· M
pl,Rd
' N A,Rd =N pl,Rd =Aafyd + Acacfcd + Asfsd ,
(3.5.45) M A,Rd =0 . (3.5.46)
Wenn die Querkraft beim Nachweis der Quer- - In Punkt D stimmt die Lage der plastischen
schnittstragfähigkeit zu berücksichtigen ist, Nullinie mit der Querschnittsmittellinie über-
kann der Einfluß der Querkraft auf die Normal- ein. Aus der zugehörigen plastischen Span-
kraft- und Momententragfähigkeit (s. Abb. 3.5- nungsverteilung ist ersichtlich, daß sich bei
47) durch eine reduzierte Streckgrenze in den dieser Verteilung die maximale Momenten-
querkraftübertragenden Stahlquerschnittstei- tragfähigkeit Mv,Rd=Mmax,Rd ergibt. Die zu-
len berücksichtigt werden. Der Abminderungs- gehörige Normalkraft Nv,Rd erhält man aus
faktor '?ist dabei nach GI. (3.5.20) zu ermitteln. der Resultierenden des plastischen Span-
Im Stahlprofil darf die anteilige Querkraft Va,Sd nungsblocks des Betonquerschnitts, da sich
die Grenzquerkraft Vpl,a,Rd des Stahlprofils nicht die Anteile in der Bewehrung und im Bau-
überschreiten. Die Querkrafttragfähigkeit des stahlquerschnitt aufheben:
Stahlbetonteils ist für die anteilige Querkraft
(3.5.47)
Vc,Sd nachzuweisen.
Die Querschnittsinteraktionskurve nach Abb.
3.5-47 kann durch den in Abb. 3.5-48 dargestell- Mv,Rd =Mmax,Rd =!ydWpl,a
+tacfcdWpl.c + fsdWpl,s · (3.5.48)
n
• t • • •
Jr
r-·-..:.;: f-t
fr1 h,
I- r-!!,
,t
Y<l- b,
!
!
'II
• i • • • w
~ b, ~ h,
2
(h- 2t1)t~ t1b1
Wpt.a (h-2t1) Iw
4 +btr (h - tr ) wp,.• = - -4--+-2-
Nullinie außerhalb des Profils: h/2 ::; h0 < h,/2 Nullinie außerhalb des Profils: b/2 ::; h. < b, 12
h Npm.Rd -A.(2fyraJ,d)-.4,.(2fsd -a, f,d) NpmM-A.(2fyra, f,d)-A, 0 (2fsd -a, -f,d)
~=-~~~~-~~~~~~~
" 2b,a, f,d 2h,a, f,d
Wpt,an "'Wpt.a
Nullinie im Flanschbereich: h/2-t1 < h0 < h/2 Nullinie im Flanschbereich: twf2 < h0 < b/2
Npm.Rr(A• - bh)(2f)'d - a, f,dl -.4,.(2fsd - a , f,dl Npm.Rd -(A.- 2t1h)(2fyd -a, f,d)- A, 0 (2fsd- a, f,d)
h - -----'-";:;.;::_____.:;_--:-=---'-=-__:;;____.:;:_..:....:;:.... h. =-~~~~~~~~~~~~~c:....
.- 2-b,aJ,d+2t1(2·fyd - a, -f,d) 2h,a , f,d+4tr(2fyd - ac f,dl
b 2 2 Ir 1 1
wpl.an "'wpl,a- 4(h -4hnl Wpl,an= Wpt_. - l(b - 4h0 )
n n
wpl,sn = 2: A.nlezi Wp1,.., = 2: A,. ey1
1
I= I i=l
Verbundbau 3-331
Tabelle 3.5·16 Fortsetzung
•
y
•
d y
4 d
tJ (
(b-2t)(d-2r) 2 2 3 l d
+.;
w.pl,c-- (d - 2t) 3 -W.pl,s
wpl,c .:....____:_:_ _:_ _ _ ~1 -r, (4-n)(--r )-W. 1
4 3 1 l • p,s 6
bd 2 2 3 2 d d3
W.pt = - - - r -r (4 - n)(- - r )- W. 1 - W. 1
,a 4 3• • 2 • p ·' p ·'
Wpr,. =6 - Wpr,c - Wpl,s
n n
wpl,an =2th~
Anmerkungen: Anmerkung:
a) Die Berechnung für Biegung um die z-Achse erfolgt Die getroffene Annahme von .geraden• Außenwan-
durch Ersetzen von b durch d sowie z durch y dungen im Bereich von 2h 0 führt zu einem geringen
und umgekehrt in allen Gleichungen Fehler
b) Das Vernachlässigen der Terme mit r. und r1 führt
nur zu geringen Ungenauigkeiten
(3.5.53)
_
Ecm,K+S- Ecm
[
1-z---
1 NG,Sd]
Nsa
· (3.5.55)
Verbundbau 3-333
Bei der Berechnung der Schnittgrößen darf trisehen Ersatzimperfektionen sind von Lindner
der Einfluß von geometrischen und strukturel- (1998) angegeben worden.
len Imperfektionen mit Hilfe von geometrischen Für den Ansatz von Vorverdrehungen können
Ersatzimperfektionen berücksichtigt werden. die Regelungen nach DIN 18800-2 angewendet
Sie erfassen neben den geometrischen Imper- werden. Bei seitlich verschiebliehen Rahmen-
fektionen auch die Einflüsse aus Walz- bzw. tragwerken müssen bei der Berechnung der Ein-
Schweißeigenspannungen, aus Werkstoffinho- fluß der Rißbildung in den Rahmenriegeln, der
mogenitäten sowie die Ausbreitung von Fließ- Einfluß aus dem Kriechen und Schwinden des
zonen und die Rißbildung im Betonquerschnitt Betons sowie die Belastungsgeschichte be-
Bei den geometrischen Ersatzimperfektionen rücksichtigt werden. Der gleichzeitige Ansatz
wird zwischen Vorkrümmungen und Vorverdre- von Vorverdrehungen und Vorkrümmungen ist
hungen unterschieden. Sie sind in ungünstigster bei Rahmentragwerken nur für Stützen erfor-
Richtung so anzusetzen, daß sie sich der zum derlich, die am verformten Stabwerk Stabdreh-
niedrigsten Eigenwert gehörigen Verformungs- winkel aufweisen können und bei denen die
figur möglichst gut anpassen. Vorverdrehungen Stabkennzahl Ed nach GI. (3.5.59) größer als 1,6
sind für Stäbe und Stabzüge anzusetzen, die am ist. Für Stützen, die innerhalb eines Rahmensy-
verformten Tragwerk Stabdrehwinkel aufweisen stems als Pendelstützen ausgeführt werden, ist
können und durch Normalkräfte beansprucht grundsätzlich immer eine Vorkrümmung zu
werden. Anstelle von Ersatzimperfektionen kön- berücksichtigen:
.
nen bei der Ermittlung der Schnittgrößen
gleichwertige Ersatzlasten verwendet werden. Ed =L~ (:~:,d (3.5.59)
Beispiele für den Ansatz von gleichwertigenEr-
satzlasten zeigt Abb. 3.5-49. Hinsichtlich des Einflusses der Belastungsge-
Bei Einzelstützen und unverschieblichen Rah- schichte zeigt Abb. 3.5-50 ein typisches Beispiel.
mentragwerken ist eine parabel-oder sinusför- Im Bauzustand mit der Normalkraftbeanspru-
mige Vorkrümmung mit dem Maximalwert nach chung NB ist der Riegel vor Herstellung des Ver-
Tabelle 3.5-18 bei der Ermittlung der Schnitt- bunds ein reiner Stahlquerschnitt, die Stützen
größen zu berücksichtigen. Die angegebenen sind bereits Verbundstützen. Nach Herstellung
geometrischen Ersatzimperfektionen wurden so des Riegels als Verbundquerschnitt wird das Sy-
ermittelt, daß sich bei Ermittlung der zentri- stem im Endzustand durch die Normalkräfte NE
schen Normalkrafttragfähigkeit der Stütze mit beansprucht. Im Bauzustand ergeben sich aus
Hilfe der Europäischen Knickspannungskurven der Stützenschiefstellung (geometrische Ersatz-
die gleichen Tragfähigkeiten wie bei einer Be- imperfektion) Horizontalverformungen nach
messung nach Theorie II. Ordnung ergeben. Ta- Theorie II. Ordnung. Wenn nach Herstellung des
belle 3.5-18 enthält daher neben den geometri- Verbundquerschnitts des Riegels das System
schen Ersatzimperfektionen für Vorkrümmun- durch weitere Normalkräfte aus Ausbau- und
gen auch die Zuordnung der Querschnitte zu den Verkehrslasten beansprucht wird, sind für die
Europäischen Knickspannungskurven. Detail- Ermittlung der aus diesen Lastanteilen resultie-
lierte Informationen zur Ermittlung der geome- renden Biegemomente die geometrischen Ersatz-
Bauzustand Endzustand
Abb. 3.5-49 Ansatz von geometriSI:hen E15atzimperfek- Abb. 3.5-50 Einßuß der Belastungsgeschichte und Ein-
tionen, Vorkrümmungen und gleichwertige E15atzlasten nuß von Systemwechseln
vollständig
einbetonierte
Stahlprofile r~ffi)] y-y b L/200
z-z c L/150
~
z
teilweise
einbetonierte
Stahlprofile ,~m y-y b L/200
~ z-z c L/150
. . •.
z
betongefüllte y-y
Hohlprofile (>,::; 3% a L/300
.'l .
z- z
r-
y- y
3%< !;,>,!0 6% b L/200
~ z-z
z
betongefüllte
3:
Hohlprofi Ie mit y- y b L/200
zusätzlichen r-
Einstellprofilen
z- z b L/200
~
z
teilweise ein-
'~ffi
betonierter
Querschnitt y-y
mit gekreuz- b L/200
Z-Z
ten I-Profilen
~z
Verbundbau 3-335
der Fließgelenktheorie ist bei unverschieblichen Tragfähigkeitsnachweis für ein- und zweiachsige
Rahmentragwerken nur dann zulässig, wenn die Biegung mit Normalkraft
Querschnitte der Riegel in die Klasse 1 eingestuft
werden können und Verbundstützen mit ausbe- Der Tragsicherheitsnachweis ist für das Auswei-
tonierten Hohlprofilen verwendet werden. An- chen in der betrachteten Momentenebene unter
dere Stützenquerschnitte besitzen keine ausrei- Verwendung der Interaktionskurve und der
chende Rotationskapazität Es ist daher nachzu- Schnittgrößen nach Elastizitätstheorie II. Ord-
weisen, daß in den Stützen keine Fließgelenke nung unter Einschluß von Imperfektionen nach-
mit Rotationsanforderungen entstehen. Bei der folgender Bedingung zu führen:
Bemessung darf bei Anwendung der Fließge-
lenktheorie keine elastische Einspannung der Msd = Msd <0,9. (3.5.63)
Mpl,N,Rd lldMpl,Rd
Stützen in die Riegel angenommen werden.
Der in GI. (3.5.63) und Abb. 3.5-51 für die be-
Tragfähigkeitsnachweis für planmäßig trachtete Momentenbeanspruchung maßgeben-
zentrischen Druck de Beiwert jld= lldz bzw. lldy ist hierbei die auf
Mpl,Rd bezogene Momententragfähigkeit des
Der Nachweis kann entweder nach dem folgen- Querschnitts.
den Abschnitt nach Theorie II. Ordnung unter Aus der Querschnittsinteraktionskurve ist zu
Berücksichtigung von geometrischen Ersatzim- ersehen, daß sich für Normalkräfte Nsd< Nplc,Rd
perfektionen oder mit Hilfe der Europäischen eine Momententragfähigkeit ergibt, die größer
Knickspannungskurven geführt werden. Für die als die plastische Momententragfähigkeit Mpl,Rd
maßgebende Ausweichrichtung ist bei einer Be- ist, d.h., lld ist größer als 1,0. Werte lld> 1,0
messung auf der Grundlage der Europäischen dürfen beim Tragfähigkeitsnachweis nach
Knickspannungskurven eine ausreichende Trag- GI. (3.5.63) nur berücksichtigt werden, wenn das
fähigkeit nachgewiesen, wenn die Bedingung
Mpl,y,Rd
mit k=0,5(1+a(XK-0,2)+Xi). (3.5.62)
3.5.5.3
Krafteinleitung und Verbundsicherung
Allgemeines
Verbundbau 3-337
N
Schnitt A-A
N,,Rd
M,,Rd
Rsd = ( Msd
)2 ( Nsd )2 (3.5.68)
Krafteinleitungsbereichen eine Verdübelung er-
forderlich. Bei Verwendung von Kopfbolzendü-
M pl,Rd + N pl,Rd
beln in den Kammern von I-Profilen darf dann
die günstige Wirkung berücksichtigt werden, die
2 2 aus den Reibungskräften an den Flanschinnen-
R ( MRd ) ( NRd ) (3.5.69)
Rd = M pl,Rd + N pl,Rd seiten resultiert. Abbildung 3.5-54 zeigt das zuge-
hörige Berechnungsmodell, bei dem zusätzlich
Wenn die Krafteinleitung nur über den Beton- zur Tragfähigkeit des Kopfbolzendübels PRd nach
querschnitt erfolgt, werden die Längsschubkräf- den GI. (3.5.23) und (3.5.24) für jeden Flansch
te durch das Kriechen des Beton vergrößert, da und jede Reihe zusätzlich der Wert JlPRdl2 in
sich die Teilschnittgrößen mit zunehmender Rechnung gestellt werden darf, wobei ein Rei-
Kriechverformung auf das Stahlprofil umlagern. bungsbeiwert JI=0,5 zu berücksichtigen ist. Der
In diesem Fall ist zusätzlich nachzuweisen, daß günstige Einfluß der Reibungskräfte wurde
sich aus einer elastischen Berechnung unter durch umfangreiche Versuche von Roik und
Berücksichtigung des Kriechens und Schwin- Hanswille ( 1983) nachgewiesen. Da diese Versu-
dens keine ungünstigeren Schubkräfte ergeben che für Profile mit lichten Flanschabständen bis
NSd
® ®
I II II
·--~ :![_ ~
eg ==f r.
Schnitt 11-11
Schnitt 1-1
•
~·t.
1
- · ·-
Verbundbau 3-339
siert auf der vollständigen thermischen und me-
Tabelle 3.5·20 Grenzwerte tRd für den Nachweis der chanischen Analyse des Tragwerks und kann all-
Schobspannungen zwischen Stahlprofil und Beton gemein für Bauteile und gesamte Tragwerke ver-
wendet werden. Für die Bemessungspraxis sind
Profil TRd insbesondere die Nachweisverfahren der Stufen
in N/mml
1 und 2 von Bedeutung, weil die Anwendung der
vollständig einbetonierte Profile 0,3 Nachweisstufe 3 i. allg. mit einem sehr hohen nu-
betongefüllte Hohlprofile 0.4 merischen Aufwand verbunden ist [Schleich
Flansche von teilweise einbetonierten 0,2 1988, 1993].
Profilen Das Tragfähigkeitskriterium im Brandfall er-
Stege von teilweise einbetonierten 0,0 gibt sich aus
Profilen
(3.5.71)
Der Bemessungswert der Beanspruchbarkeit im
Brandfall, Rfi,d,t> ist dabei auf das Niveau des Be-
3.5.6 messungswertes der Lastauswirkungen, Efi,d,t>
Brandschutztechnische Bemessung abgefallen. Der Bemessungswert Efi,d,t ergibt sich
von Verbundbauteilen mit der außergewöhnlichen Kombination unter
Berücksichtigung indirekter Brandeinwirkun-
3.5.6.1 gen sowie mit den Kombinationsbeiwerten nach
Allgemeines, Nachweisverfahren Tabelle 3.5-1. Die Indizes fi (fire) und t (time)
deuten darauf hin, daß die Einwirkungen und
Wenn bei Verbundkonstruktionen eine Feuer- die Beanspruchbarkeit von der maßgebenden
widerstandsdauer im Brandfall gefordert wird,. Dauer der Brandbeanspruchung abhängen. Der
müssen die Bemessung und die Ausführung Teilsicherheitsbeiwert für ständige Einwirkun-
sicherstellen, daß das Tragwerk während der gen ist dabei mit y GA= 1,0 anzusetzen. Für die
maßgebenden Brandbeanspruchung über eine Nachweisverfahren der Stufen 1 und 2 kann der
vorgegebene Branddauer seine Tragfähigkeit Bemessungswert Efi,d,r näherungsweise aus den
nicht verliert. Dieses Kriterium wird im Euroco- Bemessungswerten Rd bei Normaltemperatur
de 4-1-2 entsprechend der Feuerwiderstands- ermittelt werden. Für normale Gebäude in Ver-
dauer unter Normbrandbedingungen durch die bundbauweise darf mit rtfi=0,6 und für Kon-
Klassen R30, R60, R90, R120 und R180 ausge- struktionen der Kategorie D nach Eurocode 4-1-
drückt. Normbrandbedingungen werden dabei 2 mit rtfi=0,7 gerechnet werden.
durch den zeitlichen Verlauf der Brandraurn-
temperaturen entsprechend der Einheitstempe- Efi,d,t ='lfi Ed'
raturzeitkurve definiert. y GA +ljll,J Qk,l'L Gk,j
(3.5.72)
Der Nachweis einer ausreichenden Feuerwi- 'lfi YG+YQ Qk.IILGk,j .
derstandsdauer kann nach Eurocode 4-1-2
durch Klassifizierung der Bauteile mit Hilfe von
Tabellen (Nachweisverfahren der Stufe 1) oder 3.5.6.2
durch eine vereinfachte brandschutztechnische Nachweisverfahren der Stufe 1
Bemessung (Nachweisverfahren der Stufe 2) er-
folgen. Die Anwendung der Nachweisverfahren Bei den Nachweisverfahren der Stufe 1 erfolgt
der Stufen 1 und 2 ist auf Einzelbauteile mit di- der Nachweis mit Hilfe von klassifizierten Be-
rekter Brandbeanspruchung über die volle Bau- messungswerten in Tabellenform für bestimm-
teillänge beschränkt. Ferner wird unterstellt, daß te Bauteile (Träger, Stützen}, denen die Norm-
die Brandbeanspruchung den Normbrandbe- brandbedingungen zugrunde liegen. Der Be-
dingungen entspricht, und eine einheitliche messungswert der Beanspruchbarkeit zum Zeit-
Querschnittstemperaturverteilung über die Bau- punkt t ergibt sich in Abhängigkeit vom Bemes-
teillänge vorhanden ist. sungswert bei Normaltemperatur Rd zu
Ein Nachweis mit Hilfe von "exakten Berech-
(3.5.73}
nungsverfahren" zur Simulation des Verhaltens
von Gesamttragwerken wird als Nachweisver- Dabei ist Rd nach GI. (3.5.2) für den Kaltzustand
fahren der Stufe 3 bezeichnet. Diese Methode ba- zu ermitteln.
b•« S S,Om
h, ;:>: 120mm
I I Ir S 2 · Iw lwS b/1 5
--
h
i!"!"!'\' f,k = 500 N/mm1
1-- A, ___i__ s 0,05
Iw h
A"+A,
~o- A,
00 O_! I rr Ar= b11
b I rf 355 N/mm 2
e A, = Atf1r f.
y1c
Feuerwiderstandsklasse
Ausnutzungsfaktor
R30 R60 R90 R120
'YJro,t=0,3 minb min llr minb mini]( min b mini]( minb min llr
h ;:>: 0,9 · minb 70 0,0 100 0,0 170 0,0 200 0,0
h ~ 1,5 · minb 60 0,0 100 0,0 150 0,0 180 0,0
h ;:>: 2,0 · min b 60 0,0 100 0,0 150 0,0 180 0,0
'Ylfl,t=O,S
h ;:>: 0,9 · min b 80 0,0 170 0,0 250 0.4 270 0,5
h ~ 1,5 · minb 80 0,0 150 0,0 200 0,2 240 0,3
h~ 2,0· minb 70 0,0 120 0,0 180 0,2 220 0,3
h<': 3,0· min b 60 0,0 100 0,0 170 0,2 200 0,3
'1ro,t=0,7
h "'0,9· minb 80 0,0 270 0,4 300 0,6 - -
h ~ 1,5· minb 80 0,0 240 0,3 270 0,4 300 0,6
h ~ 2,0· minb 70 0,0 190 0,3 210 0,4 270 0,5
h ;:>: 3,0 · min b 70 0,0 170 0,2 190 0,4 270 0,5
Mindestachsabstände u1 und u2 in mm
b inmm R60 R90 R120
-- -- 170 Ut 100 120 -
u2 45 60 -
·-
200 Ut 80 100 120
•• • u.
