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erfolgreich studieren

Wolfgang Finckh

Mit Stabwerkmodellen
zur Bewehrungsführung
Detailnachweise im Stahlbetonbau
erfolgreich studieren
Das Konzept „erfolgreich studieren“ erfüllt eine zentrale Herausforderung der Lehrenden und Studieren-
den von heute: Es stehen immer geringere Zeitbudgets für das Vermitteln und Lernen zur Verfügung, wäh-
rend gleichzeitig Umfang und Komplexität von Wissen stetig zunehmen. Die Bücher der Reihe folgen
einer darauf abgestimmten Didaktik. Lernziele am Anfang jedes Kapitels geben Orientierung, werden an-
hand von Übungen und Beispielen vertieft und durch Verständnisfragen und Aufgaben am Kapitelende
wiederholt. Zu vielen Büchern finden sich zusätzliche Lerninhalte und Lösungen online. Stolpersteine, an
denen leicht Verständnisprobleme entstehen können, werden besonders behandelt.
Wolfgang Finckh

Mit Stabwerk-
modellen zur
Bewehrungsführung
Detailnachweise im Stahlbetonbau

Vieweg
Wolfgang Finckh
Regensburg, Deutschland

ISSN 2524-8693     ISSN 2524-8707 (electronic)


erfolgreich studieren
ISBN 978-3-658-40881-7    ISBN 978-3-658-40882-4 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40882-4
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.­d-­nb.­de abrufbar.

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Planung/Lektorat: Ralf Harms

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V

Vorwort

Die Berechnung und die Bemessung von Stahlbetonbauteilen wird heutzutage in den
meisten Fällen teilweise oder auch vollständig mit Hilfe von Softwarelösungen durch-
geführt. Die Verantwortung über die Richtigkeit der Ergebnisse verbleibt jedoch
immer bei den planenden Ingenieurinnen und Ingenieuren. Somit ist ein grund-
legendes Verständnis der Hintergründe der Bemessung unabdingbar, um auch poten-
zielle Fehler und Grenzen in den Softwarelösungen zu erkennen. Insbesondere in Be-
reichen, wo die Technische Biegelehre nicht mehr erfüllt ist, stoßen viele Software-
lösungen an ihre Grenzen und es muss auf andere bewährte Bemessungsverfahren
zurückgegriffen werden. Dies ist oft bei sehr gedrungenen Bauteilen und Detail-
punkten der Fall.
Ziel dieses Lehrbuches ist es, den Studierenden und den in der Praxis tätigen Inge-
nieurinnen und Ingenieuren das Konzepte der Bemessung mittels Stabwerkmodellen
näherzubringen, mit welchem diese Bereiche in einem Tragwerk anschaulich be-
messen werden können. Mit diesen Modellen kann zudem der Kraftfluss in be-
liebigen Tragwerken des Stahlbetonbaus veranschaulicht werden. Diese Veranschau-
lichung des Kraftflusses gibt auch Hinweise, wie das Tragwerk konstruktiv richtig
bewehrt werden sollte.
Das Konzept sowie die Modellbildung der Stabwerkmodelle werden dabei zu-
nächst allgemein gültig mit den zugehörigen theoretischen Grundlagen erläutert.
Darauf aufbauend wird anhand von umfangreichen Bemessungsbeispielen dieses
Konzept praxisgerecht aufbereitet. Neben der allgemeinen Modellierung und Nach-
weisstrategie werden in diesem Lehrbuch auch die häufig in der Praxis vorkommenden
Standarddetails, wie z. B. Krafteinleitungsbereiche, Konsolen, Öffnungen, Rahmen-
knoten und Wandartige Träger mit deren Hintergründen erläutert. Insbesondere die
dazugehörigen zahlreichen Bemessungsbeispiele sollen beim Verständnis und der
Anwendung der Stabwerkmodelle hilfreich sein.
Das Buch basiert auf der Mastervorlesung „Konstruieren im Stahlbetonbau“ an
der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg, welche ich seit mehreren
Jahren halte. Hierbei gilt der Dank meinen Studierenden sowie Herrn Jonathan
Schmalz und Herrn Philipp Hofmann für die zahlreichen Anregungen und Ver-
besserungsvorschläge. Danken möchte ich darüber hinaus Herrn Dr.-Ing. Johannes
Kreutz für die kritische Durchsicht des Manuskriptes und den wertvollen fachlichen
Austausch.

Wolfgang Finckh
Regensburg
Januar 2023
VII

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung............................................................................................................................................ 1
Literatur...........................................................................................................................................................3

2 Grundlagen für die Berechnung mit Stabwerkmodellen.................................... 5


2.1 Kraftfluss in Betonbauteilen............................................................................................................. 6
2.2 Beschreibung von Spannungen in der Ebene............................................................................ 8
2.3 Konzept der Stabwerkmodelle........................................................................................................ 9
2.4 Diskontinuitätsbereiche.................................................................................................................... 12
2.5 Methodik des Bemessens mit Stabwerkmodellen................................................................... 13
2.6 Beschreibung des Materialverhaltens von Stahlbeton........................................................... 16
2.6.1 Allgemeines...................................................................................................................................................16
2.6.2 Statischer Grenzwertsatz...........................................................................................................................17
2.6.3 Kinematischer Grenzwertsatz..................................................................................................................19
2.6.4 Bewertung der Grenzwertsätze..............................................................................................................21
Literatur...........................................................................................................................................................22

3 Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen........................................ 23


3.1 Modellfindung von Stabwerkmodellen....................................................................................... 25
3.1.1 Allgemeines...................................................................................................................................................25
3.1.2 Modellentwicklung mit Hilfe linear-elastischer Spannungsbilder.............................................26
3.1.3 Modellentwicklung mittels Lastpfadmethode..................................................................................27
3.1.4 Modellierung mit Hilfe kinematischer Überlegungen...................................................................28
3.2 Entwurfsgrundsätze von Stabwerkmodelle............................................................................... 30
3.3 Berechnung der Stabkräfte.............................................................................................................. 33
3.4 Bemessung der Zugstreben............................................................................................................. 36
3.5 Nachweis der Druckstreben.............................................................................................................. 37
3.5.1 Allgemeines...................................................................................................................................................37
3.5.2 Druckfestigkeit für Betonstreben...........................................................................................................38
3.5.3 Effektive Querschnittsfläche der Strebe..............................................................................................40
3.6 Nachweis der Knoten.......................................................................................................................... 42
3.6.1 Allgemeines...................................................................................................................................................42
3.6.2 Druckknoten..................................................................................................................................................43
3.6.3 Druck-Zugknoten.........................................................................................................................................48
3.7 Bewehrungsverankerungen............................................................................................................. 53
3.7.1 Zugbewehrung.............................................................................................................................................53
3.7.2 Druckbewehrung.........................................................................................................................................56
3.8 Bewehrungsumlenkungen............................................................................................................... 57
3.9 Beispiel 1: Brückenquerträger......................................................................................................... 60
3.9.1 Aufgabenstellung........................................................................................................................................60
3.9.2 Vorgehen.........................................................................................................................................................62
3.9.3 Auflagerreaktionen Gesamtsystem.......................................................................................................62
3.9.4 Übergangsbedingungen Querträger – B-Bereich............................................................................63
VIII Inhaltsverzeichnis

3.9.5 Festlegung der statischen Randbedingungen des D- Bereichs..................................................63


3.9.6 Modellentwicklung Stabwerkmodell...................................................................................................64
3.9.7 Berechnung der Strebenkräfte................................................................................................................68
3.9.8 Bemessung der Zugstreben.....................................................................................................................69
3.9.9 Bemessung der Druckstrebe....................................................................................................................69
3.9.10 Bemessung der Knoten..............................................................................................................................70
3.9.11 Detailmodell zur Berücksichtigung der Öffnung.............................................................................71
3.9.12 Konstruktive Durchbildung......................................................................................................................72
3.10 Beispiel 2: Wandartiger Träger mit Öffnung............................................................................... 74
3.10.1 Angabe.............................................................................................................................................................74
3.10.2 Belastung Gesamtsystem..........................................................................................................................75
3.10.3 Modellentwicklung Stabwerkmodell...................................................................................................75
3.10.4 Bemessung der Zugstreben.....................................................................................................................92
3.10.5 Bemessung der Hochhängebewehrung.............................................................................................93
3.10.6 Bemessung der Knoten..............................................................................................................................94
3.10.7 Bemessung der Druckstreben.................................................................................................................98
3.10.8 Konstruktive Durchbildung......................................................................................................................98
Literatur...........................................................................................................................................................100

4 Krafteinleitungsbereiche......................................................................................................... 103
4.1 Begriffserklärung und praktisches Vorkommen....................................................................... 105
4.2 Konzentrierte Krafteinleitung.......................................................................................................... 107
4.3 Nachweis der Spaltzugkräfte........................................................................................................... 112
4.3.1 Allgemeines...................................................................................................................................................112
4.3.2 Zentrische Einzellast...................................................................................................................................112
4.3.3 Exzentrische Einzellast...............................................................................................................................116
4.3.4 Mehrere Einzellasten...................................................................................................................................119
4.4 Spanngliedverankerungen von Vorspannsystemen................................................................ 121
4.5 Spanngliedverankerungen im sofortigen Verbund................................................................. 124
4.6 Weiterleitung der Spannkräfte in den Flansch.......................................................................... 125
4.7 Beispiel 1: Lasteinleitung an einem Lager................................................................................... 126
4.7.1 Allgemeines und Geometrie....................................................................................................................126
4.7.2 Nachweis Teilflächenbelastung...............................................................................................................126
4.7.3 Ermittlung Bewehrung...............................................................................................................................128
4.7.4 Bewehrungsführung...................................................................................................................................128
4.8 Beispiel 2: Lasteinleitung in einen Stahlbetonblock................................................................ 129
4.8.1 Allgemeines und Geometrie....................................................................................................................129
4.8.2 Nachweis Teilflächenbelastung...............................................................................................................129
4.8.3 Nachweis Spaltzug......................................................................................................................................131
4.8.4 Bewehrungsführung...................................................................................................................................132
4.9 Beispiel 3: Spanngliedverankerung............................................................................................... 133
4.9.1 Allgemeines...................................................................................................................................................133
4.9.2 Geometrie.......................................................................................................................................................133
4.9.3 Spannverfahren............................................................................................................................................133
4.9.4 Nachweis des Verankerungsbereichs...................................................................................................134
4.9.5 Nachweis vertikaler Spaltzug...................................................................................................................136
4.9.6 Nachweis horizontaler Spaltzug.............................................................................................................137
IX
Inhaltsverzeichnis

4.9.7 Einleitung in den Flansch..........................................................................................................................139


4.9.8 Bewehrungsführung...................................................................................................................................141
Literatur...........................................................................................................................................................143

5 Konsolen.............................................................................................................................................. 145
5.1 Begriffserklärung und praktisches Vorkommen....................................................................... 147
5.2 Äußere Schnittgrößen (Randbedingungen aus dem B-Bereich)......................................... 148
5.3 Tragmechanismus................................................................................................................................ 149
5.3.1 Allgemeines...................................................................................................................................................149
5.3.2 Gedrungene Konsole ac/hc ≤ 0,5........................................................................................................... 152
5.3.3 Schlanke Konsole 0,5 < ac/hc ≤ 1,0....................................................................................................... 153
5.3.4 Sehr schlanke Konsole 1,0 < ac/hc ≤ 1,5............................................................................................. 153
5.3.5 Kragträger ac/hc > 1,5................................................................................................................................ 154
5.3.6 Sehr gedrungene Konsole ac/hc ≤ 0,2................................................................................................. 155
5.3.7 Konsolbänder................................................................................................................................................156
5.4 Bemessungsansatz.............................................................................................................................. 157
5.4.1 Belastung........................................................................................................................................................157
5.4.2 Geometrische Abmessungen..................................................................................................................158
5.4.3 Berechnung und Nachweise....................................................................................................................160
5.4.4 Bewehrungsführung...................................................................................................................................165
5.5 Beispiel 1: Einseitige Konsole........................................................................................................... 166
5.5.1 System, Geometrie und Lasten...............................................................................................................166
5.5.2 Bemessung Stütze unterhalb der Konsole..........................................................................................167
5.5.3 Bemessung der Stütze am Stützenfuß.................................................................................................168
5.5.4 Konsole Ermittlung der Kräfte.................................................................................................................170
5.5.5 Konsole: Ermittlung der Bewehrung.....................................................................................................171
5.5.6 Konsole: Nachweis Druckstrebe.............................................................................................................172
5.5.7 Konsole: Verankerung im Knoten 1....................................................................................................... 172
5.5.8 Konsole: Überprüfung Auflagerabmessungen.................................................................................173
5.5.9 Konsole: Nachweis Druck-Zug Knoten 1............................................................................................. 174
5.5.10 Übergreifung Stützenbewehrung – Längsbewehrung..................................................................175
5.5.11 Bewehrungsführung...................................................................................................................................175
5.6 Beispiel 2: Doppelte Konsole........................................................................................................... 177
5.6.1 Allgemeines und Geometrie....................................................................................................................177
5.6.2 Schnittgrößen................................................................................................................................................177
5.6.3 Randbedingungen......................................................................................................................................179
5.6.4 Bemessung der Stütze unterhalb der Konsole..................................................................................180
5.6.5 Wahl der Stabwerkgeometrie..................................................................................................................180
5.6.6 Ermittlung der Strebenkräfte...................................................................................................................184
5.6.7 Nachweis der Druckspannungen in den Knoten..............................................................................185
5.6.8 Nachweis der Druckstrebe S2.................................................................................................................. 186
5.6.9 Ermittlung der Bewehrung.......................................................................................................................186
5.6.10 Verankerung der Bewehrung..................................................................................................................187
5.6.11 Biegerollendurchmesser...........................................................................................................................189
5.6.12 Bewehrungsführung...................................................................................................................................189
Literatur...........................................................................................................................................................190
X Inhaltsverzeichnis

6 Abgesetzte Auflager.................................................................................................................... 191


6.1 Begriffserklärung und praktisches Vorkommen....................................................................... 192
6.2 Tragmechanismus................................................................................................................................ 193
6.2.1 Allgemeines...................................................................................................................................................193
6.2.2 Tragmodell A: Lotrechte Hochhängebewehrung............................................................................194
6.2.3 Tragmodell B: Schräge Hochhängebewehrung................................................................................196
6.2.4 Tragmodell C: Rückhängung einer Horizontalkraft.........................................................................196
6.2.5 Kombiniertes Modell..................................................................................................................................197
6.3 Bemessungsansatz.............................................................................................................................. 198
6.3.1 Anzusetzende Belastung...........................................................................................................................198
6.3.2 Geometrische Abmessungen..................................................................................................................198
6.3.3 Berechnung und Nachweise....................................................................................................................198
6.3.4 Bewehrungsführung...................................................................................................................................202
6.4 Beispielrechnung................................................................................................................................. 202
6.4.1 System, Geometrie und Lasten...............................................................................................................202
6.4.2 Aufteilung der Kräfte in die verschiedenen Modelle......................................................................203
6.4.3 Ermittlung der Hebelarme........................................................................................................................204
6.4.4 Ermittlung der Zugkräfte und der Bewehrung.................................................................................205
6.4.5 Nachweise am Knoten 1............................................................................................................................ 206
6.4.6 Nachweis des Knoten 4.............................................................................................................................. 208
6.4.7 Nachweis des Knoten 2.............................................................................................................................. 208
6.4.8 Nachweis des Knoten 6.............................................................................................................................. 209
6.4.9 Nachweis des Knoten 5.............................................................................................................................. 210
6.4.10 Bewehrungsführung...................................................................................................................................211
Literatur...........................................................................................................................................................212

7 Rahmenknoten................................................................................................................................ 213
7.1 Begriffserklärung und praktisches Vorkommen....................................................................... 215
7.2 Rahmenecken mit schließendem Moment................................................................................. 217
7.2.1 Tragmodell......................................................................................................................................................217
7.2.2 Versagensmöglichkeiten...........................................................................................................................219
7.2.3 Nachweise.......................................................................................................................................................221
7.2.4 Bewehrungsführung...................................................................................................................................221
7.3 Rahmenecken mit öffnendem Moment....................................................................................... 223
7.3.1 Tragmodelle...................................................................................................................................................223
7.3.2 Konstruktive Hinweise................................................................................................................................226
7.3.3 Bewehrungsführung und Nachweise...................................................................................................228
7.4 Rahmenknoten..................................................................................................................................... 230
7.4.1 Allgemeines...................................................................................................................................................230
7.4.2 Rahmenknoten mit durchlaufendem Riegel.....................................................................................230
7.4.3 Rahmenknoten mit durchlaufender Stütze........................................................................................232
7.4.4 Rahmeninnenknoten..................................................................................................................................236
7.5 Beispiel 1: Einfaches Rahmeneck mit schließendem Moment............................................. 238
7.5.1 System, Geometrie und Lasten...............................................................................................................238
7.5.2 Schnittgrößen und Bemessung..............................................................................................................239
7.5.3 Konstruktive Durchbildung......................................................................................................................241
7.5.4 Bewehrungsführung...................................................................................................................................242
XI
Inhaltsverzeichnis

7.6 Beispiel 2: Einfaches Rahmeneck mit öffnendem Moment................................................... 243


7.6.1 System, Geometrie und Lasten...............................................................................................................243
7.6.2 Schnittgrößen und Bemessung..............................................................................................................244
7.6.3 Konstruktive Durchbildung......................................................................................................................247
7.6.4 Bewehrungsführung...................................................................................................................................250
7.7 Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen..................................................................................... 251
7.7.1 System, Geometrie und Lasten...............................................................................................................251
7.7.2 Berechnungsgrundlagen..........................................................................................................................252
7.7.3 Lastermittlung...............................................................................................................................................254
7.7.4 Ermittlung der Schnittgrößen.................................................................................................................259
7.7.5 Bemessung der B-Bereiche.......................................................................................................................261
7.7.6 Bemessung Rahmeneckknoten 1.......................................................................................................... 269
7.7.7 Bemessung Rahmeneckknoten 2.......................................................................................................... 270
7.7.8 Bemessung Rahmenendknoten 3.......................................................................................................... 272
7.7.9 Bemessung Rahmenendknoten 4.......................................................................................................... 274
7.7.10 Bewehrung.....................................................................................................................................................275
Literatur...........................................................................................................................................................278

8 Änderung der Systemlinie....................................................................................................... 281


8.1 Querschnittssprünge.......................................................................................................................... 282
8.1.1 Allgemeines...................................................................................................................................................282
8.1.2 Bemessungsmodell.....................................................................................................................................283
8.2 Änderung der Querschnittsneigung............................................................................................. 288
8.2.1 Allgemeines...................................................................................................................................................288
8.2.2 Geknickter Druckgurt.................................................................................................................................289
8.2.3 Geknickter Zuggurt.....................................................................................................................................290
8.3 Knicke und Krümmungen................................................................................................................. 290
8.4 Beispiel Änderung Systemlinie........................................................................................................ 291
8.4.1 Aufgabenstellung........................................................................................................................................291
8.4.2 Schnittgrößen................................................................................................................................................291
8.4.3 Bemessung für die maximalen Schnittgrößen..................................................................................292
8.4.4 Bemessung Querschnittssprung 1......................................................................................................... 294
8.4.5 Bemessung Querschnittssprung 2......................................................................................................... 297
8.4.6 Bemessung Querschnittssprung 3......................................................................................................... 299
8.4.7 Konstruktive Durchbildung......................................................................................................................301
Literatur...........................................................................................................................................................303

9 Stegöffnungen................................................................................................................................. 305
9.1 Praktisches Vorkommen.................................................................................................................... 306
9.2 Unterscheidung in große und kleine Öffnungen...................................................................... 307
9.3 Bemessung von kleinen Öffnungen.............................................................................................. 308
9.3.1 Allgemeines...................................................................................................................................................308
9.3.2 Bemessungsmodell.....................................................................................................................................308
9.4 Bemessung von großen Öffnungen.............................................................................................. 311
9.4.1 Einfluss der Öffnungen auf die Schnittgrößen und Verformungen..........................................311
9.4.2 Allgemeines Tragverhalten.......................................................................................................................313
9.4.3 Bemessungsmodell.....................................................................................................................................314
9.4.4 Bewehrungsführung...................................................................................................................................320
XII Inhaltsverzeichnis

9.5 Beispiel Träger mit Öffnung.............................................................................................................. 321


9.5.1 Aufgabenstellung........................................................................................................................................321
9.5.2 Schnittgrößen................................................................................................................................................321
9.5.3 Bemessung für die maximalen Schnittgrößen..................................................................................322
9.5.4 Betrachtung Kreisöffnung........................................................................................................................325
9.5.5 Betrachtung Rechtecköffnung................................................................................................................327
9.5.6 Bewehrungsführung...................................................................................................................................334
Literatur...........................................................................................................................................................335

10 Wandartige Träger........................................................................................................................ 337


10.1 Definition und Abgrenzung.............................................................................................................. 339
10.2 Tragverhalten........................................................................................................................................ 340
10.3 Stabwerkmodelle und Berechnungsgrundlagen...................................................................... 344
10.3.1 Einfeldrige Scheibe mit Lasten von oben............................................................................................344
10.3.2 Einfeldrige Scheibe mit Lasten von unten..........................................................................................346
10.3.3 Mehrfeldrige Scheibe.................................................................................................................................347
10.3.4 Auflagerlisenen.............................................................................................................................................348
10.3.5 Weitere Auflagersituationen....................................................................................................................349
10.4 Bemessungsmethode nach Heft 631............................................................................................  349
10.4.1 Allgemeines...................................................................................................................................................349
10.4.2 Bestimmung der Auflagerkräfte.............................................................................................................350
10.4.3 Resultierende der Hauptzugspannungen...........................................................................................350
10.4.4 Hochhängebewehrung für unten angreifende Lasten..................................................................351
10.4.5 Auflagerverstärkungen..............................................................................................................................352
10.4.6 Begrenzung der Hauptdruckspannungen..........................................................................................353
10.4.7 Bewehrungsanordnung.............................................................................................................................354
10.5 Beispiel 1: Wandartiger Einfeldträger........................................................................................... 355
10.5.1 Aufgabenstellung........................................................................................................................................355
10.5.2 Bemessungswerte der Einwirkungen...................................................................................................355
10.5.3 Aufteilung der Lasten und Entwurf des Stabwerkmodells...........................................................356
10.5.4 Berechnung der Stabkräfte......................................................................................................................357
10.5.5 Ermittlung der erforderlichen Bewehrung.........................................................................................358
10.5.6 Verankerung der Bewehrung..................................................................................................................359
10.5.7 Nachweis des Druck- Zug- Knotens über dem Auflager................................................................359
10.5.8 Bewehrungsführung...................................................................................................................................360
10.6 Beispiel 2: Wandartiger Zweifeldträger........................................................................................ 361
10.6.1 Aufgabenstellung........................................................................................................................................361
10.6.2 Aufteilung der Lasten und Entwurf des Stabwerkmodells...........................................................362
10.6.3 Bemessung der Zugstreben.....................................................................................................................363
10.6.4 Mindestbewehrung.....................................................................................................................................364
10.6.5 Hochhängebewehrung..............................................................................................................................364
10.6.6 Nachweis der Druckkräfte am Auflager...............................................................................................365
10.6.7 Verankerung der Bewehrung..................................................................................................................366
10.6.8 Bewehrungsführung...................................................................................................................................366
XIII
Inhaltsverzeichnis

10.7 Beispiel 3: Wandartiger Dreifeldträger......................................................................................... 367


10.7.1 Aufgabenstellung........................................................................................................................................367
10.7.2 Bemessungswerte der Einwirkung........................................................................................................367
10.7.3 Ermittlung der Kräfte in der Wand.........................................................................................................368
10.7.4 Ermittlung der erforderlichen Bewehrung.........................................................................................371
10.7.5 Nachweis Auflagerpressung....................................................................................................................373
10.7.6 Verankerungen und Übergreifungen der Bewehrung...................................................................375
10.7.7 Bewehrungsführung...................................................................................................................................377
Literatur...........................................................................................................................................................378

Serviceteil
Anhang.................................................................................................................................................... 380
Stichwortverzeichnis........................................................................................................................... 387
1 1

Einleitung
Inhaltsverzeichnis

Literatur – 3

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023
W. Finckh, Mit Stabwerkmodellen zur Bewehrungsführung, erfolgreich studieren,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40882-4_1
2 Kapitel 1 · Einleitung

Die Berechnung und Bemessung von Stahlbeton- und Spannbetonbauteilen wird


1 heute häufig mit Hilfe von EDV-Berechnung bzw. EDV-Bemessungsprogrammen
durchgeführt. Hierbei können jedoch in den meisten Fällen nur die „Standartbemes-
sungsaufgaben“ zutreffend gelöst werden. Für die Berechnung und Bemessungen
von Details sollte der Tragwerksplaner auf weitere üblicherweise nicht voll auto-
matisierte Verfahren zurückgreifen. Auch sollte dem Tragwerksplaner der Verlauf
der Zugkräfte in den verschiedenen Stahlbetontragwerken bekannt sein, um unter
Berücksichtigung der baupraktischen Aspekte eine richtige Bewehrungsführung zu
konstruieren.
Dieses Buch beschreibt die Grundlagen der Berechnung von solchen Details in
Stahlbetonbauteilen mittels Stabwerkmodellen und stellt deren gängige An-
wendungsgebiete dar. Dem Leser sollten die Grundlage für die Bemessung von Stahl-
betonbauteilen auf Biegung und Querkraft bekannt sein. Außerdem sollten die
Grundzüge der Konstruktionsregeln bekannt sein. Diese Grundlagen sind z. B. in
(Zilch und Zehetmaier 2010) umfangreich dargestellt.
Stabwerkmodelle im Stahl- und Spannbetonbau können durchgängig für die Be-
messung der Tragwerke verwendet werden. Im Allgemeinen finden die Stabwerk-
modelle ihre Anwendung in den Bereichen, wo die „normale Stahlbetonbemessung“
nicht mehr angewendet werden darf. Dies ist der Fall, wenn die Anwendungsgrenzen
der Balken-Theorie nicht mehr gelten. Somit sind Stabwerkmodelle für die Be-
rechnung von gedrungenen Bauteilen und von Detailpunkten erforderlich.
In diesem Buch werden im 7 Kap. 2 die Grundlagen zur Anwendung von Stab-

werkmodellen behandelt. Auf dieser Basis werden dann in 7 Kap. 3 die Entwurfs-

überlegungen erarbeitet und die erforderlichen Nachweise für die Stabwerkmodelle


betrachtet. In den restlichen Kapiteln werden standardisierte Stabwerkmodelle für
gängige Problemstellungen der Praxis angegeben und deren Hintergründe beleuchtet.
Diese Buch basiert auf der DIN EN 1992-1-1 (01.2011) mit deren zugehörigem
Deutschen Nationalen Anhang DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013). Ebenfalls werden
die Auslegungen gemäß dem Kommentar zur Norm (Fingerloos et al. 2016) und des
DAfStb-Heft 600 (DAfStb 2020) berücksichtigt.
Zur Verdeutlichung des Vorgehens sind in jedem Kapitel umfangreiche Be-
rechnungsbeispiele mit der zugehörigen Bewehrungsführung enthalten. Bei den Bei-
spielen wurde darauf geachtet, dass diese einen praktischen Hintergrund haben und
vollständig gelöst werden. Hierdurch ergeben sich einige Wiederholung und auch
teilweise Überschneidungen mit anderen Bemessungsaufgaben, welche nicht voll-
ständig in der Theorie in diesem Band erläutert und dargestellt sind. Hier sei eben-
falls auf (Zilch und Zehetmaier 2010) verwiesen.
Literatur
3 1
Literatur
DAfStb (Hrsg) (2020) Erläuterungen zu DIN EN 1992-1-1 und DIN EN 1992-1-1/NA. Beuth Verlag,
Berlin
DIN EN 1992-1-1 (01.2011) Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spann-
betontragwerken – Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau; Deutsche
Fassung EN 1992-1-1:2004 + AC:2010, Berlin
DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 2:
Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken – Teil 1-1: Allgemeine
Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau; Deutsche Fassung EN 1992-1-1:2004 + AC:2010,
Berlin
Fingerloos F, Hegger J, Zilch K (Hrsg) (2016) Eurocode 2 für Deutschland; DIN EN 1992-1-1 Be-
messung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken : Teil 1-1 : Allgemeine Be-
messungsregeln und Regeln für den Hochbau mit Nationalem : Anhang Kommentierte Fassung.
Beuth; Ernst & Sohn, Berlin
Zilch K, Zehetmaier G (2010) Bemessung im konstruktiven Betonbau; Nach DIN 1045-1 (Fassung
2008) und EN 1992-1-1 (Eurocode 2). Springer, Berlin, Heidelberg
5 2

Grundlagen für die


Berechnung mit
Stabwerkmodellen
Inhaltsverzeichnis

2.1 Kraftfluss in Betonbauteilen – 6

2.2 Beschreibung von Spannungen in der Ebene – 8

2.3 Konzept der Stabwerkmodelle – 9

2.4 Diskontinuitätsbereiche – 12

2.5  ethodik des Bemessens


M
mit Stabwerkmodellen – 13

2.6  eschreibung des Materialverhaltens


B
von Stahlbeton – 16
2.6.1  llgemeines – 16
A
2.6.2 Statischer Grenzwertsatz – 17
2.6.3 Kinematischer Grenzwertsatz – 19
2.6.4 Bewertung der Grenzwertsätze – 21

Literatur – 22

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W. Finckh, Mit Stabwerkmodellen zur Bewehrungsführung, erfolgreich studieren,
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6 Kapitel 2 · Grundlagen für die Berechnung mit Stabwerkmodellen

In einigen Bereichen eines Stahlbetontragwerkes ist eine Bemessung nach den üblichen
Verfahren nicht mehr möglich, da unter anderem das Ebenbleiben des Querschnittes
nicht mehr gegeben ist. In diesem Kapitel werden diese Bereiche identifiziert und es wird
2 die Methodik der Stabwerkmodelle vorgestellt, mit welchen diese besonderen Bereiche
bemessen werden können. Im 7 Abschn. 2.5 wird die allgemeine Vorgehensweise bei der

Berechnung mit Stabwerkmodellen vorgestellt, welche die Basis für alle weiteren Kapitel
bildet.

Lernziele

Nach dem Lesen dieses Kapitels:


55 Können Sie unterschiedlichen Spannungszustände im Betonbau beschreiben.
55 Kennen Sie das Konzept der Stabwerkmodelle
55 Ist es Ihnen möglich ein Tragwerk in Bereiche einzuteilen, wo eine Berechnung
mit Stabwerkmodellen erforderlich ist.
55 Kennen Sie die Elemente eines Stabwerkmodelles und das Vorgehen bei einer Be-
messung mit diesen Stabwerkmodellen

2.1  Kraftfluss in Betonbauteilen

Um das Berechnungsvorgehen bei Stabwerkmodellen im Stahlbeton nachvollziehen


zu können, wird zunächst der Kraftfluss im Betonbau wiederholt. Um den Kraftfluss
zu verdeutlichen, wird ein Einfeldträger mit zwei gleichen Einzellasten betrachtet,
wie er in . Abb. 2.1. dargestellt ist.

Bei diesem Einfeldträger erhält man zwei Bereiche, einen mit konstantem Mo-
ment und ohne Querkraft und einen Bereich mit einem veränderlichen Moment und
einer konstanten Querkraft. Falls die Zugspannung an der Unterseite des Trägers
kleiner als die Zugfestigkeit des Betons ist, bleibt das Bauteil umgerissen und be-
findet sich somit im Zustand I. Für diesen Zustand lassen sich die Spannungen be-
stimmen, welche in . Abb. 2.2 dargestellt sind.

..      Abb. 2.1 Schnittgrößen
eines Stahlbetonbalkens
unter einer 4-Punkt
Biegebeanspruchung, in
Anlehnung an. (Zilch und
Zehetmaier 2010)
2.1 · Kraftfluss in Betonbauteilen
7 2

..      Abb. 2.2  Spannungen eines Stahlbetonbalken unter einer 4-Punkt Biegebeanspruchung im un-
gerissenen Zustand. (Zustand I), in Anlehnung an. (Zilch und Zehetmaier 2010)

..      Abb. 2.3  Spannungen eines Stahlbetonbalken unter einer 4-Punkt Biegebeanspruchung im ge-
rissenen Zustand. (Zustand II), in Anlehnung an. (Zilch und Zehetmaier 2010)

In . Abb. 2.2 sind die Spannungstrajektorien dargestellt, welche den Verlauf der


Zug und Druckspannungen kennzeichnen. Man kann hier gut den Bereich des kon-
tanten Momentes in Feldmitte erkennen, wo die Trajektorien parallel verlaufen. Im
Bereich mit veränderlichem Moment werden aufgrund der Querkraft die Zug- und
Druckspannung umgelenkt.
Wenn die Kräfte F weiter gesteigert werden, übersteigen die Zugspannungen die
Zugfestigkeit des Betons und es treten die ersten Risse auf. Das Bauteil geht somit in
den sogenannten Zustand II über. Falls die Betondruckspannungen circa 40 % der
einaxialen Festigkeit nicht überschreiten, verhält sich der Beton zur Spannung
näherungsweise linear und es ergibt sich das Spannungsbild am Querschnitt in
. Abb. 2.3.

8 Kapitel 2 · Grundlagen für die Berechnung mit Stabwerkmodellen

..      Abb. 2.4  Spannungen eines Stahlbetonbalken unter einer 4-Punkt Biegebeanspruchung bei Fließen
des Betonstahls (Zustand III), in Anlehnung an. (Zilch und Zehetmaier 2010)

Bei einer weiteren Steigerung der Belastung, wie dies in . Abb. 2.4 dargestellt ist,

erhält man ein ausgeprägtes Rissbild und der Beton verhält sich zur Spannung ent-
sprechend seiner Spannungsdehnungslinie nicht linear. Bei einer korrekten Be-
messung sollte zunächst der Betonstahl zu fließen beginnen, bevor es zu einem Ver-
sagen des Betons kommt. Das Fließen des Betonstahls führt dazu, dass die Dehnung
im Stahl bei nahezu gleichbleibender Kraft deutlich zunimmt und somit die
Dehnungsnulllinie im Querschnitt weiter nach oben wandert. Dies führt zu einer Ver-
größerung des inneren Hebelarms und zu einer Einschnürung der Betondruckzone,
was bei weiterer Laststeigerung meist zum Versagen des Bauteils führt. Den Zustand
ab dem Fließen des Betonstahls nennt man auch Zustand III.

2.2  Beschreibung von Spannungen in der Ebene

Zur Beschreibung von Spannungen in der Ebene sind verschiedene Darstellungen


möglich. Die erste Darstellung sind die Spannungstrajektorien, wie diese bereits in
. Abb.  2.2 verwendet wurden. Diese Trajektorien kennzeichnen den Verlauf der

Spannungen geben, jedoch keine Angabe zur Größe. Eine weitere Visualisierungs-
variante sind die Hauptspannungen als Tensor bzw. Vektorpaar. Hier werden in
jedem Punkt die Richtungen und die Größe der Hauptspannungen angetragen.
Beide Darstellungsarten sind in . Abb.  2.5 an einem abgesetzten Auflager gegen-

übergestellt.

!!Spannungstrajektorien und Hauptspannungen als Tensor sind eine gute Möglichkeit


und den Spannungsverlauf in der Ebene darzustellen. Für den Stahlbetonbau gelten
diese jedoch nur für den ungerissen Zustand.
2.3 · Konzept der Stabwerkmodelle
9 2

..      Abb. 2.5  Spannungsdarstellung in der Ebene, in Anlehnung an. (Zilch und Zehetmaier 2010)

2.3  Konzept der Stabwerkmodelle

Um das Konzept der Stabwerkmodelle zu verdeutlichen, wird eine auf zwei Auf-
lagern gelagerte Scheibe, welche in . Abb. 2.6 dargestellt ist, mit zwei Einzellasten

belastet. Dazu wird zunächst eine Berechnung mit der Finiten Element Methode an
dieser Scheibe mit dem . Abb. 2.6 dargestellten Netz durchgeführt.

Diese Berechnung führt zu den Hauptspannungen, welche in . Abb.  2.7 links  

dargestellt sind. An den Hauptspannungen erkennt man eine deutliche Konzentra-


tion der blauen Druckspannungen im Pfad zwischen der vertikalen Last und dem
rechten Auflager. Diese können zu einem Druckspannungsfeld zusammengefasst
werden, welches in . Abb. 2.7 rechts mit einer blauen Fläche dargestellt ist. In die

Mittellinie dieses Feldes kann nun die Resultierende konstruiert werden, wobei diese
bei der oben angreifenden vertikalen Last ebenfalls in die vertikale Richtung zeigen
muss und beim rechten Auflager die Richtung der Auflagerkraft erhalten muss. Das
Gleiche kann man nun für die Zugspannungen machen. Der Zug der horizontalen
Kraft resultiert zu einer Zugkraft im linken Lager. Da auch hier die Richtung der
Resultierenden am Auflager in Richtung der Auflagerkraft zeigen muss und an der
horizontalen Last in dessen Richtung, muss somit auch die Zugresultierende genauso
wie die Druckresultierende einmal die Richtung ändern. Der Punkt an welchem sich
die beiden Resultierenden schneiden ist auch der Punkt der Richtungsänderung.
Diesen Punkt kann man auch als (gelenkigen) Knoten ansehen. Auf Grundlage die-
ser Überlegung ergibt sich ein für diesen Lastfall berechenbares, im Gleichgewicht
stehendes Fachwerk, in welchem nur Normalkräfte herrschen. Dieses Modellierungs-
ergebnis wird im Betonbau als Stabwerksmodell bezeichnet.
Die in . Abb. 2.6 durchgeführte Berechnung und somit auch die Überlegungen

in . Abb.  2.7 gehen von einem homogen-elastischen Material aus. Da der Beton

zwar hohe Druckfestigkeiten jedoch nur sehr geringe Zugfestigkeiten hat, wird die
Zugstrebe nach dem Überschreiten dieser Zugfestigkeit aufgrund eines Risses im Be-
ton ausfallen, wie dies in . Abb. 2.8 links dargestellt ist. Dies hat zur Folge, dass das

Stabwerk kinematisch wird. Um dies zu verhindern, muss die Tragfähigkeit der Zug-
streben durch das Ergänzen von Bewehrung wiederhergestellt werden, wie dies in
. Abb. 2.8 rechts dargestellt ist.

10 Kapitel 2 · Grundlagen für die Berechnung mit Stabwerkmodellen

..      Abb. 2.6  Exemplarische Scheibe unter einer Belastung von zwei Einzellasten

..      Abb. 2.7  Hauptspannungen und der Resultierenden der Scheibe aus . Abb. 2.6

Auf Basis der im Vorherigen beschriebenen Überlegung kann auch für den
4-Punktbiegeversuch auf Grundlage der Spannungen aus . Abb. 2.2 ein Stabwerk-

modell entwickelt werden, welches in . Abb. 2.9 dargestellt ist. Hier erkennt man die

untere Zugsstrebe. In Trägermitte muss die Zugkraft in dieser Zugstrebe in der Be-
rechnung mit diesem Stabwerk auf das gleiche Ergebnis führen wie bei einer kon-
ventionellen Biegebemessung. Im Bereich des querkraftbeanspruchten Bereiches
werden die Zugtrajektorien nach oben abgelenkt.
2.3 · Konzept der Stabwerkmodelle
11 2

..      Abb. 2.8  Zugspannungen im Beton führen zu einem Versagen und müssen deshalb über Bewehrung
abgedeckt werden

..      Abb. 2.9  Exemplarische Scheibe unter einer Belastung von zwei Einzellasten

Aus diesem Grund wird eine schräge Zugstrebe eingeführt, welche diese abdeckt
und gleichzeitig die Kraft in der untersten Strebe zum Auflager hin reduziert. Dies
deckt sich ebenfalls mit der konventionellen Biegebemessung, da an dieser Stelle
auch ein kleineres Biegemoment herrscht. Die schräge Zugstrebe trifft auf die obere
Druckstrebe, welche dadurch zum Auflager hin umgelenkt wird. In diesem Bereich
des Trägers werden die Spannungstrajektorien durch die Querkraft bzw. durch die
Veränderung des Momentes umgelenkt. Die schrägen Zug- und Druckstrebe bilden
diese Umlenkungen und somit die Querkrafttragmechanismus ab. Dieser entspricht
auch der bekannten Fachwerkanalogie für die Querkraft mit geneigten Bügeln.
Dieses Beispiel verdeutlicht, dass sich die konventionelle Bemessung aus Biegung
und Querkraft mit der Überlegung am Stabwerkmodell gut decken. Gerade die Be-
messung für Querkraft mit Querkraftbewehrung stellt eine häufig vorkommende An-
wendung der Stabwerkmodelle dar.

!!Auch die „normale“ Querkraftbemessung basiert auf Überlegungen an


­Stabwerkmodellen
12 Kapitel 2 · Grundlagen für die Berechnung mit Stabwerkmodellen

2.4  Diskontinuitätsbereiche

Stabwerkmoldelle müssen in sogenannten Diskontinuitätsbereichen angewendet


2 werden. Diese Diskontinuitätsbereiche (D-Bereiche) haben circa eine Ausdehnung
von der Bauteilhöhe links und rechts der jeweiligen Diskontinuität (Änderung) im
Bauwerk. Diese Änderung kann entweder durch eine Einzellast und/oder durch eine
Geometrieänderung entstehen. Die Bereiche, wo keine Diskontinuität herrscht, wer-
den als Bernoulli- oder Balkenbereiche (B-Bereich) bezeichnet. Ein Tragwerk kann
somit in D- und B-Bereiche eingeteilt werden, wie dies . Abb. 2.10 beispielhaft zeigt.

Es werden sogenannte statische Diskontinuitätsbereiche unterschieden, wo die


Änderung durch eine Last erfolgt. Beispiele für statische Diskontinuitäten sind in
. Abb. 2.11 angegeben.

Weiterhin werden geometrische Diskontinuitätsbereiche unterschieden, wo eine


Änderung in der Geometrie des Bauteils stattfindet. Beispiele für statische Dis-
kontinuitäten sind in . Abb. 2.12 angegeben.

Es kann auch eine Kombination zwischen geometrischer und statischer Dis-


kontinuität vorkommen. Diese werden dann als kombinierte Diskontinuität be-
zeichnet. Beispiele hierfür sind in . Abb. 2.13 angegeben.

!!Wichtig: Im Bereich von Diskontinuität ist eine Anwendung von Stabwerkmodellen


notwendig, da hier das Ebenbleiben der Querschnitte (Bernoulli-Hypothese) nicht
mehr anwendbar ist.

..      Abb. 2.10  Einteilung in


B- und D-Bereiche in Anlehnung
an. (Schlaich und Schäfer 2001)

..      Abb. 2.11  Beispiele für statische Diskontinuitäten


2.5 · Methodik des Bemessens mit Stabwerkmodellen
13 2

..      Abb. 2.12  Beispiele für geometrische Diskontinuitäten

..      Abb. 2.13  Beispiele für kombinierte Diskontinuitäten

2.5  Methodik des Bemessens mit Stabwerkmodellen

In 7 Abschn. 2.3 wurde das Konzept und in 7 Abschn. 2.4 der Anwendungsbereich


   

der Stabwerkmodelle behandelt. Nachfolgend wird die Vorgehensweise beschrieben,


wie man mithilfe von Stabwerkmodellen Bauteile bemessen kann.
Anhand des durch zwei Einzellasten belasteten Druckglieds, welches in
. Abb. 2.14 dargestellt ist, soll das Vorgehen und die verschiedenen Elemente der

Stabwerke erläutert werden. Das Druckglied in . Abb. 2.14 könnte wie dort links

dargestellt durch eine Druckstrebe idealisiert werden. Schaut man sich jedoch die
Hauptspannungen im . Abb.  2.14 rechts an, so ist diese Modellierung mit einer

einzeln Druckstrebe nicht zutreffend, da sich die Einzellasten sukzessive in das Bau-
teil ausbreiten.
Zunächst kann Anhand der Hauptspannungen das Bauteil in Spannungsfelder
unterteilt werden, wie in . Abb. 2.15 dargestellt. Dazu wird der mittlere Bereich mit

den konstanten Spannungen durch zwei senkrechte Linien begrenzt. Dieser mittlere
Bereich ist der B-Bereich, welcher jeweils circa einmal die Bauteilhöhe von der Last-
einleitung entfernt ist. Anschließend wird eine Linie entlang der äußeren aus-
geprägten Hauptdruckspannungen gezogen, welche die maximal Druckspannungs-
ausbreitung darstellt. Eine Verbindungslinie zwischen dem Randpunkt und der
Systemachse unterteilt dann zwei Spannungsfelder. In dem lastnäheren Spannungs-
14 Kapitel 2 · Grundlagen für die Berechnung mit Stabwerkmodellen

2
..      Abb. 2.14  Druckglied mit zwei Einzellasten, in Anlehnung an. (Zilch und Zehetmaier 2010)

..      Abb. 2.15  Spannungsfeld des Druckglieds mit zwei Einzellasten, in Anlehnung an. (Zilch und Ze-
hetmaier 2010)

feld (Feld A), erfahren die Druckspannung kaum Richtungsänderungen. In dem an-
schließenden Spannungsfeld (Feld B) werden die Richtungen der Druckspannungen
geändert. In der Mitte der Spannungsfelder lassen sich nun wie in . Abb. 2.15 dar-  

gestellt die resultierenden Kräfte als Druckstäbe eintragen.


Aus den resultierenden Kräften kann dann ein Stabwerkmodell abgeleitet wer-
den. Hierbei ist aus Gleichgewichtsgründen ersichtlich, dass am Übergang zwischen
den Spannungsfeldern im D-Bereich eine Zugstrebe und eine weitere Druckstrebe
eingefügt werden muss. An den Punkten von sich Stäbe schneiden entstehen (ge-
lenkige) Knoten.

Wissensbox

Ein Stabwerkmodell besteht somit aus den folgenden Elementen:


55 Druckstreben
55 Zugstreben
55 Knoten

Bei den Knoten kann man zwischen konzentrierte und kontinuierliche Knoten unter-
scheiden. Die konzentrierten Knoten werden meist durch geometrische oder stati-
sche Randbedingungen eng begrenzt, wie im vorliegenden Fall die Lasteinleitungs-
platte. Ein kontinuierlicher Knoten hat dagegen eine große Ausbreitung und seine
Position ist auch nur ungefähr festgelegt. Aufgrund der geometrischen Begrenzungen
sind bei konzentrierten Knoten die Nachweise meist kritischer und aufwändiger.
2.5 · Methodik des Bemessens mit Stabwerkmodellen
15 2
Wie aus den vorherigen Beispielen ersichtlich, wird der komplexe Kraftfluss in
einem Bauteil auf eine innere fachwerkartige Tragstruktur reduziert. Dies kann dann
als Instrument für die Bemessung dienen, wobei dies meist nur für den Grenzzustand
der Tragfähigkeit erfolgt. Dazu wird zunächst die Bemessungsaufgabe geometrisch
konstruiert bzw. das Stabwerk gezeichnet. Empfehlenswert ist hier eine maßstäbliche
Zeichnung des Bauteils, in der die Stäbe und Knoten mit den zugehörigen Ab-
messungen eingetragen werden. Die Abmessung und die Bewehrungsmenge muss
dabei so festgelegt werden, dass für den Grenzzustand der Tragfähigkeit der Wider-
stand größer als die Einwirkung ist (Ed ≤ Rd). Die Stabwerkmodelle können somit für
den Nachweis im Grenzzustand der Tragfähigkeit genutzt werden, wenn die Trag-
fähigkeit aller Elemente nachgewiesen wird:
55 Bewehrte Zugstreben: As ≥ Ftd/fyd
55 Druckstreben:σcd ≤ σRd, max
55 Konzentrierte Knoten: σcd ≤ σRd, max
55 Knoten, in denen Bewehrung verankert wird: Verankerungsnachweis des
­Bewehrungsstranges

Wissensbox

Die Gesamtmethodik zur Bemessung von Stabwerkmodellen kann in Anlehnung an


(Zilch und Zehetmaier 2010) wie folgt beschrieben werden.
1. Festlegen des statischen Systems und der Belastung des Gesamttragwerks
2. Ermittlung der Auflagerreaktionen und der Schnittgrößenverteilungen.
3. Abgrenzung zwischen D- und B-Bereichen des Tragwerks.
4. Bemessen der B-Bereiche
5. Festlegung der statischen Randbedingungen der D- Bereiche:
55 Lasten und Auflagerkräfte, die unmittelbar auf den D-Bereich wirken
55 Kräfte im Schnitt zwischen D- und B-Bereich. (Müssen mit der Bemessung der
B-Bereiche konsistent sein)
6. Überprüfung des Gleichgewichts der einzelnen D-Bereiche. Die herausgetrennten
D-Bereiche müssen jeweils für sich im Gleichgewicht sein.
7. Untergliederung des D-Bereichs  – soweit erforderlich  – in einzelne, zueinander
senkrechte oder ggf. parallele Ebenen.
8. Entwicklung eines geeigneten Stabwerkmodells (siehe 7 Abschn. 3.1 und 3.2)
9. Berechnung der Stabkräfte (siehe 7 Abschn. 3.3)

10. Bemessung der Zugstreben (siehe 7 Abschn. 3.4)


11. Nachweis der Druckstreben (siehe 7 Abschn. 3.5)


12. Nachweis der Knoten (siehe 7 Abschn. 3.6)


13. Ergänzende konstruktive Durchbildung

!!Vor der Modellentwicklung und der Bemessung der Details (D-Bereiche) muss zu-
nächst das globale Tragwerk berechnet und bemessen werden.
16 Kapitel 2 · Grundlagen für die Berechnung mit Stabwerkmodellen

2.6  Beschreibung des Materialverhaltens von Stahlbeton

2 2.6.1  Allgemeines

Die Modellfindung eines geeigneten Stabwerkmodells muss auf dem mechanischen


Verhalten des Tragwerks basieren. Die Beschreibung des mechanischen Verhaltens
von Tragwerken besteht aus drei grundlegenden Bausteinen:
1. Gleichgewicht
z. B. Gleichgewicht zwischen äußeren Lasten und inneren Kräften oder Span-
nungen
2. Kinematik
z. B. die Kopplung innerer Verzerrungsgrößen an äußere Weggrößen
3. Werkstoffgesetze, die Gleichgewicht und Kinematik verknüpfen, d. h. Spannun-
gen mit Verzerrungen in Beziehung setzen.

Das reale Verhalten, des Stahlbetons ist wie 7 Abschn. 2.1 beschrieben durch drei

Zustände charakterisiert:
55 Zustand I: ungerissener Stahlbeton, welcher sich näherungsweis linear-elastisch
verhält
55 Zustand II: der Stahlbeton ist im gerissenen Zustand und verhält sich mit einer
veränderten Steifigkeit und einem anderen Hebelarm leicht nichtlinear
55 Zustand III: der Betonstahl fließt und es können nur noch geringe zusätzliche
Kräfte bei sehr großen Verformungen aufgenommen werden.

In . Abb. 2.16 ist die dieses Verhalten einem rein elastischen und einem rein plasti-

schen Verhalten gegenübergestellt. Es ist ersichtlich, dass das reale Verhalten zwi-
schen Elastizitäts- und Plastizitätstheorie liegt und somit keine der beiden Theorien
vollumfänglich angewendet werden kann.
Da der Stahlbeton wie in . Abb. 2.16 ersichtlich ein erhebliches plastisches Ver-

formungsvermögen besitzt, ist eine Anwendung der Plastizitätstheorie unter Be-


achtung bestimmter konstruktiver und nachweisspezifischer Randbedingungen mög-
lich und sinnvoll. Einige der Modellierungsstrategien in 7 Abschn. 3.2 basieren auf

der Plastizitätstheorie. In der Plastizitätstheorie haben die beiden Grenzwertsätze


eine zentrale Bedeutung:

..      Abb. 2.16  Gegenüberstellung des Materialverhaltens von Stahlbetons mit einem rein elastischen
und einem rein plastischen Verhalten. (Zilch und Zehetmaier 2010)
2.6 · Beschreibung des Materialverhaltens von Stahlbeton
17 2
55 Statischer (unterer) Grenzwertsatz:
Jeder Kräfte- oder Spannungszustand, der statisch zulässig ist und die Fließ-
bedingung nicht verletzt, beschreibt eine untere Grenze der Traglast.
55 Kinematischer (oberer) Grenzwertsatz
Ein Belastungssystem, das mit einem kinematisch zulässigen Bewegungs-
mechanismus ein Gleichgewichtssystem bildet, beschreibt eine obere Grenze der
Traglast.

Diese werden im Nachfolgenden kurz erläutert.

2.6.2  Statischer Grenzwertsatz

Der statische Grenzwertsatz beschreibt eine untere Grenze der Traglast. Bei diesem
Grenzwertsatz ist jeder Zustand erlaubt, der statisch zulässig ist und gleichzeitig die
Fließbedingung (die Überschreitung der Fließgrenze) nicht verletzt. Der statische
Grenzwertsatz soll an einem einfach statisch unbestimmten System, einem einseitig
eingespannten Einfeldträger mit zwei gleich großen Einzellasten, wie er in . Abb. 2.17

dargestellt ist, erläutert werden. Hierbei soll der Beiwert λ so lange gesteigert werden,
bis die Traglast erreicht wird. Das System hat die Fließbedingung, dass der plastische
positive Widerstand MR, F und der plastische negative Widerstand MR, S nicht über-
schritten werden dürfen. Diese müssen jedoch nicht unbedingt betragsmäßig gleich
groß sein.
Im ersten Gleichgewichtsystem wird die Auflagerreaktion am Auflager D entfernt
und somit kann für das statisch bestimmte System die maximale Last in Abhängig-
keit vom Widerstand an der Einspannstelle bestimmt werden. Dies ist ein zulässiger
Zustand stellt jedoch bei Weitem nicht die Traglast dar.
Im zweiten Gleichgewichtsystem wird die Einspannung am Auflager A entfernt
und dieses statisch bestimmte System gelöst. Hier ergibt sich Abhängigkeit vom
Widerstand im Feld zwar eine höhere Traglast als im ersten Fall jedoch auch noch
nicht die Traglast.
Im dritten Gleichgewichtsystem wird die Einspannung am Auflager A und zu-
sätzlich ein zweiter Lastfall mit dem negativen Moment in der Größe des Wider-
standes an dieser Stelle aufgebracht. Eine Überlagerung dieses Lastfalls mit dem
Lastfall der beiden Einzellasten ergibt dann die maximale Traglast.
Für die Anwendung bei Stabwerkmodellen bedeutet dies, dass für eine gegebene
Belastung ein Stabwerk gefunden werden muss, welches sowohl mit den inneren wie
auch den äußeren Kräften im Gleichgewicht steht. Die Abmessungen der Zug- und
Druckstreben sowie der Knoten sind so zu wählen, dass keine Überbeanspruchung
auftritt. In . Abb. 2.18 sind für ein elastisch berechnetes Hauptspannungsbild meh-

rere nach den statischen Grenzwertsatz zulässige Modelle angeben.


Die Modelle sind zwar zulässig jedoch nicht gleichwertig, so werden im Grenz-
zustand der Gebrauchstauglichkeit sehr unterschiedliche Rissbilder und Rissbreiten
sowie Verformungen auftreten.
Bei einem Bauteilversuch würden sich bei gleicher Bemessungslast aber auch
unterschiedliche Bruchlasten ergeben. Dies ist auf die Abweichungen des Werkstoffs
Stahlbeton von den Annahmen der Plastizitätstheorie zurückzuführen.
18 Kapitel 2 · Grundlagen für die Berechnung mit Stabwerkmodellen

..      Abb. 2.17  Anwendung des statischen Grenzwertsatz an einem einfach statisch unbestimmten Sys-
tem, in Anlehnung an. (Muttoni et al. 1997)

.Abb.
.       2.18  Mögliche Stabwerke für einen Wandartigen Träger in Anlehnung an. (Zilch und Zehetmaier 2010)
2.6 · Beschreibung des Materialverhaltens von Stahlbeton
19 2
2.6.3  Kinematischer Grenzwertsatz

Der kinematische Grenzwertsatz beschreibt eine obere Grenze der Traglast. Bei die-
sem Grenzwertsatz ist jeder Zustand erlaubt, der mit einen kinematisch zulässigen
Bewegungsmechanismus das Gleichgewicht erfüllt. Der kinematische Grenzwertsatz
soll an dem gleichen System wie der statische Grenzwertsatz erläutert werden. Dieses
einfach statisch unbestimmte System, ein einseitig eingespannter Einfeldträger mit
zwei gleich großen Einzellasten, ist in . Abb. 2.19 dargestellt. Hierbei soll der Bei-

wert λ wieder so lange gesteigert werden, bis die Traglast erreicht wird. Das System
hat die Fließbedingung, dass der plastische positive Widerstand MR, F und der plasti-
sche negative Widerstand MR, S nicht überschritten werden dürfen. Diese müssen je-
doch nicht unbedingt betragsmäßig gleich groß sein.
Beim ersten Mechanismus wird ein Fließgelenk mit dem Widerstand MR, F an der
Stelle C und ein weiteres Fließgelenk mit dem Widerstand MR, S an der Stelle B an-
geordnet Über den Arbeitssatz kann dann die zugehörige Größe der Einzellast be-
stimmt werden. Wenn man aufgrund der Gelichgewichtsbedingungen dann die Mo-
menten Linie einzeichnet, erkennt man, dass an der Einspannstelle das System
deutlich überbeansprucht ist.
Beim zweiten Mechanismus wird ein Fließgelenk mit dem Widerstand MR, F an
der Stelle B und ein weiteres Fließgelenk mit dem Widerstand MR, S an der Stelle A
angeordnet. Über den Arbeitssatz kann wieder die zugehörige Größe der Einzellast
bestimmt werden. Wenn man aufgrund der Gelichgewichtsbedingungen dann die
Momenten Linie einzeichnet, erkennt man, dass an der Stelle C das System leicht
überbeansprucht ist.
Beim dritten Mechanismus wird ein Fließgelenk mit dem Widerstand MR, F an der
Stelle C und ein weiteres Fließgelenk mit dem Widerstand MR, S an der Stelle A an-
geordnet. Über den Arbeitssatz kann wieder die zugehörige Größe der Einzellast
bestimmt werden. Wenn man aufgrund der Gelichgewichtsbedingungen dann die
Momenten Linie einzeichnet, erkennt man, dass diese die Widerstände nicht über-
schreitet. Man erkennt ebenfalls, dass der Term für die Laststeigerung λ der gleiche
ist wie beim statischen Grenzwertsatz.
Der kinematischen Grenzwertsatz ist für die unmittelbare Bemessung nur von
geringer Bedeutung. Die Traglast eines Systems kann ausgehend von der Über-
legung, dass ein Tragwerk durch die Entstehung plastischer Gelenke einen kinema-
tischen Mechanismus bildet über eine bekannte Tragfähigkeit in den Gelenken er-
mittelt werden. Da jedoch die Bereiche zwischen den Gelenken nur
Starrkörperbewegungen ausführen, bleibt der Spannungszustand zwischen den
plastischen Gelenken unbekannt. Aus diesem Grund wird der kinematische Grenz-
wertsatz meist nur zur Traglastermittlung bei statisch unbestimmten Systemen ver-
wendet, welche entweder bereits existierend oder im Entwurf vollständig vorliegen.
Da die Traglast allerdings von oben her angenähert wird, liegt der kinematische
Grenzwertsatz per se auf der unsicheren Seite. Eine Anwendung setzt voraus, dass
mehrere mögliche Mechanismen untersucht werden, und bedarf ausreichender Er-
fahrung.
20 Kapitel 2 · Grundlagen für die Berechnung mit Stabwerkmodellen

..      Abb. 2.19  Anwendung des kinematischen Grenzwertsatz an einem einfach statisch unbestimmten
System, in Anlehnung an. (Muttoni et al. 1997)
2.6 · Beschreibung des Materialverhaltens von Stahlbeton
21 2
2.6.4  Bewertung der Grenzwertsätze

Ein Vergleich der beiden Grenzwertsätze zeigt die . Tab. 2.1.  

Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass die Traglast beim statischen
Grenzwertsatz auf der sicheren Seite liegend von unten angenähert wird und beim
kinematischen Grenzwertsatz auf der unsicheren Seite liegend von oben angenähert
wird.
Abschließend sind in . Abb. 2.20 noch zwei baupraktische Anwendungsmöglich-

keiten der Plastizitätstheorie aufgezeigt.


Bei einer gegebenen Struktur z. B. bei einem Bestandsbauwerk kann bei bekann-
tem Lastbild die maximale Traglast ermittelt werden. Dies entspricht dem Vorgehen
in 7 Abschn. 2.6.3 und 2.6.4. In diesem Fall stellt der kinematische Grenzwertsatz

eine effiziente Möglichkeit zur Abschätzung der Traglast eines Tragwerks bei ge-
gebenen Abmessungen und Bewehrungen dar. In gewissen Fällen kann aufgrund der

.       Tab. 2.1  Vergleich des statischen und kinematischen Grenzwertsatzes

Bedingung Statischer Grenzwert- Vollständige Kinematischer Grenzwert-


satz Lösung satz

Gleichgewicht OK OK OK
Fließ- OK OK ?
bedingung
Mechanismus ? OK OK
Resultat unterer Grenzwert Traglast oberer Grenzwert
FS ≤ FR FR FK ≥ FR
Verfahren Statische - Mechanismus Methode
Methode

..      Abb. 2.20  Vergleich zwischen einem Tragsicherheitsnachweis und einer plastischen Bemessung in
Anlehnung an. (Muttoni et al. 1997)
22 Kapitel 2 · Grundlagen für die Berechnung mit Stabwerkmodellen

Abschätzung auf der unsicheren Seite auch eine statische Lösung notwendig sein,
um eine vernünftige Eingrenzung der Traglast vornehmen zu können.
Wenn für einen gegebenen Lastfall mit bekannter Last die Bewehrung gesucht
2 wird und somit ein klassisches Bemessungsproblem vorliegt, ist die Anwendung des
statischen Grenzwertsatzes von Vorteil. Zuerst werden die inneren Beanspruchungen
ermittelt und anschließend die Bewehrung so eingelegt, dass die Fließbedingungen
an keiner Stelle verletzt werden.

Literatur
Muttoni A, Schwartz J, Thürlimann B (1997) Bemessung von Betontragwerken mit Spannungsfeldern.
Birkhäuser, Basel, Boston, Berlin
Schlaich J, Schäfer K (2001) Konstruieren im Stahlbetonbau. In: Eibl J (Hrsg) Beton Kalender 2001.
Ernst & Sohn, 311–492
Zilch K, Zehetmaier G (2010) Bemessung im konstruktiven Betonbau; Nach DIN 1045-1 (Fassung
2008) und EN 1992-1-1 (Eurocode 2). Springer, Berlin, Heidelberg
23 3

Modellbildung und
Nachweis von
Stabwerkmodellen
Inhaltsverzeichnis

3.1 Modellfindung von Stabwerkmodellen – 25


3.1.1  llgemeines – 25
A
3.1.2 Modellentwicklung mit Hilfe linear-elastischer
Spannungsbilder – 26
3.1.3 Modellentwicklung mittels Lastpfadmethode – 27
3.1.4 Modellierung mit Hilfe kinematischer Überlegungen – 28

3.2 Entwurfsgrundsätze von Stabwerkmodelle – 30

3.3 Berechnung der Stabkräfte – 33

3.4 Bemessung der Zugstreben – 36

3.5 Nachweis der Druckstreben – 37


3.5.1  llgemeines – 37
A
3.5.2 Druckfestigkeit für Betonstreben – 38
3.5.3 Effektive Querschnittsfläche der Strebe – 40

3.6 Nachweis der Knoten – 42


3.6.1  llgemeines – 42
A
3.6.2 Druckknoten – 43
3.6.3 Druck-Zugknoten – 48

3.7 Bewehrungsverankerungen – 53
3.7.1  ugbewehrung – 53
Z
3.7.2 Druckbewehrung – 56

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023
W. Finckh, Mit Stabwerkmodellen zur Bewehrungsführung, erfolgreich studieren,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40882-4_3
3.8 Bewehrungsumlenkungen – 57

3.9 Beispiel 1: Brückenquerträger – 60


3.9.1  ufgabenstellung – 60
A
3.9.2 Vorgehen – 62
3.9.3 Auflagerreaktionen Gesamtsystem – 62
3.9.4 Übergangsbedingungen Querträger – B-Bereich – 63
3.9.5 Festlegung der statischen Randbedingungen
des D- Bereichs – 63
3.9.6 Modellentwicklung Stabwerkmodell – 64
3.9.7 Berechnung der Strebenkräfte – 68
3.9.8 Bemessung der Zugstreben – 69
3.9.9 Bemessung der Druckstrebe – 69
3.9.10 Bemessung der Knoten – 70
3.9.11 Detailmodell zur Berücksichtigung der Öffnung – 71
3.9.12 Konstruktive Durchbildung – 72

3.10 Beispiel 2: Wandartiger Träger mit Öffnung – 74


3.10.1  ngabe – 74
A
3.10.2 Belastung Gesamtsystem – 75
3.10.3 Modellentwicklung Stabwerkmodell – 75
3.10.4 Bemessung der Zugstreben – 92
3.10.5 Bemessung der Hochhängebewehrung – 93
3.10.6 Bemessung der Knoten – 94
3.10.7 Bemessung der Druckstreben – 98
3.10.8 Konstruktive Durchbildung – 98

Literatur – 100
3.1 · Modellfindung von Stabwerkmodellen
25 3
Trailer
Mit den im 7 Kap. 2 erarbeiteten Grundlagen wird in diesem Kapitel die Modellbildung

von Stabwerkmodellen betrachtet. Neben der reinen Methodik, welche in 7 Abschn. 3.1


behandelt wird, werden zusätzlich in 7 Abschn. 3.2 Entwurfshinweise und Bewertungs-


kriterien für die Modellbildung vorgestellt. Aus den Stabwerksmodellen müssen nach
der Modellbildung die Kräfte in den Stäben bzw. Streben ermittelt werden und die Stre-
ben sowie die Knoten nachgewiesen werden. Die Nachweise an den Zug- und Druck-
streben werden in 7 Abschn. 3.4 und 3.5 erläutert. Bei den Knoten werden zahlreiche

mögliche Knotenvarianten vorgestellt und mit den zugehörigen Nachweisen in dem


7 Abschn.  3.6 erläutert. Da bei Knoten mit Zugstreben oft Bewehrungen verankert

oder umgelenkt werden, sind hierzu einige Besonderheiten zu beachten, welche in den
7 Abschn. 3.7 und 3.8 erläutert werden.

Das Kapitel schließt in 7 Abschn. 3.9 und 3.10 mit zwei umfangreichen Bemessungs-


beispielen ab, welche das Vorgehen zur Modellfindung und zu Berechnung von allgemeinen
Stabwerkmodellen veranschaulichen.

Lernziele

Nach dem Lesen dieses Kapitels:


55 Kennen Sie unterschiedliche Modellierungsstrategien und Entwurfsgrundsätze
für Stabwerkmodelle.
55 Können Sie anhand elastischer Spannungsbilder eigene Stabwerkmodelle ent-
wickeln.
55 Kennen Sie erforderlichen Nachweise für Zug- und Druckstreben sowie die
unterschiedlichen Knoten mit deren Nachweisen.
55 Ist es Ihnen möglich Zug- und Druckstreben sowie Knoten in einem Stabwerks-
modell nachzuweisen.

3.1  Modellfindung von Stabwerkmodellen

3.1.1  Allgemeines

Um ein geeignetes Stabwerkmodell zur Beschreibung des Kraftverlaufes für das je-
weilige Bauteil zu entwickeln, stehen im Wesentlichen die folgenden drei ver-
schiedenen Methoden zur Verfügung:
55 Modellentwicklung mit Hilfe linear-elastischer Spannungsbilder
55 Modellentwicklung mittels Lastpfadmethode
55 Modellierung mit Hilfe kinematischer Überlegungen

Diese Methoden werden in den nachfolgenden Abschnitten kurz erläutert. Für die
meisten Standardprobleme gibt es eine Vielzahl von bewährten Modellen, welche in
den 7 Kap. 4 bis 7 10 behandelt werden.
   

Grundsätzlich sind auch über der EDV-Unterstützung teilautomatisierte Modell-


findungen möglich. So wird in (Putke et al. 2015) ein Verfahren vorgestellt, wo mit-
hilfe einer aus einer topologischen Optimierung ermittelten Dichteverteilung ein
26 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

Stabwerkmodell entsteht. Jedoch muss auch hier im Nachgang das Modell bewertet
und auf die konstruktive Durchführbarkeit überprüft werden.

3.1.2   odellentwicklung mit Hilfe linear-elastischer


M
Spannungsbilder
3
Die Modellentwicklung mit Hilfe linear-elastischer Spannungsbilder bildet neben
den standardisierten Modellen heute einer der häufigsten angewendeten Methoden.
Basierend auf den Hauptspannungen einer Finite Elemente Berechnung werden
die Elemente des Stabwerks festgelegt. Als Finite Elemente Berechnung dient meist
eine linear elastische Scheibenberechnung. Das hieraus entwickelt Modell ist somit
nahe an der Elastizitätstheorie und bildet meist einen auf der sicheren Seite liegenden
unteren Grenzwert der Traglast ab. Da das Modell nahe an der Elastizitätstheorie
liegt, können die Modelle neben der Bemessung für den Grenzzustand der Tragfähig-
keit auch für den Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit verwendet werden.
Anhand der . Abb. 3.1 soll das Vorgehen zur Modellfindung erläutert werden.

Die Voraussetzung ist eine Finte Elemente Berechnung der Hauptspannungen. Zu-
nächst sollten benachbarte Hauptspannungen grob zusammengefasst und begradigt
werden. Die wesentlichen Druckstreben können nun anhand der Druckhaupt-
spannungen gefunden werden. Hierbei sollten diese Druckstreben grob den Richtun-
gen der Hauptspannungen folgen. Dies erkennt man an . Abb. 3.1 an den vertikal

bzw. geneigt verlaufenden Druckstreben gut. Am Bauteilrand müssen die Streben


immer mit der Richtung der Einwirkung und der Lagerkräfte zusammenpassen. Die
Lage der Druck- und Zugstäbe kann zusätzlich über Spannungsschnitte durch das
Modell genauer erkannt werden. In . Abb. 3.1 wurde hier ein vertikaler Schnitt er-

zeugt. Die Druck- und Zugstreben sollten nun in den Resultierenden der Spannungs-
bereiche im Schnitt liegen.

..      Abb. 3.1  Modellentwicklung mit Hilfe li-


near-elastischer Spannungsbilder, in Anlehnung
an. (Schlaich und Schäfer 2001)
3.1 · Modellfindung von Stabwerkmodellen
27 3

..      Abb. 3.2  Nachrechnung eines Versuches an einem Wandartigen Träger in Anlehnung an. (Zilch und
Zehetmaier 2010)

Da die Finite Elemente Berechnung heute ein Standardverfahren ist, ist die
Modellentwicklung mit Hilfe linear-elastischer Spannungsbilder ein gut anwendbares
und auch in Teilen automatisiertes Verfahren. Wie bereits erwähnt, liegen die hiermit
entwickelten Modelle teilweise für den Grenzzustand der Tragfähigkeit stark auf der
sicheren Seite. Dies zeigt . Abb. 3.2 anhand der Nachrechnung eines Versuches.

!!Die Modellentwicklung mit Hilfe linear-elastischer Spannungsbilder führt immer zu


einem sicheren Stabwerkmodell. Das Verfahren ist deshalb auch für Personen mit
wenige Erfahrung geeignet.

3.1.3  Modellentwicklung mittels Lastpfadmethode

Die Methode der Modellentwicklung mittels Lastpfadmethode baut auf der Ähn-
lichkeit einer Partikelströmung mit dem Fluss der Kräfte durch das Tragwerk auf.
Anhand der . Abb.  3.3 soll das Vorgehen erläutert werden. Dazu werden zu-

nächst entsprechend der Strömungsanalogie Lastpfade eingezeichnet. Hierbei muss


die Richtung des Lastpfades an Quelle und Mündung mit der Richtung der Last
bzw. der Lagerkraft übereinstimmen, dazwischen verläuft der Pfad polygonartig. Die
Kraft bleibt entlang des Lastpfades konstant und die Lastpfade können einander
nicht kreuzen. Lastpfade verfolgen stets den kürzesten Weg zwischen Einleitungs-
punkt und Lager. Um ein Modell zu entwickeln, ist es empfehlenswert die Lasten zu
Resultierenden zusammenzufassen und mit diesen die Lastpfade zu konstruieren.
Tritt nun an diesen Lastpfaden ein Richtungswechsel auf, so werden Umlenkkräfte
erzeugt, welche im Gleichgewicht stehen müssen. Die Lastpfade und die Umlenk-
kräfte können dann in ihrer Resultierenden zusammengefasst werden. An jedem
Umlenkpunkt entsteht folglich ein Knoten des Stabwerkmodells.
Aus den vorherigen Beispielen ist ersichtlich, dass die Lastpfadmethode auf einer
Analogie des Kraftflusses zur Strömung basiert. Um diese Kraftflussströmungen
richtig ermitteln zu können, ist jedoch viel Erfahrung mit dem Kraftfluss erforder-
lich. So ist die Lösung bei komplexeren Problemen, wie diese in . Abb.  3.4 dar-  

gestellt ist, nachvollziehbar jedoch ohne eine gewisse Erfahrung nur schwer zu finden.
28 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.3  Modellentwicklung mittels Lastpfadmethode in Anlehnung an. (Schlaich und Schäfer
2001)

..      Abb. 3.4  Lastpfadmethode bei einem komplexeren Problem in Anlehnung an. (Schlaich und Schä-
fer 2001)

!!Die Modellentwicklung mittels Lastpfadmethode setzt ein Vorstellungsvermögen für


den Kraftfluss voraus. Das Verfahren sollte deshalb nur von Personen mit einer ge-
wissen Erfahrung angewendet werden. Es kann aber auch für Personen mit weniger
Erfahrung ergänzend zu dem Verfahren der Modellentwicklung mit Hilfe linear-­
elastischer Spannungsbilder in 7 Abschn. 3.1.2 zur Modellverbesserung angewendet

werden.

3.1.4  Modellierung mit Hilfe kinematischer Überlegungen

Eine weitere Möglichkeit, welche auf dem kinematischen Grenzwertsatz der Plastizi-
tätstheorie aus 7 Abschn.  2.6.3 beruht, ist eine Modellierung mit Hilfe kinemati-

scher Überlegungen.
Die Vorgehensweise ist in . Abb. 3.5 verdeutlicht. Zunächst wird ein näherungsweise

beliebiges Stabwerkmodell für das Problem definiert, mit welchem ein Kräftegleich-
gewicht gefunden werden kann. Mit dieser Modellvorstellung wird die hierausfolgende
Kinematik bzw. das Verformungs- und Rissverhalten untersucht. Falls es zu großen Ver-
formungen und Rissen kommt, werden an den Stellen großer Risse weitere Zugstäbe
quer zu den Rissen definiert. Die Definition der neuen Stäbe muss jedoch wieder im
Gleichgewicht mit den anderen Stäben stehen. Das Vorgehen wird so lange wiederholt,
bis ein zufriedenstellendes Ergebnis des Verformungs- und Rissbilds entsteht.
3.1 · Modellfindung von Stabwerkmodellen
29 3

..      Abb. 3.5  Vorgehen bei der Modellierung mit Hilfe kinematischer Überlegungen, in Anlehnung an.
(Muttoni et al. 1997)

Wie aus dem Beispiel bereits ersichtlich ist, liegt die größte Herausforderung bei
dieser Methode darin, dass Verformung- und Rissbild qualitativ zu bestimmen. Hier
ist große Erfahrung von kinematischen Mechanismen erforderlich. Alternativ kann
jedoch auch die Verformung des Stabwerks z. B. mit einem Programm abgeschätzt
werden und mit dem eigentlichen Bauteil überlagert werden.

!!Die Modellentwicklung mit Hilfe kinematischer Überlegungen setzt ein großes Vor-
stellungsvermögen für die kinematischen Mechanismen voraus. Dieses Verfahren
sollte deshalb nur von Personen mit großer Erfahrung angewendet werden, da eine
Falschanwendung schnell zu unsicheren Modellen führen kann.
30 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

3.2  Entwurfsgrundsätze von Stabwerkmodelle

Mithilfe der in 7 Abschn. 3.1 Methoden lassen sich oft mehre mögliche Stabwerk-

modelle finden. Diese sind jedoch nicht alle gleichwertig und es sollte einige weitere
Randbedingungen berücksichtigt werden. Um ein gutes Stabwerkmodell zu ent-
wickeln zu können, sollten die Entwurfsgrundsätze beachtet werden:
3 1 Die Modelle sollten sich am Kraftfluss nach der Elastizitätstheorie orientieren.
Darunter ist aber nicht ein möglichst genaues Abbilden eines linear-­elastischen
Spannungsverlaufs zu verstehen, sondern es sollte ein Anpassen des Modells an
die Hauptströme des Kraftflusses nach der Elastizitätstheorie unter besonderer
Berücksichtigung der Eigenheiten der Stahlbetonbauweise erfolgen. Vor allem
sollen Druckstäbe mit großen Kräften in ihrer Lage und Richtung zumindest
grob am Spannungsbild nach der Elastizitätstheorie ausgerichtet werden, um er-
forderliche Umlagerungen zu minimieren.
2 Die Bewehrungsführung muss baupraktisch einfach sein. Dies bedeutet, dass
möglichst gerade Stäbe mit wenigen Abbiegungen möglichst parallel und senk-
recht zu den Bauteilrändern gewählt werden sollten. An gezogenen Bauteil-
rändern legt man die Bewehrung, wie beim Balken, mit der nötigen Überdeckung
direkt an den Rand. Mehrere benachbarte Bewehrungsstäbe, die im gleichen
Zugbereich liegen, können für das Stabwerkmodell in ihrer gemeinsamen Schwer-
linie zu einem einzigen Zugstab zusammengefasst werden
3 Die Bewehrungsführung soll sich auch für andere Lastfälle eignen.
4 Die Winkel, mit denen Zug- und Druckstreben in Knoten aufeinandertreffen,
sollten zwischen 30° und 60° liegen. Deutlich flachere oder steilere Druckfeld-
winkel sind i. d. R. unrealistisch und verletzen die Verträglichkeit. Winkel θ unter
45° bis etwa 30° sind nur zulässig, wenn Druckstäbe sich mit aufeinander senk-
recht stehenden Zugstäben treffen. Siehe auch . Abb. 3.6.  

5 Konzentrierte Druckkräfte wie Einzellasten, Lagerkräfte oder Ankerkräfte brei-


ten sich im Bauteil seitlich aus und werden deshalb meist in zwei Anteile auf-
gespalten. Die Anteile der Lastausbreitung sind gegenüber der Lastresultierenden
um den Winkel δ geneigt. Dieser Winkel ist mit der Neigung 1:2 an der Nähe der

..      Abb. 3.6  Zulässige Neigung von Druckstreben


3.2 · Entwurfsgrundsätze von Stabwerkmodelle
31 3
Lasteinleitung (Singularität) geneigt und kann je nach weiterem Lastpfad in die
Richtung der Lastresultierenden umgelenkt werden. Dadurch kann der Winkel δ
wird dann etwas kleiner oder größer werden. (siehe auch . Abb. 3.7.)

6 Bei Einleitung einer konzentrierten Kraft an einer Bauteilecke (Endauflager,


Einzellast auf Konsole oder Wandecke) ergibt sich elastizitätstheoretisch der
gleiche Umlenkwinkel δ für die gesamte Last. Der Winkel θ zwischen Zugstab
und Druckstrebe sollte deshalb möglichst über 55° liegen, wobei an gering be-
anspruchten Knoten auch geringere Winkel bis zu 45° vertretbar sind. (vgl. auch
. Abb. 3.8)

7 Knoten, an denen drei Druckstreben zusammentreffen (Druckknoten) sollten


konsequent gemäß der . Abb. 3.9 modelliert werden, um damit die Geometrie

des Stabwerkes korrekt wiederzugeben.

..      Abb. 3.7  Neigung einer Lastausbreitung

..      Abb. 3.8  Neigung zwischen Zug- und Druckstrebe


an Bauteilecken

tan ≤ 1:2

..      Abb. 3.9  Konsequente Mo-


dellierung von Druckknoten in
Anlehnung an. (Reineck 2005)
32 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

8 Die Druckstäbe des Modells stellen in Wirklichkeit Spannungsfelder mit oft be-
trächtlicher Breite dar und müssen deshalb einen entsprechenden Abstand vom
Bauteilrand haben. Gleiches gilt für diejenigen Zugstäbe des Modells, die über
eine große Breite verteilte Bewehrung repräsentieren. Schließlich müssen auch
die Knoten des Modells so weit von den Bauteilrändern entfernt gewählt werden,
dass die Bewehrungsverankerungen im Bauteil Platz haben.
3 9 Die Bauteilränder und -oberflächen, die nicht ohnehin durch eine Zugstrebe im
Stabwerkmodell vertreten sind, müssen konstruktiv mit Bewehrung – am besten
orthogonalen Bewehrungsnetzen – versehen werden, um auftretende Risse in ihrer
Breite zu begrenzen. Hierbei sind die Regeln zur Mindestbewehrung zu beachten.
10 Im ersten Schritt sollte ein möglichst einfaches Modell entworfen werden, das die
wichtigsten Lastpfade abbildet. Teilbereiche können anschließend durch Sub-
systeme einer verfeinerten Betrachtung zugänglich gemacht werden.
11 Unter mehreren möglichen Stabwerkmodellen sollte dasjenige bevorzugt werden,
welches die geringsten Umlagerungen der inneren Kräfte, d.  h. die geringsten
Verformungen erfordert. Für dieses Modell nimmt die Formänderungsarbeit,
also die bis zum Erreichen des Fließzustandes geleistete elastische Arbeit, ein
­Minimum an.
Die elastische Arbeit kann vereinfacht über eine Summation der Dehnungen
der Zugstreben erfolgen. Dies basiert auf der Annahme, dass die wesentlichen
Verformungsanteile durch die gerade fließende Bewehrung entstehen, während
Stauchungen der Betondruckstreben vernachlässigbar sind. Die Arbeit kann
somit wie folgt berechnet werden:
1 1 1
Wv = ∫ F ·ε ·dx = ∑Fi ·ε i ·li ≈ ∑Ftd , j ·ε sy , j ·l j (3.1)
2 2 i 2 j

Dieses Prinzip wird anhand der von drei verschieden Stabwerkmodellen für einen
Wandartigen Träger in . Abb. 3.10 verdeutlicht. Wobei angemerkt sei, dass bei Be-

rücksichtigung des hochbeanspruchten Druckgurts in Modell 2 sich allerdings für


εc =  − 2,5‰ bereits Wv, 2 > Wv, 1 ergibt.

!!Die Betrachtung der elastischen Arbeit bietet eine gute Möglichkeit, um verschiedene
Modelle miteinander zu vergleichen. Alleindings müssen hierfür bereits alle Stab-
kräfte berechnet sein, was insbesondere bei größeren Modellen einen nicht zu unter-
schätzenden Aufwand mit sich bringt.

..      Abb. 3.10  Stabwerkmodelle für wandartige Träger mit der Anwendung des Prinzips vom Minimum
der Formänderungsenergie. (Zilch und Zehetmaier 2010)
3.3 · Berechnung der Stabkräfte
33 3
3.3  Berechnung der Stabkräfte

Nach der erfolgreichen Modellfindung ist das Stabwerkmodell nachzuweisen. Hierzu


müssen zunächst die Kräfte bestimmt werden. Auf der Basis der Kräfte können dann
die Zug- und Druckstreben bemessen werden. Des Weiteren sind anschließend die
Knoten nachzuweisen.
Bei der Idealisierung der Stabwerke werden die Stäbe bzw. Streben durch ge-
lenkige Knoten verbunden und die Kräfte werden nur an Stabenden oder Knoten
eingeleitet. Damit sind alle Randbedingungen eines Fachwerks eingehalten und die
Kräfte können in statisch bestimmten Stabwerken mit den Berechnungsmethoden
für Fachwerke ermittelt werden. Weit verbreitete Berechnungsmethoden hierzu sind:
55 Anwendung des Ritters’schen Schnittverfahrens: Hierzu werden Schnitte meist
durch Stäbe durchgeführt. Die Stabkräfte können dann über das Momenteng-
leichgewicht am Schnittpunkt zweier Stabkräfte ermittelt werden. (Weitere Er-
läuterungen und Beispiele finden sich z. B. in (Sudret 2022))
55 Das Knotenpunktverfahren (Knotengleichgewicht), bei welchem nacheinander
an jedem Knoten freigeschnitten wird und die Kräfte über die Gleichgewichts-
bedingungen der Kräfte (z. B. ΣH = 0; ΣV = 0) ermittelt werden. (Erläuterungen
und Beispiele finden sich ebenfalls z. B. in (Sudret 2022))
55 Lösung mit Stabwerksprogrammen.

Praxistipp

Die Berechnung der Stabkräfte mit Handrechenverfahren (Knotenpunktverfahren


und Ritters’schen Schnittverfahren) ist deutlich besser geeignet als ein Stabwerks-
programm, da Stabwerksprogramme auch für statisch unbestimmte Systeme Ergeb-
nisse finden, bei welchem jedoch wie nachfolgend beschrieben zahlreiche weitere
Randbedingungen zu beachten sind.
Sollte ein Stabwerksprogrammen benutzt werden, kann durch eine Variation der
Steifigkeit einzelner Stäbe überprüft werden, ob das Stabwerk statisch unbestimmt
ist. Tritt bei dieser Variation der Steifigkeit eine Änderung der Stabkräfte auf, so ist
das System statisch unbestimmt.

Aufgrund der engen Abstimmung der Stabwerksgeometrie mit der Belastung weisen
die Stabwerkmodelle häufig Rechteckmaschen auf und sind somit teilweise kinema-
tisch. Dies bedeutet, dass dieses Modell nur für bestimmte Belastungssituationen
bzw. für bestimmte Lastfälle funktioniert. Sobald sich die Belastung ändert, wird das
System eventuell kinematisch. Dies kann man z.  B. am Stabwerkmodell aus
. Abb. 3.11 sehen. Für die reine Drucksituation funktioniert das Modell aufgrund

der symmetrischen Belastungssituation. Kommt jedoch wie in . Abb.  3.11 dar-  

gestellt eine vertikale Last dazu, kann diese durch das Modell nicht mehr auf-
genommen werden. Dies kann gelöst werden, wenn man eine weitere diagonale
Druckstrebe einführt. Das Einfügen der Diagonale hat auch den Vorteil, dass sich
dieses Modell dann mit einem Stabwerksprogramm berechnet werden kann. Im Falle
des reinen Druckstabes ohne die vertikale Last, wäre die Druckstrebe spannungslos.
Kinematische Modelle gelten somit nur für entsprechende Lastfälle.
34 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

3 ..      Abb. 3.11  Probleme mit kinematischen Modellen und zugehöriger Lösung

..      Abb. 3.12  Spannungen bei mittiger Krafteinleitung

!!Aus der Überlegung der Kraftflüsse ergibt sich oft ein kinematisches Modell, welches
gerade bezüglich des Vorstellungsvermögens sowie der Berechnung Stabkräfte Vor-
teile hat. Durch die Einführung eines sogenannten Nullstabes kann die Kinematik
beseitigt werden. Bei der Verwendung von kinematischen Modellen sollte jedoch
immer sichergestellt werden, dass die Lastannahmen bezüglich Größe und Richtung
auch immer zutreffend sind.

Reale Tragwerke sind innerlich hochgradig statisch unbestimmte Systeme. In einigen


Fällen kann ein befriedigendes Tragverhalten vor allem auf Gebrauchslastniveau nur
durch statisch unbestimmte Stabwerkmodelle erreicht werden. Ein typisches Beispiel
hierfür ist die Einleitung einer Kraft mittig in ein System, wie dies z.  B. bei einer
Spanngliedverankerung vorkommt, welche nicht bis zum Ende des Bauteils geführt
wird. Hier wird ein großer Teil der Kraft direkt über Druckspannung in Kraft-
richtung weggeleitetet, ein kleiner Teil wird aber auch über Zugspannungen entgegen
der Kraftrichtung abgebaut (siehe auch . Abb. 3.12).  

Diese Situation lässt sich nur mit einem statisch unbestimmten Stabwerkmodell
zutreffend lösen. Da sich aber hier die Stabkräfte nicht mehr allein aus Gleich-
gewichtsbedingungen berechnen lassen, sind zusätzliche Bedingungen erforderlich.
Hier gibt es drei Möglichkeiten:
3.3 · Berechnung der Stabkräfte
35 3

..      Abb. 3.13  Zerlegung in mehrere aufeinander abgestimmte statisch bestimmte Stabwerke

1. Es erfolgt eine Zerlegung in mehrere aufeinander abgestimmte statisch bestimmte


Stabwerke, denen jeweils ein Teil der gesamten Last zugewiesen wird. Die Auf-
teilung der Last kann zunächst weitergehend frei erfolgen. Allerdings sollte, um
breite Risse zu vermeiden, die Aufteilung an die Steifigkeitsverhältnisse zwischen
den einzelnen Stabwerken angelehnt werden. So sind zum Beispiel Zugstreben
aufgrund der Rissbildung deutlich weicher als Druckstreben. Ein Beispiel für das
Vorgehen zeigt . Abb.  3.13. Die Aufteilung der Kräfte in . Abb.  3.13 ist an-
   

gelehnt an die Erfahrungen bei Spanngliedinnenverankerung (Eibl und Ivanyi


1973).
2. Eine weitere Möglichkeit ist die Reduktion auf statisch bestimmte Systeme durch
die Vorgabe einzelner Stabkräfte. Die Vorgabe einer entsprechenden Stabkraft
kann z. B. durch die Vorgabe des Bewehrungsquerschnittes einer Zugstrebe erfol-
gen. Diese Kraftvorgaben können entweder geeignet geschätzt werden oder einer
Berechnung des Bauteils nach linearer Elastizitätstheorie, z.  B. mit über FE-­
Berechnung einer Scheibe, entnommen werden. Hierzu sind die Spannungen der
jeweils betroffenen Spannungsfelder in geeigneten Schnitten aufzusummieren. Da
hierbei die Veränderung der Steifigkeit durch Rissbildung nicht berücksichtigt
wird, ist eine unwirtschaftliche Einschätzung insbesondere der Zugstrebenkräfte
möglich.
3. Die dritte Möglichkeit ist die Berechnung als statisch unbestimmtes Stabwerk.
Hierzu müssen die einzelnen Streben zutreffend mit Stabsteifigkeiten belegt wur-
den. Für Druckstäbe sollte die Festlegung aus der Steifigkeit effektiver Quer-
schnitte erfolgen. Für die Steifigkeit von Zugstreben sollte der Bewehrungsquer-
schnitt unter Berücksichtigung der Mitwirkung des Betons zwischen den Rissen
(„Tension Stiffening“) angesetzt werden.

Eine Besonderheit sind Stabwerke mit mehreren unterschiedlichen Lastfällen, da


Stabwerkmodelle im Allgemeinen nur für den betrachteten Lastfall gelten. Hierbei
sind statisch bestimmte und statisch unbestimmte Stabwerkmodelle eher in der Lage,
auch Kräfte aus anderen Lastfällen abzutragen. Die Modelle sollten allerdings so
entworfen werden, dass Lage und Richtung wichtiger Streben sowie hoch be-
36 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

anspruchter Knoten für die verschiedenen Lastfälle jeweils im Modell erfasst wer-
den. Es ist jedoch nicht ohne weiteres möglich, Ergebnisse, die an verschiedenen
Stabwerkmodellen erzielt wurden, einfach zu überlagern. Dies ist nur möglich, wenn
die Konsequenzen insbesondere aus der Überlagerung zwischen von Zug- und
Druckstreben durch den Ansatz zutreffender effektiver Druckfestigkeiten und die
Wahl realistischer Kreuzungswinkel erfasst werden. Die einzelnen Modelle sollen für
3 die verschiedenen Lastfälle im Wesentlichen hinsichtlich der Lage wichtiger Knoten
und Druckstreben übereinstimmen.

!!Es ist nur bei einfachen Situationen sinnvoll mehre Stabwerkmodelle für verschiedene
Lastfälle zu entwerfen. Im Regelfall sollte, wie bei einer nicht-linearen Berechnung
vorab eine Lastfallkombination gebildet werden. Gegebenenfalls sind dann bei kom-
plexen Situationen mehre Lastfallkombinationen zu untersuchen.

3.4  Bemessung der Zugstreben

Die Bemessung der Zugstreben erfolgt im Regelfall durch ein Abdecken der Zugkraft
über Bewehrung. Im Grenzzustand der Tragfähigkeit wird hierzu der Nachweis wie
folgt geführt:

Ftd ≤ FtRd = As ⋅ f yd (3.2)

Ftd
⇒ As, req = (3.3)
f yd 

Wissensbox

Bei den Zugstreben muss im Allgemeinen die Bewehrung zwischen konzentrierten


Knoten ungeschwächt durchgeführt werden, da in der Berechnung meist von einer
konstanten Strebenkraft ausgegangen wird. Bei verschmierten Knoten ist eine Ab-
stufung der Bewehrung möglich, da dort die Umlenkung von Druckkräften in größe-
ren Bereichen erfolgt. Diese Regionen, in denen bei verschmierten Knoten Be-
wehrung anzuordnen ist, können über die Aufteilung einer einzelnen in mehrere pa-
rallele Druckstreben bestimmt werden.

Falls Spannglieder vorhanden sind, können auch diese für eine Zugstrebe an-
gerechnet werden. Es dürfen jedoch nur die Zusatzkräfte abzüglich der Vorspannung
angerechnet werden. Aus diesem Grund sind nur Spannglieder mit Spannstahl im
Verbund anrechenbar. Aufgrund der eher verschwommenen Fließgrenze sollte die
Spannung zusätzlich auf
0,9 · fp01k begrenzt werden. Der Nachweis einer Spannbewehrung ergibt sich somit
wie folgt:

 0, 9· f p 01k 
Ftd ≤ FtRd = Ap ⋅  − σ pmt  (3.4)
 γs 
3.5 · Nachweis der Druckstreben
37 3
Die Fälle, in welchem eine Anrechnung des Spannglieder erfolgt, ist jedoch äußerst
selten.

!!Verbundlose Spannglieder dürfen für die Bemessung von Zugstreben nicht angesetzt
werden.

Neben den Nachweisen im Grenzzustand der Tragfähigkeit kann, gerade im


Ingenieurbau, auch der Nachweis für den Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
relevant sein. Dieser kann über die Begrenzung der Stahlspannungen erfolgen:

Ftk
≤ σ s ,max (3.5)
As 
Aufgrund der üblicherweise verwendeten Teilsicherheiten beim Nachweis im Grenz-
zustand der Tragfähigkeit sind die Spannungsbegrenzungen zur sicheren Einhaltung
der Fließgrenze (0,8 fyk = 400 N/mm2) meist nicht maßgebend. Gerade im Ingenieur-
bau kann jedoch die Einhaltung der zulässigen Rissbreite unter der relevanten Ein-
wirkungskombination maßgebend werden. Hierzu ist es pragmatisch den Nachweis
der Rissbreite über die vereinfachte Spannungsbegrenzung der DIN EN 1992-1-1
(01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) 7 Abschn. 7.3.3

zu führen. Die Werte in der . Tab. 7.2. DE der DIN EN 1992-1-1 können gemäß

­(Fingerloos et al. 2016) auf folgende Formel zurückgeführt werden:

wk · f ct ,eff ·Es
σ s , max = 6· ≤ f yk (3.6)
φs 

Praxistipp

Ein Nachweis der Rissbreitenbegrenzung kann gerade bei Stabwerkmodellen mit


sehr großen ständigen Lasten und bei hohen Anforderungen an die Dauerhaftigkeit
nötig sein. Dies ist z. B. bei der Einleitung von Vorspannkräften im Brückenbau der
Fall.

3.5  Nachweis der Druckstreben

3.5.1  Allgemeines

Der Nachweis der Druckstreben ist etwas komplexer als die der Zugstreben. Die
Druckstreben können für axial gerichtete, über den Querschnitt der Strebe konstante
Betondruckspannungen wie folgt nachgewiesen werden:

Fcd
σ cd = ≤ σ Rd ,max (3.7)
Ac ,eff

38 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

Hierbei ist:
55 Fcd Bemessungswert der Kraft in der Druckstrebe
55 Ac, eff effektive Querschnittsfläche der Strebe, siehe 7 Abschn. 3.5.3

55 σcd konstanter Bemessungswert der Betondruckspannungen


55 σRd, max Bemessungswert der Druckfestigkeit für Betonstreben, siehe
7 Abschn. 3.5.2
3

3.5.2  Druckfestigkeit für Betonstreben


Der Bemessungswert der Druckfestigkeit einer Druckstrebe in einem Stahlbetonbau-
teil ist stark abhängig von Querdruck und Querzug im Bauteil. So muss in Bauteilen
mit Querzug die Druckfestigkeit deutlich abgemindert werden. Sobald die Querzug-
spannung größer ist als die Betonzugfestigkeit des Betons entstehen Risse quer zur
Druckstrebe, welche die Übertragung der Druckspannungen beeinflussen. Je nach
Neigung der Risse zur Druckstrebe wird die maximal aufnehmbare Druckspannung
abgemindert. Verlaufen die Risse parallel zur Druckstrebe können noch circa 75 %
der einaxialen Druckfestigkeit aufgenommen werden. Dieser Fall tritt z. B. bei der
Bemessung der Druckstrebe VRdmax in der Querkraftbemessung auf. Kreuzen die
Risse die Druckstrebe, wie dies z. B. bei einem stark auf Torsion beanspruchten Bau-
teil der Fall ist, so reduziert sich die aufnehmbare Druckspannung nochmals deut-
lich. Dies Zusammenhänge sind in . Abb. 3.14 verdeutlicht.

..      Abb. 3.14  Zusammenhang zwischen Querdehnung und aufnehmbarer Druckspannung


3.5 · Nachweis der Druckstreben
39 3
!!Oft ist es bei einer Modellierung nicht immer eindeutig abzuschätzen, in welchem der
Fälle man sich in . Abb. 3.14 befindet. Hier können die elastischen Spannungsbilder

eine Hilfe sein. Bei Unsicherheiten sollten die aufnehmbare Druckspannung jedoch
immer konservativ abgeschätzt werden.

In der DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA


(04.2013) Abschn.  6.5.2 wird der Bemessungswert der Druckfestigkeit für Beton-
streben in gerissenen Druckzonen ist wie folgt angegeben:

σ Rd , max = 0, 6 ⋅ν ′ ⋅ f cd  (3.8)

Hierbei ist je nach Beanspruchung für ν′ ein anderer Wert angeben:


55 für Druckstreben parallel zu Rissen: ν′=1,25
σ Rd , max = 0, 6 ⋅1, 25 ⋅ f cd = 0, 75 ⋅ f cd
55 für Druckstreben, die Risse kreuzen: ν′=1,0
σ Rd , max = 0, 6 ⋅1, 0 ⋅ f cd = 0, 6 ⋅ f cd
55 für starke Rissbildung mit Querkraft und Torsion: ν′= 0,875
σ Rd , max = 0, 6 ⋅ 0, 875 ⋅ f cd = 0, 525 ⋅ f cd
55 Für Betonfestigkeitsklassen ≥ C55/67 ist ν′ zusätzlich mit ν2  =  1,1  −  fck/500 zu
multiplizieren. Die im vorherigen in . Abb. 3.14 dargestellten Zusammenhänge

gelten jedoch nur, falls die die Querdehnung kleiner ist als die Fließgrenze des
Betonstahls (ε1 < εsy). Bei weiter ansteigender Querdehnung nimmt aufgrund der
stark anwachsenden Rissöffnung der Schubtraganteil im Riss ab und die effektive
Druckfestigkeit fällt rapide ab. Für einen solchen Fall kann für die Reduktion auf
Grundlage einer Vielzahl von Scheibenversuchen für normalfesten Beton fol-
gende Beziehung (Hierbei ist εc2  =    −  2  ‰) angegeben werden, welche auch in
. Abb. 3.15 dargestellt ist.