Ir 250
u2
Ut
40
60
55
75
60
90
35 50 60
~
u2
"' 300 Ut 40 50 70
u2 (25) 45 60
Verbundbau 3-341
weitere Klassifizierungstabellen in Eurocode 4- pisches Beispiel zur Ermittlung der Momenten-
1-2 angegeben. tragfähigkeit für einen Verbundquerschnitt bei
positiver Momentenbeanspruchung. Weitere In-
3.5.6.3 formationen bieten [Hass 1986; Hass/Mayer-Ot-
Nachweisverfahren der Stufe 2 tens/Quast 1989; Dorn/Hosser u.a. 1990; Dorn/
Hosser/El-Nesr 1994; Hosser/Dorn/El-Nesr
Die Nachweisverfahren der Stufe 2 basieren auf 1994]. Bezüglich der Verankerung des Kammer-
vereinfachten Annahmen für die Temperatur- betons sind weitere Konstruktionsregeln zu be-
verteilung im Querschnitt. Der Temperaturein- achten, die dem Eurocode 4-1-2 entnommen
fluß wird bei der Ermittlung der Beanspruch- werden können.
barkeit Rfi,d,t entweder durch Reduzierung der Wenn der Verformungseinfluß bei der Ermitt-
Materialfestigkeiten oder durch Reduzierung lung der Beanspruchungen berücksichtigt wer-
der nominellen Querschnittsabmessungen anom den muß (z.B. bei Verbundstützen),ist zusätzlich
l
erfaßt. Der Tragsicherheitsnachweis im Brand- der Einfluß der Temperatur auf die Steifigkeiten
fall ist erbracht, wenn die Bedingung (3.5.71) sowie der Einfluß von thermischen Zwängungs-
eingehalten ist. Für den Bemessungswert der Be- spannungen zu berücksichtigen. Siehe hierzu
anspruchbarkeit gilt [Klingsch/Würker 1984; KlingschiBode 1984;
Klingsch/Muess/Wittbecker 1988; Hass 1986] und
kc f ck, ka /yk, Eurocode 4-1-2. Informationen zur Beurteilung
R - R [ y fi,c y fi,a der Feuerwiderstandsdauer von Anschlüssen fin-
fi,d ,t - fi ,t k f ke R . den sich in [Dorn/Hass/Quast 1988; Dorn 1991] .
....l.....2!i.' _Efs..' ka anom
Yfi,s Yfi ,v Abkürzungen zu 3.5
(3.5.74)
Dabei sind /ck>/yk und /sk die charakteristischen ASCE American Society of Civil Engineers, New
Werte der Festigkeiten von Beton, Bau- und Be- York
tonstahl; PRk ist der charakteristische Wert der DASt Deutscher Ausschuß für Stahlbau, Köln
Tragfähigkeit der Verbundmittel bei Normal- DIBt Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin
temperatur (20°C). DSTV Deutscher Stahlbauverband
Die zugehörigen Abminderungsfaktoren k,, DVS Deutscher Verband für Schweißtechnik,
ka, k 5 und ke berücksichtigen den Einfluß der Hannover
Temperatur auf die Beanspruchbarkeit. Der Bei-
wert ka erfaßt die Reduzierung der nominellen
3.6
Querschnittsabmessungen. Die Abminderungs-
Mauerwerk
faktoren können nach Eurocode 4-1-2 in Ab-
hängigkeit von der Feuerwiderstandsklasse und
3.6.1
der Querschnittsausbildung ermittelt werden.
Mauersteine
Die Teilsicherheitsbeiwerte dürfen dabei mit
Yfi,c=Yji,a=Yji,s=1,0 und Yji,v=Yv=1,25 ange-
3.6.1.1
nommen werden. Abbildung 3.5-56 zeigt ein ty-
Arten, Ausbildung
Für Mauerwerk aus künstlich hergestellten Mau-
ersteinen werden hauptsächlich folgende vier
·r-:
•I cx,· fd
b,ff
I· Mauersteinarten verwendet:
- Mauerziegel,
~
11- fyk
- Kalksandsteine,
- Porenbetonsteine und
- Leichtbeton- und Betonsteine.
.;. k,- fst.
k, ·fyk Außerdem werden noch Hüttensteine produ-
~ ziert, die jedoch nur eine sehr geringe Marktbe-
deutung besitzen.
Abb. 3.5·56 Plastische Spannungsverteilungen und
reduzierte Querschnitte zur Ermittlung von Mpl,fi,<l,t Hinsichtlich der Steingröße ist zu unterschei-
den zwischen Steinen: Höhe s; 113 bzw. 115 mm
Porenbetonsteine
"'"0'"'" ~
Leichthochlochziegel (Hlz)
mit Grifflöchern mit Nut und Feder ohne Griffmulde mit Griffmulde
Vollstein (KS)
mit Griffloch Hohlblock (Hbl) geschlitzter Vol lblock (Vbl S)
Planelement (KS, PE) mit Stirnseitennut
Mauerwerk 3-343
3.6.1.2 te bei Leichtziegeln wird durch porenbildende
Herstellung, Zusammensetzung Zusätze (Polystyrolschaumkugeln, Holzspäne
u.a.) erreicht. Diese Zusätze verdampfen beim
Mauerziegel Brennen und hinterlassen überwiegend kugel-
förmige Luftporen.
Mauerziegel werden aus Ton, Lehm oder tonigen Nach dem Brennen und Abkühlen besitzen die
Massen mit oder ohne Zusatzstoffe geformt und Mauerziegel ihre "endgültigen" Eigenschaften
anschließend gebrannt. Zusatzstoffe, z. B. Säge- und sind sofort verwendungsfähig. Für am häu-
mehl oder Polystyrolkugeln, dienen der Vermin- figsten angewendete Mauerziegel gelten folgen-
derung der Stoffrohdichte (Leichthochlochzie- de Kurzbezeichnungen:
gel). Mauerziegel mit ausreichend hohem Frost- Mz Vollziegel
widerstand werden Vormauerziegel genannt. Sie HLz Hochlochziegel
können für außenliegendes Sichtmauerwerk ver- VMz Vormauer-Vollziegel
wendet werden. Bis zur Sinterung gebrannte VHLz Vormauer-Hochlochziegel
Mauerziegel mit hohem Frostwiderstand und ei-
ner Scherbenrohdichte von mind. 1,90 kg/dm 3 Vormauerziegel mit ausreichend hohem Frost-
sowie einer Druckfestigkeitsklasse von mind. 28 widerstand erhalten als Vorsatz zum Kurzzei-
werden als Klinker bezeichnet. Die Herstellung chen den Buchstaben V ( VMz, VHLz). Bei Leich-
von Mauerziegeln ist schematisch in Abb. 3.6-3 hochlochziegeln mit besonders guten Wärme-
dargestellt. Die Festigkeit der Mauerziegel ergibt dämmeigenschaftensind am Markt häufig nicht
sich durch den Brennvorgang, und zwar durch die DIN-Bezeichnungen, sondern die Handels-
Trockensinterung (Umwandlung und Reaktio- namen üblich.
nen im festen Zustand) oder durch Schmelzsin-
terung (Verkittung durch partielle Schmelzflüs- Kalksandsteine
se).
Die Trockensinterung findet bei Ziegeln, die Kalksandsteine sind Mauersteine, die aus kalk-
Schmelzsinterung bei Klinkern statt. Mit zuneh- und kieselsäurehaltigen Zuschlägen hergestellt,
mender Brenntemperatur steigen Rohdichte und nach innigem Mischen geformt, verdichtet und
Druckfestigkeit. Die niedrige Scherbenrohdich- unter Dampfdruck (im Autoklaven) gehärtet
2. Aufbereitung Kollergang
(Zugabe von Wasser,
ggf. von Zusätzen z.B.
Porenbildner) Walzwerk
4. Trocknen
5. Brennen
6. 7. B. 9.
Güteprüfung Lager Verpackung Verladen
+ Sand
Ko t:a +l
Wasser
k Pre,ck Hitz(j)e
und Dampfdruck
-
~ KS-Steine
- -~
Mischen Pressen
- Härten
Mauerwerk 3-345
Rohstoffe Bewehrung
Ablängen ~I o sf±J
....
2 2
Matten- und
Korbschweißen
....
Tauchen
....
Einbauen
Gießen
....
Treiben ASE+""+3P h
Schneiden
c::::r -=-
1 .......
Dampfhärtung 1 1 1...,.. Lager/Baustelle
T Se-------3 p g g;;;;;;;< p
Treibmittels mit dem Calciumhydroxid, wodurch bestimmten Zusatzstoffen und Zusatzmitteln ist
Wasserstoffgas entsteht, das Poren erzeugt und zulässig.
die Rohmasse aufbläht. Das Wasserstoffgas dif- Analoge Regelungen gelten für die Herstellung
fundiert schon während des Herstellungsvor- von Mauersteinen aus Beton (Normalbeton).
ganges aus dem Porenbeton, so daß sich danach Die Leichtbeton- und Betonsteine werden
nur noch Luft in den Poren befindet. Nach dem überwiegend mit haufwerkporigem, z.T. auch
Treibvorgang und dem Erreichen einer ausrei- mit dichtem Gefüge hergestellt. Je nach Vorbe-
chenden Schneidefestigkeit wird der junge Po- handlung (Lufthärtung, Wärmebehandlung) er-
renbeton mit Hilfe von Schneiddrähten in die ge- reichen sie spätestens im Alter von 28 Tagen, z.T.
wünschten Steinformate geschnitten. Anschlie- auch früher, ihre Solldruckfestigkeit. Die Hohl-
ßend erfolgt die Dampfhärtung im Autoklaven blöcke enthalten kammerförmige Lochungen.
in analoger Weise wie bei den Kalksandsteinen. Bei der Steinkurzbezeichnung wird die Anzahl
Nach dem Herstellvorgang besitzen Porenhe- der Kammern vorangestellt (z.B. 3 K). Es gelten
tonsteine praktisch ihre Endeigenschaften. Für folgende Kurzbezeichnungen:
Porenbetonsteine gelten folgende Kurzbezeich- Hbl Hohlblöcke aus Leichtbeton (Vorsatz Kam-
nungen: merzahl, z. B.: 3 K Hbl)
PB Porenbeton-Blocksteine V Vollsteine aus Leichtbeton
PP Porenbeton-Plansteine Vbl Vollblöcke aus Leichtbeton
Mauerwerk 3-347
gewährleisten (keine Gefügezerstörungen, keine Die Bestandteile müssen den bauaufsichtli-
dauerhaften Ausblühungen, keine Kantenab- ehen Vorschriften für den Anwendungszweck
platzungen u.ä.). Bei der Witterung ausgesetz- genügen (Norm, Brauchbarkeitsnachweis).
tem Sichtmauerwerk ist ein dauerhaft ausrei- Mauermörtel sind im AnhangAder DIN 1053-
chend hoher Widerstand gegen Witterungsein- 1 genormt. Die Herstellung, Überwachung und
flüsse (i. w. Frostwiderstand) der Mauersteine Lieferung des Werkmörtel erfolgt nach
(Vormauersteine, Verblender) erforderlich. Groß- DIN 18 557.
formatige, schwere Mauersteine dürfen nur mit Mauermörtel werden in 3 Arten, nämlich Nor-
mechanischen Verlegehilfen versetzt werden. malmörtel, Leichtmörtel und Dünnbettmörtel
Grundsätzliche Anwendungsbeschränkungen unterteilt. Kennzeichnende Merkmale dieser
genormter Mauersteine für Mauerwerk nach Mörtelarten enhält Abb. 3.6-6.
DIN 1053-1 bestehen nicht. Grundsätzliche Lieferformen der Mauermör-
Mauersteine für Mauerwerk nach Eignungs- tel sind: Baustellenmörtel und WerkmörteL
prüfung (DIN 1053-2) müssen bestimmten An- Normalmörtel dürfen als Baustellen- oder
forderungen an die Gleichmäßigkeit der Druck- Werkmörtel, Leicht- und Dünnbettmörtel müs-
festigkeit genügen. sen ausschließlich als Werkmörtel hergestellt
Mauersteine für bewehrtes Mauerwerk nach werden.
DIN 1053-3 dürfen bis höchstens 35% Lochan- Der Anteil an Werkmörteln hat sich seit ihrer
teil aufweisen und müssen bestimmte Anforde- Markteinführung ständig vergrößert und liegt
rungen an die Steganordnung erfüllen. Sie sind derzeit bei etwa 90%. Durch die werksmäßige
mit BM (bewehrtes Mauerwerk) zu kennzeich- Herstellung sind eine hohe Gleichmäßigkeit der
nen. Eigenschaftskennwerte erreichbar und eine ge-
zielte Optimierung von Eigenschaftswerten für
3.6.2 den jeweiligen Anwendungsfall möglich.
Mauermörtel Bei Werkmörteln sind zu unterscheiden
- Werk-Trockenmörtel (WTM)
3.6.2.1 Ein fertiges Gemisch der Ausgangsstoffe, dem
Definition, Arten, lieferform bei der Aufbereitung auf der Baustelle nur
noch Wasser zugemischt wird, um eine verar-
Mauermörtel ist ein Gemisch von Sand, Binde- beitbare Konsistenz zu erreichen.
mittel und Wasser, ggf. auch Zusatzstoff und Zu- - Werk-Vormörtel (WVM)
satzmittel. Das Größtkorn des Sandes ist 4 mm. Ein Gemisch aus Zuschlägen und Kalk sowie
I Normalmönel (NM)
I I Leichtmönel (LM)
I I Oünnbettmönel (DM)
I
li?d ~ 1,5 kgldml li?d < 1,5 kg/dml li?d ~ 1,5 kg/dml
Zuschlag mit Leichtzuschlag Zuschlag DIN 4226 Tl
dichtem Gefüge (OIN 4226 T2, Zu lassung) Größtkorn: 1mm
(OIN 4226 Tl) Zuschlag DIN 4226 Tl
MG 1,11, lla, lll,llla LM 21, LM 36 MGIII
nach Rezept - - . .
nach Eignungsnachweis
I Baustellenmönel
I
Werkmönel
------ ------,---------
Werk-Vormönel 1
---------------- --------
--------- ---------------------------------
Werk·Trockenmönel
----
---------- --------------- -------T---------- ---
Werk-Frischmönel 1
Mauerwerk 3-349
V>
I
V>
V1
0
~ ö}
:I
j [
Prüfg röße Kurz· Eignungs·, Normalmörtel Leichtmörtel Dünnbettmörtel
Prüfno rm zeichen Güteprüfung ...iD
f Einheit (EP.GP) I I II I lla I 111 I 111 a I lM21 I LM36 I t
Ei >:::>
IG Mörtelzusammensetzung - EP muß ermittelt werden
ID Ö'
:I a
Druckfestigkeit ßo EP - 2! 3,5" "<! 7• "<! 14• ~ 25• ~ 7• ~ 7• "<! 14•
:g· DIN 18555Teil3 N/mm2 GP - ~ 2,5 ~ 5 "<! 10 ~ 20 ~ 5 ~ 5 "<! 10 2
:::>
2'
c Druckfestigkeit Fuget ßo.F EP - "<! 2,5 "<! 5,0 "<! 10,0 ~ 20,0 ~ 5,0 ~ 5,0 - ""..."':::>
c :::>
:I vorläufige Richtlinie N/mm2 "<! 1,25 "<! 2,5 ~ 5,0 ~ 10,0 ~ 2,5 ~ 2,5
c:a. ~
::c c:
Druckfestigkeit bei ßo.r EP - - - - - - - ~ 70 % vom Istwert
Feuchtlagerung N/mm 2 GP ßo ~
0 '
DIN 18555 Teil3
a.Z'
c ii
o;-
Haftscherfestigkeit ßHs EP - ~ 0,10 ~ 0,20 ~ 0,25 ~ 0,30 ~ 0,20 ~ 0,20 ~ 0,5 c:
DIN 18555 Teil 5 N/mm2 ~
""
:0
Trockenrohdichte EP <1,5 ~ 0,7 ~ 1,0 -
li?d ~
DIN 18555 Teil3 kg/dml GP - max.Abweichung §
± 10% vom Istwert 0'
;;
Querdehnungsmodul Eq EP - > 75009 > 150009 3
- :::>
DIN 18555 Teil4 N/m m2 GP - ...g.
0
Längsdehn un gsmodu I fl EP - > 2000 > 3000 - z
DIN 18555 Teil4 N/mml GP - - - -
~
Wärmeleitfahigkeit A10.u EP - ~ 0,18h ~ 0,27h - ~
DIN 52612Teil1 W/(mK)
Verarbeitbarkeitszeit lv EP - - - ~ 4
...~
~
;.,
DIN 1855 TeilS h
"'
Korrigierbarkeitszeit tk EP - - - ~ 7 So""
DIN 1855 TeilS min
j
große Querverformbarkeit des Mörtels in der wiegend karbonatisch (durch Reaktion mit Luft-
Fuge verringert werden kann, wird bei diesen kohlensäure) erhärtet, was bei langzeitig hoher
Mörteln der Querdehnungsmodul Eq als dafür Feuchtigkeit nicht möglich ist.
charakteristischer Eigenschaftswert ermittelt. Er Besonders bei Verblendschalen soll der Mör-
ist der Sekantenmodul aus der Spannung bei 1/3 tel gut und hohlraumfrei verarbeitbar und sehr
der Höchstspannung und der zugehörigen verformbar (kleiner Elastizitätsmodul) sein, um
Querdehnung, ermittelt an einem größeren Mör- eine möglichst große Dichtigkeit gegen Regen
telprisma. Je kleiner Eq ist, desto größer ist die und eine hohe Rißsicherheit der Verblendschale
Querverformbarkeit des Mörtels und desto ge- zu erreichen. Dies ist mit Mörteln der Gruppen
ringer ist die Mauerwerkdruckfestigkeit, vor al- III und IIIa nicht oder nur sehr eingeschränkt
lem bei höherfesten Mauersteinen. möglich. Deshalb sind diese Mörtel für das Ver-
Zur Abgrenzung von Normal- und Leichtmör- mauern von Verblendschalen nicht zugelassen.
teln und deren Gruppenunterscheidung (LM 21, Mörtel der Gruppe III ist abweichend davon al-
LM 36) ist die Trockenrohdichte zu bestimmen. lerdings zulässig für das nachträgliche Verfugen
Bei den Dünnbettmörteln kann sich die und in Bereichen von Verblendschalen, die als
Druckfestigkeit durch Feuchtlagerung wegen bewehrtes Mauerwerk nach DIN 1053-3 ausge-
der vorhandenen organischen Bestandteile ver- führt werden.
ringern. Durch eine entsprechende Prüfung muß Die Anwendungsbeschränkungen bei Leicht-
nachgewiesen werden, daß der Festigkeitsabfall mörteln betreffen zum einen Gewölbe, wo wegen
nicht unakzeptabel hoch ist. Wichtig ist außer- des Schwindensund der größeren Querverform-
dem, daß der augemischte Dünnbettmörtel aus- barkeil des Leichtmörtels eine wesentliche Be-
reichend lange verarbeitbar - (Verarbeitbar- einträchtigung des Tragverhaltens zu erwarten
keitszeit) - und nach Auftrag auf den Stein der ist, und zum anderen außenliegendes Sichtmau-
aufzusetzende Stein noch kurzfristig in seiner erwerk, wo höhere langzeitige Durchfeuchtung
Lage im Dünnbettmörtel korrigiert werden des Mörtels (Leichtzuschlag) und Frostgefähr-
kann (Korrigierbarkeitszeit). dung eintreten können. Dünnbettmörtel kom-
men dann nicht in Frage, wenn durch den Mör-
3.6.2.4 tel größere Maßtoieranzen auszugleichen sind
Anwendung (Gewölbe, "normale Mauersteine").
Anwendungsempfehlungen gibt die Tabelle
Nicht zulässige Anwendungen von Normal-, 3.6-7. Der heuteammeisten verwendete Nor-
Leicht- und Dünnbettmörteln sind in der Tabel- malmörtel ist Mörtel der Gruppe Ila. Dieser Mör-
le 3.6-6 zusammengestellt. tel ist sehr gut verarbeitbar, ergibt genügend ho-
Die Anwendungsbeschränkungen für Nor- he Druckfestigkeits- und Haftscherfestigkeits-
malmörtel der Gruppe I beziehen sich auf sta- werte und ist zudem wegen seines nicht zu ho-
tisch und durch Feuchte stärker beanspruchtes hen E-Moduls noch ausreichend verformungs-
Mauerwerk. Dies ist berechtigt und notwendig, fähig, um Spannungen im Mauerwerk (z.B.
da für Mörtel der Gruppe !keinerlei Festigkeits- durch das Schwinden der Steine) vermindern zu
anforderungen bestehen und dieser Mörtel über- können.
Mauerwerk 3-351
Tabelle 3.6-6 Unzulässige Anwendungen (N) von Mauermörtel (nach DIN 1053 Teil 1 bis 3)
dem Putzgrund die Anforderungen an den Putz > 4 mm überwiegen. Bei Mörteln aus Baugipsen
erfüllen, werden als Putzsystem bezeichnet. und Anhydritbindern kann der Zuschlag entfal-
Mineralische Putze bzw. Putze aus minerali- len.
schen Bindemitteln sind wie folgt genormt: Putzmörtel werden i.allg. bestimmten Mörtel-
- DIN 18 550-1 - Putz; Begriffe und Anforde- gruppen - ähnlich wie Mauermörtel - zugeord-
rungen net (Tabelle 3.6-9) .
- DIN 18 550-2 - Putz; Putze aus Mörteln mit Für Putzmörtel kommen neben den Kalken
mineralischen Bindemitteln; Ausführung und Zementen als Bindemittel auch Gips und
- DIN 18 550-3 - Putz; Wärmedämmputzsyste- Anhydrit zur Verwendung. Die beiden letztge-
me aus Mörteln mit mineralischen Bindemit- nannten Bindemittel sind nicht wasserbeständig
teln und expandiertem Polystyrol (EPS) als und deshalb nur für Innenputze zulässig. Die Zu-
Zuschlag sammensetzung der Putzmörtelgruppen P I bis
- DIN 18 550-4 - Putze; Leichtputze; Ausfüh- P III entspricht etwa den Mauermörtelgruppen
rung MG I bis MG III, die Putzmörtelgruppen P IV
- DIN 18 558 - Kunstharzputze; Begriffe, An- und P V sind Gips- und Anhydritputze, die je-
forderungen, Ausführung weils auch Kalk enthalten können.
Normal-Putzmörtel können- wie Mauermör-
Die Putzarten können nach der Tabelle 3.6-8 ein- tel - als Rezeptmörtel (Tabelle 3 in DIN 18 550-
geteilt werden. Dabei werden der Normalputz 2) hergestellt werden. In diesem Falle gelten die
sowohl als Innenwand- als auch als Außen- Festigkeitsanforderungen nach Tabelle 3.6-9 als
wandputz, die Wärmedämmputze und Leicht- erfüllt. Die Putzmörtel können dann der jewei-
putze praktisch nur als Außenputze eingesetzt. ligen Putzmörtelgruppe zugeordnet werden.
Bei von der DIN-Tabelle abweichender Zu-
3.6.3.2 sammensetzung (ggf. auch bei Zugabe von Zu-
Herstellung, Zusammensetzung, Putzaufbau sätzen, s. dazu DIN 18 550-2) sind Eignungsprü-
fungen erforderlich. Normai-Putzmörtel kön-
Putzmörtel ist ein Gemisch von einem oder meh- nen als Baustellen- oder Werkmörtel (DIN
reren Bindemitteln, Zuschlag mit einem über- 18 557) und diese wiederum alsWerkfrisch- oder
wiegenden Kornanteil zwischen 0,25 und 4 mm Werktrocken-Putzmörtel hergestellt werden.
und Wasser, ggf. auch Zusätzen. In Sonderfällen Heute werden kaum noch Baustellenmörtel als
kann bei Mörtel für Oberputz der Kornanteil Putzmörtel angewendet.
Mauerwerk 3-353
Tabelle 3.6-9 Mörtelgruppen für Putze
Putzsystem Putzaufbau
DIN 18 550 ln der Regel Unterputz und Oberputz, mittlere Dicke 20 mm. bei einlagigen Putzen 15 mm;bewährte
Teil 1 Putzsysteme s. DIN 18 550 Teil1, Tab.3; andere Systeme bedürfen eines Eignungsnachweises.
DIN 18 550-3 wärmedämmenderUnterputz, Dicke <:! 20 mm, $ 100 mm (i.d.R.)
Teil 3 wasserabweisender Oberputz, ein- oder mehrschichtig, Dicke ;;:: 8 mm,$1 5 mm
DIN 18 550 ln der Regel Unterputz und Oberputz, mittlere Dicke 20 mm, Leichtputz als Unterputz 15 mm;
Teil4 bewährte Putzsysteme s. DIN 18 550 Teil4, Tab.1; andere Systeme bedürfen eines Eignungsnachweises
DIN 18558 Unterputz aus Putzmörtel mit mineralischen Bindemitteln, Oberputz Kunstharzputz; bewährte
Putzsysteme s. DIN 18 550 Teil4, Tab. 2; andere Systeme bedürfen eines Eignungsnachweises
Die Putzmörtel nach DIN 18 550-2 (Normal- Für Leichtputze können mineralische und/
putz), nach DIN 18 550-3 und DIN 18 550-4 ent- oder organische Zuschläge mit porigem oder
halten mineralische Bindemittel, Kunstharzput- dichtem Gefüge verwendet werden.
ze nach DIN 18 558 organische Bindemittel. Der Putzaufbau richtet sich nach den Anfor-
Für Normalputze nach DIN 18 550-2 sind derungen an den Putz und der Beschaffenheit
mineralische Zuschläge zu verwenden, für alle des Putzgrundes. Dieser muß eine Reihe von An-
anderen Putzmörtelarten können mineralische forderungen erfüllen; ggf. muß der Putzgrund
und/ oder organische Zuschläge verwendet wer- entsprechend vorbehandelt bzw. vorbereitet
den. werden - u. U. Aufbringen eines Spritzbewurfes,
Wärmedämmputze - Unterputze eines Wär- eines Putzträgers, Anordnen einer Putzbeweh-
medämmputzsystems - enthalten als Leichtzu- rung bei schwierigem Putzgrund. Angaben zum
schlag expandiertes Polystyrol (DIN 18 550-3) Putzaufbau sind in der Tabelle 3.6-10 zusam-
oder auch mineralische Leichtzuschläge (z.B. mengestellt. In der DIN 18 550-1 sind bewährte
Naturbims, Blähton, Blähglas). Unter- und Putzsysteme für Außen- und Innenputze für be-
Oberputz des Wärmedämmputzsystems sind als stimmte Anforderungen bzw. Anwendungen ta-
Werk-Trockenmörtel herzustellen. bellarisch aufgeführt.
Eigenschaften Wichtigfür
Druckfestigkeit ßo mechanische Beanspruchbarkeit, Anpassung an Putzgrund (Putzregel)
Zugfestigkeit ßz Rißsicherheit
Haftzugfestigkeit ßHz ausreichende Haftung am Putzgrund, Rißsicherheit
Haftscherfestigkeit ßHs
(Druck-E-Modul E0) Größe der entstehenden Spannungen, Rißsicherheit
Zug-E-Modul Ez
Bruchdehnung Eu
Feuchtedehnung Größe der entstehenden Spannungen, Rißsicherheit
(Schwinden Es· Quellen Eql
Wärmedehnung Ey
Relaxation 'I' Rißsicherheit
(Spannungsabbau)
(Kriechen, Kriechzahl <p)
Mauerwerk 3-355
Feuchteschutz (wasserhemmend, wasserabwei- rechnung) kann nach einem vereinfachten Nach-
send), Druckfestigkeit (Mindest- und z.T. auch weisverfahren unter Bezug auf zulässige Span-
Höchstwerte) sowie Rohdichte und Wärmeleit- nungen oder nach einem genaueren Verfahren
fähigkeit (bei Leicht- und Wärmedämmputzen). (Rechenfestigkeiten ßR, Traglastverfahren) er-
folgen. Die Norm enthält neben detaillierten
3.6.3.4 Ausführungshinweisen auch Regeln für die Kon-
Anwendung struktion und Ausführung von Mauerwerkbau-
ten und die notwendige Beschreibung der ver-
Putzsysteme nach DIN 18 550-2 und DIN 18 558 wendbaren Mauermörtel mit den entsprechen-
können grundsätzlich auf Außen- und Innen- den Anforderungen.
bauteilen aus Mauerwerk- unter Beachtung von In DIN 1053-2 Mauerwerk; Mauerwerkfestig-
DIN 18 550-2 - angewendet werden. Auf Leicht- keitsklassen aufgrund von Eignungsprüfungen
mauerwerk sollten nur ausreichend "weiche" sind die Verfahrensweise für die Eignungsprü-
Putze (DIN 18 550-3, DIN 18 550-4 bzw. geeigne- fung und die Zuordnung von Rechenfestigkeiten
te Normalputze) aufgebracht werden. und Grundwerten der zulässigen Druckspan-
Mit genormten Außenputzsystemen läßt sich nung geregelt.
ein genügender Witterungs-, vor allem Feuchte- DIN 1053-3 02.90 behandelt bewehrtes Mau-
schutz erreichen. erwerk - s. dazu Abschnitt 3.6.5.
Eine wesentliche Verbesserung der Wärme- Die DIN 1053-4 09.78 befaßt sich mit Bauten
dämmung von Außenbauteilen ist mit Wärme- aus Ziegelfertigbauteilen. Sie wird derzeit über-
dämmputzsystemen erzielbar. Bei Neubauten ist arbeitet und auf Fertigbauteile aus Mauerwerk-
die Kombination mit Leichtmauerwerk sinnvoll. das sind Mauertafeln,Vergußtafeln und Verbund-
tafeln - erweitert. Nach der Neufassung können
3.6.4 Mauertafeln aus allen Mauersteinen und Mauer-
Mauerwerk mörteln (wahrscheinlich ausgenommen Mauer-
mörtel der Gruppen I und II),die nach DIN 1053-
3.6.4.1 1 verwendbar sind, hergestellt werden. Für Ver-
Definition, Normung, Sicherheitskonzeption guß- und Verbundtafeln werden besondere
Mauerziegel verwendet. In der DIN 1053-4 wer-
Definition, Normung den außer den Baustoffen die Berechnung und
Bemessung der Fertigbauteile bzw. der Bauten
Mauerwerk wird aus Mauermörtel (i.allg.) und aus Fertigbau teilen, Konstruktionsdetails, Trans-
Mauersteinen hergestellt. Der Mauermörtel ver- port und Montage der Fertigbauteile sowie die
bindet die Mauersteine kraftschlüssig miteinan- Qualitätssicherung behandelt.
der und gleicht deren Maßtoieranzen aus. Mau-
erwerk kann deshalb als Verbundbaustoff be-
zeichnet werden.
Trockenmauerwerk besteht nur aus- beson-
Ausreichende Standsicherheit
ders maßhaltigen - Mauersteinen (Plansteinen) • Aufnahme Eigenlast, Verkehrslast, Windlast
ohne Mauermörtel und bedarf einer allgemei- • Brandschutz
nen bauaufsichtliehen Zulassung.
Ausreichende Gebrauchsfähigkeit
Mauerwerk ist ein Baustoff für den Hochbau. • Rißsicherheit gegenüber Verformung aus
Wegen der vergleichbaren großen Flexibilität Belastung, Feuchte-, Temperaturänderung
und vor allem wegen der guten bauphysikali- · Wärmeschutz (Wärmedämmung, Wärmespeiche-
rung, winterlicher und sommerlicher Wärmeschutz)
schen Eigenschaften wird Mauerwerk über-
• Schallschutz
wiegend im Wohnungsbau eingesetzt. Mehr als • Witterungsschutz (Durchfeuchtung, Frost,
85% der Wohnungsbauten werden in Mauer- Dauerhaftigkeit)
werk ausgeführt. Aber auch im Industrie- und Architektur/Ästhetik
Verwaltungsbau wird Mauerwerk verwendet. ·Ansprechende Oberflächengestaltung- Sicht-
Mauerwerk ist in DIN 1053-1 bis -4 genormt. mauerwerk
Die DIN 1053-1 behandelt unbewehrtes Mau- • Fassadengliederung
erwerk; Berechnung und Ausführung und zwar
Rezeptmauerwerk (RM) und Mauerwerk nach Abb. 3.6-7 Aufgaben von Mauerwerkbauteilen
Eignungsprüfung (EM). Die Bemessung (Be-
Überbindemaß ü
Stoßfugen (Ansicht) Längsfugen (Querschnitt)
rn~
Steinhöhe hn $ Steinbreite bn
Lagerfuge in jeder 2. Schicht, Ausnahme:
wenn Länge der Steinauf- bei h11 =175; 240: bn~ 11 5
standsfläche ~ 11 Smm und
üwieoben
Festigkeit der Steine und des
Mörtels nicht kleiner als im
übrigen Mauerwerk sind. 1- 1
~ 115 Maßeinmm
Mauerwerk 3-357
a"' 10
~"
Vollständig vermörtelt,
a ~:;s
"7"--
~"
Steine mit Mbrteltasche;
Steine mit Mörteltasche; Mörteltasche vermörtelt,
Steinflanke venmörtelt, Steine knirsch verlegt
d~ 115
a~ 5
"7"--
Steine mit ebener ~ Steine mit Nutund Feder;
Stoßfläche; ~ knirschverlegt
knirsch verlegt
d ~ 115 Maße in mm
Mauerwerk Mauersteine (s. Tabellen 3.6-1 und 3.6-2) Mauermörtel (s.Tabelle 3.6-4)
Gruppe Festigkeitsklassen Rohdichteklasse Festigkeitsklasse Art GruppeP
Leichtmauerwerk L .4 (5) ~ 1 .0 ~ ... 6(8, 12)0 LM LM 21, LM 36 (lla)Q
(LMW) DM
(NM)
Normalmauerwerk ~ ... 2,5 (4) ~ ... 1,0 ~ 12 NM ll,lla,lll (llla)Q
(NMW) ~ ... 9 (11) (~ 1.4) S 28 DM 111
Hochfestes ~13 (11) ~ 1.6 ~ 36 NM (lla)Q, III, IIIa
Mauerwerk (HMW) S 25 S 60 DM 111
n vgi.Tabelle 1in DIN 1053Teil2 P Mindestdruckfestigkeit im Aller von 28d in N/mml: ll:2,5;11a:5; 111: 10; llla:20
o () LeichthO<hiO<hziegel,sonst nicht sinnvoll q () nicht sinnvoll
********+
D Drucktrajektorien
f f f f f f f f t Z Zugtrajektorien
Abb. 3.6·10 Spannungsverteilung im Wandquerschnin; Spaltzugkräfte und Spannungsspitzen durch Fehlstellen in der
Lagerfuge
Mauerwerk 3-359
--~
~ Stein:
Druck-Zug-Zug
unbehinderte
Querdehnung
-~Mörtel:
~ Druck-Druck-Druck
Stein: Eq,st
+ Mörtel: tq.mö
d._ Stein:
ßO,mw-- a . ~'o.sr
nb nc
. ~'o.mo n Anzahl der Versuchswerte, 1 neueste Auswertungen (1997)
BEST: Bestimmtheilsmaß in% t Minelwerte n = 3
1 zu wenigeVersuchswerte u Näherung
Mauerwerk 3-361
Möglichkeit einer sogenannten Eignungsprü- Biegehaftzugfestigkeit bestimmt. Die Versuchs-
fung. Diese ist in DIN 1053-2 beschrieben und werte betragen bis zu etwa 0,7 N/mm2• Die hö-
geht von dem versuchsmäßigen Nachweis der heren Werte wurden für Dünnbett-Mauerwerk,
Mauerwerkdruckfestigkeit für eine bestimmte Hochlochziegel sowie Leichtbeton- und Nor-
Mauerstein-Mauermörtel-Kombination aus. Aus malbetonsteine mit Normalmörtel ermittelt.
den Versuchswerten werden dann der Rechen- Eine planmäßige Beanspruchung von Mauer-
wert und der Grundwert der zulässigen Druck- werk auf Zug oder Biegezug senkrecht zu den La-
spannung abgeleitet (s. Tabellen 1 in DIN 1053-2 gerfugen ist nach DIN 1053 nicht zulässig.
und 4c in DIN 1053-1) wobei die "Einstufung" Die Zug-, Biegefestigkeit parallel zu den La-
max. um 50% höher erfolgen darf als für das ent- gerfugen wird sowohl von der Steinzugfestigkeit
sprechende Mauerwerk nach DIN 1053-1. als auch von der Scherfestigkeit zwischen Mau-
Durch diese Verfahrensweise kann bestimm- erstein und Mauermörtel bestimmt. Die Scher-
tes Mauerwerk in Hinblick auf seine Drucktrag- festigkeit hängt dabei von der Haftscherfestig-
fahigkeit wesentlich besser ausgenutzt werden. keit ßHs und dem auflastbedingten Anteil p· o 0
Die Sicherheitsbeiwerte betragen 2,0 für Wän- (Reibungsbeiwert x Normalspannung) ab. Ist
de und 2,5 für bestimmte pfeilerartige Bauteile, keine oder nur eine sehr geringe Auflast vor-
die als "Kurze Wände" bezeichnet werden. handen, so wird die Haftscherfestigkeit bestim-
Mauerwerk aus natürlichen Mauersteinen - mend. Diese unterscheidet sich nach. Mörtelart
Natursteinmauerwerk- wird in DIN 1053-1 in und Mörtelgruppe. Bei hoher Haftscherfestig-
analoger Weise wie Mauerwerk aus künstlichen keit und vergleichsweise geringer Mauersteinfe-
Mauersteinen behandelt, allerdings mit einer stigkeit kann ein Versagen auch durch über-
Reihe von Einschränkungen. Diese betreffen i. w. schreiten der Steinzug-, biegezug- und ggf. der
die Mindestdicke tragender Wände (240 mm), Steinlängsdruckfestigkeit eintreten.
die zulässige Bauteilschlankheit sowie die zuläs- Bisher vorliegende Versuchswerte unterschei-
sigen Zug-, Biegezug- und Schubspannungen. den sich sehr stark je nach Mauermörtel- und
Mauerstein-Kombination. Es wurden Biegezug-
Zug-, Biegezugfestigkeit festigkeitswerte bis zu etwa 2 N/mm2 erreicht. Zu
den Versagensfällen, Einflußgrößen und der
Mauerwerk hat im Vergleich zu seiner Druckfe- rechnerischen Ermittlung s. die Abb. 3.6-13. Re-
stigkeit eine geringe Zug- und Biegezugfestigkeit chenwerte bzw. zulässige Werte für die Haftscher-
Die wesentlichen Einflüsse auf die Zug-, Bie- festigkeit, die Steinzugfestigkeit und den Rei-
gefestigkeit von Mauerwerk sind: bungsbeiwert sowie die maximalen Zug- und
- die Mauersteinzug- und -biegezugfestigkeit, Biegezugspannungen (vereinfachtes Berech-
- die Verbundfestigkeit zwischen Mauermörtel nungsverfahren) finden sich in DIN 1053-1.
und Mauerstein (Scherfestigkeit, Haftzugfe-
stigkeit), Schubfestigkeit
- die Art des Mauerwerkverbandes und die
überbindelänge der Mauersteine von Schicht Die Schubfestigkeit von Mauerwerk ist für die
zu Schicht sowie Aufnahme von Horizontalkräften in Richtung
- die Ausführungsqualität der Bauteilebene (Scheibenschub) und senk-
recht dazu (Plattenschub) von Bedeutung. Dies
Die Zugfestigkeit kann versuchsmäßig nach betrifft in der Regel die Beanspruchung durch
[Backes 1983], die Biegezugfestigkeit nach EN Wind.
1052-2 bestimmt werden. Die wesentlichen Einflüsse auf die Schubfe-
Bei der Zug- und Biegezugbeanspruchung von stigkeit von Mauerwerk sind:
Mauerwerk senkrecht zu den Lagerfugen wird - die Zugfestigkeit der Mauersteine,
die Tragfähigkeit meist ausschließlich von der - die Verbundfestigkeit zwischen Mauerstein
Verbundfestigkeit zwischen Mauermörtel und und Mauermörtel (Scherfestigkeit bzw. Haft-
Mauerstein bestimmt. Diese ist in der Regel - scherfestigkeit) sowie
ausgenommen Dünnbettmörtel - sehr gering - die Ausführungsqualität.
und hängt zudem erheblich von der Ausfüh-
rungsqualität ab. Wie bei der Zug- und Biegefestigkeit wird die
Zugfestigkeitswerte sind nicht bekannt. Die Beanspruchbarkeit auf Schub wesentlich durch
Biegezugfestigkeitswerte werden meist von der die Auflast bestimmt.