..      Abb. 3.15  Reduktion der Druckfestigkeit in Abhängigkeit der Hauptzugdehnung


40 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

f c ,eff 1
= ≤ 1, 0 (3.9)
fc 0, 8 − 0, 34·ε1 / ε c 2 

Praxistipp

3 In der Praxis kommt es häufiger vor, dass Bauteile abschnittsweiser hergestellt wer-
den und somit Arbeitsfugen in den Bauteilen vorhanden sind. Falls eine Betondruck-
strebe diese Arbeitsfuge kreuzt, sollte die Arbeitsfuge wie ein Riss entsprechend
. Abb.  3.14 behandelt werden. Diese Annahme ist jedoch nur zutreffend, wenn

Arbeitsfuge verzahnt hergestellt ist. Bei einer rauen Arbeitsfuge sollten analog DIN
EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013)
7 Abschn. 6.2.5 (NA.6) die Tragfähigkeiten im Verhältnis c/0,5 = 0,8 abgemindert.

Eine glatte oder sehr glatte Oberfläche dürfen die Arbeitsfugen nicht haben.

3.5.3  Effektive Querschnittsfläche der Strebe

Die effektive Querschnittsfläche Ac, eff der Strebe ergibt sich bei ebenen Tragelementen
wie z. B. Scheiben, Konsolen oder Trägerstegen über die Breite der Strebe und senk-
recht zur Betrachtungsebene in der Regel über die Bauteilbreite. Für die Ermittlung
der Breite der Strebe an sich gibt es verschiedene charakteristische Ausprägungen
von Druckstreben, die zu drei Grundformen zusammengefasst werden können, wel-
che in . Abb. 3.16 dargestellt sind.

Bei fächerförmigen Druckstreben ist im Regelfall für den Nachweis der Druck-
strebe die geringste Breite anzusetzen, welche in . Abb. 3.16 der Knotenbreite ent-

spricht.
Bei flaschenförmigen Druckstreben darf eine größere Breite, als die Knotenbreite
angesetzt werden, da am Knoten ein günstiger Spannungszustand vorliegt. Die
Breite darf hier gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN
1992-1-1/NA (04.2013) wie folgt angesetzt werden:

beff = h + 0, 65 ⋅ a < b  (3.10)


Hierzu ist im Regelfall zusätzlich eine Spaltzugbewehrung einzulegen, wie
. Abb. 3.17 verdeutlicht. Näheres hierzu findet sich in 7 Abschn. 4.3 dieses Buches.
   

..      Abb. 3.16  Grundformen von Druckstreben


3.5 · Nachweis der Druckstreben
41 3

..      Abb. 3.17  Flaschenförmige Druckspannungsfelder

..      Abb. 3.18  Konsistenter Übergang zwischen


B- und D-Bereich

Die Breite von prismatischen parallelen Druckspannungsfeldern ist meist ab-


hängig von den Übergangsbedingungen zwischen B- und D-Bereich. So müssen beim
Heraustrennen des D-Bereichs aus dem Tragwerk die Randbedingungen der B-­
Bereiche konsistent übernommen werden. Da im biegebeanspruchten B-Bereich die
Druckstrebe aus der Biegung mit der Spannungs-Dehnungs-Linie für Beton, meist
dem Parabel-Rechteck-Diagramm, ermittelt worden ist, im D-Bereich jedoch die
Annahme konstanter Spannungen zugrunde liegt, muss für einen kontinuierlichen
Übergang zwischen beiden Bereichen eine Modifikation der Spannungen bzw. Brei-
ten im D-Bereich durch die Verwendungen des Spannungsblocks erfolgen. Die Höhe
des prismatischen Druckfeldes in Bereichen eines parallelen Druck- und Zuggurts
(B-Bereich) sollte somit nicht größer sein als sie sich aus der linearen Dehnungsver-
teilung ergibt. Dies ist in . Abb. 3.18 verdeutlicht.

42 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

3.6  Nachweis der Knoten

3.6.1  Allgemeines

3 Bei dem Nachweis der Knoten ist wie auch bei den Druckstreben der Spannungs-
zustand relevant. Für den Spannungszustand werden die Knoten nach . Abb. 3.19  

unterschieden.
Je nach Druck- oder Zugspannung können im unbewehrten Beton unterschiedliche
Druckspannungen für den Nachweis des Knotens aufgenommen werden. Die zweiaxiale
Betonfestigkeit wurde von (Kupfer 1973) auf Basis von Versuchen ermittelt. Bei diesen
Versuchen, welche in . Abb. 3.20 dargestellt sind, wurden Betonwürfel an vier Seiten

unter Druck bzw. Zug beansprucht während zwei Seitenflächen belastungsfrei blieben.
Somit beschreibt dieser Versuch die Betonfestigkeit in einer Ebene mit zwei unterschied-
lichen Hauptspannungen, wie dies bei den Knoten im Stabwerkmodell nahezu immer
auftritt. Als Ergebnis der Versuche erhält man die zweiachsige Betondruckfestigkeit in
Abhängigkeit vom Querdruck. Diese Beziehung wird aufgrund ihrer Form auch
Glockenkurve genannt und ist ebenfalls in . Abb. 3.20 abgebildet. Hier erkennt man,

dass bei einem Querdruck von circa 50  % der einachsigen Betondruckfestigkeit die
Festigkeit um circa 25 % ansteigt. Bei einem Querdruck, welcher genau der Spannung in
der anderen Richtung entspricht, erhält man jedoch nur eine Steigerung der Festigkeit
von circa 10 %. Falls ein Querzug herrscht erkennt man, dass die Festigkeit abnimmt.

..      Abb. 3.19  Unterscheidung der Knoten

..      Abb. 3.20  Versuchsaufbau zur Ermittlung des zweiaxialen Spannungszustandes in der Ebene und
Beschreibung der zweiaxialen Festigkeit mit der Glockenkurve
3.6 · Nachweis der Knoten
43 3
Wissensbox

An einem Knoten erhält man:


55 unter Druck-Druck-Beanspruchung Zunahme der Festigkeit und
55 unter Druck-Zug-Beanspruchung Abnahme der Festigkeit

3.6.2  Druckknoten
Bei einem reinen Druckknoten treten von mindestens zwei Seiten Druckkräfte auf.
Zugkräfte treten keine auf. Da der Knoten somit vollständig unter Druckspannungen
steht, können gemäß . Abb. 3.20 höhere Druckspannungen als die einaxiale Druck-

festigkeit aufgenommen werden. Da jedoch das Spannungsniveau zwischen den bei-


den angreifenden Spannungen meist mit Unsicherheiten behaftetet ist, wird in DIN
EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) auf
der sicheren Seite von einer maximalen Erhöhung von 10 % von der Druckfestigkeit
ausgegangen, was dem Ausrundungspunkt in der Glockenkurve nach . Abb. 3.20

entspricht.

σ Rd , max ≤ 1,1·ν ′· f cd  (3.11)

Gemäß (Schlaich und Schäfer 2001) werden vier verschiedene Druckknoten unter-
schieden, welche im Nachfolgenden mit den erforderlichen Nachweisen kurz er-
läutert werden.
Beim Druckknoten K1, welcher in . Abb. 3.21 dargestellt ist, kommt eine Druck-

strebe an und wird durch resultierende Spannungen aufgenommen. Ein solcher Kno-
ten kann zum Beispiel am Endauflager eines vorgespannten Trägers vorkommen,
welcher am Auflager vollständig überdrückt ist. An diesem Knoten muss nach-
gewiesen werden, dass alle auftretenden Druckspannungen kleiner als die aufnehm-
bare Druckspannung nach Gl. (3.11) sind. Aufgrund des Gleichgewichtes in vertika-
ler und horizontaler Richtung ergibt sich die Geometrie der Druckstrebe 3 auto-
matisch und der Nachweis kann auf eine reine Reduktion des Nachweises der
Druckstrebe 3 zurückgeführt werden. Diese Beziehung ist ebenfalls in . Abb. 3.21

dargestellt.
44 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.21  Übersicht über den Druckknoten K1 mit den erforderlichen Nachweisen
Erforderliche Nachweise:

Fcd ,1
σ cd ,1 = ≤ σ Rd , max
a1 ⋅ b

Fcd , 2
σ cd , 2 = ≤ σ Rd , max
a2 ⋅ b

Fcd ,3
σ cd ,3 = ≤ σ Rd , max
a3 ⋅ b

Aus der Geometrie ergibt sich:

a3 = a1 ⋅ sin θ3 + a2 ⋅ cos θ3
Alternatives Nachweisformat:

Fcd ,1
σ cd ,3 =
( )
a1 ⋅ sin ² θ3 + a2 ⋅ sin θ3 cos θ3 ⋅ b

,1 + σ cd , 2 ⋅ ( a2 / a2 )
2
σ cd
2 2
σ cd ,3 =
σ cd ,1 + σ cd , 2 ⋅ ( a2 / a2 )
2

Beim Druckknoten K2, welcher in . Abb. 3.22 dargestellt ist, kommen zwei Druck-

streben an und werden mit einer Resultierenden weitergeführt. Dieser Knoten kommt
zum Beispiel bei dem einspringenden Eck einer Konsole vor. Hier muss ebenfalls
nachgewiesen werden, dass alle auftretenden Druckspannungen kleiner als die auf-
nehmbare Druckspannung nach Gl. (3.11) sind.
3.6 · Nachweis der Knoten
45 3
..      Abb. 3.22  Übersicht über
den Druckknoten K2 mit den er-
forderlichen Nachweisen

Erforderliche Nachweise:

Fcd ,1
σ cd ,1 = ≤ σ Rd , max
a1 ⋅ b

Fcd , 2 cos θ 2
σ cd , 0 = ≤ σ Rd , max
a0 ⋅ b

Fcd ,3 cos θ3
σ cd , 0 = ≤ σ Rd , max
a0 ⋅ b

..      Abb. 3.23  Übersicht über


den Druckknoten K3 mit den er-
forderlichen Nachweisen
Erforderliche Nachweise:

Fcd ,1
σ cd ,1 = ≤ σ Rd , max
a1 ⋅ b

Fcd , 2
σ cd , 2 = ≤ σ Rd ,max
a2 ⋅ b

Durch eine optimale Wahl der Höhe des Druckknotens a0 kann erreicht werden, dass
ein hydrostatischer Spannungszustand herrscht und somit alle Spannungen gleich
sind (σcd, 1= σcd, 2= σcd, 3 = σcd, 0). Dies kann erzeugt werden, wenn alle Streben senkrecht∗
auf die Knotenberandungen treffen. Somit kann die optimale Druckknotenhöhe a0
wie folgt berechnet werden:
a1
a0∗ = (3.12)
tan θ 2 + tan θ3 
Beim Druckknoten K3, welcher in . Abb. 3.23 dargestellt ist, kommen zwei Druck-

strebe an und werden mit zwei Resultierenden weitergeführt. Dieser Knoten kann
zum Beispiel Teil eines größeren Knotens sein.
46 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.24  Übersicht über den


Druckknoten K4 mit den erforder-
lichen Nachweisen
Erforderliche Nachweise:

Fcd ,1
σ cd ,1 = ≤ σ Rd , max
a1 ⋅ b
3
Fcd , 0
σ cd , 0 = ≤ σ Rd ,max
a0 ⋅ b

!!Bei diesem Knoten K3 ist es ausreichend, die Druckspannungen σcd, 1 und σcd, 2 nach-
zuweisen. Die Nachweise der anderen Spannungen σcd, 3 und σcd, 4 sind dann auto-
matisch erfasst.

Beim Druckknoten K4, welcher in . Abb. 3.24 dargestellt ist kommen vier Druck-

streben an und werden mit einer Resultierenden weitergeführt. Dieser Knoten tritt
zum Beispiel beim Mittelauflager eines Durchlaufträgers auf.
Bei diesem Knoten ist es ausreichend, die Druckspannung σcd, 1, der Last-
resultierenden bzw. der Auflagerkraft nachzuweisen und die Druckspannung σcd, 0 im
Inneren des Knotens nachzuweisen. Wenn für diese beiden Spannungen die zulässige
Druckspannung eingehalten ist, werden die Spannungen der restlichen Streben nicht
maßgebend.
Die im Vorherigen darstellten Druckknoten können weitere Besonderheiten auf-
weisen. So kann es sein, dass z. B. bei den Knoten K2 und K4 die Spannung σcd, 1
nicht über die volle Breite des Bauteils eingeleitet werden kann, sondern z. B. auf-
grund eines Lagers nur eine begrenzte Breite bzw. Fläche zur Verfügung steht. Bei
diesem Sonderfall, dem Knoten K2t, welcher in . Abb. 3.25 dargestellt ist, muss zu-

sätzlich der Nachweis der Teilflächenpressung, welcher in 7 Kap. 4 dieses Buches be-

handelt wird, und der Nachweis des Spaltzugs behandelt werden. Der Nachweis des
Spaltzugs, welcher in 7 Abschn.  4.3 dieses Buches behandelt wird, führt meist zu

einer Spaltzugbewehrung, welche ebenfalls in . Abb. 3.25 dargestellt ist.


Eine weitere Besonderheit kann sein, dass eine der Druckstreben Druck-
bewehrung enthält. Dies tritt zum Beispiel bei einer Lagerung eines Wandartigen
Trägers auf einer Stahlbetonstütze auf. Dieser Sonderfall, der Knoten K2d, ist in
. Abb. 3.26 dargestellt. Aufgrund der Druckbewehrung sind hier einige zusätzlich

Nachweise erforderlich.
3.6 · Nachweis der Knoten
47 3

..      Abb. 3.25  Teilflächenbelasteter Knoten. (K2t)

..      Abb. 3.26  Knoten mit


Druckbewehrung. (K2d)

Zunächst muss nachgewiesen werden, dass am Stützenanschnitt der im Bereich


der Verankerungslänge lb verankerte Anteil ΔFSd2 der Bewehrungsdruckkraft FSd2 zu-
sätzlich vom Beton aufgenommen werden kann. Wenn der Beton in der Stütze be-
reits mit fcd ausgenutzt wird, ist die Aktivierung der Dreiaxialfestigkeit im Bereich lb1
durch eine zusätzliche Umschnürungsbewehrung nötig. Bei großem Anteil ΔFSd2 ist
diese Maßnahme aber nicht praktikabel. Der Nachweis kann wie folgt zusammen-
gefasst werden:
48 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

Fcd ,1 − ( Fs 2 d − ∆Fs 2 d ) A
σ cd 1 = ≤ f cd + ∆f cd · k (3.13)
a1·b a1·b 
Hierbei ist:
55 Δfcd die Zunahme der Druckkraft aus der mehraxialen Festigkeit, vgl.
7 Abschn. 4.2
3

55 Ak der umschnürte Betonquerschnitt (Kernquerschnitt)

Da die Ausbreitung der Verankerungskräfte im Bereich lb1 Querzug erzeugt, muss


hierfür eine zusätzliche Querbewehrung eingelegt werden, welche auf folgende Kraft
ausgelegt werden muss:
∆Fs 2 d
Fs = (3.14)
4 
Alle weiteren Nachweise müssen dann, wie bei den Knoten K1 bis K4 erfolgen.

Praxistipp

Knoten mit Druckbewehrung sind nur in Einzelfällen sinnvoll. Beim Auftreten meh-
rerer Knoten mit Druckbewehrung in einem Stabwerkmodell sollte über eine Ver-
größerung der Bauteilabmessungen oder die Verwendung einer höheren Betonfestig-
keit nachgedacht werden.

3.6.3  Druck-Zugknoten

Bei einem Druck-Zugknoten treten neben Druckspannungen auch Zugkräfte aus an-
greifend Stäbe auf. Da der Knoten somit sowohl Zug- wie auch Druckspannungen
erhält können gemäß . Abb.  3.20 nicht die volle einaxiale Druckfestigkeit auf-

genommen werden. Gemäß der DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der
DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) wird von einer maximalen von 75 % von der ein-
axialen Druckfestigkeit ausgegangen.

σ Rd , max ≤ 0, 75 ⋅ν ′ ⋅ f cd  (3.15)
Gemäß (Schlaich und Schäfer 2001) werden sieben verschiedene Druck-­Zugknoten
unterschieden, welche im Nachfolgenden mit den erforderlichen Nachweisen kurz er-
läutert werden.
Beim Druck-Zugknoten K5, welcher in . Abb.  3.27 dargestellt wird eine Zug-

strebe über zwei schräge Druckstreben abgetragen. Dieser Knoten tritt beispielsweise
bei einer Bewehrungsverankerung im inneren eines Trägers auf, wie dies zum Beispiel
bei einem abgesetzten Auflager vorkommt. Als Nachweis ist an diesem Knoten ledig-
lich ein Nachweis der Verankerungslänge nach Norm erforderlich. Damit erübrigt
sich der Nachweis von Betondruckspannungen im Knoten. Zusätzlich sollte bei der
Verankerung von Zugstreben mit großen Kräften eine Querbewehrung angeordnet
werden. (vgl. auch 7 Abschn. 3.7)

Der Druck-Zugknoten K6, welcher in . Abb. 3.28 dargestellt ist, tritt beispiels-


weise bei einem Endauflager eines Stahlbetonbalkens auf. Hier wird eine Zugstrebe
3.6 · Nachweis der Knoten
49 3

..      Abb. 3.27  Übersicht über den Druck-Zugknoten K5

..      Abb. 3.28  Übersicht über den Druck-Zugknoten K6

in einem begrenzten Bereich am Auflager verankert. Für diesen Knoten muss neben
dem Nachweis der Verankerung, welcher unter der Annahme eines günstigen Quer-
drucks (α5 = 2/3) geführt werden darf, auch der Nachweis der Betondruckspannung
geführt werden. Als maximal aufnehmbare Betondruckspannung darf hier der Wert
nach Gl. (3.15) verwendet werden. Bei großen zu verankernden Kräften sollte hier
ebenfalls eine Querbewehrung angeordnet werden.
Beim Druck-Zugknoten K7, wird eine Zugstrebe in einem begrenzten Bereich am
Auflager verankert und zusätzlich eine Druckkraft eingeleitet. Dieser Knoten, wel-
cher in . Abb.  3.29 dargestellt ist, kommt beispielsweise bei einer Spanngliedver-

ankerung vor, wenn der Träger nicht vollständig überdrückt ist. Hier müssen wie beim
Knoten K6 alle Betondruckspannung kleiner als die aufnehmbare Spannungen nach
Gl. (3.15) sein. Ebenfalls muss auch der Nachweis der Verankerung, welcher auch hier
unter der Annahme eines günstigen Querdrucks (α5 = 2/3) geführt werden darf, ein-
gehalten sein. Eine Anordnung einer Querbewehrung ist hier ebenfalls sinnvoll.
50 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.29  Übersicht über den Druck-Zugknoten K7

..      Abb. 3.30  Übersicht über den Druck-Zugknoten K8

Der Druck-Zugknoten K8, welcher in . Abb. 3.30 dargestellt ist, kann beispiel-


weise bei einer Innenstütze mit schwach ausgeprägtem Stützmoment vorkommen.


Der Knoten K8 setzt sich aus zwei Knoten K7 zusammen. Für die Wahl der
Größe von a0, welche für den Nachweis der Druckstrebenspannung σcd0 relevant ist,
gilt das gleiche wie beim Druck-Knoten K2 (hydrostatisches Gleichgewicht). Der
Nachweis muss jedoch mit der aufnehmbaren Spannung nach Gl. (3.15) geführt wer-
den. Die weiteren Nachweise sind dann für den Knoten K7 zu führen.
Beim Druck-Zugknoten K9, welcher in . Abb.  3.31 dargestellt ist, tritt eine

Druckstrebe auf, deren Vertikalkomponente über eine Zugstrebe aufgenommen wer-


3.6 · Nachweis der Knoten
51 3

..      Abb. 3.31  Übersicht über den Druck-Zugknoten K9

den muss und deren Horizontalkomponente über eine weitere Zugstrebe beziehungs-
weise über die die Differenz zweier weiterer Zugstreben aufgenommen wird. Dieser
Knoten kommt typischerweise im Zuggurt eines Balkens vor. Der obere Knoten in
. Abb. 3.31 tritt zum Beispiel bei der Einleitung von Einzellast an der Trägerober-

seite in der Mitte des Trägers auf. Der untere Knoten tritt beispielsweise am unteren
Ende von abgesetzten Auflagern aus.
Zunächst muss bei diesem Knoten die Verankerungslänge der Bewehrung für die
Differenzkraft zwischen Ftd1  −  Ftd2 ermittelt werden. Die Verankerungslänge ent-
spricht hierbei der Kontenabmessung. Der Beiwert für den Querdruck ist zu α5 = 1,0
zu setzen. Über die Länge des Verankerungsbereichsbereiches ist dann die Be-
wehrung der Zugstrebe Ftd3 anzuordnenden. Bei dünnen und gut über die Ver-
ankerungslänge verteilten Stäben genügen die Stabumlenkungen von Schlaufen oder
ähnlicher Bewehrung für die Verankerung, wie dies auch Bügeln im Balken der Fall
ist. Bei sehr starker und eng liegender Bewehrung kann auch die Betondruckstrebe
maßgebend werden, welche die Druckspannung nach Gl. (3.15) nicht überschreiten
darf. Bei einer Ausbildung der Zugstrebe Ftd3 über Bügel ist meist eine Querbewehrung
bereits über die unteren Bügelschenkel abgedeckt. Bei mehrschnittigen Bügeln oder
S-Haken sollte jedoch eine zusätzliche Querbewehrung eingelegt werden.
Der Druck-Zugknoten K10, welcher in . Abb.  3.32 dargestellt ist, kann bei-

spielsweise bei einer Rahmenecke mit schließendem Moment vorkommen. Bei die-
sem Knoten wird eine Zugstrebe umgelenkt. Aufgrund der Kraftumlenkung ergibt
sich eine Druckstrebe, damit das Kräftegleichgewicht erfüllt ist. Bei diesem Knoten
sollte zwischen einlagiger und mehrlagiger Bewehrung (wie im . Abb. 3.32) unter-

schieden werden.
55 Bei einlagiger Bewehrung sollte der große Biegerollendurchmesser nach der DIN
EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013)
Tabelle 8.1 DE (Spalte 3–5) bzw. die 7 Gl. (8.1) eingehalten sein. Falls dies erfüllt

ist, ist ein Nachweis der Betondruckstrebe nicht erforderlich.


55 Bei mehrlagiger Bewehrung sollte der Biegerollendurchmesser nach der DIN EN
1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) zwar
ebenfalls eingehalten sein, zusätzlich muss hier jedoch der Nachweis der Druck-
streben gemäß Gl. (3.16) bzw. (3.17) explizit erfolgen.
52 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.32  Übersicht über


den Druck-Zugknoten K10

..      Abb. 3.33  Übersicht über den Druck-Zugknoten K11

Fcd
σ cd = ≤ σ Rd , max = 0, 75 ⋅ν ′ ⋅ f cd (3.16)
b ⋅ Dbr ⋅ sinθ 

max {Ftd ,1 ;Ftd , 2 }


σ cd = ≤ σ Rd , max = 0, 75 ⋅ν ′ ⋅ f cd (3.17)
b ⋅ Dbr ⋅ sinθ ⋅ cosθ 

Zusätzlich sollte in beiden Fällen noch eine Querbewehrung angeordnet werden, um


die auftretenden Spaltzugkräfte in der Umlenkung in Blickrichtung aufnehmen zu
können.
Bei dem Druck-Zugknoten K11 handelt es sich um einen räumlichen Knoten, bei
welchem die aufeinandertreffenden Streben nicht in einer Ebene liegen. Ein solcher
Knoten, wie er in . Abb.  3.33 dargestellt ist, kommt beispielsweise im Eckbereich

eines Torsionsbalkens oder bei einer Faltwerkkante vor. Bei diesem Knoten sollten die
Zugstreben immer möglichst aus dünnen Stäben mit geringen Abmessungen aus-
gebildet werden. Bei einem Faltwerk wie im . Abb. 3.33 sollten diese ebenfalls Bügel-

3.7 · Bewehrungsverankerungen
53 3
artig mit dem Biegerollendurchmesser für Bügel ausgebildet sein. Aufgrund des kom-
plexen Spannungszustandes ist beim Nachweis der Betondruckspannungen Vorsicht
geboten und es sollten die Spannungen nach Gl. (3.18) nicht überschritten werden.

σ cd ≤ σ Rd , max = 0, 525 ⋅ν ′ ⋅ f cd  (3.18)

3.7  Bewehrungsverankerungen

3.7.1  Zugbewehrung

Bei einer Verankerung von Zugkräften kann man im Allgemeinen zwei Fälle unter-
scheiden. Beim Fall 1, welcher in . Abb. 3.34 dargestellt ist, wird die Verankerungs-

kraft Ftd1 – Ftd2 (bei Endverankerungen entfällt Ftd2) durch zwei Betondruckstreben Fcd1
und Fcd2 beziehungsweise durch die Umlenkung einer Betondruckstrebe aufgenommen.
Beim Fall 2, welcher in . Abb. 3.35 dargestellt ist, wird die Verankerungskraft

durch eine Betondruckstrebe Fcd1 und eine Zugstrebe Ftd3 aufgenommen. In diesem
Fall herrscht in der Ansichtsebene (ungünstiger) Zug quer zur Stabachse der ver-
ankerten Bewehrung. Diese Verankerungen finden sich häufig am Rand oder an der
Oberfläche von Bauteilen.
Außer der Lastabtragung in der Haupttragebene (Ansichtsebene) ist bei den Ver-
ankerungen auch die Ausbreitung der Verankerungskräfte senkrecht zu dieser Ebene
(Bauteilbreite) zu beachten. Bei einer Verankerung von geraden Bewehrungsstäben
stützen sich hauptsächlich die Rippen auf den umgebenden Beton ab. Dies hat zur
Folge, dass an den Rippen hohe lokale Druckspannungen entstehen, welche sich in
den umgehenden Beton ausbreiten. Aufgrund dieser Lastausbreitung entstehen, wie
in . Abb.  3.36 dargestellt, in einiger Entfernung davon Querzugkräfte senkrecht

zum Bewehrungsstab.
Diese Zugspannungen können den Beton aufspalten. Insbesondere wenn die
Betondeckung oder die Betondecke im Verhältnis zum Stabdurchmesser gering ist,
besteht die Gefahr, dass große Längsrisse entstehen oder die Betondeckung ab-
gesprengt wird. Abstrahiert man den Spannungsverlauf aus . Abb. 3.36 kann man

..      Abb. 3.34  Verankerungsfall 1

..      Abb. 3.35  Verankerungsfall 2


54 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.36  Wirkungsweise der Bewehrungsverankerung und daraus folgende Querzugkräfte

..      Abb. 3.37  Stabwerkmodell einer Verbundverankerung mit zugehöriger Querbewehrung

..      Abb. 3.38  Stabwerkmodell einer Verankerung mit Ankerkörper und der zugehöriger Quer-
bewehrung

das Stabwerkmodell für eine Verbundverankerung mit dem zugehörigen Bewehrungs-


schema in . Abb. 3.37 entwickeln.

Neben der gerade aufgeführten reinen Verbundverankerung sind auch noch wei-
tere Verankerungen der Bewehrung wie zum Beispiel das Anordnen von Anker-
körpern am Stabende möglich. Bei einer solchen Verankerung werden die meisten
Kräfte im Bereich des Ankerkörpern über Betondruckspannungen eingeleitet. Hier-
bei muss am Ankerkörper gewährleistet sein, dass der Nachweis der Teilflächen-
pressung (vgl. 7 Abschn.  4.2) eingehalten ist. Aufgrund der stark konzertierten

Lasteinleitung tritt bei einer solchen Verankerung die Querzugspannung deutlich ge-
bündelter und näher am Stabende als bei der Verbundverankerung auf. Dies ist in
. Abb. 3.38 verdeutlicht.

3.7 · Bewehrungsverankerungen
55 3
Neben der Verbundverankerung und der Verankerung mit Ankerkörpern ist auch
eine Kombination der Verbundverankerung mit zusätzlichen Maßnahmen, wie zum
Beispiel Winkelhaken, Schlaufen oder angeschweißte Querstäben möglich. Hier wird
sich eine Situation zwischen . Abb. 3.37 und 3.38 einstellen.

!!Bei jeder Art der Verankerung entstehen Querzugspannungen. Im Allgemeinen gilt


je größer die Kräfte, die verankert werden und je kürzer die zur Verfügung stehende
Verankerungslänge ist, desto größer sind die Querzugspannungen.

Fasst man die Erkenntnisse aus . Abb. 3.36 und 3.37 für eine Endverankerung eines

Trägers (vgl. auch Knoten K6, in . Abb. 3.28) zusammen so lässt sich quer zur Bau-

teileben das Stabwerkmodell in . Abb. 3.39 abstrahieren. Hierbei können zwei Fälle


unterschieden werden.
1. Werden die beiden Stäbe weiter von der Bauteilkante entfernt, circa im Viertel-
punkt angeordnet, so entstehen lokal begrenzte Querzugkräfte, welche je nach
Stabdicke und Verankerungskraft meist durch die Betonzugfestigkeit auf-
genommen werden können.
2. Der weitaus häufigere Fall ist jedoch, dass die Bewehrungsstäbe an die Außen-
kanten der Bauteile gelegt werden. Dies hat statisch Vorteile bei schiefer Biegung
und Torsion und ist vor allem einfacher zu verlegen, da die Stäbe leichter an den
Querkraftbügeln fixierte werden können. Bei dieser Variante summieren sich je-
doch die Querzugkraft auf, was je nach Stabdicke und Verankerungskraft auch zu
einem aufspalten des Bauteils führen kann, wenn keine geeigneten Maßnahmen
getroffen werden.

Um dieses Aufspalten zu verhindern sind verschiedene Bewehrungsführungen denk-


bar, welche die entstehenden Querzugkräfte aufnehmen. Diese sind in . Abb. 3.40

dargestellt. Bei einer ausreichenden Verankerungslänge können wie in . Abb. 3.40


links dargestellt Bügel eingelegt werden. Falls die Verankerungslänge für einen gera-
den Stab nicht mehr ausreicht, sollten liegende Schlaufen, wie . Abb.  3.40 Mitte

dargestellt, eingebaut werden. Hier können die Schlaufen die Querzugkräfte auf-
nehmen. Falls eine einzige liegende Schlaufe nicht baupraktikabel ist, können auch
zwei liegende Haken eingebaut werden, wie in . Abb. 3.40 rechts dargestellt, welche

jedoch den Nachteil einer geometrischen Kollision haben und daher leicht über-
einander liegend angeordnet werden müssen.

..      Abb. 3.39  Resultierende Querzugkräfte bei einer Endverankerung


56 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.40  Unterschiedliche Bewehrungsführungen zur Aufnahme von Querzugkräften an der


­Endverankerung

..      Abb. 3.41  Abgabe der Kräfte aus einer Druckbewehrung in den Beton

3.7.2  Druckbewehrung

Bei der Verankerung von Druckbewehrung ist gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in
Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) der Mindestwert der Ver-
ankerungslänge deutlich größer als bei Verankerungen auf Zug. Des Weiteren sind
Abminderungen der Verankerungslänge mit Haken nicht zulässig.
Bei der Druckbewehrung wird aus Gründen der Verträglichkeit stets ein erheb-
licher Teil der Druckkraft durch einen „Spitzendruck“ am Ende Stabes abgetragen.
Da die Querschnittsfläche und somit die Aufstandsfläche des Stabes mit größer wer-
dendem Durchmesser quadratisch aber der Umfang nur linear ansteigt, werden bei
dickeren Stäben deutlich größere Kräfte über Spitzendruck abgetragen als bei dün-
neren Stäben. Dieser Spitzendruck kann, wie in . Abb. 3.41 dargestellt, dazu füh-

ren, dass die Betonschale in Querrichtung absprengt wird.


Um dies zu verhindern, sollte bei dicken Stäben mit kleiner Betondeckung eine
Querbewehrung hinter dem Stabende vorgesehen werden. Bei Stabbündeln mit einem
Vergleichsdurchmesser ϕn > 32mm sind im Bereich der Bündelenden mindestens 4
Bügel mit ϕw = 12 mm anzuordnen.
3.8 · Bewehrungsumlenkungen
57 3

..      Abb. 3.42  Maßnahmen zur Verhinderung des Abplatzens der Betondeckung im Bereich von den
Enden von Druckbewehrung

Eine weitere Möglichkeit ist das Verhindern des Auftretens eines Spitzendrucks,
wenn man bei dicken Stäben in hochbeanspruchten Bauteilen Kunststoffkappen auf
die Stabenden aufsteckt, wie dies in . Abb. 3.42 links dargestellt ist.

Bei freien Bauteilenden kann der Spitzendruck auch zu kegelförmigen Aus-


brüchen des Betons führen, wenn Druckstäbe zu nahe an freien Betonflächen, wie
z. B. Oberflächen von Deckenplatten, enden. Hier sollte man wie . Abb. 3.42 rechts

dargestellt entweder den Stab deutlich vorher enden lassen oder diesen am besten mit
einem großen Biegerollendurchmesser abbiegen.

!!Endet ein Druckbewehrung nahe an einer Bauteiloberfläche so sollte stets konstruk-


tive Maßnahmen getroffen werden um ein Abplatzen der Betondeckung zu ver-
hindern.

3.8  Bewehrungsumlenkungen

Gekrümmte Bewehrungsstäbe, die gezogen werden, erzeugen Umlenkkräfte, welche


als radial nach innen gerichtete Druckspannungen an den umgebenden Beton abge-
beben werden. In Abhängigkeit der Lage des Bewehrungsstabs im Betonbauteil er-
folgt die Ausbreitung der radialen Druckkräfte im Beton auf unterschiedlicher Art.
Bezüglich der Bewehrungsumlenkung können drei Fälle unterschieden werden.
Beim Fall 1, welcher in . Abb.  3.43 dargestellt ist, gibt eine gekrümmte Be-

wehrung mit annähernd symmetrischer Ausbreitung der Umlenkkräfte diese in


Form von flaschenförmigen Druckfeldern an den Beton ab. Die Umlenkkräfte füh-
ren in diesem Fall zu einer Aufspaltbeanspruchung des Bauteils. Beispiele für diesen
Fall ist eine Eckbewehrung in Rahmenecken mit schließendem Moment oder eine
Aufbiegung der Gurtbewehrung von Balken.
Beim Fall 2, welcher in . Abb.  3.44 dargestellt ist, liegt eine gekrümmte Be-

wehrung entlang der Bauteiloberfläche eines ebenen Bauteils. Die Umlenkkräfte


werden kontinuierlich in die Betonoberfläche eingeleitet. Da die Platte eine Biege-
beanspruchung erfährt, treten die Umlenkkräfte an der Bauteilunterseite ebenfalls
58 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.43  Fall1: Ausbreitung der Umlenkkräfte in der Form von flaschenförmigen Druckfeldern

..      Abb. 3.44  Fall 2: Ringförmige Bewehrung an ebenen Bauteiloberflächen

..      Abb. 3.45  Fall 3: Gekrümmte Bewehrung nahe der Innenfläche gekrümmter Bauteile

jedoch in entgegengesetzter Richtung auf. Zu Bildung eines inneren Gleichgewichtes


ist dann eine schräge Druckstrebe und ein schräge Zugstrebe nötig. Diese schräge
Zugstrebe kann zu einer Abplatzbeanspruchung führen. Beispiele für diesen Fall ist
die Ringbewehrung einer kreisförmigen Platte.
Beim Fall 3, welcher in . Abb.  3.45 dargestellt ist, liegt eine gekrümmte Be-

wehrung entlang der Bauteiloberfläche eines ebenfalls gekrümmten Bauteils. Die


3.8 · Bewehrungsumlenkungen
59 3
Umlenkkräfte werden kontinuierlich senkrecht zur Betonoberfläche eingeleitet. Dies
führt zum einem zu einer Abplatzbeanspruchung und zum anderen zu einer Auf-
spaltbeanspruchung des Betons. Zur Verhinderung dieses Aufspaltens sollte die
Ringbewehrung immer auf der Innenseite liegen. Beispiele für diesen Fall ist die
Ringbewehrung eines Silos oder eines Schachtes.

!!Jede gebogene Bewehrung erzeugt eine Umlenkung der Bewehrungszugkraft. Diese


Umlenkung muss im Gleichgewicht mit den weiteren inneren Kräften stehen.

In allen im Vorherigen dargestellten Fällen entstehen Zugspannungen bei der Ein-


leitung der Umlenkkräfte im Beton. Die Mindestwerte der Biegerollendurchmesser
begrenzen zwar die Umlenkpressungen, bieten aber keine ausreichende Sicherheit
gegen das Aufspalten des Betons im Fall 1 bzw. des Abplatzens des Betons in den
Fälle 2 und 3. Bezüglich des Abplatzens des Betons ist der Fall 3 der ungünstigste.
Eine solchen Abplatzbeanspruchung ist stark abhängig von der Geometrie der Ring-
bewehrung. Bei eng beieinanderliegenden Bewehrungsstäben, wie dies in . Abb. 3.46  

links dargestellt ist, erzeugen die Umlenkkräfte eine ungefähr gleichmäßige Ver-
teilung der Betonzugspannungen σctm in einer nahezu ebenen Rissfläche zwischen den
Bewehrungsstäben.
Die Zugspannung, welche . Abb.  3.46 links bei den eng beieinanderliegenden

Bewehrungsstäben ein Abplatzbeanspruchung erzeugt, kann in Abhängigkeit der


Betonstahlspannungen σs des mit dem Radius r gekrümmten Stabes wie folgt be-
schrieben werden:
u
σ ctm = (3.19)
s − φs 

As ⋅ σ s π ⋅ φs2 ⋅ σ s (3.20)
u= =
r 4⋅r 

π ⋅ φs2 ⋅ σ s
σ ctm = (3.21)
4 ⋅ r ⋅ ( s − φs )

Bei weit auseinanderliegenden Bewehrungsstäben, wie dies in . Abb.  3.46 rechts

dargestellt ist, führen die Umlenkkräfte dazu, dass die Betondeckung dachförmig
abgesprengt werden will. Dabei konzentrieren sich die Betonzugspannungen in der
Rissfläche in der Nähe der Bewehrung. Die mittlere Betonzugspannung σctm ergibt
sich in starker Abhängigkeit von der Betondeckung c zu:

..      Abb. 3.46  Abplatzbeanspruchung bei Umlenkkräften bei unterschiedlichem Bewehrungsabstand


60 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.47  Bügel zur Aufnahme der Umlenkkräfte

u
Ftd = (3.22)
2 ⋅ cos α 

Ftd u u u
σ ctm == = = 0, 56 (3.23)
c 2 ⋅ c ⋅ cos α 2 ⋅ c ⋅ cos 27° c
Haben die Bewehrungsstäbe einen mittelgroßen Stababstand, so wird sich ein Ver-
sagensmechanismus nach . Abb. 3.46 Mitte ergeben. Hierbei hat die Rissfläche eine

etwas geringerer Neigung α als bei den weit auseinanderliegenden Stäben. Die Be-
anspruchung ist jedoch näherungsweise genauso groß.

φs2 ⋅ σ s
σ ctm = 0, 44 (3.24)
r ⋅c 
Überschreitet σctm den Bemessungswert der Zugspannung, sollte entweder die Geo-
metrie angepasst oder es muss wie in . Abb. 3.47 dargestellt die Umlenkraft mit Bü-

geln zurückgehängt werden. Diese sollten jedoch einen sehr engen Abstand haben,
um ein teilweises Abplatzen der Betondeckung zu verhindern.

3.9  Beispiel 1: Brückenquerträger

3.9.1  Aufgabenstellung

Für eine Fußgängerbrücke mit dem Längsschnitt nach . Abb. 3.48 mit einem Hohl-

kastenquerschnitt gemäß . Abb.  3.49 soll der Mittelquerträger, welcher in


. Abb.  3.50 und  3.51 dargestellt ist, bemessen werden. Die Brücke ist aus Stahl-

beton C35/45. Die Betondeckung beträgt gemäß DIN EN 1992-2 (12.2010) in Ver-
bindung mit der DIN EN 1992-2/NA (04.2013) cnom = 4,5 cm. Das Eigengewicht des
Querschnitts kann mit gk1 = 108,5 kN/m angenommen werden und die Ausbaulast
beträgt gk2 = 20 kN/m. Als Verkehrslast werden gemäß DIN EN 1991-2 (12.2010) in
Verbinddung mit der DIN EN 1991-2/NA (08.2012) 5 kN/m2 angesetzt. Damit erhält
man über die Brückenbreite von 7,5 m die Streckenlast von qk = 37,5 kN/m.
Die nachfolgende Bemessung ist an einzelnen Stellen an ein Beispiel in (Balles-
trino et al. 2011) angelehnt.
3.9 · Beispiel 1: Brückenquerträger
61 3

..      Abb. 3.48  Längsschnitt der Fußgängerbrücke

..      Abb. 3.49  Querschnitt der Fußgängerbrücke im Feld

..      Abb. 3.50  Querschnitt Achse 20

..      Abb. 3.51  Abmessungen Querträger


62 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

3.9.2  Vorgehen

Gemäß 7 Abschn. 2.5 ergibt sich bei der Entwicklung von Stabwerkmodellen fol-

gendes Vorgehen:
1. Festlegen des statischen Systems und der Belastung des Gesamttragwerks:
Bei dem System handelt es sich um ein Zweifeldträger die Belastung ist bereits
3 in 7 Abschn. 3.9.1 angegeben worden

2. Ermittlung der Auflagerreaktionen und der Schnittgrößenverteilungen:


Die Auflagerreaktionen werden in 7 Abschn.  3.9.2 ermittelt. Die Schnitt-

größenverteilung am Gesamtsystem sind für die Bemessung des Querträger hier


entbehrlich.
3. Abgrenzung zwischen D- und B-Bereichen des Tragwerks:
Nach den Festlegungen im 7 Abschn. 2.4 befindet sich an der Lasteinleitung

der Auflagerkräfte jeweils D-Bereiche. Dies ist genau die Stelle, wo der Querträger
ist, welcher gemäß 7 Abb. 2.13 eine kombinierte Diskontinuität darstellt.

4. Bemessen der B-Bereiche:


In diesem Falle ist dies für die Bemessung des Querträgers entbehrlich, da der
gesamte Querträger den D-Bereich darstellt.
5. Festlegung der statischen Randbedingungen der D- Bereiche:
Dies erfolgt in 7 Abschn. 3.9.4 und 3.9.5

6. Überprüfung des Gleichgewichts der einzelnen D-Bereiche. Die heraus-


getrennten D-Bereiche müssen jeweils für sich im Gleichgewicht sein.
Dies erfolgt über die Vorgaben in 7 Abschn. 3.9.5

7. Untergliederung des D-Bereichs – soweit erforderlich – in einzelne, zueinander


senkrechte oder ggf. parallele Ebenen:
Ist hier nicht erforderlich. Es wird jedoch noch ein Teilmodell im Bereich der
Öffnung in 7 Abschn. 3.9.11 entwickelt.

8. Entwicklung eines geeigneten Stabwerkmodells (siehe 7 Abschn. 3.1 und 3.2)


Dies erfolgt in 7 Abschn. 3.9.6.


9. Berechnung der Stabkräfte


Dies erfolgt in 7 Abschn. 3.9.7.

10. Bemessung der Zugstreben


Dies erfolgt in 7 Abschn. 3.9.8.

11. Nachweis der Druckstreben (siehe 7 Abschn. 3.5)


Dies erfolgt in 7 Abschn. 3.9.9.


12. Nachweis der Knoten (siehe 7 Abschn. 3.6)


Dies erfolgt in 7 Abschn. 3.9.10.


13. Ergänzende konstruktive Durchbildung


Dies erfolgt in 7 Abschn. 3.9.12.

3.9.3  Auflagerreaktionen Gesamtsystem

In Längsrichtung handelt es sich um einen Zweifeldträger. Die Auflagerkraft an der


Achse 20 kann vereinfacht mit den Teilsicherheit für den Lastfall „Volllast“ am
­Zweifeldträger (vgl. z.  B. (Krings 2015) Tabelle 8.18) wie folgt bestimmt werden.
Hierbei wird gemäß ARS 22/2012 (11.2012) der Teilsicherheitsbeiwert für die Fuß-
gängerlast von γQ = 1,5 verwendet
3.9 · Beispiel 1: Brückenquerträger
63 3

pd = ( g k1 + g k 2 ) ⋅ γ G + qk1 ⋅ γ Q =

kN
pd = (108,5 + 20 ) ⋅1, 35 + 37, 5 ⋅1, 5 = 230
m
AEd , 20 = 1, 25 ⋅ l ⋅ pd = 1, 25 ⋅ 22 ⋅ 230 = 6325 kN

3.9.4  Übergangsbedingungen Querträger – B-Bereich

Die Übergangsbedingungen zwischen dem B-Bereich und Diskontinuitätsbereich des


Brückenquerträgers ergeben sich nach . Abb.  3.52 aus dem Fachwerkmodell der

Querkraft und dem Querträger.


Die Druckstreben aus dem Fachwerkmodell der Querkraft befinden sich in den
Stegen des Hohlkasten und treffen an den unteren äußeren Enden des Querträgers
zusammen.

3.9.5   estlegung der statischen Randbedingungen


F
des D- Bereichs

Als statische Randbedingung wirkt am Lager die Lagerkraft. Die Lagerkraft wird
über die breite des Lagers eingeleitet:
6325 kN kN
=pEd = 7906
0, 8 m m
Der Querträger ist über die Stegflächen mit der Brücke verbunden. Gemäß der Fach-
werkanalogie aus . Abb. 3.52 werden die vertikalen Kräfte im System über die Stege

aufgenommen. Somit ergibt sich aus Gleichgewichtsgründen zwei gleiche Gegen-


kräfte, welche im Steg in Stegrichtung angreifen. Die statischen Randbedingungen
sind in . Abb. 3.53 dargestellt.

..      Abb. 3.52  Überlegungen zum B- und D-Bereich


64 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.53  Statische Randbedingungen Querträger

3.9.6  Modellentwicklung Stabwerkmodell


3.9.6.1  Linear elastische Berechnung
Mit den statischen Randbedingungen aus . Abb. 3.52 kann nun eine linear-­elastische

Finite Elemente Scheibenberechnung durchgeführt werden. Diese wurde mit dem


Programm SOFiSTiK ASE (SOFiSTiK AG 26.09.2022) über die Eingabebefehle in
. Abb. 3.54 durchgeführt.

Mit dieser Berechnung erhält man die Hauptspannungen nach Richtung und
Größe in . Abb. 3.55 und die Richtungstrajektorien in . Abb. 3.56.
   

Um ein Stabwerkmodell zu entwickeln sind, zusätzliche Schnitt zur Darstellung


der Spannungen hilfreich, welche in . Abb. 3.57 und 3.58 dargestellt sind.

3.9.6.2 Modellentwicklung Variante 1


Zur Entwicklung eines Stabwerkmodells werden die Druck- und Zugstreben in Rich-
tung der Trajektorien orientiert und möglichst in die Schwerpunkte der Spannungen
in den Schnitten gelegt. Dies führt zu dem Modell in . Abb. 3.59.

Das Modell aus . Abb. 3.59 hat folgende Vor- und Nachteile.


55 Vorteil: Folgt gut dem Kraftfluss


55 Nachteile: Für die konstruktive Durchbildung schwer umzusetzen, da die Zug-
bewehrung mit Stegbewehrung aus dem B-Bereich kollidiert.

Aufgrund der Nachteile bezüglich der konstruktiven Durchbildung wird nachfolgend


ein weiteres Modell entwickelt.
3.9 · Beispiel 1: Brückenquerträger
65 3
+prog aqua
KOPF Material
NORM 'DIN' 'en199x-200x' COUN 49 WIND '2' SNOW '1' WCAT 'B' UNIT 5
Beto 1 C '35N' bez 'Beton'
Stah 10 B '500B' bez 'Betonstahl'
ENDE

+prog sofimshc urs:5


kopf sys
SYST 2D GDIV 10000 POSY
STEU MESH 3
STEU HMIN 0.05
SPT NR X Y
1 0.4 1.8
2 1.5 1.8
3 1.744 0.415
4 1.817 0
5 0 0
6 -1.817 0
7 -1.744 0.415
8 -1.5 1.8
9 -0.4 1.8

SPT NR X Y
20 0.25 0.65
21 0.25 1.15
22 -0.25 1.15
23 -0.25 0.65

SLN (1 8 1) (1 1) (2 1)
SLN 9 9 1
SLN (20 22 1) (20 1) (21 1)
SLN 23 23 20

SPT 100 X 1.332 Y 1.6


SPTS TYP C DY -1 DX 0.176 CP 1E9
SPT 101 X -1.332 Y 1.6
SPTS TYP C DY -1 DX -0.176 CP 1E9

SAR 1 Grp 100 MNR 1 t=1.4[m] mctl regm


SARB typ aus NL (1 9 1)
SARB typ In NL (20 23 1)
ende

+prog sofiload
KOPF Lasten
Lf 1 typ NONE bez "Last"
LINE SLN 9 TYP PYY P1 -6325/0.8
ende

+prog as e
KOPF
LF 1
ENDE

..      Abb. 3.54  Quellcode Programmeingabe zur Ermittlung des linear elastischen Spannungsbild des
Querträger
66 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.55  Hauptspannungen (Richtungen und Größen). (Blau = Druck/Rot=Zug)

..      Abb. 3.56  Hauptspannungen (Nur Richtungen). (Blau = Druck/Rot=Zug)

..      Abb. 3.57  Spannungsschnitte in X-Richtung. (Blau = Druck/Rot=Zug)


3.9 · Beispiel 1: Brückenquerträger
67 3

..      Abb. 3.58  Spannungsschnitte in Y-Richtung. (Blau = Druck/Rot=Zug)

..      Abb. 3.59  Modellüberlegung Variante 1

3.9.6.3 Modellentwicklung Variante 2


Aufgrund der sehr schweren konstruktiven Durchbildung wird ein deutlich ein-
facheres Modell in . Abb. 3.60 entwickelt, welches der Bewehrung der Stege folgt.

Die Strebenkräfte werden im Weiteren mit der Variante 2 bestimmt.


68 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.60  Modellüberlegung Variante 2

..      Abb. 3.61  Geometrie Stabwerkmodelle

3.9.7  Berechnung der Strebenkräfte

Das Modell der Variante 2 wurde in . Abb. 3.61 beschriftet und vermasst, damit die

Stabkräfte ermittelt werden können.


Auf Basis der . Abb. 3.61 und der Lagerkraft von AEd = 6325 kN lässt sich über

die Summe der vertikalen Kräfte und der Stegneigung zunächst die Querkraft be-
stimmen.
6325
VEd = = 3211 kN
2·cos10°
3.9 · Beispiel 1: Brückenquerträger
69 3
Mit dem Knotenpunktverfahren lässt sich aus dem Gleichgeweicht am Knoten 1 die
Druckstreben bestimmen.
AEd 6325
Fcd ,12 = 2 = 2 = 4472, 4 kN
sin 45° sin 45°
Fcd ,11 = Fcd ,12 ·cos ( 45° ) = 3162, 5 kN

Über das Gleichgewicht am Knoten 2 lässt sich die Zugstrebe bestimmen:


Fsd , 22 = Fcd ,12 ·cos ( 45° ) − VEd ·sin (10° ) =
Fsd , 22 = 4472, 4·cos ( 45° ) − 3211·sin (10° ) = 2605 kN

3.9.8  Bemessung der Zugstreben

Für die Zugstrebe Fsd, 22ergibt sich die folgende Bewehrung:


Fsd , 22 2605
As , 22
= = = 59, 9 cm 2
f yd 43, 5

 20Ø20  20 ⋅ 3,14 cm 2 = 62, 8 cm ²


Gewahlt

Für die Zugstrebe Fsd, 12 ergibt sich die folgende Bewehrung:


VEd 3211
A=
s ,12 = = 73, 8 cm 2
f yd 43, 5

 Bugel
Gewahlt  20Ø16  20 ⋅ 2 ⋅ 2, 0 cm 2 = 80 cm ²

3.9.9  Bemessung der Druckstrebe

Die Druckstrebe wird am Knoten 1 nachgewiesen, da diese hier die geringste Breite
hat. Die Geometrie des Knoten 1 ist in . Abb. 3.62 dargestellt.

Für die Tiefe der Druckstrebe wird die Breite der Lagerplatte angenommen:
b1 = 0, 8 m
Die Breite in Ansichtsrichtung der Druckstrebe ergibt sich zu:
a2 = 0, 4·sin ( 45° ) + 2·0, 2·cos ( 45° ) = 0, 57 m
Die Spannungen in der Druckstrebe Fcd, 12 kann somit wie folgt bestimmt werden:
Fcd ,12 4, 472 MN
σ c12 d = = = 9, 8 2
b1·a2 0, 8·0, 57 m
70 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.62  Geometrie am


Knoten 1

Bei der aufnehmbaren Spannung wird davon ausgegangen, dass aufgrund der Öff-
nung in diesem Bereich wenige kreuzende Risse vorhanden sind. Somit wird der wert
ν′ = 1,0 nach DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-­1-­1/
NA (04.2013) Abschn. 6.5.2 (2) gewählt. Die aufnehmbare Spannung ergibt sich zu:
35 MN
σ Rd , max = 0, 6 ⋅ν ′ ⋅ f cd = 0, 6 ⋅1, 0 ⋅ 0, 85 ⋅ = 11, 9 2
1, 5 m

MN MN
σ c12 d = 9, 8 ≤ σ Rd ,max = 11, 9 2 ⇒ Betonspannung aufnehmbar
m 2
m

3.9.10  Bemessung der Knoten


3.9.10.1  Nachweis Knoten 1
Beim Knoten 1 handelt es sich um eine Druck-Druck Knoten. Die Spannungen er-
geben sich gemäß . Abb. 3.62 zu:  

Fcd ,11 3,1625 MN


σ c11d = = = 9, 9 2
b1 ⋅ 2 ⋅ 0, 2 0, 8 ⋅ 2 ⋅ 0, 2 m
Bei dem Knoten 1 handelt es sich um einen reinen Druck-Druck knoten mit Druck
von allen Seiten. Somit ergibt sich die aufnehmbare Spannung zu
35 MN
σ Rd , max = 1,1 ⋅ν ′ ⋅ f cd = 1,1 ⋅1, 0 ⋅ 0, 85 ⋅ = 21, 8 2
1, 5 m
MN MN
σ c11d = 9, 9 ≤ σ Rd ,max = 21, 8 2 ⇒ Betonspannung aufnehmbar
m2 m

3.9.10.2 Nachweis Knoten 2


Bei dem Knoten 2 handelt es sich um einen Druck-Zug Knoten. Welcher schema-
tisch in . Abb. 3.63 dargestellt ist.

Bei dem Knoten ergibt sich die Tiefe der Druckstrebe Fcd, 12 wie Querträgerbreite zu:
3.9 · Beispiel 1: Brückenquerträger
71 3
..      Abb. 3.63  Geometrie am Knoten 2

b2 = 2 ⋅ 0, 7 = 1, 40 m
Die Breite der Druckstrebe Fcd, 12 an der Stelle des Knoten 2 ergibt sich gemäß
. Abb. 3.63 aus der Biegerolle der Bewehrungsform und des Winkels.

a2 = Dbr ⋅ cos 35° = 0, 82 ⋅ Dbr


Die aufnehmbare Betondruckspannung am Zug-Druck Knoten ergibt sich zu:

35 MN
σ Rd , max = 0, 75 ⋅ν ′ ⋅ f cd = 0, 75 ⋅1, 0 ⋅ 0, 85 ⋅ = 14, 85 2
1, 5 m
Aus der Gegenüberstellung der zulässigen und der vorhandenen Spannung kann der
erforderlich Biegerollendurchmesser bestimmt werden:
Fcd ,12 4, 472 MN
σ c12 d = = ≤ 14, 85 2
b1 ⋅ a2 1, 4 ⋅ a2 m
⇒ a2 = 0, 215 m

⇒ Dbr = 0, 26 m

3.9.11  Detailmodell zur Berücksichtigung der Öffnung

Die Öffnung verringert die Breite der Druckstrebe bzw. lenkt dies um. Die Länge der
Druckstrebe kann über die Geometrie der . Abb. 3.61 berechnet werden:

LFcd12 = 1, 382 + 1, 42 = 1, 97 m
Die Bereite der Druckstrebe in der Mitte kann gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in
Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Bild 6.25 berechnet werden:
bef = 0, 5 ⋅ H + 0, 65 ⋅ a = 0, 5 ⋅ LFcd 12 + 0, 65 ⋅ a2

( 0,215 + 0,57 )
bef = 0, 5 ⋅1, 97 + 0, 65 ⋅ = 1, 24 m
2
Mit diesen geometrischen Größen kann ein Teilmodell für die Umlenkung entwickelt
werden, welches in . Abb. 3.64 dargestellt ist. Die Kräfte in dem Teilmodell können

über das Knotengleichgewicht berechnet werden:


72 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.64  Teilmodell Öffnung

 Fcd ,12,o   Fcd ,12,u  6325


ΣV :   =  = = 1581 kN
 2 V  2 V 4

 Fcd ,12,o   Fcd ,12,o 


  = tan (120° − 90° ) ⋅   = 0, 58 ⋅1581 kN = 913 kN
 2 H  2 V

 Fcd ,12,u   Fcd ,12,u 


  = tan ( 45° ) ⋅   = 1 ⋅1581 kN = 1581 kN
 2 H  2 V
 Fcd ,12,u   Fcd ,12,o 
ΣH : Fsd ,3 =   −  = 1581 − 913 = 668 kN
 2 H  2 H
Damit kann die erforderliche Bewehrung berechnet werden:
Fsd ,3 668
As ,3
= = = 15 cm 2
f yd 43, 5

 10Ø16  10·2, 0 cm 2 = 20 cm ²
Gewahlt

3.9.12  Konstruktive Durchbildung

Ergänzend zur Berechnung muss bei der konstruktiven Durchbildung noch die
Mindestbewehrung je Wandseite nach DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung
mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) NDP zu 9.7.(1) ermittelt werden:
3.9 · Beispiel 1: Brückenquerträger
73 3

m2 cm 2
as , min = 0, 075% ⋅ Ac = 0, 00075 ⋅1, 4 = 0, 0011 = 11
m m
Zusätzlich sollte bei einem Querträger auch noch die Oberflächenbewehrung nach
DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013)
Tabelle NA.J.1 für vorgespannte Bauteile ermittelt werden:
f ctm 3, 2 m2 cm 2
as , min = 0,16 ⋅ ⋅ Ac = 0,16 ⋅ ⋅1, 4 = 0, 0014 = 14
f yk 500 m m

 # 20Ø15  20 cm 2 / m
Gewahlt

Die Bewehrung, welche aus der Stabwerkmodellierung inklusiver Randeinfassung


der Öffnung folgt, ist in . Abb. 3.65 und 3.66 dargestellt. Die Oberflächenbewehrung,

welche zusätzlich an den freien Flächen liegen muss, ist nicht dargestellt.

4 21 ø 20 L=530cm
4 ø 20

ø 16 7
80°
100°
db 1 ø 16 ø 16 5 5 ø 16
r= 2 ø 16
26

6 ø 16
1 20 ø
16
L=524c

3 ø 16
26
m
r=
db

80°
100°
80°
80°
3 11 ø 16 L=392cm

..      Abb. 3.65  Bewehrung aus dem Stabwerkmodell in Querträgermitte


74 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.66  Bewehrung aus dem Stabwerkmodell im Längsschnitt

3.10  Beispiel 2: Wandartiger Träger mit Öffnung

3.10.1  Angabe

Durch einen Wandartigen Träger wird in einem Bürogebäude eine Stütze aus dem
Obergeschoss abgefangen. Dieser Wandartige Träger, welcher in . Abb.  3.67 dar-

gestellt ist, hat aufgrund der Haustechnik eine große Öffnung. Der Wandartiger Trä-
ger hat die Expositionsklasse XC1 und soll aus einem Beton C30/37 bewehrt mit
einem Betonstahl B500A hergestellt werden. Der Wandartige Träger mit der Dicke
von 0,30 m soll mittels Stabwerkmodell für den GZT bemessen werden.
Der Träger hat folgende Belastung:
55 Eigengewicht Wand: gk = 25 kN/m³
55 Belastung aus der Stütze Gk = 1000 kN; Qk = 600 kN
55 Belastung aus der oberen Decke gk1 = 20 kN/m; qk1 = 8 kN/m
55 Belastung aus der unteren Decke gk1 = 20 kN/m; qk1 = 8 kN/m
3.10 · Beispiel 2: Wandartiger Träger mit Öffnung
75 3

..      Abb. 3.67  Wandartiger Träger mit Öffnung und Einzellast

3.10.2  Belastung Gesamtsystem

Bei dem System handelt es sich um einen statisch bestimmten Einfeldträger. Der Be-
messungswert aus der Einzellast aus der Stütze beträgt:
FEd = Gk ·γ G + Qk ·γ Q = 10001 · , 5 = 2250 kN
· , 35 + 6001
Die Gleichlast wird vereinfacht zusammengefasst und oben auf dem Träger an-
geordnet. Der Bemessungswert ergibt sich zu:
kN
g k = 2·20 + 0, 3·3, 0·25 = 62, 5
m
kN
q=
k 2=
·8 16
m
kN
pEd = g k ·γ G + qk ·γ Q = 62, 51
· , 35 + 161
· , 5 = 108, 4
m

3.10.3  Modellentwicklung Stabwerkmodell


3.10.3.1  Allgemeines
Es werden zwei Modelle entwickelt, eines für die Lasten aus der Stütze und eines für
die Gleichlasten, wobei hier die Gleichlasten alle vereinfacht oben auf dem wandar-
tigen Träger angeordnet werden.
76 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

3.10.3.2 Linear elastische Berechnung

3.10.3.2.1 Eingabe
Mit den geometrischen Randbedingungen aus . Abb. 3.67 kann nun eine linear-­elastische

FE-Scheibenberechnung durchgeführt werden. Diese wurde mit dem Programm SOFiSTiK


ASE (SOFiSTiK AG 26.09.2022) über die Eingabebefehle in . Abb. 3.68 durchgeführt.
3  

..      Abb. 3.68 Quellcode +prog aqua


Programmeingabe zur Be- kopf
rechnung des linear elastischen NORM 'DIN' 'en199x-200x' COUN 49
Spannungsbildes des Wandarti- Beto 1 C '25N' bez 'beton'
gen Trägers Stah 10 B '500A' bez 'Betonstahl'
ende

+prog sofimshc
kopf
SYST 2D GDIV 10000 POSY
STEU HMIN 0.05
steu mesh 3

SPT NR X Y FIx
1 0 0
2 2.1 0
3 2.5 0
4 4.2 0
5 4.2 3
6 4.0 3 PY
7 0.2 3 PYPX
8 0 3

SPT NR X Y
20 1.3 0.9
21 2.05 0.9
22 2.05 2.1
23 1.3 2.1

SLN (1 7 1) (1 1) (2 1)
SLN 8 8 1
SLN (20 22 1) (20 1) (21 1)
SLN 23 23 20

SAR 1 Grp 100 MNR 1 t=0.3[m] mctl regm;


SARB typ aus NL (1 8 1); SARB typ In NL (20 23 1)
Ende

+prog sofiload
KOPF Lasten
LF 1
LINE SLN 2 TYP PYY P1 4620/0.4

LF 2
LINE SLN 1,2,3 TYP PYY P1 108.4
ende

+prog as e
kopf
lf 1,2
ende
3.10 · Beispiel 2: Wandartiger Träger mit Öffnung
77 3
3.10.3.2.2 Ergebnisse Deckenlasten
Mit dieser Berechnung erhält man die Hauptspannungen nach Richtung und Größe
in . Abb. 3.69 und die Richtungstrajektorien in . Abb. 3.70
   

..      Abb. 3.69  Hauptspannungen für die Wand unter Gleichlast (Richtungen und Größen). (Blau =
Druck/Rot=Zug)

..      Abb. 3.70  Hauptspannungen für die Wand unter Gleichlast (Nur Richtungen). (Blau = Druck/
Rot=Zug)
78 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

Um ein Stabwerkmodell zu entwickeln sind, zusätzliche Schnitt zur Darstellung


der Spannungen hilfreich, welche in . Abb. 3.71 und 3.72 dargestellt sind.

..      Abb. 3.71  Spannungsschnitte für die Wand unter Gleichlast in horizontale Richtung (X-Richtung).
(Blau = Druck/Rot=Zug)

..      Abb. 3.72  Spannungsschnitte für die Wand unter Gleichlast in vertikale Richtung (Y-Richtung).
(Blau = Druck/Rot=Zug)
3.10 · Beispiel 2: Wandartiger Träger mit Öffnung
79 3
3.10.3.2.3 Ergebnisse Stützenlast
Mit dieser Berechnung erhält man die Hauptspannungen nach Richtung und Größe
in . Abb. 3.73 und die Richtungstrajektorien in . Abb. 3.74.
   

..      Abb. 3.73  Hauptspannungen für die Wand unter Einzellast (Richtungen und Größen). (Blau =
Druck/Rot=Zug)

..      Abb. 3.74  Hauptspannungen für die Wand unter Einzellast (Nur Richtungen). (Blau = Druck/
Rot=Zug)
80 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

Um ein Stabwerkmodell zu entwickeln sind, zusätzliche Schnitt zur Darstellung


der Spannungen hilfreich, welche in . Abb. 3.75 und 3.76 dargestellt sind.

..      Abb. 3.75  Spannungsschnitte für die Wand unter Einzellast in die horizontale Richtung (X-­
Richtung). (Blau = Druck/Rot=Zug)

..      Abb. 3.76  Spannungsschnitte für die Wand unter Einzellast in die vertikale Richtung (Y-Richtung).
(Blau = Druck/Rot=Zug)
3.10 · Beispiel 2: Wandartiger Träger mit Öffnung
81 3
3.10.3.3 Modell Deckenlast

3.10.3.3.1 Modellentwicklung
Das Modell wird in Anlehnung an die Vorgaben zu Wandartigen Träger das DAfStb
Heft 631 (DAfStb 2019) festgelegt, wie diese auch in 7 Abschn. 10.4 behandelt wer-

den. Die Lage der oberen Druckstrebe kann nach DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) in
Abhängigkeit des Verhältnisses von Wandhöhe zu Stützweite bestimmt werden. Die-
ses Verhältnis ist bei diesem Wandartigen Träger:
=
h / l 3=
, 0 / 4, 2 0, 71
Mit diesem Verhältnis lässt sich die Lage der Druckstrebe bzw. der innerer Hebelarm
nach DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) mit folgender Gleichung bestimmen:

 h
z F = 0, 3 ⋅ h ⋅  3 −  = 0, 3 ⋅ 3, 0 ⋅ ( 3 − 0,71) = 2, 05 m
 l
Die vertikale Lage der oberen Druckstrebe ergibt sich über den ¼ Punkt, da dort die
jeweiligen Resultierenden liegen. Somit kann das Modell in . Abb. 3.77 konstruiert  

werden.

1.05 2.10 1.05

80
11
2.5° 2 .5°
11
2.05
.5°
67
67

15
°.5

20 20
3.80

..      Abb. 3.77  Modellüberlegung zur Abtragung der Deckenlast


82 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

3.10.3.3.2 Berechnung der Strebenkräfte


Anhand des Modells in . Abb. 3.78 lassen sich die Strebenkräfte berechnen.

Am Knoten 10 lässt sich über das vertikale Gleichgewicht die Druckstrebe Fcd1 − 3
und über das horizontale Gleichgewicht die Zugstrebe Fsd3 − 4 bestimmen.
AEd = 108, 4 ⋅ 4, 2 / 2 = 227, 6 kN
3
AEd 227, 6
Fcd 1−3 = = = 246 kN
sin ( 67,5° ) sin ( 67,5° )

AEd 227, 6
Fsd 3− 4 = = = 94, 2 kN
tan ( 67,5° ) tan ( 67,5° )
Fcd1− 2 = 94, 2 kN

1.05 2.10 1.05

pEd ·l/2 pEd ·l/2

80
K1 K2
° 11
2.5 2 .5°
11

Fcd1-3 Fcd2-4
2.05
.5°
67

K4
67

K3 Fsd3-4
15
°.5

A B
20 20
3.80

..      Abb. 3.78  Modell des Wandartigen Trägers für die Deckenlast


3.10 · Beispiel 2: Wandartiger Träger mit Öffnung
83 3
3.10.3.4 Modell Stützenlast Variante 1

3.10.3.4.1 Modellentwicklung
Für Entwicklung eines Modells für die Stützenlast werden die Spannungen in den
. Abb. 3.73 und 3.74 ausgewertet. Hier ist ersichtlich, dass eine horizontale Zug-

strebe in der oberen rechten Ecke der Öffnung vorhanden sein muss. Außerdem ist
ersichtlich, dass in der linken oberen Ecke des Trägers eine horizontale Zugstrebe
vorhanden sein muss. Bei der weiteren Konstruktion müssen folgende weiteren Rand-
bedingungen berücksichtigt werden:
55 Die Auflagerkräfte am Stabwerkmodell müssen auch mit den Einfeldsystem
übereinstimmen. Hiermit wird bereits der Winkel der Druckstreben am Auflager
bestimmt.
55 Die wesentlichen horizontalen Zug- und Druckstreben sollten übereistimmen mit
dem Modell aus der Deckenlast. Ebenfalls sollte, wenn möglich bestimmte Kno-
ten übereinstimmen.

Mit diesen Überlegungen ergibt sich das Modell in . Abb. 3.79.  

..      Abb. 3.79  Modellüberlegung zur Abtragung der Stützenlast


84 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

3.10.3.4.2 Berechnung der Strebenkräfte


Das Modell wurde in . Abb. 3.80 beschriftet und vermasst.

Am Knoten 10 lässt sich über das vertikale Gleichgewicht die Druckstrebe Fcd8 − 10
und über das horizontale Gleichgewicht die Zugstrebe Fsd10 − 12 bestimmen.
1, 7
=AEd 2250
= · 1007 kN
3 3, 8
AEd 1007
Fcd 8−10 = = = 1251 kN
sin ( 53,6° ) sin ( 53,6° )
AEd 1007
Fsd 10 −12 = = = 742 kN
tan ( 53,6° ) tan ( 53,6° )

Am Knoten 12 lässt sich über das vertikale Gleichgewicht die Druckstrebe Fcd11 − 12
und über das horizontale Gleichgewicht als Kontrolle die Zugstrebe Fsd10  −  12 be-
stimmen.
2,1
BEd 2250
= = · 1244 kN
3, 8

20
79 48 9 37 7
1.05 66 1

K6 K5 FEd/2
Fsd6-5 FEd/2
30
5

41.4
° K1 K2
5° Fcd6-7 Fcd5-7 Fcd1-3
46. 21.8°
75

Fsd3-5 Fcd2-11
87.9°
50

Fcd1-4
53.
48.

45.

K3
Fsd6-9
92.1°

K11
6

K7 Fcd3-7 K4
°

Fcd7-9
89 7

Fcd7-8
Fcd11-12
48.
° 6

K9 Fsd8-9
53

2.05

K8
.6°

Fcd8-10
.2°

K10 K12
53

Fsd10-12
59
.6°

A
3.80 B

..      Abb. 3.80  Geometrie Stabwerkmodelle


3.10 · Beispiel 2: Wandartiger Träger mit Öffnung
85 3
BEd 1243
Fcd 11−12 = = = 1447 kN
sin ( 59,2° ) sin ( 59,2° )
BEd 1243
Fsd 10 −12 = = = 742 kN
tan ( 59,2° ) tan ( 59,2° )

Am Knoten 8 lassen sich über das vertikale Gleichgewicht die Druckstrebe Fcd7 − 8
und über das horizontale Gleichgewicht die Zugstrebe Fsd8 − 9 bestimmen.
Fcd 7 −8 = AEd = 1007 kN
Fsd 8−9 = Fsd 10 −12 = 742 kN

Am Knoten 9 lassen sich über das vertikale Gleichgewicht die Zugstrebe Fsd6 − 9 und
über das horizontale Gleichgewicht die Druckstrebe Fcd7 − 9 bestimmen.
Fsd 8−9 742
Fcd 7 −9 = = = 1122 kN
cos ( 48,6° ) cos ( 48,6° )
Fsd 8−9 742
Fsd 6 −9 = = = 842 kN
cot ( 48,6° ) cot ( 48,6° )

Am Knoten 6 lassen sich über das vertikale Gleichgewicht die Druckstrebe Fcd6 − 7
und über das horizontale Gleichgewicht die Zugstrebe Fsd6 − 5 bestimmen.
Fsd 6 −9 842
Fcd 6 − 7 = = = 1223 kN
cos ( 46,5° ) cos ( 46,5° )
Fsd 6 −9 842
Fsd 6 −5 = = = 887 kN
cot ( 46,5° ) cot ( 46,5° )

Am Knoten 5 lassen sich über das vertikale Gleichgewicht die Zugstrebe Fsd3 − 5 und
über das horizontale Gleichgewicht die Druckstrebe Fcd5 − 7 bestimmen.
Fsd 6 −5 887
Fcd 5− 7 = = = 1341 kN
sin ( 41,4° ) sin ( 41,4° )
Fsd 6 −5 887
Fsd 3−5 = = = 1006 kN
tan ( 41,4° ) tan ( 41,4° )

Am Knoten 7 lassen sich über das horizontale Gleichgewicht die Druckstrebe Fcd3 − 7
bestimmen.
Fcd 3− 7 = Fcd 7 −9 ⋅ cos 48, 6° + Fcd 6 − 7 ⋅ cos (180 − 87,9 − 48,6 ) − Fcd 5− 7 ⋅ cos 48, 6°

Fcd 3− 7 = 1122 ⋅ cos 48, 6° + 1223 ⋅ cos ( 43,5 ) − 1341 ⋅ cos 48, 6° = 742 kN

Am Knoten K3 kann über das vertikale Gleichgewicht die Druckstrebe Fcd1 − 3 und
über das horizontale Gleichgewicht die Zugstrebe Fsd3 − 4 bestimmen
Fsd 3−5 1006
Fcd 1−3 = = = 1408 kN
sin ( 45,6° ) sin ( 45,6° )
86 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

Fsd 3− 4 = Fcd 1−3·cos ( 45,6° ) − Fcd 3− 7 = 1408·cos ( 45,6° ) − 742 = 243 kN

Am Knoten K1 kann über das vertikale Gleichgewicht die Druckstrebe Fcd1 − 4 und
über das horizontale Gleichgewicht kann die Druckstrebe Fcd1 − 2 berechnet werden
FEd 2250
− Fcd 1−3·sin ( 45,6° ) − 1006
3 Fcd 1− 4 = 2 = 2 =
119
= 128 kN
cos ( 21,8° ) cos ( 21,8° ) cos ( 21,8° )

Fcd 1− 2 = Fcd 1−3·cos ( 45,6° ) − Fcd 1− 4 ·sin ( 21,8° ) =


Fcd1− 2 = 1408·cos ( 45,6° ) − 128·sin ( 21,8° ) = 938 kN

Am Knoten K2 kann über das horizontale Gleichgewicht die Druckstrebe Fcd2  −  11


und über das vertikale Gleichgewicht kann die Zugstrebe Fsd2 − 4 berechnet werden:
Fcd 1− 2 938
Fcd 2 −11 = = = 1559 kN
cos ( 53° ) cos ( 53° )
FEd 2250
Fsd 2 − 4 = Fcd 2 −11·sin ( 53° ) − = 1559·sin ( 53° ) − = 120 kN
2 2
Am Knoten K11 kann über das vertikale Gleichgewicht die Druckstrebe Fcd11  −  12
überprüft und über das horizontale Gleichgewicht kann die Zugstrebe Fsd4  −  11 be-
rechnet werden
Fcd 2 −11;V = Fcd 2 −11·sin ( 53° ) = 1244 kN = Fcd 12 −11;V = BEd

1244
Fcd11−12 = = 1448 kN
sin ( 59,2° )

Fsd 4 −11 = Fcd 2 −11·cos ( 53° ) − Fcd 11−12 ·cos ( 59,2 ) =


Fsd 4 −11 = 1559·cos ( 53° ) − 1448·cos ( 59,2 ) = 197 kN

Am Knoten K4 kann über das horizontale Gleichgewicht die Zugstrebe Fsd3 − 4


kontrolliert und über das vertikale Gleichgewicht eine weiter Kontrolle durchgeführt
werden
Fsd 3− 4 = Fsd 4 −11 + sin 21, 8°·Fcd 1− 4 = 197 + sin 21, 8°·128 = 243 kN
cos 21, 8°·Fcd 1− 4 = cos 21, 8°·128kN = 120kN = Fsd 2 − 4

3.10.3.4.3 Bewertung des Modells


Das Modell deckt die Zugspannungen oberhalb der Öffnung gut ab. Unterhalb der
Öffnung ist jedoch die Übereinstimmung verbesserungsfähig. Als Bewertungs-
kriterien für ein Modell kann die elastische Arbeit (Verformungsarbeit) dienen. Diese
ist in . Tab. 3.1 ermittelt.

3.10 · Beispiel 2: Wandartiger Träger mit Öffnung
87 3

.       Tab. 3.1  elastische Arbeit (Verformungsarbeit) Modellvariant 1

Zugstrebe Zugkraft Fi [kN] Länge li [kN] Arbeit [kNm]


Wi =  · Fi · 0,5 · li · fys/Es

Fsd2-4 120 0,50 0,13


Fsd3-4 243 0,69 0,36
Fsd4-11 197 0,38 0,16
Fsd3-5 1006 0,75 1,64
Fsd6-5 887 1,45 2,80
Fsd6-9 842 1,63 2,99
Fsd8-9 742 0,79 1,27
Fsd10-12 742 3,80 6,13

ΣW 7,74 kNm

3.10.3.5 Modell Stützenlast Variante 2

3.10.3.5.1 Modellentwicklung
Die Variante 2 basiert auf der Variante 1 jedoch mit dem Unterschied, dass auch ein
Teil der linken Auflagerkraft über die Seite rechts von der Öffnung abgetragen wird.
Das Modell ist in . Abb. 3.81 dargestellt.

3.10.3.5.2 Berechnung der Strebenkräfte


Das Modell wurde in . Abb. 3.82 beschriftet und vermasst, um damit die Stabkräfte

bestimmen zu können.
Über eine Ritterschnitt durch den Stab Fsd11 − 16; Fcd12 − 15 und Fcd4 − 14 deren Kräfte
bestimmen. Hierfür wird die Auflagerkraft benötigt:
2,1
BEd 2250
= = · 1243 kN
3, 8
Dreht man um den Punkt 16 ergibt sich:
Fcd 12 −15 ·sin 59,1°·0,193 − Fcd 12 −15 ·cos 59,1°·0, 7 − Fcd 4 −14 ·cos 54, 3°·0, 7
+ Fcd 4 −14 ·sin 54, 3°·( 0,193 + 0,539 )

Fcd 12 −15 ·0,1656 − Fcd 12 −15 ·0, 3595 − Fcd 4 −14 ·0, 4085 + Fcd 4 −14 ·0, 5944
Fcd 12 −15 ·0,1939 = Fcd 4 −14 ·0,1859
Fcd 12 −15 = Fcd 4 −14 ·0, 959

Über das vertikale Gleichgewicht ergibt sich:


Fcd 12 −15 ·sin 59,1° + Fcd 4 −14 ·sin 54, 3° = BEd = 1243 kN
88 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.81  Modellüberlegung zur Abtragung der Stützenlast. (Variante 2)

10 10 19 3 20
42 1.18 60 60 80 7

K6 K5 F /2 FEd/2
Fsd6-5 Ed

6

K1 K2
44.

F F
20
F cd1-4

-3
8° Fcd6-7 cd5-7 1 cd
45. F cd
Fsd3-5

2-

12
60

75.3°

45.
80
.
45.
60

80

.5

K3 Fsd4-12
°
.5°

K12

Fsd6-9
104.8°

K7 K4
.3°

Fcd3-7 Fcd3-4 12
81

54

0.9
2.15
2.09

.6

°
°

Fcd7-9
Fcd4-14
Fcd12-15
1.35

29.4°
Fcd4-13
Fsd7-8 Fsd14-15
8° 9.1°
.3°
60

54
81

K8
5
.6°

.6

K9 K15
°

Fsd8-9 Fsd8-13
43.

K13 K14
Fcd9-10 37
F cd15-16

.0° Fcd11-13 .9°


70

70

Fcd8-10 Fcd14-16 30

37.3
35.5

Fsd11-16
43.

K10 K11
15

15
°
°

K16
A 1.16 9 53 9 B
98 92 1.90

..      Abb. 3.82  Geometrie Stabwerkmodelle. (Modellvariante 2)


3.10 · Beispiel 2: Wandartiger Träger mit Öffnung
89 3
Fcd 4 −14 ⋅ 0, 959 ⋅ sin 59,1° + Fcd 4 −14 ⋅ sin 54, 3° = BEd = 1243 kN

Fcd 4 −14 ⋅ 0, 823 + Fcd 4 −14 ⋅ 0, 812 = BEd = 1243 kN

1243 kN
Fcd 4 −14 = = 760 kN
0, 812 + 0, 823
Fcd 12 −15 = Fcd 4 −14 ⋅ 0, 959 = 760 ⋅ 0, 959 = 729 kN
Über das horizontale Gleichgewicht ergibt sich:
Fsd 11−16 = Fcd 12 −15 ⋅ cos 59,1° + Fcd 4 −14 ⋅ cos 54, 3°
Fsd11−16 = 729 ⋅ cos 59,1° + 760 ⋅ cos 54, 3° = 817 kN
Am Knoten 15 lässt sich über die Summe der vertikalen Kräfte die Druckstrebe
Fcd15 − 16 und über das horizontale Gleichgewicht die Zugstrebe Fsd14 − 15 bestimmen.
sin ( 30,9° + 43,8° ) ⋅ Fcd 15−16 = Fcd 12 −15 ⋅ sin 59,1°

729 ⋅ sin 59,1°


Fcd15−16 = = 649 kN
sin ( 74,7° )

Fsd 14 −15 = Fcd 12 −15 ⋅ cos ( 59,1° ) − Fcd 15−16 ⋅ cos ( 74,7° )

Fsd14 −15 = 729 ⋅ cos ( 59,1° ) − 649 ⋅ cos ( 74,7° ) = 202 kN


Am Knoten 16 lässt sich über das vertikale Gleichgewicht die Druckstrebe Fcd14 − 16
bestimmen:

BEd − Fcd 15−16 ⋅ sin ( 74,7° ) 1243 − 649 ⋅ sin ( 74,77° )


Fcd 14 −16 = = = 892 kN
sin ( 43,8° ) sin ( 43,8° )
Am Knoten 12 lässt sich über die Summe der vertikalen Kräfte die Druckstrebe
Fcd2 − 12 und über das horizontale Gleichgewicht die Zugstrebe Fsd4 − 12 bestimmen.
Fcd 12 −15 ⋅ sin ( 59,1° ) 729 ⋅ sin ( 59,1° )
Fcd 2 −12 = = = 885 kN
sin ( 45° ) sin ( 45° )

Fsd 4 −12 = Fcd 2 −12 ⋅ cos ( 45° ) − Fcd 12 −15 ⋅ cos ( 59,1° ) =
Fsd 4 −12 = 885 ⋅ cos ( 45° ) − 729 ⋅ cos ( 59,1° ) = 251 kN

Am Knoten 2 muss das vertikale Gleichgewicht erfüllt sein und es ergibt sich die
Druckstrebe Fcd2 − 4:
FEd
= Fcd 2 −12 ⋅ sin 45° + Fcd 2 − 4 ⋅ sin 80, 5°
2
1125 − Fcd 2 −12 ⋅ sin 45° 1125 − 885 ⋅ sin 45°
Fcd 2 − 4 = = = 506 kN
sin 80, 5° sin 80, 5°
Am Knoten 1 und 2 gilt aufgrund der Symmetrie und der Summe H:

Fcd 1−3 = Fcd 2 −12 = 885 kN


90 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

Fcd 1− 4 = Fcd 2 − 4 = 506 kN

Auch das horizontale Gelichgewicht muss am Knoten 1 sein:


Fcd 1− 2 = Fcd 1−3·cos 45° − Fcd 1− 4 ·cos 80, 5°
Fcd1− 2 = 885 ⋅ cos 45° − 506 ⋅ cos 80, 5° = 543 kN
3
Am Knoten 4 kann die Druckstrebe Fcd4 − 13 und Fcd3 − 4 berechnet werden:
( Fcd1− 4 ·sin 80,5° + Fcd 2− 4 ·sin 80,5° − Fcd 4−14 ·sin 54,3° )
Fcd 4 −13 =
sin 81, 6°
( 506·sin 80,5° + 506·sin 80,5° − 760·sin 54,3° )
Fcd 4 −13 = = 385 kN
sin 81, 6°
Fcd 3− 4 = Fcd 4 −14 ·cos 54, 3° − Fcd 4 −13·cos 81, 6° − Fsd 4 −12
Fcd 3− 4 = 760·cos 54, 3° − 385·cos 81, 6° − 251 = 135 kN

Am Knoten 3 kann die Zugstrebe Fsd3 − 5 und die Druckstrebe Fcd3 − 7 berechnet wer-
den:
Fsd 3−5 = Fcd 1−3·sin 45° = 885·sin 45° = 626 kN
Fcd 3− 7 = Fcd 1−3·cos 45° + Fcd 3− 4 = 885·cos 45° + 135 = 761 kN

Am Knoten 5 lassen sich über das vertikale Gleichgewicht die Druckstrebe Fcd5 − 7
und über das horizontale Gleichgewicht die Zugstrebe Fsd6 − 5 bestimmen.
Fsd 3−5 626
Fcd 5− 7 = = = 719 kN
sin ( 60,5° ) sin ( 60,5° )
Fsd 6 −5 = Fcd 5− 7 ·cos ( 60,5° ) = 719·cos ( 60,5° ) = 355 kN

Am Knoten 6 lassen sich über das horizontale Gleichgewicht die Druckstrebe Fcd6 − 7
und über das vertikale Gleichgewicht die Zugstrebe Fsd6 − 9 bestimmen.
Fsd 6 −5 354
Fcd 6 − 7 = = = 496 kN
sin ( 45,8° ) sin ( 45,8° )
Fsd 6 −9 = Fcd 6 − 7 ·cos ( 45,8° ) = 496·cos ( 45,8° ) = 346 kN

Am Knoten 7 lassen die Zugstrebe Fsd7 − 8 und die Druckstrebe Fcd7 − 9 bestimmen.
Fcd 3− 7 + Fcd 5− 7 ·cos ( 60,5° ) − Fcd 6 − 7 ·sin ( 45,8° )
Fcd 7 −9 =
cos ( 60,6° )
3.10 · Beispiel 2: Wandartiger Träger mit Öffnung
91 3
761 + 719·cos ( 60,5° ) − 496·sin ( 45,8° )
Fcd 7 −9 = = 1551 kN
cos ( 60,6° )

Fsd 7 −8 = Fcd 7 −9 ·sin ( 60,6° ) − Fcd 5− 7 ·sin ( 60,5° ) − Fcd 6 − 7 ·cos ( 45,8° )
Fsd 7 −8 = 1551·sin ( 60,6° ) − 719·sin ( 60,5° ) − 496·cos ( 45,8° ) = 380 kN

Am Knoten 9 lassen die Zugstrebe Fsd8 − 9 und die Druckstrebe Fcd9 − 10 bestimmen.
Fcd 7 −9 ·sin ( 60,6° ) − Fsd 6 −9 1551·sin ( 60,66° ) − 346
Fcd 9 −10 = = = 1054 kN
sin ( 37° + 35,5° ) sin ( 72,5° )

Fsd 8−9 = Fcd 7 −9 ·cos ( 61° ) − Fcd 9 −10 ·cos ( 71,6° )


Fsd 8−9 = 1570·cos ( 61° ) − 1077·cos ( 71,6° ) = 444 kN

Am Knoten 13 lassen die Zugstrebe Fsd8 − 13 und die Druckstrebe Fcd11 − 13 ­bestimmen.
Fcd 4 −13·sin ( 81,6° ) 385·sin ( 81,6° )
Fcd 11−13 = = = 629 kN
sin ( 37,3° ) sin ( 37,33° )

Fsd 8−13 = Fcd 11−13·cos 37, 3° − Fcd 4 −13·cos ( 81,6° )


Fsd 8−13 = 629·cos 37, 3° − 385·cos ( 81,6° ) = 444 kN

Am Knoten 11 lassen die Zugstrebe Fsd10 − 11 und Fsd8 − 11 bestimmen.


Fsd 8−11 = sin 37, 3°·Fcd 11−13 = sin 37, 3°·629 = 381 kN
Fsd 10 −11 = Fsd 11−16 − cos 37, 3°·Fcd 11−13 = 817 − cos 37, 3°·626 = 319 kN

Über das Gleichgewicht am Knoten 8 folgt:


Fcd 8−10 ≈ 0

3.10.3.5.3 Bewertung des Modells


Das Modell deckt alle Zugspannungen gut ab. Als Bewertungskriterien für ein Mo-
dell kann die elastische Arbeit (Verformungsarbeit) dienen. Diese ist in . Tab. 3.2  

ermittelt.
Da die Verformungsarbeit geringer ist als beim Modell der Variante 1 wird im
Weiterem mit dem Modell der Variante 2 weitergearbeitet.
92 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

.       Tab. 3.2  elastische Arbeit (Verformungsarbeit) Modellvariant 2

Zugstrebe Zugkraft Fi [kN] Länge li [kN] Arbeit [kNm]


Wi =  · Fi · 0,5 · li · fys/Es

Fsd6-5 355 1,17 0,45


3 Fsd3-5 626 0,74 0,50
Fsd4-12 252 0,70 0,19
Fsd14-15 202 0,54 0,12
Fsd6-9 346 2,09 0,79
Fsd8-9 444 0,75 0,36
Fsd8-13 444 0,92 0,44
Fsd11-16 817 2,52 2,24
Fsd10-11 317 0,98 0,34
Fsd8-11 380 0,70 0,29
Fsd7-8 380 1,35 0,56

ΣW 6,28 kNm

3.10.4  Bemessung der Zugstreben

Bei der Bemessung der Zugstreben wird nur ungünstig überlagert. Dies bedeutet,
dass eine Druckkraft aus dem einen Modell nicht von der Zugkraft aus dem anderen
Modell abgezogen wird. Für die unter Zugstrebe Fsd11 − 16ergibt sich die folgende Be-
wehrung, welche auch in die Fsd10 − 11 eingelegt wird.
Fsd 10 −12; SL + Fsd 3− 4; DL 817 + 94, 2
As ,10 −16 = = = 21 cm 2
f yd 43, 5

 7Ø20  7·3,14cm ² = 22 cm ²
Gewahlt

Für die Zugstrebe Fsd6 − 5ergibt sich die folgende Bewehrung:


Fsd 6 −5 355
As ,6 −5 = = = 8, 2 cm 2
f yd 43, 5

 3Ø20  3·3,14cm ² = 9 cm ²
Gewahlt

Für die Zugstrebe Fsd3 − 5ergibt sich die folgende Bewehrung:


Fsd 3−5 626
As ,3−5 = = = 14 cm 2
f yd 43, 5

 4 Bugel
Gewahlt  Ø16  4 ⋅ 2 ⋅ 2 cm 2 = 16 cm 2
3.10 · Beispiel 2: Wandartiger Träger mit Öffnung
93 3
Für die Zugstrebe Fsd6 − 9 ergibt sich die folgende Bewehrung
Fsd 6 −9 346
As ,6 −9 = = = 8 cm 2
f yd 43, 5

 4 Ø16  4·2 cm 2 = 8 cm ²
Gewahlt

Für die Zugstrebe Fsd8 − 9 und Fsd8 − 13 ergibt sich die folgende Bewehrung
max ( Fsd 8−9 ;Fsd 8−13 ) 444
As ,9 −13 = = = 10, 2 cm 2
f yd 43, 5

 4 Ø20  4·3,14 cm 2 = 12, 6 cm ²


Gewahlt

Für die Zugstrebe Fsd7 − 8 und Fsd8 − 11 ergibt sich die folgende Bewehrung
max ( Fsd 7 −8 ;Fsd 8−11 ) 380
As ,7 −11 = = = 8, 7 cm 2
f yd 43, 5

 6 Ø16  6·2cm 2 = 12 cm ²
Gewahlt

Für die Zugstrebe Fsd14 − 15 ergibt sich die folgende Bewehrung:


Fsd 14 −15 200
As , 2 − 4 = = = 4, 6 cm 2
f yd 43, 5
 Q 257 beidseitig (5,14 cm²)
Gewahlt
Für die Zugstrebe Fsd4 − 12 ergibt sich die folgende Bewehrung:
Fsd 4 −12 250
As , 4 −12 = = = 5, 7 cm 2
f yd 43, 5

3 Ø16  3·2cm 2 = 6 cm ²

3.10.5  Bemessung der Hochhängebewehrung

Lasten (Eigengewicht und Verkehrslasten), die unterhalb des Druckgewölbes an-


greifen, müssen in die Druckzone hochgehängt werden. Dafür ist gemäß DAfStb
Heft 631 (DAfStb 2019) die lotrechte Bewehrung im Bereich bis etwa zur Scheitel-
höhe y = l/2 des Gewölbes zu bemessen (siehe . Abb. 3.83).  

Die unten angreifende Last ergibt sich gemäß . Abb.  3.83 und dem Wand-  

abmessungen zu:
3, 8 kN kN kN
g Ed = 1, 35· ⇒ 0, 3m ⇒ 25 3 + 1, 35·20 = 46, 2
2 m m m
kN
q=
Ed 1,=
5·8 12
m
94 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

..      Abb. 3.83  Ermittlung der hochzuhängenden Last und konstruktive Anforderungen, in Anlehnung
an. (DAfStb 2019)

Die erforderliche Hochhängebewehrung ergibt sich damit zu:


pEd 46, 2 + 12 cm 2
as, req = = = 1, 3
f yd 43, 5 kN m
cm 2

 Q 257 beidseitig
Gewahlt

3.10.6  Bemessung der Knoten


3.10.6.1  Allgemeines
Es werden nur die relevanten Knoten nachgewiesen. Diese sind bei dem vorliegenden
Wandartigen Träger die Lasteinleitungsknoten, sowie die Knoten mit Bewehrungs-
umlenkung und Verankerungen.

3.10.6.2 Nachweis Knoten 1 und 2


Beim Knoten 1 handelt es sich um eine Druck-Druck Knoten. Die Spannungen er-
geben sich über die Lasteinleitung zu:
FEd 2, 250
MN
σ c10 d = 2 = 2 = 18, 75 2
b ⋅ lK 1 0, 3 ⋅ 0, 2 m
Die weiteren Druckspannungen werden aufgrund der Wahl der Lage des Knotens
nicht maßgebend:
Fcd 1− 2 0, 543 MN
σ c12 = = = 4, 525 2
b·a 0, 3·0, 4 m
Fcd 1−3 0, 885 MN
σ c13 = = = 6, 9 2
( 0, 2 ⋅ sin 45° + 0, 4 ⋅ cos 45° ) ⋅ 0, 3 0 , 13 m
3.10 · Beispiel 2: Wandartiger Träger mit Öffnung
95 3
Die maximale Druckspannung beträgt für den Druck-Druck Knoten:

30 MN
σ Rd , max = 1,1 ⋅ν ′ ⋅ f cd = 1,1 ⋅1, 0 ⋅ 0, 85 ⋅ = 18, 7 2
1, 5 m
Der Nachweis ist gerade erfüllt. Falls der Nachweis an der Lasteinleitung nicht ein-
gehalten wäre, müsste die Druckbewehrung in der Stütze mit angerechnet werden.

MN MN
σ c11d = 18, 75 ≈ σ Rd ,max = 18, 7 2 ⋅ Betonspannung aufnehmbar
m 2
m

3.10.6.3 Nachweis Knoten 3


Die maximale Druckspannung am Knoten 3 ergibt sich aus der Druckstrebe Fcd3 − 7:
Fcd 3− 7 0, 761 MN
σ c 37 d = = = 12, 7 2
b·a 0, 3·0, 2 m
Die maximale Druckspannung beträgt für den Druck-Zug Knoten:

MN
σ Rd , max = 0, 75 ⋅ f cd = 0, 75 ⋅17 = 12, 75
m2
Der Nachweis ist gerade erfüllt. Falls der Nachweis nicht eingehalten wäre, müsste
die Druckstrebe etwas nach oben verlegt werden.

MN MN
σ c 37 d = 12, 7 ≈ σ Rd ,max = 12, 75 2 ⋅ Betonspannung aufnehmbar
m2 m
Die Zugstrebe  Fsd3  −  5 wird über geschlossene Bügel ausgebildet. Ein Nachweis der
Verankerung kann somit entfallen.

3.10.6.4 Nachweis Knoten 4 und 12


Im Vergleich zum Knoten 1und 2 werden hier aufgrund der Verteilung und der grö-
ßeren Knotenabmessungen die Druckspannungen deutlich geringer sein und werden
deshalb nicht explizit nachgewiesen. Die Zugstrebe Fsd4  −  12 muss jedoch hier ver-
ankert werden. Die Verbundfestigkeit ergibt sich hier unter der Annahme von guten
Verbundbedingungen zu:

2, 0 N
fbd = 2, 25 ⋅η1 ⋅η2 ⋅ f ctd = 2, 25 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ = 3, 0
1, 5 mm 2
Der günstige Querdruck auf die Verankerungslänge wird vernachlässigt und es soll
ein gerader Stab verwendet werden. Somit ist die Verankerungslänge gleich dem
Grundwert der Verankerungslänge:
φs σ sd φs f yd As ,erf
lbd = lb, req = ⋅ = ⋅ ⋅
4 fbd 4 fbd As ,vorh

16 435 5, 7
lbd lb=
= , req · · = 550 mm
4 3, 0 6
96 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

3.10.6.5 Nachweis Knoten 5


Beim Knoten 5 handelt es sich um einen verschmierten Zug-Druck Knoten. Hier
muss die Bewehrung aus der Zugstrebe Fsd6 − 5 verankert werden.
Die Verbundfestigkeit ergibt sich hier unter der Annahme von mäßigen Verbund-
bedingungen zu:
3 fbd = 2, 25·η1·η2 · f ctd = 2, 25·0, 71
· , 0·
2, 0
= 2,1
N
1, 5 mm 2
Die Verankerungslänge ab dem Knoten 5 ist gleich dem Grundwert der Verankerungs-
länge:
φs σ sd φs f yd As ,erf
lbd = lb, req = · = · ·
4 fbd 4 fbd As ,vorh
20 435 8, 2
lbd lb=
= , req · · = 944 mm
4 2,1 9

3.10.6.6 Nachweis Knoten 6


Die Bewehrung aus der Zugstrebe Fsd6 − 9 wird hier mit dem großen Biegerollendurch-
messer von Dbr = 20 · ϕ umgelenkt. Die Übergreifungslänge der Zugstrebe Fsd6 − 9 mit
der Zugstrebe Fsd6 − 5 ergibt sich im Bereich der Zugstrebe Fsd6 − 5 zu:
lb, req = 944mm
l0 = α1·α 3·α 5 ·α 6 ·lb, req = 2, 0·944 mm = 1888 mm

3.10.6.7 Nachweis Knoten 7


Bei dem Knoten 7 handelt es sich um einen verschmierten Knoten mit großen geo-
metrischen Abmessungen. Da die Druckspannungen am Knoten 3 bereits aufnehm-
bar waren und hier günstigere geometrischen Abmessungen herrschen, werden die
Druckspannungen hier nicht maßgebend. Die Zugstrebe Fsd7 − 8 muss hier verankert
werden. Unter guten Verbundbedingungen und für den geraden Stab ergibt sich fol-
gend Verankerungslänge:
φs σ sd φs f yd As ,erf
lbd = lb, req = · = · ·
4 fbd 4 fbd As ,vorh
16 435 8, 7
lbd lb=
= , req · · = 420 mm
4 3, 0 12

3.10.6.8 Nachweis Knoten 9


Am Knoten 9 müssen die Zugstrebe Fsd6 − 9 verankert werden. Unter guten Verbund-
bedingungen und für den geraden Stab ergibt sich folgend Verankerungslänge:
φs σ sd φs f yd As ,erf
lbd = lb, req = · = · ·
4 fbd 4 fbd As ,vorh
3.10 · Beispiel 2: Wandartiger Träger mit Öffnung
97 3
16 435 8
lbd lb=
= , req · · = 580 mm
4 3, 0 8

Des Weiteren muss die Zugstrebe Fsd8 − 9verankert werden. Hier ergibt sich als Grund-
wert der Verankerungslänge.
20 435 10, 2
=lb, req = · · 587 mm
4 3, 0 12, 6
Da die vorhandene Verankerungslänge nur circa 42  cm beträgt werden liegende
Haken an der Bewehrung vorgesehen. Der Verankerungslänge ergibt sich somit zu:
lbd = α1·α 3·α 4 ·α 5 ·lb, req = 0, 71
· , 01 · , 0·587 = 410 mm
· , 01
Zur besseren Einbaubarkeit werden statt den liegenden Haken zusätzliche Schlaufen
mit dem Ø14 eingebaut, welche mit der Bewehrung übergreifen.