Beanspruchung, Versagensfälle
Abb. 3.6-13 Zug- und Biegezugfestigkeit von Mauerwerk parallel zu den Lagerfugen; Versagensfalle, Einflußgrößen, rechneri-
sche Erminlung
Die Schubfestigkeit bzw. Schubbeanspruch- erstein relativ gering, so daß auch in diesem
barkeit von Mauerwerk wird unter Bezug auf die Falle keine wesentlichen Schubkräfte übertra-
Schubbruchtheorie von [Mann/Müller 1985] er- gen werden können. Dies trifft allerdings nicht
mittelt. Dieser Theorie liegen folgende wesentli- für vollflächig vermörtelte Stoßfugen mit
che Erkenntnisse zugrunde: Dünnbettmörtel zu. Wegen der wesentlich
( 1) In den vertikalen Fugen zwischen den Mau- größeren Verbundfestigkeit des Dünnbett-
ersteinen - den Stoßfugen - können keine bzw. mörtels zum Mauerstein, sind in diesem Falle
nur geringe, vernachlässigbare Schubspannun- auch nennenswerte Schubspannungen im Be-
gen 1 übertragen werden. Die Gründe dafür sind: reich der Stoßfuge möglich;
- Planmäßig zu vermörtelnde Stoßfugen sind - senkrecht zur Stoßfuge sind keine Druckspan-
häufig nicht vollfugig ausgeführt; es entstehen nungen vorhanden, so daß deshalb auch kei-
oft Randablösungen des Mörtels vom Mauer- ne Reibungskräfte erzeugt werden können;
stein infolge Mörtelschwinden; - heute werden immer häufiger planmäßig teil-
- selbst bei ordnungsgemäßer Ausführung von vermörtelte oder unvermörtelte Stoßfugen
planmäßig vollvermörtelten Stoßfugen ist die (Nut- und Federausbildung der Mauersteine)
Verbundfestigkeit zwischen Mörtel und Mau- ausgeführt.
Mauerwerk 3-363
(2) In den horizontalen Fugen (Lagerfugen) wir- - Versagen der Lagerfuge aufAbscheren. Dies ist
ken Schubspannungen r (Abb. 3.6-14) und er- dann der Fall, wenn die Druckspannungen
zeugen ein Drehmoment am Einzelstein. Unter senkrecht zur Lagerfuge klein sind. In diesem
der Voraussetzung in [Mann/Müller 1985), daß Fall wird die Scherfestigkeit- das ist die Sum-
in den Stoßfugen keine nennenswerten Schub- me aus Haftscherfestigkeit ßHS und Rei-
kräfte übertragen werden können, muß das not- bungswiderstand ].1 · ax - überschritten. Der
wendige Gleichgewicht gegen Verdrehen durch Bruch verläuft dann im Bereich der Lager-
ein vertikal wirkendes Kräftepaar aus den und Stoßfugen des Mauerwerks (@ in Abb.
Druckspannungen senkrecht zur Lagerfuge er- 3.6-15).
reicht werden. Dieses Kräftepaar entsteht da- - Versagen der Mauersteine durch Zugbeanspru-
durch, daß in einem Steinbereich die Druck- chung. Bei höherer Druckspannung senkrecht
spannung größer (axd, im anderen Steinbereich zur Lagerfuge vergrößert sich die Scherbean-
kleiner (ad ist - s. Abb. 3.6-14. Diese ungleiche spruchbarkeit im Bereich der Lagerfuge we-
Druckspannungsverteilung, die hier in der Mo- gen des höheren Reibungswiderstandes. Das
dellbetrachtung vereinfacht und schematisiert Versagen wird dann i.d.R. im Mauerstein auf-
in Form eines Spannungssprunges dargestellt treten. Dadurch, daß die Mauersteine in
ist, wurde versuchsmäßig in [Mann/Müller 1985) jeder zweiten Schicht doppelt so große Schub-
nachgewiesen. kräfte übertragen müssen- weil nach der Vor-
Nach [Mann/Müller 1985) ergeben sich i. w. aussetzung in den Stoßfugen keine Schub-
folgende 4 mögliche Schub-Versagensfälle (Abb. kräfte aufgenommen werden - entsteht zu-
3.6-15): sammen mit den Druckspannungen senk-
- Versagen durch Oberschreiten der Haftzug- recht zur Lagerfuge eine schiefe Hauptzugs-
festigkeit zwischen Mauerstein und Lagerfu- pannung im Mauerstein. Diese führt bei
genmörtel. Sind die Druckspannungen senk- Überschreiten der Mauerstein-Zugfestigkeit
recht zur Lagerfuge sehr gering, so wird die zum Versagen. Die in diesem Falle entstan-
kleinere Normalspannung im Bereich des denen Risse sind deshalb im Steinbereich
Mauersteines zur Zugspannung. Setzt man leicht geneigt und setzen sich in den Stoßfu-
diese Oxz = ßHz (Haftzugfestigkeit) so ergibt gen fort. Das Bruchkriterium folgt aus (@in
sich (Q) in Abb. 3.6-15) Abb. 3.6-15).
Wandscheibe Einzelstein Ay
- t;.y
V ~ßo ·
r - - - , .._ H
;
l!J.o,WJJ
mn
' ' 2
I_t _ t 1t
Ht _ _
o,
Element
nmmmmmm+ o,
t :- - ,, - - : Oz fiiifiiil 0I
,----
T= ßz... . I+~
2,3 \ ßz,11
- Versagen durch Überschreiten der Druckfe- Normalspannung in der Lagerfuge, ßRz Rechen-
stigkeit des Mauerwerks. Sind die Druckspan- wert der Steinzugfestigkeit)
nungen senkrecht zur Lagerfuge sehr hoch, so Die zusätzlich, grundsätzlich möglichen Ver-
versagt das Mauerwerk auf Druck, wenn die sagensarten: Überschreiten der Haftzugfestig-
größere Druckspannung im Steinbereich keit zwischen Lagerfugenmörtel·und Mauerstein
(ax 1) die Druckfestigkeit des Mauerwerks sowie Überschreiten der Druckfestigkeit des
ßD,mw übersteigt. Das Bruchkriterium ergibt Mauerwerks werden i.allg. durch den Nachweis
sich dann zu(@ in Abb. 3.6-15). der Scherfestigkeit ohne Auflast bzw. den Nach-
weis auf Druck mit erfaßt.
Aus diesen verschiedenen Versagenskriterien Rechenwerte bzw. zulässige Werte für die
läßt sich eine Brucheinhüllende [Mann/Müller Haftscherfestigkeit, die Steinzugfestigkeit und
1985] ableiten, oberhalb der ein Versagen auf- den Reibungsbeiwert sowie die maximale
tritt (Abb. 3.6-15). Schubspannung (vereinfachtes Berechnungsver-
In [Mann/Müller 1985] wird ausdrücklich da- fahren) finden sich in DIN 1053-1.
rauf hingewiesen, daß die dargestellten Zusam- Die max. zulässige Schubspannung beträgt
menhänge für Mauerwerk im Läuferverband - 0,84MN/m2 •
Überbindelänge etwa halbe Steinlänge - abge-
leitet wurden. Sie gelten deshalb für andere Ver- Formänderungen und Rißsicherheit
bandsarten, z.B. Blockverband, nur näherungs-
weise. Allgemeines, Bedeutung. Durch behinderte
In DIN 1053-1 11.96 sind sowohl mit dem Formänderungen von Mauerwerk können- wie
vereinfachten als auch mit dem genaueren Be- bei anderen Baustoffen auch - rißgefährliche
rechnungsverfahren jeweils 2 Nachweise zu füh- Spannungen entstehen. Dadurch hervorgerufe-
ren. Der erste Nachweis bezieht sich auf das Ver- ne Risse beeinträchtigen in der Regel nicht die
sagen der Lagerfuge, der zweite auf das Versagen Standsicherheit von Bauteilen oder Gebäuden, es
des Mauersteins. Die beiden Nachweis- kann jedoch die Gebrauchsfähigkeit im Einzel-
gleichungen des genaueren Berechnungsverfah- fall wesentlich verschlechtert werden. Dies be-
rens sind nachfolgend aufgeführt. trifft den Feuchteschutz bei Außenbauteilen so-
wie möglicherweise auch den Schallschutz.
Y 'T $ßRHS +ji. Ox,
Durch eine stärkere Durchfeuchtung können die
Wärmedämmung vermindert werden und bei
y · T$ 0,45· ßRz · ~1+ax !ßRz
Frostbeanspruchung örtlich begrenzte Schäden
(ßRHS Rechenwert der abgeminderten Haft- entstehen. Derartige Rißschäden sind nur durch
scherfestigkeit, P, = 0,4 Rechenwert des abge- ausreichende Kenntnis der Verformungseigen-
minderten Reibungsbeiwertes, ax zugehörige schaften von Mauerwerk und entsprechende
Mauerwerk 3-365
Maßnahmen zu vermeiden. Dies muß bereits im bleibenden Dehnungen, der aber nicht beson-
Planungsstadium beachtet werden. Eine nach- ders berücksichtigt wird. Auch der Druck-E-Mo-
trägliche Instandsetzung von Bauteilen mit Riß- dul von Mauerwerk wird nach DIN 18 554-1 un-
schäden kann im Einzelfall sehr kostenintensiv ter Bezug auf die gesamten Dehnungen bei der
sein. Prüfspannung (etwa 1/3 der max. Druckspan-
nung) ermittelt.
Formänderungsarten, Zahlenwerte. Die Abb. Druck-E-Modul-Werte für Mauerwerk sind in
3.6-16 gibt einen Überblick über die beim Mau- der Tabelle 3.6-14 angegeben. Sie können auch
erwerk auftretenden Formänderungsarten. Es mit den Gleichungen der Tabelle 3.6-15 aus der
sind bis auf das chemische Quellen, das bei Mau- Mauerwerkdruckfestigkeit (s. a. Abb. 3.6-17) oder
erziegeln auftreten kann, dieselben Formände- aus a0 (Tabelle 3.6-16) abgeleitet werden.
rungsarten wie bei Beton. Die E-Moduln von Mauerwerk verändern sich
In der Tabelle 2 der DIN 1053-1 sind Zahlen- im Gegensatz zu Beton altersbezogen ver-
werte für die Formänderung angegeben und gleichsweise wenig. Sie können zumindest ab ei-
zwar sowohl als Rechenwert (i.allg. zutreffender nem Alter von einem Monat als praktisch kon-
Wert) und als Wertebereich (unterer und oberer stant angesehen werden.
Grenzwert). Die Werte in DIN 1053-1, 11.96,
stammen weitgehend unverändert aus [Schu- Feuchtedehnung. Die Feuchtedehnung beinhal-
bert 1998]. Die Angaben in der DIN sind keine tet alle Formänderungen infolge Feuchteeinwir-
Anforderungen. Deutlich sind die großen Unter- kung, das sind: Schwinden bzw. Quellen und che-
schiede im Wertebereich für die einzelnen misches Quellen.
Mauerwerksarten (Steinarten) sowie vor allem Unter Schwinden wird die Volumenverringe-
die Unterschiede zwischen den verschiedenen rung bzw. Verkürzung durch Feuchteabgabe
Mauerwerksarten. Die Mörtelart kann zwar auch (Austrocknen) verstanden. Quellen ist der um-
die Formänderungswerte beeinflussen, der Ein- gekehrte Vorgang.
fluß ist jedoch gegenüber den Formänderungen Einflüsse auf das Schwinden, Quellen von
der Mauersteine in den meisten Fällen vernach- Mauerwerk sind:
lässigbar, vor allem bei großem Steinanteil in - die Schwindcharakteristik der Steine, des
Mauerwerk (großformatige Steine). Mörtels,
- Porenstruktur, Zusammensetzung,
Formänderungen infolge kurzzeitiger Lastein- - der "Einbau"- Feuchtegehalt,
wirkung. Die durch kurzzeitige Lasteinwirkung - der Stein-, Mörtelanteil,
bei Mauerwerk entstehenden Formänderungen - die Bauteilgröße (Wanddicke),
werden näherungsweise als elastische Dehnung - die Schwindrichtung: horizontal, vertikal,
Eel bezeichnet, obwohl sie versuchsmäßig durch - das Schwindklima, relative Luftfeuchte, Luft-
einmalige Belastung ermittelt werden. Aus die- bewegung (Temperatur)
sem Grunde enthalten sie auch einen Anteil von - die Anzahl der Schwind-, QuellwechseL
Mauersteine Mauermörtel
Steinsorte DIN Festigkeits Normalmörtel, Gruppe Leicht- Dünnbett-
klasse II lla III lila mörtel mörtel
Hlz 105 4 - - - - 2,5 4,0
6 - - - - 4,0 4,5
8 - - - - 5,0 5,5
12 3,5 5,0 6,0 8,0 6,5 -
20 5,0 6,5 8,5 11 ,0 - -
28 6.5 8,5 10,5 13,5 - -
36 - - 12,5 16,0 - -
48 - - 15,0 19,0 - -
60 - - 18,0 22,5 - -
KS 106 4 1,9 2,2 2,5 2,9 - -
6 2,6 3,0 3.4 4,0 - -
8 3,2 3,7 4,2 1,9 - -
12 4,3 5,0 5,7 6,6 - 8,0
20 6,3 7,2 8,4 9,7 - 10,0
28 8,1 9,3 10,7 12,4 - -
36 9,7 11,2 12,9 15,0 - -
48 12,0 13,9 16,0 18,5 - -
60 14,2 16,4 18,9 21,8 - -
KSL 106 12 3,2 3,7 4,2 4,9 - -
20 5,0 5,8 6,6 7,7 - -
28 6,1 7,0 8,0 9,3 - -
Hbl 18151 2 2,2 2,2 2,3 - 2,2 2,0
4 3,5 3,6 3,8 - 3,0 -
6 4,6 4,8 5,0 - 3,6 -
8 5,6 5,9 6,1 - 4,1 -
V,Vbl 18152 2 2,2 2,4 2,5 - 2,0 2,0
4 3,7 3,9 4,1 - 3,0 3,5
6 4,9 5,2 5,6 - 3,7 5,0
8 6,0 6,4 6,8 - 4,3 -
Hbn 18153 4 4,5 5,8 7,6 - - -
6 5,8 7,5 9,8 - - -
8 6,9 9,0 11 ,7 15,2 - -
12 8,8 11 ,5 15,0 19,5 - -
PB, PP 4165 2 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,0
4 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8
6 2,4 2,4 2,4 2,4 2,4 2,5
8 3,0 3,0 3,0 3,0 3,0 3,1
Mauerwerk 3-367
Eomw
20000 .--·- - - - - - - . - - - - - - . - - - - . - - - - - - - - - ,
E" mw (Sekantenmodul) in
N/mm2 · Abhängigkeit von der
Hlz/NM Mauerwerkdruck-
festigkeit ßo.-
KS Kalksandvollsteine
Hlz Hochlochziegel
PP, PB Porenbeton-Piansteine,
-Blocksteine
LB Leichtbetonsteine
NM Normalmörtel
LM Leichtmörtel
DM Dünnbettmörtel
5 10 15 20
Po.mw
Mauersteinart/DIN
Rechenwert Wertebereich
MNfm2 MNfm2
Mauerziegei/DIN 105 Teile 1 und 2 3500 3000 ... 4000
Kalksandsteine/DIN 106 x 3000 2500 ... 4000
Porenbetonsteine/DIN 4165 2500 2000 .. ' 3000
Leichtbetonsteine/DIN 18151,DIN 18152 5000 4000 ... 5500
Betonsteine/DIN 18 153 7500 6500 ... 8500
wa 0 Grundwert der zulässigen Druckspannung x Gilt auch fOr HOttensteine/DIN 398
Zur Prüfung des Schwindens, Quellens s. [Schu- Das chemische Quellen ist die Volumen- bzw.
bert 1992]. Wegen des i. allg. sehr großen Mauer- Längenzunahme durch Anlagerung von Wasser-
steinanteils im Mauerwerk kann ausreichend ge- molekülen (Chemisorption).Eskann bei Mauer-
nau aus den Schwindwerten von Einzelsteinen ziegelnauftreten und zeitlich unterschiedlich ver-
auf das Schwinden von Mauerwerk geschlossen laufen (Abb. 3.6-19). Die im Bild dargestellten
werden. Kurven 1 und 3 sind in der Regel ohne bauprak-
Aus Untersuchungsergebnissen abgeleitete tische Bedeutung, weil in diesen Fällen das che-
Kurven für den zeitlichen Verlauf des Schwin- mische Quellen sehr schnell auftritt und beendet
dens zeigt Abb. 3.6-18. ist. Kritisch und rißgefährlich kann das chemi-
Anhand dieser Kurven, die als sehr grobe sche Quellen nach dem Kurventyp 2 werden,
Näherung anzusehen sind, kann das Schwinden wenn es eine bestimmte Größenordnung erreicht.
für einen bestimmten Zeitraum abgeschätzt wer- Einflüsse auf das chemische Quellen von
den. Mauerziegeln sind:
Für verschiedenes Mauerwerk existieren de- - die Rohstoffzusammensetzung, die Brenn-
taillierte Angaben zu den Schwindendwerten von bedingungen bei der Mauerziegel-Herstel-
Einzelsteinen und Mauerwerk- auch in Abhän- lung,
gigkeit von der Vorlagerung und den verwende- - die Quellrichtung (Höhe, Länge ... Stein),
ten Baustoffen (s. dazu in [Schubert 1998]). - die (Feuchtigkeit), i.allg. ist normale Luft-
Das Schwinden ist bei Mauerwerk nach etwa feuchtigkeit ausreichend,
3 bis 5 Jahren weitgehend beendet. - der Stein-, MörtelanteiL
/
1/
2.."
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I 240-PB, PP
2 70-KS, KS L
3 120-KS, KS L
4 240-KS, KS L
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65 Ta
0,6
/
5 120-V, Vbl
V 37-// . 6/ 6 160-Hbl
0,5
0,4
I 4,/ //-- / 5
7 240-V, Vbl, Hbl
0,3
/_ ~~/_ / / / /
Unverputzte Wände, die
dtf Effektive Dicke, etwa
gleich Wanddicke
0,2 / /V/>/ Mauersteine wurden vor dem
Vermauern 2d in Wasser und
RF Relative Luftfeuchte
/ h in %
~ / /
".- 1 d in Raumluft gelagert.
0,1 ~----0/ -'
~~,.-'
0
0 10 100 1000 10000
Schwinddauer (d)
Abb. 3.6-18 Zeitlicher Vertauf des Schwindens t, (I) von Mauerwerk bezogen auf den Endschwindwert t,_; Mauerwerkalter
bei Schwindbeginn i. a. 3 bis 7 d
~--- -1
Untersuchungsergebnisse zum zeitlichen Verlauf
des Kriechens sind in Abb. 3.6-20 aus [Glitza 1984)
dargestellt. Das Kriechen ist bei Mauerwerk nach
0 20 40 60 80 100 I
etwa 3 bis 5 Jahren weitgehend beendet.
Abb. 3.6-19 Zeitlicher Verlauf des chemischen Quellens;
Kurventypen Wärmedehnung. Die Wärmedehnung Er ist die
Volumen- bzw. Längenänderung infolge Tempe-
raturänderung ß T (Erwärmung, Abkühlung)
Das chemische Quellen kann versuchsmäßig,
Ey=cx.y · ßT
auch nachträglich ermittelt werden (s. [Schubert
1992)). Bei der nachträglichen Bestimmung ist mit cx. T Wärmedehnungskoeffizient
zu berücksichtigen, daß ein bestimmter Anteil Einflüsse auf die Wärmedehnung von Mauer-
des chemischen Quellens vor dem Vermauern werksind:
aufgetreten und damit rißunwirksam ist. - die Baustoffeigenschaften - Wärmedehnungs-
koeffizient cx.y der Mauersteine, des Mauer-
Formänderungen infolge langzeitiger Lastein- mörtels,
wirkung- Kriechen. Kriechen ist die Verkürzung - die Feuchtigkeit im Mauerwerk,
unter langzeitiger Lasteinwirkung. - Konstruktion und Farbgebung des Bauteils.
Das Kriechen wird wie bei Beton aus der im
Versuch ermittelten Gesamtdehnung des belaste- Zur Prüfung des Wärmedehnungskoeffizienten
ten Prüfkörpers abzüglich der elastischen Deh- s. in [Schubert P 1992].
nung und der Feuchtedehnung ermittelt:
Rißsicherheit von Mauerwerk
Ek = Eges - Ee[ - Ef •
Die Feuchtedehnung muß dabei an unbelasteten Entstehen von Spannungen und Rissen. Durch
Vergleichsprüfkörpern bestimmt werden. Die Formänderungsunterschiede innerhalb des Bau-
Kriechzahl <p ist das Verhältnis von Ekl Eei· Sie ist teils (z.B. Wärme-, Feuchtedehnung) oder zwi-
Mauerwerk 3-369
- - Hl.z
/ - - · KS
- .. .. _ PB2
/ -·-·- PB4,PB6
/ ---- V
......... Hbl
..~·· Hlz
KS
Hochlochziegel
K.llkl.andvollsteine
PB Porenbetonblockl.teine
V, Hbl Leichtbeton·Vollblöcke,
•Hohlblöcke
sehen benachbarten Bauteilen entstehen Span- sehen benachbarten Bauteilen auftreten. Beispie-
nungen, wenn die Formänderungen nicht zwän- le dafür sind lange wenig oder gar nicht vertikal
gungsfrei ablaufen können. Rißgefährlich sind belastete Wände, die sich durch Schwinden und
wegen der geringen Mauerwerkfestigkeit Zug-, ggf. Temperaturabnahmeverkürzen wollen (z.B.