3.10.6.9 Nachweis Knoten 10


Am Knoten 10 muss die folgende Auflagerkraft aufgenommen werden können.
4, 2 1, 7
AEd = 108, 4· + 2250· = 1235 kN
2 3, 8
Der Nachweis der Druckspannungen erfolgt über die Auflager nach DAfStb Heft
631 (DAfStb 2019)
0, 8 ⋅ α cc ⋅ f ck ⋅ Ac + f yk ⋅ AS
ARd = ≥ AEd
γc

0, 8 ⋅ 0, 85 ⋅ 30 ⋅ 0, 3·0, 4 + 500 ⋅ 0
ARd = = 1, 63 MN ≥ 1, 235 MN
1, 5

Nach DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) muss 100 % der Zugstrebe Fsd10 − 11 über dem
Auflager verankert werden Die Verankerung gilt hierbei Auflagervorderkante. Der
Grundwert der Verankerungslänge ergibt sich zu:
φs σ sd φs f yd As ,erf 20 435 21
lb, req = · = · · = · · = 692 mm
4 fbd 4 fbd As ,vorh 4 3, 0 22
Die erforderliche Verankerungslänge ergibt sich mit liegenden Haken zu:
2
lbd = α1·α 3·α 4 ·α 5 ·lb, rqd = 0, 71 · , 0· ·69, 2 = 32 cm
· , 01
3
Die vorhandene Verankerungslänger ergibt sich mit aus der Auflagerlänge abzüglich
der Betondeckung aus der Dauerhaftigkeit bzw. der Betondeckung für die Schlaufe
zu:

40 cm − cmin − ⋅cdev = 40 − 1 − 1 = 38 cm


lb,vorh = min 
 40 cm − 3 ⋅ φ = 40 − 6 = 34 cm
Die vorhandene Verankerungslänge ist somit größer als die erforderliche Ver-
ankerungslänge und der Nachweis der Verankerung ist somit erbracht.
98 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

Zur besseren Einbaubarkeit werden statt den liegenden Haken zusätzliche Schlau-
fen mit dem Ø14 eingebaut, welche mit der Bewehrung übergreifen.

3.10.6.10 Nachweis Knoten 11


Die Zugstrebe  Fsd3  −  5 wird über geschlossene Bügel ausgebildet. Ein Nachweis der
Verankerung kann somit entfallen.
3
3.10.6.11 Nachweis Knoten 13
Hier muss die Zugstrebe Fsd8 − 9 verankert werden. Unter guten Verbundbedingungen
und für den geraden Stab ergibt sich folgend Verankerungslänge:
20 435 10, 2
=lb, req = · · 587 mm
4 3, 0 12, 6

3.10.6.12 Nachweis Knoten 16


Am Knoten 16 muss die folgende Auflagerkraft aufgenommen werden können.
4, 2 2,1
BEd = 108, 4· + 2250· = 1471 kN
2 3, 8
Der Nachweis der Druckspannungen erfolgt über die Auflager nach DAfStb Heft
631 (DAfStb 2019)
0, 8 ⋅ α cc ⋅ f ck ⋅ Ac + f yk ⋅ AS
BRd = ≥ AEd
γc

0, 8 ⋅ 0, 85 ⋅ 30 ⋅ 0, 3 ⋅ 0, 4 + 500 ⋅ 0
BRd = = 1, 63 MN ≥ 1, 235 MN
1, 5

Die Verankerung der Zugstrebe über dem Auflager ergibt sich wie am Knoten 10

3.10.7  Bemessung der Druckstreben

Der maßgebende Nachweis der Druckstreben ist bei den konzentrierten Knoten be-
reits erfolgt. Im restlichen Bereich werden aufgrund der Abmessungen des Wandar-
tigen Trägers und der damit verbundenen großen Abmessungen der Druckstreben
die Druckstrebentragfähigkeit nicht maßgebend.

3.10.8  Konstruktive Durchbildung

Ergänzend zur Berechnung muss bei der konstruktiven Durchbildung noch die
Mindestbewehrung je Wandseite nach DIN EN 1992-1-1 NDP zu 9.7.(1) ermittelt
werden:

m2 cm 2
as , min = 0, 075% ⋅ Ac = 0, 00075 ⋅ 0, 3 = 0, 000225 = 2, 25
m m
 Q 257 beidseitig
Gewahlt
3.10 · Beispiel 2: Wandartiger Träger mit Öffnung
99 3
Aus den Nachweisen folgt die in . Abb. 3.84 und 3.85 dargestellte Bewehrung.

7 9 ø 12 -15 7 14 ø 12 -15

6 3 ø 16 4 5 ø 16
1 3 ø 20

3 ø 16 3
2 ø 16 2

1
2

9 8 ø 12 -15

9 8 ø 12 -15

Q2
Q2

9 19 ø 12 -15
5
57

7A
A
9 19 ø 12 -15

5 5 ø 14
2 ø 20 1

8 2 ø 14
8 2 ø 14

2 ø 20 1

1 2 ø 20
8 3 ø 14

1 2 ø 20 1 3 ø 20 7 12 ø 12 -15 8 3 ø 14
7 3 ø 12 -15
190
db

1 14 ø 20 L=414cm 414
r=
32

249
60 3 3 ø 16 L=249cm
23

8 10 ø 14 L=143cm
50
23

9 54 ø 12 L=123cm
290
2 4 ø 16 L=480cm

..      Abb. 3.84  Ansicht der Bewehrung des Wandartigen Trägers mit Öffnung
100 Kapitel 3 · Modellbildung und Nachweis von Stabwerkmodellen

7 ø 12 1 3 ø 20 1 3 ø 20 1 3 ø 20

7 ø 12
3 4 ø 16

6 ø 16

3 3 ø 16
26

4 5 ø 16 L=266cm 21
3 3 ø 16

1 4 ø 20 1 Q257A
86.
288
1 4 ø 20

6 3 ø 16 L=602cm

1 4 ø 20

5 ø 14

7 ø 12
26
1 7 ø 20 1 7 ø 20
26
1 7 ø 20
7 38 ø 12 L=146cm
18
5 5 ø 14 L=260cm

60
86.

26

..      Abb. 3.85  Schnittdarstellung der Bewehrung des Wandartigen Trägers mit Öffnung

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SOFiSTiK AG (26.09.2022) Ihre FEM – Finite Elemente Methode Software für Bauingenieure. https://
www.­sofistik.­de/produkte/statik-­fem/sofistik-­fem-­pakete. Zugegriffen: 26. September 2022
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103 4

Krafteinleitungsbereiche
Inhaltsverzeichnis

4.1 Begriffserklärung und praktisches Vorkommen – 105

4.2 Konzentrierte Krafteinleitung – 107

4.3 Nachweis der Spaltzugkräfte – 112


4.3.1  llgemeines – 112
A
4.3.2 Zentrische Einzellast – 112
4.3.3 Exzentrische Einzellast – 116
4.3.4 Mehrere Einzellasten – 119

4.4 Spanngliedverankerungen
von Vorspannsystemen – 121

4.5  panngliedverankerungen im sofortigen


S
Verbund – 124

4.6 Weiterleitung der Spannkräfte in den Flansch – 125

4.7 Beispiel 1: Lasteinleitung an einem Lager – 126


4.7.1  llgemeines und Geometrie – 126
A
4.7.2 Nachweis Teilflächenbelastung – 126
4.7.3 Ermittlung Bewehrung – 128
4.7.4 Bewehrungsführung – 128

4.8  eispiel 2: Lasteinleitung in einen


B
Stahlbetonblock – 129
4.8.1  llgemeines und Geometrie – 129
A
4.8.2 Nachweis Teilflächenbelastung – 129
4.8.3 Nachweis Spaltzug – 131
4.8.4 Bewehrungsführung – 132

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023
W. Finckh, Mit Stabwerkmodellen zur Bewehrungsführung, erfolgreich studieren,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40882-4_4
4.9 Beispiel 3: Spanngliedverankerung – 133
4.9.1  llgemeines – 133
A
4.9.2 Geometrie – 133
4.9.3 Spannverfahren – 133
4.9.4 Nachweis des Verankerungsbereichs – 134
4.9.5 Nachweis vertikaler Spaltzug – 136
4.9.6 Nachweis horizontaler Spaltzug – 137
4.9.7 Einleitung in den Flansch – 139
4.9.8 Bewehrungsführung – 141

Literatur – 143
4.1 · Begriffserklärung und praktisches Vorkommen
105 4
Trailer
Aus dem 7 Kap. 3 sollte das Vorgehen und die Nachweisführung bei Stabwerkmodellen

bekannt sein. In diesem Abschnitt werden mit diesen Grundlagen die häufig in der Bau-
praxis (vgl. 7 Abschn. 4.1) vorkommenden Krafteinleitungsbereiche betrachtet, für wel-

che sich zahlreiche standardisierte Modelle entwickelt haben. Hierzu wird zunächst in
7 Abschn. 4.2 erläutert, warum deutlich größere Spannungen als die einaxiale Beton-

druckfestigkeit an diesen Stellen eingeleitet werden können. Hieraus folgen jedoch Quer-
zugsspannungen, welche über entsprechende Stabwerkmodelle aus 7 Abschn. 4.3 nach-

gewiesen werden müssen. Für die häufig in der Baupraxis vorkommenden Einleitungen
von großen Vorspannkräften gelten zusätzlich einige Besonderheiten, welche in den
7 Abschn. 4.4 bis 7 4.6 behandelt werden.
   

Das Kapitel schließt in 7 Abschn. 4.7 bis 7 4.9 mit drei umfangreichen Bemessungs-
   

beispielen ab, welche das Vorgehen bei der Krafteinleitungen und der Ermittlung der
Spaltzugbewehrung veranschaulichen.

Lernziele

Nach dem Lesen dieses Kapitels:


55 Wissen Sie warum deutlich größere Spannungen als die einaxiale Betondruck-
festigkeit in den Beton eingeleitet werden können.
55 Beherrschen Sie den Nachweis der Teilflächenpressung
55 Kennen Sie die Spaltzugkräfte mit den zugehörigen Nachweisformaten
55 Ist es Ihnen möglich Krafteinleitungen nachzuweisen und die zugehörige Be-
wehrung zu ermitteln sowie diese konstruktiv richtig einzubauen.
55 Können Sie alle erforderlichen Nachweise bei der Einleitung von Vorspann-
kräften führen.

4.1  Begriffserklärung und praktisches Vorkommen


Krafteinleitungsbereiche sind Bereiche, in welchen eine große Kraft auf eine be-
grenzte Fläche eingeleitet wird, wie dies schematisch in . Abb. 4.1 dargestellt ist.

Die Krafteinleitungsbereiche kommen in der Baupraxis häufig vor. Ein einfaches


Beispiel ist die in . Abb. 4.2 dargestellte Lagerung eines Brückenträgers. Die Auf-

lagerkraft des Überbaus wird hier in eine aufgrund des Kalottenlagers begrenzte Flä-
che im Pfeiler und auch im Überbau eingeleitet.
Ein weiteres Beispiel aus dem maschinellen Tunnelbau ist in . Abb.  4.2 oben

rechts dargestellt. Hier werden die Tübbings als Fertigteile aneinandergesetzt und es
entstehen zwei Stellen an denen hohen Kräfte in den Beton eingeleitet werden. Zum
einen direkt an der Hydraulikpresse aufgrund der eingeleiteten Pressenkraft, welche
sich aus der Ortsbruststützung zusammen mit dem Vortrieb der Tunnelvortriebs-
maschine ergibt. Zum anderen an der Stelle, an denen die Tübbings in Ringrichtung
aufeinandersitzen, da hier zum Einbau der Dichtungen die Kontaktfläche begrenzt
ist. Die hohen Drucknormalkräfte aus dem Gebirgsdruck bzw. dem Druck aus dem
Verpressen des Ringraumes müssen über diese kleine Kontaktfläche aufgenommen
werden.
106 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

..      Abb. 4.1  Schematische Dar-


stellung eines Krafteinleitungs-
bereiches

Brückenlager Tübbings

Koppelfuge Hohlkasten Koppelfuge Plattenbalken

..      Abb. 4.2  Beispiele für Krafteinleitungsbereiche

Ein weiteres Beispiel sind Koppelfugen wie diese in . Abb. 4.2 unten dargestellt

sind. Hier werden große Kräfte aus den Spanngliedern punktuell eingeleitet. Da die
Spannglieder im Brückenbau meist im nachträglichen Verbund liegen, werden die
Vorspannkräfte punktuell an der Verankerung eingeleitet.
4.2 · Konzentrierte Krafteinleitung
107 4
4.2  Konzentrierte Krafteinleitung

Wird eine Last auf eine begrenzte Fläche eingeleitet, wie dies bei dem Zylinder in
. Abb.  4.3 dargestellt ist, so wird diese als konzentrierte Krafteinleitung oder als

Teilflächenpressung bezeichnet. Die obere konzentriert eingeleitete Belastung er-


zeugten Druckspannungen, welche sich nach unten hin flaschenförmig ausbreiten.
Diese flaschenförmige Ausbreitung verursacht im oberen Bereich radial zu der Be-
lastung eine Druckspannung. Ab dem Wendepunkt des Flaschenhalses wird eine
Zugspannung erzeugt.
Die obere radiale Druckspannung führt zusammen mit der Pressung auf der
Lagerplatte zu einem Spannungszustand, bei dem der Beton allseitig unter Druck
steht. In 7 Abschn. 3.6.1 wurde bereits die Druckfestigkeit einer zweiaxialen Scheibe

(7 Abb.  3.20: Glockenkurve nach (Kupfer 1973)) erläutert. Hier tritt nun ein

Volumenkörper auf, welcher von allen drei Seiten unter Druck steht.
Für diesen Fall muss man die Überlegung aus 7 Abschn. 3.6.1 um die dritte Di-

mension erweitern. Am einfachsten geht dies, wenn man einen Zylinder betrachtet
und diesen gleichmäßig mit einem rotationssymmetrischen Außendruck z. B. über
eine Flüssigkeit beaufschlagt. Somit sind die beiden sogenannten Stützspannungen
σ1 und σ2 immer gleichgroß und man kann eine Beziehung zwischen der Festigkeit
und der allseitigen Stützspannung herstellen. Diese Beziehung kann experimentell
über die in . Abb. 4.4 links dargestellten Versuch ermittelt werden. Hier wird über

Öl ein rotationssymmetrischer Außendruck erzeugt und es wird eine weitere Last am


Belastungsstempel aufgebracht, welche so lange gesteigert wird, bis es zum Bruch
kommt. Wiederholt man diesen Versuch mit verschiedenen Außendrücken erhält
man eine Beziehung zwischen dreiaxiale Festigkeit und dem aufgebrachten rotations-
symmetrischen Druck.
Auf dem rechten Diagramm in . Abb. 4.4 ist diese Beziehung dargestellt. Hier-

bei ist auf der horizontalen Achse das Verhältnis von Außendruck zur einaxialen
­Festigkeit und auf der vertikalen Achse die erreichte mehraxiale Festigkeit ebenfalls
als Verhältniswert zur einaxialen Festigkeit dargestellt. Die roten Punkte zeigen die
Versuchsergebnisse, an denen man erkennt, dass bei steigendem Außendruck die
Festigkeit näherungsweise, linear zunimmt und man diese deutlich, teilweise auf das
Dreifache, steigern kann. In dem Diagramm in . Abb. 4.4 ist sind zwei Beziehungen

..      Abb. 4.3  Körper unter einer Teilflächenpressung in Anlehnung an. (Zilch und Zehetmaier 2010)
108 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

..      Abb. 4.4  Versuch von (Rogge 2003) zur Ermittlung der mehraxialen Festigkeit und Beziehung der
mehraxialen Festigkeit zum rotationssymmetrischen Spannungsniveau

den Versuchsergebnissen gegenübergestellt. Zum einen die Normformulierung der


DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013)
mit Gl. (4.1) und zum anderen die theoretische Lösung, welche sich aus der Mohr-­
Coulombschen-­Bruchhypothese (vgl. z. B. (Gross und Seelig 2016)) mit Gl. (4.2) er-
gibt.

  σ 
 f ck ⋅ 1100
, + 5,0 ⋅ 2  σ 2 ≤ 0, 05 ⋅ f ck
 f ur
  f ck 
f ck ,c = (4.1)
  σ 
 σ 2 > 0, 05 ⋅ f ck
 f ck ⋅ 1125
, + 2,5 ⋅ 2
f ck
 f ur
   

f ck ,c = f ck + 4 ⋅ σ 2  (4.2)

Die DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA


(04.2013) geht von einer bilinearen Steigerung aus. Erst eine steilere Kurve und ab
einem Querdruck von 5 % eine etwas flacheren Kurve. Im Gegensatz dazu würde eine
Herleitung über die Mohr-Coulombschen-Bruchhypothese einen rein linearen Ver-
lauf ergeben.
An einem Teilmodell einer konzentrierten Krafteinleitung im oberen Teil des Zy-
linders aus . Abb.  4.3, wie es . Abb.  4.5 dargestellt ist, kann man die mögliche
   

Laststeigerung durch die Teilflächenpressung herleiten.


Das Modell aus . Abb.  4.5 besitzt oben die belastete Fläche mit dem Durch-

messer d0 und der Fläche Ac0. Die Last soll sich dann bis in die Fläche Ac1 ausbreiten,
was der gesamten Fläche des Zylinders mit dem Durchmesser d1 entspricht. Die ra-
diale Druckwirkung aus der Lastausbreitung führt im oberen Bereich zu einem nach
außen gerichtetem Druck pr. Dieser Druck führt zu einer Normalkraft in dem Ring,
welcher die Teilfläche umgibt und über der Kesselformel berechnet werden kann.
Diese Normalkraft ergibt sich somit zu:
4.2 · Konzentrierte Krafteinleitung
109 4

..      Abb. 4.5  Teilmodell einer konzentrierten Krafteinleitung

d0
nEd = pr ⋅ (4.3)
2 

Im Ring steht als Widerstand nur die Zugspannung des Betons gegenüber. Mit dieser
kann dann der Normalkraftwiderstand berechnet werden.

d d 
nRd = f ct ⋅  1 − 0  (4.4)
 2 2 

Über die Gleichsetzung zwischen Widerstand und Einwirkung erhält man folgende
Beziehung:

d1 − d 0 (4.5)
nRd = nEd ⇒ pr = f ct ⋅
d0 

Setzt man nun für die Zugfestigkeit näherungsweise 10  % der Druckfestigkeit ein,
und ersetzt den Durchmesser durch die Beschreibung der Wurzel aus der Fläche so
erhält man:

 Ac1 
pr = 0,1 ⋅ f ck ⋅  − 1 (4.6)
 A 
 c0 

Somit wurde die mögliche Ringdruckspannung ermittelt. Diese Ringdruckspannung


erzeugt den mehraxialen Spannungszustand, welcher nun in die Beschreibung der
Teilflächenpressung eingeführt werden kann. Mit der Mohr-Coulombschen-­
Bruchhypothese ergibt sich:

σ 2 = pr ⇒ f ck ,c = f ck + 4 ⋅ pr (4.7)


 Ac1 
f ck ,c = f c + 0, 4 ⋅  − 1 (4.8)
 A 
 c0  

Diese Beschreibung der maximalen Druckspannung der Teilflächenpressung kann


noch wie folgt umformuliert werden.
110 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

 Ac1 
f ck ,c = f c ⋅  0,4 ⋅ + 0,6  (4.9)
 Ac 0 
  

Aus den mechanisch hergeleiteten Gleichungen erkennt man, dass die Kraft-
steigerung bei der Krafteinleitung von der Wurzel der Flächenverhältnisse zwischen
Einleitungsfläche und Ausbreitungsfläche abhängt. Diese theoretische Herleitung
findet sich in der DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-­
4 1-­1/NA (04.2013) jedoch nur teilweise wieder. Es wird eine leicht wirtschaftlichere
und einfachere Formulierung gemäß Gl. (4.10) verwendet.

Ac1
f c ,3 = f c ⋅ (4.10)
Ac 0 

Dies ist auf die günstige Tiefenwirkung über das Bauteil zurückzuführen und wurde
anhand von Versuchen (Wurm und Daschner 1977; Wurm und Daschner 1983) an
sogenannten Kraftübertragungskörpern ermittelt, bei welchen man diese Teilflächen-
pressung im Versuch durchgeführt hat. Bei solchen Versuchen wurde festgestellt,
dass sich die Spannung unter der Lasteinleitung auf das bis zu 10-Fach der ein-
axialen Festigkeit steigern lässt. In der DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung
mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) wird jedoch die maximale Pressung auf das
Dreifache begrenzt um lokale Schädigungen des Gefüges zu vermeiden.
Die Formulierung der DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN
EN 1992-1-1/NA (04.2013) Abschn.  6.7 ist in Gl.  (4.11) angegeben und orientiert
sich mit den Bezeichnungen und Randbedingungen am . Abb. 4.6.  

FRdu = Ac 0 ⋅ f cd ⋅ Ac1 / Ac 0 ≤ 3, 0 ⋅ f cd ⋅ Ac 0  (4.11)

Die maximale Kraft für die Teilflächenpressung ergibt sich somit aus Fläche der
Lasteinleitung mal die Betondruckfestigkeit mal die Wurzel aus dem Quotienten aus
Lastfläche Ac0 und Lastverteilungsfläche Ac1. Dieser Term darf jedoch den Faktor
drei nicht überschreiten. Die Anwendung der Gl. (4.11) ist an zahlreiche Bedingungen
geknüpft:

..      Abb. 4.6 Teilflächen- Ac0 b1


belastung nach DIN EN 1992-
1-1 (01.2011) in Verbindung mit Achse in
der DIN EN 1992-­1-­1/NA d1
Belastungsrichtung
(04.2013)

h d2≤ 3d1

Ac1
b2≤ 3b1
4.2 · Konzentrierte Krafteinleitung
111 4
55 Der Schwerpunkt der Fläche Ac1 muss in Belastungsrichtung mit dem Schwer-
punkt der Fläche Ac0 übereinstimmen. Dies bedeutet diese müssen in Belastungs-
richtung übereinander liegen.
55 Die Fläche Ac1 und Ac0 müssen geometrisch ähnlich sein, dies bedeutet sie müssen
die gleichen Seitenverhältnisse aufweisen. Diese Bedingungen sollen die Lastaus-
breitung simulieren. (b1/d1 = b2/d2)
55 Die Höhe der Lastausbreitung muss größer sein als die Differenz zwischen der
Seitenlänge der Lasteinleitung und Lastverteilungsfläche. Dies bedeutet, dass die
Lastausbreitung 1:2 nicht überschritten werden darf. Dies kann auch über die Be-
ziehung (h ≥ b2 − b1) und (h ≥ d2 − d1) ausgedrückt werden.

!!Die Lastausbreitung erfolgt im Regelfall unter der Neigung 1:2 in alle Richtungen.
Hieraus lässt sich die Lastverteilungsfläche konstruieren. Es muss stets gewährleistet
sein, dass diese Lastverteilungsfläche vollständig im Bauteil liegt.

Eine weitere Bedingung bezieht sich auf die Wirkung von mehreren Kräften. Falls
mehre Kräfte wirken darf die Lastausbreitung nur so tief angenommen werden, dass
die Verteilungsflächen sich nicht überschneiden. Dies ist in . Abb. 4.7 verdeutlicht.  

Sobald eine Lastausbreitung mit 1:2 eine weitere Lastausbreitungsfläche berührt


darf nicht mehr weiter ausgebreitet werden.
Eine weitere Bedingung betrifft den Lastangriffspunkt. Dieser sollte zentrisch zur
Lasteinleitungsfläche liegen. Falls dies nicht möglich ist, muss die Belastungsfläche
entsprechend der Ausmitten reduziert werden. Dies zeigt das . Abb. 4.8. Damit die  

Last zentrisch auf der Belastungsfläche sitzt, müssen die Ausmitten jeweils zweimal
abgezogen werden. Wirkt ein Moment auf die Belastungsfläche muss die Ausmitte

..      Abb. 4.7  Vorgehen bei meh- b1 F F F


reren Teilflächenbelastungen Ac0
1:2

h
1:2

1:2
1:2

1:2

Ac1 Ac1
1:2

h
b2 Ac1

b2

..      Abb. 4.8  Vorgehen bei außermittiger Teilflächenbelastung nach. (Fingerloos et al. 2016)
112 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

bzw. die Exzentrizität (e = M/N) ermittelt werden. Der anschließende Nachweis wird
entsprechend mit der um die Ausmitten reduzierten Fläche geführt.

Praxistipp

Wenn zwischen der Lastfläche Ac0 und Lastverteilungsfläche Ac1 keine geometrische
Ähnlichkeit herrscht und die Lastausbreitung somit im Wesentlichen in eine Rich-
tung verläuft wie, dies z. B. bei der Krafteinleitung in einer Wandscheibe der Fall ist,
4 so ist der Nachweis der Teilflächenpressung nicht anzuwenden. In diesem Fall darf
nur die maximale Druckspannung (σRd, max = 1,1 · ν′ · fcd) an einem Druck-Druck Kno-
ten angesetzt werden. (Vgl. 7 Abschn. 3.6.2)

4.3  Nachweis der Spaltzugkräfte

4.3.1  Allgemeines

Wie im vorherigen Abschnitt in . Abb.  4.3 ersichtlich, verursacht die flaschen-


förmige Ausbreitung der Druckspannung bei der Krafteinleitung im oberen Bereich


radial zur Belastung eine Druckspannung und ab dem Wendepunkt des Flaschen-
halses eine Zugspannung. Diese Zugspannungen werden auch als Querzug oder
Spaltzug bezeichnet, da sie quer zur Belastung stehen und ein Aufspalten des Kör-
pers verursachen. Diese Querzugkräfte müssen durch Spaltzugbewehrung abgedeckt
werden. Die Menge und Art dieser Spaltzugbewehrung ist abhängig von der Geo-
metrie des Körpers und der Größe der Last. Bei sehr geringen Lasten sind die Quer-
zugkräfte gering und können von der Zugfestigkeit des Betons aufgenommen wer-
den. In der DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/
NA (04.2013) geht man davon aus, dass wenn die Spannung an der Lasteinleitung die
Bedingung σcd. Load  ≤  0,6  fcd erfüllt auf eine Spaltzugbewehrung verzichtet werden
kann. Für alle anderen Fälle ist Spaltzugbewehrung erforderlich. Je nach Geometrie
des Körpers und der Laststellung ergeben sich unterschiedliche Fälle, welche nach-
folgend betrachtet werden.

4.3.2  Zentrische Einzellast

In . Abb. 4.9 ist die FEM-Berechnung eines Bauteils mit dem Radius b und einer

zentrischen Lasteinleitung an einer Lagerplatte mit dem Durchmesser a dargestellt.


Das Verhältnis zwischen Bauteilbreite und Lagerplatte beträgt circa b/a = 3.
In . Abb. 4.9 sieht man die Hauptspannungen I, welche sich flaschenförmig aus-

bildet. Quer zu diesen stehen die Hauptspannungen II. Die Druckspannungen sind


hierbei blau und Zugspannungen rot gekennzeichnet. Im FEM-Modell wurden auch
horizontale und vertikale Schnitte zur Spannungsdarstellung eingefügt. Anhand der
Spannungen in vertikaler Richtung erkennt man, wie sich die Spannungen immer
4.3 · Nachweis der Spaltzugkräfte
113 4
FEM-Modell Hauptspannungen Spannungsschnitte
F F
F

horizontal

vertikal

..      Abb. 4.9  Spannungen an einer zentrischen Lasteinleitung

Stabwerkmodell Bewehrung Bewehrung


a Längsschnitt Querschschnitt
b F
F/2
a/4
Fcd1
z=b/2
b 
0,6b
Ftd1

R R=F/2

..      Abb. 4.10  Stabwerkmodell und Bewehrung eines begrenzten Bauteils mit zentrischer Lasteinleitung

weiter nach unten vergleichmäßigen. Die horizontalen bzw. radialen Spannungen


stellen nun die Querspannungen dar. Hier entsteht oben Druck und unten Zug. Mit
Hilfe dieser Hauptspannungen und der Spannungsschnitte kann man ein Fachwerk-
modell ermitteln. Legt man dabei die in Spannungsresultierende der horizontalen
Spannungen die horizontalen Stäbe fest, ergibt sich aufgrund der vertikalen Druck-
spannungsresultierenden das Stabwerkmodell in . Abb. 4.10.  

!!Wenn eine Kraft mittig punktuell in ein Bauteil eingeleitet wird, wird eine Normal-
kraft erzeugt. Die an der Lasteinleitung konzentrierten Spannung wollen sich über
eine Höhe, welche der Bauteilbreite entspricht, vergleichmäßigen, sodass das dort
wieder konstantes Spannungsbild nach der Bernoulli Hypothese herrscht. Hierfür
sind zwei Umlenkkräfte erforderlich, eine Druckkraft oben und eine Zugkraft etwas
weiter unten. Diese müssen im Gleichgewicht stehen.

Über die Festlegung des Abstandes zwischen Zug- und Druckstrebe zu z = b/2 und
über die Position der Druckkraftresultierenden kann der Winkel θ berechnet werden.
Über Gleichgewicht der horizontalen Kräfte am Knoten kann dann die Zugstrebe
Ftd, 1 berechnet werden, welche über Bewehrung die Spaltzugkräfte aufnehmen muss.
114 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

b/ 4−a/ 4 1  a
cotθ = = ⋅ 1 −  (4.12)
z 2  b 

FEd F  a
Ftd ,1 = ⋅ cotθ = Ed ⋅ 1 −  (4.13)
2 4  b 
Fcd ,1 = Ftd ,1  (4.14)

4 Die Spaltzugbewehrung, welche die Zugstrebe Ftd, 1 abdecken soll, sollte in Form von
Bügeln wie in . Abb.  4.10 dargestellt oder in Form von Wendelbewehrung ab-

gedeckt werden. Die Bewehrung ist hierbei circa über 0,6 · b zu verteilen, wobei die
Zugstrebe mittig zu der Bewehrung liegen sollte.

Praxistipp

Wenn eine Ausbreitung der Druckspannungen in jede Richtung möglich ist, ergibt
sich zwar ein räumliches Stabwerk, es hat sich jedoch als hinreichend genau heraus-
gestellt beide Ebenen getrennt voneinander zu betrachten.

Wie bereits in 7 Abschn. 3.5.3 erwähnt, ist Kraftverteilung sehr geometrieabhängig.


Der wesentliche Einfluss liegt hier im Verhältnis aus Lasteinleitungsbreite und Bau-
teilbreite, wie dies in . Abb. 4.11 dargestellt ist. Hierbei erkennt man, dass je kleiner

die Lastplatte im Verhältnis zur Breite ist, umso weiter wandert die Spaltzugbe-
anspruchung nach oben und wird immer größer. Bei üblichen Abmessungen trifft die
aus DAfStb-Heft 631 (DAfStb 2019) entnommene Gl. (4.13) die Kraftzustände recht
zutreffend. Vorsicht ist nur bei sehr kleinen Lastplatten geboten.
Die Höhe h der dargestellten Scheiben hat keinen Einfluss auf die Be-
anspruchungen bei diesem Modell, solange die Höhe h größer als die Breite b ist. Bis

-0,4 -0,2 0 0,2 0,4


σy/σ0

10 b/a=∞ a
0,2 5 F F
3,3 y
2,0 2,5 σy
0,4 1,7
1,4
1,25
1,1
0,6 t σ0=F/(bt)
x
b
0,8

1,0
x/b

..      Abb. 4.11  Verlauf des Spaltzugspannung für unterschiedliche Verhältnisse von a/b, in Anlehnung
an. (Sundara Raja Iyengar 1960)
4.3 · Nachweis der Spaltzugkräfte
115 4
zum Grenzwert nach Gl. (4.15) können die im Vorherigen dargestellten Gleichungen
bzw. Modelle verwendet werden.

b
z= ≤ 0, 8 ⋅ h (4.15)
2 

Dieser Grenzfall ist in . Abb. 4.12 dargestellt. Man erkennt, dass sich die Druck-

spannungen nicht vollständig ausbreiten können und bereits leichte Zugspannungen


am Bauteilrand auftreten.
Bei einer Krafteinleitung in deutlich breiteren Scheiben, welche den Grenzwert
des Hebelarms nach Gl. (4.15) nichtmehr erfüllen und somit deutlich breiter als hoch
sind, kann sich die Druckspannung wie in 7 Abschn. 3.5.3 angedeutet nicht mehr

vollständig ausbreiten und es kommt wie in . Abb. 4.12 rechts dargestellt zu einer


effektiven Breite der Druckstrebe. Hier sollte nach DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in
Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) die Spaltzugbewehrung nach
Gl. (4.16) ermittelt werden.
FEd  a
Ftd ,1 = ·1 − 0,7  (4.16)
4  h

Bei einer solchen Lasteinleitung in breite Scheiben tritt zusätzlich, wie sich dies schon
in . Abb.  4.12 zu erahnen ist, eine Randzugkraft auf. In . Abb.  4.13 sind diese
   

Randzugspannungen an einer breiten Scheibe illustriert und daraus ein Stabwerk-


modell abgeleitet.
Gemäß (Schlaich und Schäfer 2001) kann die Randzugkraft in Abhängigkeit von
dem b/h Verhältnis mit dem Diagramm in . Abb. 4.13 rechts bestimmt werden. Hier

erkennt man auch, dass eine Randzugkraft erst auftritt, wenn die Breite größer als
die Höhe ist.

a
F F
y y
σy
σx
z ≤ 0,8h
h

x x

..      Abb. 4.12  Spannungssituation an einer breiten Scheibe in Anlehnung an. (Zilch und Zehetmaier
2010)
116 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

aF

vertikal
2h 0,3

horizontal
z/(2h)
horizontal
4 0,2
Ftd,1 / F
F a/(2h)=0,1
b
F
0,1

z Ftd,2 / F
b/(2h)
Ftd,1
Ftd,2 0,4 0,8 1,2 1,6 2,0

F
..      Abb. 4.13  Randzugkräfte bei breiten Scheiben mit zentrischer Lasteinleitung in Anlehnung an.
(Schlaich und Schäfer 2001)

4.3.3  Exzentrische Einzellast

Steht eine Belastung nicht zentrisch auf dem Bauteil, ergibt sich eine andere
Spannungssituation. In . Abb.  4.14 sind aus einer FEM-Berechnung das Modell

und die daraus resultierenden Hauptspannungen und Spannungen in vertikaler und


horizontaler Richtung dargestellt.
In . Abb. 4.14 erkennt man, dass sich die exzentrische Belastung nach einer ge-

wissen Verteilung zu einer trapezförmigen Spannung ausbreitet. Falls die Last-


exzentrizität größer ist als 1/6 der Breite ist ergibt sich an der Unterseite an der rech-
ten Ecke eine Zugspannung. An den vertikalen Spannungen kann man erkennen,
dass die Zugspannungen sich von unten nach oben fortsetzen und in der rechten obe-
ren Ecke in horizontale Zugspannungen übergehen. Betrachtet man sich die horizon-
talen Spannungen direkt unter der Last, so erkennt man, dass dort wie beim zentri-
schen Modell auch eine Druckspannung entsteht und nach einem gewissen Abstand
ebenfalls eine Spaltzugbeanspruchung.
Auf Grundlage der Spannungen kann man nun das in . Abb. 4.15 dargestellte  

Stabwerksmodell entwickeln. Dieses Modell geht von einem Anwendungsbereich der


Exzentrizität zwischen b/6  <  e  ≤  b/2 aus. Bei einer größeren Exzentrizität als b/2
würde die Last außerhalb des Bauteils stehen und bei einer Exzentrizität kleiner als
b/6 würde keine Zugspannung an der Lagerfuge auftreten.
4.3 · Nachweis der Spaltzugkräfte
117 4
e‘ F FEM-Modell Hauptspannungen Spannungen
e

horizontal

vertikal

b b
b/2 b/2
b

..      Abb. 4.14  Spannungen an einer exzentrischen Lasteinleitung

Stabwerkmodell Bewehrung
e‘ e
F Bewehrung Randzug
F td,2 +Ftd,3
F td,2
F td,2
Ftd,1 θ
Ftd,1

Ftd,3 Bewehrung Spaltzug


F td,3
Ftd,1

R c1 R c2 R c3 R t1
b/2 b/2
b

..      Abb. 4.15  Stabwerkmodell und Bewehrung eines Bauteils mit exzentrischer Lasteinleitung

!!Wenn eine Kraft außermittig punktuell in ein Bauteil eingeleitet wird, wird eine
Normalkraft und ein Biegemoment erzeugt. Die an der Lasteinleitung konzentrier-
ten Spannung wollen sich über eine Höhe, welche der Bauteilbreite entspricht, ver-
gleichmäßigen, sodass dort wieder das Spannungsbild nach der Bernoulli Hypothese
herrscht, welches sich aus technischen Biegelehre ergibt (σ = N/A + (N · e)/W).

Die Randauflagerkraft Rt1 an der unteren rechten Ecke des . Abb. 4.15, welche der  

Zugstrebe Ftd3 entspricht, lässt sich exakt aus der technischen Biegelehre bestimmen.
Für den Grenzfall, dass die Last genau auf der Ecke angreift (e′ = 0), lässt sich die
Randzugkraft zu Gl. (4.17) bestimmen.
FEd b
Ftd ,3
= = bei e (4.17)
3 2
118 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

Auf Basis dieser Erkenntnis und da die Zugkraft bei b/6 gleich null ist wurde in
DAfStb-Heft 631 (DAfStb 2019) eine Näherungsbeziehung in Gl. (4.18) für die Zug-
strebe vorgeschlagen. Unter Annahme eines Winkels von θ = 45° der Druckstrebe am
oberen Eckknoten muss Ftd, 3 = Ftd, 2 sein.

e 
Ftd ,3 = Ftd , 2 = FEd ⋅  − 1 / 6  (4.18)
b 

4 Die Spaltzugkraft Ftd1 ergibt sich analog zur zentrischen Lasteinleitung, wobei sich
hier die Last nicht bis zur Gesamtbreite des Bauteils ausbreitet, sondern nur bis zu
dem doppelten Abstand der Last von der Außenkannte.

FEd  a 
Ftd ,1 = ⋅ 1 −  (4.19)
4  2e ′  

Die Bewehrung, welche sich für dieses Stabwerkmodell für exzentrische Einzellasten
ergibt, ist ebenfalls in . Abb.  4.15 dargestellt. Die Spaltzugbewehrung sollte, wie

beim zentrischen Körper bügelartig ausgeführt werden. Die Bewehrung für die
Randzugkräfte muss an der Ecke umgeleitet werden. Zur Vermeidung von Abplat-
zungen sollte die Bewehrung hier mit einem großen Biegerollendurchmesser gebogen
werden. An der Lasteinleitung der exzentrischen Last muss die Bewehrung für die
Randzugkraft verankert werden, was am besten über eine wie . Abb.  4.15 dar-  

gestellte Schlaufe funktioniert.


Bei einer exzentrischen Krafteinleitung, bei welcher die Lastplatte direkt an die
Bauteilaußenkante angrenzt, ergibt sich der Lastabstand von der Außenkante zu
e′ = a/2. Für diesen Fall, welcher in . Abb. 4.16 dargestellt ist, ergibt sich somit die

Spaltzugbewehrung in Gl.  (4.19) zu null. Bei einer sehr breiteren Scheibe, welche
breiter als hoch ist, wird sich wie ebenfalls in . Abb. 4.16 dargestellt die Zugstrebe

nicht mehr vollständig bis zur gegenüberliegenden Außenkante ausbilden. Der hori-
zontale Bereich, welcher weiter als die Bauteilhöhe von der Außenkante entfernt
liegt, trägt gar nicht mehr zum Lastabtrag bei. Es sollte jedoch in den Außenkanten
trotzdem eine zusätzliche konstruktive Bewehrung vorgesehen werden.

a
e‘
F F F
Ftd,2 Ftd,2

vertikal 2h
2h Ftd,3 Ftd,3 2h

horizontal Ftd,2 Ftd,2

F F F
b b=2h b
b>2h

..      Abb. 4.16  Stabwerkmodell einer breiten Scheiben mit exzentrischer Lasteinleitung in Anlehnung
an. (Schlaich und Schäfer 2001)
4.3 · Nachweis der Spaltzugkräfte
119 4
4.3.4  Mehrere Einzellasten

Falls mehrere Einzellasten vorhanden sind, ergeben sich in Abhängigkeit der Last-
stellung verschiedene Fälle.

!!Die nachfolgend betrachteten Modelle gelten nur, falls die Lasten alle gleichzeitig
wirken. Bei einem abschnittsweisen Aufbringen der Kräfte ist der jeweils maßgebende
Lastfall für die Bemessung zugrunde zu legen.

Das Vorgehen bei mehreren Einzellasten soll an einem Fall verdeutlicht werden, bei
welchem zwei identische Lasten symmetrisch exzentrisch auf eine Scheibe auf-
gebracht werden. Hierbei stehen die beiden Lasten außerhalb des Viertelspunktes
der Scheibe und somit ist der Randabstand e′ kleiner als die Exzentrizität e. Für die-
sen Fall wurde in . Abb. 4.17 eine FEM-Berechnung durchgeführt und die Haupt-

spannungen und Spannungen in die lokalen Richtungen ausgegeben.


An . Abb. 4.17 erkennt man, dass die vertikalen Spannungen sich nach unten zu

einer konstanten Spannung nivellieren, da im Gesamtsystem keine Ausmitte vor-


handen ist. Da die Last außerhalb des Viertelpunktes der Scheibe steht, werden die
Druckspannungen in Richtung Mitte abgelenkt. Dies führt dazu, dass am oberen
Rand horizontal Zugspannungen auftreten, ähnlich wie dies beim exzentrisch be-
lasteten Körper aus 7 Abschn. 4.3.3 der Fall war. Betrachtet man die horizontalen

Spannungen unterhalb der Last, so tritt wie beim zentrisch belasteten Körper aus
7 Abschn.  4.3.2 erst oben ein Druckspannung auf und dann leicht unterhalb die

Spaltzugspannungen.
Anhand der Spannungen lässt sich das in . Abb.  4.18 dargestellte Stabwerk-

modell entwickeln. Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus dem ex-
zentrischen und zentrischen Modell. Die Kräfte der Zugstreben können dann auch
in ähnlicher Art berechnet werden. Die Randzugstrebe Ftd2 kann mit Gl. (4.18) und
die Spaltzugstrebe Ftd1 mit Gl. (4.13) berechnet werden, wobei in der Gl. (4.13) für b
gleich 2e′ einzusetzen ist.

FEM-Modell Hauptspannungen Spannungen


e‘ F e e F e‘
horizontal

vertikal

b
b/2 b/2
b

..      Abb. 4.17  Spannungen bei einer symmetrischen beidseitig exzentrischen Lasteinleitung


120 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

..      Abb. 4.18 Stabwerkmodell Stabwerkmodell


und Bewehrung bei einer beid-
Bewehrung
seitig exzentrischen Lastein- e‘ e e e‘
leitung F F F F
Ftd,2 Ftd,2
Ftd,1 Ftd,1
Ftd,1 Ftd,1

b/2 b/2
b

Fall 1: e‘<e Fall 2: e‘> e Fall 3: drei Lasten


0,05hS2

h1 h1 h1 h1 h1 h1 h1
0,1hS

0,4hSa

0,4hSi
0,1hS

e‘ e e e‘ e‘ e e e‘ e‘ e e e‘
F F F F F F F
Fs FR Fs FR
Fs Fsa Fsa
hSa
Fs
hS

Fsi
0,4hS
0,4hS

hS

2/3hS

hSi
2e‘=hS 2e‘=hS 2e‘=hSa 2e‘=hSa
hS2

2e=hS 2e=hS
h-4e‘=hSi
Fs2

cd cd cd


h h=hS2 h

FR
Fs Fs
FS FS Fsi Fsi
Fsi
FR

Fs2

..      Abb. 4.19  Unterschiedliche Fälle für die Lasteinleitung mit mehreren Einzellasten

In . Abb. 4.18 ist für den dargestellten Fall auch die Bewehrungsführung für die

Zugstreben aus dem Stabwerkmodell dargestellt, welche sich ebenfalls aus der Kom-
bination der exzentrischen und zentrischen Bewehrungsführung ergibt.
Gemäß DAfStb-Heft 631 (DAfStb 2019) werden für die Lasteinleitung mit meh-
rerer Einzellasten drei Fälle unterschieden, welche . Abb. 4.19 mit der zugehörigen  

Bewehrung dargestellt sind.


4.4 · Spanngliedverankerungen von Vorspannsystemen
121 4
Der Fall 1 behandelt mehrere Druckkräfte, deren Wirkungslinien außerhalb der
Spannungsresultierenden liegen. Dies bedeutet, dass die Ausmitte größer als der
Randabstand ist (e > e′). Dieser Fall ist bereits im Vorherigen über die . Abb. 4.18

beschrieben worden. Hier ist die zentrische Spaltzugkraft Fs über Ersatzrechtecke


mit der Breite b  =  hs unter der jeweiligen Last durchzuführen. Zusätzlich ist der
Nachweis der Randzugspannung FR nach den Gleichungen für die exzentrische Be-
lastung zu führen.
Der Fall 2 behandelt mehrere Druckkräfte, deren Wirkungslinien innerhalb der
Spannungsresultierenden liegen. Dies bedeutet, dass die Ausmitte kleiner als der
Randabstand ist (e < e′). Hier ist die zentrische Spaltzugkraft Fs über Ersatzrechtecke
mit der Breite b  =  hs unter der jeweiligen Last durchzuführen. Zusätzlich ist der
Nachweis der Lastausbreitung in den Gesamtquerschnitt mit der Breite b = h zu füh-
ren. Hier ist ebenfalls die Gl.  (4.13) zu verwenden, wobei hier für die Kraft die
Gesamtkraft einzusetzen ist, was in . Abb. 4.19 2 · FEd entsprechen würde.

Der Fall 3 behandelt drei Druckkräfte. Hier ist für jede Last die zentrische Spalt-
zugkraft Fs über das jeweilige Ersatzrechteck zu ermitteln. Zusätzlich ist der Nach-
weis der Randzugspannung FR entsprechend mit den Gleichungen für die exzentrische
Belastung zu führen. In Abhängigkeit der Lasten und der Geometrie ist gegeben
Falls noch der Nachweis der Lastausbreitung in den Gesamtquerschnitt mit der
­Breite b zu führen.

4.4  Spanngliedverankerungen von Vorspannsystemen

Eine häufige Anwendung der Krafteinleitung sind Spanngliedverankerungen . Hier


muss zwischen der Verankerung im sofortigen Verbund, welcher in 7 Abschn. 4.5 be-

handelt wird und der Verankerung von Vorspannsystemen im nachträglichen Ver-


bund oder ohne Verbund unterschieden werden. Letztere werden in diesem Abschnitt
betrachtet. Bei der Verwendung von Vorspannsystemen muss eine Zulassung für das
Vorspannsystem vorliegen, welche zahlreiche Randbedingungen bezüglich des Ein-
satzes regelt. Die jeweilige Zulassung regelt die Randbedingungen der jeweiligen Ver-
ankerung. Hier wird die Form des Verankerungskörpers, die erforderlichen Betonfes-
tigkeiten, die Achs- und Randabstände der Verankerung sowie die Bewehrung, welche
direkt hinter der Verankerungskörper einzubauen ist, angegeben. Diese Festlegungen
für den direkten Krafteinleitungsbereich basieren auf den Zulassungsversuchen, wel-
che nach den Vorgaben des EAD 160004-00-0301 (01.09.2016) durchgeführt werden
müssen. Abweichungen zu den Festlegungen sind somit im Regelfall nicht möglich.
Durch die Festlegungen kann aufgrund der experimentellen Bestätigung der Nach-
weis der konzentrierten Krafteinleitung (7 Abschn. 4.2 dieses Buches) entfallen. Aus

diesem Grund ist es jedoch wichtig, dass die Rand- und Achsabstände eingehalten
werden, welche beispielhaft in . Abb. 4.20 für einen Fall verdeutlicht sind.

!!Ein Abweichen der Vorgaben aus den Zulassungen der Vorspannsystemen darf nicht
erfolgen, da sonst die Zulassung Ihre Gültigkeit für diesen Anwendungsfall verliert.
122 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Achsabstand

Randabstand
4

Spanngliedbezeichnung L19 L22


Einh. Mehrflächenanker
Mindest-Achsabstand *
1 3 5 fcmj,cube ≥ 28 N/mm² (quadratisch) ** mm 505 545
7 9 fcmj,cube ≥ 34 N/mm² (quadratisch) mm 465 500
fcmj,cube ≥ 40 N/mm² (quadratisch) mm 430 460
fcmj,cube ≥ 45 N/mm² (quadratisch) mm 405 435
Mindest-Randabstand ***
2 4 6
8 10 fcmj,cube ≥ 28 N/mm² (quadratisch) ** mm 275 295
fcmj,cube ≥ 34 N/mm² (quadratisch) mm 255 270
fcmj,cube ≥ 40 N/mm² (quadratisch) mm 235 250
fcmj,cube ≥ 45 N/mm² (quadratisch) mm 225 240

..      Abb. 4.20  Beispielhafte Rand- und Achsabstände eines Vorspannsystems Z-13.1-114 (01.01.2020)

Draufsicht Längsschnitt

Zulassung zus. rechnerische


Nachweis

..      Abb. 4.21  Unterteilung der Spaltzugbewehrung in den durch die Zulassung abgedeckten Bereich
und den, welcher rechnerisch betrachtet werden muss

Die durch die Teilflächenbelastung entstehenden Querzugkräfte müssen wie in


7 Abschn. 4.3 beschrieben durch Bewehrung aufgenommen werden. Bei den Vor-

spannsystemen müssen hier auch Besonderheiten berücksichtigt werden. Es werden


zwei Bereiche unterschieden. Zum einen der Bereich direkt hinter der Spannkraftein-
leitung, welcher in . Abb. 4.21 grün dargestellt ist. Dieser Bereich ist durch die Be-

wehrung der Zulassung abgedeckt und muss nicht rechnerisch nachgewiesen werden.
Zum anderen muss der Bereich betrachtet werden, der zur Weiterleitung der Kraft in
das Bauteil benötigt wird. Dieser ist im Regelfall dahinter und in . Abb. 4.21 rot  
4.4 · Spanngliedverankerungen von Vorspannsystemen
123 4
L12 L15 L19 L22
Spanngliedbezeichnung Einheit
Mehrflächenanker Zusatzbügel
Wendel *
Stabdurchmesser
fcmj,cube ≥ 28/30 N/mm² ** mm 14 14 16 16
fcmj,cube ≥ 34 N/mm² mm 14 16 16 16
fcmj,cube ≥ 40 N/mm² mm 14 14 16 16
fcmj,cube ≥ 45 N/mm mm 14 14 16 16

Zusatzbewehrung/Bügel ***
fcmj,cube ≥ 28/30 N/mm² ** Anz. x Ø 6 Ø12 5 Ø14 6 Ø16 7 Ø16
fcmj,cube ≥ 34 N/mm² Anz. x Ø 6 Ø14 8 Ø14 7 Ø16 8 Ø16
fcmj,cube ≥ 40 N/mm² Anz. x Ø 5 Ø16 6 Ø16 7 Ø16 6 Ø20
fcmj,cube ≥ 45 N/mm² Anz. x Ø 5 Ø16 6 Ø16 8 Ø16 8 Ø16
Wendel

..      Abb. 4.22  Beispielhafte Bewehrung an der Verankerung entsprechend der Zulassung Z-13.1-114
(01.01.2020)

dargestellt ist. Dieser Bereich muss rechnerisch nach den Regelungen des
7 Abschn. 4.3 untersucht werden.

In dem Bereich direkt hinter der Spannkrafteinleitung, welche in . Abb.  4.21  

grün dargestellt ist, muss die Bewehrung aus der Zulassung eingelegt werden. Diese
besteht bei der Mehrzahl der Spanngliedverankerung aus einer Wendelbewehrung
und einer Zusatzbewehrung, welche meist aus weiteren Bügeln besteht und beispiel-
haft . Abb. 4.22 dargestellt ist.

Die Zusatzbewehrung besteht meist aus geschlossenen Bügeln mit verschweißten


Bügelschlössern oder einer gleichwertigen Bewehrung (Steckbügel, Bügel nach DIN
EN 1992-1-1/NA, Bild NA.8.5 e) oder g) oder nach DIN EN 1992-1-1 in Verbindung
mit DIN EN 1992-1-1/NA, 7 Abschn. 8.4 verankerte Bewehrungsstäbe). Die Bügel-

schlösser müssen versetzt angeordnet werden.

!!Ein Versetzen der Bügelschlösser der Zusatzbewehrung ist unbedingt erforderlich, da


bei den geringen Bügelabständen ein schadenfreies Betonieren kaum mehr möglich
ist.

Praxistipp

Im Bereich der Spannkrafteinleitung ergeben sich aus den Nachweisen und den Zu-
lassungen oft sehr hohe Bewehrungskonzentrationen gleichzeitig ist hier aufgrund
der Einleitung der großen Kräfte ein hohe Betonqualität erforderlich. Hier sollte
man sich frühzeitig mit der Baustelle bezüglich der Betonzusammensetzung ab-
stimmen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.

Bei der Verankerung mehrerer Spannglieder muss beachtet werden, dass für einzelne
Zeitpunkte möglicherweise Bewehrung an unterschiedlichen Stellen erforderlich sein
kann, wie dies in . Abb. 4.23 verdeutlicht.

Es ist somit erforderlich, bei der Ermittlung der Spaltzugbewehrung die Reihen-
folge des Anspannens und Zwischenzustände zu betrachten und sicherzustellen, dass
diese Reihenfolge auch bauseits eingehalten wird.
124 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

nur oberes Spannglied mittleres Spannglied


angespannt o angespannt σo
P
Fcd Fcd

Fcd

Ftd

4 u σu
unteres und oberes alle Spannglied
Spannglied angespannt σo angespannt σo
P P
Fcd
Fcd
P
Fcd

Fcd Fcd
P P

σu σu

..      Abb. 4.23  Verschiedene Zustände bei der Verankerung mehrerer Spannglieder

4.5  Spanngliedverankerungen im sofortigen Verbund

Bei einer Spanngliedverankerungen im sofortigen Verbund werden die Spannkräfte


nach dem Ablassen direkt über Verbund im Bereich der Eintragungslänge eingeleitet.
Wie in 7 Abschn. 3.7.1 beschrieben, erzeugen Verbundspannungen Querzugkräfte,

welche bei Einleitung großer Kräfte durch Spaltzugbewehrung aufgenommen wer-


den sollten. Hierbei kann angenommen werden, dass die Quer- bzw. Spaltzugkräfte
näherungsweise affin zu den Verbundspannung verlaufen. Ein typischer Spannungs-
verlauf an Spanngliedverankerungen im sofortigen Verbund ist . Abb.  4.24 dar-  

gestellt.
Zur Berechnung der Spaltzugkräfte wird ein von Kupfer (Kupfer 1994) vor-
geschlagenes Verfahren empfohlen. Bei diesem Verfahren wird, wie in . Abb. 4.25  

dargestellt, ein Horizontalschnitt über der oberen Spannstahllage geführt. In diesem


gedachten Schnitt müssen die Schubkräfte ermittelt werden, welche nach Gl. (4.20)
über die Vorspannkraft PEd, abzüglich der über die Fläche unter dem Schnitt Acu auf-
summierten Betondruckspannungen ermittelt werden kann.

 σ cu + σ c , Schnitt 
FtPd = PEd − Acu ⋅   (4.20)
 2 

Die vertikale Spaltzugkraft und die Spaltzugbewehrung können dann wie folgt er-
mittelt werden:
Ftd = κ ⋅ FtPd ≤ As , spaltzung ⋅ f yd (4.21)

4.6 · Weiterleitung der Spannkräfte in den Flansch
125 4
..      Abb. 4.24 Typischer o
Spannungsverlauf an Spann-
Zug
gliedverankerungen im soforti- FR
gen Verbund, in Anlehnung an.
Nullinie
(Leonhardt und Mönnig 1986) FR u
h

FS(radial)
Druck
Spaltzug- P
spannungen

lpt u
lbpd

o

Aco
Schnitt direkt
oberhalb der FtPd
Spannbewehrung
c,schnitt
FtPd
Acu
P Ed
u

..      Abb. 4.25  Überlegung zur Ermittlung der Spaltzugkräfte in bei der Verankerung von Spann-
gliedern im sofortigen Verbund

Der Beiwert κ berücksichtigt den günstigen Einfluss der in Trägerlängsrichtung ein-


geleiteten Druckspannungen auf die Richtung der Druckdiagonalen und kann
55 für annähernd mittig angreifende Vorspannkraft zu κ = 1/2 und
55 für einen meist vorkommenden Lastangriff am Querschnittsrand zu κ = 1/3

angenommen werden. Die ermittelte vertikale Spaltzugbewehrung kann auf der


75  % der Eintragungslänge gleichmäßig verteilt werden. Die Querkraftbewehrung
und Spaltzugbewehrung brauchen in diesem Fall nicht addiert zu werden. Der ört-
lich jeweils größere erforderliche Bewehrungsquerschnitt ist einzulegen.

4.6  Weiterleitung der Spannkräfte in den Flansch

Neben dem Nachweis der Krafteinleitung und des Spaltzugs ist bei der Vorspannung
von Plattenbalken zusätzlich die Weiterleitung der Vorspannkraft in den Flasch res-
pektive der Platte zu betrachten. Der Kraftverlauf und die Modellüberlegung sind in
. Abb. 4.26 dargestellt. Gemäß DIN EN 1992-1-1 Abs. 8.10.3 erfolgt die Lastaus-

126 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

..      Abb. 4.26  Modell zur Kraft- Längsschnitt Querschnitt


einleitung der Vorspannkraft in
den Flansch
PEd

Grundriss x

PEd,Flansch
4 Ftd

breitung der Vorspannung unter dem Winkel β =  arctan (2/3) = 33,7°. Für den Nach-
weis der Krafteinleitung in den Flansch muss die Zugstrebe in . Abb. 4.26 bemessen  

werden. Dieser Nachweis kann wie beim Gurtanschluss nach DIN EN 1992-1-1
7 Abschn. 6.2.4 geführt werden. Die betrachtete Länge Δx ergibt sich hierbei nach

. Abb. 4.26 und bei der Längskraftdifferenz ΔFd ist die gesamte Vorspannkraft zu-

grunde zu legen.

4.7  Beispiel 1: Lasteinleitung an einem Lager

4.7.1  Allgemeines und Geometrie

Es soll die Lagerung eines Fertigteilbinders auf einem Stützkopf einer Fertigteil-
stütze nachgewiesen werden. Die Lagerung erfolgt, wie in . Abb. 4.27 dargestellt,  

über Elastomerlager 200 × 200 × 12 mm. Der Fertigteilbinder hat eine Auflagerkraft


von FEd  =  1000  kN. Aufgrund einer Temperaturverformung des Balkens kann die
Kraft maximal 5 cm exzentrisch auf dem Lager stehen. Dies entspricht einem Mo-
ment von MEd = 50 kNm. Alle Bauteile sind aus Stahlbeton C30/37 mit B500A be-
wehrt.

4.7.2  Nachweis Teilflächenbelastung

Der Bemessungswert der einaxialen Betondruckfestigkeit ergibt sich gemäß DIN EN


1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) zu:

f ck 30 N
f cd = α cc ⋅ = 0, 85 ⋅ = 17
γc 1, 5 mm 2

Folgende Exzentrizität bzw. Moment ist gemäß der Angabe in . Abb.  4.27 vor-  

handen:
M 50 kNm
e
= = = 0, 05 m
N 1000 kN
4.7 · Beispiel 1: Lasteinleitung an einem Lager
127 4

..      Abb. 4.27  Längsschnitt des Systems mit der Lasteinleitung und Draufsicht der Stütze

Über diese Exzentrizität ergibt sich gemäß (Fingerloos et  al. 2016) folgende redu-
zierte Lasteinleitungstiefe:

d1, red = d1 − 2 ⋅ e = 0, 2 − 2 ⋅ 0, 05 = 0,1 m

Die Lasteinleitungsfläche ergibt sich somit über die Breite und die Tiefe zu:

Ac 0, red = d1, red ⋅ b1 = 0,1 ⋅ 0, 2 = 0, 02 m 2

Die Lastausbreitungstiefe ergibt sich zu:


d 2, red = 3 ⋅ d1, red = 0, 3 m

Die Lastausbreitungsbreite ergibt sich über die geometrische Ähnlichkeit:

b1 0, 2
b2 = ⋅ d 2, red = ⋅ 0, 3 = 0, 6 m
d1, red 0,1

Die Lastausbreitungsfläche ergibt sich somit über die Lastausbreitungsbreite und die
Lastausbreitungstiefe zu:

Ac1, red = d 2, red ⋅ b2 = 0, 3 ⋅ 0, 6 = 0,18 m 2

Der Nachweis der Teilflächenpressung ergibt sich somit wie folgt:

Ac1, red 0,18


FRdu = Ac 0, red ⋅ f cd ⋅ = 0, 02 ⋅17 ⋅ = 1, 02 MN
Ac 0, red 0, 02

FRdu = 1, 02 MN ≤ 3 ⋅ f cd ⋅ Ac 0, red = 3 ⋅17 ⋅ 0, 02 = 1, 02 MN



FEd = 1, 0 MN ≤ FRdu = 1, 02 MN ⇒ Nachweis erf ullt
128 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

4.7.3  Ermittlung Bewehrung

In Breitenrichtung ergibt sich die Spaltzugbewehrung in Anlehnung an (DAfStb


2019) und 7 Abschn. 4.3.2 zu:

FEd  a  1000  0, 2 
Ftd ,1 = ⋅ 1 −  = ⋅ 1 −  = 187, 5 kN
4  b 4  0, 8 

4 Die Bewehrung im Grenzzustand der Tragfähigkeit ergibt sich zu:


Ftd 1 187, 5 kN 187, 5 kN
As=
, erf = = = 4, 3 cm 2
f yd 500 N / 1,15 43, 5 kN
mm 2 cm 2
In Tiefenrichtung ergibt sich der zentrischer Spaltzug zu:

FEd  a  1000  0,1 


Ftd ,1 = ⋅ 1 − red  = ⋅ 1 −  = 218, 75 kN
4  d  4  0, 8 

Damit kann die Bewehrung im Grenzzustand der Tragfähigkeit bestimmt werden:


Ftd 1 218, 75 kN
As=
, erf = = 5, 0 cm 2
f yd kN
43, 5 2
cm
Die Randzugkraft (exzentrischer Spaltzug) ist aufgrund der geringen Exzentrizität
nicht vorhanden:
b 0, 8 m
e = 0, 05 m ≤ = = 0,133 m ⇒ Keine Randzugkraft
6 6

4.7.4  Bewehrungsführung

Als Bewehrung wird die Bewehrung gemäß . Abb.  4.28 gewählt. Stützenlängs-

bewehrung und weitere Bügel ergeben sich aus einer hier nicht durchgeführten
Stützenbemessung.

 Ø10 mm  2 ⋅ 5 ⋅ 0, 8 cm 2 = 8 cm 2
5 Bugel

..      Abb. 4.28 Bewehrungs- Längsschnitt Draufsicht Stütze


führung 5 Bügel Ø10
Bügelschlößer versetzen

0,6 ∙80 = 50 cm

Ø8 U-Steckbügel
(nur konstruktiv)
4.8 · Beispiel 2: Lasteinleitung in einen Stahlbetonblock
129 4
4.8  Beispiel 2: Lasteinleitung in einen Stahlbetonblock

4.8.1  Allgemeines und Geometrie

Eine Einzellast aus einer Stahlstütze soll in eine Betonkonstruktion, welche in


. Abb. 4.29 dargestellt ist, eingeleitet werden. Der Stütze hat eine Auflagerkraft von

FEd = 1000 kN. Aufgrund einer möglichen Schiefstellung kann die Stütze ein Aus-
mitte von e = 0,01 m erhalten. Die Bauteile sind aus C25/30.

4.8.2  Nachweis Teilflächenbelastung

Der Bemessungswert der einaxialen Betondruckfestigkeit ergibt sich gemäß DIN EN


1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) zu:

f cl 25
f cd = α cc ⋅ = 0, 85 ⋅ = 14, 2 MN / m 2
γC 1, 5

Folgende Exzentrizität ist vorhanden:


e = 0, 01 m

Somit ergibt sich folgende reduzierte Lasteinleitungstiefe:

d1, red = d1 − 2 ⋅ e = 0, 2 − 0, 01 ⋅ 2 = 0,18 m

Die Lasteinleitungsfläche ergibt sich über die Tiefe und Breite somit zu:

Ac 0, red = d1, red ⋅ b1 = 0,18 m ⋅ 0, 2 m = 0, 036 m 2

Grundriss
1.00

x
30

y
FEd
20
80

Schnitt -Y
30

60 20 20
Schnitt -X FEd
Belastung Baustoffe
FEd = 1000 kN C25/30
B500A
ex = 0,01m

..      Abb. 4.29  Geometrie Lasteinleitung


130 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

..      Abb. 4.30 Überprüfung
x
Lastverteilung
y 40

60

40
30

50 21 29 40
4 20

40

18 18 18

Die Spannung an der Lasteinleitungsfläche ergibt sich somit zu:

FEd 1 MN MN
σ c0 = = = 27, 8 2 ≥ f cd = 14, 2 MN / m 2
Ac 0, red 0, 036 m 2 m

Da die Spannung deutlich größer ist als die einachsige Betondruckfestigkeit ist ein
Nachweis der Teilflächenpressung erforderlich. Die Lastausbreitungstiefe ergibt sich
zu über die dreifache Lasteinleitungstiefe:

d 2 = 3 ⋅ d1, red = 0, 54 m

Die Lastausbreitungsbreite ergibt sich über die geometrische Ähnlichkeit:

b1 0, 2
b2 = ⋅ d2 = ⋅ 0, 54 = 0, 6 m
d1, red 0,18

Bevor der Nachweis geführt werden kann, muss noch überprüft werden, ob die an-
genommene Geometrie der Lastausbreitung auch konform mit der Geometrie des
Betonkörpers ist. Dies wurde in . Abb. 4.30 grafisch überprüft.

Die Lastausbreitungsfläche ergibt sich somit zu:

Ac1, red = d 2 ⋅ b2 = 0, 54 ⋅ 0, 6 m = 0, 324 m 2

Der Nachweis der Teilflächenpressung ergibt sich somit wie folgt:

Ac1, red 0, 324


FRdu = Ac 0, red ⋅ f cd ⋅ = 0, 036 ⋅14, 2 ⋅ = 1, 54 MN
Ac 0, red 0, 036

FRdu = 1, 54 ≤ 3, 0 ⋅ f cd ⋅ Ac 0, red = 3, 0 ⋅14, 2 ⋅ 0, 036 = 1, 54 MN


FEd = 1, 0 MN ≤ FRdu = 1, 54 MN
4.8 · Beispiel 2: Lasteinleitung in einen Stahlbetonblock
131 4
4.8.3  Nachweis Spaltzug

Zunächst wird gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN
1992-1-1/NA (04.2013) Abs.  6.7 (4) überprüft, ob Spaltzugbewehrung erforderlich
ist. :

σ c0 = 27, 8 MN / m ² > 0, 6 ⋅ f cd = 0, 6 ⋅14, 2 = 8, 5 MN / m 2

Es ist somit eine Spaltzugbewehrung erforderlich.


Der Nachweis in Tiefenrichtung (Y-Richtung)
In Tiefenrichtung ergibt sich nur ein zentrischer Spaltzug gemäß DAfStb Heft
631 (DAfStb 2019), da die Last mittig zum Betonkörper eingeleitet wird.
FEd  a  1000  0, 2 
Ftd ,1 = ⋅ 1 −  = ⋅ 1 −  = 187, 5 kN
4  d 4  0, 8 

Ftd ,1 187, 5 kN
A=
s , erf = = 4, 3 cm 2
f yd 43, 5 kN / cm ²

 Ø10  4 ⋅ 2 ⋅ 0, 785cm 2 = 6, 3 cm 2
⇒ 4 ⋅ Bugel

In Breitenrichtung (X-Richtung):
Der zentrische Spaltzug für eine exzentrische Lasteinleitung ergibt sich über den
Randabstand e′ gemäß DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) zu:
FEd  a  1000  0, 2 
Ftd ,1 = ⋅ 1 − = ⋅ 1 −  = 167 kN
4  2⋅e  ′ 4  2·0, 29 

Ftd ,1 167 kN
A=
s , erf = = 3, 8 cm 2
f yd 43, 5 kN / cm 2

 Ø10  3 ⋅ 2 ⋅ 0, 785cm 2 = 4, 7 cm 2
⇒ 3 ⋅ Bugel

Die Randzugkraft für die exzentrische Lasteinleitufn ergibt sich gemäß DAfStb Heft
631 (DAfStb 2019) zu:

e 1  0, 21 1 
Ftd ,3 = Ftd , 2 = FEd ⋅  −  = 1000 ⋅  −  = 33, 3 kN
b 6  1, 0 6 

Ftd , 2 33, 3 kN
A=
s , erf = = 0, 8 cm 2
f yd kN
43, 5 2
cm
 Schlaufe Ø10  2 ⋅ 0, 785cm 2 = 1, 57 cm 2
⇒ gewahlt
132 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

4.8.4  Bewehrungsführung

Die Bewehrung ist in . Abb. 4.31 dargestellt, hierbei sind die schwarzen Bewehrungs-

stäbe konstruktiv gewählt. Die roten Stäbe stellen die Spaltzugbewehrung und die
blauen Stäbe die Randzugbewehrung dar.
Die Spaltzugbewehrung wird mittig zu dem folgenden Maß angeordnet:
a 2 ⋅ e′ 0,18 2 ⋅ 0, 29
zx = + = + ≈ 0, 35 m
4 4 2 4 2
a b 0, 2 0, 8
zy = + = + ≈ 0, 45 m
4 2 4 2
Die Bewehrung wird über circa 0,6-mal die Lastausbreitungstiefe eingelegt:
lx = 0, 6 ⋅ 2 ⋅ 0, 29 ≈ 0, 35 m ≈ 3 ⋅ 0,125 m = 0, 375 m

lx = 0, 6 ⋅ 0, 8 ≈ 0, 48 m ≈ 4 ⋅ 0,125 m = 0, 5 m

..      Abb. 4.31  Bewehrung für den Stahlbetonkörper bestehen aus Spaltzugbewehrung (rot) und Rand-
zugbewehrung (blau)
4.9 · Beispiel 3: Spanngliedverankerung
133 4
4.9  Beispiel 3: Spanngliedverankerung

4.9.1  Allgemeines

Am Ende eines Brückenüberbaus, welcher als zweistegiger Plattenbalken ausgebildet


ist, sollen neun Spannglieder mit 22 Litzen verankert werden. Der Überbau wird aus
einem C50/60 hergestellt. Als Spannverfahren wird das Verfahren nach ETA-13/0839
(11.12.2017) in Verbindung mit der Anwendungsregeln nach Zulassung
Z-13.71-­130839 (17.05.2018) gewählt.

4.9.2  Geometrie

Die Geometrie eines halben Brückenquerschnittes ist in . Abb. 4.32 dargestellt. Die


Brücke ist symmetrisch bezüglich der Mittelachse.


Der in . Abb. 4.32 dargestellte Plattenbalken hat folgende Querschnittsflächen:

55 Ein Steg hat eine Fläche von 3,58 m²


55 Der rechte Kragarm hat eine Fläche von 0,62 m²
55 Die Hälfte der mittleren Fahrbahnplatte hat eine Fläche von 0,85 m²

4.9.3  Spannverfahren

Als Spannverfahren wird ein Litzenspannverfahren nach ETA-13/0839 (11.12.2017);


Z-13.71-130839 (17.05.2018) im nachträglichen Verbund mit 22 Litzen je 150 mm²
gewählt. Als Spannstahl wir ein St 1570/1770 verwendet. Gemäß Zulassung
Z-13.71-­130839 (17.05.2018) darf das Spannglied maximal auf Pm0, max = 4,455 MN
vorgespannt werden.
Die Ermittlung der Spaltzugbewehrung erfolgt unter folgenden Randbe-
dingungen:
55 Das erste Anspannen erfolgt von der Mitte je Steg aus
55 Der Anspannprozess erfolgt im je Steg wechselseitig.

Die Geometrie und Spannreihenfolg ist in . Abb. 4.33 dargestellt.



25

Fläche= 0.62 m²
40

Fläche = 0.85 m²
50

Fläche = 3.58 m²
1.90

1.50
1.70 2.121 1.90

..      Abb. 4.32  Geometrie Querschnitt. (Halbe Brücke)


134 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

50
6 3 9
60 60

45
4 1 5

504 504

45
8 2 7
4

50
407 45 45 407

..      Abb. 4.33  Position Spannanker und Spannfolge

4.9.4  Nachweis des Verankerungsbereichs

Der Nachweis direkt hinter der Spanngliedverankerung ist durch geforderte Be-
wehrung der Zulassung abgedeckt (bis 50 cm hinter den Spannkopf). Aufgrund des
C50/60 wird beim Vorspannen von einer mittleren Würfeldruckfestigkeit von 45 N/
mm² ausgegangen. Gemäß der Zulassung gibt es die in . Abb.  4.34 dargestellten

Forderungen.
Gemäß . Abb. 4.34 ergeben sich die folgenden Abmessungen

55 Durchmesser Ankerbüchse: 220 mm


55 Durchmesser Ankerkörper: 305 mm
55 Hüllrohr 105 mm

Und die folgenden Anforderungen an die Abmessungen.


55 Minimaler Achsabstand 410 mm
55 Minimaler Randabstand 195 mm + 45 mm = 240 mm

Sowie die direkte Spaltzugbewehrung


55 Wendel ø16; D = 34 cm; 8 Windungen; H = 39,5 cm; Ganghöhe 5 cm
55 8 Zusatzbügel ø16/5,5; Bügelgröße = 390 mm
4.9 · Beispiel 3: Spanngliedverankerung
135 4
Mehrflächenverankerung MA mit Zusatzbewehrung und mit W endel und
mit den kleinsten Achsabständen, 6-5 bis 6-22, Litze Y1770S7 15,7 und Litze Y1860S7 15,7
P* j m
z* Ø ds* i* W endel n u Ø ds*
Ø da*

y
i i i i Zusatzbewehrung n u Ø ds
x
rx + c
}
ry + c ..... Mindestrandabstand
z c .............. Betondeckung
ein Ende beide Enden
Ankerbüchse – E oder EP Ankerkörper MA Wendel verschweißt verschweißt Mindestabstände
P j l* i* l* Schematisches Beispiel
i* der Bewehrung
P* s

ay
*

c ry
ax ax rx c

Spannglied 6-5 6-7 6-9 6-12 6-15 6-19 6-22


Litzenanzahl 5 7 9 12 15 19 22

Litzenanordnung

Ankerbüchse ØN 135 135 155 170 190 200 220


Ø N* 88 96 112 128 148 159 176
Dicke P 60 60 65 75 85 95 100
Tiefe P* 56,5 56,5 61,5 71,5 81,5 91,5 96,5
Ankerkörper MA Øa 150 170 190 220 250 280 305
Øb 90 98 114 130 150 162 179
Ø b* 80 90 100 120 130 145 161
Höhe j 90 100 125 180 200 220 220
Dicke s 18 18 15 17 19 23 26,5
Ankerstutzenlänge m 240 210 280 350 390 430 550
Mindestbetonfestigkeit zum Zeitpunkt des Spannens
fcm, 0, Würfel N/mm2 25 34 45 25 34 45 25 34 45 25 34 45 25 34 45 25 34 45 25 34 45
fcm, 0, Zylinder N/mm2 20 28 36 20 28 36 20 28 36 20 28 36 20 28 36 20 28 36 20 28 36
Achsabstand ax, ay 270 235 220 320 280 245 345 305 270 400 350 310 445 390 345 500 435 380 540 470 410
Randabstand (plus c) 1) rx, ry 125 110 100 150 130 115 165 145 125 190 165 145 215 185 165 240 210 180 260 225 195
Wendel
Mind.anzahl der Windungen n* 5,5 5 5 5 5 5 6,5 6 6 6 7 7 8 8 7 8,5 8 7,5 9 8,5 8
Min.drahtdurchmesser Ø ds* 12 12 12 14 14 14 14 14 14 14 14 14 16 14 14 16 16 16 16 16 16
Max. Randabstand z* 40 40 40 40 40 40 40 40 40 45 45 45 50 50 50 50 50 50 55 55 55
Min.außendurchmesser Ø da* 205 185 180 240 220 200 270 250 220 320 265 255 345 310 285 420 375 310 465 370 340
max. i* 45 40 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50
min. l* 235 195 235 240 240 240 315 290 290 290 340 340 395 390 340 420 395 370 445 420 395
Zusatzbewehrung, gerippter Bewehrungsstahl Re t 500 N/mm2
Mindestanzahl der Lagen n 5 5 5 6 6 6 7 7 7 7 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8
Mindeststabdurchmesser Ø ds 12 12 12 12 12 12 14 14 14 14 14 14 16 16 16 16 16 16 16 16 16
Max. Randabstand z 35 35 35 35 35 35 35 35 35 40 40 40 40 40 40 40 40 40 45 45 45
Max. Abstand i 50 45 50 55 50 50 55 55 55 55 50 55 65 60 60 65 65 65 60 55 55
Außenabmessungen 2)
x, y 250 215 200 300 260 225 325 285 250 380 330 290 425 370 325 480 415 360 520 450 390
1)
c… in mm

..      Abb. 4.34  Randbedingungen des Vorspannsystems nach ETA-13/0839 (11.12.2017)


136 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

4.9.5  Nachweis vertikaler Spaltzug

Es wird die maximale zulässige Vorspannkraft zugrunde gelegt. Gemäß DIN EN


1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013)
Abschn.  2.4.2.2 (3) muss für die Ermittlung von Spaltzugbewehrung aus Vor-
spannung der Teilsicherheitsbeiwert von 1,35 gewählt werden:

Pd = Pm 0, max ⋅ γ P = 4, 455 ⋅1, 35 = 6, 0 MN


4
Laut der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung sind außerhalb der Wendel auf-
tretende Spaltzugkräfte nachzuweisen. Bei der gewählten Verankerung reichen die
Wendel und Zusatzbewehrung 40 cm hinter den Anker. Daher ist die lokale Spalt-
zugkraft unmittelbar hinter dem Anker nicht gesondert nachzuweisen. Lediglich der
Nachweis für eine Ankergruppe von 3 Ankern (vertikale) ist zu führen.
Zwischenzustand 2 Anker gespannt:
Je Ankergruppe von 2 vertikal übereinanderliegenden Spanngliedern ergibt sich
die Spaltzugkraft Ftd, 1 :

FEd  a  2 ⋅ 6000  0, 76 
Ftd ,1 = ⋅ 1 −  = ⋅ 1 −  = 1800 kN
4  d 4  1, 9 

Hierbei ergibt sich das Maß a aus dem vertikalen Achsabstand zuzüglich des Durch-
messers des Ankerkörpers.
a = 0, 45 + 0, 305 = 0, 755 m

Für die Ermittlung der Randzugkraft ergibt sich folgende Exzentrizität


0, 45 b 1, 9
e= = 0, 23 m ≤ = = 0, 32 m ⇒ Keine Randzugkraft
2 6 6

Zwischenzustand 3 Anker gespannt:


Je Ankergruppe von 3 vertikal übereinanderliegenden Spanngliedern ergibt sich
die Spaltzugkraft Ftd, 1 :

FEd  a  3 ⋅ 6000  1, 21 
Ftd ,1 = ⋅ 1 −  = ⋅ 1 −  = 1630 kN
4  d 4  1, 9 

Hierbei ergibt sich das Maß a aus dem vertikalen Achsabstand zuzüglich des Durch-
messers des Ankerkörpers.
a = 2 ⋅ 0, 45 + 0, 305 = 1, 205 m

Bewehrungswahl
Maßgebend für die Bewehrungswahl ist die größte Kraft mit 1800 kN. Somit er-
gibt sich für den Grenzzustand der Tragfähigkeit folgende Bewehrung:
Ftd 1 1800 kN
As ,erf ,GZT
= = = 41, 4 cm 2
f yd 43, 5 kN
cm 2
4.9 · Beispiel 3: Spanngliedverankerung
137 4
Da es sich um eine ständige Last handelt, sollte auch eine Rissbreitenbeschränkung
durchgeführt werden. Gemäß DIN EN 1992-2 (12.2010) in Verbindung mit der DIN
EN 1992-2/NA (04.2013) ist für Brücken die Rissbreite auf wk  =  0,2  mm zu be-
grenzen. Die Rissbreitenbeschränkung wird vereinfacht über eine Spannungs-
begrenzung durchgeführt. Die maximale aufnehmbare Spannung für einen Be-
wehrungsstahldurchmesser von ϕs  =  20  mm ergibt sich für die Rissbreite von
wk = 0,2 mm gemäß (Fingerloos et al. 2016) zu:

wk · f ct ,eff ·Es 0, 2 ⋅ 4,1 ⋅ 200000 N


σ s , zul = 6· = 6· = 220
φs 20 mm 2

Die einwirkende Stahlspannungen wird über die Teilsicherheiten zurückgerechnet:


σ sd 435 N
σ s , perm = = = 322
γ P 1, 35 mm 2
σ s , perm  σ s , zul

Somit muss die Bewehrung für den Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit erhöht
werden:
σ s , perm 322
As ,erf ,GZG = As ,erf ,GZT · = 41, 4· = 60 cm 2
σ s , zul 220

Die Bewehrung wird gemäß Heft 631 (DAfStb 2019) über die Länge von
x1 = ds = 0,40 m bis x2 = ds2 = 1,9 m gleichmäßig verteilt:
60 cm 2 cm 2
as ,erf ,GZG = = 40
1, 9 m − 0, 4 m m

Gewählt: Ø20/7,5 oder Ø20/15 in zwei Lagen

4.9.6  Nachweis horizontaler Spaltzug

Zwischenzustand 2 Anker gespannt:


Je Ankergruppe von 2 horizontal nebeneinanderliegenden Spanngliedern ergibt
sich die Spaltzugkraft Ftd, 1 :

FEd  a  2 ⋅ 6000  0, 755 


Ftd ,1 = ⋅ 1 −  = ⋅ 1 −  = 1812 kN
4  d 4  1, 908 

Hierbei ergibt sich das Maß a aus dem horizontalen Achsabstand zuzüglich des
Durchmessers des Ankerkörpers.
a = 0, 45 + 0, 305 = 0, 755 m

Die Lastausbreitung d ergibt sich aus den mittleren Längsabmessungen:


d = 0, 504 + 0, 45 + 0, 45 + 0, 504 = 1, 908 m
138 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

Für die Ermittlung der Randzugkraft ergibt sich folgende Exzentrizität


0, 45 b 1, 714
e= = 0, 23 m ≤ = = 0, 29 m ⇒ Keine Randzugkraft
2 6 6

Zwischenzustand 3 Anker gespannt:


Je Ankergruppe von 3 horizontal nebeneinanderliegenden Spanngliedern ergibt
sich die Spaltzugkraft Ftd, 1 :
4 FEd  a  3 ⋅ 6000  1, 205 
Ftd ,1 = ⋅ 1 −  = ⋅ 1 −  = 1658 kN
4  d 4  1, 908 

Hierbei ergibt sich das Maß a aus dem vertikalen Achsabstand zuzüglich des Durch-
messers des Ankerköpers.
a = 2 ⋅ 0, 45 + 0, 305 = 1, 205 m

Bewehrungswahl
Maßgebend für die Bewehrungswahl ist die größte Kraft mit 1812 kN. Somit er-
gibt sich für den GZT folgende Bewehrung:
Ftd 1 1812 kN
As ,erf ,GZT
= = = 41, 6 cm 2
f yd 43, 5 kN
cm 2

Beschränkung der Rissbreite auf 0,2  mm. Die einwirkende Stahlspannungen wird
über die Teilsicherheiten zurückgerechnet:
σ sd 435 322 N
σ s , perm = = =
γ P 1, 35 mm 2
N
σ s , perm  σ s , zul = 220
mm 2
Somit muss die Bewehrung für den Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit erhöht
werden:
σ s , perm 322
As ,erf ,GZG = As ,erf ,GZT ⋅ = 41, 6 ⋅ = 60 cm 2
σ s , zul 220

Die Bewehrung wird gemäß Heft 631 (DAfStb 2019) über die Länge von
x1 = ds = 0,40 m bis x2 = ds2 = 1,9 m gleichmäßig verteilt:
60 cm 2 cm 2
as ,erf ,GZG = = 40
1, 9 − 0, 4 m

Gewählt: Ø20/7,5 oder Ø20/15 in zwei Lagen


4.9 · Beispiel 3: Spanngliedverankerung
139 4
4.9.7  Einleitung in den Flansch

Es wird gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-­
1-­1/NA (04.2013) Abs. 8.10.3 (5), davon ausgegangen, dass sich die Vorspannkraft
unter 1:1,5 bzw. unter dem Winkel 33,7° ausbreitet. Somit ergibt sich für die Spann-
glieder eine Lastausbreitung in den Flansch gemäß . Abb. 4.35.  

55 Der Anfang der Lasteinleitung ergibt sich gemäß . Abb. 4.35 zu 0,75 m.  

55 Das Ende ergibt sich gemäß . Abb. 4.35 zu: 2,1 m + 2,85 m = 4,95 m


Für die Bemessung wird das Stabwerkmodell für Schubkräfte zwischen Steg und
Gurt gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/
NA (04.2013) 7 Abschn.  6.2.4 verwendet. Der Bereich der Krafteinleitung ergibt

sich hierbei zu:


∆x = 4, 95 − 0, 75 = 4, 2 m

Für die folgende Betrachtung wird eine gleichmäßige Spannungsverteilung über die
gesamte Querschnittsfläche im Bereich der Lasteinleitung angenommen. Die ge-
samte Vorspannkraft errechnet sich zu:

Pges = 9 ⋅ 6, 0 = 54 MN

Die anzuschließende Längsschubkraft ΔFd eines Gurts errechnet sich mit den Quer-
schnittsflächen und der Vorspannkraft zu:
AGurt , Mitte 0, 85
∆Fd , Mitte = Pges ⋅ = 54 ⋅ = 9,1 MN
AGes 5, 05

Längsschnitt Draufsicht
45 45 50 1.90 2.121 1.70
75

2.10

2.10
2.10
1.35

2.55

2.85

..      Abb. 4.35  Krafteinleitung in den Flansch


140 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

AGurt , Krag 0, 62
∆Fd , Mitte = Pges ⋅ = 54 ⋅ = 6, 6 MN
AGes 5, 05

Die Flächen wurden hierbei wie folgt angesetzt:


AGurt , Mitte = 0, 85 m ²

AGurt , Krag = 0, 62 m 2
4 AGurt , Steg = 3, 58 m ²

AGes = 3, 58 + 0, 85 + 0, 62 = 5, 05 m ²

Die auf die Länge Δx bezogenen Längsschubspannungen ergeben sich mit


hf, Mitte = 0,5 m und hf, Krag = 0,4 m zu:
∆Fd , Mitte 9,1 MN
vEd , Mitte = = = 4, 3 2
h f , Mitte ⋅ ∆x 0, 5 ⋅ 4, 2 m
∆Fd , Krag 6, 6 MN
vEd , Krag = = = 3, 9 2
h f , Krag ⋅ ∆x 0, 4 ⋅ 4, 2 m
Die Tragfähigkeit der Betondruckstrebe im Gurt ergibt sich gemäß DIN EN 1992-
1-1 zu:
ν 1· f cd
vRd = =
sin θ f + cos θ f

Dabei ergeben sich als Betonkenngrößen ν1 = 0,75 und fcd = 28,3 MN/m². Der Druck-
strebenwinkel darf für den Druckgurt vereinfacht wie folgt gewählt werden:
cot θ f = 1, 2 ⇒ θ f = 39, 7°

sin θ f = sin 39, 7° = 0, 64


cos θ f = cos 39, 7° = 0, 77

Damit kann nun die Tragfähigkeit der Betondruckstrebe nachgewiesen werden:


ν 1· f cd 0, 75 ⋅ 28, 3 MN
vRd = = = 15 2
sin θ f + cos θ f 0, 64 + 0, 77 m

vRd = 15MN / m 2 > vEd = 4, 3MN / m 2


4.9 · Beispiel 3: Spanngliedverankerung
141 4
Die erforderliche Querbewehrung ergibt sich aus der Beziehung:
Asf · f yd vEd ·h f

sf cot θ f

Mit asf, req = Asf /sf ergibt sich die folgende Beziehung:


vEd ⋅ h f
asf , req =
cot θ f ⋅ f yd

Damit kann die Bewehrung für den Gurtanschluss zwischen den beiden Stegen be-
stimmt werden:

4, 3 ⋅ 0, 5 cm 2
asf , req.mitte = = 4,1 ⋅10−3 m 2 = 41
1, 2 ⋅ 435 m
⇒ 41 / 2 = 20, 5 cm 2 / moben und unten

Gewählt: Ø20/12,5 = 25,1 cm²/m
Die Bewehrung für den Gurtanschluss des Kragarms ergibt sich zu:

3, 9 ⋅ 0, 4 cm 2
asf , req.krag = = 3, 00 ⋅10−3 m 2 = 30
1, 2 ⋅ 435 m

30 cm 2
⇒ = 15 oben und unten
2 m
Gewählt: Ø16/12,5 = 16 cm²/m

4.9.8  Bewehrungsführung
Die Bewehrung für die Krafteinleitung am Steg ist in . Abb. 4.36 dargestellt und die

Bewehrung für die Krafteinleitung in der Platte in . Abb. 4.37.  


142 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

..      Abb. 4.36 Spaltzugbewehrung
Literatur
143 4

15 ø 20 L=562cm
13 45 ø 20 -12.5
15 ø 20 /12.5 9 ø 12 /12.5

8 ø16/12.5

6 ø 20/12.5 7 ø 16/12.5
11 13 ø 14 -12.5 11 15 ø 14 -12.5
10 ø14/12.5

16 -12.5
12 11 ø

12 12 ø
16 -12.5

14 11 ø 25 -12.5
6 ø 20 L=256cm 7 ø 16 L=254cm

85°
9 ø 12 L=256cm

78°
10 ø 14 L=462cm 78° 8 ø 16 L=559cm

..      Abb. 4.37  Bewehrung Gurtanschluss

Literatur
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betontragwerken - Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau; Deutsche
Fassung EN 1992-1-1:2004 + AC:2010, Berlin
DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Nationaler Anhang - National festgelegte Parameter - Eurocode 2: Be-
messung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken - Teil 1-1: Allgemeine Be-
messungsregeln und Regeln für den Hochbau; Deutsche Fassung EN 1992-1-1:2004 + AC:2010,
Berlin
DIN EN 1992-2 (12.2010) Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spann-
betontragwerken  - Teil 2: Betonbrücken  - Bemessungs- und Konstruktionsregeln; Deutsche Fas-
sung EN 1992-2:2005 + AC:2008, Berlin
144 Kapitel 4 · Krafteinleitungsbereiche

DIN EN 1992-2/NA (04.2013) Nationaler Anhang - National festgelegte Parameter - Eurocode 2: Be-
messung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken - Teil 2: Betonbrücken -
Bemessungs- und Konstruktionsregeln, Berlin
EAD 160004-00-0301 (01.09.2016) Post-tensioning kits for prestressing of structures
ETA-13/0839 (11.12.2017) SUSPA-Litze DW: Spannverfahren im Verbund mit 1 bis 22 Litzen für das
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messung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken: Teil 1-1: Allgemeine Be-
messungsregeln und Regeln für den Hochbau mit Nationalem: Anhang Kommentierte Fassung.
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weg, Berlin, Heidelberg
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rücksichtigung der zweiachsigen Beanspruchung. Ernst & Sohn, Berlin
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J (Hrsg) Beton Kalender 1994. Ernst & Sohn, S 589–670
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Ernst & Sohn, 311–492
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nachträglichen Verbund
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bund mit 1 bis 22 Litzen für das Vorspannen von Tragwerken nach ETA-1310839 vom 25.06.2013
Zilch K, Zehetmaier G (2010) Bemessung im konstruktiven Betonbau; Nach DIN 1045-1 (Fassung
2008) und EN 1992-1-1 (Eurocode 2). Springer, Berlin, Heidelberg
145 5

Konsolen
Inhaltsverzeichnis

5.1 Begriffserklärung und praktisches Vorkommen – 147

5.2  ußere Schnittgrößen (Randbedingungen


Ä
aus dem B-Bereich) – 148

5.3 Tragmechanismus – 149


5.3.1  llgemeines – 149
A
5.3.2 Gedrungene Konsole ac/hc ≤ 0,5 – 152
5.3.3 Schlanke Konsole 0,5 < ac/hc ≤ 1,0 – 153
5.3.4 Sehr schlanke Konsole 1,0 < ac/hc ≤ 1,5 – 153
5.3.5 Kragträger ac/hc > 1,5 – 154
5.3.6 Sehr gedrungene Konsole ac/hc ≤ 0,2 – 155
5.3.7 Konsolbänder – 156

5.4 Bemessungsansatz – 157


5.4.1  elastung – 157
B
5.4.2 Geometrische Abmessungen – 158
5.4.3 Berechnung und Nachweise – 160
5.4.4 Bewehrungsführung – 165

5.5 Beispiel 1: Einseitige Konsole – 166


5.5.1 S ystem, Geometrie und Lasten – 166
5.5.2 Bemessung Stütze unterhalb der Konsole – 167
5.5.3 Bemessung der Stütze am Stützenfuß – 168
5.5.4 Konsole Ermittlung der Kräfte – 170
5.5.5 Konsole: Ermittlung der Bewehrung – 171
5.5.6 Konsole: Nachweis Druckstrebe – 172
5.5.7 Konsole: Verankerung im Knoten 1 – 172

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023
W. Finckh, Mit Stabwerkmodellen zur Bewehrungsführung, erfolgreich studieren,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40882-4_5
5.5.8  onsole: Überprüfung Auflagerabmessungen – 173
K
5.5.9 Konsole: Nachweis Druck-Zug Knoten 1 – 174
5.5.10 Übergreifung Stützenbewehrung – Längsbewehrung – 175
5.5.11 Bewehrungsführung – 175

5.6 Beispiel 2: Doppelte Konsole – 177


5.6.1  llgemeines und Geometrie – 177
A
5.6.2 Schnittgrößen – 177
5.6.3 Randbedingungen – 179
5.6.4 Bemessung der Stütze unterhalb der Konsole – 180
5.6.5 Wahl der Stabwerkgeometrie – 180
5.6.6 Ermittlung der Strebenkräfte – 184
5.6.7 Nachweis der Druckspannungen in den Knoten – 185
5.6.8 Nachweis der Druckstrebe S2 – 186
5.6.9 Ermittlung der Bewehrung – 186
5.6.10 Verankerung der Bewehrung – 187
5.6.11 Biegerollendurchmesser – 189
5.6.12 Bewehrungsführung – 189

Literatur – 190
5.1 · Begriffserklärung und praktisches Vorkommen
147 5
Ein häufig im Fertigteilbau zum Einsatz kommendes Konstruktionsdetail stellen die
Konsolen dar. Für diese Konsolen werden zunächst die Anwendungsbereiche in
7 Abschn. 5.1 erläutert. Da es sich um ein Detail im D-Bereich handelt müssen zunächst

die Randbedingungen aus den angrenzenden B-Bereichen in 7 Abschn. 5.2 geklärt wer-


den. Darauf aufbauend können die Tragmechanismen die unterschiedlichen Konsolen


in 7 Abschn.  5.3 vorgestellt werden. Ein Bemessungskonzept der Konsolen in Form

eines schrittweisen Vorgehens wird auf Basis dieser Grundlagen in 7 Abschn. 5.4 ent-

wickelt. Mithilfe dieses Konzeptes werden in 7 Abschn. 5.5 und 5.6 zwei Bemessungs-


beispiele durchgerechnet.

Lernziele

Nach dem Lesen dieses Kapitels:


55 Haben Sie das Tragverhalten der Konsolen verstanden.
55 Können Sie Konsolen berechnen und konstruktiv richtig durchbilden.

5.1  Begriffserklärung und praktisches Vorkommen

Konsolen sind relativ gedrungene auskragende Bauteile, welche meist zur Auf-
lagerung von Trägern oder Decken dienen. Zur Veranschaulichung sind in . Abb. 5.1  

einige typische Konsolen dargestellt.


Die Konsolen sind ein typisches Element des Hallen- und Industriebaus in Fertig-
bauweise. Hier dienen die Konsolen wie in . Abb.  5.1 dargestellt als Auflagerung

von Trägern, welche meist mit ausgeklinkten Trägerenden (vgl. 7 Kap. 6) versehen

sind, um eine gleichmäßige Bauteilhöhe zu gewährleisten. Wie in . Abb. 5.2 erkenn-  

bar, dienen Konsolen meist als Auflagerung eines statisch bestimmten Systems und
haben zudem aus produktionstechnischen und geometrischen Gründen oft minimale
Abmessungen.

!!Konsolen sind somit meist hoch beanspruchte und statisch bestimmte Bauteil-
abschnitte, welche somit keine Tragreserven aus einer statischen Unbestimmtheit
haben. Bei der Bemessung von Konsolen sollte deshalb mit äußerster Sorgfalt vor-
gegangen werden.

Einseitig Doppelte Konsole Doppelte Konsole und


Konsole Balken mit Konsolband

..      Abb. 5.1  Typische Konsolen


148 Kapitel 5 · Konsolen

Trägerenden häufig
ausgeklinkt

Scherbolzen

statisches System
Elastomerlager
einfache Doppelte
Konsole Konsole

5 ..      Abb. 5.2  Typisches Hallensystem mit Konsolen und ausgeklinkten Trägerenden

Einfache Doppelte
Konsole Konsole Konsolbänder Ringkonsole

..      Abb. 5.3  Unterschiedliche Arten von Konsolen

Es werden unterschiedliche Arten von Konsolen unterschieden, welche in . Abb. 5.3  

dargestellt sind.

5.2   ußere Schnittgrößen (Randbedingungen


Ä
aus dem B-Bereich)

Konsolen sind oft an Stützen angebracht. Aufgrund der Exzentrizität der Lastein-
leitung zur Systemachse der Stütze wird über die Konsole ein Biegemoment in die
Stütze eingebracht. Dieses Biegemoment baut sich in unterschiedlichen statischen
Systemen der Stütze anders ab, wie dies . Abb.  5.4 verdeutlicht ist. So muss das

Konsolmoment bei der Kragstütze nach unten weitergeleitet werden. Es entstehen


somit, falls der Querschnitt nicht überdrückt ist, in der von der Konsole abgewandten
Stützenseite Zugkräfte.
Im Gegensatz dazu wird bei einer Pendelstütze das Konsolmoment in Abhängig-
keit der Längenverhältnisse nach oben und nach unten verteilt. Im dargestellten Fall
entsteht somit, falls der Querschnitt nicht überdrückt ist, oberhalb der Konsole an
der Stütze Zug an der Konsolseite und unterhalb der Konsole Zug an der von der
Konsole abgewandten Seite. Dies ist für die Übergangsbedingungen zwischen dem
D-Bereich der Konsole und dem B-Bereich der Stütze relevant.
5.3 · Tragmechanismus
149 5
..      Abb. 5.4  Schnittgrößen bei
unterschiedlichen statischen Sys-
temen von Stützen mit Konsolen

Falls die Konsole nicht an einer Stütze, sondern an einem Träger befestigt ist,
wandelt sich das Konsolmoment in ein Torsionsmoment im Träger um. Da es sich
meistens um statisch bestimmte Systeme handelt, ist diese Torsionsmoment für das
Gleichgewicht zwingend notwendig (Gleichgewichtstorsion) und muss in der Be-
messung und der Lagerung des Trägers berücksichtigt werden.

!!Um das Tragverhalten der Konsolen mit den Stabwerkmodellen bemessen zu kön-
nen, müssen die Randbedingungen aus den angrenzenden B-Bereichen, welche sich
über die Schnittgrößen beschreiben lassen, vorher bekannt sein.

5.3  Tragmechanismus

5.3.1  Allgemeines

Bei der Konsole, welche einem kurzen Kragarm entspricht, handelt sich um einen
klassischen kombinierten D-Bereich, da hier sowohl eine geometrische wie auch eine
statische Diskontinuität vorliegt. Die Annahmen der Balkentheorie, wie beispiels-
weise das Ebenbleiben der Querschnitte sind somit hier nicht gültig.
Um den Tragmechanismus zu verdeutlichen, sind in . Abb. 5.5 die Spannungen

an einer Konsole mittels einer linear elastischen FEM-Berechnung ermittelt worden.


Man erkennt, dass die Druckspannungen aus der Konsollast, welche im Abstand ac
von der Stützenaußenkante aufgebracht wurde, zum unteren Eck der Konsole mit
Höhe hc wandern. Da die Druckspannungen damit die Richtung im Vergleich zu der
Konsollast FEd ändern müssen, entstehen Zugspannungen auf der Oberseite der
Konsole, welche nahezu parallel zu Oberseite verlaufen. Diese Zugspannungen wer-
den dann im Bereich der Stütze umgelenkt und zugleich etwas kleiner. In dem Be-
reich der Umlenkung dieser Zugspannungen werden auch die Druckspannungen,
welche senkrecht auf den Zugspannungen stehen in Richtung Stützaußenkante auf
der Konsolseite umgelenkt. Dies führt dann unterhalb der Konsole dazu, dass sich
die Druckspannungen am Eck konzentrieren und auf der konsolabgewandten Seite
der Stütze die Zugspannungen. Weiter unterhalb breiten sich dann die Spannungen
wieder so aus, dass das resultierende Spannungsbild der Bernoulli Hypothese unter
den vorliegenden Schnittgrößen aus Moment und Normalkraft entspricht. An dem
. Abb.  5.5 fällt zusätzlich auf, dass das untere äußere Eck der Konsole nahezu

Spannungsfrei ist. Es ist somit für das Tragverhalten entbehrlich.


150 Kapitel 5 · Konsolen

..      Abb. 5.5  Spannungen bei einer Konsole

Aus den Spannungen aus . Abb.  5.5 lässt sich ein grobes Stabwerkmodell in

. Abb. 5.6 links entwickeln. Dieses ist gekennzeichnet durch eine Druckstrebe, wel-

che von der Konsollast zum unteren Eck der Konsole führt und über eine Zugstrebe,
welche von der Konsollast horizontal zur Stütze verläuft und dort in Stützrichtung
umgelenkt wird. Die Zugstrebe muss über Bewehrung abgedeckt werden. Diese Be-
wehrung nennt man auch Konsolbewehrung. Das Stabwerkmodell in . Abb. 5.6 ist

sehr grob und bedarf einer weiteren Verfeinerung, welche stark von dem Verhältnis
aus Lastabstand ac zur Konsolhöhe hc abhängig ist. Dieses Verhältnis ac/hc kann auch
als Schlankheit bezeichnet werden. In . Abb. 5.6 rechts ist eine gedrungene und eine

schlanke Konsole dargestellt.


5.3 · Tragmechanismus
151 5

..      Abb. 5.6  sehr grobes Stabwerkmodell für eine Konsole und unterschiedliche Konsolschlankheiten

Rissbild Versagensarten

Stahltragfähigkeit
Lagerpressung
Verankerung

Querzug

Druckstreben-
tragfähigkeit

..      Abb. 5.7  Unterschiedliche Versagensarten von Konsolen

Wissensbox

Es werden in Abhängigkeit der Schlankheit folgende Konsoltypen unterschieden:


55 ac/hc ≤ 0,2 sehr gedrungene Konsole siehe 7 Abschn. 5.3.6

55 ac/hc ≤ 0,5 gedrungene Konsole siehe 7 Abschn. 5.3.2


55 0,5 < ac/hc ≤ 1,0 schlanke Konsole siehe 7 Abschn. 5.3.3


55 1,0 < ac/hc ≤ 1,5 sehr schlanke Konsole siehe 7 Abschn. 5.3.4


55 ac/hc > 1,5 Kragträger siehe 7 Abschn. 5.3.5


Je nach geometrischen Abmessungen, Bewehrungsmengen und Bewehrungs-


führungen können bei einer Konsole unterschiedliche Versagensarten auftreten, wel-
che in . Abb. 5.7 dargestellt sind.

152 Kapitel 5 · Konsolen

!!Das Bemessungskonzept mit dem zugehörigen Nachweis muss so gestaltet sein, dass
jede dieser Versagensarten mit ausreichender Sicherheit nicht eintritt.

5.3.2  Gedrungene Konsole ac/hc ≤ 0,5

Bei einer gedrungenen Konsole ist die Länge der Konsole im Verhältnis zu deren
Höhe recht kurz. Für die gedrungene Konsole wird das Modell aus . Abb. 5.6 zu  

. Abb. 5.7 verfeinert.

Die Konsollast wird im Knoten 1 in die horizontale Zugstrebe Ftd, 1 und in eine schräge
Druckstrebe aufgeteilt. Die Druckstrebe geht dabei relativ steil direkt in den Knoten 2
5 über. Da die Druckstrebe sich flaschenförmig ausbreiten will, entstehen in Querrichtung
zur Druckstrebe Zugspannungen, welche über die Zugstrebe Ftd, 3 aufgenommen werden
müssen. Für die Kraft in der Zugstrebe Ftd, 3 setzt man circa 30 % der Konsollast FEd an.
Die Geometrie des Modelles wird durch die Lage der Knoten und Streben be-
schrieben. Die Zugstrebe Ftd, 1 liegt dort, wo die Resultierende der Konsolbewehrung
liegt, und ergibt sich somit über die Betondeckung und die Stabdurchmesser und ge-
gebenenfalls der Stababstände, falls mehrere Lagen verwendet werden. Dies wird
auch über die statische Nutzhöhe d bzw. die Bewehrungslage d1 beschrieben. Über
die Lage des Zugstrebe und die Richtung der Konsollast ergibt sich die Lage des
Knoten 1. Die Lage der Knoten 2 ergibt sich zum einen über das einspringende Eck
und zum anderen über die Größe des Druckknotens an sich. Die Größe des
näherungsweise dreiecksförmigen Druckknotens ergibt sich aus der zulässigen
Druckspannung σRd, max und der einwirkenden Kraft. Aus der vertikalen Konsollast
sowie die Breite der Konsole lässt sich somit die horizontale Länge a1 des Knotens
bestimmen. Über das hydrostatische Gleichgewicht (vgl. 7 Abschn. 3.6.2) und die

Druckstrebenneigung lässt sich die Höhe des Knotens a0 bestimmen. Die Lage des
Knotens ist dann in der Horizontalen bei a1/2 und in der Vertikalen bei a0/2. Über die
Lage des Knoten ergibt sich der Hebelarm a der Konsollast als horizontaler Abstand
zwischen Knoten 1 und Knoten 2. Der innere Hebelarm z entspricht dann dem ver-
tikalen Abstand zwischen Knoten 1 und Knoten 2. Mit dem äußeren und inneren
Hebelarm kann schließlich die Kraft in der Zugstrebe Ftd, 1 berechnet werden.
In . Abb. 5.8 ist rechts die Bewehrung für eine solche gedrungene Konsole sche-

matisch dargestellt. Neben der Konsolbewehrung, welche aufgrund der Verankerung


meist schlaufenförmig ausgebildet werden muss und mit dem großen Biegerollen-
durchmesser um das Eck geführt werden sollte, sind horizontale Bügel zur Aufnahme
der Spaltzugkräfte statisch erforderlich. Vertikale Bügel sollten aber zusätzlich kons-
truktiv angeordnet werden.

Praxistipp

Die zulässige Druckspannung am Knoten 2 kann gemäß (Roeser und Hegger 2005)
auf der sicheren Seite aufgrund von potenziellen Rissen aufgrund der Zugstrebe
Ftd, 3 zu σRd, max = 0,75 · fcd angenommen werden. Es gibt in der Fachwelt jedoch auch
die Meinung (Reineck und Fitik 2005), dass hier die volle Druckfestigkeit auf-
genommen werden kann. Die praktische Auswirkung auf die Lage der Knoten und
somit auf die Bewehrungsmenge ist im Allgemeinen jedoch meist gering.
5.3 · Tragmechanismus
153 5
Stabwerkmodell Bewehrung
a
ac
Schlaufe oder
FEd Ankerkörper
Ftd,1
1 d1

Ftd,3 Detail Knoten 2


z d hc geschlossene
Bügel für Ftd,3

a0 a0
2
FEd Rd,max konstruktiv
a1 a1

..      Abb. 5.8  Stabwerkmodell und Bewehrung für eine gedrungene Konsole

5.3.3  Schlanke Konsole 0,5 < ac/hc ≤ 1,0

Eine schlanke Konsole mit einer Schlankheit ac/hc zwischen 0,5 und 1,0 hat ein ähn-
liches Tragverhalten wie die gedrungene Konsole. Allerdings ist aufgrund des länge-
ren Kragarms die Druckstrebenneigung deutlich flacher als bei einer gedrungen
Konsole. Dies führt dazu, dass die Druckstrebe sich aufspaltet und ein Anteil der
Druckstrebe somit nicht mehr direkt den Knoten 2 erreicht. Dieser Anteil muss dann
über eine Zugstrebe Ftd, 2 vertikal hochgehängt werden, wie 7 Abb. 5.9 verdeutlicht.

Je nach Verhältnis ac/hc  muss ein unterschiedlicher Prozentsatz der Konsollast


hochgehängt werden. Bei ac/hc = 0,5 muss keine Kraft hochgehängt werden und bei
ac/hc  =  1,0 muss die gesamte Kraft hochgehängt werden. Die Zugstrebe Ftd, 3 aus
7 Abb. 5.9 ergibt sich bei dem Grenzfall ac/hc = 1,0 zu null und bei ac/hc = 0,5 wie bei

dem Modell für die gedrungene Konsolen.


Die Lage der Knoten ergibt sich über die gleichen Überlegungen wie bei der ge-
drungenen Konsole. Die Bewehrung für die schlanke Konsole ist ebenfalls in
7 Abb. 5.9 auf der rechten Seite schematisch dargestellt. Für die Konsolbewehrung

gilt hier ebenfalls das in 7 Abschn. 5.3.2 Gesagte. Bei der schlanken Konsole sind je-

doch die vertikalen Bügel für die Hochhängung der Kraft Ftd, 2 statisch erforderlich.

5.3.4  Sehr schlanke Konsole 1,0 < ac/hc ≤ 1,5

Bei der sehr schlanken Konsole, welche sich bei Schlankheit ac/hc zwischen 1,0 und
1,5 einstellt, muss wie die 7 Abb.  5.10 zeigt, die gesamte Konsollast hochgehängt

werden. Da sich nun der ideale Winkel der Druckstrebe am Knoten 2 einstellen kann,
geht man deshalb nicht mehr davon aus, dass ein horizontaler Spaltzug entsteht. Aus
diesem Grund ist die Bewehrung der Zugstrebe Ftd, 3 aus 7 Abb. 5.10 nicht mehr er-

forderlich und es darf auch eine höhere Druckfestigkeit am Knoten 2 angenommen


werden. Hierbei muss jedoch auf den kontinuierlichen Übergang zwischen dem
D-Bereich der Konsole und dem B-Bereich der Stütze geachtet werden, wie dies in
7 Abb.  3.18 verdeutlicht wurde. Aus diesem Grund ist der Ansatz von

σRd, max = 0,95 · fcd hier eine gute Näherung.


154 Kapitel 5 · Konsolen

Stabwerkmodell Bewehrung
a
ac
F Ed Schlaufe oder
Ankerkörper
F td,1
1 d1

θ konstruktiv
z d hc
2 F td,2

5 FEd
geschlossene
Bügel für Ftd,2

..      Abb. 5.9  Stabwerkmodell und Bewehrung für eine schlanke Konsole

Stabwerkmodell Bewehrung
a
ac
FEd Schlaufe oder
Ankerkörper
d1
1
Ftd,1
F td,2
θ z d hc
2

FEd geschlossene
Bügel für F td,2

..      Abb. 5.10  Stabwerkmodell und Bewehrung für eine sehr schlanke Konsole

Für die Lage der Knoten sowie für die Bewehrungsführung, welche in 7 Abb. 5.10  

auf der rechten Seite schematisch dargestellt ist, gilt das bereits in 7 Abschn. 5.3.2

und 5.3.3 Gesagte.

5.3.5  Kragträger ac/hc > 1,5

Über einem Schlankheitsverhältnis von ac/hc > 1,5 treffen die Modellüberlegungen


für die Konsolen nicht mehr vollständig zu, da sich nun das Bauteil in zwei Dis-
kontinuitätsbereiche mit einen dazwischenliegendem B-Bereich spaltet. Der eine
D-Bereich stellt die Lasteinleitung dar, danach folgt ein Biegebalken und zum Über-
gang zur Stütze schließt ein D-Bereich in Form eines Rahmenknotens mit durch-
laufender Stütze (vgl. 7 Abschn.  7.4.3) an. Somit stellt sich in Summe das in

. Abb. 5.11 dargestellte Modell ein. Die Bemessung sollte dann entsprechend in den

5.3 · Tragmechanismus
155 5
Stabwerkmodell a
ac F Ed
d1

θ z d hc

Bewehrung

..      Abb. 5.11  Stabwerkmodell und Bewehrung für einen Kragträger

drei erwähnten Teilmodelle erfolgen. Hierbei sollte besonders auf die Übergangs-
bedingungen zwischen den beiden Modellen geachtet werden. In dem . Abb. 5.11  

lässt sich gut erkennen, wie im B-Bereich die Konsollast, welche die Querkraft für
den Kragträger darstellt, mehrfach hochgehängt werden muss. Die Krafthoch-
hängung erfolgt über das Querkraftfachwerkmodell gemäß DIN EN 1992-1-1
(01.2011) in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013).

5.3.6  Sehr gedrungene Konsole ac/hc ≤ 0,2

Sehr gedrungene Konsolen, welche eine Schlankheit ac/hc kleiner als 0,2 aufweisen,
würden eine sehr steile Druckstrebe ausbilden, was gemäß den Entwurfsgrundsätzen
aus 7 Abschn. 3.2 nicht realistisch ist. Vielmehr wird die Konsollast zunächst in eine

Druckstrebe mit flacherem Winkel abgleitet, was zu einem oberen Zugband, ähnlich
der Konsolbewehrung führt. Dann wird, wie in . Abb.  5.12 verdeutlicht, die ge-

neigte Druckstrebe in eine vertikale Druckstrebe umgelenkt, welche in dem um die


Konsole vergrößerten Stützenquerschnitt verläuft. Diese Druckstrebe wird dann
kurz vor dem unteren Ende der Konsole erneut umgelenkt, um dann in den Stützen-
querschnitt überzugehen. Aufgrund der Umlenkung bildet sich ein zweites Zugband
im unteren Drittel der Konsole aus.
Die Bewehrung sollte dann, wie in . Abb. 5.12 rechts dargestellt über horizon-

tale Bügel, welche im Bereich der Zugbänder konzentriert sind, ausgebildet werden.
156 Kapitel 5 · Konsolen

Stabwerkmodell Bewehrung
ac
F geschlossene
Bügel für Ftd

Ftd

hc konstruktiv

Ftd
5
geschlossene
Bügel für Ftd

..      Abb. 5.12  Stabwerkmodell und Bewehrung für eine sehr gedrungene Konsole

Längschnitt durch die De cke

Isometrie R andträger
Randträger

∏-Platt e

Konsolband
Querschnitt durch die De cke

∏-Platt e

Konsolband

..      Abb. 5.13  Anwendung von Konsolbänder bei der Auflagerung von ∏-Platten

5.3.7  Konsolbänder

Konsolbänder werden, wie in . Abb. 5.13 verdeutlicht, oft an Balken angebracht,


damit dort Deckenplatten oder ∏-Platten aufliegen können.


Betrachtet man diese Konsolbänder, so führt die Einleitung der Konsollast zu-
nächst, wie in . Abb. 5.14 verdeutlicht, zu eine Zugstrebe Ftd, 1. Die Ausbildung der

weiteren Zug- und Druckstreben ergeben sich aus der Lastabtragung der Konsol-
lasten in Balkenlängsrichtung. Die Konsollasten bewirken in Trägerlängsrichtung
eine Querkraft- und Torsionsbeanspruchung, welche sich aus Konsollast und dem
Abstand zum Schwerpunkt ergibt. Aus der Torsionsbelastung ergibt sich eine Zug-
strebe an der Innenseite des Querschnittes und eine Druckstrebe an der Außenseite
des Querschnitts. Beide Streben sind dann noch mit der Zugstrebe aus der Querkraft
zu überlagern.
5.4 · Bemessungsansatz
157 5
Stabwerkmodell Schnittgrößen Bewehrung

F
e F·e
SP F SP
Ftd1

b/2 b/2
b

..      Abb. 5.14  Stabwerkmodell und Bewehrung für eine Konsolband

Die Bewehrung sollte wie in . Abb. 5.14 rechts dargestellt über Bügel erfolgen.

Die Verankerung der Bewehrung in der Konsole ist nicht mit horizontalen Schlau-
fen, sondern als stehende Bügel auszuführen.

!!Da bei Konsolbänder eine echte exzentrische Lasteinleitung an einer gelenkigen Auf-
lagerung vorliegt, wird Gleichgewichtstorsion erzeugt. Dies ist, im Gegensatz zu der
im Hochbau oft vernachlässigten Verträglichkeitstorsion, zwingend in der Be-
messung zu berücksichtigen. Auch ist hier an den Auflagern eine Überlegung zur Ab-
leitung der Torsionsbeanspruchung beispielsweise über eine Gabellagerung erforder-
lich.

5.4  Bemessungsansatz

5.4.1  Belastung

Das aufliegende Bauteil erzeugt meist eine vertikale Last an dessen Auflagerpunkt,
welcher dem Lager der Konsole entspricht. Zur Abdeckung möglicher Zwangsein-
wirkungen (z.  B. infolge Schwindens der Bauteile oder Temperatureinwirkungen)
sollte gemäß DAfStb Heft 600 (DAfStb 2020) eine zusätzliche Horizontalkraft von
circa 20 % der vertikalen Konsollast in der Bemessung berücksichtigt werden. Alter-
nativ könnten zur Auflagerung des Bauteils Gleitlager verwendet werden. Hier er-
zeugt eine Verkürzung dann keine Zwangskraft, sondern eine Verschiebung des Last-
einleitungspunkts, was ebenfalls in der Bemessung berücksichtigt werden muss. Da
bei einem allseitigen Gleiten jedes Lagers der aufliegende Träger im Gesamten ver-
schieblich werden würde, müssen Festhaltungen so eingebaut werden, dass der Nach-
weis der Lagesicherheit erfüllt ist.
158 Kapitel 5 · Konsolen

Praxistipp

Sollten neben den vertikalen und horizontalen Lasten noch Querlasten, wie z. B. bei
Bremskräften in Kranbahnen vorkommen ergibt sich eine Reduktion der Konsol-
tragfähigkeit. Anhand von Versuchen (Paschen und Malonn 1984) wurde festgestellt,
dass die Traglast der Konsole mit zunehmender Exzentrizität bis e/b = 0,3 nahezu li-
near auf etwa 75 % abnimmt. In (Bindseil 2015) wird deshalb empfohlen die Konsole
ist dann für eine auf maximal 4/3 erhöhte vertikale Last zu bemessen. Bei einer stän-
digen gleichsinnigen Ausmitte empfiehlt er, stattdessen die Konsole für eine um die
Exzentrizität reduzierte Breite (bc, red = bc − 2 · e) zu bemessen

5.4.2  Geometrische Abmessungen

Vor der Bemessung der Konsole sollten die entsprechenden Abmessungen festgelegt
werden. Bei Fertigteilen liegen die Abmessungen durch die Herstellung im Fertigteil-
werk bereits oft aufgrund von standardisierten Schalungen schon in bestimmten
Grenzen fest. Hier sollte zunächst Rücksprache mit dem Fertigteilwerk gehalten wer-
den. Die Abmessungen der Konsole ergeben sich aus den statischen und konstrukti-
ven Randbedingungen der Konsole und des aufliegenden Bauteils. Zusätzlich sind
eventuelle Abweichungen von den planmäßigen Bauteilabmessungen über Toleran-
zen zu berücksichtigen. In der DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit DIN
EN 1992-1-1/NA (04.2013) werden im Abschn. 10.9.5.2 Regeln für die Abmessungen
von Auflagerlängen für mit Lager verbundene Bauteilen angegeben, welche auch für
Konsolen zutreffend sind.
Hier werden wie in . Abb. 5.15 dargestellt drei Maße für die Auflagerlänge an-

gegeben, welche sich dann nach (5.1) zur Gesamtauflagerlänge ergeben.

a = a1 + a2 + a3 + ∆a2 2 + ∆a32  (5.1)

Ansicht K onsole Ansicht K onsoldetail Grundriss K onsoldetail

Detail

a3+∆ a3 a2 +∆ a2 b1
a1
a
a1

..      Abb. 5.15  Definition der Auflagerlängen gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit
DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013)
5.4 · Bemessungsansatz
159 5
Das Maß a1 stellt den Grundwert der Auflagertiefe dar, welcher sich aus dem
Bemessungswert der Auflagerreaktion FEd  der Breite des Lagers b1 sowie dem
Bemessungswert der Auflagerfestigkeit fRd gemäß Gl. (5.2) berechnen lässt.

FEd
a1 = (5.2)
b1 ⋅ f Rd


Der Bemessungswert fRd ist der Zulassung des Lagers zu entnehmen sollte aber klei-
ner als 0,85 · fcd sein. Falls kein Lager verwendet wird und der Träger direkt aufliegt,
sollte die Pressung 0,4 · fcd nicht überschreiten. Zusätzlich sollten für das Maß a1 die
Mindestwerte c nach . Tab. 5.1 nicht überschritten werden.

Das Maß a2 stellt den Abstand des Lagers vom äußeren Rand des unterstützenden
Bauteils dar und soll ein Abplatzen der Betondeckung vermeiden. Dieses Maß ergibt
sich aus den Verankerungsbedingungen der Konsolbewehrung und kann gemäß
(Bachmann et al. 2021) nach Gl. (5.3) über die horizontale ch und vertikale Beton-
deckung cv der Konsolbewehrung ϕc abgeschätzt werden. Zusätzlich sollten aber die
Werte nach . Tab. 5.2 nicht unterschritten werden.

a2 ≥ ch + 0, 5 ⋅ (φc + cv ) (5.3)


Zusätzlich ist hier noch das Toleranzmaße Δa2 zu berücksichtigen, welches sich in
Abhängigkeit der Bauteillänge l wie folgt ergibt:
Betonfertigteil: 10 mm ≤ l/1200 ≤ 30 mm
Ortbeton: 15 mm ≤ l/1200 + 5 ≤ 40 mm

.       Tab. 5.1  Mindestwerte von a1 in mm

Bezogene Lagerpressung σEd/fcd ≤ 0,15 0,15 bis 0,4 >0,4

Linienlager (Decken, Dächer) 25 30 40


Rippendecken und Pfetten 55 70 80
Konzentrierte Auflager (Balken) 90 110 140

.       Tab. 5.2  Mindestwerte von a2 in mm

Baustoff und Art des Auflagers Bezogene Lagerpressung σEd/fcd


≤0,15 0,15 bis 0,4 >0,4

Beton ≥ C30/37 Linienlager 5 10 15


Einzellager 10 15 25
Beton < C30/37 Linienlager 10 15 25
Einzellager 20 25 35
160 Kapitel 5 · Konsolen

.       Tab. 5.3  Mindestwerte von a3 in mm

Bauliche Durchbildung der Bewehrung Auflager


Linien- Einzellager
lager

Durchlaufende Stäbe über Auflager 0 0


Gerade Stäbe, horizontale Schlaufen, direkt am Bauteilende 10 min(15, cnom)
Spannglieder oder gerade Stäbe, die am Bauteilende ungeschützt 5 15
sind.

5 Vertikale Schlaufenbewehrung 15 cnom + Dmin

Das Maß a3 stellt den Abstand des Lagers vom inneren Rand des unterstützten
Bauteils dar und soll ein Abplatzen der Betondeckung im unterstützten Bauteil ver-
meiden. Dieses Maß ergibt sich aus den Verankerungsbedingungen der Bewehrung
des Trägers und sollte zusätzlich die Werte nach . Tab. 5.3 nicht unterschreiten.

Zusätzlich ist hier noch das Toleranzmaße Δa3 = ln/2500 zu berücksichtigen, wel-


ches sich in Abhängigkeit der Bauteillänge ln ergibt.
Die Fugenbreite zwischen Stütze und gestütztem Bauteil muss in Abhängigkeit
der Bauteilverformungen, Auflagerverdrehungen und Bauteiltoleranzen festgelegt
werden und kann je nach Bauteil sehr unterschiedlich sein. Ein Vorschlag zur
­Ermittlung der Fugenbereite enthält das FDB Merkblatt Nr. 6 (Fachvereinigung
Deutscher Betonfertigteilbau (FDB) e.V. 01.09.2015).

5.4.3  Berechnung und Nachweise

Für den Nachweis von Konsolen gibt es in der zahlreiche Konstruktionsregeln und
Hinweise in der Literatur (vgl. z.  B. (DAfStb 2020; DAfStb 2013; Reineck 2005;
Schlaich und Schäfer 2001; Fingerloos und Stenzel 2007)). Teilweise unterscheiden
sich diese Konzepte leicht voneinander. Das im Nachfolgenden vorgestellte Be-
messungskonzept basiert auf (Fingerloos und Stenzel 2007).
Das Bemessungsvorgehen kann in die nachfolgende elf aufeinanderfolgende
Schritte unterteilt werden:
1. Bestimmung der horizontalen Ausdehnung a1 des Knoten 2 nach . Abb. 5.16.  

Diese ergibt sich über die Konsolbreite bc, die Konsollast FEd sowie die zulässige
Betondruckspannung im Knoten σRd, max mit Gl. (5.4). Die Betondruckspannung
im Knoten σRd, max ist hierbei in Abhängigkeit des Abstandes der Last zur Stütze
ac und der Höhe hc der Konsole mit Gl. (5.5) zu bestimmen.

FEd
a1 = (5.4)
bc ⋅ σ Rd ,max


0, 75 ⋅ f cd  ac ≤ hc
fur
σ Rd , max =  (5.5)
0, 95 ⋅ f cd  ac > hc
fur

5.4 · Bemessungsansatz
161 5

Konsole Detail FEd


ac ac
Knoten 1
ac ac

FEd HEd d1
HEd Ftd,1 1
1
Ftd,1 Fcd,2
Fcd,2 Detail
z d hc Knoten 2 Fcd,2
xc a
2
2
xc 90°

FEd
Rd,max
lc
a1 a1

..      Abb. 5.16  Stabwerkmodell für die Bestimmung der Konsolbewehrung

2. Bestimmung des Hebelarms a der Konsollast, welcher dem horizontalen Ab-


stand zwischen Knoten 1 und 2 entspricht. Hierbei ist gemäß Detail Knoten 1
nach . Abb. 5.16 zu berücksichtigen, dass durch die Horizontalkräfte HEd auf

der Konsole die Druckstrebe unmittelbar unter dem Lager abgelenkt wird und
sich somit der Abstand a im Stabwerkmodell verändert. Somit kann der Ab-
stand a gemäß . Abb. 5.16 nach Gl. (5.6) bestimmt werden

H Ed
a = 0, 5 ⋅ a1 + ac + ∆ac = 0, 5 ⋅ a1 + ac + d1 ⋅ (5.6)
FEd

3. Bestimmung der Druckzonenhöhe xc des Druckknotens 2 gemäß Detail Knoten
2 nach . Abb.  5.16 über das hydrostatische Gleichgewicht. Hierfür muss die

Druckstrebe senkrecht auf den Knoten 2 stehen. Damit kann die Gl. (5.7) auf-
gestellt werden und in die quadratische Gl. (5.9) überführt werden. Diese kann
dann gelöst werden und man erhält eine lösbare Beziehung für die Druckzonen-
höhe xc des Knotens 2 mit Gl. (5.11)

a a
xc = a1 ⋅ cotθ = a1 ⋅ = a1 ⋅ (5.7)
zc d − xc / 2


( d − xc / 2 ) ⋅ xc = a1 ⋅ a  (5.8)

1
− xc2 + d ⋅ xc − a1 ⋅ a = 0 (5.9)
2 
162 Kapitel 5 · Konsolen

1
−d ± d 2 − 4 ⋅ a1 ⋅ a
xc = 2 (5.10)
−1
2⋅
2 

xc = d − d 2 − 2a1 ⋅ a  (5.11)

4. Mit der Druckzonenhöhe xc kann der innere Hebelarm z der Konsole mit
Gl. (5.12) bestimmt werden.

5 zc = d − 0, 5 ⋅ xc  (5.12)

5. Mit dem äußeren Hebelarm a und dem inneren Hebelarm z kann nun die Zug-
kraft Ftd1 in der Konsole mit Gl. (5.13) bestimmt werden und diese dann über
Gl. (5.14) bemessen werden.

a (5.13)
Ftd 1 = FEd ⋅ + H Ed ≥ 0, 4 ⋅ FEd
zc 

Ftd 1
As1 = (5.14)
f yd 

6. Die Bemessung der Druckstrebe kann analog dem Nachweis der Druckstrebe
aus der Querkraftbemessung erfolgen.

bc ⋅ z ⋅ 0, 75 ⋅ f cd
FEd = VEd ≤ VRd , max = (5.15)
cot θ + tan θ 

7. Die erforderliche Querzug- bzw. Spaltzugbewehrung nach (Fingerloos und Sten-


zel 2007) ergibt sich in Abhängigkeit der Schlankheit der Konsole (ac/hc) gemäß
7 Abschn. 5.3 zu:

 0, 3 ⋅ As1 
fur ac < 0, 5 ⋅ hc

   a  (5.16)
Asw,3 = 0, 3 ⋅ As1 ⋅  2 −  2 ⋅ c  0, 5 ⋅ hc ≤ ac < hc
  fur

   hc 
  ac > hc
 0 fur 

8. Die erforderliche Hochhängebewehrung nach (Fingerloos und Stenzel 2007) er-


gibt sich in Abhängigkeit der Schlankheit der Konsole (ac/hc) gemäß
7 Abschn. 5.3 zu:

 0 
fur ac < 0, 5 ⋅ hc

  a 
Asw, 2 =  As1 ⋅  2 ⋅ c − 1 fur
 0, 5 ⋅ hc ≤ ac < hc (5.17)
  hc 
 As1  ac > hc
 fur 
5.4 · Bemessungsansatz
163 5

falsch richtig
lbd

..      Abb. 5.17  Grund für den Verankerungsnachweis

9. Als nächstes muss der Verankerungsnachweis der Bewehrung im Knoten 1 erfol-


gen. Hierzu ist die vorhandene Verankerungslänge wie in . Abb.  5.17 dar-

gestellt ab der Vorderkante der Lasteinleitung anzunehmen. Analog zu der Ver-


ankerung am Endauflager darf die erforderlich Verankerungslänge wegen der
vorhandenen Querpressung hier mit dem Faktor α5 = 2/3 gemäß DIN EN 1992-
1-1 (01.2011) in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Tab. 8.2 ab-
gemindert werden. Da die Verankerungslänge im Allgemeinen recht kurz ist,
muss die Konsolbewehrung meist mit liegenden Schlaufen am Ende ausgebildet
werden. Bei der Verwendung einen Biegerollendurchmessers von D ≥ 15ϕ und
einer horizontalen Betondeckung von cd  ≥  3ϕ darf hier die erforderlich Ver-
ankerungslänge zusätzlich mit dem Faktor α1 = 0,5 abgemindert werden. Falls
die Randbedingungen nicht eingehalten sind. darf aufgrund der Schlaufen die
erforderlich Verankerungslänge nur zusätzlich mit dem Faktor α1  =  0,7 ab-
gemindert werden. Es ist zusätzlich darauf zu achten, dass auch die Mindestver-
ankerungslänge nach DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit DIN EN
1992-1-1/NA (04.2013) 7 Gl. (8.6) eingehalten ist.

10. Am Zug-Druckknoten 1 muss noch der Nachweis der Druckspannungen erfol-


gen. Die Abmessungen des Knotens sind in . Abb. 5.18 für eine zweilagige Be-

wehrung verdeutlicht.
Am Zug-Druckknoten 1 muss die Betondruckspannung die Bedingung
nach Gl. (5.18) erfüllen. Die Betondruckspannung kann am Knoten K1 über die
Konsolbreite bc und der Druckstrebenbreite a2 mit Gl. (5.19) bestimmt werden.
Die Druckstrebenbreite ergibt sich aus dem auf die Neigung projizierten Mini-
mum der Lastplatten- und Verankerungslänge. Zusätzlich darf gemäß Gl. (5.20)
noch die Ausbreitung im Bereich der Bewehrung über das Maß u berücksichtig
werden.

σ cd 2 ≤ σ Rd , max = 0, 75 ⋅ f cd (5.18)

164 Kapitel 5 · Konsolen

Fcd 2 FEd
σ cd 2 = = (5.19)
bc ⋅ a2 bc ⋅ a2 ⋅sin θ 

a2 = ( a1 + u ⋅ cot θ ) ⋅ sin θ  (5.20)

a
a1 = min  L1 (5.21)
 lbd 

Das Maß u kann für unterschiedliche Bewehrungs- bzw. Verankerungsformen nach


5 . Abb. 5.18 und 5.19 bestimmt werden

11. Als letztes muss noch die Übergreifung der Konsolbewehrung mit der Stützen-
bewehrung ermittelt werden, um ein Versagen gemäß . Abb.  5.20 zu ver-  

hindern.

..      Abb. 5.18 Geometrie
Zug-Druckknoten 1 bei einer FEd
zweilagigen Bewehrung
aL1
HEd
s0
Ftd1
s u

cd2

Fcd2
a2

FEd FEd
aL1 aL1
HEd Ankerkörper HEd

Ftd1 d1 Ftd1 d1 u
u

Fcd2 Fcd2
a2

a2

cd2
cd2

..      Abb. 5.19  Geometrie der Zug-Druckknoten bei unterschiedlicher Bewehrung


5.4 · Bemessungsansatz
165 5

falsch richtig

lbd
l0

..      Abb. 5.20  Grund für die Konsolübergreifung

Schnitt durch die Konsole Grundriss Konsole

Bügel zur Aufnahme


der Hochhängekräfte
Schlaufen wegen meist
kurzer Verankerungslänge

Großer
Biegerollendurchmesser

Bügel zur Aufnahme


der Querzugkräfte

..      Abb. 5.21  Typische Form einer Konsolbewehrung

5.4.4  Bewehrungsführung

Eine typische Bewehrungsführung für eine Konsole ist in . Abb.  5.21 dargestellt.

Hierbei sollte die Konsolbewehrung (Zugstrebe Ftd1) mit einer dreidimensionalen


schlaufenförmigen Bewehrung ausgebildet werden.
Die Hochhängebewehrung Ftd2 und Querzugbewehrung  Ftd3 sollten bügelartig
ausgebildet und gemäß . Abb. 5.22 angeordnet sowie verteilt werden.

166 Kapitel 5 · Konsolen

..      Abb. 5.22  Anordnung der a

Konstruktiv
Hochhängebewehrung und der 0,25a 0,25a
0,5a
Querzugbewehrung
0,25h

Asw,3
0,5h h

0,25h

Asw,2 Konstruktiv

5
5.5  Beispiel 1: Einseitige Konsole

5.5.1  System, Geometrie und Lasten

Die in . Abb. 5.23 dargestellte Kragstütze mit Konsole soll bemessen werden. Bei

der Stütze mit den Abmessungen h = 50 cm und b=50 cm soll es sich um ein Fertig-
teil handeln, welche liegend herstellt wird. Eine werksmäßige ständige Überwachung
der Betonfestigkeit findet jedoch nicht an jedem Bauteil statt. Die Konsole hat die
Höhe von hc = 45 cm und der Lastabstand zur Stütze beträgt ac = 30 cm.
Zur Berücksichtigung von Zwängungen wird die Mindesthorizontalkraft nach
DAfStb Heft 600 (DAfStb 2020) angesetzt:

H Ed = 0, 2 ⋅ FEd = 0, 2 ⋅ 500 = 100 kN

Der Bemessungswert der Betondruckfestigkeit ergibt sich zu:

f ck 40 N
f cd = α cc ⋅ = 0, 85 ⋅ = 22, 7
γC 1, 5 mm 2

Falls eine werksmäßige ständige Überwachung der Betonfestigkeit an jedem Bauteil


stattfinden würde, dürfte der Teilsicherheitsbeiwert gemäß DIN EN 1992-1-1
(01.2011) in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013). NDP zu Anhang
A.2.3 (1) γC von 1,5 auf 1,35 reduziert werden.
5.5 · Beispiel 1: Einseitige Konsole
167 5
Ansicht Stütze Belastung Detailschnitt Konsole
FEd FEd =500 kN
HEd = 0,2 FEd FEd
HEd
HEd Baustoffe
C40/50 mit cnom=3,0cm
B500

Querschnitt Stütze Draufsicht Konsole

..      Abb. 5.23  Stütze mit Konsole

5.5.2  Bemessung Stütze unterhalb der Konsole

Zunächst wird die Stütze unterhalb der Konsole bemessen. Hier ergibt sich Normal-
kraft über die Konsollast und die Abmessungen des Betons zu:

N Ed = − FEd − γ C ⋅ b ⋅ ( h ⋅ ( lu + hc ) + hc ⋅ lc ) ⋅ γ Beton

N Ed = −500 − 1, 35 ⋅ 0, 5 ⋅ ( 0,5 ⋅ ( 0,7 + 0,45 ) + 0,45 ⋅ 0,45 ) ⋅ 25 = −513 kN

Das Biegemoment ergibt sich über die vertikale und horizontale Konsollast zu:
h 
M Ed = FEd ⋅  + ac  + H Ed ⋅ hc
2 
M Ed = 500 ⋅ ( 0,25 + 0,3) + 100 ⋅ 0, 45 = 320 kNm

Unter der Annahme eines Bügeldurchmessers von ϕw = 10 mm und einem Durch-
messer der Längsbewehrung ϕl = 28 mm ergibt sich der Abstand ­Längsbewehrung:

φl 2, 8
d1 = cnom + φw + = 3, 0 + 1, 0 + = 5, 4 cm
2 2

Damit ergibt sich die statische Nutzhöhe zu:

d = 50 − 5, 4 = 44, 6 cm
168 Kapitel 5 · Konsolen

Die Bemessung erfolgt mit dem μEds Verfahren. Hierfür wird das auf die Bewehrung
bezogene Moment benötigt:

 0, 5 
M Eds = M Ed − N Ed ⋅ zs1 = 320 + 513 ⋅  − 0,054  = 418, 8 kNm
 2 
Das dimensionslose Moment μEds als Eingangswert für die Bemessungstafeln in An-
hang Abb. A.1 ergibt sich zu.

M Eds 0, 419
µEds = = = 0,19
5 b ⋅ d ⋅ f cd
2
0, 5 ⋅ 0, 442 ⋅ 22, 7

Über die Bemessungstafeln in Anhang Abb.  A.1 folgt damit der mechanische Be-
wehrungsgrad von ω = 0,213. Die erforderliche Bewehrung ergibt sich mit dem me-
chanischen Bewehrungsgrad dann wie folgt:
1 1
As1 = ⋅ (ω ⋅ b ⋅ d ⋅ f cd + N Ed ) = ⋅ ( 0,213 ⋅ 0,5 ⋅ 0,44 ⋅ 22,7 − 0,51)
σ sd 435
As1 = 1, 26 ⋅10−3 m 2 = 12, 6 cm 2

5.5.3  Bemessung der Stütze am Stützenfuß

Als nächstes wird die Stütze am Stützenfuß bemessen. Die Normalkraft ergibt sich
dort aus der Normalkraft unterhalb der Konsole zuzüglich des Eigengewichts der
Stütze:
N Ed = N Ed ,o − γ C ·b ⋅ h ⋅ l ⋅ γ Beton
N Ed = −513 − 1, 35 ⋅ 0, 5 ⋅ 0, 5 ⋅ 4 ⋅ 25 = 547 kN

Das Moment aus Theorie I. Ordnung ohne Imperfektionen ergibt sich aus dem Mo-
ment unterhalb der Konsole zuzüglich des Momentes aus Horizontallast der Kon-
sole:

M Ed ,1 = M Ed ,o + H Ed ⋅ l = 320 + 100 ⋅ 4 = 720 kNm

Zur Ermittlung der Schlankheit muss zunächst der Trägheitsradius bestimmt wer-
den:

I h 0, 5
i== = = 0,14 m
A 12 12

Des Weiteren wird die ideelle Knicklänge benötigt, welche sich bei der Kragstütze
wie folgt ergibt:

l0 = β ⋅ l = 2 ⋅ 4, 45 = 8, 9 m
5.5 · Beispiel 1: Einseitige Konsole
169 5
Damit lässt sich die Schlankheit der Stütze bestimmen:

l0 8, 9
λ= = = 61, 6
i 0,14

Nun muss über die Schlankheitskriterien überprüft werden, ob ein Nachweis nach
Theorie II. Ordnung erforderliche ist:
N Ed 0, 547
n= = = 0,1
Ac ⋅ f cd 0, 25 ⋅ 22, 7
 25
λ = 61, 6  max  = 50,6
16 / 0,1 = 50, 6
Die Grenzschlankheit ist somit nicht eingehalten und es ist eine Bemessung nach
Theorie II. Ordnung erforderlich. Hierfür wird nachfolgend das Verfahren mit Nenn-
krümmung nach DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/
NA (04.2013). Abschn. 5.8.8 verwendet. Hierzu wird zunächst die Imperfektion be-
stimmt.

l0 8, 9
ei
= = = 0, 02 m
400 400

Daraus folgt das Moment nach Theorie I. Ordnung zuzüglich der Auswirkung der
Imperfektion:

M Ed ,0 = M Ed ,1 + N Ed ⋅ ei = 720 kNm + 547 ⋅ 0, 02 m = 731 kNm

Für die Ermittlung der Auswirkung aus Theorie II. Ordnung wird die Krümmung
des Querschnitts benötigt. Da die Normalkraftausnutzung des Betons nur bei circa
10 % ist, wird das Kriechen bei der Ermittlung der Krümmung vernachlässigt. Da
die Normalkraftausnutzung des Betons unter 40 % ist tritt auch keine Verringerung
der Krümmung aus der Normalkraft aus und die Gesamtkrümmung ergibt sich zu:

435
1 1 ε yd
= K r ⋅ Kϕ ⋅ = 1 ⋅1 ⋅ = 200000 = 0, 011
r r0 0, 45 ⋅ d 0, 45 ⋅ 0, 4425

Die Verformung aus Theorie II.  Ordnung kann dann gemäß DIN EN 1992-1-1
(01.2011) in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) wie folgt bestimmt
werden:

1 l2 8, 92
e2 = K1 ⋅ ⋅ 0 = 1, 0 ⋅ 0, 011 ⋅ = 0, 087 m
r c 10

Somit ergibt sich das Gesamtbemessungsmoment dann zu:

M Ed = M Ed ,0 + N Ed ⋅ e2 = 731 kNm + 547 kN ⋅ 0, 087 m = 779 kNm


170 Kapitel 5 · Konsolen

Die Bemessung erfolgt über die Interaktionsdiagramm für Rechteckquerschnitte


nach Anhang Abb.  A.3 Hierfür wird das dimensionslose Moment und die
­dimensionslose Normalkraft benötigt:
M Ed 0, 779
µ Ed = = = 0, 27
f cd ⋅ b ⋅ h 2
22, 7 ⋅ 0, 53
N Ed −0, 547
υ Ed = = = −0,1
f cd ⋅ b ⋅ h 22, 7 ⋅ 0, 52

Mit Diagramm nach Anhang Abb. A.3 folgt der mechanische Bewehrungsgrad von
5 ωs, tot  =  0,57. Damit kann die Gesamtbewehrung aus oberer und unterer Lage be-
stimmt werden:
b⋅h 50 cm ⋅ 50 cm
As ,tot = ωs ,tot ⋅ = 0, 57 ⋅ = 74 cm 2
f yd / f cd 435 / 22, 7
As ,tot 74
As ,1 = As 2 = = = 37 ⇒ 6Ø28  37 cm 2
2 2

5.5.4  Konsole Ermittlung der Kräfte


Die Bemessung der Konsole wird in Anlehnung an (Fingerloos und Stenzel 2007) mit
dem Stabwerkmodell gemäß . Abb. 5.16 durchgeführt. Zunächst wird hierfür die

Konsole über das Verhältnis aus Lastabstand und Konsolhöhe klassifiziert:

ac 30 cm
= = 0, 67
hc 45 cm

Somit gilt die Konsole als schlanke Konsole. Als nächstes wird die horizontale Aus-
dehnung a1 des Knoten 2 bestimmt. Hierfür wird dort die aufnehmbare Druck-
spannung benötigt.

0, 75 ⋅ f cd  ac ≤ hc
fur
σ Rd , max =  ⋅σ = 0, 75⋅ f cd
0, 95 ⋅ f cd  ac > hc Rd , max
fur

Damit kann nun horizontale Ausdehnung a1 des Knoten 2 bestimmt werden:

FEd FEd 0, 5
a1 = = = = 0, 06 m = 6 cm
bc ⋅ σ Rd , max bc ⋅ 0, 75 ⋅ f cd 0, 5 ⋅ 0, 75 ⋅ 22, 7

Für die weitere Berechnung wird die Lager der Zugstrebe Ftd1 benötigt, welche sich
aus der mittleren Lage der Konsolbewehrung ergibt. Unter der Annahme einer zwei-
lagigen Konsolbewehrung aus Ø14 mit Abstand zwischen den Lagen von 20 mm und
einem außenliegenden Bügel Ø8 ergibt sich:

d1 = cnom + φBugel + φLangs + s / 2 = 3, 0 + 0, 8 + 1, 4 + 2 / 2 = 6, 2 cm


5.5 · Beispiel 1: Einseitige Konsole
171 5
Damit ergibt sich die statische Nutzhöhe der Konsole:

d = hc − d1 = 45 − 6, 2 = 38, 8 cm

Nun kann der Hebelarm a der Konsollast , welcher dem horizontalen Abstand zwi-
schen Knoten 1 und 2 entspricht, bestimmt werden:
H Ed
a = 0, 5 ⋅ a1 + ac + ∆ac = 0, 5 ⋅ a1 + ac + d1 ⋅
FEd
100
a = 0, 5 ⋅ 6 + 30 + 6, 2 ⋅ = 3 + 30 + 1, 2 = 34, 2 cm
500
Als nächster Schritt wird die Druckzonenhöhe xc am Knoten 2 bestimmt:

xc = d − d 2 − 2a1 ⋅ a = 38, 8 − 38, 82 − 2 ⋅ 6 ⋅ 34, 2 = 5, 7 cm

Über die Druckzonenhöhe xc am folgt der innere Hebelarm der Konsolbewehrung.

zc = d − 0, 5 ⋅ xc = 38, 8 − 0, 5 ⋅ 5, 7 = 35, 9 cm

5.5.5  Konsole: Ermittlung der Bewehrung

Mit dem äußeren Hebelarm a und dem inneren Hebelarm z kann nun die Zugkraft
Ftd1 in der Konsole sowie der Bewehrung ermittelt werden:
a
Ftd 1 = FEd ⋅ + H Ed ≥ 0, 4 ⋅ FEd
zc

34, 2
Ftd1 = 500 ⋅ + 100 = 576 kN ≥ 0, 4 ⋅ 500 = 200 kN
35, 9
Ftd 1 576 kN
As1
= = = 13, 2 cm 2
f yd 43, 5 kN / cm 2

Gewählt: 4 Schlaufen und 1 Bügel Ø14

⇒ As ,erf = 2 ⋅ ( 4 + 1) ⋅1, 5 cm 2 = 15 cm 2

Die erforderliche Querzug- bzw. Spaltzugbewehrung ergibt sich in Abhängigkeit der


Schlankheit der Konsole (ac/hc) zu:

 0, 3 ⋅ As1 
fur ac < 0, 5 ⋅ hc

   a 
Asw,3 = 0, 3 ⋅ As1 ⋅  2 −  2 ⋅ c  0, 5 ⋅ hc ≤ ac < hc
  fur

   hc 
  ac > hc
 0 fur

Asw,3 = 0, 3 ⋅13, 2 ⋅ ( 2 − ( 2 ⋅ 0,67 ) ) = 2, 6 cm 2


172 Kapitel 5 · Konsolen

Die erforderliche Hochhängebewehrung ergibt sich in Abhängigkeit der Schlank-


heit der Konsole (ac/hc) zu:

 0 
fur ac < 0, 5 ⋅ hc

  a 
Asw, 2 =  As1 ⋅  2 ⋅ c − 1 fur
 0, 5 ⋅ hc ≤ ac < hc
  hc 
 As1  ac > hc
 fur
Asw, 2 = 13, 2 ⋅ ( 2 ⋅ 0,67 − 1) = 4, 5 cm 2

5
5.5.6  Konsole: Nachweis Druckstrebe

Der Nachweis der Druckstrebe erfolgt wie beim Querkraftnachweis. Dafür wird der
Druckstrebenwinkel benötigt:

a 34, 2
cot θ = = = 0, 95 ⇒ θ = 47, 2°
zc 35, 9

Somit erfolgt der Nachweis Druckstrebe:


bW ⋅ z ⋅ v1 ⋅ f cd 0, 5 ⋅ 0, 359 ⋅ 0, 7 ⋅ 22, 7
VRd , max = = = 1, 43 MN
cot θ + tan θ 0, 95 + 1, 05
VRd ,max = 1430 kN ≥ VEd = FEd = 500 kN

5.5.7  Konsole: Verankerung im Knoten 1


Der Grundwert der Verbundspannung für C 40/50 ergibt sich unter guten Verbund-
bedingen, welche aufgrund einer liegenden Fertigung (vgl. DIN EN 1992-1-1
(01.2011) in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013)) Abschnitt an-
genommen werden, darf:

2, 5
f bd = 2, 25 ⋅η1 ⋅η2 ⋅ f ctd = 2, 25 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ = 3, 7 N / mm 2
1, 5

Nun kann der Grundwert der Verankerungslänge ermittelt werden:

φ σ sd φ As,erf f yd 1, 4 13, 2 435


lb, rqd = ⋅ = ⋅ ⋅ = ⋅ ⋅ = 0, 88 ⋅ 41 = 36 cm
4 f bd 4 As, vorh f bd 4 15 3, 7

Die Schlaufen und Bügel werden sollen mit dem Biegerollendurchmesser Dmin ≥ 4ϕ
gebogen werden. Aus diesem Grund darf der Beiwert für die Verankerungslänge
α1 = 0,7 gewählt werden, wenn die Betondeckung vor der Schlaufe größer als 3ϕ ist.
Der Bemessungswert der Verankerungslänge ergibt sich mit dem α5 = 2/3 für die di-
rekte Lagerung zu:
5.5 · Beispiel 1: Einseitige Konsole
173 5
lbd = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 4 ⋅ α 5 ⋅ lb,rqd ≥ l0,min
lbd = 0, 7 ⋅1 ⋅1 ⋅ 2 / 3 ⋅ 36 = 16, 8 cm

Der Mindestwert der Verankerungslänge ergibt sich für direkte Lagerung zu:

0, 3 ⋅ α1 ⋅ α 4 ⋅ lb, rqd 0, 3 ⋅ 0, 7 ⋅1 ⋅ 41 8, 6 cm


lb,min = max  = max  = max 
 6 , 7φ  6 , 7 ⋅ 14 9, 4 cm

Somit ist der Bemessungswert der Verankerungslänge maßgebend. Die vorhandene


Verankerung ergibt sich von der Hinterkante der Lagerplatte abzüglich der Beton-
deckung, welche aufgrund der Schlaufe 3ϕ sein muss:

lb, vorh = 15 cm + 7, 5 cm − 3 ⋅ φ − ∆ac = 15 + 7, 5 − 4, 2 − 1, 2 = 17,1 cm

Da die vorhandene Verankerungslänge von 17,1 cm größer als die erforderliche Ver-
ankerungslänge von 16,8 cm ist der Nachweis der Verankerung erbracht.

5.5.8  Konsole: Überprüfung Auflagerabmessungen

Nun werden noch die Auflagerabmessung nach DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Ver-
bindung mit DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) überprüft. Die vorhanden Lager-
abmessungen betragen:
55 Länge der Lagerplatte a1 = 15 cm
55 Abstand vor der Lagerplatte a2 = 7,5 cm
55 Breite der Lagerplatte b1 = 40 cm

Die Lagerpressung und der Ausnutzungsgrad der Betondruckfestigkeit ergeben sich


zu:
FEd 0, 5MN
σ Ed = = = 8, 3 MN / m 2
b1 ⋅ a1 0, 4 ⋅ 0,15
σ Ed 8, 3
= = 0, 36
f cd 22, 7

Da der Ausnutzungsgrad kleiner als 0,85 ist die Lagerpressung zulässig und es muss
ein Lager mit einer Festigkeit fRd ≥ 8,3 MN/m2 gewählt werden. Hier kann z. B. ein
Elastomerlager nach Z-16.32-474 (14.06.2016) mit der Festigkeit fRd = 14 MN/m2 ge-
wählt werden. Aufgrund des Ausnutzungsgrad der Betondruckfestigkeit zwischen
0,15 und 0,4 ergeben sich die weiteren Mindestwerte der Abmessung nach DIN EN
1992-1-1 Tab. 10.2, 10.3, 10.4, und 10.5 zu:
a1 = 15 cm ≥ a1,min = 11 cm

a2 = 7, 5 cm ≥ a2,min + ∆a2 = 1, 5 + 3 = 4, 5 cm
174 Kapitel 5 · Konsolen

5.5.9  Konsole: Nachweis Druck-Zug Knoten 1

Für den Nachweis des Druck-Zug Knoten 1 wird zunächst die die Druckkraft in der
Druckstrebe ermittelt

FEd 500
Fcd 2 = = = 681 kN
sin θ sin 47, 2°

Die Druckspannungen am Knoten müssen kleiner sein als die zulässigen Druck-
spannungen für eine Zug-Druck Knoten.
5
Fcd 2
σ cd 2 = ≤ σ Rd ,max = 0, 75 ⋅ f cd = 0, 75 ⋅ 22, 7 = 17 MN / m 2
bc ·a2

Die Länge des Zug-Druck Knotens ergibt sich über die Lasteinleitung und die Aus-
breitung in die Zugstrebe und den Winkel der Druckstrebe zu:

a2 = ( a1 + u·cot θ ) ⋅ sin θ

Die Länge der Lasteinleitung ergibt sich zu:

 aL1 = 15 cm
a1 = min  = 15 cm
lb,vorh = 17,1cm

Die Ausbreitung in die Zugstrebe ergibt sich gemäß . Abb. 5.18 zu:  

u = 20 mm + 2 ⋅14 mm = 48 mm = 4, 8 cm

Damit kann die Länge des Zug-Druck Knotens bestimmt werden:

a2 = ( a1 + u ⋅ cot θ )·sin θ = (15 + 4,8 ⋅ cot 47,2° ) ⋅ sin 47, 2° = 14, 3 cm

Über die Länge und die Breite der Druckstrebe kann die Druckspannung ermittelt
werden und der Nachweis geführt werden:

Fcd 2 0, 696
σ cd 2 = = = 9, 9 MN / m 2 ≤ σ Rd , max = 17 MN / m ²
bc ·a2 0, 5·0,14
5.5 · Beispiel 1: Einseitige Konsole
175 5
5.5.10  Übergreifung Stützenbewehrung – Längsbewehrung

Als letztes muss noch die Übergreifungslänge zwischen Konsolbewehrung und


Stützenlängsbewehrung ermittelt werden. Hierfür wird zunächst die Übergreifung
für den Durchmesser 14 ermittelt. Hierfür wurde bereits der Grundwert der Ver-
ankerungslänge in 7 Abschn.  5.5.7 ermittelt. Damit kann die Übergreifungslänge

sowie der Mindestwert der Übergreifungslänge bestimmt werden:


l0;14 = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 5 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd ≥ l0, min

l0;14 = 1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 4 ⋅ 36 = 50, 4 cm

0, 3 ⋅ α1 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd 0, 3 ⋅1 ⋅1, 4 ⋅ 41 17 cm


  
l0,min;14 = max  15φ = max  15 ⋅14 = max  21cm
 200 mm  20 cm 20 cm
  

Da jedoch keine zwei gleichen Durchmesser gestoßen werden muss auch die Über-
greifungslänge für den Durchmesser der Stützbewehrung Ø28mm ermittelt werden.
Der Grundwert der Verankerungslänge c ergibt sich zu:

φ As,erf f yd 2, 8 13, 2 435


lb, rqd ;28 = ⋅ ⋅ = ⋅ ⋅ = 0, 53 ⋅ 82, 3 = 43, 6 cm
4 As, vorh f bd 4 4·6,15 3, 7

Damit kann die Übergreifungslänge sowie der Mindestwert der Übergreifungslänge


bestimmt werden:
l0;28 = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 5 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd ≥ l0,min

l0;28 = 1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ 2, 0 ⋅ 43, 6 = 87 cm

0, 3 ⋅ α1 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd 0, 3 ⋅1 ⋅ 2, 0 ⋅ 82 49 cm


  
l0,min;28 = max  15φ = max  15 ⋅ 28 = max 42 cm
 200 mm  20 cm 20 cm
  

Somit muss mindestens eine Übergreifungslänge von 87 cm verwendet werden.

5.5.11  Bewehrungsführung

Die Bewehrung der Stütze ist in . Abb. 5.24 und die Bewehrung der Konsole ist in

. Abb. 5.25 dargestellt.

176 Kapitel 5 · Konsolen

Bewehrung Stütze Querschnitt Stütze

1 4 ø 10 -15 1 3 ø 10 -30
1 ø 28 3 2 ø 28
3 1 ø 28

2 4 ø 28

2 4 ø 28
ø8 4

2 ø 28
1 ø 28 3 3 1 ø 28
ø 10 1 2 ø 28

1 11 ø 10 -30
44
511

13
4 18 ø 8 -30
3 ø 28

44
320

ø 28 3
2 10 ø 28 L=511cm

ø 28 2
3 4 ø 28 L=320cm

1 22 ø 10 L=202cm

11
1 4 ø 10 -15

4 18 ø 8 L=66cm
2 ø 28

44
11
..      Abb. 5.24  Bewehrung Kragstütze

QS Konsolbalken Bewehrung Konsole Konsole - Draufsicht


5 3 ø 10 -10

8 ø8 7 ø 14 10 1 ø 14 7 2 ø 14
6 ø 14

6 2 ø 14
39 8 4 ø 8 -10
10

8 4 ø 8 -10
38

36
87 cm
L=384 12
8 4 ø 8 L=175cm 14
1ø 1c
m
10 =2 87
Konsole - Längsschnitt D br
12
2 4 ø 28

87

6 2 ø 14 L=366cm

Dbr=21cm 84
90
7 2 ø 14 L=353cm

Dbr=21cm
87

5 3 ø 10 L=290cm
43

89.
13

..      Abb. 5.25  Bewehrung Konsole


5.6 · Beispiel 2: Doppelte Konsole
177 5
5.6  Beispiel 2: Doppelte Konsole

5.6.1  Allgemeines und Geometrie

Die in . Abb. 5.26 dargestellten Konsolen sollen als Teil einer Parkhausstütze be-

messen werden. Bei dem Bauteil handelt es sich um ein Fertigteil. Um das Fertigteil
möglichst schnell ausschalen zu können, wird ein Beton C40/50 gewählt.
Zur Erfassung rechnerisch nicht berücksichtigter Zwangseinwirkungen (Schwin-
den der Bauteile oder Temperatur) soll eine zusätzlichen Horizontallast möglichst
ungünstig angesetzt werden.
Die nachfolgende Bemessung ist an einzelnen Stellen an ein Beispiel in (Zilch und
Curbach 2001) angelehnt.

5.6.2  Schnittgrößen
5.6.2.1  Allgemeines
Untersucht wird im Folgenden lediglich der für die Verankerung der Bewehrung in
der Stütze maßgebende Lastfall Fr, d, max, Fl, d, max, das heißt die maximale Last auf der
rechten und die minimale Last auf der linken Konsole. Zur Vereinfachung und zur

Ansicht Konsole
Belastung je Konsole:
Ständige Last:
FEd,l FEd,r Gk =200 kN
30

HEd,r
Minimale Verkehrslast
Qk,min =-20 kN (Zug)
Elastomerlager
20

150x300mm Maximale Verkehrslast


Qk,max =190 kN (Druck)
20

Baustoffe:
C40/50 XC3; XD3; XF2
B500 A
Lagerabmessung:
40 50 40 150x300mm

Draufsicht
75
30
45
75

10 15 15 15 15 10
40 50 40

..      Abb. 5.26  Zu bemessende Konsole


178 Kapitel 5 · Konsolen

Vermeidung von Verwechslungen wird die Bewehrung in den beiden Konsolen sym-
metrisch ausgeführt. Eine gesonderte Untersuchung der maximalen Last auf der lin-
ken Konsole kann daher entfallen.
Zur Abdeckung der nicht berücksichtigter Zwangseinwirkungen wird gemäß
DAfStb Heft 600 (DAfStb 2020) wird HEd = 0,2 · FEd angesetzt.

5.6.2.2 Auflagerkräfte Konsole


Als Auflagerkräfte der links und rechts angeschlossenen Unterzüge ergeben sich die
folgenden Werte:
55 Eigengewicht inkl. Ausbaulast Fg, r, k = 200 kN
55 Verkehrslast Fq, r, k, max = 190 kN
5
Linke Konsole
55 Eigengewicht inkl. Ausbaulast Fg, l, k = 200 kN
55 Verkehrslast Fq, l, k, min =  − 20 kN

Bemessungswerte der Einwirkungen im GZT:


Für Einwirkungskombination im Grenzzustand der Tragfähigkeit ergibt sich:
Fd = γ g ⋅ Gk + γ q ⋅ Qk

Frd ,max = 1, 35 ⋅ 200 + 1, 5 ⋅190 = 555 kN

Fld ,min = 1, 0 ⋅ 200 − 1, 5 ⋅ 20 = 170 kN

H Ed , r = 0, 2 ⋅ 555 = 111 kN

Zusammenfassend ergeben sich die Einwirkungen auf die Konsole gemäß . Tab. 5.4

Aufgrund der Horizontalkraft hat die Lastresultierende folgende Neigung:

 H Ed , r   111 
α = arctan   = arctan   = 11°
F  555 
 Ed , r 

.       Tab. 5.4  Einwirkungen auf die Konsole

Linke Konsole Rechte Konsole

FEd, l = 170 kN FEd, r = 555 kN


HEd, l = 0 kN HEd, r = 111 kN
5.6 · Beispiel 2: Doppelte Konsole
179 5
5.6.2.3 Schnittgrößen unterhalb der Konsole
Im Schnitt unmittelbar unterhalb des Stützenkopfes ergeben sich für die angegebenen
Lasten die folgenden Schnittgrößen:
N Ed = − ( FEd , r + FEd ,l ) = − (170 + 555 ) = −725 kN

M Ed = ( − FEd ,l + FEd , r ) ⋅ ( 0,25 + 0,15 + 0,075 ) + H Ed , r ⋅ 0, 4 =

M Ed = ( −170 + 555 ) ⋅ 0, 475 + 111 ⋅ 0, 4 = 227, 3 kNm


VEd H=
= Ed , r 111 kN

5.6.3  Randbedingungen
5.6.3.1  Betonfestigkeit
Der Bemessungswert der einachsigen Druckfestigkeit im Grenzzustand der Trag-
fähigkeit ergibt sich zu:

f ck 40 N
f cd = α cc ⋅ = 0, 85 ⋅ = 25, 2
γc 1, 35 mm 2

Da es sich um ein Fertigteil handelt, wird der verminderte Teilsicherheitsbeiwert


γC = 1,35 gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/
NA (04.2013) Anhang A2.3 (1) NDP angesetzt. Dies ist jedoch nur bei Fertigteilen
möglich, die einer entsprechenden Überwachung und Kontrolle der Betondruck-
festigkeit unterliegen, wovon hier ausgegangen wird.

5.6.3.2 Betondeckung
Die Mindestbetondeckung für die Umweltklasse XD 3 beträgt 40 mm:

 cmin, b = φ
cmin ≥ 
cmin,dur = 40 mm

Der Wert cmin, dur dürfte um 5 mm abgemindert werden, wenn die Betonfestigkeit min-
destens zwei Klassen über der Mindestfestigkeit von C35/45 liegt, was hier jedoch
nicht der Fall ist. Das Vorhaltemaß beträgt:

∆cdev = 15 mm

Aufgrund einer ständigen Überwachung der Herstellung im Werk wird das Vorhalte-
maß gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit DIN EN 1992-­1-­1/NA
(04.2013) NA 10.4 (1) um 5 mm abgemindert. Das Nennmaß der Betondeckung er-
gibt sich somit zu:

cnom = cmin + ∆cdev − 5 mm = 40 + 15 − 5 = 50 mm


180 Kapitel 5 · Konsolen

5.6.3.3 Kategorisierung
Aufgrund des Verhältnisses zwischen Lastabstand und Konsolenhöhe (Verhältnis
ac/hc) ist die Konsole als schlank einzuordnen

15
15 +
ac 2 = 0, 5625 ⇒ schlanke Konsole
=
hc 20 + 20

5.6.4  Bemessung der Stütze unterhalb der Konsole


5
Unter der Annahme einer in der Stütze vorhandenen Längsbewehrung ϕs, l = 20 mm
und einer Bügelbewehrung ϕs, w = 10 mm errechnet sich die Lage der Längsbewehrung:

φs ,1 0, 02
d1, stutze = cnom + φs , w + = 0, 05 + 0, 01 + = 0, 07 m
2 2
Mit der Lage der Längsbewehrung kann nun das auf die Bewehrung bezogene Biege-
moment berechnet werden:
ys1 = 0, 5 ⋅ hStutze − d1, Stutze = 0, 5 ⋅ 0, 5 − 0, 07 = 0,18 m

M Eds = M Ed − N Ed ⋅ ys1 = 227, 3 − ( −725 ) ⋅ 0,13 = 322 kNm

Damit lässt sich das bezogene Moment bestimmen:

M Eds 0, 322
µ Eds = = = 0,154
b·d · f cd 0, 45 ⋅ ( 0,5 − 0,07 )2 ⋅ 25, 2
2

Über die Bemessungstafeln mit dimensionslosen Beiwerten (z. B. Anhang Abb. A.1)


erhält man den mechanischen Bewehrungsgrad:

ω = 0,169

Damit kann die erforderliche Bewehrung berechnet werden:


1 1
As1 = ⋅ (ω ⋅ b ⋅ d ⋅ f cd + N Ed ) = ⋅ ( 0,169 ⋅ 0,45 ⋅ 0,43 ⋅ 25,2 − 0,725 )
σ sd 435

As1 = 2, 3 ⋅10−4 m 2 = 2, 3 cm 2

5.6.5  Wahl der Stabwerkgeometrie

Die prinzipielle Stabwerkgeometrie für den untersuchten Lastfall zeigt . Abb. 5.27.  

Die Zugstreben des Stabwerkmodells müssen hierbei nach Lage und Richtung mit
der zugehörigen Bewehrung übereinstimmen. Um auch die Verträglichkeit näherungs-
weise sicherzustellen, sollte sich das Stabwerkmodell an der Spannungsverteilung
5.6 · Beispiel 2: Doppelte Konsole
181 5
HEd,r

FEd,r
FEd,l

1,0
3 8,4
2 S3 S1 1

S4 S6 S2 z2
S5
4
5 S7
1,7
S10 S9
S8

c2

17,5 22,5 7,0 22,5 17,5


b4,2

..      Abb. 5.27  Stabwerkmodell für die Konsole

nach der linearen Elastizitätstheorie orientieren. Insbesondere die Lage und Rich-
tung wichtiger Druckstreben sollte dadurch bestimmt werden.
Folgt man diesen Grundsätzen, so liegen die Knoten 1 und 2 durch die Position
der Lager und der Konsolbewehrung sowie durch die Neigung der Resultierenden
von FEd, r und HEd, r fest (Annahme: Schlaufen Ø14, zweilagig mit lichtem Abstand
20 mm):
a 2
d1 = cnom + ∅ w + ∅ s + = 5 + 1 + 1, 4 + = 8, 4 cm
2 2
d = hc − d1 = 40 − 8, 4 = 31, 6 cm
15
ac = 15 + = 22, 5 cm
2
Die Lage der Knoten 3 und 5 ergibt sich aus der vorhandenen Bewehrung in der
Stütze.
d1, Stutze = 7 cm

d Stutze = hStutze − d1, Stutze = 50 − 7 = 43 cm

Die Lage des Knotens 4 wird durch die Lage der Druckstrebe S9 am Übergang zum
ungestörten Bereich der Stütze bestimmt. Die Abmessungen des Druckspannungs-
feldes sollten dabei nicht größer gewählt werden, als sie sich bei Annahme einer linea-
ren Dehnungsverteilung ergeben würden. Die Lage der Druckstrebe S9 sollte folglich
mit der Lage der Druckspannungsresultierenden FEd bei Annahme einer ebenen
Dehnungsverteilung übereinstimmen. Daher kann die Breite des Knotens 4 und
damit die Anordnung der Druckstrebe S9 durch eine Bemessung für Biegung mit
Längskraft im Schnitt unmittelbar unterhalb des Stützenkopfes ermittelt werden.
182 Kapitel 5 · Konsolen

Im Folgenden wird die Bemessung unter Verwendung des Spannungsblocks als


idealisierte Spannungs-Dehnungs-Linie des Betons durchgeführt. Die sich daraus er-
gebende, konstante Druckspannungsverteilung korrespondiert mit der Bemessung
von konzentrierten Knoten eines Stabwerkmodells.
Da gemäß (Fingerloos und Stenzel 2007) die Druckstrebe möglicherweise parallel
zu den Rissen (ac ≤ 1,0 hc) ist, wird die Druckspannung wie folgt begrenzt.

N
σ Rd , max = 0, 75 ⋅ f cd = 0, 75 ⋅ 25, 2 = 18, 9
mm 2
Aus dem Gleichgewicht der Momente, um die Stahlachse, kann man über die
5 Knotengeometrie des Knotens 4 gemäß . Abb. 5.28 die Breite b4 berechnen:  

 b 
M Eds = σ Rd ,max ⋅ b ⋅ b4 ⋅  d Stutze − 4 
 2

2 ⋅ M Eds
b4 = d Stutze − d Stutze 2 −
σ Rd ,max ⋅ b

2 ⋅ 0, 322
b4 = 0, 43 − 0, 432 − = 0,10 m = 10 cm
18, 9 ⋅ 0, 45
Die Breite b4,2 des Knotenanteils, die der Vertikalkomponente der Druckstrebenkraft
S2 zugeordnet ist, errechnet sich zu:
S 2, v FEd , r 0, 555
b4, 2 = = = = 0, 065 m
σ Rd , max ⋅ b σ Rd , max ⋅ b 0, 45 ⋅18, 9
b4,6 = b4 − b4, 2 = 0,1 − 0, 065 = 0, 035 m

c2
S6 c6

c0 S2
a2
6
a

S7
h4=a7

c7
c9

S9,6 S9,2
b4,6 b4,2
S9
b4

..      Abb. 5.28  Knoten 4 des Beispiel 2. (Druckknoten)


5.6 · Beispiel 2: Doppelte Konsole
183 5
Um Lage und Neigung der Druckstreben S2 und S6 angeben zu können muss die
Höhe h4 des Knotens 4 bekannt sein. Die Höhe ist zunächst frei wählbar, beeinflusst
allerdings die Hebelarme bzw. Druckstrebenwinkel und damit die Kräfteverteilung
im Stabwerkmodell. Prinzipiell muss die Höhe so festgelegt werden, dass die Beton-
druckspannung σc0 alternativ die Druckspannungen σc2, σc6 und σc7 den Wert σRd, max
nicht überschreiten.
Der Abstand zwischen Last und Druckstrebe der Stütze:
H Ed
c2 = 0, 5 ⋅ b4, 2 + ac + ∆ac = 0, 5 ⋅ a1 + ac + d1 ⋅
FEd
111
c2 = 0, 5 ⋅ 6, 5 + 22, 5 + 8, 4 ⋅ = 27, 4
555
Nun kann die Druckzonenhöhe h4 am Knoten 4 bestimmt werden:

h4 = d − d 2 − 2 ⋅ b4, 2 ⋅ c2 = 31, 6 − 31, 62 − 2 ⋅ 6, 5 ⋅ 27, 4 = 6, 26 cm

Mit der Druckzonenhöhe h4 ist es nun auch möglich den inneren Hebelarm zu be-
stimmen:

z2 = d − 0, 5 ⋅ h4 = 31, 6 − 0, 5 ⋅ 6, 26 = 28, 5 cm

Mit der gewählten Höhe des Druckknotens errechnet sich der Druckstrebenwinkel
und die Druckstrebenkraft zu:
z2 0, 285
tan θ 2 = = ⇒ θ 2 = 46,1°
c2 0, 274
⇒ S2 h = cot 46,1° ⋅ S 2V = 0, 96 ⋅ 555 = 533, 6 kN
Mit der bekannten Strebenkraft lässt sich die Druckspannung σc0 berechnen:

S 2, h 0, 5336 N N
σ c0 = = = 18, 9 = σ Rd , max = 18, 9
b ⋅ h4 0, 45 ⋅ 0, 0626 mm 2
mm 2

Die Nachweise σc2 ≤ σRd, max, σc6 ≤ σRd, max und σc7 ≤ σRd, maxsind damit auf Grund der
gewählten Knotenausbildung automatisch erfüllt.
Die Geometrie des Stabwerkmodells ist mit den angegebenen Parametern voll-
ständig festgelegt. Für die weiteren wesentlichen Abmessungen und Druckstreben-
winkel folgt:
b4,6 0, 035
c6 = d stutze − b4, 2 − = 0, 43 − 0, 065 − = 0, 3475 m
2 2
z=
6 z=
2 0, 285 m
z6 0, 285
tan θ 6 = = ⇒ θ 6 = 39, 3°
c6 0, 3475

c4 ≈ ac + d1, stutze = 0, 225 + 0, 07 = 0, 295 m


184 Kapitel 5 · Konsolen

z=
4 z=
2 0, 285 m
z4 0, 285
tan θ 4 = = ⇒ θ 4 = 44, 0°
c4 0, 295

5.6.6  Ermittlung der Strebenkräfte

Aus dem Stabwerkmodell ermitteln sich die einzelnen Strebenkräfte über die Gleich-
gewichtsbedingungen an jedem Knoten.
5 Die Druckstrebe S2 ergibt sich zu:
S2v = FEd , r = −555 kN

S2 h = cot 46,1° ⋅ S2V = 0, 96 ⋅ 555 = 534 kN


S2 = S2v 2 + S2 h 2 = 5552 + 533, 62 = −770 kN

Die Zugstrebe S1 ergibt sich zu:


∑ M 4 = 0 ⇒ FEd ,r ⋅ c2 + H Ed ,r ⋅ z2 − S1 ⋅ z2

c2 0, 274
S1 = FEd , r ⋅ + H Ed , r = 555 ⋅ + 111 kN = 645 kN
z2 0, 285

Die Druckstrebe S4 ergibt sich zu:


S4v = FEd ,l = −170 kN

S4 h = S4v ⋅ cot θ 4 = −170 ⋅ cot 44° = −176 kN


S4v −176
S4 = = = −253 kN
sin θ 4 sin 44°

Die Zugstrebe S3 ergibt sich zu:

S3 = − S4 h = 176 kN

Die Druckstebe S6 ergibt sich zu:


S6 h = S3 − S1 = 176 − 645 = −469 kN

S6v = S6 h ⋅ tan θ 6 = −469 ⋅ tan 39, 3° = 384 kN


S6 h −469
S6 = = = −606 kN
cos θ 4 cos 39, 3°

Die Zugstrebe S5 ergibt sich zu:

S5 = − S6 h = 512 kN

Die Druckstebe S7 ergibt sich zu:


5.6 · Beispiel 2: Doppelte Konsole
185 5
S7 = S2 h − S6 h = −534 − ( −469 ) = −65 kN

Die Zugstrebe S8 sowie die Druckstreben S9 und S10 im Bereich unterhalb des
Stützenkopfes werden durch die Bemessung für Biegung mit Normalkraft bzw. durch
die Bemessung für Querkraft erfasst. Die Horizontalkomponente der Druckstrebe
S10 muss dabei der Querkraft im Schnitt unterhalb des Stützenkopfes entsprechen.

S10 h = S4 h − S7 = −176 − ( −65 ) ≈ −111 kN = VEd

5.6.7  Nachweis der Druckspannungen in den Knoten

5.6.7.1  Knoten 1
Die Geometrie des Knotens 1 ergibt sich gemäß . Abb. 5.18. Für den Knoten sind

die folgenden Nachweise zu führen:


55 σL ≤ σRd, max (Lagerpressung)
55 σc2 ≤ σRd, max
55 Verankerung der Bewehrung

Die Abmessungen ergeben sich wie folgt:


a1 = 2 ⋅ d1 = 2 ⋅ 0, 084 = 0,168 m
a2 = ( a1 ⋅ cot θ 2 + aL + a1 ⋅ tan α ) ⋅ sin θ 2 =

a2 = ( 0,168 ⋅ cot 46,1° + 0,15 + 0,168 ⋅ tan 11° ) ⋅ sin 46,1°


a2 = 0, 248

Der Nachweis der Auflagerpressung lautet wie folgt:


FEd , r 0, 555 N
σL = = = 12, 3
aL ⋅ bL 0,15 ⋅ 0, 30 mm 2
N
σ L < σ Rd , max = 0, 75 ⋅ f cd = 0, 75 ⋅ 25, 2 = 18, 9
mm 2
Für den Nachweis der Druckspannungen wird auf einen Ansatz einer größeren
Breite der Druckstrebe aus der Aufweitung ausgehend vom Lager verzichtet:
S2 0, 777 N
σ c2 = = = 10, 3
a2 ⋅ bL 0, 248 ⋅ 0, 30 mm 2
N
σ c 2 < σ Rd , max = 18, 9
mm 2
Der Nachweis der Verankerung der Bewehrung erfolgt in 7 Abschn. 5.6.10.  

5.6.7.2 Knoten 2
Der Nachweis der Druckspannungen sowie der Verankerung der Bewehrung wird
gegenüber dem Nachweis des Knotens 1 nicht maßgebend, da FEd, l ≤ FEd, r
186 Kapitel 5 · Konsolen

5.6.7.3 Knoten 3
Der Nachweis von Knoten 4 (Umlenkung der Bewehrung) erfolgt durch die Ein-
haltung des Mindestwert des Biegerollendurchmessers in 7 Abschn. 5.6.11.  

5.6.7.4 Knoten 4
Der Nachweis des Knotens 4 wurde bereits bei der Ermittlung der Stabwerksgeo-
metrie erbracht.

5.6.7.5 Knoten 5
Der Nachweis von Knoten 5 ist auf Grund der asymmetrischen Lastanordnung mit
5 FEd, l ≤ FEd, r.nicht maßgebend.

5.6.8  Nachweis der Druckstrebe S2

Werden die Knoten eines Stabwerks bemessen ist ein gesonderter Nachweis der
Druckstreben, die sich konzentrierten Knoten hin stark einschnüren, in der Regel
nicht mehr erforderlich. Der Nachweis der maßgebenden Druckstrebe S2 kann aber
analog zum Druckstrebennachweis bei der Querkraftbemessung erfolgen:

VRd , max ≥ FEd , r

Die Tragfähigkeit der Druckstrebe ergibt sich nach DIN EN 1992-1-1 7 Abschn. 6.2.3

zu:

b ⋅ z2 ⋅ν 1 ⋅ f cd 0, 45 ⋅ 0, 285 ⋅ 0, 75 ⋅ 25, 2
VRd , max = =
cot θ 2 + tan θ 2 cot 46,1 + tan 46,1

Damit kann der Nachweis wie folgt geführt werden

VRd , max = 1, 2 MN > FEd , r = 0, 55 MN

5.6.9  Ermittlung der Bewehrung

Für die Zugstrebe S1 ergibt sich mit fyd = fyk/γs = 500/1,15 = 435 N/mm² die erforder-


liche Bewehrung:

S1 645
As1
= = = 14, 8 cm 2
f yd 43, 5

gewählt: 4 Schlaufen Ø 16 mm (As = 16 cm²)


Die Zugstrebe S3 ist nicht maßgebend bei einer vorher so festgelegen sym-
metrischen Bewehrungsführung. Die Bewehrung der Zugstrebe S5 ergibt sich zu:

S5 512
A
=s5 = = 11, 7 cm 2
f yd 43, 5
5.6 · Beispiel 2: Doppelte Konsole
187 5
gewählt: 4 Ø 20 mm (As = 12,3 cm²)
Die Zugstrebe S8 ist bereits die durch die Stützenbemessung erfasst.
Nun muss noch die Bügelbewehrung, welche sich aus Querzug- und
­Hochhängebewehrung ergibt, ermittelt werden. Die erforderliche Querzug- bzw.
Spaltzugbewehrung ergibt sich in Abhängigkeit der Schlankheit der Konsole (ac/hc)
zu:

 0, 3 ⋅ As1 
fur ac < 0, 5 ⋅ hc

   a 
Asw,3 = 0, 3 ⋅ As1 ⋅  2 −  2 ⋅ c  0, 5 ⋅ hc ≤ ac < hc
  fur

   hc 
  ac > hc
 0 fur
Asw,3 = 0, 3 ⋅14, 8 ⋅ ( 2 − ( 2 ⋅ 0,5625 ) ) = 3, 9 cm 2

Die erforderliche Hochhängebewehrung ergibt sich in Abhängigkeit der Schlankheit


der Konsole (ac/hc) zu:

 0 
fur ac < 0, 5 ⋅ hc

  a 
Asw,2 =  As1 ⋅  2 ⋅ c − 1 fur
 0, 5 ⋅ hc ≤ ac < hc
  hc 
 As1  ac > hc
 fur
Asw,2 = 14, 8 ⋅ ( 2 ⋅ 0,5625 − 1) = 3, 7 cm 2

5.6.10  Verankerung der Bewehrung


5.6.10.1  Grundwert
Der Grundwert der Verbundspannung für C 40/50 ergibt sich zu:

2, 5 N
fbd = 2, 25 ⋅ f ctd = 2, 25 ⋅ = 4,17
1, 35 mm 2

Da die Fertigteilstützen liegend gefertigt werden und somit höher als 300 mm sind,
dürfte nur mäßiger Verbund angenommen werden. Bei einer Verdichtung mit Außen-
rüttlern dürfen für stabförmige Bauteile jedoch für Querschnittsabmessungen bis
500 mm gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit DIN EN 1992-­1-­1/
NA (04.2013) 7 Abschn. 8.4.2 NCI zu (2) gute Verbundbedingungen angenommen

werden: Hiervon wird im Folgenden ausgegangen.

5.6.10.2 Verankerung der Schlaufen unter der Last:


Somit ergibt sich Grundmaß der Verankerungslänge für die Schlaufen:

φs σ sd φs f yd As ,erf
lb,req = ⋅ = ⋅ ⋅
4 fbd 4 fbd As ,vorh
188 Kapitel 5 · Konsolen

16 435 14, 8
lb,req = ⋅ ⋅ = 417 ⋅ 0, 925 = 386 mm
4 4,17 16
Wegen der geringen vorhandenen Verankerungslänge werden die Schlaufen mit gro-
ßen Biegerollendurchmesser ausgebildet Eine Mindestbetondeckung von 3 · ϕ bzw.
50 mm ist dabei sichergestellt.

cnom, schlaufe = cnom + φsw = 50 + 10 = 60 mm ≥ 50 mm ≥ 3 ⋅ φ = 48 mm

Verankerungslänge unter dem Lager ergibts sich mit der Abminderung der Schlaufe
mit großen Biegerollendruchmesser α1 = 0,5 und der vorhandenen Querpressung mit
5 dem Faktor α5 = 2/3 zu:

2
lbd = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 4 ⋅ α 5 ⋅ lb, req = 0, 5 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ ⋅ 386 = 129 mm
3

Die Mindestwerte ergeben sich zu:


lb,min = 0, 3 ⋅ α1 ⋅ α 4 ⋅ lb,rqd = 0, 3 ⋅ 0, 5 ⋅ 1, 0 ⋅ 417 = 63 mm
lb,min ≥ 6, 7 φ = 16 ⋅ 6, 7 = 160 mm

Die vorhandene Verankerungslänge beginnt am Lagerrand und ergibt sich für die
äußere Schlaufe zu

lb,vorh = 150 + 100 − 60 = 190 mm > lbd = 130 mm

5.6.10.3 Übergreifungen
Das Grundmaß der Verankerungslänge für die Stützbewehrung (ϕ = 20 mm) ergibt
sich zu:

φs f yd As ,erf 20 435 11, 7


lb,req = ⋅ ⋅ = ⋅ ⋅ = 521, 6 ⋅ 0,, 975 = 509 mm
4 fbd As ,vorh 4 4,17 12

Somit kann die Übergreifung zur Stützenbewehrung bestimmt werden:

l0 = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 5 ⋅ α 6 ⋅ lb,req = 1, 0 ⋅ 1, 0 ⋅ 1, 0 ⋅ 1, 0 ⋅ 2, 0 ⋅ 509 = 1016 mm

Zusätzlich müssen die Mindestwerte Übergreifung berücksichtigt werden:


l0,min = 0, 3 ⋅ α1 ⋅ α 6 ⋅ lb,rqd = 0, 3 ⋅1, 0 ⋅ 2, 0 ⋅ 521 = 312, 6 mm

l0,min ≥ 15φ = 15 ⋅ 20 = 300 mm


l0,min ≥ 200 mm

Dabei ist α6 der Beiwert zur Berücksichtigung des Anteils der gestoßenen Stäbe, des
Stabdurchmessers sowie der Art der Beanspruchung; α6  =  2,0  für ϕ  ≥  16  mm;
α6 = 1,4 für ϕ < 16 mm
5.6 · Beispiel 2: Doppelte Konsole
189 5
5.6.11  Biegerollendurchmesser

Für die Ermittlung des Biegerollendurchmesser der Konsolbewehrung muss zuerst


die vorhandene Betondeckung ermittelt werden:

 50 mm
cnom,l = cnom, w + φw = 50 + 10 = 60 mm > max 
3·φ = 42 mm

Der Biegerollendurchmesser der Konsolbewehrung ergibt sich somit gemäß DIN EN


1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Tab. 8.1. DE
Spalte 4 zu:

Dmin = 15 φ = 15 ⋅1, 6 = 24 cm

5.6.12  Bewehrungsführung

Die Bewehrung ist in . Abb. 5.29 dargestellt.


Draufsicht
13
ø 16 9 ø 16 9
35

ø 10 4
120
3 3 ø 10 L=336cm 13
8 ø 16 ø 16 8 3 ø 10 13
22

Ansicht
30

33
9 ø 16 8 ø 16 5 2 ø 10 L=136cm
33 13
1 2 ø 10 L=152cm
4 ø 10
26
7 8 ø 20 L=115cm
115

5 ø 10
ø 10 3 6 ø 10 33
1 ø 10 6 2 ø 10 L=144cm
ø 20 7 118
10
10

52 52
Schnitt Stütze 4 2 ø 10 L=242cm
40
79 79
9 4 ø 16 L=346cm
8 4 ø 16 L=351cm
13
35

33 28
80
80

2 ø 10 2 7 ø 10 L=176cm

..      Abb. 5.29  Bewehrung der Konsole


190 Kapitel 5 · Konsolen

Literatur
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Berlin
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betontragwerken – Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau; Deutsche
5 Fassung EN 1992-1-1:2004 + AC:2010, Berlin
DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 2:
Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken – Teil 1-1: Allgemeine
Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau; Deutsche Fassung EN 1992-1-1:2004 + AC:2010,
Berlin
Fachvereinigung Deutscher Betonfertigteilbau (FDB) e.V. (01.09.2015) Merkblatt Nr. 6  – Fachver-
einigung Deutscher Betonfertigteilbau. https://www.­fdb-­fertigteilbau.­de/fdb-­angebote/literatur-­
downloadcenter-­merkblaetter/fdb-­merkblaetter/merkblatt-­nr-­6. Zugegriffen: 05. Februar 2022
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zum Beitrag von Roeser und Hegger von Heft 5, S. 434–439: Zur Bemessung von Konsolen gemäß
DIN 1045-1 und DAfStb Heft 525. Beton- und Stahlbetonbau 100:520–527
Roeser W., Hegger J (2005) Zur Bemessung von Konsolen gemäß DIN 1045-1 und Heft 525. Beton- und
Stahlbetonbau 100:434–439
Schlaich J, Schäfer K (2001) Konstruieren im Stahlbetonbau. In: Eibl J (Hrsg) Beton Kalender 2001.
Ernst & Sohn, 311–492
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Zilch K, Curbach M (2001) Einführung in die DIN 1045-1; Anwendungsbeispiele. Ernst, Berlin
191 6

Abgesetzte Auflager
Inhaltsverzeichnis

6.1 Begriffserklärung und praktisches Vorkommen – 192

6.2 Tragmechanismus – 193


6.2.1  llgemeines – 193
A
6.2.2 Tragmodell A: Lotrechte Hochhängebewehrung – 194
6.2.3 Tragmodell B: Schräge Hochhängebewehrung – 196
6.2.4 Tragmodell C: Rückhängung einer Horizontalkraft – 196
6.2.5 Kombiniertes Modell – 197

6.3 Bemessungsansatz – 198


6.3.1  nzusetzende Belastung – 198
A
6.3.2 Geometrische Abmessungen – 198
6.3.3 Berechnung und Nachweise – 198
6.3.4 Bewehrungsführung – 202

6.4 Beispielrechnung – 202


6.4.1 S ystem, Geometrie und Lasten – 202
6.4.2 Aufteilung der Kräfte in die verschiedenen Modelle – 203
6.4.3 Ermittlung der Hebelarme – 204
6.4.4 Ermittlung der Zugkräfte und der Bewehrung – 205
6.4.5 Nachweise am Knoten 1 – 206
6.4.6 Nachweis des Knoten 4 – 208
6.4.7 Nachweis des Knoten 2 – 208
6.4.8 Nachweis des Knoten 6 – 209
6.4.9 Nachweis des Knoten 5 – 210
6.4.10 Bewehrungsführung – 211

Literatur – 212

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023
W. Finckh, Mit Stabwerkmodellen zur Bewehrungsführung, erfolgreich studieren,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40882-4_6
192 Kapitel 6 · Abgesetzte Auflager

Die in 7 Kap. 5 behandelten Konsolen werden häufig zusammen mit abgesetzten Auf-

lagern verwendet. Diese abgesetzten Auflager weißen auch im Tragverhalten, welches in


7 Abschn. 6.2 behandelt wird, starke Gemeinsamkeiten mit den Konsolen auf. Wie bei

den Konsolen wird hier in 7 Abschn.  6.3 ebenfalls ein Bemessungskonzept in Form

eines schrittweisen Vorgehens vorgestellt. Mithilfe dieses Bemessungskonzept wird in


7 Abschn. 6.4 ein Bemessungsbeispiel durchgerechnet.

Lernziele

Nach dem Lesen dieses Kapitels:


55 Haben Sie das Tragverhalten eines abgesetzten Auflagers verstanden.
6 55 Können Sie ein abgesetztes Auflager berechnen und konstruktiv richtig durch-
bilden.

6.1  Begriffserklärung und praktisches Vorkommen

Das abgesetzte Auflager, wie dies in . Abb. 6.1 dargestellt ist, stellt eine Verringerung

der Trägerhöhe im Bereich des Auflagers dar.

..      Abb. 6.1  abgesetztes Auflager. (Bildquelle: Klebl, Neumarkt)


6.2 · Tragmechanismus
193 6
6.2  Tragmechanismus

6.2.1  Allgemeines

Neben dem Anwendungsbereich weist auch der Tragmechanismus von abgesetzten


Auflagern starke Ähnlichkeiten mit dem von Konsolen auf. Vereinfacht entspricht
ein abgesetztes Auflager einer umgedrehten von unten angehängten Konsole. Somit
ist auch hier die Bemessung stark abhängig von der Schlankheitan/hn des abgesetzten
Auflagers. Ähnlich wie bei der Konsole ergibt sich die Schlankheit aus dem Verhält-
nis zwischen dem Abstand der Auflagerkraft und dem Trägersprung an zur Bauteil-
höhe des Trägers am Auflager hn. Die Bezeichnungen sind in . Abb. 6.2 verdeutlicht

und mit denen einer unten angehängten Konsole verglichen. Hierbei steht der Index
„c“ für „console“ und der Index „n“ für „nose“.
Wie bei den Konsolen stellt sich auch bei den abgesetzten Auflagern in Abhängig-
keit der Schlankheit an/hn ein unterschiedliches Tragverhalten bzw. eine unterschied-
liche Spannungsverteilung ein. Im Unterschied zu Konsolen muss aber am Endpunkt
der schrägen Druckstrebe, aus dem Querkraftfachwerkmodell, die Druckkraft über
vertikale Bewehrung zurückgehängt werden. Ähnlich der Konsole ist die Trag-
wirkung dieses Modells umso günstiger, je steiler die Druckstrebe am Auflager ver-
läuft. Das Verhältnis an/hn sollte daher so klein wie möglich gewählt werden. Dies ist
zum Beispiel auch an dem Rissbild in . Abb. 6.3 zu erkennen. Die Spannungen eines

typischen abgesetzten Auflagers sind in . Abb. 6.4 dargestellt.


Zur Beschreibung des Tragverhaltens und zur Findung einer idealen Bewehrungs-
führung eines abgesetzten Auflagers werden im Regelfall drei Trag- bzw. Stabwerk-
modelle verwendet.
55 Modell A: Lotrechte Hochhängebewehrung
55 Modell B: Schräge Hochhängebewehrung
55 Modell C: Rückhängung einer Horizontalkraft

Diese Modelle werden dann meist in Abhängigkeit der Schlankheit an/hn miteinander
kombiniert. Die Modelle sowie eine in (Fingerloos und Stenzel 2007) vorgeschlagene
Kombination sind nachfolgend erläutert.

hn hn
ac
h h
an
an
hc

..      Abb. 6.2  Gegenüberstellung der Bezeichnungen bei einem abgesetzten Auflager und einer Konsole
194 Kapitel 6 · Abgesetzte Auflager

Nase flacher Riss

hn=h/3
hn=h/2

hn=h/2
~20°

°
h

5
~4
an
an
an
ln ln ln

..      Abb. 6.3  Rissbild bei unterschiedlicher Schlankheit, in Anlehnung an. (Leonhardt und Mönnig
1977)

..      Abb. 6.4  Spannungen an einem abgesetzten Auflager

6.2.2  Tragmodell A: Lotrechte Hochhängebewehrung

Das Tragmodell A , welches in . Abb. 6.5 dargestellt ist, ist dem Modell der Konsole

sehr verwandt. Ein großer Unterschied ist jedoch, dass die schräge Druckstrebe Fcd, 1
vollständig über die Zugstrebe Ftd, 2 zurückgehängt werden muss.
Im Stabwerkmodell in . Abb. 6.5 ergibt sich die Zugstrebe Ftd, 1 am Auflager wie

bei der Konsolbewehrung über den horizontalen Abstand a und den vertikalen Ab-
stand zn zwischen Knoten 1 und 2. Dieser entspricht dem äußeren und inneren Hebel-
arm der „Nase“. Über die gleiche Winkelbeziehung ergibt sich dann auch die Druck-
strebe Fcd, 1
a
Ftd ,1 = FEd · cot θ1 = FEd · (6.1)
zn 
6.2 · Tragmechanismus
195 6
a

,1 2 F cd,2
hn z
cd
n
F

θ1 F td,1
3
z
Ftd,2
1
Ftd,3
FEd
,3 As1
cd
F

θ1 θ2
an Ftd,4
4 As4
As2 As3

..      Abb. 6.5  Stabwerkmodell und Bewehrungsführung für das Tragmodell A

FEd
Fcd ,1 = (6.2)
sin θ1 

Hierbei muss zunächst die Lage der Knoten 1 und 2 bestimmt werden. Die Lage des
Knotens 1 ergibt sich über die Betondeckung und die Bewehrungsführung analog
den Konsolen. In Anlehnung an den Druckknoten der Konsole wird beim Knoten 2
ein ähnliches Vorgehen gewählt.
!!Bei der Wahl der Geometrie ist jedoch zusätzlich zu beachten, dass dieser Knoten 2
vollständig innerhalb der erforderlichen Hochhängebewehrung der Zugstrebe Ftd, 2
liegt.

Die Zugstrebe Ftd, 2 muss die gesamte Lagerkraft hochhängen. Aus Gleichgewichts-
gründen muss die Zugstrebe Ftd, 3 wiederum ebenfalls diese Kraft aufnehmen.
F=td , 2 F=
td ,3 FEd  (6.3)
Allerdings handelt es sich beim Knoten 3 nicht um einen diskreten Knoten, wie beim
Knoten 2, sondern um einen kontinuierlichen Knoten. Aus diesem Grund darf die
Bewehrung der Zugstrebe Ftd, 3 deutlich weiter verteilt werden darf, wie dies im
. Abb. 6.5 rechts dargestellt ist. Die Zugstrebe Ftd, 4 muss aus Gleichgewichtsgründen

wieder der Zugstrebe Ftd, 1 entsprechen.

Wissensbox

Die Berechnung ist im Allgemeinen stark abhängig von der Lage des Knotens 2, wel-
che wiederum stark von der Bewehrungsführung der Hochhängebewehrung, Ftd, 2 ab-
hängt. Grundsätzlich sollte diese Hochhängebewehrung für Ftd, 2 möglichst nahe an
der Ausklinkung konzentriert werden. Dies bedeutet aber wiederum, dass die Zug-
strebe Ftd, 4 auf sehr kurzer Länge vor der Ecke verankert werden muss, was entweder
einen Verankerungskörper oder ein Verteilen der Kraft auf mehre übereinander-
liegende Schlaufen erforderlich macht. Für Letzteres muss dann ein weiteres Teil-
modell entwickelt werden.
196 Kapitel 6 · Abgesetzte Auflager

Fcd,2
hn Fcd,1
1
F td,1 z
FEd
Ftd,2
2
an
c 3 As1

..      Abb. 6.6  Stabwerkmodell und Bewehrung für eine schlanke Konsole. (Tragmodell B)

6
6.2.3  Tragmodell B: Schräge Hochhängebewehrung

Wie in . Abb. 6.3 dargestellt, entwickelt sich von der Ecke ausgehend ein mit zu-

nehmender Belastung anwachsender, nach oben schräg verlaufender Riss, welcher


letztlich dazu führt, dass der abgesetzte Teil vom restlichen Träger abgetrennt wird.
Es liegt somit nahe, dass ein alternatives Stabwerkmodell sinnvollerweise eine Zug-
streben hat, welche den Schrägriss senkrecht kreuzt. Das Tragmodell B, mit einer
schrägen Hochhängebewehrung, welches in . Abb.  6.6 dargestellt ist entspricht

einem solchen Stabwerkmodell.


Die Kraft in der Zugstrebe Ftd1 hängt maßgeblich von der Wahl des Aufbiege-
punktes (Knoten 3) ab. Je flacher die Zugstrebe ist, umso kleiner wird die Zugkraft.
FEd z
Ftd 1 = mit tan α = (6.4)
sin α c
Häufig wird die vorhandene Verankerungslänge der schrägen Bewehrung im ab-
gesetzten Teil nicht ausreichen. Abhilfe schaffen Ankerkörper am Ende des Stabes.

!!Das Modell weist eine ‚tote Ecke‘ unterhalb des Schrägstabes auf, die konstruktiv
bewehrt werden sollte. Dadurch wird das Abreißen des Betons unterhalb des Schräg-
stabes vermieden.