Scher- und Schubspannungen. Durch innere Verblendschalen), oder Innen- und Außenwän-
Kriecheffekte und Spannungsumlagerungen de im Verband, die sich in vertikaler Richtung
wird die aus behinderten Dehnungen entstande- sehr unterschiedlich verformen.
ne Spannung relativ rasch abgebaut. Die Span- Derartige Risse beeinträchtigen nur in selte-
nungsabnahme wird durch die Relaxationszahl nen Fällen die Standsicherheit, i.allg. aber die
ljl gekennzeichnet. Diese kann ersatzweise in et- Gebrauchsfähigkeit (Schall-, Wärme-, Feuchte-
wa mit Hilfe der Kriechzahl beschrieben werden schutz; Ästhetik).
1
ljl=--, Beurteilung der Rißsicherheit. Wegen der Viel-
1+<p
zahl von kaum ausreichend genau erfaßbaren
und für den Endzustand Einflußgrößen ist die rechnerische Beurteilung
1 der Rißsicherheit in der Regel nur sehr einge-
ljl oo : : : - - - . schränkt möglich, in den nachfolgend beschrie-
1+<poo
benen Fällen jedoch mit brauchbarer Aussagesi-
Der Spannungsabbau ist bei langsamer ablau- cherheit (s. dazu auch in [Schubert 1988)).
fenden Formänderungen - wie Schwinden und
jahreszeitliche Temperaturänderungen- größer Formänderungsunterschiede überwiegend in
als bei kurzzeitigen Formänderungen. vertikaler Richtung (Verformungsfall V)
Die Rißsicherheit SR hängt von der Größe der Durch Belastungsunterschiede und/oder unter-
vorhandenen Spannungen vorho oder Dehnun- schiedliche Formänderungseigenschaften von
gen vorhE und der Größe der Festigkeit ß bzw. Innen- und Außenwandmauerwerk entstehen
Bruchdehnung Eu ab. Verformungsunterschiede.
Die Größe von vorho wird bestimmt durch die Diese können zu einer Verkürzung der Innen-
gesamte vorhandene Dehnung bzw. den Deh- wand gegenüber der Außenwand (Fall Vl) oder
nungsunterschied, den E-Modul, die Relaxation auch zum umgekehrten Fall führen (Fall V2).
und den Behinderungsgrad für die Dehnungen. Eine unabhängige und unbehinderte Verfor-
Der Behinderungsgrad hängt von den Lagerungs- mung von Außen- und Innenwand ist aber im
bedingungen ab und kann theoretisch zwischen Regelfall nicht möglich. Da die auftretenden Ver-
0 (frei beweglich) und 1 (volle Einspannung) be- formungsunterschiede nicht spannungsfrei ab-
tragen. laufen können, entstehen im Bereich der größ-
Rißgefahr besteht vor allem dann, wenn gro- ten Behinderung (im Anschlußbereich Außen-
ße Verformungs- (Dehnungs-)unterschiede zwi- Innenwand) Zug- bzw. Schubspannungen, die zu
~
I \
( \
( \ b
Grundriß Innenwand
Außenwand
Abb. 3.6-21 Risse durch Formänderungsunterschiede in vertikaler Richtung; a Verformungsfall Vl, b Verformungsfall V2
Mauerwerk 3-371
Tabelle 3.6-17 Miteinander verbundene Außen(A)- und tnnenquer(I)-Wände;häufige Kombinationsfalle und Einschätzung
der Rißgefahr
{~
Riß durch Fugen
maßgebend ist Steinzugfestigkeit Pz.11 maßgebend ist Scherfestigkeit PaMörtel/Stein
Abb. 3.6-23 Risse durch Formänderungen in horizontaler Richtung; Verformungsfall H, Wand unten verformungsbehindert
(aufgelagert)
1,,
12,5 R= 0,5
10,0
0,5 Mauerwerk aus
KS, KSL
Hlz, V, PB (PP) 1
7,5
1unsicher
5,0
1, =1, 1 · hmw
hmw = Wandhöhe
2.5
0
0 0,1 0,2 0,3 0.4 0,5 0,6 0.7 0,8 mm/m
geSE
Abb. 3.6-24 Verformungsfall H; rißfreie Wandlänge für eine 1 m hohe Wand 1,1 in Abhängigkeit von der Gesamtdehnung ges E
und dem Behinderungsgrad Ram Wandfuß
Mauerwerk 3-373
Mit dem ermitteltenges E und dem anzuset- - geringe Verformungsbehinderung am Wand-
zenden R kann nun aus dem Diagramm lrl für fuß (Wandkopf)
das gewählte Mauerwerk abgelesen werden. Die - ggf. 2 Lagen Pappe
rißfreie Wandlänge l, bzw. der Dehnungsfugen- - konstruktive Lagerfugenbewehrung (vor al-
abstand ergibt sich dann mit der tatsächlichen lem im Brüstungsbereich)
Wandhöhe hmw zu - gute Nachbehandlung (Schutz vor Durch-
feuchtung bzw. schneller Austrocknung)
l, = lr! · hmw• - Vergrößerung der Haftscherfestigkeit
Beispiel: Verblendschale aus Kalksandsteinen - Anordnung von Dehnungsfugen
auf Feuchtesperrschicht, Wandhöhe: 5,50 m, - bei größeren Wandlängen
Schwinddehnung Es = 0,20 mm/m, Wärmedeh- - anGebäudeecken
nung (Temperaturabnahme gegen Herstelltem- - an Schwachstellen (Brüstungen u.ä.)
peratur,~T= 10K,
Ohne rechnerischen Nachweis für die rißfreie
ET = 10 K · 8 · IQ-6/K = 0,08 · 10-3 = 0,08 mm/m)
Wandlänge bzw. den Dehnungsfugenabstand
Gesamtdehnung: ges E = 0,20 + 0,08 werden vertikale Dehnungsfugen in folgenden
=0,28mm/m Abständen empfohlen:
Behinderungsgrad: R = 0,6 Mauerwerk aus DF-Abstand m
Rißfreie Wandlänge: l, = 1,3 · 5,5 = 7,2 m - Kalksandsteinen 6bis 8
- Porenbetonsteinen 6 bis 8
Erhöhte Rißgefahr kann im Bereich von Brü- - Leichtbetonsteinen 4 bis 6
stungen wegen der Belastungs- und Formände- - Mauerziegeln 10 bis 20
rungsunterschiede zwischen Brüstung und an-
grenzendem Wand- bzw. Pfeilerbereich auftre- Da Mauerziegel praktisch kaum schwinden, be-
ten. Zur Vermeidung von Rissen empfehlen sich steht bei diesem Mauerwerk i. allg. keine Rißge-
eine Lagerfugenbewehrung, die beidseits der fahr; bei langen Verblendschalen (etwa über 10
Brüstung mindestens 0,5 m ins angrenzende bis 15m) empfehlen sich Dehnungsfugen im Be-
Mauerwerk reichen sollte, oder die Anordnung reich der Gebäudeecken, um Verformungen in-
von Dehnungsfugen zwischen Brüstung und an- folge Temperaturänderung und ggf. chemischen
grenzendem Mauerwerk, wobei die Standsi- Quellens im Eckbereich schadensfrei aufneh-
cherheit der Brüstung durch konstruktive Maß- men zu können. Wegen des häufig höheren End-
nahmen (z. B. Verankerung) zu gewährleisten ist. schwindwertes sind die rißfreien Wandlängen
Bei belasteten Wänden ist die Rißgefahr durch für Leichtbetonstein-Mauerwerk meist etwas
behinderte horizontale Formänderungen we- kleiner als die für Mauerwerk aus Kalksandstei-
sentlich geringer, weil die auftretenden Zug- nen und Porenbetonsteinen. Hinsichtlich weite-
spannungen weitgehend überdrückt werden. rer Angaben zur Anordnung, Ausbildung und
Anhaltswerte für die Dehnungsfugenabstände Ausführung von Dehnungsfugen (auch horizon-
sind je nach Wandkonstruktion und Wärme- taler) s. in [Schubert 1988].
dämmung 30 bis 50 m.
Möglichkeiten zur Vergrößerung der rißfrei- Rißgefahr im Mauerwerk durch Verbindung mit
en Wandlänge bzw. der Rißsicherheit sind: Bauteilen aus anderen Baustoffen
- Verwendung von Mauersteinen mit geringem (Beton, Stahl)
Schwinden Durch die Verbindung von Mauerwerkshautei-
- lufttrockene Steine vermauern len (Wände) mit Bauteilen aus anderen Baustof-
- ggf. leicht vornässen für guten Mörtelver- fen mit anderen Verformungseigenschaften und/
bund oder anderen Verformungsrichtungen sowie an-
- Verwendung von Mörtel der Gruppen li, lla deren Belastungen können große Verformungs-
- hohe Haftscherfestigkeit unterschiede und Spannungen entstehen, die,
- keine zu hohe Druckfestigkeit (kleiner E- wenn es sich um Zug- oder Schubspannungen
Modul) - verformungsfähig handelt, meist erhöhte Rißgefahr für das Mau-
- halbsteinige überbindung (größte Verbund- erwerk bedeuten. Besonders rißgefährdet sind
länge bzw. -fläche) Mauerwerkwände unter Stahlbetondachdecken.
- günstige Wand-Geometrie (keine flachen, lan- Aber auch durch die Verbindung von Mauer-
gen Wände) werkwänden mit Stahlbetongeschoßdecken
Mauerwerk 3-375
Strahlenbelastung. Die Tabelle 3.6-18 enthält für winnen. Angestrebt wird ein sogenanntes kreis-
Mauerwerkbaustoffe entsprechende Angaben laufgerechtes Bauen. Das heißt, die Baustoffe
aus verschiedenen Untersuchungen. werden im Kreislauf auf einem möglichst hohen
Wie aus der Tabelle 3.6-18 ersichtlich, liegen Wiederverwendbarkeitsniveau gehalten. Dies
die Meßergebnisse für alle Mauerwerkbaustoffe verlangt entsprechende Anstrengungen bei der
weit unter den empfohlenen Grenzwerten. In der Herstellung der Baustoffe in bezugauf Vermei-
Tabelle sirtd auch die Exhalationsraten für Radon dung bzw. Gewährleistung von unbedenklichen
angegeben. Darunter ist der Anteil von Radon zu Anteilen an möglicherweise schädlichen Stoffen
verstehen, der aus dem Baustoff in die Raumluft aber auch in bezugauf die Bauteil- und Gebäu-
gelangt. Auch in diesem Fallliegen die Meßwer- dekonstruktion. Hier wird eine möglichst pro-
te weit unter den empfohlenen Grenzwerten. blemlose Rückbaubarkeit, d.h. Trennbarkeit der
Unabhängig davon ist darauf hinzuweisen, verschiedenen Baustoffe angestrebt, sodaß sie
daß die mittlere Strahlenbelastung der Bevölke- nahezu sortenrein einer Wiederverwendung zu-
rung in Deutschland baustoffunabhängig mit geführt werden können.
mindestens rd. 2,4 mSv ein Mehrfaches der mög- Für die Wiederverwendbarkeit von Baustof-
lichen Strahlenbelastung durch verbaute Bau- fen ist deren Umweltverträglichkeit nachzuwei-
stoffe beträgt, wobei regional erhebliche Unter- sen (s.a. Umweltverträglichkeit).
schiede auftreten können. Von allen Mauerwerkbaustoffe herstellenden
Industrien liegen z. Z. eingehende Untersuchun-
Wiederverwendbarkeit von Baustoffen - Recyc- gen in Zusammenarbeit mit öffentlichen Insti-
ling. Die Wiederverwendbarkeit von Baustoffen tutionen vor, die sich sowohl auf die Wiederver-
auf einen möglichst hohen Wiederverwertbar- wendbarkeit von sortenreinen Baustoffen als
keitsniveau wird unter den Gesichtspunkten der auch auch auf Baustoffe mit anhaftenden
Resourcenschonung und der Vermeidung der "Fremdstoffen"- wie Restevon Mauer- und Putz-
Deponierung immer mehr an Bedeutung ge- mörteln - beziehen. Die Wiederverwendbarkeit
Tabelle 3.6-18 Konzentrationen der natürlichen Radioaktivität (Radium-Ra, Thorium-Th und Kalium-K) und Radion-Exhala·
tionsrate verschiedener Baustoffe
Mauerwerk 3-377
Tabelle 3.6-19 Bewehrtes Mauerwerk nach DIN 1053-J:Verwendbare Baustoffe
Mauersteine
Verwendbar sind alle genormten Mauersteine und Formsteine, wenn
- der Lochantei l nicht mehr als 35 % beträgt ••,
- bei nicht kreisförmigen Löchern die Stege in Wand längsrichtung durchgehen (kein Stegversatz),
- die Kennzeichnung der Mauersteine zusätzlich . BM" (Bewehrtes Mauerwerk) enthält.
Mauermörtel
- !Ur unbewehrte Mauerwerkbereiche:
Mauermörtel nach DIN 1053-1 (No rmalmörtel,außer MG I; Leichtmörtei;Dünnbettmörtel),
- für bewehrte Mauerwerkbereiche (Lagerfugen, Aussparungen):
nur Normalmörtel der Mörtelgruppen 111 und lila, Zuschlag mit dichtem Ge!Uge nach DIN 4226 Teil1
Beton
Für bewehrte Bereiche in Formsteinen, großen und ummauerten Aussparungen:
Beton mind. Festigkeitsklasse B1 5 nach DIN 1045,Zuschlag Größtkom 8 mm,ggf.höhere Festigkeitsklasse
erforderlich wegen Korrosionsschutz
Betonstahl
Gerippter Betonstahl nach DIN 488 Teil1 ab
•• HO<:hiO<:hziegel n~ch Zul~ssung Nr.Z-17.1-480 des DeutS<hen Instituts fiir Sautechnikdürfen unter bestimmten Bedingungen mit
LO<:h~nteilen bis zu 50% für bewehrtes M~uerwerk verwendet werden.
ab FOr andere Bewehrung (kleinere Durchmesser als 6 mm, Bewehrungselemente- auch mit glatten Stählen)- ist eine bauaufsicht-
liehe Zul~ssung erforderlich. Derzeit sind zugelassen:
- MURFOR-Bewehrungselemente mit Duplex-BeS<hichtungen fOr bewehrtes Mauerwerk (Z-17.1-469)
- MURFOR-Bewehrungselemente aus nichtrostendem Stahl für bewehrtes Mauerwerk (Z- 17.1-541)
Tabelle 3.6-20 Vorschläge zur Einordnung von Wandbauteilen hinsichtlich des Korrosionsschutzes
Bauteil Korrosionsschutz
Innenwände dauerhaft trocken nicht erforderlich
Trennwände zwischen Bädern u. Küchen erforderlich
u.ä.
Einschalige Außenwände Innenseite u. U.erforderlich, wenn Wasserzutritt nicht sicher aus-
(auch Kellerwände) geschlossen werden kann. Korrosionsschutz ist jedoch
grundsätzlich sinnvoll, da Verwendung geschützter
und ungeschützter Bewehrung (Gefahr einer Makro-
elementbildung) im gleichen Bauteil nicht sinnvoll
und baupraktisch kaum durchführbar ist.
Außenseite erforderlich
Zweischalige Innenschale nicht erforderlich
Außenwände Außenschale erforderlich
""
~
Bezug horizontale Bewehrung vertikale Bewehrung 3"
3c
in Lagerfuge in Formsteinen in Formsteinen mit kleinen in Formsteinen mit großen oder in ::>
Aussparungend ummauerten Aussparungend """'::>
N
s::
"'<=
"'
~
""
\,;)
.:..,
'-I
1.0
a b
lagerfuge Kleine Aussparung, Formsteine
2: 135
~100
- in Beton: nach DIN 488 Tl
• Verfüllen:
- mind. je Meter Wandhöhe
Abb. 3.6-25 Bewehrungsführung und wichtige Maße bei bewehrtem Mauerwerk nach OIN 1053-3, a horizontale und b verti-
kale Bewehrung
eher Stabdurchmesser. Die Stoßfugen müssen stühle, Bauernhäuser. Diese Bauwerke sind aus
nur bei horizontaler Spannrichtung und Beweh- der Erfahrung der Baufachleute entstanden. Be-
rungsführung vollvermörtelt werden. Ansonsten rechnungsmethoden haben erst später geholfen.
gilt DIN 1053-1. Ein zunächst in der Vorstellung oder als Zeich-
Die Möglichkeiten der Bewehrungsführung nung existierendes Bauwerk wird als abstraktes
sind in Abb. 3.6-25 dargestellt. mathematisches Modell abgebildet. Dieses wird
berechnet und daraus wird dann auf ausführba-
re Abmessungen geschlossen. So bringt der In-
3.7
genieurholzbau ebenfalls überzeugende Bau-
Holzbau
werke hervor. Heute sind mit Ingenieurwissen
Holzbauwerke gut und sicher zu bauen. Die Abb.
3.7.1
3.7-1 und 3.7-2 zeigen Beispiele.
Einleitung
Die Eigenschaften des Naturstoffes Holz er-
Holz begleitet unser Leben in vielfältiger Weise: fordern diesem gemäße Konstruktions- und Be-
sprichwörtlich von der Wiege bis zur Bahre. Da- messungsregeln. Holz ist ein gewachsener Bau-
zwischen werden z.B. Bleistifte, Spielzeug, Mö- stoff, er hat deshalb Besonderheiten, die ein tech-
bel und Musikinstrumente wichtig. nisch produzierter Baustoff nicht aufweist. Im
Der Wald ist für unser Klima wichtig und hat natürlichen Kreislauf der Natur muß Holz ver-
einen großen Erholungswert Ferner liefert er rotten. In Bauwerken dagegen soll dies vermie-
den Baustoff Holz. Beeindruckende alte Holz- den werden. Der Holzschutz, vor allem der kon-
bauwerke zeigen auf der ganzen Welt die Lei- struktive, dient dieser Aufgabe. Bedeutsam ist
stungsfahigkeit von Holz: Holzbrücken, Dach- die Ökobilanz für Holz: es speichert Kohlendi-
oxidund erfordert im Vergleich zu anderen Bau· tions- und Berechnungsregeln angegeben und
stoffen für gleiche Bauaufgaben einen geringe- erläutert werden. Zahlenwerte sind in DIN 1052,
ren Energieeinsatz. E DIN 1052 und EC 5-1 mit NAD (02.95) zu fin-
In diesem Beitrag sollen Eigenschaften des den.
Baustoffes Holz und die notwendigen Konstruk-
Holzbau 3-381
3.7.2 ment und durch die Buchstaben der Achsen die
Bautechnische Eigenschaften Zuordnung. Bei den Längsspannungen o gibt
der Index die Schnittfläche (senkrecht zur ange-
3.7.2.1 gebenen Achse) und die Richtung an, bei den
Festigkeiten und Steifigkeiten Schubspannungen T der erste Index die Schnitt-
fläche, der zweite die Richtung an, z.B.:
Für die Bemessung sind die Festigkeits- und Stei- 01 Spannung am Schnitt 1in Richtung 1, Längs-
figkeitswerte des Holzes erforderlich. Die Aniso- spannung in Faserrichtung
tropie ist stark ausgeprägt. Für die Beschreibung Ttr Schubspannung am Schnitt t in Richtung r,
wird nach Abb. 3.7-3 zunächst, am Stamm ori- "Rollschuh"
entiert, das Koordinatensystem 1, r, t gewählt:
1 Faserrichtung Zu den einzelnen Spannungen gibt die Tabelle
r Radialrichtung, senkrecht zu den Jahrringen 3.7-l,aus NAD (02/95),charakteristische Festig-
Tangentialrichtung, entlang der Jahrringe keiten f, Elastizitätsmoduln und Rohdichten an.
Bei den Sortierklassen bedeutet S visuelle und
Meist wird anstatt mit Polarkoordinaten in der MS maschinelle Sortierung. Die Festigkeiten
Ebene senkrecht zur Faserrichtung 1 (= x ) am werden den Koordinaten und der Art der Bean-
Element mit den kartesischen Koordinaten spruchung durch die tiefgestellten Indizes zuge-
r(=y) und t (=z) gearbeitet. Abbildung 3.7-4 ordnet: m Biegung, t Zug, c Druck, v Schub, 0 in
zeigt durch die Pfeile der Spannungen am Eie- Faserrichtung 1, 90 senkrecht zur Faserrichtung,
das sind die Richtungen t und r. Bei der Schub-
festigkeit sind fir oder fi, gemeint, aber nicht die
Rollschubfestigkeit f, 1! Diese liegt bei etwa
Hirnschnitt 0,4N/mm 2•
Faserrichtung Die visuelle Holzsortierung erfolgte und er-
X
folgt nach optischen Gesichtspunkten: Jahrring-
breite, Ästigkeit, Wuchs. Die maschinelle Sortie-
rung ist zuverlässiger. Hölzer mit hohen Festig-
keitswerten können sicher aus dem Angebot
herausgefunden werden. Die maschinelle Sor-
(t y tierung beruht auf den einfachen Zusammen-
Radialrichtung hängen zwischen Festigkeit und Elastizitätsmo-
I Radialschnitt dul sowie Dichte. Die Dichte (kg/m 3) bzw. Mas-
Tangentialschnitt se m kann direkt gemessen werden, der Elasti-
zitätsmodul über die Verformung w oder über
Abb. 3.7-3 Holzstück mit Achsen die charakteristische Frequenzfo und die Schall-
geschwindigkeit c:
v;;
w-_!_, /o- fE, c- fE.
E v;; (3.7.1)
keiten bestimmt.
Für das orthogonale Koordinatensystem
(x, y, z) = (l, r, t) wird der Zusammenhang Deh-
Abb. 3.7-5 Aufgehängter Stab
nung und Spannung, bzw. Spannung und Deh-
nung in Tabelle 3.7-2 angegeben. Um einen Ein-
druck von den Größenordnungen zu vermitteln mit quadratischem Querschnitt bei der Euler-
sind als Beispiele Werte für kleine Holzproben knicklast Fki?
nach [Keylwerth 1951] angegeben.
Zum Vergleich der dichtebezogenen Festigkei- G= .fl2 .Jz . .JF;; ._2_ (3.7.3)
ten verschiedener Materialien gibt die Reißlän- Tl JE
ge I an, wie lang ein aufgehängter Stab mit kon-
stantem Querschnitt sein kann, ehe er infolge Werte der Reißlä~ge und der Größe -fitQ sind
seines Eigengewichts reißt (Abb. 3.7-5): in Tabelle 3.7-3 angegeben.
(3.7.2) 3.7.2.2
Verhalten bei Feuchteänderungen
mit
f Zugfestigkeit Holz enthält Wasser. In feuchterer Umgebung
Q g (spezifisches Gewicht=) Dichte mal Fallbe- nimmt Holz Wasser auf, in trockenerer gibt es
schleunigung Wasser ab. Bei einem stationären Zustand wird
von Ausgleichsfeuchte gesprochen. Die Feuchte
Eine andere Größe -fitQ bestimmt das Gewicht f des Holzes wird in Gewichtsprozenten des ent-
einer Stütze: welches Gewicht G hat eine Stütze haltenen Wassers angegeben:
Holzbau 3-383
Tabelle 3.7-2 Beziehung zwischen Spannung und Dehnung
E= S ' 0 0 = ( ·E
Ex -~ _ ll xz
0 0 0 o,
E, E, E,
- ll yx 1 - ll yt
Ey 0 0 0 Oy
Ey Ey Ey
llzx - llzy 1
Ez 0 0 0 o,
E, E, E,
Yxy 0 0 0 0 0 l xy
Gxy
Yyt 0 0 0 0 0 Tyt
G"
Yzx 0 0 0 0 0 Tzx
Gzx
Zahlenbeispiel Ex 60 - 28 - 27 0 0 0 o,
Ey - 28 910 -545 0 0 0 Oy
Ez - 27 -545 1725 0 0 0 o,
Yxy 0 0 0 535 0 0 l xy
y" 0 0 0 0 14705 0 Tyt
Yzx 0 0 0 0 0 1450 Tzx
5 in 10--1i m2/MN
o:, + o:, f
öb = - 2-· 100 ·b
3.7.2.3
Weitere Holzeigenschaften
Temperaturänderung
Holzbau 3-385
wicht, kann nur bei Spannungen, die höchstens Ermüdung
etwa 60% der Kurzzeitfestigkeit betragen, auf
Dauer getragen werden. Die Abhängigkeit der Bei wechselnder Beanspruchung kann Material-
Festigkeit von der Lastdauer für Fichtenholz ermüdung auftreten. Die Wöhlerlinie gibt die
zeigt Abb. 3.7-8. Aus der Abbildung kann auch Zahl der aufnehmbaren Spannungswechsel an.
abgelesen werden, wie lange eine Last getragen Dabei ist die Art der Spannungswechsel ent-
werden kann. Dabei ist darauf hinzuweisen, wie scheidend: mit Vorzeichenwechsel oder ohne.
schwierig die Bestimmung solcher Kurven we- Holz selbst ist dabei weniger ermüdungsgefähr-
gen der langen Einwirkungsdauer (10 10 Sekun- det als die VerbindungsmitteL Für Brücken und
den= 317 Jahre!) und der Streuung der Festig- bei anderen Bauwerken, die nicht vorwiegend
keiten ist. In E DIN 1052 und EC 5-1 wird dies ruhenden Einwirkungen unterliegen, sind die
durch den Faktor kmod berücksichtigt. zulässigen Spannungen bzw. charakteristischen
Festigkeiten abzumindern. DIN 1052, DIN 1074,
1,4
{!:! 1,2
~
'g
... E
1,0
~
.rJ
"'c
"" 0,8
2
"'c
"0
·e
.0 0,6
<
0
0 4 6 8 10
Einwirkungsdauer lg t, t in s
0,75
Biegeschwellen SH
Zugschwellen
0,50
0,41 Biegewechsel VH
0,32 Zug-Druck-Wechsel
Biegewechsel SH
3.7.3.2 3.7.3.4
Nachweis nach DIN 1052 Beispiel für die Überlagerung
Kräfte oder Spannungen aus Einwirkungen wer- Für Spannungen aus Eigengewicht, ag, Verkehr,
den zulässigen Kräften bzw. Spannungen ge- ap, Schnee, a 5 und Wind, aw, sind für den Grenz-
genübergestellt. Die Nachweisform für Span- zustand der Tragfähigkeit überlagerungen mit
nungen lautet dem Ausdruck (3.7.10) durchzuführen:
a<zula, (3.7.7) YG · Gk + YQI · OK1 + ryQ,i ·'Po,;· OK,i.
(3.7.10)
zul a =f/y. (3.7.8)
Dabei sind für alle Lastfälle Q die Lastfälle p, s
Der zulässige Wert ist gleich der durch einen glo- und w zu verwenden. Die Reihung erfolgt nach
balen Sicherheitsbeiwert y geteilten Festigkeits- der Größe des zugehörigen kmod- Wertes: Für den
größe f. Alle Nebenbedingungen, wie beispiels- Nachweis darf der größte kmod- Wert der betei-
weise Feuchte und Lasteinwirkungsdauer, wer- ligten Lastfälle verwendet werden. In EDN 1052
den durch Änderung des zulässigen Wertes be- und EC 5-1 sind Tabellen für Lasteinwirkungs-
rücksichtigt. Dieses Nachweisverfahren hat lan- dauer und kmod-Werte angegeben. Die Zuord-
ge für alle Bauingenieuraufgaben gegolten. Ein nung der Lasten nach DIN 1055 zur Lasteinwir-
gleichmäßigeres Sicherheitsniveau wird jedoch kungsdauer erfolgt im NAD (02.95); dies ist eben-
mit Teilsicherheitsbeiwerten erhalten. Der neue so wie die Kombinationsbeiwerte in Tabelle 3. 7-
Entwurf EDIN 1052 (05.2000) berücksichtigt 5 dargestellt. Für die Lastfälle Verkehr, Schnee
dies und ist entsprechend dem EC 5 aufgebaut. und Wind muß bei derüberlagerungimmer ein
Holzbau 3-387
Tabelle 3.7-5 Lasteinwirkungsdauer und kmod für Nutzungsklasse 1, Überlagerungsbeiwert
od
fmk
YG· Og yp· o/op' Op Ys · 'l'os · o, Yw·'l'ow· Ow od -·k
YM mod
fmk kmod
1.3
5,4 5,40 12,92 0,25 < 0,6
2 5,4 3,9 9,30 15,07 0,43 < 0,7
3a 5,4 3,9 5,25 14,55 17,23 0,67 < 0,8
3b 5,4 3,12 7,5 16,02 17,23 0.74 < 0,8
4a 5,4 3,9 5,25 3,06 17,61 19,38 0,81 < 0,9
4b 5,4 3,12 7,5 3,06 19,08 19,38 0,89 < 0,9
4c 5,4 3,12 5,25 5,1 18,87 19,38 0,88 < 0,9
4b
0,9 ::::::::::::: 4c
0,8 ------------- 4a
·-·-·-·-
3b
-·-·-·-·-
0.7 +----l------+----+------1
· -·- · - · - - ·- ·- ·- ·- -- Lastfall1
0,6 -l-- - --+----::..:
3a+ - - -- r -- - - - i ---- Überlagerung 2
-·- ·- Überlagerungen 3
0,5 t -- - - t - - - - - j - - - - t - - - - - - 1 ------- Überlangerungen 4
"&
_",E 1-----+---___.:.-+------l-------i
lg t
1 Woche 6 Monate 10 Jahre 50 Jahre
kurz mittel lang ständig
'I'- Wert gleich eins sein. So wird die "führende Op=2,6N/mm2 , a 5 =5,0 N/mm2 und ow=
veränderliche Einwirkung" gekennzeichnet. 3,4N/mm2 • Den Ausnutzungsgrad odl(fk/1,3)
In Tabelle 3.7-6 sind für ein Bauteil aus Brett- zeigt Abb. 3.7-10. Dabei ist nach oben aufgetra-
schichtholz BS 4 mit fmk = 28 N/mm2 die Nach- gen der Ausnutzungsgrad für die jeweilige Last-
weise zusammengestellt. Dabei wird von folgen- fallkombination und nach rechts die Dauer der
den Spannungen ausgegangen: og=4,0 N/mm2, Lastfallkombination. Der Faktor kmod kann da-
crd
fmk
YG · cr 9 1,35. <Jp 1.35 · cr, 1.35 · crw crd - ·k od fmk kmod
YM m
1,3
5,4 3,51 6.75 4,59 20,25 19,38 0,94 > 0,9
cr9 ljiiP. crP lj11s · cr, ljiiW · crw crd Insekten zerstören das Holz mechanisch. Für
4,0 2.60 5,0 3.4
Baukonstruktionen sind die Insekten problema-
4,0 2,60 1,0 1,7 9,30 tisch, die auch trockenes Holz befallen. Ihre Lar-
4,0 2,08 5,0 1.7 12,78 ven fressen Gänge in das Holz, oft ist austreten-
4,0 2,08 1,0 3,4 10,48 des Holzmehl sichtbar. Es ist offensichtlich, daß
dadurch die Tragfähigkeit von Holzkonstruktio-
nen verloren gehen kann.
bei auch als erlaubter Ausnutzungsgrad gedeu- Wärme fördert das Wachstum von Pilzen und
tet werden. Insekten. Dies ist ein Grund, warum in arkti-
Eine vereinfachte Überlagerungsmöglichkeit schen und antarktischen Gebieten und im Hoch-
zeigt der Ausdruck gebirge auch unbehandelte Hölzer sehr langle-
big sind.
YG·GK+l,35 · IQK,i· (3.7.11)
Das Ergebnis ist in Tabelle 3.7-7 angegeben. Die 3.7.4.2
größte Ausnutzung beträgt hier 0,94 anstelle von Vermeidung von Holzschädigung
0,89 und ist größer als kmod= 0,9 und damit nicht
mehr erlaubt. Der beste Holzschutz besteht darin, die Umge-
Für den Grenzzustand der Gebrauchstaug- bungsbedingungen für die Schädlinge ungün-
lichkeit gelten andere Teilsicherheitsbeiwerte stig zu gestalten. Die Konstruktion muß trocken
und Kombinationsbeiwerte. Die Überlagerung und belüftet sein, und die Holzart muß richtig
erfolgt gemäß (3.7.12) (Tabelle 3.7-8 zeigt dies gewählt sein. Erst wenn diese Bedingungen nicht
am Beispiel der Spannungen): eingehalten werden können, sollte chemischer
(3.7.12) Holzschutz angewendet werden. In DIN EN 350-
2 ist die natürliche Dauerhaftigkeit von verschie-
denen Holzarten bewertet: Dauerhaftigkeits-
3.7.4 klasse 1: sehr dauerhaft, Dauerhaftigkeitsklasse
Holzschutz, Dauerhaftigkeit 5: nicht dauerhaft. Tabelle 3.7-9 zeigt einige
Holzarten und die zugehörige Dauerhaftigkeits-
3.7.4.1 klasse.
Ursachen von Holzschäden DIN 68800 behandelt den Holzschutz. Im Teil
3 ist geregelt, wann chemische Holzschutzmaß-
Ursachen von Holzschädigungen sind Pilz- und nahmen nicht erforderlich sind. Dies ist bei-
Insektenbefall, deshalb muß Holz in Baukon- spielsweise der Fall bei Holz in Innenräumen,
struktionen davor geschützt werden. wenn es ständig trocken, durch eine allseitig ge-
schlossene Bekleidung gegen Insektenbefall ge-
Pilzbefall schützt oder so angeordnet ist, daß es sichtbar
und somit kontrollierbar ist. Damit kann in In-
Pilze sind Organismen, die Feuchtigkeit und nenbereichen von Gebäuden auf chemischen
Sauerstoff zum Wachsen brauchen. Holz mit ei- Holzschutz verzichtet werden! Dies ist im Hin-
ner Feuchte von über 20 % kann befallen werden. blick auf die gesundheitliche Gefährdung und
Die Tragfähigkeit wird dadurch stark vermin- die Entsorgung von Hölzern mit Holzschutzmit-
dert. teln sehr wichtig.
Holzbau 3-389
bauphysikalisch richtige Ausbildung zu schüt-
Tabelle 3.7·9 Dauerhaftigkeitsklassen zen. Historische Holzbrücken, Holzhäuser und
Scheunen bieten eindrucksvolle Beispiele für
Dauerhaftigkeits· Holzart den konstruktiven Holzschutz.
klasse
1- 2 Robinie 3.7.5
2 Eiche, Edelkastanie Systeme aus Holz- bzw. Holzwerkstoffen
3- 4 Lärche, Douglasie, Kiefer
4 Fichte
5 Buche, Birke, Esche, Erle
3.7.5.1
Allgemeines
Längssehn in
J2,4 J2,4} -I
Windverband im
1. oder 2. Feld -=-----~
Holzbau 3-391
Dimensionierung dieser Aussteifungsteile fol- Abbildungen 3.7-15 bis -18 zeigen Fahrbahnen
gen aus der Horizontalbelastung durch Wind für Straßenbrücken.
und aus den Umlenkkräften, die bei Druckbe- Gekrümmte Flächen für Schalenkonstruktio-
anspruchung und ungenauen Systemen entste- nen werden aus Brettern zusammengebaut. Un-
hen. Die Wirkung des ungenauen, d.h. imper-
fekten Systems wird am geometrisch perfekten
System durch Ersatzlasten erfaßt.
3.7.5.3
Flächenförmige Bauteile
Asphalt 2-lagig
*
~ Abdichtung
r1 r
- - - - - - - - - - - - :::.-- BFU-Piatted =40 mm
-- -
-111111 ~ 11111!;1 IE
11111 11111 1111 ~ 111111111111111~>:;::::
~a~ung 6/4 e = 16
r 1 ~=:::, KenoQ 27
Holzbau 3-393
Abb.3.7-21 Rippenschale, Kirche Altötting
3.7.6
Nachweise für Holz- und Holzwerkstoff-Bauteile
3.7.6.1
Allgemeines
EDIN 1052 DIN 1052 Ersatzstabverfahren für auf Druck oder Biegung
Einwirkung YF·fach 2- bzw. 3-fach beanspruchte Bauteile
Steifigkeit (1/yM)-fache 1-fache
charakteristische Werte für Elastizitäts- Für einfache auf Druck beanspruchte Bauteile
und Schubmodul kann auf die Berechnung nach Theorie II. Ord-
Festigkeit (1/yM kmodHache I Hache zulässige nung verzichtet werden, wenn die zum Stabili-
charakteristische Spannung
Festigkeit tätsversagen führende kritische Druckspannung
bekannt ist. Die kritische Druckspannung eines
Stabsystems dient als Vergleich mit dem Euler-
Holzbau 3-395
~p ~p
I I
-P ·1jf
=P · 21jf-
~ ------~--------~-------~- ~ ,,
y,~-==- . ~
• . ------:
a Vorverformung v, ß l p~
p~
~
b Ersatzlasten
stab II, dem beidseits gelenkig gelagerten Druck· Faktor, mit dem die Druckkraftverteilung beauf-
stab. schlagt werden muß, damit das System knickt,
Ein nur durch Druckkräfte beanspruchtes die Eigenform ist die zugehörige Knickfigur. An
Stabsystem kann im Stabilitätsfall mit Verfor- jeder Stelle des Stabsystems mit der Quer-
mungen senkrecht zu den Stabachsen ausknik- schnittsfläche A und der Biegesteifigkeit EI kann
ken. Die Druckkraftverteilung im System muß dann die kritische Druckspannung berechnet
bekannt sein. Das Stabilitätsversagen ist dann werden. Aus dem Vergleich folgt die Länge des
ein Eigenwertproblem: der Eigenwert liefert den Ersatzstabes.
·H;
(3.7.16)
sk =z·n· -
(Jki
mit i=f-f.
Für den baupraktischen Nachweis wird die vor-
handene Druckspannung mit einer um den Fak-
tor kc verminderten Festigkeit verglichen:
Abb. 3.7-25 Druckstab mit Vorverlormung
F o
o=-, --:o;l. (3.7.17)
A J · kc
Aus dieser Beziehung kann kc in Abhängigkeit
Im Faktor kc sind die Schlankheit A, die Vorver- von der bezogenen Schlankheit Are/ dargestellt
formung e und die Theorie li. Ordnung enthal- werden.
ten. Für den einfachsten Fall, den Druckstab A 2
nach Abb. 3.7-25 mit linear elastischem Werk- e · W · kc +(kc -I) ·(I-Xrel · kJ=O (3.7.22)
stoffverhalten und Vorverformung e wird die
Herleitung eines Faktors kc gezeigt. Die geometrische Schlankheit A wird mit der
Schnittgrößen nach Theorie li. Ordnung: Festigkeitfund dem ElastizitätsmodulE zur re-
N=-F, lativen Schlankheit Are/ umgerechnet. Dadurch
wird der kc- Wert, wenn auf Unterschiede in der
!I 1
M =F·e ·- - , Vorverformung und auf nichtlineares Verhalten
1-K (3.7.18)
verzichtet würde, unabhängig vom Werkstoff.
F
K=-. Die Diagramme für die k, (AreJ)-Linien sind des-
Fki halb auch in allen Vorschriften sehr ähnlich. Für
Der Spannungsnachweis in Trägermitte wird e·AIW= 0/0,1/0,2 sind die Linien in Abb. 3.7-26
dem Druckspannungsnachweis mit dem Faktor dargestellt: Bei den kc(AreJ)-Linien im EC 5-I
kc gleichgesetzt. Im Grenzzustand erreicht die nach Abb. 3.7-27 sind das nichtlineare, für Zug
Spannung o den Wert der Festigkeit f. und Druck unterschiedliche Verhalten des Hol-
zes und die Streuung der Eigenschaften mit
F F ·e 1 F
-+-·-=o=f=-- (3.7.19) berücksichtigt [Step I I995]. Die beiden Linien
A I-K W A · kc nach den Gleichungen im EC 5 gelten für Voll-
Aus Einsetzen und Umformen folgt holz bzw. Brettschichtholz. Für Are/< 0,5 gilt kc =
1. Nur die Gleichungen liefern Werte über 1.
K- _f_- f. A. kc In beiden Abbildungen hat die Linie für e = 0
- Fki - (n 2 /1 2 ) · EI zwei Bereiche:
z2 f kc =I Festigkeit ohne Stabilitätsversagen,
--·-- ·k
- i2 n 2 . E c kc =1/Arer Stabilitätsversagen.