6.2.4  Tragmodell C: Rückhängung einer Horizontalkraft


Die Modelle A und B sind nur in der Lage vertikale Auflagerkräfte aufzunehmen.
Wie auch bei den Konsolen sollte zur Berücksichtigung behinderter Verformungen
eine zusätzlich Horizontalkraft angesetzt werden. Hier ist ebenfalls der Mindestwert
nach DAfStb Heft 600 (DAfStb 2020) von HEd ≥ 0,2 · FEd zu verwenden. Als Stab-
werkmodell zur Abtragung der Horizontalkräfte kann das Modell aus . Abb. 6.7  

verwendet werden. Dieses Modell ist nur in Kombination mit dem Modell A und B
zu verwenden, da es nicht in der Lage ist vertikale Kräfte aufzunehmen, welche bau-
praktisch jedoch immer vorkommen.
6.2 · Tragmechanismus
197 6

2 Ftd,3
zn
1 Ftd,1
z

Ftd,2
HEd
θ1 F td,4

4
..      Abb. 6.7  Stabwerkmodell und Bewehrung für eine sehr schlanke Konsole

Die Kräfte des statisch bestimmten Stabwerks können wie folgt berechnet wer-
den.
Ftd ,1 = H Ed  (6.5)

zn
Ftd ,4 = H Ed · (6.6)
z 
zn
Ftd ,2 = Ftd ,4· cot θ1 = H Ed · · cot θ1  (6.7)
z

!!Somit führt der Ansatz einer Horizontalkraft auch zu einer Vergrößerung der Bügel-
bewehrung.

6.2.5  Kombiniertes Modell

Wie bereits in den vorherigen Abschnitten beschrieben wurde, bietet die Anwendung
eines einzelnen Modells in den wenigsten Fällen eine optimale Bemessung. Aus die-
sem Grund ist es sinnvoll, die einzelnen Modelle zu kombinieren, wie es in . Abb. 6.8

gezeigt wird.
In (Fingerloos und Stenzel 2007) wird dazu ein Vorschlag gemacht die Modelle A
und B in Abhängigkeit von der Höhe der „Nase“ zu kombinieren. Je höher die
„Nase“ ist umso größer sollte der Anteil sein, welcher durch das Modell B auf-
genommen wird. Allerdings sollte immer mindestens 30 % der Kraft durch das Mo-
dell A aufgenommen werden, um eine möglichst redundante Bewehrungsführung zu
erhalten.
FEd = FEd , A + FEd , B  (6.8)

 h 
FEd , A = 1 − n  · FEd ≥ 0, 3 · FEd (6.9)
 h 

h 
FEd , B =  n  · FEd ≤ 0, 7 · FEd (6.10)
 h 

Dieses Modell wird auch in dem nachfolgenden Bemessungsansatz ­weiterverwendet.


198 Kapitel 6 · Abgesetzte Auflager

a1
a 3 xn
2 Fcd1
hn dnzn Fcd2 Ftd3 Fcd3
1 1 Ftd1 Fcd5
d1,n 4
Ftd2 z
HEd Fcd4 Ftd4
FEd
45°Ftd5
5
6 d1
an
an Modell A+C
cnom lb
~z-zn Modell B

..      Abb. 6.8  Stabwerkmodell für das abgesetzte Auflager als Kombination der Modelle A bis C

6
6.3  Bemessungsansatz

6.3.1  Anzusetzende Belastung

Wie bei den Konsolen sollte zur Berücksichtigung von behinderter Verformungen bei
den abgesetzten Auflagern auch eine zusätzliche Horizontalkraft angesetzt werden.
Hier ist ebenfalls der Mindestwert nach DAfStb Heft 600 (DAfStb 2020) von
HEd ≥ 0,2 · FEd zu verwenden.

6.3.2  Geometrische Abmessungen

Die Regelung für die geometrischen Abmessungen sind dieselben wie bei den Konso-
len in 7 Abschn. 5.4.2

6.3.3  Berechnung und Nachweise

Das im Nachfolgenden vorgestellte Bemessungskonzept basiert auf Fingerloos und


Stenzel (2007) und dem Stabwerkmodell in . Abb.  6.8. Das Bemessungsvorgehen

kann in die nachfolgende 16 Schritte unterteilt werden:


1. Zunächst wird die einwirkende Vertikalkraft auf die Modelle A und B gemäß
den Gl. (6.8) und (6.10) verteilt.
2. Im nächsten Schritt muss die statische Nutzhöhe der Nase bestimmt werden.
Dabei muss aber die Umschließung der Druckzone durch die Bügel sichergestellt
sein, sodass der Knoten unterhalb der Bügelinnenkante angenommen wird.
Deshalb wird die rechnerische statische Nutzhöhe der Nase zusätzlich um die
obere Betondeckung cnom und den Durchmesser ϕsw, 3 der Hochhängebewehrung
reduziert:
d n = hn − cnom − φsw,3 − d1n  (6.11)
6.3 · Bemessungsansatz
199 6
3. Als nächstes müssen die horizontalen Abmessungen des Druckknotens 3 (obe-
rer Druckknoten nach . Abb. 6.8) bestimmt werden. Zunächst wird die Breite

des Knotens 3 a1, cal über die vertikale Kraft FEd, A des Modell A und die Breite der
Nase bn bzw. des Trägers und der zulässigen Druckspannung am Zug-­Druck
Knoten σRd, max = 0,75 fcd bestimmt.

FEd , A FEd , A
a1,cal = = (6.12)
bn · σ Rd ,max bn · 0, 75 f cd

Da jedoch die vorhandene Verankerungslänge am Knoten 5 ebenfalls von der
Wahl des Maßes a1 abhängt macht es möglicherweise Sinn, diesen Wert etwas
größer als erforderlich zu wählen. Dieser Wert wird im Weiteren mit a1, gew be-
zeichnet.
4. Damit kann der äußere Hebelarm a der Nase bzw. der horizontale Abstand zwi-
schen dem Knoten 1 und 3 bestimmt werden.

H Ed
a = an + ∆an + 0, 5 · a1, gew + cnom = an + d1n · + 0, 5 · a1, gew + cnom
(6.13)
FEd

5. Nach dem gleichen Prinzip wie beim Druckauflager der Konsole kann nun die
Druckzonenhöhe am Knoten 3 bestimmt werden

xn = d n − d n2 − 2 · a · a1cal (6.14)

6. Die inneren Hebelarme der Nase zn und der innere Hebelarm des Trägers z an
der Stelle des Knotens 3 ergeben sich zu:
zn = d n − 0, 5 · xn  (6.15)
z = h − cnom − φsw,3 − d1 − 0, 5 · xn  (6.16)

7. Mit dem inneren Hebelarm lässt sich nun über die Kombination aus Modell A
und C die Hauptzugkraft Ftd, 1 und die zugehörige Bewehrung der Nase As1, erf
bestimmen.
a
Ftd ,1 = FEd , A · + H Ed (6.17)
zn 
Ftd ,1
As1,erf = (6.18)
f yd 

8. Die lotrechte Zugkraft Ftd, 3 mit der zugehörigen Hochhängebewehrung ergibt


sich entsprechend dem Modell A und C zu:
zn
Ftd ,3 = FEd , A + H Ed · (6.19)
z 
Ftd ,3
As 3,erf = (6.20)
f yd 
200 Kapitel 6 · Abgesetzte Auflager

9. Die Umlenkkraft Ftd, 4 ergibt sich bei einem angenommenen Druckstrebenwinkel


von 45° für den Zugkraftanteil in Ftd, 1 aus FEd (Modell A)
Ftd , 4 = Ftd ,1 − H Ed  (6.21)
Ftd , 4
As 4,erf = (6.22)
f yd 

10. Die Schrägzugkraft Ftd, 2 übernimmt dann den Anteil der Auflagerkraft aus Mo-
dell B. Hierfür ist es zweckmäßig der Winkel α der Schrägbewehrung möglichst
groß zu wählen. Bei der Konstruktion ist jedoch zu beachten, dass die Ver-
ankerungslänge am Knoten 2 ausreicht und die Betondeckung am Querschnitts-
sprung eingehalten ist.
FEd , B
6 Ftd , 2 = (6.23)
sin α 
Ftd , 2
As 2,erf = (6.24)
f yd 

11. Nachweis der Verankerung an der Bewehrung für die Hauptzugkraft Ftd, 1 der
Nase am Knoten 1. Dieser Nachweis ist sehr ähnlich dem Nachweis der Ver-
ankerung der Konsolbewehrung aus 7 Abschn.  6.3.3. Die vorhandene Ver-

ankerungslänge darf ab der Vorderkante der Lasteinleitung angenommen wer-


den. Analog zur Verankerung am Endauflager darf die erforderlich Ver-
ankerungslänge wegen der vorhandenen Querpressung hier mit dem Faktor
α5  =  2/3 gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN
1992-1-1/NA (04.2013) Tab. 8.2 abgemindert werden. Da die Verankerungslänge
im Allgemeinen recht kurz ist, muss die Bewehrung meist mit liegenden Schlau-
fen am Ende ausgebildet werden. Hier darf dann eine entsprechende Reduktion
mit Faktor α1 angenommen werden.
12. Am Druck-Zug-Knoten 1 muss nun noch die Druckspannung nachgewiesen
werden. Hierzu muss zunächst der Druckstrebenwinkel θ1 bestimmt werden.
a
cot θ1 = (6.25)
zn 
Die Druckstreben Fcd, 1 und Fcd, 2 verteilen sich auf zwei Lastpfade. Auf der siche-
ren Seite kann vereinfacht die volle Auflagerkraft FEd auf die schräge Druck-
strebe verteilt werden und es ergibt sich folgende Druckspannung:

FEd
σ cd = ≤ σ Rd ,max = 0, 75 · f cd (6.26)
bn · a2 ·sin θ1

Die Abmessungen a2 und a1 der Druckstrebe ergeben sich genauso wie am obe-
ren Konsolknoten aus 7 Abschn. 6.3.3 zu:

a2 = ( a1 + u · cot θ1 ) ·sin θ1  (6.27)


a
a1 = min  L1 (6.28)
 lbd 
6.3 · Bemessungsansatz
201 6
Das Maß u kann für unterschiedliche Bewehrungs- bzw. Verankerungsformen
nach 7 Abb. 5.18 und 5.19 bestimmt werden.

13. Der Nachweis der Verankerung vom der Hauptzugkraft Ftd, 1 der Nase am Kno-
ten 4, wobei hier keine günstige Wirkung für den Querdruck anzusetzen ist und
somit α5 = 1,0 gewählt werden muss.
14. Nachweis Verankerung der Schrägbewehrung Ftd, 2 am Knoten 2. Hier herrscht
wie am Auflager ein günstiger Querdruck und die Verankerungslänge darf mit
dem Faktor α5  =  2/3 abgemindert werden. Da die vorhandene Verankerungs-
länge insbesondere bei sehr steilem Winkel meist recht klein ist, werden hier oft
auch Schlaufen oder andere Verankerungselemente erforderlich.
15. Ermittlung der Übergreifungslänge der horizontalen Schrägbewehrung Ftd, 2 am
Knoten K6 mit der Gurtbewehrung des Trägers.
16. Beim Nachweis der Verankerung der Zugstrebe Ftd, 5 am Knoten 5 ergibt sich die
vorhanden Verankerungslänge entsprechend der Ausdehnung der Zugstrebe Ftd,
3
, welche der gewählten Breite des Druckknotens 3 a1, gew entspricht. Die Kraft in
der Zugstrebe Ftd, 5 kann vereinfacht zur Kraft in der Strebe Ftd, 1 angenommen
werden.
Oft kann mit der geringen Verankerungslänge a1, gew der Nachweis der Ver-
ankerung nicht erfüllt werden. Um die die Verankerung zu verlängern bzw. nach-
zuweisen gibt es folgende Möglichkeiten:
55 Verankerungskörper (z. B. Aufgeschweißte Stahlplatte)
55 Verkleinerung der benötigten Verankerung über Schlaufen.
55 Vergrößerung der Abmessung a1, gew, was jedoch zu einer kompletten Neu-
bemessung und zu einer Vergrößerung der Kraft Ftd, 1 und somit auch zur Kraft
Ftd, 5 führt.
55 Vergrößerung des Einleitungsbereichs der Zugstrebe Ftd, 3 über vertikale und hori-
zontale Steckbügel mit eine Detailstabwerkmodell, welches in . Abb.  6.9 dar-  

gestellt ist. Hierzu wird der Anteil der nicht im Bereich a1, gew verankert werden
kann mit der Zugstrebe Ftd, 6 hochgehängt, welche dann wieder mit der Zugstrebe
Ftd, 7 in die Zugstrebe Ftd, 3 zurückgeführt wird.

..      Abb. 6.9  Detailstabwerkmodell zu Vergrößerung des Einleitungsbereichs der Zugstrebe Ftd, 3 über
vertikale und horizontale Steckbügel
202 Kapitel 6 · Abgesetzte Auflager

6
..      Abb. 6.10  Beispielhafte Bewehrungsführung für ein abgesetztes Auflager. (Bildquelle Klebl,
Neumarkt)

6.3.4  Bewehrungsführung

Eine beispielhafte Bewehrungsführung eines abgesetzten Auflagers ist in . Abb. 6.10  

dargestellt.

Wissensbox

Bei der Bewehrung ist darauf zu achten, dass die Bügel der Hochhängebewehrung
Ftd, 3 mit der vollen Übergreifungslänge ausgebildet werden und nicht wie ein „nor-
maler Bügel“ geschlossen werden.
Die Schrägbewehrung Ftd, 2 ist mit dem großen Biegerollendurchmesser auszu-
bilden.

6.4  Beispielrechnung

6.4.1  System, Geometrie und Lasten

Das in . Abb.  6.11 dargestellte abgesetztes Auflager eines einfeldrigen Fertigteil-


balkens soll bemessen werden. Es wird von einer liegenden Fertigung ausgegangen.
Die vertikale Auflagerkraft beträgt FEd = 500 kN. Zur Berücksichtigung von Zwän-
gungen wird die Mindesthorizontalkraft nach DAfStb Heft 600 (DAfStb 2020) an-
gesetzt:

H Ed 0=
= , 2 · FEd 0, 2 · 500 = 100 kN
Das abgesetzte Auflager kann über den Randabstand der Last an = 170 mm und die
Höhe des Trägers am Auflager hn = 350 mm klassifiziert werden:
6.4 · Beispielrechnung
203 6
Detailansicht Auflager Querschnitt Auflager

155 15 95
50
Belastung
FEd =500 kN

35
35

HEd =0,2 FEd

HEd Baustoffe
FEd C40/50

45
45

6Ø20 B500 6Ø20


cnom =3,0cm
23 17
40

..      Abb. 6.11  Ausgeklinktes Auflager, welches bemessen werden soll

an 17 cm
= = 0, 48 ≤ 0, 5 ⇒ Gedrungene Konsole
hn 35 cm
Aufgrund der Längsbewehrung aus der Balkenbemessung von AsL = 6Ø20 mm und
unter der Annahme eines Bügels von ϕw = 12 mm ergibt sich der Bewehrungsabstand
der Längsbewehrung am Trägerende unten:
φl 2, 0
d1 = cnom + φw + = 3, 0 + 1, 2 + = 5, 2 cm
2 2
Damit ergibt sich die statische Nutzhöhe des Trägers zu:
d = 80 − 5, 2 = 74, 8 cm
Die Lage der Bewehrung im abgesetzten Auflager ergibt sich über die Anname einer
Längsbewehrung am Auflager von ϕl  =  14  mm und einer Bügelbewehrung von
ϕw = 10 mm zu:
φl 1, 4
d1n = cnom + φw + = 3, 0 + 1, 0 + = 4, 7 cm
2 2

6.4.2  Aufteilung der Kräfte in die verschiedenen Modelle

Die Bemessung des ausgeklinkten Auflagers wird in Anlehnung an (Fingerloos und


Stenzel 2007) mit dem Stabwerkmodell gemäß . Abb. 6.8 durchgeführt.

Zunächst wird erfolgt die Aufteilung der vertikalen Kräfte auf das Modelle A
und B.
FEd = FEd , A + FEd , B
Gemäß dem 7 Abschn. 6.3.3 ergibt sich die Kraft für das Modell mit der lotrechten

Bewehrung (Modell A) zu:


 h 
FEd , A = 1 − n  · FEd ≥ 0, 3 · FEd
 h
204 Kapitel 6 · Abgesetzte Auflager

 350 
FEd , A = 1 −  · 500 = 281kN ≥ 0, 3 · 500 = 150 kN
 800 

Die Kraft für das Modell mit der Schrägbewehrung (Modell B) ergibt sich damit zu:
hn
FEd , B = · FEd ≤ 0, 7 · FEd
h
350
FEd , B = · 500 = 219 kN ≤ 0, 7 · 500 = 350 kN
800

6 6.4.3  Ermittlung der Hebelarme

Für die Ermittlung der Hebelarme wird zunächst der Durchmesser der lotrechten
Aufhängebewehrung geschätzt:
φsw,3 = 12 mm
Aufgrund der Horizontalkraft wird die Auflagerkraft um das folgende Maß bis zum
Knoten 1 horizontal abgelenkt:

H Ed 100
∆an = d1n · = 47 · = 9, 4 mm
FEd 500

z Ermittlung Abmessungen des Druckknotens 3


Der Knoten 3 entspricht im Prinzip dem Druckauflager der Konsole. Dabei muss
aber die Umschließung der Druckzone durch die Bügel sichergestellt sein, sodass der
Knoten unterhalb der Bügelinnenkante angenommen wird. Deshalb wird die rech-
nerische statische Nutzhöhe in der Ausklinkung reduziert auf:
d n = hn − cnom − φsw,3 − d1n = 350 − 30 − 12 − 50 = 258 mm
Zunächst wird die horizontale Abmessung des Druckspannungsfeldes im Konten 3
bestimmt. Aufgrund der Zugstrebe wird als aufnehmbare Druckspannung
σRd, max = 0,75 · fcd angenommen.

FEd , A FEd , A 281


a1cal = = = = 33 mm
bn · σ Rd ,max bn · 0, 75 f cd 0, 5 · 0, 75 · 22, 7

Da nachher die Bügel der Zugstrebe Ftd3 im Konten liegen müssen wird die horizon-
tale Abmessung etwas größer gewählt:
a1gew = 40 mm
Für die Ermittlung der vertikalen Abmessung bzw. der Druckzonenhöhe des Kno-
tens 3 muss zunächst der Hebelarm der Auflagerkraft, welcher dem horizontalen Ab-
stand zwischen Knoten 1 und 3 entspricht, bestimmt werden. Hierbei muss berück-
sichtigt werden, dass die Zugstrebe Ftd3 ebenfalls eine Betondeckung erhalten soll.
6.4 · Beispielrechnung
205 6
a = an + ∆an + 0, 5 · a1, gew + cnom = 170 + 9, 4 + 0, 5 · 40 + 30 = 230 mm

Die Druckzonenhöhe des Knotens 3 kann damit über die Lösung der quadratischen
Gleichung bestimmt werden.

xn = d n − d n2 − 2 · a · a1cal = 258 − 2582 − 2 · 230 · 33 = 31, 3 mm


Somit kann der innere Hebelarm der Nase bzw. der Ausklinkung bestimmt werden:
zn = d n − 0, 5 · xn = 258 − 0, 5 · 31, 3 = 242, 4 mm
Der innere Hebelarm des Trägers ergibt sich zu:
z = h − cnom − φsw,3 − d1 − 0, 5 · xn

z = 800 − 30 − 12 − 52 − 0, 5 · 31, 3 = 690, 3 mm

6.4.4  Ermittlung der Zugkräfte und der Bewehrung

Die Zuggurtkraft Ftd, 1 ergibt sich aus dem Stabwerkmodell für den Anteil der Auf-
lagerkraft FEd, A aus Modell A über den äußeren und inneren Hebelarm sowie der ge-
samten Horizontallast HEd aus Modell C.
a 230
Ftd ,1 = FEd , A · + H Ed = 281 · + 100 = 366 kN
zn 242, 4
Ftd ,1 366
As=
1, erf = = 8, 4 cm 2
f yd 43, 5

Aufgrund der erforderlichen Bewehrung von 8,4 cm² werden 3 liegenden Schlaufen


mit Ø14 gewählt.

Gewahlt 3Schlaufen
= Ø14 ˆ 3·
= 2 ·1,5 cm 2 9 cm 2
Die Schrägzugkraft Ftd, 2 übernimmt dann den Anteil der Auflagerkraft aus Modell
B. Hierbei wird ein Winkel für die Schrägbewehrung von α = 45° gewählt.
FEd , B 219
Ftd , 2 = = = 310 kN
sin α sin 45°
Ftd , 2 310
As=
2, erf = = 7,1 cm 2
f yd 43, 5

Aufgrund der erforderlichen Bewehrung von 7,1 cm² werden 2 schräge Schlaufen mit
Ø16 gewählt.

Gewahlt 2Schlaufen
= · 2 · 2 cm 2 8 cm 2
Ø16 ˆ 2=
Die lotrechte Zugstrebe Ftd, 3 und somit die vordere Hochhängebewehrung ergibt sich
zu:
206 Kapitel 6 · Abgesetzte Auflager

zn 242, 4
Ftd ,3 = FEd , A + H Ed · = 281 + 100 · = 316 kN
z 690, 3
Ftd ,3 316
As=
3, erf = = 7, 3 cm 2
f yd 43, 5

Die erforderliche Bewehrung von 7,3 cm² soll mit zwei vierschnittigen Bügeln auf-
genommen werden. Die vierschnittigen Bügel werden aus einem Bügel Ø10 und
einem Bügel Ø12 zusammengesetzt:

ˆ 2 · 2 ·1,13 + 2 · 2 · 0,79 =7,7 cm 2


Gewahlt 2 BugelØ12 + 2 BugelØ10 =
Die Umlenkkraft Ftd, 4 ergibt sich bei einem angenommenen Druckstrebenwinkel von
6 45° für den Zugkraftanteil in Ftd, 1 aus FEd, A aus Modell A:
Ftd , 4 = Ftd ,1 − H Ed = 366 − 100 = 266 kN

Ftd , 4 266
As=
4, erf = = 6,1 cm 2
f yd 43, 5

ˆ 2 · 2 ·1,13 + 2 · 2 · 0,79 =7,7 cm 2


Gewahlt 2 BugelØ12 + 2 BugelØ10 =

Die Zugkraft Ftd, 5 ergibt sich aufgrund des angenommen Druckstrebenwinkels im


Knoten 5 von 45° zu:
F=
td ,5 F=
td 3 316 kN

6.4.5  Nachweise am Knoten 1


z Nachweis der Verankerung der Hauptzugbewehrung
Die Zuggurtkraft Ftd, 1 (3 liegenden Schlaufen mit Ø14) muss am Auflager verankert
werden. Der Grundwert der Verbundspannung für C 40/50 ergibt sich unter guten
Verbunddingen:
2, 5
f bd = 2, 25 ·η1 ·η2 · f ctd = 2, 25 ·1, 0 ·1, 0 · = 3, 7 N / mm 2
1, 5
Nun kann der Grundwert der Verankerungslänge ermittelt werden:

φ σ sd φ As,erf f yd 1, 4 8, 4 435
lb,rqd = · = · · = · · = 0, 93 · 41 = 38 cm
4 f bd 4 As,vorh f bd 4 9 3, 7

Die Schlaufen und Bügel werden sollen mit dem Biegerollendurchmesser Dmin ≥ 4ϕ
gebogen werden. Aus diesem Grund darf der Beiwert für die Verankerungslänge
α1 = 0,7 gewählt werden, wenn die Betondeckung vor der Schlaufe größer als 3ϕ ist.
Der Bemessungswert der Verankerungslänge ergibt sich mit dem α5 = 2/3 für die di-
rekte Lagerung zu:
lbd = α1 · α 3 · α 4 · α 5 · lb,rqd ≥ l0,min
6.4 · Beispielrechnung
207 6
=lbd 0=
, 7 ·1 ·1 · 2 / 3 · 38 17, 7 cm

Der Mindestwert der Verankerungslänger ergibt sich für direkte Lagerung zu:

0, 3 · α1 · α 4 · lb,rqd 0, 3 · 0, 7 ·1 · 41 8, 6 cm


lb,min = max  = max  = max 
 6, 7φ  6, 7 ·14 9, 4 cm
Somit ist der Bemessungswert der Verankerungslänge maßgebend. Die vorhandene
Verankerung ergibt sich von der Hinterkante der Lagerplatte abzüglich der Beton-
deckung, welche aufgrund der Schlaufe 3ϕ sein muss:

lb,vorh = 15 cm + 15, 5 cm − 3 · φ − ∆an = 30, 5 − 3 ·1, 4 − 0, 94 = 25, 4 cm


Da die vorhandene Verankerungslänge von 25,4 cm größer als die erforderliche Ver-
ankerungslänge von 17,7 cm ist der Nachweis der Verankerung erbracht.

z Nachweis Druckstrebe im Druck-Zug-Knoten


Zunächst wird der Druckstrebenwinkel θ für die Druckstrebe Fcd, 1 ermittelt.
a 230
cot θ = = = 0, 949 ⇒ θ = 46, 5°
zn 242, 4
Die Druckstreben Fcd, 1 und Fcd, 2 verteilen sich auf zwei Lastpfade. Auf der sicheren
Seite wird vereinfacht die volle Auflagerkraft FEd für die schräge Druckstrebe an-
genommen:
FEd 500
Fcd = = = 690 kN
sin θ sin 46, 5°
Die Druckspannungen am Knoten müssen kleiner sein als die zulässigen Druck-
spannungen für eine Zug-Druck Knoten.

Fcd
σ cd = ≤ σ Rd ,max = 0, 75 · f cd = 0, 75 · 22, 7 = 17 MN / m 2
bn · a2
Die Länge des Zug-Druck Knotens ergibt sich über die Lasteinleitung und die Aus-
breitung in die Zugstrebe und den Winkel der Druckstrebe zu:

a2 = ( a1 + u · cot θ ) ·sin θ
Die Länge der Lasteinleitung ergibt sich zu:
 aL1 = 15 cm
a1 = min  = 15 cm
lb,vorh = 25, 4 cm
Die Ausbreitung in die Zugstrebe ergibt aufgrund der einlagigen Bewehrung zu:
=u 14
= mm 1, 4 cm
Damit kann die Länge des Zug-Druck Knotens bestimmt werden:

a2 = ( a1 + u · cot θ ) ·sin θ = (15 + 1,4 · cot 46,5° ) ·sin 46, 5° = 11, 8 cm


208 Kapitel 6 · Abgesetzte Auflager

Über die Länge und die Breite der Druckstrebe kann die Druckspannung ermittelt
werden und der Nachweis geführt werden:

Fcd 0, 690
σ cd = = = 11, 7 MN / m 2 ≤ σ Rd ,max = 17 MN / m 2
bn · a2 0, 5 · 0,118

6.4.6  Nachweis des Knoten 4


Am Knoten 4 muss die Zuggurtkraft Ftd, 1 (3 liegenden Schlaufen mit Ø14) im Träger
mit der folgenden Verankerungslänge verankert werden:
φ σ sd φ As,erf f yd 1, 4 8, 4 435
6 lb,rqd = · = · ·
4 f bd 4 As,vorh f bd
= · ·
4 9 3, 7
= 0, 93 · 41 = 38 cm

lbd = α1 · α 3 · α 4 · α 5 · lb,rqd = 1 ·1 ·1 ·1 · 38 = 38 cm ≥ l0,min

Der Mindestwert der Verankerungslänge wird hier nicht maßgebend.

6.4.7  Nachweis des Knoten 2

Am Knoten 2 muss die Schrägzugkraft Ftd, 2 (2 Schlaufen Ø16) verankert werden. Der
Grundwert der Verankerankerungslänge ergibt sich zu:

φ σ sd φ As,erf f yd 1, 6 7,1 435


lb,rqd = · = · · = · · = 0, 89 · 47 = 42 cm
4 f bd 4 As,vorh f bd 4 8 3, 7

Die Schlaufen und Bügel werden sollen mit dem Biegerollendurchmesser Dmin ≥ 4ϕ
gebogen werden. Aus diesem Grund darf der Beiwert für die Verankerungslänge
α1 = 0,7 gewählt werden, wenn die Betondeckung vor der Schlaufe größer als 3ϕ ist.
Der Bemessungswert der Verankerungslänge ergibt sich somit unter Vernachlässigung
des Querdrucks zu:
lbd = α1 · α 3 · α 4 · α 5 · lb,rqd ≥ l0,min

=lbd 0=
, 7 ·1 ·1 ·1 · 42 29, 4 cm

Der Mindestwert der Verankerungslänger ergibt sich für direkte Lagerung zu:

0, 3 · α1 · α 4 · lb,rqd 0, 3 · 0, 7 ·1 · 47 9, 87 cm


lb,min = max  = max  = max 
 10 φ  1016·  16 cm
Somit ist der Bemessungswert der Verankerungslänge maßgebend. Die vorhandene
Verankerung ergibt sich ab der Lastableitung abzüglich der Betondeckung, welche
aufgrund der Schlaufe 3ϕ sein muss:
15 cm + 15, 5 cm − 3 · φ 23 cm − 3 ·16
lb,vorh = = = 36, 3 cm
cos α cos 45°
6.4 · Beispielrechnung
209 6
Da die vorhandene Verankerungslänge von 36,3 cm größer als die erforderliche Ver-
ankerungslänge von 29,4 cm ist der Nachweis der Verankerung erbracht.

6.4.8  Nachweis des Knoten 6

Am Knoten 6 muss lediglich die Übergreifung der Schrägbewehrung aus der Zug-
strebe Ftd2 (2 Schlaufen Ø16) mit der unteren Längsbewehrung (6Ø20) erfolgen. Die
Zugkraft für die Ermittlung der Überfreifung ergibt sich aus dem horizontalen An-
teil des Zugstrebe Ftd2:

Ftd 2,h = Ftd 2 · cos α = 310 · cos 45° = 220 kN → AS ,erf = 5,1cm ²

Hierfür wird zunächst die Übergreifung für den Durchmesser 16 ermittelt. Dazu
wird zunächst das Grundmaß der Verankerungslänge benötigt:

As,erf φ f yd 5,1 1, 6 435


lb,rqd ,16 = · · = · · = 0, 6375 · 47 = 30 cm
As,vorh 4 f bd 8 4 3, 7

Damit kann die Übergreifungslänge sowie der Mindestwert der Übergreifungslänge


bestimmt werden:
l0,16 = α1 · α 3 · α 5 · α 6 · lb,rqd ≥ l0,min

=l0,16 1,=
0 ·1, 0 ·1, 0 ·1, 4 · 30 42 cm

0, 3 · α1 · α 6 · lb,rqd 0, 3 ·1 ·1, 4 · 47 20 cm


  
l0,min,16 = max  15φ = max  15 ·16 = max 24 cm
 200 mm  20 cm 20 cm
  

Da jedoch keine zwei gleichen Durchmesser gestoßen werden muss auch die Über-
greifungslänge für den Durchmesser der unteren Bewehrung Ø20 mm ermittelt wer-
den. Der Grundwert der Verankerungslänge ergibt sich zu:

As,erf φ f yd 5,1 2, 0 435


lb,rqd ,20 = · · = · · = 0, 28 · 59 = 16, 7 cm
As,vorh 4 f bd 18 4 3, 7

Damit kann die Übergreifungslänge sowie der Mindestwert der Übergreifungslänge


bestimmt werden:
l0,20 = α1 · α 3 · α 5 · α 6 · lb,rqd ≥ l0,min

l0,20 1,=
0 ·1, 0 ·1, 0 · 2, 0 ·16, 7 33, 4 cm

0, 3 · α1 · α 6 · lb,rqd 0, 3 ·1 · 2, 0 · 59 35, 4 cm


  
l0,min,20 = max  15φ = max  15 · 20 = max  30 cm
 200 mm  20 cm  20 cm
  

Somit ist die Übergreifung von 42 cm maßgebend.


210 Kapitel 6 · Abgesetzte Auflager

6.4.9  Nachweis des Knoten 5

Am Knoten 5 muss die Verankerung der Zugstrebe Ftd, 5 Längsbewehrung 6Ø20 ver-
einfacht Zugkraft Ftd, 5 verankert werden
φ σ sd φ Ftd ,5 1 20 316000 1
lb,rqd = · = · · = · · = 227 mm = 227, cm
4 f bd 4 As,vorh f bd · 2 3, 7
4 18, 810

0, 3 · lb,rqd 0, 3 · 59 17, 7 cm


lbd,min = max  = max  = max 
 10 φ  10 φ  20 cm

Die vorhandene Verankerungslänge ergibt sich über die Verteilung der Zugstrebe Ftd, 3.
Ohne zusätzliche Maßnahmen ergibt sich diese zu:
6
lb=
, vorh a=
1, gew 40 mm = 4 cm
Da die erforderliche Verankerungslänge größer als die vorhandene Verankerungs-
länge ist, sind gesonderte Überlegungen erforderlich. Um die Verankerung zu
­verlängern bzw. nachzuweisen gibt es drei Möglichkeiten:
1. Verankerungskörper (z. B. Aufgeschweißte Stahlplatte)
2. Verkleinerung der benötigten Verankerung über Schlaufen.

Vergrößerung des Einleitungsbereichs der Zugstrebe Ftd, 3 über die Verlängerung der
Verbügelung auf 23 cm. Hierbei muss jedoch As, erf , 3 im Bereich von a1, gew bleiben.
Die Variante 3 wird hier weiterverfolgt. Hierzu wird ein Teilmodell, welches in
. Abb. 6.9 dargestellt ist, verwendet. Die Zugstrebe Ftd, 6 erhält den Zugspannungs-

anteil aus der Zugstrebe Ftd, 3, welche nicht im Bereich von lb1 = a1, gew liegt:
Ftd 3 · cot θ F · cot θ
Ftd 6 =
lb
· lb 2 = td 3
lb
(
· lb − a1,gew )
316 kN cot 45°
Ftd 6 = · ( 27 cm − 4 cm ) = 270 kN
27 cm

Ftd ,6 270
As ,=
erf ,6 = = 6, 2 cm 2
f yd 43, 5

Die erforderliche Bewehrung von 6,2 cm² soll mit der gleichen Bewehrungsform wie
die Zugstreben Ftd, 3 bewehrt werden. Die erforderliche Bewehrung von 6,2 cm² soll
somit über zwei vierschnittigen Bügeln, zusammengesetzt aus einem Bügel Ø10 und
einem Bügel Ø12, aufgenommen werden. Diese beiden zusätzlichen vierschnittigen
Bügel werden über die Länge von lb2 = 23 cm verteilt.
Die Zugstrebe Ftd, 7 ergibt sich aufgrund des Druckrebenwinkels von 45° wie die
Zugstrebe Ftd, 6

A=
s ,erf ,7 A=
s ,erf ,6 6, 2 cm 2

Gewahlt 4 U − Stecker Ø12 = 9 cm 2


ˆ 2 · 4 ·1,13 =
6.4 · Beispielrechnung
211 6
6.4.10  Bewehrungsführung

In . Abb. 6.12 ist die Bewehrung des Auflagers im Längsschnitt und in . Abb. 6.13


   

im Querschnitt dargestellt. Es sind nur die Bewehrungen aus dem abgesetzten Auf-
lager dargestellt. Weitere Bügel des Balkens sowie seitliche Bewehrung sind aus
Gründen der Übersichtlichkeit nicht dargestellt.

Ansicht
236
6 4 ø 12 L=236cm
2 2 ø 12 -4.5
6 ø 12
4 4 ø 8 -10 2 2 ø 12 -14
2 2 ø 12 -4.5

1 3*1 ø 14

3 6 ø 10

8 2ø8

5 2*2 ø 12 9 2*1 ø 16

196
7 6 ø 20 L=196cm
106 65
11

15
41

1 3 ø 14 L=222cm
65 10
1
44
16

8 2 ø 8 L=171cm
5 4 ø 12 L=146cm 9 2 ø 16 L=305cm
Draufsicht
1 ø 14 1 ø 14 9 ø 16

9 ø 16
1 ø 14

..      Abb. 6.12  Bewehrung abgesetztes Auflager. (Längsschnitt und Draufsicht)


212 Kapitel 6 · Abgesetzte Auflager

Querschnitt Balken Querschnitt Auflager


6 4 ø 12 -13.5
1 3 ø 14
43 31

25
28
3 ø 10

5 4 ø 12

2 ø 12

73
73
4 ø8
43

10
28
2 6 ø 12 L=288cm 3 6 ø 10 L=258cm

6 7 6 ø 20 -8 4 4 ø 8 L=163cm

..      Abb. 6.13  Bewehrung abgesetztes Auflager. (Querschnitt)

Literatur
DAfStb (Hrsg) (2020) Erläuterungen zu DIN EN 1992-1-1 und DIN EN 1992-1-1/NA. Beuth Verlag,
Berlin
DIN EN 1992-1-1 (01.2011) Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spann-
betontragwerken – Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau; Deutsche
Fassung EN 1992-1-1:2004 + AC:2010, Berlin
DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 2:
Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken – Teil 1-1: Allgemeine
Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau; Deutsche Fassung EN 1992-1-1:2004 + AC:2010,
Berlin
Fingerloos F, Stenzel G (2007) Konstruktion und Bemessung von Details nach DIN 1045. In: Berg-
meister K, Wörner JD (Hrsg) 2007 Beton Kalender. Verkehrsbauten, Flächentragwerke. Ernst &
Sohn, Berlin, S 324–374
Leonhardt F, Mönnig E (1977) Vorlesungen über Massivbau; Dritter Teil: Grundlagen zum Bewehren
im Stahlbetonbau. Springer, Berlin
213 7

Rahmenknoten
Inhaltsverzeichnis

7.1 Begriffserklärung und praktisches Vorkommen – 215

7.2 Rahmenecken mit schließendem Moment – 217


7.2.1 T ragmodell – 217
7.2.2 Versagensmöglichkeiten – 219
7.2.3 Nachweise – 221
7.2.4 Bewehrungsführung – 221

7.3 Rahmenecken mit öffnendem Moment – 223


7.3.1 T ragmodelle – 223
7.3.2 Konstruktive Hinweise – 226
7.3.3 Bewehrungsführung und Nachweise – 228

7.4 Rahmenknoten – 230


7.4.1  llgemeines – 230
A
7.4.2 Rahmenknoten mit durchlaufendem Riegel – 230
7.4.3 Rahmenknoten mit durchlaufender Stütze – 232
7.4.4 Rahmeninnenknoten – 236

7.5  eispiel 1: Einfaches Rahmeneck mit


B
schließendem Moment – 238
7.5.1 S ystem, Geometrie und Lasten – 238
7.5.2 Schnittgrößen und Bemessung – 239
7.5.3 Konstruktive Durchbildung – 241
7.5.4 Bewehrungsführung – 242

7.6  eispiel 2: Einfaches Rahmeneck mit


B
öffnendem Moment – 243
7.6.1 S ystem, Geometrie und Lasten – 243
7.6.2 Schnittgrößen und Bemessung – 244

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023
W. Finckh, Mit Stabwerkmodellen zur Bewehrungsführung, erfolgreich studieren,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40882-4_7
7.6.3  onstruktive Durchbildung – 247
K
7.6.4 Bewehrungsführung – 250

7.7 Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen – 251


7.7.1 S ystem, Geometrie und Lasten – 251
7.7.2 Berechnungsgrundlagen – 252
7.7.3 Lastermittlung – 254
7.7.4 Ermittlung der Schnittgrößen – 259
7.7.5 Bemessung der B-Bereiche – 261
7.7.6 Bemessung Rahmeneckknoten 1 – 269
7.7.7 Bemessung Rahmeneckknoten 2 – 270
7.7.8 Bemessung Rahmenendknoten 3 – 272
7.7.9 Bemessung Rahmenendknoten 4 – 274
7.7.10 Bewehrung – 275

Literatur – 278
7.1 · Begriffserklärung und praktisches Vorkommen
215 7
Trailer
Rahmenecken und -knoten werden im Ortbetonbau häufig zur biegesteifen Verbindung
mehrerer Bauteile verwendet. In diesem Kapitel werden zunächst die unterschiedlichen
Rahmenknoten vorgestellt. Aufbauend auf diese Unterscheidung werden in den
7 Abschn.  7.2 und  7.3 die Rahmenecken mit negativen und positivem Biegemoment

bezüglich Tagverhalten, Nachweisen und der Bewehrungsführung behandelt. Zum bes-


seren Verständnis werden zu den Rahmenecken je ein Beispiel in 7 Abschn. 7.5 (negati-

ves Biegemoment) und in 7 Abschn. 7.6 (positives Biegemoment) berechnet und konst-


ruiert.
Neben den Rahmecken werden in diesem Kapitel auch die Rahmenknoten, bei wel-
chen mehr als zwei Bauteile biegesteif miteinander verbunden werden in 7 Abschn. 7.4

behandelt. Die Bemessungs- und Bewehrungsregeln werden für diese Rahmenknoten


ebenfalls mit einem umfangreichen Beispiel in 7 Abschn. 7.7 verdeutlicht.

Lernziele

Nach dem Lesen dieses Kapitels:


55 Können sie unterschiedlichen Rahmenecken und -knoten unterscheiden und
deren Tragverhalten beschreiben
55 Kennen Sie die unterschiedlichen Berechnungsrandbedingungen für Rahmen-
knoten
55 Können Sie alle Rahmenecken und einfache Rahmenknoten berechnen sowie
konstruieren.

7.1  Begriffserklärung und praktisches Vorkommen

Rahmenknoten sind biegesteife Verbindungen mehrerer Bauteile, bei welchem ein


Knick in der Systemlinie erfolgt. Rahmenartige Verbindungen kommen im Hoch-
und Ingenieurbau häufig vor, wie dies Beispielhaft an einem Hallenrahmen und einer
Brücke in . Abb. 7.1 zu sehen ist.

..      Abb. 7.1  Rahmenknoten im Hoch- und Ingenieurbau


216 Kapitel 7 · Rahmenknoten

Ecken Knoten
Negatives Moment Positives Moment Endknoten Innenknoten
Zugzone außen Zugzone innen
Anschnitt Anschnitt

Anschnitt Anschnitt

Anschnitt Anschnitt

..      Abb. 7.2  Unterteilung in Rahmenecken und Rahmenknoten in Anlehnung an. (Kordina et al. 1986)

öffnendes schließendes
Moment Moment

+ −
Moment
7

..      Abb. 7.3  Unterscheidung in Rahmenecken mit öffnendem und schließendem Moment

Rahmenknoten können, wie dies . Abb. 7.2 zeigt, in Rahmenecken und Rahmen-


knoten unterteilt werden. Hierbei stellen Rahmenecken eine biegesteife Verbindung


zweier Bauteile dar, welche je nach Belastungsart noch unterschieden werden.
Rahmenknoten stellen eine biegesteife Verbindung von mindestens drei Bauteilen
dar.
Rahmenecken werden, wie . Abb. 7.3 zeigt, in Rahmenecken mit schließendem

und öffnendem Moment unterteilt, welche beide ein sehr unterschiedliches Tragver-
halten aufweisen. Beim Rahmeneck mit schließendem Moment, tritt ein negatives
Moment und somit Zug an der Außenseite auf. Dies tritt beispielsweise bei einer
Rahmenbrücke wie es in . Abb. 7.1 rechts zu sehen ist auf. Das Rahmeneck mit öff-

nendem Moment hat ein positives Moment und somit Zug auf der Innenseite. Es
tritt z. B. bei einer Winkelstützmauer auf.

Praxistipp

In einigen praktischen Fällen ist es auch möglich, dass das Rahmeneck je nach Last-
fallkombination ein schließendes oder ein öffnendes Moment erhält. Dies kann z. B.
bei einem teilweise eingegraben Schwimmbad der Fall sein. Hier erhält das Rahmen-
ecke zwischen Wand und Bodenplatte im gefüllten Zustand ein positives Moment
aufgrund des Wasserdrucks und im leeren Zustand ein negatives Moment aufgrund
des Erddrucks. In solchen Fällen müssen die Bemessung und die Konstruktion in der
Lage sein beide Fälle abzudecken.
7.2 · Rahmenecken mit schließendem Moment
217 7
7.2  Rahmenecken mit schließendem Moment

7.2.1  Tragmodell

In . Abb. 7.4 sind die Spannungen an einem Rahmeneck mit schließendem Moment


für den Fall, dass die Höhe des Riegels hR genauso groß wie die Abmessung der
Stütze hS ist, dargestellt.
An den Spannungen in . Abb.  7.4 lässt sich erkennen, dass die größte Zug-

spannung jeweils im Anschnitt des Riegels und der Stütze auftritt. Im Bereich des
Rahmenecks verteilen sich die Zugspannungen über einen deutlich größeren Bereich,
die Druckspannungen konzentrieren sich jedoch an der Innenseite des Rahmenecks.
Anhand der Spannungen aus . Abb. 7.4 lässt sich das stark vereinfachte Stab-

werkmodell in . Abb. 7.5 ableiten. Die Zugstrebe hätte auch, wie z. B. in (Akker-

mann und Eibl 2002) über noch weitere unter Knoten und eine weiteren Aufspaltung
der Druckstrebe näher an den Spannungsverlauf angeglichen werden können, was
jedoch für die weiteren Nachweise nur von sehr untergeordneter Bedeutung ist.
In . Abb. 7.5 ist ebenfalls eine Bewehrungsführung für das Stabwerkmodell dar-

gestellt. Bei der Bewehrungsführung ist es wichtig, dass Aufgrund der Umlenkung
der Bewehrung in der Ecke der großer Biegerollendurchmesser zu verwenden ist und

FEM-Modell Hauptspannungen

MEd

Spannungen

MEd

..      Abb. 7.4  Spannungen bei einem Rahmeneck mit schließendem Moment mit hR = hS
218 Kapitel 7 · Rahmenknoten

Stabwerkmodell Bewehrung Bewehrung


Querschnitt

Querzugspannung
..      Abb. 7.5  Stabwerkmodell und Bewehrung bei einem Rahmeneck mit schließendem Moment mit
hR = hS
7
FEM-Modell Hauptspannungen

MEd

Spannungen

MEd

..      Abb. 7.6  Spannungen bei einem Rahmeneck mit schließendem Moment mit hR >> hS

aufgrund der Umlenkung und einer möglichen Übergreifung (vgl. auch


7 Abschn.  3.8) Spaltzugkräfte entstehen, welche z.  B. durch Bügel o.  ä. auf-

genommen werden müssen.


Bei einem Rahmeneck, wo die Höhe des Riegels hR die Abmessung der Stütze hS
deutlich übersteigt bildet sich, wie in . Abb.  7.6 dargestellt, ein etwas anderer

Spannungsverlauf aus. Man erkennt, dass sich in der dünnen Stütze sehr schnell ein
Spannungsverlauf einstellt, welcher der Bernoulli-Hypothese entspricht. Im Gegen-
satz dazu wandert beim Riegel der Spannungsnulldurchgang erst mit deutlich weite-
rer Entfernung vom Rahmeneck zum Schwerpunkt des Querschnitts. Die Zug-
7.2 · Rahmenecken mit schließendem Moment
219 7
Stabwerkmodell Bewehrung

..      Abb. 7.7  Stabwerkmodell und Bewehrung bei einem Rahmeneck mit schließendem Moment mit
hR >> hS

spannungen sind im Riegel im Bereich des Rahmenecks somit über circa dreiviertel
des ­Querschnitts verteilt. Bei den Spannungen in . Abb. 7.6 lässt sich die schräge

Druckstrebe, wie sie in . Abb. 7.4 gut an den Hauptspannungen zu erkennen war,


nicht mehr eindeutig identifizieren. Man erkennt im . Abb.  7.6 jedoch die starke

Druckspannungskonzentration an der Innenecke gut.


Aus den Spannungen im . Abb. 7.6 lässt sich das in . Abb. 7.7 dargestellte Stab-
   

werkmodell für Rahmenecken mit großen Riegeln und kleinen Stützen ableiten. Im
Gegensatz zu . Abb. 7.5 kann sich hier die schräge Druckstrebe nicht ausbilden, da

wie in 7 Abschn. 3.2 beschrieben, Druckstreben, die steiler als 60° stehen nicht rea-

listisch sind. Somit wird die schräge Druckstrebe mehrfach über Zugstreben zurück-
gehängt, was gut mit dem Spannungsbild in . Abb. 7.6 übereinstimmt.

In . Abb. 7.7 ist ebenfalls die Bewehrungsführung für das Stabwerkmodell dar-


gestellt. Bezüglich der Rahmenbewehrung gilt das Gleiche wie für das Rahmeneck
mit gleichmäßigen Abmessungen. Zusätzlich sind jedoch die Zugstreben aus dem
Zurückhängen der Druckstrebe z. B. über Steckbügel abzudecken.

7.2.2  Versagensmöglichkeiten

Für eine Rahmeneck mit schließendem Moment können die Versagensszenarien


gemäß . Abb. 7.8 eintreten, welche durch die Bemessung und konstruktive Durch-

bildung verhindert werden sollten.


Aus Sicht eines guten Ankündigungsverhalten des Bauteils sollten die spröden
Versagensarten einen größeren Abstand zur Bruchlast haben als das duktile Ver-
sagen wie das Fließen der Betonstahlbewehrung. Für eine Abgrenzung zwischen dem
spröden Betondruckversagen und Fließen der Betonstahlbewehrung eignet sich der
mechanische Bewehrungsgrad.
220 Kapitel 7 · Rahmenknoten

Fließen der Betondruckversagen an Druckversagen im


Biegezugbewehrung der Spannungsspitze Bereich der
(Stahlversagen) (Betondruckversagen) Diagonaldruckstrebe

Spaltzugversagen durch Querzugsspannungen

..      Abb. 7.8  Versagensarten eines Rahmenecks mit schließendem Moment, in Anlehnung an. (Mähner
2017)

Wissensbox

Der mechanische Bewehrungsgrad stellt die um die Festigkeiten nivellierten Be-


wehrungsgehalt dar und wird üblicherweise in den Bemessungsdiagrammen ab-
gelesen. Der mechanische Bewehrungsgrad kann bei einer reinen Biegebeanspruchung
auch in den geometrischen Bewehrungsgrad überführt werden:

As1 σ s1 σ
ω1 = ⋅ = ρ s1 ⋅ s1 (7.1)
b·d f cd f cd 

Das Fließen des Betonstahls wird bei richtiger konstruktiver Durchbildung bis zu
einem mechanischen Bewehrungsgrad von circa ω < 0,25 maßgebend. Bei größeren
mechanischen Bewehrungsgraden tritt meist ein Betondruckversagen an der
Spannungsspitze am inneren Eck ein. Ein Druckversagen im Bereich der Diagonal-
druckstrebe kann eintreten, wenn der Biegerollendurchmesser der Bewehrungs-
umlenkung zu klein ist oder bei mehrlagiger Bewehrung die Beanspruchungen im
oberen Zug-­Druck-­Knoten die zulässigen Spannungen überschreiten. Eine Spalt-
zugversagen durch Querzugsspannungen der Bewehrung ist bei einer einlagigen Be-
wehrung unter Einhaltung der Betondeckung, des großen Biegerollendurchmessers,
der Einhaltung der Stababstände und der Einhaltung der Regelung der Quer-
bewehrungen bei Übergreifungen kaum möglich. Bei der Verwendung von mehrlagi-
ger Bewehrung sollte jedoch hier eine Spaltzugbewehrung in Form von Bügeln oder
einer Querbewehrung in Blickrichtung eingelegt werden.
7.2 · Rahmenecken mit schließendem Moment
221 7

.       Tab. 7.1 Mindestbiegerollendurchmesser Dmin für Schrägstäbe oder andere gebogene Stäbe

Mindestwerte der Betondeckung rechtwinklig zur Biegeebene

> 100 mm und > 7 ϕ > 50 mm und > 3 ϕ ≤ 50 mm oder ≤ 3ϕ

10ϕ 15ϕ 20ϕ

7.2.3  Nachweise

Bei dem Nachweis des Rahmenecks sollte wie Folgt vorgegangen werden:
1. Die Zugkraft in der Zugstrebe ergibt sich aus dem Maximum der Biegebemessung
des Riegels im Anschnitt und der Biegebemessung der Stütze im Anschnitt.
2. Als Nächstes muss die Diagonaldruckstrebe am oberen Zug-Druck-­ Knoten
nachgewiesen werden. Hier können zwei Fälle unterschieden werden:
a. Bei Einlagiger Bewehrung ist kein expliziter Nachweis erforderlich. Hier reicht
es aus, wenn die Regelung bezüglich des Biegen von Betonstahls nach der DIN
EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013)
 7 Abschn. 8.3 eingehalten sind. Hier sind entweder die Werte nach . Tab. 7.1  

einzuhalten oder die Gl. (7.2) zu erfüllen. In der Gl. (7.2) steht Fbt für die Zug-
kraft im GZT in einem Stab am Anfang der Stabbiegung und der Wert ab steht
für den Abstand der Stabachse zur Außenkante senkrecht zur Biegungsebene.
Für einen Stab in der Nähe der Oberfläche eines Bauteils ist hier in der Regel
mit ϕ/2 zuzüglich der Betondeckung anzunehmen.

Fbt  1 1 
Dmin ≥ ⋅ +  (7.2)
f cd  ab 2 ⋅ φ  

b. Bei mehrlagiger Bewehrung ist der Nachweis der Druckstrebe direkt am Kno-
ten entsprechend 7 Abb. 3.32 mit den 7 Gl. (3.16) bzw. (3.17) zu führen.
   

3. Um ein Spaltzugversagen von Querzugspannung auszuschließen, sollte im Falle


von einlagiger Bewehrung ein konstruktive Querbewehrung angeordnet werden.
Im Falle einer mehrlagigen Bewehrungsführung sollte die Querzugsspannung ge-
nauer mit den Hinweisen in 7 Abschn. 3.8 untersucht werden.

7.2.4  Bewehrungsführung

Bei Rahmeneck kommt es häufig vor das im ersten Arbeitsschritt die Stütze bis auf
die Höhe der Unterkante des Riegels betoniert wird und danach in einem weiteren
Arbeitsschritt der Riegel selbst betoniert wird. Somit ist im Regelfall eine ­Arbeitsfuge
am Anschnitt der Stütze vorhanden, welche in der Bewehrungsführung berücksich-
tig werden muss.
Aus diesem Grund ist es erforderlich einen Übergreifungsstoß zwischen Stütz-
bewehrung und Riegelbewehrung vorzusehen. Dieser Übergreifungsstoß kann wie in
222 Kapitel 7 · Rahmenknoten

horizontale Steckbügel
l0

vertikale Steckbügel hR

Biegerolle möglichst Arbeitsfuge


groß
Bügelabstand 0,9hR
s≤10cm 0,9h Bügelabstand
S
s≤10cm

hS

7 ..      Abb. 7.9  Bewehrungsführung in Rahmenecken mit schließendem Moment mit einer Übergreifung
der Bewehrung im Riegel

l0 horizontale Steckbügel

vertikale Steckbügel hR

Arbeitsfuge

Bügelabstand 0,9hR
s≤10cm 0,9h Bügelabstand
S
Biegerolle möglichst s≤10cm
groß

hS

..      Abb. 7.10  Bewehrungsführung Rahmenecken mit schließendem Moment mit einer Übergreifung
der Bewehrung im Knoten

. Abb.  7.9 zum Beispiel im Riegel angeordnet werden. Dies hat den Vorteil, dass

eine einfache Bewehrungsführung vorliegt. Hat jedoch auch den Nachteil, dass ins-
besondere bei großen Bewehrungsdurchmesser der Stab aus der Stütze bis zu 2 m von
der Stütze hinaus auskragt, was eine Fixierung des Stabes in der Lage nahezu un-
möglich macht und für den Arbeitsbetrieb auf der Baustelle sehr hinderlich ist.
Eine andere Möglichkeit ist es, wie in . Abb. 7.10 dargestellt die Übergreifung

im Knoten anzuordnen. Hierdurch und durch die Verwendung von Haken an den
Bewehrungsenden kann die Übergreifungslänge reduziert werden und die die An-
schlussbewehrung kragt nur noch sehr kurz aus. Die Übergreifungslänge liegt hierbei
teilweise im mäßigen und teilweise im guten Verbund, wodurch die erforderliche
Übergreifungslänge zusätzlich verringert werden können.
7.3 · Rahmenecken mit öffnendem Moment
223 7
Praxistipp

Falls die Rahmeneckbewehrung aus zwei Lagen besteht dürfen diese gemäß DIN EN
1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013)
Abschn. 8.7.2(4) nicht an der gleichen Stelle gestoßen werden. Die erste Lage kann
dann z. B. nach . Abb. 7.10 und die zweite Lage nach . Abb. 7.9 gestoßen werden,
   

wobei die Übergreifungsbereiche sich nicht überschneiden dürfen und einen Mindest-
abstand von 30 % der Übergreifungslänge haben müssen. Manchmal ist dies aus bau-
praktischen Randbedingungen jedoch auch nicht möglich. Hier ist es dann sinnvoll
mit Bewehrungsanschlüssen wie. z. B. Schraubmuffen zu arbeiten.

In . Abb. 7.9 und 7.10 sind schematisch die empfohlenen Bügel und Steckbügel dar-

gestellt, welche im Allgemeinen in einem kleinen Abstand und mindestens mit dem
Durchmesser der Stützenbügel ausgeführt werden sollten. Bei der innen liegenden
Druckbewehrung sollte darauf geachtet werden, dass diese weit genug von der
Außenkante entfernt ist, um ein Abplatzen der Betondeckung zu vermeiden. (Vgl.
7 Abschn. 3.7.2)

Im Allgemeinen sollte bei einem Rahmeneck mindestens eine Betonfestigkeits-


klasse C25/30 verwendet werden, um die hohen Druckspannungen im Bereich der
Innenecke sicher aufnehmen zu können.

7.3  Rahmenecken mit öffnendem Moment

7.3.1  Tragmodelle

In . Abb. 7.11 sind die Spannungen an einem Rahmeneck mit öffnendem Moment


dargestellt.
Bei den Spannungen fällt auf, dass in der Innenecke eine sehr große Spannungs-
spitze auf Zug entsteht. Außerdem liegt im Spannungsschnitt der Diagonalen die Re-
sultierende der Druckspannung circa in der Mitte. Somit liegt hier eine starke Ab-
nahme des inneren Hebelarms vor. Des Weiteren fällt auf, dass erheblich Querzug-
spannungen entstehen.
Aus den Spannungsbilder lassen sich mehrere Stabwerkmodelle konstruieren. Zu-
nächst lässt sich ein einfaches Stabwerk, wie in . Abb.  7.12 dargestellt, ableiten.

Hier wird die Zugstrebe am Knoten, wo diese auf die Druckstrebe trifft, verankert,
was auch am zugehörigen Bewehrungsbild gut erkennbar ist. Bei der Verankerung
der Bewehrung ist hierbei darauf zu achten, dass die Bewehrung in Richtung des äu-
ßeren Ecks abgebogen wird, damit sich die schräge Druckstrebe zwischen den Be-
wehrungsumbiegungen aufbauen kann. Ein Umbiegen in die andere Richtung würde
zu einem Abplatzen der äußeren Ecke führen.
Das Modell aus . Abb.  7.12 deckt an zwei Stellen die Spannungen etwas un-

befriedigend ab. Zum einen werden die Querzugspannungen in dem Modell kaum
aufgenommen und zum anderen entsteht zwischen Druck- und Zugstrebe im Eck
nur ein sehr geringer Hebelarm, wodurch dieser Punkt für die Traglast maßgebend
224 Kapitel 7 · Rahmenknoten

FEM-Modell Hauptspannungen

MEd

MEd

7 Spannungen quer zur Schnittrichtung Spannungen in Schnittrichtung

..      Abb. 7.11  Spannungen bei einem Rahmeneck mit öffnendem Moment

Stabwerkmodell Bewehrung

..      Abb. 7.12  Stark vereinfachtes Modell und zugehörige Bewehrung und für ein Rahmeneck mit öff-
nendem Moment

ist und somit vermutlich nur ein geringeres Moment im Rahmenknoten auf-
genommen werden kann als im Anschnitt. Eine erste Verfeinerung des Stabwerk-
modells durch die Einführung zweier diagonaler Zugstreben, wie es das . Abb. 7.13  

zeigt, kann diese Probleme teilweise beheben. Die diagonalen Zugstreben müssen
hierbei durch Bügel abgedeckt werden.
7.3 · Rahmenecken mit öffnendem Moment
225 7
Stabwerkmodell Bewehrung

..      Abb. 7.13  Verfeinertes Modell und zugehörige Bewehrung und für ein Rahmeneck mit öffnendem
Moment

Stabwerkmodell Bewehrung

..      Abb. 7.14  Modell mit Schrägstab und zugehörige Bewehrung und für ein Rahmeneck mit öffnen-
dem Moment

Ein weiteres Problem, welches das Modell aus . Abb. 7.13 noch nicht gelöst hat,

ist, dass die Hauptbewehrung die Zugspannung im Inneneck nicht in deren Wirkungs-
richtung abdeckt. Dies kann mit der Einführung eines Diagonalstabs in der inneren
Ecke, wie . Abb. 7.14 zeigt, gelöst werden.

Wie im Vorherigen beschrieben wird, gibt es bei den Rahmenecken verschiedene


Modellüberlegungen und Bewehrungsführungen. Um das Tragverhalten der ver-
schiedenen Bewehrungsführung zu untersuchen, wurden in der Vergangenheit zahl-
reiche Versuche durchgeführt. In . Abb. 7.15 sind die prozentual experimentell er-

reichten Traglasten im Vergleich zur rechnerischen Traglast am Rahmenanschnitt für


verschiedene Bewehrungsführung in Abhängigkeit des Bewehrungsgrades an-
gegeben.
Man erkennt, dass eine Bewehrungsführung mit zwei Stäben, welche nach innen
abgebogen sind, die rechnerische Last nicht erreicht und somit keine sichere Be-
wehrungsführung darstellt, was wie bereits erwähnt daran liegt, dass die schräge
Druckstrebe das Rahmeneck abschert. In . Abb. 7.15 ist ebenfalls zu erkennen, dass

die Bewehrungsführung aus zwei oder einer 360° Schlaufe bis zu einem geometrischen
Bewehrungsgrad von ρl < 0,4% die rechnerische Traglast noch erreicht, bei höheren
226 Kapitel 7 · Rahmenknoten

125

zwei Schlauf en +
Schrägstab
100
Erreicht e Traglast Mexp/Mcal [%]

zwei Schlauf en
75

50 eine 360°
Schlauf e

7 25
zwei Stäbe mit
Haken nach innen

0
0 0,25 0,50 0,75 1,00 1,25 1,50
Geometrischer B ewehrungsgrad ρl [%]

..      Abb. 7.15  Gegenüberstellung von Versuchswerten, in Anlehnung an. (Kordina 1984)

Bewehrungsgraden jedoch keine sichere Bewehrungsführung mehr darstellt. Ledig-


lich die Bewehrungsführung mit Schrägstab erreicht die volle Bruchlast.

7.3.2  Konstruktive Hinweise

Für einige der experimentell untersuchten Bewehrungsanordnungen wird die rechne-


rische Traglast bei weitem nicht erreicht. Aus diesem Grund besitzt neben der stati-
schen Berechnung hier die bauliche Durchbildung eine erhebliche Bedeutung.

!!Es sind nicht nur Bewehrungsmengen zu betrachten, sondern auch die Ver-
ankerungen, Übergreifungen und die Umlenkungen sowie die Spaltzugkräfte im
Beton.

Ein wichtiger Aspekt ist, wie in . Abb. 7.16 verdeutlicht, dass die Stabkrümmungen

stets so anzuordnen sind, dass eine Abstützung der umgelenkten Druckstreben in der
Krümmung möglich ist.
Wie im Vorherigen gezeigt, bietet die Bewehrungsführung mit Schrägstab die op-
timale Tragwirkung, jedoch kommt es bei Rahmenecken häufig vor, dass die Stütze
bis auf die Höhe der Unterkante betoniert wird und danach in einem weiteren
Arbeitsschritt der Riegel ausgeführt wird. Hier ist wie in . Abb. 7.17 ersichtlich, der  

Bewehrungsanschluss baupraktisch eher ungünstig. Aus diesem Grund sollte diese


Art der Bewehrungsführung nur bei Bewehrungsgraden größer 0,4 % verwendet wer-
den.
7.3 · Rahmenecken mit öffnendem Moment
227 7
falsch richtig

Abstützung der
Druckstrebe in der
Krümmung
Abscheren der
Druckstrebe

..      Abb. 7.16  Abscheren der Druckstrebe bei nach innen abgebogen Stäben

Endzustand Bauzustand

Betonierfuge

..      Abb. 7.17  Herausforderung bei der Ausführung von Schrägstäben

Praxistipp

Die Schrägstab stellt bei einer Wand-Decken Verbindung wie dies in . Abb.  7.17  

dargestellt ist eine baupraktisch eher ungünstige Situation dar. Allerdings ist der Fall
eines großen öffnenden Rahmenmomentes bei einer Wand-Decken Verbindung äu-
ßerst selten. Viel häufiger treten Rahmenecken mit öffnendem Moment an einer Ver-
bindung zwischen Bodenplatte und Wand auf, wie dies z. B. Winkelstützwänden der
Fall ist. In diesem Fall ist eine Ausführung mit Schrägstab baupraktisch gut umsetz-
bar, da hier keine Gegenschalung gestellt werden muss.
228 Kapitel 7 · Rahmenknoten

7.3.3  Bewehrungsführung und Nachweise

Bei Rahmenecken mit öffnendem Moment haben sich im Wesentlichen die nach-
folgenden Bewehrungsführungen gemäß DAfStb Heft 600 (DAfStb 2020) als prakti-
kabel und zutreffen herausgestellt. Bei diesen Bewehrungsführungen kann bis zum
einem mechanischen Bewehrungsgrad von ω  ≤  0,2 die volle Biegetragfähigkeit er-
reicht werden. Für die selten Fälle, dass die Biegebemessung am Anschnitt ein größe-
ren mechanischen Bewehrungsgrad als 0,2 erforderlich macht, tritt gemäß (Akker-
mann und Eibl 2002) ein vorzeitiges Druck- oder Spaltversagen ein. Dies kann durch
eine komplexe Anordnung von Diagonalbewehrung verhindert werden, welche je-
doch eher unpraktikabel auf der Baustelle ist. Somit wird empfohlen, bei größeren
mechanischen Bewehrungsgraden entweder die Abmessungen zu vergrößern oder
eine höhere Betonfestigkeit zu verwenden.
Bei geringen Beanspruchungen und geometrischen Bewehrungsgraden von weni-
ger als 0,4 % (ρl < 0,4%) wird meist eine Bewehrungsführung mit zwei übergreifenden
7 Schlaufen, wie in . Abb. 7.18 dargestellt verwendet.

Bei der Bewehrungsführung nach . Abb. 7.18 sollte in der Umlenkung der große

Biegerollendurchmesser verwendet werden und zusätzlich eine enge Anordnung von


Steckbügeln und Bügeln zur Aufnahme von Schräg- und Spaltzugkräften vorgesehen
werden.
Bei größeren geometrischen Bewehrungsgraden als 0,4  % (ρl  >  0,4%) sollten
Schrägstäbe gemäß . Abb. 7.19 verwendet werden, welche auf die Hälfte der maß-

gebend Biegezugbewehrung auszulegen sind.


Falls aus ausführungstechnischen Gründen auf einen Schrägstab verzichtet wer-
den soll, kann alternativ, wie . Abb. 7.20 dargestellt, die Längsbewehrung im Eck

um 50 % erhöht werden, was jedoch oft zu einer sehr dichten Bewehrungsführung
führt.

lbd hs 0,9hR
Steckbügel Bügel
s≤10cm s≤10cm
Steckbügel

Biegerolle möglichst
s≤10cm

groß hR hR

lb,rqd
s≤10cm
Bügel

0,9hS
lbd

lb,rqd

hS

..      Abb. 7.18  Bewehrungsführung mit zwei übergreifenden Schlaufen für geometrische Bewehrungs-
grade von weniger als 0,4 %
7.3 · Rahmenecken mit öffnendem Moment
229 7
lbd hs 0,9hR
Steckbügel Bügel
s≤10cm s≤10cm AS,Q

Steckbügel
Biegerolle möglichst

s≤10cm
groß hR hR
AS,R

lb,rqd

s≤10cm
Bügel
0,9hS
lbd

lb,rqd

d
rq
bl ,
AS,S

d
rq
bl ,
hS
AS,Q ≥ 0,5∙AS,S
AS,Q ≥ 0,5∙AS,R

..      Abb. 7.19  Bewehrungsführung mit Schrägstab für geometrische Bewehrungsgrade von mehr als
0,4 %

lbd hs 0,9hR
Steckbügel Bügel
s≤10cm s≤10cm
Steckbügel

Biegerolle
möglichst
s≤10cm

groß
hR hR

lb,rqd AS,R
s≤10cm
Bügel

0,9hS Zulage 0,5∙AS,R


lbd

lb,rqd
Zulage 0,5∙AS,S
AS,S

hR + lb,rqd

hS + lb,rqd
hS

..      Abb. 7.20  Alternative Bewehrungsführung für geometrische Bewehrungsgrade von mehr als 0,4 %

Im Allgemeinen sollte bei einem Rahmeneck mindestens eine Betonfestigkeits-


klasse C25/30 verwendet werden, um die hohen Druckspannungen sicher aufnehmen
zu können.
230 Kapitel 7 · Rahmenknoten

7.4  Rahmenknoten

7.4.1  Allgemeines

Ein Rahmenknoten besteht aus mindestens drei Bauteilen, welche an diesem Knoten
verbunden werden. Rahmenknoten kommen bei mehrstöckigen und mehrstieligen
Rahmenbauwerken vor. In den nachfolgenden Abschnitten wird zwischen den in
. Abb. 7.2 dargestellten Knoten unterschieden. In . Abb. 7.21 sind die Knoten nur
   

in der Ebene dargestellt. Bei Knoten mit Stäben in alle Raumrichtungen (X-Y-Z)
kann z.  B. eine Berechnung in zwei Ebenen (X-Z und Y-Z) getrennt erfolgen und
diese nachträglich überlagert werden.

7.4.2  Rahmenknoten mit durchlaufendem Riegel


7
Bei diesem Rahmenknoten liegt ein durchlaufender Riegel eines mehrfeldrigen
Rahmensystems auf einer Stütze auf und es schließt auf der Oberseite keine weitere
Stütze an. Der Rahmenknoten mit durchlaufendem Riegel kommt beispielsweise bei
mehrzelligen Tunnelbauwerken oder mehrfeldrigen Rahmenbrücken vor.
Bei mehrfeldrigen Rahmen kann man zwischen Innenstützen und Außenstützen
unterscheiden. Die Außenstützen erhalten meist recht große Momente und sind als
Rahmeneck gemäß 7 Abschn.  7.2 oder 7.3 zu bemessen. Innenstützen werden im

Regelfall durch deutlich geringere Momente beansprucht. (vgl. . Abb. 7.22)


Grundsätzlich sind jedoch auch bei Innenstützen immer Stabendmomente z. B.


aus der feldweisen Belastung von Verkehrslasten vorhanden. Oft sind diese allerdings
so klein, dass die Stütze bei einer Beanspruchung infolge Normalkraft überdrückt,
bleibt. Bei einer solchen Innenstützen von mehrfeldrigen Rahmen mit kleinen
Stützenkopfmomenten ist es oftmals ausreichend, die Stützenbewehrung lediglich
mit ihrer Verankerungslänge in den Riegel einzubinden, wie dies . Abb. 7.23 zeigt.

Zusätzlich wirken dort die quer zur Stützenbewehrung wirkenden Biegedruck-


spannungen aus den anschließenden Riegeln günstig auf die Bewehrungsver-
ankerung. Somit ist, wenn die Biegezugbeanspruchungen aus den Stützenmomenten
von der Stützennormalkraft überdrückt werden, diese gerade Verankerung der
Stützenbewehrung meist unproblematisch.

..      Abb. 7.21 Unterschiedliche
Rahmenknoten Rahmenknoten mit
durchlaufendem Riegel

Rahmenknoten mit
durchlaufender Stütze

Rahmeninnenknoten
7.4 · Rahmenknoten
231 7
..      Abb. 7.22 Verformungen
und Momente eines mehr-
feldrigen Rahmen

System und Biegelinie

Momentenlinie

Stabwerkmodell Bewehrung

System

..      Abb. 7.23  Rahmenknoten mit überdrückter Stütze

Stabwerkmodell Bewehrung

System

..      Abb. 7.24  Rahmenknoten mit Zug und Druck in der Stütze

!!Da es sich bei der Stützenbewehrung um eine Druckbewehrung handelt, ist hier ein
Abplatzen aufgrund des Spitzendrucks der Bewehrung denkbar. Es sollten deshalb
die Hinweise in 7 Abschn. 3.7.2 beachtet werden.

Bei größeren Stützenkopfmomenten, wo die Stütze nicht mehr vollständig über-


drückt ist und auf einer Seite eine Zugkraft in der Stütze entsteht, muss die Zugkraft
wie . Abb.  7.24 zeigt in den Riegel umgeleitet werden. Hierzu sollte die Stützen-

bewehrung wie bei Rahmenecken mit schließendem (negativen) Moment (vgl.


232 Kapitel 7 · Rahmenknoten

Stabwerkmodell Bewehrung

System

..      Abb. 7.25  Rahmenecke mit gegensinnig drehenden Momenten im Riegel

System und Biegelinie Momentenlinie

..      Abb. 7.26  Verformungen und Momente eines mehrstöckigen Rahmens

7 Abschn. 7.2) gegen die Druckstrebe mit dem großen Biegerollendurchmesser um-


gebogen werden. Wichtig ist, dass die Stützenstäbe nicht nach außen, sondern immer
nach innen abgebogen werden, da ansonsten die diagonalen Zugstreben nicht auf-
genommen werden kann und es zu Querrissen kommt.
Wenn die beiden Riegelmomente, wie in . Abb. 7.25 im gleichen Drehsinn am

Knoten wirken, kann man sich das Tragverhalten aus einem Rahmenecke mit positi-
vem und einer Rahmenecke mit negativem Moment zusammensetzen. Dies führt
dann zu einer Bewehrungsführung, bei welcher die Stützenbewehrung jeweils mit
dem großen Biegerollendurchmesser nach innen umgebogen wird. Diese Bewehrungs-
führung kann auch für Stützen verwendet werden, welche aufgrund der Verkehrs-
lasten Momente mit wechselndem Vorzeichen erhalten.

7.4.3  Rahmenknoten mit durchlaufender Stütze

In einem mehrstöckigen Rahmensystem, wie es in . Abb. 7.26 dargestellt ist, wech-


seln in der durchlaufenden Stütze im Regelfall die Momente das Vorzeichen. Dies
hat zur Folge, dass Zug- und Druckgurt im Stiel bzw. in der Stütze die Seite wechseln.
Für einen solchen Rahmenknoten mit durchlaufender Stütze sind in . Abb. 7.27  

die linear elastisch berechneten Spannungen dargestellt. Man erkennt, dass sowohl
die Hauptdruckspannungen wie auch die Hauptzugspannungen im Bereich des Kno-
tens die Seite wechseln. Die Einleitung des Riegelmomentes in die durchlaufenden
Randstützen führt im Knotenbereich somit zu sehr ungünstigen Diagonalzug-
kräften. Des Weiteren kommt hinzu, dass sehr hohe Verbundspannungen im Riegel-
7.4 · Rahmenknoten
233 7

Hauptspannungen
MEd,Stütze,oben
VEd,Stütze,oben
NEd,Stütze,oben
FEM-Model l

MEd,Riegel
VEd,Riegel

Spannungen Stabwerkmodell

MEd,Stütze,unten
VEd,Stütze,unten
NEd,Stütze,unten

..      Abb. 7.27  Spannungen bei einem Rahmenknoten mit durchlaufender Stütze

inneren auf der Höhe der inneren Stützenbewehrung durch den Wechsel von Druck-
und Zugseite im Knotenbereich auftreten. Aus den Spannungen lässt sich ein
­vereinfachtes Stabwerkmodell, wie es ebenfalls in . Abb.  7.27 dargestellt ist, ent-

wickeln.
234 Kapitel 7 · Rahmenknoten

An Rahmenknoten mit durchlaufender Stütze wurden zahlreiche Versuche (Kor-


dina 1984; Kordina et al. 1998; Hegger und Roeser 2002) mit unterschiedlichen Be-
wehrungsführungen durchgeführt. Es hat sich gezeigt, dass es meist zu einem Knoten-
versagen kam, welche Ähnlichkeiten mit einem Querkraftversagen am Auflager auf-
weist. Dies lässt sich wie in . Abb.  7.28 schematisch dargestellt auf die hohe

Querkraft im Bereich des Knoten zurückführen.


Zur Bemessung des Rahmenendknotens wurde in (Hegger und Roeser 2003) basie-
rend auf dieser Überlegung ein halbempirischer Bemessungsansatz für die Knoten-
querkrafttragfähigkeit entwickelt, welcher in . Abb. 7.29 schematisch dargestellt ist.

VEd,S VEd,S

MStütze,O

VEd,S,Oben
VEd,R MRiegel
VEd,S
7 zRiegel VEd,R MRiegel
MS zRiegel

VKnoten
zRiegel
MS VKnoten
MRiegel

VEd,S,Unten
MStütze,U

zRiegel

VEd,S
VEd,S VEd,R
VEd,R zStütze/2

..      Abb. 7.28  Ermittlung der Querkraft am Knoten, in Anlehnung an. (Hegger und Roeser 2002)

Querkraft Modell Bewehrung


NEd,S
VEd,S,Oben

VEd,S,Oben
Ftd,Riegel

Fcd
VKnoten

Ftd hR
VEd,S,unten

hS

..      Abb. 7.29  Tragmodell eines Rahmenknoten mit durchlaufender Stütze und zugehörige Bewehrung
nach. (Hegger und Roeser 2003)
7.4 · Rahmenknoten
235 7
Bei der Berechnung nach (Hegger und Roeser 2003) wird nachgewiesen, dass die
am Knoten herrschende Querkraft einen bestimmten Querkraftwiderstand nicht
überschreitet.

V j , Rd ≥ VKnoten  (7.3)

Dabei wird zwischen der Tragfähigkeit ohne und mit Bügelbewehrung unterschieden.
Zur Aufnahme der Spaltzugkräfte wird im Knoten eine Steckbügelbewehrung Asj an-
geordnet. Der Nachweis der Betondruckstrebe wird durch Begrenzung der Knoten-
querkrafttragfähigkeit geführt. Die einwirkende Querkraft im Knoten ergibt sich
nach . Abb. 7.28 zu:

M Ed , Riegel
VKnoten = � VEd ,col ,o (7.4)
z Riegel 

Die Knotentragfähigkeit gemäß (Hegger und Roeser 2003) ergibt sich ohne Bügel
mit Gl. (7.5) und mit Bügel mit Gl. (7.6).
0, 25
 h   f 
Vj,cd = 1, 4 ⋅ 1,2 − 0,3 ⋅ R  ⋅ beff ⋅ hs ⋅  ck  (7.5)
 hS   γ ck  

V j , Rd = V j ,cd + 0, 4 ⋅ Asj ,eff ⋅ f yd ≤ VRd , max (7.6)

Die maximale Druckstrebentragfähigkeit kann mit den Gl. (7.7), (7.8), und (7.9) be-


rechnet werden.
f ck
VRd , max = γ N 1 ⋅ γ N 2 ⋅ 0, 25 ⋅ ⋅ beff ⋅ hS ≤ 2 ⋅ Vj,cd (7.7)
γc 

 N Ed ,col 
γ N 1 = 1, 5 ⋅ 1 − 0,8 ⋅  ≤ 1, 0 (7.8)
 Ac , Stutze ⋅ f ck 
 
hR
γ N 2 = 1, 9 − 0, 6 ⋅ ≤ 1, 0 (7.9)
hS 

Neben dem Nachweis der Knotenquerkrafttragfähigkeit muss noch der Nachweis


der Verankerung der Riegelbewehrung geführt werden. Hierbei ist gemäß (Hegger
und Roeser 2003) nachzuweisen, dass die in . Abb.  7.30 dargestellte vorhandene  

Verankerungslänge lb, vorh = 2 · ld kleiner als Grundwerte der erforderlich Verankerungs-


länge lb, rqd ist.
236 Kapitel 7 · Rahmenknoten

..      Abb. 7.30  Vorhandene Verankerungslänge nach.


(Hegger und Roeser 2003)
ld
AS,Riegel

AS,Stütze
lb,vorh=2 ld

System und Biegelinie Momentenlinie

..      Abb. 7.31  Verformungen und Momente eines mehrfeldrigen und mehrstöckigen Rahmens

7.4.4  Rahmeninnenknoten

Bei mehrfeldrigen und mehrstöckigen Rahmensystemen im Hochbau ergeben sich


Kreuzungen von Stützen und Riegeln. In . Abb. 7.31 ist ein solcher Rahmen dar-

gestellt, der durch zwei Horizontalkräfte belastet wird.


Für den in . Abb. 7.31 dargestellten Innenknoten lässt sich das Stabwerkmodell

mit der zugehörigen Bewehrung in . Abb. 7.32 entwickeln. Die Gurtbewehrungen


der Riegel sind hier wie bei Rahmenecken mit dem großen Biegerollendurchmesser
abzubiegen und in den anderen Zuggurt der Stütze umzulenken. Dadurch, dass die
schräge Druckstrebe sich zwischen den beiden Umbiegungen der Bewehrung defi-
niert einstellen kann, besteht kaum Gefahr von Diagonalrissen im Kreuzungs-
bereich.
Alternativ zur Bewehrungsführung in . Abb. 7.32 wäre auch eine Bewehrungs-

führung gemäß . Abb. 7.33 möglich. Diese ist baupraktisch einfacher zu realisieren.


Es tritt jedoch das Problem auf, dass die Verankerung der Bewehrung im Bereich der
sehr hoch beanspruchten Druckstreben erfolgt, was möglicherweise Spaltzugrisse
begünstigt. Aus diesem Grund sollte hier eine verstärkte Umbügelung vorgesehen
werden.
7.4 · Rahmenknoten
237 7

Stabwerkmodell Bewehrung

..      Abb. 7.32  Stabwerkmodell und Bewehrungsführung für einen Rahmeninnenknoten

..      Abb. 7.33  Alternative Bewehrungsführung für


einen Rahmeninnenknoten
lb

lb

Man kann sich das dargestellte Modell auch dadurch ableiten, indem man den
Rahmenknoten aus jeweils zwei Rahmenecken mit positivem bzw. negativem Mo-
ment zusammensetzt. Auch bei anderen Rahmenknoten lassen sich geeignete Mo-
delle und Bewehrungsführungen entwickeln, welche aus Rahmenecken und Durch-
laufträger zusammengesetzt sind. Dabei sollten die Gurtstäbe möglichst so in das
querverlaufende Bauteil eingebogen werden, dass sich die Tragwirkung wie in einer
Rahmenecke mit negativem Moment ausbilden kann.

!!Es sei noch darauf hingewiesen, dass bei den Rahmeninnenknoten oft die Momente,
welche beispielsweise aus Wind oder Erdbeben resultieren das Vorzeichen wechseln
können und somit die Bewehrungsführung in beide Richtungen auszubilden ist.

Bei mechanisch Bewehrungsgraden über ω = 0,1 sind neben der reinen Verankerung
und der Bewehrungsführung weitere Nachweise erforderlich. Hier ist dann ebenfalls
ein Querkraftnachweis im Knoten ähnlich wie bei Rahmenknoten mit durch-
laufenden Stützen nötig. Ein solcher Nachweis ist im DAfStb Heft 532 (Hegger und
Roeser 2002) enthalten.
238 Kapitel 7 · Rahmenknoten

7.5  Beispiel 1: Einfaches Rahmeneck mit schließendem Moment

7.5.1  System, Geometrie und Lasten

Das in . Abb.  7.34 dargestellte Trogbauwerk für eine Grundwasserwanne eines


Fahrradwegs soll bemessen werden. Da es sich um ein Bauwerk des Infrastruktur-


bereichs handelt wird die Betondeckung für erdberührte Bauteile gemäß DIN EN
1992-2 (12.2010) in Verbindung mit der DIN EN 1992-2/NA (04.2013)zu cnom = 5,5 cm
gewählt. Gemäß DIN EN 1992-2 (12.2010) in Verbindung mit der DIN EN 1992-2/
NA (04.2013) soll die Rissbreite unter häufiger Einwirkungskombination auf
wk = 0,2 mm begrenzt werden.
Als Einwirkung wirkt der Erddruck und das Eigengewicht der Konstruktion. Die
Verkehrslast im Trog ist von untergeordneter Bedeutung. Als Erddruckbeiwert wird
der Erdruhedruck gemäß DIN 4085 (08.2017) verwendet. Der Erddruckbeiwert er-
7 gibt sich somit unter Vernachlässigung der Wandreibung zu:

k0 h = 1 − sin ϕ = 1 − sin 30° = 0, 5

Damit kann der Erdruhedruck angegeben werden:

e0 h = k0 h ⋅ γ ⋅ h

Baustoffe
C35/45
Kennwerte Boden XC4/XD3/XF2
B500B
Boden =20 kN/m³
cnom =5,5cm
= 30°
c = 0 kN/m² wk,max =0,2mm

..      Abb. 7.34  Zu bemessendes Trogbauwerk


7.5 · Beispiel 1: Einfaches Rahmeneck mit schließendem Moment
239 7
7.5.2  Schnittgrößen und Bemessung

Die Bewehrungslage ergibt sich über die Betondeckung und die außen liegende Quer-
bewehrung unter der Annahme eines Bewehrungsdurchmesser von 12 mm zu:
φLangs 1, 2
d1 = cnom + φquer + = 5, 5 + 1, 2 + = 7, 3 cm
2 2
d = h − d1 = 0, 4 − 0, 073 = 0, 327 m

Im Allgemeinen ist konstruktiv günstiger die Querbewehrung außen anzuordnen, da


für die statisch erforderliche Bewehrung an den Übergreifungsstößen möglicherweise
eine außen liegende Querbewehrung erforderlich wird. Des Weiteren ist hier ebenfalls
ein Einbau einer Querkraftbewehrung (Schubbewehrung) einfacher möglich.

z Ermittlung der Schnittgrößen an der Unterkante der Wand


Die Schnittgrößen werden unter Annahme eines Teilsicherheitsbeiwertes für den
Erddruck von γG = 1,35 für ständige Lasten verwendet. Auf den Ansatz eines gerin-
geren Teilsicherheitsbeiwert für den Erdruhedrucks von 1,2 nach DIN 1054 (04.2021)
wird auf der sicheren Seite liegend verzichtet.
Die Normalkraft ergibt sich aus dem Eigengewicht des Betons:

kN
N Ek = − H ⋅ γ Beton ⋅ h = 3 ⋅ 25 ⋅ 0, 4 = −30
m

Die Querkraft entspricht der Erddruckresultierenden, welche über die dreieck-


förmige Erddruckverteilung wie folgt ergibt:

H 3 kN
VEd = γ G ⋅ H ⋅ k0 ⋅ γ Boden ⋅ = 1, 35 ⋅ 3 ⋅ 0, 5 ⋅ 20 ⋅ = 60, 75
2 2 m

Das Moment ergibt sich aus der Erddruckresultierenden mal den Hebelarm, welcher
sich bei einer Dreieckslast zu 1/3 der Höhe ergibt:

1 1 kNm
M Ed = VEd ⋅ H ⋅ = 60, 75 ⋅ 3 ⋅ = 60, 75
3 3 m

z Bemessung an der Unterkante der Wand


Die Bemessung erfolgt über das μEds Verfahren. Hierzu muss zunächst das auf die Be-
wehrung bezogenes Moment bestimmt werden. Da die Normalkraft bei der Be-
messung günstig wirkt, wird hier die Normalkraft mit den Teilsicherheitsbeiwert von
γG, sup = 1,0 berücksichtigt.

 0, 4 
M Eds = M Ed − N Ed ⋅ zs1 = 60, 75 + 1, 0 ⋅ 30 ⋅  − 0,073  = 57 kNm / m
 2 
240 Kapitel 7 · Rahmenknoten

Das dimensionslose Moment als Eingangswert für die Tafeln aus Anhang Abb. A.1
ergibt sich damit zu:

M Eds 0, 057
µEds = = = 0, 027
b ⋅ d ⋅ f cd
2
1, 0 ⋅ 0, 327 2 ⋅19, 8

Damit kann der mechanische Bewehrungsgrad über die Tafeln aus Anhang Abb. A.1
zu ω = 0,028 bestimmt werden. Mit dem mechanische Bewehrungsgrad kann dann
die erforderliche Bewehrung bestimmt werden:
1 1
as1 = ⋅ (ω ⋅ b ⋅ d ⋅ f cd + N Ed ) = ⋅ ( 0,028 ⋅1,0 ⋅ 0,327 ⋅19,8 − 0,03)
σ sd 435

cm 2
as1 = 3, 5 ⋅10−4 m 2 / m = 3, 5
m
7
Das eine Rissbreitenbeschränkung von 0,2 mm erforderlich ist, wird zusätzlich der
Nachweis der Rissbreitenbeschränkung nach dem vereinfachten Verfahren nach der
DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013)
7 Abschn. 7.3.3 geführt. Dazu muss die Spannung in der Betonstahlbewehrung be-

grenzt werden. Die maximale zulässige Spannung im Betonstahl zur Begrenzung der
Rissbreite kann unter Annahme von fct, eff = fctm mit der Gleichung nach (Fingerloos
et al. 2016) bestimmt werden:

wk ⋅ f ct ,eff ⋅ Es 0, 2 ⋅ 3, 2 ⋅ 200000 MN
σ s , max = 6 ⋅ = 6⋅ = 253 2
φs 12 m

Die Rissbreite muss gemäß DIN EN 1992-2 (12.2010) in Verbindung mit der DIN
EN 1992-2/NA (04.2013) unter häufiger Lastfallkombination beschränkt werden.
Da jedoch nur ständige Lasten vorhanden sind entspricht die häufige ­Kombination
der charakteristischen Kombination und die erforderliche Bewehrung aus der Riss-
breitenbeschränkung kann über den folgenden Dreisatz bestimmt werden:
f yd 435 cm 2
as ,erf ;GZG = as ,erf ;GZT ⋅ = 3, 5 ⋅ = 4, 5
γ G ⋅ σ s , max 1, 35 ⋅ 253 m

 Ø12 / 15  7, 5 cm 2 / m
Gewahlt

z Ermittlung der Schnittgrößen in der Bodenplatte am Wandanschluss


Da die Systemlinie hier einen Knick im rechten Winkel macht, wird aus der Quer-
kraft in der Wand die folgenden Drucknormalkraft:

kN
N Ed = −60, 75
m
Das Moment verändert sich nicht im Vergleich der Berechnung an der Unterkante
der Wand
7.5 · Beispiel 1: Einfaches Rahmeneck mit schließendem Moment
241 7
kNm
M Ed = 60, 75
m

z Bemessung an der Unterkante der Wand


Die Bemessung erfolgt wieder über das μEds Verfahren:

 0, 4 
M Eds = M Ed − N Ed ⋅ zs1 = 60, 75 + 1, 0 ⋅ 60, 75 ⋅  − 0,073  = 53 kNm
 2 

Das dimensionslose Moment als Eingangswert für die Tafeln aus Anhang Abb. A.1
ergibt sich damit zu:

M Eds 0, 053
µEds = = = 0, 025
b·d ⋅ f cd
2
1, 0 ⋅ 0, 327 2 ⋅19, 8

Damit kann der mechanische Bewehrungsgrad über die Tafeln aus Anhang Abb. A.1
zu ω = 0,026 bestimmt werden. Hiermit kann die erforderliche Bewehrungsmenge er-
mittelt werden:
1
as1 = ⋅ (ω ⋅ b ⋅ d ⋅ f cd + N Ed )
σ sd

1
as1 = ⋅ ( 0,026 ⋅1,0 ⋅ 0,327 ⋅19,8 − 0,0675 ) = 2, 3 ⋅10−4 m 2 / m = 2, 3 cm 2 / m
435

Die Rissbreitenbeschränkung erfolgt anlog der Wand und es ergibt sich:


f yd 435 cm 2
as ,erf ;GZG = as ,erf ;GZT ⋅ = 2, 3 ⋅ = 2, 9
γ G ⋅ σ s , max 1, 35 ⋅ 253 m

 Ø12 / 15  7, 5 cm 2 / m
Gewahlt

7.5.3  Konstruktive Durchbildung


z Ermittlung der Übergreifungslänge
Die Konstruktion soll so ausgeführt werden, dass die Bewehrung der Wand aus der
Bodenplatte herausschaut und dann eine Übergreifung der Bewehrung an der
Arbeitsfuge zwischen Bodenplatte und Wand stattfindet. Zur Ermittlung dieser
Übergreifungslänge der Wandbewehrung an der Arbeitsfuge muss zunächst der Be-
messungswert der Verbundfestigkeit bestimmt werden. Aufgrund der vertikalen Be-
wehrung kann hierbei von gutem Verbund ausgegangen werden:

2, 2
f bd = 2, 25 ⋅η1 ⋅η2 ⋅ f ctd = 2, 25 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ = 3, 3 N / mm 2
1, 5
242 Kapitel 7 · Rahmenknoten

Nun kann der Grundwert der Verankerungslänge ermittelt werden:

φ σ sd φ As,erf f yd 1, 2 3, 8 435 3, 5
lb, rqd = ⋅ = ⋅ ⋅ = ⋅ ⋅ = ⋅ 39, 5 = 18, 4 cm
4 f bd 4 As, vorh f bd 4 7, 5 3, 3 7, 5

Die Übergreifungslänge sowie der Mindestwert ergeben sich damit zu:


l0 = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 5 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd ≥ l0,min

l0 = 1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 4 ⋅ 20 = 28 cm

0, 3 ⋅ α1 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd 0, 3 ⋅1 ⋅1, 4 ⋅ 39, 5 17 cm


  
l0,min = max  15φ = max  15 ⋅12 = max 18 cm
 200 mm  20 cm 20 cm
  
7 Somit ist mindestens eine Übergreifungslänge von 28 cm erforderlich.

z Ermittlung des Biegerollendurchmesser


Aufgrund der Kraftumlenkung der Bewehrung muss die Biegezugbewehrung mit
einem ausreichend großem Biegeradius an der Rahmenecke umgebogen werden. Die
Mindestwerte für den Biegerollendurchmesser Dmin ergeben sich gemäß DIN EN
1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Tab. 8.1DE
zu . Tab. 7.1. Hierbei muss bei einem Rahmeneck der Biegerollendurchmesser Dmin

nach den Spalten 3 bis 5) ausgeführt werden, um Spaltrisse infolge Umlenkung zu


vermeiden.
Der Mindestbiegerollendurchmesser Dmin ist abhängig von der Betondeckung des
gebogenen Stabes rechtwinklig zur Biegeebene. Die vorhandene Betondeckung die-
ses Stabes ergibt sich 67 mm. Da dieser kleiner größer als 100 mm und größer als
50 mm ergibt sich der Mindestbiegerollendurchmesser Dmin zu 15Ø.
 100 mm
vorh c = cnom + ∅ quer = 55 + 12 = 67 mm ≤ 
7φ = 84 mm
Dmin ≥ 15 ⋅ ∅ = 18 cm

7.5.4  Bewehrungsführung

Die Bewehrung, welche sich aus der Berechnung und den Konstruktionsregeln er-
gibt, ist in . Abb. 7.35 dargestellt.

Mit den gewählten Längen ergibt sich die vorhandene Übergreifungslänge in der
Wand zu:

lo,vorh = 64 cm − 33 cm = 31 cm ≥ l0 = 28 cm
7.6 · Beispiel 2: Einfaches Rahmeneck mit öffnendem Moment
243 7

7 3 ø 12

5 40 ø 8 L=86cm
7 3 ø 12
27
5 ø8

30
1 ø 12

7 20 ø 12 -15
2 ø 10

7 22 ø 12 -15

7 20 ø 12 -15
293

293

7 22 ø 12 -15
1 40 ø 12 L=293cm

2 40 ø 10 L=293cm

2 ø 10

1 ø 12
6 40 ø 10 L=72cm

6 ø 10 7 20 ø 12 -15

4 ø 12 3 ø 10 6 ø 10
64

7 25 ø 12 -15
8. 360
8.

3 20 ø 10 L=376cm

db
64

r=
18

18
r=
db

367
4 20 ø 12 L=494cm

..      Abb. 7.35  Bewehrung Trogbauwerk

7.6  Beispiel 2: Einfaches Rahmeneck mit öffnendem Moment

7.6.1  System, Geometrie und Lasten

Das in . Abb. 7.36 dargestellte Fahrsilo (z. B. für Silage) soll bemessen werden. Auf-

grund der rein landwirtschaftlichen Nutzung wird die DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in
Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) angewendet. Gemäß DIN
11622 (09.2015) muss das Fahrsilo mindestens aus einem C35/45 bestehen und die
Expositionsklassen XC4; XF3; XA3 aufweisen. Des Weiteren muss nach DIN DIN
11622 (09.2015) die Rissbreite auf 0,2 mm beschränkt werden.
Als Einwirkung wird eine Silage mit der Wichte von 20 kN/m³ festgelegt. Die sta-
tische Hauptbeanspruchung erhalten die Silowände beim Befüllen und gleich-
zeitigem Verdichten der Silage. Das Verdichten der Silage wird hier vereinfacht mit
einem vertikalen Verkehrslauflast von 5 kN/m² angesetzt.
Für die Silage wird vereinfacht der Erddruck verwendet. Der Beiwert des Erdru-
hedruck ergibt sich unter Vernachlässigung der Wandreibung nach DIN 4085
(08.2017) zu:

k0 h = 1 − sin ϕ = 1 − sin 30° = 0, 5


244 Kapitel 7 · Rahmenknoten

Baustoffe
C35/45

Erdruhedruck
Erddruck aus Verkehr

Erddruck aus Verkehr


XC4/XF3/XA3

Erdruhedruck
B500A
cnom =3,0cm
3.00 wk,max =0,2mm
Schüttung:
Silage =20 kN/m³
= 30°
Verkehr
qk=5kN/m²
25

25 25
5.00

..      Abb. 7.36  Zu bemessendes Fahrsilo


7
Damit kann der Erdruhedruck angegeben werden:

e0 h = k0 h ⋅ γ ⋅ H

Der Erddruckbeiwert aus der Verkehrsauflast ergibt sich über den Gleitflächen-
winkel unter Vernachlässigung der Wandreibung nach zu:
sin ϕ + 1 sin 30° + 1
tan ϑa = = = 60°
cos ϕ cos 30°
sin (ϑa − ϕ ) sin ( 60° − 30° )
kaqh = = = 0, 577
cos (ϑa − ϕ ) cos ( 60 − 30° )

Vereinfach wird von einer konstanten Verteilung des Erddrucks aus Verkehr als
Rechtecklast ausgegangen:

eqh = kaqh ⋅ q = 0, 577 ⋅ 5 = 2, 9 kN / m 2

7.6.2  Schnittgrößen und Bemessung

Die Betondeckung ergibt sich nach DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit
der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) über die Mindestbetondeckung für den XC4
von 25 mm abzüglich 5 mm aufgrund der höheren Betonfestigkeit und das Vorhalte-
maß von 15 mm abzüglich 5 mm da die Abstandshalter nach DBV-­Merkblatt (Deut-
scher Beton- und Bautechnik-Verein E.V. 01.12.2015; Deutscher Beton- und Bau-
technik-Verein E.V. 01.11.2019) kontrolliert und verbaut werden sollen:

cnom = cmin,b + ∆cdev = 25 − 5 + 15 − 5 = 30 mm


7.6 · Beispiel 2: Einfaches Rahmeneck mit öffnendem Moment
245 7
Die Bewehrungslage ergibt sich über die Betondeckung und die außen liegende Quer-
bewehrung von 10  mm unter der Annahme eines Bewehrungsdurchmessers von
12 mm zu:
φLangs 1, 2
d1 = cnom + φquer + = 3, 0 + 1, 0 + = 4, 6 cm
2 2
d = h − d1 = 25 − 4, 6 = 21, 4 cm

z Ermittlung der Schnittgrößen an der Unterkante der Wand


Die Normalkraft in der Wand ergibt sich aus dem Wandeigengewicht:

kN
N Ek = − H ⋅ γ Beton ⋅ h = 3 ⋅ 25 ⋅ 0, 25 = −30
m

Die Querkraft entspricht den beiden Erddruckresultierenden


H
VEd = γ G ⋅ H ⋅ k0 ⋅ γ Boden ⋅ + γ Q ⋅ eqh ⋅ H
2
3 kN
VEd = 1, 35 ⋅ 3 ⋅ 0, 5 ⋅ 20 ⋅ + 1, 5 ⋅ 2, 9 ⋅ 3 = 73, 8
2 m

Das Moment ergibt sich aus den Erddruckresultierenden mal den Hebelarm:
H 1 H
M Ed = γ G ⋅ H ⋅ k0 ⋅ γ Boden ⋅ ⋅ H ⋅ + γ Q ⋅ eqh ⋅ H ⋅
2 3 2
3 3 3 kNm
M Ed = 1, 35 ⋅ 3 ⋅ 0, 5 ⋅ 20 ⋅ ⋅ + 1, 5 ⋅ 2, 9 ⋅ 3 ⋅ = 80, 3
2 3 2 m

z Bemessung an der Unterkante der Wand


Die Bemessung erfolgt über das μEds Verfahren. Hierzu muss zunächst das auf die Be-
wehrung bezogenes Moment bestimmt werden. Da die Normalkraft bei der Be-
messung günstig wirkt, wird hier die Normalkraft mit den Teilsicherheitsbeiwert von
γG, sup = 1,0 berücksichtigt.

 0, 25 
M Eds = M Ed − N Ed ⋅ zs1 = 80, 3 + 1, 0 ⋅ 30 ⋅  − 0,046  = 83 kNm / m
 2 

Das dimensionslose Moment als Eingangswert für die Tafeln aus Anhang Abb. A.1
ergibt sich damit zu:

M Eds 0, 083
µEds = = = 0, 092
b ⋅ d ⋅ f cd
2
1, 0 ⋅ 0, 2142 ⋅19, 8

Damit kann der mechanische Bewehrungsgrad ω = 0,097 über die Tafeln aus An-
hang Abb. A.1 bestimmt werden und die Bewehrung ermittelt werden:
246 Kapitel 7 · Rahmenknoten

1 1
as1 = ⋅ (ω ⋅ b ⋅ d ⋅ f cd + N Ed ) = ⋅ ( 0,097 ⋅1,0 ⋅ 0,214 ⋅19,8 − 0,03)
σ sd 435

as1 = 8, 8 ⋅10−4 m 2 / m = 8, 8 cm 2 / m

Das eine Rissbreitenbeschränkung von 0,2 mm erforderlich ist, wird zusätzlich der
Nachweis der Rissbreitenbeschränkung nach dem vereinfachten Verfahren nach
DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013)
7 Abschn. 7.3.3 geführt. Dazu muss die Spannung in der Betonstahlbewehrung be-

grenzt werden. Die maximale zulässige Spannung im Betonstahl zur Begrenzung der
Rissbreite kann unter Annahme von fct, eff = fctm mit der Gleichung nach (Fingerloos
et al. 2016) bestimmt werden:

wk ⋅ f ct ,eff ⋅ Es 0, 2 ⋅ 3, 2 ⋅ 200000 MN
σ s , max = 6 ⋅ = 6⋅ = 253 2
7 φs 12 m

Die Rissbreite muss gemäß DIN 11622 (09.2015) unter quasi-ständiger Lastfall-
kombination beschränkt werden. Das Moment aus der quasi-ständigen Kombina-
tion ergibt sich aus den Erddruckresultierenden mal den Hebelarm:

H 1 3 3
M perm = H ⋅ k0 ⋅ γ Boden ⋅ ⋅ H ⋅ = 3 ⋅ 0, 5 ⋅ 20 ⋅ ⋅ = 45 kNm
2 3 2 3

Über einen Dreisatz wird die Stahlspannung unter der quasi-ständigen Kombination
bestimmt. Da diese kleiner ist als maximale zulässige Spannung zur Begrenzung der
Rissbreite ist der Nachweis der Rissbreite ohne eine Erhöhung der Bewehrung er-
füllt.
M perm 45 MN
σ s , perm = ⋅ f yd = ⋅ 435 = 243 2
M Ed 80, 3 m

 Ø12 / 10  11, 3 cm 2 / m
⇒ as ,erf = 8, 8 cm 2 ⇒ Gewahlt

z Ermittlung der Schnittgrößen in der Bodenplatte


Da die Systemlinie hier einen Knick im rechten Winkel macht, wird aus der Quer-
kraft in der Wand die folgenden Zugnormalkraft:

kN
N Ed = 73, 8
m

Das Moment verändert sich nicht im Vergleich der Berechnung an der Unterkante
der Wand.

kNm
M Ed = 80, 3
m
7.6 · Beispiel 2: Einfaches Rahmeneck mit öffnendem Moment
247 7
z Bemessung an der Unterkante der Wand
Die Bemessung erfolgt wieder über das μEds Verfahren. Da die Normalkraft bei der
Bemessung aus der gleichen Last kommt und ungünstig wirkt, wird hier die Normal-
kraft mit den Teilsicherheitsbeiwert von γG, inf = 1,35 berücksichtigt.

 0, 25 
M Eds = M Ed − N Ed ⋅ zs1 = 80, 3 − 1, 35 ⋅ 73, 8 ⋅  − 0,046  = 72, 4 kNm / m
 2 

Das dimensionslose Moment als Eingangswert für die Tafeln aus Anhang Abb. A.1
ergibt sich damit zu:

M Eds 0, 072
µEds = = = 0, 079
b ⋅ d ⋅ f cd
2
1, 0 ⋅ 0, 2142 ⋅19, 8

Damit kann der mechanische Bewehrungsgrad über die Tafeln aus Anhang Abb. A.1
zu ω = 0,083 bestimmt werden. Die Bewehrung ergibt sich über diesen zu:
1
as1 = ⋅ (ω ⋅ b ⋅ d ⋅ f cd + N Ed )
σ sd

1
as1 = ⋅ ( 0,083 ⋅1,0 ⋅ 0,214 ⋅19,8 + 1,35 ⋅ 0,074 )
435

as1 = 10, 4 ⋅10−4 m 2 / m = 10, 4 cm 2 / m

Da bei der Wand die Rissbreitebeschränkung bei der gleichen Kombination nicht
maßgebend geworden ist, wird diese auch bei der Bodenplatte nicht maßgebend wer-
den. Die erforderliche Bewehrung ergibt sich somit zu:

 Ø12 / 10 11, 3 cm 2 / m
⇒ as ,erf = 10, 4 m 2 ⇒ Gewahlt

7.6.3  Konstruktive Durchbildung


z Ermittlung der Übergreifungslänge in der Wand
Die Konstruktion soll so ausgeführt werden, dass die Bewehrung der Wand aus der
Bodenplatte herausschaut und dann eine Übergreifung der Bewehrung an der
Arbeitsfuge zwischen Bodenplatte und Wand stattfindet. Zur Ermittlung dieser
Übergreifungslänge der Wandbewehrung an der Arbeitsfuge muss zunächst der Be-
messungswert der Verbundfestigkeit bestimmt werden. Aufgrund der vertikalen Be-
wehrung kann hierbei von gutem Verbund ausgegangen werden:

2, 2
f bd = 2, 25 ⋅η1 ⋅η2 ⋅ f ctd = 2, 25 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ = 3, 3 N / mm 2
1, 5

Nun kann der Grundwert der Verankerungslänge ermittelt werden:


248 Kapitel 7 · Rahmenknoten

φ σ sd φ As,erf f yd
lb, rqd = ⋅ = ⋅ ⋅
4 f bd 4 As, vorh f bd

1, 2 8, 8 435 8, 8
lb, rqd = ⋅ ⋅ = ⋅ 39, 5 = 30, 8 cm
4 11, 3 3, 3 11, 3

Die Übergreifungslänge sowie der Mindestwert der Übergreifungslänge ergeben sich


damit zu:
l0 = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 5 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd ≥ l0,min

l0 = 1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 4 ⋅ 30, 8 = 43cm

0, 3 ⋅ α1 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd 0, 3 ⋅1 ⋅1, 4 ⋅ 39, 5 17 cm


  
l0, min = max  15φ = max  15 ⋅12 = max 18 cm
7 
 200 mm 
 20 cm 20 cm

Somit ist mindestens eine Übergreifungslänge von 43 cm erforderlich.

z Ermittlung der Übergreifung in der Bodenplatte


Aufgrund der Bauteilhöhe von 25 cm, welche kleiner als 30 cm ist kann hierbei eben-
falls von gutem Verbund ausgegangen werden:

f bd = 3, 3 N / mm 2

Der Grundwert der Verankerungslänge ergibt sich zu:

φ σ sd φ As,erf f yd
lb, rqd = ⋅ = ⋅ ⋅ =
4 f bd 4 As, vorh f bd

1, 2 As,erf 435 10, 4


lb, rqd = ⋅ ⋅ = ⋅ 39, 5 = 36, 4 cm
4 As, vorh 3, 3 11, 3

Die Übergreifungslänge sowie der Mindestwert der Übergreifungslänge ergeben sich


damit zu:
l0 = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 5 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd ≥ l0,min

l0 = 1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 4 ⋅ 39, 5 = 55, 3 cm

0, 3 ⋅ α1 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd 0, 3 ⋅1 ⋅1, 4 ⋅ 39, 5 17 cm


  
l0, min = max  15φ = max  15 ⋅12 = max 18 cm
 200 mm  20 cm 20 cm
  

Somit ist mindestens eine Übergreifungslänge von 31 cm erforderlich.


7.6 · Beispiel 2: Einfaches Rahmeneck mit öffnendem Moment
249 7
z Konstruktive Durchbildung des Rahmenecks
Bei einer Rahmenecke mit positivem Moment liegt die Biegezugbewehrung auf der
Innenseite. Die Umlenkung der Biegedruckkräfte aus dem Riegel und der Stütze er-
zeugen im Eckbereich radial gerichtete Zugspannungen. Um ein Abspalten des
Druckgurtes infolge der Spaltzugkräfte zu verhindern, sollte die Zugbewehrung
schlaufenförmig ausgebildet werden. Ab einem geometrischen Bewehrungsgrad von
0,4 % ist gemäß DAfStb Heft 600 (DAfStb 2020) eine Schrägbewehrung erforderlich.
Der geometrischen Bewehrungsgrad beträgt:

As ,erf 10, 4 cm 2
ρerf = = = 4, 6 ⋅10−3 = 0, 46%
b·d 100 cm ⋅ 21, 4 cm

Somit ist eine Schrägbewehrung erforderlich. Alternativ zur Schrägbewehrung


könnte auch eine Erhöhung der Biegezugbewehrung um 50 % vorgenommen werden.
Hier wird jedoch die Variante mit Schrägstab gewählt. Dieser ist auf die Hälfte der
Zugbewehrung auszulegen. Somit ergibt sich die erforderliche Bewehrung zu des
Schrägstabes zu:

As , max ,GZT = 10, 4 cm 2 / m

cm 2 cm 2
⇒ AsS ≥ 0, 5 ⋅10, 4 = 5, 2 ⇒ Ø12 / 20 = 5, 65 cm 2
m m

Die Schrägbewehrung muss am Ende mit der vollen Verankerungslänge verankert


werden:

lbd lb=
= , rqd 39, 5 cm

Die Bewehrung in der Wand und in der Bodenplatte sollte mit einer Schlaufe ab-
schließen, welche eine schadensfreie Kraftübertragung und Kraftumlenkung ge-
währleisteten. Die Mindestwerte für den Biegerollendurchmesser Dmin können nach
DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013)
Tab. 8.1DE gewählt werden. Der Mindestbiegerollendurchmesser Dmin ist abhängig
von der Betondeckung des gebogenen Stabes rechtwinklig zur Biegeebene. Die vor-
handene Betondeckung dieses Stabes ergibt sich zu 42  mm. Da diese kleiner als
50 mm ergibt sich der Mindestbiegerollendurchmesser Dmin zu 20Ø.
 50 mm
vorh c = cnom + ∅ quer = 30 + 12 = 42 mm ≤ 
3φ = 36 mm
Dmin ≥ 20 ⋅∅ = 20 cm
250 Kapitel 7 · Rahmenknoten

Der geometrisch mögliche Biegerollendurchmesser ergibt sich zu 15 mm.

Dmin  Dmogl = 25 − 2 ⋅ ( 3,0 + 1 + 1) = 15 cm

Somit ist die Ausführung einer Schlaufe mit dem Biegerollendurchmessers von 20 cm
nicht möglich und es muss eine genauere Ermittlung Biegerollendurchmesser erfol-
gen. Für diese Ermittlung wird die Zugkraft in einem Bewehrungsstab benötigt:
As,erf
Fbt = As1,φ =12 ⋅ σ S ,GZT = As1,φ =12 ⋅ f yd ⋅
As, vorh

122 10, 4
Fbt = ⋅ π ⋅ 435 ⋅ = 45279 N
4 11, 3

Des Weiteren wird die mittlere Lage der Zugbewehrung benötigt, welche sich wie
7 folgt ergibt:

φLangs 1, 2
ab = cnom + φquer + = 3, 0 + 1, 0 + = 4, 6 cm
2 2

Damit kann nun der erforderlich Biegerollendurchmesser ermittelt werden.

Fbt  1 1  45279  1 1 
Dmin ≥ ⋅ + = ⋅ +  = 144, 3 mm
f cd  ab 2 ⋅ φ  19, 8  46 2 ⋅12 
⇒ Dmin = 12·φ = 144 mm

Da dieser mit 14,4 cm kleiner ist als der mögliche Biegerollendurchmesser ist eine
Ausführung so möglich.

7.6.4  Bewehrungsführung

Die Bewehrung des Fahrsilos ist in . Abb.  7.37 dargestellt. Hierbei ist die Be-

wehrungsmenge für eine Länge von 1 m angegeben


7.7 · Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen
251 7

6 3 ø 10 6 3 ø 10
9 10 ø 8 10 ø 8 9
17

7 10 ø 10
6 22 ø 10 -15

30
6 20 ø 10 -15

6 20 ø 10 -15
9 20 ø 8 L=77cm

296

5 10 ø 12 L=130cm

6 22 ø 10 -15

297
8 20 ø 12 L=296cm
7 10 ø 10

40

7 20 ø 10 L=297cm
8 10 ø 12

50
40
4 10 ø 12

5 5 ø 12 10 ø 12 8
6 33 ø 10 -15 10 ø 12 2

dbr=14
80
1 10 ø 12

17
10 ø 10 3

4 20 ø 12 L=177cm
6 36 ø 10 -15
70
dbr=14 1 20 ø 12 L=156cm
17

500
2 10 ø 12 L=500cm

500
3 10 ø 10 L=500cm

..      Abb. 7.37  Bewehrung des Fahrsilos

7.7  Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen

7.7.1  System, Geometrie und Lasten

Der in . Abb. 7.38 dargestellte Hallenrahmen soll bemessen werden. Das Gebäude


hat eine Länge von 30  m und ist in dieser Richtung über Mauerwerkswände aus-
gesteift. Der Abstand der Rahmenbinder beträgt 6,0  m. Der Rahmen ist in die
Fundamente eingespannt.
252 Kapitel 7 · Rahmenknoten

B
Knoten 1
B

50
C
B
A

2.00
60
A

2
Knoten 2
60

Baustoffe Querschnitte A

C30/37 XC4 A-A


B-B C-C
B500A

4.00
Rahmenabstand
a=6,0m
7
Knoten 3 Knoten 4
B
1
50

50
B

Belastung ständig: Verkehrslasten:


gk Eigengewicht 1.OG Büronutzung

4.00
qk = 5kN/m²
C
C

Ausbaulast:

B
B
Dach gk2 = 2kN/m² Wind- und Schneelasten:
1.OG gk2 = 5kN/m² Bad Tölz H=685mNN

50 4.55 40 4.55 50
5.00 5.00

..      Abb. 7.38  Rahmentragwerk der Halle

7.7.2  Berechnungsgrundlagen

Die Schnittgrößenermittlung und die Bemessung für die B-Bereich erfolgen mithilfe
einer EDV-Berechnung. Diese Berechnung wird mit dem Programm SOFiSTiK (SO-
FiSTiK AG 26.09.2022) durchgeführt. Die Geometrie und die Materialeingabe er-
folgt über die Eingabebefehle . Abb. 7.39.

7.7 · Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen
253 7
+PROG AQUA
KOPF QS_Material
NORM 'DIN' 'en199x-200x' COUN 49 WIND '2' SNOW '1' WCAT 'B' UNIT 5
Beto 1 C '30N' bez 'Beton'
STAH 10 B '500B'
QB 3 H 60[cm] B 30[cm] MNr 1 MBW 10 so 7[cm] btyp ASYM
QB 2 H 50[cm] B 30[cm] MNr 1 MBW 10 so 7[cm] btyp ASYM
QB 1 H 40[cm] B 30[cm] MNr 1 MBW 10 so 7[cm] btyp ASYM
ENDE

+prog sofimshc
kopf sys
SYST 2D GDIV 10000 POSY
STEU MESH 3
STEU HMIN 0.3
SPt 1 x 0 y 0
SPT 12 x 5 y 2
spt 13 x -5 y 2
SPT 21 x 0 y 6
SPT 22 x 5 y 6
spt 23 x -5 y 6
SPT 31 x 0 y 10 fix F
SPT 32 x 5 y 10 fix F
spt 33 x -5 y 10 fix F
SLN 1 1 12 qnr 2.3
SLN 2 13 1 qnr 3.2
SLN 12 12 22 qnr 3.2
SLN 13 23 13 qnr 2.3
SLN 122 21 22 qnr 2
SLN 123 23 21 qnr 2
SLN 22 22 32 qnr 2
SLN 23 33 23 qnr 2
SLN 21 21 31 qnr 1
ende
+prog aqua
kopf
echo voll voll
INTE 0
ende

..      Abb. 7.39  Quellcode Programmeingabe – System


254 Kapitel 7 · Rahmenknoten

7.7.3  Lastermittlung
7.7.3.1  Allgemeines
Der Rahmen wird gemäß . Abb. 7.38 durch die folgenden Lasten belastet:

55 Eigengewicht
55 Ausbaulast Dach: 2 kN/m²
55 Ausbaulast 1.OG: 5 kN/m²
55 Verkehrslast 1.OG: 5 kN/m² (Kategorie B nach DIN EN 1991-1-1 (12.2010) in
Verbindung mit der DIN EN 1991-1-1/NA (12.2010))
55 Schneelast Standort Bad-Tölz H = 685 mNN
55 Windlast Standort Bad-Tölz

Die Lastermittlung ist in diesem Beispiel exemplarisch durchgeführt. Hintergründe


und Beispiele zur Lastermittlung findet sich z. B. in (Schmidt 2019, 2022).

7 7.7.3.2 Ermittlung der Schneelast


Die Schneelast wird gemäß DIN EN 1991-1-3 (12.2010) in Verbindung mit der DIN
EN 1991-1-3/NA (04.2019) ermittelt. Hiernach befindet sich Bad Tölz in der Schnee-
lastzone 3. Für diese kann die Bodenschneelast wie folgt berechnet werden:
2
 A + 140  kN
sk = 0, 31 + 2, 91 ⋅   ≥ 1,10 2
 760  m
2
 685 + 140  kN
sk = 0, 31 + 2, 91 ⋅   = 3, 74 2
 760  m

Die Dachschneelast ergibt sich in Abhängigkeit der folgenden Dachneigung:

2
α = arctan   = 21, 8°
5

Aufgrund der Dachneigung ergibt sich der Formbeiwert für Satteldächer zu 0,8 und
die Dachschneelast kann berechnet werden:

kN
s = µ2 (α ) ⋅ sk = 0, 8 ⋅ 3, 74 = 3, 0
m2
7.7 · Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen
255 7
7.7.3.3 Ermittlung der Windlast
Die Windlast wird gemäß DIN EN 1991-1-4 (12.2010) in Verbindung mit der DIN
EN 1991-1-4/NA (12.2010) ermittelt. Hiernach befindet sich Bad Tölz in der Wind-
zone 2. Als Geländekategorie wird die Mischkategorie Binnenland gewählt. Damit
kann vereinfacht der Böengeschwindigkeitsdruck für Gebäude bis zu einer Höhe von
10 m bestimmt werden.

kN
q p = 0, 65
m2

Für die angeströmte Wand (Bereich D) ergibt sich gemäß DIN EN 1991-1-4 (12.2010)
in Verbindung mit der DIN EN 1991-1-4/NA (12.2010):

we, D = c pe,10, D ⋅ q p = 0, 8 ⋅ 0, 65 = 0, 52 kN / m 2

Für die abgewandte Wand (Bereich E) ergibt sich gemäß DIN EN 1991-1-4 (12.2010)
in Verbindung mit der DIN EN 1991-1-4/NA (12.2010):

we, E = c pe,10, E ⋅ q p = −0, 5 ⋅ 0, 65 = −0, 33 kN / m 2

Es wirkt auch auf das Dach eine Windlast. Im Weiteren wird hier nur der Windsog
betrachtet, da der Winddruck aufgrund der Schneelast nicht maßgebend wird. Beim
Satteldach werden im Allgemeinen vier Bereich unterschieden. Bei der Dachneigung
von 21,8° ergeben sich nach den Tabellen der DIN EN 1991-1-4 (12.2010) in Ver-
bindung mit der DIN EN 1991-1-4/NA (12.2010) folgende Werte:

we,G = c pe,10,G ⋅ q p = −0, 665 ⋅ 0, 65 = −0, 433 kN / m 2

we, H = c pe,10, H ⋅ q p = −0, 255 ⋅ 0, 65 = −0,166 kN / m 2

we, I = c pe,10, I ⋅ q p = −0, 4 ⋅ 0, 65 = −0, 26 kN / m 2

we, J = c pe,10, J ⋅ q p = −0, 775 ⋅ 0, 65 = 0, 50 kN / m 2

Vereinfacht wird aufgrund der steifen Dachkonstruktion die Windlast je Dachseite


gemittelt:

we,G , H = ( −0,433 − 0,166 ) ⋅ 0, 5 = −0, 30 kN / m 2

we, I , J = ( −0,26 − 0,50 ) ⋅ 0, 5 = −0, 35 kN / m 2


256 Kapitel 7 · Rahmenknoten

7.7.3.4 Lastfälle und Lasteingabe


In der Berechnung werden die im Vorherigen beschriebenen Lastfälle berücksichtigt,
welche in der der . Tab. 7.2 nochmals zusammengefasst sind. Hierbei sind die Last-

fälle so gewählt, dass in einer im Nachgang folgende Überlagerung, immer eine mög-
lichst ungünstige Verkehrslastanordnung erfolgen kann.
Die in . Tab.  7.2 zusammengefassten Lasten müssen dann in das Statik-­

Programm eingegeben werden, was hier über die Eingabebefehle nach . Abb. 7.40  

in das Programm SOFiSTiK erfolgt.


Mit den Befehlen nach . Abb.  7.40 erhält man die Lastbilder in . Abb.  7.41
   

und 7.42.

.       Tab. 7.2  Lastfälle Rahmen

Nr Bezeichnung Einwirkung Belastung


7 LF 1 Eigengewicht Ständige Last 25 kN/m³
Stahlbeton
LF 2 Eigengewicht Dach Ständige Last 2 kN/m² ·6 m=12 kN/m
LF 3 Eigengewicht Ständige Last 5 kN/m² ·6 m=30 kN/m
Decke
LF 10 Schnee Fall 1 Schnee 3 kN/m² ·6 m=18 kN/m
LF 11 Schnee Fall 2 Schnee Linke Dachhälfte 3 kN/m² ·6 m=18 kN/m
Rechte Dachhälfte 1,5 kN/m² ·6 m=9 kN/m
LF 12 Schnee Fall 3 Schnee Linke Dachhälfte 1,5 kN/m² ·6 m=9 kN/m
Rechte Dachhälfte 3 kN/m² ·6 m=18 kN/m
LF 20 Wind von Links Wind Linke Wand 0,52 kN/m² ·6 m =3,12 kN/m
Rechte Wand 0,33 kN/m² ·6 m =1,98 kN/m
Linkes Dach 0,30 kN/m² ·6 m =1,8 kN/m
Rechtes Dach 0,35 kN/m² ·6 m =2,1 kN/m
LF 21 Wind von Rechts Wind Linke Wand 0,33 kN/m² ·6 m =1,98 kN/m
Rechte Wand 0,52 kN/m² ·6 m =3,12 kN/m
Linkes Dach 0,35 kN/m² ·6 m =2,1 kN/m
Rechtes Dach 0,30 kN/m² ·6 m =1,8 kN/m
LF 40 Nutzlast Links Nutzlast Typ B Linke Deckenhälfte 5 kN/m² ·6 m=30 kN/m
LF 40 Nutzlast Rechts Nutzlast Typ B Rechte Deckenhälfte 5 kN/m² ·6 m=30 kN/m
7.7 · Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen
257 7
..      Abb. 7.40 Quellcode +PROG SOFILOAD
Programmeingabe – Lasten KOPF
let#abst 6
ACT G BEZ 'Eigengewicht'
LF 1 EGy 1 bez 'Eigengewicht'
LF 2 bez 'EG- Dach'
LINE SLN 1,2 typ pyy p1 2*#abst
LF 3 bez 'EG- Decke'
LINE SLN 122,123 typ pyy p1 5*#abst
ACT S BEZ 'Schnee unter NN +1000 m'
LF 10 BEZ 'Schnee F1'
LINE SLN 1,2 TYP Pyy P1 3*#abst
LF 11 BEZ 'Schnee F2'
LINE SLN 1 TYP Pyy P1 3*#abst
LINE SLN 2 TYP Pyy P1 1.5*#abst
LF 12 BEZ 'Schnee F3'
LINE SLN 2 TYP Pyy P1 3*#abst
LINE SLN 1 TYP Pyy P1 1.5*#abst
ACT W BEZ 'Wind'
LF 20 BEZ 'Wind-1'
LINE SLN 1 TyP Pz P1 -#abst*0.4
LINE SLN 2 TyP Pz P1 -#abst*0.4
LINE SLN 12,22 TYP PZ P1 -#abst*0.4
LINE SLN 13,23 TYP PZ P1 #abst*0.7
LF 21 BEZ 'Wind-2'
LINE SLN 1 TyP Pz P1 -#abst*0.4
LINE SLN 2 TyP Pz P1 -#abst*0.4
LINE SLN 12,22 TYP PZ P1 #abst*0.7
LINE SLN 13,23 TYP PZ P1 -#abst*0.4
Act Q_B
LF 40 BEZ 'Nutzlast-1'
LINE SLN 123 typ pyy p1 5*#abst
LF 41 BEZ ‘Nutzlast-2'
LINE SLN 122 typ pyy p1 5*#abst
ENDE
258 Kapitel 7 · Rahmenknoten

12.0
3.75

4.50
4.50

12.0

12.0

-2.00
0.00

0.00
2.00
4.50 4.50

2.00
3.75

3.75

4.00

4.00
6.00

6.00
3.75 3.75

8.00

8.00
10.00

10.00
3.75 3.75
-8.00 -6.00 -4.00 -2.00 0.00 2.00 4.00 6.00 8.00 m -8.00 -6.00 -4.00 -2.00 0.00 2.00 4.00 6.00 8.00 m

Alle Lasten, Lastfall 1 Eigengewicht , (1 cm im Raum Alle Lasten, Lastfall 2 EG-Dach , (1 cm im Raum =
Z X = Unit) Stabeigengewicht in global Y (Unit=5.00 Z X Unit) Stablinienlast (Kraft) in global Y (Unit=10.0
kN/m ) (Max=4.50) kN/m ) (Max=12.0)
Y Y

18.0
18.0

18.0

10.00 8.00 6.00 4.00 2.00 0.00 -2.00 -4.00


2.00
30.0

30.0

30.0

4.00
6.00
8.00
10.00

-6.00 -4.00 -2.00 0.00 2.00 4.00 6.00 m -10.00-8.00 -6.00 -4.00 -2.00 0.00 2.00 4.00 6.00 8.00 10.00 m

Alle Lasten, Lastfall 3 EG-Decke , (1 cm im Raum = Alle Lasten, Lastfall 10 Schnee F1 , (1 cm im Raum =
Z X Unit) Stablinienlast (Kraft) in global Y (Unit=20.0 Z X Unit) Stablinienlast (Kraft) in global Y (Unit=10.0
kN/m ) (Max=30.0) kN/m ) (Max=18.0)
Y Y
18.0

18.0
18.0
18.0

10.00 8.00 6.00 4.00 2.00 0.00 -2.00 -4.00

10.00 8.00 6.00 4.00 2.00 0.00 -2.00 -4.00


9.00

9.00

-10.00-8.00 -6.00 -4.00 -2.00 0.00 2.00 4.00 6.00 8.00 10.00 m -10.00-8.00 -6.00 -4.00 -2.00 0.00 2.00 4.00 6.00 8.00 10.00 m

Alle Lasten, Lastfall 11 Schnee F2 , (1 cm im Raum = Alle Lasten, Lastfall 12 Schnee F3 , (1 cm im Raum =
Z X Unit) Stablinienlast (Kraft) in global Y (Unit=10.0 Z X Unit) Stablinienlast (Kraft) in global Y (Unit=10.0
kN/m ) (Max=18.0) kN/m ) (Max=18.0)
Y Y

..      Abb. 7.41  Lastbilder Ständige Lasten und Schnee


7.7 · Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen
259 7

2.00
2.00

0
1.8
3.12 1.98 1.98 3.12

1.8

2.1
2 .1

4.00
4.00

0
1.8

2.1

1.8
2 .1
0

0
6.00

6.00
3.12 1.98 1.98 3.12

8.00

8.00
1.98

10.00
3.12

10.00
3.12 1.98

-8.00 -6.00 -4.00 -2.00 0.00 2.00 4.00 m -4.00 -2.00 0.00 2.00 4.00 6.00 8.00 m

Alle Lasten, Lastfall 20 Wind-1 , (1 cm im Raum = Alle Lasten, Lastfall 21 Wind-2 , (1 cm im Raum =
Z X Unit) Stablinienlast (Kraft) in lokal z (Unit=2.00 Z X Unit) Stablinienlast (Kraft) in lokal z (Unit=2.00
kN/m ) (Min=-2.10) (Max=3.12) kN/m ) (Min=-2.10) (Max=3.12)
Y 2.00 Y

2.00
30.0

30.0
30.0

30.0
4.00

4.00
6.00

6.00
8.00

8.00
10.00

10.00
-6.00 -4.00 -2.00 0.00 2.00 4.00 6.00 m -6.00 -4.00 -2.00 0.00 2.00 4.00 6.00 m

Alle Lasten, Lastfall 40 Nutzlast-1 , (1 cm im Raum = Alle Lasten, Lastfall 41 Nutzlast-2 , (1 cm im Raum =
Z X Unit) Stablinienlast (Kraft) in global Y (Unit=20.0 Z X Unit) Stablinienlast (Kraft) in global Y (Unit=20.0
kN/m ) (Max=30.0) kN/m ) (Max=30.0)
Y Y

..      Abb. 7.42  Lastbilder Wind und Nutzlast

7.7.4  Ermittlung der Schnittgrößen

Zunächst erfolgt die Ermittlung der Einzelschnittgrößen mit dem SOFiSTiK Modul
ASE.  Auf Basis der Einzelschnittgrößen werden für den Grenzzustand der Trag-
fähigkeit die maximalen und minimalen Schnittgrößen bestimmt. Diese werden mit
der Überlagerungsvorschrift, den Teilsicherheiten und den Kombinationsvorschiften
nach der DIN EN 1990 (10.2021) in Verbindung mit der DIN EN 1990/NA (12.2010)
ermittelt. Die Eingabe erfolgt über die Befehle nach . Abb. 7.43. Damit erhält man  

die maximalen und minimalen Momente mit den zugehörigen Normalkräften in


. Abb.  7.44 und die maximalen und minimalen Querkräfte und Normalkräfte in

. Abb. 7.45.

260 Kapitel 7 · Rahmenknoten

..      Abb. 7.43 Quellcode +PROG ase


Programmeingabe – Berechnung KOPF
der Schnittgrößen LF alle
ENDE
+prog maxima
kopf
KOMB 100 DESI TYPE DESI BASE 0 bez 'GZT'
ACT G
LF 1,2,3
ACT S
LF 10 typ A1
LF 11 typ A1
LF 12 typ A1
ACT W
LF 20 typ A2
LF 21 typ A2
Act Q_B
LF 40 typ cond
LF 41 typ cond
SUPP ETYP ZUST LF BEZ KOMB =100 EXTR =MAMI
7 STAB MY 10001 'GZT MY|PX'
STAB VZ 10003 'GZT VZ|PY'
STAB N 10005 'GZT N |UX'
KNOT PX 10001 'GZT MY|PX'
KNOT PY 10003 'GZT VZ|PY'
Ende
.3
-57

0.00

0.8
-13

9.1
-57

-14
.3

3.8
-11
9.1

-13
3.

-14
2.00

.1
-61

0.00
-57.3 -57.3
.9

-61
127
105

.1
.6

4.00

-67.7 -67.7
-33.9

-33.9

190.3 150.9
6.00

5.00
51.3
-322.3 -307.1 -322.3
31.9

31.9

18.8
8.00

80.3

-345.2 -349.9
116.9

6.66
124.0

124.0

-345.2
-343.5 -259.9 -343.5
10.00

-8.00 -6.00 -4.00 -2.00 0.00 2.00 4.00 6.00 8.00 m -10.00 -5.00 0.00 5.00 10.00 10.00 m

Stabelemente , Biegemoment My, Lastfall 10001 MAX-PX KNOT GZT M 1 : 169 Stabelemente , Normalkraft Nx, Lastfall 10001 MAX-PX KNOT GZT M 1 : 219
Z X Z X
MY|PX , 1 cm im Raum = 100.0 kNm (Min=-57.3) (Max=190.3) MY|PX , 1 cm im Raum = 200.0 kN (Min=-349.9) (Max=116.9)
Y Y
-2.00
2
-31

6.

9
-20

.5

5.
-31
6.2

-39

-20
5
.9

0.00
0.00

2.00

-257.1 -257.1
-210.4
-195.9

-195.9

-316.2 -316.2
-269.6
4.00

-269.6
5.00

-85.6 -85.6
6.00

43.6
-61.4 -57.5 -61.4 -247.9
10.6

-367.4 -367.4
46.6

46.6
119.2

119.2
133.4

8.00

-19.7 -355.7
-6.66 -19.7 -314.3 -351.1

-53.2 -47.1 -53.2 -252.2 -323.3 -252.2


10.00
10.00

-10.00 -5.00 0.00 5.00 10.00 m -10.00 -8.00 -6.00 -4.00 -2.00 0.00 2.00 4.00 6.00 8.00 10.00 m

Stabelemente , Biegemoment My, Lastfall 10002 MIN-PX KNOT GZT M 1 : 208 Stabelemente , Normalkraft Nx, Lastfall 10002 MIN-PX KNOT GZT M 1 : 197
Z X Z X
MY|PX , 1 cm im Raum = 200.0 kNm (Min=-316.2) (Max=43.6) MY|PX , 1 cm im Raum = 200.0 kN (Min=-367.4) (Max=133.4)
Y Y

..      Abb. 7.44  Maximale und minimale Momente mit den zugehörigen Normalkräften
7.7 · Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen
261 7

-2.00
4

4
200

56.

7.1

0.00
.1

0.00

48.

-56
4

2.00
.
-123.5 36.7

2.00

4
123.5

240.5
235.5

4
123.5

.
-48

4.00
.1
4.00

69.8
68.9

0
-20
-17.9 128.1 -128.1 17.9

6.00
6.00
17.5 26.1

-68.9
-69.8

8.00
8.00

-235.5
-240.5
30.3 35.0 -35.0

10.00

10.00
26.1
-10.00 -8.00 -6.00 -4.00 -2.00 0.00 2.00 4.00 6.00 8.00 10.00 12.00 m -8.00 -6.00 -4.00 -2.00 0.00 2.00 4.00 6.00 8.00 10.00 m

Stabelemente , Querkraft Vz, Lastfall 10003 MAX-PY KNOT GZT M 1 : 192 Stabelemente , Querkraft Vz, Lastfall 10004 MIN-PY KNOT GZT M 1 : 184
Z X Z X
VZ|PY , 1 cm im Raum = 200.0 kN (Min=-69.8) (Max=240.5) VZ|PY , 1 cm im Raum = 200.0 kN (Min=-240.5) (Max=69.8)
Y Y

-2.00

-2.00
.5
-27

4.7
-11
-27
.5

-11
4.7
.7
-59

.2
-21
0.00
-59

0.00
2
.7

2 .2

-21
2.00

2.00
-67.7 -67.7 4.00
-264.0 -264.0

4.00
6.00

6.00
-155.9 -149.5 -155.9 -485.3 -470.0 -485.3

13.5

13.5
8.00

8.00
135.6

135.6

-170.9 -161.5 -170.9 -505.6 -486.2 -505.6


10.00

10.00
-10.00 -8.00 -6.00 -4.00 -2.00 0.00 2.00 4.00 6.00 8.00 10.00 m -10.00 -8.00 -6.00 -4.00 -2.00 0.00 2.00 4.00 6.00 8.00 10.00 12.00 m

Stabelemente , Normalkraft Nx, Lastfall 10005 MAX-N STAB GZT M 1 : 199 Stabelemente , Normalkraft Nx, Lastfall 10006 MIN-N STAB GZT M 1 : 205
Z X Z X
N |UX , 1 cm im Raum = 100.0 kN (Min=-170.9) (Max=135.6) N |UX , 1 cm im Raum = 500.0 kN (Min=-505.6) (Max=13.5)
Y Y

..      Abb. 7.45  Maximale und Minimale Querkräfte und Normalkräfte

7.7.5  Bemessung der B-Bereiche


7.7.5.1  Allgemeines
Die Bemessung der Riegel kann direkt über die EDV erfolgen. Bei den Stützen muss
zusätzlich untersucht werden, ob Effekte nach Theorie II Ordnung berücksichtigt
werden müssen.
Für die Bemessung wird der Abstand der Bewehrung zum Bauteilrand einheitlich
auf der sicheren Seite wie folgt angenommen:

φs 2, 8
d1 = cmin, dur + ∆cdev + φsw + = 2, 5 + 1, 5 + 1, 2 + ≈ 7 cm
2 2

7.7.5.2 Bemessung der Stützen


7.7.5.2.1 Stütze Achse A und C -Erdgeschoss
Um zu überprüfen, ob Effekte nach Theorie II Ordnung berücksichtigt werden müs-
sen, muss zunächst die Knicklänge bestimmt werden. Hierzu werden die Steifigkeiten
des Riegel Achse 1 und die Steifigkeit der Stütze benötigt. Die Querschnittsgrößen
für den Riegel ergeben sich wie folgt:

b ⋅ h3 0, 3 ⋅ 0, 53
IR = = = 31, 25 ⋅10−4 m 4
12 12

Die Querschnittsgrößen für die Stütze ergeben sich wie folgt:


262 Kapitel 7 · Rahmenknoten

b ⋅ h3 0, 3 ⋅ 0, 53
IS = = = 31, 25 ⋅10−4 m 4
12 12

Die Ermittlung der Knicklänge erfolgt für einen verschieblichen Rahmen nach
DAfStb Heft 630 (DAfStb 2018). Hierzu werden die Drehfedersteifigkeiten nach An-
hang Abb. A.6 benötigt, um die Knicklänge aus Diagramm dort ablesen zu können.
k1 = 0,1( Eingespannt )

EI S / lS 31, 25 ⋅10−4 / 4, 0
k2 = = = 0, 42
0, 5 ⋅ 6 ⋅ EI R / lR 0, 5 ⋅ 6 ⋅ 31, 25 ⋅10−4 / 5

Mit dem Diagramm in Anhang Abb. A.6 erhält man den Knicklängenbeiwert von
1,42 und die Knicklänge ergibt sich zu:

l0 = β ⋅ l = 1, 42 ⋅ 4, 0 = 5, 68 m
7
Bestimmung des Trägheitsradius:

I h 0, 5
i== = = 0,14 m
A 12 12

Damit lässt sich die Schlankheit bestimmen

l0 5, 68
λ= = = 40, 6
i 0,14

Es soll überprüft werden, ob eine Bemessung nach Theorie II Ordnung erforderlich


ist. Hierfür wird überprüft, ob das Grenzkriterium nach DIN EN 1992-1-1 (01.2011)
in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Abschn. 5.8.3 eingehalten
ist:

 25
λ ≤ max 
16 / n

N Ed 0, 506
n= = = 0, 20
Ac ⋅ f cd 0, 3 ⋅ 0, 5 ⋅17

 25
λ ≤ max  = 35,8
16 / 0, 20 = 35, 8

Die Grenzschlankheit ist somit nicht eingehalten und es ist eine Bemessung nach
Theorie II.  Ordnung erforderlich. Nachfolgend wird die Bemessung nach dem
Modellstützenverfahren (Verfahren nach Nennkrümmungen) durchgeführt. Dazu
werden zunächst die die Imperfektionen für die weitere Bemessung bestimmt
7.7 · Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen
263 7
l0 5, 68
ei
= = = 0, 0142 m
400 400

Als Nennmoment wird auf der sicheren Seite das betragsmäßig größte Moment ver-
wendet:

M 0ed = 61, 4 kNm

Damit ergibt sich die das Bemessungsmoment

M Ed ,0 = M 0ed + N Ed ⋅ ei = 61, 4 kNm + 505 kN ⋅ 0, 0142 m = 68, 6 kNm

z Bestimmung der Krümmung


Die Krümmung ergibt sich gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit
der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Abschn. 5.8.8.3 zu:

1 1 ε yd 435 / 200000
= K r ⋅ Kϕ ⋅ = 1 ⋅1 ⋅ = = 0, 011
r r0 0, 45 ⋅ d 0, 45 ⋅ ( 0,5 − 0,07 )

Die Verformung aus Theorie II. Ordnung kann gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011)
in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) wie folgt bestimmt werden:

1 l2 5, 682
e2 = K1 ⋅ ⋅ 0 = 1, 0 ⋅ 0, 011 ⋅ = 0, 035 m
r c 10

Das Bemessungsmoment ergibt sich dann zu:

M Ed = M Ed ,0 + N Ed ⋅ e2 = 68, 6 kNm + 505 kN ⋅ 0, 035 m = 86, 3 kNm

Mit diesen Schnittgrößen erfolgt die Bemessung mit dem νEd − μEd Verfahren.
N Ed −0, 506
ν Ed = = = −0, 20
Ac ⋅ f cd 0, 3 ⋅ 0, 5 ⋅17

M Ed 0, 0863
µ Ed = = = 0, 07
Ac ⋅ h ⋅ f cd 0, 3 ⋅ 0, 52 ⋅17

d1 7 cm
= = 0,14
h 50 cm
264 Kapitel 7 · Rahmenknoten

Mit dem Diagramm in Anhang Abb. A.4 folgt der mechanische Bewehrungsgrad von
ω = 0. Somit folgt, dass rechnerisch keine Bewehrung in der Stütze erforderlich ist.
Die Mindestbewehrung der Stütze ergibt sich gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in
Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) 7 Abschn. 9.5.2 zu:  

N Ed 550
Asmin = 0,15 ⋅ = 0,15 ⋅ = 1, 89 cm 2
f yd 43, 5

 4 Ø14 = 4 ⋅1, 54 cm 2 = 6,16 cm 2


gewahlt

7.7.5.2.2 Stütze Achse A und C -erstes Obergeschoss


Um zu überprüfen, ob Effekte nach Theorie II Ordnung berücksichtigt werden müs-
sen, muss zunächst die Knicklänge bestimmt werden. Hierzu werden die Steifigkeiten
des Riegel Achse 1 und die Steifigkeit der Stütze benötigt. Die Querschnittsgrößen
für den Riegel ergeben sich wie folgt:
7
b ⋅ h3 0, 3 ⋅ 0, 553
IR = = = 41, 6 ⋅10−4 m 4
12 12

Die Querschnittsgrößen für die Stütze ergeben sich wie folgt:

b ⋅ h3 0, 3 ⋅ 0, 553
IS = = = 41, 6 ⋅10−4 m 4
12 12

Die Ermittlung der Knicklänge erfolgt für einen verschieblichen Rahmen nach
DAfStb Heft 630 (DAfStb 2018). Hierzu werden die Drehfedersteifigkeiten nach An-
hang Abb. A.6 benötigt, um die Knicklänge in Anhang Abb. A.6 ablesen zu können.
k1 = 0, 42 ( vorherige Berechnung )

EI S / lS 41, 6 ⋅10−4 / 4, 0
k2 = = = 0, 83
0, 5 ⋅ 6 ⋅ EI R / lR 0, 5 ⋅ 6 ⋅ 41, 6 ⋅10−4 / 10

Mit dem Knicklängenbeiwert von 1,9 gemäß Anhang Abb. A.6 ergibt sich die Kni-
cklänge zu:

l0 = β ⋅ l = 1, 9 ⋅ 4, 0 = 7, 6 m

Für die Schlankheit wird noch der Trägheitsradius benötigt:

I h 0, 55
=i = = = 0,16 m
A 12 12

Damit lässt sich die Schlankheit bestimmen:

l0 7, 6
λ= = = 47, 5
i 0,16
7.7 · Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen
265 7
Es soll überprüft werden, ob eine Bemessung nach Theorie II Ordnung erforderlich
ist. Hierfür wird überprüft, ob das Grenzkriterium nach DIN EN 1992-1-1 (01.2011)
in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Abschn. 5.8.3 eingehalten
ist:
 25
λ ≤ max 
16 / n

N Ed 0, 286
n= = = 0,10
Ac ⋅ f cd 0, 3 ⋅ 0, 5 ⋅17

 25
λ ≤ max  = 50,6
16 / 0,10 = 35, 8

Die Grenzschlankheit ist eingehalten und eine Bemessung nach Theorie II. Ordnung
damit nicht erforderlich. Aus diesem Grund können die Bemessungsergebnisse aus
der EDV-Berechnung übernommen werden.

7.7.5.2.3 Stütze Achse B


Um zu überprüfen, ob Effekte nach Theorie II Ordnung berücksichtigt werden müs-
sen, muss zunächst die Knicklänge bestimmt werden. Hierzu werden die Steifigkeiten
des Riegel Achse 1 und die Steifigkeit der Stütze benötigt. Die Querschnittsgrößen
für den Riegel ergeben sich wie folgt:

b ⋅ h3 0, 3 ⋅ 0, 53
IR = = = 31, 25 ⋅10−4 m 4
12 12

Die Querschnittsgrößen für die Stütze ergeben sich wie folgt:

b ⋅ h3 0, 3 ⋅ 0, 43
IS = = = 16 ⋅10−4 m 4
12 12

Die Ermittlung der Knicklänge erfolgt für einen verschieblichen Rahmen nach
DAfStb Heft 630 (DAfStb 2018). Hierzu werden die Drehfedersteifigkeiten nach An-
hang Abb. A.6 benötigt, um die Knicklänge aus Anhang Abb. A.6 ablesen zu kön-
nen.
k1 = 0,1( Einspannung )

EI S / lS 2 ⋅16 ⋅10−4 / 4, 0
k2 = = = 0, 43
0, 5 ⋅ 6 ⋅ EI R / lR 0, 5 ⋅ 6 ⋅ 31, 25 ⋅10−4 / 5

Mit dem Knicklängenbeiwert von 1,42 gemäß Anhang Abb. A.6 ergibt sich die Kni-
cklänge zu:

l0 = β ⋅ l = 1, 42 ⋅ 4, 0 = 5, 68 m
266 Kapitel 7 · Rahmenknoten

Bestimmung des Trägheitsradius

I h 0, 4
i== = = 0,115 m
A 12 12

Damit lässt sich die Schlankheit bestimmen

l0 5, 68
λ= = = 49, 4
i 0,115

Es soll überprüft werden, ob eine Bemessung nach Theorie II Ordnung ­erforderlich


ist. Hierfür wird überprüft, ob das Grenzkriterium nach DIN EN 1992-1-1 (01.2011)
in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Abschn. 5.8.3 eingehalten
ist:
 25
7 λ ≤ max 
16 / n

N Ed 0, 486
n= = = 0, 24
Ac ⋅ f cd 0, 3 ⋅ 0, 4 ⋅17

 25
λ ≤ max  = 32,7
16 / 0, 24 = 32, 7

Die Grenzschlankheit ist nicht eingehalten und es ist eine Bemessung nach Theorie
II. Ordnung erforderlich. Nachfolgend wird die Bemessung nach dem Modellstützen-
verfahren (Verfahren nach Nennkrümmungen) durchgeführt. Dazu werden zunächst
die die Imperfektionen für die weitere Bemessung bestimmt

l0 5, 68
ei
= = = 0, 0142 m
400 400

Als Nennmoment wird auf der sicheren Seite das betragsmäßig größte Moment ver-
wendet:

M 0ed = 57, 5 kNm

Damit ergibt sich die das Bemessungsmoment

M Ed ,0 = M 0ed + N Ed ⋅ ei = 57, 5 kNm + 486 kN ⋅ 0, 0142 m = 64, 4 kNm

z Bestimmung der Krümmung


Die Krümmung ergibt sich gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit
der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Abschn. 5.8.8.3 zu:
7.7 · Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen
267 7

1 1 ε yd 435 / 200000
= K r ⋅ Kϕ ⋅ = 1 ⋅1 ⋅ = = 0, 015
r r0 0, 45 ⋅ d 0, 45 ⋅ ( 0,4 − 0,07 )

Die Verformung aus Theorie II. Ordnung kann gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011)
in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) wie folgt bestimmt werden:

1 l2 5, 682
e2 = K1 ⋅ ⋅ 0 = 1, 0 ⋅ 0, 015 ⋅ = 0, 048 m
r c 10

Das Bemessungsmoment ergibt sich dann zu:

M Ed = M Ed ,0 + N Ed ⋅ e2 = 64, 4 kNm + 486 kN ⋅ 0, 048 m = 87, 7 kNm

Mit diesen Schnittgrößen erfolgt die Bemessung mit dem νEd − μEd Verfahren.
N Ed −0, 486
ν Ed = = = −0, 24
Ac ⋅ f cd 0, 3 ⋅ 0, 4 ⋅17

M Ed 0, 0877
µ Ed = = = 0,11
Ac ⋅ h ⋅ f cd 0, 3 ⋅ 042 ⋅17
d1 7 cm
= = 0,175
h 40 cm

Mit dem Diagramm in Anhang Abb. A.5 folgt der mechanische Bewehrungsgrad von
ωtot = 0,06 und die Bewehrung kann bestimmt werden:

b⋅h 0, 3 ⋅ 0, 4
Atot = ωtot ⋅ ⋅ f cd = 0, 06 ⋅ ⋅17 = 2, 4 ⋅10−4 m 2 = 2, 4 cm 2
f yd 435

Die Mindestbewehrung der Stützen ergibt sich zu:


N Ed 486
Asmin = 0,15 ⋅ = 0,15 ⋅ = 1, 67 cm 2
f yd 43, 5

 4 Ø14 = 4 ⋅1, 54 cm 2 = 6,16 cm 2


gewahlt

7.7.5.3 Bemessung der Riegel


Die Bemessung ohne Berücksichtigung des Effektes nach Theorie II. Ordnung ist mit
dem Programm SOFiSTiK durchgeführt worden. In . Abb. 7.46 ist die rechnerisch

erforderliche Biegebewehrung und in . Abb. 7.47 die erforderlich Bügelbewehrung


sowie der Ausnutzungsgrad der Druckstrebentragfähigkeit dargestellt.


268 Kapitel 7 · Rahmenknoten

13.8
13.8

5.45

5.45
0.15

5
0.15
5
13.4 13.4

13.2
1.41

12.6
12.6

1.41

0.0825

0.0825
2.32

2.32
0.680

0.680
0.333
8.75 8.75
1.16
1.12

7
1.12

7.28
7.28

Längsbewehrung:
Rot: obere L age
Blau: untere L age
0.152

..      Abb. 7.46  Bemessungsergebnisse für die untere und obere Bewehrungslage


0.082
0.020
2.78
2.78

2.78

4
2.78

6
2.78
2.78

2.78
2.78

0.169
2.78
2.78

0.325
0.325
4.07
4.07

erf. Bügelbewehrung Ausnutzungsgrad Druckstrebe


2.78 2.78

3.76 0.319
0.0397

0.0397
2.78
2.78

2.78
2.78

0.424
0.424

0.433
0.397
8.01

9.37
9.37

9.56

2.78 2.78 2.78 0.0582 0.0582 0.0547

..      Abb. 7.47  Bemessungsergebnisse für die Querkraftbemessung


7.7 · Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen
269 7
7.7.6  Bemessung Rahmeneckknoten 1

Der Rahmeneckknoten 1 ist am First des Daches und ist durch ein positives Mo-
ment. Bei einer Rahmenecke mit positivem Moment liegt die Biegezugbewehrung
auf der Innenseite bzw. hier auf der Unterseite. Die Umlenkung der Biegedruck-
kräfte aus dem Riegel und der Stütze erzeugen im Eckbereich radial gerichtete Zug-
spannungen. Um ein Abspalten des Druckgurtes infolge der Spaltzugkräfte zu ver-
hindern, sollte die Zugbewehrung schlaufenförmig ausgebildet und mit Steckbügeln
eingefasst werden. Für die Bemessung des öffnenden Rahmeneck wird das Stabwerk-
modell mit Schrägstab gemäß . Abb.  7.14 verwendet, da dieser Schrägstab den

potenziellen Riss im Eck klein hält. Von dem Alternativen Modell zur Schräg-
bewehrung ist aufgrund des sehr flachen Rahmenecks abzuraten.
Die Bemessung ergab eine erforderliche Bewehrung von:

As ,erf = 5, 5 cm 2 ⋅ 2Ø20 = 6, 3 cm 2

Die Biegezugbewehrung sollte mit ausreichend großem Biegeradius nach . Abb. 7.19


(Mindestwerte Dmin siehe DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN


EN 1992-1-1/NA (04.2013), Tab. 8.1DE a), Spalten 3 bis 5) ausgeführt werden, um
Spaltrisse infolge Umlenkung und Übergreifung zu vermeiden.
Die Betondeckung der Stäbe Ø20 beträgt 6 cm (d1 = 7 cm), somit ergibt sich der
Biegerollendurchmesser zu.

Dmin = 15 ⋅ φ = 15 ⋅ 20 mm = 300 mm = 30 cm

Der möglicher Biegerollendurchmesser ist größer als der erforderliche und somit ist
die Bewehrung einbaubar:

φ 2
Dmgl = h − 2 ⋅ d1 − 2 ⋅ ⋅ = 50 − 2 ⋅ 7 − 2 ⋅ = 34 cm > 30 cm
2 2

Gemäß . Abb. 7.19 sollte der Schrägstab folgende Bewehrung haben:


AsS ≥ 0, 5 ⋅ 5, 5 cm 2 = 2, 75 cm 2 ⇒ 2Ø16 = 4 cm 2

Der Schrägstab sollte an der Oberseite verankert werden. Da an der Oberseite mäßi-
ger Verbund herrscht ergibt sich die Verbundfestigkeit zu:

2, 0 N
f bd = 2, 25 ⋅η1 ⋅η2 ⋅ f ctd = 2, 25 ⋅ 0, 7 ⋅1, 0 ⋅ = 2,1
1, 5 mm 2

Damit lässt sich der Grundwert der Verankerungslänge berechnen

φ σ sd φ As,erf f yd
lb, rqd = ⋅ = ⋅ ⋅
4 f bd 4 As, vorh f bd
270 Kapitel 7 · Rahmenknoten

16 2, 75 435 2, 75
lb, rqd = ⋅ ⋅ = ⋅ 829 = 570 mm = 57 cm
4 4 2,1 4

lbd = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 4 ⋅ α 5 ⋅ lb, rqd = 1 ⋅1 ⋅1 ⋅1 ⋅ 57 = 57 cm

lb, min = 0, 3 ⋅ α1 ⋅ lb, rqd = 0, 3 ⋅1 ⋅ 829 = 249 mm = 24, 9 cm

lb,min ≥ 10φ = 16 ⋅10 = 160 mm = 16 cm

Da die Mindestwerte nicht maßgebend werden ist die Verankerung mit mindestens
57 cm zu wählen.
Zur Aufnahme der Spaltzugkräfte muss eine Querzugbewehrung in Form von
Steckbügeln eingebaut werden, wobei die Anforderungen an eine Querbewehrung im
Stoßbereich nach DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-­
1-­1/NA (04.2013) Abschn.  8.7.4 einzuhalten sind und die horizontalen Steckbügel
7 mindestens dem Querschnitt der Bügel der anschließenden Stützenbügel entsprechen
müssen. Als zusätzliche Bügel werden konstruktiv vertikal und horizontal zu Stab-
achse gewählt:

cm 2
 Ø8 / 10 = 10
Bugel
m

Diese Bügel sind über eine Länge von h + d = 50 + 43 = 93 cm anzuordnen.

7.7.7  Bemessung Rahmeneckknoten 2

Der Rahmeneckknoten 2 ist am Übergang zwischen Stütze und Daches und ist durch
ein negatives Moment beansprucht. Bei einer Rahmenecke mit negativem Moment
liegt die Biegezugbewehrung auf der Außenseite. Dieses Rahmeneck wird auch als
Rahmeneck mit schließendem Moment bezeichnet. Gemäß der Biegebemessung ist
folgende Bewehrung erforderlich:

As ,erf = 13, 7 cm 2 ⇒ 3Ø25 = 14, 7 cm 2

Da dies noch in einer Lage einbaubar ist, kann bei einer Ausführung nach
7 Abschn.  7.2.3 auf die Ermittlung von inneren Kräften in der Rahmenecke ver-

zichtet werden.
Aus baupraktischen Gründen sollten die herausstehenden Bewehrungseisen mög-
lichst kurz sein. Aus diese, wird die Variante mit abgebogener Riegelzugbewehrung
gewählt. Dadurch ergibt sich eine besonders kurze Übergreifungslänge. Der Einbau
der restlichen Riegelbewehrung wird dadurch erleichtert. Die Übergreifung in zwei
Verbundbereichen. Im Bereich der Stütze herrscht aufgrund des vertikalen Einbaus
guter Verbund und auf der Oberseite mäßiger Verbund. Auf der sicheren Seite wird
jedoch für die gesamte Übergreifung mäßiger Verbund angesetzt.
7.7 · Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen
271 7

2, 0 N
f bd = 2, 25 ⋅η1 ⋅η2 ⋅ f ctd = 2, 25 ⋅ 0, 7 ⋅1, 0 ⋅ = 2,1
1, 5 mm 2

Die Übergreifungslänge ergibt sich zu:

φ σ sd φ As,erf f yd
lb, rqd = ⋅ = ⋅ ⋅
4 f bd 4 As, vorh f bd

25 13, 7 435 13, 7


lb, rqd = ⋅ ⋅ = ⋅1295 = 1207 mm = 121 cm
4 14, 7 2,1 14, 7

l0 = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 5 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd ≥ l0,min

l0 = 0, 7 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ 2, 0 ⋅121 = 170 cm

0, 3 ⋅ α1 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd 0, 3 ⋅ 0, 7 ⋅ 2, 0 ⋅129, 5 54 cm


  
l0, min = max  15φ = max  15 ⋅ 25 = max 38 cm
 200 mm  20 cm 20 cm
  

Somit muss die Übergreifung zwischen den beiden Stäben mindestens 170 cm betragen.

z Biegerollendurchmesser
Die Biegezugbewehrung sollte mit ausreichend großem Biegeradius nach . Tab. 7.1  

(Mindestwerte Dmin siehe DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN
EN 1992-1-1/NA (04.2013), Tab. 8.1DE a), Spalten 3 bis 5) ausgeführt werden, um
Spaltrisse infolge Umlenkung und Übergreifung zu vermeiden. Die Betondeckung
der Stäbe Ø25 beträgt:

φ 25
vorh c = d1 − = 70 − = 57, 5 mm ≤ 3φ = 75 mm ⇒ Dmin = 20 ⋅ φ
2 2

Damit ergibt sich der erforderliche Biegerollendruchmesser zu:

Dmin = 20 ⋅ φ = 20·25 mm = 500 mm = 50 cm

Zur Aufnahme der Spaltzugkräfte muss eine Querzugbewehrung in Form von Steck-
bügeln eingebaut werden, wobei die Anforderungen an eine Querbewehrung im
Stoßbereich nach DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-­
1-­1/NA (04.2013), Abschn. 8.7.4 einzuhalten sind und die horizontalen Steckbügel
mindestens dem Querschnitt der Bügel der anschließenden Stützenbügel entsprechen
müssen. Als zusätzliche Bügel werden konstruktiv vertikal und horizontal zu Stab-
achse gewählt:

cm 2
 Ø8 / 10 = 10
Bugel
m
Diese Bügel sind über eine Länge von h + d = 50 + 43 = 93 cm anzuordnen.
272 Kapitel 7 · Rahmenknoten

7.7.8  Bemessung Rahmenendknoten 3

Zur Bemessung des Rahmenendknotens wird der halbempirische Bemessungsansatz


für die Knotenquerkrafttragfähigkeit gemäß (Hegger und Roeser 2003) verwendet.
Das zugrunde liegende Stabwerkmodell mit dem Querkraftverlauf ist in . Abb. 7.29  

und 7.30 dargestellt.
Bei diesem Nachweis muss nachgewiesen werden, dass die am Knoten herr-
schende Querkraft einen bestimmten Querkraftwiderstand nicht überschreitet.

V j , Rd ≥ V j , h

Dabei wird zwischen der Tragfähigkeit ohne und mit Bügelbewehrung unterschieden.
Zur Aufnahme der Spaltzugkräfte wird im Knoten eine Steckbügelbewehrung As, j
angeordnet. Der Nachweis der Betondruckstrebe wird durch Begrenzung der Kno-
tenquerkrafttragfähigkeit geführt.
7 Die einwirkende Querkraft im Knoten wird aus der erforderlichen Biege-
bewehrung des Riegels zurückgerechnet. Hierzu wird die Stahlzugkraft in der oberen
Bewehrung bestimmt, welche als Querkraft auf den Knoten einwirkt.
 4Ø20
As ,beam = 12, 6 cm 2 ⇒ gewahlt

Fs ,beam = As ,beam ⋅ f yd = 12, 6 cm 2 ⋅ 43, 5 kN / cm 2 = 548 kN

Die einwirkende Querkraft im Knoten ergibt sich nun abzüglich der Querkraft aus
der oberen Stütze.

V jh = Fs ,beam − VEd ,col ,o

Auf der sicheren Seite liegend wird auf den Abzug von VEd, col, o verzichtet und es er-
gibt sich somit:

V=
Ed V=
jh 548 kN

Die Knotentragfähigkeit ohne Bügel ergibt sich gemäß (Hegger und Roeser 2003) zu:
0, 25
 h   f 
Vj,cd = 1, 4 ⋅ 1,2 − 0,3 ⋅ beam  ⋅ beff ⋅ hcol ⋅  ck 
 hcol   γ ck 
0, 25
 0, 5   30 
Vj,cd = 1, 4 ⋅ 1,2 − 0,3 ⋅  ⋅ 0, 3 ⋅ 0, 5 ⋅   = 0, 366 MN = 366 kN
 0, 4   1, 5 
 erforderlich
V jh > Vj,cd ⇒ Bugel

Die Knotentragfähigkeit mit Bügel ergibt sich gemäß (Hegger und Roeser 2003) zu:

V j , Rd = V j ,cd + 0, 4 ⋅ Asj ,eff ⋅ f yd ≤ VRd , max


7.7 · Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen
273 7
Die maximale Druckstrebentragfähigkeit ergibt sich zu:
f ck
VRd , max = γ N 1 ⋅ γ N 2 ⋅ 0, 25 ⋅ ⋅ beff ⋅ hcol ≤ 2 ⋅ Vj,cd
γc

 N Ed ,col 
γ N 1 = 1, 5 ⋅ 1 − 0,8 ⋅  ≤ 1, 0
 Ac ,col ⋅ f ck
 

 0, 286 
γ N1 = 1, 5 ⋅ 1 − 0,8 ⋅  = 1, 42 ≤ 1, 0
 0, 5 ⋅ 0, 3 ⋅ 30 

hbeam 0, 5
γ N 2 = 1, 9 − 0, 6 ⋅ = 1, 9 − 0, 6 ⋅ = 1, 3 ≤ 1, 0
hcol 0, 5

30
VRd , max = 1 ⋅1 ⋅ 0, 25 ⋅ ⋅ 0, 3 ⋅ 0, 5 = 750 kN ≤ 2 ⋅ 366 = 732 kN
1, 5

Die Druckstrebentragfähigkeit im Knoten kann damit nachgewiesen werden:

V jh = 548 kN < VRd ,max = 732 kN

Die erforderliche Bewehrung im Knoten ergibt sich zu:

kN
V j , Rd = 355 + 0, 4 ⋅ Asj ,eff ⋅ 43, 5 = 548 kN
cm 2

Damit ergibt sich die Bewehrung zu:

547 − 355
Asj ,eff =  5Ø12 = 11, 3 cm 2
= 11 cm 2 ⇒ Bugel
0, 4·43, 5

Die Riegelhauptbewehrung wird um 180° abgebogen und in die Riegeldruckzone ge-


führt, sodass die Bewehrungsführung auf die Betonierabschnitte und Schalungs-
technik abgestimmt ist. Der möglicher Biegerollendurchmesser ergibt sich zu:

φ 2, 0
Dmgl = h − 2 ⋅ d1 − 2 ⋅ ⋅ = 50 − 2 ⋅ 7 − 2 ⋅ = 32 cm
2 2

Da die Betondeckung in Richtung der Biegung aufgrund der beiden Stützen sehr
groß ist, darf der minimal Mindestbiegerollendurchmessers des Stabes wie folgt be-
stimmt werden.

Dmin ≥ 10 ⋅∅ = 20 cm
274 Kapitel 7 · Rahmenknoten

z Nachweis der Verankerung der Riegelzugbewehrung

2, 0 N
f bd = 2, 25 ⋅η1 ⋅η2 ⋅ f ctd = 2, 25 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ = 3, 0
1, 5 mm 2

φ σ sd φ As,erf f yd 20 12, 6 435


lb, rqd = ⋅ = ⋅ ⋅ = ⋅ ⋅ = 725 mm
4 f bd 4 As, vorh f bd 4 4 ⋅ 3,1 3, 0

Die anrechenbare Verankerungslänge beträgt gemäß (Hegger und Roeser 2003) und
. Abb. 7.30.

 2φ 
lb = 2ld = 2  hcol − 2 ⋅ cnom − 2φBu − L =
 2 

 2 ⋅ 2, 5 
lb = 2  50 − 2 ⋅ 4 − 2 ⋅1,2 −  = 74, 2 cm
 2 
7
Somit ist die Verankerung nachgewiesen:

lb, rqd = 72, 5 cm < lb = 74, 2 cm

7.7.9  Bemessung Rahmenendknoten 4

Bei diesem Rahmenknoten handelt es sich um einem Rahmenknoten mit durch-


laufendem Riegel. Hier wird unterschieden zwischen einer voll überdrückten Stütze
und einer Stütze mit Zugstrebe. Wie aus 7 Abschn. 7.7.5.2.3 ersichtlich ist, ist eine

Biegebewehrung in der Stütze erforderlich. Somit wird das Stabwerkmodell aus


. Abb. 7.23 verwendet, wobei die Zugstrebe Aufgrund der Verkehrslast sowohl auf

der linken wie auch auf der rechten Seite der Stütze angesetzt wird. Aufgrund der
Stabwerkmodell ist die Stützenbewehrung mit dem großen Biegerollendurchmesser
umzubiegen und mit der Stützmomentebewehrung aus dem Unterzug übergreifen
herzustellen. Zunächst wird der Biegrollendurchmesser bestimmt. Die Betondeckung
der Stäbe Ø14 beträgt:

φ 14 3φ = 42 mm
vorh c = d1 − = 70 − = 63 mm ≤ max 
2 2  50 mm

Damit ergibt sich der erforderliche Biegerollendruchmesser zu:

Dmin = 15 ⋅ φ = 15 ⋅14 mm = 210 mm = 21cm


7.7 · Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen
275 7
Die Übergreifungslänge zwischen der Stützenbewehrung von 2 Ø14 und der Riegel-
bewehrung von 3 Ø25 ergibt sich unter Annahmen des mäßigen Verbundes zu.

φ σ sd φ As,erf f yd
lb, rqd = ⋅ = ⋅ ⋅
4 f bd 4 As, vorh f bd

l0 = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 5 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd ≥ l0,min

0, 3 ⋅ α1 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd



l0, min = max  15φ
 200 mm

14 2,1 / 2 435 2,1 / 2


lb, rqd ,φ14 = ⋅ ⋅ = ⋅ 725 = 247 mm = 24,, 7 cm
4 6,16 / 2 2,1 6,16 / 2

l0,φ14 = 1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 4 ⋅ 24, 7 = 34, 6 cm

0, 3 ⋅1 ⋅1, 4 ⋅ 725 30, 5 cm


 
l0, min ,φ14 = max  15 ⋅14 = max  21 cm
 200 mm  20 cm
 

25 2,1 ⋅ 0, 5 435 2,1 ⋅ 0, 5


lb, rqd ,φ 25 = ⋅ ⋅ = ⋅1295 = 139 mm = 13, 9 cm
4 2·4, 9 2,1 2·4, 9

l0,φ 25 = 1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ 2, 0 ⋅13, 9 = 27, 7 cm

0, 3 ⋅1 ⋅ 2 ⋅1295 77, 7 cm


 
l0, min ,φ 25 = max  15 ⋅ 25 = max 37, 5 cm
 200 mm  20 cm
 

Somit muss die Übergreifung zwischen den beiden Stäben mindestens 77,7 cm be-
tragen.

7.7.10  Bewehrung
Die Bewehrung des Rahmens ist in der . Abb. 7.48, 7.49, und 7.50 dargestellt.

276 Kapitel 7 · Rahmenknoten

29 115
13 4 10 6
ø 20 14 4 ø 25
L= 505c ø 14 L=42
m L 6cm
361 =256
cm 36 8
256
2 ø 14 14 A
ø 14 14
10 3 ø 25 0
=5

34
r
2 ø 16 16 db 24
3 ø 25 9 B
2 ø 20 13
204
85 85 2 ø 14 12 9 6 ø 25 L=428cm
251

24
2 ø 14 12 16 2 ø 16 L=374cm 141
11

11

270
9 ø 25 42 50
12 4 ø 14 L=304cm ø 25 9 C r=
18 ø 14 db

18 4 ø 14 L=270cm
ø 14 18

11 4 ø 14 L=284cm 273
11 ø 14 ø 14 11

263
350
15 4 ø 14 L=350cm

235
475

234
7 4 ø 20 5
6 3 ø 25 L=475cm
E
F
2 ø 14 15 G

2 ø 14 3 5 ø 20

4 ø 14 2 1 ø 25 80 2 1 ø 25
3 4 ø 14 L=197cm

355

635
db

H 2 2 ø 25 L=355cm
r=
117

D
21

8 ø 20 190

401

400
dbr=20

38
17 ø 14
90 8 ø 20
7 ø 14 I

17 4 ø 14 L=635cm
8 6 ø 20 L=635cm

7 4 ø 14 L=635cm
5 8 ø 20 L=318cm
375

1 ø 14 17 ø 14
1 4 ø 14 L=375cm

7 ø 14

4 2 ø 14 L=950cm 950

..      Abb. 7.48  Längsbewehrung des Rahmens


7.7 · Beispiel 3: Mehrstöckiger Hallenrahmen
277 7

25 4 ø 8 L=199cm
24 4 ø 10 24 4 ø 10
100
10
10 - 20 4
20 4ø ø 10
20 -10
10 -

100

21 1 21 1
0ø 25 2 ø 8
25 2 ø 8 10 -10 10 -
20
ø -20
21 6 1 ø 10 21 6
ø 10
20 1 20 1
1ø -1
24 3 ø 10 23 1 ø 12 10 - 24 3 ø 10 0
22 5 ø 12 -9.5 20 11 ø 10 -17 21 8 ø 10 -17 21 5 ø 10 -10

20

22 5 ø 12 -9.5 20 11 ø 10 -17 21 8 ø 10 -17 21 5 ø 10 -10


26 4
ø8 24 4 ø 10
24 4 ø 10 L=1
26 2 ø 8 120 7040cm 2 ø 8 26

10
11
21

19
24 22 ø 10 L=259cm 27 44 ø 8 L=42cm

70
13
21 21
51

16
16

45
41

27 11 ø 8 -34
27 11 ø 8 -34

21
21 58 ø 10 L=170cm 22 10 ø 12 L=155cm 23 1 ø 12 L=163cm

20 2 ø 10
20 2 ø 10 20 7 ø 10 -15
20 7 ø 10 -15
20 7 ø 10 -15 20 13 ø 10 -20 20 7 ø 10 -15 20 13 ø 10 -20

20 2 ø 10 19 2 ø 8 20 2 ø 10

21
13
41

10
19 23 ø 8 -17
31

20 164 ø 10 L=150cm
27 11 ø 8 -34
27 11 ø 8 -34

21
19 27 ø 8 L=125cm
20 23 ø 10 -17

20 23 ø 10 -17
19 2 ø 8 20 2 ø 10
20 2 ø 10

..      Abb. 7.49  Bügelbewehrung des Rahmens


278 Kapitel 7 · Rahmenknoten

Schnitte Dachriegel Schnitte Randstütze


A-A 14 2 ø 14 B-B C-C D-D
10 3 ø 25
27 ø 8
11 2 ø 14
20 ø 10 ø 10 21 8 3 ø 20
21 ø 10 ø 10 20
17 2 ø 14
13 2 ø 20 18 2 ø 14 27 ø 8
9 3 ø 25 7 2 ø 14
12 2 ø 14
Schnitte Zwischenriegel
E-E F-F G-G
6 3 ø 25 15 2 ø 14
15 2 ø 14
3 2 ø 14
ø 10 20
7 ø 10 20 5 4 ø 20
2 1 ø 25
20 ø 10 4 2 ø 14
4 2 ø 14 4 2 ø 14
Schnitte Randstütze
H-H 3 4 ø 14 I-I

ø 8 19
1 4 ø 14
1 4 ø 14

ø 8 19 ø 8 19

..      Abb. 7.50  Rahmentragwerk – Bewehrungsquerschnitte

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Literatur
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Einwirkungen auf Tragwerke  – Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen auf Tragwerke  – Wichten,
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messung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken – Teil 2: Betonbrücken –
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EC 1. Springer Vieweg, Wiesbaden, Heidelberg
Schmidt P (2022) Lastannahmen – Beispiele. Springer Vieweg, Wiesbaden
SOFiSTiK AG (26.09.2022) Ihre FEM – Finite Elemente Methode Software für Bauingenieure. https://
www.­sofistik.­de/produkte/statik-­fem/sofistik-­fem-­pakete. Zugegriffen: 26. September 2022
281 8

Änderung der Systemlinie


Inhaltsverzeichnis

8.1 Querschnittssprünge – 282


8.1.1  llgemeines – 282
A
8.1.2 Bemessungsmodell – 283

8.2 Änderung der Querschnittsneigung – 288


8.2.1  llgemeines – 288
A
8.2.2 Geknickter Druckgurt – 289
8.2.3 Geknickter Zuggurt – 290

8.3 Knicke und Krümmungen – 290

8.4 Beispiel Änderung Systemlinie – 291


8.4.1  ufgabenstellung – 291
A
8.4.2 Schnittgrößen – 291
8.4.3 Bemessung für die maximalen Schnittgrößen – 292
8.4.4 Bemessung Querschnittssprung 1 – 294
8.4.5 Bemessung Querschnittssprung 2 – 297
8.4.6 Bemessung Querschnittssprung 3 – 299
8.4.7 Konstruktive Durchbildung – 301

Literatur – 303

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023
W. Finckh, Mit Stabwerkmodellen zur Bewehrungsführung, erfolgreich studieren,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40882-4_8
282 Kapitel 8 · Änderung der Systemlinie

Durch eine Änderung der Systemlinie, welche im Regelfall auf Höhe des Schwerpunktes
des Bauteils verläuft, werden die Spannungen im Bauteil verändert. Die Änderung der
Systemlinie kann verschiedene Gründe haben. Zum einen kann eine Änderung des Quer-
schnitts vorliegen. Dies kann entweder in Form von Höhenversprüngen auftreten, wel-
che in 7 Abschn. 8.1 behandelt werden oder in Form von Änderungen der Querschnitts-

neigungen auftreten, welche in 7 Abschn.  8.2 behandelt werden. Außerdem kann die

Systemlinien Krümmungen oder Knicke aufweisen. Dies wird in 7 Abschn.  8.3 be-

handelt. Das Kapitel wird wieder mit einem Bemessungsbespiel, wo mehre verschiedene
Höhenversprünge betrachtet werden, abgeschlossen.

Lernziele

Nach dem Lesen dieses Kapitels:


55 Kennen Sie die verschiedenen Arten von Systemlinienänderungen und deren Be-
sonderheiten.
55 Sind Ihnen die Spannungszustände und die Kraftflüssen an Querschnitts-
sprüngen bekannt.
8 55 Können Sie Querschnittsprünge berechnen sowie konstruieren.

8.1  Querschnittssprünge

8.1.1  Allgemeines

Bei Querschnittssprüngen entstehen an der Versprungstelle Spannungsspitzen, wel-


che vergleichbar mit denen bei abgesetzten Auflagern sind, jedoch sich etwas weiter
verteilen, da nur eine geometrische und keine kombinierte Diskontinuität vorliegt.
Allerdings sind zahlreiche Kombinationen aus Momenten und Querkräften denkbar,
welche sich je nach Position des Versprungs im Gesamtbauteil ergeben, wodurch sich
unterschiedliche Spannungsbilder einstellen können.
In . Abb. 8.1 links ist die Spannung eines Querschnittssprungs unter konstan-

tem positivem Moment dargestellt. Man erkennt, dass sich große horizontale Span-
nungen zusammen mit deutlich geringeren vertikalen Spannungen an der Ver-
sprungstelle einstellen. Im Gegensatz dazu bilden sich bei einem Querschnittssprung
mit veränderlichem Moment und somit einer Querkraft erhebliche vertikale Span-
nungen an der Versprungsstelle aus, wie dies . Abb. 8.1 rechts zeigt. Bei dieser Situ-

ation sind die Momente und Querkräfte so eingestellt worden, dass circa am Quer-
schnittssprung kein Moment auftritt.
Es würden sich noch zahlreiche weitere Spannungsbilder erzeugen lassen mit
unterschiedlichen Momenten/Querkraftverhältnissen und unterschiedlichen Vor-
zeichen. Ein Bemessungsmodell muss deshalb so aufgebaut sein, dass es die unter-
schiedlichen Schnittgrößen kombinieren kann.
8.1 · Querschnittssprünge
283 8
FEM-Model l
MEd

VEd

MEd
MEd VEd MEd
Hauptspannungen

h1 h1
h2 h2

Spannungen

σ horizontal
horizontal
σ

σ vertikal σ vertikal

..      Abb. 8.1  Spannungsbilder bei Querschnittssprünge mit unterschiedlichen Schnittgrößen

NEd + MEd+ VEd NEd + MEd VEd


B D B = B D B + B D B

..      Abb. 8.2  Kombinationsmodell nach (Jennewein und Schäfer 1992) zur Bemessung von Höhenver-
sprüngen

8.1.2  Bemessungsmodell
8.1.2.1  Allgemeines
Für Querschnittssprünge wird in (Jennewein und Schäfer 1992) ein Bemessungs-
modell vorgestellt, bei welchem der Höhenversprung in zwei voneinander getrennten
Schritten untersucht wird, wie dies . Abb. 8.2 zeigt. Einerseits wird ein Modell für

die Querkraft allein, andererseits für das Moment und die Normalkraft allein auf-
gestellt. Die Kräfte aus beiden Modellvorstellungen werden superponiert, wobei bei
gewählter vereinfachter Formulierung die Superposition der Kräfte im Steg wegen
nicht linearer Beziehungen im theoretischen Sinn noch nicht stimmt. Aus diesem
Grund werden dort noch zusätzliche Überlegungen angestellt, um eine sichere Lö-
sung angeben zu können.
Die einzelnen Teilmodelle sowie die Kombinationsregeln werden nachfolgend
vorgestellt. Hierbei sei darauf hingewiesen, dass sich die Definition von positiven
und negativen Schnittkräfte immer darauf bezieht, dass der Versprung an der Quer-
schnittsunterseite auftritt. Tritt der Querschnittsprung an der Oberseite auf, so muss
jeweils das andere Modell verwendet werden:
284 Kapitel 8 · Änderung der Systemlinie

55 7 Abschn.  8.1.2.2: Hier ist der Versprung im Bereich der Biegezugbewehrung.


Dies bedeutet, dass falls der Versprung an der Trägerunterseite ist, dass ein posi-
tives Moment herrscht. Falls jedoch der Versprung an der Trägeroberseite ist,
herrscht ein negatives Moment.
55 7 Abschn. 8.1.2.3: Hier ist der Versprung im Bereich der Biegedruckzone. Dies

bedeutet, dass falls der Versprung an der Trägerunterseite ist, dass ein negatives
Moment herrscht. Falls jedoch der Versprung an der Trägeroberseite ist, herrscht
ein positives Moment.
55 7 Abschn. 8.1.2.4: Hier ist der Versprung so orientiert, dass die Druckstrebe aus

dem Querkraftfachwerkmodell auf der Ecke des Versprungs trifft. Dies wird im
Weitern als positive Querkraft bezeichnet
55 7 Abschn. 8.1.2.5: Hier ist der Versprung so orientiert, dass die Druckstrebe aus

dem Querkraftfachwerkmodell vom Versprung weck zeigt. Dies wird im Weitern


als negative Querkraft bezeichnet

8.1.2.2  ositives Moment (Versprung im Bereich der


P
Biegezugbewehrung)
8 Bei positivem Moment liegt der Versprung im Zugbereich. Nach der Aufteilung der
Gurtkräfte aus den Biegemomenten der angrenzenden B-Bereichen ergeben sich zwei
Lastpfade zwischen der linken und rechten Seite des Versprungbereichs, wie in
. Abb.  8.3 dargestellt. Durch die unterschiedliche Höhe der Zugstreben muss die

obere Zugstrebe verankert werden. Diese Kraft teilt sich dann in zwei Druckstreben
auf, welche zum einen in die Druckzone und zum andern in die neue Zugzone des hö-
heren Trägerteils führen. Die Umlenkkräfte aus diesen Druckstreben werden dabei
aus baupraktischen Gründen senkrecht bzw. parallel zur Stabachse angenommen.
Für die Bemessung muss zunächst aus der Biegebemessung an der Stelle des Ver-
sprungs die Zuggurtkraft mit der kleinen Bauteilhöhe bestimmt werden. Bei den
Zugkräften sollte bei positiver Querkraft die Vergrößerung der Zugkraft aus dem
Querkraftfachwerk berücksichtigt werden. Bei negativer Querkraft sollte diese weg-
gelassen werden, da sie günstig wirkt. Mit diesen Gurtkräften und den zugehörigen
inneren Hebelarmen lässt sich dann die vertikale Zugstrebe bestimmen.

+MEd +MEd
B D B
NEd NEd
Fcd z3
Fcd

z1 ∆Fcd
∆F td z2
Ftd F td,3
F td,1=Ftd+∆F td 2/3l b,rqd
l b,rqd Ftd=Ftd,2

..      Abb. 8.3  Teilmodell des Höhenversprungs für das positive Moment


8.1 · Querschnittssprünge
285 8

 M Ed − N Ed ⋅ zs1 VEd
 + N Ed + fur VEd > 0
 z1 2 ⋅ tan θ1
Ftd ,1 = (8.1)
 M Ed − N Ed ⋅ zs1
+ N Ed fur VEd < 0
 z1


z3 = 1, 5 z1 ⋅ ( z2 − z1 ) (8.2)

z1 ⋅ ( z2 − z1 )
Ftd ,3 = Ftd ,1 ⋅ (8.3)
1, 5 ⋅ z2 

8.1.2.3  egatives Moment (Versprung im Bereich der


N
Biegedruckzone)
Bei negativem Moment liegt der Versprung im Druckbereich. Die Druckstrebe muss
von der hohen Seite in die niedrige Seite umgelenkt werden, wie dies . Abb.  8.4  

zeigt. Für das Kräftegleichgewicht ist aufgrund der Umlenkkräfte wieder eine verti-
kale Zugstrebe erforderlich, welche sich jedoch um den Hebelarm z3 entfernt vom
Querschnittssprung befindet.
Für die Bemessung muss wieder aus der Biegebemessung an der Stelle des Ver-
sprungs die Druckgurtkraft mit der kleinen Bauteilhöhe bestimmt werden. Bei den
Zugkräften sollte bei positiver Querkraft die Vergrößerung der Druckkraft aus der
Querkraftfachwerk berücksichtigt werden. Bei negativer Querkraft sollte diese weg-
gelassen werden, da sie günstig wirkt. Mit diesen Gurtkräften und den zugehörigen
inneren Hebelarmen lässt sich dann die vertikale Zugstrebe bestimmen.
 M Ed − N Ed ⋅ zs1 VEd
 − fur VEd > 0
 z1 2·tan θ1 (8.4)
Fcd ,1 =
 M Ed − N Ed ⋅ zs1
fur VEd < 0
 z1 

-M Ed -M Ed
B D
F td,1=Ftd+∆F td NEd B
l b,rqd NEd
F td F td=Ftd,2

∆Ftd
z1 ∆Fcd
z2
Ftd,3
Fcd
Fcd,2=Ftd+∆F cd F cd=Fcd,2
z3

..      Abb. 8.4  Teilmodell des Höhenversprungs für das negative Moment


286 Kapitel 8 · Änderung der Systemlinie

z3 = 1, 5 z1 ⋅ ( z2 − z1 )
(8.5)

z1 ⋅ ( z2 − z1 )
Ftd ,3 = Fcd ,1 ⋅ (8.6)
1, 5 ⋅ z2 

!!Ein Querschnittssprung im Bereich der Biegezugzone führt zu einer erhöhten Bügel-


bewehrung direkt am Versprungbereich und ein Querschnittssprung im Bereich der
Biegedruckzone führt zu einer erhöhten Bügelbewehrung in einem gewissen Abstand
zum Versprungbereich.

8.1.2.4 Positive Querkraft


Die Stabwerkmodelle für positive Querkraft und negative Querkraft unterscheiden
sich wesentlich voneinander. Weder die Lastabtragung der positiven noch der negati-
ven Querkraft erzeugen die Zugkraftkonzentration am Rand des Höhensprungs in
8 der Größenordnung der vollen Hochhängebewehrung der Querkraft. Allerdings sind
beim Höhensprung mit positiver Querkraft wie . Abb. 8.5 dargestellt die größeren

Bügelkräfte FWd1, Q des niedrigeren Trägerbereichs auf der Länge z1 ·  cot θ1 auch in
höheren Trägerbereichen abzudecken. Die Bügelkräfte selbst entsprechen denen der
gleichhohen B-Bereiche.
Zusätzlich muss noch die Kraftzunahme im Gurt berücksichtigt werden. Diese er-
gibt sich vereinfacht zu Gl. (8.8) und (8.9). Im Bereich direkt am Querschnittssprung
herrscht mit Gl. (8.9) eine leicht größere Gurtkraft die dort verankert werden muss.

∆Ft1d ,Q = VEd / z1(8.7)

0,5(z1cot 1+z2cot 2)
Fcd,1,Q Fcd,2,Q

z1 +VEd B D B +VEd
1 z2

1 2
z1cot 1

Ftd,1,Q Ftd,Q Ftd,2,Q

Fwd,1,Q Fwd,2,Q

..      Abb. 8.5  Teilmodell des Höhenversprungs für die positive Querkraft


8.1 · Querschnittssprünge
287 8
∆Ft 2 d ,Q = VEd / z2 (8.8)

 cotθ 2 1 
∆Ftd ,Q = VEd ⋅  +  (8.9)
 2 ⋅ z1 ⋅ cotθ1 2 ⋅ z2  

!!Das Modell der positiven Querkraft beschreibt den Fall, wo die Richtung der Druck-
strebe auf den Versprung zeigt. Hier werden die Gurtkräfte leicht erhöht und es ist
in dem hohen Querschnitt eine größere Querkraftbewehrung vorzusehen, welche sich
aus der Querkraftbemessung des niedrigeren Querschnitts ergibt.

8.1.2.5 Negative Querkraft


Eine negative Querkraft hat wie . Abb. 8.6 zeigt keinen Einfluss auf die Bügelkräfte

und hat auch keinen weiteren Einfluss auf die Gurtkräfte. Es muss lediglich eine zu-
sätzliche Umlenkkraft der Druckstrebe verankert werden. Diese ergibt sich verein-
facht nach Gl. (8.10)

Ftd ,Q = 0, 5 ⋅ VEd ⋅ cotθ (8.10)




!!Das Modell der negative Querkraft beschreibt den Fall, wo die Richtung der Druck-
strebe vom Versprung weg zeigt. Hier ist lediglich eine zusätzliche Umlenkkraft im
Bereich der Druckstrebe zu verankern.

8.1.2.6 Superpositionsregeln
Wenn gleichzeitig sowohl die Querkraft wie auch Moment mit Normalkraft hohe Be-
anspruchungen erzeugen, sollte die Interaktion kontrolliert werden. Die jeweiligen
Gurt- und Bügelkräfte können einfach unter Berücksichtigung des Vorzeichens ad-

Ftd,1,Q Ftd,2,Q

2
z1
z2 -VEd B D -VEd
1 B
Ftd,Q

z1cot 1 0,5z2cot 2

Fcd,1,Q Fcd,2,Q
0,5z1cot 1

Fwd,2,Q
Fwd,1,Q

..      Abb. 8.6  Teilmodell des Höhenversprungs für das negative Querkraft


288 Kapitel 8 · Änderung der Systemlinie

diert werden. Bezüglich der Betondruckstrebe im Steg sollte jedoch überprüft wer-
den, ob die Druckstrebentragfähigkeit VRd, max nicht überschritten wird. Vereinfacht
kann dies auf folgenden Nachweis im höheren Träger zurückgeführt werden.

z2 b ⋅ z ⋅ 0, 75 ⋅ f cd
VEd + Ftd ,3 ⋅ ≤ VRd , max = c 2 (8.11)
z1 cot θ 2 + tan θ 2


z2 b ⋅ z ⋅ 0, 75 ⋅ f cd
VEd + Ftd ,3 ⋅ ≤ VRd , max = c 2 (8.12)
z2 − z1 cotθ 2 + tanθ 2


8.2  Änderung der Querschnittsneigung

8.2.1  Allgemeines
8
In den B-Bereichen von Balken mit veränderlicher Höhe oder gevouteten Trägern
können prinzipiell dieselben Modelle wie für parallelgurtige Balken angewendet wer-
den. Hierbei sind die Gurte entsprechend der Bauteilgeometrie gegenüber der Stab-
achse geneigt. Durch diese Neigung verändern, wie . Abb. 8.7 zeigt, die Gurte die

Querkraft um das Maß ΔVEd, gemäß Gl. (8.13), was bei der Bemessung auf Quer-
kraft berücksichtigt werden muss.

M Ed
∆VEd ≈ ⋅ tan ( βT + βC ) (8.13)
z 

!!Diese Veränderung führt bei Bauteilen, welche mit zunehmendem Moment ihren
Querschnitt vergrößern zu einer Verringerung der Querkraft und im seltenen Fall,
wenn das Moment mit zunehmender Trägerhöhe abnimmt zu einer Vergrößerung der
Querkraft.

Der Einfluss der verschiedenen Vouten auf die Querkraft ist in . Abb. 8.8 verdeut-  

licht.

Fcd
Fcd·sin c

c
VEd − VEd
VEd MEd

Ftd·sin t
Ftd

..      Abb. 8.7  Balken mit geneigtem Zug- und Druckgurt, Fachwerkmodell und wirksame Kräfte
8.2 · Änderung der Querschnittsneigung
289 8
günstige Wirkung günstige Wirkung ungünstige Wirkung


 
zunehmende
abnehmede Höhe
zunehmende Höhe Höhe
abnehmendes |M| abnehmendes
zunehmendes Moment |M|
Moment |M|

..      Abb. 8.8  Auswirkungen der Gurtneigungen auf die Querkraft

Längsschnitt Querschnitt Draufsicht Platte


c
Fcd
Ftd,u

..      Abb. 8.9  Dachträger mit geknicktem Obergurt

8.2.2  Geknickter Druckgurt

Im Hallenbau werden häufig gevoutete Träger als Dachträger mit geknicktem Ober-
gurt, wie in . Abb.  8.9 dargestellt, gewählt. Diese Trägerform, welche auch als

Satteldachbinder bezeichnet wird, besitzt eine verbesserte Biegetragfähigkeit infolge


des großen inneren Hebelarms in Feldmitte. Gleichzeitig bildet der Träger die Unter-
konstruktion für geneigte Dachflächen. Wendet man hier das Modell aus
7 Abschn.  8.2.1 an, so erhält man für den mittleren Trägerbereich eine Umlenk-

kraft. Die Umlenkkraft des Druckgurts Ftd, u = 2 · Fcd ·  sin βC kann sich nicht in den
geraden Zuggurt einhängen und steht deshalb im Gleichgewicht mit zum Auflager
hin steigenden Druckstreben und mit senkrechten Stegzugkräften.
Der Knoten 1 in . Abb. 8.9 liegt im Schwerpunkt der parallelen Druckfelder der

B-Bereiche. Die Bewehrung für Umlenkkraft des Druckgurts muss aber auch die
untersten Fasern der Druckfelder umfassen.
Das Stabwerkmodell des Druckflansches zeigt die Einschnürung des wirksamen
Druckgurtes im Knoten 2 zu den Umlenkbügeln hin. Dies ist bei der Bemessung des
Druckgurtanschlusses zusätzlich zu beachten.
290 Kapitel 8 · Änderung der Systemlinie

Stabwerkmodell

MEd

t

MEd

Bewehrung Balken Platte

8 ..      Abb. 8.10  Träger mit geknicktem Zuggurt

Praxistipp

Für den Fall, dass eine erhöhte Bügelbewehrung nicht eingebaut wurde bzw. nicht
eingebaut werden soll, wird in (Huber et al. 2017) ein Berechnungsansatz vorgestellt,
bei welchem kleine Umlenkkräfte in Satteldachbindern über die Zugfestigkeit des
Betons aufgenommen werden.

8.2.3  Geknickter Zuggurt

Umlenkungen der Bewehrungsstäbe des Zuggurtes gemäß . Abb. 8.10 sind nur bei

geringen Knickwinkeln βT und kleinen Stabdurchmessern vertretbar. Dabei muss


jeder einzelne Stab in einer Bügelecke oder durch Haken gehalten werden.

8.3  Knicke und Krümmungen

Knicke in Bauteile sind wie Rahmenecken zu behandeln. Folglich sollte die Be-
wehrung für Knicke mit positivem Moment wie in . Abb. 8.11 dargestellt bewehrt

und nach den Regelungen gemäß 7 Abschn.  7.3 bemessen werden. Bei der Be-

wehrungsführung nach . Abb.  8.11 links führt die bogenförmige Umlenkung der

Biegedruckkraft zu einem verminderten Hebelarm z im Eckquerschnitt. Aus diesem


Grund sollte die Druckzone sorgfältig mit Bügeln gegen Ausbrechen gesichert wer-
den. Bei größeren Winkeln sollte stets sie Bewehrungsform . Abb. 8.11 rechts ver-

wendet werden
8.4 · Beispiel Änderung Systemlinie
291 8
 

MEd
MEd h

MEd AS/2
≥l
b
,rq ≥3h
d ≥lb,rqd
große Biegerolle MEd
AS
AS

..      Abb. 8.11  Bauteile mit Knicken mit positivem Moment, unten Knicken bis 45°

Bei Krümmungen in Bauteilen, wie dies in 7 Abb.  3.47 in 7 Abschn.  3.8 dar-
   

gestellt ist muss die Umlenkraft bei größeren Krümmungen durch Bügel auf-
genommen werden. Die Umlenkkraft ergibt sich nach Gl.  (8.14) und sollte durch
Bügel mit engem Abstand und dem Querschnitt nach Gl. (8.15) aufgenommen wer-
den.

σ sd
utd = As ⋅ (8.14)
r 

utd
erf asw = (8.15)
f yd


8.4  Beispiel Änderung Systemlinie

8.4.1  Aufgabenstellung

Der in . Abb. 8.12 dargestellte Einfeldträger mit einer konstanten Last und zahl-

reichen Änderungen in der Höhe soll bemessen werden.


Als erstes müssen die Schnittgrößen bestimmt werden und die B-Bereiche be-
messen werden.

8.4.2  Schnittgrößen

Für die Schnittgrößenermittlung wird vereinfacht für den Träger auf der sicheren
Seite liegend zur Ermittlung des Eigengewichtes eine konstanten Bauteilhöhe von
0,9  m angenommen. Damit ergibt sich die Einwirkung auf den Träger im Grenz-
zustand der Tragfähigkeit zu:
292 Kapitel 8 · Änderung der Systemlinie

Ansicht

10
3
80

10
1 2

40 40
1.00 1.50 3.00 1.50

7.00

Querschnitte C-C
B-B A-A Belastung
Baustoffe
C25/30 XC1
B500A Eigengewicht
gk2= 8 kN/m
70

90
80

qk2= 50 kN/m
8
30 30 30

..      Abb. 8.12  zu bemessender Träger mit Höhenversprüngen

kN
pEd = 1, 35 ⋅ ( 0,9 ⋅ 0,3 ⋅ 25 + 8 ) + 1, 5 ⋅ 50 = 95
m

Die Schnittgrößen können über die Trägerlänge entsprechend der technischen Me-
chanik (vgl. z. B. (Sudret 2022)) wie folgt beschrieben werden:

l x2
M ( x) = p ⋅ ⋅ x − p ⋅
2 2
l
V ( x) = p ⋅ − p ⋅ x
2

8.4.3  Bemessung für die maximalen Schnittgrößen


8.4.3.1  Bewehrungslage und Baustoffkenngrößen
Es wird von Längsbewehrung Ø28 sowie von Bügel Ø12 ausgegangen. Damit ergibt
sich über die Betondeckung der folgende Bewehrungsabstand:
φs 0, 028
d1 = cmin, dur + ∆cdev + φsw + = 0, 01 + 0, 01 + 0, 012 + = 0, 046 m
2 2
φs 0, 028
d1 = cmin,b + ∆cdev + = 0, 028 + 0, 01 + = 0, 052 m
2 2
8.4 · Beispiel Änderung Systemlinie
293 8
Der Bemessungswert der Betondruckfestigkeit ergibt sich zu:

f ck 25 N
f cd = α cc ⋅ = 0, 85 ⋅ = 14, 2
γc 1, 5 mm 2

8.4.3.2 Biegebemessung
Die Bemessung wird zunächst für das maximales Moment in Feldmitte durchgeführt.
Das Maximale Bemessungsmoment ergibt sich zu:

l2
 l l l l2
M Ed  x =  = pEd ⋅ ⋅ − pEd ⋅ 4 = pEd ⋅
 2 2 2 2 8

72
M Ed ( x = 3,5 ) = 95 ⋅ = 581, 9 kNm
8

Die Bemessung erfolgt über das μEds Verfahren. Das dimensionslose Momente ergibt
sich wie folgt:

M Eds 0, 5819
µ Eds = = = 0, 243
b·d ⋅ f cd 0, 3 ⋅ ( 0,8 − 0,052 ) ⋅14, 2
2 2

Über die Tabellen in Anhang Abb. A.1 lässt sich der mechanische Bewehrungsgrad
von ω = 0,284 ermitteln. Damit kann die erforderliche Bewehrung bestimmt werden:
1 1
As1 = ⋅ ω ⋅ b ⋅ d ⋅ f cd = ⋅ 0, 284 ⋅ 0, 3 ⋅ ( 0,8 − 0,052 ) ⋅14, 2 =
σ sd 437

As1 = 2, 07 ⋅10−3 m 2 = 20, 7 cm 2 ⇒ Gewahlt


 2 Ø28 + 2 Ø25 = 22,1 cm 2

8.4.3.3 Querkraftbemessung
Die Querkraftbemessung wird im Folgenden immer an der maßgebenden Stelle
durchgeführt. Für die Zugstrebe (Bügelbewehrung) ergibt sich die maßgebende
Querkraft im Abstand d vom Auflager.

d = h − d1 = 80 cm − 5 cm = 75 cm
7
Vred = 95 ⋅ − 95 ⋅ ( 0,2 + 0,75 ) = 242, 3 kN
2

Die Druckstrebenneigung wird gemäß DIN EN 1991-1-1 (12.2010) in Verbindung


mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) 7 Abschn. 6.2.3 wie folgt berechnet:

1
VRd ,cc = 0, 5 ⋅ 0, 48 ⋅ f ck3 ⋅ bw ⋅ z

1
VRd ,cc = 0, 5 ⋅ 0, 48 ⋅ 25 3 ⋅ 0, 3 ⋅ 0, 9 ⋅ 0, 75 = 0,142 MN
294 Kapitel 8 · Änderung der Systemlinie

1, 2 1, 2
cot θ = = = 2, 9
VRd ,cc 0,142
1− 1−
VEd 0, 242

Mit der Querkraft und der Druckstrebenneigung kann die Bügelbewehrung ermittelt
werden:
Asw Vred 0, 242 m2
= = = 2, 8 ⋅10−4
sw z· f ywd ⋅ cot θ 0, 9·0, 75 ⋅ 435 ⋅ 2, 9 m

Asw cm 2
= 2, 8
sw m

Der Nachweis Druckstrebe muss am Auflagerrand geführt werden. Da für den


Druckstrebennachweis ein flacherer Druckstrebenwinkel ungünstiger ist wird aus
Konsistenzgründen der Nachweis mit dem flacheren Winkel aus Bemessung der Zug-
strebe durchgeführt.