Der umfangreiche Spannungsnachweis für Bie-
gung und Druck wird ersetzt durch einen
Druckspannungsnachweis, wobei die Biegung
und die Theorie li. Ordnung im von der relati-
ven Schlankheit Arel abhängigen Faktor kc be-
rücksichtigt sind. In Tabelle 3. 7-Il sind für eini-
(3.7.20) ge Systeme Knicklängenbeiwerte ß angegeben,
mit denen die geometrische und die bezogene
(3.7.2I) Schlankheit berechnet werden kann. Die Ersatz-
stablänge Sk wird mit dem Knicklängenbeiwert
ß aus der Stablänge berechnet:
Holzbau 3-397
kc
1-t-------,
------... .....
----" ""
0,8
0,6
------'---,, 0,2
',
0.4
0,2
kc
..::::::-.~
0,8
0,6
0.4
0,2
(_!_-1).
und die Verdrehung (Biegedrillknicken, Kippen)
M=N·!!_ (3.7.25) berücksichtigt werden, ist nicht so verbreitet wie
6 kc die Theorie II. Ordnung von Stäben, bei denen
Hierin sind h die Querschnittshöhe des an die nur die Verschiebung berücksichtigt wird (Knik-
Feder angeschlossenen Stabes und kc der Knick- ken). Deshalb hat bei diesen Problemen, hohe
beiwert des an die Feder angeschlossenen Stabes. schlanke Träger aus Brettschichtholz mit Recht-
System Knicklängenbeiwert ß
ß=l
2
n 2 ·EI
ß= 4+--
h · C~
4 q
fürO,lS :s; %::; 0,5 undsk =ß·s:
~ I •
ß= 1,25
Holzbau 3-399
eckquerschnitt, das Ersatzstabverfahren noch - Drehfeder CG am Auflager:
mehr Bedeutung und Berechtigung. Ausgehend
von der kritischen Biegdruckspannung Om,crit 1
a=
wird die relative Schlankheit 3,5T
1+- -
CG .[
(3.7.26)
H .
- Druckkraft P:
berechnet und ebenso wie beim Knicknachweis
n 2 ·E·b 3 · h
die Festigkeit mit einem Beiwert ks abgemin- ß= mit pki = - - - -
dert. Abbildung 3. 7-28 zeigt wieder den bekann- kz 12s~
ten Verlauf von ks (Are/). Die Herleitung kannwie
beim Knicken am Sonderfall des gabelgelagerten - Wölbsteifigkeit C:
Einfeldträgers mit konstantem Grundbiegemo-
ment analytisch erfolgen. Sie ist wegen der zwei
Verformungen umfangreicher. In Tabelle 3.7-12
sind für einige Systeme und Belastungen Bei-
werte a 1 und a2 angegeben, mit denen kritische - elastische Bettung Cy und C~:
Kippmomente und daraus die kritische Bie-
gespannung sowie die bezogene Kippschlank-
heit berechnet werden können:
Mo . = n. ai . .,Ji;T.
y,crrt I
[1-a2 · ~z ·+fla·ß·y·Ö. (3.7.27) Ziel der Berechnung ist die zuverlässige Dimen-
sionierung der Bauwerke. Die Systeme im Holz-
Nach Abb. 3.7-29 ist B die Biegesteifigkeit um die bau können vom Werkstoff her linear elastisch
schwache, d.h. die z-Achse, und T die Torsions- berechnet werden. Die geometrische Nichtlinea-
steifigkeit. Mit den Faktoren a, ß, y und ö kön- rität muß bei Druckbeanspruchung berücksich-
nen die Wirkung einer Drehfeder CG am Aufla- tigt werden.
ger, einer Druckkraft P, der Wölbsteifigkeit C so-
wie der elastischen Bettung Cy und C~ erfasst
werden:
0,8
0,6
0,51
0,4
0,2
System Momentenverlauf a, a2
v= v' =0,
ß=0 Ce=:======
h··-
1.1
~
1 1,77 0
M~'"'
-
y, I l
1.2
~ 1,35 1,74
M~'"'
-
gabelgelagerter Einfeldträger
Draufsicht I I I I I I I I I 11
1.3
g s ~
M~cril
1,13 1,44
-
1.4 ~I
My,CIII
I) 1 0
M~cril r----___[
v=v'=O,
2.1 ~ ß =0 1,27 1,03
- ;r-;x.ß--
y; V z I
K ) I
Il l
2.2
Kragarm M~'"'~l ll 2,05 1,50
V= v'=O,
~ ß =0
~ D l ?1
3.1
y, V
rr-; x,ß--
I
<z::::v 6,81 0,40
I< ) I M~cril
-
3.2
beidseitig eingespannter Tr~ger
Draufsicht M~,J,~l 1 I I j 1 ~ 5,12 0,40
oc:::::::=r::::
~ ~
v= v'=O,
ii ß =0 "'~ D I ./'1
4.1 riil x,ß .....- <::::I? 1,70 1,60
y, V 9 Z
I( )I
M~cril
-
4.2
Minelfeld, Durchlaufträger
Draufsicht I I 1I I 11I 1 J J 1,30 1,60
M:«il
. ~ c::::::=:c::::: __/]
8 8
Holzbau 3-401
Pz
IJ~
~IJ
IJ ~
II
:::
-::::
cr/2 ::::
::::
:::
~oll
+
"")
Abb. 3.7-32 Kraftübertragungsbereich
Holzbau 3-403
==,b==go~~==~c=JF======~I===
Kerbe Dübel Stift
17"~C ~
1: (Ab:cheren) o-0 /im Winkel Cl zur Faser
~ ! + I --.'
F ; ' F
;-:-- ! + I ~
' I
'
I :f-;
F/2 F/2
.t:: Bruchlast
S l-r-1---.:..:..=~::..:....- s J-t-~
.t:: Höchstlast
....;.;.:..=:.:==,;........-
.t::
S H~
~~
Höchstlast .t::1 Höchstlast
S J-l-:..:. :c.::c..::..:;.::..:.._
zul 1:
I
zul F zul F V;;
1/ J
0 1,5 mm 0 1,5 mm 0 1,5 mm 0 1,5 mm
Verschiebung v Verschiebung v Verschiebung v Verschiebung v
r
3
zeigt einen Stift in einem Holz der Dicke t. Der
- EDIN 1052
Stift wird durch eine Randkraft R belastet. Die
min
no.s.f7 Reaktionskraft und die Schnittgrößen im Stift
o1: Abstand parallel sind angegeben. Wenn q die maximale Reakti-
Faserrichtung onskraft ist, wird die Kraft
d: Stabdübel-
durchmesser R1 =q·t ·(.J2-1). (3.7-30)
2
Nägel 10 +-(n - 10) 30 DIN 1052 Das zugehörige Moment im Stift wird
3
Rz
M=- (3.7-31)
2q
F- .::_EA
55 5
,T --F
r-x 0
ll= 2·c
EA
'I t}o '
5
4
\ J
--
3
2
........_ 1
Holzbau 3-405
Holz
d~======t= R
j
Stift
Reaktionskräfte im Holz
Schnittgrößen im Stift
M-Fiäche
R2f2q
Q-Fiäche
Grenzen
R=~2M · q StiftM
R=q ·t(.Jl - 1) Holz q
llllllllllllllllllll l
Holzbau 3-407
3.7.8.2 Abminderungsfaktoren:
Analytische Lösung für den Einfeldträger 1
mit konstanten Querschnittswerten und sinusförmig
verteilter Belastung
GegebenerTräger
• El1, EA 1 _
Systemtransformation
Holzbau 3-409
Berechnung (z.B. Einzellast in Feldmittel Rücktransformation
A TrägerA
MA
TrägerB
Ma N1=-M.ta, o s,-
- N,
• ~
M,+M 8 =M
Verbundmittel:
Schrauben Vollholz oder
Stabdübel, Dübel Brettschichtholz
Nocken, Kerben
~ ~ '
Balkensch uhe
<Js2 <Js2
eingeklebte Gewindestangen
Längsspannungen Nagelplatten
(MNfml] Nägel
Holzbau 3-411
Schubkraft
schnittsteilen. S 1 C; 2 · G1 i=Z G; 2 · Gn
(3.7.38)
Hierin bedeuten:
n Anzahl der Schichten,
I 1 I I
2 I I I
I I / / - xodery
i I / /
! I I
-· I n y I
xoder y
Längsspannung o Schubfluß t
- 10 kN/m ----
~~,," ......--____; _::;,.
_:...:
--- ==-
,,._____
--------
____-
I ---
. I - --
- ·-· --~ ~-:- ·-..:.
Längsspannung cr Schubfluß t
c; Verschiebungsmodul infolge Nachgiebigkeit Dafür gilt die analytische Lösung nach [Schel-
der Verbindungen zwischen der Schicht i und ling 1982] .
i + 1, (Kraft/Länge 3 )
d; Dicke, 3.7.9
G; Schubmodul der Schicht i Beanspruchung rechtwinklig zur Faser
Holzbau 3-413
senkrecht zur Faser sind gering und auch unzu-
verlässig. Abbildung 3.7-53 zeigt die r-t-Ebene (3.7.40)
mit den zugehörigen Spannungen.
Am Spannungskreis, Abb. 3.7-54, ist ersicht- (3.7.41)
lich, daß für den Fall reiner Schubbeanspru-
chung t,1 durch Drehen des Koordinatensystems
(3.7.42)
um 45° ein Zug-Druck-Spannungszustand ent-
steht. Deshalb können die Festigkeiten f, (Zug) I
und f, 1 (Rollschuh) nicht weit auseinander lie- fRollschub = -J3 ·fzug =0,58 · fzug · (3.7.43)
gen! Beidebetragen nur einen Bruchteil der Fest-
igkeit.fi (Zug in Faserrichtung). Für diese Aussage fehlt aber noch die Bestäti-
Eine vorsichtige lineare Spannungsinterakti- gung durch Versuchsergebnisse. Einleuchtend ist
on für den Tragsicherheitsnachweis liefert das aber, da die einachsige Zugfestigkeit durch
zusätzlichen Querdruck sicher abgemindert
o, +~+~::;;}, (3.7.39) wird.
fr frt fr Die Berechnung der Querzugspannungen in
Wird für die r-t-Ebene eine Vergleichspannung Trägern kann aus dem Gleichgewicht der Längs-
nach der Gestaltänderungshypothese berechnet, und Schubspannungen nach der technischen
einmal für Zug und einmal für Schub, und wird Biegetheorie erfolgen. Die Längsspannung Ox
von den Spannungen auf die Festigkeit ge- folgt aus der technischen Biegetheorie. Abbil-
schlossen, so folgt: dung 3.7-55 zeigt, daß aus dem Gleichgewicht in
~----------------------- x
'"'Dt"'
- 'tu ro,
t ".-
r
z
o, o,
t + t'"' -dx
~ o , +o', ·dx
t ,. +r~ ·dz
o , +o; ·dz
=F· ( 0 , 5+15 z · -z 3 )
, ·--2
h h3
mit a=h/2-z.
Der Klammerausdruck erscheint in der Litera-
tur als Faktor zur Berücksichtigung der Lage.
Ausgeklinkte Auflager
Holzbau 3-415
IF
Achse t
-·-·-·-·-·t:- ·-·- ·-·-
Träger
Durchbrüche
(3.7.50)
3.7.10.2
Platten aus nachgiebig miteinander
Abb. 3.7-61 Angeschnittene Fasern am Trägerrand verbundenen Schichten
Holzbau 3-417
Abb. 3.7-62 Plattenelement
Glasbau 3-419
ten bis zum Bruch, die Sprödigkeit und der da- Bruchmechanik abgeleitete Bruchzähigkeit Krn
mit große Einfluß der Oberflächenbeschaffen- ein Maß für die Sprödigkeit eines Werkstoffs, be-
heit auf die Glasfestigkeit. trägt für Kalk-Natron-Glas 0,78N/mm 2 m 112 •
Der Glaszustand ist der eingefrorene Zustand Zum Vergleich: Die Bruchzähigkeit von Stahl
einer unterkühlten Flüssigkeit, die ohne zu krisfal- kann Werte zwischen 8 und 135 N/mm 2 m 112 an-
lieren erstarrt ist (Tammann). Die daraus resul- nehmen. Die Oberflächenhärte (Mohs-Härte)
tierende amorphe Isotropie führt zu richtungs- von Kalk-Natron-Silicatglas beträgt 5,3.
unabhängigen Eigenschaften. Die Druckfestigkeit von Glas kann über
Im Bauwesen werden fast ausschließlich Sili- 300 N/mm 2 betragen, wird aber im konstrukti-
catgläser verwendet. Am häufigsten handelt es ven Glasbau meist nicht ausgenutzt, da i. d. R. die
sich um Kalk-Natron-Silicatglas, das im wesent- Biegebeanspruchung dominant ist. Wenn die
lichen aus den Grundstoffen Quarzsand, Kalk Glasfestigkeit genannt wird, ist daher immer die
und Soda besteht. Die Glasschmelze setzt sich Biegefestigkeit gemeint (Abb. 3.8-1 ).
somit aus Si0 2 (ca. 70%), CaO+MgO (ca. 12%) Die Sprödigkeit von Glas führt zu besonderer
und Na 20 (ca. 15%) zusammen und wird bei Kerbempfindlichkeit Da Kerben im wesentli-
ca. 1600 °C geschmolzen. Die Siliciumoxide bil- chen auf der Oberfläche zu finden sind, haben
den beim Erstarren ein Netzwerk aus Si0 4- Te- auch die Größe der auf Zug belasteten Oberflä-
traedern, in welche die Alkalien eingelagert sind. che und die Belastungsdauer einen wesentlichen
Eisenoxide (Fe2+, blau-grün und FeH, gelb- Einfluß auf die Festigkeit, denn mit der Größe
braun) geben dem Glas die grünliche Färbung. der Oberfläche steigt die Wahrscheinlichkeit ei-
Der Elastizitätsmodul für Kalk-Natron-Sili- ner Kerbstelle an ungünstiger Stelle. Das Riß-
catglas beträgt ca. 73000 N/mm 2, die Querkon- wachstum kleinster Fehlstellen aufgrund che-
traktionszahl 0,23 und die Dichte 2500 kg/m 3• mischer Vorgänge am Rißgrund - sog. "sub kri-
Die theoretische Festigkeit aufgrund der zwi- tisches Rißwachstum"- führt unter Dauerbela-
schenmolekularen Bindungen (5000 bis stung zum Versagen. Die mechanischen Festig-
10000 N/mm 2) ist bei Glas um ein vielfaches keitswerte,die üblicherweise im Kurzzeitversuch
höher als die tatsächliche (technische) Festig- ermittelt werden, müssen daher für den Einsatz
keit, die nur 0,5 o/o bis I o/o der theoretischen (Bie- unter Dauerbelastung erheblich gemindert wer-
ge-) Festigkeit erreicht (30 bis 50 N/mm 2 ) . Der den. Die chemischen Vorgänge am Rißgrund
Grund: Glas ist kein idealer Körper, sondern werden insbesondere bei der Anwesenheit be-
weist zahlreiche Diskontinuitäten, Mikrorisse stimmter Medien (z. B. Wasser infolge hoher Luft-
und Kerben auf. Diese Oberflächenfehler führen feuchtigkeit) beschleunigt, aber auch rißheilen-
dazu, daß sich bei der Belastung an ihrer Riß- de Effekte sind bekannt.
spitze nach der Theorie der Bruchmechanik Glasfaserstränge dagegen können aufgrund
[Griffith 1920] hohe Spannungen aufbauen. Da ihres speziellen Herstellverfahrens und der Re-
Glas spröde reagiert und nicht plastiziert, kön- dundanz durch die große Zahl von Filamenten
nen Spannungsspitzen nicht abgebaut werden Zugfestigkeiten erreichen, die näher an die theo-
und führen zum Versagen des Glases. Die aus der retische Festigkeit heranreichen (Abb. 3.8-2).
(ESG} 120
100 I 100 100
1-<=
(TVG} 70 1:5
(Fioat) 4S Iei> 45
I
fw
glasthermisch verfestigt
Mikrorisse
Submikrorisse (Kerbstellen) aus der
in der Glasstruktur Formgebung sichtbare Risse
10 1 +---------r-------~r-~----~~~----~--~-----r----------~
10 ~ 10·S 10"' 10·3 10·l mm 10·1
Wirksame Rißlänge - -
Abb. 3.8·2 Zugfestigkeit von Glas in Abhängigkeit von der wirksamen Rißlänge nach (Petzold 1990]
Auch die Beachtung der Temperaturdehnung glas das Basisprodukt für die Weiterverarbei-
ist wegen der Empfindlichkeit des Glases bei tung zu vorgespannten Gläsern (ESG, TVG) und
Spannungsspitzen wichtig, denn hohe Beanspru- Isoliergläsern. Es wird üblicherweise in den
chungen durch Zwängungen können bereits in- Dicken 2, 3, 4, 6, 8, 10, 12, 15 und 19 mm herge-
folge der unterschiedlichen Ausdehnung des Gla- stellt. Die Temperaturwechselbeständigkeit des
ses und einer Unterkonstruktion entstehen. Die Floatglases ist mit ca. 40 K relativ gering. Die
Temperaturdehnungszahl CXt.r von Kalk-Natron- Dickentoleranzen nach den Normen für Glas
Silicatglas beträgt ca. 9 ·10·6 1/K für den bau- sind z. T. erheblich, z.B. ±0,2 mm für Floatglas bis
praktischen Temperaturbereich, die des Boro- 8 mm Dicke, ± 0,3 mm für Floatglas ab 10 mm
silicatglases ca. 3·10·6 1/K. Dicke,± 0,5 mm für Floatglas von 15 mm Dicke.
Spiegel werden aus hochwertigem Floatglas
3.8.2 mit einer chemisch aufgebrachten Silberschicht
Gläser im Bauwesen fabriziert, die durch mehrere Deckschichten
geschützt wird. Sonnenschutzgläser stellt man
3.8.2.1 her, indem optisch aktive dünne Schichten im
Grundprodukte Tauch-,Sprüh- oder Hochvakuumverfahren auf-
gebracht werden. Man unterscheidet harte und
Floatglas weiche Beschichtungen.
Glasbau 3-421
..."
I
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N
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-
::00:
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Cl. ~
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1:1"
"'c ~0
:::;
~
Ziehen Blasen Pressen Floaten Gießen und Walzen
at: ~ I I
Kühlen Kühlen Kühlen Kühlen Kühlen
.... .... .... .... ....
Schneiden, Schleifen, Gravieren, Ätzen, Schleifen, Löten, Verschmelzen, Schneiden, Facettieren, Schleifen, Keramisieren, Schleifen, Bohren,
Bedrucken Polieren, Mattieren, Sand- Gravieren, Ätzen, Polieren, Bohren, Beschichten. Bedrucken, Schneiden, Beschichten,
strahlen, Bedrucken, Lackieren, Mattieren, Sandstrahlen, Lminieren, Vorspannen, Biegen, Bedrucken, Biegen
Bemalen, Vergolden, Bedrucken, Lackieren, Verspiegeln, Sandstrahlen,
Etikettieren, Sleeven Bemalen, Vergolden Mattieren
.... .... .... .... ....
Rohre, optische Fasern, Hohlglas (Behälterglas, Bildschirme, Kristall· und Basisglas für alle Fenster- und Großstückoptiken. Kochßächen,
Flachglas Kristall- und Wirtschaftsglas) Wirtschaftsglas, Brillenglas Fahrzeugverglasungen, Flachglas (Gußglas),
Lampenglas, Laborglas Glasmöbel und Ladenbau, Glasbausteine
Spezial-Flachglas, Spiegel
Sand und Soda oder Pottasche sowie Kalk oder Dolomit sind die natürlichen Rohstoffe zur Glasgewinnung.