8 7
VEd = 95 ⋅ − 95 ⋅ ( 0,2 ) = 313 kN
2

b ⋅ z ⋅ν 1 ⋅ f cd 0, 3 ⋅ 0, 75 ⋅ 0, 9 ⋅ 0, 75 ⋅14, 2
VRd,max = =
cotθ + tanθ 2, 9 +
1
2, 9
VRd,max = 0, 665 MN > VEd = 0, 313 MN

Die Mindestquerkraftbewehrung ergibt sich gemäß DIN EN 1991-1-1 (12.2010) in


Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Abschn. 9.2.2 zu:

f ctm 2, 6 cm 2
asw, min = 0,16 ⋅ ⋅ bw ⋅ d = 0,16 ⋅ ⋅ 30 ⋅ 75 = 1, 9
f yk 500 m

8.4.4  Bemessung Querschnittssprung 1


8.4.4.1  Biegebemessungen
Der erste Querschnittssprung befindet sich 1,0  m von der Auflagerachse entfernt.
Somit wird zunächst eine Bemessung an der Position x = 1,0 m durchgeführt. An die-
ser Stelle erhält man folgende Schnittgrößen:

7 1, 02
M ( x = 1,0 ) = 95 ⋅ ⋅1, 0 − 95 ⋅ = 285 kNm
2 2
7
V ( x = 1,0 ) = 95 ⋅ − 95 ⋅1 = 237, 5 kN
2
8.4 · Beispiel Änderung Systemlinie
295 8
Mit dem Moment erfolgt nun eine Bemessung jeweils eine Bemessung für die größere
Querschnittshöhe mit h = 80 cm und eine Bemessung für die kleinere Querschnitts-
höhe mit h = 70 cm. Die Biegebemessung für die Querschnittshöhe von h = 80 cm er-
gibt sich über die Tabellen in Anhang Abb. A.1 wie folgt:
M Eds 0, 285
µ Eds = = = 0,119
b·d ⋅ f cd 0, 3 ⋅ ( 0,8 − 0,052 ) ⋅14, 2
2 2

ω = 0,1285

1 1
As1 = ⋅ ω ⋅ b ⋅ d ⋅ f cd = ⋅ 0,129 ⋅ 0, 3 ⋅ ( 0,8 − 0,052 ) ⋅14, 2 =
σ sd 450

As1 = 9 ⋅10−4 m 2 = 9 cm 2

Der innere Hebelarm kann ebenfalls über die Tabellen in Anhang Abb. A.1 ermittelt
werden:

z2 = ζ ⋅ d = 0, 934 ⋅ ( 0,8 − 0,052 ) = 0, 701 m

Damit kann die Zugkraft in der Bewehrung ermittelt werden:

285 kNm
Ftd , 2
= = 406, 6 kN
0, 701 m

Die Biegebemessung für die Querschnittshöhe h = 70 cm ergibt sich über die Tabellen
in Anhang Abb. A.1 wie folgt:
M Eds 0, 285
µ Eds = = = 0,159
b·d 2 ⋅ f cd 0, 3 ⋅ ( 0,7 − 0,052 ) ⋅14, 2
2

ω = 0,1759

1 1
As1 = ⋅ ω ⋅ b ⋅ d ⋅ f cd = ⋅ 0,1759 ⋅ 0, 3 ⋅ ( 0,7 − 0,052 ) ⋅14, 2 =
σ sd 445

As1 = 10, 8 ⋅10−4 m 2 = 10, 8 cm 2

Der innere Hebelarm kann ebenfalls über die Tabellen in Anhang Abb. A.1 bestimmt
werden:

z1 = ζ ⋅ d = 0, 910 ⋅ ( 0,7 − 0,052 ) = 0, 592 m

Damit kann die Zugkraft in der Bewehrung ermittelt werden:

285
F=
td ,1, M = 481, 4 kN
0, 592
296 Kapitel 8 · Änderung der Systemlinie

8.4.4.2 Anwendung des Stabwerkmodells


Der Nachweis der Öffnung erfolgt gemäß 7 Abschn. 8.1.2 in Anlehnung an (Jenne-

wein und Schäfer 1992). Hier ergibt sich die Bewehrung aus der Superposition der
Modelle für:
55 Höhenversprung im Zuggurt (Positives Moment)
55 Negative Querkräfte (Fachwerkneigung zur Querschnittssprung)

Bei diesem Modell für die negativer Querkräfte ist lediglich Gurtkraftzuname bei der
Verankerung zu berücksichtigen. Diese ergibt sich aus dem Querkraftfachwerkmo-
dell wie folgt:

Ftd ,Q = 0, 5 ⋅ VEd ⋅ cot θ = 237, 5 ⋅ 0, 5 ⋅ 2, 9 = 344 kN

Zusätzlich muss im Anschluss noch die Zunahme der Gurtkäfte im Bereich des Quer-
schnitts berücksichtigt werden.
VEd 237, 5
Ft1=
d ,Q = = 401 kN
z1
8 0, 592
VEd 237, 5
Ft 2=
d ,Q = = 338 kN
z2 0, 701

Die Gesamtgurtkraft ergibt sich dann aus der Summe der Biegebemessung und der
Zunahme der Gurtkraft. Damit kann die horizontale untere Biegebewehrung be-
stimmt werden:
Ftd ,1 = 401 + 481, 4 = 882, 4 kN

882, 4
AS ,1 =  4 Ø25
= 20, 2 cm 2 ⇒ Gewahlt
43, 5

Ftd , 2 = 338 + 406, 6 = 744, 6 kN


744, 6
AS , 2 =  4 Ø25
= 17,1 cm 2 ⇒ Gewahlt
43, 5

Die vertikale Bewehrung (Bügel) ergibt sich gemäß 7 Abschn. 8.1.2 wie folgt:

z1 ⋅ ( z2 − z1 ) 0, 592 ⋅ ( 0,701 − 0,592 )


Ftd ,3 = Ftd ,1 ⋅ = 882 ⋅
1, 5 ⋅ z2 1, 5 ⋅ 0, 701

Ftd ,3 = 213 kN
213
AS ,3
= = 4, 9 cm 2
43, 5
8.4 · Beispiel Änderung Systemlinie
297 8
8.4.5  Bemessung Querschnittssprung 2
8.4.5.1  Biegebemessungen
Der zweite Querschnittssprung befindet sich 2,5 m von der Auflagerachse entfernt.
Somit wird zunächst eine Bemessung an der Position x = 2,5 m durchgeführt. An die-
ser Stelle erhält man folgende Schnittgrößen:

7 2, 52
M ( x = 2,5 ) = 95 ⋅ ⋅ 2, 5 − 95 ⋅ = 534, 4 kNm
2 2
7
V ( x = 2,5 ) = 95 ⋅ − 95 ⋅ 2, 5 = 95 kN
2

Mit dem Moment erfolgt nun eine Bemessung jeweils eine Bemessung für die größere
Querschnittshöhe mit h = 80 cm und eine Bemessung für die kleinere Querschnitts-
höhe mit h = 70 cm.
Die Biegebemessung für die Querschnittshöhe von h = 80 cm ergibt sich über die
Tabellen in Anhang Abb. A.1 wie folgt:
M Eds 0, 5344
µ Eds = = = 0, 224
b·d ⋅ f cd 0, 3 ⋅ ( 0,8 − 0,052 ) ⋅14, 2
2 2

ω = 0, 258

1 1
As1 = ⋅ ω ⋅ b ⋅ d ⋅ f cd = ⋅ 0, 258 ⋅ 0, 3 ⋅ ( 0,8 − 0,052 ) ⋅14, 2 =
σ sd 440

As1 = 18, 67 ⋅10−4 m 2 = 18, 7 cm 2

Der innere Hebelarm kann ebenfalls über die Tabellen in Anhang Abb. A.1 ermittelt
werden:

z2 = ζ ⋅ d = 0, 87 ⋅ ( 0,8 − 0,052 ) = 0, 651 m

Damit kann die Zugkraft in der Bewehrung ermittelt werden:

534, 4
Ftd , 2
= = 820, 9 kN
0, 651

Die Biegebemessung für die Querschnittshöhe h = 70 cm ergibt sich über die Tabellen
in Anhang Abb. A.1 wie folgt:
M Eds 0, 5344
µ Eds = = = 0, 298
b·d ⋅ f cd 0, 3 ⋅ ( 0,7 − 0,052 ) ⋅14, 2
2 2

ω = 0, 37
298 Kapitel 8 · Änderung der Systemlinie

1 1
As1 = ⋅ ω ⋅ b ⋅ d ⋅ f cd = ⋅ 0, 37 ⋅ 0, 3 ⋅ ( 0,7 − 0,052 ) ⋅14, 2 =
σ sd 436, 7

As1 = 23, 2 ⋅10−4 m 2 = 23, 2 cm 2

Der innere Hebelarm kann ebenfalls über die Tabellen in Anhang Abb. A.1 ermittelt
werden:

z1 = ζ ⋅ d = 0, 810 ⋅ ( 0,7 − 0,052 ) = 0, 528 m

Damit kann die Zugkraft in der Bewehrung ermittelt werden:

534, 4
F=
td ,1, M = 1012,1 kN
0, 528

8.4.5.2 Anwendung des Stabwerkmodells


Der Nachweis der Öffnung erfolgt gemäß 7 Abschn.  8.1.2. Hier werden folgende
8

Modelle benötigt:
55 Höhenversprung im Zuggurt (Positives Moment)
55 Positive Querkräfte (Fachwerkneigung zur Querschnittssprung)

Zunächst ist die Zunahme der Gurtkraft zu berücksichtigen.


VEd 95
Ft1=
d ,Q = = 180 kN
z1 0, 528
VEd 95
Ft 2=
d ,Q = = 146 kN
z2 0, 651

Die Gesamtgurtkraft ergibt sich dann aus der Summe der Biegebemessung und der
Zunahme der Gurtkraft. Damit kann die horizontale untere Biegebewehrung be-
stimmt werden:
Ftd ,1 = 1012,1 + 180 = 1192 kN

1192
AS ,1 =  2 Ø28 + 2 Ø32
= 27, 4 cm 2 ⇒ Gewahlt
43, 5

Ftd , 2 = 820, 9 + 146 = 966, 9 kN


750
AS , 2 =  2 Ø28 + 2 Ø25
= 22 cm 2 ⇒ Gewahlt
43, 5

Für die vertikale Bewehrung Bügel muss gemäß 7 Abschn. 8.1.2 noch eine Differenz-

querkraft berücksichtigt werden, welche sich wie folgt ergibt:

 cot θ 2 1 
∆Ftd ,Q = VEd ⋅  + =
 2 ⋅ z1 ⋅ cot θ1 2 ⋅ z2 
8.4 · Beispiel Änderung Systemlinie
299 8

 2, 9 1 
∆Ftd ,Q = 95 ⋅  +  = 163 kN
 2 ⋅ 0, 528 ⋅ 2, 9 2 ⋅ 0, 651 

Die vertikale Bewehrung (Bügel) ergibt sich gemäß 7 Abschn. 8.1.2 wie folgt:

z1 ⋅ ( z2 − z1 )
(
Ftd ,3 = Ftd ,1 + ∆Ftd ,Q ⋅ ) 1, 5 ⋅ z2

0, 528 ⋅ ( 0,651 − 0,528 )


Ftd ,3 = (1192 + 163) ⋅
1, 5 ⋅ 0, 651

Ftd ,3 = 353, 6 kN
353, 6
AS ,3
= = 8,1 cm 2
43, 5

8.4.6  Bemessung Querschnittssprung 3


8.4.6.1  Biegebemessungen
Der dritte Querschnittssprung befindet sich 5,5 m von der rechten Auflagerachse und
1,5  m von der linke Auflagerachse entfernt. Aufgrund der Symmetrie können die
Schnittgrößen somit bei x = 1,5 m bestimmt werden. Somit wird zunächst eine Be-
messung an der Position x  =  1,4  m durchgeführt. An dieser Stelle erhält man fol-
gende Schnittgrößen:

7 1, 52
M ( x = 1,5 ) = 95 ⋅ ⋅1, 5 − 95 ⋅ = 391, 9 kNm
2 2
7
V ( x = 1,5 ) = 95 ⋅ − 95 ⋅1, 5 = 190 kN
2

Mit dem Moment erfolgt nun eine Bemessung jeweils eine Bemessung für die größere
Querschnittshöhe mit h = 90 cm und eine Bemessung für die kleinere Querschnitts-
höhe mit h = 80 cm.
Die Biegebemessung für die Querschnittshöhe von h = 90 cm ergibt sich über die
Tabellen in Anhang Abb. A.1 wie folgt:
M Eds 0, 3919
µ Eds = = = 0,128
b·d ⋅ f cd 0, 3 ⋅ ( 0,9 − 0,052 ) ⋅14, 2
2 2

ω = 0,139

1 1
As1 = ⋅ ω ⋅ b ⋅ d ⋅ f cd = ⋅ 0,139 ⋅ 0, 3 ⋅ ( 0,9 − 0,052 ) ⋅14, 2 =
σ sd 449

As1 = 11, 05 ⋅10−4 m 2 = 11 cm 2


300 Kapitel 8 · Änderung der Systemlinie

Der innere Hebelarm kann ebenfalls über die Tabellen in Anhang Abb. A.1 ermittelt
werden:

z2 = ζ ⋅ d = 0, 929 ⋅ ( 0,9 − 0,052 ) = 0, 790 m

Damit kann die Zugkraft in der Bewehrung ermittelt werden:

391, 9
Ftd , 2
= = 496 kN
0, 790

Die Biegebemessung für die Querschnittshöhe h = 80 cm ergibt sich über die Tabellen
in Anhang Abb. A.1 wie folgt:
M Eds 0, 3919
µ Eds = = = 0,164
b·d ⋅ f cd 0, 3 ⋅ ( 0,8 − 0,052 ) ⋅14, 2
2 2

ω = 0,18
8 1 1
As1 = ⋅ ω ⋅ b ⋅ d ⋅ f cd = ⋅ 0,18 ⋅ 0, 3 ⋅ ( 0,8 − 0,052 ) ⋅14, 2 =
σ sd 436, 7

As1 = 12, 96 ⋅10−4 m 2 = 13 cm 2

Der innere Hebelarm kann ebenfalls über die Tabellen in Anhang Abb. A.1 ermittelt
werden:

z1 = ζ ⋅ d = 0, 908 ⋅ ( 0,8 − 0,052 ) = 0, 680 m

Damit kann die Zugkraft in der Bewehrung ermittelt werden:

391, 9
F=
td ,1, M = 576, 3 kN
0, 680

8.4.6.2 Anwendung des Stabwerkmodells


Der Nachweis der Öffnung erfolgt gemäß 7 Abschn.  8.1.2. Hier werden folgende

Modelle benötigt:
55 Höhenversprung im Druckgurt (Modell: Negatives Moment)
55 Negative Querkräfte (Fachwerkneigung zur Querschnittssprung)

Bei der Gurtkraft würde sich eine Reduktion ergeben, welche hier auf der sicheren
Seite liegend nicht angesetzt wird. Aus baupraktischen Gründen wird die untere Be-
wehrung durchgeführt es muss somit nur die vertikale Bewehrung (Bügel) bestimmt
werden. Die vertikale Bewehrung (Bügel) ergibt sich gemäß dem Modell aus
7 Abschn. 8.1.2. wie folgt:

z1 ⋅ ( z2 − z1 ) 0, 680 ⋅ ( 0,790 − 0,680 )


Ftd ,3 = Ftd ,1 ⋅ = 573 ⋅
1, 5 ⋅ z2 1, 5 ⋅ 0, 790
8.4 · Beispiel Änderung Systemlinie
301 8
Ftd ,3 = 132, 2 kN
132, 2
AS ,3
= = 3, 0 cm 2
43, 5

8.4.7  Konstruktive Durchbildung


8.4.7.1  Verankerungen und Übergreifungen
Der Grundwert der Verbundspannung für C 25/30 unter guten Verbundbedingungen
beträgt:

1, 8
fbd = 2, 25 ⋅ f ctd = 2, 25 ⋅ = 2, 7 N / mm 2
1, 5

Das Grundmaß der Verankerungslänge ergibt sich mit σsd = fyd zu für die größeren
Bewehrungsstäbe zu.
φs f yd 28 435
lb, req , 28 = ⋅ = ⋅ = 1128 mm
4 fbd 4 2, 7

φs f yd 32 435
lb, req ,32 = ⋅ = ⋅ = 1289 mm
4 fbd 4 2, 7

Damit kann die Verankerungslänge an Querschnittsprung 1 bestimmt werden


lbd , 28 = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 4 ⋅ α 5 ⋅ lb, req , 28 =

Aerf 20, 2
lbd , 28 = 1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ ⋅1128 = ⋅1128 = 802 mm
Asvorh 28, 4

lbd ,32 = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 4 ⋅ α 5 ⋅ lb, req , 28 =

Aerf 20, 2
lbd ,32 = 1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ ⋅1289 = ⋅1289 = 917 mm
Asvorh 28, 4

Gemäß Stabwerkmodell aus 7 Abschn. 8.1.2.muss die Verankerungslänge wie folgt


verlängert werden:
2 2
l28 = lb, 28 + lb, 28 = 802 + ⋅ 802 = 1337 mm
3 3
2 2
l32 = lb,32 + lb,32 = 917 + ⋅ 917 = 1528 mm
3 3

Für den Querschnittsprung 2 ergibt sich die Verankerungslänge zu:


302 Kapitel 8 · Änderung der Systemlinie

2 5
l28 = lb, 28 + lb, 28 = ⋅1128 = 1880 mm
3 3
2 5
l32 = lb,32 + lb,32 = ⋅1289 = 2148 mm
3 3

8.4.7.2 Bewehrungsführung
Die Bewehrung, welche sich aus der durchgeführten Berechnung ergibt, ist in
. Abb. 8.13 und 8.14 dargestellt.

10 2 ø 10 L=162cm

9 2 ø 10 L=582cm
4 15 ø 8 -20 5 9 ø 8 -20
4 6 ø 8 -20 6 8 ø 8 -20
10 ø 10
9 ø 10 11 6 ø 10 12 1 ø 12
4 6ø8
8

12 1 ø 12
3 ø 25
7 ø 32 1 ø 28 5 3ø8
2 ø 25
12 1 ø 12 8 ø 28 12 4 ø 12 L=102cm

3 4 ø 25 L=112cm 1 2 ø 28 L=462cm

2 2 ø 25 L=462cm

7 2 ø 32 L=510cm

8 2 ø 28 L=480cm

..      Abb. 8.13  Bewehrung des Trägers mit Höhenversprüngen im Längsschnitt

9 2 ø 10 9 2 ø 10 10 2 ø 10
6 8 ø 8 L=205cm

4 27 ø 8 L=225cm

5 12 ø 8 L=245cm
11 6 ø 10 L=230cm
4 ø8
6 ø8

5 ø8

8 2 ø 28 7 2 ø 32
3 4 ø 25
1 2 ø 28 2 2 ø 25

..      Abb. 8.14  Bewehrung des Trägers mit Höhenversprüngen im Querschnitt


Literatur
303 8
Literatur
DIN EN 1991-1-1 (12.2010) Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke  – Teil 1-1: Allgemeine Ein-
wirkungen auf Tragwerke  – Wichten, Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau; Deutsche Fas-
sung EN 1991-1-1:2002 + AC:2009
DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 2:
Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken – Teil 1-1: Allgemeine
Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau; Deutsche Fassung EN 1992-1-1:2004 + AC:2010,
Berlin
Huber T, Huber P, Kollegger J (2017) Umlenkkräfte bei Satteldachbindern Ein Ansatz zur Bestimmung
der Tragfähigkeit bei unzureichender Verbügelung. Beton- und Stahlbetonbau 112:714–722
Jennewein M, Schäfer K (1992) Standardisierte Nachweise von häufigen D-Bereichen. Beuth, Berlin
Sudret B (2022) Baustatik; Eine Einführung. Springer Vieweg, Wiesbaden, Heidelberg
305 9

Stegöffnungen
Inhaltsverzeichnis

9.1 Praktisches Vorkommen – 306

9.2 Unterscheidung in große und kleine Öffnungen – 307

9.3 Bemessung von kleinen Öffnungen – 308


9.3.1  llgemeines – 308
A
9.3.2 Bemessungsmodell – 308

9.4 Bemessung von großen Öffnungen – 311


9.4.1 E influss der Öffnungen auf die Schnittgrößen
und Verformungen – 311
9.4.2 Allgemeines Tragverhalten – 313
9.4.3 Bemessungsmodell – 314
9.4.4 Bewehrungsführung – 320

9.5 Beispiel Träger mit Öffnung – 321


9.5.1  ufgabenstellung – 321
A
9.5.2 Schnittgrößen – 321
9.5.3 Bemessung für die maximalen Schnittgrößen – 322
9.5.4 Betrachtung Kreisöffnung – 325
9.5.5 Betrachtung Rechtecköffnung – 327
9.5.6 Bewehrungsführung – 334

Literatur – 335

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023
W. Finckh, Mit Stabwerkmodellen zur Bewehrungsführung, erfolgreich studieren,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40882-4_9
306 Kapitel 9 · Stegöffnungen

Häufig haben Stahlbetonträger Öffnung für die Durchführung von Leistung aus der
Haustechnik. Diese Öffnungen, welche sich üblicherweise im Steg befinden werden in
diesem Kapitel behandelt. Das Tragverhalten eines Trägers mit Stegöffnungen ist stark
abhängig von den Abmessungen der Öffnung sowie der Schnittgrößen an der Stelle der
Öffnung. Aus diesem Grund wird zunächst in 7 Abschn. 9.2 eine Unterteilung in große

und kleine Öffnungen vorgenommen. Das Tragverhalten und das Bemessungsmodell für
kleine Öffnungen ist deutlich einfacher und wird in 7 Abschn. 9.3 vorgestellt. Bei großen

Öffnungen stellt sich ein deutlich komplexeres Tragverhalten ein, welches in 7 Abschn. 9.4

zusammen mit dem Bemessungsmodell erläutert wird. Das Kapitel schließt mit einem
Bemessungsbeispiel mit einer kleinen und einer großen Öffnung in 7 Abschn. 9.5.

Lernziele

Nach dem Lesen dieses Kapitels:


55 Wissen Sie warum und wie man zwischen großen und kleinen Öffnungen unter-
scheiden muss
55 Kennen Sie das Tragverhalten von kleinen und großen Öffnungen
55 Wissen Sie, wo man aus statischer Sicht am besten Öffnungen platzieren sollte
und wo nicht
55 Können Sie Träger mit großen und kleinen Öffnungen bemessen sowie konstruie-
9 ren.

9.1  Praktisches Vorkommen

Wie in . Abb. 9.1 dargestellt werden im Industrie- und Hallenbau die Binder häufig

mit Öffnungen im Stegbereich versehen.


Die Öffnungen sind meist aufgrund des zunehmenden Einbaus von haus-
technischen Anlagen erforderlich. Insbesondere im Industriebau gibt es einen hohen
Platzbedarf für Elektro- und Lüftungsleitungen. Die Durchführung der Leitungen
in Stegöffnungen hat den Vorteil, dass die Raumhöhen nicht durch Installations-
leitungen reduziert werden. Dies führt somit zur Verringerung der erforderlichen Ge-
bäudehöhen.

..      Abb. 9.1  Träger mit großen


und mit kleinen Öffnungen im
Steg. (Bildquelle Klebl, Neu-
markt)
9.2 · Unterscheidung in große und kleine Öffnungen
307 9
Praxistipp

Durch den Einbau von vielen kleinen Öffnungen kann auch eine Reduktion des
Konstruktionsgewichtes und des Materialbedarfs erreicht werden.

9.2  Unterscheidung in große und kleine Öffnungen


Bei Anordnung von Öffnungen ist zu beachten, dass sich notwendige Druckstreben
aus dem Querkraftfachwerkmodell nicht ausbilden können, wie dies in . Abb. 9.2  

schematisch dargestellt ist.


Werden die Druckstreben nur leicht in ihrer Ausdehnung beeinflusst, wie dies bei
der runden Öffnung im . Abb. 9.2 der Fall ist, spricht man von kleinen Öffnungen.

Können sich die Druckstreben, wie bei der rechteckigen Öffnung im . Abb. 9.2, gar  

nicht mehr ausbilden, so spricht man von großen Öffnungen. Da bei kleinen Öffnun-
gen möglicherweise das Querkraftfachwerkmodell aufgrund der Reduktion der Ab-
messung der Druckstreben lediglich geringfügig beeinflusst wird, bei großen Öffnun-
gen aber vollständig gestört wird, sind für große Öffnungen andere Bemessungs-
modelle erforderlich. Aus diesem Grund wird nachfolgend in 7 Abschn. 9.3 zunächst

ein Bemessungsmodell für kleine Öffnung und anschließend in 7 Abschn.  9.4 für  

große Öffnungen vorgestellt.

Wissensbox

Wie aus dem Vorherigen ersichtlich haben Stegöffnungen je nach Größe einen teil-
weise erheblichen Einfluss auf die Abtragung der Querkräfte. Aus diesem Grund
sollten gerade große Öffnung möglichst in Bereichen mit geringen Querkräften an-
geordnet werden. Im Allgemeinen sind auch runde Öffnungen günstiger als eckige,
da aufgrund der Rundung keine Spannungsspitzen auftreten und somit die Rissent-
wicklung in den Eckbereich geringer ist. Des Weiteren ist die Einengung der diagonal
verlaufenden Druckstreben bei runden Öffnungen geringer und die Druckstreben-
tragfähigkeit wird somit weniger reduziert als bei eckigen Öffnungen.

Streben in der Öffnung


nicht möglich

..      Abb. 9.2  Beeinflussung des Querkraftfachwerkmodells durch Stegöffnungen


308 Kapitel 9 · Stegöffnungen

9.3  Bemessung von kleinen Öffnungen

9.3.1  Allgemeines

Eine Öffnung gilt so lange als kleine Öffnung, solange die Druckstrebe aus dem
Querkraftfachmodell aufgrund ihrer geometrischen Abmessungen nachgewiesen
werden kann. Des Weiteren muss noch ausreichend Platz vorhanden sein, damit die
Zugstrebe ausgebildet werden kann. Beides hängt unter anderem von der Lage der
Öffnung, der Form aber auch von dem Ausnutzungsgrad und der Neigung der
Druckstrebe ab. Zudem hat auch wie in . Abb. 9.3 dargestellt die Neigung der Bügel

einen Einfluss.

!!Eine Öffnung als kleine Öffnung, wenn sich die Druck- und Zugstrebe aus dem Quer-
kraftfachmodell sich noch ausbilden kann.

9.3.2  Bemessungsmodell

Nachfolgend wird für Träger mit kleinen Öffnungen bei vertikaler Bewehrungs-
9 anordnung ein Bemessungsmodell nach (Hottmann und Schäfer 1996) vorgestellt.
Das Modell ist in . Abb. 9.4 dargestellt und basiert darauf, dass die Öffnung mit

einem parallelen Druckfeld überwunden wird. Die Form der Öffnung wurde hier als
rund angenommen. Prinzipiell ist jede Umrissform, die in die Geometrie des Stab-
werks passt, möglich.

vertikale Bügel geneigte Bügel


Modell Modell

Bewehrung σ cd ≤ σ cd,max=0,75 fcd Bewehrung σ cd ≤ σ cd,max=0,75 fcd

..      Abb. 9.3  Zwei Trägerstege mit kleinen Aussparungen in Anlehnung an. (Schlaich und Schäfer 2001)
9.3 · Bemessung von kleinen Öffnungen
309 9

hO

d St
z hL
2r
zS
hU

Bügelzugkraft
2r
e1 e1
e2 z·cot

VSd
VSd,I VSd,II VSd,III

..      Abb. 9.4  Stabwerkmodell für einen Träger mit einer Öffnung bei vertikaler Bewehrungsanordnung
und paralleler, konzentrierter Druckstrebe in Anlehnung an. (Hottmann und Schäfer 1996)

Praxistipp

Die größtmögliche Öffnungsfläche wäre mit einer dreieckigen Öffnung zu erzielen,


was jedoch eher selten vorkommt. Bei den ungünstigen Rechteckformen kann das
Modell mit dem zugehörigen Umkreis des Rechtecks benutzt werden.

Die in . Abb.  9.4 dargestellte Breite dst der Druckstrebe muss geometriebedingt

schmäler sein als die der angrenzenden B-Bereiche. Die reduzierte Breite der Druck-
strebe bestimmt die Breite e1 des letzten Zugfeldes der Bügelbewehrung vor der Öff-
nung. Die gesamte Querkraft muss nach diesem Modell vor der Öffnung auf die
Breite e1 in den Druckgurt hochgehängt werden. In einem gewissen Abstand e2 ab
Beginn der Öffnung muss die Kraft des konzentrierten schrägen Druckfelds noch
einmal auf die Breite e1 konzentriert in den Druckgurt gehängt werden. Der Nach-
weis beginnt mit der Wahl des Druckstrebenwinkels α der Öffnung. Dieser Winkel
sollte zwischen α = 45° (cotα = 1) und α = 21,8° (cotα = 2,5) liegen. Die Spannungen
in der Druckstrebe und im Druckgurt des Stabwerks lassen sich mit Hilfe von den
Grenzwerten der Druckstrebe aus 7 Abschn. 3.5.2 überprüfen. Sind diese Spannun-

gen unterhalb der Grenzwerte, können die Zugkräfte der Bewehrung direkt vor und
nach der Aussparung ermittelt werden. Der Nachweis ist aufgrund der Wahl des
Winkels ein iterativer Prozess. Um einen schnellen Überblick über die Machbarkeit
einer bestimmten Öffnungsgeometrie sowie einen Anhalt für die Wahl des Winkels α
zu erhalten stehen die Diagramme aus . Abb. 9.5 zur Verfügung. Diese sind zum

einen abhängig von der Lage der Öffnung, welche über das Verhältnis hu/z zwischen
Gurthöhe hu unterhalb der Öffnung und dem inneren Hebelarm z sowie von der
Öffnungsgröße beschrieben werden. Die Öffnungsgröße wird über das Verhältnis r/z
des Radius r der Kreisöffnung und dem Hebelarm z beschrieben. Zum anderen sind
diese abhängig von der bezogenen Querkraft nach Gl. (9.1).
310 Kapitel 9 · Stegöffnungen

V‘ V‘
0,5 0,5
für hU/z=0,1 =21,8° für hU/z=0,25 =21,8°
0,4 =30,0° 0,4 =30,0°
=35,0° =35,0°
0,3 0,3
=45,0° =45,0°

0,2 0,2

0,1 0,1

0 r/z 0 r/z
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0 0,1 0,2 0,3 0,4

..      Abb. 9.5  Diagramm zur Ermittlung der maximalen Öffnungsgröße in Abhängigkeit von der be-
zogenen Querkraft, in Anlehnung an. (Hottmann und Schäfer 1996)

Vsd f
V′ = mitν = 0, 7 − ck ≥ 0, 5 (9.1)
b ⋅ z ⋅ν ⋅ f cd 200
9 

Dach der Wahl des Druckstrebenwinkels α lässt sich die Abmessung der Druckstrebe
mit Gl. (9.2) bestimmen und anschließend über die Querkraft an der Öffnung VIII mit
Gl. (9.3) nachweisen.

1
d st = z ⋅ cos α − hu ⋅ cos α − r ⋅ (1 + cos α + sin α ) (9.2)
2 

VIII
σ st = ≤ σ Rd , max = f cd ⋅ν (9.3)
b ⋅ d st ⋅ sin α


Die Abmessungen der Zugstreben lassen sich dann mit Gl. (9.4) ermitteln. Mit dieser
Abmessung kann die Hochhängebewehrung aswI vor und aswII nach der Öffnung mit
Gl. (9.5) und (9.6) bestimmt werden.

1
d st = z ⋅ cos α − hu ⋅ cos α − r ⋅ (1 + cos α + sin α ) (9.4)
2 

VI
aswI = (9.5)
e1 ⋅ f yd


VII
aswII = (9.6)
e1 ⋅ f yd

9.4 · Bemessung von großen Öffnungen
311 9

z
2r

Bügelzugkraft

e1 e1
e2 z·cot

..      Abb. 9.6  Erweitertes Modell für eine flache Druckstreneneigung α mit Aufweitungsbereich und zu-
sätzlichem Zugstab

Bei der Annahme kleiner Winkel α wird das parallele Druckfeld sehr lang. Wegen der
Verträglichkeit der Verformungen mit der Umgebung muss aber von einer Aus-
breitung dieses Druckfelds ausgegangen werden. In diesen Fällen ist es folglich not-
wendig das Modell etwas zu verfeinern. Die . Abb. 9.6 zeigt ein derart verfeinertes

Modell.
Dieses verfeinerte Modell besteht aus einem direkten Druckfeld, welches einen
Teil der Kraft analog dem einfachen Modell direkt in den nächsten Knoten einleitet.
Der Rest der Druckstrebenkraft nimmt den indirekten Weg, breitet sich nach der
Öffnung aus und muss durch zusätzliche vertikale Zugstäbe zwischen der Öffnung
und dem ersten konzentrierten Zugfeld nach der Öffnung ins Gleichgewicht gebracht
werden. Aus praktischen Gründen empfiehlt es sich aber hier die normale Bügel-
bewehrung des B-Bereichs vorzusehen. Auch bei Modellen mit steileren Druck-
streben empfiehlt es sich die B-Bereichsbügel auch zwischen der Öffnung und dem
konzentrierten Zugfeld anzuordnen, da eine gewisse Ausbreitung immer stattfinden
wird.
In (Hottmann und Schäfer 1996) wird noch ein Bemessungsmodell vorgestellt,
mit dem sich die Konzentration der Bügelbewehrung hinter der Öffnung vermindern
lässt. Des Weiteren sind in (Hottmann und Schäfer 1996) Modelle für schräge Bügel-
bewehrung enthalten. Da dies Fall in der Praxis äußerst selten vorkommt werden
diese hier nicht behandelt.

9.4  Bemessung von großen Öffnungen

9.4.1   influss der Öffnungen auf die Schnittgrößen und


E
Verformungen

Betrachtet man sich einen Einfeldträger mit konstanter Streckenlast und ohne Öff-
nung, wie in . Abb. 9.7 dargestellt, so müssen an diesem statisch bestimmten System

die globalen Schnittgrößen aufgrund der Gleichgewichtsbedingungen beider Träger


infolge der Streckenlast identisch sein.
312 Kapitel 9 · Stegöffnungen

u

..      Abb. 9.7  Berechnung eines Trägers mit und ohne Öffnung

Finite Elemente Berechnung: Vereinfachtes Modell:

Starrkörper

Biegestab
Starrkörper

Biegestab
9
..      Abb. 9.8  Detailbetrachtung einer großen Öffnung im Bauteil

Aus . Abb. 9.7 erkennt man, dass die Öffnung einen Steifigkeitssprung bewirkt

und sich somit die Verformungen beim Träger mit Stegöffnung vergrößern. Für die
Berechnung der Vergrößerung der Durchbiegung infolge der Stegöffnung ist in
(Schnellenbach-Held et al. 2007) ein Ansatz enthalten. Betrachtet man . Abb. 9.7 so  

erkennt man im Öffnungsbereich eine erhebliche zusätzliche Verkrümmung und Ver-


formungen und auch eine größer örtliche Zusatzbeanspruchung. Aufgrund des gro-
ßen Steifigkeitssprungs und des deutlich weicheren Öffnungsbereiches kann man wie
in . Abb.  9.8 eingezeichnet das Berechnungsmodell in Biegestäbe unterhalb und

oberhalb der Öffnung abstrahieren, welche mit dem restlichen Träger biegesteif ver-
bunden sind. Aufgrund der deutlich größeren Steifigkeit wirkt das Bauteil ohne Öff-
nung wie ein Starrköper.
Global ist das Tragverhalten eines statisch bestimmten Trägers mit und ohne Öff-
nung somit recht ähnlich. Eine aufwendige Detailmodellierung mit Finiten Elemen-
ten wie in . Abb. 9.7 gezeigt ist im Regelfall nicht erforderlich, sondern das Bauteil

kann in einem schrittweisen Vorgehen bemessen werden. Bei diesem Vorgehen wer-
den zunächst die Schnittgrößen am globalen System bestimmt und der Träger mit
diesen bemessen. Im Anschluss wird eine weitere Bemessung der Öffnung gemäß
7 Abschn.  9.4.3 durchgeführt. Es sei darauf hingewiesen, dass in statisch un-

bestimmten Systemen Öffnungen aufgrund der geänderten Steifigkeitsverhältnisse


Auswirkungen auf die Schnittgrößen haben können. So würden in einem Zweifeld-
träger Öffnungen im Feldmomentenbereich zu einer Vergrößerung des Stützmoments
führen.
9.4 · Bemessung von großen Öffnungen
313 9
9.4.2  Allgemeines Tragverhalten

Aufgrund der Vielfalt möglicher Ausführungsvarianten der Bauteile mit unterschied-


lichsten Randbedingungen können sich im Bereich der Öffnung diverse Schnitt-
größenkombinationen aus Momenten, Normal- und Querkräften einstellen, welche
unter anderem von der Position der Öffnung im Gesamtbauteil abhängig sind. In
. Abb. 9.9 links sind die Spannungen getrennt für die Beanspruchungskomponenten

Normalkraft, Biegung und Querkraft (mit querkraftbedingtem Differenzmoment im


Öffnungsbereich) dargestellt. Auf der rechten Seite des . Abb.  9.9 ist ein verein-

fachtes Stabwerkmodell für jede der Beanspruchungskomponenten angegeben.


Aus . Abb. 9.9 erkennt man zum einen, dass ein Bemessungsmodell wie bei den

Querschnittssprüngen (vgl. 7 Abschn. 9.3.1) sich aus mehreren Modellen getrennt


für die Beanspruchungskomponenten ergibt, unter Berücksichtigung von Super-


positionsregeln zusammengesetzt werden muss. Es lassen sich anhand des . Abb. 9.9  

zusätzlich folgende Einflussgrößen auf das Tragverhalten identifizieren:


55 Die Größe der Aussparung in Bezug auf die Trägerhöhe stellt ein Maß für die er-
forderliche Umlenkung von Kräften und somit für den Querschnitt der dazu er-
forderlichen Umlenkbewehrung dar.
55 Die Form der Aussparung ist insofern von Bedeutung, als dass durch sie die Höhe
der Kerbspannungen an den Ecken beeinflusst wird. Runde Formen sind daher
günstiger als eckige, weil sie die Gefahr der Rissbildung mindern.
55 Die Lage der Aussparung im Gesamtbauteil hat einen großen Einfluss. Aus dem
Spannungsbild geht hervor, dass die Querkraftübertragung in den Eckbereichen
hohe Spannungsspitzen hervorruft und daher besonderer Beachtung bedarf. In
stark querkraftbeanspruchten Bereichen wirken sich daher Aussparungen in der

Hauptspannungen Stabwerkmodell
NEd NEd

MEd MEd

MEd+VEd MEd+VEd

..      Abb. 9.9  Hauptspannungen und Stabwerkmodelle im Bereich von Aussparungen bei verschieden-
artiger Beanspruchung, in Anlehnung an. (Eligehausen und Gerster 1992)
314 Kapitel 9 · Stegöffnungen

Regel wesentlich ungünstiger aus als in querkraftarmen Feldbereichen. Bei hoher


Querkraftbeanspruchung geht das Versagen von den zugbeanspruchten Eckbe-
reichen der Aussparung aus.

Wissensbox

Die Stabwerkmodelle setzen voraus, dass bei Bauteilen mit mehreren Aussparungen
der gegenseitige Abstand so groß ist, dass die D-Bereich sich nicht überschneiden.
Hierzu muss der lichte Abstand der Aussparungen größer als die zweifache statische
Nutzhöhe des Bauteils sein. Mit kleiner werdendem Abstand sowie zunehmender
Länge der Aussparung geht das Tragverhalten des Balkens zunehmend in das eines
sogenannten Vierendeel-Trägers über.

9.4.3  Bemessungsmodell
9.4.3.1  Vorgehen
9 Zunächst wird eine Bemessung des Trägers ohne Berücksichtigung der Öffnung
durchgeführt. Hier muss nachgewiesen werden, dass das Bauteil als Ganzes funktio-
niert, was zunächst unter der Vernachlässigung der Öffnung erfolgen darf. Neben der
Biege- und Querkraftbemessung werden für den nächsten Schritt die Schnittgrößen
in der Mitte der Öffnung benötigt. Danach erfolgt die Bemessung der Öffnung an
sich. Dazu werden zunächst die lokalen Schnittgrößen in den Riegeln oberhalb und
unterhalb der Öffnung bestimmt. Mit diesen Schnittgrößen werden dann die beiden
Riegel bemessen. Die Ermittlung der lokalen Schnittgrößen erfolgt zunächst ge-
trennt für Moment und Normalkraft in 7 Abschn. 9.4.3.2 und in 7 Abschn. 9.4.3.3
   

für die Querkraft. Zusätzlich hat das Krümmungsverhalten des Bauteils noch einen
Einfluss auf die lokalen Schnittgrößen, welcher in 7 Abschn.  9.4.3.4 behandelt

wird. Mit diesen Schnittgrößen werden dann in 7 Abschn.  9.4.3.5 die Riegel be-

messen. Abschließend muss noch die Hochhängebewehrung in 7 Abschn.  9.4.3.6


außerhalb der Öffnung bestimmt werden.

9.4.3.2  okale Schnittgrößen aus globalem Biegemoment und


L
Normalkraft
Die lokalen Schnittgrößen in den beiden Riegeln, welche sich oberhalb und unter-
halb der Öffnung befinden, kann man durch den Ansatz der Zerlegung in Biegestäbe
innerhalb der Öffnung und Starrköper neben der Öffnung, wie in . Abb. 9.10 dar- 

gestellt, ermitteln.
Die globalen Momente M1, Ed und Normalkräfte N1, Ed in der Mitte der Öffnung
werden in die Normalkräfte der Riegel gemäß deren Hebelarme verteilt. Hierbei
kann die Lage der resultierenden oberen und unteren Normalkräfte vereinfacht am
gerissenen Gesamtquerschnitt ermittelt werden (zL = z).

zU M 1Ed
N Ed ,O = N1Ed ⋅ − (9.7)
z z 
9.4 · Bemessung von großen Öffnungen
315 9
biegesteif angeschlossene Riegel

M1Ed M1Ed
zO N1Ed
zL
N1Ed zU

Starrkörper L‘>L L‘ (Modellierung)


Starrkörper
L (tatsächliche Öffnung)
NEd,O NEd,O NEd,O
M1Ed NEd,O M1Ed

N1Ed z=zL
N1Ed
NEd,U NEd,U
NEd,U NEd,U
L‘

..      Abb. 9.10  Modellüberlegung zur Ermittlung der lokale Schnittgrößen aus globalen Biegemoment
und Normalkraft

zO M 1Ed
N Ed ,U = N1Ed ⋅ + (9.8)
z z 

9.4.3.3 Lokale Schnittgrößen aus globaler Querkraft


Wie aus der in . Abb. 9.11 dargestellten Starrköperverschiebung zu erkennen ist, er-

zeugt die globale Querkraft in den beiden Riegeln eine lokale Querkraft und zusätz-
lich ein Einspannmoment.
Aus dem Gleichgewicht lassen sich gemäß . Abb. 9.11 die folgenden Beziehungen

aufstellen.

ΣV : VEd ,U + VEd ,O = VEd  (9.9)

L′ L′
ΣM Riegel : M Ed ,O = VEd ,O ⋅ M Ed ,U = VEd ,U ⋅ (9.10)
2 2 

Hierbei ist jedoch die Verteilung zwischen der Querkraft am oberen VEd, O und am
unteren Riegel VEd, U noch unbekannt. Die Aufteilung der Querkraft auf die beiden
Riegel ist ein nicht triviales Problem, da sich die Traganteile zum Abtrag der Quer-
kraft im Stahlbeton aus vielen Anteilen, wie Druckzonenanteil, Dübelwirkung der
Längsbewehrung, Rissverzahnung und gegebenenfalls Querkraftbewehrung zu-
sammensetzt. Im Regelfall übernimmt hierbei die Druckzone aufgrund ihrer größe-
ren Steifigkeit den größten Traganteil beim Abtrag von Querkräften. Somit sollte
eine konservative Aufteilung über Steifigkeiten der Teilquerschnitte unter Berück-
sichtigung einer verminderten Steifigkeit im Zugriegel erfolgen. Die Verteilung der
Querkraft kann damit nach Gl.  (9.11) und (9.12) erfolgen. Hierbei ist der Steifig-
keitsfaktor αi nach . Abb. 9.12 zu wählen.

316 Kapitel 9 · Stegöffnungen

biegesteif angeschlossene Riegel

V1Ed
zL
V1Ed

L‘
MEd,O
MEd,O
VEd,O

V1Ed
zL VEd,O
V1Ed

MEd,O VEd,O
VEd,O
MEd,O
L‘
..      Abb. 9.11  Modellüberlegung zur Ermittlung der lokalen Schnittgrößen aus globaler Querkraft
9

Eingangsgrößen
b Bezogene Normalkräfte
As2,O h1 h
dO O
As1,O
ha h
As2,U Geometrischer Bewehrungsgrad
dU h
As1,U U

bw

Steifigkeitsfaktor
Bezogene
[-] Bewehrungsgrad [%]
Normalkraft
alle 1,00
1,00
0,65
alle

..      Abb. 9.12  Ermittlung der Steifigkeitsfaktors αi gemäß. (DAfStb 2013)


9.4 · Bemessung von großen Öffnungen
317 9
α o ⋅ Ec ⋅ I o αo ⋅ Io
VEd ,o = VEd ⋅ = VEd ⋅ (9.11)
α o ⋅ Ec ⋅ I o + α u ⋅ Ec ⋅ I u α o ⋅ I o + αu ⋅ Iu


α u ⋅ Ec ⋅ I u αu ⋅ Iu
VEd ,u = VEd ⋅ = VEd ⋅ (9.12)
α o ⋅ Ec ⋅ I o + α u ⋅ Ec ⋅ I u α o ⋅ I o + αu ⋅ Iu


!!Da die Bewehrungsgrade im Bereich der Öffnung, welche in . Abb. 9.12 benötigt  

werden, erst ein Ergebnis der Bemessung sind, ist eventuell ein iteratives Vorgehen er-
forderlich.

9.4.3.4 Einfluss des Krümmungsverhaltens auf lokale Schnittgrößen


Aufgrund der Momente tritt eine Verkrümmung der Öffnung respektive der oberen
und unteren Riegel auf, wie dies . Abb. 9.13 zeigt. Im Bereich von konstanten Mo-

menten wie dies in . Abb. 9.13 in Feldmitte der Fall ist, treten gleichmäßige Krüm-

mungen und somit keine Schubverzerrungen auf. In Auflagernähe, wo hohe Quer-


kräfte herrschen, wechselt die Krümmung längs der Öffnung die Richtung und er-
zeugt damit eine große Schubverzerrung. In . Abb.  9.13 erkennt man aus den

Spannungen des Weiteren, dass deutlich größere Beanspruchungen an der auflager-


nahen Öffnung entstehen, obwohl hier kleinere Momente herrschen. Hieran ist er-
sichtlich, dass Querkräfte für die großen Öffnungen äußerst ungünstig sind.
Diese Schubverzerrungen können gemäß (Hottmann und Schäfer 1996) über eine
Verschiebung des Momentennulldurchganges der Biegemomente im Riegel aus der
Querkraft (vgl. 7 Abschn. 9.4.3.3) gemäß . Abb. 9.14 berücksichtigt werden.
   

Das maximale Einspannmoment des Riegels Mmax, Ed, i kann dann über die Ver-
schiebung des Nulldurchgangs mit Gl.  (9.13) bestimmt werden. Die Verschiebung
des Nulldurchgangs a ergibt sich über das Moment- Querkraftverhältnis der globa-
len Schnittgrößen und eines Geometriefaktors α mit Gl. (9.14). Der Geometriefaktor

F F

Krümmung der Riegel

Auflagernähe
Feldbereich

..      Abb. 9.13  Verkrümmung der Öffnung respektive der Riege


318 Kapitel 9 · Stegöffnungen

V1Ed V1Ed

MEd,O
Mmax,O
M1Ed
zL +a M1Ed

L‘

..      Abb. 9.14  Modell zur Berücksichtigung der Krümmungen

α ergibt sich mit Gl. (9.15) über die Flächen Ai und Trägheitsmomente Ii der Riegel
sowie über den inneren Hebelarm.

L′ / 2 + a L′ / 2 + a
M max , Ed ,O = M Ed ,O ⋅ M max , Ed ,U = M Ed ,U ⋅ (9.13)
L′ / 2 L′ / 2 
9 M 1Ed α L′
a= ⋅ ≤ (9.14)
V1Ed 1 − α 2


 1 1  I +I
α =  + ⋅ o 2 u (9.15)
A
 o Au  zL


Bei einer kleinen Querkraft wird somit zunächst das Moment MEd, O kleiner und der
Nulldurchgang verschiebt sich jedoch.

9.4.3.5 Bemessung der Öffnungsriegel


Die in 7 Abschn.  9.4.3.2 bis 7 9.4.3.4 ermittelten Schnittgrößen sind wie
   

. Abb.  9.15 dargestellt zu addieren. Mit diesen Schnittgrößen ist dann eine kon-

ventionelle Bemessung der oberen und unteren Balkenriegel auf Biegung mit
Normalkraft sowie auf Querkraft gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung
mit DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) durchzuführen. Über diese Bemessung erhält
man die erforderliche obere und untere Längsbewehrung der Riegel sowie deren
Bügelbewehrung.

9.4.3.6 Hochhängebewehrung
Als letztes muss noch die Hochhängekraft links und rechts neben der Öffnung er-
mittelt werden. Gemäß der Stabwerkmodelle in . Abb.  9.16 ergibt sich für jede

Schnittgröße eine Hochhängebewehrung.


Hierbei ist zu beachten, dass meist der größte Querkraftanteil über die Druck-
zone abgetragen wird und somit vor der Öffnung hochgehängt werden muss. Gemäß
(Eligehausen und Gerster 1992) kann die Hochhängekraft vor und hinter der Öff-
nung über die Gl. (9.16) berechnet werden.
9.4 · Bemessung von großen Öffnungen
319 9
Riegelnormalkraft

M1Ed - M1Ed
N1Ed
N1Ed
+
L‘
Riegelmoment
Riegelquerkraft
-

V1Ed
VO

V1Ed
+ +
V1Ed
-
V1Ed

+ +
VU
L‘ L‘

..      Abb. 9.15  Schnittgrößen an den Öffnungsriegeln

Normalkraft σ cd Biegemoment
cd 0,4hO cd cd 0,4x
hO
30° Fcd x
NEd NEd
h ha ZEd,M
ZEd,N

hU MEd Fsd
cd la la
Querkraft Obergurt Querkraft Untergurt

hO
VEd,U
VEd,U

ZEd,V+
z~0,85d

h Mu
VEd,O

ZEd,V+ Mo
ha
hU
la ~d la

..      Abb. 9.16  Stabwerkmodelle für die Hochhängebewehrung nach. (Eligehausen und Gerster 1992)

Z Ed = Z Ed , M + Z Ed , N + Z Ed ,V + ∆M ,o (9.16)

Hierbei beschreibt der ZEd, M den Anteil des Momentes nach Gl. (9.17), welcher um-
gelenkt werden muss und dann auftritt, falls die Druckzone größer ist als die Höhe
des oberen Riegels.
320 Kapitel 9 · Stegöffnungen

x − hO
Z Ed , M = 0, 4 ⋅ Fcd ⋅ (9.17)
d 

Der Anteil ZEd, N beschreibt den Einfluss der Umlenkung der Normalkraft und kann
nach Gl. (9.18) über die Höhe des Bauteils h und die Größe der Öffnung ha bestimmt
werden.

ha (9.18)
Z Ed , M = 0, 25 ⋅ N Ed ⋅
h 
Die Anteile ZEd, M und ZEd, N müssen sowohl vor und wie auch hinter der Öffnung an-
gesetzt bzw. eingebaut werden. Anders sieht es bei dem Anteil der Querkraft aus.
Hier muss entsprechend . Abb. 9.16 mit ZEd, V + ΔM, O bei positiver Querkraft der An-

teil vor der Öffnung hochgehängt werden, welcher im oberen Gurt übertragen wird.
Hinter der Öffnung muss die restliche Querkraft mit ZEd, V + ΔM, U hochgehängt werden.
Die beiden Anteile ergeben sich in Abhängigkeit der Länge der Öffnung L′ nach
Gl. (9.19) und (9.20).

 L′ L′  (9.19)
Z Ed ,V + ∆M ,O = VEd ,O ⋅ 1 + 0,1 ⋅ + 
9  d 3 ⋅ hO 

 L′ L′  (9.20)
Z Ed ,V + ∆M ,u = VEd ,U ·1 + 0,1 ⋅ + 
 d 3 ⋅ hU  

9.4.4  Bewehrungsführung

Eine beispielhafte Bewehrungsführung einer großen Öffnung ist in . Abb. 9.17 sche-  

matisch dargestellt.
Die Bewehrung im Bauteil ergibt sich zunächst aus der Bemessung des Gesamt-
balkens. Die rot dargestellte Riegelbewehrung oberhalb und unterhalb der Öffnung

Asl und Asw


aus den lokale Schnittgrößen des Obergurtes

lbd MEd
lbd

lbd NEd
lbd VEd

Asl und Asw ZEd,2


ZEd,1
aus den lokale Schnittgrößen des Untergurtes

..      Abb. 9.17  Beispielhafte Bewehrungsführung einer großen Öffnung


9.5 · Beispiel Träger mit Öffnung
321 9

..      Abb. 9.18  Beispielhafte Bewehrungsführung eines Trägers mit vielen Öffnungen. (Bildquelle Klebl,
Neumarkt)

ergibt sich aus der Biege- und Querkraftbemessung der lokalen Schnittgrößen. Die
orange dargestellte Bewehrung stellt die Hochhängebewehrung nach
7 Abschn. 9.4.3.6 dar, welche bei den hier positiven Querkräften vor der Öffnung

(hier rechts) größer sein muss als nach der Öffnung. Die zusätzlich in den Riegel not-
wendige Bewehrung sollte ab der resultierenden Zugstrebe der Hochhängebewehrung
verankert werden. In . Abb. 9.18 ist exemplarisch die Bewehrung einer großen run-

den Öffnung dargestellt, bei welcher noch zusätzlich konstruktive Schrägstäbe an-
geordnet werden.

9.5  Beispiel Träger mit Öffnung

9.5.1  Aufgabenstellung

Der in . Abb.  9.19 dargestellte Einfeldträger unter Gleichlast soll unter Berück-

sichtigung zweier Öffnungen bemessen werden.

9.5.2  Schnittgrößen

Die Einwirkung für den Grenzzustand der Tragfähigkeit ergibt sich unter der Ver-
nachlässigung der Öffnungen zu:
322 Kapitel 9 · Stegöffnungen

Ansicht B

30 20 50

50

65

1.00
20 30
30

35
1.00 60 3.10 2.30
7.00
30 30
Querschnitt A-A B-B C-C

Belastung Baustoffe

50

50
Eigengewicht C25/30 XC1
gk2= 15 kN/m B500A

1.00

1.00
qk2= 60 kN/m

20

30
30

20
20 20 20

..      Abb. 9.19  Träger mit Öffnungen


9
kN
pEd = 1, 35 ⋅ (1,0 ⋅ 0,2 ⋅ 25 + 15 ) + 1, 5 ⋅ 60 = 117
m

Die Schnittgrößen können über die Trägerlänge entsprechend der technischen Me-
chanik (vgl. z. B. (Sudret 2022)) wie folgt beschrieben werden:

l x2
M ( x) = p ⋅ ⋅ x − p ⋅
2 2
l
V ( x) = p ⋅ − p ⋅ x
2

9.5.3  Bemessung für die maximalen Schnittgrößen


9.5.3.1  Eingangswerte
Es wird von einer zweilagiger Längsbewehrung Ø28 sowie von Bügel Ø12 aus-
gegangen. Damit ergibt sich über die Betondeckung der folgende Bewehrungs-
abstand für die erste Lage:
φs
d11 = cmin, dur + ∆cdev + φsw + =
2
0, 028
d11 = 0, 01 + 0, 01 + 0, 012 + = 0, 046 m
2
9.5 · Beispiel Träger mit Öffnung
323 9
φs 0, 028
d11 = cmin,b + ∆cdev + = 0, 028 + 0, 01 + = 0, 052 m
2 2

Für die zweite Lage ergibt sich folgender Abstand. Hierbei ist ein Abstandshalter
vom gleichen Durchmesser zwischen den beiden Lagen berücksichtigt:

d12 = 0, 052 m + 2·0, 028 m = 0,108 m

Damit kann der Mittelwert berechnet werden:

0, 052 + 0,108
d1+ 2 = = 0, 08 m ⇒ d = 0, 92 m
2

Für die Bemessung auf Biegung wird das maximale Moment in Feldmitte bestimmt:

l2
 l l l l2
M x =  = p⋅ ⋅ − p⋅ 4 = p⋅
 2 2 2 2 8

72
M ( x = 3,5 ) = 117 ⋅ = 717 kNm
8

Der Bemessungswert der Betondruckfestigkeit ergibt sich zu:

f ck 25 N
f cd = α cc ⋅ = 0, 85 ⋅ = 14, 2
γc 1, 5 mm 2

9.5.3.2 Biegebemessung
Die Bemessung erfolgt über das μEds Verfahren. Das dimensionslose Momente ergibt
sich wie folgt:

M Eds 0, 717
µ Eds = = = 0, 299
b·d 2 ⋅ f cd 0, 2 ⋅ 0, 922 ⋅14, 2

Über die Tabellen in Anhang Abb. A.1. lässt sich der mechanische Bewehrungsgrad
von ω = 0,37 ermitteln. Damit kann die erforderliche Bewehrung bestimmt werden:
1 1
As1 = ⋅ ω ⋅ b ⋅ d ⋅ f cd = ⋅ 0, 37 ⋅ 0, 2 ⋅ 0, 92 ⋅14, 2 =
σ sd 436, 7

As1 = 2, 2 ⋅10−3 m 2 = 22 cm 2 ⇒ Gewahlt


 2 Ø28 + 2 Ø25 = 22,1 cm 2

9.5.3.3 Querkraftbemessung
Die Querkraftbemessung wird im Folgenden immer an der maßgebenden Stelle
durchgeführt. Für die Zugstrebe (Bügelbewehrung) ergibt sich die maßgebende
Querkraft im Abstand d vom Auflager.
324 Kapitel 9 · Stegöffnungen

7
Vred = 117 ⋅ − 117 ⋅ ( 0,15 + 0,92 ) = 283, 8 kN
2

Die Druckstrebenneigung wird gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung


mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) wie folgt ermittelt:
1
VRd ,cc = 0, 5 ⋅ 0, 48 ⋅ f ck3 ⋅ bw ⋅ z

1
VRd ,cc = 0, 5 ⋅ 0, 48 ⋅ 25 3 ⋅ 0, 2 ⋅ 0, 9 ⋅ 0, 924 = 0,117 MN
1, 2 1, 2
cot θ = = = 2, 0
VRd ,cc 0,117
1− 1−
VEd 0, 283

Somit kann die Bügelbewehrung ermittelt werden:


Asw Vred 0, 284 m2
= = = 3, 9 ⋅10−4
sw z ⋅ f ywd ⋅ cot θ 0, 9 ⋅ 0, 924 ⋅ 435 ⋅ 2, 0 m

9 Asw cm 2
= 3, 9  Ø8 / 20
⇒ Bugel
sw m

Der Nachweis Druckstrebe muss am Auflagerrand geführt werden. Da für den


Druckstrebennachweis ein flacherer Druckstrebenwinkel ungünstiger ist wird aus
Konsistenzgründen der Nachweis mit dem flacheren Winkel aus Bemessung der Zug-
strebe durchgeführt.
7
VEd = 117 ⋅ − 117 ⋅ ( 0,15 ) = 392 kN
2

b ⋅ z ⋅ν 1 ⋅ f cd 0, 2 ⋅ 0, 924 ⋅ 0, 9 ⋅ 0, 75 ⋅14, 2
VRd , max = =
cot θ + tan θ 2, 0 +
1
2, 0
VRd , max = 0, 708 MN > VEd = 0, 392 MN

Die Mindestquerkraftbewehrung ergibt sich wie folgt:

f ctm 2, 6 cm 2
asw, min = 0,16 ⋅ ⋅ bw ⋅ d = 0,16 ⋅ ⋅ 20 ⋅ 92, 4 = 1, 5
f yk 500 m
9.5 · Beispiel Träger mit Öffnung
325 9
9.5.4  Betrachtung Kreisöffnung
9.5.4.1  Einordnung der Öffnung
Zunächst wird untersucht, ob die Öffnung als klein oder groß gilt. In Abhängigkeit
dieser Einordnung wird ein zutreffendes Stabwerkmodell gewählt. Die Einordnung
der Öffnung erfolgt nach 7 Abschn. 9.3.2 gemäß (Hottmann und Schäfer 1996). Die

Modellüberlegung zur Einordnung als kleine Öffnung ist in . Abb. 9.4 dargestellt.


Diese Überlegung geht davon aus, dass die Position und Größe der Öffnung die
Druckstrebe aus der Querkraft nicht wesentlich beeinflusst. Für die Einordnung der
Öffnung muss zunächst die Querkraft vor der Öffnung

7
VII = 117 ⋅ − 117 ⋅ 2,15 = 158 kN
2

und die Querkraft nach Öffnung bestimmt werden.

7
VIII = 117 ⋅ − 117 ⋅ 2, 45 = 122, 85 kN
2

Die Einordnung der Öffnung erfolgt für runde Öffnungen nach . Abb. 9.5 hierfür

muss zunächst in Abhängigkeit des Verhältnisses zwischen Unterkante und innerer


Hebelarm das passende Diagramm gewählt. Für dieses Verhältnis kann der Hebel-
arm der inneren Kräfte vereinfacht bestimmt werden:

z = 0, 9 ⋅ d = 0, 9 ⋅ 0, 92 m = 0, 83 m

Somit ergibt sich das Verhältnis zwischen Unterkante und innerer Hebelarm:

hu 0, 20
= = 0, 24
z 0, 83

Aufgrund des Verhältnisses muss nun das rechte Teilbild von . Abb. 9.5 verwendet

werden. Hierfür wird die bezogene Querkraft benötigt:


Vsd
V′ =
b ⋅ z ⋅ν ⋅ f cd

f ck 25
ν = 0, 7 − = 0, 7 − = 0, 575 ≥ 0, 5
200 200
0,158
V′ = = 0,12
0, 2 ⋅ 0, 83 ⋅ 0, 575 ⋅14, 2

Zusätzlich wird noch das Verhältnis von Radius und innerer Hebelarm benötigt:

r 0,15
= = 0,18
z 0, 83
326 Kapitel 9 · Stegöffnungen

Mit diesen Werten folgt aus . Abb. 9.5:


55 Die Öffnung kann als kleine Öffnung bemessen werden


55 Der Druckstrebenwinkel alpha (α) kann zwischen 21,8° und 45° gewählt werden

Somit kann für die weitere Bemessung der Druckstrebenwinkel aus der Querkraft
weiterverwendet werden: cotα = 2,0 ⇒ α = 26,6°

9.5.4.2 Bemessung als kleine Öffnung


Aufgrund der Einordnung als kleine Öffnung kann diese nun mit dem Modell für
kleine Öffnungen nach (Hottmann und Schäfer 1996) erfolgen. Hierfür zunächst die
Abmessung der Druckstrebe aus . Abb. 9.4 wie folgt bestimmt.

1
d st = z ⋅ cos α − hu ⋅ cos α − r ⋅ (1 + cos α + sin α )
2

d st = 0, 83 ⋅ cos 26, 6° − 0, 5 ⋅ 0, 2 ⋅ cos 26, 6° − 0,15 ⋅ (1 + cos 26,6° + sin 26,6° )


d st = 0, 74 − 0, 09 − 0, 35 = 0, 3 m

Die Abmessung der Zugstreben aus . Abb. 9.4 kann wie folgt bestimmt werden.

9 d st 0, 3
e1 = = = 0, 67 m
sin α sin 26, 6°

Für die Ermittlung der Bewehrung wird die Querkraft vor dem Ö
­ ffnungsbereichsbereich
benötigt. Diese Kraft muss vor der Öffnung hochgehängt werden.

7
VI = 117 ⋅ − 117 ⋅ ( 2,15 − 0,67 ) = 236, 3 kN
2

Damit ergibt sich die erforderlich Hochhängebewehrung vor der Öffnung:

VI 236 cm 2
aswI = = = 8,1  Ø8 / 10
⇒ Bugel
e1 ⋅ f yd 0, 67 ⋅ 43, 5 m

Die erforderliche Bewehrung nach der Öffnung ergibt sich wie folgt:

VII 158 cm 2
aswII = = = 5, 4  Ø8 / 15
⇒ Bugel
e1 ⋅ f yd 0, 67 ⋅ 43, 5 m

Nun muss noch die Druckstrebenspannung überprüft werden:


VII 0,158 MN
σ st = = = 5, 8 2
b·d st ⋅ sin α 0, 2 ⋅ 0, 3 ⋅ sin 26, 6° m

MN
σ Rd , max = f cd ⋅ν = 14, 2 ⋅ 0, 575 = 8, 2
m2
9.5 · Beispiel Träger mit Öffnung
327 9

MN MN
σ st = 5, 8 ≤ σ Rd ,max = 8, 2 2 ⇒ Nachweis erf ullt

m 2
m

Da der Winkel α gleich dem Druckstrebenwinkel aus der Hauptbemessung ist ändert
sich die Zugkraft im Zuggurt nicht im Vergleich zur Hauptbemessung (Versatzmaß
bleibt gleich)

9.5.5  Betrachtung Rechtecköffnung


9.5.5.1  Einordnung der Öffnung
Aus der vorherigen Betrachtung an der Kreisöffnung ist ersichtlich, dass die deutlich
längere Rechtecköffnung in einem höher beanspruchten Bereich nicht als kleine Öff-
nung gelten kann. Somit wird diese als große Öffnung betrachtet.

9.5.5.2 Bemessung als große Öffnung


Die Bemessung für die große Öffnung erfolgt nach (Hottmann und Schäfer 1996) mit
einigen Klarstellungen nach DAfStb-Heft 599 (DAfStb 2013), wie dies in
7 Abschn. 9.4.3 zusammengefasst wurde.

9.5.5.2.1 Globale Schnittgrößen und Geometrie


Zunächst müssen die globalen Schnittgrößen am Träger bestimmt werden. Als Ein-
gangsgröße für das Bemessungsmodell der großen Öffnung, werden die Schnitt-
größen in der Mitte der Öffnung benötigt. Die Mitte der Öffnung ist 1,3 m vom lin-
ken Auflager entfernt. Damit kann das Moment und die Querkraft bestimmt werden:

7 1, 32
M Ed ( x = 1,3) = 117 ⋅ ⋅1, 3 − 117 ⋅ = 433, 5 kNm
2 2
7
VEd ( x = 1,3) = 117 ⋅ − 117 ⋅1, 3 = 257, 4 kN
2

9.5.5.2.2 Querschnittkenngrößen
Die Querschnittkenngrößen werden benötigt, um die lokalen Schnittgrößen zu be-
stimmen. Der obere Riegel hat die Höhe von ho = 0,5 m. Da der obere Riegel unter
Druck steht wird eine einlagige Längsbewehrung von 20 mm angenommen. Damit
kann der Abstand der Bewehrung und die statische Nutzhöhe do wie folgt bestimmt
werden:
φs 0, 020
d1o = cnom + φsw + = 0, 01 + 0, 01 + 0, 012 + = 0, 042 m
2 2
d 2o = d1o
d o = 0, 5 − 0, 042 = 0, 458 m

Die Querschnittsfläche und das Flächenträgheitsmoment für den obere Riegel er-
geben sich zu:
328 Kapitel 9 · Stegöffnungen

Ao = 0, 5 ⋅ 0, 2 = 0, 25 m 2

0, 53 ⋅ 0, 2
Io = = 2, 08 ⋅10−3 m 4
12

Der untere Riegel hat die Höhe von hu = 0,3 m. Der Abstand der Bewehrung wird für
die untere Lage wie in der Hauptbemessung angenommen und der Abstand der Be-
wehrung wird für die obere Lage wird wie beim oberen Riegel angenommen:
d1u = 0, 08 m
d 2u = 0, 042 m
du = 0, 3 − 0, 08 = 0, 22 m

Die Querschnittsfläche und das Flächenträgheitsmoment für den untere Riegel er-
geben sich zu:

Au = 0, 3 ⋅ 0, 2 = 0,15 m 2

0, 33 ⋅ 0, 2
Iu = = 0, 45 ⋅10−3 m 4
12
9
Es wird noch der innere Hebelarm des Gesamtquerschnitts benötigt, welcher mit μEds
Verfahren bestimmt wird.

M Eds 0, 4335
µ Eds = = = 0,179
b·d ⋅ f cd
2
0, 2 ⋅ 0, 9252 ⋅14, 2

Über die Tabellen in Anhang Abb. A.1 lässt sich der bezogene Hebelarm ermitteln
und daraus lässt sich wiederum der Hebelarm zurückrechen:

z1 = ζ ⋅ d = 0, 897 ⋅ 0, 925 = 0, 83 m

Die Länge der Öffnung beträgt nach Plan 0,6  m. Um statisch die Betondeckung
sowie die Lage der Hochhängebewehrung zu berücksichtigen, wird die Öffnung rech-
nerisch um die Größe der Betondeckung, der Einfassbewehrung ϕum = 10 mm sowie
der Hochgängebewehrung ϕw = 12 mm vergrößert.

 φ   0, 012 
la = L + 2 ⋅  c + φum + w  = 0, 6 + 2 ⋅  0,02 + 0,01 +  ≈ 0, 7 m
 2   2 

9.5.5.2.3 Lokale Schnittgrößen


Die lokale Normalkräfte in den Riegeln können über das Moment und den inneren
Hebelarm bestimmt werden.

M Ed −433, 5 kNm
N Ed ,o = − = = −522 kN = − N Ed ,u
z 0, 83 m
9.5 · Beispiel Träger mit Öffnung
329 9
Die Verteilung der Querkräfte zwischen dem oberen und unteren Riegel erfolgt über
die Steifigkeit. Da die Steifigkeit im Stahlbeton abhängig von Rissbildung ist muss
zunächst über die bezogene Normalkraft in den Riegeln identifiziert werden, ob die
Riegel gerissen sind. Dazu wird zunächst die bezogene Normalkraft bestimmt:
N Ed ,o 0, 522
νo = =− = −0, 4
b ⋅ d 0 ⋅ f cd 0, 2 ⋅ 0, 458 ⋅14, 2

N Ed ,u 0, 522
νu = =+ = +0, 82
b·du ⋅ f cd 0, 2 ⋅ 0, 224 ⋅14, 2

Mit diesen bezogene Normalkräfte kann nun der Steifigkeitsbeiwert bestimmt wer-
den. Für den oberen Riegel ergibt sich der Beiwert zu 1,0, da dieser vollständig über-
drückt ist.

=> α o = 1, 0

Der Beiwert für den unteren Riegel ist aufgrund der hohen Zugbeanspruch abhängig
von der Bewehrung.

=> α u = 0, 2 + 6 ⋅ ( ρl1 + ρl 2 )

Dazu muss zunächst die Bewehrung des unteren Riegels geschätzt werden:
2 ⋅ 6,1 + 2 ⋅ 4, 9
ρl1 = = 0, 049
20 ⋅ 22, 4

2 ⋅ 2, 0
ρl 2 = = 0, 009
20 ⋅ 22, 4

=> α u = 0, 2 + 6 ⋅ ( 0,049 + 0,009 ) = 0, 548

Die lokalen Querkräfte in den Riegel können nun über die Steifigkeiten verteilt wer-
den:
αo ⋅ Io 1, 0 ⋅ 2, 08
VEd ,o = VEd ⋅ = VEd ⋅
α o ⋅ I o + αu ⋅ Iu 1, 0 ⋅ 2, 08 + 0, 548 ⋅ 0, 45

VEd ,o = 257, 4kN ⋅ 0, 89 = 229,1 kN

VEd ,u = 257, 4kN ⋅ 0,11 = 28, 3 kN

Die lokalen Einspannmomente in den Riegeln können über die Querkraft und die
Öffnungslänge wie folgt berechnet werden:
la 0, 7
M Ed ,0 = VEd ,o ⋅ = 229,1 ⋅ = 80 kNm
2 2
330 Kapitel 9 · Stegöffnungen

la 0, 7
M Ed ,u = VEd ,u ⋅ = 28, 3 ⋅ = 9, 9 kNm
2 2

Da das Moment an der eine Seite der Öffnung größer ist als auf der anderen Seite er-
fährt die Öffnung eine Verkrümmung, was zu einer Momentenverschiebung führt.
Diese Momentenverschiebung führt dazu, dass lokale Einspannmoment an der einen
Seite vergrößert wird und an der anderen Seite verringert wird. Für die Bemessung
ist jedoch nur das vergrößerte Moment relevant. Die Momentenverschiebung wird
über den Verschubs des Nulldurchganges wie folgt beschrieben.

M 1d α
a= ⋅
V1d 1 − α

Hierfür muss zunächst der geometrieabhängige Beiwert bestimmt werden:

1  ( 0,45 + 2,08 ) ⋅10


−3
 1 1  I +I  1
α =  + ⋅ o 2 u =  + · = 0, 09
 Ao Au  z L  0, 25 0,15  0, 832

Damit kann die Verschiebung des Nulldurchganges berechnet werden:


9
M 1d α 433, 5 0, 09
a= ⋅ = ⋅ = 0,17 m
V1d 1 − α 257, 4 1 − 0, 09

Die lokalen Einspannmomente werden dann aufgrund der Verschiebung erhöht und
ergeben sich somit zu:
la / 2 + a 0, 7 / 2 + 0,17
M max,o = M o ⋅ = 80 ⋅ = 119 kNm
la / 2 0, 7 / 2

la / 2 + a 0, 7 / 2 + 0,17
M max,u = M u ⋅ = 9, 9 ⋅ = 14, 7 kNm
la / 2 0, 7 / 2

9.5.5.2.4 Bemessung der Riegel für die lokalen Schnittgrößen


z Bemessung des Obergurts:
Zunächst wird der Obergurt auf Biegung mit Längskraft bemessen. In dem vor-
herigen Abschnitt wurden folgende Schnittgrößen ermittelt.

M max,o = 119 kNm N Ed ,o = −522 kN

Mit diesen Schnittgrößen erfolgt die Bemessung mit dem μEds Verfahren. Das Mo-
ment um die Stabachse lautet wie folgt:
 0, 5 
M Eds = M Ed − N Ed ⋅ zs1 = 119 − ( −522 ) ⋅  − 0,05  = 223, 4 kNm
 2 
9.5 · Beispiel Träger mit Öffnung
331 9
M Eds 0, 2234
µ Eds = = = 0, 39
b·d ⋅ f cd
2
0, 2 ⋅ 0, 452 ⋅14, 2

Aufgrund des großen bezogenen Momentes ist eine Druckbewehrung erforderlich.


Über die Tabellen in Anhang Abb.  A.2. lassen sich die mechanische Bewehrungs-
grade ermitteln:

ω1 = 0, 519 ω2 = 0, 020

Damit kann die erforderliche Bewehrung ermittelt werden:


1
As1 = ⋅ (ω1 ⋅ b ⋅ d ⋅ f cd + N Ed )
f yd

1
As1 = ⋅ ( 0,519 ⋅ 0,2 ⋅ 0,45 ⋅14,2 − 0,522 ) = 3, 24 ⋅10−4 m 2 = 3, 24 cm 2
435

As1 = 4, 67cm 2 ⇒ Unten 2Ø20

f cd 14, 2
As 2 = ω2 ⋅ b ⋅ d ⋅ = 0, 02 ⋅ 0, 2 ⋅ 0, 45 ⋅ = 0, 6 ⋅10−4 m 2 = 0, 6 cm 2
f yd 435

As2 = 0, 6cm 2 ⇒ Oben 2Ø12

Die Querkraftbemessung im Obergurt erfolgt mit folgenden Schnittgrößen:

VEd ,o = 229,1 kN N Ed ,o = −522 kN

Da die Querkrafttragfähigkeit abhängig von der Normalkraft ist muss zunächst die
Spannung aufgrund der Normalkraft berechnet werden, welche als Eingangsgröße
zur Ermittlung der Druckstrebenneigung relevant ist. Hierbei ist zu beachten, dass in
die Gleichungen nach der DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN
EN 1992-1-1/NA (04.2013) Druckspannungen als positiver Wert einzusetzen sind.

0, 522
σ cd = = 5, 22
0, 2·0, 5

Damit kann die Druckstrebenneigung ermittelt werden.


1
 σ 
VRd ,cc = 0, 5 ⋅ 0, 48 ⋅ f ck3 ⋅ bw ⋅ z ⋅ 1 − 1,2 ⋅ cd  =
 f cd 

1
 5, 2 
VRd ,cc = 0, 5 ⋅ 0, 48 ⋅ 25 3 ⋅ 0, 2 ⋅ 0, 9 ⋅ 0, 458 ⋅ 1 − 1,2 ⋅ 
 14 ,2 

VRd ,cc = 0, 06 ⋅ 0, 56 = 0, 034


332 Kapitel 9 · Stegöffnungen

1, 4 ⋅ σ cd 5, 22
1, 2 + 1, 2 + 1, 4 ⋅
f cd 14, 2
cot θ = = = 2, 0
VRd ,cc 0, 034
1− 1 −
VEd 0, 229

Mit der Druckstrebenneigung kann nun die Bügelbewehrung ermittelt werden:


Asw Vred 0, 229 m2
= = = 6, 4 ⋅10−4
sw z ⋅ f ywd ⋅ cot θ 0, 9 ⋅ 0, 458 ⋅ 435 ⋅ 2, 0 m

Asw cm 2
= 6, 4  Ø8 / 15
⇒ Bugel
sw m

Der Nachweis der Druckstrebe muss ebenfalls erfolgen.


b ⋅ z ⋅ν 1 ⋅ f cd 0, 2 ⋅ 0, 9 ⋅ 0, 458 ⋅ 0, 75 ⋅14, 2
VRd,max = =
cot θ + tan θ 2, 0 +
1
2, 0
VRd,max = 0, 292 MN > VEd = 0, 229 MN
9
Damit ist der Nachweis der Druckstrebe knapp erfüllt. Falls dieser nicht erfüllt wäre,
hätte man hier noch den Druckstrebenwinkel reduzieren können.

z Untergurt:
Zunächst wird der Untergurt auf Biegung mit Längskraft bemessen. In dem vor-
herigen Abschnitt wurden folgende Schnittgrößen ermittelt.

=M max,o 14
=, 7 kNm N Ed ,o 522 kN

Da hier die Zugkraft überwiegt ist eine Bemessung mit dem μEds Verfahren nichtmehr
möglich. Eine Bemessung kann entweder über mit dem νEd − μEd Verfahren erfolgen
oder direkt über die Ausmitte der Zugkraft bestimmt werden (vgl. z. B. (Zilch und
Zehetmaier 2010)). Die Ausmitte ergibt sich zu:

M 14, 7
e
= = = 0, 028 m
N 522

Damit kann die maximale Bewehrung bestimmt werden:


0, 3
N Ed zs1 + e − 0, 05 + 0, 028
0, 522 2 0, 522
As1 = ⋅ = ⋅ = ⋅ 0, 64
f yd zs1 + zs 2 435 0, 3
− 0, 05 +
0 , 3
− 0, 05 435
2 2

As1 = 7, 68 ⋅10−4 m 2 = 7, 68 cm 2
9.5 · Beispiel Träger mit Öffnung
333 9
0, 3
− 0, 05 − 0, 028
N Ed zs1 − e 0, 522 2 0, 522
As 2 = ⋅ = ⋅ = ⋅ 0, 46
f yd zs1 + zs 2 435 0, 3 − 0, 05 + 0, 3 − 0, 05 435
2 2
As2 = 5, 52 ⋅10−4 m 2 = 5, 52 cm 2

Aus der Bemessung folgt folgende Bewehrung:

As ,tot = As1 + As 2 = 13, 2 cm 2 ⇒ Unten 2Ø28 + Oben 2Ø20

Die Querkraftbemessung im Obergurt erfolgt mit folgenden Schnittgrößen:

=VEd ,u 28
=, 3 kN N Ed ,u 522 kN

Da die Querkrafttragfähigkeit abhängig von der Normalkraft ist muss zunächst die
Spannung aufgrund der Normalkraft berechnet werden, welche als Eingangsgröße
zur Ermittlung der Druckstrebenneigung relevant ist. Hierbei ist zu beachten, dass in
die Gleichungen nach der DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN
EN 1992-1-1/NA (04.2013) Zugspannungen als negativer Wert einzusetzen sind.

−0, 522
σ cd = = −8, 7
0, 2·0, 3

Damit kann die Druckstrebenneigung ermittelt werden.


1
 σ 
VRd ,cc = 0, 5 ⋅ 0, 48 ⋅ f ck3 ⋅ bw ⋅ z ⋅ 1 − 1,2 ⋅ cd  =
 f cd 

1
 8, 7 
VRd ,cc = 0, 5 ⋅ 0, 48 ⋅ 25 3 ⋅ 0, 2 ⋅ 0, 9 ⋅ 0, 224 ⋅ 1 + 1,2 ⋅ 
 14 ,2 

VRd ,cc = 0, 03 ⋅1, 73 = 0, 052

1, 4 ⋅ σ cd 8, 7 8, 7
1, 2 + 1, 2 − 1, 4 ⋅ 1, 2 − 1, 4 ⋅
f cd 14, 2 14, 2
cot θ = = = = −0, 4
V 0, 052 0, 976
1 − Rd ,cc 1−
VEd 0, 028

Da hier der Zähler negativ wird, muss der cotθ = 1,0 gewählt werden. Mit der Druck-
strebenneigung kann nun die Bügelbewehrung ermittelt werden:
Asw Vred 0, 028 m2
= = = 3, 2 ⋅10−4
sw z ⋅ f ywd ⋅ cot θ 0, 9 ⋅ 0, 224 ⋅ 435 ⋅1, 0 m

Asw cm 2
= 3, 2  Ø8 / 15
⇒ Bugel
sw m
334 Kapitel 9 · Stegöffnungen

Der Nachweis der Druckstrebe muss ebenfalls erfolgen.


b ⋅ z ⋅ν 1 ⋅ f cd 0, 2 ⋅ 0, 9 ⋅ 0, 224 ⋅ 0, 75 ⋅14, 2
VRd,max = =
cot θ + tan θ 1, 0 +
1
1, 0
VRd,max = 0, 214 MN > VEd = 0, 028 MN

9.5.5.2.5 Hochhängebewehrung
Die Hochhängekraft links ergibt sich gemäß 7 Abschn. 9.4.3.6 aus drei Anteilen:

Z Ed = Z Ed , M + Z Ed , N + Z Ed ,V + ∆M ,o

Hierbei ist der Anteil ZEd, M  =  0, da die Druckzone nicht durch die Öffnung geht.
Ebenfalls ist ZEd, N = 0, da keine äußere Normalkraft im Träger ist. Die Hochhänge-
kraft aus Querkraft und dem Differenzmoment ergibt sich zu:

 l l 
Z Ed ,V + ∆M ,o = VEd ,o ·1 + 0,1 ⋅ a + a 
 d 3 ⋅ ho 

9  0, 7 0, 7 
Z Ed ,V + ∆M ,o = 229 ⋅ 1 + 0,1 ⋅ +  = 353 kN
 0, 924 3 ⋅ 0, 5 

353
As ,erf =  Ø14  9, 24 cm 2
= 8, 2 cm 2 ⇒ 3 Bugel
43, 5

Die Hochhängekraft rechts ergibt sich aus den gleichen drei Anteilen:

Z Ed = Z Ed , M + Z Ed , N + Z Ed ,V + ∆M ,u

Hierbei ist der Anteil ZEd, M  =  0, da die Druckzone nicht durch die Öffnung geht.
Ebenfalls ist ZEd, N = 0, da keine äußere Normalkraft im Träger ist. Die Hochhänge-
kraft aus Querkraft und dem Differenzmoment ergibt sich zu:

 l l 
Z Ed ,V + ∆M ,u = VEd ,u ⋅ 1 + 0,1 ⋅ a + a 
 d 3 ⋅ hu 

 0, 7 0, 7 
Z Ed ,V + ∆M ,u = 28 ⋅ 1 + 0,1 ⋅ +  = 52 kN
 0, 924 3 ⋅ 0, 3 

52 cm 2
As ,erf = = 1, 2  Ø8  2 cm 2
⇒ 2Bugel
43, 5 m

9.5.6  Bewehrungsführung

Die Bewehrung des Trägers mit Öffnung ist in . Abb. 9.20 dargestellt.



Literatur
335 9

6 2 ø 12 L=724cm
1 2ø8 3 4 ø 8 -15 3 1ø8
9 ø 20 5 3 ø 14 6 ø 12 10 2ø 8 10 2ø 8 10 2ø 8 10 2ø 8

8 ø 25 10 ø 8 4 1 ø 8
1 5 ø 8 -20 2 4 ø 8 -15 1 12 ø 8 -20 1 10 ø 8 -20
1 3ø8-10 1 2ø8-15
7 ø 28
8 2 ø 25 L=724cm

7 2 ø 28 L=724cm
9 4 ø 20 L=220cm 10 10 ø 8 L=100cm
Querschnitt große Öffnung Querschnitt Feldmitte Querschnitt rund Öffnung
6 2 ø 12 6 2 ø 12 6 2 ø 12
1 34 ø 8 L=245cm

5 3 ø 14 L=260cm
3 5ø8
3 ø8 L=145cm
10 2 ø 8
9 2 ø 20
2ø8 9 2 ø 20 2 4ø8 10 2 ø 8 1ø8
8 2 ø 25 L=105cm 4 ø8 L=85cm
7 2 ø 28 1ø8 4

..      Abb. 9.20  Bewehrung des Trägers mit Öffnung

Literatur
DAfStb (Hrsg) (2013) Bewehrung nach Eurocode 2. Beuth Verlag, Berlin
DIN EN 1992-1-1 (01.2011) Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spann-
betontragwerken – Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau; Deutsche
Fassung EN 1992-1-1:2004 + AC:2010, Berlin
DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 2:
Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken – Teil 1-1: Allgemeine
Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau; Deutsche Fassung EN 1992-1-1:2004 + AC:2010,
Berlin
Eligehausen R, Gerster R (1992) Das Bewehren von Stahlbetonbauteilen  – Erläuterungen zu ver-
schiedenen gebräuchlichen Bauteilen. Beuth, Berlin
Hottmann H, Schäfer K (1996) Bemessen von Stahlbetonbalken und -wandscheiben mit Öffnungen.
Beuth Verlag GmbH, Berlin, Wien, Zürich
Schlaich J, Schäfer K (2001) Konstruieren im Stahlbetonbau. In: Eibl J (Hrsg) Beton Kalender 2001.
Ernst & Sohn, 311–492
Schnellenbach-Held M, Ehmann S, Neff C (2007) Untersuchung des Trag- und Verformungsverhaltens
von Stahlbetonbalken mit großen Öffnungen. Beuth, Berlin
Sudret B (2022) Baustatik; Eine Einführung. Springer Vieweg, Wiesbaden, Heidelberg
Zilch K, Zehetmaier G (2010) Bemessung im konstruktiven Betonbau; Nach DIN 1045-1 (Fassung
2008) und EN 1992-1-1 (Eurocode 2). Springer, Berlin, Heidelberg
337 10

Wandartige Träger
Inhaltsverzeichnis

10.1 Definition und Abgrenzung – 339

10.2 Tragverhalten – 340

10.3 Stabwerkmodelle und Berechnungsgrundlagen – 344


10.3.1 E infeldrige Scheibe mit Lasten von oben – 344
10.3.2 Einfeldrige Scheibe mit Lasten von unten – 346
10.3.3 Mehrfeldrige Scheibe – 347
10.3.4 Auflagerlisenen – 348
10.3.5 Weitere Auflagersituationen – 349

10.4 Bemessungsmethode nach Heft 631 – 349


10.4.1  llgemeines – 349
A
10.4.2 Bestimmung der Auflagerkräfte – 350
10.4.3 Resultierende der Hauptzugspannungen – 350
10.4.4 Hochhängebewehrung für unten angreifende Lasten – 351
10.4.5 Auflagerverstärkungen – 352
10.4.6 Begrenzung der Hauptdruckspannungen – 353
10.4.7 Bewehrungsanordnung – 354

10.5 Beispiel 1: Wandartiger Einfeldträger – 355


10.5.1  ufgabenstellung – 355
A
10.5.2 Bemessungswerte der Einwirkungen – 355
10.5.3 Aufteilung der Lasten und Entwurf
des Stabwerkmodells – 356
10.5.4 Berechnung der Stabkräfte – 357
10.5.5 Ermittlung der erforderlichen Bewehrung – 358
10.5.6 Verankerung der Bewehrung – 359
10.5.7 Nachweis des Druck- Zug- Knotens über dem Auflager – 359
10.5.8 Bewehrungsführung – 360

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023
W. Finckh, Mit Stabwerkmodellen zur Bewehrungsführung, erfolgreich studieren,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40882-4_10
10.6 Beispiel 2: Wandartiger Zweifeldträger – 361
10.6.1  ufgabenstellung – 361
A
10.6.2 Aufteilung der Lasten und Entwurf
des Stabwerkmodells – 362
10.6.3 Bemessung der Zugstreben – 363
10.6.4 Mindestbewehrung – 364
10.6.5 Hochhängebewehrung – 364
10.6.6 Nachweis der Druckkräfte am Auflager – 365
10.6.7 Verankerung der Bewehrung – 366
10.6.8 Bewehrungsführung – 366

10.7 Beispiel 3: Wandartiger Dreifeldträger – 367


10.7.1  ufgabenstellung – 367
A
10.7.2 Bemessungswerte der Einwirkung – 367
10.7.3 Ermittlung der Kräfte in der Wand – 368
10.7.4 Ermittlung der erforderlichen Bewehrung – 371
10.7.5 Nachweis Auflagerpressung – 373
10.7.6 Verankerungen und Übergreifungen der Bewehrung – 375
10.7.7 Bewehrungsführung – 377

Literatur – 378
10.1 · Definition und Abgrenzung
339 10
Im Hochbau werden Wandartige Träger oft benutzt, um große Spannweiten in darunter-
liegenden Geschossen zu überbrücken. In diesem Kapitel werden zunächst diese Wandar-
tige Träger von den üblichen Balkenträgern abgegrenzt. Danach werden die mechani-
schen Grundlagen von Wandartigen Träger und das Verhalten von statisch unbestimmten
Wandartigen Träger in 7 Abschn.  10.2 erläutert. Aufbauend auf diesen Grundlagen

werden verschiedene Stabwerkmodelle für gängige Wandartige Träger in 7 Abschn. 10.3


vorgestellt. Die gängigste Bemessungsmethode für regelmäßige Wandartige Träger nach


DAfStb-Heft 631 wird in 7 Abschn.  10.4 behandelt. Mit dieser Bemessungsmethode

werden drei unterschiedlich komplexe Wandartige Träger beispielhaft in den


7 Abschn. 10.5 bis 7 10.7 berechnet.
   

Lernziele

Nach dem Lesen dieses Kapitels:


55 Können Sie Wandartigen Träger von Balken abgrenzen.
55 Kennen Sie die üblichen Spannungsverläufe von Wandartigen Trägern.
55 Wissen Sie, warum bei statisch unbestimmten Wandartigen Trägern die Auflager-
kräfte von den üblichen Balkentragwerken abweichen.
55 Können Sie alle gängigen Wandartigen Träger bemessen sowie konstruieren.

10.1  Definition und Abgrenzung

Bei Wandartigen Trägern handelt es sich um Scheiben. Scheiben sind flächenartige


Bauteile, welche im Gegensatz zu Platten nur in ihrer Ebene belastet sind. Die Ab-
grenzung zwischen Balken und Scheiben bzw. Wandartigen Träger erfolgt im Wesent-
lichen über das Verhältnis aus effektiver Stützweite l, und der Höhe des Bauteils h.
Falls das Verhältnis l/h ≥ 2 bzw. lk/h ≥ 1 beträgt, ist die Balkentheorie anwendbar.
Hierbei beschreibt die effektive Stützweite l den Abstand der Momentennullpunkte,
wie es in . Abb. 10.1 verdeutlicht ist.

!!Bei Bauteilhöhen, welche größer sind als Hälfte der effektiven Stützweite die Balken-
theorie nicht mehr zu verwenden und es müssen die nachfolgenden Ansätze zur Be-
messung von Wandartigen Trägern verwendet werden.

h h h

l l M lk

..      Abb. 10.1  Kenngrößen zur Abgrenzung zwischen Balken und Scheibe


340 Kapitel 10 · Wandartige Träger

10.2  Tragverhalten

Betrachtet man die in . Abb.  10.2 dargestellte Einfeldscheibe, so muss an diesem


statisch bestimmten System in Feldmitte immer aufgrund des Gleichgewichts der äu-
ßeren Kräfte das Feldmoment M = q · L2/8 betragen.
Betrachtet man nun den Schnitt in Feldmitte, so muss die Integration der Span-
nung über die Höhe immer das äußere Moment ergeben. Die Verteilung der Span-
nungen am Schnitt ist jedoch aufgrund des hochgradig statisch unbestimmten Unter-
systems nicht bekannt. Das Untersystem wird erst wieder statisch bestimmt, wenn
kinematische Zwangsbedingungen eingeführt werden, wie z. B. bei Balken das Eben-
bleiben der Querschnitte (Bernoulli-Hypothese), was zu einer linearen Dehnungsver-
teilung und bei linear elastischem Material zu einem linearen Spannungsverteilung
führt.
Die kinematische Zwangsbedingung des Ebenbleibens der Querschnitte ist je-
doch nur bei Balken zutreffend und verliert bei kleiner werdenden l/h Verhältnissen
seine Gültigkeit. In . Abb. 10.3 sind für verschiedene l/h Verhältnisse die horizonta-

len Spannungen in Feldmitte eines Einfeldträgers unter Gleichstreckenlast an-


gegeben. Man erkennt, dass bei l/h ≥ 2 die Balkentheorie mit der Scheibentheorie
übereinstimmt. Bei dem Verhältnis l/h = 1,5 erkennt man erste Abweichungen da-
durch, dass sich der Spannungsnulldurchgang weiter nach unten verschiebt. Dieser

10 ..      Abb. 10.2 Einfeldscheibe
unter Gleichstreckenlast M
1

1
l l/2

l/h=3/1 l/h=2/1

l l
Scheibentheorie
Balkentheorie
Balkentheorie

Balkentheorie
Scheibentheorie

Scheibentheorie

l/h=1,5/1 l/h=1/1 l/h=1/2


l l l

..      Abb. 10.3  Verlauf der horizontalen Scheibenspannungen bei verschiedenen l/h Verhältnissen und
linear elastischem Materialverhalten
10.2 · Tragverhalten
341 10
Trend setzt sich bei immer kleiner werdenden l/h Verhältnissen weiter fort und es
kommt zu deutlichen nicht linearen Verhältnissen, wobei die Spannungen sich immer
weiter an der Unterseite konzentrieren. Hieraus ist ersichtlich, dass eine Bemessung
eines Wandartigen Trägers nach der Balkentheorie nicht mehr zutreffend ist und ein
anderes Bemessungsvorgehen gewählt werden muss.

!!Bis zu einem Verhältnis l/h  ≥  2 können die Spannungen im Querschnitt mit der
Balkentheorie bestimmt werden. Wird das Verhältnis l/h kleiner weichen dies Span-
nungen von der Balkentheorie ab. Je kleiner das Verhältnis l/h desto größer ist die
Abweichung der Spannungen von der Balkentheorie.

Im Vorherigen wurden statisch bestimmte Einfeldträger betrachtet. Der gleiche Ef-


fekt der Veränderungen der Spannungen tritt auch bei statisch unbestimmten Syste-
men auf, wie dies anhand eines zweifeldrigen Wandartigen Träges mit dem Verhältnis
l/h = 1,0 in . Abb. 10.4 hervorgeht.

Auch beim zweifeldrigen Wandartigen Träger verlagern sich die Spannungen


deutlich nach unten. Dies hat zur Folge, dass sich im Stützmomentenbereich die
Druckspannungen an der Unterseite stark konzentrieren und die Zugspannungen
sich nur bis circa der Hälfte der Trägerhöhe einstellen. Hier erkennt man deutlich,
dass die Bemessung nach der Balkentheorie kein zutreffendes Ergebnis liefern kann.
Eine Bemessung kann jedoch, wie ebenfalls in . Abb. 10.4 gezeigt, mit einem Stab-

werkmodell erfolgen, in dem die Zugstreben bei den Resultierenden der Zug-
spannungen festgelegt werden.
Bei dem in . Abb. 10.4 dargestellten Zweifeldträger handelt es sich um ein sta-

tisch unbestimmtes System. Somit hängen auch die äußeren Schnittgrößen und Auf-
lagerkräfte von der inneren Spannungsverteilung ab, was üblicherweise bei Balken
über die Steifigkeiten beschrieben wird. Dies ist jedoch bei den Wandartigen Trägern
nicht mehr vollständig zutreffend. Der Effekt kann näherungsweise beschrieben wer-
den, wenn man die Zweifeldscheibe als Balken mit Schubverzerrung beschreibt.
Hierzu steht die Stabtheorie der schubweichen elastischen Balken nach Timoshenko
zur Verfügung (für weitere Hintergründe siehe z. B. (Öchsner 2016)). Bei dieser noch
recht einfachen mechanischen Theorie bleiben die Querschnitte zwar eben stehen
aber nicht mehr senkrecht zur Balkenachse, wodurch die Schubverformung über die
Schubverzerrung angenähert wird. Diese Theorie ist für mäßig gedrungen Balken
­geeignet.

l l l l

..      Abb. 10.4  Verlauf der linear elastischen horizontalen Scheibenspannungen eines zweifeldrigen
Wandartigen Träges und ein mögliches zugehöriges Stabwerkmodell
342 Kapitel 10 · Wandartige Träger

..      Abb. 10.5 Lösung q
eines schubweichen Zwei-
X
feldträgers mit dem Kraft-
größenverfahren
l l
M0
ql²/8
ql/2
Q0

1
M1

1/l
Q1

Löst man nun einen Zweifeldträger, wie er in . Abb. 10.5 dargestellt ist, mit dem

Kraftgrößenverfahren (vgl. z.  B. (Duddeck und Ahrens 1998; Sudret 2022)), muss
man zusätzlich neben der Verkrümmung aus dem Moment auch die Verzerrung aus
der Querkraft berücksichtigen.
Aus . Abb. 10.5 lassen sich dann die Durchbiegungung an der Stütze δ10 und δ11

über die Integration der beiden Flächen bestimmen:


10
 1 ql 2 l ql 1 l  2ql 3
δ10 = ∫ (1 / r )0 M 1 + γ 0 Q1  dx = 2  − + 0⋅ =− (10.1)
 3 8 EI 2 l GAQ  24 EI
  

1 l 1 l 
δ11 = ∫ (1 / r )1 M 1 + γ 1Q1  dx = 2  +  (10.2)
 3 EI l 2 GAQ 
 

Durch Umstellung der Verformungsbedingungen kann die statisch unbestimmte


Kraftgröße X1 (Stützmoment) berechnet werden:

δ10
δ11·X 1 + δ10 = 0 ⇒ X 1 = − (10.3)
δ11 

2ql 3
δ10 24 EI ql 2 1
X1 = − = = (10.4)
δ11 1 l 1 l  8 1 + 3EI
1
2 + 2  l 2 GAQ
 3 EI l GAQ 
  

Im Vergleich zum bekannten Ergebnis für das Stützmoment (ql2/8) des Bernoulli-­
Balkens ergibt sich in Gl. (10.4) nun ein weiteres Element, welches das Stützmoment
reduziert. Dieses weitere Element lässt sich wie folgt beschreiben und für die recht-
eckige Scheibe vereinfachen:
10.2 · Tragverhalten
343 10
1
q
X

0,75 l l
A
B C

0,5

0,25

0 h/l
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1

..      Abb. 10.6  Veränderung des Stützmomentes und der Randauflagerkraft durch die Berücksichtigung
der Schubverzerrungen

2
1 3EI 3 E I 3 bh3 1, 2 h
= = ⋅ 2, 4 ⋅ ⋅ = 0, 72 ⋅   (10.5)
l 2
GAQ l 2
G AQ l 2
12 bh l 

Bei dieser Vereinfachung wurde die Schubfläche zu AQ ≈ 5/6 A bestimmt, welche sich
aufgrund der reduzierten Querschnittsfläche auf Schub für die lineare Spannungs-
verteilung ergibt. Der Schubmodul G wird mit Hilfe der Querdehnzahl des Betons
(ν = 0,2) umgerechnet. Trägt man nun die Gl. (10.5) über das Verhältnis h/l auf, so
erhält man die Reduktion des Stützmoments in . Abb. 10.6.  