Auch Scherben sind Rohstoffe: Im Recyding-Prozeß spart Altglas Energie und schont die Umwelt.
teil des Drahtglases ist, daß die Bruchstücke nach verwendet, wobei die Fasern über 10% Zirkon-
dem Bruch zusammengehalten werden. Draht- meid (Zr0 2) enthalten (Tabelle 3.8-1).
glas kann so feuerhemmend wirken, da es zwar
nicht den Durchtritt der Wärmestrahlung, aber Glaskeramik
den Flammen- und Brandgasdurchtritt verhin-
dert. Glaskeramik ist ein Glasprodukt, das beim Ab-
Eine spezielle Form des Gußglases ist das Pro- kühlen durch eine vorgegebene präzise Tempe-
filglas,das z.B. in Form von U-Profilen gegossen raturführung in verschiedene Phasen auskristal-
wird und häufig im Industriebau, aber auch zur lisiert. Durch die gesteuerte Kristallisation kön-
Fassadenkonstruktion eingesetzt wird. nen erwünschte Eigenschaften wie hohe Bruch-
und Verschleißfestigkeit sowie gute Tempera-
Schaumglas turwechselbeständigkeit gezielt eingestellt wer-
den. Die Farbgebung und das Aussehen der
Schaumglas (eng!.: foamglas) ist ein in einem Oberfläche lassen sich ebenfalls in weiten Gren-
thermischen Prozeß aufgeschäumter Stoff mit zen wie gewünscht erzielen. Glaskeramiken sind
vielen kleinen geschlossenen Zellen. Es wird zur dabei meist undurchsichtig und werden bei-
Wärmedämmung eingesetzt, z. B. beim Bau von spielsweise als Fassadenplatten eingesetzt
Flachdächern oder zur Isolierung von Boden- (structuran®).
platten. Vorteile des Schaumglases sind der be-
sonders geringe Wärmedurchgang bei hoher Glassteine
Wasserdampfdiffusionsdichte, die Beständigkeit
gegen chemischen oder organischen Angriff und Glassteine nach DIN 18175 sind Hohlkörper, die
die geringe Trockenrohdichte (0,1 bis 0,17 g/cm3). in einem Preßverfahren in verschiedenen Grö-
Die geringe Druckfestigkeit (0,5 bis 1,2 N/mm2) ßen (meist zwischen 19 und 30 cm Kantenab-
begrenzt allerdings die Anwendungsmöglich- messung) hergestellt werden. Sie können glatt
keiten. und durchsichtig, ornamentiert oder in der Mas-
se eingefärbt sein. Glassteinwände müssen nach
Glasfasern DIN 4242 bemessen werden, Betonglaskonstruk-
tionen nach DIN 1045.
Glasfasern gibt es als Kurz- und Langfasern. Sie
finden Verwendung in Tapeten, zur Bewehrung Glasrohre
von Putzen, in Fassadenplatten, in glasfaserver-
stärkten Kunststoffen (GFK) oder zur Verstär- Glasrohre werden insbesondere in der chemi-
kung von Beton. Beim Einsatz in Beton ist Glas schen Industrie für den Transport von Flüssig-
allerdings wegen der geringen Alkali-Beständig- keiten verwendet. Zur Herstellung wird meist ein
keit des Kalk-Natron-Glases (A-Glasfaser) und Borosilicatglas verwendet, das aufgrund seiner
der E-Glasfaser (Alumno-Borosilicatglas mit ei- geringen Wärmedehnung eine besonders ho-
nem Alkaligehalt < 1 %) problematisch. Daher he Temperaturwechselbeständigkeit aufweist
wird heute häufig das AR-Glas (alkali-resistent) (> 100 K). Glasrohre stellen für den konstrukti-
Tabelle 3.8-1 Mechanische Eigenschaften von Glasfasern im Vergleich mit anderen Fasem
A-Glas 5 ... 15 2,54 ... 2,6 75000 1700.'. 2700 2,5 .. ' 3,0
E·Gias 10 ... 15 2,46 73000 1600 ... 2300 3,3 .. ' 4,8
AR-Glas 10 ... 30 2,68 73000 1400 ... 2500 2,0 ... 4,3
Baumwolle 1,5 6000 300 ... 700 7,0 ... 10,0
Naturseide 1,25 8000 400 ... 600 15,0 ... 30,0
Polyester 18 ... 35 1,3 4000 400 ... 750 8,0 ... 20,0
Polyamid 15...50 1,15 2000 250 ... 900 20,0 . '. 30,0
Stahl 80 ... 1000 7,87 210000 400 ... 2500 1,0 ... 5,0
Carbon 10 ... 20 1.75 200000 ... 400000 3000 ' . ' 5000 1,2 ... 1.4
Glasbau 3-423
Abb. 3.8-4 Glasrohr im Herstellungsprozeß [Schott 1990)
ven Glasbau eine interessante Ausgangsform dar, Eigenspannungszustand versetzt wird, bei dem
da große Biegemomente übertragen werden der Kern einer Scheibe unter Zugbeanspruchung
können, ohne daß Verbindungsmittel erforder- und die Oberfläche unter Druckbeanspruchung
lich sind (Abb. 3.8-4). steht. Dadurch kann der festigkeitsmindernde
Einfluß der Oberflächenfehler drastisch vermin-
Acrylglas dert werden, denn diese können erst wirksam
werden, wenn aus Last oder Zwang Zugspannun-
Acrylglas ist ein Hochpolymer-Kunststoff (Poly- gen an der Oberfläche erzeugt werden. Auch die
methylmethacrylat, PMMA, Plexiglas®) und so- Temperaturwechselbeständigkeit des voll vorge-
mit kein Glas gemäß vorstehender Definition. spannten Glases nimmt erheblich zu (ca. 200 K).
Vorteile des Acrylglases bestehen in seiner Flexi- Der Spannungsverlauf (Abb. 3.8-5) entspricht in
bilität, mechanischen Bearbeitbarkeit, kleineren guter Näherung einer einfachen Parabel mit
Dichte ( 1180 kg!m3 ) und geringeren Sprödigkeit
o= oo[l-3(z/h)2]; (3.8.1)
gegenüber Glas (K1, = 1,62 N/mm2 m 112), Nach-
teile in der weicheren Oberfläche (Mohs-Härte o 0 Zugspannung in Scheibenmitte, h Scheiben-
2 bis 3), dem geringen, temperaturabhängigen dicke/2. Als Ausgangsmaterial dient meist Float-
E-Modul und den ausgeprägten Kriecheigen- glas, aber auch Gußgläser können vorgespannt
schaften. werden.
Nach dem Vorspannen kann thermisch vor-
3.8.2.2 gespanntes Glas aufgrund des Eigenspannungs-
Veredelungsprodukte zustands nur sehr bedingt bearbeitet werden;
deshalb müssen Kantenbearbeitungen vorher
Vorgespanntes Glas vorgenommen und Bohrungen oder Ausschnit-
te vorher angebracht werden. Bei der Planung ist
Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG). ESG, oft fäl- zu beachten, daß aufgrund der thermischen Be-
schlicherweise als "gehärtetes Glas" bezeichnet, handlung Maßtoieranzen im Bereich von Boh-
ist ein Glas, das durch erneutes Erhitzen bis zum rungen sowie eine leichte Vorkrümmung der
Transformationspunkt und anschließendes Scheibe entstehen. Eine ESG-Scheibe zerfällt bei
schnelles Abkühlen (Anblasen mit Luft) in einen Bruch infolge der über den Eigenspannungszu-
Abb. 3.8-5 Spannungsvertauf bei thermisch vorgespanntem Glas. a Eingeprägte Vorspannung; b äußere Belastung;
c Uberlagerung
stand gespeicherten Energie [Blank 1979] in vie- Chemisch vorgespanntes Glas. Durch Ionenaus-
le kleine stumpfkantige Bruchstücke, die unter- tauschvorgänge an der Oberfläche, bei denen
einander lose zusammenhängen (Abb. 3.8-6). z.B. bei Kalk-Natron-Silicatglas (kleinere) Na-
trium-Ionen gegen (größere) Kalium-Ionen aus-
Teilvorgespanntes Glas (TVG ). TVG wird in dem getauscht werden, können wie bei thermisch
gleichen Produktionsprozeß wie ESG hergestellt, vorgespanntem Glas Oberflächendruckspan-
jedoch langsamer abgekühlt, und unterscheidet nungen erzielt werden. Dieser Vorgang findet
sich so durch das geringere Maß der eingepräg- nur in einem Bereich von wenigen p.m Dicke
ten Vorspannung. TVG hat folglich eine geringe- statt. Die Vorspannung kann jedoch sehr hohe
re Biegefestigkeit als ESG, das Bruchbild der Werte bis 1000 N/mm 2 erreichen, die chemisch
Scheiben (Abb. 3.8-7) ähnelt dem des Floatgla- vorgespannte Gläser für Spezialanwendungen
ses, die Temperaturwechselbeständigkeit be- interessant machen.
trägt ca. 100 K. Momentan ist die Herstellung von
TVG aus verfahrenstechnischen Gründen nur Emailliertes bzw. bedrucktes thermisch vorge-
bis zu einer Dicke von 12 mm möglich. TVG ist spanntes Glas. Bei emaillierten bzw. bedruckten
in Deutschland noch kein genormter Baustoff, es Gläsern bringt man vor dem Vorspannprozeß
existiert jedoch eine europäische Vornorm auf der Schutzgasseite des Floatglases eine
(prEN 1863). Emailschicht (Fritte) auf, die beim Vorspannen
eingebrannt wird.Auf dieser Seite des Glases ver-
Glasbau 3-425
kleines
Bruchstück 100mm Insel
25mm
Außager-
' - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ' tiefe
1100mm l
a
Abb. 3.8-7 Bruchbilder von teilvorgespanntem Glas (lVG) a im Bruchversuch nach prEN 1863, baneiner punktgelagerten
Scheibe (x =Anschlagstellen)
-,-- r--
Abb. 3.8-8 Aufbau von Verbundsicherheitsglas (VSG) Abb. 3.8-9 Aufbau von Verbundglas (VG)
ringert sich die Zugfestigkeit. Je nach Farbge- verfahren mit anschließendem Pressen unter
bung muß die mögliche Aufheizung der Schei- Druck und Hitze in einem Autoklaven wird ein
ben durch Sonneneinstrahlung und die damit dauerhafter Verbund von Glas und Folien ge-
verbundene Temperaturdehnung beachtet wer- schaffen.
den. Der Aufbau des VG entspricht dem des VSG,
jedoch werden als Zwischenmaterialien keine
Verbundgläser (VG), Verbundsicherheitsglas (VSG) PVB-Folien verwendet, sondern beliebige Mate-
rialien, normalerweise Reaktionsharze. Herstel-
VSG besteht aus mindestens zwei Glasscheiben, lungstechnische Vorteile und Spezialanwendun-
die mit einer elastischen, reißfesten Hochpoly- gen (z.B. Verbundglas mit innenliegenden So-
merfolie (meist Polyvinylbutyral, PVB) so mit- larzellen) machen den Einsatz von Verbundglas
einander verbunden sind, daß bei Bruch der interessant (Abb. 3.8-8 u. Abb. 3.8-9).
Scheiben die Bruchstücke an der Folie haften
bleiben. Dadurch wird das Risiko von Schnitt- /solierglas
oder Stichverletzungen bei Zerstörung der Schei-
ben vermindert und eine Resttragfähigkeit der Der Begriff "lsolierglas" bezieht sich auf Mehr-
VSG-Einheit ermöglicht. Als Ausgangsmateria- scheibenisolierglas, eine Verglasungseinheit aus
lien werden Flachgläser sowie PVB-Folien ver- mindestens zwei Gläsern, die durch einen Schei-
schiedener Dicken verwendet. In einem Walz- benzwischenraum (SZR, meist 8 bis 16 mm) ge-
Bei einseitiger Hitzeeinwirkung "springen" Bis heute ist in Deutschland kein abgesichertes
Float- und Gußgläser in kurzer Zeit, und es droht und anerkanntes allgemeines Bemessungsver-
durch das Herausfallen von Bruchstücken ein fahren für Glas als Baustoff in einem Regelwerk
Feuerüberschlag. Brandschutzverglasungen festgeschrieben. In den vorhandenen techni-
können den Feuerwiderstandsklassen G oder F schen Regeln, z. B. [TRV 1998], wird der Nachweis
zugeordnet werden. Wenn sie den Flammen- durch Vergleich der vorhandenen Zugspannung
und Brandgasdurchtritt einen bestimmten Zeit- mit einer zulässigen Spannung geführt:
raum verhindern, werden sie als Brandschutz-
(J <o _oR (3.8.2)
glas eingestuft (G30 bis G120 ), so z. B. Drahtglas, s- zul- >
y
Glasbausteine und bestimmte vorgespannte
Gläser (ESG aus Borosilicatglas). Hochwertige wobei OzuJ die zulässige Spannung, y den globa-
Brandschutzgläser, die den Durchtritt von Hit- len Sicherheitsbeiwert und crR die Glasfestigkeit
zestrahlung verhindern und sich auf der dem bezeichnen. Der Begriff "globaler Sicherheits-
Feuer abgekehrten Seite im Mittel nicht mehr als beiwert" bedeutet, daß der Faktor y gleichzeitig
um 140 K erwärmen, gehören den Klassen F30 alle, d.h. mit den Einwirkungen, den Widerstän-
bis 120 (DIN 4102 Teil2) an. Isoliergläser,bei de- den des Glases und dem Berechnungsmodell be-
nen im Scheibenzwischenraum ein anorgani- hafteten Unsicherheiten und Einflüsse abdecken
sches aufschäumbares Material, eine spezielle soll. Ein globaler Sicherheitsbeiwert y kann aber
wasserhaltige Gelschicht oder eine Bor-Alumi- die Einflüsse der Glasscheibenfläche und der Be-
niumphosphat-Schicht enthalten ist, erfüllen lastungsdauer nicht ohne weiteres hinreichend
diese Klassen. berücksichtigen.
Glasbau 3-427
Tabelle 3.8·2 Mechanische Eigenschaften von Gläsern
a) Kalk-Natron-Glas
Floatglas 73000 45• 2500 9
Gußglas 73000 25• 2500 9
Drahtglas 73000 25' 2700 9
Profilglas 73000 45• 2500 9
ESG (aus Floatglas) 70000 120b 2500 9
TVG (aus Floatglas) 70000 7o< 2500 9
VSGNG Werte sind abhängig von verwendeten Glasarten und Zwischenmaterialien
b) Borosilicatglas
Floatglas 62000 45 2230 3,3
ESG 62000 120 2230 3,3
c) Acrylglas ca.3000 45 ... SS 1180 70
d) Schaumglas 53.. .120 0,5... 1,2 N/mml 100 ... 170 8,5
(Druckfestigkeit)
' DIN 1249Teil10 ' prEN 1863
b DIN 1249Teil 12 d 0,5 ... 1,2 N/mml Drudefestigkeit
Vom Nachweiskonzept her ist es für normale lässige Spannungen (Sicherheit auf der Wider-
Biegebemessung unerheblich, ob der globale Si- standsseite) zugrunde gelegt werden (Tabelle
cherheitsfaktor auf der Einwirkungs- oder Wi- 3.8-3).
derstandsseite angesetzt wird. Insbesondere bei
Verlassen des linearen Zusammenhangs zwi- 3.8.3.2
schen Belastung und Beanspruchung (z. B. Effek- Bemessungskonzept mit Teilsicherheitsbeiwerten
te aus der Theorie Il. Ordnung) sind Betrach-
tungen der Streuungen auf der Einwirkungs- und Da die Berechnung von Einwirkungen und des
der Widerstandsseite und daraus folgend die An- Widerstands mit Hilfe von Teilsicherheitsfakto-
wendung von Teilsicherheitsbeiwerten sinnvoll. ren und charakteristischen Werten im Bauwe-
Mit dem Konzept der globalen Sicherheitsbei- sen nunmehr allgemeine Akzeptanz gefunden
werte können folgende Bemessungswerte als zu- hat (z.B. in den Eurocodes), wurde auch für den
Tabelle 3.8-5 Einfl ußfaktoren 'lo der Belastungsdauer auf die Glasfestigkeit
erfaßt und in praktische Werte umgesetzt [Shen y c Teilsicherheitsbeiwerte für ständige Einwir-
1997]. Dieses Konzept wird daher dem Material- kungen,
verhalten von Glas wesentlich besser gerecht als YQ,i Teilsicherheitsbeiwerte für veränderliche
das Bemessungskonzept mit globalen Sicher- Einwirkungen,
heitsbeiwerten. ljlo,i Kombinationsbeiwerte für veränderliche
Die Einflüsse der Belastungsdauer und der Einwirkungen,
Flächengröße auf die Glasfestigkeit können durch ak charakteristischer Wert der Glasfestigkeit,
Abminderungsfaktoren erfaßt werden. Die Teil- YR Teilsicherheitsbeiwert für Glasfestigkeit,
sicherheitsbeiwerteund Abminderungsfaktoren llD Einflußfaktor der Belastungsdauer auf die
werden mit Hilfe der probabilistischen Sicher- Glasfestigkeit,
heitstheorieund der Bruchmechanik hergeleitet. 'lF Einflußfaktor der Flächengröße der Glas-
Der Nachweis hat die Form scheiben auf die Glasfestigkeit,
f Grenzwert der Durchbiegung.
Sa[L (Yc · Gk )+yQ,. Qk,l + L(YQ,i ·'l'o,i · Qk,il
z<l
Siehe Tabellen 3.8-4, 3.8-5 und 3.8-6.
3.8.3.3
llD 'llf" ak
<Ra [ ,f] (3.8.3) Grenzwerte der Durchbiegung
YR
Zum Nachweis der Gebrauchstauglichkeit ist die
Gk charakteristische Werte der ständigen Ein- Festlegung von zulässigen Durchbiegungen sinn-
wirkungen, voll. Für Verglasungen gelten folgende Durch-
Qk,l Leitwert der veränderlichen Einwirkungen, biegungsbeschränkungen nach [TRV 1998] (Ta-
Qk,i weitere veränderliche Einwirkungen, belle 3.8-7).
Glasbau 3-429
Tabelle 3.8·7 Durchbiegungsbegrenzungen für Überkopfverglasungen nach den Technischen Regeln für die Verwendung von
linienförmig gelagerten Verglasungen (TRV 1998)
Zur Vermeidung größerer Spannungen irrfol- Werkstoffen, deren E-Modul (oder Härte) höher
ge Nachgiebigkeit der Unterkonstruktion sind als der des Glases ist, vermieden wird. Ein Schub-
Vorgaben bezüglich der Steifigkeit der Unter- verbund zwischen Verbundgläsern darf nicht
konstruktion erforderlich. berücksichtigt werden, da bei Dauerbelastung
Nach [TRV 1998] darf die Durchbiegung der und Temperaturen > 50 °C der Schubverbund
Auflagerprofile nur 1/200 der aufzulageroden zwischen den Scheiben nur noch sehr gering ist
Scheibenlänge betragen (:o; 15mm). Bei punktge- (s. 3.8.4.5).
lagerten Scheiben kann als Stützweite der maß-
gebende Abstand der Punktlager angesetzt wer- 3.8.4.2
den [Landesgewerbeamt Baden-Württemberg Zwängungsbeanspruchungen
1998]. Bei zwei- oder dreiseitig gelagerten Iso-
lierverglasungen darf die Durchbiegung des Zwängungen können bei Glasbauteilen leicht
freien Randes nicht mehr als 1/200 der Länge des zum Bruch führen, da Spannungsspitzen nicht
freien Randes betragen. Für Vertikalverglasun- durch lokales Plastizieren o. ä. abgebaut werden
gen ist eine Durchbiegungsbeschränkung für die können und somit keine Spannungsumlagerun-
Scheibenmitte bisher umstritten. Für große Ver- gen möglich sind. Daher müssen Scheiben so ge-
formungen können daher die Randbedingungen lagert werden, daß die Beanspruchung aus Zwän-
der linearen Plattentheorie nicht mehr eingehal- gungslasten möglichst gering ist. Dies betrifft
ten sein, und es kann ein genauer Nachweis nach besonders die Zwängungen aus Temperaturla-
höherer Ordnung geführt werden (Membran- sten und aus Verformungen der Unterkonstruk-
effekte). Dies wirkt sich rasch günstig auf die er- tion. Dabei sind die unterschiedlichen Wärme-
forderliche Scheibendicke aus. ausdehnungskoeffizienten der Unterkonstrukti-
on und des Glases zu berücksichtigen. Punktge-
3.8.4 lagerte Scheiben können z. B. in der Ebene durch
Besonderheiten der Bemessung eine gelenkige Lagerung mit einem Kugelgelenk
statisch bestimmt gelagert werden (s. Abschn.
3.8.4.1 3.8.4.8).
Stabilitätsnachweise Bereits in der Planung ist darauf zu achten,
daß Ausgleichsmöglichkeiten von geometri-
Bei der Verwendung von Glas als tragendes Ele- schen Paßungenauigkeiten (z.B. bei Bohrungen
ment müssen die Stabilitätsprobleme besonders in Verbundgläsern aus thermisch vorgespann-
beachtet werden. Aufgrund seiner amorphen ten Glasscheiben) vorgesehen werden. Die in den
Isotropie hat Glas dabei in allen Richtungen die Rechennachweisen vorausgesetzten Randbedin-
selben Eigenschaften. Die i. d. R. sehr schlanken gungen hinsichtlich Drehbarkeit und Möglich-
Bauteile sind mit Vorverformungen aus Maßto- keiten der Verschieblichkeit von Auflagern müs-
ieranzen nach Theorie li. Ordnung nachzuwei- sen auch unter Last- und Temperatureinwirkung
sen. Es muß bereits bei der Modellbildung sicher- auf Dauer gesichert sein.
gestellt werden, daß dabei keine lokalen Über-
beanspruchungen auftreten (z. B. im Bereich von
Verbindungen) und ein Kontakt von Glas mit