In . Abb. 10.6 ist zusätzlich noch die Randauflagerkraft A, welche sich aus dem

Gleichgewicht ergibt, aufgetragen.

!!Mit zunehmender Höhe des Wandartigen Trägers nimmt das Stützmoment ab und
die Randauflagerkraft zu. Dies muss in der Berechnung berücksichtigt werden.

Baupraktisch wird dies über eine Erhöhung der Auflagerkräfte am Randauflager


nach Tabelle des DAfStb Heftes 631 (DAfStb 2019) berücksichtigt. Die Verringerung
des Stützmomentes ist bei einer Bemessung mit Stabwerkmodell oder nach dem Ver-
fahren nach DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) bereits implizit enthalten.
Es ist jedoch wichtig, sich bewusst zu machen, dass wegen der sehr großen Biege-
steifigkeit der Scheiben baupraktisch immer vorhandene, aber schwer vorhersagbare
Nachgiebigkeiten oder Setzungen der Auflagerung zu erheblicher Umlagerung der
Schnittgrößen (bzw. zur Bildung von großen Zwangsschnittgrößen) führen können.
Eine große Genauigkeit bei der Schnittgrößenermittlung ist somit nicht angebracht.
Viel wichtiger ist es, eine robuste bauliche Durchbildung mit zum Beispiel einer
Flächenbewehrung zur Vermeidung klaffender Risse vorzusehen.
Bei einem Mehrfeldträger kann, wie dies . Abb. 10.7 zeigt, die Absenkung eines

Außenauflagers zu einer Umlagerung der kompletten Auflagerkraft zur Innenstütze


führen, da sich dann aufgrund der sehr großen Steifigkeit des Wandartigen Trägers
ein Träger mit Kragarm ausbildet. Dies kann zu einer Überbeanspruchung der stüt-
344 Kapitel 10 · Wandartige Träger

q q

..      Abb. 10.7  Folgen einer Stützensenkung bei einem mehrfeldrigen Wandartigen Träger

zenden Bauteile führen, was beispielsweise zu einem schlagartigen Versagen der


Innenstütze auf Knicken führen könnte.

Praxistipp

Wegen großer Steifigkeit sind somit nur sehr geringe Setzungsdifferenzen verkraftbar
und es sollte auf eine statisch unbestimmte Lagerung bei nachgiebiger Stützung
(z. B. bei schlechtem Baugrund etc.) verzichtet werden.

10
10.3  Stabwerkmodelle und Berechnungsgrundlagen

10.3.1  Einfeldrige Scheibe mit Lasten von oben

Bei einer einfeldrigen Scheibe mit Lasten von oben sind im Wesentlichen folgende
Versagensmechanismen möglich:
55 Es kann zu einem Versagen der unteren Zugbewehrung kommen, wie dies
. Abb. 10.8 links zeigt.

55 Des Weiteren ist ein Druckversagen am Auflager möglich, wie . Abb. 10.8 rechts 

zeigt. Dieses Versagen kann auch mit einem Verbundversagen der Zugbewehrung
zusammen auftreten.

Aus den Spannungsbildern in . Abb.  10.4 lassen sich die in . Abb.  10.9 dar-
   

gestellten Stabwerkmodelle entwickeln. Hierbei erkennt man deutlich, dass sich mit
­abnehmendem l/h Verhältnis die Druckstrebe immer weiter nach unten verschiebt.
Bemisst man die Zugstrebe über das einwirkende Moment M = q · L2/8 mit Ftd = M/z
so ist ersichtlich, dass sich mit abnehmendem l/h Verhältnis der innere Hebelarm z
verringert.

!!Mit zunehmender Höhe des Wandartigen Trägers wird immer weniger Querschnitt
des Wandartigen Trägers für die Abtragung der Momente aktiviert.
10.3 · Stabwerkmodelle und Berechnungsgrundlagen
345 10

Druckbruch
Zugbruch

..      Abb. 10.8  Versagensbilder verschiedener Wandartiger Träger, entnommen aus. (Leonhardt und
Walther 1966)

..      Abb. 10.9  Spannungsbild und Stab- q q


werkmodell für zwei einfeldrige Wandartige

l/h=1/2
l/h=1/1

Träger mit oben angreifender Gleich-


streckenlast
h
z
z

l l

sehr stark
gedrungen
mäßig gedrungen stark gedrungen

verfeinert vereinfacht verfeinert vereinfacht

z z
z

..      Abb. 10.10  Stabwerkmodell für Wandartige Träger mit oben angreifender Einzellast, in Anlehnung
an. (König et al. 2008)

Das Tragverhalten eines Balkens und eines wandartigen Trägers unter einer
Einzellast unterscheidet sich darin, dass beim Wandartigen Träger ein mehr oder we-
niger großer Teil der Last direkt in die Auflager geführt werden kann. In . Abb. 10.10  

sind Stabwerkmodelle für Wandträger mit unterschiedlichen l/h Verhältnissen unter


346 Kapitel 10 · Wandartige Träger

einer oben angreifenden Einzellast dargestellt. Je kleiner das l/h Verhältnis wird,
umso mehr ähnelt das Tragverhalten dem von Krafteinleitungsbereichen. Wichtig
ist, dass auch die Spaltzugkraft aus der Kraftausbreitung berücksichtigt wird.

10.3.2  Einfeldrige Scheibe mit Lasten von unten

Häufig werden Wandartige Träger als eine Art Überzug verwendet und somit die
Lasten aus der unteren Decke an der Wandunterseite eingeleitet. Auch das Wand-
eigengewicht wird nicht an der Oberseite der Scheibe eingeleitet. In . Abb.  10.11  

sind die Bruchbilder eines Wandartigen Trägers mit oben angreifender Laste (links)
und einem mit unten angreifender Last (rechts) gegenübergestellt. Es fällt auf, dass
die vertikalen Risse im unteren Teil der Wand relativ ähnlich sind. Bei der Wand mit
der unten angreifenden Last kommen jedoch zusätzlich horizontale Risse hinzu.
Bei der . Abb. 10.12 dargestellt Spannungsanalyse fällt auf, dass es für die hori-

zontalen Spannungen irrelevant ist, ob die Kraft an der Oberseite oder an der Unter-
seite des wandartigen Trägers angreift. Anders verhalten sich die vertikalen Span-
nungen. In . Abb. 10.12 sind die Spannungen in y-Richtung für beide Fälle an ver-

schiedenen Schnitten dargestellt. Es wird deutlich, dass für den Fall der unten
angreifenden Last im Mittelbereich des wandartigen Einfeldträgers Zugspannungen
entstehen.
Auf die unterschiedlichen vertikalen Spannungsverläufe muss bei der Ent-
10 wicklung der Stabwerkmodelle Rücksicht genommen werden. Die unten angreifende
Last muss in die Druckzone (Druckgewölbe) eingehängt werden. In . Abb. 10.13  

sind Stabwerkmodelle für oben angreifende Streckenlasten und für unten angreifende
Streckenlasten gegenübergestellt. Für unten angreifende Punktlasten müssen die
Modelle aus . Abb. 10.10 sinngemäß angepasst werden und die unten angreifende

Einzellast ebenfalls noch hochgehängt werden.

..      Abb. 10.11  Versagensbilder eines Wandartiger Trägers mit oben angreifender Last (links) und
einem mit unten angreifender Last (rechts), entnommen aus. (Leonhardt und Mönnig 1986)
10.3 · Stabwerkmodelle und Berechnungsgrundlagen
347 10
Last von oben Last von unten

σ horizontal
σ horizontal

σ vertikal σ vertikal

..      Abb. 10.12  Spannungsanalyse eines Trägers mit unten und mit oben angreifender Last

..      Abb. 10.13  Gegenüberstellung der q


Stabwerkmodelle mit oben und unten an-
greifenden Lasten

h h
z z

l q

!!Die Modelle für Wandartigen Träger mit unten angehängten Lasten weißen lediglich
die Besonderheit auf, dass die unten angehängten Lasten mittels Bewehrung in die
Druckzone hochgehängt werden müssen.

10.3.3  Mehrfeldrige Scheibe


Die Herausforderungen bei mehrfeldrigen Scheibe sind bereits in 7 Abschn. 10.2 be-  

schrieben worden und ein Stabwerkmodell anhand der Spannungen in . Abb. 10.4  

entwickelt worden. Bei mehrfeldrigen Scheiben herrschen im Feldmitte ähnliche


Spannungsbilder wie bei einfeldrigen Scheiben. Über der Stütze zeigt sich mit ab-
nehmender Schlankheit eine abnehmende Höhe der Biegedruckzone mit sehr hohen
horizontalen Druckspannungen. Auch die vertikalen Spannungen konzentrieren sich
in der Auflagerzone zusammen, sodass die Hauptspannungen nur dort größere Nei-
gungen haben.
348 Kapitel 10 · Wandartige Träger

Ohne Lisene Mit Lisene

σ vertikal
σ vertikal

σ horizontal
σ horizontal

..      Abb. 10.14  Einfluss von Auflagerlisenen

An den Zwischenlagern mehrfeldriger Scheibenträger kommt es besonders auf


die maximalen Druckspannungen am Auflager an, die in Stützenachse ihren größten
10 Wert erreichen. Die Länge des Auflagers und die Scheibendicke müssen daher so ge-
wählt werden, dass dort die zulässigen Betondruckspannungen am Druck-Druck-­
Knoten nicht überschritten werden.
Die Zugzone über der Stütze erstreckt sich auf einen großen Teil der Trägerhöhe.
Dies muss bei der Verteilung der Biegebewehrung beachtet werden.

10.3.4  Auflagerlisenen

Auflagerverstärkungen, Randstützen oder Lisenen entstehen, wenn ein Wandartiger


Träger an Stützen oder an Querwände angeschlossen wird. Diese beeinflussen je
nach ihrer Steifigkeit den Spannungsverlauf stark, indem die Wandartigen Träger
innerhalb ihrer Höhe die Lasten an die Randstützen abgeben. In . Abb. 10.14 sind

die Spannungsbilder für verschieden starke Auflagerlisenen angegeben.


An . Abb. 10.14 erkennt man, dass sich durch die Lisenen sowohl die vertikalen

wie auch die horizontalen Spannungen vergleichmäßigen. Bei den horizontalen


Spannungen wandert die Nulllinie aufgrund der Lisene weiter nach oben und es bil-
det sich auch eine Druckzone oben in der Wand aus, welche ohne Lisene nicht vor-
handen wäre. Somit wird der innere Hebelarm durch das Vorhandensein einer Lisene
leicht größer und eine Bemessung unter Vernachlässigung der Lisene würde somit
auf der sicheren Seite liegen.
Gerade im Bereich des Auflagers wandern die Zugspannungen im Vergleich zum
Träger ohne Lisene nach oben. Dies sollte bei der Wahl der Bewehrung berück-
sichtigt werden.
10.4 · Bemessungsmethode nach Heft 631
349 10
..      Abb. 10.15  Tragverhalten bei einer Auflagerung
von Scheiben auf Unterzügen, in Anlehnung an.
(Fingerloos und Stenzel 2007)

EG

10.3.5  Weitere Auflagersituationen

Neben einer Auflagerung auf Stützen können Wandartige Träger auch indirekt ge-
lagert werden. Bei der indirekten Lagerung (mittelbar gestützte Wandscheiben) wer-
den die Wände über eine Querwand gelagert. Hierbei gibt die lastbringende Wand
ihre Last vorwiegend über Druckstreben im unteren Drittel ihrer Höhe an die stüt-
zende Wand ab. Damit wird die stützende Wand unten belastet und die Last aus der
lastbringenden Wand muss in der stützenden Wand über Bewehrung hochgehängt
werden.
Aufgrund der großen Steifigkeit reagieren Wandscheiben sehr empfindlich gegen-
über unterschiedlichen Verschiebungen ihrer Auflager. Dies ist, besonders wie in
. Abb. 10.15 dargestellt, bei einer Lagerung auf Unterzügen zu beachten.

Wegen der Nachgiebigkeit der Unterzüge wird sich im Fall der symmetrischen
Belastung wie bei einem Sprengwerk die gesamte Last auf die Außenstützen ab-
tragen. Die Unterzüge werden folglich nur bei unsymmetrischer Belastung und im
Bauzustand beansprucht. Dies hat neben den größeren Stützenlasten in den Außen-
achsen vor allem erhebliche Auswirkungen auf die Hauptdruckspannungen in den
Wandscheiben und die Verankerung der Zugbewehrung.

10.4  Bemessungsmethode nach Heft 631

10.4.1  Allgemeines

In der Baupraxis wird oft für regelmäßige Wandscheiben ohne große Öffnungen das
Bemessungsverfahren nach DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) verwendet. Bei diesem
Verfahren ist es nicht notwendig, eine eigene Scheibenberechnung durchzuführen
und daraus ein Stabwerkmodell zu entwickeln.

!!Bei sehr unregelmäßigen Stützungen und sehr unregelmäßigen Lasten oder sehr gro-
ßen Öffnungen sollte jedoch ein eigenes Stabwerkmodell entwickelt werden.
350 Kapitel 10 · Wandartige Träger

.       Tab. 10.1  Erhöhungsfaktoren für das Endauflager nach DAfStb Heft 631. (DAfStb 2019)

0,25 0,4 0,7 ≥1,0


h
l
Erhöhungsfaktor 1,0 1,08 1,13 1,15

10.4.2  Bestimmung der Auflagerkräfte

Die Auflagerkräfte können für mehrfeldrige wandartige Träger näherungsweise nach


der Stabstatik ermittelt werden. Mit abnehmender Biegeschlankheit geht jedoch die
Durchlaufwirkung des Trägers verloren. Die Auflagerkräfte werden an den Innen-
auflagern reduziert und an den Endauflagern entsprechend vergrößert. Die Auflager-
kräfte sind an den Endauflagern mit Erhöhungsfaktoren nach . Tab. 10.1 zu ver-  

größern. Die zugehörigen Auflagerkräfte an der ersten Innenstützen dürfen für den
jedoch maximal um den halben Betrag der Erhöhung der Auflagerkraft an der End-
stütze reduziert werden.

10.4.3  Resultierende der Hauptzugspannungen


10
10.4.3.1  Allgemeines
Zur Berechnung der Zugkräfte, welche über Bewehrung abgedeckt werden müssen,
kann gemäß DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) entweder ein Näherungsverfahren ver-
wendet werden oder ein Verfahren, welches auf der Scheibentheorie basiert. Das
Näherungsverfahren kann jedoch nur für Systeme mit oben oder unten angreifenden
Gleichstreckenlasten verwendet werden. Bei anderen Lastbildern muss das Verfahren
nach der Scheibentheorie verwendet werden. Beide Verfahren sind nachfolgend kurz
erläutert.

10.4.3.2 Berechnung nach der Scheibentheorie


Bei diesem Verfahren werden in mehreren Tabellen jeweils die resultierenden Kräfte
der sich aus der Elastizitätstheorie ergebenen Längszugspannungen von Wandarti-
gen Trägern für unterschiede Lastbilder und statische Systeme angegeben. Diese
können direkt für eine Bemessung verwendet werden. Dabei werden getrennt die ma-
ximalen Längszugkräfte im Feld, die größten Längszugkräfte über der Stütze von
durchlaufenden oder auskragenden wandartigen Trägern und bei Einzellasten die
Spaltzugkräfte sowie gegebenenfalls die Randzugkräfte getrennt angegeben. Für die
Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit sind die Einwirkungen mit den ent-
sprechenden Teilsicherheitsbeiwerten zu multiplizieren.
10.4 · Bemessungsmethode nach Heft 631
351 10
10.4.3.3 Näherungsverfahren
Beim Näherungsverfahren wird zunächst eine Berechnung an einem Stabtragwerk
(z. B. über die Durchlaufträgertabellen) durchgeführt. Die Kräfte in der Zugstreben
können dann für das Feldmoment MF und das Stützmoment MS mit den Gl. (10.6)
und (10.7) berechnet werden.

MF
Fs , F = (10.6)
zF 

MS
Fs , S = (10.7)
zS 

Hierbei ist der Hebelarm zF für Einfeldträger in Abhängigkeit der Stützweite l und
der Höhe h des Wandartigen Trägers nach Gl. (10.8) zu bestimmen.

0, 3 ⋅ h ⋅ ( 3 − h / l ) f ur 1 / 3 < h / l < 1, 0


zF =  (10.8)
 0, 6 ⋅ l f ur 1, 0 ≤ h / l


Für Zweifeldträger bzw. Endfelder von Durchlaufträgern ist für den Hebelarm die
Gl. (10.9) zu verwenden.

0, 5 ⋅ h ⋅ (1,9 − h / l ) f ur 0, 3 < h / l < 1, 0


z F = zS =  (10.9)
 0, 45 ⋅ l f ur 1, 0 ≤ h / l


Für Innenfelder von Durchlaufträgern ist für den Hebelarm die Gl. (10.10) zu ver-
wenden

0, 5 ⋅ h ⋅ (1,8 − h / l ) f ur 0, 2 < h / l < 1, 0


z F = zS =  (10.10)
 0, 4 ⋅ l f ur 1, 0 ≤ h / l


und für Wandartige Kragträger die Gl. (10.11).

0, 65 ⋅ lk + 0,10 ⋅ h f ur 2 / 3 < h / lk < 2, 0


zS =  (10.11)
 0, 85 ⋅ lk f ur h / lk ≥ 2, 0


10.4.4  Hochhängebewehrung für unten angreifende Lasten

Am unteren Rand angreifende Lasten sind vollständig durch eine geeignete Hoch-
hängebewehrung aufzunehmen. Als „unten angreifend“ gelten hierbei näherungs-
weise alle Lasten (einschließlich der Eigenlast) die in einem Kreis mit dem Radius
von l/2 angreifen, wie dies im . Abb. 10.16 dargestellt ist.

352 Kapitel 10 · Wandartige Träger

Hochhängebewehrung
Hochhängebewehrung Bügelartig

h≥1,2l
l bd

h≤1,2l
l/ 2 l/ 2

l l l

..      Abb. 10.16  Einflussbereich und Länge der Hochhängebewehrung, in Anlehnung. (DAfStb 2019)

enge enge Bügel, welche die


Bügel Wandlängsbewehrung
umschließen
Wandartiger
a Träger

≥1,2a Decke

10 sehr enge Bügel


Deckebewehrung auf Längsbewehrung der Wand

..      Abb. 10.17  Hochhängebewehrung für am unteren Rand angreifende Lasten, in Anlehnung an.
(Leonhardt und Mönnig 1977)

Für wandartige Träger mit einem Verhältnis h/l ≥ 1,2 sind diese Lasten bis in
das Druckgewölbe mit dem Radius l/2 durch Bewehrung hochzuhängen und dort
mit der Verankerungslänge zu verankern. Im Falle von h/l  <  1,2 sollte die
Hochhänge­bewehrung bügelartig am oberen Bauteilrand verankert werden.
Bei unten angreifenden Einzellasten sollten Schrägstäbe verwendet werden. Zur
Bemessung der Schrägstäbe ist die Neigung der Resultierenden aus den Hauptzug-
spannungen entsprechend dem Angriffspunkt der Einzelkraft sinnvoll abzuschätzen.
In diesem Fall ist die Hochhängebewehrung mindestens bis auf eine Höhe ent-
sprechend der Spannweite l ≤ h zu führen.
Es ist darauf zu achten, dass die Hochhängebewehrung im Auflagerbereich des
lastbringenden Bauteils dessen unterste Bewehrungslage, wie in . Abb. 10.17 dar-  

gestellt, bügelartig umschließt

10.4.5  Auflagerverstärkungen

Wird der Wandartige Träger indirekt über Querscheiben oder durch Lisenen ge-
stützt, so ist am Auflager des lastbringenden Trägers näherungsweise eine quadrati-
sche Lastübertragungszone mit den Seitenlängen 0,35 heff konstruktiv verstärkt zu
bewehren.
10.4 · Bemessungsmethode nach Heft 631
353 10
As=0,5VEd/fyd As=0,8VEd/fyd

As=0,5VEd/fyd

As=0,8VEd/fyd
As=0,5VEd/fyd

0,35heff
0,35heff

0,35heff 0,35heff

..      Abb. 10.18  Bewehrungsschemen der Lastübertragungszone mittelbar gelagerter wandartiger Trä-


ger: (links) hohe Beanspruchung (Schrägbewehrung dominant); (rechts) mäßige Beanspruchung (ortho-
gonale Bewehrung), in Anlehnung an. (Haberland und Morgen 2017)

Bei mäßiger Beanspruchung (VEd ≲ 0,5 VRd, mit VRd nach Gl. (10.14)) sind in die-
sem Bereich Bügel oder beidseitig orthogonale Bewehrungsnetze anzuordnen, die für
jede Richtung (in der Summe beider Scheibenaußenflächen) für jeweils 80  % der
Querkraft VEd am Auflager zu bemessen sind. (vgl. . Abb. 10.18 rechts) Hierbei ist  

insbesondere auf die sorgfältige Ausbildung der Verankerung der horizontalen Netz-
bewehrung in der angeschlossenen Querscheibe zu beachten
Bei hoher Beanspruchung (VEd ≳ 0,5 VRd,) sind entweder zusätzlich zum ortho-
gonalen Bewehrungsnetz unter 45° geneigte Schrägbügel oder Schrägstäbe im Auf-
lagerbereich des Wandartigen Trägers vorzusehen und sorgfältig in der last-
abtragenden Wand zu verankern. Jede der drei Bewehrungsrichtungen ist dabei auf
jeweils 50 % der Querkraft am Auflager auszulegen.

10.4.6  Begrenzung der Hauptdruckspannungen

Der Nachweis der „Biegedruckzone“ kann aufgrund der großen geometrischen Aus-
prägung im Allgemeinen entfallen. Maßgebend für die Bemessung sind jedoch die
auflagernahen Hauptdruckspannungen im Beton.
Im Auflagerbereich von Wandartigen Trägern liegen üblicherweise die Verhält-
nisse von Zug-Druck-Knoten vor und die Spannung sollte auf σRd, max = 0,75 · fcd be-
schränkt werden. (σRd, max = 1,1 · 0,75 · fcd = 0,825 · fcd). Im Bereich von Innenauflagern
sind die Verhältnisse wegen der sich von beiden Seiten abstützenden geneigten
Druckstreben noch etwas günstiger.
Bei direkt gelagerten Wandartigen Trägern (ohne Randverstärkung) darf gemäß
DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) die Auflagerpressung vereinfacht durch Begrenzung
der Auflagerkraft FA auf die folgenden Werte nachgewiesen werden:

0, 8 ⋅ α cc ⋅ f ck ⋅ Ac + f yk ⋅ As
FA, Ed ≤ bei Endauflagern (10.12)
γC

354 Kapitel 10 · Wandartige Träger

0, 9 ⋅ α cc ⋅ f ck ⋅ Ac + f yk ⋅ As
FA, Ed ≤ 
bei Innenstutzungen (10.13)
γC


Hierbei darf für die Fläche Ac die Auflagerfläche des Wandartigen Trägers angesetzt
werden.
Bei Wandartigen Trägern mit Randverstärkung (Lisenen) oder bei über Quer-
scheiben indirekt gelagerten Wandartigen Trägern darf die Querkraft am Auflager
den folgenden Wert nicht überschreiten:

0, 21 0, 21
VEd ≤ VRd = ⋅ α cc ⋅ f ck ⋅ l ⋅ b ≤ ⋅ α cc ⋅ f ck ⋅ h ⋅ b (10.14)
γc γc


10.4.7  Bewehrungsanordnung

Es ist eine Mindestnetzbewehrung gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung


mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) NA zu 9.7 je Wandseite und Richtung von
1,5 cm2/m bzw. 0,075 % Ac vorzusehen. Die Hauptbewehrung im Feld ist vollständig
bis über die Auflager durchzuführen und dort auch im Falle einer indirekten Lage-
rung für 100 % der Zugkraft zu verankern. Bei der Verankerung sollten vorzugsweise
liegende Schlaufen verwendet werden, um ein Aufspalten zu verhindern. Die Haupt-
10 bewehrung ist im Feldbereich am unteren Scheibenrand zu konzentrieren, wobei die
Bewehrung an den Endauflagern über eine maximale Höhe von min  (0,15  h; 0,1  l)
verteilt werden darf.
Im Bereich von Innenauflagern ist die Hauptbewehrung mehrfeldriger Wandarti-
ger Träger gemäß . Abb. 10.19 über die Höhe der Zugzone zu verteilen.

σ xx
2/3F td
0, 85 h

0,4h
0,6l

0,6l

1/3F td
0,4h
0,15 h
0,2h

0,1l

0,1l

h/l = 1/2 h/L = 2/3 h/L = 1 h/L =∞

..      Abb. 10.19  Bewehrungsverteilung für Stützmomentenbewehrung


10.5 · Beispiel 1: Wandartiger Einfeldträger
355 10
10.5  Beispiel 1: Wandartiger Einfeldträger

10.5.1  Aufgabenstellung

Der in . Abb.  10.20 dargestellte Wandartige Einfeldträger soll nach dem verein-

fachten Verfahren nach dem Heft 631 (DAfStb 2019) bemessen werden. Der Träger
ist durch eine oben angreifende Verkehrslast und durch sein Eigengewicht belastetet.

10.5.2  Bemessungswerte der Einwirkungen

Der Bemessungswert des Eigengewichtes ergibt sich über die Abmessungen der
Wand wie folgt:

kN kN
g k = b ⋅ h ⋅ γ B = 0, 3 ⋅ 3, 5 ⋅ 25 = 26, 25
m 3
m

Damit kann die Bemessungslast berechnet werden:

kN
pd = g d + qd = g k ⋅ γ G + qk ⋅ γ Q = 26, 25 ⋅1, 35 + 150 ⋅1, 5 = 260
m

qk= 150 kN/m


1 A 2 Schnitt A-A
Ansicht

Baustoffe Belastung
C25/30 XC1
gk Eigengewicht
B500A
qk= 150 kN/m
3.50

3.50

A 30
50 4.50 50
5.00

..      Abb. 10.20  Wandartiger Einfeldträger


356 Kapitel 10 · Wandartige Träger

10.5.3  Aufteilung der Lasten und Entwurf des Stabwerkmodells

Für die Bemessung des wandartigen Trägers wird in Analogie zum DAfStb Heft 631
(DAfStb 2019) das Stabwerkmodell gemäß . Abb. 10.21 gewählt.

Für das Modell wird die Belastung aus der Linienlast in zwei Resultierenden, wel-
che jeweils in den viertelpunkten angreifen, zusammengefasst. Die Kraft einer Resul-
tierenden ergibt sich somit zu:

F1 = l / 2 ⋅ pd = 2, 5 ⋅ 260 = 650 kN

Aufgrund der Symmetrie ergeben sich links und rechts die gleichen Lasten und es gilt
F1 = F2. Die Auflagerkraft ergibt sich aufgrund dieser Symmetrie und des vertikalen
Gleichgewichtes ebenfalls zu F1:

A = B = l / 2 ⋅ pd = 2, 5 ⋅ 260 = 650 kN

l/2 l/2

10 F1 F2

l/4
K1 Fcd1

zF
F cd2 F cd2

K2 θ
Ftd1

A B

..      Abb. 10.21  Stabwerkmodell Wandartiger Einlfeldträger


10.5 · Beispiel 1: Wandartiger Einfeldträger
357 10
10.5.4  Berechnung der Stabkräfte

Die Lage der Druckstrebe Fcd1nach . Abb.  10.21 kann nach DAfStb Heft 631

(DAfStb 2019) in Abhängigkeit des Verhältnisses von Wandhöhe zu Stützweite be-


stimmt werden. Dieses Verhältnis ist bei diesem Wandartigen Träger:

h / l 3=
= , 5 / 5 0, 7

Mit diesem Verhältnis lässt sich die Lage der Druckstrebe bzw. des innerer Hebel-
arms nach DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) mit folgender Gleichung bestimmen:

 h
z F = 0, 3 ⋅ h ⋅  3 −  = 0, 3 ⋅ h ⋅ ( 3 − 0,7 ) = 0, 69 ⋅ h = 2, 42 m
 l

Die Neigung der Druckstrebe Fcd2 kann nun über die geometrische Beziehung aus
. Abb. 10.21 bestimmt werden:

z 2, 42m
tan θ = = = 1, 932 ⇒ θ = 62, 7°
l 5m
4 4

Über das Kräftegleichgewicht im Knoten K2 können die Stabkräfte Fcd2 und Ftd1 be-
stimmt werden:
∑ V = 0 : A = Fcd 2 ⋅ sin θ

A 650
⇒ Fcd 2 = = = 731, 5 kN
sin θ sin 62, 7°
∑ H = 0 : Ftd 1 = Fcd 2 ⋅ cos θ = 731, 5 ⋅ cos 62, 7° = 335, 5 kN

Als Alternative zu der vorherigen Berechnung wäre auch ein anderer Rechenweg
über das Biegemoment denkbar gewesen. Für diesen Rechenweg wird zunächst das
maximale Feldmoment bestimmt:

q ⋅ l 2 260 ⋅ 52
MF = = = 812, 5 kNm
8 8

Dieses Moment teilt man durch den inneren Hebelarm und erhält dann die gleiche
Kraft für die Zugstrebe:

M F 812, 5kNm
Ftd 1
= = = 335, 7 kNm
zF 2, 42m
358 Kapitel 10 · Wandartige Träger

10.5.5  Ermittlung der erforderlichen Bewehrung

Feldbewehrung
Zunächst wird die Bewehrung für die Zugstrebe Ftd1 über die Fließgrenze des
Betonstahls bestimmt:

Ftd 1 333, 5 kN
As=
, req = = 7, 7 cm 2
f yd 43, 5 kN
cm 2

Gemäß DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) darf die Bewehrung auf folgende Höhe ver-
teilt werden:

min ( 0,15 ⋅ h; 0,1 ⋅ l ) = min ( 0,15 ⋅ 3,5;0,1 ⋅ 5 ) = 0, 525m = 52, 5 cm

Es wird somit eine 3-lagige Bewehrung mit As, vorh = 3 · 2 Ø14 = 6 · 1,54 cm2 = 9,24 cm2


gewählt.
Mindestbewehrung
Für die gesamte Wand muss gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung
mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Abschn.  9.7 je Wandseite folgende Be-
wehrung eingebaut werden:

10 m2 cm 2 cm 2
min as = 0, 00075 ⋅ ac = 0, 00075 ⋅ 0, 3m = 2, 25 ⋅10−4 = 2, 25 ≥ 1, 5
m m m

Aufgrund der Mindestbewehrung von 2,25  cm²/wir eine Betonstahlmatte Q257


(as = 2,57 cm²/m) je Wandaußenfläche gewählt.
Hochhängebewehrung
Die Lasten (Eigengewicht und Verkehrslasten), welche unterhalb des Druck-
gewölbes angreifen, müssen in die Druckzone hochgehängt werden. Dafür ist gemäß
DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) die lotrechte Bewehrung im Bereich bis etwa zur
Scheitelhöhe y = l/2 des Gewölbes zu bemessen (siehe auch . Abb. 10.16). Die unten

angreifende Last ergibt sich gemäß . Abb. 10.16 und dem Wandabmessungen zu:

5 kN kN
gk = ⋅ 0, 3m ⋅ 25 3 = 18, 75
2 m m
qk = 0 ( greift oben an )

Die erforderliche Hochhängebewehrung ergibt sich mit dieser Belastung zu:

kN
1, 35 ⋅18, 75
p m = 0, 6 cm
2
as, req = d =
f yd kN m
43, 5 2
cm

Diese erforderliche Hochhängebewehrung ist jedoch deutlich kleiner als die im Vor-
herigen ermittelte Mindestbewehrung:
10.5 · Beispiel 1: Wandartiger Einfeldträger
359 10

cm 2 cm 2
as, req < as ,vorh = 2 ⋅ 2, 57 = 5,14 ( Q257 je Wandaußenflache
 )
m m

Zusätzlich wird an der Unterseite ein Randeinfassung mit U-Bügel Ø8/20 = 5,02 cm²/m


vorgesehen.

10.5.6  Verankerung der Bewehrung

Nach DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) muss 100 % von·Ftd1 über dem Auflager ver-
ankert werden. Die Verankerungslänge gilt hierbei ab der Auflagervorderkante. Zu-
nächst wir die Verbundfestigkeit benötigt, welche sich unter der Annahme von gutem
Verbund wie folgt ergibt:

1, 8 N
f bd = 2, 25 ⋅η1 ⋅η2 ⋅ f ctd = 2, 25 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ = 2, 7
1, 5 mm 2

Damit kann der Grundwert der Verankerungslänge berechnet werden:

φ σ sd φ f yd As,erf 14 435 7, 7 7, 7
lb, rqd = ⋅ = ⋅ ⋅ = ⋅ ⋅ = ⋅ 56, 3 = 47 cm
4 f bd 4 f bd As, vorh 4 2, 7 9, 2 9, 2

Die erforderliche Verankerungslänge ergibt sich über die Berücksichtigung der güns-
tigen Wirkung der Querpressung (direktes Auflager α5 = 2/3) zu:

2
lbd = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 4 ⋅ α 5 ⋅ lb, rqd = 1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ ⋅ 47 = 31, 3 cm
3

Die vorhandene Verankerungslänger ergibt sich aus der Auflagerlänge abzüglich der
Betondeckung:

lb,vorh = 50 cm − cmin − ∆cdev = 50 − 1 − 1 = 48 cm

Die vorhandene Verankerungslänge ist somit größer als die erforderliche Ver-
ankerungslänge und der Nachweis der Verankerung ist somit erbracht. Falls die vor-
handene Länge für eine Verankerung nicht ausreichen würde, können z. B. Haken
angeordnet werden. Bei liegenden Haken wird der Querzug durch Druckstreben
überdrückt. Liegende Haken sind daher günstiger als stehende Haken.

10.5.7  Nachweis des Druck- Zug- Knotens über dem Auflager

Bei dem Knoten am Auflager handelt es sich um einen Zug-Druck Knoten, bei wel-
chem die folgende zulässige Bemessungsdruckspannungen gemäß DIN EN 1992-­1-­1
(01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Abschn. 6.5.4 nicht
überschritten werden darf:
360 Kapitel 10 · Wandartige Träger

..      Abb. 10.22 Knotenmodell
für den Auflagerknoten

x cd

lb,vorh

25 N
σ Rd , max = 0, 75 ⋅ f cd = 0, 75 ⋅ 0, 85 ⋅ = 10, 63
1, 5 mm 2

Für den Nachweis wird ein einfaches Knotenmodell nach . Abb. 10.22 gewählt.  

Die Geometrie der Druckstrebe ergibt sich gemäß . Abb.  10.22 aus der vor- 

handenen Verankerungslänge und dem Druckstrebenwinkel:

x
sin 62, 7° = → x = 42, 7 cm
48

10 Damit kann die maximale Spannung am Knoten berechnet und nachgewiesen wer-
den:

Ftd2 0, 7315 MN N
σ cd = = = 5, 7
b ⋅ x 0, 30 ⋅ 0, 427 mm 2

Da σcd = 5,7N/mm2 < σRd, max = 10,63 N/mm2 ist der Nachweis der Druckstrebe und


des Knotens erbracht.

10.5.8  Bewehrungsführung

In . Abb. 10.23 ist die Bewehrung dargestellt, welche sich aus der Berechnung und

den Konstruktionsregeln ergibt.


10.6 · Beispiel 2: Wandartiger Zweifeldträger
361 10

3 2 ø 12 L=546cm
546
Ansicht 1 28 ø 8 -20 3 2 ø 12
5.40

4 2 ø 12 5 18 ø 8 -20
5 18 ø 8 -20

1
2 2

2*

2*
*Q2

Q2

Q2
3.40

3.40
57

57

346
57
4 2 ø 12

A
A

4 4 ø 12 L=346cm
2 ø 14
2 2*3 ø 14 -11.5
23

1 22 ø 8 -20 4.20

1 50 ø 8 L=146cm 5 36 ø 8 L=144cm
60

24

2 6 ø 14 L=546cm 60
26

546

..      Abb. 10.23  Bewehrung Wandartiger Einfeldträger

10.6  Beispiel 2: Wandartiger Zweifeldträger

10.6.1  Aufgabenstellung

Der in . Abb.  10.24 dargestellte Wandartige Träger, welcher über zwei Felder

spannt, soll für Innenräume bemessen werden.


Zunächst wird die Gesamtbelastung aus oberer und unterer Belastung wie folgt
ermittelt:
qEd = 1, 5 ⋅ ( 30 + 30 ) = 90 kN / m

g Ed = 1, 35 ⋅ ( 40 + 40 + 0,3·3,5·25 ) = 143, 4 kN / m
362 Kapitel 10 · Wandartige Träger

20
Ansicht gko,2 = 40 kN/m qko = 30kN/m

3.10
3.50
gku,2 = 40 kN/m qku = 30kN/m

20
50 4.50 50 4.50 50
5.00 5.00

Baustoffe Querschnitt gko,2 = 40 kN/m


C25/30 XC1 qko = 30kN/m
B500A
30

gku,2 = 40 kN/m
10 qku = 30kN/m

..      Abb. 10.24  Zu bemessender Zweifeld-Wandartiger Träger

10.6.2  Aufteilung der Lasten und Entwurf des Stabwerkmodells


Für die Bemessung wird das Stabwerkmodell aus . Abb.  10.25 gewählt. Hierbei

wird die gesamte Belastung im ersten Schritt oben angesetzt.


Die Abmessungen des Stabwerkmodelles aus . Abb. 10.25 werden gemäß dem

vereinfachten Verfahren des DAfStb- Heft 631 (DAfStb 2019) gewählt. Dazu wird
zunächst das Verhältnis zwischen Höhe und Stützweite benötigt:

=
h / l 3=
, 5 / 5 0, 7

Mit diesem Verhältnis können die inneren Hebelarme gemäß DAfStb- Heft 631
(DAfStb 2019) bestimmt werden:
 h
z F = zS = 0, 5 ⋅ h ⋅ 1,9 −  = 0, 5 ⋅ 3, 5 ⋅ (1,9 − 0,7 ) = 2,1 m
 l
⇒ z F = zS = 0, 6 ⋅ h
10.6 · Beispiel 2: Wandartiger Zweifeldträger
363 10
..      Abb. 10.25 Stabwerkmodell
für einen Wandartigen 2-Feld-
träger

Fcd2
h Fcd1 Fs,S
zF
zS
Fs,F

l l

10.6.3  Bemessung der Zugstreben

Zunächst wird die Zugstrebe Fs, F im Feld bestimmt. Dazu wird das Feldmoment für
eine Zweifeldträger benötig, welches sich gemäß (Krings 2015) wie folgt bestimmen
lässt:

M F = 0, 07 ⋅ g Ed ⋅ l 2 + 0, 096 ⋅ qEd ⋅ l 2

M F = 0, 07 ⋅143, 4 ⋅ 52 + 0, 096 ⋅ 90 ⋅ 52 = 467 kNm

Über den im Vorherigen bestimmten inneren Hebelarm lässt sich nun die Zugkraft in
der Zugstrebe Fs, F berechnen und die hierfür erforderlich Bewehrung bestimmen.
M F 467 kNm
F
=s, F = = 222 kN
zF 2,1m
222 kN
As, req
= = 5,1 cm 2
kN
43, 5 2
cm
Diese Bewehrung darf gemäß DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) auf folgende Höhe
verteilt werden:

min ( 0,1 ⋅ h; 0,1 ⋅ l ) = min ( 0,1 ⋅ 3, 5; 0,1 ⋅ 3, 5 ) = 0, 35 m = 35 cm

Es werden somit 2 ∙ 2 Ø14 = 4 ∙ 1,54 cm2 = 6 cm² als Feldbewehrung gewählt.


Als nächstes wird die Zugstrebe Fs, S oberhalb der Zwischenstütze bestimmt.
Dazu wird das Stützmoment des Zweifeldträger benötig, welches sich gemäß (Krings
2015) wie folgt bestimmen lässt:

M S = 0,125 ⋅ g Ed ⋅ l 2 + 0,125 ⋅ qEd ⋅ l 2

M S = 0,125 ⋅143, 4 ⋅ 52 + 0,125 ⋅ 90 ⋅ 52 = 729, 4 kNm


364 Kapitel 10 · Wandartige Träger

Über den im Vorherigen bestimmten inneren Hebelarm lässt sich nun die Zugkraft in
der Zugstrebe Fs, S berechnen und die hierfür erforderlich Bewehrung bestimmen.
M S 729, 4 kNm
F
=s,S = = 347, 3 kN
zS 2,1 m
347, 3 kN
As, req
= = 8 cm 2
kN
43, 5 2
cm
Gemäß DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) bzw. . Abb. 10.19 darf die Bewehrung auf

0,85 · h = 0,85 · 3,5 = 3 m verteilt werden. Damit ergibt sich die erforderliche Be-


wehrung zu as, erf = 8 cm2/3 m = 2,67 cm²/m . Diese kann z. B. über eine Q257 je Wand-
außenfläche abgedeckt werden. Da somit zwei Q257 vorhanden sind ergibt sich die
Gesamtmenge zu as, vorh = 2 · 2,57 = 5,1 cm²/m.

10.6.4  Mindestbewehrung

Für die gesamte Wand muss gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit
der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Abschn. 9.7 je Wandseite folgende Bewehrung
eingebaut werden:

10 min as = 0, 00075 ⋅ ac = 0, 00075 ⋅ 0, 3 m = 2, 25 ⋅10−4


m2
= 2, 25
cm 2
≥ 1, 5
cm 2
m m m

Aufgrund der Mindestbewehrung von 2,25  cm²/wir eine Betonstahlmatte Q257


(as = 2,57 cm²/m) je Wandaußenfläche gewählt.

10.6.5  Hochhängebewehrung
Die Lasten (Eigengewicht und Verkehrslasten), welche unterhalb des Druckgewölbes
angreifen, müssen in die Druckzone hochgehängt werden. Dafür ist die lotrechte Be-
wehrung im Bereich bis etwa zur Scheitelhöhe y  =  l/2 des Gewölbes zu bemessen
(siehe auch . Abb. 10.17). Die unten angreifende Last ergibt sich somit zu:

5m kN
nEd ,U = ⋅ 0, 3m ⋅ 25 3 ⋅1, 35 + 40 ⋅1, 35 + 30 ⋅1, 5 = 124 kN / m
2 m
Mit dieser Kraft kann die erforderliche Hochhängebewehrung ermittelt werden.

kN
nEd ,U 124
m = 2, 9 cm
2
⇒ as, req = =
f yd kN m
43, 5 2
cm
Diese erforderliche Hochhängebewehrung ist jedoch deutlich kleiner als die im Vor-
herigen ermittelte Mindestbewehrung:
10.6 · Beispiel 2: Wandartiger Zweifeldträger
365 10

cm 2 cm 2
as, req < as ,vorh = 2 ⋅ 2, 57 = 5,14 ( Q257 je Wandaußenflache
 )
m m

Zusätzlich wird an der Unterseite ein Randeinfassung mit U-Bügel Ø8/20 = 5,02 cm²/m


vorgesehen.

10.6.6  Nachweis der Druckkräfte am Auflager

Die Druckspannungen werden vereinfacht nach DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019)
gemäß 7 Abschn. 10.4.6 nachgewiesen. Hierzu werden zunächst die Auflagerkräfte

benötigt. Für die beiden Endauflager ergibt sich der Grundwert der Auflagerkraft an
einem Zweifeldträger gemäß (Krings 2015) zu:
AEd = 0, 375 ⋅ g Ed ⋅ l + 0, 438 ⋅ qEd ⋅ l =

AEd = 0, 375 ⋅143, 4 ⋅ 5 + 0, 438 ⋅ 90 ⋅ 5 = 466 kN

Aufgrund der reduzierten Durchlaufwirkung von Scheiben muss gemäß DAfStb


Heft 631 (DAfStb 2019) dieser Grundwert der Auflagerkraft erhöht werden. Mit dem
Verhältnis h/l = 0,7 ergibt sich nach . Tab. 10.1 ein Erhöhungsbeiwert von 1,13 und

es ergibt sich die folgende Auflagerkraft für die Bemessung:

FA, Ed = 1,13 ⋅ AEd = 1,13 ⋅ 466 = 527 kN

Der Nachweis der Druckspannungen am Endauflager ergibt sich gemäß


7 Abschn. 10.4.6 zu:

0, 8 ⋅ α cc ⋅ f ck ⋅ Ac + f yk ⋅ As 0, 8 ⋅ 0, 85 ⋅ 25 ⋅ 0, 5 ⋅ 0, 3
FA, Ed ≤ = = 1, 7 MN
γC 1, 5
FA, Ed = 527 kN < 1700 kN

Am Zwischenauflager ergibt sich der Grundwert der Auflagerkraft an einem Zwei-


feldträger gemäß (Krings 2015) zu:
BEd = 1, 25 ⋅ g Ed ⋅ l + 1, 25 ⋅ qEd ⋅ l

BEd = 1, 25 ⋅143, 4 ⋅ 5 + 1, 25 ⋅ 90 ⋅ 5 = 1458 kN

Auf der sicheren Seite liegend wird auf eine Verringerung der Auflagerkraft ver-
zichtet und der Nachweis der Druckspannungen am Zwischenauflager ergibt sich
gemäß 7 Abschn. 10.4.6 zu:

0, 9 ⋅ α cc ⋅ f ck ⋅ Ac + f yk ⋅ As 0, 9 ⋅ 0, 85 ⋅ 25 ⋅ 0, 5 ⋅ 0, 3
FA, Ed ≤ = = 1, 9 MN
γC 1, 5
FA, Ed = 1458 kN < 1900 kN
366 Kapitel 10 · Wandartige Träger

10.6.7  Verankerung der Bewehrung

Nach DAfStb-Heft 631 (DAfStb 2019) muss 100 % von der Zugkraft im Feld·Fs, F am
Endauflager verankert werden. Zunächst wir die Verbundfestigkeit benötigt, welche
sich unter der Annahme von gutem Verbund wie folgt ergibt:

1, 8 N
f bd = 2, 25 ⋅η1 ⋅η2 ⋅ f ctd = 2, 25 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ = 2, 7
1, 5 mm 2

Damit kann der Grundwert der Verankerungslänge berechnet werden:

φ σ sd φ f yd As,erf 14 435 7, 7 7, 7
lb, rqd = ⋅ = ⋅ ⋅ = ⋅ ⋅ = ⋅ 56, 3 = 47 cm
4 f bd 4 f bd As, vorh 4 2, 7 9, 2 9, 2

Die erforderliche Verankerungslänge ergibt sich über die Berücksichtigung der güns-
tigen Wirkung der Querpressung (direktes Auflager α5 = 2/3) zu:

2
lbd = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 4 ⋅ α 5 ⋅ lb, rqd = 1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ ⋅ 47 = 31, 3 cm
3

Die vorhandene Verankerungslänger ergibt sich aus der Auflagerlänge abzüglich der
10 Betondeckung:

lb,vorh = 50 cm − cmin − ∆cdev = 50 − 1 − 1 = 48 cm

10.6.8  Bewehrungsführung
Die Bewehrungsführung ist in . Abb. 10.26 dargestellt. In . Abb. 10.27 ist noch
   

eine Detail für den Wandfuß abgebildet.


3 2 ø 10
3 2 ø 10

7A

A
7A

7A

7A

257
7
Q25

25

25

25

25
346
3 4 ø 10 L=346cm

5 18 ø 8 -20
*Q
*Q

*Q

*Q

*Q
2 2*

32
12

12

12

12
5 18 ø 8 -20

1 ø 14 1 ø 14

2 23 ø 8 -20 2 23 ø 8 -20 5 36 ø 8 L=144cm


24

1 4 ø 14 L=1046cm 60
1046

..      Abb. 10.26  Bewehrung Wandartiger Träger


10.7 · Beispiel 3: Wandartiger Dreifeldträger
367 10
..      Abb. 10.27 Bewehrungs-

2 46 ø 8 L=156cm
detail Wandartiger Träger;
Wandfuß Q257A Q257A

65
2 ø8
1 4 ø 14
26
4 ø 10

4 ø 10 L=137cm 4 ø 10
47
84

5
10.7  Beispiel 3: Wandartiger Dreifeldträger

10.7.1  Aufgabenstellung

Der in . Abb. 10.28 dargestellte dreifeldrige Wandartige Träger soll bemessen wer-


den. Auf diesem Wandartigen Träger liegen Dachbalken mit der Breite von 0,4 m alle
1,33 m auf. Aus diesen Dachbalken kommen die Auflagerlast. Neben den Auflager-
lasten ist noch das Wandeigengewicht zu berücksichtigen.

10.7.2  Bemessungswerte der Einwirkung

Aus den Dachbalken ergeben sich die folgenden Bemessungswerte:


Fgd = Fgk ⋅ γ G = 56kN ⋅1, 35 = 75 kN

Fgd = Fqk ⋅ γ Q = 450 ⋅1, 5 = 675 kN

FEd = Fgd + Fqd = 75 + 675 = 750 kN

Der Bemessungswert des Wandeigengewichtes ergibt sich zu

g1d = 1, 35 ⋅ 0, 3 ⋅ 4 ⋅ 25 = 40, 5 kN / m
368 Kapitel 10 · Wandartige Träger

A 40 40 B 40 40 40 C 40 40 D 40
40 40 40
A
3 3 3 3 3 3 3 3 3 3
1.33 1.33 1.33 1.33 1.33 1.33 1.33 1.33 1.33 1.33

4.00
A
25 4.00 4.00 4.00 1.53
50 3.50 50 3.50 50 3.50 50

Schnitt A-A Baustoffe Belastung


C35/45 XC1 gk Eigengewicht
B500A
4.00

Aus Dachbinder:
30
Fgk = 56 kN
Fqk = 450 kN

10 ..      Abb. 10.28  Zu bemessender Wandartiger Dreifeldträger

10.7.3  Ermittlung der Kräfte in der Wand

Die Kräfte werden nach dem tabellarischen Verfahren des DAfStb- Heft 631 (DAfStb
2019) ermittelt. Hierzu muss zunächst die richtige Tabelle entnommen werden. Für
das Endfeld muss die Tab. 4.3 des DAfStb- Heft 631 (DAfStb 2019) verwendet wer-
den. Diese ist in Auszügen in . Abb. 10.29 dargestellt. Für das Ablesen der Werte

werden noch die Verhältnisse aus Trägerhöhe zu Stützweite, das Verhältnis aus
Stützenabmessung zu Stützweite sowie das Verhältnis aus Lastbreite zu Stützweite
benötigt.

h=
/ l 4= c / l 0=
/ 4 1= =
, 5 / 4 0,125 t / l 0=
, 4 / 4 0,1

Mit diesen Werten können nun für das Endfeld über die . Abb. 10.29 die folgenden  

Kräfte für die Feldmomentenbewehrung abgelesen werden:


FsF = 0, 23 ⋅ FE = 0, 23 ⋅ 2 ⋅ 750 = 345 kN ( Einzelasten )

FsF = 0,15 ⋅ FE = 0,15 ⋅ 4 ⋅ 40, 5 = 24, 3 kN ( Eigengewicht )


ΣFsF = 345 + 24, 3 = 369, 3 kN

Über das . Abb. 10.29 können auch die folgenden Kräfte für die Stützmomentenbe-

wehrung der Achse B abgelesen werden.


10.7 · Beispiel 3: Wandartiger Dreifeldträger
369 10
FE=(fE,g+fE,q)·l FE FE FE/2 FE/2 FE/2 FE/2
FS FR FS t t t t

Fs,S F h je l/2 je l/3


Fs,F s,F

l l l l l l l l
c Lastangriff in
beliebiger Höhe
c/l=t/l ≥0,1 ≥0,1 ≥0,1
h/l
0,15 0,28 0,23 Fs,F / FE
0,19 0,26 0,23 Fs,S / FE
1,0
− 0,01 − F S / FE
− 0,02 0,02 F R / FE

..      Abb. 10.29  Resultierende Zugkräfte in wandartigen Zweifeldträgern bzw. in Randfeldern und an


der ersten Innenstütze von mehrfeldrigen wandartigen Trägern. (DAfStb- Heft 631 (DAfStb 2019),
Tab. 4.3)

FE=(fE,g+fE,q)·l FE FE FE/2 FE/2 FE/2 FE/2


FS FR FS t t t t

Fs,S F h je l/2 je l/3


Fs,F s,F

l l l l l l l l
c Lastangriff in
beliebiger Höhe
c/l=t/l ≥0,2 ≥0,1 ≥0,1
h/l 0,05 0,1
0,09 0,09 0,09 0,10 0,09 Fs,F / FE
0,25 0,21 0,16 0,11 0,14 Fs,S / FE
1,0
− − − 0,11 0,02 F S / FE
− − − 0,10 0,07 F R / FE

..      Abb. 10.30  Resultierende Zugkräfte in Feldbereichen und an den Innenstützen von durchlaufenden
wandartigen Trägern. (DAfStb- Heft 631 (DAfStb 2019), Tab. 4.4)

FsS = 0, 23 ⋅ FE = 0, 23 ⋅ 2 ⋅ 750 = 345 kN ( Einzelasten )

FsS = 0,19 ⋅ FE = 0,19 ⋅ 4 ⋅ 40, 5 = 30, 8 kN ( Eigengewicht )


ΣFsS = 345 + 30, 8 = 375, 8 kN

Die Einzellasten erzeugen auch noch folgende Randzugkräfte:

FR = 0, 02 ⋅ 2 ⋅ 750 = 30 kN
Für das Zwischenfeld muss die Tab. 4.4 des DAfStb- Heft 631 (DAfStb 2019) ver-
wendet werden, welches in . Abb. 10.30 dargestellt ist. Damit können die folgenden

Kräfte für die Feldmomentenbewehrung das Zwischenfeld abgelesen werden.


370 Kapitel 10 · Wandartige Träger

FsF = 0, 09 ⋅ FE = 0, 09 ⋅ 2 ⋅ 750 = 135 kN ( Einzelasten )

FsF = 0, 09 ⋅ FE = 0,109 ⋅ 4 ⋅ 40, 5 = 14, 6 kN ( Eigengewicht )


ΣFsF = 135 + 14, 6 = 149, 6 kN

Für die Stützmomentenbewehrung der Achse C folgt:


FsS = 0,14 ⋅ FE = 0,14 ⋅ 2 ⋅ 750 = 210 kN ( Einzelasten )

FsS = 0, 21 ⋅ FE = 0, 21 ⋅ 4 ⋅ 40, 5 = 34 kN ( Eigengewicht )


ΣFsS = 210 + 34 = 244 kN

Die Einzellasten erzeugen auch noch folgende Rand- und Spaltzugkräfte


FS = 0, 02 ⋅ 2 ⋅ 750 = 30 kN
FR = 0, 07 ⋅ 2 ⋅ 750 = 105 kN

Für den Kragarm muss die Tab. 4.5 des DAfStb- Heft 631 (DAfStb 2019) verwendet
werden, welche in . Abb. 10.31 dargestellt ist. Für das Ablesen der Werte werden

noch die Verhältnisse aus Trägerhöhe zu Stützweite, das Verhältnis aus Stützen-
abmessung zu Stützweite sowie das Verhältnis aus Lastbreite zu Stützweite benötigt.

10 h / l 4=
= , 6 c / l 0=
/ 1, 53 2= 33 t / l 0=
, 5 / 1, 53 0,= , 4 / 1, 53 0, 26

Für die Stützmomentenbewehrung der Achse D folgt nach . Abb. 10.31 über eine

Interpolation:

FsS = ( 0,13 + ( 0,35 − 0,13) ⋅ 0,6 ) ⋅ FE = 0, 26 ⋅ 750 = 195 kN

FsS = 0, 54 ⋅ FE = 0, 54 ⋅1, 53 ⋅ 40, 5 = 33, 46 kN


ΣFsS = 95 + 33 = 228 kN

FE=(fE,g+fE,q)·l FE
FR t
lk
Fs,S h
t
lk lk FE
lk
c Lastangriff in
beliebiger Höhe
c/lk=t/lk ≥0,2 ≥0,2
h/lk ≥0,2
0,54 0,13 0,86 Fs,S / FE
2,0 F R / FE
− 0,48 −
0,54 0,35 0,86 Fs,S / FE
3,0
− 0,38 − FR / FE

..      Abb. 10.31  Resultierende Zugkräfte in auskragenden wandartigen Trägern. (DAfStb- Heft 631
(DAfStb 2019), Tab. 4.4)
10.7 · Beispiel 3: Wandartiger Dreifeldträger
371 10
Die Einzellasten erzeugen auch noch folgende Randzugkräfte:

FR = 0, 48 + ( 0,38 − 0,48 ) ⋅ 0, 6) ⋅ FE = 0, 42 ⋅ 750 = 315 kN

10.7.4  Ermittlung der erforderlichen Bewehrung


10.7.4.1  Bewehrung aus den Strebenkräften
Die in 7 Abschn. 10.7.3 ermittelten Kräfte sind in . Abb. 10.32 zusammengefasst.
   

Mit den Kräften aus . Abb. 10.32 kann über die Beziehung As = F/fyd = F/435 die

Bewehrung ermittelt werden, welche in . Abb. 10.33 zusammengefasst ist.


Die Bewehrung aus . Abb.  10.33 muss nun noch über die Verteilungsregeln

gemäß DAfStb-Heft 631 angeordnet werden.


Bewehrung im Feld
Gemäß DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) darf die Feldbewehrung auf die Höhe
von min(0,15 · h; 0,1 · l) =  min (0,15 · 4; 0,1 · 4) = 0,4 m = 40 cm verteilt werden. Es
wird somit eine 3-lagige Bewehrung gewählt: 3 ∙ 2 Ø14 = 6 ∙ 1,54 cm2 = 9,24 cm2 >
8,5 cm²
Bewehrung Stützmoment im Regelbereich

A B C D

FR=30kN FR=105kN FR=315kN


FS=30kN FS=30kN

Fs,S=375,8kN Fs,S=244kN Fs,S=228kN


Fs,F=369,3kN Fs,F=149,6kN Fs,F=369,3kN

..      Abb. 10.32  Übersicht über die ermittelten Kräfte

A B C D

As,R=0,7cm² As,R=2,4cm² As,R=7,2cm²


As,S=0,7cm² As,S=0,7cm²

As,s,S=8,6cm² As,s,S=5,6cm² As,s,S=5,2cm²


As,s,F=8,5cm² As,s,F=3,4cm² As,s,F=8,5cm²

..      Abb. 10.33  Übersicht über die erforderliche Bewehrung aus den Stabkräften
372 Kapitel 10 · Wandartige Träger

Die Stützmomentenbewehrung darf gemäß . Abb.  10.19 auf  

0,6 · l = 0,6 · 4 = 2,4 m verteilt werden. Somit ergibt sich die Flächenbewehrung von


as = 8,6 cm2/2,4 m = 3,6cm2/m und als Bewehrung wird je Seite eine Matte Q257 ge-
wählt (as, vorh = 2 · 2,57cm2/m = 5,14cm2/m > 3,6 cm²/m²)
Bewehrung Stützmoment im Kragarm
Die Kragarmbewehrung darf gemäß . Abb. 10.34 auf 1,4 · lk = 1,4 · 1,53 = 2,1 m

verteilt werden. Damit ergibt sich die Flächenbewehrung von


as = 5,2cm2/2,1 m = 2,5 cm²/m. Diese Bewehrung wird ebenfalls über je eine Matte
Q257 je Seite abgedeckt.
Bewehrung Rand- und Spaltzugkräfte
Die Rand- und Spaltzugbewehrung darf nach . Abb. 10.35 werden.  

Die Bewehrungsverteilungslänge für die Randzugkraft FR im Regelbereich ergibt


sich damit zu 0,1 · l = 0,1 · 4 = 0,4 m. Aufgrund der erforderlichen Bewehrung von
2,4 cm² werden 2Ø14 = 2 ∙ 1,54 cm² = 3,1 cm² gewählt. Für die Bewehrung der Rand-
zugkraft FR im Kragarm ergibt sich die Verteilungslänge zu 0,1 · lk = 0,1 · 1,53 = 0,1
53 m. Es werden 2 Lagen 2Ø16 = 2 ∙ 2 ∙ 2 cm² = 8 cm² > 7,2 cm² als Bewehrung für
Randzugkraft FR im Kragarm gewählt-
Die Spaltzugkraft FS darf über die Länge von 0,6 · l = 0,6 · 4 = 2,4 m verteilt wer-
den. Es ergibt sich somit eine Bewehrung von as = 0,7 cm²/2,4 m = 0,3 cm²/m. Diese
Bewehrung ist bereits über die Matte Q 257 abgedeckt (3,6 + 0,3 = 3,9 cm²/m < 5,14 
cm²/m).

10
..      Abb. 10.34  Verteilung der Kragarmbewehrung
gemäß DAfStb Heft 631. (DAfStb 2019)

1,4lk
0,3lk

h/lk ≥ 3 lk

FE FE
FR
0,1l

FS FS
0,6l

0,6l
0,6l

Fs,S

Fs,F
0,1l

0,1l

0,1l

Fs,F

l l
c c c

..      Abb. 10.35  Verteilung der Rand- und Spaltzugbewehrung gemäß DAfStb Heft 631. (DAfStb 2019)
10.7 · Beispiel 3: Wandartiger Dreifeldträger
373 10
10.7.4.2 Mindestbewehrung
Für die gesamte Wand muss gemäß DIN EN 1992-1-1 (01.2011) in Verbindung mit
der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Abschn. 9.7 je Wandseite folgende Bewehrung
eingebaut werden:

m2 cm 2 cm 2
min as = 0, 00075 ⋅ ac = 0, 00075 ⋅ 0, 3 m = 2, 25 ⋅10−4 = 2, 25 ≥ 1, 5
m m m

Aufgrund der Mindestbewehrung von 2,25  cm²/wir eine Betonstahlmatte Q257


(as = 2,57 cm²/m) je Wandaußenfläche gewählt.

10.7.4.3 Hochhängebewehrung
Die Lasten (Eigengewicht und Verkehrslasten), welche unterhalb des Druckgewölbes
angreifen, müssen in die Druckzone hochgehängt werden. Dafür ist gemäß DAfStb
Heft 631 (DAfStb 2019) die lotrechte Bewehrung im Bereich bis etwa zur Scheitel-
höhe y = l/2 des Gewölbes zu bemessen (siehe auch . Abb. 10.16). Die unten an-

greifende Last ergibt sich gemäß . Abb. 10.16 und dem Wandabmessungen zu:

4 kN kN
gk = ⋅ 0, 3 m ⋅ 25 3 = 15
2 m m

Die erforderliche Hochhängebewehrung ergibt sich damit zu:

kN
1, 35 ⋅15
pd m = 0, 5 cm
2
as, req = =
f yd kN m
43, 5 2
cm

Diese erforderliche Hochhängebewehrung ist jedoch deutlich kleiner als die im Vor-
herigen ermittelte Mindestbewehrung:

cm 2 cm 2
as, req < as ,vorh = 2 ⋅ 2, 57 = 5,14 ( Q257 je Wandaußenflache
 )
m m

Zusätzlich wird an der Unterseite ein Randeinfassung mit U-Bügel Ø8/20 = 5,02 cm²/m


vorgesehen.

10.7.5  Nachweis Auflagerpressung

Zum Nachweis der Auflagepressungen werden zunächst die linear-elastisch er-


mittelten Auflagerkräfte an einem Balken benötigt. Diese sind . Abb.  10.36 dar-

gestellt und können z.  B. über Stabwerksprogramm oder über Tabellenwerke er-
mittelt werden.
Bei mehrfeldrigen Wandartiger Träger verändern sich aufgrund der großen Bau-
teilhöhe die Auflagerkräfte. So müssen die Endauflagerkräfte nach DAfStb Heft 631
(DAfStb 2019) um die Faktoren nach . Tab. 10.1 erhöht werden. Bei den Innenauf-

374 Kapitel 10 · Wandartige Träger

750kN 750kN 750kN 750kN 750kN 750kN 750kN 750kN 750kN 750kN 750kN
40,5kN/m

A1=1408kN A2=2579kN A3=2341kN A4=2470kN

..      Abb. 10.36  Auflagerkräfte eines Balken-Dreifeldträgers mit Kragarm

lagerkräfte darf die Hälfte der Erhöhung abgezogen werden. Die Endauflagerkräfte
ergeben sich mit dieser Erhöhung nach . Tab. 10.1 zu:  

A1 = 1,15 ⋅1408 kN = 1620 kN

A4 = 1,15 ⋅ 2470kN = 2840 kN

Somit ergibt sich folgende Gesamtauflagerumlagerung

Σ∆ALR = (1620 + 2840 ) − (1408 + 2470 ) = 582 kN

Die Hälfte der Gesamtauflagerumlagerung darf den Innenauflagerkräften abgezogen


10 werden. Da zwei Zwischenauflager vorhanden sind darf somit je Lager ein Viertel
abgezogen werden. Die Innenauflagerkräfte ergeben sich somit zu:
582
A2 = 2579 − = 2433 kN
4
582
A3 = 2341 − = 2195 kN
4
Der Nachweis der Auflagerpressung für die Auflagerkraft A1wird vereinfacht nach
DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) für eine Randstütze geführt. Der Nachweis erfolgt
über die Anrechnung der Stützenbewehrung wie folgt.

0, 8 ⋅ α cc ⋅ f ck ⋅ Ac + f yk ⋅ AS
FA1, Ed ≤
γc

Als Stützenbewehrung wird die Mindestbewehrung für Stützen nach DIN EN 1992-
1-1 (01.2011) in Verbindung mit der DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) 7 Abschn. 9.5.2 

(2) angesetzt:

N Ed 1620
Asmin = 0,15 ⋅ = 0,15 ⋅ = 5, 5 cm 2
f yd 43, 5

Es werden 4 Ø14 = 4 ∙ 1,54 cm² = 6,16 cm² gewählt. Damit kann der Nachweis der


Auflagerpressung für die Auflagerkraft A1 geführt werden:
10.7 · Beispiel 3: Wandartiger Dreifeldträger
375 10

0, 8 ⋅ 0, 85 ⋅ 35 ⋅ 0, 5 ⋅ 0, 3 + 500 ⋅ 6,16 ⋅10−4 3, 57 + 0, 31


FA1, Ed ≤ =
1, 5 1, 5
FA1, Ed = 1620 kN ≤ 2, 59 MN = 2590 kN

Der Nachweis der Auflagerpressung für die Auflagerkraft A2 wird vereinfacht nach
DAfStb Heft 631 (DAfStb 2019) für eine Innenstütze geführt. Der Nachweis erfolgt
über die Anrechnung der Stützenbewehrung wie folgt.
0, 9 ⋅ α cc ⋅ f ck ⋅ Ac + f yk ⋅ AS
FA2, Ed ≤
γc

N Ed 2433
Asmin = 0,15 ⋅ = 0,15 ⋅ = 8, 4 cm 2
f yd 43, 5

Es werden4 Ø20 = 4 ∙ 3,14 cm² = 12,56 cm² gewählt. Damit kann der Nachweis der


Auflagerpressung für die Auflagerkraft A2 geführt werden:

0, 9 ⋅ 0, 85 ⋅ 35 ⋅ 0, 5 ⋅ 0, 3 + 500 ⋅12, 56 ⋅10−4 4, 0 + 0, 63


FA2, Ed ≤ =
1, 5 1, 5
FA2, Ed = 2433kN ≤ 3, 09 MN = 3090 kN

Der Nachweis der Auflagerpressung für die Auflagerkraft A3 braucht nicht geführt
werden, da die diese geringer i als Auflagerkraft A2 ist. Der Nachweis der Auflager-
pressung für die Auflagerkraft A4 kann, wie für Innenstütze geführt werden, da auf-
grund der Auskragung die gleichen Spannungsverhältnisse wie an der Innenstütze
herrschen. Als Stützenbewehrung ergibt sich für die Stütze A4 folgende Mindest-
bewehrung.

N Ed 2840
Asmin = 0,15 ⋅ = 0,15 ⋅ = 9, 8 cm 2
f yd 43, 5

Es werden4 Ø20 = 4 ∙ 3,14 cm² = 12,56 cm². Damit kann der Nachweis der Auflager-


pressung für die Auflagerkraft A4 wie bei der Auflagerkraft A2geführt werden:

FA4, Ed = 2840kN ≤ 3, 09 MN = 3090 kN

10.7.6  Verankerungen und Übergreifungen der Bewehrung

Die Verbundfestigkeit ergibt sich unter der Annahme guten Verbundes zu:

2, 2 N
f bd = 2, 25 ⋅η1 ⋅η2 ⋅ f ctd = 2, 25 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ = 3, 3
1, 5 mm 2

Bewehrung der Stützen


376 Kapitel 10 · Wandartige Träger

Die Verankerung Bewehrung aus der Stütze A1 muss oberhalb der Zugstrebe der
Feldbewehrung mit folgender Verankerungslänge verankert werden:
φ f yd 14 435
lb, rqd = · = · = 46,1 cm
4 f bd 4 3, 3
lbd = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 4 ⋅ α 5 ⋅ lb, rqd = 1 ⋅1 ⋅1 ⋅1 ⋅ 46,1 = 46,1 cm

Die Verankerung Bewehrung aus den Stützen A2 bis A4 muss ebenfalls oberhalb der
Zugstrebe der Feldbewehrung verankert werden. Da bei der Innenstütze ein Querzug
herrschen kann sollte die Verankerungslänge mit α5 = 1,5 erhöht werden.

φ f yd 20 435
lb, rqd = ⋅ = ⋅ = 65, 9 cm
4 f bd 4 3, 3

lbd = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 4 ⋅ α 5 ⋅ lb, rqd = 1 ⋅1 ⋅1 ⋅1, 5 ⋅ 65, 9 = 98, 9 cm

Feldbewehrung
Nach DAfStb-Heft 631 (DAfStb 2019) muss 100 % der Feldbewehrung über dem
Auflager verankert werden. Der Grundwert der Verankerungslänge ergibt sich zu:

φ σ sd As,erf φ f yd 8, 5 14 435 8, 5
lb, rqd = ⋅ = ⋅ ⋅ = ⋅ ⋅ = ⋅ 46,1 = 43 cm
4 f bd As, vorh 4 f bd 9, 2 4 3, 3 9, 2
10 lbd = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 4 ⋅ α 5 ⋅ lb, rqd = 1 ⋅1 ⋅1 ⋅ 2 / 3 ⋅ 43 = 29 cm

Die vorhandene Verankerungslänger ergibt sich aus der Auflagerlänge abzüglich der
Betondeckung:

lb,vorh = 50 cm − cmin − ∆cdev = 50 − 1 − 1 = 48 cm

Da aufgrund der Länge die Bewehrung diese vermutlich gestoßen werden muss, wird
nachfolgend noch die Übergreifungslänge berechnet:
l0 = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 5 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd ≥ l0,min

0, 3 ⋅ α1 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd 0, 3 ⋅1, 0 ⋅1, 4 ⋅ 46 19 cm


  
l0,min = max  15φ = max  15 ⋅14 = max  21 cm
 200 mm  20 cm 20 cm
  
l0 = 1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 4 ⋅ 43 = 60 cm ≥ 21 cm

Randzugkraft
Die Randzugkraft wird wie folgt ausgebildet:
55 Schlaufenartige Ausbildung am Kragarmende
55 Verankerung von 2 Ø16 im Feld
55 Übergreifung von 2 Ø16 mit 2 Ø14 im Feld
10.7 · Beispiel 3: Wandartiger Dreifeldträger
377 10
Dazu muss die Verankerung von 2 Ø16 ab Feldmitte berechnet werden. Da sich die
Bewehrung an der Oberseite befindet, darf hier nur mäßiger Verbund angesetzt wer-
den:
2, 2 N
f bd = 2, 25 ⋅η1 ⋅η2 ⋅ f ctd = 2, 25 ⋅ 0, 7 ⋅1, 0 ⋅ = 2, 3
1, 5 mm 2

φ f yd 16 435
lb, rqd ,φ16 = ⋅ = ⋅ = 76 cm
4 f bd 4 2, 3

Für die Übergreifung von 2 Ø16 mit 2 Ø14 muss untersucht werden, ob der Ø14 oder
der Ø16 zu einer größeren Übergreifungslänge führt. Für den Durchmesser Ø14 er-
gibt sich folgende Übergreifungslänge. Da der Durchmesser kleiner Ø16 ist folgt
α6 = 1,4

φ As,erf f yd 14 2, 4 435
lb, rqd ,φ14 = ⋅ ⋅ = ⋅ ⋅ = 51 cm
4 As, vorh f bd 4 3,1 2, 3

l0,φ14 = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 5 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd ≥ l0,min

l0,φ14 = 1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 4 ⋅ 51 = 71 cm

Für den Durchmesser Ø16 ergibt sich folgende Übergreifungslänge. Da der Durch-
messer größer gleich Ø16 ist folgt α6 = 2,0

φ As,erf f yd 16 2, 4 435
lb, rqd ,φ16 = ⋅ ⋅ = ⋅ ⋅ = 46 cm
4 As, vorh f bd 4 4, 0 2, 3

l0,φ16 = α1 ⋅ α 3 ⋅ α 5 ⋅ α 6 ⋅ lb, rqd ≥ l0,min

l0,φ16 = 1, 0 ⋅1, 0 ⋅1, 0 ⋅ 2, 0 ⋅ 46 = 92 cm

Somit ergibt sich die Übergreifungslänge zu:

l0,φ16 = max ( l0,φ16 ;l0,φ14 ) = max ( 92;71) = 92 cm

10.7.7  Bewehrungsführung
Die Bewehrung, welche sich aus der im Vorherigen durchgeführten Berechnung er-
gibt, ist in . Abb. 10.37 dargestellt.

378 Kapitel 10 · Wandartige Träger

7 2 ø 14 L=900cm 5 1 ø 16 L=884cm
900

24
9 4 ø 14 L=200cm

8 12 ø 20 L=240cm
430 3 4 ø 14 L=200cm

4 130 ø 8 L=146cm
2 1 ø 16 L=1164cm 100
1 40 ø 8 L=144cm

24
60
200

100
240

24
570
26 60
4 69 ø 8 -20
13.60
3 2 ø 14
7 2*1 ø 14 2 1 ø 16 5 1 ø 16

3 2 ø 14 *Q25
6 2*1 ø 12 A
12

12

12

12

12

12
22
1 20 ø 8 -20

*Q

*Q

*Q

*Q

*Q
*Q

1 20 ø 8 -20
2

25

25

25

2
257

57

57
7A

7A

7A

7
6 2*1 ø 12

A
A

3 2 ø 14
9 2 ø 14

10 2 ø 14 10 2 ø 14 8 2 ø 20 8 2 ø 20 8 2 ø 20
8 2 ø 20 8 2 ø 20 8 2 ø 20
9 2 ø 14

10 2 ø 14 3.40 3.40 3.40 1.20

4 61 ø 8 -20
1374
10 6 ø 14 L=1374cm 390
6 4 ø 12 L=390cm

..      Abb. 10.37  Bewehrung des Wandartiger Dreifeldträgers

10 Literatur
DAfStb (Hrsg) (2019) Hilfsmittel zur Schnittgrößenermittlung und zu besonderen Detailnachweisen
bei Stahlbetontragwerken. Beuth Verlag GmbH, Berlin, Wien, Zürich
DIN EN 1992-1-1 (01.2011) Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spann-
betontragwerken – Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau; Deutsche
Fassung EN 1992-1-1:2004 + AC:2010, Berlin
DIN EN 1992-1-1/NA (04.2013) Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 2:
Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken – Teil 1-1: Allgemeine
Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau; Deutsche Fassung EN 1992-1-1:2004 + AC:2010,
Berlin
Duddeck H., Ahrens H (1998) Statik der Stabtragwerke. In: Eibl J (Hrsg) Beton Kalender 1998. Ernst
& Sohn, S 339–454
Fingerloos F, Stenzel G (2007) Konstruktion und Bemessung von Details nach DIN 1045. In: Berg-
meister K, Wörner JD (Hrsg) 2007 Beton Kalender. Verkehrsbauten, Flächentragwerke. Ernst &
Sohn, Berlin, S 324–374
Haberland M, Morgen K (2017) Auflagerbereiche wandartiger Träger. Beton- und Stahlbetonbau
112:380–391
König G, Tue NV, Schenck G (2008) Grundlagen des Stahlbetonbaus; Einführung in die Bemessung
nach DIN 1045-1. Vieweg + Teubner, Wiesbaden
Krings W (2015) Statik und Festigkeitslehre. In: Vismann U, Wendehorst R (Hrsg) Wendehorst bau-
technische Zahlentafeln. Springer Vieweg, Wiesbaden, S 365–410
Leonhardt F, Mönnig E (1977) Vorlesungen über Massivbau; Dritter Teil: Grundlagen zum Bewehren
im Stahlbetonbau. Springer, Berlin
Leonhardt F, Mönnig E (1986) Vorlesungen über Massivbau; Teil 2: Sonderfalle der Bemessung im
Stahlbetonbau. Springer, Berlin
Leonhardt F, Walther R (1966) Wandartige Träger. Ernst & Sohn, Berlin
Öchsner A (2016) Theorie der Balkenbiegung; Einführung und Modellierung der statischen Verformung
und Beanspruchung. Springer Vieweg, Wiesbaden
Sudret B (2022) Baustatik; Eine Einführung. Springer Vieweg, Wiesbaden, Heidelberg
379

Serviceteil
Anhang – 380
Stichwortverzeichnis – 387

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2023
W. Finckh, Mit Stabwerkmodellen zur Bewehrungsführung, erfolgreich studieren,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40882-4
380 Anhang

Anhang

Bemessungstabellen (. Abb. A.1 und A.2)

..      Abb. A.1  Bemessungstabellen mit dimensionslosen Beiwerten für Rechteckquerschnitte ohne


Druckbewehrung
381
Anhang

..      Abb. A.2  Bemessungstabellen mit dimensionslosen Beiwerten für Rechteckquerschnitte mit Druck-
bewehrung
382 Anhang

Interaktionsdiagramme (. Abb. A.3, A.4, und A.5)


..      Abb. A.3  Interaktionsdiagramm für Rechteckquerschnitte mit d1/h = 0,1


383
Anhang

..      Abb. A.4  Interaktionsdiagramm für Rechteckquerschnitte mit d1/h = 0,15


384 Anhang

..      Abb. A.5  Interaktionsdiagramm für Rechteckquerschnitte mit d1/h = 0,2


385
Anhang

Knicklängenbeiwerte (. Abb. A.6)  

..      Abb. A.6  Knicklängenbeiwerte für unverschiebliche Rahmen


387 A–D

Stichwortverzeichnis

A B
abgesetztes Auflager  48, 51, 147, 192 Balken 339
–– äußerer Hebelarm  204 –– elastischer, schubweicher  341
–– äußerer Hebelarm$$ ddot{textrm{a}} Balkenbereich 12
textrm{u}ss textrm{erer} textrm{Hebelarm} Balkentheorie 339
$$ 199 Bauteilknick 290
–– Beispiel 202 Bauteilkrümmung 291
–– Bemessungsvorgehen 198 Bauteilrand 32
–– Bewehrungsführung 202 B-Bereich 12
–– Detailstabwerkmodell 201 Bernoulli-Hypothese  12, 218, 340
–– Druckknoten  199, 204 Betondeckung 244
–– Druckzonenhöhe  199, 205 –– Vorhaltemaß 244
–– Hochhängebewehrung  195, 199 Betondruckfestigkeit
–– Horizontalkraft 196 –– einaxiale 126
–– innerer Hebelarm  199, 205 Betonfestigkeit
–– Klassifizierung 202 –– Überwachung 166
–– kombiniertes Modell  197 –– zweiaxiale 42
–– Kraftaufteilung  198, 203 Betonverhalten
–– Rissbild 193 –– nichtlineares 8
–– Schlankheit 193 Bewegungsmechanismus 19
–– Schrägbewehrung 200 Bewehrung 9
–– schräge Hochhängebewehrung  196 –– Aufbiegung 57
–– Stabwerkmodelle 193 –– Biegerollendurchmesser 51
–– statische Nutzhöhe  198, 204 –– Druckkräfteverankerung 56
–– Tragmodell 193 –– gekrümmte 57
–– Tragmodell A  194 –– mehrlagige 51
–– Tragmodell B  196 –– Schlaufen 172
–– Tragmodell C  196 –– Spitzendruck  56, 231
–– Tragverhalten 193 –– Umlenkung 57
–– Verankerungsnachweis  200, 206 –– Zugkräfteverankerung 53
–– Zug-Druck Knoten  200 Bewehrungsanschluss 223
Abplatzbeanspruchung 59 Bewehrungsdruckkraft 47
Ankerkörper  54, 136 Bewehrungsführung 30
Ankündigungsverhalten 219 Bewehrungsgrad
Anschnitt  217, 224 –– geometrischer  220, 249
Arbeit –– mechanischer  168, 219
–– elastische  32, 86, 91 Bewehrungslage 292
Arbeitsfuge  40, 221 Biegebemessung  11, 293
Aufbiegung 57 Biegerollendurchmesser  51, 96, 189, 217,
Aufhängebewehrung 94 242, 249
Auflager biegesteife Verbindungen  215
–– abgesetztes (Siehe abgesetztes Auflager) Brückenquerträger 60
Auflagerabmessung 173
Auflagerlänge 158
Auflagerpressung 185 D
Auflagerverstärkung 348 Dachträger 289
aufnehmbare Druckspannung  38 D-Bereich 12
Ausmitte  111, 116, 119 Detailstabwerkmodell 201
äußeres Moment  340 direkte Lagerung  173, 206

388 Stichwortverzeichnis

Diskontinuität Einzellasten
–– geometrische  12, 282 –– mehrere 119
–– kombinierte  12, 149 elastische Arbeit  32, 86, 91
–– statische 12 Elastizitätstheorie  16, 26, 30
Diskontinuitätsbereich 12 Elastomerlager 173
Druck Endauflager 48
–– rotationssymmetrischer 107 Endverankerung 55
Druckbewehrung  46, 56 Erddruck  238, 243
Druckfestigkeit 38 Erddruckbeiwert 238
–– Druck-Druck-Knoten 43 Erdruhedruck  238, 243
–– Zug-Druck-Knoten 48 exzentrische Lasteinleitung  116, 131
Druckgurt 140 Exzentrizität  112, 116, 119, 126
Druckknoten 43
–– Konsole 152
–– Modellierung 31 F
Druckknoten K1  43 fächerförmige Druckstreben  40
Druckknoten K2  44 Fachwerk 33
Druckknoten K3  45 Fahrsilo 243
Druckknoten K4  46 Faltwerkkante 52
Druckkraft Fertigteilbau  147, 177
–– konzentrierte 30 Fertigteilwerk 158
Druckspannung Fertigung
–– aufnehmbare 38 –– liegende  172, 187
Druckspannungsausbreitung Festigkeit
–– flaschenförmige  107, 152 –– mehraxiale 107
Druckspannungsfeld 9 Finite Elemente Berechnung  26
Druckspannungskonzentration 219 Flansch  126, 139
Druckstreben  14, 26, 37 flaschenförmige Druckspannungsaus-
–– Druckfestigkeit 38 breitung  107, 152
–– effektive Querschnittsfläche  40 flaschenförmige Druckstreben  40
–– fächerförmige 40 Fließbedingung  17, 22
–– flaschenförmige 40 Fließgelenk 19
–– Nachweis 37 Fließgrenze 37
–– prismatische 41 Fluss der Kräfte  27
–– Winkel 30 Formänderungsarbeit 32
Druckstrebennachweis 294
Druckstrebenneigung  152, 153, 293
Druckstrebentragfähigkeit 288 G
Druckzonenhöhe 161
Druck-Zugknoten 48 Gabellagerung 157
Druck-Zugknoten K5  48 gedrungenen Konsole  152
Druck-Zugknoten K6  48 geknickter Obergurt  289
Druck-Zugknoten K7  49 geknickter Zuggurt  290
Druck-Zugknoten K8  50 gevouteter Träger  288
Druck-Zugknoten K9  50 Gleichgewicht  16, 17
Druck-Zugknoten K10  51 –– hydrostatisches 161
Druck-Zugknoten K11  52 Gleichgewichtsbedingung 33
durchlaufende Randstütze  232 Gleichgewichtstorsion 157
Gleitflächenwinkel 244
Gleitlager 157
Glockenkurve 42
E Grenzschlankheit  169, 262
Ebenbleiben der Querschnitte  340 Grenzwertsatz
effektive Querschnittsfläche  40 –– kinematischer  17, 19
effektive Stützweite  339 –– statischer 17
einaxiale Betondruckfestigkeit  126 Grenzzustand 137
Eintragungslänge 125 –– der Gebrauchstauglichkeit der Zugstrebe  37
Einwirkungskombination 178 –– der Tragfähigkeit der Zugstrebe  36
Stichwortverzeichnis
389 D–L
Grundwasserwanne 238 Konsole 147
Grundwert der Verankerungslänge  95, 172 –– Abmessungen 158
Gurt 288 –– Auflagerlänge 158
Gurtanschluss  126, 139, 141 –– äußerer Hebelarm  162, 171
Gurtkraft  284, 285 –– Beispielrechnung  166, 177
Gurtkraftzuwachs  284, 285 –– Bemessungsvorgehen 160
–– Bewehrungsführung 165
–– Druckknoten  44, 160, 170
H –– Druckstrebe 172
Hallenbau  289, 306 –– Druckstrebennachweis 186
Hallenrahmen 251 –– Druck-Zug-Knoten 174
Hauptspannung  8, 26, 64, 77, 79 –– gedrungene 152
Hebelarm –– Hochhängebewehrung  162, 165, 172, 187
–– innerer 81 –– Horizontalkraft 157
Hochhängebewehrung  94, 153, 154 –– innerer Hebelarm  162, 171
–– kleine Öffnung  310 –– Klassifizierung  170, 180
–– schräge 196 –– Lastabstand 150
–– Stegöffnung 318 –– Querlast 158
Höhenversprung 283 –– Querzugbewehrung 165
–– negative Querkraft  296, 300 –– schlanke 153
–– negatives Moment  300 –– Schlankheit 151
–– positive Querkraft  298 –– Schnittgröße 149
–– positives Moment  296, 298 –– sehr gedrungene  155
Horizontalkraft 157 –– sehr schlanke  154
hydrostatischer Spannungszustand  45 –– Spaltzugbewehrung  162, 171, 187
hydrostatisches Gleichgewicht  161 –– Übergreifung  164, 175
–– Verankerungslänge 172
–– Verankerungsnachweis 163
I –– Versagensarten 151
–– Zug-Druck-Knoten  163, 185
Imperfektion 262 –– Zugkraft 171
indirekten Lagerung  349 –– Zugstrebe 152
Industriebau 306 Konsollast 149
innerer Hebelarm  81 konzentrierte Druckkraft  30
konzentrierte Krafteinleitung  107
Koppelfuge 106
K Krafteinleitung
Kernquerschnitt 48 –– in den Flansch  126, 139
Kesselformel 108 –– konzentrierte 107
Kinematik 16 Krafteinleitungsbereich 105
kinematische Zwangsbedingungen  340 Kraftfluss  6, 27
kinematischer Mechanismus  29 Kraftgrößenverfahren 342
Knick 290 Kraftvorgabe 35
Knicklänge  168, 261 Kragträger 154
Knoten  9, 14, 42 Kreuzung von Stütze und Riegel  236
–– Druckspannung 42 Krümmung  169, 263, 291
–– kontinuierlicher  14, 195 –– Umlenkkraft 291
–– konzentrierter 14
–– Nachweis 42
–– Spannungszustand 42 L
Knotengleichgewicht 33 Lager  105, 159
Knotenpunktverfahren 69 Lagerplatte 112
Knotenquerkrafttragfähigkeit  234, 272 Lagerpressung 173
Knotenversagen 234 Lagerung
Konsolband  148, 156 –– direkte 172
Konsolbewehrung  165, 170 –– indirekte 349

390 Stichwortverzeichnis

Lastabstand 118 P
Lastangriffspunkt 111
Lastaufteilung 35 Parabel-Rechteck-Diagramm 41
Lastausbreitung  30, 130 Partikelströmung 27
–– der Vorspannung  126 Pi-Platte 156
Lastausbreitungsfläche 127 Plastizitätstheorie  16, 28
Lasteinleitung 207 –– praktische Anwendung  21
–– exzentrische  116, 131 prismatische Druckstreben  41
Lasteinleitungsfläche 127
Lastexzentrizität 116
Lastfall 35 Q
Lastpfad 32 Querdehnung 39
Lastpfadmethode 27 Querdruck  38, 108
Lastplatte  112, 114 Querkraft
Lastverteilungsfläche 110 –– Bügelbewehrung 294
Leitung 306 –– Druckstrebe  162, 172
liegende Fertigung  172, 187 Querkraftbemessung 38
Lisene 348 Querkraftfachwerk  155, 284, 285, 307
Litzenspannverfahren 133 Querkraftversagen 234
Querlast 158
Querschnittsfläche
M –– effektive 40
Materialverhalten 16 Querschnittssprung 282
mehraxiale Festigkeit  107 –– Beispiel 291
mehrere Einzellasten  119 –– Bemessungsmodell 283
mehrlagige Bewehrung  51 –– Bügelbewehrung 286
Mindestbetondeckung 244 –– Gurtkraftzuwachs 286
Mindestbewehrung  72, 98 –– Hochhängebewehrung 286
–– Stützen 374 –– Moment 282
Mindestbiegerollendurchmesser 221 –– negative Querkraft  287
Mindestquerkraftbewehrung  294, 324 –– negatives Moment  285
Mittelauflager 46 –– positive Querkraft  286
Modellentwicklung 25 –– positives Moment  284
–– kinematische Überlegung  28 –– Querkraft 282
–– Lastpfadmethode 27 –– Spannungsspitze 282
–– Spannungsbild 26 –– Superposition 287
Modellfindung 25 Querzug  38, 112
Modellstützenverfahren 262 Querzugkraft 122
Mohr-Coulombsche-Bruchhypothese 108 –– Verankerung 53
Moment
–– äußeres 340
–– mit wechselndem Vorzeichen  232 R
Rahmenbauwerke 230
–– mehrstielig 230
N –– mehrstöckig 230
nachträglicher Verbund  106, 121, 133 Rahmeneck 216
Nachweis der Verankerung  48, 163 –– Abstützung der Druckstrebe  226
Nennkrümmung 262 –– Biegerollendurchmesser  217, 228
nichtlineares Betonverhalten  8 –– Bügel 223
Nullstab 34 –– diagonale Zugstrebe  224
–– Diagonalstab 225
–– Druckbewehrung 223
O –– Druckspannungskonzentration 219
–– Druckstrebenneigung 219
Obergurt
–– Knoten 51
–– geknickter 289
–– öffnendes Moment  216, 223
Öffnung. Siehe Stegöffnung
–– Querbewehrung 221
Stichwortverzeichnis
391 L–S
–– schließendes Moment  216, 217 –– Konsole 151
–– Schrägbewehrung 249 –– Stütze 169
–– Schrägstab  226, 228, 269 Schlankheitskriterium
–– Spaltzugkraft  218, 270 –– Stütze 169
–– Spaltzugversagen 220 Schlaufe  55, 163
–– Stabwerkmodell 223 –– übergreifende 228
–– Stabwerkmodell schließendes Moment  217 Schrägbewehrung 200
–– Steckbügel 223 –– Übergreifung 209
–– übergreifende Schlaufe  228 schräge Hochhängebewehrung  196
–– Übergreifungsstoß 221 Schraubmuffe 223
–– Versagensszenarium 219 Schubverzerrung  317, 341
–– Zug-Druck-Knoten 220 schubweicher elastischen Balken  341
Rahmenendknoten 272 sehr gedrungene Konsolen  155
Rahmenknoten  215, 230 sehr schlanke Konsole  154
–– durchlaufende Stütze  232 Setzungsdifferenz 344
–– durchlaufender Riegel  230, 274 sofortiger Verbund  124
–– Innenknoten 236 Spaltzug 112
–– Innenstütze 230 Spaltzugbewehrung  40, 46, 112, 114, 128, 131
Rahmenriegel 217 Spaltzugkraft  113, 118, 124
Rahmenstiel 217 Spannbewehrung 36
Rahmenstütze 217 Spannglied 36
Randbedingung Spanngliedinnenverankerung 35
–– statische 63 Spanngliedverankerung  49, 121, 133
Randeinfassung 73 –– nachträglicher Verbund  121
Randstütze –– sofortiger Verbund  124
–– durchlaufende 232 Spannkrafteinleitung 122
Randzugkraft  118, 131 Spannreihenfolge 133
Reduktion 35 Spannungsbegrenzung 37
Reihenfolge des Anspannens  123 Spannungsblock 41
Richtungstrajektorien  64, 77, 79 Spannungsfeld 13
Riegelbewehrung  235, 270 Spannungsschnitt  64, 78, 80
Riegelmoment 232 Spannungstrajektorien 8
Ringbewehrung 58 Spannverfahren 133
Ringdruckspannung 109 spröde Versagensart  219
Ringkonsole 148 Stabachse 288
Riss 38 Stabkraft 33
Rissbild 8 –– Berechnung 68
Rissbildung 35 –– Kontrolle 84
Rissbreite  37, 137, 238 Stabwerkmodell 9
Rissbreitenbeschränkung  137, 240, 246 –– abgesetztes Auflager  193
Ritters‘sches Schnittverfahren  33, 87 –– doppelte Konsole  180
rotationssymmetrischer Druck  107 –– Gesamtmethodik  15, 62
–– kinematisches 33
–– Konsole 150
–– Modellentwicklung  64, 83
S –– Nachweis 15
Satteldachbinder 289 –– Querkraft 11
–– Stabwerkmodell 289 –– Satteldachbinder 289
–– Umlenkkraft 289 –– statisch bestimmtes  33
Scheibe 339 –– statisch unbestimmtes  34
Scheibenberechnung  64, 76 –– Stegöffnung 313
Scheibentheorie  340, 350 –– Wandartiger Zweifeldträger  341
schlanke Konsole  153 Stabwerksprogramm 33
Schlankheit statisch bestimmtes Stabwerk  33
–– abgesetztes Auflager  193 statisch unbestimmtes Stabwerk  34

392 Stichwortverzeichnis

statische Randbedingung  63 Überzug 346


Stegöffnung 306 Umlenkkraft  57, 291
–– Anordnung 307 Umlenkpressung 59
–– Beanspruchungskomponente 313 Umschnürungsbewehrung 47
–– Bemessungsmodell 314
–– Druckstrebe  307, 309
–– Druckstrebenwinkel 309 V
–– Einordnung  308, 325 Verankerung
–– globale Schnittgröße  312, 327 –– Schlaufen  163, 172, 188
–– große  311, 327 Verankerungskörper  121, 201
–– Hochhängebewehrung  310, 318, 334 Verankerungskraft 53
–– kleine  308, 326 Verankerungslänge  95, 172
–– Länge 328 Verankerungsnachweis  48, 163
–– lokale Schnittgröße  314, 328 Verbindung
–– Öffnungsriegel 318 –– biegesteife 215
–– Querkraftverteilung  315, 329 Verbund
–– Querschnittkenngröße 327 –– nachträglicher  106, 121, 133
–– rechteckige 307 –– sofortiger 124
–– runde 307 Verbundbedingungen
–– Stabwerkmodell 313 –– gute  95, 172
–– Verformung 312 –– mäßige 96
–– Verkrümmung  312, 317, 330 Verbundfestigkeit 95
Steifigkeitsfaktor 315 Verbundspannung 124
Steifigkeitsverhältnisse 35 Verbundverankerung 54
Stützenbemessung 167 Verformungsvermögen 16
Stützenkopfmoment 230 verminderter Teilsicherheitsbeiwert  179
Stützweite Versagensart
–– effektive 339 –– spröde 219
Versprungstelle 282
Vorspannkraft 124
T –– zulässige 136
Teilflächenpressung  46, 107, 108, 127, 130 Vorspannsystem 121
Teilmodell  71, 155, 210 Vorspannung
Teilsicherheitsbeiwert –– Lastausbreitung 125
–– verminderter 179
Theorie II. Ordnung  169, 261
Timoshenko 341 W
Toleranz 158 Wandartiger Träger  339
Torsion  38, 52, 156, 157 –– Abgrenzung 339
Träger –– Auflagerkraft  343, 350, 365, 373
–– gevouteter 288 –– Auflagerverstärkung 348
Trägheitsradius  168, 262 –– Beispiel mit Öffnung  74
Trajektorien 8 –– Bemessungsverfahren 349
Trogbauwerk 238 –– Bewehrungsanordnung  354, 364, 372
–– Druckstrebennachweis  353, 359, 365, 374
–– Einfeldträger 344
U –– Einzellast 345
Übergangsbedingung  41, 63, 148, 154, 155 –– Hauptdruckspannung 353
übergreifende Schlaufe  228 –– Hochhängebewehrung  346, 351, 358, 364, 373
Übergreifung 188 –– indirekten Lagerung  349
–– der Schrägbewehrung  209 –– Lager 46
Übergreifungslänge 175 –– Last von oben  344
Überlagerung 36 –– Last von unten  346
Überwachung der Betonfestigkeit  166 –– Lisene  348, 352
Stichwortverzeichnis
393 S–Z
–– mehrfeldriger 347 Zugstrebe  9, 14
–– Mindestbewehrung  354, 358, 364, 373 –– Bewehrung 36
–– Näherungsverfahren  351, 357, 362 –– Fließgrenze 37
–– Randeinfassung 359 –– Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit  137
–– Setzungsdifferenz 344 –– Grenzzustand der Tragfähigkeit  36
–– Spannungsverteilung 341 –– Rissbreite 37
–– statisch unbestimmter  341 –– Spannglieder 36
–– Stützmoment 343 –– Spannungsbegrenzung 37
–– Tabellenverfahren  350, 368 zulässige Vorspannkraft  136
–– Verankerungsnachweis  359, 366, 376 Zulassung  121, 134, 159
–– Versagensmechanismus 344 Zulassungsversuch 121
Wendelbewehrung  123, 134 Zusatzbewehrung 123
Werkstoffgesetz 16 Zusatzbügel 134
Wirkungslinie 121 Zustand I  6, 16
Zustand II  7, 16
Zustand III  8, 16
Z Zwangseinwirkung  157, 177
Zuggurt zweiaxiale Betonfestigkeit  42
–– geknickter 290 Zwischenzustand 123

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